Protokoll:
16170

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 170

  • date_rangeDatum: 20. Juni 2008

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:13 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/170 Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Bosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Hofmann (Volkach) (SPD) . . . . . . . . . . Ulrich Maurer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . Klaus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . . . ordneter und der Fraktion der FDP: Energie- kosten senken – Mehr Netto für die Ver- braucher (Drucksache 16/9595) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Laurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Martin Zeil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 18036 A 18037 B 18039 C 18040 D 18042 D 18043 C 18044 B 18045 C 18047 A 18049 D 18050 A 18051 B 18052 B 18053 A 18054 C 18055 D 18056 B 18057 B Deutscher B Stenografisch 170. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Tagesordnungspunkt 27: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Abwehr von Ge- fahren des internationalen Terrorismus durch das Bundeskriminalamt (Drucksache 16/9588) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . T B s d D t L m s ( i Z A A 18029 A 18029 B 18031 B 18033 A 18034 A 18034 D Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18047 C undestag er Bericht ung 20. Juni 2008 t : agesordnungspunkt 28: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Wirtschaft und Technologie zu em Antrag der Abgeordneten Hans-Kurt Hill, r. Gesine Lötzsch, Dr. Dietmar Bartsch, wei- erer Abgeordneter und der Fraktion DIE INKE: Energiekosten für Privathaushalte it geringem Einkommen sofort wirksam enken Drucksachen 16/7745, 16/8264) . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 9: ntrag der Abgeordneten Gudrun Kopp, Jens ckermann, Dr. Karl Addicks, weiterer Abge- 18049 C Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18059 B II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Juni 2008 Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Franz Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Müller (Düsseldorf) (SPD) . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Kurt Hill (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 29: – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur verbesserten Einbeziehung der selbstgenutzten Wohnimmobilie in die geförderte Altersvorsorge (Eigenheim- rentengesetz – EigRentG) (Drucksachen 16/8869, 16/9641, 16/9670) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur verbesserten Einbe- ziehung der selbstgenutzten Wohnim- mobilie in die geförderte Altersvorsorge (Eigenheimrentengesetz – EigRentG) (Drucksachen 16/9274, 16/9449, 16/9641, 16/9670) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/9642) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . N D N O S O T Z d G c l ( B J D W J J T a b i Z A M 18060 C 18062 B 18062 C 18063 C 18064 B 18065 B 18066 B 18067 A 18067 D 18068 A 18068 D 18069 A 18070 C 18071 C 18072 B 18074 A 18072 B 18072 C 18072 C 18072 D 18076 A 18077 D 18079 A 18080 D icolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . icolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . ören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . tto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 30: weite und dritte Beratung des von der Bun- esregierung eingebrachten Entwurfs eines esetzes zur Einführung der nachträgli- hen Sicherungsverwahrung bei Verurtei- ungen nach Jugendstrafrecht Drucksachen 16/6562, 16/9643) . . . . . . . . . . rigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . örg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . olfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . erzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 31: ) Große Anfrage der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Dr. Uschi Eid, Kai Gehring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Zur Lage der Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender (Drucksachen 16/2084, 16/2800) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Menschenrechte und Hu- manitäre Hilfe zu dem Antrag der Abge- ordneten Volker Beck (Köln), Irmingard Schewe-Gerigk, Birgitt Bender, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Den 17. 5. als of- fiziellen Tag gegen Homophobie bege- hen (Drucksachen 16/5291, 16/9366) . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 10: ntrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), arieluise Beck (Bremen), Alexander Bonde, 18082 B 18083 C 18083 D 18084 A 18085 B 18085 D 18086 D 18087 A 18088 A 18089 A 18090 C 18091 B 18092 B 18093 B 18093 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Juni 2008 III weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgen- dern und Intersexuellen weltweit sicher- stellen – Yogyakarta-Prinzipien unterstüt- zen (Drucksache 16/9603) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Burkhardt Müller-Sönksen (FDP) . . . . . . . . . Angelika Graf (Rosenheim) (SPD) . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 34: a) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Fa- kultativprotokoll vom 25. Mai 2000 zum Übereinkommen über die Rechte des Kindes betreffend den Verkauf von Kindern, die Kinderprostitution und die Kinderpornographie (Drucksachen 16/3440, 16/9644) . . . . . . . b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung des Rah- menbeschlusses des Rates der Europäi- schen Union zur Bekämpfung der sexu- ellen Ausbeutung von Kindern und der Kinderpornographie (Drucksachen 16/3439, 16/9646) . . . . . . . c) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen des Europarats vom 23. November 2001 über Computerkri- minalität (Drucksachen 16/7218, 16/9645) . . . . . . . Tagesordnungspunkt 33: Antrag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Mechthild Dyckmans, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Verbraucher- schutz beim Telefonmarketing verbessern – Call-Center erhalten (Drucksache 16/8544) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A L A Z A – – ( u F A Z – – – ( S H J W J B A Z d f t D 18093 C 18093 D 18095 A 18096 A 18097 A 18099 A 18100 A 18100 B 18100 C 18101 C 18101 D nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung der nträge: Internationalen Klimaschutz sichern – In- tegrität und Wirksamkeit der CDM-Pro- jekte weiter verbessern Unterlaufen von Klimaschutzzielen durch CDM-Projekte beenden 169. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkte 7 nd 8) rank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung: Entwurf eines Gesetzes zu dem Fakulta- tivprotokoll vom 25. Mai 2000 zum Über- einkommen über die Rechte des Kindes betreffend den Verkauf von Kindern, die Kinderprostitution und die Kinderporno- graphie Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung des Rahmenbeschlusses des Rates der Eu- ropäischen Union zur Bekämpfung der se- xuellen Ausbeutung von Kindern und der Kinderpornographie Entwurf eines Gesetzes zu dem Überein- kommen des Europarats vom 23. Novem- ber 2001 über Computerkriminalität Tagesordnungspunkt 34 a bis c) iegfried Kauder (Villingen-Schwenningen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . elga Lopez (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . örg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . . erzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Verbraucherschutz beim Tele- onmarketing verbessern – Call-Center erhal- en (Tagesordnungspunkt 33) r. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18103 A 18104 A 18104 D 18106 A 18106 D 18107 C 18108 C 18109 C 18110 A IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Juni 2008 Dirk Manzewski (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18111 B 18112 B 18113 C 18114 B 18115 A 18115 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Juni 2008 18029 (A) ) (B) ) 170. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Juni 2008 18103 (A) ) (B) ) * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen UnionDr. Hoyer, Werner FDP 20.06.2008 Hörster, Joachim CDU/CSU 20.06.2008 Hoff, Elke FDP 20.06.2008 Weisskirchen (Wiesloch), Gert SPD 20.06.2008 Anlage 1 Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Akgün, Lale SPD 20.06.2008 Andres, Gerd SPD 20.06.2008 Annen, Niels SPD 20.06.2008 Becker, Dirk SPD 20.06.2008 Beckmeyer, Uwe SPD 20.06.2008 Dr. Bergner, Christoph CDU/CSU 20.06.2008 Dr. Bisky, Lothar DIE LINKE 20.06.2008 Dr. Bunge, Martina DIE LINKE 20.06.2008 Dörmann, Martin SPD 20.06.2008 Dött, Marie-Luise CDU/CSU 20.06.2008 Freitag, Dagmar SPD 20.06.2008 Gabriel, Sigmar SPD 20.06.2008 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 20.06.2008 Gerster, Martin SPD 20.06.2008 Gloser, Günter SPD 20.06.2008 Golze, Diana DIE LINKE 20.06.2008 Griefahn, Monika SPD 20.06.2008 Griese, Kerstin SPD 20.06.2008 Gruß, Miriam FDP 20.06.2008 Hänsel, Heike DIE LINKE 20.06.2008 Hartenbach, Alfred SPD 20.06.2008 Haßelmann, Britta BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.06.2008 Hauer, Nina SPD 20.06.2008 Heinen, Ursula CDU/CSU 20.06.2008 Herrmann, Jürgen CDU/CSU 20.06.2008* Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.06.2008 K D K K D D L L M D M M M N R R R S S S S D S W W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten lug, Astrid SPD 20.06.2008 r. Kofler, Bärbel SPD 20.06.2008 orte, Jan DIE LINKE 20.06.2008 ünast, Renate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.06.2008 r. Küster, Uwe SPD 20.06.2008 r. Lammert, Norbert CDU/CSU 20.06.2008 eutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 20.06.2008 intner, Eduard CDU/CSU 20.06.2008* eckel, Markus SPD 20.06.2008 r. Merkel, Angela CDU/CSU 20.06.2008 erten, Ulrike SPD 20.06.2008 erz, Friedrich CDU/CSU 20.06.2008 ogg, Ursula SPD 20.06.2008 aumann, Kersten DIE LINKE 20.06.2008 aidel, Hans CDU/CSU 20.06.2008 amelow, Bodo DIE LINKE 20.06.2008 eichel, Maik SPD 20.06.2008 chily, Otto SPD 20.06.2008 chmidt (Aachen), Ulla SPD 20.06.2008 eehofer, Horst CDU/CSU 20.06.2008 eib, Marion CDU/CSU 20.06.2008 r. Solms, Hermann Otto FDP 20.06.2008 töckel, Rolf SPD 20.06.2008 ächter, Gerhard CDU/CSU 20.06.2008 eis, Petra SPD 20.06.2008 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 18104 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Juni 2008 (A) ) (B) ) Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung der Anträge: – Internationalen Klimaschutz sichern – Inte- grität und Wirksamkeit der CDM-Projekte weiter verbessern – Unterlaufen von Klimaschutzzielen durch CDM-Projekte beenden (169. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkte 7 und 8) Frank Schwabe (SPD): Klimaschutz ist eine Auf- gabe, der sich der gesamte Deutsche Bundestag stellen muss – in der jeweiligen Verantwortung von Koalition und Opposition, aber auch dort gemeinsam, wo es ein hohes Maß an Übereinstimmung gibt. Das ist beim heute vorliegenden Antrag der Fall, dem in der vorliegenden Fassung sicherlich alle Fraktionen des Hauses, CDU/ CSU, SPD, FDP, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen, zustimmen können. Klimaschutz muss national betrieben werden. Er führt letztlich zu Innovationen und Effizienzverbesserungen im Inland. Wir bekennen uns ausdrücklich zur Notwen- digkeit einer Vorreiterrolle, um zu beweisen, dass hoher Wohlstand, Schonung von Rohstoffen und Klimaschutz zusammengehen können. Am Ende geht es jedoch um eine gemeinsame, weltweite Kraftanstrengung. Ein Mechanismus einer Verkoppelung der notwendi- gen nationalen Anstrengungen mit internationalen Maß- nahmen im Emissionshandel bilden die sogenannten fle- xiblen Mechanismen des Kioto-Protokolls. In diesem Haus gibt es unterschiedliche Vorstellungen darüber, in welchem Maße internationale Maßnahmen auf nationale Klimaschutzanstrengungen angerechnet werden dürfen. Ich gehöre dabei eher zu denen, die zurückhaltend mit diesem Mechanismus umgehen wollen. Über die Sinn- haftigkeit des sogenannten Clean Development Mecha- nism, also der Möglichkeit, CO2-Zertifikate über inter- nationale Maßnahmen zum Klimaschutz zu generieren, gibt es jedoch keinen Zweifel. Von großer Bedeutung ist dabei, dass bei diesen Pro- jekten die ökologische, soziale und ökonomische Nach- haltigkeit berücksichtigt wird. Wir brauchen keine wei- teren Projekte in Entwicklungsländern, von denen vor allem der Investor profitiert und die Menschen vor Ort nichts haben. Von großer Relevanz ist auch, dass die Projekte nachweisbar zu Treibhausgaseinsparungen füh- ren, die andernfalls nicht erzielt worden wären. Das Prinzip der Zusätzlichkeit muss erfüllt sein. Ansonsten wäre das Instrument unwirksam und würde in der Summe sogar zu einem höheren CO2-Ausstoß führen. Es gibt allerdings die gemeinsame große Sorge, dass diese Integrität des CDM in Zweifel steht. Soll heißen: Sind wirklich alle Maßnahmen zusätzlich, helfen sie nachhaltig und beachten sie auch die sozialen Randbe- dingungen des Projekts? K d r d n d m n m t d d t B d s R n u e d h A C d d s n t b d S g v (C (D Untersuchungen in den letzten Monaten haben uns als limapolitiker deutlich gezeigt, dass es bei den Kriterien er Zusätzlichkeit und der Nachhaltigkeit Verbesse- ungsbedarf gibt. Einige Studien sprechen sogar davon, ass bis zu 40 Prozent der CDM-Projekte die Kriterien icht erfüllen. Vor dem Hintergrund, dass die Bedeutung ieser Projekte in den nächsten Jahren gewaltig zuneh- en wird, muss schnell gehandelt werden. Dazu gehört zum Beispiel die Verhinderung von Mit- ahmeeffekten durch den Einsatz im Bereich von Kälte- itteln wie HFKW-23. Dazu gehören transparente Kri- erien für die Anerkennung von Projekten. Dazu gehört ie Überprüfbarkeit und Anfechtbarkeit von Entschei- ungen. Und es gehört dazu ein Ausbau der Möglichkei- en des Exekutivrats. Das bedeutet auch ein höheres udget. In den Verhandlungen zu einem Nachfolgeabkommen es Kioto-Protokolls müssen diese Dinge eine Rolle pielen. Die Bundesregierung hat dabei eine führende olle übernommen. Sie drängt auf Maßnahmen, die die otwendige Integrität erhöhen. Der Deutsche Bundestag nterstützt die Bundesregierung dabei nachhaltig. Wir rmuntern sie zu einer konsequenten Verhandlung bei iesem Thema. Das ist die gemeinsame Botschaft des eutigen Antrages. nlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zu dem Fakultativ- protokoll vom 25. Mai 2000 zum Über- einkommen über die Rechte des Kindes betreffend den Verkauf von Kindern, die Kinderprostitution und die Kinderporno- graphie – Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung des Rahmenbeschlusses des Rates der Europäi- schen Union zur Bekämpfung der sexuellen Ausbeutung von Kindern und der Kin- derpornographie – Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkom- men des Europarats vom 23. November 2001 über Computerkriminalität (Tagesordnungspunkt 34 a bis c) Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen) (CDU/ SU): Bündnis 90/Die Grünen rufen im Gleichklang mit en Linken zum Boykott gegen den Rahmenbeschluss es Rates der Europäischen Union zur Bekämpfung der exuellen Ausbeutung von Kindern und der Kinderpor- ografie auf. Es blieb dem Kollegen Montag vorbehal- en, im Rechtsausschuss dafür zu werben, den Rahmen- eschluss nicht in deutsches Recht umzusetzen, weil er as gewachsene und geschlossene System des deutschen exualstrafrechts auf den Kopf stelle. Nun mag es genü- en, sich aus der Opposition heraus bei Gesetzgebungs- orhaben zu verweigern. Geradezu paradox muss aber Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Juni 2008 18105 (A) ) (B) ) anmuten, dass Bündnis 90/Die Grünen sich vom Acker stehlen, obwohl gerade sie es waren, die unter rot-grüner Regierungsverantwortung am 22. Dezember 2003 in Brüssel diesem Rahmenbeschluss zugestimmt haben, den es im Bereich der Kinderpornografie jetzt in deut- sches Recht umzusetzen gilt. Kinderpornografie ist ein internationales Problem, das durch die unzähligen Verbreitungs- und Austausch- möglichkeiten des Internets eine zusätzliche Dimension gewonnen hat. Dies spiegelt sich auch in den Zahlen der Strafverfolgungsstatistik wieder. Kam es im Jahr 2002 zu insgesamt 467 Verurteilungen wegen des Besitzes kinderpornografischer Schriften – § 184 Abs. 5 StGB a. F. –, so waren es im Jahr 2003 bereits 739 und im Jahr darauf 938. Nach der Einführung des jetzigen § 184 b StGB, der Verbreitung, Erwerb und Besitz kinderporno- grafischer Schriften unter Strafe stellt, schnellte die Zahl der Verurteilten im Jahr 2005 auf 1 410 hoch, um im Jahr 2006 auf 1 580 Verurteilte zu steigen. Es überrascht daher nicht, dass sich die Staaten auf europäischer und internationaler Ebene diesem grenzüberschreitenden Phänomen annehmen. So kam es auch zur Verabschiedung des bereits ge- nannten Rahmenbeschlusses, nach dem die Mitglied- staaten der Europäischen Union gehalten sind, folgende Verhaltensweisen unter Strafe zu stellen: Gemäß Art. 2 des Rahmenbeschlusses die Vornahme sexueller Hand- lungen mit einem Kind – wonach ausweislich der Be- griffsbestimmung in Art. 1 Buchstabe a des Rahmenbe- schlusses ein Kind jede Person unter 18 Jahren ist –, soweit Geld oder sonstige Vergütungen oder Gegenleis- tungen dafür geboten werden, dass sich das Kind an se- xuellen Handlungen beteiligt, sowie nach Art. 3 Abs. 1 des Rahmenbeschlusses die Herstellung, Vertrieb, Ver- breitung, Weitergabe, Anbieten oder sonstiges Zugäng- lichmachen sowie den Erwerb oder Besitz von Kin- derpornografie. Um es vorab klarzustellen: Wir Abgeordnete der Re- gierungskoalition fühlen uns bei der Übernahme des Rahmenbeschlusses zur Kinderpornografie normativ frei. Wir wissen, dass und welchen Spielraum wir im na- tionalen Recht bei der Umsetzung eines Rahmenbe- schlusses haben, und wir wissen auch, dass wir – wo wir es rechtspolitisch für geboten halten – über die Vorgaben des europäischen Rechts hinausgehen dürfen. Auch da- von machen wir in diesem Gesetzentwurf Gebrauch. Im Opferinteresse ist es sinnvoll, die im deutschen Recht bestehenden Schutzaltersgrenzen bei sexuellem Missbrauch und im Bereich der Pornografie internatio- nalen Standards anzugleichen. Während im deutschen Sexualstrafrecht Kind eine Person unter 14 Jahren ist – Legaldefinition in § 176 Abs. 1 StGB –, ist dies nach dem Übereinkommen der Vereinten Nationen vom 20. November 1989 über die Rechte des Kindes jeder Mensch, der das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hat. Demgemäß werden wir beim sexuellen Missbrauch von Jugendlichen, § 182 StGB, das Schutzalter von derzeit unter 16 Jahren auf unter 18 Jahre anheben. In der Tatbestandsvariante des Ausnutzens einer Zwangslage haben wir die Beschränkung des Täteralters a s c x E n § s t A e g E i t d e s J n l g S b r b s d n g A g A s d s S f n w ß B e N d P m s n B s R F R s (C (D uf den über 18-Jährigen aufgehoben, obwohl europäi- che Vorgaben das nicht gebieten. Auch ein Jugendli- her, der die Zwangslage einer unter 18-Jährigen zu se- uellen Handlungen missbraucht, verwirklicht unseres rachtens strafwürdiges Unrecht, § 182 Abs. 1 StGB eue Fassung. So verstehen wir effektiven Opferschutz. In der zweiten Tatbestandsvariante des § 182 StGB, 182 Abs. 2 StGB neue Fassung, macht sich nur der trafbar, der als über 18-Jähriger einer unter 18 Jahre al- en Person für sexuelle Handlungen ein Entgelt, § 11 bs. 1 Ziffer 9 StGB, anbietet. Damit wollen wir sexu- lle Annäherungen Minderjähriger, auch wenn ein Ent- elt fließt, straffrei halten – dies auch deshalb, weil der ntgeltbegriff des § 11 Abs. 1 Ziffer 9 StGB weit gefasst st und eine Wertuntergrenze nicht enthält. Der oft zi- ierte Fall, dass ein 16-Jähriger eine 17-Jährige gegen eren Zusage, sexuelle Handlungen zuzulassen, ins Kino inlädt, ist demnach straffrei. Obwohl ebenfalls europarechtlich nicht vorgesehen, tellen wir den Versuch des sexuellen Missbrauchs von ugendlichen in § 182 Abs. 4 StGB unter Strafe, um ei- en Wertungswiderspruch auszugleichen. Beim sexuel- en Missbrauch widerstandsunfähiger Personen ist nach eltendem Recht der Versuch strafbar, § 179 Abs. 4 tGB. Warum soll dann der Versuch des sexuellen Miss- rauchs von Jugendlichen straflos bleiben? Die Forde- ung der Opposition, bei § 182 StGB die Versuchsstraf- arkeit auf die Fälle der Duldung oder Vornahme einer exuellen Handlung gegen Entgelt zu beschränken, löst iesen Wertungswiderspruch nicht. Im Bereich der Por- ografie unterscheiden wir jetzt zwischen kinderporno- rafischen Schriften, § 184b StGB, die das Alter der kteure mit bis zu unter 14 Jahren umfassen, und ju- endpornografischen Schriften, § 184c StGB, die das lter der Akteure von 14 bis 18 Jahren umfassen. Dabei oll – wie bei allen anderen Pornografiestraftatbestän- en – nicht nur die bildliche Darstellung unter Strafe ge- tellt werden, sondern jede verbotene pornografische chrift im Sinne des § 11 Abs. 3 StGB. Festzuhalten bleibt, dass der Besitz solcher pornogra- ischer Schriften straflos bleibt, die mit Einwilligung ei- es Jugendlichen durch einen Jugendlichen hergestellt urden und sich im Besitz des Herstellers befinden. Au- erdem bereinigen wir eine durch die Entscheidung des undesgerichtshofs vom 2. Februar 2006 – 4 StR 570/05 – ntstandene Gesetzeslücke, indem wir in § 176 Abs. 4 r. 2 StGB klarstellen, dass auch derjenige strafbar ist, er ein Kind zu aufreizendem und geschlechtsbetontem osing bestimmt. Der zur Abstimmung vorgelegte Gesetzentwurf füllt aßvoll den EU-Rahmenbeschluss zur Bekämpfung der exuellen Ausbeutung von Kindern und der Kinderpor- ografie aus. Wo es unter Opfergesichtspunkten oder zur eseitigung von Wertungswidersprüchen geboten er- cheint, geht der Entwurf bewusst über die Vorgaben des ahmenbeschlusses hinaus. Wer dem Gesetzentwurf nicht zustimmt, möge auch olgendes bedenken: Mit der Anpassung des deutschen echts an europarechtliche und internationale Standards chaffen wir die Grundlage dafür, dass Deutschland das 18106 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Juni 2008 (A) ) (B) ) Fakultativprotokoll zur Kinderrechtskonvention und das Europarat-Übereinkommen zur Computerkriminalität, die sogenannte Cybercrime-Konvention, ratifizieren kann. Mit den beiden Zustimmungsgesetzen, die heute ebenfalls zur abschließenden Beratung und Abstimmung auf der Tagesordnung stehen, schafft der Deutsche Bun- destag die innerstaatlichen Voraussetzungen für die Rati- fizierung. Auch insoweit verweigert sich die Opposition. Sie setzt damit ein falsches Signal. Man kann nicht ernsthaft gegen Kinderschutz sein! Geben Sie den Gesetzentwürfen Ihre Stimme. Sie schützen damit Kinder und Jugendliche zum Beispiel vor der Mitwirkung an der Herstellung von Kinder- bzw. Jugendpornografie ohne das sexuelle Selbstbestim- mungsrecht von Jugendlichen zu beschränken. Helga Lopez (SPD): Wir setzen heute den Rahmen- beschluss der EU zur Bekämpfung der sexuellen Aus- beutung von Kindern und der Kinderpornografie in na- tionales Recht um. Kurz zusammengefasst geht es dabei darum, den strafrechtlichen Schutz vor sexuellem Miss- brauch von Jugendlichen zu erweitern durch Einbezie- hung der 16- und 17-Jährigen. Außerdem wird der Anwendungsbereich der Strafvorschriften über porno- grafische Schriften, die sexuelle Handlungen von, an oder vor Kindern zum Gegenstand haben, auf Jugendli- che zwischen 14 und 18 Jahren erweitert. Im neugefassten § 182 Abs. 1 StGB geht es um den sexuellen Missbrauch unter Ausnutzung einer Zwangs- lage. Zusätzlich zur Erweiterung der Schutzvorschrift auf Jugendliche bis 18 Jahren haben wir hier die Alters- grenze auf Täterseite aufgehoben; denn es ist für das Op- fer vollkommen unerheblich, ob die tatausführende Per- son unter oder über 18 Jahre alt ist. Ein zweites Beispiel: Wir stellen in Zukunft alle por- nografischen Schriften, die sexuelle Handlungen von, an oder vor Personen unter 18 Jahren zum Gegenstand ha- ben, unter Strafe. Auch diese Maßnahme halte ich für geboten. Durch die technischen Möglichkeiten – ich spreche hier nicht nur vom Internet, sondern auch vom Mobiltelefon – ist es heute sehr einfach, Bilder und Vi- deos zu verbreiten. Die Täter missbrauchen das Opfer nicht nur, sondern verhöhnen es zusätzlich durch das Weiterverbreiten von Bildern und Videos im Internet oder über das Handy. Hier war höchste Zeit, zu handeln. Wir schließen auch die Strafbarkeitslücken beim so- genannten Posing, dem aufreizenden und geschlechtsbe- tonten Zur-Schau-Stellen von Kindern. Damit wird dem Beschluss des Bundesgerichtshofs vom 2. Februar 2006 Rechnung getragen. Das Posing fällt mit der Neurege- lung unter die Straftat der Kinderpornografie. Verbrei- tung, Erwerb und Besitz aller jugendpornografischen Schriften, nicht nur bildlicher Darstellungen, werden über die kinderpornografischen Schriften hinaus unter Strafe gestellt. Allerdings soll der Besitz jugendporno- grafischer Schriften weniger umfassend unter Strafe ge- stellt werden als der Besitz kinderpornografischer Schriften. Lassen Sie mich auch noch einen Satz zu den soge- nannten Scheinjugendlichen sagen. Die Verbreitung von Pornografie, deren Darsteller Erwachsene mit jugendli- c w d h s g O h g l t w h s S i V D p a n A b d S h c g D K d c R S w b d d s B 2 K s s D r G i C s d m s (C (D hem Erscheinungsbild, also Scheinjugendliche sind, ird ebenfalls unter Strafe gestellt. Auch diese Vorgabe es Rahmenbeschlusses halte ich für richtig und wichtig. Zum Schluss will ich noch auf die Kritik aus den Rei- en der Opposition eingehen. Ich hätte niemals vermutet, dass diesem Gesetz Ein- chränkung der sexuellen Selbstbestimmung von Ju- endlichen unterstellt werden könnte, so wie es einige ppositionskollegen tun. Das Gegenteil ist der Fall. Was at Pornografie mit freier sexueller Entfaltung von Ju- endlichen zu tun? Was hat das Ausnutzen einer Not- age, eine Nötigung, mit freier sexueller Entfaltung zu un? Und dabei, mit Verlaub, ist es vollkommen egal, ie alt die Person ist, die bedrängt, nötigt und ausnutzt. Viele Verbände, unter anderem UNICEF und ECPAT, aben lange auf die deutsche Umsetzung des Rahmenbe- chlusses gewartet. Beim dritten Weltkongress zum chutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung in Brasilien m November dieses Jahres können wir nun endlich ollzug melden. Es wäre gut, wenn dann auch die von eutschland bereits gezeichnete Konvention des Euro- arates zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung uch ratifiziert wäre. Wir – das sage ich insbesondere auch im Auftrag mei- er sozialdemokratischen Kolleginnen und Kollegen im usschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – egrüßen dieses Gesetz ausdrücklich. Jörg van Essen (FDP): 1994 hat der Deutsche Bun- estag in der Rechtspolitik Großes geleistet. Mit der trafrechtsreform zur Änderung des Sexualstrafrechts aben wir die Schutznormen vereinheitlicht, Widersprü- he aufgehoben und Diskriminierungen beseitigt. Es ist elungen, für diese Reform eine breite Mehrheit im eutschen Bundestag zu finden. Neben den damaligen oalitionsfraktionen von CDU/CSU und FDP hat auch ie SPD der Reform zugestimmt. Ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass die Wei- henstellungen, die wir damals getroffen haben, die ichtigen waren. Wir haben uns auf ein einheitliches chutzalter von 16 Jahren geeinigt. Übereinstimmend ar der Bundestag auch der Auffassung, dass die Erpro- ung der Sexualität für die Jugendlichen unbelastet von er Befürchtung, in Strafverfahren verwickelt zu wer- en, stattfinden muss. Daher wurde bewusst eine Vor- chrift geschaffen, die jugendtypische, einvernehmliche eziehungen nicht erfassen soll. Ich war daher fassungslos, als die Bundesregierung 006 einen Gesetzentwurf verabschiedet hat, der den onsens im Sexualstrafrecht aufkündigt und uns gesell- chaftspolitisch zurückwirft in die 50er-Jahre. Der Ge- etzentwurf setzt einen Rahmenbeschluss der EU um. iesem Rahmenbeschluss hat die Bundesregierung in ot-grüner Regierungszeit zugestimmt. Dass gerade Rot- rün einen solchen Rechtsakt in Europa befördert hat, st ein bemerkenswerter Vorgang. Die Koalition von DU/CSU und SPD hat sich jedoch nicht darauf be- chränkt, den Rahmenbeschluss eng auszulegen und von en zahlreichen Ausnahmetatbeständen Gebrauch zu achen. Sie hat vielmehr die Vorschläge des Rahmenbe- chlusses weiter verschärft und ist erheblich über den Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Juni 2008 18107 (A) ) (B) ) Regelungsgehalt hinausgegangen. Während der Rah- menbeschluss keinerlei Aussage über das Täteralter trifft, sieht der Gesetzentwurf der Bundesregierung vor, auf jegliches Täteralter zu verzichten. Mit gutem Grund hat sich der Bundestag in den 90er-Jahren dafür ent- schieden, ein Täteralter von mindestens 18 Jahren vorzu- sehen. Die Bundesregierung verabschiedet sich damit von wesentlichen Grundprinzipien des Sexualstraf- rechts, wonach grundsätzlich von einem Erfahrungs- und Machtgefälle zwischen Täter und Opfer aufgrund des Altersunterschieds auszugehen ist. Auch bei der ge- nerellen Anhebung des Schutzalters geht der Gesetzent- wurf deutlich über den Rahmenbeschluss hinaus. Wäh- rend die Anhebung auf 18 Jahre nur für den Missbrauch gegen Entgelt gefordert ist, erweitert die Bundesregie- rung die Regelung auch bei den Fällen unter Ausnutzung einer Zwangslage. Auch im Bereich der Kinder- und Jugendpornografie führen die Regelungen der Bundes- regierung zu Wertungswidersprüchen. Es ist anzuerken- nen, dass die Koalition in letzter Minute noch Änderun- gen an ihrem Ursprungsentwurf vorgenommen hat. Ich nenne hier die Differenzierung zwischen Kinder- und Ju- gendpornografie, die nun endlich die Unterschiede im Unrechtsgehalt anerkennt. Es ist bis heute völlig unklar, von welcher Motivation sich die Bundesregierung trei- ben lässt. Es wird nicht gelingen, in der Justiz einen Kronzeugen zu finden, der bestätigt, das geltende Sexualstrafrecht habe sich nicht bewährt, enthalte Lü- cken und müsse daher geändert werden. In einem Punkt sind wir uns alle einig: Sexueller Missbrauch von Kindern und die Verbreitung von Kin- derpornografie sind Verbrechen an der Seele von Kin- dern. Hier muss das Strafrecht mit aller Härte reagieren. Wahr ist aber auch, dass 17-jährige Jungen und Mädchen keine Kinder sind. Es zeugt von völliger Unkenntnis des Entwicklungsprozesses von Jugendlichen, wenn sie strafrechtlich mit 6-jährigen Kindern gleichgesetzt wer- den. Das zu schützende Rechtsgut im Sexualstrafrecht ist die sexuelle Selbstbestimmung, also die Freiheit der Person, über Ort, Zeit, Form und Partner sexueller Betä- tigung frei zu entscheiden. Es ist jedoch nicht die Auf- gabe des Strafrechts, die sexuelle Autonomie aufgrund von moralischen Anschauungen einzuschränken. Auf- gabe des Strafrechts ist es, Unrecht zu sanktionieren. Die Moral als Leitschnur für das, was Recht und Unrecht ist, zeugt von vergangenen Zeiten, von denen ich geglaubt habe, sie seien längst vergessen. Es ist schier unfassbar, dass erst der große öffentliche Druck die Koalition zum Einlenken bewegt hat. Die Än- derungen in der Beschlussempfehlung gehen in die rich- tige Richtung, sind aber bei Weitem nicht ausreichend, um den Gesetzentwurf zustimmungsfähig zu machen. Bis zuletzt hatte ich gehofft, dass die Koalitionsfraktio- nen sich den Argumenten aus Praxis und Wissenschaft öffnen und weitere Änderungen vornehmen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Bundesregierung nicht bereit war, sich zu bewegen. Auf nachvollziehbare Argumente, warum sich CDU/CSU und SPD entschieden haben, wie sie sich entschieden haben, warten wir bis heute verge- bens. Das Erfreuliche an der Rechtspolitik ist, dass viele Gesetzesvorhaben mit einer breiten Mehrheit des Parla- ments verabschiedet werden. Dieser Konsens ist von der Koalition beim Sexualstrafrecht bewusst nicht gesucht w e z w A s s a z B l v u S s t i e S d s f n S S 1 l s k f c H k R d g s S D R e v z c d 2 d s (C (D orden. Die FDP-Bundestagsfraktion kann dem Gesetz- ntwurf daher nicht zustimmen. Wolfgang Nešković (DIE LINKE): Die Streitfrage um vorliegenden Gesetzentwurf der Bundesregierung ar nie, ob Kinder und Jugendliche Schutz vor sexueller usbeutung benötigen. Zu dieser wichtigen Zielstellung ind wir uns hier im Haus hoffentlich alle einig. Die ent- cheidende Frage ist, ob es diesem Ziel dient, zukünftig lle Menschen in Deutschland unter 18 Jahren als Kinder u behandeln. Denn so sieht es der Marschbefehl aus rüssel vor, der dem aktuellen Gesetzentwurf zugrunde iegt. Bevor uns dieser Marschbefehl aus Brüssel ereilte, erfügten wir in Deutschland über ein unangezweifeltes nd bewährtes System der Schutzaltersgrenzen. Das ystem beruhte auf der überzeugenden Idee, dass zwi- chen Kindern und Jugendlichen für deren strafbewehr- en Schutz unterschieden werden muss. Für Jugendliche st nun einmal typisch, dass diese ihre Sexualität gerade ntdecken und entwickeln. Sie dürfen erwarten, dabei chutz vom Staat zu erhalten. Sie erwarten gleichzeitig, abei vom Staat in Ruhe gelassen zu werden. Die Lö- ung dieses Widerspruchs liegt auf der Hand: Sie besteht ür den Gesetzgeber in der Wahl des richtigen Verhält- isses zwischen dem geleisteten Schutz vor ungewollter exualität und der gewährten Freiheit für gewollte exualität. Für Kinder dagegen – also für Personen unter 4 Jahren – verbieten sich solche Differenzierungen völ- ig; Kinder verdienen den absoluten Schutz des Strafge- etzgebers. Genau deshalb käme niemand in der Bevöl- erung auf den Einfall, für das Sexualstrafrecht ein ünfjähriges Kind mit einem siebzehnjährigen Jugendli- hen gleichzusetzen. Es wäre auch niemand in diesem ause auf einen solchen Einfall gekommen – hätte es einen Marschbefehl aus Brüssel mit ganz zweifelhafter echtsgrundlage gegeben. Wegen dieses Marschbefehls sah man sich im Bun- esministerium der Justiz zum Systembruch gezwun- en. Man hebelte das fein austarierte deutsche Sexual- trafrecht weitgehend aus. Ich zitiere aus einem chreiben des Staatssekretärs vom 2. Juni dieses Jahres: eutschland ist in der jetzigen Situation verpflichtet, den ahmenbeschluss umzusetzen. – Das ist schlicht und infach falsch. Ich zitiere wieder, diesmal das Bundes- erfassungsgericht. In seinen Ausführungen im Urteil um Europäischen Haftbefehl heißt es: Das Europäische Parlament, eigenständige Legiti- mationsquelle des europäischen Rechts, wird in dem Rechtsetzungsprozess lediglich angehört (vgl. Art. 39 Abs. 1 EU), was im Bereich der „dritten Säule“ den Anforderungen des Demokratieprinzips entspricht, weil die mitgliedstaatlichen Legislativ- organe die politische Gestaltungsmacht im Rahmen der Umsetzung, notfalls auch durch die Verweige- rung der Umsetzung, behalten. Wenn man dann aber doch – entgegen der ausdrückli- hen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes – en Rahmenbeschluss des Rates vom 22. Dezember 003 für umsetzungsbedürftig hielte, so wäre es dennoch arauf angekommen, eine juristisch anspruchsvolle Um- etzung zu meistern, die sich in das deutsche System der 18108 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Juni 2008 (A) ) (B) ) Schutzaltersgrenzen einfügt und dabei umfassend von den Ausnahmebestimmungen des Rahmenbeschlusses Gebrauch macht. Für das Justizministerium aber wurden die Vorgaben des Rahmenbeschlusses gleichsam zu Soll- bruchstellen. Weil es das System der Schutzaltergrenzen missach- tete, legte das Ministerium dem Bundestag einen ersten Entwurf vor, der sehr viel antiquierte Moral und sehr wenig modernes Recht zu bieten hatte. Dazu zwei Beispiele: Der Entwurf schloss eine Bestrafung von 16- oder 17-jährigen Jugendlichen nicht aus, wenn diese einvernehmlich und zur eigenen Verwendung von sich selbst erotische Fotos oder Filme anfertigen. Für die Strafbarkeit pornografischer Schriften sollte es auch gar nicht auf das wirkliche Alter der Darsteller ankommen, sondern auf das scheinbare Alter. Die Strafbarkeit des Besitzes pornografischer Schriften, deren Darsteller nachweislich erwachsen waren, sollte sich gleichsam im Auge des beliebigen Betrachters entscheiden. Der erste Entwurf traf wegen solcher und anderer Seltsamkeiten auf den einhelligen Widerstand der Opposition und der Öffentlichkeit. Es ist einigermaßen begrüßenswert, dass man daraufhin im Justizministerium und aufseiten der Koalition wenigstens ein Mindestmaß an Einsehen hatte. Die gerade geschilderten Merkwürdigkeiten wurden je- denfalls gestrichen. Doch auch die aktuelle Fassung weist weiter ernste Mängel auf. Diese beruhen nicht länger auf der fälschli- chen Annahme einer Umsetzungspflicht. Sie sind poli- tisch gewollt. Deswegen geht man auch erheblich über das vom Rahmenbeschluss Geforderte hinaus. Auch dazu zwei Beispiele: Erstens. Der Rahmenbeschluss fordert lediglich, die bildliche Darstellung von jugendpornografischem Mate- rial unter bestimmten Voraussetzungen unter Strafe zu stellen. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung erfasst jedoch darüber hinaus zum Beispiel auch Literatur und Lieder. Was Sie mit dieser Kunstzensur bezwecken und wie sie es mit Art. 5 GG vereinbaren wollen, Nabokov, Gide und die Punkband „Die Ärzte“ in die Nähe des Strafrechts zu rücken, darüber verlieren sie wohlweislich kein Wort. Zweitens. Nach unserem Strafrecht darf eine 18-jäh- rige junge Frau mit einem 17-jährigen jungen Mann je- den Spaß haben, den die beiden wollen. Das wollen Sie glücklicherweise nicht ändern; denn was einvernehmlich in deutschen Jugendschlafzimmern geschieht, das geht schließlich den Staatsanwalt nichts an. Nach dem Ent- wurf soll es den Staatsanwalt aber doch etwas angehen, wenn die junge Frau von dem jungen Mann beim einver- nehmlichen Spaß Fotos schießt oder nur davon ein Bild malt, auch wenn dies nur zum persönlichen Gebrauch dient. Die beiden dürfen also alles machen aber nichts abbilden. Das ist unsinnig und widersprüchlich. Allein dass in diesem Bereich Ermittlungen möglich sind, be- lastet bereits das natürliche Bedürfnis von Jugendlichen, ihre Sexualität unbehelligt von staatlicher Gängelung zu entdecken und zu entwickeln. Wenn diese möglichen Er- mittlungen dann tatsächlich geführt werden, tritt weite- rer Schaden hinzu: Es ist leider die typische Folge un- sinniger Kriminalisierungen, dass sie den so zusätzlich und nutzlos befassten Ermittlungsbehörden die Zeit rau- b F g m t h A d d z i B a S d g e f z d r w d k h w e a l k g s k w e h d s g p u b K s n f s s S n „ m m S s z G „ e (C (D en, ernsten Straftaten nachzugehen, etwa wenn es um älle sexuellen Missbrauchs geht oder um Kinderporno- rafie. Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ich öchte zu Beginn meiner Rede eines vorab deutlich be- onen: Wir Grünen unterstützen alle Anstrengungen, die elfen, Kinder umfassend und wirksam vor sexueller usbeutung zu schützen. Kinderprostitution und Kin- erpornografie gilt es entschieden zu bekämpfen. Doch em Gesetzentwurf der Bundesregierung, der heute in weiter und dritter Lesung beraten wird, zielt – insoweit st sein Titel irreführend – auf weit mehr als nur auf die ekämpfung sexueller Ausbeutung von Kindern. Er zielt uf eine erhebliche Kriminalisierung einvernehmlicher exualkontakte Jugendlicher. Daran ändert auch nichts, ass die Koalition – nachdem die Öffentlichkeit dank uter Oppositionsarbeit von den Plänen erfuhr und sich rheblicher Widerstand gegen die ursprünglichen Pläne ormierte – nun einen zweimal entschärften Vorschlag ur Abstimmung stellt. Ich will nicht verhehlen: Die von er Koalition vorgenommenen Änderungen gehen in die ichtige Richtung, sie sind jedoch nach wie vor nicht eitgehend genug. Bislang sah das Sexualstrafrecht ein nach dem Alter er Betroffenen abstufendes, differenzierendes Schutz- onzept vor. Es stellte so einen sachgerechten Ausgleich er zwischen dem Recht junger Menschen, vor nicht ge- ünschten sexuellen Handlungen geschützt zu werden inerseits, und dem Recht von Jugendlichen, ihr Recht uf sexuelle Selbstbestimmung auch selbstbestimmt aus- eben zu können andererseits. Dieses gestufte Schutz- onzept wird mit den vorgesehenen Änderungen infrage estellt. So soll der bewährte § 182 StGB mit seinem ge- tuften Schutzkonzept nivelliert und damit die Strafbar- eit jugendlicher Sexualkontakte erheblich ausgeweitet erden. Ich möchte betonen: in § 182 StGB geht es um invernehmliche Sexualkontakte von Jugendlichen. Des- alb forderte die bisherige Strafnorm, neben dem Han- eln gegen Entgelt oder in Ausnutzungssituationen zu- ätzlich eine altersbedingte Überlegenheit des Täters egenüber dem Opfer. Denn diese Altersüberlegenheit rägt den Unwert des Handelns ganz entscheidend mit nd wird deshalb zu Recht vorausgesetzt. Die Regelung hat sich seit vielen Jahren in der Praxis ewährt. Es ist mir schlicht unverständlich, warum die oalition hier nun – ohne Not – umfangreiche Strafver- chärfungen vornimmt. Sie will das Altersgefälle eineb- en; in einigen Fällen soll gar ein umgekehrtes Altersge- älle möglich sein: Da wird dann der 14-jährige Jüngling trafbar, wenn er seine angehimmelte 17-Jährige in exuellen Absichten zu sich einlädt, weil sie – wegen tress zu Hause – für die Nacht ein Bett sucht. Denn ge- au diese Fälle fallen bereits unter die weite Tathandlung Ausnutzen einer Zwangslage“ in § 182 StGB. Sie hat it Gewalt oder Zwang eben nichts zu tun, allenfalls mit isslichen Situationen. Gerade wegen der Weite der trafnorm ist es aber auch notwendig, den Altersunter- chied zwischen älterem Täter und jüngerem Opfer bei- ubehalten, um Überkriminalisierung zu vermeiden. leiches gilt für die Tathandlung „gegen Entgelt“. Da Entgelt“ jeden geldwerten Vorteil – also auch schon ine geschenkte Kinokarte – umfasst, ist wegen der Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Juni 2008 18109 (A) ) (B) ) Weite der Fälle auch hier ein deutliches Altersgefälle zwischen Opfer und Täter als unrechtsbestimmendes Moment unverzichtbar. Nur für die Tathandlung „gegen Geld“ halten wir die von der Regierung vorgeschlagene Heraufsetzung des Opferalters von 16 auf 18 Jahre, unter Beibehaltung des Täteralters von 18 Jahren, für diskussionswürdig, um dem Abgleiten Jugendlicher in die Prostitution entge- genzuwirken. Zu weitgehend ist auch die neu eingeführte Versuchs- strafbarkeit in § 182 StGB. Lehnt das 17-jährige – ver- meintliche – Opfer zum Beispiel in einer Zwangslage se- xuelle Avancen nach § 182 StGB ab, so zeigt sich darin doch gerade seine sexuelle Selbstbestimmung; der straf- rechtliche Schutz ist hier also gerade nicht erforderlich. Auch die strafrechtlichen Ausweitungen im Bereich der Jugendpornografie halten wir Grünen – nach wie vor – für zu weitgehend. Die Neuregelung sieht vor, erstmals die pornografische Darstellung Jugendlicher in einem neuen § 184 c StGB unter Strafe zu stellen, und geht dabei so- gar deutlich über die Vorgaben des EU-Rahmenbe- schlusses hinaus. So soll sich zum Beispiel auch strafbar machen, wer pornografische Aufnahmen Erwachsener verbreitet, die minderjährig erscheinen. Auch der einver- nehmliche Tausch aufreizender Fotos jugendlicher Pär- chen innerhalb ihrer Peergroup soll bestraft werden. Wa- rum hier ein Sanktionsbedürfnis bestehen soll, diese Antwort bleibt die Koalition leider schuldig. Mit unserem grünen Änderungsantrag, den wir auch hier im Plenum zur Diskussion und Abstimmung stellen, zeigen wir Alternativen. Unser Entwurf hält an dem al- tersgestuften System des Sexualstrafrechts fest und be- schränkt sich auf die nach europarechtlichen Vorgaben zwingend notwendigen Änderungen: In § 182 StGB wollen wir nur hinsichtlich des „Handelns gegen Geld“ das Schutzalter auf 18 Jahre anheben; bei den übrigen Tathandlungen, also dem Handeln gegen sonstiges Ent- gelt oder unter Ausnutzen einer Zwangslage, bleibt es beim bisherigen Recht, insbesondere also beim erforder- lichen Altersunterschied zwischen Täter und Opfer. Die Versuchsstrafbarkeit wird allein auf die Alternative „Handeln gegen Geld“ erstreckt. Zusätzlich wird die Norm als relatives Antragsdelikt ausgestaltet und eine Strafabsehensmöglichkeit geschaffen, um Fälle geringen Unrechts ausschließen zu können. Im Bereich Jugendpornografie werden nur die wirk- lich strafwürdigen Fälle erfasst, indem erstens nur die Verbreitungsalternativen unter Strafe gestellt werden und zweitens die Norm auf kommerzielle Kontexte be- schränkt wird. Privataufnahmen Jugendlicher, ausge- tauscht in der Peergroup, gehören nicht unter das scharfe Schwert des Strafrechts. Auch eine Besitzstrafbarkeit ist hier nicht sachgerecht, weil bei Jugendpornografie – an- ders als bei Kinderpornografie – der Abbildung eben ge- rade kein sexueller Missbrauch vorausgegangen ist. Auch nicht tatsächliche Geschehen, also virtuelle Dar- stellungen Jugendlicher und Darstellungen von nur scheinbar Jugendlichen, real aber Volljährigen, klam- mern wir – anders als der Koalitionsvorschlag – aus der Strafnorm aus. K A s W K r a z r l d b A t S v b M E h l l n d M h v r S e v w i m d t w W s d Z p t P J i j f m f s s J d (C (D Es ist fahrlässig und unverantwortlich von der Großen oalition, auf die von ihr beabsichtigten unglaublichen usweitungen des Sexualstrafrechts nicht hinzuweisen, ondern sie schlicht zu beschönigen und zu vernebeln. ir Grünen fordern die Koalition auf, die überbordene riminalisierung sexueller Handlungen Jugendlicher zu- ückzunehmen. Die Regierung ist in der Pflicht, sich uch auf internationaler Ebene für Regelungen einzuset- en, die nach Alter der Kinder und Jugendlichen diffe- enzierende Schutzkonzepte im Sexualstrafrecht ermög- ichen. Brigitte Zypries, Bundesministerin der Justiz: Die rei Gesetzentwürfe, die jetzt zur Abstimmung stehen, ehandeln ein trauriges Thema. Es geht um die sexuelle usbeutung von Kindern und Jugendlichen durch Prosti- ution und Pornoindustrie. Traurig ist aber nicht nur das chicksal der Opfer. Traurig ist auch das politische Ni- eau, auf dem dieses Thema diskutiert wird. Die Opposition wollte diesen Gesetzentwurf offenbar ewusst missverstehen. Sie hat in der Öffentlichkeit die issverständnisse darüber gezielt geschürt. Es ist der indruck erweckt worden, wir wollten hier eine über- olte Sexualmoral gesetzlich verordnen und das Liebes- eben von Teenagern kriminalisieren. Um es ganz deut- ich zu sagen: Das alles ist grober Unfug. Dies will iemand und das werden wir auch nicht tun. Es geht um en Schutz der sexuellen Selbststimmung von jungen enschen und nicht um deren Einschränkung. Was werden wir jetzt genau beschließen? Wir erhö- en zunächst das Schutzalter beim sexuellen Missbrauch on Jugendlichen von 16 auf 18 Jahre. Ich meine, es ist ichtig, dass alte Männer, die minderjährige Mädchen für ex bezahlen, künftig nicht mehr straflos bleiben. Mir ist s unverständlich, wie man angesichts der Schicksale on minderjährigen Prostituierten behaupten kann, wir ollten hier Teenager kriminalisieren, die ihre Freundin ns Kino einladen. Auch zukünftig macht sich niemand it einer solchen Einladung strafbar, und zwar selbst ann nicht, wenn er darauf hofft, es werde dort oder spä- er zu Zärtlichkeiten kommen. Strafbar macht sich nur, er Jugendliche für sexuelle Handlungen in irgendeiner eise „bezahlt“, und dies auch nur dann, wenn der Täter elbst über 18 Jahre alt ist. Der zweite Punkt, über den vehement diskutiert wor- en ist, ist die Strafbarkeit von Jugendpornografie. In ukunft soll nicht nur Kinder-, sondern auch Jugend- ornografie verboten sein. Das ist richtig, denn wir soll- en alle Minderjährigen vor der Ausbeutung durch die ornoindustrie schützen. Allerdings muss dabei eines ganz klar sein: Egal ob ugendlicher oder Erwachsener: Nicht jedes Nacktfoto st Pornografie. Andernfalls wäre der Playboy nicht an edem Kiosk öffentlich erhältlich. Ein harmloses Nackt- oto, das ein Jugendlicher von seiner ersten Freundin acht, ist daher keine Pornografie und hier gar nicht er- asst. Aber selbst wenn es sich um Pornografie handeln ollte, bleiben Jugendliche straffrei. Nämlich dann, wenn ie die Aufnahmen mit Einwilligung der dargestellten ugendlichen selbst hergestellt haben. Dies gilt auch für en Fall, dass die Jugendlichen erwachsen werden. Kein 18110 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Juni 2008 (A) ) (B) ) 17-Jähriger muss also befürchten, dass die Videoaufnah- men mit seiner Freundin am Tag seiner Volljährigkeit strafbar werden. Ich denke, mit der Form, die der Ge- setzentwurf nun hat, sind die Irritationen gründlich aus- geräumt. Mein Dank gilt auch dem Rechtsausschuss, der viel dafür getan hat, den Gesetzentwurf so zu formulie- ren, dass nun wirklich keine Missverständnisse mehr aufkommen können. Wir halten uns mit diesem Gesetz eng an den Rah- menbeschluss der EU, zu dessen Umsetzung wir selbst- verständlich verpflichtet sind. Wer Verpflichtungen ein- geht, muss sie auch erfüllen, so ist das nun einmal in einem Rechtsstaat. Es spielt dabei für mich keine Rolle, dass erst der Lissabon-Vertrag Sanktionen für die Nicht- umsetzung von Rahmenbeschlüssen einführen wird. Das Ziel der europäischen Vorgaben und unseres Gesetzes ist nämlich völlig richtig: Wir wollen den Schutz von Ju- gendlichen vor sexueller Ausbeutung durch Prostitution und Pornografie verbessern, und genau das tun wir auch. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Verbraucherschutz beim Telefonmarketing verbessern – Callcenter erhalten (Tagesordnungspunkt 33) Dr. Günter Krings (CDU/CSU): „Bei Anruf: Wer- bung.“ So titelte vor kurzem eine Tageszeitung und spielte dabei auf den bekannten Hitchcock-Film „Bei Anruf: Mord“ an. Nun hat mit Sicherheit die Telefon- werbung nicht dieselben Folgen, wie es der Anruf im Hitchcock-Film hat. Aber eines gilt bestimmt auch für die Telefonwerbung: Sie ist nervtötend. Aus der eigenen Erfahrung und aus dem eigenen Be- kanntenkreis kennt man zur Genüge Beispiele für uner- laubte Telefonwerbung, und meistens erreicht sie einen natürlich zu den unmöglichsten Zeiten und den unmög- lichsten Gelegenheiten. Und so überrascht es auch nicht weiter, dass bei einer Umfrage des Forsa-Instituts aus dem Jahre 2007 86 Prozent der Befragten angaben, sich von Telefonwerbung belästigt zu fühlen. Die bestehenden Regelungen greifen nur unzurei- chend, selbst wenn der Fall Tele2 aus dem letzten Jahr eine andere Deutung zulassen würde. Gegen Tele2 wurde zweimal eine Unterlassungsverfügung gerichtlich angeordnet. Da Tele2 jedoch immer noch kein Einsehen hatte und einfach weiter telefonisch auf Kundenfang ging, zog das Landgericht Düsseldorf die Notbremse und verhängte ein Ordnungsgeld in Höhe von insgesamt 200 000 Euro. Die Firma Tele2 legte in einem Fall Be- schwerde ein und einigte sich außergerichtlich auf 240 000 Euro. Dieser Sachverhalt darf aber nicht über eine landläu- fige Ineffizienz bei den bestehenden Regelungen hin- wegtäuschen. Nicht nur die FDP hat dies erkannt, son- dern auch die Koalitionsfraktionen. In Ihrem Antrag sprechen Sie die Problematik der untergeschobenen Ver- träge an. Als ich Ihren Antrag gelesen habe, kam mir d I b I u S a G d r b v u h b h b n a T e b e e a N a s g e d n u m o Z a k s f u s d m f s ü g w v t o ü e W (C (D erselbe Gedanke. Denn die meisten Punkte, die Sie in hrem Antrag ansprechen, sind auch von der Koalition ereits angedacht und intern bereits besprochen worden. hren Antrag damit einem Gesetzentwurf der Koalition nterzuschieben, ist ein netter Versuch, aber leider zum cheitern verurteilt. Das Thema steht seit einiger Zeit uf der politischen Tagesordnung der Koalition, und die espräche dazu gestalten sich so weit fortgeschritten, ass in allernächster Zeit mit einem Gesetzentwurf zu echnen ist. Ich will gerne die Punkte benennen, die uns als Union esonders am Herzen liegen und möchte mich als Erstes on den untergeschobenen Anträgen wieder hin zu den ntergeschobenen Verträgen bewegen. Denn die Vorge- ensweise bei den untergeschobenen Verträgen ist esonders perfide. Hier existiert ein Dreipersonenver- älnis: bisheriger Telekommunikationsanbieter, Ver- raucher und neuer Telekommunikationsanbieter. Der eue Telefonanbieter legt dem alten Telefonanbieter eine ngebliche Kündigung vom Verbraucher vor. Der alte elefonanbieter entlässt so häufig einen Verbraucher aus iner Kundenbeziehung, die dieser eigentlich gar nicht eenden will. Um diese Unsitte einzudämmen, ist der inzig richtige Weg für die Kündigung des Verbrauchers inen schriftlichen Nachweis zu fordern. Daher sind wir n dieser Stelle konform mit dem FDP-Antrag: Kein achweis, kein neuer Vertrag. Die Ausweitung des Widerrufs- und Rückgaberechts uf Verträge über die Lieferung von Zeitungen, Zeit- chriften und Illustrierten und bei Verträgen zur Erbrin- ung von Wett- und Lotteriedienstleistungen findet benfalls unsere Zustimmung. Sie deckt sich auch mit er Forsa-Untersuchung von 2007. Jeder zweite hat da- ach einen Anruf erhalten, der in die Kategorie „Wett- nd Lotteriedienstleistungen“ fällt. Jeder vierte hat im- erhin noch einen Anruf zur Bewerbung einer Zeitung der Zeitschrift erhalten. Ursächlich für diese hohen ahlen ist sicherlich der Umstand, das beide Kategorien us dem Fernabsatzgesetz mit seinen Widerrufsmöglich- eiten herausgenommen sind. Dass sich dies nun ändern oll, begrüßen wir ausdrücklich. Im Fernabsatzgesetz halten wir einen weiteren Punkt ür unbedingt regelungsbedürftig. Es handelt sich dabei m die Problematik des untergeschobenen Tarifwech- els. Insbesondere ältere Menschen klagen hier häufig arüber, dass sie von den Telekommunkationsunterneh- en übervorteilt werden. Ein neuer Tarif muss keines- alls günstiger sein, wie es der Anrufer meistens uggeriert, und häufig merkt man erst später – wenn berhaupt –, dass man sich einen neuen Tarif eingefan- en hat. Diese Praxis wollen wir unterbinden. Daher schlagen ir ein Widerrufsrecht des Verbrauchers noch bis zur ollständigen Vertragserfüllung durch beide Vertragspar- eien vor, wenn das Unternehmen den Verbraucher nicht rdnungsgemäß über sein Widerrufsrecht belehrt hat. Das bedeutet im Klartext: Ist der Verbraucher nicht ber sein Widerrufsrecht belehrt worden, dann braucht r auch nichts zu bezahlen. Er kann sogar im Falle eines iderrufs erfolgte Leistungen ohne Wertersatz einbehal- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Juni 2008 18111 (A) ) (B) ) ten. Der Sumpf der unerlaubt vorgenommenen Tarif- wechsel dürfte so wirksam ausgetrocknet werden. Ebenfalls herrscht Einigkeit mit der FDP in Sachen Rufnummernunterdrückung. Es ist immer wieder ein Är- gernis, bei einem unerlaubten Werbeanruf die Nummer des Anrufenden nicht angezeigt zu bekommen. Eine Rückverfolgbarkeit des Anrufers wird so erfolgreich verhindert. Der Zwang zur Anzeige der Rufnummer sollte auch im Interesse der Callcenter-Branche sein, da dies ein Weg ist, Transparenz gegenüber den Verbrau- chern zu zeigen. Gleichzeitig sollte man aber, und hier beginnen dann die Unterschiede zur FDP, eine Rufnummernunterdrü- ckung als Ordnungswidrigkeit einstufen. Die Einführung eines Bußgeldes ist eh eine alte Unionsforderung und sollte sich nicht nur auf die Rufnummernunterdrückung beziehen, sondern auch auf die unzumutbare Belästi- gung nach § 7 Abs. 2 Nr. 2 UWG. Im Fall Tele2 ist es au- genscheinlich geworden: Zivilrechtliche Verfahren ha- ben nicht die Durchschlagskraft, die wir uns vorgestellt haben. Ein effektiver Verbraucherschutz wird sich daher nur einstellen, wenn ein Bußgeld gegen den Telefonwer- bungssünder verhängt werden kann. Die Menschen in unserem Land erwarten, dass wir sie vor der Plage un- erlaubter Telefonwerbung schützen, und da heißt es nun: Daumenschrauben anziehen. Daher halte ich auch nichts von der Forderung der FDP, die Branche solle einen Ehrenkodex erarbeiten und verabschieden, um damit das Prinzip der Eigenverant- wortung der Wirtschaft herauszustreichen. An diesen Ehrenkodex werden sich eh nur die seriösen Callcenter beteiligen, die sich schon jetzt an die gesetzlichen Be- stimmungen halten. Ich bin dagegen, weiße Schafe noch weißer zu machen, weil es nicht daran ändert, dass die schwarzen Schafe schwarz bleiben. Mit unseren Maß- nahmen wollen wir gerade die unseriösen Unternehmen erreichen, die die unerlaubte Telefonwerbung im Mi- nutentakt durchführen und nicht diejenigen, die nach Recht und Gesetz handeln. Die Bekämpfung der unerlaubten Telefonwerbung ist uns ein wichtiges Anliegen, was wir auch schon ver- schiedentlich zum Ausdruck gebracht haben. Daher gibt es zurzeit intensive Gespräche innerhalb der Koalition wie gesetzliche Veränderungen in diesem Bereich ausse- hen können. Ich bin recht zuversichtlich, dass das BMJ schon bald einen abgestimmten Entwurf ins Kabinett einbringen kann. Der durch unerlaubte Telefonwerbung belästigte Verbraucher hat es sich verdient. Dirk Manzewski (SPD): Wir debattieren hier heute über einen Antrag der FDP zum Thema unerwünschte Telefonwerbung. Die Problematik ist bekannt und wurde zuletzt von uns im Zusammenhang mit einem Antrag von Bündniss 90/Die Grünen hier im Plenum behandelt. Leider ist es offenbar nicht nur so, dass unerwünschte Telefonwerbung sich in letzter Zeit zu einer für die Ver- braucher immer schlimmer werdenden Belästigung ent- wickelt hat, sondern insbesondere die in diesem Zusam- m z m B s h d w s A v r g s n u f n d t e n A l m C e b z d e V a d b l p w d b d d l g z n z z w s g (C (D enhang untergeschobenen Verträge haben dramatisch ugenommen. Es ist daher völlig richtig, dass wir uns immer wieder it dieser Problematik befassen, zumal uns auch das undesjustizministerium in Kürze einen eigenen Vor- chlag zur Bekämpfung des Problems vorlegen wird. Wir dürfen allerdings nicht vergessen, dass es schon eute eine Vielzahl von Sanktionsmöglichkeiten gibt, ie aber offensichtlich nicht dazu geführt haben, uner- ünschte Telefonanrufe tatsächlich einzudämmen. So gibt es einen Unterlassungs-, einen Schadenersatz- owie einen Gewinnabschöpfungsanspruch. Es bestehen nfechtungsansprüche und – da es hier um Fernabsatz- erträge geht – umfassende Widerrufs- und Rückgabe- echte. Wir sollten uns daher langsam zweimal überle- en, welche Vorschläge wirklich Sinn machen, um die ogenannten Cold-Call-Anrufe wirksam zu unterbinden. Wenn die FDP nun auch die Verpflichtung zur Ruf- ummernanzeige vorschlägt, dann mag dieses helfen, m den Initiator des Anrufs zu identifizieren. Ich be- ürchte allerdings, dass die Angerufenen gleichwohl icht die Verbraucherschutzverbände informieren wer- en, da dies – bei allem Ärger über den Anruf – mit wei- erem Aufwand für sie verbunden ist. Im Übrigen kann ine Rufnummeranzeige manipuliert werden und wird icht besonders weiterhelfen, wenn sich der Anrufer im usland aufhält – und das wird verstärkt eintreten –, iebe Kolleginnen und Kollegen. Geradezu abenteuerlich finde ich in diesem Zusam- enhang den Vorschlag, dass nicht die Nummer des allcenters, sondern dessen Auftraggebers im Display rscheinen sollte. Abgesehen davon, dass es den Ver- raucherschutzverbänden oder Mitbewerbern nicht zu- umuten ist, dann den Streit darüber auszutragen, ob enn nun tatsächlich die Beauftragung eines Callcenters rfolgte oder nicht, will ich nicht die Callcenter aus der erantwortung entlassen, mit dem Auftraggeber vorab bzuklären, ob es sich hierbei um Cold-Call-Anrufe han- elt; denn es sind letztendlich ja die Callcenter, die die elästigenden Anrufe tätigen. Interessanter ist da schon der Vorschlag einer einheit- ichen Vorwahlnummer für alle Werber und Verkäufer er Telefon. Zwar ist die Belästigung bereits eingetreten, enn ich beim Ablesen des Telefondisplays feststelle, ass mich ein Telefonwerber sprechen möchte; denn ich in ja zumindest schon zum Telefon geeilt und werde as Telefon kaum ewig klingeln lassen. Ich könnte aber iese einheitliche Vorwahlnummer dann bei meinem Te- efonanbieter sperren lassen, sodass diese Anrufe erst ar nicht an mich weitergeleitet werden, und das wäre umindest prüf- und überlegenswert. Dass das bestehende Widerrufs- und Rückgaberecht ach Auffassung der FDP nunmehr auch auf Verträge ur Lieferung von Zeitungen und Zeitschriften sowie um Erbringen von Lottodienstleistungen ausgeweitet erden soll, finde ich richtig, zumal dies auch dem Vor- chlag des Bundesjustizministeriums entsprechen wird. Zu Recht wird auch auf das besondere Problem unter- eschobener Telefonverträge hingewiesen. Der Schutz 18112 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Juni 2008 (A) ) (B) ) des Telefonkunden soll dort verstärkt werden, wo der neue Anbieter aufgrund einer angeblichen Bevollmächti- gung den bisherigen Vertrag kündigt und den Anschluss über sich freischaltet. Dies soll nach Auffassung der FDP dadurch geschehen, dass bei diesem Massenmiss- brauch der vermeintlich neue Telefonanbieter dem bis- herigen Telefonanbieter den Nachweis einer entspre- chenden Kündigung vorlegt. Abgesehen davon, dass dies auch dem Vorschlag des Bundesjustizministeriums entsprechen wird – die Kontakte der FDP dorthin schei- nen immer noch hervorragend zu sein –, macht dieser Vorschlag das eigentliche Dilemma deutlich. Die Vorschläge der FDP werden meiner persönlichen Auffassung nach nämlich ebenso wie die schon gelten- den Sanktionsmöglichkeiten nur partiell weiterhelfen. Die Unseriösen werden Wege finden, diese zu umgehen. Helfen wird meiner Meinung nach nur eine Art Bestäti- gungslösung. Worum geht es dem Telefonwerber denn letztendlich? Natürlich um den Abschluss eines Vertra- ges. Setzen wir bei dessen Wirksamkeit an, werden wir sehr schnell sehen, wie uninteressant diese Werbeanrufe werden. Abgesehen davon, dass schon nicht einzusehen ist, warum der Verbraucher derjenige sein soll, der hinter dem ihm aufgezwungenen oder untergeschobenen Ver- trag herzulaufen hat, setzen die Telefonwerber doch ge- rade darauf, dass nur ein Bruchteil der Betroffenen die ihnen zustehenden Rechte kennt und auch einsetzt. Ge- nau das wird doch von vornherein mit einkalkuliert. Wenn die FDP dies in ihrem Antrag grundsätzlich ab- lehnt, muss sie sich von mir den Hinweis der Wider- sprüchlichkeit gefallen lassen. Denn wenn man im Zu- sammenhang mit dem Wechsel eines Telefonanbieters einen Nachweis für die Kündigung des alten Vertrages verlangt, dann ist dies nichts anderes als eine Bestäti- gung des Willens des Kunden. Ich möchte in diesem Zusammenhang allerdings da- rauf hinweisen, dass dies bislang nur meiner persönli- chen Meinung entspricht. Wir sollten aber zumindest in den nun folgenden Wochen auch über diesen Lösungsan- satz ernsthaft diskutieren. Ich freue mich jedenfalls schon auf die anstehenden Beratungen. Hans-Michael Goldmann (FDP): Vor kurzem er- hielt ich eine Zuschrift eines spürbar genervten Bürgers. Ich zitiere mal aus dieser Mail: „Am Montag erhielt ich den ersten Anruf, ich habe mir erlaubt, einfach aufzule- gen! Ich wurde am selben Tag ein zweites Mal und ein drittes Mal angerufen – ich habe wieder einfach aufge- legt!“ Beim vierten Anruf ging der Schreiber dann ran und musste sich seiner Aussage nach nun eine Reihe von Vorwürfen anhören. Sein Brief an mich endet recht kühl und unmissverständlich: „Ich machte den Anrufer darauf aufmerksam, dass ich ein freier Mensch bin und ent- scheiden kann, mit wem ich wann reden will, und dass ich von dem Unternehmen keinerlei Telefonanrufe mehr wünsche und sie mich aus ihrer Telefonliste streichen sollen.“ r S d f w g s u b H B b r p u z l f d t n e t r d u n B c o a i A d a v e m a l u B w s w z b o a V g k c r (C (D Ich kann diesen Bürger verstehen und finde, er hat ichtig gehandelt. Aber das ist doch kein brauchbarer chutz, nur noch den Hörer aufzuknallen und am Abend en Netzstecker zu ziehen! Der Unmut dieses Bürgers ührt zu einer Frage und zwar: Wie viele solcher Anrufe, ie viele solcher Schreiben müssen noch ins Land ehen, bis die Bundesregierung endlich wirksame In- trumente vorlegt, die die sogenannten Cold Calls, die nerlaubten Werbeanrufe, eindämmt? „Bei Anruf Ver- raucherschutz“ schreibt Ministerin Zypries auf ihrer omepage mit Datum 11. März 2008 – bislang hat die undesregierung da aber nur eine ganz lange Leitung ewiesen. Vielmehr ist es höchste Zeit, dass die Bundes- egierung endlich ihr lang angekündigtes Maßnahme- aket hier in den Bundestag einbringt. Darauf warten wir nd die Bürgerinnen und Bürger inzwischen schon viel u lange. Und um es deutlich zu sagen: Durch die zöger- iche Haltung ist die Bundesregierung mitverantwortlich ür Hunderttausende von Belästigungen – einschließlich er nachteiligen Verträge, die Bürger als Folge unerlaub- er Werbeanrufe abgeschlossen haben. Die FDP-Bundestagsfraktion hat dagegen einen eige- en Antrag abgestimmt und bereits am 12. März 2008 ingebracht. Unser Antrag wird hier und heute debat- iert, und er enthält klare Forderungen an die Bundes- egierung. Wenn ich auf die Ausgangslage schaue, ist klar: Nach em geltenden Recht sind solche Anrufe verboten. Doch nseriöse Callcenter kümmern sich um dieses Verbot icht. Und darunter leiden sowohl die Bürgerinnen und ürger – aber auch in erheblichem Maße die die Call- enter, die für uns alle Aufträge wie etwa Buchungen der Stornierungen entgegennehmen oder Rückfragen bwickeln. Unser Antrag verbessert den Schutz der Verbraucher n drei zentralen Punkten. Vorrangig verbessert unser ntrag die Durchsetzbarkeit des geltenden Rechts. Zu- em gibt er dem Konsumenten die Freiheit, das Ausmaß n Werbung zu bestimmen, dass er in seinen eigenen ier Wänden akzeptieren möchte. Wenn das Telefon klingelt und ich auf dem Display ine unterdrückte Rufnummer sehe, dann beginne ich ittlerweile generell zu zögern, ob ich den Anruf noch nnehme. Das kann aber nicht im Sinne einer reibungs- osen Kommunikation sein, in der wir rasch erkennen nd entscheiden müssen. Wir fordern daher, dass die ürgerinnen und Bürger frühzeitig in die Lage versetzt erden müssen, zu sehen, wer sie gerade anruft. Alle Unternehmen, die Werbeanrufe praktizieren, ollten verpflichtet werden, sich einer einheitlichen Vor- ahlnummer zu bedienen. Jeder Werbeanruf würde dann um Beispiel mit der Nummer 0500 beginnen. Der Ver- raucher hat dann die Option: Nehme ich den Anruf an der nicht? Darüber hinaus kann er den Telefonanbieter nweisen, gar keine Telefonate mit der entsprechenden orwahlnummer durchzustellen. Damit ist er in ver- leichbarer Weise vor Werbung geschützt wie gegen Re- lame im Briefkasten. Mithilfe der Nummer könnte der belästigte Verbrau- her auch das Unternehmen identifizieren. Viele unse- iöse Callcenter vereiteln die Schutzmöglichkeiten des Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Juni 2008 18113 (A) ) (B) ) Verbrauchers durch eine Unterdrückung der Rufnum- mer. Die Bundesregierung denkt lediglich über ein Ver- bot der Rufnummernunterdrückung nach. Mehr bringt nach unserer Auffassung, nicht nur die Telefonnummer des ausführenden Callcenters, sondern die Telefonnum- mer des Auftraggebers anzeigen zu lassen. Dann gehen die Beschwerden unmittelbar bei den Unternehmen ein, für die die Werbung letztlich gemacht wird. Davon ver- sprechen wir uns eine erhebliche präventive Wirkung. Ein weiterer wichtiger Fortschritt ist die Ausdehnung und Vereinheitlichung des Widerrufsrechts für den Käu- fer. Ausgenommen vom Widerrufsrecht sind im heutigen Fernabsatzrecht Verträge über die Lieferung von Zeitun- gen, Zeitschriften sowie die Erbringung von Wett- und Lotteriedienstleistungen. Gerade diese Bereiche sind aber in vielen Fällen Gegenstand unerlaubter Telefon- werbung. Der Schutz des Verbrauchers durch ein umfas- sendes Widerrufsrecht erfordert daher die Abschaffung solcher Ausnahmebereiche. Bei der unendlichen Vielzahl von Telekommunika- tionstarifen tritt vermehrt das Problem auf, dass nach dem unerlaubten Werbeanruf sofort die Umstellung des neuen Tarifs eingeleitet wird. Im Gesetz muss klarge- stellt werden, dass dadurch ein Widerrufsrecht nicht er- lischt. Wir halten es nicht für sinnvoll, darüber hinaus auch noch die Wirksamkeit von telefonisch geschlossenen Verträgen von einer schriftlichen Bestätigung des Ver- brauchers abhängig zu machen. Damit schaffen wir für den Verbraucher nur Verwirrung. Denn der Verbraucher müsste zwischen erlaubten Werbeanrufen per Telefon entscheiden, die zu wirksamen Verträgen führen, aber widerrufbar sind, und unerlaubten Anrufen, bei denen Verträge erst wirksam werden, wenn er sie schriftlich be- stätigt. Niemand kann sich aber so ganz sicher sein, ob er gelegentlich bei einer Teilnahme an Gewinnspielen nicht doch durch eine im Kleingedruckten verborgene Einwilligung zu Anrufen zugestimmt hat. Ein weiteres wettbewerbrechtswidriges Verhalten, ge- gen das der Verbraucherschutz ausgebaut werden muss, sind die sogenannten untergeschobenen Verträge. Ver- braucherinnen und Verbraucher werden mit angeblich bestellten Telekommunikationsdienstleistungen, vor al- lem mit DSL-Anschlüssen, konfrontiert, obwohl sie diese Anschlüsse gar nicht in Auftrag gegeben haben. Bürger finden sich plötzlich bei einem neuen Telefon- anbieter wieder oder in einem neuen Tarif ihres bisheri- gen Anbieters, obwohl sie ihre alten Verträge gar nicht bewusst gekündigt haben. In Zukunft sollte daher der Nachweis einer solchen Kündigungserklärung ausdrück- lich verlangt werden. Während die Bundesregierung dafür die Textform verlangt, schlägt die FDP vor, für die Verbraucher eine mündliche und am Telefon aufgezeichnete Erklärung ausreichen zu lassen. Das wäre unbürokratisch und würde den gewollten Wechsel des Telefon- oder Handy- tarifs per Telefon nicht verhindern. Kein Bedarf besteht für eine Anhebung des Bußgelds auf bis zu 50 000 Euro. Verbraucherzentralen können eine Abmahnung mit strafbewehrten Unterlassungs- erklärungen versehen, die die Gerichte befähigen im F 2 R n B g b d I d i S a E R s s s S h a L d D – d m a t i M h t M h i S k d e F I p a w g g d V s r u k n n b (C (D alle einer Nichtbeachtung Ordnungsgelder bis zu 50 000 Euro je Verstoß zu verhängen. Wir debattieren derzeit im Verbraucherschutz eine eihe von Themen, bei denen wir feststellen, dass das ötige Wissen und Können bei den Bürgerinnen und ürgern in Alltagsfragen deutlich mehr trainiert und estützt werden muss. Kurz gesagt: Notwendig ist Ver- raucheraufklärung. Es muss jedem klargemacht wer- en, dass er unerlaubte Werbeanrufe nicht dulden muss. ch möchte die Verbraucherinnen und Verbraucher an ieser Stelle auch wachrütteln, eine höhere Sensibilität m Umgang mit den persönlichen Daten zu haben. treuen Sie nicht wahllos Ihre Rufnummern und Mail- dressen! Jeder Verbraucher muss sich hier auch seiner igenverantwortung bewusst sein – aber auch seine echte kennen und wissen, wie und mit wessen Unter- tützung – beispielsweise der Verbraucherzentralen – er ie durchsetzen kann. Ich fordere die Bundesregierung daher auf: Nehmen ie diesen Antrag ernst, und setzen Sie zügig ein starkes ignal, um dieses von vielen als Landplage des 21. Jahr- underts beschriebene Vorgehen wirksam einzudämmen. Karin Binder (DIE LINKE): Obwohl in den Fach- usschüssen das Thema schon mehrfach diskutiert und ösungen versprochen wurden, ist eine Vorlage der Bun- esregierung zu diesem Thema seit Monaten überfällig. er Antrag der FDP auf Drucksache 16/8544 mahnt jetzt zu Recht – die Behandlung an. Ob wir deshalb gleich ie Callcenter als eine zu schützende Spezies ausweisen üssen, das halte ich für überflüssig. Mir hat die gute lte Kundenbetreuung eines Herstellers oder Dienstleis- ungsunternehmens mit den eigenen sachkundigen und n der Regel ordentlich bezahlten Mitarbeiterinnen und itarbeiter bisher in der Regel besser und schneller ge- olfen als ein ausgelagertes Callcenter, dessen Mitarbei- erinnen und Mitarbeiter zu dem Produkt, das sie an den ann und an die Frau bringen sollen, keinerlei Bezie- ung haben. Das sind zwar meistens gut geschulte, aber n der Regel deutlich unterbezahlte Spezialistinnen in achen Gesprächsführung; aber in der Sache selbst be- omme ich häufig nicht die gewünschte Auskunft. Klar, iese Kolleginnen und Kollegen können ja auch nicht infach mal kurz beim sachkundigen Kollegen in einer achabteilung nachfragen. Aber der Antrag enthält auch unterstützenswerte deen. Wir teilen die Forderungen nach einer ver- flichtenden Rufnummernanzeige zur Identifikation des nrufenden Unternehmens und einer einheitlichen Vor- ahlnummer für Callcenter, um den Angerufenen den ewerblichen Zweck des Anrufenden sofort erkennen zu eben. Wir teilen auch die Forderung nach Ausweitung es Widerrufs- und Rückgaberechts. Aber warum nur für erträge für Zeitungen und Zeitschriften oder Lotterie- piele? Auch die geforderten Maßnahmen zum Wider- ufsrecht gegen sogenannte untergeschobene Verträge nd die Maßnahmen gegen gesetzliche Lücken und Un- larheiten bei Verträgen mit Telekommunikationsunter- ehmen halten wir für hilfreich. Aber wäre es nicht für alle Menschen viel einfacher, achvollziehbarer und vor allem sicherer, insbesondere ei längerfristigen dauerhaften Leistungen einen schrift- 18114 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Juni 2008 (A) ) (B) ) lichen Vertrag in Händen zu halten, der erst gilt, wenn sie ihn mit ihrer Unterschrift bestätigt und zurückgesandt haben? Wir meinen, das wäre eindeutig die bessere, weil sichere, Lösung. Wir meinen damit ausdrücklich nicht eine schriftliche Vertragsbestätigung für die telefonische Pizzabestellung. Diese wird nämlich in der Regel nicht vom Pizzabäcker telefonisch eingeworben, sondern ak- tiv per Anruf von dem Kunden, der Kundin beauftragt, was doch einen deutlichen Unterschied im Sinne des Ge- setzes gegen den unlauteren Wettbewerb machen müsste. Auch Aufklärung und Informationskampagnen sind gut. Wenn es allerdings um Imagewerbung für Call- center gehen soll, dann sollen das bitte auch die Callcenter zahlen. Deshalb halte ich auch die Einführung eines Eh- renkodexes, um die „Eigenverantwortung“ der Callcenter- Branche zu stärken, für ein ehrenwertes Ansinnen – mehr aber auch nicht. Die Einführung einer unabhängigen – ich betone unabhängigen – zentralen Beschwerdestelle halte ich dagegen für eine gute Idee. Was mich nicht wundert, was ich allerdings sehr be- daure, ist die Tatsache, dass die FDP sich wieder einmal mehr vor den Karren der Unternehmen spannen lässt. So heißt es, die Callcenter-Branche sei an einer vom Ge- setzgeber unterstützten „Selbstreinigung“ interessiert. Gleichzeitig sprechen Sie sich in Ihrem Antrag gegen je- des Quäntchen mehr an staatlichen Sanktionierungen der Unternehmen aus: keine höheren Bußgelder und keine Gewinnabschöpfung bei fahrlässigen Verstößen gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb. Sie lehnen höhere Bußgelder gegen die Verursacher ab, da die Behörden nicht über die erforderlichen Perso- nalkapazitäten für die Verfolgung der Verstöße verfügen würden. Dabei gehören Bußgelder zu den wenigen Mög- lichkeiten, die Unternehmen wegen unlauterer Telefon- werbung zu maßregeln. Das bestärkt unsere Auffassung, dass die Behörden personell besser ausgestattet werden müssen. Sie wollen weiterhin, dass das Sanktionsinstrument der Gewinnabschöpfung nur in Ausnahmefällen, bei nachgewiesenem Vorsatz, zum Tragen kommt. Sie wis- sen, wie schwierig es für die Verbraucherverbände ist, diesen Nachweis zu führen. Dabei ist die Abschöpfung von rechtswidrig erlangten Unternehmensgewinnen die einzig wirksame Waffe gegen unerlaubte Telefonwer- bung, weil allein sie den Unternehmen wirklich weh tut und damit zu einer Disziplinierung beiträgt. Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das eigentliche Thema der Debatte ist doch nicht der Erhalt von Callcentern, sondern es geht um Verbraucherschutz, und zwar um vorsorgenden Verbraucherschutz. Ganz konkret bedeutet das: Wie können wir die Verbrauche- rinnen und Verbraucher in Deutschland endlich wirksam vor unerlaubter Telefonwerbung schützen? Ihren Antrag, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, nehmen wir wohlwollend zur Kenntnis, aber ausreichend ist er nicht. Fakt ist, dass gegen das Verbot von unerlaubter Telefonwerbung täglich tausendfach verstoßen wird. Das Ergebnis dieser Werbeanrufe sind nicht nur total genervte Menschen, sondern – und das ist noch viel schlimmer – Verbraucherinnen und Verbraucher, die durch unerlaubte Telefonwerbung abgezockt werden, w V r f A f A V z w s i f g l Z d b g k b s d t c d v w d E g c g v M tr n s b P w v f b t f V t d n v m d n f H d r (C (D eil sie nach einem solchen Anruf einen ungewollten ertrag am Hals haben, wie zum Beispiel eine Versiche- ung, ein Zeitungsabonnement oder einen neuen Tele- onvertrag. Besonders betroffen von dieser Form der bzocke sind ältere Menschen, die ganz gezielt angeru- en werden. Wir Grünen haben deshalb bereits im Januar 2007 den ntrag „Verbot von Telefonwerbung zum Schutz der erbraucherinnen und Verbraucher wirksam durchset- en“ in den Deutschen Bundestag eingebracht, mit dem ir unter anderem Nachbesserungen bei der Gewinnab- chöpfung und die Einflussnahme der Bundesregierung n bundeseigenen Unternehmen und Aufsichtsräten ge- ordert haben. Daraufhin hat auch die Bundesregierung emerkt, dass bei unerlaubter Telefonwerbung Hand- ungsbedarf besteht. Seit Herbst 2007 kündigen nun Frau ypries und Herr Seehofer einen Gesetzesentwurf an, er unter anderem vorsieht, dass unerlaubte Telefonwer- ung und Rufnummernunterdrückung mit einem Buß- eld belegt wird. Aber bislang wurde uns noch immer ein tauglicher Gesetzesvorschlag vorgelegt. Vielmehr leibt es bei den wöchentlichen Willensbekundungen eitens der Bundesregierung. Aber vollmundige Ankün- igungen zum Weltverbrauchertag sowie Pressemit- eilungen reichen nicht aus und schützen die Verbrau- herinnen und Verbraucher vor allem nicht vor Abzocke urch Werbeanrufe. Jetzt ließ die Bundesregierung verlauten, dass sie noch or der Sommerpause ein Maßnahmenpaket vorlegen ill. Ich bin gespannt, ob den großen Ankündigungen iesmal endlich Taten folgen werden. Leider kommt der ntwurf in jedem Fall viel zu spät und ist zu kurz gesprun- en; denn er wird Mängel aufweisen. So ist eine schriftli- he Bestätigung von telefonisch abgeschlossenen Verträ- en nach unlauteren Werbeanrufen noch immer nicht orgesehen. Aber genau das brauchen wir, wenn wir die enschen in Deutschland wirksam vor ungewollten Ver- ägen nach Werbeanrufen schützen wollen. Wohlgemerkt reden wir hier nicht davon, dass bei ei- er telefonischen Pizzabestellung eine schriftliche Be- tätigung zu erfolgen hat. Dieses immer wieder vorge- rachte Beispiel ist Polemik; das hat nichts mit dem roblem der unerlaubten Telefonwerbung zu tun. Aber ir wollen sehr wohl, dass Verträge, die aufgrund von erbotenen – ich wiederhole: verbotenen – Werbeanru- en zustande kommen, eine schriftliche Bestätigung rauchen, um überhaupt erst wirksam zu sein. Ein erwei- ertes Widerrufsrecht, wie es die FDP in ihrem Antrag ordert, reicht hier nämlich nicht aus. Warum sollten erbraucherinnen und Verbraucher, die aufgrund unlau- erer Anrufe Verträge untergejubelt bekommen, zum Wi- erruf verpflichtet werden? Es kann nicht sein, dass sie achher auch noch den juristischen Ärger haben, zumal iele von ihnen kaum juristische Kenntnisse haben und it einem Widerruf überfordert wären. Wir setzen uns eshalb für die schriftliche Bestätigung und damit für ei- en vorsorgenden Verbraucherschutz ein. Offensichtlich haben die Länder dieses Problem eben- alls längst erkannt. Denn, sehr verehrte Damen und erren der Bundesregierung und der FDP, sie alle wer- en durch die Länderinitiativen bereits von links und echts überholt. Ich will ihnen drei Beispiele nennen: Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Juni 2008 18115 (A) ) (B) ) Am 23. Mai 2008 wurde ein entsprechender Gesetzent- wurf aus Baden-Württemberg in den Bundesrat einge- bracht. Dieser sagt ganz klar, dass aus unlauterer Werbung hervorgegangene Verträge einer schriftlichen Bestäti- gung bedürfen. Die Beweislast tragen die Unternehmen. Außerdem gibt es einen Antrag aus Nordrhein-Westfa- len, getragen von SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen und sogar von der FDP, sowie einen gemeinsamen An- trag aus Bremen von SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen. Beide Anträge fordern genau wie der baden- württembergische Gesetzentwurf die schriftliche Bestä- tigung nach unlauteren Werbeanrufen. Die Verbraucherminister der Länder und die Verbrau- cherverbände sind allesamt auf dieser Linie. Deshalb fordere ich Sie, liebe Frau Frau Zypries, lieber Herr Seehofer und sehr geehrte Damen und Herren der FDP, auf: Geben sie sich einen Ruck, und setzen auch Sie sich für die zu Recht von den Bundesländern, Verbraucher- verbänden und uns Grünen geforderte schriftliche Bestä- tigung nach unerlaubter Telefonwerbung ein! Brigitte Zypries, Bundesministerin der Justiz: Ich meine, wir sind uns über das Problem völlig einig: Uner- laubte Telefonwerbung ist für viele Menschen eine mas- sive Belästigung. Sie ist ein Eingriff in die Privatsphäre, und sie zwingt vielen Verbrauchern Auseinandersetzun- gen darüber auf, ob nun tatsächlich am Telefon Verträge geschlossen worden sind oder nicht. Unerlaubte Telefon- werbung ist daher ein Missstand und wir wollen und wir werden dagegen etwas unternehmen. Der vorliegende Antrag der FDP greift viele Ideen der Bundesregierung auf. Wir haben sie vor kurzem in ei- nem Maßnahmenpaket zur Bekämpfung der unerlaubten Telefonwerbung vorgestellt. Wir planen vor allem fünf wichtige Rechtsänderungen und ich will sie noch einmal kurz zusammenfassen: Erstens soll das bestehende Verbot der unerlaubten Telefonwerbung im Gesetz gegen den unlauteren Wett- bewerb präzisiert werden. Bei Verstößen soll ein Buß- geld bis zu 50 000 Euro verhängt werden können. Zweitens wollen wir die Unterdrückung der Rufnum- mern bei der Telefonwerbung verbieten. Dazu ändern wir das Telekommunikationsgesetz und schaffen eben- falls einen Bußgeldtatbestand. Drittens erhalten Verbraucher die Möglichkeit, be- stimmte telefonisch abgeschlossene Verträge zu widerru- fen. Das gilt für die Lieferung von Zeitungen, Zeitschriften und Illustrierten sowie bei Wett- und Lotteriedienstleis- tungen. In diesen Bereichen wird telefonische Werbung nämlich besonders häufig eingesetzt. Viertens können Verbraucher künftig bei sämtlichen Fernabsatzverträgen über die Erbringung von Dienstleis- tungen innerhalb der Widerrufsfrist die Verträge solange widerrufen, bis der Vertrag vollständig erfüllt ist. Bis- lang konnte man einen „untergeschobenen“ Vertrag dann nicht mehr lösen, wenn der Unternehmer damit begon- nen hatte, seine Leistung zu erbringen. Dies ist vor allem für Tarifwechsel im Telekommunikationsbereich rele- vant. Im Fall des Widerrufs soll der Verbraucher zudem nur dann Wertersatz für die bereits in Anspruch genom- m h d m V w a v t o f d n e s z r B m d w d A 2 s G – – – – – – d R b a s (C (D ene Leistung schulden, wenn er auf diese Rechtsfolge ingewiesen worden ist und dennoch zugestimmt hat, ass die Leistung vorzeitig erbracht wird. Die Unterneh- en handeln daher zukünftig bei „untergeschobenen“ erträgen auf eigene Gefahr. Auf diese Weise machen ir das Unterschieben von Verträgen wirtschaftlich un- ttraktiv. Fünftens und letztens schaffen wir eine Regelung, die or allem beim Wechsel des Telefon- oder Energieanbie- ers relevant ist: Eine Kündigung des alten Vertrages der die Vollmacht hierzu bedarf in Zukunft der Text- orm. Diese Regelung verhindert, dass der neue Anbieter urch bloßen Zuruf eigenmächtig in das Vertragsverhält- is des Verbrauchers mit seinem bisherigen Anbieter ingreift, ohne dass der Verbraucher dies wünscht. Alle diese fünf Maßnahmen werden wir in einem Ge- etz zur Bekämpfung unerlaubter Telefonwerbung und ur Verbesserung des Verbraucherschutzes bei besonde- en Vertriebsformen verankern. Ihren Entwurf wird die undesregierung in diesem Sommer beschließen. Ich öchte Sie schon jetzt auffordern, den Gesetzentwurf ann im Bundestag zu unterstützen. Unerlaubte Telefon- erbung ist ein Ärgernis und wir wollen die Verbraucher avor noch besser schützen. nlage 5 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 845. Sitzung am 13. Juni 008 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- timmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des rundgesetzes nicht zu stellen: Gesetz zur Rentenanpassung 2008 Erstes Gesetz zur Änderung des Jugendschutz- gesetzes Erstes Gesetz zur Änderung des Conterganstif- tungsgesetzes Fünftes Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Erinnerung, Verant- wortung und Zukunft“ Gesetz über die Anpassung von Dienst- und Ver- sorgungsbezügen im Bund 2008/2009 (Bundes- besoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz 2008/2009 – BBVAnpG 2008/2009) Gesetz zur Änderung des Heimkehrerstiftungs- aufhebungsgesetzes Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat mitgeteilt, ass sie den Antrag Leben am Lebensende – Bessere ahmenbedingungen für Schwerkranke und Ster- ende schaffen auf Drucksache 16/5134 zurückzieht. Der Vermittlungsausschuss hat in seiner 9. Sitzung m 4. Juni 2008 folgenden Einigungsvorschlag be- chlossen: (A) ) (B) ) Das vom Deutschen Bundestag in seiner 154. Sitzung am 10. April 2008 beschlossene Gesetz zur Änderung wehrrechtlicher und ande- rer Vorschriften (Wehrrechtsänderungsgesetz 2008 – WehrRÄndG 2008) – Drucksachen 16/7955, 16/8640, 16/9289 – wird bestätigt. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Zusammenarbeit zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und einzelnen, global agierenden, internationalen Organisationen und Institutionen im Rahmen des VN-Systems – Drucksache 16/5850 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Teilnahme der Bundeswehr an der zivil-militärischen Unterstützungs- aktion der Europäischen Union für die Mission der Afrikanischen Union in Darfur (AMIS) – Drucksachen 16/8851, 16/9196 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2006 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im ersten und zweiten Vierteljahr des Haushaltsjahres 2006 – Drucksachen 16/2488, 16/2548 Nr. 1.13 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2006 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im dritten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2006 – Drucksachenn 16/3588, 16/3702 Nr. 1.1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2006 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im vierten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2006 – Drucksachen 16/4686, 16/4804 Nr. 1 – Verteidigungsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Erster Erfahrungsbericht der Bundesregierung gemäß § 24 des Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsgeset- zes (Berichtszeitraum 1. Januar 2005 bis 31. Dezember 2006) – Drucksache 16/7920 – m U n (C (D Ausschuss für Gesundheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Auswirkungen von Rabattvereinba- rungen für Arzneimittel, insbesondere auf die Wirk- samkeit der Festbetragsregelung – Drucksache 16/9284 – Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Ergebnisse des PPP-Eignungstests zur Wiedererrichtung des Berliner Stadtschlosses/Bau des Humboldt-Forums im Schlossareal – Drucksachen 16/8638, 16/8964 Nr. 1 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden nionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- er Beratung abgesehen hat. Haushaltsausschuss Drucksache 16/8983 Nr. A.9 Ratsdokument 7683/08 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/8815 Nr. A.17 Ratsdokument 7232/08 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 16/8815 Nr. A.19 Ratsdokument 6717/08 Drucksache 16/9169 Nr. A.11 EuB-EP 1678; P6_TA-PROV(2008)0087 Drucksache 16/9169 Nr. A.12 Ratsdokument 7984/08 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 16/6389 Nr. 1.3 EuB-EP 1512; P6_TA-PROV(2007)0218 Drucksache 16/8609 Nr. A.10 EuB-EP 1653; P6_TA-PROV(2008)0023 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 16/3897 Nr. 1.18 Ratsdokument 15478/06 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 16/4105 Nr. 1.7 EuB-EP 1424 Drucksache 16/6389 Nr. 1.1 EuB-EP 1499; P6_TA-PROV(2007)0184 Drucksache 16/6389 Nr. 1.2 EuB-EP 1503; P6_TA-PROV(2007)0196 Drucksache 16/6715 Nr. 1.11 Ratsdokument 12594/07 Drucksache 16/7393 Nr. A.31 Ratsdokument 14631/07 18116 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Juni 2008 91, 1 0, T 170. Sitzung Berlin, Freitag, den 20. Juni 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617000000

