Protokoll:
16144

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 144

  • date_rangeDatum: 20. Februar 2008

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 18:26 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/144 Olaf Scholz, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . . Olaf Scholz, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Willi Brase (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Meckelburg (CDU/CSU) . . . . . . . . 15166 C 15167 A 15167 B 15167 C 15167 D 15168 A 15168 A 15168 B 15171 A 15171 A 15171 B 15171 C 15171 D 15172 A 15172 B 15172 C 15172 D Deutscher B Stenografisch 144. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a l Tagesordnungspunkt 1: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des InVeKoS-Daten-Gesetzes und des Direktzahlungen-Verpflichtungen- gesetzes (Drucksache 16/8147) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Befragung der Bundesregierung: Gesetzent- wurf zur Verbesserung der Ausbildungschan- cen förderungsbedürftiger junger Menschen Olaf Scholz, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . K O U O J O K O B 15165 A 15165 B 15166 C Olaf Scholz, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15168 C undestag er Bericht ung 20. Februar 2008 t : atja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . laf Scholz, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . we Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . laf Scholz, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . örg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . laf Scholz, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . laf Scholz, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ 15168 D 15168 D 15169 B 15169 B 15169 D 15170 A 15170 C 15170 C Olaf Scholz, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15172 D II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2008 Tagesordnungspunkt 3: Fragestunde (Drucksachen 16/8113, 16/8174, 16/7998) . . Dringliche Frage 1 Inge Höger (DIE LINKE) Konsequenzen aus den Bitten von Nichtre- gierungsorganisationen an die Bundesregie- rung hinsichtlich eines deutlichen Signals in Form eines Moratoriums zum Verbot von Streumunition anlässlich der Wellington Conference on Cluster Munitions Antwort Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Dringliche Frage 2 Inge Höger (DIE LINKE) Bedeutung der Erwägungen des US-Vertei- digungsministers zum Ausschluss gemeinsa- mer NATO-Operationen unter Beteiligung der USA bei einem Verbot von Streumuni- tion für die Bundesregierung Antwort Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Mündliche Frage 25 (141. Sitzung) Heidrun Bluhm (DIE LINKE) Beauftragung der Kölnmesse mit der Or- ganisation, dem Bau und der Gestaltung des deutschen Beitrags bei Weltausstellun- gen und vergleichbaren Veranstaltungen seit 1980 durch die Bundesregierung Antwort Peter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 26 (141. Sitzung) Heidrun Bluhm (DIE LINKE) Mitglieder der Auswahlkommission für die Erarbeitung des Konzepts für den deut- schen Pavillon auf der Expo 2010 in Schanghai Antwort Peter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Z H M H M h s n E s s n b S A P Z H M B G f u l U h s d n M s U M A A Z B W D M C W G 1 u 15173 A 15173 B 15173 C 15174 A 15174 B 15174 C 15175 A 15175 B 15175 C usatzfrage eidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 27 (141. Sitzung) ans-Kurt Hill (DIE LINKE) aßnahmen der Bundesregierung zur Ver- inderung von Versorgungslücken im deut- chen Stromnetz vor dem Hintergrund ei- es stetig wachsenden Anteils erneuerbarer nergien und einer zunehmenden Netzan- chluss- und Nutzungskonkurrenz zwi- chen Erneuerbare-Energien-Anlagen und euen fossil betriebenen Großkraftwerken ei gleichzeitig ungenügendem Ausbau der tromnetze ntwort eter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . usatzfragen ans-Kurt Hill (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . ündliche Fragen 1 und 2 ärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ründe für die erst im Sommer 2007 er- olgte Unterrichtung des Bundesministeri- ms für Verkehr, Bau und Stadtentwick- ung durch das Bundesministerium für mwelt, Naturschutz und Reaktorsicher- eit über die Untersuchungsergebnisse bei chadhaften Dieselrußfiltern; Zeitpunkt er Kenntnisnahme des Bundesumweltmi- isters Sigmar Gabriel, des Staatssekretärs atthias Machnig und der Parlamentari- chen Staatssekretärin Astrid Klug von den ntersuchungsergebnissen der Firma TTM aier zu Rußfiltern ntwort strid Klug, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen ärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . infried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 3 ornelia Hirsch (DIE LINKE) ertung der konstituierenden Sitzung der emeinsamen Wissenschaftskonferenz am 8. Februar durch die Bundesregierung nd Ergebnisse 15175 D 15176 A 15176 C 15177 A 15180 C 15182 B 15183 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2008 III Antwort Andreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Cornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 4 Cornelia Hirsch (DIE LINKE) Kenntnis der Bundesregierung über die Zahl von mindestens 385 000 Altbewerbern im Jahr 2007 nach Angaben des Bundesin- stituts für Berufsbildung, Bewertung der Berufsbildungspolitik der letzten Jahre Antwort Andreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Cornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Mündliche Fragen 8 und 9 Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Bewertung der von der Regierung von Nie- derbayern vorgelegten Raumordnungsva- riante für den Donauausbau zwischen Straubing und Vilshofen durch das Bun- desministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung; nächste Schritte in die- sem Verfahren sowie Abstimmung mit dem bestehenden Bundestagsbeschluss Antwort Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Blank (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 14 Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Gleichberechtigte Teilhabe der hier leben- den Migranten als Anspruch der deutschen Integrationspolitik trotz Fehlen jeglicher Selbstverpflichtung im Nationalen Integra- tionsplan, zum Beispiel zur Verbesserung der Einbürgerungsmöglichkeiten der hier lebenden Migranten Antwort Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin BK . . . . Z J D Z V n D D D D J W G M M G T E Z A t D B S a t F O D N D O C O D D 15184 B 15184 C 15185 A 15185 B 15186 A 15186 C 15187 A 15187 A 15187 C usatzfragen osef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hakki Keskin (DIE LINKE) . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 1: ereinbarte Debatte: Zukunft des Kosovos ach der Unabhängigkeitserklärung r. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . r. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . alter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . unther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . onika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . arieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . ert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . homas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . rnst-Reinhard Beck (Reutlingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 2: ktuelle Stunde auf Verlangen der Frak- ionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN: Fehlende Strategien der undesregierung in der Bekämpfung von teuerhinterziehung und Konsequenzen us den Steuervergehen durch Finanz- ransfers ins Ausland ritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . tto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . icolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . lav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . hristine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rtwin Runde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . r. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 15188 A 15188 D 15189 C 15191 A 15193 B 15195 A 15196 B 15197 D 15199 B 15200 C 15202 A 15203 A 15203 D 15204 C 15205 D 15207 B 15208 B 15209 C 15210 C 15211 C 15213 A 15214 B 15215 C 15216 C 15217 D 15218 D IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2008 Ludwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Gabriele Frechen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg-Otto Spiller (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Mündliche Frage 5 Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Erfordernis der Einsparung von jährlich 15 Milliarden Euro im Bundeshaushalt bei der möglichen Einführung einer Schulden- bremse und dadurch notwendige Kürzun- gen von Sozialprogrammen Antwort Nicolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Mündliche Frage 6 Manfred Kolbe (CDU/CSU) Personen der Führungsebene in öffentlichen Institutionen oder öffentlich-rechtlich bzw. privatrechtlich organisierten Unternehmen und Organisationen mit Bundesbeteiligung mit am höchsten über den Bezügen der Bundeskanzlerin liegenden Bezügen Antwort Nicolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Mündliche Frage 7 Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Personelle, finanzielle und logistische Un- terstützung des Volksbegehrens „Tempel- hof bleibt Verkehrsflughafen“ durch die Deutsche Bahn AG sowie Kenntnis und Haltung der Bundesregierung dazu Antwort Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M R G r u s k A A A M C Z s g s 1 T F A B A M R F n d B M c e A B A M J H ß t w d d H p 15220 A 15220 D 15221 D 15222 D 15223 D 15225 A 15225 C 15225 D 15226 A nlage 5 ündliche Frage 10 ainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) espräche über die Finanzierung des Her- entunnels in Lübeck zwischen dem Bund nd der Landesregierung Schleswig-Hol- tein sowie Auswirkungen auf weitere Ver- ehrsprojekte ntwort chim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 ündliche Fragen 11 und 12 hristoph Waitz (FDP) ahl der als ehemals „systemnah“ einzu- tufenden Beschäftigten der Stasi-Unterla- en-Behörde sowie Funktionen dieser Per- onen vor der friedlichen Revolution von 989; Maßnahmen zur Verhinderung einer ätigkeit dieser Personen in leitenden unktionen dieser Behörde ntwort ernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . nlage 7 ündliche Frage 13 ainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ortgang des Projekts Sichtbares Zeichen ach der Absage einer Beteiligung durch ie polnische Regierung beim Warschau- esuch des Staatsministers für Kultur und edien am 5. Februar 2008 sowie inhaltli- he Bewertung der Bundesregierung als in in der Sache gescheitertes Projekt ntwort ernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . nlage 8 ündliche Frage 15 osef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) altung der Bundesregierung zu den Äu- erungen des türkischen Ministerpräsiden- en Recep Tayyip Erdogan über die Not- endigkeit des Erlernens sowohl der eutschen Sprache als auch der Förderung es Erwerbs der Muttersprache vor dem intergrund des Fehlens einer Selbstver- flichtung zur Förderung des Erwerbs der 15226 B 15226 B 15227 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2008 V Muttersprache im Nationalen Integrations- plan Antwort Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin BK . . . . Anlage 9 Mündliche Fragen 16 und 17 Petra Pau (DIE LINKE) Kosten der Auslandseinsätze der Polizeien des Bundes und der Länder im Jahr 2007 sowie Anzahl der bei diesen Einsätzen ver- letzten oder getöteten Polizisten Antwort Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 10 Mündliche Frage 18 Dr. Uwe Küster (SPD) Initiativen der Bundesregierung zur För- derung des Austausches von elektronischen Dokumenten auf der Basis von offenen Do- kumentenaustauschformaten Antwort Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 11 Mündliche Frage 19 Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE) Anzahl der Sivas-Attentäter mit Aufent- halt in Deutschland Antwort Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 12 Mündliche Frage 20 Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE) Maßnahmen der Bundesregierung zur Fest- stellung des Aufenthaltsortes der in der Türkei rechtskräftig verurteilten Sivas-At- tentäter und zur Überstellung an die türki- schen Behörden Antwort Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M D H D r J f h S A P A M H V z l E d n A D A M H B l b g d s a A D A M H K o W U m e 15227 C 15228 A 15228 B 15228 C 15228 D nlage 13 ündliche Frage 21 r. Uwe Küster (SPD) altung der Bundesregierung zu dem in eutschland abgelaufenen Standardisie- ungsprozess vor dem Hintergrund des im anuar gestarteten neuen Missbrauchsver- ahrens gegen Microsoft bezüglich des Ver- altens des Konzerns während des ISO- tandardisierungsverfahrens ntwort eter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 14 ündliche Frage 22 ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) eröffentlichung des Monitoringberichts ur Versorgungssicherheit im Bereich der eitungsgebundenen Elektrizität nach § 51 nergiewirtschaftsgesetz durch das Bun- esministerium für Wirtschaft und Tech- ologie ntwort agmar Wöhrl, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 15 ündliche Frage 23 ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) eurteilung der vom Nord-Stream-Pipe- ine-Konsortium eingereichten Unterlagen ezüglich der Einleitung eines Genehmi- ungsverfahrens sowie Haltung der Bun- esregierung zur Vorlage von durch die chwedische Regierung angemahnten Gut- chten ntwort agmar Wöhrl, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 16 ündliche Frage 24 ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) enntnis der Bundesregierung über Ko- perationsvereinbarungen des deutschen affenherstellers Heckler & Koch mit dem S-Unternehmen Blackwater bezüglich ge- einsamer Waffenentwicklungen und Ver- inbarkeit des Erteilens von Aufträgen an 15229 B 15229 B 15229 C VI Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2008 die beteiligte Firma etwa zur Ausrüstung der Bundeswehr mit den Rüstungsexport- grundsätzen aus dem Jahr 2000 angesichts einer solchen Kooperation Antwort Peter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 17 Mündliche Fragen 25 und 26 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Maßnahmen der Bundesregierung zur Ver- hinderung von Massenentlassungen und Standortverlagerungen von Großunterneh- men wie im Fall Nokia sowie Haltung der Bundesregierung zu einer Fristverlänge- rung von derzeit fünf auf sieben Jahre be- züglich einer Bindung von Subventionsver- gaben an den Erhalt von Arbeitsplätzen Antwort Peter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 18 Mündliche Frage 27 Manfred Kolbe (CDU/CSU) Möglichkeiten von strukturpolitischen Aus- gleichsmaßnahmen der Bundesregierung im Rahmen des Aufbaus Ost für den Messe- standort Leipzig vor dem Hintergrund der beabsichtigten Verlagerung der Computer- spielmesse Games Convention Antwort Peter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 19 Mündliche Frage 28 Jörg Rohde (FDP) Anrechnung von gezahlten Prämien der gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen von Wahltarifen nach § 53 Abs. 2 SGB V gemäß § 242 Abs. 2 SGB V als Einkommen auf den Bezug von Arbeitslosengeld II, So- zialhilfe und Grundsicherung sowie Aus- wirkungen auf die Wahl der Krankenkas- sen Antwort Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M E U g b g n A F A M D H m s A F A M D S m g d n d t A F A M K H lu g A F A M J 15229 D 15230 A 15230 C 15230 D nlage 20 ündliche Fragen 29 und 30 lke Reinke (DIE LINKE) mstände des Wegfalls des Arbeitslosen- eldes sowie jeglicher sozialer Absicherung ei einem in Solling aufgefundenen 58-jähri- en Hungertoten und diesbezügliche Kennt- isse der Bundesregierung ntwort ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 21 ündliche Frage 31 r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) öhe des Anteils der Frauen an den mo- entan in 1-Euro-Jobs tätigen Erwerbslo- en ntwort ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 22 ündliche Frage 32 r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) icherstellung des Zugangs zu arbeits- arktpolitischen Förderleistungen und Ein- liederungshilfen für aufgrund des Wegfalls es Anspruchs auf ALG II wegen Anrech- ung des Partnereinkommens in der Be- arfsgemeinschaft nicht leistungsberech- igte Frauen ntwort ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 23 ündliche Frage 33 laus Ernst (DIE LINKE) altung der Bundesregierung zur Feststel- ng der Verfassungswidrigkeit der Arbeits- emeinschaften nach dem SGB II ntwort ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 24 ündliche Frage 34 örn Wunderlich (DIE LINKE) 15231 B 15231 D 15232 A 15232 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2008 VII Höhe des Prozentsatzes der Alleinerziehen- denhaushalte mit Bezug von ALG II bzw. Sozialgeld im Vergleich zu Paarelternfami- lien Antwort Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 25 Mündliche Frage 35 Jörn Wunderlich (DIE LINKE) Risiken für den Betreuungsausbau aufgrund nicht geklärter Finanzierung zwischen Bund, Ländern und Kommunen; mögliche Aufsto- ckung der Finanzierungsbeteiligung des Bundes im Fall des Scheiterns der Geset- zesinitiative zum Ausbau der Kindertages- betreuung Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15232 C 15233 C Erkenntnisse der Bundesregierung hin- sichtlich der Inanspruchnahme und Wirk- samkeit der Aufnahme der Vermittlung/ Bereitstellung von Kinderbetreuung in den Leistungskatalog des SGB II zur Überwin- dung der Hartz-IV-Abhängigkeit von Al- leinerziehenden Antwort Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 26 Mündliche Fragen 36 und 37 Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) Anzahl der seit Einführung der 400-Euro- Minijobs von der Überzahlung ihrer Al- ters-, Erwerbsminderungs- oder Erwerbs- unfähigkeitsrente Betroffenen aufgrund des Überschreitens ihrer monatlichen Hin- zuverdienstgrenze; Ermessenspielraum der Deutschen Rentenversicherung Bund bei Rückforderungen Antwort Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 27 Mündliche Fragen 38 und 39 Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) A M B Z h u r e g e e h A D A M K R A h m s b A D 15232 D 15233 A nlage 28 ündliche Fragen 40 und 41 ritta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) usätzlicher Finanzbedarf für den Bundes- aushalt bei Erhöhung des Kindergeldes nd der Kinderfreibeträge sowie Einfüh- ung des Betreuungsgeldes; Erarbeitung iner Wirkungsanalyse zum Betreuungs- eld durch das von der Bundesregierung inberufene Kompetenzzentrum für famili- nbezogene Leistungen als Entscheidungs- ilfe für eine gesetzliche Verankerung ntwort r. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 29 ündliche Fragen 42 und 43 ai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) echtlich bindende Wirkungen über den blauf der aktuellen Legislaturperiode inaus für vom Bundesministerium für Fa- ilie, Senioren, Frauen und Jugend abge- chlossene Verträge zur Öffentlichkeitsar- eit ntwort r. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15234 A 15234 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2008 15165 (A) ) (B) ) 144. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 13.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2008 15225 (A) ) (B) ) über den Bezügen der Bundeskanzlerin liegen, und wie hoch sind ihre jeweiligen Bezüge?Steppuhn, Andreas SPD 20.02.2008 Mitarbeiter in öffentlichen Institutionen oder öffentlich-recht- lich oder privatrechtlich organisierten Unternehmen und Or- ganisationen mit Bundesbeteiligung (zum Beispiel Deutsche Bundesbank, Kreditanstalt für Wiederaufbau, Deutsche Bahn AG, Deutsche Post AG), die mit ihren Bezügen am höchsten Steenblock, Rainder BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.02.2008** Anlage 1 Liste der entschuldigt * ** A d d ( n B B S n z p d p r n A d d s Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Addicks, Karl FDP 20.02.2008 Bartsch, Dietmar DIE LINKE 20.02.2008 Dr. Berg, Axel SPD 20.02.2008 Bodewig, Kurt SPD 20.02.2008 Bollen, Clemens SPD 20.02.2008 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 20.02.2008 Gabriel, Sigmar SPD 20.02.2008 Dr. Freiherr zu Guttenberg, Karl- Theodor CDU/CSU 20.02.2008 Heil, Hubertus SPD 20.02.2008 Hilsberg, Stephan SPD 20.02.2008 Ibrügger, Lothar SPD 20.02.2008 Kauch, Michael FDP 20.02.2008 Kelber, Ulrich SPD 20.02.2008 Dr. Koschorrek, Rolf CDU/CSU 20.02.2008 Krummacher, Johann- Henrich CDU/CSU 20.02.2008 Liebing, Ingbert CDU/CSU 20.02.2008 Lintner, Eduard CDU/CSU 20.02.2008* Nitzsche, Henry fraktionslos 20.02.2008 Pflug, Johannes SPD 20.02.2008 Poß, Joachim SPD 20.02.2008 Schily, Otto SPD 20.02.2008 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 20.02.2008 S T A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der OSZE nlage 2 Antwort er Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Frage er Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Drucksache 16/8113, Frage 5): Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass die Ein- führung einer Schuldenbremse, wie sie der Bundesminister der Finanzen plant, Einsparungen in der Größenordnung von jährlich 15 Milliarden Euro notwendig machen würden, und teilt die Bundesregierung meine Auffassung, dass eine Ein- sparungssumme von jährlich 15 Milliarden Euro zwangsläu- fig zu Kürzungen von Sozialprogrammen führen müsste (ver- gleiche Handelsblatt vom 13. Februar 2008)? Die mit dem Bundeshaushalt 2008 beschlossene Fi- anzplanung des Bundes sieht für das Jahr 2011 einen undeshaushalt ohne Nettokreditaufnahme vor. Die vom undesminister der Finanzen vorgeschlagene neue chuldenregel könnte auf Grundlage der bestehenden Fi- anzplanung – ohne weitere Konsolidierungsschritte – u diesem Zeitpunkt eingeführt werden. Die im Finanz- lanungszeitraum erwartete strukturelle Verbesserung er Haushaltslage wird vor allem durch Ausgabendiszi- lin und im Zeitablauf steigende Steuereinnahmen er- eicht. Kürzungen von Sozialprogrammen sind hiermit icht verbunden. nlage 3 Antwort er Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Frage es Abgeordneten Manfred Kolbe (CDU/CSU) (Druck- ache 16/8113, Frage 6): Wer sind die zwölf Personen aus dem Kreis der Vorstands- vorsitzenden, Vorstandsmitglieder und sonstigen leitenden trothmann, Lena CDU/CSU 20.02.2008 euchner, Jella SPD 20.02.2008 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 15226 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2008 (A) ) (B) ) Der geltende Rechtsrahmen für die Offenlegung von Individualbezügen ist ebenso vielschichtig wie der Kreis der Institutionen, auf die das Auskunftsersuchen gerich- tet ist. Die Individualgehälter der Mitglieder des Vor- standes der Deutsche Post AG, der Deutsche Bahn AG und der Deutschen Bundesbank ergeben sich aus den je- weiligen aktuellen Geschäftsberichten. Als börsennotier- tes Unternehmen unterliegt die Deutsche Post AG dem Deutschen Corporate Governance Kodex und den darin geregelten Veröffentlichungspflichten. Die Deutsche Bahn AG und die Deutsche Bundesbank veröffentlichen die individuellen Gehälter freiwillig. Hinsichtlich der Kreditanstalt für Wiederaufbau sind die Gesamtbezüge des Vorstandes ebenfalls dem Geschäftsbericht zu ent- nehmen. Sämtliche Geschäftsberichte sind öffentlich zu- gänglich. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Ulrich Kasparick auf die Frage der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) (Drucksache 16/8113, Frage 7): Ist der Bundesregierung bekannt, ob die Deutsche Bahn AG das Volksbegehren „Tempelhof bleibt Verkehrsflughafen“ nicht nur personell, sondern auch finanziell und logistisch un- terstützt, und ist die Bundesregierung der Auffassung, dass es zu den Aufgaben der Deutsche Bahn AG gehört, ihre wirt- schaftlichen Interessen über Volksbegehren zu artikulieren? Nach Kenntnis der Bundesregierung unterstützt die Deutsche Bahn AG das Volksbegehren „Tempelhof bleibt Verkehrsflughafen“ weder finanziell noch sonst materiell. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Achim Großmann auf die Frage des Abgeordneten Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/8113, Frage 10): Mit welchem Ziel führt die Bundesregierung mit der Lan- desregierung Schleswig-Holstein Gespräche über die Zukunft des Herrentunnels in Lübeck, wie Günther Meienberg, Minis- terialdirigent im Kieler Verkehrsministerium, berichtet (Lübe- cker Nachrichten vom 24. Januar 2008), und welche Verkehrs- projekte wird das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung im Falle einer Übernahme des 176 Millio- nen Euro teuren Herrentunnels, der ursprünglich als „Public- Private-Partnership-Projekt“ geplant war, zurückstellen? Bislang haben mit der Landesregierung Schleswig- Holstein keine Gespräche über die Zukunft des Herren- tunnels in Lübeck stattgefunden. Eine Übernahme des Lübecker Herrentunnels durch den Bund wird nicht er- wogen. Anlage 6 Antwort des Staatsministers Bernd Neumann auf die Fragen des Abgeordneten Christoph Waitz (FDP) (Druck- sache 16/8113, Fragen 11 und 12): Z § s Z ( t t m N D D „ b d e F v s k b n m T A e d h s F Z d l a g v d s d z h w n t w b i e T A B (C (D Wie viele Beschäftigte der Stasi-Unterlagenbehörde sind als dem ehemaligen DDR-Regime verbunden gewesen („system- nah“) anzusehen, und in jeweils welchen Funktionen waren diese Personen vor der friedlichen Revolution von 1989 tätig? Welche Maßnahmen sind durch die Bundesregierung bzw. die Leitung der Stasi-Unterlagenbehörde unternommen wor- den, um sicherzustellen, dass ehemals „Systemnahe“ nicht in leitenden Funktionen der Behörde, an Stellen mit Antragstel- lerkontakt oder unkontrolliertem Aktenzugang tätig sind? u Frage 11: Für den Begriff „systemnah“ wurden die Kriterien des 19 BAT-O und der Verwaltungsvorschrift des Sächsi- chen Staatsministeriums des Innern herangezogen. Im weifel wurden die Kriterien des BAT-O angewandt Beispiel: Die Sächsische Verwaltungsvorschrift bewer- et die Tätigkeit erst ab Abteilungsleiter in einem Minis- erium als systemnah, der BAT-O spricht bereits von ittlerer oder oberer Führungskraft als „systemnah“). icht alle ehemaligen Angehörigen des öffentlichen ienstes oder staatsnaher Organisationen in der früheren DR werden generell als „systemnah“ angesehen. Die Systemnähe“ wird nur vermutet bei ehemaligen Mitar- eitern, die herausgehobene Funktionen innehatten. Als erartige Funktionen kommen insbesondere in Betracht ine hauptamtliche oder hervorgehobene ehrenamtliche unktion in der SED, dem FDGB, der FDJ oder einer ergleichbar systemunterstützenden Partei oder Organi- ation, eine Tätigkeit als mittlere oder obere Führungs- raft in zentralen Staatsorganen, als obere Führungskraft eim Rat eines Bezirkes, als Vorsitzender des Rates ei- es Kreises oder einer kreisfreien Stadt (Oberbürger- eister) oder in einer vergleichbaren Funktion und eine ätigkeit bei bewaffneten Organen und Kampfgruppen. ufgrund der genannten Beurteilungsmaßstäbe wurde ine Zahl von 27 Beschäftigten bei der BStU ermittelt, ie unter den Begriff „systemnah“ fallen. Sie waren in erausgehobenen Funktionen im Sinne der obigen Dar- tellung tätig: 15 bei der SED bzw. Blockparteien oder im DGB, 8 in staatlichen Funktionen sowie 4 bei der NVA. u Frage 12: Die Bundesregierung und die Bundesbeauftragte für ie Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehema- igen Deutschen Demokratischen Republik haben sich n der Empfehlung des Gutachtens über die Beschäfti- ung ehemaliger MfS-Angehöriger bei der BStU, das on Professor Klein und Professor Schroeder im Auftrag es BKM im Mai 2007 erstellt wurde, orientiert. Danach ollte die Anzahl der Personen ermittelt werden, die als em ehemaligen DDR-Regime verbunden gewesen an- usehen sind (siehe Antwort zu Frage 11). Die Gutachter aben empfohlen: „Ehemals ,Systemnahe‘ (beispiels- eise in höheren SED-Rängen oder staatlichen Funktio- en tätig gewesene Personen) sollten in leitenden Funk- ionen der Behörde grundsätzlich nicht beschäftigt erden.“ Weitere Empfehlungen zu der Verwendung ha- en sie nicht gegeben. Bezogen auf die Verwendungen n der Vergangenheit kommen drei Personen infrage. In inem Fall wird eine Umsetzung angestrebt. Zwei üben ätigkeiten aus, die die Behördenaufgabe (das heißt kteneinsicht, Überprüfung, Archivverwaltung sowie ildung und Forschung) nicht unmittelbar berühren. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2008 15227 (A) ) (B) ) Anlage 7 Antwort des Parl. Staatsministers Bernd Neumann auf die Frage des Abgeordneten Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/8113, Frage 13): Liegt es nicht nahe, angesichts der Absage einer Beteili- gung am Projekt „Sichtbares Zeichen“ durch die polnische Regierung den Warschaubesuch vom Staatsminister und Be- auftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Bernd Neumann, am 5. Februar 2008 als gescheitert anzuerkennen und festzustellen, dass die polnische Regierung zwar beruhi- gende Worte gefunden hat, um die deutsch-polnischen Bezie- hungen nicht zu belasten, dass die Bundesregierung aber in der Sache inhaltlich gescheitert ist und es sich um einen Rück- fall in nationalgeschichtliches Denken bzw. eine schlichte Weiterführung rein national geprägter Erinnerung handelt? Die Gespräche von Staatsminister Neumann mit Staatssekretär Bartoszewski in Warschau am 5. Februar dienten der Verständigung über historische Fragen in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern und in die- sem Kontext auch der Unterrichtung der polnischen Re- gierung über das Konzept des geplanten „Sichtbaren Zeichens gegen Flucht und Vertreibung“. Diese Unter- richtung ging auf eine Zusage der Bundeskanzlerin an den polnischen Ministerpräsidenten Tusk bei dessen Berlinbesuch am 11. Dezember 2007 zurück. Die polni- sche Seite hat für die umfassende Unterrichtung gedankt und anerkannt, dass es die Absicht der deutschen Seite ist, die Vertreibung in ihrem historischen Zusammen- hang darzustellen und dabei auch die Deportation polni- scher Bevölkerung zu berücksichtigen. Polen beabsich- tigt nicht, sich formell am „Sichtbaren Zeichen“ zu beteiligen, schließt jedoch eine Beteiligung polnischer Historiker nicht grundsätzlich aus. Von einem Scheitern der deutsch-polnischen Gespräche zum „Sichtbaren Zei- chen“ kann also keine Rede sein. Die Gespräche in War- schau wie auch der Besuch des polnischen Kulturminis- ters Zdrojewski in Berlin am 15. Februar dienten auch dem Dialog zur Frage des historischen Gedenkens, ins- besondere im Zusammenhang des bevorstehenden 70. Jahrestages des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges Beide Seiten haben ihre Absicht bekräftigt, gemeinsam das „Europäische Netzwerk Erinnerung und Solidarität“ mit neuem Leben zu erfüllen, das als europäisches Fo- rum des historischen Dialoges dienen soll. Darüber hi- naus wurden auch Möglichkeiten der Zusammenarbeit bei verschiedenen Gedenkprojekten erörtert, unter ande- rem bei der Renovierung des Mahnmals auf der Wester- platte und den Planungen zu einem „Museum für Krieg und Frieden im 20. Jahrhundert“ in Danzig. Von einem „Rückfall in national geprägte Erinnerung“ kann also ebenfalls gar keine Rede sein. Die Gespräche in War- schau haben dazu beigetragen, dass sich der Dialog zum „Sichtbaren Zeichen“ versachlicht hat und in Polen be- stehende Missverständnisse über die Planungen der Bun- desregierung ausgeräumt werden konnten. Die Bundes- regierung respektiert die polnische Entscheidung, sich nicht formell am „Sichtbaren Zeichen“ zu beteiligen. Sie misst der Fortführung des Dialogs über das gemeinsame Gedenken mit Polen große Bedeutung bei. Dies ist beim Besuch von Kulturminister Zdrojewski erneut unterstri- chen worden. Bei den Besuchen von Ministerpräsident Tusk und Außenminister Sikorski im Dezember in Ber- lin haben beide Seiten bekräftigt, partnerschaftliche und k R F j d m u t e A d F N b s z v K n r u M g M M d t M A d d s (C (D ooperative Beziehungen entwickeln zu wollen, in deren ahmen auch die aus der Vergangenheit herrührenden ragen vertrauensvoll behandelt werden können. Der üngste Dialog zum „Sichtbaren Zeichen“ hat gezeigt, ass die Behandlung dieser schwierigen Kapitel der ge- einsamen Vergangenheit im gegenseitigen Respekt nd Vertrauen möglich ist, und die sich insgesamt posi- iv und kooperativ entwickelnden Beziehungen nicht be- inträchtigt. nlage 8 Antwort er Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer auf die rage des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/8113, Frage 15): Welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung aus den Äußerungen des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan über die Notwendigkeit des Erlernens sowohl der deutschen Sprache als auch der Förderung des Erwerbs der Muttersprache im Hinblick darauf, – dass auch der Nationale Integrationsplan auf Seite 48 die Auffassung vertritt, dass „der gute Erwerb der Mutterspra- che (…) eine wesentliche Voraussetzung für die Entwick- lung von Sprachkompetenz, auch für den Erwerb der Spra- che des Aufnahmelandes, hier also des Deutschen [ist]“, – dass aber in den hierfür maßgeblichen Arbeitsgruppen 2 und 3 des Integrationsgipfels („Spracherwerb“ und „Bil- dung“) weder der Bund noch Länder oder Kommunen eine einzige Selbstverpflichtung zur Förderung des Er- werbs der Muttersprache abgegeben haben? Für eine erfolgreiche Teilhabe am Bildungs- und Aus- ildungssystem und im späteren Beruf ist die Beherr- chung der deutschen Sprache unabdingbare Vorausset- ung. Deshalb ist die Förderung der deutschen Sprache orrangiges Ziel in allen Bildungsinstitutionen von der ita über Schule bis hin zu Ausbildung und Beruf. Die atürliche Mehrsprachigkeit von Kindern aus Zuwande- erfamilien stellt eine Bereicherung für die Gesellschaft nd das einzelne Individuum dar. Die Vermittlung der uttersprache ist originäre Aufgabe von Eltern. Durch eeignete Angebote sollte die gute Beherrschung der uttersprache gefördert werden. Die Bedeutung der uttersprache wurde einvernehmlich von den Mitglie- ern der Arbeitsgruppen 2 und 3 im Nationalen Integra- ionsplan festgestellt. Die schulische Förderung der ehrsprachigkeit ist Aufgabe der Länder. nlage 9 Antwort es Parl. Staatssekretärs Peter Altmaier auf die Fragen er Abgeordneten Petra Pau (DIE LINKE) (Druck- ache 16/8113, Fragen 16 und 17): Auf welche Höhe beliefen sich die Kosten für die Aus- landseinsätze der Polizeien des Bundes und der Länder im Jahr 2007, und wie viele Polizistinnen und Polizisten wurden dabei verletzt und getötet (bitte nach den Einsatzländern auf- listen)? Wie viele der Polizistinnen und Polizisten wurden bei die- sen Auslandseinsätzen im Jahr 2007 einsatzbedingt verletzt und getötet (bitte nach den Einsatzgebieten auflisten)? 15228 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2008 (A) ) (B) ) Zu Frage 16: Für die Auslandseinsätze der Polizeien des Bundes und der Länder sind im Jahr 2007 die folgenden auslandsbe- dingten Mehrkosten entstanden. Darunter sind auslands- bedingte Personalkosten, Reisekosten, Transportkosten, Kosten für die persönliche Ausstattung sowie für die Vor- und Nachbereitung der Beamten zu verstehen. Zu Frage 17: Im Rahmen der Auslandseinsätze wurden im Jahr 2007 einsatzbedingt drei Polizisten (ein Beamter im Su- dan, zwei Beamte in Afghanistan) leicht verletzt. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Peter Altmaier auf die Frage des Abgeordneten Dr. Uwe Küster (SPD) (Drucksache 16/8113, Frage 18): Welche Schritte hat die Bundesregierung bisher unternom- men, um dem im Rahmen der anlässlich der deutschen EU- Ratspräsidentschaft durchgeführten Konferenz „Advancing eGovernment“ am 1. März 2007 geäußerten Willen, dass „zu- künftig der Austausch von elektronischen Dokumenten voll- ständig auf der Basis von offenen Dokumentenaustauschfor- maten erfolgen soll“, näher zu kommen? Die Frage des Einsatzes offener Dokumentenformate war ein wesentlicher Themenschwerpunkt der vom BMI durchgeführten Konferenz „Advancing E-Government“ am 1. März 2007. Am Vortag der Konferenz wurde das Thema zudem in einem zusammen mit der Europäischen Kommission veranstalteten Workshop ausführlich mit den EU-Mitgliedstaaten sowie Industrievertretern disku- tiert. Als Ergebnis konnte die deutsche Präsidentschaft zusammen mit den Mitgliedstaaten folgende Schlussfol- g t U m d r a d m t U g i D b s d S B N s D A d A s m S i o I r 2 ( A d A s o F s k UNMIK (Kosovo) 3 391 338 Euro UNOMIG (Georgien) 84 025 Euro UNMIL (Liberia) 131 407 Euro UNMIS (Sudan) 156 043 Euro EU-AMIS (Darfur-Sudan) 95 466 Euro EUPOL COPPS (Palästinen- sische Autonomiegebiete) 30 397 Euro EU-Planning Team (Kosovo) 9 770 Euro EUPOL AFG (Afghanistan) Bilaterales Projekt (GPPT) Afghanistan 1 289 721 Euro EUPM BiH (Bosnien- Herzegowina) 634 379 Euro EUBAM MD/UA (Moldavien/ Ukraine) 41 993 Euro EUBAM Rafah (Palästinensische Autonomiegebiete, Gaza) 121 830 Euro Gesamt 5 986 369 Euro (C (D erungen ziehen: „Für alle Beteiligten muss der Aus- ausch von Dokumenten und Daten zwischen Behörden, nternehmen und Bürgern ohne technische Hindernisse öglich sein. Die öffentliche Verwaltung darf nieman- en von der Beteiligung an einem elektronischen Verfah- en aufgrund der Nutzung eines bestimmten Produkts usschließen. Die Mitgliedstaaten sind sich darin einig, ass zukünftig der Austausch von elektronischen Doku- enten vollständig auf der Basis von offenen Dokumen- enaustauschformaten erfolgen soll.“ Das BMI hat zur msetzung dieser Ziele im Juni 2007 eine ressortüber- reifende Arbeitsgruppe eingerichtet, deren Aufgabe es st, einen Umsetzungsplan für die Einführung offener okumentenformate in der Bundesverwaltung zu erar- eiten. Die Arbeitsgruppe hat inzwischen technische Lö- ungen getestet und ist momentan damit beschäftigt, iese Tests auszuwerten und die sich daraus ergebenden chlussfolgerungen zu ziehen. Daneben arbeiten das MWi, das AA und das BMI in den hierfür zuständigen ormierungsausschüssen des DIN mit, um die Interes- en der Bundesregierung bei der Standardisierung von okumentenformaten geltend zu machen. nlage 11 Antwort es Parl. Staatssekretärs Peter Altmaier auf die Frage des bgeordneten Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE) (Druck- ache 16/8113, Frage 19): Wie viele Sivas-Attentäter halten sich derzeit nach Kennt- nis der Bundesregierung in der Bundesrepublik Deutschland auf? Der Bundesregierung sind insgesamt 24 Personen na- entlich bekannt, die angeblich am Brandanschlag von ivas am 2. Juli 1993 beteiligt gewesen sind und die sich n der Bundesrepublik Deutschland erwiesenermaßen der möglicherweise aufhalten oder aufgehalten haben. nsoweit hat sich der Kenntnisstand der Bundesregie- ung seit der Antwort der Bundesregierung vom 31. Juli 006 auf die Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke Bundestagsdrucksache 16/2324) nicht verändert. nlage 12 Antwort es Parl. Staatssekretärs Peter Altmaier auf die Frage des bgeordneten Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE) (Druck- ache 16/8113, Frage 20): Was hat die Bundesregierung seit ihren Antworten auf die Kleinen Anfragen der Fraktion Die Linke (Bundestagsdruck- sachen 16/994, 16/2324) unternommen, um in der Bundes- republik Deutschland den aktuellen Aufenthaltsort der in der Türkei rechtskräftig Verurteilten festzustellen und sie gemäß Auslieferungsersuchen den türkischen Behörden zu überstel- len? Die Bundesregierung entscheidet in jedem Einzelfall, b eingehende Ersuchen türkischer Behörden in die ahndungsinstrumente des Bundeskriminalamtes einge- tellt werden. Voraussetzung hierfür ist zunächst, dass eine Auslieferungshinderungsgründe ersichtlich sind. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2008 15229 (A) ) (B) ) Im Falle einer Festnahme des Verfolgten auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland wird dann das dafür vorgesehene Auslieferungsverfahren in Gang gesetzt. Hier prüft das zuständige Oberlandesgericht zunächst die Zulässigkeit der Auslieferung. Für den Fall einer positiven Zulässigkeitsentscheidung prüft die Bundes- regierung anschließend im Bewilligungsverfahren, ob die Voraussetzungen für eine Auslieferung vorliegen. Bei ei- ner negativen Zulässigkeitsentscheidung ist die Bundes- regierung an die Entscheidung des Oberlandesgerichts ge- bunden und kann eine Auslieferung nicht bewilligen. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Frage des Ab- geordneten Dr. Uwe Küster (SPD) (Drucksache 16/8113, Frage 21): Wie beurteilt die Bundesregierung den in Deutschland ab- gelaufenen Standardisierungsprozess vor dem Hintergrund des im Januar 2008 gestarteten neuen Missbrauchsverfahrens gegen Microsoft, bei dem die EU-Kommission prüfen will, ob sich der Konzern während des ISO-Standardisierungsverfah- rens widerrechtlich verhalten hat? Die Bundesregierung gibt zu laufenden Verfahren keine Stellungnahmen und Beurteilungen ab. Die Euro- päische Kommission hat gegen die Microsoft Corporation zwei Verfahren wegen des Verdachts des Verstoßes gegen Art. 82 des EG-Vertrages eingeleitet (missbräuchliche Ausnutzung einer marktbeherrschenden Stellung). Presse- berichten zufolge (unter anderem heise-online vom 8. Fe- bruar 2008) will die EU-Kommission dabei auch prüfen, ob sich dieser Hersteller während des ISO-Standardisie- rungsverfahrens für sein Dokumentenformat Open- OfficeXML (OOXML) „widerrechtlich“ verhalten hat. In allen Fällen handelt es sich um noch nicht abgeschlossene Untersuchungen. Die Bundesregierung wird diese Unter- suchungen allerdings aufmerksam beobachten. Anlage 14 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dagmar Wöhrl auf die Frage des Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/8113, Frage 22): Wann wird das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie den Monitoringbericht zur Versorgungssicherheit im Bereich der leitungsgebundenen Versorgung mit Elektrizi- tät nach § 51 des Energiewirtschaftsgesetzes erarbeiten, fer- tigstellen und veröffentlichen, nachdem bereits im September letzten Jahres der Monitoringbericht zum Bereich des Gas- sektors veröffentlicht wurde? Voraussichtlich noch im zweiten Quartal 2008. Anlage 15 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dagmar Wöhrl auf die Frage des Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/8113, Frage 23): n h s e l m d d f w m A d A D g R t B t d r g v a t H u K d Z K r (C (D Hält die Bundesregierung die Unterlagen, die von dem Nordstream-Pipeline-Konsortium eingereicht worden sind, für soweit ausreichend, dass die deutschen Genehmigungsbe- hörden über eine Genehmigung entscheiden können, und wel- che Bedeutung misst die Bundesregierung den Gutachten zu, die die schwedische Regierung als unerlässliche Basis für die Einleitung eines Genehmigungsverfahrens beim Antragsteller angemahnt hat? Den zuständigen deutschen Behörden liegen derzeit och keine Antragsunterlagen vor. Die Nord Stream AG at die Einreichung von umfassenden Unterlagen ein- chließlich einer Umweltverträglichkeitsstudie für das rste Halbjahr 2008 angekündigt. Die Vorlage sachdien- icher Unterlagen für das nationale schwedische Geneh- igungsverfahren ist Sache der Nord Stream AG. Soweit ie von schwedischer Seite angemahnten Gutachten für ie grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprü- ung nach der ESPOO-Konvention von Relevanz sind, ird eine Bewertung im Rahmen des nationalen Geneh- igungsverfahrens erfolgen. nlage 16 Antwort es Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Frage des bgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 16/8113, Frage 24): Inwieweit bestätigt die Bundesregierung Berichte/Infor- mationen des ARD-Magazins Report Mainz, wonach der deutsche Waffenhersteller Heckler & Koch mit dem US-Un- ternehmen Blackwater, deren Söldnertruppe nach einer Unter- suchung des US-Parlaments im Irak viele Menschen illegal tötete und die auch in Afghanistan schwerwiegend Menschen- rechte verletzte, aufgrund einer öffentlich propagierten Ko- operationsvereinbarung gemeinsam Waffen entwickeln will und schon derzeit außenwirtschaftlich genehmigungspflich- tige Rüstungsgüter wie unter anderem ihr Sturmgewehr HK417 an die Firma Blackwater gelangen ließ, und hielte die Bundesregierung es angesichts solcher Kooperation sowie des Einsatzes dieser deutschen Waffen mit ihren politischen Rüs- tungsexportgrundsätzen aus dem Jahr 2000 sowie ihrer politi- schen Ablehnung des Irak-Krieges für vereinbar, Bundesauf- träge etwa zur Ausrüstung der Bundeswehr weiterhin Heckler & Koch zu erteilen, zumal falls deren Waffen an Blackwater un- ter Umgehung deutscher Genehmigungspflicht geliefert wor- den sind? Die Bundesregierung hat keine Ausfuhrgenehmigun- en für die Lieferung von Kriegswaffen oder sonstigen üstungsgütern für den Endempfänger Blackwater er- eilt, weder nach USA, Afghanistan, Irak noch in andere estimmungsländer. Es entspricht der restriktiven Rüs- ungsexportpolitik der Bundesregierung und ständiger eutscher Verwaltungspraxis, bei Kriegswaffenausfuh- en grundsätzlich nur staatliche Stellen als Endempfän- er zu akzeptieren. Genehmigungen für die Belieferung on privaten Sicherheitsunternehmen mit Kriegswaffen us Deutschland werden daher grundsätzlich nicht er- eilt. Die Zusammenarbeit der US-Tochter der Firma eckler & Koch mit dem US-Unternehmen Blackwater nterliegt allein dem US-Recht und nicht dem deutschen riegswaffenkontrollrecht bzw. Außenwirtschaftsrecht, a dieses nur auf deutschem Territorium anwendbar ist. ur Entwicklung einer neuen Waffe durch Heckler & och mit der Firma Blackwater liegen der Bundesregie- ung keine Erkenntnisse vor. Ausfuhrgenehmigungen 15230 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2008 (A) ) (B) ) wurden in diesem Zusammenhang nicht erteilt. Es be- steht nach Auffassung der Bundesregierung derzeit keine Veranlassung, die Auftragsvergabepraxis gegen- über der Firma Heckler & Koch infrage zu stellen. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Fragen der Abgeordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE) (Druck- sache 16/8113, Fragen 25 und 26): Welche konkreten Maßnahmen gedenkt die Bundesregie- rung einzuleiten, um Massenentlassungen und Standortverla- gerungen von Großunternehmen zur Renditesteigerung (siehe Nokia) künftig einen Riegel vorzuschieben? Wie steht die Bundesregierung zu einer Fristverlängerung von derzeit fünf auf sieben Jahre, was die Bindung von Sub- ventionsvergaben an den Erhalt von Arbeitsplätzen angeht? Zu Frage 25: Es ist das Ziel der Bundesregierung, die wirtschaftli- chen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass in Deutschland ansässige Unternehmen erfolgreich arbei- ten können. Wirtschaften ist dabei immer ein dynami- scher Prozess und Deutschland unterliegt – wie alle Volkswirtschaften – einem steten wirtschaftlichen Struk- turwandel. Wichtig ist, dass im Zusammenhang mit ei- nem Wegfall von Arbeitsplätzen zeitnah neue Perspekti- ven für die Menschen vor Ort geschaffen werden können. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen, da- mit im Strukturwandel auch neue Beschäftigungschan- cen erkannt und ergriffen werden. Die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Bundesregierung ist deshalb darauf ausgerichtet, die Rahmenbedingungen für Investitionen und Arbeitsplätze in Deutschland weiter zu verbessern. Beispielhaft sind zu nennen die Unternehmensteuer- reform, die deutliche Absenkung des Beitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung und die Reduzierung bürokra- tischer Lasten für Unternehmen. Deutschland hat trotz gestiegener konjunktureller Risiken allen Anlass zur Zu- versicht. Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem nun fast schon drei Jahre andauernden Wachstumspro- zess. Deutschland ist nach wie vor Exportweltmeister und profitiert damit selbst in erheblichem Maße von der Globalisierung. Derzeit entstehen in Deutschland pro Tag 1 600 neue Arbeitsplätze durch Investitionen von Unternehmen. Bei allen notwendigen Anstrengungen der Politik muss klar bleiben: Die Entscheidung über In- vestitionen von Unternehmen – einschließlich der Ent- scheidung über Einstellung oder Entlassung von Arbeit- nehmern ebenso wie über Standortschließung oder Neuerrichtung – muss in der unternehmerischen Verant- wortung bleiben. Diese Aufgabe kann in der sozialen Marktwirtschaft nicht vom Staat übernommen werden. Zu Frage 26: Der Bund wird gemeinsam mit den Ländern darüber diskutieren, ob gegebenenfalls Anpassungen bei den na- tionalen Förderregeln notwendig und sinnvoll sind. Da- bei ist aus Sicht der Bundesregierung zu beachten, dass eine Verschärfung der nationalen Förderregeln jedenfalls n e u A d A s g f I e h z E ( m C l d g M s a A d A F G t z n m u d (C (D icht dazu führen darf, dass der Standort Deutschland inseitig einen Wettbewerbsnachteil im europäischen nd weltweiten Wettbewerb erleidet. nlage 18 Antwort es Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Frage des bgeordneten Manfred Kolbe (CDU/CSU) (Druck- ache 16/8113, Frage 27): Sieht die Bundesregierung im Rahmen ihrer strukturpoliti- schen Verantwortung für Gesamtdeutschland und den weite- ren Aufbau Ost Möglichkeiten, um beispielsweise bei der beabsichtigten Verlagerung der Computerspielmesse „Games Convention“ von Leipzig/Sachsen voraussichtlich nach Köln und dem damit verbundenen Verlust der wichtigsten Messe für den einzigen großen Messestandort in den östlichen Bun- desländern und dem damit wiederum direkt wie indirekt ver- bundenen Verlust von Arbeitsplätzen in einer Region mit ho- her Arbeitslosigkeit tätig zu werden? Die Bundesregierung sieht keine Möglichkeiten, in eschäftliche Aktivitäten der Messewirtschaft einzugrei- en. Weder hat sie dazu Rechtsgrundlagen noch ist es im nteresse des Wirtschaftslebens, sich in Geschäftsfelder inzumischen, die zum marktwirtschaftlichen Gesche- en zählen. Der Wechsel von Messen und Ausstellungen wischen Messeorten ist nicht ungewöhnlich. Eine ntscheidung zur Verlegung der „Games Convention“ Erlebnismesse für interaktive Unterhaltung, Infotain- ent, Edutainment und Hardware mit GC Developers onference (GDC)) ist noch nicht gefallen. Sie wird etztendlich vom zuständigen Trägerverband BIU – Bun- esverband Interaktive Unterhaltungssoftware, Berlin, etroffen. Da die „Games Convention“ im Besitz der esse Leipzig ist, wird diese mit Sicherheit die Veran- taltung – wenn es dazu kommt – nur mit Konditionen us ihrem Portfolio entlassen. nlage 19 Antwort es Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Frage des bgeordneten Jörg Rohde (FDP) (Drucksache 16/8113, rage 28): Werden beim Bezug bzw. der Beantragung von Arbeitslo- sengeld II (ALG II), Sozialhilfe und Grundsicherung im Rah- men von Wahltarifen nach § 53 Abs. 2 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V) gezahlte Prämien sowie nach Ein- führung des Gesundheitsfonds zum 1. Januar 2009 eventuelle Prämien gemäß § 242 Abs. 2 SGB V der gesetzlichen Kran- kenkassen an ihre Mitglieder als Einkommen oder sonstige Einnahme auf die oben genannten Leistungen angerechnet, und welche Auswirkungen auf die Wahl der Krankenkasse durch Bezieher sozialer Leistungen erwartet die Bundesregie- rung infolge der getroffenen Regelung? Beide Prämien sind unterschiedlich zu behandeln. rundsätzlich gilt: Prämien nach § 242 Abs. 2 des Fünf- en Buches Sozialgesetzbuch (SGB V) werden bei Be- iehern von Arbeitslosengeld II und von Leistungen ach dem Zwölften Buch Sozialgesetzbuch als Einkom- en angerechnet. Hintergrund ist, dass es sich insoweit m Einkommen handelt, das keinem anderen Zweck ient als die Leistungen zur Sicherung des Lebensunter- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2008 15231 (A) ) (B) ) halts. Dagegen wären Prämien aufgrund von Wahltarifen nach § 53 Abs. 2 SGB V grundsätzlich nicht anzurech- nen, da sie als zweckbestimmte Einnahme einem ande- ren Zweck als die Leistungen zur Sicherung des Lebens- unterhalts dienen. Allerdings ist bei der Prämie nach § 53 Abs. 2 SGB V darauf hinzuweisen, dass der ihr zu- grunde liegende Wahltarif nicht von allen in der Frage genannten Leistungsempfängern gewählt werden kann. Im Einzelnen gilt folgendes: Den Wahltarif nach § 53 Abs. 2 SGB V können nur Personen wählen, deren Bei- träge zur Krankenversicherung nicht vollständig von Dritten getragen werden. Bei krankenversicherten Emp- fängern von Leistungen nach dem Zwölften Buch Sozial- gesetzbuch werden die Beiträge vollständig von Dritten getragen. Das Gleiche gilt für Bezieher von Arbeitslo- sengeld II, die nur aufgrund des Leistungsbezugs kran- kenversichert sind und deren Beiträge ausschließlich vom Bund getragen werden. Damit besteht eine Wahl- möglichkeit nur für Arbeitslosengeld-II-Empfänger, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind und die da- her einen Teil ihrer Krankenversicherungsbeiträge selbst tragen. Die Bundesregierung geht davon aus, dass dieje- nigen Leistungsbezieher, die Wahltarife nach § 53 Abs. 2 SGB V wählen können, dies gerade im Hinblick auf die mögliche und anrechnungsfreie Prämienzahlung tun werden. Damit wird dem Ziel der Förderung eines gesundheitsbewussten Verhaltens und Verstärkung des Wettbewerbs zwischen den Krankenkassen auch bei die- sem Personenkreis Rechnung getragen. Da die Prämien- zahlung auf 20 Prozent der vom Mitglied im Jahr getra- genen Beiträge begrenzt ist, ist der finanzielle Anreiz für die in der Fragestellung genannten Personenkreise eher gering. Die Wahl der Krankenkasse durch den Versicher- ten hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Die bishe- rigen Beitragssätze bzw. die zukünftig eventuell zu entrichtenden Zusatzbeiträge oder möglichen Prämien- zahlungen sind dabei nur ein Entscheidungskriterium von vielen. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Fragen der Abgeordneten Elke Reinke (DIE LINKE) (Druck- sache 16/8113, Fragen 29 und 30): Aus welchem Grund bekam der in Solling vorige Woche aufgefundene 58-jährige Hungertote seit Oktober 2007 kein Arbeitslosengeld mehr und musste seine Wohnung räumen? Hat die Bundesregierung Kenntnisse davon, ob die zu- ständigen Behörden Informationen darüber hatten, dass der 58-jährige erwerbslose Hungertote keine soziale Absicherung mehr hatte und seine Wohnung räumen musste, und, wenn ja, wie hat sie auf diese Fakten konkret reagiert? Zu Frage 29: Der Verstorbene hat bis zum Erschöpfen seines An- spruchs am 17. Oktober 2007 laufend Arbeitslosengeld von der Agentur für Arbeit Hannover bezogen. Dass der Verstorbene seine Wohnung räumen musste, kann die Bundesregierung nicht bestätigen. Der für die Vermei- dung von Wohnungslosigkeit in der Stadt Hannover zu- ständigen Stelle lag keine Mitteilung des zuständigen Gerichts über den Eingang einer Räumungsklage bzw. über einen bevorstehenden Räumungstermin vor. Auch a d m i r d o m n Z n A z ü s g g H B w m s A n r h ü E d n w A d d ( f A 1 w B v A d d ( (C (D us weitergehenden Recherchen ist nicht ersichtlich, ass der Verstorbene seine letzte Wohnung räumen usste. Die Bundesregierung geht daher davon aus, dass m Fall des Verstorbenen kein Zwangsräumungsverfah- en anhängig war. Einige Pressemeldungen führen aus, er Verstorbene habe seine letzte Wohnung in Hannover rdentlich gekündigt, um eine Arbeit in Köln aufzuneh- en. Die Bundesregierung kann dies weder bestätigen och dementieren. u Frage 30: Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass der Verstorbene achweislich keine Leistungen der Grundsicherung für rbeitsuchende bei der für die Umsetzung des SGB II uständigen Stelle in Hannover beantragt hat, obwohl er ber die Möglichkeiten der Beantragung von Arbeitslo- engeld II nach dem Ende des Bezuges von Arbeitslosen- eld informiert wurde. In einem persönlichen Beratungs- espräch am 3. September 2007 in der Agentur für Arbeit annover wurde dem Verstorbenen das Verfahren zur eantragung von Arbeitslosengeld II erläutert, und es urden die Kontaktdaten der zuständigen Arbeitsge- einschaft ausgehändigt. Darüber hinaus enthält die tandardisierte schriftliche Mitteilung über das Ende des nspruchs auf Arbeitslosengeld ausführliche Informatio- en zur Beantragung von Leistungen der Grundsiche- ung für Arbeitsuchende. Inwiefern die zuständigen Be- örden darüber hinaus weitergehende Informationen ber die soziale Absicherung des Verstorbenen nach dem nde seines Arbeitslosengeldbezuges hatten, ist der Bun- esregierung nicht bekannt. Zur angesprochenen Woh- ungsräumung wird auf die Antwort zu Frage 29 hinge- iesen. nlage 21 Antwort es Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Frage er Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) Drucksache 16/8113, Frage 31): Wie hoch ist der Anteil der Frauen an den momentan in Ein-Euro-Jobs tätigen Erwerbslosen? Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit be- anden sich im Oktober 2007 (endgültige Daten, ohne ngaben der zugelassenen kommunalen Träger) 09 076 Frauen in Arbeitsgelegenheiten mit Mehrauf- andsentschädigung gemäß § 16 Abs. 3 Satz 2 Zweites uch Sozialgesetzbuch. Dies entspricht einem Anteil on 41,4 Prozent. nlage 22 Antwort es Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Frage er Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) Drucksache 16/8113, Frage 32): Wie stellt die Bundesregierung sicher, dass Nichtleistungs- empfängerinnen, die aufgrund der Anrechnung des Partner- einkommens in der Bedarfsgemeinschaft keinen Anspruch auf ALG II haben und deshalb keine Adressatinnen der Eingliede- rungsleistungen des SGB II sind, arbeitsmarktpolitische För- derleistungen und Eingliederungshilfen erhalten? 15232 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2008 (A) ) (B) ) Alle arbeitslosen und arbeitsuchenden Personen haben Zugang zu den Beratungs- und Vermittlungsdienstleis- tungen der Bundesagentur für Arbeit. Auch der überwie- gende Teil der Leistungen der aktiven Arbeitsförderung ist nicht abhängig von einem Anspruch auf Arbeitslosen- geld. Arbeitslose, die wegen hohen Partnereinkommens oder Vermögens nicht hilfebedürftig sind und deshalb keine Leistungen nach dem SGB II beziehen, haben An- spruch auf Beratung und Vermittlung durch die Agenturen für Arbeit. Neben Beratungs- und Vermittlungsleistun- gen können sie bei Vorliegen der sonstigen Vorausset- zungen durch Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpoli- tik nach dem SGB III unterstützt werden und alle zu ihrer beruflichen Wiedereingliederung erforderlichen Leistungen erhalten (zum Beispiel Übernahme der Kos- ten für die berufliche Weiterbildung, wie Lehrgangsge- bühren, Fahrt- und Kinderbetreuungskosten). Die Ent- scheidung über die Teilnahme an Maßnahmen der aktiven Arbeitsförderung ist auf der Grundlage von För- derkriterien zu treffen, die sich unter anderem an der Notwendigkeit und der Erfolgsaussicht einer Maßnahme orientieren. Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Frage des Abgeordneten Klaus Ernst (DIE LINKE) (Druck- sache 16/8113, Frage 33): Wie bewertet die Bundesregierung den Umstand, dass ne- ben der Halbierung der Arbeitslosigkeit nun durch die Verfas- sungswidrigkeit der Arbeitsgemeinschaften nach dem SGB II auch ein zweites zentrales Ziel der Hartz-Reformen – die Er- bringung der Hilfe aus einer Hand – verfehlt wird? Dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 20. Dezember 2007 lag die Verfassungsbeschwerde von elf Landkreisen zugrunde. Sie hatten sich dagegen ge- wandt, dass den Kreisen und kreisfreien Städten durch das Zweite Buch Sozialgesetzbuch (SGB II) die Aufgabe zukommt, Leistungen für Heizung und Unterkunft und sozial flankierende Leistungen zu erbringen. Daneben war die Bildung von Arbeitsgemeinschaften und die Übertragung von Aufgaben durch die Kommunen auf diese Arbeitsgemeinschaften Gegenstand der Verfas- sungsbeschwerde. Die Landkreise sahen ihr Recht auf kommunale Selbstverwaltung verletzt. Das Bundesver- fassungsgericht hat in seinem Urteil entschieden, dass die Zuweisung der Leistungen für Unterkunft und Hei- zung und der flankierenden Leistungen an die Kreise und kreisfreien Städte verfassungsgemäß ist. Es hat so- mit die Verfassungsbeschwerde in ihrem zentralen Punkt zurückgewiesen und die Auffassung der Bundesregie- rung bestätigt. Bestätigt hat das BVerfG auch, dass die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe und die Zusammenführung des historisch auf Bund und Kommune aufgeteilten Sachverstandes auf dem Gebiet der Fürsorge und der Arbeitsvermittlung allgemein als sinnvoll und notwendig angesehen wird. Allerdings sind die aus Kommune und örtlicher Agentur für Arbeit ge- bildeten Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) nach § 44 b SGB II nach dem Urteil nicht mit der Verfassung verein- b u B s S D r d l A d d ( S n 6 l d A d d ( s A e d n g t d d f A e ü A d d ( (C (D ar, da sie das Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden nd die Grenzen des zulässigen Zusammenwirkens von undes- und Landesverwaltung verletzen. Nach der Ent- cheidung des Bundesverfassungsgerichts ist § 44 b GB II noch bis 31. Dezember 2010 weiter anwendbar. ie ARGEn können also weiterarbeiten. Die Bundes- egierung beabsichtigt, auf der Grundlage der Hinweise es Bundesverfassungsgerichts zügig eine Lösungsmög- ichkeit vorzustellen. nlage 24 Antwort es Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Frage es Abgeordneten Jörn Wunderlich (DIE LINKE) Drucksache 16/8113, Frage 34): Wie hoch ist der aktuelle Prozentsatz der Alleinerziehen- denhaushalte im ALG-II-/Sozialgeldbezug im Vergleich zu Paarelternfamilien? Im September 2007 gab es bei rund 3,67 Millionen GB-II-Bedarfsgemeinschaften insgesamt 1,297 Millio- en Bedarfsgemeinschaften mit Kindern. Davon waren 63 000 (51 Prozent) Bedarfsgemeinschaften von Al- einerziehenden und 1,11 Millionen (49 Prozent) Be- arfsgemeinschaften von Elternpaaren. nlage 25 Antwort es Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Fragen es Abgeordneten Jörn Wunderlich (DIE LINKE) Drucksache 16/8113, Frage 35): Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung hinsicht- lich der Inanspruchnahme und Wirksamkeit der Aufnahme der Vermittlung/Bereitstellung von Kinderbetreuung in den Leistungskatalog des SGB II zur Überwindung der Hartz-IV- Abhängigkeit von Alleinerziehenden vor? Die Fragestellung lässt sich derzeit nicht mit Ge- chäftsdaten aus dem Bereich der Grundsicherung für rbeitsuchende beantworten. Die statistische Bericht- rstattung zu Leistungen nach § 16 (2), zu denen auch ie Bereitstellung von Kinderbetreuung zählt, ist derzeit och im Aufbau begriffen. Da es sich hier um Leistun- en der kommunalen Träger handelt, kann nicht unmit- elbar auf Informationen der IT-Fachverfahren der Bun- esagentur für Arbeit zurückgegriffen werden. Aus iesem Grund kann derzeit keine Aussage dazu getrof- en werden, in welchem Umfang diese Leistungen in nspruch genommen werden und inwieweit sie dazu ge- ignet sind, die SGB-II-Hilfebedürftigkeit dauerhaft zu berwinden. nlage 26 Antwort es Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Fragen es Abgeordneten Volker Schneider (Saarbrücken) DIE LINKE) (Drucksache 16/8113, Fragen 36 und 37): Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2008 15233 (A) ) (B) ) Wie viele Personen waren seit Einführung der 400-Euro- Minijobs von der Überzahlung ihrer Altersrente, Rente wegen voller Erwerbsminderung bzw. Rente wegen Erwerbsunfähig- keit betroffen, weil sie die monatliche Hinzuverdienstgrenze um mehr als 350 Euro bzw. um mehr als 400 Euro überschrit- ten hatten (bitte aufgeschlüsselt nach Jahren und den oben ge- nannten Euro-Beträgen)? Verfügt die Deutsche Rentenversicherung Bund bei den von vielen Betroffenen als unverhältnismäßig empfundenen Rückforderungen über einen Ermessensspielraum, und, wenn ja, wie wurde hiervon Gebrauch gemacht (bitte aufgeschlüs- selt nach Jahren)? Zu Frage 36: Ich gehe davon aus, dass die Frage dahin gehend zu verstehen ist, ob die relevante Hinzuverdienstgrenze von (und nicht „um mehr als“) 350 Euro (im Jahr 2007, im Jahr 2008 wären es 355 Euro) bzw. künftig 400 Euro überschritten wurde. Tatsächlich gab es häufig Missver- ständnisse bei den Arbeitnehmern und Arbeitgebern im Hinblick auf die Frage, wie viel beispielsweise zu einer vorgezogenen Vollrente wegen Alters hinzuverdient werden darf. Zu Unrecht wurde angenommen, es könnte neben der Rente eine geringfügige Beschäftigung mit ei- nem Verdienst von bis zu 400 Euro im Monat ausgeübt werden, ohne dass dies Auswirkungen auf die Rente hat. Nach bisherigem Recht besteht in diesen Fällen aber nur noch Anspruch auf eine Teilrente. Das vom Deutschen Bundestag am 25. Januar 2008 beschlossene Siebte Ge- setz zur Änderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze sieht deshalb – rückwirkend zum 1. Januar 2008 – die Anhebung der Hinzuverdienst- grenze auf die Geringfügigkeitsgrenze von 400 Euro für vor dem 65. Lebensjahr in Anspruch genommene Voll- renten vor. Der Bundesrat hat diesem Gesetz am 15. Fe- bruar 2008 zugestimmt. Genaue statistische Angaben sind nach Auskunft der Deutschen Rentenversicherung Bund in diesem Bereich nicht verfügbar. Festgehalten ist dort, dass im Rentenbestand zum 31. Dezember 2006 rentenversicherungsweit 4 276 Fälle (1 770 Altersren- ten, 2 506 Erwerbsminderungs- und Erwerbsunfähig- keitsrenten), also rund 3 Prozent der Versichertenrenten, von einer Vollrente auf die nächstniedrigere Stufe herab- gesetzt worden sind. Ob diese Betroffenen ein Einkom- men bis 400 Euro (zum Beispiel aufgrund eines Mini- jobs) oder ein höheres Einkommen erzielt haben, ist nicht bekannt. Zu Frage 37: Nach der maßgebenden Vorschrift des § 48 des Zehn- ten Buches Sozialgesetzbuch ist die Deutsche Renten- versicherung Bund im Regelfall verpflichtet, den Rentenbewilligungsbescheid für die Vergangenheit auf- zuheben und überzahlte Beträge zurückzufordern. Aller- dings muss die Behörde ausnahmsweise in sogenannten „atypischen Fällen“ (zum Beispiel bei groben Behörden- fehlern oder wenn der Betroffene durch die rückwir- kende Korrektur nachträglich vermehrt sozialhilfebe- dürftig wird) nach pflichtgemäßem Ermessen darüber entscheiden, ob wegen der besonderen Lage des Falles ganz oder teilweise von einer rückwirkenden Aufhebung des Rentenbescheides abzusehen ist. Nach Auskunft der Deutschen Rentenversicherung Bund sind die atypischen F d A d g G e e u g B d s r b S v L v v d n „ N d B z d te u w g G b V B F f z G r g d g (C (D älle, in denen eine ausnahmsweise Ermessensentschei- ung erfolgt ist, statistisch nicht erfasst worden. nlage 27 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Fra- en der Abgeordneten Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 16/8113, Fragen 38 und 39): Welche Finanzierungsrisiken für den Betreuungsausbau sieht die Bundesregierung darin, dass von den notwendigen 12 Milliarden Euro bis 2013 erst 2 Milliarden Euro durch den Bund gesetzlich mit dem Sondervermögen fixiert sind, die Zusage über weitere circa 2 Milliarden Euro noch nicht ge- setzlich verankert ist, und vor allem, dass sich Länder und Kommunen noch nicht annähernd über die Verteilung der restlichen Finanzlast von 8 Milliarden Euro verständigt ha- ben? Plant die Bundesregierung für den Fall, dass die Gesetzes- initiative zum Ausbau der Kindertagesbetreuung scheitert, die vom Bund vorgesehene Finanzierungsbeteiligung in Höhe von rund 4 Milliarden Euro zur Finanzierung einer möglichen Kindergelderhöhung heranzuziehen? Der Ausbau der Kinderbetreuung für die Kleinsten ist ines der zentralen Vorhaben der Legislaturperiode und ntscheidend für eine bessere Vereinbarkeit von Familie nd Beruf. Mit der Erwerbstätigkeit von Eltern verrin- ert sich zugleich das Armutsrisiko von Kindern. Die undesregierung ist davon überzeugt, dass es gelingt, ie noch offenen Fragen schnell zu klären und das Ge- etzgebungsverfahren bis zum Ende des laufenden Jah- es erfolgreich abzuschließen: Die ersten Schritte sind ereits im abgelaufenen Jahr mit der Errichtung eines ondervermögens und dem Abschluss der Verwaltungs- ereinbarung über die Finanzhilfen des Bundes an die änder vollzogen worden. Jetzt können die Länder die om Bund bereitgestellten Investitionsmittel in Höhe on 2,15 Milliarden Euro abrufen und mit der Schaffung er Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren begin- en. Die weiteren rechtlichen Schritte folgen mit dem Kinderförderungsgesetz“ im Laufe des Jahres 2008. eben einer Änderung des Finanzausgleichsgesetzes für ie ab 2009 vorgesehene Beteiligung des Bundes an den etriebsausgaben über eine Umsatzsteuerneuverteilung ugunsten der Länder enthält das Kinderförderungsgesetz ie für den Ausbau notwendigen Anpassungen des Ach- n Buches des Sozialgesetzbuches (SGB VIII – Kinder- nd Jugendhilfe). Der Referentenentwurf des BMFSFJ ird zurzeit innerhalb der Bundesregierung beraten. Wir ehen fest und sicher davon aus, dass alle notwendigen esetzgebungsmaßnahmen rechtzeitig und wie geplant is Ende 2008 erfolgen werden und die vom Bund zur erfügung gestellten Finanzmittel für Investitions- und etriebskosten wie geplant abfließen. Die Frage der inanzierung der Anteile von Ländern und Kommunen ür die Ausbauperiode in Höhe von 8 Milliarden Euro ist wischen den Ländern und den Kommunen auf der rundlage der jeweils geltenden landesverfassungs- echtlichen Vorschriften zu klären. Im Hinblick auf das emeinsame Interesse von Bund, Ländern und Gemein- en an der Umsetzung der vereinbarten Ausbauziele eht die Bundesregierung davon aus, dass noch offene 15234 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2008 (A) (C) (B) ) Fragen zwischen einzelnen Ländern und Kommunen schnellstmöglich geklärt werden. Anlage 28 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Fragen der Abgeordneten Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/8113, Fragen 40 und 41): Wie hoch schätzt die Bundesregierung den zusätzlichen Finanzbedarf für den Bundeshaushalt, wenn neben dem ge- planten Betreuungsausbau das Kindergeld und die Kinderfrei- beträge angehoben sowie das Betreuungsgeld eingeführt wer- den sollten, und wie sollen diese Maßnahmen gegenfinanziert werden? Hat das von der Bundesregierung einberufene „Kompetenz- zentrum für familienbezogene Leistungen“ zum Instrument des Betreuungsgeldes eine Wirkungsanalyse erarbeitet oder zumindest eine fachliche Einschätzung vorgelegt, welche die Bundesregierung zur Entscheidungsfindung über eine gesetz- liche Verankerung des Betreuungsgeldes heranzieht, und, wenn nein, warum nicht? Über eine Erhöhung des Kinderfreibetrages und gege- benenfalls Kindergeldes entscheidet die Bundesregie- rung erst, wenn im Herbst 2008 der nächste Bericht über die Höhe des von der Einkommensteuer freizustellenden Existenzminimums (Existenzminimumbericht) vorgelegt wird. Konkrete Überlegungen der Bundesregierung zur eines Betreuungsgeldes erstellt. Dies wird die Bundesre- gierung zu gegebener Zeit veranlassen. Anlage 29 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Fra- gen des Abgeordneten Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/8113, Fragen 42 und 43): Inwiefern ist gewährleistet, dass alle abgeschlossenen Ver- träge für die Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend keine rechtlich bindenden Wirkungen über den Ablauf der aktuellen Legislaturperiode hinaus entfalten? Und, wenn nein, in welchen Fällen und mit welcher Be- gründung ist dies nicht der Fall? Es ist gewährleistet, dass alle abgeschlossenen Ver- träge für die Öffentlichkeitsarbeit keine rechtlich bin- denden Wirkungen über die Legislaturperiode hinaus entfalten. Das BMFSFJ hat im Bereich Öffentlichkeits- arbeit drei Rahmenverträge abgeschlossen (1. Öffentlich- keitsarbeit allgemein, 2. Internetkommunikation, 3. Ge- staltung Printerzeugnisse). Diese laufen wie folgt aus bzw. sind aufgrund eines Sonderkündigungsrechts inner- halb von vier Wochen kündbar: 1. Öffentlichkeitsarbeit allgemein (Auftragnehmer: Fa- milie Redlich): Laufzeit bis Dezember 2010, jedoch Umsetzung des Koalitionsbeschlusses vom 16. Mai 2007 bezüglich eines Betreuungsgeldes ab 2013 liegen nicht vor. Eine Kostenrechnung zum Betreuungsgeld kann daher auch nicht vorliegen. Aus dem gleichen Grund hat das Kompetenzzentrum für familienbezogene Leistungen auch keine Wirkungsanalyse zur Einführung 2 3 (D Sonderkündigungsrecht innerhalb von vier Wochen, . Internetkommunikation (Auftragnehmer: Init), Lauf- zeit bis Dezember 2009 und . Gestaltung Printerzeugnisse (Auftragnehmer: Kiwi), Laufzeit bis März 2009. 144. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20 Anlage 21 Anlage 22 Anlage 23 Anlage 24 Anlage 25 Anlage 26 Anlage 27 Anlage 28 Anlage 29
Gesamtes Protokol
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614400000

