Protokoll:
15157

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 157

  • date_rangeDatum: 17. Februar 2005

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 21:29 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/157 braucherinformation bei Lebensmit- b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verbraucherschutz, Er- nährung und Landwirtschaft – zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Bericht der Bundes- regierung – Aktionsplan Verbrau- cherschutz – zu dem Entschließungsantrag der Ab- geordneten Jella Teuchner, Michael Müller (Düsseldorf), Dr. Herta Däubler-Gmelin, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Ulrike Höfken, Volker Beck (Köln), Cornelia Behm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN zu der Unterrichtung durch die Bundes- teln, Produkten und Dienstleistungen (Drucksachen 15/927, 15/4281) . . . . . . . . Manfred Helmut Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Ursula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ursula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ 14606 D 14607 A 14608 B 14610 B 14613 A 14614 C 14615 C 14617 C 14618 A Deutscher B Stenografisch 157. Sitz Berlin, Donnerstag, den I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Karl Hermann Haack und Uwe Göllner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Benennung der Abgeordneten Astrid Klug als Schriftführerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Absetzung des Tagesordnungspunktes 19 . . . Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Verbraucherpolitischer Bericht 2004 (Drucksache 15/4499) . . . . . . . . . . . . . . . . c 14605 A 14605 B 14605 B 14606 B 14606 B 14606 C regierung: Bericht der Bundesregie- rung – Aktionsplan Verbraucher- schutz undestag er Bericht ung 17. Februar 2005 t : – zu dem Antrag der Abgeordneten Gudrun Kopp, Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach- Kasan, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Umfassende Poli- tik für Verbraucher – weg von einem engen Aktionsplan zum Schutz der Verbraucher (Drucksachen 15/959, 15/1007, 15/1001, 15/2058) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verbraucherschutz, Er- nährung und Landwirtschaft zu dem An- trag der Abgeordneten Gerda Hasselfeldt, Ursula Heinen, Peter H. Carstensen (Nordstrand), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Bessere Ver- 14606 D DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . 14618 B 14619 B II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Gitta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gitta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jella Teuchner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD) . . . . . . . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Karl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, Norbert Barthle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Weichen stellen für eine bessere Beschäftigungspolitik – Wachstumsprogramm für Deutschland (Drucksachen 15/2670, 15/3726) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit – zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN: Für eine qualitätsorientierte und an den regionalen Bedürfnissen ausgerichtete Ausschreibungspraxis von arbeitsmarktpolitischen Maß- nahmen – zu dem Antrag der Abgeordneten Karl- Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, Veronika Bellmann, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der CDU/CSU: Ausschreibungspraxis in der Arbeits- marktpolitik effizient und effektiv ausgestalten (Drucksachen 15/3213, 15/2826, 15/4598) c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Michael Fuchs, Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Bürokratische Hemm- nisse beseitigen – Bessere Rahmen- bedingungen für Arbeit in Deutsch- land d i Z A K A C ( R K D D K W R W D W P D 14619 D 14620 A 14621 B 14622 C 14624 B 14624 C 14624 D 14626 A 14627 C 14628 A 14628 C 14630 C 14630 D – zu dem Antrag der Abgeordneten Dirk Niebel, Rainer Brüderle, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Reform des Kündigungsschutzgesetzes – Abschaf- fung von Hemmnissen für die Ein- stellung neuer Mitarbeiter – zu dem Antrag der Abgeordneten Dirk Niebel, Rainer Brüderle, Dr. Karl Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Keine Sperr- frist bei Abschluss eines Abwick- lungsvertrags nach arbeitgeberseiti- ger betriebsbedingter Kündigung (Drucksachen 15/4156, 15/3724, 15/4407, 15/4622) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Karl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, Veronika Bellmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Gemeinnützige Träger bei Ausschreibungen der Bun- desagentur für Arbeit zulassen (Drucksache 15/3313) . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 2: ntrag der Abgeordneten Ronald Pofalla, arl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, weiterer bgeordneter und der Fraktion der CDU/ SU: Pakt für Deutschland Drucksache 15/4831) . . . . . . . . . . . . . . . . . . onald Pofalla (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . laus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Glos (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arl-Josef Laumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . Gerd Andres (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Grotthaus (SPD) . . . . . . . . . . . . . . ainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . .Wolfgang olfgang Clement, Bundesminister BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Angela Merkel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . olfgang Clement, Bundesminister BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . etra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . ietrich Austermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 14631 A 14631 A 14631 B 14631 C 14634 B 14636 A 14636 D 14638 A 14639 B 14639 C 14642 B 14644 C 14644 D 14646 A 14647 B 14650 B 14652 A 14652 D 14653 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 III Tagesordnungspunkt 29: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung der Bundes-Apothe- kerordnung und anderer Gesetze (Drucksache 15/4784) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Öko-Land- baugesetzes (Drucksache 15/4735) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Achten Buches Sozial- gesetzbuch (Drucksache 15/4158) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Entlastung der Kommunen im sozialen Bereich (KEG) (Drucksache 15/4532) . . . . . . . . . . . . . . . . e) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Art. 6 des Gesetzes zur Verbesserung des Mietrechts und zur Begrenzung des Mietanstiegs sowie zur Regelung von Ingenieur- und Architek- tenleistungen (Drucksache 15/4647) . . . . . . . . . . . . . . . . f) Antrag der Abgeordneten Jörg van Essen, Rainer Funke, Günther Friedrich Nolting, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Strafverfolgung deutscher Sol- daten im Auslandseinsatz rechtsstaat- lich sicherstellen (Drucksache 15/3508) . . . . . . . . . . . . . . . . g) Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, Dr. Karl Addicks, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Das 7. Forschungsrahmenpro- gramm der Europäischen Union unbü- rokratisch und effektiv gestalten (Drucksache 15/4430) . . . . . . . . . . . . . . . . h) Antrag der Abgeordneten Horst Friedrich (Bayreuth), Birgit Homburger, Hans- Michael Goldmann, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Leitlinien für die Privatisierung der Deutschen Flugsicherung – Gesamtkonzept zur Neuordnung der Flugsicherung (Drucksache 15/4670) . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 3: a) Antrag der Abgeordneten Heinz Paula, Karin Rehbock-Zureich, Sören Bartol, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Albert b c T a b c d Z A C N s ( 14655 D 14655 D 14656 A 14656 A 14656 A 14656 B 14656 B 14656 B Schmidt (Ingolstadt), Volker Beck (Köln), Franziska Eichstädt-Bohlig, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN: Eisenbahn- Magistrale für Europa zwischen Paris und Budapest (Drucksache 15/4864) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Norbert Königshofen, Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Maß- nahmen zur Kapitalprivatisierung der Deutschen Flugsicherung GmbH (Drucksache 15/4829) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Dr. Dieter Thomae, Daniel Bahr (Münster), Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Nicht verschreibungs- pflichtige Arzneimittel wieder als Leis- tung der gesetzlichen Krankenversiche- rung verankern (Drucksache 15/3995) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 30: ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung arzneimit- telrechtlicher Vorschriften (Drucksachen 15/4294, 15/4644, 15/4869) ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Fortentwicklung der soldatenversorgungsrechtlichen Berufs- förderung (Berufsförderungsfortentwick- lungsgesetz – BfFEntwG) (Drucksachen 15/4639, 15/4790, 15/4794) ) Zweite Beschlussempfehlung des Wahl- prüfungsausschusses: zu 23 gegen die Gültigkeit der Wahl der Abgeordneten des sechsten Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland eingegangenen Wahleinsprüchen (Drucksache 15/4750) . . . . . . . . . . . . . . . ) – g) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 180, 181, 182 und 183 zu Petitionen (Drucksachen 15/4740, 15/4741, 15/4742, 15/4743) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 4: ntrag der Fraktionen der SPD, der CDU/ SU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- EN: Erhöhung der Anzahl von Aus- chussmitgliedern Drucksache 15/4863) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14656 C 14656 C 14656 D 14657 A 14657 B 14657 C 14657 D 14658 B IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 Zusatztagesordnungspunkt 10: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Gesetz zur Änderung des Aufenthaltsgesetzes und weiterer Gesetze (Drucksachen 15/3784, 15/3984, 15/4173, 15/4378, 15/4576, 15/4755, 15/4870) . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Das Kioto-Protokoll tritt in Kraft: Auf dem Weg zu einem globalen effektiven Klima- schutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Paziorek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astrid Klug (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Schnappauf, Staatsminister (Bayern) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker (SPD) . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . Michael Müller (Düsseldorf) (SPD) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Uwe Beckmeyer, Reinhold Robbe, Gerd Andres, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Rainder Steenblock, Michaele Hustedt, Albert Schmidt (Ingol- stadt), weiterer Abgeordneter und der Frak- tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Maritimen Standort Deutschland stärken – Innovationskraft nutzen (Drucksache 15/4862) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Z A G J d K ( U W R H A W M D T E b E d B t ( ( F D S D F R T B s s r E ü K ( D D R 14658 B 14658 C 14658 D 14659 D 14660 D 14662 A 14663 A 14664 A 14665 B 14666 C 14667 C 14668 C 14670 C 14671 C 14672 D 14674 A 14675 B usatztagesordnungspunkt 6: ntrag der Abgeordneten Hans-Michael oldmann, Horst Friedrich (Bayreuth), ürgen Koppelin, weiterer Abgeordneter und er Fraktion der FDP: Seeschifffahrt und üstenschutz in Deutschland stärken Drucksache 15/4847) . . . . . . . . . . . . . . . . . . we Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . ainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . ngelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erner Kuhn (Zingst) (CDU/CSU) . . . . . . . . ichaele Hustedt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . agesordnungspunkt 6: rste Beratung des vom Bundesrat einge- rachten Entwurfs eines Gesetzes zur rrichtung einer gemeinsamen Datei der eutschen Sicherheitsbehörden zur eobachtung und Bekämpfung des islamis- ischen Extremismus und Terrorismus Anti-Terror-Datei-Gesetz) Drucksache 15/4413) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . ilke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . rank Hofmann (Volkach) (SPD) . . . . . . . . . alf Göbel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 7: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswe- en zu der Unterrichtung durch die Bundes- egierung: Vorschlag für eine Richtlinie des uropäischen Parlaments und des Rates ber den Marktzugang für Hafendienste OM (2004) 654 endg.; Ratsdok. 13681/04 Drucksachen 15/4213 Nr. 2.36, 15/4692) . . . r. Margrit Wetzel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . irk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . ainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14675 C 14675 D 14677 A 14679 D 14681 B 14683 B 14685 A 14687 B 14688 A 14690 C 14690 D 14692 A 14693 C 14694 C 14695 C 14697 C 14699 A 14699 B 14700 C 14702 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 V Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Enak Ferlemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Michael Kretschmer, Katherina Reiche, Dr. Maria Böhmer, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der CDU/CSU: Forschung an Hoch- schulen durch Vollkostenfinanzierung ver- bessern (Drucksache 15/4721) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marion Seib (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Ute Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vera Dominke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . Ute Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Tagesordnungspunkt 9: Beschlussempfehlung und Bericht des Innen- ausschusses zu der Unterrichtung durch den Bundesbeauftragten für den Datenschutz: Tätigkeitsbericht 2001 und 2002 des Bundesbeauftragten für den Datenschutz – 19. Tätigkeitsbericht – (Drucksachen 15/888, 15/4597) . . . . . . . . . . . Barbara Wittig (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beatrix Philipp (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Ernst Burgbacher, Rainer Funke, Dr. Max Stadler, weiterer Ab- g z r ( E H T R T a b i Z A B K t b g ( D D M A D D T Z r 14704 B 14705 C 14706 A 14708 D 14710 C 14710 D 14712 A 14712 C 14715 A 14716 A 14717 C 14718 D 14719 C 14720 B 14721 B 14722 A 14722 D 14723 B 14723 C 14725 B 14729 B 14730 B 14731 D eordneter und der Fraktion der FDP: Einset- ung eines Konvents zur Reform des Föde- alismus Drucksache 15/4672) . . . . . . . . . . . . . . . . . . rnst Burgbacher (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . ermann Bachmaier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . homas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . ainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher (FDP) . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 11: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit zu der Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht über die Bestandsauf- nahme durch die Deutsche Energie- Agentur (dena) über den Handlungs- bedarf bei der Förderung des Exportes erneuerbarer Energie-Technologien (Drucksachen 15/1862, 15/4868) . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Dr. Joachim Pfeiffer, Dagmar Wöhrl, Karl-Josef Laumann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Exportinitiative Erneuerbare Energien vorantreiben (Drucksache 15/4715) . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 7: ntrag der Abgeordneten Angelika runkhorst, Birgit Homburger, Michael auch, weiterer Abgeordneter und der Frak- ion der FDP: Exportinitiative für Erneuer- are Energien verantwortlich und sach- erecht gestalten Drucksache 15/4845) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . ichaele Hustedt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ngelika Brunkhorst (FDP) . . . . . . . . . . . . . . r. Axel Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oris Meyer (Tapfheim) (CDU/CSU) . . . . . . agesordnungspunkt 12: weite und dritte Beratung des vom Bundes- at eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes 14733 C 14733 D 14735 A 14736 D 14738 C 14739 B 14740 A 14740 A 14740 B 14740 C 14741 C 14742 D 14743 D 14744 D 14745 D VI Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 zur Änderung der §§ 121, 122 StPO und weiterer Vorschriften (Drucksachen 15/3651, 15/4489) . . . . . . . . . . Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ursula Sowa (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erika Simm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 13: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Neuordnung der Reserve der Streitkräfte und zur Rechtsbereinigung des Wehrpflichtgesetzes (Streitkräfte- reserve-Neuordnungsgesetz – SkResNOG) (Drucksachen 15/4485, 15/4872) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 14: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Scheer, Rolf Hempelmann, Dr. Axel Berg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Hans-Josef Fell, Michaele Hustedt, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Nationales Energiefor- schungsprogramm vorlegen – zu dem Antrag der Abgeordneten Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land), Katherina Reiche, Thomas Rachel, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Energieforschung zukunfts- fähig gestalten (Drucksachen 15/4514, 15/4507, 15/4758) b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Pieper, Ulrike Flach, Christoph Hartmann (Homburg), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Zukunftsorientierte Ener- gieforschung – Fusionsforschung in Deutschland und Europa vorantrei- ben – zu dem Antrag der Abgeordneten Katherina Reiche, Dr. Peter Paziorek, T E b r d ( T B R o J F D D C J A N o D t u b p ( T a b 14747 A 14747 B 14748 B 14749 C 14750 C 14751 A 14752 B 14752 C Thomas Rachel, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Unterstützung für eine Bewerbung des Standortes Greifswald/Lubmin für den ITER (Internationaler Ther- monuklearer Experimenteller Reak- tor) – zu dem Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfol- genabschätzung gemäß § 56 a der Geschäftsordnung: Technikfolgen- abschätzung – hier: Monitoring „Kernfusion“ (Drucksachen 15/685, 15/929, 14/8959, 15/345 Nr. 75, 15/4866) . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 15: rste Beratung des vom Bundesrat einge- rachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände- ung des Gesetzes über die Werbung auf em Gebiete des Heilwesens Drucksache 15/4117) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 16: eschlussempfehlung und Bericht des echtsausschusses zu dem Antrag der Abge- rdneten Dr. Uwe Küster, Dirk Manzewski, örg Tauss, weiterer Abgeordneter und der raktion der SPD, der Abgeordneten r. Günter Krings, Dr. Norbert Röttgen, r. Hans-Peter Uhl und der Fraktion der DU/CSU, der Abgeordneten Grietje Bettin, erzy Montag, Volker Beck (Köln), weiterer bgeordneter und der Fraktion des BÜND- ISSES 90/DIE GRÜNEN sowie der Abge- rdneten Rainer Funke, Dr. Karl Addicks, aniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordne- er und der Fraktion der FDP: Wettbewerb nd Innovationsdynamik im Software- ereich sichern – Patentierung von Com- uterprogrammen effektiv begrenzen Drucksachen 15/4403, 15/4787) . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 17: ) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas Strobl (Heilbronn), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Häftlingshilfestiftung erhalten und finanziell ausreichend aus- statten (Drucksachen 15/3763, 15/4873) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Günter Baumann, Wolfgang 14752 D 14753 C 14753 D 14754 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 VII Bosbach, Hartmut Koschyk, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Unterstützung für ehemalige poli- tische Häftlinge umgehend sicherstellen (Drucksachen 15/1524, 15/3991) . . . . . . . Tagesordnungspunkt 18: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Pfandbrief- rechts (Drucksachen 15/4321, 15/4487, 15/4878) . . Tagesordnungspunkt 20: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Kultur und Medien zu dem An- trag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas Strobl (Heil- bronn), weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der CDU/CSU: Fototafeln zum 17. Juni 1953 erhalten (Drucksachen 15/3800, 15/4186) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Teledienstege- setzes (Anti-Spam-Gesetz) (Drucksache 15/4835) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Neuord- nung der Reserve der Streitkräfte und zur Rechtsbereinigung des Wehrpflichtgesetzes (Streitkräftereserve-Neuordnungsgesetz – SkResNOG) (Tagesordnungspunkt 13) Hedi Wegener (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Helga Daub (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . A Z d – – – – – ( G A F H H D A Z d d b p D D B D T A Z d d t b D J D 14754 B 14754 C 14754 D 14755 A 14755 C 14756 A 14757 A 14757 B 14758 B 14759 D 14760 B 14760 D nlage 3 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Anträge: Nationales Energieforschungsprogramm vorlegen Energieforschung zukunftsfähig gestalten Zukunftsorientierte Energieforschung – Fusionsforschung in Deutschland und Eu- ropa vorantreiben Unterstützung für eine Bewerbung des Standortes Greifswald/Lubmin für den ITER (Internationaler Thermonuklearer Experimenteller Reaktor) Technikfolgenabschätzung – hier: Monito- ring „Kernfusion“ Tagesordnungspunkt 14 a und b) esine Multhaupt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . xel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ranz Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . r. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung es Gesetzes über die Werbung auf dem Ge- iete des Heilwesens (Tagesordnungs- unkt 15) r. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . r. Marlies Volkmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . irgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . etlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . anja Gönner, Ministerin (Baden-Württemberg) . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Wettbewerb und Innovations- ynamik im Softwarebereich sichern – Paten- ierung von Computerprogrammen effektiv egrenzen (Tagesordnungspunkt 16) irk Manzewski (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . örg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 14761 B 14762 B 14763 B 14764 C 14765 B 14767 A 14767 D 14768 D 14769 C 14770 B 14770 D 14772 A 14772 D 14775 A VIII Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Funke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Häftlingshilfestiftung erhalten und finan- ziell ausreichend ausstatten – Unterstützung für ehemalige politische Häftlinge umgehend sicherstellen (Tagesordnungspunkt 17 a und b) Hans-Joachim Hacker (SPD) . . . . . . . . . . . . . Günter Baumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Hartmut Büttner (Schönebeck) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Anlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Fototafeln zum 17. Juni 1953 er- halten (Tagesordnungspunkt 20) Eckhardt Barthel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . Roland Gewalt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Günter Nooke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ursula Sowa (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . Anlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Te- ledienstegesetzes (Anti-Spam-Gesetz) (Tages- ordnungspunkt 21) 14777 A 14777 D 14778 B 14779 D 14780 D 14781 C 14782 A 14785 C 14786 C 14787 A 14788 A 14788 C 14789 B 14789 D Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Pfandbriefrechts (Tagesordnungspunkt 18) Bernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Leo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Stefan Müller (Erlangen) (CDU/CSU) . . . . . . H U D U R 14782 C 14783 C 14784 C ubertus Heil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Martina Krogmann (CDU/CSU) . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ainer Funke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14790 B 14791 A 14791 D 14792 D 14793 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14605 (A) ) (B) ) 157. Sitz Berlin, Donnerstag, den Beginn: 9.0
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    1) Anlage 8 2) (DAnlage 9 14756 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) (C) (B) (D) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer Berichtigung 156. Sitzung, Seite 14593 (D), Anlage 3, Antwort zu Frage 5, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Der Vor- wurf aus 1995 bestand darin, dass SAAS 1986 bei der erteilten Dauerbetriebsgenehmigung es unterlassen habe, sie mit Einschränkungen oder Änderungen zu ver- sehen und die Verantwortlichen im BMU und BfS es un- terlassen hätten, ab 3. Oktober 1990 entsprechend zu handeln.“ Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14757 (A) ) (B) ) der Sache sind wir eigentlich einer Meinung. Im Rechts- der Elbe und habe sozusagen persönlich davon profitiert. wurf wäre ein gutes Signal gewesen, um zu zeigen: In B eispiel bei der Flutkatastrophe 2002. Ich komme von Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung eines Gesetzes über die Neuordnung der Reserve der Streitkräfte und zur Rechtsberei- nigung des Wehrpflichtgesetzes (Streitkräftere- serve-Neuordnungsgesetz – SkResNOG) (Tages- ordnungspunkt 13) Hedi Wegener (SPD): Wir feiern in diesem Jahr das 50-jährige Bestehen der Bundeswehr. Die Welt hat sich in diesen 50 Jahren massiv verändert und mit ihr die An- forderungen an unsere Bundeswehr. Dieser Gesetzent- a F g k S G a i l t f K r s l r d n h R R t F b t d r D d R A K n g F n e d o H E u u i D d s g d e Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bahr (Neuruppin), Ernst SPD 17.02.2005 Bodewig, Kurt SPD 17.02.2005 Carstensen (Nordstrand), Peter H. CDU/CSU 17.02.2005 Friedrich (Mettmann), Lilo SPD 17.02.2005 Göppel, Josef CDU/CSU 17.02.2005 Günther (Plauen), Joachim FDP 17.02.2005 Koppelin, Jürgen FDP 17.02.2005 Dr. Küster, Uwe SPD 17.02.2005 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 17.02.2005 Lintner, Eduard CDU/CSU 17.02.2005* Polenz, Ruprecht CDU/CSU 17.02.2005 Probst, Simone BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.02.2005 Ronsöhr, Heinrich- Wilhelm CDU/CSU 17.02.2005 Dr. Thomae, Dieter FDP 17.02.2005 Türk, Jürgen FDP 17.02.2005 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht usschuss, im Haushaltsausschuss und im Ausschuß SFJ hat die CDU sich enthalten, im Innenausschuss so- ar zugestimmt. Deshalb werden Außenstehende unsere ontroverse Debatte kaum verstehen! Meine Vorredner haben zu den Feinheiten und der prachakrobatik schon viel gesagt, deshalb nutze ich die elegenheit, auf die besondere Situation der Reservisten n dieser Stelle einmal einzugehen. Die Bundeswehr ist nzwischen eine Armee im globalen Einsatz. Deutsch- and übernimmt verlässlich seine gewachsenen interna- ionalen Verpflichtungen und wir beteiligen uns in viel- ältiger Weise an multinationalen Friedenseinsätzen. onflikt- und Krisenprävention, Worte die noch vor Jah- en bei der Bundeswehr Fremdworte gewesen wären, ind jetzt nicht nur im Sprachgebrauch, sie sind auch ge- ebte Praxis. Häufig außerhalb des Bündnisgebiets gehö- en solche Arbeitsfelder heute zu den Aufgaben der Sol- atinnen und Soldaten. Die neuen Herausforderungen und Aufgaben können atürlich nicht spurenlos an der Bundeswehr vorbeige- en, auch an dem Konzept für die Reservistinnen und eservisten nicht. In den Verteidigungspolitischen ichtlinien vom Mai 2003 wurde festgelegt: „Das Poten- ial der Reservisten ist konsequent zur Ergänzung der ähigkeiten der aktiven Truppe zu nutzen.“ Im Septem- er 2003 hat der Verteidigungsminister eine Neukonzep- ion für die Reservistinnen und Reservisten erlassen, die er Neuorientierung der Streitkräfte und den Anforde- ungen an die Bundesrepublik Deutschland gerecht wird. urch diesen Gesetzentwurf wird Rechtssicherheit für as Engagement und den Einsatz der Reservistinnen und eservisten geschaffen. Über 600 Reservisten befinden sich gegenwärtig in uslandseinsätzen. Diese Einsätze unserer Soldaten von unduz bis ans Horn von Afrika wären ohne Reservisten icht vorstellbar. Bis zu 20 Prozent der im Ausland ein- esetzten Soldaten sind Reservisten. Häufig sind sie achleute und Spezialisten mit besonderen Qualifikatio- en, die sie im Zivilleben erworben haben. Sie spielen ine große Rolle beim Wiederaufbau und bei der Frie- ensgestaltung in den Einsatzländern. So im Kosovo der in Afghanistan, wo Material bereitgestellt wird, äuser und Spielplätze gebaut werden, Wasser- und lektrizitätswerke wieder in Betrieb gesetzt, Schulen nd Krankenhäuser gebaut werden. Dolmetscher, Ärzte nd Bauingenieure werden gebraucht! Die Bundeswehr kann solches Spezialpersonal nicht n großem Umfang bereithalten, weil es im täglichen ienst keine Aufgaben für sie gibt. Deshalb ist die Bun- eswehr darauf angewiesen, auf ein sorgfältig ausge- uchtes und ausgebildetes Reservistenpotenzial zurück- reifen zu können, das mit in den Einsatz geht und dort ie Krisennachsorge übernimmt. Aber auch im Inland rfüllen die Reservisten zahlreiche Aufgaben, wie zum 14758 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) ) (B) ) Reservisten werden deshalb immer wichtiger und ich möchte Ihnen und Ihren Familien von hier aus ganz herz- lich danken. Ich nutze auch die Gelegenheit, um Ihnen an- hand eines kleinen Beispiels aus meinem Wahlkreis von dem positiven Wirken der Reservisten zu berichten. Seit zehn Jahren besteht ein Reservistenaustausch zwischen Lüneburg und Iisalmi in Finnland. Im Vordergrund die- ser Treffen stehen die Bereiche Europäische Sicherheits- politik und Auslandseinsätze. Mit viel persönlichem En- gagement wird der Kontakt gepflegt und gehalten. Wer hätte das vor 50 Jahren gedacht. Dies ist ein gutes Bei- spiel für praktische Sicherheitskooperation in Europa. Die neue Reservistenkonzeption und ihre Umsetzung in den einzelnen Gesetzen, über die wir hier heute ent- scheiden, verwirklichen dabei einen grundlegenden Neuansatz. Die freiwillige Beorderung steht nun im Mit- telpunkt, lässt aber die Verpflichtung zum Einsatz im Spannungs- und Verteidigungsfall grundsätzlich beste- hen. Das heißt, der Einsatz bekommt nun eine gesicherte rechtliche Grundlage, ohne dass auf die klassische Mo- bilmachung zurückgegriffen werden muss. Eigentlich ist auch klar, dass der freiwillige Einsatz und die besondere Auslandsverwendung nicht auf die Gesamtdauer der ge- setzlich festgelegten Pflichtwehrübungen angerechnet werden. Mit 60 Jahren ist dann für alle wirklich Schluss. Gleichzeitig machen wir mit dem Gesetz einen weite- ren Schritt hin zu unserem Ziel des Bürokratieabbaus: denn es werden alte Zöpfe aus den Gesetzen gestrichen. Dieses Gesetz stellt eine, wie es so schön im Neudeut- schen heißt, Win-Win-Situation dar. Die Einsatzfähig- keit unserer Bundeswehr wird gestärkt, die rechtliche Stellung der Reservistinnen geklärt, Bürokratie abge- baut. An die Opposition gerichtet: Geben Sie Ihrem Herzen einen Stoß und stimmen sie mit uns dafür. Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) (CDU/CSU): Mit dem heutigen Streitkräftereserve-Neuordnungsge- setz zieht die Bundesregierung die notwendigen gesetz- geberischen Konsequenzen aus der am 10. September 2003 erlassenen Reservistenkonzeption. Im Schwer- punkt werden dabei das Wehrpflicht- und das Soldaten- gesetz den neuen Erfordernissen angepasst sowie insge- samt 18 weitere Folgegesetze und Verordnungen geändert. Diese Harmonisierung ist notwendig und, wenn man an die inzwischen gewachsene Zahl von Reservistinnen denkt, auch längst überfällig. Im Abschnitt Dienstleis- tungspflicht – § 60 Soldatengesetz – werden Regelun- gen, die bislang nur für männliche Reservisten festge- schrieben waren – Frauen unterliegen ja nicht der Wehrpflicht –, auch für Reservistinnen übernommen. Die Dauer der Wehrpflicht wird einheitlich für alle Laufbahngruppen auf das 60. Lebensjahr begrenzt. Die Gesamtdauer der Wehrübungen wird reduziert und in den Laufbahngruppen einheitlich geregelt: für Offiziere zwölf Monate – bislang sieht hier das Wehrpflichtgesetz 18 Monate, das Soldatengesetz sechs Monate vor –, für Unteroffiziere neun Monate statt 15 bzw. fünf Monate u s K l f u K l m R b v S d d z e v w 2 t m d b s T W h a d n a d – n s k m u p e v d 2 d R z g r B a R u d D (C (D nd für Mannschaften sechs Monate. Darüber hinaus ind freiwillige Wehrübungen bis zu einem Monat im alenderjahr unter bestimmten Voraussetzungen mög- ich. Der im Wehrpflichtgesetz neu geschaffene § 6c, „Hil- eleistung im Innern“, ermöglicht es den Reservistinnen nd Reservisten zukünftig, auch freiwillig im Zivil- und atastrophenschutz tätig zu werden. Die bereits an vie- en Orten erprobte Zusammenarbeit von Reservistenka- eradschaften mit dem THW, der Feuerwehr und dem oten Kreuz erhält so eine gesetzliche Grundlage. Ich egrüße das ausdrücklich. Auch die im Wehrsoldgesetz orgesehenen finanziellen Anreize für Reservisten mit pezialfähigkeiten in besonderen Auslandseinsätzen und ie Zuschläge für Reserveoffiziersanwärter im Truppen- ienst sind im Sinne der Attraktivitätssteigerung positiv u werten. Damit könnte die Welt der Reservisten – sieht man inmal von der flächendeckenden Auflösung nicht akti- er Truppenteile in der Streitkräftebasis einmal ab – eitgehend in Ordnung sein, wäre nicht am 1. Oktober 004 das Zweite Zivildienständerungsgesetz in Kraft ge- reten. Neben einer ganzen Fülle von Wehrdienstausnah- en und Befreiungstatbeständen wird in diesem Gesetz, as federführend im Familienministerium entstand, der isherige Tauglichkeitsgrad „verwendungsfähig mit Ein- chränkung in der Grundausbildung und für bestimmte ätigkeiten (T 3)“ gestrichen. Gemusterte, ungediente ehrpflichtige sind von nun an als „T-3-wehrdienstunfä- ig“ dem Zugriff von Bundeswehr und Zivildienst für lle Zeiten entzogen. Ich habe damals in der zweiten und dritten Lesung es Zweiten Zivildienständerungsgesetzes die Ableh- ung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit Hinweis uf die verheerenden Folgen für die Wehrpflicht begrün- et. Aber keiner der damals hier im Plenum Beteiligten auch das BMVg nicht – hat damit gerechnet oder auch ur daran gedacht, dass damit quasi über Nacht zigtau- ende von Reservisten, wehrdienstunfähig würden. Ist es ohnehin schon bizarr, wenn die Tauglich- eitskriterien für die Bundeswehr federführend im Fa- ilienministerium definiert werden, so ist es gänzlich nbegreiflich, dass damit rückwirkend das Reservisten- otenzial dezimiert und eine sinnvolle Reservistenarbeit rheblich erschwert wird. Verwunderlich und für Reser- isten in hohem Maße befremdlich war die Erfahrung, ass die Kreiswehrersatzämter bereits vom 1. Oktober 004, also vom ersten Geltungstag des Zweiten Zivil- ienständerungsgesetzes, an T-3-gemusterte, beorderte eservisten mit Feuereifer ausplanten. Bis zum 14. De- ember 2004, an dem der Bundesminister der Verteidi- ung die Aktion „Reservistenrauswurf“ stoppte, war be- eits mehr als eine kriegsstarke Division ausgemustert. ei den aktiven Reservisten hat dies helle Empörung usgelöst. Viele Proteste, die mich als Präsidenten des eservistenverbandes erreichten, wären im Plenum nur nter Inkaufnahme eines Ordnungsrufes zu zitieren. In einem Gespräch am 23. November 2004 im Bun- esministerium der Verteidigung sicherte Minister r. Struck mir und dem Kollegen Gerd Höfer zu, den Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14759 (A) ) (B) ) Status quo ante für Reservisten wiederherzustellen und dies, falls erforderlich, durch das bereits im parlamenta- rischen Verfahren eingebrachte Streitkräftereserve-Neu- ordnungsgesetz zu bewerkstelligen. Obwohl in der Zielsetzung Einmütigkeit bei allen Mitgliedern des Verteidigungsausschusses herrscht, ist es leider in mehreren Anläufen nicht gelungen, auch den Weg dahin einvernehmlich festzulegen. Unser Ansatz war: Was im Gesetz verbockt wurde, muss auch im Ge- setz geheilt werden. Dazu stehe ich, weil ich diesen Weg auch im Sinne der Rechtssicherheit für die Reservisten für den besseren Weg halte. Für mein Selbstverständnis als Reservist ist es eben nicht unwichtig, ob ich kraft Gesetzes wehrdienstunfä- hig bin und nur aufgrund eines gesonderten Erlasses des BMVg Dienst leisten darf oder ob ich weiter auch ge- setzlich als wehrdienstfähig gelte und mich wie gewohnt zu Beginn einer Wehrübung einer ärztlichen Untersu- chung zu stellen habe, bei der dann entschieden wird, ob ich der Dienstleistung gesundheitlich gewachsen bin oder nicht. Die von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion vorge- schlagene Ergänzung des § 8 a Wehrpflichtgesetz um ei- nen Abs. 3, der lautet: „Gediente Wehrpflichtige, die bis zum 30. September 2004 nach Maßgabe des ärztlichen Urteils T 3 waren, bleiben wehrdienstfähig“, stellt den vorherigen Rechtszustand sofort wieder her. Auf dieser Basis können alle Bestimmungen, die bis zum 30. Sep- tember 2004 für den angesprochenen Personenkreis gül- tig waren, sofort wieder in Kraft gesetzt werden. Dass diese Lösung ebenso wie die in der Sitzung des Verteidi- gungsausschusses am 16. Februar 2005 als Kompromiss vorgelegte Formulierung: „Wehrpflichtige, die ihren Grundwehrdienst bis zum 30. September 2004 abgeleis- tet haben und nach Maßgabe des ärztlichen Urteils ver- wendungsfähig mit Einschränkungen in der Grundaus- bildung und für bestimmte Tätigkeiten wehrdienstfähig waren, können als wehrdienstfähig zu Wehrübungen ge- mäß § 6 Wehrpflichtgesetz und zu besonderen Auslands- verwendungen gemäß § 6 a Wehrpflichtgesetz herange- zogen werden“, aus gesetzestechnischen Gründen nicht machbar sein soll, leuchtet mir nicht ein. Außer man möchte sich die Peinlichkeit der Korrektur eines offen- kundigen Fehlers in einem erst kürzlich, aber eher schlampig fabrizierten Gesetz ersparen. Die von der Mehrheit beschlossene Ausschussfassung sieht nun vor, durch eine Ergänzung des § 6 Wehrpflicht- gesetz das Ministerium zu ermächtigen, auf dem Wege der Rechtsverordnung von § 8 a Abs. 2 Satz 1 abwei- chende Regelungen zu treffen. In einer Protokollerklä- rung hat das Bundesministerium der Verteidigung zuge- sichert, dass es diese Ermächtigung unverzüglich durch Befehle und Erlasse in der Weise ausüben wird, dass Re- servisten, die zum 1. Oktober 2004 T-3-gemustert waren, „weiterhin eine freiwillige Dienstleistung in der Truppe ermöglicht“ wird. Der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Peter Struck, hat in einem Interview mit dem Reservistenma- gazin „Loyal“ – 1/2005 – zudem erklärt, dass den Reser- visten ein weiteres Engagement offen stehen soll, „und z m e t h n o Z N w h s j T s v F c r k i b d t M s E e f A Z w Z t B g s u s v D s g a S s i B u z z h g d (C (D war ohne langwierige Einzelfallprüfungen und Ausnah- egenehmigungen.“ Dies erscheint mir in der Tat von ntscheidender Bedeutung für die zukünftige Reservis- enarbeit. Wenn wir die einfache gesetzliche Lösung eute nicht haben können, dann wünschen wir uns we- igstens eine einfache, unbürokratische und klare Ver- rdnung im Sinne der von Minister Struck gemachten usagen. Eine weitere Verzögerung des Streitkräftereserve- euordnungsgesetzes ist auch deshalb nicht zu verant- orten, weil der für die T-3-gemusterten Reservisten un- altbare Zustand weiter andauern würde. Der Minister teht gegenüber den Reservisten im Wort. Sollte sich die etzt vorgelegte Regelung nicht bewähren, dann steht das hema vor der Sommerpause zur Wiedervorlage in die- em Hause an. Seit Bestehen der Bundeswehr engagieren sich Reser- isten ehrenamtlich in den Streitkräften, meist in ihrer reizeit, im Urlaub und sehr oft unter großen persönli- hen Opfern. Sehr selten erhalten die Reservisten für ih- en Dienst Dank und die gebührende öffentliche Aner- ennung. Darüber hinaus werden sie manches Mal für hren Einsatz belächelt, bei Straßensammlungen angepö- elt und bei öffentlichen Auftritten ausgebuht. Es ist mir aher heute ein Anliegen, allen Soldatinnen und Solda- en der Reserve für ihren großartigen Einsatz zu danken. otivierte und qualifizierte Reservistinnen und Re- ervisten tragen bereits heute mit ihrem freiwilligen ngagement in hohem Maße zur erfolgreichen Auftrags- rfüllung der Bundeswehr bei. Dieses Engagement zu ördern und nicht zu behindern ist unsere gemeinsame ufgabe in diesem Hohen Hause. Die neue Reservistenkonzeption wird schrittweise im usammenhang mit der Weiterentwicklung der Bundes- ehr verwirklicht werden müssen. Gerade weil in der ukunft nur ein Teil der Reservisten in bestehende mili- ärische Strukturen eingebunden werden kann, steigt die edeutung der freiwilligen oder beordnungsunabhäni- igen Reservistenarbeit in ihrer Mittlerfunktion zwi- chen Streitkräften und der Bevölkerung. Wir müssen ns darüber im Klaren sein, dass eine befriedigende Lö- ung der T-3-Problematik für die Motivation der Reser- isten von herausragender Bedeutung ist. Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ie Bedeutung der Reservisten für die Bundeswehr hat ich mit Überwindung der Ost-West-Konfrontation rundlegend geändert. Weit deutsches Territorium auf bsehbare Zeit nicht mehr durch andere konventionelle treitkräfte bedroht ist, bedarf es längst nicht mehr eines o großen Reservistenpotenzials. Wo Unterstützung multinationaler Krisenbewältigung m Rahmen des VN-Systems die neue Hauptaufgabe der undeswehr ist, werden viel weniger, dafür qualifizierte nd motivierte Reservisten benötigt: wegen ihrer Spe- ialfähigkeiten bei besonderen Auslandsverwendungen, um qualifizierten Ausgleich der durch Einsätze entste- enden Lücken in aktiven Truppenteilen oder zum Aus- leich von in den Streitkräften nicht ausreichend vorhan- enen Qualifikationen, für Hilfeleistungen im Innern, als 14760 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) ) (B) ) Kern für die Fähigkeit zum Wiederaufbau einer Kapazi- tät zur Landesverteidigung und als Mittler zwischen Streitkräften und ziviler Gesellschaft. Das Artikelgesetz passt im Wesentlichen die im Wehrpflicht- und Soldatengesetz festgelegten Grundla- gen für die Reservisten der Bundeswehr an die neuen si- cherheitspolitischen Rahmenbedingungen, die Verteidi- gungspolitischen Richtlinien und die am 10. September 2003 erlassene neue Reservistenkonzeption an. Im Mit- telpunkt stehen die Stärkung des Freiwilligkeitsprinzips und der Verzicht auf die schnelle Mobilmachung. Unfreiwillige Reservisteneinberufungen soll es nur noch in Ausnahmefällen geben. Die Gesamtdauer der Wehrübungen wird für alle Laufbahngruppen reduziert. Neu eingeführt wird als neue Wehrdienstform „Hilfeleis- tung im Innern“ bei Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen nach Art. 35 des Grundgeset- zes. Zu besonderen Auslandsverwendungen und Hilfeleis- tungen im Innern können Reservisten nur herangezogen werden, wenn sie sich grundsätzlich in einer freiwilligen schriftlichen Verpflichtung dazu bereit erklärt haben. Auf diese Weise werden der Bedarf der Streitkräfte und das freiwillige Engagement von Reservisten bestmöglich miteinander vereinbart. Eine solche Regelung könnte auch Vorbild sein für die schnelle Gewinnung von Fach- leuten für zivile Friedensmissionen. Diese Missionen leiden immer wieder unter der mangelnden schnellen Verfügbarkeit von Zivilexperten. Nach der Aufstellung des „Zivilen Planziels 2008“ der EU im Dezember 2004 besteht hier besonderer Handlungsbedarf. Aufgegeben wird die Fähigkeit zum schnellen Auf- wuchs eines größeren Kräftepotenzials. Um dennoch bei einer Verschlechterung der sicherheitspolitischen Lage eine Fähigkeit zur Landesverteidigung wieder aufbauen zu können – insbesondere im Hinblick auf die zeitinten- sive Ausbildung –, kann die Wehrpflicht für frühere Mannschaftsdienstgrade schon im Spannungsfall wieder aufleben. Das Streitkräftereserve-Neuordnungsgesetz ist fak- tisch ein weiterer Schritt weg von der Wehrpflicht. Of- fenkundig brauchen die Streitkräfte immer weniger ver- pflichtete Reservisten und Grundwehrdienstleistende, aber immer mehr Qualifikation, Motivation und Freiwil- ligkeit. Insofern drängt sich die Schlussfolgerung auf, dass wir es heute mit einer der letzten, vielleicht sogar der vorletzten Änderung des Wehrpflichtgesetzes zu tun ha- ben. Aber auch wenn die Wehrpflichtigen gehen – Re- servisten bleiben. In einer künftigen Freiwilligenarmee werden sie sogar eine größere Rolle spielen. Helga Daub (FDP): Mit vielen Aspekten dieses Ge- setzentwurfes geht die FDP-Fraktion konform. Mit dem Abbau von Bürokratie laufen Sie bei uns offene Türen ein. Auch bezüglich der Attraktivitätssteigerung der Bundeswehr haben wir schon lange darauf gedrängt, ins- besondere die Vergütung den Anforderungen anzupas- sen. Es gibt viele Spezialisten unter den Reservisten und e v K g A W n E ti G Z a f l d W t v a a m d G w D v z e s n H s n d b a s s ß E G i b d R P N R ß s j c (C (D ine weitere, lassen Sie es mich so nennen, Ressourcen- erschwendung können wir uns nicht leisten. Zu begrüßen ist der im Verteidigungsausschuss erzielte ompromiss, den Tauglichkeitsgrad 3 nicht wirkungs- leich auf Wehrpflichtige und Reservisten anzuwenden. bgesehen davon, dass die Tauglichkeitskriterien eines ehrpflichtigen eben nicht deckungsgleich mit denen ei- es Reservisten sind, passt es auch nicht zum Ansatz der ntbürokratisierung, für die Reservisten weitere bürokra- sche Hürden aufzubauen. Bei allen lobenswerten Ansätzen, die sich in diesem esetzesentwurf finden mögen, verstehe ich eines nicht: ur Zeit ist im Hinblick auf die künftige Wehrverfassung lles im Fluss. Dieses Thema hat endlich in großem Um- ang die öffentliche Debatte erreicht, was die FDP natür- ich sehr begrüsst. Im November dieses Jahres wird sich ie SPD auf ihrem Parteitag mit einem Leitantrag zur ehrpflicht befassen. Es gibt innerhalb Ihrer Partei un- erschiedlichste Auffassungen zur Wehrform, das reicht on Minister Strucks klarem Bekenntnis zur Wehrpflicht n sich, bis hin zur Forderung, diese abzuschaffen. Bei ll der Meinungsvielfalt blicken wir auf diesen Parteitag it der einzigen Gewissheit, dass es die Wehrpflicht in er jetzigen Form nicht mehr geben wird. Warum muss dann jetzt mit heißer Nadel an einem esetz weitergestrickt werden, wo doch noch keine Ge- issheit herrscht, wie die Wehrform aussehen wird? iese Regierung hat wahrlich schon genug Stückwerk orgelegt, man wird müde, das Wort „Nachjustierung“ u hören. Die Bundeswehr und ihre Angehörigen haben s verdient, dass bei allen notwendigen Härten der Um- trukturierung weiteres Stückwerk vermieden wird. Aus- ahmsweise möchte ich zur „Politik der etwas ruhigeren and“ mahnen. Unser Appell an Sie ist es, dieses Ge- etzvorhaben auf die Zeit nach der Meinungsfindung in- erhalb der SPD zu verschieben. Die positiven Aspekte ieses Gesetzes für die Reservisten der Bundeswehr ha- en schließlich kein Verfallsdatum, das vor November bläuft. Die FDP will das Beste für die Soldaten und die Re- ervisten der Bundeswehr. Wir möchten, dass sicherge- tellt wird, dass dieses Gesetz nicht auf den tönernen Fü- en einer Wehrpflicht steht, die es in dieser Form am nde dieses Jahres nicht mehr geben wird. Petra Pau (fraktionslos): Erstens. Der vorliegende esetzentwurf soll Änderungen im Wehrpflichtgesetz, m Soldatengesetz, im Wehrsoldgesetz und im Ar- eitsplatzschutzgesetz bewirken. Sie beziehen sich auf ie Aufgaben, die Versorgung und Rechtsstellung der eservistinnen und Reservisten der Bundeswehr. Die DS im Bundestag wird diesen Gesetzentwurf ablehnen. icht weil wir dagegen wären, dass Reservistinnen und eservisten Rechtssicherheit und Arbeitsschutz genie- en. Darauf haben sie einen rechtlichen und einen per- önlichen Anspruch. Wir sind dagegen, weil sie ein tro- anisches Pferd in Stellung bringen. Zweitens. Der Gesetzentwurf entspringt einer inhaltli- hen Logik, der wir nicht folgen. Es geht darum, den Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14761 (A) ) (B) ) Status und die Pflichten von Reservistinnen und Reser- visten an die offensiven militärpolitischen Leitlinien an- zupassen. Noch klarer gesagt: Reservistinnen und Reser- visten sollen in den Umbau der Bundeswehr von einer Verteidigungsarmee zu einer weltweit agierenden Inter- ventionsarmee aktiv einbezogen werden. Die PDS ist ge- gen weltweite Militäreinsätze der Bundeswehr. Wir hal- ten die militärpolitischen Leitlinien für falsch, ja für gefährlich. Also sind wir auch dagegen, dass dieser Feh- ler auch noch auf Reservistinnen und Reservisten ausge- dehnt wird. Drittens. Hinzu kommt: Mit § 6 c des vorliegenden Gesetzentwurfes wollen sie den Einsatz der Bundeswehr im Inneren der Bundesrepublik Deutschland vorbereiten. Sie weisen Reservistinnen und Reservisten entspre- chende Aufgaben zu. Sie wissen: Im Gegensatz zur CDU/CSU halten wir Inlandseinsätze der Bundeswehr für grundgesetzwidrig. Sie wären obendrein fachlich falsch, politisch sind sie es aus Sicht der PDS ohnehin. Viertens. Genau betrachtet rangiert der Antrag in der Grauzone zum Trickbetrug. Denn das eigentliche Ziel dieses Gesetzes verkehrt sein vermeintliches Anliegen ins Gegenteil: Es schafft nicht mehr Rechtssicherheit und Arbeitsschutz für Reservistinnen und Reservisten. Es schafft neue Risiken und Gefahren für alle. Die PDS im Bundestag stimmt daher logisch und konsequent mit Nein. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Nationales Energieforschungsprogramm vor- legen – Energieforschung zukunftsfähig gestalten – Zukunftsorientierte Energieforschung – Fusionsforschung in Deutschland und Europa vorantreiben – Unterstützung für eine Bewerbung des Standortes Greifswald/Lubmin für den ITER (Internationaler Thermonuklearer Experimenteller Reaktor) – Technikfolgenabschätzung hier: Monitoring „Kernfusion“ (Tagesordnungspunkt 14 a und b) Gesine Multhaupt (SPD): Energieforschung ist nun einmal kein Gemischtwarenladen. Eine nachhaltige Energieforschungspolitik ist auf Prioritäten angewiesen. Industrie und Energiewirtschaft brauchen Verlässlich- keit. Dazu gehört ein Energieforschungsprogramm mit einem genauen Zeithorizont für die technische und in- dustrielle Umsetzung; denn Energieforschung braucht Beständigkeit über lange Zeiträume. Ein nationales Energieforschungsprogramm muss inhaltlich und finan- ziell sinnvoll abgestimmt sein mit dem 7. Forschungs- rahmenprogramm der Europäischen Union. s a s z m m k s g m s t s f E d d o k d T z h e r d t d t r s S z g E d s e t M m ü g T w e 4 D r d v p B h s l n (C (D Für die Energiewirtschaftsbranche in der Europäi- chen Union ist eine grenzüberschreitende Zusammen- rbeit schon längst Realität. Die Öffnung und die Liberali- ierung der Strom- und Gasmärkte haben beispielsweise ur Folge, dass Betreiber von Strom- und Erdgasnetzen ittelfristig einen gemeinsamen europäischen Binnen- arkt gestalten. Eine besondere Herausforderung für die ünftige Energieforschung besteht von daher auch in der tärkeren Vernetzung von Grundlagenforschung und an- ewandter Forschung sowie in der erweiterten Zusam- enarbeit auf europäischer Ebene. Großtechnische An- ätze, die weit entfernt sind von einer unmittelbar echnischen Umsetzung sollen vermehrt auf EU-Ebene tattfinden. Forschungsintensive Felder wie die Kern- usion, die noch weit weg von der marktwirtschaftlichen inführung sind, können besser europäisch geregelt wer- en. Aber auch zukunftsträchtige Forschungsfelder wie ie Clean-Coal-Mechnologie bei fossilen Energieträgern der die Herstellung effizienter biogener Kraftstoffe önnen im europäischen Kontext besser umgesetzt wer- en als im nationalen Alleingang. Gestern trat das Kioto-Protokoll zur Reduktion von reibhausgasen in Kraft. Für eine erfolgreiche Umset- ung des Protokolls ist eine grenzüberschreitende nach- altige Energie- und Energieforschungspolitik eine lementare Bedingung. Nun hat jedoch der Abschlussbe- icht der Energie-Enquéte-Kommission klar festgestellt, ass unser gegenwärtiges Energiesystem nicht nachhal- ig ist. Nachhaltig ist unsere Energieversorgung erst ann, wenn sie in der Lage ist, die C02-Emmission dras-isch zu reduzieren, Versorgungssicherheit zu garantie- en und mit dezentralen Lösungen Antworten auf den teigenden Energiebedarf in Entwicklungsländern und chwellenländern zu geben. Zusammengefasst heißt das für uns: Wir brauchen ein ukunftsfähiges nachhaltiges Energieforschungspro- ramm, das den Fokus auf marktfähige erneuerbare nergien wie der Photovoltaik, der Geothermie sowie er Windenergie und flankierend dazu auf Energieein- parung und Energieeffizienz setzt. Lassen Sie mich für die Geothermie und die Wind- nergie nur zwei aktuelle Beispiel nennen: In der Geo- hermic ist im November 2003 in Neustadt-Glewe in ecklenburg-Vorpommern das erste deutsche geother- ische Kraftwerk in Betrieb genommen worden. Es hält brigens eine Art technologischen Weltrekord. Nir- endwo auf unserem Planeten wird mit derart niedrigen emperaturen von 98°C elektrischer Strom aus Erd- ärme erzeugt. Auf dem Feld der Windenergie ist die rste Offshore-Windkraftanlage mit einer Leistung von ,5 Megawatt in der Nähe von Emden errichtet worden. ie Windkraftanlage ist ein Prototyp einer neuen Gene- ation und wird im Jahr rund 15 Millionen Kilowattstun- en Strom erzeugen. Dies entspricht dem Jahresbedarf on etwa 15 000 Verbrauchern und erspart der Atmos- häre fast 10 000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Beide eispiele zeigen deutlich: Eine nachhaltige zukunftsfä- ige Energieversorgung ist technisch machbar, wirt- chaftlich leistbar und für den Industriestandort Deutsch- and vorteilhaft, indem hier Arbeitsplätze gesichert und eu geschaffen werden. 14762 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) ) (B) ) In der Erforschung und dem Aufbau von dezentralen und integrierten Energiesystemen sorgen wir dafür, dass die Strom- und Wärmeversorgung von Haushalten und Gewerbebetrieben im Inland gesichert ist. Mit der Erpro- bung und Weiterentwicklung dieser neuen risikofreien Technologien im Inland machen wir uns gleichzeitig fit für den Export. Der Weltenergieverbrauch wird in den nächsten 30 Jahren um zwei Drittel zunehmen. Insbesondere für Entwicklungsländer ist eine ausreichende Versorgung mit Energie Bedingung, aber auch limitierender Faktor für Wirtschaftswachstum und Wohlstand. Gerade hier wird die Prioritätensetzung auf erneuerbare Energien in unserer Energieforschungspolitik Früchte tragen. Was diese Länder brauchen, ist eine dezentrale Energieinfra- struktur mit einer effektiven Energiespeicherung in ei- nem in sich geschlossenen Energiesystem. Aber das sind nun einmal Photovoltaik, Windenergie, Biomasse und Geothermie und nicht atomare Großprojekte in Ländern, die über keine ausgebauten Stromversorgungsnetze ver- fügen. Neue geschlossene, dezentrale Energiesysteme brin- gen somit nicht nur entscheidende Impulse für Industrie und Wirtschaft im Inland. Sie schaffen darüber hinaus neue Wege für den Export. Warum müssen immer nur Autos „Made in Germany“ zum Exportschlager werden? Warum sollen nicht bei uns entwickelte, in sich schlüs- sige neue Energiesysteme zum Exportschlager werden? Mit der Regierungsübernahme hat die rot-grüne Ko- alition die Wende in der Energiepolitik eingeleitet. Neue Wege erfordern Mut und Innovation. Fortschritt und nicht Stillstand sind in diesen Zeiten gefragt. Wirtschaft und Wissenschaft brauchen verlässliche Rahmendaten für ihre weitere Forschungsarbeit. Angesichts der Res- sourcenknappheit und des Klimawandels erwarten die Menschen in unserem Land neue Wege bei der Moderni- sierung des Standortes Deutschland. Das neue Ener- gieforschungsprogramm der Bundesregierung, das sich meines Wissens zurzeit in der Feinabstimmung der be- teiligten Ministerien befindet, wird einen nachhaltigen Impuls für die Erneuerung unseres Landes geben und mittelfristig neue Chancen für deutsche Unternehmen auf den Weltmärkten eröffnen, davon bin ich fest über- zeugt. Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU): Die aktuellen Zahlen zum Wirtschaftswachstum in Deutsch- land und zur Arbeitslosigkeit belegen es eindeutig: Die Bundesregierung hat mit ihrem Konzept der sozialen und ökologischen Erneuerung Deutschlands auf der ganzen Linie versagt. Anstatt die Arbeitslosigkeit zu senken hat sie sich erheblich erhöht. Uns erreichen monatlich neue Horrormeldungen über das Ausmaß der Perspektivlosig- keit auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland. Wirtschafts- wachstum gibt es in Deutschland unter Rot-Grün natürlich auch keins mehr. Dafür darf das deutsche Volk staunend zur Kenntnis nehmen, dass die globale Wirtschaft derzeit um rund 5 Prozent jährlich wächst. Offensichtlich wird anderswo der Wohlstand gemehrt, während diese Bundes- regierung eine so genannte „ökologische und soziale Er- n k u W t z a Ü s n n D D u s z p l h c D w K s u d L t b n s E a t z A g g s S s d v u a a w U K s c s v l h O K D (C (D euerung“ betreibt. Die negativen und asozialen Auswir- ungen dieser Politik auf unsere Gesellschaft werden nach nd nach immer deutlicher. Hohe Energiepreise durch EEG, Ökosteuer und Kraft- ärme-Kopplung treiben nicht nur energieintensive Un- ernehmen ins Ausland. Die ausufernden Sozialkosten erstören viele produktive Arbeitsplätze mit ansonsten usreichender Wertschöpfung. Die planwirtschaftliche berregulierung und Überbürokratisierung verhindert ystematisch die Entstehung neuer produktiver Unter- ehmen. Dafür zahlen alle, aber es profitieren nur we- ige staatlich geschaffene Beschäftigungsgesellschaften. ies alles zusammen mindert den Wohlstand in eutschland erheblich, bremst die Weiterentwicklung nserer Wirtschaft. Wie Gulliver von Rot-Grün gefes- elt, fallen wir gegenüber dem Ausland immer mehr urück. Rot-Grün ermöglicht immer weniger Menschen roduktive Arbeitsleistungen. Die rot-grüne Arbeits- osigkeit erreicht immer schwindeleregendere Rekord- öhen. Der Forschungsbereich ist von dieser rot-grünen Atta- ke auf unseren Wohlstand keineswegs ausgenommen. er Antrag von Rot-Grün zeugt davon: Wer glaubt, hier erde ein Programm gefordert, das auf die Nutzung der reativität junger Wissenschaftler in der Grundlagenfor- chung zielt, der irrt. Hier geht es nicht um neue Ideen nd neues Wissen als Grundvoraussetzung für neue Pro- ukte, Verfahren und Innovationen. Hier geht es in erster inie um staatliche Lenkung, um staatliche Planung, um eure Markteinführungsprogramme wie bei den erneuer- aren Energien, um Forschung zur Verhinderung von In- ovationen, zur Verhinderung von Wachstum und Be- chäftigung in Deutschland. Wir brauchen aber keine inführung teurer unrentabler Techniken, wir brauchen uch keine neue Kaste akademischer Berufsbedenken- räger auf Staatskosten. Wir brauchen mehr Geld für ukunftsweisende Bereiche der Grundlagenforschung. ndere Länder haben das übrigens auch erkannt. Im Ge- ensatz zu Rot-Grün in Deutschland handeln die dorti- en Regierungen auch entsprechend diesen Erfordernis- en. Ich muss hier nicht einmal auf die Vereinigten taaten von Amerika verweisen, den mächtigen For- chungsmagneten für deutsche Wissenschaftler jenseits es Atlantiks. Nein, Länder wie Indien und China, die on uns sogar Entwicklungshilfe bekommen, investieren ngeheure Summen in die Grundlagenforschung. Wie uch die „FAZ“ von dieser Woche berichtet, ist es durch- us denkbar, dass deutsche Studenten und Forscher in enigen Jahren in erster Linie nicht mehr nur in die SA, sondern auch nach Asien abwandern werden. Denkverbote oder gar Ausstiegsbeschlüsse wie in der ernforschung sind der falsche Weg. Nachfolgende Ent- cheidungsträger sollen selbst entscheiden können, wel- he Art der Energieversorgung sie gerne hätten. Ihnen ollten für eine nutzbringende Entscheidung möglichst iele Möglichkeiten offen stehen. Es wäre unverantwort- ich, ihnen aus einem überkommenen Zeitgeist heraus eute wesentliche Wege verbauen zu wollen und damit ptionen vorzuenthalten. Die wichtigen Zentren der ernforschung in Deutschland sind daher zu stärken. en Forschern in Greifswald, München, Rossendorf, Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14763 (A) ) (B) ) Jülich oder Karlsruhe darf nicht weiter der Geldhahn ab- gedreht werden. Stattdessen muss die große Bedeutung der Kernforschung für wesentliche Bereiche der Welt- raum-, Energie-, Material- und medizinischen Forschung stärker öffentlich hervorgehoben werden. Mit der Markteinführung von Windkraftwerken oder anderen unrentablen Formen der Energiegewinnung werden wir die Zukunft in Deutschland sicherlich nicht sinnvoll meistern können. Auch Energiesparen ist – ent- gegen dem Eindruck, den man nach der Lektüre des rot- grünen Antrages gewinnen könnte – kein Selbstzweck. Wenn wir hier in Deutschland 1 Euro investieren müssen und dann hinterher nur für 10 Cent Energie sparen, dann mag das den Bundesumweltminister, einige Umweltver- bände und vielleicht auch manch anderen noch freuen. Damit wird jedoch das Geld der Bürger verbrannt und unser aller Wohlstand gemindert. Wenn die Kosten hö- her sind als der Nutzen, dann sollten die Bürger das Geld besser für andere Dinge ausgeben können. Dann können auch wieder Arbeitsplätze entstehen, die produktiv sind und an denen tatsächlich ein Mehrwert für unser Land erwirtschaftet wird. Deutschlands Chancen liegen in Produkten, die eine hervorragende Infrastruktur und gut ausgebildete Ar- beitskräfte voraussetzen, in Forschungsleistungen und Innovationen, in zuverlässig hoher Qualität und in kom- plexen Produkten und Problemlösungen. Unsere Zu- kunft hängt vor allem davon ab, wie unser Land auf die internationalen Entwicklungen reagiert, inwieweit wir alle Kräfte einsetzen, um unsere Stärken zur Geltung zu bringen. Wir von der Union haben in unserem Antrag beschrieben, wie wir uns eine dauerhaft wohlstandsför- dernde Energieforschung vorstellen: Wir müssen Chan- cen nutzen, nicht Risiken minimieren. Wir müssen den Menschen etwas zutrauen – auch unseren Forschern. Wir müssen die Bürokratie abbauen – auch für unsere For- scher. Und wir müssen den Menschen wieder mehr Frei- heit geben – auch unseren Forschern. Franz Obermaier (CDU/CSU): Mit der Entschei- dung über den Weg der Energieforschung in Deutsch- land greifen wir massiv in das Entscheidungsspektrum unserer Nachfahren ein. Das heißt, wie wir diese For- schung politisch unterstützen und staatlicherseits finan- ziell fördern wollen, betrifft nicht nur uns, sondern vor allem auch künftige Generationen. Denn die Energiever- sorgung ist die Basis unseres Wohlstandes. So wie es in den Anträgen der Regierungsfraktionen und zwangsläufig auch in der Beschlussempfehlung des Wirtschaftsausschusses steht, soll es in Deutschland in Zukunft eine technologieoffene Forschung und Entwick- lung im Bereich Energie nicht mehr geben. Es wird einseitig und ausdrücklich eine zentrale Prio- rität für Techniken zur Nutzung erneuerbarer Energien und Energiespartechnologien eingeräumt. Das heißt im Klartext, ergebnisoffene Grundlagenforschung wird nicht unterstützt. Ich halte das für fatal. Wir dürfen auch im Energiebe- reich nicht von vornherein ganze Forschungszweige fak- t s s g A D d o d g d d O D a m f h s n i g u t p e a t k n h o M s D h E c b K a d d p E g W q g D m n m (C (D isch ausgrenzen. Wenn die politische Unterstützung ver- agt wird, wenn kaum mehr Mittel zur Verfügung stehen, tirbt unser Wissen in wichtigen Teilbereichen ab. Fol- en sind Know-how- und Kompetenzverlust. Das hat uswirkungen auf den gesamten Wissenschaftsstandort eutschland. Vor allem die jungen Wissenschaftler wer- en sich noch stärker als bisher aus Deutschland weg rientieren. Weiter werden mit dieser rot-grünen Einseitigkeit rastisch die Entscheidungsmöglichkeiten bei der Ener- ieversorgung verkürzt. Es kommt zu einer Bevormun- ung. Wenn die Vorstellungen wahr werden, wird es in er Zukunft nicht möglich sein, aus möglichst vielen ptionen eine neue und eigene Auswahl zu treffen. enn eines wird es nicht geben: ein vielfältiges Energie- ngebot mit unterschiedlichen Vorzügen und Nachteilen, it dem eine Gesellschaft auf globale Entwicklungen lexibel reagieren kann. Nicht jede erneuerbare Energie ist etwa per se vorteil- aft, etwa versorgungssicher oder auch wirtschaftlich innvoll. Nicht jede wünschbare Energieeinsparmaß- ahme hält einer ökonomischen Betrachtung stand. Was st, wenn Bürgerinnen und Bürger mit Mehrheit kosten- ünstige Energie wollen, die sozial schwächere Gruppen nserer Gesellschaft nicht mehr überproportional belas- et? Was, wenn sie vor allem wettbewerbsfähige Arbeits- lätze in Deutschland wollen? Was, wenn die Menschen ine Energieversorgung wollen, die Umweltschutz nicht utomatisch überhöht und auch wirtschaftliche Sinnhaf- igkeit mit beachtet? Die Frage, ob es dann überhaupt noch Wahlmöglich- eiten gibt, betrifft sowohl nachkommende Generatio- en als auch andere politische Schwerpunkte und Mehr- eiten. Wir brauchen eine breit gefächerte Energieforschung hne Vorurteile. So wie wir in der Demokratie keinen aulkorb bei der Meinungsbildung und offene Diskus- ionen wollen, so wollen wir auch keine Fesseln für das enken und Forschen bei der Energieversorgung. Des- alb dürfen Mittel nicht primär nur für regenerative nergien bereitgestellt werden. Das errichtet Denkblo- kaden. Sie müssen gleichermaßen auch für kohlenstoff- asierte Energien mit Dekarbonisierung als auch neue erntechnik zur Verfügung gestellt werden. Es müssen lle technologischen Möglichkeiten offen gehalten wer- en. Das betrifft die Gewinnung von Energierohstoffen, ie Energieerzeugung, die Speicherung und den Trans- ort sowie den Verbrauch und die Entsorgung. Lassen wir doch wenigstens einen Wettstreit der nergieforschung zu. Ich frage Sie: Wer von uns, die Re- ierungsmitglieder eingeschlossen, die wir nicht einmal issenschaftler sind, kann beurteilen, wie neue Energie- uellen erschlossen werden können, zum Beispiel Methan- as am Meeresboden, wo vielleicht der technologische urchbruch lauert, wo ungeahnte Effizienzsteigerungen öglich sind, wo heutige Gefahren gebannt werden kön- en? Das betrifft insbesondere die politische Voreingenom- enheit für den Bereich Kerntechnik: Die Forschung zur 14764 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) ) (B) ) sicheren Entsorgung radioaktiver Abfälle wird nahezu ausgehebelt. Gerade hat sich das Forschungszentrum Karlruhe im Januar per Brandbrief an das Bundesum- weltministerium gewandt. Der Grund: Obwohl es von der Bundesregierung den Auftrag erhalten hat, die Lang- zeitsicherung der Endlagerung zu untersuchen, wird das Budget einschneidend gekürzt. 2005 beträgt der Etat für Forschung und Entwicklung nur noch 67 Prozent des Jahresetats 2002. Dazu kommt eine weitere Reduzierung von 10 Prozent in den letzen fünf Jahren. Dabei sollte man doch meinen, dass die Sicherheit einer Endlagerung allen am Herzen liegt. Die Transmutationstechnik zur Behandlung radioakti- ver Brennstäbe, die Energieerzeugung und Abbau von Radioaktivität in sich vereint, wird nicht unterstützt. Ebenso bedauerlich: Die international von allen namhaf- ten Staaten als erfolgversprechend angesehene Kernfu- sion wird hierzulande im wahrsten Sinnen des Wortes von links liegen gelassen. Aber auch auf die im europäischen und sonstigen Ausland geplanten Anlagen kann aus Deutschland kein positiver Einfluss in Richtung Sicherheit kerntechni- scher Anlagen mehr genommen werden. Wer nun meint, wenigstens die Lieblingsbereiche von Rot-Grün, die erneuerbaren Energien und die rationelle Energienutzung, würden nun mit Forschungsmitteln ge- hätschelt, irrt gewaltig: Der Haushalt 2004 weist auch für erneuerbare Energien allerorten abnehmende Ten- denz aus. Im BMU werden die Forschungsmittel um 35 Prozent reduziert – Solarenergie, Geothermie und Windenergie –, im BMWA um 7 Prozent – rationelle Energieverwendung, Brennstoffzelle und Wasserstoff – und im BMVEL um 30 Prozent, Biomasse und nach- wachsende Rohstoffe. Was ist zu tun? Wir brauchen eine gute Ausbildung für qualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- ler. Dazu müssen wir auch die Attraktivität des Ener- gieforschungsstandortes Deutschland erhöhen. Sonst wird es noch mehr Abwanderung ins Ausland geben. Seit 1991 sind die Aufwendungen für Energiefor- schung des Bundes von rund 700 Millionen Euro um etwa 40 Prozent zurückgegangen. Gemessen als Anteil am Bruttoinlandsprodukt sind die Ausgaben in den USA, Frankreich oder Japan mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland. Wir brauchen als Erstes eine Bündelung der Ener- gieforschungsförderung in einem Ressort. Unsere Emp- fehlung dazu ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Dazu gehört weiter eine deutliche Anhebung der Förderung der öffentlichen Energieforschung als Grundlagenforschung. Die Wirtschaft orientiert sich nun einmal zuvörderst an absehbarer Rentabilität. Deshalb spart sie manche Bereiche erst einmal aus. Hier muss es öffentliche Forschung geben. Dabei darf kein For- schungszweig ausgegrenzt werden. Es ist ein Unding, dass öffentliche Mittel heute nicht für neue Reaktorkon- zepte eingesetzt werden dürfen. Folge ist, dass es für deutsche Anlagen quasi einen Neuerungsstopp zur Erhö- hung der Sicherheit gibt. k W F F o n r d 5 g g B K f B h A n P n b R d m t j k d n d d w w m g m D g s E t s s d s k n u m d d (C (D Wir brauchen eine sichere Energieversorgung und ostengünstige Energie unter Schonung der Umwelt. ir brauchen dazu die Freiheit von Wissenschaft und orschung. Dazu gehört auch eine gleiche finanzielle örderung, keine Zensur durch einseitige politische Pri- ritäten. Wir dürfen unsere Basis für die Zukunft nicht engstir- ig und unnötig verkleinern. Wir dürfen künftige Gene- ationen nicht bevormunden und nicht ihren Entschei- ungsspielraum von vornherein einengen. Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): 0 Jahre lang sind OECD-weit 80 Prozent der Ener- ieforschungsmittel in die Erforschung der Kernenergie eflossen. Das Ergebnis ist: 3 oder 5 Prozent, je nach erechnungsbasis, des Weltenergiebedarfs werden durch ernenergie gedeckt. Es gibt keinen größeren Misser- olg für aufgewandte Forschungsmittel als den in diesem ereich. Die Mittel sind völlig deplatziert. Meine Damen und Herren von der Opposition, Sie alten weiterhin daran fest. Sie nennen einen finnischen tomreaktor als Beispiel für eine sinnvolle Energietech- ologie. Sie sollten zur Kenntnis nehmen, dass dieses rojekt nur möglich wird, wenn es massive Subventio- en gibt. So hat zum Beispiel die Bayerische Landes- ank eine nicht notifizierte Beihilfe für den finnischen eaktor gegeben. Für den Kredit in Höhe von 2 Milliar- en Euro werden nur 2,6 Prozent Zinsen verlangt. Nur it solchen Aktionen wird die angeblich billige Atom- echnologie in Finnland möglich. Dies lehnen wir ab. Nehmen wir die Kernfusion. Wir wissen, dass wir ahrzehntelang nicht einen einzigen Beitrag dazu sehen onnten und das auch in den nächsten 50 Jahren nicht er Fall sein wird. Kein Fusionsforscher sagt, dass in den ächsten 50 Jahren auch nur eine Kilowattstunde Strom urch Kernfusion erzeugt werden könnte. Warum also as Geld in großem Maße aus dem Fenster werfen? Wir ollen, dass das Geld in Forschungsprojekte investiert ird, die schon in wenigen Jahren Klimaschäden ver- eiden helfen und Energieversorgungssicherheit brin- en. Wir wollen, dass sich damit auch unsere Unterneh- en im globalen Wettbewerb durchsetzen können. aher werden wir heute den Antrag, ein nationales Ener- ieforschungsprogramm vorzulegen, verabschieden. Wir etzen auf die Priorität erneuerbarer Energien und auf nergieeinsparung. Damit schaffen wir eine verantwor- ungsvolle Energiepolitik für die Zukunft. Deutschland ist Weltmeister bei der Windenergie und eit letztem Jahr sind wir auch Weltmeister beim Solar- trom. Wir haben hier 130 000 Arbeitsplätze geschaffen, ie im internationalen Wettbewerb stehen. Ob sich un- ere Unternehmen in den Zukunftsmärkten durchsetzen önnen, wird zu einem Großteil davon abhängen, wie in- ovativ sie sind. Hier spielen Investitionen in Forschung nd Entwicklung eine entscheidende Rolle. Und hierauf üssen wir unsere Mittel konzentrieren, anstatt sie für ie Kernfusion oder die PR-Strategie „Clean Coal“ aus em Fenster zu werfen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14765 (A) ) (B) ) Wir wissen, dass erneuerbare Energien, die Energie- versorgung zu 100 Prozent abdecken können. Wir wis- sen, dass wir große Anstrengungen benötigen, damit sie die alten Versorgungsstrukturen verdrängen können. Die Geothermie und die Bioenergie können in Verbindung mit neuen Speichertechnologien und Nachfragemanage- ment beim Strom die Grundlast abdecken sowie Ange- botsschwankungen von Wind- und Solarstrom ausglei- chen. Bei der Geothermieforschung sind wir noch im Früh- stadium. Die Bioenergien sind zwar weiter entwickelt, aber noch längst nicht in ihrer Breite ausgereift. Und auch bei der Windenergie gibt es noch erhebliche techni- sche Potenziale – vor allem bei der Erschließung der Meere. Apropos Meere: Wir kennen heute nicht einmal die Meeresenergiepotenziale vor Deutschlands Küsten – geschweige denn, dass wir Technologien entwickelt hät- ten, diese zu erschließen. Hier besteht dringender Hand- lungsbedarf. Ich komme zum Solarstrom, der als photovoltaische Stromerzeugung in Stromnetzen noch weit von der Be- triebswirtschaftlichkeit entfernt ist. Hier müssen wir noch Technologiesprünge hinbekommen. Mit großer Freude nehme ich zur Kenntnis, dass auch hier das Er- neuerbare-Energien-Gesetz wirkt. Die Unternehmen ver- dienen Geld und investieren eine Menge davon in ihre technologische Entwicklung. Und diese technische Ent- wicklung ermöglicht es uns, jährlich die Vergütungshö- hen für Neuanlagen abzusenken. Doch Strom ist nicht alles. Nehmen wir die Mobilität. Wie viel haben wir bislang in die Kombination von steckdosenkompatiblen Hybridfahrzeugen investiert, die wesentlich weniger Energie verbrauchen werden als heutige Fahrzeuge. In welchem Blindflug bewegt sich die Luftfahrt, wenn deren Branche ohne Treibstoffkon- zept mit Hochgeschwindigkeit auf die nächste Erdöl- krise zufliegt. Hier müssen dringend Ideen auf den Tisch gelegt werden, damit mit der Forschung zum Erdölersatz wenigstens begonnen werden kann. Einen Lichtblick gibt es zum Beispiel bei der Schiff- fahrt. Ein deutsches Start-up-Unternehmen entwickelt derzeit Zugdrachen, die neben dem Schiffsdiesel die Schiffe vorantreiben sollen. Das könnte der Schiffs- hybrid der Zukunft werden. Wie beim Straßenverkehr wird es dann nur noch darauf ankommen, den fossilen Zufeuerungsanteil durch Biokraftstoffe zu ersetzen. Die Aufgaben, die vor uns liegen, sind gewaltig. Kli- mawandel und bevorstehende Erdölverknappung müssen angepackt werden. Das neue Energieforschungspro- gramm muss daran gemessen werden, ob es den Heraus- forderungen gerecht wird – sowohl quantitativ als auch qualitativ. Hellmut Königshaus (FDP): Ob und wie eine der bedeutenden Herausforderungen unserer Zeit, die Siche- rung der Energieversorgung, gemeistert wird, liegt in un- seren Händen. Die FDP-Bundestagsfraktion hat diesem Haus bereits vor geraumer Zeit einen Antrag für ein 5. Energiefor- s S s e H P K P s a b g v w r n z T s s e E t e M u w v s e f t W R g z d n t n o g u s e r s s g s E n d l W e w w (C (D chungsprogramm vorgelegt und darin auf mögliche chwerpunkte verwiesen. Immer wieder wurde uns ver- ichert, dass die Bundesregierung ein solches Programm rarbeitet und auch schnell vorlegen wird. Ich frage errn Clement, ich frage Frau Bulmahn: Wo ist dieses rogramm? Noch besitzt Deutschland die wirtschaftliche raft sowie das wissenschaftliche und technologische otenzial, sich auf abzeichnende Energieprobleme einzu- tellen, erfolgreich eingeschlagene Entwicklungspfade uszubauen, neue Wege auszuloten und verantwortungs- ewusst zu ebnen sowie den Aufbau nachhaltiger Ener- iegewinnungs- und Nutzungsstrukturen beispielhaft oranzutreiben. Andere Staaten, insbesondere die Ent- icklungs- und Schwellenländer, können davon profitie- en. Doch sind wir heute auch in der Lage, das hierfür otwendige gesellschaftliche Problembewusstsein auf- ubringen, das uns den Realismus für die vordringlichen hemen in der Energieforschung und der Energiefor- chungspolitik zurückbringt? Deutschland importiert heute bereits über zwei Drittel einer Primärenergieträger und befindet sich so in einer xtremen wirtschaftlichen und politischen Abhängigkeit. s steht damit allerdings nicht allein; denn der Löwenan- eil aller heute bekannten Öl- und Gasreserven liegt nun inmal rund um den Persischen Golf, das Kaspische eer und in Russland. Die eigenen europäischen Öl- nd Gasreserven neigen sich ihrem Ende zu. Zugleich ächst die Nachfrage aus den asiatischen Staaten, allen oran China. China löst derzeit mit seinem schier uner- ättlichen Rohstoff- und Energiehunger ernste Liefer- ngpässe, verbunden mit enormen Preisaufschlägen auf ast alle technologisch wichtigen Rohstoffe und Energie- räger, aus. Das ist nicht lediglich ein Trend, dessen ende wir beruhigt abwarten können. Nein, in vielen egionen unserer Erde wächst die Bevölkerung. Demo- raphen gehen bis 2050 von einem Wachstum auf dann ehn bis zwölf Milliarden Menschen aus. Diese globalen Entwicklungen gehen mit grundlegen- en politischen und ökologischen Problemen einher, die icht zuletzt auf die Sicherheit der heutigen Industriena- ionen Einfluss haben werden. Doch wie kann die inter- ationale Gemeinschaft eine Bedarfsdeckung erreichen, hne dass hierdurch ernste Krisen oder gar Kriege aus- elöst werden, wie wir sie aus dem arabischen Raum nd vom afrikanischen Kontinent kennen? Für Deutschland steht viel auf dem Spiel, nicht nur eine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, sondern auch in breiter Wohlstand und eine kulturelle Vielfalt, die ih- esgleichen sucht. Eine zukunftsweisende Energiefor- chungspolitik ist für uns Langfristpolitik. Dabei muss ich Deutschland auch in Zukunft als ein handlungsfähi- er Akteur bei der Lösung energietechnischer Aufgaben- tellungen erweisen. Das gilt insbesondere für die rforschung und Entwicklung völlig neuer Energietech- ologien, aber auch für die Weiterentwicklung bestehen- er Verfahren und Anlagen. Um in Forschung, Entwick- ung und Betrieb einen „Fadenriss“ bei der Aus- und eiterbildung zu verhindern, muss auch in der Lehre ine Kontinuität gewahrt bleiben. Die Hochschulen so- ie die außeruniversitären Forschungsinstitute sind ichtige Kooperationspartner der Wirtschaft für die En- 14766 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) ) (B) ) ergieforschung. Diese Zusammenarbeit muss gestärkt werden; denn die Hochschulen leisten einen Beitrag für den weiteren Ausbau der energietechnischen Grundla- genforschung einerseits, und für eine gezielte Ausbil- dung des wissenschaftlichen und ingenieurtechnischen Nachwuchses andererseits. Die von der Wirtschaft getragene industrielle For- schung und Entwicklung – 70 Prozent der deutschen Forschungsmittel – richtet sich primär darauf, eine rela- tiv zeitnahe Amortisation der Forschungsinvestitionen zu erreichen. Die forschenden Unternehmen brauchen bessere Rahmenbedingungen, um neue Ergebnisse der Energieforschung rascher aufzunehmen und umzuset- zen. Eine Energieforschungspolitik muss die Einbindung Deutschlands in die internationale und gesamteuropäi- sche Energieforschung sicherstellen und einen nationa- len Ansatz in einem 5. Programm „Energieforschung und Energietechnologie“ finden. Dieses muss in seiner Ausrichtung mittel- und langfristige Ziele benennen, die der Wissenschaft und der Wirtschaft eine verlässliche Entwicklungsperspektive aufzeigen. Insbesondere vor dem Hintergrund einer sehr ehrgeizigen internationalen und nationalen Klimaschutzpolitik wäre ein „Weiter wie bisher“ mit Kohle, Erdgas und Öl eine fatale Fehlein- schätzung. Jedoch ist vor dem Hintergrund einer noch andauernden Nutzung fossiler Energieträger die Weiter- entwicklung konventioneller Kraftwerkstechnik von ent- scheidender Bedeutung. Allein die Erhöhung des Wir- kungsgrades dieser Kraftwerke um l Prozent – ich habe darauf bereits bei unserer letzten Debatte hingewiesen – entspricht der erzeugten Energie von 1 000 Windener- gieanlagen oder eines Großkraftwerks. Auch die Abscheidung von Kohlendioxid aus den Abgasen großer Kohlekraftwerke und die Erforschung von Verfahren der CO2-Sequestrierung, wie sie bereitsdurch das GEO-Forschungszentrum Potsdam in be- stimmten geologischen Formationen durchgeführt wer- den, müssen weitergeführt werden. Die Erforschung der Gashydratvorkommen in den Ozeanen und Meeren und in Permafrostregionen – auch hier ist Deutschland Vor- reiter – ist zur Erschließung weiterer möglicher Energie- reserven voranzubringen, um so die Möglichkeit ihrer energetischen Nutzbarkeit zu untersuchen. Schon heute zeigt sich, dass der eingeleitete Abschied von der Kernenergie ein nationaler Alleingang war und somit der falsche Weg ist. Denn solange die zentrale Frage offen bleibt, wie die Kernenergie langfristig ersetzt werden kann, ohne die Atmosphäre durch den verstärk- ten Einsatz fossiler Brennstoffe zusätzlich zu belasten, ist der beabsichtigte Ausstieg aus der Kernenergie nicht zu vertreten. Nach wie vor müssen große Anstrengungen auf dem Gebiet der Sicherheitsforschung für die Kern- energie, insbesondere für inhärent sichere Reaktoren und zum erweiterten Schutz gegen Einwirkungen von außen, und zu verbessertem Strahlenschutz unternommen wer- den. Auch zur Reduzierung der Menge und Gefährlich- keit des Abfalls sind umfassende Untersuchungen unum- gänglich. Das gilt insbesondere für die Abtrennung und Transmutation extrem langlebiger Nuklide. Dazu muss d s s n t s d w r E – m r M z G b s E a s l t b d m s e R u d d r m s E t b k s B d W c d M n f c F s B B (C (D ie deutsche Forschung neben nationalen Aktivitäten tärker in die europäische und internationale Energiefor- chung integriert werden. Die Bundesregierung geht ei- en gefährlichen Weg der Abkoppelung von der interna- ionalen Forschung. Mit Blick auf ein künftiges 7. For- chungsrahmenprogramm der Europäischen Union für en Bereich der Forschung und technologischen Ent- icklung und das Förderungsrahmenprogramm der Eu- opäischen Atomgemeinschaft – EURATOM – ist dieser ntwicklung unbedingt Einhalt zu gebieten. Zur gesicherten Entsorgung nuklearer Spaltprodukte Aufbereitung und Entsorgung abgebrannter Brennele- ente – müssen die Forschungsarbeiten zur Endlage- ung konsequent fortgeführt werden. Das bestehende oratorium zur Erforschung der Tauglichkeit und Lang- eitsicherheit von Salzstöcken im Forschungsbergwerk orleben ist sofort zu beenden. Die verbleibenden Ar- eiten sind zügig fortzuführen. Die Fusionsforschung ist unverzichtbar für die Lö- ung globaler Energieprobleme. Die Forschungs- und ntwicklungsprojekte sind sowohl in Deutschland als uch in Europa zielgerichtet fortzuführen. Mit der deut- chen Förderung der Fusionsforschung im internationa- en Maßstab muss das Ziel verfolgt werden, einen Proto- yp eines Fusionsreaktors in Caderache, Frankreich, zu auen. Die Fusionsforschung hat inzwischen ein Sta- ium erreicht, das es erlaubt, mit dem Bau des Experi- entalreaktors ITER als einer Vorstufe zu einem Fu- ionskraftwerk zu beginnen. Deutschland muss eine uropäische Bewerbung um einen Standort für diesen eaktor unterstützen und sich an dem Plan, dem Bau nd dem Forschungsbetrieb maßgeblich beteiligen. Das Fusionsforschungsprojekt Wendelstein 7-X ist als eutscher Beitrag zum Nachweis der Funktionsfähigkeit es Stellarator-Prinzips fortzuführen. Auch aus Gründen des Klimaschutzes und einer Ver- ingerung der Abhängigkeit von anderen Energieträgern üssen die erneuerbaren Energien einen ihnen angemes- enen Platz einnehmen. Die FDP will für den breiten Einsatz erneuerbarer nergien vor allem die Erforschung und technische Wei- erentwicklung der Energiespeichertechnologien voran- ringen. Neben anderen Techniken und Verfahren ommt dabei der Produktion und Nutzung von Wasser- toff zur Substitution fossiler Brennstoffe eine besondere edeutung zu. Über die derzeit praktizierte anwen- ungsorientierte Forschung zur Marktfähigkeit und irtschaftlichkeit von bereits bekannten Energiespei- hersystemen hinaus muss die Grundlagenforschung in er Chemie und Physik, den Geowissenschaften, den aterialwissenschaften, der Mathematik und den Inge- ieurwissenschaften die notwendigen Voraussetzungen ür eine breit angelegte interdisziplinäre Energiespei- herforschung schaffen. In diesem Zusammenhang ist auch eine Biomasse- orschungsstrategie zu entwickeln. Themenschwerpunkte ind die Forschung und Entwicklung von Verfahren zur ereitstellung kohlenstoffstämmiger Kraftstoffe aus iomasse, Vergasung von biogenen Abfallstoffen zur Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14767 (A) ) (B) ) Nutzung des Synthesegases für Brennstoffzellen, Opti- mierung der landwirtschaftlichen Koppelproduktion Nahrung-Energie, Schnittstellentechnologien zu ver- schiedenen thermodynamischen Energiewandlern und Integration von modernen Biomassesystemen in Strom- versorgungsstrukturen. Auf der Basis einer Bestandsauf- nahme laufender Programme ist dazu beizutragen, dass zukünftige nationale und EU-weite Biomasse-Energie- Programme, zum Beispiel im Rahmen des EU-Pro- gramms „Intelligente Energie – Europa“, koordiniert werden. Eine sinnvolle Einbindung der erneuerbaren Energien setzt zugleich einen rationellen und verlustarmen Ener- gietransport voraus und verlangt nach weiteren Forschun- gen und Entwicklungen zu neuartigen Energieübertra- gungstechnologien wie gasisolierte Leitungssysteme, Gleichstrom-Hochspannungs-Übertragung und supralei- tenden Energietransportsystemen sowie zur Netzplanung und Netzsteuerung. Das alles kostet viel Geld, gewiss, aber es ist gut an- gelegtes Geld. Schließlich handelt es sich hierbei um Zu- kunftsinvestitionen in den Standort Deutschland. Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister für Wirtschaft und Arbeit: Energieforschung ist in Deutschland – wie die Anträge der Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen sowie der CDU/CSU- Fraktion zeigen – ein aktuelles Thema. Ich begrüße da- her die heutige Debatte. Sie streicht die Bedeutung von Forschung und Entwicklung im Energiebereich heraus. Auf lange Sicht ist die Energieforschung das strategische Instrument jeder guten Energiepolitik. Forschung und Entwicklung bestimmen die Technologien der Zukunft. Moderne Technologien sind für eine sichere, wirtschaft- liche und umweltverträgliche – sprich: nachhaltige – Energieversorgung unverzichtbar. Die Bundesregierung wird daher in Kürze ein neues Energieforschungsprogramm vorlegen, mit dem sie drei Grundlinien verfolgt: Erstens soll die Energieforschungspolitik einen kon- kreten Beitrag zur Erfüllung der energiepolitischen Vorgaben leisten. Das heißt, wir geben den Energietech- nologien Priorität, die darauf hinwirken, dass ein ausge- wogener Mix der verschiedensten Energieträger erhalten bleibt, eine steigende Energieeffizienz realisiert wird und der Beitrag der erneuerbaren Energien zur Primär- energiebedarfsdeckung wächst. Zweitens soll die Energieforschungspolitik die tech- nologischen Optionen für die Zukunft sichern und erwei- tern. Damit verbessern wir die Reaktions- und Anpas- sungsfähigkeit der Energieversorgung in Deutschland an neue energiewirtschaftliche Entwicklungen. Wir sehen darin einen unverzichtbaren Beitrag der Energiefor- schung zur gesamtwirtschaftlichen Risikovorsorge. Drittens ist die Energieforschungspolitik Bestandteil der Gesamtpolitik der Bundesregierung und dient somit auch der Verfolgung anderer politischer Ziele. Insbeson- dere ist die Energieforschungspolitik Teil unserer Strate- g s f a m G s v r u t w g b s u v z B t h n F d K d R D F S h d e u a s – s g r B g t m t A D (C (D ie für mehr Innovation, mehr Wachstum und mehr Be- chäftigung. Die drei genannten Grundlinien der Energieforschung ühren direkt hin zu einer strategisch und inhaltlich breit ngelegten Förderung von Forschung und Entwicklung oderner Energietechnologien. Sie reicht von der rundlagenforschung bis zur anwendungsnahen For- chung und berührt viele Anwendungsfelder – von den erschiedenen Technologien zur Nutzung der erneuerba- en Energien über Kraftwerkstechnik, Brennstoffzellen nd Wasserstoff bis zu den modernen Energieeinspar- echnologien. Ich stelle fest, dass – über die Fraktionsgrenzen hin- eg – Einigkeit über die grundlegenden Ziele der Ener- ieforschungspolitik und über die Förderschwerpunkte esteht. Das begrüße ich sehr. Unterschiedliche Auffas- ungen bestehen über die Rolle der Fusionsforschung nd der Kernenergie, insbesondere bei der Förderung on Forschung und Entwicklung neuer Reaktorkon- epte. Zunächst ein paar Worte zur Fusionsforschung. Die undesregierung sieht die Fusion als eine mögliche Op- ion der künftigen Energieversorgung. Sie unterstützt da- er – neben der nationalen Fusionsforschung – das inter- ationale Fusionsexperiment ITER und die Bewerbung rankreichs um den Standort Cadarache. Dagegen hat ie Bundesregierung den geordneten Ausstieg aus der ernenergie beschlossen. Es ist daher nur logisch, auch ie Förderung von Forschung und Entwicklung neuer eaktorkonzepte einzustellen. Ich füge allerdings hinzu: ie Bundesregierung sieht sich in der Verantwortung, orschung und Entwicklung im Bereich der „Nuklearen icherheit und Endlagerung“ zu unterstützen. Darüber inaus wird das Energieforschungsprogramm der Bun- esregierung einen Beitrag dazu leisten, dass der Kern- nergieausstieg ohne Beeinträchtigung einer sicheren nd wirtschaftlichen Stromversorgung ermöglicht wird. Lassen Sie mich zum Schluss noch ein Wort zu dem ktuellen Stand der Arbeiten an dem neuen Energiefor- chungsprogramm sagen. Die Bundesregierung wird wie in der Koalitionsvereinbarung festgelegt – in die- er Legislaturperiode eine neues Energieforschungspro- ramm vorlegen. Die Arbeiten dazu sind unter Federfüh- ung des BMWA und unter Beteiligung des BMU, des MVEL und des BMBF weit fortgeschritten. Das Pro- ramm wird ein wichtiger Teil der „Innovationsinitia- ive“ der Bundesregierung sein und die Bemühungen für ehr Wachstum und Beschäftigung in Deutschland un- erstützen. nlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Werbung auf dem Gebiet des Heilwesens (Tagesordnungs- punkt 15) Dr. Carola Reimann (SPD): Für Arzneimittel darf in eutschland gar nicht oder nur eingeschränkt geworben 14768 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) ) (B) ) werden. Denn alle Pharmazeuten wissen: keine Haupt- wirkung ohne Nebenwirkung. Arzneimittel können nicht nur helfen, sondern unter ganz bestimmten Umständen, zum Beispiel bei unsachgemäßer Anwendung, auch schwere Schäden zufügen. Deshalb bedarf es bei ihrer Anwendung zur Behandlung ernsthafter Erkrankungen der medizinischen Diagnose und Beratung. Vor der Ein- nahme braucht es eine fundierte und seriöse Aufklärung und Information durch den behandelnden Arzt. Da reicht auch nicht der Hinweis: „Zu Risiken und Nebenwirkun- gen fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker.“ Wir stellen ein wachsendes Informationsbedürfnis in Bezug auf neue Arzneimittel und neue Behandlungsme- thoden bei den Patientinnen und Patienten fest. Und wir sind uns darüber einig, dass Werbung und seriöse Infor- mation zweierlei sein können. Wir sind uns über die Funktion und das primäre Ziel von Werbung im Klaren, dennoch liegt im Marketing auch eine Facette von Infor- mation – ohne dass ich über die Qualität dieser Informa- tion an dieser Stelle urteilen will. Aus all diesen Gründen stehen wir der Diskussion, das strikte Verbot von Werbung für OTC-Präparate – also Arzneimittel, die nicht verschreibungspflichtig sind und seit der Gesundheitsreform selbst bezahlt wer- den – zu überdenken, offen gegenüber. Vor dem Hinter- grund der steigenden Eigenverantwortung und auch der höheren finanziellen Eigenleistung in diesem Segment möchten wir diesem Gedanken Rechnung tragen, indem wir das strikte Verbot der Werbung für diese Medika- mente im Hinblick auf die Endverbraucher verändern wollen. Allerdings muss das, was für OTC-Präparate gilt, auch für Heilmittel und Medizinprodukte sowie auch für Therapien gelten. Deswegen springt der Entwurf des Bundesrates, der sich nur auf Human- und Tierarznei- mittel bezieht, zu kurz. Dies muss meiner Ansicht nach ausführlicher und differenzierter diskutiert werden. Denn wie so vieles im Leben, besitzt auch Werbung zwei Seiten: Sie kann einerseits durchaus (sinnvolle) In- formationen enthalten, sie kann aber andererseits mani- pulieren und in die Irre führen. Gerade bei schweren Er- krankungen, wie zum Beispiel Krebs, die mit großen Ängsten und Verzweiflung der Betroffenen verbunden sind, kann die Suggestion, ihr Leiden ließe sich auch ohne Hinzuziehung eines Arztes heilen, zu schwersten Schäden führen. Noch problematischer wird es bei In- fektionen und übertragbaren Erkrankungen, denn hier können auch unbeteiligte Dritte schweren Schaden neh- men, wenn der Arzt nicht oder zu spät konsultiert wird. Der Schutz der gesundheitlichen Individualinteressen und auch der Schutz der Allgemeinheit müssen der Maß- stab für eine Werbung in diesem sensiblen Bereich sein. Deshalb muss sich auch in Zukunft Werbung für Arznei- mittel zur Behandlung schwerer Erkrankung auf Fach- kreise beschränken. Einen Vorschlag im Bundesratsentwurf halte ich für ausgesprochen unterstützenswert, nämlich das Verbot von Werbung für Schönheitsoperationen. Allein die Frauenzeitschrift „Brigitte“ verzeichnet in ihrer neuesten Ausgabe über 40 Anzeigen unter der Rubrik „Schön- h i s S u v d h S o z f z R b n o S g b T v r d d s ü s d s W s A b D i a r p z O c o g u k v t s s u b B (C (D eitschirurgie“ mit den dazugehörigen Internetadressen m In- und Ausland. Wenn Sie die mal anklicken, dann ehen Sie Angebote, ohne dass auf die Risiken mit einer ilbe eingegangen wird! Der Vorschlag, irreführende nd suggestive Werbung für Schönheitsoperationen zu erbieten, ist deshalb richtig. Das ist ein erster Schritt, em Medienhype um den scheinbar risikolosen Schön- eitswahn zu begegnen. Hier wird in fragwürdigen TV- hows einem überzogenen Schönheitsideal gehuldigt, hne auf die Risiken solcher Schönheitsoperationen ein- ugehen. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt ormulierte dazu sehr treffend: „Daher dürfen wir nicht ulassen, dass mit Schönheitsoperationen – bis hin zur underneuerung – so geworben wird, als sei alles pro- lemlos möglich.“ Ich denke, mit dieser Ansicht steht sie icht allein. Das Werbeverbot für chirurgische Eingriffe hne medizinische Notwendigkeit kann da ein wichtiges ignal sein. Ich glaube, es besteht ein breiter Konsens über den rundsätzlichen Bedarf zur Änderung des Heilmittelwer- egesetzes in diesem Haus. Aber wie so oft steckt der eufel im Detail. So gibt es meiner Ansicht nach noch iele offene Fragen, die durch den Entwurf des Bundes- ates nicht beantwortet werden. An anderer Stelle greift er Bundesratsentwurf, wie ich gezeigt habe, entschie- en zu kurz. Im Sinne der Patientinnen und Patienten tehen wir aber einer intensiven Diskussion offen gegen- ber, um eine möglichst umfassende Regelung für die- en Bereich zu finden. Dr. Marlies Volkmer (SPD): Auch die Koalition will as Heilmittelwerbegesetz novellieren – wir müssen das ogar, weil wir europäisches Recht umzusetzen haben. ir wollen die Diskussion aber in einem größeren Zu- ammenhang führen, im Rahmen der 14. AMG-Novelle. lle diesbezüglichen Änderungen des deutschen Rechts etreffen die Industrie in der einen oder anderen Weise. eshalb ist es sinnvoller, die zu treffenden Regelungen n ein Gesamtpaket zu packen. Lassen Sie mich meine Ausführungen beschränken uf den Kern des vorliegenden Gesetzes, die Erleichte- ung der Publikumswerbung für nicht verschreibungs- flichtige Medikamente. Tatsächlich stehen die pharma- eutischen Unternehmen seit der Ausgliederung der TC-Präparate aus dem Leistungskatalog der gesetzli- hen Krankenversicherung vor einem Problem: Die Ver- rdnungen zulasten der GKV sind drastisch zurückge- angen, ohne dass die Zunahme der Selbstmedikation nd der Privatverordnungen dies hätte kompensieren önnen. Die Umsätze lassen sich aber auch nicht einfach mit erstärkter Werbung steigern, da das geltende Heilmit- elwerbegesetz der Publikumswerbung enge Schranken etzt. Diese Schranken freilich gibt es nicht ohne Grund. Arzneimittel sind ein besonderes Gut. Werbebe- chränkungen gibt es, um die Sicherheit der Patientinnen nd Patienten zu schützen. Diese Sicherheit ist vor allem ei der Anwendung von Arzneimitteln gefährdet, die der ehandlung schwerer Erkrankungen dienen. Diese Me- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14769 (A) ) (B) ) dikamente unterliegen zum größten Teil der ärztlichen Verschreibungspflicht. Die Ausgrenzung der OTC-Präparate ist möglich ge- wesen, da diese größtenteils, wenn auch bei weitem nicht ausschließlich, der Behandlung geringfügiger Ge- sundheitsstörungen dienen. Sie sind gut verträglich und haben geringe Nebenwirkungen. Es ist einzig dieser be- sondere Charakter der OTC-Präparate, der es zulässt, über eine Neuregelung der Publikumswerbung in diesem Bereich zu sprechen. Der Gesetzgeber bleibt in jedem Fall in der Pflicht, zwischen den berechtigten Interessen der Pharmaindus- trie und den berechtigten Sicherheitsinteressen der Pa- tientinnen und Patienten einen Weg zu finden, der beiden Seiten gerecht wird. Der Weg, den der Bundesrat vor- schlägt, ist meiner Ansicht nach nur bedingt im Interesse der Patientinnen und Patienten. Eine erhebliche Gefährdung der Patientinnen und Pa- tienten besteht zum Beispiel bei rezeptfreien Medika- menten, die bei Krebs eingesetzt werden können. So könnte ein Patient, angeregt durch die Werbung, ohne Kontrolle eines Arztes sich selbst behandeln und damit unter Umständen auf eine notwendige hochwirksame Behandlung verzichten. Gerade bei Krebs ist die direkte Information durch den Arzt ohne Beeinflussungen durch die Werbung wichtig. Bei schweren Infektionskrankhei- ten besteht sogar eine Gefahr für Dritte, wenn nicht um- gehend ärztliche Hilfe in Anspruch genommen wird. Die Pubiikumswerbung für Arzneimittel, die bei gra- vierenden Krankheiten und Leiden eingesetzt werden, sollte daher weiterhin verboten sein. Dies sind Präparate, die zur Behandlung von Krebs, einer Sucht, schweren meldepflichtigen Infektionen oder zur Behandlung von Komplikationen im Wochenbett eingesetzt werden. Im gesamten Gesundheitsbereich besteht eine gravie- rende Wissenskluft zwischen Arzt und Apotheker auf der einen und dem Patienten auf der anderen Seite, die sich nicht einfach durch ein paar bunte Fernsehspots oder witzige Werbebroschüren beseitigen lässt. Der Pa- tient wird immer – das betone ich vor allem für die, die gern der weiteren Privatisierung unseres Gesundheitswe- sens das Wort reden – auf die Beratung durch einen Arzt oder Apotheker oder eine unabhängige Informations- stelle angewiesen sein und dieser sein Vertrauen schen- ken müssen. Wenn die Pharmafirmen intensiver für ihre Produkte werben dürfen, werden die Patienten in der Apotheke öf- ter als bisher bestimmte Präparate nachfragen und eben nicht mehr darum bitten, zum Beispiel ein Mittel gegen Sodbrennen zu erhalten. Das kann durchaus Gefahren für die Patientinnen und Patienten bergen, denn die Be- ratungskompetenz des Apothekers ist in diesem Fall be- sonders wichtig. Hier unterscheiden sich Medikamente deutlich von anderen Produkten. Auch wenn Name und Hersteller des Arzneimittels bekannt sind, muss das eben nicht heißen, dass der Patient über Wirkungen und Ne- benwirkungen tatsächlich Bescheid weiß. Die Bedeu- tung des Apothekers wird meiner Ansicht nach zukünf- tig noch zunehmen. h b d o z t p s g I z m D N t k d f K A t M l H b n n d w d a s d d D r w h I b s d z e m n m w a A (C (D Patientinnen und Patienten brauchen daneben unab- ängige, vergleichende Informationen. Dazu gehört ne- en der Information über medikamentöse und nicht me- ikamentöse Methoden auch die Information darüber, b und gegebenenfalls wie auf eine Behandlung ver- ichtet werden kann. Diese Funktion erfüllen jetzt schon eilweise die Verbraucherzentralen und Selbsthilfegrup- en. Das neu gegründete Institut für Qualität und Wirt- chaftlichkeit in der Medizin wird zusätzlich dazu beitra- en, dass die Bürgerinnen und Bürger nicht allein auf die nformationen angewiesen sind, die die Pharmaindustrie ur Steigerung ihres Absatzes bereitstellt. Viele der im Gesetzentwurf vorgesehenen Maßnah- en sind sinnvoll und richtig. Aber lassen Sie uns die iskussion im größeren Zusammenhang der 14. AMG- ovelle führen. Ich bin mir sicher, dass wir zu den meis- en Punkten gemeinsam zu guten Lösungen kommen önnen. Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Seit er Gesundheitsreform 2003 werden die meisten rezept- reien Arzneimittel nicht mehr durch die gesetzliche rankenversicherung finanziert. Dieses Segment des rzneimittelmarkts liegt damit in der Selbstverantwor- ung der Patientinnen und Patienten. Damit haben wir auch den Wettbewerb auf dem arkt für verschreibungsfreie Arzneimittel stärken wol- en. Wenn wir aber Wettbewerb wollen, müssen wir den erstellern auch das Recht zugestehen, ihre Produkte zu ewerben und bekannt zu machen. Gerade für viele klei- ere und mittelständische Arzneimittelhersteller, die icht darauf vertrauen können, dass ihre Medikamente in en Apotheken besonders herausgestellt werden, ist das ichtig. Dies ist aber auch wichtig mit Blick auf die Entschei- ungsspielräume der Patientinnen und Patienten. Wie uf anderen Produktmärkten auch, muss es ihr selbstver- tändliches Recht sein, sich möglichst umfassend über ie verschiedenen Angebote informieren zu können. Zu einem hohen Informationsstand beitragen kann er weitere Ausbau unabhängiger Informationsangebote. ie Infrastruktur der Verbraucherinformationen und -be- atung, die auf den meisten anderen Märkten mittler- eile einen hohen Standard erreicht hat, ist im Gesund- eitswesen immer noch unzureichend. Zur notwendigen nformation beitragen können aber auch erweiterte Wer- emöglichkeiten für rezeptfreie Arzneimittel. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich auch im Ge- undheitswesen das Verbraucherverhalten stark verän- ert. Das Verhältnis vieler Patientinnen und Patienten ur Arzneimittelwerbung ist heute nüchterner und von inem höheren Wissensstand über medizinische Zusam- enhänge geprägt als noch vor 20 oder 30 Jahren. Arz- eimittelwerbung ist damit nicht mehr nur ein Instru- ent der Beeinflussung, sondern eben auch eine ichtige Quelle für die Patienteninformationen. Dies gilt umso mehr, als das Heilmittelwerbegesetz n die Arzneimittelwerbung hohe Anforderungen stellt. rzneimittelwerbung muss möglichst sachlich erfolgen 14770 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) ) (B) ) und notwendige Informationen über die Anwendungs- weise, Zusammensetzung und Risiken der beworbenen Medikamente enthalten. Die Patientinnen und Patienten werden vor allzu manipulierender Werbung durch sug- gestive Bilder und Texte geschützt. Ich teile grundsätzlich das Anliegen des Bundesrates, die Werbemöglichkeiten für rezeptfreie Arzneimittel zu erweitern. Ich bin aber der Ansicht, dass die Länder in ihrem Gesetzesentwurf über das gemeinsame Ziel hin- ausschießen. Das Heilmittelwerbegesetz enthält eine Liste mit Krankheiten, für deren medikamentöse Be- handlung nicht geworben werden darf. Diese Liste will der Bundesrat fast vollständig streichen. Damit wäre Werbung zum Beispiel auch für solche Medikamente er- laubt, die bei Krebserkrankungen, Suchtkrankheiten oder bei Komplikationen während der Schwangerschaft eingesetzt werden. Das halte ich für falsch. Auch bei rezeptfreien Arzneimitteln werden wir nicht vollständig auf Werbebeschränkungen verzichten kön- nen. Menschen, die an sich selber Symptome einer schweren Erkrankung beobachten, können leicht in eine psychische Ausnahmesituation geraten. Licht könnten sie versucht sein, zu ungeeigneten Arzneimitteln zu grei- fen, von denen sie sich schnelle Heilung versprechen. Damit könnte aber vielfach wichtige Zeit für eine not- wendige ärztliche Behandlung verloren gehen und könn- ten Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln her- vorgerufen werden. Auch in einem stärker vom Wettbewerbsgedanken und von der Selbstverantwortung der Patientinnen und Patienten geprägten Arzneimittelmarkt muss der Patien- tenschutz gewährleistet sein. Das Recht der Hersteller auf die Präsentation ihrer Produkte, die Selbstverantwor- tung der Patientinnen und Patienten und der Verbrau- cherschutz müssen vernünftig miteinander austariert werden. Dem Gesetzesentwurf des Bundesrates gelingt diese notwendige Balance nicht. Detlef Parr (FDP): Die Bundesregierung hat hier ei- nen Gesetzentwurf vorgelegt, der – grob gesprochen – zwei Zielrichtungen verfolgt: Zum einen soll im Bereich der Schönheitschirurgie die Werbetätigkeit stärker kon- trolliert und einschränkt werden. Zum anderen sollen im Bereich der Arzneimittelwerbung Restriktionen gelo- ckert werden. Beides begrüßen und unterstützen wir zu- nächst einmal. Die Schönheitschirurgie nimmt in Deutschland Aus- maße an, die zumindest bedenklich stimmen. Die Zahl der schönheitschirurgischen Eingriffe hat sich seit 1990 versechsfacht! Die Entscheidung scheint heute mit gro- ßer Leichtigkeit getroffen zu werden, sich mal eben das Fett absaugen, die Fältchen glätten und dabei auch noch diverse Korrekturen am Körper vornehmen zu lassen. Ir- gendwann ist der Punkt erreicht, an dem nicht genormtes Aussehen und nicht genormte Körpermaße zu gesell- schaftlichem Unverständnis führen – man könne sich das ja wohl korrigieren lassen. Jungen Mädchen wird heute ein körperliches Idealbild vorgegeben, das sie in viel zu jungen Jahren zu Brustvergrößerungen, Lippen- und Na- s j s b o s t i K g d l g r m k s W m t G t n H p s g R r I s l i s z d R h d N g „ s m b t b I n d b (C (D enkorrekturen veranlasst. Es kommt vor, dass heute unge Mädchen und bald vermutlich auch Jungen einen chönheitschirurgischen Eingriff zum Abitur geschenkt ekommen. Bedenken vor möglichen Risiken solcher perativen Eingriffe werden abgeschüttelt. Medien und Werbung verstärken diesen Trend mas- iv. Schönheitsoperationen live im Fernsehen sind da die raurige Spitze eines medialen Eisberges. Daher begrüße ch die Initiative der Bundesärztekammer, mit ihrer oalition gegen den Schönheitswahn dem Trend entge- enzuarbeiten. Und ich begrüße das Bestreben der Bun- esregierung, dem freien Werben mit dem scheinbar al- em chirurgisch Möglichen Einhalt bieten zu wollen, Ihr Vorschlag ist, im Heilmittelwerbegesetz die dort eltenden Werberestriktionen auf die operativen Verfah- en auszuweiten, die sich auf die Veränderungen des enschlichen Körpers ohne medizinische Notwendig- eit beziehen. Die kommenden Ausschussberatungen owie die Anhörung werden klären, ob das der richtige eg ist. Ebenso begrüßen wir die Modernisierung des Heil- ittelwerbegesetzes im Bereich der Arzneimittel. Dies rägt der Tatsache Rechnung, dass wir heute in unserem esundheitswesen einen mündigen, informierten Patien- en erwarten, der in Beratung mit seinem Arzt die für ihn otwendige medizinische Entscheidung fällt. Mit der erausnahme der OTC-Präparate aus der Erstattungs- flicht der GKV, wie es die Regierungskoalition gemein- am mit der CDU/CSU im Gesundheitsmodernisierungs- esetz entschieden hat, wird der Patient noch stärker in ichtung Selbstmedikamention geführt. Dann ist es auch ichtig und wichtig, ihm den Zugang zu allen relevanten nformationen zur Verfügung zu stellen. Auch an dieser Stelle bleibt die ausführliche Aus- chussberatung abzuwarten, um zu prüfen, ob der vorge- egte Gesetzentwurf diesem Ziel entsprechend formuliert st. Zu prüfen ist beispielsweise, ob nicht auch dem ge- tiegenen Bedürfnis der Patienten nach geprüften und uverlässigen arzneimittelbezogenen Informationen bei en verschreibungspflichtigen Arzneimitteln verstärkt echnung getragen werden sollte. Und ob dem Sicher- eitsaspekt dadurch besser Rechnung getragen wird, ass wir den uns allen bekannten Satz: „Zu Risiken und ebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fra- en Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ noch ausweiten auf Bei unklarer Ursache oder längerem Anhalten der Be- chwerden ist grundsätzlich ein Arzt zu Rate zu ziehen“, uss ebenso hinterfragt werden. Kurzum: Die Zielrichtung unterstützen wir, im Hin- lick auf die vorgeschlagenen Umsetzungswege erwar- en wir Aufschluss bei der zu erwartenden Anhörung. Tanja Gönner, Sozialministerin Baden-Württem- erg: Als Beauftragte des Bundesrates freue ich mich, hnen heute einen Gesetzesentwurf vorstellen zu kön- en, dessen Einbringung der Bundesrat Ende September es letzten Jahres mit einer großen Mehrheit der Länder eschlossen hat. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14771 (A) ) (B) ) Bei der letzten Gesundheitsreform bestand insbeson- dere über zwei zentrale Bestandteile ein breites Einver- nehmen: Erstens die Stärkung der Eigenverantwortung der Ver- sicherten und zweitens die Stärkung wettbewerblicher Elemente. Eine bedeutende Rolle nimmt hierbei der Arz- neimittelsektor ein. Insbesondere bei den nicht ver- schreibungspflichtigen Medikamenten ist es zu zahlrei- chen Neuregelungen gekommen. So werden diese bei Erwachsenen im Regelfall nicht mehr von den gesetzli- chen Krankenkassen bezahlt. Die Apotheken sind dabei in ihrer Preisgestaltung gegenüber dem Endverbraucher frei. Das Heilmittelwerbegesetz gibt einen sehr engen Rahmen vor für die Werbung mit Arzneimitteln. Die Be- stimmungen über zulässige Informationen außerhalb der Fachkreise sind im Grunde seit dem Jahre 1965 nicht wesentlich verändert worden. In der Zwischenzeit hat sich aber das Verhältnis der Patienten zu den Leistungs- anbietern im Gesundheitswesen grundlegend gewan- delt. Das Bedürfnis nach gesundheitsbezogenen Infor- mationen ist enorm gestiegen. Wir brauchen daher eine zeitgemäße Neuordnung der Arzneimittelwerbung, die einerseits diesem berechtigten Informationsbedürfnis ge- recht wird und andererseits einen hinreichenden Schutz vor rein plakativer Werbung bietet. Der Gesetzesentwurf hat das Ziel, dem Verbraucher den Zugang zu validen, unabhängig geprüften Arznei- mittelinformationen zu erleichtern. Er soll sich bereits im Vorfeld und nicht erst beim Erwerb der Arzneimittel umfassend über Anwendungsgebiete und -beschränkun- gen, über Anwendungsart und -dauer sowie über mögli- che Nebenwirkungen informieren können. Darüber hi- naus soll es den Arzneimittelanbietern in größerem Umfang als bisher ermöglicht werden, aktiv auf Arznei- mittel, die eigenverantwortlich vom Patienten eingesetzt werden können, aufmerksam zu machen. Dies ist eine folgerichtige Konsequenz für Produkte, die jeder nach seiner freien Entscheidung und auf eigene Kosten erwer- ben kann. Der vom Bundesrat eingebrachte Gesetzentwurf ba- siert im Wesentlichen auf zwei Kernpunkten: die He- rausnahme der Packungsbeilagen aus dem Anwendungs- bereich des Heilmittelwerbegesetzes und die Aufgabe der Auflistung von Indikationen, die nicht Gegenstand der Laienwerbung für Arzneimittel sein dürfen. Um den Bedürfnissen des gesundheitlichen Verbrau- cherschutzes auch nach der Neuregelung gerecht zu wer- den, ist eine Beschränkung der Laienwerbung auf solche Arzneimittel oder Medizinprodukte vorgesehen, die nach ihrer Zusammensetzung und Zweckbestimmung ohne Tätigwerden eines Arztes – erforderlichenfalls nach Beratung durch den Apotheker – verwendet werden können. Dies entspricht auch der aktuellen Formulierung im europäischen Arzneimittelrecht. Ein Pflichthinweis in der Werbung soll sicherstellen, dass bei unklarer Ursa- che oder länger anhaltenden Beschwerden grundsätzlich ein Arzt zu Rate gezogen wird. E n m m s g s s i K l h r d r f d v d R v d f d g d m R B k l B t z s g g c n k u g p d t R c d s d A B a v (C (D Eine weitere Regelung bezieht schönheitschirurgische ingriffe, die ohne medizinische Notwendigkeit vorge- ommen werden, in den Anwendungsbereich des Heil- ittelwerbegesetzes ein. Da es sich hierbei um Eingriffe it teilweise erheblichem Risiko handelt, sollen in die- em Bereich insbesondere bestimmte Formen der sug- estiven Werbung, wie sie inzwischen weit verbreitet ind, verboten werden. Es freut mich, dass sich die Bundesregierung an die- er Stelle unserer Meinung anschließt! Allerdings habe ch doch mit Erstaunen der Presse entnommen, dass Frau ollegin Schmidt am 11. Februar in einer Pressemittei- ung Ihres Hauses geäußert hat: „Zur Frage der Einbezie- ung der Schönheitsoperationen in den Anwendungsbe- eich des Heilmittelwerbegesetzes besteht Konsens mit em Bundesrat.“ Waren es doch die Länder, die dies be- eits im September im Rahmen des Gesetzesentwurfs ge- ordert haben, also lange, bevor Sie mit dem Thema an ie Öffentlichkeit gegangen sind und es als ihre Sache erkauft haben! Doch es freut mich, dass sich die Bun- esregierung hier unserer Auffassung anschließt und der egelungsvorschlag der Länder fast wörtlich in den nun orliegenden Entwurf übernommen wurde. Weitere Detailregelungen halten wir für entbehrlich, a dem Zweck – nämlich den Verbraucher vor den Ge- ahren unlauterer Heilmittelwerbung zu schützen – mit em vorliegenden Entwurf umfänglich Rechnung getra- en wird. Außerdem bewegen wir uns damit in dem urch die europäische Gesetzgebung vorgegebenen Rah- en. Es ist uns wichtig, dass in Deutschland dieselben egeln gelten wie in anderen Ländern des europäischen innenmarktes. Wie fast immer bei Vorschlägen zu Neuregelungen, ommt auch in diesem Fall vereinzelt Kritik auf. Das ist egitim. Ich will kurz auf die am häufigsten geäußerten edenken eingehen: Befürchtungen, dass mit der Initia- ive des Bundesrates eine grundsätzliche Zustimmung ur Liberalisierung des Arzneimittelmarktes verbunden ein könnte, soll an dieser Stelle entschieden entgegen etreten werden. Im Gegenteil: Der Zugang zu seriöser, eprüfter Information soll erleichtert und dem Verbrau- her gleichzeitig verdeutlicht werden, dass hinter zu- ächst harmlos scheinenden Beschwerden ernsthafte Er- rankungen stehen können, die immer der Abklärung nd Behandlung durch Fachleute bedürfen. Ich bin überzeugt, dass mit den vorgesehenen Neure- elungen eine sinnvolle und dringend notwendige An- assung der Bestimmungen zur Heilmittelwerbung an ie veränderten Bedürfnisse von Patienten und Anbie- ern erfolgen wird. Mit Blick auf den europarechtlichen ahmen und das Recht auf Information für die Verbrau- her, ist eine Liberalisierung der Heilmittelwerbung ringend geboten. Ich möchte Sie daher bitten, die Vor- chläge des Bundesrates aufzugreifen und eine Novelle es Heilmittelwerbegesetzes zügig zu verabschieden. us meiner Sicht ist ein Zuwarten auf das von der undesregierung angekündigte Gesetzespaket zu einer llgemeinen Reform des Arzneimittelrechts nicht sinn- oll. Sowohl für die Verbraucher als auch für die meist 14772 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) ) (B) ) mittelständischen Firmen ist ein unnötiger Aufschub nicht zumutbar. Im Übrigen wurde ein erster Referentenentwurf für die 14. Arzneimittelgesetz-Novelle in Fachkreisen be- reits vorgestellt. Obwohl die Bundesregierung einen grö- ßeren Reformbedarf im Heilmittelwerbegesetz einge- räumt hat, verschenkt sie die Chance, diesen jetzt anzupacken. Das Einzige, was bislang von den Vorschlä- gen des Bundesrates aufgegriffen wurde, ist das Verbot der Werbung für nicht erforderliche schönheitschirurgi- sche Eingriffe. Von der Vorlage der Bundesregierung bin ich daher sehr enttäuscht und sehe mich in der Notwen- digkeit bestätigt, die Liberalisierung der Heilmittelwer- bung in einem eigenständigen Gesetz vorab umzusetzen. Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Wettbewerb und In- novationsdynamik im Softwarebereich sichern – Patentierung von Computerprogrammen effek- tiv begrenzen (Tagesordnungspunkt 16) Dirk Manzewski (SPD): Wir debattieren am heuti- gen Tag abschließend über unseren interfraktionellen Entschließungsantrag zu dem Richtlinienvorschlag des Europäischen Parlaments und des Rates zur Patentierung computerimplementierter Erfindungen. Der entsprechende Richtlinienvorschlag der EU war von Anfang an von einer sehr kontroversen Debatte zwi- schen den Betroffenen begleitet. Ich glaube, dass wir uns hier im Deutschen Bundestag schnell darüber einig wa- ren, dass der Diskussionsstand auf EU-Ebene auf für uns zentrale Fragen bislang keine hinreichenden Lösungen aufweist. Unbestritten ist, dass Computer- und damit software- basierte Informations- und Kommunikationstechniken einen erheblichen und auch weiter zunehmenden Anteil an der Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der Wirt- schaft haben. Strittig ist jedoch, inwieweit patentrechtliche Instru- mente geeignet oder gar erforderlich sind um diese inno- vativen und ökonomischen Potenziale optimal nutzen zu können. Insoweit stellt dieser interfraktionelle Entschlie- ßungsantrag – dies muss man so deutlich sagen – auch einen Kompromiss zwischen denjenigen unter uns dar, die insoweit für eher weniger Rechtsschutz plädieren und sich hiervon mehr Innovation und Wettbewerb ver- sprechen und den Kolleginnen und Kollegen wie mir, die den Schutz geistigen Eigentums als Innovationsmotor ansehen und sich hiervon einen größeren wirtschaftli- chen Nutzen für unser Land erhoffen. Der Entschließungsantrag berücksichtigt beide Inte- ressen, da die Grenzen der Patentierbarkeit von Compu- terprogrammen auch nach meinem Verständnis nicht mehr klar gezogen sind und häufig genug im Wider- s r t P w A s f R r w g V p v g d d B B z t a F a E i e E c b f t F F k E N u d w g m z d d (C (D pruch zu den Grundsätzen stehen, die wir im Patent- echt vermeintlich insoweit geregelt haben. Ich stimme zwar mit der EU darüber überein, dass echnische Erfindungen auch dann dem Schutz des atentrechts zugänglich sein müssen, wenn sie Soft- arekomponenten enthalten. Ich bin jedoch ebenso der uffassung, dass insbesondere die Definition des techni- chen Beitrags deshalb in diesem Zusammenhang ein- ach konkreter gefasst werden muss. Die innerhalb Europas herrschende unterschiedliche echtspraxis und insbesondere die jüngere Patentie- ungspraxis des Europäischen Patentamtes haben inso- eit zu einer hohen Verunsicherung geführt. Eine EU-Richtlinie wird aber nur dann die von uns ewünschten Effekte mit sich bringen, wenn eindeutige oraussetzungen für die Patentierbarkeit von Computer- rogrammen und computerimplementierten Erfindungen orliegen. Es ist deshalb nur folgerichtig, die Bundesregierung emeinsam aufzufordern, darauf hinzuwirken, dass bei en weiteren Beratungen auf EU-Ebene die Definition es technischen Begriffs konkreter gefasst wird und der egriff „Technik“ sich dabei an der Definition des GHs orientieren sollte. Ziel muss es ein, hierdurch so genannte Trivialpatente u verhindern und die Patentierbarkeit von Geschäftsme- hoden sowie reinen Algorithmen nicht zuzulassen. Vor llem Trivialpatente bringen übrigens keinen echten ortschritt, sondern verhindern diesen eher. Ebenso macht es Sinn, dass sich die Bundesregierung uf EU-Ebene für die Durchführung einer unabhängigen valuierung der Entscheidungspraxis der Patentämter, nsbesondere des Europäischen Patentamts, einsetzt. Auch, wenn ich als Rechtspolitiker der SPD bei der inen oder anderen Formulierung dieses gemeinsamen ntschließungsantrages sozusagen „eine Kröte schlu- ken musste“, möchte ich mich bei allen – insbesondere ei den Kolleginnen und Kollegen der Opposition – da- ür bedanken, dass wir diesen Entschließungsantrag in- erfraktionell hinbekommen haben. Mein ganz besonderer Dank gilt den Mitarbeitern der raktionen, die die unterschiedlichen Auffassungen der raktionen und deren verschiedenen Arbeitsgruppen zu oordinieren hatten. Sicherlich keine einfache Aufgabe. rlauben Sie mir für meine Fraktion insoweit namentlich ermin Fazlic zu nennen. Jörg Tauss (SPD): Ich bin sehr glücklich, dass es ns gemeinsam gelungen ist, in einer, wie ich finde, für ie Zukunft der Innovationsfähigkeit Deutschlands sehr ichtigen Frage über alle Fraktionsgrenzen hinweg eine emeinsame Position zu finden. Mein Dank gilt den Berichterstattern und Fraktions- itarbeitern, die hier in einer sehr konstruktiven und ielorientierten Weise zu einem klaren Votum des Bun- estages gefunden haben. Der interfraktionelle Antrag, en wir heute einstimmig beschließen wollen, stellt Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14773 (A) ) (B) ) selbstverständlich allein deshalb einen Kompromiss dar, da er die sehr kontroversen Positionen und quer durch die Regierungen verlaufenden Konfliktlinien auszuglei- chen sucht. Ich denke, dass es ihm gelingt, und möchte ihnen gleich drei Punkte darlegen, die mich zu dieser Überzeu- gung führen. Vorweg möchte ich jedoch auf die für mich überra- schendste Erfahrung in dieser Debatte eingehen. Ich meine das große Engagement, teilweise auch die Emo- tionalität, mit denen die Auseinandersetzungen geführt wurden und werden. Ich meine auch das große, quer über Europa vernetzte Engagement vieler zivilgesell- schaftlicher Organisationen und Gruppen. Ich hätte es vor viereinhalb Jahren, als mich die Dis- kussion erreichte, nicht für möglich gehalten, dass das Patentrecht – gerade in Kombination mit der Informatik und Softwareentwicklung – tatsächlich eine derartige Motivationskraft entfalten kann, immerhin genug Moti- vation, um Tausende Menschen in ganz Europa in Bewe- gung zu setzen und sie dazu zu bringen, aktiv für ihre Überzeugungen einzustehen. Dies zeigte sich bereits bei der Konsultation der EU-Kommission Ende 2000, bei der 1 300 Beiträge eingingen und allein 1 200 von klei- nen und mittleren Unternehmen der Branche, Aktivisten der Open-Source-Gemeinde sowie zivilgesellschaftli- chen Gruppen. Auch eine kurzfristige Befragung der Bundesministe- riums für Wirtschaft und Arbeit im Vorfeld der Beratun- gen im Rat im Mai 2004 hat in kürzester Zeit über 1 000 Eingaben produziert. Ganz nebenbei wird hier ein altes Vorurteil widerlegt, demnach etwa Informatiker und Informatikerinnen in der Regel einen unpolitischen oder technokratischen Ansatz haben. Sie sind mitnichten die „Fachmenschen ohne Geist“, wie sie uns Max Weber am Ende des gesellschaftlichen Rationalisierungsprozes- ses vorhergesagt hatte. Sie sind hoch qualifizierte, kriti- sche und engagierte oft junge Menschen, die für ihre In- teressen und Überzeugungen aufstehen und sich in politische Prozesse einmischen. Natürlich dürfen wir die nach unseren Maßstäben da- mit einhergehenden Verluste an Genauigkeit, Fokussie- rung und Zielgerichtetheit der Diskussionen nicht über- sehen. Gerade wir, die wir auch Verantwortung tragen, dürfen dies nicht ignorieren. Aber ich möchte mich in unserem Namen bei den vie- len Menschen bedanken, die mit ihrem – ebenso ehren- amtlichen wie idealistischen – Engagement mit dazu bei- getragen haben, dass wir heute noch Einfluss nehmen können auf einen Entwurf zu einer Richtlinie. Andern- falls hätten wir heute sicher nur über die nationale Um- setzung einer bereits verbindlichen Vorgabe aus Brüssel befinden können, da bin ich mir sicher. Mein besonderer Dank gilt hier natürlich der Open-Source-Szene, die be- wiesen hat, dass sie nicht nur gute Programme schreiben kann, sondern auch etwas zur gesellschaftlichen Ent- wicklung zu sagen hat. Nach diesem Dank möchte ich nur drei Punkte an- sprechen, die uns meines Erachtens mahnen, bei der For- m E t s D m m a W l t p k u s m e a b B c o s d s w d w p k g a g s l P t f R t ä w s l c t O M d e s t c z (C (D ulierung verbindlicher Vorgaben auf europäischer bene sehr vorsichtig zu sein und äußerste Sorgfalt wal- en zu lassen. Da ich hinsichtlich des geforderten techni- chen Beitrages den Ausführungen meines Kollegen irk Manzewski nichts hinzufügen muss und die Argu- ente auch mehrfach ausgetauscht sind, möchte ich ich hier auf drei Anmerkungen konzentrieren. Erstens wird der von der EU-Kommission angeführte kute Harmonisierungsbedarf von weiten Teilen der irtschaft gar nicht als dringlich empfunden. Sicherlich egten und legen die Patentämter einzelner Mitgliedstaa- en die einschlägigen Abkommen, nämlich das Euro- äische Patent-Übereinkommen und das TRIPS-Ab- ommen im Rahmen der WTO, in Einzelfällen nterschiedlich aus. Aber entscheidend für die europäi- chen Märkte – das sagen uns die Unternehmen doch im- er wieder – sind nicht nationale Patente, sondern das uropäische Patent des Europäischen Patentamts EPA. Das heißt, wir haben hier ein Levelled Playground, uch ohne dass die EU für ihre Mitgliedstaaten eine ver- indliche Vorgabe zur Schaffung eines einheitlichen innenmarktes macht. Hier besteht dieser im Wesentli- hen bereits; denn entweder sie erhalten ein EPA-Patent der sie erhalten es nicht. Hinter vorgehaltener Hand timmen ihnen die Patentabteilungen der Konzerne zu, ass der Harmonisierungsbedarf recht konstruiert er- cheint. Hieraus ergibt sich allerdings auch ein Problem. Denn enn letztlich die Patentierungspraxis des EPA entschei- end ist, stellt sich die Frage, wie und vor allem durch en eventuelle Fehlentwicklungen in der Patentierungs- raxis des EPA korrigiert werden können. Von daher onnte die Ankündigung der Kommission, lediglich die ängige Patentierungspraxis kodifizieren zu wollen, nur ls Drohung verstanden werden, wenn damit die stritti- en jüngeren Entscheidungen des EPAs gemeint sein ollten. Ich mache kein Hehl daraus, dass ich dieser Entwick- ung kritisch gegenüberstehe. Eine Evaluierung dieser raxis ist unbedingt notwendig, allein um die oft zitier- en, aber selten belegten 30 000 Softwarepatente besten- alls zu widerlegen. Der Antrag fordert dies somit zu echt. Ich freue mich aber, zu hören, dass allein die kon- roverse Debatte hier dazu geführt hat, dass die Patent- mter bereits kritischer in der Vergabe geworden sind, enn Software ein wichtiger Bestandteil einer bean- pruchten Erfindung ist. Zudem basiert das EPA nicht auf gemeinschaftsrecht- ichen Vereinbarungen, sondern eben auf völkerrechtli- hen Verträgen wie WIPO und EPÜ sowie auf einer in- ernationalen Organisation, der European Patent rganization, EPO. Wie auf die EPO und das EPA mit itteln der EU-Gesetzgebung Einfluss genommen wer- en soll, ist mir persönlich schleierhaft. Dies scheint mir in grundlegender Konstruktionsfehler des Kommis- ionsvorschlags zu sein, nämlich auf eine externe Insti- ution, das EPA, rekurrieren zu wollen, ohne ein entspre- hendes übergreifendes institutionelles Instrumentarium u besitzen. 