Die Sitzung ist eröffnet. Guten Morgen, liebe Kolle-

ginnen und Kollegen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 27 auf:

Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Abwehr von Gefahren des inter-
nationalen Terrorismus durch das Bundes-
kriminalamt

– Drucksache 16/9588 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Rechtsausschuss
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Bundes-
minister Wolfgang Schäuble das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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Redet
Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister des In-
nern:

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus ist
hoch. Deutschland und Europa sind in das Fadenkreuz
des Netzwerks des internationalen Terrorismus gerückt.
Das ist die unerfreuliche Nachricht nach einem Bericht
von Europol über die Bedrohung durch den Terrorismus.
Im vergangenen Jahr sind in Europa 201 Terrorismus-
verdächtige verhaftet worden. Wer sich Internetbotschaf-
ten – in der Regel mit deutschen Untertiteln und einer
hohen Professionalität erstellt – anschaut, in denen An-
leitungen formuliert sind, wie man Ansc
Selbstmordattentate durchführt und Selbstmor
anwirbt, der weiß, dass wir nicht von Kleini
den, sondern einer ernsten Bedrohung ausgese

(C (D ung 20. Juni 2008 1 Uhr Diese Bedrohungslage hat den Verfassungsgesetzgeer vor zwei Jahren veranlasst – eine Mehrheit von über wei Dritteln der Mitglieder des Bundestags und Bunesrates hat dies beschlossen –, dem Bundeskriminalamt ür die Abwehr der Gefahren des internationalen Terroismus auch eine polizeiliche Gefahrenabwehrbefugnis u übertragen, ergänzend zu den polizeilichen Gefahrenbwehrbefugnissen der Länderpolizeien. Diese Entcheidung des Verfassungsgesetzgebers setzen wir mit iesem Gesetzentwurf um; wir füllen sie aus. Es geht nicht darum – und ich finde, dieser Aspekt ist n der öffentlichen Debatte gelegentlich ein wenig zu urz gekommen –, dem Bundeskriminalamt neue Befugisse zu verschaffen, sondern es geht darum, dem Buneskriminalamt eine neue Aufgabe zu übertragen, (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Beides!)


ie bisher ausschließlich die Polizeien der Länder haben.
nd wenn man dem Bundeskriminalamt die Aufgabe
olizeilicher Gefahrenabwehr überträgt, dann muss
an ihm dafür natürlich auch die gesetzlichen Instru-
ente zur Verfügung stellen, über die die Länderpoli-

eien seit 50 Jahren verfügen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord ext neten der SPD)


Es geht also nicht um neue Befugnisse, sondern es geht
um eine neue Aufgabe angesichts einer neuen Bedro-
hung.

Dabei gilt die Systematik des Grundgesetzes: In jeden
grundrechtlich geschützten Bereich darf nur unter engen
tatbestandsmäßigen gesetzlichen Voraussetzungen ein-
gegriffen werden, und zwar in der Regel nur aufgrund
einer unabhängigen richterlichen Entscheidung. Das ist
bei allen klassischen Instrumenten der polizeilichen Ge-
fahrenabwehr so, insbesondere bei der Wohnungsdurch-
suchung und bei der Kontrolle von Kommunikation un-
ter engen Voraussetzungen: Eingriff ins Post- und

imnis, Wohnraumüberwachung.

kriminalamt bekommt, wenn dieser Ge-
enommen wird, diese Instrumente in der
hläge und
dattentäter
gkeiten re-
tzt sind.

Fernmeldegehe

Das Bundes
setzentwurf ang






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
gleichen Weise: enge tatbestandliche Voraussetzungen,
Entscheidung eines unabhängigen Richters.

Auch der Schutz des Kernbereichs, der nach unse-
rem Grundgesetz absolut ist, wird in diesem Gesetzent-
wurf in der bewährten Weise verwirklicht, nämlich so,
dass in dem Augenblick, in dem die Möglichkeit ent-
steht, dass Informationen, die etwa durch Fernmeldekon-
trolle oder durch Wohnraumüberwachung anfallen, kern-
bereichsrelevant sein können, nur noch mit technischen
Mitteln aufgezeichnet werden darf und dass ein unab-
hängiger Richter und niemand sonst zu entscheiden hat,
ob der Kernbereich tatsächlich verletzt ist. In diesem
Fall muss das Material gelöscht werden. Dieses Löschen
muss transparent sein, das heißt, es muss überwacht wer-
den können, damit sichergestellt ist: Der Kernbereich
wird nicht verletzt. Das alles ist nichts Neues, sondern es
entspricht der bewährten Rechtstradition unseres Verfas-
sungsstaates. Dieser Verfassungsstaat schützt seine Bür-
gerinnen und Bürger. Er späht sie nicht aus.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die technische Entwicklung geht weiter. Wir haben in
den letzten Jahren eine lange Debatte darüber gehabt, ob
die neue Kommunikationsform Voice over IP mit neuen
Formen der Verschlüsselung unter die Regeln der klassi-
schen Telekommunikationsüberwachung fällt. Das Bun-
desverfassungsgericht hat in seinen jüngsten Entschei-
dungen bestätigt, dass die klassischen Regeln der
Telekommunikationsüberwachung auch für die neue
Kommunikationstechnologie Voice over IP gelten. Das
wird in diesem Gesetzentwurf klargestellt. Das ist aber
nichts Neues.

Neu in diesem Gesetzentwurf ist die Onlinedurchsu-
chung. Die hat sich in den letzten Jahren entwickelt,
wiederum durch die technische Entwicklung, durch das
Entstehen neuer Kommunikationsformen, nicht durch ir-
gendwelche Überlegungen von Sicherheitsbehörden
oder Parlamentariern. Der Bundesgerichtshof hat, wie
ich finde, richtigerweise entschieden, dass der ursprüng-
liche Ansatz der verantwortlichen Sicherheitsbehörden
und auch der Bundesanwaltschaft – ich sage es ohne jede
Kritik –, das Ganze als analoge Anwendung der Rechts-
grundlagen für Telekommunikationsüberwachung und
der damit verbundenen Voraussetzungen zu interpretie-
ren, nicht zulässig ist, sondern dass man dafür eine ei-
gene gesetzliche Grundlage braucht; nicht mehr und
nicht weniger. Diese gesetzliche Grundlage versuchen
wir mit diesem Gesetzentwurf zum ersten Mal zu schaf-
fen.

Diejenigen, die gesagt haben, das sei verfassungs-
rechtlich überhaupt nicht zulässig, haben nicht recht.
Auch das Bundesverfassungsgericht hat bei einem Urteil
über ein nordrhein-westfälisches Landesgesetz bestätigt:
Unter den engen Voraussetzungen der Eingriffe in das
Post- und Fernmeldegeheimnis ist auch die Onlinedurch-
suchung möglich. Auch dort gilt im Übrigen der Schutz
des Kernbereichs in derselben Weise. Das durch Online-
durchsuchungen entstehende Material wird nach der
Systematik des Gesetzentwurfs zunächst einmal durch
zwei Beamte des Bundeskriminalamtes, von denen min-

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(C (D estens einer die Befähigung zum Richteramt haben uss, dahin gehend geprüft, ob es überhaupt kernbe eichsrelevant sein könnte. In dem Augenblick, in dem ich herausstellt, dass diese Möglichkeit besteht, muss ieses Material genau wie bei der Wohnraumüberwahung oder der Telekommunikationsüberwachung dem nabhängigen Richter, der diese Maßnahme anordnet, orgelegt werden. Nur er entscheidet, ob es verwendet erden darf oder nicht. Bei allen Meinungsunterschieden, bei allem politichen Streit sollten wir deswegen aufhören, aus Anlass ieses Gesetzentwurfs oder anderer Debatten den Einruck zu erwecken, dieser freiheitliche Verfassungsstaat ei ein Staat, der seine Bürger rechtswidrig überwacht. as Gegenteil ist der Fall. Unsere Sicherheitsorgane haen diese Diffamierung nicht verdient. Wir regeln in diesem Gesetzentwurf das Zeugnisvereigerungsrecht und die privilegierten Rechte von estimmten Berufsgruppen in der Weise, wie sie seit ahrzehnten in der Rechtsprechung und in der Strafproessordnung geregelt sind, und in derselben Weise, wie ie übrigens ausdrücklich auch durch das Bundesverfasungsgericht bestätigt worden sind. Das Bundesverfasungsgericht hat nämlich in ständiger Rechtsprechung mmer wieder darauf hingewiesen, dass etwa Zeugniserweigerungsrechte für privilegierte Berufsgruppen ufgrund ihres Ausnahmecharakters bestimmte Vorausetzungen erfordern. Deswegen ist in der ständigen echtsprechung zu § 53 der Strafprozessordnung das eugnisverweigerungsrecht des Geistlichen immer an ie Voraussetzung geknüpft, dass er einer öffentlichechtlichen Religionsgemeinschaft angehört. Um diese usnahme, diese Privilegierung zu begründen, muss die erlässlichkeit der Organisation einigermaßen gewähr eistet sein. Auch das ist nichts Neues, sondern es ist die lassische Form. Angesichts neuer tatsächlicher Enticklungen in den Debatten mit Bezugnahme auf § 53 trafprozessordnung und auf die Rechtsprechung zu dieer Vorschrift schreiben wir das in der Begründung zu iesem Gesetzentwurf lediglich fest. Noch einmal: Wir brauchen im Hinblick auf Gefahren es internationalen Terrorismus die zusätzliche Gefahenabwehr durch das Bundeskriminalamt. Ich halte die ntscheidung des Verfassungsgesetzgebers für richtig nd notwendig. Wir nehmen den Ländern übrigens keinerlei Zustänigkeit. Die Zuständigkeit des Bundeskriminalamts ommt ergänzend zu der Zuständigkeit der Länderpolieien und der Landeskriminalämter hinzu; sie ist additiv. enn das Bundeskriminalamt seine Zuständigkeit als egeben ansieht, muss es in jedem Einzelfall – so sieht s § 4 a in Art. 1 des Gesetzentwurfs vor – unverzüglich ie Länder informieren und jede Maßnahme im Benehen mit den zuständigen Länderpolizeien durchführen. ass die gegenseitige Unterrichtung, die Zusammenareit, gegeben ist, ist über jeden Zweifel erhaben. Wir haen das GTAZ, das im Alltag gut funktioniert. Wir haben ie gemeinsame Antiterrordatei. Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble Wir haben bei der Großaktion im vergangenen Jahr, die zu der Verhaftung der drei Tatverdächtigen im Sauerland geführt hat, gesehen, dass die Sicherheitsbehörden der Länder und des Bundes – Polizeien, Bundeskriminalamt, Verfassungsschutzbehörden von Bund und Ländern – vertrauensvoll und verlässlich zusammenarbeiten (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, eben! Warum ändern Sie das jetzt?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


und dass die Zusammenarbeit mit den Nachrichtendiens-
ten, auch internationalen Nachrichtendiensten, ebenfalls
notwendig und vertrauensvoll ist. Hätten wir die Hin-
weise von Partnerdiensten nicht bekommen, wären wir
zu dem Vorgehen gar nicht in der Lage gewesen.

Ich will doch noch einmal daran erinnern: Die Tatver-
dächtigen, die im Sauerland verhaftet wurden, hatten
600 Liter Wasserstoffperoxid gebunkert. Dazu muss man
wissen, dass 3 Liter dieses Materials vor zwei Jahren für
den Sprengstoffanschlag auf einen Bus in London ver-
wendet worden sind, der verheerende Auswirkungen
hatte. Die 200-fache Menge dieses Materials war im
Sauerland gebunkert. Das war eine große Gefahr für die
Sicherheit unseres Landes und für die Bürgerinnen und
Bürger, die in Deutschland leben. Die Realisierung die-
ser Gefahr ist verhindert worden.

Deswegen sage ich: Wir reden nicht von Kleinigkei-
ten, wir reden von einer ernsten Bedrohung. Wir sind ein
sicheres Land. Unsere Sicherheitsbehörden haben jeden
Anspruch auf Respekt und Unterstützung. Sie haben je-
den Anspruch darauf, per Gesetz Instrumente an die
Hand zu bekommen, damit sie zu jeder Zeit und bei je-
der Bedrohung nur im Rahmen von Verfassung und Ge-
setz handeln. Genau das ist der Inhalt dieses Gesetzent-
wurfs. Ich bitte um Zustimmung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617000100

Das Wort hat nun Kollegin Gisela Piltz, Fraktion der

FDP.


(Beifall bei der FDP)



Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1617000200

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Wir Liberale bekennen uns zu einem starken und effekti-
ven Bundeskriminalamt. Wir bedanken uns an dieser
Stelle bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des
BKA. Nach dem, was Sie gesagt haben, Herr Bundesin-
nenminister, müssen wir das offensichtlich umso mehr,
als sie es geschafft haben, auf einer aus Ihrer Sicht völlig
unzureichenden Gesetzesgrundlage eine wirklich her-
vorragende Arbeit zu leisten. Ich glaube, das ist des Dan-
kes des ganzen Parlaments wert.


(Beifall bei der FDP)


Wir wollen, dass sich die Mitarbeiter auch in Zukunft
auf das konzentrieren, was sie können, und nicht auf das,
was sie nach diesem Entwurf tun sollen.

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(C (D Bei dieser Gelegenheit nur eine kurze Anmerkung am ande. Mir ist völlig schleierhaft, warum das BKA in iesem Jahr 27 Millionen Euro weniger bekommt, wenn s denn alle die zusätzlichen Aufgaben wahrnehmen oll. Leider reicht meine Redezeit nicht aus, (Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Wieso leider?)


m jeden einzelnen der §§ 20 a bis 20 x in Art. 1 Ihres
ntwurfs vorzulesen und zu bewerten. Dabei müsste
an das eigentlich einmal tun und sich jeden Vorschlag

uf der Zunge zergehen lassen. Ich muss allerdings vor
en Nebenwirkungen warnen; denn die Kost ist für je-
en, der Grundrechte achtet, unbekömmlich. Es bleibt
in bitterer Nachgeschmack.

Ich will stattdessen aus der Begründung zitieren:

Neben den polizeilichen Standardbefugnissen wer-
den dem BKA besondere Mittel der Datenerhebung
sowie die Möglichkeit der Ausschreibung zur Poli-
zeilichen Beobachtung und der Rasterfahndung zur
Verfügung gestellt. Insbesondere erhält das BKA
die Befugnis zum verdeckten Eingriff in informa-
tionstechnische Systeme (sog. Online-Durchsuchung).
Auch erhält das BKA durch den Entwurf Befug-
nisse zur Überwachung der Telekommunikation,
zur Erhebung von Verkehrs- und Nutzungsdaten so-
wie zum Einsatz von technischen Mitteln zur Iden-
tifizierung und Lokalisation von Mobilfunkendge-
räten, die auch bereits in etlichen Polizeigesetzen
der Länder vorgesehen sind. Ebenfalls enthalten ist
eine Befugnis zur Wohnraumüberwachung.

ies ist nur die Kurzzusammenfassung der wesentlichen
chwerpunkte des Gesetzentwurfs.

Es ist, wie ich finde, eine beeindruckende Liste, aber
uch eine erschreckende Liste.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Warum denn erschreckend?)


in Best-of? Nein, eher ein Worst-of aus 16 Polizei-
esetzen


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Jedes Polizeigesetz enthält das!)


je lauter Sie werden, desto schlechter wird es –


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


nd zur Krönung noch ein paar weitere Befugnisse wie
ie zur heimlichen Onlinedurchsuchung oder die zur so-
enannten Quellen-TKÜ. Ich habe in den letzten Tagen
erschiedentlich gehört, es sei das modernste Polizeige-
etz. Bei mir ist es nicht Mode, die Eingriffsintensität in
ie Grundrechte dadurch zu erhöhen, dass eine Kompe-
enz an die andere gereiht wird. Ich hoffe, dass das auch
och abgeschwächt wird.

Es ist richtig, dass Terrorismus bekämpft werden
uss. Aber wenn wir Terroristen nachgeben, indem wir

ie Freiheit einschränken, machen wir uns zu deren Er-
üllungsgehilfen.






(A) )



(B) )


Gisela Piltz

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ein wehrhafter Rechtsstaat ist vonnöten, aber nicht ein
Staat mit der Lizenz zum Erstschlag auf vagen Verdacht.
Das ist aber genau das, was Sie hier tun.

„Die Freiheit ist ein Gut, das alle anderen Güter zu
genießen erlaubt“ – so hat es Montesquieu formuliert.
Ohne Freiheit ist Sicherheit ein leeres Wort. Wegen die-
ses Gesetzentwurfs und vieler anderer Dinge, die Sie
hier im Deutschen Bundestag in den letzten Jahren vor-
gelegt haben, ist es aber fast nicht mehr möglich, von der
Freiheit Gebrauch zu machen. Denn wir leben mittler-
weile in einem Staat, in dem jeder Gefahr läuft, unter
Verdacht zu geraten. Das hat auch das Bundesverfas-
sungsgericht festgestellt.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Jetzt einmal eine Nummer kleiner! Was für ein Bild dieses Landes zeichnen Sie? – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Wo leben Sie eigentlich?)


– Lautstärke ersetzt keine Argumentation; das wissen
Sie.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Mit dem Gesetzentwurf zum BKA-Gesetz führt die
Große Koalition – ich betone: dazu gehört immer noch
die SPD –


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Was heißt „immer noch“?)


eine Sicherheitspolitik fort, bei der jeder zum Verdächti-
gen werden kann. Wenn Sie jetzt wieder protestieren,
dann empfehle ich Ihnen einmal die Lektüre Ihres Ge-
setzentwurfes. In sechs Artikeln wollen Sie durch Einfü-
gen und Ändern von knapp 40 Paragrafen das BKA zu
einer Überwachungsbehörde von bislang nicht vorstell-
barem Ausmaß umgestalten. Dabei – das ist auch be-
achtlich – schaffen Sie es, fast genauso viele Verfas-
sungsgrundsätze mit Füßen zu treten.

Es wird Sie nicht erstaunen, dass ich auf § 20 k – da
geht es um die heimliche Onlinedurchsuchung – einge-
hen möchte. Im Februar hat das Verfassungsgericht ent-
schieden, dass dieses Instrument nur unter Beachtung
hoher Hürden angewendet werden dürfe. Wir sind nach
wie vor der Ansicht, dass das Instrument weder erforder-
lich ist, noch dass der schwerwiegende Eingriff in die
Grundrechte, der damit einhergeht, im Verhältnis zum
möglichen Nutzen steht. Das gilt vor allen Dingen, wenn
man bedenkt, dass viele Festplatten bis zu zwei Jahren in
Polizeibehörden vor sich hinmodern, weil Personal fehlt.
Ich finde, Sie sollten erst einmal den Personalmangel be-
kämpfen, bevor Sie neue Gesetze machen.


(Beifall bei der FDP)


Aber wenn Sie staatlicherseits in Computersysteme
einbrechen und das Privateste vom Privaten online an
das BKA oder demnächst vielleicht auch noch an das
Bundesverwaltungsamt übermitteln wollen, dann muss
es doch das Mindeste sein, dass Sie die Vorgaben des

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(C (D undesverfassungsgerichts beachten. Aber nein, geade das tun Sie nicht, Herr Innenminister. Bis zu drei age darf ohne richterlichen Beschluss jede Datei auf en Festplatten online kopiert werden. Dann sollen zwei KA-Beamte prüfen, ob die Intensität der Kernbereichserletzung so gering wie möglich geblieben ist. Herr inister, ist das nicht ein bisschen so, wie wenn Sie Frö chen den Auftrag erteilen, einen Teich trockenzulegen? (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich!)


ie glauben doch nicht im Ernst, dass BKA-Beamte das
nabhängig prüfen können. Das kann doch nicht Ihr
rnst sein. Sie können auch nicht glauben, dass Sie da-
it den Vorgaben des Verfassungsgerichts Rechnung

ragen.

Sie haben selber gesagt, Sie würden für den Schutz
es Kernbereichs sorgen. Dazu möchte ich nur sagen,
ass das Bundesverfassungsgericht festgestellt hat, dass
s „bei dem heimlichen Zugriff auf ein informa-
ionstechnisches System praktisch unvermeidbar ist, In-
ormationen zur Kenntnis zu nehmen, bevor ihr Kernbe-
eichsbezug bewertet werden kann“. Ich wiederhole das
erne noch einmal: „bei dem heimlichen Zugriff auf ein
nformationstechnisches System“.

Warum aber findet sich der nur für solche Fälle an-
endbare sogenannte zweistufige Kernbereichsschutz in

hrem Gesetzentwurf auch bei der sogenannten Quellen-
KÜ? Er findet sich auch für den Lauschangriff – ausge-

echnet für den Lauschangriff, bei dem das Verfassungs-
ericht ganz klar gesagt hat, dass der Kernbereich ein
bsolutes Tabu ist. Der Kernbereichsschutz ist off limits;
as wissen wir alle. Sie halten sich nicht daran, und das
erstehe ich, ehrlich gesagt, überhaupt nicht.

Ich persönlich bin jetzt sehr gespannt auf den Beitrag
er SPD-Fraktion. Sagen Sie heute Ja oder sagen Sie
ein oder sagen Sie Jein – so konsequent wie in den

etzten zwei Jahren zu fast allem, was in der Innenpolitik
assiert? Ich finde es sehr spannend, Herr Kollege
iefelspütz, wie Sie am Dienstag um 13 Uhr auf einer

ressekonferenz sagen können, dass Ihre Fraktion das
icht mitmacht, und um 15 Uhr genau dieselbe SPD-
raktion dem Gesetzentwurf einfach so zustimmt. Das
üssen Sie nicht nur uns erklären, sondern auch den
ählerinnen und Wählern. Das ist keine konsequente

olitik, sondern ein Schlingerkurs.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Auch im Fernsehen konnte ich es heute Morgen wie-
er sehen. Sie haben gesagt, Sie sind nicht zum Abni-
ken da; Sie meinen, Sie können in der Fraktion etwas
bnicken, aber nicht im Deutschen Bundestag. Auch das
üssen Sie mir erklären. Ich bin gespannt auf Ihre Er-

lärung.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617000300

Das Wort hat nun Dieter Wiefelspütz, SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







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Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1617000400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Minister Schäuble, es ist doch eigentüm-
lich, was denkbare Koalitionspartner Ihrer Partei oder
auch unserer Partei im Deutschen Bundestag für einen
Unfug erklären können.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Bitte, Herr Schäuble, nehmen Sie doch einmal zur
Kenntnis: Bei uns in der Großen Koalition ist vielleicht
die Stimmung nicht immer gut, aber die Ergebnisse stim-
men, und sie sind nur zwischen uns möglich.


(Gisela Piltz [FDP]: Ich wusste gar nicht, dass Sie sich anbiedern müssen!)


Wir reden heute über das wichtigste Sicherheitsgesetz
in dieser Wahlperiode. Was – da stimme ich Ihnen aus-
drücklich zu, Herr Schäuble – in den vergangenen Mo-
naten durch mancherlei hektische Diskussionsbeiträge
von diesem und jenem


(Gisela Piltz [FDP]: Von Ihnen!)


in diesen und jenen Reihen vielleicht nicht immer richtig
wahrgenommen worden ist: Wir reden über ein ganz
normales Polizeigesetz.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: So ist es! – Gisela Piltz [FDP]: Oje!)


Das Gesetz zur Abwehr von Gefahren des internationa-
len Terrorismus durch das Bundeskriminalamt, wie es
amtlich heißt, ist ein Gesetz, wie wir es in allen 16 Bun-
desländern haben. Ein vergleichbares Gesetz gibt es
auch für die Bundespolizei. Deswegen ist die hier und
dort zum Teil spektakuläre Debatte, wie ich finde, völlig
überzogen. Neu an diesem Gesetz ist ausschließlich die
Onlinedurchsuchung, über die noch zu reden sein wird.

Die Vorlage, die von der Bundesregierung, von Herrn
Schäuble und Frau Zypries, erarbeitet worden ist, ist eine
gute Vorlage. Wir haben als Abgeordnete den Anspruch,
aus einer guten Vorlage, Herr Grindel, ein sehr gutes Ge-
setz zu machen. Das wird uns gelingen. Wir haben den
Anspruch, das qualifizierteste Polizeigesetz zu machen,
das es in Deutschland gibt. Diesen Anspruch werden wir
verwirklichen, weil wir in dieses Gesetz, Herr Stadler,
die sehr anspruchsvolle, aber, wie ich finde, sehr wich-
tige Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts der
letzten drei, vier Jahre millimetergenau übernehmen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch lächerlich! Noch nicht mal das Onlineurteil haben Sie eins zu eins umgesetzt!)


– Herr Wieland, wenn Sie das nicht gelesen haben, hören
Sie doch bitte einmal zu! Wir werden die Rechtspre-
chung zum großen Lauschangriff, zur Rasterfahndung,
zur präventiven Telefonüberwachung und zur Online-
durchsuchung übernehmen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Noch nicht mal zur Telekommunikationsüberwachung!)


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(C (D as ist der Anspruch. Sie können sich gerne mit intellienten Beiträgen beteiligen, Herr Wieland; aber sie müsen dann auch Qualität haben. Wir haben das mit eingebaut. Wir werden im Laufe er Beratungen an der einen oder anderen Stelle vieleicht noch Verbesserungen einfügen können. Jedes Geetz, das hier in erster Lesung beraten wird, wird im aufe der Beratungen verändert. Das werden keine sehr rundsätzlichen Veränderungen sein – der Gesetzenturf ist verfassungskonform –, aber an der einen oder nderen Stelle wird es Präzisierungen geben können und üssen. Ich glaube sagen zu dürfen, dass der internationale errorismus für Deutschland natürlich ein Thema ist. ie Anschläge vom 11. September 2001 in den USA ind auch eine Zäsur in der Sicherheitspolitik der Bunesrepublik Deutschland gewesen. Ich denke, wir haben n Deutschland unseren Weg gefunden, diesen Herausorderungen strikt rechtsstaatlich zu begegnen, (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben!)


it Augenmaß


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ohne dieses Gesetz!)


nd mit Verstand. Das ist eine Linie, die schon Rot-Grün
egonnen hat


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben!)


nd die wir in der jetzigen Koalition fortsetzen.

Herr Wieland, wir in Deutschland leben in einem
ußerordentlich qualifizierten Rechtsstaat.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


ch kenne kein anderes Land, in dem der Grundrechte-
chutz einen solch hohen Stellenwert hat wie in unserem
and. Ich kenne kein anderes Land, das ein Gericht wie
as Bundesverfassungsgericht hat. Ich kenne kein Land,
as wie wir eine Vorschrift analog dem Art. 19 Abs. 4
es Grundgesetzes hat, nach dem staatliche Maßnahmen,
ie die Grundrechte der Bürger verletzen, durch unab-
ängige Gerichte überprüft werden können.

Wir haben eine hohe Qualität an Rechtsstaatlichkeit.
s ist nie ein Streit in diesem Hause gewesen, dass auch
errorismus ausschließlich mit den Mitteln des Rechts-
taates bekämpft wird. Wir führen keinen Krieg gegen
errorismus, sondern wir begegnen Straftätern mit den
itteln des Strafrechtes und des Polizeirechtes sowie
it unabhängigen Gerichten. Das ist unser Weg in
eutschland.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir reden heute über eine zivile Maßnahme, nämlich
ber ein Polizeigesetz, das höchsten Anforderungen ge-
ügen wird.






(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617000500

Kollege Ströbele möchte eine Zwischenfrage stellen.


Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1617000600

Bitte schön, Herr Ströbele, aber möglichst lang.


(Heiterkeit bei der SPD)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Wiefelspütz, Sie haben zutreffend die
Zeit der rot-grünen Koalition angesprochen. Der
11. September 2001 liegt inzwischen fast sieben Jahre
zurück. Brauchen wir dieses neue Gesetz, weil wir in
den Jahren 2004, 2005 – also unter Rot-Grün – in
Deutschland unsicher gelebt haben? Oder was ist Neues
passiert, dass wir jetzt dieses BKA-Gesetz brauchen?


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Zum Beispiel die Erkenntnisse aus dem Sauerland!)



Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1617000700

Lieber Herr Kollege Ströbele, wir haben in Deutsch-

land eine ausgesprochen bewährte Sicherheitsarchitek-
tur.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Eben!)


