Protokoll:
16150

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 150

  • date_rangeDatum: 12. März 2008

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 17:12 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/150 BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15785 C Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz-Josef Holzenkamp (CDU/CSU) . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Edmund Peter Geisen (FDP) . . . . . . . . . . Zusatzfragen Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Fragen 3 und 4 Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Stand der Leistungs- und Finanzierungs- vereinbarung (LuFV) zwischen Bund und Deutsche Bahn AG; Zeitplan der Bundes- regierung zur Umsetzung der LuFV sowie Zeitpunkt der Vorlage im Parlament Antwort Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15781 D 15782 B 15782 B 15783 B 15783 C 15784 A 15784 B 15784 C 15785 D 15787 B Deutscher B Stenografisch 150. Sitz Berlin, Mittwoch, de I n h a l Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: Politik für ländliche Räume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hofbauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . T F ( D V A v s k w e j A F 15779 A 15779 B 15780 A 15780 A 15780 C 15781 A 15781 C Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15784 D undestag er Bericht ung n 12. März 2008 t : agesordnungspunkt 2: ragestunde Drucksachen 16/8446, 16/8487) . . . . . . . . . . ringliche Fragen 1 und 2 olker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) usnahmeregelung bei drohender Zwangs- errentung ab dem 63. Lebensjahr für ogenannte Aufstocker mit Mindestein- ommen von 400 Euro aus „sonstiger Er- erbsarbeit“ und Grund für das Versagen iner solchen Ausnahmeregelung bei Mini- obs auf 400-Euro-Basis ntwort ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär 15785 B Zusatzfragen Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15787 B II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 Mündliche Fragen 5 und 6 Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Einfluss der Leistungs- und Finanzierungs- vereinbarung (LuFV) zwischen Bund und Deutsche Bahn AG (DB AG) auf die Höhe der Trassenpreise sowie auf eine Vermei- dung der Quersubventionierung verschie- dener Bereiche innerhalb der DB AG; Gewährleistung einer Erneuerung der überwiegend durch den Schienenpersonen- nahverkehr (SPNV) genutzten Strecken so- wie eines intregralen Taktfahrplanes im SPNV mit Hilfe der LuFV Antwort Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Fragen 12 und 13 Jörg Rohde (FDP) Innerhalb der nächsten zehn Jahre auf EU- Ebene zu erwartende Änderungen der für den Betrieb von Asphaltwerken relevanten Emissionsgrenzwerte sowie Maßnahmen der Bundesregierung zur Verschärfung der Grenzwerte; Haltung der Bundesregierung zu den unterschiedlichen Emissionsgrenz- werten für die Verbrennung von Kohle- staub und Öl sowie Maßnahmen zur Ver- änderung der Differenz zwischen diesen Grenzwerten Antwort Michael Müller, Parl. Staatssekretär BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Jörg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 14 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Zusammenhang zwischen den im Februar bekannt gewordenen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen zwei leitende Mitarbeiter aus dem Geschäftsbereich Stilllegung des Forschungszentrums Karls- ruhe wegen Bestechlichkeit und Korrup- tion und den exorbitanten Kostensteige- rungen beim Rückbau atomarer Anlagen Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Z S M S K d w F p w A T Z S M V I o v e A G Z V H M P M h u A G Z P M D H O d B 15789 B 15789 D 15791 A 15791 C 15792 A 15793 A usatzfragen ylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 15 ylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) enntnis des Bundesministeriums für Bil- ung und Forschung von Bestechungsvor- ürfen gegen zwei leitende Mitarbeiter des orschungszentrums Karlsruhe und Zeit- unkt der Information der baden- ürttembergischen Atomaufsicht ntwort homas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfrage ylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 17 olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) nitiativen der Bundesregierung auf bi- der multilateraler Ebene zur Freilassung on seitens der USA nicht als Terroristen ingestuften Gefangenen aus Guantánamo ntwort ünter Gloser, Staatsminister für Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 20 aul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) aßnahmen der Bundesregierung zur Ver- inderung der Einberufung von Kindern nter 18 Jahren in die afghanische Armee ntwort ünter Gloser, Staatsminister für Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen aul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . ündliche Fragen 31 und 32 r. Ilja Seifert (DIE LINKE) altung der Bundesregierung zur von nlinediensten gemeldeten Abschaffung er Schutzbestimmungen für kostenlose lindensendungen im Zuge der vollständi- 15793 B 15793 C 15793 D 15794 A 15794 B 15795 A 15795 C 15795 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 III gen Öffnung der Postmärkte ab 2011 durch die europäische Postrichtlinie sowie mögli- che Gegenmaßnahmen der Bundesregie- rung auf nationaler Ebene Antwort Hartmut Schauerte, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 40 Alexander Ulrich (DIE LINKE) Handlungsbedarf zur Neuordnung der Verhältnisse zwischen EU-Primär- und Se- kundärrecht nach Einschätzung des Euro- päischen Gewerkschaftsbundes aufgrund von Urteilen des Europäischen Gerichtsho- fes (EuGH) zur Höherbewertung von Grundfreiheiten gegenüber Grundrechten wie dem Streikrecht Antwort Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Mündliche Frage 41 Alexander Ulrich (DIE LINKE) Auswirkungen der EuGH-Urteile „Viking“ und „Vaxholm“ auf die unterschiedlichen Tarifsysteme, das Streikrecht und das Recht auf Kollektivverhandlungen inner- halb der EU Antwort Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Mündliche Frage 42 Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) Eventuelle Einschränkung des Streik- rechts in Deutschland und anderen EU- Staaten durch Urteile des Europäischen Gerichtshofs zu „Viking“ und Vaxholm“ mit dem Vorrang von Grundfreiheiten des EU-Binnenmarktes vor dem Grundrecht auf Streik sowie geplante Gegenmaßnah- men der Bundesregierung Antwort Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Z D A M D I r t i A p d „ „ A F Z D M C F z K U B g A U Z C M H H g B r V d v v r A U Z H 15796 C 15797 A 15798 A 15798 A 15799 A 15799 C 15799 C 15800 A 15800 C usatzfragen r. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . lexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . ündliche Frage 43 r. Diether Dehm (DIE LINKE) nitiativen der Bundesregierung zur Siche- ung der Vorrangstellung von Grundrech- en vor Grundfreiheiten im EU-Vertrag, nsbesondere der Bindung öffentlicher usschreibungen an soziale, einkommens- olitische oder diskriminierungsfreie Be- ingungen, aufgrund der EuGH-Urteile Vaxholm“ und „Viking“ sowie des Falles Rüffert“ ntwort ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen r. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . ündliche Fragen 46 und 47 ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) inanzierung der in das Jahr 2008 vorge- ogenen Auszahlung von Abfindungen von leinrenten in der landwirtschaftlichen nfallversicherung sowie Maßnahmen der undesregierung bei Übersteigen des vor- esehenen Abfindungsvolumens ntwort rsula Heinen, Parl. Staatssekretärin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 48 elmut Lamp (CDU/CSU) altung der Bundesregierung zu den Aussa- en des Gutachtens des Wissenschaftlichen eirats für Agrarpolitik des Bundesministe- ium für Ernährung, Landwirtschaft und erbraucherschutz bezüglich der Senkung er CO2-Emissionen durch Umwidmung on Agrarflächen zur Bioenergieerzeugung or dem Hintergrund der von der Bundes- egierung hierzu veröffentlichten Zahlen ntwort rsula Heinen, Parl. Staatssekretärin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfrage elmut Lamp (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 15800 C 15801 B 15801 D 15802 A 15803 A 15803 C 15804 A 15804 C IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 Mündliche Frage 49 Helmut Lamp (CDU/CSU) Haltung der Bundesregierung zur Auffas- sung des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau- cherschutz bezüglich Struktur der Fach- agentur Nachwachsende Rohstoffe und Einbettung des Deutschen Biomasse-For- schungszentrums in die deutsche For- schungslandschaft Antwort Ursula Heinen, Parl. Staatssekretärin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Helmut Lamp (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 54 Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) Verhinderung des Einsatzes Minderjähri- ger bei militärischen Operationen durch die militärischen Ausbilder bzw. Operation Monitoring und Liasion Teams des deut- schen ISAF-Kontingents in Afghanistan Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Mündliche Frage 55 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vereinbarkeit des Umgangs mit der The- matik Homosexualität durch einen der Träger des Christivals, der Organisation Wüstenstrom, mit den Vorgaben der Richt- linien des Kinder- und Jugendplanes des Bundes Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktio- nen der FDP und DIE LINKE: Haltung der Bundesregierung zu den Konsequenzen aus dem Urteil des Berliner Verwaltungs- gerichts zum Mindestlohn für Briefdienste D D W F B G G A D P J L A K N A L A M S H c s B A A H A M S E t f U z L A H 15805 A 15805 C 15806 B 15806 C 15807 B 15808 B 15809 B r. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . r. Ralf Brauksiepe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . erner Dreibus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU) . . . . udrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ndrea Nahles (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . aul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . osip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . nette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . laus Barthel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 ündliche Frage 1 abine Zimmermann (DIE LINKE) altung der Bundesregierung zu mögli- hen negativen Auswirkungen auf die Ge- ellschaft durch den von ihr betriebenen ürokratieabbau sowie Belege für positive uswirkungen ntwort ildegard Müller, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 ündliche Frage 2 abine Zimmermann (DIE LINKE) ntstandene Arbeitsplätze infolge der Mit- elstandsentlastungsgesetze sowie Gründe ür den Ausstieg von Gewerkschaften und mweltverbänden aus dem Modellprojekt um Bürokratieabbau in Ostwestfalen- ippe ntwort ildegard Müller, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15809 B 15810 C 15812 A 15813 B 15814 D 15816 A 15816 D 15818 B 15819 A 15820 B 15821 C 15822 C 15823 D 15825 B 15826 C 15827 A 15827 C 15827 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 V Anlage 4 Mündliche Frage 7 Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Umsetzung der Erkenntnisse aus dem Un- terausschuss Eisenbahninfrastruktur des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung in der Leistungs- und Finan- zierungsvereinbarung (LuFV) zwischen Bund und Deutsche Bahn AG Antwort Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Mündliche Frage 8 Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Bewertung von Langsamfahrstellen sowie Vereinbarungen zur Kapazität der Schie- nenwege in der Leistungs- und Finanzie- rungsvereinbarung zwischen Bund und Deutsche Bahn AG Antwort Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Mündliche Frage 9 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Gehälter der bei der DB Zeitarbeit be- schäftigten Lokführer als Gegenstand der Vermittlungsgespräche des Bundesver- kehrsministers mit den Tarifparteien Antwort Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Mündliche Fragen 10 und 11 Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vereinbarkeit des für den 24. Mai 2008 auf der mittleren Elbe zwischen Dömitz und Geesthacht und damit in Natura-2000-Ge- bieten und im Biosphärenreservat Fluss- landschaft Elbe geplanten Powerboot-Ren- nens mit den Zielen des Natur- und Artenschutzes sowie bereits ergriffene bzw. geplante Maßnahmen zur Gewährleistung eines angemessenen Schutzes von Natur, Anwohnern und Erholungssuchenden Antwort Michael Müller, Parl. Staatssekretär BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M C E Q 2 A A A M W H t d k M A G A M S N s g A D A M S N L D h h a A D A M R P G s A N 15828 A 15828 B 15828 B 15828 C nlage 8 ündliche Frage 16 ornelia Hirsch (DIE LINKE) rgebnisse der Tagung zum Deutschen ualifikationsrahmen am 5. und 6. März 008 in Berlin ntwort ndreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 9 ündliche Fragen 18 und 19 olfgang Gehrcke (DIE LINKE) altung der Bundesregierung zur Bewer- ung der Verletzung der Grenze Ecuadors urch die Streitkräfte Kolumbiens als Völ- errechtsbruch sowie geplante diplomatische aßnahmen zur Entschärfung der Lage ntwort ünter Gloser, Staatsminister für Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 10 ündliche Frage 21 evim Dağdelen (DIE LINKE) euer Zeitplan für die Vorlage und Verab- chiedung eines Nationalen Aktionsplans egen Rassismus ntwort r. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 11 ündliche Fragen 22 und 23 ilke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) eue Vorschläge der Bundesregierung zur ösung des Tarifkonflikts im öffentlichen ienst nach dem Scheitern der Tarifver- andlungen am 6. März 2008 sowie Vorge- ensweise des Bundesministers des Innern ls Verhandlungsführer des Bundes ntwort r. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 12 ündliche Frage 30 ainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) osition der Bundesregierung bezüglich ründung einer Mittelmeerbank zur Wirt- chaftsförderung im Mittelmeerraum ntwort icolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15829 A 15829 B 15829 C 15829 D 15830 A VI Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 Anlage 13 Mündliche Frage 33 Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) Anzahl der Verstöße gegen das Gesetz ge- gen Preismissbrauch im Bereich der Ener- gieversorgung und des Lebensmittelhan- dels seit Inkrafttreten der jüngsten Novelle am 1. Januar 2008 Antwort Hartmut Schauerte, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 14 Mündliche Frage 34 Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Pläne der Bundesregierung für eine Rege- lung der zukünftigen Eigentumsverhält- nisse der Übertragungsnetze von Eon, RWE, EnBW und Vattenfall Antwort Hartmut Schauerte, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 15 Mündliche Frage 35 Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Bewertung der Steinkohlesubventionen als unerlaubte Beihilfe bei Überschreiten der Kosten für die heimische Förderung inklu- sive Subventionen im Vergleich zum Stein- kohleimport Antwort Hartmut Schauerte, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 16 Mündliche Fragen 36 und 37 Dirk Niebel (FDP) Haltung der Bundesregierung zur Einrich- tung eines Mitarbeiter-TV-Programms „BA direkt“ bei der Bundesagentur für Ar- beit für 400 000 Euro im Jahr zur internen Vermittlung von Fachinformationen und Ausbildungsinhalten Antwort Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M D G S w A F A M C P m d b A F A M U M c E p r „ f A F A M U G d b A U A M D I s 15830 B 15830 C 15830 D 15831 B nlage 17 ündliche Frage 38 r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) ründe für die Kostenpflichtigkeit der ervicenummern der Arbeitsagenturen so- ie Höhe dieser Einnahmen im Jahr 2007 ntwort ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 18 ündliche Frage 39 ornelia Hirsch (DIE LINKE) läne für eine Erweiterung der Instru- ente für eine aussagekräftigere Ausbil- ungsstatistik der Bundesagentur für Ar- eit ntwort ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 19 ündliche Fragen 44 und 45 lla Lötzer (DIE LINKE) aßnahmen der Bundesregierung zur Si- herung des Streikrechts als Grundrecht in uropa und der Idee eines sozialen Euro- as insgesamt aufgrund der Urteile des Eu- opäischen Gerichtshofs zu „Viking“ und Vaxholm“, etwa ein zusätzliches Protokoll ür den Lissaboner Vertrag ntwort ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 20 ündliche Frage 50 lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ründe für die geplante Wiedereinführung er Tierabfälle (K3-Materialien) in die Le- ensmittelkette ntwort rsula Heinen, Parl. Staatssekretärin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 21 ündliche Frage 51 r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) n deutschen Wäldern und Forsten ent- tandene Schäden durch das Sturmtief 15831 C 15831 D 15832 B 15832 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 VII „Emma“ sowie Bewertung der Stabilität der deutschen Wälder und Forsten ein Jahr nach dem Orkan „Kyrill“ durch die Bundesregierung Antwort Ursula Heinen, Parl. Staatssekretärin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 22 Mündliche Frage 52 Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Verteilung von Gutscheinen der Restau- rantkette McDonald’s an Schulklassen und andere Gruppen beim Besuch des Bundes- ministeriums der Verteidigung in Berlin vor dem Hintergrund der Kritik des Wehr- beauftragten des Deutschen Bundestages an sich häufenden Fällen von Übergewicht bei Angehörigen der Bundeswehr Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . grund von Tests am nicht vorgesehenen Flugzeugtyp „Gripen“ Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 24 Mündliche Frage 56 Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Durch die Bundesregierung unterstützte Projekte zur Erforschung der Heimpäda- gogik in der ehemaligen DDR und in der alten Bundesrepublik sowie Handlungsbe- darf wegen der unterschiedlichen Handha- bung der Förderkriterien Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 25 Mündliche Frage 57 Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) 15832 D 15833 A 15833 B 15833 C Anlage 23 Mündliche Frage 53 Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Höhe der zusätzlichen Kosten bei der Ent- wicklung des Flugkörpers „Meteor“ auf- I F d A D nhalt und Finanzierung des Konzepts zur ortführung der generationsübergreifen- en Freiwilligendienste ntwort r. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15833 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15779 (A) ) (B) ) 150. Sitz Berlin, Mittwoch, de Beginn: 13.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15827 (A) ) (B) ) für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Essen und ZEW Mannheim am 6. März 2008 in Frank- Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * A d A ( r s d b b b A d d ( a M w d d r a v w d i a S s m f Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Altmaier, Peter CDU/CSU 12.03.2008 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.03.2008 Bülow, Marco SPD 12.03.2008 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 12.03.2008 Golze, Diana DIE LINKE 12.03.2008 Großmann, Achim SPD 12.03.2008 Günther (Plauen), Joachim FDP 12.03.2008 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 12.03.2008 Hintze, Peter CDU/CSU 12.03.2008 Hörster, Joachim CDU/CSU 12.03.2008* Dr. Lauterbach, Karl SPD 12.03.2008 Lintner, Eduard CDU/CSU 12.03.2008* Nitzsche, Henry fraktionslos 12.03.2008 Paula, Heinz SPD 12.03.2008 Pflug, Johannes SPD 12.03.2008 Piltz, Gisela FDP 12.03.2008 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 12.03.2008 Schily, Otto SPD 12.03.2008 Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 12.03.2008 Steinbach, Erika CDU/CSU 12.03.2008 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 12.03.2008 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 12.03.2008* (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Antwort er Staatsministerin Hildegard Müller auf die Frage der bgeordneten Sabine Zimmermann (DIE LINKE) Drucksache 16/8446, Frage 1): Hält die Bundesregierung an der Behauptung ihrer Staats- ministerin Hildegard Müller in der Plenardebatte vom 6. März 2008 zu TOP 11 (Plenarprotokoll 16/148) fest, die Bundestags- drucksache 16/6428 sei ein Bericht der Bundesregierung zum Bürokratieabbau, und, wenn nein, in welchem anderen Bericht entkräftet die Bundesregierung an einzelnen Beispielen den Vorwurf, der von ihr betriebene Bürokratieabbau hätte gesell- schaftlich negative Auswirkungen, wie geäußert vom Bundes- beauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit im Zusammenhang mit dem Ersten Mittelstandsentlastungsge- setz am Beispiel des Datenschutzes für Kleinbetriebe in einem Brief vom 9. Juni 2006 an die Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie des Deutschen Bundestages und wie geäußert vom Deutschen Gewerkschaftsbund zur Frage der Statistikausdünnung in seinen Stellungnahmen zum Ersten und zum Zweiten Mittelstandsentlastungsgesetz? Die Bundesregierung hat dem Parlament einen Be- icht zum Bürokratieabbau zugeleitet. Dieser Bericht tammt vom 24. Oktober 2007 und trägt die Bundestags- rucksachennummer 16/6826. Die von mir in der De- atte am 6. März 2008 genannte Drucksachennummer ezieht sich in der Tat auf einen anderen Vorgang. Ich itte für dieses Versehen um Nachsicht. nlage 3 Antwort er Parl. Staatsministerin Hildegard Müller auf die Frage er Abgeordneten Sabine Zimmermann (DIE LINKE) Drucksache 16/8446, Frage 2): Wie hoch ist die Anzahl der Arbeitsplätze, die laut Staats- ministerin Hildegard Müller entstanden sind durch die grö- ßere Freiheit für die Wirtschaft infolge der Mittelstandsentlas- tungsgesetze der Bundesregierung, und welche Gründe sind der Bundesregierung bekannt über den Ausstieg von Gewerk- schaften und Umweltverbänden aus dem Modellprojekt zum Bürokratieabbau in Ostwestfalen-Lippe? Das Programm der Bundesregierung für Bürokratie- bbau und bessere Rechtsetzung hat – neben anderen aßnahmen – dazu beigetragen, dass das Wirtschafts- achstum in Deutschland im zweiten Jahr in Folge über- urchschnittlich stark gestiegen ist und mit 2,5 Prozent en vierthöchsten Wert seit der Wiedervereinigung er- eicht hat. Der anhaltende Beschäftigungsaufbau hat uch die sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze oll erfasst, wobei ein Großteil des Beschäftigungszu- achses dem Mittelstand zuzuschreiben ist: 18 Prozent er Mittelständler waren sich Ende 2007 sicher, dass sie hren Personalbestand im ersten Halbjahr 2008 weiter ufstocken wollen. Das sind alles keine politischen onntagsfantasien, sondern Fakten aus dem „Mittel- tandsmotor 2008“, den die KfW Bankengruppe ge- einsam mit dem Informationsdienstleister Creditre- orm sowie den Forschungsinstituten IfM Bonn, RWI 15828 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 (A) ) (B) ) furt vorgestellt hat. Der bisherige Erfolg der vorgenann- ten Maßnahmen ist auch darauf zurückzuführen, dass die Bundesregierung bei der Bekämpfung von unnötiger Bü- rokratie stets auf eine möglichst breite Beteiligung aller gesellschaftlichen Gruppen gesetzt hat und auch künftig setzen wird. Hinsichtlich der Modellregion Ostwestfa- len-Lippe darf ich zur Vermeidung von Wiederholungen auf die Antwort der Bundesregierung vom 4. Juli 2007 auf die Frage Nr. 7 der Kleinen Anfrage Ihrer Fraktion „Auswirkungen des Vorhabens Bürokratieabbau und Normenkontrollrat auf soziale und ökologische Stan- dards“ verweisen. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Ulrich Kasparick auf die Frage des Abgeordneten Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/8446, Frage 7): Welche Erkenntnisse aus dem Unterausschuss Eisenbahn- infrastruktur des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtent- wicklung des Deutschen Bundestages fanden Eingang in die Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung zwischen Bund und DB AG, und welche Fragestellungen aus dem Unteraus- schuss müssen noch erörtert werden? Die im Unterausschuss Eisenbahninfrastruktur des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung dis- kutierten Fragestellungen werden vom Bundesministe- rium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung im Rahmen der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV) aufgegriffen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Ulrich Kasparick auf die Frage des Abgeordneten Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/8446, Frage 8): Wie werden Langsamfahrstellen in der LuFV bewertet, und welche konkreten Vereinbarungen gibt es zur Kapazität der Schienenwege in der LuFV? Nach Vorstellung der Bundesregierung ist eine sank- tionsbewerte Qualitätskennzahl im Rahmen einer LuFV der sogenannte theoretische Fahrzeitverlust. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Ulrich Kasparick auf die Frage der Abgeordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE) (Drucksache 16/8446, Frage 9): Trifft es nach Kenntnis der Bundesregierung zu, dass seit dem 1. Januar 2008 circa 1 000 Lokführer bei der DB-Zeitar- beit, deren Tarifpartner der Vorsitzende der Gewerkschaft Transnet, Norbert Hansen, ist, beschäftigt werden, die deut- lich weniger verdienen als der Ende 2007 abgeschlossene Ta- rifvertrag der GDL vorsieht, und wie wird die Bundesregie- rung gegebenenfalls in den Gesprächen mit den Tarifparteien, bei denen der Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtent- wicklung, Wolfgang Tiefensee, vermittelnd agiert, diesen Umstand ansprechen? B u A d d ( F Z g b E G V h f V F v f g t v I s n s g A Z w s D R f a M l (C (D Die Aushandlung von Tarifen bei der Deutschen ahn AG unterliegt grundsätzlich der Tarifautonomie nd fällt damit in die Verantwortung der Tarifpartner. nlage 7 Antwort es Parl. Staatssekretärs Michael Müller auf die Fragen er Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/8446, ragen 10 und 11): Wie beurteilt die Bundesregierung die zu erwartenden Auswirkungen des für den 24. Mai 2008 auf der Mittleren Elbe zwischen Dömitz und Geesthacht – und damit in Natura- 2000-Gebieten und im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – geplanten Powerboot-Rennens auf Natur (zum Beispiel Brutvögel), Anwohner und Erholungssuchende, und hält sie diese Sportveranstaltung für mit den Zielen des Natur- und Artenschutzes vereinbar? Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung ergriffen bzw. wird sie ergreifen, um den angemessenen Schutz von Natur, Anwohnern und Erholungssuchenden zu gewährleis- ten, und wie wurde das an die Bundesministerien für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gerichtete Schreiben des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vom 8. Februar 2008 beantwortet? u Frage 10: Bei der vom Wasser- und Schifffahrtsamt Lauenburg enehmigten Veranstaltung handelt es sich um eine Motor- ootsternfahrt und nicht um ein Powerboot-Rennen. Die lbe ist Bundeswasserstraße und somit im Rahmen des emeingebrauchs nach § 5 WaStrG für den allgemeinen erkehr nutzbar. In dem für die Veranstaltung vorgese- enen Streckenabschnitt existieren bisher auch keine Be- ahrensregelungen, die der beantragten und genehmigten eranstaltung entgegenstehen könnten. Das Bundesamt für Naturschutz hat im Rahmen eines uE-Vorhabens die relevanten Wirkfaktoren im Kontext on FFH-Verträglichkeitsprüfungen unter anderem auch ür Wassermotorradstrecken untersuchen lassen. Das Er- ebnis dieser Untersuchung zeigt, dass von 36 Wirkfak- oren im Bereich Wassermotorradstrecken 23 nicht rele- ant, zehn weniger relevant und nur drei relevant sind. m Gegensatz zur Genehmigung von Wassermotorrad- trecken handelt es sich bei der auf der Elbe vorgesehe- en Motorbootsternfahrt um ein einzelnes, zeitlich auf echs Stunden beschränktes Ereignis, dessen Auswirkun- en nach Einschätzung der Bundesregierung auf Natur, nwohner und Erholungssuchende eher begrenzt sind. u Frage 11: Die Bundesregierung sieht den Schutz von Natur, An- ohnern und Erholungssuchenden durch die Sportboot- ternfahrt auf der Elbe nicht wesentlich beeinträchtigt. as Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und eaktorsicherheit wird aber mit dem Bundesministerium ür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung das Gespräch ufnehmen mit dem Ziel, auch für zeitlich begrenzte otorwassersportveranstaltungen eine analoge Rege- ung zu dem in den Hinweisen zur Ausweisung von Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15829 (A) ) (B) ) Wassermotorradstrecken formulierten Grundsatz, dass die Strecken nicht in oder an einem Natura-2000-Gebiet oder einem Naturschutzgebiet liegen dürfen, zu schaf- fen. In diesem Sinne wird auch das Schreiben des Bun- desministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktor- sicherheit an den BUND beantwortet werden. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Andreas Storm auf die Frage der Abgeordneten Cornelia Hirsch (DIE LINKE) (Drucksache 16/8446, Frage 16): Was waren aus Sicht der Bundesregierung die wesentli- chen Ergebnisse der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit veranstalteten Tagung zum Deutschen Qualifi- kationsrahmen in Berlin am 5. und 6. März 2008? Zu der zweitägigen Tagung hatten Frau Bundesminis- terin Dr. Annette Schavan und die KMK-Präsidentin, Frau Ministerin Kramp-Karrenbauer, rund 180 Expertin- nen und Experten nach Berlin eingeladen. Ziel der Ta- gung war es, die Entwicklung des Deutschen Qualifika- tionsrahmens ins öffentliche Bewusstsein zu heben, wichtigen Akteuren und gesellschaftlichen Gruppen ein Forum zu bieten, ihre Erwartungen und Anregungen an die Entwicklung eines Deutschen Qualifikationsrahmen einzubringen und – darauf aufbauend – ein erstes gemein- sames Verständnis zur Grundarchitektur des Deutschen Qualifikationsrahmens zu konturieren. In sechs Fach- foren wurden die unterschiedlichen Aspekte der DQR- Entwicklung – von der individuellen Mobilitätssiche- rung bis zu bildungstheoretischen und -praktischen Fra- gen der Messung und Skalierung von Lernergebnissen – behandelt. Eine Dokumentation und Auswertung der Ar- beit in den Fachforen wird zurzeit vorgenommen. Die Berichterstattung aus den Foren hat gezeigt, dass über die Notwendigkeit der Entwicklung eines Deutschen Qualifikationsrahmens auf der Basis von Lernergebnis- sen und Kompetenzniveaubeschreibungen ein breiter Konsens besteht. Es ist eine große Bereitschaft aller Be- reiche unseres Bildungssystems zu erkennen, aktiv an der Gestaltung des DQR mitzuwirken. Anlage 9 Antwort des Staatsministers Günter Gloser auf die Fragen des Abgeordneten Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) (Drucksache 16/8446, Fragen 18 und 19): Wird sich die Bundesregierung der Bewertung der Mehr- heit der lateinamerikanischen Staaten, dass die Verletzung der Grenze Ecuadors durch die Streitkräfte Kolumbiens einen zu verurteilenden Völkerrechtsbruch darstellt, anschließen? Welche diplomatischen Maßnahmen wird die Bundes- regierung ergreifen, um Kolumbien darauf zu drängen, die zu- gespitzte Lage zu entschärfen und Südamerika nicht zum Schauplatz von Krieg bzw. Bürgerkrieg werden zu lassen? Zu Frage 18: Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) hat in ihrer Resolution vom 5. März 2008 eine Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität Ecuadors d k Z u d N t w A d F ( F m d m b E s n w A d F ( F Z l (C (D urch Kolumbien festgestellt. Die Bundesregierung sieht einen Grund, dieser Bewertung etwas hinzuzufügen. u Frage 19: Die Bundesregierung hat die Nachricht mit Freude nd Erleichterung aufgenommen, dass der Konflikt, an em Kolumbien, Ecuador, Venezuela und später auch icaragua beteiligt waren, bei dem Treffen der Präsiden- en zum Rio-Gipfel am vergangenen Samstag beigelegt urde. Damit ist die Lage entschärft. nlage 10 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Christoph Bergner auf die rage der Abgeordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Drucksache 16/8446, Frage 21): Gibt es einen neuen Zeitplan der Bundesregierung für die Vorlage und Verabschiedung eines Nationalen Aktionsplans gegen Rassismus angesichts der Tatsache, dass der vom Parla- mentarischen Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, Peter Altmaier, am 16. Januar 2008 im Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe des Deutschen Bun- destages vorgestellte Zeitplan (Januar: abgestimmter Ressort- entwurf, Februar: Stellungnahmen der Nichtregierungsorgani- sationen zum neuen Entwurf, März: Verabschiedung im Kabinett) nicht mehr einzuhalten ist, und wie sieht dieser Zeitplan aus? Wie in der Beantwortung der Schriftlichen Frage von rau Dağdelen vom 20. Februar 2008 (2/188) dargestellt, usste der ursprünglich ins Auge gefasste Zeitplan für ie Kabinettsbefassung mit dem Nationalen Aktionsplan odifiziert werden. Die ausstehenden Verfahrensschritte einhalten die abschließende Überarbeitung, die erneute inbindung der Nichtregierungsorganisationen nach Res- ortabstimmung und die Kabinettsbefassung. Eine Kabi- ettsbefassung bis Ende des 2. Quartals des Jahres 2008 ird angestrebt. nlage 11 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Christoph Bergner auf die ragen der Abgeordneten Silke Stokar von Neuform BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/8446, ragen 22 und 23): Welche neuen Vorschläge beabsichtigt die Bundesregie- rung zur Lösung des Tarifkonfliktes im öffentlichen Dienst und zur Deeskalation dieses Arbeitskampfes vorzulegen, nachdem die Tarifverhandlungen gescheitert sind? Wie ist der Bundesminister des Innern als Verhandlungs- führer des Bundes in den letzten Tarifverhandlungen am 6. März 2008 vorgegangen, nachdem er zuvor erklärt hatte: „Ich bin zuversichtlich, dass wir in der kommenden Woche zu einem Ergebnis kommen, das den wirtschaftlichen Rahmen- bedingungen und damit den langfristigen Interessen der Be- schäftigten entspricht.“ (Bild am Sonntag vom 2. März 2008), und wie erklärt er sich, dass die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi das bisherige Angebot der Arbeitgeber ablehnt? u Frage 22: Nachdem die Gewerkschaften im fünften Verhand- ungstermin der Tarifverhandlungen für die Beschäftig- 15830 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 (A) ) (B) ) ten bei Bund und kommunalen Arbeitgebern am 7. März 2008 die Verhandlungen für gescheitert erklärt haben, haben die öffentlichen Arbeitgeber das zwischen den Ta- rifvertragsparteien vereinbarte Schlichtungsverfahren eingeleitet. Alles Weitere bleibt jetzt dem Schlichtungs- verfahren vorbehalten, für das Lothar Späth und Herbert Schmalstieg als unparteiische Schlichter benannt sind. Zu Frage 23: Der Bundesminister des Innern bedauert das Schei- tern der Tarifverhandlungen. Die Arbeitgeber waren zur Einigung bereit und haben dies auch in jedem Punkt deutlich gemacht. Es gab die Chance zur Einigung, aber gerade beim Thema Arbeitszeit war eine Einigung bisher nicht zu erreichen. Das Übrige bleibt dem am kommen- den Samstag beginnenden Schlichtungsverfahren und der Fortsetzung der Tarifverhandlungen am 29. März 2008 vorbehalten. Anlage 12 Antwort der Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Frage des Abgeordneten Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/8446, Frage 30): Wie ist die Position der Bundesregierung zu der von eini- gen Mittelmeeranrainern geforderten Gründung einer Mittel- meerbank, die sich schwerpunktmäßig mit der Wirtschaftsför- derung im Mittelmeerraum beschäftigen soll? Die Bundesregierung lehnt die Gründung einer Mit- telmeerbank ab. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Schauerte auf die Frage der Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) (Drucksache 16/8446, Frage 33): Wie viele und welche Verstöße gegen das Gesetz gegen Preismissbrauch im Bereich der Energieversorgung und des Lebensmittelhandels sind der Bundesregierung seit Inkrafttre- ten der jüngsten Novelle am 1. Januar 2008 bekannt? Zuständig für die Feststellung von Verstößen gegen die neuen kartellrechtlichen Missbrauchsverbote in § 20 Abs. 4 und § 29 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbe- schränkungen (GWB), die unter anderem mit dem am 22. Dezember 2008 in Kraft getretenen „Gesetz gegen Preismissbrauch im Bereich der Energieversorgung und des Lebensmittelhandels“, eingeführt wurden, sind das Bundeskartellamt oder die Landeskartellbehörden. Ein (rechtskräftiger) Abschluss von Missbrauchsverfahren konnte angesichts der erst kurzen Geltungsdauer der neuen Vorschriften noch nicht erfolgen. Im Energie- bereich werden von Bundeskartellamt und Landes- kartellbehörden Ermittlungen auf Basis des § 29 GWB durchgeführt, der für marktbeherrschende Strom- und Gasanbieter gilt. Erste Erfolge zeichnen sich bereits im Gasbereich ab. Dort wurde Anfang März 35 Gasversor- gern schriftlich der Verdacht mitgeteilt, ungünstigere Gaspreise zu fordern als Vergleichsunternehmen und da- mit gegen das Missbrauchsverbot des § 29 GWB zu ver- s n d p A z U s v M K g w f o ß a m n ( K A d d G p d k g f D g S d R i D t w n i K c e A d d G (C (D toßen. Betroffen ist der Markt für die Belieferung von icht leistungsgemessenen Haushalts- und Gewerbekun- en mit Erdgas. Ein vorangegangener bundesweiter Gas- reisvergleich hatte gezeigt, dass teilweise erhebliche bweichungen von 25 Prozent bis 45 Prozent und mehr wischen den Unternehmen bestehen. Betroffen sind nternehmen aus allen Regionen Deutschlands, eigen- tändige Stadtwerke wie auch Versorger, an denen die ier großen Verbundunternehmen beteiligt sind. Die issbrauchsverfahren betreffen mit circa 4 Millionen unden knapp 20 Prozent des Marktes. Die Gasversor- er haben bis zum 25. März Gelegenheit, zu den Vor- ürfen Stellung zu nehmen. Weitere Verfahren können olgen. Auch im Strombereich laufen Untersuchungen, b gegen das Missbrauchsverbot des § 29 GWB versto- en wurde, sowohl auf Ebene der Endkundenversorgung ls auch auf Ebene des Stromgroßhandels. Eine ziffern- äßige Angabe möglicher Verstöße ist derzeit noch icht möglich. Die neuen Vorschriften in § 20 GWB Untereinstandspreisverkäufe von Lebensmitteln, Preis- osten-Scheren) wurden noch nicht angewendet. nlage 14 Antwort es Parl. Staatssekretärs Hartmut Schauerte auf die Frage es Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 16/8446, Frage 34): Lehnt die Bundesregierung die vollständige eigentums- rechtliche Trennung der Übertragungsnetze von Eon, RWE, EnBW und Vattenfall und ihre Übertragung in eine Netz AG ab, und wie stellt sich die Bundesregierung die zukünftigen Eigentumsverhältnisse bei den Netzen vor? Industrie und Verbraucher sind auf eine sichere und reisgünstige Stromversorgung angewiesen. Die Bun- esregierung prüft daher die Auswirkungen des ange- ündigten Verkaufs der Übertragungsnetze von Eon ründlich. Sie hat auch weiterhin eine klare Präferenz ür eine private Struktur des Übertragungsnetzbetriebs in eutschland. Die Erfahrung zeigt, dass die Stromversor- ung in Deutschland mit ihren privatwirtschaftlichen trukturen sehr zuverlässig ist. Wichtig ist allerdings, ass die staatlich gesetzten Rahmenbedingungen und die egulierung sicherstellen, dass die notwendigen Netz- nvestitionen auch in Zukunft vorgenommen werden. ies sind im Übrigen auch zentrale Ziele der Dritten Op- ion, die wir in Brüssel bei der Entflechtungsdiskussion eiter verfolgen. Der Netzverkauf von Eon bedeutet icht, dass die Bundesregierung ihre bisherige Strategie n Brüssel ändert. Wir lehnen weiterhin die von der EU- ommission geforderte zwangsweise eigentumsrechtli- he Trennung von Übertragungsnetzen und Energie- rzeugung und -vertrieb ab. nlage 15 Antwort es Parl. Staatssekretärs Hartmut Schauerte auf die Frage es Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 16/8446, Frage 35): Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15831 (A) ) (B) ) Wie hoch sind aktuell die Kosten für Steinkohleimporte sowie für die heimische Steinkohleförderung und die aktuel- len Steinkohlesubventionen je Tonne, und sieht die Bundesre- gierung eine unerlaubte Beihilfe als gegeben an für den Fall, dass die Steinkohlesubventionen höher sind als die Differenz zwischen den Kosten für die heimische Steinkohleförderung und denjenigen für Steinkohleimporte? Der Preis für aus Drittländern importierte Steinkohle wird durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhr- kontrolle (BAFA) erhoben. Dieser BAFA-Preis dürfte im Durchschnitt des Jahres 2007 für Kraftwerkskohle bei 67 Euro je Tonne SKE frei deutsche Grenze gelegen ha- ben. Eine endgültige Berechnung liegt noch nicht vor. Bei den Förderkosten und den Subventionen je Tonne handelt es sich um Daten für ein einzelnes Unternehmen, die der Vertraulichkeit unterliegen. Die Steinkohlesub- ventionen je Tonne können nicht höher sein als die Diffe- renz zwischen Produktionskosten und Importpreisen, da die Subventionen vom BAFA erst festgesetzt werden, nachdem die Informationen über Kosten und Preise vor- liegen und geprüft wurden. Das BAFA ermittelt den Un- terschiedsbetrag zwischen den Produktionskosten und den auf den Einfuhrpreisen beruhenden Erlösen des Un- ternehmens und bestimmt damit den Subventionsbetrag je Tonne abgesetzter Steinkohle. Grundsätzlich werden die Bezieher deutsche Steinkohle preislich genau so ge- stellt, als würden sie Importkohle gleicher Qualität bezie- hen. Infolge der erforderlichen Qualitätsabschläge liegen die Erlöse für deutsche Steinkohle in der Regel unter den Einfuhrpreisen für hochwertige Importkohle. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang auch, dass über die Subven- tionen nicht nur die Differenz zwischen Kosten und Erlö- sen gedeckt wird, sondern auch die durch Wirtschaftsprü- fertestat nachgewiesenen Stilllegungsaufwendungen. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Fragen des Abgeordneten Dirk Niebel (FDP) (Drucksache 16/8446, Fragen 36 und 37): Wie bewertet die Bundesregierung, dass die Bundesagen- tur für Arbeit (BA) für ihre Beamten und Angestellten ein Mitarbeiter-TV-Programm „BA direkt“ für 400 000 Euro im Jahr einrichtet, um Informationen zu vermitteln, die Teil der Ausbildung bzw. der Einarbeitung von Fachkräften sind und die mit wesentlich weniger Aufwand auch über das Intranet der BA zu vermitteln wären? Wie bewertet die Bundesregierung, dass die Sendung of- fenbar nur intern abgerufen werden soll und nicht der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung steht? Zu Frage 36: Bei dem Mitarbeiterfernsehen „BA direkt“ geht es um eine aktuelle, direkte und anschauliche Ansprache der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über das Intranet der BA. Die Bundesregierung bewertet es als positiv, dass die BA mit ihrem Mitarbeiterfernsehen laufend aktuelle Informationen und Tipps für die tägliche Arbeit gibt. Die dort vermittelten Inhalte sind nicht Teil der Ausbildung und nicht Teil der Einarbeitung von Fachkräften, son- dern informieren über laufende Projekte im Zuge der Re- form, veranschaulichen „Best Practice“-Beispiele und b k I t d v b i f d b u Z d b u A d A ( v f n s d r t k b i d d l e M d a A g K k n f A d d ( (C (D eantworten Fragen von Mitarbeitern zu aktuellen Dis- ussionen. Außerdem wird beispielsweise Wissen über T-Sicherheit oder Gesundheit am Arbeitsplatz vermit- elt. Angesichts der Verbesserungen bei der Information er Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der besseren Moti- ation und der besseren Identifikation mit dem Arbeitge- er erscheinen die hierfür eingesetzten Mittel als gut nvestiertes Geld. Auch die Evaluation des Mitarbeiter- ernsehens durch neutrale Dritte in einer Pilotphase und ie Einschaltquoten von bis zu 40 Prozent pro Sendung elegen eine hohe Akzeptanz bei den Mitarbeiterinnen nd Mitarbeitern der BA. u Frage 37: Die Veröffentlichung im Intranet der BA ist aus Sicht er Bundesregierung nicht zu beanstanden, da das Mitar- eiterfernsehen sich ausschließlich mit internen Themen nd Abläufen der BA befasst. nlage 17 Antwort es Parl. Staatssekretärs Franz Tönnes auf die Frage der bgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Drucksache 16/8446, Frage 38): Warum sind die Servicenummern der Arbeitsagenturen kostenpflichtig und welche Einnahmen haben die Arbeits- agenturen durch die kostenpflichtigen Servicenummern insge- samt 2007 eingenommen? Die Bundesagentur für Arbeit hat bundesweit 58 Ser- ice Center eingerichtet, in denen Kundenanliegen tele- onisch entgegen genommen werden. Sie entlastet so die achgelagerten Bereiche zugunsten der besseren und chnelleren Erledigung ihrer Kernaufgaben – insbeson- ere der Integration in Arbeit und der Leistungsgewäh- ung. Die bundeseinheitliche Rufnummer erleichtert den elefonischen Zugang unter anderem durch die Möglich- eit ihrer bundesweiten Veröffentlichung und Bewer- ung. Alle Kundenanrufe werden ortsunabhängig immer n das Service Center mit der geringsten Auslastung und amit besten Erreichbarkeit für die Kunden geleitet. Die amit verbundenen hohen technischen Anforderungen assen sich nur mit einer Mehrwertdienste-Rufnummer rfüllen. Die BA hat sich für die gebührenpflichtige ehrwertdienste-Rufnummer 01801- entschieden, weil iese für die Kunden der BA die kostengünstigste Vari- nte einer gebührenpflichtigen Servicerufnummer ist. ls Alternative bestand die Möglichkeit einer gänzlich ebührenfreien Rufnummer. Diese birgt ein erhöhtes ostenrisiko, da die Anrufer auf die Gesprächsdauer eine Rücksicht nehmen müssten. Die BA hat keine Ein- ahmen, da die Gebühren der Deutschen Telekom zu- ließen. nlage 18 Antwort es Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Frage er Abgeordneten Cornelia Hirsch (DIE LINKE) Drucksache 16/8446, Frage 39): 15832 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 (A) ) (B) ) Gibt es Planungen, über die derzeit üblichen stichtagsbe- zogenen Veröffentlichungen der Bundesagentur für Arbeit hi- naus Instrumente für eine aussagekräftigere Ausbildungssta- tistik zu schaffen, und welche Angaben sollte eine solche Statistik nach Auffassung der Bundesregierung umfassen? Solche Planungen gibt es bei der BA nicht. Soweit die Frage auf die Einführung einer umfassen- den Statistik zielt, die den gesamten Ausbildungsmarkt einschließlich schulischer Ausbildungen einbezieht, weise ich darauf hin, dass das zuständige Bundesminis- terium für Bildung und Forschung nach meiner Kenntnis an einer Lösung arbeitet. Im Interesse einer besseren, insbesondere vollständigeren Beurteilung der Ausbil- dungsmarktsituation und einer zeitnahen Abschätzung von Ausbildungsalternativen wird dort gemeinsam mit den Ländern an einer aktuellen Gesamtschau aller Aus- bildungs- und Qualifizierungsformen gearbeitet. Ziel ist es, neben den Informationen des Bundesinstituts für Berufsbildung zu den neu abgeschlossenen Ausbil- dungsverträgen und den Angaben der Bundesagentur für Arbeit zur Ausbildungsmarktstatistik aktuellere Daten zu den Eintritten von Jugendlichen in Qualifizierungs- bzw. sonstige Verbleibsformen außerhalb des dualen Systems zu erhalten. Im Vordergrund steht derzeit eine Bestandsaufnahme der Entwicklungen in den einzelnen Ländern, da vergleichbare Datensätze Voraussetzung für ein bundesweites Indikatorensystem sind. Über die wei- teren Umsetzungsschritte berät zurzeit eine vom BMBF, Ländern, der amtlichen Statistik, dem Bundesinstitut für Berufsbildung und dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Fragen der Abgeordneten Ulla Lötzer (DIE LINKE) (Drucksa- che 16/8446, Fragen 44 und 45): Sieht die Bundesregierung einen Handlungsbedarf, der sich aus der Auffassung des Europäischen Gewerkschaftsbun- des ergibt, dass mit den Urteilen des Europäischen Gerichts- hofes zu „Viking“ und „Vaxholm“ die Idee eines sozialen Eu- ropas insgesamt gefährdet wird? Sieht die Bundesregierung die Notwendigkeit, aufgrund der Urteile zu „Viking“ und „Vaxholm“ zur Sicherung des Streikrechts als Grundrecht in Europa, ein zusätzliches Proto- koll für den Lissaboner Vertrag vorzuschlagen, in dem aus- drücklich das uneingeschränkte Streikrecht als Grundrecht ge- schützt wird und auch eine Einschränkung durch eine rechtliche Höherbewertung durch die Grundfreiheiten in Zu- kunft ausgeschlossen wird? Zu Frage 44: Die Bundesregierung sieht im Hinblick auf die Ur- teile Viking und Laval im Moment keinen Handlungsbe- darf. Es ist nicht erkennbar, dass durch die Urteile die Idee des sozialen Europas gefährdet würde. Der EuGH hat in den Urteilen Viking und Laval das Streikrecht ex- plizit als europäisches Grundrecht anerkannt. In beiden Urteilen wurde die soziale Dimension der Gemeinschaft betont und darauf hingewiesen, dass ein Ausgleich zwi- s d f E Z t d A d d G n m d p k d d k G A d d ( z d b o b u g e A h B a (C (D chen den Grundrechten der Arbeitnehmer einerseits und en Grundfreiheiten der Unternehmen andererseits ge- unden werden müsse; dies erfordere eine Abwägung im inzelfall. u Frage 45: Die Bundesregierung sieht im Hinblick auf die Ur- eile Viking und Laval im Moment keinen Handlungsbe- arf. nlage 20 Antwort er Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen auf die Frage er Abgeordneten Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 16/8446, Frage 50): Warum führt die Bundesregierung erneute Risikofaktoren für die Sicherheit von Lebens- und Futtermitteln sowie der Tiergesundheit durch die geplante Wiedereinführung der Tier- abfälle (K3-Materialien) in die Lebensmittelkette ein, obwohl auch in der Vergangenheit das Verbot der Verfütterung an Wiederkäuer unterlaufen wurde, BSE zu enormen Schäden führte und die häufigen Fleischskandale die kriminelle Ener- gie im Fleischsektor beweisen? Ich möchte darauf hinweisen, dass nach der Verord- ung (EG) Nr. 1774/2002, die seit dem 1. Mai 2003 un- ittelbar anwendbares Gemeinschaftsrecht ist, nicht für en menschlichen Verzehr bestimmte tierische Neben- rodukte der Kategorie 3 nicht mehr in die Lebensmittel- ette zurückgeführt werden dürfen. Dieses Verbot gilt ab em Zeitpunkt, ab dem die Zweckbestimmung „nicht für en menschlichen Verzehr bestimmt“ lautet. Es gibt eine Überlegungen innerhalb der Bundesregierung oder emeinschaftsebene, dieses Prinzip zu ändern. nlage 21 Antwort er Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen auf die Frage er Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) Drucksache 16/8446, Frage 51): Welche durch das Sturmtief „Emma“ entstandenen Schä- den in den deutschen Wäldern und Forsten sind der Bundesre- gierung bekannt und wie bewertet die Bundesregierung die aktuelle Stabilität der deutschen Wälder und Forsten circa ein Jahr nach Orkan „Kyrill“? Ich möchte mitteilen, dass nach vorläufigen Schät- ungen die Schäden durch den Sturm „Emma“ im Wald eutlich niedriger sind als nach „Kyrill“. Die Länder ha- en die genaue Erfassung der vom Sturm geworfenen der gebrochenen Bäume noch nicht abgeschlossen. Die isher genannten vorläufigen Mengen liegen deutlich nter 5 Millionen Kubikmeter. Die Bundesregierung eht davon aus, dass sich der Orkan „Kyrill“ auch noch in Jahr danach auf die Stabilität des Waldes auswirkt. usmaß und Bedeutung eventueller Stabilitätseinbußen ängen von lokaler Stärke des Sturmes, Standort, aumart, Schäden und seither ergriffenen Maßnahmen b. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15833 (A) ) (B) ) Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Frage des Abgeordneten Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/8446, Frage 52): In welchem Zeitraum hat das Bundesministerium der Ver- teidigung an seinem Berliner Dienstsitz besuchenden Schul- klassen und anderen Besuchergruppen zur Verpflegung Gut- scheine der Restaurantkette „McDonald’s“ ausgehändigt, und ist dies auch nach Kritik des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe, an sich häufenden Fällen von Übergewicht bei der Bundeswehr noch immer gängige Pra- xis? Der Besucherdienst am 2. Dienstsitz des Bundes- ministeriums der Verteidigung gibt seit 2001 ausschließ- lich an Schulklassen Gutscheine der Restaurantkette McDonald’s über 3 Euro aus, die in unmittelbarer Nähe des Ministeriums in einer Filiale des Unternehmens am Potsdamer Platz eingelöst werden können. Grund ist, dass die Kapazität der Kantine nicht ausreicht, um alle Schülergruppen zu versorgen. Auf McDonald’s ist die Wahl aufgrund des günstigen Preises gefallen. Die Schü- lergruppen entscheiden dabei grundsätzlich selber, ob sie auf Einladung des Ministeriums ein Mittagessen in der Kantine am 2. Dienstsitz oder die Verpflegungsgut- scheine der Firma McDonald’s in Anspruch nehmen möchten. Die überwiegende Mehrheit der etwa 30 000 Schüler pro Jahr wählt das Essen in der Kantine. Nur circa 4 500 Schüler nehmen die Option McDonald’s in Anspruch. Das Bundesministerium der Verteidigung nimmt die Aussagen im Bericht des Wehrbeauftragten über die Gesundheit und körperliche Leistungsfähigkeit unserer Soldatinnen und Soldaten sehr ernst, sieht je- doch keinen unmittelbaren Zusammenhang mit dem An- gebot von Gutscheinen an Schülergruppen, die sich für diese Alternative frei entscheiden können, und wird des- halb bis auf Weiteres an der Praxis weiterhin festhalten. Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Frage des Abgeordneten Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/8446, Frage 53): Welche zusätzlichen Kosten entstehen bei der Entwick- lung des Flugkörpers „Meteor“ durch Durchführung von Tests am nicht vorgesehenen Flugzeugtyp „Gripen“ und wer trägt diese Mehrkosten? Da der Vertragsabschluss mit der Firma Eurofighter GmbH zur Entwicklungsunterstützung „Meteor“ (ein- schließlich Integration) nicht zustande kam, musste die „Meteor“-Flugkörperentwicklung von der Integration des Flugkörpers am Eurofighter zeitlich entkoppelt wer- den. Die unterbrechungsfreie Fortführung der bisher zu- friedenstellend verlaufenden Flugkörperentwicklung ist geboten, um wirtschaftlichen Nachteilen durch weitere Verzögerungen entgegen zu wirken. Um weitere kosten- wirksame Verzögerungen des Entwicklungsprogrammes „Meteor“ abzuwenden, wurde nach wirtschaftlicher Be- wertung die Nutzung der „Gripen“ als Ersatz für den „Eurofighter“ als Erprobungsträger ausgewählt. Die M E b B T g D 8 A d F L h F t I t f j n d b A d F N a e g A d s d d t d g S s (C (D ehrkosten hierfür betragen insgesamt 40,1 Millionen uro. Sie sind durch die vier „Eurofighter“-Nationen zu estreiten, da diese gegenüber der Firma MBDA in der eistellverpflichtung eines Testflugzeuges stehen. Eine eilverantwortung der Industrie ist aus den Vereinbarun- en des Entwicklungsvertrages nicht ableitbar. Für eutschland beläuft sich der Kostenanteil auf rund ,3 Millionen Euro. nlage 24 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die rage der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE INKE) (Drucksache 16/8446, Frage 56): Welche Projekte unterstützt die Bundesregierung zur Er- forschung der Heimpädagogik in der DDR und in der BRD, und sieht die Bundesregierung Handlungsbedarf vor dem Hin- tergrund der Äußerung des Berliner Erziehungswissenschaft- lers Manfred Kappeler, der der Auffassung ist, dass für die politisch opportune Aufarbeitung verfehlter Heimpädagogik in der DDR Geld vorhanden sei, für eine vergleichbare For- schung in den alten Bundesländern aber nur schwierig Mittel zu beschaffen wären (kfd direkt, Februar 2008)? Forschung zur früheren Pädagogik der Heimerzie- ung in der DDR und in der BRD findet im Rahmen von orschungs-, Qualifizierungs- oder Unterrichtsprojek- en vornehmlich an Hochschulen und außeruniversitären nstituten statt, teilweise mit Unterstützung durch Stif- ungen, Länderministerien oder Verbände. Das BMFSFJ ördert derzeit keine diesbezüglichen Forschungspro- ekte. Für die in der Frage zitierte Auffassung des Berli- er Erziehungswissenschaftlers Manfred Kappeler sind er Bundesregierung keine Belege bekannt. Handlungs- edarf sieht die Bundesregierung nicht. nlage 25 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die rage der Abgeordneten Britta Haßelmann (BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/8446, Frage 57): Wie sieht das Konzept der generationsübergreifenden Freiwilligendienste, das den Vereinen und Institutionen vorge- stellt wurde, sowohl in inhaltlicher als auch in finanzieller Hinsicht aus, und ist bei der Fortführung der generationsüber- greifenden Freiwilligendienste eine Kofinanzierung durch die Kommunen vorgesehen? Das Konzept für das Programm „Freiwilligendienst ller Generationen“ hat folgende Elemente: Schaffung inheitlicher förderlicher rechtlicher Rahmenbedingun- en, die zum Schutz von Freiwilligen unerlässlich sind, ufbau von mobilen Kompetenzteams zur Beratung der rei Zielgruppen Freiwillige, Koordinatoren und Ent- cheidungsträger in den Kommunen, Aufbau einer bun- esweiten Informations- und Vernetzungsdrehscheibe, ie eine schnelle orts- und themenübergreifende Orien- ierung bietet, Erarbeitung bzw. Förderung von Fortbil- ungsmodulen und -angeboten für die genannten Ziel- ruppen und Projektförderung zum Aufbau neuer tandorte oder zur Einführung neuer Inhalte. Die Bau- teine verfolgen das Ziel, die im Modellprogramm 15834 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 (A) (C) (B) (D) „Generationsübergreifende Freiwilligendienste“ entwi- ckelten erfolgreichen Strukturen Schritt für Schritt flä- chendeckend bundesweit zu etablieren. Das neue Pro- gramm „Freiwilligendienst aller Generationen“ startet am 1. Januar 2009. Für die Jahre 2009 bis 2011 sind in der mittelfristigen Finanzplanung 22 500 000 Euro ein- gestellt. Eine Kofinanzierung durch die Kommunen ist nicht Voraussetzung. O 5 -7 ffsetdruckerei, Bessemerstraße 83–91, 1 0735 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, T 980 150. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20 Anlage 21 Anlage 22 Anlage 23 Anlage 24 Anlage 25
Gesamtes Protokol
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615000000