Die Sitzung ist eröffnet.

Ich begrüße Sie alle sehr herzlich zu unseren heutigen
Beratungen, die etwas länger dauern werden, als das an
einem Mittwoch üblicherweise der Fall ist.

Ich rufe zunächst den Tagesordnungspunkt 1 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung des InVeKoS-Daten-Gesetzes und des
Direktzahlungen-Verpflichtungengesetzes

– Drucksache 16/8147 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Haushaltsausschuss

Eine Aussprache dazu ist nicht vorgesehen. Deshalb
kommen wir gleich zur Überweisung. Interfraktionell
wird die Überweisung der Vorlage auf Drucksache 16/8147
an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse
vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Ich
sehe, das ist der Fall. Dann ist die Überweisung so be-
schlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf:

g
h
b
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w
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n

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g
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C
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z
l

Redet
Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka-
binettssitzung mitgeteilt: Gesetzentwurf zur Verbesse-
rung der Ausbildungschancen förderungsbedürftiger
junger Menschen.

Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Bericht
hat der Bundesminister für Arbeit und Soziales, Olaf
Scholz.

Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Sozia-
les:

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das
Bundeskabinett hat soeben dem Gesetzent
Fünften Gesetz zur Änderung des Dritten Buc
gesetzbuch zugestimmt. Das klingt ziemlic
tisch, dahinter verbirgt sich aber eine sehr wi

(C (D ung 20. Februar 2008 0 Uhr elegenheit. Wir wollen dafür Sorge tragen, dass underttausend Altbewerber eine Chance auf dem Ausildungsmarkt haben und dass sie eine Ausbildungstelle, die zusätzlich neu geschaffen wurde, bekommen. Worum geht es bei der Erörterung dieses Gesetzenturfs? Wir hatten im letzten Jahr eine sehr eigenartige ituation auf dem Ausbildungsmarkt. Einerseits sind war über 625 000 neue Ausbildungsverträge abgechlossen worden – das ist eine sehr gute Nachricht, war kein Rekord, aber fast. Nur 1999 sind wir seit der iedervereinigung in der Bundesrepublik Deutschland, as die Zahl der Ausbildungsverträge betrifft, besser geesen. Andererseits mussten wir aber feststellen, dass ie Zahl der Altbewerber höher war als die Zahl der euen Bewerber. Das ist für uns Anlass gewesen, uns Gedanken daüber zu machen, wie wir mit besonderen Anstrengunen dafür sorgen können, dass diese jungen Leute, die chon lange auf einen Ausbildungsplatz warten, eine hance bekommen. Gerade jetzt, wo die Konjunktur seit wei Jahren besser läuft, wo die Zahl der Arbeitsplätze unimmt und die Arbeitslosenzahl sinkt, muss es uns geingen, den jungen Leuten eine Chance zu geben. Dazu dient der Ausbildungsbonus. Er ist ein wichtiger ext Teil dieser Regelung. Er richtet sich an diejenigen, die schon lange auf einen Ausbildungsplatz warten und keinen Schulabschluss, einen Sonderschulabschluss, einen Hauptschulabschluss oder einen schlechten Realschulabschluss haben. Die Betriebe, die ihnen einen Ausbildungsplatz zur Verfügung stellen, haben einen Rechtsanspruch auf diesen Bonus. Bei Jugendlichen, die einen besseren Abschluss haben, aber schon länger auf einen Ausbildungsplatz warten, kann dieser Bonus auch gewährt werden. In dem Fall wollen wir ihn allerdings als Ermessensleistung ausgestalten, um Mitnahmeeffekte auszuschließen. Ich glaube, das ist ein gutes Beratungsergebnis. ie jungen Leute, die eine solche Qualifien, erhalten eine Chance. Warum haben ht? Ein kurzer Hinweis: Jedes Jahr im wir nicht nur aus den Illustrierten, sonwurf zum hes Sozialh bürokrachtige An Wichtig ist: D kation mitbring wir das gemac Herbst erfahren Bundesminister Olaf Scholz dern auch aus den Berichten der Menschen in unseren Wahlkreisen, dass es ganze Hauptschulklassen gibt, in denen niemand einen Ausbildungsplatz gefunden hat. Dabei wäre es wichtig, dass gerade diese Jugendlichen eine Chance auf einen dualen Ausbildungsplatz bekommen. Deshalb richtet sich der Ausbildungsplatzbonus zielgenau an diese Jugendlichen und an Realschüler mit einem schlechten Abschluss, die es auf dem Ausbildungsmarkt ebenfalls schwer haben. Wir sagen: Sie wollen wir mit einem Bonus unterstützen. Dass es sich um Altbewerber handeln muss, habe ich schon gesagt. Es müssen aber auch zusätzliche Ausbildungsplätze sein. Das ist wichtig, weil das Mitnahmeeffekte vermeidet. Ob es sich um zusätzliche Ausbildungsplätze handelt, kann man relativ unbürokratisch feststellen. Wir wollen das folgendermaßen machen: Die Kammern sollen bescheinigen, dass dieser Ausbildungsplatz in den letzten drei Jahren nicht vorhanden war. So kann man sicherstellen, dass es sich um neue Ausbildungsplätze für diejenigen handelt, die lange suchen und die es aufgrund ihrer Qualifikation besonders schwer haben. Wenn es uns gelingt, zusätzlich hunderttausend junge Leute auf diese Weise in eine duale Berufsausbildung zu bringen, dann haben wir etwas geschafft, das diesen jungen Leuten nicht nur jetzt hilft, sondern ein ganzes Berufsleben lang. Deshalb, glaube ich, ist es diese Anstrengung wert. Ich bin sehr froh, dass wir das zustande gebracht haben. Wir haben das Ganze mit der Möglichkeit von Berufseinstiegsbegleitern kombiniert, die wir zunächst an Tausend Schulen in Deutschland ausprobieren wollen. Da greifen wir etwas auf, das ehrenamtlich schon ganz gut funktioniert und weiter so funktionieren soll. Wir wollen das Konzept um bei Trägern angesiedelte hauptamtliche Berufseinstiegsbegleiter ergänzen, die die jungen Leute, die Schwierigkeiten haben könnten, schon in der Schule identifizieren und dafür sorgen, dass sie in einem zweiten Schritt bis in die duale Berufsausbildung hinein begleitet werden. Ziel ist, dass diese jungen Leute es schaffen; dass sie durchhalten. Wir alle wissen: Es gibt viele, die kommen gar nicht an, die halten nicht durch, die schaffen es nicht einmal durch die Probezeit. Für diese Fälle ist es gut, dass wir das miteinander zustande gebracht haben. Es geht also um zwei große Projekte: den Ausbildungsbonus und die Berufseinstiegsbegleiter. Zum Bonus ein Letztes: Wir haben ihn plakativ gestaltet. Man könnte bürokratisch sein und monatlich abrechnen. Aber weil jeder Betrieb, jeder Unternehmer, der hier mitmacht, verstehen soll, wie die Leistung gemeint ist, haben wir gesagt: Orientiert an der Höhe der Ausbildungsvergütung sollen es 4 000, 5 000 oder 6 000 Euro sein. Deshalb hoffen wir, dass viele mitmachen. Die jungen Leute haben es verdient. Wir sollten uns alle Mühe geben. Schönen Dank. b Z g n s K l m g d r d l a J r h m h b d c z g h d s W s g d U g d r B ü E A D g m m a p A (C (D Wir kommen nun zu den Fragen zu diesem Themen ereich. Als Erste hat das Wort die Kollegin Hirsch. Besten Dank. – Ich habe zuerst eine Nachfrage zur ielgruppe, die mir zu unklar gefasst und zu wenig eineschränkt ist. Es gibt die Kritik, dass sogar die Unterehmen, die Realschüler mit einem guten Abschluss eintellen, Förderung erhalten können. Es gibt zudem die ritik, dass die verschiedenen Kriterien, die Sie aufstel en, eine Entweder-oder-Fassung darstellen. Hier setzt eine Nachfrage an, warum das nicht einfach konkreter efasst wird, um eine sehr breite und unspezifische Förerung zu verhindern. In diesem Zusammenhang würde mich zugleich inteessieren: Wie soll das Kriterium „sozial benachteiligt“ efiniert werden? Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Soziaes: Schönen Dank für beide Fragen. Die zweite Frage bentwortet die erste. Das Kriterium „sozial benachteiligte ugendliche“ haben wir bei Berufsausbildungsfördeungsmaßnahmen schon immer – auch in der Vergangeneit – angewandt. Das führt dazu, dass praktisch nieand identifizieren kann, um wen es sich eigentlich andelt, außer natürlich diejenigen, die das als Sachbeareiter zu begleiten haben. Die Unternehmen können mit iesem Kriterium nichts anfangen. Darum haben wir gesagt: Wir wollen jetzt nicht klekern, sondern klotzen. Selbstverständlich sollen die soial benachteiligten Jugendlichen, diejenigen, die es aufrund verschiedenster Vermittlungshemmnisse schwer aben, besonders gefördert werden. Bezogen auf alle aneren sagen wir: Sie sollen dann gefördert werden, wenn ie schon lange nach einem Ausbildungsplatz suchen. ir haben die Förderung auch am Kriterium Hauptchulabschluss oder schlechter Realschulabschluss festemacht, und zwar als eine Pflichtleistung. Die Pflichtleistung ist für das Konzept des Ausbilungsplatzbonus ganz wichtig. Denn der Meister, der nternehmer, der Betrieb muss in der Lage sein, zu saen: Ich bekomme den Bonus, und deshalb mache ich as. Wenn er sich auf ein langes bürokratisches Verfahen einlassen muss, bei dem er nicht weiß, ob ihm der onus wirklich zusteht, dann muss er es sich genau berlegen: Wie wird es wohl sein? Gibt es einen Antrag? s darf nicht sein, dass ihm am Ende, kurz bevor der usbildungsvertrag unterschrieben wird, gesagt wird: as klappt nicht. Darum sind wir weitergegangen. Wir sind von dieser roßen Zielgruppe ausgegangen, weil wir feststellen üssen, dass viele Voraussetzungen nicht mehr stimen. Sie können jungen Leuten mit einem Hauptschul bschluss nicht erklären, warum sie den Ausbildungslatz, den ihre Eltern vor 20 Jahren mit diesem bschluss bekommen haben, heute nicht mehr bekom Bundesminister Olaf Scholz men. Die Situation ist viel schwieriger geworden. Darum haben wir an diesem Kriterium angesetzt und sind etwas großzügiger. Bezüglich der Mitnahmeeffekte haben wir in der Beratung eine Veränderung gegenüber den ursprünglichen Ideen zustande gebracht. Wir haben gesagt: Die Zielgruppe sind hauptsächlich Hauptschüler und Realschüler mit schlechten Abschlussnoten in Deutsch oder Mathe. Die anderen bekommen den Bonus als Ermessensleistung. Das ermöglicht eine Steuerung, die Mitnahmeeffekte ausschließt. Die nächste Frage hat Kollege Schneider. – Bitte. Herr Minister, Sie haben die Berufseinstiegsbegleiter angesprochen. Ich möchte vorwegschicken: Ich finde es bemerkenswert, dass man auch hier festgestellt hat, dass das ehrenamtliche Engagement, nämlich der Einsatz der Ausbildungspaten, auf einer professionellen Ebene weitergeführt werden muss. Das ändert nichts an der Tatsache, dass auch das ehrenamtliche Engagement weiter bestehen bleiben muss. Auf diese beiden Punkte beziehen sich meine Fragen. Erstens. In der Qualifizierungsoffensive steht nur sehr allgemein, man werde den weiteren Einsatz der Ausbildungspaten prüfen. Wie darf ich das verstehen? Wird dieses Projekt fortgeführt? Was haben die Ausbildungspaten an diesem Punkt zu erwarten? Zweitens. Von welchen Qualifikationen gehen Sie bei den Berufseinstiegsbegleitern aus? Wo wird dies konkretisiert? Sind das Personen aus der Jugendhilfe? Was habe ich mir hier vorzustellen? Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Soziales: Beide Fragen lassen sich leicht beantworten. Zunächst einmal sollen die ehrenamtlichen Strukturen, die es gibt, weiterbestehen und am besten ausgebaut werden. Was gibt es Besseres als viele engagierte Fachleute aus den Betrieben, die sich als Paten ehrenamtlich um die jungen Leute kümmern, sodass diese den Weg von der Schule in den Beruf finden? Wir wissen, dass das gerade in den großen Städten notwendig ist, weil die Erfahrungen, die aus der Schule mitgenommen werden, oft nicht ausreichen, um sich in der Realität eines Betriebsalltages zurechtzufinden. Deshalb helfen hier die Fachleute. Dass wir „prüfen“ geschrieben haben, bedeutet, dass wir die Möglichkeiten, die bisher existieren, weiter fördern wollen. Dadurch, dass wir eine professionelle Struktur schaffen, wollen wir die ehrenamtlichen Mitarbeiter nicht verdrängen, sondern all unsere Möglichkeiten einsetzen. Jetzt aber geht es um die Schaffung der gesetzlichen Grundlage dafür, dass wir befristet den Versuch starten, an Tausend Schulen solche Berufseinstiegsbegleiter zu etablieren. Wir stellen uns hier den Einsatz von Trägern vor, die sich in diesem Bereich auskennen, Personen mit guter Berufserfahrung, also mit Erfahrung aus dem Leben in den Betrieben, Menschen, die den Jungen und Mädchen sagen können, wo es langgeht. w w w g d v r f d n s s w t i t d w t d b k h l f i d e d a o d d H S b n b r e s s c g u g t (C (D Dieses wichtige Ziel müssen wir erreichen. Aber wir erden das nicht im Detail vorschreiben, sondern wir ollen etwas ausprobieren, das funktionieren soll. Es ird vor Ort sicherlich ganz unterschiedliche Praktiken eben, die aber alle hilfreich sind. Nächster Fragesteller ist der Herr Kollege Meinhardt. Sehr geehrter Herr Minister, Sie haben mit den Verän erungen im Gesetzentwurf ein Stück weit auf die Kritik on DGB, BDA und den Fraktionen des Hohen Hauses eagiert. Ich habe aber trotzdem folgende Ergänzungsragen. Habe ich es richtig verstanden, dass die Zielgruppe er Altbewerber in diesem Programm von Ihnen so defiiert wird, dass dies diejenigen sind, die keinen Schulabchluss oder einen Sonderschulabschluss, einen Hauptchulabschluss oder einen Realschulabschluss, egal mit elcher Abschlussnote, haben, wobei Deutsch oder Ma he mit der Note Vier abgeschlossen wurde? Die Frage st hier, ob die Fokussierung auf die beiden Fächer Mahematik oder Deutsch tatsächlich die Gesamtleistung er Zielgruppe mit einem mittleren Bildungsabschluss iderspiegelt. Meine zweite Frage schließt sich daran an: Ist es richig, dass Sie die letztendliche Ermessensfrage, wer in iesem Zusammenhang als Altbewerber zählt, den Areitsagenturen vor Ort einräumen wollen und damit die lare Fokussierung, was Altbewerber sind, aufgehoben aben? Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Soziaes: Wir haben zunächst einmal gefragt: Wen wollen wir ördern? Wir haben diese Gruppe breiter gefasst, als das n der Vergangenheit der Fall war. Das sind allemal auch ie sozial Benachteiligten. Es handelt sich hier aber um in sehr spezifisches Arbeitsmarktförderungskriterium, as sich im Alltagsgebrauch nicht konkret in der Weise nwenden lässt, dass man sagen kann: „Sie sind das“ der „Du bist das“. Das geht nicht. Wir haben daher entschieden, dass wir von den Bilungsabschlüssen ausgehen. Die Realität ist nämlich, ass nur eine geringe Zahl von jungen Leuten mit einem auptschulabschluss unmittelbar im Anschluss an ihren chulabschluss einen ungeförderten Ausbildungsplatz ekommt. Darum müssen wir diese jetzt in den Blick ehmen. Wir tun etwas, um ihnen einen „Schubs“ zu geen und die Betriebe zu überzeugen. Damit diese Fördeung wirklich diejenigen erreicht, die sie benötigen, gibt s das Kriterium, dass diese schon länger suchen müsen, nämlich mindestens ein Jahr. Außerdem muss es ich in dem entsprechenden Betrieb um einen zusätzlihen Ausbildungsplatz handeln, den es vorher nicht geeben hat. Dies muss man prüfen. Wir haben versucht, das so nbürokratisch wie möglich zu machen. Jemand hat voreschlagen, einfach dem Wort des Betriebes zu verrauen. Das ist vielleicht doch ein bisschen wenig. Aber Bundesminister Olaf Scholz auch das prüfen wir im Gesetzgebungsverfahren noch einmal. Vielleicht ist es besser, zu sagen: Wir lassen uns das von den Kammern bescheinigen. Darauf werden wir uns dann verlassen und Stichproben durchführen, um zu überprüfen, ob das gut funktioniert. Das ist in den nächsten drei Jahren ein Versuch. Diese drei Jahre sind sehr wichtig. Denn gegenwärtig ist die Situation in der Wirtschaft gut, und die Zahl der Altbewerber, die diese Kriterien erfüllen, ist hoch. Diese Chance wollen wir nutzen, um dafür zu sorgen, dass auch diese jungen Leute endlich einen Ausbildungsplatz bekommen. Nun hat das Wort die Kollegin Dr. Enkelmann. Herr Minister, von der IG Metall ist die Sorge geäu ßert worden, dass der Ausbildungsplatzbonus auch dann gezahlt werden soll, wenn es im Jahr 2008 verglichen mit 2007 zu einem Rückgang der Zahl der Ausbildungsplätze kommt. Trifft diese Information zu? Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Soziales: Auch ich habe diese Pressemitteilung gelesen. Ich habe sie aber nicht verstanden. Wir stellen eine Berechnung über drei Jahre an. Das ist besonders gut, um im Hinblick auf das Vorjahr Willkür auszuschließen. (Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Damit beantwortet sich die Frage von selbst!)





(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614400100
Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614400200




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614400300
Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614400400
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614400500
Patrick Meinhardt (FDP):
Rede ID: ID1614400600




(A) )


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Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614400700
Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614400800

Klugen Vorschlägen, wie Missbrauch vermieden werden
kann, stehen wir ganz offen gegenüber.

In unserem Gesetzesentwurf ist folgende Regelung
vorgesehen: Wenn man erkennen kann, dass mit Blick
auf die Förderung an der Zahl der Auszubildenden „ge-
arbeitet“ wurde, dann kann sie verweigert werden. Hier
haben wir also eine Handhabe gegen Missbrauch.

Andererseits sage ich ausdrücklich: Wir dürfen uns
jetzt nicht die ganze Zeit vertieft mit den Missbrauchs-
fällen beschäftigen. Denn dann könnte es passieren, dass
wir eine Regelung treffen, die niemand mehr anwenden
kann. Das ist zwar eine beliebte Gesetzestechnik, wie ich
als Abgeordneter selbstkritisch sagen muss;


(Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP)

eigentlich geht es aber darum, ein Problem zu lösen. Das
Problem ist, dass die jungen Leute darauf warten, einen
Ausbildungsplatz zu bekommen, um einen Einstieg ins
Berufsleben zu schaffen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614400900

Nächster Fragesteller ist der Herr Kollege Dr. Seifert.


Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614401000

Herr Minister, das, was Sie vortragen, klingt durchaus

beeindruckend. Wenn Sie das tatsächlich schaffen, dann
haben Sie mich bzw. uns mit Sicherheit auf Ihrer Seite.

Ich möchte eine Nachfrage zum Adressatenkreis stel-
len. Sie sprachen von einem Hauptschulabschluss und
von einem schlechten Realschulabschluss. Jeder, der es

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(C (D issen möchte, weiß, dass es unterhalb des sogenannten egliederten Schulsystems noch sieben Sonderschulforen gibt, und zwar für Menschen mit Behinderungen nd den verschiedensten anderen Schwierigkeiten. Solen auch diese Menschen auf dem normalen dualen Ausildungsmarkt eine Chance bekommen, und, wenn ja, ie sieht es mit weiteren Hilfen, die durchaus nötig sind, us, zum Beispiel bei der Arbeitsassistenz, der Arbeitslatzumgestaltung und dergleichen? Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Soziaes: Zunächst einmal sind alle gemeint, diejenigen mit chlechten Schulabschlüssen natürlich auf alle Fälle. Es st gut, dass Sie diese Nachfrage stellen; denn das gibt ir die Möglichkeit, das klarzustellen. Im Gesetzentwurf wurde extra formuliert: Um einen echtsanspruch zu bekommen, braucht man einen Sonerschulabschluss, einen Hauptschulabschluss oder eien schlechten Realschulabschluss. Und natürlich gilt er ür diejenigen, die keinen Schulabschluss haben. Bei enjenigen, die bessere Schulabschlüsse haben, aber chon lange warten, weil sie erfolglos waren, beginnt die rmessensleistung. Das ist das Instrument, mit dem wir issbrauch verhindern wollen. Außerdem haben wir ine besondere Förderung vorgesehen, wenn auch eine ehinderung vorliegt. Wir werden versuchen, sicherzustellen, dass kein achverhalt doppelt gefördert wird. Das kann man, wie ch glaube, einigermaßen gut organisieren. Die Fördeungen müssen zueinander passen. Davon abgesehen ird es auch die Möglichkeit geben, dass die notwenige Unterstützung, zum Beispiel im Hinblick auf die ssistenz, sichergestellt wird. Zur nächsten Frage Frau Kollegin Mast. Herr Minister, inwiefern ist die Berufseinstiegsförde ung, also die Förderung des Übergangs von Schule in usbildung, eine Aufgabe der Zahlerinnen und Zahler es Beitrags zur Arbeitslosenversicherung? Das ist der rste Teil meiner Frage. Der zweite Teil meiner Frage ist: Wo ist das Ende der ubventionierung der betrieblichen Ausbildung? Mit em Bonus für Ausbildung starten wir. Wo aber ist die erantwortung der Unternehmen? Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Soziaes: Ich fange mit der Antwort auf Ihre zweite Frage an; enn diese Frage ist sehr wichtig. Deutschland verfügt ber ein weltweit zu Recht gelobtes Ausbildungssystem. ie duale Berufsausbildung beruht darauf, dass unzäh ige Unternehmen – es handelt sich um einige Hundertausend Unternehmen – sagen: Wir bilden aus. Es sollte edes Jahr so sein, dass sich viele Unternehmer entscheien, in dem Maße auszubilden, dass alle jungen Leute, ie nach der Schule einen Ausbildungsplatz suchen, un Bundesminister Olaf Scholz terkommen, und zwar unabhängig von der konjunkturellen Situation und der Größe des jeweiligen Altersjahrgangs. An den Zahlen erkennen wir aber, dass das nicht abschließend funktioniert. Hier sind also noch zusätzliche Anstrengungen notwendig. Ich bin sehr froh über die Leistungen, die wir mit dem Ausbildungspakt erzielt haben, und danke für das große Engagement der Wirtschaft, der Kammern und all der anderen, die sich sehr bemüht haben und das auch weiter tun. Es reicht aber nicht, und weil es nicht reicht, muss man jetzt etwas tun. Darum haben wir gesagt, dass wir jetzt beginnen müssen. Deshalb legen wir ein auf drei Jahre befristetes Programm auf. Wir haben heute eine große Zahl arbeitsloser Jugendlicher, und wir müssen jetzt dafür sorgen, dass sie eine Chance haben. Es wäre natürlich schrecklich, wenn irgendwann Arbeitskräftenot herrschen und man erst dann damit beginnen würde, Arbeitslose im Alter von Mitte 20 auszubilden, die man schon vor zehn Jahren hätte ausbilden müssen. Wir versuchen jetzt, diese Aufgabe zu erfüllen. Weil wir in gewisser Weise verzweifelt darüber sind, dass es trotz der gestiegenen Zahl nicht genügend Ausbildungsplätze gibt, legen wir noch einmal nach und wagen mit dieser Förderung den Versuch. Sie fragen, warum das eine Aufgabe der Arbeitsagentur ist. Das ist für mich ganz klar: All denjenigen, die wir jetzt nicht gut ausgebildet auf ihr Berufsleben vorbereiten, werden wir immer wieder als Kunden der Arbeitsagentur begegnen. Auch hinsichtlich der Kassenlage der Arbeitsagentur ist es deshalb eine erstklassige Investition, wenn wir rechtzeitig an der Qualifizierung der jungen Leute arbeiten. Nächster Fragesteller ist der Kollege Schummer. Herr Minister, mit dem Ausbildungsbonus folgen Sie auch dem Grundsatz: So viel betriebliche Ausbildung wie möglich, so viele außerbetriebliche Maßnahmen wie unbedingt nötig. – Durch die betriebliche Komponente bei den Einstiegsqualifizierungen funktioniert der Übergang in eine klassische, direkte Ausbildung sehr gut. In zwölf Bundesländern gibt es schon Ausbildungsbonussysteme, beispielsweise auch in den FDP-regierten Ländern Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Soziales: Gibt es ein FDP-regiertes Land? Ich meinte die von der FDP mitregierten Länder. – Um bei der Erfüllung des einheitlichen Kriteriums, dass zusätzlich ausgebildet werden muss, Bürokratiekosten zu vermeiden, wäre es sinnvoll, mit den jeweiligen Bundesländern, die auch solche Bonussysteme haben, eine A s l h d D w s A e d d w a A F s V m d d I e o g – d s g P d a B g S d j p h s t d b c (C (D bsprache zu treffen. Ist das vorgesehen bzw. bereits gechehen? Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Soziaes: Wir haben bedacht, was es in den Ländern gibt. Desalb gibt es in dem Gesetzentwurf auch die Regelung, ass das Gleiche nicht zweimal gefördert werden kann. as können wir gesetzgeberisch vorsehen. Jetzt beginnt der Gesetzgebungsprozess. Damit haben ir deshalb so früh begonnen, weil wir rechtzeitig fertig ein wollen, damit diese Förderung für die kommende usbildungssaison zur Verfügung steht. In dem Gesetz ntwurf ist ja vorgesehen, dass der Bonus für Ausbilungsverträge gezahlt werden kann, die nach dem 1. Juli ieses Jahres abgeschlossen werden. Deshalb müssen ir uns beeilen. Die Bundesregierung wird den Gesetzentwurf jetzt lso vorlegen. Der Bundesrat wird daran beteiligt sein. ll diese Fragen werden erörtert werden. Auf viele der ragen, die jetzt schon gestellt worden sind und noch getellt werden, will ich im Übrigen sagen: Im weiteren erfahren werden wir natürlich ganz präzise schauen üssen, dass wir eine Punktlandung schaffen und dann er eine oder andere gute Vorschlag mit eingebaut weren kann. Es ist jeder willkommen, der eine intelligente dee hat. Wir müssen unser Vorhaben so gestalten, dass s funktioniert und wir das Problem lösen, das ja ganz ffensichtlich vorhanden ist. Von selber ist es eben nicht ut gegangen. Nun hat der Kollege Rohde das Wort. (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich glaube es nicht!)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614401100
Katja Mast (SPD):
Rede ID: ID1614401200




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614401300
Uwe Schummer (CDU):
Rede ID: ID1614401400
Uwe Schummer (CDU):
Rede ID: ID1614401500
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614401600

Meine Kollegin, es geht wirklich nach der Reihenfolge
er Meldungen. – Herr Kollege Rohde, bitte sehr.


Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1614401700

Ja, auch ich habe geduldig gewartet. Danke, Frau Prä-

identin. – Herr Minister, es ist eine sehr knifflige Auf-
abe. Wir sind uns in der Bewertung einig, dass diese
roblemgruppe, die Sie jetzt beschreiben – Jugendliche,
ie einen Hauptschulabschluss haben und schon länger
uf eine Ausbildungsstelle warten –, einer besonderen
etreuung bedarf. Das Problem ist natürlich, das so ziel-
erichtet zu tun, dass man den Punkt trifft.

Eine Frage ist daher: Welche Auswirkungen erwarten
ie zum Beispiel für die Jugendlichen, die nicht unter
ie Förderung fallen und ohne das Förderprojekt, das Sie
etzt anschieben, eine Chance auf einen Ausbildungs-
latz hätten, ihn aufgrund der Förderung aber nicht er-
alten, weil jemand anderer vorgezogen wird, weshalb
ie allein aufgrund dieser Tatsache ein Jahr länger war-
en müssen? Im nächsten Jahr werden sie im Rahmen
ieses Förderprojektes dann vielleicht selber anspruchs-
erechtigt sein. Das wäre für den betroffenen Jugendli-
hen natürlich eher eine nicht so glückliche Aussicht.






(A) )



(B) )


Jörg Rohde
Es stellt sich natürlich auch die Frage, ob dann, wenn
sich, aus welchen Gründen auch immer, nur Unterneh-
men aus einer ganz bestimmten Branche meldeten, die
sich vorstellen können, über Bedarf auszubilden – zur
Erläuterung: es gab beispielsweise bisher 50 durch die
Kammer bestätigte Ausbildungsplätze, nun werden
75 angeboten –, 25 zusätzliche Ausbildungsplätze in die-
sen Unternehmen gefördert werden und was passieren
wird, wenn die Jugendlichen nach zwei Jahren mit der
Ausbildung fertig sein werden, ihre Ausbildung definitiv
über Bedarf war und sie dann eine Ausbildung haben,
die sie nicht in einen Job führt. Auch solche Fragen muss
man berücksichtigen. Wie denkt die Bundesregierung
darüber?

Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Sozia-
les:

Zunächst einmal denken wir, dass wir ein Problem
haben: zu wenige Ausbildungsplätze für die jungen
Leute. Dieses Problem kann man auch so beschreiben:
Es ist ganz schlecht, nicht mit einer Ausbildung zu be-
ginnen. Es wird durchaus vorkommen, dass der eine
oder andere eine Ausbildung macht, die nachher für
seine Berufstätigkeit zwar als Ausbildung zählt, nicht
aber das, was er konkret gelernt hat. Aber auch dies ist
wichtig; denn wir sehen ja, wie schwierig es für viele
Leute ist, unterzukommen. Ich verbinde dies mit dem
Hinweis, dass die Auszubildenden früher 14, 15 oder
16 Jahre alt waren. Viele Leute, die selbst so angefangen
hatten, haben dies vergessen und stellen sich heute unter
einem Auszubildenden einen 18-jährigen Abiturienten
vor. Das hat sich in Deutschland nicht vernünftig entwi-
ckelt. Deshalb müssen wir etwas tun, damit sich die Zahl
der Ausbildungsverträge noch einmal vergrößert. Wir
hoffen, dass dadurch viele Leute eine bessere Berufsper-
spektive bekommen. Planen und steuern können wir dies
nicht. Es wird der FDP sicherlich gefallen, dass wir das
nicht wollen. Vielmehr wollen wir anregen, dass es viele
Ausbildungsverträge gibt.

Müssen wir befürchten, dass jetzt darauf geachtet
wird, wie man möglichst viele Benachteiligte in den Be-
trieb bekommt, während diejenigen, die eigentlich ein-
gestellt würden, nicht eingestellt werden? Meine These
ist: Nein. Ob sich meine These erhärten wird, werden
wir durch Begleitforschung ermitteln. Allerdings
komme ich in vielen Betrieben herum und spreche mit
vielen, die ausbilden. Gerade unter den sehr engagierten
Ausbildungsbetrieben gibt es viele, die überhaupt nie-
manden nehmen, der länger gewartet hat: Sie nehmen
die Leute direkt von der Schule mit einem sehr guten
Hauptschulabschluss, mit Realschulabschluss oder Abi-
tur und sind den anderen gegenüber skeptisch. Wir ver-
suchen jetzt – nichts ist ideal; besser wäre es, wir hätten
damit gar nichts zu tun –, die Ausbildungsbetriebe, die
schon engagiert sind, dazu zu überreden, noch einen
Auszubildenden oder eine Auszubildende zusätzlich zu
nehmen, damit wir insgesamt genug Plätze für die jun-
gen Leute bekommen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614401800

Nun hat die Kollegin Sager das Wort.

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(C (D Herr Minister, wie beurteilen Sie das Argument, dass er Ausbildungsbonus zwar vielleicht einen Anreiz für en Betrieb schafft, über seinen Schatten zu springen, ber nichts im Hinblick auf die Ausbildungsreife der ungen Leute bewirkt? Was will die Bundesregierung ber das hinaus tun, was bisher im nationalen Pakt für usbildung vorgesehen ist, um effektiver dazu beizutraen, dass die Ausbildungsreife der jungen Altbewerber erbessert werden kann? Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Soziaes: Das halte ich für eine sehr gute Frage, weil sie zu dem roblem führt, das wir haben. Die erste Antwort ist: Wir üssen im Rahmen des Ausbildungspakts neue Anstren ungen organisieren, damit sich alle in der Wirtschaft die vielen Hunderttausend Unternehmerinnen und Un ernehmer, über die ich schon gesprochen hatte – noch inmal ins Zeug legen und anstrengen. Wir ermutigen uch die Betriebe, die früher einmal ausgebildet haben nd vor zehn oder fünf Jahren damit aufgehört haben, och einmal neu damit zu beginnen. Diese gemeinsame nstrengung brauchen wir; hier darf niemand nachlas en. Die zweite Antwort: Wir stoßen dies an und versuhen, wie Sie schon gesagt haben, ergänzend anzuregen, ass Betriebe noch etwas oben drauf packen. Die dritte Antwort: Über die Ausbildungsreife der ungen Leute können wir als Bundesregierung natürlich icht verfügen, auch nicht der Bundesarbeitsminister. ber es ist etwas, über das wir reden müssen. Natürlich üssen die Länder in ihrer Verantwortung dafür sorgen, ass es eine gute Ausbildung in den Schulen gibt. Wenn s uns zum Beispiel gelänge, dass nicht mehr wie heute 0 Prozent der jungen Leute die Schule ohne Abschluss erlassen, wäre unsere Situation sehr viel besser. Sie äre auch dann besser, wenn diejenigen, die einen chulabschluss haben, das, was sie an Qualifikation beötigen, um im Berufsleben mitzukommen, ebenfalls in er Schule vermittelt bekommen hätten. Dafür ist es ringend erforderlich, dass wir mit einem Ausbau von inderbetreuungsmöglichkeiten und Ganztagsschulen rüher ansetzen. Aus der Sicht eines Arbeitsministers nd auch der Wirtschaft kann man erwarten, dass dies ales zustande gebracht wird. Umgekehrt bringe ich es aber nicht übers Herz, die lage über die fehlende Ausbildungsreife – sie hat etwas atalistisches nach dem Motto „So ist es nun einmal“ – infach hinzunehmen. Wir müssen auch den jungen Leuen eine Chance bieten, von denen ein Unternehmer sagt, ass er eigentlich lieber jemand anders einstellen würde, enn er jemanden fände. Das müssen wir jetzt zustande ringen. Denn wenn wir es schaffen, dass sich die Schulolitik, die Kindergartenpolitik und die Krippenpolitik n den Ländern so verbessern, wie wir es uns wünschen, ann werden wir in 15 Jahren gute Ergebnisse erzielen. azwischen liegen aber 15 Jahre, in denen wir dafür soren müssen, dass diejenigen, die die Schule bereits verassen haben oder demnächst verlassen werden, auch Bundesminister Olaf Scholz eine Chance bekommen. Das versuchen wir unter anderem mit diesem Projekt und vielen anderen Maßnahmen. Nächste Fragestellerin ist die Kollegin Brigitte Pothmer. Herr Minister, Sie haben mehrfach betont, dass es Ih nen darum geht, zusätzliche Ausbildungsplätze zu fördern. Sind Sie bereit, den Vorschlag der IG Metall aufzunehmen, das Förderkriterium nicht daran zu koppeln, dass mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt werden als im Durchschnitt der letzten drei Jahre, sondern daran, dass es mehr sind als in jedem der letzten drei Jahre? Denn sonst würden – das besagen die detaillierten Berechnungen der IG Metall – auch Betriebe gefördert, die im Vergleich zu 2007 im Jahr 2008 weniger oder nur die gleiche Zahl von Ausbildungsplätzen zur Verfügung stellen. Das hängt damit zusammen, dass im Jahr 2005, das in die Durchschnittsberechnung mit einbezogen wird, sehr wenige Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt worden sind. Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Soziales: Wir werden alle Verbesserungsvorschläge in den vor uns liegenden Gesetzesberatungen prüfen. Ich bitte Sie alle, das zu tun. Denn wir wollen sicherstellen, dass zusätzliche Ausbildungsstellen geschaffen werden. Wenn man ein Problem erkannt hat, dann reicht es nicht aus, sozusagen jeden Tag ein neues Flugblatt mit der Aufschrift „Es gibt ein Problem“ zu verfassen; vielmehr muss man in der Sache eine vernünftige Lösung im Detail erarbeiten. Ich bin etwas skeptisch, was das von Ihnen genannte Konzept betrifft, aber ich will nicht verbauen, dass die Kreativität des ganzen Hauses zur Präzisierung unserer Lösung beiträgt, damit unser Geld nur für zusätzliche Ausbildungsplätze ausgegeben wird, die sonst nicht entstehen würden. Sollte es zu Mitnahmeeffekten kommen, würde ich sie in geringem Umfang hinnehmen, wenn dadurch vermieden würde, dass die Regelung so bürokratisch wird, dass kein einziger zusätzlicher Ausbildungsplatz entsteht, weil jeder sofort vor Schreck aufgeben würde, wenn er ein dreibändiges Manual über die Ausführungsbestimmungen sieht. Wenn wir einen vernünftigen Weg finden und unsere vereinte Intelligenz das zustande bringt, dann wäre das großartig. Nächster Fragesteller ist der Kollege Brase. Herr Minister, wenn wir zusätzliche Ausbildungs plätze schaffen wollen, dann stellt sich für mich erstens die Frage, ob wir auch die Verbundausbildung mit einbeziehen und ob nicht auch in dem einen oder anderen Fall einzelne Anteile der außerbetrieblichen Ausbildung mit e le p L M d r c s E d I I A f l b b n l d e l k d m c t z g g b g r n A r z A a r n a – n (C (D inbezogen werden können. Denn dann würden wir vielicht Unternehmen motivieren, zusätzliche Ausbildungslätze zu schaffen, und damit möglicherweise jungen eute eine zusätzliche Chance bieten. Damit komme ich zum zweiten Teil meiner Frage. an kann sehr gut und intensiv über Ausbildungsreife iskutieren. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehen, dass immer dann festgestellt wird, dass die Jugendlihen en masse nicht ausbildungsreif sind, wenn die Wirtchaft zu wenig Ausbildungsplätze zur Verfügung stellt. s gibt aber für junge Leute, die nicht ganz so stark sind, ie Möglichkeit der dualen Ausbildung, und es gibt das nstrument der ausbildungsbegleitenden Hilfen. Wie will hr Ministerium gemeinsam mit der Bundesagentur für rbeit das Instrument der ausbildungsbegleitenden Hil en noch stärker in den Fokus bringen? Wir erleben nämich hin und wieder, dass junge Leute während der Ausildung dieser Hilfe bedürfen, die aber nicht sehr ekannt ist. Wie soll die sozialpädagogische Hilfe orgaisiert werden? Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Soziaes: Was die Verbundausbildung betrifft, schließt das eine as andere nicht aus. Wir müssen nur sicherstellen, dass s keine Mehrfachförderung gibt, damit nicht der Staat etzten Endes 150 Prozent bezahlt. Das hat, glaube ich, einen Sinn. Darüber sind wir uns sicherlich alle einig. Wenn es aber eine vernünftige Gesamtstruktur gibt, ann ist durch den Weg, den wir nun einschlagen, zuindest teilweise garantiert, dass jemand in den Berei hen weiterqualifiziert wird, in denen der eigene Lehrberieb es nicht zustande bringt. Das ist Teil des Konzeptes. Wir sind aber dabei, alle Wege zu fördern. Das Konept der Bundesregierung beinhaltet ein breites Proramm, zu dem all die Elemente gehören, die Sie eben eschildert haben. Es bedarf nicht nur unserer gesetzgeerischen, sondern auch unserer praktischen Anstrenung, genau in die Richtung zu arbeiten, die Sie mit Iher Frage aufgezeigt haben. Meine These ist: Es ist otwendig. Die jungen Menschen bedürfen jetzt unserer nstrengungen. Es hilft ihnen nichts, wenn wir sie da auf vertrösten, dass wir in 15 Jahren das richtige Konept haben werden. Wir dürfen auch Fehler machen. ber wir müssen etwas machen. Frau Kollegin Hirsch. Mich interessiert erstens, wie die Bundesregierung usschließen will, dass Unternehmen vorrangig zweijähige Ausbildungsgänge anbieten und diejenigen, die eien zweijährigen Ausbildungsgang absolvieren, später uf dem Arbeitsmarkt benachteiligt sind. Zweitens: Warum soll die Prämie in zwei Schritten der eine Teil gleich beim Abschluss und der andere ach der Hälfte der Zeit –, in jedem Fall aber bereits vor Cornelia Hirsch einem erfolgreichen Abschluss, gezahlt werden? Welche Logik verbirgt sich dahinter? Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Soziales: Wir haben sichergestellt, dass sich die Förderung an der Ausbildungsvergütung orientiert. Wenn sie niedriger ist, gibt es weniger Geld. Das ist unsere Lösung. Ansonsten steht es nicht in der Verfügungsmacht der Bundesregierung, Betriebe anzurufen und ihnen mitzuteilen, wie viele Ausbildungsplätze sie zur Verfügung zu stellen haben. Wir sind also auf ein Konzept angewiesen, mit dem wir anregen und fördern. Wir wollen unsere Anstrengungen bei den Betrieben, die hinsichtlich der Ausbildung noch unentschlossen sind, intensivieren und sie auffordern, mehr, Zusätzliches oder überhaupt etwas für die Ausbildung zu tun. Alles, was in dieser Richtung geschieht, nutzt; denn mit der jetzigen Situation kommen wir nicht gut zurecht. Ihre zweite Frage, warum wir die Auszahlung so organisiert haben, ist leicht zu beantworten: Wir wollen werben. Natürlich könnte man sich eine feine Bürokratenlösung ausdenken. Das meine ich nicht negativ. Es gibt erstklassige Bürokratien; damit da kein Missverständnis entsteht. Natürlich könnten die Betriebe monatlich abrechnen und dementsprechend eine Überweisung erhalten. Aber wir wollen regelrecht Werbung machen. Wir sagen den Betrieben: Wenn ihr jetzt zusätzliche Ausbildungsplätze schafft und junge Menschen einstellt, die ihr sonst vielleicht nicht nehmen würdet, dann gibt es etwas. Genau das wollen wir mit unserer Förderung erreichen. Damit das Ganze nicht so abstrakt klingt und sich nicht jeder erst einen Taschenrechner oder einen Berater holen muss, um zu wissen, wie viel er bekommt, haben wir plakative Beträge in Höhe von 4 000, 5 000 und 6 000 Euro genommen. Dabei orientieren wir uns an der monatlichen Ausbildungsvergütung. Es gibt zudem keine monatliche Auszahlung, sondern zwei Auszahlungszeitpunkte. Der gesamte Betrag wird nicht gleich zu Beginn ausgezahlt, damit wir eine Kontrollmöglichkeit haben. Es geht also darum, zu werben, zu überzeugen und dafür zu sorgen, dass möglichst viele Betriebe mitmachen, damit es möglichst viele Ausbildungsplätze gibt. Herr Meinhardt, bitte. Herr Minister, Sie haben dargelegt, dass es eine Be zugsgruppe gibt, die im Gesetz klar definiert wird. Aber die Frage, ob die Agenturen für Arbeit vor Ort die Freiheit haben, von den Kriterien, die Sie beschrieben haben, abzuweichen, ist noch offen. Diese Frage halte ich für sehr wichtig. Da ich Abgeordneter aus einem von der FDP mitregierten Bundesland bin, dessen Wirtschaftsministerium die Bundesratsinitiative auf den Weg gebracht hat, frage ich konkret: Warum sind Sie nicht der mit großer Mehrheit im Bundesrat entschiedenen Variante eines Ausbil d a d r l W g d s B F e s g n d s w k u t g g l f t m A d R b S d m t k z B m m t l J w f T t t (C (D ungsbonus gefolgt, die eine noch stärkere Konzentration uf die Altbewerbergruppe vorsieht? Warum glauben Sie, ass die jetzige Initiative im Vergleich zu der des Bundesates vorteilhafter ist? Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Soziaes: Ich gebe Ihnen auf beide Fragen die gleiche Antwort. ir wollten einen Rechtsanspruch; den gibt es nun. Hier ibt es nichts zu interpretieren. Es gibt wie bei jedem aneren Gesetz die Möglichkeit, sich vor Missbrauch zu chützen. Es gibt aber einen klaren Anspruch. Das Konzept, das dahintersteht, ist folgendes: Der etrieb soll wissen, dass er dann, wenn er das macht, die örderung erhält. Er soll nicht hinterher, also nachdem r alles vorbereitet hat, die Lage mit der Kammer beprochen und den jungen Mann bzw. die junge Frau ausewählt hat, möglicherweise erfahren müssen, dass man ach langer Prüfung zu dem Ergebnis kommt, dass er en Bonus nicht bekommt. Somit bildet der Rechtsanpruch die Grundstruktur dieses Instruments. Außerdem aren uns eine breite Zielgruppe und das Altbewerberriterium, das wir definiert haben, wichtig. Wir haben ns lange überlegt, wie man das am sinnvollsten gestalen kann, damit das auch nachvollziehbar wird. Das Erebnis ist genau das, was wir jetzt vorgelegt haben. Wir lauben, dass wir damit gut gelandet sind. Für die letzte Frage zu diesem Komplex hat der Kol ege Meckelburg das Wort. Diese Frage eignet sich auch als letzte Frage; denn ich inde, dass die Bundesregierung eine großartige Initiaive aufgegriffen hat. Bei den Ausbildungsplätzen allgeein haben wir ein hohes Niveau. Hier geht es um die ltbewerber, die es besonders schwer haben. Sie haben en Versuch gemacht, durch eine relativ unbürokratische egelung Mitnahmeeffekte zu verhindern. Indirekt haen Sie die Antwort auf meine Frage schon gegeben. ind Sie nicht mit mir der Meinung, dass es hier nicht arauf ankommt, bürokratisch bis ins Letzte alle Mitnaheeffekte zu verhindern, sondern darauf, dass der Be reffende einen Arbeitsplatz bzw. Ausbildungsplatz beommt, auch wenn es hier und da möglicherweise doch u Mitnahmeeffekten kommt? Denn wenn er einmal im etrieb ist, hat er größere Chancen, hinterher weiterzuachen. Meine Frage ist jetzt: Was unternehmen Sie, dait die Leute wirklich die zwei oder drei Jahre durchhal en? Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Soziaes: Das, was wir tun, damit die jungen Leute zwei, drei ahre durchhalten, habe ich soeben schon bei der Beantortung der Frage zu den ausbildungsbegleitenden Hil en angesprochen. Außerhalb dieses Programms ist das eil der Tätigkeiten der Bundesagentur für Arbeit. Wei erhin nenne ich das Konzept der Berufseinstiegsbegleier. Diese sollen die infrage kommenden Leute, bei de )

Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614401900




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614402000
Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614402100
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614402200
Willi Brase (SPD):
Rede ID: ID1614402300
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614402400
Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614402500




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614402600
Patrick Meinhardt (FDP):
Rede ID: ID1614402700
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614402800
Wolfgang Meckelburg (CDU):
Rede ID: ID1614402900





(B) )


Bundesminister Olaf Scholz
nen wir Schwierigkeiten vermuten, schon in der Schule
identifizieren und sie bis in den Betrieb hinein begleiten,
um Schwierigkeiten zu beseitigen, die manchmal auftre-
ten, und die verhindern, dass jemand nicht durchhält. Es
gibt Betriebe, die jemanden ausbilden wollen, auch
wenn sie ihn immer wieder überzeugen müssen, dass es
gut ist, sich ausbilden zu lassen und am nächsten Tag
wiederzukommen. Vielleicht hätten diese Betriebe gern
die Telefonnummer eines Ansprechpartners, dem sie sa-
gen können, dass es wieder Schwierigkeiten gibt, damit
sich jemand kümmert. Das ist das, was wir erreichen
wollen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614403000

Damit sind wir am Ende der Regierungsbefragung.

Herr Minister, ich danke Ihnen für den Bericht und für
die Beantwortung der Fragen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 3 auf:

Fragestunde

– Drucksachen 16/8113, 16/8174, 16/7998 –

Bevor wir mit der Fragestunde beginnen, will ich da-
rauf hinweisen, dass im Anschluss an die Fragestunde
eine vereinbarte Debatte zur Zukunft des Kosovo nach
der Unabhängigkeitserklärung vorgesehen ist. Deshalb
wird die Fragestunde schon um 15 Uhr beendet sein.

Zu Beginn der Fragestunde rufe ich gemäß Nr. 10
Abs. 2 der Richtlinien für die Fragestunde die dringli-
chen Fragen auf Drucksache 16/8174 auf. Diese betref-
fen den Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes. Für
die Beantwortung der Fragen steht Herr Staatsminister
Gernot Erler zur Verfügung.

Ich rufe die dringliche Frage 1 der Kollegin Inge
Höger auf:

Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung anläss-
lich der Wellington Conference on Cluster Munitions vom
18. bis 22. Februar 2008 aus den Bitten von Nichtregierungs-

(Presseerklärung vom 17. Februar 2008)

nal in Form eines Moratoriums zum Verbot von
Streumunition auszusenden und ihre Bremserrolle im Oslo-
Prozess aufzugeben“?


Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1614403100

Meine Antwort lautet wie folgt: Die Bundesregierung

setzt sich international sowohl beim „Oslo-Prozess zu
Streumunition“ wie auch bei den laufenden Verhandlun-
gen im Rahmen des VN-Waffenübereinkommens, des
CCW, für einen möglichst raschen weltweiten Verzicht
auf Streumunition ein. Ein solcher Verzicht muss aber
von einer breiten Gruppe von Ländern gestützt werden,
darunter möglichst auch den großen Besitzerstaaten von
Streumunition, die am Oslo-Prozess bislang nicht teil-
nehmen. Daher hat die Bundesregierung in beiden Ver-
handlungsprozessen einen Dreistufenplan zum Verzicht
auf Streumunition vorgestellt. Mit dem Dreistufenplan
soll der Staatengemeinschaft ein gangbarer Weg aufge-
zeigt werden, wie weltweit auf Streumunition verzichtet
und das humanitäre Völkerrecht gestärkt werden kann,
ohne dabei notwendige militärische Fähigkeiten zu ver-
nachlässigen. Ein sofortiges übergangsloses Verbot unter

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(C (D usblendung der militärischen Notwendigkeit hat im lobalen Rahmen keine Aussicht auf breite Unterstütung. Die Bundesregierung hat im nationalen Rahmen beeits im Jahr 2006 eine sehr weitgehende Achtpunkteosition beschlossen. Mit dieser Position wird Deutschand voraussichtlich bis zum Jahr 2015 einseitig den erzicht auf Streumunition verwirklichen. Bis dahin ieht die Bundeswehr keine Neubeschaffung von Streuunition vor. Sie hat bereits mit der Vernichtung solcher odelle begonnen, die eine Blindgängerrate von über Prozent aufweisen. Der Deutsche Bundestag hat diese osition durch die Entschließung vom 28. September 006 unter dem Titel „Gefährliche Streumunition verbieen – Das humanitäre Völkerrecht weiterentwickeln“, undestagsdrucksache 16/1995, begrüßt. Frau Kollegin, Sie haben das Wort zu einer Nach rage. Die Bundesregierung könnte mit der eindeutigen For erung nach einem sofortigen Verbot bezüglich Herstelung, Produktion und Lagerung von Streumunition voangehen. Sind Sie mit mir der Ansicht, dass das ein ignal in Richtung der im April stattfindenden Konfeenz von Dublin wäre, auf der es um das Verbot von treumunition geht? Mit einer solchen Forderung würde ie Bundesregierung auch gegenüber anderen Staaten in Signal aussenden. Frau Kollegin Höger, die Frage ist: Was ist das Ziel? st das Ziel, dass es nachher eine Gruppe von Staaten ibt, die sowieso über keine Streumunition oder über ehr wenig verfügen, und dass man sich auf eine sehr raikale Position – Verzicht auf jegliche Streumunition – erständigt? Es gäbe dann gleichzeitig die großen Staaen, die Besitzer, Produzenten und Anwender von Streuunition sind, dieses Verbot aber nicht beachten. Was äre daran ein Erfolg? Die Bundesregierung hat sich dazu entschlossen, eien anderen Weg zu gehen: Wir machen einen vermitelnden Vorschlag. Wir glauben, dass ein solcher Vorchlag die Chance beinhaltet, dass sich die großen esitzer und Anwender von Streumunition mit ihm einerstanden erklären. Haben Sie eine weitere Nachfrage? – Bitte. Es ist bekannt, dass Streumunition in erster Linie ein riegsgerät ist – man kann es nicht einmal Waffe ennen –, das in der Regel die Zivilbevölkerung trifft. eshalb ist es aus kriegstechnischen Gründen sicherlich icht unbedingt notwendig, dieses Gerät bis 2015 zu haen. Sinnvoll ist vielmehr, dass es in diesem Bereich anz schnell ein Moratorium gibt. Geben Sie mir da echt? In der Zielorientierung unterscheiden wir uns nicht. Das Ziel der Bundesregierung ist, wie ich gesagt habe, ein völliger Verzicht, allerdings von allen Staaten, auf Streumunition. Die Frage ist bloß: Wie kommen wir dahin? Dieses Problem wird im Augenblick auch auf der Wellington-Konferenz debattiert. Wie Sie wissen, sind dort die wichtigsten Besitzer und auch Anwender von Streumunition gar nicht vertreten, Stichwort Oslo-Prozess. Wir setzen auf zwei Stränge. Einer davon ist das UN-Waffenübereinkommen. An dem in diesem Zusammenhang stattfindenden Prozess sind all diejenigen Staaten, die über große Besitzstände von Streumunition verfügen, automatisch beteiligt. Wir kommen zur dringlichen Frage 2 der Kollegin Höger: Welche Bedeutung haben für die Bundesregierung die vom Aktionsbündnis Landmine (Presseerklärung vom 17. Februar 2008)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614403200
Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614403300
Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1614403400
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614403500
Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614403600

(A)





(A) )


(B) )

Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1614403700
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614403800
ministers Dr. Robert M. Gates, dass ein Verbot von Streu-
munition zukünftig gemeinsame NATO-Operationen mit
Beteiligung der USA ausschließen würde?


Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1614403900

Um möglichst vielen Staaten, insbesondere den gro-

ßen streumunitionbesitzenden, die Möglichkeit zu eröff-
nen, sich einem Übereinkommen zur Streumunition an-
zuschließen, setzt sich die Bundesregierung dafür ein,
dass die Erhaltung der Interoperabilität im Rahmen der
Bemühungen um ein Übereinkommen zu Streumunition
sowohl im Rahmen des Oslo-Prozesses wie auch im
Rahmen der Verhandlungen zum VN-Waffenüberein-
kommen gewahrt bleibt.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614404000

Ihre Nachfrage, Frau Kollegin.


Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614404100

Beabsichtigt die Bundesregierung, in diesem Zusam-

menhang wenigstens sicherzustellen, dass Deutschland
sich zukünftig nicht mehr an multinationalen Militärein-
sätzen beteiligt, bei denen Streumunition zum Einsatz
kommt?


Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1614404200

Vorab: Es ist sehr schwierig, diese Frage zu beantwor-

ten. Unser Ziel ist es gerade, die Staaten, die über Streu-
munition in größerer Zahl verfügen – auch solche, die
wir als besonders gefährlich einstufen, insbesondere
dann, wenn die Rate der Blindgänger über 1 Prozent
liegt und damit eine besondere Gefährdung der Bevölke-
rung angenommen werden kann –, dazu zu bringen, sich
an diesem Prozess zu beteiligen. Das ist unser politi-
sches Ziel.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614404300

Eine weitere Nachfrage.

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(C (D Sehen Sie die Bündnisfähigkeit der Bundesrepublik efährdet, wenn sie sich für ein sofortiges Verbot von treumunition aussprechen würde? Nein, die Bündnisfähigkeit ist dadurch nicht gefähr et. Auch andere Staaten des Oslo-Prozesses haben sich n dieser Weise erklärt, ohne dass dadurch ihre Bündnisähigkeit gefährdet wäre. Wir sehen das Problem bei der Erfolgsaussicht. Die ichtigsten Länder mit Streumunition sind die Vereinig en Staaten, Russland, China, Indien, Pakistan, Israel nd Brasilien, um nur einmal die wichtigsten sieben aufuzählen. Sie alle nehmen nicht am Oslo-Prozess teil, sie lle wären aber einzubeziehen, weil man sonst mit dem ersuch, einen Verzicht auf Streumunition zu erreichen, ie Welt nicht sicherer macht. Nicht das Problem der Bündnisfähigkeit, sondern das roblem der Inklusivität derer, die beim Thema Streuunition anzusprechen sind, ist also das Entscheidende. Eine weitere Frage dazu, der Herr Kollege Gehrcke. Herr Staatsminister, kann die Bundesregierung mei en Eindruck teilen, dass in der Äußerung des US-Vereidigungsministers Gates zu gemeinsamen NATO-Maövern eine gewisse erpresserische Note liegt? Nein, Herr Kollege. Ein solcher Begriff lässt sich ierauf nicht anwenden. Es ist eine klare Äußerung. Daaus können Sie schließen, dass die amerikanische Seite berhaupt noch nicht auf dem Weg zu einem schnellen erzicht auf Streumunition ist. Das macht die Sinnhaf igkeit unseres Stufenplans, den wir vorgelegt haben, och einmal sehr deutlich. Damit sind die dringlichen Fragen beantwortet. Herr Staatsminister, ich danke Ihnen. Wir kommen jetzt gemäß Nr. 11 der Richtlinien für ie Fragestunde zu den Fragen 25 bis 27 aus der Fragetunde am 13. Februar 2008 auf Drucksache 16/7998. ie sind zum Geschäftsbereich des Bundesministers für irtschaft, Technologie und Verkehr. Für die Beantwortung steht der Parlamentarische taatssekretär Peter Hintze zur Verfügung. Ich rufe die Frage 25 der Kollegin Heidrun Bluhm uf: Bei welchen Weltausstellungen und vergleichbaren Veranstaltungen hat die Bundesregierung seit 1980 die Kölnmesse mit der Organisation, dem Bau und der Gestaltung des deutschen Beitrags beauftragt? P Seit 1980 hat sich die Bundesrepublik an Weltausstellungen beteiligt – ich werde sie gleich im Einzelnen vortragen – und mit der technisch-organisatorischen Durchführung als Ergebnis einer Ausschreibung Messedurchführungsgesellschaften beauftragt. Bau und Gestaltung des jeweiligen deutschen Beitrags wurden im Rahmen von Ausschreibungen an Architekturund Gestaltungsbüros vergeben. Die Durchführungsgesellschaften, nach denen Sie gefragt haben, Frau Kollegin, haben weder selbst gebaut noch selbst gestaltet. Ihnen oblag die Organisation und Durchführung des EXPO-Projekts. 1982: Knoxville, Tennessee, USA; Durchführungsgesellschaft Ausstellungs-, Messe-, Kongress-GmbH, Berlin. 1985: Tsukuba, Japan; Internationaler Messeund Ausstellungsdienst, München. 1986: Vancouver, Kanada; Kölnmesse GmbH. 1988: Brisbane, Australien; Kölnmesse GmbH. 1992: Sevilla, Spanien; Arbeitsgemeinschaft Messe Düsseldorf GmbH, ESC Kölnmesse GmbH. 1992: Genua, Italien; Messe Berlin GmbH. 1993: Daejeon, Südkorea; Kölnmesse GmbH. 1998: Lissabon, Portugal; Kölnmesse GmbH. 2000: Hannover, Deutschland; Messe Düsseldorf GmbH. 2005: Aichi, Japan, Kölnmesse GmbH. 2008: Saragossa, Spanien, Hamburg Messe und Congress GmbH. Geplante Weltausstellung 2010: Schanghai, Volksrepublik China; Kölnmesse GmbH. Haben Sie eine Nachfrage, Frau Bluhm? – Bitte sehr. Herr Staatssekretär Hintze, wenn man Ihrer Aufzäh lung folgt, fällt auf, dass die Kölnmesse GmbH seit 1986 sehr oft den Zuschlag für die Durchführung bzw. Betreuung zur Durchführung bekommen hat. Deshalb hätte ich gerne die weitere Frage beantwortet: Wann und in welcher Form hat die Bundesregierung die Organisation, den Bau und die Gestaltung des deutschen Pavillons zur EXPO 2010 in Schanghai öffentlich ausgeschrieben? P Frau Kollegin, die Frage beantworte ich wie folgt: Es ist eine europaweite Ausschreibung erfolgt – das genaue Datum kann ich Ihnen gerne schriftlich nachliefern –, und dann ist im Ausschreibungsverfahren die Kölnmesse wegen ihrer großen Erfahrung und ihrer qualifizierten Leistungsfähigkeit für die Organisation und Durchfüh r s F m t E I s E g g s w k w u B s A s D s F a t s B g l ß B s o t m r t (C (D ung bestimmt worden. Seit 2005 erfolgen diese Auschreibungen prinzipiell europaweit. Haben Sie eine weitere Nachfrage? – Das ist nicht der all. Dann kommen wir zur Frage 26 der Kollegin Bluhm. Wer – Name und Berufsbezeichnung – gehört der „breit aufgestellten Auswahlkommission“ an, die im September 2007 die eingereichten Grobkonzepte für den deutschen EXPO-Beitrag bewertete, die Teilnehmer für die Ausarbeitung des Feinkonzepts auswählte und im März 2008 die endgültige Entscheidung über das Konzept für den deutschen Pavillon auf der EXPO 2010 in Schanghai treffen wird? P Die Auswahlkommission für das Gestalterteam des emporären deutschen Pavillons auf der Weltausstellung XPO 2010 in Schanghai setzt sich zusammen aus nstitutionen, die nach Überzeugung des Bundeswirtchaftsministeriums, dessen Experten über viele Jahre rfahrungen mit erfolgreichen deutschen EXPO-Beteiliungen im Ausland verfügen, geeignet sind, über die anemessene Darstellung Deutschlands auf der Weltaustellung 2010 in China zu urteilen. Die Institutionen urden gebeten, geeignete Personen in die Auswahlommission zu entsenden. Im Einzelnen sind es folgende Institutionen: das Ausärtige Amt, das Bundesministerium für Verkehr, Bau nd Stadtentwicklung, das Bundesumweltamt, der und-Länder-Koordinator, der in diesem Fall vom Wirt chaftsministerium Schleswig-Holstein gestellt wird, der usstellungsund Messe-Ausschuss der deutschen Wirt chaft, der Bundesverband der Deutschen Industrie, der eutsche Industrieund Handelskammertag, die Deut che Zentrale für Tourismus, der Verband Deutscher reizeitparks und Freizeitunternehmen, die Kölnmesse ls Pavillondirektion, wie aus der Beantwortung der ersen Frage hervorging, das Ostasieninstitut der Fachhochchule Ludwigshafen für die Chinaexpertise sowie das undeswirtschaftsministerium mit zwei Experten. Sie haben das Wort zu einer Nachfrage, Frau Kolle in. Herr Staatssekretär, bei Ihrer Aufzählung wird deut ich, dass zumindest in dieser Auswahlkommission auer der Expertin des Bundesministeriums für Verkehr, au und Stadtentwicklung keine Architekten beteiligt ind. Gehe ich recht in der Annahme, dass das so ist, der macht es nur den Eindruck, als wenn keine Archiekten beteiligt waren? P Frau Kollegin, zutreffend ist, dass das Bundesministe ium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung eine Archiektin in die Auswahlkommission entsandt hat. Weiter ist Parl. Staatssekretär Peter Hintze ein Diplomingenieur in der Auswahlkommission. Im Übrigen ist mir der fachliche Hintergrund der von den entsendungsberechtigten Institutionen geschickten Personen im Hinblick auf Ihre Frage nicht bekannt. Da keine weiteren Nachfragen vorliegen, kommen wir zur Frage 27 des Kollegen Hans-Kurt Hill: Durch welche konkreten Maßnahmen will die Bundesre gierung sicherstellen, dass es bei einem stetig wachsenden Anteil erneuerbarer Energien und einer zunehmenden Netzanschlussund Nutzungskonkurrenz zwischen erneuerbaren Energieanlagen und neuen fossil betriebenen Großkraftwerken bei gleichzeitig ungenügendem Ausbau der Stromnetze nicht zu Versorgungslücken im deutschen Stromnetz kommt? P Ich beantworte die Frage wie folgt: Der weitere Ausbau der Windenergie – offshore und onshore –, der Anschluss neuer konventioneller Kraftwerke und der verstärkte grenzüberschreitende Stromhandel machen in Deutschland den Bau von neuen Höchstspannungsleitungen notwendig. Gespräche mit Planungsbehörden und mit den betroffenen Vorhabenträgern haben gezeigt, dass trotz der Beschleunigungselemente im Infrastrukturplanungsbeschleunigungsgesetz von 2006 weiterhin Verzögerungen bei den Planungsverfahren und bei der Realisierung des Leitungsausbaus zu erwarten sind. Vor diesem Hintergrund hat die Bundesregierung im Zuge des integrierten Energieund Klimaprogramms Eckpunkte zur Beschleunigung des Netzausbaus beschlossen. Zur Umsetzung erarbeitet das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie einen Gesetzentwurf. Ein Kabinettsbeschluss soll im Mai 2008 erfolgen. Haben Sie eine Nachfrage, Herr Kollege Hill? Vielen Dank für die Beantwortung, Herr Staatssekre tär. – Ich möchte meine Frage konkretisieren. Konkrete Vorhaben zum Bau von Steinkohlegroßkraftwerken in Wilhelmshaven, Brunsbüttel, Kiel, Hamburg und vor allem in Lubmin stehen faktisch in Nutzungskonkurrenz zum geplanten Ausbau der Windenergie, vor allem im Offshorebereich. Allein diese fossilen Vorhaben lasten die vorhandenen und geplanten Übertragungsnetze einschließlich der Vorgaben nach der Dena-Netzstudie vollständig aus, da der Kraftwerksneubau in Norddeutschland deutlich über die Stilllegung alter Anlagen hinausgeht. Das belegen die Untersuchungen der Bundesnetzagentur. Meine Frage: Werden dann zukünftig die großen Offshorewindfelder in Nordund Ostsee regelmäßig abgeschaltet oder sollen die für den Grundlastbetrieb geplanten Steinkohleblöcke nur im Mittelund Spitzenlastbereich laufen, wenn 10 000 bis 20 000 Megawatt Windstrom vom Meer her, von der Küste kommen? Wie genau werden Sie das regeln? m g Z b c a M g d n e s s d E z w g m j s e w i m c P g (C (D P Herr Kollege Hill, die genauen Regelungen liegen lo ischerweise noch nicht vor. Ich habe Ihnen eben den eitplan vorgetragen. Die Idee des Gesetzgebungsvorhaens, das wir hier angehen, besteht darin, einen gesetzlihen Bedarfsplan für große Stromübertragungsleitungen ufzustellen sowie den Rechtsweg zu verkürzen und usterplanungsleitlinien zu entwickeln, um die Planun en zu beschleunigen. Insgesamt soll sichergestellt weren, dass die Übertragungskapazitäten der Höchstspanungsleitungen in Deutschland auch den Erfordernissen ntsprechen. Das wäre nicht der Fall, wenn wir nicht entprechende Maßnahmen auf den Weg bringen. Herr Kollege, haben Sie eine weitere Frage? Ja, ich habe noch eine weitere Frage in diesem Zu ammenhang. Bitte sehr. Wie hoch ist der betriebswirtschaftliche Schaden bei en Betreibern von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer nergien in den Jahren 2005, 2006 und 2007 durch wangsweise Netztrennung, und wie hoch ist der volksirtschaftliche Schaden durch auf diese Weise nicht einesparte Klimagasemissionen? P Ob ein solcher Schaden vorliegt, kann ich Ihnen hier etzt nicht beantworten. Ich werde Ihnen aber gerne chriftlich antworten, falls dazu der Bundesregierung ntsprechende Daten vorliegen. Herr Staatssekretär, ich danke Ihnen für die Beant ortung der Fragen aus der letzten Woche. Ich rufe nun die Fragen auf der Drucksache 16/8113 n der üblichen Reihenfolge auf. Wir beginnen mit dem Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi herheit. Für die Beantwortung der Fragen steht Frau arlamentarische Staatssekretärin Astrid Klug zur Verfüung. Ich rufe die Frage 1 der Kollegin Bärbel Höhn auf: Warum hat das Bundesministerium für Umwelt, Natur schutz und Reaktorsicherheit, BMU, erst im Sommer 2007 das zuständige Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung über Untersuchungsergebnisse bei schadhaften Dieselrußfiltern informiert, obwohl die Ergebnisse seit fast einem Jahr bekannt waren, und wer trägt die politische Verantwortung dafür, dass in der Zwischenzeit mehrere 10 000 nicht funktionierende Rußfilter eingebaut wurden? As Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Ich erlaube mir, wenn Sie einverstanden sind, die Fragen 1 und 2 im Zusammenhang zu beantworten; denn sie behandeln das gleiche Thema, das Thema Partikelfilter. (Zustimmung der Abg. Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614404400
Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1614404500
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614404600
Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614404700
Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1614404800
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614404900




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Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1614405000
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614405100
Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614405200
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1614405300
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614405400
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1614405500
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614405600
Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614405700
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1614405800




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614405900
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1614406000
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614406100
Hans-Kurt Hill (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614406200
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1614406300
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614406400
Hans-Kurt Hill (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614406500
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614406600
Hans-Kurt Hill (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614406700
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1614406800
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614406900




(A) )


(B) )

Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1614407000


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614407100

Dann rufe ich auch die Frage 2 der Kollegin Bärbel

Höhn auf:
Wann genau haben der Staatssekretär Matthias Machnig

im BMU und die Parlamentarischen Staatssekretäre Astrid
Klug und Michael Müller beim Bundesminister für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit und der Bundesminister
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Sigmar
Gabriel, Kenntnis von den Untersuchungsergebnissen der
Firma TTM Mayer erlangt, die im Spätsommer 2006 an das
Umweltbundesamt geschickt wurden, und wann ist aus der
Aktenlage nachweisbar, dass das BMU angewiesen hat, dass
die Rußfilter nach Anlage XXVI zur Straßenverkehrs-Zulas-
sungs-Ordnung zu prüfen sind?

As
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1614407200


Verehrte Frau Abgeordnete, Frau Kollegin Höhn, ich
erlaube mir auch, auf die Fragen etwas umfangreicher zu
antworten, als es hier normalerweise meine Art ist. Es
handelt sich ja um ein sehr komplexes Thema mit einem
sehr langen Vorlauf. Das Informationsbedürfnis ist zu
Recht sehr groß. Ich hoffe, dass ich Ihnen mit meinen
Antworten einige der aus Ihrer Sicht offenen Fragen
auch beantworten kann.

Sie fragen im ersten Teil der Frage 1 danach, warum
das Bundesumweltministerium erst im Sommer 2007
das zuständige Bundesverkehrsministerium über Unter-
suchungsergebnisse bei schadhaften Dieselrußfiltern in-
formiert hat. Dazu meine Antwort: Es gab bis zum Sommer
2007 keinen Beleg, dass sich mangelhafte Partikelfilter
auf dem Markt befinden. Die ersten belastbaren Hin-
weise, dass bestimmte Partikelfilter möglicherweise die
gesetzlichen Vorgaben nicht einhalten, lagen erst Anfang
August 2007 vor. Daraufhin wurde das Bundesverkehrs-
ministerium unmittelbar informiert. Das Kraftfahrt-Bun-
desamt veranlasste sofort eine Überprüfung der bean-
standeten Partikelfilter. Dabei entstand der Verdacht,
dass sich zumindest ein Partikelfilterhersteller betrüge-
risch durch Manipulation die Allgemeinen Betriebser-
laubnisse für seine Filter erschlichen hat. Das KBA
schaltete die Staatsanwaltschaft ein und löschte die All-
gemeinen Betriebserlaubnisse der betroffenen Partikel-
filter.

Auf Initiative des BMU und des BMVBS haben der
Handel und das Kraftfahrzeuggewerbe Ende November
2007 eine Kulanzvereinbarung für die damals bereits
verbauten circa 40 000 schadhaften Systeme getroffen,
um im Interesse der betroffenen Fahrzeughalter und der
Umwelt möglichst viele schadhafte Systeme schnell, un-