Sie ist föderal und dezentral, und sie ist nach meiner
Auffassung besser als die Sicherheitsarchitektur in den
meisten Ländern. Wenn ich in den USA, in Großbritan-
nien oder in Frankreich war, komme ich immer wieder
– ich sage das ohne Überheblichkeit – erleichtert nach
Deutschland zurück, weil wir nach meiner Auffassung
hier freier, rechtsstaatlicher und auch sicherer leben.
Herr Ströbele, die Bürger in Berlin leben – ich sage das
ohne Überheblichkeit – sicherer als die Bürger in Paris,
London oder New York. Das ist eine große Leistung un-
seres Landes.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Möglichkeit muss aber bestehen – Herr Ströbele,
daran haben Sie unter Rot-Grün mitgewirkt –, dass diese
Sicherheitsarchitektur weiterentwickelt werden kann.
Wir werden hier keinen Paradigmenwechsel zulassen.
Wir müssen das Rad nicht neu erfinden. Deshalb werden
wir mit Augenmaß diese Architektur weiterentwickeln.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Föderalismusreform hat die Verfassungsänderung
ermöglicht. Im Jahre 2004 haben wir darüber diskutiert.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht beschlossen!)


Herr Ströbele, Sie wissen, dass wir das damals gemacht
haben. Heute setzen wir die Ergebnisse um. Das ist weit
weniger spektakulär, als in Diskussionen gelegentlich
gesagt wird. Es ist eine maßvolle und kluge Weiterent-
wicklung unserer bewährten Sicherheitsarchitektur. Dass
wir im Bereich der Bekämpfung des Terrorismus eine
Bundeszuständigkeit ergänzend haben sollten, halte ich
für sinnvoll. Das ist ein SPD-Projekt gewesen.

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(C (D Seien Sie mir bitte nicht böse, Herr Ströbele, wenn ch sage: Ich lege großen Wert darauf, festzustellen, dass as, was wir im Jahre 2008 im Bereich der Sicherheitsolitik machen, auf Fundamenten beruht, die wir unter ot-Grün gelegt haben. Die Sicherheitspolitik der SPD st seit vielen Jahren eine Politik der Kontinuität und des ugenmaßes. Das, was wir heute machen, hat Fundaente, die vor drei, vier oder fünf Jahren gelegt wurden. ie waren mit dabei. Manchmal haben Sie sich aber in ine Nische zurückgezogen und haben den Eindruck ereckt, als wären Sie nicht dabei. Das ist ganz typisch für ie, Herr Ströbele. Ihr Verhalten ist für mich kein Maßtab. Diese Weiterentwicklung unserer Sicherheitsarchitekur halte ich für sinnvoll und zeitgemäß. Davor muss nieand Sorge und Angst haben. Ich glaube, dass die Rechtsstaatlichkeit in Deutschand in den letzten Jahrzehnten eher gewachsen ist. Ich laube auch, dass die Freiheit in diesem Land nicht weiger geworden ist, sondern ebenfalls gewachsen ist. eswegen muss ich mich wirklich über manche verzer enden Absurdistan-Debatten vonseiten von Frau Piltz undern. Sie leben nicht in Deutschland; Sie leben in Absurdistan“, liebe Frau Piltz. Deswegen sind Ihre Deattenbeiträge fern jeder Realität, sehr verehrte Kollegin. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Gisela Piltz [FDP]: Aber ich bin in guter Gesellschaft des Bundesverfassungsgerichts, Herr Wiefelspütz!)


Ich will noch einige wenige Sätze zur Onlinedurch-
uchung sagen. Wir haben den Anspruch, millimeterge-
au umzusetzen, was vom Bundesverfassungsgericht im
usammenhang mit der Onlinedurchsuchung vorgege-
en wird. Das wird gelingen; da bin ich sehr zuversicht-
ich. Dann wird am Schluss im Oktober ein Gesetz
erabschiedet werden können, das höchsten rechtsstaat-
ichen Maßstäben gerecht wird, das die Sicherheitsarchi-
ektur unseres Landes weiterentwickelt und ein Stück-
hen mehr Freiheit und Sicherheit für unsere Bürger
ringen wird.

Schönen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617000800

Das Wort hat nun Ulla Jelpke, Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Ulla Jelpke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617000900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Ent-

urf des BKA-Gesetzes soll angeblich der Terrorabwehr
ienen. Ich sage „angeblich“; denn durch die gesamte
ogenannte Sicherheitspolitik dieser Bundesregierung
ieht sich wie ein roter Faden das Bestreben, Grund-
echte zu schleifen, um die allumfassende Überwachung
er Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten.

Die Koalition will dem Bundeskriminalamt erlauben,
ideokameras in Privatwohnungen zu installieren und






(A) )



(B) )


Ulla Jelpke
heimlich Onlinedurchsuchungen von Computern vorzu-
nehmen. Es sind eben nicht nur Terroristen, die von die-
sem Gesetz betroffen sind, sondern wir alle, sämtliche
Einwohnerinnen und Einwohner dieses Landes.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dieser Entwicklung werden wir Linke uns auf der Straße
und hier im Parlament entschieden entgegensetzen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Das Bundesverfassungsgericht hat mehrfach darauf
hingewiesen, dass jeder Bürger – auch ein Verdächtiger –
einen Anspruch darauf hat, im Kernbereich seines
Privatlebens von staatlichen Eingriffen verschont zu
bleiben. Von diesem Grundrecht lässt das BKA-Gesetz
kaum noch etwas übrig; denn wer heimlich in Wohnun-
gen eindringt, um Videokameras in Wohn- und Schlaf-
zimmern anzubringen, legt es förmlich darauf an, im
Privatleben anderer Menschen herumzuschnüffeln. Aus-
drücklich sollen sogenannte Kontakt- und Begleitperso-
nen ausgeforscht werden, wobei diese Begriffe im Ge-
setzentwurf nicht klar und eindeutig definiert sind. Auch
Personen, die in Kontakt zu Betroffenen stehen, sollen,
wie gesagt, in Verdacht geraten.

Das Gleiche gilt für die Onlinedurchsuchung. Das
BKA soll Virenprogramme, sogenannte Trojaner, in Pri-
vatcomputer einschleusen können, um sämtliche Daten
von Festplatten zu kopieren. Das reicht von Urlaubsfotos
bis zu Liebesbriefen, von der Steuererklärung bis hin zu
intimen Dingen. Die BKA-Beamten sollen selbst ent-
scheiden, was hiervon als privat zu betrachten ist, und
nur im Zweifel ein Gericht einschalten. Die Kontrolleure
sollen sich selbst kontrollieren. Das ist wirklich ein ab-
surdes Unterfangen. Ohne uns, kann ich da nur sagen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Bei einer normalen Hausdurchsuchung weiß der Be-
troffene von der Maßnahme und kann sich juristisch da-
gegen wehren. Bei der heimlichen Onlinedurchsuchung
gilt das nicht. Der ehemalige Bundesverfassungsrichter
Winfried Hassemer hat in der letzten Woche in der Süd-
deutschen Zeitung Folgendes gesagt – ich zitiere –:

Beim heimlichen Sammeln von Beweisen bin ich
nur noch Objekt. Die Betroffenen können sich oft
gar nicht dagegen wehren, weil sie davon nichts
wissen und es vielleicht nie erfahren. Sie haben
keine Ahnung, was mit ihnen passiert. … Es ist
höchste Zeit für Überlegungen, wie das rechtsstaat-
lich wieder einzufangen ist.

Doch statt die ausufernden Überwachungsgesetze
wieder rechtsstaatlich einzufangen, will die Koalition sie
weiter ausbauen. Es soll sogar auf richterliche Genehmi-
gungen verzichtet werden, wenn das BKA es besonders
eilig hat, Wohnungen zu verwanzen. Auch Berufsgrup-
pen mit besonderem Zeugnisverweigerungsrecht stehen
im Visier. Journalisten, Mediziner und Rechtsanwälte
können abgehört, gefilmt und Opfer von Onlinedurchsu-
chungen werden, sodass auch Informanten, Patienten

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(C (D nd Klienten ihre Privatsphäre verlieren. Von der Beauptung, diese Maßnahmen würden vom BKA nur och höchst selten ergriffen, lassen wir jedenfalls uns icht beschwichtigen. Die Erfahrung zeigt, dass die Erittlungsbehörden ihre Rechte eher überplanmäßig aus chöpfen. Ich erinnere daran, dass Deutschland schon eute Weltmeister beim Abhören ist. (Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Meinen Sie mit Ihrer Beteiligung oder ohne?)


Ich betone, dass die Fraktion Die Linke nichts dage-
en hat, dass gegen Straftäter ermittelt wird. Wir beste-
en aber darauf, dass die normalen rechtsstaatlichen
tandards gelten. Wir sagen: Die bestehenden Gesetze
eichen aus, um gegen Täter und dringend Tatverdäch-
ige vorzugehen. Wir brauchen keine neuen Gesetze.


(Beifall bei der LINKEN)


Die heimlichen Spitzelmaßnahmen, die das BKA
urchführen soll, werden ergänzt durch den Ausbau des
KA zu einer nationalen Superpolizeibehörde, die im
orfeld möglicher Straftaten ermittelt. Per sogenanntem
elbsteintrittsrecht soll das BKA die Bürger anstelle der
änderpolizeien bzw. ergänzend observieren, kontrollie-

en, in Gewahrsam nehmen oder Platzverweise gegen sie
ussprechen können.


(Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Platzverweise! Das ist ja unerhört!)


as da geschaffen wird, ist eine geheim ermittelnde
taatspolizei. Das ist nun wirklich das Allerletzte, was
ir brauchen können.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Sprechen Sie lieber über die SED! Da verstehen Sie mehr von!)


Ich will noch ein paar Worte zur SPD sagen, die mei-
er Meinung nach heute eine absolut lächerliche Vorstel-
ung gibt. Erst täuscht sie großmäulig vor, den Innen-
inister Schäuble stoppen zu wollen, gibt dann aber, wie

o oft in ihrer Geschichte, klein bei. Dieser Gesetzent-
urf ist im Kabinett einstimmig beschlossen worden,
it den Stimmen aller Minister. Jetzt hören wir, dass

achgebessert werden soll. Das halte ich für ein sehr
urchsichtiges, taktisches Manöver; denn es gibt bei die-
em schlechten Gesetz nichts nachzubessern.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn es so ist, dass Terroristen unsere Demokratie
efährden, dann kann ihnen überhaupt nichts Besseres
assieren, als dass die Bundesregierung ihnen diese Ar-
eit abnimmt, indem sie den Überwachungsstaat Schritt
ür Schritt weiter ausbaut und die Demokratie in diesem
and selbst preisgibt. Deswegen fordern wir von der
inken: Das Gesetz muss weg. Wir werden auf jeden
all dagegen stimmen.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: So was von daneben!)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617001000

Das Wort hat nun Wolfgang Wieland, Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617001100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die erste

Frage muss doch lauten: Brauchen wir dieses Gesetz?


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Ja!)


Hat das BKA bisher nur Däumchen gedreht und Kaffee
getrunken, Herr Kollege Hofmann? Sind uns die Terro-
risten auf der Nase herumgetanzt? Hat der Bundesinnen-
minister, der inzwischen seit zweieinhalb Jahren im Amt
ist, angesichts einer riesigen Sicherheitslücke nur zuge-
sehen? Das hat er natürlich nicht getan. Dieses Gesetz ist
aus Sicherheitsgründen so notwendig wie ein Kropf. Es
schafft neue Unsicherheiten durch Überzentralisierung
und ein unkoordiniertes Nebeneinander von Bundespoli-
zei und Länderpolizeien.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Fritz Rudolf Körper [SPD]: Keine Ahnung!)


Vor allem schafft dieses Gesetz aber – und das ist das
Schlimme – eine neue Art von Polizei, die gleichzeitig
Ihr neuer Geheimdienst ist.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: So ist es!)


Ich rede nicht von Geheimpolizei, schon gar nicht von
geheimer Staatspolizei – wirklich nicht. Die haben wir
nicht, und die werden wir auch nicht bekommen. Aber
wir bekommen ein Bundeskriminalamt, das alles kann,
was auch das Bundesamt für Verfassungsschutz kann,
aber keinerlei parlamentarischer Kontrolle unterliegt:
keine G-10-Kommission, kein Parlamentarisches Kon-
trollgremium. Man kann sicher darüber streiten, ob diese
Form der Kontrolle funktioniert. Der Innenausschuss
kann das nicht leisten. Das wissen Sie doch auch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Man bringt hier eine Monsterbehörde auf den Weg. Wir
werden uns noch alle die Augen reiben. Das ist meine
Prophezeiung.

Wir hören von Präsident Ziercke und anderen immer
wieder den schönen Satz: Niemand hat die Absicht, ein
deutsches FBI zu schaffen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Aber genau das wird am Ende stehen. Sie wollen, dass
wir uns heute auf diesen Weg begeben. Der Bundes-
innenminister wäscht seine Hände in Unschuld: Ich
folge doch nur einem Auftrag des Bundesverfassungsge-
richts. Das klingt, als hätte er damit gar nichts zu tun, als
hätten die Union und er diesen Auftrag im Rahmen der
Föderalismuskommission nicht selbst formuliert. Sie
wollen es. Sie wollen die jahrzehntealte föderale Ba-
lance in unserem Staat aus den Angeln heben und nicht
zur Kenntnis nehmen, dass wir in diesem Bereich gut

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(C (D ufgestellt waren und sind. Denn wenn Sie es zur Kenntis nähmen, müssten Sie begründen, warum wir dieses eue Gesetz brauchen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


as BKA wird nun nicht nur von dem Konzert mit den
änderpolizeien, sondern auch von der Generalbundes-
nwältin abgekoppelt.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Quatsch!)


Natürlich ist es so. Es ist nur noch vom Benehmen die
ede; da wird gar nichts notwendig sein.


(Dr. Max Stadler [FDP]: So ist es!)


as BKA kann bestimmen, wann es informiert. Es kann
uch bestimmen, wann und ob es die Generalbundesan-
ältin überhaupt informiert.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Auch Quatsch!)


Nein, genau das ist gewollt.

Man will sich doppelt befreien und doppelt entgren-
en. Man will ins Vorfeld. Die schlimmsten Visionen aus
en 70er-Jahren, die damals noch gestoppt werden konn-
en, sollen jetzt umgesetzt und wahr werden. Wenn es so
ommt, ist das ein ganz trauriger Tag für die Bürger-
echte in diesem Land.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Jetzt übertreiben Sie aber!)


ir haben schon vieles über die Befugnisse gehört. Al-
es „Worst of“ – Kollegin Piltz hat es zum Teil schon
esagt –: Schleierfahndung, Rasterfahndung, IMSI-
atcher, Wanze außerhalb der Wohnung und innerhalb
er Wohnung, Spähangriff aus der Wohnung, staatliche
eepshow und Onlinedurchsuchungen, wobei das Urteil
es Bundesverfassungsgerichtes nicht einmal eins zu
ins umgesetzt ist. Das alles wird kommen.

Dann wird gesagt, man schütze die Berufsgeheimnis-
räger. Auch dies stimmt nicht. Lesen Sie § 20 c Abs. 3:
ei Gefahr für Leib, Leben, Freiheit oder sogar für das
taatsganze hat niemand mehr ein Auskunftsverweige-
ungsrecht. Wir als Parlamentarier nicht, der Strafvertei-
iger nicht und der Geistliche nicht. Das ist eine Art
leichbehandlung im Unrecht; das ist grotesk. Sie haben
ier tatsächlich Absurdistan auf den Tisch gelegt, Herr
ollege Wiefelspütz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das legen Sie hier vor und sagen: Wir schaffen ja gar
ichts Neues. Natürlich schaffen Sie etwas Neues. Die
ompetenzen, die die Länderpolizeien in Ausnahmefäl-

en, zum Beispiel bei Geiselnahmen, zum Teil haben
keine Länderpolizei hat alle Kompetenzen, die hier

orgeschlagen werden –, sollen jetzt die tägliche Arbeit
es BKA werden. Die Gefahr des internationalen Ter-
orismus wird – da brauche ich kein Schwarzseher zu
ein – die nächsten 20 Jahre bestehen. Das heißt, das






(A) )



(B) )


Wolfgang Wieland
BKA wird mit diesem ganzen Instrumentarium arbeiten
können; es soll auch arbeiten. Das verändert die Polizei-
arbeit grundsätzlich. Polizei wird nicht mehr Länder-
sache, sondern Bundessache sein. Das schafft eine völlig
neue Qualität von Polizeiarbeit.

Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger hat vor
nunmehr 30 Jahren das Folgende über den damaligen
BKA-Präsidenten Horst Herold geschrieben – ich
zitiere –:

… mutet es wie ein blutiger Treppenwitz an, daß es
die Polizisten sind, die als letzte an einem Großen
Entwurf basteln. Sie wollen uns ein Neues Atlantis
der allgemeinen Inneren Sicherheit bescheren, ei-
nen sozialdemokratischen Sonnenstaat, … gelenkt
und gesteuert von den allwissenden und aufgeklär-
ten Hohepriestern des Orakels von Wiesbaden.
Diese Vorstellung ist nicht nur makaber, sondern
auch lächerlich. Wie vor ihr andere und rühmli-
chere Menschheitsträume wird Dr. Herolds Utopie
… ein klägliches Ende nehmen.

Ersetzen wir Dr. Herold durch Dr. Schäuble und pro-
phezeien: Dieser Anlauf zu einem allgegenwärtigen, all-
zuständigen und allwissenden BKA wird ebenfalls ein
klägliches Ende nehmen. Tun wir alles, dass es so
kommt!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617001200

Das Wort hat nun Wolfgang Bosbach, CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Wolfgang Bosbach (CDU):
Rede ID: ID1617001300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zunächst

vielleicht einige wenige Anmerkungen zu dem, was in
der bisherigen Debatte gesagt worden ist. Frau Kollegin
Piltz, das Gesetz soll Ihrer Auffassung nach das Recht
auf einen Erstschlag aufgrund vagen Verdachts geben.
Das ist bösartig. Sie sollten einmal das, was Sie hier kri-
tisieren, mit den Polizeigesetzen der Länder, in denen
die FDP politische Verantwortung trägt, vergleichen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ein Beispiel: die akustische und optische Wohn-
raumüberwachung. Ist sie in Nordrhein-Westfalen zu-
lässig? Selbstverständlich ist sie zulässig,


(Gisela Piltz [FDP]: Nein! So nicht! – Dr. Max Stadler [FDP]: Nein! Nicht in dieser Form!)


und zwar aus guten Gründen. Die FDP denkt auch gar
nicht daran, das zu ändern.


(Gisela Piltz [FDP]: Das liegt übrigens an der CDU und nicht an der FDP! – Gegenruf des Abg. Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Aha! Die Koalition ist also ein Sklavendienst!)


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(C (D ass Sie aber das, was Sie der Landespolizei in Nordhein-Westfalen zur Bekämpfung der allgemeinen Kriinalität zugestehen, dem Bundeskriminalamt zur Be ämpfung des internationalen Terrorismus verweigern ollen, das ist geradezu politisch unanständig. Herr Kollege Ströbele, Sie haben gerade gefragt – das ar keine rhetorische Frage, sondern sie war ernst geeint –: Was hat sich eigentlich von Rot-Grün zur Gro en Koalition geändert? Herr Wiefelspütz, auf diese rage hätten Sie auch kürzer antworten können. (Clemens Binninger [CDU/CSU]: Oh ja! Das stimmt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ir haben jetzt einen Innenminister, der die Verfassung
rnst nimmt. Genau das hat sich geändert.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Oh! Oh! – Na ja!)


ie Onlinedurchsuchung ist nicht von Wolfgang
chäuble eingeführt worden. Die Onlinedurchsuchung

st vom Innenminister einer rot-grünen Bundesregierung
ingeführt worden.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ja! Von den Sozialdemokraten! Die waren es!)


olfgang Schäuble will sie auf eine verfassungsrecht-
ich sichere Grundlage stellen. Genau das hat sich geän-
ert.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Aha! Herr Schily hat also die Verfassung nicht ernst genommen!)


Frau Kollegin Jelpke, Sie sagten, Deutschland sei
eltmeister beim Abhören. Hier irren Sie. Wir waren

inmal Weltmeister beim Abhören. Diesen Staat haben
ir aber Gott sei Dank abgeschafft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei Abgeordneten der LINKEN)


uf deutschem Boden gab es einmal einen totalitären
berwachungsstaat. Für die politischen Verhältnisse tru-
en damals diejenigen die Verantwortung, die Ihre poli-
ischen Vorbilder sind und die Sie heute noch anhim-
eln. So etwas darf sich nicht wiederholen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Es lohnt sich, auf den Kollegen Wieland einzugehen.
ir sind politische Konkurrenten, und wir haben in vie-

en Fragen unterschiedliche Auffassungen. Aber zumin-
est bemühen Sie sich redlich, sich argumentativ mit
em Grund dieses Gesetzes auseinanderzusetzen.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Aber auch nur ab und zu!)


Es ist notwendig, die Frage „Warum?“ zu stellen. Wa-
um? Wir dürfen die Bedrohungslage nicht dramatisie-
en. Wir dürfen die Bedrohungslage aber auch nicht ba-
atellisieren. Wir haben in unserer Geschichte bereits
ittere Erfahrungen mit dem Kampf gegen den Terroris-






(A) )



(B) )


Wolfgang Bosbach
mus gemacht. Aber der heutige Kampf gegen den inter-
nationalen Terrorismus unterscheidet sich fundamental
vom Kampf gegen den RAF-Terror der 70er- und 80er-
Jahre.

Ich will nur drei Punkte nennen:

Erstens. Es wird nicht selten gesagt, bislang habe der
Terrorismus einen Bogen um Deutschland geschlagen.
Das ist falsch. Durch den RAF-Terror der 70er- und
80er-Jahre haben insgesamt 34 Menschen ihr Leben ver-
loren. 34 Menschen sind Opfer des RAF-Terrors gewor-
den. Wir haben uns damals redlich bemüht, die Men-
schen, die in Gefahr waren, so gut es ging zu schützen.
34 Mal ist es uns nicht gelungen. Durch den internatio-
nalen Terrorismus der letzten Jahre sind bereits über
50 Deutsche ums Leben gekommen, unter anderem auch
am 11. September 2001. Es ist schlicht falsch, zu be-
haupten, dass noch keine Deutschen Opfer dieses Ter-
rors geworden sind.

Zweitens. Sieben Anschläge haben wir in der Bundes-
republik Deutschland vereiteln können, oder sie sind
fehlgeschlagen. Es ist grober Unfug, zu behaupten, dass
wir dieses Gesetz nicht brauchen, da diese Zahl ja be-
lege, dass wir auf der sicheren Seite sind. Manche Atten-
tate sind nur deshalb gescheitert, weil wir pures Glück
hatten. Dass die geplanten Kofferbombenanschläge von
vor zwei Jahren gescheitert sind, war kein Ermittlungs-
erfolg der Polizeibeamten, sondern das lag am hand-
werklichen Ungeschick der Bombenbauer.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und was hätten wir mit diesem Gesetz verhindern können?)


Gott sei Dank waren sie ungeschickt! Dass wir sie später
gefasst haben – Stichwort: Trikot von Michael Ballack
mit der Nummer 13 –, verdanken wir der Videoüberwa-
chung, also einer Maßnahme, die Sie ständig bekämp-
fen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dritter Punkt. Warum ist die Lage heute eine andere
als in den 70er- und 80er-Jahren? Im Visier der Terroris-
ten von damals standen die Spitzen von Staat und Ge-
sellschaft: Politiker, hohe Militärs und Wirtschaftsführer.
Der Staat hat sich darum bemüht, sie zu schützen. Der
Terror von heute hat Soft Targets, weiche Ziele, im
Visier, sodass die gesamte Bevölkerung in Gefahr ist.
Den Terroristen ist es im Grunde egal, wer ums Leben
kommt. Eine möglichst große Zahl von Menschen mit
möglichst geringem Aufwand zu töten, das ist das Ziel.
Das macht die Abwehr dieser terroristischen Bedrohung
natürlich wesentlich schwieriger als die Abwehr des Ter-
rors der 70er- und 80er-Jahre.

Wir haben es darüber hinaus mit einem völlig neuen
Tätertyp zu tun. Die RAF-Terroristen wollten davon-
kommen. Sie wollten nicht gefasst werden. Heute haben
wir es mit Selbstmordattentätern zu tun. Täter, die bereit
sind, sich selbst zu töten, um andere zu ermorden, kann
man nicht mit den Mitteln des Strafrechts von der Tatbe-
gehung abhalten. Selbst die Todesstrafe – ich bin ein ent-
schiedener Gegner der Todesstrafe –


(Beifall des Abg. Hellmut Königshaus [FDP])


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(C (D ätte überhaupt keine abschreckende Wirkung auf diejeigen, die bereit sind, zu sterben, um andere zu ermoren. Deswegen ist es so wichtig – nur darum geht es bei iesem Gesetz –, dass wir die Rechtslage der Bedroungslage anpassen. Dem Terroristen genügt es, einmal rfolg zu haben, der Staat muss bei der Gefahrenabwehr mmer erfolgreich sein. Dass wir uns dabei streng an die renzen der Verfassung halten müssen, ist selbstver tändlich; darüber muss man mit uns nicht diskutieren. as Gesetz ist kein Allheilmittel; das würde der Bundes nnenminister nie behaupten. Die Polizei braucht die notwendige personelle Austattung. Es kann nicht sein, dass wir der Polizei ständig eue Aufgaben auferlegen und gleichzeitig Personal abauen. Deswegen hat das jedenfalls der Bund in den etzten Jahren nicht getan, ganz im Gegenteil. Ich füge inzu: Schon unter Rot-Grün ist damit begonnen woren, die Personalausstattung deutlich auszubauen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir brauchen auch die notwendige technische Aus-
tattung. Ich sage jetzt etwas, bei dem der eine oder an-
ere die Nase rümpfen wird; aber es hilft nichts, drum
erumzureden. Wir ergreifen Maßnahmen, und natürlich
ann man immer fragen: Ist das wirklich notwendig? Ein
eispiel: Wir sind alle Vielflieger. Wir kennen das alle:
ir kommen an die Personenkontrolle und sehen, wie

ich 80-jährige Duttträgerinnen verzweifelt an ihre
hampooflasche klammern,


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Gisela Piltz [FDP]: Das ist kein Büttenrede!)


enn ihnen erklärt wird, dass sie das Shampoo nicht mit
n Bord nehmen dürfen, weil daraus möglicherweise
prengstoff hergestellt werden könnte. Gleichzeitig
ringt es die zweitgrößte Industrienation der Erde nicht
uf die Reihe, endlich flächendeckend abhörsicheren
igitalfunk einzuführen.


(Gisela Piltz [FDP]: Genau!)


as ist ein Unding, und das werden wir dank der Bemü-
ungen von Wolfgang Schäuble und seinem Hause noch
n dieser Wahlperiode ändern.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Personal und Technik sind aber nicht alles: Wir brau-
hen auch das notwendige rechtliche Instrumenta-
ium. Wir wollen dem Bundeskriminalamt die Befug-
isse geben, die die Landespolizeibehörden schon seit
ber 60 Jahren haben. Wir gehen darüber hinaus, das ist
ichtig, und zwar bei der Onlinedurchsuchung. Aber die
eltende Rechtslage ist doch geradezu kurios: Wenn ein
chweres Verbrechen geschehen ist, wenn ein Anschlag
rfolgt ist und viele Opfer zu beklagen sind, dann hat das
undeskriminalamt nach der Strafprozessordnung die
efugnisse, die die Polizeibehörden der Länder auch ha-
en. Wenn es aber darum geht, eine terroristische Gefahr
m Vorfeld abzuwehren, also zu verhindern, dass jemand
terben muss, darf das Bundeskriminalamt bis zur
tunde nichts. Wenn ein BKA-Beamter zum Zwecke der






(A) )



(B) )


Wolfgang Bosbach
Gefahrenabwehr käme und sagen würde: „Herr Wieland,
zeigen Sie mal Ihren Ausweis!“ – das ist eine der
24 Eingriffsbefugnisse –, dürften Sie sagen: Zeigen Sie
mir doch erst mal Ihren!


(Gisela Piltz [FDP]: Das darf man sowieso sagen! – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir ändern die Rechtslage nicht aus lauter Jux und
Tollerei, sondern aufgrund von ganz konkreten Vor-
kommnissen der letzten Jahre. Es kommt häufig vor,
dass das Bundeskriminalamt Hinweise aus dem Ausland
bekommt, dass ein Attentat in Deutschland bevorsteht.
Wir wissen häufig nicht, wo dieser Anschlag realisiert
werden soll. Berlin, Nordrhein-Westfalen oder Bayern,
wer soll da zuständig sein? Dann muss doch unser größ-
tes Kriminalamt in der Lage sein – es rechtlich dürfen –,
diese Gefahr abzuwehren. Darum geht es. Es geht nicht
darum, ein deutsches FBI zu schaffen, bei dem der
BKA-Beamte, wenn er am Tatort eintrifft, den örtlichen
Polizisten beiseiteschiebt, den Fall an sich zieht und am
Ende – das wissen wir aus den einschlägigen amerikani-
schen Spielfilmen – der Täter ohnehin vom Dorfsheriff
überführt wird.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird kommen!)


Es geht darum, dass das Bundeskriminalamt dann eine
Befugnis bekommt, wenn die Zuständigkeit eines Lan-
des nicht erkennbar ist. Wo kein Bundesland zuständig
ist, kann man keine Zuständigkeit verdrängen. Ferner
soll das BKA eingreifen dürfen, wenn ein Bundesland
um Unterstützung und Hilfe bittet.

In einem Punkt gehen wir darüber hinaus: bei der so-
genannten Onlinedurchsuchung. Die Onlinedurchsu-
chung ist strittig. Genauso strittig war die Einführung
der akustischen Wohnraumüberwachung. Die Wortkas-
kaden, die heute gegen die Onlinedurchsuchung ange-
führt werden, kenne ich aus der Debatte über die Einfüh-
rung der akustischen Wohnraumüberwachung.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: So ist es!)


Sie bejubeln zu Recht, dass wir am 4. September letzten
Jahres im Sauerland drei mutmaßliche Attentäter fassen
konnten. Mann muss aber hinzufügen: dank der akusti-
schen Wohnraumüberwachung, die Sie immer bekämpft
haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Als die akustische Wohnraumüberwachung eingeführt
wurde, hieß es, jetzt seien wir auf dem Weg in den Über-
wachungsstaat, demnächst könne kein Bundesbürger
mehr sicher sein vor den Mikrofonen des Staates.

Mittlerweile haben wir fast zehn Jahre Erfahrung. In
den ersten drei Jahren – vor der einschlägigen Entschei-
dung des Bundesverfassungsgerichts über den Kernbe-
reich – gab es im Schnitt 27 akustische Wohnraumüber-
wachungen. 2005 gab es sechs Überwachungen, 2006
waren es zwei. Ich sage Ihnen: Mit zwei Wohnraumüber-
wachungen im Jahr bei 46 Millionen Haushalten sind

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(C (D ir noch ein ganzes Stück von einem Überwachungstaat entfernt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Carl-Christian Dressel [SPD])


Unsere Polizei geht sehr zurückhaltend mit neuen
ingriffsbefugnissen um. Wir stärken unseren Rechts-
taat und wollen ihn nicht aus den Angeln heben. Unsere
olizistinnen und Polizisten haben kein Misstrauen, son-
ern Vertrauen und unseren Dank verdient.

Danke fürs Zuhören.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617001400

Das Wort hat nun Max Stadler von der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1617001500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Der Streit zwischen der CDU/CSU und der SPD um
as neue Gesetz über das Bundeskriminalamt ist ein
eutliches Zeichen für die Handlungsunfähigkeit der
oalition in der Innenpolitik.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Ja, ja, das hätten Sie gerne!)


llerdings hat diese Zerstrittenheit in dem speziellen
all ihr Gutes: Jeder, der sich um den Schutz der Bür-
errechte sorgt, muss froh sein, wenn dieser Gesetzent-
urf so am Ende nicht verabschiedet wird.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir sind allerdings skeptisch, ob der in dieser Woche
euerdings von Herrn Wiefelspütz formulierte Wider-
pruch der SPD wirklich ernst gemeint ist. Frau Justiz-
inisterin Zypries, es trifft sich gut, dass Sie der Debatte

ier beiwohnen; denn Sie haben in der Öffentlichkeit
onatelang mit Erfolg den Eindruck erweckt, als seien
ie eine entschiedene Gegnerin heimlicher Onlinedurch-
uchungen von privaten Computern. Jetzt haben Sie im
abinett einem Gesetzentwurf zugestimmt, der genau
iese tief in die Privatsphäre eingreifende Maßnahme
einhaltet. Daher sind wir im Zweifel darüber, ob das,
as die SPD macht, wirklich mehr als ein taktischer Wi-
erstand ist.

Herr Minister Schäuble, es geht hier keineswegs da-
um, wie bei einem Puzzle aus den verschiedenen Lan-
espolizeigesetzen die dort formulierten Befugnisse zu
inem BKA-Gesetz zusammenzufügen, sodass das
anze nur eine Sammlung ohnehin bestehender Normen

uf Bundesebene wäre. Es geht vielmehr um eine grund-
ätzliche Änderung des Sicherheitssystems, und zwar
n einer Weise, die wir als FDP entschieden ablehnen.


(Beifall bei der FDP)


Ich nenne Ihnen auch die Hauptgründe. Man könnte
a über viele Punkte sprechen. Frau Piltz hat unsere Kri-
ik an der heimlichen Onlinedurchsuchung zu Recht






(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler
schon erwähnt. Ich will mich hier jetzt auf drei Kernge-
sichtspunkte beschränken:

Erstens. Die Polizei ist im Grundgesetz aus gutem
Grunde als Ländersache definiert. Mit diesem Gesetz-
entwurf wird ohne Not in die bewährte Arbeit der Lan-
deskriminalämter und der Landespolizeien eingegriffen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


Kompetenzstreitigkeiten und Reibungsverluste werden
die Folge sein. Die Abgrenzungskriterien sind unscharf.
Ich sage Ihnen: Das ist kein Sicherheitsgewinn, sondern
ein ungerechtfertigtes Misstrauen gegenüber der ausge-
zeichneten Arbeit der Landespolizeien. Das ist das, was
Sie hier veranstalten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Die Länder sehen das aber anders! Sonst hätten sie nicht zugestimmt!)


Zweitens. Durch dieses Gesetz wird eine Fülle von
Grundrechtseingriffen ohne ausreichende Begrenzung
zugelassen. Lieber Kollege Wolfgang Bosbach, das ist
eben keine einfache Übernahme von Vorschriften, die in
den Ländern entsprechend definiert sind. Wenn man et-
was genauer hinschaut, dann erkennt man, dass das BKA
Eingriffsbefugnisse erhält, für die die Voraussetzungen
bei Weitem nicht so streng sind.

Ich nenne als Beispiel den sogenannten Spähangriff,
also die Videoüberwachung von Wohnungen. Jeder wird
ja wohl zustimmen, dass das ein immenser Eingriff in
die Privatsphäre bzw. sogar in die Intimsphäre ist. In
Landespolizeigesetzen wird dafür immerhin die Abwehr
einer gegenwärtigen Gefahr für Leib und Leben ver-
langt. Das ist in Ihrem Entwurf des BKA-Gesetzes ge-
rade nicht der Fall. Dies ist ein Beispiel dafür, dass Sie
hier Grundrechtseingriffe zulassen und keineswegs die
bewährte Polizeirechtstradition übernehmen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn man sich zugleich vor Augen führt, dass das
Bundeskriminalamt jetzt weit in den präventiven Be-
reich hinein tätig werden darf – das heißt, es wird dort
vorbeugend tätig, wo noch gar keine konkreten Strafta-
ten drohen –, und wenn man bedenkt, dass dieser Be-
hörde Maßnahmen gestattet werden, die vom Typ her
nachrichtendienstlicher Art sind, dann kommt man eben
zu dem Ergebnis – das ist unsere Bewertung –: Sie
schaffen eine Mischform von Polizei- und Nachrichten-
dienst und verstoßen damit zugleich in eklatanter Weise
gegen den bewährten Grundsatz der Trennung von Poli-
zeiarbeit und nachrichtendienstlicher Arbeit. Das ist un-
ser zweiter Einwand.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


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(C (D Ich nenne drittens noch ein kleines, aber markantes eispiel, wie Sie mit den Grundrechten der Bürgerinnen nd Bürger umgehen. Wenn gegen eine Person heimlich orgegangen und in die Grundrechte eingegriffen wird das betrifft nicht nur Verdächtige, sondern auch viele ndere Personen –, dann kann man zumindest erwarten, ass anschließend eine Benachrichtigung erfolgt, damit an sich gerichtlich zur Wehr setzen kann. icht einmal das ist in Ihrem Gesetzentwurf sichergetellt. (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das werden wir sicherstellen! Darauf können Sie sich verlassen!)


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: So ist es!)


arin liegt ein eklatanter Verstoß gegen Art. 19 Abs. 4
es Grundgesetzes.


(Beifall bei der FDP)


Die Liste der Kritikpunkte ließe sich beliebig fortset-
en. Ich komme zu dem Fazit: Die Koalition hat einen
esetzentwurf vorgelegt, der die bewährte Sicherheits-

truktur im föderalistischen Staatsaufbau zerstört, der
einen erheblichen Sicherheitsgewinn bringt, der aus
em Bundeskriminalamt eine Mischform zwischen Poli-
ei und Nachrichtendienst macht und der in Teilen offen-
undig verfassungswidrig ist. Wir stimmen dem Gesetz-
ntwurf keinesfalls zu.


(Beifall bei der FDP)


Ich komme zum Schluss. Herr Minister Schäuble, vor
rei Wochen haben Sie in der Akademie für Politische
ildung in Tutzing Ihre Vorstellungen der Sicherheits-
olitik dargelegt. Dort hat am selben Tag der Präsident
es Bundesverfassungsgerichts, Professor Papier, ge-
prochen. Er hat seinen sehr bemerkenswerten Vortrag
it einem bekannten Zitat des Philosophen Spinoza be-

onnen: „Der Zweck des Staates ist in Wahrheit die Frei-
eit.“ Zu diesem Staatszweck leistet Ihr Gesetzentwurf
einen Beitrag.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617001600

Das Wort hat nun Frank Hofmann, SPD-Fraktion.


Frank Hofmann (SPD):
Rede ID: ID1617001700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! Ich möchte als zweiter Red-
er der SPD einige Punkte herausgreifen, die gerade von
er Opposition angesprochen worden sind. Ich beginne
it der Frage, ob die Entwicklung einer Behörde wie

em BKA nicht auch davon abhängig ist, wie sich die
riminalität entwickelt.

Ein Blick zurück auf die Entwicklung des BKA
eigt: Im Zuge des RAF-Terrorismus in den 70er-Jahren
urde 1975 eine eigene Abteilung zur Terrorismusbe-
ämpfung eingerichtet. Als in den 80er-Jahren das Dro-






(A) )



(B) )


Frank Hofmann (Volkach)

genproblem unserer Gesellschaft sichtbar wurde, wurde
1983 der erste Verbindungsbeamte nach Thailand ge-
schickt. Heute haben wir fast auf der ganzen Welt Ver-
bindungsbeamte. 1986 wurde die Abteilung Rauschgift-
bekämpfung eingerichtet.

Nach dem 11. September 2001 haben wir in Deutsch-
land das Gemeinsame Terrorismusabwehrzentrum einge-
richtet. Im Bundeskriminalamt entstand eine Abteilung
Internationale Koordinierung, weil die Globalisierung
der Wirtschaft auch eine Globalisierung der Kriminalität
nach sich gezogen hat.

2007 wurde die Antiterrordatei in Betrieb genommen.
Die jetzt geplante Neuausrichtung des Bundeskriminal-
amts ist die Antwort auf die Herausforderungen und Be-
drohungen durch den internationalen Terrorismus. Der
Gesetzgeber hat also schon immer die Sicherheitsarchi-
tektur der Kriminalitätsentwicklung angepasst. Das ist
gut so.

Die Gefahr des internationalen Terrorismus – darin
sind wir uns alle einig – darf nicht unterschätzt werden.
Wenn wir seit 2001 sieben Terroranschläge in Deutsch-
land verhindern konnten – darunter auch die zwei ge-
planten Kofferbombenanschläge auf die Regionalbahn-
züge der Deutschen Bahn 2006 –, dann müssen wir
wissen: Wir haben auch Glück gehabt. Es lag nicht nur
daran, Herr Ströbele, dass Rot-Grün das Richtige getan
hat, sondern wir haben auch Glück gehabt. Aber auf
Glück alleine will ich mich nicht verlassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Im Verfassungsschutzbericht 2007 wird der islamisti-
sche Terrorismus als eine der größten Gefahren für die
innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland ange-
sehen. Wir können nicht davon ausgehen, dass das mor-
gen anders ist. Der internationale Terrorismus ist im
Herzen Europas angekommen. Wir dürfen nicht immer
nur den Blick auf die USA und die Anschläge vom
11. September 2001 richten. Schauen Sie sich die Atten-
tate in Madrid an. Schauen Sie sich an, was in London
passiert ist. Daran sieht man, dass der Terrorismus in
Europa angekommen ist und wie schwer diese An-
schläge waren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Hier wurde die Frage gestellt – Herr Wieland, Sie ha-
ben es angesprochen –: Braucht das BKA für diesen Be-
reich eine Gefahrenabwehrkompetenz? Das BKA ist
zentraler Ansprechpartner für alle Polizeien des Auslan-
des. Wenn ein Hinweis auf eine terroristische Gefahr aus
dem Ausland kommt, dann erreicht er zuerst das Bun-
deskriminalamt. Aber die Polizei aus dem Ausland er-
wartet, dass das BKA dann auch handeln kann. Bis heute
kann das BKA nicht handeln. Jede kleine Polizeidienst-
stelle könnte eine Personenüberprüfung oder Observa-
tion vornehmen, nicht aber das BKA. Das wollen wir
ändern, und zwar mit der eigenständigen Terrorabwehr-
kompetenz.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Wir geben dem BKA die Instrumente, die es braucht, m der terroristischen Bedrohung effektiv begegnen zu önnen. Dabei ändern wir – davon bin ich überzeugt – ichts an den grundsätzlichen Zuständigkeiten der Länerpolizeien für die Gefahrenabwehr. Diese Aufgabeneilung im föderalen System ist für uns wichtig und ertvoll. Das BKA ist verpflichtet, darüber zu informie en, wenn es im Bereich der Gefahrenabwehr tätig wird. nsonsten möchte ich lieber auf die praktische Zusamenarbeit zwischen den Polizeien schauen. Ich glaube, ier hat sich in den letzten 30 Jahren sehr viel getan. Meine Befürchtungen sind, dass sich Differenzen ereben könnten, wenn es darum geht, wer die Ermittungserfolge als seine eigenen verkaufen darf. (Heiterkeit des Abg. Fritz Rudolf Körper [SPD])


ch habe Angst, dass die Politiker eher darüber streiten,
er als Erstes in die Medien kommt, was möglicher-
eise negative Auswirkungen auf die Zusammenarbeit
er Polizeien hat. Diese Eifersüchteleien sind für eine
edeihliche Zusammenarbeit der Polizeien eher schäd-
ich. Aber die Polizei selbst ist anders aufgestellt als in
en 70er-Jahren.

Ich kenne die Befürchtungen, dass es zu Doppelzu-
tändigkeiten kommen könnte, weil die Länder und das
KA zuständig sind. In den 70er-Jahren kam es bei der
chleyer-Fahndung gerade zu diesem Problem der Dop-
elzuständigkeit. Wer sich mit der Geschichte des deut-
chen Terrorismus beschäftigt hat, der weiß auch, dass es
amals den sogenannten Höcherl-Bericht gab. Darin
ird ausgeführt, dass die Doppelzuständigkeit zu den
ekannten Fehlern geführt hat.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie verhalten wir uns jetzt?)


Wir sollten jetzt einmal schauen, wie das damals im
auerland war und wie viele Polizeien da zusammenge-
rbeitet haben. Herr Stadler, in den letzten 30 Jahren hat
ich die Zusammenarbeit der Polizeien sehr stark ge-
ndert, weil sie sich ändern musste, weil sich die Krimi-
alität weiterentwickelt hat. Die Polizeien haben dazu-
elernt, sie kennen sich besser, und sie arbeiten besser
usammen. Sie haben auch dadurch, dass die Angehöri-
en des höheren Dienstes der Polizei gemeinsam ausge-
ildet werden, eine völlig andere Struktur als noch in
en 60er- oder 70er-Jahren. Ich glaube, dass heute die
usammenarbeit keine Ausnahme mehr wie in den 70er-
ahren ist, sondern tägliche Routine. Deswegen habe ich
eine Angst vor Doppelzuständigkeiten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was wir in diesem Bereich auch brauchen, ist eine
valuierung. Wir brauchen möglicherweise auch für
en neuen Bereich der Onlinedurchsuchung eine Eva-
uierung und eine Befristung. Ich bin sehr gespannt, was
ie Sachverständigen, die wir meines Wissens im Sep-
ember einladen wollen, zu diesem Bereich sagen wer-
en.

Ich komme zu den Heimlichkeiten der polizeilichen
aßnahmen. Natürlich sind diese Maßnahmen heimlich.






(A) )



(B) )


Frank Hofmann (Volkach)

Müssen sie heimlich sein oder könnte man die Durch-
suchungen auch offen durchführen? Wir sollten uns da-
rüber im Klaren sein, dass wir dann, wenn die Polizei die
Durchsuchungen offen durchführen würde, nie an die
Hintermänner herankämen. Es gäbe nur einzelne Er-
folge. Wir hätten beispielsweise keine Möglichkeit, ver-
schlüsselte Festplatten zu knacken. Nur online ist es
möglich, über die Verschlüsselung hinwegzukommen
und Informationen zu erhalten. Deswegen ist es wichtig,
dass wir Onlinedurchsuchungen erlauben.

Trotz der Heimlichkeit solcher Durchsuchungen gibt
es eine Benachrichtigungspflicht, damit der Bürger
weiß, dass bei ihm etwas gemacht wurde. Nun kann es
Fälle geben, in denen verdeckte Ermittler im Einsatz
sind und deswegen eine Benachrichtigung selbst nach
ein, zwei Jahren noch nicht möglich ist. Darüber ent-
scheidet nach dem Gesetzentwurf ein Richter und nicht
die Verwaltung selbst. Nach fünf Jahren soll die Benach-
richtigungspflicht ganz entfallen. Dazu habe ich einen
Vorschlag: In solchen Fällen müssen wir, das Parlament,
darauf achten, ob das Instrument insgesamt ausgehebelt
wird oder nicht. Ich möchte als Gesetzgeber wissen, wie
die Benachrichtigung erfolgt ist. Darüber sollten wir dis-
kutieren; denn Art. 19 Abs. 4 des Grundgesetzes muss
weiterhin Bestand haben.


(Beifall bei der SPD)


Sie haben von Schleifen der Grundrechte, Kahlschlag
bei den Grundrechten, Überwachungsstaat, Rasterfahn-
dung, Wohnraumüberwachung und Deutschland als
Weltmeister bei der Telefonüberwachung gesprochen.
Wissen Sie eigentlich – das dürfte auch in der Bevölke-
rung weitgehend unbekannt sein –, wie viele Rasterfahn-
dungen das BKA in den letzten zehn Jahren durchge-
führt hat? Ganze zwei Rasterfahndungen gab es.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und die waren überflüssig! Die haben nichts gebracht!)


Dieses Instrument gibt es seit langer Zeit. Die Polizei
wartet nicht darauf, dass wir ihr Instrumente zur Verfü-
gung stellen, um dann mit Heerscharen irgendwo einzu-
dringen. Laut BKA, das ich gestern angerufen habe – ich
wollte es ganz genau wissen –, hat es von 2001 bis zum
zweiten Quartal 2007 sieben Wohnraumüberwachungen
durchgeführt, also im Schnitt eine Wohnraumüberwa-
chung pro Jahr. Wie kommen Sie angesichts dessen
dazu, von einem Überwachungsstaat zu reden?


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es sollen doch mehr werden!)


Stellen Sie sich einmal vor, die Polizei ginge genauso
vor wie Sie bei der Beurteilung! Die Polizei muss ihre
Annahmen auf Tatsachen stützen, wenn sie das Recht
auf Gefahrenabwehr in Anspruch nehmen will. Sie hin-
gegen stützen sich nicht auf Tatsachen, sondern vermu-
ten nur. So wie Sie darf die Polizei nicht arbeiten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Noch eine kurze Bemerkung zum Trennungsgebot.
Das Trennungsgebot ist uns weiterhin wichtig. Aber es

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(C (D tellt kein Informationsverbot dar. Dort, wo man zusamenarbeiten muss, müssen wir die rechtlichen Voraus etzungen schaffen. Das werden wir in diesem Fall auch un. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch ein Prolem ansprechen. Das ist das geeignete Verfahren im Beeich der Onlinedurchsuchung. Schon bei den Durchuchungen, die bereits durchgeführt werden, und zwar icht online, muss die Polizei den Kernbereichsschutz ewährleisten. Das macht sie mit eigenen Mitteln. Das undesverfassungsgericht sagt, dass wir hierfür ein geignetes Verfahren brauchen. Ich habe das Bundeskrimialamt gefragt, wie das Gesetz gestaltet werden soll. Die ntwort lautete: Wir wollen für das geeignete Verfahren inen oder mehrere Richter haben, die entscheiden, was ernbereichsrelevant ist oder nicht. Die Richter sagen azu: So viele Leute haben wir nicht. Ich habe dann den undesdatenschutzbeauftragten gefragt: Herr Schaar, önnen Sie das nicht übernehmen? Er hat geantwortet: ein, wir wollen in diesem Bereich nicht dabei sein, ondern quasi von oben draufschauen. Er will es also uch nicht machen. Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen. Es bleibt deshalb nichts anderes übrig – so lautet der orschlag –, als diesen Bereich mit zwei BKA-Beamten u besetzen. Ich denke, wir können in der Sachverständienanhörung hier noch wesentlich weiterkommen. Insgesamt bin ich davon überzeugt: Wir sind auf eiem guten Weg. Wir werden ein Gesetz verabschieden, as der SPD-Position, Sicherheitspolitik mit Augenmaß u betreiben, Rechnung trägt. Wir werden nach dieser lenardebatte die Sachverständigenanhörung vorberei en und das Vorhaben im September/Oktober zu einem uten Abschluss bringen. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat nun Ulrich Maurer, Fraktion Die Linke. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617001800
Frank Hofmann (SPD):
Rede ID: ID1617001900

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617002000


Ulrich Maurer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617002100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Man fragt

ich, welchen politischen Wirkmechanismen solche un-
eligen Gesetze unterliegen. Ich fand die Rede des Kol-
egen Wiefelspütz sehr erhellend. Er hat sie mit einer ge-
adezu devoten politischen Liebeserklärung an die
dresse des Herrn Innenministers und seines Koalitions-
artners begonnen. Das war etwas Neues auf dem Hei-
atsmarkt: Bleibt bei uns, geht nicht mit der FDP! Die zi-
kige SPD ist doch verlässlich im Umfallen, wenn es um
olche Eingriffe geht. – Das war die Eingangsbotschaft
es Kollegen Wiefelspütz. Das haben wir sehr wohl no-
iert. Das ist damit vergolten worden, dass der Kollege
osbach Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der






(A) )



(B) )


Ulrich Maurer
SPD, ordentlich getunkt hat. Ihre Leidensfähigkeit
scheint grenzenlos zu sein.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Ich will etwas in aller Deutlichkeit ansprechen, was in
dieser Debatte nicht zur Sprache gekommen ist. Sie be-
rufen sich bei Ihren Eingriffen in die Grundrechte auf
eine Bedrohungslage, die Sie wesentlich durch Ihre ei-
genen außenpolitischen und militärpolitischen Fehlent-
scheidungen herbeigeführt haben.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Das muss in diesem Kontext schon einmal angesprochen
werden. Das tut außer uns leider niemand.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil es falsch ist! – Zurufe von der CDU/CSU)


– Das sieht die Bevölkerung etwas anders als die Mehr-
heit, die sich hier versammelt hat. – Sie haben dieses
Land zur Kriegspartei eines asymmetrischen Krieges ge-
macht. Diese Bedrohungslage, die Sie selber mit herbei-
geführt haben, ist für Sie der Anlass, um in die Verfas-
sung einzugreifen. Das schreibe ich Ihnen ins
Stammbuch.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Was war denn am 11. September?)


Wenn der Herr Kollege Bosbach meint – das ist ja ein
beliebtes Muster –, die DDR bemühen zu müssen, dann
will ich Ihnen eines in aller entwaffnenden Offenheit sa-
gen: Ratio Ihrer Gesetze, die Sie hier vorlegen, ist, dass
der Zweck die Mittel heiligt.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Quatsch!)


– Doch, es ist die Ratio Ihres Gesetzes, dass die Be-
kämpfung des erklärten Staatsfeindes die Reduzierung
der Freiheitsrechte der Bürgerinnen und Bürger erlaubt.
Da befinden Sie sich in einer unseligen deutsch-deut-
schen Tradition, von der wir uns gelöst haben. –


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Lachen bei der CDU/CSU – Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU]: Da klatscht die SED aber!)


– Sie befinden sich genau in dieser Tradition. – Es war
eine bewusste Entscheidung der Mütter und Väter des
Grundgesetzes, es war eine Lehre aus der deutschen Ge-
schichte, eine föderale Polizei haben zu wollen, nicht ha-
ben zu wollen den Einsatz der Bundeswehr im Innern,
nicht haben zu wollen eine zentralisierte Staatspolizei.
Diese Richtungsentscheidung, die aus der deutschen Ge-
schichte resultiert, bringen Sie heute Schritt für Schritt
zu Fall. Das sind verfassungsgefährdende Bestrebungen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


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(C (D Das Wort hat nun Christian Ströbele, Fraktion ündnis 90/Die Grünen. (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Denken Sie an Rot-Grün!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617002200


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

uch ich fange mit dem Bundesinnenminister an


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Mit welchem? Dem rot-grünen?)


nd frage mich: Müssen Bundesinnenminister eigentlich
o sein, dass sie alle paar Wochen in den Deutschen
undestag kommen und dem Parlament die Aufgabe zu-
eisen wollen, neue Sicherheitsgesetze und Sicherheits-

nstitutionen unter Inkaufnahme der Einschränkung der
ürgerrechte einzuführen? Ist es nicht eigentlich Auf-
abe eines Bundesinnenministers, der als Verfassungs-
inister die Aufgabe hat, die Verfassung zu wahren und

u schützen, Freiheitsrechte in diesem Land auszudeh-
en und zu sichern? Hätte das Land nicht einmal einen
undesinnenminister verdient, der in den Bundestag
ommt und sagt: Ich habe die Dutzende von Sicherheits-
esetzen der letzten Jahrzehnte evaluieren lassen und
ine ganze Reihe gefunden, die überflüssig und gefähr-
ich sind und die nicht passen, wie zum Beispiel die Vor-
atsdatenspeicherung, die erst jüngst verabschiedet wor-
en ist und von der man inzwischen sagen kann, dass wir
urch den Telekom-Skandal etwas Neues gelernt haben,
nd jetzt ändern wir etwas und tun etwas für die Bürger
nd die Freiheitsrechte, indem wir das längst überfällige
atenschutzgesetz neu schaffen und den Datenschutz in
as Grundgesetz aufnehmen?


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das hat noch nicht einmal Wieland geschafft, als er Justizsenator in Berlin war! – Gegenruf des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber natürlich, Herr Benneter!)


as Land hat einen solchen Bundesinnenminister ver-
ient und nicht einen Bundesinnenminister, der seine
ufgabe immer nur in der Einschränkung von Freiheits-

echten sieht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich bin ja für eine Ministerin!)


Dieser Bundesinnenminister bringt uns eine Flut von
mmer neuen Gesetzen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Stimmt doch gar nicht!)


eute ist es das BKA-Gesetz, und wie ich höre, befindet
ich ein Gesetzentwurf zum Bundesamt für Verfassungs-
chutz in der Pipeline. Es wird immer so weitergehen.

Die entscheidende Frage ist, ob eine Notwendigkeit
ür diese Einschränkung der Bürgerrechte, für mehr






(A) )



(B) )


Hans-Christian Ströbele
Sicherheitsgesetze besteht. Drei Kollegen – insbeson-
dere von der SPD, aber auch Herr Bosbach – haben sich
bemüht, in diesem Zusammenhang Beispiele zu bringen.
Sie haben gesagt – und da ist ja etwas Richtiges dran –,
zumindest einmal scheint ein Anschlag nur deshalb nicht
stattgefunden zu haben weil – ich sage das ganz vorsich-
tig – wir Glück gehabt haben. Aber, Herr Bosbach und
Herr Hofmann, Sie machen den zweiten Schritt nicht.
Nehmen Sie doch einmal das BKA-Gesetz: Hätten wir
nicht auch dann Glück haben müssen, wenn es das
BKA-Gesetz damals schon gegeben hätte?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Allerdings!)


Hätte der Anschlag verhindert werden können, wenn es
die Videoüberwachung von Wohnungen oder die On-
linedurchsuchungen schon gegeben hätte? Auf diese
Frage können Sie nur eine Antwort geben: Nein.


(Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Nein, kann ich nicht! Ich weiß es nicht! Ich kann es nicht wissen!)


Denn die vermutlichen Täter, die jetzt Beschuldigten,
sind den Behörden nach dem damaligen Erkenntnisstand
überhaupt nicht aufgefallen. Sie standen gar nicht im Fo-
kus des Interesses der Behörden.


(Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Ja, weil wir keine Erkenntnismöglichkeiten hatten!)


Das heißt, Sie können nicht mit einem einzigen Beispiel
belegen – und Sie müssten eine ganze Kaskade von Bei-
spielen bringen –, dass diese erneute Einschränkung der
Freiheitsrechte in Deutschland notwendig ist.

Ich meine, der eigentliche Hintergrund dieses Gesetz-
entwurfs ist eine Philosophie, die wir allerdings nicht
teilen: nämlich dass der Staat über die Bürger möglichst
viel, am besten alles wissen soll, damit er möglichst im
Vorhinein ein abweichendes Verhalten einschätzen und
dann eingreifen kann. Wir wollen einen Staat, der das
Selbstbestimmungsrecht und nicht das Fremdbestim-
mungsrecht der Bürgerinnen und Bürger schützt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Gisela Piltz [FDP]: Das ist aber neu bei den Grünen!)


Wir wollen Gesetze, die garantieren, dass die Bürge-
rinnen und Bürger auch in Bezug auf Informationen über
sich selbst in erster Linie selbst entscheiden können –
und nicht der Staat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617002300

Das Wort hat nun Gert Winkelmeier.