Einen schönen guten Tag! Die Sitzung ist eröffnet.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:

Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat mitgeteilt, dass das Thema
der heutigen Kabinettssitzung war: Politik für ländliche
Räume.

Für den einleitenden fünfminütigen Beitrag gebe ich
das Wort dem Herrn Bundesminister Horst Seehofer.

Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Das Bundeskabinett hat sich heute zum wiederholten
Male mit der Stärkung der ländlichen Räume in der Bun-
desrepublik Deutschland beschäftigt und, quasi als
zweite Stufe der Politik für die ländlichen Räume, eine
interministerielle Arbeitsgruppe eingesetzt, die aus Ver-
tretern von acht Bundesministerien besteht und deren
Federführung bei meinem Haus liegt. In dieser Arbeits-
gruppe soll bis Ende des Jahres über die Fragen einer in-
tegrierten Förderung der ländlichen Räume, die auf Bun-
desebene zu lösen sind, diskutiert werden: von der

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Redet
Sicherstellung der ärztlichen Versorgung bis hin zur
Stärkung der Wirtschaftskraft durch Wertschöpfung im
ländlichen Raum.

Der Einsetzung dieser interministeriellen Arbeits-
gruppe ging in den letzten beiden Jahren ein sehr intensi-
ver Dialog mit Beteiligten aus verschiedenen Bundeslän-
dern voraus. Die Lage der ländlichen Räume wurde
analysiert, und Lösungsansätze zur Stärkung der ländli-
chen Räume wurden entwickelt. Außerdem hat jedes
Bundesministerium im Rahmen seiner Möglichkeiten
Maßnahmen eingeleitet, die in die Zuständigkeit des je-
weiligen Ressorts fielen.

Ein ganz wesentlicher Aspekt, mit dem
Ressort beschäftigt hat, war die Frage, wie m
siedelte Räume besser mit schnellen Interne
versorgen kann. Dafür ist Geld zur Verfügu

(C (D ung n 12. März 2008 0 Uhr orden. Die Bundesländer haben ihrerseits ebenfalls die ittel erhöht. Es ist also eine große Gemeinschaftsauf abe, die heute noch vorhandenen 1 700 unversorgten emeinden in Deutschland in absehbarer Zeit mit chnellen Internetzugängen zu versorgen. Wir rechnen amit, dass in den nächsten drei Jahren etwa zwei Drittel ieser sogenannten weißen Flecken mit einem entsprehenden Internetanschluss versorgt werden können. Darüber hinaus haben wir seit vielen Jahren erstmals ieder die Mittel für die Gemeinschaftsaufgabe „Veresserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ eröht. Mithilfe dieser können strukturelle Maßnahmen ür den ländlichen Raum gefördert werden; so ist neuerings der Bau von Energieleitungen im ländlichen Raum örderfähig. Das ist zum Beispiel bei Biogasanlagen sehr ichtig und attraktiv: Die Energiebilanz der Biogasanlaen kann nämlich dadurch verbessert werden, dass Fernärmeleitungen zwischen der Biogasanlage und Geerbeoder Siedlungsgebieten ausgebaut werden. Auch ie für die Einspeisung von Biogas in Gasleitungen notendigen Investitionen sind jetzt ebenfalls förderfähig. In den letzten zwei Jahren haben wir also innerhalb er einzelnen Ressorts sehr viel vorangebracht. Jetzt ist s notwendig, dass die integrierte, ressortübergreifende olitik für den ländlichen Raum verbessert wird. Die ext Bundesregierung hält nach wie vor an dem Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse in Deutschland fest; das ist ein klares Ergebnis der Kabinettssitzung gewesen. Wir machen keine Politik nach dem Motto „Stadt oder Land“, sondern halten gemäß dem Motto „Stadt und Land – Hand in Hand“ an dem Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse in Deutschland fest. Diese ergeben sich jedoch nicht von alleine, sondern bedürfen einer wohlüberlegten und klugen politischen Strategie, die jetzt auch mit dieser interministeriellen Arbeitsgruppe verfolgt wird. ntin Katrin Göring-Eckardt: zuerst zu Fragen zu diesem Themenbedas Wort an Frau Happach-Kasan für die sich mein an dünnbetzugängen ng gestellt Vizepräside Wir kommen reich. Ich gebe FDP-Fraktion. 15780 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 Herr Minister, vielen Dank für den Bericht. Sie haben im Zusammenhang mit dem heutigen Beschluss der Bundesregierung sehr zutreffend die Lage in den ländlichen Räumen beschrieben. Von daher müssen wir schauen, ob die geplanten Maßnahmen tatsächlich helfen werden, die schwierige Lage in verschiedenen ländlichen Räumen zu verbessern. Sie haben auch dargestellt, dass wir im Bereich der Breitbandversorgung einen Schritt vorangekommen sind. Das ist richtig; das sehen wir als FDP genauso. Wir sehen aber gleichzeitig, dass es durch die Politik der Bundesregierung im Bereich der Biokraftstoffe zu Wertvernichtung gekommen ist. Vor diesem Hintergrund möchte ich fragen, was konkret die koordinierende Rolle Ihres Ministeriums dabei ist: Bedeutet das, dass Sie koordinieren und die anderen das machen, was Sie wollen? Oder bedeutet das – insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Landwirtschaft in den funktionierenden, strukturstarken ländlichen Räumen den prägenden Faktor darstellt –, dass Sie sich dafür einsetzen, dass die EU-Agrarmittel vor allem in die erste Säule fließen, damit die ländlichen Räume durch die Landwirtschaft gestärkt werden und sich aus eigener Kraft weiterentwickeln können? Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Frau Kollegin, die parlamentarische Demokratie wäre so schön, wenn man keine Mehrheiten bräuchte; aber andere richten sich nicht automatisch nach einem, sondern man muss sie überzeugen. Man kann koordinieren, aber man kann nicht bevormunden. Das nur vorneweg gesagt. Dass wir diese Koordinierungsfunktion wahrnehmen, gilt auch für die Biokraftstoffe. Hier müssen wir in den nächsten Monaten sicher noch einige Fragen zur Besteuerung, Beimischung und zu anderen Maßnahmen beantworten. Dies kann vielleicht dazu beitragen, nicht nur wichtige Klimaschutzziele zu erreichen, sondern auch Wertschöpfung im ländlichen Raum zu garantieren. Das ist ja oft ein unterschätzter Gesichtspunkt bei der Förderung der regenerativen Energien. Ich werde weiterhin dafür kämpfen. Ich glaube, da hat die Regierung bisher auch eine sehr gute Bilanz vorzuweisen. Hinsichtlich der Landwirtschaft als Rückgrat des ländlichen Raumes kann man nur unterstreichen: Landwirtschaft ist nicht gleich ländlicher Raum, aber ohne eine dynamische und zukunftsorientierte Landwirtschaft ist nicht zu erwarten, dass sich der ländliche Raum in Zukunft vernünftig entwickelt. Deshalb bin ich froh, dass es in den letzten zwei Jahren gelungen ist, in der Landwirtschaft wieder für einen innovativen und zukunftsorientierten Geist zu sorgen. Ich glaube nämlich, dass alles, was mit Agrarwirtschaft zusammenhängt, sozusagen das Fundament für den ländlichen Raum ist. Ich darf darauf hinweisen, dass Landwirtschaft nicht nur aus der eigentlichen Urproduktion besteht – so wird es ja in der Öffentlichkeit oft gesehen –, sondern aus vielen Bereichen: der Verarbeitung, dem Handel und der Ernährungswirtschaft. Die jüngste Zahl, die hierzu zur Verfü g 4 w F L l r m d g z g s n W u v m s n K d w a h e a I i C l g d A b g v I c s A b e v s v r f (C (D ung steht, lautet: In diesem Bereich sind in Deutschland ,9 Millionen Menschen beschäftigt. Das übertrifft bei eitem Wirtschaftsbereiche, die stärker im öffentlichen okus und in der öffentlichen Diskussion stehen. Die andwirtschaft mit all ihren Produktionsprofilen – Bio andwirtschaft und konventionelle Landwirtschaft sowie egionale Landwirtschaft wie Landwirtschaft, die Weltarktanteile erobert – ist selbstverständlich ein Pfeiler für ie Zukunft des ländlichen Raums. Darum geht es bei der interministeriellen Arbeitsruppe aber nicht; Landwirtschaft fällt in meine Ressortuständigkeit. Bei der interministeriellen Arbeitsgruppe eht es zum Beispiel um die Frage: Wie stellen wir angeichts zurückgehender Bevölkerungszahlen die mediziische Versorgung durch niedergelassene Ärzte sicher? ie können wir gewährleisten, dass wir flächendeckend nd wohnortnah genug Ärzte für die Versorgung der Beölkerung zur Verfügungen haben? Frau Happach-Kasan, ich schreibe Sie gern noch ein al auf die Liste der Fragesteller. Aber es haben sich ehr viele gemeldet; deswegen gehen wir der Reihe ach. Der Kollege Klaus Hofbauer stellt die nächste Frage. Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe olleginnen und Kollegen! Wir begrüßen zunächst, dass iese interministerielle Einrichtung geschaffen wurde, eil damit gewährleistet ist, dass eine gute Zusammen rbeit zugunsten des ländlichen Raumes erfolgt. Ich darf erausstreichen, dass die Große Koalition dazu einen ntsprechenden Antrag eingebracht hat. Darin wird unter nderem die Zusammenarbeit der Ministerien gefordert. ch bin sehr dankbar, dass diese Initiative vom Parlament nnerhalb weniger Wochen aufgegriffen wurde und die hance genutzt wird, den ländlichen Raum als ganzheit ichen Lebensund Wirtschaftsraum darzustellen und leichwertig neben den Ballungsräumen ins Bewusstsein er Bevölkerung zu rücken. Dazu, Herr Minister, habe ich zwei Anliegen: Erstens. Natürlich geht es auch um die finanzielle usstattung des ländlichen Raumes. Wird in dieser Areitsgruppe auch eine gewisse Koordination der Proramme vorgenommen? Wie geht es mit der Breitbandersorgung weiter? Ich darf hier erwähnen, dass von hrem Haus wie vom Wirtschaftsministerium entsprehende Impulse ausgegangen sind. Wie sieht die praktiche Umsetzung aus? Erlauben Sie mir, Herr Minister, auch mein zweites nliegen vorzutragen. Wir diskutieren zurzeit – Sie haen es angesprochen – den Entwurf des Erneuerbare-Enrgien-Wärmegesetzes. Für den ländlichen Raum ist es on ganz entscheidender Bedeutung, dass die Wertchöpfung im ländlichen Raum verbleibt. Für mich ist or allen Dingen sehr wichtig ist, dass die Bauern mit ihen Betrieben von dieser Wertschöpfung profitieren. Ich ormuliere es einmal ein bisschen überspitzt: Es darf Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15781 Klaus Hofbauer nicht sein, dass jetzt wieder die Konzerne einsteigen und die Bauern zu Lieferanten von Rohprodukten degradiert werden. Dies ist ein zentrales Anliegen des Parlaments. Ich wäre dankbar, wenn das auch in der Arbeitsgruppe eine entsprechende Rolle spielen könnte. Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Ich komme zu Ihrem ersten Anliegen. Natürlich geht es auch darum, Programme zu koordinieren und deren Effizienz zu erhöhen. Natürlich ist es auch mein Anliegen, dass wir mehr Mittel für die Programme bekommen, die sich unmittelbar im ländlichen Raum auswirken, denn nur Programme zusammenzulegen und zu koordinieren, ohne die Mittel zu erhöhen, stellt keine Verbesserung der Politik für den ländlichen Raum dar. Dadurch, dass man zwei Kranke zusammenlegt, werden die ja auch nicht gesund. Man muss die Programme schon mit mehr Mitteln ausstatten. Darum werde ich kämpfen; das habe ich mehrfach im Parlament gesagt. Die Mittel für dieses Jahr wurden aber schon erhöht, sodass es hier also um die Fortsetzung einer bereits eingeschlagenen Politik geht und nicht um leere Ankündigungen. Dabei muss man immer darauf hinweisen, dass nach unserer Verfassungslage primär die Bundesländer für die Entwicklung der ländlichen Räume zuständig sind. Wir schieben Programme an. Wir versuchen, in einem guten Miteinander mit den Bundesländern Ideen zu entwickeln, wie man das Ganze optimieren kann. Aber primär liegt die Zuständigkeit bei den Bundesländern. Ihr zweites Anliegen bezog sich auf die regenerativen Energien. Dazu möchte ich sagen, dass die regenerativen Energien in ihrer klimaund wirtschaftspolitischen Wirkung von vielen Seiten oft infrage gestellt werden. Dahinter stehen oft sehr durchsichtige Motive. Ich teile diese Auffassung überhaupt nicht. Ich glaube, dass wir einerseits gut beraten sind, zur Stärkung des ländlichen Raumes und zur Beibehaltung der Wertschöpfung vor Ort die regenerativen Energien zu fördern, weil ihre Wertschöpfung primär im ländlichen Raum erfolgt. Wir sind aber auch aus der gesamtpolitischen Situation heraus gut beraten, wenn wir für eine stärkere dezentrale Energieversorgung in der Bundesrepublik Deutschland sorgen. Die Diskussion darüber, wie groß deren Anteil sein soll, ist dabei zweitrangig. Wir müssen über den Einsatz von Biogas, Biokraftstoffe und Biomasse sowie anderen regenerativen Energieformen zu einer stärkeren dezentralen Energieversorgung in Deutschland beitragen. Das ist in erster Linie eine gute Zielsetzung vor dem Hintergrund des Klimaschutzes, der eine große Herausforderung darstellt. Aber das trägt vor allem auch ganz wesentlich zur Stärkung des ländlichen Raums bei, weil dort dann die Wertschöpfung stattfindet. Ich teile Ihre Ansicht, dass wir hier sehr aufmerksam sein müssen, um Konzentrationsbestrebungen und -entwicklungen entgegenzutreten. Wir haben nichts gewonnen, wenn am Schluss alles in der Hand von ein oder zwei Konzernen ist. Deshalb ist es gut, wie beim EEWärmeG vorgesehen, jetzt die Strukturen so zu gestalten, dass hier Vielfalt, a r n f E i z R f a l K s g T z w V d g l m G u h w F g g l h w d P w g d L a l w ü k g t S g (C (D lso einzelne Bauern oder der Zusammenschluss mehreer Bauern, zum Tragen kommt und die Entwicklung icht auf wenige Konzerne zentralisiert wird. Deshalb ördert die öffentliche Hand auch massiv den Bau von nergieleitungen, zum Beispiel von einer Biogasanlage n ein Gewerbegebiet; diese Leitungen könnte ja der einelne Bauer nicht aus eigener Kraft finanzieren. Es folgt die Kollegin Cornelia Behm. Sehr geehrter Herr Minister, Sie haben sich nach dem egierungswechsel, als Sie Ihr Amt als Bundesminister ür Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ntraten, die Federführung für den Bereich „Entwickung der ländlichen Räume“ in der Nachfolge von Frau ünast gesichert – eine politisch durchaus kluge Ent cheidung, wie ich sagen muss –, und Sie haben im verangenen Jahr eine Reihe von Veranstaltungen zu dem hema durchgeführt. Das waren sehr schöne, sehr nette, um Teil auch sehr inhaltsreiche Veranstaltungen, teileise mit Publikum aus der ganzen Welt. Auf diesen eranstaltungen wurde noch einmal die ganze Schärfe er Situation, in der sich ländliche Räume befinden, darelegt. Es ist klar geworden, dass die Entwicklung ländicher Räume eine Querschnittsaufgabe ist. Es ist aber auch deutlich geworden, dass ein Instruent zur Förderung der ländlichen Räume, nämlich die emeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur nd des Küstenschutzes“, aufgrund ihrer Agrarzentrierteit nicht ausreichend geeignet ist, um das umzusetzen, as man mit europäischen Mitteln über den ELERonds machen kann. Sie haben sich dazu in der Weise eäußert, es sei sinnvoll, die GAK auszuweiten, und anekündigt, sie zu einer Gemeinschaftsaufgabe für den ändlichen Raum weiterzuentwickeln. Meine Fraktion at dazu im Übrigen entsprechende Vorschläge gemacht, eil auch wir uns mit dieser Frage dezidiert auseinanergesetzt haben. Ich würde gern von Ihnen wissen, wie weit dieses rojekt bis jetzt gediehen ist; denn man muss feststellen, as ich sehr traurig finde: Sie haben gute Veranstaltunen durchgeführt, aber politisch resultierte bisher wenig araus. Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, andwirtschaft und Verbraucherschutz: Sie werden mir nicht böse sein, wenn ich das etwas nders beurteile. Ihre Schlussbemerkung war nach Ihrem angen Lob am Anfang, für das ich mich bedanke, zu erarten. Ich wollte zunächst einmal keine Theoriediskussion ber unser Grundgesetz führen, sondern mir waren ganz onkrete Projekte, ganz konkrete Diskussionen auf Konressen und auch ganz konkrete Mittelerhöhungen wichig. Ich selbst kann es auch nicht ertragen, wenn den onntagsreden zum ländlichen Raum keine Taten folen. 15782 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 Bundesminister Horst Seehofer In einem zweiten Schritt wird es um die Frage gehen: Was können wir im Zuge dieser Gemeinschaftsaufgabe leisten? Die Gemeinschaftsaufgabe ist verfassungsrechtlich immer begrenzt, und zwar für jeden Finanzminister, auf agrarstrukturelle Förderungen. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Und Klimaschutz!)


(A) )


(B) )

Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1615000100
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615000200
Klaus Hofbauer (CSU):
Rede ID: ID1615000300

(A) )


(B) )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615000400
Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615000500

(A) )


(B) )


– Ja, das gehört dazu. – Über die Gemeinschaftsaufgabe,
über die wir hier sprechen, ist zum Beispiel keine Wirt-
schaftsförderung möglich. Das kann der Wirtschafts-
minister tun, und das tut er auch. Aber mir wäre es noch
lieber, wenn der Bund, vielleicht als Ergebnis dieser in-
terministeriellen Arbeitsgruppe, ohne diese Schranke
„Reduzierung auf Agrarstruktur“ mit den Ländern eine
Gemeinschaftsaufgabe für den ländlichen Raum verein-
barte. Das verschweige ich nicht. Das ist allerdings nur
mit einer Grundgesetzänderung machbar, und deshalb
macht diese interministerielle Arbeitsgruppe Sinn.

Aber noch wichtiger war, Frau Kollegin, die Mittel zu
erhöhen und konkrete Projekte auf den Weg zu bringen;
denn die Bevölkerung sowie die Bürgermeister und
Landräte hätten kein Verständnis, wenn wir zwei Jahre
nur über eine Verfassungsänderung diskutieren würden,
ohne dass sich ihre konkrete Situation verändern würde.
Die Antwort ist also: Das eine tun, ohne das andere zu
lassen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615000600

Nun folgt der Kollege Peter Bleser.


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1615000700

Herr Minister, Sie und die Koalitionsfraktionen waren

die ersten, die die Notwendigkeit einer flächendecken-
den Breitbandversorgung im ländlichen Raum erkannt
haben. Dafür stehen im Bundeshaushalt Mittel in Höhe
von jährlich 10 Millionen Euro in den nächsten drei Jah-
ren bereit. Ich weiß, dass die Resonanz groß ist. Haben
Sie einen Überblick darüber, wie sich der Mittelabfluss
gestaltet und welche Aktivitäten in den verschiedenen
Bundesländern schon unternommen worden sind?


(Gustav Herzog [SPD]: Rheinland-Pfalz!)


Ich halte es auch für sehr zielführend, dass Sie eine
interministerielle Arbeitsgruppe eingerichtet haben. Ver-
folgen Sie damit auch das Ziel, für eine Gleichbehand-
lung ländlicher und städtischer Räume zu sorgen, indem
verstärkt auch Infrastrukturmaßnahmen anderer Art
– Stichworte: Straßen, Schulen und ärztliche Versorgung –
durchgeführt werden? Dadurch könnte ja die Besiedlung
der ländlichen Räume dauerhaft gesichert und unsere de-
zentrale Struktur, die sicher ökologisch sinnvoll ist, auf-
rechterhalten werden.

Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz:

Das Programm zur Breitbandversorgung, das, wie ge-
sagt, gemeinsam von Bund und Ländern finanziert wird
– 60 Prozent der Kosten trägt der Bund, den Rest über-
nehmen die Länder im Rahmen von Zuschüssen –, ist
ein Renner. Mich freut besonders, dass es vor allem dort,

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(C (D o man am Anfang Bedenken hatte, zu einem Renner eworden ist. (Julia Klöckner [CDU/CSU]: RheinlandPfalz!)


s ist ja oft so im politischen Leben, dass zunächst
inmal gefragt wird: Passt es eigentlich in eine Markt-
irtschaft, dass die öffentliche Hand den Ausbau der
reitbandversorgung fördert? Dazu ist zu sagen: Eine
hnliche Förderung zur Entwicklung der ländlichen
äume praktizieren wir bei vielen Infrastrukturmaßnah-
en seit 60 Jahren. Denn die marktwirtschaftlichen Ge-

etze können nicht alles regeln.

Ich kann Ihnen jetzt keine konkrete Zahl nennen. Wir
echnen aber damit, dass etwa zwei Drittel der 1 700 Ge-
einden, die derzeit noch nicht mit Breitbandanschlüs-

en versorgt sind, von dem Programm, das jetzt aufge-
egt worden ist, erfasst werden.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Mit 30 Millionen Euro?)


Sie dürfen nicht nur die 30 Millionen Euro, die der
und zur Verfügung stellt, in den Blick nehmen, sondern
ie müssen auch die Beteiligung der Länder berücksich-

igen. Manche Bundesländer steuern mittlerweile nicht
ur ihre anteilige Finanzierung bei, sondern noch mehr.


(Gustav Herzog [SPD]: Rheinland-Pfalz!)


Ich will mich jetzt nicht zu einzelnen Bundesländern
ußern. Denn dann würden Sie sagen, das sei Wahl-
ampf. Zu diesen Bundesländern gehört allerdings auch
in Bundesland, in dem gerade Wahlkampf ist.


(Gustav Herzog [SPD]: In Rheinland-Pfalz ist kein Wahlkampf!)


ier ist also viel Bewegung entstanden. Ich finde, das ist
ehr gut.

Im Kabinett haben wir heute auch kurz über das Ver-
ältnis von Stadt und Land gesprochen. Der Kollege
iefensee, mit dem wir übrigens, was Fragen der Raum-
rdnung betrifft, hervorragend zusammenarbeiten, wird
m April dieses Jahres ein Programm zur Stadtentwick-
ung und zu den Metropolregionen Deutschlands vorstel-
en. Heute haben wir erneut bekräftigt, dass wir die Ent-
icklung in Städten und ländlichen Räumen nicht als
egensatz betrachten.

Auch auf den Kongressen, die durchgeführt worden
ind, wurde deutlich, dass beide Raumtypen aufeinander
ngewiesen sind. Der ländliche Raum braucht die Städte
zu ihm gehört auch die eine oder andere kleinere
tadt –, und umgekehrt ist auch der ländliche Raum für
ie Städte aus unterschiedlichen Gründen ungeheuer
ichtig. Deshalb ist es nicht etwa ein Schlagwort, wenn

ch sage: „Stadt und Land – Hand in Hand“. Vielmehr
ird daran deutlich, dass wir beides im Blick haben:

ine gute organische Stadtentwicklung und die Wert-
chöpfung im ländlichen Raum.

Der ländliche Raum hat aufgrund der demografischen
ntwicklung – ich verweise auf die neuen Länder – na-

ürlich größere Herausforderungen zu bewältigen. Denn

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15783


(A) )



(B) )


Bundesminister Horst Seehofer
der Wegzug der Bevölkerung aus den ländlichen Räu-
men, jedenfalls aus den peripher gelegenen ländlichen
Räumen, führt, was die Situation in Kindergärten und
Schulen, die Wirtschaftskraft und die Auslastung der In-
frastruktur betrifft, zu ganz anderen Problemen, als es in
Städten der Fall ist.

Es wurde ja eine Reihe von Gutachten und Studien in
Auftrag gegeben. Dabei wurde unter anderem am Bei-
spiel Brandenburgs untersucht, welche Folgen es hat,
wenn Schulen geschlossen werden und die Kinder sozu-
sagen abwandern. Man kam zu dem Ergebnis: Dann ist
es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die Eltern ab-
wandern. Auf jeden Fall birgt diese Entwicklung die Ge-
fahr, dass der ländliche Raum irgendwann daniederliegt.
Dem muss man durch die richtige Strukturpolitik entge-
genwirken.

In den neuen Ländern ist diese Entwicklung gewisser-
maßen mit Händen zu greifen, wie übrigens auch in
manchen peripher gelegenen ländlichen Räumen im
Westen unseres Landes. Das sind aber nur die Vorboten.
Mit den echten Herausforderungen, die der demografi-
sche Wandel mit sich bringt, werden wir es erst im Laufe
der nächsten 20, 30 Jahre zu tun bekommen. Daher be-
darf es sehr kluger Entscheidungen und – davon bin ich
überzeugt – auch völlig neuer Überlegungen und Maß-
nahmen.