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(C (D ürokratisch und ohne Kosten für den Fahrzeughalter urch funktionierende Systeme zu ersetzen. Zu den näheren Hintergründen und den Details noch inige Informationen. Der Bundesminister für Verkehr, au und Stadtentwicklung hat gemeinsam mit dem Bunesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsichereit im Februar 2006 die 29. Änderungsverordnung zur traßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung inklusive der soenannten, mittlerweile berühmt-berüchtigten Anlae XXVI erlassen, die die gesetzlichen Prüfvorschriften ür offene und geschlossene Partikelminderungssysteme ur Nachrüstung definiert. Nur Partikelminderungssyseme, die von einem zertifizierten Prüfinstitut getestet ind und die gesetzlichen Prüfvorschriften erfüllen, eralten demnach eine Zulassung durch das Kraftfahrtundesamt. Eine Mindestanforderung an die zugelasseen Partikelfilter ist eine Filterleistung von mindestens 0 Prozent. Parallel zu der Finalisierung dieser Prüfvorschriften nd der Diskussion um ein gesetzliches Förderproramm für die Filternachrüstung hat das Bundesumweltinisterium das Umweltbundesamt gebeten, ein For chungsvorhaben über die Wirkung der offenen artikelminderungssysteme durchzuführen. Ziel war, die irkungsgrade unterschiedlich aufgebauter offener Par ikelminderungssysteme sowohl bezüglich der Partikelasse als auch der Partikelzahl zu ermitteln. Die Über rüfung sollte laut mehrfacher Weisung durch das undesumweltministerium im Zeitraum Januar bis Auust 2006 ausdrücklich auch nach den Vorgaben der nlage XXVI der 29. Änderungsverordnung zur StVZO tattfinden. Auftragnehmer des UBA-Forschungsvorhabens war ie Schweizer Firma TTM Mayer. Im Oktober 2006 urden erste Teilberichte der Untersuchung vorgelegt. ie Ergebnisse waren allerdings nicht nur nicht nach den rüfvorschriften der Anlage XXVI gemessen und wären aher bei negativen Ergebnissen, wenn es solche gegeen hätte, bezüglich einzelner Filteranbieter rechtlich icht verwertbar gewesen. Es wurde außerdem offenbar, ass die Untersuchung gravierende methodische Mängel ufwies. Für die Untersuchung wurde vom Forschungsnehmer TM Mayer zum Beispiel ein Prüffahrzeug ausgewählt. n das Prüffahrzeug wurden die einzelnen zu überprüfenen Partikelfilter – in der Zahl vier – nacheinander einebaut, um ihre Filterleistung zu messen. Um die Filtereistung des Partikelfilters exakt bestimmen zu können, st es notwendig, dass jeweils vor und nach dem Einbau es Partikelfilters die sogenannten Rohemissionen im rundzustand des Fahrzeuges gemessen werden. Diese essungen wurden nicht durchgeführt. Am Ende der ntersuchung stellte sich allerdings heraus, dass sich das ohemissionsverhalten des Motors im Laufe der Unter uchung aufgrund eines Motorkomponentenschadens tark verändert hatte. Ebenso wurde darauf verzichtet, ür die Messungen der einzelnen Partikelfilter eine eineitliche Konditionierung, also gleiche Messbedingunen, zu schaffen. Nur so wären aber vergleichbare und epräsentative Ergebnisse möglich gewesen. Parl. Staatssekretärin Astrid Klug Die starken Messschwankungen in den Ergebnissen deuten auf sehr instabile Messbedingungen hin. Die vom Forschungsnehmer TTM Mayer durchgeführten Messungen und Berechnungen der partikelmassebezogenen Wirkungsgrade hatten daher keine belastbare Grundlage und keine verwertbare Aussagekraft. Ein weiteres Ziel der Untersuchung war es, rechtlich verwertbare Ergebnisse zu erzeugen für den Fall, dass belastbare Hinweise auf unzureichende Systeme erkennbar geworden wären. Solche Hinweise wären natürlich unmittelbar an die zuständige Zulassungsbehörde weitergeleitet worden. Bestandteil der Anlage XXVI der StVZO, die die deutschen Prüfvorschriften definiert, ist der sogenannte Neue Europäische Fahrzyklus. Auch wenn die TTM-Untersuchung nicht nach den kompletten gesetzlichen Prüfvorschriften der Anlage XXVI gemessen hat, so fanden doch Messungen in diesem Neuen Europäischen Fahrzyklus statt. In diesem für Europa geltenden Testzyklus hatten in der TTM-Studie aber alle geprüften Systeme eine 30-prozentige Minderung und damit die Mindestanforderung nach den gesetzlichen Prüfvorschriften erreicht bzw. deutlich überschritten. Auch aus diesem Grund konnte aus den Ergebnissen damals kein Verdacht auf mangelhafte Systeme abgeleitet werden. Die methodischen Mängel und die unübersichtliche Dokumentation und Darstellung der Ergebnisse aus der TTM-Studie wurden am 1. Dezember 2006 in einer Besprechung von Umweltbundesamt, Bundesumweltministerium, Partikelfilterherstellern, einem Automobilunternehmen und dem Forschungsnehmer selbst erörtert und von den Teilnehmern deutlich kritisiert. Es bestand Einvernehmen, dass Nachprüfungen notwendig sind, und das Umweltbundesamt sagte Nachbesserungen der Untersuchung zu. Das UBA wurde vom BMU am 15. Dezember 2006 erneut angewiesen, wie von Beginn an gefordert Untersuchungen nach Anlage XXVI durchzuführen. Es folgten von Januar bis Mai weitere Anweisungen und Erlasse. Am 1. August 2007 wurden dem Bundesumweltministerium erstmals Untersuchungsergebnisse des Forschungsnehmers zu einem Partikelminderungssystem der Firma GAT vorgelegt, die den Anforderungen der Anlage XXVI entsprechen sollten. Diese Ergebnisse wurden an das Bundesverkehrsministerium weitergeleitet und am 3. August 2007, also zwei Tage später, in einer gemeinsamen Besprechung von BMU, BMVBS und UBA erörtert. Es wurde festgestellt, dass auch diese Messergebnisse nicht ausreichend belastbar waren, da die Prüfvorschriften nicht vollständig eingehalten wurden. Am 10. und 13. August erhielt das BMU Ergebnisse von weiteren Untersuchungen von Partikelminderungssystemen des TÜV Süd und des TÜV Hessen, die durch Dritte initiiert wurden. Diese wurden zwar ebenfalls nicht nach Anlage XXVI durchgeführt, jedoch wurde im Europäischen Fahrzyklus bei nachvollziehbaren Rahmenbedingungen ohne die vorhin erläuterten methodischen Mängel gemessen. m d m n s n m d n u d d s b a a p t z f s d b d U U c 5 B S l s w T F w R n e v B A m w s K G b G t M m (C (D BMU hat BMVBS am 10. und 15. August, also unittelbar danach, über diese Untersuchungen informiert, ie Mängel der einfacheren, preisgünstigeren Partikelinderungssysteme namentlich der Firmen GAT, Ten eco und Bosal aufzeigten. Es bestand Einigkeit zwichen den Ressorts, dass nur auf Basis von Messungen ach Anlage XXVI eine rechtliche Handhabe gegen angelhafte Partikelminderungssysteme besteht. Um ie Tauglichkeit der Partikelminderungssysteme der geannten Firmen festzustellen, hat das KBA daraufhin nverzüglich Nachprüfungen initiiert. Dabei entstand er Verdacht des Betrugs, und die Ergebnisse führten zu en anfangs beschriebenen Konsequenzen. Ich komme jetzt zur Antwort auf die Frage 2. Staatsekretär Machnig hat am 20. Dezember 2006 ein Schreien der Deutschen Umwelthilfe vom 8. Dezember 2006 uf Auskunft über die Ergebnisse der TTM-Studie bentwortet, dort auf das noch nicht abgeschlossene Messrogramm hingewiesen und empfohlen, sich wegen weierer Informationen bezüglich der Prüfdaten bereits ugelassener Partikelminderungssysteme an das Kraftahrt-Bundesamt zu wenden. Das war die erste Befasung der Hausleitung mit Daten der TTM-Studie. Bis dahin und darüber hinaus war die fachlich zustänige Abteilung IG mit dem UBA-Forschungsvorhaben efasst und Staatssekretär Machnig über den schwelenen Konflikt zwischen Bundesumweltministerium und mweltbundesamt bezüglich der Ausgestaltung des BA-Forschungsvorhabens informiert. In der Folge war die Frage, ob dem Auskunftsersuhen der DUH nach Umweltinformationsgesetz vom . Februar 2007 stattgegeben und die nach Ansicht des undesumweltministeriums nicht abgeschlossene TTMtudie veröffentlicht wird, Thema bei diversen Abtei ungsleiterbesprechungen und Rücksprachen von Staatsekretär Machnig. Der Informationsanspruch der DUH ar abzuwägen gegen die methodischen Mängel der TM-Studie und die daraus zwangsläufig abzuleitenden ehlinterpretationen der Ergebnisse mit entsprechenden irtschaftlichen Folgen für die Hersteller und möglichen egressansprüchen für den Fall der Veröffentlichung eier aus unserer Sicht nicht abgeschlossenen Studie. Im Einvernehmen mit Bundesminister Gabriel wurde ntschieden, dass die Ergebnisse der TTM-Studie erst eröffentlicht werden sollen, wenn die Vorgabe des MU, nach Anlage XXVI zu prüfen, durchgesetzt sei. m 3. Juli 2007 lehnte das Umweltbundesamt das Inforationsbegehren der DUH ab. Am 23. November 2007 urde diese Entscheidung vom Verwaltungsgericht Des au aufgehoben. Die zuständige Parlamentarische Staatssekretärin lug, also ich, hat im Juli 2007 in Telefonaten mit dem eschäftsführer der DUH, Jürgen Resch – Ihnen bestens ekannt –, und am 7. August 2007 in einem persönlichen espräch mit Herrn Resch und den zuständigen Exper en des Bundesumweltministeriums die methodischen ängel der TTM-Studie ausführlich diskutiert. Im August 2007 wurde Bundesminister Gabriel erstals mit dem Konflikt zwischen dem Bundesumweltmi Parl. Staatssekretärin Astrid Klug nisterium und dem Umweltbundesamt bezüglich der Ausgestaltung des Forschungsvorhabens konfrontiert. Nach Vorlage der ersten belastbaren Hinweise auf mangelhafte Systeme und den KBA-Untersuchungen, die ich vorhin geschildert habe, hat Bundesminister Gabriel mich um Verhandlungen bezüglich einer Lösung für die bereits verbauten Systeme gebeten. Ergebnis war die bereits beschriebene Kulanzvereinbarung von Handel und Kfz-Gewerbe. Der Parlamentarische Staatssekretär Müller war zuständigkeitshalber nicht aktiv in den Vorgang eingebunden und hat Ihnen dazu schon eine entsprechende Auskunft im Umweltausschuss gegeben. Zu der Frage, wann das BMU das UBA angewiesen hat, im Rahmen des Forschungsvorhabens auch nach Anlage XXVI der StVZO zu prüfen – das war der zweite Teil Ihrer Frage –, gibt es eine umfangreiche Chronologie, die darüber Aufschluss gibt. Den Berichterstattern des Umweltausschusses wurde gestern Akteneinsicht gewährt. Das Bundesumweltministerium hatte sehr frühzeitig, am 6. Oktober 2005, per E-Mail das UBA um „eine enge Absprache vor und während des Projektes“ zur Überprüfung von Partikelminderungssystemen gebeten. Im Januar 2006, also kurz vor Inkrafttreten der gesetzlichen Prüfvorschriften, ist dem UBA telefonisch vom zuständigen Mitarbeiter des BMU mitgeteilt worden, dass das Messprogramm des Forschungsvorhabens auch nach Anlage XXVI zu erfolgen habe. Der Vizepräsident des UBA, Herr Dr. Thomas Holzmann, hat am 12. Dezember 2007 im Umweltausschuss bestätigt, dass dem Umweltbundesamt im Januar 2006 diese Vorgabe des Bundesumweltministeriums bekannt war. Im Februar 2006 hatte dementsprechend auch ein Mitarbeiter des Umweltbundesamtes den Forschungsnehmer TTM darauf hingewiesen, dass das Forschungsvorhaben „die in der Praxis vorhandenen Rahmenbedingungen bezgl. Zulassung und Einbau zu berücksichtigen“ habe, „den Vorgaben aus der 29. Verordnung entsprechen“ müsse, und damit die Notwendigkeit der Prüfung auf Grundlage der gesetzlichen Bestimmungen nach Anlage XXVI deutlich gemacht. Den Aktenbeleg finden Sie in den Unterlagen. Der zuständige Mitarbeiter im Bundesumweltministerium hatte dies ebenfalls schriftlich per E-Mail dem Auftragnehmer und nachrichtlich dem Umweltbundesamt am 15. März 2006 übermittelt. Darin wurde auf die Prüfvorschriften nach Anlage XXVI Bezug genommen und die Notwendigkeit betont, die Arbeiten so auszugestalten, „dass sie voll nutzbar sind“. Eine enge Kooperation wurde angemahnt. Am 29. März 2006 wurde vom gleichen Mitarbeiter nochmals darauf hingewiesen, „dass das Messprogramm – bevor es endgültig beschlossen wird – nochmals mit dem BMU besprochen wird“ und „dass die Tests im Wesentlichen Aussage darüber geben müssen, inwieweit Partikelminderungssysteme, die zur Nachrüstung auf den Markt kommen, den Anforderungen der 29. Verordnung zur Änderung der StVZO gerecht werden.“ Am 24. April 2006 wurde der zuständige Mitarbeiter des UBA per E-Mail darauf hingewiesen, „dass die Messun g l B 1 A n U n „ e g a d r h B s – d d g z r E r d z t s V (C (D en … nicht ausreichend an die 29. Verordnung angeehnt“ sind. Die Überprüfung der Dauerhaltbarkeitsfunktion nach dem Schema der 29. Verordnung bleibt unberücksichtigt. Gleiches teilte der zuständige Abteilungsleiter des MU dem zuständigen Fachbereichsleiter des UBA am 7. Mai 2006 mit: Das jetzt vorgesehene Messprogramm muss auf der Basis der Prüfvorschrift für die Nachrüstung von Diesel-Pkw … Fragen der Wirkung, der Dauerhaltbarkeit, der Partikelzahl und der Einflüsse auf die NO2-Emissionen von Nachrüstsystemen beantworten. uch dort wurde noch einmal die 29. Änderungsverordung erwähnt. In einer Videotelefonkonferenz zwischen BMU und BA vom 18. Mai 2006, also unmittelbar am Tag daach, wurde ebenfalls ausdrücklich festgestellt, dass mit den vom UBA beschlossenen Untersuchungen … ine objektive Beantwortung der BMU-Fragen auf Basis eltender nationaler und europäischer Prüfvorschriften usgeschlossen“ ist. Am 24. Mai 2006 hat der zustänige Abteilungsleiter im BMU infolge der Videokonfeenz den zuständigen Fachbereichsleiter im UBA darauf ingewiesen, dass die Mittel für das Projekt speziell für die Beantwortung der BMU-Fragen im Zusammenhang mit den Nachrüstvorschriften für Diesel-Pkw daher nochmals eine entsprechende Nachjustierung des Programms zu veranlassen. In einer Videokonferenz vom 27. Juni 2006 zwischen MU und UBA wurde laut Protokoll ebenfalls festge tellt: Erste Priorität hat die Vermessung der verfügbaren PMS dann werden die entsprechenden Firmen aufgelistet – … entsprechend der 29. Änderungsverordnung StZVO einschließlich der Prüfung der Dauerhaltbarkeit. Das derzeit laufende Messprogramm wird kurzfristig entsprechend umgestellt. Mit E-Mail vom 19. August 2006 weist der zustänige Abteilungsleiter des BMU den Fachbereichsleiter es UBA darauf hin, dass „der Auftrag, das Messproramm zu den Partikelfilter-Nachrüstungssystemen abuändern, nicht umgesetzt“ ist. – So viel zu der umfangeichen Kommunikation zwischen BMU und UBA über -Mail, Telefon und Videokonferenz. Seit Oktober 2006 lagen dann dem BMU erste Teilbeichte der TTM-Mayer-Studie vor. Dazu fand auf Einlaung des UBA am 1. Dezember 2006 eine Besprechung wischen UBA, BMU, Partikelfilterherstellern und Verretern der Automobilindustrie und des Auftragnehmers tatt. Darin wurde von BMU und Herstellern auf eine ielzahl von Widersprüchen und Fehlern im laufenden Parl. Staatssekretärin Astrid Klug Programm hingewiesen. Ich habe das vorhin ausgeführt. Dies geht auch aus einem Besprechungsvermerk der Firma Emitec hervor. Daraufhin wurde vom zuständigen Abteilungsleiter des Bundesumweltministeriums am 15. Dezember 2006 gegenüber dem UBA Folgendes schriftlich festgestellt: Wie vom BMU von Beginn an gefordert, sind im Rahmen dieses Vorhabens Messungen nach Anlage XXVI der 29. Änderungsverordnung zur StVZO ergänzend durchzuführen. Am 1. August 2007 erhielt das BMU vom UBA erstmals Vermessungen eines Filters nach Anlage XXVI. Wie sich allerdings herausstellte, waren auch diese Ergebnisse nicht wirklich verwertbar, da sich die Rohemission des Prüffahrzeugs während der Messung verändert hatte. Am 3. August 2007, also zwei Tage später, fand eine Besprechung zwischen BMU, UBA, TTM und BMVBS statt. Es bestand Einigkeit, dass die Ergebnisse, auch die nach Anlage XXVI, nicht ausreichend belastbar sind. Frau Kollegin Höhn, diese Chronologie zeigt deutlich, dass die Vorgabe des BMU an das UBA, nach Anlage XXVI zu messen, an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ. Trotzdem wurden die Vorgaben zuerst nicht und später nur unzureichend umgesetzt. Damit hatten die Messergebnisse keine Aussagekraft und waren nicht verwertbar. Das Fazit daraus lautet: Die Entwicklung der Nachrüstung der Diesel-Pkw mit Partikelfiltern ist auch und insbesondere aus Sicht des Bundesumweltministeriums mehr als bedauerlich. Wir haben uns monatelang intensiv um dieses Thema gekümmert. Die verkehrsbedingte Feinstaubbelastung in den Großstädten lässt sich nur durch technologische Verbesserungen bei den Fahrzeugen wirksam bekämpfen. Dafür ist auch eine Nachrüstung der Altfahrzeuge mit Partikelfiltern notwendig. Der jetzige Schaden ist durch betrügerisches Verhalten einzelner Filterhersteller entstanden, das in dieser Form zu einem früheren Zeitpunkt niemals von irgendwem geahnt werden konnte. Das Bundesumweltministerium hat gemeinsam mit dem BMVBS und dem KBA sofort nach Vorliegen belastbarer Hinweise auf schadhafte Systeme gehandelt, die Allgemeinen Betriebserlaubnisse gelöscht und die beschriebene Kulanzvereinbarung von ZDK und GVA erwirkt, damit möglichst viele schadhafte Systeme schnell, unbürokratisch und für den Fahrzeughalter kostenlos durch funktionierende Filter ersetzt werden. Eine seriöse Bewertung der vor dem Sommer 2007 vorliegenden Untersuchungsergebnisse aus der jetzt viel diskutierten TTM-Studie ist nicht im Lichte der heutigen Erkenntnisse, sondern nur im Lichte der damals vorliegenden unzureichenden und mit methodischen Mängeln behafteten Messergebnisse möglich. Auch das Umweltbundesamt hat in seiner abschließenden Stellungnahme zur TTM-Untersuchung im Dezember 2007 festgestellt: Die in der Teilstudie dargestellten Ergebnisse zu Partikelmassenminderung sind jedoch nur sehr eingeschränkt verwertbar, weil das Prüffahrzeug eine l S S – l i R c T s u d w b U f e n s h A S m n g i h E e m g n E d e l (C (D schwankende Rohemission aufwies. Außerdem wurde die erforderliche Grundvermessung ohne Partikelminderungssysteme vor dem Einbau eines neuen PMS nicht durchgeführt. Die erhaltenen Partikelzählungen sind vom Grundsatz her verwertbar – da sie immer vor und nach dem PMS ermittelt wurden. Insgesamt konnte aus den Untersuchungen aber nicht abgeleitet werden, ob ein System den Anforderungen der Anlage XXVI zur StVZO entspricht. Daher hat das BMU das UBA beauftragt, Messungen nach Anlage XXVI zu ergänzen. Frau Staatssekretärin, ich hoffe, dass eine so ausführ iche und lange Beantwortung der Fragen hier nicht chule macht. (Astrid Klug, Parl. Staatssekretärin: Ich hoffe das auch nicht!)





(A) )


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(A) )


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(29. ÄVO …) bereitgestellt wurden. … Ich bitte Sie





(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614407300

ie wissen, dass die Fragestunden zeitlich begrenzt sind
heute ist sie sogar zusätzlich begrenzt – und viele Kol-
eginnen und Kollegen Fragen haben. Gleichwohl wollte
ch Sie in Ihrem Redefluss nicht unterbrechen, auch aus
ücksicht auf die Fragestellerin.

Frau Kollegin Höhn, haben Sie zu diesem ausführli-
hen Bericht noch Nachfragen? – Bitte.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614407400

Liebe Frau Staatssekretärin Klug, ich schätze Sie sehr.

rotzdem muss ich ehrlich sagen: Ich habe im Aus-
chuss zwei ganz kurze, klare Fragen gestellt. Es geht
m einen schwerwiegenden Vorgang. Es geht darum,
ass in Deutschland 40 000 Pkws herumfahren, die, ob-
ohl ihr Filter nicht funktioniert, eine grüne Plakette
ekommen haben und behalten können. Sie dürfen in
mweltzonen hineinfahren, obwohl ihr Filter nicht

unktioniert. Wenn man die Filter austauschen würde,
ntstünde ein Schaden in Höhe von ungefähr 40 Millio-
en Euro. Es geht außerdem um die Frage, ob der Staats-
ekretär Machnig das Parlament in diesem Zusammen-
ang belogen hat. Das sind ganz entscheidende Punkte.
uf die Frage, ob er das Parlament belogen hat, hat der
taatssekretär im Ausschuss geantwortet, man habe im-
er darauf hingewiesen, und zwar von Anfang an, dass

ach Anlage XXVI geprüft werden müsse – das ist eine
anz entscheidende Frage –, und das sei im Januar 2006
n einer E-Mail an das UBA weitergegeben worden. Ich
abe nichts anderes gemacht, als darum zu bitten, diese
-Mail zu bekommen. Sie haben mir nun gestern Nacht
in dickes Paket von 45 Anlagen geschickt, Sie haben
ir heute einen Vortrag von über einer halben Stunde

ehalten, aber bis heute habe ich diese E-Mail von Ja-
uar 2006 nicht bekommen.

Wann bekomme ich diese E-Mail? Was steht in dieser
-Mail? Ich möchte Sie bitten, dass Sie mir endlich auf
iese einfachen Fragen eine Auskunft geben und nicht
ine halbe Stunde lang Sachen erzählen, die wir eigent-
ich schon alle wissen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)







(A) )



(B) )

As
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1614407500


Zuerst. Es ist nicht meine Absicht, in Zukunft auf Fra-
gen so ausführlich zu antworten. Ich hoffe, dass uns al-
len das in Zukunft erspart bleibt.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist ja beruhigend!)


Da hier aber so viele Fragen aufgetaucht sind, über
die auch in der Öffentlichkeit diskutiert wurde, glaube
ich, dass es notwendig war, dieses Thema an dieser
Stelle einmal im Zusammenhang darzustellen. Der Zu-
sammenhang ist wichtig, um zu wissen, wer wann auf
was wie reagiert hat.

Sie haben gestern Akten aus der Kommunikation zwi-
schen dem BMU und dem UBA bekommen. Aus diesen
Akten geht unmissverständlich hervor, dass es keinen
Zweifel daran gab – auch hinsichtlich des von Ihnen ge-
nannten Zeitraums; die einzelnen E-Mails sind ja dort
ganz genau aufgelistet –, dass das Bundesumweltminis-
terium zu jedem Zeitpunkt seit Inkrafttreten der Prüfvor-
schriften darauf beharrt hat, dass nach diesen Prüfvor-
schriften gemessen wird, damit mit den Daten aus dieser
Studie zum Beispiel auch zur Weiterentwicklung dieser
Prüfvorschriften gearbeitet werden kann. Das ergibt sich
zweifelsfrei aus den Ihnen zur Verfügung gestellten Ak-
ten. Einige Beispiele daraus habe ich eben aufgelistet.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614407600

Weitere Nachfrage?


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614407700

Ich bitte darum, dass meine Frage beantwortet wird.

Ich habe jetzt drei Versuche unternommen, diese E-Mail
zu bekommen. Ich bitte einfach darum, dass die Staats-
sekretärin mir die Fragen beantwortet, wo diese E-Mail
ist und was darin steht. Ganz einfach.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614407800

Frau Staatssekretärin.

As
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1614407900


Wir haben Ihnen alle E-Mails aus dieser Kommunika-
tion zur Verfügung gestellt, die es in diesem Zeitraum
gab. Es gab in diesem Zeitraum Telefonate und E-Mails.
Sie haben alle E-Mails, und sie betreffen den von Ihnen
genannten Zeitraum. Ich kann sie Ihnen gerne alle noch
einmal vorlesen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Nicht noch mal!)


Es ist unerheblich, ob die E-Mail, die Sie meinen, im Ja-
nuar oder Februar 2006 geschrieben wurde. Alles, was
die Aktenlage hergibt, haben wir Ihnen zur Verfügung
gestellt. Die entscheidende Frage ist, ob dem Umwelt-
bundesamt zu diesem Zeitpunkt klar war, dass nach An-
lage XXVI gemessen werden soll und ob das For-

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(C (D chungsvorhaben so ausgestaltet sein soll oder nicht. us der Aktenlage ergibt sich dies eindeutig. Das ist die inzig entscheidende Frage. Haben Sie eine weitere Frage? Ja, ich habe ja auch insgesamt vier. Ja, ich weiß. Frau Staatssekretärin, ich stelle also fest, dass der taatssekretär die Unwahrheit gesagt hat, als er behaupet hat, es gebe eine E-Mail aus Januar 2006, die belegt, ass nach Anlage XXVI zu prüfen ist. Ast Es gibt einen Unterschied zwischen Unwahrheit und er Darstellung von Fakten. Er hat ganz sicher nicht geogen. Er hat das gesagt, was er damals wusste. Wir haen für Sie jetzt noch einmal die gesamte Aktenlage aufereitet. Daraus ergibt sich zweifelsfrei, dass dem mweltbundesamt zu diesem Zeitpunkt, den der Staats ekretär im Umweltausschuss genannt hat, die Vorgabe es Bundesumweltministeriums klar war. Das war die rage, die Sie gestellt haben. Das ergibt sich aus der Ak enlage, die wir Ihnen zur Verfügung gestellt haben. Sie haben die Möglichkeit, noch eine weitere Frage u stellen. Frau Staatssekretärin, ich habe mir gestern die Nacht m die Ohren gehauen und habe diese Unterlagen durchesehen. Es ergibt sich keineswegs zweifelsfrei: Weder m Januar noch im Februar noch im März gab es eine chriftliche Vorlage vom Bundesumweltministerium an as UBA, dass nach Anlage XXVI zu prüfen ist. Das ibt es in den Unterlagen, die Sie mir zur Verfügung getellt haben, nicht. Erst in Papieren aus April und Mai 006 wird die Anlage XXVI explizit erwähnt. Bitte nennen Sie mir jetzt das Dokument von Januar der Februar, das ganz klar die Anweisung enthält, dass ach Anlage XXVI zu prüfen ist. Bitte sagen Sie mir das etzt genau. Nach den Unterlagen, die Sie mir geschickt aben, gibt es das nicht. Es muss offensichtlich etwas ehlen. Ich bitte jetzt um Auskunft, welche Unterlage geau darlegt, dass entweder im Januar oder im Februar ine schriftliche Weisung an das UBA gegangen ist, xakt nach Anlage XXVI zu prüfen. A Es gibt in den Unterlagen einen umfangreichen Vermerk bezüglich der Kommunikation, die in dem genannten Zeitraum zwischen dem Bundesumweltministerium und dem Umweltbundesamt stattgefunden hat. Zu diesem Zeitpunkt war der Vertrag mit dem Forschungsnehmer noch gar nicht abgeschlossen. Gegenüber dem Umweltbundesamt war vom Bundesumweltministerium immer wieder ganz klar die Vorgabe gemacht worden, dass dieser Vertrag vor seinem Abschluss mit dem Bundesumweltministerium abzustimmen ist. Das hat nicht stattgefunden. Der erste Hinweis darauf, dass hier die Vorgabe des Bundesumweltministeriums nicht umgesetzt wurde, ergab sich erst später, im April 2007 – ich muss das genaue Datum heraussuchen; ich habe nicht alle Daten im Kopf –, als dem Bundesumweltministerium auf mehrfache Nachfrage der Vertrag vorgelegt wurde. Von da an gab es ganz konkrete Anweisungen an das Umweltbundesamt, dass dieser Forschungsauftrag nachgebessert und ergänzt werden muss. (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frau Präsidentin, ich darf keine Frage mehr stellen! Aber ich möchte – –)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614408000
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614408100
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614408200
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614408300

(Jörg Rohde [FDP]: So klingt es!)

Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1614408400
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614408500
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614408600




(A) )


(B) )

Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1614408700


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614408800

Entschuldigung, Sie haben vier Fragen gestellt. Jetzt

hat der Kollege Hermann das Wort zu einer Zusatzfrage.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich möchte nur eines sagen: Ich finde, das ist ein absolut unbefriedigendes Verfahren, das hier stattgefunden hat! Das sind keine Auskünfte, die wir erwarten! – Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Herr Kollege Hermann.


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614408900

Sehr geehrte Frau Staatssekretärin, liebe Astrid, es tut

mir außerordentlich leid, dass ausgerechnet du für
Nichtstun bzw. Fehlhandlungen im Ministerium selbst
herhalten musst und dass du jetzt versuchen musst, et-
was zu erklären, was eigentlich jemand anders erklären
müsste, nämlich Staatssekretär Machnig.

Ich will an dieser Stelle nachhaken. Es gibt in der Tat
höchst unterschiedliche und widersprüchliche Aussagen.
So hat Staatssekretär Machnig beispielsweise im Um-
weltausschuss gesagt, dass die Leitungsebene, und zwar
alle zuständigen Staatssekretäre und der Minister, von
Anfang an in das Problem einbezogen war. Er hat auch
deutlich gemacht, dass er bestimmte Entscheidungen ge-
troffen hat. So hat er beispielsweise Ende 2006 entschie-
den, dass die Untersuchungsergebnisse nicht veröffent-
licht werden. Er hat aber unter anderem bei der
Mitarbeiterversammlung des UBA gesagt, dass er davon
erst im August 2007 erfahren hat.

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(C (D Herr Kollege, gestatten Sie, dass ich Sie unterbreche. önnten Sie sich bitte auf Ihre Frage konzentrieren? Meine Frage ist: Wie war das Abstimmungsverhalten m Ministerium? Wann hat Staatssekretär Machnig zum rsten Mal erfahren, dass hier der Hase im Pfeffer liegt nd dass etwas zu tun ist? A Darauf habe ich in meiner Antwort auf die Fragen orhin ausführlich geantwortet. Ich habe ganz genau ufgelistet, wer wann eingebunden war. Dabei muss man nterscheiden zwischen der Ausgestaltung des Forchungsvorhabens – damit war in erster Linie die Fachbene betraut; da war Staatssekretär Machnig eingebunen – und der Frage, die sich daraus ergeben hat, wann iese Studie öffentlich zugänglich gemacht wird und wie uf das Informationsbegehren der Deutschen Umweltilfe reagiert wird. Darin war der Minister eingebunden. In meinen Antworten auf die beiden Fragen habe ich en entsprechenden Zeitraum ganz genau aufgelistet, der ich sowohl aus der Erinnerung als auch aus der Aktenage ergibt. Ich denke, damit ist keine Frage offengeblieen. Die Hausleitung – Staatssekretär Machnig ist Teil er Hausleitung – war in diese Fragen eingebunden, als ich der Konflikt mit dem Umweltbundesamt abgezeichet hat, und hat sich dann auch intensiver damit befasst, ls das Informationsbegehren der Deutschen Umweltilfe an uns herangetragen wurde. Eine weitere Frage? Sie haben sehr wortreich und detailgenau geantwor et. Es gibt schließlich verschiedene Methoden, wie man ichts sagen kann: Entweder man sagt nichts, oder man agt sehr viel. Trotz dieser vielen Informationen ist eines nicht klar eworden: Wie kann es sein, dass ein so hochkompetenes Ministerium, von so hochkompetenten Menschen geührt, zwei Bundesämter, nämlich das Kraftfahrt-Bunesamt und das Umweltbundesamt, sowie ein weiteres inisterium zwei volle Jahre brauchen, um eine Studie n Angriff zu nehmen, den Auftrag genau zu beschreien, die Ergebnisse auszuwerten und sie entsprechend mzusetzen? Es ist nach alledem überhaupt nicht nachollziehbar, dass man zwei Jahre braucht, um dem ganz indeutigen Hinweis nachzugehen, dass die Filter nicht ichtig funktionieren und dass es vielleicht sogar die öglichkeit gibt, genau das kriminell zu nutzen, weil die orgaben der Anlage XXVI StVZO nicht präzise sind. s gab genügend Indizien aus Ihrem Hause, aus der Öf entlichkeit und von Umweltorganisationen. Sie haben anze zwei Jahre gebraucht, bis daraus konkrete Politik eworden ist. Das ist trotz all Ihrer wortreichen Erkläungen letztendlich nicht nachvollziehbar. Ist verzögert Winfried Hermann worden? Ist geschlampt worden? Wer war nicht kompetent? All das ist nicht nachvollziehbar. Sie haben nur beschrieben, wie die Vorgänge sind. Aber warum gelingt es einem Ministerium nicht, einen Untersuchungsauftrag präzise zu formulieren? Warum gelingt es einem Ministerium nicht, einer nachgeordneten Behörde zu sagen, was zu tun ist? Das sind doch die Fragen, die letztendlich beantwortet werden müssen. A Das ist auch eine sehr gute Frage. Da ich eben aber eine andere Frage nicht beantwortet habe, möchte ich das nachholen, damit hier kein Missverständnis entsteht. Ich weise den Vorwurf, dass nichts unternommen wurde, um schnell ein Forschungsvorhaben auf den Weg zu bringen, das uns belastbare Ergebnisse zur Nachrüstung liefert, ausdrücklich zurück. Wenn Sie ehrlich sind und sich die umfassenden Akten, die wir Ihnen zur Verfügung gestellt haben, unvoreingenommen ansehen, dann werden auch Sie bestätigen können, dass der Vorwurf, hier sei nichts unternommen worden, völlig unbegründet ist. Das Bundesumweltministerium hat sich intensiv darum bemüht, das Umweltbundesamt dazu zu bewegen, das Forschungsvorhaben nach unseren Vorgaben auszugestalten. Der Konflikt, um den es geht – Sie wissen das, Herr Kollege Hermann –, ist inhaltlicher Natur: Was ist bei der Nachrüstung sinnvoll und was nicht? In der letzten Legislaturperiode haben wir darüber sehr intensiv diskutiert. Damals haben wir uns gemeinsam für ein Förderprogramm zur Nachrüstung eingesetzt. Dabei ging es auch um die Frage: Fördern wir nur geschlossene oder auch offene Systeme? Geschlossene Systeme sind sehr komplex; sie werden jetzt in Neufahrzeuge eingebaut. Offene Systeme sind etwas einfacher und deshalb auch kostengünstiger. Außerdem eignen sie sich für die Nachrüstung, weil sie nicht an die Motorsteuerung eines Fahrzeugs angepasst werden müssen. In der letzten Legislaturperiode haben wir uns gemeinsam für ein Förderprogramm starkgemacht, mit dem insbesondere die Nachrüstung mit offenen Systemen gefördert wird. Damals war nicht ganz klar – das ist bis heute noch so –, ob sich geschlossene Systeme tatsächlich für die Nachrüstung eignen oder ob die Fahrzeuge dann irgendwann stehenbleiben. Wir wollten offene Systeme attraktiver machen und sie finanziell fördern, um einen großen Anreiz zu schaffen, dass nachgerüstet wird. Wie Sie wissen, gibt es Experten, die der Meinung sind, dass man nur das Beste vom Besten – in ihren Augen die geschlossenen Systeme – fördern darf. Dieser inhaltliche Konflikt kommt auch in der Ausgestaltung dieses Forschungsvorhabens zum Ausdruck. Entweder erbringt man diesen Beweis im Rahmen eines entsprechenden Forschungsvorhabens, oder man tut das, was wir wollten. Wir wollten zu Beginn der anlaufenden Nachrüstung mit einer neuen Technologie Erfahrungen sammeln und Messergebnisse erhalten, die Rückschlüsse darauf zulassen, wie die Nachrüstung und die Prüfvorschriften weiterentwickelt werden müssen. Das ist der i b U h h l q D N r d d l W w t n b v d f 2 s U d t n k n d e w D D P d e a w l s (C (D nhaltliche Konflikt, der sich hinter dieser Frage verirgt. Die Vorgaben des Bundesumweltministeriums an das mweltbundesamt waren ganz klar, aber – das wiederole ich – sie wurden nicht umgesetzt. Wie Sie wissen, at das am Ende des Verfahrens, das sicherlich viel zu ange gedauert hat, auch zu einer personellen Konseuenz im Umweltbundesamt geführt. Zu einer weiteren Nachfrage erteile ich dem Kollegen r. Hofreiter das Wort. Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614409000
Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614409100
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1614409200
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614409300
Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614409400




(A) )


(B) )

Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1614409500
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614409600
Sehr geehrte Frau Staatssekretärin, das, was Sie ge-

ade ausgeführt haben, passt ja wunderbar. In einer E-Mail
es Abteilungsleiters im Bundesumweltministerium an
a
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1614409700


Wie Sie beiliegendem Sachstandsvermerk entneh-
men können, hat das UBA entgegen unseren expli-
ziten mehrfachen Bitten, Aufträgen und Erlassen
ein Forschungsvorhaben so umgewandelt, dass es
Munition gegen unsere Nachrüstungskonzeption ...
generieren kann.

enn man sich die gesamte Korrespondenz anschaut,
ird einem schlagartig klar, woher das kommt. Sie woll-

en nämlich von vornherein verhindern, dass ein ver-
ünftiges Ergebnis herauskommt. Es wurde allgemein
efürchtet, dass die offenen Filtersysteme teilweise nicht
ernünftig funktionieren. Staatssekretär Machnig war
amals, am 23. August letzten Jahres, schon darüber in-
ormiert.

Meine Frage: Wie bewerten Sie diese E-Mail vom
3. August an den Herrn Staatssekretär, der ja offen-
ichtlich zu entnehmen ist, dass versucht wurde, das
BA daran zu hindern, einen Test durchzuführen, durch
en deutlich würde, dass manche der offenen Filtersys-
eme nicht funktionieren? Ein solches Ergebnis stünde
ämlich dem politischen Konzept entgegen; die Auswir-
ungen wären angeblich zu teuer.

A
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1614409800


Diesen Vorwurf weise ich eindeutig zurück; das ist
ieser E-Mail auch nicht zu entnehmen. Diese E-Mail ist
in Beleg dafür, wann die Hausleitung des Bundesum-
eltministeriums über diesen Konflikt informiert wurde.
iese Information hat auch zu einer Reaktion geführt:
er Fachbereichsleiter im Umweltbundesamt und der
räsident des Umweltbundesamtes sind einbezogen wor-
en, um diesen Konflikt zu lösen. Am Ende gab es auch
ine Weisung des Präsidenten des Umweltbundesamtes
n den zuständigen Abteilungsleiter, so zu verfahren,
ie es das Bundesumweltministerium vorgegeben hat.

Es gab mitnichten den Versuch, wie Sie hier unterstel-
en, irgendwelche Ergebnisse zu verschleiern. Es gab
ehr wohl den Versuch, über eine sachgerechte Ausge-






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Astrid Klug
staltung des Forschungsvorhabens zu vermeiden, dass
ganz gezielt nur in eine Richtung gemessen und dann ge-
sagt wird, dass bestimmte Filtersysteme – es ging gar
nicht um bestimmte Filter bestimmter Hersteller – für
die Nachrüstung untauglich sind. Wir wollten also ver-
meiden, dass nur Extremzustände gemessen werden, was
dazu führen würde, dass selbst geschlossene Systeme
dem nicht standhalten würden, um einen Beleg für die
Hypothese zu erhalten, dass nur das Beste vom Besten
gefördert werden darf. Das sollte durch die klare Vor-
gabe vermieden werden. Für die Markteinführung von
Filtersystemen ist allein entscheidend, ob die Systeme
eine Minderung der Emissionen von mindestens
30 Prozent gemäß den gesetzlichen Prüfvorschriften er-
bringen. Darauf hatte man sich technisch und politisch
verständigt. Diese Frage sollte im Rahmen des For-
schungsvorhabens beantwortet werden. Man hat sich
darauf konzentriert, diese Vorgabe umzusetzen, weil nur
durch die Umsetzung dieser Vorgabe die Ergebnisse po-
litisch verwertbar gewesen wären.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614409900

Keine weiteren Fragen?


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch, aber die stellen wir nicht hier!)


– Dann sind wir am Ende dieses Geschäftsbereichs. Frau
Staatssekretärin, ich danke Ihnen.

Ich rufe nun den Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums für Bildung und Forschung auf. Für die Beant-
wortung der Fragen steht der Parlamentarische Staatsse-
kretär Andreas Storm zur Verfügung.

Wir kommen zu Frage 3 der Kollegin Cornelia
Hirsch:

Wie bewertet die Bundesregierung die konstituierende Sit-
zung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz am 18. Fe-
bruar 2008, und was sind die wesentlichen Ergebnisse?

A
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1614410000


Ich beantworte die Frage der Abgeordneten Hirsch
wie folgt: Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz,
GWK, ist der Ort, an dem Bund und Länder die sie ge-
meinsam berührenden Fragen der Forschungsförderung,
der wissenschafts- und forschungspolitischen Strategien
und des Wissenschaftssystems behandeln. Wichtige
Weichenstellungen zur Struktur und Weiterentwicklung
des Wissenschaftssystems werden in der GWK vorge-
nommen.

Folgende Ergebnisse der konstituierenden Sitzung der
GWK am 18. Februar 2008 sind besonders hervorzuhe-
ben:

Erstens. Die GWK hat sich auf das Konzept einer Na-
tionalen Akademie verständigt. Die Leopoldina wird
künftig die Aufgaben einer Nationalen Akademie auf
dem Gebiet der Politikberatung übernehmen und die
deutschen Akademien in internationalen Gremien reprä-
sentieren. Dabei wird sie mit der Deutschen Akademie
für Technikwissenschaften und mit Vertretern der Län-
derakademien zusammenarbeiten, insbesondere mit der

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(C (D erlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschafen. Zweitens. Die GWK hat inhaltliche Eckpunkte als rundlage für weitere Gespräche zu einer beabsichtigten ortschreibung des Paktes für Forschung und Innovation erabschiedet. Drittens. Zur Vorsitzenden der GWK für das Jahr 008 ist Frau Bundesministerin Dr. Annette Schavan geählt worden. Stellvertretender Vorsitzender ist Herr Seator Professor Zöllner. Frau Kollegin, haben Sie eine Nachfrage? – Bitte. Danke schön erst einmal. – Zu meiner ersten Nach rage. NRW hat in dieser Sitzung einen Antrag zur Einichtung einer Arbeitsgruppe zur Erarbeitung eines naionalen Stipendiensystems vorgelegt. Warum wurde die ehandlung dieses Antrages vertagt? Was war die Posi ion der Bundesregierung? Wie bewerten Sie jetzt aktull die Vertagung der Einsetzung der Arbeitsgruppe? A Frau Abgeordnete Hirsch, in der Tat hat sich die WK mit dem Vorschlag von Minister Pinkwart aus ordrhein-Westfalen befasst. Die GWK hat ihr Büro geeten, zunächst einen Bericht zum aktuellen Sachstand es Stipendiensystems in den Ländern bis zur nächsten itzung der GWK am 19. Mai 2008 vorzulegen. Auf der rundlage des Ergebnisses dieses Berichts wird die WK dann entscheiden, wie weiter verfahren werden oll. Eine weitere Nachfrage. Dies zeigt, dass uns dieses Thema weiter beschäftigen ird. Deshalb meine zweite Nachfrage: Kann die Bunesregierung definitiv ausschließen, dass sie einem Stiendienmodell zustimmen wird, bei dem es öffentliche uschüsse zu privatwirtschaftlichen Stipendien geben ird? A Frau Abgeordnete Hirsch, die Bundesregierung be rüßt grundsätzlich Bemühungen, die zu einer Ausweiung von Stipendiensystemen führen. Ich nenne hier insesondere den Eigenbeitrag des Bundes mit unserem iel, bis zum Ende dieser Wahlperiode 1 Prozent aller tudierenden in die öffentlichen Stipendiensysteme zu ringen. Hier befinden wir uns auf einem sehr guten eg, was die besonders begabten Studierenden angeht. lle darüber hinausgehenden Festlegungen machen zu iesem Zeitpunkt noch keinen Sinn. Wir sollten erst einal die Ergebnisse des von mir angesprochenen Berichts ür die GWK am 19. Mai abwarten. Ich rufe die Frage 4 der Kollegin Cornelia Hirsch auf: Sind der Bundesregierung aktuelle Einschätzungen aus dem Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung, BIBB, bekannt, wonach die Zahl der sogenannten Altbewerberinnen und Altbewerber 2007 bei mindestens 385 000 Personen lag, und wie bewertet sie vor diesem Hintergrund die Berufsbildungspolitik der letzten Jahre? A Ich beantworte die Frage wie folgt: Die vom Bundesinstitut für Berufsbildung veröffentlichten Zahlen zu den Altbewerberinnen und Altbewerbern sind der Bundesregierung bekannt. Die Personengruppe ist allerdings sehr heterogen. Zusätzlicher öffentlicher Fördermaßnahmen bedürfen dabei insbesondere jene Altbewerbergruppen, die sich nicht bereits in vollqualifizierenden Maßnahmen befinden. Die Ausbildungsmarktlage im Ausbildungsjahr 2006/ 2007 hat sich deutlich verbessert. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist um 49 800 bzw. 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf knapp 626 000 angestiegen. Das ist der zweithöchste Wert seit der Wiedervereinigung. Damit greifen die von der Bundesregierung mit der Wirtschaft eingeleiteten Maßnahmen zur Steigerung des Ausbildungsangebots. Der von der Bundesregierung Anfang 2008 beschlossene Beitrag zu einer Qualifizierungsinitiative für Deutschland enthält zudem weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Situation von Altbewerberinnen und Altbewerbern, insbesondere einen Ausbildungsbonus für Betriebe, die zusätzliche Ausbildungsplätze schaffen und mit förderungswürdigen Altbewerberinnen und Altbewerbern besetzen. Im Übrigen, Frau Präsidentin, war dies ausführlich Gegenstand der vorherigen Regierungsbefragung. Haben Sie eine Nachfrage, Frau Kollegin? Ja, ich habe noch eine Nachfrage dazu. – Es ist mir et was schleierhaft, wie die Bundesregierung zu einer derart positiven Einschätzung der aktuellen Ausbildungslage kommen kann, wenn es doch Realität ist, worauf ich bereits in meiner Frage hingewiesen habe, dass im letzten Jahr fast 400 000 Jugendliche schon mindestens ein Jahr lang auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz waren. Dazu möchte ich eine Stellungnahme der Bundesregierung hören. A Frau Abgeordnete Hirsch, ich erläutere es Ihnen gern. Wir haben die Altbewerberproblematik insbesondere deshalb, weil zu Zeiten der konjunkturellen Schwäche in der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts die Arbeitmarktkrise in vollem Umfang auf den Ausbildungsmarkt durchgeschlagen war, sodass in diesem Zeitraum nicht in ausreichender Zahl Ausbildungsverträge abgeschlossen werden konnten. In den letzten beiden Jahren war eine d j d d t n e g w d A u P h h s E c t c B A i s m A n m d g s s z e A e H t h g W r z d H t (C (D eutliche Aufwärtsentwicklung zu verzeichnen. Mit der etzt erreichten Größenordnung von 626 000 Ausbilungsverträgen wird weitestgehend dem aktuellen Bearf entsprochen. Die Bundesregierung hat mit der Qualifizierungsiniiative das angesprochene Programm für Altbewerberinen und Altbewerber deshalb aufgelegt, weil wir den ntstandenen Rückstau abbauen wollen. Mit dem Proramm, das Bundesminister Scholz vorhin erläutert hat, ollen wir allein in den nächsten drei Jahren zusätzlich zu en ohnehin entstehenden Ausbildungsplätzen weitere usbildungsplätze für etwa 100 000 Altbewerberinnen nd Altbewerber bereitstellen, sodass wir, wenn dieses rogramm erfolgreich verläuft, im nächsten Jahrzehnt offentlich keine generelle Altbewerberproblematik mehr aben werden. Haben Sie eine weitere Frage? Ja. – Meine zweite Nachfrage: Kann ich Ihre Antwort o verstehen, dass es nur in Zeiten guter konjunktureller ntwicklungen wirklich sichergestellt ist, dass Jugendlihe einen Ausbildungsplatz bekommen, während in Zeien, in denen die Konjunktur schlechter läuft, Jugendlihe einfach auf der Straße stehen bleiben? Oder ist die undesregierung der Auffassung, dass das Recht auf usbildung generell gesichert sein muss und Ausbildung n diesem Sinne einfach als Pflicht der Unternehmen geehen werden muss? A Frau Abgeordnete Hirsch, die Bundesregierung ist der uffassung, dass den Jugendlichen, die sich nicht für eien anderen Ausbildungsweg – zum Beispiel im akadeischen System – entscheiden, als erfolgreicher Start in as Arbeitsleben ein Ausbildungsplatz zur Verfügung estellt werden sollte. Das ist kein formaler Rechtsanpruch, sondern es geht um Startchancen junger Menchen. Um dies zu erreichen, haben wir mit der Qualifiierungsinitiative eine Fülle von weiteren Maßnahmen rgriffen, um auch den jungen Menschen, die ohne einen bschluss schon längere Zeit im Arbeitsleben stehen, ine zweite Chance dazu zu geben. Im Übrigen ist festzustellen, dass es in der ersten älfte dieses Jahrzehnts eine besondere Schwächesitua ion auf dem Arbeitsmarkt gegeben hat, die dazu geführt at, dass die Zahl der Ausbildungsplätze deutlich niedrier war als in einer normalen konjunkturellen Situation. ir gehen davon aus, dass wir in den kommenden Jah en wieder eine ausreichende Zahl von Ausbildungspläten haben werden, um mindestens den aktuellen Bedarf ecken zu können. Damit sind wir am Ende dieses Geschäftsbereichs. err Staatssekretär, ich danke Ihnen für die Beantworung der Fragen. Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Finanzen. Die Frage 5 der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch und die Frage 6 des Kollegen Manfred Kolbe werden schriftlich beantwortet. Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Zur Beantwortung der Fragen steht Herr Parlamentarischer Staatssekretär Ulrich Kasparick zur Verfügung. Die Frage 7 der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch wird schriftlich beantwortet. Ich rufe die Frage 8 des Kollegen Dr. Anton Hofreiter auf: Inwiefern ist es zutreffend, dass das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung eine Bewertung der von der Regierung von Niederbayern raumgeordneten Variante für den Donauausbau zwischen Straubing und Vilshofen vorgenommen hat, und wie sieht diese Bewertung aus? U Herr Dr. Hofreiter, ich habe die Beantwortung Ihrer Frage für meine Kollegin Roth übernommen. Die Antwort lautet wie folgt: Dem Raumordnungsverfahren lagen nicht eine, sondern drei Varianten zugrunde, nämlich die Varianten A, C/C 280 und D 2. Die Varianten A, C und D 2 wurden im Rahmen der sogenannten vertieften Untersuchungen im Jahr 2001 vom Bund und von Bayern gemeinsam bewertet. Die Ergebnisse sind öffentlich im Internet unter www.wsv.de nachzulesen. Die Variante C 280 wurde von Bayern ohne Beteiligung des Bundes aus der Variante C weiterentwickelt. Haben Sie eine Nachfrage? Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614410100
Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614410200
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1614410300
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614410400
Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614410500
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1614410600




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614410700
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1614410800
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614410900
Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614411000
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1614411100
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614411200
Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614411300
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1614411400
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614411500




(A) )


(B) )

Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1614411600
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614411700

Da meine nächste Frage mit dieser Frage im Zusam-
menhang steht, bitte ich darum, dass der Herr Staatsse-
kretär diese Frage auch erst beantwortet.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614411800

Dann rufe ich die Frage 9 des Kollegen Dr. Anton

Hofreiter auf:
Was sind die nächsten Schritte im Verfahren zum Ausbau

der Donau zwischen Straubing und Vilshofen, und wie sind
diese Schritte auf den bestehenden Bundestagsbeschluss zum
Ausbau der Donau zwischen Straubing und Vilshofen abge-
stimmt?

U
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1614411900


Diese Frage beantworte ich wie folgt: Gemäß der in
der Sitzung des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt-
entwicklung des Deutschen Bundestages vom 4. Juli 2007
im Einklang mit dem Beschluss des Deutschen Bundes-
tages bekannt gegebenen Entscheidung von Herrn Mi-
nister Tiefensee wurde variantenunabhängig ein Förder-
antrag bei der Europäischen Kommission eingereicht.

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(C (D Haben Sie eine Nachfrage? Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614412000
Sehr geehrter Herr Staatssekretär, der Verlauf des bis-

erigen Raumordnungsverfahrens und die einzelnen
erfahren sind mir sehr wohl bekannt. Es ging bei der
rage nicht darum, ob in Bayern ein Raumordnungsver-
ahren stattgefunden hat oder wie dieses Verfahren ver-
äuft; es ging vielmehr darum, dass – wie es aus Quellen
hres Hauses heißt – das Bundesverkehrsministerium
ach Abschluss des Raumordnungsverfahrens eine Be-
ertung der Variante C 280 vorgenommen hat. Deshalb

rage ich Sie nach dem Inhalt dieser Bewertung. Denn,
ie gesagt, wir wissen, dass sie in Ihrem Hause vorliegt.

U
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1614412100

Ich kann Ihnen noch einmal die offizielle Meinung

er Leitung des Hauses mitteilen: Die Varianten A, C
nd D 2 wurden im Rahmen der vertieften Untersuchun-
en im Jahr 2001


(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bitte nicht!)


om Bund und von Bayern gemeinsam bewertet. Diese
ewertungen sind im Internet öffentlich zugänglich. Al-

es andere hat, glaube ich, in diesem Zusammenhang
eine Relevanz.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614412200

Haben Sie noch eine weitere Frage?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Doch, es hat Relevanz. Ich frage Sie: Gibt es eine in-

erne Bewertung des Ministeriums der Variante C 280, ja
der nein?

U
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1614412300

Diese Bewertung ist mir nicht bekannt.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614412400

Gibt es weitere Fragen Ihrerseits, Herr Dr. Hofreiter?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Staatssekretär, wir haben gerade eine Verhand-

ung erlebt, bei der es darum ging, dass Herr Staatssekre-
är Machnig mit sehr eindeutigen Aussagen in gewisse
chwierigkeiten gekommen ist. Deswegen: Sind Sie sich
anz sicher, dass Ihrem Haus eine solche Bewertung
icht vorliegt?

U
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1614412500

Ich kann nur wiederholen, was ich eben gesagt habe:

iese Bewertung ist mir nicht bekannt.


(Klaus Hofbauer [CDU/CSU]: Na dann!)







(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614412600

Frau Kollegin Blank, bitte sehr.


Renate Blank (CSU):
Rede ID: ID1614412700

Herr Staatssekretär, es ist Ihnen doch bekannt, dass

der Verkehrsausschuss damals – ich glaube, es war 2002 –
die Variante A mit Mehrheit beschlossen hat und dass es
auch Gegenstimmen gab. Die entscheidende Frage be-
trifft die variantenunabhängige Anmeldung bei der EU.
Herr Staatssekretär, im Antrag ist auch von der Variante
C 280 die Rede. Ist Ihnen das bekannt, vielleicht nicht
persönlich, wohl aber Ihrem Haus?

U
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1614412800


Ich kann an dieser Stelle nur noch einmal sagen – das
war mein einleitender Satz –: Ich habe diesen Vorgang
von der Kollegin Roth vor fünf Minuten übernommen.
Ich sage Ihnen gerne zu, dass wir alle weiteren konkre-
ten Fragen schriftlich beantworten.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614412900

Eine Frage hat der Kollege Winkler.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke, Frau Präsidentin. – Ich möchte an die Frage
von Herrn Dr. Hofreiter anschließen. Wenn Ihnen eine
solche Bewertung nicht bekannt ist, wäre es Ihnen mög-
lich, einen solchen Vorgang, wenn er Ihrem Haus be-
kannt ist bzw. stattgefunden hat, in schriftlicher Form
mitzuteilen, ja oder nein?

U
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1614413000


Wie Sie wissen, haben wir im Ministerium einen Ge-
schäftsverteilungsplan, aus dem die inhaltliche Zustän-
digkeit der Parlamentarischen Staatssekretäre resultiert.
Ich werde der Frage von Herrn Dr. Hofreiter im Ressort
nachgehen. Sie bekommen dann eine entsprechende
Antwort.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614413100

Die Frage 10 des Kollegen Rainder Steenblock wird

schriftlich beantwortet.

Damit sind wir am Ende des Geschäftsbereichs des
Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwick-
lung. Herr Staatssekretär, ich danke Ihnen für die Beant-
wortung.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich der Bundes-
kanzlerin und des Bundeskanzleramtes. Für die Beant-
wortung der Fragen steht Frau Staatsministerin Professor
Dr. Maria Böhmer zur Verfügung.

Die Fragen 11 und 12 des Kollegen Christoph Waitz
werden schriftlich beantwortet, ebenso die Frage 13 des
Kollegen Rainder Steenblock.

Damit rufe ich nun die Frage 14 des Kollegen Josef
Philip Winkler auf:

k

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(C (D Ist es dem in der FAZ vom 14. Februar 2008 geäußerten Anspruch der Staatsministerin und Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Dr. Maria Böhmer, deutsche Integrationspolitik beruhe auf der „gleichberechtigten Teilhabe“ der hier lebenden Migrantinnen und Migranten, dienlich, wenn die Bundesregierung im Rahmen des Nationalen Integrationsplans keine einzige Selbstverpflichtung übernommen hat, um zum Beispiel die Einbürgerungsmöglichkeiten für hier lebende Migrantinnen und Migranten zu verbessern, wenn Dr. Maria Böhmer die Einführung des kommunalen Wahlrechts für langjährig hier lebende Drittstaatsangehörige als „halbe Sache“ ablehnt der Großen Koalition verschärfte Zuwanderungsgesetz – im Vergleich zu zum Beispiel Staatsangehörigen aus den USA, aus Japan oder Honduras – im Hinblick auf den Ehegattennachzug benachteiligt werden (vergleiche § 41 der Aufenthaltsverordnung)


(ebenda) bzw. wenn türkische Staatsangehörige durch das von


Frau Staatsministerin, bitte.

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1614413200


Ich darf die Frage 14 wie folgt beantworten: Ziel der
ntegrationspolitik der Bundesregierung ist die gleichbe-
echtigte Teilhabe der Migrantinnen und Migranten am
ozialen, gesellschaftlichen, politischen und kulturellen
eben. Dieses Ziel verfolgt die Bundesregierung nicht
uletzt mit dem Nationalen Integrationsplan. Er dient
it vielen seiner Selbstverpflichtungen der Verbesse-

ung der Integration und damit unmittelbar dem Ziel,
ine spätere Einbürgerung zu erleichtern. Den Zielzu-
ammenhang von Integration und Einbürgerung bestätigt
10 Abs. 3 des Staatsangehörigkeitsgesetzes.