Gert Winkelmeier (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617002400

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! In

den letzten Wochen und Monaten haben die Kritiker des

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(C (D KA-Gesetzes zu Recht scharfe Kritik formuliert. Da ar die Rede von „Ignoranz gegenüber den Grundrech en“, einem „deutschen FBI“, der „totalen Überwahung“, einem „schwarzen Tag für die Menschenechte“, einem „Tabubruch“ und einem „Sammelsurium er Grausamkeiten“. Diese Äußerungen stammten nicht ausschließlich von ppositionspolitikern und Datenschützern; sie kamen uch aus dem Lager der Koalition. Der Bundesinnenminister zeigte sich jedoch vor zwei ochen in diesem Parlament über alle Zweifel erhaben. as Einzige, was ihm während der Befragung der Bunesregierung einfiel, war, den internationalen Terrorisus zu beschwören. Diesmal musste er dafür herhalten, ass das BKA Befugnisse zur Gefahrenabwehr beommt. Die gibt es aber bereits in den Ländern; sie sind lso zentral gar nicht notwendig. Mit dem neuen BKA-Gesetz verändern Sie ohne Not ie Sicherheitsstruktur dieses Landes und kreieren eine uperbehörde mit Machtbefugnissen, die zukünftig nur ehr schwer demokratisch zu kontrollieren sein werden. inwände, die aus meiner Sicht absolut berechtigt sind, erunglimpfen Sie als Verunsicherung der Bevölkerung. ie machen es sich sehr einfach, Herr Minister. Eigent ich sind Sie es, der die Menschen in diesem Land beunuhigt. aum ein Wochenende vergeht, ohne dass Sie vor unichtbarem Terror warnen. Wie definieren Sie „Gefahren des internationalen errorismus“? Diese Frage lassen Sie in Ihren Äußeungen unbeantwortet, und sie bleibt auch in diesem Geetzentwurf offen. Die Gefahren sind abstrakt; aber das KA-Gesetz erlaubt konkrete Maßnahmen. Mir ist in en letzten Monaten immer deutlicher geworden, wesalb Ihre Sicherheitsstrategien immer größeren Widertand entfachen. Ihrer vermeintlichen Sicherheitsarchitektur fehlt jegiches – zumindest für die Öffentlichkeit sichtbares – undament. Ihre geschürte Angst vor dem sogenannten nternationalen Terrorismus entbehrt derzeit einer wirkich konkreten Grundlage. Es scheint vielmehr, als wollen Sie sich in einer ganz anderen Rolle sehen. Was chert Sie Ihre Verantwortung als deutscher Verfassungsinister? Sie wären doch viel lieber der deutsche Heiatschutzminister. Gerade weil Sie konkrete Kritik an diesem Gesetzenturf zurückweisen und Ihre Gefolgsleute in der Union uf eine möglichst schnelle Verabschiedung drängen, ill ich einige der wesentlichen Einwände noch einmal enennen: Das Gebot der Trennung zwischen Polizei und Geeimdiensten wird erheblich ausgehöhlt. Der Willkür erden damit Tür und Tor geöffnet. Erstmals seit dem nde der NS-Diktatur werden einer Sicherheitsbehörde ie Kompetenzen eines Nachrichtendienstes und polizeiiche Befugnisse zugestanden. Gert Winkelmeier Völlig unverdächtige Personen werden den Überwachungsmaßnahmen ausgesetzt, ohne je davon zu erfahren und ohne sich dagegen zur Wehr setzen zu können. Wurden bisher die akustischen und videotechnischen Überwachungsmaßnahmen noch unterbrochen, wenn der Kernbereich der privaten Lebensführung betroffen war, wird jetzt alles automatisch abgehört und gefilmt. Eventuell wird erst nach Sichtung gelöscht. Das Gleiche gilt für die Bundestrojaner der Onlinedurchsuchung. Künftig wird der Präsident des BKA befugt sein, solche Einsätze für eine Dauer von drei Tagen zu kontrollieren, ohne einen Richter zurate ziehen zu müssen. Seit dem gescheiterten NPD-Verbotsverfahren streiten wir über den Einsatz von V-Leuten. Dem Innenminister fällt nichts Besseres ein, als auch dem BKA den Einsatz solcher oft zweifelhafter Mittelsmänner zu gestatten. Glauben Sie wirklich, Herr Minister, dass Sie auf diesem Wege gerichtsverwertbare Informationen erhalten werden? Die Angst vor Verbrechen wie dem am 11. September 2001 ist längst nicht mehr so groß wie noch vor vier oder fünf Jahren. Es sind andere Sorgen, die die Menschen in diesem Land umtreiben. Der internationale Terrorismus ist für die Bevölkerung inzwischen ein nachgeordnetes Problem. Das sollten Sie einsehen. Ich kann Ihnen aber noch einen nicht ganz ernst gemeinten Tipp für eine Sicherheitslücke geben. Vor zwei Tagen erreichte uns die beunruhigende Nachricht, dass Kaffeemaschinen eines bestimmten Herstellers nicht mehr sicher seien: Hackern sei es möglich, die Einstellung für die Zubereitung entscheidend zu verändern. Bei dieser eklatanten Sicherheitslücke sollten Sie sich darüber Gedanken machen, inwieweit sich der internationale Terrorismus dieses Vakuum im System zunutze machen kann. (Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Mann, ist der lustig! Das ist ja ein wahnsinniger Gag gewesen! – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Da hilft nur kalter Kaffee!)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)





(A) )


(B) )


Um jetzt wieder ernst zu werden: Die sogenannte Si-
cherheitsarchitektur bedroht schon längst den Kernbe-
reich der privaten Lebensgestaltung. Onlinedurchsu-
chungen, die das Recht auf Privatsphäre unterwandern,
sind dafür das beste Beispiel. Der bisherige Vizepräsi-
dent des Bundesverfassungsgerichts, Winfried Hassemer,
hat dazu treffend formuliert – ich zitiere aus der Süd-
deutschen Zeitung vom 11. Juni dieses Jahres –:

Der Computer ist bei vielen ein ausgelagerter Teil
des Körpers oder jedenfalls ein ausgelagertes Tage-
buch. Die vom Staat zu schützenden Innenräume
werden andere – aber der Mensch braucht diese In-
nenräume.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Das Wort hat nun Stephan Mayer, CDU/CSU-Frak ion. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten olleginnen! Sehr geehrte Kollegen! Die in dem heute n erster Lesung zu beratenden Gesetzentwurf vorgeehene Novellierung des BKA-Gesetzes ist die notwenige und längst überfällige Umsetzung der mit der öderalismusreform I geschaffenen neuen, ganz deziierten und selektiven Befugnisse des Bundes, den inernationalen Terrorismus zu bekämpfen. Wenn es nach der Union gegangen wäre – daraus öchte ich keinen Hehl machen –, hätten wir diesen Ge etzentwurf schon wesentlich früher in das gesetzgeberiche Verfahren eingebracht. Es war der Wunsch des undesjustizministeriums und des Koalitionspartners, rst das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Lanesverfassungsschutzgesetz in Nordrhein-Westfalen abuwarten. (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das andere wäre auch nicht in Ordnung gewesen! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sonst hätten Sie Ihren Entwurf gleich umschreiben müssen!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617002500

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1617002600

ir haben dies getan, und wir haben die Rechtsprechung
es Bundesverfassungsgerichts vom 27. Februar ganz
ezidiert in diesen Gesetzentwurf eingearbeitet.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also war es doch nötig, zu warten!)


Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass die Opposi-
ion auch durchaus einmal überspitzt Kritik an der Re-
ierung und an der Großen Koalition übt. Aber so, meine
ehr verehrten Kolleginnen und Kollegen von der Oppo-
ition, wie Sie hier auch heute wieder aufgetreten sind,
st es vollkommen unbotmäßig und in jeder Form über-
ogen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


as Bild eines Überwachungsstaates oder eines Staates à
a George Orwell zu malen, in dem jeder überwacht
ird, in dem jeder ausgespäht wird, ist vollkommen
berzogen und unangebracht; es wird der tatsächlichen
edrohungssituation auch nicht gerecht.

Ich habe schon darauf hingewiesen, dass wir als Bund
ie Kompetenz zur Schaffung dieses Gesetzes seit dem
. September 2006 haben. Seit dem 1. September 2006
ind fast zwei Jahre vergangen. In diesen zwei Jahren
ätten wir durchaus ganz unmittelbar Gegenstand von
erroristischen Angriffen werden können; nur knapp sind
ir dem entgangen. Der geplante Angriff der Terror-
ruppe aus dem Sauerland ist bereits erwähnt worden.

Von vielen Kreisen, insbesondere leider Gottes vor al-
em auch von der Opposition ist dieses Gesetz skandali-
iert worden






(A) )



(B) )


Stephan Mayer (Altötting)


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil es ein Skandal ist!)


und vollkommen überzogen dargestellt worden. Wir
brauchen als Bund und das BKA braucht als Bundes-
polizeibehörde die Kompetenz, die Gefahren des inter-
nationalen Terrorismus zu bekämpfen.


(Gisela Piltz [FDP]: Ich glaube, Sie müssen eher die SPD-Kollegen mitnehmen! Wir sind sowieso dagegen!)


Diese Gefahren sind auch nicht geringer geworden. In
dem Gesetzentwurf wird eine wohlausgewogene und
sachgerechte Abwägung zwischen den berechtigten
Freiheitsrechten der Bürgerinnen und Bürger und den Si-
cherheitsansprüchen des Staates getroffen.

In dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom
27. Februar ist ganz klar zum Ausdruck gekommen, dass
insbesondere die Onlinedurchsuchung rechtmäßig ist.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn man sie so macht, wie das Gesetz es sagt!)


Die Onlinedurchsuchung ist unter ganz strengen Bedin-
gungen verfassungsgemäß, und diese strengen Bedin-
gungen sind entsprechend in den Gesetzentwurf eingear-
beitet worden.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollten doch nicht darauf warten, wie Sie uns gerade erklärt haben! Sie wollten es doch ganz anders machen!)


Experten gehen davon aus, dass es im Jahr maximal
eine einstellige Anzahl von Anwendungen der Möglich-
keit der Onlinedurchsuchung geben wird. Bei über
30 Millionen Haushalten in Deutschland ist es vollkom-
men überzogen und eine Hybris, zu behaupten, dass hier
ein Überwachungsstaat aufgebaut wird, Frau Kollegin
Jelpke, in dem jeder Leserbrief und jede Steuererklärung
ab sofort für den Staat offenkundig ist, wenn es im Jahr
maximal eine einstellige Anwendungszahl geben wird.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das steht nicht im Gesetz!)


Dies ist in keiner Weise sachgerecht und wird in keiner
Weise der tatsächlichen Bedrohungssituation gerecht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben insbesondere die strengen Vorgaben des
Verfassungsgerichts eingearbeitet. Die Onlinedurchsu-
chung wird nur dann zulässig sein, wenn ganz konkrete
Gefahren für überragend wichtige Rechtsgüter vorlie-
gen. Es wird einen Richtervorbehalt geben. Auch ich bin
der Meinung, dass die Eilfallkompetenz unerlässlich ist.
Dies entspricht der Systematik und dem Zweck des Poli-
zeirechts. Wir bewegen uns hier auf dem Feld des Poli-
zeirechts und auf dem Feld der Gefahrenabwehr.

Ob man dem von Otto Depenheuer kreierten Begriff
des Feindstrafrechts anhängt oder nicht, eines ist klar:
Die Gefahren des internationalen Terrorismus haben
ganz neue Herausforderungen für den Staat und für die
staatlichen Sicherheitsbehörden geschaffen. Bei der Be-

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(C (D ämpfung des internationalen Terrorismus hilft uns das este repressive Strafrecht nichts, weil die insbesondere slamistisch geprägten Terroristen und potenziellen Teroristen sich vom repressiven Strafrecht in keiner Weise bschrecken lassen. Wir brauchen für den Bereich der efahrenabwehr und den präventiven Bereich Regelunen und Befugnisse, die im Vorfeld dafür sorgen, dass es rst gar nicht zu einem Anschlag in Deutschland kommt. Herr Kollege Ströbele, natürlich ist uns allen klar, ass selbst nach der hoffentlich baldigen Verabschieung dieses Gesetzes nicht mit hundertprozentiger Siherheit ausgeschlossen werden kann, dass Anschläge in eutschland verübt werden. Aber ich bin felsenfest daon überzeugt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass terroistische Anschläge in Deutschland verübt werden, dann eitaus geringer ist, wenn wir dem Bundeskriminalamt ie Befugnisse geben, die es braucht, um potenzielle Anriffe auf Deutschland zu verhindern. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte uch darauf hinweisen – das halte ich für ganz entscheiend –, dass wir uns beim Schutz von Berufsgeheimnisrägern eins zu eins an die von uns erst vor kurzem verbschiedeten Regelungen zur StPO gehalten haben. erufsgeheimnisträger dürfen natürlich auch nicht abso ut sakrosankt sein. Wenn ein Strafverteidiger, ein Abgerdneter, aber insbesondere ein Geistlicher, ein Seelsorer, in ein terroristisches Netzwerk mit eingebunden ist, ann muss er auch zum Gegenstand von Überwachungsaßnahmen werden können. (Beifall bei der CDU/CSU – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das ist doch etwas ganz anderes! Dann ist der darin verstrickt!)


Sehr verehrter Herr Kollege Benneter, gerade die im
ommer 2006 versuchten Kofferbombenattentate sind
och ein Beispiel dafür, wie Terroristen erst hier in
eutschland radikalisiert wurden. Von wem wurden sie

adikalisiert? Von Imamen. Ich möchte hier keine Pau-
chalierung vornehmen, aber es gibt in Deutschland lei-
er Gottes Imame, die teilweise ganz bewusst hier statio-
iert wurden, um willfährige Personen, zum Teil
ugendliche, zu radikalisieren. Der Staat darf sich doch
egenüber diesen Imamen, gegenüber solchen – in An-
ührungszeichen – Geistlichen nicht taub stellen.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Für die gilt das volle Strafrecht! Auch für einen katholischen Geistlichen würde das volle Strafrecht gelten! Nicht nur für Imame!)


eswegen haben wir vorgesehen, den Schutz nur sol-
hen seelsorgerisch tätigen Geistlichen zu gewähren, die
iner öffentlich-rechtlichen Religionsgemeinschaft an-
ehören.

Ich glaube, dass wir mit dem vorliegenden Gesetzent-
urf eine gute Grundlage für die weiteren Beratungen

m gesetzgeberischen Bereich geschaffen haben. Meiner
einung nach sollten wir insbesondere die Finger davon

assen, das Gesetz zu befristen. Es macht meines Erach-
ens keinen Sinn, erst einmal zwei Jahre abzuwarten, wie
as Gesetz funktioniert. Die Bekämpfung des internatio-
alen Terrorismus wird in den nächsten zwei Jahren






(A) )



(B) )


Stephan Mayer (Altötting)

nicht zu einem Abschluss kommen. Deswegen, meine
lieben Kolleginnen und Kollegen von der SPD, werden
wir die Befugnisse, die dieses Gesetz eröffnet, auch über
die nächsten zwei Jahre hinaus noch benötigen. In dem
Sinne stellt der Gesetzentwurf eine gute Grundlage für
die weiteren Beratungen dar. Ich hoffe, dass wir diese
möglichst bald abschließen, um den fleißigen Beamtin-
nen und Beamten im BKA die notwendigen Befugnisse,
Kompetenzen und Instrumente, die sie für ihre wichtige
Arbeit brauchen, an die Hand zu geben.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617002700

Das Wort hat nun Klaus Uwe Benneter, SPD-Frak-

tion.


Klaus Uwe Benneter (SPD):
Rede ID: ID1617002800

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Wir schaffen mit dem BKA-Gesetz Neues in neuer Qua-
lität.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann man so sagen!)


Wir haben zwar schon ein BKA-Gesetz und ein Bundes-
polizeigesetz, aber in der neuen Zusammenstellung stellt
dieses Gesetz schon einen Quantensprung für die Zu-
sammenfassung polizeilicher Befugnisse auf zentraler
Bundesebene dar; das sei zugestanden. Denn fast alle da-
rin aufgenommenen polizeilichen Befugnisse betreffen
Heimliches – ein in dieser Ballung schon unheimlicher
Instrumentenkasten. Dennoch: Wir wollten dieses Ge-
setz, und wir brauchen dieses Gesetz.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum eigentlich?)


Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wa-
ren es, auf deren Drängen endlich eine ausschließliche
und zentrale Zuständigkeit des Bundeskriminalamtes
für die Abwehr von Gefahren durch den internationalen
Terrorismus beschlossen wurde. Das steht in der Verfas-
sung; dieses muss jetzt mit Leben gefüllt und umgesetzt
werden. Um nichts anderes geht es. Nur so ist das Bun-
deskriminalamt in der Lage, seinem nunmehr verfas-
sungsmäßigen Auftrag nachzukommen und sich verfas-
sungsgemäß zu verhalten.

Nach den Anschlägen des 11. September ist klar ge-
worden: Die Bekämpfung des internationalen Terroris-
mus darf nicht allein in die Zuständigkeit der Länder fal-
len. Eine ausschließliche Länderkompetenz bringt
nämlich ein verwirrendes Hin und Her mit sich, und am
Ende stellt man dann doch fest, dass es am besten wäre,
das BKA mit einzuschalten. Herr Kollege Wieland, als
das beschlossen wurde, waren Sie, wenn ich mich richtig
erinnere, Berliner Justizsenator und müssten das eigent-
lich hautnah mitbekommen haben. Im Gegensatz zu
dem, was Sie hier ausgeführt haben, müssen Sie wissen,
wie notwendig eine solche zentrale BKA-Kompetenz
geworden ist.

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(C (D Keiner darf und will die Gefahren, die uns durch Teroristen drohen, kleinreden oder verharmlosen. Das sind eine Peanuts. Auch wenn die Bedrohung durch den inernationalen Terrorismus zum Glück noch relativ abtrakt ist und hoffentlich noch lange abstrakt bleibt, leibt es eine reale Bedrohung, auf die wir uns um unseer Freiheit willen, Herr Stadler, einstellen müssen. Wir önnen uns da nicht drücken. Herr Maurer, es geht hier m unsere Werte. Dieser Bedrohung unterliegen wir icht wegen unserer Politik, sondern weil unsere Werte ngegriffen werden und wir sie verteidigen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617002900

Kollege Benneter, gestatten Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Wieland?


Klaus Uwe Benneter (SPD):
Rede ID: ID1617003000

Bitte. Beim Kollegen Wieland immer.


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617003100

Vielen Dank. – Herr Kollege Benneter, weil Sie die

ituation des 11.09. und die Ereignisse danach anspra-
hen: Erinnere ich mich richtig, dass bei den vielen
aßnahmen, die dann im Bundestag beschlossen wur-

en – Stichwort: Otto-Kataloge –, eine Forderung, näm-
ich die nach der Initiativermittlungskompetenz des Bun-
eskriminalamtes, bewusst nicht umgesetzt wurde, weil
ichtervereinigungen, Anwaltsvereine und Bürger-

echtsorganisationen genau dies nicht wollten


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Grünen auch nicht!)


die Grünen sowieso nicht, die Liberalen auch nicht –
nd vor der Gefahr warnten, dass die Polizei dann immer
andeln könne und es im Grunde keine Eingriffsvoraus-
etzung mehr gebe? Das schaffen Sie jetzt. Deshalb
üssen Sie jetzt erklären und begründen – bitte tun Sie

as! –, ob das heißt, dass wir von 2001 bis heute eine
icherheitslücke hatten, und warum diese ganzen Er-
olge, von denen die Rede war, möglich geworden sind,
bwohl wir all das, was heute auf dem Tisch liegt, nicht
ehabt haben. Das BKA war fleißig, hörten wir gerade.
ie denn eigentlich, wenn es gehindert war, zu agieren,
ie wir gleichzeitig hören? Klären Sie das einmal auf,
nd sagen Sie uns, warum wir dieses Gesetz brauchen!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)



Klaus Uwe Benneter (SPD):
Rede ID: ID1617003200

Bitte stehen bleiben, Herr Kollege!


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, Entschuldigung!)


ielleicht brauche ich auch ein bisschen länger, um Ih-
en das zu erklären.






(A) )



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Klaus Uwe Benneter

(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben! Deshalb dachte ich, ich setze mich schon mal!)


Ihnen muss klar werden, dass es in den ganzen Ver-
fahren und Ermittlungen, die seit 2001 durch die Länder-
polizeien stattgefunden haben, immer wieder notwendig
war, die koordinierende und konzentrierende Funktion
des Bundeskriminalamtes – dafür haben wir ja schon
längst ein Bundeskriminalamt – einzusetzen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, erfolgreich!)


In dieser Situation hat sich herausgestellt, dass es zur
Kompetenzabgrenzung und zur Kompetenzklarstellung
notwendig ist, dem Bundeskriminalamt hier eine klare
Kompetenz zuzuweisen. Sonst hätten wir nicht im
Grundgesetz diese ausschließliche Kompetenzzuwei-
sung für das Bundeskriminalamt vorgenommen. Das ist
der Grund. – Jetzt können Sie sich wieder setzen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Kompetenz-Kompetenz“ sagte Stoiber!)


Wir als Gesetzgeber müssen dem Bundeskriminalamt
die Mittel und Möglichkeiten an die Hand geben, Herr
Kollege Wieland, und die Befugnisse einräumen, damit
es als jetzt zuständige Zentralpolizei die Gefahren durch
den internationalen Terrorismus rechtsstaatlich einwand-
frei rechtzeitig – mindestens unmittelbar, besser einen
Schritt im Voraus – abwehren kann. Wir als Gesetzgeber
haben die im Grundgesetz verankerte Schutzpflicht ge-
genüber unseren Bürgerinnen und Bürgern. Diese Ver-
antwortung müssen wir wahrnehmen; keiner kann sie
uns abnehmen. Da können wir, Herr Stadler, nicht sagen:
Igittigitt!

Deshalb gehört zu der neuen Kompetenzübertragung,
dass das BKA genau die Befugnisse erhält, die unsere
Länderpolizeien schon seit Jahrzehnten erfolgreich und
rechtmäßig bei der Terrorabwehr anwenden, nicht schon
seit 50 oder gar 60 Jahren, wie Herr Bosbach meinte,
aber immerhin doch schon sehr lange. Herr Wieland,
auch Sie haben sie damals schon als Justizsenator in Ber-
lin vorgefunden.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich war sehr zufrieden damit!)


Der Bundesinnenminister hat in seinen ursprüngli-
chen Entwurf aus den in den Länderpolizeigesetzen
längst vorhandenen heimlichen Befugnissen alles hi-
neingepackt, was hineinzupacken war, und das Ganze
sozusagen als Sahnehäubchen mit der Onlinedurchsu-
chung garniert.


(Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Das ist lecker!)


Wir, die Sozialdemokraten im Parlament und in der
Regierung, und nicht Herr Schäuble waren es – das sage
ich an die Adresse von Herrn Bosbach; er scheint schon
gegangen zu sein –, die verhindert haben, dass dem Bun-
destag mit der ursprünglich beabsichtigten Regelung zur

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(C (D nlinedurchsuchung eine verfassungswidrige Vorschrift orgelegt wurde. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Na ja!)


ir haben verlangt, dass die Karlsruher Entscheidung
bgewartet wird. Wir haben durchgesetzt, dass jetzt eine
orschrift aufgenommen wird, die den Karlsruher Vor-
aben entspricht.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: So ist es!)


nd wir haben klargestellt und durchgesetzt, dass es
ein heimliches Eindringen in Wohnungen gibt, um ei-
en dort befindlichen Computer zu infiltrieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Mit der Zusammenfassung eines bisher schon in
änderpolizeigesetzen gebräuchlichen Instrumenten-
ammelsuriums von heimlichen polizeilichen Maßnah-
en ist mir erschrekkend klar geworden, dass Polizeiar-

eit heute offensichtlich fast immer nur verdeckt
tattfindet, jedenfalls dann, wenn Polizei Gefahren ab-
ehrt.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Es kommt auf die Gefahr an, Herr Kollege!)


ein Kollege Wiefelspütz hat zwar vorhin von der be-
ährten Sicherheitsarchitektur gesprochen. Dennoch hat
ich diese Tatsache erschreckt. Es stellen sich mir die
ragen: Warum ist das so? Muss das so sein? Wollten
ir nach den Erfahrungen in der Nazizeit nicht auf im-
er verhindern, dass die Polizei zu einer Geheimpolizei
erden kann?


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das ist eine Rede mit einem selbsttherapeutischen Charakter!)


ringen uns der internationale Terrorismus oder auch die
rganisierte Kriminalität heute dazu, unsere grundlegen-
en Prinzipien nach und nach über Bord zu werfen?


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das darf nicht sein! – Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Warum eigentlich?)


Es ist unser Anspruch und es muss unser Anspruch
leiben: Im demokratischen Rechtsstaat übt im Innern
llein die Polizei das staatliche Gewaltmonopol aus.
eil dem so ist, muss im demokratischen Rechtsstaat

mmer auch der Grundsatz gelten: Die Polizei tritt ihren
ürgerinnen und Bürgern grundsätzlich offen gegen-
ber.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jawohl!)


as geheime Auftreten, das geheime Vorgehen, ist nicht
olizeitypisch, darf nicht polizeitypisch werden und
uss im demokratischen Rechtsstaat immer die Aus-

ahme bleiben.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Manfred Zöllmer [SPD])







(A) )



(B) )


Klaus Uwe Benneter
Das hat nichts mit Blauäugigkeit und Hasenherzigkeit zu
tun.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat mit der Verfassung zu tun!)


Das sind Grundsätze, die wir uns immer wieder ins Ge-
dächtnis rufen müssen, um ein klares Bild von Regel und
Ausnahme zu behalten.

Wenn wir diese Grundsätze vor Augen haben und
diese demokratische Sensibilität behalten, dann sind wir
auch gefeit vor den abwegigen Ansichten eines Otto
Depenheuer. Dieser im Gefolge des unsäglichen Carl
Schmitt daherfabulierende Staatsrechtler missbraucht
heute die Terrorgefahr, um zwischen Verfassungsrecht
und Kriegsvölkerrecht einen asymmetrischen Krieg und
einen permanenten Ausnahmezustand zu definieren. Ein
solches Kriegsgespinst soll es dann rechtfertigen, das
Militär im Innern einzusetzen und alle geltenden Verfas-
sungsprinzipien außer Kraft zu setzen.

Herr Schäuble, Sie beklagen sich oft, Sie seien wieder
einmal missverstanden worden. Wenn Sie hier klarstel-
len würden, dass ein Depenheuer für Sie nicht als Vor-
denker taugt, dann würden Sie selbst helfen, solche
Missverständnisse künftig zu vermeiden.


(Beifall bei der FDP)


Erst dann könnten Sie vielleicht zu dem Verfassungs-
bollwerk werden, zu dem Sie hier der Kollege Bosbach
– zu Unrecht – stilisieren wollte.

Wegen dieser weitreichenden Befugnisübertragung ist
diese Neuregelung eines der sensibelsten Gesetzesvor-
haben in der laufenden Wahlperiode, eines, das uns alle
vor neue Herausforderungen stellt. Wir müssen uns da-
bei nichts vormachen: Viele der Ermittlungsbefugnisse,
die die Länderpolizeien längst haben und längst gebrau-
chen und die wir nun auf das BKA übertragen, sind mit
weitreichenden Grundrechtseingriffen verbunden. Da-
von war schon die Rede. Das ist nicht nur bei der
Onlinedurchsuchung so. Ich nenne in diesem Zusam-
menhang auch Telekommunikationsüberwachung, akus-
tische und visuelle Wohnraumüberwachung, Rasterfahn-
dung und Einsatz verdeckter Ermittler.

Hier wird klar: Die Balance zwischen Freiheit und Si-
cherheit hat sich infolge der Terrorgefahren in Richtung
Sicherheit verändert. Das sind schleichende Erosions-
prozesse auch als Folge gesellschaftlicher Gleichgültig-
keit. Aber gerade deshalb müssen wir immer wieder auf
unsere demokratischen Grundlagen pochen. Die Regel
ist offenes und transparentes staatliches Handeln. Die
Heimlichkeit, das Verdeckte, muss die Ausnahme blei-
ben; sie bedarf einer besonderen Rechtfertigung.

Deshalb gilt: Alle heimlichen Grundrechtseingriffe
verlangen, dass der Betroffene sich zumindest im Nach-
hinein gegen eine solche Ermittlungsmaßnahme zur
Wehr setzen kann.

Dass der Staat neue Möglichkeiten nutzt und auf neue
Gefährdungslagen mit neuen Instrumenten reagiert, ist
grundsätzlich sinnvoll und notwendig. Wir müssen dabei

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(C (D mmer im Auge behalten, was wir mit solchen neuen Intrumenten schützen und verteidigen wollen. Das sind nsere Freiheit und die mit ihr verbriefte Verfassung uneres Gemeinwesens. Beides darf nicht Opfer des Terors, aber auch nicht Opfer der Terrorbekämpfung weren. enn dann hätte der Terror seine Ziele auch noch mit unerer Hilfe erreicht. Das dürfen und das werden wir nicht ulassen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das ist ja ein enthusiastischer Beifall!)


(Dr. Max Stadler [FDP]: So ist es!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617003300

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzentwur-
es auf Drucksache 16/9588 an die in der Tagesordnung
ufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es dazu
nderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann
st die Überweisung so beschlossen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich rufe den
agesordnungspunkt 28 sowie Zusatzpunkt 9 auf:

28 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abge-
ordneten Hans-Kurt Hill, Dr. Gesine Lötzsch,
Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion DIE LINKE

Energiekosten für Privathaushalte mit gerin-
gem Einkommen sofort wirksam senken

– Drucksachen 16/7745, 16/8264 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Kerstin Andreae

P 9 Beratung des Antrags der Abgeordneten Gudrun
Kopp, Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Energiekosten senken – Mehr Netto für die
Verbraucher

– Drucksache 16/9595 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Über die Beschlussempfehlung des Ausschusses für
irtschaft und Technologie zu dem Antrag der Fraktion
ie Linke werden wir später namentlich abstimmen.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
ie Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich
öre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
aurenz Meyer, CDU/CSU-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1617003400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass staatlich ver-
ordnete Energiepreise und Sozialtarife ordnungspolitisch
der falsche Weg sind, um einkommensschwachen Haus-
halten zu helfen. Wir können nicht an jeder Stelle ein-
zeln anfangen, zu strukturieren. Die grundsätzliche Posi-
tion ist, dass der soziale Ausgleich bei uns über
Sozialtransfers, über das Steuersystem stattfindet und
nicht bei einzelnen Gütern ansetzt.

Der Strompreis – wie übrigens auch andere Energie-
preise – hat sich zu einer ganz erheblichen Belastung der
Privathaushalte – das ist ein großes Problem – und natür-
lich auch der mittelständischen Betriebe, der Industrie
entwickelt. Jede Umschichtung, die wir innerhalb der
Unternehmen vornehmen würden, würde sich jeweils
bei anderen niederschlagen. Man darf sich nichts vorma-
chen: Wenn wir die Unternehmen etwa dazu bewegen
oder gar zwingen würden, die entsprechenden Tarife in
bestimmten Bereichen zu senken, dann würden sie in an-
deren Bereichen steigen. Das ist aus unserer Sicht der
falsche Weg. Im Übrigen müssten wir darüber dann auch
natürlich bei Lebensmitteln oder in anderen Bereichen
nachdenken, in denen die Preisentwicklung leider Gottes
ähnlich ist wie bei Energie.

Schon der Grundgedanke ist aus unserer Sicht falsch
angelegt. Deswegen sind wir gegen diesen Ausgleich,
aber auch deshalb, weil wir im Bereich des
Arbeitslosengeldes II für die wirklich Bedürftigen im
Rahmen des Existenzminimums entsprechende Aus-
gleichsfunktionen vorgesehen haben. Stromkosten wer-
den über das Arbeitslosengeld II ausgeglichen. Die
Heizkosten werden zusätzlich ausgeglichen über die
Kosten der Unterkunft. Gesetzesänderungen dazu liegen
zurzeit dem Bundesrat vor.

Die soziale Ausgleichsfunktion des Staates erfolgt
über Steuern, Abgaben und Sozialtransfers. Dies ist
keine Aufgabe der Unternehmen, die in einem möglichst
harten Wettbewerb untereinander stehen und stehen soll-
ten. Dies gilt vor allen Dingen für den Energiebereich, in
dem wir noch erheblichen Nachholbedarf beim Wett-
bewerb haben. Wenn hier also Änderungsbedarf, was
den Strompreis angeht, besteht, dann müssen wir ihn
– das werden wir in diesem Herbst tun – etwa dann mit
berücksichtigen, wenn es um Anpassungen beim
Arbeitslosengeld II geht. Das wird sich ja in den Unter-
suchungen niederschlagen, die zurzeit im Hinblick auf
etwaige Anpassungen angestellt werden.

Ich will ganz klar sagen – das ist meine Grundüber-
zeugung –, dass wir uns schon wieder ausschließlich mit
einer Bevölkerungsgruppe beschäftigen – die ist natür-
lich betroffen –, darüber hinaus aber vergessen, dass
nicht nur diejenigen, die Sozialtransfers erhalten, die
ganz wenig haben und deshalb vom Staat unterstützt
werden müssen, zu leiden haben. Von dem Problem
„Mehr netto in der Tasche für den Verbraucher, seine Fa-
milie und die Kinder“ sind heute in erster Linie die ganz
normalen Arbeitnehmerschichten betroffen. Um die
kümmern wir uns allesamt in diesem Haus nach meinem
Eindruck leider Gottes viel zu wenig.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das interessiert doch die Linke nicht!)


ier muss umgesteuert werden. Deshalb begrüße ich
iese Diskussion. Wir müssen die Gruppe der Menschen
tärker unterstützen, die kein ALG II erhalten, die kein
AföG mehr bekommen, die kein Wohngeld erhalten,
eren Kosten der Unterkunft nicht übernommen werden,
ie vielmehr mit täglicher Arbeit das Einkommen für
hre Kinder, ihre Familie und sich selbst erwirtschaften.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das sind doch keine Kommunisten! Deshalb interessiert das die Linke nicht!)


n dieser Gruppe geht man auch mit diesem Antrag glatt
orbei. Ich finde, wir müssen überlegen, wie wir denen
elfen können.

Wenn wir darüber nachdenken, stoßen wir auf Maß-
ahmen, zum Beispiel im Energiebereich, die nicht nur
konomisch, sondern auch ökologisch unsinnig sind.
enn man die sicheren und funktionierenden Kern-

raftwerke in Deutschland vorzeitig vom Netz nimmt,
uss man sich nicht wundern, dass der Preis steigt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Rolf Hempelmann [SPD]: Das war aber ein langer Anlauf!)


Da zeigt es sich wieder. Herr Kelber, ich will Ihnen
nd Ihren Kollegen einmal sagen: Sie dürfen nicht bei
eder Gelegenheit ohne Rücksicht auf Verluste für Ent-
cheidungen plädieren, die die Preise erhöhen, und an-
chließend so tun, als würden Sie alles tun, um die Ener-
iepreise für die Verbraucher zu senken.


(Ulrich Kelber [SPD]: Als ehemaligem RWEMitarbeiter sollte Ihnen die Preisbildung eigentlich bekannt sein!)


urch Ihre Politik, durch Ihre Festlegungen verteuern
ie die Energie für die Normalbürger und die Industrie

n unserem Land. Das ist die Wirklichkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Sie wissen, dass Sie die Unwahrheit sagen, oder?)


Ich will Ihnen eine Möglichkeit aufzeigen, wie wir
ie ganzen Vorschläge unter einen Hut bringen können:
enn wir die Laufzeit der Kernkraftwerke in Deutsch-

and verlängern, dann wird das bei den Unternehmen zu
rheblichen Entlastungen führen. Wir sind nicht der
einung, dass sich das im Aktienkurs und in Dividen-

enausschüttungen niederschlagen sollte. Lassen Sie uns
och einmal gemeinsam mit den Unternehmen über fol-
ende Möglichkeit sprechen: Wir verlängern die Lauf-
eit der Kernkraftwerke – das betrifft die Grundlastener-
ie –, und im Gegenzug erhält jeder Haushalt in unserem
and die ersten 500 Kilowattstunden Kernenergiestrom
um verbilligten Grundlastpreis.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Aber jeder!)







(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)

Dafür bin ich. Darüber sollten wir diskutieren.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Primitiver Lobbyismus!)


Damit hätten wir den Vorteil weitergegeben, und alle
hätten etwas davon. Darüber können wir jederzeit disku-
tieren.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617003500

Kollege Meyer, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Höhn?


Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1617003600

Ja, sofort. Ich möchte aber den Gedanken zu Ende

führen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie sollten sich schämen! Primitiver Lobbyismus!)


– Was heißt hier „schämen“? Sie müssen sich schämen,
weil Sie den Leuten Sand in die Augen streuen. Wenn
unsere Kernkraftwerke wirklich unsicher sind, dann
müssen sie heute abgeschaltet werden, nicht morgen,
nicht übermorgen, sondern heute.


(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Da klatschen sogar die Grünen. – Wenn die Kernkraft-
werke bis 2015 laufen können, dann können sie auch bis
2020 laufen. Alle in der Welt denken so. Nur ein paar
Versprengte in diesem Haus denken immer noch anders.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Den Koalitionspartner als „Versprengte“ zu bezeichnen!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617003700

Gestatten Sie jetzt die Zwischenfrage?


Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1617003800

Selbstverständlich.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617003900

Herr Kollege Meyer, ist Ihnen bekannt, dass es den

Verbrauchern nicht zugute kommt, wenn der Atomstrom
billig ist? Ist Ihnen bekannt, dass sich der Strompreis an
der Leipziger Börse einpendelt? Ist Ihnen bekannt, dass
das teuerste Kraftwerk momentan den Strompreis be-
stimmt? Ihr Vorschlag, Kernkraftwerke länger laufen zu
lassen, würde nur dazu führen, dass die großen Energie-
konzerne mehr Geld in der Tasche haben. Das würde
ihre Gewinne erhöhen. Ihren Vorschlag, dass sie davon
etwas abgeben sollen, haben sie im Übrigen schon zu-
rückgewiesen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Natürlich weiß er das!)


Ist Ihnen bekannt, dass der Strompreis an der Leipziger
Börse gemacht wird und die Unternehmen schon gesagt
haben, dass sie auf keinen Fall einen Ausgleich zahlen
wollen?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Ich spreche hier für meine Fraktion und vertrete eine Position. Natürlich ist mir das bekannt. Weil wir icht wollen, dass sich eine Verlängerung der Laufzeit er Kernkraftwerke ausschließlich in den Aktienkursen nd in den Dividenden niederschlägt, wollen wir mit den nternehmen zum Beispiel über die Möglichkeit reden, ass den Haushalten verbilligter Strom im Grundlastbeeich angeboten wird, weil die Unternehmen diesen trom verbilligt erzeugen können. Ob die Unternehmen azu nicht bereit sind? Die Unternehmen werden schon u Zugeständnissen bereit sein. Es ist ökonomisch und kologisch sinnvoll, so vorzugehen. ch wundere mich im Übrigen darüber, wie viele überall n der Welt, die ursprünglich gegen Kernenergie waren auch aus der Fachrichtung der Grünen –, inzwischen er Meinung sind, dass wir es uns unter dem Klimageichtspunkt ökologisch überhaupt nicht leisten können, ns diesen Weg zu verschließen. (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wer denn?)

Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1617004000

(Beifall bei der CDU/CSU)


Hier wird gesagt, man müsse die Strom- und Gas-
reisaufsicht wieder einführen. Auch das ist aus unserer
icht falsch. Wir wollen die Preissteigerung, die in die-
en Bereichen stattfindet, hinterher nicht auch noch
taatlich sanktioniert dastehen lassen. Vielmehr wollen
ir eine scharfe Kontrolle durch das Kartellamt, so
ie wir sie jetzt beschlossen haben. Genau den Weg
üssen wir gehen. Wir dürfen die Preise nicht durch den
taat legitimieren, sondern wir müssen kontrollieren,
nd zwar in der Beweislastumkehr. Das ist überaus
ichtig. Ich kann – sicher in unserem gemeinsamen In-

eresse – das Kartellamt nur auffordern, sich die anste-
enden Preiserhöhungen insbesondere im Gasbereich
ehr genau anzusehen. Denn sonst wird die Legitimation
ür unsere Beschlüsse hier nicht vorhanden sein. Wenn
ie Preise um etwa 25 Prozent steigen sollen, muss man
enau hinschauen und sich beweisen lassen, was davon
nbedingt notwendig ist und was nicht.

Es geht auch um die Regulierung der Netzentgelte.
ir haben inzwischen 20 Prozent zugunsten der Ver-

raucher eingespart. Es geht um die Entflechtung von
etz, Erzeugung und Vertrieb. Es geht um die Erleichte-

ungen für Verbraucher beim Anbieterwechsel. Es geht
m Anreizregulierung und erleichterte Netzanschlüsse
ür neue Kraftwerke. Dazu sage ich an die Adresse der
rünen – Ihre Kollegen sagen zum Teil sehr vernünftige
achen im Wirtschaftsausschuss –: Auch Sie wollen
ehr Wettbewerb in den Energiebereichen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


enn Sie das wollen, Frau Höhn, wie können dann im
andesverband, zum Beispiel in meinem Wahlkreis, wo
in Kohlekraftwerk von 21 Stadtwerken gebaut werden
oll, um mehr Wettbewerb im Erzeugungsbereich, wo es
m dringendsten notwendig ist, zu schaffen, Ihre Leute
agegen sein, obwohl dadurch zusätzlicher Wettbewerb
ntstehen würde?






(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aus guten Gründen! Aus CO2-Gründen! Weil Sie da falsch investieren!)


Sie können doch nicht nur mit kleinen Öfchen Wettbe-
werb gegen große Kraftwerke veranstalten. Dann haben
Sie doch ganz unterschiedliche Wettbewerbsbedingun-
gen und werden nie zu richtigem Wettbewerb kommen.

Deswegen müssen wir hier zusätzliche Einheiten ha-
ben. Wir müssen auch zusätzliche unabhängige und
preisgünstige Kraftwerkskapazitäten schaffen. Wir
müssen die Netze ausbauen, damit die entsprechenden
Wirkungen erzeugt werden können.

Ich will Ihnen noch eines sagen: Viele bei Ihnen set-
zen darauf – auch das müssen wir den Verbrauchern in
Deutschland sagen –, mithilfe von Gaskraftwerken in
großer Zahl die entsprechenden Kapazitäten zur Verfü-
gung stellen zu können, weil sie Kohle und Kernenergie
nicht wollen. Wir sind uns doch alle einig, dass der An-
teil der regenerativen Energien bis 2020 30 Prozent be-
tragen soll. Aber es muss doch noch die Frage geklärt
werden, wo die restlichen 70 Prozent herkommen sollen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dieses Problem werden Sie nicht nur mithilfe von Gas-
kraftwerken lösen können. Ich will Sie darauf aufmerk-
sam machen, dass auch das sofort zu zusätzlichen Belas-
tungen für die Verbraucher führt.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617004100

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Zeil?


Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1617004200

Aber gerne.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617004300

Herr Kollege, bitte.


Martin Zeil (FDP):
Rede ID: ID1617004400

Kollege Meyer, Sie haben in der Auseinandersetzung

mit den Anträgen viel Nachdenkenswertes und Richtiges
gesagt und darauf hingewiesen, was man nicht tun sollte.
Jetzt wäre es ganz spannend, wenn Sie dem Verbraucher,
den Sie gerade angesprochen haben, sagen würden, wa-
rum Sie zum Beispiel bestimmte ganz einfache Dinge
nicht tun. Ich denke zum Beispiel an das Thema Pendler-
pauschale. Dazu liegen Vorschläge auf dem Tisch. Wa-
rum wird in der Koalition, nachdem die Verfassungswid-
rigkeit ohnehin schon festgestellt worden ist, nicht
umgehend und sofort gehandelt, damit beim Bürger ein-
mal etwas ankommt?


Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1617004500

Lieber Kollege Zeil, Ihre berechtigten Interessen im

bayerischen Landtagswahlkampf in allen Ehren.


(Zuruf von der FDP: Das hat er auch der CSU gesagt!)


– Das ist sicher richtig.

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(C (D Ich bin der Meinung – ich will ganz umfassend auf en Kern Ihrer Frage eingehen und nicht nur auf einelne Details –, dass wir uns zum Beispiel im Zusamenhang mit der Einführung des Emissionshandels den anzen Bereich der Steuerund Abgabenlasten, die wir uf den Energiesektoren haben, einmal anschauen sollen, um herauszufinden, inwieweit es hier zu Neuordungen kommen muss. Wenn ich jetzt sehe, dass wir mit em Instrument der Emissionszertifikate zugunsten der mwelt und des Klimas in der Zukunft noch ganz erheb ich steuern wollen, dann müssen wir diesen Steuerungsunkt als Ersatz und als neue zentrale Aufgabe nehmen nd einen Teil der bisherigen Steuerungsfunktionen berdenken. Dazu gehören auch die Punkte, die Sie geannt haben. Sie müssen natürlich insgesamt vom Sysem her vernünftig sein. Die Steuerungsfunktion darf icht ausgehebelt werden. Über die Energiepreise, die beim Verbraucher ankomen – ich meine jetzt nicht die staatlich verordneten nergiepreise –, müssen im Markt Akzente gesetzt weren, die zur Folge haben, dass sich die Verbraucher in ihem eigenen Interesse ökonomisch und ökologisch sinnoll verhalten. (Martin Zeil [FDP]: Mit anderen Worten: Bis dahin passiert nichts!)


Das ist nicht der Fall. Wir werden uns mit dem Thema
missionszertifikate relativ kurzfristig beschäftigen
üssen; das steht unmittelbar bevor. Darüber muss un-

edingt auch im Zusammenhang mit den Lösungsansät-
en auf europäischer Ebene diskutiert werden.

Ich will an dieser Stelle hinzufügen – diese Informa-
ion hat mich erst heute Morgen erreicht –: Wir müssen
mso dringender über diese Themen diskutieren, als
an sich auf europäischer Ebene Gedanken darüber
acht, die aus der Versteigerung der Emissionszertifi-

ate erzielten Einnahmen zunächst Brüssel zukommen
nd von dort verteilen zu lassen, statt sie den nationalen
konomien zuzuführen, die dann die Belastungen ihrer
ürger durch Umschichtungen reduzieren könnten.

Meine Damen und Herren, ich glaube, wir dürfen es
ns nicht so einfach machen, wie es die FDP getan hat,
nd mal eben ein paar Punkte zur Mehrwertsteuer etc.
soliert aufschreiben. Mit Sicherheit ist auch die Ant-
ort, die die Linke gegeben hat, nicht richtig. Das gilt,
as das grundsätzliche System betrifft, sowohl im Hin-
lick auf die Arbeitslosengeld-II-Empfänger – darauf
abe ich hingewiesen – als auch für alle übrigen Bürger.
ir müssen für alle Bevölkerungsgruppen Entlastungen

chaffen.


(Martin Zeil [FDP]: Wie denn?)


ehr Netto für die normalen Arbeitnehmer und die
urchschnittsverdiener,


(Martin Zeil [FDP]: Ja, genau! Macht doch endlich mal etwas!)


as ist die Aufgabe, die wir bewältigen müssen.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Na los! Packt es an!)







(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)

Man darf sich dabei aber nicht nur auf einzelne Gruppen
konzentrieren und dann ökonomisch unsinnige Vor-
schläge machen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU – Gudrun Kopp [FDP]: Na ja! Das war ja alles wieder einmal wie erwartet!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617004600

Nächste Rednerin ist die Kollegin Gudrun Kopp für

die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1617004700

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Herren und Damen!

Wir haben gerade bei Herrn Meyer gehört, dass er viel
geredet, aber eigentlich nichts gesagt hat.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Das muss bei Ihnen ein Akustikproblem sein!)


Herr Meyer, wenn ich mich recht erinnere, dann sind Sie
und dann ist die Union immer noch Teil dieser Bundes-
regierung. 50 Prozent der Grundlaststromerzeugung
erfolgen in Deutschland in kerntechnischen Anlagen.
Diese Bundesregierung hat zu verantworten, dass die
Kernkraftwerke in Deutschland vorzeitig abgeschaltet
werden sollen.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Was? Diese Regierung?)


– Diese Bundesregierung hat nicht dazu beigetragen,
dass dieser unsinnige Beschluss zurückgezogen wird.


(Beifall bei der FDP)


Sie erwecken den Eindruck, als seien Sie in der Opposi-
tion. Nein, die Union trägt eine Mitverantwortung für
diesen Unsinn.


(Beifall bei der FDP)


Aus dieser Verantwortung lassen wir Sie nicht heraus.

Natürlich wäre es richtig, die Erzeugung von Strom in
kerntechnischen Anlagen weiterzuführen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Peinlich, dass Sie keine anderen Ideen haben!)


Tun Sie nicht immer so, als würden Sie das, was be-
schlossen wurde, gerne ändern. Wenn dem aber so ist,
ändern Sie es!


(Laurenz Meyer [Hamm) [CDU/CSU]: Wie

denn? – Ulrich Kelber [SPD]: Sie zeigen alle
Anzeichen einer Strahlenkrankheit!)

Ich finde es sehr interessant, dass die Bundeskanzle-
rin in ihrer gestrigen Regierungserklärung die Kernener-
gie mit keinem Wort erwähnt hat.


(Ulrich Kelber [SPD]: Zu Recht!)


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(C (D ie hat nur von Energieeffizienz und von der Förderung rneuerbarer Energien gesprochen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


eides ist richtig.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das ist der entscheidende Punkt!)


ber das kann nicht alles sein. Denn wir stehen vor
rnsthaften Problemen; das wissen Sie.

Auch der Bundeswirtschaftsminister hat dieser Tage
rkannt, dass aufgrund der hohen Energiepreise große
irtschaftliche Verwerfungen einschließlich eines Rück-
angs unseres Wirtschaftswachstums durch den
nhaltend hohen Ölpreis drohen. Sollte der durchschnitt-
iche Ölpreis in diesem Jahr 120 Dollar pro Barrel betra-
en, könnte uns das 1,2 Prozent unseres Wirtschafts-
achstums kosten bzw. den Verlust der entsprechenden
ahl von Arbeitsplätzen bedeuten. Das hängt ursäch-

ich miteinander zusammen.


(Ulrich Kelber [SPD]: So ist das! Richtig erkannt!)


Herr Meyer hat den Eindruck erweckt, als könne die
undesregierung, was die aktuellen Ereignisse und die
eltwirtschaftlichen Verwerfungen angeht, überhaupt
ichts tun. Wenn wir die Welt verändern wollen, dann
üssen wir allerdings bei uns selbst anfangen, die not-
endigen Veränderungen herbeiführen und die vorhan-
enen Probleme lösen.

Vor diesem Hintergrund möchte ich Ihnen Folgendes
ergegenwärtigen – ich nenne nur ein paar Zahlen, Herr
eyer –: Steuern und Abgaben machen 40 Prozent des

trompreises aus. Beim Gas sind es 30 Prozent. Der
iter Sprit kostet derzeit, kurz vor den Ferien, 1,60 Euro;
napp 1 Euro davon sind Steuern.


(Martin Zeil [FDP]: Unerhört!)


nd dann tun Sie so, als hätte diese Bundesregierung mit
en Belastungen nichts zu tun!

Jetzt soll die Lkw-Maut angehoben werden; das be-
eutet für das Speditionsgewerbe eine Mehrbelastung
on 850 Millionen Euro.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Immer noch viel zu wenig!)


ie versprechen eine Teilkompensation; aber letzten
ndes bleiben Mehrkosten, die die Verbraucher an der
upermarktkasse zahlen.


(Beifall bei der FDP – Martin Zeil [FDP]: Abkassiererei!)


Die Kanzlerin hat gestern verkündet, dass es für sie
icht infrage komme, dass der Staat Steuern senkt, um
ie Energiepreise zu reduzieren. Das gleicht einer Politik
er Volksverdummung.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])







(A) )



(B) )


Gudrun Kopp
In den letzten zehn Jahren sind Steuern und Abgaben
nämlich um mehr als 100 Prozent in die Höhe getrieben
worden. Von 1998 bis heute sind die Belastungen bei
Strom, Gas, Sprit um 10 Milliarden Euro gewachsen.
Herr Meyer, wie können Sie als Mitglied der Regie-
rungskoalition dann behaupten, Sie könnten das nicht
ändern? Das ist wirklich schwach.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Ich finde es bezeichnend, dass Sie auf den Antrag,
den wir vorgelegt haben, überhaupt nicht eingegangen
sind.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Doch: mit zwei Sätzen! – Ulrich Kelber [SPD]: Mehr war es auch nicht wert!)


– Da waren Sie schon am Ende mit Ihrem Latein. – Wir
haben in unserem Antrag ganz klar zum Ausdruck ge-
bracht: Die FDP möchte einen reduzierten Mehrwert-
steuersatz auf Energie – Energie ist ein Grundbedürfnis
der Bevölkerung – oder, alternativ, eine Senkung der
Ökosteuer. Das ist ein sehr konkretes Anliegen. Wir ha-
ben Ihnen auch Vorschläge zur Senkung der Stromsteuer
gemacht; das macht mehr als 6 Milliarden Euro pro Jahr
aus.

Wir haben in diesem Jahr erstmals Einnahmen aus
dem Emissionshandel, aus der Auktionierung von
10 Prozent der Emissionszertifikate. Erwartet werden
– man staune! – bis zu 1 Milliarde Euro.


(Ulrich Kelber [SPD]: Brutto! Aber es stört ja nicht!)


Was machen Sie mit diesen Einnahmen? Wir haben be-
antragt, dass diese Einnahmen direkt zur Senkung der
Stromsteuer verwendet werden


(Martin Zeil [FDP]: So ist es!)


und weder in Brüssel landen noch in neuen Förderkate-
gorien dieser unsäglich agierenden Bundesregierung.
Die Bundesregierung ist bei den Energiekosten der
größte Preistreiber. Das muss man geißeln!


(Beifall bei der FDP – Martin Zeil [FDP]: Nur Sprüche kommen von der Bundesregierung! Gemacht wird nichts!)


Wir haben in unserem Antrag ausführlich dargestellt,
wie wir uns eine Wettbewerbsförderung vorstellen:
Wir möchten, dass mehr Kraftwerke gebaut werden. Wir
wollen einen breiten Energiemix und keine ideologische
Energiepolitik.


(Thomas Oppermann [SPD]: Sie sind doch die größte Ideologin der Kernenergie!)


Zurückhaltung des Staates bei Steuern und Abgaben
wäre die größte soziale Tat. Eine Entlastung allein der
Hartz-IV-Empfänger reicht nicht aus. Es geht uns um
alle Bürger, gerade um diejenigen, die wenig Geld ver-
dienen und ohne staatliche Transfers auskommen müs-
sen.


(Beifall bei der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Es geht Ihnen um die Kernkraft, nicht K R f A r t d ß Ö s t – d D i d w k l t s s d n D v m (C (D um die Bürger! – Ulrich Kelber [SPD]: In Wahrheit geht es Ihnen nur um die Energiekonzerne mit Atomkraftwerken!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617004800

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Kurth?


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1617004900

Gerne.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617005000

Herr Kollege, bitte.


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617005100

Danke. – Frau Kopp, ist Ihnen bekannt, dass sich der

ohölpreis seit Anfang dieses Jahrtausends verzwölf-
acht hat und dass wir nach der Einschätzung mancher
nalysten in den nächsten zwei Jahren mit einer weite-

en Verdoppelung rechnen müssen?

Wie können Sie angesichts der epochalen Neubewer-
ungen an den Energiemärkten wegen sinkender Ölför-
erung zu der Schlussfolgerung kommen, dass ein ermä-
igter Mehrwertsteuersatz einer solchen Verteuerung des
ls wird entgegenwirken können?


(Hellmut Königshaus [FDP]: Entgegenwirken kann man damit in jedem Fall!)



Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1617005200

Ich erlaube mir als FDP-Politikerin keinerlei Vorher-

age, was die künftige Entwicklung des Ölpreises be-
rifft.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie haben doch den Antrag gestellt!)


Ganz ruhig! –

Ich habe ausdrücklich gesagt, dass sich diese Preise in
er Weltwirtschaft derzeit weiter nach oben entwickeln.
as ist überhaupt keine Frage. Öl und Gas werden auch

n Zukunft knappe Güter sein. Wir haben allen Grund,
iese Ressourcen möglichst zu schonen und möglichst
eit weg von der Nutzung dieser Energiequellen zu
ommen. Ressourcenschonung ist angesagt.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deshalb Preise herunter! Ein tolles Konzept!)


Auch deshalb sagen wir: Wir brauchen in der nationa-
en Energiepolitik und in der europäischen Energiepoli-
ik ein entsprechendes Konzept, durch das wir Klima-
chutz, Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit
icherstellen. Genau deshalb können wir auch nicht auf
ie weitere Nutzung der Kerntechnologie für die Gewin-
ung von Grundlaststrom verzichten, was Sie ja wollen.
as halten wir für völlig illusorisch. Deshalb war es
ollkommen berechtigt, dass ich das eben auch noch ein-
al gesagt habe.


(Beifall bei der FDP – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Keine Antwort!)







(A) )



(B) )


Gudrun Kopp
In diesem Hause gibt es nun von jeder weiteren Frak-
tion Vorschläge dafür, wie hier Sondertarife eingeführt
werden sollen, um die Strompreise nach unten zu regu-
lieren. Es gibt zum Beispiel den Vorschlag, die ersten
500 kWh im Jahr pro Kopf durch die Energiekonzerne
kostenlos zu vergeben.


(Ulrich Kelber [SPD]: Von wem?)


– Von den Linken. – Das ist absolut illusorisch; denn es
ist doch völlig klar, dass die Kosten für solcherlei Ge-
schenke an einen bestimmten Bevölkerungsteil auf die
übrigen Preise umgelegt werden. Das kann überhaupt
nicht Sinn einer solchen Politik sein.

Lieber Herr Kelber, auch im Vorschlagsrepertoire der
SPD befinden sich Sozialtarife.


(Stephan Hilsberg [SPD]: Wir haben vernünftige Vorschläge!)


– Über Vernunft kann man sich kräftig streiten.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das stimmt!)


Ich sehe in Ihrer Energiepolitik keinerlei vernünftige
Ansätze.


(Beifall des Abg. Uwe Barth [FDP])


Die Linken wollen verpflichtende Sozialtarife.


(Beifall bei der LINKEN)


Darüber kann man eigentlich gar nicht diskutieren. Da-
neben wollen Sie das Verbot von Stromsperrungen und
viele Dinge mehr. Das alles ist eine wirkliche Volksver-
dummung. Ich wiederhole es: Sie als Bundesregierung
müssen sich ans Portepee fassen und fragen lassen, wie
Sie durch die Dinge, die Sie beeinflussen können, die
Kostenspirale nach oben aufhalten wollen. Es geht da-
rum, welche zusätzlichen Lasten wir den Bürgern natio-
nal aufbürden. Sie müssen eine Antwort darauf haben,
wie Sie diese Lasten in den Griff bekommen wollen.

Sie legen ständig neue Förderprogramme auf und ver-
längern die Geltungsdauer bestehender Fördertatbe-
stände durch zusätzliche Gesetzgebungen immer weiter.
Dadurch schrauben Sie die Belastungen der Bürger
zum Teil über Jahrzehnte nach oben. Das ist zum Schei-
tern verurteilt; denn das geht gerade zulasten der Nor-
malbürger, die das nicht mehr bezahlen können.

Fragen Sie doch einmal die Bürger und insbesondere
Familien mit kleinen Kindern. Die können nur bedingt
Strom sparen und haben möglicherweise nicht das Geld,
sich neue Elektrogeräte zu kaufen. Das kann es doch
nicht sein!


(Ulrich Kelber [SPD]: Deswegen gibt es ja die Förderprogramme, die Sie ablehnen! Sie müssen das doch verstehen!)


– Herr Kelber, auf der anderen Seite schlägt die Regie-
rung dann auch noch zu und erhöht die Mehrwertsteuer,
die Abgaben und die Überwälzungskosten.


(Ulrich Kelber [SPD]: Darüber sprechen wir gleich! Man muss die Zusammenhänge verstehen, Frau Kopp!)


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(C (D as nennen Sie sozial. Sie machen tatsächlich eine unsoiale Energiepolitik zulasten der Bürger in diesem Land. (Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Sie verstehen die Zusammenhänge nicht! Das ist schlimm!)


enau das will die FDP nicht.

Wir haben hier einen Antrag vorgelegt, mit dem eine
onkrete Entlastung der Bürger vorgesehen ist, weil wir
ie Entwicklung nicht weiter treiben lassen können. Das,
as wir in diesem Land politisch beeinflussen können,
ollen wir gestalten. Wir fordern Sie auf, die Bürger

ndlich zu entlasten und nicht immer weiter an dieser
reis-, Abgaben- und Steuerschraube zu drehen.

Ich schaue noch einmal besonders in Richtung der
nion und sage ihr: Sie können nicht weiter so agieren
nd regieren, indem Sie die Wirtschaft und die Verbrau-
her ständig weiter belasten und nicht versuchen, dies zu
ndern. Es hat doch keinen Zweck, dass Sie sich hier
instellen und sagen, was Sie sich wünschen. Sie müssen
ier konkretes Regierungshandeln an den Tag legen.

Ich meine, hier ist auch die Bundeskanzlerin in beson-
erer Weise gefragt, dafür zu sorgen, dass es in Zukunft
inen breiten Energiemix gibt und dass der Staat darauf
erzichtet, durch die hohen Energiepreise weiterhin bei
en Bürgern abzukassieren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617005300

Für die SPD-Fraktion spricht nun der Kollege Rolf

empelmann.


Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1617005400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

en! Das Thema der Debatte ist ausgesprochen wichtig
ich denke, das ist unumstritten – und hat uns diese Wo-

he schon mehrfach in anderen Zusammenhängen be-
chäftigt. Ich glaube, wir alle in diesem Hause wollen ei-
en Beitrag dazu leisten, dass Energiekosten sowohl für
rivathaushalte mit geringen Einnahmen als auch für an-
ere – darin stimme ich ausdrücklich den Rednern der
nion zu – gesenkt werden.

Es ist, denke ich, sehr suggestiv und insofern wenig
laubwürdig, zu behaupten, dass diese Bundesregierung
nd die sie tragenden Fraktionen bisher keine Beiträge
u diesem Thema geleistet hätten.


(Zurufe von der FDP: Welche denn? – Jetzt sind wir gespannt! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nennen Sie mal zwei, Herr Kollege!)


unächst einmal ist festzustellen, dass die heute vorge-
egten Konzepte nicht denen entsprechen, die wir verfol-
en wollen. Das gilt zum Beispiel für die Wiedereinfüh-
ung der Strom- und Gaspreisaufsicht, weil diese
uch in der Vergangenheit nicht zu dem Ergebnis geführt
at, das Sie sich davon versprechen. Denn die Aufsicht
at letztlich nur den Vertriebskostenanteil prüfen kön-
en. Das führt dazu, dass suggeriert wird, es gäbe sozu-






(A) )



(B) )


Rolf Hempelmann
sagen ein staatliches Gütesiegel für einen bestimmten
Preis; in Wirklichkeit hat der Staat aber aufgrund der
Marktsituation gar nicht die Möglichkeit dazu.

Deswegen brauchen wir andere Konzepte. Dazu ge-
hört an erster Stelle, den Menschen ehrlich zu sagen, wie
sich der Preis zusammensetzt.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Ist das ein Konzept?)


Es wird – gerade auch von der FDP – immer wieder da-
rauf hingewiesen, dass 40 Prozent des Preises von staat-
licher Seite verursacht sind. Dabei wird aber verschwie-
gen, dass große Anteile davon nicht als staatliche
Einnahmen anzusehen sind, sondern dass dafür be-
stimmte Leistungen erbracht werden. Wenn zum Bei-
spiel Konzessionsabgaben gezahlt werden, dann verber-
gen sich dahinter zum Beispiel Wegerechte und
Leistungen der Kommunen.


(Lachen bei Abgeordneten der FDP)


Insofern ist es richtig, dass die Ausgaben für diese Leis-
tungen Bestandteil des Strom- bzw. Gaspreises sind. Für
andere Bestandteile wie die Mehrwertsteuer gilt, dass sie
auch auf andere Güter erhoben werden; insofern sind sie
nicht streitig.

Deswegen sollte man keine Nebelkerzen werfen.
Richtig ist aber: Es bleiben einige Punkte, über die man
immer wieder strittig diskutieren kann und mit denen
man sich erneut befassen kann, wenn es um die Weiter-
entwicklung von Instrumenten – der Emissionshandel ist
bereits angesprochen worden – geht. Dazu müssen wir
bereit sein, und wir sind es auch, um zu erkennen, inwie-
weit möglicherweise in Zukunft ein Teil der Belastungen
verzichtbar ist, weil wir neue Instrumente geschaffen ha-
ben.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617005500

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Kopp?


Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1617005600

Ich habe damit gerechnet.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1617005700

Es ist immer gut, wenn auch im politischen Alltag

Verlässlichkeit besteht.