14774 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) ) (B) ) Die Vorsicht hinsichtlich gesetzgeberischer Maßnah- men ist aber vor allem deshalb angebracht, da etwa das Problem innovationsirrelevanter Patente – den viel zi- tierten so genannten Trivialpatenten – im Grunde gar kein legislatives Problem ist. Auch Patentbefürworter wollen keine Trivial- oder Logikpatente, da sie wissen, dass sie langfristig die gesellschaftliche Akzeptanz des Patentsystems als Innovationsinstrument infrage stellen. Das kann keiner wollen. Der sichere Ausschluss dieser Trivial- oder Logikpatente ist aber in erster Linie eine Frage der Erfindungshöhe des Gegenstandes, also der si- cheren Feststellung ihres innovativen Gehalts – damit aber auch in erster Linie eine Frage der Qualitätssiche- rung bei den Patentämtern. Hier sind eher die Ausbil- dung und die Ausstattung der Patentämter gefragt als die Schaffung neuer salomonischer Normen – seien es natio- nale, europarechtliche oder internationale. Zweitens zeigt die Debatte auch, wie groß bereits der Flurschaden durch überzogene Patentansprüche nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa und sogar in den USA ist. Hier ist es ein Warnzeichen, dass mittler- weile neben der Entwicklung im Pharma- und Agrarbe- reich – Stichworte „Aidsmedikamente“ oder „genetisch verändertes Saatgut“ – immer auch die Frage der Soft- warepatente in den USA als Indiz angeführt wird, dass geistiges Eigentum kaum noch positive gesellschaftliche Effekte zu befördern vermag. Wenn Patente im gesell- schaftlichen Diskurs zunehmend als Entwicklungs- hemmnis verstanden und als Blockademittel weniger großer und kleiner „Wegelagerer“ wahrgenommen wer- den, die den Kreativen und Innovativen entgegenarbei- ten, ist das ein Warnzeichen. Gerade für diejenigen, die die Überzeugung teilen – die SPD-Bundestagsfraktion gehört dazu –, dass der hinreichende Schutz des geistigen Eigentums unver- zichtbar ist zum Erhalt und zur Entwicklung der kreati- ven gesellschaftlichen Potenziale im Interesse der Krea- tiven, der Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt, ist eine klare und nachvollziehbare Unterscheidung von patentierbaren und nicht patentierbaren Gegenständen unabdingbar. Wie sich in diesem Zusammenhang der kategorische Ausschluss von Patenten auf Computerprogramme als solche und die im Entwurf des gemeinsamen Stand- punkts des Rates vorgesehenen Programmansprüche nicht widersprechen sollen, ist doch weder darstellbar noch vermittelbar. Folglich fordert der Antrag zu Recht einen Verzicht auf Programmansprüche. Drittens ist es erwähnenswert, dass der Deutsche Bundestag hier mit dem interfraktionellen Antrag zu ei- ner gemeinsamen Auffassung gelangt ist, obgleich wir auf das Gesetzgebungsverfahren im Grunde nur mei- nungsbildend einwirken können – aber immerhin, das sollten wir dann auch tun. Denn der vorliegende Antrag will insbesondere ein Defizit der Brüsseler Beratungen ein Stück weit korrigieren. Der zentrale, mich befrem- dende Aspekt seit dem Vorschlag der Kommission für eine Richtlinie ist die nachdrückliche Ignoranz, mit der in Brüssel den tatsächlichen europäischen und deutschen wirtschaftlichen Interessen im Softwarebereich begegnet w u n m t k s f s v a b n a g m m d s d a d w d t e s d m s s a s I g e I B s I r E d u l d n t h d u l s s – (C (D ird. Es sind die kleinen und mittleren Betriebe, die bei ns und auch in Europa die Träger der Dynamik und In- ovation im IT-Bereich sind. Es sind die kleinen und ittleren Unternehmen, die bei uns die hoch qualifizier- en Zukunftsjobs schaffen. Dies ist selbstverständlich eine Geringschätzung der Großunternehmen, aber aus tandort- wie innovationspolitischer Sicht wären wir alsch beraten, an dieser Stelle keine vor allem mittel- tandsorientierte Politik zu betreiben. Sie alle werden wie ich haufenweise Post und E-Mails on vielen kleinen und mittleren Softwareunternehmen us ihren Wahlkreisen erhalten haben. Entgegen der ver- reiteten Annahme verdienen die meisten dieser Unter- ehmen ihr Geld eben nicht mit Open Source, sondern uf klassischer Weise mit proprietärer Software wie die roßen Anbieter auch, wie Microsoft, HP, Oracle, Sie- ens oder SAP. Bill Gates erfasst das Problem somit itnichten, wenn er von einem neuen „Kommunismus“ er Open-Source-Missionare spricht. Bei allem Ver- tändnis für Zuspitzungen – auch ich soll ja gelegentlich azu neigen –: So einfach ist die Sache nun einmal nicht. Sicherlich sind die vielen Zuschriften und Anfragen uch Ergebnis einer Mobilisierungskampagne verschie- ener Gruppen. Aber wir müssen uns doch als verant- ortliche Politiker die Frage stellen, ob allein deshalb ie Sorgen dieser Unternehmen automatisch unberech- igt sind. Sie sind es nicht, wie ich meine. Für mich wird s wohl ewig ein Mysterium bleiben, wie Brüssel offen- ichtlich in dieser Frage den europäischen Mittelstand in er Softwarebranche im Regen stehen lassen will. Wir achen das nicht mit, um es ganz klar und deutlich zu agen – dies schon gar nicht zugunsten US-amerikani- cher Großkonzerne, deren Interessen sicherlich legitim, ber eben nicht immer kompatibel zu unseren europäi- chen sind. Zum Schluss möchte ich mich noch bei einer zweiten nstitution bedanken, die dies bisher ebenfalls nicht mit- emacht und die – man könnte sagen, Gott sei Dank – ine zentrale Rolle im Gesetzgebungsverfahren spielt: ch meine das Europäische Parlament. Erst die mutigen eschlüsse des EP vom September 2003 haben die tat- ächliche Konfliktlage für viele deutlich werden lassen. ch will hier von einigen auch meines Erachtens klä- ungsbedürftigen Begriffen und Wendungen in dem EP- ntwurf absehen. Ohne die Kolleginnen und Kollegen es EP hätten wir bereits eine Richtlinie, die deutschen nd auch europäischen Interessen mittelfristig zuwider- iefe. Natürlich freut es mich als Parlamentarier besonders, ass es in dieser Frage oft die Parlamente waren und och sind, die offensichtliche Fehlentwicklungen thema- isiert und auf öffentlicher Bühne kontrovers diskutiert aben; denn dort gehört diese Debatte auch hin. Ich anke an dieser Stelle stellvertretend unseren Kollegen nd Kolleginnen in Spanien, in den Niederlanden, in Po- en und in Dänemark. Es wird auch wieder das Europäi- che Parlament sein, das am Ende des Richtlinienprozes- es steht. Ich bitte das Europäische Parlament unabhängig von der Frage eines Neustarts des Verfah- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14775 (A) ) (B) ) rens –, dem gemeinsamen Standpunkt des Rates in der gegenwärtigen Entwurfsfassung nicht zuzustimmen. Ich fordere alle Beteiligten auf, in einem Vermitt- lungsverfahren die Chance zu nutzen, zu einer ausgewo- genen und den europäischen Interessen entsprechenden Richtlinie zu kommen. Ein Bemerkung sei mir noch er- laubt: Auch ein völliges Scheitern des Richtlinienvorha- bens hätte meines Erachtens doch bestenfalls marginale Auswirkungen. Dr. Günter Krings (CDU/CSU): Wir erleben heute einen der seltenen Fälle, in denen alle Fraktionen des Hauses einen gemeinsamen Antrag zur Abstimmung stellen. Für die konstruktive Zusammenarbeit möchte ich den beteiligten Kollegen aus allen Fraktionen dan- ken. Unser gemeinsames Vorgehen ist umso wichtiger, weil wir im Rahmen europäischer Gesetzgebung nur dann eine Chance haben, die Position des Deutschen Bundestages einzubringen, wenn wir mit einer Stimme sprechen. Das gilt erst recht dann, wenn es sich wie hier bei den Softwarepatenten um ein Thema handelt, in dem die zuständige Ministerin bislang nicht gerade sehr glücklich agiert hat. Die Fraktionen stehen an dieser Stelle zusammen. Das ist ein ebenso wichtiges wie ermutigendes Zeichen für einige Tausend mittelständische Software-Entwickler mit Zehntausenden von Arbeitnehmern in Deutschland. Es ist zugleich ein Zeichen, das die Bundesregierung nicht länger ignorieren kann. Dass es angesichts der zu- nächst abweichenden Auffassung der Justizministerin überhaupt möglich ist, einen fundierten Antrag aus der Mitte dieses Hauses zu diesem komplexen Thema zu er- arbeiten, verdanken wir vor allem den Fraktions- und Abgeordneten-Mitarbeitern, die an diesem Antrag ge- schrieben haben. Ich möchte mich daher für die geleis- tete Arbeit namentlich bedanken bei Herrn Nermin Fazlic und Frau Petra Marmann von der SPD, bei Herrn Oliver Passek und Frau Franziska Vilmar von den Grü- nen, bei Herrn Ole Jani von der FDP sowie bei meinem Mitarbeiter, Herrn Jörn Henkel. Ohne allzu sehr in Eigenlob zu verfallen, können wir heute festhalten, dass wir eine sehr differenzierte und sachorientierte Betrachtung der Patentierbarkeit so ge- nannte „computerimplementierter Erfindungen“ vorge- nommen haben. Ich will an dieser Stelle noch einmal die Punkte des Antrags herausstellen, die der CDU/CSU- Bundestagsfraktion besonders wichtig sind. Mit dem dif- ferenzierten Forderungskatalog des interfraktionellen Antrags haben wir uns bewusst nicht die Position des Europäischen Parlamentes vom September 2003 zu ei- gen gemacht. Bei allen Problemen, die der Ratsentwurf hat, darf man nicht darüber hinwegsehen, dass auch die Änderungsvorschläge des Europäischen Parlaments an einigen Stellen problematisch sind. Leider ist in der Öffentlichkeit häufig der Eindruck erweckt worden, es gäbe nur die beiden Möglichkeiten: entweder die Position des Europäischen Parlaments oder die Ratsversion der Richtlinie. Dabei drohte das eigentli- che Ziel aus den Augen zu entschwinden. Nämlich eine Richtlinie zu verabschieden, die ihrem Namen gerecht w m d u s g A Z a n b r s t r R z T b d g h l g w i d n k B e r s m l n s w f A i t s L a n w d p d n n M d d d m m (C (D ird: die Patentierung von technischen, computerimple- entierten Erfindungen mit einer entsprechenden Erfin- ungshöhe zu ermöglichen, ohne damit reine Software nd banale Programmierideen mit Patentschutz auszu- tatten. Der interfraktionelle Antrag legt daher den Fin- er in zwei empfindliche Wunden. Zum einen wird die ufnahme einer konkreten Technikdefinition gefordert. um andern werden selbstständige Programmansprüche usgeschlossen. Die EU-Richtlinie muss stärker betonen, dass Patente ur für Erfindungen vergeben werden können. Wir ha- en uns dabei keineswegs mit einer allgemeinen Forde- ung nach einer konkreten Technikdefinition begnügt, ondern wir weisen ausdrücklich auf die Technikdefini- ion des Deutschen Bundesgerichtshofs als handhabba- en und gerechten Maßstab auch für das europäische echt hin. Wenn es in Brüssel gelingt, dieser Forderung um Durchbruch zu verhelfen, dürften alleine dadurch rivialpatente weitgehend beim Patentschutz außen vor leiben. Der andere Punkt, der aus Sicht der CDU/CSU-Bun- estagsfraktion eine gewichtige Rolle spielt, sind die so enannten Programmansprüche. Die Formulierung ierzu ist im Ratsentwurf jedenfalls sehr missverständ- ich ausgefallen. Würde man die Patentierung von Pro- rammansprüchen grundsätzlich zulassen, wären Soft- arepatente nicht mehr aufzuhalten. Art. 5 der Richtlinie m Ratsentwurf kann daher so nicht stehen bleiben, son- ern muss geändert werden. Ich bin froh, dass wir mit unserem heutigen Beschluss och rechtzeitig kommen, um der Bundesregierung eine lare Richtlinie für ihre weiteren Verhandlungen in rüssel mit auf den Weg zu geben. Zwischendurch sah s ja mehrfach so aus, als ob wir ein wenig spät dran wä- en. Als wir vor knapp vier Monaten im Bundestag die- es Thema behandelt haben, hätte wohl kaum einer ver- utet, dass der EU-Ministerrat bis heute den im Mai etzten Jahres ausgehandelten gemeinsamen Standpunkt icht offiziell verabschiedet hat. Selten wurde die Verab- chiedung eines Richtlinienentwurfs so oft angekündigt ie bei der Richtlinie über computerimplementierte Er- indungen. Der Richtlinien-Entwurf erweist sich als eine rt „schwarzer Peter“, den eine EU-Ratspräsidentschaft n Empfang nimmt, um ihn dann an ihre Nachfolger wei- erzureichen. Nachdem die niederländische Regierung ich schon die Zähne daran ausgebissen hat, sind nun die uxemburger an der Reihe. Ihre Versuche, die Richtlinie uf die Tagesordnung von Ministerratssitzungen im Ja- uar und Februar zu setzen, scheiterten ebenso kläglich ie die Bemühungen der Niederländer, noch kurz vor em Jahreswechsel die Sache klar zu machen. Bei dem einlichen Spiel um die Richtlinie hat die deutsche Bun- esregierung leider eine unrühmliche Rolle gespielt. Zu- ächst erklärte die Justizministerin im Mai letzten Jahres och öffentlich, Deutschland stimme der Richtlinie im inisterrat so nicht zu. Wenige Tage später gab es dann och ein „Ja“ aus Deutschland. Mit dieser entscheiden- en Stimme in Brüssel hat Frau Zypries überhaupt erst afür gesorgt, dass der unausgegorene Entwurf ein ge- einsamer Standpunkt werden konnte und nur noch for- al vom EU-Ministerrat verabschiedet werden musste. 14776 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) ) (B) ) Nach der Geschäftsordnung des Ministerrats, deren Ausgestaltung im Einzelnen auch nicht gerade zu Steige- rung meines Enthusiasmus für die Europäische Union beiträgt, war damit eine inhaltliche Diskussion eigent- lich nicht mehr möglich. Das Damoklesschwert der Richtlinie hing damit über den betroffenen Software-Entwicklern und nur der Kri- tik der polnischen Regierung war es zunächst zu verdan- ken, dass es an seinem Platz blieb und die endgültige Abstimmung ein ums andere Mal verschoben wurde. Um die Jahreswende griffen dann die Minister Trittin und Künast ins Schwarze-Peter-Spiel ein: Zunächst sollte die Richtlinie im Umweltrat verabschiedet wer- den. Dann hätte der grüne Umweltminister Jürgen Trittin seine Hand für Softwarepatente heben müssen. Der wollte aber nicht. Nach der Absetzung dort wurde die Richtlinie von der niederländischen Ratspräsidentschaft auf die Tagesordnung des Agrar- und Fischerrates ge- setzt und damit hieß die zuständige Ministerin eben Renate Künast. Die blieb bei dem entscheidenden Tages- ordnungspunkt einfach der Sitzung fern und schickte eine Vertreterin in die Sitzung. Das Ganze trägt schon gewisse kabarettistische Züge! Aber es kommt noch schlimmer: Im Dezember mel- dete sich dann auch wieder die Justizministerin zu Wort. Nach dem Scheitern der Richtlinie in der letzten Ratssit- zung des vergangenen Jahres erklärte sie scheinbar ge- läutert – ich zitiere aus der Pressemitteilung der Justiz- ministerin: „Wir werden weiter konstruktiv mitarbeiten, um eine Lösung zu suchen, die allen Beteiligten noch besser gerecht wird als der Beschluss im Mail dieses Jahres. Dabei werden wir auch die inzwischen formu- lierte Position des Deutschen Bundestages in die Debatte auf Ratsebene einbringen“. Die Ankündigung ist löblich. Einen entsprechenden Arbeitsnachweis ist die Ministerin aber bis heute schul- dig geblieben. Stattdessen war es gerade die Bundesre- gierung, die im Ministerrat nicht mehr an dem Richtli- nienentwurf rütteln wollte. Zum zweiten Mal innerhalb von neun Monaten macht die Ministerin in Sachen Soft- ware-Patente eine Ankündigung, um sich anschließend völlig entgegengesetzt zu verhalten. Von Wertschätzung gegenüber diesem Parlament einschließlich seiner Re- gierungsfraktionen zeugt dies jedenfalls nicht. Die Bun- desregierung gibt in dieser europäischen Debatte ein konfuses und desaströses Bild ab: Seit einem Jahr verun- sichert ihre Politik die Software-Wirtschaft. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die Beteiligung des Bundestages bei der Europapolitik der Bundesregie- rung mangelhaft ist, so liefert ihn die ebenso starrköp- fige wie peinliche Verhandlungsführung bei den Soft- warepatenten. Wir nehmen mit unserem Antrag die Ängste und Sor- gen der IT-Branche auf. Diese Branche ist eine der letz- ten Wachstums- und Innovationsbranchen in unserem Land und hätte Unterstützung durch die Bundesregie- rung verdient. Dass es sich bei der Kritik an dem Richtlinienentwurf nicht um den einsamen Kampf einer Spezialbranche handelt, zeigt aber auch die Stellungnahme des Bundes- v d d l w U s s v g r s r t g i d n d f I s l W t d s ü t D a e T r T R n t P l t t w Ü s d g d g g N P z s d g (C (D erbandes der mittelständischen Wirtschaft, der sich auf ie Seite des Bundestages geschlagen hat und unsere Be- enken teilt. Entgegen der Wahrnehmung in der Öffent- ichkeit – und offenbar auch in der Bundesregierung – ird nämlich die IT-Branche keineswegs von großen nternehmen beherrscht, sondern vier von fünf Ange- tellten dieses Wirtschaftszweiges arbeiten bei mittel- tändischen Unternehmen. Eine überbordende Vergabe on Patenten würde den Mittelständlern das Wasser ab- raben. Sie würden sich wohl zunehmend den patent- echtlichen Angriffen großer Unternehmen ausgesetzt ehen, die im Zweifel bei Patentstreitigkeiten den länge- en Atem und die größere Patentabteilung haben dürften. Unsere Volkswirtschaft braucht einen effektiven Pa- entschutz. Aber sie braucht ihn für technische Erfindun- en. Eine Politik, die den Patentschutz auf Geschäfts- deen und bloße Computerprogramme ausdehnt, verlegt ie Patente bis weit in das Gebiet des Urheberrechts hi- ein. Sie bringt die Systematik durcheinander zwischen em Urheberrecht, das nur die spezifische Ausdrucks- orm einer Idee schützt, und dem Patentrecht, das die dee als solche unter Schutz stellt und damit monopoli- iert. Eine solche Überdehnung zerstört die gesellschaft- iche und wirtschaftliche Akzeptanz des Patentsrechts. enn Patentämter den Fortschrittsbalken und den elek- ronischen Einkaufswagen unter Patentschutz stellen, ann diskreditiert das letztlich den Gedanken des Patent- chutzes und des Schutzes von geistigem Eigentum berhaupt. Das dürfen wir nicht zulassen. Und lassen Sie mich noch eine Anmerkung zur Paten- ierungspraxis des Europäischen Patentamtes machen. ie zum Teil abstrusen Beispiele, die zurecht gegen ein usuferndes Patentrecht vorgebracht werden, stammen ben fast alle aus Patenturkunden des EPA. Es hat die echnizität als Voraussetzung aufgeweicht, das Krite- ium der Erfindungshöhe heruntergeschraubt und die rivialpatente salonfähig gemacht. Der gegenwärtige ichtlinien-Entwurf würde diese Patentierungspraxis ins ationale Recht übertragen und sie damit indirekt bestä- igen. Ich will dabei keineswegs verschweigen, dass sich die atentierungspraxis des Europäischen Patentamtes in etzter Zeit verändert hat und die Patenterteilung restrik- iver gehandhabt wird. Aber ein Rückfall in triviale Zei- en muss verhindert werden und dafür reicht der Ratsent- urf nicht aus. Daher fordern wir auch eine kritische berprüfung der Arbeit des EPA. Wenn vier Fraktionen und 600 Abgeordnete des Deut- chen Bundestages eine Umkehr in der Politik der Bun- esregierung in Sachen Softwarepatente fordern und so- ar mehrere Minister ihre Hand nicht heben mögen für iese Regierungspolitik, dann sollte das Ihnen zu denken eben. Auch unsere europäischen Abgeordnetenkolle- en haben sich in einem Beschluss inzwischen für den eustart des Rechtsetzungsverfahrens im Europäischen arlament ausgesprochen, um die verfahrene Situation u entschärfen und nach einer konstruktiven Lösung zu uchen. Diesen Vorstoß, der nun auch maßgeblich von en zuständigen Vertretern der Europäischen Volkspartei etragen wird, sollte sich die Bundesregierung zu Her- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14777 (A) ) (B) ) zen nehmen. Jetzt ist daher die Stunde der Justizministe- rin, die Interessen der Software-Entwickler und ihrer Mitarbeiter zum Maßstab ihrer Verhandlungen in Brüs- sel zu machen. Wir warten auf Taten. Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Äu- ßerst kontrovers ist der Richtlinienvorschlag über die Patentierbarkeit computerimplementierter Erfindungen diskutiert worden. Bereits in der ersten Lesung des Europäischen Parlaments im Herbst 2003 hat es zahlrei- che Änderungsvorschläge gegeben. Der dann folgende Gemeinsame Standpunkt des Ministerrats von Mai 2004 ist von vielen Vereinen und Lobbygruppen – und zu Recht – kritisiert worden. Alle Fraktionen haben diese Kritik sehr ernst genommen und sich eingehend mit dem Ratsvorschlag auseinander gesetzt. Im Ergebnis haben wir den Gemeinsamen Standpunkt übereinstimmend für unzulänglich befunden. Statt zu mehr Rechtssicherheit bei der Patentvergabe im Bereich von computerimple- mentierten Erfindungen führt der Vorschlag zu mehr Un- sicherheit. Um aber Rechtssicherheit herzustellen, müssen die Begriffe „technischer Beitrag“ und „Technik“ so genau wie möglich bestimmt werden. Nur dann ist es nachvoll- ziehbar, wann eine computerimplementierte Erfindung patentiert werden kann und wann nicht. Der Ratsvor- schlag wird dieser Anforderung nicht gerecht. Er schließt die von uns befürchtete und nicht gewollte Pa- tentierung von Computerprogrammen „durch die Hinter- türe“ nicht aus. Genau darauf haben wir unter anderem in unserem interfraktionellen Antrag hingewiesen. Zwar liegt die Nachbesserung des Richtlinienvor- schlags nicht in den Händen des Deutschen Bundestags, sondern in denen der Abgeordneten des Europaparla- ments und der Regierungen der EU-Staaten. Daher ist und bleibt es allein Aufgabe der europäischen Rechtset- zung, eine klare Abgrenzung zwischen Nichtpatentier- barkeit von Software und möglicher Patentierbarkeit computerimplementierter Erfindungen zu gewährleisten. Wir haben uns jedoch entschlossen, mit unserer frak- tionsübergreifenden Entschließung ein weiteres Mal von unserem Recht nach Art. 23 GG Gebrauch zu machen. Gegenüber EU-Parlament und Bundesregierung haben wir klar formuliert, wie wir uns einen tragbaren Richtli- nienvorschlag vorstellen. Ich halte es für gut und wichtig dass der Bundestag in dieser Sache Stellung bezieht. Noch besser und wichtiger ist es, dass Deutschland mit einer Stimme in Brüssel spricht. Die grundgesetzlich verankerte Gelegenheit zur Stel- lungnahme des Bundestags haben wir schon bei anderen Gesetzesvorhaben wie beispielsweise der EU-Beweis- anordnung und dem EU-Mahnverfahren genutzt. Bereits Ende letzten Jahres hat Bundesjustizministerin Brigitte Zypries versichert, die vorliegende Entschließung zu be- rücksichtigen. Ich zitiere aus der Pressemitteilung des Bundesjustizministeriums vom 21. Dezember 2004. Da- rin heißt es: „Wir werden weiter konstruktiv mitarbeiten, um eine Lösung zu suchen, die allen Beteiligten noch besser gerecht wird als der Beschluss vom Mai dieses Jahres. Dabei werden wir auch die inzwischen formu- l a s Z f i d d E A g g v d i u w p E E R K j w t g n F F h d s n m t a d g m e i g l v n z d t d (C (D ierte Position des Deutschen Bundestages in die Debatte uf Ratsebene einbringen.“ Es hat mich sehr gefreut, dass die Ministerin so chnell und positiv auf unseren Antrag reagiert hat. Die usage, unsere Position auf Ratsebene einzubringen, ist ür das Thema der heutigen Debatte entscheidend. Und ch möchte mich ausdrücklich beim Justizministerium afür bedanken. Diese Zusage ist aber auch noch unter einem ganz an- eren – grundsätzlicheren – Aspekt hervorzuheben: ntschließungen des Deutschen Bundestags gemäß rt. 23 GG haben Einfluss auf die europäische Gesetz- ebung. Sie fördern und stärken den europäischen Eini- ungsprozess, weil sie den Bürgerinnen und Bürgern ermitteln, dass sich ihre nationalen Abgeordneten um iese EU-Gesetzgebung kümmern. Je frühzeitiger wir m Bundestag europäische Regelungen kritisch prüfen nd dazu unsere Positionen formulieren, desto größer ird die Akzeptanz eines zusammenwachsenden Euro- as. Erst in der letzten Woche – auch auf Initiative grüner uropaabgeordneter – hat der Rechtsausschuss des uropaparlaments der Kommission empfohlen, das ichtlinienverfahren neu zu starten. Wir hoffen, dass die ommission diese Empfehlung berücksichtigt. Eines ist edenfalls klar: Der Gemeinsame Standpunkt des Rats ird in der Fassung von Mai 2004 nicht aufrechtzuerhal- en sein. Rainer Funke (FDP): Die Debatte um die so enannte Softwarepatente-Richtlinie wird schon lange icht mehr nur in Brüssel geführt. Im Bundestag hat die DP dieses wichtige Thema in einem Antrag als erste raktion aufgegriffen. Nach anfänglicher Zurückhaltung aben auch die Kollegen aus den Koalitionsfraktionen ie Bedeutung der Richtlinie und ihre Brisanz erkannt. Wir freuen uns, dass sich alle Fraktionen dieses Hau- es inzwischen auf einen gemeinsamen Standpunkt geei- igt haben und dass wir die parlamentarische Initiative einer Fraktion zu einem interfraktionellen Antrag wei- erentwickeln konnten. Für die konstruktive Zusammen- rbeit möchte ich Ihnen an dieser Stelle ausdrücklich anken. Als interfraktionelles Papier enthält der Antrag natur- emäß Kompromisse. Gleichwohl wird auch dieser ge- einsame Antrag unserem Grundanliegen gerecht. Wir betonen, dass der Bundestag die Initiative zur uropäischen Vereinheitlichung der Patentierungspraxis n Bezug auf computerimplementierte Erfindungen be- rüßt. Es geht uns also keineswegs darum, diese Richt- inie an sich infrage zu stellen. Wir machen aber deutlich: Die notwendige und sinn- olle Vereinheitlichung der Patenterteilungspraxis darf icht zu einer materiellen Ausweitung des Patentschut- es für Software führen. Insbesondere muss im Interesse er Rechtssicherheit in der Richtlinie die Definition des echnischen Beitrages so genau wie möglich gefasst wer- en. Denn nur mit einem klaren Technikbegriff, dessen 14778 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) ) (B) ) Ausgestaltung im Kern nicht der Rechtsprechung über- lassen bleibt, lassen sich eine Qualitätskontrolle in der Patentierungspraxis gewährleisten und die Patentierung von so genannten Trivialpatenten verhindern. Diesen Anforderungen wird der gemeinsame Stand- punkt des Rates nach unserer gemeinsamen Überzeu- gung nicht gerecht. Der Bundestag fordert deshalb die Bundesregierung auf, sich dafür einzusetzen, dass in der weiteren Debatte der Richtlinie die Zielrichtung der Be- schlüsse des Europäischen Parlaments wieder stärker be- rücksichtigt wird. Diese Position des Bundestages hat bereits vor dieser heutigen Debatte und ihrer offiziellen Verabschiedung Aufsehen erregt und die Parlamente anderer Mitglied- staaten ermutigt, ihre Kritik an der Position des Rates ebenfalls zu artikulieren. Nicht zuletzt deshalb hat die Debatte um die Richt- linie auch in Brüssel in den vergangen Wochen einen beispiellos kontroversen Verlauf genommen. Die end- gültige Verabschiedung der gemeinsamen Position des Rates ist mehrfach – zuletzt heute – verschoben worden. Inzwischen ist nicht einmal der Neustart des Verfahrens mehr ausgeschlossen. Die Konferenz der Präsidenten des Europäischen Parlaments hat heute beschlossen, von der EU-Kommission eine neue Vorlage für eine Richt- linie über die Patentierbarkeit „computerimplementierter Erfindungen“ zu verlangen. Die EU-Kommission wäre gut beraten, diesem Votum zu folgen, denn damit wäre die Chance für einen echten zweiten Anlauf eröffnet. Wie auch immer es in Brüssel nun weitergeht: Die Bundesregierung und insbesondere die Bundesjustiz- ministerin dürfen die Forderungen des Bundestages im Interesse ihrer eigenen Glaubwürdigkeit und im Inte- resse einer sachgerechten Lösung nicht ignorieren. Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Häftlingshilfestiftung erhalten und finanziell ausreichend ausstatten – Unterstützung für ehemalige politische Häftlinge umgehend sicherstellen (Tagesordnungspunkt 17 a und b) Hans-Joachim Hacker (SPD): Wir debattieren hier Anträge der CDU/CSU, die überflüssig sind. Der Antrag der Union vom September 2004 heißt: „Häftlingshilfe- stiftung erhalten und finanziell ausreichend ausstatten.“ Im Jahr davor hatten Sie einen ähnlichen Antrag gestellt. Auch dieser steht hier noch zur Debatte. Den Damen und Herren von der Union sei gesagt: Die Bundestagsfraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen und die rot-grüne Bundesregierung haben diese Aufforderungen nicht nötig. Wir sind uns der Verantwor- tung gegenüber den Opfern politischer Verfolgung be- wusst und unterstützen sie, unabhängig davon, ob es sich u f O f s A d p W B d s g g U w b d l F D n I k H v t c w r S w d w d d s w r v m b h w d h z K b n d S Z c d (C (D m die Opfer der NS-Gewaltherrschaft oder um die Op- er der SED-Diktatur handelt. Das trifft genauso für jene pfer zu, die durch die sowjetischen Behörden aus den rüheren deutschen Ostgebieten oder aus der SBZ ver- chleppt wurden. Wider besseres Wissen erweckt die Union in ihrem ntrag von 2004 den Eindruck, die Leistungen für Opfer er SED-Diktatur bzw. die Leistungen für die Zivilde- ortierten seien infrage gestellt. Ich sage „wider besseres issen“, denn die Union war bei den entscheidenden erichterstattergesprächen mit dem Bundesministerium es Innern anwesend. Die Finanzierung der Stiftung für ehemalige politi- che Häftlinge ist auf das Ende des Jahres 2005 be- renzt. Das wurde in der 10. Novelle des Häftlingshilfe- esetzes vom 8. Juni 1994, also zur Regierungszeit der nion, so festgelegt. So ist es ein Ausdruck von verant- ortlichem politischem Handeln, sich rechtzeitig darü- er Gedanken zu machen, wie mit dieser Stiftung und er Erfüllung der ihr übertragenen Aufgaben nach Ab- auf dieses Zeitraums weiter umgegangen werden soll. In seinem Bericht hatte der Bundesrechnungshof den ortbestand der Heimkehrerstiftung infrage gestellt. eshalb hatten die zuständigen Berichterstatter des In- enausschusses Ende 2003 das Bundesministerium des nnern aufgefordert, einen Bericht zur Lage der Heim- ehrerstiftung und der Stiftung für ehemalige politische äftlinge vorzulegen. Das hat die Bundesregierung un- erzüglich getan. Dabei hat die Bundesregierung der In- ention des Bundesrechnungshofes folgend auch mögli- he Alternativen aufgezeigt. Das darf man, ja muss man ohl von der Bundesregierung in Auswertung eines Be- ichts des Bundesrechnungshofs erwarten. Welche chlussfolgerungen aber letztendlich daraus abgeleitet erden, liegt nicht zuletzt in unserer Hand – in der Hand es Deutschen Bundestages. Die Bundesregierung hat ohl den Vorschlag unterbreitet, die Stiftungen – und amit die uneingeschränkte Leistungsgewährung – auf as Bundesverwaltungsamt überzuleiten. Einen Be- chluss hierfür gibt es nicht. Und ich wiederhole mich, enn ich sage: Niemals wurde seitens der Bundesregie- ung bzw. von den Regierungsfraktionen die Gewährung on Leistungen an die Opfer politischer Verfolgungs- aßnahmen infrage gestellt. Alle, die sich mit dem Thema seriös beschäftigt ha- en, wissen, dass das Stiftungsvermögen der Häftlings- ilfestiftung aufgebraucht ist. Dieses Stiftungsvermögen urde 1994 auf 53,6 Millionen erhöht, zusätzlich erhielt ie Stiftung jährliche Zuwendungen aus dem Bundes- aushalt. Wenn man die Gewährung von Unterstüt- ungsleistungen an Zivildeportierte – und das ist ja wohl ern des Unionsantrages – unter der Regierung des Alt- undeskanzlers Kohl untersucht, dann kommt man zu ei- er klaren Aussage: Die Union hat damals für die Zivil- eportierten eine schlechte Politik gemacht. Diese setzen ie jetzt mit einer schlechten Oppositionspolitik fort. Ich muss noch einmal in Erinnerung rufen: Mit dem weiten Gesetz zur Verbesserung rehabilitationsrechtli- her Vorschriften für Opfer der politischen Verfolgung in er ehemaligen DDR, gleich zu Beginn der Regierungs- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14779 (A) ) (B) ) zeit der rot-grünen Koalition, wurden unter anderem die Kapitalentschädigungen für ehemalige politische Häft- linge von 300 DM auf einheitlich 600 DM pro angefan- genen Haftmonat erhöht. Die Leistungen für die Ver- schleppten von jenseits der Oder und Neiße, für eine Opfergruppe also, die unter der Kohl-Regierung ver- nachlässigt worden war, haben wir die finanziellen Zu- wendungen deutlich erhöht. Die Zahlbeträge gerade für die Zivildeportierten haben sich nach der Gesetzesno- velle verfünffacht. Unter der Regierung Kohl erhielt die Häftlingshilfe- stiftung eine jährliche Zuwendung von 300 000 DM. Diese Summe haben wir auf 1,5 Millionen DM jährlich verfünffacht; das entspricht einem Eurobetrag von 767 000. Zusätzlich wurde 2001 das Stiftungsvermögen um 5 Millionen DM erhöht. Da die Zahl der bewilligten Anträge höher war als vorher angenommen, bekam die Stiftung zusätzlich weitere 1,625 Millionen Euro im Jahr 2002 und l Millionen Euro im Jahr 2003. Und auch 2004 bekam die Stiftung für ehemalige politische Häftlinge zusätzliche Finanzzuweisungen, nämlich 2,7 Millionen Euro. Auch in diesem Jahr werden wir dafür sorgen, dass die notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Die Betroffenen können sicher sein, dass sie von den rot- grünen Bundestagsfraktionen und der rot-grünen Bun- desregierung wie in der Vergangenheit nicht im Stich ge- lassen werden. Diese Finanzausstattung durch die rot-grüne Regie- rungskoalition hat ermöglicht, dass für die Opfer in den fünf Jahren von 2000 bis 2004 mehr als dreimal so viel Geld zur Verfügung stand wie in den sechs Jahren von 1994 bis 1999, in denen die Regelungen der CDU/CSU- FDP-Regierung galten. Seit dem In-Kraft-Treten des Ersten Rehabilitierungs- gesetzes wurden laut des bereits erwähnten Berichtes des Bundesinnenministeriums an die Opfer der sowjetischen Besatzungsmacht und der SED-Diktatur rund 650 Mil- lionen Euro an Unterstützungsleistungen und an Kapital- entschädigung gezahlt. Das bezeugt, dass die Politik in Deutschland die Opfer politischer Verfolgung in der SBZ/DDR nicht vergessen hat, auch nicht die Opfer politischer Verfolgungsmaßnahmen der sowjetischen Besatzungsmacht. Offensichtliche Defizite in den Reha- bilitierungsgesetzen der CDU/CSU-FDP-Koalition ha- ben wir nach der Regierungsübernahme 1998 – wie den Opferverbänden zugesagt – beseitigt. Die Antragsfristen zum Strafrechtlichen, Verwal- tungsrechtlichen und Beruflichen Rehabilitierungsgesetz sind auf Initiative der rot-grünen Bundestagsfraktionen noch einmal einvernehmlich bis zum 31. Dezember 2007 verlängert worden. Werden diese Anträge positiv beschieden, besteht ein Rechtsanspruch auf die Kapital- entschädigung und gegebenenfalls auf soziale Aus- gleichsleistungen. Vom Fortbestand der Stiftung für ehemalige politische Häftlinge bzw. von Strukturverän- derungen würden diese Leistungen nicht abhängen. Die Koalitionsfraktionen und die Bundesregierung stellen die Leistungen an die Opfer nicht im Ansatz in- f n d t d 1 B l h 8 d t v a g k l e e t t d A g p d l e d d M M d U d r b z i s d r i n g r N V (C (D rage. Dennoch muss die Frage debattiert werden kön- en, wie die Aufgaben der beiden Stiftungen, also auch er Heimkehrerstiftung, in Zukunft effektiv, auch im In- eresse der Opfer, erfüllt werden sollen. In der Begrün- ung zur 10. Novelle des Häftlingshilfegesetzes von 994, also aus der Regierungszeit der Union, hieß es in ezug auf die Stiftung für ehemalige politische Häft- inge: Eine Vermögensaufstockung ist geboten, um der Stiftung die abschließende Erfüllung ihrer Aufga- ben bis zum Jahre 2005 zu ermöglichen. Dabei soll- ten aus dem Stiftungsvermögen zunächst die Perso- nal- und Sachkosten bis 2005 abgedeckt und im Übrigen Mittel zur Gewährung von Unterstützungs- leistungen entnommen werden. Bei der Stiftung für ehemalige politische Häftlinge aben wir es noch mit einer Besonderheit zu tun: 0 Prozent der eingehenden Anträge beziehen sich auf as Strafrechtliche Rehabilitierungsgesetz, also auf Leis- ungen mit Rechtsanspruch, die nicht aus dem Stiftungs- ermögen bezahlt werden. Nur 20 Prozent sind Anträge uf Unterstützungsleistungen nach dem Häftlingshilfe- esetz. Die in dieser Stiftung angefallenen Verwaltungs- osten sind nicht zu übersehen und es muss die Frage er- aubt sein, ob dieses Geld, oder Teile davon, nicht ffektiver für die Opfer verwendet werden kann und ob s hierfür gegebenenfalls eine geeignetere Organisa- ionsform gibt. Denken und Nachdenken über Struk- urfragen muss erlaubt sein. Das trifft noch stärker für ie Heimkehrerstiftung zu, bei der sich der finanzielle ufwand für Verwaltung und Sachkosten besonders un- ünstig darstellt. Was wir brauchen, sind sachliche Debatten und keine opulistischen Anträge. Inzwischen greifen auch Me- ien das Thema der Deportationen von deutschen Zivi- isten am Ende und nach dem Zweiten Weltkrieg auf. In inem dieser Berichte, ein Sendebeitrag des RBB, wird ie Rechtslage für die Betroffenen falsch dargestellt und er Eindruck erweckt, die deutsche Politik hätte diese enschen vergessen. Jeder, der sich ernsthaft mit dieser aterie beschäftigt und die Rechtslage kennt, weiß, dass as nicht richtig ist. Mit ihren Anträgen unterstützt die nion diese Falschdarstellungen. Sie spielt dabei mit en Gefühlen der Opfer und das ist unredlich. Ich appelliere an die Union, ihre schlechte Regie- ungspolitik in Bezug auf die Rehabilitierungsgesetzge- ung nicht durch eine schlechte Oppositionspolitik fort- usetzen, mit der versucht wird, der Öffentlichkeit Sand n die Augen zu streuen, und mit der den Opfern politi- cher Verfolgung in Wirklichkeit nicht geholfen wird. Günter Baumann (CDU/CSU): Deutsche, die seit em Zweiten Weltkrieg im kommunistischen Machtbe- eich politisch verfolgt und inhaftiert wurden, erhalten m Fall einer wirtschaftlichen Notlage auf Antrag eine fi- anzielle Unterstützung. So sieht es das Häftlingshilfe- esetz in § 18 vor. Der davon betroffene Personenkreis eicht von den Zivildeportierten jenseits von Oder und eiße in der unmittelbaren Nachkriegszeit bis zu den erfolgten des SED-Regimes, von denen viele erst Ende 14780 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) ) (B) ) 1989 in die Freiheit entlassen worden sind. Die Bundes- republik hat das Häftlingshilfegesetz geschaffen, um die- sen Menschen in Notsituationen unter die Arme greifen zu können, und sich damit zu ihrer besonderen morali- schen Verantwortung für die Opfer des Kommunismus bekannt. Leider müssen wir in der Praxis seit einigen Jahren ein massenhaftes Vollzugsdefizit feststellen. Wer von den Anspruchsberechtigten in einer wirtschaftlichen Notlage steckt, braucht einen langen Atem und viel Aus- dauer. Bei einem 73-jährigen Mann aus meinem Wahl- kreis, der 1945 als Schüler aus Polen in die Sowjetunion verschleppt und dort zwei Jahre zur Zwangsarbeit ge- zwungen worden war, dauerte es fast drei Jahre, bis er das benötigte Geld ausgezahlt bekam. Was war der Grund? Zunächst die mangelnde Ausstattung unserer HHG-Behörden, wo die wenigen Mitarbeiter der wach- senden Zahl von Anträgen kaum gewachsen sind und schnell anderthalb Jahre ins Land gehen können, bis der Antrag geprüft wird. Bei einer „wirtschaftlichen Not- lage“ ist das viel Zeit. Eine Notlage ist schließlich immer eine akute Lage. Dem älteren Herrn aus meinem Wahlkreis war schon diese Verzögerung nicht zu vermitteln. Es sollte aber noch schlimmer kommen: Als das Prüfverfahren für ihn erfolgreich abgeschlossen war, sah der Mann immer noch kein Geld. Die Stiftung für ehemalige politische Häftlinge hatte nämlich im Sommer 2003 ihre finanziel- len Mittel bereits verbraucht. Im September 2003 erfuhr ich, dass bereits über 800 anerkannte politische Häft- linge vergeblich auf die Unterstützung warteten – alle seit über einem Jahr. Der Grund ist einfach und zeugt zu- gleich von dem beschämenden Umgang dieser Bundes- regierung mit den Opfern kommunistischer Gewaltherr- schaft: Die im Bundeshaushalt eingestellten Mittel für die Häftlingshilfe liegen schon seit einigen Jahren weit unter dem tatsächlichen Bedarf. Durch die chronische Unterfinanzierung lässt die Bundesregierung permanent tausende von Anspruchsberechtigten im Regen stehen. Das strukturelle Defizit der Stiftung vergrößert sich da- bei ständig: Im September 2004 waren die finanziellen Mittel für das Haushaltsjahr 2004 ebenfalls längst ver- braucht und es stauten sich in Bonn bereits 1 300 bewil- ligungsfähige Anträge. Niemand käme bei knappen Kassen auf die Idee, ein- fach die Renten, die Sozialhilfe oder das BAföG nicht auszuzahlen. Bei den ehemaligen politischen Häftlingen hat Rot-Grün dies ohne weiteres in Kauf genommen: Der viel zu niedrig kalkulierte Haushaltsansatz ist bis heute nicht korrigiert worden. So lesen wir im Bundes- haushalt 2005, dass erneut nur 767 000 Euro der Stiftung zufließen sollen. Dieses Geld wird allenfalls ausreichen, um die Hälfte der bereits vorliegenden bewilligungsfähi- gen Anträge auszuzahlen: Das sind nämlich jetzt, im Fe- bruar 2005, schon wieder über 800 – um allein diesen bereits anerkannten Bedürftigen die Hilfe zu gewähren, wären l,4 Millionen Euro nötig! Damit nicht genug, die Stiftung erwartet in diesem Jahr knapp 700 Rückläufe aus den HHG-Behörden mit einem Gesamtbedarf von 850 000 Euro. Z t S t m 8 1 4 t n a d 1 s w R m z o 2 l G s n d d Z g r d t D m t H t v u b h r g b z s n n d A m a (C (D Hinzu kommen circa 250 Anträge, die in nächster eit bewilligungsreif werden und eine Ausgabe von wei- eren 440 000 Euro erfordern. Schließlich rechnet die tiftung im laufenden Jahr mit etwa 1 200 weiteren An- ragseingängen. Ziehen wir davon eine erfahrungsge- äße Ablehnungsquote von 30 Prozent ab, bleiben 40 Anträge über, die ein Finanzvolumen von fast ,5 Millionen Euro erfordern werden. Diesem in 2005 anfallenden Gesamtbedarf von ,16 Millionen Euro für die in wirtschaftliche Not gera- enen Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft begeg- et die rot-grüne Bundesregierung mit einem Haushalts- nsatz von 767 000 Euro. Das ist schändlich – auch vor em Hintergrund, dass diese Bundesregierung zum . Juli 2005 die Renten von DDR-Funktionären auf Wei- ung des Bundesverfassungsgerichts erneut erhöhen ird! Ich begrüße an dieser Stelle ausdrücklich, dass die egierungskoalition schon zweimal bereit gewesen ist, it überplanmäßigen Ausgaben nachzubessern – und war immer dann, wenn unsere Anträge auf der Tages- rdnung des Innenausschusses standen: Im November 003 bewilligte Rot-Grün eine Finanzspritze von l Mil- ion Euro; im September 2004 sogar 2,7 Millionen Euro. estern hat Kollegin Stokar von Neuforn im Innenaus- chuss angekündigt, 2005 erneut 2,7 Millionen Euro achzuschießen. Dies wird nicht reichen. Aber unsere Anträge haben amit jetzt schon einen für Oppositionsanträge außeror- entlichen Erfolg gehabt. Mit ihren überplanmäßigen uweisungen hat die Regierungskoalition öffentlich ein- estanden, dass die bisherigen Haushaltsansätze zu nied- ig sind. Sie sollte hier und heute aus dieser Erkenntnis ie einzig logische Konsequenz ziehen und unseren An- rägen zustimmen. Hartmut Büttner (Schönebeck) (CDU/CSU): Dieser eutsche Bundestag hat vor wenigen Monaten ein ge- einsames positives Signal an die Opfer der SED-Dikta- ur ausgesandt. Mit den Stimmen aller Fraktionen des auses wurde beschlossen, die Antragsfristen für An- räge von SED-Opfern bis zum 31. Dezember 2007 zu erlängern. Wir in ganz Deutschland haben den mutigen Frauen nd Männern, welche sich nicht von den Diktaturen ha- en brechen lassen, viel zu verdanken. Viele von ihnen aben dafür bitter bezahlen müssen: Mit der Verweige- ung beruflicher Chancen, mit Pressionen, Bespitzelun- en und sehr oft auch mit Knast. Die Haftfolgen wirken is heute nach: Viele bekamen später oft nur schlecht be- ahlte Jobs, leiden unter nur schwer nachweisbaren ge- undheitlichen Haftschäden, oder sind arbeitslos. Deshalb fühlten sich die betroffenen Opfer wie von ei- er Keule getroffen: Die rot-grüne Bundesregierung will och in diesem Jahr die Häftlingshilfestiftung, die über ie Anträge entscheidet, aufheben und abwickeln. Diese bsicht steht wörtlich in einem Bericht des Bundesinnen- inisteriums vom 13. Januar 2004. Dieser Bericht ist mit llen für Opferfragen zuständigen Bundesministerien ab- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14781 (A) ) (B) ) gestimmt worden. Was die Bundesregierung damit will, hat der Parlamentarische Staatssekretär Fritz Rudolf Körper darüber hinaus deutlich gemacht: Eine Abwick- lung der Stiftung und Wahrnehmung der Aufgaben durch das Bundesverwaltungsamt. Dazu sagte der stellvertretende SPD- Fraktionsvorsit- zende, Hans-Joachim Hacker, in der Berliner Zeitung sehr treffend: „Es wäre paradox die Stiftung zu schließen oder ihr ihre Aufgaben wegzunehmen. Dort arbeitet ein hochkompetentes Team mit viel Erfahrung im Umgang mit diesen Anträgen. Das kann man nicht einfach büro- kratisch abarbeiten.“ Der Kollege Hacker hat damit völlig Recht: Die Stif- tungslösung ist 1969 vom Gesetzgeber ganz bewusst ge- wählt worden, um damit eine Interessenvertretung aus dem Kreis der Betroffenen zu ermöglichen. Es sollte eben kein staatliches Amt beiläufig auch über Unterstüt- zungsanträge entscheiden. Der Grundsatz „Betroffene entscheiden über Betrof- fene“ hatte in den letzten 35 Jahren dazu beigetragen, die Akzeptanz der Entscheidungen über die Anträge von Opfern wesentlich zu erhöhen. Frau Stokar von den Grünen betonte in der ersten Le- sung: Klar und deutlich habe ich gesagt, dass wir – damit meine ich meine ganze Fraktion – das Ziel des Berichts, die Auflösung der Stiftung bis zum Jahr 2005 nicht tei- len. Der anfängliche Widerstand in den Koalitionsfraktio- nen ist zwischenzeitlich glattgebügelt worden, so dass jetzt auch SPD und Grüne die „Opferstiftungs-Abwick- lungs-Strategie“ ihrer Regierung übernommen haben. In allen vier beteiligten Ausschüssen des Bundestages ha- ben sie unseren Antrag abgelehnt. Dabei hatten wir nur das formuliert, was auch Sie scheinbar wünschen. Wir wollen, dass die Stiftung für politische Häftlinge bis zur Erledigung ihrer Aufgaben bestehen bleibt. Wir wollen außerdem, dass sie mit den zu ihrer Aufgabenerfüllung benötigten Finanzmitteln ausgestattet wird. Unser Antrag stammt aus dem September des letzten Jahres. Pikant ist, dass Sie sich im letzten halben Jahr noch nicht einmal auf einen eigenen Antrag haben eini- gen können. Pikant ist auch, dass sie damit im Gegensatz zu ihrem eigenen Koalitionsvertrag stehen: „Wir wollen weiter dafür sorgen, dass Menschen, die für die Demo- kratie gekämpft haben, nicht vergessen werden. Die Stif- tung für ehemalige politische Häftlinge soll gestärkt werden.“ Gestärkt steht hier – nicht Abwickeln und Auf- heben. Wenn Sie jetzt den abenteuerlichen Plan der Bundes- regierung nach Abwicklung der Opferstiftung durchge- hen lassen, dann haben Sie die Öffentlichkeit und die Opfergruppen jahrelang an der Nase herumgeführt. Wenn es Ihnen hier nicht um parteipolitisches Klein- Klein geht, sondern um die Interessen der Opfer, dann können Sie nur unserem Antrag zustimmen. Zumindest gilt das für die Grünen. Denn genau dieser Antragstext ist auch der Beschluss Ihrer 22. Ordentli- c s d t h H a G n t t W t A g A w c B V h d n d s e a h e H s l U f d m n k w v d b 1 t 2 a M w S g a H i (C (D hen Delegiertenversammlung. Sie fordern eine „Be- tandsgarantie und ausreichende finanzielle Ausstattung er Stiftung der ehemaligen Häftlinge des DDR-Sys- ems“. Dem ist nichts hinzuzufügen. Das entspricht dem In- alt unseres Antrages. Also heben wir gemeinsam unser ändchen im Interesse der Opfer der zweiten Diktatur uf deutschem Boden. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Die Arbeit der Häftlingshilfestiftung ist och nicht erledigt. Im Gegenteil, wir haben die An- ragsfristen verlängert und auch die Mittel für die Leis- ungserbringung in dem uns möglichen Umfang erhöht. ir haben allen Anlass, der Stiftung für ehemalige poli- ische Häftlinge die gebührende Anerkennung für ihre rbeit auszudrücken. Das gilt gerade auch für die Mit- lieder der Gremien der Stiftung. Der Zeitpunkt für die uflösung der Stiftung ist noch nicht gekommen. Wir ollen der Stiftung die Fortführung der Arbeit ermögli- hen. Die Stiftung spielt eine unverzichtbare Rolle bei der etreuung und Unterstützung von Zivildeportierten. iele alte und gesundheitlich angeschlagene Frauen er- alten hier Unterstützung. Nach unserer Überzeugung ie die Selbstverwaltung und die Sachkunde der Stiftung icht durch eine Übertragung der Aufgaben an das Bun- esverwaltungsamt zu ersetzen. Für uns ist aber die Lö- ung dieser ganz praktischen Fragen wichtig – uns geht s in erster Linie um die ehemaligen Verfolgten, gerade uch um die zivil deportierten Frauen, die schlecht be- andelt wurden, weil ihnen die Regierung Kohl die An- rkennung als politische Häftlinge verweigert hat. Materielle Hilfen können die Folgen von politischer aft und Verfolgung zwar nicht ungeschehen machen, ie können aber einen Beitrag leisten, diese Folgen zu indern. Das gilt für die gewiss vielfach unzulänglichen nrechtsbereinigungsgesetze, aber auch für die Stiftung ür ehemalige politische Häftlinge. Deswegen hier an ieser Stelle zum ersten Punkt des CDU-Antrages: Wir üssen hier nicht tätig werden und wir wollen hier auch icht tätig werden. Es gilt das Stiftungsgesetz und dies ann nur durch einen Parlamentsbeschluss aufgehoben erden. Es liegt kein Antrag zur Auflösung der Stiftung or und wir haben keine Veranlassung uns zu versichern, ass die Gesetze, die wir hier im Hause beschlossen ha- en, gültig sind. Ihr Antrag ist also überflüssig. Richtig ist: Wir haben das Problem von über 700 noch nicht abgearbeiteten Anträgen bei der Stif- ung. Die für das Jahr 2004 zusätzlich bewilligten ,7 Millionen Euro waren dringend nötig. Wir brauchen ber auch für das laufende Haushaltsjahr zusätzliche ittel, um den Antragsstau abzuarbeiten. Hier stehen ir in Gesprächen. Es gilt: Die für die Erfüllung der im tiftungsgesetz niedergelegten Aufgaben und Leistun- en müssen durch die Bereitstellung der Finanzmittel uch ermöglicht werden. Dies wird wie im vergangenen aushaltsjahr auch geschehen. Auch im zweiten Punkt st der Antrag der CDU also überflüssig. 14782 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) ) (B) ) Dem Antrag der Union kann ich nicht zustimmen. Er suggeriert, die Bundesregierung habe die Absicht, die Mittel zu beschneiden. Bei aller durchaus kontroversen Debatte über die Frage der Stiftung – die Betroffenen in Sorge zu versetzen, sie bekämen kein Geld mehr, ist nicht in Ordnung. Dr. Max Stadler (CDU/CSU): Der Antrag der CDU/ CSU-Fraktion verfolgt das Ziel, die Stiftung für politi- sche Häftlinge bis zur Erledigung ihrer Aufgaben beste- hen zu lassen und den zu ihrer Aufgabenerfüllung benö- tigten Finanzmitteln auszustatten. Dieser Antrag ist berechtigt. Der Deutsche Bundestag hat den Betroffenen einvernehmlich, um soziale Härten zu vermeiden, gestattet, Anträge auf Unterstützungsleis- tungen noch bis zum 31. Dezember 2007 zu stellen. Da- her ist es folgerichtig, durch Beschluss klarzustellen, dass die Stiftung für politische Häftlinge bis zur Erledi- gung ihrer Aufgaben bestehen bleibt. Während die Grünen in den Ausschussberatungen be- tont haben, es gebe ja ein Stiftungsgesetz und an eine Aufhebung dieses Gesetzes sei nicht gedacht, hat die SPD im Innenausschuss zu erkennen gegeben, dass sehr wohl über neue Organisationsstrukturen nachgedacht werde. Auch die SPD will die berechtigten Ansprüche der Opfer weiter befriedigen, hat aber auf den Bericht des Bundesrechnungshofs verwiesen, möglicherweise die Verwaltung der Stiftungsgelder anders auszugestal- ten. Auf konkrete Vorschläge hierfür warten wir jedoch seit Monaten vergebens. Der Antrag der CDU/CSU- Bundestagsfraktion datiert vom September 2004. Seit- dem wäre für die Regierung und die Koalitionsfraktio- nen Gelegenheit gewesen, etwaige konkrete Vorschläge zu einer Organisationsreform dem Bundestag vorzustel- len. Dies ist nicht geschehen. Die FDP hält daher an der bewährten Form der Häftlingshilfestiftung fest. Die Möglichkeit, neue Anträge zu stellen, würde ins Leere laufen, wenn nicht zugleich auch entsprechende Mittel für die Antragsteller bereitgestellt würden, In der Vergangenheit lebten die Opferstiftungen – man kann es nicht anders ausdrücken – von der Hand in den Mund. Der Wunsch der Betroffenen, dass eine solide finanzielle Grundlage gesichert wird, ist daher verständlich. Die Koalition wendet zwar ein, dass noch immer im Vollzug des Haushalts dafür gesorgt worden sei, dass die Stiftung ihre gesetzlichen Verpflichtungen erfüllen konnte. Den- noch ist es zweckmäßig, wenn das Hohe Haus ange- sichts der unsicheren Finanzierungssituation in den letzten Jahren sich eindeutig dazu bekennt, die zur Aufgabenerfüllung der Stiftung benötigten Mittel bereitzustellen. Der Antrag auf Bundestagsdruck- sache 15/3763 gibt allen Fraktionen hierzu Gelegenheit. Auch der weitere heute zu beratende Antrag auf der Bundestagsdrucksache 15/1524 will eine ähnliche Grundtendenz zum Ausdruck bringen; auch wenn er nicht mehr ganz aktuell ist, geht er doch in die richtige Zielrichtung. Insgesamt stimmt daher die FDP dem Anliegen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu. A m J S E G g d e L d d I a k w d a d b m v P W a p A t p W K g h A M m V m s k d D h t k a s b (C (D nlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Pfandbriefrechts (Tagesord- nungspunkt 18) Bernd Scheelen (SPD): Für Pfandbriefe und Kom- unalobligationen wurde in den sechziger und siebziger ahren geworben mit dem Slogan: „Sicher ist sicher!“ icherheit der Anlage war und ist das Argument für den rwerb von Pfandbriefen. Drei Gesetze waren die rundlage auf der der deutsche Pfandbrief seine Erfolgs- eschichte auch als Benchmark in Europa begründet hat. Der Wegfall der Gewährträgerhaftung zum 18. Juli ieses Jahres war Anlass, den Pfandbrief auf eine neue, inheitliche und zukunftsweisende Grundlage zu stellen. änder und Kommunen können nicht mehr für ihre Lan- esbanken und Sparkassen haften, Es war also notwen- ig, die gesetzlichen Regeln für Pfandbriefe zu ändern. n diesem Zusammenhang haben wir erreicht, dass die ls besonders sichere Anlage geltenden Pfandbriefe zu- ünftig von mehr Kreditinstituten als bisher vertrieben erden können. Bei der Neuregelung mussten wir darauf achten, dass ie Qualität eines seit mehr als hundert Jahren und sehr ttraktiven Produkts weiter gesteigert wird. Ich denke, as ist uns gelungen. Die bedeutende Rolle des Pfand- riefs an den nationalen und internationalen Finanz- ärkten ist Beweis des Anlegervertrauens, das durch das orliegende Gesetz zusätzlich gestärkt wird. Deutsche fandbriefe sind die bedeutendsten festverzinslichen ertpapiere in Europa. Insbesondere bezieht sich dies uf öffentliche Pfandbriefe, aber auch der deutsche Hy- otheken-Pfandbrief ist klarer europäischer Marktführer. ls wichtiger Exportartikel des deutschen Finanzmark- es ist er Vorbild für viele vergleichbare Kapitalmarkt- rodukte in anderen europäischen Ländern. Für den ettbewerb, der daraus erwächst, sind die deutschen reditinstitute mit dem neuen Pfandbriefgesetz bestens erüstet. Deshalb möchte ich den an diesem Erfolg Beteiligten erzlich danken: insbesondere meiner Kollegin Kerstin ndreae und dem Kollegen Leo Dautzenberg, Herrn üller, Herrn Thiele, aber auch dem Ministerium, na- entlich Herrn Conert und Herrn Kiekenbeck sowie den ertretern der Verbände, mit denen wir in enger Abstim- ung waren. Alle gemeinsam haben mit dem neuen Ge- etz nachgewiesen, dass wir sachlich, konstruktiv und onzentriert zusammenarbeiten können. Sie haben mir ie Arbeit sehr leicht gemacht. Dafür nochmals meinen ank. Wir hatten uns gemeinsam zum Ziel gesetzt, den ho- en Qualitätsstandard des Pfandbriefs bei der Neugestal- ung des Gesetzes weiter zu verbessern. Er sollte kon- urrenz- und zukunftsfähig werden. Denn auch in nderen europäischen Ländern gibt es mittlerweile ge- etzliche Grundlagen, die sich an dem deutschen Pfand- riefrecht orientieren. Tatsächlich wurde der ordnungs- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14783 (A) ) (B) ) politische Rahmen des Finanzplatzes Deutschland weiter verbessert. Die Bankenverbände hatten in der Diskussion des Ge- setzentwurfs sehr unterschiedliche Forderungen formu- liert. Insbesondere mussten wir zwischen öffentlich- rechtlichen, privaten und genossenschaftlichen Instituten vermitteln. Auch die großen, institutionellen Investoren waren zu berücksichtigen. Dies ist uns gemeinsam ge- lungen. Daneben ist ein Erfolg, dass die bisher dreige- teilte Rechtsmaterie aus Hypothekenbankgesetz, Gesetz über Pfandbriefe und verwandte Schuldverschreibungen öffentlich-rechtlicher Kreditanstalten und Schiffsbank- gesetz in einem neuen für alle Betroffenen gut nutzbaren Gesetz geregelt wurde. Das Marktvertrauen in den Pfandbrief ist dadurch gestärkt worden. Der Vorsprung gegenüber den europäischen Wettbewerbern wurde aus- gebaut. Im Wesentlichen wird die Vergabe von Pfandbriefen zukünftig all den Kreditinstituten erlaubt, die den gesetz- lichen Anforderungen zum Schutz des Pfandbriefge- schäfts genügen und die die Erlaubnis nach dem Kredit- wesengesetz erhalten. Wir heben also das so genannte Spezialbankprinzip auf. Alle Banken können folglich ihre Geschäftsfelder frei wählen. Bereits in der Anhörung wurde der damalige Regie- rungsentwurf als großer Wurf bezeichnet. Mit dem Ge- setzentwurf, den wir heute beschließen, haben wir noch weitergehende Verbesserungen durchgesetzt: Nach ein- helliger Befürwortung durch die Sachverständigen wer- den Immobilienkredite aus den USA, Kanada und Japan auch zur Deckung von Pfandbriefen zugelassen. Zusam- men mit dem Pfandbriefgesetz ist zudem eine Anhebung der Schwelle bei der Offenlegungsvorschrift des § 18 des Kreditwesengesetzes beschlossen worden. Der Schwellenwert wird auf 750 000 Euro verdreifacht, wo- bei zehn Prozent des haftenden Eigenkapitals des Kredit- instituts als zweite Obergrenze festgelegt worden ist. Mit dieser neuen Grenze wird dem Gebot, die Stabilität der Finanzmärkte zu stärken, und der Wettbewerbsgleichheit deutscher Banken mit anderen europäischen Banken Rechnung getragen. Natürlich gab es auch Streitpunkte. Mit der geschaffe- nen Übergangsfrist für öffentlich-rechtliche Banken ha- ben wir jedoch den am schwersten wiegenden Aspekt angemessen gelöst. Öffentlich-rechtliche Banken kön- nen für die Neuausgabe von Pfandbriefen noch bis Ende Juni 2006 in eingeschränktem Umfang ihre Deckungs- massen nutzen, die nach Marktwertverfahren bewertet wurden. Danach gilt für alle Neuemissionen verbindlich das Beleihungswertprinzip. Die Übergangsfrist schafft den öffentlichen Banken den nötigen Spielraum, ihre Bewertungsverfahren anzupassen, ohne den Wettbewerb allzu stark zu verzerren. Wichtig war es, die hohen Anforderungen an den Pfandbrief zu wahren. Wir haben sie sogar verschärft. Die Institute müssen nachweisen, dass sie die strengen Mindestanforderungen erfüllen und werden unter eine effektive Aufsicht gestellt. Das Gesetz garantiert Sicher- heit und Qualität des Pfandbriefs und damit seine Wett- bewerbsfähigkeit. Am nationalen und den internationa- l A c f i u e G b v l Z b h Z m c E g B w v M z s D l g v n P s s d t e B h b l K h h B P K d w s s r (C (D en Kapitalmärkten genießt der Pfandbrief hohes nsehen. Dabei wird es bleiben. Denn strenge gesetzli- he Vorschriften sichern seine Attraktivität. Die SPD-ge- ührte Koalition setzt mit dem neuen Pfandbriefgesetz hre Politik der Stärkung des Finanzplatzes Deutschland nd des Anlegerschutzes fort. Leo Dautzenberg (CDU/CSU): Bereits bei unserer rsten Debatte zu diesem Gesetz habe ich auf die beiden ründe hingewiesen, weshalb wir das Pfandbriefgesetz rauchen. Erstens mussten wir die Folgen des Wegfalls on Gewährträgerhaftung und Anstaltslast für die öffent- ichen Banken im Juli dieses Jahres berücksichtigen. weitens galt es, den Vorsprung des deutschen Pfand- riefs gegenüber den europäischen Wettbewerbern zu alten und auszubauen. Ich bin überzeugt, dass wir unser iel mit dem im Finanzausschuss gefundenen Kompro- iss erreicht haben. Ich denke, wir sind uns einig, dass wir das wesentli- he Problem – den Übergang der öffentlich-rechtlichen mittenten auf das Beleihungswertverfahren – sinnvoll elöst haben. Die Frist von einem Jahr, in der öffentliche anken Deckungsmassen, die nicht nach Beleihungs- ertverfahren in die Bücher genommen wurden, weiter erwenden dürfen, gibt den betroffenen Instituten die öglichkeit, auch weiterhin am Pfandbriefmarkt aktiv u sein. Gleichzeitig wurde durch einen leichten Ab- chlag auf die nach Verkehrswertverfahren ermittelten eckungswerte ein Risikopuffer geschaffen. Last but not east wurde so für die öffentlichen Institute ein Anreiz eschaffen, möglichst schnell auf das Beleihungswert- erfahren umzustellen. Wesentlich erscheint mir auch, dass wir mit der Auf- ahme von USA, Kanada und Japan den deutschen fandbriefemittenten die Möglichkeit eröffnen, ihre Ri- iken besser zu diversifizieren. Parallel wurde eine ver- chärfte Vorschrift zum Risikomanagement eingeführt, ie hier noch einmal ein erhöhtes Sicherheitsniveau bie- et. Dem gleichen Ziel dient auch die im letzten Moment ingeführte Maßgeblichkeit des ursprünglich ermittelten eleihungswertes im – sehr unwahrscheinlichen und bis- er nie aufgetretenen – Fall der Insolvenz der Pfand- riefbank. Ich begrüße ebenfalls die gefundenen Ausnahmerege- ungen für die Ritterschaft Stade und den Calenberger reditverein. Diese traditionsreichen Pfandbriefinstitute aben nun die Möglichkeit, sich weiter am Markt zu be- aupten. Mit der Klarstellung zu den Nullcouponanleihen im ericht des Finanzausschusses haben wir im Sinne der fandbriefbanken zur Rechtssicherheit beigetragen. So weit einige wichtige Details des jetzt gefundenen ompromisses. Es bleibt über dieses Gesetz hinaus einiges zu tun, um ie Attraktivität des Pfandbriefes weiter zu erhöhen. Am ichtigsten ist hier, eine insolvenzfeste Treuhänder- chaft an Grundpfandrechten im Insolvenzrecht zu in- tallieren. In § 1 des Pfandbriefgesetzes haben wir be- eits festgelegt, dass solche treuhänderisch gehaltenen 14784 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) ) (B) ) Grundbuchschulden als Deckungsmassen verwendet werden dürfen, sobald im Insolvenzrecht die entspre- chende Voraussetzung geschaffen wurde. Dieser Punkt ist auch für den Fortgang der True-Sales-Initiative von entscheidender Bedeutung. Deshalb ist eine solche Re- gelung für den Finanzplatz Deutschland insgesamt von hoher Bedeutung. Im Berichterstattergespräch wurde vereinbart, dass die Finanzpolitiker aller Fraktionen „ihre“ Rechtspolitiker daran „erinnern“, dass wir hier im Rechtsausschuss schnell eine Lösung brauchen. Angesichts des Paradigmenwechsels am Pfandbrief- markt – weg vom Spezialbankenprinzip, Änderungen im Bereich der öffentlichen Banken – bestand bei den Be- richterstattern schnell Einigkeit, dass das Gesetz nicht mit weiteren Veränderungen belastet werden sollte. Es galt, eine Verunsicherung der Investoren zu verhindern. Von daher halte ich es für den richtigen Weg, dass wir für Luftfahrzeugpfandbriefe, inflationsindexierte Pfand- briefe sowie sonstige gedeckte Schuldverschreibungen nicht im Rahmen dieses Gesetzes Neuregelungen ge- schaffen haben. Es gilt, diese Ansätze gut zu überdenken und gegebenenfalls mittelfristige Lösungen zu finden. Das Bundesfinanzministerium wurde gebeten, sich ent- sprechende Gedanken zu machen. Einige kurze Bemerkungen zu den drei Sachverhal- ten, bei denen wir das BMF um Prüfung gebeten haben: Die Finanzierung von Flugzeugen durch Luftfahrt- pfandbriefe erscheint auf den ersten Blick sicherlich nicht vollständig unattraktiv. Trotzdem muss man sich zunächst grundsätzlich überlegen, ob die hier möglicher- weise zugrunde liegenden Sicherheiten geeignet sind, das hohe Niveau des Pfandbriefes zu erfüllen. Wird diese Frage bejaht, geht es ums Detail. Welche Lebens- dauer kann bei Luftfahrzeugen zugrunde gelegt werden, welche Ausfallwahrscheinlichkeiten ergeben sich folg- lich? Diese Fragen müssen in Ruhe beantwortet werden. Das war im laufenden Gesetzgebungsverfahren sicher- lich nicht zu leisten. Inflationsindexierte Anleihen entwickeln auf den in- ternationalen Finanzmärkten eine zunehmende Bedeu- tung. Auch Schuldverschreibungen des Bundes werden zukünftig zum Teil dieses Merkmal haben. Von daher scheint es angemessen, für Pfandbriefe – die an den Fi- nanzmärkten als enge Substitute für Staatspapiere ge- handelt werden – ein Äquivalent zu schaffen. Allerdings müssen auch hier Umsetzungsmöglichkeiten erst noch genauer untersucht werden. Sollten wir unterhalb des Pfandbriefes eine weitere, weniger sichere Klasse „Gedeckter Schuldverschreibun- gen“ einführen? Ich kann diese Frage heute noch nicht grundsätzlich beantworten. Wir sollten uns hier die mög- lichen Wechselwirkungen und Konsequenzen gründlich anschauen. Ganz davon abgesehen, müssten dann natür- lich wieder Umsetzungsprobleme betrachtet werden. Auch wenn wir von der Union uns bei § 18 KWG eine mutigere Lösung gewünscht hätten, denke ich doch, dass wir bei diesem Gesetzgebungsverfahren insgesamt sehr konstruktiv über die Fraktionsgrenzen hinweg zu- sammengearbeitet haben. Dafür an alle Kollegen meinen h m f a e Z d d m u a t s m d a a s r w o D A v t p n v e H t l t a w s u d i g s n f P g i P (C (D erzlichen Dank! Zum Schluss, doch nicht zuletzt, öchte ich auch noch einmal den Vertretern des BMF ür die fachliche Unterstützung und die gute Zusammen- rbeit danken. Stefan Müller (Erlangen) (CDU/CSU): Zunächst inmal möchte ich mich für die gute und konstruktive usammenarbeit bei der Beratung dieses Gesetzes be- anken. Diese gute und einvernehmliche Beratung führt dazu, ass wir auch dieses Gesetz, wie viele andere Finanz- arktgesetze davor, einstimmig beschließen können. Bei den vorhergehenden Diskussionen im Ausschuss nd im Kreise der Berichterstatter haben wir uns immer n folgenden Leitgedanken orientiert: Die hohen Quali- ätsstandards des Pfandbriefs dürfen nicht infrage ge- tellt werden; eine internationale Benchmark-Stellung uss unbedingt erhalten bleiben und ausgebaut werden; ie gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen aber so usgestaltet sein, dass deutsche Pfandbriefe gleichzeitig ber zukunftsfähig und international konkurrenzfähig ind. Ich bin davon überzeugt, dass wir diesen Zielen ge- echt geworden sind. Mit dem neuen Pfandbriefgesetz erden die notwendigen Schritte eingeleitet, um den rdnungspolitischen Rahmen für den Finanzplatz eutschland weiter zu verbessern und die bereits hohe kzeptanz des deutschen Pfandbriefes noch weiter zu ertiefen. Der Umstand, dass heute Deutschland eher ein Ver- riebsstandort, denn ein Produktionsstandort für Finanz- rodukte ist, macht es umso mehr erforderlich, den ge- annten Prinzipien gerecht zu werden. Der Pfandbrief hat sich im vergangenen Jahrzehnt on einem deutschen Wertpapier mit langer Tradition zu inem weltweit gefragten Anlageinstrument entwickelt. eute ist er der Exportartikel des deutschen Finanzmark- es schlechthin. Mit einem Volumen von weit über 1 Bil- ion Euro ist er auch einer der größten Segmente des in- ernationalen Fixed-Income-Marktes. Eine Frage, die wir eingehend erörtert haben und die uch in der Anhörung eine gewisse Rolle gespielt hat, ar die Erweiterung der Länder, in denen deckungs- tockfähige Hypotheken belegt sein dürfen. Wir haben ns von vornherein für eine Erweiterung der Länder um ie USA, Kanada und Japan ausgesprochen. Immobilienmärkte funktionieren heute zunehmend nternational, sie sind also nicht mehr in streng abge- renzte nationale Marktsegmente unterteilt. Dem müs- en auch die Anbieter von Finanzierungslösungen Rech- ung tragen, indem sie ihren Kunden in neue Märkte olgen. Einhellig waren wir der Meinung, den Vorschlägen, fandbriefe als Deckungsmasse zuzulassen, nicht zu fol- en. Dies spielte mit den schon ausgeführten Prinzipien m Zusammenhang mit der Qualität der deutschen fandbriefe eine besondere Rolle. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14785 (A) ) (B) ) Wir haben uns dagegen entschieden, weil die befürch- teten negativen „Kaskaden“-Effekte nicht entkräftet werden konnten. Letztlich könnte dies zu einer Aufblä- hung des Pfandbriefvolumens führen. Das neue Pfandbriefgesetz führt zu einer einheitli- chen Bewertung der Immobilien. Künftig ist für alle Bankengruppen das Beleihungswertverfahren maßgeb- lich. Dies ist eindeutig zu begrüßen. Allerdings ist klar geworden, dass die öffentlichen Banken bei einer Neubewertung ihrer bereits vorhande- nen Deckungsstöcke noch in diesem Jahr massiv belastet worden wären. Dies wäre mit ziemlicher Sicherheit nicht zu schaffen gewesen. Dies hätte letztlich zu einer deutli- chen Einschränkung der Emissionstätigkeit der Landes- banken geführt. Insofern waren wir bemüht, die größten Belastungen zu vermeiden. Dabei war abzuwägen, die Belastungen, die den Landesbanken durch die Führung von zwei De- ckungsstöcken entstehen, gegen die Vorteile für alle Emittenten durch die Schaffung einer einheitlichen Rechtsgrundlage für alle Pfandbriefemissionen. Immer im Blick, dass an der Qualität des deutschen Pfandbrie- fes keinerlei Zweifel aufkommen sollen. Für einen Übergangszeitraum sollen die öffentlichen Banken beim Marktwertverfahren bleiben können, aller- dings bei einem Ansatz von nur 50 Prozent. Dies bedeutet für diesen Übergangszeitraum eine Spaltung des Pfandbriefmarktes. Diese Spaltung wollten wir eigentlich verhindern. Welche Auswirkungen diese Spaltung hat, ist aus heutiger Sicht nicht abschätzbar. Darüber hinaus entsteht ein Wettbewerbsnachteil für die Emittenten, die nicht unter diese Übergangsfrist fallen. Die nunmehr vorgenommene Änderung hat also inso- fern einen Schönheitsfehler. Im Zuge der Beratungen hat sich aber herausgestellt, dass auch andere Lösungsmög- lichkeiten ebenfalls Probleme mit sich gebracht hätten. Kurzfristig hereingenommen haben wir noch eine Änderung des § 18 KWG, die an sich nichts mit dem Pfandbrief zu tun hat. Es handelt sich hierbei um die Än- derung der Offenlegungsvorschriften bei Kreditausrei- chungen. Seit längerem beklagen die Kreditinstitute die büro- kratische Belastung im Zusammenhang mit der prakti- schen Anwendung dieser gesetzlichen Regelung. Gleichzeitig bestehen gerade im Grenzgebiet zu Öster- reich Wettbewerbsnachteile, weil die Offenlegungs- grenze dort bei 750 000 Euro liegt und nicht wie in Deutschland bei 250 000 Euro. Der Beschlussvorschlag sieht nunmehr ebenfalls eine Anhebung der Grenze auf eine Dreiviertelmillion vor. Unsere Fraktion hatte eine Million vorgeschlagen. Ich finde es sehr erfreulich, dass wir die Kreditver- gabe der Banken damit erleichtern können. Erfreulich finde ich auch, dass beim Bundesfinanzministerium of- fenbar ein Lernprozess stattgefunden hat. Auf schriftli- che Fragen vor einem halben Jahr wurde immer wieder geantwortet, dass seitens der Bundesregierung kein H d s d r r A a h n s w D L v A b D M B a d M E u D d b D u W s d i T d D u z p I s P d d s G F D w g (C (D andlungsbedarf gesehen werde. Ich bedanke mich aus- rücklich, dass Sie nunmehr der Auffassung der Bayeri- chen Staatsregierung gefolgt sind und von sich aus Än- erungen vorgeschlagen haben. Lassen Sie mich aber auch betonen: Mit der Ände- ung der gesetzlichen Vorschrift müssen auch Erleichte- ungen bei der praktischen Anwendung einhergehen. nsonsten wäre diese Gesetzesänderung nichts anderes ls ein Placebo. Damit wäre niemandem gedient. Ich offe sehr, dass die BaFin bei der Formulierung des euen KWG-18-Rundschreibens sich an diesem politi- chen Willen orientiert. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich denke, ir sind bei der Fortentwicklung des Finanzplatzes eutschland heute wieder ein Stück vorangekommen. assen Sie uns weiterhin im Sinne der Stärkung dieser olkswirtschaftlich wichtigen Branche und den vielen rbeitsplätzen in diesem Bereich gemeinsam daran ar- eiten. Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): as Pfandbriefgesetz ist ein guter, ein sehr guter Wurf. it anderen Worten: Es ist ein Erfolg. Dieses Gesetz der undesregierung wird weithin begrüßt; es ist im Finanz- usschuss einstimmig von allen Fraktionen verabschie- et worden. Das liegt an seiner umsichtigen Gestaltung: it diesem Gesetz wird sowohl der Boden für weiteren rfolg dieses deutschen Spitzenfinanzproduktes bereitet nd gleichzeitig eine Gesetzesvereinfachung erreicht. as Gesetz entspricht der Idee eines offenen, bezüglich er Qualitätsstandards und des Marktzuganges staatlich eaufsichtigten Wettbewerbs. Unsere wichtigste Botschaft an die Finanzwelt lautet: as Gesetz der rot-grünen Koalition wird die Sicherheit nd Qualität des Pfandbriefs bewahren und ausbauen. esentliche Neuerung ist, dass nun alle Banken, die be- timmte Anforderungen erfüllen, Pfandbriefe ausgeben ürfen. Das entspricht auch der Idee des Wettbewerbes n Europa. Damit ist klar: Der Pfandbrief hat sowohl radition wie auch Potenzial. Das Potenzial wird durch as neue Gesetz genutzt. Unser Ziel in den Verhandlungen war es, die vielen etailfragen zu lösen. Weil Pfandbriefe erfolgreich sind nd es bleiben sollen, galt es, verschiedene Interessen usammenzuführen. Auch dies ist gelungen. Hauptstreit- unkt war: Wann und wie greift welche Bewertung der mmobilien der Deckungsmasse? Die Bewertung der Deckungsmasse ist neben der In- olvenzfestigkeit wichtigstes Element der Sicherheit der fandbriefe. Wir haben uns deshalb dafür eingesetzt, ass das vorausschauendste Verfahren eingesetzt wird, as es gibt: das Beleihungswertverfahren. Damit ist die icherste und konservativste Bewertungsmethode nun im esetz verankert. Hierdurch ergab sich für öffentliche Banken die rage, wie ihre in der Vergangenheit anders bewerteten eckungsmassen zu behandeln sind. Dies ergab die Not- endigkeit einer Übergangsregelung. Diese musste kurz enug sein, um dem Pfandbrief nicht zu schaden, und 14786 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) ) (B) ) lang genug, um eine Umstellung zu ermöglichen und eine übermäßige Belastung zu verhindern. Wir haben nun eine unbürokratische Übergangslö- sung für öffentliche Banken beschlossen. Auch der letzte offene Punkt bezüglich einer Neuregelung des Pfand- briefrechtes ist positiv geregelt worden. Die Immobilien- bestände meist öffentlicher Banken, die noch nach dem früher gängigen Marktwertverfahren bewertet gewesen waren, können noch bis zum 30. Juni 2006 für die Neu- begebung von Pfandbriefen genutzt werden. Diese Im- mobilien können mit 50 Prozent des nach Markt- bzw. Verkehrswertverfahren ermittelten Wertes in die De- ckungsmasse eingestellt werden. Nach Ende der Über- gangsfrist sind alle Immobilien einheitlich nach dem im Gesetz vorgesehenen Beleihungswertverfahren zu be- werten. Das Beleihungswertverfahren findet die Zustim- mung aller beteiligten Verbände. Damit kommt die Koalition den öffentlichen Banken entgegen, die anderenfalls aufgrund der sonst fälligen sofortigen Umbewertung eine Emissionspause hätten hinnehmen müssen. Die Übergangsregelung ist unbüro- kratisch und vermeidet so langwierige Prüfungsverfah- ren. Weiterhin wird im Pfandbriefgesetz die Vorausset- zung für die Indeckungnahme treuhänderisch gehaltener Grundschulden geschaffen. Dies soll mittelfristig die Fungibilität der Deckungsmassen unter Beibehaltung hoher Sicherheitsstandards erweitern. Dies bedeutet eine Erleichterung für alle Banken, die Pfandbriefe emittie- ren. Für diese Erleichterung sind zusätzlich ergänzende Schritte in anderen Rechtsbereichen, etwa im Insolvenz- recht, notwendig. Die Koalitionsfraktionen haben zuge- sagt, die Bundesregierung auf eine Beschleunigung ent- sprechender Verfahren hinzuweisen. Wir haben uns wirklich bemüht, selbst die kleinsten Details zu beachten. So wird im Rahmen des Gesetzes dafür gesorgt, dass kleine Institute, die in der deutschen Geschichte maßgeblichen Anteil an der Entwicklung des Pfandbriefs hatten, nun nicht durch das neue Gesetz vom Markt gefegt werden. Für sie gilt ein expliziter Be- standsschutz. Wir sind den Trends der Internationalisie- rung und der Globalisierung vorsichtig gefolgt und ha- ben eine Erweiterung des Länderkreises, aus welchem Immobilien in Deckung genommen werden können, auf USA, Kanada und Japan vorgenommen, dies in Verbin- dung mit einer Regel, die von Pfandbriefe emittierenden Banken einen Erfahrungsnachweis für die jeweiligen Märkte fordert. Das neue Gesetz ist überdies eine Vereinfachung. Bisher waren die Emissionsvoraussetzungen im Hypo- thekenbankgesetz (HBG) und im Gesetz über die Pfand- briefe und verwandten Schuldverschreibungen öffent- lich-rechtlicher Kreditanstalten (ÖPG) geregelt. Das neue Gesetz ersetzt beide Gesetze sowie mehrere Ver- ordnungen, die komplett entfallen. Auch dies entspricht unseren Zielen. Fazit: Wenn es immer so gut laufen würde, wäre das schön. g n g g b m M b h N g S s v F g S b W u P d m b z c f d d v a d h 7 t d d h d K s E r P b A n t h P K m G g r (C (D Carl-Ludwig Thiele (FDP): Das Produkt Pfandbrief ibt es seit 235 Jahren. Mit diesem Gesetz soll die inter- ationale Vormachtstellung des deutschen Pfandbriefs esichert werden. Von einem EU-weiten Umlaufvermö- en von 1 550 Milliarden Euro haben deutsche Pfand- riefe ein Volumen von 1 060 Milliarden Euro und kom- en damit auf einen Marktanteil von 68 Prozent im EU- arkt. Am 18. Juli 2005 entfällt die Gewährträgerhaftung ei gleichzeitiger Modifizierung der Anstaltslast. Des- alb begrüßt es die FDP, dass mit diesem Gesetz zur euordnung des Pfandbriefrechts das Hypothekenbank- esetz, das Gesetz über die Pfandbriefe und verwandten chuldverschreibungen öffentlich-rechtlicher Kreditan- talten sowie das Gesetz über Schiffspfandbriefbanken ereinheitlicht und zusammengefasst werden. Die FDP- raktion begrüßt es ferner, dass es interfraktionell gelun- en ist, diese Neuordnung des Pfandbriefrechts mit der chaffung dieses eigenständigen Pfandbriefgesetzes zu eschließen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass es einen scharfen ettbewerb auch unter den Gesetzgebern in Europa gibt, m Investoren anzuziehen, Im Gegensatz zu anderen olitikfeldern gehen wir hier keinen schädlich isolieren- en nationalen Alleingang. Mit diesem Gesetz wird viel- ehr die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Pfand- riefs deutlich gestärkt. Bevor ich auf die weiteren Einzelheiten dieses Geset- es eingehe, möchte ich einen Punkt gesondert anspre- hen, der aus meiner Sicht von erheblicher Bedeutung ür die Versorgung der Wirtschaft mit Krediten ist. Bei em Gesetz zur Neuordnung des Pfandbriefrechts han- elt es sich um ein Artikelgesetz. Da auch § 18 KWG on diesem Gesetz erfasst ist, begrüßt es die FDP, dass uch die anderen Fraktionen dem Vorschlag gefolgt sind, ie Grenze für die Offenlegung der wirtschaftlichen Ver- ältnisse eines Kreditnehmers von 250 000 Euro auf 50 000 Euro bzw. 10 Prozent des haftenden Eigenkapi- als der Bank zu erhöhen. Wir hätten uns allerdings sehr arüber gefreut, wenn auch unser darüber hinausgehen- er Antrag auf Erhöhung auf 1 Million Euro eine Mehr- eit gefunden hätte. Wichtig ist auch, dass der Antrag er FDP aufgenommen wurde, diese Änderung des § 18 WG unmittelbar mit der Veröffentlichung dieses Ge- etz in Kraft zu setzen. Dies wird voraussichtlich schon nde März stattfinden. Ziel dieses Gesetzes zur Neuordnung des Pfandbrief- echts ist daher bei Wahrung der hohen Qualität des fandbriefes die Ausdehnung der Befugnis zur Pfand- riefbegebung auf alle Kreditinstitute, die bestimmten nforderungen zum Schutz des Pfandbriefgeschäfts ge- ügen und von der Bundesanstalt für Finanzdienstleis- ungsaufsicht eine Erlaubnis zur Pfandbriefbegebung er- alten. Dazu ist es wichtig, dass die Definition des fandbriefgeschäfts als Bankgeschäft im Sinne des § 1 WG definiert wurde. Ferner muss ein Kernkapital von indestens 25 Millionen Euro vorhanden sein und ein eschäftsplan vorliegen, aus dem unter anderem hervor- eht, dass das Kreditinstitut das Pfandbriefgeschäft vo- aussichtlich regelmäßig und nachhaltig betreiben wird. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14787 (A) ) (B) ) Wird dieses Pfandbriefgeschäft nicht regelmäßig und nachhaltig betrieben, kann die Erlaubnis aufgehoben werden. Abschließend möchte ich für die FDP feststellen, dass die Beratung zu diesem Gesetz aus unserer Sicht sehr konstruktiv und sachbezogen war. Dieses wünschen wir auch bei anderen Gesetzesvorhaben. Für die FDP wünsche ich, dass dieses Gesetz dazu beiträgt, die Vormachtstellung des deutschen Pfandbrie- fes weiter zu festigen und auszubauen. Anlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Fototafeln zum 17. Juni 1953 erhalten (Tagesordnungspunkt 20) Eckhardt Barthel (Berlin) (SPD): Manchmal sind dreißig Minuten Debattenzeit zu viel Aufhebens für eine Angelegenheit, bei der man nicht umhin kann zu fragen, warum sich eigentlich der Deutsche Bundestag mehrfach damit beschäftigen muss. Wir sind hier kein Kommunal- parlament, und es gehört wohl auch zur Verantwortung von Parlamentariern, vor Einbringung eines Antrages über die Relevanz des Anliegens für dieses Haus nach- zudenken. Darin liegt der erste Punkt meiner Ausführungen, die ich ja nun nolens volens machen muss. Der Deutsche Bundestag ist für die Fototafeln zum Gedenken an den 17. Juni 1953 an der Fassade des Bundesfinanzministeri- ums schlicht und ergreifend nicht zuständig. Beim Streit um die Frage, ob die Tafeln dort hängen bleiben sollen oder nicht, handelt es sich um eine juristische Auseinan- dersetzung zwischen dem Ministerium und der „Arbeits- gemeinschaft 13. August“. Diese Auseinandersetzung ist im Übrigen längst entschieden, denn das Landgericht Berlin hat am 8. September 2004 zugunsten des Klägers verfügt, dass die Tafeln abgehängt werden müssen. Die Berufung gegen dieses Urteil hat der Beklagte kürzlich zurückgezogen. Damit ist es rechtskräftig, und die Ta- feln sind unverzüglich zu entfernen. Ich weiß ehrlich ge- sagt nicht, wo es bei dieser Angelegenheit seitens der Legislative, das heißt, seitens des Deutschen Bundesta- ges, jetzt noch Handlungsbedarf geben soll. Diese simple Feststellung hat weder mit der Erinnerung an die Ereignisse vom 17. Juni 1953 noch mit einer Bewertung der Fototafeln etwas zu tun. Ich habe schon in der Dis- kussion im Ausschuss für Kultur und Medien gesagt, dass ich persönlich die Fototafeln gut finde und dass man im Land Berlin über einen anderen Standort für sie nachdenken sollte. Die riesigen Bilder von demonstrie- renden Arbeiterinnen und Arbeitern sind durchaus be- eindruckend und erinnern ohne falsches Pathos an die erste große politische Erschütterung des DDR-Unrechts- regimes, das dann Jahrzehnte später endlich und viel zu spät unterging. Ebenso wenig wie um ästhetische oder historische Einschätzungen geht es hier um die Aktivitäten der „Ar- beitsgemeinschaft 17. Juni“. Deren maßgebliche Wort- f w s t t K b a n r 1 G W 1 F R R m r V d E d c s m l j b d d f g u w d I j e e h f e d A o h d g r K u w H r D m d (C (D ührerin, Frau Hildebrandt, ist zwar uns allen mittler- eile als schillernde Persönlichkeit, als eine, wenn auch elbsternannte, Jeanne d‘Arc der DDR-Erinnerungskul- ur bekannt. Doch wir sollten uns hier nicht mit den Mo- iven einzelner Personen beschäftigen, sondern nach riterien nüchternen Räsonnements einen Sachverhalt eurteilen. Zu diesem Sachverhalt gehört unter anderem uch der Umstand, dass es am Gebäude des Finanzmi- isteriums, nur ein paar Steinwürfe von hier entfernt, be- eits ein Kunstwerk gibt, das die Ereignisse des 17. Juni 953 zum Gegenstand hat. Das in den Boden vor dem ebäude eingelassene Glasbild des Berliner Künstlers olfgang Rüppel reflektiert den bezeichnenderweise 953 von Max Lingner geschaffenen Wandfries an der assade des Ministeriums, das im Stil des sozialistischen ealismus das „süße Leben in der DDR“ zeigt. Auf üppels Bild, das mit 24 Metern Länge dieselben Aus- aße wie der Fries hat, sind demonstrierende Arbeite- innen und Arbeiter des 17. Juni 1953 in ästhetischer erfremdung zu sehen. Die Idee des Künstlers besteht arin, durch die Verlagerung seines Denkmals in die rde, das Spannungsverhältnis zwischen der Ideologie es bürokratischen Sozialismus und der gesellschaftli- hen Realität symbolisch zu rekonstruieren. Abgesehen davon, dass die ästhetische Wirkung die- es Kunstwerks durch die Fototafeln der „Arbeitsge- einschaft 17. Juni“ beeinträchtigt wird, hat der Künst- er mit einer erneuten Klage gedroht, wenn die Tafeln etzt nicht unverzüglich abgehängt werden. Und damit in ich wieder bei den formalen Problemen. Das Projekt er Fototafeln wurde 2003 anlässlich des 50. Jahrestags es Volksaufstandes in der DDR vom Finanzministerium ür wenige Wochen genehmigt – dies vor dem Hinter- rund, dass das Gebäude unter Denkmalsschutz steht nd die Fassade nicht ohne weiteres dauerhaft verändert erden darf. Ich denke, es ist ein Gebot der Fairness, ass man sich an solche Abmachungen dann auch hält. m Zusammenhang mit dem „Mauer-Disneypark-Pro- ekt“, das Frau Hildebrandt am Checkpoint Charlie benfalls ohne Einhaltung der mit dem Land Berlin ver- inbarten Befristung veranstaltet, muss hier schon darauf ingewiesen werden, dass man einvernehmlich getrof- ene Regelungen nicht einfach missachten darf, wenn es inem beliebt. Abschließend will ich noch einmal darauf hinweisen, ass es hier nicht um die persönliche Einschätzung des bgeordneten Barthel oder irgendeines anderen Abge- rdneten zu den Fototafeln zum 17. Juni geht. Vielmehr aben wir die Bedingungen zu beachten, unter denen mit en Tafeln am Ministerium umzugehen ist. Diese Bedin- ungen habe ich beschrieben. Wir haben demnach ein echtskräftiges Urteil, wir haben ein bereits existierendes unstwerk, wir haben eine terminliche Vereinbarung nd wir haben ein denkmalgeschütztes Gebäude. Was ir nicht haben, ist weiterer Redebedarf in diesem ause. Über die Zukunft der Fototafeln an einem ande- en Ort soll das Land Berlin in Zusammenarbeit mit der enkmalschutzbehörde entscheiden. Deshalb wird eine Fraktion bei ihrer Haltung bleiben und den Antrag er Union ablehnen. 14788 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) ) (B) ) Roland Gewalt (CDU/CSU): Der Platz vor dem heu- tigen Bundesfinanzministerium, Wilhelmstraße/Ecke Leipziger Straße, ist nicht irgendeiner der Schauplätze des Volksaufstandes. An diesem Ort war das Zentrum der Erhebung vom 17. Juni 1953. Es erfordert daher – ich hoffe, dass wir uns in diesem Punkt einig sind – ein hohes Maß an Sensibilität, was die Gestaltung dieses geschichtsträchtigen Ortes anbelangt. Man muss es einmal offen aussprechen: Gerade diese Gestaltung des Platzes ist hier leider misslungen. Die Teilnehmer des Volksaufstandes und die Opfer kritisie- ren zu Recht, dass das im Boden eingelassene Denkmal zur Erinnerung an den 17. Juni für den auf dem Platz ste- henden Betrachter nicht zu erkennen ist und – wenn man es dann zufällig doch entdeckt – mit dem Volksaufstand nur schwer in Verbindung gebracht werden kann. Dage- gen – das ist für die Opfer besonders schmerzlich – prangt an der Hauswand des Finanzministeriums ein rie- siges, von weitem sichtbares Wandgemälde, das die SED-Diktatur verherrlicht. Es ist deshalb verständlich, dass die Arbeitsgemein- schaft „13. August“ hier einen deutlich sichtbaren Kon- trapunkt setzen wollte und an der gegenüberliegenden Fassade große Fototafeln anbrachte, die an den Frei- heitskampf der Menschen an diesem Ort erinnern sollen. Ohne Frage finden diese durchaus gelungenen Foto- tafeln bei den Menschen mehr Beachtung und mehr Zu- stimmung als das unscheinbare und seine Wirkung völ- lig verfehlende Denkmal auf diesem Platz. Ich will überhaupt nicht bestreiten, dass der Weg, den die Arbeitsgemeinschaft „13. August“ gewählt hat, ju- ristisch gesehen nicht ganz korrekt war. Gerade die Tat- sache, dass die Montage der Fototafeln an der Hauswand des Finanzministeriums vielen Menschen, vor allem aber den Teilnehmern an dem Volksaufstand, aus dem Herzen gesprochen hat, macht es völlig unverständlich, dass hier der Bundesfmanzminister völlig unsensibel nach der „Holzhammermethode“ vorgeht. Es ist nicht einmal der Versuch unternommen worden, mit der Ar- beitsgemeinschaft „13. August“ und der zuständigen Denkmalschutzbehörde ein Einvernehmen zu erzielen. In dieses Bild passt, dass das Vermittlungsangebot des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, der ja bekann- termaßen Parteifreund von Herrn Eichel ist, brüsk vom Bundesfinanzminister zurückgewiesen wurde. Ich bin nun selbst Jurist und neige auch manchmal dazu, die Dinge sehr stark durch die rechtliche Brille zu sehen. Aber der Streit um die Gestaltung eines der geschichtsträchtigsten Orte in der Bundesrepublik Deutschland gehört einfach nicht in einen Gerichtssaal. Wenn man dann nun aber schon einen Prozess anstrengt, wie es der Bundesfinanzminister getan hat, dann sollte man hier wenigstens ein bisschen Fingerspitzengefühl an den Tag legen. Der Versuch, die beklagte Arbeitsge- meinschaft „13. August“ von einer Berufung abzuhalten, indem er mit einer geradezu abenteuerlichen Begrün- dung den Streitwert hochtreibt, ist nicht nur unangemes- sen, er ist geradezu peinlich. Dem Bundesfinanzministe- rium seien – so argumentiert das Ministerium – durch das Verbleiben der Fototafeln an der Hauswand des Ge- b V s h s i m V d u g r c r A m f n K g n V t d d m r n V m m b n d S 1 O s w d a t A s b v a a n D v z V e S (C (D äudes Einnahmen in Höhe von 180 000 Euro durch die ermietung als Werbefläche entgangen. Bei allem Ver- tändnis für juristische Häkeleien: In diesem Zusammen- ang kann ein solcher Verfahrenstrick wohl nur als ge- chmacklos bezeichnet werden. Bei den Beratungen des Antrags im Innenausschuss st zumindest bei der SPD-Fraktion angeklungen, dass an Verständnis für den Wunsch der Teilnehmer des olksaufstandes und der Opfer hat, das Erscheinungsbild ieses Platzes zu verändern. Wir sollten die Diskussion m die Fototafeln nicht als Last, sondern als Chance be- reifen, hier endlich eine Lösung zu finden. Nichts ande- es will die CDU/CSU-Fraktion mit ihrem Antrag errei- hen. Ich verstehe nicht, was hieran kritikwürdig ist. Günter Nooke (CDU/CSU): Aus Anlass des 50. Jah- estages des Volksaufstandes am 17. Juni 1953 hat die rbeitsgemeinschaft „13. August e.V.“ mit der Geneh- igung des Bundesministeriums der Finanzen Fotota- eln zum Gedenken an die Opfer an der Fassade des Mi- isteriums angebracht. Es ist bezeichnend, dass sich die olleginnen und Kollegen von der SPD bei den Beratun- en im Ausschuss für Kultur und Medien in der Frage ach dem Verbleib der Fototafeln zur Erinnerung an den olksaufstand am 17. Juni 1953 am Bundesfinanzminis- erium darauf verlegt haben, dass der Bund nicht zustän- ig und deshalb der Antrag abzulehnen sei. Abgesehen avon, dass das nicht einmal richtig ist, da das Bundes- inisterium der Finanzen immer noch Teil der Bundes- egierung ist, und da vor allem das Gedenken an natio- ale Ereignisse auch Bundesangelegenheit ist, ist der erweis auf Kompetenzen ein Zeichen dafür, dass man it der Sache eigentlich lieber nichts zu tun haben öchte. Wollte man mit der Sache hingegen zu tun ha- en, würde die Bedeutung der Kompetenzfrage sicher icht so betont. Aber es geht eben nicht nur um Kompetenzen, son- ern hier geht es auch um die Sache. Es geht um die ichtbarmachung des Volksaufstandes vom 17. Juni 953 an einem authentischen Ort. Nicht an irgendeinem rt, sondern an dem Ort, der in der Öffentlichkeit am tärksten mit dem Volksaufstand in Berlin verbunden ird. Die Frage der rechtlichen Grundlage des Verbleibs er Fototafeln, die engagierte Bürgerinnen und Bürger us Anlass des 50. Jahrestages des Aufstandes für befris- ete Zeit ermöglicht haben, ist bei der Einbringung des ntrages erörtert worden. Wir haben das auch im Aus- chuss für Kultur und Medien thematisiert, und wir ha- en vorgeschlagen, die Formulierung dahin gehend zu erändern, dass wir uns für einen Verbleib der Fototafeln m Ort – zum Beispiel an der Ostseite des Gebäudes – ussprechen und nicht auf dem Status quo bestehen, um icht das Verfahren höher zu bewerten als das Anliegen. enn es ist uns eben die Sichtbarmachung der Ereignisse om 17. Juni am authentischen Ort wichtig. Der Hauseigentümer, der Bundesminister der Finan- en, sollte daher nach einer Lösung suchen, die den erbleib der Fototafeln gewährleistet. Juristische Aus- inandersetzungen vor Berliner Zivilgerichten sind der ensibilität des Themas nicht angemessen, verhindern Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14789 (A) ) (B) ) ein würdiges Gedenken und können zu keinem befriedi- genden Ergebnis führen. In der gestrigen Anhörung zu unserem Antrag „Förderung von Gedenkstätten zur Dik- taturgeschichte in Deutschland – Gesamtkonzept für ein würdiges Gedenken aller Opfer der beiden deutschen Diktaturen“ im Ausschuss für Kultur und Medien hat Hubertus Knabe, Leiter der Gedenkstätte Hohenschön- hausen, der als Sachverständiger eingeladen war, darauf aufmerksam gemacht, dass es im Stadtbild kaum Hin- weise auf die friedliche Revolution von 1989 gibt. Das trifft auch auf den Widerstand in der DDR zu. Besonders bei der bestehenden künstlerischen Gestaltung am Ort, um den es hier geht, ist das auch der Fall, zumindest was die tatsächliche Sichtbarkeit angeht. Ich hätte mir auch ein anderes, offensichtlicheres Zeichen im Stadtbild ge- wünscht. Die Fototafeln sind das bislang einzige deutlich wahr- nehmbare Denkmal für die Aufständischen des 17. Juni 1953. Sie sind das notwendige Gegenstück zu dem eben- falls an der Hausfassade befindlichen Wandgemälde, das propagandistisch das SED-Regime verherrlicht. Die Fo- totafeln sollen und können das im Boden vor dem Ge- bäude eingelassene Denkmal ergänzen. Hier bietet sich nun – das stellt unser Antrag dar – eine konkrete Lösung an, die auch die Eigenständigkeit der Arbeiten sicher- stellt. Daher sprechen wir uns dafür aus, dass die Bun- desregierung sich im Einvernehmen mit allen Beteiligten dafür einsetzt, dass die anlässlich des 50. Jahrestages des Volksaufstandes in der ehemaligen DDR am 17. Juni 2003 an der Fassade des Bundesministeriums der Finan- zen angebrachten Fototafeln der Arbeitsgemeinschaft „13. August e.V.“ am authentischen Ort des Aufstandes sichtbar bleiben können. Ursula Sowa (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Im Sinne einer kulturpolitischen Debatte ist das Anliegen der CDU/CSU-Fraktion sehr zu begrüßen, das Thema Fototafeln am Gebäude des Bundesfinanzministeriums auf die politische Agenda zu setzen. Dass sich allerdings der Bundestag damit beschäftigen soll, noch dazu zu nachtschlafender Zeit, weil sich eine Fraktion vor den Karren von Vermarktern – auch wenn es sich um das Ge- denken an die DDR handelt – spannen lässt, verdient kein größeres Lob. Gern erinnere ich an die großzügige Zusage des Finanzministers, ein Fotoprojekt zum Gedenken an den Volksaufstand des 17. Juni 1953 an einem authentischen Ort des Geschehens, nämlich in der Berliner Leipziger Straße, zu ermöglichen. Im Unionsantrag geht es einmal nicht um die Finanz- fragen, wie man bei der Zuständigkeit des Finanzminis- ters annehmen könnte. Nein, es geht um Denkmalschutz und den Schutz eines bestehenden Kunstwerks und da- mit um den Schutz des Urhebers. Beginnen wir mit letzterem. Der Künstler Wolfgang Rüpper aus Berlin hat nach einem entsprechenden Aus- schreibungsverfahren den Zuschlag für den Bau eines Denkmals zum 17. Juni erhalten. Und sein Denkmal be- zieht das Gebäude mit seiner Fassade in ein durchdach- tes Gesamtkonzept mit ein. Das ist ein wichtiger Grund, w d r W s R s s D L R r p d L S g r t r i V f s i p n e h z l V d d h i g f i H t a n B d F s l D (C (D eshalb die Fassade in ihrer ursprünglichen Form wie- er hergestellt werden muss, denn Rüpper hat ein An- echt darauf, dass sein Kunstwerk eine eigenständige irkung entfalten kann. Und dazu bedarf es einer Fas- ade ohne unübersehbare Fotos. Von der Frage der Rechte des Künstlers Wolfgang üpper völlig unbenommen steht die Tatsache, dass es ich um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt. Dabei pielt neben der architektonischen auch die historische imension eine entscheidende Rolle. Das Haus an der eipziger- und Wilhelmstraße wurde unter dem Nazi- egime als Reichsluftfahrtministerium genutzt. Wäh- end der Alleinherrschaft der SED bot der Gebäudekom- lex dem „Haus der Ministerien“ Quartier. Die Arbeiter- emonstrationen zogen aus diesem Grund in die eipziger Straße, denn sie wollten ihren Widerstand den taatsbediensteten in den Ministerien und damit der Re- ierung entgegen bringen. Der Aufstand am 17. Juni fand jedoch auch an ande- en Orten statt und diese Tatsache könnte eine Perspek- ive für die Fototafeln jenseits des Bundesfinanzministe- iums eröffnen. Suchen wir doch einen anderen Ort für die Fototafeln, n Berlin werden wir bestimmt fündig werden. Mein orschlag: Stellen wir die Fotos doch in den Mittelstrei- en der Karl-Marx-Allee. Hier fand der Volksaufstand einen Ausgang und hier steht die moderne Kunst nicht m Widerspruch zum Denkmalschutz. Damit wäre allen Interessen gedient und ein als tem- oräres Projekt geplantes Vorhaben könnte aufgrund sei- er erworbenen Anerkennung längerfristigen Bestand rhalten. Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP): Die FDP ält es für wünschenswert, die Fototafeln an ihrem jet- igen Standort zu belassen. Sie sind eine ästhetisch ge- ungene und stadträumlich wichtige Erinnerung an den olksaufstand des 17. Juni 1953. Der 17. Juni 1953 ist ein entscheidendes Datum in der eutschen Nachkriegsgeschichte. Dieses Datum, das in er Bundesrepublik bis 1990 als „Tag der deutschen Ein- eit“ ein nationaler Feier- und Gedenktag war, war und st Sinnbild für die Auflehnung der Bürger der DDR ge- en die SED-Diktatur und steht in einer Reihe mit der riedlichen Revolution des Jahres 1989. Die Bilder des 17. Juni 1953, die Massen der Arbeiter n der Stalinallee, die protestierenden Menschen am aus der Ministerien, die Bilder einzelner Demonstran- en, die mit Steinen versuchen, die sowjetischen Panzer ufzuhalten, sind fester Bestandteil der kollektiven Erin- erung an diese Ereignisse. Ebendiese Bilder, die alle esucher Berlins aus den Schulbüchern kennen und mit em 17. Juni 1953 verbinden, finden sich nun als große ototafeln am heutigen Bundesfinanzministerium und ind nun Gegenstand des Streits und Gegenstand gericht- icher Auseinandersetzung. Diese Fototafeln leisten etwas, was das „offizielle“ enkmal für die Aufständischen des 17. Juni 1953 nicht 14790 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) ) (B) ) leistet. Das in den Boden eingelassene, 24 mal 3 Meter große Glasbild des Künstlers Wolfgang Rüppel nimmt Bezug auf das propagandistische Wandbild Max Lingners an der Wand des Rohwedder-Hauses. Im Un- terschied zu den Fototafeln ist das Denkmal im Stadt- raum nur von Fußgängern erlebbar, nicht aber für vor- beifahrende Autofahrer oder Bustouristen. Insofern gleichen die Tafeln mit den vertrauten Fotos die Schwä- che des Denkmals aus, indem schon von Ferne einer der authentischen Orte des 17. Juni 1953 erlebbar wird. Kritikwürdig und nicht ganz unproblematisch ist al- lerdings die Vorgehensweise der Arbeitsgemeinschaft „13. August“, die die Tafeln angebracht hat. Würden die Tafeln entgegen den vertraglichen Vereinbarungen am Haus belassen werden, könnte dies möglicherweise Nachahmungseffekte befördern. Grundlage der Geneh- migung war die Zusage der Initiatoren, die Tafeln nach einem befristeten Zeitraum wieder zu entfernen. Diesem Ansinnen des BMF sind die Beklagten auch nach der Entscheidung des Landgerichts, welches entschieden hat, dass die Tafeln abgehängt werden müssen, nicht nachgekommen. Problematisch ist weiterhin das lau- fende Verfahren zwischen Bundesvermögensamt und der Arbeitsgemeinschaft „13. August“, in das sich der Bun- destag im Detail nicht einmischen sollte. Dennoch glaube ich, dass es sinnvoll und der Sache dienlich wäre, wenn der Bundestag sich beim BMF bzw. beim klageführenden Bundesvermögensamt dafür ein- setzt, die Klage zurückzuziehen und so einen Verbleib der Tafel zu ermöglichen. Die Gebäudeecke Leipziger/Wilhelmstraße ist der richtige Ort, um an den Aufstand des 17. Juni 1953 zu erinnern, und die Fototafeln sind ein angemessenes äs- thetisches Mittel, dies zu tun. Daher plädiert die FDP für einen Erhalt der Fototafeln und stimmt dem vorliegen- den Antrag zu. Anlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung eines Zweiten Gesetzes zur Ände- rung des Teledienstgesetzes (Anti-Spam-Gesetz) (Tagesordnungspunkt 21) Hubertus Heil (SPD): Die Zahl von Spams, also der unerwünschten, massenweise versendeten Werbe- E-Mails, hat Besorgnis erregende Ausmaße angenom- men. Ihr Anteil am gesamten E-Mail-Verkehr ist von 7 Prozent im Jahr 2001 auf 65 Prozent im Jahr 2004 ge- wachsen. Wir kennen es alle: Die Bearbeitung des tägli- chen Posteingangs für Unternehmen und private Emp- fänger gerät immer mehr zum Ärgernis. Spams kosten täglich kostbare Zeit und Unternehmen viel Geld. Viele dieser unbestellten Nachrichten enthalten anstößige oder beleidigende Inhalte – die Palette reicht von aggressiver Werbung für erotische Angebote oder Potenzmittel über Computerviren bis zu Aufforderungen an den Empfän- ger, geheime Informationen wie zum Beispiel Bankzu- gangsdaten preiszugeben. L c i W w d v d u m e b p s n R c d k g n m d t l e B r w u e m L z h H h d d b b t E W d s e k v e R b (C (D Mit unserem Gesetzentwurf, den wir heute in erster esung beraten, wollen wir nicht nur eine rechtliche Lü- ke in der Spamabwehr schließen, weil der Missbrauch n den letzten Jahren explosionsartig zugenommen hat. er unseren Gesetzentwurf genau liest, erkennt, dass ir damit einen Stein für ein wirksames rechtliches Fun- ament setzen, auf dem wir einen umfassenden Ansatz erfolgen wollen: Ein Vorgehen gegen Spams kann nur ann erfolgreich sein, wenn rechtliche, wirtschaftliche nd technische Maßnahmen in ihrer Wirksamkeit opti- iert und miteinander verzahnt werden. Erforderlich ist in abgestimmtes Vorgehen, das Serviceprovider, Ver- raucher und den Staat als Akteure auf nationaler, euro- äischer und internationaler Ebene einschließt. Als Ge- etzgeber wollen und dürfen wir private Freiheiten aber ur soweit einschränken, wie autonome gesellschaftliche egelungen und technische Möglichkeiten nicht ausrei- hen. Mit unserem Anti-Spam-Gesetz tun wir das Notwen- ige und Machbare: Erstens wird das Verschleiern des Absenders oder des ommerziellen Charakters einer ohne Einverständnis zu- esandten E-Mail in Zukunft in jedem Einzelfall mit ei- em Bußgeld von bis zu 50 000 Euro belegt werden. Da- it setzen wir die rechtlichen Rahmenbedingungen afür, dass technische Filterprogramme wirksam arbei- en können. Gerade in den letzten Jahren hat sich näm- ich gezeigt, dass es diese Verschleierungen waren, die s unmöglich machten, Spams nach dem Wunsch des enutzers schon im Vorhinein automatisch auszusortie- en. Zweitens legen wir durch das Gesetz einen weiteren ichtigen Grundstein für eine wirksame europäische nd internationale Zusammenarbeit. Wir setzen – bis die rforderlichen abgestimmten internationalen Maßnah- en erfolgen – ein Signal für andere Staaten, rechtliche ücken zu schließen und für eine wirksame Durchset- ung zu sorgen. Dafür braucht es auch dringend eine Be- örde, die die Zuständigkeit in Deutschland bündelt. ier stehen mehrere Vorschläge im Raum, die wir einge- end mit den Ländern und Betroffenen diskutieren wer- en. Schließlich geben wir durch die ausführliche Begrün- ung den Rechtsanwendern, der Wirtschaft und den Ver- rauchern Rechtsklarheit darüber, was bereits heute ver- oten oder sogar strafbar ist. Das von uns 2004 geänderte Gesetz gegen den unlau- eren Wettbewerb stellt es bereits heute klar: Jede ohne inwilligung des Adressaten versandte elektronische erbe-E-Mail ist rechtswidrig. Schon heute verbietet as Gesetz ebenfalls, die Identität des Absenders zu ver- chleiern oder zu verheimlichen. Wettbewerber und an- rkannte Klageverbände, etwa Verbraucherverbände, önnen vom Versender Unterlassung und Schadenersatz erlangen. Andere Empfänger von Spam-Mails können benfalls auf Unterlassung und Schadensersatz klagen. Andererseits werden besonders schwerwiegende echtsschutzverletzungen beim Spamming bereits heute estraft, etwa Mails, die Kinderpornographie, Viren oder Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14791 (A) ) (B) ) Würmer transportieren. Gleiches gilt für Nachrichten, die den ersten Schritt bei einem Betrug darstellen, indem sie den Empfänger zur Angabe von Bankzugangsdaten wie PIN oder TAN auffordern. Strafbar sind schließlich auch Massenversendungen, die zum Zusammenbruch von Vermittlungsrechnern oder Empfängerpostfächern führen. Die Verschleierung des Absenders und des Cha- rakters für sich genommen hat keinen Unwertgehalt, der dem gleichkommt, sodass ein empfindliches Bußgeld, wie jetzt von uns vorgeschlagen, die richtige Sanktion ist. Wir sind offen für alle Verbesserungsvorschläge. Nur, wer strengere oder weitergehende nationale Regelungen möchte, muss diese immer am Verhältnismäßigkeits- grundsatz messen. Die ersten Stellungnahmen der Betroffenen geben uns Recht: Wir wollen keine bevor- mundeten und überwachten, sondern verantwortungsbe- wusste Unternehmen und Verbraucher. Sie wollen wir aufklären und für sie wollen wir die notwendigen, ver- nünftigen Rahmenbedingungen schaffen. Dafür steht un- ser Gesetz. Ulrich Kelber (SPD): Spamming ist ein internationa- les Problem. Kein Land dieser Welt allein kann mit Ge- setzen und Strafen diese Seuche stoppen, es sei denn, es verbietet die Nutzung des Internets für alle. Spamming kann auch nicht allein durch technische Maßnahmen ge- stoppt werden, das haben die letzten Jahre gezeigt. Für jede technische Anti-Spam-Lösung gab es binnen Tagen eine Umgehung. Spamming kann meiner Meinung nach nur durch eine gute Mischung aus Abschreckung, tech- nischen Lösungen und verantwortlichen Verbrauchern begrenzt werden. Die Internetwirtschaft und die Provi- der haben in den letzten Jahren viele Probleme auf der technischen Seite angepackt. Die E-Mail-Empfänger, In- ternetnutzer und zunehmend auch die Handykunden müssen noch verantwortungsvoller und informierter mit diesen Medien umgehen. Wer zum Beispiel für jedes kleine Gewinnspiel seine Daten hinterlässt, muss sich nachher nicht über die Spams wundern. Die EU-Kommission hat im Januar 2004 alle Mit- gliedstaaten aufgefordert, zusätzliche Schritte gegen Spam zu unternehmen. Dabei ist insbesondere auch die Möglichkeit benannt worden, Spammer mit Bußgeldern zu belegen oder sogar strafrechtlich zu verfolgen. Die Einschätzung, ob weitere gesetzliche Maßnahmen not- wendig sind, waren in der deutschen Fachwelt lange ge- teilt. Selbst die großen Internetprovider stritten sich lange in dieser Frage. Inzwischen aber sind sich fast alle einig: Neben den umfangreichen Initiativen von der Wirtschaft und den Informationen von Behörden und Verbänden braucht es auch eine Verschärfung der Ge- setze. Die nationalen Maßnahmen müssen dabei interna- tional besser abgestimmt werden. Für Spams gibt es keine Grenzen. Die Verfolgung der Spammer darf also auch nicht an den Grenzen eines Staates enden. Es gilt aber auch: Nur wer national handelt, kann in- ternationale Kooperationen einfordern. Die zahlreichen deutschen Behörden, die sich mit der Spam-Problematik befassen, arbeiten dabei eng mit den internationalen Or- g d v f l S S w W t v z e s d S n w B o s u d d k w f b k s w S W s f S m t s E f W s b a g v f z s w t t (C (D anisationen zusammen. Ich bin fest davon überzeugt, ass wir vor allem die Massen-Spammer strafrechtlich erfolgen oder zumindest mit hohen Bußgeldern kon- rontieren müssen. Das Risiko für Spammer muss merk- ich steigen. Das habe ich hier letztes Jahr schon betont. ie haben in den Medien verfolgen können, dass einige PD-Abgeordnete dazu einen konkreten Gesetzesent- urf in die fraktionsinterne Beratung eingebracht haben. ir haben lange diskutiert, wo ein neues Gesetz rechts- echnisch am besten implementiert werden könnte, weil iele Straftatbestände bereits in anderen Gesetzen wie um Beispiel dem UWG gelöst sind. Zu Recht wollten inige klären, ob die vorgesehen Strafen verhältnismäßig ind. Auch muss man sich fragen, welche Behörden haben enn das richtige Know-how für die Verfolgung der pammer? Sieht man sich die aktuelle Gesetzeslage an, ach der in jedem Bundesland eine andere Behörde, teil- eise sogar die Landratsämter für die Vollstreckung der ußgelder zuständig sind, so ist doch wirklich zu fragen, b eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft hier nicht der innvollere Weg wäre. Ich kann die lieben Kolleginnen nd Kollegen in der Union nur nachdrücklich auffor- ern, hier einmal das Gespräch mit ihren Ministerpräsi- enten zu suchen, damit wir diesen Vorschlag umsetzen önnen. Dies und vieles andere mehr ist zu bedenken, enn es zu einem effektiven Gesetz kommen soll. Sie sehen, dass war ein bisschen mehr Arbeit, als ein- ach nur einen Forderungskatalog in die Debatte einzu- ringen, wie die Union dies letztes Jahr getan hat. Nur onkrete Beratungen, nur entsprechend konkrete Be- chlüsse helfen den Menschen wirklich. Alles andere äre weiße Salbe gegen eine akute Bedrohung wie die pam-E-Mails und zunehmend auch SMS und MMS. er sich durch falsche IP-Adressen und Header ver- teckt, mit irreführenden Betreffzeilen trickst oder remde Rechner für Spam nutzt, muss bestraft werden. pam ist für die Wissensgesellschaft wie eine Pestepede- ie. Wir brauchen das Zusammenspiel von verantwor- ungsbewussten Nutzern, aktiver IT-Wirtschaft und kon- equenter Gesetzgebung, um diese Pest einzudämmen. rste gesetzliche und technische Maßnahmen sind er- olgt. Mit diesem Gesetz soll ein weiterer Schritt folgen. ir laden die Kolleginnen und Kollegen von der Oppo- ition ein, diesen Gesetzentwurf mit uns konstruktiv zu eraten. Wir haben inzwischen bereits erste Reaktionen us der IT-Wirtschaft, die das Gesetz nachdrücklich be- rüßen und an ein, zwei Stellen konkrete Verbesserungs- orschläge machen. Auch diese wollen wir positiv prü- en und einbauen, wo es sinnvoll ist. Dr. Martina Krogmann (CDU/CSU): Ich möchte wei Vorbemerkungen machen: Uns ist völlig klar, dass ein Anti-Spam-Gesetz, das ich allein auf die Bundesrepublik beschränkt, der welt- eiten Spam-Flut wenig entgegensetzen kann. Das In- ernet ist global und kennt keine Grenzen. Somit ist na- ürlich auch Spam ein globales Phänomen. Deshalb geht 14792 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) ) (B) ) es vor allem darum, durch internationale Kooperation die Spam-Flut wirksam zu bekämpfen. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass wir – wie in anderen Staaten längst umgesetzt – nationale gesetzliche Schritte gegen Spam benötigen. Denn niemand kann auf internationaler Ebene glaubwürdig gegen Spam vorge- hen, wenn er auch auf nationaler Ebene in Tatenlosigkeit verharrt. Nur wer national handelt, kann auch internatio- nal kämpfen! Genauso klar ist auch – und das ist meine zweite Vor- bemerkung –, dass Gesetze und Verordnungen allein ge- gen die Spam-Flut nichts ausrichten können. Spam wird nur durch eine enge Kooperation von Wirtschaft, Politik und Verbrauchern, das heißt durch ein Zusammenwirken von technischen Maßnahmen, rechtlichen Rahmenbe- dingungen und informierten Verbrauchern erreicht wer- den können. Worum geht es eigentlich? Spam ist mehr als un- erwünschte Werbe-E-Mails. Gut 20 Prozent aller Spam- E-Mails enthalten bereits Viren, Würmer, Trojaner und Dialer. Damit werden Millionen PCs und die Dateien darauf gefährdet. Die Zahl der unverlangt zugesandten Werbe-E-Mails wächst exponentiell. Im Jahr 2001 waren weltweit nur 7 Prozent der E-Mails Spam. Im ver- gangenen Jahr waren es schon gut 50 Prozent. Und für 2006 rechnen Experten damit, dass fast 90 Prozent aller E-Mails weltweit Spam sind. Mit der Zahl der verschickten Spam-Mails steigen auch die Schäden bei Privatleuten, Unternehmen, Bil- dungseinrichtungen, gemeinnützigen Organisationen und Behörden. Denn Spam-Mails erfordern entweder kosten- trächtige Abwehrmaßnahmen oder absorbieren die eben- falls teure Arbeitszeit der Mitarbeiter. Die Zahlen sind erschreckend: Die EU-Kommission nimmt für 2002 ei- nen Produktivitätsverlust von 2,5 Milliarden Euro an. Das sind 2,5 Milliarden Euro, die für Innovation und Fortschritt fehlen. Darüber hinaus schädigen Spammer insbesondere die Internetserviceprovider, die ihren Kunden jederzeit den Versand oder Empfang von E-Mails ermöglichen müs- sen. Diese Unternehmen werden durch die Spammer dazu gezwungen, eine Infrastruktur vorzuhalten, die der Welle des elektronischen Mülls gewachsen ist. Sie wer- den also gezwungen, teure Investitionen vorzunehmen, um ihren Kunden Botschaften zu übermitteln, die diese gar nicht haben wollen. Investieren sie aber nicht, ver- stopft Spam ihre Infrastruktur und sie können die Leis- tungen für ihre Kunden nicht erbringen – und dies nur wegen der Aktivitäten einiger krimineller Spammer. Die wahrscheinlich gefährlichste Folge aber ist der Verlust des Vertrauens der Nutzer in das Medium. Es besteht die Gefahr, dass E-Mails nur noch als Verbrei- ter obskurer Angebote, als Werbung für angeblich ero- tische Produkte und Dienstleistungen oder als Platt- form für die Anbahnung betrügerischer Geschäfte wahrgenommen werden. Die Folge ist, dass private oder dienstliche E-Mails in der Masse der Spam-Mails gar nicht mehr wahrgenommen werden. Am Ende dieser Entwicklung werden wichtige Nachrichten auf anderen W v w b a t u l v C r ä b d A w h K l g a n A s p P i e z d b T b z d e t f S t S w v r s F m r P u z (C (D egen als der elektronischen Post verschickt. Dadurch erlöre die E-Mail als schnelles und preiswertes welt- eites Kommunikationsmittel – und damit auch als Trei- er für die Wirtschaft – an Bedeutung. Spam erweist sich uch unter diesem Aspekt als Hemmschuh der Innova- ion und der Informationsgesellschaft. Jetzt komme ich zum Anti-Spam-Gesetz von SPD nd Grünen. Es ist richtig, dass SPD und Grüne nun end- ich einen Gesetzentwurf zur Bekämpfung von Spam orgelegt haben. Das wurde allerdings auch Zeit! Die DU/CSU-Bundestagsfraktion hat in einem Antrag be- eits im März 2004 Maßnahmen gefordert, die jetzt in hnlicher Weise im Gesetzentwurf enthalten sind. Das etrifft vor allem eine Bußgeldbewehrung bei Verwen- ung manipulierter Header. Hätten Sie damals unserem ntrag zugestimmt, hätten wir schon vor einem Jahr irksamere Maßnahmen gegen Spam in Deutschland aben können. Das Internet entwickelt sich aber schneller, als die oalition handelt. Rot und Grün hecheln den Entwick- ungen im Internet hinterher, anstatt Internetpolitik zu estalten. Das Problem ist nicht einfach zu lösen. Wir dürfen uch nicht das Kind mit dem Bade ausschütten, denn icht jede E-Mail mit Werbeinhalten ist auch Spam. uch ergeben sich viele Fragen hinsichtlich der Durch- etzbarkeit staatlicher Maßnahmen. Im Gesetzgebungs- rozess müssen aus unserer Sicht insbesondere folgende unkte diskutiert werden: Wir müssen klären, inwieweit es wirklich erforderlich st, Betreff-Zeilen, aus denen nicht klar hervorgeht, dass s sich um eine Werbe-Mail handelt, mit einem Bußgeld u belegen. Wir sollten bei dieser Gelegenheit auch darüber nach- enken, ob wir nicht gegen Werbebotschaften in Gäste- üchern, Foren etc. vorgehen sollten. Diesem neuen rend sollten wir nicht wieder ein Jahr zuschauen. Zahlreiche andere Punkte, wie unter anderem das Pro- lem der Durchsetzbarkeit werden wir im weiteren Pro- ess miteinander zu klären haben. Ich freue mich sehr, ass die Fraktionen von SPD und Grünen – wenn auch rst nach einem Jahr – die Impulse aus der Unions-Frak- ion aufgenommen haben. Die CDU/CSU-Bundestags- raktion wird weiterhin konstruktiv die Bekämpfung von pam voranbringen – für eine zukunftsfähige Informa- ionsgesellschaft! Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): pam-Mails sind nicht nur lästig, sie schädigen auch irtschaftlich in vielfacher Weise, bedrohen unsere Pri- atsphäre, gefährden Jugendliche und sogar Menschen- echte. Die Europäische Kommission stellt in ihrem Vor- chlag für ein mehrjähriges Gemeinschaftsprogramm zur örderung der sicheren Nutzung des Internet fest, dass ehr als die Hälfte des weltweiten elektronischen Nach- ichtenverkehrs aus Spam besteht. Spam wird zu einem roblem für die weitere Entwicklung des Onlinehandels nd der Informationsgesellschaft. Spam führt zu finan- iellen Schäden bei Verbrauchern und Unternehmen. Al- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 14793 (A) ) (B) ) lein die Unternehmen müssen für den Schutz und die Be- arbeitung von Spam-Mails Produktivitätsverluste in zweistelliger Milliardenhöhe hinnehmen. Wir wollen, dass der Schutz vor Spam noch effektiver und wirksamer wird. Deshalb werden wir die bisher schon im Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb gelten- den Regelungen gegen Spam-Mails verschärfen. In An- knüpfung an die bestehenden Sanktionen beim Spam- Verbot wollen wir im Teledienstegesetz zusätzlich einen Bußgeldtatbestand gegen kommerzielle Spam-Mails ein- führen. Wer falsch parkt oder bei Rot über die Ampel fährt, muss schließlich auch zahlen. Da sind wir mit der Union nicht so weit auseinander. Wir würden es hierbei im Sinne der Effektivität klar begrüßen, wenn die in In- ternetangelegenheiten erfahrene Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post hier die Zuständigkeit als zentrale Verfolgungsbehörde erhielte. Wir wollen, dass Spamming sich in Deutschland nicht lohnt. Aber heute sind die Kosten für das Versenden so minimal, dass auch für die circa 5 Prozent deutschen Verursacher die Spam-Mails dennoch ein Riesengeschäft sind. Deswegen beschließen wir ein Bußgeld für Spam- Verschicker, die ihre Absicht verschleiern. Dreh- und Angelpunkt des Spam-Geschäftes sind Adressen. Auch in anderen Geschäftsbereichen sind Kundendaten zu einer Basis für unternehmerisches Han- deln geworden. Selbst für den Erwerb eines Fußballti- ckets zur Fußballweltmeisterschaft werden umfangrei- che Daten abgefragt und es besteht der Verdacht, dass die Daten geschäftlich genutzt werden. Dies soll – so finden wir – nur mit Wissen und Einwilligung der be- troffenen Kunden erfolgen können, Deswegen unterstüt- zen wir das Verbraucherministerium in seinen Bemühun- gen um bessere Beachtung eines sorgsamen Umgangs mit Kundendaten und die Einführung eines einheitlichen Datenschutzgütesiegels. Die rot-grüne Koalition nimmt das Spam-Problem sehr ernst. Deswegen ist ja mit der Novelle des UWG klargestellt worden, dass das Versenden von unverlang- ten elektronischen Werbebotschaften verboten ist. Im Falle einer Zuwiderhandlung können Wettbewerber und anerkannte Klageverbände vom Versender gerichtlich Unterlassung und Schadensersatz verlangen. Betroffene Bürgerinnen und Bürger können gegen Spammer zivil- rechtlich vorgehen und Schadenersatzansprüche geltend machen. Damit wird dem Versender der wirtschaftliche Anreiz für seine Tätigkeit genommen. Spam-Mails, die besonders sanktionswürdige Inhalte wie zum Beispiel Kinderpornographie, Viren oder Dialer transportieren, sind im Übrigen bereits heute schon straf- rechtlich erfasst. Hier müssen die Staatsanwaltschaften einen stärkeren Schwerpunkt setzen. Wir brauchen bun- desweit eine bessere Kontrolle und Verfolgung von Spam-Mails. In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine erschreckende Erkenntnis der Europäischen Union bei der Internetnutzung hinweisen, auch wenn hier nur ein mittelbarer Zusammenhang zu Spam besteht. Vier von zehn Kindern erklären, dass sie von Perso- nen, die sie nur über das Netz kannten, um eine persönli- c h 4 4 z s M t 1 H S ß k v b S w D d n g g C r b o g u g t P s n u s W n d l T d d M v r l t n b z w d t (C (D he Begegnung gebeten wurden. 14 Prozent der Kinder aben sich mit jemandem getroffen, während nur Prozent der Eltern dies von ihren Kindern glauben. 4 Prozent aller Kinder, die das Internet nutzen, haben ufällig oder gezielt pornographische Webseiten be- ucht. Ein Viertel hat über das Netz pornographisches aterial erhalten, 30 Prozent der Kinder haben Websei- en mit Gewaltdarstellungen gesehen, während nur 5 Prozent der Eltern dies von ihren Kindern glauben. ier besteht also ebenfalls dringend Handlungsbedarf. Was die einzelnen Unionsforderungen angeht: Unser pam-Paragraph ist da viel effektiver. Wir müssen au- erdem mit den Unternehmen die technischen Möglich- eiten besser ausschöpfen und weiterentwickeln. Die on der Union geforderte internationale Zusammenar- eit findet doch schon längst statt. Auch beim Thema pam zeigt sich wieder einmal: Mit der CDU/CSU ürde es nur einen Pseudo-Verbraucherschutz geben. as wird besonders deutlich an ihrem Widerstand gegen as Opt-in-Prinzip, also der Grundregel, dass Werbung ur erfolgen darf, wenn der Verbraucher seine Einwilli- ung dazu gegeben hat. Wenn sich der Verbraucher ge- en jede einzelne Spam-Mail selbst – wie das die CDU/ SU will – in aufwendigen Schriftverkehren und Ge- ichtsverfahren wehren soll, opt-out, steht er diesem Pro- lem der technisch weit entwickelten Massenzusendung hnmächtig gegenüber, muss Zeit und Geld überflüssi- erweise ausgeben. Das Opt-in-Prinzip muss als erster nd wichtigster Schritt für europa- und weltweite Lösun- en vorangebracht werden. Länderübergreifende Sank- ionen und die weitere Regelung dieses internationalen roblems können erst danach erfolgen. Rainer Funke (FDP): Die im Gesetzentwurf be- chriebene und allseits bekannte Problematik der zu- ehmenden Belästigung durch Spam-Mails teilt die FDP neingeschränkt. Über die Existenz des Problems müs- en wir folglich nicht streiten und auch keine unnötigen orte verlieren. Seitens der FDP besteht mit den Verfassern auch Ei- igkeit darüber, dass es Handlungsbedarf gibt, nicht aber arüber, dass der Gesetzgeber gefordert ist. Einer der Gründe, aufgrund derer die FDP dem vor- iegenden Gesetzentwurf nicht zustimmen kann, ist im ext des Entwurfes selbst nachzulesen. Auf Seite 6, in er Allgemeinen Begründung, heißt es: „Bereits nach erzeitiger Rechtslage ist die Versendung von Spam- ails unzulässig. Es folgen Ausführungen darüber, dass or allem das UWG, aber auch das Zivil- und das Straf- echt, bereits heute eine Vielzahl von Anspruchsgrund- agen bieten, um gegen Spams vorzugehen. Aber selbst die bestehenden rechtlichen Möglichkei- en, gegen Spam-Mails vorzugehen, werden bei weitem icht ausgeschöpft. Wenn die Betroffenen bereits ihre estehenden Rechte nicht geltend machen und durchset- en, werden sie dies mit neuen Regelungen ebenso enig tun. Allenfalls besteht also Aufklärungsbedarf arüber, dass und wie sich die Betroffenen aufgrund gel- enden Rechts gegen Spam-Mails wehren können. 14794 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 157. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 (A) (C) (B) ) Die FDP ist der Auffassung, dass der vorliegende Ge- setzentwurf nicht nur unnötig ist. Er ist darüber hinaus auch nicht geeignet, das beschriebene Problem zu lösen und birgt bereits im Ansatz eine Vielzahl von Schwä- chen. Der vorliegende Entwurf eines Anti-Spam-Gesetzes ist ein weiteres Beispiel rot-grüner Überregulierung, die gut gemeint ist, das angepeilte und durchaus unterstüt- zenswerte Ziel aber dennoch verfehlt. „Klare Vorgaben an die Gestaltung der Kopf- und Betreffzeilen kommer- zieller E-Mails“ fordert die Koalition in ihrem Gesetz- entwurf. Diese Vorgaben eines ergänzten § 7 TDG sind nicht nur schwerlich zu erfüllen und ungeeignet, das Problem zu lösen, sondern stellen vor allem einen unzu- lässigen Eingriff in die Gestaltungsfreiheit der Werbe- treibenden dar. Man stelle sich einmal vor, die aufge- stellten Regeln würden auch für die materielle Post gelten, für die Briefe, die der Postbote in den Briefkasten wirft. Zudem führt die Bußgeldbewehrung der Verschleie- rung und Verheimlichung von Absender und Adresszeile zu Rechtsunsicherheit bei den rechtschaffenden Werbe- treibenden, für die die elektronische Kommunikation un- erlässlich ist. Für diese ist es kaum zu bewerkstelligen und ein nicht hinzunehmender Eingriff in die Ge- setzung der neuen Regelungen bei Versendern, die im außereuropäischen Ausland ansässig sind – und dies sind über 90 Prozent – äußerst schwierig ist. Eine gesetzliche Regelung, bei der von vornherein klar ist, dass sie nicht einmal bei 10 Prozent der Fälle theoretisch durchsetzbar ist, kann nicht die richtige Lösung sein. Der nationale Arm greift bei dem weltweiten Problem Spam nicht weit genug. Angesichts der Tatsache, dass ein Großteil der Spam-Mails von einem nicht oder nur mit erheblichem Aufwand identifizierbaren Absender stammen, weiß man nicht einmal, ob der Störer auf der anderen Seite der Erdkugel oder in der Nachbarwohnung sitzt. Hier müssen wir verstärkte Anstrengungen unter- nehmen, dem weltweiten Phänomen durch internationale Zusammenarbeit und Abkommen wirksam zu begeg- nen – eine Bußgeldbewehrung eher vage bezeichneter Gestaltungsvorgaben von E-Mails ist hier unwirksam. Was schlägt die FDP stattdessen als Lösung vor? – Zum einen gibt es wirkungsvolle technische Schutzvo- raussetzungen, mit denen es durchaus möglich ist, einen Großteil der Spam-Mails herauszufiltern und so die Be- lästigung auf ein Minimum zu reduzieren. Hier kann man getrost auf die Innovationskraft der Unternehmen vertrauen, den technischen Schutz weiter zu verbessern und neuen Anforderungen anzupassen. Zum anderen staltungsfreiheit ihrer Kommunikationsmittel, in jeder E-Mail, die werbende Inhalte hat, auf den kommerziel- len Charakter bereits in der Betreffzeile hinzuweisen. Die unbestimmten Rechtsbegriffe des „Verschleierns“ und „Verheimlichens“ schaffen zudem eine Grauzone, die die Kommunikation seriöser Werbetreibender beein- trächtigt, ohne einen klaren Nutzen dagegenzusetzen. Darüber hinaus läuft die vorgeschlagene Neuregelung in einem Großteil der Fälle ins Leere. Mit großer Klar- heit wird in der Begründung festgestellt, dass die Durch- v k w h B d w d s (D ertrauen wir auf den verantwortungsbewussten und undigen Verbraucher, der sich von einer E-Mail, deren ahrer Absender oder Inhalt „verschleiert“ oder „ver- eimlicht“ ist und bei dem unrechtmäßigerweise zum eispiel „Staatsanwaltschaft Hamburg“ in der Absen- erzeile steht, eben nicht veranlasst fühlt, Geld zu über- eisen, Passwörter zu verraten oder seine Kreditkarten- aten mitzuteilen. Davor, dieses nicht zu tun, kann uns auch eine noch o detaillierte gesetzliche Regelung nicht schützen. 157. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2005 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515700000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Der Kollege Karl Hermann Haack feiert heute sei-