Eine gelungene Integration drückt sich am stärksten
n der Beantragung der deutschen Staatsangehörigkeit
us. Sie verleiht nicht nur das kommunale, sondern das
llgemeine Wahlrecht auf allen staatlichen Ebenen. Die
undesregierung wirbt dafür, dass die in Deutschland le-
enden ausländischen Staatsangehörigen sich verstärkt
m ihre Einbürgerung bemühen. Die Beauftragte wird in
ürze mit einer Einbürgerungsbroschüre über die novel-

ierte Gesetzeslage aufklären und Migrantinnen und Mi-
ranten zur Einbürgerung ermutigen.

Von Zuwanderern, die im Rahmen des Ehegatten-
achzugs nach Deutschland kommen, sollte grundsätz-
ich erwartet werden können, dass sie sich bereits vor der
inreise auf die anstehende Integration angemessen vor-
ereiten. Dazu gehört der Erwerb deutscher Sprach-
enntnisse. Eine Befreiung vom Nachweis einfacher
eutscher Sprachkenntnisse vor der Einreise gilt unter
nderem für Ehegatten von Ausländern, die auch für län-
ere Aufenthalte visumfrei einreisen können und einen
ufenthaltstitel erst im Bundesgebiet beantragen müs-

en. Die Befreiung knüpft damit an die bereits vor der
nderung des Ehegattennachzugs durch das Richtlinien-
msetzungsgesetz bestehende Vergünstigung im Visum-
erfahren für Angehörige bestimmter Staaten nach der
ogenannten Staatenliste nach § 41 der Aufenthaltsver-
rdnung an. Bei den Staaten dieser Staatenliste handelt
s sich um solche, zu denen Deutschland enge wirt-
chaftliche Beziehungen pflegt.






(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614413300

Herr Kollege, haben Sie eine Nachfrage? – Bitte sehr.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke, Frau Präsidentin. – Danke, Frau Staatsminis-
terin, für die Antwort. Habe ich Sie jetzt richtig verstan-
den, dass Sie von Ihrem in dem Interview mit der Frank-
furter Allgemeinen Zeitung geäußerten Satz, dass
deutsche Integrationspolitik auf der gleichberechtigten
Teilhabe der hier lebenden Migrantinnen und Migranten
beruhe, Abstand nehmen? Denn Sie haben gerade ge-
sagt, dass das am Ende des Integrationsprozesses für ei-
nige von den Migranten infrage kommt und Sie das un-
terstützen wollen. Gleichzeitig scheidet dann die
gleichberechtigte Teilhabe für die anderen ebenfalls hier
zu integrierenden Ausländer aus. Das ist ein logischer
Widerspruch.

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1614413400


Herr Kollege Winkler, ich sage zu der Frage, ob ich
Abstand nehme, ganz klar: Nein. Die gesamte Integra-
tionspolitik der Bundesregierung ist auf gleichberech-
tigte Teilhabe ausgerichtet. Ich habe am Anfang in mei-
nem ersten Satz, den Sie mit Sicherheit verfolgt haben,
von der gleichberechtigten Teilhabe der Migrantinnen
und Migranten am sozialen, am gesellschaftlichen, poli-
tischen und kulturellen Leben gesprochen. Das ist ein
sehr umfassender Begriff der gleichberechtigten Teil-
habe. Deshalb haben wir auch einen sehr umfassenden
Nationalen Integrationsplan aufgelegt, der sich an alle
der circa 15 Millionen Menschen aus Zuwandererfami-
lien in unserem Land richtet. Da wird keiner ausge-
schlossen. Im Gegenteil: Wir wenden uns an alle und be-
ziehen alle ein.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614413500

Eine weitere Nachfrage? – Bitte.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke, Frau Präsidentin. – Frau Staatsministerin, wie
bewerten Sie denn vor dem Hintergrund dessen, was Sie
gerade gesagt haben, die Kritik einer Vielzahl von Ver-
bänden und Organisationen an den Maßnahmen zur Er-
schwerung der Einbürgerung im letzten Jahr, die Sie be-
fürwortet haben und die Gesetz wurden, und an Ihrer
Äußerung, dass das kommunale Wahlrecht für langjährig
hier lebende Drittstaatenangehörige eine halbe Sache
sei, die Sie nicht befürworteten? Wie bewerten Sie, dass
viele Verbände bei dieser Regelung in dem Gesetz – Sie
haben sie selbst genannt –, nämlich dem Deutscherwerb
vor der Einreise, von einer Antitürkeiklausel gesprochen
haben, weil jemand, der zum Beispiel aus Honduras
kommt, überhaupt keine Probleme mit dem Ehegatten-
nachzug hat, aber jemand, der aus der Türkei kommt, in-
zwischen sehr große Probleme hat, sehr viel Geld auf-
wenden und sehr lange reisen muss?

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(C (D D Lieber Kollege Winkler, bei der gleichberechtigten eilhabe, wenn es um die politischen und die staatsbürerschaftlichen Möglichkeiten und speziell um Wahlen eht, habe ich sehr bewusst gesagt, dass man nicht bei alben Sachen stehen bleiben soll; denn eine Reduzieung dieser gleichberechtigten politischen Teilhabe nur uf die Kommunalwahl wäre mir zu wenig. Ich bin desalb dafür, für die Einbürgerung zu werben, weil mit der inbürgerung alle Rechte und Pflichten als Staatsbürger erbunden sind. Das heißt, dass die Bürger nicht nur das ktive, sondern auch das passive Wahlrecht haben und ieses nicht auf den kommunalen Bereich beschränkt ist. eshalb, so glaube ich, ist meine Sichtweise sehr viel mfassender, als Sie es dargestellt haben. Ich sehe nicht, dass wir mit den Regelungen zum ersen Spracherwerb im Herkunftsland die Integration erchweren. Im Gegenteil: Wir erleichtern sie; denn alle nformationen – ich war selbst in der Türkei – belegen, ass die Möglichkeiten für den ersten Spracherwerb in er Türkei sehr freudig aufgenommen werden. Ich war ei einem Sprachkurs im Goethe-Institut in Ankara, und ch habe dort Teilnehmerinnen und Teilnehmer erlebt, ie mit großer Freude die deutsche Sprache erlernt haen. Sie waren sicher, dass sie relativ schnell nach eutschland kommen. Der Sprachkurs dauert circa drei onate. Das heißt, es wird niemand gehindert, zum Ehe atten zu ziehen. Im Gegenteil: Es ist eine gesetzliche egelung, die die Integrationschancen in Deutschland eutlich verbessert und nicht erschwert. Zu einer Nachfrage erteile ich nun noch das Wort dem ollegen Dr. Keskin. Frau Ministerin, Sie haben zu Recht von der Bedeu ung der Einbürgerung, also des Erwerbs der deutschen taatsbürgerschaft, gesprochen. Dieser Schritt ist wich ig, damit sich die betreffenden Menschen nicht mehr als ichtdeutsche, als Ausländer in diesem Land aufhalten, ondern gleichberechtigt hier leben. Von 1999, als das eue Einbürgerungsrecht in Kraft getreten ist, bis 2007 at sich die Zahl der Einbürgerungen – ich könnte Ihnen ie genauen Zahlen nennen; sie sind Ihnen sicherlich beannt – aber mehr als halbiert. Weshalb? Weil mit dem euen Einbürgerungsrecht erhebliche Erschwernisse bei er Einbürgerung in Kraft getreten sind. Sie vertreten hre Meinung aufrichtig. Meinen Sie nicht, dass in dieem Bereich Handlungsbedarf besteht? Müsste man icht nachprüfen, was diese Erschwernisse sind und was an hier machen könnte und müsste? D Herr Kollege, ich habe schon einmal gesagt, dass ich ich mit einer Einbürgerungsbroschüre im Sinne der Erutigung zur Einbürgerung an die vielen Migrantinnen nd Migranten in unserem Land wende. Staatsministerin Dr. Maria Böhmer Ich glaube, es ist noch ein Wort zu den Zahlen notwendig. Ich will Ihnen deshalb einige der Zahlen nennen. Die Einbürgerungszahlen haben sich seit 2000 nach anfänglichem Rückgang auf hohem Niveau stabilisiert. Im Jahr 2006 sind sie im Vergleich zum Vorjahr sogar um 6,2 Prozent gestiegen. Wir haben hier also einen Anstieg. Die Einbürgerungszahlen der vergangenen Jahre liegen deutlich über denen, die Mitte der 90er-Jahre verzeichnet werden konnten. Ließen sich zwischen 1995 und 1999 im Durchschnitt nur 98 261 Ausländer in Deutschland einbürgern, so lag diese Zahl in dem Fünfjahreszeitraum zwischen 2002 und 2006 bei 132 848 Ausländern. Das ist unbestritten höher als zuvor. Durch die Staatsangehörigkeitsreform 1999 und 2000 sind die Voraussetzungen zur Erleichterung der Staatsangehörigkeit zudem in einigen wichtigen Bereichen erleichtert worden. Die besonders hohen Einbürgerungszahlen aus den Jahren 2000 und 2001 sind auch auf reformbedingte Sondereffekte, das heißt den Abbau von Altfällen, zurückzuführen. Insofern haben wir einen Anstieg zu verzeichnen. Ich bitte, das endlich einmal zur Kenntnis zu nehmen. (Dr. Hakki Keskin [DIE LINKE]: Darf ich eine Zwischenbemerkung machen?)

Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1614413600
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614413700
Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614413800
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1614413900




(A) )


(B) )



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614414000

Nein. Wir haben den zeitlichen Rahmen der Frage-

stunde ohnehin schon etwas überzogen, Herr Kollege.
Deshalb bitte ich um Verständnis dafür, dass ich hier
jetzt Schluss mache.


(Dr. Hakki Keskin [DIE LINKE]: Die Zahlen sind nicht korrekt wiedergegeben!)


Die restlichen Fragen, also die Fragen 15 bis 43, wer-
den schriftlich beantwortet. Frau Staatsministerin, ich
danke Ihnen herzlich für die Beantwortung der Fragen.

Wir sind am Ende der Fragestunde, wie vereinbart.

Die Fraktionen sind übereingekommen, heute eine
vereinbarte Debatte zur Zukunft des Kosovos nach der
Unabhängigkeitserklärung – Zusatzpunkt 1 – durchzu-
führen. – Ich sehe, Sie sind damit einverstanden. Dann
verfahren wir so.

Ich rufe den soeben aufgesetzten Zusatzpunkt 1 auf:

Vereinbarte Debatte

Zukunft des Kosovos nach der Unabhängig-
keitserklärung

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich
sehe dazu keinen Widerspruch. Dann werden wir so ver-
fahren.

Als erstem Redner in der Aussprache erteile ich das
Wort für die Bundesregierung Herrn Bundesminister
Frank-Walter Steinmeier.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des uswärtigen: Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Mit Freudenfesten haben die Kosovo-Albaner in iesen Tagen die Geburt ihres Landes als unabhängiger taat gefeiert. Ich denke, wir müssen die Freude der enschen nach den Jahrzehnten der Gängelung, der issachtung und der Unterdrückung verstehen. Ich sage auch: Die Menschen im Kosovo müssen iherseits verstehen, dass wir Europäer mit gemischten Geühlen, auch mit Sorge auf ihr neues Land blicken. Wir aben die brennenden albanischen Fahnen in Mitrovica esehen. Wir haben gewaltsame Demonstrationen und ränengas in Belgrad gesehen. Unsere gemischten Geühle müssen die Menschen im Kosovo deshalb versteen, weil aus unserer Perspektive Grenzen in Europa hre trennende Wirkung eigentlich verlieren sollten. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall des Abg. Markus Meckel [SPD])


Ich habe in einem der vielen Leitartikel aus den ver-
angenen Tagen gelesen: Vielleicht war ein neuer Klein-
taat auf dem westlichen Balkan im Ursprung nicht das

unschkind der Weltgemeinschaft. – All diejenigen, die
as sagen, haben recht. Aber ich erinnere daran: Neun
ahre insgesamt haben wir uns um eine einvernehmliche
ösung bemüht. Eine einvernehmliche Lösung hätten
lle lieber gesehen als das Prozedere, das wir jetzt vor
ns haben. Sie war aber nicht möglich.

Darum ist jetzt unsere Verantwortung gefordert, in ei-
er Situation, in der wir uns nicht in Enthaltung flüchten
önnen, selbst wenn einige das möchten. Jetzt müssen
ir mit aller Kraft gemeinsam versuchen, den Kosovo
nd seine Menschen zu unterstützen und – das sage ich,
bwohl ich weiß, aus welcher Situation wir dort kom-
en – das Beste daraus zu machen. Das Beste heißt: ei-

en demokratischen Rechtsstaat zu schaffen, europäi-
che Werte im Kosovo, aber nicht nur dort, sondern auf
em gesamten westlichen Balkan, durchzusetzen. Ich
age noch einmal: Nur das ist am Ende das Fundament
ür Stabilität und fairen Ausgleich in der gesamten Re-
ion und nicht nur im Kosovo.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das ist der Grund, dass sich die Bundesregierung
eute in ihrer Kabinettssitzung entschlossen hat, den Ko-
ovo als unabhängigen Staat anzukennen. Ich sehe darin
das habe ich auch am Montag in Brüssel gesagt – den
chlusspunkt aus dem – teilweise gewaltsamen – Zerfall
es ehemaligen Jugoslawiens und nicht einen Sonder-
all. Das sollte für uns alle der Ausgangspunkt europäi-
cher Politik sein. Wir Europäer müssen beweisen, dass
ir in der Lage sind, die Konflikte auf unserem Konti-
ent wirklich dauerhaft und vor allen Dingen wirksam
u lösen.


(Beifall des Abg. Markus Meckel [SPD])


Wir sind dabei in den letzten 15 Jahren weiter gekom-
en, als manche meinen. Es gab damals nur wenige, die






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
gesagt haben: Was sich auf dem Balkan ereignet, ist ei-
gentlich keine Angelegenheit von Außenpolitik, sondern
ist europäische Innenpolitik. – Das war eine Position, die
vor 15 Jahren noch allerhöchstes Erstaunen ausgelöst
hat, heute aber – ich finde, darüber sollte man nicht un-
glücklich sein – sehr viel selbstverständlicher geworden
ist.

Seit 13 Jahren – daran ist zu erinnern – leisten deut-
sche Soldaten in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo
jeden Tag Dienst am Frieden. Das heißt auch: Seit neun
Jahren schweigen dort die Waffen. Ich vergesse nicht
– viele von Ihnen auch nicht – die Gräueltaten, die Men-
schen dort einander angetan haben. Ich bin froh darüber,
dass auch auf dem westlichen Balkan – das haben meine
vielen Gespräche in der Region in den vergangenen Jah-
ren gezeigt – immer mehr Menschen nach vorn schauen,
darauf hoffen, irgendwann als gleichberechtigte Mitglie-
der am Tisch der europäischen Nationen zu sitzen und
damit eine konkrete Perspektive für Frieden, Prosperität
und vor allen Dingen besseres Leben zu haben.

Sie haben die Bemühungen der europäischen Außen-
minister am vergangenen Montag und insbesondere die
Berichterstattung darüber zur Kenntnis genommen. Es
ist gelungen, eine gemeinsame europäische Plattform zu
finden, trotz der sehr unterschiedlichen Ausgangspunkte
der 27 Mitgliedstaaten. Es ist gelungen, in dieser ge-
meinsamen Plattform die gemeinsame europäische Ver-
antwortung auf dem westlichen Balkan zum Ausdruck
zu bringen.

Mit Blick darauf, dass viele geschrieben haben: „Das
ist der kleinste gemeinsame Nenner“, sage ich: Ja, das ist
der kleinste gemeinsame Nenner. Nur bestand leider
nicht die Auswahl zwischen dem größten und dem
kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern nur die Aus-
wahl zwischen dem kleinsten gemeinsamen Nenner und
nichts, und was das für die europäische Außenpolitik
und ihre Zukunft bedeutet hätte, meine Damen und Her-
ren, muss ich Ihnen nicht sagen. Deshalb bitte ich wert-
zuschätzen, dass sich die 27 Mitgliedstaaten zu einer ge-
meinsamen Position zusammengefunden haben, die
natürlich nicht das bilaterale Anerkennungsverfahren er-
setzen kann, das aber auch nie wollte.

Besonnenheit und Vernunft sind jetzt das Gebot der
Stunde. Ich habe der Führung der Kosovo-Albaner aus-
gerichtet und ich sage auch den Verantwortlichen in Ser-
bien: Lassen Sie uns in diesen Tagen und in der kom-
menden Zeit die Gespenster der Vergangenheit ruhen!
Gehen Sie mit uns den friedlichen Weg nach Europa!
Arbeiten Sie mit uns gemeinsam an einer Region der
Kooperation und der Zusammenarbeit, in der nicht mehr
wie in der Vergangenheit das Blutvergießen das Leben
der Kinder und zukünftiger Generationen bestimmt! Ich
glaube, das ist die Hauptsache.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ich richte mich hier in diesem Hause auch an die
Adresse Russlands. Obwohl wir am Ende trotz vieler ge-
meinsamer Bemühungen die Meinungsverschiedenhei-
ten nicht haben ausräumen können, appelliere ich an die

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(C (D ührung in Russland, in dieser Situation besonnen zu leiben. Wir alle hätten – lassen Sie mich das noch einal sagen – uns lieber eine Lösung gewünscht, in die die ositionen Russlands stärker einbezogen gewesen wäen. Am Ende waren wir aber in einer Situation, in der ine Güterabwägung zwischen Frieden und Stabilität in er jetzigen Situation vorzunehmen war. Es ging um rieden und Stabilität jetzt und nicht irgendwann in ferer Zukunft. Nach dieser Güterabwägung durften wir en Lauf der Geschichte jetzt nicht länger aufhalten; enn die Risiken sind Ihnen allen, meine Damen und erren, bekannt. Ich erinnere hier und auch gegenüber Russland an die orangegangenen mehrjährigen Beratungen über den zuünftigen Status des Kosovos innerhalb der internationaen Kontaktgruppe. Gemeinsam mit Russland wurde htisaari als Chefverhandler für die Vereinten Nationen usgewählt. Ich erinnere an unseren Vorschlag, nachdem ie Verhandlungen nicht zu einem glücklichen Ende geührt werden konnten, direkte Verhandlungen zwischen erbien und dem Kosovo ein weiteres Mal zu ermöglihen. Wir haben für 120 Tage intensiver Verhandlungen wischen Serbien und dem Kosovo geworben und sie eröglicht, und zwar mit Vorschlägen, die wir teilweise nserer eigenen Geschichte entnommen haben, mit Vereis auf einen Grundlagenvertrag, der nach unserer An icht die Grundlage für eine Partnerschaft in der Region ätte bieten können. Alle diese Vorschläge haben wir ngagiert über Botschafter Ischinger in die Verhandlunen eingebracht. Sie kennen das Ergebnis: Es ist uns am nde nicht gelungen. Jetzt müssen wir ehrlich sein. Es gibt Situationen, in enen man anerkennen muss: Es geht nicht weiter. Ich age all denjenigen, die immer noch die Vorstellung haen, durch noch längeres Verhandeln wäre man zu einem rgebnis gekommen: Leider ist das nicht der Fall. Der Präsident des Kosovo hat uns in jenem Schreiben, n dem er uns zur Anerkennung seines Landes aufforert, ausdrücklich zugesichert, dass der neue Staat sich n die Klauseln des Plans der Vereinten Nationen halten ird, also an demokratische Prinzipien, an die Einhal ung der Menschenrechte und an den Schutz der Mindereitenrechte für die Serben. Er hat zugesichert, dass das osovo einer internationalen Supervision, einer breit anelegten EU-Mission zur Förderung des demokratischen echtsstaats nach europäischen Werten, zustimmt. In eiden Punkten werden wir – das versichere ich Ihnen – en neuen Staat und seine Führung beim Wort nehmen. Das bedeutet aber auch, dass wir Europäer uns jetzt n unsere eigene Verantwortung gegenüber Kosovo-Alanern und Serben erinnern und sie ernst nehmen. Dabei ehe ich auch Deutschland neben den anderen europäichen Staaten in der Pflicht. Wir werden uns deshalb in ukunft nicht nur mit Tausenden von Bundeswehrsolda en im Kosovo engagieren, sondern uns mit Polizisten, ichtern, Staatsanwälten und Regierungsberatern auch u einem beträchtlichen Teil an der zivilen EU-Mission eteiligen müssen. Dies alles, meine Damen und Herren, halte ich für unere Verpflichtung, damit Frieden auf dem westlichen Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier Balkan wirklich gelingt. Es liegt darüber hinaus auch in unserem ureigensten Interesse an Frieden in Deutschland und in ganz Europa. Deshalb hoffe ich auf breite Unterstützung hier im Hause. Ich bin fest davon überzeugt: Wir dürfen uns jetzt nicht in die Büsche schlagen, sondern wir müssen wie die 17 anderen europäischen Staaten, die unmittelbar nach den Beschlüssen vom vergangenen Montag das Anerkennungsverfahren eingeleitet haben, Unterstützung in einer schwierigen Situation leisten. Diese müssen wir wirklich leisten. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614414100

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Werner Hoyer für

die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1614414200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Bundesregierung hat heute Morgen eine außer-
ordentlich schwerwiegende, eine außerordentlich
schwierige Frage beantwortet und eine entsprechende
Entscheidung getroffen. Ich bin sicher, dass die nieman-
dem am Kabinettstisch leichtgefallen ist. Auch keinem
von uns, die wir heute hier darüber debattieren, fällt die
Bewertung leicht. Wir als Liberale sind bei dem, was wir
heute zu kommentieren haben, außerordentlich problem-
bewusst. Unter dem Strich kommen wir aber zu dem Er-
gebnis, dass die Bundesregierung bei allen Details, über
die wir noch streiten mögen, eine wahrscheinlich unver-
meidbare Entscheidung getroffen hat, eine Entschei-
dung, die möglicherweise die am wenigsten schlechte
unter vielen unbefriedigenden Lösungen darstellt.

Es treten jetzt sehr viele auf den Plan, die uns sagen,
warum das alles schwierig und vielleicht sogar falsch ist.
Es treten viele exzellente Analytiker und Beobachter
auf, es treten aber auch Besserwisser auf, deren Argu-
mentation bei allen Stärken im Detail insgesamt eine
große Schwäche hat, nämlich: Sie zeigt keine Alternati-
ven auf, die wirklich tragen würden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir alle wissen zum Beispiel um die Problematik, die
sich an großalbanische Träume anknüpft. Wir alle wis-
sen auch um die Problematik, die die gigantische organi-
sierte Kriminalität, die vom Kosovo ausgeht, betrifft.
Die gibt es übrigens mit und ohne Anerkennung des
Kosovos als selbstständiger Staat.

Wir wissen, dass wir die europäische Friedensord-
nung nach dem Kalten Krieg auf Kurs halten müssen
und dass das, was in der Schlussakte von Helsinki steht,
nicht falsch ist, bloß weil wir wie schon früher bei der
Aufarbeitung der Vergangenheit des früheren Jugosla-
wien hier eine Entscheidung treffen müssen, die auf den
ersten Blick nicht zu dem passt, was in Helsinki verein-

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(C (D art worden ist. Darin steckt ja überhaupt eine der weentlichen Schwierigkeiten: Es geht nicht nur um das osovo selber. Wenn wir heute zurückblicken und auflisten, was in er letzten Zeit alles falsch gelaufen ist und was nicht ereicht worden ist, dann müssen wir doch bis auf das Frieensabkommen von Dayton zurückgehen und uns in dieem Hause auch eine ganz wesentliche Entscheidung in rinnerung rufen, die wir in einer einzigartigen Überangszeit im Deutschen Bundestag 1998 getroffen haen: Als meine Kollegen und ich noch auf der Regieungsbank saßen, obgleich die Wahlen schon eine neue ehrheit gebracht hatten, da haben wir gemeinsam eine erantwortliche Entscheidung zum Thema Kosovo hereigeführt. Bis in diese Zeiten zurück gehen die Folgen, it denen wir uns jetzt herumschlagen müssen. Ich laube, für Besserwisserei ist in dieser Situation wenig latz. Es ist schon klar, dass all die Probleme, die wir in osnien-Herzegowina hatten und haben, die wir mögliherweise auch noch einmal mit Mazedonien bekommen erden – wer weiß – und die wir jetzt im Kosovo haben, it dem Abschmelzen der Eisdecke zu tun haben, die in halbes Jahrhundert lang über dem Balkan und insbeondere über Jugoslawien gelegen hat. Sämtliche Konlikte, die es schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts nd davor gegeben hat, werden jetzt nach dem Abchmelzen dieser Eisdecke plötzlich sichtbar. Wundern ir uns doch nicht darüber, dass es jetzt nicht gelingt, achdem alle Lösungsversuche in den letzten 150 Jahren icht funktioniert haben, etwas Perfektes auf den Tisch u legen. In die Aufarbeitung der Vergangenheit, der wir uns elbstkritisch stellen müssen, gehört auch die Forderung n unsere Partner auf dem Balkan und speziell in Serien, die eigene Vergangenheit kritisch zu reflektieren. s ist doch, auch wenn es darum geht, welche möglichen ösungen für die Kosovo-Albaner zumutbar wären, eine er Schwierigkeiten, dass von Belgrad eigentlich wenig ereitschaft zu erkennen gewesen ist, über die eigene ergangenheit Rechenschaft abzulegen und das eine der andere vielleicht zu bedauern. (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Das, was der australische Premierminister Rudd nach
ahrzehnten des Aufkochens von Missverständnissen
nd Unmut in Australien auf den Weg gebracht hat,
ämlich die Entschuldigung gegenüber den Ureinwoh-
ern, könnte für manchen in Europa vielleicht Vorbild
ein.

Wenn wir schon die Historie bemühen, dann kommen
ir an ein paar historischen Wahrheiten nicht vorbei, de-
en wir uns stellen müssen. Erstens haben wir ganz
ffensichtlich das hehre Ziel der Schaffung einer mul-
iethnischen Gesellschaft im Kosovo nicht erreicht. Im
osovo gilt ebenso bitter wie für Bosnien-Herzegowina:
ir haben damals gigantische Anstrengungen unterneh-
en müssen und unseren Soldaten, Polizisten, Beamten,






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
NGOs, Zivilorganisationen aufgeben müssen, weil wir
die ethnischen Säuberungen und das Morden nicht ak-
zeptieren konnten, wollten und durften. Jetzt da wir dort
sind – auch militärisch, mit anderem Personal und mit
Politik –, hat man den Eindruck, das Ergebnis einer eth-
nischen Säuberung wird, nur mit umgekehrten Vorzei-
chen, militärisch abgesichert. Das kann es nicht sein. So
haben wir uns unser Engagement auf dem Balkan nicht
vorgestellt.

Wir hängen jetzt unsere Hoffnungen an einen Stroh-
halm, an eine Selbstverständlichkeit, nämlich die des
Schutzes der serbischen Minderheit. Wir werden genau-
estens darauf achten müssen, dass dieser Teil des
Ahtisaari-Plans im Bewusstsein aller Handelnden hän-
gen bleibt, und müssen unsere kosovarischen Partner,
die dort jetzt eine Regierung bilden, auch daran messen,
ob sie diesen Verpflichtungen gerecht werden.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir müssen uns vielleicht auch fragen, ob wir insofern
unsere Möglichkeiten überschätzt haben, das zu verhin-
dern, was in den letzten zehn Jahren passiert ist.

Vor dem Hintergrund wird auch die Einzigartigkeit
des Falles Kosovo klar. Denn so schwierig die Situation
von einigen Volksgruppen, die auf ihr Selbstbestim-
mungsrecht rekurrieren, auch sein mag: Das, was den
Kosovo-Albanern in den letzten Jahrzehnten zugefügt
worden ist, können sie nicht für sich reklamieren und
brauchen es Gott sei Dank auch nicht. Insofern möchte
ich jenseits der sogenannten Sui-generis-Debatte sagen:
Machen wir uns nicht verrückt; der Kern der Schlussakte
von Helsinki steht für uns Liberale, die wir kräftig daran
mitgearbeitet haben, nicht zur Disposition.

Zweitens müssen wir selbstkritisch feststellen, dass
das Konzept „Standards vor Status“ für das Kosovo die-
sen nicht auf jenen Level von Rechtsstaatlichkeit, De-
mokratie und wirtschaftlicher Überlebensfähigkeit aus
eigener Kraft gebracht hat, den wir uns vorgestellt hat-
ten. Das Kosovo wird noch lange am Tropf der UNO,
der NATO und insbesondere der Europäischen Union
hängen, mit allen Problemen und Verantwortlichkeiten,
die damit verbunden sind. Ich habe, offen gesagt, auch
Zweifel daran, ob die Einschätzung wirklich richtig war,
dass die ungelöste Statusfrage die Entwicklung der Stan-
dards endgültig behindert hat. Aber das werden die His-
toriker eines Tages zu bewerten haben.

Drittens. Wir haben in der europäischen und über-
europäischen Verhandlungsstrategie darauf gesetzt, dass
Russland am Ende doch mitgehen würde und dass die
Europäische Union am Ende eine gemeinsame Haltung
zustande bringen würde. Beide Annahmen haben sich
nicht erfüllt. Ich denke, wir müssen noch einmal prüfen,
wie es kommen konnte, dass die handelnden Regierun-
gen das offenbar so falsch eingeschätzt haben.

In diesem Zusammenhang ist es aus deutscher Sicht
in der Tat ein Lichtblick, Herr Minister, dass wir aufbau-
end auf der Kreativität, die Wolfgang Ischinger in diesen
Prozess eingebracht hat, zumindest einen Weg gewiesen

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(C (D aben, der nach meiner Auffassung mehr Chancen geboen hätte als das, was jetzt als einzige Möglichkeit übrig eblieben ist. Deswegen geht unser Dank an Wolfgang schinger. (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)


Viertens. Was Russland angeht, möchte ich sagen,
ass ich niemandem auf den Leim gehe. Aber man kann
icht alle Argumente, die aus Moskau kommen, von
ornherein vom Tisch wischen. Was die rechtliche
imension angeht, kann man vielleicht noch ein paar
rücken bauen; das habe ich eben dargestellt. Wir haben
ersucht, an der völkerrechtlichen Beratung teilhaben zu
önnen, nachdem die Bundesregierung entschieden hat,
hr Rechtsgutachten dem Bundestag und den zuständi-
en Ausschüssen nicht zur Verfügung zu stellen. Ich be-
aure das sehr. Denn es kann nicht sein, dass wir uns vor
em Verfassungsgericht sehen, weil die Kommunisten
lagen, um erst dann zu erfahren, welche Rechtsgrund-
age die Bundesregierung zur Basis ihres Handelns ge-
acht hat.


(Beifall bei der FDP)


Wir müssen die Besorgnis der Russen ernst nehmen,
ass wir hier der Erosion der Schlussakte von Helsinki
as Wort reden und dass das Russland eines Tages selber
reffen könnte – und nicht nur deswegen, weil wir den
ussen keinen Vorwand liefern wollen, möglicherweise

rgendwo anders zu zündeln, sondern auch deswegen,
eil Russland in der Tat ein paar ernste Sorgen auf die-

em Gebiet hat.

Die völkerrechtliche Dimension wird uns in den
ächsten Wochen noch stark beschäftigen. Wir sind nach
orgfältigen Überlegungen zu dem Ergebnis gekommen,
ass die Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrates tragen
ann, wenngleich man sich ganz schön anstrengen muss,
m das hinzubekommen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Allerdings!)


ber ich komme zu dem Ergebnis, dass man die Resolu-
ion 1244 als ein geschlossenes Konstrukt betrachten

uss. Man muss eine stabile Brücke bauen und klarstel-
en, dass das, was in der Resolution 1244 des UN-
icherheitsrates auch niedergelegt ist, nämlich das Recht
erbiens auf Sicherheitspräsenz im Norden des Kosovo
ei den eigenen Volksgruppen, tatsächlich gilt. Die
rage, wie man das erreichen will, erfordert noch Ant-
orten, die wir von der Bundesregierung und denen, die

etzt Verantwortung tragen, insgesamt erwarten.

Sie merken, wir Liberale tun uns schwer, die Unab-
ängigkeit im Rahmen einer einfachen Entscheidung ab-
egnen zu wollen. Wir würden uns aber vor der Ent-
cheidung drücken, wenn wir sagen würden: Wir sehen
chwierigkeiten; deswegen schrecken wir vor einer Ant-
ort, die jetzt gegeben werden muss, zurück. Wir sollten
ielmehr den Blick in die Zukunft richten und die Erwar-
ungen äußern, die wir an die Kosovaren haben. Einige
ie zum Beispiel den Schutz der Minderheiten und die
ekämpfung der Kriminalität habe ich schon genannt.






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
Wir haben natürlich auch die Erwartung an die Serben,
dass sie besonnen reagieren. Ich unterstütze das, was der
Minister diesbezüglich gesagt hat.

Ich habe auch Erwartungen an die Europäer, nämlich
dass sie jetzt auf Russland zugehen und sich ernsthaft
darum bemühen, Russland klarzumachen, dass wir kein
Interesse an einer Desintegration Russlands und einer
Verwischung dessen, was in der Schlussakte von Hel-
sinki steht, haben.

Ich erwarte auch, dass wir Europäer auf die Serben
– und nicht nur auf die Kosovaren – zugehen und ihnen
klarmachen, dass sie jetzt nicht auch noch die europäi-
sche Perspektive verlieren dürfen, nachdem sie nicht zu-
letzt durch das eigene Verhalten das Kosovo verloren ha-
ben. Um in diesem Punkt glaubhaft zu sein, müssen wir
uns um die jungen Menschen in Serbien bemühen, die
noch jetzt von den Entwicklungen in der Europäischen
Union abgeschnitten sind und die in den letzten zehn
Jahren einen großen Rückstand haben hinnehmen müs-
sen. Laden wir sie nach Europa ein, aber nicht, indem
wir die Europäische Union für Serbien ohne Beachtung
der Kopenhagener Beitrittskriterien öffnen, sondern in-
dem wir Serbien ein Angebot machen: Seht euch diese
Europäische Union an! Wir bieten auch euch dieses Er-
folgsmodell für eure Zukunft an! – Wir hoffen, dass eine
gemeinsame Zukunft von Kosovaren und Albanern in
der Europäischen Union eines Tages Wirklichkeit wird.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614414300

Der Kollege Dr. Andreas Schockenhoff ist der

nächste Redner für die CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1614414400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

CDU/CSU-Bundestagsfraktion unterstützt nachdrück-
lich die heutige Entscheidung der Bundesregierung, das
Kosovo diplomatisch anzuerkennen. Auch wir hätten
uns eine Lösung auf dem Verhandlungswege gewünscht.
Aber dafür hat der Wille gefehlt. Wir sind überzeugt,
dass eine rasche Anerkennung durch möglichst viele
Staaten geeignet ist, dauerhafte Stabilität für die gesamte
Region zu schaffen.

Die Unabhängigkeitserklärung des kosovarischen
Parlaments und die Anerkennung der eingeschränkten
Unabhängigkeit sind ein notwendiger Schritt und ohne
Alternative. Dafür gibt es aus unserer Sicht drei Gründe:

Erstens. Alle Verhandlungsmöglichkeiten sind ausge-
schöpft worden; der Bundesaußenminister hat das darge-
legt. Durch die Verhandlungen des VN-Unterhändlers
Ahtisaari sind für die Kosovaren ganz wesentliche Auf-
lagen, beispielsweise der Schutz der serbischen Minder-
heit, festgelegt worden, zu deren Einhaltung sich das
Kosovo jetzt verpflichtet hat.

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(C (D Um den von serbischer und russischer Seite geäußeren Zweifeln, dass auch wirklich alles versucht worden st, um zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen, echnung zu tragen, haben die Troika-Verhandlungen nter Beteiligung der USA, Russlands und der Europäichen Union – sie wurde durch Botschafter Ischinger ertreten – stattgefunden. Dabei wurde über alle denkbaen Modelle diskutiert, und zwar neben dem von Ihnen, err Steinmeier, erwähnten deutsch-deutschen Grundlaenvertrag über die Zypern-Regelung und die Hongong-Lösung, ohne dass es zu einem Ergebnis kam. eute müssen wir feststellen: Alle Möglichkeiten sind usgeschöpft worden, und es gibt keinen Grund, anzuehmen, dass weitere Verhandlungen noch irgendwelche rfolgsaussichten geboten hätten. Das hat übrigens auch er russische Vertreter der Troika festgestellt. Wer in dieser Situation weitere Verhandlungen forert, will in Wirklichkeit keine Lösung, sondern die Stausfrage in einem Schwebezustand halten. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as aber liegt nicht in unserem Sicherheitsinteresse;
enn ein weiteres Offenhalten der Statusfrage – das ist
er zweite Grund – würde nur zu neuen Unruhen im Ko-
ovo und vielleicht darüber hinaus in der Region führen
nd die auf dem westlichen Balkan erzielten Stabilisie-
ungserfolge infrage stellen. Das aber wäre völlig unver-
ntwortlich. Dies kann in niemandes Sicherheitsinte-
esse liegen – auch nicht im Interesse Serbiens.

Drittens. Es sollte sich keiner von uns Illusionen da-
über machen, wie schwierig es angesichts einer

assenarbeitslosigkeit von 80 Prozent und einem
urchschnittsalter von 25 Jahren ist, einen sich selbst

ragenden wirtschaftlichen Aufbauprozess in Gang zu
etzen. Um aber überhaupt ausländische Investitionen,
ie zur wirtschaftlichen Entwicklung Kosovos beitragen
ollen, zu gewinnen, war eine Klärung der Statusfrage
nverzichtbar.

Herr Hoyer, Sie haben die Rechtsgrundlage angespro-
hen. Es wird in Zweifel gezogen, ob die einseitige Un-
bhängigkeitserklärung des Kosovo oder die Anerken-
ung des Landes legal seien. Diese widersprächen der
osovo-Resolution 1244. Ich sage für die CDU/CSU:
ir halten diese Auffassung in der Sache und politisch

ür falsch.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Diese ist aber sehr überzeugend!)


Nein, sie ist nicht überzeugend, Herr Kollege Gehrcke.

Erstens ist doch unstreitig, dass die Resolution 1244
ortbesteht, bis sie durch eine andere Resolution des Si-
herheitsrates abgelöst wird. Das ist im Übrigen auch für
as KFOR-Mandat wichtig. Für unsere Soldaten, die
ort einen schwierigen, aber erfolgreichen Dienst leis-
en, ist ganz entscheidend, dass die Kosovo-
esolution 1244 fortbesteht und sie ihren Dienst auf ei-
er sicheren Rechtsgrundlage erfüllen.


(Monika Knoche [DIE LINKE]: Wir sehen das anders!)







(A) )



(B) )


Dr. Andreas Schockenhoff
Zweitens wird in der Resolution 1244 eine einseitige
Unabhängigkeitserklärung nicht verboten. Sie sagt
nichts zum endgültigen Status aus. Das wäre auch ab-
surd; denn dann könnte im Umkehrschluss eine Seite
jede Lösung blockieren und mit einer solchen Blockade
die Kosovo-Frage zu einem permanenten Frozen Con-
flict machen. Das kann niemand wollen, weder der Si-
cherheitsrat noch Russland und China.

Drittens ist die einseitige Unabhängigkeitserklärung
des Kosovo kein Präzedenzfall, auf den sich andere be-
rufen können. Angesichts des Konflikts, der ethnischen
Säuberungen und der humanitären Katastrophe in den
90er-Jahren sowie der langen Phase unter internationaler
Verwaltung – neun Jahre – ist dies ein einzigartiger Fall,
der keine Präzedenzen schafft. Weder die Situation in
Abchasien noch in Südossetien noch in Nagornij Kara-
bach noch in Transnistrien ist mit diesem Fall vergleich-
bar oder hat in irgendeiner Weise eine vergleichbare Be-
rufungsgrundlage.

Dies gilt noch viel weniger für die ungarische Min-
derheit in Rumänien. Wenn jetzt deren politischer Ver-
treter entsprechende Äußerungen macht, dann wider-
spricht das im Übrigen dem Stabilitätspakt, der in den
90er-Jahren mit Ungarn, Rumänien und der Slowakei
zur Vorbereitung ihrer EU-Mitgliedschaft geschlossen
wurde. Die ungarische Minderheit in Rumänien, zu de-
ren Schutz und zur Gewährleistung ihrer Rechte dieser
Stabilitätspakt geschlossen wurde – es geht um den
Schutz ihrer Rechte –, muss wissen: Wenn in verantwor-
tungsloser Weise gezündelt wird, dann schadet das ihren
eigenen Interessen, und das wird auf den massiven Wi-
derstand der gesamten EU stoßen.

Das Kosovo hat keine vollständige Souveränität, son-
dern eine eingeschränkte Unabhängigkeit erlangt. Es hat
sich zur vollständigen Umsetzung des Ahtisaari-Plans
verpflichtet. Das betrifft insbesondere den Schutz der
serbischen Minderheit und ihrer Kulturgüter. Wir wer-
den sehr genau darauf achten, dass das Kosovo diesen
Verpflichtungen uneingeschränkt Folge leistet. Eine wei-
tere, ebenso wichtige Voraussetzung für die Anerken-
nung der Unabhängigkeit ist, dass sich das Kosovo zur
engen Zusammenarbeit mit der Internationalen Verwal-
tungsbehörde, der europäischen Rechtsstaatsmission, der
NATO und nicht zuletzt mit dem Internationalen Ge-
richtshof in Den Haag verpflichtet hat.

Wir gehen davon aus, dass Regierung und Parlament
des Kosovo diesen Verpflichtungen vollständig nach-
kommen werden. Wir erwarten ferner, dass die interna-
tionale Gemeinschaft nicht von ihrem Recht Gebrauch
machen muss, zum Schutz der serbischen Minderheit,
zur Verfolgung von Kriegsverbrechen, zur Bekämpfung
der organisierten Kriminalität oder gegebenenfalls zur
Annullierung von Gesetzen direkt exekutiv einzugreifen.

Wir werden uns auf eine sehr lange Mission und einen
schwierigen Prozess im Kosovo einstellen müssen; ich
habe die Wirtschaftsprobleme erwähnt. Wir haben aber
keine Alternative, als uns mit aller Kraft zu engagieren;
denn es liegt im Sicherheitsinteresse Europas, dass im

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(C (D osovo mithilfe der EU zumindest ein einigermaßen unktionierender Rechtsstaat entsteht. Ein Kosovo mit rganisierter Kriminalität, mit Menschenhandel, das urchgangsgebiet für Drogenund Waffenhandel ist, ürde negativ auf ganz Europa ausstrahlen. Wir erinnern ns alle an den Beginn der 90er-Jahre, als wir unseren ommunen Kontingente von Bürgerkriegsflüchtlingen ur Unterbringung zuweisen mussten. Ohne mehr echtsstaatlichkeit werden auch die für die wirtschaftlihe Entwicklung dringend notwendigen Investitionen icht kommen. Deswegen begrüßen wir es, dass die EU hre Rechtsstaatsmission sehr schnell in das Kosovo chickt. Ich sage es ganz offen: Ich habe nicht den Eindruck, ass die Politiker im Kosovo wirklich wissen, was jetzt etan werden muss, um das Land in eine bessere Zuunft zu führen. Wir sollten realistisch sein und uns daauf einstellen, dass die Hoffnung auf eine schnelle Beserung im Kosovo eine Illusion ist und sehr schnell in rustration umschlagen kann, die auch gegen die EU geichtet sein könnte. Wir müssen heute auch ein Wort zu Serbien sagen. ie CDU/CSU-Bundestagsfraktion kann die Empfinungen der serbischen Bevölkerung sehr gut nachvolliehen. Die Politiker in Serbien haben nichts getan, um hre Bevölkerung auf diese Situation vorzubereiten. Gealt und Aufruhr sind für Serbien aber nutzlos. Das hat er serbische Ministerpräsident Koštunica angesichts der usschreitungen im Norden des Kosovo gesagt. Wir berüßen es sehr, dass er zu Ruhe und Ordnung aufgerufen at. Aber auch andere Maßnahmen nutzen Serbien nicht. ie werden nichts an der Tatsache ändern können, dass as Kosovo seine eingeschränkte Unabhängigkeit behalen und diese von immer mehr Ländern anerkannt wird. irtschaftssanktionen oder diplomatische Maßnahmen chaden nur den Serben selbst und liegen weder im serischen noch im europäischen Interesse. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Walter Kolbow [SPD] und der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die Zukunft Serbiens liegt ganz klar in der Europäi-
chen Union. Serbien sollte den Prozess der Annäherung
n die EU deshalb jetzt nicht unterbrechen oder verlang-
amen. In dem Moment, in dem die EU bereit ist, bei-
pielsweise durch Visaerleichterungen für die serbischen
ürger, die Tür nach Europa weiter zu öffnen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ollte die serbische Regierung diese Tür nicht zuschla-
en und ihre Bürger einsperren.

Die Anerkennung der eingeschränkten Unabhängig-
eit des Kosovo löst die Probleme nicht, aber sie ist not-
endig und ohne Alternative.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614414500

Das Wort erhält nun der Kollege Dr. Norman Paech

für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norman Paech (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614414600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Eine Bemerkung zuvor: Wir
machen uns natürlich keine Illusionen. Wir wissen, dass
wir das Rad der Entwicklung nicht zurückdrehen können
und dass wir die Abspaltung des Kosovo nicht rückgän-
gig machen können. Aber wir lehnen die Art ab, wie Sie
dieses Rad drehen: mit einer Verachtung des Völker-
rechts, wie wir sie jetzt schon zum zweiten Mal erleben.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Widerspruch bei der CDU/CSU)


Es ist nicht lange her: Im März 1999 haben Sie die
Zerstörung Ex-Jugoslawiens mit der völkerrechtswidri-
gen Bombardierung begonnen. Neun Jahre später zerle-
gen Sie nun das verbliebene Serbien in zwei Teile, Sie
spalten den Kosovo ohne Grundlage des Völkerrechts
ab.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Das mag, Herr Minister, dem Wunsch der Kosovaren
entsprechen. Aber wenn es danach ginge, dann hätten
die Kurden, die Basken, die Katalanen, die Korsen, die
Abchasen und die Osseten schon lange ihren eigenen
Staat. Danach geht es allerdings nicht.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Sie sind ein Rechtsverdreher!)


Erlauben Sie mir, den ehemaligen kanadischen Bot-
schafter James Bissett, der in den 90er-Jahren in Jugo-
slawien gewesen ist, zu zitieren. Er sagt:

Die Unabhängigkeit des Kosovo bricht das Völker-
recht. Die Charta der Vereinten Nationen und die
Schlussakte von Helsinki werden verletzt. Die terri-
toriale Unversehrtheit, Souveränität und Unverletz-
barkeit der Grenzen sind elementare Gesetzmäßig-
keiten, die nicht nach Lust und Laune der NATO-
Länder beiseite gewischt werden können.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Diese Prinzipien zu ignorieren, bedeutet, die we-
sentlichen Grundsätze über die Beziehungen zwi-
schen Staaten seit Ende des Zweiten Weltkriegs zu
verletzen.

Mit der Anerkennung des Kosovo verletzen Sie nicht
nur die Souveränität und die territoriale Integrität Serbi-
ens, sondern Sie verstoßen auch gegen die UN-Resolu-
tion 1244, die in ihrem Wortlaut die Souveränität und
territoriale Integrität Serbiens garantiert. Sie legen Hand
an die gesamte Völkerrechtsordnung. Nach Gutsherren-
art bedienen Sie sich der Teile der UNO-Charta, die Ih-
nen passen. Die, die Ihnen nicht passen, ignorieren Sie.

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ie zerstören damit das grundlegende Prinzip der Völ-
errechtsordnung, das Prinzip der Universalität, das be-
agt, dass das Völkerrecht für alle Staaten gleich ver-
indlich ist, für große und kleine, für starke wie
chwache. Das Schlimme ist: Sie wissen das und ma-
hen es trotzdem vorsätzlich. Das dulden wir nicht.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Sie reden hier wider besseres Wissen!)


Die Frage ist: Was gewinnen Sie eigentlich dadurch?
uch hier noch einmal Botschafter James Bissett. Er

agt:

Die Führung des Kosovo und die UCK sind in mei-
nen Augen Kriegsverbrecher. Sie haben unter der
NATO-Besatzung fast die gesamte nicht-albanische
Bevölkerung vertrieben, über 150 christliche Kir-
chen und Klöster zerstört. Die Unabhängigkeit des
Kosovo wird den Traum eines „Groß-Albanien“ an-
heizen und den Balkan weiter destabilisieren.

Diese Leute gehören vor Gericht und nicht auf eine
egierungsbank. Diese Regierung ist von der gleichen
weifelhaften Vasallennatur, wie wir sie schon in Afgha-
istan und auch im Irak haben.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Sie ist demokratisch gewählt! Daran müssen Sie sich gewöhnen!)


Das Kosovo – wenn Sie sich das genau überlegen –
st die erste moderne Kolonie der EU. Ihr fehlt eine ef-
ektive Staatsgewalt, eine der drei unabdingbaren Vor-
ussetzungen dafür, dass es sich überhaupt um einen
taat handelt.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Castro ist zurückgetreten! Nehmen Sie sich ein Vorbild!)


tattdessen muss die EU dieses lebensunfähige Gebilde
uf Jahre hinaus durchfüttern. Die wesentlichen Ent-
icklungen werden sowieso in Washington und Brüssel

ntschieden und nicht in Priština.

EULEX heißt nun die neue Mission des Rates der Eu-
opäischen Union, die neben UNMIK errichtet worden
st. Sie ist in der Resolution 1244 gar nicht erwähnt wor-
en, soll aber die Rechtsstaatlichkeit im Kosovo auf-
auen. Das ist schon ein kurioser Vorgang.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: UNMIK ist auch nicht erwähnt! So ein Unsinn!)


ie kann ich Rechtsstaatlichkeit unter Verletzung des
ölkerrechts aufbauen?


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])







(A) )



(B) )


Dr. Norman Paech
UNMIK und KFOR sollen weiter im Kosovo bestehen
bleiben; beide ohne völkerrechtliche Grundlage.

Denn Resolution 1244 ist zwar formal nicht aufgeho-
ben worden, aber mit der Beendigung der Übergangsver-
waltung, die sie organisieren sollte, ist sie hinfällig ge-
worden. Sie ist ohne weitere Gültigkeit und ohne weitere
legitimatorische Kraft. Sie müsste für die neuen Aufga-
ben, die sich jetzt stellen, durch eine neue Resolution er-
setzt werden. Aber Sie wissen selber: Die Russen und
auch die Chinesen werden einen Völkerrechtsverstoß
nicht nachträglich legitimieren. Was machen Sie? Wie
schon die NATO 1999 und die USA 2003 lassen Sie die
UNO einfach links liegen und fahren dann mit dem Völ-
kerrecht Schlitten. Das können und wollen wir so nicht
durchgehen lassen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Ein Letztes. Es fehlt damit ein auch über die Beendi-
gung der Übergangsverwaltung hinaus gültiges Bundes-
tagsmandat. Sie können nicht einfach ohne Mandat den
Einsatz deutscher Truppen beliebig verlängern.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Doch!)


Das ist eine Verletzung der Rechte des Bundestages, was
Ihnen offensichtlich noch gar nicht aufgegangen ist. Die
Übergangsverwaltung auf der Grundlage der Resolu-
tion 1244 – das wiederhole ich – ist mit der einseitigen
Abspaltung und ihrer Anerkennung beendet worden. Ab
jetzt agieren UNMIK und KFOR ohne UNO-Mandat
und ohne Bundestagsmandat. Das lassen wir uns nicht
bieten. Wir werden unser Recht vor dem Bundesverfas-
sungsgericht einklagen.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614414700

Jürgen Trittin ist der nächste Redner für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614414800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Kollege

Paech, man kann sicherlich eine ganze Reihe von Ursa-
chen benennen, warum Jugoslawien zerbrochen ist. Das
hat etwas mit der Geschichte, auf die Herr Hoyer hinge-
wiesen hat, mit dem dortigen System und mit ökonomi-
schen Gründen zu tun.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Es hat etwas mit Herrn Genscher zu tun!)