Wenn wir die Bildungspolitik der Vergangenheit fort-
setzen, werden wir die wohnortnahe Versorgung unserer
Kinder mit Bildung nach dem Prinzip „Kurze Beine,
kurze Wege“ in den nächsten 20, 30 Jahren nicht mehr
gewährleisten können. Außerdem müssen wir die über-
kommene Planung nach dem Motto „Hier das Kranken-
haus, dort der niedergelassene Arzt“ überdenken. Um
die Versorgung des ländlichen Raumes sicherzustellen,
brauchen wir neue Konzepte und innovative Ideen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615000800

Die Kollegin Tackmann hat eine Frage. Bitte schön.


Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615000900

Vielen Dank für den Kurzreport, Herr Minister. In der

dazugehörigen Pressemitteilung hieß es, dass Sie schon
eine beachtliche Reihe von Maßnahmen ergriffen haben.
Die Situation in den ländlichen Räumen ist aber derma-
ßen dramatisch, dass man sich fragen muss: Haben die
Maßnahmen nicht gegriffen? Müssen wir uns etwas an-
deres überlegen? Einige Aspekte haben Sie ja eben
genannt. Ich hoffe, dass die interministerielle Arbeits-
gruppe nicht unter dem Motto „Wenn ich nicht mehr
weiter weiß, gründ ich einen Arbeitskreis“ einberufen
worden ist und es hier nicht nur um strukturelle Ent-
scheidungen geht, sondern dass tatsächlich etwas Kon-
kretes unternommen wird.

Wir wissen, dass die Abwanderung aus den ländli-
chen Räumen sozialselektiv und geschlechtsselektiv
erfolgt: Insbesondere junge Frauen verlassen die ländli-
chen Räume, weil sie die entsprechenden Lebensbedin-
gungen dort nicht mehr vorfinden. Ich vermisse aber
eine Beteiligung des Familienministeriums an Ihrer in-
terministeriellen Arbeitsgruppe. Doch gerade für dieses
spezielle Problem brauchen wir zügig Antworten, brau-

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(C (D hen wir spezifische Handlungsansätze. Deswegen frage ch: Wie sehen Sie dieses Problem? Welche Handlungsöglichkeiten würden Sie entwickeln wollen? Es ist dann schon darauf hingewiesen worden, dass ie Landesregierungen etwas tun müssen. Diese Handungsebene muss aber einbezogen werden. Wenn zum eispiel die Landesregierung von Brandenburg sagt: Wir können in peripheren Räumen nur noch Bildung nbieten; die Menschen müssen halt wissen, ob sie dort ann noch leben wollen oder nicht“, konterkariert das in ewisser Weise unsere Bemühungen. Wie wollen Sie mit iesem Problem umgehen? Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, andwirtschaft und Verbraucherschutz: Die Gründung der interministeriellen Arbeitsgruppe olgte nicht dem Motto „Wenn du nicht mehr weiterweißt, ründe einen Arbeitskreis“. Diese Arbeitsgruppe ist die weite Stufe der integrierten Politik. Zunächst einmal hat des Bundesministerium – das Raumordnungsministe ium, das Wirtschaftsministerium, das Finanzministerium – ie Anstrengungen, die in der Zuständigkeit seines Resorts liegen, verstärkt. Jetzt geht es um Querschnittsaufaben. Wir wollen nämlich eine integrierte Politik mahen. Da nutzt es aber nichts, isoliert die Landwirtschaft, ie Energiewirtschaft oder die regenerativen Energien zu ehen, wenn man gleichzeitig zum Beispiel die Bilungspolitik aus dem Auge verliert. Zumal wir aus belastbaren aktuellen Studien wissen, ass der Anker für die Zukunft des ländlichen Raumes ie Bildungseinrichtungen sind. Die Studie, die das Berin-Institut im Auftrag des Landtags Brandenburg erstellt at, hat belegt: Wenn Schulen geschlossen werden und inder erst in eine weiter entfernte Schule transportiert erden müssen, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis ie Eltern mit den Kindern umziehen. (Marianne Schieder [SPD]: Weiß das der bayerische Kultusminister auch?)


er also die jungen Leute, die Familien im ländlichen
aum halten will, der muss neben der Wertschöpfung im

ändlichen Raum – damit dieser nicht nur eine Schlaf-
tätte ist – insbesondere die Bildungseinrichtungen im
uge behalten.

Es ist immer schwierig, eine Arbeitsgruppe abzugren-
en. Wir haben uns für eine bestimmte Abgrenzung ent-
chieden; das bedeutet aber nicht, dass die Ebenen bzw.
essorts, die an diesem Arbeitskreis nicht teilnehmen,
icht beteiligt werden könnten. Natürlich wird man bei
pezialthemen andere Ressorts, die Kommunen oder die
änder beteiligen, um dieses integrierte Vorgehen in der
raxis mit Leben zu erfüllen. Ich glaube, wenn acht
inisterien eines Kabinetts einen Arbeitskreis bilden,

ann man davon ausgehen, dass ein breiter Sachverstand
ür die gewünschte integrierte Konzeption vorhanden ist.

ir werden darüber hinaus sicherlich Rückkopplungen
it den zuständigen Ausschüssen vornehmen, sodass

uch der Sachverstand des Parlaments einfließen kann.
s muss aber eine Kerntruppe geben, die sich kraft ihrer
essortzuständigkeit primär um die Fragen kümmert.


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Und die Frauen?)


15784 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008


(A) )



(B) )


Bundesminister Horst Seehofer
– Natürlich werden wir uns, wenn es um Familienthe-
men geht, mit dem Familienministerium und Frau Kolle-
gin von der Leyen in Verbindung setzen. Gerade was die
Kinderbetreuung angeht, hat sie ja in Deutschland den
Durchbruch geschafft.

Also bitte nicht daraus, dass die Länder oder die
Kommunen an diesem Arbeitskreis nicht beteiligt sind,
schließen, wir würden den Föderalismus vernachlässi-
gen! Wir werden in dieser interministeriellen Arbeits-
gruppe auch mit Verbänden reden müssen. Aber diese
Arbeitsgruppe muss in ihrer Kernzusammensetzung ar-
beitsfähig bleiben.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615001000

Der Kollege Franz-Josef Holzenkamp, bitte.


Franz-Josef Holzenkamp (CDU):
Rede ID: ID1615001100

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Minister, Sie

haben die Gefahr angesprochen, dass die ländlichen
Räume zunehmend menschenleer werden. Wollen wir
diese Entwicklung zulassen, und was können wir an-
dernfalls dagegen tun?

Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die
Gemeinsame Agrarpolitik, und zwar insbesondere die
zweite Säule? Sind Sie für eine Umschichtung von Mit-
teln von der ersten zur zweiten Säule?

Ich habe noch eine kurze Nachfrage zu der von Ihnen
angesprochenen GAK, bei der vielleicht eine breitere
Zuständigkeit von Vorteil wäre. Setzt das eine Aufsto-
ckung der Mittel voraus, um zu verhindern, dass ein sol-
cher Schritt zulasten der Landwirtschaft erfolgt?

Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz:

Was Ihre letzte Frage angeht, ist es meines Erachtens
notwendig, dass man die Gemeinschaftsaufgabe auch
durch eine entsprechende Aufstockung der Mittel unter-
stützt. Das Beispiel der Breitbandverkabelung hat ge-
zeigt, was eine gemeinsame Anstrengung von Bund,
Ländern und Kommunen zu leisten vermag. Wir wären
von allen guten Geistern verlassen, wenn wir die dabei
entstehende Dynamik nicht weiter nutzen würden.

Was die erste und zweite Säule angeht, verfolge ich
bekanntlich das Anliegen, verlässliche Bedingungen für
die Beteiligten zu schaffen. Verlässlichkeit schafft Ver-
trauen, und Vertrauen fördert Investitionen. In diesem
Sinne sollten wir darauf verzichten, jedes Jahr die Be-
dingungen zu ändern, wenn es um die Unterstützung der
Bauern oder der Agrarwirtschaft geht.

Vor dem Hintergrund der beginnenden Diskussionen
innerhalb der Europäischen Union empfehle ich, sich
nicht auf die Alternative einer Umverteilung von der ers-
ten zur zweiten Säule zu beschränken, sondern auch die
Umschichtung nicht ausgeschöpfter EU-Mittel in die
zweite Säule in Erwägung zu ziehen. Es geht nicht im-
mer um ein Entweder-oder. Es wäre bei der Gemein-
schaftsaufgabe auch kaum vermittelbar, wenn man den
ländlichen Raum unterstützen will, aber denjenigen, die
dort Wertschöpfung betreiben – nämlich die landwirt-

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(C (D chaftlichen Betriebe –, die dafür notwendigen Mittel immt. Damit hat man nichts für den ländlichen Raum ewonnen oder richtet sogar Schaden an. Nun komme ich zu Ihrer ersten Frage. Ich bin ein entchiedener Gegner, durch die Politik die Entleerung des ändlichen Raumes zu fördern. Die seitens der Wissenchaft erhobene Forderung, eine Prämie dafür zu zahlen, ass Menschen vom ländlichen Raum in die Städte iehen, um Infrastrukturmaßnahmen einzusparen, teilt ie Bundesregierung ausdrücklich nicht. Ich habe das hema in der heutigen Kabinettssitzung angesprochen. ir teilen die klare Auffassung, die Gleichwertigkeit der ebensverhältnisse in Deutschland weiterhin als politiches Ziel zu verfolgen. Das gilt für Stadt und Land. Die ahlung einer Prämie zur Förderung der Landflucht ist ür uns kein Thema. Wir wollen lebensfähige ländliche äume. Neben der Bildung halte ich die Wertschöpfung er Landwirtschaft und für kleine und mittlere Betriebe m ländlichen Raum für unabdingbar. Als Nächster hat der Kollege Dr. Edmund Geisen das ort. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Verehrter Herr inister, Ihr Ressort ist für die Koordination zuständig. ich interessiert vor allen Dingen, wie Sie frühzeitig die etroffenen Länder und Kommunen einbinden wollen. In diesem Zusammenhang frage ich Sie, ob Sie noch erselben Meinung sind wie am 26. September 2006 in ulu, dass in Bayern pausenlos Gelder ohne Sinn und erstand verteilt werden, wie Sie in der FAZ vom 7. September 2006 zitiert wurden, oder hat sich seitdem twas geändert? Stimmen Sie mit mir darin überein, dass die Landirtschaft vor großen neuen Herausforderungen steht, as die effiziente und nachhaltige Nahrungsmittelund nergieproduktion im Sinne des Klimaschutzes angeht nd dass dadurch weitere neue Mittel und Programme otwendig sind, die vor allen Dingen im Sinne des Kliaschutzes zu dem Ziel beitragen, die CO2-Senken zu rhalten? Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, andwirtschaft und Verbraucherschutz: Zu Letzterem kann ich nur uneingeschränkt Ja sagen. uf der einen Seite ist die Landwirtschaft Hauptbetrof ene des Klimawandels. Ich führe zum Beispiel die beorgniserregende Entwicklung der Blauzungenkrankheit uf die Veränderung des Klimas zurück; denn ein Virus st aus den Tropen zu uns gewandert. Auf der anderen eite kann die Landwirtschaft einen wesentlichen Bei rag zum Klimaschutz leisten. Deshalb sind die Förderittel, die in die Landwirtschaft fließen, um dieses Ziel u erreichen oder um Nachteile aufgrund der Maßnahen zum Klimaschutz auszugleichen – wir wollen chließlich, dass die Nahrungsmittelproduktion bei uns rfolgt, um uns nicht in größerem Maße von Importen bhängig zu machen –, gut angelegtes Geld. Was die Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15785 Bundesminister Horst Seehofer Lebensmittelpreise angeht: Wären wir bei der Nahrungsmittelversorgung genauso abhängig wie bei der Energieversorgung, bräuchten wir über die Preise und die Qualität unserer Lebensmittel nicht mehr zu reden; denn dann wären wir auf den Weltmarkt angewiesen. Wir sind hier also völlig d’accord. Wenn man für Förderprogramme und die Förderung durch die öffentliche Hand eintritt, muss man darauf achten, ob die Verwendung der Steuergelder effizient und für den richtigen Zweck erfolgt. Deshalb habe ich an meiner Äußerung aus dem Jahre 2006 nichts zu korrigieren. Ich denke, sie hat auch gewirkt. Die Effizienz wurde verbessert. Wenn mir aber in einem Landkreis ein Gipsmuseum, gefördert mit ELERund Europamitteln, vorgeführt wird, stellt sich mir schon die Frage, ob das dem eigentlichen Zweck der Förderung entspricht. Herr Kollege Geisen, alle Beteiligten sind einbezogen. Wir führen seit zwei Jahren einen breiten Dialog. Der Landkreistag, der Städtetag, der Städteund Gemeindebund, also die gesamte kommunale Ebene, und die Bundesländer sind einbezogen. Wir reden auch auf der Agrarministerkonferenz darüber. Ich habe vorhin in meiner Antwort gesagt, dass wir diesen breiten Dialog weiter pflegen wollen. Es sind hochkomplizierte Sachverhalte, die es zu lösen gilt, gerade wenn es um die Sicherstellung der öffentlichen Infrastruktur bei zurückgehender Bevölkerung – sie wird von 80 Millionen auf 70 Millionen sinken – geht. Hier müssen völlig neue Wege gegangen werden. Die einschlägigen Pfade der Fachplanung werden in den nächsten 20, 30 Jahren nicht zu halten sein. Für das Protokoll: Ich bedanke mich für die Zustimmung des Kollegen Goldmann. Das ist ein seltener historischer Moment im Hause. Dass wir eine historische Stunde haben, zeigt sich auch daran, dass wir sehr viel mehr Fragebedarf als Zeit haben. Diese ist für die Regierungsbefragung um. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf: Fragestunde – Drucksachen 16/8446, 16/8487 – Gemäß Nr. 10 der Richtlinien für die Fragestunde kommen wir zuerst zu den dringlichen Fragen. Zur Beantwortung steht der Parlamentarische Staatssekretär Franz Thönnes zur Verfügung. Ich rufe die dringliche Frage 1 des Abgeordneten Volker Schneider Trifft eine Meldung der Agentur Reuters vom 9. März 2008 bzw. der Berliner Zeitung vom 10. März 2008 zu, dass nach einem Verordnungsentwurf des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sogenannte Aufstocker, die Arbeitslosengeld I beziehen und sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind oder einer „sonstigen Erwerbsarbeit“ mit einem Mindesteinkommen von 400 Euro monatlich nachgehen, von einer Ausnahmeregelung bei drohender Zwangsverrentung ab dem 63. Lebensjahr profitieren, sogenannte Minijobs mit bis zu 400 Euro Einkommen aber nicht unter die Ausnahmeregelung fallen? m H c s s l b m b g t B h f r n r e r g G z r m W a g b V h d E w k n W m e (C (D Herr Thönnes, bitte schön. F Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! err Kollege Volker Schneider, Sie haben zwei dringlihe Fragen gestellt. Ich bitte darum, beide Fragen im Zuammenhang beantworten zu dürfen. Herr Schneider, sind Sie damit einverstanden? – Das cheint der Fall zu sein. Dann rufe ich auch die dringiche Frage 2 des Kollegen Volker Schneider (Saarrücken)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615001200
Dr. Edmund Peter Geisen (FDP):
Rede ID: ID1615001300

(A) )


(B) )


(Heiterkeit bei der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615001400
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615001500
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615001600

Trifft es ebenfalls zu, dass die Bundesregierung in diesem
Entwurf davon ausgeht, dass es sich bei einem Minijob auf
400-Euro-Basis lediglich um eine reine Nebenerwerbstätig-
keit handelt und deshalb die betroffenen Personen auch wei-
terhin ab dem 63. Lebensjahr mit einer Zwangsverrentung zu
rechnen haben?

Bitte, Herr Staatssekretär.

F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615001700

Die Bundesregierung stimmt den Entwurf einer Un-

illigkeitsverordnung derzeit ab. Zu der konkreten Aus-
estaltung der Unbilligkeitsverordnung kann vor Inkraft-
reten der im Siebten Gesetz zur Änderung des Dritten
uches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze vorgese-
enen Verordnungsermächtigung keine Aussage getrof-
en werden. Die Bundesregierung weist allerdings da-
auf hin, dass vorgesehen ist, in der Verordnung nicht
ur einen, sondern mehrere Unbilligkeitsgründe zu
egeln, bei deren Vorliegen Hilfebedürftige trotz Voll-
ndung des 63. Lebensjahres nicht auf eine Abschlags-
ente zu verweisen sind. Anders als in den Fragestellun-
en impliziert, sind vom zuständigen Träger der
rundsicherung alle Unbilligkeitsgründe im Einzelfall

u prüfen. Das Vorliegen eines Unbilligkeitsgrundes
eicht aus.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615001800

Herr Schneider, eine Nachfrage, bitte.


Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615001900

Danke schön, Herr Staatssekretär. – Leider gehen Sie

it meiner Frage ähnlich um, wie wir es in den letzten
ochen und Monaten im Zusammenhang mit Zeitungs-

rtikeln immer erlebt haben. Deshalb erlaube ich mir fol-
ende Nachfrage: Die Nachrichtenagentur Reuters hat
ehauptet, dass ihr der angesprochene Entwurf einer
erordnung des Bundesarbeitsministeriums vorgelegen
abe. Können Sie definitiv erklären, dass Reuters hier
ie Unwahrheit behauptet, weil es derzeit einen solchen
ntwurf in Ihrem Haus nicht gibt? Falls ein solcher Ent-
urf doch existieren sollte, können Sie verbindlich er-
lären, dass die von Reuters berichteten Regelungen so
icht in dem Entwurf enthalten sind? Wären Sie des
eiteren so freundlich, das Parlament darüber zu infor-
ieren, was in dem Entwurf tatsächlich steht, soweit es

inen gibt?

15786 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008


(A) )



(B) )

F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615002000


Herr Kollege Schneider, ich habe gerade ausgeführt,
dass erst einmal eine Verordnungsermächtigung vorhan-
den sein muss, um überhaupt eine Verordnung herbeizu-
führen, in diesem Fall eine Unbilligkeitsverordnung. Ich
habe Ihnen auch gesagt, dass das Siebte Gesetz zur Än-
derung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch noch nicht
in Kraft getreten und damit auch noch nicht verkündet
worden ist. Damit gibt es keinen Anlass, jetzt schon Stel-
lung zu nehmen oder irgendwelche Zeitungsartikel zu
kommentieren.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615002100

Herr Schneider, Sie haben eine weitere Nachfrage.


Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615002200

Ich habe noch drei, wenn ich es richtig sehe; ich habe

zwei Fragen gestellt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615002300

Ja, Sie haben recht.


Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615002400

Ich habe befürchtet, dass das Frage-und-Antwort-

Spiel in dieser Weise abläuft. Herr Staatssekretär, ich
komme nicht umhin, darauf hinzuweisen, dass ich Ihnen
eben eine präzise Frage gestellt habe. Völlig unabhängig
davon, ob Sie schon eine Ermächtigung durch das Ge-
setz haben, behauptet Reuters, dass Sie in Ihrem Haus an
einem solchen Entwurf arbeiten und dass dieser Entwurf
Reuters vorliegt. Ich habe Sie gefragt, ob dies sein kann
oder ob Sie es als Unwahrheit zurückweisen, weil es ei-
nen solchen Entwurf nicht gibt. Ich bitte Sie, diese Frage
auch zu beantworten.

F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615002500


Herr Kollege Schneider, ich habe Ihnen bei meiner
ersten Antwort auf Ihre beiden Fragen gesagt, die Bun-
desregierung stimme den Entwurf einer Unbilligkeits-
verordnung derzeit ab. Das heißt, sie befindet sich im
Abstimmungsverfahren innerhalb der Bundesregierung.
Solange dieses Abstimmungsverfahren nicht abge-
schlossen ist und solange es die gesetzlichen Grundlagen
dafür nicht gibt, gibt es – das habe ich Ihnen eben auch
deutlich zu machen versucht – keine Veranlassung, zu ir-
gendwelchen Zeitungsberichten Stellung zu nehmen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615002600

Herr Schneider, bitte schön, die dritte Frage.


Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615002700

Da es offensichtlich Überlegungen gibt, bitte ich Sie

um Verständnis, dass ich zu diesen Überlegungen nach-
frage, weil sie, wenn sie denn tatsächlich in eine Unbil-
ligkeitsverordnung münden, weitreichende Konsequen-
zen für die Betroffenen haben werden, über die wir uns
bestimmte Gedanken machen. Ich frage nach, weil mei-

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(C (D er Fraktion aus den Reihen der Großen Koalition – der ollege Brauksiepe, der sich hier besonders hervorgetan at, ist gerade eingetroffen – immer wieder der Vorwurf emacht worden ist, dass wir das Thema Zwangsverrenung künstlich aufbauschten. Dies wurde damit begrünet, dass die Zahl der betroffenen Personen eher klein sei Sie selbst geben sie mit 25 000 bis 30 000 Personen n – und dass durch diese Unbilligkeitsverordnung weiere Ausnahmen vom Grundsatz der Nachrangigkeit gechaffen werden könnten. Wenn jetzt aber, wie ich es in em Artikel lese, selbst solche Personen zwangsverrenet werden sollen, die einer Beschäftigung nachgehen, ürden Sie mir dann nicht zustimmen, dass die angeündigte Rechtsverordnung anscheinend eher dem weck dienen soll, Ausnahmen von der Zwangsverren ung zu vermeiden, als solche zu ermöglichen? F Ich habe gerade dargestellt, dass es in dieser Unbillig eitsverordnung mehrere Gründe geben wird. Wenn Sie etzt das Kriterium der Beschäftigung ansprechen, dann uss schlichtweg darauf hingewiesen werden, dass bei er Frage des Nachrangigkeitsgrundsatzes immer zu bechten ist, dass man bei einem Betroffenen, der einer Bechäftigung nachgeht, davon ausgehen können muss, ass alles getan wird, um aus der Situation der Bedürfigkeit herauszukommen. Deswegen wird es natürlich riterien geben, die etwas mit der Beschäftigung zu tun aben. Das Kriterium Beschäftigung wird so bewertet erden, dass der Einsatz der Arbeitskraft überwiegend azu da sein muss, um gar nicht erst hilfebedürftig zu erden. So etwas wird mit Sicherheit Eingang in diese nbilligkeitsverordnung finden. Sie haben noch eine Frage, Herr Schneider. Das finde ich angesichts dessen, was uns jetzt hier be ichtet worden ist, einigermaßen überraschend; denn enn ich mir überlege, dass die Ausweitung der Mög ichkeiten von Miniund Midijobs im Rahmen der artz-Reformen stets damit begründet worden ist, dass iese die Chance eröffnen, möglicherweise wieder in ine Vollzeitbeschäftigung zu kommen – man sprach on der sogenannten Brückenfunktion –, dann wundere ch mich doch, dass hier im Grunde genommen steht, ass 63-Jährige, die einen Minijob ausüben, zwangsverentet werden sollen. Heißt das, dass Sie nicht mehr daon ausgehen, dass diesen Jobs tatsächlich eine Brükenfunktion zukommt, oder gehen Sie davon aus, dass iese für 63-Jährige und Ältere keine Brückenfunktion ehr haben? Wenn ja, dürfen wir damit rechnen, dass as Bundesministerium für Arbeit und Soziales beabichtigt, die Begünstigung solcher prekären Beschäftiungsverhältnisse wieder abzuschaffen, damit deren mfang zurückgeht, der allein zwischen 2003 und 2005 m 1,2 Millionen Stellen angestiegen ist? Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15787 F Auch mit dem geschickten Versuch, etwas aus dem Zeitungsartikel zu zitieren, wird es Ihnen nicht gelingen, dass ich von meinen vorherigen Antworten abweiche, was die Inhalte der Verordnung angeht. Ich sage Ihnen nur so viel und will damit das unterstreichen, was ich gerade geantwortet habe: Die abhängige Beschäftigung oder die sonstige Erwerbstätigkeit, über die wir hier sprechen, müssten in einem zeitlichen Umfang ausgeübt werden, der zeigt, dass die hilfebedürftige Person ihre Arbeitskraft überwiegend zur Verringerung der Hilfebedürftigkeit einsetzt. Reine Nebentätigkeiten scheiden dabei aus. Mit dem Ziel, Eingliederung in Arbeit zu fördern, das wir mit dem SGB II verfolgen, wäre es nicht vereinbar, gerade diese in Arbeit eingegliederten Personen zur Inanspruchnahme einer vorgezogenen Altersrente zu verpflichten. Damit sind die dringlichen Fragen beantwortet, und ich komme zu den Fragen auf Drucksache 16/8446 in der üblichen Reihenfolge. Wir beginnen mit dem Geschäftsbereich der Bundeskanzlerin und des Bundeskanzleramtes. Die Fragen 1 und 2 der Abgeordneten Sabine Zimmermann werden schriftlich beantwortet. Somit komme ich zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Antworten wird der Parlamentarische Staatssekretär Ulrich Kasparick. Wir kommen zur Frage 3 des Kollegen Dr. Anton Hofreiter: Inwieweit treffen Aussagen zu, dass die Leistungsund Finanzierungsvereinbarung, LuFV, zwischen Bund und Deutscher Bahn AG, DB AG, unterschriftsreif im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung vorliegt, und inwieweit ist die LuFV mit den Bundesländern abgestimmt? U Dazu kann ich Ihnen sagen, dass diese Auskunft nicht zutreffend ist. Die LuFV liegt nicht unterschriftsreif im Bundesministerium vor. Das hat einen einfachen Grund. Man kann eine LuFV erst endverhandeln, wenn klar ist, welches Modell bei einer Beteiligung privaten Kapitals an der Deutschen Bahn AG gewählt werden wird. Sie wissen, wir sind da mitten in einer aktuellen Debatte. Herr Hofreiter, Sie haben eine Nachfrage. Danke, Frau Präsidentin. – Sehr geehrter Herr Staats sekretär, könnten Sie vielleicht auch meine zweite Frage direkt beantworten? Denn sie steht in einem engen Zusammenhang mit der ersten Frage. Das wäre sehr nett. a m s s F im d w n h u s S e s v z d P m d g p v r t w d d T b d h m D L t g f z t (C (D Ich rufe Frage 4 des Kollegen Dr. Anton Hofreiter uf: Wann wird die LuFV dem Parlament vorgelegt, und wel chen Zeitplan zur Umsetzung der LuFV hat die Bundesregierung? U In Frage 3 haben Sie auch nach dem Prozess der Ab timmung mit den Ländern gefragt. Es gehört zu unserer elbstverständlichen Alltagspraxis, die wesentlichen ragen der Infrastruktur mit den Ländern abzusprechen. Ich komme zu Frage 4. Wir haben in den Ausschüssen mer wieder deutlich gemacht – wir haben es den zustän igen Ausschussvorsitzenden schriftlich mitgeteilt –, dass ir die parlamentarischen Gremien vor der Unterzeichung einer LuFV selbstverständlich über den Sachveralt informieren werden. Das ist aktenkundig und für ns selbstverständlich. Sie haben eine Nachfrage, Herr Hofreiter? – Bitte chön. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Sehr geehrter Herr taatssekretär, wenn ich mich richtig erinnere, bestand igentlich sowohl im Ausschuss als auch im Unterauschuss Konsens darüber, dass wir völlig unabhängig om Privatisierungsmodell eine Leistungsund Finanierungsvereinbarung benötigen. Selbst wenn sich bei er Bahn überhaupt nichts ändert, wenn also jegliche rivatisierungsmodelle scheitern – das ist angesichts der omentanen Debattenlage durchaus möglich –, ist es ringend nötig, eine LuFV abzuschließen. Das, was in einer LuFV vereinbart wird, ist unabhänig davon, ob 48 Prozent der Holding, in der die Transorttöchter der Bahn zusammengefasst sind, an Private erkauft werden; es ist auch egal, welches Privatisieungsmodell gewählt wird. Das ist, wenn ich mich richig erinnere, der Stand der Debatte im Ausschuss. Desegen kann ich Ihre Aussage nicht nachvollziehen, nach er wir die LuFV erst vorgelegt bekommen, wenn sich ie Bundesregierung oder die großen Fraktionen oder ransnet und Herr Mehdorn auf ein Modell geeinigt haen. Eigentlich bestand Konsens darüber, dass die LuFV em Parlament vorgelegt wird, sobald ein Entwurf voranden ist. Hat sich das jetzt plötzlich geändert? U Nein, Herr Dr. Hofreiter, das hat sich nicht geändert. er Sachverhalt stellt sich folgendermaßen dar: Eine uFV ist zwingend erforderlich. Es geht darum, Quali ätskriterien für den Ausbau der Infrastruktur festzuleen, die es ermöglichen, dass der Ausbau für den Bund inanziell überschaubar bleibt und dass andererseits die uständigen Unternehmen Investitionssicherheit erhalen. Die Frage ist, wie man eine solche Leistungsund 15788 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 Parl. Staatssekretär Ulrich Kasparick Finanzierungsvereinbarung ausgestaltet. Das hängt davon ab, welches Privatisierungsmodell verfolgt wird bzw. politisch durchsetzbar ist. Es stellen sich beispielsweise die Fragen: Muss man einzelvertragliche Regelungen treffen? Kann man bei einem Vorschlag eventuelle Privatisierungserlöse berücksichtigen? Wenn sich der Deutsche Bundestag auf ein bestimmtes Modell geeinigt hat – der Deutsche Bundestag muss es beschließen –, kann man eine entsprechende LuFV entwickeln. Sie wissen, dass verschiedene Modelle einer LuFV in der Debatte sind. Wir sind uns politisch einig darüber, dass wir eine LuFV brauchen; aber in welcher Ausformung wir sie am Ende durchsetzen oder politisch verabreden können, hängt davon ab, auf welches Modell einer Teilprivatisierung der DB AG man sich einigt. Herr Hofreiter, Sie haben eine weitere Nachfrage. Wann sieht sich die Bundesregierung in der Lage, ver nünftige Eckpunkte für eine LuFV im Ausschuss vorzulegen? Wir haben extra einen Unterausschuss Infrastruktur eingerichtet, um ebendiese Dinge zu besprechen. Es mag in einem gewissen Umfang richtig sein, dass letzte juristische Details der LuFV vom Privatisierungsmodell abhängen; aber die entscheidenden Qualitätskennziffern der Leistungsund Finanzierungsvereinbarung sind völlig unabhängig vom Modell. Der Ausschuss und der Bundestag interessieren sich für genau diese Qualitätskennziffern. Hierbei ist es nicht entscheidend, wie die Einigung unter Berücksichtigung des konkreten Modells im letzten juristischen Detail aussieht. Das Entscheidende ist: Welche Qualitätskennziffern werden in die LuFV aufgenommen? Meine Frage ist: Wann sieht sich die Bundesregierung in der Lage, die Qualitätskennziffern für eine LuFV dem Ausschuss vorzulegen? U Mein Kollege Achim Großmann – er betreut in unserem Haus diesen Politikbereich für das Parlament – hat mich darüber informiert, dass diese Dinge auch im Unterausschuss mehrfach sehr detailliert diskutiert wurden. Deswegen bin ich ein wenig von Ihrer Frage überrascht; denn genau das war Gegenstand der Sitzungen. Zum Ablauf kann ich Ihnen nur noch einmal sagen: Die Bundesregierung kann dem Parlament erst einen sachgerechten Vorschlag für die Ausgestaltung einer LuFV unterbreiten, wenn politisch klar ist, mit welchem Modell wir bei der DB AG weiterarbeiten können; das ist der sachliche Zusammenhang. Herr Hofreiter, Sie wollen jetzt die Nachfragen zu Ih ren beiden Fragen stellen? Sehe ich das richtig? – Dann können Sie noch zwei Fragen stellen. d t s f v u W g p z I i L b b l e d d t s w m V s r d c i d B c n m w w m H M v k I d j (C (D Es tut mir leid, dass ich weiter nachfragen muss, aber ie entscheidende Frage wurde nicht beantwortet. Sie haben es richtig dargestellt: Wir haben das im Unerausschuss ausführlich diskutiert. Nach der Debatte ollte dargestellt werden, welche dieser Qualitätskennzifern in welcher Form der Bahn von der Bundesregierung orgeschlagen – wie auch immer man es nennen will – nd welche übernommen werden sollen. Wir haben die verschiedensten Modelle diskutiert. ir haben die Vorund Nachteile bestimmter Regelun en diskutiert. Nur weil wir sie diskutiert haben – ich räferiere ganz bestimmte Modelle und Qualitätskenniffern –, heißt das noch lange nicht, dass sie Gegenstand hrer Regelung sein werden. Genau das würde mich aber nteressieren: Welche Qualitätskennziffern sollen in die uFV übernommen werden und welche nicht? Das ist eantwortbar – unabhängig vom Modell. Es hilft also nichts, nochmals zu antworten – das haen Sie bereits zweimal getan –, dass Sie uns die detailierte LuFV erst vorlegen können, wenn über das Modell ntschieden ist. Das mag ja sein – ich würde dies allerings auch bestreiten, aber darüber wollen wir jetzt nicht iskutieren –; die Qualitätskennziffern können Sie uns rotzdem nennen. Bis wann ist dies möglich? Wollen Sie ie dem Ausschuss überhaupt vorlegen? Das ist beantortbar. U Herr Dr. Hofreiter, ich möchte noch einmal auf das erfahren aufmerksam machen. Sie haben im Unterauschuss, der sich mit diesen Fragen beschäftigt, in mehreen Sitzungen die Qualitätskriterien mehrfach ausgiebig iskutiert. Sie wissen also, dass abhängig davon, welhes Bahnprivatisierungsmodell politisch durchsetzbar st, unterschiedliche Kriterien zum Zuge kommen weren. Je nachdem, wie das Parlament sich entscheidet – die undesregierung wird entsprechende Vorschläge mahen –, wird, daraus abgeleitet, eine Leistungsund Fianzierungsvereinbarung getroffen, die wir dem Parlaent selbstverständlich vor der Unterzeichnung vorlegen erden, sodass ausreichend Zeit zur Diskussion besteht. Herr Hofreiter, eine letzte Nachfrage? – Bitte. Auch wenn ich glaube, dass es keinen Sinn hat – Sie ollen es uns einfach nicht sagen –, frage ich noch einal nach. Völlig unabhängig vom juristischen Modell – oldingmodell, Eigentumssicherungsmodell, Trennung, odell von Attac, Modell der Volksaktie oder Modell on wem auch immer – ist die Frage, welche Qualitätsriterien genannt werden. Danach frage ich. Es gibt in hrem Ministerium – das wissen wir – einen Vorschlag afür. Wir kommen leider nicht daran; sonst brauchte ich etzt hier nicht nachzufragen. Ihr Ministerium – das nur Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15789 )

Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615002800
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615002900
Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615003000

(A) )


(B) )

Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615003100
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615003200
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1615003300
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615003400
Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615003500
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615003600
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1615003700
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615003800
Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615003900
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1615004000

(A) )


(B) )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615004100
Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615004200
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1615004300
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615004400
Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615004500
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1615004600
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615004700
Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615004800

(A) )


Dr. Anton Hofreiter
am Rande – ist normalerweise ein Sieb, aber in dem
Punkt leider nicht.

Noch einmal die Frage: Sehen Sie sich in der Lage,
uns Qualitätskennziffern zu nennen, ja oder nein? Sie
brauchen nicht noch einmal auf das Verfahren hinzuwei-
sen. Sagen Sie einfach „ja“ oder „nein“.

U
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1615004900


Herr Dr. Hofreiter die Frage ist, ob wir eine LuFV auf
Basis des geltenden Bundesschienenwegeausbaugeset-
zes verabreden oder ob wir eine spezialgesetzliche Er-
mächtigungsgrundlage schaffen müssen. Davon hängt
die Diskussion um die Qualitätskriterien ab. Ob wir spe-
zialgesetzliche Regelungen brauchen oder auf der Basis
des geltenden Gesetzes agieren können, hängt zentral
davon ab, wie die nächsten Schritte bei der Bahnprivati-
sierung sein werden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615005000

Wir kommen jetzt zur Frage 5 der Abgeordneten

Bettina Herlitzius:
Inwieweit nimmt die Leistungs- und Finanzierungsverein-

barung zwischen Bund und DB AG Einfluss auf die Höhe der
Trassenpreise, und inwieweit wird mit der LuFV eine Quer-
subventionierung, zum Beispiel des Schienenpersonenfern-
verkehrs, SPFV, mit Einnahmen aus den Trassenerlösen aus
dem Schienenpersonennahverkehr, SPNV, vermieden?

U
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1615005100


Frau Kollegin Herlitzius, Sie beziehen sich auf den-
selben Sachverhalt, die Leistungs- und Finanzierungs-
vereinbarung. Sie wissen, wie der Mechanismus ist. Der
Bund wird mit den Infrastrukturunternehmen und den zu
beteiligenden Unternehmen deshalb die LuFV abschlie-
ßen, weil wir im Netz Qualität erreichen wollen. Dafür
wird der Bund eine feste Summe verabreden. Sie wissen,
wir sprechen über etwa 2,5 Milliarden Euro. Wir wollen
diese Mittel auf der Basis der heutigen Ertragsstruktur
der Unternehmen zur Verfügung stellen. Das bedeutet,
dass die LuFV keinen Einfluss auf die Trassenpreisge-
staltung haben wird.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615005200

Frau Herlitzius, eine Nachfrage?


Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615005300

Ich bitte Sie, beide Fragen zusammen zu beantworten.

Dann werde ich Nachfragen stellen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615005400

Ich rufe die Frage 6 der Kollegin Herlitzius auf:

Wie stellt die LuFV eine Erneuerung der überwiegend für
den SPNV genutzten Strecken sicher, und auf welche Weise
spielen Kriterien eines integralen Taktfahrplanes wie Reisege-
schwindigkeiten, Pünktlichkeit, Fahrzeitreserve, Anschluss-
sicherung und Zahl möglicher Anschlüsse mit kurzen Umstei-
gezeiten eine Rolle?