Herr Kollege Hempelmann, sind Sie bereit, zuzuge-
stehen, dass in einem durchschnittlichen Drei-Personen-
Haushalt mit einer Stromrechnung von 62 Euro im Mo-
nat allein 10 Euro davon auf die Mehrwertsteuerbelas-
tung und 6 Euro auf die Ökosteuer – sprich: Strom-
steuer – zurückzuführen sind? Ich frage mich, ob man
dabei von Peanuts sprechen kann. Schließlich kommen
noch viele weitere Belastungen hinzu. Sind Sie bereit,
damit aufzuhören, das ständig herunterzuspielen, und
sich dieser Frage zu stellen?


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Ich habe den Begriff Peanuts nicht benutzt; ich habe och nicht einmal von Erdnüssen gesprochen. Vielmehr abe ich gleich am Anfang festgestellt, dass das Thema ehr wichtig ist und dass wir gemeinsam das Ziel verfolen müssen, die Energiekosten für die Bürgerinnen und ürger zu senken. Darauf werde ich gleich näher eingeen. Aber wer suggeriert, dass alle Kosten, die staatlich inuziert sind, überflüssig seien, täuscht die Bürger. Sie aben sich doch gerade selbst dagegen gewehrt, die Bürer zu täuschen. Vieles davon ist völlig unumstritten, gal in welcher Fraktion man nachfragt. Das gilt beipielsweise für die Anteile für erneuerbare Energien und raft-Wärme-Kopplung. Das wird von allen Fraktionen etragen, ebenso wie die Mehrwertsteuer. Die Höhe ist öglicherweise bei dem einen oder anderen strittig, aber er Sache nach kann man, denke ich, kein einzelnes Proukt von der Mehrwertsteuererhebung ausnehmen. Insofern bin ich dafür, die Preisbestandteile offenzuegen und den Bürger aufzuklären, wie sich der Preis zuammensetzt. Ich halte das für ein berechtigtes Anliegen. as haben wir auch gerade im Gesetzentwurf zur Öffung des Messund Zählwesens entsprechend durchgeetzt. Die Aufgabe ist es, Kosten zu senken, aber dafür zu orgen, dass die Menschen bei möglicherweise sinkenen Energieverbräuchen ihren Komfort, ihren Lebenstandard halten können. Daran haben wir gearbeitet. Wir aben ein CO2-Gebäudesanierungsprogramm aufgeegt, mit dem Gebäude so saniert werden können, dass eniger Energie verbraucht wird. Das nützt dem Klima, ntlastet aber auch die Portemonnaies der Menschen. ir haben mit dem Integrierten Energieund Klima rogramm dafür gesorgt, dass erneuerbare Energien im ereich der Wärmeversorgung ihren Platz finden. Das eißt, dass wir mehr Unabhängigkeit von den ganz siher steigenden Ölund Gaspreisen erreichen. Wir haben beim Messund Zählwesen dafür gesorgt, ass die Menschen über intelligente Zähler in die Lage ersetzt werden, ihre Verbräuche zu erkennen und zu seen, welches die Stromfresser sind, sodass sie dann entprechend handeln können. Sie haben aber recht – das acht die Sache durchaus komplex –, dass wir dann den enschen, die es nicht alleine schaffen, helfen müssen, ie notwendigen Investitionen zu tätigen, um zum Beipiel stromfressende Geräte durch moderne, energiespaende Geräte zu ersetzen. Auch dafür gibt es entsprehende Töpfe, zum Beispiel Marktanreizprogramme. ber das kann und muss man natürlich entsprechend usweiten. Wir wünschen uns, dass die Unternehmen hier ein tück weit von dem Verkauf von Mengen an Kilowatttunden wegkommen. Das ist ein veraltetes Geschäftsodell. Wir wollen, dass die Unternehmen ihr Geld ver ienen, indem sie den Kunden Energiedienstleistungen it möglichst wenig Energieverbrauch, mit wenig Kiloattstunden verkaufen. Das Contracting, das Bilden von Rolf Hempelmann Verträgen mit den Kunden, macht nicht nur Sinn bei Großunternehmen als Partnern, sondern auch beim Einzelkunden und bei einzelnen Haushalten. Das muss die Ziellinie sein. Ich denke, dass wir eine Reihe von Dingen auf den Weg gebracht haben, die uns diesem Ziel ein Stück näherbringen. Stichwort Sozialtarife. Sicherlich ist es irreführend, wenn das Wort „Sozialtarif“ für all das benutzt wird, was zurzeit in den Fraktionen an Überlegungen existiert. Auch das ist ein hochkomplexes Thema. In einer großen Fraktion wie der SPD-Fraktion ist es in der Tat so, dass Gedanken aus allen Richtungen zusammengetragen werden. Manche verdienen ganz klassisch den Begriff Sozialtarif, andere aber gehen eher in eine andere Richtung. Ich kann Ihnen heute sagen, dass es von der Tendenz her in unserer Fraktion so aussieht – wir führen dazu gerade Fachgespräche mit Betroffenen –, dass die Unternehmen, eingeleitet zum Beispiel durch die Veränderungen beim Messund Zählwesen, durch ihre Tarifstruktur Anreize dafür schaffen, dass tatsächlich alle, nicht nur bestimmte Bürgerinnen und Bürger, sparsam mit Energie umgehen. Ein effizienter Umgang mit Energie soll also belohnt werden. Möglich ist – das hat sich aus Gesprächen mit Unternehmen entwickelt –, dass man entweder auf die Grundgebühr verzichtet, sie senkt oder etwa die ersten 500 Kilowattstunden günstiger anbietet, weil das ein Anreiz sein kann, mit Energie sparsam umzugehen. Wir werden dazu Vorschläge vorlegen, die der Komplexität dieses Themas gerecht werden. Schwarz-WeißMalerei macht keinen Sinn. In diesem Sinne wünsche ich uns gute Beratungen. Die Anträge müssen wir leider ablehnen, weil sie zu kurz greifen und der Komplexität nicht gerecht werden. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD – Ulrich Kelber [SPD]: Nicht nur nicht gerecht werden, sondern sie sind falsch!)

Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1617005800

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617005900

Nächster Redner ist für die Fraktion Die Linke der

Kollege Oskar Lafontaine.


(Beifall bei der LINKEN)



Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617006000

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Übereinstimmend wurde in diesem Hause fest-
gestellt, dass die Energiepreise in den letzten Jahren da-
vongelaufen sind. Die Zahlen zu Beginn dieses Jahres
kennen die meisten: Der Strompreis hat sich um rund
25 Prozent erhöht, die Benzinpreise um ein Drittel, und
der Ölpreis hat sich verdoppelt.

Konkret sieht das so aus, dass sich viele nicht mehr
das Leben leisten können, das sie sich in den Jahren da-
vor geleistet haben. Im letzten Winter haben mir Händler
erzählt, dass sie Leute haben frieren sehen, weil sie sich
kein Öl leisten konnten. Auch im letzten Jahr haben mir

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(C (D ändler berichtet, dass immer mehr Kunden ihre Rechungen für Öl über Kredite begleichen. Das ist eine bengstigende Entwicklung. Wenn man gleichzeitig hört, dass beispielsweise imer mehr Haushalten der Strom abgestellt wird, weil die echnungen nicht mehr bezahlt werden, dann kann man as nicht mehr nur auf das Thema Angebot und Nachrage reduzieren. Hier geht es um Menschen, Haushalte, ltern mit Kindern. Deswegen müssen wir irgendetwas nternehmen. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


as Bedauerliche an dieser Debatte ist wieder einmal,
ass alle in der Analyse, dass die Preise zu hoch sind,
bereinstimmen, dass aber, wenn man die Regierungs-
ehrheit fragt, was denn geschehen soll, keine Bereit-

chaft erkennbar ist, sich auf irgendeine Maßnahme zu
inigen, es sei denn, man reduziert das auf die Tatsache,
ass nun die Entscheidung getroffen wurde – das begrü-
en wir –, die Heizkosten beim Wohngeld zu berück-
ichtigen. Aber das ist nur eine minimale Lösung. Wir
rauchen eine wirklich durchgreifende Lösung.

Sie mögen mit unseren Anträgen nicht einverstanden
ein. Aber unsere Position ist – das möchte ich deutlich
agen –: Wenn Sie Anträge einbringen, die zu einer Ver-
esserung der Situation der Haushalte führen, werden
ir ihnen zustimmen; denn wir sind nicht der Meinung,
ass das, was wir vortragen, der Weisheit letzter Schluss
ein muss.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


as gilt auch für die Anträge der FDP. Dabei möchte ich
ur auf einen Sachverhalt hinweisen. Aus Erfahrung
issen wir, dass steuerliche Ermäßigungen nicht unbe-
ingt über die Preise weitergegeben werden. Es wäre zu
lären, wie wir sicherstellen können, dass beispielsweise
ine Reduktion der Mehrwertsteuer beim Endverbrau-
her tatsächlich ankommt. Es gibt hinreichende Erfah-
ungen, dass das oft nicht der Fall ist. Ich sage das nur,
m ein Sachargument in die Debatte einzuführen, und
icht, um Ihren Antrag abzuqualifizieren.

Für uns geht es hier auch um eine grundsätzliche
rage. Was verstehen wir unter sozialer Marktwirt-
chaft? Ich habe heute wieder interessante Aufsätze und
nterviews zu diesem Thema gelesen. Ich ermutige je-
en, der das Wort „soziale Marktwirtschaft“ in den
und nimmt, zu sagen, was er darunter versteht. Heute

abe ich gelesen, dass das etwas mit Einstieg und Auf-
tieg zu tun habe. Ob damit etwas Brauchbares oder Ver-
ertbares gesagt ist, weiß ich nicht.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ch möchte für meine Fraktion festhalten: Für uns ist
ine Marktwirtschaft dann sozial, wenn sie fallende
öhne sowie Monopol- bzw. Oligopolpreise verhindert.
o einfach ist die Definition.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])







(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
Fallende Löhne führen zu fallenden Renten und sinken-
den sozialen Leistungen. Steigende Preise führen, wie
wir es jetzt erleben, zu einer Verarmung der Bevölke-
rung. Weil Sie diesen Zusammenhang nicht herstellen,
gab es im letzten Jahr die Entwicklung, dass die Löhne
und Renten gefallen sind, während die Energiepreise ge-
stiegen sind. Das führt zu einer systematischen Verar-
mung der Bevölkerung. Die Schuld daran trägt die
Mehrheit dieses Hauses. So simpel ist der Zusammen-
hang.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Als hätte unsere verehrte Bundeskanzlerin mir heute
ein Argument liefern wollen, hat sie in einem Interview
zur sozialen Marktwirtschaft auf die Frage, was sie denn
eigentlich bewirkt und erreicht habe, geantwortet: Weni-
ger Staat ist ein Zugewinn an Freiheit für viele Bürger. –
Jetzt müssen Sie klatschen. Mit diesem Satz steht die
verehrte Bundeskanzlerin in krassem Gegensatz zum
Aufklärer Rousseau, der gesagt hat:

Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es
die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das
befreit.

Nun stehen wir vor der schwierigen Frage, wer recht hat:
Frau Merkel oder der Aufklärer Rousseau? Wenn man
die Geschichte der Menschheit betrachtet, sieht man:
Überall dort, wo die Schwachen durch Gesetze nicht ge-
schützt werden, werden sie in größere Schwierigkeiten
kommen und ihr Leben immer weniger bewältigen kön-
nen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Frau Merkel hat überhaupt keine Kenntnis von den phi-
losophischen Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft.
Das ist der Punkt, über den wir hier reden. Solange man
diesen Zusammenhang nicht sieht, sind viele Menschen
in der Armutsfalle. Ich könnte sie auch Merkel-Falle
nennen: auf der einen Seite Verweigerung eines gesetzli-
chen Mindestlohns, auf der anderen Seite steigende
Energiepreise. Dann wundern Sie sich auch noch, dass
immer mehr Haushalte in Schwierigkeiten kommen. Wa-
rum erkennen Sie diese Zusammenhänge nicht?

Aufgrund verfehlter Politik haben wir in Deutschland
mit 25 Prozent einen riesigen Niedriglohnsektor, den
größten aller Industriestaaten. Trotz wachsender Wirt-
schaft sind im letzten Jahr die Löhne und Renten in
Deutschland gefallen. Mittlerweile gibt es laut eigenem
Bericht 5,2 Millionen Haushalte mit 500 bis 900 Euro
Nettoeinkommen. Was ist das denn für eine Lage? Die
Kanzlerin hat vor ein paar Monaten gesagt: Deutschland
hat Grund zur Zuversicht. Sie reden immer von Haus-
haltskonsolidierung. Es gibt viele Menschen, die darüber
nachdenken, was damit gemeint sein könnte. Es gibt
viele Haushalte, die froh wären, wenn sie von Haushalts-
konsolidierungen reden könnten. Aber im Moment gera-
ten viele Privathaushalte in immer größere Schwierig-
keiten, weil sie aufgrund der Entwicklung der Löhne und
Renten sowie der Preise nicht mehr in der Lage sind, ihr
Leben zu gestalten. Haushaltskonsolidierung aus Sicht

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(C (D er Ärmeren unserer Bevölkerung wäre vielleicht ein hema, auch für die Mehrheit dieses Hauses. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Nun sind einige kurzfristige Maßnahmen zu treffen.
as Bedauerliche ist ja, dass hier herumgeredet, herum-
eredet und noch einmal herumgeredet wird.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Wer redet denn am meisten herum?)


ir könnten durch eine einzige Entscheidung die Pro-
leme lösen. Nehmen wir doch nur einmal die Pendler-
auschale, mit der Sie von der CDU/CSU einen lächer-

ichen Zirkus aufführen. Man hat fast den Eindruck, als
ätte sich die CDU mit der CSU abgesprochen, das
heater bis zur bayrischen Landtagswahl aufzuführen,
obei das Thema Pendlerpauschale immer wieder durch
ie CSU auf die Tagesordnung gesetzt wird und die
DU diese Forderung mit dem Hinweis auf die Haus-
altskonsolidierung blockiert. Das ist unredlich. Kom-
en Sie endlich zu irgendeiner Entscheidung! Sagen Sie

a, oder sagen Sie Nein! Das steht schon so in der Bibel.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Dasselbe gilt für die Sozialtarife. Dazu ist einiges
on meinem Vorredner gesagt worden. Es gibt verschie-
ene Modelle. Auch hier würden wir sagen, Herr Kol-
ege Hempel – –


(Zurufe von der SPD: Hempelmann!)


Hempelmann, Entschuldigung. Jetzt können Sie über-
egen, warum ich hier gestockt habe. Nun gut.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN)


as war nicht böse gemeint. Ich habe hier schlicht ge-
tockt. – Sie haben eine Reihe von Fällen genannt. Wir
ürden jedes Modell mittragen, aber es nützt doch
ichts, dass wir hier endlose Debatten führen und nichts,
ber auch gar nichts geschieht.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Ulrich Kelber [SPD]: Wieso schlagen Sie kein Modell vor, das funktioniert?)


eshalb sagen wir: Sozialtarife sind eine Möglichkeit.
ir wären bereit, jeden Vorschlag zu akzeptieren, aber

s geschieht nichts. An dieser Stelle wird immer wieder
esagt, wir hätten das Geld dazu nicht. Es ist aber für je-
en, der das gutwillig überprüft, nachvollziehbar, dass
as Geld selbstverständlich da ist. Eben ist von den Ge-
innen aus dem Emissionshandel die Rede gewesen. Ei-
er hat von 1 Milliarde Euro in diesem Jahr gesprochen.
as Öko-Institut hat ausgerechnet, dass in den nächsten
ier Jahren Gewinne in Höhe von 35 Milliarden Euro
nfallen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für die Unternehmen!)


s mag richtig sein, dass nur die Hälfte dieser Summe
nfällt. Das heißt aber, dass Geld da ist, um den Men-






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
schen entgegenzukommen und ihre Lebenssituation zu
verbessern. Warum tun Sie denn nichts?


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Dasselbe gilt für die Mehrwertsteuer. In diesem Zu-
sammenhang gibt es verschiedene Rechnungen. Viele
haben ausgerechnet, dass allein die Mehreinnahmen aus
der Mehrwertsteuer, die aus der Strompreisentwicklung
resultieren, ausreichen würden, einen Einstieg in die So-
zialtarife zu finanzieren. Warum tun Sie denn nichts?
Warum kassieren Sie nur die Mehrwertsteuer und sind
nicht bereit, Sozialtarife einzuführen und die Mehrein-
nahmen an die Menschen weiterzugeben?


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Längerfristig – auch das möchte ich noch sagen – sind
Strukturmaßnahmen zu ergreifen, um den Energie-
preisanstieg durch nationalstaatliche Entscheidungen zu-
mindest zu dämpfen. Wir schlagen dazu nach wie vor die
Rekommunalisierung der Energieversorgung vor;
denn wir wissen doch aus eigener Erfahrung, dass wir zu
der Zeit, als wir in den Städten eine eigene Erzeugung
hatten, solche Entscheidungen noch selbstständig treffen
konnten. Das ist ein Zugewinn an Demokratie. Deshalb
sind wir für die Rekommunalisierung der Energieversor-
gung.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Dass man bei den Netzen eine wie auch immer gear-
tete stärkere staatliche Kontrolle braucht, versteht sich
von selbst. Ich freue mich, dass innerhalb der SPD-Frak-
tion der Diskussionsprozess fortgeschritten ist und dass
die Abqualifizierung durch den Bundesumweltminister,
was die Verstaatlichung der Netze angeht, mittlerweile
anderen Einsichten gewichen ist.

Ich fasse zusammen: Die Entwicklung der Energie-
preise ist für viele Haushalte – nicht für uns alle hier –
ein großes Problem. Ein Problem für diese Haushalte ist
aber auch, dass wir uns zwar einig sind, dass das
schlimm ist, dass die Koalition aber nicht in der Lage ist,
irgendeine Entscheidung zu treffen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617006100

Nun hat das Wort für die Fraktion Bündnis 90/Die

Grünen die Kollegin Bärbel Höhn.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617006200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir reden heute in der Tat über ein dramatisches Pro-
blem. Die Energiepreise steigen. Ich glaube, keiner von
uns hätte vor einem Jahr voraussagen können, wie sich
der Ölpreis entwickelt. Die Entwicklung in den letzten
Monaten ist wirklich dramatisch.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Sie haben das doch immer gewollt!)


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(C (D chauen Sie sich einmal den Verbraucherpreisindex vom ai an! Er ist um 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr ge tiegen. Mehr als die Hälfte davon ist auf den Anstieg er Energiepreise zurückzuführen. Das ist in der Tat draatisch. Die entscheidende Frage ist: Was tun wir? Da nützen chnellschüsse nichts, Herr Lafontaine; vielmehr ist entcheidend, dass man analysiert, was der Grund für dieen Preisanstieg ist. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


us unserer Sicht – immer mehr Experten teilen unsere
nsicht – geht das Zeitalter des billigen Öls zu Ende,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


nd zwar deshalb, weil die Nachfrage auch in den nächs-
en Jahren dramatisch ansteigen wird und die Ölförde-
ung an ihre Grenzen stößt. Wenn mittlerweile sogar die
nternationale Energie-Agentur, die das bisher immer
eleugnet hat, sagt, dass Angebot und Nachfrage immer
eiter auseinanderklaffen werden – das heißt, das Ange-
ot wird knapp sein und die Nachfrage wird steigen –,
ann wissen doch alle, was das bedeutet: höhere Öl-
reise auch in den nächsten Jahren. Wenn wir nicht ge-
einsam die Gründe dafür analysieren, dann werden wir

uch nicht zu den richtigen Lösungen kommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In diesem Zusammenhang muss ich feststellen, dass
ie FDP mit ihrer Antwort auf das Problem daneben-
iegt. Wenn Ihre einzige Antwort auf die versiegenden
lquellen und die steigende Nachfrage Chinas nach Öl

st, in Deutschland die Steuern zu senken, dann bedeutet
as in der Tat, Frau Kopp, dass Sie die Menschen für
umm verkaufen. Nicht die anderen, sondern Sie ver-
aufen die Menschen für dumm.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


enn es nach Ihnen geht, dann dürfen die Leute noch
inmal ganz kurz an die Tankstelle und ordentlich voll-
anken, bevor ihnen durch die nächste Preisexplosion so-
usagen all das weggenommen wird, was Sie ihnen für
urze Zeit geschenkt haben.


(Gudrun Kopp [FDP]: Dummes Zeug!)


eshalb ist es keine Lösung, die Steuern zu senken. Die
igentliche Lösung des Problems ist es, endlich einmal
uf Energieeinsparungen und erneuerbare Energien zu
etzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Herr Lafontaine, ich habe mir Ihren Antrag genau an-
esehen. Die Preisaufsicht wieder an die Länder zu ge-
en, ist auch keine ernsthafte Lösung. Die Länder hatten
och schon einmal die Aufsicht. Was war die Folge? Sie
aben mit den jeweiligen Energiekonzernen verhandelt
übrigens mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen –,

nd am Ende haben die Energiekonzerne gesagt: Der hö-






(A) )



(B)


Bärbel Höhn
here Preis ist doch staatlich abgesegnet. Was wollt ihr ei-
gentlich? – Das ist keine Lösung des Problems.

Wir meinen, die Antwort auf die weitere Verknap-
pung und Verteuerung der Energie heißt: weniger Ener-
gieverbrauch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mit Blick auf die weitere Entwicklung muss es doch hei-
ßen: Wir müssen das Öl verlassen, ehe es uns verlässt. –
Sonst geraten wir in eine Spirale, die wir nicht mehr auf-
halten können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Leute haben das verstanden. Vor wenigen Tagen
ist in einer Umfrage im Morgenmagazin zu diesem
Thema gefragt worden, was der Staat tun kann und was
er tun sollte. An erster Stelle – 44 Prozent der Befragten
haben das gesagt – stand die Antwort: Förderung von
Energiespartechnologien. Das war die Antwort der
Menschen – und sie tun auch schon etwas dafür: Sie fah-
ren mehr mit dem Fahrrad, bilden Fahrgemeinschaften
und verbringen ihren Urlaub öfter in der Nähe. Sie ver-
ändern ihren Lebensstil. Auch das gehört dazu. Es wird
notwendig sein, mit weniger auszukommen, um diesem
Preisdiktat zu entgehen. Wir müssen auch unseren Le-
bensstil ändern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen eine Energiesparoffensive. Wir brau-
chen sie insbesondere – das stimmt – im Zusammenhang
mit der Förderung von Haushalten mit kleinen Einkom-
men. Aber zu den sozialen Aspekten wird der Kollege
Kurth gleich noch etwas sagen.

Ich sage eindeutig und klar: Der Weg, den die Bun-
desregierung momentan einschlägt, ist der falsche. Sie
haben beim IKEP, beim Integrierten Klima- und Ener-
gieprogramm, Investitionen in Energieeinsparungen
– ich habe mehrfach Minister Glos dazu gehört – immer
noch als Belastungen definiert. Das ist der falsche An-
satz. Investitionen in Energieeinsparung sind eine Ent-
lastung und keine Belastung. Solange Sie das nicht ver-
standen haben, werden Sie zu den falschen Lösungen
kommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das Geld fällt vom Himmel!)


Die Bundesregierung lässt die Verbraucher bei den
steigenden Energiekosten im Stich. Sie lassen sie im
Stich, wenn Kanzlerin Merkel auf EU-Ebene gegen spar-
samere Autos ankämpft. Es ergibt sich keine Entlastung
bei den Benzinkosten, wenn Sie weiterhin für die Sprit-
schlucker Lobbyarbeit machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie lassen die Menschen im Stich, wenn Sie den Aus-
tausch von ineffizienten Nachtspeicherheizungen verzö-
gern. Sie lassen die Menschen im Stich, weil Sie sie in
eine Kostenfalle laufen lassen, aber ihnen keinen Aus-
weg anbieten. Sie lassen sie auch im Stich, wenn Sie
zum Beispiel im Wärmebereich – Stichwort: Isolierung

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(C (D on Gebäuden – am Ende nur zu halbherzigen Lösungen ommen. Meine Damen und Herren, gerade für Hausalte mit kleinen Einkommen sind Dämmungen in den ietwohnungen notwendig; denn der nächste kalte Win er kommt bestimmt. Wir können nicht damit rechnen, ass jeder Winter so warm wird, wie der letzte es war. er letzte warme Winter war nämlich auch ein Grund afür, dass das Problem nicht explodiert ist. Wenn der inter kalt ist und dann noch die Heizkosten steigen, ird das Problem immer größer. (Franz Obermeier [CDU/CSU]: Das hätten Sie alles machen können!)


Konsequente Energiepolitik sieht anders aus. Deshalb
agen wir: Helfen Sie den Verbrauchern, indem Sie auf
nergieeinsparungen und erneuerbare Energien setzen.
infach nur „Steuern runter“ und „Preiskontrolle“, das
ind keine Lösungen, mit denen das gravierende Pro-
lem, das uns auch in Zukunft begleiten wird, endlich
emeistert werden kann.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617006300

Nächster Redner ist der Kollege Michael Fuchs für

ie CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1617006400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

en! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Verehrte
rau Höhn, Sie sind es doch gewesen, die immer be-
auptet hat, dass der Benzinpreis bei 5 Euro liegen
üsste.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Bei 5 DM; das sind etwa 2,50 Euro. – Die Benzin-
reise bewegen sich leider in diese Richtung. Sie haben
uch alles dafür getan. Also tun Sie jetzt hier bitte nicht
o, als würde es Sie fürchterlich schocken, dass es sich
ufgrund der Politik der Ölländer so entwickelt! Wir
üssen alles dafür tun, dass sich die Energiepreise so
enig wie möglich erhöhen; denn dieses Land hätte un-

er immer höheren Energiepreisen heftig zu leiden.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617006500

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

ollegin Höhn?


Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1617006600

Das brauche ich jetzt nicht.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil Sie sich nicht trauen!)


ch habe mir das eben lange genug angehört.

In meinem Wahlkreis gibt es ein Unternehmen der pa-
ierverarbeitenden Industrie. Ich meine die Firma Kim-
erly-Clark. Sie stellt Kleenex her; dieses Produkt ken-
)






(A) )



(B) )


Dr. Michael Fuchs
nen viele. Diese Firma hat nicht nur an vielen Orten in
Deutschland, sondern auch in Nachbarländern Papierfa-
briken. In all diesen Fabriken stehen baugleiche Maschi-
nen. Eine Maschine dieser Firma in Koblenz verbraucht
im Jahr Strom in Höhe von 25 Millionen Euro. Die glei-
che Maschine in Rouen in Frankreich verbraucht im Jahr
Strom in Höhe von 17 Millionen Euro. Es wird nicht
ewig dauern, bis Amerikaner in Dallas entscheiden, dass
es sinnvoll wäre, die Maschine in Koblenz nach Rouen
oder an einen anderen Ort in Frankreich zu verlagern.
Was passiert dann, Herr Lafontaine? Dann wird es unso-
zial; denn dann gehen Arbeitsplätze verloren.

Wir müssen mit einer vernünftigen Energiepolitik
verhindern, dass in Deutschland Arbeitsplätze im mittel-
ständischen Bereich verloren gehen, weil sie den Strom
nicht mehr bezahlen können.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das haben Sie nur nicht kapiert. In all Ihren Anträgen
fordern Sie doch nichts anderes als Umverteilung von
oben nach unten. Das machen wir sowieso. Sie reden
von einem Armutsland. Ich glaube, in keinem anderen
Land ist die Gesellschaft so reich und wohlhabend wie in
Deutschland. Das wollen wir doch einmal festhalten.


(Widerspruch bei der LINKEN)


Ich kann Ihr Gerede von der Armutsfalle einfach nicht
mehr hören. Sie reden dieses Land schlecht und wissen
genau, dass das Gegenteil richtig ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unglaublich! Sie sehen ja gar nicht die Probleme!)


Ich sage Ihnen noch eines. Wenn Ihnen mit Ihrem
Linkspopulismus nichts Besseres einfällt, als ständig
Umverteilung zu fordern, dann erwähnen Sie bitte auch,
dass 53 Prozent dieses Bundeshaushalts für Soziales,
also für die von Ihnen geforderte Umverteilung, ausge-
geben werden. Diese Regierung hat gerade beschlossen,
das Wohngeld zum 1. Januar 2009 von 90 Euro auf
143 Euro anzuheben. Diese Maßnahmen haben wir ge-
meinsam auf den Weg gebracht. Bitte nehmen Sie das al-
les einmal zur Kenntnis! Anscheinend geht es an Ihnen
vorbei. Die Anträge, mit denen Sie uns hier nerven, kos-
ten uns Zeit. In dieser Zeit können wir keine vernünftige
Politik machen. Sie sollten das eigentlich wissen.

Was all Ihre Forderungen nach Umverteilung angeht,
muss man einmal erwähnen: Die 10 Prozent der Bevöl-
kerung in Deutschland mit den höchsten Einkommen
zahlen 53 Prozent der Steuern. Die 20 Prozent der Be-
völkerung in Deutschland mit den höchsten Einkommen
zahlen 83 Prozent der Steuern.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kommen Sie mal zum Thema!)


Das alles scheint Ihnen entgangen zu sein, weil es mit
Ihrem Populismus nicht in Einklang zu bringen ist.

Ich muss Ihnen noch ein paar andere Zahlen vorhal-
ten. Vergleicht man die neuesten Strompreise in Europa,

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(C (D tellt man fest: In Deutschland kostet der Strom in einem aushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 3 500 Kiloattstunden 21,48 Cent pro Kilowattstunde. In Frank eich kostet dieser Strom 12,18 Cent pro Kilowattstunde. arum? Das ist ziemlich einfach – das wird Sie nicht undern; denn Sie wissen es alle –: weil 87 Prozent des troms in Frankreich in Kernkraftwerken erzeugt weren. Was machen wir? Wir verteuern, verteuern und vereuern. Ich habe überhaupt nichts gegen erneuerbare Energien, err Kelber. Allerdings müssen die erneuerbaren Enerien mit Maß gesehen werden: Sie werden unser Stromroblem nicht lösen. (Ulrich Kelber [SPD]: Sind die Baukosten in Frankreich bereits im Strompreis enthalten? 100 Milliarden Euro!)


(Zuruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


0 Prozent unseres Stroms werden nicht aus erneuerba-
en Energien herstellbar sein.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617006700

Herr Kollege, ich unterbreche Sie ungern. Gestatten

ie eine Zwischenfrage des Kollegen Ernst von der
raktion Die Linke?


Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1617006800

Das tue ich mir erst recht nicht an.


(Lachen bei der LINKEN)


en kann ich nicht ernst nehmen; deswegen macht es
einen Sinn, sich eine Frage anzuhören. Er muss sich
rst einmal mit seinen Aufsichtsräten bei Fichtel &
achs auseinandersetzen und sollte mich hier in Ruhe

assen.

Wir haben genau dieses Problem – ich sage es noch
inmal deutlich –: Wir sind nicht bereit, zur Kenntnis zu
ehmen, dass wir in eine Falle laufen, wenn wir bei der
rzeugung von Strom nicht umdenken. Es wird aller-
öchste Zeit, zur Kenntnis zu nehmen, dass die ganze
elt das anders sieht. Warum ist es so, dass wir in
eutschland anscheinend die Einzigen sind, die so tech-
ikfeindlich und so ängstlich sind?


(Ulrich Kelber [SPD]: Wie viele Länder haben Atomkraft?)


ch kann es nach wie vor nicht verstehen. Vielleicht hat
oltaire recht, Herr Lafontaine. Er hat nämlich einmal
esagt: Am Grunde eines Problems sitzt immer ein
eutscher. – Wahrscheinlich sind Sie das Problem.

Noch einmal: Wenn wir nicht umdenken und nicht
angsam, aber sicher zur Kernkraft zurückkommen,
erden wir das Strompreisproblem nicht lösen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist nicht die Lösung!)


ie einzige Chance, die wir haben, auch unter klimapoli-
ischen Aspekten, die Strompreise für die Haushalte mit
leinen Einkommen einigermaßen bezahlbar zu halten,
st – da bin ich mit dem Kollegen Meyer einig – die






(A) )



(B) )


Dr. Michael Fuchs
Kernkraft; das muss immer wieder und überall deutlich
gesagt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Eines schönen Tages wird dieses Land diese Chance nut-
zen, auch wenn das dann, hoffentlich, eine andere Regie-
rung organisiert.

Wir haben mit der Bundesregierung vernünftig rea-
giert. Wir haben zum Beispiel die GWB-Novelle be-
schlossen. Sie ist zum 1. Januar 2008 in Kraft getreten.
Mit dieser Novelle haben wir eine Beweislastumkehr
vorgenommen, um die Stromkonzerne zu zwingen, ihre
Situation besser darzulegen. Außerdem haben wir dem
Kartellamt die Möglichkeit gegeben, besser einzugrei-
fen. Das ist auch notwendig. Wir müssen die vier Vier-
telmonopolisten in diesem Land schon sehr intensiv kon-
trollieren.

Fazit: Wenn wir die Energiepreise im Griff behalten
wollen, bleibt uns nichts anderes übrig, als eine Gesamt-
energiepolitik zu betreiben. Darin muss die Kernkraft
eine Rolle spielen; sonst laufen uns die Preise davon.


(Gudrun Kopp [FDP]: Nur zu! – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mein Gott! Was ist das für eine Lösung?)


Wer das nicht sagt, ist unredlich. Aber das kennen wir ja
von Ihnen, Herr Lafontaine.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617006900

Das Wort zu einer Kurzintervention hat nun der Kol-

lege Ernst.


Klaus Ernst (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617007000

Herr Kollege Fuchs, nachdem Sie den Blick auf die

Realität verweigert und geleugnet haben, dass es in die-
sem Land tatsächlich Armut gibt, haben Sie sich auch
noch auf die Umverteilung eingelassen und diese kriti-
siert. Ist Ihnen bekannt, Herr Fuchs, was das Institut für
Makroökonomie und Konjunkturforschung festgestellt
hat? Es hat festgestellt, dass in dem von Ihnen so gelob-
ten Aufschwung nur eine Gruppe tatsächlich profitiert
hat, nämlich die Gruppe derer, die ihr Einkommen aus
Unternehmertätigkeit und Vermögen beziehen – sie ha-
ben im letzten Aufschwung über 20 Prozent Zuwachs er-
zielt –,


(Franz Obermeier [CDU/CSU]: Und die 1,6 Millionen, die Arbeit bekommen haben?)


dass die Rentner an diesem Aufschwung überhaupt nicht
partizipieren, sondern ein Minus haben, und dass die Ar-
beitnehmereinkommen in diesem Aufschwung um
1,4 Prozent gesunken sind.

Angesichts dessen kann ich nur sagen: Es findet eine
Umverteilung statt, ohne dass wir sie wollen, nämlich
eine Umverteilung von unten nach oben. Deswegen
haben wir auch das Problem, dass die Menschen ihre
Stromrechnung und ihre Heizkosten nicht mehr bezahlen
können. Auf diesen Punkt haben Sie in Ihrer ganzen
Rede nicht eine Silbe verwendet.

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(C (D ie haben sich als ein Lobbyist der Atomindustrie profiiert – das nehmen wir zur Kenntnis –, aber die Lösunen für die Menschen bleiben Sie schuldig. Nächster Redner ist der Kollege Markus Kurth für die raktion Bündnis 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! s ist wohl Zeit, ein Zwischenresümee der Debatte zu iehen. Nachdem ich Herrn Fuchs, Frau Kopp und Herrn afontaine gehört habe, muss ich sagen: Es ist wirklich rschütternd, in welcher Art und Weise Sie die grundleenden Probleme – als einzige Rednerin hat Frau Höhn iese Probleme angesprochen – ignorieren. Wir befinden ns in einem epochalen Wandel. Wir befinden uns in eier fundamentalen Neubewertung sämtlicher Energiereise an den Märkten. Das muss man einmal zur Kenntis nehmen. Das betrifft nicht nur das Öl. Das Öl ist natürlich der ichtigste Rohstoff. Anderthalb Generationen haben ihn infach so verschleudert. Auch die Preisindikatoren für lle anderen Energieträger – Steinkohle, Gas oder auch ie von Ihnen so geliebte Kernenergie bzw. das dafür erorderliche Uran – zeigen nach oben. Deswegen gibt es ur eine Antwort, nämlich zu sparen und die erneuerbaen Energien auszubauen. Das kann gar nicht oft genug iederholt werden, und das wiederholt fast nur unsere raktion. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Ulrich Kelber [SPD]: Den letzten Halbsatz haben wir nicht gehört!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617007100
Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617007200

Von wenigen Ausnahmen abgesehen, Herr Kelber,
üssten eigentlich Sie alle, die Sie hier sitzen, von der
inken über die CDU/CSU bis zur FDP, jede Rede zur
nergiepolitik erst einmal mit einer Entschuldigung ge-
enüber Bündnis 90/Die Grünen beginnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der SPD, der FDP und der LINKEN)


or zehn Jahren haben wir bereits mit einem ambitio-
ierten Programm, das eine gezielte und berechenbare
teigerung der Energiepreise eingeschlossen hat –


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Sie haben die Benzinpreise erhöht!)


ir haben es leider nur in Teilen umsetzen können –,
ersucht, den von uns vorhergesehenen Anstieg der
nergiepreise gezielt vorwegzunehmen. Wir hätten zehn
ahre für den Umbau Zeit gehabt. Jetzt müssen wir es in-
erhalb von zwei bis drei Jahren schaffen, eine Verdopp-
ung oder gar Verdreifachung der Energiepreise zu ver-
raften. Das Problem kann angesichts dieser
undamentalen Grundwerte – –






(A) )



(B) )


Markus Kurth

(Zurufe des Abg. Dr. Diether Dehm [DIE LINKE])


– Die machen Sie auch nicht durch Ihr Geschrei weg.


(Zuruf des Abg. Dr. Diether Dehm [DIE LINKE])


– Seien Sie doch einmal still, und hören Sie zu! Der liebe
Gott hat Ihnen zwei Ohren und einen Mund gegeben:
also zweimal Zuhören und nur einmal Rufen.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir stehen vor der Herausforderung, dass wir nun die
Umstellung hin zu Energieeinsparungen dort beschleuni-
gen müssen, wo die Not am größten ist, und diesen Um-
stellungsprozess deshalb in den Bereichen abfedern
müssen, die davon am stärksten betroffen sind. Hier
denke ich insbesondere an soziale Brennpunkte, an be-
stimmte Wohnviertel und -formen, wo der Heizenergie-
verbrauch nicht zu den günstigsten zählt. Wir müssen
aber auch bestimmten Personenkreisen dabei helfen,
sich energiesparendere Elektrogeräte zu kaufen.

Vor diesem Hintergrund bin ich schon sehr enttäuscht
über das Klimapaket der Bundesregierung. Warum
haben Sie kein Programm zur energetischen Sanierung
von Wohnungen in sozialen Brennpunkten aufgelegt?
Warum haben Sie nicht – das war ja angedacht – ein
Mietminderungsrecht für Mieter eingeführt, die in Woh-
nungen leben, die energetisch unzulänglich ausgestattet
sind? Das wäre eine wichtige Anreizmöglichkeit gewe-
sen. Warum machen Sie keine verpflichtenden Vorgaben
für die Sanierung von Wohnungen im Altbaubestand?


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Und wer bezahlt das?)


Wir wissen doch, dass dort verstärkt sozial Schwächere
wohnen.

Was machen Sie im Bereich Mobilität, insbesondere
im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs? In Dortmund,
einer Stadt, in der die Grünen mitregieren, gibt es das
bundesweit günstigste Sozialticket, und nicht in einer
Stadt, in der die Linken mitregieren. Für den Betrag von
15 Euro, der im Regelsatz vorgesehen ist, kann man in
Dortmund den öffentlichen Nahverkehr benutzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Berlin ist auch etwas größer als Dortmund!)


Es ist zwar völlig richtig, dass wir uns nicht nur auf
Arbeitslosengeld-II-Bezieher konzentrieren sollten
– von den Problemen der Energiepreissteigerung sind
wesentlich breitere Schichten betroffen –, aber natürlich
muss deren Regelsatz erhöht werden. Der Anteil für
Haushaltsenergie jenseits der Heizkosten im Regelsatz
beträgt nämlich nur knapp 22 Euro für einen Alleinste-
henden. Ein Alleinstehender kann sich damit gerade ein-
mal 1 000 Kilowattstunden Strom kaufen. Das reicht
nicht aus. Hier muss zusätzlich nachgesteuert werden.

Ich glaube, wir werden hier noch eine Reihe interes-
santer Diskussionen führen, ob das Ganze wirklich ohne

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(C (D eiteres mit den Instrumenten des Marktes geregelt erden kann. So werden wir, wie ich denke, selbstver tändlich auch über die Frage der Grundkontingentieung diskutieren. Wir werden uns auch der Frage nähern üssen – das prognostiziere ich; denn die Armut der ei en ist der Überfluss der anderen –, wie wir Vielverbrauher sanktionieren, damit diese ihren Energieverbrauch enken. Abschließend möchte ich in die Diskussion werfen, ass zum Beispiel in Norwegen aus ökologischen Grünen eine Zusatzsteuer für Besitzer eines Porsche Caenne erhoben wird. Dort kostet dieses Fahrzeug daurch 52 000 Euro mehr. An diesem Hinweis sehen Sie, as im europäischen Ausland los ist. Wir sollten das einal einbeziehen, um unsere Debatten hier zu bereichern. (Olav Gutting [CDU/CSU]: Und damit die deutsche Automobilindustrie kaputtmachen! – Franz Obermeier [CDU/CSU]: Die Grünen fahren ohnehin Toyota!)


Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617007300

Das Wort hat nun der Kollege Ulrich Kelber für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1617007400

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Wir beraten heute nicht zum ersten Mal das
hema „steigende Energiepreise“. Ich bin mir sicher, wir
erden das heute auch nicht zum letzten Mal tun. Die
enschen erwarten eine Antwort der Politik, aber eine

urchdachte. Sie erwarten keine Schnellschüsse oder gar
eschlüsse, die das Gegenteil von dem bewirken, was
an sich unter einer guten Antwort vorstellt.

Wenn die Menschen heute die Debatte verfolgt haben,
erden sie an einer Stelle enttäuscht sein. Sie werden als
auptantwort der bisherigen Redner von FDP und CDU/
SU gehört haben: Atomenergie. Das hätten Sie auch
hne steigende Energiepreise eingeworfen. Auch die
ede von der Linkspartei, Herr Kollege Lafontaine, war
u 80 Prozent die Standardrede, mit ein, zwei Dingen
arniert.

Herr Fuchs, vielleicht wenigstens eine inhaltliche
ntgegnung auf Ihren Beitrag: Wenn Sie die französi-
chen Strompreise nennen, dann sollten Sie auch erwäh-
en, dass die französische Regierung davon spricht, dass
ber 100 Milliarden Euro Rückbaukosten noch nicht eta-
isiert sind. Das wird der Steuerzahler zahlen. Auch das
ersicherungsrisiko zahlt der Steuerzahler in Frank-
eich, ebenso die zig Milliarden, einen zweistelligen
illiardenbetrag, für das Endlager. Es ist also alles sub-

entioniert. Sie unterstützen heute eine Art Sozialtarif,
en Sie sonst ablehnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Ulrich Kelber
Es gibt eine einzige Antwort auf steigende Energie-
preise: weniger verbrauchen und auf die preisstabilen er-
neuerbaren Energien umstellen. Das sagen Ihnen alle
Experten, die das Thema ohne eigene Lobbyinteressen
verfolgen.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Bei den erneuerbaren Energien gibt es keine Lobbyinteressen?)


Da ist ein Punkt aber ganz wichtig: Die Energiepreise al-
leine, also der Markt, reichen nicht aus, den nötigen Im-
puls zu setzen. Es gibt viele Menschen in diesem Land,
deren Einkommen nicht reicht, selber die Investitionen
zu tätigen, die nötig sind, um weniger Energie zu ver-
brauchen. Das sind nicht nur Menschen, die arbeitslos
sind, sondern das geht bis weit in die Mittelschicht hi-
nein. Aus diesem Grund sind die Förderprogramme so
wichtig. Deswegen ist es unglaublich, dass die FDP hier
sagt, die Förderprogramme der Bundesregierung seien
falsch und sie wolle sie nicht haben. Nein, diese Förder-
programme müssen ausgebaut werden, um den Men-
schen zu helfen, weniger Energie zu verbrauchen.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617007500

Herr Kollege Kelber, gestatten Sie eine Zwischen-

frage der Kollegin Kopp?


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1617007600

Ja, selbstverständlich.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617007700

Frau Kopp, bitte.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1617007800

Vielen Dank. – Herr Kollege Kelber, Lobbyisten gibt

es in allen Bereichen, ob bei der konventionellen Kraft-
werksindustrie oder bei den erneuerbaren Energien. Da
fallen mir viele ein, die reine Lobbyinteressen verfolgen.
Das nur vorweg.

Wollen Sie hier im Parlament wirklich sagen, dass der
gesamte Strombedarf in Deutschland, insbesondere der
Grundlaststrombedarf, allein durch erneuerbare Ener-
gien zu decken ist, und das vor dem Hintergrund, dass
fast 100 Prozent des Grundlaststroms derzeit von Kern-
kraftwerken und von Kohlekraftwerken produziert wer-
den?


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1617007900

Ich gebe Ihnen eine zweigeteilte Antwort. Zu Ihrer

ersten Bemerkung: Ich bin vor über 20 Jahren aus der
Umweltbewegung in die Politik gegangen, und ich bin
stolz darauf, seit 25 Jahren Lobbyist für die erneuerbaren
Energien zu sein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich bin halt unbezahlter Lobbyist; das unterscheidet
mich von dem einen oder anderen.

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(C (D Zweiter Teil meiner Antwort: Ich schicke Ihnen gerne orgen – früher geht es leider nicht mehr – die von der undesregierung in Auftrag gegebene Studie des Deut chen Zentrums für Luftund Raumfahrt zu, die deutlich acht, dass wir bis 2050 bereits 80 Prozent der Strom ersorgung aus erneuerbaren Energien tätigen können nd wenige Jahre später die vollständige Stromversorung. (Gudrun Kopp [FDP]: Und zu welchen Kosten?)


Die Kosten werden in der Studie genannt. Sie werden
berrascht sein. Tun Sie mir den Gefallen: Lesen Sie sie,
umindest die Zusammenfassung von drei Seiten bitte!


(Beifall bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Gudrun Kopp [FDP]: Gleichfalls!)


Unsere Hauptaufgabe ist, den Menschen zu helfen,
ie es nicht selber leisten können, weniger Energie zu
erbrauchen und umzustellen.


(Uwe Barth [FDP]: Deshalb erhöhen Sie die Steuern!)


ann müssen wir aber auch darüber sprechen, dass wir
ei schnell steigenden Energiepreisen soziale Härten ab-
edern müssen. Wir sind eigentlich seit zehn Jahren auf
em richtigen Weg. Kein anderes Land ist so gut vorbe-
eitet auf den Prozess, weniger Energie zu verbrauchen
nd mehr erneuerbare Energien einzuführen. Aber die
eschwindigkeit, mit der jetzt die Energiepreise steigen,
berfordert immer mehr Menschen. Deswegen müssen
ir unsere Anstrengungen beschleunigen.

Ich finde es unredlich, Kollege Lafontaine, wenn Sie
ine Lösung wie die Erhöhung des Wohngelds, die
00 000 Haushalten helfen wird, als einen Minimalvor-
chlag abtun. Diesen 800 000 Haushalten wird im nächs-
en Jahr an einer bedeutenden Stelle geholfen. Deshalb
ar dieser Schritt wichtig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich gehe kurz auf die beiden Anträge der Opposi-
ionsparteien Linkspartei und FDP ein. Der Antrag der
inkspartei ist typisch. Sie haben in Ihrer Rede gesagt:
acht doch irgendetwas! – Nein, es muss das Richtige

etan werden. Es ist eben nicht, wie bei anderen The-
en, damit getan, dass die SPD über ein Thema disku-

iert, die Linkspartei ein paar der Schlagworte aufnimmt
nd schnell einen Antrag mit namentlicher Abstimmung
tellt. Sie waren einmal im Vorstand eines Stadtwerks.
en Vorschlag eines Sozialtarifs, den Sie machen, leh-
en die Stadtwerke und die Verbraucherverbände aus ei-
em einfachen Grund ab: Sie sagen, das würde die Stadt-
erke schädigen und die großen Energiekonzerne
ürden die lukrativen Kunden abwerben.

Deswegen haben wir einen anderen Vorschlag, und
war einen, der wettbewerbsneutral ist und die Standorte
ördert. Das unterscheidet das Durchdenken von einem
chnellen Zur-Abstimmung-Stellen eines Antrags.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Ulrich Kelber
Zur FDP. Die FDP legt einen Antrag vor, mit dem sie
verspricht, dass der Staat Milliarden an die Bürger zu-
rückgibt, damit sie die Energiepreise länger zahlen kön-
nen. Einiges Gute dazu hat Frau Kollegin Höhn gesagt.
Sie geben natürlich keine Antwort darauf, woher der
Staat die Milliarden nehmen soll. Aber viel schlimmer
ist, dass durch den Antrag etwas ganz anderes erreicht
würde: Es fließen nämlich nicht Milliarden vom Staat an
die Bürger, sondern es würden Milliarden aus den Ta-
schen der Bürger in die Taschen der großen Energiekon-
zerne fließen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will Ihnen das an zwei Beispielen deutlich ma-
chen. Alle Experten sagen, dass angesichts des Mono-
pols in der Energieversorgung ein großer Teil des durch
die Senkung der Energiesteuern eingesparten Geldes für
höhere Gewinnmargen verwendet werden würde. Die
Importpreise würden erhöht, und die Preise der vier gro-
ßen Stromkonzerne, die einen Anteil von 90 Prozent an
der Stromerzeugung haben, würden ebenfalls erhöht.

Wenn Sie von der Senkung der sogenannten Öko-
steuer sprechen – das ist der Teil der Stromsteuer, der da-
mals erhöht wurde –, dann müssen Sie den Menschen
auch sagen, dass dieser Teil vollständig als Zuschuss für
die Rentenversicherung verwendet wird. Das heißt, nach
dem FDP-Vorschlag würde dieser Zuschuss gekürzt wer-
den.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Quatsch!)


Das hat zur Folge: niedrigere Nettolöhne aufgrund höhe-
rer Beiträge und niedrigere Renten. Sie haben heute also
den Antrag vorgelegt, die Renten in Deutschland zu sen-
ken und die Rentenbeiträge zu erhöhen.


(Beifall bei der SPD)


Das ist Inhalt des Antrags der FDP, der heute auf dem
Tisch liegt.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617008000

Herr Kollege Kelber, es gibt nun die Bitte des Kolle-

gen Dr. Kolb um eine Zwischenfrage.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1617008100

Ja, bitte.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1617008200

Herr Kollege Kelber, wären Sie erstens bereit, zur

Kenntnis zu nehmen, dass die Ökosteuer eine Steuer und
keine Abgabe ist und deswegen nicht zweckgebunden
im Bundeshaushalt verwendet werden kann?

Wären Sie zweitens bereit, zur Kenntnis zu nehmen,
dass sich die bei der Verabschiedung der Ökosteuer er-
weckten Erwartungen, dass es zu einer deutlichen Ab-
senkung des Rentenbeitrags kommt, nie erfüllt haben
und dass sich zu keinem Zeitpunkt eine Entwicklung in
die gewünschte Richtung ergeben hat? Eigentlich müss-
ten wir heute bei einem Rentenbeitrag von deutlich unter
19 Prozent liegen, wenn es mit der Ökosteuer so funktio-

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(C (D iert hätte, wie es damals in der Begründung beschrieen wurde. Wären Sie drittens bereit, zur Kenntnis zu nehmen, ass in den letzten fünf Jahren der Bundeshaushalt vom ufschwung mit Steuermehreinnahmen in Höhe von 10 Milliarden Euro profitiert hat und dass deswegen enügend Geld vorhanden ist? Die Frage ist nur, wofür an dieses Geld ausgibt. Sind Sie viertens nicht auch der Meinung, dass man umindest den Rentnerhaushalten, die aufgrund Ihrer olitik – Sie stehen jetzt zehn Jahre in der Regierungserantwortung – wiederholt reale Kaufkraftverluste zu rleiden hatten, helfen müsste, indem man ihnen bei den nergiekosten eine gezielte Entlastung zuteil werden ässt? Sind Sie mit Ihrer Politik nicht vollkommen falsch ufgestellt, und müssten Sie jetzt nicht anfangen, einen urswechsel einzuleiten, indem Sie den FDP-Anträgen ustimmen? Lassen Sie mich einmal raten: Sie sind Jurist, oder? (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nein! Ich bin Wirtschaftswissenschaftler!)


(Beifall bei der FDP)

Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1617008300

iesen Eindruck erwecken Sie nämlich mit Ihrer forma-
en Argumentation, es sei keine Abgabe, sondern eine
teuer. Wenn Sie eine bestimmte Summe bei einer
teuer einnehmen und genau diese Summe als Zuschuss
n die Rentenversicherung geben, dann haben Sie poli-
isch die Zweckbindung dieser Steuer erreicht.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist vollkommener Quatsch!)


ie können das im Haushalt schwarz auf weiß nachlesen.

Wenn Sie den Zuschuss senken wollen, dann wollen
ie die Rente senken. Ansonsten müssten Sie darlegen,
us welchem Topf Sie die Differenz bezahlen wollen.
ber bisher sprechen Sie nur von einer Senkung des Zu-

chusses, das heißt also weniger Rente und höhere Bei-
räge. Sie können nicht drum herumreden: Sie wollen die
enten senken und die Rentenversicherungsbeiträge er-
öhen. Das muss festgehalten werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe davon gesprochen, dass die meisten Exper-
en sagen, eine Senkung würde nichts bringen, weil diese
ofort zu Preissteigerungen durch die Energieversorger
ühren würde. Nehmen wir aber einmal an, die FDP
ätte recht,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir haben recht!)


ass Steuersenkungen dazu führen, dass Benzin, Gas
nd Strom billiger werden. Dann wäre es aber für
eutschland gut gewesen, wenn es die FDP in der Re-
ierung nie gegeben hätte. Dann würde nämlich der Li-
er Benzin in diesem Land 80 Cent kosten.






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber
Ich habe mir einmal eine Liste mit Mineralölsteuer-
erhöhungen in Deutschland ausdrucken lassen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist ja interessant!)


Diese Steuer wurde 1950 mit Zustimmung der FDP ein-
geführt.


(Zurufe von der SPD: Oh!)


1951, 1953, 1955, 1960, 1964 haben Sie sie erhöht. 1967
waren Sie an der Erhöhung nicht beteiligt, weil sie zu
dieser Zeit nicht an der Regierung waren. 1972, 1973,
1981, 1985, 1986, 1987, 1988, 1989, zweimal 1991,
1993 und 1994 haben Sie die Mineralölsteuer erhöht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der SPD: Oh!)


80 Prozent der heutigen Mineralölsteuer gehen zurück
auf Erhöhungen, die mit FDP-Stimmen beschlossen
wurden. Das muss man an dieser Stelle einmal deutlich
sagen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Immer wenn Sie an der Regierung sind, erhöhen Sie
die Steuern, und wenn Sie in der Opposition sind, dann
versuchen Sie das Etikett „Steuersenkungspartei“ zu be-
kommen. Das ist ein widersprüchliches Verhalten, und
es ist für jeden durchschaubar.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Rainer Wend [SPD]: Das saß!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617008400

Nächster Redner ist der Kollege Franz Obermeier für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Franz Obermeier (CSU):
Rede ID: ID1617008500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der objektive Betrachter dieser Bundestagsdebatten


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt kommt er wieder mit der Atomkraft!)


wird sich heute verwundert die Augen reiben. Meist de-
battieren wir in diesem Hohen Hause neue Regelungen
und Gesetze, die zur Folge haben, dass die Energiepreise
steigen. Heute beschweren sich zwei Fraktionen über die
Frage, warum die Energiepreise so hoch sind. Es ist von
Sozialtarifen die Rede.

Im Antrag der Kommunisten dieses Hauses heißt es,


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Sie brauchen einen neuen Friseur!)


dass die Geringverdiener entlastet werden sollen. Beim
Lesen dieses Antrags habe ich mir die Frage gestellt:
Wer ist denn da gemeint? Die Leute, die Grundsicherung
erhalten, und die Leute, die Arbeitslosengeld II erhalten,
werden wohl nicht gemeint sein. Denn in beiden Fällen
– sowohl bei der Grundsicherung als auch beim

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(C (D rbeitslosengeld II – sind die Heizkosten im Rahmen er Mietabrechnung hinzuzurechnen und werden von er öffentlichen Hand erstattet. Ähnliches gilt für die eue Wohngeldregelung: Diejenigen, die aus der Grundicherung herausfallen und kein Arbeitslosengeld II beommen, können die Heizkosten in Anrechnung brinen. Diese können Sie also auch nicht meinen. Wen meinen Sie denn dann? Sie meinen wahrscheinich diejenigen, die relativ gut verdienen, eine große Failie haben und eine große Wohnung haben müssen. iejenigen, die eine größere Familie haben, werden bei ns weitgehend über das Steuerrecht entlastet. Wenn es ach der CSU geht, dann wird im neuen Steuerrecht der reibetrag pro Person einer Familie auf 8 000 Euro eröht. Das würde bedeuten, dass bis zu 32 000 Euro des inkommens einer vierköpfigen Familie steuerfrei bleien. Das ist Sozialpolitik, und dem gehen wir nach. (Beifall bei der CDU/CSU – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Davon verstehen die Kommunisten aber nichts!)


Lassen Sie mich bitte ein paar Dinge richtigstellen,
amit wieder einigermaßen Sachlichkeit in die Debatte
inkehrt. Es wurde vorhin behauptet, dass sich der
trompreis an der Börse in Leipzig bildet. Das stimmt
ber nur zum Teil. Wir alle wissen, dass in Leipzig nur
in geringer Teil des Strompreises ermittelt wird. Der
reis für den weitaus größeren Teil des Stroms, der in
eutschland gehandelt wird, wird auf dem Markt frei
ereinbart. Es ist es sehr wohl von größter Bedeutung,
ie im Stromhandel die gesamten Kosten ermittelt wer-
en.

Lassen Sie mich bei dieser Gelegenheit sagen, dass
ir in den zurückliegenden Monaten erlebt haben, dass
ie Bundesnetzagentur zum ersten Mal erreicht hat, dass
ie Übertragungskosten für Strom reduziert wurden –
enn auch gering, aber immerhin. Wir sollten diese
inge nicht verschweigen.

Vorhin wurde die Frage gestellt: Was ist denn zu tun,
m die Energiekosten insgesamt wieder in einen Rah-
en zu bringen, der für unsere Bürgerinnen und Bürger

rträglicher ist? Ich möchte daran erinnern, dass diese
undesregierung die Problematik des Energieeinsatzes

ehr grundsätzlich und fundamental angeht. Wir haben
as Marktanreizprogramm und das CO2-Minderungspro-
ramm aufgelegt, was natürlich zu erheblichen Einspa-
ungen führt. Die Entkoppelung von wirtschaftlichem

achstum und Energieverbrauch ist schon vor zehn Jah-
en gelungen. Das sind Fortschritte auf diesem Sektor.

Ich sage das deswegen, weil sich der Energiepreis na-
ürlich über Angebot und Nachfrage entwickelt. Wir
rauchen von der linken Seite dieses Hauses überhaupt
eine Nachhilfe, wenn es darum geht, wie sich die so-
iale Marktwirtschaft auf dem Energiesektor definiert.
ch habe mir von den Grünen über Jahre sagen lassen
üssen, dass wir in Deutschland eine besonders

chlechte Stromwirtschaft deswegen haben, weil wir im
trombereich extreme Überkapazitäten haben.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben wir ja auch! Immer noch!)







(A) )



(B) )


Franz Obermeier
Die Überkapazitäten beim Strom sind weitgehend abge-
baut.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Das ist nicht wahr!)


In der jetzigen Situation müssten wir das Angebot ei-
gentlich dringend erhöhen.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: So ist es! Genau!)


Wir brauchten dringend neue Player auf dem Markt.
Merkwürdigerweise sind Investoren im Bereich der
Stromproduktion in Deutschland aber relativ dünn gesät.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617008600

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Höhn?


Franz Obermeier (CSU):
Rede ID: ID1617008700

Ja, selbstverständlich.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Die haben wir heute doch genug gehört!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617008800

Frau Höhn, bitte.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617008900

Herr Kollege, Sie haben eben gesagt, dass die Strom-

überproduktion weitgehend abgebaut ist. Können Sie be-
stätigen, dass die letzte Statistik über Export und Import
von Strom besagt, dass wir einen Nettoexportüberhang
haben, der der Leistung von vier bis fünf Kraftwerken
entspricht, wir also sehr viel mehr exportieren als impor-
tieren und wir in Deutschland nach wie vor über unsere
Nachfrage hinaus Strom produzieren?


Franz Obermeier (CSU):
Rede ID: ID1617009000

Ich kann bestätigen, dass wir Strom exportieren. Al-

lerdings ist das übers Jahr gerechnet marginal.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ne, ne! Gucken Sie einmal in die Statistik, ehe Sie so etwas sagen!)


Meines Wissens exportieren wir nur 3 bis 4 Prozent des
gesamten Stroms, der produziert wird.

Frau Höhn, das Hauptproblem auf dem Stromsektor
ist, dass wir zu wenig Produzenten haben. Vorhin wurde
vorgeschlagen, die Rekommunalisierung der Strom-
erzeugung zu betreiben.


(Abg. Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] nimmt wieder Platz)


– Frau Höhn, ich beantworte immer noch Ihre Frage.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ne, ne, ne! Sie beantworten überhaupt nicht meine Frage! – Dr. Martina Krogmann [CDU/ CSU]: Stehen bleiben!)