nen 65. Geburtstag. Im Namen des Hauses gratuliere ich
ihm sehr herzlich.


(Beifall)

Nachträglich gute Wünsche gehen auch an den Kollegen
Uwe Göllner, der am 14. Februar seinen 60. Geburtstag
feierte.


(Beifall)

Die Fraktion der SPD teilt mit, dass sie die Kollegin

Astrid Klug als Nachfolgerin für den ehemaligen Kolle-
gen Jann-Peter Janssen als Schriftführerin vorschlägt.
Sind Sie damit einverstanden? – Ich höre keinen Wider-
spruch. Dann ist Kollegin Astrid Klug als Schriftführerin
gewählt.

Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene
Tagesordnung um die in der Zusatzpunktliste aufge-
führten Punkte zu erweitern.

ZP 1 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der CDU/CSU:
Verschuldung und europäischer Stabilitäts- und Wachs-
tumspakt

(siehe 156. Sitzung)


Redet
ZP 2 Beratung des Antrags der Abgeordneten Ronald Pofalla, Karl-
Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der CDU/CSU: Pakt für Deutschland
– Drucksache 15/4831 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

ZP 3 Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren

(Ergänzung zu TOP 29)

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten

Karin Rehbock-Zureich, Sören Bartol, weite
neter und der Fraktion der SPD sowie der A
Albert Schmidt (Ingolstadt), Volker Beck (Kö

(C (D ung 17. Februar 2005 0 Uhr Eichstädt-Bohlig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Eisenbahn-Magistrale für Europa zwischen Paris und Budapest – Drucksache 15/4864 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Tourismus Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss b)

Königshofen, Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU:
Maßnahmen zur Kapitalprivatisierung der Deutschen
Flugsicherung GmbH
– Drucksache 15/4829 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Tourismus

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Dieter
Thomae, Daniel Bahr (Münster), Rainer Brüderle, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Nicht verschrei-
bungspflichtige Arzneimittel wieder als Leistung der
gesetzlichen Krankenversicherung verankern
– Drucksache 15/3995 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung

ext
ZP 4 Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache

(Ergänzung zu TOP 30)

Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Erhöhung der
Anzahl von Ausschussmitgliedern
– Drucksache 15/4863 –

ZP 5 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN: Das Kioto-Protokoll tritt in Kraft:
Auf dem Weg zu einem globalen effektiven Klimaschutz

ZP 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten Hans-Michael
Goldmann, Horst Friedrich (Bayreuth), Jürgen Koppelin, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Seeschifffahrt
und Küstenschutz in Deutschland stärken
– Drucksache 15/4847 –

ngsvorschlag:
für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

usschuss
des Antrags der Abgeordneten Angelika

t, Birgit Homburger, Michael Kauch, weiterer
Heinz Paula,
rer Abgeord-
bgeordneten

ln), Franziska

Überweisu
Ausschuss
Haushaltsa

ZP 7 Beratung
Brunkhors






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Exportinitiative für
erneuerbare Energien verantwortlich und sachgerecht ge-
stalten
– Drucksache 15/4845 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

ZP 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten Annette Widmann-
Mauz, Verena Butalikakis, Monika Brüning, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Prävention als ge-
samtgesellschaftliche Aufgabe umfassend, innovativ und
unbürokratisch gestalten
– Drucksache 15/4830 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

ZP 9 Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs ei-
nes Gesetzes zur Änderung des Versammlungsgesetzes
und des Strafgesetzbuches
– Drucksache 15/4832 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss

Von der Frist für den Beginn der Beratung soll, soweit
erforderlich, abgewichen werden.

Des Weiteren soll der Tagesordnungspunkt 19 – Fest-
legung eines vorläufigen Wohnortes für Spätaussiedler –
abgesetzt werden.

Außerdem mache ich auf eine nachträgliche Aus-
schussüberweisung im Anhang zur Zusatzpunktliste auf-
merksam:

Der in der 154. Sitzung des Deutschen Bundestages
überwiesene nachfolgende Antrag soll zusätzlich dem
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

(12. Ausschuss) zur Mitberatung überwiesen werden.


Antrag der Abgeordneten Dr. Ernst Dieter Rossmann, Jörg
Tauss, Dr. Hans-Peter Bartels, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der SPD, der Abgeordneten Grietje Bettin, Volker
Beck (Köln), Birgitt Bender, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie der Ab-
geordneten Cornelia Pieper, Dr. Karl Addicks, Rainer
Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP:
Impulse für eine internationale Ausrichtung des Schulwe-
sens – Den Bildungsstandort Deutschland auch im Schul-
bereich stärken
– Drucksache 15/4723 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Innenausschuss

I


(C (D Sind Sie mit den Vereinbarungen einverstanden? – ch höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 3 a bis 3 c auf: a)


gierung
Verbraucherpolitischer Bericht 2004
– Drucksache 15/4499 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft (10. Ausschuss)

– zu der Unterrichtung durch die Bundesregie-
rung
Bericht der Bundesregierung – Aktionsplan
Verbraucherschutz

– zu dem Entschließungsantrag der Abgeordne-

(Düsseldorf)

geordneter und der Fraktion der SPD sowie der
Abgeordneten Ulrike Höfken, Volker Beck

(Köln), Cornelia Behm, weiterer Abgeordneter

und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/
DIE GRÜNEN zu der Unterrichtung durch die
Bundesregierung
Bericht der Bundesregierung – Aktionsplan
Verbraucherschutz

– zu dem Antrag der Abgeordneten Gudrun
Kopp, Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel
Happach-Kasan, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der FDP
Umfassende Politik für Verbraucher – weg
von einem engen Aktionsplan zum Schutz
der Verbraucher

– Drucksachen 15/959, 15/1007, 15/1001,
15/2058 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Jella Teuchner
Ursula Heinen
Ulrike Höfken
Gudrun Kopp

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft (10. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Gerda
Hasselfeldt, Ursula Heinen, Peter H. Carstensen






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse


(Nordstrand), weiterer Abgeordneter und der

Fraktion der CDU/CSU
Bessere Verbraucherinformation bei Lebens-
mitteln, Produkten und Dienstleistungen
– Drucksachen 15/927, 15/4281 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Gabriele Hiller-Ohm
Ursula Heinen
Ulrike Höfken
Hans-Michael Goldmann

Zum Verbraucherpolitischen Bericht 2004 liegt ein
Entschließungsantrag der Fraktionen von SPD und
Bündnis 90/Die Grünen vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Manfred Zöllmer, SPD-Fraktion, das Wort.


Manfred Zöllmer (SPD):
Rede ID: ID1515700100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Vielleicht lässt sich die gewachsene Bedeutung des Ver-
braucherschutzes in Deutschland heute auch an der Uhr-
zeit dieser Debatte ablesen: Sie findet zur Kernzeit statt.
Längst hat der Verbraucherschutz unter dieser Bundesre-
gierung sein Mauerblümchendasein, das er noch unter
der Kohl-Regierung innehatte, verlassen.


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)

Wie wir alle wissen, geschieht so etwas nicht von selbst.
Nur wer den politischen Rahmen richtig gestaltet und
engagiert politisch arbeitet, kann einen Bericht vorlegen,
der eindeutig dokumentiert: Verbraucherpolitik ist eine
Erfolgsgeschichte dieser Bundesregierung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In dem vorliegenden Bericht 2004 werden die Ziele
und Schwerpunkte der Verbraucherpolitik vorgestellt.
Ferner legt der Bericht dar, welche konkreten Verbesse-
rungen und Fortschritte für die Verbraucherinnen und
Verbraucher entstanden sind, und er gibt einen Ausblick
auf anstehende Vorhaben.

Eine wirksame und moderne Verbraucherpolitik muss
aktiv als Querschnittsaufgabe – vielleicht im Sinne eines
Consumer Mainstreaming – die Interessen der Verbrau-
cherinnen und Verbraucher benennen,


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Deutsche Sprache wäre auch schon Verbraucherschutz!)


berücksichtigen, stärken und Instrumente schaffen, wel-
che sie in die Lage versetzen, ihre Rechte wirksam zu
verfolgen.

Wir wollen durch eine aktive Verbraucherpolitik
die Nachfrageseite des Marktes zu einer gestaltenden
Kraft machen, die auch Ziele der Produktinnovation, der
Qualitätsverbesserung, des Umwelt- und Gesundheits-
schutzes im Marktgeschehen verankert. Die gleiche Au-

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(C (D enhöhe von Anbietern und Nachfragern ist unser Ziel. ie ist für eine moderne Wirtschaftspolitik unverzichtar. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir wollen das real existierende Ungleichgewicht am
arkt zwischen organisierter Anbietermacht auf der ei-
en Seite und individualisierten Nachfragern auf der an-
eren Seite, deren Interessen oftmals zersplittert sind
nd deren Kaufentscheidungen von unterschiedlichen
otiven abhängen sowie von unterschiedlichen finan-
iellen Möglichkeiten geprägt sind, beseitigen. Dies un-
erscheidet uns fundamental von der Opposition, die mit
hrer Verbraucherpolitik genau dieses Ungleichgewicht
ementiert. Sie hat dabei letztlich nur die Interessen der
nternehmen im Auge. Die Verbraucher bleiben bei der
pposition lediglich eine Restgröße. Sie werden mit Pla-
ebos abgespeist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es gibt einen anderen, viel propagierten Mythos, der
nsbesondere in Kreisen der FPD zu Hause ist.


(Zurufe von der FDP: Oh!)

r heißt: Der Markt allein wird schon alles richten, weil
ie Kaufentscheidung der Konsumenten letztlich den Er-
olg von Produkten bestimmt. Das kann man dem FDP-
ntrag entnehmen, der uns vorliegt. Damit werden na-
ürlich die unzähligen Fälle des Missbrauchs von
arktmacht zum Beispiel im Telekommunikationsbe-

eich, die Schuldenfalle für minderjährige Handynutzer
der die Opfer unlauterer Geschäftsmethoden geleugnet
nd ignoriert. Nein, der Markt alleine richtet das nicht.
it Marktgläubigkeit und Ignoranz ist keine vernünftige
olitik zu machen. Damit lassen Sie von der FDP die
erbraucherinnen und Verbraucher im Stich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Bundesregierung verfolgt eine aktive Verbrau-
herpolitik. Ich will dies an drei ausgewählten Beispie-
n deutlich machen. Im vergangenen Jahr haben wir das
WG novelliert und insbesondere Regelungen zum
chutz vor irreführender Werbung und aggressiven Ge-
chäftspraktiken durchgesetzt. Im Falle eines Verstoßes
önnen Wettbewerber und anerkannte Klageverbände
erichtlich Unterlassung und Schadenersatz verlangen.
ls neues Instrument haben wir den Gewinnabschöp-
ungsanspruch eingeführt – im Übrigen nicht nur hier,
ondern auch in einer Reihe anderer Gesetze – und damit
ie Position der Verbraucherinnen und Verbraucher im
arkt deutlich gestärkt.
Mit der letztjährigen und der bevorstehenden Novellie-

ung des Telekommunikationsgesetzes gibt es bzw.
ird es einen sehr viel besseren Schutz der Verbrauche-
innen und Verbraucher geben. Dies betrifft beispiels-
eise Phänomene wie überhöhte Rechnungen und
ostenfallen bei Handys. Wir verbessern zudem die Preis-
ansparenz durch genauere Preisansagen und Preisanga-
en. Es ist gut – wir begrüßen dies ausdrücklich –, dass






(A) )



(B) )


Manfred Helmut Zöllmer

auch die Mobilfunkunternehmen den Forderungen der
Politik nachgekommen sind und eigene Produkte für Kin-
der und Jugendliche auf den Markt bringen, die eine
Überschuldung zu verhindern helfen.


(Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


– Sehr schön, lieber Kollege Goldmann. – Daran sieht
man, dass es zu Produktinnovationen führt, wenn man
die Nachfrageseite des Marktes stärkt. Dies ist das Er-
gebnis einer aktiven Verbraucherpolitik. Das ist das, was
wir machen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir setzen das Prinzip „vom Stall bis zum Teller“ mit
einem einheitlichen Lebensmittel- und Futtermittelge-
setz um. So schaffen wir Transparenz und verbessern die
Lebensmittelsicherheit. Gleichzeitig wollen wir die akti-
ven und passiven Informationsrechte der Verbraucherin-
nen und Verbraucher deutlich verbessern. Denn wir wis-
sen: Die stärksten Waffen der Verbraucherpolitik sind
Transparenz und Information.

Das laufende Vermittlungsverfahren zu dem entspre-
chenden Gesetz zeigt die Opposition bisher nur als Be-
denkenträger. Ich fordere CDU/CSU und FDP sowie die
B-Länder auf: Blockieren Sie dies nicht wieder! Denn
blockiert hat die Opposition bisher nach Kräften, ob bei
der Regelung zur unverlangt zugesandten Werbung, bei
der Verbraucherinformation, beim Lebensmittel- und
Futtermittelgesetz oder bei der Telekommunikation. Sie
spitzen als Verbraucherpolitiker zwar den Mund, pfeifen
aber nie, weil Sie von Ihren Wirtschaftspolitikerkollegen
immer zurückgepfiffen werden.

Frau Merkel hat das Defizit der Union in der Verbrau-
cherpolitik ja klar benannt und beklagt. Verändert hat
sich bei der CDU/CSU aber nichts. Im Leitantrag für den
Düsseldorfer Parteitag taucht das Wort „Verbraucher“
nur einmal auf. Die Verbraucherpolitik der Union bleibt
eine Blackbox. Auch neue Papiere können daran nichts
ändern. Das vorliegende neue Positionspapier zur Ver-
braucherpolitik enthält nicht einen originären Gedanken.

Diese Koalition hat in der Verbraucherpolitik noch
viel vor; das können Sie unserem Antrag entnehmen. Ich
kann abschließend nur feststellen: Aktive Verbraucher-
politik bleibt eine dauernde Aufgabe. Diese Bundesre-
gierung handelt.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515700200

Ich erteile das Wort Kollegin Gerda Hasselfeldt,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1515700300

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Nach vierjähriger Tätigkeit der Verbraucherschutz-

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(C (D inisterin wird nun zum ersten Mal ein verbraucherpoliischer Bericht vorgelegt. Das Ergebnis könnte man in inigen wenigen Worten zusammenfassen: Es kreißte er Berg, heraus kam eine Maus. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


In der Tat enthält dieser Bericht viel heiße Luft und
iel Geschwafel. In weiten Bereichen schmückt sich die
inisterin mit fremden Federn, nämlich mit Entschei-
ungen, die auf EU-Ebene getroffen wurden und teil-
eise nicht einmal umgesetzt werden mussten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


u vielen Themen, die die Verbraucher ganz elementar
etreffen, beispielsweise zu den Fahrgastrechten oder zu
en überhöhten Energiepreisen, wird in dem Verbrau-
herbericht und auch sonst nichts, aber auch gar nichts
esagt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Lieber Herr Zöllmer, da hilft es auch nicht, wenn in

ielen Programmen das Wort „Verbraucher“ vorkommt.
avon haben die Verbraucher nichts. Wir brauchen eine
olitik für die Verbraucher.


(Beifall bei der CDU/CSU – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Damit ist bewiesen, dass Sie davon nichts verstehen!)


Eines wird in dem Bericht allerdings deutlich, näm-
ich die Grundausrichtung Ihrer Verbraucherpolitik mit
em Wunsch nach zunehmender staatlicher Bevormun-
ung des Verbrauchers.


(Beifall bei der CDU/CSU)

as will ich an einigen Beispielen begründen.
Es ist immer wieder die Rede von der Förderung des

achhaltigen Konsums. In dem Bericht heißt es, der
erbraucher sollte dazu befähigt werden, im Rahmen
einer Konsumentscheidungen auch ökologische, soziale
nd ethische Aspekte zu berücksichtigen.


(Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Genau!)

eine Damen und Herren, wer soll das denn bewerten?
as sind denn ethische Aspekte?


(Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Das wissen Sie gar nicht!)


ußerdem stellt sich die Frage: Wer kann sich das alles
isten?


(Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Das haben wir vermutet!)


ann sich jeder das, was Sie propagieren, leisten?

(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie wollen bewusst den Verbraucher auf Ihre ideolo-
ische Linie lenken.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Typisch CDU! – Krista Sager Gerda Hasselfeldt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir wollen Wahlfreiheit auf der Basis von Information!)





(A) )


(B) )


Nicht anders ist auch zu verstehen, dass Sie in der Land-
wirtschaft ständig einen Keil zwischen die Biolandwirte
und die konventionellen Landwirte treiben und fordern,
20 Prozent der Erzeugnisse sollen Bioprodukte sein.


(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch langweilig, was Sie sagen!)


Mein Gott, das soll der Markt entscheiden, das hat nicht
die Politik zu entscheiden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Verbraucher sollen das entscheiden auf der Basis von Informationen!)


Das Leitbild unserer Verbraucherpolitik ist nicht der
staatlich gelenkte Verbraucher wie bei Ihnen.


(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Es ist gar nicht der Verbraucher! Das ist der Unterschied!)


Das Leitbild unserer Verbraucherpolitik ist der mündige
Verbraucher,


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das ist ja ganz neu!)


der selbstständige Verbraucher. Er soll entscheiden, was
ihm schmeckt und was ihm gefällt. Letztlich soll bei der
Konsumentscheidung auch ausschlaggebend sein, was er
sich leisten kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

In diesem Zusammenhang stellen sich natürlich die

Fragen: Welche Rolle spielt dabei die Politik? Was
braucht der Verbraucher? Er braucht zuallererst umfas-
sende Informationen, und zwar Informationen, die er
auch verstehen kann.


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Das ist der Punkt!)


Nicht die Menge der Information und die vielen Vor-
schriften sind ausschlaggebend, sondern die Aufberei-
tung ist entscheidend, damit der Verbraucher etwas da-
mit anfangen kann. Da ist Mehr nicht unbedingt besser.

Das Verbraucherinformationsgesetz, das Sie ange-
sprochen haben, meine Damen und Herren, ist nicht die
einzige Grundlage, die Information der Verbraucher zu
verbessern.


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Vollkommen richtig!)


Es ist dennoch ein wichtiges Feld. Im Übrigen haben wir
nie blockiert, auch nicht beim Lebensmittel- und Futter-
mittelgesetz. Das Gegenteil ist der Fall: Schon lange, be-
vor Sie diese Idee in dieser Legislaturperiode vorgetra-
gen haben, stand ein entsprechender Antrag von uns auf
der Tagesordnung des Ausschusses.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Sie sind die obersten Verbraucherschützer! Das ist es!)


Als Zweites braucht der Verbraucher Produktviel-
alt, Qualität und Sicherheit der Produkte. Das bringt
ich dazu, auf den Zusammenhang zwischen Wirt-
chaftspolitik und Verbraucherpolitik einzugehen. Lie-
er Herr Kollege Zöllmer, ich sehe keinen Gegensatz
wischen Wirtschaft auf der einen und Verbrauchern auf
er anderen Seite; ein solcher Gegensatz ist faktisch
icht vorhanden.


(Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


eide, sowohl die Wirtschaft – das gilt übrigens auch für
ie Landwirtschaft – als auch der Verbraucher, haben das
leiche Interesse: gute, qualitativ hochwertige, saubere
nd sichere Produkte zu Preisen, die sich jeder leisten
ann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

aher ist es falsch, von vornherein einen ideologischen
eil zwischen die beiden Seiten zu treiben.
Ich will Ihnen diesen Zusammenhang einmal am Bei-

piel der Lebensmittel deutlich machen. Die Land- und
rnährungswirtschaft in unserem Land ist bereit und in
er Lage, qualitativ hochwertige Produkte herzustellen
nd – auch regional – vielfältige Erzeugnisse anzu-
ieten. Das kommt den Verbrauchern zugute. Ihre Re-
ierung schafft durch nationale Alleingänge in den
ereichen Pflanzenschutz und Tierschutz Produktions-
edingungen, die der deutschen Landwirtschaft das Le-
en im Vergleich zur europäischen Konkurrenz immer
chwerer machen. Wenn Sie so weitermachen, dann tra-
en Sie dazu bei, dass dieser Wirtschaftszweig im eige-
en Land immer schwächer und dass dadurch die Pro-
uktvielfalt für den Verbraucher immer geringer wird.
as hat mit Verbraucherpolitik nichts zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


em Verbraucher ist am meisten gedient, wenn er unter
ielen Produkten – auch unter solchen, die im eigenen
and hergestellt worden sind; das gilt gerade im Lebens-
ittelbereich – auswählen kann.
Außerdem benötigt der Verbraucher einen Rechtsrah-
en, der ihm Schutz vor defekten und gefährlichen
rodukten gewährt. Der Verbraucher muss vor unlaute-
en Geschäftsmethoden und vor überhöhten Preisen ge-
chützt werden.
Es wundert mich schon, dass die Verbraucherministe-

in beispielsweise zu dem Phänomen der überhöhten
nergiepreise in unserem Land schweigt. Dazu hat man
n den vergangenen Wochen und Monaten überhaupt
ein Wort gehört.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ie schweigt dazu natürlich, weil sie genau weiß, dass
ie Regierung selbst einen Großteil der Schuld trägt.






(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt

Etwa 40 Prozent der Stromkosten sind staatlich bedingt:
durch die Ökosteuer, durch das EEG und durch vieles
andere mehr. Das sollte der Verbraucher auch wissen.
Die Verbraucherministerin wäre gut beraten, im Kabinett
auf dieses Problem hinzuweisen und darauf hinzuwir-
ken, dass dies anders wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Aber hier gibt es natürlich ideologische Scheuklappen.
Es wird klar, dass es Ihnen nicht um die Interessen der
Verbraucher, sondern einzig und allein um die Wahrung
Ihrer ideologischen Interessen geht.

Ein Zitat aus einer Pressemitteilung des Ministeriums
zum Verbraucherpolitischen Bericht 2004 der Bundes-
regierung vor einigen Wochen will ich Ihnen nicht vor-
enthalten:

Eine moderne Verbraucherpolitik, die die Nachfra-
geseite stärkt, ist also ein wichtiger Motor für wirt-
schaftliches Wachstum …

Was ist die Realität? Wir haben kein nennenswertes
Wachstum und keine Stärkung der Nachfrageseite. Infol-
gedessen, Frau Minister, können Sie Ihr Geschwafel von
der so genannten modernen Verbraucherpolitik dieser
Regierung wirklich vergessen. Besser als mit diesem Zi-
tat hätten Sie das Versagen Ihrer Regierung nicht be-
schreiben können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515700400

Ich erteile das Wort der Bundesministerin Renate

Künast.

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
schutz, Ernährung und Landwirtschaft:

Herr Präsident! Sehr geehrte Abgeordnete! Wir fol-
gen immer noch dem Motto „Wissen, was drin ist“.
„Wissen, was drin ist“ ist in dieser Gesellschaft, in die-
sem Land immer noch nicht politischer Alltag; es ist
noch keine Selbstverständlichkeit. Tatsache ist – trotz
dieses sehr sachkundigen und seriösen Redebeitrags
meiner Vorrednerin –:


(Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Wir müssen in dieser Republik bei jedem Schritt noch
immer um Aufklärung, Schutz und Transparenz hart
kämpfen. Ich weiß auch, wer uns oder – besser – den In-
teressen der Verbraucherinnen und Verbraucher dabei
immer wieder im Wege steht: Frau Hasselfeldt, auch Sie.
Die gute Nachricht ist: Wir betreiben das trotzdem.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir haben mit unserem Verbraucherpolitischen Be-
richt 2004 die Eiszeit von CDU/CSU – so kann man,
glaube ich, schon sagen – durchbrochen und kräftig los-
gelegt.