Aber wenn wir uns über wirkliche Ursachen unterhal-
ten wollen, dann kann man sich hier nicht hinstellen und
einen der ganz zentralen Gründe für den Zerfall Jugosla-
wiens verschweigen: Das ist der brutale, menschenver-
achtende serbische Nationalismus gewesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


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(C (D ich wundert immer wieder, dass eine Partei, die sich elber links nennt und so etwas wie Internationalismus ochhält, zu dem schweigt, (Frank Spieth [DIE LINKE]: Sie sind doch auf diesem Auge blind!)


as dort im Schoß der föderativen Republik Jugoslawien
ntstanden ist. Ein menschenverachtender Nationalismus
nter dem Deckmantel linker und sozialistischer Politik
uss jedem Linken und jedem Sozialisten die Schames-

öte ins Gesicht treiben.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Das ist einseitig!)


ch finde, dazu hätten Sie ein Wort sagen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ich will mit Ihnen gar nicht darüber streiten, ob es
ichtig oder falsch ist, dass sich die Kosovaren für unab-
ängig erklärt haben. Darum geht es überhaupt nicht.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Ach so!)


eder, der die Geschichte kennt, weiß, dass es gar nicht
m die Frage geht, ob, sondern nur, wann sie es getan
aben.


(Walter Kolbow [SPD]: Richtig!)


s ist auch kein Privileg der UÇK gewesen, sich für die
nabhängigkeit des Kosovo stark gemacht zu haben.
as war auch und gerade das Programm des Schatten-

taates, den Rugova unter dem Druck einer brutalen Dik-
atur gewaltfrei organisiert hat. Es muss im Gegenteil
her gesagt werden, dass die Kosovaren in den letzten
ahren ein erhebliches Maß an Geduld bewiesen haben.

Die Frage, vor der die Europäische Union und damit
uch Deutschland heute steht, ist: Wollen wir den Pro-
ess, dass sich das Kosovo für unabhängig erklärt hat,
eiterhin politisch mitgestalten, oder wollen wir diesen
rozess ungesteuert laufen lassen? Vor dieser Frage steht
ie Europäische Union.

Ich verstehe an dieser Stelle die Spanier. Aber mit
erlaub: Die Basken brauchten keine Kosovaren, um ih-

en Wunsch nach Unabhängigkeit zu formulieren; so
iel zum Thema Präzedenzwirkung.

Man muss doch zur Kenntnis nehmen, dass die EU
ei aller unterschiedlichen Auffassung, ob man diese
ation bilateral anerkennen soll, eines geschafft hat: Sie
at sich in dieser Frage nicht auseinanderdividieren las-
en, weder von den Spekulationen aus Russland noch
on den klammheimlichen Überlegungen aus Washing-
on. Das halte ich für eine richtige Entscheidung.

Deswegen tragen wir es ausdrücklich mit, dass hier
er Versuch gemacht wird, das, was Ahtisaari ausverhan-
eln wollte, nämlich eine beschränkte Souveränität – es
ind nämlich zwei Dinge: die Unabhängigkeitserklärung
nd eine beschränkte Souveränität des Kosovo –, mit ei-
er starken und großen zivilen Sicherheits- und Rechts-
taatsmission durch die Europäische Union zu begleiten.






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
Mit Verlaub, gerade das ist im Interesse der dort lebenden
Serbinnen und Serben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Das ist der einzige Weg, um sicherzustellen, dass ser-
bische Kulturgüter dort nicht wieder zerstört werden und
dass es nicht erneut zu Übergriffen kommt. Nur eine in-
ternationale Präsenz und der Aufbau rechtsstaatlicher
Verhältnisse können die Antwort auf das sein, was Sie zu
Recht erwähnt haben: dass es dort auch von kosovari-
scher Seite zu ethnischen Säuberungen, zu Übergriffen
etc. gekommen ist. Das beklagen Sie. Wenn es aber da-
rum geht, zu verhindern, dass sich das wiederholt, dann
sagen Sie: Die Welt ist ein Amtsgericht, und meine
Rechtsauffassung lässt das nicht zu.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich habe ja immer großen Respekt vor dem Völker-
rechtler Paech. Vielleicht sollten Sie aber noch einmal
über Ihre Rechtsauffassung nachdenken, dass die UN-
Resolution 1244 nicht mehr gelten würde. Da sind die
Russen und die Chinesen ganz anderer Auffassung.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: So ist es!)


Denn sie sagen: Weil sie gilt, hätte man nicht anerken-
nen dürfen. Eben hat jemand dazwischengerufen, Sie
seien der Sprecher des russischen Außenministeriums.
Darüber sollten Sie noch einmal nachdenken.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Eckart von Klaeden [CDU/ CSU]: Genau! Noch einmal anrufen!)


Der Umstand, dass es in einzelnen Bereichen auf-
grund der Unabhängigkeitserklärung zu anderen Rege-
lungen kam, darf nicht automatisch dazu führen, dass
eine Resolution des Weltsicherheitsrates für ungültig er-
klärt wird. Wenn man über die Resolution redet, dann
muss man sich darüber im Klaren sein, dass von Russ-
land der Antrag gestellt wurde, zu sagen, die Unabhän-
gigkeitserklärung sei unzulässig. Das hat der Sicher-
heitsrat aber nicht bestätigt. Sie stellen sich hier hin und
sagen, das sei völkerrechtswidrig. Das hat der Sicher-
heitsrat so aber nicht beschlossen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der SPD)


Das soll keine juristische Spitzfindigkeit sein. Ich
gebe zu, dass das eine schwierige und auch völkerrecht-
lich nicht einfache Situation ist, und zwar auch mit Blick
auf die dort stationierten Soldaten. Darüber schaut nie-
mand hinweg. Aber die Frage ist, wie man sich in einer
solch schwierigen Situation verhält. Beschränkt man
sich auf das Filibustern, oder versucht man, diese Situa-
tion ausgehend von den Prinzipien des internationalen
Rechts, des Schutzes der Menschenrechte, der Herstel-
lung rechtsstaatlicher Verhältnisse und der Sicherung
auch und gerade von Minderheitenrechten zu gestalten?

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(C (D Ich habe mich über die Unabhängigkeitserklärung icht gefreut. Ich hätte mir sogar etwas anderes geünscht; das sehe ich vielleicht anders als manch andere n meiner Partei. Diese Unabhängigkeitserklärung war bsehbar und unabweisbar, insbesondere vor dem Hinergrund der Geschichte. Das Kosovo war nie eine Repulik der Föderation. Es war eine autonome Region. Die enschen dort haben erlebt, was Autonomie für sie ieß. Sie hieß Vertreibung, Schattenstaat, Vergewaltiung und Mord. Die Geschichte war der Grund, aus dem ie Kosovaren das Angebot der Autonomie nicht haben nnehmen können. Ich würde mir sehr wünschen, dass all das, was zu echt zu diesem Thema gesagt worden ist, berücksich igt wird. Man darf Serbien in dieser Situation nicht ins bseits stellen. Man darf nicht zulassen, dass Herr oštunica die serbische Jugend als Geisel nimmt und sie icht mehr nach Europa reisen lässt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


ir müssen all dies sehr ernst nehmen und Serbien ge-
enüber offen sein. Serbien gehört zu Europa.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614414900

Nun spricht der Kollege Walter Kolbow, SPD-Frak-

ion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Walter Kolbow (SPD):
Rede ID: ID1614415000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

PD-Bundestagsfraktion stimmt der völkerrechtlichen
nerkennung der Republik Kosovo durch die Bundesre-
ublik Deutschland sowie der Aufnahme diplomatischer
eziehungen zu. Herr Kollege Hoyer und andere haben

echt: Das war eine der schwierigeren außenpolitischen
ntscheidungen, die unser Kabinett heute zu treffen
atte.

Auch nach dieser Entscheidung, die wir unterstützen,
üssen wir die Kritik, die am Gesamtprozess geübt
ird, aufgreifen: im Parlament, in den Fraktionen, aber
atürlich auch im Land. Die Defizite im Kosovo, die die
ürgerinnen und Bürger den dort Verantwortlichen auch
eute vorhalten – die große Arbeitslosigkeit, die Korrup-
ion und die Kriminalität –, sind auch von uns im Rah-
en der Partnerschaft, die die Europäische Union den
osovaren jetzt zugesagt hat, anzusprechen.

Der Bevölkerung vom Kosovo ist zur erlangten
elbstbestimmung zu gratulieren und alles Gute zu wün-
chen. Wir begrüßen die Republik Kosovo als Mitglied
er Gemeinschaft der freien und unabhängigen Staaten
er Welt. Auch im Zusammenhang mit dem, was ich zu
eginn kritisch gesagt habe, bin ich mir sicher, dass man

ich bei aller Euphorie in Pristina bewusst ist, dass mit
ieser Unabhängigkeitserklärung und der Anerkennung






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(B) )


Walter Kolbow
durch wichtige Staaten erst ein Anfang gemacht ist. Es
wird ein schwerer Weg folgen, auf dem harte Arbeit und
viel politische Umsicht gefragt sind.

Ziel aller Kosovaren ist es letztlich, in nicht allzu fer-
ner Zeit ein vollwertiges Mitglied der europäischen Völ-
kerfamilie zu werden. Aus Sicht der SPD-Bundestags-
fraktion gilt auch für diesen Staat die Zusage der
Europäischen Union von Thessaloniki, bei Vorliegen der
Voraussetzungen eine klare Perspektive zum Beitritt zur
EU zu erhalten. Alle Anstrengungen der Kosovaren und
auch der verschiedenen internationalen Missionen in
Kosovo werden diesem Ziel von nun an verpflichtet
sein.

Die Europäische Union ist mit ihrer nun beginnenden
und im Europäischen Rat einstimmig beschlossenen
Rechtsstaatsmission EULEX dazu gut aufgestellt. Zu-
sammen mit KFOR wird sie diesen Prozess auf der Basis
der von Ministerpräsident Hashim Thaçi ausgesproche-
nen Einladungen und der fortgeltenden UN-Resolution
1244, die im Übrigen auch der Generalsekretär der Ver-
einten Nationen am Wochenende aufgenommen und be-
stätigt hat, konstruktiv begleiten. Es ist auch gut, dass
der Verteidigungsminister heute ins Kosovo gereist ist
und dort unsere Soldaten besucht und politische Gesprä-
che führt. Das ist ein richtiger Umgang mit der getroffe-
nen politischen Entscheidung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU sowie der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich danke auch dem Herrn Außenminister, dass er un-
ser Gewicht bei den Verhandlungslösungen immer wie-
der mit Umsicht in die Waagschale geworfen hat. Der
Ahtisaari-Prozess und auch das, was Wolfgang Ischinger
geleistet hat – das wurde vom Haus zu Recht mit Beifall
bedacht –, sind immer auch im Zusammenhang mit den
Wirkungsmöglichkeiten und den Anstrengungen von Ih-
nen, Herr Steinmeier, zu sehen. Deshalb gebührt Ihnen
auch der Dank unserer Fraktion für Ihre Arbeit.


(Beifall bei der SPD)


Ich glaube, dass sich daraus auch schlüssig ableiten
lässt, dass die Europäische Union Kosovo bei den weite-
ren Reformen und Prozessen des institutionellen Auf-
baus und bei der Vermittlung eines besseren Verständnis-
ses der EU-Politiken und EU-Standards unterstützen
wird, um so die Abkopplung von den Entwicklungen in
der Region zu vermeiden. Ich glaube – ich kenne ihn
persönlich –, dass der EU-Sondergesandte Pieter Feith
bei seiner Arbeit wirkliche Unterstützung von allen ver-
dient und dass er mit seiner Person auch eine Vorausset-
zung dafür bietet, dass erfolgreich für diese Ziele gear-
beitet wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich bekenne an dieser Stelle, dass ich in dieser Ange-
legenheit der Kosovaren nicht frei von Emotionen und
Befangenheit bin. Als Parlamentarischer Staatssekretär
beim Bundesminister der Verteidigung habe ich im Jahr
1999 im Auftrag der damaligen Bundesregierung und
der Europäischen Union die humanitäre Hilfe für die ko-

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(C (D ovarischen Flüchtlinge und Vertriebenen in Mazedoien, im Kosovo und in Albanien koordiniert. Damals abe ich, wie wohl kein anderer in diesem Hohen Haus, as Leid der Kosovo-Albaner tagtäglich mit eigenen Auen angesehen. Die Bilder des Unrechts und menschlihen Elends werde ich mein ganzes Leben nicht vergesen. Bei den damaligen Erlebnissen und vielen Begegnunen mit Opfern der serbischen Gewalt ist mir eines klar eworden: Nach Jahrzehnten repressiver Unterdrückung urch Milošević wird keine zukünftige Statuslösung Betand haben, bei der das Volk der Kosovo-Albaner nicht öllig selbstständig wird. Keinem Kosovaren war und ist u vermitteln, dass der Westen einen mehrmonatigen rieg gegen ein gewalttätiges Apartheidregime führte, m das Kosovo danach wieder unter serbische Oberhoeit zu stellen. Der 16. Oktober 1998 hat sich bei denen ief eingebrannt, die diese Entscheidung der Intervention reffen mussten und mit dem internationalen Nothilfeecht begründeten. Wer mit der an diesem Tag getroffeen Entscheidung belastet ist, ist auch verpflichtet, die osovaren auf ihrem Weg über die jetzt ausgesprochene nabhängigkeit in die Europäische Union zu begleiten. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Werner Hoyer [FDP]: Die Leute haben ein schlechtes Gedächtnis!)


Was zu den Wünschen, über Verhandlungen zu einem
nderen Ergebnis zu kommen, gesagt worden ist, unter-
treiche ich an dieser Stelle. Ich weiß, dass die zu Ver-
andlungslösungen ausgestreckten Hände von den Ser-
en und den Russen immer zurückgewiesen wurden;
err Trittin, Herr Hoyer und Herr Schockenhoff haben
azu das Notwendige gesagt. Ich meine auch – um es et-
as volkstümlich zu formulieren –: Wann denn, wenn
icht jetzt die Unabhängigkeit des Kosovo, nicht zuletzt
m Interesse einer dauerhaften Stabilität in der gesamten
egion?

Herr Kollege Trittin, ich will Ihre Rechtsargumenta-
ion nicht so aufnehmen, wie Sie es gesagt haben, um
icht ein Amtsgericht zu diskreditieren. Aber ich stimme
hnen völlig zu, dass ein Amtsgericht dafür nicht zustän-
ig ist und man sich einer anderen Herangehensweise
efleißigen sollte. Ich weiß auch, dass uns die Debatte
arüber, wie wir die rechtliche Dimension bewältigen
üssen, weiterhin beschäftigen wird, weil Irritationen

arüber, wie wir uns rechtlich positioniert haben, mögli-
herweise auch im westlichen Balkan eine Rolle spielen
erden. Wir haben uns mit dem Beschluss, den die Bun-
esregierung heute gefasst hat, rechtlich einwandfrei
ositioniert.

Ich möchte aber auch darauf hinweisen, dass so, wie
ich die Dinge gerade in dem konkreten Fall vor und
ach dem Kosovo-Krieg entwickelt haben, der Rechts-
edanke einer „clausula rebus sic stantibus“ einbezogen
erden kann und meines Erachtens im Hinblick auf die
ortige Rechtsentwicklung auch einbezogen werden
uss. Es ist eben auf dem westlichen Balkan zwischen

em Kosovo und Serbien eine neue Lage entstanden, die






(A) )



(B) )


Walter Kolbow
auch rechtlich neu zu bewerten ist. Aus diesem Rechts-
verständnis, aus dieser Argumentation ist eine Causa-
sui-generis-Linie der Anerkennung des Kosovo gerecht-
fertigt und kein Präzedenzfall abzuleiten, wie es auch die
EU unterstrichen hat.

Meine Damen und Herren, wir müssen insbesondere
die ökonomische Entwicklung des Kosovo im Visier ha-
ben. Es ist wichtig, dass auch in der Erklärung des
Staatspräsidenten der Schutz der Minderheit, die Men-
schenrechte und die partnerschaftliche Standardentwick-
lung in der Europäischen Union als Voraussetzungen des
Mitwirkens zugesagt und nicht nur als Programm darge-
stellt worden sind. Ich weiß auch, wie wichtig es ist, dass
wir den Kosovaren unsere Unterstützungsleistung wei-
terhin geben. Die SPD-Fraktion wird sich dafür einset-
zen, dass Deutschland auch weiterhin gewichtige Ent-
wicklungshilfe leistet. Seit 1999 haben wir immerhin
240 Millionen Euro zur Verfügung gestellt; wir werden
dies auch in Zukunft tun.

Die neue Staatsflagge der Republik Kosovo mit ihren
sechs Sternen, die für sechs verschiedene Ethnien ste-
hen, belegt, dass sich Kosovo auf den Weg nach Europa
gemacht hat. Hier finden sich – nicht nur in dieser neuen
Flagge – Zeichen einer vielversprechenden Symbolik.
Es ist zu hoffen, dass diese Symbolik nun auch in der
Lebenswirklichkeit umgesetzt wird und dass wir alle
miteinander – auch die Betroffenen vor Ort einschließ-
lich der Serben – dem westlichen Balkan eine friedliche
Zukunft in Europa geben, zusammen mit der jungen,
nachfolgenden Generation, aber auch mit den Generatio-
nen, die in der jüngeren Vergangenheit oder auch jetzt
direkt davon betroffen gewesen sind.

Das Händegeben ist unser aller Auftrag für die Ver-
söhnung in der Gegenwart. Denn sie bedeutet Frieden
für die Zukunft.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614415100

Das Wort erhält nun der Kollege Gunther Krichbaum

für die CDU/CSU-Fraktion.


Gunther Krichbaum (CDU):
Rede ID: ID1614415200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

frühere baden-württembergische Ministerpräsident


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welcher?)


– Erwin Teufel –


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Studienabbrecher!)


hat einmal formuliert: Politik beginnt beim Betrachten
der Realitäten. Ich denke, das zeigt auch die Ausgangs-
lage, in der wir uns heute befinden.

Ich habe mich gewundert, Herr Kollege Paech, mit
welcher eindimensionalen Geschichtsvergessenheit Sie
in Ihrem Beitrag an die Probleme herangegangen sind.

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(C (D s ist nahezu 20 Jahre her, dass der damalige Wortführer er serbischen Kosovaren, der Serbe Milošević, am 00. Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld festtellte, es werde künftige Schlachten geben. Er hat das lutvergießen gewissermaßen angekündigt. Auf diese nkündigung hin fanden Pogrome, verbunden mit lucht, Elend, Vertreibung und vielen Tausenden von oten, statt. Das hat dann die NATO zum Handeln beegt, sodass – aber erst am 24. März 1999 – diesem lutvergießen Einhalt geboten wurde. Auch danach hat es weiterhin massenhafte Vertreiungen gegeben. Wie Sie wissen, setzte erst nach den escheiterten Verhandlungen von Rambouillet im Juni 999 der Abzug der Serben ein. Ich denke, diese Vorgechichte muss immer wieder – auch bei der Beurteilung er heute zur Diskussion stehenden Fragen – in Erinneung gerufen werden. Ohne das Eingreifen der USA hätte es noch mehr lutvergießen und Tote gegeben, und es wäre kein Ende bsehbar gewesen. Deswegen muss man heute feststelen, dass das Kosovo aus serbischer Sicht nicht im Jahr 008, sondern 1999 verloren wurde. Das scheinen Sie ergessen zu haben. Es ist ohne Frage eine fast bittere ronie, dass das heute ausgerechnet den demokratischen räften in Serbien vor die Füße fällt und sie sozusagen ie Suppe auslöffeln müssen. Ich sehe dennoch den Prozess in mancherlei Hinsicht ritisch; das möchte ich nicht verschweigen. Denn wir erselbstständigen auch Strukturen, mit denen ein Staat uf lange Zeit nicht überlebensfähig ist. Wir haben kein nteresse an einer weiteren Fragmentisierung der Landarte. Im Kosovo liegt die Arbeitslosigkeit bei über 0 Prozent. Es gibt dort keine die Wirtschaft tragenden trukturen; es gibt nur rudimentäre Verwaltungsstruktuen und ein hohes Maß an organisierter Kriminalität. All das zeigt, dass die Europäische Union über Jahre inweg in der Pflicht sein wird, wenn wir im Kosovo die inge verändern wollen. Auch an einem Tag wie heute arf es, glaube ich, nicht unerwähnt bleiben, dass durch ie frühzeitige Ankündigung der Selbstständigkeit des osovo, durch die damalige Clinton-Regierung, die pielräume für die nachfolgenden Verhandlungen nicht erade erweitert worden sind. Aber es gilt, wie gesagt, den Blick nach vorne zu richen. Was können und müssen wir seitens der Europäichen Union tun? Lassen Sie mich kurz darauf zu sprehen kommen, wo wir im Kosovo ansetzen können. Wir önnen zunächst beim Aufbau von Sicherheitsstrukturen eginnen. Nur Menschen, die in Sicherheit leben könen, gewinnen für sich Perspektiven. Das beschränke ich eineswegs auf die Kosovo-Albaner, sondern beziehe es rst recht auch auf die serbischen Minderheiten, die jetzt nseren besonderen Schutz verdienen. Wir müssen die Verwaltungsstrukturen aufbauen und amit die organisierte Kriminalität bekämpfen. Wir müsen für den Aufbau funktionsfähiger und tragfähiger irtschaftlicher Strukturen sorgen; denn nur das wird iederum dafür sorgen, dass die Menschen von ihrer Gunther Krichbaum Arbeit leben können und dass missliebige Erscheinungen wie Kriminalität und Korruption bekämpft werden können. Last, but not least: Wir müssen in dieser Region wesentlich mehr für den Aufbau funktionierender Schulen und Universitäten tun. Das sind die Investitionen für morgen. Im Kleinen können wir, der Deutsche Bundestag, dazu beitragen. Herr Präsident, ich denke dabei an unser Internationales Parlamentsstipendiumprogramm. Ich würde mich freuen, wenn wir das alsbald auf den Kosovo ausdehnten. All die genannten Maßnahmen dienen letztendlich dazu, dass die Kosovo-Mission zu einer Kosovo-Vision werden kann und dass die Region langfristig an Stabilität gewinnt. Was erwarten wir von Serbien bzw. was können wir für Serbien tun? Es wurde bereits zu Recht die alsbaldige Unterzeichnung des Stabilisierungsund Assoziierungsabkommens erwähnt. Dieses Abkommen bedeutet, dass wir Serbien in den Vorhof der Europäischen Union führen. Ich appelliere: Wir sollten mutige Visionen haben. Warum sollte es nicht möglich sein, dass Serbien im Jahre 2014, exakt 100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, Mitglied der Europäischen Union wird? Es ist eine mutige Vision, ohne jeden Zweifel. Wenn aber alle Beteiligten zusammenwirken und wenn insbesondere Serbien seine Hausaufgaben macht, kann sich hier einiges bewegen. Stichwort Visaerleichterungen: Es ist geradezu ein Witz, dass wir zu Zeiten des Ost-West-Konflikts, zu Zeiten der historischen Teilung Europas den Bürgern des damaligen Jugoslawiens Reisefreiheit gewährten, während wir es heute nicht mehr tun. Das passt nicht zu einem Europa, in dem der Ost-West-Konflikt nicht mehr gelten soll. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Stichwort Zivilgesellschaften: Wir haben gerade ein-
mal drei Städtepartnerschaften zwischen Orten der Bun-
desrepublik Deutschland und Serbiens. Drei! Das ist viel
zu wenig. Auch hier kann sehr viel mehr passieren. Eur-
opa ist immer nur so gut wie die Begegnungen zwischen
den Menschen.

Von Serbien erwarten wir ganz klar, dass Übergriffe
wie gestern Nacht auf die Grenzstationen nicht gutgehei-
ßen werden, wie es Einzelne getan haben. Ich erwarte
von den Verantwortungsträgern in Serbien mehr Verant-
wortung gerade im Hinblick auf die junge Generation.
Das sind alle politisch Verantwortlichen in Serbien der
jungen Generation schuldig; denn diese junge Genera-
tion hat bei der letzten Präsidentenwahl dafür gesorgt,
dass der europafreundliche Präsident Tadić eine Mehr-
heit bekam. Einen Rückzug der serbischen Botschafter
aus den Ländern, die das Kosovo anerkannt haben, be-
trachte ich deshalb als eine vorübergehende Erschei-
nung.

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(C (D Ich wünsche mir – genauso wie alle anderen – mehr ormalität, und das sehr bald; denn nur mit einem interierten Serbien und einem selbstständigen Kosovo mit uropäischen Anbindungsperspektiven gewinnen wir ehr Stabilität in dieser Region. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614415300

Für die Fraktion Die Linke hat nun die Kollegin
onika Knoche das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614415400

Frau Präsidentin! Meine Herren und Damen! Für die

raktion Die Linke sage ich hier klipp und klar: Was mit
inem völkerrechtswidrigen Krieg begann, soll mit einer
ölkerrechtswidrigen Anerkennung fortgesetzt werden.
as werden wir nicht akzeptieren.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Trittin, ich war damals Mitglied der Fraktion der
rünen, als die Herren Fischer und Schröder bei Herrn
ill Clinton zum Rapport gebeten wurden und klar war:
iese Regierung wird Krieg führen; die Verhandlungen

n Rambouillet werden so geführt, dass als Ergebnis
ichts anderes herauskommt, als den Vorratsbeschluss
es alten Bundestages umzusetzen und einen Angriffs-
rieg gegen Jugoslawien zu führen, der völkerrechtswid-
ig ist. Ich erinnere mich noch sehr gut.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich war auch dabei! Ich erinnere mich gut daran!)


ommen Sie mir also nicht mit der Verantwortung der
inken! Sie haben Ihre Verantwortung damals nicht
ahrgenommen.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Wo ist denn Oskar heute?)


Es ist nicht richtig, der Linken zu unterstellen, sie er-
enne nicht an und bedauere nicht, welche Verbrechen
n den Menschen im serbischen und im kosovarischen
amen begangen wurden.


(Beifall bei der LINKEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe nichts gegen die Linken gesagt, ich habe nur Oskar Lafontaine angesprochen!)


Jetzt gibt es also ein Kosovo, das schon 1999 verspro-
hen wurde. Aber was ist Kosovo für ein Staat? Es ist
ar kein eigener Staat, es ist ein Protektorat, so wie Bos-
ien-Herzegowina eines ist, das keine eigene Staatsge-
alt ausübt. Nein, Herr Premier Thaçi wird es nicht ver-
ögen, seine Bevölkerung von der Tatsache abzulenken,

ass es die EU, die EULEX ist, die alles bestimmen und
esetze erlassen kann. Verwaltung, Polizei und Ge-

ichtsbarkeit, alles, was Staatsgewalt ausmacht, wird






(A) )



(B) )


Monika Knoche
nicht durch das Kosovo bestimmt werden. Wenn die Be-
völkerung das einmal merkt, dann wird sich der bishe-
rige Nationalismus als nicht befriedigend erweisen.

Aber Serbien und Serben werden eines nicht fühlen:
Sicherheit. Vielleicht wird es nationalistisch motivierte
Anschläge geben. Eines ist gewiss: In Europa wird es
wieder eine geteilte Stadt geben, nämlich die Stadt Mi-
trovica. Das ist ein Ergebnis dieser Unabhängigkeitser-
klärung. Ich kann aus europapolitischen Gründen schon
gar nicht akzeptieren,


(Michael Brand [CDU/CSU]: Das ist doch nicht das Ergebnis der Unabhängigkeitserklärung! Das ist doch nicht seit drei Tagen so!)


auch aus menschenrechtlichen Gründen nicht, was den
Menschen und Familien angetan wird, die jetzt getrennt
sind. Auch dazu möchte ich von Ihnen einmal etwas hö-
ren.


(Beifall bei der LINKEN – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wie sieht es denn dort heute aus?)


Wir wissen: Obwohl Serbien aufs Schärfste verurteilt,
was dort geschehen ist, wird es keine Gewalt anwenden.
Das ist erklärt worden. Wir wissen aber genauso gut:
Serbien wird alles unternehmen – es wird nicht nur vor
den Internationalen Gerichtshof ziehen –, um die Le-
bensumstände der Menschen, die in diesem neuen Ge-
bilde leben, so stark wie nur irgend möglich zu erschwe-
ren. Die Hoffnungen auf wirtschaftliche Prosperität, die
die Menschen dort haben, werden sich nicht erfüllen
können. Es werden ihnen die Augen aufgehen, was ih-
nen diese Unabhängigkeit gebracht hat. Wahrscheinlich
gar nichts, was die Verbesserung ihrer Lebenssituation
betrifft. Wenn hier noch nicht einmal der Zweck die Mit-
tel rechtfertigt, wie wollen Sie dann die Entscheidung
zur Anerkennung überhaupt noch mit Ihren eigenen Ka-
tegorien rechtfertigen?


(Michael Brand [CDU/CSU]: Reden Sie doch einmal über die Gründe der Unabhängigkeit! Herr Gysi war bei Milošević!)


Es gibt keine Begründung, die Sie für den einseitigen
Schritt der Unabhängigkeit anführen können. Wir Linke
haben immer klar darauf hingewiesen, dass das Völker-
recht keine Möglichkeit bietet, eine einseitige Sezession
für rechtens zu erklären.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir stellen noch einmal fest: Die kriegsbeendende
UN-Resolution 1244 hat das Kosovo als autonome Pro-
vinz Serbiens ausgewiesen. Alle Kraft hätte darauf ver-
wendet werden müssen, eine weitestgehende Autonomie
zu ermöglichen und zu einer friedlichen Übereinkunft zu
kommen, die grassierende Korruption, Kriminalität und
Arbeitslosigkeit zu beenden und dem Kosovo innerhalb
Serbiens eine EU-Perspektive zu geben.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Reden Sie doch einmal von den Opfern und nicht von den Tätern! Das ist die Tradition einer Täterpartei!)


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(C (D as ist die Alternative, und diese Alternative haben Sie usgeschlagen. Sie haben sie ausgeschlagen – geben Sie es doch ehrich zu –, weil bei der Entscheidung über den künftigen tatus des Kosovo die USA handlungsleitend waren. (Beifall bei der LINKEN – Michael Brand [CDU/CSU]: Milošević stand am Anfang, nicht die USA!)


ir erinnern uns doch sehr gut, dass der deutscher Bot-
chafter Ischinger letztlich auf die Position einschwen-
en musste, die die US-Amerikaner haben.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Das ist ein Unsinn!)


Umso schlimmer ist es, wenn das die eigene deutsche
st. – Was wollen die US-Amerikaner? Sie wollen mit
em Kosovo einen neuen NATO-Staat haben.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Einen amerikanischen Bundesstaat wahrscheinlich!)


s gibt ein strategisches Interesse, das zu realisieren.
as ist den Preis aber nicht wert.


(Beifall bei der LINKEN – Michael Brand [CDU/CSU]: Das ist doch zynisch! Als ob die Kosovaren sich selbst vertrieben hätten!)


Ich bitte Sie. Sie sollten sich in Erinnerung rufen, wie
reundschaftlich Sie mit dem ehemaligen UÇK-Führer
mgehen, der heute Premierminister ist, mit Herrn
haçi.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Nicht ablenken! Reden Sie über die Täter!)


Ich bitte Sie sehr, bleiben Sie korrekt! Erkennen Sie
n, dass Verbrecher auf beiden Seiten existieren und dass
an nicht mit Sympathie und Antipathie kommen kann.

Wir müssen eine eminent wichtige, europapolitische
rage klären. Was jetzt im Kosovo geschehen ist, hat mit
inem multiethnischen Europa, das Sie im EU-Reform-
ertrag beschwören, nichts zu tun. Spanien, Griechen-
and, Zypern, Bulgarien, Rumänien, alle diese Länder
ind OSZE-Mitgliedstaaten, alle sind EU-Staaten, und
lle diese Staaten sagen, dass sie das Kosovo nicht aner-
ennen werden, weil sie Probleme mit den eigenen na-
ionalen Minderheiten bekommen werden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614415500

Kollegin Knoche, kommen Sie bitte zum Schluss.


Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614415600

Das kann doch keine europapolitische Perspektive

ein, die Sie dem Kosovo eröffnen wollen. Sie haben
em Prozess der europäischen Integration viel mehr ge-
chadet als genutzt. Probleme haben Sie keine gelöst.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614415700

Das Wort hat die Kollegin Marieluise Beck für die

raktion Bündnis 90/Die Grünen.






(A) )



(B) )

Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Es verschlägt mir fast die Sprache, Frau Knoche,


(Monika Knoche [DIE LINKE]: Das glaube ich!)


dass Sie seit 1992, seit dem Überfall der jugoslawischen
Armee auf die kroatische Stadt Vukovar, dem keine Ag-
gression von kroatischer Seite vorausgegangen war, an-
scheinend blind durch die Welt gegangen sind und nicht
gesehen haben, wie sich in diesem zerfallenden Jugosla-
wien ein Verbrechen nach dem anderen abgespielt hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Europa war demgegenüber hilflos. Die UNO hatte keine
völkerrechtlichen Mittel zur Verfügung, um wirklich ad-
äquat zu reagieren.

Was passierte denn in Bosnien? Mit einem friedens-
bewahrenden Mandat wurden Blauhelme in dieses Land
geschickt, in dem kein Frieden mehr zu bewahren war,
in dem die Paramilitärs, die Arkan-Truppen unter Bei-
hilfe der „jugoserbischen“ Armee innerhalb von weni-
gen Wochen einen Feldzug durch Bosnien-Herzegowina
mit unendlich vielen Toten geführt haben. Bevor Europa
verstanden hat, was dort passiert war, kam es zu den
Massakern in Srebrenica und in vielen anderen Orten,
zum Beispiel in Prijedor, in Bijeljina. Wir konnten wis-
sen: Überall dort, wo es den Tschetniks gelungen war, in
die Dörfer und Städte einzudringen, hat es Mord, Tot-
schlag und Vergewaltigung gegeben. Die friedensbewah-
renden UN-Soldaten schauten zu, statt einzugreifen, wie
es, wie ich meine, ihre völkerrechtliche Verpflichtung
gewesen wäre.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Gysi und Milošević!)


Das Völkerrecht der Vereinten Nationen, niedergelegt
in der Charta der Vereinten Nationen, die auf dem Hin-
tergrund des deutschen Faschismus und der verheeren-
den Verbrechen, die in seinem Namen begangen worden
sind, verabschiedet worden ist, hat zur Aufgabe, Geno-
zid zu verhindern. Was passiert denn, wenn der Sicher-
heitsrat dieser Aufgabe nicht nachkommt, sich dieser
Aufgabe also völkerrechtswidrig verwehrt? Was soll die
Staatengemeinschaft denn da machen? Soll sie weg-
schauen? Genau das war die Situation, in der die Inter-
vention im Kosovo stattfand, die – jawohl! – eine pre-
käre völkerrechtswidrige Grundlage hatte. Man hat aus
Srebenica Lehren gezogen, man hat überlegt und nach-
gedacht: Wollen wir jetzt so lange zuschauen, bis es im
Kosovo ein zweites Srebenica gibt? Gibt es erst dann das
Recht zur Intervention, oder besteht nicht vielmehr die
Pflicht zur Intervention? Besteht nicht die Pflicht, ein
zweites Srebenica zu verhindern? Über diese völker-
rechtlichen Fragen haben wir zu reden.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


rau Knoche, so einfach, wie Sie sich das hier machen,
eht es nicht.

Wir haben es jetzt mit einer schwierigen Situation zu
un. Niemand bejubelt es, dass wir hier letztlich einen
chritt tun, der eine Realität, die nicht mehr zurückzu-
rehen ist, gestalten muss. Da kann man sich nicht weg-
ucken und sagen: Damit wollen wir jetzt nichts zu tun
aben, wir machen die Augen zu. Dann hat man viel-
ehr die Verantwortung, das, was durch geschichtliches
irken, durch viele Verbrechen, durch viele Morde und

iel Niedertracht, denen EU und Vereinte Nationen hilf-
os zugeschaut haben, entstanden ist, zu gestalten und, so
ut wir es können, in Bahnen zu lenken, die es ermögli-
hen, dass die Menschen wieder leben können.

Dazu gehört auch, dass wir den Menschen in Serbien
ie Türen aufmachen. Damit meine ich nicht die Natio-
alisten, die heute noch „heizen“. Gerade erst haben wir
ie Nachricht bekommen, dass die aufrechten Demokra-
en dort sagen: Wir, Serbien, müssen auch in die

ilošević-Zeit schauen und die historische Verantwor-
ung, die da entstanden ist, annehmen und aufarbeiten.
iese Menschen werden derzeit mit Morddrohungen be-

egt. Ihre Fenster werden mit Steinen eingeworfen. Die
ationalisten in Serbien sind nicht unsere Partner.


(Beifall des Abg. Detlef Dzembritzki [SPD])


nsere Partner und Partnerinnen sind die Bürgerinnen
nd Bürger, die diese Zeit überwinden wollen, die auch
reiheit und Demokratie wollen, die zu einem westli-
hen demokratischen Europa gehören wollen. Ihnen
ollten wir die Tür öffnen. Die heutige Entscheidung ist
afür eine der Voraussetzungen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614415800

Kollegin Beck, lassen Sie eine Zwischenfrage der

ollegin Knoche zu?

Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE
RÜNEN):
Es geht nicht darum: das Kosovo gegen Serbien. Viel-

ehr sollte die Europäische Union, die hoffentlich aus
em gelernt hat, was die 90er-Jahre des vergangenen
ahrhunderts in fürchterlicher Weise gekennzeichnet hat,
hre Tür sowohl für das Kosovo als auch für Serbien öff-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bitte, Frau Knoche.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614415900

Das war sehr geschickt für die Verlängerung der Re-

ezeit.


(Zuruf)


Die Frage hatte ich vorher schon gestellt.






(A) )



(B) )


Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614416000

Wenn ich auch erkennen muss, Frau Kollegin Beck,

dass Sie sich in Ihrer Rede sehr stark auf die Vergangen-
heit von 1999 beziehen


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das kann man doch nicht einfach ausblenden! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Geschichtsvergessen!)


und nicht auf die jetzt zu regelnde Frage eingehen, die ja
eine völkerrechtsrelevante ist, möchte ich Sie fragen:
Können Sie dem Argument etwas abgewinnen, dass auf-
grund des völkerrechtswidrigen Vorgehens – Sie wissen
selber, auf welch tönernen Füßen die rechtliche Regie-
rungsargumentation steht; wir haben das Recht auf terri-
toriale Integrität bei der OSZE, beim Völkerrecht usw. –,


(Zuruf von der CDU/CSU: Und das Recht auf Selbstbestimmung!)


aufgrund dessen, was den Kosovo-Albanern auf ihr Be-
gehren hin von westlicher Seite seit Jahren versprochen
worden ist, auf beiden Seiten Nationalismen aufgewach-
sen sind, die sich heute gefährlich entladen können, und
dass die demokratischen Kräfte, die es in Serbien gibt
und die ich sehr schätze,


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Die schätzen Sie mehr als die Kosovo-Albaner!)


geschwächt werden, indem man einseitig dem Nationa-
lismus das Prä gibt? Teilen Sie die Auffassung, dass Ex-
tremismus wächst, wenn man sich außerhalb des Völker-
rechts zu solchen Entscheidungen zusammenfindet?


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das ist ja unglaublich!)


Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Extremismus wächst in der Tat, wenn Recht nicht be-
achtet wird.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Ja!)


Nur, es gibt nicht immer ganz klare völkerrechtliche
Auflösungen. Das ist das Dilemma, mit dem wir zu tun
haben. Das Vermächtnis von Kofi Annan ist: Entwickelt
das Völkerrecht endlich weiter!


(Monika Knoche nicht geschehen!)


Nehmen Sie folgendes Beispiel: Die Sozialistische
Republik Vietnam ist im Jahr 1978 über die Grenze nach
Kambodscha gegangen


(Beifall des Abg. Detlef Dzembritzki [SPD])


und hat dort dem Mordregime Pol Pots, das innerhalb
weniger Jahre 1,8 Millionen Menschen umgebracht
hatte, ein Ende bereitet. Es gab keine klare völkerrechtli-
che Grundlage für die Entscheidung, die die Sozialisti-
sche Republik Vietnam in jenem Jahr gefällt hat. Trotz-
dem würde ich sagen: Sie war richtig; denn sie hat
Verbrechen beendet.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Detlef Dzembritzki [SPD])


Wir haben als Vorgabe der UNO zwei Grundsätze.
ir haben einmal den Grundsatz, dass es eine Integrität

er Grenzen geben soll.


(Monika Knoche [DIE LINKE]: Dann setze ich mich jetzt! – Gegenrufe von der CDU/ CSU: Bleiben Sie mal stehen!)


ir haben aber auch den Grundsatz, dass Genozid zu
erhindern ist. Das Verhältnis dieser beiden Grundsätze
st im Völkerrecht bisher nicht eindeutig geklärt.


(Monika Knoche [DIE LINKE]: Das sind andere Themen! Das hat mit der Frage nichts mehr zu tun!)


Was Kofi Annan uns als Vermächtnis gegeben hat,
ämlich: Responsibility to protect, ist die Aufgabe, Völ-
errecht so weiterzuentwickeln,


(Monika Knoche [DIE LINKE]: Das hat mit meiner Frage nichts mehr zu tun!)


ass wir zukünftig eine sicherere und festere Grundlage
aben, auf der wir uns bei solchen Konflikten bewegen
önnen.

Schönen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614416100

Das Wort hat der Kollege Gert Weisskirchen für die

PD-Fraktion.


Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1614416200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

vo Andrić hat in seinem Buch „Die Brücke über die
rina“ lakonisch knapp daran erinnert, was das Problem
erbiens und der gesamten Region ist. Die aneinander-
eketteten Schicksale der Völker des Balkans leiden da-
an, so heißt es: Von West nach Ost ist in jedem Punkte
eilung.

Das ist das, was die Menschen in dieser Region mit-
inander verbindet – an Leid, an Angst, an Schrecken
nd an geschichtlicher Last, unter der sie manchmal fast
usammenbrechen.

Heute, jetzt gerade erleben wir die schwere Geburt
es schwierigsten staatlichen Gebildes der jüngsten eu-
opäischen Geschichte. Immer schon war Kosova, das
mselfeld, historischer Kampfplatz für Identitätspolitik.
u selten vereinigten sich unterschiedliche politische
nsprüche auf gemeinsame Ziele. Häufig richteten sie

ich gegeneinander. Und das Schlimmste: Gewalt explo-
ierte viel zu oft.

Verheerend waren die Folgen ebenjener Gewaltaus-
rüche. Zuletzt zwang – liebe Kollegin Knoche, das dür-
en Sie nicht vergessen – Milošević den Kosovo-Alba-
ern seine nationalistische Diktatur auf. Wir erinnern
ns doch alle noch an Ibrahim Rugova, diesen freundli-
hen, offenen, liberalen Kosovaren, der mit seiner inne-






(A) )



(B) )


Gert Weisskirchen (Wiesloch)

ren Leidenschaft zum Pazifismus versucht hat, friedlich
zu helfen, damit das Kosovo anders leben kann, als es
unter der Diktatur hat leben müssen. In einem Schatten-
reich, wie es der Kollege Trittin richtig gesagt hat, in ei-
nem inneren Exil mussten die Kosovo-Albaner leben.
Sie waren gewaltsam unterdrückt.

Man darf auch die furchtbare Zeit der ethnischen Ver-
treibung nicht vergessen, wenn hier über das Kosovo ge-
redet wird, Frau Knoche.


(Monika Knoche [DIE LINKE]: Das rede ich auch nicht ab!)


– Nun reden Sie das nicht ab. Warum sagen Sie hier
dann nicht, dass Milošević genau an diesem Punkt die
Zukunft des Kosovo innerhalb Serbiens verspielt hat? Er
war es, der durch den Einsatz dieser ungeheuren Gewalt
gegenüber den Kosovaren genau die Chance verspielt
hat, die bei einem anderen Zusammenschluss Serbiens
und des Kosovo hätte möglich werden können. Er hat es
verspielt!


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wissen Sie, was meine wirkliche Sorge ist? Wir wer-
den es morgen auf den Straßen Belgrads sehen. Meine
wirkliche Sorge gilt denjenigen, die daraus einen
Schluss gezogen haben, den serbischen Demokraten, die
den Schluss gezogen haben, ihn loszuwerden, sich
durchzukämpfen gegen Milošević. Wo waren Sie denn
da? Ich erinnere mich gut: Gregor Gysi hat bis zuletzt
versucht, mit Herrn Milošević zu reden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Monika Knoche [DIE LINKE]: Genau!)


Haben Sie das vielleicht vergessen? Ich habe es nicht
vergessen.


(Monika Knoche [DIE LINKE]: Sagen Sie auch, was er ihm gesagt hat! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Ein Solidaritätsbesuch war das! Das war ein Solidaritätsbesuch beim Genossen Milošević! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: In den Flüchtlingslagern war er aber nicht! – Monika Knoche [DIE LINKE]: Reden Sie doch keinen Unfug!)


Ich möchte noch hinzufügen, dass zu jenem Zeitpunkt
– auch das gehört zur historischen Wahrheit – die USA
versucht haben, Zoran Djindjic, der nachher der Wich-
tigste war, an die Seite zu drücken und auf Vuk
Drašković zu setzen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614416300

Herr Weisskirchen, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Gehrcke?


Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1614416400

Bitte schön.

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(C (D Herzlichen Dank, Frau Präsidentin, und auch herzli hen Dank dafür, dass ich die Zwischenfrage stellen ann. Mir liegt sehr viel an historischer Wahrheit. (Lachen bei der CDU/CSU und der SPD – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darauf kommen wir zurück, Herr Kollege!)

Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614416500

Man muss das ertragen können. Das sollten Sie zumin-
est unterstellen, und davon sollten Sie ausgehen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen doch mit der DKP zusammen wieder eine Mauer bauen!)


Das sind unglaublich dumme Zwischenrufe. Ange-
ichts dieser ernsthaften Debatte vom Wiederaufbau der

auer zu reden, sollte sich angesichts der Würde dieses
auses von selbst verbieten. Das sage ich Ihnen in aller
rnsthaftigkeit.


(Beifall bei der LINKEN – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das muss ich mir von Ihnen bestimmt nicht sagen lassen!)


Ich sage Ihnen auch in aller Ernsthaftigkeit: Ich
laube, dass an Ihrer Feststellung, dass Milošević die
ukunft Serbiens einschließlich des Kosovo verspielt
at, sehr viel dran ist. Ich sage Ihnen aber genauso ernst-
aft, dass der Versuch von Gregor Gysi, in letzter Minute
ilošević klarzumachen: „Wer die UNO nicht will, wird

ie NATO erhalten, wird einen Krieg erhalten“, leider
escheitert ist. Wäre er erfolgreich gewesen, wäre sehr
iel Leid erspart geblieben.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU: So viel zur historischen Wahrheit! – Gegenruf der Abg. Monika Knoche [DIE LINKE]: Ja, das ist wahr, auch wenn Sie es nicht mögen!)


ch finde, darüber kann man in historischer Ernsthaftig-
eit miteinander reden.

Jetzt habe ich ganz vergessen, was ich fragen will. Es
st das Übliche: Können Sie das verstehen?


Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1614416600

Lieber Kollege Gehrcke, manche von uns sind ja in

ieser Debatte befangen. Walter Kolbow hat eben darauf
ingewiesen; ich darf das für mich selber auch sagen.

Ich habe mit Zoran Djindjic noch wenige Tage vor
einem Tod gesprochen. Ich habe sehr genau in Erinne-
ung, was ihn bewegt hat. Ihn hat die Frage bewegt, wie
as demokratische Serbien es schafft, diese Schranke
es Nationalismus zu durchbrechen, für die Milošević
tand.


(Zuruf von der SPD: Ja!)


Das war zwar eigentlich eine Maskerade. Milošević
ar nämlich vorher Kommunist, und als er meinte, es






(A) )



(B) )


Gert Weisskirchen (Wiesloch)

gehe nicht mehr anders, hat er eine Maske aufgesetzt,
nämlich die Maske des Nationalisten.


(Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: So war es! – Zurufe von der LINKEN – Gegenrufe von der CDU/CSU: Wie bei der Linkspartei! – Ja, das kann sie!)


Mit solchen Leuten ernsthaft zu verhandeln – verdammt
noch mal –, auf diese Idee kann niemand kommen, der
wirklich versuchen will, Demokratie in diesem Lande
durchzusetzen. Wie man so etwas tun kann, kann ich
überhaupt nicht verstehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Nein, Zoran Djindjic hat ganz deutlich gesagt, worum
es geht. Es ist die europäische Bestimmung Serbiens,
Demokratie von unten aufzubauen und dieses Land mit
seiner unendlich schweren Last der Geschichte in die
Europäische Union zu führen. Er wusste sehr genau
– das hat er auch in diesem Gespräch gesagt –, wer den
Preis dafür zu bezahlen hat. – Zehn Tage später wurde er
erschossen.

Das, was in Serbien nun geschieht – das lege ich uns
allen, liebe Kolleginnen und Kollegen, ans Herz; es
wurde in dieser Debatte ja schon häufig angesprochen –,
muss uns ganz ernst sein. Wir müssen all unsere Kräfte
zusammenlegen. So möchte ich gerne das aufnehmen,
was der Kollege Krichbaum gesagt hat: Wir müssen jetzt
gemeinsam schauen, wie es uns gelingen kann, dass Ser-
bien ebenfalls einen Weg in die Europäische Union fin-
det.

Zeiten wie diese können als Zeitbeschleuniger ge-
nutzt werden. Richten wir einmal einen Blick in die ge-
meinsame Zukunft. Wenn wir uns nun darum bemühen,
die Architektur der Europäischen Union zugunsten die-
ser schwierigen Region Südosteuropa zu vollenden,
dann ziehen wir aus den Ereignissen den richtigen
Schluss. Ansonsten kämen vielleicht andere Zeitbe-
schleuniger zum Zuge, nämlich diejenigen, die zurück in
die nationalistische Vergangenheit gehen wollen. Dieser
Weg führt aber in die Isolation. Wir wollen, dass Serbien
in Zukunft gemeinsam mit uns europäische Verantwor-
tung wahrnimmt. Wenn wir aus dieser Debatte diesen
Schluss ziehen, dann wäre das, wie ich finde, genau der
richtige.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Nachdem ich vorhin schon Zoran Djindjic erwähnt
habe, möchte ich auch gerne noch diejenigen, die mor-
gen in Belgrad Reden vor vielleicht Zehntausenden von
Menschen halten, daran erinnern, was er vielleicht in
dieser Situation sagen würde, wenn er denn auf dieser
Demonstration sprechen könnte. So darf ich zitieren,
was er in einer großen Rede in Zürich im Oktober 2002,
also wenige Monate vor seinem Tod, ganz deutlich
sagte:

Was soll eine große mobilisierende Idee sein, die
stark genug ist, das Positive im Menschen zu bewe-
gen? Man kann Menschen nicht bewegen mit ein

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(C (D bisschen Entwicklungshilfe. Das ist zu wenig. Die Menschen brauchen auch einen Sinn im Leben, und zwar nicht nur im einzelnen, sondern auch im kollektiven Leben. Und die europäische Integration kann diese Rolle spielen, wenn sie als eine große Vision entwickelt wird und nicht in einem bürokratischen Konzept erstickt. m Ende seiner Rede sagte er: Ohne Europa zu vervollständigen, er meinte damit Südosteuropa – wird Europa nicht stabil und kann die Rolle in der Weltgeschichte nicht spielen, die es spielen soll. Es herrscht ein Defizit an europäischer Identität in Europa selbst. Man muss in Europa wissen, warum ein europäisches Modell besser ist als alle anderen Modelle – wir brauchen eine europäische Seele. o Zoran Djindjic. Wie kann man mit Blick auf die gegenwärtige Situaion klarer formulieren, worum es jetzt ganz eindeutig eht? Albaner und Serben werden dereinst einen gleihen Platz haben in der Europäischen Union, zunächst ebeneinander, später miteinander. So viel Mut wir jetzt ufbringen, der Europäischen Union mit Belgrad und itrovica eine neue Gestalt zu geben, so viel Frieden önnen wir in Europa gewinnen. Hier in der Europäichen Union ist der Ort, an dem der Frieden fest wird; ort in der nationalistischen Isolation endet jede menschiche Zukunft. Ich hoffe, dass der heutige Beschluss der Bundesreierung mithilft, dass Serbien erkennt: Gemeinsam haen wir jetzt die Chance, den Weg in die Europäische nion zu gehen. Ich wünschte mir, dass wir alle das erennen und mithelfen, dass Serbien diese Chance hat – ie alle anderen in Europa auch. Danke schön. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614416700

Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Thomas

ilberhorn das Wort.


Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1614416800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Gerade

ie ausgewogenen Beiträge in dieser Debatte haben ge-
eigt: Wir haben keine optimale Lösung für das Kosovo,
nd es gibt sie auch nicht. Wir haben auch keine endgül-
ige Lösung aller Fragen; aber es musste jetzt entschie-
en werden.

Deshalb möchte ich in Erinnerung rufen, dass alle
öglichkeiten einer einvernehmlichen Verhandlungslö-

ung im Hinblick auf den Status des Kosovo ausge-
chöpft worden sind, unter maßgeblicher deutscher Be-
eiligung in der Troika, die leider ergebnislos geendet ist.
uch wenn nun Staaten wie Russland und andere versu-

hen, eine Statuslösung zu blockieren, wird das nicht
eiterführen. Ich darf daran erinnern, dass erst kürzlich,






(A) )



(B) )


Thomas Silberhorn
am 6. Januar, UN-Generalsekretär Ban Ki-moon geäu-
ßert hat, der Status quo im Kosovo könne jedenfalls
nicht aufrechterhalten werden; eine weitere Verzögerung
der Statusfrage würde noch zusätzlich Konfliktpotenzial
schüren. Deswegen ist die Unabhängigkeit des Kosovo
jetzt die vernünftigste und politisch wohl einzig tragfä-
hige Lösung, meine Damen und Herren.

Die Unabhängigkeit ist – darauf muss mit aller Deut-
lichkeit hingewiesen werden – eine direkte Folge der
schweren Menschenrechtsverletzungen, der Massenver-
treibungen von Albanern aus dem Kosovo durch Serbien
unter Milošević.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Diese schweren Menschenrechtsverletzungen begrün-
den, dass wir im Kosovo einen Sonderfall haben. Dass
diese schweren Menschenrechtsverletzungen gegenwär-
tig nicht mehr vorkommen, weil zwischenzeitlich eine
Verhandlungslösung angestrebt worden ist, die im Er-
gebnis leider erfolglos geblieben ist, unterbricht nicht
den direkten Zusammenhang, dass diese der Grund dafür
waren, dass eine andere Lösung nicht möglich war und
im Ergebnis das Kosovo einseitig seine Unabhängigkeit
erklärt hat.

Diese Unabhängigkeitserklärung schreibt einen Zu-
stand fest, der bereits politische Realität ist, nämlich dass
Serbien seit der Errichtung eines internationalen Protek-
torats unter UN-Verwaltung durch die Resolution 1244
keinen direkten Einfluss mehr auf das Kosovo ausübt.

Meine Damen und Herren, die Verhandlungen der
Troika mögen im Blick auf das Verhandlungsziel zwar
erfolglos gewesen sein; aber sie sind nicht ohne Ergebnis
geblieben. Ergebnis dieser Verhandlungen ist immerhin,
dass beide Seiten ausdrücklich einen Gewaltverzicht er-
klärt haben, und Ergebnis dieser Verhandlungen ist wohl
auch, dass sie innerhalb der Europäischen Union den
Boden dafür bereitet haben, eine gemeinsame Grundlage
für die nationalen Entscheidungen über die Anerken-
nung eines unabhängigen Kosovo zu finden. Deswegen,
meine ich, wird dadurch jetzt auch eine Basis gelegt, um
den Balkan dauerhaft stabilisieren zu können. Das jeden-
falls muss unser gemeinsames übergeordnetes Ziel sein.

Die Unabhängigkeit des Kosovo ist dazu nur ein ers-
ter Schritt. Es liegt jetzt vor allem am Kosovo selbst, zu
zeigen, dass es zum Aufbau stabiler staatlicher Struktu-
ren in der Lage ist, bei Verwaltung und Justiz, bei der
Beachtung von Minderheitsrechten und bei der Aus-
übung polizeilicher Hoheitsgewalt im gesamten Staats-
gebiet. Das muss im Ergebnis erreicht werden.

Die Europäische Union leistet dazu vielfältige Unter-
stützung gemeinsam mit anderen Staaten: mit der Ent-
sendung der Polizei- und Rechtsstaatsmission, die im
Einvernehmen mit allen EU-Mitgliedstaaten beschlossen
worden ist, mit der Ernennung eines Sonderbeauftragten,
mit der Errichtung der internationalen Verwaltungsbe-
hörde sowie mit finanzieller und wirtschaftlicher Unter-
stützung. Kurzum: Die Leistungen der Europäischen
Union zeigen, dass wir die Stabilisierung des Balkans als
unsere eigene Aufgabe begreifen. Denn wenn sie nicht

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(C (D elingen sollte, werden auch wir diejenigen sein, die die olgen zu spüren haben werden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich begrüße es, dass wir neben der Europäischen
nion eine breite internationale Präsenz im Kosovo ha-
en werden: die NATO, die OSZE, die Weltbank, der
uroparat und andere. Insbesondere der KFOR-Mission
er NATO wird in den nächsten Monaten die wichtige
ufgabe zukommen, einen friedlichen Übergang zu ei-
er kosovarischen Verwaltung sicherzustellen. Es ist
ehr als eine Fußnote, dass beispielsweise Spanien, das

ine Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo ab-
ehnt, ausdrücklich seine Bereitschaft erklärt hat, an der
FOR-Mission weiter mitzuwirken.

Es kommen nun gewaltige Herausforderungen auf
as Kosovo zu. Es darf nicht dauerhaft am Tropf der
uropäischen Union hängen, sondern – das ist die Ziel-
orstellung – muss mit unserer Unterstützung in die
age versetzt werden, Staatsgewalt auf dem eigenen Ter-

itorium effektiv ausüben zu können. Das Kosovo muss
en Anspruch haben, selbstständig lebensfähig zu wer-
en. Dazu bedarf es gewaltiger Anstrengungen. Ich
laube, dass es wichtig ist, das jetzt exakt zu formulie-
en. Wer nämlich in der Erwartung, dass großalbanische
räume irgendwann diskutiert werden könnten, Anstren-
ungen hintanstellt, dem muss man sagen, dass solche
räume die jetzt erklärte Unabhängigkeit infrage stellen
ürden. Dorthin kann kein Weg führen. Das muss deut-

ich gesagt werden.

Eine der ersten Aufgaben für das Kosovo wird es
ein, eine Verfassung zu entwerfen. Ich hoffe und rege
n, dass insbesondere der Schutz der Minderheiten darin
usdrücklich Berücksichtigung findet. Das Kosovo muss
ach internationalen Standards die eigenen Minderheiten
chützen sowie das kulturelle und christliche Erbe des
andes bewahren.

Ich denke, wir sind uns darin einig, dass das Kosovo
wie der gesamte westliche Balkan – eine europäische
erspektive braucht. Das gilt auch für Serbien, auch
enn in den nächsten Wochen diplomatische Spannun-
en wohl unvermeidlich sein werden. Ich rufe die poli-
isch Verantwortlichen gerade in Serbien und insbeson-
ere die junge Generation auf, die Annäherung an die
uropäische Union nicht aus dem Auge zu verlieren.
ir haben bislang weitgehend besonnene Reaktionen

us Serbien verzeichnen können, die zumindest hoffen
assen, dass es eine tragfähige Kooperation zwischen
erbien und der EU geben kann.

Allerdings muss deutlich gesagt werden, dass die ge-
altsamen Aktionen, die jetzt an Zollposten an der
renze zum Kosovo stattgefunden haben, nicht hin-
ehmbar sind. Wenn der für das Kosovo zuständige ser-
ische Minister erklärt, dass diese Aktionen im Einklang
it der allgemeinen Regierungspolitik Serbiens stünden,

ann muss man ihn sehr deutlich an den ausdrücklich er-
lärten Gewaltverzicht der serbischen Regierung erin-
ern.






(A) )



(B) )


Thomas Silberhorn

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Insbesondere die kürzlich abgehaltenen Präsident-
schaftswahlen in Serbien zeigen, dass eine Mehrheit der
serbischen Bevölkerung sehr wohl die Integration in
europäische Strukturen anstrebt und sich ausdrücklich
gegen Isolation ausgesprochen hat. Das gilt besonders
für die junge Generation. Daran sollten wir anknüpfen.
Die Europäische Union hat ganz konkrete Vorschläge
unterbreitet: ein politisches Abkommen hinsichtlich ei-
ner Liberalisierung des Visaregimes und der Abschluss
eines Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens.

Kurzum: Die Stabilisierung des Balkans wird nur
durch eine solche Annährung an die Europäische Union
gelingen. Eines Tages wird man die Grenzen aufgrund
der Integration in die Europäische Union überwinden
können. Das muss unser gemeinsames Ziel sein. Darin
liegt unsere gemeinsame Zukunft.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614416900

Der Kollege Ernst-Reinhard Beck aus der Unions-

fraktion hat nun das Wort.


Ernst-Reinhard Beck (CDU):
Rede ID: ID1614417000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolle-

ginnen und Kollegen! Die Unabhängigkeitserklärung
des Kosovo ist – das sage ich ganz bewusst – der logi-
sche und folgerichtige Abschluss einer politischen Ent-
wicklung, die durch die serbische Unterdrückungs- und
Gewaltpolitik unter Milošević ausgelöst wurde. Der Ver-
bleib im oder die Rückkehr in den serbischen Staatsver-
band waren der großen Mehrheit der kosovarischen Be-
völkerung nicht mehr zuzumuten. Die Bilder von Flucht
und Vertreibung des Jahres 1999 sind nicht nur uns, son-
dern auch dort noch in schrecklicher Erinnerung.

Bedauerlich ist – das wurde vorhin angesprochen –,
dass in Belgrad nun die Demokraten die Suppe auslöf-
feln müssen, die ihnen der Diktator Milošević einge-
brockt hat. Wir alle hätten uns eine einvernehmliche
Lösung gewünscht. Eine solche war aber – dies wurde
mehrfach gesagt – wegen der Haltung Russlands leider
nicht möglich.

Der Schritt in die Unabhängigkeit gibt daher dieser
im Durchschnitt sehr jungen Bevölkerung Hoffnung auf
eine bessere Zukunft und endlich eine Perspektive. Die
Anerkennung gerade auch durch Deutschland ist ein
wichtiger Beitrag und ein ermutigendes Signal.

Gleichwohl bedarf die Entwicklung des Kosovo hin
zu einer stabilen Demokratie weiterhin der politischen
Begleitung durch die internationale Staatengemein-
schaft. Es ist daher gut und richtig, dass die EU das Ko-
sovo auf der Grundlage der im Ahtisaari-Papier enthalte-
nen Vorschläge auch in Zukunft begleitet. Deutschlands

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(C (D eitrag zu dieser Entwicklung ist von großer Bedeutung – owohl in der EU als auch in der NATO. In diesem Zusammenhang darf ich besonders den FOR-Soldaten der Bundeswehr für ihren Beitrag zur icherung und Stabilisierung des Kosovo meinen herzlihen Dank aussprechen. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


ie Soldaten – in den Kontingenten waren im Durch-
chnitt 6 500 und jetzt am Schluss 2 800 präsent – haben
nseren Dank und unsere Anerkennung verdient. Ich
abe es einmal hochgerechnet: Seit 1999 waren über
4 000 deutsche Soldatinnen und Soldaten in 30 Kontin-
enten im Einsatz. Sie waren es, die durch die Aufrecht-
rhaltung der Ordnung und der Sicherheit den Rahmen
ebildet haben, innerhalb dessen die Aufbauarbeit der
ahlreichen Hilfsorganisationen überhaupt erst stattfin-
en konnte.

Nicht zuletzt leisteten Soldaten der Bundeswehr vor-
ildliche Arbeit im humanitären Bereich, beim Minen-
äumen und beim Wiederaufbau unzähliger Häuser. Ne-
enbei sammelten Soldaten in Deutschland und im
eldlager kontinuierlich Sach- und Geldspenden, um die
ot der Bevölkerung zu lindern. Wenn das Kosovo noch

mmer die einzige Region in Europa ist, wo nicht einmal
ie Stromversorgung funktioniert und in der fast jeder
weite arbeitslos ist und mehr als ein Drittel der Bevöl-
erung mit weniger als 1,50 Euro pro Tag auskommen
uss, dann lag dies nicht an den Soldaten der Bundes-
ehr.

Auch die Übergangsverwaltung der UNMIK mit dem
eutschen Dr. Rücker an der Spitze verdient Dank.
ierbei ist auch der wichtige Beitrag zu erwähnen, den
eutsche Polizeibeamte in diesem Zusammenhang ge-
eistet haben.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Trotz gelegentlicher Rückschläge, im März 2004 zum
eispiel, ist KFOR die schwierige Stabilisierung der Re-
ion gelungen. 16 000 Soldaten sind für diese NATO-ge-
ührte Mission mit UN-Mandat im Einsatz; 2 317 kom-
en aus Deutschland. Sie gehören zur multinationalen
askforce Süd in Prizren, an der übrigens ganz zu An-
ang auch ein russisches Bataillon beteiligt war; an die-
er Stelle sollte man vielleicht einmal daran erinnern.

Nach der Ausrufung der Unabhängigkeit herrscht
ine prekäre Sicherheitslage. KFOR wird zunächst den
chutz der rund 100 000 im Kosovo verbliebenen Ser-
en verstärken müssen und Übergriffe auf Grenzstatio-
en, wie dies in den letzten Tagen geschehen ist, verhin-
ern. Bereits im Vorfeld der jetzt eingetretenen Situation
atte KFOR vor dem Hintergrund einer möglichen kri-
enhaften Entwicklung und ziviler Unruhen im Kosovo
m Zusammenhang mit der noch offenen Statusfrage im
ezember Vorsorge getroffen, um in einer Krise mög-

ichst abgestuft, flexibel und umfassend reagieren zu
önnen.






(A) )



(B) )


Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen)

Das KFOR-Mandat des Bundestages wird am 11. Juni
2008 auslaufen. Die Bundesrepublik unterstützt bereits
heute die EULEX-Mission – European Union Rule of
Law Mission in Kosovo –, die mit über 1 800 Polizisten,
Richtern, Staatsanwälten und Zollbeamten die größte zi-
vile Operation der EU darstellen wird. Es ist zu hoffen,
dass EULEX in nicht allzu ferner Zukunft eine weitere
signifikante Reduzierung der KFOR-Kontingente er-
möglicht und vielleicht in noch fernerer Zukunft die Prä-
senz von KFOR völlig überflüssig macht.

Der Schritt in die Unabhängigkeit war, wie ich meine,
unvermeidlich. Die Unabhängigkeit ist aber noch lange
nicht der Abschluss dieser Entwicklung. Im Gegenteil:
Es wartet noch eine Menge Arbeit, vor allem auf die Ko-
sovaren selbst. Der Weg wurde eingeschlagen. Wir dür-
fen die Hoffnung der Bevölkerung des Kosovos auf eine
bessere Zukunft, auf Recht, Ordnung, Sicherheit und
wirtschaftliche Prosperität nicht enttäuschen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614417100

Ich schließe die Aussprache.

Ich rufe den Zusatzpunkt 2 auf:

Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktionen DIE LINKE und
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Fehlende Strategien der Bundesregierung in
der Bekämpfung von Steuerhinterziehung und
Konsequenzen aus den Steuervergehen durch
Finanztransfers ins Ausland

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Fritz Kuhn für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614417200

Liebe Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kol-

legen! Deutschland präsentiert sich in diesen Tagen als
ein Land, an dessen Spitze von Gier zerfressene wirt-
schaftliche Eliten stehen. Das muss uns Sorgen machen,
weil es den sozialen und politischen Zusammenhalt in
unserem Land gefährdet. Was soll sich eigentlich, so fra-
gen wir uns, ein Hartz-IV-Bezieher denken, der beim
Ausfüllen eines Antrages einen kleinen Fehler macht
und deswegen geschröpft wird, wenn er sieht, was die
Zumwinkels dieser Republik veranstaltet haben?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Deswegen müssen die Bekämpfung der Steuerhinterzie-
hung und das Trockenlegen von Steueroasen in den
nächsten Monaten und Jahren Hauptaufgaben der deut-
schen Politik sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zurzeit kann man allerorten lesen, Steuerhinterzie-
hung sei ein Volkssport. Wenn man die empirischen Da-
ten beurteilt, scheint das richtig zu sein. Ich sage Ihnen

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(C (D ber: Der Fisch stinkt vom Kopf her, und all die Leute, ie kleine Steuerbetrügereien machen, werden sich urch die Vorgänge, die jetzt bekannt geworden sind, geadezu legitimiert fühlen. Sie werden glauben, dass sie as dürfen, obwohl das nicht der Fall ist, wie wir wissen. Ich halte überhaupt nichts davon, wie sich Leute wie rofessor Kirchhof oder Herr Ramsauer von der CSU azu äußern. Herr Kirchhof behauptete heute in der Südeutschen Zeitung, dass das am unverständlichen Steuerystem liege, und Herr Ramsauer sagte gestern, wir häten eine steuerpolitische Landschaft, die so hässlich sei, ass man es kaum aushalten könne. Wer jetzt so arguentiert, setzt sich dem Verdacht aus, die Steuerhinter iehung, die jetzt rauskommt, mit unserem Steuersystem u legitimieren. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Unglaublich! Schämen Sie sich!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie müssen doch bedenken, was Sie mit Ihrem Gerede
nrichten.

Logisch ist übrigens auch Oskar Lafontaine nicht. Er
chlägt die Erhöhung des Spitzensteuersatzes vor, um da
bhilfe zu schaffen; als hätte das etwas damit zu tun, als
önnte man damit Steuerhinterziehung verhindern!


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Aber Steuergerechtigkeit herstellen!)


llerorten wird zurzeit also relativ viel Blödsinn abge-
iefert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir werden natürlich schauen – das sage ich ganz
lar –, ob das Verhalten und das Handeln des BND rich-
ig war. Es ist in einer Demokratie übrigens ganz normal,
ass man das in einem parlamentarischen Verfahren
lärt. Wir werden das in einer Art und Weise tun, die uns
icht in den Verdacht bringt, die Steuerhinterziehung,
erer Herr Zumwinkel beschuldigt wird, reinwaschen zu
ollen. Wir sehen darin einen ganz normalen parlamen-

arischen Auftrag.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Als ich gestern gehört habe, wie der Erbprinz Alois
on und zu Liechtenstein die Story verkündet hat, nach
er ein großes, böses und grausames Land ein kleines, in-
egres Land mit 30 000 Einwohnern angreift, habe ich
uerst gedacht: Das kann nicht wahr sein. Diese Aussage
ält einer Betrachtung der Wirklichkeit aber nicht stand:
eit 1995 ist Liechtenstein Mitglied im europäischen
irtschaftsraum, mit allen wirtschaftlichen Vorteilen,

ie das Land daraus schöpft, und die sind immens. Aber
as tut es? Es agiert faktisch wie eine Räuberhöhle, ver-
eigert jede Amtshilfe bei der Verfolgung von Steuer-
interziehung und hat ein Stiftungswesen, das zur Ano-
ymisierung beiträgt und nichts anderes ist als eine – ich
ormuliere es bewusst so hart – staatlich organisierte Bei-
ilfe zur Steuerhinterziehung. Das sind die Fakten, um
ie wir nicht herumreden sollten.






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Kollege Westerwelle, der nicht anwesend ist, hätte
besser überlegen sollen, als er die Einladung der liech-
tensteinischen Regierung, am 5. Oktober des letzten Jah-
res auf einer Tagung zu sprechen, angenommen hat. Ich
zitiere den Titel der Tagung: „Veränderungen meistern:
Erfolgsstrategien für Finanzplätze“. Da hätte er viel-
leicht nicht sprechen sollen. Falls er das Honorar in
Höhe von 7 000 Euro versteuert, kann man immerhin sa-
gen, dass diese 42 Prozent eine kleine Rückführung von
dem sind, was der liechtensteinische Staat so alles von
deutschen Steuerhinterziehern einkassiert hat.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum sitzt er heute nicht hier? Wo ist er denn?)


Aber im Ernst. Ich will Ihnen jetzt zum Abschluss
einmal sagen, was wir tun müssen.

Erstens. Wir müssen die Steuerfahndung in Deutsch-
land stärken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir müssen die Steuerverwaltung vom Kopf auf die
Füße stellen. Dies bedeutet eine Bundessteuerverwal-
tung, weil die Länderkonkurrenz zur Schwächung der
Steuererhebung in Deutschland führt.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Was habt Ihr in sieben Jahren Rot-Grün gemacht?)


Zweitens. Wir müssen uns in Europa stärker um eine
Harmonisierung der Steuersätze bei allen vergleichbaren
Steuern und der Bemessungsgrundlagen bemühen.

Drittens. Wir brauchen ein Rechtshilfeabkommen mit
Liechtenstein, das dazu führt, dass auch bei Steuerhinter-
ziehung Amtshilfe geleistet werden muss. Denn das ist
gegenwärtig nicht der Fall.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Viertens. Wir müssen dafür sorgen, dass Liechten-
stein seinen Aufgaben im europäischen Wirtschaftsraum
nachkommt, nämlich erstens eine effektive Quellen-
steuer zu erheben, wenn sie schon keine Kontrollmittei-
lungen machen wollen, und diese zweitens auch auf Stif-
tungskapitalien auszudehnen und nicht nur auf normale
Zinserträge. Das wissen viele gar nicht: Bei den Zins-
erträgen gibt es eine Miniquellensteuer, bei Anlagen mit
Zertifikaten und Stiftungen gibt es diese nicht.

Fünftens und Letztens. Wir müssen in Deutschland,
im Parlament, aber auch im Finanzministerium und bei
der Regierung, eine systematische Strategie entwickeln,
mit der wir Schritt für Schritt dazu kommen, dass die
Steueroasen in Europa und in der Welt stillgelegt werden
können.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614417300

Herr Kollege Kuhn, diese Strategie müssen Sie außer-

halb Ihrer Redezeit entwickeln.


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(C (D Ich komme zum Ende. – Das, was wir alle wollen Sicherheit, öffentliche Infrastruktur und sozialer Zuammenhalt –, geht nur, wenn in der Globalisierung lare Regeln darüber herrschen, dass alle Steuern zahlen üssen. Es darf nicht sein, dass manche es nicht tun. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614417400


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614417500

Das Wort hat der Kollege Otto Bernhardt für die Uni-

nsfraktion.


Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1614417600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege
uhn, Sie fordern hier eine Strategie der Bundesregie-

ung, um den Eindruck zu erwecken, als passierte nichts.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, weil es helfen würde!)


ie selber waren bis vor zweieinhalb Jahren in der Re-
ierung, und zwar für viele Jahre. Ich frage: Was haben
ie denn damals gemacht?


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das sind die Maulhelden von gestern! – Gegenruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und Sie sind die von heute?)


Ich stelle fest, dass Steuerhinterziehung in Deutsch-
and nicht, wie Sie, Herr Kollege, gesagt haben, ein Ka-
aliersdelikt ist. Steuerhinterziehung bedeutet: Die Steu-
rn, welche derjenige, der sie eigentlich zahlen müsste,
icht zahlt, müssen die anderen zahlen. Das ist ein Ver-
toß gegen die Solidarität.


(Beifall des Abg. Eduard Oswald [CDU/CSU] sowie des Abg. Dr. Volker Wissing [FDP])


n Deutschland wird Steuerhinterziehung hart bestraft:
is zehn Jahre Gefängnis und Gefängnisstrafe schon ab
0 000 Euro. Dass dies nicht nur leere Worte sind, zei-
en die Zahlen. In jedem Jahr haben wir in Deutschland
0 000 Verfahren, 17 000 Strafverfahren; über 1,5 Mil-
iarden Euro kommen über diesen Weg rein. Die Steuer-
ahndung in Deutschland funktioniert.

Einige geben jetzt den Oasen die Schuld. Wir müssen
twas tun, dass es möglichst keine Oasen gibt. Ich
laube, es gibt drei in Europa. Andere geben jetzt dem
teuersystem die Schuld. Nein, Schuld haben nicht die
asen, und Schuld hat nicht das Steuersystem. Schuld
aben diejenigen, die die Oasen nutzen oder vor unse-
em Steuersystem weglaufen. Das sind die eigentlich
chuldigen. Das muss man meines Erachtens in jeder
ebatte mit aller Deutlichkeit betonen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)







(A) )



(B) )


Otto Bernhardt
Es ist natürlich populär, die Reichen, die mehr Steuern
zahlen, zu verteufeln. Das macht sich gut, und man be-
kommt von bestimmten Teilen dieses Hauses Applaus.
Nur, meine Damen und Herren, auch in dieser Debatte
dürfen wir nicht übersehen: Die Mehrzahl der Deutschen
zahlt ehrlich ihre Steuern.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ich will bei dieser Gelegenheit darauf hinweisen: Die
10 Prozent der Bevölkerung, die am meisten verdienen,
zahlen 50 Prozent des Steueraufkommens; das können
sie auch.


(Ortwin Runde [SPD]: Ja! Der Einkommensteuer! – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das gilt nur für die Einkommensteuer! – Frank Spieth [DIE LINKE]: Genau! Seien Sie bitte korrekt!)


– Ja, ich meine die Einkommensteuer. – Die 50 Prozent,
die am meisten verdienen, zahlen insgesamt 90 Prozent
des Einkommensteueraufkommens. Das heißt im Um-
kehrschluss: Die 50 Prozent, die am wenigsten verdienen,
zahlen insgesamt nur zehn Prozent des Einkommensteu-
eraufkommens. Daher warne ich vor der Verteufelung der
Reichen. Denn Reiche können sich der Steuerzahlung in
Deutschland ganz legal entziehen;


(Gabriele Frechen [SPD]: Das ist ja das Problem!)


dafür gibt es viele Beispiele. Sie suchen sich einen ande-
ren Wohnsitz, und dann sind sie weg. An dieser Stelle
müssen wir ansetzen.

Denjenigen, die vor diesem Hintergrund meinen, die
Abgeltungsteuer infrage stellen zu müssen – ich bin
froh, dass das Ministerium diesen Weg nicht mitgeht –,
muss ich sagen: Die Abgeltungsteuer ist ein Beitrag, um
sicherzustellen, dass in Zukunft mehr Geld in Deutsch-
land bleibt. Deshalb haben wir sie eingeführt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der LINKEN: Das glauben Sie selbst nicht!)


Jetzt spreche ich einen kritischen Punkt an, der mich
sehr nachdenklich gestimmt hat – das erinnert mich an
Vorverurteilungen, und ich frage mich, wer hierfür die
Verantwortung trägt –: Als die Steuerfandung frühmor-
gens auftauchte, stand das Fernsehen schon vor der Tür.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Inszenierung!)


Mit dieser Frage muss man sich beschäftigen. Wenn man
morgens um acht Uhr schon auf allen Programmen im
Fernsehen zu sehen ist, ist das eine Art Vorverurteilung.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Das ist schon ein bisschen suspekt!)


Die Art und Weise, wie die Staatsanwaltschaft vorgegan-
gen ist, ist aus meiner Sicht nicht korrekt. Denn in
Deutschland gilt immer noch der Grundsatz: Bis zum
Ende eines Prozesses gilt jeder als unschuldig.

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(C (D (Dr. Volker Wissing [FDP]: Bei den Grünen nicht!)


Eine solche Vorverurteilung ist sicherlich nicht der
ichtige Weg. Deshalb sage ich: Wir werden, unserer
renzen bewusst, weiterhin alles tun, um die Steueroa-

en trockenzulegen. Wunder darf man auf diesem Gebiet
icht erwarten. Ich vermute allerdings, die jetzige Dis-
ussion führt dazu, dass in Deutschland noch mehr Men-
chen als bisher zu ehrlichen Steuerzahlern werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614417700

Das Wort hat die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch für die

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Jetzt kommt die Vermögensverschleierung!)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614417800

Liebe Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen

nd Herren! Zur Steuerhinterziehung gehören immer
wei: derjenige, der die Steuern hinterzieht, und derje-
ige, der zulässt, dass Steuern hinterzogen werden. Ich
age Ihnen: Der Bundesfinanzminister und seine Kolle-
en in den Ländern tragen die politische Verantwortung
afür, dass in diesem Land Steuern hinterzogen werden
önnen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sagen Sie uns doch mal, wo das SED-Vermögen ist!)


Es wäre kein Problem, die grassierende Steuerflucht
u beenden, wenn die Finanzminister es wirklich woll-
en. Doch das wollen sie gar nicht. Ein aktuelles Bei-
piel: Der Bundesrechnungshof, also nicht unsere Frak-
ion,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gar keine Fraktion!)


orderte den Finanzminister auf, erstens bei Einkünften
on mehr als 500 000 Euro eine Pflicht zur Aufbewah-
ung privater Belege durchzusetzen und zweitens die
flicht zur Begründung von Außenprüfungen bei Ein-
ommensmillionären aufzuheben. Wir finden, das sind
ute Vorschläge. Doch der Finanzminister hat diese Vor-
chläge mit der Begründung zurückgewiesen, die Bun-
esregierung wolle die Bürokratie abbauen.


(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN)


Es ist schon erstaunlich: Wenn es um die Überwa-
hung von Arbeitslosengeldempfängern geht, dann
cheut die Bundesregierung keine noch so hohen büro-
ratischen Hürden und keinen Aufwand, um herauszu-
ekommen, ob ein Arbeitsloser vielleicht 10 Euro zu
iel bekommen hat. Ich nenne Ihnen eine Zahl: Inner-
alb eines Jahres stieg die Zahl der Sanktionen gegen
rbeitslose um 58 Prozent. Allein im September 2007
urden 138 700 Sanktionen gegen Arbeitslose ausge-

prochen. Welch ein bürokratischer Aufwand und welch
in Widerspruch!


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch
Wenn es um Sanktionen gegen Einkommensmillionäre
geht, dann fürchtet der Finanzminister allerdings plötz-
lich die anwachsende Bürokratie.

Egal welches Politikfeld man betrachtet – ob die
Steuer- oder die Arbeitsmarktpolitik –, muss man fest-
stellen: Die Bundesregierung denkt in klaren Strukturen.
Die, die nichts haben, werden schikaniert und gedemü-
tigt, und die, die im Geld schon fast ersticken, den Hals
nicht voll bekommen und Tag und Nacht darüber nach-
denken, wie sie das Geld am Finanzamt vorbei ins Aus-
land schmuggeln können, werden von der Bundesregie-
rung gehätschelt und, solange sie nicht erwischt werden,
als leuchtende Vorbilder mit Preisen und Ehrungen über-
häuft. Das ist wirklich eine Beihilfe zur Steuerhinterzie-
hung.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Untätigkeit der Finanzminister hinsichtlich der Prü-
fung von Einkommensmillionären ist eine Beihilfe zur
Steuerhinterziehung. Damit muss Schluss sein.


(Beifall bei der LINKEN)


Es ist doch geradezu unglaublich, dass sich der Fi-
nanzminister dafür feiern lässt, dass er 5 Millionen Euro
an einen Informanten gezahlt hat, um an die Informatio-
nen zu kommen. Hätte er seinen Job als Finanzminister
ordentlich gemacht, dann müsste er erstens nicht auf die
Arbeit von Geheimdiensten zurückgreifen und zweitens
nicht 5 Millionen Euro an Steuergeldern ausgeben.

Bei der Steuerprüfung 2006 wurden aufgrund der Prü-
fung von Steuerpflichtigen mit bedeutenden Einkommen
pro Fall zusätzlich knapp 150 000 Euro eingenommen.
Bei diesen Ergebnissen fragt sich doch jeder, warum es
so wenige Prüfer gibt. Warum wurde zum Beispiel Herr
Zumwinkel nicht geprüft? Sie müssen es sich einmal
vorstellen: Dieser Multimillionär hatte noch nicht einmal
seinen Sparerfreibetrag ausgeschöpft. Das roch doch
schon förmlich nach Steuerhinterziehung. Doch dort
wurde nicht geprüft.


(Otto Bernhardt [CDU/CSU]: Also bitte!)


Man hat also den BND zurate gezogen und zusätzliche
5 Millionen Euro an Steuergeldern ausgezahlt. Dabei
hätte doch jeder Prüfer, der es hätte sehen wollen, sehen
können, was da lief. Warum gibt es also so wenige Prü-
fer?


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist das für ein Stuss! – Zuruf von der CDU/CSU)


– Sie verteidigen solche Herrschaften. Das haben wir ja
gerade gehört. Herr Kollege, durch Ihren Zwischenruf
haben Sie das sehr deutlich gemacht.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frau Lötzsch, das geht zu weit!)


Die Antwort ist ganz einfach: Die Einkommensmillio-
näre gelten bei CDU und SPD als die Elite der Gesell-
schaft. Die möchten Sie natürlich auf keinen Fall ver-
schrecken.

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(C (D (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und jetzt noch ein Satz zu den SEDMillionen! Dann ist der Tag perfekt!)


Es ist deutlich: Die politische Verantwortung für die
erhinderung von Steuerhinterziehung liegt hier in die-
em Hause. Hier in diesem Hause müssen die entspre-
henden Beschlüsse gefasst werden. Wenn wir uns da-
auf verständigen, endlich einmal die Steuerprüfer in die
erantwortung zu nehmen und die Anzahl der Prüfer
eutlich zu erhöhen, dann hätten wir auch mehr Geld im
taatssäckel


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das SED-Geld haben Sie auch noch nicht aus dem Schrank geholt!)


nd dann könnte sich auch die verehrte Kollegin Künast
us Berlin ihre unqualifizierten Zwischenrufe sparen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614417900

Das Wort hat die Parlamentarische Staatssekretärin

icolette Kressl.

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Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1614418000


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Wir führen heute sicherlich eine wichtige De-
atte, aber, Frau Kollegin Lötzsch, sie sollte schon ein
enig von Sachkenntnis geprägt sein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Dazu gehört zum Beispiel auch, zu wissen, dass die
erantwortung dafür, wie viele Steuerfahnder es gibt, bei
en Ländern liegt und dass die Umsetzung und Durch-
ührung der Gesetze Aufgabe der Länder ist. Ich bitte
ie, hier nicht um der Polemik willen die grundlegenden
atsachen unseres Föderalismus und unseres Steuer-
echts völlig zu ignorieren. Das tut der Sache nicht gut
nd hilft uns überhaupt nicht, zu einer sachlichen und
uten Debatte zu kommen, die wirklich wichtig ist. Des-
alb komme ich jetzt zur Debatte selbst.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Sie haben nicht verstanden, was sie gesagt hat! Sie hätten weniger mit Ihrem Nachbarn reden sollen!)


Wir müssen diese Debatte wirklich auf drei Ebenen
ühren. Zum Ersten müssen wir sie auf der internationa-
en Ebene führen. Das ist mit Sicherheit die wichtigste,
enn auch die schwierigste Ebene, weil dabei traditio-
ell natürlich sehr dicke Bretter gebohrt werden müssen.
ir können hier nicht mit einer Gesetzgebung eingrei-

en, sondern wir müssen verhandeln. Ich weise darauf
in, dass gerade die deutsche Bundesregierung in den
etzten Jahren auf internationalem Gebiet sehr oft initia-
iv geworden ist, um in den Bereichen Steuerflucht,
teueroase – wir haben kurz darüber gesprochen, ob






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl
man den Begriff „Steueroase“ nicht in einen Begriff än-
dern sollte, der nicht so positiv klingt –


(Ludwig Stiegler [SPD]: Steuersumpf!)


und natürlich auch Zinsbesteuerung etwas zu erreichen.

Zweitens muss es um die nationalen Handlungsmög-
lichkeiten gehen, die zwar eingeschränkt sind, aber den-
noch nicht vernachlässigt werden dürfen. Auch dies
finde ich im Zusammenhang mit dieser Debatte immer
noch sehr wichtig.

Zum Dritten ist es wichtig, zu diesem Punkt auch
noch einmal eine gesellschaftliche Debatte zu führen,
weil es wichtig ist, zu erfahren, wie Steuerhinterziehung
bewertet und in welcher Form sie geächtet wird.

Ich beginne mit dieser gesellschaftlichen Debatte,
weil ich mich in den letzten Tagen nicht des Eindrucks
erwehren konnte, dass es ab und zu den Zungenschlag
gab, nicht mehr die wirklich Verantwortlichen, also die-
jenigen, die Steuern hinterziehen, als die Schuldigen zu
benennen; vielmehr wurden plötzlich Ausweichdebatten
geführt. Das Steuersystem an sich oder die eine oder an-
dere steuerliche Regelung als Schuldige zu benennen,
gehört für mich ausdrücklich zu solchen Ausweichdebat-
ten. Ich halte sie für schädlich, weil sie das falsche Si-
gnal senden. Dazu sollten wir uns alle gemeinsam be-
kennen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deshalb sage ich noch einmal ganz deutlich: Wer in
Deutschland ansässig ist und dem Finanzamt gegenüber
seine Einkünfte aus ausländischen Quellen nicht erklärt,
begeht Steuerhinterziehung.


(Beifall des Abg. Otto Bernhardt [CDU/CSU])


Wer als Stifter eine ausländische Stiftung gründet und
die Erträge, die ihm nach unseren Steuergesetzen zuzu-
rechnen sind, dem Finanzamt gegenüber nicht erklärt,
begeht Steuerhinterziehung. Wir sollten uns alle darauf
verständigen, dies auch wirklich immer deutlich zu be-
nennen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wie wir wissen, werden Einkunftsquellen, die zu
steuerpflichtigen Einkünften führen, nicht wahllos ins
Ausland verlagert. Einkunftsquellen werden oft gezielt
in Staaten verlagert, in denen keine Steuern anfallen
oder, wenn doch, man sie eher als Dienstleistungsgebühr
bezeichnen könnte. Der Anreiz der Nicht- oder Niedrig-
besteuerung allein genügt jedoch nicht – mir ist es wich-
tig, auch dies hier noch einmal deutlich zu machen –, um
einen Staat oder ein bestimmtes Gebiet zu einer attrakti-
ven Steueroase für dort nicht ansässige Ausländer zu
machen. Es müssen mindestens zwei weitere Bedingun-
gen erfüllt sein, die Anonymität garantieren: erstens kein
Zugang zu Eigentümerinformationen und zu Bankinfor-
mationen für Besteuerungszwecke und zweitens die Ge-
währ, dass die Behörden des betreffenden Staates oder
Gebietes mit ausländischen Steuerbehörden nicht zu-
sammenarbeiten und kein Auskunftsaustausch stattfin-

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(C (D et. Dies sind die Rahmenbedingungen – sie gehören enannt –, unter denen das internationale „Steuerhinteriehungsgeschäft“ betrieben werden kann. Dieses Gechäft betreiben Staaten und Gebiete, die solche Rahenbedingungen bieten, durchaus bewusst. Von diesen Rahmenbedingungen machen nicht nur in eutschland ansässige Personen Gebrauch; es trifft viele ndere vergleichbare Staaten. Dieser Hinweis ist wichig, damit wir sehen, wie sehr internationale Zusammenrbeit in diesem Bereich notwendig ist. Uns wie den aneren betroffenen Staaten gehen große Steuerbeträge um Vorteil derer verloren, die sich die Angebote der iedrigsteuergebiete zunutze machen. Diese Problema ik ist nicht neu. Neu ist allerdings, dass sich in den inernationalen Gremien zunehmend die Erkenntnis durchetzt, dass es notwendig ist, sich zusammenzuschließen, eil es keinen Sinn macht, sich gegenseitig zu unterbie en. Es ist allerdings nicht neu, dass es sehr schwer ist, on dieser Erkenntnis die jeweils betroffenen Staaten zu berzeugen. Ich weise allerdings darauf hin, dass es Initiativen ibt, zum Beispiel die OECD-Initiative zur Eindämung schädlichen Wettbewerbs, die unmittelbar bei sol hen Steueroasen ansetzt. Wenn wir darüber sprechen, ann ist es kein Angriff auf die Souveränität der Niedrigteuergebiete. Vielmehr ist es für mich eine Gegenwehr, eil deren Verhalten einen Angriff auf das Recht der taaten darstellt, ihre Steuern so zu erzielen, wie es ihre esetzgebung vorsieht. Auch hier dürfen die Verhältisse nicht verdreht werden; man muss immer aus dem ichtigen Blickwinkel darauf schauen. Als zweiten Punkt hatte ich angesprochen, dass wir uch nationales Engagement brauchen. Ich nenne hier eispielhaft nur drei Gesetzesvorhaben, die die Bundesegierung und der Finanzausschuss auf den Weg geracht haben: Erstens. Mit der Vorschrift des § 90 Abs. 3 der Abgaenordnung wurden ab 2003 erstmals eigenständige Doumentationsvorschriften für Verrechnungspreise geetzlich festgelegt. Zweitens. In den Jahressteuergesetzen 2007 und 2008 ind Maßnahmen gegen die missbräuchliche Inanspruchahme von Doppelbesteuerungsabkommen enthalten. as ist in diesem Bereich nicht unwichtig. Drittens haben wir mit dem Unternehmensteuerreormgesetz 2008 durch umfangreiche Änderungen des ußensteuergesetzes Regelungen geschaffen, die die esteuerung von Wertetransfers ins Ausland sicherstel en sollen. Ich will noch einen Punkt ansprechen; denn vielleicht ringt die Debatte auch etwas Bewegung in die eine oder ndere ablehnende Position. Lassen Sie mich eine rhetoische Frage stellen: Könnte diese Debatte nicht auch etas Bewegung in die Diskussion über die Bundessteuererwaltung in der Föderalismuskommission bringen? enn eigentlich sollten wir gemeinsam das Ziel haben, lle Möglichkeiten der Effizienz und der besseren Nutung von Systemen auch tatsächlich umzusetzen. Es eht nicht um das sofortige Signal, dass wir uns auf den Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl Weg machen. Es ist aber sinnvoll, gemeinsam zu überlegen, wie wir die Besteuerung effizient und gezielt vornehmen können. Denn was im internationalen Vergleich für den Steuerwettbewerb gilt, können wir auch auf die Konkurrenz innerhalb der Bundesländer übertragen. Unsere Verpflichtung in diesem Bereich nimmt uns niemand ab. Wir haben die drei erwähnten Vorhaben mit den damit verbundenen Maßnahmen auf den Weg gebracht. Ich glaube nicht, dass darin keine Strategie zu erkennen ist, auch wenn wir noch einen weiten Weg gehen müssen. Einen Teil der Strecke haben wir schon geschafft. Ich glaube, wir sind uns alle darin einig, dass sich unsere Bemühungen in jedem Fall lohnen werden. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614418100

Für die FDP-Fraktion hat nun der Kollege Dr. Volker

Wissing das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1614418200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Kollege Kuhn, Sie haben darauf hingewiesen, dass
Herr Westerwelle bei einer Tagung in Liechtenstein ge-
wesen ist. Ich weiß nicht, was das mit dem Thema dieser
Aktuellen Stunde zu tun hat, aber es wäre sinnvoll gewe-
sen, wenn Sie dann auch erwähnt hätten, dass Otto
Schily, Joschka Fischer und der Vorsitzende des Finanz-
ausschusses, Herr Oswald, bei einer solchen Tagung wa-
ren. Herr Eigen von Transparency International war
ebenfalls bei einer solchen Tagung.

Außerdem frage ich Sie, Herr Kuhn, ob das, was Sie
vorgetragen haben, ernst zu nehmen ist, nämlich dass
man einerseits mit Liechtenstein Abkommen schließen,
aber andererseits nicht hinfahren soll, um mit den Ver-
antwortlichen vor Ort zu reden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt, sondern
eine Straftat. Wenn es um Millionenbeträge geht, dann
ist es eine sehr schwere Straftat. Daran gibt es keinen
Zweifel. Ich will an dieser Stelle betonen, dass es mich
wahnsinnig stört, wenn manche davon reden, es würden
Spielregeln verletzt oder es gehe um Steuersünder. Ver-
letzt werden Strafvorschriften, und die handelnden Per-
sonen sind Straftäter. Das sage ich in aller Deutlichkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ein Rechtsstaat kann es sich nicht leisten, so etwas zu
dulden, er kann es sich aber auch nicht leisten, dass der
Bundesnachrichtendienst in unkontrollierten, vielleicht
rechtsfreien Räumen agiert. Deshalb muss das Vorgehen
dieser Behörde aufgeklärt werden.

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(C (D ie FDP wird in den zuständigen Gremien mit allem achdruck darauf drängen. Es kann aber auch nicht genügen, sich auf Hasstira en zu beschränken, wie dies bei manchen der Fall ist. s führt auch nicht weiter, wenn reflexartig bei allem, as in der Gesellschaft nicht gut läuft, nach härteren trafen gerufen wird, und wir uns dann immer wieder onseiten der Praxis erklären lassen müssen, dass das ichts bringt. Nein, wir müssen in diesem Hause vielmehr der Frage achgehen, welche Botschaft an den Staat ausgeht, wenn ich immer mehr Bürgerinnen und Bürger nicht mehr an hm beteiligen wollen. Auch dieser Seite des Skandals üssen wir uns stellen, und zwar gemeinsam. Niemand ahlt gerne Steuern. Das wird sich auch nicht ändern. Sie erden allenfalls als notwendiges Übel erachtet. Die teuermoral hängt aber wesentlich davon ab, ob die Bürerinnen und Bürger den Eindruck haben, dass der Staat it den Steuergeldern sparsam umgeht. Bei manchen Beispielen fragt man sich, wie es auf die teuerzahler wirkt, wenn sich etwa der Umweltminister edienwirksam als Pate des Eisbären „Knut“ feiern lässt nd später herauskommt, dass die Steuerzahler dafür 0 000 Euro berappen müssen. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das ist ja unglaublich!)


(Beifall bei der FDP)


as rechtfertigt zwar keine Steuerhinterziehung, aber
olche Beispiele machen deutlich, dass der Staat nicht
mmer verantwortungsvoll mit dem Geld der Bürgerin-
en und Bürger umgeht. Auch an dieser Stelle kann man
inen Beitrag zur Steuermoral leisten. Auch dort ist eine
orbildfunktion gefragt.


(Beifall bei der FDP)

Wir haben die Bundesregierung gefragt: Wie steht es

igentlich mit der Steuerverschwendung? Was macht der
taat dagegen? Denn auch Steuerverschwendung führt
u Steuererhöhungen. Die Antwort lautete, der Begriff
Steuerverschwendung“ sei der Umgangssprache ent-
ommen und gehöre nicht zum Sprachgebrauch der
undesregierung. Angesichts dessen verwundert man-
hes nicht mehr. Wenn die Regierung Steuerverschwen-
ung nicht kennt, wenn der Begriff noch nicht einmal in
hrem Sprachgebrauch vorkommt, dann kann man auch
icht dagegen vorgehen.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie endlich etwas zu Liechtenstein! – Gegenrufe von der FDP: Das hat er schon!)


Die FDP begrüßt jedes sinnvolle und rechtsstaatlich
inwandfreie Engagement der Bundesregierung gegen
teuerhinterziehung. Man sollte sich aber auch der Frage
uwenden, wie wir in Deutschland mit Steuerverschwen-
ung umgehen. Der Bundesfinanzminister hat – zu
echt – gesagt, er freue sich, dass mehrere Hundert Mil-

ionen Euro Steuermehreinnahmen durch Aufklärung
öglich sind.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oje, oje!)







(A) )



(B) )


Dr. Volker Wissing
– Herr Kuhn, was wollen Sie denn? Sie haben hier eine
populistische Rede gehalten und nichts zur Sache gesagt.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nun rufen Sie dazwischen. Hören Sie doch einmal zu!
Dann können Sie vielleicht noch etwas erfahren.


(Beifall bei der FDP)


Ich will darauf hinweisen, dass die Finanzbehörden
allein im Jahr 2005 auf 366 Millionen Euro freiwillig
– gestundet oder erlassen – verzichtet haben. Bundeslän-
dern wie Berlin, in denen Sie mitregieren, liebe Kollegin
Lötzsch, wurden sogar besonders viele Steuern erlassen.
Darüber müssen wir hier auch einmal reden. Wenn wir
die Bundesländer beim Steuervollzug erwischen, dass
sie Standortpolitik machen, dass im Bereich der Steuer-
fahndung Personal abgebaut wird, weil Mehreinnahmen
im Länderfinanzausgleich verschwinden und die Kosten
vor Ort hängen bleiben, dann besteht für uns Handlungs-
bedarf.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Die Betrogenen sind auch an dieser Stelle die Bürgerin-
nen und Bürger, die dann höhere Steuern zahlen müssen.
Sie haben sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
Großen Koalition, kräftig zur Kasse gebeten.


(Beifall bei der FDP)


Steuerhinterziehung ist eine Straftat, die zum Teil mit
erheblicher krimineller Energie begangen wird. Das lässt
sich nicht entschuldigen und muss mit aller Konsequenz
aufgeklärt werden. Aber die Lösung besteht nicht darin,
populistische Parolen in die Welt zu posaunen, sondern
darin, die Ermittlungsbehörden – das sind die Staats-
anwaltschaften und die Steuerfahnder – personell und
sachlich so auszustatten, dass sie dieser Aufgabe nach-
gehen können. Wir müssen uns aber auch mit der Frage
befassen, ob unser Steuersystem die notwendige Akzep-
tanz hat. Wenn Sie bereit wären, mit uns über ein einfa-
cheres und gerechteres Steuersystem mit niedrigeren
Steuersätzen ernsthaft zu diskutieren und es auch umzu-
setzen, könnten wir die Akzeptanz des Steuersystems
und die Steuermoral in Deutschland verbessern. Diesen
Beitrag sollten wir leisten. Lassen Sie uns das gemein-
sam tun.


(Beifall bei der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Hier sprach die Partei der Steuervermeider!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614418300

Das Wort hat der Kollege Olav Gutting für die Uni-

onsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Olav Gutting (CDU):
Rede ID: ID1614418400

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Wer die Bibel kennt, weiß: Schon Kaiser Augustus
hatte vor 2000 Jahren Schwierigkeiten, Steuern einzu-
treiben. Auch im Mittelalter haben die Leute ihre
Schweine und Hühner versteckt, wenn die Steuereintrei-
ber des Königs kamen. Steuerhinterziehung ist also kein

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(C (D hänomen unserer heutigen Zeit. Es gibt sie schon so ange, wie es Steuern gibt. Steuerhinterziehung – oder besser: der Betrug des inzelnen zulasten der Allgemeinheit – ist auch nicht auf estimmte Bevölkerungsschichten beschränkt. Es gibt en ALG-II-Empfänger, der Vermögen verschweigt und adurch Leistungen erschleicht. Es gibt den Rentner, der ein Wohnzimmer vom Handwerker ohne Rechnung taezieren lässt. Es gibt den Familienvater, der beim Fahrenbuch schummelt. Es gibt die Studentin, die schwarz n der Kneipe jobbt. Es gibt auch den Topmanager, den pitzensportler oder den Showstar, der nach Liechtentein stiften geht. (Florian Pronold [SPD]: Aber es gibt schon unterschiedliche finanzielle Auswirkungen!)


ichtig ist festzuhalten: Es sind nicht alle, sondern in
er Regel einige wenige. Vor Pauschalverurteilungen,
ie sie in den letzten Tagen und auch in den letzten
inuten zu hören waren, sollten wir uns hüten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Ursachen für den Betrug an der Gemeinschaft al-
er in unserem Staat Lebenden sind vielfältig. In der
egel ist es eine Mischung aus zu hoher Abgabenlast
nicht nur Steuern –, sich bietenden Gelegenheiten und

iner moralischen Schwäche. Eine ganz wichtige Rolle
abei spielt auch das Gefühl des Steuerzahlers bezüglich
essen, was mit seinem Geld passiert. Wer anständig ist
nd ehrlich Steuern zahlt, der möchte sein hart verdien-
es Geld nicht in irgendwelchen Milliardenlöchern im
undeshaushalt verschwinden sehen.