– Sie dürfen sitzen bleiben. – Herr Lafontaine hat vorhin
gesagt, dass er eine Rekommunalisierung der Kraft-

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(C (D erke möchte. Lieber Herr Lafontaine, alle Stadtwerke önnen in Deutschland ein Kraftwerk bauen. Sie müssen s nur tun. Wenn man mit der Stromproduktion und dem ertrieb von Strom wirklich so viel Geld verdienen ann, frage ich mich, warum die Stadt Saarbrücken nicht eitere Kraftwerke baut und betreibt. Warum haben wir enn nicht mehr Produzenten auf diesem Sektor? Diese rage ist hochinteressant. Wir müssen die Nachfrage nach Energie weiter berenzen. Die Instrumente, die die Bundesregierung und ie sie tragende Koalition beschlossen haben, sind richig. Mit dem Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz sind wir it Sicherheit auf dem richtigen Weg. So können Strom nd Wärme weiterhin hocheffizient produziert werden. ir sind auch insgesamt auf einem guten Weg. Eine bertriebene Preisgestaltung wird die Bundesnetzagenur, die vor kurzem aufgebaut wurde, verhindern. Ich abe das Gefühl, dass die Bundesnetzagentur relativ gut n Schwung kommt. Den Rest wird der Wettbewerb auf em Markt regeln, wenn wir in diesem Haus die richtien Rahmenbedingungen setzen. Darum werden wir uns emühen. Vielen Dank. Das Wort zu einer Kurzintervention erhält nun der ollege Dr. Kolb. Herr Kollege Kelber, ich habe mich nach Ihrer Rede u einer Kurzintervention gemeldet, weil das, was Sie esagt haben, so nicht stehen bleiben kann. Sicher ist es ohlfeil, eine illustre Kette von Daten zu präsentieren nd eine Verbindung zu Steuererhöhungen herzustellen. Ich will auf Folgendes hinweisen: Das Gros der ineralölsteuererhöhungen wurde nach dem Jahr 1990 erabschiedet. Ich frage Sie: Können Sie sich noch ernnern, was damals war? Das war die Zeit der deutschen inheit. Wir wollten die deutsche Einheit. Wir sind stolz arauf. Es war die SPD, namentlich ihr damaliger Spitenkandidat Oskar Lafontaine, heute bei den Linken, die ich dieser Aufgabe von nationaler Bedeutung verweiert hat. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: So ist es!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617009100
Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1617009200

ir wollten die deutsche Einheit und haben damals die
inanzierung ermöglicht. Dazu stehen wir auch heute
och. Ich denke, man kann das nicht aus dem Kontext
erausreißen.

Sie haben gesagt, dass wir die Renten senken woll-
en. Das ist eine Umkehrung der tatsächlichen Verhält-
isse. In keinem Abschnitt der bundesdeutschen Ge-
chichte haben die Rentner in der Art an Kaufkraft
erloren wie in den zehn Jahren SPD-Regierung, seit-
em Sie an der Macht sind.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb
Sie haben darüber hinaus vor vier Jahren ein Gesetz
für die Zukunft verabschiedet, das Rentenversicherungs-
Nachhaltigkeitsgesetz, mit dem das Niveau der Renten
in Deutschland planmäßig noch einmal um 20 Prozent
abgesenkt werden wird. Das sind Fakten. Das ist das Er-
gebnis einer SPD-Politik, die Sie mitzuverantworten ha-
ben. Hören Sie bitte auf, hier so zu tun, als wäre es die
FDP, die den Rentnern in die Tasche greifen will. Das
Gegenteil ist der Fall: Wir kümmern uns und haben aus
diesem Grund heute unseren Antrag vorgelegt, um min-
destens bei den Energiesteuern den Menschen etwas zu-
rückzugeben und die Belastungen auszugleichen, die sie
durch Sie erfahren haben.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617009300

Herr Kollege Kelber, bitte.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1617009400

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Ich kann mir vor-

stellen, dass es weh tut, wenn man hier über die Mine-
ralölsteuer spricht und der Redner der Regierung Ihnen
nachweist, dass Sie an 80 Prozent der heutigen Mineral-
ölsteuer bzw. an den Beschlüssen, sie zu erhöhen, betei-
ligt waren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Man kann versuchen, sich in die Begründung zu flüch-
ten, dass man das nach 1990 aufgrund bestimmter Kos-
ten vorübergehend so gemacht hat. Aber ich habe Ihnen
ja aufgezählt, an wie vielen dieser Erhöhungen – das ist
die Mehrzahl – Sie außerhalb dieses Zeitraums bereits
beteiligt waren.

Sie haben in Ihren Regierungszeiten Spitzensteuer-
belastungen in Deutschland zu verantworten. Nachdem
Sie abgewählt waren, sind alle diese Steuerbelastungen
auch im Bereich der Einkommensteuer gesenkt worden.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist kein Problem der Rentner! Wir reden über die Renten!)


Als Sie die Regierung verließen, lag der Spitzensteuer-
satz bei 53 Prozent; er ist auf 45 Prozent gesunken. Als
Sie die Regierung verließen, lag der Eingangssteuersatz
bei 25,9 Prozent; jetzt liegt er bei 15 Prozent. Sie sind
die Steuererhöhungspartei hinsichtlich der Mineralöl-
steuer.

Es ist unredlich, zu sagen, die 60 oder 55 Cent, die die
FDP zu verantworten hat, seien gute Mineralölsteuer-
erhöhungen gewesen und der kleine Rest, den die ande-
ren gemacht haben, sei böse und zocke die Bürger ab.
Das glaubt Ihnen doch niemand!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zur Rente. Sie sprechen hier vom Nachhaltigkeits-
faktor, den wir eingeführt haben. Ich weiß nicht, ob Sie
damals schon Mitglied des Bundestages waren. Der
Nachhaltigkeitsfaktor hat den Demografiefaktor der
FDP-Regierung ersetzt, der selbst bei den Kleinstrenten
hineingeschnitten und sie unter Sozialhilfeniveau ge-

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(C (D rückt hätte, und das ohne eine Grundsicherung im Aler, die es heute gibt. Sie oder zumindest Ihre Partei waen da in der Regierung. Sie wollen die Steuern kürzen, mit denen wir heute eien großen Zuschuss zur Rentenversicherung zahlen. um ersten Mal in der Geschichte nehmen wir nicht eld aus der Rentenversicherung für versicherungs remde Leistungen heraus, sondern geben einen Steueruschuss hinein. Wenn Sie diese Steuer wegnehmen, ann nehmen Sie den Zuschuss weg. Das heißt, die Renenbeiträge steigen. Wenn die Rentenbeiträge steigen, inken die Renten. Das ist der Antrag, den Sie heute vorelegt haben. ie können ihn nicht verleugnen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich war dabei!)


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nein, nein!)


Sie waren damals, als Sie das gemacht haben, sogar
taatssekretär. Unglaublich!


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617009500

Liebe Kolleginnen und Kollegen, jetzt darf ich Sie

och um Aufmerksamkeit für die beiden letzten Redner
n dieser Debatte bitten.

Zunächst hat das Wort für die SPD-Fraktion der Kol-
ege Michael Müller.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1617009600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ein gro-

es Nachrichtenmagazin hat diese Woche geschrieben:
ie Debatte über die Energiepreiserhöhungen – über die
nergiepreisexplosion muss man eigentlich sagen –
ird wahrscheinlich die Debatte der großen Vereinfa-

her. Leider hat das Blatt, wenn man einige der Beiträge
ier hört, recht. Es ist in der Tat ein viel tiefer gehender
ruch, der sich im Augenblick vollzieht. Denn wir müs-

en begreifen: 150 Jahre lang waren billige Energie und
illige Rohstoffe das Schmiermittel für Beschäftigung
nd Wohlstand. Jetzt ist diese Phase vorbei. Ich finde, da
ann man nicht über Pflaster auf den Wunden diskutie-
en, sondern muss über die Ursachen und den Umbau re-
en. Das ist die eigentlich Herausforderung, die es jetzt
ilt, zu bewerkstelligen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617009700

Herr Kollege Müller, gestatten Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Fell?


Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1617009800

Ich habe zwar noch nicht viel gesagt, aber er kann,

enn er seine vorgefertigte Frage loswerden will, gerne
ragen.






(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617009900

Bitte sehr, Herr Kollege Fell.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617010000

Herr Staatssekretär Müller, Sie haben gerade gesagt,

dass wir begreifen müssen, dass die Phase der billigen
Energien vorbei ist und dass wir einen Umbruch in der
Gesellschaft haben. Sie sprechen ja für die Bundesregie-
rung. Deshalb frage ich Sie, ob Sie hierzu eine andere
Meinung haben als die Bundesregierung insgesamt.

Vor wenigen Wochen, am 28. Mai dieses Jahres, habe
ich die Bundesregierung gefragt, von welchen Ölpreis-
prognosen sie ausgeht. Wir erinnern uns: An diesem Tag
ist der Ölpreis auf über 135 Dollar pro Barrel hochge-
schossen. Die Antwort der Bundesregierung auf meine
Frage war, sie gehe für 2010 und 2020 von einem realen
Ölpreis von etwa 53 bzw. 49 Dollar pro Barrel aus. Das
sind absurde, weltfremde Annahmen, die nicht einmal
mit der heutigen Realität übereinstimmen!

Es kommt noch viel schlimmer: Sie sagten, dass sich
diese Situation gerade weltweit verändert. Mir hat die
Bundesregierung geantwortet, sie halte die weltweiten
Ölreserven zur Deckung des projizierten Nachfrage-
wachstums bis 2030 für ausreichend.

Ich frage Sie: Kennt die Bundesregierung nicht die
wissenschaftlichen Ergebnisse, die völlig andere Pro-
gnosen beinhalten? Warum nimmt die Bundesregierung
die Probleme nicht wahr? Warum berufen Sie sich ledig-
lich auf die Internationale Energieagentur in Paris, die
noch im Jahre 2004 für 2008 einen Ölpreis von 22 Dol-
lar pro Barrel prognostiziert hat? Heute beträgt er übri-
gens 140 Dollar pro Barrel. Angesichts der Antworten,
die mir die Bundesregierung noch vor wenigen Tagen
gegeben hat, frage ich mich: Wie absurd ist eigentlich
die Betrachtungsweise der Bundesregierung?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1617010100

Lieber Kollege Fell, manche Fragen sollte man lieber

nicht stellen.


(Vereinzelt Heiterkeit)


Beispielsweise gibt es auch eine Aussage der Bundesre-
gierung aus dem Jahre 2000 – damals war Jürgen Trittin
Umweltminister –, in der es heißt, dass der Ölpreis nicht
auf mehr als 35 Dollar steigen wird.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da können wir doch nichts dafür! Wer war damals eigentlich Wirtschaftsminister?)


Seien Sie also bitte vorsichtig und zurückhaltend. Lassen
Sie uns über die Fakten reden. Es gibt immer Punkte, in
denen ich anderer Meinung bin als andere. Es wird auch
in der Bundesregierung nie eine einheitliche Meinung
geben. Ich möchte es einmal so auf den Punkt bringen:
Kein Mitglied der Bundesregierung ist angesichts der
steigenden Energie- und Rohstoffpreise nicht in Sorge.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Angesichts der Ernsthaftigkeit dieses Themas sollten
ir die parteitaktischen Spielchen lassen. Das bringt
och nichts.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as bringt uns übrigens genauso wenig wie der Beitrag
on Oskar Lafontaine, der sich permanent auf Willy
randt beruft. Willy Brandt hat einmal gesagt: Erfolgrei-
he Politik setzt voraus, dass man auf der Höhe der Zeit
st. – Oskar Lafontaine ist aber nicht auf der Höhe der
eit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


r hat in seiner Rede nicht einmal über das Thema Öko-
ogie geredet. Er hat nur über die Folgen geredet, nicht
in einziges Mal über die Ursachen. Er ist ein Politiker,
er noch an die alte Philosophie eines grenzenlosen
achstums glaubt. Sonst könnte er seine Positionen so

berhaupt nicht vertreten.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: So ein Quatsch!)


r ist von gestern, und das wird er auch bleiben; denn er
st nicht lernfähig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie uns auf die Punkte zurückkommen, die
eute relevant sind. Zu Beginn dieses Jahres betrug der
lpreis pro Barrel an der New Yorker Börse 100 Dollar;

etzt sind es 139 Dollar. Vor dem Irak-Krieg lag der Öl-
reis in 2003 übrigens bei 28 US-Dollar pro Barrel. Da-
an sieht man, dass er explosionsartig gestiegen ist.
inzu kommt, dass das nicht nur bei Gas und Öl ein Pro-
lem ist. Bei fast jedem Rohstoff kam es zu exorbitanten
reiserhöhungen.

Ich will nur drei Beispiele nennen: Der Preis für
okskohle hat sich innerhalb eines Jahres von 98 auf
00 Dollar erhöht, der Preis für Eisenerz ist um
0 Prozent gestiegen und der für Feinerz um 68 Prozent.
ch kenne keinen wichtigen Rohstoff, dessen Preis sich
eit dem Jahre 2000 nicht mindestens verdreifacht hat.
araus muss man Schlussfolgerungen ziehen. Und das

st ein gewaltiges Umverteilungsprogramm; auch das se-
en wir mit Sorge.

Herr Meyer, Sie haben völlig recht: Von diesen Preis-
rhöhungen sind alle Menschen in der Gesellschaft be-
roffen. Aber natürlich gibt es manche, die davon über-
urchschnittlich betroffen sind; darauf müssen wir
eagieren. Nach einer Studie aus Nordrhein-Westfalen
erden die unteren 20 Prozent der Bevölkerung durch
ie Erhöhung der Energiepreise mit 8,2 Prozent belastet
das ist der Anteil der Energiekosten an ihren durch-
chnittlichen Haushaltsausgaben –, bei den oberen
0 Prozent sind es nur 2,4 Prozent.






(A) )



(B) )


Michael Müller (Düsseldorf)

Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass hier eine ge-
waltige Umverteilung stattfindet. Darauf darf man nicht
nur mit wenigen kleinen Korrekturen reagieren, sondern
man braucht eine Strategie, die lautet: Der viel zu hohe
Energieverbrauch muss massiv reduziert werden, und
man muss in erneuerbare Energien umsteuern, um eine
ökologische Orientierung unserer Wirtschaft herbeizu-
führen. Wir haben keine andere Chance.


(Beifall des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das eigentliche Problem ist, dass wir über das, was
heute passiert, schon seit 30 Jahren Bescheid wissen,
dass wir in den letzten 30 Jahren aber zu wenig getan ha-
ben. Das ist das eigentliche Problem, darüber müssen
wir reden. Ich sage das auch mit Blick auf die FDP, die
häufig genug den Wirtschaftsminister gestellt hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zum hochgelobten Frankreich will ich nur sagen:
Bei der Energieeffizienz liegt Frankreich weit hinter
Deutschland, bei den erneuerbaren Energien erst recht.
Woran liegt das? Frankreich hält an Strukturen fest, die
nicht zukunftsfähig sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Frankreich hat zehnmal so viel Küste wie Deutschland,
wäre ein ideales Land für Windenergie. Frankreich ge-
winnt aber nur ein Zehntel so viel Windenergie wie
Deutschland. Warum? Weil Windräder die nicht abge-
schriebenen Atomkraftwerke stören, die sich nur rech-
nen, wenn viel Energie verbraucht wird. Man will keine
Konkurrenz; das ist der eigentliche Grund.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das Wichtigste, was wir erreicht haben, ist, dass wir
in Deutschland den Markt für erneuerbare Energien
geöffnet haben. Ich hätte mir gewünscht, dass wir in der
Vergangenheit noch mehr für die Energieeffizienz getan
hätten. Nun muss das nachgeholt werden.

Lassen Sie mich ein paar Punkte nennen, die ich mit
Sorge sehe. Herr Kurth, ich hätte es gut gefunden, wenn
Sie einmal selbstkritisch eingestanden hätten: Wir Grüne
haben bei der Ökosteuer das Prinzip der Aufkommens-
neutralität vertreten. – Sie haben das damals mit aller
Härte durchgesetzt, obwohl sich ein nicht unerheblicher
Teil des Bundestages dafür ausgesprochen hat, einen Teil
des Aufkommens zur Stabilisierung des öffentlichen
Nahverkehrs zu verwenden. Das wäre auch unter sozia-
len Gesichtspunkten richtig gewesen.

Ich will auch nicht verhehlen: Unter Jürgen Trittin ist
das Thema Energieeffizienz nicht mit der Priorität be-
handelt worden, die es verdient gehabt hätte.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Gabriel ist auch nicht besser!)


– Ich sage ja: Wir alle sollten nicht selbstgerecht argu-
mentieren.

Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind
groß. Die Veränderungen treffen unseren Wohlstand, sie

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(C (D erden sich auf die Weltwirtschaft auswirken, sie weren sich auf die Beschäftigung auswirken. Wir brauchten ie gesamte Kreativität dieses Hauses, um neue Wege zu inden, die zu Wohlstand und Beschäftigung führen. Herr Kauder, ich bin sicher, dass Sie diesen Weg mitehen werden. ir haben eine Chance, wenn die Bundesrepublik zum nergieund ressourceneffizientesten Land der Welt ird. Diese Vision sollten wir gemeinsam verwirklichen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Es reicht!)


(Jörg Tauss [SPD]: Wir sind guter Hoffnung!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617010200

Letzter Redner in dieser Debatte ist nun der Kollege
anfred Zöllmer, SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Manfred Zöllmer (SPD):
Rede ID: ID1617010300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

er heutzutage die Tankrechnung präsentiert bekommt,
agt sich häufig: Eigentlich wollte ich die Tankstelle
icht mitkaufen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Haha!)


Die Nachzahlungen bei Strom und Gas bringen in vie-
en Haushalten das Budget aus dem Lot. Die jährliche Be-
astung eines durchschnittlichen dreiköpfigen Haushaltes
tieg von 2000 bis heute von 1 300 Euro auf 2 200 Euro
m Jahr. Nach Auskunft des Bundes der Energieverbrau-
her wird jährlich circa 800 000 Haushalten Strom bzw.
as abgestellt.

Hätte ein Wirtschaftsexperte vor zwei Jahren die ak-
uellen Energiepreise vorauszusagen gewagt, wäre er für
errückt erklärt worden. Ein Zusammenbruch der Welt-
irtschaft wäre prognostiziert worden. Die Weltwirt-

chaft ist nicht zusammengebrochen; aber sie ächzt ver-
ehmlich unter den Preisen.

Zur weiteren Entwicklung der Preise haben die Kolle-
en bereits einiges gesagt. Ich will mich dem anschlie-
en: Es ist naiv zu glauben, dass Energie wieder so billig
ird wie in den letzten Jahrzehnten. Wir müssen weiter

teigende Energiepreise einkalkulieren.

Was ist zu tun? Die FDP schlägt mit ihrem Antrag
or, die Energiesteuern zu senken. Ein toller Vorschlag,
iebe Frau Kopp! Die Energiekonzerne würden sich
reuen: Sie würden die Steuerersparnis dankend als Sub-
ention vereinnahmen. Nach kürzester Zeit hätten wir
ieder das alte Preisniveau. Wollen Sie die Steuern dann

rneut senken? Die Preise würden abermals steigen. Ir-
endwann können Sie die Steuern nicht mehr senken.
as machen Sie dann?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Manfred Zöllmer
Das wäre radikale Umverteilung zulasten der Verbrau-
cher, zulasten der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler.
Für uns Sozialdemokraten stehen nicht die Interessen der
Energiekonzerne, sondern die Interessen der Verbrau-
cherinnen und Verbraucher im Vordergrund.

Nun kommt die Linke mit einem Antrag. Sie wollen
die Energieversorgungsunternehmen verpflichten, für
Haushalte mit geringem Einkommen Sozialtarife einzu-
führen, die mindestens 50 Prozent unter dem günstigsten
Tarif liegen. Das soll hier jetzt gesetzlich beschlossen
werden. Ich sage: Genau das will die SPD-Fraktion
nicht. Das wäre zum einen ein Freifahrtschein für Ener-
gieverschwendung. Zum anderen wäre das der sichere
ökonomische Tod unserer Stadtwerke und damit ein si-
cherer Weg zu einer weiteren Marktkonzentration sowie
zu größerer Marktmacht von wenigen EVUs mit dem Er-
gebnis zusätzlich steigender Preise.


(Beifall bei der SPD)


Nein, das ist ein Populismuswahn. In diesem Populis-
muswahn verzapft die Linke den größten anzunehmen-
den Unfug.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Annahme Ihres Antrags würde ein Vernichtungs-
programm für kommunale Stadtwerke bedeuten; denn
als Grundversorger bedienen sie häufig und in ganz star-
kem Maße einkommensschwache Haushalte. Das wür-
den viele Stadtwerke nicht überleben. Lieber Kollege
Lafontaine, begeben Sie sich in Saarbrücken doch ein-
fach einmal in Ihre Stadtwerke und reden Sie vor Ort mit
den Beschäftigten. Sie würden Ihnen genau das, was ich
hier gesagt habe, auch erklären. Wenden Sie sich doch
einfach einmal den Menschen zu.


(Beifall bei der SPD – Ulrich Kelber [SPD]: Das sollte man sich einmal überlegen: im eigenen Wahlkreis!)


Ist es von einer Partei denn eigentlich zu viel verlangt,
statt hier über philosophische Grundlagen der sozialen
Marktwirtschaft zu fabulieren, auch einmal die Konse-
quenzen von Forderungen zu durchdenken? Sie haben
hier gesagt, Sie würden irgendeine Lösung fordern. Wir
fordern nicht irgendeine Lösung, die Unsinn ist und zur
Vernichtung von Wettbewerb und Arbeitsplätzen führt,
sondern der richtige Weg kann nur sein, eine vernünftige
Lösung zu finden.

Wir Sozialdemokraten diskutieren Lösungen, die auch
den Normalverdienern zugutekommen; denn die Ener-
giepreise liegen mittlerweile auf einem Niveau, das nicht
nur den Einkommensschwächsten, sondern auch den
Normalverdienern in großem Umfang zu schaffen macht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir wollen eine mögliche Entlastung der Bürgerinnen
und Bürger aber mit dem Effizienzgedanken verbinden.
Deshalb diskutieren wir darüber, dass eine bestimmte
Energiemenge möglicherweise zu einem geringeren
Preis abgegeben werden muss. Wer darüber hinaus ver-
braucht, zahlt dann mehr als jetzt.

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(C (D Wir wollen letztendlich Schluss mit einer Tarifgestalung machen, bei der derjenige weniger zahlt, der mehr erbraucht. Energiesparen ist der beste Weg zu niedrigeen Ausgaben. Diesen Anreiz wollen wir geben. Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Hill? Herr Hill, bitte. (Ulrich Kelber [SPD]: Er hat auch keine Redezeit vom Fraktionsvorsitzenden bekommen!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617010400
Manfred Zöllmer (SPD):
Rede ID: ID1617010500


Hans-Kurt Hill (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617010600

Herr Kollege Zöllmer, ich will es Ihnen nachsehen,

ass Sie unseren Antrag in seiner Komplexität nicht
omplett gelesen haben und dass Sie in Ihrem Beitrag
icht auf die Umweltmechanismen und all das, was da-
it zusammenhängt, eingegangen sind. Daneben besteht

er Antrag ja aus vier Komponenten und nicht nur aus
iner.

Sie sagen, die SPD denke darüber nach. Mich würde
etzt einfach interessieren, wie lange Sie denn noch
achdenken wollen und wann Sie uns das Ergebnis Ihres
achdenkprozesses präsentieren werden; denn die ein-
ommensschwachen Haushalte haben jetzt und nicht erst
n der nächsten Legislaturperiode das Problem.


(Beifall bei der LINKEN)



Manfred Zöllmer (SPD):
Rede ID: ID1617010700

Herr Kollege Hill, der Unterschied zwischen uns und

er Linksfraktion ist, dass wir erst nachdenken und dann
it den Betroffenen reden. Im Moment tagt zum Bei-

piel eine Arbeitsgruppe, bei der ich eigentlich auch sein
üsste und die sich mit diesem Thema beschäftigt. Ver-

chiedene Stadtwerke und der VKU wurden eingeladen.
it ihnen gemeinsam diskutieren wir über mögliche
odelle. Das heißt, wir machen uns erst Gedanken und

ehen dann an die Öffentlichkeit. Das unterscheidet uns
undamental von der Linkspartei.


(Beifall bei der SPD – Uwe Barth [FDP]: Die auch nichts davon versteht!)


Ich habe eben deutlich gemacht, dass wir gemeinsam
it den Stadtwerken eine Lösung suchen werden; denn

ie Stadtwerke als Grundversorger fürchten natürlich,
ass sie allein die wirtschaftlichen Konsequenzen tragen
üssen. Das darf und wird nicht so sein. Wir wollen eine
ettbewerbsneutrale Lösung finden, mit der den Belan-
en der Stadtwerke Rechnung getragen wird. Wir brau-
hen die kommunalen Versorger, die wir nicht schwä-
hen, sondern stärken wollen.

Wir brauchen ein soziales Ressourcenmanagement,
as die Herausforderungen unserer Zeit ernst nimmt und
ngemessene Antworten findet. An erster Stelle steht
ehr Wettbewerb im Energiesektor. Er sorgt nicht für

iedrige, aber für faire Preise. Die notwendigen Maß-






(A) )



(B) )


Manfred Zöllmer
nahmen dazu sind eingeleitet worden. Die Kolleginnen
und Kollegen haben das bereits ausgeführt. Ich will nicht
näher darauf eingehen.

Wir haben den Wettbewerb in vielen Punkten erfolg-
reich gestärkt. In der letzten Woche haben wir ein Pro-
gramm zur Energieeinsparung und zum Klimaschutz be-
schlossen. Wir nehmen das Problem ernst und arbeiten
in vielen Punkten daran. Wir müssen als Große Koalition
zu einer vernünftigen Regelung für das soziale Ressour-
cenmanagement kommen.

Lieber Kollege Meyer, es geht uns nicht um Subven-
tionen – das ist ein völlig falscher Zungenschlag in der
Diskussion –, sondern um eine sachgerechte und ver-
nünftige Lösung, die den Effizienzgedanken mit dem so-
zialen Gedanken verbindet. Darüber sollte auch die
CDU/CSU-Fraktion noch einmal nachdenken.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617010800

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung. Zum Tagesordnungs-
punkt 28 stimmen wir ab über die Beschlussempfehlung
des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie zu dem
Antrag der Fraktion Die Linke mit dem Titel „Energie-
kosten für Privathaushalte mit geringem Einkommen so-
fort wirksam senken“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner
Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/8264, den An-
trag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/7745 ab-
zulehnen.

Wir stimmen nun auf Verlangen der Fraktion Die
Linke namentlich über die Beschlussempfehlung ab. Ich
bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die vorge-
sehenen Plätze an den Urnen einzunehmen. – Sind die
Plätze an den Urnen besetzt? – Ich sehe, das ist der Fall.
Dann eröffne ich die Abstimmung.

Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme noch nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der
Fall. Dann schließe ich die Abstimmung und bitte die
Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszäh-
lung zu beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung wird
Ihnen später bekannt gegeben.1)

Wir kommen zum Zusatzpunkt 9. Interfraktionell wird
die Überweisung der Vorlage auf Drucksache 16/9595
an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse
vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Ich
sehe, das ist der Fall. Dann ist die Überweisung so be-
schlossen.

Damit rufe ich den Tagesordnungspunkt 29 auf:

– Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur verbesserten Ein-
beziehung der selbstgenutzten Wohnimmobilie

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1) Ergebnis Seite 18074 A

(C (D in die geförderte Altersvorsorge (Eigenheimrentengesetz – EigRentG)


– Drucksache 16/8869 –

– Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur verbesserten Einbeziehung der selbstge-
nutzten Wohnimmobilie in die geförderte Al-

(Eigenheimrentengesetz – EigRentG)


– Drucksachen 16/9274, 16/9449 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzaus-
schusses (7. Ausschuss)


– Drucksachen 16/9641, 16/9670 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Olav Gutting
Dr. Hans-Ulrich Krüger
Carl-Ludwig Thiele
Dr. Barbara Höll

– Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 16/9642 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Jochen-Konrad Fromme
Carsten Schneider (Erfurt)

Otto Fricke
Dr. Gesine Lötzsch
Alexander Bonde

Hierzu liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion
er FDP vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich sehe und höre
azu keinen Widerspruch. Dann können wir so verfah-
en.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
er dem Kollegen Hans-Ulrich Krüger für die SPD-
raktion das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD):
Rede ID: ID1617010900

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

nd Kollegen! Die SPD tritt für die Förderung des Al-
ersvorsorgesparens ein.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wir auch!)


Gut. Mit dem heute zu beschließenden Eigenheimren-
engesetz – wir sprechen allerdings lieber von Wohn-
iester – fügen wir das Wohneigentum als weiteren Bau-

tein in die Riester-Rente ein. Dadurch schließen wir
ine Lücke. Neben der Geldrente wird künftig auch das
ietfreie Wohnen im Alter staatlich gefördert. Damit

ann für viele Menschen der Traum vom Leben in den
igenen vier Wänden wahr werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Hans-Ulrich Krüger
Die Riester-Rente wird dadurch noch attraktiver und
die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger zum priva-
ten Altersvorsorgesparen weiter erhöht. Dies ist trotz des
bereits erreichten hohen Verbreitungsgrades der Riester-
Rente deshalb wichtig, weil wir damit noch mehr Er-
werbstätige ermuntern und ermutigen, sich auf ihre Zu-
kunft im Alter ausreichend vorzubereiten.

Das Eigenheimrentengesetz eröffnet demjenigen, der
Wohneigentum erwerben möchte, verschiedene Förder-
möglichkeiten. Künftig kann das in einem Altersvorsor-
gevertrag angesparte Vermögen ganz oder teilweise für
den Kauf einer Wohnimmobilie entnommen werden,
ohne dass eine Rückzahlungsverpflichtung besteht. Al-
ternativ kann das angesparte Vermögen zu Beginn der
Auszahlungsphase zur Entschuldung genutzt werden.
Außerdem werden – das ist der Clou – laufende Spar-
und Tilgungsleistungen auf einen Bausparvertrag oder
ein Baufinanzierungsdarlehen wie Altersvorsorgebei-
träge staatlich gefördert.

Die SPD hat auch darauf geachtet, dass neben dem
Wohneigentum auch der Erwerb von Geschäftsanteilen
von Wohnungsgenossenschaften förderfähig gemacht
wird; denn auch durch genossenschaftliches Wohnen
lassen sich die Wohnkosten im Alter reduzieren. Wir
helfen damit gerade denjenigen Personen, die eben über
kein großes Eigenkapital verfügen, und bieten ihnen die
Möglichkeit der Absicherung im Alter. Das begrüße ich
sehr.


(Beifall bei der SPD)


Wie sehr sich die Förderung lohnt, lässt sich anhand
eines bereits von dieser Stelle vorgetragenen, aber mit
Recht zu wiederholenden Beispiels darstellen. Unterstel-
len wir eine Familie mit zwei Kindern, Vater und Mutter
berufstätig, mit einem Einkommen von insgesamt
50 000 Euro. Diese Familie nimmt ein Darlehen von
40 000 Euro auf. Wenn sie das Darlehen nach 20 Jahren
getilgt hat, hat die Familie aus eigenen Mitteln gut
24 000 Euro beigetragen, der Staat durch Zulagen knapp
16 000 Euro. Dieses Ergebnis von Riester kann sich
wahrlich sehen lassen.


(Beifall bei der SPD – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wer ist Riester? War er dabei?)


Für die SPD ist und war es entscheidend, dass wir
eine gleichberechtigte Integration des Wohneigentums in
die Riester-Rente erreicht haben. Das heißt, die Förde-
rung in der Ansparphase erfolgt durch die Gewährung
von Zulagen und Sonderausgabenabzug, und in der Aus-
zahlungsphase erfolgt eine nachgelagerte Besteuerung.
Nur diese Gleichstellung des Wohneigentums mit ande-
ren Vorsorgeformen ermöglicht die echte Wahlfreiheit
für Bürgerinnen und Bürger.

Außerdem enthält das Eigenheimrentengesetz noch
eine weitere wichtige Neuerung für die Riester-Rente.
Künftig können auch Personen, die eine Rente wegen
vollständiger Erwerbsunfähigkeit oder eine Versorgung
wegen vollständiger Dienstunfähigkeit beziehen, eine
Riester-Förderung für den Aufbau einer zusätzlichen Al-

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(C (D ersvorsorge erhalten. Das heißt, wir helfen hier einem ersonenkreis, der aufgrund seines Schicksals ganz betimmten Einschränkungen unterworfen und damit auch n besonderem Maße schutzbedürftig ist. Ferner haben die Koalitionsfraktionen bei den Beraungen über den Gesetzentwurf Anregungen der Sachvertändigen und Verbände aus der öffentlichen Anhörung ufgenommen. Hervorzuheben sind zwei Regelungen, urch die besondere Anreize auch für junge Sparer gesetzt erden, früh zu beginnen, damit die besten Ausgangsbeingungen für eine lückenlose Altersvorsorge geschaffen erden. Zum einen sehen wir bei der Wohnungsbaupräie eine Ausnahme von der Zweckbindung für Jugendli he unter 25 Jahren vor. Zum Vergleich: Es ist sicherlich ichtig, dass wir mit dem Eigenheimrentengesetz eine weckbindung der Wohnungsbauprämie eingeführt haen, um eine zielgerichtete Verwendung der Fördermittel icherzustellen. Richtig ist aber auch, zur Förderung der parneigung der Jugendlichen eine einmalige Ausnahme ür sieben Jahre zuzulassen. (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Die Erkenntnis ist sehr gut!)


um anderen gestalten wir den Berufseinsteigerbonus
ei der Riester-Rente attraktiver. Das heißt, der Bonus
ird nicht in Höhe von 100, sondern in Höhe von 200
uro gewährt, und zwar ebenfalls allen Jugendlichen bis
um Alter von 25 Jahren.

Hervorzuheben ist, dass der Verbraucherschutz bei
iesem Gesetz seinen ordnungsgemäßen Rang behält
nd verbraucherschutzrechtliche Aspekte hinreichend
erücksichtigt wurden, vor allen Dingen bei den soge-
annten Kombiprodukten im Bausparbereich. Durch die
erpflichtende Angabe eines Gesamteffektivzinses des
ausparkombikredits wird nunmehr dem mündigen Ver-
raucher klar und nachhaltig vor Augen geführt, wie
euer, billig, preisgünstig oder maßgeschneidert diese Fi-
anzierungsform für ihn ist. Schließlich und endlich
ird die Kündigungsfrist bei Bausparverträgen im Fall

ines Anbieterwechsels oder einer Kapitalentnahme auf
rei Monate verkürzt. Das heißt, für Bausparverträge
elten dieselben Kündigungsfristen wie für andere Anla-
eprodukte.

Mit der Riester-Rente haben wir eine umfassende
örderung der zusätzlichen Altersvorsorge geschaffen.
it dem Eigenheimrentengesetz ergänzen wir die bishe-

ige Alterssparproduktpalette um das selbst genutzte
ohneigentum als eigenständige Form der Alterssiche-

ung. Die Opposition wird das sicherlich anders sehen,
ber das ist ein großer Erfolg der Großen Koalition, ein
rfolg, der das harte Ringen um tragfähige Kompro-
isse wert gewesen ist. Ich bedanke mich daher aus-

rücklich bei den Berichterstatterkollegen der Union und
en Mitarbeitern des Bundesfinanzministeriums, die mit
ns kompetent und vertrauensvoll zusammengearbeitet
aben.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dirk Fischer (Hamburg)

Dr. Maria Flachsbarth

Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk

Hartmut Schauerte
Dr. Annette Schavan

Volker Blumentritt
Kurt Bodewig
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs

Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Dr. Hermann Kues
Dr. Karl Lamers (Heidelberg)

Andreas G. Lämmel

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orbert Schindler
eorg Schirmbeck
ernd Schmidbauer

ngo Schmitt (Berlin)

r. Andreas Schockenhoff
r. Ole Schröder

Gerd Bollmann
Dr. Gerhard Botz
Klaus Brandner
Willi Brase
Bernhard Brinkmann


(Hildesheim)

Klaus-Peter Flosbach Michael Kretschmer Karl Schiewerling Clemens Bollen
Vizepräsidentin Gerda Ha
Bevor ich dem nächsten R

komme ich auf den Tagesordnu
gebe Ihnen das von den Schrif
führern ermittelte Ergebnis de
mung über die Beschlussempf

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 507;
davon

ja: 461
nein: 46

Ja

CDU/CSU

Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Albach
Peter Altmaier
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Veronika Bellmann
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Renate Blank
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Georg Brunnhuber
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Maria Eichhorn
Dr. Stephan Eisel
Anke Eymer (Lübeck)

Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)


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ans-Joachim Fuchtel
r. Jürgen Gehb
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r. Wolfgang Götzer
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einhard Grindel
ermann Gröhe
ichael Grosse-Brömer
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onika Grütters
r. Karl-Theodor Freiherr
zu Guttenberg
lav Gutting
olger Haibach
erda Hasselfeldt
da Carmen Freia Heller
ichael Hennrich
ernd Heynemann
rnst Hinsken
eter Hintze
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obert Hochbaum
laus Hofbauer
ranz-Josef Holzenkamp
oachim Hörster
nette Hübinger
usanne Jaffke-Witt
r. Peter Jahr
r. Hans-Heinrich Jordan
ndreas Jung (Konstanz)

r. Franz Josef Jung
artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
lois Karl
ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


olker Kauder
ckart von Klaeden
ürgen Klimke
ulia Klöckner
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ristina Köhler (Wiesbaden)

anfred Kolbe
orbert Königshofen

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ür Wirtschaft und Technologie
ion Die Linke mit dem Titel „
aushalte mit geringem Einkom
en“ bekannt: Abgegebene Sti
estimmt 461, mit Nein 46. Da
ehlung angenommen.

elmut Lamp
atharina Landgraf
r. Max Lehmer
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ngbert Liebing
r. Klaus W. Lippold
atricia Lips
r. Michael Luther
tephan Mayer (Altötting)

olfgang Meckelburg
r. Michael Meister
aurenz Meyer (Hamm)

aria Michalk
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r. Eva Möllring
arlene Mortler
arsten Müller

(Braunschweig)


tefan Müller (Erlangen)

r. Gerd Müller
ildegard Müller
ernd Neumann (Bremen)

ichaela Noll
r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
duard Oswald
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(C (D zu dem Antrag der FrakEnergiekosten für Privatmen sofort wirksam sen mmen 507. Mit Ja haben mit ist die Beschlussemp we Schummer ilhelm Josef Sebastian urt Segner homas Silberhorn ohannes Singhammer ens Spahn hristian Freiherr von Stetten ero Storjohann ndreas Storm ax Straubinger homas Strobl ena Strothmann ichael Stübgen ans Peter Thul ntje Tillmann rnold Vaatz olkmar Uwe Vogel ndrea Astrid Voßhoff arco Wanderwitz ai Wegner arcus Weinberg eter Weiß erald Weiß go Wellenreuther arl-Georg Wellmann nette Widmann-Mauz laus-Peter Willsch illy Wimmer lisabeth WinkelmeierBecker agmar Wöhrl olfgang Zöller illi Zylajew PD regor Amann ainer Arnold rnst Bahr oris Barnett r. Hans-Peter Bartels laus Barthel ören Bartol abine Bätzing laus Uwe Benneter r. Axel Berg te Berg etra Bierwirth othar Binding Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt Edelgard Bulmahn Marco Bülow Ulla Burchardt Martin Burkert Dr. Michael Bürsch Christian Carstensen Marion Caspers-Merk Dr. Peter Danckert Dr. Herta Däubler-Gmelin Karl Diller Dr. Carl-Christian Dressel Elvira Drobinski-Weiß Garrelt Duin Detlef Dzembritzki Sebastian Edathy Siegmund Ehrmann Hans Eichel Petra Ernstberger Karin Evers-Meyer Annette Faße Elke Ferner Gabriele Fograscher Rainer Fornahl Gabriele Frechen Peter Friedrich Iris Gleicke Renate Gradistanac Angelika Graf Dieter Grasedieck Gabriele Groneberg Achim Großmann Wolfgang Grotthaus Wolfgang Gunkel Hans-Joachim Hacker Bettina Hagedorn Klaus Hagemann Michael Hartmann Hubertus Heil Dr. Reinhold Hemker Rolf Hempelmann Dr. Barbara Hendricks Gustav Herzog Petra Heß Gabriele Hiller-Ohm Stephan Hilsberg Petra Hinz Gerd Höfer Iris Hoffmann Frank Hofmann Eike Hovermann Klaas Hübner Lothar Ibrügger Johannes Jung Josip Juratovic Johannes Kahrs Ulrich Kasparick Dr. h. c. Susanne Kastner Ulrich Kelber Christian Kleiminger Hans-Ulrich Klose Walter Kolbow Fritz Rudolf Körper Karin Kortmann Rolf Kramer Anette Kramme Ernst Kranz Nicolette Kressl V A D J H U C C D W H G D L K H P U D M F D A T H H J J C D F D M G D C W S R D M O M A A D M S R D H C O O R S E F D D R R W D J olker Kröning ngelika Krüger-Leißner r. Hans-Ulrich Krüger ürgen Kucharczyk elga Kühn-Mengel te Kumpf hristine Lambrecht hristian Lange r. Karl Lauterbach altraud Lehn elga Lopez abriele Lösekrug-Möller irk Manzewski othar Mark atja Mast ilde Mattheis etra Merkel lrike Merten etlef Müller ichael Müller ranz Müntefering r. Rolf Mützenich ndrea Nahles homas Oppermann olger Ortel einz Paula ohannes Pflug oachim Poß hristoph Pries r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe echthild Rawert erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel RiemannHanewinckel alter Riester önke Rix ené Röspel r. Ernst Dieter Rossmann ichael Roth rtwin Runde arlene Rupprecht nton Schaaf xel Schäfer r. 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Das Fördervolum Euro im ersten Jahr ist viel zu Tatsache, dass das Gesetz seine 25 Jahren erreichen wird. Zude Kollege Schäffler immer wied Gesetz ein bürokratisches Mo fiktiv geführten Kapitalanlagek überhaupt nicht verstehen könn (Beifall bei d wird nicht zu einer nenneigentumsquote beitra en von nur 20 Millionen gering. Hinzu kommt die volle Wirkung erst nach m – darauf hat auch mein er hingewiesen – ist das nster. Es führt zu einem onto, welches die Bürger en. er FDP)





(A) )


(B) )


(Wackernheim)


(Tuchenbach)


(Everswinkel)


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)





(A) )


(B) )


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igenheimrentengesetz komple
unkt der Besteuerung, im Al
ließt. Es wird eine fiktive Ein

irklichkeit nicht erzielt wird.
ommen einer Besteuerung un
as dazu führen, dass jemand i
rund der Steuerlast nur noch e
eines Existenzminimums erhä
assungswidrig. Entsprechende
icht überzeugend beantwortet


(Beifall bei de tt anders, weil zum Zeitter, überhaupt kein Geld nahme unterstellt, die in Wenn dieses fiktive Einterzogen wird, dann kann m Jahr der Fälligkeit aufin Einkommen unterhalb lt. Das halte ich für ver Fragen dazu sind bislang worden. r FDP)

Eva Bulling-Schröter
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Dr. Gregor Gysi
Lutz Heilmann
Hans-Kurt Hill
Cornelia Hirsch

Inge Höger
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Dr. Hakki Keskin
Monika Knoche
Katrin Kunert
Oskar Lafontaine
Michael Leutert
Ulla Lötzer
Dr. Gesine Lötzsch
Ulrich Maurer

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Wir fahren in der Debatte fort. Ich erteile das Wort
dem Kollegen Carl-Ludwig Thiele für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1617011000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Kolleginnen und Kollegen! Wir haben gerade an dem
Wortbeitrag des Kollegen Krüger gesehen, wie weit die
Einigkeit in der Großen Koalition geht. Wir debattieren
heute in zweiter und dritter Beratung über den Entwurf
eines Eigenheimrentengesetzes, welches vom Kollegen
Krüger permanent als Eigenheim-Riester-Gesetz be-
zeichnet wurde. Wenn sich die Große Koalition noch
nicht einmal über die Überschrift eines Gesetzes einig
ist, dann zeigt das, wie es um den Zustand in der Großen
Koalition tatsächlich bestellt ist.


(Beifall bei der FDP)


Es gibt keine kraftvollen Reformen mehr. Die Wirklich-
keit sind Stillstand, Selbstbeschäftigung und Formel-
kompromisse. Das erleben wir auch bei diesem Gesetz.

Mit dem Eigenheimrentengesetz wird der Eindruck
erweckt, als würde damit der Weg zu mehr Wohneigen-
tum in Deutschland geebnet.

Aber dieses Gesetz kann überhaupt nicht die fortgefal-
lene Eigenheimzulage kompensieren. Es ist unzurei-
chend, ungenügend und ungeeignet, mehr Wohneigentum
in nennenswertem Umfang in Deutschland zu schaffen.


(Frank Schäffler [FDP]: Ein bürokratisches Monster!)


Damit ignoriert die Große Koalition leider den Wunsch

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(Saarbrücken)


er von dieser Koalition noch einmal das Wort „Büro-
ratieabbau“ in den Mund nimmt, der redet anders, als er
andelt.


(Beifall bei der FDP – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wie haben Sie das zählen lassen?)


Ich kann das erklären: Mit dem Computer geht das in-
wischen, aber dazu muss man natürlich gewisse Grund-
enntnisse haben. –


(Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Oh!)


Wenn ich gefragt werde, wie das geht, dann kann ich
as nachher gern erklären.

Grundsätzlich halten wir für richtig, dass das Wohnei-
entum gefördert wird. Aber die größte Schwachstelle
ieses Gesetzentwurfs liegt in der Problematik der nach-
elagerten Besteuerung.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


m Zusammenhang mit den anderen Gesetzen, die ge-
chaffen werden, um Kapital zu bilden, erhält man im
lter Kapitalzuflüsse. Wenn Zuflüsse erfolgen, kann






(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele
Deshalb haben wir als FDP in den Beratungen vorge-
schlagen, im Rahmen des Eigenheimrentengesetzes von
der nachgelagerten Besteuerung abzusehen. Die Besteu-
erung sollte durch eine niedrigere Förderung in der An-
sparphase ersetzt werden. Dann kann man von der Be-
steuerung zum Zeitpunkt des Zuflusses, also im Alter,
absehen. Die Förderung wäre einfach und transparent,
und es könnte auf das bürokratische Monster eines fikti-
ven Kapitalanlagekontos verzichtet werden. Die Akzep-
tanz in der Bevölkerung würde steigen, weil man dann
tatsächlich wüsste, was man erwirbt und wie sich das
über die ersten Jahre entwickelt.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das unterstützen wir!)


– Auch die Grünen unterstützen dies. – Bei der An-
nahme einer solchen Regelung könnte man den Umfang
dieses Gesetzes um mehr als die Hälfte, wenn nicht so-
gar um zwei Drittel eindampfen. Das wäre ein wirklicher
Bürokratieabbau.

Wohneigentum ist ein Eckpfeiler der liberalen Gesell-
schaftsordnung. Wohneigentum verschafft den Bürgerin-
nen und Bürgern Freiheit und Unabhängigkeit im priva-
ten Bereich. Die Bürger müssen zwar auf Konsum
verzichten, aber dafür erwerben sie Eigentum, und damit
erwerben sie Sicherheit. Zudem ist Wohneigentum ein
wesentliches Element der Altersvorsorge. Im Durch-
schnitt vermeiden Rentnerhaushalte, die über selbstge-
nutztes Eigentum verfügen, 500 Euro Kaltmiete im Mo-
nat. Das macht sich im Alter bemerkbar. Deshalb ist es
auch nicht verwunderlich, dass Umfragen zufolge
85 Prozent der Deutschen eigenen Wohnraum als eine
ideale und erstrebenswerte Altersvorsorge betrachten.
Als FDP setzen wir uns schon seit Jahren für mehr Teil-
habe der Bevölkerung an den Werten unseres Landes
ein. Deshalb ist es gelungen, in den Jahren von 1992 bis
2003 die Wohneigentumsquote von 39 auf 43 Prozent zu
steigern. In den neuen Bundesländern – das war wegen
ihres Hintergrunds aus der Zeit vor der deutschen Ein-
heit besonders wichtig – ist die Wohneigentumsquote so-
gar um 30 Prozent gestiegen. 1,5 Millionen Haushalte
haben zusätzlich Eigentum erwerben können. Bei einer
durchschnittlichen Haushaltsgröße von 2,2 Personen pro
Haushalt wohnen jetzt 3,3 Millionen mehr Menschen in
selbstgenutztem Eigentum. Das halten wir für den richti-
gen Weg, und dieser Weg sollte weitergegangen werden.


(Beifall bei der FDP)


Aber wir Deutschen bilden bei der Wohneigentums-
quote im europäischen Vergleich nahezu das Schluss-
licht. In Spanien wohnen 86 Prozent der Bevölkerung in
den eigenen vier Wänden, in Irland 83 Prozent, in Groß-
britannien sind es 70 Prozent, in Österreich 57 Prozent
und in Frankreich immerhin 56 Prozent. Der Trend zur
Steigerung der Wohneigentumsquote in unserem Land
darf nach Auffassung der FDP nicht abbrechen. Deshalb
ist es beängstigend – auch für die Wirtschaft –, dass in
diesem Jahr die Zahl der Baugenehmigungen unter
200 000 liegt. Das ist nicht gut für die Wirtschaft unseres
Landes. Das ist auch nicht gut mit Blick auf die Mög-
lichkeiten, Eigentum zu erwerben.

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(C (D (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Haben Sie schon mal was von der schrumpfenden Bevölkerung gehört?)


Wir brauchen allerdings Ansparvorgänge. Amerika
rlebt gerade, was passiert, wenn privates Wohneigen-
um ohne Eigenkapital finanziert werden soll. Die Folge
st die Subprime-Krise. Es ist gut, dass in Deutschland
twa 30 Prozent Eigenkapital vorhanden sind, wenn
ohneigentum erworben wird. Dieser Weg muss ge-

tärkt werden. Deshalb halten wir die Einschränkung der
ausparförderung an dieser Stelle nicht für geeignet,
enn in unserem Lande mehr Wohneigentum erworben
erden soll.


(Beifall bei der FDP)


Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, wir ha-
en einen Entschließungsantrag in den Deutschen Bun-
estag eingebracht, der die Forderung nach einer verein-
achten Förderung beinhaltet. Wir wünschen uns, dass
ieser Antrag eine breite Zustimmung – der anderen Op-
ositionsfraktionen, aber möglicherweise auch der
nion oder Einzelner in der Union – findet. Denn ur-

prünglich hat die Union dieses Modell selbst einmal
ertreten. Und es darf ja wohl nicht sein, dass die Argu-
entation der CDU/CSU ausschließlich der Logik von
arl Valentin folgt, der einmal gesagt hat: „Mögen hät-

en wir schon wollen, doch dürfen haben wir uns nicht
etraut.“

Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen von
er Union, geben Sie sich einen Ruck! Stimmen Sie
och auch einmal Vorschlägen zu, die Sie in der Sache
ür richtig halten. Denn so, wie dieses Gesetz angelegt
st, wird es nicht dafür sorgen, dass in Deutschland nen-
enswert mehr Wohneigentum geschaffen wird und Bü-
okratie in Deutschland endlich abgebaut wird.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617011100

Der nächste Redner ist der Kollege Eduard Oswald

ür die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1617011200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

a, lieber Kollege Carl-Ludwig Thiele, so ist das mit der
oalition. Eine Koalition setzt immer Kompromisse vo-

aus.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die meistens schlecht sind!)


ir als Union haben natürlich viele Zugeständnisse ge-
acht, um zu einer Lösung im Interesse der Verbrauche-

innen und Verbraucher, der Bürgerinnen und Bürger zu
ommen. Ich räume ein, es ist nicht so einfach gewesen,
ie ich es mir ursprünglich vorgestellt habe. Aber mit
em Eigenheimrentengesetz setzt die Große Koalition
in Signal für mehr Wohneigentum. Wir sind überzeugt,






(A) )



(B) )


Eduard Oswald
dass die Wohneigentumsbildung mit diesem Gesetz kräf-
tigen Rückenwind erhält.

Mit diesem Gesetz zeigen wir auch politische Hand-
lungsfähigkeit. Wir schaffen zumindest im Ansatz einen
Ersatz für die Eigenheimzulage, die aus Gründen der
Haushaltskonsolidierung Ende 2006 auslaufen musste.
Familien und jungen Menschen, die sich ein Haus oder
eine Wohnung zulegen wollen, geben wir mit diesem
Gesetz eine neue Unterstützung an die Seite. Eine
aktuelle Umfrage hat erst wieder bestätigt, dass 61 Pro-
zent der Deutschen eine eigene Wohnimmobilie für die
beste Altersvorsorge halten. Diesem eindeutigen Votum
der Bevölkerung wird nun Rechnung getragen.

Mit diesem Gesetz wird auch bestätigt, dass das Bau-
sparen als millionenfach bewährter Weg zur Bildung von
Eigenkapital und zur sicheren zinsgünstigen Wohnungs-
baufinanzierung einen ganz wesentlichen Beitrag zur Al-
tersvorsorge mit Wohneigentum leistet.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Angespartes Riester-Vermögen kann zukünftig voll-
ständig und ohne Rückzahlungsverpflichtung für den Er-
werb einer Immobilie genutzt werden. Kollege Krüger
hat auf diese Punkte im Detail hingewiesen. Die Til-
gungsleistungen für Darlehen zum Erwerb oder zum Bau
selbstgenutzten Wohneigentums werden wie Sparleis-
tungen bei geförderten Altersvorsorgeverträgen bewertet
und gefördert. Die jährliche staatliche Förderung kann
zur zusätzlichen Darlehenstilgung genutzt werden. Die
Grundzulage beträgt jährlich 154 Euro, die Kinderzulage
185 Euro pro Kind. Für 2008 oder später geborene Kin-
der gibt es eine erhöhte Zulage von 300 Euro pro Jahr.

Zugleich erhöhen wir den im Gesetz vorgesehenen
Berufseinsteigerbonus von 100 Euro auf 200 Euro und
das Auszahlungshöchstalter vom 21. auf das 25. Lebens-
jahr. Somit können Studenten ebenso wie nicht studie-
rende junge Menschen in der Berufsausbildung in den
Genuss der Förderung kommen. Im Kern geht es darum,
dass Spar- und Tilgungsleistungen für selbstgenutztes
Wohneigentum die gleiche steuerliche Förderung erhal-
ten wie die bestehenden Riester-Produkte, also Renten-
versicherungen, Bank- und Fondssparverträge, mit de-
nen Geldvermögen für eine zusätzliche Rente im Alter
gebildet wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das geförderte Kapital soll nachgelagert, also mit Be-
ginn des Ruhestands, versteuert werden. Wir machen
keinen Hehl daraus, dass gerade dies für die Union ein
zentrales Problem war.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: So ist das!)


Wir haben in der Koalition intensiv auch über die
Frage der Wohnungsbauprämie gesprochen. Sie soll
künftig nur noch gewährt werden, wenn das angesparte
Kapital in Wohnimmobilien investiert wird. Bisher kann
es nach Ablauf der Sperrfrist von sieben Jahren für an-
dere Zwecke verwendet werden. Das Wohnungsbauprä-
miengesetz wird damit stärker auf wohnungswirtschaft-
liche Maßnahmen ausgerichtet.

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(C (D Die vorgesehene Einschränkung bei Verwendung der ohnungsbauprämie wird nicht auf junge Menschen aus edehnt, die bei Vertragsabschluss jünger als 25 Jahre ind. Die Wichtigkeit, junge Menschen zum Sparen anuregen, ist angesichts der demografischen Entwicklung nd der Erfahrungen mit der US-Immobilienkrise von eitreichender Bedeutung. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Für unsere Fraktion ist Wohneigentum Gesellschafts-
olitik. Für uns ist das Grundrecht, Eigentum zu bilden,
s auch zu vererben, elementarer Teil unserer freiheitli-
hen Gesellschaft. So wie wir Leistungswillen fördern,
nterstützen wir die Vermögensbildung. Viele Menschen
erzichten auf Konsum, um sich die eigenen vier Wände
eisten zu können. Wohneigentum setzt Vermögensbil-
ung voraus und fördert das öffentliche wie persönliche
enken und Handeln in langfristigen Zeiträumen. Spa-

en und Investieren, Bewahren und Vererben sind Ver-
altensweisen, die Wohlstand ermöglichen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Förderung der Eigentumsbildung liegt auch des-
egen im Interesse des Gemeinwohls. Wir wollen mög-

ichst vielen Menschen die Möglichkeit eröffnen,
ohneigentum zu erwerben. Mit dieser Form der
ohneigentumsbildung setzen wir auch unsere traditio-

ell konservative deutsche Baufinanzierungskultur fort.
ie amerikanische Finanzierungsform kann uns jeden-

alls nicht als Vorbild dienen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Wir hoffen, dass dieses Gesetz auch der Wohnungs-
nd Bauwirtschaft Rückenwind geben wird; denn dies
st dringend notwendig. Die Genehmigungszahlen im

ohnungsbau sind gegenüber 2006 um 27 Prozent zu-
ückgegangen. Bei Eigenheimen betrug der Einbruch so-
ar 35 Prozent. In vielen Teilen Deutschlands ist die Si-
uation so, dass bezahlbarer Wohnraum bereits knapp
eworden ist. Wir wissen, die Zahl der Haushalte steigt
eiter, und zwar mindestens noch eine Dekade. Gerade

unge Menschen bekommen bei der familiengerechten
ohnungsversorgung Probleme.

Wir sind überzeugt, dass mit diesem Eigenheimren-
engesetz – so steht es auf dem Gesetzentwurf; das ist
er eigentliche Titel, auch wenn außerhalb dieses Parla-
ents manches anders formuliert wird – durch eine ver-

esserte Einbeziehung von selbstgenutzten eigenen
ohnimmobilien und selbstgenutzten Genossenschafts-
ohnungen in die steuerlich geförderte Altersvorsorge
eitere wirksame Anreize für eine zusätzliche private
ltersvorsorge geschaffen werden. Damit vergrößert

ich insgesamt das Angebot an steuerlich begünstigten
ltersvorsorgemodellen, die es dem Förderberechtigten

rlauben, aus verschiedenen, steuerlich gleichermaßen
eförderten Vorsorgeformen das für den Einzelnen ge-
au Passende auszuwählen. Das Ziel der Förderung ist
s, das durch die gesetzliche Rente gelegte Fundament
u verstärken und gleichzeitig das Versorgungsniveau
er Begünstigten zusätzlich zu erhöhen.






(A) )



(B) )


Eduard Oswald
Nachdem wir gemeinsam einen Kompromiss gefun-
den haben, sage ich, auch wenn ich sonst ein Freund von
Karl Valentin bin: Jetzt müssen wir dieses Gesetz verab-
schieden. Etwas Besseres können wir in dieser Großen
Koalition nicht erreichen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: In der Koalition nicht mehr! Das stimmt! Da hat er recht!)


Es ist ein Gesetz, das für die Verbraucher notwendig ist.
Es dient der Eigentumsbildung. Nachdem wir uns schon
so angestrengt haben, Kollege Krüger, sollten wir es
jetzt auch verabschieden. Ich bitte Sie, ihm zuzustim-
men.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Von der Großen Koalition ist Besseres nicht zu erwarten!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617011300

Die Kollegin Dr. Barbara Höll hat das Wort für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617011400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Das System der Riester-Rente ist der Einstieg
in die Privatisierung und Individualisierung der Renten-
versicherung. Das lehnen wir als Linke ab.


(Beifall bei der LINKEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das ist die Wohnblockbetrachtung!)


Damit wird die Spaltung der Gesellschaft in Arm und
Reich weiter vorangetrieben. Zukünftige Rentnergenera-
tionen werden aus einem wachsenden Teil von Rentnern
mit kärglichen Renteneinkommen und einem privilegier-
ten kleinen Teil von Rentnern mit guter Absicherung be-
stehen.

Die Zeitschrift Finanztest hat im letzten November
ermittelt, dass der Abschluss eines Riester-Vertrages erst
ab einem Bruttomonatseinkommen von 1 900 Euro zu
einer Aufbesserung der Alterseinkünfte führt. Wer weni-
ger verdient, erleidet reale Einkommensverluste im
Lebensverlauf. Sie oder er landet am Ende bei der Al-
tersgrundsicherung, mit der dann die Riester-Rente ver-
rechnet wird. Das heißt im Klartext: Ein Leben lang um-
sonst gespart, im Alter trotzdem arm und auf staatliche
Hilfe angewiesen! Ich zitiere einmal Norbert Blüm:

Das ist die Riester-Hilfe für den Staatshaushalt, fi-
nanziert von denen, die eine geringe Rente, nämlich
unterhalb der Höchstgrenze der Grundsicherung,
haben.

Er hat damit recht – leider.


(Beifall bei der LINKEN)


Aber selbst für Menschen mit einem höheren Monats-
einkommen erweist sich die Riester-Rente als Mogelpa-
ckung. Fachleute und Presse machen darauf aufmerk-
sam, dass bei der Riester-Rente höchst unfair kalkuliert
wird. Der Mechanismus der Riester-Rente und die Nach-

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(C (D esteuerung sorgen dafür, dass rein rechnerisch die geährten staatlichen Zuschüsse erst nach circa 20 Jahren er Rentnerin oder dem Rentner zugute kommen. (Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Da muss man schon verdammt alt werden!)


ank der von der Regierung beschlossenen schrittwei-
en Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre
üsste sie oder er also mindestens 87 Jahre alt werden,

m etwas von den Zuschüssen zur Riester-Rente zu ha-
en.

Nun lag im Jahr 2007 die durchschnittliche Lebens-
rwartung für Neugeborene um über fünf Jahre darunter.
ür die Angehörigen der anderen Generationen ist sie
och niedriger. Hinzu kommt: Je geringer das Einkom-
en ist, umso geringer ist in Deutschland auch die Le-

enserwartung der Menschen. 44 Prozent aller Riester-
parerinnen und -Sparer sind Geringverdiener mit einem
ahreseinkommen von unter 20 000 Euro. Im Durch-
chnitt wird diese Gruppe daher nicht von der Riester-
ente profitieren. Von der staatlichen Förderung hat sie
ichts.