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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/CSU)


Sie müssen diese Meinung nicht teilen. – Frau
asselfeldt, Sie haben mit Ihrem Beitrag gerade noch
inmal wunderbar gezeigt, dass Sie gar nicht wissen,
orüber Sie reden. Allein schon durch Ihren Hinweis,
estimmte Dinge seien in Europa und nicht von uns ent-
chieden worden, fühle ich mich bemüßigt, Ihnen das
leine Einmaleins moderner Politik zu erklären: Wir
ind Teil der Europäischen Union. Als Teil der EU der
5 gestalten wir die Entscheidungen der Europäischen
nion mit. Wir schieben sie sogar manchmal an. Inso-
ern werde ich mich im Guten wie im Schlechten nie auf
en Standpunkt zurückziehen: Das hat Europa entschie-
en und das haben wir entschieden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ls ehemalige Ministerin wissen Sie, Frau Hasselfeldt,
as auch sehr genau. Aber Ihnen geht es offensichtlich
icht darum, hier Sachthemen anzusprechen.
Wir haben das Thema Verbraucherpolitik bzw. Ver-

raucherschutz auf die Agenda gesetzt und in den letzten
ier Jahren gezeigt, was man in diesem Bereich machen
uss, worum es geht und dass es in Zukunft noch viel zu
un gibt. Es geht um vorbeugenden gesundheitlichen
erbraucherschutz, also um den Schutz jedes Einzelnen
nd der Gesellschaft, um Prävention.
Lassen Sie mich das am aktuellsten Beispiel darlegen:
ebens- und Futtermittelgesetzbuch. Dabei geht es
arum, aus elf Gesetzen endlich ein Gesetz zu machen,
n der gesamten Kette wirklich alle Produktstufen mit-
inander zu verbinden. Dabei geht es auch darum, in
öchstem Maße Sicherheit herzustellen, die Organisa-
ion so aufzubauen und die Abläufe so zu gestalten, dass
an Rückrufaktionen besser durchführen kann; denn
ine Rückrufaktion ist gut für beide: für die Wirtschaft,
m den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen, um klar
u zeigen: „Uns könnt ihr vertrauen; wir bemühen uns
arum“, und auch für die Gesundheit der Verbraucher.
as heißt, es gibt endlich Transparenz in der gesamten
ebensmittelkette vom Futter bis zur Ladentheke – und
as in einem Lebensmittelmarkt, der immer komplizier-
er wird und in dem man sich mit Conveniencefood aus
mmer mehr Produkten und Bestandteilen auseinander
etzen muss. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Wir
aben hart mit den Ländern ringen müssen, damit sich
ie Länder bereit erklärten mitzumachen.
Nächster Punkt: Wirtschaftlicher Verbraucher-

chutz. Auch hierbei geht es um Schutz. Es geht nämlich
arum, dass sich die Menschen im Dschungel der Ver-
räge zurechtfinden und dass sie angesichts immer neuer
ngebote und globaler Warenströme, die der normale
ensch nicht immer sofort durchblickt, nicht übers Ohr
ehauen werden.
Viele Märkte, meine Damen und Herren von der Op-

osition, sehen heute ganz anders aus als vor zehn bis
5 Jahren. Viele Märkte gibt es überhaupt erst seit eini-
en Jahren. Das A und O ist auch da wieder das Ver-
rauen der Verbraucher. Nur wenn wir Verbraucherver-






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

trauen aufbauen, werden wir überhaupt in der Lage sein,
in diesen modernen Vertragsstrukturen die Potenziale
des 21. Jahrhunderts zu nutzen, nicht nur etwas für die
Verbraucher zu tun, sondern auch Strukturen zu entwi-
ckeln, die am Ende sogar für den Export von Dienstleis-
tungen gelten. Das betrifft den gesamten Telekommuni-
kationsbereich, den Versicherungsbereich und den
Markt der Dienstleistungen. Letzterer ist sozusagen
der globale Wachstumsmarkt Nummer eins. Das Thema
Dienstleistung ist für Europa eines der Themen bei der
WTO. Wir wollen die Möglichkeit haben, unsere guten
deutschen Dienstleistungen anzubieten, aber immer und
überall, also nicht nur hier, sondern auch international,
auf einem hohen Niveau: Made in Germany. Dazu gehö-
ren für uns Transparenz und Information für die Ver-
braucher, egal ob etwas hier oder woanders angeboten
wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Da gehören Verbraucherpolitik und wirtschaftlicher
Erfolg zusammen. Ich freue mich darüber, dass auch die
CDU/CSU schon davon redet. Als ich vor drei, vier Jah-
ren hier stand, wurde in der Regel noch gesagt, Verbrau-
cherpolitik störe die wirtschaftliche Entwicklung. Inso-
fern bin ich froh darüber, dass Sie bei uns abschreiben.
Ich sage Ihnen aber eines ganz klar: Wir werden an die-
ser Stelle auch weiter ordnungspolitisch handeln. Nie-
mand will nämlich von Spam, von unerwünschter Wer-
bung im Internet, überrollt werden. Niemand soll mit
0190er-Nummern im wahrsten Sinne des Wortes über
den Tisch gezogen werden.

Wir haben das Gesetz gegen den unlauteren Wett-
bewerb geändert, was Mondpreise und Lockvogelange-
bote angeht. Ich nenne auch das Telekommunikations-
gesetz. Wir wollen zusätzlich das Teledienstegesetz
ändern; der Entwurf soll heute in erster Lesung behan-
delt werden. All das sind Erfolge, die sozusagen gerade
die sozioökonomisch schwachen Familien in dieser Re-
publik schätzen, weil insbesondere sie jede Menge
schlechter Erfahrungen gemacht haben.

Es geht auch um Informations- und Beratungsleis-
tungen. Bei der Prospektrichtlinie geht es um die Frage,
welche Informationen ein Prospekt über die darin enthal-
tenen Dienstleistungen enthalten muss. Da muss Trans-
parenz her durch mehr Informationen; damit steigt dann
auch die Qualität. Sie dagegen haben sonst immer den
Einwand vorgebracht, das würde die wirtschaftliche Tä-
tigkeit stören. Ich wundere mich auch, dass sich die Op-
position bei den Beratungen über diese Punkte gegen
Mindestqualifikationsanforderungen gewehrt hat. Mir ist
es nicht egal, wer in dieser Republik die Menschen berät,
die eine Lebensversicherung abschließen wollen. Wer
sein sauer verdientes Geld in eine Lebensversicherung
investiert, hat meines Erachtens einen Anspruch darauf,
dass die Politik dafür sorgt, dass die Berater eine Min-
destqualifikation haben. Das ist Aufgabe der Verbrau-
cherschutzpolitik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D as werden wir zum Beispiel beim Versicherungsverittlungsgesetz, notfalls auch gegen Ihren Widerstand, msetzen. Ich sehe mich veranlasst, noch eines in Richtung Op osition zu sagen: Als Juristin kommt mir angesichts Ihes Verhaltens relativ schnell und natürlich der schöne uristische Ausdruck „Tun durch Unterlassen“ in den inn. Das ist das, was Sie machen: Sie reden hier zwar ett, aber in Wahrheit sind Sie an keiner Stelle eine wirkiche Hilfe, um Verbraucherschutzpolitik umzusetzen, icht einmal dann, wenn Ihre Kolleginnen und Kollegen m Bundesrat aktiv sind. Ich würde mich freuen, wenn ie sich an dieser Stelle endlich aktiv mit der Frage des echts auf Information auseinander setzten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ir wollen nicht, dass die Menschen Verträge aufge-
chwatzt bekommen, und zwar mit Blick auf wirklich
lle wirtschaftlichen Bereiche. Somit reicht es nicht,
enn Sie Ihre Bereitschaft andeuten, sich beim Verbrau-
herinformationsgesetz zu bewegen.
Das gilt übrigens auch, meine Damen und Herren, für

ie geplante EU-Dienstleistungsrichtlinie. Auch hier
arf nicht zugelassen werden, dass der Verbraucher-
chutz hintansteht. Auch wenn Liberalisierung und die
chaffung besserer Entfaltungsmöglichkeiten der Wirt-
chaft innerhalb des Binnenmarktes der EU nötig sind,
üssen wir nichtsdestotrotz darauf achten, dass unsere
chutzstandards für die Gesundheit der Menschen nicht
bgesenkt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ch sage es ganz klar: Es darf keine Liberalisierung auf
osten der Umwelt und keine Liberalisierung auf Kos-
en der Gesundheit geben. Deshalb werden wir auch für
eränderungen und Klarstellungen kämpfen, zum Bei-
piel wenn es darum geht, den ordentlichen fachlichen
mgang mit Pflanzenschutzmitteln sicherzustellen. Da-
an haben wir ein doppeltes Interesse: ein wirtschaftli-
hes, weil wir nicht wollen, dass zum Beispiel Obst und
emüse aus Deutschland ins Gerede kommen, und ein
esundheitliches, weil wir nicht wollen, dass durch
ienstleister aus anderen EU-Mitgliedstaaten die Stan-
ards unterlaufen werden und wir dann das Problem von
rhöhten Rückständen in den Lebensmitteln haben. Ge-
au das wollen wir nicht, stattdessen wollen wir dafür
orgen, dass höhere Standards in der EU umgesetzt wer-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir haben schon mehr Erfolge erzielt, als im Bericht,
er Ihnen heute vorliegt, vermerkt sind. In diesem Zu-
ammenhang möchte ich auf das Thema der Überschul-
ung von Kindern durch den Gebrauch von Handys zu
prechen kommen. Das Thema der Überschuldung von
indern und Jugendlichen muss eines der zentralen
hemen im Bereich der Verbraucherschutzpolitik sein,
eil die Kinder heutzutage mit ganz neuen Vertrags-
trukturen konfrontiert sind, die wir in unserer Kindheit






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

und Jugend nicht kannten. Damals konnte man
20 Pfennig irgendwo ausgeben oder sie in die Spardose
stecken. Heute ist es so, dass die Kinder bei der Benut-
zung von Internet und Handy nicht merken – sie sind da
noch schwächer als die Erwachsenen –, dass sie Verträge
abschließen und wie teuer sie das kommt.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Kinder können keine Verträge abschließen!)


Zugleich werden sie massiv von Werbung beeinflusst,
die versucht, von ihnen das Geld abzuziehen.

Deshalb bin ich froh, dass wir es geschafft haben,
dass nicht nur mehr Klarheit durch einige gesetzliche
Regelungen im Telekommunikationsbereich geschaffen
wurde – so muss zum Beispiel angegeben werden, wie
teuer eine Dienstleistung ist –, sondern dass darüber hi-
naus nach fast einjährigen Gesprächen mit Telefonunter-
nehmen vonseiten der Wirtschaft den Eltern zwei neu-
artige Vertragsformen für die Handys ihrer Kinder
angeboten werden. Das sind endlich ordentliche Ange-
bote für Kinder mit ordentlichen Tarifen, bei denen die
Mehrwertdienste, die ungeheuer viel Geld kosten,
grundsätzlich ausgeschlossen werden können. Das ist
die Alternative zur Prepaidcard.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Seit einigen Tagen haben wir zwei auf dem Markt.
Alle haben verstanden, warum die Eltern sich für eine
Prepaidcard entscheiden. Wer sich auskannte, wusste al-
lerdings, dass man für die Prepaidcard einen zu teuren
Tarif zahlen muss.

Sie sehen, dass man den Verbraucherinteressen auf
zwei Arten dienen kann: mit ordnungspolitischen
Maßnahmen, aber auch mit freiwilligen Maßnahmen
der Wirtschaft. Hier haben zwei Anbieter ihre Chancen
auf dem Markt erkannt. Guter Kundenservice wurde da
mit dem Interesse der Verbraucher, nicht zu viel an Han-
dygebühren zu zahlen, verbunden.

Wir werden das auch in vielen anderen Bereichen tun:
notwendige ordnungspolitische Maßnahmen mit Maß-
nahmen der Wirtschaft auf freiwilliger Basis verbinden.
Die Wirtschaft soll das machen, was ihr möglich ist. Den
wirtschaftlichen Vorteil, den sie dadurch hat, dass sie als
Erste solche Vertragsstrukturen und Angebote einführt,
kann sie dann auch auf dem europäischen oder interna-
tionalen Markt nutzen.

Für uns ist aber eines wichtig: Die Zukunft von Kin-
dern und Jugendlichen dürfen wir an dieser Stelle nicht
dem Zufall überlassen. Wenn wir uns die Verschuldungs-
statistiken anschauen, stellen wir fest, dass wir vonseiten
der Verbraucherpolitik noch eine Vielzahl von Vertrags-
strukturen durchkämmen und sie so gestalten müssen,
dass sie für Kinder und Jugendliche akzeptabel sind.

Ich will aber im Zusammenhang mit dem Thema der
Rolle der Unternehmen noch einen anderen Punkt an-
sprechen. Da muss ich auf Sie eingehen, Frau
Hasselfeldt. Bei Ihrer Rede habe ich, ehrlich gesagt, ei-
nen Augenblick das Gefühl gehabt, Sie machen jetzt die
Kühlschranktür auf und lassen einen kalten Hauch he-
raus, was ich von Ihnen gar nicht erwartet habe. Sie ha-

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(C (D en gesagt, die Verbraucher müssten selber entscheiden nd sich fragen, was sie sich leisten können. Das ist der nfang von einer langen Strategie, die bei „Geiz ist geil“ ndet. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Gerda Hasselfeldt [CDU/ CSU]: So ein Blödsinn!)


as sage ich ganz bewusst. Sie haben auf der einen Seite
o getan, als wollten Sie verbraucherpolitisch vorwärts
ommen, haben aber auf der anderen Seite den Punkt an-
eführt: Was können sie sich überhaupt leisten?


(Gerda Hasselfeldt [CDU/CSU]: Wegen Ihrer Wirtschaftspolitik!)


Wir müssen die Verbraucher an dieser Stelle genau
ufklären über die Frage, was ihr Handeln jeweils be-
irkt. Ich nenne das Beispiel Kinderspielzeug. Wir
ollen eine Zertifizierung. Da geht es nicht nur um die
rage, was sich die Verbraucher leisten können. Es geht
atürlich nicht, dass hier ein Mädchen mit einer süßen
uppe und leuchtenden Augen steht, während da hinten
er Arbeiterin die Augen tränen, weil sie für 30 oder
0 Euro im Monat arbeiten muss. Es geht aber auch da-
um, dass die Verbraucher Verantwortung haben


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Wissen Sie eigentlich, was ein Verbraucher in Deutschland verdient?)


nd dass zum Beispiel beim Kinderspielzeug erkennbar
st, woher es kommt, damit die Verbraucher eine selbst-
estimmte Entscheidung treffen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Gitta Connemann [CDU/ CSU]: Sie müssen es doch nicht bezahlen!)


Dieses Ziel werden wir weiterhin verfolgen. Ich
laube und hoffe, dass am Ende dieses Jahres die Puppe
nter manchem Weihnachtsbaum notfalls 10 Euro mehr
ostet, dass dafür dieses aber für die asiatischen Arbeite-
innen hinsichtlich ihrer Entlohnung akzeptabel ist. Die-
es Thema hat schon auf der Spielwarenmesse eine Rolle
espielt und da besteht Offenheit.
Der letzte Punkt, den ich ansprechen möchte, ist das
erbraucherinformationsgesetz. Wir hören vonseiten
er CDU/CSU immer wieder, dass sie Verbraucherpoli-
ik machen wolle. Da sage ich ganz klar: Dann machen
ie es endlich! Vor einiger Zeit hat uns zwar ein Antrag
um Thema Verbraucherinformation vorgelegen, aber
ir lesen auch das Kleingedruckte. Wenn vorne Verbrau-
herinformation gefordert wird, es anschließend aber
eißt, dass es Verbraucherinformation nur dann geben
önne, wenn das eines Tages in der EU ein Thema sei,
ann ist es verlogen, hier heute zu sagen, Sie seien bei
iesem Thema vorne gewesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich sage Ihnen ganz klar: Wir haben eine entspre-
hende Vorlage im Bundesrat. Das Verbraucherinforma-
ionsgesetz ist mit dem Lebensmittel- und Futtermittel-
esetz verbunden. Wenn Sie Verbraucherpolitik machen






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

wollen, wenn Sie endlich wegwollen von der mittelalter-
lichen Haltung, Akten gehörten den Behörden und seien
deshalb vor dem Volk geheim zu halten, dann sagen Sie
hier Ja zum Verbraucherinformationsgesetz! Hören Sie
auf mit den Fisimatenten in Bezug auf Europa und ande-
res! Wir haben ein Gesetz für Bundesbehörden vorgelegt
und Sie können sich nicht einmal hinter der Aussage ver-
stecken, dass der Bund erst einmal sagen solle, wie die
Länder das bezahlen sollen. Sagen Sie einfach Ja – wie
bei einer Eheschließung! Verbünden Sie sich mit den
Verbrauchern!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Gitta Connemann [CDU/ CSU]: Dann lieber unverheiratet!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515700500

Ich erteile das Wort Kollegin Gudrun Kopp, FDP-

Fraktion.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1515700600

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Herren und Da-

men! Ich muss feststellen, Frau Ministerin Künast: Wer
bei diesem Thema mit Ihnen eine Ehe eingeht, ist hoch
gefährdet.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Sie haben gesagt, Ihnen sei wichtig, zu wissen, was drin
ist. Ich sage: Noch viel wichtiger ist, zu wissen, was ei-
gentlich gemeint ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Die Interessen der Verbraucher ernst zu nehmen ist

höchstes Ziel der sozialen Marktwirtschaft. Jede
Firma, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen am
Markt erfolgreich sein möchte, hat sich an dem zu orien-
tieren, was die Verbraucher nachfragen. Das sind bei-
spielsweise Informationen, Produktsicherheit und die
gesamte Palette dessen, was die Verbraucher in die Lage
versetzt, eigenständige Entscheidungen zu treffen. Ich
wehre mich ganz vehement gegen Ihre Unterstellung,
dass es der anderen Seite dieses Hauses, also CDU/CSU
und FDP, nur darum ginge, weniger Gesundheitsschutz
und weniger Rechte für Verbraucher zu installieren. Das
ist wirklich eine perfide Unterstellung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Das sind Tatsachen!)


Glauben Sie wirklich, wir wollten nicht, dass alle
Menschen gesundheitlich unbedenkliches Spielzeug für
ihre Kinder kaufen können? Meinen Sie wirklich, wir
wollten mit ansehen, wie die Augen der Eltern und der
Kinder tränen, weil sie mit bedenklichen Inhaltsstoffen
in Berührung kommen? Darüber müssen wir doch nicht
diskutieren. Ihre Behauptung zu diesem Punkt ist unter
Niveau.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Gitta Connemann [CDU/CSU]: Das ist auf den Punkt gebracht! – Helmut Heiderich [CDU/ CSU]: Das ist Künast-Niveau!)


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(C (D Für die FDP ist Verbraucherpolitik ein originäres reiheitsthema. Wir möchten die Verbraucher in die age versetzen, eigenständige Entscheidungen zu trefen. Wir möchten nicht, dass die Politik – wie im Falle on Rot-Grün – versucht, sie zu manipulieren. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir sind gegen den manipulierten Verbraucher. Wir
öchten den Verbrauchern offen sagen, was hinter all
iesen Plattitüden steckt.
Marktmacht ist wichtig. Sie ist auch wichtig bei einer

elbstverpflichtung der Unternehmen. Ich möchte Ihnen
azu ein gutes Beispiel nennen. Angesichts der etwa
Millionen überschuldeten Haushalte in Deutschland
at sich das „Girokonto für jedermann“ bewährt, das
anken und Kreditinstitute im Rahmen einer freiwilli-
en Vereinbarung ermöglichen. Der letzte Bericht an die
undesregierung zu diesem Thema, den wir alle hoffent-
ich zur Kenntnis genommen haben, zeigt, dass dies ein
angbarer Weg ist. Dieses Beispiel „Girokonto für jeder-
ann“ zeigt, dass man mit freiwilligen Vereinbarungen
uf privatrechtlicher Ebene Menschen in Not wirklich
elfen kann.


(Jella Teuchner [SPD]: Das funtioniert doch gar nicht!)


Wir Liberale wollen besondere Rechte für Verbrau-
her installieren. Für uns Liberale ist es beispielsweise
nmöglich, dass Sie es zugelassen haben, dass die Kon-
en von Bürgern – Stichwort: gläsernes Bankkonto –
ingesehen werden können. Außerdem wollten Sie nicht,
ass wenigstens im Nachhinein die Kontoinhaber über
iese Prüfung informiert werden.


(Jörg van Essen [FDP]: Unmöglich!)

as ist eine Aushöhlung des Rechtsschutzes der Konto-
nhaber, sozusagen eine Entrechtung.


(Martin Dörmann [SPD]: Das ist doch Blödsinn!)


ie FDP hat dafür sorgen können, dass wenigstens im
achhinein eine Information der Kontoinhaber erfolgt.
u diesem Punkt haben Sie nichts gesagt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Für eine bessere Information der Verbraucher und für
ie Stärkung ihrer Stellung am Markt hätten wir Liberale
ns gewünscht, dass Sie sich ein Beispiel an der Rege-
ung der Fluggastrechte nehmen und sich vehement da-
ür einsetzen, dass auch Bahnkunden ein Recht auf
chadenersatz erhalten und nicht als Bittsteller auf ir-
endwelche freiwilligen Vereinbarungen angewiesen
ind. Bahnkunden können keine Rechte in Anspruch
ehmen, wie es eigentlich wünschenswert wäre. Es ist
lso sehr wichtig, dass auch Bahnkunden mehr Rechte
rhalten. Diesen Aspekt haben Sie aber völlig hintange-
tellt.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Gudrun Kopp

Sie haben sich mit einer Vereinbarung zufrieden gege-
ben, die nicht hält, was sie verspricht.

Stimmen Sie endlich zu – das ist fast schon ein La-
denhüter –, dass die Länder selber über den Laden-
schluss entscheiden können und halten Sie nicht weiter-
hin an der alten Regelung fest!

In der Energiepolitik lassen Sie es zu, Frau Künast,
dass Bürger in unserem Land, die aufgrund Ihrer kata-
strophalen Wirtschaftspolitik zum Teil in großen wirt-
schaftlichen Schwierigkeiten stecken, absolut hohe
Energiepreise zu tragen haben. Sie halten es für völlig
normal, dass den Bürgern zusätzliche Lasten aufgebür-
det werden, denn 40 Prozent der von Privaten zu zahlen-
den Energiepreise sind staatlich verursacht. Sie lassen es
zu, dass den Bürgern diese Preiserhöhungen zugemutet
werden.

Sie unternehmen gar nichts, um die Regulierung eines
diskriminierungsfreien Netzzugangs auf den Weg zu
bringen, damit wir auf diesem Gebiet mehr Wettbewerb
bekommen. In dieser Hinsicht hört man von Ihnen über-
haupt nichts. In der Koalition gibt es seit Monaten Streit
darüber, wie ein solches Energiewirtschaftsgesetz auszu-
sehen hat. Inzwischen leiden die Verbraucher darunter;
sie zahlen die Zeche, während Sie zuschauen und so tun,
als leisteten Sie in der Verbraucherpolitik genug.


(Beifall des Abg. Ernst Burgbacher [FDP] – Martin Dörmann [SPD]: Das war nicht sehr überzeugend!)


Eine letzte Anmerkung zur Dienstleistungsrichtlinie,
Frau Ministerin Künast: Ihr Kollege Clement hat in sei-
nem Jahreswirtschaftsbericht ausdrücklich ausgeführt,
wie wichtig diese Dienstleistungsrichtlinie hinsichtlich
der nötigen wirtschaftlichen Entwicklung und der Schaf-
fung von Arbeitsplätzen auch für den Standort Deutsch-
land ist. Ich habe ihn nicht so verstanden – wir als Libe-
rale sehen es selbstverständlich auch nicht so –, dass
diese Dienstleistungsrichtlinie zulasten von Sicherheits-
und Gesundheitsstandards gehen soll. Wir müssen Wege
finden, wie wir innerhalb des Europas der 25 den Bin-
nenmarkt auch auf diesem Gebiet verwirklichen. Dabei
werden wir sehr genau darauf achten, dass dies in einer
Weise erfolgt, dass auch die Bürger unseres Landes da-
von profitieren können. Eine Diffamierung dieser Richt-
linie ist also nicht angebracht.


(Beifall bei der FDP)

Zum Abschluss: Wir als Liberale sind dagegen, die

Verbraucher zu gängeln und sie mit Bürokratie zu trak-
tieren; wir wenden uns dagegen, dass dies fortgesetzt
wird, denn das Thema Freiheit ist wichtig.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515700700

Ich erteilte Kollegin Gabriele Hiller-Ohm, SPD-Frak-

tion, das Wort.

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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Unser Ziel st es, Verbraucherinteressen von Anfang an in alle wichigen Politikbereiche einzubeziehen. Das ist uns in den etzten Jahren schon sehr gut gelungen. Als Beleg dafür reife ich nur die Verbraucherrechte bei Finanzdiensteistungen und Kapitalanlagen auf. Wir haben beim Verraucherministerium ein Referat für Finanzdienstleistunen eingerichtet und diesem Bereich damit eine neue ualität verliehen. Diese Strukturveränderung hat sich ereits hervorragend bewährt. So sind wir ein gutes tück weitergekommen, zum Beispiel beim Anlegerchutz und bei der privaten Altersvorsorge. Mein erstes Beispiel bezieht sich auf den Anleger chutz: Wir erinnern uns sicherlich alle an den so geannten Schrottimmobilienskandal. Wertlose Immobiien wurden mit falschen Versprechungen zu deutlich berteuerten Preisen an den Mann und an die Frau geracht. Möglich wurde dieser Skandal, weil Banken und ausparkassen mit freiberuflichen Immobilienvermittern zusammengearbeitet haben, die an keine verbindliheren Informationspflichten als Losverkäufer auf dem ahrmarkt gebunden waren. Damit ist jetzt Schluss. ach unserer Reform des Anlegerschutzgesetzes dürfen mmobilienund Wertpapiervermittler nicht mehr mit nbewiesenen Versprechungen arbeiten, für die sie anchließend nicht haftbar gemacht werden können. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Gabriele Hiller-Ohm (SPD):
Rede ID: ID1515700800

Das zweite Beispiel betrifft die private Altersvor-
orge. Auch bei der Riester-Rente haben wir den Ver-
raucherschutz weiter gestärkt, zum Beispiel durch Ent-
ürokratisierung bei der Antragstellung auf staatliche
ulage, durch die Gleichstellung von Männern und
rauen bei den Tarifen und durch verbesserte Informa-
ionspflichten. Diese Verbraucherorientierung sollte
uch Vorbild für eine Neugestaltung des Versicherungs-
ertragsrechts sein. Damit bin ich bei den Projekten, die
och vor uns liegen.


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Was ist mit denen?)


o werden wir zum Beispiel das nationale Versiche-
ungsvertragsrecht und die Umsetzung der EU-Richtli-
ie zum Versicherungsvermittlungsrecht beackern. Un-
er Versicherungsvertragsrecht, meine Damen und
erren, stammt aus dem Jahre 1907 und bedarf dringend
iner Auffrischung. Nutzen wir die Gelegenheit, ver-
raucherpolitische Korsettstangen einzuziehen und die
ettbewerbsbedingungen für Versicherungsprodukte
erechter zu gestalten!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wie sieht es heute aus? Der Abschluss einer Kapitalle-
ensversicherung bringt dem Vermittler in der Regel so-
ort eine saftige Provision in voller Höhe. Bei der ver-
raucherfreundlichen Riester-Rente hingegen verteilt
ich seine Provision über fünf Jahre. Zu welchem Pro-
ukt wird der Vermittler wohl raten? Eine Gleichstellung
er Anlageprodukte würde der Riester-Rente endlich






(A) )



(B) )


Gabriele Hiller-Ohm

den Schub verleihen, den sie braucht, und wir hätten we-
niger Sorgen mit der privaten Altersabsicherung in
Deutschland.

Auch die Umsetzung der EU-Versicherungsvermitt-
lungsrichtlinie wird die Stellung des Verbrauchers im
Versicherungsdschungel stärken. Eine Verpflichtung zur
besseren Beratung soll vor teuren Fehleinschätzungen
schützen. Heute sind die meisten Menschen in unserem
Land schlichtweg falsch versichert. So meinen sie, mit
einer Kapitallebensversicherung die richtige Wahl ge-
troffen zu haben. Fehlanzeige, denn fast 80 Prozent die-
ser Versicherungen werden – mit erheblichen Kosten für
den Versicherungsnehmer – vor Vertragsablauf gekün-
digt oder auf Eis gelegt.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Weil die Menschen alle arbeitslos werden!)


Viele Deutsche haben eine Unfallversicherung und mei-
nen, damit gegen Invalidität abgesichert zu sein. Welch
ein Trugschluss, denn in den meisten Fällen von Invali-
dität und Tod zahlt die Versicherung keinen einzigen
Cent.

Mit dem neuen Gesetz wollen wir sicherstellen, dass
Vermittler ihren Kunden nicht mehr das Blaue vom Him-
mel versprechen dürfen, um an eine fette Provision zu
gelangen. Sie sehen, unsere Politik zieht in die richtige
Richtung.

Wie aber sieht es bei der Opposition aus? Auch wenn
Sie heute, ohne rot zu werden, verbal sogar die Verbrau-
cherzentralen noch überholen wollen, so bleibt doch die
Tatsache, dass Sie keine Politik für die Verbraucher ma-
chen. Im Gegenteil, Sie benutzen die Verbraucherinnen
und Verbraucher, um andere Interessen durchzusetzen.
Ich erinnere nur an die Reform des Alterseinkünftegeset-
zes. Wir wollten die Besserstellung von Lebensversiche-
rungen komplett abschaffen. Sie haben diese Privilegie-
rung bis zuletzt verteidigt, Verbraucherinteressen
vorgeschoben und argumentiert, eine Abschaffung be-
deute Steuererhöhungen zulasten der Verbraucher. In
Wirklichkeit aber ging es Ihnen nur darum, Ihren Freun-
dinnen und Freunden aus der Versicherungsbranche
Pfründe zu sichern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Wie billig!)


Ich bin sicher, dass wir auch bei der anstehenden Umset-
zung der EU-Versicherungsvermittlungsrichtlinie auf Ih-
ren Widerstand stoßen werden, wenn es darum geht,
Verbraucherrechte gegen die Versichererlobby zu stär-
ken.

Einen fortschrittlichen Verbraucherschutz bei Finanz-
dienstleistungen und Kapitalanlagen gibt es nur mit Rot-
Grün, meine Damen und Herren. Dies wissen die Men-
schen zum Glück. Deshalb freue ich mich als Schleswig-
Holsteinerin auch schon auf das Wahlergebnis am kom-
menden Sonntag.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU: Aha! Wahlkampf!)


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(C (D Ich erteile Kollegin Ursula Heinen, CDU/CSU-Frak ion, das Wort. Herr Präsident! Sehr geehrten Damen und Herren! iebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist schon abenteurlich, wie sich die Ministerin in ihrer Rede gerade mit remden Federn geschmückt hat. Sie hat gesagt, die Reierung habe im Hinblick auf die 0190er-Nummern und uf Spam etwas durchgesetzt. Wie war es aber wirklich? eine Kollegin Martina Krogmann, die bei uns für dieen Bereich zuständig ist, hatte zweimal die Initiative erriffen und Gesetzentwürfe und Anträge vorgelegt. eim Thema Spam hat sie beispielsweise im März 2004 das ist jetzt fast ein Jahr her – einen Antrag vorgelegt, er von Ihnen in der vergangenen Woche aufgegriffen (Gitta Connemann [CDU/CSU]: Lesen dauert!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515700900

(Beifall bei der CDU/CSU)

Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1515701000

(Beifall bei der CDU/CSU)


nd mit einem Anti-Spam-Gesetz verbunden wurde, das
eute – dies zeigt, wie wichtig Ihnen dieses Thema ist –
m 23 Uhr im Plenum des Bundestages diskutiert
erden wird. Wir sollten einmal betonen, von wem die
nitiativen in diesem Bereich ausgehen: von den Unions-
raktionen und mit Sicherheit nicht von den Koalitions-
raktionen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Martin Dörmann [SPD]: Karneval ist doch vorbei!)


Ein weiteres Thema – da können wir heute gerne die
agelprobe machen – ist das Verbraucherinforma-
ionsgesetz. Vorhin wurde es als Erfolg bezeichnet, dass
ir über ein Verbraucherinformationsgesetz diskutieren,
as sich nur auf den Bereich Lebensmittel bezieht und
as Teil des neuen Lebensmittel- und Futtermittelgesetz-
uches werden soll.


(Jella Teuchner [SPD]: Was wollen Sie denn? Sie verhindern doch alles!)


s wird zurzeit im Vermittlungsausschuss behandelt.
Heute wird auch über unseren Antrag zu einem Ver-

raucherinformationsgesetz abgestimmt, das nicht nur
en Bereich der Lebensmittel, sondern alle Produkte be-
reffen soll. Da frage ich Sie: Was ist denn für die Ver-
raucher besser, ein gesondertes Verbraucherinformati-
nsgesetz, das alle Produkte mit einbezieht, oder ein
erbraucherinformationsgesetz,


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Frau Heinen, jetzt fangen Sie mal an, sich zu schämen! Das ist doch wohl eine Frechheit!)


as sich ausschließlich mit dem Bereich der Lebensmit-
el befasst? Lesen Sie unseren Antrag durch!


(Beifall bei der CDU/CSU)

eute steht die Beschlussempfehlung des Ausschusses
ur Abstimmung. Ich kann Sie nur auffordern, uns






(A) )



(B) )


Ursula Heinen

zuzustimmen, wenn Sie es mit den Verbraucherinteres-
sen ernst meinen.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Dass Ihnen die Zunge nicht abfällt, wundert mich!)


Stimmen Sie für ein Verbraucherinformationsgesetz, das
alle Produkte betrifft, und dagegen, es nur auf Lebens-
mittel zu konzentrieren und es dann noch in ein Gesetz
einzubauen, in das es überhaupt nicht gehört!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der Verbraucherpolitische Bericht der Bundesregie-
rung zeigt eines ganz deutlich – nichtsdestotrotz teilen
wir die Auffassung, dass es eine gute Sache ist, einen
solchen Bericht vorzulegen –: Es werden unglaublich
viele Versprechungen gemacht. Es werden richtig teure
Kampagnen gestartet,


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Ja, richtig teure!)


ohne dass die einzelnen Themen nachhaltig – sprich:
dauerhaft und konsequent – behandelt werden. Hier wird
vieles medienwirksam angekündigt, ohne dass den
wohlklingenden Worten auch tatsächlich Taten folgen.

Lassen Sie mich dazu ein Beispiel nennen: die Platt-
form „Ernährung und Bewegung“, die im vergange-
nen September mit viel Aufwand gestartet wurde


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Ganz pompös!)

und von der wir seit einem halben Jahr nichts mehr ge-
hört haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Es gab noch ein Buch der Ministerin dazu; aber außer
dem Gründungskongress haben wir von dieser Plattform
nichts mehr gehört. Jetzt habe ich irgendwo gelesen,
dass es im März eine Mitgliederversammlung geben
soll.

Hinzu kommt, dass sich das Verbraucherministerium
und das Gesundheitsministerium bei dem wichtigen
Thema der Ernährung nicht ganz einig darin sind, wer
tatsächlich die Federführung hat. Morgen wird in erster
Lesung der Entwurf eines Präventionsgesetzes des Ge-
sundheitsministeriums diskutiert; auch darin gibt es ei-
nen großen Bereich, der sich mit Ernährung befasst. Ich
habe dem Ministerium die Frage gestellt, wer eigentlich
zuständig ist und die Federführung hat. Die Antwort lau-
tete, dass die Verbraucherministerin und die Plattform
„Ernährung“ gerne eingeladen sind, sich in die Stiftung
„Prävention“ einzubringen und dort mitzuarbeiten.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Weil Ernährung uns alle angeht!)


Aber das ist keine Federführung durch das Verbraucher-
ministerium!

Ein weiteres Thema, das uns beschäftigt hat, sind die
Dioxine in Hühnereiern. Ich möchte jetzt aus dem Ver-
braucherpolitischen Bericht der Bundesregierung zitie-
ren. Da heißt es nämlich:

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(C (D Die Bürgerinnen und Bürger müssen darauf vertrauen können, dass die angebotenen Produkte gesundheitlich unbedenklich und sicher sind. chon bei einem begründeten Verdacht, dass Lebensmitel gesundheitlich bedenklich sein könnten, werde geandelt. Weiter heißt es: Auch wenn noch Unsicherheiten in der wissenschaftlichen Bewertung bestehen und deshalb noch keine Klarheit über das Ausmaß bestimmter Gesundheitsgefahren vorliegt, wird unter Anwendung des in der EU etablierten Vorsorgeprinzips gehandelt und nicht abgewartet, bis durch zeitaufwendige wissenschaftliche Untersuchungen abgesicherte Ergebnisse vorliegen, die den Verdacht bestätigen oder entkräften. as ist Ihr Prinzip; das schreiben Sie nieder. Das heißt, obald der Verdacht besteht, dass etwas nicht in Ordnung st, informieren Sie. Beispiel: Dioxine. Wann haben Sie etwas gewusst? (Julia Klöckner [CDU/CSU]: Viel zu spät! – Gitta Connemann [CDU/CSU]: Richtig, das war ein Skandal!)


or gut zweieinhalb Jahren wussten Sie, dass in Frei-
andeiern Dioxine enthalten sein können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Martin Dörmann [SPD]: Das ist schön länger bekannt! Das weiß jeder, der sich damit beschäftigt!)


arum haben Sie die Bevölkerung nicht informiert?
eil es, wie es Frau Hasselfeldt vorhin deutlich gemacht
at, nicht zu Ihrer ideologische Sichtweise passt, dass
it Freilandeiern irgendetwas nicht in Ordnung sein
önnte.
Das empfinde ich als Verbraucherin als eine grobe

äuschung. Sie wollen, dass die Verbraucher Freiland-
ier essen, weil Ihnen das besser passt. Gestern habe ich
ir erneut die Internetseiten auf www.freiheit-schmeckt-
esser.de angesehen; das kann ich Ihnen nur empfehlen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)

uf der Hauptseite steht noch immer kein Wort von der
ioxinbelastung.


(Zuruf von der CDU/CSU: Ja, das letzte Mal auch schon nicht! – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Da kann man nur Bioeier empfehlen!)


ur wenn man sich mühsam durch die Seiten klickt, fin-
et man dazu einen kleinen Hinweis.


(Zuruf von der CDU/CSU: Ein wissenschaftlicher Abriss ist das!)


as Sie machen, ist Verbrauchertäuschung; denn die
akten passen überhaupt nicht in Ihre Ideologie.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Sie spielen mit gezinkten Karten!)







(A) )



(B) )


Ursula Heinen

Ein nächstes Beispiel. Als der Verbraucherpolitische

Bericht im Kabinett vorgestellt wurde – hier im Plenum
haben wir über ihn schon einmal kurz diskutiert –, haben
Sie das Beispiel Schrottimmobilien angeführt. Das ha-
ben Sie allerdings nicht im Bericht getan, sondern – das
ist ja die Art, wie Verbraucherpolitik von Ihnen betrie-
ben wird: Sie kündigen etwas an – in einem Interview im
Nachrichtenmagazin „Stern“. Dort haben Sie ausgeführt,
dass das ein wichtiges Thema sei und man in dieser
Frage unheimlich viel tun müsse. Hier teilen wir zwar
Ihre Auffassung, wissen aber auch, dass es juristisch un-
glaublich schwierig ist, nachträglich etwas zu unterneh-
men, um den Verbrauchern zu helfen.


(Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Wir machen es trotzdem!)


Sie aber haben sich sogar auf die Aussage versteift
– auch das möchte ich zitieren –: „Der Fall Badenia ist
so etwas wie der BSE-Fall im Bankenbereich.“ Das wa-
ren im vergangenen Winter Ihre Worte.

Mittlerweile sind Monate vergangen.

(Zuruf von der CDU/CSU: Ja, genau! Monate!)

Wenn dieser Fall tatsächlich der BSE-Fall im Bankenbe-
reich ist, dann frage ich mich: Warum sitzen Sie hier so
gelassen? Warum haben Sie noch keine entsprechende
Initiative eingebracht?


(Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Eine sehr gute Idee!)


Warum haben Sie noch nicht mit dem Finanzministe-
rium und dem Justizministerium gesprochen? Warum
passiert nichts?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich sage es Ihnen: weil es Ihnen nicht passt. Sie kündi-
gen Themen an und lassen sie wieder fallen, als seien es
heiße Kartoffeln, wenn Sie merken, dass Sie damit über-
fordert sind, tatsächlich etwas zu unternehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie haben das Thema Überschuldung erwähnt. Die

Überschuldung privater Haushalte ist in der Tat ein gra-
vierendes Problem. Dem ersten Armuts- und Reichtums-
bericht der Bundesregierung zufolge waren rund
2,77 Millionen Haushalte überschuldet; mittlerweile
geht man schon von über 3 Millionen überschuldeter
Haushalte aus. Wie reagieren Sie darauf? Es ist nicht
etwa so, dass Sie Ihre Wirtschafts- und Finanzpolitik än-
dern, damit wieder mehr Menschen Arbeit bekommen.
Vielmehr geben Sie ein Handbuch für Schuldnerberater
heraus und informieren zum Beispiel darüber, wie man
sich besser schützen kann und wie man besser mit den
Banken verhandelt. Stattdessen sollten Sie lieber an die
Wurzel des Problems gehen und sagen, wo Sie etwas
besser oder anders machen wollen; denn gegen diese
Verschuldung können wir nur ankämpfen, indem wir
eine andere Wirtschaftspolitik betreiben.

Zum Schluss meiner Rede kann ich nur sagen: Statt
Kampagnen zu starten, sollten Sie das Geld lieber in Un-

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(C (D ernehmen bzw. direkt in die Wirtschaft investieren; es äre besser, Sie würden die Unternehmen unterstützen. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sollen Unternehmen finanzieren? – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also doch wieder diese Vorschläge! Das ist ja interessant! – Gegenruf des Abg. Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Sie sollen gucken, dass die Leute Arbeitsplätze kriegen! Sie sollen bessere Rahmenbedingungen für die Wirtschaft schaffen!)


Sie sollten die Unternehmen mit einer vernünftigen
teuer- und Wirtschaftspolitik unterstützen, damit in
eutschland wieder Arbeitsplätze entstehen und damit
n diesem Land nicht über 5 Millionen Menschen ar-
eitslos sind; das würde uns mehr helfen. Sie aber geben
as Geld für Kampagnen aus, die nur der Presse- und
ffentlichkeitsarbeit der Ministerin dienen, allerdings
eniger den Verbraucherinnen und Verbrauchern.
Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515701100

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich dem
ollegen Matthias Berninger, Fraktion Bündnis 90/Die
rünen.

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Abge-

rdnete Heinen hat eben erneut versucht, den Eindruck
u erwecken, dass bei Freilandeiern eine besondere Ge-
undheitsgefährdung in Bezug auf das Supergift Dioxin
orliege.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das hat sie so nicht gesagt!)


or dem Hintergrund, dass in den vergangenen Wochen
on verschiedenen Seiten versucht worden ist, diesen
indruck zu erwecken, sehe ich mich veranlasst, zwei
inge klarzustellen.
Erstens. Die Untersuchungsämter der Länder, allen

oran die Länder Baden-Württemberg und Bayern, ha-
en in den letzten Monaten intensiv an diesem Thema
earbeitet. In den letzten Wochen haben sie die Anzahl
er Proben noch einmal erheblich erhöht. Sie sind zu
em Ergebnis gekommen, dass bei Freilandeiern oder
ar bei Eiern aus dem ökologischen Landbau keine er-
öhte Dioxinbelastung, die zu einer besonderen Gesund-
eitsgefährdung führt, vorliegt. Vor diesem Hintergrund
at auch der niedersächsische Landschaftsminister vor
aufender Kamera seine ursprünglichen Ratschläge an
ie Verbraucherinnen und Verbraucher, in Zukunft auf
en Konsum von Freilandeiern zu verzichten, wieder zu-
ückgenommen.
Ich erwarte von Ihnen daher, dass Sie Verantwortung

eigen und den Verbraucherinnen und Verbrauchern kein
für ein U vormachen, dass Sie diese fachlichen Er-
enntnisse in Ihre Rede einfließen lassen und aufhören,






(A) )



(B) )


Matthias Berninger

zu behaupten, es gebe hier eine besondere Gesundheits-
gefährdung durch Freilandeier. Diese Behauptung halten
Sie ja nur deshalb aufrecht, weil Sie von der Unionsfrak-
tion sich weiter vor den Karren der Käfighalterinnen und
-halter in Deutschland spannen lassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515701200

Kollegin Heinen, Sie haben Gelegenheit zur Reak-

tion.


Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1515701300

Staatssekretär Berninger, was Sie gerade gesagt ha-

ben, ist wieder eine Täuschung der Verbraucherinnen
und der Verbraucher. Wir wissen aus allen Untersuchun-
gen, dass die Belastung von Freilandeiern mit Dioxinen
höher ist als die Belastung von Eiern aus Käfighaltung.


(Widerspruch bei der SPD)

Das belegen alle Untersuchungen und das können Sie
bei allen Landwirtschaftsministern nachlesen. Die Nie-
dersachsen haben ihre Untersuchungsergebnisse sogar
ins Internet eingestellt, sodass Sie das entsprechend
nachvollziehen können. Ich bitte Sie herzlich, hier bei
der Wahrheit zu bleiben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Anders ist es doch nicht zu erklären, warum die Europäi-
sche Union einen Übergangszeitraum für den Grenzwert
für Dioxin in Freilandeiern gesetzt hat. Dieser Über-
gangszeitraum hat mit dem 1. Januar 2005 geendet; seit-
dem gelten auch für Freilandeier strengere Werte. Wozu
hätte es sonst einen solchen Übergangszeitraum geben
sollen? Ich bitte Sie also herzlich, bei der Wahrheit zu
bleiben und nicht weiter Verbrauchertäuschung zu be-
treiben.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515701400

Ich erteile Kollegin Ulrike Höfken, Bündnis 90/Die

Grünen, das Wort.


Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515701500

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

und Herren! Zunächst muss ich sagen: Frau Heinen lügt.

(Lachen und Widerspruch bei der CDU/CSU)


Denn erstens war es Ministerin Künast, die sich vehe-
ment für eine Verschärfung des Grenzwertes für Dioxin
eingesetzt hat, und zweitens haben die Ergebnisse der
Untersuchungen von 1999 bis 2003 ganz klar ergeben,
dass die größere Belastung mit Dioxin bei den Käfig-
eiern vorgelegen hat. Deshalb müssen hier ganz andere
Schlussfolgerungen gezogen werden; das ist inzwischen
auch vonseiten der Länderminister deutlich gemacht
worden.

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(C (D Unsere rot-grüne Verbraucherpolitik ist erfolgreich nd konsequent; das tut Ihnen weh. Sie steht im Gegenatz zu den Sprechblasen der Verbraucherpolitiker von er FDP und der CDU/CSU, die nie irgendeine Konseuenz im Bundesrat oder bei den Beschlüssen ihrer raktionen gehabt haben. Für uns ist Verbraucherpolitik ine wichtige Frage der Lebensqualität und der soziaen Gerechtigkeit. Aufgabe der Verbraucherpolitik ist ie Rahmensetzung: einerseits im Hinblick auf die Stärung der Eigenverantwortlichkeit, andererseits – und leichwertig dazu – im Hinblick auf den Schutz von Verrauchern, die dieses Schutzes bedürfen. Dieser Aspekt ehlt bei Ihnen vollkommen. Frau Hasselfeldt hat noch inmal betont: Das Ziel ist der mündige Verbraucher. brigens sagt auch der EuGH: Der durchschnittlich inormierte und aufgeklärte Verbraucher soll das Leitbild ein. Doch die CDU/CSU und die FDP vernachlässigen n eklatanter Weise die Schutzinteressen großer Bevölerungsgruppen, etwa der Kinder. Gerade eben kam wieer der Einwurf, die Eltern sollten doch dafür geradesteen, was ihre Kinder da anrichten. (Gitta Connemann [CDU/CSU]: Rein rechtlich tun sie es sogar, Frau Höfken!)


ie kennen doch die Realität überhaupt nicht! Sie wissen
och gar nicht, was Eltern erleben: eine Telefonrech-
ung von über 400 Euro, die sie bezahlen sollen. Das ist
och eine Frechheit!
Sie vernachlässigen aber auch die Schutzinteressen

er älteren Menschen. Ihre Potenziale und Bedürfnisse
erden massiv unterschätzt und zum großen Teil erheb-
ich missachtet. Diese Bevölkerungsgruppe wird bei ei-
er Reihe von Produktangeboten regelrecht diskrimi-
iert: bei der Telekommunikation oder den neuen
edien, durch die Banken usw. Das ist beispielhaft da-

ür, wie notwendig und wie gut die stringente Entwick-
ung unserer Verbraucherpolitik ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich werde jetzt nicht wiederholen, was wir schon alles
rreicht haben, aber eines doch noch erwähnen: Wir
öchten, dass bei der Verbreitung von gentechnisch ver-
nderten Lebensmitteln Grenzen gezogen werden, damit
ie Menschen ihre Wahlfreiheit behalten können. Was
agegen tun Sie von der FDP? Sie – ausgerechnet Sie! –
auben den Menschen ihre Freiheit; so viel zum Thema
reiheitspartei!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Jörg van Essen [FDP]: Zu Recht ein müder Beifall!)


Ganz im Gegensatz zu dem, was die CDU/CSU mit
hrem neuen Papier tut, haben wir die Verbraucherpolitik
eiterentwickelt und sie dabei ganz klar mit der Wirt-
chafts- und Innovationspolitik verknüpft. Man muss
anz deutlich sagen – das hat mich etwas überrascht –:
as „aktuelle“ verbraucherpolitische Konzept von CDU/
SU ist mit Ausnahme der wenigen fehlenden Punkte
enau das gleiche Konzept wie das von vor eineinhalb
ahren. Es ist ein aufgewärmter Auflauf.






(A) )



(B) )


Ulrike Höfken

Geradezu gruselig ist dabei – das will ich hier hervor-

heben – Ihr Verständnis von Wirtschaftspolitik. Es heißt
in Ihrem Konzept nämlich: Ihre Verbraucherpolitik si-
chert dem Einzelnen Lebensqualität, aber – dieses
„aber“ muss man sich auf der Zunge zergehen lassen –
sie bietet auch Spielraum für Wirtschaftswachstum und
Innovation. – Na toll, wenn das Ihre wirtschaftspoliti-
schen Vorstellungen sind, dann kann ich nur sagen: Vor
derart wirtschaftsfeindlichen verbraucherpolitischen
Vorstellungen Ihrer Partei und Fraktion behüte uns der
liebe Gott und der Wähler.


(Gudrun Kopp [FDP]: Dann betrachten Sie mal die Zahl der Arbeitslosen!)


Ich will jetzt noch einige Dinge anführen, die aktuell
diskutiert werden.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515701600

Frau Kollegin Höfken, Sie können das leider nicht

tun, denn Sie haben Ihre Redezeit bereits überschritten.

Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515701700

Ich weiß, leider Gottes ist sie etwas eingeschränkt

worden. – Ich denke, es ist deutlich geworden, dass Ihr
verbraucherpolitisches Konzept nicht die mindeste
Grundlage hat. Lassen Sie mich zum Abschluss sagen,
gerade auch in Bezug auf die Wahl in Schleswig-Hol-
stein: Mogelpackungen und Wählerverarschung – das
kann es nicht sein!


(Gudrun Kopp [FDP]: Primitiv!)

Wer in Zukunft weiterhin eine Verbraucherpolitik will,
der wählt Rot-Grün. Das wird sich auch so zeigen.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515701800

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort Kolle-

gen Hans-Michael Goldmann von der FDP-Fraktion.

Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1515701900

Liebe Kollegin Höfken, zum Schluss haben Sie sich

zwar besonders im Ton vergriffen,

(Beifall bei der FDP)


aber schon davor, im Zusammenhang mit dem Dioxin,
haben Sie etwas Falsches gesagt, nämlich als Sie von
„Sprechblasen“ der agrarpolitischen Sprecher gespro-
chen haben. Nun will ich das Ganze einmal dorthin he-
runterzurren, wo es hingehört. Es gibt die Behauptung
– sie ist falsch –, dass Freilandeier gesünder sind als Kä-
figeier. Diese Behauptung verbreitet die Ministerin auf
ihrer Homepage nach wie vor.

Erster Punkt. Sind Sie bereit, zur Kenntnis zu neh-
men, dass die durchschnittliche Dioxinbelastung bei Kä-
figeiern geringer ist als bei Freilandeiern? Das kann Sie
eigentlich auch der gesunde Menschenverstand lehren;
denn Hühner, die im Freiland leben, kommen mit dem
Boden in besonderer Weise in Berührung und nehmen

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(C (D adurch möglicherweise etwas mehr Dioxin auf als Hüher in Käfigen. Dieses Dioxin landet dann im Ei. Das ist un einmal leider so. Zweiter Punkt. Sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehen, dass uns allen die von Frau Künast angesprochenen erte der besonderen Belastung bei Käfigeiern bekannt aren, weil sie aus einem Skandal herrühren – bei der uttermittelbereitstellung für die Hühner, die dieses Futer erhielten, wurden damals Bahnschwellen zur Trockung benutzt; dieser Vorgang datiert aus dem Jahre 1999 nd wir haben ihn im Ausschuss, in dem wir uns sehr arüber beklagt haben, dass hier jemand unverantwortich gehandelt hat, mehrere Male behandelt – und dass as nichts, aber auch gar nichts mit der generellen Belasung von Eiern aus der Käfighaltungsproduktion zu tun at? rau Ministerin Künast wusste das auch. Insofern muss ie sich den schwarzen Peter schon ein Stück weit zuchieben lassen, wenn sie zum Beispiel im „Spiegel“ nd im „Focus“ in diesem Zusammenhang von arglistier Täuschung spricht. Dritter Punkt. Sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehen, dass auch die Fragen, die ich in diesem Zusammenang an die Bundesregierung gestellt habe, eindeutig beegen, dass sie von diesen Dingen gewusst hat und dass ie die Verbraucher im Grunde genommen arglistig geäuscht hat, indem sie den Eindruck erweckt hat, Freiandeier seien weniger dioxinbelastet als Käfigeier? Kollegin Höfken, Sie haben die Gelegenheit zur Antort. Ich bedanke mich ganz herzlich für diese Interven ion, die mir Gelegenheit gibt, noch einmal in die iskussion einzusteigen. Ganz klar ist: Keines der Unersuchungsergebnisse gibt die Aussagen, die Herr oldmann wiederholt hat, in irgendeiner Weise her. anz im Gegenteil hätten die Langzeitstudien dazu fühen können, dass wir verstärkt über die Problematik von äfigeiern diskutieren müssen. Die Ministerin hat, um as ganz deutlich zu sagen, dafür gesorgt – dies steht im egensatz zu den von Ihnen gemachten Anschuldigunen –, dass die Dioxinbelastung für die Verbraucher veringert wird. Die CDU/CSU, die bei den Großfeuerungsanlagen erhindert hat, dass es zu einer Verbesserung des Schutes der Menschen kommt, stellt sich jetzt hier hin und rklärt: Wir wollten das Dioxinproblem schon immer löen. Sie haben einen verbesserten Schutz verhindert. ber noch einmal zu der Studie: Kein einziges Ergebnis ässt eine solche Aussage zu. Ich möchte damit noch etwas anderes in Verbindung ringen, was zeigt, wie ideologisch Ihre Beiträge motiiert sind. Wir haben die bisherigen Ergebnisse nie dazu Ulrike Höfken benutzt, um solche Aussagen zu machen. Ich nenne als Beispiel einmal die Kette „real“, die der Metro gehört. Sie hat in einem Jahr den Absatz der Freilandund Bodenhaltungseier auf 70 Prozent gesteigert. Wo aber kommen diese Eier her? Da Sie mit allem Nachdruck verhindern, dass sich die Geflügelwirtschaft in Deutschland der Nachfrage auf dem Markt anpasst, kommen die von „real“ verkauften Eier nun aus den Niederlanden, aus Frankreich, aus Österreich oder aus anderen europäischen Ländern, die nicht das allermindeste Problem damit haben, tiergerechte Produkte anzubieten. Das ist ein gutes Beispiel für die unglaubliche Ideologie der CDU/CSU und der FDP, die mit Markt und Wirtschaft nichts zu tun hat. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515702000
Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515702100




(A) )


(B) )


(Lachen bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515702200

Ich erteile das Wort Kollegin Christel Happach-

Kasan, FDP-Fraktion.

Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1515702300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Weil offensichtlich die Diskussion über Dioxine beson-
ders spannend ist, möchte ich noch einmal daran erin-
nern, dass die TA Luft, die sich im Sinne einer Dioxin-
minderung ausgesprochen positiv ausgewirkt hat, unter
christlich-liberaler Regierung geschaffen worden ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bereits das Umweltbundesamt hat inzwischen festge-
stellt, dass Abfallverbrennungsanlagen – gegen die Sie
sich als Grüne immer gestemmt haben – zu einer Redu-
zierung der Dioxinkonzentration beigetragen haben. So
viel zu einer rationalen, am Bürger orientierten Umwelt-
politik!

Verbraucher wollen wählen können. Sie wollen Qua-
lität, Sicherheit und Auswahl. Darin sind wir uns in die-
sem Hause alle einig. Aber wir müssen unser Augen-
merk auch auf Folgendes richten: Verbraucher sind
Menschen, die, bevor sie in den Laden gehen, ein Ein-
kommen erzielt haben müssen. Sie müssen etwas ver-
dient haben, entweder als Arbeitnehmer oder als Selbst-
ständiger. Genau dies verhindern Sie mit Ihrer Politik.


(Beifall der Abg. Gudrun Kopp [FDP])

Im Bundesgebiet sind 12,1 Prozent und damit mehr

als 5 Millionen Menschen arbeitslos. In Schleswig-Hol-
stein sind es 12,7 Prozent – 178 000 Menschen –; das ist
die höchste Arbeitslosenquote in einem westdeutschen
Flächenland. Das ist Ergebnis rot-grüner Politik, insbe-
sondere in Schleswig-Holstein, aber auch im gesamten
Bundesgebiet. Wir müssen feststellen, dass jeder vierte
Arbeitsplatz in Schleswig-Holstein von der Land- und
Ernährungswirtschaft abhängt. Deswegen stehen wir so
schlecht da. Kollegin Hasselfeldt hat es bereits ausge-
führt: Mit den Sonderregelungen, die Sie immer wieder
erlassen, verschlechtern Sie die Wettbewerbsposition der

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(C (D etriebe in der Ernährungsund Landwirtschaft und verreiben damit Arbeitsplätze aus unserem Land. ies ist eine ideologische Politik, die mit dem Argument es Verbraucherschutzes in keiner Weise gerechtfertigt erden kann. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Sie setzen wieder Ihre Hasskampagne an!)


(Beifall der Abg. Gudrun Kopp [FDP])


Kollegin Hiller-Ohm, Sie erinnern mich daran, dass
ch doch noch einmal feststellen muss: Auch in Schles-
ig-Holstein lohnt sich Leistung. Die beste Leistung ha-
en gerade in der letzten Woche Wolfgang Kubicki und
eter Harry Carstensen erzielt. Ihre Ministerpräsidentin
at mit einer Zwei minus und die unbekannte grüne Spit-
enkandidatin mit einer Fünf abgeschlossen. Von daher
in ich hinsichtlich der Wahlen in Schleswig-Holstein
ehr zuversichtlich.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Gustav Herzog [SPD]: Sagen Sie doch mal was zur Verbraucherpolitik!)


Ich war erstaunt, dass Ministerin Künast in ihrem Bei-
rag davon gesprochen hat, sie wolle das Vertrauen der
erbraucher erwerben.
In der Tat ist das genau der Punkt: Wir brauchen das
ertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher.


(Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Sie werden das nicht schaffen!)


as aber machen Sie? Sie versuchen an jeder Stelle, die
ie finden können, das vorhandene Vertrauen der Ver-
raucherinnen und Verbraucher in unsere Land- und Er-
ährungswirtschaft zu untergraben, womit Sie den Wirt-
chaftsstandort Deutschland extrem schwächen. Der
ollege Trittin geht noch weiter. Er schickt Bauernspio-
e aufs Land, um Misstrauen gegen unsere heimische
andwirtschaft zu schüren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


ch finde, es ist eine absolute Unverschämtheit, dass sich
inisterin Künast als Ministerin für Landwirtschaft
icht vor die bäuerlichen Betriebe gestellt und gesagt
at, dass das nicht in Ordnung ist.


(Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Ihre Rede ist eine Zumutung!)


Herr Kollege Zöllmer, alle agrarpolitischen Sprecher
ind sich im Ausschuss einig gewesen, dass das eine Me-
hode ist, die absolut ungeeignet ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Sie haben ein Lebensmittel- und Futtermittel-

esetzbuch vorgelegt – ein bürokratisches Monster, das
icherlich nicht zu mehr Sicherheit beiträgt, sondern zu
nsicherheit, weil ein solches Gesetzbuch nicht hand-
abbar ist. Es ist natürlich schön, ein Motto „vom Stall
uf den Teller“ auszugeben – wundervoll! –, aber das






(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan

muss nicht im Gesetzbuch stehen. Wir können mehrere
Gesetzeswerke haben, die für jeden Bereich speziell an-
geben, was Sache ist. Sie aber schaffen mit 150 Verord-
nungsermächtigungen eine unklare Rechtssituation, die
niemand mehr versteht.

Zum Thema Dioxin in Freilandeiern hat mein Kollege
Goldmann alles sehr zutreffend und sehr richtig gesagt.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr falsch!)


Ich appelliere an Sie, damit aufzuhören, unsere Betriebe
mit Sonderregelungen zu schwächen. Ich nenne zum
Beispiel das BSE-Testalter, den Bereich Pflanzenschutz
oder auch


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt reicht’s aber!)


das Verbot der Verfütterung tierischer Fette. All dies sind
Verschlechterungen für unsere Betriebe. Gleichzeitig
wissen wir, dass solche Produkte aus anderen Ländern
importiert werden. Sie sind ungefährlich. Deswegen gibt
es keinen Grund, unsere Betriebe durch solche Vor-
schriften zu schwächen. Ich fordere Sie auf: Hören Sie
auf mit Sonderregelungen für unsere Betriebe! Sehen Sie
zu, dass Sie unsere Standards in der EU durchsetzen!
Das ist eine richtige Politik, die nach vorne schaut und
die gesamte EU voranbringt – nicht aber das, was Sie
machen.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515702400

Ich erteile das Wort Kollegen Martin Dörmann, SPD-

Fraktion.

Martin Dörmann (SPD):
Rede ID: ID1515702500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Frau Happach-Kasan, zu Ihrer Rede nur eine Anmer-
kung: Das war kein Beitrag zu einer verbraucherpoliti-
schen Debatte, sondern allenfalls ein Beitrag zum Wahl-
kampf, allerdings ein schlechter.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der von der Bundesregierung vorgelegte Verbrau-
cherpolitische Bericht 2004 dokumentiert den hohen
Stellenwert, den Verbraucherpolitik für die rot-grüne
Koalition einnimmt. Zahlreiche Maßnahmen wurden be-
reits umgesetzt und haben den Schutz und die Stellung
der Verbraucherinnen und Verbraucher deutlich erhöht.
Zu Recht orientiert sich die Bundesregierung dabei am
Leitbild des selbstbestimmten und informierten Verbrau-
chers.

Wir alle leben in einer Informationsgesellschaft, in
der die verfügbaren Informationen von Tag zu Tag
ebenso wachsen wie das Bedürfnis der Menschen, sich
zu orientieren und zu informieren. Die rot-grüne Koali-
tion hat an vielen Stellen bewiesen, dass sie diesen Be-
dürfnissen konsequent Rechnung trägt. In mehreren Ge-
setzen wurden stärkere Informationsrechte bereits fest

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(C (D erankert, bei einigen steht der endgültige Abschluss des esetzgebungsverfahrens unmittelbar bevor. Beim Geräteund Produktsicherheitsgesetz beispielseise wurden Hersteller und Händler dazu verpflichtet, ei Sicherheitsmängeln von Produkten die Behörden von ich aus zu informieren. Die zuständigen Behörden wieerum müssen nunmehr die ihnen zur Verfügung stehenen Informationen über Gefahren für Sicherheit und Geundheit der Öffentlichkeit zugänglich machen. Die eingebrachte Neufassung des Umweltinforma ionsgesetzes verpflichtet alle Stellen der öffentlichen erwaltung des Bundes zur Herausgabe von Umweltnformationen. Beispielsweise soll jede Person Daten ber die Schadstoffbelastung von Böden abrufen könen. Das ebenfalls bereits eingebrachte Informationsfreieitsgesetz eröffnet einen allgemeinen und voraussetungslosen Zugang zu amtlichen Informationen des undes unter Berücksichtigung des Datenund Geheimisschutzes. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ieses Jedermannsrecht stärkt die Beteiligungsrechte
er Bürgerinnen und Bürger. Es schafft mehr Transpa-
enz und demokratische Kontrolle.
Bereits beschlossen hat der Bundestag das neue Le-

ensmittel- und Futtermittelgesetzbuch, das sich derzeit
m Vermittlungsverfahren befindet. Nach den Vorstellun-
en der rot-grünen Koalition sollen in dem Gesetz
mfassende Verbraucherinformationsrechte geregelt
erden. Das ursprünglich geplante Verbraucherinforma-
ionsgesetz ist leider am Widerstand der Union im Bun-
estag und insbesondere im Bundesrat gescheitert.
Lassen Sie mich an dieser Stelle etwas zu dem Bei-

rag der Kollegin Heinen anmerken. Was das Verbrau-
herinformationsgesetz angeht – aber nicht nur in die-
em Zusammenhang –, muss ich feststellen, Frau
ollegin Heinen, dass Ihr Umgang mit der Wahrheit
eichlich ergänzungsbedürftig ist. Ihre heutigen Äuße-
ungen sind reine Nebelkerzen, sodass ich mich frage, ob
ie noch wissen, wo Sie selber stehen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das war eine gute Rede!)


Ich möchte zwei Punkte festhalten. Erstens. Was Sie
ls Mogelpackung eines Verbraucherinformationsgeset-
es vorlegen, bleibt weit hinter dem zurück, was wir ur-
prünglich vorhatten und was wir jetzt im Lebensmittel-
nd Futtermittelbereich regeln wollen.
Zweitens ist Ihre Behauptung falsch, dass das, was
ir im LFGB regeln wollen, hinter den ursprünglich im
erbraucherinformationsgesetz vorgesehenen Regelun-
en zurückbleibt.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aha!)

as ist in weiten Teilen völlig unzutreffend; denn alle
rzeugnisse, die wir ursprünglich regeln wollten, sind
m LFGB berücksichtigt: Lebensmittel, kosmetische
rodukte, Bedarfsgegenstände und Wein. Hinzu kom-
en jetzt noch Futtermittel.






(A) )



(B) )


Martin Dörmann

Die Union wird an dieser Stelle eindeutig Farbe be-

kennen müssen. In Pressemitteilungen bezeichnet sie
Verbraucherschutz gerne als eine zentrale politische
Aufgabe. Doch Papier ist geduldig. Ein Schiff aus Papier
kann aber nicht lange schwimmen. Bisher sah die Reali-
tät doch so aus: Wenn es um die tatsächliche Umsetzung
von zusätzlichen Verbraucherinformationsrechten geht,
dann taucht die Union gerne weg.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir und vor allem die Bürgerinnen und Bürger werden
Sie aber ausschließlich an Ihren Taten messen, liebe
Kolleginnen und Kollegen der Union. Geben Sie sich
also endlich einen Ruck!

Wir wollen zum einen das Recht der Behörden re-
geln, in bestimmten Fällen über verbraucherrelevante
Sachverhalte aktiv zu informieren, und zwar auch und
gerade im Vorsorgebereich. Zum anderen wollen wir
aber auch das Recht der Verbraucherinnen und Verbrau-
cher auf den Zugang zu Informationen verankern, die bei
den Behörden bereits vorliegen. Dies soll auch dann gel-
ten, wenn die Behörden nicht selbst aktiv informieren
müssen, etwa weil gesetzlich festgelegte Grenzwerte
noch nicht überschritten sind. Gerade dagegen wehrt
sich doch die Union.

Mit diesen umfassenden Informationsrechten wollen
wir dem gestiegenen Gesundheitsbewusstsein und Infor-
mationsbedürfnis der Verbraucherinnen und Verbraucher
gerade im Lebensmittelbereich nachkommen. Hiermit
würden wir gleichzeitig ihre Stellung als aktive Markt-
teilnehmer deutlich stärken. Es ist dabei durchaus beab-
sichtigt, indirekt auch einen Qualitätswettbewerb bei
den Unternehmen herbeizuführen. Wenn ein Unterneh-
men damit rechnen muss, dass bestimmte möglicher-
weise problematische Informationen über ein Produkt
vom Verbraucher abgerufen werden können, dann wird
er sich bemühen, die Qualität des Produktes zu verbes-
sern, um gegenüber Konkurrenten bestehen zu können.
Eine so verstandene Verbraucherpolitik ist deshalb ein
wichtiger Bestandteil einer sozialen Marktwirtschaft.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Von daher ist es nicht nachzuvollziehen, dass sich die
Union bisher so sehr gegen die Forderung eines Quali-
tätswettbewerbes durch mehr Informationen stemmt.
Das liegt weder im Verbraucherinteresse noch im Inte-
resse der Unternehmen, die qualitativ hochwertige und
unbedenkliche Produkte herstellen. Ich fordere deshalb
die Marktwirtschaftler in der Union, aber auch in der
FDP auf, endlich den Weg für mehr Informationsrechte
und besseren Wettbewerb freizumachen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515702600

Ich erteile Kollegin Gitta Connemann, CDU/CSU-

Fraktion, das Wort.

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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wäre die er verbraucherpolitische Bericht ein Roman, dann üsste er den Titel „Mehr Schein als Sein“ tragen. (Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist der Wunsch Ihres Gedankens!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1515702700
enn Wort und Tat, Anspruch und Wirklichkeit klaffen
eit auseinander. Das zeigt sich übrigens auch in dieser
ebatte, Frau Kollegin Höfken und Herr Staatssekretär
erninger. Ihre Dreistigkeit der Aussagen zum Thema
ioxin verschlägt einem die Sprache. Sie stehen damit
m Widerspruch zu einer Aussage der Bundesregierung.
as Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und
eaktorsicherheit hat am 5. November 2004 in der Ant-
ort auf eine entsprechende Frage Folgendes festge-
tellt:

Bei Käfighaltung lag die mittlere Konzentration bei
circa 1 pg/g Fett, bei Freilandhaltung um den Fak-
tor 1,5 bis 2 höher.

(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Wer lügt denn jetzt?)

ie haben die Unwahrheit gesagt


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

nd die Kollegin Heinen und den Kollegen Goldmann
öllig unzutreffend der Unwahrheit bezichtigt. Ich er-
arte insoweit eine Entschuldigung.


(Widerspruch bei der SPD)

Sie tricksen und wahren den schönen Schein. Das

ber ist alles.
Wenn man sieht, welche Maßnahmen laut Ihrem ver-

raucherpolitischen Bericht umgesetzt worden sind,
ann muss man sagen, dass die Liste kurz ist. Ihre Ver-
äumnisse werden auch von anderen gesehen. So kriti-
iert Frau Professor Müller, immerhin grüne Präsidentin
es Bundesverbandes Verbraucherzentrale – ich zitiere
us ihrer Pressemitteilung vom 1. Dezember 2004 –:

Für Teile der Bundesregierung scheint es die Ver-
braucher als Fahrgäste, als Energieverbraucher oder
als Eigenheimbauer einfach nicht zu geben.

ollkommen zutreffend: Schein und Sein!
Nehmen wir nur den Fahrgast als Beispiel. Wie heißt

s noch im „Aktionsplan Verbraucherschutz“ der Bun-
esregierung im Jahre 2003 – ich zitiere –:

Ziel ist es, … die Rechtspositionen der Fahrgäste zu
definieren und zu verbessern.

as ist ein hehrer Anspruch, auch heute noch! Denn lei-
er hat sich nichts verändert. Es blieb beim Ziel. Nach
ie vor ist jeder Fahrgast in Deutschland faktisch ohne
echte. Trotz von uns wiederholt eingebrachter Anträge
ilt noch immer die Eisenbahn-Verkehrsordnung aus
em Jahre 1938, die sämtliche Haftungsansprüche der
eisenden ausschließt. Zwar hat sich die Deutsche Bahn






(A) )



(B) )


Gitta Connemann

nach lange ausgeübtem Druck der Opposition endlich im
Oktober letzten Jahres zu Leistungen im Falle von Ver-
spätungen verpflichtet. Es ist aber eine freiwillige
Selbstverpflichtung im Rahmen Allgemeiner Geschäfts-
bedingungen, die jederzeit geändert oder aufgehoben
werden kann. Das ist Sand im Auge jedes Fahrgastes.

Die Kommission der Europäischen Gemeinschaft hat
dies erkannt. Ich zitiere aus dem Verordnungsvorschlag
vom März letzten Jahres:

Der Fahrgast ist die schwächere Partei eines Beför-
derungsvertrages und seine diesbezüglichen Rechte
sind zu schützen.

Deshalb hält die Kommission freiwillige Vereinbarun-
gen für nicht ausreichend und fordert, diese gesetzgebe-
risch zu regeln.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Was sagt die Bundesregierung? Kein Wort! Man reibt
sich die Ohren, und das bei einer Bundesregierung, die
den Druck der Daumenschrauben einer EU-Vorlage nor-
malerweise noch immer um zwei Umdrehungen erhöht.
Gegenüber einem ehemaligen Staatsunternehmen wird
die sonst übliche Marter aber nicht angewandt.

Dies gilt übrigens auch für die Deutsche Post AG.
Dieser bescheinigt die Regulierungsbehörde für Tele-
kommunikation und Post eine Monopolstellung. Sie
warnt sogar vor deren Ausweitung. Zu wessen Lasten?
Natürlich des Verbrauchers! Jeder von uns erlebt es doch
zurzeit in seinem Wahlkreis. Täglich werden Postdienst-
stellen geschlossen, und das immer unter dem Deck-
mantel der so genannten Selbstverpflichtung der Post.
Gerade der ländliche Raum leidet besonders; er blutet
aus. Was sagt die Bundesregierung? Ich zitiere aus ihrer
Stellungnahme zum Tätigkeitsbericht der Regulierungs-
behörde:

Insgesamt wird aus Sicht der Bundesregierung der
Gewährleistungsauftrag für eine flächendeckend
angemessene und ausreichende Versorgung mit
Postdienstleistungen in vollem Umfang erfüllt.

Hört, hört!
Die Wirklichkeit der Bundesregierung und die Reali-

tät der Bürger unterscheiden sich offensichtlich erheb-
lich. Aber was soll es? Es gibt ja nur 2 Millionen bis
3 Millionen Postkunden pro Tag und der Kanzler muss
ja seine Briefmarken nicht selbst kaufen.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Glücklicherweise gibt es aber das Bundeskartellamt. Da
die Bundesregierung nicht gehandelt hat, hat dieses ent-
schieden, und zwar zugunsten des Verbrauchers. Die
Rechte privater Briefdienstleister sind gestärkt worden.
Mehr Wettbewerb, niedrigere Preise, davon profitiert der
Verbraucher. Zudem hat die EU-Kommission ein Ver-
tragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik,
also gegen die Bundesregierung, eingeleitet. Der Vor-
wurf lautet: Private Anbieter werden benachteiligt. Und
die Antwort der Bundesregierung? Schweigen! Wir rei-

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(C (D en uns einmal mehr die Ohren. Bei dem Problem der ost gibt es noch nicht einmal einen formulierten Anpruch der Bundesregierung. Ganz anders ist es im Bereich des gesundheitlichen erbraucherschutzes. Hier engagiert sich die Bundesegierung, jedenfalls für den Genießer edler Fruchtsäfte. o heißt es im Verbraucherpolitischen Bericht 2004 – ich itiere –: Durch die Änderung der Fruchtsaftverordnung wurde die Verkehrsbezeichnung „Fruchtsaft aus Fruchtsaftkonzentrat“ für Erzeugnisse festgelegt, die aus Fruchtsaftkonzentraten unter Hinzufügen von zuvor entzogenem Wasser hergestellt werden. llerhand! ährend der Fruchtsaftkonzentratkonsument höchsten taatlichen Schutz genießt, sind Millionen Deutsche geundheitlichen Gefahren ausgesetzt, und zwar ohne jegichen Schutz. Ich spreche hier von dem Bereich der chönheitsoperationen. Hier bewegen wir uns in einem renzgebiet zwischen kommerziellem Angebot und meizinischer Leistungserbringung. Nach Schätzungen ind im Jahre 2003 circa 1 Million Eingriffe in Deutschand durchgeführt worden – 1 Million! –, und dies nur it dem Ziel, das Aussehen zu verbessern, nicht, um ine Krankheit zu behandeln. Diese Konsumenten von Schönheitsoperationen ver rauen auf die Qualifikation ihrer Ärzte und Heilpraktier. Was sie nicht wissen: Anders als im normalen Kranenhaus mit Facharztstandard darf jeder Heilpraktiker hne jegliche Erfahrung zum Beispiel Fett absaugen. Jeer approbierte Arzt darf zum Skalpell greifen. Er muss uvor noch nicht einmal einen Wochenendkursus beleen. Er darf sich Schönheitschirurg oder kosmetischer hirurg nennen oder sich mit anderen wohlklingenden iteln schmücken. Und das in einem Land, in dem an die ezeichnung „Fruchtsaftkonzentrat“ strengste Maßtäbe gelegt werden! Absurd? Nein, Realität. Wir reiben ns Ohren und Augen. als-, Nasenund Ohrenärzte modellieren neue Brüste, or laufender Kamera in Reality-TV-Shows werden enschliche Barbiepuppen geformt, Eltern lassen ihre inder zu Abbildern von Hollywoodstars umgestalten – ier in Deutschland im Jahre 2005. (Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Das ist alles Schuld von Rot-Grün!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


nd das alles mit einem hohen gesundheitlichen Risiko!
o weisen Studien aus den USA darauf hin, dass von
000 Fettabsaugungen eine tödlich endet. Menschen
terben, Menschen werden verstümmelt.


(Unruhe bei der SPD)

Sie finden es komisch. Nun gut.


(Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Sie finden wir komisch!)







(A) )



(B) )


Gitta Connemann

Hier ist wirklich Schutz geboten – für den Verbraucher,
den Patienten, den Bürger. Und was tut die Bundesregie-
rung? Sie sieht keinen Handlungsbedarf. So die Antwort
auf eine Anfrage meiner Fraktion.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die wollen doch alle mündig sein! Die wollen das gar nicht! – Zuruf der Abg. Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD])


– Liebe Frau Wolff, wir leben alle unter demselben Him-
mel, aber wir haben nicht alle denselben Horizont; dafür
bin ich dankbar.


(Beifall bei der CDU/CSU – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das haben Sie nicht umsonst gesagt!)


Die Bundesregierung sieht keinen Handlungsbedarf, so
die Antwort auf eine Kleine Anfrage meiner Fraktion.
Auch darüber findet sich kein einziges Wort in diesem
Bericht. Er ist ein Armutszeugnis.

Als Fazit bleibt: Ein breiter Bericht, wenig Maßnah-
men, vieles nicht erkannt. Auf diesen Bericht passt des-
halb nur das Urteil von Christian Friedrich Hebbel:
„Wörter sind Laternen: Steck ein Licht hinein und sie
geben einen guten Schein.“

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515702800

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort Kolle-

gin Ulrike Höfken, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Schon wieder! Die redet heute die ganze Zeit, hat aber nichts zu sagen!)



Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515702900

Hinter dem Horizont von Frau Connemann geht es

weiter; das ist hier richtig gesagt worden.
Ich bedanke mich für die Möglichkeit, die Eiersitua-

tion hier darzustellen. Um es ganz klar zu sagen: Nach
dieser Studie, die sich über den Zeitraum von 1999 bis
2003 erstreckt hat, sind Eier aus Käfigproduktion defini-
tiv stärker mit Dioxinen belastet als Eier aus anderen
tiergerechteren Produktionsformen.

Im Jahr 2004 hat Minister Ehlen in Niedersachsen
sieben Proben bei Freilandhaltung genommen. Diese
Aussagen waren statistisch irrelevant. Inzwischen hat
auch Minister Ehlen vor laufender Kamera seine ent-
sprechende Empfehlung aufgrund dieser „Erkenntnisse“,
nämlich keine Freilandeier mehr zu essen, widerrufen.
Baden-Württemberg wiederum, im Übrigen ein CDU-
Land – vielleicht gibt es dort Sachverstand in einer be-
nachbarten FDP-Fraktion –, hat nun das Problem in
Angriff genommen und große Freilandbetriebe unter-
sucht. Baden-Wüttemberg erklärt aktuell: Es gibt keinen
Dioxinskandal in diesem Zusammenhang.

Zum Schluss möchte ich die „FAZ“ zitieren, die si-
cher unverdächtig ist, was die Nähe zu Rot-Grün angeht.

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(C (D ie hat die CDU/CSU und die FDP im Zusammenhang it ihrer angeblichen Dioxineierskandalkampagne Eierwerfer“ genannt. Ich sage Ihnen: Das verjährt nicht. Danke. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515703000

Kollegin Connemann, Sie haben das Wort.

Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1515703100

Frau Höfken, es ist mir ja nicht gestattet zu sagen:

Sie eiern rum“, sonst würde ich es tun.

(Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Das würde ja gar nicht stimmen!)

ein Mensch hat behauptet, es gebe einen Dioxin-
kandal.


(Widerspruch bei der SPD)

s ging um die Werte. Weder die Kollegin Heinen noch
er Kollege Goldmann haben behauptet, es gebe einen
ioxinskandal.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine Erfindung der Presse! Jetzt wissen wir, wer schuld ist! Endlich wissen wir es! Nicht Herr Goldmann!)


s ging um die erhöhten Werte. Ich gebe noch einmal
ur Kenntnis: Sie behaupten, diese Werte seien nicht er-
öht. Damit setzen Sie sich in Widerspruch zum eigenen
inisterium, nämlich zum Bundesministerium für Um-
elt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, das auf eine
nfrage der Kollegin Julia Klöckner vom 28. Oktober
004 am 5. November 2004 antwortete:

Bei der Freilandhaltung liegen die Werte um den
Faktor 1,5 bis 2 höher.

(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nur bezogen auf diesen Fall in Niedersachsen!)


ürden Sie das bitte endlich zur Kenntnis nehmen oder
ürfen wir Ihre Reaktion dahin gehend verstehen, dass
ie behaupten, Ihr eigener Bundesumweltminister sage
icht die Wahrheit?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben mich jetzt falsch gefragt!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515703200

Ich erteile das Wort Kollegin Jella Teuchner,

PD-Fraktion.

Jella Teuchner (SPD):
Rede ID: ID1515703300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Auch
enn dieser Eindruck heute etwas täuscht, weil von vie-
en anderen Themen gesprochen wird: Verbraucherpo-
itik ist zu einem eigenständigen Politikfeld geworden.
ch denke, es ist wichtig, gerade auf den verbraucherpo-






(A) )



(B) )


Jella Teuchner

litischen Bereich noch einmal besonders einzugehen.
Uns liegt nämlich ein Antrag der FDP vor, der schlicht
und einfach besagt: Eine eigenständige Verbraucherpoli-
tik ist nicht notwendig; der Markt regelt das allein. Ihre
umfassende Politik für Verbraucherinnen und Verbrau-
cher ist demnach nichts anderes als Marktideologie, die
Sie mit dem Feigenblatt „Stiftung Warentest“ kaschieren
wollen. Das ist zwar ein netter Versuch, funktioniert aber
leider nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

In Ihrem Antrag schreiben Sie, die alleinige Zuord-

nung des Verbraucherschutzes zu einem Fachministe-
rium habe sich nicht bewährt. Abgesehen davon, dass
gerade im wirtschaftlichen Verbraucherschutz die Feder-
führung für vieles noch immer bei anderen Ministerien
liegt: Warum eigentlich? War es besser, als Verbraucher-
schutz lediglich die Sache eines Referats im Wirtschafts-
ministerium war? War es besser, als es noch keine Fach-
ministerin gab, die dem Verbraucherschutz ein Gesicht
gab? Nein, die Verbraucherpolitik hat einen Schritt nach
vorne gemacht, gerade weil es jetzt ein Ministerium gibt,
das sich in seinem Schwerpunkt auch darum kümmert.
Das ist ein Erfolg, den Sie mit einem lapidaren Satz
nicht leugnen können.

Warum ist Ihnen dieser Erfolg ein Dorn im Auge?
Doch nur, weil Sie eigentlich gar keinen eigenständigen
Verbraucherschutz haben wollen! Das haben Sie heute
in allen Ihren Reden und in Ihrer Kurzintervention ganz
klar zum Ausdruck gebracht. Ihrer Meinung nach leben
wir sowieso schon in einem verbraucherpolitischen Pa-
radies:

Zahlreiche privatwirtschaftliche Qualitäts- und
Markenprogramme, die den Verbrauchern durch
entsprechende Prüf-, Güte- und Markenzeichen
kommuniziert werden, haben bereits zu mehr
Markttransparenz geführt.

Dies kann man im FDP-Antrag lesen. Das ist nicht ein-
mal die halbe Wahrheit; die Wirklichkeit sieht nämlich
ganz anders aus.

Der VZBV hat zur Grünen Woche eine Zusammen-
stellung veröffentlicht, die deutlich macht, wie Verbrau-
cherinnen und Verbraucher im Bereich der Lebensmittel
getäuscht werden. Im Frühjahr 2004 hat die Stiftung Wa-
rentest in einem Test von 34 Honigen 18-mal „mangel-
haft“ vergeben – wegen unzutreffender und irrefüh-
render Bezeichnungen. Das Panel des Bayerischen
Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
in Oberschleißheim untersuchte von 2002 bis 2004 ins-
gesamt 63 Olivenöle und beanstandete 25 Produkte als
falsch gekennzeichnet. Viele der Bezeichnungen, die
eine besondere Qualität suggerieren, haben keinerlei
Aussage: „Aus eigener Herstellung“ kann auch eine aus
einer Backmischung hergestellte Torte sein. „Aus kon-
trolliertem Anbau“ sagt nichts aus. Auf der Verpackung
von Eiern ist ein bäuerlicher Hof abgebildet und trotz-
dem sind es Käfigeier.

Auch vor dem Hintergrund dieser Diskussion möchte
ich hier noch einmal darauf hinweisen, dass nicht alle
Freilandeier automatisch Ökoeier sind.

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(C (D assen Sie doch endlich einmal Ihre Verbohrtheit beieite und kommen Sie zur Realität zurück! (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Verstehen Sie mich hier nicht falsch: Es gibt viele Un-
ernehmen, die ihre Verantwortung ernst nehmen. Es gibt
ber auch solche, die versuchen, sich durch Tricksen und
äuschen Vorteile auf Kosten der Verbraucherinnen und
erbraucher zu erschleichen. Dies darf nicht sein. Wer
ier einfach nur auf den Markt verweist – so wie Sie es
n Ihrem Antrag tun –, der schadet nicht nur den Ver-
raucherinnen und Verbrauchern, sondern auch den ver-
ntwortlich handelnden Unternehmen.
Der Staat hat – das zeigt dieses Beispiel – einen kla-

en ordnungspolitischen Auftrag für den Verbraucher-
chutz. Es war nicht der Markt, der dafür gesorgt hat,
ass Lebensmittel mit gentechnisch veränderten Orga-
ismen gekennzeichnet werden müssen. Es war auch
icht der Markt, der dafür gesorgt hat, dass die Verbrau-
herinnen und Verbraucher vor dem Missbrauch von
ehrwertdiensten in der Telekommunikation geschützt
erden. Im Gegenteil, gerade im letzten Fall war es der
arkt, der das Problem geschaffen hat. Wir bekennen
ns zwar zur Marktwirtschaft – das ist nicht die Frage –;
ir sehen aber, dass wir in einigen Bereichen ganz klare
chutzvorschriften brauchen. Deswegen bekennen wir
ns zur eigenständigen Verbraucherpolitik als notwendi-
en Teil der sozialen Marktwirtschaft.
Frau Connemann, ich gehe jetzt einmal auf Ihren Bei-

rag ein. Wenn Sie auf der einen Seite verlangen, dass im
ost- und Telekommunikationsbereich ordnungspoli-
isch eingegriffen wird, auf der anderen Seite aber sagen:
Wir brauchen hier eine völlige Liberalisierung


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Das habe ich gar nicht gesagt!)


nd mehr Öffnung, damit sich der Wettbewerb entwi-
kelt und damit auch andere Anbieter auf dem Markt
uftreten können“, dann ist das widersprüchlich. Diese
ussage müssten Sie vielleicht noch einmal etwas ge-
auer erklären. Das hat im Übrigen auch nichts mit dem
orizont zu tun; diesen Ausdruck habe ich für sehr un-
assend gehalten. Einen solchen Hinweis hätten Sie ei-
entlich nicht nötig.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Eine eigenständige Verbraucherpolitik sorgt im Zu-
ammenhang mit den verschiedenen Fachressorts dafür,
ass die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Interes-
en der Verbraucherinnen und Verbraucher gewahrt blei-
en. Dies kann am besten in Zusammenarbeit mit den
nternehmen und den Verbraucherverbänden erreicht
erden. Der Staat hat hier die Verantwortung. Er kann
ie nicht einfach an die Märkte delegieren.
Der verbraucherpolitische Bericht zeigt, dass wir

iese Aufgabe ernst nehmen. Es ist eine Querschnitts-
ufgabe, an der alle Ressorts mitwirken, und da ist ein






(A) )



(B) )


Jella Teuchner

Fachministerium, das der Verbraucherpolitik den not-
wendigen Nachdruck gibt. Diesen Weg werden wir auch
in Zukunft weitergehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515703400

Ich erteile Kollegin Maria Flachsbarth, CDU/CSU-

Fraktion, das Wort.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Maria Flachsbarth (CDU):
Rede ID: ID1515703500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Wirksamer Verbraucherschutz ist ein positiver
Standortfaktor für den Wirtschaftsstandort Deutschland;
denn wirksamerer Verbraucherschutz fördert das Ver-
brauchervertrauen in qualitativ hochwertige Konsumar-
tikel und Dienstleistungen. Dazu ist es erforderlich, den
Verbraucher als eigenverantwortlich handelnden Markt-
teilnehmer durch sachliche, transparente und verständli-
che Information und Aufklärung zu stärken, um ihm so
durch fundierte Entscheidungskompetenz Wahlmöglich-
keiten zwischen Produkten mit verschiedenen Qualitäts-
standards, Leistungen und Preisen zu ermöglichen.

Wir von der CDU/CSU-Fraktion haben daher in
unserem Antrag zur Verbesserung der Verbraucher-
information dargelegt, dass es notwendig ist, das Pro-
duktkennzeichnungsrecht zu vereinheitlichen sowie
Kennzeichnungen verständlicher zu formulieren, ge-
meinsam mit der Wirtschaft ein Konzept zur Verbrau-
cherinformation zu erarbeiten und insbesondere die
Verbraucherzentralen als unabhängige Beratungsgre-
mien zu stärken.

In Deutschland gibt es seit Anfang der 60er-Jahre ein
flächendeckendes Netz von Verbraucherberatungsstel-
len, die vielerorts eine hervorragende Arbeit leisten, in-
dem sie dem Verbraucher helfen, für ihn zum Teil unver-
ständliche, weil in Fachchinesisch abgefasste, oder aber
unüberschaubare, weil zu umfangreiche, Informationen
zu sichten und entsprechend seinen persönlichen Bedürf-
nissen zu werten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ihr besonderer Vorteil ist, dass sie privat organisiert und
daher unabhängig sind. Aber sie sind auf die Zuschüsse
der Länder angewiesen und angesichts der allgemein
notwendigen Sparmaßnahmen zum Teil in ihrer Arbeits-
fähigkeit gefährdet. So spart Schleswig-Holstein im
Haushalt 2005 gegenüber 2004 bei der Direktförderung
nahezu 10 Prozent ein.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


In Mecklenburg-Vorpommern musste im letzten Jahr die
Verbraucherzentrale einen Insolvenzantrag stellen.

Damit werden gerade in Flächenländern, die ländlich
geprägt sind, bewährte Strukturen des Verbraucherschut-
zes infrage gestellt. Die Bundesregierung sollte unseren
Vorschlag dazu aufnehmen und Konzepte für die Stär-

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(C (D ung der Verbraucherberatung, zum Beispiel durch ründung einer Stiftung, erarbeiten und gemeinsam mit en Ländern zukunftsfähige Strukturen schaffen. Ziel von Verbraucherschutzpolitik darf es nicht sein, en Bürger zu bevormunden oder zu verängstigen, sonern muss es sein, ihm alle notwendigen Informationen ür seine Kaufentscheidung zu geben. An dieser Messatte bewerten wir das vorgelegte Aktionsprogramm und en Bericht. Bei Durchsicht der Drucksachen erkennt an aber weniger den Gedanken des mündigen Bürgers ls vielmehr überbordende Bürokratie. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


er einen Überblick darüber haben will, meine Damen
nd Herren, schaue nur auf die letzten Seiten des Ver-
raucherpolitischen Berichts. Wenn das Ihr Beitrag zum
asterplan Bürokratieabbau ist, na dann herzlichen
lückwunsch!


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Jawohl!)

Ein Beispiel für überbordende Demokratie beim

chutz von Verbrauchern ist die Pflege alter Menschen,
hne Zweifel ein Bereich, in dem Verbraucherschutz
ine besondere Bedeutung hat, nicht nur wegen des
achsenden Marktsegments. Pflegebedürftige und von
aher in vielen Fällen hilflose Verbraucher bedürfen des
esonderen Schutzes ihrer Interessen gegenüber den An-
ietern von Pflegedienstleistungen. 2003 trat das Pflege-
ualitätssicherungsgesetz in Kraft, das Dokumenta-
ionspflichten festschreibt, die zur Einhaltung eines gu-
en Pflegestandards sicherlich unabweisbar sind. Aller-
ings hatte es auch zur Folge, dass nach Berechnungen
es Verbandes Deutscher Alten- und Behindertenhilfe
nzwischen über 40 Prozent der Arbeitszeit in der Pflege
ür Bürokratie aufgewandt werden. Diese Zeit steht für
ie Pflege der alten Menschen und die menschliche Zu-
endung der Pflegenden und damit für das, was die Le-
ensqualität der Seniorinnen und Senioren maßgeblich
eeinflusst, nicht mehr zur Verfügung. Dringend not-
endig ist es daher, die Dokumentationspflichten
emeinsam mit den Pflegedienstleistern und den Pflege-
assen auf das unbedingt notwendige Maß zurückzufüh-
en. Hierüber steht in den Berichten kein Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren, zum Verbraucherschutz in

er Pflege gehört des Weiteren auch, an den individuel-
en Bedarf angepasst zu pflegen. Über- wie Unterversor-
ung sind schädlich. Mit einem in Kanada entwickelten
erfahren namens PLAISIR lässt sich auf einfache und
nbürokratische Weise der individuelle Pflegebedarf
essen. Dieses Verfahren wurde im Auftrag des Bun-
esfamilienministeriums zwischen 1999 und 2003 unter-
ucht. Hierbei hat sich ergeben, dass rund 30 Prozent der
n den Pflegeheimen lebenden Personen genauso gut zu
ause gepflegt werden könnten, insgesamt aber auch
ber 15 Prozent mehr Personal in den Heimen notwen-
ig wäre. Die Einführung dieses Systems ist nach Anga-
en der Bundesregierung an immer neuen und nicht trag-






(A) )



(B) )


Dr. Maria Flachsbarth

baren Forderungen der kanadischen Rechteinhaber
gescheitert. Nicht nur Schleswig-Holsteins Sozialminis-
terin, die der SPD angehört, forderte die Bundesregie-
rung auf, erneut zu verhandeln und zu einem Abschluss
zu kommen – doch leider bislang vergeblich. Auch
hierzu findet sich in den vorliegenden Berichten kein
Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren, das hier gemeinsam von

allen Fraktionen geäußerte Ziel, den Verbraucher durch
qualifizierte Informationen zu stärken, um ein objektives
Urteil zu ermöglichen, gerät leider nicht nur durch irre-
führende Werbung in Gefahr, sondern auch durch ge-
zielte und von interessierter politischer Seite initiierte
Kampagnen. Dies führt zu einem desinformierten und
verunsicherten Verbraucher. Ein konkretes Beispiel hier-
für ist die Gentechnikgesetzgebung. Statt einer Infor-
mationsoffensive auf Grundlage wissenschaftlicher
Erkenntnisse und Förderung weiterer notwendiger wis-
senschaftlicher Untersuchungen erfolgt ein Quasiverbot
durch die Hintertür, übrigens auch im Widerspruch zum
geltenden EU-Recht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das ist nicht nur zum Schaden für den Wirtschafts- und
Wissenschaftsstandort Deutschland, sondern auch zum
Schaden für die Wahlfreiheit des Verbrauchers.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Rote Gentech-
nik ist inzwischen weitgehend etabliert und akzeptiert.
Mit ihrer Hilfe werden hochwertige und sehr gut verträg-
liche Medikamente hergestellt – zum Beispiel Insulin
zur Diabetesbehandlung –, die sich am Markt wegen ih-
rer herausragenden Eigenschaften komplett durchgesetzt
haben. Das war nicht immer so: Noch in den 90er-Jahren
des letzten Jahrhunderts – so lange ist das noch nicht
vorbei – hat ein gewisser Joschka Fischer als hessischer
Umweltminister den Bau eines entsprechenden Bioreak-
tors verhindert, weil ihm die Rote Gentechnik als höchst
riskant galt. Hoechst Frankfurt baute die Fertigung dann
übrigens im benachbarten Ausland, im Elsass, auf und
die Wertschöpfung erfolgt entsprechend auch in Frank-
reich – bis heute.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Unglaublich! Das schadet unserem Land!)