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(C (D U Wir haben verabredet, dass Qualitätsparameter auf ahverkehrsstrecken dasselbe Gewicht erhalten sollen ie auf Strecken des Fernverkehrs. Wir wollen eine leichstellung zwischen Nahverkehrsund Fernverehrsstrecken im Fernund Ballungsraumnetz. Dadurch st gewährleistet, dass es sich die Unternehmen nicht erden leisten können, Nahverkehrsstrecken mit minde er Qualität zu betreiben. Es geht gerade darum, im Geamtnetz eine hohe Qualität zu erreichen. Wenn die nternehmen das nicht tun würden, dann hätte dies fianzielle Konsequenzen für sie. Man muss dabei beachten, dass die LuFV nur auf die ualität der Infrastruktur abstellt. Wenn es also bei einer ertig ausgebauten Strecke zu Zugverspätungen kommt, eil das Unternehmen die Züge nicht pünktlich verkeh en lässt, dann geht dies nicht zulasten des Bundes, sonern zulasten des Unternehmens. Wir können über die uFV die Qualität der Infrastruktur regeln. Wir wollen afür sorgen, dass die Schiene in Ordnung ist und befahen werden kann. Wenn ein Unternehmen, obwohl die nfrastruktur eine entsprechende Qualität aufweist, die ualitätsnormen nicht einhält, dann hat es mit Sanktioen zu rechnen. Das ist der Sinn der LuFV. Auf diesem eg wollen wir Qualität erreichen. Frau Herlitzius, Ihre Nachfrage, bitte. Herr Staatssekretär, ich glaube, Sie wissen ebenso wie ie meisten Anwesenden hier, dass das Netz der DB in ezug auf den Standard und die Qualität heute sehr un erschiedlich ist. Gerade im ländlichen Raum gibt es ahnstrecken, deren Ausbaustandard nur gewisse Ge chwindigkeiten und somit auch nur gewisse Taktverehre zulässt. Das liegt daran, dass Bahnübergänge nicht usgebaut sind; das liegt aber auch daran, dass Zweigleiigkeit und Überholstrecken nicht Standard sind. Wenn Sie die Qualität des Service und die Qualität es Bahntransports von Investitionen in den Ausbau der rasse abkoppeln, werden Sie die Qualität nicht verbesern können. Denn die Qualität der Trasse und die Qualiät des Service hängen eng mit den Investitionen zusam en. Daher habe ich eine Nachfrage: Wieso kann diese eistungsund Finanzierungsvereinbarung jetzt nicht bgeschlossen werden? Denn sie kann nichts mit der Priatisierung zu tun haben. Die Ansprüche an die Fahrleisung der Bahn gibt es jetzt schon. Wenn Sie dies – wie on Ihnen gerade gesagt – koppeln, so heißt dies, dass es n den Regionen in Abhängigkeit von dem Modell der rivatisierung, das Sie wählen, zu Veränderungen ommt. Ich nenne einmal eine Negativinterpretation: as hieße, die Strecken im ländlichen Raum werden sich it Blick auf ihre Qualität und auf die Fahrleistung ver ndern. Ansonsten könnte dieses Modell bei der einfahen Verabredung einer Leistungsund Finanzierungsereinbarung nicht so wichtig sein. 15790 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 U Frau Kollegin, ich sage es vielleicht auch noch einmal für unsere Zuschauer: Die LuFV hat die Funktion, dass wir hinsichtlich des Qualitätsstandards beim Ausbau der Schieneninfrastruktur besser werden als in der Vergangenheit. Wir sind uns einig: Dafür wollen wir eine Leistungsund Finanzierungsvereinbarung abschließen. Diese Leistungsund Finanzierungsvereinbarung hat das Ziel, im gesamten Netz die Qualität zu steigern, und zwar so, dass die finanzielle Belastung für den Bund überschaubar und fest kalkulierbar bleibt und für die Unternehmen Investitionssicherheit entsteht. Das Ziel ist, im Vergleich zur Vergangenheit im gesamten Netz zu einer besseren Qualität zu kommen. Denn die Verkehre, auch die internationalen Verkehre nehmen zu. Zudem wollen wir mehr Verkehr auf die Schiene verlagern. Sie beschreiben zu Recht die Defizite; auch wir sehen sie, die Länder ebenfalls. Jeder, der mit der Bahn unterwegs ist, kennt das. Das, was wir mit der LuFV regeln wollen, ist die Frage, wie wir die Infrastrukturqualität verbessern können. Ob das Unternehmen, das diese Infrastruktur nachher nutzt, pünktlich fährt, ob es zu Verspätungen kommt, ob ein schlechter Service angeboten wird, liegt zunächst nicht in der Verantwortung des Bundes. Vielmehr ist der Bund verantwortlich für die Infrastruktur. Darum geht es. Frau Kollegin, Sie haben eine weitere Nachfrage? – Bitte sehr. Der Zusammenhang zwischen Ausbaustandard der Infrastruktur und dem möglichen Angebot eines Betreibers ist Ihnen aber doch klar. U Es besteht natürlich ein ganz enger Zusammenhang, weil Sie auf einer Langsamfahrstrecke nicht schnell fahren können. Aber ich sage noch einmal: Welche Form einer Leistungsund Finanzierungsvereinbarung wir am Ende treffen können, hängt von der Entscheidung des Deutschen Bundestages bezüglich des Privatisierungsmodells ab, mit dem wir im Ministerium weiterarbeiten können. Frau Herlitzius, Sie haben eine weitere Nachfrage. Bitte sehr. Ja, Frau Präsidentin, ich habe eine konkrete Nach frage. Nehmen wir einfach einmal die Strecke Aachen–Düsseldorf; denn ich komme aus NRW. Heißt das, dass konkrete Veränderungen für diese Strecke – bezüglich Taktverkehr, Anbindung kleinerer Bahnhöfe und Geschwindigkeit – davon abhängen, welches Bahnprivatisierungsmodell am Ende herauskommt? m d r d f k k h h I w S s d M k V P t S – s l w d z h B d N d d h w v t d u s m e N S a w d n 2 w E (C (D U Ich kann Ihnen das noch einmal darstellen, damit es a keine Irritationen gibt. Das Bundesverkehrsministeium hat ein Interesse daran, dass sich die Infrastruktur, ie wir in Deutschland haben, und zwar die gesamte Inrastruktur, sowohl im Fernverkehr als auch im Nahverehr, verbessert. Das wollen wir erreichen durch eine lare finanzielle Obergrenze; da ist uns auch der Hausaltsausschuss des Deutschen Bundestages immer sehr ilfreich zur Seite. Ferner wollen wir den Unternehmen nvestitionssicherheit geben. Innerhalb dieses Rahmens ird es natürlich Prioritäten geben müssen, an welchen trecken man zuerst investiert. Da werden wir uns beonders um Langsamfahrstrecken kümmern müssen, um ie Durchgangsverkehre besser fahren lassen zu können. an wird sich auch um besonders belastete Strecken ümmern müssen. Das ist aber schon jetzt das übliche erfahren, dass Investitionen in Schienenwege nach rioritäten abgeschichtet vorgenommen werden. Noch eine weitere Nachfrage, Frau Herlitzius? Ja, danke schön, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekre är, ich glaube, wir reden – bewusst oder unbewusst – ein tück weit aneinander vorbei. Sie haben meine Sorge die Sorge von jemandem, der aus einer etwas struktur chwächeren Gegend als Berlin kommt – um den öffentichen Nahverkehr aber wohl verstanden. Diese Sorge ird gesteigert durch Ihre Äußerung, dass Sie die LuFV, ie Leistungsund Finanzierungsvereinbarung, im Prinip sehr eng mit der Bahnprivatisierung koppeln. Das alte ich für äußerst kritisch. Es zeigt eigentlich, dass die ahnprivatisierung, anders als es bisher von Ihrem Haus argestellt wird, doch konkrete Auswirkungen auf den ahverkehr hat. Gehe ich also recht in der Annahme, ass Sie, wenn das Privatisierungsmodell vorliegt, sich ie einzelnen Strecken im Land noch einmal genau anseen und danach Leistungsvereinbarungen abschließen erden? Das heißt, wirtschaftliche Strecken – denn Priatisierung hat ja auch etwas mit Wirtschaftlichkeit zu un – werden von der Bahn oder von den Betreibern, die ann die Ausschreibung gewinnen, weiterbetrieben und nwirtschaftliche Strecken werden dann vermutlich gechlossen. Ist das so richtig? U Nein, das ist so nicht richtig. Ich will deswegen noch inmal ausdrücklich auf Ihre Sorge eingehen, dass es im ahverkehr oder in ländlichen Gebieten eventuell zu chwierigkeiten kommen könnte. Im Moment haben wir ls gesetzliche Grundlage § 8 Abs. 2 Bundesschienenegeausbaugesetz und Art. 3 § 21 des Gesetzentwurfes er Bundesregierung zur Neuorganisation der Eisenbahen des Bundes. In beiden Gesetzen ist vorgesehen, dass 0 Prozent der Mittel, die der Bund für die Schienenege nach dem Bundesschienenwegeausbaugesetz den isenbahnen zur Verfügung stellt, für Maßnahmen in die Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15791 Parl. Staatssekretär Ulrich Kasparick Schienenwege, die dem Schienenpersonennahverkehr dienen, zu verwenden sind. Das ist ein ganz zentraler Punkt, und wir wollen auch künftig dafür sorgen, dass wir in diese Infrastruktur investieren können. Ich versuche, noch einmal das Interesse des Bundes an dieser Stelle deutlich zu machen, damit das ganz unmissverständlich und klar ist: Wir wollen besser werden beim Ausbau der Schieneninfrastruktur, weil wir mit stark wachsenden Verkehren zu rechnen haben, die wir irgendwie bewältigen müssen. Unser Ziel dabei ist es, deutlich mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen. Dazu müssen Langsamfahrstellen beseitigt und Fahrplanzeiten besser eingehalten werden. Die Infrastruktur in ihrer dienenden Funktion muss mehr ertüchtigt werden. Dem dient die Leistungsund Finanzierungsvereinbarung. Welche gesetzliche Ausgestaltung diese Leistungsund Finanzierungsvereinbarung haben kann, hängt allerdings ab von der Entscheidung des Deutschen Bundestages bezüglich der Art der Teilprivatisierung der Bahn, mit der wir politisch im Ministerium weiterarbeiten können. Frau Herlitzius, Sie haben jetzt Ihr Fragerecht ausgeschöpft. – Jetzt gibt es noch eine Nachfrage des Kollegen Hofreiter. Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1615005500
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615005600
Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615005700

(B)


(A) )


(B) )

Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1615005800
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615005900
Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615006000
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1615006100
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615006200
Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615006300
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1615006400
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615006500
Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615006600
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1615006700

(A) )


(B) )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615006800

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Sehr geehrter Herr
Staatssekretär, da Sie uns anscheinend wenig Konkretes
sagen wollen, möchte ich eine Nachfrage stellen, die Sie
eigentlich beantworten können müssten, weil sie relativ
allgemeiner Natur ist.

Wir haben im Moment das Problem, dass die Trassen-
gelder nicht dort verwendet werden, wo sie generiert
werden. Kurz zur Erklärung: Trassengelder sind von ei-
nem Schienenverkehrsunternehmen für die Benutzung
der Gleise zu zahlen. Man spricht verkürzt auch von
Schienenmaut.

Wie gedenken Sie in der Leistungs- und Finanzie-
rungsvereinbarung Transparenz sicherzustellen, sodass
klar ist, in welchen Bereichen des Netzes die Einnah-
men, die über die Trassengelder generiert werden, rein-
vestiert werden? Im Moment haben wir das große Pro-
blem, dass der durch die öffentliche Hand finanzierte
Personenschienennahverkehr den pseudoeigenwirt-
schaftlichen Personenfernverkehr der DB AG, also einen
privatwirtschaftlichen Bereich, über erhöhte Trassengel-
der querfinanziert. Die Frage stellt sich also, wie man die
Transparenz herzustellen und die Querfinanzierung ab-
zustellen gedenkt. Eine solche Regelung ist wirklich völ-
lig unabhängig vom Modell.

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Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1615006900


Das ist Gegenstand der Leistungs- und Finanzie-
rungsvereinbarung.

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(C (D Die Fragen 7 und 8 des Kollegen Winfried Hermann erden schriftlich beantwortet ebenso wie die Frage 9 er Kollegin Sevim Dağdelen. Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktor icherheit. Zur Beantwortung der Fragen steht der Herr arlamentarische Staatssekretär Michael Müller zur Verügung. Die Fragen 10 und 11 der Kollegin Undine Kurth erden schriftlich beantwortet. Wir kommen zur Frage 12 des Abgeordneten Jörg ohde: Erwartet die Bundesregierung innerhalb der nächsten zehn Jahre auf EU-Ebene eine Veränderung von Emissionsgrenzwerten, die für den Betrieb von Asphaltwerken relevant sind, und wird die Bundesregierung selbst auf eine Verschärfung entsprechender Grenzwerte hinwirken? (Jörg Rohde [FDP]: Können beide Fragen zusammen beantwortet werden?)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615007000

Ja. Dann rufe ich auch noch die Frage 13 des Kollegen
örg Rohde auf:

Wie bewertet die Bundesregierung die unterschiedlichen
Emissionsgrenzwerte für die Verbrennung von Kohlestaub im
Vergleich zur Verbrennung von Öl, und beabsichtigt die Bun-
desregierung, auf eine Veränderung der Differenz zwischen
den Emissionsgrenzwerten hinzuwirken?

Mic
Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1615007100

Zu Ihrer ersten Frage. Ich kann natürlich nicht wissen,

as in einem Zeitraum von zehn Jahren passiert. Aber
ufgrund unseres derzeitigen Kenntnisstandes muss man
avon ausgehen, dass es in der zugrunde liegenden
ichtlinie – das ist die Richtlinie 96/61/EG aus dem

ahre 1996 über die integrierte Vermeidung und Vermin-
erung der Umweltverschmutzung – keinen Ansatz gibt,
er die Herstellung von Asphalt betrifft. Bisher gibt es
afür also kein gemeinschaftliches Recht. Veränderun-
en des europäischen Rechtes sind derzeit auch nicht ab-
ehbar. Die Bundesregierung beabsichtigt zudem keine
erschärfung.

Zu Ihrer zweiten Frage. Man muss wissen, dass die
nforderung hinsichtlich der Emissionsbegrenzung nach
em Stand der Technik erfolgt. Der Stand der Technik
mfasst im Wesentlichen vier Eckpunkte: erstens den
ntwicklungsstand bestimmter technischer Verfahren,
weitens die Gewährleistung der Anlagensicherheit,
rittens die Gewährleistung einer umweltverträglichen
bfallentsorgung und viertens die generelle Verminde-

ung von Auswirkungen auf die Umwelt.

Die Unterschiedlichkeit der Verfahren zur Verbren-
ung von Kohlestaub und von Öl bedingt deshalb auch
nterschiedliche Festlegungen bei den einzuhaltenden
missionsgrenzwerten. Veränderungen hinsichtlich der
ifferenz zwischen Emissionsgrenzwerten dieser unter-

chiedlichen Verfahren können sich somit nur aus Verän-
erungen beim Stand der Technik ergeben.

15792 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008


(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615007200

Ihre Nachfrage.


Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1615007300

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär,

habe ich Sie richtig verstanden, dass die unterschiedli-
chen Grenzwerte technisch begründet sind? Der eine
Grenzwert liegt höher als der andere. Es gibt aber keinen
Druck auf die Asphalthersteller, sich dem niedrigen
Grenzwert anzunähern, indem beispielsweise technisch
umgerüstet wird.

Mi
Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1615007400


Es gilt generell, dass von Zeit zu Zeit der Stand der
Technik bewertet wird. Wenn die Bundesregierung bei-
spielsweise der Auffassung ist, dass der Stand der Tech-
nik verbessert werden könnte, könnte es unter anderem
sein, dass wir durch entsprechende Forschungsinitiati-
ven deutlich machen, dass es zu einem höheren Stand
der Technik kommen müsste.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615007500

Eine weitere Nachfrage.


Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1615007600

Es bleibt dann bei dem Stand der Technik der einzel-

nen Verfahren, der Ölverfeuerung oder der Kohlestaub-
verfeuerung. Angesichts des derzeit hohen Ölpreises
scheint es vielen Asphaltherstellern in Deutschland aus
wirtschaftlichen Gründen sinnvoll zu sein, auf Kohle-
staubverfeuerung umzurüsten. Sind da, wenn Sie das
kurz sagen könnten, die Grenzwerte höher oder niedri-
ger, und wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Mi
Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1615007700


Es ist so, dass wir aufgrund der Veränderungen der
Ressourcenpreise Verschiebungen erleben. Das ist ein
generelles Problem, mit dem sich sicherlich dieses Haus
und vor allem auch die zuständigen Ausschüsse beschäf-
tigen müssen. Ich glaube, da sind wir erst am Beginn.
Wir erleben, dass in vielen Bereichen aus reinen Kosten-
gründen Verfahren gewählt werden, die beispielsweise
aus ökologischen Gründen eher problematisch sind; das
ist gar keine Frage.

Trotzdem bleibt es dabei: Was Stand der Technik ist,
wird nicht von der Politik festgelegt, sondern von Gre-
mien, beispielsweise von Ingenieuren des VDI. In dem
Bereich können wir also nur durch politische Initiativen
etwas ändern. Darüber muss man nachdenken. Darüber
können wir Ihnen sicherlich berichten.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615007800

Sie haben eine weitere Nachfrage.

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(C (D Herr Staatssekretär, Sie haben in Ihrem Eingangs tatement schon bestätigt, dass es derzeit solche Überegungen in der Bundesregierung nicht gibt. Der Hinterrund meiner Frage ist folgender: Es gibt ein sphaltwerk in meinem Wahlkreis und eine Bürgerini iative, die nicht sehr glücklich über das Asphaltwerk or Ort ist. Es gibt weitere Emissionen, und zwar nicht ur Verbrennungsemissionen, sondern auch Lärmemisionen. Gibt es bei den Lärmemissionen in dem Bereich er Asphaltwerke – um es konkret zu machen und bei er Frage zu bleiben – irgendwelche Veränderungen? Mic Wir hatten ja vor kurzem eine Veränderung aufgrund er sogenannten Umgebungslärmrichtlinie. Ich weiß icht, wie dies vor Ort eingehalten wird und ob das alles chon vollzogen ist. Wir bieten Ihnen natürlich an, dass ir, wenn Sie uns den konkreten Fall schildern, einmal enauer hinschauen. Ihre letzte Nachfrage. Ich ziehe daraus für mich den Schluss, dass ein As haltwerk, das alle Richtlinien einhält, seinen Betrieb atürlich ordnungsgemäß weiterführen darf und ich mir eswegen andere Lösungen ausdenken muss, um zum eispiel einer Bürgerinitiative, die sich das Ziel gesetzt at: „Das Asphaltwerk muss weg“, zur Hilfe zu komen. Mic Um es einmal auf den Punkt zu bringen: Die Entwick ung, die sich hier zeigt, ist natürlich eine Regulierung es Marktes, die, wenn ich das richtig sehe, Ihre Partei ja mmer besonders hochhält. Aber tatsächlich ist es so, ass manche ökologisch problematischen Entwicklunen gerade dadurch entstehen. Insofern muss man chauen, ob man Instrumente, die solche Verlagerungen rmöglichen, einsetzen muss. Darüber zu reden, halte ch – ich sage es noch einmal – für einen wichtigen unkt vor dem Hintergrund, dass sich im Augenblick anches durch die dramatische Veränderung der Roh toffpreise verschiebt. Dann kommen wir jetzt zum Geschäftsbereich des undesministeriums für Bildung und Forschung. Hier ird der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel ie gestellten Fragen beantworten. Ich rufe die Frage 14 der Kollegin Sylvia Kotting-Uhl uf: Welcher Zusammenhang besteht nach Ansicht der Bundesregierung zwischen den im Februar 2008 bekannt gewordenen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen zwei lei Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15793 Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt tende Mitarbeiter aus dem Geschäftsbereich „Stilllegung des Forschungszentrums Karlsruhe“ wegen Bestechlichkeit und Korruption und den exorbitanten Kostensteigerungen beim Rückbau atomarer Anlagen, und welche Verstöße gegen atomrechtliche Bestimmungen spielen bei den Ermittlungen eine Rolle? T Sehr geehrte Frau Kollegin Kotting-Uhl, nach den Erkenntnissen der Bundesregierung besteht zwischen den genannten staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und den Kostensteigerungen beim Rückbau atomarer Anlagen in Karlsruhe kein Zusammenhang. Die größeren Kostensteigerungen bei den Rückbauprojekten auf dem Gelände des Forschungszentrums Karlsruhe, die sich im Vergleich zum Bericht des BMBF zum mittelund langfristigen Mittelbedarf für die Stilllegung und Entsorgung nuklearer Versuchsanlagen vom 6. November 2006 ergeben, betreffen nur das WAK-Projekt. Die dazu dem Haushaltsausschuss des Bundestages Anfang 2008 vom BMBF vorgelegte Projektkostenschätzung 2007 beruht ausschließlich auf dem im Jahr 2006 angepassten technischen Gesamtkonzept und den hieraus zukünftig resultierenden terminlichen und dann auch kostenmäßigen Auswirkungen. Im Übrigen spielen Verstöße gegen atomrechtliche Bestimmungen bei den staatsanwaltlichen Ermittlungen keine Rolle. Sie haben eine Nachfrage. Danke schön, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär, laut Meldungen aus Baden-Württemberg hat die Staatsanwaltschaft einen Zusammenhang nicht ausgeschlossen. Ist Ihnen das bekannt? Wie bewerten Sie das? T Diese Pressemeldung ist mir nicht bekannt. Ich kann Ihnen nur mitteilen, dass nach den Erkenntnissen der Bundesregierung ein Zusammenhang zwischen staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und Kostensteigerungen beim Rückbau atomarer Anlagen nicht vorhanden ist. Haben Sie eine weitere Nachfrage? – Bitte schön. Meine zweite Nachfrage zielt in die gleiche Richtung; Herr Staatssekretär, Sie werden es verzeihen. Selbst Peter Fritz vom Vorstand des Forschungszentrums Karlsruhe schließt einen Zusammenhang zwischen den Bestechungsvorwürfen und den Kostensteigerungen nicht aus. Ich frage Sie: Woraus schließt die Bundesregierung, dass sie einen Zusammenhang ausschließen kann? d d f d h l a h d f r 1 D d s g w o w i t G w K d g s a (C (D T Die Informationen, die wir haben, ergeben sich aus er Kontaktaufnahme mit der Staatsanwaltschaft. Die Inormation ist: Hier wird kein Zusammenhang gesehen. Ich rufe die Frage 15 der Kollegin Kotting-Uhl auf: Seit wann wusste das Bundesministerium für Bildung und Forschung von den Bestechungsvorwürfen, und weshalb wurde die baden-württembergische Atomaufsicht erst am 12. Februar 2008 informiert? T Das Bundesministerium für Bildung und Forschung at die anonyme Anzeige, die zur Einleitung des Ermittungsverfahrens geführt hat, am 8. März 2007 der Staatsnwaltschaft Karlsruhe per Telefax übermittelt. Diese at das BMBF um strikte Vertraulichkeit gebeten, um ie staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen nicht zu geährden. Das baden-württembergische Umweltministeium als zuständige Atomaufsichtsbehörde wurde am 2. Februar 2008 darüber informiert, dass polizeiliche urchsuchungen im Forschungszentrum Karlsruhe urchgeführt werden sollen. Das baden-württembergiche Umweltministerium wurde nicht in die Ermittlunen einbezogen, da die in der Anzeige erhobenen Vorürfe nicht mit einer atomrechtlichen Genehmigung der Zulassung in Zusammenhang stehen. Frau Kotting-Uhl, bitte. Wenn wegen Korruption und Bestechlichkeit ermittelt ird, muss es neben demjenigen, der bestochen worden st – in diesem Fall werden zwei Angestellte verdächigt –, jemanden geben, der bestochen hat. Ein solches eschäft hat ja immer zwei Seiten. Haben Sie irgendelche Hinweise darauf, dass Personen aus politischen reisen daran beteiligt sind? T Die Bundesregierung äußert sich nicht zu Vermutunen. (Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das habe ich vermutet!)

Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1615007900
Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1615008000
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615008100
Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1615008200
Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1615008300
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615008400

(A) )


(B) )

Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1615008500
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615008600
Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615008700
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1615008800
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615008900
Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615009000
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1615009100
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615009200
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1615009300
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615009400
Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615009500
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1615009600


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615009700

Haben Sie eine weitere Nachfrage?


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615009800

Nein. Da ich diese Antwort erwartet habe, erübrigt

ich die Nachfrage. Danke schön.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615009900

Die Frage 16 der Kollegin Hirsch wird schriftlich be-

ntwortet.

15794 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008


(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Wir kommen zum Geschäftsbereich des Auswärtigen
Amtes. Zur Beantwortung der Fragen steht der Staats-
minister Günter Gloser zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 17 des Abgeordneten Volker Beck
auf:

Welche konkreten Initiativen und Gespräche hat die Bun-
desregierung bilateral oder multilateral ergriffen, um Gefan-
gene aus Guantánamo, die von den USA nicht als Terroristen
eingestuft werden (vergleiche Bundestagsdrucksache 16/7411),
freizubekommen und damit auch einen Beitrag dazu zu leis-
ten, das rechtsstaatswidrige Gefangenenlager aufzulösen, und
warum hat sie – gegebenenfalls auch gemeinsam mit anderen
Staaten – bisher kein Angebot zur Aufnahme eines Teiles die-
ser Gefangenen gemacht?


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1615010000

Ich darf wie folgt antworten: Die Bundesregierung

setzt sich, wie auch die Europäische Union, seit gerau-
mer Zeit bei der US-Regierung für die Schließung des
Gefangenenlagers in Guantánamo ein. Die Bundesregie-
rung tut das nicht nur aufgrund ihrer eigenen Überzeu-
gung, sondern auch, weil eine Schließung im Interesse
unserer transatlantischen Wertegemeinschaft liegt. US-
Präsident Bush hat selbst erklärt, Guantánamo so bald
wie möglich schließen zu wollen. Die Bundesregierung
sieht die US-Regierung in der Pflicht, deutliche Schritte
zur Schließung des Lagers zu unternehmen.

Ich darf grundsätzlich anmerken: Die Aufnahme von
Personen, die in Guantánamo gefangen gehalten werden,
ohne von den USA als Terroristen eingestuft zu sein,
liegt in erster Linie in der Verantwortung der Länder, de-
ren Staatsangehörigkeit sie besitzen. Diesem Prinzip fol-
gend, haben inzwischen mehrere Staaten, darunter auch
EU-Mitgliedstaaten, ehemalige Insassen des Lagers in
Guantánamo Bay aufgenommen. Die USA führen außer-
dem mit mehreren Ländern, deren Staatsangehörige in
Guantánamo inhaftiert sind, Verhandlungen über eine
Rückführung oder haben solche bereits geführt. Soweit
eine Aufnahme in den Heimatländern der Betroffenen
nicht in Betracht kommt, liegt die humanitäre Verant-
wortung für die Lösung der durch die Inhaftierung der
Personen entstandenen Situation bei den Vereinigten
Staaten.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615010100

Herr Beck, Sie haben eine Nachfrage?


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615010200

Ja. Ich habe diese Frage gestellt, weil wir uns – da-

mals mit dem Kollegen Erler – am 17. Januar 2007 hier
schon einmal darüber unterhalten haben. Er hatte mir da-
mals geantwortet:

Die Bundesregierung ist durchaus bereit, einen Bei-
trag dazu zu leisten, wenn sie dazu aufgefordert
wird und wenn es, auch unter Berücksichtigung an-
derer politischer Wirkungen einer solchen Maß-
nahme, Sinn macht, das zu tun.

Wir sind jetzt über ein Jahr weiter. Ich habe das Ge-
fühl, dass es nicht sehr glaubwürdig ist, dass man einer-

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(C (D eits gegen Guantánamo ist, aber andererseits keinen eitrag zur Entlassung leistet. Ihnen ist doch sicher bekannt, dass es unter den Geangenen in Guantánamo Personen aus Algerien, China, ordanien, Libyen, den palästinensischen Gebieten, ussland, Somalia, Sudan, Syrien, Tadschikistan, Tune ien und Usbekistan gibt. Das alles sind Länder, die soohl bei uns als auch in den Vereinigten Staaten als klas ische Länder gelten, in denen wir politische Verfolgung urchaus für möglich halten. Es gibt von den Verwanden einiger Gefangener Hinweise darauf, dass diese Oper von Übergriffen durch die dortige Staatsmacht bis hin u Folter und unmenschlicher Behandlung geworden ind. Ist die Bundesregierung vor diesem Hintergrund beeit, zu erklären, auf Grundlage von § 23 Abs. 2 Aufentaltsgesetz oder auf einer anderen Rechtsgrundlage welche, ist mir egal – eine begrenzte Anzahl von Per onen aufzunehmen, zumal das Europäische Parlament en Europäischen Rat im Dezember des letzten Jahres ufgefordert hat, auf europäischer und internationaler bene eine Initiative zur Umsiedlung von Gefangenen us Guantánamo einzuleiten, die aus Drittstaaten stamen, die aber aufgrund der Gefahr von Hinrichtung oder olter nicht in ihre Herkunftsländer zurückgeführt weren können? Herr Kollege Beck, diese Erklärung kann ich nicht bgeben. Ich habe schon einmal die Position der Bunesregierung deutlich gemacht. Ich glaube, Kollege rler hatte in seiner Antwort gesagt, dass man die politichen und sonstigen Wirkungen generell prüfen müsse. o etwas wäre eventuell im Rahmen der Europäischen nion möglich. Das ist auf europäischer Ebene aber biser nicht geschehen. Herr Beck, Sie haben eine weitere Nachfrage? – Bitte ehr. Das Europäische Parlament hat diese Aufforderung eschlossen. Sie richtet sich an den Ministerrat. Die undesregierung ist im Ministerrat vertreten. Hat die undesregierung diese Aufforderung des Europäischen arlaments im Ministerrat in irgendeiner Weise thematiiert, oder wurde es von anderer Seite thematisiert? enn ja, in welcher Weise? Ich kann nur mit der Einschränkung sagen: Soweit ir bekannt ist, ist das im Ministerrat nicht thematisiert orden. Herr Kollege Ströbele, Sie haben eine Nachfrage azu. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15795 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1615010300
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615010400
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615010500
Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1615010600
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615010700

(A) )


(B) )


Herr Staatsminister, ich gebe Ihnen ja recht, dass die
fortdauernde Inhaftierung von Gefangenen in Guan-
tánamo, bei denen die US-Regierung selber der Auffas-
sung ist, dass sie in keinerlei terroristischem Zusammen-
hang stehen, und denen keinerlei Vorwürfe in dieser
Richtung gemacht werden können, ein moralischer, hu-
manitärer und politischer Skandal ist und dass das in ers-
ter Linie den USA auf die Füße fällt. Wir wissen, dass
mindestens 50 solcher Gefangener derzeit noch in
Guantánamo sind. Die Bundesregierung weiß, dass,
wenn sie bereit ist, ein, zwei, drei, zehn dieser Gefange-
nen aufzunehmen, diesen weitere unmenschliche Be-
handlung, möglicherweise Folter, erspart bleibt, wenn
sie nicht mehr in Guantánamo sind. Sieht die Bundesre-
gierung aufgrund dieser Tatsache nicht eine humanitäre,
eine menschliche Verpflichtung, gerade wenn wir die
Menschenrechte in unserer Politik ganz hoch halten, hier
einen Schritt zu tun und zu sagen: Wir nehmen Gefan-
gene auf und empfehlen auch anderen europäischen
Staaten, dies zu tun?

Ist es in diesem Zusammenhang nicht völlig falsch, zu
sagen: Wir warten so lange, bis es eine gemeinsame
Überzeugung aller Staaten Europas gibt und dann han-
deln wir gemeinsam? Das könnte möglicherweise noch
Monate oder Jahre dauern, und die Gefangenen, von de-
nen man glaubt, dass sie nicht in terroristische Aktivitä-
ten verstrickt sind, würden dann möglicherweise noch
monate- oder jahrelang unschuldig dahinvegetieren.
Meinen Sie nicht, dass man hier politisch einige Maß-
stäbe zurechtrücken und sich humanitären Gesichts-
punkten annähern muss?


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1615010800

Herr Kollege Ströbele, ich habe am Anfang betont,

dass dies erst einmal – das haben Sie bestätigt – in der
Verantwortung der Vereinigten Staaten liegt, gerade auch
was die Personengruppe der Nichtterroristen angeht. Wir
haben ausdrücklich bei verschiedenen Begegnungen, so-
wohl bilateral zwischen Deutschland und den Vereinig-
ten Staaten als auch im letzten Jahr während unserer EU-
Ratspräsidentschaft, darauf hingewiesen, dass das Lager
baldmöglichst geschlossen werden sollte, damit nicht
das eintritt, was Sie eben gesagt haben, also die Gefan-
genen eine nicht fixierte Zeit inhaftiert bleiben. Im Übri-
gen ist die Initiative nur eines EU-Landes nicht richtig,
wenn überhaupt, dann muss das auf der europäischen
Ebene abgestimmt werden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615010900

Herr Ströbele, Sie können nur eine Frage stellen.

Die Fragen 18 und 19 des Kollegen Wolfgang
Gehrcke werden schriftlich beantwortet.

Wir kommen jetzt zur Frage 20 des Kollegen Paul

Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615011000


Was unternimmt die Bundesregierung, um zu verhindern,
dass von der afghanischen Armee Kinder unter 18 Jahren ein-
gezogen, ausgebildet und bei militärischen Operationen ein-
gesetzt werden?

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(C (D Herr Gloser, bitte. Ich darf wie folgt antworten: In Afghanistan gibt es eine Wehrpflicht. Das Verfahren der Anwerbung von reiwilligen für die afghanischen Streitkräfte ist durch in afghanisches Gesetz geregelt. Dieses sieht ein Minestalter von 18 Jahren für die Anwerbung von männlihen Bewerbern vor. Im Einklang mit dem Fakultativrotokoll zum Übereinkommen über die Rechte des indes betreffend die Beteiligung von Kindern an beaffneten Konflikten vom 25. Mai 2000, dem Afghanis an beigetreten ist, dürfen Freiwillige ab vollendetem 6. Lebensjahr als Mindestaltersgrenze angeworben erden. Die Bundesregierung geht davon aus, dass die afghaische Regierung das in ihren Kräften Stehende tut, um ie Einhaltung afghanischer Gesetze und der übernomenen freiwilligen Selbstverpflichtungen zu überwa hen. Herr Schäfer, Sie haben eine Nachfrage? – Bitte chön. Danke, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär, ich in dankbar, dass Sie auf das abgehoben haben, worum s hier geht, nämlich um das Fakultativprotokoll, dem eutschland beigetreten ist und das es mit umsetzen uss und sollte. Meine Frage ist: Wenn es so ist, wie Sie es beschreien, warum findet sich dann auf einer Homepage, die die undesregierung zu verantworten hat, seit dem 8. Feruar dieses Jahres ein Bericht, in dem dargelegt wird, ie ein Angehöriger deutscher Streitkräfte an der Ausildung beteiligt ist? Es heißt hier wörtlich: Er der Hauptmann – kennt die Rekruten seit dem ersten Tag, war bei der Ausbildung dabei, hat beobachtet, beraten und hin und wieder selbst mit angepackt. ann wird ausgeführt, der Jüngste, der dort ausgebildet erde, sei 16 Jahre alt und würde für Kampfeinsätze orbereitet. Wie erklären Sie sich diesen Sachverhalt, argestellt auf einer Homepage der Bundesregierung? Herr Kollege Schäfer, wir müssen hier differenzieren. um einen geht es darum, inwieweit die Bundesregieung ihren eigenen Bürgern verpflichtet ist. Zum andeen geht es Ihnen darum – so verstehe ich Ihre Anmerung –, was dann ist, wenn Deutsche in Afghanistan bei er Ausbildung aktiv werden. Ich kann gerne noch einal sagen, dass im Fakultativprotokoll, das ich vorhin rwähnt habe und das auch Afghanistan ratifiziert hat, usdrücklich auch die Altersgruppe der 16-Jährigen erasst wird. Afghanistan hat sich jedoch verpflichtet, dass 15796 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 Staatsminister Günter Gloser diese jungen Menschen nicht im aktiven Einsatz verwendet werden. (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Aber ausgebildet werden sie!)

Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1615011100
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615011200
Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615011300
Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1615011400

(A) )


(B) )



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615011500

Sie haben eine weitere Nachfrage? – Bitte, Herr

Schäfer.


Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615011600

Es ist völlig richtig: Auch Afghanistan ist diesem Pro-

tokoll beigetreten. Trotzdem bleibt die Frage, ob aus der
Tatsache, dass die Bundesrepublik Deutschland an Aus-
bildungsvorgängen der afghanischen Streitkräfte betei-
ligt ist, Ihrer Meinung nach für uns irgendwelche Pflich-
ten erwachsen und ob Sie sich darüber Gedanken
gemacht haben, wie man die Durchsetzung und Einhal-
tung dieses Fakultativprotokolls in diesem Fall sicher-
stellen kann.


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1615011700

Herr Kollege Schäfer, uns sind keine Hinweise be-

kannt, wonach Afghanistan dieses Protokoll, das ich vor-
hin zitiert habe, nicht anwenden würde. Es gibt sicher-
lich Probleme hinsichtlich der Frage, ob das angegebene
Alter tatsächlich richtig ist. Das ist sicherlich in man-
chen Situationen auch der Dokumentenechtheit geschul-
det. Aber grundsätzlich können Sie davon ausgehen,
dass Deutschland in genauer Beachtung afghanischer
Gesetze dort Menschen ausbildet, die entsprechend die-
sem Protokoll und gemäß den internationalen Abkom-
men von den Afghanen eingesetzt werden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615011800

Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bundes-

ministeriums des Innern. Die Frage 21 der Kollegin
Sevim Dağdelen und die Fragen 22 und 23 der Kollegin
Silke Stokar von Neuforn werden schriftlich beantwor-
tet.

Aus dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums
der Finanzen wurden die Fragen 24 und 25 des Kollegen
Jürgen Koppelin, die Fragen 26 und 27 des Kollegen
Frank Schäffler sowie die Fragen 28 und 29 des Kolle-
gen Dr. Hermann Otto Solms zurückgezogen. Schriftlich
beantwortet wird die Frage 30 des Kollegen Rainder
Steenblock.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Wirtschaft und Technologie. Zur Be-
antwortung der Fragen steht der Parlamentarische
Staatssekretär Hartmut Schauerte zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 31 des Kollegen Dr. Ilja Seifer auf:
Wie bewertet die Bundesregierung, dass laut dbsv-direkt –

Onlineinformationsservice des Deutschen Blinden- und Seh-
behindertenverbandes vom 7. Februar 2008 – die europäische
Postrichtlinie, die die vollständige Öffnung der Postmärkte ab
2011 vorsieht, die Schutzbestimmungen für kostenlose Blin-
densendungen abschafft?

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(C (D H Ich beantworte die Frage wie folgt: Durch die vom uropäischen Parlament mit großer Mehrheit gebilligten nderungen zur Postdiensterichtlinie werden keine chutzbestimmungen für kostenlose Blindensendungen bgeschafft. In dem Erwägungsgrund 16 zur Postdienserichtlinie aus dem Jahr 1997 wurde festgestellt, dass er Liberalisierungsprozess die Fortführung von bereits ingeführten kostenlosen Postdiensten für blinde und ehbehinderte Menschen nicht einschränken darf. Eine erpflichtung der Mitgliedstaaten zur Einrichtung der nentgeltlichen Beförderung dieser Sendungen ist und ar damit auch in der Vergangenheit nicht verbunden. In den am 31. Januar 2008 vom Europäischen Parlaent verabschiedeten Änderungen zur Postdienstericht inie wird im Erwägungsgrund 37 auch mit dem Hinweis uf geltende internationale Verpflichtungen – gemeint ist er Weltpostvertrag – bekräftigt, dass die eingeführten ostenlosen Dienste nicht durch die Marktöffnung im uropäischen Postsektor eingeschränkt werden sollten. ine Veränderung der europarechtlichen Vorgaben entegen den berechtigten Interessen blinder oder sehbehinerter Menschen ist demnach nicht erkennbar. Soll ich die zweite Frage, in der es um den gleichen hemenkomplex geht, gleich mit beantworten? Ja, bitte. Dann rufe ich jetzt die Frage 32 des Kollegen Dr. Ilja eifert auf: Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung auf na tionaler Ebene, den behinderungsbedingten Nachteil für blinde Postkunden sowie für Blindenbibliotheken – Brailleschrifttexte sind immer umfangreicher und schwerer als Schwarzschrift; elektronische Tonträger sind in der Regel ebenfalls nicht als Standardbrief versendbar – weiterhin auszugleichen? H Die Antwort: Das Bundesministerium für Wirtschaft nd Technologie hatte im Zusammenhang mit dem Intersse einer entgeltfreien Beförderung von Blindensenungen bereits Ende letzten Jahres das in Deutschland arktbeherrschende Unternehmen Deutsche Post AG ngeschrieben. Die Deutsche Post AG hat dazu mitgeeilt, es sei nicht geplant, die entgeltfreie Beförderung on nationalen und internationalen Blindensendungen ei Briefen und Paketen bis 7 kg einzustellen. Die Geichtsgrenze bis 7 kg berücksichtigt damit durchaus uch schwerere Sendungen. Die Zusage der Deutschen ost AG, die die Bundesregierung sich aktuell nochmals at bestätigen lassen und auf die sie vertraut, wurde auch er Präsidentin des Deutschen Blindenund Sehbehinertenverbandes e. V., Frau Renate Reimann, mitgeteilt. Solange der Markt hier seiner gesellschaftlichen Verntwortung weiterhin im bisherigen Rahmen gerecht ird, hält die Bundesregierung eine weitergehende staat iche Reglementierung nicht für zwingend erforderlich. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15797 Parl. Staatssekretär Hartmut Schauerte Die Bundesregierung wird diese Thematik weiterhin mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgen. Herr Seifert, Sie haben das Wort zu einer Nachfrage. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Schauerte, herzlichen Dank für die Auskünfte. Wenn das tatsächlich alles so zutrifft, braucht man sich ja wenig Sorgen zu machen. Allerdings bereitet es mir doch ein bisschen Kopfzerbrechen, dass in der ersten Lesung der jetzt in Rede stehenden Richtlinie, die vom Europäischen Parlament verabschiedet wurde, diese Postsendungen, bei denen es sich ja um Kultur für blinde Menschen handelt – meistens geht es um Bibliotheken und dergleichen –, ausdrücklich noch erwähnt wurden. Nach der zweiten Lesung waren sie nicht mehr enthalten. Es macht mich natürlich stutzig, warum sie herausgenommen wurden. Können Sie mir Argumente nennen, die dafür sprechen, dass das wirklich keinerlei Auswirkungen hat? Oder ist das nur vorläufig so, damit die bestehenden Schutzbestimmungen erst dann, wenn die Postmärkte geöffnet sind und es von allen Seiten und in allen Ländern zu einer Konkurrenzsituation kommt, aufgeweicht werden können? H Zunächst einmal, Herr Kollege Seifert, freue ich mich mit Ihnen, dass diese Regelung nun nicht mehr in der Richtlinie enthalten ist. Warum sie überhaupt aufgenommen wurde, ist mir nicht bekannt. Was diese Frage angeht, kann ich mich gerne einmal erkundigen. Dazu kann ich Ihnen jetzt aber keine weitere Antwort geben. Ansonsten meine ich, deutlich gemacht zu haben, dass wir dieses Thema ganz aktuell auf unsere Tagesordnung gesetzt haben und dass wir die Entwicklungen in Zukunft sorgfältig beobachten werden. Wir sehen allerdings keine Veranlassung, schon jetzt irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen. Denn der bisherige Status verschlechtert sich in keinem einzigen Punkt. Haben Sie weitere Nachfragen? – Bitte, Herr Seifert. Eine Frage hätte ich noch, Herr Staatssekretär. Wäre es nicht auch im Sinne der Fairness gegenüber zukünftigen Wettbewerberinnen und Wettbewerbern sinnvoll, wenn die Regierung schon jetzt verkünden würde, dass dann, wenn es zu einer Marktöffnung kommt, alle Wettbewerber diese Leistungen anbieten müssen? Denn es kann doch nicht sein, dass das nur ein Unternehmen macht, alle anderen aber nicht. H Vergleicht man die Marktanteile der verschiedenen Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind, stellt m P S ä e v r d i G s N w d E d F l i F b m s F l a (C (D an fest, dass der eindeutige Marktführer, die Deutsche ost AG, weiterhin privilegiert ist. (Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Das kann sich ja ändern!)

Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1615011900
Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615012000
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615012100
Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1615012200

(A) )


(B) )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615012300
Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615012400
Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1615012500
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615012600
Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615012700
Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1615012800

olange sich an seinem Marktanteil nichts Wesentliches
ndert, sehe ich keine Notwendigkeit, hier korrigierend
inzugreifen. Die Deutsche Post AG erbringt einen Uni-
ersaldienst. Dafür wurden ihr im Gesetzgebungsverfah-
en einige Privilegien eingeräumt; wir alle erinnern uns
aran. Insofern denke ich, dass das ein fairer Ausgleich
st.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615012900

Haben Sie noch eine weitere Frage? – Bitte schön.


Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615013000

Darf ich dann von der heutigen Fragestunde mit der

ewissheit nach Hause gehen und den blinden Men-
chen sagen, dass der Ausgleich behinderungsbedingter
achteile, den ich übrigens nicht als Privileg bezeichnen
ürde, auch in Zukunft die volle Unterstützung der Bun-
esregierung haben wird, unabhängig davon, welche
ntwicklung auf diesem Markt stattfindet?

H
Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1615013100


Ich bitte Sie sehr, mit dieser Aussage aus der heutigen
ragestunde zu gehen und das allen Menschen zu erzäh-

en.


Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615013200

Herzlichen Dank.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615013300

Dazu fallen mir jetzt Bibelzitate ein; darauf möchte

ch an dieser Stelle aber nicht eingehen.


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Warum nicht? Wir würden sie gerne hören!)


Die Frage 33 der Kollegin Tackmann und die
ragen 34 und 35 des Kollegen Fell werden schriftlich
eantwortet.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
inisteriums für Arbeit und Soziales.

Zur Beantwortung der Fragen steht der Parlamentari-
che Staatssekretär Franz Thönnes zur Verfügung.

Die Fragen 36 und 37 des Kollegen Niebel, die
rage 38 der Kollegin Lötzsch und die Frage 39 der Kol-

egin Hirsch werden schriftlich beantwortet.

Ich rufe die Frage 40 des Kollegen Alexander Ulrich
uf:

Teilt die Bundesregierung die Einschätzung des Europäi-
schen Gewerkschaftsbundes, EGB, nach der ein Handlungs-
bedarf im Verhältnis zwischen EU-Primärrecht und EU-Se-
kundärrecht besteht, um künftige Urteile des Europäischen
Gerichtshofes, EuGH, die Grundfreiheiten höher bewerten als
Grundrechte wie das Streikrecht, auszuschließen?

15798 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008


(A) )



(B) )

F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615013400


Meine Antwort lautet wie folgt: Im Moment sieht die
Bundesregierung im Hinblick auf die Urteile in den Fäl-
len Viking und Laval keinen Bedarf, Änderungen im
EU-Primärrecht oder EU-Sekundärrecht vorzunehmen.
Der EuGH hat das Streikrecht in seinen Urteilen in den
Fällen Viking und Laval explizit als europäisches
Grundrecht anerkannt. In beiden Urteilen wurde die so-
ziale Dimension der Gemeinschaft betont und darauf
hingewiesen, dass ein Ausgleich zwischen den Grund-
rechten der Arbeitnehmer einerseits und den Grundfrei-
heiten der Unternehmen andererseits gefunden werden
müsse und dass dies eine Abwägung im Einzelfall erfor-
dere.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615013500

Herr Kollege Ulrich, haben Sie eine Nachfrage? –

Bitte schön.


Alexander Ulrich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615013600

Vielen Dank für Ihre Antwort, die mich allerdings

nicht befriedigt. Der Europäische Gewerkschaftsbund
hat in einer Anhörung im Europäischen Parlament er-
klärt, dass Art. 28 der Grundrechtecharta nicht ausreicht,
um Urteile wie das Viking-Urteil und das Vaxholm-Ur-
teil zu verhindern. Er hat gefordert, dass in einem Proto-
koll ausdrücklich festgelegt wird, dass das Streikrecht
nicht eingeschränkt werden darf und dass es ausschließ-
lich in die Kompetenz der Mitgliedstaaten fällt. Wie
schätzt die Bundesregierung dies ein?

F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615013700


Herr Kollege Ulrich, ich glaube, wir müssen bei der
Bewertung der Urteile zu Viking und Laval davon aus-
gehen, dass die Wirkung vor dem Hintergrund der diffe-
renzierten Tarifvertragssysteme in den einzelnen EU-
Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich zu beurteilen ist.
Von diesen Urteilen sind in erster Linie die skandinavi-
schen Staaten betroffen; es geht ja um Sachverhalte aus
Finnland und Schweden. Deutschland ist aufgrund der
Unterschiedlichkeit seines Systems nicht davon betrof-
fen. Vor diesem Hintergrund sehen wir keine Notwen-
digkeit, in irgendeiner Form zu reagieren.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615013800

Sie haben eine zweite Nachfrage.


Alexander Ulrich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615013900

Der Generalsekretär des Europäischen Gewerk-

schaftsbundes, John Monks, hat eine Stellungnahme ab-
gegeben, in der er unterstrichen hat, welche Bedrohun-
gen von der Rechtsprechung des Europäischen
Gerichtshofs für das Streikrecht und die Tarifautonomie
in Europa ausgehen. Er hat darauf hingewiesen, dass das
in einzelnen Mitgliedstaaten per Verfassung festge-
schriebene Streikrecht wie auch die Tarifautonomie
durch die Rechtsprechung des Europäischen Gerichts-
hofs in Gefahr sind und dass die Idee eines sozialen
Europas beschädigt wurde. Wenn der Generalsekretär

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(C (D es EGB so etwas sagt, sollte man das ernst nehmen, err Thönnes. John Monks fordert, sowohl die Verträge als auch die ekundärrechtlichen Akte der EU dahin gehend abzuänern, dass das Verhältnis zwischen Grundrechten und rundfreiheiten explizit geregelt wird, damit eine wei ere Rechtsprechung des EuGH, die die Grundrechte zuunsten der Grundfreiheiten einschränkt, in Zukunft icht mehr möglich ist. Wie schätzt die Bundesregierung Sie verneinen die Notwendigkeit einer Präzisierung er EU-Verträge – diese Aussagen des Generalsekretärs es EGB ein? F Herr Kollege Ulrich, um das an den beiden von Ihnen enannten Fällen deutlich zu machen: Im Fall Laval ist er EuGH davon ausgegangen, dass Arbeitskampfmaßahmen von Gewerkschaften grundsätzlich zulässig sind nd die Grundfreiheiten des EG-Vertrages beschränken önnen. Der EuGH hat allerdings auch gesagt, dass die aßnahmen dem Arbeitnehmerschutz dienen müssen nd nicht unverhältnismäßig sein dürfen. Der EuGH hat n diesem Zusammenhang klargestellt, dass auch Streiks ugunsten entsandter Arbeitnehmer mit dem Ziel, dieser ruppe ein bestimmtes Niveau von Arbeitsund Be chäftigungsbedingungen zu sichern, das Ziel des Areitnehmerschutzes verfolgen. Im konkreten Fall hat der EuGH allerdings die speifischen Verpflichtungen, die sich für das Unternehmen aval aus dem Beitritt zum schwedischen Bautarifver rag ergeben hätten, als unverhältnismäßige Beschränung der Dienstleistungsfreiheit angesehen. Der EuGH at an dieser Stelle darauf abgestellt, dass die Verpflichungen aus dem Bautarifvertrag über die Arbeitsbedinungen hinausgehen, die sich – das schreibt die Entsenerichtlinie den Mitgliedstaaten vor – auf entsandte rbeitnehmer erstrecken müssen. Zum anderen hat er arauf abgestellt, dass für Laval nicht transparent geween sei, welche Lohnforderungen auf das Unternehmen ugekommen wären, wenn es sich den Lohnverhandlunen mit den Gewerkschaften gestellt hätte. Auch beim Urteil zu Viking hat der EuGH entschieen, dass Arbeitskampfmaßnahmen, die darauf abzielen, in ausländisches Unternehmen zum Abschluss eines arifvertrages zu bringen, der das Unternehmen von eier Standortverlagerung abhalten soll, die Niederlasungsfreiheit beschränken. Der EuGH wendet damit die Grundfreiheiten des EGertrages auch im Verhältnis zwischen Privaten – hier ewerkschaften und Unternehmen – an. Arbeitskampfaßnahmen mit grenzüberschreitenden Bezügen müssen ich demnach am Maßstab des Europarechts messen lasen. Dies bedeutet konkret, dass solche Arbeitskampfaßnahmen am gemeinschaftlichen Verhältnismäßig eitsprinzip zu messen sind und somit eine Abwägung wischen den Grundrechten vorzunehmen ist. Der EGB und die am Rechtsstreit beteiligte Internaional Transport Workers’ Federation haben das Urteil Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15799 Parl. Staatssekretär Franz Thönnes des Europäischen Gerichtshofs grundsätzlich begrüßt und dabei auf die Anerkennung des Streikrechts als europäisches Grundrecht hingewiesen. Wir leiten nicht etwa aus den Stellungnahmen ab, dass Maßnahmen zu ergreifen sind – auch wenn Sie es anders darstellen –; vielmehr hat nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit eine Überprüfung zu erfolgen. Der Kollege Dr. Dehm hat eine zusätzliche Frage. Herr Staatssekretär, der Europäische Gewerkschafts bund hat sogar bekräftigt, dass er von den Urteilen und der Ausweitung der Kompetenzen durch den EuGH auf Kosten des Streikrechts sein Votum zum Lissabon-Vertrag abhängig macht. Es begann mit dem Urteil gegen Demonstranten in Österreich, mit dem die Grundrechte zugunsten der Unternehmerfreiheit eingeschränkt wurden. Im Übrigen sehen das auch einzelne Gewerkschaften in unserem Land ähnlich. Es wundert mich, dass Sie zu einer anderen Einschätzung kommen. Insofern frage ich Sie, was Sie – wenn Sie zu einer ähnlichen Sicht kämen wie die Gewerkschaften – gegen die Stärkung der Grundfreiheiten zulasten der Grundrechte in diesen Urteilen tun würden. F Herr Kollege Dehm, wie Sie wissen, steht in einem weiteren Verfahren – dem Rüffert-Fall – die Entscheidung aus. Dabei geht es um die Frage, ob diese Regelung gegen die gemeinschaftsrechtliche Dienstleistungsfreiheit und die Entsenderichtlinie verstößt, die gewisse Mindeststandards vorsieht. Ob man darüber hinaus ein höheres Schutzniveau für die Arbeitnehmer – nämlich den regulären Tariflohn – fordern kann, ist strittig. Wir meinen, dass dies ohne Weiteres möglich ist. Die Bundesregierung hat sich in dem Verfahren dafür eingesetzt, die Schutzbestimmungen der Entsenderichtlinie nur als Mindestgarantien zu sehen, die grundsätzlich einen verstärkten nationalen Schutz erlauben. Der Generalanwalt teilt unsere Auffassung in den Schlussanträgen. Ich denke, wir müssen das Urteil am 3. April abwarten, um uns ein konkreteres Bild machen zu können, bevor wir zu einer Schlussfolgerung kommen, wie Sie sie schon aufgrund der beiden vorangegangenen Urteile für notwendig halten. Damit kommen wir zu Frage 41 des Kollegen Alexander Ulrich: Welche Auswirkungen auf das Streikrecht und das Recht auf Kollektivverhandlungen haben nach Einschätzung der Bundesregierung die beiden Urteile des EuGH zu Viking auf die unterschiedlichen Arten von Tarifsystemen innerhalb der EU-Mitgliedstaaten? m A s l s u g z n w f t m c d S f G d m u s d l u k a t I t v D m i ü G b o d t (C (D F Herr Kollege Ulrich, die Antwort lautet wie folgt: Die uswirkungen der Urteile auf die Tarifvertragssysteme ind, wie ich bereits ausgeführt habe, sehr unterschiedich. In erster Linie sind die Systeme der skandinavichen Staaten betroffen. Deutschland dagegen ist nicht nmittelbar betroffen, da in diesem Bereich grundleende Systemunterschiede bestehen. Sie haben eine Nachfrage, Kollege Ulrich. Ich nehme zur Kenntnis, dass Sie das Problem in Be ug auf Deutschland herunterspielen. Ich weise aber och einmal darauf hin, dass keine skandinavische Geerkschaft, sondern die deutsche Gewerkschaft IG BAU estgestellt hat, dass durch die Urteile den Gewerkschafen im Rahmen ihrer Koalitionsbetätigung jede Autono ie abgesprochen wird, indem sie mit mitgliedstaatlihem Handeln gleichgesetzt werden. Folgt man dieser Argumentation, dann wird deutlich, ass eine schwere Beeinträchtigung des Rechts auf treik durch den EuGH festgeschrieben wurde. Deshalb rage ich die Bundesregierung nochmals, ob sie diese efahr nicht doch sieht, und wenn nicht, warum sie iese Einschätzung nicht teilt. F Ich wiederhole: Vor dem Hintergrund der Gestaltung nserer Tarifautonomie, des Arbeitnehmer-Entsendegeetzes und der Arbeitnehmer-Entsenderichtlinie sehe ich as nicht und verweise auf die Reaktionen und die Stelungnahmen, die seitens des EGB zu den Urteilen Laval nd Viking abgegeben worden sind, wonach Arbeitsampfmaßnahmen von Gewerkschaften grundsätzlich ls zulässig anerkannt wurden. Ich teile Ihre Interpretaion daher nicht. Sie haben noch eine zweite Nachfrage. Ich beziehe mich auf eine deutsche Gewerkschaft, die G BAU. Sie weist ausdrücklich darauf hin, dass in Sekoren, in denen noch keine flächendeckenden, allgemein erbindlichen Mindestregelungen herrschen, wie dies in eutschland oft der Fall ist und in Schweden und Däneark die Regel ist, nach dem Laval-Urteil infrage steht, nwieweit Unternehmen mit formalem Auslandssitz berhaupt noch tariflich gebunden werden können und ewerkschaften diese Unternehmen durch Streiks dazu ringen können, verbindliche Tariflöhne zu akzeptieren. Wir fragen deshalb die Bundesregierung noch einmal, b sie die Befürchtung der Gewerkschaft teilt, dass urch das Laval-Urteil das Territorialprinzip und die Auonomie der Gewerkschaften unmittelbar berührt werden 15800 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 Alexander Ulrich und – mit dem Hinweis auf die Grundfreiheiten – in die Tarifautonomie eingegriffen wird. F Herr Kollege Ulrich, ich wiederhole meine Antwort: Vor dem Hintergrund unserer Regelungen in Deutschland teile ich die Befürchtung nicht. Eine Nachfrage des Kollegen Dehm. Herr Staatssekretär, wenn das Streikrecht einge schränkt wird, sind wir auf einer schiefen Ebene. Ich glaube, darin sind wir uns einig. Teilen Sie denn die Auffassung des Europäischen Gewerkschaftsbundes, dass das Streikrecht völlig unabhängig von den Grundfreiheiten europaweit uneingeschränkt gelten muss? F Ich habe Ihnen vorhin dargelegt, dass sogar der Europäische Gewerkschaftsbund und die am Rechtsstreit beteiligte International Transport Workers’ Federation das Urteil des Europäischen Gerichtshofs grundsätzlich begrüßen und dabei auf die Anerkennung des Streikrechts als europäisches Grundrecht hingewiesen haben. Das gilt im Prinzip für beide Urteile, wobei vor dem Hintergrund der Niederlassungsfreiheit die Verhältnismäßigkeit in der Ausübung ein Punkt gewesen ist, der zur Überprüfung zurückverwiesen wurde. Dann kommen wir zu Frage 42 des Abgeordneten Dr. Diether Dehm: Wird die Bundesregierung Initiativen ergreifen, damit keine negativen Auswirkungen auf das Streikrecht in Deutschland und den anderen Mitgliedstaaten der EU erfolgen, da durch das am 11. Dezember 2007 durch den EuGH in der Rechtssache „Viking“ gefällte Urteil, in dem festgestellt wurde, dass „kollektive Maßnahmen, die darauf abzielen, ein ausländisches Unternehmen zum Abschluss eines Tarifvertrags mit einer Gewerkschaft zu veranlassen, der geeignet ist, das Unternehmen davon abzubringen, von seiner Niederlassungsfreiheit Gebrauch zu machen, diese Freiheit beschränken“, das Grundrecht auf Streik eingeschränkt wurde, und sieht die Bundesregierung Handlungsbedarf aufgrund der vom Europäischen Gewerkschaftsbund vorgelegten Stellungnahme zu diesen Urteilen, in der der Europäische Gewerkschaftsbund kritisiert, dass durch diese beiden Urteile des EuGH zu Viking und Vaxholm den Grundfreiheiten im Bereich der Niederlassungsfreiheit und der Dienstleistungsfreiheit Vorrang vor dem Grundrecht auf Streik eingeräumt wird und aufgrund dieser Tatsache eine Bedrohung für das Streikrecht und die Tarifautonomie in Europa bestehe, auch wenn zu diesem Thema am 12. März 2008 auf Nachfrage der Fraktion Die Linke im Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union durch den Bundesminister für Arbeit und Soziales, Olaf Scholz, ausgeführt wurde, dass beide Fälle keine unmittelbare Bedeutung für Deutschland hätten, gleichzeitig aber aus den Urteilen festzustellen sei, dass als Grundsatz in der Rechtsprechung des EuGH eine Einschränkung des Grundrechts auf Streik zugunsten der Grundfreiheiten des Binnenmarkts zulässig sei? m t d a V s d r G G w ü e S d l d d d – d i h d m b G p p c d e j n b A A d h r n d (C (D Bitte, Herr Thönnes. F Die Bundesregierung sieht im Hinblick auf die Ur eile Viking und Laval im Moment keinen Handlungsbearf. Die Urteile haben keine unmittelbare Auswirkung uf Deutschland. Der EuGH hat in seinen Urteilen iking und Laval das Streikrecht explizit als europäi ches Grundrecht anerkannt. In beiden Urteilen wurde ie soziale Dimension der Gemeinschaft betont und daauf hingewiesen, dass ein Ausgleich zwischen den rundrechten der Arbeitnehmer einerseits und den rundfreiheiten der Unternehmen andererseits gefunden erden müsse. Herr Dehm, eine Nachfrage. Das Streikrecht ist nach Art. 137 Abs. 5 des Vertrags ber die Europäische Gemeinschaft ausdrücklich vom uropäischen Geltungsbereich ausgenommen. Können ie bestätigen, dass durch das Viking-Urteil die Zustänigkeit der finnischen Seeleutegewerkschaft für die Seeeute der „Rosella“ nur so lange anerkannt wurde, bis iese formal umgeflaggt, also verlagert wurde, und beeutet eine solche Interpretation durch den EuGH nicht, ass in Zukunft zum Beispiel auch hier in Deutschland das haben Sie ja gerade bestritten – die Gefahr besteht, ass sich deutsche Unternehmen, die ihre Firma formal n eine britische Limited umwandeln, obwohl sie weiterin hier in Deutschland unternehmerisch tätig sind, auf ieses Viking-Urteil berufen können? F Bei einem strittigen Fall, der dem von Ihnen beschrie enen vergleichbar ist, werden künftig die nationalen erichte bei den Arbeitskampfmaßnahmen im Einzelfall rüfen müssen, wie weit die Vereinbarkeit mit den euroäischen Grundfreiheiten gegeben ist. Wir brauchen siherlich nicht die grundsätzliche Befürchtung zu haben, ass hier das Streikrecht als europäisches Grundrecht ingeschränkt wird. Gleichwohl bleibt an dieser Stelle eder Einzelfall im Hinblick auf die Formen der Auseiandersetzung und der jeweiligen Vorgehensweise der eteiligten Unternehmen differenziert zu bewerten. Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage. Das, was die Gewerkschaft in ihrer demokratischen rbeit einschränkt, sind die Warenverkehrsfreiheit, die rbeitnehmerfreizügigkeit, die Niederlassungsfreiheit, ie Dienstleistungsfreiheit und die Kapitalverkehrsfreieit. Aus diesem Grunde frage ich Sie, wie die Bundesegierung das Verhältnis des Rechts auf Kollektivmaßahmen durch Gewerkschaften auf der einen Seite und ie EG-Grundfreiheiten auf der anderen Seite sieht und Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15801 Dr. Diether Dehm in welchem Zusammenhang sie nach ihrer Ansicht zueinander stehen, insbesondere, ob Arbeitskämpfe, die nach dem nationalen Recht eines Mitgliedstaates zulässig sind, nach Ansicht der Bundesregierung in Einzelfällen auch gegen EU-Recht verstoßen können, wie dies in der jüngsten Rechtsprechung des EuGH in den beiden genannten Fällen zum Ausdruck kommt. Ergibt sich daraus nicht eindeutig die Notwendigkeit, zur Rettung des ungehinderten Rechts auf Streik sofort zu handeln? F Unsere schriftliche und mündliche Position in dem Viking-Verfahren, auf das Sie explizit abheben, war, das Verhalten der Gewerkschaften als grundsätzlich gemeinschaftsrechtskonform zu verteidigen. Die Bundesregierung hat die Auffassung vertreten, dass Gewerkschaften als private Rechtssubjekte im Gegensatz zu den Mitgliedstaaten nicht unmittelbar an die Grundfreiheiten des EG-Vertrages gebunden sind. Selbst wenn man sie gegebenenfalls daran gebunden sieht, unterliegen sie nur einem Diskriminierungsverbot, nicht aber, wie die Mitgliedstaaten, einem umfassenden Beschränkungsverbot. Von daher waren die Streiks keine diskriminierende Maßnahme. Hier sind die Absichten der Viking Line mit der Niederlassungsfreiheit abzuwägen. Am Ende bleibt vor den nationalen Gerichten jeweils zu klären, ob die Maßnahmen der Gewerkschaft verhältnismäßig gewesen sind. Zu einer weiteren Nachfrage hat nun der Kollege Alexander Ulrich das Wort. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Thönnes, auf grund Ihrer Ausführungen frage ich konkret nach: Aus rechtlicher Sicht handelt es sich bei der Ausflaggung im Viking-Fall um eine Situation, die mit Produktionsverlagerungen innerhalb der EG vergleichbar ist. Besteht nicht die Gefahr, dass mit dem Akzeptieren des VikingUrteils – Sie akzeptieren es ja – die Tür geöffnet wird, um alle Arbeitskämpfe, die gegen transnationale Produktionsverlagerungen gerichtet sind, als Eingriff in die Grundfreiheiten des Binnenmarkts und dadurch als Verstoß gegen das EU-Recht einzustufen? Ich halte das insbesondere vor dem Hintergrund von Standortverlagerungen und Massenentlassungen in Europa für besonders problematisch, da es Gewerkschaften und Beschäftigten die Mittel nimmt, sich gegen diese Maßnahmen adäquat zur Wehr zu setzen. Bitte, Herr Staatssekretär. F Herr Ulrich, Sie sprechen wiederum den Fall der Viking Line an. Dabei müssen wir, wenn wir das Urteil des EuGH betrachten, zur Kenntnis nehmen, dass der EuGH die Regelungen zu den Grundfreiheiten des EG-Vertra g G m s n z w a z d t d i n G s G a g D u n k m A n w v o s D m t l (C (D es auch im Verhältnis zwischen Privaten, hier zwischen ewerkschaften und Unternehmen, anwendet. Demnach üssen auch Arbeitskampfmaßnahmen mit grenzüber chreitenden Bezügen, zum Beispiel Arbeitskampfmaßahmen, um, wie in diesem Fall, Standortverlagerungen u verhindern, am Maßstab des Europarechts gemessen erden. Das bedeutet konkret, dass solche Maßnahmen m gemeinschaftsrechtlichen Verhältnismäßigkeitsprinip zu messen sind und somit eine Abwägung zwischen en Grundrechten – hier: Streikrecht der Gewerkschafen – und den Grundfreiheiten des Vertrages – dort: Nieerlassungsfreiheit des Unternehmens – vorzunehmen st. In diesem Zusammenhang – ich unterstreiche das och einmal – hat der EuGH ausdrücklich das Recht der ewerkschaften auf Arbeitskampfmaßnahmen, insbe ondere Streiks durchzuführen, als ein europäisches rundrecht anerkannt. Weiterhin weist der EuGH aber uf das Spannungsverhältnis zwischen den im Vertrag arantierten wirtschaftlichen Freiheiten und der sozialen imension der Gemeinschaft hin. Im vorliegenden Fall nd auch in künftigen Verfahren müssen nun die natioalen Gerichte entscheiden, ob die jeweilige Arbeitsampfmaßnahme tatsächlich dem Schutz der Arbeitneher – Sicherung der Arbeitsplätze, Sicherung der rbeitsbedingungen – dient und ob dieses Ziel gegebeenfalls auch mit anderen Mitteln, die das Unternehmen eniger belasten, erreicht werden kann. Das ist also eine on den nationalen Gerichten zu klärende Entscheidung, hne dass das Grundrecht auf Streikfreiheit eingechränkt wird. Wir kommen zur Frage 43 des Kollegen Dr. Dieter ehm: Wird die Bundesregierung aufgrund des Falles Rüffert und der beiden Urteile zu Vaxholm und Viking Initiativen ergreifen, um in den Europäischen Verträgen zum Beispiel eine Ergänzung durch ein Zusatzprotokoll vorzunehmen, damit der Widerspruch zwischen den Grundfreiheiten und den Grundrechten, der sich beispielsweise durch die Bindung öffentlicher Ausschreibungen an soziale, einkommenspolitische – zum Beispiel Tariftreue – oder diskriminierungsfreie Bedingungen ergeben kann, verhindert wird, da mit den Urteilen zu Viking und Vaxholm, aber auch aufgrund der Tatsache, dass durch die vom Oberlandesgericht Celle an den EuGH im Fall Rüffert überwiesene Frage: „Stellt es eine nicht gerechtfertigte Beschränkung der Dienstleistungsfreiheit nach dem EG-Vertrag dar, wenn dem öffentlichen Auftraggeber durch ein Gesetz aufgegeben wird, Aufträge für Bauleistungen nur an solche Unternehmen zu vergeben, die sich bei der Angebotsabgabe schriftlich verpflichten, ihren Arbeitnehmern bei der Ausführung dieser Leistungen mindestens das am Ort der Ausführung tarifvertraglich vorgesehene Entgelt zu bezahlen?“ sich direkte Auswirkungen auf die Möglichkeit der Mitgliedstaaten zur Sicherung solcher sozialen Regulierungen ergeben könnten, die in Zukunft eindeutig durch den EU-Vertrag ausgeschlossen sind? Bitte, Herr Staatssekretär. F Die Bundesregierung sieht im Hinblick auf die Ur eile zu Viking und Laval im Moment keinen Handungsbedarf. In der Rechtssache Rüffert geht es um et 15802 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 Parl. Staatssekretär Franz Thönnes was anderes als bei Viking und Laval. Das Land Niedersachsen verpflichtet mit seinem Tariftreuegesetz die öffentlichen Auftraggeber dazu, Aufträge nur an Unternehmen zu vergeben, die ihren Arbeitnehmern bei Ausführung der Leistung mindestens das tarifvertraglich vorgesehene Entgelt bezahlen. Es geht um die Frage, ob diese Regelung gegen die gemeinschaftsrechtliche Dienstleistungsfreiheit und die Entsende-Richtlinie verstößt. Die Entsende-Richtlinie sieht selbst gewisse Mindeststandards vor. Die Frage ist, ob man darüber hinaus ein höheres Schutzniveau für die Arbeitnehmer fordern kann, nämlich den regulären Tariflohn. Nach Auffassung der Bundesregierung ist das so. Die Bundesregierung hat sich in dem Verfahren dafür eingesetzt, die Schutzbestimmungen der Entsende-Richtlinie nur als Mindestgarantien zu sehen, die grundsätzlich einen verstärkten nationalen Schutz erlauben. Der Generalanwalt teilt unsere Auffassung in seinen Schlussanträgen. Im Laval-Urteil hat der EuGH eher eine restriktive Grundtendenz zur Entsende-Richtlinie erkennen lassen. Ich denke aber, wir müssen jetzt erst einmal das Urteil am 3. April zum Fall Rüffert abwarten. Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage. Herr Staatssekretär, Sie haben zu meiner ersten Frage gesagt, dass jetzt nationale Gerichte am Zug sind. Im Fall Rüffert hat ein nationales Gericht eine Anfrage an den EuGH gerichtet. Darin wird suggeriert, dass die Niederlassungsund die Dienstleistungsfreiheit gefährdet sind, wenn Mindestanforderungen in die Ausschreibungen aufgenommen werden, wie das in Berlin auf Druck der Partei Die Linke geschieht. Teilt die Bundesregierung die Auffassung des Europäischen Gewerkschaftsbundes, dass es in der Sache Rüffert nicht zu einem Urteil des EuGH zugunsten der Grundfreiheiten kommen kann, welches zu europaweiten Einschränkungen im Hinblick auf Mindeststandards bei den Löhnen führen würde, weil damit inländische Unternehmen diskriminiert würden, die nationale Regelungen einhalten müssen, während konkurrierende Unternehmen aus anderen Mitgliedstaaten dank der vermeintlichen Unternehmensfreiheit nicht zu Mindestbedingungen gezwungen werden können? F Herr Dr. Dehm, Sie sprechen eine mögliche Entscheidung des EuGH an. Bitte sehen Sie mir nach, dass ich Ihre Frage nicht beantworten kann. Ich habe darauf verwiesen, dass wir das Urteil abwarten sollten. Erst dann kann eine Einschätzung erfolgen. Ich habe Ihnen gesagt, dass wir die Meinung, die der Generalanwalt in seinen Schlussanträgen äußert, im Kern teilen. Wenn das Urteil und seine Begründung vorliegen, können wir dazu Posi t u i k u A p E w s c z d t f v f p m t – e s d h m d s u k d S d b P V a (C (D ion beziehen. Zum jetzigen Zeitpunkt handelt es sich m eine hypothetische Frage. Sehen Sie mir nach, dass ch dementsprechend jetzt keine andere Antwort geben ann. Haben Sie noch eine zweite Nachfrage? – Bitte. Ich werde Ihre Vorfreude nicht trüben: Wir können ns im April noch einmal über diese Frage unterhalten. ber wir sind als Opposition geradezu zu einer gewissen räventiven Bösgläubigkeit verpflichtet: Sollte der uGH im Fall Rüffert, wenn auch nur in Teilbereichen, ieder zugunsten der Grundfreiheiten entscheiden, be tünde die Gefahr, dass aus Mindestlöhnen, die eine Dekelung nach unten darstellen, plötzlich Lohnobergrenen werden. Sieht die Bundesregierung hier die Gefahr, ass im Falle eines Urteils in der Sache Rüffert zugunsen der Grundfreiheiten Mindestlöhne zukünftig eine aktische Lohnobergrenze bei der öffentlichen Auftragsergabe darstellen könnten? Besteht damit nicht die Geahr, dass die Idee der Mindestlöhne dadurch geradezu ervertiert würde? F Bei aller Böswilligkeit, die Sie gerade in der Einlei ung Ihrer Frage für sich selbst reklamiert haben – (Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Bösgläubigkeit! Das ist etwas anderes!)

Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615014000

(A) )


(B) )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615014100
Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615014200
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615014300
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615014400

(Rechtssache C-438/05) und Vaxholm (Rechtssache C-341/05)

Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615014500
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615014600
Alexander Ulrich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615014700
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615014800
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615014900
Alexander Ulrich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615015000

(A) )


(B) )

Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615015100
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615015200
Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615015300
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615015400
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615015500
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615015600
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615015700
Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615015800
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615015900
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615016000
Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615016100

(A) )


(B) )

Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615016200
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615016300
Alexander Ulrich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615016400
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615016500
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615016600
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615016700
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615016800

(A) )


(B) )

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615016900
Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615017000
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615017100
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615017200
Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615017300
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1615017400

Entschuldigung, Bösgläubigkeit –: Sie haben wieder
ine hypothetische Frage gestellt. Nach unserer Auffas-
ung werden mit der Entsende-Richtlinie gewisse Min-
eststandards gesetzt, auf die auf nationaler Ebene ein
öheres Schutzniveau aufgesetzt werden kann. Ich habe
ich gerade für den regulären Tariflohn als Mindeststan-

ard ausgesprochen; der Generalanwalt teilt diese An-
icht. Lassen Sie uns den 3. April abwarten. Wir werden
ns dann vielleicht bei der Behandlung dieses Fragen-
omplexes wiedersehen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615017500

Die Fragen 44 und 45 der Kollegin Ulla Lötzer wer-

en schriftlich beantwortet. Herzlichen Dank, Herr
taatssekretär.

Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-
esministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Ver-
raucherschutz. Zur Beantwortung der Fragen steht die
arlamentarische Staatssekretärin Ursula Heinen zur
erfügung.

Ich rufe die Frage 46 der Kollegin Cornelia Behm
uf:

Wie wird die in das Jahr 2008 vorgezogene Auszahlung
von Abfindungen von Kleinrenten in der landwirtschaftlichen
Unfallversicherung finanziert, für die erst für 2009 Haushalts-
mittel aus dem Bundeshaushalt vorgesehen waren?

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15803


(A) )



(B) )

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1615017600


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die Frage der Kollegin Behm gibt mir die Gelegenheit,
auf den besonderen Erfolg der Reform der landwirt-
schaftlichen Unfallversicherung hinzuweisen. Zum 1. Ja-
nuar 2008 wurde die Möglichkeit geschaffen, Kleinren-
ten herauszukaufen. Sie wurde von Anfang an sehr rege
in Anspruch genommen. Bis Anfang März 2008 hat es
bereits 34 000 Anträge gegeben. Durch das große Enga-
gement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der land-
wirtschaftlichen Berufsgenossenschaften ist es gelungen,
dass diese Anträge mittlerweile größtenteils bearbeitet
worden sind. Über 32 000 Abfindungen wurden bewil-
ligt und ausgezahlt. Die dafür aufgewendeten Mittel in
Höhe von 600 Millionen Euro sind gut angelegt; denn
damit werden die jährlich wiederkehrenden Rentenzah-
lungen bereits heute um 70 Millionen Euro verringert.
Das wird sich voraussichtlich schon in diesem Jahr posi-
tiv auf die Beiträge zur Berufsgenossenschaft auswirken.

Die konkreten Finanzierungsfragen mussten allein
von den landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften in
enger Abstimmung mit der jeweiligen Aufsichtsbehörde
geklärt werden. Die Aufsichtsbehörden der Berufsge-
nossenschaften haben damit einen wichtigen Beitrag
dazu geleistet, dass wir die hohe Anzahl von Anträgen
zügig bearbeiten konnten. Klar ist nämlich: Je früher die
Abfindungen bewilligt und gezahlt werden können,
desto früher kann die laufende Rente entsprechend ein-
gespart werden, sodass sich das bereits im laufenden
Jahr auswirkt.

Wir haben uns ebenfalls unserer Verantwortung ge-
stellt und die für das gesamte Jahr 2008 vorgesehenen
zweckgebundenen Bundeszuschüsse in Höhe von
200 Millionen Euro bereits Ende Januar 2008 in einem
Rutsch ausgezahlt.

Soll ich Ihre zweite Frage auch gleich beantworten?


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wäre ganz gut!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615017700

Ich rufe die Frage 47 der Kollegin Cornelia Behm

auf:
Wie wird die Bundesregierung damit umgehen, falls über

das vorgesehene Abfindungsvolumen von 650 Millionen Euro
hinaus Anträge auf Abfindung einer Kleinrente in der land-
wirtschaftlichen Unfallversicherung gestellt werden?

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1615017800


Frau Behm, ich teile Ihnen mit, dass die Anträge nur
so lange bewilligt werden können, wie diese 650 Mil-
lionen Euro reichen. Ein derartiges Verfahren wird übli-
cherweise als Windhundverfahren bezeichnet. Sowohl
das BMELV als auch die Berufsgenossenschaften haben
immer wieder auf die Folgen aufmerksam gemacht, die
auftreten, wenn mit den Anträgen zu lange gewartet
wird. Momentan sind noch Mittel verfügbar. Es wird je-

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(C (D och davon auszugehen sein, dass die Abfindungsaktion n wenigen Wochen beendet sein wird. Ich möchte daran erinnern – Frau Kollegin Behm, wir atten es das eine oder andere Mal im Ausschuss besprohen –, dass oft, auch vonseiten der Opposition, gesagt urde: Niemals wird diese Abfindungsaktion ein so stares Interesse finden. Es ist viel zu viel Geld bereitgetellt worden. – Die heutigen Zahlen geben uns recht. ir haben mit der Reform der landwirtschaftlichen ozialversicherung richtig gehandelt. Sie haben jetzt die Möglichkeit, insgesamt vier Nach ragen zu stellen. Bitte. Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen. – o viele Nachfragen habe ich gar nicht, weil Sie zum eil schon auf das eingegangen sind, was mich noch in eressiert. In der Tat haben die Beteiligten nicht damit erechnet, dass die Aktion in dem Maße angenommen ürde. Umso besser ist es – auch in unser aller Interesse. Meine erste Frage bezieht sich auf das sogenannte indhundprinzip. Der 1. Januar 2008 war der Stichtag, n dem diese Regelung wirksam wurde. Wie ist mit Anrägen umgegangen worden, die vor dem 1. Januar 2008 estellt worden sind? Gab es einen Stichtag, ab dem Anräge gestellt werden konnten? Wenn eine Regelung erst um 1. Januar greift, denken viele Menschen vielleicht, ass sie erst ab dem 1. Januar Anträge stellen können. Die zweite Frage. Wahrscheinlich liegen so viele Anräge vor, dass die für diese einmalige – so ist es gelant – Abfindungsaktion eingestellten Mittel nicht auseichen. Denkt das Ministerium über eine Neuauflage ieser Aktion nach? Urs Wir denken momentan nicht über eine Neuauflage ach. Zum jetzigen Zeitpunkt liegen, wie ich eingangs esagt habe, 34 000 Anträge vor; 32 000 Anträge sind ereits bewilligt worden. Es steht auch noch Geld zur erfügung, sodass durchaus noch Anträge gestellt weren können. Wir werden die weitere Entwicklung sehr enau beobachten. Was den Stichtag angeht, werde ich mich natürlich ern noch einmal erkundigen. Aber in der Regel ist es o, dass ein Stichtag ein Stichtag ist. Für die Antragstelung ist der 1. Januar maßgeblich. Es besteht aber, wie esagt, noch die Möglichkeit, Anträge zu stellen. Haben Sie noch eine weitere Nachfrage? – Bitte. Es wäre sehr schön, wenn Sie da noch einmal nachle en und mich darüber informieren könnten, wie vorher estellte Anträge behandelt werden. 15804 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 Ur Diese Information werden Sie zügig erhalten. (Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gut! Danke schön!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615017900
Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615018000
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1615018100
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615018200
Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615018300

(A) )


(B) )

Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1615018400


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615018500

Dann kommen wir zur Frage 48 des Kollegen Helmut

Lamp:
Wie beurteilt die Bundesregierung folgende Aussage des

Gutachtens des Wissenschaftlichen Beirates für Agrarpolitik
beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz, BMELV, unter Vorsitz von Professor
Dr. Folkhard Isermeyer: „Wenn Deutschland ein Drittel seiner
Agrarfläche komplett für die Bioenergieerzeugung umwidmen
würde, so ließen sich damit beim gegenwärtigen Bioenergie-
Mix bestenfalls 20 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen“
angesichts der von der Bundesregierung – Bundesministerium
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit/Arbeits-
gruppe „Erneuerbare-Energien-Statistik“ – veröffentlichten
Zahlen, nach denen bereits 2006 bei einem Anteil der agra-
risch für die Bioenergie genutzten Fläche von circa 10 Prozent
in Deutschland 45,2 Millionen Tonnen CO2 eingespart wur-
den?

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1615018600


Zur Frage des Kollegen Lamp möchte ich zunächst
grundsätzlich anmerken, dass es sich hier um unter-
schiedliche Berechnungsmethoden handelt. Der Wissen-
schaftliche Beirat Agrarpolitik hat sich bei seiner Kalku-
lation des Bioenergiepotenzials auf die Agrarfläche und
auf die darauf erzeugte Biomasse bezogen. Dabei
kommt der Beirat zu der Erkenntnis, dass sich bei der
Umwidmung von einem Drittel der Ackerfläche Deutsch-
lands zur Bioenergieerzeugung beim gegenwärtigen Bio-
energiemix und bei den derzeit verwendeten Technolo-
gien pro Jahr rund 20 Millionen Tonnen CO2 einsparen
ließen. Kollege Lamp, das ist die Zahl, über die wir
meistens diskutieren. Sie wissen, dass Sie die konkrete
Herleitung im Kapitel 4 des Gutachtens finden.

In den Berechnungen des Beirats ist nur die auf die-
sen Flächen – nicht auf Forstflächen – erzeugte Bio-
masse berücksichtigt. Es wird ferner nur Biomasse ein-
bezogen, die gezielt zur energetischen Verwertung
angebaut wird. So werden Biomasseabfälle sowie Rest-
stoffe aus der Landwirtschaft und aus der Ernährungsin-
dustrie sowie weitere Biomassesorten nicht berücksich-
tigt.