Es stellt sich natürlich die Frage: Wer profitiert dann?
as ist ganz eindeutig zu beantworten: die privaten Ver-

icherungskonzerne. Sie bekommen 25 Prozent von den
isikoüberschüssen, also von den Beträgen, die dank des

onglierens mit Sterbetafeln unterm Strich übrig bleiben.
st die Riester-Rente also ein Erfolgsmodell ohne Wenn
nd Aber, wie Sie von der Koalition uns weismachen
ollten? Mitnichten! Die Riester-Rente ist ein Skandal.

Ihr Konzept, die Riester-Rente nun mit der Förderung
es Wohneigentums zu kombinieren, knüpft nahtlos da-
an an.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das durchlöchert den Antagonismus der Klassen! Das ist ja klar!)


as Eigenheimrentengesetz soll jetzt kräftigen Rücken-
ind für die Eigentumsbildung bringen; Herr Oswald
at es noch einmal bestätigt. Es soll kurzfristig wirken.
underbar! Sie beklagen den Einbruch beim Häuserbau.
er hat denn die Eigenheimzulage gestrichen, sodass es

u diesem Einbruch kam? Wer hat denn dieses Gesetz
erabschiedet?


(Beifall bei der LINKEN)


s ist skurril, was Sie hier bieten.

Man muss einmal die Zahlen vergleichen. Die Eigen-
eimzulage verursachte 2004 Steuermindereinnahmen
über alle Gebietskörperschaften hinweg – in Höhe von

napp 7,2 Milliarden Euro. Demgegenüber kalkulieren
ie beim Eigenheimrentengesetz mit einer vollen Jahres-
irkung in Höhe von 940 Millionen Euro, also nicht ein-
al 1 Milliarde Euro. Die volle Wirkung entfaltet sich
das kommt ja schrittweise – allerdings erst in

5 Jahren. Für das nächste Jahr planen Sie immerhin
chon mit ganzen 20 Millionen Euro. Und das soll dann
en Boom in der Bauwirtschaft auslösen?






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll

(Dr. Hans-Ulrich Krüger [SPD]: Aber bestimmt!)


Im Vergleich dazu war mit der damaligen Eigenheim-
förderung mit ihren klaren Einkommensgrenzen und der
sonstigen Ausgestaltung wenigstens eine soziale Aus-
richtung verbunden. Ihr Wohn-Riester hingegen ist in
erster Linie ein Förderprogramm für die Versicherungs-
wirtschaft.


(Beifall bei der LINKEN)


Wie sonst ist es zu erklären, dass Sie auch Kombina-
tionsmöglichkeiten aus tilgungsfreiem Darlehen und ei-
nem Bausparvertrag mit in die Förderung einbeziehen?
Es macht ja nun wirklich keinen Sinn, parallel zu einem
Kredit zu sparen, da der Kreditzins in der Regel höher
als der Sparzins ist. Diese Finanzierungskombinationen
sind für diejenigen, die das nutzen wollen, überhaupt
nicht zu durchblicken und in vielen Fällen nachteilig. In
die gleiche Richtung weist auch, dass Sie die wohnungs-
wirtschaftliche Zweckbindung der Wohnungsbauprämie
für Jüngere aufgehoben haben. Unwirtschaftliche Pro-
dukte werden durch Subventionen für junge Menschen
attraktiv gemacht. Das ist doch eigentlich Betrug.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Na, na! Den Betrug an der Bevölkerung, den Sie angerichtet haben, bezahlen wir noch immer! – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Da kann man nur den Kopf schütteln!)


Bei Ihrem eigentumsfixierten Ansatz blenden Sie völlig
die Risiken aus, die mit der Einbeziehung von Wohn-
eigentum in die Altersvorsorge verbunden sind. Ange-
sichts der Turbulenzen auf den Immobilienmärkten und
der demografischen Entwicklung ist nicht sichergestellt,
dass Wohneigentum überhaupt einmal oder werterhal-
tend verkauft werden kann. Hierfür sprechen immer
mehr Gründe: Es gibt steigende Mobilitätsanforderun-
gen, und die Notwendigkeit altersgerechten Wohnens
nimmt zu. Das wird oftmals in frühen Lebensphasen
nicht so beachtet. Verbraucherschützer warnen deshalb
davor, tatsächlich Wohn-Riester zu nutzen.

Während Sie hier jetzt Wohneigentum als die beste
Altersvorsorge verkaufen, haben Sie an anderer Stelle
den Schutz des Wohneigentums längst unterhöhlt.


(Dr. Hans-Ulrich Krüger [SPD]: Wir respektieren die Entscheidungsfreiheit des RiesterSparers!)


Hier liegt der Zusammenhang mit dem Arbeitslosen-
geld II. Da wir uns darüber im Ausschuss schon intensiv
unterhalten haben, bringe ich Ihnen jetzt einmal ein Bei-
spiel.

Eine 55-jährige Frau hat 30 Jahre gearbeitet. Sie hat
1995 als Mutter von zwei Kindern mit staatlicher Förde-
rung und Eigenmitteln von über 80 000 DM ihr Haus in
Eigenverantwortung als Alterssicherung gebaut. Die
Kinder sind zwischenzeitlich erwachsen und ausgezo-
gen. Das selbstgenutzte Haus hat eine Wohnfläche von
102 Quadratmetern auf einem 776 Quadratmeter großen
Grundstück. Seit 2005 ist sie Bezieherin von Hartz IV,
also ALG II. Nach langem Kampf bekommt sie nunmehr

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(C (D eistungen der Grundsicherung und angemessene Kosen der Unterkunft in Höhe von insgesamt 663 Euro. Ihre aufenden Wohnkosten betragen circa 500 Euro monatich. Sie hat die Wahl, entweder von 163 Euro zu leben nd weiter ihr Haus zu unterhalten oder zuzusehen, wie ie Bank ihr Haus kassiert, weil die Verbindlichkeiten icht weiter beglichen werden können. Nach ihrem letzen Rentenbescheid kann sie eine Rente von 520 Euro rwarten. Erzählen Sie doch nicht, dass Wohneigentum ohne jees Wenn und Aber eine gute Form der Alterssicherung st, wenn solche Fälle im Gesetz noch nicht einmal richig geklärt sind. Es bleibt als Fazit: Es gab und gibt keine Notwendigeit, das Niveau der gesetzlichen Rentenversicherung bzusenken. Selbst die Berechnungen der Versicheungswirtschaft haben gezeigt, dass es möglich ist, zum rüheren Rentenversicherungssystem zurückzukehren und abei das ursprüngliche Niveau zu halten. Dies würde m Jahre 2030 einen Beitragssatz von 25,2 Prozent erforerlich machen. Frau Kollegin, Sie müssen zum Ende kommen. Ich komme zum Ende. – Unter der Bedingung, dass in solcher Beitragssatz paritätisch aufgeteilt würde, also uch die Arbeitgeber ordentlich daran beteiligt würden, äre eine solidarische gesetzliche Rentenversicherung atsächlich möglich. Frau Kollegin! (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Es wird der Stecker herausgezogen, wenn nicht gleich Schluss ist!)


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617011500
Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617011600
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617011700


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617011800

Es gibt keine bessere Alternative für ein würdevolles

eben im Alter als eine solche Regelung. Für diese tre-
en wir ein.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617011900

Als Nächste hat Christine Scheel für Bündnis 90/Die

rünen das Wort.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Da bin ich mal gespannt!)



Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617012000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

uch ich halte es für richtig, dass geklärt wird, wie mit
olchen Fällen, die Frau Dr. Höll jetzt gerade beispiel-
aft genannt hat, umgegangen wird. Ich halte es aller-






(A) )



(B) )


Christine Scheel
dings für unverantwortlich, zu suggerieren, wir könnten
in Zukunft ohne private und betriebliche Altersvorsorge
auskommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Wir können!)


– Die Debatte darüber, welche Beitragserhöhungen für
die Arbeitnehmer, aber auch auf Arbeitgeberseite damit
verbunden sind, hatten wir hier schon des Öfteren bei
der Rentendiskussion; denn wir alle wissen, welche ver-
heerenden Beschäftigungswirkungen das hätte. Deswe-
gen will ich diese Debatte an dieser Stelle nicht weiter-
führen.

Auch ich finde, dass die Idee, selbstgenutztes
Wohneigentum in die private Altersvorsorge zu integrie-
ren, richtig ist


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Na also!)


und dass dies der Lebensrealität vieler Bürgerinnen und
Bürger entspricht.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Haben wir schon gewonnen!)


Die Umfragen zeigen, dass 80 Prozent sich wünschen,
ihren Ruhestand im eigenen Haus oder in der eigenen
Wohnung verbringen zu können, und für viele Menschen
die selbstgenutzte Wohnimmobilie bei der zusätzlichen
Altersvorsorge an erster Stelle steht. Das ist so. Der Kol-
lege von der FDP, Herr Thiele, hat es angesprochen, und
ich teile diese Auffassung.

Wir Grünen haben, weil das so ist, bei der Einführung
der Riester-Rente damals zusammen mit der SPD eine
Öffnung für Wohneigentum durchgesetzt. Wir haben al-
lerdings darüber hinaus ein Altersvorsorgekontokonzept
entwickelt, das eine unkomplizierte Wohneigentumsför-
derung enthält. Vorgesehen ist, dass das Finanzierungs-
kapital für selbstgenutztes Wohneigentum vollständig
steuerfrei aus diesem Altersvorsorgekonto entnommen
und wieder eingelegt werden kann. Alternativ kann man
eine um 30 Prozent abgesenkte Förderung zum Beispiel
zur Tilgung eines Bauspardarlehens wählen. Eine nach-
gelagerte Besteuerung findet nicht statt. Das ist, glaube
ich, der Dreh- und Angelpunkt, an dem wir uns inner-
halb der Opposition mit der FDP einig sind.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sogar mit der Union!)


– Auch mit vielen in der Union, vielleicht auch mit man-
chen in der SPD.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Nein, eben nicht! Dann hätten wir es ja gehabt!)


Aber leider ist es ja nun einmal anders.

Wir hatten ein schönes, einfaches Konzept. Und was
ist passiert? Es gibt einen Gesetzentwurf der Großen
Koalition, in dem das leider nicht mehr einfach ist, son-
dern völlig anders.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)


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(C (D aran haben auch die parlamentarischen Beratungen im inanzausschuss und in anderen Ausschüssen wenig gendert. Die Große Koalition nimmt eine Menge Geld in ie Hand, etwa 1 Milliarde Euro, und schafft eine hochomplizierte, sehr verwaltungsaufwendige und sehr kosenintensive Regelung. Das ist das Ergebnis, und das beauern wir sehr. Bei der öffentlichen Expertenanhörung, bei der wir lle anwesend waren – wir haben das auch noch einmal achgelesen –, war von einem kaum verständlichen, büokratischen Moloch die Rede. Noch problematischer ar aber die Einschätzung der Experten, dass die Bürerinnen und Bürger den Wohn-Riester zwar durchaus utzen werden, aber nur weil sie die Konsequenzen, die it der nachgelagerten Besteuerung des Wohneigentums uf sie zukommen, eigentlich nicht absehen können. Trotz dieser warnenden Stimmen hat die Große Kolition an der nachgelagerten Besteuerung festgehalten, uch wenn es eine Option gibt. Aber Fakt ist, dass dann ehr viele im Alter Steuern zahlen, obwohl ihnen keine iquiden Mittel zufließen, aus denen sie die Steuern beahlen können. Das ist sehr schwer vermittelbar, und es ann in einzelnen Fällen letztendlich zur finanziellen berforderung führen. Allerdings – das ist das Schwierige – ist es so, dass iese Problemfälle erst in 20 bis 30 Jahren auftreten weren. Auch insoweit ist diese Eigenheimrente ein typicher Koalitionskompromiss, wie wir ihn kennen: Die robleme werden in die Zukunft verlagert. (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, so machen sie es immer!)


as heißt, man hat jetzt ein Gesetz, aber die Probleme,
ie daraus entstehen können, tauchen erst in der Zukunft
uf. Da sagen wir: So geht es nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


s muss ein klares Konzept auf den Tisch, mit dem keine
robleme für die Zukunft verbunden sind.

Es wird argumentiert, die große Komplexität beim
ohn-Riester entstehe aus der Komplexität der Riester-

örderung selbst. Ich kann dem nur zustimmen; es ist so.
ber es ist doch der falsche Weg, auf eine sehr kompli-

ierte Regelung eine noch kompliziertere Regelung
raufzusetzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


tattdessen müsste man überlegen, ob man das ganze
rojekt nicht entbürokratisiert, weniger kompliziert
acht und ein bisschen mehr öffnet. Ich glaube, dass es

uch in der Union viele für den richtigen Weg hielten,
ine einfache, flexible Lösung für die zusätzliche Alters-
orsorge zu schaffen, sie für alle Bürgerinnen und Bür-
er zu öffnen und damit die gesamte Altersvorsorgeför-
erung unter einem Dach zusammenzuführen. Das wäre
ine vernünftige Lösung, die wir von grüner Seite vorge-
chlagen haben. Wir hoffen, dass wir in den nächsten






(A) )



(B) )


Christine Scheel
Monaten mehr Unterstützung von Ihrer Seite in dieser
Sache bekommen werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich will nicht verhehlen, dass die Ausschussberatun-
gen einige Verbesserungen gebracht haben. Wir bewer-
ten immer sehr differenziert die einzelnen Punkte. Es
gibt durchaus Entscheidungen, die wir für richtig halten.
Ich nenne den verdoppelten Berufseinsteigerbonus; denn
es macht Sinn für junge Leute, frühzeitig mit dem Spa-
ren zu beginnen. Auch die vereinfachte Berechnung der
Effektivzinsen im Sinne der Verbraucherinnen und Ver-
braucher ist eine richtige Entscheidung. Wir begrüßen es
auch, dass die Riester-Sparenden ihre Mitteilungen wei-
terhin in Papierform erhalten. Auch wenn wir im Com-
puterzeitalter leben, hat nicht jeder einen Internetan-
schluss.

Es gibt zwar einige – wenn auch wenige – positive
Entwicklungen im Detail. Aber insgesamt bleibt die Kri-
tik der Grünen voll und ganz bestehen: Die gute Idee
„Wohneigentum im Alter“ wird schlecht umgesetzt. Die
Chance zur Vereinfachung wurde leider vertan. Sie
schaffen ohne Not einen neuen Bürokratiemoloch. Man
hätte es leicht besser machen können.

Wir werden uns heute enthalten, weil wir zwar die
Grundidee richtig finden, aber die Umsetzung für falsch
halten.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das Weltenkind in der Mitte!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617012100

Das Wort hat jetzt die Parlamentarische Staatssekretä-

rin Nicolette Kressl.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Dem Minister ist das Gesetz nicht wichtig genug!)


N
Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1617012200


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Es ist in unserer Gesellschaft inzwischen unbestritten,
dass es der beste Weg zu einer sicheren Altersvorsorge
ist, diese auf mehreren Säulen aufzubauen. Es ist auch
klar, dass die gesetzliche Rentenversicherung weiterhin
die erste und wichtigste Säule der Altersvorsorge bleibt,
dass aber der ergänzende Bereich immer wichtiger wird.
Die Menschen erwarten natürlich, dass hierfür die richti-
gen Rahmenbedingungen gesetzt werden.

Einen wichtigen Beitrag dazu hat die Riester-Rente
geleistet, die 2001 eingeführt worden ist. Am Anfang
war sie heftig umstritten, aber inzwischen wird sie nicht
nur von den Experten, sondern – Gott sei Dank – auch
von den Menschen akzeptiert. Die letzte uns bekannte
Zahl besagt nämlich, dass 11 Millionen Menschen einen
Riester-Vertrag abgeschlossen haben.

Frau Höll, bitte erlauben Sie mir, in diesem Zusam-
menhang auf Ihre Rede zurückzukommen. Die Art und

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(C (D eise, wie Sie die zusätzliche Altersvorsorge denunziert aben, halte ich für unverantwortlich. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


er Menschen Angst vor Altersarmut macht und gleich-
eitig den Weg, sich zusätzliche Möglichkeiten zu schaf-
en, kaputtredet, der handelt nicht nur politisch inkor-
ekt, sondern auch unverantwortlich. Ich kann aus Ihren
ußerungen nur schließen, dass Sie Politik ausschließ-

ich mit der Angst der Menschen machen wollen. Das
ann nicht unser gemeinsamer Weg hier sein.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Das machen Sie schon!)


Ich will ganz kurz die Grundprinzipien der Riester-
örderung erläutern, weil sich daraus in der logischen
onsequenz die Regelungen für die Eigenheimförde-

ung ergeben. Das Grundprinzip ist, dass der Staat in der
nsparphase in einem erheblichen Umfang, entweder

teuerlich oder mit direkten Hilfen, den Aufbau der Al-
ersvorsorge mit Grundzulagen und Kinderzulagen un-
erstützt und die sich später ergebenden Altersleistungen
er sogenannten nachgelagerten Besteuerung unterwirft.

Die im Rahmen dieses Gesetzes geregelte Förderung
er Eigenheimrente passt in dieses Konzept im Grund-
atz genau hinein. In allen Säulen der Altersvorsorge
alten wir uns an die gleichen Prinzipien und Grundli-
ien; denn es macht überhaupt keinen Sinn, die Regeln
u ändern. Das würde es nach meiner Überzeugung nicht
infacher, sondern verwirrender machen.


(Beifall bei der SPD)


Im Mittelpunkt dieses Gesetzes steht die verbesserte
inbeziehung von selbstgenutztem Eigentum und von
elbstgenutzten Genossenschaftswohnungen in die Riester-
ente. Es ist wichtig, deutlich zu machen: Bisher ge-
örte die Bildung von Wohneigentum nicht zu den un-
ittelbar begünstigten Anlageprodukten. Für viele Bür-

erinnen und Bürger – das ist schon gesagt worden –
tellt aber das Wohneigentum im Alter eine der Geld-
ente vergleichbare Möglichkeit der individuellen Al-
ersvorsorge dar. Das berücksichtigen wir nun in diesem
esetz.

Zum einen kann steuerlich gefördertes Altersvorsor-
ekapital zukünftig besser für eine wohnungswirtschaft-
iche Verwendung genutzt werden; die Kolleginnen und
ollegen haben schon beschrieben, auf welche Weise.
um anderen fördern wir so Tilgungsleistungen für ein
arlehen zur Anschaffung oder Herstellung einer selbst-
enutzten Wohnimmobilie.

Wir haben uns gleichzeitig entschieden, den Kreis de-
er, die diese Unterstützung nutzen können, möglichst
eit zu fassen. Deshalb ist die ausdrücklich gute Ent-

cheidung, wie ich finde, gefallen – dies ist schon er-
ähnt worden –, auch Anteile an Genossenschaftswoh-
ungen in die Möglichkeit der Altersvorsorge und der
taatlichen Förderung dieser Ansparungen hineinzuneh-
en. Die Einbeziehung der selbstgenutzten Wohnimmo-






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl
bilie ist so ausgestaltet – ich habe es schon erwähnt –,
dass die bisherige Systematik erhalten bleibt und die be-
stehenden Verfahrensstrukturen – auch das gehört dazu –
parallel und sofort genutzt werden können.

Wir haben – das soll nicht unerwähnt bleiben; dies
habe ich bei einigen Rednerinnen und Rednern, glaube
ich, überhört – gleichzeitig die Möglichkeit eingebaut,
bei der Besteuerung den „schnelleren Weg“ zu wählen.
Es gibt nämlich ein einmaliges Recht der Wahl zwischen
der nachgelagerten jährlichen Besteuerung – dies ist die
eine Möglichkeit – und einer sofortigen Einmalbesteue-
rung des Kapitals, das angespart worden ist. Insofern
gibt es ein Stück mehr Freiheit für die Menschen; denn
die persönliche, individuelle Besteuerungssituation ist
natürlich während der Rente unterschiedlich. Diese kann
dann bei der Entscheidung mitberücksichtigt werden.

Die Entscheidung dafür, dass dieser Gesetzentwurf
verabschiedet wird, ist also eine grundlegende Weichen-
stellung für die Altersvorsorge durch Wohneigentum.

Wir ergänzen – auch das soll nicht unerwähnt blei-
ben – weitere Punkte, nämlich dass es im Rahmen der
Grundzulage einen zusätzlichen einmaligen Bonus von
200 Euro für alle Menschen gibt, die jünger als 25 Jahre
sind und sich für eine Riester-Förderung entscheiden.
Ich halte das für einen wichtigen finanziellen Anreiz ge-
rade für junge Leute, die sich zwar oft genug – das spürt
man in persönlichen Gesprächen – Sorgen über ihre
Rente später machen, aber gleichzeitig sich noch nicht
entscheiden, so früh wie möglich Geld anzulegen. Je frü-
her sie das tun, desto effizienter ist dies. Deshalb ist die
Verwendung von Steuermitteln für diesen Anreiz richtig
angelegt. Das ist ein guter Weg, um ein Stück Motiva-
tion zu erreichen.


(Beifall bei der SPD – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Werbegeschenke zahlen normalerweise Vertragspartner!)


– Da ich höre, dass Sie das schon wieder denunzieren,
will ich es noch einmal deutlich machen: Ich halte es für
wichtig, zu überlegen, wie wir Steuermittel einsetzen.
An dieser Stelle sind sie gut eingesetzt. Wir unterstützen
im Übrigen in diesem Zusammenhang die langfristige
Vorsorge der Menschen für ihr Alter.

Ich will noch einen Punkt ansprechen. Wir verändern
die Wohnungsbauprämie. Wir reduzieren ihre Verwen-
dung auf die wirkliche Verwendung im wohnungswirt-
schaftlichen Sinn. In diesem Zusammenhang haben die
Fraktionen allerdings gesagt: Wir wollen junge Leute bei
der Überlegung: „Weiß ich schon jetzt, ob ich bauen
will?“ davon abhalten, aufgrund dieser Zweckbindung
nicht auf diese Art und Weise zu sparen. Deshalb haben
wir uns entschieden, für Menschen unter 25 Jahren Öff-
nungen einzubauen.

Ich glaube, dass wir mit diesem Gesetz die notwendi-
gen Rahmenbedingungen für die Altersvorsorge verbes-
sern. Jetzt muss es noch durch die Entscheidung der
Menschen, darin zu investieren, unterstützt werden. Das
können wir alle auf den Weg bringen, indem wir für die-
ses Gesetz in der Öffentlichkeit werben.

Vielen Dank.

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(C (D Zu einer Kurzintervention gebe ich das Wort der Kol egin Barbara Höll. Frau Staatssekretärin, Ihre Behauptung, die Linke be reibe unverantwortliche Politik, weise ich hiermit strikt urück. Diesen Vorwurf müssen Sie sich schon selbst ns Revers heften. Sie erzählen den Menschen doch seit ahren, die gesetzliche Rentenversicherung sei nicht in er Lage, ein würdevolles Leben im Alter zu ermöglihen. Sie haben die Beiträge für die Arbeitgeber abgeenkt, und zwar auf Kosten einer Beitragserhöhung aufeiten der Arbeitnehmer. Und dann sagen Sie ihnen och, dass möglichst viel privat vorgesorgt werden uss. Das lehnen wir ab. Wir geben den Menschen Hoffnung. Wir zeigen ihnen inen Weg in die Zukunft. Wir haben ein Konzept und eigen auf, dass eine paritätische Finanzierung möglich st, dass es möglich ist, Arbeitnehmer und Arbeitgeber leichermaßen einzubeziehen. Wir zeigen, dass eine geetzliche Altersversicherung durchsetzbar ist, die ein ürdevolles Leben im Alter ermöglicht. (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wie das bei den DDR-Rentnern war?)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617012300
Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617012400

Herr Oswald hat vorhin das Recht auf die Bildung
on Eigentum betont. Diesbezüglich stimme ich Ihnen
u. Die Menschen haben aber auch das Recht, dass ihre
rbeit anständig bezahlt wird; denn das ist die Voraus-

etzung, um überhaupt fürs Alter vorsorgen zu können.
as heißt, sie haben ein Recht auf Mindestlohn. Dieses
echt müssen Sie erst einmal gewährleisten. Ich muss
rst einmal Arbeit haben und ordentlich bezahlt werden,
amit ich Eigentum bilden kann.

Wir haben Konzepte, die zukunftsweisend sind, Sie
ingegen nicht. Sie geben staatliche Mittel nicht in die
esetzliche Rentenversicherung, sondern finanzieren


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Eigentum!)


it Steuergeldern letzten Endes doch nur die Versiche-
ungswirtschaft.


(Beifall bei der LINKEN – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Es gibt jetzt einen Fleißpunkt von Lafontaine und Gysi! Einen Eintrag ins Buch! Das wird vermerkt!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617012500

Frau Kressl, bitte.

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Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1617012600


Sehr geehrte Frau Kollegin Höll, wer Ihre Rede ge-
ade gehört hat, hat ganz sicher vergeblich nach ir-
endeinem Ansatz für ein Konzept gesucht. Alle hier ha-
en gehört, dass Sie ausschließlich Punkt für Punkt
rklärt haben, was nicht geht. Sie haben Ihre Interven-






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl
tion durch Ihre Rede selbst ad absurdum geführt. Das
muss ich nicht weiter erläutern.

Ich will noch einmal deutlich machen, dass die Regie-
rungsfraktionen ein Konzept haben. Wir wollen, dass
junge Menschen für sich selbst vorsorgen, und bieten da-
für staatliche Unterstützung an. Wir wollen gerade den
jungen Leuten die Möglichkeit bieten, so früh wie mög-
lich in eine „unterstützende Säule“ der Altersvorsorge zu
investieren. Ein Beweis dafür, dass dieser Weg gut ist
– sofern es überhaupt eines Beweises bedarf –, ist die
Tatsache, dass sich 11 Millionen Menschen für diesen
Weg entschieden haben. Ich finde, die Menschen können
manchmal besser beurteilen, was gut ist, als wir, die wir
hier im Bundestag über die Theorie diskutieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617012700

Der Kollege Olav Gutting hat jetzt das Wort für die

CDU/CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Olav Gutting (CDU):
Rede ID: ID1617012800

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Im Gegensatz zur Linken in diesem Hause glaubt die
Union nicht, dass Eigentum etwas Schlechtes ist und
man die Menschen davor schützen muss.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Wer hat denn das gesagt?)


Wir in der Union glauben, dass Eigentum, insbesondere
Wohneigentum, etwas Gutes ist. Wir wollen die Men-
schen beim Erwerb dieses Eigentums unterstützen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Die beste Altersvorsorge ist das!)


Die Integration der selbstgenutzten Wohnimmobilie
in die staatlich geförderte private Altersvorsorge ist ein
wichtiger Baustein. Mit dem Eigenheimrentengesetz
vergrößern wir das Angebot staatlich geförderter Alters-
vorsorgemodelle und beenden die Diskriminierung der
Wohnimmobilie gegenüber anderen Formen der Alters-
vorsorge. Natürlich ist die Eigenheimrente kein vollwer-
tiger Ersatz für die weggefallene Eigenheimzulage. Die-
sen Anspruch hat dieses Gesetz auch nicht. Mit diesem
Gesetz setzen wir aber ein Signal. Ich bin davon über-
zeugt, dass von diesem Eigenheimrentengesetz ein Im-
puls für Investitionen im Baubereich ausgehen wird.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wird schon!)


Es ist ein wichtiger Schritt, dass nunmehr die Anschaf-
fung, die Herstellung und die Entschuldung von selbst-
genutztem Wohneigentum wieder eine Förderung er-
fährt.

Es ist kein Geheimnis, dass wir in der Union uns ein
unbürokratischeres Modell zur verbesserten Einbezie-
hung der Immobilie in die Altersvorsorge gewünscht
hätten. Hierzu hätten wir aber von der nachgelagerten
Besteuerung abweichen müssen. Wenn wir die selbstge-

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(C (D utzte Immobilie im Rahmen der Riester-Rente fördern, as wir jetzt tun, und steuersystematisch stringent vorehen wollen, dann können wir dies eigentlich nur über ie nachgelagerte Besteuerung, über das Wohnförderonto tun. In den Beratungen konnten wir an wichtigen Stellen ieses Gesetzentwurfes deutliche Verbesserungen erreihen. ervorzuheben ist die schon mehrmals angesprochene usnahmeregelung bei der Zweckbindung von Wohungsbauprämien für unter 25-Jährige. (Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Da habt ihr gut zusammengearbeitet!)


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist wahr!)


er Anreiz zum Sparen ist gerade für junge Menschen
ichtig. Wir haben vorhin schon gehört: Die US-Immo-
ilienkrise hat gezeigt, dass die Vergabe von Krediten
ür Immobilien ohne das Vorhandensein von genügend
igenkapital definitiv der falsche Weg ist.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es!)


Wir haben in Deutschland mit fast 32 Millionen Bau-
parverträgen ein funktionierendes System der Eigenka-
italbildung.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist wahr!)


it der von uns erreichten Privilegierung von jungen
enschen bei der Wohnungsbauprämie haben wir es ge-

chafft, einen bereits seit Jahren gut funktionierenden
nreiz zu bewahren, um junge Menschen zum Sparen

nzuregen. Wir haben damit die Grundidee des Bauspa-
ens gestärkt. Denn ohne ausreichende Neuabschlüsse
unktioniert das Bausparsystem nicht. Die Zuteilung von
ausparverträgen, also die Auszahlung, ist unter ande-

em vom Geldeingang und von der Zahl der abgeschlos-
enen Verträge abhängig. Mehr Neuzugänge bedeuten
chnellere Zuteilung, mehr Mittel zum Wohnungsbau,
ehr Bautätigkeit und damit bessere Aussichten für die
auwirtschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Da wird wohl niemand widersprechen!)


Wir konnten auch in einem weiteren Punkt eine deutli-
he Verbesserung erzielen. So ist es gelungen, den vorge-
ehenen Berufseinsteigerbonus von 100 Euro auf 200 Euro
u verdoppeln und den Altersrahmen bei diesem Bonus
on 21 auf 25 Lebensjahre anzuheben. Auch das ist ein
nmissverständliches Signal an junge Menschen, bereits
n einem frühen Lebensabschnitt mit dem Sparen zu be-
innen und an die Altersvorsorge zu denken.


(Zuruf von der LINKEN: Aha!)


enn fehlende Ansparungen in jungen Jahren können
urch die inzwischen entgangenen Zulagen und vor al-
em durch den Zinseszinseffekt später nicht mehr aufge-
olt werden.

Man kann natürlich immer noch mehr fordern. Die
ritiker des Gesetzentwurfes halten die Fördersätze für






(A) )



(B) )


Olav Gutting
zu bescheiden. Darüber kann man streiten. Aber Fakt ist
– das haben die Berechnungen gezeigt –, dass Darle-
hensnehmer bei Inanspruchnahme dieser Förderung
durch das Eigenheimrentengesetz fast fünf Jahre eher ihr
finanziertes Eigentum ihr Eigen nennen können als ohne
diese Förderung. Sie sind fünf Jahre früher entschuldet,
fünf Jahre früher im Eigenheim. Das ist ein Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Zusammenfassend darf man sagen: Dieses Gesetz
kann die Eigenheimzulage nicht ersetzen, aber es ist ein
wichtiger Impuls für die Bauwirtschaft. Es wird mehr
Menschen in Deutschland in die Lage bringen, sich ihren
Traum vom Eigenheim zu verwirklichen.

Als Berichterstatter darf ich mich an dieser Stelle für
die gute Zusammenarbeit mit den Kollegen aus der
Koalition und mit dem Ministerium bedanken. Hierfür
ein herzliches Dankeschön!

Ich möchte sagen: Es lohnt sich, diesem Gesetzent-
wurf heute zuzustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617012900

Jetzt hat Sören Bartol das Wort für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Sören Bartol (SPD):
Rede ID: ID1617013000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Im Koalitionsvertrag hatten wir die Integra-
tion der Immobilie in die staatlich geförderte Altersvor-
sorge festgeschrieben. CDU/CSU favorisierten das Mo-
dell Sofa, meine Fraktion das Modell Kanapee. Aus
beidem hervor ging der Entwurf des wenig klangvollen,
dafür inhaltlich überzeugenden Eigenheimrentengeset-
zes, den wir hier und heute in zweiter und dritter Lesung
behandeln. Mit diesem Gesetz wird es uns gelingen, das
selbstgenutzte Wohneigentum als gleichberechtigtes
Element der Riester-Rente zu etablieren.

Indem der Kauf oder Bau, die Entschuldung einer
Wohnung oder eines Hauses sowie der Erwerb – auch
das möchte ich hier ausdrücklich erwähnen – von Ge-
nossenschaftsanteilen in die Riester-Förderung aufge-
nommen werden, erhöhen wir die Attraktivität der
Altersvorsorge und schreiben die Geschichte des Er-
folgsmodells Riester-Rente fort. Dieses Modell wird
heute von mehr als 11 Millionen Menschen in Deutsch-
land in Anspruch genommen; damit hat sich die Zahl der
Riester-Verträge in den letzten zwei Jahren nahezu ver-
doppelt. Allein im ersten Quartal dieses Jahres sind
570 000 Neuverträge abgeschlossen worden; die Frau
Staatssekretärin hat das gerade schon gesagt. Diese Zahl
möchte ich an dieser Stelle noch einmal all denen entge-
genhalten, die immer wieder das Argument ins Feld füh-
ren, die Riester-Rente sei zu kompliziert und werde nicht
angenommen. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Festzuhalten bleibt: Die Zahl der Bundesbürger, die rivate Altersvorsorge betreiben, nimmt stetig zu. Schon etzt haben 72,7 Prozent der Deutschen im erwerbsfähien Alter eine private Altersvorsorge. Das ist eine gute nd wichtige Entwicklung. Insgesamt, meine Damen und Herren, wird dieses Geetz dazu beitragen, die mit 43 Prozent im Vergleich zu nderen EU-Staaten relativ geringe Eigentumsquote in eutschland zu erhöhen. Die Erhöhung der Eigentumsuote ist ein wichtiger, wenn auch sicher nicht der einige Schritt zur Verhinderung von Altersarmut. Denn enn man keine Miete zahlen muss – oder im Fall der enossenschaftsanteile nur eine geringe Miete –, ist das in großer Beitrag zu mehr Sicherheit im Alter. Natürlich ist das Eigenheimrentengesetz auch eine ositive Nachricht für unsere Bauwirtschaft, die in den etzten Jahren die Folgen des Bevölkerungsrückgangs, ber auch – das ist unbestritten – den Wegfall der Eigeneimzulage zu verkraften hatte. Wie schon vom CO2-Gebäudesanierungsprogramm, it dem alleine im Jahr 2007 mehr als 200 000 Häuser nd Wohnungen energieeffizient saniert oder neu errichet werden konnten und das sich als wahrer Jobmotor für au und Handwerk erwiesen hat, werden auch von die em Gesetz Impulse für Umsatz und Beschäftigung ausehen. Dass der zusätzlichen privaten Vorsorge vor dem Hinergrund des demografischen Wandels eine immer gröere Bedeutung zukommen wird, ist unbestritten; das ist on meinen Vorrednern bereits gesagt worden. Aufgabe er Politik muss hierbei sein, die erforderlichen Rahenbedingungen zu schaffen. Genau das haben wir mit em vorliegenden Gesetzentwurf getan. Wie von den Berichterstattern der beiden beteiligten raktionen schon gesagt wurde, ist das Eigenheimren engesetz auch ein Beleg für die gute Zusammenarbeit in er Großen Koalition – sie ist zwar nicht immer ganz infach, kommt aber zu Ergebnissen – und für eine Fianzund Wohnungspolitik, die sowohl die Gegenwart ls auch die Zukunft im Blick hat. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Jetzt spricht der Kollege Otto Bernhardt für die CDU/ SU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Ausgangspunkt dieser Debatte ist der Tatbetand, dass über 80 Prozent der Deutschen gerne eine eiene Wohnung oder ein eigenes Haus hätten, bisher aber ur etwa die Hälfte diesen Wunsch realisieren konnte. ir wissen, dass wir damit in Europa ganz weit unten tehen. Andere Länder wie Spanien und Irland haben be Otto Bernhardt reits Eigentumsquoten von 80 Prozent erreicht. Dieses Gesetz soll ein Beitrag sein, um diesem Ziel in Deutschland näher zu kommen. Wir fördern den privaten Wohnungsbau seit Bestehen der Bundesrepublik. Lange Zeit war § 7 b des Einkommensteuergesetzes das Stichwort, später § 10 e. Im Jahre 1996 haben wir mit der Eigenheimzulage einen ganz großen Wurf gemacht. Sie führte letztlich dazu, dass eine Normalfamilie, bestehend aus vier Personen – so die Statistik, heute wäre das leider keine Normalfamilie mehr –, Zuschüsse in einer Größenordnung von 22 500 Euro bekam. Das war natürlich ein toller Beitrag. In den Koalitionsverhandlungen haben wir festgestellt, dass die Eigenheimzulage die teuerste Einzelsubvention im Haushalt ist und pro Jahr Belastungen von bis zu 10 Milliarden Euro verursacht. Als die Große Koalition die Verantwortung übernahm, stand das Ziel der Haushaltssanierung ganz weit oben. Es hat nach wie vor eine große Bedeutung. Allerdings sind wir bereits ein Stück vorangekommen. Deshalb haben wir zwei Punkte in den Koalitionsvertrag aufgenommen: das Auslaufen der Eigenheimzulage und die Einbeziehung der privat genutzten Immobilie in die staatlich geförderte Altersvorsorge. Unsere Diskussion hat gezeigt, dass mit Ausnahme der Linken alle Fraktionen dieses Hauses die Auffassung vertreten, dass die privat genutzte Immobilie ein sehr wichtiges – nach Meinung der Mehrheit der Deutschen sogar das wichtigste – Instrument der Altersvorsorge ist. Es ist vernünftig, zu planen, die eigene Wohnung bis 65 abzubezahlen, sodass man dann keine Kaltmiete mehr, sondern nur noch Nebenkosten zahlen muss. Dieses Konzept müssen wir unterstützen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617013100

(Beifall bei der CDU/CSU)

Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1617013200

(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)





(A) )


(B) )


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Über acht Jahre!)


Es gab bei den Auseinandersetzungen zwei kritische
Punkte. Schon meine beiden Kollegen haben in ihren
Reden auf diese beiden Punkte aufmerksam gemacht.
Der erste Streitpunkt war, dass wir keine Notwendigkeit
sahen, das Gesetz über das Prämienbausparen zu verän-
dern. Wir meinen, das Prämienbausparen ist ein tolles
Instrument, es ist einer der Gründe für die solide Haus-
finanzierung in Deutschland. Die Sozialdemokraten hat-
ten gute Argumente – sie konnten sich dabei auf den
Bundesrechnungshof stützen –: Es geht hier um öffentli-
che Förderung, und die sollte auf wohnwirtschaftliche
Zwecke konzentriert werden. Das ist ein Standpunkt,
den man gut vertreten kann. Mit dem Kompromiss, den
wir gefunden haben – bis 25 bleibt es bei der bisherigen
Regelung und wenn man älter ist, wird auf wohnwirt-
schaftliche Zwecke begrenzt –, können beide leben.
Denn es ist natürlich schwierig, einem 16-Jährigen, der
zu sparen anfängt, zu sagen: Du darfst damit nur eine
Wohnung erwerben. – Ab 25 sieht man das anders.

Ich gebe zu, dass der zweite Streitpunkt, die Frage der
nachgelagerten Besteuerung, schwieriger ist. Die nach-

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(C (D elagerte Besteuerung gehört zur privaten Altersvororge; da haben Sie recht. Aber sie passt nicht zur Immoilie; da haben wir recht. Wir haben uns auf einen ompromiss geeinigt, der – das gebe ich zu – unter dem esichtspunkt des Bürokratieabbaus nicht der beste sein ag. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das ist liebevoll formuliert!)


eim Eintritt in den Ruhestand kann nun eine Einmal-
ahlung von 30 Prozent erfolgen. Auch dies ist ein Kom-
romiss, mit dem man leben kann, auch wenn wir uns
eniger Bürokratie gewünscht hätten. Ich sage aber für
eine Fraktion: Mit beiden Kompromissen können wir

ut leben. Wir sollten nicht den Fehler machen, dieses
esetz nach außen als schlecht zu verkaufen. Es ist ein
utes Gesetz. Wir haben gute Kompromisse gefunden.
ieses Gesetz ist ein Beitrag zur Stärkung der privaten
ltersvorsorge. Es verdient breite Zustimmung in die-

em Hause.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617013300

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über die von den Frak-
ionen CDU/CSU und SPD sowie von der Bundesregie-
ung eingebrachten Entwürfe eines Eigenheimrentenge-
etzes.

Der Finanzausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
mpfehlung auf Drucksache 16/9641, die genannten Ge-
etzentwürfe, Drucksachen 16/8869, 16/9274 und 16/9449,
usammenzuführen und als Entwurf eines Eigenheim-
entengesetzes in der Ausschussfassung anzunehmen.

Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustim-
en wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? –
nthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf in zweiter
eratung angenommen bei Zustimmung durch die
roße Koalition, Gegenstimmen der Fraktion Die Linke
nd Enthaltung bei Bündnis 90/Die Grünen und FDP.

Dritte Beratung

nd Schlussabstimmung. Wer dem Gesetz zustimmen
ill, möge sich bitte erheben. – Gegenstimmen? – Ent-
altungen? – Damit ist der Gesetzentwurf in dritter Bera-
ung mit dem gleichen Stimmenverhältnis wie zuvor an-
enommen.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Ent-
chließungsantrag der Fraktion der FDP auf Drucksache
6/9648. Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? –
egenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist der Ent-

chließungsantrag abgelehnt bei Zustimmung durch die
raktionen FDP und Bündnis 90/Die Grünen und Ableh-
ung im übrigen Haus.

Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 30 auf:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Einführung der nachträglichen Siche-






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
rungsverwahrung bei Verurteilungen nach Ju-
gendstrafrecht

– Drucksache 16/6562 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)


– Drucksache 16/9643 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Jürgen Gehb
Joachim Stünker
Jörg van Essen
Wolfgang Nešković
Jerzy Montag

Hierzu liegt je ein Entschließungsantrag der Fraktion
Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor.
Es ist verabredet, hierzu eine halbe Stunde zu debattie-
ren. – Ich sehe keinen Widerspruch. Dann ist es so be-
schlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Als erste Rednerin in die-
ser Debatte spricht Bundesministerin Brigitte Zypries.


Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1617013400

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren Kolleginnen und Kollegen! Die Entscheidung
über den Gesetzentwurf, der heute zur Abstimmung
steht, ist nicht einfach.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das stimmt!)


Es geht um die Einführung der nachträglichen Siche-
rungsverwahrung für Straftäter, die nach dem Jugend-
strafrecht verurteilt worden sind. Das sind junge Men-
schen, die in sehr jungen Jahren eine Straftat begangen
haben und dann, wenn sie entlassen werden sollen, na-
türlich längst aus dem Jugendlichenalter heraus sind.

Die Sicherungsverwahrung bedeutet für die Betroffe-
nen einen schwerwiegenden Freiheitseingriff. Auf der
anderen Seite müssen wir aber auch sehen, dass wir die
Allgemeinheit wirksam vor Schwerststraftätern schützen
müssen. Deswegen haben wir lange und auch kontrovers
über diesen Gesetzentwurf diskutiert. Wir waren uns
aber einig, dass wir bei ganz wenigen jugendlichen
Straftätern – quasi als Ultima Ratio – auch diese Mög-
lichkeit der Sicherungsverwahrung brauchen. Es war uns
immer klar: Eine Sicherungsverwahrung für junge Men-
schen ist ein sehr viel schärferer Eingriff, als dies bei Er-
wachsenen der Fall ist, weil man bei der Prognose hin-
sichtlich der Entwicklung junger Menschen sagt, dass
sie sich auch ändern können.

Deswegen haben wir Zweierlei getan: Zum einen ha-
ben wir die Hürden ausgesprochen hoch gesetzt, zum an-
deren haben wir geregelt, dass die Zeitabstände zwi-
schen den Überprüfungen geringer als bei der normalen
Sicherungsverwahrung sind. Hier wird künftig immer
schon nach einem Jahr überprüft, ob die Angebote, die in
den Haftanstalten gemacht werden, wahrgenommen
wurden und auch gefruchtet haben; denn natürlich wer-
den all diese Täter, für die eine Sicherungsverwahrung
festgelegt wurde, weiter therapiert bzw. werden ihnen
Therapieangebote gemacht. Ihnen wird also die Mög-

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(C (D ichkeit gegeben, Einfluss auf die Prognoseentscheidung u nehmen. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In der Sicherungsverwahrung? Gehen Sie einmal dahin und schauen Sie sich das an! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht einmal die Zuständigkeit ist geklärt!)


Jetzt komme ich erst einmal zu den Hürden, Herr Kol-
ege.

Wir haben besonders hohe Hürden definiert: Erstens
uss der Täter zu einer Jugendstrafe von mindestens sie-

en Jahren verurteilt worden sein, zweitens muss es sich
ei der Tat um ein Gewaltverbrechen gegen das Leben,
ie sexuelle Selbstbestimmung oder die körperliche Un-
ersehrtheit gehandelt haben – das heißt mit anderen
orten: Vermögensdelikte und Ähnliches scheiden aus –,

rittens ist die Sicherungsverwahrung nur möglich,
enn diese Taten zu einer schweren seelischen oder kör-
erlichen Schädigung bei dem Opfer geführt haben, und
iertens muss die Wahrscheinlichkeit bzw. Prognose be-
tehen – diese muss durch Gutachten belegt sein –, dass
er Täter nach seiner Entlassung wieder solche Strafta-
en begehen wird.

Nun gibt es Kritik an diesem Gesetzentwurf. Es gibt
ie von der einen Seite, die sagt, dass diese Vorausset-
ungen viel zu hoch angesetzt sind, und es gibt sie von
er anderen Seite, die sagt, dass diese Voraussetzungen
iel zu niedrig angesetzt sind. Die einen sagen, die Si-
herungsverwahrung sei generell nichts für Jugendliche
nd dürfe es für sie gar nicht geben, die anderen sagen,
ir müssten sie schon bei sehr viel weniger schweren
elikten und geringeren Strafen zulassen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kommt alles! Leider!)


Auch hier ist es so, wie das bei den Gesetzentwürfen
m Bereich der Justiz, die wir hier beraten, in der Regel
er Fall ist: Es gibt Kritik von beiden Seiten, und der Ge-
etzentwurf geht in der Regel in der Mitte durch.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Die goldene Mitte!)


amit zeigt sich, dass wir das gefunden haben, was der
bgeordnete Benneter mit Recht die „goldene Mitte“
ennt. Vielen Dank für die Hilfe.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die SPD und die goldene Mitte?)


eswegen glaube ich, dass das richtig ist.

Es ist wichtig, dass wir reagieren können, wenn es er-
orderlich ist. Wir wissen aus den Bundesländern, dass
s Einzelfälle gibt, in denen es zum Schutze der Opfer
nd zum Schutze der Allgemeinheit erforderlich ist, si-
herzustellen, dass die entsprechenden Täter nicht wie-
er die Möglichkeit haben, andere zu vergewaltigen oder
ndere schwerste Straftaten an Personen zu begehen.

Wie gesagt: Ich weiß um die Schwierigkeit dieses
rojektes. Die Tatsache, dass wir lange darüber disku-






(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries
tiert haben, zeigt Ihnen, dass wir die Debatte durchaus
ernst genommen haben. Ich danke für die konstruktive
Diskussion innerhalb der Koalition und hoffe, dass wir
dieses schwierige Projekt mit der Abstimmung heute zu
einem guten Abschluss bringen werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zu einem Abschluss werden wir kommen! Gut ist er aber nicht!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617013500

Jetzt hat der Kollege Jörg van Essen für die FDP-

Fraktion das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1617013600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Frau Ministerin Zypries, ich danke Ihnen für den nach-
denklichen Ton, den Sie bei diesem Thema angeschla-
gen haben. Ich glaube, das ist auch angemessen. Ich
hätte mir gewünscht, dass auch die abschließenden Bera-
tungen im Rechtsausschuss in diesem Ton durchgeführt
worden wären. Ich werde mich bemühen, das in dieser
Debatte genauso zu tun wie Sie.

Das Thema, zu dem wir zu entscheiden haben, ist in
vielfältiger Form mit verfassungsrechtlichen Fragen,
aber auch mit Fragen der Menschenrechte verknüpft. Vor
dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte sind
mehrere Verfahren anhängig. Der Gerichtshof wird in
wenigen Wochen dazu verhandeln. Da ich die Eilbedürf-
tigkeit der heutigen Entscheidung nicht sehe, hätte ich
mir gewünscht, dass wir die Entscheidung zunächst ab-
gewartet hätten, um zu wissen, welche Konsequenzen
für uns daraus folgen.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn man bei der verfassungsrechtlichen Prüfung
bleibt, dann muss man auch auf die Rechtsprechung des
Bundesverfassungsgerichts hinweisen. Das Bundesver-
fassungsgericht hat gesagt, dass es eine Ultima-Ratio-
Entscheidung ist, jemanden in Sicherungsverwahrung zu
bringen. Ist es das wirklich noch? Die Entwicklung in
den zehn Jahren von 1996 bis 2006 zeigt, dass die Zahl
der Sicherungsverwahrten in Deutschland allein in die-
sem Zeitraum von 176 auf 375 gestiegen ist. Das ist ein
Anstieg um 125 Prozent. Insofern stellt sich die Frage,
ob das wirklich noch eine Ultima-Ratio-Entscheidung
ist.

Den zweiten Punkt, der für mich besonders wichtig ist,
hat das Bundesverfassungsgericht auch angesprochen,
nämlich die Frage der Prognosesicherheit, die insbeson-
dere im Zusammenhang mit Jugendlichen von Bedeu-
tung ist. Sie kann manchmal sehr leicht zu beantworten
sein, wenn jemand, der zu einer Jugendstrafe verurteilt
worden ist, zum Zeitpunkt der Verurteilung vielleicht
20 Jahre alt war, eine acht- oder neunjährige Haftstrafe
verbüßt hat und dann, wenn sich die Gutachter mit ihm
befassen müssen, um die 30 ist. Dann wird sich im Re-

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(C (D elfall keine andere Situation darstellen als bei anderen rwachsenen im Strafvollzug. Wie aber stellt sich die Situation dar, wenn jemand ehr früh mit 14 oder 15 Jahren unmittelbar nach Erreihen der Strafmündigkeit eine schwere Straftat beganen hat, für längere Zeit in Jugendhaft gekommen ist nd dann beurteilt werden muss? In diesem Fall sind wir uf eine sichere Prognose angewiesen; denn für einen ugendlichen ist die Entscheidung, dass er in Sicheungsverwahrung kommt, sehr schwerwiegend. Für meine persönliche Entscheidung war in diesem usammenhang ein Gespräch sehr wichtig, das ich mit inem der renommiertesten Sachverständigen für Geichtspsychiatrie geführt habe, der mir gesagt hat, er önne eine solche Entscheidung in einer solchen Kontellation in aller Regel nicht verantwortungsvoll treffen. eine Begründung leuchtet, glaube ich, ein. Er sagt, dieer Jugendliche sei schon sehr früh in Strafhaft gekomen und habe nie unter normalen Umständen gelebt; eshalb sei die Prognose fast oder ganz unmöglich. In eier solchen Konstellation sollte eine Entscheidung für ie Sicherungsverwahrung auch nicht getroffen werden. (Joachim Stünker [SPD]: Dann wird sie auch nicht getroffen!)


Ich glaube, wir sollten noch eine zweite Kontrollüber-
egung anstellen. Wir können bald das 100-jährige Jubi-
äum des Jugendrechts in Deutschland feiern, das sich
ußerordentlich bewährt hat. Es muss nachdenklich ma-
hen, dass in den fast 90 Jahren seit Bestehen des Ju-
endrechts in Deutschland das Thema der Sicherungs-
erwahrung für Jugendliche nie diskutiert worden ist,
nd zwar, wie ich finde – mein bisheriger Beitrag hat das
uch deutlich gemacht –, aus guten Gründen.

Es gibt auch keine äußeren Gesichtspunkte, die uns
ahelegen, die Sicherungsverwahrung für Jugendliche
inzuführen. Denn die Situation hat sich nicht geändert.
s gibt keinen dramatischen Anstieg von Mordtaten Ju-
endlicher, um nur dieses Beispiel zu nennen. Deshalb
st die Entscheidung meiner Fraktion klar und eindeutig:

ir werden dem Gesetzentwurf nicht zustimmen.

Aber ich will noch einen zweiten Gedanken anfügen.
ir haben in den letzten zehn Jahren sechs Neuregelun-

en im Bereich der Sicherungsverwahrung durchgeführt.
s war sehr eindrucksvoll, was der von der SPD be-
annte Sachverständige, der von mir sehr geschätzte
hemalige Richter am Bundesgerichtshof Dr. Schäfer,
orgetragen hat. Er hat uns gemahnt, uns das Thema
och einmal vorzunehmen, zu einer Bereinigung zu
ommen, die Dinge zu glätten und vernünftige Regelun-
en zu finden.

Ich habe mit Interesse gehört, Frau Ministerin, dass
hr Parlamentarischer Staatssekretär gesagt hat, die Bun-
esregierung arbeite daran. Das ist eine Aufgabe für uns
lle.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von der Ministerin haben wir dazu nichts gehört!)







(A) )



(B) )


Jörg van Essen
– Leider nicht. Deswegen spreche ich sie ausdrücklich
an, Herr Kollege. Wir brauchen hier dringend eine Be-
reinigung, eine Zusammenführung der verschiedenen
Regelungen. Wir jedenfalls legen darauf größten Wert.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Der Grund dafür ist, dass wir wissen, dass wir eine
Verantwortung gegenüber den Opfern haben. Auch diese
sehen wir und werden deshalb verantwortlich entschei-
den.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617013700

Als Nächster spricht für die CDU/CSU-Fraktion der

Kollege Jürgen Gehb.


Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1617013800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das Ins-

titut der Sicherungsverwahrung ist ein Mittel, zu dem
der Gesetzgeber sicherlich nicht gerne greift. Nun
kommt es nicht darauf an, ob wir unsere Aufgaben gerne
wahrnehmen oder nicht.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir machen es schon gerne!)


Die Gewährleistung des Schutzes vor Verurteilten, die
selbst nach Verbüßung einer langjährigen Freiheitsstrafe
immer noch für Leib, Leben, Gesundheit und sexuelle
Selbstbestimmung anderer eine erhebliche Gefahr dar-
stellen, ist ein überragendes Gemeinwohlinteresse. Die
Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten, ist eine
Aufgabe des Staates, ob er sie gerne macht oder nicht.
Welches Mittel wir anwenden, um die Gesellschaft zu
schützen, ist dem weiten Gestaltungsspielraum des Ge-
setzgebers überlassen.

Bei Erwachsenen und Heranwachsenden, die nach Er-
wachsenenstrafrecht bestraft werden, kennen wir seit
langem die Rechtsfigur der Sicherungsverwahrung: die
originäre Sicherungsverwahrung, die mit dem Schuld-
spruch und der Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe aus-
gesprochen wird, die vorbehaltene Sicherungsverwah-
rung, bei der sich der Richter nicht sicher ist, ob das jetzt
schon zu entscheiden ist, aber sich die Entscheidung bis
zur Entlassung des Strafgefangenen vorbehält, und
schließlich als bisherigen Höhepunkt, wenn man das so
will, oder auch Schlusspunkt die nachträgliche Siche-
rungsverwahrung.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Trauriger Höhepunkt!)


Sämtliche damit verbundenen verfassungsrechtlichen
Fragen, Probleme und Implikationen sind inzwischen in
Literatur und Rechtsprechung nachgerade ausgepaukt.
Ob es um Vertrauensschutz geht, um Rückwirkung,
echte Rückwirkung, unechte Rückwirkung, Menschen-
würde, Verhältnismäßigkeitsgrundsatz: Alles ist entschie-
den. Selbst wenn man nicht allzu fleißig ist, kann man
das im Urteil des BGH vom 15. April dieses Jahres mit
Verweis auf zahlreiche Entscheidungen des Bundesver-

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(C (D assungsgerichts, Herr Nešković, namentlich auch die om 5. Februar 2004 und vom 10. Februar 2004, nachleen. All das ist im 109. Band auf Seite 133 f. oder auf eite 233 f. abgedruckt. Nun wird uns der Großmeister der Vorlesekunst, Herr ešković von den Linken, gleich mit lauter Stimme und ntsprechender Betonung, ohne seinen Blick auch nur in Jota vom Manuskript wegzubewegen, um den Blickontakt zum Auditorium zu suchen, vortragen, dass der rundsatz ne bis in idem noch nie ausdrücklich vom undesverfassungsgericht geprüft worden ist. Herr ešković, es muss eine lässliche Sünde sein, wenn das undesverfassungsgericht die nachträgliche Sicherungserwahrung im Allgemeinen und auch in den besondeen Fällen für verfassungsgemäß hält und es weiß Gott bersehen haben sollte, dass es außer dem Art. 103 bs. 2 des Grundgesetzes, nulla poena sine lege, noch en Abs. 3 des gleichen Artikels, ne bis in idem, gibt. ber Sie werden uns das gleich erklären. (Wolfgang Nešković [DIE LINKE]: Sie verstehen es nur leider nicht!)


Nun schließen wir eine weitere Lücke. Es geht um
egelungen für Straftäter, die nach Jugendstrafrecht be-

traft werden. Das ist etwas anderes als Sicherungsver-
ahrung für Jugendliche. Deswegen war die heutige
resseerklärung, verehrte Frau Ministerin, mit der Über-
chrift „Bundestag verabschiedet nachträgliche Siche-
ungsverwahrung nach Jugendstrafrecht“ ein bisschen
erfänglich.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Außerdem stand dort, es sei schon beschlossen worden!)


er die Begriffe nicht genau kennt, kann natürlich auch
n der Diskussion nicht bestehen. Das ist deshalb ein
roßer Unterschied, weil es sich zwar zum Zeitpunkt der
erurteilung um einen Jugendlichen handelt, aber er
um Zeitpunkt, in dem es um die Anordnung der nach-
räglichen Sicherungsverwahrung geht, mindestens
1 Jahre alt ist; damit haben wir eine sehr hohe Hürde
ingebaut. Die Union hätte sich als Voraussetzung auch
ine Anlasstat vorstellen können, die mit fünf Jahren be-
traft wird. Aber wir haben uns in der Koalition auf min-
estens sieben Jahre geeinigt. Sieben Jahre bekommen
ie in Deutschland vor einer Jugendgerichtskammer für
aten, die denen des Hannibal Lecter in „Das Schweigen
er Lämmer“ nicht nur in nichts nachstehen, sondern in
inzelnen Fällen sogar weit darüber hinausgehen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist peinlich!)


Ich habe mir ernsthaft überlegt, ob ich Beispiele nen-
en soll oder nicht; denn man setzt sich schnell dem Vor-
urf aus, den Boulevard und die niedrigen Instinkte zu
edienen. Ich will es dennoch tun, weil Herr van Essen
ben gesagt hat, es bestehe kein Handlungsbedarf. Wir
aben momentan in Bayern den Fall eines Täters, der
ach dem Jugendstrafrecht zu zehn Jahren Haft wegen
olgender Tat verurteilt worden ist: Er hat völlig ohne
nlass ein wildfremdes Mädchen beim Joggen im Wald

bgefangen, es mit Bremskabeln an einem Ast bestia-






(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb
lisch erwürgt, anschließend ihr Geschlechtsteil entblößt
und auf die Leiche bis zum Samenerguss onaniert. Das
ist nur ein Fall aus der Kriminalgeschichte. Es gibt noch
viel schlimmere. Herr van Essen, da Sie sagten, es be-
stehe im Moment kein Anlass: Dieser Mann droht dem-
nächst entlassen zu werden, wenn wir heute nicht den
vorliegenden Gesetzentwurf in zweiter und dritter Le-
sung verabschieden. Ich möchte nicht mit den Eltern
eines weiteren Opfers diskutieren, ob die Prognose unsi-
cher war oder nicht. Natürlich ist jede Prognose-
entscheidung mit Unsicherheit behaftet. Das hat das
Bundesverfassungsgericht bei seinen Prüfungen wieder-
holt eingeräumt. Aber es ist nicht so, dass der Schließer
oder der Gefängnisdirektor mal eben sagt: Das Bürsch-
chen in Zelle 3 dürfen wir, glaube ich, nicht entlassen.

Nun kommt die nächste hohe Hürde. Die Entschei-
dung über die Anordnung der nachträglichen Siche-
rungsverwahrung wird von einem Gericht in der Beset-
zung von drei Berufsrichtern und zwei Laienrichtern
nach Einholung sachverständiger Gutachten in einem al-
len rechtsstaatlichen Kautelen gerecht werdenden foren-
sischen Verfahren getroffen, wenn kein vernünftiger
Zweifel mehr übrig bleibt und das Maß der Gewissheit,
dass der betreffende Mann gefährlich ist, so hoch ist,
dass man nach Abwägung aller Gesichtspunkte sagt:
Den Mann können wir nicht mehr auf die Menschheit
loslassen. Dieses Prozedere wird nicht nur nach den ers-
ten sieben Jahren durchgeführt. Nein, meine Damen und
Herren, anders als bei der nachträglichen Sicherungsver-
wahrung für Erwachsene wird dieses Prozedere bei Ju-
gendlichen jedes Jahr durchgeführt, um festzustellen, ob
die Voraussetzungen für die Aufrechterhaltung der ein-
mal angeordneten Sicherungsverwahrung weiter beste-
hen.