Heute dreht sich die politische Diskussion um die
Grüne Gentechnik, also die mittels gentechnischer Me-
thoden forcierte Züchtung von Pflanzen. Von der Bun-
desregierung wurde der Anbau von gentechnisch verän-
derten Pflanzen durch das neue Gentechnikgesetz quasi
unmöglich gemacht. Sie weigert sich, das Potenzial,
welches die Gentechnik für eine gesunde Ernährung und
den Verbraucherschutz bietet, zu sehen, zum Beispiel
durch die Zucht glutenfreien Weizens, der Zöliakie-
patienten, die an einer allergischen Darmerkrankung lei-
den, eine „normalere“ Ernährung ermöglichen würde,

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(C (D (Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Meine Güte! So was von alten Hüten!)


urch die Zucht resistenter Pflanzensorten, die einen ge-
ingeren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ermöglichen
nd damit die Rückstände in Umwelt und Lebensmitteln
erringern, oder durch die Zucht pilzresistenter Getrei-
esorten, die einen wirksamen Schutz gegen Mykoto-
ine bieten, vor denen im Bericht ausdrücklich gewarnt
orden ist. Zugleich ist nämlich durch die im Hochwas-
erschutzgesetzentwurf enthaltenen Anbauauflagen in
berschwemmungsgebieten mit einem höheren Befall
urch Mykotoxine zu rechnen.

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515703600

Kollegin Flachsbarth, gestatten Sie eine Zwischen-

rage der Kollegin Höfken?

Dr. Maria Flachsbarth (CDU):
Rede ID: ID1515703700

Sehr gern.


(Zuruf von der CDU/CSU: Nicht wieder Dioxineier!)



Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515703800

Die Eierei bleibt eigentlich euch überlassen. – Mich

nteressiert, da Sie – wenn auch nicht erkennbar ist, in
elchem Zusammenhang das mit dem Thema steht –
ber Gentechnik reden und meinen, dass dadurch eine
nglaubliche Pestizideinsparung möglich würde und
ass Agrogentechnik ein wichtiger Faktor zur Verbesse-
ung der Umweltsituation sei, wie Sie im Hinblick auf
ine differenzierte Beurteilung Studien sowohl aus den
SA wie beispielsweise auch aus Argentinien, die der
entechnik und der Agrogentechnik durchaus sehr zuge-
eigt sind, beurteilen, die zu ganz anderen Ergebnissen
ommen. Die US-Amerikaner beispielsweise stellen
est, dass eine Einsparung nur in den ersten drei Jahren
u verzeichnen sei – das hängt auch von der Kultur ab –,
ie Einsatzmenge dann aber stark ansteige und die ur-
prüngliche Einsatzmenge deutlich überschreite. Ähnli-
he Ergebnisse gibt es in Argentinien.

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515703900

Frau Kollegin, Sie müssen bitte eine Frage formulie-

en.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515704000

Ich frage ja, sogar sehr intensiv, und ich hoffe, nicht

och länger. –

(Zurufe von der FDP: Wir auch!)


ich treibt um, wie Sie das beurteilen. Darüber hinaus
ürde ich, da Sie gesagt haben, dass durch die Gentech-
ik auch der Verbraucherschutz verbessert werde, gerne
issen, wie Sie diese Erkenntnis genau begründen.

Dr. Maria Flachsbarth (CDU):
Rede ID: ID1515704100

Frau Kollegin Höfken, Sie wissen genauso gut wie

ch, dass es unterschiedliche wissenschaftliche Einschät-
ungen gibt. Es gibt eine Vielzahl von sehr positiven






(A) )



(B) )


Dr. Maria Flachsbarth

wissenschaftlichen Einschätzungen und Berichten, die
beschreiben, dass es tatsächlich zu herausragenden Ein-
sparungen von Pflanzenschutzmitteln und zu einer we-
sentlichen Verbesserung insbesondere in den so genann-
ten Entwicklungsländern kommt.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche denn?)


Liebe Kollegin, in diesem Zusammenhang ist ganz be-
sonders wichtig, dass wir in unserem eigenen Land im
Rahmen des Erprobungsanbaus wissenschaftliche Unter-
suchungen ermöglichen, um die Unsicherheiten, die es
ohne Zweifel noch gibt, auszuräumen, und dass wir uns
im Rahmen der Entwicklung von Standards bezüglich
Sicherheitssystemen im Umgang mit der Grünen Gen-
technik an die Spitze der Bewegung stellen. Leider Got-
tes verhindert die rot-grüne Bundesregierung durch ihre
Politik eben gerade das.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515704200

Kollegin Flachsbarth, gestatten Sie auch eine Zwi-

schenfrage der Kollegin Däubler-Gmelin?

(Zurufe von der CDU/CSU: Nein!)



Dr. Maria Flachsbarth (CDU):
Rede ID: ID1515704300

Bitte schön.


Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1515704400

Vielen Dank, liebe Kollegin, dass Sie die Frage zulas-

sen. Ich weiß, es stört manchmal schon. – Mir geht es
sehr darum, dass wir in dieser umstrittenen Frage end-
lich einmal über die gleichen Zahlen reden. Da Sie ge-
rade erwähnt haben, dass es zahlreiche Gutachten gebe,
die in hohem Maße positiv über Einsparungen berichten
würden, habe ich die Bitte, dass Sie diese freundlicher-
weise ein bisschen konkreter benennen oder sie uns an-
schließend sogar zur Verfügung stellen.


Dr. Maria Flachsbarth (CDU):
Rede ID: ID1515704500

Liebe Kollegin Däubler-Gmelin, ich mache das sehr

gerne und werde Ihnen die Untersuchungen im An-
schluss an die Debatte zukommen lassen. Ich habe sie
jetzt nicht dabei. – Ich glaube, auch diese Diskussion
zwischen uns beiden zeigt deutlich, wie eminent wichtig
es wäre, dass sich ein Wissenschafts- und Forschungs-
standort, der Deutschland doch sein will und sollte, in
diesem Zusammenhang aktiv in die Diskussion mit ein-
bringt. Das geht nur, wenn Sie entsprechende Untersu-
chungen ermöglichen, und eben gerade das ist leider
Gottes durch Ihre rot-grüne Politik nicht möglich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Aber kommen wir auf die Mykotoxine und auf die
Bedrohung durch Fusarien zurück. Mögliche Abhilfe
könnte fusarienresistenter, gentechnisch veränderter
Weizen bieten. Ein entsprechender Probeanbau wurde
– das habe ich jetzt mehrfach gesagt – sowohl im letzten
wie auch im vorletzten Sommer von Gentechnikgegnern

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(C (D erstört. Die zuständige Ministerin, Frau Künast, wollte n der Sendung „Frontal 21“, auf die Zerstörung angeprochen, diese noch nicht einmal verurteilen. Ein solhes Verhalten ist nicht im Sinne des Verbraucherschutes, weil der Aktionsplan ebendiesen kontrollierten rprobungsanbau explizit erfordert. Nachzutragen bleibt in diesem Zusammenhang, dass ie Firma Syngenta, die den Weizen entwickelt hat, ihre orschungstätigkeit in Deutschland inzwischen eingetellt hat. Eine Zukunftstechnik mit erheblichen Chancen ür eine gesündere Ernährung wurde somit aus Deutschand vertrieben. Lebensmittel, die so gründlich wie keine nderen auf ihre Sicherheit überprüft sind, bekommen us Gründen des vermeintlich vorsorgenden gesundheitichen Verbraucherschutzes keinen Zugang zum deutchen Markt. Insgesamt ist das Verbraucherkonzept der Bundes egierung somit zu einseitig, zu bürokratisch und ideoloisch belastet. Das ist nicht unsere Auffassung von einer odernen, zukunftsfähigen Verbraucherschutzpolitik. Vielen Dank. Ich erteile das Wort Kollegin Waltraud Wolff, SPD raktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Ich bin am Ende dieser Debatte schon etwas erwundert. ie CDU/CSU schwingt sich hier zum Verbraucherchützer der Nation auf. (Gitta Connemann [CDU/CSU]: Das sind wir!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515704600
Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1515704700

(Rainer Brüderle [FDP]: Oh!)


ch will daran erinnern: Die CDU/CSU-Bundestagsfrak-
ion hat gegen das Erneuerbare-Energien-Gesetz ge-
timmt. Aber heute verkauft sie draußen im Lande die
amit verbundenen Erfolge.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


icherlich wird es so sein, dass Sie uns in zehn Jahren
rzählen, Sie hätten den Atomausstieg Deutschlands for-
iert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Gitta Connemann [CDU/ CSU]: Das würden wir niemals behaupten!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Bundesregie-
ung macht eine hervorragende Verbraucherpolitik. Das
elegt nicht nur der vorgelegte Bericht, sondern das
eigt auch die heutige Debatte in eindrucksvoller Weise.
s wird die Vielfalt der Bereiche deutlich, in denen wir
onkrete Maßnahmen umgesetzt haben.


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Fruchtsaft!)







(A) )



(B) )


Waltraud Wolff (Wolmirstedt)


Selbst wenn die Kolleginnen und Kollegen der Opposi-
tion immer wieder versuchen, das Gegenteil zu suggerie-
ren, werden sie das Rad der guten Entwicklung der
Verbraucherpolitik nicht zurückdrehen. Denn die Bünde-
lung der politischen Verantwortung für den Verbraucher-
schutz in einem eigenen Ressort ist richtig und zielfüh-
rend.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Gerade bei der Bewältigung der Lebensmittel- und

Futtermittelskandale – ich nenne hier nur Dioxin in
Kartoffeln und Nitrofen im Getreide – hat sich die Neu-
organisation der Lebensmittelsicherheit und des gesund-
heitlichen Verbraucherschutzes bewährt. Mit dem Bun-
desinstitut für Risikobewertung und mit dem Bundesamt
für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit haben
wir zwei sehr schlagkräftige Organisationseinheiten, die
die Risikokommunikation und auch das Risikomanage-
ment im Krisenfall vortrefflich leisten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Entsprechend werden wir in dem Gesetz zur Neuord-
nung des Lebensmittel- und Futtermittelrechtes mehr
Transparenz schaffen und die Sicherheit der Verbrauche-
rinnen und Verbraucher weiterhin verbessern.

Die Verbraucherpolitik in dieser Legislaturperiode ist
einfach eine Erfolgsstory. Wir haben das Leitbild des
mündigen, selbstbestimmten und informierten Verbrau-
chers. Es bedarf natürlich einer ganz besonderen Infor-
mationskultur, die wir hier mitgestalten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Dass Verbraucher Informationen einfordern, zeigt

eine repräsentative Emnid-Umfrage. Sie zeigt nämlich,
dass sage und schreibe 72 Prozent der Verbraucher eine
lückenlose Auflistung aller Zutaten in den Lebensmitteln
fordern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Etwa die Hälfte der Befragten gab an, dass die Informa-
tionen auf Lebensmittelverpackungen unzureichend und
unverständlich seien. Diese Tatsache allein belegt, dass
wir auf dem richtigen Weg sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Verbraucherschutz ist für bestimmte Gruppen unserer

Bevölkerung besonders wichtig. Ich nenne hier Kinder,
Jugendliche und ältere Menschen. Ich war in dieser Wo-
che – wie auch Kollegen aus anderen Fraktionen – auf
einer Veranstaltung der Bundesarbeitsgemeinschaft der
Seniorenorganisationen zum Thema „Zielgruppen-
orientierte Verbraucherarbeit für und mit Senioren“.

Auf dieser Veranstaltung haben wir merkwürdiger-
weise parteiübergreifend festgestellt, dass gerade die äl-
ter werdende Generation eine ganz wichtige Zielgruppe
ist; das ist eindeutig. Deshalb müssen wir, müssen alle
beteiligten gesellschaftlichen Bereiche für die Verbrau-
cheranliegen von Kindern, von Jugendlichen und von

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(C (D enioren sensibilisieren und aktuelle Handlungsfelder ufzeigen. (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Betrachten wir doch einmal den Jugendschutz. Hier
ann man meiner Auffassung nach nicht genug tun. Ich
enne als erstes Stichwort die Handytarife. Es geht
icht an, dass die Wirtschaft ihre Profite vor den Jugend-
chutz stellt. In diesem Zusammenhang spreche ich Sie,
rau Hasselfeldt, ganz explizit an. Sie haben hier ein-
angs gesagt, die Wirtschaft und die Verbraucher hätten
leiche Interessen. Das ist eben nicht so. Die Wirtschaft
at Interesse an Profit; die Verbraucher und erst recht
unge Menschen müssen an dieser Stelle geschützt wer-
en.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


arum ist der Ansatz von Frau Künast völlig richtig, die
irtschaft aufzufordern, Handyverträge mit Schutzklau-

eln für junge Nutzer vorzulegen.
Als zweites Stichwort nenne ich die Alcopops. Wie

ann es sein, dass wir hier im Bundestag eine verschärfte
esetzliche Regelung zum Schutz unserer Kinder be-
chließen und am gleichen Tag von der Wirtschaft neue
ege angekündigt werden, um die jugendliche Kund-
chaft weiterhin mit Alcopops zu bedienen? Klar ist
och, dass der Gesetzgeber in der Verantwortung steht;
iese Verantwortung nehmen wir gern wahr. Dies zeigt
ich auch daran, dass Krisen und Skandale immer besser
emanagt werden.
Eines steht doch fest: Das schwächste Glied in der
ette der Lebensmittelsicherung ist entscheidend. Von
aher sind die Länder an dieser Stelle aufgefordert, ihrer
erantwortung nachzukommen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ämlich die Lebensmittelkontrollen richtig durchzu-
ühren und für eine entsprechende Ausstattung der Be-
örden zu sorgen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, bei so manchem

kandälchen in der letzten Zeit muss man fragen, ob es
icht förmlich inszeniert ist. Da wir schon mehrfach
ber die Schadstoffbelastung der Eier geredet haben,
st es doch erstaunlich, dass passend zur Grünen Woche
n den Medien und besonders in der Boulevardpresse
ber den so genannten Dioxinskandal zu lesen war. Eine
oche später konnte man in „Monitor“ sehen und hören,
er hierbei welche Interessen verfolgt und wie an dieser
telle Politik ganz gezielt in Misskredit gebracht wurde.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte von Ihnen nicht missverstanden werden,
enn ich meine auch, dass der Schutz der Verbraucher
bsoluten Vorrang hat. Aber angesichts einer solch man-
elhaften Datenerfassung kann man bei diesen Angriffen
uf die Agrar- und Verbraucherpolitik unserer Regie-
ung, gelinde gesagt, auf einige merkwürdige Gedanken
ommen.






(A) )



(B) )


Waltraud Wolff (Wolmirstedt)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Verbraucher-

leitbild ist der mündige und verantwortlich handelnde
Marktteilnehmer. Was braucht der? Verständliche, voll-
ständige und anwendbare Informationen. Das hat Politik
zu leisten; dafür haben wir die Rahmenbedingungen zu
schaffen, Frau Kopp. Man kann nicht immer sagen, die
Wirtschaft bzw. der Markt werde es schon richten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In unserem Entschließungsantrag fordern wir, dass
die Wirtschaft mehr zielgruppenorientierte und zielgrup-
penbezogene Maßnahmen für Verbraucherinnen und
Verbraucher entwickelt, beispielsweise Senioren-
produkte, Heimverträge und Medienangebote. Aber
nicht nur die Wirtschaft ist gefragt. Ich appelliere auch
an die großen Verbraucherschützer, die sich heute in die-
ser Debatte auf den Oppositionsbänken gefunden haben.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515704800

Frau Kollegin, bitte kommen Sie zum Schluss.


Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1515704900

Ich komme zum Schluss. – Seien Sie aufgeschlossen,

meine Damen und Herren, und lassen Sie uns Gemein-
samkeiten finden, denn Verbraucherschutz sollte unser
aller Anliegen sein. Aber man muss am Schluss auch
ganz deutlich sagen: Verbraucherschutz kommt nicht
von allein. Wir müssen von staatlicher Seite den richti-
gen Rahmen setzen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515705000

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zunächst zum Tagesordnungspunkt 3 a:

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 15/4499 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Der Entschließungs-
antrag auf Drucksache 15/4865 soll an dieselben Aus-
schüsse überwiesen werden. Sind Sie damit
einverstanden? – Das ist der Fall. Dann sind die Über-
weisungen so beschlossen.

Tagesordnungspunkt 3 b: Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Land-
wirtschaft auf Drucksache 15/2058. Der Ausschuss emp-
fiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung, in Kennt-
nis des Berichts der Bundesregierung über den
„Aktionsplan Verbraucherschutz“ auf Drucksache 15/959
den Entschließungsantrag der Fraktionen der SPD und
des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 15/1007
zu dem genannten Bericht anzunehmen. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthal-
tungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
men der Koalitionsfraktionen bei Gegenstimmen der
CDU/CSU-Fraktion und der FDP-Fraktion angenom-
men.

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(C (D Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt er Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion er FDP auf Drucksache 15/1001 mit dem Titel „Umfasende Politik für Verbraucher – weg von einem engen ktionsplan zum Schutz der Verbraucher“. Wer stimmt ür diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Entaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimen der Koalitionsfraktionen bei Enthaltung der CDU/ SU-Fraktion und Gegenstimmen der FDP-Fraktion anenommen. Tagesordnungspunkt 3 c: Beschlussempfehlung des usschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und andwirtschaft auf Drucksache 15/4281 zu dem Antrag er Fraktion der CDU/CSU mit dem Titel „Bessere Verraucherinformation bei Lebensmitteln, Produkten und ienstleistungen“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag uf Drucksache 15/927 abzulehnen. Wer stimmt für iese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthalungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP bei Geenstimmen der CDU/CSU angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 4 a bis d sowie usatzpunkt 2 auf: 4 a)


richts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit

(9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordneten

Karl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, Norbert
Barthle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU
Weichen stellen für eine bessere Beschäfti-
gungspolitik – Wachstumsprogramm für
Deutschland
– Drucksachen 15/2670, 15/3726 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Fritz Kuhn

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit

(9. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Für eine qualitätsorientierte und an den re-
gionalen Bedürfnissen ausgerichtete Aus-
schreibungspraxis von arbeitsmarktpoliti-
schen Maßnahmen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Karl-Josef
Laumann, Dagmar Wöhrl, Veronika Bellmann,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Ausschreibungspraxis in der Arbeitsmarkt-
politik effizient und effektiv ausgestalten

– Drucksachen 15/3213, 15/2826, 15/4598 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Karl-Josef Laumann






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

richts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit

(9. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Michael
Fuchs, Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Bürokratische Hemmnisse beseitigen – Bes-
sere Rahmenbedingungen für Arbeit in
Deutschland

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dirk Niebel,
Rainer Brüderle, Daniel Bahr (Münster), weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Reform des Kündigungsschutzgesetzes –
Abschaffung von Hemmnissen für die Ein-
stellung neuer Mitarbeiter

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dirk Niebel,
Rainer Brüderle, Dr. Karl Addicks, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Keine Sperrfrist bei Abschluss eines Ab-
wicklungsvertrags nach arbeitgeberseitiger
betriebsbedingter Kündigung

– Drucksachen 15/4156, 15/3724, 15/4407,
15/4622 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Michael Fuchs

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Karl-
Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, Veronika
Bellmann, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU
Gemeinnützige Träger bei Ausschreibungen
der Bundesagentur für Arbeit zulassen
– Drucksache 15/3313 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

ZP 2 Beratung des Antrags der Abgeordneten Ronald
Pofalla, Karl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Pakt für Deutschland
– Drucksache 15/4831 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist es so beschlossen.

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(C (D Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege onald Pofalla, CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Dies ist die erste Debatte im Deutschen Bundesag, die unter dem Zeichen von über 5 Millionen regisrierten Arbeitslosen stattfindet. Noch niemals zuvor seit er Gründung der Bundesrepublik Deutschland musste in Wirtschaftsminister derart desaströse Zahlen verantorten. Die höchste Arbeitslosigkeit seit über 70 Jahren, err Clement, haben Sie und diese rot-grüne Bundesreierung zu verantworten. Es ist gerade einmal einen Monat her, Herr Minister, ass Sie gegenüber der „Berliner Zeitung“ vollmundig erkündet haben: Wir können die Arbeitslosigkeit um 15 bis 20 Prozent senken. as war nichts anderes als medialer Hokuspokus und hat it der Wirklichkeit überhaupt nichts zu tun. Vor knapp zehn Tagen haben Sie ebenfalls über die edien angekündigt, dass man bei der Unternehmensesteuerung zu Potte kommen könne. In Ihrer eigenen oalition haben Sie dafür nur Hohn und Spott geerntet. on einer seriösen Reformbemühung kann nach meiner esten Überzeugung überhaupt keine Rede sein. Auch hr Kollege Hans Eichel, der Schuldenweltmeister der undesrepublik Deutschland, (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist immer noch Theo Waigel!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ronald Pofalla (CDU):
Rede ID: ID1515705100

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


at dieses Vorhaben am vergangenen Montag im „Han-
elsblatt“ erstklassig kassiert. Wer hat hier eigentlich et-
as zu sagen? Der zuständige Minister sagt Nein zur
nternehmensteuerreform, der nicht zuständige Minis-
er, Herr Clement, will die Unternehmensteuerreform
nd die Koalition ist wie immer uneinig. Im Ergebnis
ommt nichts heraus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Herr Clement, Sie sind vom Superminister für Wirt-

chaft und Arbeit zum Superminister für Wahrsagerei
nd Ankündigungen mutiert.


(Ute Kumpf [SPD]: Heute ist nicht Aschermittwoch! Wir sind in einer Debatte!)


ie haben keine Vorlagen und keine Ideen zur Bekämp-
ung der Massenarbeitslosigkeit in Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


err Minister, Sie bewegen nichts und Sie lösen nichts.
ie sind der Arbeitslosenweltmeister der Bundesrepublik






(A) )



(B) )


Ronald Pofalla

Deutschland. Sie sind persönlich und politisch geschei-
tert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Denn die Strategie des Gesundbetens hat auf der gan-
zen Linie versagt. Erst gestern ist eine neue Studie er-
schienen, die belegt, dass immer mehr Arbeitsplätze aus
Deutschland verlagert werden, weil der Standort
Deutschland einfach zu schlechte Rahmenbedingungen
vorgibt. Für diese Rahmenbedingungen ist ausschließ-
lich die Bundesregierung, die seit sechs Jahren amtiert,
verantwortlich.

Die Internationale Arbeitsorganisation, die ILO, in
Genf hat am Montag festgestellt, dass der weltweite
Trend der Arbeitslosigkeit in 2004 gestoppt werden
konnte und die Arbeitslosigkeit in der Welt gesunken ist.
In Deutschland war leider das Gegenteil der Fall. Welt-
weit sinkt die Arbeitslosigkeit; in Deutschland steigt sie.
Deutlicher kann das rot-grüne Versagen in der Beschäfti-
gungspolitik durch eine Studie gar nicht ausgedrückt
werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zurufe von der SPD)


– Auf Ihre Zurufe komme ich gleich zu sprechen.
Sie als sozialdemokratische Fraktion sind angetreten,

etwas zu verändern. Wissen Sie, was Sie verändert ha-
ben? Durch die Massenarbeitslosigkeit in Deutschland
– das wird durch Studien bewiesen – nimmt die Armut
in Deutschland Jahr für Jahr zu. Sozialdemokraten und
Grüne haben ein Ansteigen der Armut durch Massenar-
beitslosigkeit in Deutschland zu verantworten. Aus die-
ser Verantwortung lassen wir Sie nicht hinaus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Nur in den verwirrten Köpfen der Schwarzen!)


Um es deutlich zu sagen: Die Studie des DIW zeigt
auf, dass seit 1999 unter Rot-Grün zwischen dem An-
stieg der Armut und dem Anstieg der Massenarbeitslo-
sigkeit ein Zusammenhang besteht. Dazu muss man sa-
gen: Die Arbeitslosigkeit in Deutschland hat einen
Namen und der lautet: Wolfgang Clement.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Auch bei den Jugendlichen ist Ihre Bilanz verhee-

rend. Sie feiern in diesen Tagen den vermeintlichen
Erfolg des Ausbildungspaktes. Aber Sie wissen ganz ge-
nau, dass die Zahlen eine blanke Irreführung sind. In die-
sem Monat sind in Deutschland mehr als 635 000 Ju-
gendliche unter 25 arbeitslos. Mehr als 410 000 junge
Menschen befinden sich in Maßnahmen der Bundes-
agentur für Arbeit und tauchen in der Arbeitslosenstatis-
tik gar nicht auf. Wenn Sie beide Zahlen addieren, dann
ist die Bilanz Ihrer Regierungspolitik für junge Men-
schen, dass wir zum ersten Mal in Deutschland bei den
direkten und indirekten Arbeitslosen über 1 Million
junge Menschen haben, die keine Chance haben, weil sie
sich nicht auf dem Arbeitsmarkt platzieren können. Da-
für sind Sie verantwortlich.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Denen geben wir als Erste eine Chance!)


Mehr betriebliche Lehrstellen können doch nur dann
ntstehen, wenn die Pleiteserie in Deutschland endlich
estoppt wird. Im vergangenen Jahr haben fast
0 000 Unternehmen ihre Tore geschlossen – so viele
ie nie zuvor. Die volkswirtschaftlichen Kosten belau-
en sich auf mehr als 40 Milliarden Euro. Mehr als
00 000 Arbeitnehmer sind von der Insolvenz ihres Ar-
eitgebers betroffen gewesen.
Herr Minister, ich möchte in diesem Zusammenhang

uf eine andere Zahl hinweisen, die für mich fast noch
ravierender ist als die Arbeitslosigkeit – denn an dieser
telle können Sie nicht tricksen und manipulieren, wie
ie es ansonsten in der Arbeitslosenstatistik und in
nderen Zusammenhängen tun –: die Entwicklung der
ozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Das
ind genau die Arbeitsplätze, die die Last der sozialen
icherung schultern und die Finanzierung der Renten,
er Kranken, der Pflegebedürftigen und der Arbeitslosen
bernehmen. Hier erleben wir einen Aderlass in einem
och nie da gewesenen Ausmaß. Seit 42 Monaten sinkt
ie Zahl der regulär Beschäftigten in der Bundesrepublik
eutschland Monat für Monat.
Ich sage das – vor allem in Richtung der Sozialdemo-

raten – noch einmal: Seit 42 Monaten geht die Anzahl
er echten Jobs in Deutschland zurück. Im September
001 gab es in Deutschland noch 28,2 Millionen regu-
äre Beschäftigungsverhältnisse. Im September 2002
aren es 27,8 Millionen. Im September 2003 waren es
ur noch 27,2 Millionen. In diesem Monat ist bei den so-
ialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis-
en ein noch tieferer Stand zu verzeichnen. Es gibt nur
och 26,7 Millionen Menschen, die sozialversicherungs-
flichtig beschäftigt sind, in die entsprechenden Versi-
herungssysteme einzahlen und damit über ihre Beiträge
ur sozialen Stabilität in Deutschland beitragen.
Man kann es auch anders ausdrücken: Seit Monaten

teigt die Arbeitslosigkeit und seit Monaten sinkt die Be-
chäftigung. Um es in Zahlen zu sagen: Unter Ihrer Re-
ierungsverantwortung, Herr Clement, ging die Anzahl
er Jobs in den letzten dreieinhalb Jahren um
,5 Millionen zurück und die Anzahl der registrierten
rbeitslosen stieg um 1,3 Millionen. Das ist eine verhee-
ende Bilanz.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Der Mann, der dies zu verantworten hat – ich erinnere
ich an Ihre Pressekonferenz von vor wenigen Tagen –,
pricht von einer Schockstarre, in die man nicht verfal-
en dürfe. Herr Minister, wenn diese Zahlen bei Ihnen
einen Schock auslösen, dann weiß ich nicht, wovon
ie, wenn es um die Lage der Bundesrepublik Deutsch-
and geht, überhaupt noch geschockt werden könnten.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Ein billiger rhetorischer Trick: Starre mit Schock gleichzusetzen!)







(A) )



(B) )


Ronald Pofalla

Herr Minister, Sie stehen in der Verantwortung. Sie müs-
sen handeln. Sie müssen Vorlagen erarbeiten, tun es aber
nicht. Sie sind perspektivlos und haben überhaupt keine
Vorstellung davon, wie man die Arbeitslosigkeit in
Deutschland wirksam bekämpfen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Plumpe Demagogie!)


Dass das Thema Arbeitslosigkeit weder für Sie noch
für Ihre Koalition von Bedeutung ist, zeigt sich daran
– darauf will ich in diesem Zusammenhang hinweisen –,
dass sich auch der Bundeskanzler verkriecht


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wo ist der denn?)


und an dieser zentralen Debatte zur Arbeitslosigkeit in
Deutschland nicht teilnimmt. Das ist für diesen Bundes-
kanzler typisch.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Herr Clement, Sie stehen allein. Der Bundeskanzler

hat in einem Interview, das er um die Jahreswende gege-
ben hat, Sie persönlich unter anderem für die Umsetzung
des Hartz-IV-Konzeptes verantwortlich gemacht. Ich
habe Presseberichten entnehmen können, dass Sie um
die Jahreswende verunsichert waren. Sie hätten nur uns
fragen sollen. Wir hätten Ihnen gesagt: Immer wenn es
schwierig wird und der Bundeskanzler Farbe bekennen
muss, steht er nicht zu seinen Ministern. Herr Clement,
Sie stehen allein. Der Bundeskanzler hat Sie um die Jah-
reswende in dieser zentralen Frage allein gelassen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Der spielt U-Boot und taucht ab!)


Jetzt müssen Sie allein versuchen, die Arbeitslosigkeit
zu bekämpfen. Der Bundeskanzler steht nicht an Ihrer
Seite.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Das weiß der Pofalla, der Hellseher! Und der Angela laufen die Männer weg!)


Wir haben Ihnen in einer Debatte Ende Januar dieses
Jahres – ich wiederhole das – in einem Pakt für Deutsch-
land angeboten, die Massenarbeitslosigkeit in den nächs-
ten Wochen mit den dafür notwendigen Maßnahmen ge-
meinsam zu bekämpfen. Da Sie nicht in der Lage sind,
Vorlagen in den Deutschen Bundestag einzubringen, ha-
ben wir heute einen Zehnpunkteplan eingebracht,


(Franz Müntefering [SPD]: Ach du liebe Zeit! – Ludwig Stiegler [SPD]: Einen Schmarren in Folio!)


in dem wir deutlich machen, dass die Massenarbeitslo-
sigkeit in Deutschland sofort mit uns gemeinsam be-
kämpft werden kann.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Herr Müntefering, haben Sie die Kraft, die in Ihrer

Fraktion vorhandenen Gewerkschaftsinteressen hintan-
zustellen

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(C (D (Franz Müntefering [SPD]: Ein ZehnpunktePofalla!)


nd dieses Konzept mit uns gemeinsam umzusetzen.

(Franz Müntefering [SPD]: Eine tolle Sache!)


err Müntefering, Sie kommen aus Nordrhein-West-
alen.


(Franz Müntefering [SPD]: Diese zehn Punkte sollten Sie hier einmal erläutern! Das lohnt sich wirklich! Da lacht das ganze Land! Aber Sie trauen sich wahrscheinlich gar nicht, das hier vorzulesen!)


ort ist der höchste Stand der Arbeitslosigkeit seit Be-
tehen dieses Bundeslandes zu verzeichnen.


(Franz Müntefering [SPD]: Ihre zehn Punkte will ich gerne einmal hören! Sie müssen sich ja nicht verstecken, wenn Sie zehn Punkte beschlossen haben!)


nde Februar dieses Jahres wird es zum ersten Mal seit
estehen des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, in
em Sie seit 39 Jahren regieren und versagen,


(Franz Müntefering [SPD]: Nehmen Sie mal Ihre Hand aus der Tasche!)


ber 1 Million Arbeitslose geben.

(Franz Müntefering [SPD]: Wie ist das denn mit Ihren zehn Punkten? Was ist denn nun?)

err Müntefering, Sie sollten als Fraktions- und Partei-
orsitzender die Kraft haben, hier mit uns gemeinsam
onzepte in Angriff zu nehmen, aufzugreifen und umzu-
etzen,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Lesen Sie den Schmarren vor! Das ist doch eine Lachnummer!)


amit auch in Ihrem Heimatbundesland diese dramati-
che Zahl von über 1 Million Arbeitslosen, die Realität
st und die Ihre Landesregierung und dieser Minister,


(Franz Müntefering [SPD]: Was ist jetzt mit den zehn Punkten?)


er aus seiner Verantwortung als Ministerpräsident in
ordrhein-Westfalen geflohen ist, zu verantworten ha-
en, abnimmt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Franz Müntefering [SPD]: Lesen Sie die zehn Punkte einmal vor!)


Herr Müntefering, ich verstehe ja Ihre Erregung.

(Michael Glos [CDU/CSU]: Die ist nur künstlich bei ihm! – Ludwig Stiegler [SPD]: Lesen Sie die zehn Punkte vor, damit wir etwas zu lachen haben!)


ie müssten sich eigentlich schämen für die über
Million Arbeitslosen in Nordrhein-Westfalen und für
ie über 5 Millionen Arbeitslosen in Deutschland, weil
ie die Verantwortung dafür eben nicht mehr anderen in






(A) )



(B) )


Ronald Pofalla

die Schuhe schieben können. Sie handeln nicht; damit
haben Sie diese Arbeitslosen zu verantworten.


(Franz Müntefering [SPD]: Filibuster!)

Herr Müntefering, haben Sie die Kraft als Parteivorsit-
zender und Fraktionsvorsitzender der SPD, hier im
Deutschen Bundestag mit der Opposition zusammen ei-
nen Pakt für Deutschland zu bilden,


(Franz Müntefering [SPD]: Das glauben Sie doch selbst nicht!)


der das Ziel hat, die Massenarbeitslosigkeit in Deutsch-
land zu bekämpfen.


(Franz Müntefering [SPD]: Ein Weißwäscherverein sind Sie!)


– Herr Müntefering, Sie blockieren sich selber.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Franz Müntefering [SPD]: Lesen Sie Ihre zehn Punkte doch einmal vor! – Ludwig Stiegler [SPD]: Merz, Seehofer, Meyer: Sagt mir, wo die Männer sind!)


Herr Müntefering, Deutschland braucht endlich wie-
der eine Bundesregierung, endlich wieder einen Wirt-
schaftsminister, der die Sorgen der über 5 Millionen
Menschen, die arbeitslos sind, ernst nimmt.


(Franz Müntefering [SPD]: Sonntag ist Wahl; dann werden wir ja sehen, wie das aussieht!)


Die Bürger in unserem Land haben das mehr als ver-
dient. Handeln Sie als Bundesregierung, handeln Sie als
zuständiger Wirtschaftsminister – dafür sind Sie gewählt
worden! Wenn Sie dieser Verantwortung nicht nachkom-
men, sind Sie gescheitert.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515705200

Nächster Redner ist der Kollegen Klaus Brandner,

SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD)



Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1515705300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Angesichts der Lage auf dem Ar-
beitsmarkt ist das, was Herr Pofalla hier gerade zum
Besten gegeben hat, plumpe Demagogie,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Michael Glos [CDU/CSU]: Sie freuen sich auch noch!)


ein Beispiel dafür, wie ernst es der CDU/CSU mit der
Bewältigung der Arbeitslosigkeit in unserem Lande ist.
Der Kanzler – das wissen Sie – kommt aus Spanien und
wird an dieser Debatte noch teilnehmen; das ist Ihnen
doch bekannt.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Hoffentlich hat er dort etwas gelernt!)


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(C (D uch dass Sie das so nutzen, zeigt ja nur, dass es Ihnen icht um die Sache geht, sondern dass Sie es hier so dartellen wollen – Frau Merkel, da können Sie ruhig den opf schütteln –, als ob dieses Thema nicht im Zentrum nserer politischen Arbeit steht. Es steht für uns im Zenrum der politischen Arbeit! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Genau, so ist auch das Ergebnis!)


ch will Ihnen ganz deutlich sagen, dass wir es waren,
ie mit den Hartz-Gesetzen,


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Hartz ist doch gescheitert!)


ie am 1. Januar 2005 in Kraft getreten sind, die ent-
cheidendsten Reformen auf dem Arbeitsmarkt angesto-
en und umgesetzt haben. 2004 – das wissen Sie – haben
ir mit dem Umbau der Bundesagentur für Arbeit und
en weiteren Reformen zu Dienstleistungen am Arbeits-
arkt begonnen. Mit diesen Gesetzen sind die weitge-
endsten Veränderungen am Arbeitsmarkt umgesetzt
orden, die es in der Bundesrepublik Deutschland je-
als gegeben hat. Der Sachverständigenrat, dem Sie ja
ohl noch am ehesten zuhören werden, bezeichnet die
rbeitsmarktreformen als die bedeutendsten Reform-
chritte der letzten Jahrzehnte. Nehmen Sie das doch
ndlich einmal zur Kenntnis und packen Sie nicht Pakte
us, sondern packen Sie mit an, damit die Arbeitslosig-
eit abgebaut wird!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Was bietet die selbsternannte Reformfraktion CDU/
SU? Sie legt einen Pakt mit abgestandenen Rezepten
or. Sie fordern die Senkung der Beitragssätze zur Ar-
eitslosenversicherung, ohne zu sagen, wie das gegenfi-
anziert werden soll, Sie fordern die Aufgabe des Güns-
igkeitsprinzips, Sie greifen in die Tarifautonomie ein,
ie fordern den Abbau von Mitbestimmungsrechten
sw. Sie beschimpfen die Betriebsräte als Kostenfakto-
en. Dabei sind gerade sie es, die mithelfen und mitstrei-
en, dass am Standort Deutschland Beschäftigung erhal-
en bleibt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie wollen sie als Übeltäter und diejenigen darstellen,
ie für diese Krise verantwortlich sind. Ich will das hier
n aller Deutlichkeit sagen: Das ist schändlich.
Wir brauchen nicht jede Woche einen neuen Pakt und

ine neue Arbeitsmarktpolitik. Wir brauchen – das wäre
ilfreicher – Menschen und Parteien, die anpacken und
ie Reformen umsetzen und die nicht das tun, was die
DU/CSU hinlänglich getan hat, sich nämlich bei ge-
einsam verabschiedeten Reformen im Ernst der Lage
us dem Staub zu machen, wenn sie in der Bevölkerung
ffensiv auf Widerstand stoßen. Genau das hilft nämlich
icht mit, die Arbeitslosigkeit abzubauen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Klaus Brandner

Wir brauchen auch niemanden, der erklärt, wie schlimm
die Lage ist, keine Statistikdiskussion. Wir wissen
selbst, wie ernst die Zahlen sind. Sie sind nicht zufrieden
stellend.


(Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Aha!)

Ich will hier nichts beschönigen. Es ist völlig klar,

dass wir uns mit der Höhe der Arbeitslosigkeit in diesem
Land nicht abfinden können. Die harten Fakten sagen,
dass die Zahl der registrierten Arbeitslosen im
Januar 2005 5,037 Millionen betrug. Das ist eine Quote
von 12,1 Prozent. Wir wissen, dass durch die Hartz-Re-
formen rund 238 000 Arbeitslose erstmals in der Statis-
tik auftauchen. Als ehemalige Sozialhilfeempfänger wa-
ren sie nicht arbeitslos gemeldet oder kommen aus der
stillen Reserve. Um es deutlich zu sagen: Diese Zahlen
können uns nicht beruhigen, sie beunruhigen. Wir soll-
ten aber auch keine Schönfärberei betreiben; denn im
Januar 1998, als Sie noch Regierungsverantwortung tru-
gen – es war also der gleiche Monat –, waren 4,824 Mil-
lionen Menschen als arbeitslos registriert. Rechnet man
die 238 000 hinzu, dann hatten wir damals eine deutlich
höhere Arbeitslosigkeit als jetzt.


(Beifall bei der SPD)

Deshalb ist es schändlich, dass Sie in der Öffentlichkeit
versuchen, mit Ihren Zahlenmanipulationen die Drama-
tik darzustellen, dass wir die höchste Arbeitslosigkeit
der Geschichte haben.

Auch das wissen Sie: Die Arbeitslosenquote betrug
damals 12,6 Prozent.


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist uninteressant!)

Nur: Wen interessiert das? Ich will diese Statistikdiskus-
sion gar nicht führen, sondern Sie nur in einem Punkt
entlarven: Sie versuchen, dieses Land mit statistischen
Daten zu täuschen. Es ist richtig, dass die Arbeitslosig-
keit zu hoch ist. Deshalb müssen wir daran arbeiten, sie
zurückzuführen.


(Beifall bei der SPD)

Die Konjunktur hat 2000 nicht immer mitgespielt.

Die Opposition im Bundesrat leider auch nicht. Das Er-
gebnis im Vermittlungsausschuss zu den Arbeits-
marktreformen stand bereits im Dezember 2003 fest.
Hätten Sie guten Willen gezeigt, dann wäre Hartz bereits
im Frühjahr 2004 in Kraft getreten. Wir hätten also ein
ganzes Jahr früher starten können, damit die arbeits-
marktpolitischen Gesetze wirken können und die Ar-
beitslosigkeit somit zurückgeführt werden kann. Statt-
dessen kam es zu weiteren Verzögerungen. Das ist Ihre
Politik. Rüttgers in NRW fordert die Generalrevision
und die FDP diskutiert in der nächsten Woche noch ei-
nen Antrag, Hartz IV um ein weiteres Jahr zu verschie-
ben. Auch Sie haben oft genug davon gesprochen,
Hartz IV zu verschieben. Milbradt hat mit den Gegnern
der Arbeitsmarktpolitik, für die die CDU vorher gestan-
den hat, Arm in Arm dafür demonstriert, dass sie ausge-
setzt und boykottiert wird. Das ist die Situation in die-
sem Land. Sie säen Verunsicherung und wundern sich,
dass die Bevölkerung keine Orientierung mehr hat.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


rst beschließen Sie Gesetze mit und anschließend ste-
en Sie nicht mehr zu dem, was Sie gerade noch be-
chlossen haben.
Zu der Blockadehaltung könnte man vieles auflisten.

ch nenne nur die Eigenheimzulage und Ihr Verhalten im
undesrat. Deshalb will ich Ihnen ganz offen sagen: An-
tatt konstruktiv mitzuarbeiten, betreiben Sie systema-
isch eine Strategie der Verunsicherung. Sie schreiben in
hrem Antrag – das ist sehr bezeichnend –, die Lage auf
em Arbeitsmarkt sei ein nationales Unglück.


(Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Ja, was denn sonst? – Michael Glos [CDU/CSU]: Ist sie ja auch!)


ch glaube, die Historie zeigt, welchen Anteil Sie an die-
em nationalen Unglück haben und wie wenig Sie bis
eute mitgeholfen haben, die Lage zu verbessern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ihre Krokodilstränen sind auch in anderer Hinsicht
ehr interessant, nämlich wenn es darum geht, wie man
it der Arbeitslosigkeit umgeht. Ich lese einmal vor, wie
err Glos in einer Pressekonferenz in der letzten Woche
u den Entlassungen bei der Deutschen Bank Stellung
immt und welches Mitgefühl er gegenüber den Arbeits-
osen ausdrückt: Wissen Sie, wenn ich mir die betroffe-
en 2 000 Arbeitnehmer der Deutschen Bank ansehe
das sind in weiten Teilen Analysten und junge Bank-
aufleute, die ohnehin immer schneller einen Job
uchen –, dann hält sich mein Mitgefühl angesichts der
ngekündigten Entlassungen in Grenzen.
Ihnen ist scheinbar egal, dass 2 000 Menschen auf der

traße stehen. Uns ist das nicht egal.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

eshalb will ich hier ganz deutlich sagen, dass ich mich
on dem Stil von Herrn Ackermann und anderen, die so
eliebig mit der Arbeitslosigkeit umgehen, distanziere.
ir würden es als gut empfinden, wenn die Unterneh-
en auch von Ihnen aufgefordert würden, ihre gestiege-
en Gewinne für Investitionen zu nutzen. Sie sollen
iese nicht in Profitraten stecken, sondern in Arbeits-
lätze investieren. Dann hätten wir einen gemeinsamen
ationalen Pakt geschaffen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ihr tut aber nichts!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515705400

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Glos?


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1515705500

Bitte.






(A) )



(B) )



Michael Glos (CSU):
Rede ID: ID1515705600

Herr Kollege, würden Sie mir bestätigen, dass dies

ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat ist? Ich
habe gesagt: Es geht nicht um 6 000 Arbeitskräfte, son-
dern um 2 000 Arbeitskräfte in Deutschland. Darüber hi-
naus habe ich erklärt, dass wir froh sein müssen, dass der
Konzernsitz einer Großbank in Deutschland bleibt. Wür-
den Sie mir auch bestätigen, dass die Kampagne Ihrer
Parteikollegin, der hessischen Landesvorsitzenden, ge-
gen die Deutsche Bank für die Arbeitsplätze viel gefähr-
licher ist und zu einer Gefährdung von weiteren Arbeits-
plätzen führen kann?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1515705700

Erstens. Herr Kollege Glos, an der Länge des Zitats

sehen Sie, dass ich nicht nur kurz, sondern schon etwas
länger, also im Zusammenhang, zitiert habe. Zweitens.
2 000 Arbeitsplätze sind für uns wichtig genug, anzu-
merken, dass man für die Erhaltung dieser Arbeitsplätze
eintreten muss.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dies gilt besonders angesichts der Situation, in der sich
dieser Konzern befindet. Wir hätten erwartet, dass man
Alternativen vorschlägt, wie dieser Beschäftigungsab-
bau abgewendet werden könnte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das erwarten wir von innovativen Unternehmen und ins-
besondere von einer Bank, die ein so gutes Ergebnis vor-
gelegt hat. Daher hätten wir uns eine andere Signalwir-
kung erhofft. Das erwarten wir auch von der Opposition,
Herr Glos.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Die Frage zu Hessen haben Sie nicht beantwortet!)


Lassen Sie mich einen Satz zur Konjunktur sagen.
Wir befinden uns – das ist ohne Frage richtig – in einer
schwierigen konjunkturellen Situation. Auf die Ölpreise,
den Eurokurs, aber auch die Reformverunsicherung hin-
sichtlich des Wachstums im vierten Quartal, das rückläu-
fig ist, sei in diesem Zusammenhang hingewiesen. Ich
will trotzdem deutlich machen: Ein Wachstum von
1,6 Prozent in 2004 ist ein Zeichen dafür, dass wir die
Stagnationsphase überwunden haben und dass wir jetzt
alles dafür tun müssen, das für 2005 prognostizierte
Wachstum von 1,6 Prozent tatsächlich zu erreichen.

Dafür, dass dies der Fall sein wird, sprechen eine
Menge von aktuellen Indikatoren, zum Beispiel der Ifo-
Geschäftsklimaindex oder die ZEW-Konjunkturanalyse,
die diese Woche ein Plus von neun Punkten ausweist,
das Konsumentenverhalten im Februar mit einem Plus
von 4,1 Prozent, die Auftragseingänge und vieles mehr.
All das zeigt: Nicht nur der Export, sondern auch die
Binnenkonjunktur springt wieder an.

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(C (D ir sollten deshalb – das ist das Entscheidende – die age nicht schlechtreden, sondern gemeinsam Vertrauen n die Aufbruchsignale schaffen, damit es in diesem and endlich vorwärts geht. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Wo denn?)


Lassen Sie mich deshalb deutlich sagen, dass man
ich gerade vor dem konjunkturellen Hintergrund mit
em Grundtenor Ihres Paktes einmal auseinander setzen
uss. Wir alle wissen, dass die Binnennachfrage die
chillesferse ist. 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes
ntstehen aus dem privaten Konsum. Dies vor Augen
ann es nur darum gehen, den privaten Verbrauch zu
tärken. Was aber fordern Sie? Sie fordern den Abbau
on Arbeitnehmerrechten, weniger Kündigungsschutz
nd eine geringere Entlohnung. Sie wollen eine Verunsi-
herung und Schwächung der Arbeitnehmer. Wie das zu
inem Anstieg der konjunkturell notwendigen Binnen-
achfrage führen soll, ist mir ein Rätsel. Deshalb rate ich
hnen, einen Pakt, der aufbaut, vorzulegen, nicht aber ei-
en Pakt, der abbaut. Damit kommen wir in der Be-
ämpfung der Arbeitslosigkeit nicht einen Millimeter
eiter.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515705800

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Hinsken?


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1515705900

Bitte, Herr Hinsken.


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1515706000

Herr Kollege Brandner, Sie haben eben mehrmals

arauf verwiesen, dass die Beseitigung der Arbeitslosig-
eit die große, zentrale Aufgabe dieser Bundesregierung
st. Wenn dem so ist, dann möchte ich Sie fragen, warum
ich außer Minister Clement kein weiterer Bundesminis-
er auf der Regierungsbank befindet.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Oh!)


ie negieren dieses Problem. Sie nehmen es nicht ernst.
ie sehen die Sorgen und Nöte der Bürger nicht. Sie
üssen endlich schalten und walten und etwas tun, wie
s der Vorredner Pofalla eben gesagt hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Ihren Schmarrn muss das Kabinett nicht ernst nehmen!)



Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1515706100

Herr Hinsken, erstens möchte ich Sie bitten, zur
enntnis zu nehmen, dass die Regierungsbank gut be-
etzt ist.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Ein Bundesminister! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Sie haben keine erste Reihe mehr!)







(A) )



(B) )


Klaus Brandner

Es sind viele Vertreter der Regierung da. Ich wusste gar
nicht, dass Sie davon ausgehen, dass die Staatssekretäre
nicht zur Regierung gehören. Sie haben offenbar ein
ganz neues Rechtsverständnis.

Zum Zweiten sage ich Ihnen: Ich finde es wichtig,
dass sich alle im Land immer dann, wenn sie Zeit haben,
für die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation und
den Abbau der Arbeitslosigkeit einsetzen. Ich gehe da-
von aus, dass diese Regierung das mit allem Nachdruck
und allem Engagement tut.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es wäre gut, wenn Sie nicht auf solche Nickeligkeiten
hinweisen würden, sondern sich mit dem Zickzackkurs
beschäftigen würden, den die CDU/CSU in der Vergan-
genheit gesteuert hat. Ich erinnere beispielsweise an Ihre
Vorschläge zur Senkung des Beitragssatzes der
Arbeitslosenversicherung. Das ist doch nichts anderes
als das Einschränken der Arbeitsmarktpolitik auf Kern-
aufgaben, nämlich nur noch auf die Auszahlung des Ar-
beitslosengeldes. Dafür brauchen wir keine Bundesagen-
tur für Arbeit. Wer die Arbeitslosigkeit weiter
bekämpfen will, muss sagen, wie er das finanzieren will.
Will er eine Kreditfinanzierung oder eine Erhöhung der
Mehrwertsteuer


(Ronald Pofalla [CDU/CSU]: Reden Sie doch nicht so einen Quatsch!)


oder will er die Senkung der Staatsausgaben?

(Ludwig Stiegler [SPD]: Jeder will bei denen etwas anderes!)

Sie fordern zum Beispiel bessere Hinzuverdienst-

möglichkeiten. Frau Merkel, die hier sitzt, hat zusam-
men mit Herrn Koch im Rahmen der Hartz-Debatte noch
dafür gesorgt, dass Minijobber keinen einzigen Cent zu
den 400 Euro hinzuverdienen können. Das Motto war:
Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe
auf Sozialhilfeniveau.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: So ein Quatschkopf!)


Nicht eine müde Mark Hinzuverdienst! Die Propaganda
war, dass mehr Druck auf die Arbeitslosen eine Entlas-
tung auf dem Arbeitsmarkt bringt. Jetzt überschlägt sich
die Union mit Forderungen, einen höheren Hinzuver-
dienst zu ermöglichen, was sie im Vermittlungsaus-
schuss noch verhindert hat. Das ist ein Zickzackkurs,
Frau Merkel, den ich Ihnen deutlich vorhalten muss.
Heute so, morgen so!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Bei der Forderung, den Beitragssatz der Arbeitslosen-
versicherung zu senken, verhält es sich nicht anders.
Nehmen wir die von uns gemeinsam beschlossene Be-
fristung bei der Altenpflegerausbildung. Die unionsre-
gierten Länder und die FDP fordern jetzt, die Ausbil-
dung zum Altenpfleger unbefristet aus Mitteln der
Bundesagentur für Arbeit zu finanzieren.


(Dirk Niebel [FDP]: Nein, nur die Umschulung!)


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(C (D uf der anderen Seite fordern Sie, die Beitragssätze zu enken. Das ist ein Zickzackkurs. Der Kollege Laumann at konstruktiv mitgeholfen, eine Einigung mit der DU/CSU auf den Weg zu bringen. Die unionsregierten änder machen das aber anders, Herr Laumann. Das issen Sie doch. Sie rufen den Vermittlungsausschuss n, um die von mir angesprochene sachfremde dauerafte Regelung zu bekommen. Die CDU/CSU hat sich lso das Markenzeichen, einen Zickzackkurs zu steuern, edlich verdient. Ich will deutlich darauf hinweisen, dass wir in der rbeitsmarktpolitik und auch insgesamt darauf setzen, icherheit im Wandel zu gewährleisten. Die Reformen üssen wirken. (Manfred Grund [CDU/CSU]: Phrasen, nur Phrasen!)


tändige Kursänderungen sind schädlich.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515706200

Herr Kollege, Ihre Redezeit!

(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Das ist gut so!)



Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1515706300

Die Bereitschaft zum Wandel in der Gesellschaft be-

eutet auch, dass wir die Menschen mitnehmen.

(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Lange geschwatzt und nichts gesagt!)

ie erfordert auch Sicherheit. In der Vergangenheit wa-
en wir uns mit weiten Teilen der christlich-demokrati-
chen Arbeitnehmerschaft einig, dass diese Sicherheit
rhalten bleiben muss.
Mut zur Veränderung und Zukunftsoptimismus kön-

en aus meiner Sicht nur gedeihen, wenn den Menschen
icht der Boden unter den Füßen weggezogen wird.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Das musste einmal vorgelesen werden!)


as ist aber etwas, was Sie mit Ihrem Pakt, mit diesen
ehn Punkten, tun würden. Deshalb wollen wir, dass das
rbeitsrecht und der Arbeitsmarkt mit dem erforderli-
hen Umfang an Flexibilität ausgestattet werden; aber
azu brauchen wir die Schutzstandards. Die Arbeitneh-
errechte müssen dafür nicht beschnitten werden. Statt
es Abbaus von Arbeitnehmerrechten ist ihre Moderni-
ierung notwendig.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Darf der eine ganze Stunde reden! – Manfred Grund [CDU/CSU]: Vorlesen!)


Insofern fordere ich Sie auf: Packen Sie Ihren Pakt
in und helfen Sie aktiv mit, die auch von Ihnen be-
chlossenen Reformen offensiv umzusetzen! Dann kom-
en wir in diesem Land ein großes Stück weiter. Damit
ürden Sie den Menschen einen großen Dienst erwei-
en. Mit dem Pakt wird das nicht gelingen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515706400

Das Wort hat der Kollege Dirk Niebel, FDP-Fraktion.

(Beifall bei der FDP – Gerd Andres [SPD]: Das ist der Arbeitsvermittler Niebel! Das muss man festhalten!)



Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1515706500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Staatssekretär Andres, 5 037 142 Men-
schen wurden an einem Stichtag gezählt. Bei diesen Ein-
zelschicksalen handelt es sich nicht um eine statische
Masse; vielmehr ändern sich die Personenkreise ständig.
Es sind also weit mehr Menschen individuell betroffen.
Aber der Staatssekretär und Gewerkschaftssekretär
Andres macht nur dicke Lippen, statt sich des Problems
anzunehmen.


(Beifall bei der FDP – Gerd Andres [SPD]: Der Arbeitsvermittler Niebel! Der erfolgreichste Arbeitsvermittler, den wir je hatten! Im Arbeitsamt Heidelberg!)


Wir brauchen eine Politik, die sich um die Menschen
kümmert, die außerhalb des Arbeitsprozesses stehen und
eine Chance bekommen wollen, in diesen Prozess hi-
neinzukommen. Das ist eigentlich Ihre Aufgabe, Herr
Andres, aber da Sie ihr offenkundig nicht nachkommen,
haben Sie sich richtigerweise auf den Abgeordnetenplatz
gesetzt.


(Zuruf von der SPD: Was ist denn dagegen zu sagen?)


Vielleicht können Sie an dieser Stelle Besseres bewir-
ken.


(Klaus Brandner [SPD]: Was will uns diese Botschaft sagen?)


Das Grundproblem besteht doch nicht darin, dass die
Firmen und Betriebe die Menschen rausschmeißen wol-
len, wie Sie uns das immer zu suggerieren versuchen; es
besteht darin, dass Arbeitskräfte nur dann beschäftigt
werden können, wenn es Aufträge gibt. Einem Unter-
nehmer, dem die Aufträge fehlen, fällt es schwer, seine
Mitarbeiterschaft zu halten. Das Problem liegt darin be-
gründet, dass es diese rot-grüne Regierung seit 1998
nicht in den Griff bekommt, Wachstum zu schaffen,
durch das die Zahl der Aufträge steigt und das zu mehr
Beschäftigung in diesem Land führt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wenn in einem Jahr mehr als 40 000 Betriebe in die

Insolvenz getrieben werden, dann sind das nicht die ers-
ten, die sich überlegen, ob sie junge Menschen für drei
Jahre als Auszubildende einstellen können. Sie denken
vielmehr darüber nach, wie sie am Markt existieren und
Aufträge akquirieren können, um ihre Belegschaft zu
halten.

Was aber machen Sie? Sie beschränken sich auf die
Beschimpfung der Opposition. Der Staatssekretär bringt
bräsige Sprüche gegenüber dem Parlament. So werden
Sie mit Sicherheit nicht zukunftsfähig werden.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Arbeitslosigkeit hat in Deutschland den höchsten
tand seit 70 Jahren erreicht. Das sollte eigentlich An-
ass genug sein, fernab von Wahlkampftheatralik und
olemik darüber zu sprechen, wie wir die Situation in
en Griff bekommen können. Wir werden sie nicht da-
urch in den Griff bekommen, dass Sie immer nur versu-
hen, Besitzstände zu wahren. Offenbar heißt es in
rt. 1 des sozialdemokratischen Grundgesetzes: Einmal
ewonnene Besitzstände sind unangreifbar.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Vorwärts immer, rückwärts nimmer!)


as geht aber nicht an. Wir müssen den Menschen die
öglichkeit bieten, wieder in Beschäftigung zu kom-
en. Nur dann können sie Steuern und Sozialversiche-
ungsbeiträge zahlen und nur dann sind sie in der Lage
u konsumieren.
Informieren Sie sich in der heutigen Ausgabe der

Welt“ über die wirtschaftliche Entwicklung in Deutsch-
and! Der Binnenkonsum ist am Zusammenbrechen.
as Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent, von dem Sie
mmer wieder reden – wir hoffen darauf, auch wenn es
mmer noch deutlich unter der Beschäftigungsschwelle
iegt –, ist doch nur vom Ausland induziert.
Wir müssen dafür sorgen, mehr Menschen in Arbeit

u bringen. Dafür müssen die Rahmenbedingungen ver-
ndert werden. Das bedeutet erstens, dass die sozialen
icherungssysteme in den Griff bekommen werden
üssen. Seitens der FDP haben wir entsprechende Vor-
chläge vorgelegt, die sich sowohl auf die Neuordnung
er Arbeitslosenversicherung als auch auf ein Entlassen
er Krankenversicherung in die Freiheit und die Neufi-
anzierung der Pflegeversicherung beziehen.


(Gustav Herzog [SPD]: Ihre Freiheit, Herr Niebel!)


as alles sind Punkte, in denen wir viel weiter sind als
ie.
Zweitens müssen wir die Bürokratie in den Griff be-

ommen. Es geht nicht an, dass in einem Betrieb pro Ar-
eitsplatz und Jahr Kosten in Höhe von 3 200 Euro für
rondienste gegenüber dem Staat entstehen. Herr
lement, der große Superminister, hat einen Masterplan
ürokratieabbau angekündigt. Es ist noch nicht einmal
in kleines Mäuslein daraus geworden.
Drittens. Weil wir alle wissen, dass Deutschland kein
iedriglohnland werden soll und kann, müssen wir inno-
ationsfähig bleiben.


(Beifall bei der FDP)

abei steht Herr Clement uns viel näher als den Regie-
ungsfraktionen. Es geht doch nicht an, die Grüne Gen-
echnik allein aus ideologischen Gründen aus dem Land
u treiben. Es geht doch nicht an, die Stammzellenfor-
chung, die Chancen für Arbeitsplätze in der Zukunft
ietet, aus vorgeschobenen ethischen Gründen aus dem
and zu treiben. Wenn aber die Grünen älter werden und
ipperlein bekommen, dann bestellen sie über das Inter-






(A) )



(B) )


Dirk Niebel

net Medikamente, die durch die Stammzellenforschung
entwickelt wurden.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])


Wir können unsere Chancen im Wettbewerb mit an-
deren Ländern und Gehaltsstrukturen nur dann wahren,
wenn wir unsere Innovationsfähigkeit hochhalten.
Wenn wir unsere Innovationsfähigkeit hochgehalten hät-
ten, dann würde der Transrapid in Deutschland und nicht
in Schanghai fahren, Herr Minister. Wenn wir aus Ängst-
lichkeit neue Technologien vertreiben, dann werden wir
nicht nur hoch qualifizierte, sondern auch geringer quali-
fizierte Arbeitsplätze vernichten. Ich sage den Grünen
ganz klar: In China herrscht zwar momentan ein großer
Boom. Aber noch immer ist ein Drittel der chinesischen
Haushalte nicht elektrifiziert. Meinen Sie nicht, dass
auch diese irgendwann einmal Strom haben wollen?
Wenn bei uns nicht weiter an der Sicherheit der Kern-
technologie geforscht wird, dann werden wir sie auch
nicht exportieren können und die anderen bauen sich
ihre eigenen Kraftwerke. Im Hinblick auf den globalen
Wettbewerb und die Umweltverschmutzung halte ich
das nicht für einen wirklichen Fortschritt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Die Ängstlichkeit von Rot-Grün vernichtet Zukunfts-

arbeitsplätze in Deutschland. Der Kanzler ist übrigens
nicht gekommen, obwohl er gesagt hat, dass er sich je-
derzeit am Abbau der Arbeitslosigkeit messen lasse. Ich
habe eine ganze DIN-A4-Seite mit derartigen Zitaten.
Als der Bundeswirtschaftsminister sein Amt antrat, gab
es 3,92 Millionen registrierte Arbeitslose – eigentlich
müsste man die nicht registrierten noch hinzurechnen –
und nun hat er die höchste Zahl an Arbeitslosen seit
70 Jahren zu verantworten. Er tut aber in den öffentli-
chen Verlautbarungen so, als ob das nur daran läge, dass
die böse Opposition Konzepte vorlegt, die er nicht mit-
tragen kann. So werden Sie nicht erfolgreich sein.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Gerd Andres [SPD]: Eine „niebulöse“ Rede war das! – Ludwig Stiegler [SPD]: Niebel im Nebel!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515706600

Das Wort hat die Kollegin Dr. Thea Dückert, Bündnis

90/Die Grünen.


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515706700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Lassen Sie mich mit einigen Vorbemerkungen beginnen.
Herr Niebel, ich möchte Sie nur daran erinnern, dass Sie
sich in der gestrigen Ausschusssitzung mit Vorschlägen
hervorgetan haben, die darauf abzielen, der Förderung
des Exportes erneuerbarer Energien durch die
Bundesregierung unter anderem nach China den Garaus
zu machen. Das verstehen Sie unter Exportförderung
und Energiepolitik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Niebel? Ja. Herr Niebel, bitte. Liebe Frau Kollegin, stimmen Sie mir zu – das kön en Sie gegebenenfalls im Protokoll nachlesen –, dass ch mich in der gestrigen Ausschusssitzung kein einziges al zu Wort gemeldet habe? (Heiterkeit bei der FDP und der CDU/CSU – Werner Schulz [Berlin] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das spricht aber für Sie als sehr engagierten Kollegen! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist ja unglaublich! Sie schwindeln, Frau Dückert!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515706800
Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515706900
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515707000
Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1515707100


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515707200

Herr Niebel, ich muss Ihnen zustimmen, wenngleich

ie sich bei den Zurufen – das kennen wir schon – wie-
er einmal nicht zurückgehalten haben. Aber ich gehe
och immer davon aus, dass Sie Mitglied Ihrer Fraktion
ind und die politische Haltung Ihrer Fraktion unterstüt-
en.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Geschwindelt! Ertappt!)


err Niebel – bleiben Sie bitte stehen; ich bin noch nicht
ertig –, ich möchte Sie daran erinnern, dass sich Ihre
raktion gestern tatsächlich gegen die Unterstützung des
xports erneuerbarer Energien stark gemacht hat und
ass sie dagegen votiert hat.
Noch ein anderer Punkt: Herr Niebel, Sie sprachen

ben davon, wir verstiegen uns in Oppositionsbeschimp-
ungen. Ich halte es nicht für eine Oppositionsbeschimp-
ung, wenn ich Sie daran erinnere, dass Sie persönlich
m Sommer letzten Jahres durch das Land gezogen sind
nd ständig behauptet haben – auch hier im Bundestag –,
er 1. Januar 2005 sei das Datum für den Ausbruch bür-
erkriegsähnlicher Verhältnisse in Deutschland, weil wir
ann Hartz IV einführten. Das ist ein Beispiel für Ihre
olitik der Verunglimpfung von Menschen und dafür,
ie Sie immer wieder versuchen, sich aus Ihrer Verant-
ortung für die Umsetzung notwendiger Reformen zu
tehlen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich möchte noch eine Vorbemerkung machen. Heute
iegen viele Anträge vor allen Dingen von CDU und
SU zur Beschäftigungspolitik vor.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Gute Anträge!)







(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert

Aber es liegt kein einziges Konzept von Ihnen zur Ver-
besserung der Beschäftigungsentwicklung vor. – Ich
weiß, dass Sie einen Pakt vorgelegt haben. Darauf werde
ich gleich zu sprechen kommen.

Ich möchte noch ein anderes Beispiel anführen, das
belegt, dass Sie nicht in der Lage sind, sich substanziell
in die Debatte über die Beschäftigungsentwicklung in
Deutschland einzumischen. Herr Pofalla hat am Anfang
seiner Rede beklagt – Sie erinnern sich sicherlich –, dass
die Bundesregierung über eine Unternehmensteuer-
reform diskutiert. Er hat aber gleichzeitig beredt ver-
schwiegen, dass die Opposition noch nicht einmal in der
Lage ist, über das offenbar verschwundene Bierdeckel-
konzept von Herrn Merz hinausgehende Konzepte für
eine Unternehmensteuerreform in die Debatte einzubrin-
gen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Sag mir, wo die Männer sind! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das liegt doch im Ausschuss! Es liegt alles vor!)


Herr Pofalla, wenn ich mir das alles zu Gemüte führe,
kann ich zu Ihrer gesamten Rede mit den Worten Lich-
tenbergs nur sagen: „Ach, wäre es doch heiße Luft ge-
wesen – es war nur ein wehendes Vakuum.“


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Michael Glos [CDU/CSU]: Wie originell!)


– Ich werde darauf noch zurückkommen.
Meine Damen und Herren, ich finde es richtig, wenn

Sie hier mit Engagement thematisieren, dass wir es mit
über 5 Millionen Arbeitslosen in Deutschland zu tun ha-
ben. Das sind in der Tat wirklich viel zu viele und auch
die Struktur dieser Arbeitslosigkeit lässt keinen in die-
ser Regierung und in Deutschland ruhig bleiben. Das ist
völlig klar. Es ist auch richtig, dass eine stille Reserve
noch hinzuzurechnen ist. Weil diese Reserve still ist,
kann sie natürlich in der Statistik nicht aufgeführt wer-
den. Bei dieser stillen Reserve handelt es sich um Men-
schen, die Arbeit suchen, sich aber nicht melden.

Vor dem Hintergrund dieser Daten kann die eindeu-
tige Botschaft nur lauten: Wir müssen mit den Refor-
men weitermachen. Das ist die Botschaft in der jetzigen
Situation; das ist vollständig klar.

Sie schlagen in Ihren Anträgen einen Pakt mit zehn
Punkten vor. Dazu will ich Ihnen eines sagen: Ganz ab-
gesehen davon, wie sich diese zehn Punkte auf die Be-
schäftigungssituation auswirken – zur Bewertung
komme ich gleich noch –, sind Sie doch diejenigen, die
jetzt über Land ziehen und sich immer wieder von
Hartz IV distanzieren, von einem Gesetz, das nach har-
tem Kampf im Vermittlungsausschuss mit Ihrer Zustim-
mung verabschiedet wurde.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Das stimmt überhaupt nicht!)


– Herr Laumann, auch Sie tun es gerade wieder mit Zwi-
schenrufen. Herr Ministerpräsident Milbradt hat sich da-
von distanziert und auch Herr Rüttgers macht es immer

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(C (D ieder. Wenn man Sie einmal für ein gemeinsames Proekt gewinnt, machen Sie sich immer so schnell wie öglich wieder vom Acker. Deshalb ist Ihr Angebot uch nicht seriös. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Debatte um 5 Millionen Arbeitslose wird bei Ih-
en aber noch in einer ganz anderen Weise instrumenta-
isiert. Die über 5 Millionen arbeitslosen Menschen in
iesem Land werden zum Beispiel von Ministerpräsi-
ent Stoiber zum Kronzeugen genommen für die dumpfe
arole, die Bundesregierung sei schuld am Rechtsextre-
ismus,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Da hat er nur Müntefering zitiert!)


ie Arbeitslosigkeit von über 5 Millionen sei schuld am
iedererstarken der NPD.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist es!)

Ich höre schon wieder: „So ist es.“ – Meine Damen
nd Herren, Sie benutzen diese Debatte für eine ge-
chichtslose, unhistorische Gleichsetzung der politi-
chen und sozialen Situation von 1932 mit der Situation
m Jahre 2005.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zuruf des Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU])


o leben Sie denn? Es ist doch erschreckend, dass Poli-
iker wie Herr Hinsken oder Ministerpräsident Stoiber


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Müntefering! Oder Schröder! Schröder auch! 1998!)


ls Mitglieder der politischen Elite hier einen geschichts-
linden Vergleich in die Welt setzen, der eigentlich
ichts anderes macht, als diejenigen, die von Arbeitslo-
igkeit betroffen sind, gleichzeitig noch zu verunglimp-
en. Sie trauen sich nicht, das hier zu sagen, aber an den
tammtischen in Deutschland thematisieren Sie den Ver-
leich immer wieder. Sie benutzen diese 5 Millionen Ar-
eitslosen für eine solche Propaganda, meine Damen
nd Herren. Das ist unwürdig.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sie wissen, dass das, was Sie sagen, falsch ist!)


Stattdessen sollten Sie sich mal auseinander setzen
it Ihren eigenen Beschlüssen zum Beispiel in Berlin im
ezirk Steglitz-Zehlendorf, wo Sie eine Gedenkveran-
taltung zum 8. Mai dazu nutzen, die Differenzierung
wischen Tätern und Opfern zu verwischen. Gestern
och sagte Ihr Bürgermeister im Bezirk Steglitz-Zehlen-
orf, man könne die Geschichte nicht auf zwölf Jahre
azigeschichte reduzieren.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Da spricht ja das letzte Aufgebot!)


uch das gehört in die Debatte, die Sie um die Arbeits-
osigkeit in unserem Lande führen.






(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist nicht doll angekommen!)

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich feststel-

len: Das ist eine populistische Debatte.

(Michael Glos [CDU/CSU]: Na, so was!)


Trotzdem möchte ich jetzt auf das, was Sie hier inhalt-
lich vorschlagen, eingehen


(Michael Glos [CDU/CSU]: Das wird auch höchste Zeit! Darauf warten wir schon lange!)


und die Frage stellen: Bringt es der Beschäftigungssitua-
tion in Deutschland etwas? Bringt es sie voran? Ist der
Pakt, den Sie uns vorschlagen, ehrlich und wirksam?

Ein Punkt dieses Paktes sieht vor, den Kündigungs-
schutz für viele Menschen zu streichen, indem die
Schwelle entsprechend verändert wird. Ich frage Sie:
Wie sollen dadurch Arbeitsplätze entstehen? Alle Unter-
suchungen der OECD oder wissenschaftlicher Institute
im In- und Ausland belegen hinlänglich – das wissen
auch Sie –, dass der Abbau von Schutzrechten von Ar-
beitnehmern – das gilt gerade für den Kündigungsschutz –
überhaupt nicht dazu beiträgt, die gesamtgesellschaftli-
che Beschäftigungslage zu verbessern. Es ist wahr: Ein
solcher Abbau trägt zu mehr „hire and fire“ bei; aber er
trägt nicht dazu bei – ich wiederhole es –, die Beschäfti-
gungssituation insgesamt zu verbessern.

Sie schlagen vor, die Mitbestimmung in den Betrie-
ben zu schleifen. Auch Sie wissen, dass gerade die Mit-
bestimmung, die Tarifautonomie usw. Deutschland einen
sozialen Frieden beschert, der sich zum Beispiel darin
äußert, dass Konflikte nicht in den Betrieben ausgetra-
gen werden und dass wir die wenigsten Streiktage in
Europa haben. Ich frage Sie mit allem Ernst: Wie soll der
Vorschlag, die Mitbestimmung in den Betrieben zu
schleifen, angesichts der Flexibilität, mit der unsere Be-
triebe auf Krisensituationen reagieren können, zu mehr
Beschäftigung in Deutschland führen?

Sie schlagen vor, die Beiträge zur Arbeitslosenver-
sicherung sofort um 1,5 Prozentpunkte zu senken, ohne
einen Vorschlag zur Gegenfinanzierung zu machen. Wie
stellen Sie sich die Streichung von Einnahmen in Höhe
von 11 Milliarden Euro vor? Sollen alle Maßnahmen der
Wiedereingliederung, der Qualifizierung und der Exis-
tenzgründung gestrichen werden? Ist das die Reaktion
darauf, dass die Arbeitslosigkeit – wir beklagen diese Si-
tuation zu Recht – zu hoch ist? Lautet Ihre Antwort, den
Menschen durch einen arbeitsmarktpolitischen Kahl-
schlag nicht mehr dabei zu helfen, den Weg in den Ar-
beitsmarkt zurückzufinden? Auch das ist keine Lösung
unserer heutigen Arbeitsmarktprobleme.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


Herr Pofalla, schauen Sie sich einmal Ihre beschäfti-
gungspolitischen Vorschläge, durch die die Arbeitslo-
sigkeit von 5 Millionen Menschen abgebaut werden soll,
an, insbesondere den bahnbrechenden Vorschlag in
Punkt 18. Da wird vorgeschlagen, Kleinbetriebe von der

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(C (D flicht zur Bestellung von Sicherheitsfachkräften und etriebsärzten zu entbinden. (Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Das wäre doch gut! – Dirk Niebel [FDP]: Wissen Sie, was das kostet?)


ch glaube, ich brauche das nicht zu kommentieren.
azu, dass sich die Opposition für einen solchen Pakt
insetzt, sage ich: Das ist nicht einmal heiße Luft, son-
ern nur ein Vakuum.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN – Michael Glos [CDU/CSU]: Sie sind sehr weltfremd! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Sie haben keine Ahnung – Dirk Niebel [FDP]: Das kostet den Staat keinen Cent, aber entlastet die Unternehmen enorm!)


Wir müssen uns mit allen Kräften anstrengen – das ist
ichtig –, die Arbeitsmarktsituation zu verbessern und
ie Beschäftigungsquote zu erhöhen. Besonders wichtig
st natürlich, die zu hohe Jugendarbeitslosigkeit zu be-
ämpfen. Der Ausbildungspakt hat zwar gewirkt, aber
icht ausreichend. Meine Damen und Herren von der
DU/CSU, wenn Sie mit einem Pakt initiativ werden
ollen, dann setzen Sie sich bei Ihren Landräten dafür
in, dass landauf, landab weitere Ausbildungsplatzpakte
eschlossen und weitere Ausbildungskonferenzen
urchführt werden. Die Unternehmer dürfen bei der Um-
etzung des Konzepts „Fördern und Fordern“ nicht ver-
essen werden; sie dürfen nicht aus der Pflicht entlassen
erden. Sie müssen dazu gebracht werden, ihre Pflicht,
uszubilden, zu erfüllen. Völlig klar ist: Der Staat steht
n der Verantwortung, was die Schulausbildung anbe-
angt.
Natürlich haben wir Dringlichkeiten. Wir müssen die
eschäftigungsschwelle senken. Das ist schon gesche-
en: Zum Beispiel sind durch die neue Handwerksord-
ung über 16 000 neue Betriebe gegründet worden. Die
eschäftigungsschwelle liegt heute bei 1,6 Prozent. Das
st eine Verbesserung, auch wenn es noch nicht aus-
eicht.
Außerdem müssen wir mehr Brücken in den Arbeits-
arkt bauen. Das ist völlig klar. Wir müssen Existenz-
ründungen weiterhin fördern. Sie beklagen, dass wir
xistenzgründungen – zurzeit sind es 360 000 geförderte –
icht hinreichend fördern. Ich denke, wir haben den rich-
igen Weg – Stichwort Ich-AG – eingeschlagen.
Ich sehe an dem Signal, dass ich gleich zum Schluss

ommen muss, aber ich möchte Ihnen noch eines mit auf
en Weg geben:


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Au ja!)

enn es gilt, den Weg in den Arbeitsmarkt zu fördern,
ann gilt es auch – Frau Merkel, ich sehe Sie da gerade
itzen –,


(Michael Glos [CDU/CSU]: Ach nein, was Sie nicht sagen! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Im Gegensatz zum Bundeskanzler!)







(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert

endlich mit den Fehlern der Vergangenheit aufzuhören.
Frau Merkel, Sie sind, wie Sie selber gesagt haben, auf-
gewacht. Sie haben über Nacht dazugelernt. Das wollen
Sie sich nicht nehmen lassen. Das finde ich auch gut.
Aber Sie haben bei der Arbeitsmarktpolitik etwas We-
sentliches verhindert, nämlich bei den Zuverdienstmög-
lichkeiten als Brücken für Arbeitslose in den Arbeits-
markt.


(Gerd Andres [SPD]: Richtig!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515707300

Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen.


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515707400

Frau Merkel, ich bin froh, dass Sie das so angespro-

chen haben. Wir sollten die Gelegenheit beim Schopf er-
greifen. Menschen finden dann in den Arbeitsmarkt zu-
rück, denke ich, wenn sie in ihrer Eigeninitiative gestützt
werden. Das heißt, sie müssen


(Michael Glos [CDU/CSU]: Sie müssen auf die Präsidentin hören!)


vom Zuverdienst etwas mehr behalten können. Wir
schlagen vor, dass sie jeden zweiten Euro behalten kön-
nen.


(Dirk Niebel [FDP]: Setzen Sie das mal bei der SPD durch!)


Wir werden offen in diese Debatte gehen. Wir hoffen,
die Fehler, die Sie bei Hartz IV durchgesetzt haben, aus-
merzen zu können.


(Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Schon wieder eine Minute gewonnen! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist unglaublich! Auf Wiedersehen!)


Wir wünschen uns Ihre Unterstützung.
Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515707500

Das Wort hat der Kollege Karl-Josef Laumann, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1515707600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich finde es mehr als recht und billig, dass der
Deutsche Bundestag angesichts der Überschreitung einer
weiteren Millionengrenze bei der Arbeitslosigkeit dieses
Thema in den Mittelpunkt der Debatten nicht nur dieser
Sitzungswoche, sondern auch der nächsten Sitzungswo-
chen stellt. Dazu gehört zunächst einmal, dass wir zur
Realität zurückkehren.


(Wolfgang Grotthaus [SPD]: Jetzt bin ich aber mal gespannt!)


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(C (D Ich gehöre dem Ausschuss, der sich mit der Arbeitsarktpolitik befasst – früher der Ausschuss für Arbeit nd Soziales, heute der Ausschuss für Arbeit und Wirtchaft –, seit 14 Jahren an. Ich sage hier ganz klar: Die berschreitung der Fünf-Millionen-Grenze ist der Beeis dafür, dass sich die Probleme, die wir haben, mit er Arbeitsmarktpolitik nicht lösen lassen. (Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Das ist doch richtig! Das sagen wir doch auch!)


Wir haben zu Zeiten unserer Regierung stark auf
BM und FbW gesetzt. Wir haben damals große Anhö-
ungen durchgeführt und uns mit der Frage befasst, wa-
um das alles richtig ist. Sie haben eigentlich immer
och mehr gefordert. Die Wahrheit ist: Wir haben mit
iesen Maßnahmen sicherlich Umbruchsituationen für
inzelne Menschen abgefedert,


(Michael Glos [CDU/CSU]: Aber nur für Einzelne!)


ber dem Arbeitsmarkt haben sie nicht geholfen.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie haben dann auf eine andere Arbeitsmarktpolitik
esetzt. Der Arbeitsmarktpolitik nach Hartz habe ich
unächst einmal sehr offen gegenübergestanden. Ich
and sie spannend. Dabei galt: weg von ABM, weg von
bW und hin zu anderen Maßnahmen, um die Leute in
en ersten Arbeitsmarkt zu bringen. Hartz hat gesagt:
enn ihr das macht, werdet ihr innerhalb von drei Jah-

en zwei Millionen Menschen zusätzlich in Arbeit brin-
en. Das steht im Hartz-Bericht. Das ist bei der Über-
abe des Berichts an den Bundeskanzler am 16. August
002 so gesagt worden. Die drei Jahre sind am
6. August um. Trotzdem haben wir mehr Arbeitslose
ls je zuvor.
Man hat damals gedacht, man könne viele Menschen

ber die so genannten Personal-Service-Agenturen in
en ersten Arbeitsmarkt bringen. Es war die Rede von
50 000 jährlich. Geworden sind es nur etwa 20 000 ins-
esamt. Daran muss man erkennen, dass es nicht funkti-
niert hat.
Dann hat man gedacht, man könne das Problem durch

ch-AGs lösen. Um 500 000 jährlich ging es. Wir haben
chon damals gesagt, dass in einer so arbeitsteiligen
irtschaft, wie wir sie in Deutschland haben, die Pro-
leme in diesen Massen nicht mit Mitteln der Mikroöko-
omie zu lösen sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

o wichtig das in Nischen ist: Die Probleme sind damit
icht zu lösen. Deswegen haben Sie die Zahl auch nicht
rreichen können.
Sie wissen, dass die Menschen in ihrer Angst vor dem
rbeitslosengeld II, nach Auslaufen des Arbeitslosen-
eldes, in die Ich-AG gehen, weil es sonst keine andere
öglichkeit gibt, an monatlich 600 Euro Unterstützung
er Arbeitsverwaltung zu kommen. Das ist die Wahrheit.
as ist aber keine Perspektive. Deswegen ist auch dieses
nstrument gescheitert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Karl-Josef Laumann

Dann haben Sie etwas gemäß Ihren Aussagen ganz

Tolles gemacht – ich war am Anfang sogar der Meinung,
dass das eine gute Idee sei –, nämlich das Programm
„Kapital für Arbeit“, also dass man für die Investitio-
nen, die dafür erforderlich sind, um einen Lehrling zu
übernehmen oder einen Arbeitslosen einzustellen, Kre-
dite zu guten Konditionen bekommt. 120 000 jährlich
sollten auf diese Weise in Arbeit kommen. Das Pro-
gramm ist von der Bundesregierung wegen Erfolglosig-
keit aufgegeben worden. Das ist die Wahrheit.

Jetzt hören wir einmal auf, uns gegenseitig Vorwürfe
zu machen. Wir haben ABM und FbW gemacht und ha-
ben damit nichts erreicht. Es gibt mittlerweile Gutach-
ten, die sagen, dass die Leute, die in ABM waren,
schlechter in den ersten Arbeitsmarkt zurückvermittelt
werden als Leute, die nie in ABM waren. Sie haben an-
deres ausprobiert. Nehmen wir doch einfach einmal zur
Kenntnis, dass sich die Probleme des Arbeitsmarktes mit
arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen nicht lösen lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wenn das nicht geht, müssen wir im Interesse der ar-

beitslosen Menschen in anderen Bereichen handeln. Es
ist ja kein Spaß, vom Arbeitslosengeld II zu leben. Ich
habe heute Morgen noch einmal mit einer Kranken-
schwester telefoniert, deren Mann mir gestern ein Fax
geschickt hat. Er ist Maurermeister und wird jetzt
Arbeitslosengeld II beziehen. Die Frau ist Kranken-
schwester und hat einen Job für 25 Stunden im Monat.
Sie hat aber bei uns im Münsterland keine Chance, auf-
zustocken, weil selbst in dem Bereich der Arbeitsmarkt
zu ist. Es handelt sich um gut ausgebildete Leute mit drei
Kindern. Ich finde, diese Leute haben ganz schlicht und
ergreifend einen Anspruch darauf, dass diese Regierung
und das gesamte Parlament alles tun, um die Rahmenbe-
dingungen für mehr Wachstum in Deutschland zu schaf-
fen und die Weichen entsprechend zu stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Der Pakt für Deutschland, den Roland Pofalla hier

vertreten hat und den wir auch in einen Antrag gegossen
haben, ist dazu nur ein erster Schritt. Wir haben nur des-
wegen zunächst einmal eine Reform des Arbeitsrechts
vorgeschlagen, weil wir dafür keine Gegenfinanzierung
brauchen und auf diesem Gebiet relativ schnell handeln
können, damit durch mehr Flexibilität eine Aufbruch-
stimmung in der Wirtschaft entsteht.

Es gehört aber hierzu auch noch anderes, liebe Leute,
sonst hätten wir das Problem ja sehr schnell gelöst. Herr
Minister Clement, Sie wissen doch so gut wie ich, dass
wir bei den Löhnen nicht mit anderen Ländern konkur-
rieren können, wenn wir weiterhin so leben wollen wie
jetzt. Auch bei den Ausgaben für Sozialleistungen wer-
den wir nicht mit anderen konkurrieren können. Gleich-
zeitig wird aber durch eine ideologisierte Energiepolitik
auch noch dafür gesorgt, dass in Deutschland mittler-
weile auch der Produktionsfaktor Energie der teuerste in
Europa ist. Das würde sich politisch schnell lösen lassen,
indem man die Förderung regenerativer Energien wieder
auf ein normales Maß zurückschraubt.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen des Abg. Werner Schulz [Berlin] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


st das denn zu viel verlangt? Das könnten wir morgen
m Deutschen Bundestag beschließen.


(Werner Schulz [Berlin] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das soll der Hauptfaktor für die Arbeitslosigkeit sein?)


s ist doch niemand gegen regenerative Energien. Aber
ir haben ihre Propagierung überdehnt. Wir bauen
indkraftanlagen in Gegenden, wo sie nie wirtschaftlich
rbeiten werden. Lassen Sie uns doch diese Förderung
ieder auf ein normales Maß zurückschrauben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Werner Schulz [Berlin] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein armseliges Argument!)


In diesem Jahr erreicht die Höhe der Förderung für
egenerative Energien zum ersten Mal die der Stein-
ohleförderung, nur mit dem Unterschied, dass mit der
teinkohle x-mal so viel Strom erzeugt wird wie mit re-
enerativen Energien. Ich hätte mir nie träumen lassen,
ass ich hier im Bundestag einmal feststellen muss, dass
ie Förderung von deutscher Steinkohle, der ich auf-
rund eines Bergwerkes in meinem Wahlkreis verbun-
en bin, wirtschaftlicher ist als die einer Energieart, die
on Rot-Grün gepuscht wird. Das können wir uns ein-
ach nicht mehr erlauben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen des Abg. Werner Schulz [Berlin] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Es gibt einen weiteren Punkt, Herr Clement, bei dem
ir sehr schnell etwas ändern könnten, nämlich beim
nergiewirtschaftsgesetz.


(Werner Schulz [Berlin] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja Untertageideologie!)


s liegt vor, aber man streitet darüber und verabschiedet
s nicht. Sie wissen doch, dass in den nächsten Jahren in
eutschland rund 40 000 Megawattstunden Kraftwerks-
eistung ersetzt werden müssen. Mit den diesbezüglichen
berlegungen der Energieversorger hängen auch erheb-
iche Investitionen in die Netze zusammen. Investitionen
n Milliardenhöhe werden aber zurzeit nicht getätigt,
eil die Rahmenbedingungen, die durch ein solches Ge-
etz geschaffen werden müssen, einfach nicht klar sind,
eil Sie sich in der Regierung streiten. Setzen Sie doch
iese Investitionen frei, indem Sie Rahmenbedingungen
orgeben. Wenn diese Investitionen getätigt werden, ent-
teht Wachstum, haben die Bauarbeiter wieder Arbeit,
ird die Industrie angekurbelt, haben die Maschinen-
auer wieder zu tun. Das wäre leicht machbar. Warum
lso kriegen Sie dieses Gesetz nicht einfach hin? Es wäre
chön, wenn Sie darauf gleich einmal eine Antwort ge-
en könnten, Herr Minister.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich begreife nicht, wie man in unserer Lage nur rein

deologisch von Zukunftsbereichen sprechen kann, in
enen wir gutes Geld verdienen können. Herr Brandner,






(A) )



(B) )


Karl-Josef Laumann

die IG Metall macht jetzt eine Kampagne nach dem
Motto „Nicht billiger, aber besser“. Ich unterstreiche
diese Kampagne. Aber wenn man eine solche Kampagne
macht, dann muss man doch für Zukunftsfelder wie die
Grüne Gentechnologie sein und darf sie nicht mit einer
falschen Gesetzgebung aus dem Land treiben. Aber auf-
grund der Veröffentlichungspflicht in Bezug auf die An-
bauflächen, die Sie letzten Endes durchgesetzt haben,
findet sie in Deutschland nicht mehr statt. Schauen Sie
sich doch bei Bayer, BASF und überall sonst um! Sie
wissen es doch! Warum machen Sie diesen Wahnsinn
mit, wenn 5 Millionen Menschen in Deutschland auf Ar-
beit, Einkommen und soziale Sicherung warten?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Was machen Sie? Sie lassen die Beratung eines Anti-

diskriminierungsgesetzes in diesem Bundestag zu, das
die kleinen Spielräume, die Sie im Arbeitsrecht geschaf-
fen haben, wieder zuschüttet. Ich sage Ihnen: Die Kos-
ten, die den Firmen durch dieses Gesetz entstehen, wer-
den die Löhne weiter drücken und die Bereitschaft zu
verlagern eher erhöhen als senken. Ein solches Gesetz
passt zurzeit überhaupt nicht in die Landschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Was machen Sie? Heute Morgen lese ich in der Zei-

tung – ich dachte, ich bin noch nicht richtig wach –, dass
ein Gesetz zur Förderung der Steuerehrlichkeit in Vorbe-
reitung ist. Da feiert der Wahnsinn ja fröhliche Urstände!
Vereinfachen Sie das Steuerrecht, dann brauchen Sie
nicht noch mehr Gesetze; denn mehr Bürokratie und
mehr Kontrolle führen zu weniger Freiheit und weniger
Möglichkeiten, das Land voranzubringen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Zu den Zuverdienstgrenzen bei Hartz IV sage ich

Ihnen eines, Frau Dückert: Wir haben die Minijobs
durchgesetzt und das ist das Einzige, was bei Hartz IV
funktioniert.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben den Zuverdienst extrem verschlechtert!)


Wir brauchen – da bin ich genau Ihrer Meinung – einen
vernünftigen Zuverdienst beim ALG II, weil die Lage
auf dem Arbeitsmarkt so ist, wie sie ist, und die Leute
keine Jobs finden. Ich bin ganz klar der Meinung, dass
die alte Regelung mit einem Freibetrag von 160 Euro
kein Anreiz war, immer mehr zu arbeiten und aus der
Arbeitslosigkeit herauszukommen. Deswegen kann ich
mir – da habe ich meine Fraktion hinter mir; wir haben
das besprochen – eine Kombination aus einem kleineren
Freibetrag und einem prozentualen Anteil gut als Lösung
vorstellen. Aber wir müssen dabei auch bedenken, dass
Arbeitslosengeld II plus Zuverdienst im Ergebnis nicht
höher liegen darf als das, was Menschen in mittleren
Lohngruppen an Nettolöhnen erreichen. Da gibt es logi-
sche Grenzen, die man im Auge haben muss.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Andres? (Dirk Niebel [FDP]: Fragt er jetzt als Staatssekretär oder als Gewerkschaftssekretär?)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515707700


Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1515707800

Ja, die Zwischenfrage gestatte ich noch; dann muss

ch aber Schluss machen.

Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1515707900

Ich wollte nur fragen, Herr Kollege Laumann, ob Sie

ich an die gemeinsamen Verhandlungen im Vermitt-
ungsausschuss erinnern können und daran, dass eine
ernünftige Zuverdienstregelung ausgerechnet an Ihrer
eite gescheitert ist. Können Sie das bestätigen?

Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1515708000

Nein. An unserer Seite ist nur eines gescheitert: die
iedereinführung eines Freibetrags. Wir wollen eine
rozentuale Regelung. Wenn wir die Dinge in diesem
inne gemeinsam ändern, ist das in Ordnung. Die Leute
ollen nichts von Rechthaberei hören, sondern sie wol-
en die Probleme gelöst haben. Dazu leisten wir unseren
eitrag.
Danke schön.

(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Bei fall bei der FDP – Lachen bei der SPD)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515708100

Das Wort hat der Kollege Wolfgang Grotthaus, SPD-

raktion.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Wolfgang Grotthaus (SPD):
Rede ID: ID1515708200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Bei manchen Redebeiträgen bedarf es schon ei-
iger Kraft, ruhig zuzuhören und die Gefühle unter Kon-
rolle zu bekommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ie Haltung der Opposition zu ihren Anträgen lautet
ach dem, was ich gehört habe: Folgt unseren Anträgen
nd ihr werdet blühende Landschaften in Deutschland
ekommen. Blühende Landschaften wurden schon ein-
al versprochen. Was daraus geworden ist, kann man
eute sehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Als ich Ihren Antrag und insbesondere die Überschrift

Weichen stellen für eine bessere Beschäftigungspolitik
Wachstumsprogramm für Deutschland“ gelesen habe,
abe ich mich gefragt: Um welches Wachstum geht es
nd wie kann es erreicht werden? Nach einigen Diskussi-
nsbeiträgen aus der Wirtschaft habe ich festgestellt,
ass damit genau das Wachstum gemeint ist, das Herr
ckermann von der Deutschen Bank propagiert: Die Er-
ragsrate soll auf 25 Prozent erhöht werden – zulasten der
itarbeiterinnen und Mitarbeiter seines Unternehmens.






(A) )



(B) )


Wolfgang Grotthaus

Ich sage in aller Deutlichkeit: Dem werden wir nicht fol-
gen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In der Konsequenz würde dies die Aufgabe der Ar-
beitnehmerrechte, die Reduzierung des Kündigungs-
schutzes und der Mitbestimmungsrechte sowie die Auf-
gabe des Arbeitsschutzes von Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern bedeuten. Aus unserer Sicht wird an die-
sen Punkten deutlich, wohin die Reise gehen soll.

Natürlich – da liegen wir mit Ihnen auf einer Linie –
müssen Unternehmen Gewinne erzielen. Aber ich frage
einmal sehr offen: Wer erarbeitet eigentlich diese Ge-
winne? Es sind im Wesentlichen die Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer. Deshalb soll es dabei bleiben, was
auch von uns in den letzten Jahren immer wieder propa-
giert worden ist: Wir wollen die Gleichstellung von Hu-
man- und Finanzkapital im Arbeitsleben, die heute nicht
immer gewährleistet ist. Dieses Ziel werden wir weiter
verfolgen. Davon werden der Arbeitsmarkt und auch die
Unternehmen profitieren.

Ich will auf einige wenige Punkte Ihres Antrags ein-
gehen. Sie fordern unter Punkt 6:

… im Tarifvertragsgesetz klarzustellen, dass es Un-
ternehmen möglich ist, Langzeitarbeitslose im ers-
ten Jahr ihrer Beschäftigung unter Tarif zu entloh-
nen.

Dies höhlt praktisch die Tarifhoheit der Tarifvertragspar-
teien aus. Ich frage mich manchmal, wie weit Sie vom
Arbeitsleben entfernt sind.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Wir nicht!)

Haben Sie sich einmal die Verdienste in den unteren
Lohngruppen der einzelnen Bereiche angeschaut? Sie
liegen zum Teil unterhalb des Sozialhilfeniveaus.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Es gibt in den Betrieben Kolleginnen und Kollegen, die
150 Stunden im Monat arbeiten und trotzdem Zuschüsse
zum Lebensunterhalt bekommen. Und Sie wollen wirk-
lich fordern, dass der Verdienst noch darunter liegt? Ha-
ben Sie sich eigentlich einmal überlegt, wie hoch die Ge-
hälter in bestimmten Bereichen sind?

Ich finde es teilweise – dieses Wort geht mir ansons-
ten nur schwer über die Lippen – menschenverachtend,
was in Ihrem Antrag gefordert wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Im Punkt 7 Ihres Antrags fordern Sie:

… das Kündigungsschutzgesetz für Neueinstellun-
gen bei Unternehmen, die weniger als 20 Arbeit-
nehmer beschäftigen,

– die FDP fordert eine Grenze von 50 Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmern –

auszusetzen … Bei Neueinstellungen muss eine Be-
fristung bis zu vier Jahren möglich sein.

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(C (D Wie sollen sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitneher mit einem Betrieb identifizieren und ihre Arbeitseistung zum Nutzen des Betriebes einbringen, wenn sie berhaupt keine soziale Sicherheit haben? Wenn sie vier ahre nicht wissen, ob sie weiterbeschäftigt werden, ann muss man schon fragen, wie sich diese Menschen it dem Betrieb identifizieren sollen und was das Leitild dieses Betriebes ist. Darüber machen Sie sich aber eine Gedanken. ie sagen einfach, dass Sie Wachstum wollen, und zwar ulasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Sie fordern weiterhin, „die kostentreibenden Teile des esetzes zur Reform des Betriebsverfassungsgesetzes urückzunehmen“. Arbeitnehmerrechte betrachten Sie lso als kostentreibend. Ich habe Ihnen gerade schon einal gesagt: Es geht darum, dass sich die Stellung der Areitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Vergleich zum apital nicht verschlechtert. Wir wollen den sozialen rieden in dieser Republik aufrechterhalten. Vergleihen Sie einmal die Anzahl der Arbeitsstunden, die in eutschland durch Streik ausgefallen sind, mit der aus nderen europäischen Ländern. Dass in dieser Republik ie Zahl so gering ist, liegt an den Rechten der Arbeitehmerinnen und Arbeitnehmer. Dies ist auch ein Verienst der Tarifvertragsparteien. Diese Tatsache können ie doch nicht so einfach ignorieren. Deshalb sagen wir uch zu diesem Vorschlag Nein. Sie fordern ferner, „dass der Anspruch von Leihar eitnehmern auf gleiche Arbeitsbedingungen und das leiche Arbeitsentgelt erst nach zwölf Monaten Beschäfigung greift“. Damit schaffen Sie Arbeitnehmerinnen nd Arbeitnehmer zweiter Klasse. Dies kann nicht hinenommen werden. Wir werden dieser Forderung eine lare Absage erteilen. Ich habe nur zu einigen wenigen Punkten Stellung be ogen. Ich möchte Ihnen aber noch eine Empfehlung geen. Gehen Sie in die Betriebe, erzählen Sie das den enschen in den Betrieben. (Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Jede Woche!)