Die von der Bundesregierung für das Jahr 2006 ge-
nannte Menge an vermiedenen CO2-Emissionen in Höhe
von 45,2 Millionen Tonnen geht dagegen auf eine Be-
rechnung der Arbeitsgruppe „Erneuerbare-Energien-Sta-
tistik“ der Bundesregierung zurück. Diese Angabe be-
zieht sich auf die gesamte Nutzung von Biomasse in
Deutschland, einschließlich der Nutzung von Holz, Ab-
fall- und Reststoffen biogener Herkunft, Deponie- und
Klärgas sowie anderer biogener Stoffe, die nicht in der
Berechnung des Beirats berücksichtigt worden sind.
Ferner betrachtet die Arbeitsgruppe „Erneuerbare-Ener-
gien-Statistik“ im Jahr 2006 nicht die Prozesskette der

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(C (D iomassenutzung, sondern nur die direkte Reduktion on CO2-Emissionen durch die Substitution von konvenionellen Energieträgern. Während die durch die energeische Biomassenutzung induzierte Treibhausgasemision im Bereich der Stromund Wärmegewinnung aus iomasse, die in Deutschland angebaut wurde, in der egel sehr gering ist, kann sie bei importierter Biomasse nd im Bereich der Biotreibstoffe eine relevante Größe arstellen. Wie gesagt, es sind hier von der Arbeitsgruppe „Ereuerbare-Energien-Statistik“ und von dem Wissenchaftlichen Beirat unterschiedliche Berechnungsgrundagen gewählt worden. Sie haben das Wort zu einer ersten Nachfrage. Schönen Dank, Frau Staatssekretärin. – Selbst wenn an die Agrarflächen nimmt, mit denen die Arbeitsgeeinschaft gerechnet hat, besteht immer noch ein himelweiter Unterschied, der nicht allein durch Berech ungsmethoden – wenn diese denn auf realistischer rundlage basieren – zu erklären ist. Nach Angaben der rbeitsgemeinschaft „Erneuerbare-Energien-Statistik“ aben wir im Jahr 2006 auf 10 Prozent der Fläche und nter Einbeziehung von Biogas und biogenen Treibstofen um die 16 Millionen Tonnen CO2 einsparen können, ährend Professor Isermeyer mit seinem Wissenschaft ichen Beirat davon ausgeht, dass etwa 30 Prozent der läche nötig wären, um diese Menge einzusparen. Hier ibt es also gravierende Unterschiede, die so nicht erlärbar sind. Sie haben hierzu schon eine Erklärung abgegeben. iese wird man überprüfen müssen. Sie brauchen das icht zu wiederholen. Ich frage mich nur: Kommunizieen die Wissenschaftler, die in unterschiedlichen Bereihen arbeiten, die Bundesregierung aber zum gleichen hema beraten, nicht miteinander? Gleichen sie ihre Erebnisse nicht ab? Gleichen sie ihre Untersuchungsethoden nicht an? Ist dies geschehen? Haben Professor sermeyer und sein wissenschaftlicher Agrarbeirat den ontakt zu dieser Arbeitsgruppe gesucht, um sich mit hr abzustimmen? Wenn dies nicht geschehen ist, frage ch, ob Sie dies für die Zukunft als sinnvoll ansehen würen. Urs Um auf den ersten Teil Ihrer Frage einzugehen, weise ch noch einmal darauf hin, dass es in der Tat unterchiedliche Berechnungsmethoden sind. Der Wissenchaftliche Beirat hat die gesamte Prozesskette in Augenchein genommen und ist so zu anderen Werten und aten gekommen. Wenn Sie sich die Literaturliste bzw. die Zitierliste im issenschaftlichen Gutachten anschauen, so werden Sie rkennen, dass diese sehr ausführlich ist, was zeigt, dass chon eine gewisse Kommunikation der Wissenschaftler Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15805 Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen untereinander stattgefunden hat. Ich nehme Ihre Anregung sehr gerne auf, was die unterschiedlichen Berechnungen und die Verbesserung der Kommunikation zwischen den beiden Einrichtungen angeht. Aber Sie wissen: Es hilft uns auch in der Politik, wenn unterschiedliche Berechnungsmethoden angewendet werden. Wir lassen sie in unsere politischen Ergebnisse einfließen. Sie können noch eine Frage stellen. – Gut, Sie ver zichten. Dann kommen wir zur Frage 49 des Kollegen Helmut Lamp: Teilt die Bundesregierung die Auffassung des Wissenschaftlichen Beirates für Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz unter Vorsitz von Professor Dr. Folkhard Isermeyer, dargelegt im Bericht „Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung – Empfehlungen an die Politik“, November 2007, dass die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe in ihrer gegenwärtigen Struktur nicht optimal für die Politikberatung aufgestellt sei und dass die Einbettung des Deutschen Biomasse-Forschungszentrums in die deutsche Forschungslandschaft ein Schritt in die falsche Richtung sei? Bitte, Frau Staatssekretärin. Ur Ich antworte auf Ihre Frage wie folgt: Es ist, glaube ich, sonnenklar, dass wir diese Kritik überhaupt nicht teilen. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe ist eine Einrichtung unseres Hauses, also des BMELV. Die Förderaktivitäten, bei denen das BMELV von seinem Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe unterstützt wird, richten sich an unserem Programm zur Förderung von Forschungs-, Entwicklungsund Demonstrationsvorhaben im Bereich nachwachsender Rohstoffe aus. Ziele unseres Förderprogramms sind, einen Beitrag für eine nachhaltige Rohstoffund Energiebereitstellung zu leisten, die Umwelt durch Ressourcenschutz, besonders umweltverträgliche Produkte und CO2-Emissionsverminderungen zu entlasten sowie die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landund Forstwirtschaft und der vorund nachgelagerten Bereiche zu stärken. Die Fachagentur stimmt ihre Aktivitäten sehr eng mit dem BMELV ab und unterliegt unserer Rechtsund Fachaufsicht. Das gilt im Übrigen auch für die Öffentlichkeitsarbeit der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe. Ich verweise in diesem Zusammenhang noch einmal gerne auf unseren Bioenergiewettbewerb, den wir zurzeit über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe durchführen. Wir streben darüber hinaus den nachhaltigen Ausbau der energetischen Nutzung von Biomasse zu einer wesentlichen Säule für unsere zukünftige Energieversorgung an. In diesem Zusammenhang ist es Auftrag des Deutschen Biomasse-Forschungszentrums in Leipzig, die effiziente Integration von Biomasse als einer wertvollen Ressource für eine nachhaltige Energiebereitstel l e S d g I m c h a W F b f a d t m c I b d e I z t F s S d d C w (C (D ung voranzutreiben und wissenschaftlich im Rahmen iner angewandten Forschung zu unterstützen. Schönen Dank, Frau Staatssekretärin. – Wie gehen ie jetzt mit der Kritik, die von engen Beratern der Bunesregierung gegenüber der Politik der Bundesregierung eübt wird, um? Wie werden Sie sich mit den Kritikern hrer Politik, die Ihre Berater sind, auseinandersetzen? Urs Wir haben zu einem Workshop eingeladen – auch Sie aben, glaube ich, eine Einladung dazu erhalten –, der m 24. April dieses Jahres stattfinden wird. Auf diesem orkshop werden wir die von Ihnen angesprochenen ragen diskutieren; denn auch uns ist das natürlich sehr ewusst, und wir handeln entsprechend. Haben Sie noch eine Nachfrage? – Bitte. Frau Staatssekretärin, ist es richtig, dass die Bundes orschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig, n der Professor Isermeyer tätig ist, sich als Standort für as jetzt so massiv kritisierte Biomasse-Forschungszenrum bemüht hat? Urs Lassen Sie es mich relativ kurz fassen: Professor sermeyer ist Institutsdirektor in Braunschweig. Wir haen im Koalitionsvertrag im Jahr 2005 vereinbart, dass as Biomasse-Forschungszentrum in den neuen Ländern ingerichtet werden soll. Ein Bemühen von Professor sermeyer, das Forschungszentrum nach Braunschweig u holen, hätte also in klarem Widerspruch zum Koaliionsvertrag gestanden. (Helmut Lamp [CDU/CSU]: Habe ich die Möglichkeit zu einer weiteren Frage?)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615018700
Helmut Lamp (CDU):
Rede ID: ID1615018800
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1615018900

(A) )


(B) )

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615019000
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1615019100
Helmut Lamp (CDU):
Rede ID: ID1615019200
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1615019300
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615019400
Helmut Lamp (CDU):
Rede ID: ID1615019500
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1615019600


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615019700

Weitere Fragen sind leider nicht möglich.

Die Frage 50 der Kollegin Ulrike Höfken und die
rage 51 der Kollegin Dr. Kirsten Tackmann werden
chriftlich beantwortet. Damit herzlichen Dank, Frau
taatssekretärin.

Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-
esministeriums der Verteidigung. Zur Beantwortung
er Fragen steht der Parlamentarische Staatssekretär
hristian Schmidt zur Verfügung.

Die Fragen 52 und 53 des Kollegen Alexander Bonde
erden schriftlich beantwortet.

15806 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008


(A) )



(B) )

C
Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1615019800


Frau Präsidentin, habe ich das gerade richtig verstan-
den, dass die Frage 52 des Kollegen Bonde, in der er
Auskunft darüber erbittet, in welchem Zeitraum das
Bundesministerium der Verteidigung Besuchergruppen
zu McDonald’s geschickt hat, schriftlich beantwortet
werden soll?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615019900

Das haben Sie richtig verstanden. Die Frage 52 wie

auch die Frage 53 des Kollegen Bonde sollen schriftlich
beantwortet werden.

C
Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1615020000


Ich hatte eine ökotrophologische Stellungnahme vor-
bereitet. Auf Grundlage der Expertise der Bundeswehr,
die sich im kulinarischen Bereich vor allem auf die Zu-
bereitung von Erbsensuppe und Gulaschsuppe bezieht,
wollte ich dem Kollegen Bonde einen Informationsge-
winn ermöglichen. Ich werde dies nun schriftlich tun.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615020100

Ich sehe natürlich, dass es hier im Saal ein großes In-

teresse an der Beantwortung dieser Frage gibt. Ich ver-
weise somit auf das Plenarprotokoll.

Ich rufe nun die Frage 54 des Kollegen Schäfer auf:
Bei welchen Einheiten der afghanischen Armee sind der-

zeit militärische Ausbilder bzw. Operation Monitoring and
Liaison Teams, OMLT, des deutschen ISAF-Kontingents ak-
tiv, und wie stellt die Bundeswehr dort sicher, dass im Fall ei-
nes Einsatzes des afghanischen Kontingents keine Minderjäh-
rigen eingesetzt werden?

C
Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1615020200


Sehr geehrter Herr Kollege Schäfer, Ihre Frage beant-
worte ich wie folgt: Die als Operation Monitoring and
Liaison Teams bezeichneten Kräfte werden durch die
Bundeswehr derzeit wie folgt bei der afghanischen Ar-
mee ANA eingesetzt: je ein Team beim Stab des
209. ANA-Korps, beim Stab der 1. Brigade des
209. ANA-Korps, bei deren 1. Kandak, vergleichbar mit
einem Bataillon, sowie beim Grundausbildungs-Kandak.
Alle bisher genannten Einheiten befinden sich in Masar-
i-Scharif. Ein Team befindet sich beim 2. Kandak der
ersten Brigade in Kunduz.

Die Aufstellung der afghanischen Streitkräfte, deren
organisatorische und personelle Struktur, die Ausgestal-
tung des rechtlichen Rahmens und der Einsatz der afgha-
nischen Streitkräfte liegen in der Verantwortung der
afghanischen Behörden. Nach Kenntnis des Bundesmi-
nisteriums der Verteidigung beruft Afghanistan aus-
schließlich Volljährige ein. Zweifel und eine sich daraus
ergebende Notwendigkeit der Überprüfung der Einhal-
tung der eigenen Gesetze bestanden zu keinem Zeit-
punkt.

Ungeachtet dessen wird das Bundesministerium der
Verteidigung das Führungspersonal der Einsatzkontin-

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(C (D ente im Rahmen der einsatzvorbereitenden Kontingentührerausbildung hierfür sensibilisieren. Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Lieber Herr Staats ekretär, habe ich es richtig verstanden, dass Sie bei der orbereitung und Durchführung der Ausbildungsuntertützung für die afghanischen Streitkräfte jetzt daranehen, die Angehörigen der Bundeswehr zu sensibilisieen? C Herr Kollege, diese Sensibilisierung gab es von Anang an. Seit Beginn der Ausbildung gab es die Befürchung, dass die Regelungen, die der afghanische Staat für eine Armee zugrunde gelegt hat, nicht beachtet würden. s haben sich aber keine Anzeichen ergeben, dass diese efürchtungen zutreffen. Nach der uns vorliegenden Übersetzung des afghanichen Rekrutierungsgesetzes ist ein Mindestalter von 8 Jahren vorgesehen. Ein freiwilliger Dienst Minderähriger mit einem Mindestalter von 16 Jahren ist gemäß es Fakultativprotokolls der Vereinten Nationen nur uner folgenden Auflagen möglich: Der Eintritt muss tatächlich freiwillig sein und darf nur mit Zustimmung der ltern bzw. des Vormundes erfolgen. Es muss eine um assende Aufklärung der minderjährigen Person über die ich aus einem Beitritt ergebenden Pflichten geben. Auerdem ist ein Altersnachweis durch die Freiwilligen eizubringen. Der Einsatz Minderjähriger ist bei Feindeligkeiten immer unzulässig. Die Sensibilisierung bezieht sich anhand der vorlieenden Unterlagen darauf, dass die afghanische Seite arauf hingewiesen wird, dass wir auf der Einhaltung er Regelungen des Fakultativprotokolls bestehen. Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage. – Bitte. Vielen Dank, Herr Staatssekretär. – Ich muss einen inweis von vorhin wiederholen: Wie erklärt es sich enn, dass es auf der Homepage der Bundeswehr – sie st von Ihnen zu vertreten – einen Bericht über eine Ausildungsunterstützung gibt, in dem steht, dass Angehöige der Bundeswehr an der Ausbildung beteiligt sind? arin wird auch dargestellt, der jüngste Auszubildende ei gerade 16 Jahre alt, was in gewisser Weise unter betimmten Voraussetzungen – Sie haben sie gerade geannt – geht. Es ist aber nicht möglich, dass sie in beaffneten Konflikten eingesetzt werden. Dazu findet ich der Hinweis: Demnächst werden sie in die Einsätze ehen. – Wie interpretieren Sie das, was auf der Homeage der Bundeswehr steht, und in welcher Weise ist das it den Pflichten der Bundesrepublik Deutschland, die ich aus dem Fakultativprotokoll ergeben, vereinbar? Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15807 C Herr Kollege, darf ich kurz um Aufklärung des Präsidiums bitten? Soweit mir bekannt ist, hatten Sie diese Frage bereits beim Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes gestellt. Ich weiß nicht, ob es richtig ist, in der Fragestunde eine Frage von mehreren Ressorts beantworten zu lassen. Insofern beziehe ich mich vollinhaltlich auf die Aussage und Antwort, die Ihnen gegeben worden ist. Danke, Herr Staatssekretär. Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Zur Beantwortung steht der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Hermann Kues zur Verfügung. Ich rufe die Frage 55 des Kollegen Volker Beck Inwiefern trägt ein Träger oder Seminaranbieter (Christival, http://www.christival.de/article.php?article=415&PHPSESSID =730e44bd8c0641cb7d7fa695857f42fe)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615020300
Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615020400
Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1615020500
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615020600
Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615020700

(A) )


(B) )

Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1615020800
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615020900

(Köln) auf:

Richtlinien des Kinder- und Jugendplanes Rechnung, „Mäd-
chen und Jungen darin [zu] unterstützen, ihre Identität zu ent-
wickeln, ihr Selbstbewusstsein [zu] stärken und sie zu befähi-
gen, ihr Leben eigenständig zu planen und selbstbestimmt
ihre Interessen zu verfolgen, Mädchen und junge Frauen so-
wie Jungen und junge Männer für einen partnerschaftlichen
Umgang [zu] sensibilisieren, ihnen die Auseinandersetzung
mit ihrer eigenen Rolle [zu] ermöglichen und sie dazu [zu] be-
fähigen, Konflikte gewaltfrei zu lösen“, wenn er als Folgen
des sexuellen Missbrauches „homosexuelle Neigungen“ de-

(http://www.wuestenstrom.de/index.dhtml/2047d060 ee64b71809if/-/deDE/-/CS/-/news/schwerpunkte/news/2007/ 200707/Missbrauch)

bar, therapierbar oder heilbar hält („Schwule können ,anders‘
werden“, http://www.wuestenstrom.com/index.dhtml/2547d
0703064bd2035sc/-/enEN/-/CS/-/news/news/2007/200701/
ideaHUK) vor dem Hintergrund der korrekten wissenschaft-
lich begründeten Feststellung der Bundesregierung: „Die
Bundesregierung vertritt weder die Auffassung, dass Homo-
sexualität einer Therapie bedarf noch dass Homosexualität ei-
ner Therapie zugänglich ist“ (Bundestagsdrucksache 16/8022),
und war die Bundesregierung inzwischen in der Lage, die
Website des Vereins wuestenstrom e. V. und andere Quellen
einzusehen, die von den „Konversionstherapien“ für Homo-

(http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/ 0,1518,505764,00.html)


Dr
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1615021000


Ich beantworte Ihre Frage folgendermaßen: In den
letzten Wochen haben wir vielfach zahlreiche Fragen im
Zusammenhang mit Christival schriftlich und auch
mündlich ausführlich beantwortet. Zu der jetzt gestellten
Frage will ich auf die Antworten auf die mündlichen
Fragen 32 und 33 in der Fragestunde am 13. Februar
2008 hinweisen, in denen dargelegt worden ist, dass der
Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in der
Bundesrepublik Deutschland, AEJ, für die Durchfüh-
rung des Christival 2008, des Kongresses junger Chris-
ten vom 30. April bis 4. Mai 2008 in Bremen, ein Zu-
schuss in Höhe von bis zu 250 000 Euro aus Mitteln des
KJP, also des Kinder- und Jugendplanes, in Aussicht ge-
stellt worden ist.

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(C (D (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber jetzt nicht die Beantwortung der Frage, Herr Kollege!)


Da Sie immer ähnliche Fragen stellen, werde ich zu-
ächst einmal verdeutlichen, in welchem Zusammen-
ang das erörtert werden muss. Im Falle der Gewährung
on Fördermitteln wird die Arbeitsgemeinschaft der
vangelischen Jugend in Deutschland, die als zuständige
entralstelle mit einer gewissen Verantwortung ausge-
tattet ist, diese Mittel an den Ausrichter von Christival
008, an Christival e. V., weiterleiten. Das ist Anfang
ärz 2008 in der Antwort auf die mündliche Frage 39

ereits deutlich gemacht worden.

Zum Christival 2008. Herr Kollege Beck, Sie wissen,
ass das ein konfessionsübergreifender Kongress junger
hristen ist, der in Bremen stattfindet.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um das Seminar und nicht um den Kongress!)


s ist die vierte Veranstaltung dieser Art seit 1976. Der
ongress hat das Ziel, junge Christen zu motivieren und

u befähigen, ihre christliche Verantwortung gegenüber
er Gesellschaft wahrzunehmen. Er soll insbesondere zu
hrenamtlicher Arbeit in Gemeinden, Kirchen und ande-
en Bereichen der Gesellschaft ermutigen. Insofern ent-
pricht die Förderung von Christival 2008 den Zielset-
ungen des Kinder- und Jugendplans. Das Christival
008 ist ein Impulsgeber für die christliche Kinder- und
ugendarbeit der kommenden Jahre. Die Erfahrungen
us vergangenen Christivals haben gezeigt, dass diese
ongresse weitreichende Impulse für die Nachhaltigkeit
on Jugendarbeit in Verbänden und Gemeinden geben.
as wird nach wie vor auch vom Christival 2008 erwar-

et.

Nach den Richtlinien des KJP für Sonder- und Groß-
eranstaltungen wird das Christival 2008 als Einzelmaß-
ahme und somit als Ganzes bezuschusst. Innerhalb die-
er Einzelmaßnahme gibt es keine gesonderte Förderung
on bestimmten Vereinen bzw. Veranstaltungsteilen. Im
uwendungsrecht ist das im Allgemeinen so üblich.

Mehrfach, zuletzt in der Antwort auf die mündliche
rage 40 in der Fragestunde vom 5. März 2008, ist aus-
eführt worden, dass es nach dem Verständnis, das die
undesregierung vom Verhältnis zwischen Staat und

reien Trägern sowie kirchlichen Gruppierungen hat,
icht Aufgabe des Staates ist, die Angebote und Web-
eiten auf weltanschauliche Auffassungen und wissen-
chaftliche Qualität des Therapieverständnisses hin zu
ewerten. Allgemein kann aber gesagt werden: Wenn
ogenannte Konversionstherapien durch Organisationen
nd Gruppierungen angeboten und beworben werden, so
önnen unterschiedliche, meist religiöse oder weltan-
chauliche Motive, die sich einem empirisch-wissen-
chaftlichen Ansatz entziehen, eine Rolle spielen. Diese,
or allem in den 60er- und 70er-Jahren häufig angebote-
en Therapien, die auf eine Änderung von gleichge-
chlechtlichem Sexualverhalten oder der homosexuellen
rientierung abzielten, werden auf der Grundlage der
rgebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen in der

15808 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008


(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Dr. Hermann Kues
Fachwelt heute weitgehend abgelehnt. Zu den auf der
genannten Webseite und in anderen Quellen vertretenen
Positionen zu Konversionstherapien ist zu sagen: Sie wi-
dersprechen der von der überwiegenden Mehrheit der
Wissenschaftler vertretenen Position. Im Übrigen ver-
weise ich zum Thema Konversionstherapien auf die Be-
antwortung der Fragen 1 bis 5 der Kleinen Anfrage der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Herr Kollege Beck, weil Sie zwischendurch versucht
haben, mich zu unterbrechen, will ich ausdrücklich sa-
gen: Die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend
in Deutschland, über die diese Großveranstaltung abge-
wickelt wird, ist für uns ein absolut verlässlicher Veran-
stalter. Sie müssen sich damit abfinden – das sage ich
ganz ausdrücklich –, dass es zum Thema Homosexuali-
tät und dazu, wie man damit umgeht, in Deutschland
auch andere Auffassungen gibt als die, die Sie vertreten.
Ich glaube – da schließe ich mich dem CVJM an –, dass
andere Auffassungen respektiert und toleriert werden
sollten.

Nach unserem Verständnis ist es die Aufgabe eines
weltanschaulich neutralen Staates, Großveranstaltungen
zu fördern, wenn sie sich im Rahmen des Grundgesetzes
bewegen und den Zielsetzungen folgen, die ich eben be-
schrieben habe. Es kann nicht Aufgabe des Staates sein,
zu überprüfen, welche Auffassung Veranstalter, die im
Rahmen einer Großveranstaltung auftreten, im Einzel-
nen haben. Hier gibt es so etwas wie Meinungs-, Reli-
gions- und Überzeugungsfreiheit. Ich glaube, das muss
man respektieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615021100

Zuallererst weise ich die Kolleginnen und Kollegen,

welche sich zu Zusatzfragen gemeldet haben, darauf hin,
dass wir die Zeit für die Fragestunde schon ausgeschöpft
haben. Gleichwohl, da die Frage 55 des Kollegen Beck
aufgerufen ist, gebe ich die Möglichkeit zu zwei kurzen
Zusatzfragen. Ich bitte aber sowohl den Fragesteller als
auch den Vertreter der Bundesregierung, zu versuchen,
sich kurzzufassen. Ich ahne, dass wir uns auch in der
nächsten Sitzungswoche mit diesem Thema beschäftigen
werden. – Bitte, Herr Kollege Beck.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615021200

Ich muss sagen: Hier Altbekanntes und Allgemein-

plätze zu wiederholen, die Frage selbst aber nicht zu
beantworten, ist eine Missachtung der Rechte des Parla-
ments. Es kann nicht sein, dass man den Kolleginnen
und Kollegen aus anderen Fraktionen nicht die Gelegen-
heit gibt, darauf zu reagieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Ich habe – wenn Sie dem Link in der Frage nachge-
gangen wären, wüssten Sie das – danach gefragt, ob der
Träger des Seminars 650 „Tabuthema: Jungen als Opfer
sexuellen Missbrauchs“ von Stefan Schmidt, Marbach,
Wüstenstrom e. V., in den Augen der Bundesregierung
ein angemessener Träger ist, um potenzielle Miss-

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(C (D rauchsopfer, die in ein solches Seminar kommen, zu etreuen. Ich habe die Frage angesichts der Tatsache getellt, dass dieser Träger – weiterer Link in der Frage, em Sie hätten nachgehen können; ich habe Ihnen das estern auch noch einmal ins Büro gefaxt – die Ansicht ertritt, dass Opfer sexuellen Missbrauchs unter andeem homosexuell werden und das sozusagen einer der chäden ist, die man bei der Therapierung des Missrauchsopfers beseitigen kann. Meinen Sie wirklich, ass Sie als Bundesjugendministerium verantwortlich andeln, wenn Sie es in Kauf nehmen, dass – durch die undesregierung gefördert; hier geht es nicht ums Christial und auch nicht um die AEJ, sondern um dieses Semiar – Missbrauchsopfer, die traumatisiert sind, unter mständen einer Therapie ausgesetzt werden, die sie ereut traumatisiert, weil man ihnen sagt: „Wenn du hoosexuell bist, ist das ein Schaden; den therapieren wir ir hier jetzt einmal zügig weg, damit du entsprechend nserer Ideologie von dem Defizit Homosexualität bereit bist“? Glauben Sie nicht, gerade als Jugendministeium und im Sinne des Jugendplans, eine andere Aufabe zu haben? (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der LINKEN)


Dr
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1615021300


Herr Kollege Beck, erstens möchte ich Ihnen aus-
rücklich sagen: Wenn Sie im Verlaufe von Fragestunden
ich glaube, es ist das dritte oder vierte Mal, dass wir uns
usgiebig mit diesem Thema befassen – versuchen, die-
es zugegebenermaßen komplexe Thema zu erörtern
Sie haben immer wieder neue Ansätze gesucht –, müss-

en Sie auch einmal darüber nachdenken, ob dies das ge-
ignete Verfahren ist, sich damit auseinanderzusetzen.

Zweitens. Ich bleibe ausdrücklich dabei, dass ich es
icht als Aufgabe des Jugendministeriums ansehe, wenn
bsolut seriöse Veranstalter – ich nenne sie noch einmal:
ie Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend und
as Christival e. V. – eine Großveranstaltung durchfüh-
en


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darum geht es nicht!)


darum geht es schon – und dabei verschiedene Klein-
ngebote zulassen – das ist jetzt nicht zufällig entstan-
en, sondern wird sehr bewusst entschieden –, im Ein-
elnen zu analysieren, welche Aspekte dort wie auch
mmer vertreten werden. Das ist meine Auffassung. So
erstehe jedenfalls ich die Aufgabe des weltanschaulich
eutralen Staates, der unterschiedliche Meinungen zu re-
pektieren hat, auch zu dem Thema, das Sie jetzt bewegt;
ch bin ja grundsätzlich gar nicht völlig anderer Mei-
ung.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615021400

Sie haben die Möglichkeit, noch eine Frage zu formu-

ieren.

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15809


(A) )



(B) )


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615021500

Wir haben die Bundesregierung gebeten, ihre Auffas-

sung zu den Angeboten dieses Vereins, die wir Ihnen
übermittelt haben, hier dem Plenum zur Kenntnis zu ge-
ben. Entspricht das Angebot von Wüstenstrom, wie es
auf der Webseite, die in der Frage zitiert wird, dargestellt
wird, dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand, den Vor-
gaben des Kinder- und Jugendplans zur Stärkung der
Identität von jugendlichen Menschen und den Erkennt-
nissen, die die Bundesregierung noch in der Drucksache
16/8022 vertreten hat, nämlich dass Homosexualität ei-
ner Therapie nicht bedarf und auch nicht zugänglich ist?
Sie protegieren hier indirekt eine Organisation, deren
Hauptgründungszweck die Propagierung von Konver-
sionstherapien für Homosexuelle war und ist. Haben Sie
sich diese Organisation inzwischen einmal angesehen
und deren Inhalt geprüft? Was ist Ihre Beurteilung des
Inhalts?

Dr
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1615021600


Herr Abgeordneter, ich habe Ihnen zur Einschätzung
von Homosexualität mehrfach die Meinung der Bundes-
regierung dargelegt, die der überwältigenden Auffassung
in den zuständigen Wissenschaften seit über 20 Jahren
entspricht. Ich sage Ihnen auch, dass es nicht richtig ist,
dass die Bundesregierung bis in die Einzelheiten einer
Großveranstaltung hinein überprüft, welche Auffassun-
gen dort von Einzelanbietern vertreten werden. Das ist
Aufgabe des großen Trägers, der bundeszentralen Ein-
richtung, der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Ju-
gend. Ich denke, nur so kann man in einem pluralen
Staat miteinander umgehen. Wir können nicht von jedem
Anbieter verlangen, dass er exakt die Meinung vertritt,
die auch von der Bundesregierung mehrheitlich vertreten
wird.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615021700

Danke, Herr Staatssekretär.

Die Fragen 56 und 57 werden schriftlich beantwortet.

Wir sind damit am Ende der Fragestunde.

Ich rufe den Zusatzpunkt 1 auf:

Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktionen der FDP und DIE
LINKE

Haltung der Bundesregierung zu den Konse-
quenzen aus dem Urteil des Berliner Verwal-
tungsgerichts zum Mindestlohn für Brief-
dienste

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Dr. Heinrich Leonhard Kolb für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1615021800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ein Blick in den Kalender zeigt: Wir befinden uns noch
im Winter. Stellen Sie sich also bitte die folgende Situa-

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(C (D ion vor: Eine Gruppe von Spaziergängern ist unterwegs. ie kommen an ein Gewässer. Es ist mit Eis bedeckt. Es st unklar, ob das Eis trägt. Angefeuert durch einen aus er Gruppe, der behauptet, sich auszukennen, betritt die ruppe das Eis. Doch schon nach wenigen Schritten nackt es kräftig, laut und unüberhörbar. Ein großer Riss m Eis tut sich auf. (Anette Kramme [SPD]: Dann kommt die Feuerwehr! – Wolfgang Grotthaus [SPD]: Da steht dem Westerwelle das Wasser bis zum Hals! – Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


Der von Selbstzweifeln nicht geplagte Anführer rät,
eiterzugehen. Begründung: Im letzten Winter hat das
is auch gehalten. Andere aus der Gruppe empfehlen,
an möge sich erst einmal flach aufs Eis legen und ab-
arten, ob Tauwetter komme oder nicht.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Auch nicht schlecht!)


eder vernünftig denkende und handelnde Mensch in
iesem Lande würde in einer solchen Lage ruhig, aber
ntschlossen umkehren und versuchen, so schnell wie ir-
end möglich wieder festen Boden unter die Füße zu be-
ommen.


(Beifall bei der FDP)


Genau das ist die Situation, über die wir hier heute re-
en. Der Bundesarbeitsminister hat die Koalition bei den
ostmindestlöhnen auf trügerisches Eis geführt. Das
erwaltungsgericht Berlin hat es kräftig knacken lassen.
ie Union wirft sich aus Angst, einzubrechen, flach und
äuchlings auf die eisige Fläche.


(Beifall bei der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition,
nsbesondere der Union: Wenn Sie wieder festen Boden
nter die Füße bekommen wollen, gibt es nur eines:
unter vom Eis! Ich fordere Sie namens der FDP-Bun-
estagsfraktion auf: Setzen Sie die Verordnung zum
ostmindestlohn außer Kraft!


(Beifall bei der FDP – Anette Kramme [SPD]: Da sind wir aber beeindruckt! – Andreas Steppuhn [SPD]: Das hätten Sie wohl gerne!)


enn bis zur endgültigen und rechtskräftigen Entschei-
ung schafft die vom Verwaltungsgericht verworfene
egelung unumkehrbare Fakten.

Eine Unternehmungsbefragung, Herr Kollege Steppuhn,
m Auftrag des Wirtschaftsministeriums zu der Frage,
ie viele Arbeitsplätze durch die Einführung eines Post-
indestlohns verloren gehen, hat folgendes Ergebnis ge-

racht: 30 Prozent der 113 befragten Unternehmen er-
lärten, dass sie seit der Einführung des Mindestlohns
ereits Stellen abgebaut haben. 53 Prozent der befragten
nternehmen gaben an, dass sie in den nächsten zwölf
onaten mit einem Stellenabbau rechnen. Insgesamt

ind von einem tatsächlichen oder geplanten Stellenab-
au rund 1 800 Arbeitsplätze betroffen, also jeder zehnte
rbeitsplatz. Das, liebe Kolleginnen und Kollegen von
er Koalition, sind 1 800 gute Gründe, dem Mindest-

15810 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008


(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb
lohnspuk bei den Postdienstleistungen ein sofortiges
Ende zu bereiten,


(Beifall bei der FDP – Andreas Steppuhn [SPD]: Haben Sie mal die PIN AG gefragt?)


ein Mindestlohnspuk, bei dem es in Wahrheit um nichts
anderes geht, als nach der Öffnung des Marktes für Post-
dienstleistungen das Monopol der Deutschen Post mit
neuen Mitteln dauerhaft zu sichern.


(Beifall bei der FDP)


Das Aufräumen beginnt also damit, dass in dem Fall,
über den das Verwaltungsgericht geurteilt hat, Konse-
quenzen gezogen werden. Die beanstandete Verordnung
muss aufgehoben werden. Es genügt mir und den um ih-
ren Arbeitsplatz fürchtenden Mitarbeitern, zum Beispiel
bei der PIN AG, insoweit nicht, wenn der sozialpoliti-
sche Sprecher der CDU/CSU, Ralf Brauksiepe,


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Guter Mann! – Gegenruf der Abg. Anette Kramme [SPD]: Eigenlob stinkt!)


in einem Anfall koalitionären Großmuts zwar sagt, dass
das Urteil des Berliner Verwaltungsgerichtes Konse-
quenzen für die laufenden Gesetzesprojekte der Koali-
tion haben müsse – das sicher auch, Herr Brauksiepe –,
er aber im Übrigen den Bundesarbeitsminister in seiner
trotzigen Haltung nach dem Urteil zum Postmindestlohn
eher noch unterstützt.


(Dirk Niebel [FDP]: Unglaublich!)


Das, Herr Brauksiepe, war schon eine bemerkenswerte
Pirouette, die Sie heute Morgen im Frühstücksfernsehen
gedreht haben. Aber das Drehen von Pirouetten auf brü-
chigem Eis birgt die große Gefahr, sich selbst zu versen-
ken. Das sollten Sie immer bedenken.


(Beifall bei der FDP)


Keinesfalls darf die Koalition, um zum eingangs ge-
prägten Bild zurückzukehren, in die als falsch erkannte
Richtung weitergehen und sich noch weiter hinaus aufs
brüchige Eis wagen. Auch für die Zeitarbeitsbranche
gelten die Feststellungen des Gerichts, dass über das
Entsendegesetz bestehende Tarifverträge nicht ausgehe-
belt werden dürfen. Dies gilt umso mehr, als es dort eine
fast hundertprozentige Tarifbindung gibt.

Die geplante Ausweitung des Entsendegesetzes und
auch die Novellierung des Gesetzes über Mindestarbeits-
bedingungen müssen, wenn sie schon nicht gänzlich ge-
stoppt werden, was an sich richtig wäre, mindestens bis
zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens bei den
Postdienstleistungen auf Eis gelegt werden, und zwar
deshalb, weil es erklärte Absicht des Bundesarbeitsmi-
nisters ist, auch in Branchen mit gültigen Tarifverträgen
hineinzuwirken und zwischen den Tarifpartnern verein-
barte Löhne zu überschreiben.


(Andrea Nahles [SPD]: Wo denn, Herr Kolb?)


Das darf nicht sein.

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(C (D (Beifall bei der FDP – Andrea Nahles [SPD]: Frohe Ostern! – Anette Kramme [SPD]: Und viele Osterhasen!)


Ich fordere daher die Union auf, die Linie des Ge-
ichts nun auch politisch aufzunehmen. Mindestlöhne
ind Gift für den Wettbewerb, Mindestlöhne vernichten
rbeitsplätze, Mindestlöhne gefährden die Tarifautono-
ie.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


ie Väter unseres Grundgesetzes haben mit gutem
rund festgelegt, dass der Staat sich aus der Lohnfin-
ung heraushalten muss. Dabei muss es bleiben.

Das Urteil des Verwaltungsgerichts ist ein Sieg der
ernunft über die Ideologie. Dafür war und ist es aller-
öchste Zeit. Mit der Entscheidung des Verwaltungsge-
ichts, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union,
st Ihnen, um im anfänglichen Bild zu bleiben, für den
ückweg vom Eis sozusagen ein Steg gezimmert wor-
en. Sie sollten nicht zögern, diesen Weg zu gehen.


(Beifall bei der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615021900

Das Wort hat der Kollege Dr. Ralf Brauksiepe für die

nionsfraktion.


Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1615022000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ompliment, Herr Kolb! Karnevalistisch war das völlig
kay. Jetzt sollten wir gleichwohl zur eigentlichen Sach-
rage kommen.

Wir haben es mit einem nicht rechtskräftigen Urteil
u tun, das zu respektieren ist. Ich warne vor irgendeiner
orm von Urteilsschelte oder auch Spekulationen da-
über, wie sich dieses Verfahren weiterentwickelt. Es
ibt schon seit dem 10. März 2004 ein ähnlich lautendes
rteil eines Oberverwaltungsgerichts. Wir werden se-
en, wie die Sache vor Gericht weitergeht.

Wir müssen zwei Dinge unterscheiden. Zum einen
aben wir, sozusagen auf die Vergangenheit bezogen, ei-
en laufenden Rechtsstreit zu einem abgeschlossenen
esetzgebungs- und Verordnungsverfahren. Der Ab-

chluss dieses Verfahrens ist ja die Voraussetzung für ei-
en Rechtsstreit; denn es kann keine Klage gegen einen
eferentenentwurf geben. Wir haben zur Kenntnis zu
ehmen, dass das Gericht den Vertrag, den die vom ehe-
aligen Sozialminister von Kurt Beck initiierte Gewerk-

chaft mit einem Arbeitgeberverband geschlossen hat,
ls Tarifvertrag gewertet hat,


(Dr. Max Stadler [FDP]: Gerster heißt der Mann! SPD-Mitglied!)


nders als der Tenor in der Anhörung des federführenden
usschusses war. Wir haben auch zur Kenntnis zu neh-
en, dass nach Meinung des Gerichts die Mindestlohn-

erordnung nur Nichttarifgebundene binden darf. Für
arifungebundene ist das im Übrigen unbestritten.
chon von daher wäre eine Aussetzung dieser Rechts-

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15811


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Dr. Ralf Brauksiepe
verordnung gar nicht geboten, weil sie unstrittig ja auch
diejenigen bindet, die über keine Tarifbindung verfügen.

Deswegen erkläre ich ganz deutlich für die CDU/
CSU-Fraktion: Es ist völlig in Ordnung, dass der Bun-
desarbeitsminister nun für die Bundesrepublik Deutsch-
land in Berufung geht, nachdem die Bundesrepublik
Deutschland in erster Instanz verloren hat.


(Dirk Niebel [FDP]: Ich breche gleich in Tränen aus!)


Dass es dadurch keine aufschiebende Wirkung für die
Rechtsverordnung gibt, ist ganz selbstverständlich. Da-
rauf haben Volker Kauder, Ronald Pofalla und andere
schon hingewiesen. Es ist nicht zu kritisieren, dass die
Bundesregierung hier Berufung einlegt und es nun eine
Berufungsverhandlung geben wird.

Die Kläger können im Übrigen einstweiligen Rechts-
schutz beantragen. Auch das wissen Sie, Herr Kolb. Ich
möchte das jetzt nicht der Fraktion Die Linke auseinan-
derlegen,


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Muss nicht sein!)


aber ich denke, Sie kennen den Grundsatz der Gewalten-
teilung in einem Rechtsstaat und wissen, dass für einst-
weiligen Rechtsschutz die Gerichte zuständig sind, aber
nicht der Deutsche Bundestag und nicht die Bundesre-
gierung. Ich würde den Klägern empfehlen, diesen Weg
des einstweiligen Rechtsschutzes zu versuchen, statt sich
mit Drohungen im Hinblick auf Schadenersatzzahlungen
gegen die Bundesrepublik Deutschland zu wenden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Von diesen Fragen im Zusammenhang mit dem abge-
schlossenen Gesetzgebungsverfahren sind natürlich die
Fragen zu laufenden Gesetzgebungsverfahren zu tren-
nen. Auch das Bundesarbeitsministerium geht davon
aus, dass es bis zu einem Urteil in einer Berufungsver-
handlung mindestens sechs Monate dauern wird. Wir
müssen ferner davon ausgehen, dass ein solches Urteil
dann noch nicht rechtskräftig ist, weil auch dagegen die
Revision möglich ist.