(Florian Pronold [SPD]: Lieber in Liechtenstein!)


Die mittlerweile monströse Umverteilungsmaschine-
ie, die wir in diesem Land in Jahrzehnten gezüchtet ha-
en, gibt vielen Menschen gerade nicht das Gefühl, dass
hr Geld beim deutschen Fiskus in guten Händen ist.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ieses Gefühl gibt es gerade bei denjenigen – Kollege
tto Bernhardt hat es vorhin schon gesagt –, die als
leine Gruppe von weniger als 10 Prozent der Bevölke-
ung mehr als die Hälfte des Einkommensteueraufkom-
ens in Deutschland erwirtschaften. Viele haben das
rinzip „linke Tasche, rechte Tasche“ durchschaut und
erlieren darüber ihre Steuermoral.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie Menschen wollen von ihrem Steuergeld verständli-
herweise auch etwas sehen. Keiner zahlt gerne Steuern
ür vermeintliche Wohltaten des Staates aus den letzten
ahren oder aus der Vergangenheit. Auch aus diesem
rund hat sich die Große Koalition ein wichtiges Ziel
esetzt, nämlich einen ausgeglichen Bundeshaushalt in
en nächsten Jahren zu erreichen.

Den Betrug am Staat, am Allgemeinwesen, werden
ir nie völlig zurückdrängen können.






(A) )



(B) )


Olav Gutting

(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dieser Betrug scheint Sie nicht sonderlich zu berühren!)


Solange es Steuern und Abgaben gibt, solange wird es
Versuche geben, deren Zahlung zu vermeiden.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alles bleibt wie es ist!)


Das soll nun nicht bedeuten, dass wir uns dem Schicksal
der Steuerhinterziehung fügen. Selbstverständlich hat
unser Staat, haben wir als Gesetzgeber die Pflicht, zu
handeln. Es ist zwischen tauglichen auf der einen und
untauglichen Mitteln auf der anderen Seite zu unter-
scheiden. Klar ist: Steueroasen innerhalb Europas kön-
nen nicht mehr geduldet werden. Liechtenstein, Monaco
und andere – hier ist die Europäische Union aufgerufen,
die teilweise staatlich organisierte Steuerhinterziehung
zu beenden und dieser einen Riegel vorzuschieben. Es
wird weiterhin andere Steueroasen geben – Cayman
Islands, Bermudas, Singapur –, aber Geld aus Deutsch-
land dorthin zu bringen, ist lange nicht so bequem, wie
einfach zum Nachbarn zu marschieren. Wir, die Große
Koalition, werden mit dem Austrocknen illegaler euro-
päischer Steueroasen konsequent weitermachen.

Untauglich sind hingegen höhere Strafen, die jetzt ge-
fordert wurden.


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Übrigens von Herrn Pofalla!)


Wir sollten hier nicht den Eindruck erwecken, dass Steu-
erhinterzieher in Deutschland mit Samthandschuhen an-
gefasst werden. Die Realität ist eine andere. Die Justiz
verhängt in der Regel empfindliche Strafen gegen er-
tappte Steuersünder – und das völlig zu Recht. Hinzu
kommt noch die soziale Strafe, die die Betroffenen zu-
sätzlich erfahren.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


Noch sind nicht alle Einzelheiten der aktuellen Steuer-
hinterziehungsfälle bekannt. Ich möchte hier daran erin-
nern, dass in Deutschland immer noch die Unschulds-
vermutung gilt. Eines – das ist wichtig – hat die aktuelle
Debatte bereits heute gebracht, nämlich das Bewusst-
sein, dass für eine funktionierende Gesellschaft auch
Moral und Werte wie Anständigkeit und Gemeinsinn
eine Rolle spielen. Wer sich außerhalb des Gesetzes und
der Gemeinschaft stellt, kann sich nicht als heimlich be-
wunderter Steuerakrobat fühlen, sondern muss mit der
Ächtung durch die Mehrheit der Ehrlichen rechnen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Da haben Sie aber gerade noch einmal die Kurve gekriegt!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614418500

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun die

Kollegin Christine Scheel das Wort.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! enn man sich die Vorredner anhört, dann hat man irklich das Gefühl, man ist hier im falschen Film. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614418600

as Volk ist empört, die Leute sind entrüstet darüber,
as in Deutschland passiert, und der eine redet von ir-
endwelchen Hausschweinen und Geflügel, und der an-
ere hält hier eine Steuerhinterziehungsschutzrede.


(Jan Mücke [FDP]: Was?)


a muss man sich wirklich fragen: Was ist los in diesem
aus?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


enn dann noch gesagt wird, es gebe soziale Strafen
nd diese seien furchtbar, dann heißt das, dass man noch
erständnis für diejenigen hat,


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Sie vielleicht!)


ie seit Jahren Millionen in Steueroasen im Ausland
chaffen. Das dürfen wir nicht dulden; denn es geht hier
m Fairness und um Gerechtigkeit in dieser Gesell-
chaft, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und
icht um ein soziales Verständnis für Leute, die ihr Geld
ns Ausland schaffen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Otto Bernhardt [CDU/CSU]: Das duldet doch keiner! Wir bestrafen die! Keiner hat hier Verständnis!)


Ich sage, zur FDP und zu Teilen der CDU/CSU ge-
andt: Steuerhinterziehung kann man nicht mit Steuer-

enkungen vermeiden. Ich sage das ganz bewusst. Für
iejenigen, die in den letzten Jahren die Möglichkeit hat-
en, relativ gefahrlos keinerlei Steuern zu zahlen, waren
iedrige Steuersätze kein Anreiz zur Ehrlichkeit.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Das habt ihr doch mitgemacht! – Gegenruf des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Quatsch!)


uch das muss man an dieser Stelle einmal sagen. Wir,
ot-Grün, haben damals eine großzügige Amnestierege-

ung geschaffen. Sie haben später die Abgeltungsteuer
eschlossen. Doch all das reicht immer noch nicht.

Diesen Steuerhinterziehern geht es nicht darum,
5 Prozent Steuern zu bezahlen, sondern darum, höchs-
ens etwas mehr als 0 Prozent Steuern zu bezahlen. Das
önnen wir nicht akzeptieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


enau diese Leute erwarten von dem Land Bundesrepu-
lik Deutschland nämlich, dass Straßen gebaut werden,
ass Flughäfen bereitstehen, dass die Bundesbahn fährt
nd dass Schulen gebaut werden. Wenn das geschehen
st, überlegen sie sich: Welchen Beitrag möchte ich leis-






(A) )



(B) )


Christine Scheel
ten? Sie entscheiden dann selbst, wie sie den Staat unter-
stützen.

Ich finde, wir haben ein gesundes Rechtssystem. Die-
sem Rechtssystem darf sich niemand entziehen. Deswe-
gen brauchen wir auch an dieser Stelle keine Strafen von
15 Jahren – diese Forderung wurde übrigens auch aus
den Reihen der CDU erhoben –; vielmehr müssen wir
den bestehenden Strafrahmen vernünftig ausschöpfen.
Darum geht es.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Olav Gutting [CDU/CSU]: Das macht doch aber die Justiz und nicht Sie! – Jan Mücke [FDP]: Wir haben Gewaltenteilung! So ein populistischer Quatsch!)


Damit es hier kein Missverständnis gibt: Es darf nicht
sein, dass wir heute hier diese Debatten führen, dass das
nach außen dringt und dass eine hochemotional geführte
Diskussion, wie sie in der Öffentlichkeit derzeit geführt
wird, folgenlos bleibt. Deswegen erwarten wir Grünen,
dass es ganz konkrete Maßnahmen gibt.


(Jan Mücke [FDP]: Aha!)


Fritz Kuhn hat konkrete Maßnahmen genannt. Er war
bislang übrigens der Einzige, der dies hier getan hat.

Bei uns sollten nicht nur die Zinsen einer Quellenbe-
steuerung unterliegen, sondern auch Wertpapiererträge
und die Erträge von Stiftungen. Genau diesen Punkt ha-
ben die Grünen seit Jahren angesprochen: Die Zinssteu-
errichtlinie hat – auch wenn sie im europäischen Kontext
noch so gut gemeint war – Lücken.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Sie reden seit Jahren immer nur!)


– Sie können so viel dazwischenplärren, wie Sie wollen. –
Sie haben darauf noch nie hingewiesen. Die FDP hat
sich vielmehr immer hinter den Steuerhinterziehern ver-
steckt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Jan Mücke [FDP]: Das ist eine unverschämte Lüge!)


Das ist doch Ihre Politik. Ich brauche mir hier gar nicht
Ihre blöden Zwischenrufe anzuhören.

Uns geht es darum, dass Liechtenstein und andere
Steueroasen Amtshilfe leisten, dass die Steuerschlupflö-
cher gestopft werden und dass wir letztendlich zu mehr
Steuerehrlichkeit insgesamt kommen.

Ich sage Ihnen auch:


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Sagen Sie besser nichts mehr!)


Es geht natürlich nicht, dass hinter jedem Bürger und je-
der Bürgerin, hinter jedem Betrieb ein Betriebsprüfer
oder ein Steuerfahnder steht.


(Otto Bernhardt [CDU/CSU]: Tolle Einsicht!)


Es ist wichtig, dass wir in diesem Bereich mehr Personal
einstellen.

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(C (D Herr Wissing, dort, wo die FDP mitregiert – Sie haen es vorhin angesprochen –, hat man in der Finanzveraltung Stellen abgebaut. Beispielsweise in Hamburg ist s so – ich weiß, dass dem eine föderale Entscheidung orausging –, dass die Zahl der durchgeführten Fahnungsprüfungen im Jahr 2002 noch bei knapp 1 800 geegen hat. Im letzten Jahr wurde noch nicht einmal die älfte durchgeführt. Das geht natürlich auch nicht. Man uss einmal klipp und klar sagen: Da stimmt sehr vieles n diesem Land nicht mehr. Letzte Bemerkung. Ich finde es grundfalsch und halte s für eine Verkehrung der Tatsachen, wenn der Überringer der schlechten Nachricht zum Alleinschuldigen emacht wird. Wer Steuern hinterzieht, macht sich chuldig. Wir gehen davon aus, dass Liechtenstein mtshilfe leistet, um das Ganze vernünftig aufzuklären. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614418700

Der Kollege Ortwin Runde spricht nun für die SPD-

raktion.


Ortwin Runde (SPD):
Rede ID: ID1614418800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch weiß nicht, wie es Ihnen gegangen ist. Wenn man
ört, dass jemand, der 3 Millionen Euro im Jahr ver-
ient, der noch Aktienoptionen hat, der im Leben richtig
rfolgreich gewesen ist, muss man sich doch fragen, wie
o jemand auf die Idee kommen kann, sein Lebenswerk,
ein Ansehen, seinen Ruf aufs Spiel zu setzen. Das ist et-
as, worüber man nachdenken muss.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


In letzter Zeit häuft sich das unter den Managern und
en Reichen. Es gilt, darüber nachzudenken, was der
intergrund ist. Dazu muss ich sagen: Diese unmorali-

chen Verhaltensweisen – die gibt es auch bei Boni oder
bfindungen oder in Form der Steuerhinterziehung – ha-
en ein bisschen mit der Entwurzelung dieser Leute zu
un. Sie stellen sich außerhalb der Gesellschaft. Sie sind
icht mehr im Wertesystem unseres Gemeinwesens ver-
nkert. Diese Erscheinungsform in der Globalisierung
timmt tief nachdenklich.

Die Tatsache, dass diese Leute gleichzeitig die Unter-
ehmensleitbilder bestimmen, mit denen sie den Mitar-
eiterinnen und Mitarbeitern beibringen,


(Frank Schäffler [FDP]: Bei Staatsunternehmen! Genau!)


ie sie sich redlich zu verhalten haben, als Vorausset-
ung dafür nämlich, dass das Ganze funktioniert, ist eine
ankrotterklärung. Wir befinden uns in einer tiefen
rise.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Ortwin Runde
Herr Wissing, in Ihrer Rede haben Sie gerade noch
eingeräumt: Steuerhinterziehung ist eine Straftat; das ist
nichts, worüber man irgendwie hinwegkommen kann.


(Jan Mücke [FDP]: Da hat er recht! Frau Scheel, zuhören! Das hat er gesagt! – Gegenrufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aber dann haben Sie schon angefangen, alle Entschuldi-
gungsgründe aufzuzählen. Sie haben gesagt: Man muss
ein bisschen Verständnis haben. Man muss bedenken,
dass die so gequält werden.


(Jan Mücke [FDP]: Das hat er nicht gesagt!)


Dann gibt es noch den Bund der Steuerzahler – oder, wie
man ihn besser nennen könnte, den Bund der Steuerhin-
terzieher –, der immer aufführt, dass die staatlichen Mit-
tel nicht vernünftig eingesetzt werden.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Sie können das noch mal nachlesen! – Weiterer Zuruf von der FDP: Geschichtsklitterung!)


Wir bräuchten wirklich ein etwas anderes Staatsbe-
wusstsein. In Skandinavien etwa ist man stolz darauf,
wenn man Steuern zahlt, weil man dann etwas für sein
Gemeinwesen, für die Zukunftsfähigkeit, für Bildungs-
infrastruktur usw. leistet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Otto Bernhardt [CDU/CSU])


Für jede Scheißkinokarte wird ganz selbstverständlich
gezahlt, aber für das Gemeinwesen will man hier nicht
zahlen. Das ist schon eine merkwürdige Geisteshaltung.

Da spielt auch der Professor aus Heidelberg eine
Rolle.


(Frank Schäffler [FDP]: Guter Mann!)


Den habe ich heute im Deutschlandfunk gehört. Mir
standen die Haare zu Berge! Er äußerte viel Verständnis
und sagte: Wenn das Steuersystem einfacher wäre, dann
hätten wir diese Steuerhinterziehung nicht. – Das sind
wirklich merkwürdige Ansätze.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Natürlich würde das helfen!)


Wenn ich an die Zahl der Reden im Bundestag denke,
in denen mangelnder Stolz auf den Staat und die staatli-
che Leistung zum Ausdruck kommt, wird mir ein biss-
chen klar, woher diese Erosion von Moral und Werten
kommt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir alle können dazu beitragen, dass sich das ändert.
Aber wer sich die Debatten der letzten Jahre vor Augen
führt, erkennt: Wenn es darum ging, die Handlungsfä-
higkeit des Staates in dem Bereich und besonders die
Bekämpfung von Steuerhinterziehung zu verbessern,
dann waren Sie von der FDP es, die gesagt haben: „Iden-
titätsnummer, das gibt es nicht; Kontenabfrage, das gibt
es nicht“ usw. usf. Ich könnte ein ganzes Register aufma-
chen. Sie müssen mir einmal ein Beispiel dafür nennen,

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(C (D ass Sie wirklich etwas getan haben, um die Handlungsähigkeit des Staates und der staatlichen Institutionen zu rhöhen. Sie müssen ein bisschen in sich gehen und sich larmachen, was Sie dabei sind anzurichten. Wenn Politiker über Raffke-Mentalität sprechen, aber leichzeitig Stellen bei der Steuerfahndung kräftig abauen, ist das erschreckend. Ich war einmal Finanzsenaor, ich war Bürgermeister und habe die Steuerfahndung usgebaut. (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Seinerzeit waren die wirklich noch mehr!)


001 hatten wir in Hamburg noch 60 Steuerfahnder;
eute sind es nur noch 49. Frau Scheel hat gesagt, wie
ich die Zahl der Verfahren verringert hat. Wir haben
eute 20 Prozent weniger Steuerfahnder. Dann kann ich
ich aber nicht sonntags hinstellen und sagen: Wir müs-

en die Raffkes bekämpfen.

Es gilt, die Möglichkeiten des Staates wirklich zu ver-
essern. Natürlich gehört dazu, eine Trutzburg wie das
ürstentum Liechtenstein trockenzulegen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine Fürstenfamilie mit eigener Bank!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614418900

Das Wort hat die Kollegin Dr. Barbara Höll für die

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614419000

Werte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kol-

egen! Jede Form von Steuerhinterziehung ist kriminell.
as stelle ich klipp und klar fest. Aber zur erfolgreichen
teuerhinterziehung gehören immer zwei: einer, der die
afür nötige kriminelle Energie aufbringt, und ein Staat,
er dies zulässt.

Dank der Regierungspolitik der letzten Jahre sind
inkommen und Vermögen in Deutschland zunehmend
ngleicher verteilt. Entsprechend wurden auch die An-
eize und die Möglichkeiten zur Steuerhinterziehung
usgebaut. Menschen ohne Einkommen, ALG-II-Bezie-
erinnen und -Bezieher, unterliegen im Prinzip einer
ollständigen Kontrolle. Bei Arbeitseinkommen wird
ie Lohnsteuer umgehend abgeführt. Aber Reiche und
ermögende haben in den letzten Jahren unter der rot-
rünen und unter der Großen Koalition massive Entlas-
ungen erfahren, beispielsweise durch die Senkung des
pitzensteuersatzes, der bei Helmut Kohl noch
3 Prozent betrug und inzwischen nur noch 42 Prozent
eträgt.

Das reicht Betuchten wie Herrn Zumwinkel offenbar
icht aus. Sie wenden viel kriminelle Energie auf, um
hre Steuerpflicht auf eigene Faust noch weiter zu sen-
en. Die Bundesregierungen haben dafür gesorgt, dass
ntsprechende Gesetzeslücken existieren.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll
Mit der Abgeltungsteuer wird ab 1. Januar eine zusätzli-
che große Lücke entstehen. Zukünftig werden insbeson-
dere die Besserverdienenden ihre Kapitaleinkünfte
– viele Menschen haben ja überhaupt keine – gar nicht
mehr angeben. Damit erhalten die Finanzbehörden nicht
einmal mehr einen Hauch von Informationen über die
Kapitaleinkünfte. Nach Aussagen der Deutschen Steuer-
Gewerkschaft führt oft aber nur eine Spur die Finanzbe-
hörden zu nicht angezeigten Kapitaleinkünften. Zukünf-
tig werden die Finanzbehörden vollständig im Dunkeln
tappen, und dafür sind Sie verantwortlich.


(Beifall bei der LINKEN – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Völliger Unsinn!)


Glauben Sie etwa, dass durch die Abgeltungsteuer
und die Senkung des Steuersatzes auf nur noch
25 Prozent, wodurch Menschen mit geringen Kapitalein-
künften mehr belastet und die mit hohen Einkünften zu-
sätzlich entlastet werden,


(Olav Gutting [CDU/CSU]: Die können wählen!)


Steuerhinterzieher veranlasst werden, jetzt auf einmal
die Steuern zu zahlen? Ich erinnere nur an den Flop von
Herrn Eichel mit der Steueramnestie. Es wurde verspro-
chen, 4 Milliarden Euro kämen wieder herein, aber
nichts geschah.


(Otto Bernhardt [CDU/CSU]: Die hatten Angst vor Ihnen!)


Die Raffgier vieler Besserverdienender kennt offenbar
keine Grenzen.

Das Problem der Steuerhinterziehung ist seit Jahren
bekannt. Grund hierfür ist natürlich die unterschiedlich
hohe Besteuerung der Kapitaleinkünfte im internationa-
len Bereich inklusive des Vorhandenseins von Steueroa-
sen. Die Deutsche Steuer-Gewerkschaft geht davon aus,
dass jährlich 400 Milliarden Euro illegal ins Ausland
verbracht werden.


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Auch PDS-Vermögen!)


Daraus errechnen sich etwa 30 Milliarden Euro Steuer-
hinterziehung pro Jahr.


(Otto Bernhardt [CDU/CSU]: Mit PDSVermögen oder ohne?)


Solange dieses internationale Steuergefälle existiert,
wird es natürlich legal über Steuervermeidung und ille-
gal über Steuerhinterziehung ausgenutzt werden. Aber
– ein ganz großes Aber – die Bundesregierungen der
letzten Jahre beteiligen sich doch an der Aufrechterhal-
tung dieses internationalen Steuergefälles.


(Beifall bei der LINKEN)


Deutschland ist die größte Volkswirtschaft in Europa,
und wir hätten natürlich die Kraft, hier Druck auszu-
üben. Aber seit 1998 werden immer wieder, sowohl von
Rot-Grün als auch von der Großen Koalition, mit Hin-
weis auf den internationalen Steuerwettbewerb die Steu-
ersätze für Kapitaleinkünfte gesenkt. Das reicht Herrn
Zumwinkel offenbar nicht.

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(C (D Die Senkung von Steuersätzen kann doch wohl nicht ie gerechte und richtige Antwort auf Steuervermeidung nd Steuerflucht sein. ier brauchen wir eine andere Politik. Wir brauchen eine direkte Beteiligung am internationalen Steuerwettewerb. In den Diskussionen hört man vom Unterschied wischen fairem und schädlichem Steuerwettbewerb. o ziehen Sie denn, bitte schön, die Grenze? Herr Huber von der CSU hat jetzt festgestellt: Ja, uch die Schweiz ist eine Steueroase. Ich zitiere einmal us dem SWR vom 29. November: Gern gesehene Kunen von Bankfilialen in Südbaden sind Schweizer „Steuerflüchtlinge“. Wer seine Franken in Deutschland anlegt, spart nämlich die Quellensteuer von 35 Prozent … us Sicht der Schweiz ist Deutschland also durchaus eute schon eine Steueroase. Statt weiterer Steuersenungsrunden im internationalen Steuerwettbewerb, wie n diesem Jahr wieder durch die Unternehmensteuerreorm praktiziert, gilt es, sich wirklich für eine internatioale Steuerharmonisierung einzusetzen, zumindest auf U-Ebene. Wir könnten das. Natürlich brauchen wir ein umfassendes, automatiches, international installiertes Informationssystem. azu gehört auch die weltweite Aufhebung des Bankgeeimnisses. Ja, dazu stehen wir. Ich möchte hierzu auf ussagen des OECD-Generalsekretärs verweisen, der agte, ein „exzessives Bankgeheimnis“ sei ein Relikt aus ergangenen Zeiten und dürfte nicht mehr Gegenstand er Beziehungen demokratischer Gesellschaften sein. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist mit dem SED-Vermögen?)


(Beifall bei der LINKEN)


Lassen Sie mich abschließend einmal daran erinnern,
ie die USA agiert haben. Die USA haben durchgesetzt,
ass auch die Steueroase Liechtenstein gegenüber den
S-Steuerbehörden alle Informations- und Zahlungs-
flichten erfüllt, die aus der US-Quellensteuer herrüh-
en; denn die USA haben Liechtenstein gedroht, andern-
alls den Zugang zum US-Kapitalmarkt zu verwehren.
ie USA haben ihre wirtschaftliche Macht entsprechend

ingesetzt. Warum bringen wir hier nicht endlich einmal
en Mut auf, tatsächlich zu handeln? Dazu fordern wir
ie auf!

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614419100

Das Wort hat der Kollege Dr. Hans Michelbach für

ie Unionsfraktion.


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1614419200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kol-

egen! Deutschland ist kein Land von Steuerhinterzie-
ern. Es geht hier zuvörderst um die kriminelle Energie
inzelner, die rechtsstaatlich zu verfolgen sind. Natür-

ich gibt es keine Rechtfertigung für Steuerbetrüger, aber






(A) )



(B) )


Dr. h. c. Hans Michelbach
ein Defekt unseres Wirtschaftssystems lässt sich aus die-
sen kriminellen Machenschaften von Steuerbetrügern
nach meiner Ansicht nicht ableiten. Den Versuch, beides
miteinander in Verbindung zu bringen, wie wir ihn im
Moment erleben, müssen wir gemeinsam im Interesse
unserer sozialen Marktwirtschaft und unseres freiheitli-
chen Rechtsstaates zurückweisen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nicht der mutmaßlich schwere Verstoß Einzelner ge-
gen Steuergesetze ist die größte Gefahr für unsere frei-
heitliche Wirtschaftsordnung. Ich bin mir ganz sicher:
Damit wird unser Rechtsstaat schon fertig. Eine weitaus
größere Gefahr sehe ich in einer Diffamierungskampa-
gne gegen unser Wirtschaftssystem, in der Äußerung ei-
nes Generalverdachtes gegen die Wirtschaftstreibenden
oder auch in einer pauschalen Hexenjagd gegen die Un-
ternehmer, wie dies leider in diesen Tagen zu hören war.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zuerst trugen die Unternehmer, die hinterzogen haben, wohl dazu bei! Wer hat das denn ausgelöst? Sie gehen wieder dahin, das zu rechtfertigen!)


– Sehen Sie, Ihre Wortmeldung zeigt ja, wessen Geistes
Kind Sie sind. – Ich warne ausdrücklich vor Pauschal-
verurteilungen der sozialen Marktwirtschaft und der gro-
ßen Masse der verantwortungsbewussten Unternehmer.
Das ist nichts anderes als Populismus.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Meine Güte!)


Ruhige, ernsthafte und sachbezogene Bewertung der
nachlassenden Steuermoral ist jetzt gefragt. Woran das
liegt, muss aufgearbeitet werden, ohne Populismus und
Vorverurteilungen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schütterer Beifall!)


Ich warne ausdrücklich vor der Beschädigung der so-
zialen Marktwirtschaft durch diese Steuerhinterzie-
hungsdebatte.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe eine Packung „Tempo“Taschentücher für Sie dabei!)


Es ging in den letzten Tagen vielen doch nicht um
rechtsstaatliche Aufklärung, sondern um Wahlkampf,
um Klassenkampf pur und natürlich um kurzfristige po-
litische Vorteile. Das ist die Situation.


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In welcher Welt leben Sie denn?)


Frau Höll, wie stellen Sie sich denn eigentlich Steuer-
wettbewerb zwischen freien Ländern vor? Wir können
doch gar nicht bestimmen, welche Steuerregeln und
Steuergesetze im Ausland beschlossen werden. Es ist
doch nicht so wie früher, dass das in Moskau beschlos-
sen wird und Sie das zu befolgen haben.

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(C (D (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das wünschen sich aber die Ersten in Niedersachsen schon wieder! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das sollten die Europapolitiker mal hören!)


etztendlich leben wir in einer freiheitlichen Gesell-
chaft. Die soziale Marktwirtschaft – das ist der Kern-
unkt – ist das Fundament unseres Wohlstandes und be-
eutet den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.

Die meisten Unternehmer erfüllen eine Vorbildfunk-
ion; sie stehen für den moralischen Grundkonsens, für
nstand und für eine erfolgreiche soziale Marktwirt-

chaft in Deutschland. Es wird Zeit, dass sich diese Men-
chen auch gegen vordergründige Kampagnen zur Wehr
etzen. Deutschland ginge es natürlich ohne Zweifel bes-
er, wenn der eine oder andere hochdotierte Konzernma-
ager das gleiche Verantwortungsbewusstsein wie der
ersönlich haftende Familienunternehmer an den Tag le-
en würde. Aber wir müssen, wenn solche Debatten ge-
ührt werden, immer bedenken: 70 Prozent der Arbeit-
ehmer in Deutschland arbeiten in mittelständischen
amilienunternehmen. Deswegen können wir mit einem
olchen Generalverdacht und einer Hexenjagd auf Un-
ernehmer großen Schaden anrichten.


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


eshalb muss das unterbleiben.


(Beifall des Abg. Jan Mücke [FDP])


Ich kann Ihnen deutlich sagen: All das, was ich in den
etzten Tagen gehört habe – Ruf nach härteren Strafen,
ach einer Bundessteuerverwaltung, nach Druck auf
teueroasen, nach Vereinfachung des Steuersystems –,

st es wert, diskutiert zu werden. Alle diese Punkte sind
m Rahmen eines Wertekanons, einer Werteordnung zu
iskutieren, aber nicht mit Schnellschüssen, Vorverurtei-
ungen und Generalverdacht, wie das jetzt passiert.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die öffentliche Inszenierung und die politische Hetz-
agd der letzten Jahre dienen unserem Standort nicht.
assen Sie uns eine ruhige, ernsthafte und sachbezogene
ufarbeitung des Problems der Steuermoral in unserem
and


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und bei der CSU in Bayern!)


ngehen. Das ist der richtige Ausgangspunkt. Alles an-
ere kann man hier nicht akzeptieren.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614419300

Das Wort hat der Kollege Ludwig Stiegler für die

PD-Fraktion.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So, jetzt kommt’s!)







(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler (SPD):
Rede ID: ID1614419400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir ha-

ben ja gerade das Wilhelm-Busch-Jahr, und der hat ein-
mal geschrieben: Die Tugend – dieser Satz steht fest – ist
stets das Böse, das man lässt. – Deshalb möchte ich mich
auf das konzentrieren, was wir tun können, um die Tu-
gend zu fördern. Mangel an Gelegenheit bedeutete schon
immer eine große Förderung der Tugend. Viele Sünden
sind vermieden worden, weil sich das Gebüsch nicht bot.


(Heiterkeit bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb, meine Damen und Herren, kommt es darauf
an: Was tun wir, um strukturell zu helfen? Das Erste ist:
Liechtenstein muss kooperieren. Ich habe da ein schönes
Interview von Egon Matt, Chef der Liechtensteiner Op-
position, gelesen, in dem er sagt:

Es gibt etwa 80 000 Stiftungen im Land – das Stif-
tungsgeschäft gehört zum Finanzplatz, es generiert
20 Prozent der Staatseinnahmen. … Eine Liechten-
steiner Stiftung ist nichts anderes als ein Mantel um
ein Vermögen, das man nach außen nicht deklarie-
ren möchte.

Wenn der Großfürst jetzt den Weltsicherheitsrat an-
ruft, weil der Bundesadler den Zaunkönig fressen will,


(Heiterkeit bei der SPD)


dann sagen wir ihm: Luxemburg muss mit Deutschland
kooperieren – –


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Liechtenstein!)


– Liechtenstein – die Luxemburger haben das schon frü-
her gemacht, das ist wahr; sie sind zwei Jahre voraus –
muss mit Deutschland kooperieren. Die Amerikaner ha-
ben es ja erzwungen. Ich empfehle die Website
www.irs.gov. Da sehen Sie all die Auflagen, die die
Liechtensteiner gegenüber den Amerikanern erfüllen.
Liechtenstein will jetzt in den Schengen-Raum. Sollen
wir zur Belohnung für ihre Leistungen jetzt die freie
Durchfahrt für die Geldkofferautos genehmigen, ohne
dass sie kooperieren?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Axel Troost [DIE LINKE])


Aufgrund ihrer Zollgemeinschaft mit der Schweiz
sind die Liechtensteiner darauf angewiesen, dass sie dem
Schengen-Raum beitreten können. Wir sagen deshalb:
Liebe Freunde, nur wenn ihr bei der Durchsetzung der
Steuergesetze kooperiert, so wie ihr es im Fall Amerika
tut, dann könnt ihr dem Schengen-Raum beitreten. – Wir
machen das Schlupfloch doch nicht noch größer. Das
müssen wir mit den Liechtensteiner Freunden ernsthaft
besprechen. Es gibt überhaupt keinen Grund für sie, sich
zu beklagen. Wer sein Land quasi wie eine Räuberhöhle
einrichtet, der darf sich nicht wundern, dass sich andere
zur Wehr setzen. Das ist doch eine klare Sache.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Axel Troost [DIE LINKE])


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(C (D Ein weiterer Punkt. Wir müssen auch bei uns einiges ndern. Das betrifft zum Beispiel die Einstellung der Beater. Der Kollege Joachim Poß hat sich den Präsidenten es Deutschen Steuerberaterverbandes vorgenommen, er doch glatt erklärt hat – wie die Liechtensteiner; als b er deren Mandat hätte –, dass das kriminelle Verhalen eine Folge nicht gerechtfertigter und zu komplizierer Steuergesetzgebung sei. Das ist schon erstaunlich. ls ob diese Leute die Steuergesetze nicht verstünden! ie haben doch ganze Bataillone von Juristen, die ihnen agen, wie sie die Steuergesetze umgehen können. Wir brauchen deshalb eine andere Einstellung der Beater. Ich gehe noch einen Schritt weiter: Wer solche teuersparmodelle entwirft und die Leute zur Steuerhin erziehung verleitet, der muss mit berufsrechtlichen onsequenzen rechnen. Man kann die Sache nicht ein ach laufen lassen, dass eine ganze Beratungsindustrie aran verdient, den Staat um seine Revenuen zu bringen. Ich schlage vor, dass der Finanzminister eine askforce einrichtet, die all diese Prospekte auswertet nd all diese Seminare beobachtet, sodass man sofort regieren kann. (Jan Mücke [FDP]: Wer soll die denn beobachten?)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


as bekommen wir schon wieder täglich Anzeigen von
eminaren zu sehen, bei denen es um die Hinterziehung
er Quellensteuer geht. Es handelt sich regelrecht um
ine Beratungsindustrie, die viel Geld damit verdient.
uch diesen Sumpf müssen wir austrocknen. Wir wer-
en nur dann auf den Pfad der Tugend zurückkehren,
enn die Zahl der Gelegenheiten, die es in den letzten

ahren in reichlichem Maße gab, nicht mehr so groß ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir können eine Menge Lektionen lernen. Liechten-
tein muss kooperieren, und wir müssen mit denen, die
m Inland das Geschäft betreiben, robust umgehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614419500

Nun hat der Kollege Eckhardt Rehberg aus der

nionsfraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1614419600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abge-

rdnete! Frau Kollegin Höll, ich bin ebenfalls für die
eltweite Aufhebung des Bankgeheimnisses. Insbeson-
ere verspreche ich mir viel davon, das Geheimnis um
as eine oder andere Konto in Liechtenstein zu lüften.
ch habe dazu einen durchaus interessanten Artikel in ei-
er heute erschienenen Zeitschrift gelesen. Der Deutsche
undestag musste sich 16 Jahre lang im Rahmen der un-
bhängigen Kommission, die sich mit dem SED-Vermö-
en befasste, anstrengen, um 1 Milliarde herauszuholen.
ch bin fest davon überzeugt, dass ehemaliges SED-






(A) )



(B) )


Eckhardt Rehberg
bzw. PDS-Vermögen weltweit noch auftauchen würde.
Partiell in diesem Punkt stimme ich also Ihrem Vor-
schlag ganz ausdrücklich zu.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der LINKEN)


– Wer im Glashaus sitzt, der sollte nicht mit so vielen
Steinen werfen.

Herr Kollege Stiegler, Sie sind aus meiner Sicht zu
Recht auf das eingegangen, was Liechtenstein betrifft.
Ein Bankgeheimnis kann nicht sakrosankt sein; Kon-
trollmeldungen müssen möglich sein. Erlauben Sie mir
nur die Bemerkung – auch mit Blick auf Frau Scheel und
Herrn Kuhn –: Das wäre nicht nur eine Aufgabe ab Ja-
nuar/Februar 2008, sondern man hätte auch früher schon
etwas mehr Druck machen müssen und auch können.
Herr Kollege Stiegler, ich gebe Ihnen ausdrücklich recht,
dass der Beitritt zum Schengen-Abkommen ein richtiger
Zeitpunkt ist, diese Punkte anzusprechen. Ich schließe
mich aber Ihrem Begriff „Räuberhöhle“ ausdrücklich
nicht an.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist vom heiligen Augustinus! – Florian Pronold [SPD]: Große Räuberhöhle!)


Es kommt nicht nur im Falle Liechtensteins darauf an,
für transparente Verhältnisse zu sorgen. Das gilt auch für
andere Steueroasen, die es auf dieser Welt noch gibt.
Nur, wir sollten uns an dieser Stelle nicht überheben.

Lassen Sie mich auf die Neiddebatte zu sprechen
kommen. Ich will ganz unvoreingenommen zumindest
eine Stimme zitieren – es gibt derer aber noch viel mehr
in den Tageszeitungen –:

Steuerhinterziehung ist nicht allein das Privileg von
Managern, Sportlern oder Künstlern, die ihre pri-
vate Rendite steigern wollen. Der bewusste Betrug
des Finanzamts ist ein Massenphänomen in
Deutschland. In kaum einem anderen Land verwen-
den die Bürger so viel Zeit damit, den Fiskus für
dumm zu verkaufen.

Beides ist kein Kavaliersdelikt: Steuerbetrug und
auch Sozialbetrug.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir sollten im Augenblick ein bisschen aufpassen, die
Gewichte nicht zu verschieben und zu verlagern, nur
weil es auf der einen Seite nicht nur um zwei- oder drei-
stellige Beträge, sondern um vier-, fünf-, sechs-, sieben-,
acht- oder neunstellige Beträge geht. Wir müssen dem
Bürger klarmachen – da gebe ich Ihnen, Herr Kollege
Runde, ausdrücklich recht –, was es bedeutet, den Staat
zu betrügen. Auch wenn im Zusammenhang mit
Hartz IV betrogen wird, betrifft dies Steuergelder. Wenn
beim Arbeitslosengeld I betrogen wird, geht es um So-
zialbeiträge. Wer Steuern hinterzieht, entzieht dem Staat,
uns allen, Mittel für den Infrastrukturausbau, die Bil-
dung usw. Der Bürger muss wieder sagen: Diese Mittel
braucht der Staat, weil es für uns, weil es für mich ist.

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(C (D Lassen Sie mich eine letzte Bemerkung zum Steuerystem machen. Das Steuersystem ist hochkompliziert. n der einen oder anderen Stelle konnte man merken, as für eine Debatte entsteht, wenn man Missbrauch orbeugen will. Ich nenne zum Beispiel die Einführung er elektronischen Lohnsteuerkarte bzw. die Abschafung der Lohnsteuerkarte ab 2011. Was habe ich hierzu on einigen Fraktionen im Wirtschaftsausschuss gehört! rst die Einführung der elektronischen Lohnsteuerkarte ird eine Vernetzung der Daten möglich machen, die etzt überwiegend nur bei den Meldebehörden vorliegen. anche fordern, wenn wir hinter Betrügereien – egal auf elcher Ebene – kommen wollen, Dinge, die natürlich ehr viel mit Datenschutz zu tun haben. Deswegen muss erjenige, der das eine will, auch das andere akzeptieren. Angesichts dessen, dass 30 Prozent der Steuerpflichtien nicht einmal 1 Prozent des Steueraufkommens traen – auch das sollte man einmal deutlich machen; das ind diejenigen, die ein Jahreseinkommen von unter 7 000 Euro haben –, frage ich mich wirklich, Frau Kolegin Höll, was diese Neiddebatte an dieser Stelle soll. ir sollten hier keine Neiddebatte führen. Es ist doch so, ass die Einkommensstarken weit über die Hälfte des teueraufkommens tragen. Wir sollten deutlich machen: s ist mehr als zu hinterfragen, es ist verwerflich und es st teilweise kriminell, wenn jemand im Sozialbereich der im Steuerbereich betrügt. Es bringt dieser Gesellchaft überhaupt nichts, wenn wir die eine Gruppe gegen ie andere Gruppe ausspielen. Danke. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614419700

Für die SPD-Fraktion hat nun die Kollegin Gabriele

rechen das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Gabriele Frechen (SPD):
Rede ID: ID1614419800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Auf OECD-Ebene und auf EU-Ebene – nicht
uletzt mit der EU-Zinsrichtlinie – wird daran gearbeitet,
aire Bedingungen für die Staaten untereinander zu
chaffen, damit sie ihre Steueransprüche durchsetzen
önnen. Liechtenstein – so ist in den Berichten der
ECD zu lesen – gehört zu den unkooperativen Staaten.

ch denke, das sollte man vor Augen haben, wenn man
omentan die Ansprüche und die Aussagen der zustän-

igen Herren aus Liechtenstein hört. Deutschland wird
ufgrund der internationalen Verflechtungen sicherlich
ichts im Alleingang erreichen. Aber wir haben Mög-
ichkeiten, die wir nutzen können. Nur, wir müssen sie
uch nutzen wollen. Ich bin kein misstrauischer Mensch
ich glaube, das habe ich hier schon einmal gesagt –,
ber ich glaube an die präventive Kraft des Ent-
eckungsrisikos.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


as heißt: Wenn wir das Risiko, entdeckt zu werden, so
och machen, dass man es schon allein deshalb bleiben






(A) )



(B) )


Gabriele Frechen
lässt, dann können es meines Erachtens nur noch Steuer-
junkies sein, die Steuerhinterziehung betreiben. Die ei-
nen machen Bungeejumping, die anderen gehen ins Ka-
sino, um alles zu verlieren, und einigen gibt es halt einen
Kick, den Staat und die Allgemeinheit zu bescheißen.
An die werden wir nie herankommen, egal wie niedrig
unsere Steuersätze sind. Deshalb müssen Finanzbehör-
den in der Lage sein, im Veranlagungsbereich zu kon-
trollieren und Betriebsprüfungen durchzuführen.

Mein Heimatland Nordrhein-Westfalen hat im Jahr
2003 – wir wissen alle, dass damals Rot-Grün in NRW
regierte – 2 932 Bezieher von Einkünften in Höhe von
mehr als 500 000 Euro geprüft, was zu Mehreinnahmen
in Höhe von 67 Millionen Euro führte. Bei der Prüfung
von Banken betrug das Mehrergebnis 1,9 Milliarden
Euro. Der Finanzminister der schwarz-gelben Regierung
fährt jetzt aber den genau gegenläufigen Kurs, der mei-
nes Erachtens fatal ist: Er will 931 Stellen streichen, da-
von 165 im Bereich der Betriebsprüfung und 25 bei der
Steuerfahndung.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Steuersparmodell FDP)


Sollte unsere föderale Struktur dazu führen, dass der
Bund nur noch Gesetze macht, die die Länder nicht mehr
vollziehen, müssten wir im Ernst über eine Bundessteu-
erverwaltung nachdenken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Als Erklärung für Steuerhinterziehung habe ich in den
letzten Tagen zwei Argumente gehört: Das eine ist, dass
unsere Steuersätze zu hoch sind, und das andere, dass
unser Steuerrecht zu komplex ist. Beides lasse ich nicht
durchgehen. Wer so einen Schwachsinn glaubt, der zieht
auch die Hose mit der Beißzange an. Unsere Steuersätze
– Frau Höll hat uns das eben vorgerechnet – sind deut-
lich gesunken. Nach Einführung der Abgeltungsteuer
wird der Steuersatz 25 Prozent betragen. Darum geht es
aber nicht. Nur wenn der Steuersatz bei 0 Prozent liegt,
ist der Steuersatz für diese Verbrecher, für diese Krimi-
nellen niedrig genug.


(Zuruf von der LINKEN)


– Ja, im Ernst.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Völlig Ihrer Meinung!)


Die Komplexheit unseres Steuerrechts als Argument
anzuführen, ist das Verrückteste überhaupt. Wer so viel
Geld hat, dass er es irgendwohin verschieben muss – in
eine Räuberhöhle, ein Steuerparadies, eine Steueroase
oder wie immer Sie es nennen wollen –, der hat zuvor
garantiert mit viel Geld alle legalen Tricks ausgenutzt,
um Steuern zu sparen. Das reicht solchen Leuten aber
noch nicht. Daher wird der Rest von den sauer erarbeite-
ten Millionen nach Liechtenstein geschafft. Dafür habe
ich überhaupt kein Verständnis. Das muss man beim Na-
men nennen, auch die Rolle, die Liechtenstein dabei
spielt. Wer verbreitet, dass es an diesen zwei Punkten
liegt, der macht sich meines Erachtens zum Steigbügel-
halter dieser Steuerhinterzieher.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Auch die Verantwortlichen in Liechtenstein führten in
en letzten Tagen die Kompliziertheit unseres Steuer-
echts an. Wenn der Botschafter Liechtensteins steuerli-
he Tipps für die Überarbeitung unseres komplexen
teuersystems gibt, muss ich bei allem Respekt sagen:
as Steuersystem Liechtensteins mag in einem Land mit
5 000 Einwohnern funktionieren. Dieses System auf
in Land mit 82 Millionen Einwohnern zu übertragen,
as ganz andere Probleme und Herausforderungen zu
ewältigen hat, halte ich aber für ein Sandkastenspiel.
as sage ich ganz eindeutig. Damit sollten wir uns nicht

änger abgeben.


(Beifall bei der SPD)


as mag vielleicht daran liegen, dass zu den 35 000 Ein-
ohnern 75 000 Briefkästen hinzukommen. Die wollen
atürlich auch verwaltet werden.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Und 80 000 Stiftungen!)


Führungskräfte sind Vorbilder, und eine Führungs-
raft soll Werte vorleben, so zitiert die Mitarbeiterzei-
ung der Post Klaus Zumwinkel. Wenn es nicht so verlo-
en wäre, könnte man glatt anfangen, zu lachen. In
ieser Woche, in der die Zeitung erschienen ist, kann
an darüber aber noch nicht einmal lachen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614419900

Kollegin Frechen, kommen Sie bei aller Empörung

itte zum Schluss.


Gabriele Frechen (SPD):
Rede ID: ID1614420000

Sofort. – Was hat er eigentlich vorgelebt? Nimm alles

n Anspruch, gib möglichst wenig zurück! Wir verlangen
on Menschen, die zu uns kommen und bei uns leben
ollen, dass sie unsere Werte annehmen. Ich glaube, es
ird höchste Zeit, dass die Eliten in unserem Land das

uch wieder tun.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Volker Wissing [FDP]: Wer hat den eigentlich ausgesucht, Frau Kollegin Frechen?)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614420100

Kollegin Frechen, ich rege an, für die zukünftige po-

uläre Beschreibung von empörenden Vorgängen parla-
entarische Ausdrücke zu suchen.

Das Wort hat der Kollege Jörg-Otto Spiller für die
PD-Fraktion.


(Florian Pronold [SPD]: Welche Ausdrücke waren denn nicht korrekt? – Heiterkeit bei der SPD)



Jörg-Otto Spiller (SPD):
Rede ID: ID1614420200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Steuergesetze sind einzuhalten – so wie alle an-
eren Gesetze auch.






(A) (C)



(B) )


Jörg-Otto Spiller


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Warum haben wir heute diese Aktuelle Stunde? Es gibt
einen spektakulären Erfolg bei der Durchsetzung deut-
schen Steuerrechts. Ich bekunde Respekt vor der Bochu-
mer Schwerpunktstaatsanwaltschaft und vor der guten


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es hat Jahrzehnte gedauert!)


– Ja, es hat lange gedauert, und es war mühsam.

Zu den Ländern, die sich da ein bisschen schwertun
– sie gehören nicht zur EU –, gehört außer der Schweiz
auch Liechtenstein. Dazu zitiere ich, was der Opposi-
Arbeit des Bundesnachrichtendienstes.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich bin über manche selbsternannte Zumwinkel-Ad-
vokaten erstaunt, die uns glaubhaft machen wollen, es
liege am deutschen Steuerrecht, dass so viele Leute auf
die Idee kommen, sich der Steuerpflicht zu entziehen.
Mich hat besonders bedrückt, dass auch einige Kollegen
in dieser Richtung gesprochen haben. Ich muss auch sa-
gen, dass ich kein Verständnis dafür habe – Kollege
Stiegler hat das erwähnt –, dass der Präsident des Deut-
schen Steuerberaterverbandes sagt: Die Gesetze, das
Steuerrecht verleite die Steuerzahler, sich Lücken zu su-
chen und Steuern zu hinterziehen. Herr Pinne schadet
damit dem Ansehen seines Berufsverbandes. Meine
Überzeugung ist – so wie Herr Bernhardt gesagt hat –:
Die Masse der deutschen Bürger ist steuerehrlich, und
die Masse der Steuerberater berät korrekt und gibt keine
Beihilfe zur Steuerhinterziehung.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben in den vergangenen Jahren – gerade auch
unter der Kanzlerschaft von Gerhard Schröder – die In-
strumente zur Durchsetzung des Steuerrechtes, des Steu-
eranspruches erheblich verbessert,


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Wer hat denn Zumwinkel ausgesucht?)


und zwar gerade in dem Punkt, der besonders sensibel
war: bei der Erfassung von Kapitalerträgen, Herr
Wissing. Da geht es darum, dass man zunächst einmal
Kenntnisse hat. Wir haben durchgesetzt, dass alle Ban-
ken ihren Kunden am Ende des Jahres eine Aufstellung
über die Erträge geben. Diese Aufstellung ist dem Fi-
nanzamt vorzulegen. Wenn da getrickst wird, wenn das
Finanzamt den begründeten Verdacht hat, dass vielleicht
nur ein Teil der Erklärungen vorgelegt wurde und es
noch Erklärungen von anderen Banken gibt, dann greift
das Instrument der Kontenabfrage, wodurch die Behörde
feststellen kann, wo der Bürger ein Konto hat. Die Be-
hörde erfährt nicht, welche Erträge oder Guthaben es
gibt. – Das ist ein wesentliches Instrument zur Durchset-
zung des Steueranspruches.

Der wunde Punkt bei Kapitalerträgen: Wie verhält es
sich, wenn sie im Ausland anfallen? Wir haben auf euro-
päischer Ebene mit der europäischen Zinsrichtlinie einen
Einstieg erreicht. Es gibt Mängel, aber es ist ein guter
Ansatz.

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(D ionsführer aus Liechtenstein gesagt hat: Wir müssen mit nserem Nachbarn Deutschland kooperieren. – Das ist enau der richtige Ansatz. Liechtenstein hat sich bei der usammenarbeit bezüglich Geldwäsche und Verbrechen m Bereich von organisierter Kriminalität bewegt. Der ächste Schritt ist die faire Zusammenarbeit bei der Verolgung von Steuerhinterziehung. Wir haben eine lange gemeinsame Vergangenheit. och im Jahre 1848 hat Liechtenstein zwei Abgeordnete n die Frankfurter Paulskirche entsandt. Wir sollten also utnachbarschaftlich miteinander umgehen. (Dr. Volker Wissing [FDP]: Das sagen Sie! Herr Kuhn sagt, dass man da noch nicht einmal mehr hinfahren darf!)


(Beifall bei der SPD)


Es gibt noch eine Ermutigung: Jean-Claude Juncker,
er Regierungschef von Luxemburg, hat zu Recht darauf
ingewiesen, dass wir auf EU-Ebene und auf OECD-
bene eine Verbesserung der Zusammenarbeit bei der
teuerlichen Erfassung von Kapitalerträgen brauchen.
er Mann weiß, wovon er redet.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614420300

Kollege Spiller, das Licht zeigt Ihnen an, dass Ihre

edezeit vorbei ist.


Jörg-Otto Spiller (SPD):
Rede ID: ID1614420400

Ich finde, wenn Luxemburg diesen Vorstoß macht,

ann liegt es an Liechtenstein, dem zu folgen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614420500

Damit ist die Aktuelle Stunde beendet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind am Schluss
nserer heutigen Tagesordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf morgen, Donnerstag, den 21. Februar 2008,
Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen. Ich wünsche Ihnen einen
rfolgreichen und natürlich auch schönen Abend.