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Doch!)


Herr Laumann, gehen Sie in eine Betriebsversamm-
ung.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Es sind ja immer weniger da, mit denen man reden kann!)


ch sage es Ihnen so, wie wir im Ruhrgebiet reden: Die
eschäftigten werden Sie mit dem Knüppel aus der Be-
riebsversammlung hinausprügeln; Sie werden sich in
en Büros der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber wie-
erfinden. Aber auch diese haben mit Ihrem Antrag
ichts am Hut: Sehen Sie sich einmal die Position von
errn Thumann zum Kündigungsschutzgesetz an.
Wir sagen zu Ihren Anträgen: Damit werden Arbeit-

ehmerrechte eingeschränkt. Das ist die vordergründige
ichtung. Es geht nicht um die Belebung des Arbeits-
arktes oder um Wachstum; vielmehr wollen Sie die






(A) )



(B) )


Wolfgang Grotthaus

Gelegenheit nutzen, Arbeitnehmerrechte in dieser Repu-
blik einzuschränken. Dem stimmen wir nicht zu. Von da-
her werden wir Ihren Antrag gleich ablehnen.


(Beifall bei der SPD)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515708300

Das Wort hat der Kollege Rainer Brüderle, FDP-Frak-

tion.

Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1515708400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es gibt

einen bedrückenden Nachkriegsrekord bei der Ar-
beitslosigkeit. Laut amtlicher Statistik beträgt sie über
fünf Millionen, aber die Wahrheit ist viel schlimmer:
Wir haben sechs bis sieben Millionen Arbeitslose, weil
wir etwa in ABM befindliche Personen gar nicht mit er-
fassen. Ich zitiere den Kommentar von Herrn Clement
aus der „Wirtschaftswoche“: Jetzt kommt die Wahrheit
ans Licht.

Jetzt frage ich mich, Herr Clement, was von den An-
kündigungen zu halten ist, die Sie in der Vergangenheit
geäußert haben, so im Januar 2003: Ich gehe davon aus,
es gelingt, auf unter vier Millionen zu kommen. – Im
Oktober 2003 verkündeten Sie: Die Arbeitslosigkeit
wird sich 2004 langsam, aber sicher deutlich nach unten
bewegen. Wir haben die Talsohle durchschritten. – Im
Januar 2004 sagten Sie: Ich bin überzeugt, dass wir die
Arbeitslosigkeit in geraumer Zeit halbieren können.

All das waren Ankündigungen und Kommentare von
Herrn Clement. In Wahrheit ist es jedoch nicht besser,
sondern schlimmer geworden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir müssen uns fragen, weshalb das so ist. Weshalb ist
in Europa, beispielsweise in Großbritannien, in den Nie-
derlanden und in Schweden, die Arbeitslosigkeit etwa
halb so hoch wie in Deutschland? Was machen sie an-
ders als wir? Dies kann nicht an der Weltwirtschaft lie-
gen, denn die Holländer, Briten und Schweden arbeiten
in der gleichen Weltwirtschaft wie wir Deutschen. Es
gibt nicht zwei, eine sonnige, die es den anderen erlaubt,
erfolgreicher zu sein, und eine bösartige, die es uns
schwer macht.


(Beifall bei der FDP)

Es liegt daran, dass elementare ökonomische Zusam-

menhänge ignoriert werden. Arbeitsplätze entstehen
nicht durch rote Fahnen am 1. Mai, sondern dadurch,
dass Frauen und Männer Geld in die Hand nehmen, in
ein Geschäft gehen, etwas nachfragen, etwas kaufen; zur
Herstellung dessen, was nachgefragt wird und gekauft
werden will, werden andere Frauen und Männer benö-
tigt. So entstehen Arbeitsplätze.

Warum tun sie es in Deutschland nicht? Bei uns
nimmt das Angstsparen sprunghaft zu. Sparen ist an sich
nichts Schlechtes, aber im vierten Jahr der Stagnation
der Binnenwirtschaft – im letzten Halbjahr hatten wir
nicht nur Stillstand, wie die gestern veröffentlichten
Zahlen belegt haben, sondern sogar einen Schrump-

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(C (D ungsprozess – schadet es. Das liegt daran, dass die enschen kein Vertrauen haben und es keine Berechenarkeit gibt. Nicht nur die von Ihnen verfolgte Steuerkonzeption st Murks; vielmehr verunsichern Sie die Menschen peranent. err Clement verkündet in der Talkrunde, die Unternehensteuern müssten zusätzlich gesenkt werden, wähend Herr Eichel sagt, das komme nicht in die Tüte und ei nicht drin. Frau Simonis will die Mehrwertsteuer auf 9 Prozent erhöhen und ein Steuererhöhungspaket im mfang von 20 Milliarden Euro draufsatteln und beim etriebsübergang die Vermögenund die Erbschaftteuer erhöhen. Angesichts dessen sollte sich niemand undern, dass die Menschen bei uns kein Vertrauen haen und nicht mehr Geld ausgeben. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


In einer Republik, die sich primär mit dem Dosen-
fand, mit der Ökosteuer, mit Antidiskriminierungsgeset-
en und Gentechnikverhinderungsgesetzen beschäftigt,
ann kein Vertrauen aufkommen und kein Fortschritt für
ehr Arbeitsplätze in Deutschland ausgelöst werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


eshalb ist es zentral, sich darauf zurückzubesinnen, wie
ine erfolgreiche Wirtschaftspolitik auszusehen hat und
ie es die anderen machen.
Der Staatsanteil in Deutschland ist zu hoch; er beträgt

ast 50 Prozent. Außer Kuba und Nordkorea glaubt kei-
er mehr, dass man die Wirtschaft mithilfe eines hohen
taatsanteils in Gang bringen kann. Überall in der Welt
st man eher marktwirtschaftlich orientiert.
Die Wirtschaft ist überreglementiert. Nicht einmal

en Ladenschluss können Sie abschaffen, weil die Ge-
erkschaften dagegen sind. Geben Sie den Ländern
och die Kompetenz, darüber in eigener Zuständigkeit
u entscheiden! Aber das schaffen Sie nicht.


(Beifall bei der FDP)

Die Masterpläne von Clement enthalten große An-

ündigungen, zeitigen aber Miniergebnisse, wenn über-
aupt etwas dabei herauskommt. Die Öffnung des Ar-
eitsmarktes gelingt Ihnen nicht, weil Sie weiterhin in
ller Stille Regelungen verteidigen, von denen Sie wis-
en, dass sie für diejenigen sieben Millionen Menschen,
ie draußen stehen, keine Chance bieten, in den regulä-
en Arbeitsmarkt zu gelangen. Sie machen mit den Ge-
erkschaften nur Arbeitsmarktkonzepte für den
closed shop“, also für diejenigen, die drinnen sind; aber
ie geben denjenigen, die draußen stehen und auch
offnung und Perspektive haben wollen, keine Chance,
ineinzukommen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Sie haben nicht die Kraft, die sozialen Sicherungssys-

eme wirklich wieder zu seriösen Sicherungssystemen zu






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle

machen. In der Gesundheitspolitik sind Sie nicht zu ech-
ten Kurskorrekturen bereit, sondern kleben weiter Heft-
pflaster auf die Wunden. Sie behelfen sich mit schönen
bunten Luftballons und tollen Illusionen, aber die Kern-
probleme werden nicht gelöst. Auch die Alterssicherung
wird nicht seriös angepackt. Frauen in Deutschland ha-
ben, statistisch gesehen, noch 1,2 Kinder; die Gesell-
schaft wird immer älter. Eine Umlagefinanzierung – –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515708500

Herr Kollege, Ihre Redezeit ist zu Ende.

Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1515708600

Erlauben Sie mir, dass ich wie die anderen Kollegen,

die natürlich von einer anderen Couleur waren, meinen
letzten Satz noch zu Ende spreche.

Eine solche Finanzierung kann nicht ohne deutlich
mehr Kapitaldeckung funktionieren. Wenn Sie diese
Kernprobleme der Republik nicht lösen, dann werden
Sie keine Arbeitsplätze schaffen. Wenn Sie weiterhin
bunte Luftballons steigen lassen und die Menschen mit
der Illusion abspeisen, Sie könnten grundlegende Pro-
bleme mit Etiketten lösen, dann werden Sie das Ver-
trauen in den Staat und in die Parteiendemokratie weiter
unterminieren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515708700

Das Wort hat der Bundesminister für Wirtschaft und

Arbeit, Wolfgang Clement.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft

und Arbeit:
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich muss zugeben, dass es mir nicht nur diese
Debatte sehr schwer macht, sondern dass auch dieser
Monat für mich sehr schwer ist. Herr Kollege Pofalla,
ich bitte um Nachsicht: Wenn Sie noch einmal über das
nachdenken, was Sie gesagt haben, dann werden Sie si-
cherlich nachvollziehen können, dass ich sehr auf den
März hoffe.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dirk Niebel [FDP]: Kalauer! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ein Feuerwerk der Rhetorik!)


Es war ganz bezeichnend, wie Herr Kollege Laumann
den hier vorgetragenen Zehnpunkteplan sehr diploma-
tisch als einen ersten Schritt gekennzeichnet hat. In
Wahrheit ist er reif für den Aktenordner. Dort wird er
auch landen, nicht aber in der Realität.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Wir sind hier doch nicht im Untersuchungsausschuss!)


Voller Begeisterung habe ich den Auftritt von Herrn
Laumann miterlebt, weil ihm etwas gelungen ist, was
mir nie gelungen ist: bis hin zur FDP rauschenden Bei-
fall für die Steinkohle zu bekommen.


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(C (D (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dirk Niebel [FDP]: Nein, das haben Sie falsch verstanden!)


Es tut mir Leid, aber Sie haben an dieser Stelle wirk-
ich geklatscht.


(Dirk Niebel [FDP]: Aber nur, weil die Förderung nicht so hoch werden soll!)


in Münsterländer, der hier für die Steinkohle wirbt, war
ür mich wirklich sehr bezeichnend.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Was Sie hier machen, ist Satire!)


Die Situation in Deutschland ist durch die Schlagzeile
ut gekennzeichnet, die heute in der „Welt“ zu lesen ist:
Deutsche Unternehmen bleiben zweckoptimistisch“.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Lesen Sie doch lieber den „Vorwärts“!)


iese Schlagzeile besagt – ich sehe einmal von den alten
egeln ab, dass zwischen Nachricht und Kommentar zu
rennen sei –, dass wir in Deutschland noch optimistisch
ein und Zuversicht haben dürfen, wenn auch nicht mit
inem guten Gewissen. In dem Artikel ging es um eine
IHK-Umfrage – im Gegensatz zu sonst haben Sie sie
eute nicht erwähnt – unter mehr als 25 000 Unterneh-
en. Nach dieser Umfrage sagte die DIHK, es bleibe bei
iner Wachstumserwartung von 1,5 Prozent und es gebe
keinen Anlass zu Pessimismus“:

Die Stimmung der Betriebe habe sich weiter ver-
bessert. Im Gegensatz zu einigen Wirtschaftsfor-
schern hält der Verband die Sorge vor einem Abrut-
schen in die Rezession für unbegründet. „Es gibt
keine Rezessionsgefahr“, sagte Chefvolkswirt Axel
Nitschke. Im Gegenteil: „Der Wachstumspfad ist
breiter geworden.“ Die Inlandsnachfrage nehme so
stark zu, daß Exportrückgänge kompensiert werden
könnten.

Dies ist das heute veröffentlichte Ergebnis einer
IHK-Umfrage.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wir reden von den Zweigbetrieben im Ausland!)


or diesem Hintergrund ist manches dessen, was in die-
er Debatte geschildert worden ist, neben der Realität.
ie Situation, mit der wir zu tun haben, ist sehr kompli-
iert.
Diese Stärken der deutschen Volkswirtschaft las-

en sich in ganz wenigen Begriffen beschreiben: Export-
rfolge wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepu-
lik, also die höchsten Leistungsbilanzüberschüsse, eine
ewinnsituation gerade bei den international agierenden
nternehmen wie noch nie zuvor – die Gewinnsituation
at übrigens auch mit der Kostenreduktion in den Betrie-
en zu tun, nicht zuletzt zulasten des Personals –, eine
oderate Lohnstückkostenentwicklung seit Mitte der
0-er Jahre – bei den Lohnstückkosten sind wir unseren
achbarn weit überlegen – und eine große Flexibilität in
en Betrieben.






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

Zu Letzterem fordern Sie immer noch – das werden

Sie noch bis an das Ende Ihrer Tage tun –, betriebliche
Bündnisse gesetzlich abzusichern.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das hat doch Schröder selber gesagt!)


Wir haben in den Betrieben eine Flexibilität, die so hoch
ist wie in kaum einem unserer Nachbarstaaten.
50 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland arbeiten
bereits auf der Basis von flexiblen Arbeitszeiten.
40 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland arbeiten
mit Arbeitszeitkonten. Die brauchen Ihre Gesetzgebung
nicht. Sie rufen doch ständig: Verzichtet auf Gesetzge-
bung! Verzichten Sie doch auf diesen Unsinn, den Sie
ständig verbreiten!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Hinzu kommt übrigens eine Steuerquote in Deutsch-
land, die nach derjenigen in Slowenien und der Tsche-
chischen Republik die niedrigste in der Europäischen
Union ist.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Stimmt doch nicht! Arbeitslose zahlen keine Steuern!)


– Regen Sie sich nicht auf! Rechnen Sie einfach nach! –
Die Abgabenquote, also Steuern plus Lohnnebenkosten,
liegt ganz gering über der von Großbritannien und ist
deutlich besser als die der vergleichbaren Industriena-
tionen. – Das sind die Stärken; nur damit wir uns einmal
klar werden, worüber wir reden.

Dann kommen wir zu den Schwächen.

(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist die Regierung!)

Eine Schwäche ist das zu geringe Wachstum. Das
Wachstum ist ungefähr so hoch – Herr Austermann, das
können Sie gleich in Ihre Rede mit einbeziehen –, wie es
durchgehend in den 90-er Jahren war.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Minus 0,2 Prozent?)


So weit sind wir. Dieses Wachstum ist, wie Sie wissen,
nicht hoch genug.

Herr Pofalla, solche Vergleiche, wie Sie sie vorhin ge-
zogen haben, bei denen Sie 70 Jahre zurückgegangen
sind, sollten Sie nicht anstellen. Schauen Sie wirklich
einmal 70 Jahre zurück und schauen Sie, wie hoch 1998
die Arbeitslosenzahlen waren!

Aber das bringt uns nicht weiter. Der Arbeitsmarkt ist
in einem bedrückenden Zustand. Die Arbeitsmarktzah-
len werden im Februar – ich will das sehr deutlich sa-
gen – deutlich schlechter sein, als sie es bisher schon
sind. Das hat, wie alle wissen, natürlich damit zu tun,
dass wir jetzt die tatsächlich erwerbsfähigen und die an-
geblich erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger in die Ar-
beitsvermittlung aufnehmen. Es sind uns von kommuna-
ler Seite offensichtlich Tausende von Menschen in die
Arbeitsvermittlung überwiesen worden, zu denen uns
die Krankenversicherer inzwischen mitteilen, dass diese
Menschen nicht arbeitsfähig sind.

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(C (D (Dirk Niebel [FDP]: Da hätte man vielleicht die kommunale Trägerschaft wählen sollen! Dann wäre das nicht passiert!)


as sind Suchtkranke und Komakranke sowie Men-
chen, die schwerste Behinderungen haben. Es gibt dort
eilweise wirklich einen Wildwuchs, der jetzt in einer
ehr ernsthaften Art und Weise abgearbeitet werden
uss. Dann werden wir langsam, aber sicher wieder ei-
en Überblick über die wirkliche Situation bekommen.
Das Problem, über das wir eigentlich reden müssen
Herr Kollege Laumann, damit sind wir beim Thema
Wachstum und Beschäftigung“ –, hat heute Herr
ansleben, der Hauptgeschäftsführer des DIHK, ange-
prochen. Er hat nämlich gesagt: Der Keilriemen zwi-
chen Konjunktur und Arbeitsmarkt ist gerissen. – Darin
iegt in Deutschland ein Problem. Deshalb brauchen wir
ehr wohl ein höheres wirtschaftliches Wachstum; aber
ir brauchen auch die Fortsetzung dieses Wachstums in
er betrieblichen und unternehmerischen Praxis. Da-
über reden wir.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Handeln!)

Deshalb ist es nicht richtig, wenn Herr Laumann sagt,
ir bräuchten keine Beschäftigungspolitik, denn damit
ei nichts zu erreichen. Wir brauchen vielmehr beides:
ir brauchen eine wirkliche Wachstumspolitik und wir
rauchen zusätzlich eine Arbeitsmarkt- und Beschäfti-
ungspolitik, die den gegenwärtigen Herausforderungen
ewachsen ist.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Sie machen keines von beiden!)


as bedeutet die Umsetzung von Hartz IV. Aus Zeit-
ründen kann ich jetzt nicht all das, was damit zusam-
enhängt, ansprechen.
Ich will Ihnen nur eines sagen: Wie Sie, Herr Kollege

aumann, über die Ich-AG reden, ist falsch. Ich bitte Sie
irklich, einmal nachzulesen, was ernst zu nehmende
eitungen dazu berichten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


n Wahrheit ist es ermutigend, dass Menschen als einen
eg aus der Arbeitslosigkeit den Weg in die Selbststän-
igkeit wählen.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Klar!)

Ihnen passt das nicht; ich weiß das. – Aber wenn Sie
ich die bisherigen Untersuchungsergebnisse anschauen,
ann werden Sie zugeben müssen: Es gibt keine Zahl,
ie ein schlechteres Abschneiden der Unternehmens-
ründungen aus der Arbeitslosigkeit signalisiert, als dies
ei normalen Unternehmensgründungen, die aus Hoch-
chulen, Schulen oder von anderer Stelle aus erfolgen,
er Fall ist. Es gibt hier keinen signifikanten Unter-
chied.
Deshalb ist das, was Sie dazu sagen, wirklich falsch.

ie gehen einen falschen Weg, wenn Sie diese Einrich-
ungen in Bausch und Bogen ablehnen. Das Gleiche gilt






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

für Minijobs und Midijobs. Das Gleiche gilt für die Zeit-
und die Leiharbeit.


(Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Minijobs haben wir doch eingeführt!)


– Sie haben damals zugestimmt; das ist in Ordnung.
Aber das ist doch trotzdem richtig.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sie haben sie abgeschafft!)


– Ich habe keine Lust, über die Fehler, die alle irgendwie
begangen haben, zu sprechen.


(Dirk Niebel [FDP]: Was wollen Sie dann in der Zukunft machen?)


Das ist die Beschäftigungspolitik, die wir brauchen.
Die wird praktiziert. Herr Niebel, wir werden in diesem
Jahr zu dem Ergebnis kommen – Sie halten ja das Schild
der Arbeitsagentur nicht hoch; deswegen will ich das an-
sprechen –, dass wir die Jugendarbeitslosigkeit – das
ist die Bemühung, um die es geht und an der in anderer
Weise mitgewirkt werden muss, als nur die immer glei-
chen Rituale in den Diskussionen zu vollziehen, wie es
hier der Fall war – so weit senken, dass ein Jugendlicher
in der Regel nicht länger als drei Monate im Jahr arbeits-
los ist. Das hatte ich angekündigt. Es gibt immer ein paar
Zitate, die – um mit Herrn Glos zu sprechen – aus dem
Zusammenhang gerissen werden. Ich habe natürlich
nicht davon gesprochen, die Arbeitslosigkeit in diesem
Jahr um 20 Prozent zu senken, sondern davon, dass wir
die Reduzierung der Arbeitslosigkeit in dieser Höhe
durch den Kurswechsel, den wir in der Arbeitsverwal-
tung durchgeführt haben, erreichen werden.

Ein zweites wichtiges Thema in diesem Zusammen-
hang ist, was im Rahmen des Ausbildungspaktes ge-
schehen wird und was wir gemeinsam mit allen, die da-
ran teilnehmen und guten Willens sind, tun können,
damit junge Leute einen Ausbildungsplatz bekommen
und wir in diesem Bereich Fortschritte erzielen.

Auch will ich in aller Deutlichkeit sagen: Natürlich
brauchen wir auch Unternehmerinnen und Unternehmer,
die das wirtschaftliche Wachstum und die Chancen, die
die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland bietet,
zur Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätze nut-
zen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Diese Unternehmen und Arbeitgeber, von denen wir die
besten erst neulich ausgezeichnet haben, gibt es in
Deutschland; dafür gibt es viele Beispiele.

Die Zeit, in der die Produktionskosten in Deutsch-
land gesenkt wurden, ist langsam zu Ende. Langsam,
aber sicher befinden wir uns in einer anderen Phase. Die
Arbeitnehmer haben dafür viele Opfer gebracht. Aber
wir sind längst an dem Punkt, an dem sich eine Produk-
tionsverlagerung aus ökonomischen bzw. betriebswirt-
schaftlichen Gründen für die meisten Unternehmen nicht
mehr rechnet. Deshalb sind die Bilder, die Sie in diesem
Zusammenhang an die Wand malen, meines Erachtens
falsch.

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(C (D Was wir als Erstes tun müssen, ist, die Wachstumsräfte zu stärken. Das tun wir, indem wir den Kurs der eformen, den wir in Deutschland – ohne Ihre Zustimung – eingeschlagen haben, fortsetzen. Dazu gehört, ass wir uns auch die Unternehmensteuerreform anchauen. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Nur anschauen?)


abei wird es keinen Widerspruch zwischen dem Kolle-
en Eichel und mir geben. Wir werden den Sachverstän-
igenrat bitten, auf unsere konzeptionellen Fragen zu
ntworten und dazu Vorschläge zu erarbeiten.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wann denn?)

Das geschieht sofort und umgehend. Machen Sie sich
eine Sorgen, Herr Kollege. Der Sachverständigenrat
urde bereits gebeten, dies zu tun. Darüber hinaus wer-
en wir auch mit dem Präsidenten des BDI sprechen.

(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Der Sachver ständigenrat macht jetzt also die Gesetze!)

Sie haben dazu ja keine Konzepte entwickelt, auf die
ir hätten zurückgreifen können. Sie haben wirklich ein
roblem, wenn man vergleicht, welche Vorschläge Sie
orgelegt haben und was Sie heute fordern.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Wer regiert denn?)


Ein zweiter Punkt ist – das hat der Präsident des BDI
orgeschlagen –, dass zumindest geklärt werden muss,
b reinvestierte Gewinne, durch die Arbeitsplätze ge-
chaffen werden, gefördert werden können.
Der dritte Aspekt ist, dass in Deutschland – das gilt

icht nur für den Bund, sondern auch für die Länder und
ommunen – alle vorhandenen investiven Kräfte mobi-
isiert werden müssen, um auf produktive und positive
eise den Weg aus der Arbeitslosigkeit zu finden und
ie Verbindung zwischen wirtschaftlichem Wachstum
nd Arbeitsmarkt herzustellen.
Die eigentlichen Probleme des wirtschaftlichen
achstums in Deutschland sind die mangelnde Ausnut-
ung des vorhandenen Arbeitspotenzials, die schrecklich
ohe Arbeitslosigkeit, die viel zu niedrige Frauen-
rwerbstätigkeitsquote und die niedrige Erwerbstätig-
eitsquote von Älteren.
Weil Sie ständig vom Thema Kündigungsschutz

prechen, sage ich Ihnen: Informieren Sie die Unterneh-
en darüber, dass sie für jeden über 55-jährigen Lang-
eitarbeitslosen, den sie einstellen, nicht das geringste
roblem mit dem Kündigungsschutz haben, sondern
ass sie unbegrenzt befristete Arbeitsverhältnisse einge-
en können. Statt mit den Unternehmern über die Chan-
en zu sprechen, die wir in Deutschland eröffnet haben
nd weiter ausbauen werden, um im Standortwettbewerb
estehen zu können, führen Sie lieber Tabu- und Schein-
iskussionen. Es gibt kaum eine Volkswirtschaft in
uropa, die, was die Investitionstätigkeit ausländischer
nternehmen angeht, besser dasteht als die Bundes-
epublik Deutschland.






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

Es stimmt: Wir – ich auch – haben bezüglich des

Arbeitsmarktes eine verdammt schwierige Phase zu
durchlaufen. Darüber sind wir alle uns im Klaren; da
müssen Sie gar keine weltmeisterlichen Begriffe bemü-
hen. Ich glaube nicht, dass so etwas überzeugend ist;
denn jeder von uns wird an dem gemessen, was war. Wir
waren bisher auf der Strecke der Bekämpfung der Ar-
beitslosigkeit nicht besonders erfolgreich. Aber wir ha-
ben hier eine Wende vollzogen: mit der Agenda 2010,
mit Hartz IV, mit einer neuen Arbeitsmarktpolitik. Die-
ser Kurs wird fortgesetzt. Wir müssen dazu alle Kräfte
mobilisieren.


(Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Was denn? – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wo denn? Wann denn?)


– Mit Ihnen nicht, Herr Kollege Austermann. – Wir wer-
den dazu alle Kräfte freisetzen müssen, die es in unse-
rem Land gibt.

Da sind einige Punkte in der Diskussion, bei denen
ich Ihnen zustimme, beispielsweise bei der Stammzel-
lentechnologie – „Stammzellenforschung“ muss man
vorsichtigerweise sagen – und bei der Gentechnologie;
durch die ständige Wiederholung, Herr Kollege
Brüderle, wird das nicht bedeutsamer. Tatsächlich wird
auch in Deutschland in die Grüne Gentechnologie inves-
tiert. Wir werden diesen Weg meines Erachtens fortset-
zen müssen.

Aber Sie werden mir zustimmen müssen: Damit al-
lein werden wir es nicht schaffen. Wir müssen auf allen
Feldern die Kräfte freizusetzen verstehen, die es gibt.
Wir sind auf diesem Weg und ich bin überzeugt, dass
dieser Weg erfolgreich sein wird. Was ich heute dazu ge-
hört habe, hat mich – mit Ausnahme dieses wunderbaren
Hinweises auf die Steinkohle in Deutschland – ehrlich
gesagt wenig überzeugt. Aber wenn Sie mitmachen und
uns unterstützen wollen, dann tun Sie das,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wobei denn?)


beispielsweise indem Sie die Mittel freigeben, die es in
Deutschland gibt, damit wir in Wissenschaft und For-
schung mehr investieren können als heute. Das allein
wäre schon ein wichtiger Beitrag und könnte für die Psy-
chologie der Unternehmen in Deutschland förderlich
sein.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515708800

Das Wort hat die Kollegin Angela Merkel, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1515708900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe

mir wie viele andere Kolleginnen und Kollegen – im Ge-
gensatz zu Ihrer Seite des Hauses übrigens – die Debatte

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(C (D ier angehört. Ich finde, es ist eine Schande – das sage ich Richtung Rot-Grün und in Richtung der Regierungsank –, dass angesichts eines historischen Tiefstands der eschäftigung und eines historischen Höchststands der rbeitslosigkeit in Deutschland die Anwesenheit in dem orum des Landes, in dem die Probleme der Menschen elöst werden sollten, von Ihrer Seite so aussieht, wie sie ussieht. Eine Schande! Es ist weiter eine Schande, dass nicht Sie, die Regie enden, die die Mehrheit und damit den Gestaltungspielraum haben, hier angesichts der Lage des Landes orschläge machen, wie es weitergehen soll, sondern ass wir, die Opposition, das tun müssen. Aber wir tun s; das ist unser Staatsverständnis und deswegen werden ir das auch weiter machen. Die Art und Weise, wie Sie sich heute mit unserem akt für Deutschland auseinander gesetzt haben, zeigt, in elcher Art und Weise Sie überhaupt an die Dinge heangehen. Wenn man den Bundeswirtschaftsminister ört, hat man den Eindruck – ich habe das neulich schon inmal in einer Fernsehsendung gedacht –, man ist in eiem volkswirtschaftlichen Grundkurs, wo man einmal usprobiert, was man machen könnte, sollte, würde, welhe Experten man befragen kann. Meine Damen und Herren, Sie stellen die Regierung nd nur Sie können die Konzepte mit Ihrer Mehrheit urchsetzen. Deswegen haben Sie die Verantwortung daür, dass sich in diesem Lande etwas ändert. Das ist es, orauf Millionen von Menschen in Deutschland warten. Der Bundeskanzler ist irgendwo in der Luft, (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ein Luftikus!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


er Wirtschaftsminister dreht sich wie ein Hamster im
aufrad und die Opposition muss dafür sorgen,


(Lachen bei der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Haha! Sie sind auf der Suche nach den verlorenen Männern!)


ass diese Debatte irgendein Niveau bekommt.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)

Herr Stiegler, Herr Brandner, reden Sie doch einmal
it dem Chef – –


(Franz Müntefering [SPD]: Sie haben gerade das Niveau angesprochen! Dann fangen Sie einmal an; bis jetzt war noch nichts von Niveau dabei!)


Herr Müntefering, passen Sie einmal auf! Sie haben
ier schon den ganzen Tag von „Filibustern“ gespro-
hen. Sprechen Sie doch einmal mit dem Chef der
undesagentur für Arbeit und fragen Sie ihn, ob nicht
otenziale vorhanden wären, die Arbeitslosenversiche-
ungsbeiträge zu senken! Sie werden von allen kundi-






(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel

gen Leuten dort die Antwort bekommen, dass es natür-
lich solche Potenziale gibt.


(Ronald Pofalla [CDU/CSU]: Selbst der DGB sagt das! – Franz Müntefering [SPD]: Das Arbeitslosengeld streichen!)


– Wenn Sie jetzt wenigstens einmal zuhören könnten,

(Wolfgang Grotthaus [SPD]: Das fällt schwer!)

dann wäre das sehr gut für uns alle.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie könnten den Menschen im Lande jetzt zum aller-

ersten Male beweisen, dass sie, wenn wir ihnen etwas
zumuten – das haben wir alle in diesem Hause getan, in-
dem wir die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes ge-
kürzt haben; wir haben dabei mitgemacht –,


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das heißt „Unterstützung streichen“, nicht „zumuten“!)


dann auch die Chance haben, den Erfolg dieser Verände-
rung – das wäre die Senkung der Beiträge und damit ein
Mehr an Beschäftigung – zu spüren. Deshalb unser Vor-
schlag; doch Sie haben ihn überhaupt nicht kommentiert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Werner Schulz [Berlin] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Völlig unsozial!)


Herr Clement, stellen Sie sich folgende Fragen: Was
nützt etwas? Was nützt nichts? Was bedeutet Bürokratie-
abbau? Sie kennen die Gewinnlage von kleinen und
mittleren Unternehmen genau. Es geht dort um Renditen
von 2 bis 3 Prozent. Bei wenigen Beschäftigten sind das
wenige Tausend Euro. Ob man dann noch einen Arzt
einstellen muss, ob man fünf oder sechs Berichte erstel-
len muss und ob man ein Antidiskriminierungsgesetz
übergeknallt bekommt, aufgrund dessen anschließend
Personalberater usw. eingestellt werden müssen, ent-
scheidet über nicht weniger als über Tod oder Leben ei-
nes Unternehmens. So kommt es zu 40 000 Insolven-
zen. Herr Clement, das muss sich verändern. Da hilft
hier kein Gerede.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Der Bundesfinanzminister – das haben wir uns doch

nicht ausgedacht – hat dem deutschen Volk via Zeitung
erklärt – anwesend ist auch er nicht –, dass vor 2007 mit
einer Unternehmensteuerreform nichts zu machen ist.
Jetzt erzählen Sie uns, Sie hätten die Sachverständigen
gefragt. Sie regieren seit sechs Jahren und kennen die
Entwicklung in Europa. Sie wissen ganz genau, dass es
keine Vereinheitlichung der Steuersysteme gibt und wir
wollen das auch nicht. Tun Sie etwas, legen Sie etwas
vor und beschimpfen Sie nicht die Opposition! Wir sind
zu einer konstruktiven Mitarbeit bereit. Sie müssen aber
sagen, was Sie wollen. Das ist das Mindeste, was wir
von Ihnen erwarten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Franz Müntefering [SPD]: Das ist aber gnädig!)


Ich komme zur Gentechnologie. Von Ihnen kommt
nur: Wir müssten mal, wir könnten mal, wir sollten wei-

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(C (D er sprechen. Das Gesetz ist vor wenigen Wochen verbschiedet worden. Ihr Gewerkschaftskollege Herr chmoldt – er ist immerhin Mitglied der Sozialdemokraischen Partei – rklärt auf jedem öffentlichen Forum, dass dieses Gesetz as Ende eines ganzen neuen Technologiezweiges ist. ie mussten dieses Gesetz aber verabschieden, weil die rünen nicht anders wollen und weil Ihnen der Friede in iner brüchigen Koalition über die Würde und die Siherheit dieses Landes geht. Das ist die Wahrheit. Sie können beim Energiewirtschaftsgesetz, in der nergiepolitik und an den Hochschulen etwas tun. Die rt und Weise, wie Sie versucht haben, jeden Wettbeerb zwischen den Hochschulen zu stoppen, ist bemerenswert. Was ist denn das für eine soziale Gerechtigkeit damit werden Sie sich noch auseinander setzen üssen –, wenn Studenten in Deutschland 14, 15, 16 der 17 Semester studieren und Frau Bulmahn meint, sie üsse das mit einem Verbot von Studiengebühren unterauern? Warum sollen solche Leute keine Gebühren ahlen, damit mehr Gerechtigkeit in dieses Land ommt? (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wolfgang Grotthaus [SPD]: So ein dummes Zeug! – Zuruf von der SPD: Das ist doch albern!)


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Noch!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nein, meine Damen und Herren, wir werden die Aus-
inandersetzung mit Ihnen über die Möglichkeiten dieser
undesrepublik Deutschland und über das, was in den
0 Millionen Menschen steckt, weiterhin mit ganzer
ärte führen.


(Franz Müntefering [SPD]: Wann denn das? Was Sie heute erzählen, hat mit Härte nichts zu tun! Sie erzählen dummes Zeug!)


ir werden Ihnen immer wieder vorhalten, dass uns eine
ängelung von oben, wie dies durch das Antidiskrimi-
ierungsgesetz geschieht, die Verhinderung des Wettbe-
erbs, wie Sie das an den Hochschulen immer wieder
ollen, und Einheitsschulen in den Ländern, wie Sie sie
etzt wieder propagieren, vom Weltmarkt entfernen.


(Franz Müntefering [SPD]: Das ist die Wahlkampfrede von Harry Carstensen!)


iese Entwicklungen lassen uns zurückfallen. Wir wol-
en das Gegenteil. Darum werden wir kämpfen.
Herzlichen Dank.

(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Bei fall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515709000

Das Wort hat der Bundesminister für Wirtschaft und
rbeit, Wolfgang Clement.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Zweiter Versuch!)







(A) )



(B) )


Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft

und Arbeit:
Frau Kollegin Merkel, es war sehr nötig, dass Sie sich

in diese Debatte eingemischt haben, damit Sie versuchen
konnten, den Eindruck, den Ihre Fraktion heute erweckt
hat, zu korrigieren.


(Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Wenn Sie mit dem, was Sie gesagt haben, etwas Be-
stimmtes signalisieren wollten, dann will ich Ihnen
sagen, dass wir die Auseinandersetzung um die Arbeits-
marktpolitik und um die Wirtschaftspolitik in Deutsch-
land wirklich ernst nehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir behandeln dieses Thema aber nicht so, wie es heute
von Ihrer Seite dargeboten worden ist.

Ich fordere Sie auf, Frau Kollegin Merkel – damit
sind wir bei dem, worum es geht –: Sorgen Sie in den
Gesprächen mit den von Ihnen regierten Bundesländern
dafür, dass endlich der Weg freigemacht wird, um die
dann zur Verfügung stehenden Mittel in Wissenschaft
und Forschung zu investieren. Das brauchen wir und da-
rum geht es.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


Sie predigen hier Subventionsverzicht, halten aber
gleichzeitig weiterhin an Althergebrachtem fest, von
dem Sie sich nicht lösen können. Sorgen Sie dafür, dass
die Mittel aus der Eigenheimzulage freigegeben werden,
um die Mittel in Wissenschaft und Forschung einsetzen
zu können. Das ist wirkliche Wachstumspolitik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/CSU)


Frau Kollegin Merkel, sagen Sie mir, wie Sie die Ab-
senkung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung
– 11 Milliarden Euro sind das – finanzieren wollen. Das
können Sie nur, indem Sie entweder einen Geldspuckau-
tomaten einrichten, die Kriterien des Maastricht-Vertra-
ges verletzen


(Lachen bei der CDU/CSU – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das muss er gerade sagen!)


– Sie können sich ruhig aufregen – oder alle Eingliede-
rungsmaßnahmen für Arbeitsuchende in Deutschland
streichen. Wenn wir Sie einmal beim Wort nehmen wür-
den, dann würden Sie schon sehen, was bei Ihren Vor-
schlägen herauskommt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das ist das Problem: Sie können sich nicht von den
Ritualen lösen.

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(C (D (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wer macht denn hier die Rituale?)


orgen Sie dafür, dass die Föderalismusreform voran-
ommt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU)


ie haben sich mit keinem einzigen Satz in dieser Dis-
ussion an die CDU/CSU-geführten Länder in Deutsch-
and gewandt, die diese Reform blockiert haben. Sie ha-
en auch keinen Satz zur Senkung der Eigenheimzulage
esagt. Genau das sind die Punkte, nicht das, wovon Sie
esprochen haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Jäger 90!)


Ich möchte gerne erleben, wie Sie vor einer Betriebs-
ersammlung die Lockerung des Kündigungsschutzes
ertreten, die jetzt wirklich niemanden interessiert. Sie
aren doch in der Diskussion mit Herrn Thumann selbst
abei. Sie haben sich richtig erschrocken, als Herr
humann gesagt hat, dass der Kündigungsschutz und die
angelnde Flexibilität in den Betrieben nicht das Thema
ind. Das Thema ist die Hardware. Über diese Hardware
iskutieren wir hier. Dazu werden Sie etwas sagen müs-
en oder Sie werden an dem, was Sie fordern, scheitern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie sind mit der Politik, die Sie hier vertreten, schon
inmal gescheitert. Noch heute fragt Norbert Blüm: Wo
ind denn die Arbeitsplätze geblieben, die wir damals
ugesagt haben, als wir den Kündigungsschutz gelockert
aben? Diese Rezepte schlagen Sie auch heute noch vor.
ie werden aber weitere Schritte tun müssen. Dabei geht
s um Ihre Mitverantwortung, nicht darum, ein paar Op-
ositionspunkte zu sammeln.
Ich danke Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Abtreten!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515709100

Nächste Rednerin ist die Kollegin Petra Pau.

(Dirk Niebel [FDP]: Ich dachte, der Kanzler wollte noch kommen! Das hat er doch versprochen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1515709200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eantragt ist ein ganzes Bündel von Maßnahmen. Sie
ollen – so behauptet die Union – zu einer besseren Be-
chäftigungspolitik führen. Das wäre angesichts von
und mehr Millionen Arbeitslosen auch dringend nötig.
Die vorgeschlagenen Maßnahmen haben allerdings

inen gravierenden Makel: Sie bringen keine Besserung,
ondern sie verschlechtern die Lage.






(A) )



(B) )


Petra Pau


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])

Sie senken nicht die Massenarbeitslosigkeit, sondern sie
steigern sie. Sie schaffen auch keinen sozialen Frieden,
sondern sie sind eine Kampfansage. Frau Merkel be-
merkte hier eben, dass sie Niveau in die Debatte bringen
muss. Ich finde, das, was in diesen Anträgen steht, ist
unter Niveau.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Worum geht es konkret? Die Unternehmen sollen von
Steuern und Abgaben entlastet werden. Tarifverträge
sollen entwertet werden. Der Niedriglohnsektor soll aus-
gebaut und der Kündigungsschutz weiter aufgeweicht
werden. All diese Vorschläge, Frau Merkel, sind längst
im Praxistest und haben stets versagt, wenn es um die
Senkung der Arbeitslosigkeit geht.

Fragen Sie doch einmal die Bürgerinnen und Bürger
im Land, in Ost und West, in Nord und Süd. Die meisten
wissen es und viele erfahren es: Die Unternehmen, ins-
besondere die großen, werden seit Jahren entlastet, aber
die Arbeitslosigkeit steigt. Tarifverträge werden von Ta-
rifrunde zu Tarifrunde zugunsten betrieblicher Ausnah-
men gelockert, doch die Arbeitslosigkeit wächst. Im Os-
ten Deutschlands sind Billiglöhne längst die Regel.
Trotzdem ist dort die Arbeitslosigkeit doppelt so hoch
wie im Westschnitt. Der Kündigungsschutz wurde schon
einmal abgebaut, aber auch danach gab es nicht weniger,
sondern mehr Arbeitslose.

CDU und CSU – und nicht nur sie – beten dennoch
gebetsmühlenhaft für ihre Ladenhüter. Das sichert ihnen
vielleicht bei Sabine Christiansen am Sonntag gute
Plätze, aber Alltagsprobleme lösen sie mit all diesen
Vorschlägen nicht.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Geht es den Unternehmen gut, dann geht es allen gut –
das ist eine These, die wider besseres Wissen immer
wieder gepredigt wird. Nehmen wir aktuell die Deutsche
Bank. Um es volkstümlich zu sagen: Der geht es saugut.
Sie hat weltweit Milliardengewinne bilanziert. Sie hat
keine 10 Prozent Steuern gezahlt. Zugleich will sie Tau-
sende entlassen. Selbst die Bundesregierung hat sich
darüber empört. Allerdings verfährt auch die Bundesre-
gierung grundsätzlich nach derselben Logik: Sie senkt
die Spitzensteuern und sie verordnet den Entlassenen mit
Hartz IV Demut und Fron.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Außerdem belegen die Exportüberschüsse 2004 er-
neut: Von dramatischer Wirtschaftsschwäche kann im
internationalen Vergleich überhaupt keine Rede sein.
Nackte Zahlen und steigende Gewinne widerlegen sol-
che Behauptungen. Ganz anders sieht es allerdings auf
dem Binnenmarkt aus. Er bröckelt, es mangelt an Ar-
beitsplätzen, an Kaufkraft und damit an Nachfrage. Die
Folge sind weitere Insolvenzen und zunehmende Ar-
beitslosigkeit, also ein Teufelskreis. Dieser Teufelskreis
muss durchbrochen werden. Dafür sind die Vorschläge

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(C (D er Union völlig ungeeignet. Schlimmer noch, sie bechleunigen den „Saldo mortale“. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Den Begriff „Saldo mortale“ habe ich übrigens dem
edicht „Die freie Wirtschaft“ entlehnt. Es endet:

Das laufende Band, das sich weiterschiebt,
liefert Waren für Kunden, die es nicht gibt.
Ihr habt durch Entlassung und Lohnabzug sacht
Eure eigene Kundschaft kaputtgemacht …
Und Eure Bilanz zeigt mit einem Male
einen Saldo mortale.

er Autor dieses Gedichtes ist übrigens Kurt Tucholsky.
r schrieb es 1930.
Wir haben – das sage ich, liebe Kolleginnen und Kol-

egen, auch mit Blick auf aktuelle Debatten zum Rechts-
xtremismus – im Jahre 2005 keine Weimarer Verhält-
isse. Aber das ist kein Grund, Fehler der Weimarer
olitik zu wiederholen. Wer den Binnenmarkt schwächt,
er Fron und Demut fordert und Bürgerrechte beschnei-
en will, der vollzieht einen Salto mortale. Wir, die PDS,
ollen eine solche Rückwärtsrolle nicht.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Die PDS ist für weit reichende und nach vorn wei-
ende Reformen. Wir wollen ein Steuersystem, das die
ewinner nicht länger entlastet, während die Verlierer
elastet werden. Das ist aber genau der Sinn Ihrer Steu-
rpolitik. Wir wollen solidarische Sozialsysteme, bei
enen Geiz nicht geil ist, sondern bei denen einer des an-
eren Last trägt, und wir wollen eine aktive Arbeits-
arktpolitik. Wir wollen einen starken Binnenmarkt und
rbeit, von der man leben kann.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


eshalb lehnt die PDS im Bundestag Ihre Vorschläge ab.

(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist gut! Das machen wir auch!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515709300

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege
ustermann, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dietrich Austermann (CDU):
Rede ID: ID1515709400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir ha-

en alle mit Spannung darauf gewartet, was der Wirt-
chaftsminister bei seinem zweiten Versuch und der
achbesserungsmöglichkeit darüber sagt,


(Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Sie können doch gar nichts, Herr Austermann! Sie sind doch einfach nur blöd!)


elche Maßnahmen die Bundesregierung ergreift, um
iese schreckliche Arbeitslosigkeit zu reduzieren.






(A) )



(B) )


Dietrich Austermann


(Ute Kumpf [SPD]: Sie sind ein Heuchler!)


Es ist nichts gekommen, Herr Clement.

(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)

Wenn heute einer von diesen über 5 Millionen Arbeitslo-
sen im Land und den vielen, die auch auf den Arbeits-
markt drängen, aber keine Chance haben, gehört hat,
was Sie gesagt haben, dann wird er sich deswegen keine
bessere Perspektive ausrechnen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist es!)

Ich frage die Menschen von dieser Stelle: Wenn ihr

den Februar 2005 mit dem Jahr 1998 vergleicht, geht es
euch heute besser als 1998 oder geht es euch schlechter?

Ich frage die Menschen in Schleswig-Holstein: Geht
es euch heute besser oder schlechter als 1988?


(Bettina Hagedorn [SPD]: Es geht ihnen viel besser!)


Es ist ziemlich klar, dass die Perspektive für die Men-
schen schlechter geworden ist. Das gilt sowohl für die
Arbeitsplätze als auch für die Ausbildungsplätze. Jeder
von uns hat jeden Tag mit Menschen zu tun, die zum
Beispiel berichten, dass sie als 40-jähriger Marktleiter
oder 50-jähriger Bankangestellter keine neue Stelle fin-
den oder als 55-jähriger auf dem Arbeitsmarkt keine
Chance mehr haben. Was aber fällt Ihnen dazu ein? – Sie
pöbeln unsere Fraktionsvorsitzende an. Sie haben keinen
einzigen Vorschlag gemacht, den wir mittragen und ge-
meinsam umsetzen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie treten bei den Leuten als Gute-Laune-Bär auf und

sagen ihnen: Liebe Leute, macht euch keine Sorgen und
geht an die Arbeit! Aber die Leute haben keine Arbeit
mehr. In Lübeck, einer schleswig-holsteinischen Groß-
stadt, haben mehr als 20 Prozent der Einwohner keine
Arbeit mehr. Das hängt unter anderem damit zusammen,
dass Ihre Unterstützungstruppen in der Gewerkschaft
immer wieder Neuansiedlungen von Firmen verhindern,
dass die Grünen eine Politik gegen Arbeitsplätze und In-
vestitionen betreiben und dass sich an vielen Stellen die
Infrastruktur nicht weiterentwickelt, weil Rot-Grün eine
Dauerblockade errichtet hat.

Ich muss auf das Thema Dräger Medical nicht mehr
eingehen, sondern möchte einen anderen Punkt erwäh-
nen, der vielleicht symptomatisch für die Situation ist.
Vergangenen Freitag war der Bundeskanzler in Lübeck,
wo man ein großes Interesse daran hat, dass durch die
Elektrifizierung der Bahn eine Verbindung zwischen
den Häfen in Hamburg und Lübeck entsteht. Der Bun-
deskanzler hat in einer öffentlichen Erklärung, die in der
Presse verbreitet wurde, angekündigt, dass die Elektrifi-
zierung bevorstehe. Alle gehen nun davon aus, dass das
Vorhaben finanziell abgesichert ist. In einem Gespräch
mit dem Bahnvorstand und dem Finanzchef der Deut-
schen Bahn hat der Haushaltsausschuss aber gestern
Abend erfahren, dass beide keine Basis für die Aussage
des Bundeskanzlers sehen. Bis zum Jahr 2010 kann
keine Umsetzung erfolgen, weil die Bundesregierung die

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(C (D nvestitionsquote senkt. Die Investitionsquote sinkt desalb, weil Sie die Verschuldung so aufgebläht haben und as Geld für Zinszahlungen und anderes verpulvern. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dirk Niebel [FDP])


Eine Regierung, die hohe Schulden macht, schafft Ar-
eitslosigkeit. Rot-Grün schafft hohe Schulden und Ar-
eitslosigkeit. Das gilt für Schleswig-Holstein wie für
ie Bundesrepublik insgesamt. Seit Frau Simonis in
chleswig-Holstein an der Regierung ist, hat sich die
ahl der Arbeitslosen um 52 000 erhöht. Schleswig-Hol-
tein hat die höchste Arbeitslosigkeit aller westdeut-
chen Bundesländer mit Ausnahme von Bremen. Das
ar 1988 noch anders. Damals, vor dem Regierungs-
echsel, lag Schleswig-Holstein deutlich unter dem
undesdurchschnitt. In Hamburg hat sich die Situation
um Besseren gewendet; dort hat die Regierung gewech-
elt. Jeder intelligente Bürger kann seinen Schluss da-
aus ziehen, dass überall dort, wo die Union regiert, die
inge besser laufen als dort, wo Rot-Grün regiert.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie müssen die Frage stellen, ob man den Nachweis

ür eine erfolgreiche Arbeit dadurch liefert, dass man
ie Herr Clement Reden hält, in denen nichts gesagt
ird, oder dadurch, dass Wachstum und Beschäftigung
teigen und die Arbeitslosigkeit zurückgeht. Im ersten
uartal des vergangenen Jahres betrug das Wachstum
,5 Prozent, im zweiten Quartal 0,4 Prozent; im dritten
uartal war das Wachstum gleich null und im vierten
uartal waren es minus 0,2 Prozent. Sie aber erzählen
ns, dass der Wachstumspfad breiter wird. Das ist doch
elogen! Es stimmt nicht. Seit dem ersten Quartal des
ergangenen Jahres geht der Anstieg des Wachstums zu-
ück.
Die Situation ist bedrückend, weil sich für die Men-

chen in unserem Land nichts bessert. Rot-Grün ist auf
llen Ebenen – im Bund wie in Schleswig-Holstein – ge-
cheitert. Das ist die Konsequenz Ihrer Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Eine Regierung, die Schulden macht und das Geld
erschleudert, wird nicht dazu beitragen, dass sich die
ituation für die Menschen verbessert; sie sorgt vielmehr
afür, dass die Armut zunimmt. Sie können das an einer
ülle von Kriterien messen. Dies wird durch die Zu-
ahme der Zahl der Kinder, die von Sozialhilfe leben,
nd zwar bundesweit, in Schleswig-Holstein in besonde-
em Maße, belegt. Sie können es auch an der Abnahme
er Beschäftigungsquote, der Entwicklung der Einkom-
en in Schleswig-Holstein,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Legen Sie sich wieder hin!)


er Zahl der Arbeitslosen und an der zurückgehenden In-
rastruktur ablesen.
Meine Damen und Herren, Rot-Grün ist auf allen

benen ökonomisch gescheitert. Sie setzen die falschen






(A) )



(B) )


Dietrich Austermann

Signale. Hätten Sie auf unsere Vorschläge gehört und
sich inhaltlich damit auseinander gesetzt, –


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515709500

Herr Kollege Austermann, bitte kommen Sie jetzt

zum Schluss.


Dietrich Austermann (CDU):
Rede ID: ID1515709600

– dann wären Sie ein ganzes Stück weiter. Stattdessen

liefern Sie den Menschen nur eine Show und verringern
ihre Hoffnung, statt sie zu verstärken, weil sie feststellen
müssen, dass die Regierung kein Konzept hat, um die
Probleme des Landes anzugehen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515709700

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-

empfehlung des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit
auf Drucksache 15/3726 zu dem Antrag der Fraktion der
CDU/CSU mit dem Titel „Weichen stellen für eine bes-
sere Beschäftigungspolitik – Wachstumsprogramm für
Deutschland“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
Drucksache 15/2670 abzulehnen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Die Beschlussempfehlung ist damit mit den Stim-
men der Koalitionsfraktionen und der fraktionslosen Ab-
geordneten gegen die Stimmen der CDU/CSU bei
Enthaltung der FDP angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit
auf Drucksache 15/4598. Der Ausschuss empfiehlt unter
Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung die Annahme
des Antrags der Fraktionen von SPD und Bündnis 90/
Die Grünen auf Drucksache 15/3213 mit dem Titel „Für
eine qualitätsorientierte und an den regionalen Bedürf-
nissen ausgerichtete Ausschreibungspraxis von arbeits-
marktpolitischen Maßnahmen“. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen
der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der CDU/
CSU bei Enthaltung der FDP angenommen.

Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ab-
lehnung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU auf
Drucksache 15/2826 mit dem Titel „Ausschreibungspra-
xis in der Arbeitsmarktpolitik effizient und effektiv aus-
gestalten“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen
gegen die Stimmen der Fraktionen von CDU/CSU und
FDP bei Enthaltung einer fraktionslosen Abgeordneten
angenommen.

Tagesordnungspunkt 4 c: Wir kommen zur Abstim-
mung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses
für Wirtschaft und Arbeit auf Drucksache 15/4622. Der

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(C (D usschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner Bechlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Frakion der CDU/CSU auf Drucksache 15/4156 mit dem itel „Bürokratische Hemmnisse beseitigen – Bessere ahmenbedingungen für Arbeit in Deutschland“. Wer timmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist it den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der timme einer fraktionslosen Abgeordneten gegen die timmen der Fraktionen von CDU/CSU und FDP angeommen. Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ab ehnung des Antrags der Fraktion der FDP auf Druckache 15/3724 mit dem Titel „Reform des Kündigungschutzgesetzes – Abschaffung von Hemmnissen für die instellung neuer Mitarbeiter“. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen er Koalitionsfraktionen und der CDU/CSU-Fraktion owie der Stimme einer fraktionslosen Abgeordneten geen die Stimmen der FDP-Fraktion angenommen. Unter Buchstabe c seiner Beschlussempfehlung emp iehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der raktion der FDP auf Drucksache 15/4407 mit dem Titel Keine Sperrfrist bei Abschluss eines Abwicklungsverrags nach arbeitgeberseitiger betriebsbedingter Kündiung“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussmpfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktioen und der Stimme einer fraktionslosen Abgeordneten egen die Stimmen der Fraktionen von CDU/CSU und DP angenommen. Tagesordnungspunkt 4 d sowie Zusatzpunkt 2: Inter raktionell wird Überweisung der Vorlagen auf den rucksachen 15/3313 und 15/4831 an die in der Tagesrdnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind ie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann sind ie Überweisungen so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 29 a bis 29 h sowie ie Zusatzpunkte 3 a bis 3 c auf: 29 a)


gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung der Bundes-Apothekerordnung und an-
derer Gesetze
– Drucksache 15/4784
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung (f)

Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur
Änderung des Öko-Landbaugesetzes
– Drucksache 15/4735 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

c) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten

Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des
Achten Buches Sozialgesetzbuch
– Drucksache 15/4158 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

d) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Entlastung der
Kommunen im sozialen Bereich (KEG)

– Drucksache 15/4532 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

e) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des
Art. 6 des Gesetzes zur Verbesserung des
Mietrechts und zur Begrenzung des Mietan-
stiegs sowie zur Regelung von Ingenieur- und
Architektenleistungen
– Drucksache 15/4647 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

f) Beratung des Antrags der Abgeordneten Jörg van
Essen, Rainer Funke, Günther Friedrich Nolting,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Strafverfolgung deutscher Soldaten im Aus-
landseinsatz rechtsstaatlich sicherstellen
– Drucksache 15/3508 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe

g) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulrike
Flach, Cornelia Pieper, Dr. Karl Addicks, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Das 7. Forschungsrahmenprogramm der Eu-
ropäischen Union unbürokratisch und effektiv
gestalten
– Drucksache 15/4430 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

h) Beratung des Antrags der Abgeordneten Horst
Friedrich (Bayreuth), Birgit Homburger, Hans-

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(C (D Michael Goldmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Leitlinien für die Privatisierung der Deutschen Flugsicherung – Gesamtkonzept zur Neuordnung der Flugsicherung – Drucksache 15/4670 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Ausschuss für Tourismus Haushaltsausschuss P 3 a)Beratung des Antrags der Abgeordneten Heinz Paula, Karin Rehbock-Zureich, Sören Bartol, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Albert Schmidt (Ingolstadt)

Bohlig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Eisenbahn-Magistrale für Europa zwischen
Paris und Budapest
– Drucksache 15/4864 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Norbert
Königshofen, Dirk Fischer (Hamburg), Eduard
Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU
Maßnahmen zur Kapitalprivatisierung der
Deutschen Flugsicherung GmbH
– Drucksache 15/4829 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Tourismus

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Dieter Thomae, Daniel Bahr (Münster),
Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP
Nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel
wieder als Leistung der gesetzlichen Kranken-
versicherung verankern
– Drucksache 15/3995 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung

Es handelt sich um Überweisungen im vereinfach-
en Verfahren ohne Debatte.
Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an

ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
berweisen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
all. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 30 a bis 30 g sowie

usatzpunkt 4 auf. Es handelt sich um die Beschlussfas-
ung zu Vorlagen, zu denen keine Aussprache vorgese-
en ist.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Tagesordnungspunkt 30 a:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Änderung arzneimittelrechtlicher Vor-
schriften
– Drucksachen 15/4294, 15/4644 –

(Erste Beratung 145. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Gesundheit und Soziale Sicherung

(13. Ausschuss)

– Drucksache 15/4869 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Marlies Volkmer

Der Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa-
che 15/4869, den Gesetzentwurf in der Ausschussfas-
sung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetz-
entwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um
ihr Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen und der CDU/CSU-
Fraktion bei Enthaltung der FDP-Fraktion angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der
CDU/CSU-Fraktion bei Enthaltung der FDP-Fraktion
angenommen.

Tagesordnungspunkt 30 b:
Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Fortentwicklung der soldatenversorgungs-

(Berufsförderungsfortentwicklungsgesetz – BfFEntwG)

– Drucksache 15/4639 –

(Erste Beratung 151. Sitzung)

aa) Beschlussempfehlung und Bericht des Vertei-

digungsausschusses (11. Ausschuss)

– Drucksache 15/4790 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Rolf Kramer
Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen)



(8. Ausschuss)

– Drucksache 15/4794 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dietrich Austermann
Dr. Elke Leonhard
Alexander Bonde
Jürgen Koppelin

Der Verteidigungsausschuss empfiehlt in seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 15/4790, den Ge-
setzentwurf anzunehmen.

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(C (D Hierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktionen von PD und Bündnis 90/Die Grünen vor, über den wir zurst abstimmen. Wer stimmt für den Änderungsantrag uf Drucksache 15/4867? – Wer stimmt dagegen? – Wer nthält sich? – Dann ist der Änderungsantrag einstimmig ngenommen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der usschussfassung mit der soeben beschlossenen Ändeung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer timmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetzenturf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen der oalitionsfraktionen und der FDP-Fraktion gegen die timmen der CDU/CSU-Fraktion angenommen. Interfraktionell ist vereinbart, trotz Annahme eines nderungsantrages in zweiter Beratung jetzt unmittelbar n die dritte Beratung einzutreten. – Ich sehe, dass Sie amit einverstanden sind. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – egenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf st mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der DP-Fraktion gegen die Stimmen der CDU/CSU-Frakion angenommen. Tagesordnungspunkt 30 c: Beratung der Zweiten Beschlussempfehlung des Wahlprüfungsausschusses zu 23 gegen die Gültigkeit der Wahl der Abgeordneten des sechsten Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland eingegangenen Wahleinsprüchen – Drucksache 15/4750 – Berichterstattung: Abgeordnete Erika Simm Hermann Bachmaier Hans-Joachim Hacker Petra-Evelyne Merkel Dr. Hans-Peter Friedrich Manfred Grund Thomas Strobl Jerzy Montag Jürgen Koppelin Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Geenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehung ist einstimmig angenommen. Wir kommen zu den Beschlussempfehlungen des Pe itionsausschusses. Tagesordnungspunkt 30 d: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 180 zu Petitionen – Drucksache 15/4740 – Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer ent hält sich? – Sammelübersicht 180 ist einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt 30 e: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 181 zu Petitionen – Drucksache 15/4741 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Sammelübersicht 181 ist einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt 30 f: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 182 zu Petitionen – Drucksache 15/4742 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Sammelübersicht 182 ist ebenfalls einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt 30 g: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 183 zu Petitionen – Drucksache 15/4743 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Sammelübersicht 183 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen von CDU/ CSU und FDP angenommen. Zusatzpunkt 4: Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Erhöhung der Anzahl von Ausschussmitgliedern – Drucksache 15/4863 – Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Antrag ist einstimmig angenommen. Wir kommen nun zu einer Beschlussempfehlung des Vermittlungsausschusses. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung soll die heutige Tagesordnung um die Beratung der Beschlussempfehlung des Vermittlungsausschusses erweitert und jetzt gleich als Zusatzpunkt 10 aufgerufen werden. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist so beschlossen. Ich rufe den Zusatzpunkt 10 auf: Beratung der Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss)





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(2. Ausschuss)


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(C (D rung des Aufenthaltsgesetzes und weiterer Gesetze – Drucksachen 15/3784, 15/3984, 15/4173, 15/4378, 15/4576, 15/4755, 15/4870 – Berichterstattung: Abgeordneter Hans-Joachim Hacker Staatsminister Erwin Huber Wird das Wort zur Berichterstattung gewünscht? – as ist nicht der Fall. Wir kommen zur Abstimmung. Der Vermittlungsaus chuss hat gemäß § 10 Abs. 3 Satz 1 seiner Geschäftsrdnung beschlossen, dass im Deutschen Bundestag ber die Änderungen gemeinsam abzustimmen ist. Wer timmt für die Beschlussempfehlung des Vermittlungsusschusses auf Drucksache 15/4870? – Wer stimmt daegen? – Wer enthält sich? – Die Beschlussempfehlung st einstimmig angenommen. Ich rufe den Zusatzpunkt 5 auf: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Das Kioto-Protokoll tritt in Kraft: Auf dem Weg zu einem globalen effektiven Klimaschutz Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat der ollege Dr. Reinhard Loske vom Bündnis 90/Die Grüen das Wort. Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
estern, am 16. Februar, ist das Kioto-Protokoll in Kraft
etreten. Wir alle hoffen, dass sich dieser Tag in der
ückschau einmal als historische Wasserscheide zu-
unsten des Klimaschutzes erweisen wird. Wir wissen,
ass die Ziele des Kioto-Protokolls noch wesentlich zu
chwach sind, um den Klimawandel wirklich wirksam
u begrenzen. Die Erreichung dieser Ziele ist nur der
rste Schritt auf einem langen Marsch.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Wir wissen aber auch, dass das Kioto-Protokoll ein
ieg des Multilateralismus ist, also der gemeinsamen
earbeitung von Menschheitsproblemen durch die Staa-
enwelt, und – das darf ich hinzufügen – eine Niederlage
ür die Nationalegoisten.
Nach der Klimarahmenkonvention, die vor gut zehn

ahren in Kraft getreten ist und der heute praktisch alle
taaten beigetreten sind, können wir seit gestern auch
as Kioto-Protokoll als vollwertiges Mitglied in der Fa-
ilie des Völkerrechts begrüßen. Herzlich willkommen!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Der Deutsche Bundestag beschäftigt sich heute, einen
ag nach In-Kraft-Treten des Kioto-Protokolls, mit
bendiesem Protokoll. Man könnte sagen: Wir sind zu






(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske

spät dran. Aber ich glaube sagen zu dürfen, dass es
durchaus gut ist, dass wir uns heute mit diesem Protokoll
beschäftigen. Zum einen – das darf man sagen – war der
Deutsche Bundestag in der Klimadebatte so oft seiner
Zeit voraus, dass wir auch einmal einen Tag zurückhän-
gen dürfen. Ich erinnere an die Enquete-Kommission
„Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre“ zwischen
1987 und 1990 und an die Enquete-Kommission „Schutz
der Erdatmosphäre“ zwischen 1990 und 1994. Außer-
dem erinnere ich an die Bemühungen des Umweltaus-
schusses, die russische Duma von den Vorzügen des
Kioto-Protokolls zu überzeugen. Allen Kolleginnen und
Kollegen Abgeordneten, die sich entsprechend einge-
setzt haben, von unserer Seite ein ganz herzliches Dan-
keschön!

Zum anderen ist es aber auch deshalb unproblema-
tisch, dass wir uns erst heute, einen Tag nach In-Kraft-
Treten des Kioto-Protokolls, damit beschäftigen, weil die
Zeit des Feierns jetzt vorbei ist. Es geht nun darum, den
Blick nach vorn zu richten: Was muss getan werden?

Wir müssen immer und immer wieder die wissen-
schaftliche Faktenlage neu würdigen. Da helfen uns we-
der Hollywood-Streifen wie „The Day After Tomorrow“
von Roland Emmerich noch Thriller wie „Welt in
Angst“ von Michael Crichton. Es geht um die belastba-
ren Ergebnisse der Klimaforschung und die sind in der
Tat furchteinflößend. Ob es um das Korallensterben, das
viele Küsten schutzlos den Wellen ausliefert, um die gro-
ßen Gefahren für das westantarktische Eis oder um die
prognostizierten Temperaturanstiege geht – es sind keine
guten Nachrichten, die da kommen. Es lässt sich durch-
aus sagen, dass die Prognosen der Klimaforschung in der
Vergangenheit eher zurückhaltend, eher vorsichtig, eher
konservativ waren.

Worum geht es jetzt? Erstens geht es vor allem da-
rum, dass wir die USA in den Klimaschutzprozess zu-
rückholen. Es kann nicht sein, dass ein Land, das ein
Drittel aller Industrieländeremissionen verursacht, außen
vor bleibt. Das ist nicht länger akzeptabel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir wissen, dass in vielen US-Staaten Positives passiert.
Kalifornien hat ein klares Ziel für den Einsatz erneuerba-
rer Energien und demnächst klare Verbrauchsgrenzwerte
für Automobile. Das ist wichtig. Das ist gut. Das muss
verknüpft werden. Aber es kann nicht sein, dass der Na-
tionalstaat USA am Wegesrand steht.

Zweitens. Wir müssen die großen Entwicklungsländer
China, Indien, Brasilien und Indonesien in das Klima-
schutzregime einbeziehen. Das geht vorläufig nicht mit
Reduktionszielen, sehr wohl aber mit Emissionsober-
grenzen, so genannten Caps. Es ist sehr wichtig, die The-
men Klimaschutz und Entwicklungszusammenarbeit
systematisch miteinander zu verknüpfen; denn sonst
werden wir diese Staaten nicht an Bord bekommen.

Es geht darum, uns neue Ziele zu setzen. Diese Ziele
müssen wir vom Ende her denken. Wenn wir sagen: „Im
Jahr 2050 muss der weltweite Ausstoß klimaverändern-
der Spurengase um 60 Prozent unter dem Niveau von

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(C (D 990 liegen“, dann brauchen wir klare Zwischenziele für 020, 2030 und 2040. Wir schlagen vor, dass die Euroäische Union ihre Vorreiterrolle dadurch zum Ausdruck ringt, dass sie sich als Ziel für 2020 eine Reduktion der limaverändernden Spurengase um 30 Prozent setzt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es ist auch wichtig, dass wir in Zukunft Aktivitäten in
as Klimaregime einbeziehen, die bislang völlig ausge-
lammert sind. Das gilt insbesondere für den Luftver-
ehr. Man kann darüber reden, ob das am ehesten durch
ntgelte für die Nutzung der Atmosphäre, wie das der
issenschaftliche Beirat Globale Umweltveränderungen
orschlägt, oder über eine Kerosinsteuer, wie Hans
ichel sie jetzt vorgeschlagen hat, oder über den Emis-
ionshandel, wie Blair ihn vorgeschlagen hat, geschehen
ollte. Wir haben eine Präferenz für eine Kerosinsteuer,
or allem, weil sie die Möglichkeit bietet, die Einnah-
en daraus der Herstellung von Nord-Süd-Gerechtigkeit
nd der Entwicklungszusammenarbeit zukommen zu
assen. Das wäre eine wunderbare Verknüpfung.
Vor allem – das ist mein letzter Gedanke dazu, Herr

räsident – müssen wir endlich aufhören, Investitionen
n den Klimaschutz nur als Last, als Bürde, als Kosten-
aktor, als Wettbewerbsnachteil zu sehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


as ist ein völlig falsches Verständnis der Dinge. Inves-
itionen in den Klimaschutz, ob in Energieeffizienz,
nergieeinsparung, erneuerbare Energien, Wälder, was
uch immer, sind Zukunftsinvestitionen, die uns ökolo-
isch nachhaltig und ökonomisch stark machen. Darum
eht es. Daran müssen wir arbeiten.
Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515709800

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Peter Paziorek von

er CDU/CSU-Fraktion.

Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1515709900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Uni-

nsfraktion begrüsst das In-Kraft-Treten des Kioto-Pro-
okolls. Dieses In-Kraft-Treten ist ein historischer Schritt
ür die internationale Klimaschutzpolitik. Wir stimmen
errn Dr. Loske ausdrücklich zu: Es war ein Schritt, auf
en alle Fraktionen in diesem Hause gemeinsam hinge-
rbeitet haben.
Die deutsche Klimaschutzpolitik hat sich bisher in der

at dadurch ausgezeichnet, dass sie von einem großen
esellschaftlichen Konsens und einem politischen
rundkonsens in diesem Hause ausgehen konnte. Aber
eider hat die rot-grüne Mehrheit Ende letzten Jahres bei
er Beratung von Anträgen im Vorfeld der Klimakonfe-
enz von Buenos Aires kein Interesse an einem frak-
ionsübergreifend getragenen Beschluss in diesem Hause
ezeigt. Wir bedauern diese Haltung ausdrücklich, vor
llem deshalb, weil Deutschland die ehrgeizigen Klima-






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Dr. Peter Paziorek

schutzziele nicht erreichen wird, wenn Rot-Grün weiter-
hin einen parteipolitischen Alleingang anstrebt. Klima-
schutz mit ehrgeizigen Zielen kann nur funktionieren,
wenn alle mitmachen. Wir brauchen dazu die Bundes-
länder, die Kommunen und auch die Wirtschaft. Dies
sollte die Bundesregierung bei ihrer Klimaschutzpolitik
berücksichtigen.

Schon heute steht fest, dass es die rot-grüne Regie-
rung Ende dieses Jahres nicht erreicht haben wird, den
CO2-Ausstoß in Deutschland gegenüber 1990 um25 Prozent zu senken. Wir werden froh sein, wenn wir
eine Senkung um 17,5 Prozent erreichen. Dass dieses
Ziel nicht erreicht wird, ist auf ein Versagen Ihrer rot-
grünen Politik zurückzuführen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Zuletzt haben Sie, Herr Minister Trittin, im „Tages-

spiegel“ vom 14. Februar dieses Jahres versucht, sich
auf schnöde Art und Weise aus der Verantwortung zu
stehlen. Sie haben gesagt – ich darf zitieren –:

Das 25-Prozent-Ziel wurde 1997 in Kyoto durch
die Regierung Helmut Kohl offiziell ad acta gelegt,
indem sie sich verpflichtete, die sechs Treibhaus-
gase gegenüber 1990 um 21 Prozent zu senken.

Herr Minister, diese Aussage ist schlichtweg falsch. Wir
werden es Ihnen nicht durchgehen lassen, dass Sie ver-
suchen, die Öffentlichkeit falsch zu informieren und da-
durch von Ihrem eigenen Versagen abzulenken.

In ihrem letzten Klimaschutzprogramm aus dem
Jahre 2000 – das haben auch Sie mit verabschiedet – hat
die rot-grüne Bundesregierung das 25-Prozent-Ziel noch
selbst bekräftigt. Dort heißt es:

Die Bundesregierung hält an dem Ziel, die CO2-Emissionen bis 2005, bezogen auf 1990, um
25 Prozent zu vermindern, unverändert fest.

Herr Minister, anstatt Ihre eigenen Ziele im Klimaschutz
zu leugnen, sollten Sie sich darum kümmern, diese tat-
sächlich zu erfüllen. Hier gibt es in der Tat noch eine
Menge zu tun. Nach wie vor liegen Sie über Ihren Ent-
wurf zum Klimaschutzprogramm mit Ihren Kabinetts-
kollegen im Streit. Die Presse meldet sogar, dass die Ge-
spräche darüber gescheitert seien. Die „Financial Times
Deutschland“ meldete am 14. Februar – ich möchte zi-
tieren –:

In der Bundesregierung ist ein Streit darüber ausge-
brochen, wer für das Verfehlen der deutschen Kli-
maschutzziele verantwortlich ist.

Es wird sogar bezweifelt, ob Sie mit Ihrer Politik über-
haupt das Kioto-Ziel erreichen können, wie einige For-
schungsinstitute uns das sagen.

Angesichts eines solchen Sachverhalts stellt sich die
Frage, wie sich gestern der Umweltminister in Bonn hin-
stellen und vollmundig erklären konnte, die Anstrengun-
gen im Klimaschutz würden künftig verdoppelt. Ziele
nicht erreicht, aber man spricht von einer Verdopplung
der zukünftigen Aktivitäten.


(Ulrich Kelber [SPD]: War aber ein guter Ort!)


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(C (D it bloßen Ankündigungen ist es nicht getan. Handeln ie endlich auf Regierungsebene und legen Sie ein abgetimmtes Klimaschutzprogramm vor! Nirgendwo ist der nterschied zwischen Reden und Handeln bei dieser Reierung eklatanter als bei der Klimaschutzpolitik. Das ist eider das traurige Ergebnis Ihrer Politik. Meine Damen und Herren, das In-Kraft-Treten des ioto-Protokolls ist ein Meilenstein in der internationaen Klimaschutzpolitik. Aber wir können uns auf diesem rfolg nicht ausruhen. Wir brauchen weitere Schritte. as ist schon allein aus Gründen der Klimavorsorge, der essourcenschonung und somit aus Verantwortung geenüber kommenden Generationen dringend geboten. ir, die Union, setzen uns deshalb für die konsequente erfolgung einer Klimadoppelstrategie ein: Dies bedeuet international die Fortentwicklung des Kioto-Protoolls zu einem Kioto-plus-Abkommen für die Zeit nach 012 und national die konsequente Verfolgung einer kliafreundlichen Politik. Unter Kioto plus verstehen wir aber nicht, Kioto ein ach fortzusetzen und nur draufzusatteln. Vielmehr muss as Kioto-Abkommen qualitativ verändert werden, und war dadurch, dass die noch abseits stehenden Industrietaaten sowie die Entwicklungsund Schwellenländer in ie internationale Klimaschutzpolitik eingebunden weren. Durch eine Erweiterung der flexiblen Kioto-Mechaismen und ein erweitertes Emissionshandelssystem ollen wir die Klimaschutzziele – das muss unser geeinsames Ziel sein – kosteneffizienter und flexibler ereichen. Dadurch können auch kurzfristige Wettbeerbsnachteile für Staaten und Volkswirtschaften, die rnsthaft Klimaschutz betreiben, vermieden werden. Wir brauchen in Deutschland Maßnahmen im Bereich er Gebäudesanierung, die Modernisierung des Krafterkparks, einen weiteren sinnvollen Einsatz der erneurbaren Energien, verstärktes Energiesparen und eine Eröhung der Energieeffizienz. Das alles muss in einem nergiekonzept zusammengefasst werden, das Umweltchutz und Energiepolitik zusammenführt. Um – das sei mein letzter Gedanke – im Klimaschutz oranzukommen, benötigen wir wieder einen breiten poitischen Konsens. Wir bieten Ihnen hierfür die Zusamenarbeit an. Wenn Sie von Rot-Grün Ihre Klimapolitik eiterhin im Alleingang und so dilettantisch wie bisher ortsetzen wollen, wird Deutschland seine Zusagen nicht inhalten können. Dieses Versagen hätte dann aber die etzige Regierung zu verantworten. Das Wort hat der Kollege Ulrich Kelber von der SPD raktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Hat der Bundesumweltminister Recht, wenn er plaatieren lässt, wegen des Kioto-Protokolls bleibe Sibiien kalt? Oder hat der Verband der Chemischen Ulrich Kelber Industrie Recht, wenn er, wie in den letzten Tagen, behauptet, Deutschland habe seine klimapolitischen Hausaufgaben längst gemacht, jetzt müssten andere Staaten ran? Hat sogar der amerikanische Senat Recht, wenn er den Klimaschutz als Angriff auf den American Way of Life beschimpft und den Treibhauseffekt leugnet? Oder hat „Die Zeit“ Recht, wenn sie das Kioto-Protokoll nur als Symbol ohne Wirkung bezeichnet? Wenn interessierte Bürgerinnen und Bürger in diesen Tagen solche Schlagzeilen lesen, fällt es ihnen schwer, sich ein Bild zu machen. Deswegen sollten wir heute hier – bei aller Kürze von Redebeiträgen in einer Aktuellen Stunde – sehr differenziert argumentieren, klare Aussagen treffen und realistische Prognosen machen. Dazu gehört zu Beginn eine auf Fakten basierende Feststellung: Der Klimawandel ist keine Theorie, er ist bereits bittere Wahrheit, er ist messbar. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515710000
Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1515710100




(A) )


(B) )


Es gibt nur einen Verursacher, nämlich den Menschen,
der den massenhaften Ausstoß von Treibhausgasen zu
verantworten hat. Das ist glasklar erwiesen. Darüber gibt
es auch keinen wissenschaftlichen Streit; er wird nur in
manchen Medien inszeniert.

Wir haben, gerade in letzter Zeit, lernen müssen, dass
die Gefahr schneller Veränderungen mit dramatischen
Auswirkungen eher gestiegen ist. Ich nenne als ein Bei-
spiel die Gefahr eines raschen und deutlichen Meeres-
spiegelanstiegs durch den Kollaps großer Eismassen in
der Westantarktis. Solche drastischen Auswirkungen des
Klimawandels lassen sich natürlich allein durch die An-
wendung des Kioto-Protokolls nicht vermeiden; da ha-
ben die Kritiker sicher Recht. Das Kioto-Protokoll kann
nur ein Anfang sein; aber es ist ein gelungener Anfang.
Das darf man einen Tag nach dem In-Kraft-Treten
durchaus sagen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ein Großteil der Weltgemeinschaft hat sich darauf
verständigt, die individuelle Verantwortung für ein welt-
weites Problem ernst zu nehmen, sie nicht zu leugnen,
sondern zu handeln. Noch jede große Reise hat mit ei-
nem Schritt in die richtige Richtung begonnen. Warum
sollte das im Klimaschutz anders sein?

Es ist gut, dass wir seit einiger Zeit über das sprechen,
was nach dem Kioto-Protokoll kommen muss. Die ein-
geführten Mechanismen lassen sich weiterentwickeln.
Es muss national, supranational und international neue,
ambitionierte Minderungsziele für die Emission von
Treibhausgasen für die Jahre bis 2050 geben. Auf Dauer
führt dabei übrigens kein Weg an der gleichen Ober-
grenze der Emission von Treibhausgasen pro Kopf in In-
dustrie- und Entwicklungsländern vorbei. Wer das und
die von Experten errechneten Größenordnungen berück-
sichtigt, der weiß, dass die Industriestaaten die Emission

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(C (D on Treibhausgasen bis 2050 um etwa 80 Prozent reduieren müssen, um den Klimawandel halbwegs beerrschbar zu halten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dazu müssen wir die USA und die Entwicklungs- und
chwellenländer mit ins Boot holen, die bisher jeweils
amit argumentieren, dass die andere Seite nicht dabei
ei. Beiden Seiten muss klar gemacht werden, dass Kli-
aschutz keinen Angriff auf Entwicklung bedeutet, son-
ern im Gegenteil die einzige Chance auf nachhaltigen
ohlstand für alle.
Ich glaube, die Chancen für diese Argumentation sind

m Augenblick besser als zuvor, weil Länder wie China
ie zunehmenden ökologischen Grenzen ihrer bisherigen
orm der Entwicklung erkennen und die USA, selbst
enn sie die ökologischen Grenzen nicht erkennen, se-
en, welche Herausforderung allein die steigenden Roh-
toffpreise in einer Welt anhaltender Verschwendung
arstellen. Wenn außerdem erkannt wird, dass die Folge-
osten eines ungebremsten Klimawandels völlig unbe-
ahlbar wären, wird es möglich sein, weitere internatio-
ale Vereinbarungen zu treffen.
Aber das ist immer nur eine Einigung auf den kleins-

en gemeinsamen Nenner. Deswegen brauchen wir zu-
ätzlich Schrittmacher, das heißt, Nationen, Unterneh-
en oder Zusammenschlüsse wie die Europäische Union
üssen vorangehen. Diese Schrittmacherfunktion ist üb-
igens alles andere als selbstlos. Sie ist von einem ganz
goistischen ökonomischen Interesse geleitet. Es entsteht
unehmend ein Weltmarkt für energieeffiziente Produkte
in China, Japan und der Europäischen Union – und für
rneuerbare Energien. Wer hier zuerst anbieten kann,
eil er früh die Schrittmacherfunktion übernommen hat,
st ökonomisch klar im Vorteil. Bei den erneuerbaren
nergien ist uns das in Deutschland schon eindrucksvoll
elungen. Wir sind Weltmarktführer und unsere Export-
uoten steigen. Diese Erfolgsstory sollten wir im Bereich
er Energieeffizienz wiederholen. Zielsetzung muss zu-
indest eine Verdoppelung des jährlichen Zuwachses an
nergieeffizienz sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


enn wir das nicht tun, könnten erste Warnschüsse wie
um Beispiel die strenge Verbrauchsvorgabe für Auto-
obile in China, mit der die deutschen Hersteller im Ge-
ensatz zu ihren japanischen und französischen Konkur-
enten Probleme haben, bald zum traurigen Alltag für
eutsche Industrieprodukte werden.
Wir sollten uns deswegen in Deutschland vornehmen,

ie Nummer eins in Sachen Energieeffizienz zu werden.
ann klappt das auch mit dem Klimaschutz.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515710200

Das Wort hat jetzt die Kollegin Birgit Homburger von

der FDP-Fraktion.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1515710300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das

In-Kraft-Treten des Kioto-Protokolls ist ein entscheiden-
der Durchbruch für den internationalen Klimaschutz. Ich
bin froh, dass unsere gemeinsamen Bemühungen Erfolg
gezeitigt haben und nicht vergebens waren. Die FDP be-
grüßt, dass das Kioto-Protokoll endlich in Kraft ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es stellt sich nun die Frage, was getan werden muss.
Ich stelle dazu fest: Wir müssen erstens das Kioto-Proto-
koll schnellstmöglich mit Leben erfüllen. Wir müssen
zweitens versuchen, die Staaten, die noch nicht dem
Kioto-Protokoll beigetreten sind, zu überzeugen, mit ins
Boot zu kommen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Wir müssen drittens eine konsistente Strategie entwi-
ckeln, in der festgelegt wird, wie es nach 2012 weiterge-
hen soll.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)

Denn das Kioto-Protokoll muss international weiterent-
wickelt werden. Wir brauchen viertens ein integrales Ge-
samtkonzept zum Klimaschutz in der Bundesrepublik
Deutschland. Dieses Konzept sind Sie, Herr Umwelt-
minister Trittin, dem Deutschen Bundestag bisher schul-
dig geblieben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wir müssen also dieses Protokoll mit Leben erfüllen

und dadurch von Anfang an zu einer ökologischen und
ökonomischen Erfolgsstory machen. Damit erreichen
wir, dass das Kioto-Protokoll attraktiv für andere Staaten
wird, die bisher noch nicht dabei sind. Das bedeutet,
dass wir alle flexiblen Instrumente des Kioto-Protokolls
nutzen müssen.

Es stellt sich die Frage, warum wir eigentlich so han-
deln müssen. Ein Grund ist zunächst einmal die ökologi-
sche Wirksamkeit. Es geht darum, möglichst viel Klima-
schutz zu möglichst geringen Kosten zu erreichen. Diese
ökologische Wirksamkeit erreichen wir nur, indem wir
alle Instrumente des Kioto-Protokolls nutzen. Dazu ge-
hört auch, die modernsten Technologien einzusetzen und
die Bereiche, die im Augenblick noch nicht dem Emis-
sionshandel unterworfen sind, in diesen Handel mit ein-
zubeziehen.


(Beifall bei der FDP)

Der entscheidende Punkt ist, dass es in Deutschland

im Augenblick noch nicht die Voraussetzungen gibt, um
alle diese Instrumente nutzen zu können. Herr Minister
Trittin, Sie wissen ganz genau, dass in Deutschland mo-

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(C (D entan nur nationale Maßnahmen möglich sind. Die euopäische Richtlinie, die zulässt, dass Investitionen im usland auch hier angerechnet werden können, ist bei ns noch nicht umgesetzt. Wir fordern Sie auf, das endich zu tun. Die ökologische Wirksamkeit erreichen wir auch urch Technologietransfer. Es geht vor allen Dingen daum, weltweit eine höhere Energieeffizienz und klimaeutrale Energiegewinnung zu erreichen sowie moernste Abscheideund Einlagerungstechniken für reibhausgase zu entwickeln. Das kann durch eine Abtimmung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit it der Klimapolitik erreicht werden. Aber auch das pasiert im Augenblick nicht. In diesem Bereich liegt eine roße Chance für den Export deutscher Energietechnik. ir müssen sie endlich nutzen. Deswegen sage ich Ihen: Wer seine Position als international führender Techologieanbieter halten und ausbauen will, der muss die laviatur der internationalen Klimapolitik beherrschen. ie, Herr Minister, verweigern sich da im Augenblick. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ein weiterer Punkt. Wir haben erhebliche Kostensen-
ungspotenziale. In Art. 3 der Klimarahmenkonvention
teht zu Recht, „dass Politiken und Maßnahmen zur Be-
ältigung der Klimaänderungen kostengünstig sein soll-
en, um weltweite Vorteile zu möglichst geringen Kosten
u gewährleisten“. Das erreichen wir, indem wir bei-
pielsweise CDM und Joint Implementation nutzen und
n sonnenreichen Ländern der Erde mit demselben finan-
iellen Aufwand wie in Deutschland beispielsweise mit-
ilfe der Photovoltaik ein deutlich höheres Maß an CO2-eduktion erreichen. Wir müssen endlich dafür sorgen,
ass dies möglich wird.


(Beifall bei der FDP)

Der letzte Punkt. Wir wollen, dass eine Gesamtstrate-

ie für 2012 erarbeitet wird. Dazu brauchen wir natio-
ale Maßnahmen. Aber mit dem, was Sie machen, sind
ie auf dem Holzweg. Sie haben nach wie vor kein Ge-
amtkonzept in der Energiepolitik. Sie haben nach wie
or kein integrales Klimaschutzkonzept, obwohl Sie es
igentlich spätestens 2004 vorlegen wollten.
Wir nutzen die in Deutschland bestehenden Chancen,
limaschutz kostengünstig zu gestalten, überhaupt
icht. Warum nutzen wir die Vorteile des Kioto-Proto-
olls nicht auch innerhalb des Landes? Warum lassen
ir nicht zu, dass beispielsweise ein Unternehmen, das
ich dafür entscheidet, entweder Klimagutschriften zu
aufen oder in ein anderes Projekt zu investieren, dies
m eigenen Land tun kann? Ich schlage vor, dass wir dies
ür die Bereiche des Verkehrs und der Gebäude zulassen,
ie sich noch nicht am Emissionshandel beteiligen, um
ie Potenziale für Emissionsminderungen in Deutsch-
and kostengünstig zu erschließen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Birgit Homburger

Das müssen wir tun, meine Damen und Herren, um

das Kioto-Protokoll mit Leben zu erfüllen. Ich bin mir
sicher, dass wir dann auch die Länder, die dem Kioto-
Protokoll im Augenblick noch nicht beigetreten sind, da-
von überzeugen können, dass es eine ökologisch und
ökonomisch vernünftige Strategie ist.

Herr Minister, schaffen Sie Netz und doppelten Bo-
den ab! Setzen Sie die Kräfte des Kioto-Protokolls end-
lich frei! Die Wiederholung Ihrer immer gleichen An-
kündigungen reicht nicht aus. Wir wollen, dass den
Worten endlich Taten folgen, und werden unsere Vor-
schläge dazu weiterhin im Deutschen Bundestag unter-
breiten.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515710400

Das Wort hat die Kollegin Michaele Hustedt,

Bündnis 90/Die Grünen.

Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515710500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kollegen! Bei aller Freude über das In-Kraft-Treten des
Kioto-Protokolls, die uns eint, müssen wir uns auch da-
rüber einig sein, dass dies bei weitem nicht ausreicht. In
dieser Hinsicht besteht auch international große Über-
einstimmung. Der Chef des UN-Umweltprogramms,
Herr Töpfer, immer noch Mitglied der CDU, aber auch
Tony Blair und Göran Persson, der schwedische Minis-
terpräsident, sagen sehr deutlich, dass wir bis zum Jahr
2050 weltweit eine Reduktion von CO2-Emissionen inHöhe von 50 bis 60 Prozent brauchen. Das bedeutet eben
auch für die entwickelten Industrieländer eine Reduktion
um 80 Prozent. Das ist eine gigantische Herausforde-
rung, die mit kleinen Schritten, mit geringfügigen Maß-
nahmen mal hier und mal dort nicht zu bewältigen ist.
Vielmehr bedeutet es einen sehr tief greifenden Struktur-
wandel, der in den nächsten 40, 50 Jahren vor uns liegt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deutschland steht mit der Analyse dieses Problems
überhaupt nicht allein, sondern hat andere Staaten an sei-
ner Seite. Herr Schellenhuber, der wohl weltweit aner-
kannte Klimaforscher aus Potsdam, sagt völlig richtig:
Das ist, auch wenn es eine große Herausforderung ist,
technisch und ökonomisch machbar. Es bedeutet eigent-
lich nur eine vorgezogene Energierevolution, die so-
wieso aus anderen Gründen notwendig ist, zum Beispiel
wegen der Endlichkeit der fossilen Rohstoffe, aber auch
von Uran, denn auch das reicht allerhöchstens noch
40 Jahre. Wir müssen unsere Energieversorgung also oh-
nehin in der gesamten Breite, von Wärme über Strom bis
hin zum Verkehr, auf Energieeinsparung und auf erneu-
erbare Energieträger umstellen.

Wenn ich die Debatte höre, die allmählich aus den
USA zu uns kommt, wir sollten uns lieber um die Schä-
den kümmern, anstatt Vorsorge zu betreiben – ich hoffe,
dass Sie das nicht aufgreifen –, dann sage ich: Das ist
absolut verantwortungslos und absurd. Zu Vorschlägen,

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(C (D an solle, statt Vorsorge im Klimaschutz zu finanzieren, chutzbauten in Bangladesch errichten, kann man nur agen: Die Leute haben nicht begriffen, was auf uns zuommt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Auch wenn die Tsunami-Katastrophe selbstverständ-
ich nicht durch Versäumnisse beim Klimaschutz bedingt
ar, haben wir im Zusammenhang mit ihr begriffen,
ass wir uns in unseren Städten, umgeben von unserer
ivilisation, zwar sicher fühlen, aber dass auch wir Teil
er Natur sind: Wenn sie aus den Fugen gerät, dann sind
uch wir ihr ausgeliefert. Deswegen müssen wir Vor-
orge betreiben.
Die Folgen des von Menschen verursachten Treib-

auseffektes spüren wir schon jetzt. Das DIW sagt, die
chäden aufgrund von Naturkatastrophen hätten sich in
en letzten 30 Jahren um den Faktor 15 erhöht. Im Jahr
050, so die Berechnung des Deutschen Instituts für
irtschaftsforschung, werden wir, sofern wir nichts tun,
llein in Deutschland aufgrund des von Menschen aus-
elösten Treibhauseffektes einen Schaden von 137 Mil-
iarden US-Dollar zu verzeichnen haben.
Wir rollen also nicht nur auf eine Umweltkatastrophe,

ondern auch auf eine gigantische ökonomische Kata-
trophe zu. Daher tut Handeln dringend Not.
Herr Paziorek, ich vermisse hier von Ihnen ein klares
ekenntnis zu neuen Zielen für die nächsten 20 und
0 Jahre. Dazu habe ich von Ihnen nichts gehört.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

m Hinblick auf die Vergangenheit vermisse ich außer-
em die Zustimmung der CDU/CSU zu den entscheiden-
en Instrumenten, die wir auf den Weg gebracht haben:
as Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien, die
örderung der Kraft-Wärme-Kopplung und den Emis-
ionshandel, mit dem wir für das Vorantreiben der Effi-
ienz auch ein marktwirtschaftliches Instrument haben.
ch bin sehr gespannt, wie Sie sich in Zukunft verhalten
erden, wenn wir das Altbausanierungsprogramm deut-
ich aufstocken und einen ambitionierten Gebäudepass
inführen werden


(Birgit Homburger [FDP]: Wie wäre es einfach mit Emissionshandel?)


nd wenn wir bei den Treibstoffen auf nachwachsende
ohstoffe setzen werden, damit wir auch in der Automo-
ilwirtschaft zu einer Effizienzrevolution kommen. In
er letzten wie auch in dieser Legislaturperiode haben
ie jede, aber auch jede Maßnahme abgelehnt, die die
ot-grüne Bundesregierung auf den Weg gebracht hat.
eswegen sind Sie kein glaubwürdiger Zeuge, wenn Sie
ns zu einer aktiven Klimaschutzpolitik treiben wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich halte auch überhaupt nichts davon, erneuerbare
nergien gegen Energieeffizienz oder internationales ge-
en nationales Agieren auszuspielen. Angesichts der






(A) )



(B) )


Michaele Hustedt

Herausforderungen brauchen wir alle Instrumente; die
rot-grüne Bundesregierung wird alle Wege gehen.


(Birgit Homburger [FDP]: Bis jetzt machen Sie international nichts!)


Abschließend zur Atomkraft. Sie stellt im Hinblick
auf den Klimaschutz keine Alternative dar. In Deutsch-
land müssten 70 bis 90 Atomkraftwerke gebaut werden,
um das Klimaschutzziel zu erreichen. Dies wäre völlig
absurd, zumal auch das Uran endlich ist. Wer jetzt wie-
der die alte Klamotte herausholt, mit Atomkraft lasse
sich das Klima schützen, lenkt nur von den eigentlichen
Herausforderungen ab. Atomkraft zementiert die vor-
handenen Strukturen. Wir brauchen aber einen Struktur-
wandel. Ein solcher Strukturwandel wird durch das Wei-
terbetreiben von Atomkraftwerken behindert.

Ich danke Ihnen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515710600

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Klaus Lippold von

der CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Klaus W. Lippold (CDU):
Rede ID: ID1515710700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Lassen Sie mich zu Beginn zwei Bemerkungen ma-
chen, die als Leitorientierung für das dienen, was ich sa-
gen will:

Erstens. Das In-Kraft-Treten des Kioto-Protokolls ist
begrüßenswert. Dies stellt einen Einstieg in die welt-
weite Klimaschutzproblematik dar. Ich unterstreiche da-
bei, dass wir am Anfang eines Weges sind. Ohne das
Kioto-Protokoll würden wir diesen Weg aber erst gar
nicht gehen können. Jungen Menschen sage ich immer,
dass es seine Zeit dauere, um mit 180 Staaten der Erde
zu einer Entscheidung zu gelangen. Auch ich hätte es
gern schneller.

Zweitens. Wir müssen mit der Selbstbeweihräuche-
rung dieser Bundesregierung und insbesondere des Bun-
desumweltministers Trittin Schluss machen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Er tritt bei der Bonner Konferenz auf und heraus kommt
nichts als die Ankündigung, die Maßnahmen zu verdop-
peln. Das ist ja ganz gut und schön, Herr Trittin; aber wir
können erst über Neues sprechen, wenn Sie das Alte um-
gesetzt haben. Frau Hustedt hat gerade davon gespro-
chen, wir müssten neue Ziele setzen. Erst einmal müssen
die alten Ziele erreicht werden. Man darf von ihnen doch
nicht stillschweigend Abstand nehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Als Beispiel nenne ich das Ziel, die Kohlendioxid-

emissionen um 25 Prozent zu reduzieren: Sie, Herr Kol-
lege Müller, haben uns früher immer vorgeworfen, die-
ses Ziel sei viel zu niedrig angesetzt, wir müssten bis
2005 mehr machen.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Jawohl!)


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(C (D eute verabschiedet sich der Bundesumweltminister von iesem Ziel und versucht, in der Öffentlichkeit den Einruck zu erwecken, als hätte dies schon die Vorgängerreierung gemacht. Herr Trittin, die Menschen so zu täuchen, das lassen wir Ihnen nicht durchgehen. Sie üssen alte Ziele einhalten, anstatt sich von ihnen zu erabschieden. Wenn wir zu neuen Zielen kommen, Frau Hustedt, ann erwarte ich von Ihnen ein Klimaschutzprogramm, in Energiekonzept und ein Umweltprogramm. Nun entehme ich der Presse, es solle ein Klimaschutzproramm aufgelegt werden – versprochen war es schon ängst – und Herr Trittin habe bei seinen Kollegen in den inisterien abgefragt, welche Maßnahmen zu ergreifen eien. Welche Überraschung! Wie schnell sind Sie bei iesen Dingen. Diese Abfrage hätte vor Jahren erfolgen üssen. Sie müssten jetzt das Konzept vorlegen. Auf gut eutsch: Sie fangen jetzt erst an. Deshalb verstehe ich auch die Kritik der Umweltver ände, die ganz deutlich sagen, dass Sie Ihr Umweltchutzund Ihr Klimaschutzziel verfehlen und dass die aßnahmen, die Sie ganz vorsichtig ergriffen haben, rstens zu gering sind und Sie diese zweitens nicht konret genug formulieren. Vor diesem Hintergrund sage ich ganz deutlich, Herr rittin: Sie sollten die Kritik der Umweltverbände ernst ehmen und nicht wieder versuchen, in Ihrer lässigen rt darüber hinwegzugehen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


olange Sie nicht konkret sind, bin ich nicht bereit, Sie,
err Trittin, und diese Bundesregierung als Weltmeister
m Umwelt- und Klimaschutz zu feiern.
Herr Loske, wir waren uns schon früher einmal in

unkten der Trittin-Kritik einig.

(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das muss aber schon lange her sein!)


Stimmt, das ist schon etwas länger her. – In der „Net-
eitung“ wird Herr Loske folgendermaßen zitiert: Er er-
arte von der Bundesregierung, dass sie konkreter
erde und sich nicht ständig selbst als Weltmeister im
limaschutz feiere. Zwar liege die Bundesrepublik vorn,
ber noch weit hinter dem, was sie machen müsse.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Wo Herr Loske Recht hat, hat er Recht!)


ier wird sehr deutlich gesagt: Herr Trittin, Sie sind
icht Weltmeister. Diese Kritik kommt aus Ihren eigenen
eihen. Lassen Sie sich deshalb auch in Zukunft so nicht
eiern! Ich halte es für völlig falsch, dass man sich hier
ur in Ankündigungen erschöpft, aber keine konkreten
aßnahmen ergreift.