Für uns ist klar: Wir halten an den Verabredungen in
der Koalition fest,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


die vorsehen, dass nach dem 31. März unverzüglich mit
dem Gesetzgebungsverfahren zum Arbeitnehmer-Ent-
sendegesetz und zum Mindestarbeitsbedingungengesetz
begonnen wird. Das ist klar. Daran halten wir fest.


(Beifall bei der SPD)


In dieser Zeit gilt natürlich das erstinstanzliche Urteil;
denn bis zum 31. März dieses Jahres wird kein Urteil ei-
nes Berufungsgerichts vorliegen. Selbstverständlich
kann dieses Urteil bei den laufenden und anstehenden
Gesetzesvorhaben nicht ignoriert werden.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Was bedeutet das? Was will uns der Redner damit sagen?)


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(C (D s ist eine Selbstverständlichkeit, dass dieses Urteil und eine Begründung in die weitere Gesetzgebung des eutschen Bundestages einzubeziehen sind. (Andrea Nahles [SPD]: Wenn es rechtsgültig wird!)


Wir wollen die Tarifvertragsparteien stärken und sie
icht ersetzen. Das ist nicht nur die Mahnung der Rich-
er, die dieses Urteil gefällt haben, sondern das ist und
ar schon immer auch die politische Überzeugung der
DU/CSU-Fraktion. Wer wie wir tarifliche Mindest-

öhne will, der muss ein Interesse daran haben, dass
öglichst viele der Beteiligten daran mitwirken, auf der
asis freiwilliger Vereinbarungen und Verhandlungen
ine Lösung zu finden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie der Abg. Andrea Nahles [SPD])


ie Gesetzgebung ist nicht dazu gedacht, bei Graben-
ämpfen innerhalb des Arbeitgeber- oder des Gewerk-
chaftslagers Schiedsrichter zu sein.


(Beifall der Abg. Andrea Nahles [SPD])


Dieses Urteil mahnt uns, den Gesetzgeber, dafür zu
orgen, dass Tarifverträge nicht außer Kraft gesetzt wer-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


eswegen muss die Botschaft lauten: Tarifpartner, rauft
uch zusammen und kommt zu gemeinsamen Lösungen!
as die Zeitarbeit betrifft, liegen die Angebote der Ta-

ifpartner nur 31 Cent auseinander. Es kann doch nie-
and ernsthaft behaupten, dass es hier keine Möglich-

eiten gäbe, sich zu einigen. Wenn in bestimmten
ranchen Unfrieden herrscht, kann die Politik keinen
rieden diktieren; auch das ist ein Ergebnis dieses Ur-

eils.

Die Arbeit der Koalition steht nicht still. Wir legen
icht die Hände in den Schoß und warten auf ein
öchstrichterliches Urteil.


(Dirk Niebel [FDP]: Das wäre manchmal aber besser!)


ie Große Koalition wird ihren Beitrag zur Lösung der
robleme im Niedriglohnsektor leisten, die CDU/CSU-
raktion allemal. Das Gesetzgebungsverfahren wird wie
erabredet durchgeführt. Selbstverständlich werden da-
ei alle notwendigen Erkenntnisse und alle Gerichts-
rteile berücksichtigt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das war der doppelte Brauksiepe: vorwärts anlaufen und rückwärts landen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615022100

Für die Fraktion Die Linke hat nun der Kollege

erner Dreibus das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)


15812 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008


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Werner Dreibus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615022200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen! Liebe Kollegen! Herr Dr. Kolb, das, was
Sie mit klammheimlicher Freude als großen Erfolg fei-
ern


(Andrea Nahles [SPD]: Klammheimlich war das nicht!)


– auch in Zeitungen hat man lesen können, dass Sie das als
Sieg der freien Marktwirtschaft bezeichnet haben –, ist
aus der Sicht unserer Fraktion nichts anderes als das Er-
gebnis eines sehr dreisten Betrugsversuches. Verantwort-
lich für den Betrug, der hier stattfindet, ist der sogenannte
Arbeitgeberverband Neue Brief- und Zustelldienste, ge-
führt von Herrn Gerster, einem Sozialdemokraten, dem
ehemaligen Minister für Arbeit und Soziales in Rhein-
land-Pfalz und dem ehemaligen Chef der Bundesanstalt
für Arbeit.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Das habe ich alles schon gesagt!)


Das Bedauerliche ist, dass diesem offensichtlichen
und dreisten Betrugsversuch auch das Berliner Verwal-
tungsgericht aufgesessen ist. Bekanntlich hat der Ver-
band von Herrn Gerster im vergangenen Jahr in Köln
eine Briefkastenfirma gegründet; das ist öffentlich be-
kannt, und auch Sie, Herr Dr. Kolb, haben von Briefkas-
tenfirmen geredet.


(Dirk Niebel [FDP]: Für Postdienstleistungen braucht man nun einmal Briefkästen! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Na ja! So berühmt ist der Arbeitgeberverband von Herrn Zumwinkel bei der Post aber auch nicht!)


Er hat ihr den Namen „Gewerkschaft der Neuen Brief-
und Zustelldienste“ gegeben, sie mit Geld ausgestattet
und die Beschäftigten von Dumpingfirmen aufgefordert,
dieser Pseudogewerkschaft beizutreten. Anschließend
hat Herr Gerster mit der von ihm initiierten Scheinorga-
nisation, also faktisch mit sich selbst – deshalb ist es
auch Betrug –, einen Vertrag über Löhne ausgehandelt
und über diesen Vertrag das Wort „Tarifvertrag“ ge-
schrieben. All das sind bekannte Tatsachen.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Und mit Herrn Beck hat er das alles abgesprochen! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Denken Sie doch auch einmal an den Anfang der Geschichte! Wie hat das mit Herrn Zumwinkel denn alles begonnen?)


– Diese Tatsachen müssten auch Sie zur Kenntnis ge-
nommen haben, Herr Meyer. Kürzlich wurde nämlich in
der ARD auf die zwielichtigen Machenschaften von
Gerster & Co. hingewiesen.

Weil all das bekannt ist, ist völlig unverständlich, dass
das Verwaltungsgericht diesen Sachverhalt nicht berück-
sichtigt hat. Hätte es ihn berücksichtigt, hätte das Gericht
relativ eindeutig feststellen müssen, dass der zwischen
dem Arbeitgeberverband Neue Brief- und Zustelldienste
und seiner Scheingewerkschaft geschlossene Tarifver-
trag null und nichtig ist

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(C (D nd dass somit auch alle Anträge, die dort gestellt woren sind, null und nichtig sind. Die sogenannte Gewerkschaft der Neuen Briefund ustelldienste ist keine Gewerkschaft. Deshalb kann sie uch keine Tarifverträge abschließen. Wir reden hier ämlich über Tarifverträge, nicht über Verträge, die Herr erster mit sich selbst abschließt. Das Skandalöse an diesem Vorgang ist die Reaktion es Bundeswirtschaftsministers. (Zuruf von der CDU/CSU: Skandalös ist etwas ganz anderes, Herr Kollege!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


aum war das Urteil bekannt, hat Herr Glos es als einen
ieg des Wettbewerbs gefeiert. Das heißt im Klartext:
er Minister begrüßt das illegale Treiben von Unterneh-
en, deren Geschäftsmodell auf Hungerlöhnen beruht

nd die bereit sind, mit rechtswidrigen Methoden das
eutsche Tarifvertragssystem zu zerstören. Das ist ein
kandal.


(Beifall bei der LINKEN)


ndirekt bestärkt er diese Unternehmen – das ist ein noch
rößerer Skandal –, Schadensersatzforderungen an uns,
n den Staat, zu stellen und sich ihr unsoziales Treiben
amit von der Allgemeinheit bezahlen zu lassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Bundesregierung hat Herrn Glos nicht widerspro-
hen. Es sind also Zweifel daran angebracht, dass die
undesregierung in ihrer Gesamtheit Ernst macht mit
em Ziel, den Beschäftigten menschenwürdige Löhne zu
arantieren, Dumpinglöhne zu verhindern.

Eine Bemerkung sei mir noch gestattet: Wer Dum-
inglöhne verhindern will, wer Barrieren gegen Hunger-
öhne errichten will, der muss aufräumen mit dem My-
hos – den auch Sie, Herr Dr. Kolb, mit Ihrer Eiswette
ieder zu illustrieren versucht haben –, dass Mindest-

öhne Arbeitsplätze vernichten würden.


(Franz Obermeier [CDU/CSU]: Das stimmt!)


Tatsächlich ist es doch so, dass Mindestlöhne dafür
orgen, dass anständige Arbeit nicht mehr mit 3 oder 4
der 5 Euro die Stunde entlohnt wird, sondern dass man
on anständiger Arbeit leben kann.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie verwechseln Mindestlohn und Mindesteinkommen! Der Bedarf muss über ein Mindesteinkommen gedeckt werden! Mit einem Mindestlohn hat das aber nichts zu tun!)


ie Arbeit, die von den Unternehmen erledigt wurde, die
ehaupten, sie gerieten durch den Mindestlohn in
chwierigkeiten, werden andere Unternehmen überneh-
en, Herr Dr. Kolb. Kein einziger Arbeitsplatz ist ver-

ichtet worden.


(Beifall bei der LINKEN)


Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15813


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(B) )


Werner Dreibus
Schlechte Arbeitsplätze sind durch wesentlich bessere
Arbeitsplätze, durch gute Arbeit ersetzt worden. An der
Zahl der Arbeitsplätze ändert sich, wenn überhaupt, rela-
tiv wenig. Doch jetzt besteht wenigstens die Chance,
dass ein Teil der Menschen, die bei Wind und Wetter
– auch bei Eis – ihre Post austragen, ein bisschen mehr
Gerechtigkeit und damit ein bisschen höhere Löhne be-
kommen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie haben Ihre Ökonomie in der Baumschule gelernt, Herr Kollege Dreibus!)


Aus der Sicht unserer Fraktion ist dieser Vorgang ein
weiteres Beispiel dafür, dass allein das Setzen auf Bran-
chenlösungen das Problem von Mindestlöhnen in unse-
rem Land nicht lösen kann.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir brauchen einen gesetzlichen Mindestlohn als eine
allgemeine Haltelinie für alle. Wenn in einer Branche
tatsächliche Tarifvertragsparteien – nicht Scheingewerk-
schaften – in freien Vereinbarungen bessere Tarifver-
träge abschließen, sollen diese Branchentarifverträge für
allgemein verbindlich erklärt werden. An einem gesetz-
lichen Mindestlohn, der möglichst wie in Frankreich bei
8,44 Euro liegt, führt jedoch kein Weg vorbei.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wer bietet mehr?)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615022300

Das Wort hat der Parlamentarische Staatssekretär

Franz Thönnes.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU], an Abg. Andrea Nahles [SPD] gewandt: Komm, wir klatschen mal! – Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


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Franz Thönnes (SPD):
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Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Kollege Brauksiepe, der Beitrag des Kollegen Kolb war
gar kein so karnevalistischer Beitrag: Über Eis zu reden,
entspricht zutiefst der Kompetenz von jemandem, der
auch ansonsten in seinen sozialpolitischen Vorstellungen
eiskalt ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU] – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Als Vertreter der Bundesregierung sollte man seine Worte besser abwägen!)


Wer hier die Tarifautonomie lobt, aber noch vor wenigen
Monaten gefordert hat, dass von Tarifverträgen abgewi-
chen werden können soll; wer es zulassen will, dass sich
die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Dum-
pinglöhnen Konkurrenz machen;


(Gudrun Kopp [FDP]: Eiskalt erwischt bei Inkompetenz!)


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(C (D er über Armut im Alter redet, aber nicht dafür sorgen ill, dass die Menschen im Arbeitsleben ein anständiges inkommen haben – das doch die Voraussetzung für ine sichere Rente ist –, der ist eiskalt, der hat Ahnung on Eis. Das haben Sie bewiesen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist Quatsch! Das ist das, was Sie nicht kapieren: Mindesteinkommen und Mindestlohn!)


Das Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts gibt uns,
uch wenn es sein mag, dass sich einige das wünschen,
einen Anlass zur Unruhe. Die Mindestlohnverordnung
ür Briefdienstleister ist weiterhin in Kraft, und wir sind
avon überzeugt, dass wir bei der Berufung für die Be-
tätigung unserer Rechtsauffassung sehr gute Argumente
orbringen können.


(Dirk Niebel [FDP]: Wann stellt die Post denn die Entlassenen ein?)


ir setzen unsere Arbeit am Arbeitnehmer-Entsende-
esetz und am Gesetz über die Festsetzung von Mindest-
rbeitsbedingungen fort.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Weiß das Herr Glos?)


s gibt keinen Grund, unsere Vorhaben aufzuhalten.

Das Verwaltungsgericht in Berlin hat am vergangenen
reitag die Auffassung vertreten, dass die Mindestlohn-
erordnung die Kläger in ihrer Koalitionsfreiheit und
erufsausübungsfreiheit verletzt. Eine schriftliche Ur-

eilsbegründung liegt noch nicht vor.


(Dirk Niebel [FDP]: Wissen Sie, dass die Post eigentlich auch irgendwie eine Briefkastenfirma ist?)


rst dann kann konkret ausgewertet werden, warum das
ericht zu diesem Urteil gekommen ist.

Eines ist allerdings schon jetzt offensichtlich: Die
ntscheidung des Verwaltungsgerichts widerspricht der
echtsprechung oberster Bundesgerichte. Nach der
echtsprechung des Bundesverwaltungsgerichtes sind
ie Klagen gar nicht zulässig, weil zwischen der Bun-
esrepublik Deutschland und den Klägern kein feststel-
ungsfähiges Rechtsverhältnis besteht.

Das Bundesarbeitsgericht hat inhaltlich bislang stets
ie Einführung von branchenbezogenen Mindestlöhnen
uf der Grundlage von Tarifverträgen für zulässig er-
lärt. Es hat ausdrücklich bestätigt, dass Mindestlöhne
ach dem Arbeitnehmer-Entsendegesetz zwingende
indeststandards für die gesamte Branche setzen kön-

en. Ebenso wurde klargestellt, dass von solchen Min-
eststandards weder durch Arbeitsvertrag noch durch
arifvertrag nach unten abgewichen werden kann, und
war weder von einem deutschen Arbeitgeber noch von
inem ausländischen Arbeitgeber, der Arbeitnehmer
ach Deutschland entsendet.

Wir haben sofort Berufung gegen das Urteil einge-
egt. Auf die Mindestlohnverordnung hat die Entschei-

15814 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008


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Parl. Staatssekretär Franz Thönnes
dung keine unmittelbaren Auswirkungen. Sie bleibt wei-
terhin in Kraft.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Augen zu und durch!)


Wir wollen unseren Weg branchenspezifischer Mindest-
löhne weitergehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist eiskalt, Herr Thönnes! 1 800 Leute verlieren ihren Arbeitsplatz, und Sie weigern sich, darauf zu reagieren!)


Erlauben Sie mir – auch zur Erinnerung – einige
grundsätzliche Bemerkungen. Die Koalition hat sich im
Sommer 2007 auf ein Konzept für branchenbezogene
Mindestlöhne auf der Basis des Arbeitnehmer-Entsende-
gesetzes oder des Mindestarbeitsbedingungsgesetzes
verständigt. Für alle standen dabei tarifvertragliche Lö-
sungen im Vordergrund. Der Gesetzgeber hält sich
zurück, während Arbeitgeberverbände und Gewerk-
schaften die für eine Branche angemessenen Arbeitsbe-
dingungen aushandeln. Die gewerkschaftliche Organisa-
tion und Verhandlungsstärke stellen dabei sicher, dass
Arbeitnehmerinteressen bei der Lohnfindung ausrei-
chend Berücksichtigung finden.

Wer jetzt fordert, der Staat solle die zu erstreckenden
Tarifverträge auf ihre inhaltliche Angemessenheit kon-
trollieren, fordert eine Tarifzensur. Das lehnen wir ab.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Unterbietende Tarifverträge können im Anwendungsbe-
reich des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes keine Wir-
kung entfalten. Sonst würde der Grundgedanke des Ge-
setzes, einheitliche Mindeststandards zu setzen, nicht
zum Tragen kommen.

Auch in der Briefdienstleistungsbranche ist die Koali-
tion den Weg der Branchenlösung zur Sicherung ange-
messener Löhne gegangen. Der Deutsche Bundestag hat
daher im letzten Jahr die Erweiterung des Arbeitnehmer-
Entsendegesetz auf diese Branche beschlossen und den
Weg für die Festsetzung eines tariflichen Branchenmin-
destlohnes freigemacht. Er hat sich dabei auch mit der
Rechtsverordnung und dem zugrunde liegenden Tarif-
vertrag befasst.

Dieses Parlament kannte den Posttarifvertrag und
wollte, dass er für allgemein verbindlich erklärt wird.
Die Entscheidung für einen solchen Mindestlohn bringt
es zwingend mit sich, dass ein Wettbewerb zu darunter
liegenden Löhnen ausgeschlossen ist. Dies gilt es nun zu
verteidigen, auch in zweiter Instanz.

Zu dem Zwischenruf: Ich halte es für keine besonders
pfiffige Geschäftsidee, Unternehmen auf Lohnzahlungen
aufzubauen, die auch auf Zahlungen der Steuerzahlerin-
nen und Steuerzahler als ergänzendem fehlenden Lohn-
bestandteil basieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Wer sich vorschnell über das Urteil freut, der sollte ich auch der möglichen Konsequenzen bewusst sein, ie vielen nicht gefallen dürften. Wir haben in der Koalition vereinbart, branchenspeziische Mindestlöhne zu ermöglichen, um einen Lohnumpingwettbewerb zu verhindern. Wenn dieser Weg icht mehr gangbar wäre, dann bliebe als einzige Alterative, doch noch das politische Ziel dieser Koalition zu rreichen, ein flächendeckender gesetzlicher Mindestohn. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das hat die Kanzlerin ausdrücklich ausgeschlossen!)


ass einer der Koalitionspartner an einer solchen Rege-
ung kein Interesse hat, ist allseits bekannt. Deswegen ist
s nur konsequent, dass sich auch der Vorstand der
DU/CSU hinter die Berufung gestellt hat, die wir am
reitag eingelegt haben. Trotzdem sage ich an dieser
telle schönen Dank dafür.

Alle im Parlament müssen wissen: Das Urteil des
erwaltungsgerichts Berlin wird keine unmittelbaren
uswirkungen auf die Umsetzung des Koalitionsbe-

chlusses zum Mindestlohn haben.

Am Freitag ist die Frist zur Stellungnahme zu den
ntwürfen des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes und des
indestarbeitsbedingungsgesetzes abgelaufen. Wir wer-

en die Anmerkungen jetzt auswerten und die Ressort-
bstimmung fortsetzen. Dabei muss allen klar sein, dass
ie Vereinbarungen der Koalition aus dem vergangenen
ahr nicht verhandelbar sind. Allen muss ebenso klar
ein, dass wir diese Vorhaben weiter voranbringen wer-
en, und zwar im Interesse aller Arbeitnehmerinnen und
rbeitnehmer. Damit ist auch klar: Mindestlohnfragen

ind keine Winterfragen und keine Sommerfragen, son-
ern Ganzjahresfragen; denn die Arbeitnehmerinnen und
rbeitnehmer in diesem Land wollen für gute Arbeit
ber das Jahr auch einen guten Lohn haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615022500

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun die

ollegin Brigitte Pothmer das Wort.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1615022600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

olb, die FDP ist doch auf der Suche nach neuen Koali-
ionspartnern. Das kann man allenthalben lesen und hö-
en.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sie sind ja bei den Linken schon fündig geworden!)


ch kann Ihnen nur sagen: Mit Ihrer bockbeinigen Politik
um Mindestlohn und Ihrer Sozialpolitik des kalten Her-
ens wird das nicht einfacher. Hier müssen Sie sich
chon ein bisschen bewegen; das kann ich Ihnen nur ra-
en.

Die Union ist in Sachen Mindestlohn tief gespalten.
err Brauksiepe, darüber kann auch Ihre Rede nicht hin-

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15815


(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer
wegtäuschen. Sie versuchen, falsche Tatsachen vorzu-
spiegeln. Das lässt sich bei der Lektüre der Pressemittei-
lungen eindeutig verfolgen. Die CDU-Spitze und Frau
Merkel haben sich, wenn auch verhalten, hinter den
Postmindestlohn gestellt. Das hat Herrn Glos wahrlich
nicht besonders beeindruckt. Auch Herr Meyer hat sich
als Repräsentant des Wirtschaftsflügels dadurch nicht
den Mund verbieten lassen. Herr Glos hat dieses Urteil
als einen Sieg gegen den Mindestlohn gefeiert. Daher
kann man nicht darüber hinwegsehen, dass es in dieser
Frage in der CDU keine gemeinsame Linie gibt. Ganz
offensichtlich sind die Koalitionsabsprachen das Papier
nicht wert, auf dem sie stehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Andrea Nahles [SPD]: O doch!)


Bei der Auseinandersetzung, die jetzt geführt wird,
geht es in Wahrheit gar nicht um das Berliner Urteil.
Dieses Urteil wird instrumentalisiert. Herr Brauksiepe,
sagen Sie einmal ehrlich, warum in ein laufendes Ge-
setzgebungsverfahren ein Urteil einbezogen werden soll,
das höchst fragwürdig und nicht rechtskräftig ist. Welche
Vorstellungen haben Sie denn von Gesetzgebungsver-
fahren?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Weil das Gegenteil ganz bestimmt nicht rechtskräftig ist!)


In Wirklichkeit geht es um eine fundamental unter-
schiedliche Bewertung des Themas Mindestlohn. Es
geht nicht um irgendeine tarifliche Festlegung, sondern
grundsätzlich um die Frage des Sozialstaatsverständnis-
ses.

Wenn der Wirtschaftsaufschwung, wie es derzeit der
Fall ist, bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern
nicht ankommt, wenn die Gewinnausschüttung bei den
30 DAX-Unternehmen in diesem Jahr um 20 Prozent auf
28 Milliarden Euro angestiegen ist und wenn gleichzei-
tig die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Reallohn-
verluste in Höhe von 1,2 Prozent zu verzeichnen haben,
dann kann man sich hier nicht hinstellen und sagen:
Beim Mindestlohn braucht die Regierung nicht tätig zu
werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Bei den 1,2 Prozent Reallohnverlust handelt es sich um
einen Durchschnittswert. Die unteren Einkommen haben
überproportional verloren. Herr Kolb, nichtsdestotrotz
stellen Sie sich hier hin und reden gegen einen Mindest-
lohn.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Weil er das Problem nicht löst! – Klaus Barthel [SPD]: Kolbenfresser! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Was nützt Ihnen ein Mindestlohn, wenn Sie keinen Arbeitsplatz haben?)


– Entschuldigung, in vielen europäischen Ländern ist es
bewiesen, dass ein Mindestlohn die Probleme löst sowie
zusätzliche und bessere Arbeitsplätze schafft.

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(C (D (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: In den meisten europäischen Ländern ist der Mindestlohn bei 3,50 Euro!)


Ein Mindestlohn ist eine Art Unterpfand dafür, dass
ie Gesellschaft es mit dem Sozialstaatsgebot und der
ozialen Gerechtigkeit ernst meint. Das dürfen wir nicht
ufs Spiel setzen.

Die Große Koalition hat dieses große Gerechtigkeits-
hema an den Rand des Abgrundes bugsiert; das muss

an einfach feststellen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


ie hat sich in dieser Sache durch ihr Gezänk, durch fal-
che Zusagen, die nicht eingehalten worden sind, und
urch eine grundsätzliche Unfähigkeit zur Einigung dis-
ualifiziert.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Wo leben Sie eigentlich, Frau Pothmer?)


Ich kündige Ihnen deshalb an, dass wir diese Ver-
chleppungstaktik nicht weiter mitmachen werden.
enn Sie nicht subito diese Gesetzentwürfe selber ein-

ringen, dann werden wir es an Ihrer Stelle tun


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Wir zittern schon! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die Frage ist nur, mit welchem Koalitionspartner Sie das durchsetzen wollen!)


nd im parlamentarischen Verfahren herausfinden, ob es
robleme gibt.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Dann lassen Sie mal namentlich abstimmen!)


iese Probleme werden dann identifiziert und, wenn nö-
ig, ausgeräumt werden. Anschließend werden wir hier
m Bundestag sehen, wo die parlamentarischen Mehrhei-
en in Sachen Mindestlohn zu finden sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Anton Schaaf [SPD]: Das haben wir doch schon!)


ann kommt es zum Schwur über das Wohl und Wehe
er sozialen Marktwirtschaft. Die Union brüstet sich im-
er damit, quasi Geburtshelfer der sozialen Marktwirt-

chaft gewesen zu sein. Ich sage Ihnen eines: Derzeit
ebärden Sie sich mehr als Totengräber der sozialen
arktwirtschaft. Ludwig Erhard, der arme Knabe,
ürde sich im Grabe umdrehen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zuruf von der SPD: Das stimmt allerdings!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615022700

Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Gerald

eiß das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)


15816 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008


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Gerald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU):
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren Kollegen! Frau Pothmer ist eine ernst zu neh-
mende Diskussionsteilnehmerin. Deshalb verdient sie
noch etwas Aufklärung. Dies gilt für die FDP allemal,
Herr Dr. Kolb. Sie haben gesagt, Herr Dr. Brauksiepe
habe ein nicht rechtskräftiges Urteil instrumentalisiert.
Er hat selbst davon gesprochen, dass es nicht rechtskräf-
tig sei. Urteilsschelte ist jetzt nicht angezeigt, auch nicht
Spekulationen oder ein früher und falscher Triumph.


(Andrea Nahles [SPD]: Warum haben wir dann die Aktuelle Stunde?)


Der Mindestlohn für Briefdienste bleibt intakt. Alle
früheren Verordnungen auf Basis des ersten Mindest-
lohngesetzes, das es in Deutschland gab, des Blüm’schen
von 1995, dem auch die Partei von Herrn Dr. Kolb zuge-
stimmt hat


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich nicht! Außerdem war das befristet und auf eine Branche begrenzt!)


– Sie nicht, aber Ihre Partei –, bleiben in Kraft. Aber
Brauksiepe hat doch recht, wenn er sagt: Wenn das Ur-
teil jetzt eine Wirkung haben kann, dann ist es die: Im
Hinblick auf die jetzt in Arbeit befindlichen Gesetze
zum Mindestlohn – das Arbeitnehmer-Entsendegesetz
auf der einen und das Mindestarbeitsbedingungengesetz
auf der anderen Seite – muss es das Signal geben, dass
wir glasklare, eindeutige und rechtlich unzweifelhaft be-
lastbare Normen schaffen.

Daraus ist eine gewisse Folgerung für die Gesetzge-
bungsarbeit ganz in dem Sinne zu ziehen, wie es die Ko-
alition beschlossen hat: Sie hat beschlossen, dass wir für
alle nach dem Arbeitnehmer-Entsendegesetz künftig
fixierten Mindestlöhne zweifelsfrei klären, dass sie für
Tarifverträge von Ausländern wie von Inländern gelten.
Wäre dies infrage gestellt – ich mache einmal dieses Ge-
dankenspiel –, könnten wir uns die gesamte Gesetzge-
bung im Zusammenhang mit dem Entsendegesetz schen-
ken. Dann wären wir nicht bei der Problemlösung,
sondern beim Kern des Problems, weil wir ruinöse Dum-
pinglöhne und schmutzigen Wettbewerb in Deutschland
nicht beherrschen könnten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Aber dafür sind die Entsenderichtlinie und das Entsende-
gesetz doch gemacht.

Jetzt werden wir ein novelliertes und modernisiertes
Entsendegesetz gestalten. Wenn Tarifverträge Vorfahrt
vor den Festlegungen nach dem Entsendegesetz und vor
dem Mindestlohn hätten, dann kämen morgen ein rumä-
nischer Tarifvertrag, übermorgen ein tschechischer und
überübermorgen ein polnischer zum Zuge. Wir hätten
dann genau das, was wir nicht wollen: Dumpinglohn-
wettbewerb in Deutschland. Das wollen wir verhindern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/ CSU]: So ist die CDU Hessen!)


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(C (D Wir geben eine differenzierte Antwort auf ein diffeenziertes Problem. Wir wollen den Mindestlohn nicht ber die ganze Volkswirtschaft spannen. Die Chemie raucht ihn nicht, der Maschinenbau und die Pharmazie uch nicht. Aber es gibt arbeitsund wettbewerbsintenive Dienstleistungsbranchen, in denen die Balance verutscht ist und in denen nicht zuletzt die Politik Bedinungen gesetzt hat, die dazu geführt haben, dass es heute m Grunde genommen kein Machtgleichgewicht mehr wischen denen gibt, die die Verhandlungen auf dem Areitsmarkt führen. Da muss der Staat ordnend eingreifen. Ich füge hinzu: ir wollen die Wettbewerbsordnung gestalten, nicht den ettbewerb beschränken. Wir wollen einen fairen Wett ewerb herstellen, aber wir wollen ihn nicht zerstören. err Dr. Kolb, wir wollen Beschäftigung stabilisieren. esen Sie einmal die angloamerikanische Literatur geau zu diesem Problem. Wir wollen Arbeitsplätze nicht efährden, sondern Beschäftigung stabilisieren, weil um Beispiel die deutschen Handwerksbetriebe gefähret wären, wenn wir die Entwicklung so weiterlaufen ießen wie bisher. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir wollen die freie Lohnfindung durch die Tarifpar-
eien nicht durch Maßnahmen des Staates ersetzen. Wir
ollen ihr gerade wieder Geltung verschaffen, die Tarif-

utonomie also nicht schwächen, sondern sie stärken.
as ist angesagt, und deshalb legen wir diese beiden Ge-

etzentwürfe vor.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615022800

Für die FDP-Fraktion hat nun die Kollegin Gudrun

opp das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1615022900

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Herren und

amen! Nach den durchweg sozialdemokratischen Red-
ern aus den Koalitionsfraktionen


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Jetzt schmeißen Sie uns nicht alle zusammen!)


ird es Zeit, den Blick genau auf das Problem zu lenken.
s kommt nämlich nicht darauf an, größte Wohltaten zu
erteilen, sondern darauf, zu sagen, was eigentlich eis-
alt ist.


(Andrea Nahles [SPD]: Da kennen Sie sich ja aus!)


ir als FDP-Bundestagsfraktion empfinden es als eis-
alt, dass es Ihnen egal ist, wenn bei den Wettbewerbern
er Deutschen Post AG 1 800 Arbeitsplätze konkret in
efahr sind.

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15817


(A) )



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Gudrun Kopp

(Beifall bei der FDP – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was für Arbeitsplätze!)


Nehmen Sie einfach einmal zur Kenntnis, dass der
Durchschnittsmindestlohn in Europa bei etwa 3,50 Euro
liegt.


(Klaus Barthel [SPD]: Einschließlich Rumänien!)


Dabei gibt es flexible Arbeitsmarktregeln. Aber das soll
für uns doch überhaupt kein Maßstab sein;


(Klaus Barthel [SPD]: Wollen Sie uns nach Rumänien führen?)


wir möchten vielmehr ein auskömmliches Mindestein-
kommen,


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Staat soll zahlen! Das ist Marktwirtschaft!)


aber keine Mindestlöhne, weil wir davon überzeugt sind,
dass Mindestlöhne marktwirtschaftlich maximaler Un-
sinn sind, weil sie Arbeitsplätze kosten.


(Beifall bei der FDP)


Wir werden nicht müde zu betonen, dass endlich der
wirtschaftliche Sachverstand Einzug halten sollte.

Ich fand schon interessant zu lesen, was Bundeswirt-
schaftsminister Glos gesagt hat


(Andrea Nahles [SPD]: Das fanden auch wir sehr interessant!)


– er wurde eben schon einmal zitiert –, als das Urteil be-
kannt wurde. Er hat nicht nur gesagt, das sei ein Sieg für
den Wettbewerb, sondern er hat auch gesagt, das Urteil
zeige, dass Mauscheleien vor Gericht keinen Bestand
hätten. Ich kann Ihnen nur sagen: An diesen Mausche-
leien und an der Wettbewerbsverhinderungspolitik war
die Union entscheidend beteiligt. Jetzt schlägt sie sich in
die Büsche


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Wir sitzen doch alle hier!)


und versucht, darzustellen, dass einige nicht daran betei-
ligt waren. Mit Blick auf die Deutsche Post AG ist dieser
weltweit höchste Mindestlohn von 9,80 Euro Ausdruck
einer reinen Günstlingswirtschaft.


(Beifall bei der FDP)


Es handelt sich um eine reine Sicherung des Postmono-
pols. Das kann nicht das Anliegen von uns allen hier im
Deutschen Bundestag sein.


(Beifall bei der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Mal gucken, was Herr Meyer dazu sagt!)


Ich will Ihnen kurz darstellen, dass die PIN Group für
das Jahr 2008 mit Mehrkosten von 35 bis 45 Millionen
Euro wegen dieses Postmindestlohns rechnet. Sie wissen,
dass die 120 Einzelgesellschaften mit ihren 11 000 Mit-

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(C (D rbeitern ums Überleben am Markt ringen und kaum eien Fuß auf die Erde bekommen. Überhaupt noch keine Rolle gespielt hat am heutigen ag ein weiterer Vorteil, den der Monopolist Deutsche ost AG hat: Das ist die Mehrwertsteuerbefreiung. (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie recht!)


as ist ein weiterer Faktor, der wettbewerbsverzerrend
irkt, und zwar in großem Stil.


(Beifall bei der FDP – Klaus Barthel [SPD]: Was hat das mit dem Mindestlohn zu tun?)


ie müssen bedenken, dass Banken, öffentliche und pri-
ate Körperschaften – Kommunen, Stiftungen und Kir-
hen – sowie Privatverbraucher nicht vorsteuerabzugbe-
echtigt sind; sie machen 50 Prozent des gesamten
riefaufkommens aus. Das bedeutet für den Staat einen
roßen Steuerausfall.


(Zuruf von der FDP: So ist es!)


Die FDP-Bundestagsfraktion hat die Bundesregie-
ung gefragt, wie hoch dieser Steuerausfall zu beziffern
ei. Es wäre doch interessant, zu wissen, wie hoch die
teuereinnahmen sind, auf die der Staat zugunsten der
eutschen Post AG verzichtet.


(Klaus Barthel [SPD]: Die sonst die Verbraucher zahlen müssten!)


nser Finanzexperte Dr. Hermann Otto Solms hat zur
ntwort bekommen, dass die Bundesregierung darauf
eine Antwort geben könne, weil das dem Steuerge-
eimnis unterliege.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Hört! Hört!)


as finde ich sehr interessant: Die Bundesregierung be-
üßigt sich nicht einmal, diese wichtige Frage zu beant-
orten.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der FDP: Die wissen das wahrscheinlich gar nicht!)


Es gibt aber ein WIK-Gutachten, das die Summe des
teuerausfalls mit 500 Millionen Euro beziffert. Ich
inde, das ist eine Größenordnung, die nicht zu vernach-
ässigen ist.


(Beifall bei der FDP – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Pro Jahr!)


500 Millionen Euro pro Jahr.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dafür muss eine alte Frau viel Wäsche waschen!)


Deshalb fordern wir Sie auf, das Mindestlohndiktat zu
eenden.


(Widerspruch bei der SPD)


ir fordern Sie auf, den Mitbewerbern am Postmarkt
ine Chance zu geben, sich mit ihren Beschäftigten über-
aupt auf dem Markt zu positionieren; das geht nur ohne
en Monopolschutz, den Sie mit dem Postmindestlohn
rwirkt haben. Wenden Sie von diesen Unternehmen
chaden ab! Wischen Sie nicht deren Klagen vom Tisch!

15818 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008


(A) )



(B) )


Gudrun Kopp
Sehen Sie vor allem bei diesem Urteil von einer Beru-
fung ab! Sorgen Sie dafür, dass der Wettbewerb eine
Chance hat!


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Anette Kramme [SPD]: Sie werden richtig lustig und amüsant!)


– Das Gelächter zeigt natürlich, dass es bis auf die Frak-
tion der FDP keine Fraktion im Deutschen Bundestag
gibt, die überhaupt noch weiß, was soziale Marktwirt-
schaft und Wettbewerb bedeuten.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Soziale Marktwirtschaft bei Dumpinglöhnen! Das ist ja wohl hammerhart!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615023000

Kollegin Kopp, kommen Sie bitte zum Schluss.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1615023100

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP – Anette Kramme [SPD]: Das war ein fetziger Redebeitrag!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615023200

Für die SPD-Fraktion hat nun die Kollegin Andrea

Nahles das Wort.


Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1615023300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Es ist wirklich erschreckend, dass die FDP die
Zeichen des Klimawandels heute wieder massiv falsch
einschätzt;


(Gudrun Kopp [FDP]: Dass Sie sich erschrocken haben, kann ich mir vorstellen! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: In der Koalition ist Eiszeit, oder?)


denn keinesfalls bewegt sich die Große Koalition mit ih-
ren Plänen für einen Mindestlohn auf dünnem Eis, son-
dern das tun die Gegner der Mindestlohnregelung. Man
muss sich nur die Headlines der Wirtschaftsteile in den
Zeitungen der Republik anschauen:


(Gudrun Kopp [FDP]: So etwas lesen Sie?)


Berliner Handwerker fürchten Lohndumping –
Zwei Drittel der Betriebe sprechen sich für gesetzli-
che Untergrenzen aus.

Im Handelsblatt steht:

Die meisten Top-Manager aber lässt das Thema
kalt. Vier von fünf Führungskräften sagen: Gesetz-
liche Lohnuntergrenzen haben keine Konsequenzen
für Unternehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Weil sie Konkurrenz aus Brandenburg verhindern wollen! Ist doch klar!)


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(C (D Ja, wo ist denn das Tauwetter, von dem Sie reden? Ofensichtlich herrscht bei den Gegnern der Mindestlohnegelung Tauwetter. Ihre Angstmache im Hinblick auf inen möglichen Arbeitsplatzverlust ist völlig unangeracht. Die Arbeitgeber selber wollen in Wirklichkeit aire Wettbewerbsregeln. Das ist Fakt. Ich freue mich, dass wir in der Großen Koalition arktwirtschaft, Wettbewerb und Mindestlohn zusamenbringen. Wir haben das schon im letzten Sommer etan. Im Originaltext der Koalitionsvereinbarung heißt s: Die Gewährleistung einer fairen und angemessenen Bezahlung ist ein Gebot der Menschenwürde, aber auch der wirtschaftlichen Vernunft. enau dieses Argument scheint mittlerweile Urstände zu eiern. Ich möchte auf ein zweites Argument von Ihnen einehen, das sich auf die Regelungen bezieht, die vom Geicht kritisiert wurden; es liegt zwar kein rechtsgültiges rteil vor, aber man muss sich – da gebe ich Gerald eiß vollkommen recht – natürlich damit beschäftigen. ereits heute dürfen tarifliche Mindestlöhne, die für allemeinverbindlich erklärt wurden, nicht durch andere arifvereinbarungen unterboten werden. Genau das uss auch in Zukunft gelten. Das ist vom BAG in Urtei en mehrfach bestätigt worden. Wir reden darüber, was wir in die Novelle zum Entendegesetz hineinpacken sollen. Es kann nicht sein, ass am Ende darin steht: Es gilt immer nur der Tarifverrag mit dem niedrigsten Lohnniveau. – Es müssen Krierien vereinbart werden, die einen repräsentativen Tarifertrag markieren. Ein repräsentativer Tarifvertrag ist ann der, der für allgemeinverbindlich erklärt wird. Genau das ist übrigens auch die Vereinbarung in der roßen Koalition. Deswegen warne ich an dieser Stelle oreilige, durch ein nicht rechtsgültiges Gerichtsurteil otiviert, im Nachhinein Vereinbarungen über einen so entralen Punkt infrage zu stellen. Das kann es nicht geen. Die Gründe dafür, dass wir Mindestlohnregelungen orschlagen – das ist für mich zentral –, sind nicht von er Hand zu weisen. Wir haben mittlerweile 4,6 Millioen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Bunesrepublik Deutschland, die weniger als 7,50 Euro in er Stunde verdienen. Viele von ihnen müssen, obwohl ie vollschichtig arbeiten, zusätzlich Arbeitslosengeld II eantragen. Wer Arbeitslosengeld II einsparen will, dem biete ich ine gute Möglichkeit. Die Quersubvention von Duminglöhnen kostet uns 1,5 Milliarden Euro. Diese umme können wir leicht einsparen, wenn wir in der undesrepublik Mindestlöhne durchsetzen. Genau das erden wir als weiteres Ziel verfolgen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15819 Andrea Nahles Ich denke, dass dies auch im Interesse der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in unserem Land ist. Insoweit kann ich nur sagen – das ist vielleicht die wichtigste Botschaft, auch für die Menschen, die uns draußen zuhören –: Es handelt sich um ein nicht rechtsgültiges Urteil. Es gibt gute Gründe, die uns Hoffnung geben, dass es als nicht rechtsgültig bestätigt wird. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Rechtsgültig schon, nur noch nicht rechtskräftig!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(A) )


(B) )


Deswegen gilt unsere Linie weiterhin, und wir müssen
die folgende Botschaft ganz klar vermitteln: Es bleibt
beim Postmindestlohn, und es werden weitere Branchen
folgen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615023400

Für die Fraktion Die Linke hat nun die Kollegin

Dagmar Enkelmann das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615023500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sie ge-

statten, dass ich bei diesem Stand der Debatte doch ein
kurzes Fazit ziehe:

Erstens. Das Urteil des Verwaltungsgerichts macht
sehr deutlich, dass der Weg über das Entsendegesetz
nicht der glücklichste Weg ist und dass es auf keinen Fall
der alleinige Weg sein kann.