Wer wie Herr Montag vor dem Hintergrund dieser ho-
hen Anforderungen, die wir uns selber gesetzt haben, in
der vorgestrigen Sitzung des Rechtsausschusses davon
spricht, dass man im Grunde alle möglichen Taten, zu
denen ein Hang besteht, zum Anlass für eine Siche-
rungsverwahrung nehmen könne, übersieht völlig, dass
das nur bei bestialischen Tötungsdelikten gilt. Wer noch
eineinhalb draufsetzt und bei Berufung auf nur einen
Sachverständigen – Herr Nešković, Sie werden das in
den vier Minuten, wenn Sie ein bisschen schneller vorle-
sen, wahrscheinlich ansprechen; Sie haben sich aber die
Auffassung dieses Sachverständigen zu eigen gemacht –
die Menschen glauben machen will, der Gesetzgeber sei
auf dem besten Weg, die Anordnung der nachträglichen
Sicherungsverwahrung ohne jede Anlasstat zuzulassen,
verrät entweder ein hohes Maß an Mangel jeglichen
Sachverstandes – hinter dem Schutzschild der Ahnungs-
losigkeit kann man sich am besten verbergen – oder ein
noch höheres Maß an bösartiger, verleumderischer Ener-
gie. Tertium non datur: Eine dritte Möglichkeit sehe ich
für diese Auffassung nicht.

Vielen Dank, meine lieben Kolleginnen und Kolle-
gen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Wolfgang Nešković spricht jetzt für die Linke. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen nd Herren! Sehr geehrte Frau Ministerin Zypries! Vor ehr als 50 Jahren schrieb ein amerikanischer Autor ine Kurzgeschichte mit dem Titel Minority Report. Die eschichte handelt davon, dass eine Abteilung der ashingtoner Polizei mit angeblich verlässlichen hell eherischen Fähigkeiten noch nicht geschehene Morde orhersieht, die Täter im Vorfeld ermittelt und bereits or dem Verbrechen in Verwahrung nimmt. Nun schrieb as Bundesministerium der Justiz einen Gesetzentwurf, ach dem die Strafgerichte künftig schwere Straftaten unger Menschen vorhersehen und die Täter auf unbetimmte Zeit wegsperren sollen. Fiktion und Realität näern sich an. (Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Unverschämtheit!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617013900

(Beifall bei der LINKEN)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1617014000

n der Kurzgeschichte und im Gesetzentwurf schlägt das
wischen Freiheit und Sicherheit schwingende Pendel
ur in eine Richtung aus, das ist die Richtung der Sicher-
eit. Die Gerichte werden künftig mithilfe von Sachver-
tändigen entscheiden müssen, ob junge Menschen mit
oher Wahrscheinlichkeit furchtbare Verbrechen ver-
ben können.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Die haben vorher schon eines verübt! Das sollte man nicht vergessen!)


Hier liegt das Grundproblem des Konzeptes der Si-
herungsverwahrung. Die Gerichte werden vor eine fast
icht lösbare Aufgabe gestellt. Es ist aus wissenschaftli-
her Sicht kaum möglich, eine verlässliche Prognose
ber die künftige Begehung schwerwiegender Straftaten
bzugeben. Jeder Mensch ist und bleibt Träger von
hance und Risiko; deshalb bleiben seine Wege letztlich
nergründlich. Für junge Menschen gilt dies umso mehr.
chließlich ist ihre Lebensgeschichte erst kurz, und ihre
ersönlichkeitsentwicklung dauert noch an. Weiter
ommt erschwerend hinzu, dass die Situation des Straf-
ollzugs, in der die Prognose erfolgt, eine Kunstwelt ist,
ie keine belastbaren Prognosen bezüglich des Verhal-
ens in Freiheit ermöglicht. Dessen sind Sie sich im
runde bewusst. Sie sind sich auch dessen bewusst, dass
ie gerade bei Jugendlichen für die Gefährlichkeitspro-
nose auf den Schutzwall der Voraussetzung der neuen
atsachen verzichten. Sie wissen auch, welch verhee-
ende Folgen es für die Prognosebasis hat, dass sich die
utachter im Regelfall nur auf eine einzige Anlasstat

tützen können. Sie haben deshalb ein schlechtes Gewis-
en.

Das schlechte Gewissen hat Sie dazu getrieben, unter
nderem die hohe Siebenjahreshürde für die Anlassver-
rteilung aufzustellen. Das ist aber ein fauler Ablasshan-
el. Ein ungeeignetes und in der Folge ungerechtes In-
trument wird nicht dadurch geeignet und gerecht, dass
s weniger Menschen ungerecht der Freiheit beraubt.






(A) )



(B) )


Wolfgang NeškoviæWolfgang Nešković
Unrecht bleibt Unrecht, auch wenn es weniger Men-
schen trifft. Führen Sie die mit gutem Grund eingeführte
Befristung der Jugendstrafe nicht dadurch ad absurdum,
dass Sie eine unbefristete Maßregel auf sie folgen lassen.
Es bedeutet einen unerträglichen Widerspruch, wenn ein
Jugendlicher für eine tatsächlich begangene Straftat wie
die, die Sie geschildert haben, und mag sie noch so
scheußlich sein, höchstens zehn Jahre Jugendstrafe er-
halten kann, für eine aber noch gar nicht begangene
Straftat lebenslanges Wegsperren befürchten muss.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das ist doch das Wesen der Maßnahme!)


Verlangen Sie von unserem Rechtsstaat nicht, mit ge-
spaltener Zunge zu sprechen! Er wird sich daran ver-
schlucken.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Was schlagen Sie denn vor?)


Deswegen: Stimmen Sie dem Entschließungsantrag
meiner Fraktion zu! Meine Fraktion fordert die Einset-
zung einer Expertenkommission,


(Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Ah!)


die sich einmal die grundsätzliche Frage stellt, wie wir
mit dem Institut der Sicherungsverwahrung insgesamt
umgehen. Das haben die Sachverständigen gefordert,
aber Sie ignorieren sie. Das ist typisch für Ihre Politik.
Dann kann es eine vertretbare Lösung für den Rechts-
staat geben.

Die eingangs erwähnte Kurzgeschichte verdankt im
Übrigen ihren Namen der Tatsache, dass einige der Hell-
seher Minderheitenvoten verfasst haben, die geheim ge-
blieben sind. Die Wahrheit ist: Die Hellseher sind sich
über die Zukunft gar nicht einig. Wie die Gutachter in ei-
nem Fall der Sicherungsverwahrung, so verfügen auch
sie in Wahrheit nur über Annahmen zu dieser Zukunft,
und wie bei der Sicherungsverwahrung wurden die Men-
schen in dieser Kurzgeschichte lediglich aufgrund von
Annahmen in die Verwahrung genommen. Die Begab-
teste der Hellseherinnen verschafft einem der Verfolgten
dann die nötige Einsicht zu seiner Zukunft mit einem
einzigen Satz: Du hast die Wahl. – Erkennen auch Sie
an, dass junge Menschen immer die Wahl haben, das
Gute oder das Schlechte zu tun. Niemand kann diese
Wahl mit ausreichender Sicherheit vorhersehen. Auch
Sie haben jetzt die Wahl. Machen Sie guten Gebrauch
davon! Lehnen Sie diesen Gesetzentwurf ab!

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617014100

Jetzt spricht Jerzy Montag für das Bündnis 90/Die

Grünen.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617014200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Liebe Frau Justizministerin Zypries! Heute ist ein guter
Tag, um einmal darüber nachzudenken, wie sich das

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(C (D echtsinstitut der Sicherungsverwahrung in den letzten ehn bis fünfzehn Jahren entwickelt hat. Schauen wir ns die Zahlen an: 1995 befanden sich in Deutschland 83 Personen in Sicherungsverwahrung. 2000 waren es 19 Personen, 2006 401, 2007 415. Mit Stichtag zum 0. November 2007 waren 424 Personen in Sicherungserwahrung. Von denjenigen, die im Jahre 2006 in Siherungsverwahrung untergebracht worden sind, sind nappe 20 Prozent, Herr Gehb, nicht wegen Gewalttätigeiten – Mord, Totschlag –, sondern wegen Diebstahl, etrug oder Untreue in Sicherungsverwahrung gekomen. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Aber das ist nicht unser Thema heute!)


Ich habe gesagt: Heute ist ein guter Tag, um sich über
ie Sicherungsverwahrung insgesamt zu unterhalten.
ie Sicherungsverwahrung in Deutschland ist nicht auf

inem guten Weg, sondern auf einem schlechten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)


Es wäre ganz sinnvoll – deswegen haben wir Grüne
eute unseren Entschließungsantrag eingebracht –, wenn
ie Bundesregierung die gesetzlichen Grundlagen und
ie praktischen Auswirkungen der Sicherungsverwah-
ung umfassend untersuchen und dann eine entspre-
hende Bilanz vorlegen würde, ehe wir zu einer weiteren
usweitung der Sicherungsverwahrung kommen. Denn
ie Sicherheitslage in Deutschland, meine Damen und
erren, ist nicht so, dass wir in 2008 mehr als doppelt so
iele Menschen wie in 1995 in Sicherungsverwahrung
ehmen müssten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Jetzt zu Ihrem Gesetzentwurf: Um wen geht es? In
er Begründung zu Ihrem Gesetzentwurf schreiben Sie
uf Seite 9 – ich zitiere:

Denn es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass sich in
Einzelfällen bereits zum Zeitpunkt des ursprüngli-
chen Urteils erhebliche Hinweise auf eine hohe
künftige Gefährlichkeit zeigen.

Hierbei geht es um ganz wenige Jugendliche, bei de-
en schon kurze Zeit nach der Tat – nach einer wie der
on Ihnen beschriebenen oder einer noch schlimmeren
at – zur Diskussion steht, wie es am Ende mit ihnen
eitergeht.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das können wir ja nicht originär!)


ergleichen Sie jetzt einmal die Situation der wenigen
ach allgemeinem Strafrecht verurteilten Heranwach-
enden mit der jener Jugendlichen, für die hier eine Re-
elung getroffen werden soll. Bei den Heranwachsenden
ennen wir den Vorbehalt der Sicherungsverwahrung. In
en Fällen, in denen das Gericht unsicher ist, bringt es
ies auch zum Ausdruck. In diesen Fällen weiß der Ver-
rteilte, was ihm drohen kann. Deswegen steht im Ge-
etz, dass er nur bei neuen, nachträglichen Tatsachen
dabei ist ja eine eigene Einflussmöglichkeit gegeben –






(A) )



(B) )


Jerzy Montag
eventuell in acht oder zehn Jahren in die Sicherungsver-
wahrung gebracht werden kann.

Diese Heranwachsenden kommen bis zum 27. Le-
bensjahr in eine sozialtherapeutische Anstalt, damit sie
Gelegenheit haben, selber daran mitzuwirken, nicht in
Sicherungsverwahrung zu kommen.

Den Jugendlichen, um die es jetzt geht, soll aber we-
der ein Signal gegeben werden, dass sie in Sicherungs-
verwahrung kommen könnten, noch die Gelegenheit,
dem in einer Sozialtherapie entgegenzuwirken. Das be-
deutet: Wenn ein Jugendlicher ab jetzt die formalen Vo-
raussetzungen für eine Sicherungsverwahrung erfüllt,
dann wird er bis zum letzten Tag seiner Haft nicht sicher
sein, ob eine Sicherungsverwahrung verhängt werden
wird oder nicht. Es stellt sich die Frage, ob sie aufgrund
neuer oder alter Tatsachen verhängt wird. Sie drehen ein
einziges Wörtchen um: In § 66 b StGB und in § 106 des
Jugendgerichtsgesetzes steht:

werden nach einer Verurteilung … Tatsachen er-
kennbar …

In diesem Gesetzentwurf steht:

sind nach einer Verurteilung … Tatsachen erkenn-
bar …

„Werden“ wird zu „sind“. Damit will ich schließen.
Warum diese Änderung? In großer Offenheit schreiben
Sie in der Begründung dazu Folgendes:


(„sind […] erkennbar“ und nicht „werden […] erkennbar“)

die nachträgliche Anordnung der Sicherungsver-
wahrung nicht ausnahmslos und stets erhebliche
„neue“ Tatsachen vorauszusetzen sind, die sich aus
der Entwicklung während des Vollzugs ergeben …

Ergo: Sie behandeln die Jugendlichen nach diesem
Gesetz, wenn man bei der Idee der Sicherungsverwah-
rung bleibt, mehrfach auch noch schlechter als die He-
ranwachsenden. Alleine schon deswegen muss dieses
Gesetz abgelehnt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN – Widerspruch des Abg. Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617014300

Joachim Stünker hat jetzt das Wort für die SPD-Frak-

tion.


Joachim Stünker (SPD):
Rede ID: ID1617014400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Montag, bei Ihren fulminanten Ausführungen hat
mir eines gefehlt: auch einmal einen Gedanken an die
Opfer zu verwenden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Man stelle sich vor: Der Staat entlässt sehenden Au-
ges einen jungen, aber erwachsenen Menschen nach
zehn Jahren Strafverbüßung – Gutachter haben zuvor be-
stätigt, dass diese Person gefährlich ist; diese Person hat
aus sexuellen Gründen schwerste Tötungsdelikte began-

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(C (D en; man geht davon aus, dass diese Person, wenn sie ieder in Freiheit ist, bei passender Gelegenheit wieder traffällig wird –, weil ihm nichts anderes übrig bleibt. rgendwann danach begeht er erneut eine solche Straftat. ch verweise auf das Beispiel mit dem Opfer im Wald, as Herr Gehb genannt hat. Frau Ministerin hat zu Recht darauf hingewiesen, dass ir uns die Regelung, die wir Ihnen hier vorschlagen, icht leicht gemacht haben. Aus unserem Gesetzentwurf rgibt sich, dass wir alle Sicherheitsvorkehrungen eingeaut haben, um zu verhindern, dass irgendjemand, bei em sich Rückfälligkeit nicht mit Sicherheit prognostiieren lässt, in Sicherungsverwahrung genommen wird. Dieses Verfahren ist nicht so, wie es Herr Kollege van ssen hier vorgetragen hat. Der entsprechende Täter hat ine Jugendstrafe verbüßt, die länger war als sieben ahre. Er hat aus sexuellem Anlass ein schwerstes Gealtdelikt, meistens ein Tötungsdelikt, begangen. In der aft ist er in Sozialtherapie gewesen. Die Sozialtheraeuten sagten am Ende: Es tut uns leid; wir haben auch ach zehn Jahren nicht herausgefunden, wo diese Perönlichkeitsstörung eigentlich sitzt; wir müssen davon usgehen, dass er, wenn er in Freiheit kommt, das Gleihe wieder tun wird. Die Möglichkeit, eine Sicherungsverwahrung anzurdnen, besteht nur dann – hier liegt Ihr Denkfehler, err van Essen –, wenn ein Gericht, eine erfahrene Juendstrafkammer, eine Kammer, für die Schwurgerichtsachen zum täglich Brot gehören, die sich mit diesen erfahren also genau auskennt – sie muss zwei weitere achverständige hinzuziehen; sie muss diese Person och einmal begutachten –, neu verhandelt hat und zu em Ergebnis kommt: Jawohl, sie ist noch gefährlich. icherungsverwahrung kann also nicht angeordnet weren, wenn dieses Gericht zu dem Ergebnis kommt: Wir önnen es nicht beurteilen; es gibt keine sichere Pronose. Dann gilt der Zweifelssatz. Wenn Zweifel besteen, kann man keinen Schuldspruch fällen – Herr van ssen, das wissen Sie ganz genau –; das geht einfach icht. Gegen die Anordnung der Sicherungsverwahrung ann man sich im Wege der Revision wenden. Der Bunesgerichtshof kann diese Entscheidung überprüfen. Ich habe solche Verfahren in meinem – wie ich immer age – vorigen Leben als Richter häufig geführt; ich war ahrelang Vorsitzender einer Schwurgerichtskammer. Ich ann nur sagen: Es ist leider so – wir wünschen uns etas anderes –, dass es voll schuldfähige Personen mit ersönlichkeitsstörungen gibt, die nicht so krankhaft ind, dass sie zu verminderter Schuldfähigkeit oder chuldunfähigkeit führen; dann hätten wir die Möglicheit der Unterbringung. Ich meine, daher ist das, was wir hnen hier vorschlagen, verantwortbar. Ich bitte Sie um ustimmung. Man muss hinzufügen: Nach Anordnung er Sicherungsverwahrung muss Jahr für Jahr überprüft erden, ob sich eine Veränderung ergeben hat. Wir schlagen Ihnen also keine leichte Regelung vor; as ist überhaupt keine Frage. Ich glaube, es ist aber eine egelung, die im Interesse der Sicherheit der Menschen n unserem Land und auch der Täter – auch ihnen tut Joachim Stünker man keinen Gefallen, wenn man sie wieder in die Freiheit entlässt und sie die nächste Straftat begehen – ist. Schönen Dank. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bundesregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Einführung der nachträglichen Sicherungsverwahrung bei Verurteilungen nach Jugendstrafrecht. Der Rechtsausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/9643, den Gesetzentwurf der Bundesregierung auf Drucksache 16/6562 anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Die Gegenstimmen! – Die Enthaltungen! – Damit ist der Gesetzentwurf in der zweiten Beratung mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der Opposition angenommen. Wir kommen zur dritten Beratung und Schlussabstimmung. Wer für diesen Gesetzentwurf stimmen möchte, möge sich erheben. – Die Gegenstimmen! – Die Enthaltungen! – Damit ist der Gesetzentwurf in der dritten Beratung und Schlussabstimmung mit dem gleichen Stimmverhältnis wie vorher angenommen. Wir kommen jetzt zur Abstimmung über die Entschließungsanträge. Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/9649? – Die Gegenstimmen! – Die Enthaltungen! – Der Entschließungsantrag ist gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD und FDP bei Enthaltung von Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt. Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/9650? – Die Gegenstimmen! – Die Enthaltungen! – Damit ist der Entschließungsantrag gegen die Stimmen von Bündnis 90/Die Grünen, FDP und großen Teilen der Fraktion Die Linke mit den Stimmen der Koalition bei einer Enthaltung aus der Fraktion Die Linke abgelehnt. Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 31 a und den Tagesordnungspunkt 31 b sowie Zusatzpunkt 10 auf: 31 a)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617014500
Volker Beck (Köln), Dr. Uschi Eid, Kai Gehring,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Zur Lage der Menschenrechte von Lesben,
Schwulen, Bisexuellen und Transgendern

– Drucksachen 16/2084, 16/2800 –

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Menschenrechte und
humanitäre Hilfe (17. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Irmingard
Schewe-Gerigk, Birgitt Bender, weiterer Abge-

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(C (D ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Den 17. 5. als offiziellen Tag gegen Homophobie begehen – Drucksachen 16/5291, 16/9366 – Berichterstattung: Abgeordnete Holger Haibach Angelika Graf Burkhardt Müller-Sönksen Michael Leutert Volker Beck P 10 Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker Beck Bonde, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Intersexuellen weltweit sicherstellen – Yogyakarta-Prinzipien unterstützen – Drucksache 16/9603 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Auswärtiger Ausschuss Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Es liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion Bündis 90/Die Grünen zu ihrer Großen Anfrage vor. Verabredet ist, hierzu eine halbe Stunde zu debattieen. – Dazu sehe ich keinen Widerspruch. Dann soll so erfahren werden. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem ollegen Volker Beck. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir be chäftigen uns in dieser Debatte mit der Menschenechtssituation für Lesben, Schwule, Bisexuelle und ransgender weltweit. Wenn man ins Internet schaut der die Tagespresse Revue passieren lässt, sieht man, ie vielfältig die Verfolgung und die Beeinträchtigungen er Menschenrechte dieser Gruppe weltweit leider sind, uch auf unserem Kontinent. Im Oktober 2007 verbietet der Bürgermeister von Vilius in Litauen eine Demonstration von Schwulen und esben. Das ist ein Beispiel von vielen aus osteuropäichen Staaten, in denen die Versammlungsfreiheit nicht espektiert wird. Es gab im Mai die Entscheidung des obersten Beruungsgerichts in Ankara, das die Homosexuellenorganiation Lambda Istanbul verboten hat. Das Urteil ist nicht echtskräftig. Die Organisation geht in die Berufung. – as ist meines Erachtens ein alarmierendes Signal aus iesem Land. In Moldawien wurden in diesem Jahr ebenfalls Deonstrationen von Schwulen und Lesben verboten. Es am zu erheblichen Gewalttätigkeiten, wobei die Deonstranten nicht ordnungsgemäß von der Polizei ge Volker Beck schützt worden sind. Das Europäische Parlament hat sich hierüber sehr besorgt geäußert. In diesem Monat hat die UNO bei ihrer Unterorganisation UNAIDS auf Initiative der Länder Ägypten, Jamaika und Simbabwe drei Homosexuellengruppen von einem entsprechenden Kongress ausgeschlossen. Vor wenigen Wochen wurden zwei Spanier in Gambia wegen ihrer Homosexualität verhaftet. Das alles sind nur Beispiele dafür, dass weltweit die Menschenrechte von Schwulen und Lesben noch nicht garantiert und noch nicht gewährleistet sind. Was die bürgerlichen und politischen Freiheiten angeht, ist das oftmals auch in osteuropäischen Ländern der Fall. Weltweit, insbesondere in den afrikanischen und islamischen Ländern, gibt es leider auch ganz fundamentale Menschenrechtsverletzungen; dort stehen die homosexuellen Handlungen selbst unter Strafe. In über 80 Ländern sind einvernehmliche homosexuelle Handlungen unter Erwachsenen strafbar. In über sieben Ländern steht darauf die Todesstrafe. Die Antwort der Bundesregierung hierauf finde ich beachtlich. Mir sind aus den letzten Jahren leider eine Reihe von Exekutionen von Homosexuellen in Ländern wie Iran und Saudi-Arabien bekannt; der Bundesregierung offensichtlich nicht. Ich finde, da sollte man genauer hinschauen. Solche Todesurteile sollten nämlich Anlass für Demarchen sein. Diesen Menschen sollte man im Rahmen einer menschenrechtsorientierten Außenpolitik helfen, indem man sich bemüht, sie zu retten, und gegebenenfalls auch bereit ist, sie in Deutschland aufzunehmen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])

Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617014600




(A) )


(B) )


Sozusagen als ganz klassisches Gegenbild, als Gegen-
entwurf zur realen Menschenrechtssituation von Lesben
und Schwulen auf dieser Welt, wurden im Jahre 2006
unter Mary Robinson, der ehemaligen UN-Hochkom-
missarin für Menschenrechte, die Yogyakarta-Prinzi-
pien entworfen. Aus diesen geht hervor – das ist eine
gute Handlungsanleitung für jeden Politiker –, dass es in
jedem Menschenrechtsbereich – ich nenne zum Beispiel
das Recht auf Gesundheit, das Recht auf einen fairen
Prozess, das Recht auf Leben, das Recht auf bürgerliche
und politische Rechte – spezifische Aspekte gibt, die bei
einer Menschenrechtsgarantie für Lesben und Schwule
zu berücksichtigen sind. Auf diese Aspekte muss man
leider immer wieder aufmerksam machen, weil es immer
irgendein Land auf der Welt gibt, wo sie zumindest
punktuell nicht gewährleistet sind.

Ich finde es sehr gut, dass uns die entsprechende Stu-
die, die mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes ge-
druckt wurde, weil es bisher keine amtliche Übersetzung
dieser Studie ins Deutsche gab, von der Hirschfeld-
Eddy-Stiftung zur Verfügung gestellt wird. Dabei han-
delt es sich, wie ich glaube, um ein wichtiges Arbeitsma-

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(C (D erial. Ich würde mir wünschen, dass die Bundesregieung sich die skandinavischen Staaten, Tschechien und ndere Länder zum Vorbild nehmen und dieses Dokuent zur Grundlage ihrer Menschenrechtspolitik für die enannte Gruppe machen würde. Leider hat die Bundesegierung in einer Antwort auf die entsprechende Anrage einer anderen Fraktion geantwortet, sie halte das ediglich für einen wichtigen Beitrag der Zivilgesellchaft. Ich glaube, hier geht es um mehr als einen Beirag der Zivilgesellschaft. Hier wird durchbuchstabiert, ie Menschenrechte für diese Gruppe wirklich aussehen üssen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Ob wirkliche Menschenrechtspolitik betrieben wird,
rweist sich letztlich immer daran, ob die Rechte jeder
inderheit in einer Gesellschaft, seien es die Bahai im

ran oder in Ägypten, seien es die Homosexuellen in
frika oder jüdische oder christliche Minderheiten in is-

amischen Ländern, geschützt werden. Umgekehrt kann
an am Umgang mit diesen Minderheitenrechten sehen,
ie es um die Menschenrechtslage insgesamt bestellt ist.

Lassen Sie mich zum Schluss noch sagen: Neben der
ramatischen Lage, die auf der Welt bei diesem Thema
errscht, gibt es auch Anlass zur Hoffnung. Am 31. Mai
008 hat die Organisation Amerikanischer Staaten ein-
timmig das Thema „Menschenrechte von Lesben,
chwulen, Bisexuellen und Transgendern“ auf ihre
genda gehoben. Damit ist die weltweit zweite regio-
ale Organisation bei diesem Thema engagiert. Ich
inde, das gibt Anlass zur Hoffnung, dass die Initiative
on Brasilien, die vor einigen Jahren im Menschen-
echtsrat in Genf gescheitert ist, noch einmal aufgegrif-
en wird. Die Bundesrepublik Deutschland sollte da
war nicht eine Leader-Rolle übernehmen, aber wir soll-
en, wenn sich engagierte Länder aus der Dritten Welt,
ie ein ähnliches Menschenrechtsverständnis wie wir ha-
en, an die Spitze stellen, alles tun, um sie dabei zu un-
erstützen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617014700

Herr Kollege!


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617014800

So könnte es gelingen, dass eines Tages die Men-

chenrechte von Lesben und Schwulen nicht nur auf dem
apier stehen, sondern auch tatsächlich überall aner-
annt werden.

Vielen Dank für Ihre Geduld.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617014900

Der Kollege Holger Haibach spricht jetzt für die

DU/CSU-Fraktion.






(A) )



(B) )


Holger Haibach (CDU):
Rede ID: ID1617015000

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In einem hat
der Kollege Beck sicherlich recht: Natürlich hat der Um-
gang einer Gesellschaft mit Minderheiten eine große
Aussagekraft darüber, wie eine Gesellschaft sich insge-
samt zum Thema Menschenrechte stellt. Dass natürlich
besonders Gruppen, die sich nicht im Mainstream einer
Gesellschaft befinden, auf Schwierigkeiten stoßen, und
das besonders in Ländern, in denen es um die Menschen-
rechtssituation ohnehin problematisch bestellt ist, ist in
diesem Hause, wie ich glaube, auch unstrittig.

Deswegen ist es nicht nur eine Frage von Regierungs-
handeln – natürlich auch das –, sondern darüber hinaus
auch eine Frage der Mentalität der gesamten Bevölke-
rung in einem Land, die darüber entscheidet, ob eine
Gruppe wie zum Beispiel Schwule, Lesben, Transgen-
der, Intersexuelle in einer Gesellschaft leben kann. Wir
brauchen in unserer eigenen Geschichte nicht sehr weit
zurückzugehen, um festzustellen, dass auch in zivilisier-
ten Ländern durchaus Dinge geschehen sind, die wir
heute gerne ungeschehen machen würden, wenn wir es
denn könnten.

Nichtsdestoweniger noch einmal zurück zum Thema
Mentalitäten. Ich halte es für wichtig, dass Regierungs-
handeln – Handeln unserer Bundesregierung und anderer
Regierungen – dieses Thema aufnimmt und da einen
Schwerpunkt setzt. Ich halte es aber für mindestens ge-
nauso wichtig, dass wir insgesamt dafür sorgen, dass
eine Mentalität, wie sie sich hoffentlich in unserem Land
herausgebildet hat, im Zusammenhang mit diesem
Thema auch in andere Länder getragen wird.

Ich kann mich noch gut an eine Debatte in der Parla-
mentarischen Versammlung des Europarates erinnern,
wo der russisch-orthodoxe Patriarch erklärt hat, die Pa-
rade in Moskau, an die der Kollege Beck, wie ich in mei-
ner letzten Rede so schön gesagt habe, noch schmerzli-
che Erinnerungen haben dürfte, sei ungefähr so gewesen,
als habe man für Diebstahl Werbung gemacht. Was mich
persönlich noch mehr erschüttert hat als die Tatsache,
dass er, ein Kirchenführer, ein Führer einer christlich-or-
thodoxen Kirche, das gesagt hat, war, dass von den etwa
150 anwesenden Kolleginnen und Kollegen – die meis-
ten kamen aus Osteuropa, den Kaukasus-Staaten und
Russland – etwa 100 lautstark und anhaltend applaudiert
haben. Ich finde, diese Geisteshaltung darf von diesem
Haus nicht unterstützt werden.


(Beifall im ganzen Hause)


Richtig ist auch, dass Diskriminierung in sehr unter-
schiedlicher Art und Form stattfinden kann. Es kann
sein, dass diese Gruppe in einem Land „nur“ gesell-
schaftlich nicht sehr angesehen ist. Es kann sein, dass
der Staat duldet, dass Verfolgung stattfindet. Es kann
aber auch sein, dass der Staat – darauf hat der Kollege
Beck zu Recht hingewiesen – sogar Strafmaßnahmen ge-
genüber Menschen mit einer solchen Lebensweise er-
greift. Wir haben mit dem Menschenrechtsausschuss Us-
bekistan und Turkmenistan besucht, zwei Länder, in
denen das so ist. Die Antwort, die man dann immer be-
kommt, ist, dass es nicht der jeweiligen Lebensweise

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(C (D ntspricht, eine solche Einstellung zu haben. Selbst enn es so wäre: Es gibt internationale Verträge, es gibt ie Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, an die ich auch Staaten halten müssen, die eine andere Leensweise haben. So einfach ist das an dieser Stelle. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Mir fällt in letzter Zeit immer mehr auf, dass es viele
änder gibt, in denen Homosexuelle, Transgender, Inter-
exuelle, wenn sie sich denn dazu bekennen können, für
inge angeklagt werden, die mit ihrer sexuellen Orien-

ierung eigentlich nichts zu tun haben. Wir stellen insge-
amt bei Menschen, die sich für Menschenrechte einset-
en, fest, dass ein Vorwand gesucht wird. Aber bei dieser
ruppe sieht das manchmal ein bisschen aus wie eine
oderne Form von Hexenjagd.

Für uns ergibt sich daraus die Frage: Was können wir
un? Ich denke, der vorliegende Antrag, der sich mit den
eltweiten Prinzipien beschäftigt – insgesamt beraten
ir heute über drei Anträge –, zeigt einige wichtige
inge auf. Wir werden das sicherlich sehr intensiv im
usschuss diskutieren.

Aber wir sollten eben auch schauen, welche Möglich-
eiten wir innerhalb unserer eigenen Gremien haben. Ich
inde den Hinweis auf den Europäischen Gerichtshof für

enschenrechte in diesem Zusammenhang ausgespro-
hen wichtig. Der Gerichtshof für Menschenrechte in
traßburg ist für viele Menschen, besonders aus den ost-
uropäischen Staaten, aus dem Kaukasus-Raum und aus
ussland, die letzte Möglichkeit, ihr Recht einzuklagen
nd zu erstreiten. Dass der Gerichtshof große Probleme
at, haben wir hier mehr als einmal festgestellt. Auch
ass wir alles tun müssen, damit der Gerichtshof wieder
rbeitsfähig wird, haben wir hier gemeinschaftlich fest-
estellt. Aber das gilt besonders für solche Gruppen, die
n ihren eigenen Ländern marginalisiert sind; denn sie
erden am Ende noch viel weniger die Möglichkeit ha-
en, sich an irgendeine Stelle in ihrem Land zu wenden.
ie Menschen in Ländern, deren Justizsystem von vorn-
erein nicht auf Unabhängigkeit und rechtsstaatlichen
rinzipien basiert, brauchen diesen Gerichtshof; denn er

st ihre letzte Hoffnung.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ich will mich nicht davor drücken, auch über den An-
rag zu sprechen, der den Tag gegen Homophobie be-
rifft. Wir werden diesem Antrag nicht zustimmen. Das
at aber nichts mit unserer grundsätzlichen Einstellung
u tun, sondern mit der Frage nach den Mitteln, die ich
orhin schon einmal aufgeworfen habe.

Ich habe das letzte Mal vorgelesen – ich verzichte
eshalb jetzt darauf –, welche internationalen Feiertage,
edenktage und Erinnerungstage an dem Tag der dama-

igen Debatte stattfanden. Man ist über die Menge über-
ascht. Würde man noch nationale Feier- und Gedenk-
age hinzunehmen, würde die Liste wesentlich länger
erden. Ich weiß, dass Symbole an der einen oder ande-

en Stelle notwendig sind. Aber der inflationsartige Ge-






(A) )



(B) )


Holger Haibach
brauch von Symbolen würde der Sache nicht gerecht
werden. Deswegen halten wir dieses Vorgehen nicht für
den richtigen Weg. Nichtsdestoweniger ist es wichtig,
dieses Ziel zu verfolgen.

Ich komme zum Schluss. Ich habe vorhin zufällig ein
Buch mit dem Titel „Solidarität, die ankommt“ von Peter
Hesse, einem Christdemokraten, in die Hand bekom-
men. Auf der Rückseite des Buches stehen zwei Sätze,
die ich in diesem Zusammenhang für sehr erwägenswert
halte:

Die Entwicklung unseres globalen Dorfes zu einer
Gemeinschaft, in der alle Menschen friedlich und
würdevoll als „Einheit in Vielfalt“ in einer Balance
leben können, ist eine Vision. Es ist aber auch eine
Notwendigkeit, wenn die Lebensform „Mensch“
sich nicht selbst vernichten oder ihre geistigen
Werte verlieren will.

Ich glaube, das fasst zusammen, warum wir uns heute
mit diesem Thema beschäftigen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617015100

Der Kollege Burkhardt Müller-Sönksen ist der

nächste Redner für die FDP-Fraktion.


Burkhardt Müller-Sönksen (FDP):
Rede ID: ID1617015200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir sind uns alle darin einig, dass wir Politikerinnen und
Politiker gegen Menschenrechtsverletzungen jeglicher
Art vorgehen müssen. Das bedeutet natürlich auch eine
klare Ablehnung von Diskriminierung, Unterdrückung
und Gewalt gegen Transgender, Bisexuelle, Schwule
und Lesben.

Aus diesem Grunde haben wir vor kurzem zusammen
mit den Kolleginnen und Kollegen der Fraktion der Grü-
nen einen Änderungsantrag zum Antrag zur Einführung
eines offiziellen Tages gegen Homophobie eingebracht,
der die Problematik der Homophobie geografisch erwei-
tert. Uns ging es vor allem darum, festzuhalten, dass
nicht nur in Polen, sondern auch in vielen anderen Län-
dern – ich nenne nur Rumänien und die baltischen Staa-
ten – ein bedrückendes Klima der Intoleranz gegenüber
Homosexuellen herrscht.


(Beifall bei der FDP)


Leider wurde dieser Antrag von Ihnen, den Kolleginnen
und Kollegen der Koalitionsfraktionen, abgelehnt.

Als Partei der Bürgerrechte treten wir natürlich für
den Grundgedanken der Gleichberechtigung gleichge-
schlechtlicher Partnerschaften und deren Würdigung ein.
Dazu gehört auch, die Rechte von Transgendern,
Bisexuellen, Lesben und Schwulen in allen gesellschaft-
lichen Bereichen weltweit durchzusetzen. In diesem
Sinne haben die Liberalen Internationalen auf ihrem
55. Kongress vor gut einem Monat eine Resolution ver-
abschiedet, in der die liberalen Parteien von über

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(C (D 0 Ländern aufgerufen werden, Initiativen gegen die iskriminierung von Homosexuellen zu ergreifen. Die Liberalen im Deutschen Bundestag begrüßen iese Resolution sehr, in der es vor allem um die politiche Arbeit gegen staatliche Verfolgung und Diskrimiierung aufgrund der sexuellen Orientierung geht. entral ist auch die Forderung nach dem Schutz Homoexueller vor Diskriminierung durch Dritte. Die Resoluion ist vor allem als Signal in den Ländern wichtig, in enen es alles andere als selbstverständlich ist, sich für ie Grundrechte Homosexueller einzusetzen. Hier gibt s auch für einige liberale Parteien noch einiges zu tun. iese selbstkritischen Worte will ich in die eigene Fami ie senden. Wenn ich es mir recht überlege, hört sich ein „Tag geen …“ per se nicht positiv an. Diese Formulierung ist infach negativ. In der Bezeichnung des Tages, den die olleginnen und Kollegen der Fraktion der Grünen am 7. Mai einführen wollen, steht auch noch ein Fremdort. Mit dem Wort „Homophobie“ kann der normale ürger aber nur schwerlich die Nachricht verbinden, ass es eigentlich um den Einsatz für das hohe Gut der enschenrechte geht. Auch deshalb stehen wir der Ein ührung eines neuen Gedenktages kritisch gegenüber nd sind nicht wirklich davon überzeugt, dass damit esserungen in der Sache erreicht werden können. Auerdem gibt es bereits – bestens in Deutschland eingeührt – den Christopher Street Day. Wir fänden es kontruktiver, würden wir uns weltweit auf einen CSD inigen, anstatt einen neuen Gedenktag einzuführen. Meine Damen und Herren, die FDP im Deutschen undestag setzt eher auf politische Initiativen, um sich ür die Rechte von Transgendern, Bisexuellen, Lesben nd Schwulen stark zu machen, als auf das Begehen von ffiziellen Tagen. Wir haben in der letzten Wahlperiode it dem Ergänzungsgesetz das bislang weitgehendste esetz zur Rechtsstellung von eingetragenen Lebensartnern vorgelegt. Wir sehen aber immer noch eine bermacht an Pflichten für die Paare im geltenden Leenspartnerschaftsrecht. Wesentliche Rechtsbereiche ie zum Beispiel das Steuer-, Beamtenund Ausländer echt bergen noch sehr viele unzureichende Regelungen. Auch ein weiteres Recht ist noch nicht durchgesetzt: as gemeinsame Adoptionsrecht für eingetragene Leenspartner. Dieses Recht ist auf die Stiefkindadoption eduziert, was ganz klar hinter den gesellschaftlichen ntwicklungen zurückbleibt. Auch beim Adoptionsrecht ür gleichgeschlechtliche Partnerinnen und Partner muss nd wird das Kindeswohl an erster Stelle stehen. Ende ai hat die FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag in orm eines Antrages auf eine weitere Schwachstelle in inem deutschen Gesetz hingewiesen: Wir haben einen ntrag zur „Reform des Transsexuellengesetzes für ein reies und selbstbestimmtes Leben“ eingebracht. In einien bisherigen Regelungen des Transsexuellengesetzes ibt es schwerwiegende Grundrechtsverstöße, die unbeingt korrigiert werden müssen, wie zum Beispiel die erpflichtung zur Ehelosigkeit, die Voraussetzung der auernden Fortpflanzungsfähigkeit und die geschlechtsnpassende Operation. Burkhardt Müller-Sönksen Sie sehen, es bleibt auch in Deutschland noch viel zu tun. Natürlich sind wir in vielen Bereichen weiter als in anderen Ländern. Um auch dort Fortschritte in der Durchsetzung der Menschenrechte von Transgendern, Bisexuellen, Lesben und Schwulen zu erreichen, braucht es noch eine Menge Geduld, Aufklärungsarbeit und politischen Druck. Aber zum Glück gibt es von fachlicher Seite immer wieder Unterstützung. Vor zwei Jahren haben zahlreiche internationale namhafte Menschenrechtsexpertinnen und -experten eine systematische Gesamtschau auf die Menschenrechtsgewährleistung für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender erarbeitet – ich darf auf die Ausführungen des Kollegen Beck verweisen; er hat es schon erwähnt –: die Yogyakarta-Prinzipien, verabschiedet im November 2006. Jeder Mensch muss ein selbstbestimmtes Leben führen können – ob er schwul, lesbisch, bisexuell oder transsexuell ist. Dafür haben wir uns immer sehr stark eingesetzt, und das werden wir auch weiter tun. Vielen Dank. Jetzt spricht Angelika Graf für die SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Weltweit sind Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung Strafverfolgung und Diskriminierung ausgesetzt. Das hat die Große Anfrage der Grünen bestätigt. Um diesen Zustand zu ändern, muss die deutsche Politik klare Signale senden – innerhalb Deutschlands, in Europa, aber auch in der Welt. Denn nur eine Politik, die nicht diskriminiert, kann ein glaubwürdiger Botschafter gegen Homophobie in der Gesellschaft und international sein. Es gibt weltweit Fortschritte, aber auch Rückschläge bei der Entwicklung der Menschenrechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgendern; Kollege Beck hat bereits darauf hingewiesen. Deutschland war unter anderem mit der Einführung der eingetragenen Lebenspartnerschaft unter der rot-grünen Bundesregierung ein Vorreiter in der Welt für mehr Akzeptanz von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Das hat nicht nur die konkrete Lebenssituation von schwulen und lesbischen Paaren erheblich verbessert. Wir haben damit in die Gesellschaft auch das Signal ausgesandt, dass der Staat gleichgeschlechtliche Paare als Teil unserer Gesellschaft anerkennt, sie respektiert und ihnen einen Rechtsrahmen für ihre Partnerschaft anbietet. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Staat, der zu Benachteiligung, Ausgrenzung und Verfolgung ganz klar Nein sagt, damit Toleranz und Akzeptanz in der Gesellschaft stärkt. D g w r L G B s g B t d c D f L s – d p s A H B P m s t s H d n K B E e g d G d n (C (D Wir haben im Kampf gegen Homophobie auch in eutschland noch längst nicht alle Ziele erreicht. Gewalt egen Schwule und Lesben ist in unserer Gesellschaft eiterhin ein Thema. Nicht ohne Grund ist das diesjäh ige Motto des Berliner CSD der Hass gegen Schwule, esben und Transgender. Denn leider ist homophobe ewalt immer noch alltäglich, insbesondere in sozialen rennpunkten unserer Städte. Gegen Homophobie müs en wir vorgehen, vor allem durch Aufklärung bei Juendlichen. Hier sind insbesondere die für den Bereich ildung zuständigen Bundesländer gefragt, die Integra ionspolitik, aber auch unsere Bundesfamilienministerin, ie das Thema Homophobie bei Jugendlichen ansprehen und anpacken muss. (Mechthild Rawert [SPD]: Sehr wichtiges Thema!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617015300

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Angelika Graf (SPD):
Rede ID: ID1617015400

(Beifall bei der SPD)


Von einer wirklichen Gleichstellung sind wir in
eutschland noch weit entfernt. Eine Hauptursache da-

ür ist, dass das damals von Rot-Grün eingebrachte
ebenspartnerschaftsergänzungsgesetz im Bundesrat ge-
cheitert ist.


(Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Skandal!)


Ein Skandal. Da gebe ich Ihnen recht.


(Mechthild Rawert [SPD]: Wohl wahr!)


Der Europäische Gerichtshof hat darauf hingewiesen,
ass die Schlechterbehandlung eingetragener Lebens-
artner gegenüber Ehegatten in der Hinterbliebenenver-
orgung eine willkürliche Benachteiligung ist. Meiner
nsicht nach besteht auch in vielen weiteren Punkten
andlungsbedarf. Die SPD setzt sich dafür ein, dass die
enachteiligungen ausgeräumt werden. Den gleichen
flichten in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft
üssen endlich auch gleiche Rechte folgen.

Im Rahmen des Dienstrechtsneuordnungsgesetzes
etzen wir uns für die Gleichstellung aller Bundesbeam-
en ein. Bei der Reform der Erbschaftsteuer sind wir
chon ein Stück weiter, denke ich; hoffe ich zumindest.
ier stehen die Chancen meines Erachtens gut, dass wir
ie bisherigen Nachteile grundsätzlich ausräumen kön-
en. Ich kann in diesem Zusammenhang nur an unseren
oalitionspartner appellieren, den Widerstand gegen die
eseitigung der Nachteile endlich aufzugeben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN und der Abg. Burkhardt MüllerSönksen [FDP] und Gert Winkelmeier [fraktionslos])


s nützt der Institution Ehe überhaupt nichts, wenn Sie
ingetragene Lebenspartnerschaften schlechter stellen.


(Mechthild Rawert [SPD]: Wohl wahr!)


Aufgabe der Politik ist es, willkürliche Benachteili-
ungen abzuschaffen. Diesen Kurs hat die SPD auch in
er Großen Koalition beibehalten und das Allgemeine
leichbehandlungsgesetz durchgesetzt. Dabei haben wir
ie Benachteiligung wegen der sexuellen Orientierung
icht nur, wie von der EU vorgeschrieben, im arbeits-






(A) )



(B) )


Angelika Graf (Rosenheim)

rechtlichen, sondern darüber hinaus auch im zivilrechtli-
chen Teil untersagt. Das war ein harter Kampf. Das wis-
sen alle, die daran beteiligt waren. Wir haben damit
deutlich gemacht, dass eine Schlechterstellung von
Schwulen und Lesben in Deutschland nicht hingenom-
men wird, weder im Arbeitsleben noch bei Vertrags-
abschluss. Wir haben außerdem deutlich gemacht, dass
Diskriminierung keine Rangordnung und keine Hierar-
chie kennt.

Die SPD-Bundestagsfraktion begrüßt, dass das Euro-
päische Parlament mit den Stimmen der sozialdemokra-
tischen Fraktion, der Grünen und der Liberalen den
Schutz vor Benachteiligung europaweit ausweiten
möchte, auch für das Merkmal sexuelle Orientierung.
Wir haben uns dafür bei Kommissionspräsident Barroso
eingesetzt und freuen uns, dass die EU-Kommission die-
ses Votum nicht ignoriert hat und einen entsprechenden
Richtlinienentwurf fertigt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Damit würde eine Angleichung der Antidiskriminie-
rungsvorschriften in der EU auf deutschem Niveau erfol-
gen. Deutschland wäre Vorbild für Europa.

Ich habe vorhin schon über die in diesem sensiblen
Themenbereich nötige Vorbildfunktion gesprochen. Die
Antidiskriminierungsstelle spielt hierbei meiner Ansicht
nach eine wichtige Rolle. Ich bedauere deshalb aus-
drücklich die unglücklichen und missverständlichen Äu-
ßerungen der Leiterin dieser Stelle, Frau Dr. Köppen, in
der FAZ.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Mechthild Rawert [SPD]: Ja!)


Nach meiner Auffassung ist es Aufgabe der Antidiskri-
minierungsstelle, den Diskriminierten entgegenzukom-
men und ihre Interessen wahrzunehmen.


(Mechthild Rawert [SPD]: Skandalös!)


Das macht man nicht dadurch, dass man sich trotz nach-
weislich ausgebliebener Prozessflut Vorbehalte der deut-
schen Wirtschaft öffentlich zu eigen macht, die sich
gegen die Ausweitung der EU-Richtlinie und eine An-
passung an das – wohlgemerkt – deutsche Niveau rich-
ten.


(Mechthild Rawert [SPD]: Skandalös war das!)


Für mich steht fest: Eine Politik, die Schwule und
Lesben zum Sündenbock für Probleme wie den Gebur-
tenrückgang verantwortlich macht – man lese nur die
Leserbriefseiten mancher Zeitungen –, sorgt für ein
Klima der Intoleranz und befördert Gewalt gegen
sexuelle Minderheiten. Letztlich befördert eine solche
Politik auch Menschenrechtsverletzungen.


(Mechthild Rawert [SPD]: Außerdem Unkenntnis!)


Das Zusammenspiel von Politik und gesellschaftli-
chen Auswirkungen wird besonders deutlich sichtbar,

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(C (D enn es um das Recht auf Meinungsund Versammungsfreiheit geht. Der Kollege Beck hat darauf schon ingewiesen. Ich bin deshalb sehr froh darüber, dass es ns in der Großen Koalition gelungen ist, einen gemeinamen Antrag zugunsten des weltweiten Rechts auf Meiungsund Pressefreiheit zu verabschieden. Das war estern der Fall. Darüber freue ich mich ausdrücklich. Das Recht, gegen Benachteiligungen die Stimme zu rheben, ist nur ein Teil, wenn es um gleiche Rechte eht. Bundesregierung und Bundestag müssen sich meier Ansicht nach weiterhin vehement – so wie es in der ergangenheit der Fall war – mit einem klaren Nein zu enachteiligung, Ausgrenzung und Gewalt aufgrund seueller Orientierung positionieren. Da sind wir uns, enke ich, alle einig. Es gibt viele konkrete Punkte, an enen man arbeiten kann und muss. Ein Teil dieser konreten Punke steht in dem Entschließungsantrag, den ie, liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, orgelegt haben. Wir werden uns mit ihm und den andeen Punkten, die Sie in Ihren Anträgen aufgeschrieben aben, sicherlich noch ausführlich im Ausschuss bechäftigten. Zum Schluss noch einen Satz zu der Forderung nach inem offiziellen Tag gegen Homophobie in Deutschand am 17. Mai. Einerseits ist sich, denke ich, sicherlich aum noch jemand von der heutigen jungen Generation ich spreche ausdrücklich von der jungen Generation – er Symbolik dieses Datums bewusst. as § 175 des Strafgesetzbuches bedeutet hat, wissen ie Älteren und die schwul-lesbische Community, aber ndere Menschen wissen es meist nicht. Ich glaube, das ann man mit einem Gedenktag nicht reparieren. Ich beauere es, dass das niemand mehr weiß. Auf der anderen eite teile ich die Einschätzung des Kollegen Haibach. s gibt viele internationale Gedenktage, ohne dass diese age ein deutsches Pendant haben. Heute ist zum Beipiel der Weltflüchtlingstag. Bei der Forderung nach inem internationalen oder europäischen Tag gegen omophobie haben Sie mich persönlich, liebe Kolleginen und Kollegen von den Grünen, voll auf Ihrer Seite; a bin ich anderer Meinung als Kollege Haibach. Aber ine deutsche Entsprechung halte ich aus den vorgetraenen Gründen für nicht zielführend und lehne dies desalb ab. eswegen werden wir diesem Antrag von Ihnen nicht ustimmen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


(Beifall der Abg. Mechthild Rawert [SPD])


(Jörg van Essen [FDP]: Richtig! Ja!)


(Jörg van Essen [FDP]: Ja!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617015500

Barbara Höll hat jetzt das Wort für die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617015600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Diskriminierung und Verfolgung von Menschen
aufgrund ihrer sexuellen Orientierung ist ein Un-
recht genau wie Rassismus. Wir haben die Apart-
heid in Südafrika überwinden können. Wir werden
auch die Homophobie überwinden.

Diese Worte schrieb der Erzbischof und Friedensno-
belpreisträger Desmond Tutu zum Geleit des kürzlich er-
schienenen Buches Sexuelle Vielfalt erlernen. Wenn wir
heute über die Rechte von Lesben, Schwulen und Trans-
gendern sprechen, tun wir dies im Wissen um die aktuel-
len Diskriminierungen und Verfolgungen. In vielen Tei-
len der Welt werden Menschen drangsaliert, verhaftet,
gefoltert oder gar ermordet, weil sie anders lieben.
Allein in sieben Staaten droht ihnen die Todesstrafe, in
80 lange Haftstrafen und selbst in einigen Ländern der
EU ist es ihnen verwehrt, zu demonstrieren. Grundle-
gendste Bürger- und Menschenrechte werden Lesben,
Schwulen und Transsexuellen vorenthalten, weil sie an-
ders sind.

Der Kampf gegen diese Diskriminierungen ist inter-
national. Im Jahr 2006 setzten sich Expertinnen und Ex-
perten im indonesischen Yogyakarta zusammen. Sie
durchleuchteten die Menschenrechte unter dem Blick-
winkel sexueller und geschlechtlicher Diskriminierung
und formulierten Prinzipien, die die Bürgerrechte sowie
die sozialen Rechte für Lesben, Schwule und Transgen-
der stärken sollen.

Auf meine Anfrage an die Bundesregierung, wie sie
die Yogyakarta-Prinzipien bewertet, antwortete sie mir
überraschend positiv. Die Regierung versicherte, dass sie
sich auf internationaler Ebene seit Jahren konsequent ge-
gen die Diskriminierung sexueller Minderheiten ein-
setzt. Gut, aber ich sage Ihnen: Sie als Bundesregierung
und wir als Bundesrepublik werden natürlich umso
glaubwürdiger und können umso besser international
agieren und mehr Gewicht erlangen, je besser die Situa-
tion im eigenen Lande ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Deshalb muss man bei der Diskussion über Diskrimi-
nierungen in anderen Ländern auch immer hier ins Land
schauen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


Es gibt nicht ein bisschen Gleichheit. Die eingetragene
Partnerschaft muss endlich mit der Ehe gleichgestellt
werden. Lesben und Schwule sind gleiche Staatsbürger.
Deshalb gibt es keinen Grund, sie im Steuerrecht, im Erb-
recht und im Adoptionsrecht ungleich zu behandeln; das
aber tun wir.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ein Fall wie der Maruko-Fall, in dem der Europäische
Gerichtshof für Menschenrechte die Bundesregierung
aufgefordert hat, sie möge doch endlich die Diskriminie-
rung von Lesben und Schwulen beenden, erhöht natür-

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(C (D ich nicht unser Gewicht auf der internationalen Ebene, enn wir andere Staaten bewegen wollen, auf diesem ebiet etwas zu unternehmen. Es gibt Nachbesserungsbedarf im Asylrecht und im lüchtlingsrecht. Der Status muss vielfach immer noch or Gericht erkämpft werden. Dort heißt es dann sogar och: Diejenigen, die sich in anderen Staaten offen als chwul zu erkennen geben, hätten das ja nicht tun müsen. Dann wären sie auch nicht verfolgt worden. (Holger Haibach [CDU/CSU]: Das gilt für religiöse Verfolgung aber auch!)


as ist doch absurd. Dagegen müssen wir etwas tun.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ir müssen bei uns selbst anfangen, und das können wir
uch.

Frau Graf, leider ist in Rheinland-Pfalz, wo Herr
eck Ministerpräsident ist, im Beamten- und Versor-
ungsrecht noch keine Angleichung erfolgt. Im Berliner
bgeordnetenhaus hat der Rechtsausschuss am Mitt-
och auf Initiative der Linken


(Mechthild Rawert [SPD]: Na ja! Das ist jetzt aber sehr großzügig ausgedrückt!)


das geschah übrigens in Zusammenarbeit mit der SPD
nd mit Unterstützung aller Fraktionen; das will ich her-
orheben – entschieden, das sogar rückwirkend zu ma-
hen. Es wäre schön, wenn das in allen Bundesländern
eschehen könnte.


(Beifall bei der LINKEN – Mechthild Rawert [SPD]: Als Berlinerin unterstütze ich diese Position natürlich!)


Nun noch kurz zum Antrag, einen Gedenktag zu be-
ehen. Man muss sich einmal vergegenwärtigen: Von
iesem Pult in diesem Hohen Hause hätte ich das Wort
schwul“ im Jahre 1987 noch nicht einmal in den Mund
ehmen dürfen. Dann hätte Frau Präsidentin sagen müs-
en, dass das verboten ist, da das kein parlamentarischer
prachgebrauch ist. Inzwischen ist das erlaubt. 1994 ist
er § 175 des Strafgesetzbuches aufgehoben worden; das
st gut. Aber die Menschen, die damals aufgrund dieses
aragrafen bestraft wurden, sind heute noch nicht reha-
ilitiert. Hier besteht noch Handlungsbedarf. Deshalb
nterstützen wir diesen Antrag, der an die Diskriminie-
ung erinnern und das Problem der Homophobie, das in
nserer Gesellschaft immer noch verbreitet ist, ins Be-
usstsein rücken soll.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617015700

Damit schließe ich die Aussprache.

Der Entschließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/
ie Grünen auf Drucksache 16/9651 soll zur federfüh-

enden Beratung an den Ausschuss für Menschenrechte






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
und Humanitäre Hilfe und zur Mitberatung an den Aus-
wärtigen Ausschuss und den Ausschuss für die Ange-
legenheiten der Europäischen Union überwiesen wer-
den. – Damit sind Sie, wie ich sehe, einverstanden. Dann
ist das so beschlossen.

Ich komme zur Beschlussempfehlung des Ausschus-
ses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe zu dem
Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem
Titel „Den 17.5. als offiziellen Tag gegen Homophobie
begehen“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 16/9366, den Antrag der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/5291
abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist die
Beschlussempfehlung bei Zustimmung der Großen Ko-
alition, bei Gegenstimmen des Bündnisses 90/Die Grü-
nen und der Linken und bei Enthaltung der FDP ange-
nommen.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/9603 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. – Damit sind Sie ein-
verstanden. Dann ist das so beschlossen.

Ich rufe jetzt die Tagesordnungspunkte 34 a bis 34 c
auf:

a) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des
von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zu dem Fakultativprotokoll
vom 25. Mai 2000 zum Übereinkommen über
die Rechte des Kindes betreffend den Verkauf
von Kindern, die Kinderprostitution und die
Kinderpornografie

– Drucksache 16/3440 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)


– Drucksache 16/9644 –

Berichterstattung:

(VillingenSchwenningen)

Christine Lambrecht
Jörg van Essen
Wolfgang Nešković
Jerzy Montag

b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Umsetzung des Rahmenbeschlusses des
Rates der Europäischen Union zur Bekämp-
fung der sexuellen Ausbeutung von Kindern
und der Kinderpornografie

– Drucksache 16/3439 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)


– Drucksache 16/9646 –

Berichterstattung:

(VillingenSchwenningen)

Christine Lambrecht

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(C (D Jörg van Essen Wolfgang Nešković Jerzy Montag c)

von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zu dem Übereinkommen des
Europarats vom 23. November 2001 über
Computerkriminalität

– Drucksache 16/7218 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)


– Drucksache 16/9645 –

Berichterstattung:

(VillingenSchwenningen)

Dirk Manzewski
Jörg van Essen
Wolfgang Nešković
Jerzy Montag

Zu dem von der Bundesregierung eingebrachten Ent-
urf eines Gesetzes zur Umsetzung des Rahmenbe-

chlusses des Rates der Europäischen Union zur Be-
ämpfung der sexuellen Ausbeutung von Kindern und
er Kinderpornografie liegen ein Änderungsantrag des
ündnisses 90/Die Grünen sowie ein Entschließungsan-

rag der Fraktion Die Linke vor.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu die-
em Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. – Ich
ehe, dass Sie auch damit einverstanden sind. Es handelt
ich um die Reden der Kolleginnen und Kollegen
iegfried Kauder (Villingen-Schwenningen), Helga
opez, Jörg van Essen, Wolfgang Nešković, Jerzy
ontag und Brigitte Zypries.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
esregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zu
em Fakultativprotokoll zum Übereinkommen über die
echte des Kindes betreffend den Verkauf von Kindern,
ie Kinderprostitution und die Kinderpornografie. Der
echtsausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-

ung auf Drucksache 16/9644, den Gesetzentwurf der
undesregierung auf Drucksache 16/3440 anzunehmen.

ch bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen
ollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? – Enthaltun-
en? – Der Gesetzentwurf ist bei Zustimmung der Koali-
ionsfraktionen, bei Gegenstimmen der Fraktion Bünd-
is 90/Die Grünen und bei Enthaltung von FDP und
inken angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
esregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur
msetzung des Rahmenbeschlusses des Rates der Euro-
äischen Union zur Bekämpfung der sexuellen Ausbeu-
ung von Kindern und der Kinderpornografie.

Der Rechtsausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
mpfehlung auf Drucksache 16/9646, den Gesetzent-
urf der Bundesregierung auf Drucksache 16/3439 in
er Ausschussfassung anzunehmen.






(A) (C)



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt

Hierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen vor, über den wir zuerst abstimmen.
Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache
16/9652? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Än-
derungsantrag ist bei Zustimmung der Opposition und
Gegenstimmen der Koalition abgelehnt.

Ich bitte nun diejenigen, die dem Gesetzentwurf in
der Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Hand-
zeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Ge-
setzentwurf ist in zweiter Beratung bei Zustimmung der
Koalition und Ablehnung der Opposition angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ich habe alle, die noch hier im Plenum sind, für 19 Uhr zu einem kleinen Umtrunk ins Schloss Bellevue eingeladen! – Heiterkeit im ganzen Hause)


– Das haben Sie gut gemacht. Das kann natürlich nie-
mand ausschlagen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Es ist aber angemessene Kleidung vorgesehen – da haben einige hier schon ein Problem!)


– Ich habe gelesen, man kann auch in Tracht kommen.


(Heiterkeit)


Nichtsdestotrotz würde ich jetzt gerne Tagesordnungs-
punkt 33 aufrufen:
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist in dritter Beratung mit dem gleichen Stimmenverhält-
nis wie zuvor angenommen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Ent-
schließungsantrag der Fraktion Die Linke auf Druck-
sache 16/9653. Wer stimmt für diesen Entschließungsan-
trag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –

Der Entschließungsantrag ist bei Zustimmung von
Linken und FDP, Gegenstimmen der Koalition und Ent-
haltung von Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zu
dem Übereinkommen des Europarates vom 23. No-
vember 2001 über Computerkriminalität.

Der Rechtsausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 16/9645, den Gesetzent-
wurf der Bundesregierung auf Drucksache 16/7218 an-
zunehmen.

Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustim-
men wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Der Gesetzentwurf ist bei Zustimmung der
Koalition und Ablehnung der Opposition angenommen.


(Zuruf von der CDU/CSU – Heiterkeit bei der CDU/CSU)


– Können wir den Witz bitte zu Protokoll nehmen, damit
ich ihn auch erfahre?

R
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u
H
u

D
f
v

n

d
(D

Beratung des Antrags der Abgeordneten Hans-
Michael Goldmann, Sabine Leutheusser-
Schnarrenberger, Mechthild Dyckmans, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Verbraucherschutz beim Telefonmarketing
verbessern – Callcenter erhalten
– Drucksache 16/8544 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz

Wiederum wird interfraktionell vorgeschlagen, die
eden zu Protokoll zu geben. – Damit sind Sie einver-

tanden. Es handelt sich um die Reden der Kolleginnen
nd Kollegen Dr. Günter Krings, Dirk Manzewski,
ans-Michael Goldmann, Karin Binder, Nicole Maisch
nd Brigitte Zypries.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/8544 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. – Damit sind Sie ein-
erstanden. Dann ist es so beschlossen.

Wir sind damit am Ende unserer heutigen Tagesord-
ung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Mittwoch, den 25. Juni 2008, 13 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.