(Ulrich Kelber [SPD]: Gegen die stimmen Sie ja!)


Ein Wort zur internationalen Entwicklung. Meines
rachtens, Herr Trittin, trifft auch hier zu, was für die






(A) )



(B) )


Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach)


nationale Politik zutrifft. Sie arbeiten zu wenig daran,
den Klimaschutz international durchzusetzen. Dies ist
kein rein deutsches Problem. Dies ist ein Problem, des-
sen Lösung generell vorangetrieben werden muss. Ich
habe gerade deutlich gemacht, wie sehr wir die UN-Ver-
pflichtungen vorantreiben müssen. Das bedingt aber,
dass die gesamte Bundesregierung, beim Kanzler ange-
fangen, den internationalen Klimaschutz viel ernster
nimmt und er viel entschiedener vorangetrieben wird, als
das jetzt der Fall ist.

Wir müssen die USA ins Boot holen. Ich muss, ehr-
lich gesagt, feststellen: Ich habe wenig Verständnis für
die Position der USA. Das sage ich auch meinen dorti-
gen Gesprächspartnern. Unter früheren Vizepräsidenten
ist viel angekündigt worden. Nichts davon wurde gehal-
ten; das muss korrigiert werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir müssen aber auch die Schwellenländer mit ins
Boot holen; denn die Emissionen der USA werden in ab-
sehbarer Zeit von den Emissionen in den Schwellenlän-
dern überholt werden. Das macht die Problematik deut-
lich. Dass wir dabei eine differenzierte Behandlung
brauchen, das ist selbstverständlich und das werden wir
alle mittragen.

Ein letzter Aspekt. Ich glaube, dass wir uns auch mit
Wissenschaftlern auseinander setzen müssen, die verein-
zelt die Notwendigkeit des Klimaschutzes infrage stellen
wollen und die die anthropogene Erderwärmung anzwei-
feln. Einen Teil derjenigen, die jetzt wieder zitiert wer-
den, haben wir in der damaligen Enquete-Kommission
gehört. Sie konnten ihre Zweifel nicht belegen. Sie ha-
ben auf Aufsätze in „Nature“ verwiesen, die sie bis heute
nicht publiziert haben. Ganz offensichtlich folgen sie
aber von Zeit zu Zeit einer bestimmten Lobby.

Ich sage ganz klar: Derjenige Wissenschaftler, der
den Interessen einer bestimmten Lobby folgt, versündigt
sich an der Zukunft unserer Kinder. Das werde ich so
nicht akzeptieren. Das werden wir ändern müssen.


(Beifall im ganzen Hause – Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Beifall galt aber nur dem letzten Gedanken!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515710800

Das Wort hat die Kollegin Astrid Klug von der SPD-

Fraktion.


Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1515710900

Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Gestern

war tatsächlich ein Freudentag. Das zeigt auch die heu-
tige Debatte. Das In-Kraft-Treten des Kioto-Protokolls
ist ein Meilenstein für den Klimaschutz, weil sich zum
ersten Mal mehr als 140 Staaten völkerrechtlich verbind-
lich dem Klimaschutz unterwerfen und sich zur Reduzie-
rung ihrer Treibhausgasemissionen verpflichtet haben.
Kioto, das waren acht Jahre zähes Ringen um den welt-
weiten Klimaschutz. Viele hatten das Kioto-Protokoll
schon auf der Strecke totgesagt. Die Skeptiker haben

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(C (D icht Recht behalten; das ist gut so. Das Kioto-Protokoll st quicklebendig und wir freuen uns darüber. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Kioto-Protokoll ist ein Meilenstein, weil der Kli-
awandel ein globales Problem ist und deshalb auch
ine globale Antwort braucht. Effektiver Klimaschutz
unktioniert nicht national, sondern international. Kioto
eigt, dass globales Handeln nicht nur nötig, sondern
uch möglich ist.
Wichtig ist, dass die Industriestaaten ihre Zusagen

inhalten. Deutschland steht gut da; denn wir haben be-
eits 90 Prozent des Ziels für 2012 erreicht. Deutschland
rägt damit überdurchschnittlich zum weltweiten Klima-
chutz bei. Wir haben eine Vorreiterrolle und wir sind für
iele Vorbild. Aber es gibt keinen Grund, sich gemütlich
urückzulehnen; denn Deutschland gehört nach wie vor
u den Ländern mit den höchsten Pro-Kopf-Emissionen.
ie letzten 10 Prozent des Ziels, die wir noch erreichen
üssen, werden die anstrengendsten sein; das wissen
ir alle.
Wir müssen also noch viel mehr als bisher tun, auch

or dem Hintergrund, dass wir allein mit den Kioto-Zie-
en den Kampf gegen die Klimaerwärmung nicht gewin-
en werden und dass wir keine Zeit zu verlieren haben.
chon heute sind die Auswirkungen des Klimawandels
die Vorredner sind darauf schon eingegangen – un-
bersehbar: extreme Wetterereignisse, deren Häufigkeit
tark zunimmt, Fluten, Dürren, Wirbelstürme, die
chmelzende Antarktis und steigende Meeresspiegel.
ie Bewältigung des Klimawandels ist die größte und
uch eine existenzielle Herausforderung für eine nach-
altige globale Entwicklung. Das Zeitfenster, das wir
och zur Verfügung haben, um den schon entstandenen
chaden zu korrigieren, wird immer kleiner. Deshalb ha-
en wir keine Zeit zu verlieren.
Der internationale Klimaschutz darf deshalb nicht

012 enden. Kioto ist nur der erste Schritt. Wir brauchen
chon heute eine Strategie für die Zeit danach. Wir brau-
hen langfristige Ziele, die weit über Kioto hinausgehen.
ir begrüßen deshalb sehr, dass sich Tony Blair für eine
inderung der Treibhausgasemissionen um mindestens
0 Prozent bis 2050 einsetzt und den Kioto-Folgeprozess
u einem Schwerpunkt seiner EU-Ratspräsidentschaft
nd der britischen G-8-Präsidentschaft macht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In ihrer Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie hat sich
ie Bundesregierung das Ziel gesetzt, die Emissionen bis
020 um 40 Prozent zu reduzieren, wenn die EU sie im
leichen Zeitraum um 30 Prozent reduziert. Ich habe
ich gefreut, dass im Parlamentarischen Beirat für nach-
altige Entwicklung auch die CDU/CSU dieses Ziel mit-
etragen hat. Auf dem Weg dahin brauchen wir Zwi-
chenschritte, deren Einhaltung von uns selbst und von
nseren Nachbarn regelmäßig bilanziert werden muss.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)







(A) )



(B) )


Astrid Klug

Aber vor allem brauchen wir weitere konkrete und

ehrgeizige Maßnahmen, um diese Ziele tatsächlich errei-
chen zu können. Wir brauchen den weiteren Ausbau der
erneuerbaren Energien, den Ausbau des Emissionshan-
dels und die konsequente Förderung von Effizienztech-
nologien. Wir müssen den Flug- und Schiffsverkehr in
den Klimaschutz integrieren. Herr Dr. Paziorek, es ist
tatsächlich schizophren, dass Sie regelmäßig die Errei-
chung des Ziels einfordern und sogar sagen, wir müssten
noch mehr tun, dass Sie aber, wenn es in diesem Hause
um die konkreten Maßnahmen geht, diese Maßnahmen
regelmäßig ablehnen. So etwas nenne ich schizophren.
Man könnte auch sagen: Das ist heuchlerisch.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Ihre Maßnahmen lehne ich ab!)


Theoretisch befürworten alle den Klimaschutz. Wenn es
aber konkret wird, dann schlagen sich viele – auch in
diesem Haus – in die Büsche.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen weitere Partner für den Klimaschutz;
auch das wurde hier schon gesagt. Die USA sind der
weltweit größte Treibhausgasemittent. Sie sind verant-
wortlich für ein Drittel der Emissionen aller Industrie-
länder. Clinton hatte Kioto mitgeprägt. Bush ist aus dem
weltweiten Klimaschutz ausgestiegen. Seine Begrün-
dung, Klimaschutz gefährde die Wirtschaftskraft, ist
wahrlich zynisch. Was wird er später einmal seinen En-
keln erzählen? – Ich wollte, dass das Land uneinge-
schränkt wächst? Ihr dürft jetzt die Zeche zahlen – für
Fluten, Wirbelstürme, wachsende Armut und Kriege um
Wasser und Rohstoffe?

Wir brauchen nicht nur die USA, sondern auch die
Entwicklungs- und Schwellenländer im Boot, insbeson-
dere Länder wie China und Indien mit fast zweistelligen
Wachstumsraten und einem unglaublichen Hunger auf
Energie. Diese Länder müssen wir als Partner gewinnen,
damit sie unsere Fehler nicht wiederholen und ihr
Wachstum stattdessen von Anfang an auf erneuerbaren
Energien, Effizienz und innovativen Techniken aufbauen
und damit Wachstum und Klimaschaden wirksam ent-
koppeln.

Gestern war ein Freudentag. Es gibt Grund zum Fei-
ern. Es gibt sogar viele Gründe zum Feiern. Aber wir ha-
ben keine Zeit zum Feiern. Ab heute muss die Arbeit
fortgesetzt werden: für den Klimaschutz und damit für
uns und unsere Kinder und Enkel.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515711000

Das Wort hat die Kollegin Marie-Luise Dött von der

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Am gest igen Tag hätte die Bundesregierung nicht nur sich selbst um In-Kraft-Treten des Kioto-Protokolls gratulieren ollen, sondern vor allem ihrer Vorgängerregierung, der egierung Kohl. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1515711100

n der unionsgeführten Bundesregierung saßen die Väter
nd Mütter der deutschen Klimaschutzpolitik, wie wir
ie heute kennen. Vor weit mehr als zehn Jahren sind die
oraussetzungen dafür geschaffen worden, dass Sie ges-
ern feiern konnten, Herr Trittin.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Wohl wahr!)

ie Idee, den Ausstoß von Treibhausgasen zu verrin-
ern, stammt aus Zeiten, in denen Sie nicht einmal Mit-
lied des Bundestages waren – ich allerdings auch nicht.


(Jürgen Trittin, Bundesminister: Dann haben wir doch etwas Gemeinsames!)


Genau. Startschuss war 1992 der Umweltgipfel in Rio
e Janeiro, auf dem die Klimarahmenkonvention be-
chlossen wurde. Für Deutschland hat damals der CDU-
mweltminister Klaus Töpfer die Verhandlungen ge-
ührt. Seine Nachfolgerin, Angela Merkel, holte darauf-
in die erste Vertragsstaatenkonferenz im Jahr 1995
ach Berlin. Hier wurde beschlossen, ein Protokoll mit
ngemessenen Maßnahmen gegen den Klimawandel zu
erabschieden. Das war die Geburtsstunde des Kioto-
rotokolls. Mit unserer Klimaschutzpolitik haben wir
amals eine verlässliche Basis dafür geschaffen, den
usstoß der Treibhausgase bis 2005 um 25 Prozent ge-
enüber 1990 zu senken.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das glauben Sie nicht einmal, wenn Sie es aufschreiben!)


Die Regierung Schröder ist diesen konsequenten Weg
icht weitergegangen. Der grüne Umweltminister
usste gerade vor ein paar Tagen eingestehen, dass er
as 25-Prozent-Ziel nicht erreichen kann, und er hat es
ffiziell aufgeben. Das liegt vor allem daran, dass Rot-
rün bislang kein schlüssiges Konzept für eine umfas-
ende Klimapolitik vorgelegt hat. Wie man Anfang der
oche aus den Medien erfahren hat, wird sich das auch
it dem neuen Klimaschutzprogramm nicht ändern. Die
limapolitik von Rot-Grün besteht vor allem daraus, im-
er neue, immer schönere, immer höhere Ziele anzu-
ündigen, die Sie faktisch aber nicht erreichen können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Jede Woche übertrumpfen sich Regierungskoalition

nd Bundesregierung gegenseitig mit neuen Zahlen:
0 Prozent, 40 Prozent, 60 Prozent, 80 Prozent – mit Rea-
ität hat das wenig zu tun. Realistischer und verlässlicher
limaschutz beruht auf einer breiten Basis, sowohl nati-
nal als auch – besonders – international. Wenn man
iese breite Basis berücksichtigt, kann man seine politi-
chen Ziele auch erreichen und muss sie nicht kurz vor
oresschluss revidieren.






(A) )



(B) )


Marie-Luise Dött

In den Jahren seiner Amtszeit hat Minister Trittin die-

sen Aspekt konsequent vernachlässigt. Bisher hat die
rot-grüne Klimapolitik von Herrn Trittin Schlagseite zu-
lasten der Wirtschaft und ist wenig ausgewogen. Ledig-
lich für den industriellen Sektor wurden mit dem Emissi-
onshandel verbindliche Reduktionsziele festgeschrieben.
Andere Sektoren wie private Haushalte und der Verkehr
wurden aus der Verantwortung entlassen. Seit Anbeginn
der Verhandlungen zum Emissionshandel fordern wir
Sie auf, ein schlüssiges Konzept zur Verteilung der Las-
ten auf alle verursachenden Bereiche vorzulegen – bis-
her vergeblich. Inzwischen ist der Emissionshandel für
die Industrie harte Realität geworden, aber für eine Ge-
samtlösung haben Sie noch immer keine Ideen vorge-
legt, Herr Trittin.

Auch international ist Deutschland gut beraten, seine
Forderungen auf ein breites Fundament zu stellen, an-
statt immer höher hinaus zu wollen. Bevor über weiter
gehende Verpflichtungen für Deutschland nachgedacht
wird, sollte man der Tatsache gerecht werden, dass es
sich beim Klimawandel um ein weltweit verursachtes
Problem handelt. Bisher abseits stehende Industriestaa-
ten sind in Zukunft einzubeziehen: In Schwellenländern
wie China oder Indien muss das Wachstum von der Zu-
nahme der Treibhausgasemissionen entkoppelt werden;
ich sehe hier eine Möglichkeit, das Bundesministerium
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
stärker in die Anstrengungen einzubinden. Eine konse-
quente Entwicklungshilfe in dieser Richtung würde auch
dem unter Rot-Grün dahindümpelnden Anteil der öffent-
lichen Entwicklungshilfe, der so genannten ODA-Quote,
gut zu Gesicht stehen. Das Gleiche gilt für die Umset-
zung von Projekten gemeinsam mit anderen Staaten, JI,
und die Nutzung des Mechanismus für umweltverträgli-
che Entwicklung, CDM. Hier ist noch Sand im Getriebe.
Bisher wurden gerade einmal zwei CDM-Maßnahmen
anerkannt.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Noch!)

Dabei wird durch die Nutzung der flexiblen Mechanis-
men weniger Treibhausgas in die Atmosphäre ausgesto-
ßen. Man muss sie also so ausgestalten, dass ihre An-
wendung im bürokratischen Verfahren nicht scheitert.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn wir dieses breite Fundament schaffen, so, wie

es die CDU/CSU in den Jahren bis 1998 vorgemacht hat,
dann ist dem Klimaschutz mehr geholfen, als wenn
Deutschland einsame Spitze ist und voranschreitet.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Und die anderen nicht folgen!)


Klimapolitik ist primär Außenpolitik. Nur in der Ge-
meinschaft aller Staaten können wir dem Klimawandel
wirkungsvoll entgegentreten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515711200

Das Wort hat jetzt der Kollege Winfried Hermann

vom Bündnis 90/Die Grünen.

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(C (D Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Ich will der Versuchung widerstehen, auf einige edebeiträge polemisch zu antworten. Ich finde, angeichts der Größe der Herausforderung hat niemand rund zur Selbstgefälligkeit, zur Selbstgewissheit oder ur Selbstgerechtigkeit. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Dr. Klaus W. Lippold [Offenbach] [CDU/CSU]: Das ist richtig! Sagen Sie das Ihrem Minister!)

Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515711300

as gilt auch für die Opposition. Vor allen Dingen gilt
as für all jene Abgeordnete, die bei jeder Maßnahme im
eutschen Bundestag zuerst an die Interessen der deut-
chen Wirtschaft, der Industrie usw. und erst in zweiter
inie an den Klimaschutz denken. Auch das sei gesagt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Das ist doch wieder die falsche Trennung: Wirtschaft und Umwelt!)


Ich will mich nicht weiter polemisch damit befassen,
ondern ich will mich einem Thema zuwenden, mit dem
an sich bei der Weiterentwicklung des Kioto-Proto-
olls befassen muss, nämlich dem Flugverkehr. Von ver-
chiedenen Rednerinnen und Rednern ist es angespro-
hen worden: Das ist ein wichtiges Thema. Es wurde in
er ersten Phase des Kioto-Protokolls ausgeklammert,
as, wie ich meine, problematisch und bedauerlich ist;
enn der Flugverkehr ist ein großes Klimaschutzpro-
lem. Man hat das damals wohl verdrängt, weil man die
imension des Problems noch nicht ganz erkannt hatte
nd weil man das Kioto-Protokoll aus politischen Grün-
en nicht noch komplizierter machen wollte. Im Übrigen
atte sich die Flugwirtschaft wohl auch ziemlich gut
urchgesetzt.
Was ist eigentlich so gravierend am Flugverkehr? Wa-

um müssen wir uns diesem Thema nähern und es in die
weite Phase, also in die Nachfolgeverhandlungen über
as Kioto-Protokoll, aufnehmen? Sowohl das Umwelt-
undesamt, andere Wissenschaftler, Umweltverbände
owie zum Beispiel die Royal Commission on Environ-
ental Pollution – unlängst war ein Teil von uns in
roßbritannien – sehen das Problem des Flugverkehrs
ls das zentrale Klima- und Treibhausgasproblem an.
Wir müssen das Thema ernst nehmen, weil Flugver-

ehr die Atmosphäre in mehrfacher Weise schädigt und
um Treibhauseffekt beiträgt: zum Ersten, weil der Flug-
erkehr bezogen auf Personen und Kilometer im Ver-
leich zu allen anderen Verkehrsmitteln, vor allem im
urzstreckenbereich, ein Mehrfaches an Energie ver-
raucht und CO2 ausstößt; zum Zweiten, weil CO2 undndere Treibhausgase, die in hohen Luftschichten abge-
etzt werden, etwa den zwei- bis vierfachen Treibhausef-
ekt erzielen als bodennah ausgestoßenes CO2; und drit-ens, weil der Flugverkehr über Kondensstreifen zu
olkenbildung führt und in hohem Maße zusätzlich zur
nheizung der Erdatmosphäre beiträgt.






(A) )



(B) )


Winfried Hermann

Quantitativ war der Flugverkehr lange nicht beson-

ders wichtig. Der Anteil betrug nur wenige Prozent. Das
hat sich inzwischen geändert. In Europa und in Deutsch-
land geht man heute davon aus, dass bereits rund
9 Prozent der Treibhausgase auf den Flugverkehr zu-
rückzuführen sind. Weltweit ist dies unterschiedlich. Der
Anteil schwankt zwischen 4 und 12 Prozent. Wenn man
die erwarteten Wachstumsraten zugrunde legt – man
rechnet damit, dass sie in den nächsten Jahren durch-
schnittlich etwa 5 Prozent betragen werden –, dann wird
der Ausstoß von CO2 und andere Treibhausgasen in20 Jahren um 50 Prozent gestiegen sein, wenn sich
nichts ändert. Das UBA geht sogar von einer Verdreifa-
chung bis zum Jahre 2030 aus. Erste Prognosen besagen,
dass dann weitaus mehr Treibhausgase im Flugverkehr
als im heute größten Sektor, nämlich im Fahrzeugver-
kehr, ausgestoßen werden.

Wir müssen alles tun, damit es nicht so weit kommt.
Wir sollten also rechtzeitig geeignete Maßnahmen er-
greifen. Ich bin der Meinung, dass die Einbindung des
Flugverkehrs eine zentrale Herausforderung für die
Kioto-Nachfolgeverhandlungen, Kioto II, sein muss.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir können aber nicht so lange warten, sondern wir
müssen schon in der Zwischenzeit Maßnahmen ergrei-
fen. Es muss mit der wirklich unerträglichen steuerli-
chen Privilegierung des Flugverkehrs im Vergleich zu al-
len anderen Transportträgern Schluss sein:


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Stichworte sind hier die Mehrwertsteuerbefreiung im eu-
ropäischen Flugverkehr bzw. die Kerosinsteuerbefrei-
ung. Das ist im Sinne eines guten Klimaschutzes ökolo-
gisch einfach nicht akzeptabel. Wir müssen dafür sorgen,
dass es hier zu einer – möglichst europaweiten – Lösung
kommt. Ich unterstütze ausdrücklich den Vorstoß von Fi-
nanzminister Eichel in diesem Zusammenhang, sage
aber gleich dazu: Das sollte keine Ausrede dafür sein,
dass wir wieder zehn oder 20 Jahre darüber reden, bis
auch der letzte europäische Nationalstaat mitmacht. Ich
plädiere sehr wohl dafür, mit den Ländern, die den größ-
ten Anteil am Flugverkehr haben, bilaterale oder multi-
laterale Verträge zugunsten einer wirkungsvollen Be-
steuerung zu schließen.

Es bleibt aber bei dem, was der Beirat für globale
Umweltfragen ausgeführt hat – das ist eine positive Vi-
sion und meine Hoffnung –: Ein globales Gut wie Luft
muss global geschützt werden. Deswegen müssen wir
diesen Bereich mit Kioto II in den globalen Emissions-
handel einbeziehen. Die auf dem Wege des Emissions-
handels erzielten Einnahmen könnten für die Vereinten
Nationen die ersten eigenständigen Mittel sein, mit de-
nen in den Entwicklungsländern Klimaschutzprojekte
gefördert werden. Das wäre wirklich ein Riesenschritt
nach vorne.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Herr Kollege Hermann, Ihre Redezeit ist zu Ende. Ich bin am Ende meiner Rede. Auch der Flugverkehr muss wie alle anderen Ver ehrsträger einer gewissen Belastung ausgesetzt werden. as heißt, externe Kosten müssen in die Preise des Flieens eingerechnet werden. Nur auf diesem Wege erreicht an Effizienzsteigerung und zwingt die Flugwirtschaft um Energiesparen. Es muss zudem dafür gesorgt weren, dass unnötige Flugverkehre möglichst vermieden erden. Viele Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515711400
Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515711500


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515711600

Das Wort hat jetzt der Staatsminister für Umwelt, Ge-

undheit und Verbraucherschutz des Freistaates Bayern,
r. Werner Schnappauf.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1515711700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich
öchte aus Sicht eines Landes gerne zum Ausdruck
ringen, dass wir uns mit dem Bund in der Einschätzung
inig sind, dass die globale Erwärmung die größte um-
eltpolitische Herausforderung unserer Zeit ist. Wir
reuen uns deshalb in den Ländern, im Freistaat Bayern
nd in anderen, über das In-Kraft-Treten des Kioto-Pro-
okolls. Wir sind uns auch in der Einschätzung einig,
ass noch mehr getan werden muss, als das Kioto-Proto-
oll bisher vorsieht; denn der Klimawandel kommt trotz
es Kioto-Protokolls.
Von der Umsetzungsebene der Länder aus betrachtet,

erursacht allein die Klimafolgenanpassung astronomi-
che Kosten. Um nur einen Aspekt herauszugreifen: Um
n Bayern die Hochwassersicherheit zu gewährleisten,
chlagen wir einen Klimafaktor von im Schnitt
5 Prozent auf. Wir haben ein Hochwasserschutzpro-
ramm mit einem Volumen von 2,3 Milliarden Euro auf-
elegt.
Auch wenn wir uns in der Grundlinie einig sind, so
ill ich doch auf drei Differenzen hinweisen. Zum Ers-
en passiert zu wenig im internationalen Klimaschutz.
um Zweiten fehlt es an einem ganzheitlichen Klima-
chutzkonzept des Bundes.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)

um Dritten vermissen wir eine umfassende Verzahnung
on Wirtschaft und Klimaschutz sowie die umfassende
inbindung aller gesellschaftlichen Kräfte.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


assen Sie mich zu den drei Punkten in der gebotenen
ürze einige Anmerkungen machen.






(A) )



(B) )


Staatsminister Dr. Werner Schnappauf (Bayern)


Wir müssen uns schon jetzt, kurz nach In-Kraft-Tre-

ten des Kioto-Protokolls, daran machen – Kollege Peter
Paziorek hat das deutlich angesprochen –, Kioto plus zu
verwirklichen. Ich war mit dem Herrn Bundesumwelt-
minister und der Kollegin aus Nordrhein-Westfalen bei
den letzten Klimakonferenzen dabei. Wenn man sieht,
wie Abertausende von Delegierten diskutieren und um
Lösungen oder manchmal auch nur Millimeterfort-
schritte ringen, dann muss man sagen: Das geht im
Grunde zu langsam, um der Herausforderung wirklich
gerecht zu werden.

Deshalb brauchen wir eine parallele Initiative, ein
Kioto plus, um die Hauptemittentenländer, allen voran
die USA, aber auch China, Indien, Brasilien und andere,
einzubeziehen und schnell zu weiteren Reduktionen zu
kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das internationale Engagement Deutschlands kommt

mir dabei zu kurz. Frau Kollegin Klug hat hier eben ge-
sagt, sie begrüße, dass Großbritannien den Klimaschutz
im Europäischen Rat und beim G-8-Gipfel nun zum
Topthema mache. Das begrüße ich auch. Wir müssen uns
aber einmal klarmachen, welche Aussage davon ausgeht.
Herr Kollege Loske hat vorhin gesagt: Der Bundestag
war immer voraus. – Sie haben bewusst die Vergangen-
heitsform gewählt; denn aktuell gibt es international
diese Themenführerschaft nicht mehr. Die haben wir
Großbritannien überlassen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Birgit Homburger [FDP] – Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum hat denn Bayern das EEG abgelehnt?)


In Großbritannien – da möchte ich eine Lanze für den
Bundesumweltminister brechen – ist das Chefsache. Das
setzte Tony Blair auf die Tagesordnung. Selbst die
Queen hat sich dieses Themas angenommen. In Berlin
aber ringt der Bundesumweltminister mit dem Bundes-
wirtschaftsminister in Sachen Zertifikatehandel, es ringt
Herr Loske mit Herrn Eichel wegen des KfW-Pro-
gramms – und der Kanzler schaut zu. Das verstehe ich
nicht unter nachhaltiger Politik des Bundes.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Birgit Homburger [FDP] – Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Scheinheilig ist das!)


– Frau Hustedt, Sie reden von Scheinheiligkeit. Wo ist
denn die Kernkompetenz der Grünen?


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das müssen Sie mich gerade fragen!)


Zum ersten Mal in der Geschichte Deutschlands haben
wir eine Regierung mit Beteiligung einer so genannten
Umweltschutzpartei. Es ist aber kein Ruhmesblatt für
die Bundesregierung, wenn sie trotz eines grünen Au-
ßenministers und trotz eines grünen Umweltministers
die internationale Meinungsführerschaft bei diesem
Thema Großbritannien überlässt.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Zum zweiten Punkt: Im eigenen Land – das haben
laus Lippold und Frau Kollegin Dött angesprochen –
erabschiedet sich die Bundesregierung still und leise
on dem seinerzeit für Deutschland formulierten Klima-
chutzziel, eine Reduktion um 25 Prozent bis Ende des
ahres zu erreichen. Es wäre gut gewesen, wenn auch
eutschland zum Zeitpunkt des In-Kraft-Tretens des
ioto-Protokolls ein in sich schlüssiges, ganzheitliches
limaschutzkonzept auf den Tisch gelegt hätte.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das wäre es gewesen!)


Wir diskutieren heute in der Aktuellen Stunde über
ioto. Parallel sickern einzelne Informationen über die
edien in die Öffentlichkeit, was in Bezug auf den Kli-
aschutz in Deutschland angedacht ist. Man möchte
ich vom 25-Prozent-Ziel verabschieden. Eine ganzheit-
iche Konzeption ist nicht erkennbar. Ich glaube, das ist
igentlich der Kern des Anliegens, um das es geht. Wenn
s so ist, dass die Klimaerwärmung die größte Heraus-
orderung auch für den Wirtschaftsstandort und die welt-
eite Entwicklung ist – das haben alle Redner zum Aus-
ruck gebracht –, dann brauchen wir ein in sich
eschlossenes, ganzheitliches Konzept. Die Bundesre-
ierung hat immer nur einzelne Aktivitäten, einzelne Ini-
ativen entwickelt, aber nichts in sich Stimmiges.
Ich zitiere den Vorsitzenden des Rates für Nachhaltige

ntwicklung, Volker Hauff – Herr Müller, ein Mitglied
hrer Partei –, der wörtlich gesagt hat:

Wir vermissen den roten Faden der Nachhaltigkeit
im Alltag des Regierungshandelns.

uch führende Umweltverbände wie der WWF oder der
UND haben in ihrem Brief vom 26. Januar einen höhe-
en Stellenwert des Klimaschutzes eingefordert. Frau
ahrnt, die BUND-Vorsitzende, sagte:

Die Feiern haben einen faden Beigeschmack, denn
der Umweltminister lenkt beständig von den Ver-
säumnissen der deutschen Klimaschutzpolitik ab.

as alles sind Zitate, die nicht von mir oder der Union,
ondern aus Ihren eigenen Reihen kommen. Sie machen
eutlich, woran es Ihnen fehlt: Anstatt die CO2-Neutrali-ät zur Grundlinie Ihrer Politik und den Klimaschutz
um roten Faden Ihres Umweltprogramms zu machen,
alten Sie an Ihrer ökoideologischen Ausrichtung – raus
us der Kernenergie und rein in die Windkraft, koste es,
as es wolle – fest.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was sagen Sie denn dazu, Herr Minister?)


ie richten Ihre Politik nicht wirklich am Klimaschutz
us und können damit letztendlich keine ganzheitliche
olitik erreichen.
Kollege Loske wird in der „Frankfurter Allgemeinen

eitung“ mit den Worten zitiert:






(A) )



(B) )


Staatsminister Dr. Werner Schnappauf (Bayern)


Beim Thema Stromeinsparung hat die Regierung
noch keine überzeugenden Konzepte vorgelegt.

Man muss sich einmal klar machen, was vor zwei Tagen
in den deutschen Medien verbreitet wurde. Ich zitiere
aus der „FAZ“ von vorgestern:

Die Grünen forderten Bundesverkehrsminister
Manfred Stolpe und Bundeswirtschaftsminister
Wolfgang Clement … auf, möglichst rasch Vor-
schläge zur Umsetzung des Klimaschutzprogramms
vorzulegen. „Wir sind schon deutlich in Verzug. …“

(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das stimmt! Wo sie Recht haben, haben sie Recht!)

Was ist das für eine Regierung, in der eine Fraktion die
andere über die Medien auffordert, etwas für den Klima-
schutz zu tun? Wir wollen, dass etwas geschieht, das
auch in sich schlüssig ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dritte und letzte Anmerkung: Klimaschutz ist eine

gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Letzten Endes wer-
den wir umso erfolgreicher sein – das haben auch Frau
Homburger und Frau Dött schon angesprochen –, je
mehr wir die gesellschaftlichen Gruppen in unserem
Land für dieses Ziel gewinnen können. Wir haben in
Bayern eine Klimaallianz mit der Wirtschaft und ein Kli-
mabündnis mit dem Bund Naturschutz in Bayern ge-
schlossen. Wir sind gegenwärtig dabei, weitere Ver-
bände, Organisationen und die Kirchen in einen
ganzheitlichen Klimaschutz einzubinden.

Ich meine, dass wir – und zwar Bund und Länder –
eine abgestimmte und in sich schlüssige Vorgehensweise
brauchen. Dabei ist insbesondere die Energieeffizienz,
vor allen Dingen hinsichtlich der Gebäudesanierung,
bisher vernachlässigt worden.


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir werden ja sehen, wie Sie sich verhalten! Das ist sehr spannend!)


Mir kommt es manchmal so vor, als würden die
Schlachten von gestern geschlagen, indem Umwelt-
schutz gegen Wirtschaft und Wirtschaft gegen die Um-
welt in Stellung gebracht werden. Aber wenn wir die
Themen angehen, dann kommt es im Grunde genommen
darauf an, Wirtschaft und Umwelt im Zeichen des Kli-
maschutzes miteinander zu versöhnen,


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es! Genau darum geht es!)


indem wir zum Beispiel bei der Gebäudesanierung von
Altbauten neue Wege finden. In Bayern beispielsweise
gehen die Kaminkehrer zurzeit von Haus zu Haus und
geben eine Anstoßberatung für neue Energietechnolo-
gien, um damit dem Handwerk einen konjunkturellen
Impuls zu geben und gleichzeitig etwas für den Klima-
schutz zu tun.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein wegweisender Vorschlag!)


Solche Impulse vermisse ich bisher bei der Bundesregie-
rung.

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(C (D Der Bundesfinanzminister will die Mittel für das fW-Programm kürzen. Der Bundesumweltminister ämpft um Geld. Herr Loske fordert via „FAZ“, das Mitelvolumen zu verdoppeln. (Ulrich Kelber [SPD]: Was macht Bayern? Wie viel Geld nehmen Sie?)


as alles ist noch nicht ausgegoren. Wir brauchen eine
n sich schlüssige Politik, die sich durchgängig am Leit-
ild nachhaltiger Entwicklung orientiert. Solange Sie,
ie es eben der Fall war, bilateral zwischen den Fraktio-
en von Rot und Grün diskutieren, tritt Deutschland im
limaschutz auf der Stelle.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie haben den Landeshaushalt auch gekürzt!)


Entfesseln wir die Kräfte: Geben wir Anreizpro-
ramme, um Wirtschaft und Umwelt einen Schub zu ge-
en, damit wir auch im internationalen Klimaschutz wie-
er die Meinungsführerschaft übernehmen!


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515711800

Das Wort hat jetzt der Kollege Professor von
eizsäcker von der SPD-Fraktion.


Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker (SPD):
Rede ID: ID1515711900

Herr Präsident! Meine verehrten Damen und Herren!
err Minister Dr. Schnappauf, als ein Vertreter der rot-
rünen Abgeordneten bin ich Ihnen sehr dankbar, dass
ie uns Umweltschützern für die Durchsetzung ehrgeizi-
er Ziele Rückendeckung geben.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Wollen!)

ie haben den Klimaschutz mit Recht als größte Heraus-
orderung bezeichnet.
Sie haben mit Recht an die Aufforderung einer CO2-inderung um 25 Prozent gegenüber 1990 erinnert,
err Dr. Paziorek. Das entspricht etwa einer Reduktion
m 100 Millionen Tonnen. Als aber unser Umweltminis-
r für den Allokationsplan eine Minderung von 5 Millio-
en Tonnen bis 2007 gefordert hat, war die konservative
pposition dagegen, weil ihrer Meinung nach der Scha-
en für die Wirtschaft zu groß wäre.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Lassen wir das beiseite. Ich meine auch, dass wir an
ieser Stelle über die Parteigrenzen hinweg zusammen-
tehen müssen. Das Thema ist – insbesondere für die
ntwicklungsländer – viel zu ernst.
Ich begrüße es, dass Tony Blair die Initiative ergriffen

at. Er hat mir die Ehre angetan, in einer internationalen
lima-Taskforce mitzuarbeiten, die versuchen sollte, für
hn bzw. für seine G-8- und EU-Präsidentschaft die Leit-
inien der Klimapolitik unter Einbeziehung der Amerika-
er und Australier zu entwerfen. Die Vorsitzenden waren
ine republikanische Senatorin aus den USA und der
hemalige Minister aus dem Vereinigten Königreich
tephen Byers. Er hat bei der Vorlage des Berichts vor






(A) )



(B) )


Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker

ein paar Wochen gesagt: Wir haben noch ein Zeitfenster
von ungefähr zehn Jahren, innerhalb dessen wir die Um-
orientierung organisieren müssen, weil es sonst zu spät
sein kann. Es ist also außerordentlich ernst und eilig.

In diesem Zusammenhang kann ich Herrn
Dr. Paziorek nur zustimmen, wenn er darauf hinweist,
dass wir dringend an Kioto plus arbeiten müssen. Dabei
müssen die Entwicklungsländer, insbesondere die gro-
ßen, einbezogen werden. Das ist Gegenstand unserer
Empfehlungen an Tony Blair und übrigens die Voraus-
setzung dafür, dass die Amerikaner mitmachen. Schon
vor Kioto hat der amerikanische Senat einstimmig den
Beschluss gefasst, dass die Amerikaner erst mitmachen,
wenn die Entwicklungsländer mit im Boot sind. Es ist
also zwingend nötig, dass wir dafür sorgen. Ich bin
durchaus bereit, dafür die flexiblen Instrumente, die Sie
immer fordern, stärker zu betonen. Das darf nicht strittig
sein.

Wir müssen zudem darüber nachdenken, wie wir die
USA verlocken können, mitzumachen, damit sie nicht
weiterhin auf solche törichten und falsch liegenden Kli-
maforscher wie Linzen hören. Dafür haben wir uns drei
Punkte ausgedacht. Der erste betrifft den Bau effiziente-
rer Autos. Der Toyota Prius, der nur noch rund 3,5 Liter
benötigt, ist im Moment in Kalifornien der Verkaufsren-
ner. Der zweite Punkt betrifft die Gewinnung von Ener-
gie aus Biomasse. Nicht nur die europäischen, sondern
auch die amerikanischen Bauern blicken mit Sorge auf
die gegenwärtige Welthandelsrunde, weil sie befürchten,
dass sie irgendwann die Welt nicht mehr mit Mais und
Weizen überschwemmen können. Sie hoffen deshalb,
mehr Energie aus Biomasse zu verkaufen. Warum ei-
gentlich nicht? Des Weiteren darf nicht strittig sein, dass
in gewissem Umfang auch ein effizienterer Kohleeinsatz
– beispielsweise in GuD-Kraftwerken – ein Beitrag zum
Klimaschutz sein kann.

Das alles sind Angebote an die Amerikaner, um zu-
mindest ansatzweise zu einer Einigung über Kioto plus
zu kommen. Das wird aber noch nicht genügen. Uli
Kelber hat im Grunde genommen die richtigen Worte
dazu gesagt. Wenn wir, wie es Tony Blair nun verlangt,
bis 2050 die CO2-Emissionen um 60 Prozent reduzierenund gleichzeitig eine Verdreifachung des Wohlstandes
auf der Erde erreichen wollen, dann ist dafür eine tech-
nologische Revolution notwendig, nicht weniger.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Um eine solche Revolution in Gang zu setzen, müssen
heute die Weichen gestellt werden. Das geht natürlich
nur zusammen mit den Entwicklungsländern und den
USA. Als technologischer Optimist freue ich mich auf
diese gigantische technologische Herausforderung.

Die deutsche Wirtschaft muss sehr aufpassen, dass
uns die Japaner und die Chinesen nicht davonlaufen und
mit relativ ehrgeizigen Grenzwerten den Import von
deutschen Waren unmöglich machen. Das geschieht ja
gerade. Wir müssen uns als Europäer, und insbesondere
als Deutsche, gewaltig anstrengen, um eine Spitzenstel-
lung in dieser technologischen Revolution zu erreichen.

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(C (D rgendwann wird es das Signal von Wall Street geben: ir dürfen es nicht zulassen, dass uns die Asiaten und ie Europäer davonrennen. Dann haben wir sie alle im oot. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515712000

Das Wort hat jetzt der Kollege Holger Haibach von

er CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Holger Haibach (CDU):
Rede ID: ID1515712100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Herr von Weizsäcker, es ist zwar richtig, dass wir
nsere Zustimmung zu einer Reduzierung der CO2-missionen im Rahmen des Nationalen Allokationsplans
erweigert haben. Aber Sie haben leider vergessen, hin-
uzufügen – das passt ein wenig zu dem, was Herr
ermann gesagt hat –, dass wir unsere Zustimmung des-
alb verweigert haben, weil wir eine Reduzierung allein
m Bereich der Wirtschaft ohne Berücksichtigung der
nderen Bereiche für nicht sinnvoll halten.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Das stimmt nicht!)


err Minister Schnappauf hat zu Recht darauf hingewie-
en, dass das nicht gegen, sondern nur mit der Wirtschaft
unktionieren kann, Herr Hermann. Das müssen wir an
ieser Stelle einmal feststellen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Wirtschaft gibt es doch gar nicht!)


Leider habe ich den Eindruck, dass Sie nicht bereit
ind, diesen Fehler irgendwann einmal zu korrigieren,
umindest wenn man dem glauben darf, was nun zum
hema „nationales Klimaschutzprogramm“ durchsi-
kert. Ich zitiere mit Erlaubnis des Präsidenten die „Ber-
iner Zeitung“ vom 11. Februar dieses Jahres, wonach es
ort heißt:

Ohne eine Trendwende bei den Emissionen der
Energiewirtschaft bestehe die Gefahr, „dass die Er-
reichung des nationalen Klimaschutzziels … – trotz
der bereits vorliegenden klimaschutzpolitischen Er-
folge – verfehlt wird“.

enn Sie das wieder nur auf den Bereich Wirtschaft
okussieren, werden Sie dieses Ziel natürlich nicht er-
eichen. Das kann man schon heute absehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Natürlich sind wir alle froh darüber, dass das Kioto-

rotokoll in Kraft getreten ist. Wir sind selbstverständ-
ich auch den CDU-Umweltministern Klaus Töpfer und
ngela Merkel sehr dankbar, dass sie es an entscheiden-
er Stelle mit vorangetrieben haben. Ich glaube, das darf
an bei dieser Gelegenheit, ohne Selbstüberschätzung






(A) )



(B) )


Holger Haibach

oder Arroganz vorgeworfen zu bekommen, durchaus
einmal ganz deutlich sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Aber bei aller Freude bleibt die Frage: Wie geht es

weiter? Dazu ist sehr viel gesagt worden: Wir müssen
die USA mit ins Boot bekommen – gar keine Frage. Wir
brauchen die Schwellenländer – überhaupt keine Diskus-
sion. Wir brauchen auf jeden Fall auch ein Land wie
China. Denn wir können uns hier – Entschuldigung,
wenn ich das so deutlich formuliere – abzappeln, wie wir
wollen: Wenn wir ein Land wie China nicht für die Mit-
arbeit an diesem entscheidenden Punkt gewinnen, kön-
nen wir hier zwar sehr lange Vorreiter spielen, aber es
wird uns insgesamt nichts nutzen. Deshalb ist die Frage,
wie Deutschland sich in diesem Bereich verhält, ganz
entscheidend. Wer immer die Vorreiterrolle spielt und
immer vorausschaut, der sollte ab und zu auch nach hin-
ten sehen, um festzustellen, ob überhaupt noch jemand
folgt. Ich glaube, das ist in diesem Zusammenhang eine
ganz wichtige Feststellung.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Es gehört auch eine konsistente Politik der Bundesre-

gierung dazu. Wenn ich mir die Instrumente anschaue,
die uns beim Klimaschutz und bei der Umweltpolitik zur
Verfügung stehen, bin ich doch ziemlich weit davon ent-
fernt, zu glauben, das sei alles sehr konstistent. Die drei
Instrumente TEHG, EEG und Ökosteuer wirken sehr un-
terschiedlich und zum Teil sogar gegensätzlich.

Weil Sie, Herr Kelber, immer sagen, wir hätten keine
Ideen und keine Konzepte, frage ich Sie: Von wem
stammte denn der Vorschlag, bei diesen Gesetzen eine
zeitliche Befristung vorzusehen, damit man sie vernünf-
tig aufeinander abstimmen kann, wenn wir wissen, wie
sie wirken?


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es! Genau das war der Beschluss! Das war unsere Forderung!)


Das war doch unser Vorschlag, nicht Ihrer. Sie haben
sich diesem Vorschlag verweigert und deshalb müssen
Sie jetzt die Konsequenzen tragen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Harmonisierung der Instrumente haben wir gefordert! – Ulrich Kelber [SPD]: Das TEHG ist begrenzt bis 2007!)


Jetzt hören wir von Neuigkeiten des Bundesumwelt-
ministers zum Klimaschutzprogramm. Herr Kelber hat
gesagt, wir würden immer nur das Falsche zitieren. Ich
kann gern noch ein bisschen nachlegen. Der Rat für
Nachhaltige Entwicklung hat gesagt:

Die Energiepolitik des Bundes ist ohne konsistentes
Konzept, insbesondere im Hinblick auf die CO2-Vermeidung.

Wir können natürlich auch den Brief der Umweltver-
bände nehmen, in dem steht:

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(C (D Der Experte des BUND kritisiert: Rot-Grün kehrt die eigenen Ziele unter den Teppich. (Marco Bülow [SPD]: Fragen Sie mal den BUND, was er zu Ihrer Politik sagt!)

Wenn ich an Ihre Vorstellungen zum Klimaschutzpro-

ramm denke, dann wundert mich das, ehrlich gesagt,
ein bisschen. Wenn alles, was wir zurzeit lesen, wahr
st – ich zitiere jetzt aus der „Berliner Zeitung“ –, beant-
ortet sich die Frage, wo welche Verantwortung liegt,
on selbst. Dort steht beispielsweise: „Die Sanierung der
ltbauten ist nicht vorangetrieben worden.“ Wir haben
on Frau Hustedt heute wieder gehört, dass da etwas
assiert. Statt Ankündigungen würde ich tatsächlich
ern einmal Taten sehen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Nehmen Sie mal Herrn Stoiber!)


Als weiterer Grund wird in diesem Zusammenhang
ie Verzögerung der LKW-Maut erwähnt. Diese Verzö-
erung können Sie uns wirklich nicht vorwerfen. Fragen
ie einmal Herrn Stolpe, wer das verursacht hat.
Weiter heißt es, die Förderung der umweltschonenden
raftwerke aus KWK habe nicht die Erwartungen er-
üllt. Diese Förderung hat Frau Hustedt heute hier noch
o gelobt.
Ich kann insgesamt nur sagen: Die Politik von Rot-
rün in diesem Bereich ist mehr als inkonsistent


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was Sie vorschlagen, ist ja noch viel weniger!)


nd genau aus diesem Grund werden wir das Ziel nicht
rreichen. Das werden wir ändern, wenn wir 2006 die
egierung übernehmen.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515712200

Das Wort hat jetzt der Herr Bundesminister Jürgen

rittin.

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
chutz und Reaktorsicherheit:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In der Tat

st es erfreulich, dass dieses Kioto-Protokoll in Kraft ge-
reten ist. 141 Staaten haben sich nicht aufhalten lassen,
uch nicht von dem Powerplay eines großen Staates, und
aben sich dazu verabredet, einen völkerrechtlich ver-
indlichen Deckel auf die Treibhausgasemission zu pa-
ken.
Ich bin dankbar, lieber Herr Kollege Lippold, dass Sie

n dieser Stelle mit dem gebotenen Nachdruck darauf
erwiesen haben, dass die Grundlagen, die die Klima-
issenschaftler – darunter auch viele deutsche Klima-
issenschaftler – bisher für diesen gemeinsamen Kon-
ens erarbeitet haben, anders als in diesen Tagen vielfach
argestellt natürlich nicht irrtums- und fehlerfrei sind.






(A) )



(B) )


Bundesminister Jürgen Trittin

Fehlerfreiheit kann es in der Wissenschaft gar nicht ge-
ben.

Aber eines müssen wir an dieser Stelle festhalten
– ich bin dankbar, dass Sie die Wissenschaftler in Schutz
genommen haben –: Beispielsweise hat vor zehn Jahren
niemand den heutigen Zustand der Alpengletscher pro-
phezeit; man ist immer von einem längeren Zeitraum
ausgegangen. Kaum jemand hätte prophezeit, dass der
Abschmelzungsprozess an den Polkappen so schnell
voranschreitet, wie es der Fall ist. Ich muss die weltweite
Klimawissenschaft an dieser Stelle vor dem Vorwurf, sie
habe übertrieben, in Schutz nehmen. Feststellen lässt
sich lediglich – auch das ist aber nicht als Vorwurf ge-
meint –: Sie und wir alle haben diese Entwicklung eher
unterschätzt.

Vielleicht hätten Sie nicht diese Tonalität vorgeben
sollen: Dass Sie die Umweltverbände zitieren, ist für
beide, für die Zitierenden wie für die Zitierten, peinlich.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


Was den Emissionshandel angeht: Ich habe Ihren
Antrag vermisst, im Rahmen des Emissionshandels das
umzusetzen, was Sie mit den 25 Prozent jetzt rühmen.
Würde dies umgesetzt, hätten wir nicht 503 Millionen
Zertifikate verteilen dürfen, sondern nur 415 Millionen
Zertifikate. Stattdessen hat die Union vorgeschlagen, die
Höchstzahl der zu bewilligenden Zertifikate um 20 Mil-
lionen zu erhöhen.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Jetzt aber Vorsicht!)


Jetzt sagen Sie: Das wäre aber gemein; man müsste
das zusammen mit der Wirtschaft machen. Ich muss
Ihnen einen kleinen Hinweis geben: Nachdem das
Kioto-Protokoll in Kraft getreten ist – Sie haben das mit
ratifiziert –, haben wir nur noch 846 Millionen Tonnen
CO2 zu verteilen. Wenn 20 Millionen Tonnen mehr andie Wirtschaft verteilt werden, dann heißt das, dass die
privaten Haushalte und der Verkehr nicht, wie wir vorge-
schlagen haben, 7 Millionen Tonnen – der Bundestag hat
beschlossen: 9 Millionen Tonnen – einzusparen haben,
sondern 27 Millionen Tonnen bzw. 29 Millionen Ton-
nen. Ich möchte gerne einmal hören, wie Sie die zusätz-
lichen Einsparungen der Privaten zugunsten der Wirt-
schaft finanzieren wollen. Wie wollen Sie das den
Bürgern und insbesondere den Autofahrern erklären, lie-
ber Herr Kollege? Schweigen im Walde!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich höre, wir sollten uns mehr um Energieeffizienz
und Gebäudesanierung kümmern. Warum sind denn in
Deutschland seit Jahren zum Beispiel die Verkehrsemis-
sionen rückläufig? Hat das vielleicht etwas mit der Öko-
steuer zu tun? Womit wird denn das CO2-Gebäudesanie-rungsprogramm mit jährlich 360 Millionen Euro – das
ist ein Vielfaches dessen, was zu Ihren Zeiten im Haus-
halt vorgesehen war – bezahlt? Mit den Einnahmen aus
der Ökosteuer!

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Bayern sagt: Zusätzlich muss man etwas für die Ener-
ieeffizienz tun. Sie haben ein Problem. Ich erinnere
ich noch sehr genau daran – ich bin schon länger im
mt –, dass Bayern zugunsten der bayerischen Ziegelei-
esitzer zwei Jahre lang im Bundesrat versucht hat, die
nergieeinsparverordnung zu blockieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Scheinheilige Brüder!)


Ich höre, wir sollten uns um CO2-Neutralität bemü-en. Wer aus Ihren Reihen, also aus den Reihen von
DU und CSU, hat denn als Einziger für das Erneuer-
are-Energien-Gesetz gestimmt? Das war ein bayeri-
cher Abgeordneter; das stimmt. Aber er war der Ein-
ige! Jetzt sagen Sie: Wir müssen mehr tun; aber das
esetz, auf dessen Grundlage bis 2010 80 Millionen
O2 eingespart werden – so sieht es das Kioto-Protokollor –, blockieren und bekämpfen wir nach Kräften. Der
ersuch, die Koalition umweltpolitisch zu überholen,
enn man gleichzeitig mit beiden Füßen auf der Bremse
teht, geht schief.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Angesichts des Tages sage ich: Es wäre gut, wenn wir
ns über die Zielsetzung verständigen könnten. Herr
ollege Schnappauf, ich habe durchaus zur Kenntnis ge-
ommen, wie wir an dieser Stelle in Buenos Aires ge-
einsam agiert haben. Wenn es härter wird, muss man
ber auch zu diesen Zielsetzungen stehen. Wenn wir sa-
en: „Wir müssen verhindern, dass die 2-Grad-Grenze
berschritten wird“, wenn wir das gemeinsam erreichen
ollen, wenn wir sagen: „Eine Kohlenstoffkonzentration
on 550 ppm soll verhindert werden“, dann müssen wir
ns doch gemeinsame Ziele setzen. Angesichts dessen
ätte ich von Ihnen von der Opposition erwartet, dass
ie die Position unterstützen, die Bayern in Buenos
ires eingenommen hat, nämlich: Im Grundsatz ist der
eg, den die Bundesregierung geht, richtig. Die Bun-
esregierung sagt: Liebe Europäische Union, mach ein
ngebot an die Völkergemeinschaft, selbstverständlich
it Blick auf die Schwellenländer, selbstverständlich
uch unter Einbeziehung der USA, ein Angebot dazu,
ie wir im Klimaschutz weitergehen wollen.
Wenn man der Auffassung ist, dass bis zur Mitte die-

es Jahrhunderts weltweit 50 Prozent eingespart werden
üssen, dann ist es angesichts der Pro-Kopf-Emissionen
n Europa, angesichts der gesamten Entwicklung sinn-
oll, zu sagen: Europa realisiert eine Senkung um
0 Prozent. Hierzu kann Deutschland als ein Land, das
ür sich beansprucht – darüber besteht offensichtlich Ge-
einsamkeit –, eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz
inzunehmen, einen Beitrag leisten, indem es bis 2020
m 40 Prozent reduziert. Das wäre eine angemessene
nterstreichung des Konsenses, den wir in diesem Haus
eim Klimaschutz haben und, wie ich finde, auch weiter
aben sollten.






(A) )



(B) )


Bundesminister Jürgen Trittin

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515712300

Das Wort hat der Kollege Michael Müller von der

SPD-Fraktion.


Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1515712400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ja, Kioto

ist unzweifelhaft ein wichtiger Schritt, und zwar deshalb,
weil wir mit Kioto zu einer systematischen und regel-
mäßigen Bewertung der Klimaentwicklung und der Re-
duktionsziele kommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Aber richtig ist auch – das muss man ebenfalls sehen –:
Kioto ist noch kein Durchbruch. Das wird schon anhand
weniger Zahlen deutlich.

Trotz des Kioto-Protokolls, in dem für die Industrie-
staaten eine Reduktion um 5,2 Prozent vorgesehen ist,
wird in den Industriestaaten insgesamt bis zum
Jahr 2010 die Menge der CO2-Emissionen um 11 Pro-zent steigen. Richtig ist auch, dass es insbesondere in
Entwicklungs- und Schwellenländern bis zum Jahr 2010
sogar einen Zuwachs um 50 Prozent geben wird. Allein
in den USA und Australien – es geht jetzt wieder um die
Industriestaaten – wird mit einem Zuwachs um
34 Prozent gerechnet.

Das sind verheerende Zahlen. Das zeigt, wie wichtig
das Kioto-Protokoll ist. Das zeigt aber auch, dass unver-
ändert ein eklatanter Widerspruch zwischen dem besteht,
was wir in der Zwischenzeit an Zukunftswissen erwor-
ben haben, und dem, wie wir darauf reagieren. Dass die-
ser Widerspruch weltweit existiert, ist unverantwortlich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Hier wird zu Recht sehr viel davon geredet, welche
volkswirtschaftlichen Schäden durch Klimaänderung
entstehen können. Wir haben beispielsweise die Zahlen
der Münchener Rück, nach denen sich innerhalb von
drei Jahrzehnten die Zahl der ökologischen Großkata-
strophen verdreifacht hat und die Schäden entsprechend
zugenommen haben. Ich glaube, dass diese Betrachtung
noch viel zu kurz greift. Aus meiner Sicht gilt – das ist
der eigentliche Punkt –: Wenn wir die ökologische He-
rausforderung der Klimaänderung nicht in den Griff be-
kommen, ist das eine demokratiegefährdende Entwick-
lung.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wenn diese Entwicklung so weitergeht – man muss
sehen, dass Klimaänderungen Jahrzehnte Vorlauf haben,
das heißt, wenn sie eintreten, sind sie kurzfristig gar
nicht mehr zu stoppen, sondern sie werden sich noch
verstärken –, werden wir irgendwann einen Punkt errei-
chen, an dem die Maßnahmen so einschneidend sein

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(C (D üssen, dass sich die Frage stellt, ob sie mit demokratichen Mitteln überhaupt noch durchsetzbar sind. Das ist ine Riesengefahr. Umso wichtiger ist das, worüber wir eute sprechen, nämlich dass Länder eine Pionierbzw. orreiterrolle einnehmen. Angesichts dessen finde ich das plumpe Reinwaschen on Herrn Schnappauf und anderen, die hier in der Deatte geredet haben, nur peinlich. ir können ruhig in die Vergangenheit schauen. Wir haen beispielsweise zwischen 1998 und 2002 hier im undestag 18 größere Umweltund Klimaschutzmaßahmen beschlossen. Gegen alle 18 hat die Opposition estimmt. rotzdem halte ich es für unsinnig, auf diesem Punkt heumzureiten. Ich will es gar nicht. (Holger Haibach [CDU/CSU]: Genau deshalb sagt er es ja!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Heidi Wright [SPD]: Wahnsinn!)


Sie sollten in dieser Frage erst recht still sein. Ihre
ede war genauso angelegt. – Vielmehr stelle ich mir die
rage, wie wir diesen Widerspruch zwischen Wissen und
andeln beseitigen können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


or dem Hintergrund, dass für mich Politik nicht nur et-
as mit dem Vertreten von Parteiinteressen zu tun hat,
ondern Politiker auch insgesamt Verantwortung wahr-
unehmen haben, stelle ich mir die Frage, wie dieser
klatante Widerspruch beseitigt werden kann. Das ist für
ich die Schlüsselfrage. In diesem Zusammenhang will
ch auf drei Punkte eingehen:
Erstens. Ich glaube, dass die sich aus der heute vor-

errschenden ökonomischen Ordnung, die auf das Ver-
ünden von ökonomischen Erfolgen in Quartalsberich-
en ausgelegt ist, ergebende Kurzfristigkeit nicht mit
iner ökologischen Modernisierung vereinbar ist. Ökolo-
ische Modernisierung muss von einer langfristig ange-
egten, verantwortungsbewussten und berechenbaren
olitik über einen längeren Zeitraum getragen werden.
ie derzeitige Ökonomie ist kurzfristig angelegt und
irkt im Grunde genommen substanzauszehrend.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ie steht also im Gegensatz zu einer ökologisch ausge-
ichteten Politik. Das heißt, Klimaschutz muss auch den
ampf für eine Veränderung der ökonomischen Prinzi-
ien beinhalten, sonst ist er nicht durchsetzbar.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


eshalb ist die Kurzformel, Ökonomie und Ökologie
ollen sich versöhnen, falsch. Zuerst muss sich nämlich
ie Ökonomie verändern. Das ist ein ganz entscheiden-
er Punkt, der in der Regel nicht genannt wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Michael Müller (Düsseldorf)


Ich halte noch einen zweiten Punkt für wichtig: So-

lange das Grundprinzip der Globalisierung darauf ausge-
richtet ist, Ungleichheiten auszunutzen, also indem
Sozial- und Umweltdumping als vorteilhaft im Konkur-
renzkampf angesehen werden, ist Klimaschutz nicht
möglich. Auch das muss man sagen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist unverantwortlich, wenn man nicht eine Wirt-
schaftspolitik betreibt, die beispielsweise durch eine
europäische Regionalisierung ein Gegengewicht zum
plumpen Ökonomismus, der die Umwelt zerstört, bildet.

Ich will noch auf einen dritten Punkt eingehen: Kli-
maschutz muss in einer multilateralen Welt stattfinden.
Wenn alles auf der Welt von ökonomischer und militäri-
scher Stärke abhängig ist, so wie das heute der Fall ist,
wird Klimaschutz nicht möglich sein.

All diese Punkte, die ich heute hier genannt habe,
kommen aus meiner Sicht jedoch in der ökologischen
Diskussion zu kurz. Es bringt nichts, wenn wir alle im-
mer wieder die Ziele wiederholen, über die wir uns im
Grunde genommen einig sind; in der Enquete-Kommis-
sion bestand über sie ja Einigkeit. Der entscheidende
Punkt ist, wie man unter veränderten ökonomischen und
politischen Rahmenbedingungen Handlungsspielräume
schaffen kann, damit diese auch durchsetzbar sind. Das
ist die Frage, die zu wenig thematisiert wird, die wir
aber, wie ich finde, immer wieder thematisieren müssen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Entscheidend ist also – lassen Sie mich das zum Ab-
schluss sagen –, ob wir in Deutschland und in Europa die
Kraft haben, ein Gegenmodell zu diesem plumpen Öko-
nomismus, der die letzten 20 Jahre geherrscht hat, zu
entwerfen, nämlich eine sehr viel stärker ökologisch aus-
gerichtete Wirtschaftspolitik. Die, wie ich finde, selbst-
zerstörende Ökonomie der Kurzfristigkeit berücksichtigt
nämlich die Interessen und Bedürfnisse künftiger Gene-
rationen überhaupt nicht und kann das auch gar nicht.
Auf diese Weise muss für eine Veränderung des Denkens
und Handelns gesorgt werden. Sonntagsappelle, für die
wir alle uns nichts kaufen können, reichen nicht.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515712500

Die Aktuelle Stunde ist beendet.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 5 sowie Zusatz-

punkt 6 auf:
5 Beratung des Antrags der Abgeordneten Uwe

Beckmeyer, Reinhold Robbe, Gerd Andres, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der SPD so-
wie der Abgeordneten Rainder Steenblock,
Michaele Hustedt, Albert Schmidt (Ingolstadt),

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(C (D weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Maritimen Standort Deutschland stärken – Innovationskraft nutzen – Drucksache 15/4862 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Tourismus Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft P 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten HansMichael Goldmann, Horst Friedrich Jürgen Koppelin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Seeschifffahrt und Küstenschutz in Deutschland stärken – Drucksache 15/4847 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red er dem Kollegen Uwe Beckmeyer von der SPD-Frakion das Wort. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Die maritime Wirtschaft in Deutschland ist ein ightechorientierter Wirtschaftszweig mit erheblicher nnovationskraft. Sie hat auf die Wirtschaftskraft unserer ation insgesamt und auf die Wettbewerbsfähigkeit eutschlands großen Einfluss. Das von Bundeskanzler Gerhard Schröder ins Leben erufene maritime Bündnis hat sich in den vergangenen ünf Jahren zu einem in höchstem Maße effektiven trukturpolitischen Instrument für die gesamte maritime irtschaft entwickelt. Der Bundeskanzler hatte Recht, ls er jüngst auf der Vierten Nationalen Maritimen Konerenz in Bremen sagte: Wir müssen die maritime Wirtschaft aus der „Ecke der Bescheidenheit“ herausholen. Wir müssen deutlich machen, welche Wirtschaftskraft … welche Perspektiven und Entwicklungen für unsere und für die europäische Volkswirtschaft darin stecken … (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1515712600
Kaum ein anderer Wirtschaftszweig muss sich in glei-

hem Maße einem so beinharten globalen Wettbewerb
tellen wie die maritime Wirtschaft. Deswegen setzen
ir uns mit allen Mitteln dafür ein, internationale






(A) )



(B) )


Uwe Beckmeyer

Wettbewerbverzerrungen, aber auch Harmonisierungs-
defizite auf europäischer Ebene abzubauen, und zwar
unter Ausnutzung aller nationalen Handlungsspiel-
räume. Das gilt für die Seeschifffahrt ebenso wie für die
deutsche Werftindustrie, die Meerestechnik und die See-
hafenwirtschaft.

272 Millionen Tonnen haben die deutschen Seehäfen
in 2004 umgeschlagen, eine Rekordzahl. Das ist ein Um-
schlagsplus von 8 Prozent. Rund 300 000 Arbeitsplätze
hängen direkt oder indirekt an der deutschen Seeschiff-
fahrt. Anders gesagt: Die deutschen Häfen sind mit ihrer
Verkehrsdrehscheibenfunktion Wachstumsbranche und
Jobmaschine zugleich.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig!)

In Bremen haben die Konferenzteilnehmer Ende Ja-

nuar eine umfassende Bestandsaufnahme der deutschen
Seehafenwirtschaft geleistet und konkrete Handlungs-
empfehlungen für Bund und Länder vorgelegt. Das Ziel
ist klar benannt: Es geht um die weitere Stärkung des
maritimen Standortes als wesentlicher Beitrag zur Siche-
rung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft.

Mit der Osterweiterung der EU eröffnen sich enorme
Chancen. Dies setzt jedoch voraus, dass die Weichen be-
reits jetzt richtig gestellt werden. Was wir brauchen, ist
eine nationale Offensive zur Förderung der maritimen
Verbundwirtschaft mit all ihren Potenzialen.

Die Hafenpolitik ist kein regionales norddeutsches
Thema. Die Häfen sind im interkontinentalen Warenaus-
tausch die Schnittstelle zwischen Land- und Seeverkehr.
90 Prozent der Waren, die wir exportieren, gehen über
unsere Häfen. Der Frankfurter Flughafen kann das mit
den Cargoleistungen bei weitem nicht schaffen; ich
glaube, er schafft insgesamt gerade einmal 5 Prozent.
Für die vom Außenhandel abhängige deutsche Volks-
wirtschaft sind unsere Häfen daher unverzichtbar. Sie
liefern in hohem Maße einen Beitrag zu Beschäftigung
und Wertschöpfung.

Wir brauchen Harmonisierung. Das haben wir in un-
serem Antrag ausführlich dargelegt. Aber wir brauchen
auch ein klares Bekenntnis bezüglich der seeseitigen wie
auch landseitigen Zufahrten zu unseren Häfen. Wir ha-
ben im Bundesverkehrswegeplan 2003 dazu 15 Einzel-
projekte aufgeführt. Diese müssen wir nun zügig voran-
bringen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Hinsichtlich der Standortbedingungen für unsere Hä-
fen insgesamt und der Wettbewerbsfähigkeit müssen wir
die zukünftige Entwicklung sehr genau beobachten. Wir
werden ja nachher noch über die Kommissionsvor-
schläge zu Port Package II beraten, die für uns völlig in-
akzeptabel sind. Dabei werden wir auch die Fehlleistun-
gen der Union bei der Einschätzung von Port Package II
entsprechend würdigen.


(Beifall bei der SPD – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Darauf freuen wir uns schon!)


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(C (D leichwohl ist wichtig, dass für Deutschland eine inheitliche Position herbeigeführt wird. Der Schiffahrtsstandort Deutschland boomt. Deutsche Reeder disonieren vom deutschen Standort aus zurzeit 2 580 Hanelsschiffe mit rund 41 Millionen Bruttoregistertonnen odernster Tonnage. Die Steigerung des Umsatzes berägt 15 Prozent, was beachtlich ist. Ich denke, eines ist klar geworden: Wir müssen uns ational gut aufstellen und ein maritimes Bündnis auf ie Beine stellen, das Wachstumspotenziale freisetzt. iese Potenziale brauchen wir, um auch in dieser Branhe wieder zu den führenden Ländern zu gehören. Das st für die Standorte an der Küste und letztendlich auch ür die Beschäftigung und für den Finanzplatz Deutschand wichtig. Ein Wort zu den Werften. Wir haben es mit einer sehr odernen und sehr leistungsfähigen Branche zu tun. 003 wurden Aufträge im Werte von 3,6 Milliarden uro angenommen. Für das Jahr 2004 betrug die Höhe es Auftragsvolumens geschätzte 3,4 Milliarden Euro. ies ist ein sehr guter Beweis dafür, dass sich unsere erftindustrie – dank der Kostensenkungsprogramme – m Markt behaupten kann. Sie zeichnet sich durch techologische Exzellenz und vor allen Dingen durch eine ohe Produktqualität sowie Termintreue und Flexibilität us. Daher ist sie auf dem Weltmarkt gut aufgestellt. Auch das muss gesagt werden: Wir werden genau be bachten, was auf dem asiatischen Markt weiter passiert. ir werden trotz der F-und-E-Förderung und des Aufleens von zusätzlichen Forschungsprogrammen weiter arauf achten, dass es eine effektive Abwehrstrategie der uropäischen Union gegen die Subventionsund Dumingpreispolitik Koreas gibt. Wir werden alles tun, damit ir von dieser Seite nicht mehr angreifbar sind. in neues OECD-Schiffbauübereinkommen muss eingeordert werden, damit es möglichst rasch zu fairen Wettewerbsbedingungen kommt. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


Ich komme zum Schluss. Die „Strategischen Allianz
ür die Meerestechnik“, die wir vor Jahren eingegan-
en sind, hat sich bewährt. Wir werden sie fortführen,
eil sie von den Partnern gebraucht wird. Wir werden
ie Meerestechnik einbeziehen und das Short Sea Pro-
otion Center und dessen Aktivitäten weiter unterstüt-
en. Wir werden vor allen Dingen auch die Offshore-
indtechnologie besonders berücksichtigen.
Es lohnt sich, um gute Rahmenbedingungen für diese
ranche zu kämpfen; denn sie schafft viele Arbeits-
lätze. Ich denke, die Menschen an der Küste wissen es
u schätzen, wenn sich der Deutsche Bundestag ganz
nergisch hinter diese Branche stellt. Dass wir dies tun,
eigt unser Antrag, mit dem diese Position umfassend
bgedeckt wird. Wir sagen ganz klar, in welche Richtung
ir in der Zukunft marschieren wollen.






(A) )



(B) )


Uwe Beckmeyer

Wir werden geschlossen dafür eintreten, dass die

Branchen an der Küste zukunftsfest werden. Ich möchte
die Union und die FDP einladen, mitzumachen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515712700

Das Wort hat jetzt der Kollege Wolfgang Börnsen von

der CDU/CSU-Fraktion.


Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1515712800

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Keine Frage: Die maritime Wirtschaft ist von zentraler
Bedeutung für Deutschland. Unsere Handelsflotte ist
eine der größten der Welt. Sie umfasst rund
2 500 Schiffe, davon aber nur knapp 500 unter nationa-
ler Flagge. Ein Drittel der Weltcontainerflotte stellen
deutsche Reeder.

Auch die Werften unseres Landes mit einem Anteil
von 3,7 Prozent aller Schiffbauländer sind Weltspitze.
Sie garantieren über 20 000 Arbeitsplätze und weitere
70 000 bei den Zulieferern. Die Hafenwirtschaft mit
180 000 Beschäftigten und 200 000 indirekt Tätigen
nimmt eine Schlüsselrolle in der maritimen Verbund-
wirtschaft ein.

Erfolg, Können, Kreativität und Kompetenz sind
nicht nur in diesen drei Kernbereichen der maritimen
Wirtschaft zu Hause, sondern auch im Management und
bei den Mitarbeitern der Meerestechnik: von der For-
schung über die Aquakultur bis hin zur Offshore- und
Polartechnik, zu der Fischwirtschaft und den Ausbil-
dungsstätten.

Hier hat sich in den letzten 25 Jahren eine Vorzeige-
branche entwickelt; das stellen wir vonseiten der CDU/
CSU-Bundestagsfraktion mit Respekt, Dankbarkeit und
Anerkennung fest.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wir schließen uns ausdrücklich an!)


– Danke schön. Es gilt auch für die FDP.

(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)


Die maritimen Konferenzen, Uwe Beckmeyer, und
die umsichtige Tätigkeit der maritimen Koordinatoren
Axel Gerlach und Georg Adamowitsch haben zu einer
verstärkten Wahrnehmung dieses Wirtschaftszweiges
beigetragen.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Donnerwetter!)

Die politische Basis für die Boombranche maritime Ver-
bundwirtschaft ist vor knapp zehn Jahren hier im Deut-
schen Bundestag geschaffen worden.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das meinen Sie doch A F H p r a h R h g d b s b S L n g t F d F r w i u l i d s f D d a s E L d b 3 N E p u g u a L D 3 c (C (D nicht ernst! – Siegfried Scheffler [SPD]: Eine sehr unterschiedliche Wahrnehmung!)


usgehend von einer großen Anfrage der Union und der
DP zur Zukunft der maritimen Wirtschaft wurde im
erbst 1996 erstmalig die Thematik maritime Politik
arlamentarisch aufgegriffen und von der Bundesregie-
ung durch die Schaffung eines maritimen Konzeptes
uch umgesetzt. Dies war ohne Frage lange überfällig,
atte doch die Bündelung der Kräfte bei Luft- und
aumfahrttechnik gezeigt, welchen Erfolg eine Branche
aben kann, wenn die Politik die Rahmenbedingungen
ezielt verbessert. Schon damals besaß Deutschland
urch die HDW in Kiel, die FSG in Flensburg, die Ham-
urger oder die ostdeutschen, die vielen mittelständi-
chen Werften einen Technologievorsprung im Schiff-
au. Schon damals gehörten die Schiffszulieferer im
üden unserer Republik zu den besten und günstigsten
eistungsträgern. Fast 75 Prozent der Wertschöpfung ei-
es Schiffes werden durch Süd- und Mitteldeutschland
eprägt.
Es muss kritisch festgestellt werden, dass die mari-

ime Wirtschaft schon damals nicht ohne öffentliche
örderung auskam. Das hat sich bis heute nicht geän-
ert, auch wenn sie in Zukunft statt Wettbewerbshilfe
orschungsförderung heißt. Ohne staatliche Alimentie-
ung wäre der Schiffbau in Deutschland und in Europa
eltweit nicht konkurrenzfähig. Die Ursache dafür liegt
n einer extremen Wettbewerbsverzerrung durch offene
nd versteckte nationale Subventionen in den Schiffbau-
ändern. Deshalb ist eine unserer zentralen Forderungen
m Rahmen dieser Debatte: Es muss endlich Schluss mit
ieser Art Politik zugunsten künstlich niedriger Preise
ein. OECD und WTO sind aufgefordert, für weltweit
aire Wettbewerbsbedingungen im Schiffbau zu sorgen.
ie Bundesregierung muss diesen Subventionsabbau
ort zur Sprache bringen, wo er behandelt werden muss,
uch bei den G-7- und G-8-Treffen. Der Bundeskanzler
teht hier also in der Pflicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Bleibt es beim Wettlauf, verliert Deutschland, verliert

uropa. Darauf weist auch der letzte Bericht der EU zur
age des Schiffbaus hin. Die europäischen Werften, so
as Fazit des Reports, befinden sich trotz des augen-
licklichen Auftragsbooms in der schwersten Krise seit
0 Jahren. Nur noch 5,6 Prozent der weltweit erteilten
eubauaufträge gingen 2003 an die Schiffbauer in
uropa, aber fast 60 Prozent an Korea; dann folgen Ja-
an und China. Noch sieben Jahre zuvor lagen Korea
nd Europa mit einem Marktanteil von 21 Prozent
leichauf. Weltweit boomt der Schiffbau, aber Europa
nd Deutschland liegen immer weiter zurück.
Korea bestreitet Subventionszahlungen. Man verweist

uf eine 44-Stunden-Woche, auf niedrige Löhne und
ohnnebenkosten und auf bessere Konzepte.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Das können wir alles einführen!)


ort bezahlen Reeder für einen Transportcontainer ca.
9 Millionen Dollar. Bei uns liegt der Preis für den glei-
hen Container bei 47 bis 49 Millionen Dollar.






(A) )



(B) )


Wolfgang Börnsen (Bönstrup)


Die Bundesregierung feiert, wie eben vorgetragen, ei-

nen Anteil Deutschlands am Schiffbau von 3,8 Prozent
als Erfolg. Der Ehrlichkeit halber muss man darauf auf-
merksam machen, dass dieser Anteil vor neun Jahren
noch doppelt so groß war. Auf diesen Abstieg ohne Ende
hat Frank Teichmüller, der frühere IG-Metall-Vorsit-
zende des Bezirks Küste, vor wenigen Monaten mit
Sorge hingewiesen. Der Arbeitsplatzabbau im Schiff-
bau hält weiter an. Allein in den letzten zehn Jahren be-
trug er über 7 000 Beschäftigte.

Die Werften waren und bleiben Flaggschiff der mari-
timen Wirtschaft. Um ihre Zukunft zu gewährleisten, be-
nötigen sie mehr Eigenkapital, brauchen wir eine andere
Steuergesetzgebung und muss die Ausbildung von Fach-
kräften für diesen Bereich forciert werden. Abgesehen
davon müssen sie aus der Schmuddelecke eines Subven-
tionsempfängers heraus.

Schon einmal verhalf die Politik dem Schiffbau in
Deutschland zu neuem Ansehen; das war 1985, also vor
gut 20 Jahren. Damals propagierte ein Bundesfor-
schungsminister namens Heinz Riesenhuber das Projekt
„Schiff der Zukunft“. Der Schiffbau wurde endlich als
Hightechindustrie hoffähig und zu einem Kristallisa-
tionspunkt unterschiedlicher Technologien. Wir wollen,
dass diese Schlüsselbranche einschließlich ihrer Zuliefe-
rer auch in der Verkehrspolitik faire Rahmenbedingun-
gen erhält.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die 4. Maritime Konferenz in Bremen wäre ein pas-

sender Anlass gewesen, um zu mehr Klarheit und Per-
spektive zu kommen. Dazu ist es trotz oder auch wegen
der Kanzlerrede nicht gekommen. Zur aktuellen Frage
der Elbvertiefung antwortete der Bundeskanzler
Gerhard Schröder in Bremen mit einem kräftigen Jein.
Während sein Verkehrsminister Manfred Stolpe zaghaft
für eine Vertiefung von Elbe und Weser eintritt, streiten
Umweltminister Jürgen Trittin und die Bündnisgrünen
vehement dagegen. Dieser Konflikt innerhalb der Regie-
rung lähmt vernünftige Initiativen, verzögert deren Um-
setzung und schadet nicht nur Hamburg, sondern der ge-
samten maritimen Wirtschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Jetzt kommt der Wahlkampf bei Ihnen!)


Bei der Seehafenwirtschaft ergibt sich ein ganz ähn-
liches Bild: Stolpe und Clement wollen freie, transpa-
rente Wettbewerbsbedingungen für Häfen, Umweltmi-
nister Trittin dagegen setzt mit den Bündnisgrünen auf
ein nationales, staatliches Seehafenkonzept. Der Hafen
soll zum Drehkreuz werden; die anderen arbeiten als Zu-
lieferer oder als Zubringer. Unternehmerische Freiheit
geht damit verloren. Hamburgs Handelskammer spricht
von Hafendirigismus; der Gewinner wäre Rotterdam.
Auch hier geht – zum Nachteil der Häfenentwicklung in
Deutschland – ein Riss quer durch die Regierung.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Dummes Zeug, was Sie erzählen!)


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(C (D Völlig ausgeklammert hat der Bundeskanzler in Breen die kontroverse Debatte um die Hafenzugangsrichtinie der EU. Dies ist ein durchaus brisantes Thema, über as wir nachher noch diskutieren werden. (Uwe Beckmeyer [SPD]: Das werden wir wahrlich!)


rüssel will die Fastmonopole beim Betrieb von Häfen,
ei der Schiffsabfertigung und bei den Lotsendiensten
ufheben. Dies bringt Hafenarbeiter, Gewerkschaften,
afenbetriebe und sogar die sonst so gesitteten Küsten-
aufleute auf die Barrikaden. Fünfmal, Uwe Beckmeyer,
at die Bundesregierung im Ministerrat für diese Hafen-
ichtlinie gestimmt!


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Börnsen, du hast das verpennt! Gib es endlich mal zu! – Gegenruf des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP]: Leider hat er Recht!)


etzt, da der Dampfer sinkt, schleicht man sich aus der
erantwortung. Das ist falsch, das ist feige, das ist eine
olitik ohne Rückgrat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Auch die neue Dienstleistungsrichtlinie der EU, die

eit dem 1. Januar gilt, führt in der gesamten Branche zu
nruhe. Kein Wort dazu in Bremen vom Bundeskanzler!
n den Häfen wie auf den Werften und den Schiffen be-
ürchtet man Billiglohnkonkurrenz aus Osteuropa.
chon gibt es erste Anbieter an der Küste aus den neuen
U-Staaten. An deren heimischen Löhnen und Arbeits-
edingungen, die weit unter dem deutschen Standard lie-
en, orientieren sich die Angebote. Billiglöhner ersetzen
eutsche Arbeitskräfte – und das bei 5 Millionen Ar-
eitslosen! Das ist ungerecht, falsch und unverantwort-
ich, das ist Wasser auf die Mühlen von Radikalen und
as ist ein Armutszeugnis für die Bundesregierung, die
iese Richtlinie maßgeblich mit geschaffen, durchge-
etzt und gewollt hat.


(Abg. Uwe Beckmeyer [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Nein, ich möchte im Zusammenhang vortragen.
Mehr Courage vom Kanzler haben die Teilnehmer in
remen auch zum Thema Rückflaggung erwartet.
enn Regierung und Reeder einen Pakt schließen, dann
uss er von beiden Seiten eingehalten werden.


(Annette Faße [SPD]: Das machen wir auch!)

Wer die Vergünstigungen durch Tonnagesteuer, gerin-

ere Lohnzusatzkosten und Ausbildungshilfen für den
eenachwuchs erhält, der muss auch seine fest zugesag-
en 100 Schiffsrückführungen unter deutscher Flagge
inhalten und darf es nicht bei 40 belassen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Die wollen ja noch mehr!)


3 Prozent der deutschen Handelsschiffe fahren unter
remder Flagge. Das trifft besonders die Küstenländer,
ie dadurch erhebliche Steuerausfälle haben. Als Sach-
alter norddeutscher Interessen hat sich der Bundes-
anzler damit nicht bewährt. Die gute Kaufmannstu-






(A) )



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Wolfgang Börnsen (Bönstrup)


gend: „Wer ein Wort gibt, der hält es auch ein“ sollte
auch bei den Reedern wieder zur Selbstverständlichkeit
werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Festzustellen bleibt: Die zusammen mit der FDP von

der CDU/CSU propagierte Tonnagesteuer, die damals
von meinen Kollegen Dirk Fischer und Eduard Oswald
sehr forciert wurde, hat sich nicht nur im Prinzip be-
währt, sondern war auch Ausgangspunkt dafür, dass
Hamburg jetzt zum größten Schiffsfinanzierungsplatz
der Welt geworden ist. Das hat zu neuen Arbeitsplätzen
geführt.

Ansonsten sieht die Lage auf dem Arbeitsmarkt in der
maritimen Wirtschaft – das hat Uwe Beckmeyer schon
angesprochen – leider düster aus. Bei der vorgesehenen
Fusion von HDW mit den Werften in Hamburg und Em-
den fallen mehr als 700 Arbeitsplätze weg. Auch bei Zu-
lieferern gibt es erste Einbrüche. Das ist eine sorgenvolle
Entwicklung.

Das alles geschieht vor dem Hintergrund der größten
Arbeitslosenkrise Deutschlands in der Nachkriegszeit.
Mehr als 5 Millionen Menschen sind ohne Arbeit; Ex-
perten sprechen sogar von 5,9 Millionen.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Jetzt ist allgemeiner Wahlkampf!)


Diese erschreckende Zahl gilt auch für die Hafenstädte.
Kiel registriert eine Arbeitslosigkeit von 14,4, Bremen
von 19,4 und Lübeck sogar von 20 Prozent. Das regt ei-
nen auf! Man kann hier nicht gemütlich sitzen und ge-
langweilt zusehen, wenn Menschen ohne Existenz sind.
Das ist unerhört!


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Sie sind ein Polemisierer vor dem Herrn! Nichts anderes!)


So hoch war die Arbeitslosigkeit in Schleswig-Hol-
stein seit 1952 nicht mehr. Da kann man in Rage kom-
men; das muss man ansprechen. Da muss man für eine
Änderung sorgen. Wöchentlich verlieren wir dort
60 Arbeitsplätze; Deutschland verliert täglich 1 200.
Jahr für Jahr schließen 40 000 Betriebe in Deutschland.
Jahr für Jahr verlagern Betriebe bis zu
50 000 Arbeitsplätze ins Ausland. In Europa sind wir
beim Wachstum Schlusslicht und Spitzenreiter bei den
Schulden.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Schlusslicht beim Wachstum? Wir sind an drittbester Stelle! Sie spinnen doch!)


Das gilt leider auch für mein Heimatland Schleswig-
Holstein.

Was machen die anderen – auch in der maritimen Ver-
bundwirtschaft – besser? Die Antwort unserer Nach-
barn lautet: weniger bürokratische Auflagen, weniger
staatliche Reglementierung, günstigere Steuer-, günsti-
gere Lohn- und günstigere Arbeitsbedingungen. Es ist
ganz offensichtlich: Die Rahmendaten der deutschen Po-
litik stimmen nicht mehr. Doch wir haben kein Erkennt-

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(C (D isproblem; wir haben ein Führungsproblem – sowohl in erlin als auch in Kiel. (Beifall bei der CDU/CSU – Annette Faße [SPD]: Ihr Kanzler kannte die Küste überhaupt nicht!)


Auf einer Bremer Konferenz hat Umweltminister
rittin eine neue Offensive für die Windkraft angekün-
igt. Diese Forderung wiederholt er seit sechs Jahren.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Sind Sie dafür oder dagegen?)


r vergisst dabei, dass sich noch kein Windrad auf hoher
ee dreht. Seit sechs Jahren warten die Betreiber auf
rünes Licht. Seit sechs Jahren werden sie hingehalten.
000 mögliche Arbeitsplätze werden durch dieses Um-
eltdiktat verhindert. Das ist skandalös.
Bei unseren Nachbarn, in Großbritannien, in Dänemark

nd in Schweden, dauern Genehmigungsverfahren zwei
ahre und nicht wie bei uns sechs bis acht Jahre. Mit die-
er Art der Politik stärkt man die maritime Wirtschaft
icht; mit ihr schwächt man sie. So darf es nicht weiter-
ehen.
Der Antrag von Rot-Grün ist keine Umkehr zu mehr
larheit, Konsequenz und Risikobereitschaft. Es fehlen
akten und verbindliche Forderungen. Abgesehen davon
rauchen wir eine internationale moralische Perspektive,
er wir alle verpflichtet sind. Die Weltbevölkerung wird
n den kommenden zehn Jahren auf 7 Milliarden steigen.

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515712900

Herr Kollege, das lässt sich jetzt nicht mehr im Ein-

elnen darstellen.

Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1515713000

Ich komme zum Schluss. – Der Welthandel wird sich

erdoppeln. Trotzdem werden Not, Armut und Hunger
unehmen, so die Vereinten Nationen. Wir brauchen
ehr Meeresnutzung und eine konkrete Zukunftsvision;
ber verantwortungsbewusst und auf den Menschen aus-
erechnet muss sie sein.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Annette Faße [SPD]: So wie wir das machen!)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515713100

Ich erteile das Wort dem Kollegen Rainder

teenblock, Bündnis 90/Die Grünen.

Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515713200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
an merkt, dass in Schleswig-Holstein Wahlkampf ist.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Langsam! Warum habt ihr dieses Thema auf die Tagesordnung gesetzt?)


ier werden bestimmte Interessen bedient.
Was die Menschen von uns im Wahlkampf verlangen,

ieber Kollege Börnsen und liebe Kolleginnen und






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(B) )


Rainder Steenblock

Kollegen von der CDU/CSU, ist, dass wir Konzepte da-
für haben, wie wir die Probleme, die wir ansprechen, lö-
sen wollen.

Lieber Kollege Wolfgang Börnsen, ich finde, wenn
Sie sich in dieser Situation hier hinstellen, rumnölen und
Wahlkampfsprüche machen, aber keinen eigenen Antrag
einbringen, um die Probleme der maritimen Wirtschaft
in Deutschland zu lösen, ist das in dieser Situation ein
Armutszeugnis für die Opposition.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Renate Blank [CDU/CSU]: Wenn wir einen Antrag vorlegen, lehnen Sie ihn ab!)


Sie sind nicht einmal in der Lage, Ihre Vorstellungen zu
formulieren.


(Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU)


Oder stimmen Sie unserem Antrag zu? Es ist schon er-
staunlich, dass es zu einer so zentralen Frage keinen An-
trag von der CDU/CSU gibt.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Das ist doch billig!)


Von der SPD liegt zumindest ein Stichwortkatalog vor,
der relativ viele Aspekte beinhaltet;


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Jetzt müssen Sie aber auch die FDP nennen! Darauf legen wir schon Wert!)


aber dazu will ich mich gar nicht äußern.
Es ist wirklich unbestritten, dass die maritime Wirt-

schaft in Deutschland gerade in den letzten Jahren ein
Erfolgsmodell war.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das war sie vorher auch schon!)


Sie ist innovativ. Durch einen Perspektivenwechsel in
vielen Bereichen, auch in der Industriepolitik, kam es zu
einer starken und nachhaltigen Produktion. Durch diese
Innovationen stärkt sie nicht nur die Küste, sondern auch
die deutsche Wirtschaft insgesamt. Das sollten wir sehr
deutlich machen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das bestreitet ja auch keiner!)


Auf dieses Erfolgserlebnis, lieber Kollege Wolfgang
Börnsen – am Anfang deiner Rede hast du das gesagt –,
würde ich gerne mit dir anstoßen. Wir sollten sehr deut-
lich sagen, dass das, was in den letzten Jahren an der
Küste erreicht worden ist, ein Erfolg ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Jetzt gilt es, diesen dynamischen Wirtschaftsbereich
nicht schlechtzureden, sondern ihn für die Herausforde-
rungen der Zukunft fit zu machen. Dafür werden Rot
und Grün gemeinsam mit der Bundesregierung, wie in
unserem Antrag aufgezeigt, die notwendigen Weichen-
stellungen vornehmen.

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(C (D Die Nachhaltigkeit zeigt sich auch im Schiffbau: Bau es Doppelhüllentankers auf der Lindenau-Werft, Weltarktführung im Spezialschiffbau – das ist die deutsche erftindustrie. Der Zusammenschluss der deutschen erften macht diesen Zweig der Industriepolitik in eutschland zukunftsfähig; das muss man einmal sagen. urch das, was dort – auch mit Hilfe der Bundesregieung – eleistet worden ist, und durch das, was bei HDW in mden und Hamburg geschehen ist, wurden Arbeitslätze gesichert. Zwar konnten nicht alle Arbeitsplätze rhalten werden, aber sie wurden zukunftsfähig gemacht nd gesichert. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Na, na!)


In diesem Bereich des Schiffbaus wollen wir auch
eiterhin Innovationen. Die deutschen Werften – das ist
eutlich geworden – sind nicht nur Weltmarktführer im
pezialschiffbau, sondern sie sind auch in Europa
pitze. Den Niedergang der Werftindustrie in Europa,
en es in den letzten zehn bis 15 Jahren gegeben hat, hat
er Standort Deutschland im Vergleich zu den anderen
uropäischen Schiffbauländern relativ gut überstanden.
as hat auch damit zu tun, dass, seit Rot-Grün die Re-
ierung in Deutschland übernommen hat, Hafen, Küste,
chiffbau und Werften tatsächlich Themen geworden
ind und nicht, wie in der Vergangenheit, vernachlässigt
erden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das war auch schon vorher so! Wir haben nur nicht so viel Wind gemacht!)


Durch die Windkrafttechnologie haben wir auf den
erften Tausende neuer Arbeitsplätze geschaffen. Des-
alb setzen wir auf die Offshore-Windkrafttechnologie.
ank unserer Politik ist Deutschland in dieser Technolo-
ie weltweit führend. „Renewables made in Germany“
st ein weltweit anerkanntes Siegel.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Wie ist es denn dazu gekommen?)


ie Bundesregierung hat mit ihrer Strategie zur Förde-
ung und zum Ausbau der Windenergienutzung neue
aßstäbe in Sachen umweltfreundliche Stromerzeugung
esetzt.
Auch die Seehäfen sind unverzichtbarer Bestandteil

er maritimen Wirtschaft. Sie dienen als Drehscheibe
es nationalen und insbesondere des internationalen
üterverkehrs. Die Seehäfen sind bedeutende Um-
chlagplätze des kombinierten Verkehrs. Damit haben
ie eine wichtige umweltpolitische Bedeutung bei der
erlagerung in Richtung umweltfreundliche Verkehrs-
ysteme. „From road to sea“ lautet das Motto, an dem
ich die Bundesregierung und die Regierungsfraktionen
uch weiterhin orientieren werden.






(A) )



(B) )


Rainder Steenblock

Wir müssen die Wettbewerbsfähigkeit unserer Häfen

erhalten und sie weiter ausbauen. Dazu haben wir den
gezielten und koordinierten Ausbau der land- und seesei-
tigen Verbindungen in Angriff genommen. Wir werden
unsere Seehafenkonzeption mit den land- und seeseiti-
gen Verbindungen auf der Grundlage der gemeinsamen
Plattform des Bundes und der Küstenländer zur deut-
schen Seehafenpolitik weiterentwickeln.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir können
die spezifischen Stärken unserer Häfen nur durch Ko-
operationen weiterentwickeln. Dies dient dann auch der
Wettbewerbsfähigkeit der gesamten deutschen Nordsee-
küste. Wir wollen diese Wettbewerbsbedingungen
– das ist, glaube ich, deutlich geworden – EU-weit har-
monisieren. Natürlich müssen wir, wie beim Schiffbau,
auch weltweit gültige Regeln schaffen. Diese Harmoni-
sierung muss dazu führen, dass weniger öffentliche Sub-
ventionen in die Häfen gesteckt werden, die Häfen wett-
bewerbsfähiger werden und sie sich aus ihren eigenen
Einnahmen besser finanzieren können. Das gehört auch
dazu und deshalb sind wir dafür, die Wettbewerbsbedin-
gungen auf europäischer Ebene zu harmonisieren.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515713300

Herr Kollege – –

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich komme

zum Schluss und möchte noch einmal sehr deutlich sa-
gen: Diese Bundesregierung und die Koalitionsfraktio-
nen haben in den letzten Jahren enorme Anstrengungen
unternommen, sich der Nordsee- und Ostseeküste zuzu-
wenden, hier eine innovative Politik zu betreiben und ei-
nen Ordnungsrahmen zu entwickeln, der es den Men-
schen an der Küste möglich macht, auf zukunftssicheren
Arbeitsplätzen tätig zu sein. Diese ökologischen Innova-
tionen und diese industriepolitischen Innovationen wer-
den wir fortsetzen, egal wie Sie hier herumnölen. Wir
sind fest entschlossen, im Interesse der Menschen an der
Küste und im Interesse unserer Wirtschaft dieses weiter
fortzusetzen – in Schleswig-Holstein und im Bund.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515713400

Das Wort hat der Kollege Michael Goldmann, FDP-

Fraktion.

Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1515713500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Die maritime Wirtschaft – ich glaube, das sagt
jeder, der ein bisschen Einblick hat; als ein Mitbürger
der Seehafenstadt Papenburg habe ich das selbstver-
ständlich – lässt jeden, der Ahnung davon hat, mit der
Zunge schnalzen. Jeder, der einmal auf einer maritimen
Messe war oder der sich einmal im Hamburger Hafen
bewegt hat oder der vielleicht am 23. Juni nach Papen-
burg kommt, wenn wieder so ein Riesenpott der Meyer-

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(C (D erft die Ems runtergeht, wird sicherlich begeistert von em sein, was deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitehmer, was deutsche Unternehmer in diesem Bereich nsgesamt schaffen. Ich glaube, darüber sollten wir uns unächst einig sein: Es ist ein Bereich mit enormem achstumspotenzial, mit enormem Arbeitsplatzpotenial, mit riesigen Investitionsmöglichkeiten. Das sollten ir hier nicht zerreden oder gegenseitig in Abrede stelen. (Beifall bei Abgeordneten der FDP, der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben einen Antrag eingebracht; nebenbei, Herr
teenblock: Das ist kein Spickzettel. – Herr Steenblock,
ie haben vorhin etwas zu unserem Antrag gesagt, jetzt
üssen Sie schon einmal zuhören!


(Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Entschuldigung!)


Ich kenne Sie und nehme Ihre Entschuldigung an; das
st kein Thema.
Unser Antrag ist immerhin so gut, dass die SPD uns

or zwei Tagen noch fragte, ob wir unseren Antrag ein-
al herüberschicken könnten. Wir konnten ja nicht ah-
en, dass Sie solch ein Buch erstellen. Aber das ist kein
roblem, wir werden im Ausschuss darüber sprechen.
ch glaube, es gibt hier viele Gemeinsamkeiten, und die
ollten wir gemeinsam nutzen. Ein bisschen Sorgen ma-
he ich mir bei den Gemeinsamkeiten um die Grünen.
err Steenblock, wir müssen einfach feststellen, dass
ir bestimmte maritime Chancen schlicht nicht nutzen.
ie wissen ja, dass es nicht nur darum geht, den Seever-
ehr in den Hafen zu bringen, sondern es geht ja auch
arum, den Verkehr über die Binnenwasserstraßen
eiterzubringen.


(Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Über die Schiene auch!)


enn ich mich an die Katastrophenauseinandersetzung
m bestimmte Maßnahmen an der Donau erinnere


(Renate Blank [CDU/CSU]: Oder an der Saale!)


der daran, dass wir die eine oder andere Schleuse grö-
er machen wollen, dass wir Brücken anheben wollen,
m Containerverkehr zu ermöglichen, dann bin ich
chon in Sorge. Immer wenn wir so eine gute Idee haben
manchmal auch fraktionsübergreifend –, kommen die
rünen und sagen: Da entsteht ein wahnsinniger ökolo-
ischer Schaden. – Damit werden Dinge blockiert. Das
önnen wir uns nun überhaupt nicht leisten.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


nsofern sind die Attacken, die Herr Börnsen gegen den
errn Bundeskanzler geritten hat, schon berechtigt.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Was?)

In dieser Frage schon.
Ich würde mir wünschen, dass sich der Bundeskanzler

anz klar für die rot-grüne Koalition positioniert, wenn






(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann

es um den Ausbau der Elbe geht, wenn es um den Aus-
bau der Weser geht oder wenn es um den Ausbau der
Ems geht.


(Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fragen Sie einmal die niedersächsischen Minister, was die davon halten!)


– Herr Steenblock, tut mir Leid, da herrschen Unklarhei-
ten, und das wissen Sie auch.


(Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Sander hat sich doch sehr kritisch geäußert!)


– Herr Steenblock, bitte stellen Sie doch gegebenenfalls
eine Frage; ich möchte gerne mitkriegen, was Sie dazwi-
schenrufen, denn alles, was Sie sagen, hat ja manchmal
Hand und Fuß. Alles – manchmal? Geht nicht, also:
Meistens hat es Hand und Fuß. – Herr Steenblock, wir
müssen uns in dieser Frage verständigen. Sie können
nicht dauernd die ökologische Fahne ganz besonders
hoch ziehen und sich gleichzeitig darüber beklagen, dass
wir unser Potenzial in diesem Bereich nicht ausschöp-
fen. Ich meine, wir sollten die maritime Trumpfkarte ge-
meinsam spielen, und das haben wir eigentlich auch ge-
macht. Ich war ja schon im Ausschuss für Häfen und
Schifffahrt in Niedersachsen. Das war der beste Aus-
schuss, den es in Niedersachsen gab, wir haben nämlich
alle Beschlüsse einstimmig gefasst. Es gab in dieser
Frage überhaupt keine Diskussion und keinen Streit un-
ter den einzelnen Fraktionen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Da gab es die Grünen noch nicht!)