(Beifall bei der LINKEN)


Zweitens. Ich habe mit großem Erstaunen Ihre Reden,
Kollege Weiß und Kollege Brauksiepe, zur Kenntnis ge-
nommen. Ich kann mich noch an ganz andere Reden von
Ihnen erinnern. Sie haben offenkundig dazugelernt. Es
ist ja auch gar nicht schlecht, dazuzulernen. Sozialdemo-
kratisch, Frau Kopp, war das allerdings noch lange nicht.
Dafür muss wahrscheinlich noch ein bisschen mehr ge-
tan werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Drittens. Der Arbeitsminister – das sollte man so
deutlich sagen, Kolleginnen und Kollegen von der
SPD – befindet sich auf dem Holzweg, wenn er glaubt,
damit in der Bundesrepublik flächendeckend existenzsi-
chernde Löhne durchsetzen zu können. Das ist genau
nicht der Weg. Dazu brauchen wir einen gesetzlich ga-
rantierten Mindestlohn.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Da klatscht nicht mal die SPD!)


Den schaffen wir auf dem von ihm vorgesehenen Weg
nicht.

Ich will auf ein paar Fakten aufmerksam machen.
6,5 Millionen Menschen in Deutschland arbeiten zu
Niedriglöhnen. 2,5 Millionen Menschen in Deutschland
haben ein Einkommen, das um 50 Prozent unter dem

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(C (D urchschnittslohn liegt – 2,5 Millionen! Seit 1995 ist die ahl dieser Menschen um 43 Prozent gestiegen. Es ist lso ein gravierender Lohnverfall zu verzeichnen. Es ibt eine gravierende Zunahme der Zahl von Menschen, ie unter unwürdigen Arbeitsbedingungen tätig sind. (Zuruf von der CDU/CSU: Wie war das zu SED-Zeiten?)


Ach, hören Sie damit doch einmal auf! Das ist langsam
bgegriffen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nein, nein!)


Es ist auch eine Tatsache, dass es sich dabei in der
ehrheit nicht um Menschen handelt, die keine Berufs-

usbildung haben. 60 Prozent derer, die zu Niedriglöh-
en arbeiten, haben eine abgeschlossene Berufsausbil-
ung. Ein Problem dabei ist auch: Wenn man einmal im
iedriglohnbereich ist, kommt man nur sehr schwer
ieder heraus. Deshalb ist darüber zu reden: Was bedeu-

et das in der Konsequenz zum Beispiel für die Alterssi-
herung der Betroffenen?

Eines macht diese Debatte aber auch deutlich: In die-
em Haus gibt es sehr wohl eine politische Mehrheit,
ämlich eine politische Mehrheit für einen gesetzlich ga-
antierten Mindestlohn.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das hat doch schon in Hessen nicht geklappt!)


iebe Genossinnen und Genossen von der SPD, gebt
ndlich eure Blockadehaltung auf! Sorgt im Interesse der
etroffenen endlich dafür, dass wir gemeinsam die poli-

ische Mehrheit, die es hier gibt, auch in Politik umset-
en!


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Wie war denn der Mindestlohn in der DDR?)


Die Linke hat Ihnen inzwischen dreimal Vorschläge
orgelegt. Die haben Sie tapfer abgelehnt. Wenn Sie es
irklich ernst mit einer ernsthaften Auseinandersetzung
it der Linken meinen, dann sollten Sie endlich damit

nfangen. Der Mindestlohn ist ein Thema, das wir gern
afür wählen. Unterschriftenkampagnen im Wahlkampf
ind kein Ersatz für Politik, schon gar nicht für verlässli-
he und seriöse Politik. Politik wird hier in diesem Bun-
estag gemacht und nicht auf den Marktplätzen.


(Lachen bei der CDU/CSU – Andrea Nahles [SPD]: Das sagen ausgerechnet Sie! – Klaus Barthel [SPD]: Das war aber jetzt ein Eigentor!)


Wir werden uns garantiert wieder sprechen. Ich freue
ich sehr auf die Auseinandersetzung im nächsten
ahlkampf. Erklären Sie den Bürgerinnen und Bürgern

n diesem Land doch einmal, warum das, was in 20 EU-
taaten geht, nämlich die Einführung eines gesetzlichen
indestlohns, ausgerechnet in Deutschland nicht geht.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Bei den meisten beträgt der Lohn etwa 1 Euro: Bulgarien, Rumänien! Lesen Sie einmal vor!)


15820 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008


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Dr. Dagmar Enkelmann
– Sie wissen sehr wohl, dass das nicht stimmt. Ich kann
Ihnen gern die Liste zeigen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Münchhausen hat sich an den Haaren aus dem Sumpf gezogen!)


Es ist also eine Mär, dass Arbeitsplätze vernichtet wer-
den. Das haben andere europäische Staaten bewiesen. Es
gibt unter anderem von Verdi Berechnungen, dass im
Gegenteil sogar Arbeitsplätze geschaffen werden kön-
nen. Verdi geht von etwa 70 000 Arbeitsplätzen aus, die
so geschaffen werden könnten.

Die Linke fordert einen dualen Mindestlohn. Das ist
von meinem Kollegen schon erklärt worden. Ein gesetz-
licher Mindestlohn ist die Untergrenze. Dort, wo in ande-
ren Branchen tatsächlich höhere Mindestlöhne vereinbart
wurden, sind diese gesetzlich zu sanktionieren. Wir wol-
len eine stufenweise Einführung. Wir wollen zeitlich be-
fristete begleitende Maßnahmen, insbesondere für kleine
und mittelständische Unternehmen. Analog zu Großbri-
tannien wollen wir einen Mindestlohnrat, der sich aus
Vertretern der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, der
Arbeitgeber und der Gewerkschaften zusammensetzt.
Dieser Rat soll Empfehlungen für die Entwicklung des
Mindestlohns und für eine jährliche Anpassung des Min-
destlohns abgeben.

In Sachen Mindestlohn ist es längst fünf nach zwölf.
Handeln Sie! Von Arbeit muss man leben können. Ich
denke, das ist sehr zeitgemäß.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615023600

Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Paul

Lehrieder das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Paul Lehrieder (CSU):
Rede ID: ID1615023700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Die letzten Wochen haben uns – was
Koalitionsmöglichkeiten und Ampeln aller Farbkombi-
nationen angeht – ziemlich abgehärtet.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hat Huber Sie geschickt?)


Aber dass Linke und Liberale in trauter Zweisamkeit
eine Aktuelle Stunde beantragen, ist eine Variante mit
Fantasie.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Schlechter Anfang!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition,
machen Sie sich trotzdem keine Hoffnungen. FDP und
Linke sind aus gutem Grund im Plenum weit voneinan-
der getrennt;


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Auch inhaltlich gibt es durchaus Unterschiede!)


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(C (D nd natürlich nicht nur hier, sondern auch inhaltlich. anke, Herr Kolb, Sie kennen meine Rede. Die Linke ill den Mindestlohn für alle und jeden zu überhöhten reisen. Die Liberalen halten ihn für Teufelszeug. In der itte die Grünen, dir uns vorwerfen, wir hätten bis jetzt och nichts Vernünftiges zustande gebracht. Liebe Frau othmer, Sie haben sieben Jahre mitregiert. Sie haben in iesen sieben Jahren keinen einzigen Mindestlohn eingeührt. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der CDU/CSU: Genau!)


lle Mindestlöhne in Deutschland sind unter Mitwir-
ung der Union zustande gekommen. Ob man darauf
tolz ist oder das zum Teil bedauert, muss jeder selbst se-
en.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das hätten wir nur gern genau gewusst!)


Meine Damen und Herren, beides ist nicht reali-
ätstauglich. Echte Politik muss gestalten und auch lernen
önnen. Das zeigt sich gerade an der Mindestlohndebatte
nd auch an der Entscheidung des Verwaltungsgerichts
erlin zum Post-Mindestlohn. Das Bundesministerium

ür Arbeit hat gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts
erlin Berufung eingelegt. Auch wenn die Entscheidung
es Verwaltungsgerichts möglicherweise am Ende keinen
estand haben sollte, so können auf diese Weise auch im
inne der Tarifautonomie Fragestellungen geklärt wer-
en, die bisher nicht hinreichend berücksichtigt worden
ind.

Frau Pothmer, im Gegensatz zu Ihnen bin ich der
uffassung, dass die Erwägungen in einem Rechtsver-

ahren – in einem Verfahren der Gerichte – sehr wohl
uch für uns zur Aufklärung beitragen können und dass
an diese Erwägungen mitberücksichtigen sollte.

Schauen wir uns das Urteil und seine bereits bekann-
en Gründe zunächst in Ruhe an: Laut Entsendegesetz
erden von einem für allgemeinverbindlich erklärten
arifvertrag grundsätzlich nur jene Arbeitnehmer und
rbeitgeber erfasst, die unter diesen Tarifvertrag fallen
der nicht anderweitig tariflich gebunden sind.

Das Arbeitnehmer-Entsendegesetz kannte das Pro-
lem der konkurrierenden Gewerkschaften noch nicht.
arifkonkurrenz war damals noch kein Thema. Der Ent-
urf zur Änderung des Entsendegesetzes sieht nunmehr
ach dem sogenannten Repräsentationsprinzip vor, den-
enigen Tarifvertrag für allgemein verbindlich zu erklä-
en, der die meisten Arbeitnehmer organisiert. Große
ewerkschaften würden so allerdings begünstigt, klei-
ere an die Wand gedrängt. Hier ist sorgfältig zu prüfen,
b dies mit der Tarifautonomie und insbesondere mit
rt. 9 Abs. 3 des Grundgesetzes noch vereinbar ist, wer-
en doch autonom getroffene Vereinbarungen zwischen
arifparteien durch derartige Bestimmungen überlagert
nd ausgehebelt.

Eine abschließende und grundsätzliche Klärung die-
er Fragen halte ich deshalb für dringend erforderlich.

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15821


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Paul Lehrieder
Auf dieser Grundlage können dann von der Politik neue
Schlüsse gezogen werden.

Der neue Entwurf zum Entsendegesetz ist zwar auf
einem guten Weg. Da er sich aber noch in der Abstim-
mung zwischen den Ministerien befindet, ist er natürlich
auch noch verbesserungsfähig.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Ziemlich verbesserungsfähig!)


Ich bin deshalb sicher, dass alles getan werden wird, mit
der jetzigen Situation vergleichbare rechtliche Kompli-
kationen, etwa bei der Einbeziehung der Zeitarbeit, zu
vermeiden. Sicherlich müssen wir auch hier eine Lösung
für das Problem der Tarifkonkurrenz finden. Das wird
uns das Verfahren mit Sicherheit als Hausaufgabe mitge-
ben, dass wir dieses Problem vernünftig lösen, bevor wir
weitere Branchen ins Arbeitnehmer-Entsendegesetz ein-
beziehen.

Das ändert aber am Sinn des Arbeitnehmer-Entsende-
gesetzes und an der Aushandlung tariflicher Mindest-
löhne nichts.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Richtig!)


Für die Union haben der Schutz der Tarifautonomie und
fairer Wettbewerb Vorrang vor staatlicher Lohnfestset-
zung. Es ist auch unser Ziel, mit dem bisherigen Vorge-
hen in Bezug auf tarifliche Mindestlohnvereinbarungen
die Tarifpartner zu stärken. Wir wollen sie nicht erset-
zen.

Herr Dreibus, da Sie hier vorhin einen flächendecken-
den gesetzlichen Mindestlohn verlangt haben, weise ich
darauf hin, dass vor wenigen Stunden hier im Rahmen
der Fragestunde Ihre Kollegen Alexander Ulrich und
Diether Dehm die Tarifautonomie im Fall der Rechtspre-
chung des Europäischen Gerichtshofs unter anderem zu
den Fällen Viking und Vaxholm reklamiert haben.


(Werner Dreibus [DIE LINKE]: Das hat nichts mit Mindestlöhnen zu tun!)


Das heißt, auf der einen Seite verlangen Sie Tarifautono-
mie; auf der anderen Seite sagen Sie, die Tarifvertrags-
parteien könnten das nicht regeln, wir als Gesetzgeber
müssten das machen. Das passt nicht zusammen.


(Werner Dreibus [DIE LINKE]: Doch!)


Meine Damen und Herren, wir fühlen uns der Tarif-
autonomie verpflichtet. Wir müssen gründlich prüfen, ob
die Bedingungen für tarifliche Mindestlöhne tatsächlich
erfüllt sind. Dazu gehört zunächst das Kriterium, nach
dem mindestens 50 Prozent der Beschäftigten von der Ta-
rifregelung abgedeckt sein müssen. Ich lege ausdrücklich
Wert auf die Feststellung, dass es hier um tariflich verein-
barte Löhne und nicht um einen vom Bundesgesetzgeber
oder von einer wie auch immer gearteten Kommission
festzulegenden flächendeckenden Lohn geht.

Wenn Sie immer das Beispiel Frankreich bringen,
müssen Sie auch berücksichtigen: In Frankreich ist der
flächendeckende gesetzliche Mindestlohn mit 8,44 Euro
nur deshalb von allen Unternehmen zu zahlen, weil der
Staat den Unternehmen immerhin circa 20 Milliarden
Euro zuschießen kann, sodass zu diesen Konditionen

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(C (D uch geringfügig Qualifizierte eingestellt werden könen. Auch das sollte man den Leuten ehrlicherweise saen. Wir müssen im Blick behalten, dass das Instrument rbeitnehmer-Entsendegesetz einerseits der sozialen bsicherung von Arbeitnehmern und andererseits der rhaltung von Arbeitsplätzen dienen soll. Lassen Sie uns eshalb in der Großen Koalition mit allem Sachverstand ernünftig daran weiterarbeiten, bevor wir Schnellchüsse machen, die wir vielleicht bereuen. Herzlichen Dank. Für die SPD-Fraktion hat nun der Kollege Josip uratovic das Wort. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin en und Kollegen! Gestatten Sie mir bitte, jenen, die ber das Gerichtsurteil zum Mindestlohn jubeln, ein paar spekte zum Nachdenken zu geben. Zunächst eine Feststellung: Niedriglöhne schaden in ielerlei Hinsicht unserer Volkswirtschaft. Niedriglöhne chwächen den Wettbewerb, da ordentliche, innovative etriebe durch Lohndumping unterboten werden und dait gutbezahlte Arbeitsplätze wegfallen. Diese guten etriebe können damit bis in die Insolvenz getrieben erden, weil sie mit den Billiglohnbetrieben nicht mitalten können. Andererseits sind in Billiglohnbetrieben ie Fachkräfte so demotiviert, dass die Qualität nachlässt nd somit wiederum auch diese Betriebe Aufträge verieren. Solch ein Wettbewerb, der nicht auf Innovation, ondern auf Unterbieten und Lohndumping baut, hemmt nsere Wirtschaft und den Fortschritt. Die Zukunft unserer Wirtschaft darf nicht durch „bilig“, sondern muss durch „günstig“ bestimmt werden, urch Innovation, Organisation, Geschäftssinn und Quaität durch zufriedene Arbeitnehmer. Konkurrenzfähigeit durch Hungerlöhne ist kein Zeichen von Geschäftsüchtigkeit, sondern von massiver Ausbeutung. Ja, es gibt ein paar Arbeitgeber, die die Meinung verreten, dass ein gesetzlicher Mindestlohn zu Beschäftiungseinbrüchen führen würde. Diese Befürchtung eilen nicht nur kleine Betriebe, sondern auch einige roßunternehmen. Einige haben ihre Konkurrenzfähigeit unter anderem durch eine Mischkalkulation gesihert, der wiederum Dumpinglöhne bei Zulieferern zurunde liegen. Doch diese Befürchtung ist unbegründet. er gesetzliche Mindestlohn trifft alle gleich, und außerem steigt durch einen Mindestlohn die Kaufkraft. Geade im Niedriglohnbereich fließt jeder Euro direkt in en Konsum. Dies stärkt den ohnehin schwachen Binenmarkt. (Frank Schäffler [FDP]: Senken Sie lieber die Mehrwertsteuer!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615023800

(Beifall bei der SPD)

Josip Juratovic (SPD):
Rede ID: ID1615023900

(Beifall bei der SPD)


15822 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008


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Josip Juratovic
Es wurde schon erwähnt: Die meisten Handwerker
haben bereits erkannt, dass ein Mindestlohn für sie Vor-
teile bringt. Im kommenden Jahr soll der deutsche Ar-
beitsmarkt für die Arbeitnehmer aus den neuen EU-Mit-
gliedstaaten in Mittel- und Osteuropa geöffnet werden.
Nur die Einführung allgemein verbindlicher Mindest-
löhne kann verhindern, dass die Arbeitnehmer aus die-
sen Ländern für extrem niedrige Löhne bei uns arbeiten.


(Beifall bei der SPD)


In Großbritannien dürfen bereits heute Arbeitnehmer
aus diesen neuen EU-Ländern arbeiten. Großbritannien
hat, wie die meisten anderen EU-Staaten, einen Mindest-
lohn eingeführt. Die Mindestlohnkommission in Groß-
britannien beschreibt in ihrem letzten Bericht, dass der
Mindestlohn eine Erfolgsstory ist. Durch Mindestlöhne
werden weder Arbeitsplatzabbau noch Arbeitsplatz-
flucht begründet. Wohin soll denn der Arbeitsplatz des
Friseurs, der Floristin oder der Bedienung im Restaurant
verlagert werden? Es geht doch hauptsächlich um
Dienstleistungen, die in unserem Land, vor unserer
Haustür, erbracht werden.

Mindestlohn bedeutet auch mehr Einkommen und so-
mit bessere Leistungen unserer maroden Sozialversiche-
rungssysteme. Gerade die Rentner müssen zum wieder-
holten Male um ihre Rentenerhöhung bangen, weil die
Lohnzuwächse durch Niedriglöhne zu gering ausfallen
werden und die Rentenerhöhung von durchschnittlichen
Lohnzuwächsen abhängig ist.

Nicht zuletzt hat der Mindestlohn auch etwas mit der
Menschenwürde zu tun. Der Lohn ist nicht nur Wert-
schätzung der geleisteten Arbeit, sondern er ist auch mit
Wertschätzung für die Menschen verbunden. Womit ver-
dient ein Manager das Hundertfache des Lohns eines
Facharbeiters?

Gerade im Niedriglohnbereich ist die Situation nie-
derschmetternd. Über 1 Million Menschen in Deutsch-
land gehen täglich zur Arbeit, schuften Stunde um
Stunde in einem Vollzeitjob und müssen am Ende des
Monats zum Sozialamt. Sie müssen trotz anständiger Ar-
beit betteln, um ihre Familien über die Runden zu brin-
gen. So etwas darf nicht sein. Woher soll die Motivation
dieser Arbeitnehmer für ihre Arbeit kommen, vor allem
dann, wenn sie feststellen müssen, dass sie über Sozial-
leistungen mehr Geld als durch Arbeit erhalten? Dies ist
beschämend für unser Land.

Es ist Zynismus pur, die Armut von 2,6 Millionen
Kindern zu beklagen, Steuergelder für die Leidminde-
rung auszugeben und gleichzeitig ihre Eltern für einen
Hungerlohn arbeiten zu lassen.


(Beifall bei der SPD)


Deshalb ist es in unserem Land höchste Zeit, zu begrei-
fen, dass der Mindestlohn keine Gefahr, sondern Aus-
druck von Fairness und eine Chance für unsere Volks-
wirtschaft ist.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Laurenz Meyer für die nionsfraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Lieber Herr Thönnes, ich öchte zuerst Sie ansprechen und Folgendes klarstellen: uch in der Unionsfraktion ist unbestritten, dass wir auf er Basis von Meseberg und auf der Basis der Koaliionsvereinbarungen die Dinge umsetzen werden. as ist, wie gesagt, unstrittig; das werden wir gemeinam tun. Dies wird allerdings nicht – auch das ist klar – uf der Basis der Entwürfe, die Sie bisher vorgelegt haen, geschehen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Andrea Nahles [SPD]: Das ist ja wohl unverschämt! Auf welcher Basis denn sonst, Herr Meyer?)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615024000

(Beifall bei der CDU/CSU)

Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1615024100

(Anette Kramme [SPD]: Das hören wir gerne!)


Ich finde die nassforsche Art Ihres Vortrags nicht
anz passend. Mir tut es als Mitglied einer Fraktion, die
ie Regierung stützt, schon weh, wenn der Arbeitsminis-
er bei seinem ersten großen Projekt zu schnell und über-
astet agiert, statt zu prüfen, welche Situation sich auf
er Basis eines neuen Tarifvertrages ergibt.


(Zurufe von der SPD: Das ist ein exzellenter Entwurf! – Der Zeitplan ist Teil der Absprache!)


as Parlament konnte dies nicht tun; denn er lag bei der
erabschiedung des Gesetzes noch nicht vor. Vor der
erordnung, die Sie erlassen haben, hätten Sie aber die
unkte, die jetzt beklagt werden, prüfen müssen.


(Anette Kramme [SPD]: Mit Unsinnigkeiten muss man sich nicht befassen!)


ie haben überhastet gehandelt. Jetzt dürfen Sie nicht so
un, als sei nichts gewesen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich als Abgeordneter einer Regierungskoalition finde
s nicht schön, dass einer unserer Minister vom Gericht
escheinigt bekommt, dass der Post-Mindestlohn nicht
echtmäßig ist.

Der Postsektor ist übrigens ein ganz besonderer Be-
eich. Wir reden von sozialer Marktwirtschaft, wir reden
on Managergehältern und wir reden von Liechtenstein.
ber wir reden nicht davon, dass das sozialpolitische
rgument für die Einführung eines Mindestlohns zum
eil von Unternehmern missbraucht wird, um Wettbe-
erb zu verhindern und unsere soziale Marktwirtschaft

uszuhebeln.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


s ist besonders pikant, dass bei der Post zwei von drei
aktoren, die ich eben genannt habe – Liechtenstein und

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15823


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Laurenz Meyer (Hamm)

die Verhinderung des Wettbewerbs –, zusammenkom-
men.

Wenn in der Öffentlichkeit Tarifvertragsparteien in
Zweifel gezogen werden – dies geschieht im Hinblick
auf die Rechtsposition der von den Postwettbewerbern
neu gegründeten Gewerkschaft –, dann kann man da-
rüber durchaus diskutieren. Aber ich würde die Rechts-
position des Arbeitgeberverbandes Postdienste genauso
in Zweifel ziehen. Das ist ein Arbeitgeberverband, der
ausschließlich dazu da ist, die Monopolsituation der Post
und ihrer Anhängsel zu unterstützen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn sich die Gerichte die Tariffähigkeit ansehen,
dann sollten sie sich das Vorgehen auf allen Seiten an-
schauen. Ich halte es für pervers, dass ein Monopolunter-
nehmen einen eigenen Arbeitgeberverband gründet und
daraufhin die Konkurrenten ihre eigene Gewerkschaft
gründen. Ich habe das hier schon einmal vorgetragen
und bitte das Arbeitsministerium, das mit einzubeziehen.

Es ist klar geworden – das will ich wiederholen –: Wir
werden unsere Hand nicht dazu reichen, existierende Ta-
rifverträge per Gesetzgebung zu brechen. Das ist doch
die Position, die wir hier einnehmen. Sie ist anhand des
jetzt vorliegenden Gerichtsurteils zu überdenken.

Ich stelle fest: Wir sind für die Regelung in Bezug auf
Mindestlöhne, so wie wir sie verabredet haben, um
Dumpinglöhne und soziale Verwerfungen zu verhindern,
die insbesondere durch Druck aus dem Ausland entste-
hen und zum Teil auch im Inland existieren. Aber das
Entsendegesetz ist kein Mittel für Wettbewerbsregulie-
rungen im Inland, sondern ein Mittel, um Dumpinglöhne
von Unternehmen aus dem Ausland zu verhindern; das
muss hier klipp und klar gesagt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Frau Nahles, Sie haben gesagt – ich fand es toll, dass
Sie das vorgetragen haben –: Vier von fünf Unterneh-
mern und Arbeitgebern haben keine Angst vor Mindest-
löhnen. – Dazu passt das Märchen, das gerade vorgetra-
gen worden ist, dass in Deutschland flächendeckend zu
niedrige Löhne bzw. Hungerlöhne gezahlt würden. Das
ist ein Ammenmärchen,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Richtig! Jawohl!)


wie uns die Bundesagentur für Arbeit in einem Gutach-
ten gezeigt hat. Ganze 60 000 alleinstehende Vollbe-
schäftigte wären von dieser Mindestlohnregelung, von
einem Mindestlohn von 7,50 Euro, betroffen.


(Andrea Nahles [SPD]: Das ist doch unglaublich!)


Das sollte man einmal klarziehen. Alle anderen kommen
nicht aus dem ALG-II-Bezug heraus. Vier von fünf Ar-
beitgebern haben aber deshalb keine Angst vor Mindest-
löhnen, weil sie ordentliche Löhne zahlen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Können wir die Redezeit von Herrn Meyer noch ein bisschen verlängern?)


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(C (D onst wären wir auch nicht eines der teuersten Länder uf der Welt. Das muss man doch klar sagen, und das haen wir auch immer gesagt. Was mir nicht gefallen hat – dies ist mein Resümee –, st: Keine Rolle haben in dieser Debatte die Beschäftigen der Post-Konkurrenten gespielt, (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Doch! Ich habe etwas dazu gesagt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ie jetzt möglicherweise alle arbeitslos sind. Keine Rolle
aben – übrigens auch bei der Linken nicht – die Unter-
ehmen in Sachsen gespielt, die gerade gestern Konkurs
aben anmelden müssen. Keine Rolle haben die Ver-
raucher gespielt, die anschließend höhere Preise zu
ahlen haben. Keine Rolle haben diejenigen gespielt, die
urch den Wettbewerb ausgehebelt werden sollen.

Deswegen sage ich ganz klar: Auch in diesem Fall
Herr Thönnes, bitte richten Sie das Ihrem Herrn Minis-

er aus – hat er aus meiner Sicht zu schnell reagiert. Er
ätte sich erst einmal das Urteil durchlesen und es or-
entlich prüfen sollen, damit er nicht wieder einen Feh-
er macht. Es muss doch möglich sein – ich trage hier

eine persönliche Meinung vor –, für die Zeit bis zu ei-
er endgültigen gerichtlichen Klärung mit einem Min-
estlohn der Konkurrenten von 7,50 Euro – nicht mit
ungerlöhnen – die bestehenden Arbeitsplätze zu erhal-

en


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist das Mindeste!)


nd zu verhindern, dass noch mehr Unternehmen kaputt-
ehen.

Daher bitte ich die Bundesregierung, das vorliegende
rteil genau zu prüfen und sich zu überlegen, ob es nicht
öglichkeiten gibt, weitere Konkurse in dieser Branche

u verhindern, bis die Gerichte dann endgültig entschei-
en. Für die anstehenden Beratungen über das Entsende-
esetz und das Mindestarbeitsbedingungengesetz kann
ch nur klipp und klar sagen: Hier geht auf alle Fälle
orgfalt vor Schnelligkeit. So etwas darf uns nicht wie-
er passieren.


(Beifall bei der CDU/CSU – Andrea Nahles [SPD]: Ist doch nicht zu fassen! Ein unverschämter Beitrag!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615024200

Das Wort hat die Kollegin Anette Kramme für die

PD-Fraktion.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wie fanden Sie das denn, Frau Kramme?)



Anette Kramme (SPD):
Rede ID: ID1615024300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und

olleginnen! Herr Kolb, ich bin mir sicher, dass Sie
rundsätzlich für Fachlichkeit in der Debatte sind, wenn-
leich das, was Sie sich heute geleistet haben, schlicht-
eg ein Kolbenfresser war.


(Zurufe von der FDP: Oh!)


15824 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008


(A) )



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Anette Kramme
Ich bin grundsätzlich auch der Auffassung, dass Herr
Laurenz Meyer sorgfältig Politik betreibt.


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Ein „Meyer“-fresser! – Klaus Barthel [SPD]: Manchmal!)


Zwar ist manche Debatte, die wir im Bundestag füh-
ren, kurios, aber die Debatte, die wir heute führen, ist
schlichtweg nur skurril. Wie viele Abgeordnete haben an
der neunstündigen Verhandlung des Berliner Verwal-
tungsgerichts teilgenommen? Wie viele Abgeordnete ha-
ben die mündliche Urteilsbegründung vernommen? Eine
schriftliche Urteilsbegründung existiert bislang nicht.
Die Pressemitteilungen sind dürftig und inhaltslos.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Erst prüfen, dann Widerspruch einlegen!)


Wir führen im Moment eine Debatte über ein Urteil,
gegen das Berufung eingelegt worden ist.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Wie kann man denn Berufung einlegen, wenn man die Begründung noch nicht hat?)


Wissen Sie, welchen Stellenwert dieses Urteil damit hat?
Es hat den Stellenwert einer juristischen Meinungsäuße-
rung – nicht mehr. Sie alle kennen den Spruch über
Juristen, der immer wieder vorgetragen wird: Zwei Ju-
risten, drei Meinungen.


(Andrea Nahles [SPD]: Allerdings! – Gudrun Kopp [FDP]: Keine Gerichtsschelte!)


Ich weiß, dass ich mich damit ein klein wenig spöttisch
über meinen eigenen Berufsstand äußere.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Wenn es nur das wäre, ginge es ja noch!)


An diesem Spruch ist aber durchaus etwas Wahres dran.


(Andrea Nahles [SPD]: Jawohl!)


Was wir heute erleben, ist das Aufbauen eines Popan-
zes durch die Besserwisser und Marktradikalen einiger
Fraktionen. Ich habe mir wenigstens die Mühe gemacht,
mit den Prozessbeobachtern und den Prozessbeteiligten
zu sprechen. An diesem Urteil ist eines in keinerlei
Weise verständlich: Im Prozess ist darüber gestritten
worden, ob die Rechtsverordnung über den Mindestlohn
den Tarifvertrag zwischen der Gewerkschaft der Neuen
Brief- und Zustelldienste


(Werner Dreibus [DIE LINKE]: Das ist doch keine Gewerkschaft!)


und dem Arbeitgeberverband Neue Brief- und Zustell-
dienste verdrängen kann. Ohne einen wirksamen Tarif-
vertrag zwischen dieser neuen Gewerkschaft und diesem
neuen Arbeitgeberverband erledigt sich jede weitere
Rechtsdiskussion.


(Andrea Nahles [SPD]: Jawohl!)


Mir kann niemand erzählen, dass diese Pseudogewerk-
schaft tatsächlich tariffähig ist.

Herr Meyer, Sie verneinen eine jahrzehntelange
Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts. Diese Ge-

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(C (D erkschaft hat 1 300 Mitglieder. Darüber lacht jeder Taifpolitiker und jeder Arbeitsrechtler. (Beifall bei der SPD – Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Das habe ich doch selber in Zweifel gezogen!)


ir haben Anhaltspunkte für eine Arbeitgeberfinanzie-
ung. Der Bericht der Sendung Frontal 21 war da sehr
indeutig.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Sie müssen einmal nachlesen, was ich gesagt habe!)


onsequenterweise hätte das Verfahren durch das Berli-
er Verwaltungsgericht ausgesetzt und im Hinblick auf
ie Tariffähigkeit der Tarifpartner an die Arbeitsgerichts-
arkeit überwiesen werden müssen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Frau Kramme spricht Recht!)


Verlassen wir die rechtliche Ebene:


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie haben auch nur fünf Minuten, Frau Kramme!)


er Ausgang dieses Verfahrens ist an und für sich völlig
gal. Unter Juristen besteht nämlich Einigkeit: Wo ein
ille ist, da ist auch ein juristischer Weg. Wir erleben

as bei vielen Tricksereien. Hier geht es aber um ein ehr-
iches Anliegen. Viele Leute mit vielen Interessen haben
on Anfang an versucht, die Einführung eines Mindest-
ohns für die Briefzusteller zu verhindern.


(Andrea Nahles [SPD]: Allerdings!)


ondzahlen sind aus dem Hut gezaubert worden. Es
urde gegackert und gekräht, und letztlich schlüpfte

ine Pseudogewerkschaft aus dem Ei.

Aber die Vernunft siegte. Der Bundestag hat mit gro-
er Mehrheit, auch mit den Stimmen der CDU/CSU, den
ichtigen Beschluss gefasst.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Was richtig ist, weiß Frau Kramme!)


er Beschluss lautet: Liberalisierung nur mit Mindest-
öhnen; Marktöffnung ja, aber nicht für Schmutzkonkur-
enz; Wettbewerb ja, aber nicht über Dumpinglöhne. Das
ar die allgemeine Überzeugung, auch die der Kollegen
er Union, die jetzt wieder den Kopf in den Sand stecken
ollen.

Herr Laurenz Meyer, eigentlich muss es Ihnen doch
ehtun, dass Sie sich in einer solchen Minderheitenposi-

ion, in einer solchen Isolation in Ihrer Fraktion befin-
en. Ich stelle mit Verwunderung fest, dass Sie in letzter
onsequenz sehr wohl die gemeinsamen Beschlüsse die-

er Koalition infrage stellen.


(Andrea Nahles [SPD]: Ja!)


Wir wollen eine zügige Umsetzung des Arbeitneh-
er-Entsendegesetzes. Wir wollen eine zügige Umset-

ung des Mindestarbeitsbedingungengesetzes. Es ist
eit, die Zeitarbeitsbranche hierin aufzunehmen. Wir

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008 15825


(A) )



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Anette Kramme
wollen keine menschenunwürdigen Arbeitsbedingun-
gen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615024400

Kollegin Kramme, kommen Sie bitte zum Schluss.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Danke schön! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Jawohl!)



Anette Kramme (SPD):
Rede ID: ID1615024500

Ich bin beim letzten Satz. – Ich sage zuallerletzt: Es

ist verheerend, wenn der Staat über Arbeitslosengeld II
Lohndumping mitfinanzieren soll.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es ist Zeit für Mindestlöhne, und das in großer Menge
und in großem Umfang.

In dem Sinne, herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615024600

Das Wort hat der Kollege Klaus Barthel für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Jetzt können Sie das wiedergutmachen, was Ihre Vorrednerin angestellt hat!)



Klaus Barthel (SPD):
Rede ID: ID1615024700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich möchte zum Schluss noch etwas zum Postsektor sel-
ber sagen. Denn jetzt sind einige Schlaumeier unter-
wegs,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wen meinen Sie mit Schlaumeier? – Gegenruf der Abg. Andrea Nahles [SPD]: Sie nicht!)


die versuchen, der Öffentlichkeit weiszumachen, es
herrschte im Postbereich wieder wie früher Wildwest
und man könne wieder wie früher versuchen, Lohn- und
Sozialdumping zu betreiben. Aber ich stelle fest: Die
Rechtslage ist unverändert, und es gibt Mindestarbeits-
bedingungen im Postsektor. Ich werde das im Folgenden
begründen.

Ich möchte zunächst einmal aus dem Grußwort des
Bundeswirtschaftsministers an die Bundesnetzagentur
zu ihrem zehnjährigen Jubiläum am 28. Februar, also vor
knapp zwei Wochen, zitieren:

Nun, nach dem Ende der Exklusivlizenz, wird die
Herausforderung für die Bundesnetzagentur eher
noch zunehmen: Sie wird mit Aufmerksamkeit da-
für sorgen müssen, dass chancengleiche Wettbe-
werbsbedingungen geschaffen werden.

Vielleicht kann Herr Schauerte als Vertreter des Mi-
nisteriums einmal weitergeben, was die Bundeskanzlerin
zur Definition dieser chancengleichen Wettbewerbsbe-
dingungen ebenfalls aus Anlass dieses zehnjährigen Ju-
biläums der Bundesnetzagentur gesagt hat. Ich zitiere:

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ich hoffe natürlich auf gute Zusammenarbeit –
über die Frage des Mindestlohns. Manch einer hatte
sich gar nicht mehr erinnert, dass sich eine der letz-
ten Schlachten in der Bundesregierung damals bei
der Post-Privatisierung

da war die FDP auch noch in der Regierungsverant-
ortung –

darauf bezog, dass die Postdienstleistungen ganz
erhebliche Lohnanteile haben. Damals wurde von
der Mehrheit des Bundesrates, gestellt durch die
Sozialdemokraten, gefordert, dass kein unver-
gleichbarer Wettbewerb aus der Frage des Lohns
entstehen darf.

hnlich hat sie sich auch beim Arbeitgebertag geäußert.

All das mündete in das bis heute unveränderte Postge-
etz ein, wonach eine Lizenz dann zu versagen und ge-
ebenenfalls zu widerrufen ist, wenn Tatsachen die An-
ahme rechtfertigen, dass Antragsteller die wesentlichen
rbeitsbedingungen, die im lizenzierten Bereich üblich

ind, nicht unerheblich unterschreiten. Damals war die
DP, wie gesagt, noch dabei.

Jetzt ist auch hinreichend geklärt, was in Bezug auf
öhne chancengleicher Wettbewerb ist. Wir haben näm-

ich dafür gesorgt, dass das definiert wird. Die Bundes-
etzagentur hat die üblichen Arbeitsbedingungen unter-
ucht und Ende Januar einen Abschlussbericht mit Stand
1. Dezember 2007 dazu vorgelegt. Einmal alles zusam-
enrechnet, kommt sie im Durchschnitt der Arbeitneh-
er im Postsektor auf einen Stundenlohn von mindes-

ens 11,86 Euro. Eine wesentliche Abweichung wären
ehr als 10 Prozent. Also liegt die Lohnuntergrenze ge-
äß Postgesetz bei 10,67 Euro. Selbst dann ist immer

och genügend Platz für Wettbewerb, weil die Deutsche
ost AG durchschnittlich fast 3 Euro mehr pro Stunde
ahlt. Deswegen stelle ich fest – Urteil hin oder her –:

Erstens. Der Tarifvertrag der neuen Postwettbewerber
st rechtswidrig zustande gekommen, weil die neue Ge-
erkschaft keine Gewerkschaft ist. Sie war zum Zeit-
unkt des Tarifvertragsabschlusses nicht einmal im Ver-
insregister eingetragen. Schon bevor ein Tarifvertrag
nterzeichnet worden ist, hat der Arbeitgeberverband
erkündet, wie dieser Tarifvertrag aussieht, dass nämlich
öhne in Höhe von 7,50 Euro und 6,50 Euro Bestandteil
ind. Erst dann hat er verhandelt und unterschrieben.
as ist das für eine Gewerkschaft, die sich auf so etwas

inlässt, auf Verhandlungen, deren Ergebnis die Arbeit-
eber vorher veröffentlichen? Deswegen gibt es jetzt ja
uch die Strafanzeige.

Zweitens ist der Tarifvertrag rechtswidrig, weil er die
ranchenüblichen Arbeitsbedingungen mit Löhnen von
,50 Euro und 6,50 Euro wesentlich, also um mehr als
0 Prozent, unterschreitet.

Drittens ist die Begründung für diesen Tarifvertrag, es
andele sich um höherwertige Dienstleistungen, die
ichts mit dem sonstigen Postsektor zu tun haben, völlig
bsurd. Abgesehen davon, dass sowohl das Postgesetz
ls auch der Mindestlohn, den wir beschlossen haben,
ür den Postbereich insgesamt gelten, ist es doch völlig
bsurd, zu behaupten, höherwertige Dienstleistungen

15826 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. März 2008


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Klaus Barthel

seien mit der Hälfte der Löhne zu bestreiten. Das ist
doch wohl absolut grotesk.

Also liegt der Ball jetzt bei der Bundesnetzagentur.
Daraus folgt ganz klar: Lizenzentzug für alle, die diesen
rechtswidrigen Tarifvertrag der GNBZ anwenden. Auch
Herr Glos ist nicht nur der Koalition politisch verpflich-
tet, sondern er hat gemäß seinem Amtseid die Gesetze
des Bundes zu achten. Anstatt jetzt von Mauscheleien zu
faseln, sollte er die Bundesnetzagentur anweisen, das
geltende Recht sowohl im Hinblick auf die Mindest-
arbeitsbedingungen nach dem Arbeitnehmer-Entsende-
gesetz als auch in Bezug auf das Postgesetz durchzuset-
zen.

Letzte Bemerkung: Der Postsektor ist und bleibt also
vom Eise befreit; bald sind es die Zeitarbeitsbranche und
viele andere Branchen auch noch.


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1615024800

Die Aktuelle Stunde ist beendet.

Wir sind damit am Schluss der heutigen Tagesord-
nung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Donnerstag, den 13. März 2008,
10.30 Uhr, ein.

Ich wünsche Ihnen noch einen erfolgreichen und si-
cherlich auch angenehmen Tag.

Die Sitzung ist geschlossen.