Wir haben gemeinsam gesagt: Wir möchten die maritime
Position ausbauen und stärken. Das haben wir doch
schon einmal hinbekommen. Heute jubeln Sie und sa-
gen: Toll, Hamburg, Investitionsstandort mit Tonnage-
steuer. Erfunden haben Sie sie nun wirklich nicht.


(Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum denn nicht?)


Es war die FDP, die damals diese Tonnagesteuer auf den
Weg gebracht hat. Eindeutig war das so; Sie hatten da-
mals schlicht nicht die Mehrheit. Die CDU hat dabei
tüchtig mitgeholfen. Darauf können wir uns doch eini-
gen. Lassen Sie uns gemeinsam weiter daran arbeiten,
dass zurückgeflaggt wird und dass wir in diesem Bereich
Ausbildungs- und Arbeitsplätze schaffen; das ist doch
kein Thema. Wir haben es doch auch in der letzten Zeit
hinbekommen, nämlich bei der Werftenhilfe. Dort ha-
ben wir gemeinsam eine vernünftige Regelung auf den
Weg gebracht.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Sieht das auch der Kollege Börnsen so?)


– Lassen Sie mich doch sagen, dass es Dinge gibt, an de-
nen wir gemeinsam arbeiten können.

Es gab aber auch Dinge, bei denen das nicht geklappt
hat. Das muss man ganz deutlich sagen. Als Beispiel

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(C (D enne ich das öffentliche Seeamtsverfahren. Das haben ie gegen jeden Sinn und Verstand abgeschafft. (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Sehr gut!)


rau Faße, wenn Sie ehrlich sind, dann geben Sie zu,
ass es abgeschafft worden ist, weil ein Behördenvertre-
er im Ministerium das wollte. Er wollte kurz vor der
ensionierung noch etwas auf den Weg bringen. Jetzt ha-
en wir den Kladderadatsch, es gibt nämlich keinen
ofortvollzug bei Alkoholproblemen in der Schifffahrt
ehr. Das ist schlichtweg schlecht für unsere Küste.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Frau Faße, erzählen Sie hier nichts anderes. Dasselbe

ab es bei der Tiefgangbeschränkung beim Notfall-
chlepper. Sie wissen ganz genau, dass die Verwaltung
ier herumgeeiert hat. Diese Verwaltung ist in diesem
ereich meiner Meinung nach ohnehin extrem schwach
ufgestellt. Das will ich ganz deutlich sagen. Bei der
ationalen Küstenwache war es genau dasselbe. Sie
aren ja in Cuxhaven. Leider sind Sie zu früh gegangen,
onst hätte man auch Ihnen dort gesagt, dass es sinnvoll
st, ein Gutachten auf den Weg zu bringen, in dem die
echselwirkungen zwischen dem BGS Amt See und der
asserschutzpolizei untersucht werden. Man muss prü-

en, ob man das nicht ein wenig besser hinbekommt.
etzt gibt es hier das BGS Amt See und dort die Wasser-
chutzpolizei. Wenn wirklich einmal ein großer Pott
ommt, der für uns im Security-Bereich – im Bereich
er Terrorabwehr – ein Problem darstellt, dann stehen
ie hilflos davor. Warum konnte in diesem Fall nicht ge-
einsam ein Gutachten auf den Weg gebracht und ge-
agt werden, wie man das regeln kann?
Genau so war es auch bei der Reform der Wasser-

nd Schifffahrtsverwaltung. Sie sagen, das alles soll so
leiben. Sie wissen ganz genau, dass die finanziellen
aumenschrauben, die der Wasser- und Schifffahrtsver-
altung seit geraumer Zeit angesetzt werden, dazu füh-
en, dass die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung ihre
ufgaben nicht mehr fach- und sachgerecht wahrneh-
en kann. Ich finde das auch gegenüber den Arbeitneh-
erinnen und Arbeitnehmern unfair, die in diesen Berei-
hen tätig sind; denn Ihre Nichtlösung bietet für diesen
ereich überhaupt keine Perspektive.
In Ihrem Antrag steht, dass öffentliche Aufgaben an

rivate gegeben werden können. Sie erwähnen die
rivate Wirtschaft und private Leistungen. Wenn es
ber konkret wird und wirklich eine Bereederung durch
rivate und nicht durch Öffentliche erfolgen soll, weil
eder bis auf die Verwaltung weiß – sie rechnet das im-
er so hoch, dass ihre Arbeitsplätze gesichert sind –,
ass man in diesem Bereich bis zu einem Drittel der
osten sparen könnte, dann sagen Sie auf einmal, dass
as nicht geschehen darf, da die öffentliche Verwaltung
ach dem Seeaufgabengesetz hoheitliche Aufgaben
ahrnimmt.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515713600

Herr Kollege, denken Sie bitte an die Zeit.






(A) )



(B) )



Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1515713700

Es ist genau so: Immer wenn Sie in diesem Bereich

genau das tun müssen, was der Kollege vorhin sagte,
nämlich nicht nur den Mund zu spitzen, sondern auch zu
pfeifen, also der privaten Wirtschaft die Funktionen zu-
zuweisen, die sie wie die Verwaltung erfüllen kann, dann
hängen Sie an der öffentlichen Verwaltung fest. Das kos-
tet viel Geld und Arbeitsplätze. Das können wir uns vor
dem Hintergrund unserer finanziellen Belastungen über-
haupt nicht leisten.

In diesem Bereich sollten Sie wirklich aus Ihrem
Loch kommen und Ihre Einschränkungen aufgeben.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Werden Sie mal ein bisschen konkreter!)


Sie sollten offener sein. Dadurch könnten wir eine
Menge guter Lösungen zum Vorteil der maritimen Wirt-
schaft und zur Sicherung und zum Schutz unserer Küs-
ten auf den Weg bringen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515713800

Für die Bundesregierung erteile ich nun der Parla-

mentarischen Staatssekretärin Angelika Mertens das
Wort.

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1515713900


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen
und Kollegen! Herr Goldmann, zur äußeren WSV-
Reform: Ein paar Kollegen von Ihnen sitzen ja im Haus-
haltsausschuss. Vielleicht sprechen Sie mal mit denen.
Das wäre der direkte Weg. Diese haben uns gerade auf-
gefordert, etwas anderes zu tun. – Sei es drum.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wir haben einen Antrag gestellt! Sie haben ihn abgelehnt!)


Herr Börnsen, es war wirklich eine Märchenstunde.
Sie können sehr gute Döntjes erzählen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Dazu ist die Lage zu ernst!)


Das, was Sie hier getan haben, war teilweise aber ein
bisschen bösartig.


(Beifall bei der SPD – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Nein, das war die Wirklichkeit! Halten Sie sich mal den Spiegel vor!)


Ich denke, wenn Sie auf der Maritimen Konferenz gewe-
sen wären, dann hätten Sie sehr gut mitbekommen kön-
nen, was der Kanzler unter anderem auch zur Elbe und
zur Weser gesagt hat.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Was hat er denn zur Elbe gesagt?)


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(C (D Sie haben hier den Verband Deutscher Reeder diffaiert. Das werden Herr Leonhardt und der Verband siherlich zur Kenntnis nehmen. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ich habe ihn nie diffamiert! – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Kein Mensch hat ihn diffamiert! – Renate Blank [CDU/CSU]: Das hat niemand gesagt!)


ie haben gesagt, die Reeder begingen Wortbruch; denn
ie würden es nicht schaffen, die Schiffe, die sie verspro-
hen haben, bis Ende des Jahres, wenn zusammenge-
ählt wird, beizubringen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das hat keiner gesagt! Hergeholte Polemik ist das, Frau Staatssekretärin! – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: „Polemik“: Das muss der gerade sagen! Oberpolemiker!)


Zu Port Package I: Das, was Sie dazu gesagt haben,
ar nun äußerst dürftig.


(Zuruf von der SPD: Oberpolemiker!)

chließlich war das – Sie haben das damals mitbekom-
en – ein Prozess, den wir als Bundesregierung mit den
eteiligten sehr eng gestaltet haben.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Nicht mit Nachdruck!)


ie wissen auch, was der ursprüngliche Text war und
ie er nachher als Kompromiss ausgesehen hat.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Schwach verhandelt!)


s war uns zwar klar, dass das Parlament dazu Nein ge-
agt hat. Aber Sie müssen einmal berücksichtigen, was
ir damals bei der Selbstabfertigung, beim Lotsenwesen
der bei den Übergangsfristen noch alles haben verän-
ern können.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Die Bundesregierung hat dem in Brüssel zugestimmt! Fünfmal! Im Ministerrat!)


Ja, das stimmt. Wir haben damals zugestimmt. Das war
ber mit allen Beteiligten abgesprochen.


(Annette Faße [SPD]: Das war ein Kompromiss!)


ort Package I – darüber werden wir nachher noch
eden – ist nicht Port Package II.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Sie haben bei beiden zugestimmt!)


ch finde es äußerst dürftig, in dieser Diskussion zu ver-
uchen, das eine mit dem anderen zu verbinden. Sie wis-
en, dass Port Package II eine wirklich ganz andere Qua-
ität hat.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Was ist da der Unterschied?)


s wäre besser gewesen, wenn Sie sich im Aus-
chuss oder auch hier dazu geäußert hätten, statt






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens

Vergangenheitsbewältigung zu betreiben und darüber zu
diskutieren, was in der Vergangenheit beschlossen wor-
den ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Die Regierung hat kein Rückgrat gezeigt! Ihr habt fünfmal zugestimmt! Ihr habt ein falsches Programm!)


Ich komme jetzt zur Maritimen Konferenz.

(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Endlich! – Zuruf des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


– Ich bin auf das eingegangen, was der Kollege Börnsen
gesagt hat.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Vernünftigerweise!)


Er hat vielleicht nachher noch die Möglichkeit, darüber
zu reden. – Die Maritime Konferenz in Bremen hat ge-
zeigt, dass die maritime Wirtschaft ein dynamischer und
vor allen Dingen ein erfolgreicher Wirtschaftszweig ist.
Das betrifft die deutschen Schifffahrtsstandorte ebenso
wie die Hafenstandorte an der Nordsee und natürlich
auch an der Ostsee. Das gilt übrigens besonders für Pa-
penburg im Norden, die Stadt, bei der die Leute anfan-
gen zu raunen, wenn Sie, Herr Kollege Goldmann, von
ihr sprechen.

Wir erleben in der Schifffahrt einen Boom. Die Con-
tainerverkehre wachsen überproportional. Die Ertrags-
situation ist sehr günstig. Die Nachfrage nach zusätz-
lichem Schiffsraum ist groß. Die Umsatzprognosen für
2005 sind ausgesprochen gut.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Nicht nur die Umsatzprognosen!)


Das sind gute Zeichen, zumal Deutschland inzwischen
der viertgrößte Schifffahrtsstandort der Welt ist. Im
wichtigen Containerschiffsbereich ist Deutschland so-
gar die Nummer eins.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das hat doch keiner bestritten!)


Das hat positive Auswirkungen auf die deutsche
Werft- und Schiffbauzulieferindustrie, aber auch auf den
Dienstleistungs- und Finanzierungssektor. Es ist schon
gesagt worden, dass dies eine Hightechbranche mit her-
vorragenden Aufstiegschancen und sicheren Arbeitsplät-
zen für die Beschäftigten ist. Wir tun gut daran, diesen
Trend zu nutzen und das maritime Know-how zu si-
chern. Das heißt für uns eine verstärkte Ausbildung und
Beschäftigung an Bord von Schiffen unter deutscher
Flagge und in den Landberufen.

Ein entscheidendes Signal für den Schifffahrtsstand-
ort Deutschland haben wir mit Arbeitgebern, Arbeitneh-
mern und Küstenländern auf der 3. Nationalen Mariti-
men Konferenz in 2003 in Lübeck gesetzt. Die positive
Zwischenbilanz, die wir vor drei Wochen in Bremen ge-
zogen haben, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

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(C (D ir haben mit dem „Maritimen Bündnis für Ausbildung nd Beschäftigung in der Seeschifffahrt“ eine Basis gechaffen, die tragfähig ist. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Alle Bündnispartner haben gesagt, dass sie die Zu-
ammenarbeit über das Jahr 2005 hinaus fortsetzen wol-
en. Dabei wird der besondere Schwerpunkt auf die Aus-
ildung von Seeleuten gelegt. Die klaren Aussagen der
eederschaft, die Sie bezweifeln, die Zahl der internatio-
al agierenden Schiffe unter deutscher Flagge bis Ende
es Jahres auf mindestens 400 zu erhöhen, waren dafür
in unerlässliches Signal. Dies war auch Grundlage für
nsere Maßnahmen und Programme über das Jahr 2005
inaus. Kontinuität und Berechenbarkeit müssen auch
eiterhin die Basis der vertrauensvollen Zusammenar-
eit zwischen Politik, Wirtschaft und Sozialpartnern
ein, um diesen Aufschwung fortsetzen zu können.
Eine ähnliche Erfolgsstory schreiben zurzeit unsere

ehr leistungsstarken deutschen Seehäfen. Sie sind
ichtige Eckpfeiler der maritimen Wirtschaft. Es ist
chon gesagt worden, wie viele Menschen dort arbeiten.
as brauche ich nicht zu wiederholen. Die insgesamt po-
itive Entwicklung der deutschen Seehäfen ist ein Beleg
afür, dass wir uns mit der Gestaltung der Rahmenbedin-
ungen richtig und erfolgreich für den Seehafenstandort
eutschland einsetzen.
Wir haben die Stärkung des maritimen Standorts zu

inem Schwerpunkt unserer Verkehrspolitik gemacht.
ch nenne in diesem Zusammenhang den gezielten Aus-
au der land- und seeseitigen Zufahrten. Der Bundes-
erkehrswegeplan enthält 15 Infrastrukturprojekte, die
ntsprechend ihrer Baureife und Finanzierung möglichst
is zum Jahr 2010 so weit wie möglich nach vorne ge-
racht werden sollen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Elbe und Weser fehlen! – Renate Blank [CDU/ CSU]: Visionen zu haben ist schön, aber an Märchen zu glauben ist etwas anderes!)


Wir haben ein hohes Interesse daran, dass die Häfen
hre besondere und bedeutende Position als Schnittstel-
en zwischen Land- und Seeverkehr, als logistische
ienstleistungszentren, aber auch als Industriestandorte
usbauen.
Bund und Länder haben eine gemeinsame Verantwor-

ung für die Stärkung der gesamten Küstenregion. Auch
ie Opposition ist dabei nicht ausgeschlossen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das zeigen wir auch immer!)


er maritime Standort hat eine enorme Wirtschaftskraft,
ie weit über die Küstenländer hinauswirkt. Es ist unsere
emeinsame Aufgabe, den politischen Rahmen so zu ge-
talten, dass der Standort wirtschaftlich attraktiv und
lobal wettbewerbsfähig bleibt.
Es ist das erste Mal in der Geschichte der Bundes-

epublik, dass der Küste und den Häfen eine solche be-
ondere Bedeutung beigemessen wird.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Nein, vor zehn Jahren war das normal!)

Das ist durch die Ergebnisse von vier nationalen mariti-
men Konferenzen dokumentiert, durch konkret umzuset-
zende Projekte und das Bewusstsein für die eigene Wert-
schöpfung. Die Wertschöpfungsketten reichen weit ins
Land hinein. Damit ist viel erreicht worden, aber die Ar-
beit ist noch nicht zu Ende. Deshalb bin ich für den Ent-
schließungsantrag der Koalition sehr dankbar. Er be-
nennt die nächsten Schritte, die wir zu machen haben.
Wenn sich alle Beteiligten an die getroffenen Abspra-
chen halten, dann werden wir weiter erfolgreich für den
maritimen Standort arbeiten können. Es ist eine klassi-
sche Win-Win-Situation. So soll es auch bleiben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515714000

Das Wort hat nun der Kollege Werner Kuhn, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Werner Kuhn (CDU):
Rede ID: ID1515714100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Deutschland braucht eine leistungsfähige
maritime Wirtschaft, die von Natur aus ein Global Player
ist. Reeder und Schiffbauer suchen und investieren ihr
Kapital weltweit und haben weltweit ihre Kunden. Dass
mittlerweile 95 Prozent des internationalen Warenaus-
tauschs über See gehen, ist ein Zeichen dafür, welches
Wirtschaftspotenzial in dieser Branche liegt. In Deutsch-
land sind – der Kollege Börnsen hat das in der Einfüh-
rung zu seiner Rede gesagt – 300 000 Menschen allein in
der maritimen Verbundwirtschaft beschäftigt. Das ist so,
als wenn Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg über
einen Konzern wie BASF reden. Deshalb ist es gerade
für strukturschwache Länder wie Mecklenburg-Vorpom-
mern und Schleswig-Holstein ein zentrales Thema, wo-
hin sich diese Wirtschaft entwickeln wird.

Ich habe den umfänglichen Antrag der Koalitions-
fraktionen gelesen,


(Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Endlich mal was gelernt! – Zuruf von der SPD: Der ist sehr gut!)


der sehr viel Lyrik hat und der auf mich wie eine Lauda-
tio auf den maritimen Koordinator gewirkt hat. Bei die-
sem Antrag war die Akribie der Beamten des Verkehrs-
ministeriums zu spüren.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Eine Fleißarbeit der Ministerien!)


Mir haben aber doch einige Sachen dabei gefehlt. Der
Marineschiffbau ist gar nicht vorgekommen, obwohl er
auch in Deutschland eine zentrale Rolle spielt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Denken Sie nur an HDW! Ausländische Kapitalanleger
kaufen sich im deutschen U-Boot-Bau mit seinem

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(C (D now-how ein. Das kann man doch nicht sangund langlos übergehen. (Siegfried Scheffler [SPD]: Warum habt ihr das nicht in einem eigenen Antrag vorgebracht? Ihr hättet doch einen eigenen Antrag einbringen können!)


Ich habe auch nichts darüber gehört, was mit der Kor-
ette K 130 passiert. Im Gegensatz zu der bisherigen
ufteilung unter den fünf Küstenländern, wonach jedes
and 20 Prozent produziert, hat Mecklenburg-Vorpom-
ern jetzt nur einen Anteil von 8 Prozent.
Wir haben eine Arbeitslosenquote von mehr als

3 Prozent. Wir brauchen die Aufträge. Das sind doch
otenziale!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Uwe Beckmeyer [SPD]: Nichts in der Hand, aber herumklagen!)


Kollege Beckmeyer, ich würde mich etwas zurückhal-
en. Sie haben Regierungsverantwortung und können
ich nicht auf die Empfehlungen beschränken, Aale zu
angen und ein bisschen Fischverarbeitung und Touris-
us zu betreiben, damit der Osten aufholt. Das ist auch
ie Meinung des Bundeskanzlers, mit der wir uns seitens
er CDU/CSU aber nicht zufrieden geben werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der SPD: Büttenredner!)


Wir haben auch in Mecklenburg-Vorpommern eine
elativ gute Situation. Die Tonnageblockade für unsere
erften läuft Ende 2005 aus.
Es hätte mich auch interessiert, wie hoch die Schiff-

aubeihilfen sind, die im Jahr 2005 insgesamt in
eutschland gezahlt werden. Das Jahr 2004 haben wir
ach vielen Diskussionen – ich denke, mit gutem
rfolg – über die Bühne bekommen. Es ist aber noch
icht klar, zu welchem Ergebnis die Verhandlungen mit
er WTO für Korea und China führen werden. Ich halte
s nicht für ausreichend, wenn die Bundesregierung
chiffbaubeihilfen in Höhe von 9 Millionen Euro zur
erfügung stellt, damit wir Aufträge akquirieren können.
enn insgesamt sind 135 Millionen Euro notwendig.
Mittlerweile müssen Werften, die Aufträge angenom-
en haben, noch einmal kalkulieren und einige Aufträge
ieder zurückgeben. Das ist ein unhaltbarer Zustand.
ei allem Lobgesang auf den maritimen Koordinator
uss ich daran Kritik üben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Es wurde bereits ausgeführt, dass ein Auftragsvolu-
en von 3,6 Milliarden Euro erzielt wurde. Das ist ein
rauchbares Ergebnis, das aber den Arbeitsmarkt leider
n keiner Weise belebt hat. Wir befinden uns nach wie
or in dem Dilemma, dass die Auftragslage exzellent ist
nd die Werften mit 100-prozentiger Auslastung arbei-
en können, dass wir uns aber gegen die Mitwettbewer-
er wehren müssen.






(A) )



(B) )


Werner Kuhn (Zingst)


Was den Aufbau Ost angeht, halte ich es da schon für

notwendig, Flagge zu zeigen. Clusterbildung ist nicht
nur in Sachsen, wo Automobilbau angesiedelt ist, und in
Sachsen-Anhalt, wo sich das Chemiedreieck befindet,
möglich, sondern auch in Mecklenburg-Vorpommern
mit den vier Werften und den Hafenbetrieben.


(Zustimmung bei der CDU/CSU)

Eine universitäre Anbindung besteht bereits mit der

schiffbautechnischen Fakultät in Rostock und dem
Leibniz-Institut Kühlungsborn. Hier muss die Produkt-
entwicklung in Angriff genommen werden. Der Wirt-
schaftsminister hat auf der Maritimen Konferenz auch
bereits zugesagt, die Angelegenheit wohlwollend zu prü-
fen.

Des Weiteren muss die Grundlagenforschung ver-
stärkt werden. Im Haushalt 2005 sind dafür aber keine
entsprechenden Mittel vorgesehen. Wo bleibt die Grund-
lagenforschung für die maritime Verbundwirtschaft? Wo
bleibt die Förderung für die Produktentwicklung?


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Den Haushalt können wir doch nicht noch einmal aufblättern!)


Es wird dem immer entgegengehalten, dass zunächst ein
Auftrag akquiriert werden muss. Wer aber einen Auftrag
akquiriert, muss vorher eine Kostenkalkulation erstellt
und ein Angebot abgegeben haben. Wenn der Betreiber
bzw. der Reeder das Angebot für zu teuer hält, wird der
Auftrag nicht erteilt. Insofern muss eine entsprechende
Förderung für die Produktentwicklung in die Kostenkal-
kulation mit einfließen. Das ist aber leider nicht möglich.
Hier liegt der Hase im Pfeffer. An dieser Stelle ist Ver-
lässlichkeit notwendig, damit Produktentwicklung ge-
rade im Bereich des Feederbaus bis 3 200 TEU – das
wird weltweit als customer-made bezeichnet; es ist auf
den Kunden zugeschnitten – möglich ist. Hier gibt es
noch große Potenziale, die wir besonders in den Küsten-
ländern nutzen müssen. Das gilt für Schleswig-Holstein
genauso wie für Mecklenburg-Vorpommern.

Ich möchte auch noch was zu dem Bereich der festen
Querungen, die vom Königreich Dänemark in Rich-
tung Deutschland geplant sind, anmerken, der uns in
Norddeutschland besonders berührt. Was die Öresund-
Querung angeht, kann niemand genau sagen, wie das
Vorhaben in der Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsge-
sellschaft auf dänischer Seite funktioniert und ob sie ren-
tabel arbeitet. Aber die Fehmarnbelt-Querung steht so-
zusagen ins Haus. Wir werden uns allesamt nicht
dagegen wehren können. Sie ist aber erst gar nicht in
diese wunderbare Vorlage mit aufgenommen worden,


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Genau so ist es!)


weil man das Konfliktpotenzial mit den Grünen und mit
den Fährunternehmen scheut.


(Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Deshalb sind Alternativen notwendig. Was machen
Sie mit Scandlines und den anderen Fährunternehmen,
die von Deutschland aus in Richtung Osten operieren?

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(C (D as soll mit unseren ostdeutschen Häfen Rostock und assnitz-Mukran geschehen, wenn alle Verkehre aus ichtung Osten in Richtung Westen verlagert werden? as darf nicht sein. Deshalb lautet unsere diesbezügliche orderung: Werden Sie aktiv und sorgen Sie dafür, dass ie alte Bahnverbindung zwischen den beiden großen auptstädten Berlin und Kopenhagen revitalisiert wird. as gehört zu der Erdbeere der Ökonomie im Baltikum. Frau Faße, Sie brauchen gar nicht zu lachen. Sie waren och selber bei den Besprechungen dabei. Ich bin sehr berrascht, wie Sie mit Ihrem Heimatland und der Infratruktur in Deutschland umgehen. (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Ja, richtig!)


(Lachen der Abg. Annette Faße [SPD])


ollten Sie das alles vergessen haben? Das sind doch die
entralen Fragen, über die wir diskutieren müssen. Es
eicht doch nicht aus, zu sagen: Alles läuft gut und wir
achen weiter so, Schiffbauaufträge sind in ausreichen-
er Zahl vorhanden und wir werden dafür sorgen, dass
ie Sache bis 2006 einigermaßen über die Bühne geht.
Wir müssen uns außerdem die Situation nach der
U-Osterweiterung genau anschauen und darauf ach-
en, was mit den Häfen Danzig und Stettin mit Swine-
ünde auf polnischer Seite geschieht. Das sind ernst zu
ehmende Wettbewerber. Die Bundesregierung muss ge-
einsam mit der polnischen Staatsregierung länderüber-
reifende Konzepte in Angriff nehmen.
Wir dürfen des Weiteren nicht aus den Augen verlie-

en, was unser westlicher Nachbar, die Niederlande,
acht. Herr Goldmann, darüber haben wir vorhin ge-
prochen. Der große Hafen Rotterdam, dieser Staubsau-
er, fokussiert fast sämtliche Verkehre auf sich. Die Nie-
erländer verstehen das als nationale Aufgabe. Keiner
er Fuhr- und Hafenleute Europas beherrscht das mari-
ime Handwerk so gut wie die Niederländer.


(Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Märchenstunde! Gucken Sie sich einmal die Containerentwicklung zwischen Rotterdam und Hamburg an!)


Denken Sie nur an die Containerentwicklung und die
etuwe-Linie! Das ist doch letztendlich die Magistrale,
uf die sich alles konzentriert. Die Niederländer haben
ußerdem mit dem Rhein einen Hinterlandanschluss und
xzellente Binnenverkehre. Herr Steenblock, Sie mah-
en ständig, auch den Naturschutz zu berücksichtigen,
nd fordern die Ausweisung von FFH-Gebieten, und
war auch am Rhein. Die Niederländer sind pfiffig und
ichten solche Gebiete genau an der deutsch-niederländi-
chen Grenze ein, sodass sie den Rhein von Rotterdam
is hinunter zur deutschen Grenze vertiefen können, um
hn für große Fahrzeuge schiffbar zu machen. Auf unse-
em Hoheitsgebiet muss dann umgeladen werden und
er Rhein macht eine Neese. Das ist falsch verstandene
rüne Politik. Darüber muss vielmehr innerhalb der
taatengemeinschaft Europas verhandelt werden. Mir
ällt aber nur sehr wenig ein, was Sie dazu beigetragen
aben.






(A) )



(B) )


Werner Kuhn (Zingst)



(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch! – Zuruf von der SPD: Schnackerei!)


– Das ist keine Schnackerei.
Ich habe vorhin die Bahnstrecke Rostock–Berlin an-

gesprochen – Herr Präsident, damit möchte ich meine
Rede beenden –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515714200

Das ist sehr freundlich.


(Heiterkeit)



Werner Kuhn (CDU):
Rede ID: ID1515714300

–, weil das eine zentrale Frage für Mecklenburg-Vor-

pommern ist. Ich habe 2002 Herrn Wirtschaftsminister
Ebnet zusammen mit dem Ministerpräsidenten von
Mecklenburg-Vorpommern, Herrn Ringstorff, in einem
Bagger sitzen gesehen und sie haben irgendwo auf
freiem Feld eine Baugrube ausgehoben.


(Zuruf von der SPD: Sie schnacken schon wieder!)


Es hieß, nun werde die Bahnlinie Rostock–Berlin richtig
ausgebaut und elektrifiziert und die Züge würden nur
noch zwei Stunden für die Strecke benötigen, weil sie
mit 160 km/h fahren könnten. Als wir letztens den Be-
richt eines Staatssekretärs im Verkehrsministerium ver-
nommen haben, hieß es, bei den EFRE-Mitteln gebe es
Schwierigkeiten. Die Strecke Rostock–Berlin stehe so-
wieso irgendwo auf einer Ausweichliste und wahr-
scheinlich werde man das Ganze strecken müssen. Die
Strecke soll nun erst 2010 fertig werden. Damit
schwächt man die Wettbewerbsfähigkeit und verweigert
den Häfen Rostock und Mukran Hilfe. Damit werden
wir uns nicht zufrieden geben. Die Bundesregierung gibt
der maritimen Verbundwirtschaft nicht die Zukunft, die
ihr die CDU/CSU geben könnte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515714400

Ich erteile nun das Wort der Kollegin Michaele

Hustedt, Bündnis 90/Die Grünen.


Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515714500

Verehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren!

Herr Kuhn, eines kann ich Ihnen nicht durchgehen las-
sen. Einerseits kommen Sie nicht umhin, die gute Arbeit
der Bundesregierung für den maritimen Standort zu lo-
ben. Andererseits jammern Sie und behaupten, dies sei
nicht genug. Selbst legen Sie aber keinen einzigen Vor-
schlag auf den Tisch, aus dem hervorgeht, was zu tun ist.
Das ist nicht akzeptabel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich möchte meine geringe Redezeit auf den Punkt
konzentrieren, der bei Ihnen anscheinend ganz ausge-
blendet ist, der aber ein neues, zusätzliches Standbein für

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(C (D ie maritime Wirtschaft bedeutet. Das ist die Offshoreindenergie. Hier sollen 25 000 Megawatt entstehen. as bedeutet ein Investitionsvolumen in Höhe von 5 Milliarden Euro, die hier für die maritime Wirtschaft obilisiert werden. Hier entstehen neue Arbeitsplätze ei der Montage, in den Häfen, beim Neubau von Schifen und natürlich bei der kontinuierlichen Wartung dieer Offshore-Windparks. Gerade im Hinblick auf das Innovationsjahr, das Ein tein-Jahr, ist es ein spannendes Projekt, weil hier neue ründungsmethoden und neue Anlagen entwickelt weren müssen, die auch bei Dauerwind und auf hoher See atsächlich funktionieren. (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Die Dänen haben schon 30!)


s ist also ein sehr spannendes Projekt, das für die mari-
ime Wirtschaft ein neues Standbein darstellt.
Auch die anderen Länder schlafen nicht. Dänemark,

chweden, Großbritannien und Irland steigen ebenfalls
n diese Bereiche ein. Deshalb ist dringend Handeln ge-
oten.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Bei denen laufen die Mühlen schon!)


Wir haben bereits vieles auf den Weg gebracht. Wir
aben insbesondere durch das EEG, das Sie abgelehnt
aben, Investitionssicherheit geschaffen. Außerdem ha-
en wir inzwischen – das ist Ihnen vielleicht entgangen –
ieben Windparks genehmigt.
Zurzeit befinden wir uns allerdings in einem Teufels-

reis, weil durch die Unsicherheit bei der Anlagentech-
ologieentwicklung und bei der Anbindung Finanzie-
ungskonzepte nicht möglich sind. Das wiederum führt
azu, dass es auch in anderen Bereichen stockt. Wir
rauchen deshalb Testparks für alle Anlagenbauer in
ffshore-Windparks, die die deutsche Bundesregierung
och stärker als bisher unterstützen sollte. Wir sollten
uch eine staatliche Bürgschaft für diese Offshore-Test-
arks prüfen, damit alle Anlagenbauer die Möglichkeit
ekommen, zwei oder drei Anlagen ins Meer zu setzen
nd dort ihre Anlagentechnologie weiterzuentwickeln.
as stärkt sowohl den Innovationsstandort als auch den
aritimen Standort Deutschland.
Darüber hinaus brauchen wir eine zügigere Diskus-

ion über die Anbindung, die natürlich moderiert werden
uss zwischen der Schifffahrt, dem Militär und den Na-
urschützern, damit die richtige koordinierte Route ge-
unden wird. Wir müssen ferner die Diskussionen über
ie Netzverstärkung zügig voranbringen und die Off-
hore-Windparks insgesamt auch bei den Versicherungs-
nd Finanzierungskonzepten unterstützen.
Zusammenfassend möchte ich sagen: Ich würde mich

reuen, wenn Sie auch diese neue Säule der maritimen
irtschaft unterstützten. Wie bereits gesagt, sind hier

ehr viele Arbeitsplätze, gerade im Bereich der Wartung,
er Häfen und des Schiffsbaus zu erwarten. Durch eine
ositive Entwicklung in diesem Bereich könnten wir den
aritimen Standort nicht nur stärken, sondern auch deut-
ich weiter ausbauen.






(A) )



(B) )


Michaele Hustedt

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515714600

Zum Schluss dieses Tagesordnungspunktes hat der

Kollege Ernst Dieter Rossmann für die SPD-Fraktion
das Wort.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1515714700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wenn die Teilnehmer an der Maritimen Konferenz in
Bremen diese Debatte verfolgt hätten, hätten sie sich bei
manchen Beiträgen, speziell von der CDU/CSU, sicher-
lich mit Grausen abgewendet, weil sich diese Beiträge in
der Zielrichtung überhaupt nicht mit dem gedeckt haben,
was aus den Berichten und Ergebnissen dieser Konfe-
renz hervorgeht. Sie spiegelten auch in keiner Weise die
Intention und die Intensität der dortigen Beratungen wi-
der. Es ist schon erstaunlich, dass die große Oppositions-
fraktion CDU/CSU, die ja eigentlich differenzieren kön-
nen sollte, wozu die kleine Oppositionspartei FDP
offensichtlich noch in der Lage ist, dieses Bild vollkom-
men ausblendet.

Wenn Sie das von einem sozialdemokratischen Abge-
ordneten nicht hören mögen, nehmen Sie doch das Leit-
wort des Verbandes Deutscher Reeder aus der letzten
Zeitschrift „Deutsche Seeschifffahrt“, Nummer 1/2005.
Der zweite Satz lautet:

Zum ersten Mal nahm sich ein Bundeskanzler der
Bundesrepublik Deutschland mit einer politisch ex-
ponierten Konferenz des Themas Seeschifffahrt an.

Damit war nicht Kohl gemeint.

(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das stimmt aber nicht! – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das ist zehn Jahre her!)


Damit war Gerhard Schröder gemeint und es war das
Jahr 2000. Natürlich wissen wir alle, dass es für den ma-
ritimen Bereich ungemein viel bedeutet, dass er nicht
nur an der ersten, sondern auch an weiteren und eben
auch an der vierten Konferenz teilgenommen hat und
dass es auch zwischen den Konferenzen zu positiven
Vereinbarungen gekommen ist, dass sich in der Substanz
etwas entwickelt hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ein früherer Bundeskanzler hat dieses alles offensicht-
lich nicht für nötig befunden.


(Zuruf des Abg. Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU])


Wenn Sie diese Aussage des Verbandes Deutscher
Reeder so nicht annehmen mögen, können Sie bei der
Bewertung der Situation auch die Menschen an der
Küste mit einbeziehen. Sie wissen doch, wer trotz aller
Schwierigkeiten, die bei einem Strukturwandel nicht zu
vermeiden sind, bei HDW in Kiel oder bei Thyssen/
Krupp in Emden den Beifall bekommt, wer sich dort in

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(C (D ezug auf Verlässlichkeit, für die Küste etwas zu tun, bei en Menschen eingeprägt hat. Das sind dieser Bundesanzler, diese Bundesregierung und auch die Landesreierungen. Ich möchte noch ein Wort an den schleswig-holsteini chen Kollegen richten. Herr Börnsen, ich finde, Ihre ede war eine sehr von Wahlkampffieber geprägte Phiippika. (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Ihr wolltet diese Debatte!)


ch habe mit Schleswig-Holstein nicht angefangen. Sie
einten, dieses Thema in das Zentrum Ihrer Rede rü-
ken zu müssen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Also bei Arbeitslosigkeit, da passen wir schon auf!)


Bei Arbeitslosigkeit, da passen Sie auf und in Bezug
uf das Wirtschaftswachstum schauen Sie lieber nicht
in.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Wirtschaftswachstum, das schaffen wir!)


der weshalb ignorieren Sie, dass Schleswig-Holstein
m Vergleich von allen anderen Bundesländern, was das
irtschaftswachstum angeht, 2004 an dritter Stelle

tand?

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

enn Sie das ignorieren, nirgendwo erwähnen und in
einer Weise akzeptieren, dann beweisen Sie, dass Ihre
cheuklappen größer als das Land zwischen Ost- und
ordsee sind. Sie ignorieren außerdem, dass die mari-
ime Wirtschaft in Schleswig-Holstein zu dem über-
urchschnittlichen Wirtschaftswachstum beigetragen
at, da es sich um einen verarbeitenden Bereich handelt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


eshalb übersehen Sie das? Weshalb ignorieren Sie die
eistung der Kollegen bei der Flensburger Schiffswerft,
ei HDW, bei Lindenau, bei sämtlichen Zulieferern und
m gesamten elektronischen Bereich? Was Sie tun, das
st zu wenig und wird den Tatsachen nicht gerecht.
Wir als Schleswig-Holsteiner sollten das Positive

esthalten. Herr Kuhn aus Mecklenburg-Vorpommern
at es in Bezug auf das, was sich in Mecklenburg zum
eispiel mit dem Ostseeforschungsinstitut Warnemünde
nd zum Beispiel mit der Werftenkooperation positiv
ntwickelt, vorgemacht. Die Niedersachsen würden es
hnlich machen. Nur Sie als CDU-Politiker aus Schles-
ig-Holstein reden dieses Land schlecht, selbst im Hin-
lick auf den maritimen Bereich.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das ist doch Unsinn!)


Herr Börnsen, das war und das bleibt zu wenig. Heute
aben Sie noch einmal so gedacht. Ab nächsten Sonntag
üssen Sie sich dann wieder mit positiven Fakten in






(A) )



(B) )


Dr. Ernst Dieter Rossmann

Bezug auf Schleswig-Holstein – Wirtschaftswachstum,
maritime Wirtschaft, Werftenkooperation, Meeresfor-
schung – auseinander setzen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Wir sind immer noch das Land mit der höchsten Arbeitslosigkeit und auch das Land mit den höchsten Schulden! Sag doch einmal ein Wort dazu!)


Bei einem Redebeitrag von Herrn Austermann aus
Schleswig-Holstein ist mir aufgefallen, dass er meinte,
den Gewerkschaften mit einem Schlenker noch unbe-
dingt einen mitgeben zu müssen. Um klar zu machen,
welche positiven Entwicklungen durch das maritime
Bündnis in Deutschland zustande gekommen sind,


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das gab es vorher auch schon!)


könnte man nun nur den VDR oder den Verband für
Schiffbau und Meerestechnik zitieren. Aber wir müssen
und möchten auch insbesondere klarstellen, welchen
positiven Beitrag Gewerkschaften immer wieder geleis-
tet haben. Die Gewerkschaften haben früh den Finger in
die Wunde gelegt. Beispielsweise hat der Kollege
Teichmüller schon vor zehn Jahren darauf hingewiesen,
wie sich die maritime Wirtschaft entwickeln muss.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Ich habe ihn ja auch positiv zitiert!)


Akzeptieren Sie aber auch, was in den Betrieben von den
Beschäftigten geleistet wird, damit sich die Firmen mo-
dernisieren und restrukturieren und damit neue Ge-
schäftsfelder aufgetan werden können.

Es fällt auf, dass bei der Konstruktion eines koopera-
tiven maritimen Bündnisses die Beschäftigten und auch
deren Vertreter, die Gewerkschaften, die Betriebsräte,
von Ihnen eindeutig außen vor gelassen werden. Das ist
nicht fair und das wird nicht dem gerecht, was wir für
den maritimen Standort Deutschland in Zukunft brau-
chen; denn wir werden Betriebsräte und Gewerkschaften
in die Umstrukturierungsprozesse auch weiterhin einzu-
beziehen haben. Anders geht es nicht.


(Beifall bei der SPD)

Ich erinnere auch an das, was den Beschäftigten dort teil-
weise zugemutet wird. Ein entsprechendes Wort von Ih-
nen hat gefehlt. Denn das Besondere an dem Bündnis für
die Werften, das sich über Emden, Rostock, Lübeck und
Bremen als eine konstante, verlässliche Größe in der Ent-
wicklung dieses Wirtschaftsbereiches aufgebaut hat, ist,
dass alle in Bezug auf den Schiffbau mitziehen müssen
– Arbeitnehmer, Gewerkschaften, Betriebsräte, Arbeit-
geberverbände, Kapitalgeber, Wissenschaft und Staat –,
oder es wird damit nichts aus Deutschland.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wenn alle mitziehen müssen, dann kann man ja mal andere einladen! Bei keinem Podium war ein CDU-Mann oder ein FDP-Mann vertreten! Dieses Gerede von „mitziehen“ und von „gemeinsam“ kann ich nicht mehr hören! – Ge – i a d n m R k i t G d s d D n d z s s V M H b G m D p s l K K S s i D F S (C (D genruf von der SPD: Wenn Sie mal kommen würden!)


Gewerkschafter und Arbeitnehmer sagen – das wird
mmer wieder berichtet –: Wir wünschen uns in Bezug
uf die Bereitschaft, sich diesen Themen zu widmen,
ass sich speziell die CDU – die FDP will ich dabei gar
icht so ernst nehmen, wie sie genommen werden will –
ehr einbringen könnte.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist genau Ihre Definition von Gemeinsamkeit! In Ordnung! Danke, verstanden! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU und von der FDP – Gegenruf von der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515714800

Einen Moment, im Augenblick hat nur der Kollege
ossmann das Wort.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1515714900

In Bezug auf die FDP habe ich ausdrücklich aner-

annt, dass sie die Auffassung vertritt – das steht auch in
hrem Antrag –, das maritime Bündnis sei gut und wich-
ig. Aber in Bezug auf die Auseinandersetzung mit den
ewerkschaften und bei den Arbeitnehmerrechten wer-
en Sie es schwer haben, von der anderen Seite kon-
truktiv wahrgenommen zu werden, weil Sie darauf aus-
rücklich nicht viel Wert legen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Zwischen Nordsee und Emden bin ich öfter gewesen als Sie!)


ie Interessen der Arbeitnehmerschaft gehören zur Part-
erschaft immer dazu.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Jetzt will ich gern auf den Bereich zurückkommen,
er in der Kooperation aufgebaut werden muss, und
war über den unmittelbaren Schiffbau hinaus. Da hat
ich nach der ersten Konferenz in Emden schrittweise
chon manches entwickelt, auch in Bezug auf andere
erbünde. Es gibt jetzt eine „Strategische Allianz für die
eerestechnik“. Es gibt jetzt einen Verbund, der sich mit
ydrographie auseinander setzt. Es gibt jetzt den Ver-
und für marine Aquakultur. Es besteht jetzt weniger ein
egeneinander und mehr ein Miteinander, wenn es um
aritime Sicherheitsleittechnik und andere Fragen geht.
as ist ein positiver Weg. Dort sind nicht nur die Tarif-
artner, sondern auch die Wirtschaft und die Wissen-
chaft neu zusammengekommen. Das ist ganz wesent-
ich von den maritimen Konferenzen, speziell von der
onferenz in Lübeck, ausgegangen.
Als zweite Bemerkung will ich auch vom Kollegen
uhn gerne einen Hinweis aufnehmen. Wenn jetzt die
chiffbauwerftenhilfe wegfällt, dann bleibt natürlich
chon die Frage: Wie kann in Zukunft der Schiffbau als
nnovativer Bereich in Deutschland gehalten werden?
as ist in erster Linie eine Frage der Förderung von
orschung und Entwicklung sowie der besonderen
trukturbedingungen, die es in diesem Forschungs- und






(A) )



(B) )


Dr. Ernst Dieter Rossmann

Entwicklungsbereich gibt. Forschung, auch Grundlagen-
forschung, lässt sich natürlich nur schwer von Entwick-
lung und Produktion abgrenzen, wenn es sich sozusagen
um Solitärobjekte handelt, die nicht in große Serie ge-
hen. Das ist bei Spezialschiffen und speziellen Meeres-
technologien nun einmal von der Sache her vorgezeich-
net. An dieser Stelle wird man einen Weg für die
Forschungsförderung finden müssen, bei dem sie nicht
als ungerechtfertigte Beihilfe bezeichnet werden kann.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das hat Europa vorgegeben!)


Da können wir im Übrigen das aufnehmen, was mit
dem Konzept für Meeres- und Schifffahrtstechnik,
das die Forschungsministerin aufgelegt hat, schon posi-
tiv angegangen worden ist. Eine erste Evaluation dieses
Programms für Schifffahrt und Meerestechnologien für
das 21. Jahrhundert hat gezeigt, wie gut es mittlerweile
wirkt. Kleine und mittlere Unternehmen kommen stärker
zum Zug. Es gibt mehr Verbundentwicklung und -for-
schung. Das ist auch nicht nur auf den Schiffbau, son-
dern auch auf Zulieferer und exportierbare Technologie
insgesamt ausgerichtet. Das sind Punkte, bei denen wir
beweisen müssen, ob am Ende Meerestechnik und
Schiffbautechnik in Deutschland eine Zukunft haben.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515715000

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Schluss kommen.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1515715100

An der Küste hieß es früher immer: deichen oder wei-

chen. In Bezug auf die Meerestechnologie und den
Schiffbau wird es heißen: erfinden oder verschwinden.
Das ist die Devise für die deutsche maritime Technolo-
gie.

Weil ich ahne, dass Sie dies als Persiflage vielleicht
fortsetzen wollen, will ich nicht gerne sagen, –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515715200

Dann lassen Sie es auch, Herr Kollege, weil nämlich

die Redezeit deutlich überschritten ist.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1515715300

– dass man jetzt verschwinden soll.
Ich will vielmehr Schlusswort aus der Reeder- und

Schifffahrtszeitung aufnehmen: Entscheidend bei den
maritimen Konferenzen ist, dass es jetzt Verlässlichkeit
gibt.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Bei diesem Kanzler brauchen wir auch Verlässlichkeit!)


Diese Verlässlichkeit wird größer, wenn Sie von der Op-
position, speziell der CDU, sich nicht in eine Negativ-
haltung hineindrängen lassen, die das verkennt, was po-
sitiv aufgebaut worden ist.

Danke.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf rucksache 15/4862 an die in der Tagesordnung aufgeührten Ausschüsse, federführend an den Ausschuss für erkehr, Bauund Wohnungswesen, vorgeschlagen. Abeichend von der Tagesordnung soll die Vorlage aber icht an den Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernähung und Landwirtschaft überwiesen werden. Die Vorage auf Drucksache 15/4847 soll an die übrigen in der agesordnung aufgeführten Ausschüsse überwiesen erden. – Darüber besteht offenkundig Einverständnis. ann ist das so beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 6 auf: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung einer gemeinsamen Datei der deutschen Sicherheitsbehörden zur Beobachtung und Bekämpfung des islamistischen Extremismus und Terrorismus – Drucksache 15/4413 – Überweisungsvorschlag: Innenausschuss Auswärtiger Ausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Dazu öre ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlosen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst für ie Bundesregierung der Parlamentarische Staatssekretär ritz Rudolf Körper. F Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Um es orwegzunehmen: Die Bundesregierung tritt nachdrückich für die Schaffung gemeinsamer Dateien von Polizeiehörden und Nachrichtendiensten ein. Gemeinsame ateien leisten einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung es internationalen Terrorismus. Allerdings kommt es bei der Terrorismusbekämpfung ür den Nutzer ganz entscheidend auf die konkrete Form emeinsamer Dateien an. Die vom Bundesrat vorgechlagene Datei würde nicht zu der gewünschten Verbeserung der Zusammenarbeit unserer Sicherheitsbehörden ühren; sie ist deshalb abzulehnen. Lassen Sie mich dies kurz erläutern und begründen. Der vorliegende Gesetzentwurf zielt auf die Schaf ung einer umfassenden Volltextdatei, in die die beteiigten Behörden grundsätzlich jeweils alle Daten über ersonen und Vorgänge im Zusammenhang mit islamisischem Extremismus und Terrorismus eingeben sollen. (Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Ist doch Unsinn!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515715400

(Anti-Terror-Datei-Gesetz)

Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1515715500

(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper

Dieser Ansatz ist zugleich zu weit und zu eng. Ich will
das erklären:

Er ist einerseits zu weit, weil die Daten in dieser Datei
nur offen gespeichert werden können. Mit einer Ver-
pflichtung zur offenen Datenspeicherung würden wir
unseren Sicherheitsbehörden, die gerade bei der Be-
kämpfung des internationalen Terrorismus auf die Zu-
sammenarbeit mit ausländischen Partnern angewiesen
sind, einen – lassen Sie mich das so formulieren – Bä-
rendienst erweisen.


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Lesen Sie einmal unseren Antrag, Herr Körper!)


Ausländische Partnerdienste geben ihre Informationen
an unsere Nachrichtendienste in aller Regel vertraulich
weiter. Werden diese verpflichtet, die vertraulich gewon-
nenen Informationen sogleich allen inländischen Sicher-
heitsbehörden einschließlich der Polizei zugänglich zu
machen,


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Ihren Gesetzentwurf können Sie einstampfen!)


laufen unsere Nachrichtendienste Gefahr, in beträchtli-
chem Maße von ihren Quellen bei den ausländischen
Partnerdiensten abgeschnitten zu werden.


(Ralf Göbel [CDU/CSU]: Haben Sie den Gesetzentwurf gelesen?)


Für die Terrorismusbekämpfung kommt es indessen
nicht nur darauf an, vorhandene Informationen unse-
rer Sicherheitsbehörden zusammenzuführen. Mindes-
tens ebenso wichtig ist es, weitere Informationen zu
erhalten und den Informationsfluss nicht zu behin-
dern.


(Beifall bei der SPD)

Wenn kein heißes Wasser nachfließt, wird die Wanne
kalt – so könnte man das Ganze bildhaft darstellen.


(Ralf Göbel [CDU/CSU]: Oh Gott, oh Gott, oh Gott!)


Andererseits ist der Ansatz des Bundesrates zu eng
gewählt. Warum das so ist, will ich auch erklären. Er be-
schränkt sich nämlich von vornherein auf den islamisti-
schen Extremismus und Terrorismus. Internationaler
Terrorismus hat sich jedoch bereits in der Vergangenheit
nicht auf diesen Bereich beschränkt.


(Zuruf von der SPD: Leider wahr!)

Eine solche Beschränkung der Datei greift deshalb zu
kurz.

Die Bundesregierung favorisiert demgegenüber – Herr
Göbel, jetzt gehe ich ganz konkret auf unsere Vorstel-
lung ein, hören Sie gut zu – die Schaffung mehrerer ge-
meinsamer Dateien, die die Zusammenarbeit der Sicher-
heitsbehörden gezielt und intelligent unterstützen.

Da, wo die Polizeien und Nachrichtendienste bereits
heute eng in gemeinsamen Projekten zusammenarbeiten,
weil sich ihre Aufgabengebiete überschneiden, müssen
ihnen so genannte gemeinsame Projektdateien zur Ver-
fügung stehen. In den gemeinsamen Projektdateien wer-
den umfassende Informationen zu relevanten Personen,

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(C (D bjekten und Sachverhalten konzentriert zusammengeasst. Projektdateien sind ein variables Instrument, das m Blick auf die Zusammenarbeit der jeweiligen Behören und ihre Aufgaben angepasst werden kann. Eine einige umfassende Volltextdatei, an der stets alle Sichereitsbehörden beteiligt sind, kann dies in dieser Form icht leisten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Soweit es darum geht, durch eine gemeinsame Datei
ämtliche Mosaiksteine der einzelnen Sicherheitsbehör-
en auffindbar zu machen und zusammenzuführen, ist
ine so genannte gemeinsame Indexdatei vonnöten.
ine Indexdatei bringt den Sicherheitsbehörden im Er-
ebnis mehr Nutzen als eine umfassende Volltextdatei.
ine Indexdatei beschleunigt und vereinfacht nicht nur
en Informationsfluss zwischen Polizeien und Nachrich-
endiensten, sondern gewährleistet auch, dass wichtige
intergrundinformationen nicht verloren gehen. Der
inn einer Indexdatei besteht nicht zuletzt darin, dass die
icherheitsbehörden auch weiterhin miteinander kom-
unizieren. Eine gemeinsame Datei kann und darf die
ommunikation nämlich nicht ersetzen. Erst durch die
enschliche Kommunikation kann der Hintergrund ei-
er Anfrage durch eine andere Behörde verstanden und
ierauf sogleich reagiert werden.


(Zuruf von der SPD: Das ist wichtig!)

ine gemeinsame Volltextdatei kann zwar möglicher-
eise bloße Informationen, nicht aber den mit Kommu-
ikation verbundenen Erkenntnisgewinn liefern.


(Ralf Göbel [CDU/CSU]: Das ist ein Allgemeinplatz!)


er Abfragende meint alles zu wissen, ohne es unter
mständen auch tatsächlich zu verstehen. Eine Indexda-
ei entgeht dieser Gefahr. Sie macht Informationen
chnell auffindbar und erleichtert die unverzichtbare
ommunikation.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, abgesehen von diesen
achlichen Bedenken ist der Gesetzentwurf des Bundes-
ates auch rechtlich nicht ausgereift. Dies wird wohl ein
eiterer Grund dafür gewesen sein, dass ihn auch die
-Länder sowohl im Finanz- als auch im Rechtsaus-
chuss des Bundesrates nicht für beratungsreif erachtet
aben. Der Bundesrat hat hier – ohne die Beratungen ei-
er eigens von der IMK eingesetzten Bund/Länder-Ex-
ertengruppe abzuwarten und ohne Rücksicht auf die
achlichen Belange der beteiligten Sicherheitsbehörden –
inen Schnellschuss geliefert, der auch, wie die Praxis
eigt, die Aufgabenstellung klar verfehlt. Das muss man
eider sagen.
Ebenso gab es ein paar Zwischenrufe, die an der Sa-

he vorbeigehen. Ich habe mich diesem Thema sehr
achlich zugewendet


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Ein guter Grundsatz!)







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper

und mich mit diesem Antrag insbesondere mit Blick auf
die Praktikabilität und die Notwendigkeit auseinander
gesetzt. Ich glaube, dass der Weg der Projektdatei im Zu-
sammenhang mit der so genannten Indexdatei der rich-
tige Weg ist. Die Bundesregierung wird diesbezüglich in
Kürze eine fachlich fundierte gesetzliche Lösung präsen-
tieren. Das ist auch hinsichtlich einer effektiven Terroris-
musbekämpfung in diesem Bereich der richtige Weg. Ich
bin sehr gespannt auf die fachliche und sachliche Dis-
kussion und Debatte. Ich glaube, das ist kein geeignetes
Thema für einen platten Streit; das wäre verfehlt. In die-
sem Sinne wünsche ich mir die Unterstützung unserer
Vorstellungen.

Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515715600

Ich erteile das Wort dem Kollegen Dr. Ole Schröder,

CDU/CSU-Fraktion.

Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1515715700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Bislang galt Deutschland in erster Linie als Vor-
bereitungs- und Rückzugsraum für Terroristen. Das ist
schon schlimm genug. Doch die bisher aufgedeckten is-
lamistischen Strukturen und deren Vernetzung mit Ter-
rororganisationen machen deutlich, dass Deutschland
auch das Ziel von Terroranschlägen ist.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Schlimm!)


Das Gefährdungspotenzial ist enorm. Circa 31 000 is-
lamistische Extremisten halten sich in Deutschland auf.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Vor zwei Monaten waren es noch 30 000! – HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo haben Sie das denn her?)


Mehrere 1 000 davon sind als gewaltbereit einzuschät-
zen.

Auf absehbare Zeit wird die Beobachtung und Be-
kämpfung des islamistischen Terrorismus die zentrale
Herausforderung unserer Sicherheitsbehörden sein. Je
schneller und konsequenter wir jetzt handeln, desto grö-
ßere Chancen haben unsere Sicherheitsbehörden in der
Zukunft.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren, wenn wir in Deutschland das
Risiko einer Katastrophe im Ausmaß des 11. September
eingrenzen wollen, müssen wir hier und heute handeln.
Der CDU/CSU-geführte Bundesrat hat gehandelt. Er hat
genau das getan, was die Bürger der Bundesrepublik
Deutschland eigentlich vom Bundesinnenminister hätten
erwarten dürfen. Anstelle großer Ankündigungen hat der
Bundesrat eine konkrete Gesetzesvorlage zur Errichtung
einer Antiterrordatei eingebracht. Dieses Projekt sollten
wir jetzt möglichst schnell auf den Weg bringen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Warum ist der Informationsaustausch zwischen den icherheitsbehörden von so entscheidender Bedeutung m Kampf gegen den Terrorismus? Bis zu 37 verschieene Sicherheitsbehörden beschäftigen sich heute unter mständen mit ein und derselben Person, mit ein und emselben potenziellen Terroristen. (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Unglaublich ist das!)


ür jede Sicherheitsbehörde stellt sich das Deliktsfeld
nders dar: Für den Verfassungsschutz ist es ein Islamist,
ür den BND vielleicht ein al-Qaida-Kämpfer, für den
GS sind es Schleuser oder Geschleuste, für den Zoll il-
egale Arbeitnehmer oder Schmuggler und für die örtli-
he Kripo Urkundenfälscher, Kreditkartenbetrüger oder
utoschieber.
Jede Behörde macht für sich gesehen einen hervor-

agenden Job. Jede Behörde gewinnt im Zuge der eige-
en Ermittlungen Informationen über diese Person. Aber
genau das ist unser Problem – die einzelnen Behörden
rbeiten parallel zueinander, unabhängig voneinander
nd ohne Kenntnis voneinander. Informationen werden
ezentral gewonnen, aber auch dezentral in den unter-
chiedlichsten Dateien gespeichert. Ein Austausch der
nformationen findet entweder überhaupt nicht statt oder
r verläuft viel zu langsam und zu bürokratisch.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch alles Unsinn! Das wissen Sie doch! Haben Sie mal ins Gesetz geguckt?)


Die Informationen der Polizei- und Verfassungs-
chutzbehörden vor Ort müssen mit den nationalen und
nternationalen Kenntnissen zusammengeführt werden.
ie erreichen wir dieses Ziel? Betrachten wir beide Lö-

ungsansätze, also den konkreten Gesetzentwurf des
undesrates und die sehr vagen Ankündigungen der
undesregierung, doch einmal nebeneinander.
Wir von der CDU/CSU-Fraktion wollen, dass die ge-
onnenen Informationen effizient genutzt werden. Das
edeutet, dass wir auf den Einsatz moderner Daten-
anktechnologie nicht verzichten können, um An-
chläge zu verhindern. Sie von den Grünen und der SPD
ollen eine Indexdatei, die nichts anderes ist als ein Ak-
enregister in elektronischer Form.
Wir von der CDU/CSU-Fraktion wollen, dass jede

eteiligte Sicherheitsbehörde die Möglichkeit hat, alle
ewonnenen Informationen den anderen Sicherheitsbe-
örden in Echtzeit zur Verfügung zu stellen. Sie von den
rünen und der SPD wollen lediglich ein Verzeichnis,
as angibt, welche Stelle sich mit dem Fall beschäftigt
at.
Wir von der CDU/CSU-Fraktion wollen, dass jede

insatzstelle die vorhandenen Informationen voll nutzen
ann. Personalien, Sachverhalte und natürlich auch de-
en Verbindungen müssen online recherchierbar sein. Sie
on der SPD und den Grünen wollen den Beamten zu-
uten, sich die Informationen bei den aufgeführten Stel-
en mithilfe von Aktenregistern und Aktenzeichen zu-






(A) )



(B) )


Dr. Ole Schröder

sammenzusuchen. Das kann Tage oder Wochen, wenn
nicht sogar Monate dauern.

Wir dürfen die Arbeit unserer Sicherheitsbehörden
nicht mutwillig verzögern. Die Weitergabe von Informa-
tionen darf nicht Wochen oder Monate dauern, wenn es
ebenso in Sekunden möglich ist. Anschläge sind inner-
halb von Wochen geplant und sie sind – leider – auch in-
nerhalb von Wochen durchführbar.

Liebe Kollegen von Rot-Grün, NADIS, das nachrich-
tendienstliche Informationssystem, ist ein Aktenfund-
stellensystem, wie Sie es planen. Die Mitarbeiter vor Ort
sind aber der Meinung, dass die aufwendigen Recher-
chen einfach zu lange dauern.

Ein weiteres Beispiel ist die so genannte Arbeitsdatei
Mudjahedin. Auch diese Datei weist erhebliche Mängel
auf. Sie enthält nur Daten aus dem Verfassungsschutz-
verbund. Andere Sicherheitsbehörden haben keinen Zu-
griff. Die Landesbehörden können die Daten nicht direkt
einstellen, sondern sie müssen den komplizierten Weg
über das Bundesamt gehen. Die Datei ist in ihrer Be-
schränkung auf islamistische Terroristen zu eng gefasst.
Gerade durch die Informationen über den islamistischen
Extremismus, den Nährboden für den Terrorismus, kön-
nen bestehende Verflechtungen zum Terrorismus aufge-
deckt werden.

Lieber Herr Staatssekretär, die bestehenden Daten-
systeme reichen einfach nicht aus. Wir müssen aus den
gemachten Fehlern lernen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Liebe Kollegen von Rot-Grün, welche Gründe kann

es geben, im Kampf gegen den Terrorismus freiwillig
Boden zu verschenken?


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Ach Gott!)

Oft wird die Kritik vorgebracht, so auch eben, dass für
bestimmte Daten ein besonderer Schutz notwendig sei.
Das ist völlig richtig. Dieser Schutz ist aber nicht durch
die Errichtung einer reinen Indexdatei erzielbar. Wenn
Sie den Gesetzentwurf genau lesen, dann können Sie
leicht erkennen, dass ein entsprechender Schutz vorgese-
hen ist. Die schützenswerten Daten gerade von ausländi-
schen Nachrichtendiensten müssen, damit beispiels-
weise der Schutz der Informanten sichergestellt wird,
natürlich nicht im Volltext eingestellt werden. Das ist bei
Umsetzung unseres Antrages gewährleistet.

Der wesentliche Unterschied zwischen dem Gesetz-
entwurf des Bundesrates und den von der Bundesregie-
rung geäußerten Absichtserklärungen liegt doch darin,
ob die Weitergabe von Informationen der Regelfall oder
ob es der komplizierte, zeitverzögerte Ausnahmefall sein
wird.

Ich appelliere daher an den Bundesinnenminister, sei-
ner Verantwortung gerecht zu werden und sich der Ein-
richtung einer Antiterrordatei nicht länger zu widerset-
zen; denn wie ich schon ausgeführt habe, liegt Ihre
Ablehnung scheinbar nur in der falschen Annahme be-
gründet, die Geheimdienste müssten alle Daten einge-
ben. Dies ist in dem vorliegenden Gesetzentwurf aber

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(C (D icht vorgesehen. Ich bitte Sie daher, unseren Antrag ährend der Beratungen in den Ausschüssen konstruktiv u unterstützen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515715800

Ich erteile nun der Kollegin Silke Stokar von
euforn, Bündnis 90/Die Grünen, das Wort.


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol-

ege Schröder, Sie haben hier ziemlichen Firlefanz gere-
et.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Unerhört!)


Die erste Frage, die ich an den Bundesrat stelle, lau-
et: Wenn Sie das, was Sie in Ihrem Antrag beschrieben
aben, so toll finden, wenn Sie eine solche Form von
olltextdatei, in die man alle Informationen aufnimmt
nd aus der sich jeder etwas herausholen kann, bei der
ber niemand nachvollziehen kann, ob die Informatio-
en komplett sind und wer sie eingespeist hat, toll fin-
en, warum gibt es dann bisher eigentlich in keinem
undesland eine solche Datei? Warum gibt es diesen
roßen Trichter, in den alle Informationen von Verfas-
ungsschutz und Polizei hinein geschmissen werden,
icht, zumal die Länder die Hauptverantwortung für die
rävention tragen? Ich kenne die Situation in Nieder-
achsen. Auch Herr Beckstein in Bayern hat bisher keine
atei geschaffen, in der er alle Informationen des Ver-
assungsschutzes mit denen der Polizei zusammenführt.
Auch in Ihrem weiteren Redebeitrag ist sehr deutlich

eworden, worum es Ihnen geht. Sie suggerieren hier,
ot-Grün, die Bundesregierung, der Bundesinnenminis-
er unternähmen nichts. Die Situation ist genau umge-
ehrt.


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Wo ist denn Ihr Antrag, Frau Stokar?)


Wir werden in Kürze, noch vor Ostern, einen Antrag
orlegen.


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Ohne Antrag können Sie nichts machen!)


Manchmal, Herr Kollege Schröder, geht es nicht da-
um, wie schnell man einen Antrag vorlegt, um ein
hema populistisch auf den Markt zu werfen.


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Doch, es geht darum, dass das endlich gemacht wird! Sie haben doch gar nichts!)


Wir sind fast fertig mit dem Antrag und auch mit dem
ystem.


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Wann denn? – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Ich finde, Sie sind ohnehin fertig!)







(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn

Es ist einfach abenteuerlich, welche Kenntnisse Sie über
den Aufbau einer Indexdatei in der heutigen modernen
elektronischen Kommunikation haben. Lassen Sie sich
einmal von jüngeren Leuten erklären, wie man so etwas
heute aufbaut.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Von Ihnen?)


Ich komme zu Ihrem nächsten Punkt. Das Folgende
ist selbst in den zugänglichen Protokollen der Innenmi-
nisterkonferenz sehr gut nachzuvollziehen. Deren Fach-
arbeitsgruppe, der ausschließlich Kriminalbeamte ange-
hören, warnt geradezu davor, diese ominöse Zahl von
30 000 oder 31 000 Personen, die aus dem Verfassungs-
schutzbericht stammt, für bare Münze zu nehmen und
davon auszugehen, alle, die in diesem Bereich Beobach-
tungsobjekt sind, seien islamistische Terroristen.


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Es steht im Verfassungsschutzbericht!)


Ich will es hier einmal offen ansprechen: Sie wissen
ganz genau, dass hinter einem Großteil dieser beobach-
teten Personen die Organisation Milli Görüs steht. Bei
Milli Görüs war auch Innenminister Beckstein abends
schon essen. Der Dialog mit den Vorständen dieser Or-
ganisation findet in den Ländern durchaus statt. Wenn
Sie den Verfassungsschutzbericht genau lesen, werden
Sie sehen, dass diese Organisation weder gewaltbereit
noch gefährlich ist. Sie ist in dem Bericht nur enthalten,
weil ihre Mitglieder eine islamistische Ideologie vertre-
ten.


(Beifall des Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wenn wir in Deutschland Terrorismus bekämpfen
wollen, dann sollten wir es effizient und mit modernen
Mitteln der Kommunikation tun. Dabei sollten wir im
Blick haben, dass die Aufgaben von Verfassungsschutz,
Polizei und BND gesetzlich definiert sind. Wir er-
schwerten sogar die Aufgabenwahrnehmung der einzel-
nen Sicherheitsbehörden, wenn wir den Unsinn umsetz-
ten, den Sie hier nicht zum ersten Mal vorgeschlagen
haben.

Meine Damen und Herren, Rot-Grün hat sich dafür
entschieden – in diesem Punkt sind wir mit Herrn Staats-
sekretär Körper völlig einig –, eine Index-, Projekt- und
Analysedatei aufzubauen. Diese Datei wird der von
Europol ähnlich sein – dort kann man sich moderne Da-
teien anschauen –; sie hat überhaupt nichts mit dem alten
NADIS-System zu tun. Wir werden Ihnen zeigen, wie
man heute solche Dateien aufbaut. In der Gefahrenanalyse
sind wir uns einig. An dieser Stelle habe ich oft genug
gesagt – das können Sie auch in allen grünen Papieren
nachlesen –, dass ein effizienter Informationsaustausch
zwischen den Sicherheitsbehörden Grundlage jeglicher
Prävention sei. Dies wird Rot-Grün besser machen, als
Sie es hier vorgeschlagen haben.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Das Wort hat nun der Kollege Dr. Max Stadler für die DP-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nach dem nschlag von Madrid am 11. März 2004 hat auch in nserem Lande eine öffentliche Debatte über die icherheitsarchitektur eingesetzt. Der Föderalismus in eutschland hat sich natürlich bewährt – als Bayer bin ch sozusagen ein geborener Föderalist –; aber er ist anchmal umständlich und unpraktisch, was die Zusamenarbeit der vielen Sicherheitsbehörden angeht, die es ufgrund unserer föderalen Struktur gibt. Deswegen ist uch von Bundesinnenminister Schily eine Debatte daüber angefacht worden, ob man eine Weisungsbefugnis es Bundeskriminalamts gegenüber den Landeskrimialämtern brauche. Dies schien uns nicht notwendig zu ein. Aber es ist völlig klar, dass wir einen verbesserten nformationsaustausch zwischen den Sicherheitsbehören brauchen. Dabei sollten wir allerdings nicht so tun, ls gäbe es derzeit gar keine rechtlichen Regelungen für en Informationsaustausch. Sie existieren längst. Es kann nicht richtig sein, dass Polizeibehörden des inen Bundeslandes in der Praxis Schwierigkeiten haen, Erkenntnisse aus einem anderen Bundesland in ihre rbeit einzubeziehen. Es kann auch nicht richtig sein, ass Verfassungsschutzbehörden der Länder mit dem undesamt für Verfassungsschutz in manchen Fragen icht hinreichend kooperieren. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515715900
Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1515716000

(Beifall bei der FDP)


ir haben ja beim gescheiterten NPD-Verbotsverfahren
esehen, wohin die Abschottung solcher Behörden von-
inander führt.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt! Aber das darf ich nicht mehr sagen!)


ine Hauptursache des Scheiterns dieses Verfahrens war,
ass der Informationsfluss nicht so lief, wie es rechtlich
öglich gewesen wäre.


(Beifall bei der FDP)

Meine Damen und Herren, die FDP-Fraktion begrüßt

aher ausdrücklich die Zielsetzung dieses Gesetzes-
ntrags des Bundesrates, der meines Wissens auf einen
eschluss des von der FDP mitregierten Landes Nieder-
achsen zurückgeht.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darf ich eine Frage stellen?)


Ich möchte im Zusammenhang vortragen, Frau Kolle-
in.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen Sie alles mit, was Niedersachsen macht?)







(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler

Wie man dann den verbesserten Informationsaus-

tausch in der Praxis organisiert, scheint mir eher eine
technische bzw. praktische Frage als eine ideologische
Frage zu sein. Auch wenn ich im Sinne des Beitrags von
Frau Stokar hier zur älteren Generation gehöre,


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich auch!)


habe ich doch so viel Fantasie, mir vorstellen zu können,
dass es sich im Zeitalter des Computers und der Online-
zugriffe organisieren lässt, die Informationen der Poli-
zeien von Bund und Ländern sowie der Nachrichten-
dienste so zu bündeln, dass es – mit welcher der
vorgeschlagenen Methoden auch immer: Index- und
Projektdatei oder Volltextdatei – zu einem schnellen Zu-
griff kommt.

Gegen eine Volltextdatei spricht bekanntlich, dass die
Nachrichtendienste wegen des Quellenschutzes, den sie
auch beachten müssen, erhebliche Bedenken haben. Wir
sollten uns im Ausschuss von Praktikern sine ira et stu-
dio beraten lassen und insbesondere die Ergebnisse der
Arbeitsgruppe der Innenministerkonferenz in unsere Be-
schlussfassung einbeziehen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Für die FDP ist ein Punkt jenseits der praktischen Fra-
gen auf jeden Fall von entscheidender Bedeutung: Wir
sind der Meinung, dass bei allen Maßnahmen zur Ver-
brechens- und Terrorismusbekämpfung die bewährten
rechtsstaatlichen Grundsätze strikt eingehalten wer-
den müssen.


(Beifall bei der FDP – Dr. Cornelie SonntagWolgast [SPD]: Das ist nicht strittig!)


Zu diesen Grundsätzen gehört seit dem so genannten Po-
lizeibrief vom 14. April 1949, den die drei westlichen Mi-
litärgouverneure damals Konrad Adenauer übermittelt
haben, die Trennung von Polizei und Geheimdiensten.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Das hat die FDP gerade in Niedersachsen aufgehoben!)


Es ist völlig müßig, darüber zu streiten, ob sich dieser
Grundsatz aus der Verfassung ergibt – ich meine, ja,
nämlich aus dem Rechtsstaatsprinzip – oder ob er seit
50 Jahren nur praktisch angewandt wird. Auf alle Fälle
ist dies kein überholtes historisches Relikt, sondern wei-
terhin ein wichtiger Bestandteil der rechtsstaatlichen Ge-
fahrenabwehr.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genauso ist es!)


Das sieht übrigens auch Generalbundesanwalt Kay
Nehm so.


(Beifall bei der FDP – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sieht auch der Innenminister so!)


Meine Damen und Herren, der Trennungsgrundsatz
bedeutet allerdings nicht, dass es keinen Informations-
austausch zwischen der Polizei und den Nachrichten-
diensten geben dürfe.

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(C (D (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


anz im Gegenteil: Die Regelungen dafür existieren
ängst, etwa in § 17 des Bundesverfassungsschutzgeset-
es.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch im BKA-Gesetz!)


Deswegen ist die Leitlinie der FDP für die Aus-
chussberatungen völlig klar: Wir wollen erstens eine
irksame Terrorismusabwehr, treten daher zweitens für
inen verbesserten Datenaustausch ein und wollen drit-
ens die strikte Wahrung rechtsstaatlicher Grundsätze.
ir sind der Meinung, dass alle drei Ziele vernünftig er-

eichbar sind.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Da sind wir uns ja einig!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515716100

Das Wort hat der Kollege Frank Hofmann, SPD-Frak-

ion.


Frank Hofmann (SPD):
Rede ID: ID1515716200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und
erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Stadler,
it Ihren letzten Punkten sind wir völlig einverstanden.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Das ist erfreulich!)

ch glaube, darüber gab es nie Streit. Schon die Debatte,
ie wir im Oktober geführt haben, hat gezeigt, dass wir
ns in den Zielen grundsätzlich einig sind.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Aber man muss es immer wieder einmal sagen!)


Man kann es öfter wiederholen. Auch ich werde das
un; Sie werden es merken.
Das Thema Antiterrordatei, über das wir hier reden,

st ein völlig unpolitisches Thema. Man könnte es ei-
entlich auf der Ebene der Ministerialen und der Prakti-
er belassen. Angesichts der Tatsache, dass Sie von der
DU/CSU zu einem solchen Thema greifen müssen,
ird deutlich, dass Sie keine anderen innenpolitischen
hemen haben.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Sie suchen krampfhaft! – Dr. Ole Schröder [CDU/ CSU]: Wir mussten den Antrag stellen; denn Sie kommen nicht in die Gänge! Wo ist denn Ihr Antrag?)


Wenn ich betrachte, wer von der CDU/CSU zu die-
em Thema spricht, und feststelle, dass Dr. Ole Schröder
ine Rede hält, dann weiß ich: Am Sonntag sind in
chleswig-Holstein Wahlen. Er kommt aus Pinneberg.
r muss nicht deswegen reden, weil er von diesem
hema Ahnung hat, sondern deswegen, weil er aus
chleswig-Holstein kommt. Auch das ist ein schlechtes
eichen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Frank Hofmann (Volkach)


Wenn ich dann von Herrn Dr. Schröder höre, wie

schlimm es in Deutschland aussieht und wie wenig für
die Terrorbekämpfung getan wird, dann muss ich sa-
gen, dass er in den letzten Monaten und Jahren nicht mit-
verfolgt hat, wie der Terrorismus in Deutschland be-
kämpft worden ist.


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Herr Hofmann, wir reden jetzt über die Antiterrordatei!)


Ich erinnere an die jüngsten Festnahmen in Mainz und in
Bonn, die erneut gezeigt haben, dass unsere Sicherheits-
behörden im Kampf gegen den Terrorismus durchaus er-
folgreich sind. Sie müssen jetzt ihre Arbeit zum Schutz
der Bevölkerung unter erschwerten Bedingungen – hier-
bei meine ich das Urteil zum großen Lauschangriff –
fortsetzen. Wir werden ihnen mit dem Terrorabwehrzen-
trum in Berlin und mit Projekt- und Indexdateien weitere
Möglichkeiten an die Hand geben.

Wir alle wissen: Deutschland ist weiterhin Teil eines
allgemeinen Gefahrenraums. Aber man sollte das nicht
aufbauschen. Wir müssen zwar aufpassen, aber wir dür-
fen die Leute nicht verunsichern. Das haben Sie aller-
dings getan. Das halte ich für falsch.

Worum geht es im Gesetzesantrag des Landes Nie-
dersachsen? Es geht um drei Dinge: Erstens will man,
wie Staatssekretär Körper gesagt hat, eine Volltextdatei.
Zweitens will man diese Datei beim Verfassungsschutz
einrichten. Drittens will man eine Errichtungsanordnung
f
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1515716300
Dieser Gesetzesantrag ist ein Schnellschuss.
Er wurde im Bundesrat ohne Aussprache beschlossen
und von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion einen knap-
pen Monat später durch den Antrag mit dem Titel „Ge-
meinsames Zentrum zur Terrorismusbekämpfung schaf-
fen“ ergänzt. Bereits in der Plenarsitzung vom
22. Oktober 2004 wurde deutlich, dass dieser Antrag
ebenfalls mit heißer Nadel gestrickt war.


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Reden Sie doch mal zur Sache, Herr Hofmann!)


Sie haben den Antrag Niedersachsens nicht verbes-
sert, sondern verschlimmbessert; denn fügt man beide
Anträge zusammen, dann stellt man fest: Einerseits soll
ein gemeinsames Zentrum zur Terrorbekämpfung entste-
hen,


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Andererseits aber auch nicht!)


andererseits soll die gemeinsame Datei nicht gemeinsam
geführt werden. Was soll das? Ein Politikvorschlag aus
einem Guss sieht anders aus.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, genau!)


Wenn ich mir den Antrag anschaue, stelle ich fest,
dass die Aneinanderreihung von unausgegorenen Vor-
stellungen weitergeht. Man schaue sich nur einmal die
Begründung an, weshalb diese Datei beim Bundesamt
für Verfassungsschutz eingerichtet werden soll.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist sowieso witzig!)


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(C (D s heißt – auch die FDP steht ja hinter diesem Antrag –, as BfV sei der geeignete Standort, da dort vielfältige rfahrungen, insbesondere mit dem Schutz von Nachichtenzugängen, bestehen. Meine Damen und Herren, darauf kommt es gar nicht n; denn dem Vorschlag Niedersachsens zufolge entcheidet die eingebende Stelle darüber, was eingegeben ird. Nur diese Stelle kann auch Änderungen vornehen. (Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Wir können uns auch auf eine andere Stelle einigen, Herr Hofmann! Wo wir sie einrichten, ist nicht so wichtig!)


enn nur die eingebende Stelle verantwortlich sein soll,
orin liegt dann die besondere Verantwortung des BfV
ür den Schutz von Nachrichtenzugängen?


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer ist denn für die Prävention im Lande zuständig?)


as ist doch nicht durchdacht! Der Bundesrat wusste
ohl, warum er, wie Staatssekretär Körper schon ausge-
ührt hat, dieses Thema nicht näher behandeln wollte.
Nun zur von Ihnen vorgeschlagenen Volltextdatei.

chon im Oktober haben wir darüber debattiert, ob man
ich, wie Sie vorschlagen, für eine Volltextdatei oder für
ine Indexdatei entscheiden sollte. Erinnern Sie sich ein-
al an die Festnahmen in Mainz und Bonn Ende Januar
ieses Jahres. Die Erkenntnisse, die die Sicherheitsbe-
örden über die Männer, die dort festgenommen wurden,
aben, lassen sich in Akten stapeln. Will das Land Nie-
ersachsen, wollen Sie, die CDU/CSU-Bundestagsfrak-
ion, tatsächlich, dass alles, was bei den Diensten und bei
en Polizeien von Bund und Ländern notiert wurde, in
ine Datei eingegeben wird?


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Das kann man per Telefon in Erfahrung bringen!)


öglicherweise würde man monatelang an der Eingabe
er Daten sitzen.


(Zuruf von der SPD: Ja, genau!)

Was wollen Sie eigentlich: Beschäftigungstherapie

der Terrorismusbekämpfung? Wer soll denn das alles
esen und erfassen?


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Und wer soll das verwalten?)


nd für welche Bedürfnisse soll die Datei extrahiert
erden?


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit welchen Suchkriterien wollen Sie etwas wiederfinden?)


ch sage Ihnen: Volltextdateien bieten Scheinsicherheit,
lso falsche Sicherheit. Das kann im wahrsten Sinne des
ortes tödlich sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Frank Hofmann (Volkach)


Eine umfassende Textverarbeitung ist nicht leistbar. Eine
Volltextdatei muss unvollständig bleiben. Sie ersetzt die
direkte Kommunikation nicht.

Gerade im Bereich des Extremismus und des Terro-
rismus sind die Daten vielfach sensibel: in der Bewer-
tung, der Behandlung und der Umsetzung. Indexdateien
dagegen erfordern Rückfragen. Rückfragen sind richtig
und wichtig. Indexdateien ermöglichen Quellenschutz
und Geheimhaltungsschutz und sie sind gut für den Da-
tenschutz.

Ich erinnere daran: Die Polizei hat Erfahrung mit In-
dexdateien. Der KAN, der Kriminalaktennachweis, ist
eine Indexdatei. Hiermit arbeitet die Polizei erfolg-
reich. Indexdateien sind bekannt und eingeübt. Man
weiß, wie man sich zu verhalten hat. Deshalb werden
wir die rechtlichen Voraussetzungen für eine gemein-
same Indexdatei und gemeinsame Projektdateien schaf-
fen. Die Errichtungsanordnung befindet sich in der Res-
sortabstimmung.

Das Terrorismusabwehrzentrum, das im September
vergangenen Jahres hier in Berlin seine Arbeit aufge-
nommen hat, baut auf den bewährten Strukturen der Si-
cherheitsbehörden auf. Das Informationsboard wird
maßgeblich von denen, die etwas von Gefahrenabwehr
und Lagebeurteilung verstehen, verantwortet: der Poli-
zei. Der Verfassungsschutz, der sich um die Aufklärung
kümmert, ist maßgeblich für das Analyseboard zustän-
dig. Ich denke, das ist genau richtig.

Ich will daran erinnern – hier müssen Sie Ihre Scheu-
klappen abnehmen –, dass Sie immer nur von Islamisten
sprechen. Wir allerdings wollen den internationalen
Terrorismus bekämpfen. Das ist nicht auf den Islamis-
mus beschränkt. Wir blicken weiter als Sie. Dieses Zen-
trum wird eine internationale Ausrichtung haben, die Sie
überhaupt nicht bedacht haben. Wir stellen uns zum Bei-
spiel vor, bei der Arbeit mit Projektdateien auch Leute
von Europol einzubinden. So etwas haben Sie überhaupt
nicht betrachtet. Wir behalten das Ziel im Auge, das Ter-
rorabwehrzentrum international einzubinden, damit In-
formationen, die in verschiedenen Ländern vorliegen,
zusammengeführt werden. Weder in Ihrem Antrag noch
im Gesetzesantrag des Landes Niedersachsen steht dazu
etwas. Im Ergebnis steht fest: Wir machen das, was Sie
und was wir gemeinsam für richtig halten: Wir schützen
unser Land und unsere Bevölkerung. Aber wir machen
das besser:


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


durch Informationsaustausch und Frühaufklärung, durch
umfassende Zusammenarbeit, durch gemeinsame Daten-
nutzung – unter Gewährleistung des Trennungsgebotes
der Sicherheitsbehörden, Herr Stadler.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Max Stadler [FDP])


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(C (D Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege Ralf öbel, CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol egen! Die Bedrohung durch den islamistischen Terrorisus und Extremismus und die Folgen, die daraus zu zieen sind, bestimmen nun schon seit einigen Jahren die nnenpolitische Debatte hier bei uns und auch auf euroäischer Ebene. Erst jüngst hat der Bundesinnenminister inen Vorschlag zur Vernetzung der Dateien auf europäicher Ebene gemacht. Die Fragen der Informationsgeinnung, der Informationsverarbeitung, aber auch der ewertung und Übermittlung von Informationen sind anz zentral bei der Bekämpfung terroristischer Struktuen. ir diskutieren hier seit Monaten über einen Baustein ieser Bekämpfungsstrategie, nämlich die Antiterrordaei. (Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Und wir machen es!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515716400

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ralf Göbel (CDU):
Rede ID: ID1515716500

(Dr. Max Stadler [FDP]: So ist es!)


Lieber Frank Hofmann, ich bin es eigentlich leid, im-
er nur Ankündigungen zu hören.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ir hören seit Monaten nur Ankündigungen wie „Wir
ommen dann und dann“ und „Irgendwann werden wir
twas einbringen“; so ist es auch heute.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn man das Thema wirklich ernst nimmt – und das

at das Land Niedersachsen zusammen mit einigen an-
eren Bundesländern getan: Es hat einen Vorschlag auf
en Tisch gelegt –, dann redet man nicht nur darüber
der – wie der Parlamentarische Staatssekretär sagt –
avorisiert irgendwelche Gedanken und Ideen, sondern
ann schreibt man es nieder und legt es für alle auf den
isch. Dann hätten wir heute eine Debatte darüber füh-
en können, was in unserem Antrag und was in Ihrem
ntrag steht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

un liegt allein der Gesetzentwurf aus Niedersachsen
or, der über den Bundesrat eingebracht worden ist.
ann müssen wir uns eben mit diesem Gesetzentwurf
eschäftigen.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Nur wenn er gut ist, muss man sich damit beschäftigen!)


Ich denke, dass es ein guter Antrag ist, weil er uns in
er Sicherheitspolitik weiterführt.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Man kann darüber streiten, ob Indexdateien sinnvol-
er sind oder ob Volltextdateien sinnvoller sind; das ist






(A) )



(B) )


Ralf Göbel

keine Frage. Frau Stokar, ich will Ihnen nur sagen: Im
polizeilichen Alltag gibt es nicht nur reine Indexdateien
und reine Volltextdateien, sondern es kommt einfach
darauf an, wozu man diese Datei braucht. Gegebenen-
falls kann man sie auch als gemischte Datei anlegen.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das brauchen Sie mir nicht zu erläutern!)


Das ist Inhalt des Vorschlags von Niedersachsen.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Dieser Vorschlag ist gut, lieber Frank Hofmann. Sie er-
zählen, bei den Volltextdateien müsse man unglaublich
viel lesen, und Sie favorisieren die Indexdateien und sa-
gen, dort ist ein Aktennachweis enthalten.


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Muss ich auch lesen!)


Der Parlamentarische Staatssekretär spricht von Kom-
munikation unter den Sicherheitsbehörden. Entschuldi-
gung, ist das ein Unterschied, ob ich 500 Einträge lesen
muss oder ob ich 500-mal telefonieren und bei den zu-
ständigen Behörden nachfragen muss, was in den Akten
steht?


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Praxisfremd!)


Das kann ja nicht der Punkt sein, über den wir hier am
Ende noch stolpern!


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist er auch nicht! Mein Gott, wie stellen Sie sich den Eintrag vor?)


– Frau Stokar, sehen Sie es mir bitte nach: Ich habe zehn
Jahre in einer Sicherheitsbehörde gearbeitet – ich weiß
nicht, ob Sie das auch getan haben – und weiß daher,
wovon ich rede.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir wollen jetzt moderne Kommunikation!)


Interessant ist im Zusammenhang mit den Indexda-
teien auch, dass wir offensichtlich je nach Ebene unter-
scheiden: Im europäischen Zusammenhang geht es um
die Frage, wie die europäischen Strafregister miteinan-
der vernetzt werden. Hier lehnt es die Bundesregierung
ab, das über Indexdateien zu machen, weil Indexdateien
nicht die notwendige Effizienz für die Informationsge-
winnung bieten – so nachzulesen in der Antwort auf eine
Kleine Anfrage, die wir gestellt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich frage mich: Wenn Indexdateien in diesem Zusam-
menhang nicht effizient sind, sind sie es dann im Zusam-
menhang mit der Bekämpfung von Terrorismus?


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Können Sie sich direkte Kommunikation in Europa vorstellen?)


Ich denke, wir sollten über diese Sache im Ausschuss
reden. Insoweit finde ich auch den Vorschlag des Kolle-

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(C (D en Stadler sehr gut, dass wir die verschiedenen Facheute in den Ausschuss einladen und uns anhören sollten, b sie mit einem gemischten Modell, wie es Niedersachen vorschlägt, oder mit dem reinen Indexmodell, welhes durch die Projektdateien ergänzt wird, besser leben önnen. Ich denke, hier sind wir alle offen; denn unser geeinsames Ziel ist ja die effektive Bekämpfung des Terorismus und die Verhinderung von Anschlägen. Daüber werden wir im Ausschuss reden müssen. Ich hoffe, ass wir dann zu einem gemeinsamen Ergebnis kommen erden. Als letztes komme ich zum Trennungsgebot, das imer wieder angeführt wird. In der Bundesrepublik eutschland besteht das Trennungsgebot und jedenfalls us meiner Sicht ist niemand da, der dieses Trennungsebot beseitigen will. (Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Da gibt es einen Herrn Mayer aus Ihrer Fraktion! Denken Sie mal an unsere letzte Sitzung!)


ch denke, dass das Trennungsgebot durch die Anlage
ieser Datei nicht verletzt wird. Das Trennungsgebot be-
agt ja, dass man dem Verfassungsschutz keine polizeili-
hen Befugnisse und der Polizei keine nachrichten-
ienstlichen Befugnisse geben darf. Man muss also
eide Organisationen voneinander trennen. Ein Tren-
ungsgebot so auszulegen, dass keine Informationen
ehr zusammengeführt und ausgetauscht werden dür-
en,


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das macht kein Mensch!)


ntspricht natürlich nicht unserem Auftrag hier im Parla-
ent, nämlich die Bevölkerung vor Anschlägen zu
chützen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer macht das denn?)


Es wäre geradezu widersinnig, wenn in der Verfas-
ung oder in einem einfachen Gesetz eine solche Forde-
ung stehen würde. Ich denke, wir müssen all das, was
eim Informationsaustausch rechtstaatlich möglich ist,
en Behörden auch tatsächlich an die Hand geben. Es
eht um die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger
n diesem Land. Unser Auftrag ist es, diese zu gewähr-
eisten.
Ich bin mit Otto Schily der Auffassung,


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Oho!)

ass es uns nicht gelingen wird, jegliche Anschlagsvor-
ereitungen aufzudecken und jeden Anschlag zu verhin-
ern. Das wird nicht möglich sein. Ich denke aber, wir
tehen in einer großen Verantwortung. Wir müssen den
icherheitsbehörden im Vorfeld alle Möglichkeiten ge-
en, die Informationen zu erlangen, die sie in die Lage
ersetzen, einen solchen Anschlag zu verhindern. Eine
ieser Maßnahmen ist die vorgeschlagene Datei.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche denn?)







(A) )



(B) )


Ralf Göbel

– Ich meine die Datei, die der Gesetzesantrag des Landes
Niedersachsen beinhaltet.

Ich wünsche mir, dass wir im Innenausschuss sehr
schnell zu einem Ergebnis kommen, sodass wir dieses
Ziel, das wir gemeinsam haben, realisieren können.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515716600

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-

wurfs auf Drucksache 15/4413 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 7 auf:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen (14. Ausschuss) zu der Unter-
richtung durch die Bundesregierung
Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen
Parlaments und des Rates über den Marktzu-
gang für Hafendienste
KOM (2004) 654 endg.; Ratsdok. 13681/04
– Drucksachen 15/4213 Nr. 2.36, 15/4692 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Margrit Wetzel

Es liegt je ein Entschließungsantrag der Fraktionen
der CDU/CSU und der FDP vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle-
gin Dr. Margrit Wetzel, SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Margrit Wetzel (SPD):
Rede ID: ID1515716700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Eines ist ganz klar: Diese Richtlinie über den Marktzu-
gang für Hafendienst, besser bekannt unter dem Stich-
wort Port Package II, muss weg. Sie kann so nicht zu-
stimmungsfähig sein. Sie muss entweder ganz abgelehnt
oder gründlich überarbeitet werden.

Die Kommission hat bedauerlicherweise keine Ana-
lyse der Vorkommen in den Häfen und auch keine Fol-
genabschätzung durchgeführt. Insofern finde ich, dass
diese Richtlinie Ausdruck eine krassen Fehleinschätzung
ist. Ich bin ausgesprochen gespannt auf die Scheinheilig-
keit und den Eiertanz, den uns die Union heute vorfüh-
ren wird. Herr Fischer, wir warten auf den Eiertanz, den
Sie vorführen werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Im Ausschuss haben Sie flammende Plädoyers für ort Package II gehalten. (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Wie die Bundesregierung!)


ir haben uns kritisch geäußert. Sie haben unsere Ein-
assung völlig abgelehnt, uns als völlig unsachlich diffa-
iert


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Ihr fallt der Bundesregierung in den Rücken!)


nd gesagt, Port Package II sei wichtig, damit es Wettbe-
erb zwischen den Häfen gibt. Das ist absoluter Unfug.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Die Europäische Kommission sagt, dass das so sein soll!)


atsächlich ist es so, dass es in unseren Häfen einen
unktionierenden Wettbewerb gibt. Wenn die Kommis-
ion meint, dass eine Limitierung der Konzessionslauf-
eiten zu mehr Wettbewerb führen würde, dann ist das
ine krasse Fehleinschätzung; denn in und auch unter
en Häfen herrscht ein harter Wettbewerb, über den wir
lle genau Bescheid wissen.
Wechselnde Betreiber sichern weder Wettbewerb

och Qualität. Im Gegenteil: Unsere Unternehmen, die
ort engagiert arbeiten und in der vorigen Debatte als die
eistungsträger in den Häfen bezeichnet worden sind
das muss man sich einmal klar machen –, würden in
hrer Leistungsfähigkeit massiv gestört werden. Es käme
u Reibungsverlusten und Vertrauen ginge verloren. Ver-
indungen müssten aufgegeben werden. Es würde zu ei-
er mangelnden Effizienz kommen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Sagen Sie das mal der Kommission!)


s bräuchte wegen der fehlenden Laufzeiten härtere Kal-
ulationen. Funktionierende Kooperationen mit dem
interland würden durchbrochen und müssten neu auf-
ebaut werden. Die Investitionsbereitschaft der Betrei-
er würde sinken.
Es ist völlig klar, dass das Ganze unter anderem mit
asel II zusammenhängt, weil bei kurzen Amortisations-
eiten die Kreditfähigkeit der Unternehmen nicht mehr
o wäre wie jetzt. Hinzu kommt, dass die Qualität der
itarbeiter leiden würde und dass Schulungen, Weiter-
ildungen und Sicherheit infrage gestellt würden. Ar-
eitsplätze stünden auf dem Spiel. Das können wir nicht
kzeptieren. Deshalb haben wir die gründliche Überar-
eitung der Richtlinie verlangt. Unternehmenskonzen-
ration ist für den Wettbewerb immer kontraproduktiv. In
iesem Fall ist die gesamte Transportkette betroffen, die
uch die Hinterlandverbindungen einschließt.
Wir würden, wenn diese Richtlinie greift, den außer-

uropäischen Großterminalbetreibern praktisch un-
ere Märkte öffnen. Wir würden den asiatischen Mono-
olmärkten Tür und Tor öffnen. Das würde bedeuten,
ass der Umschlag bei uns wahrscheinlich das Dreifache
osten würde. Bei einem Vergleich zeigt sich: In deut-
chen Häfen belaufen sich die Umschlagkosten pro Con-
ainer über den Daumen gepeilt auf etwa 100 US-Dollar.






(A) )



(B) )


Dr. Margrit Wetzel

Das ist ein Drittel der Kosten, die in den asiatischen Hä-
fen anfallen.

Eine interessante Frage ist auch: Wo zahlen die Mo-
nopolisten am Ende ihre Steuern? Außerdem ist es so,
dass entschädigungslose Enteignung und fehlender Be-
stands- und Vertrauensschutz unserem deutschen
Rechtssystem widersprechen. Was würde beim Wechsel
des Betreibers nach kurzen Laufzeiten passieren? Wür-
den die Anlagen abgebaut oder stillgelegt werden?
Müsste vielleicht alles neu aufgebaut werden? Man weiß
überhaupt nicht, was sich die Kommission darunter vor-
stellt. Deshalb ist es unsere Aufgabe, ganz nachdrücklich
und deutlich dagegenzuhalten, damit eine solche Richtli-
nie nicht beschlossen wird.

Ein weiterer Punkt, der mich persönlich ganz gewal-
tig stört, betrifft die Frage: Was ist überhaupt eine kom-
merzielle Dienstleistung? Der Vorschlag der Kommis-
sion sieht die Lotsen als kommerzielle Dienstleister. Sie
sind es aber nicht. Es ist so, dass der Staat die Garantie
für einen sicheren und diskriminierungsfreien Zugang zu
den Häfen übernimmt. Diese Garantie wird umgesetzt,
indem die Lotsenbrüderschaften tätig sind, und zwar in
einem System, das weltweit vorbildlich ist.

Diese Lotsenbrüderschaften sind unmittelbare Kör-
perschaften des öffentlichen Rechts. Es handelt sich
eben nicht, wie Herr Börnsen vorhin gesagt hat, um eine
Monopolstellung der Lotsen. Das ist absoluter Quatsch.
Sie haben keine Monopolstellung. Ihre Tätigkeit ist
durch eine Gebührenordnung geregelt. Die Lotsen dür-
fen keine Gewinne machen und sind ohne jegliche War-
tezeiten rund um die Uhr verfügbar. Das finden Sie in
dieser Form in kaum einem anderen Hafen. Die Verfüg-
barkeit von 24 Stunden und eine Gleichbehandlung aller
Schiffe machen dies zu dem wirtschaftlichsten System,
das es gibt. All das würde bei einer Privatisierung weg-
fallen.

Es gibt dafür Beispiele aus anderen Ländern. Nehmen
wir einfach einmal Australien mit dem Great Barrier
Reef. Dort ist nach der Privatisierung des Lotsenwesens
die Zahl der Unfälle um 400 Prozent gestiegen. Das
muss man sich einfach einmal klar machen. Das würde
auch bei uns passieren können.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Haben wir denn ein Riff?)


– Nein, wir haben kein Riff. Aber wir haben schwierige
Reviere, Herr Goldmann. Ich würde an dieser Stelle
nicht lästern, sondern das schon ernst nehmen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Nein, ich weiß!)


Es geht hier schlicht und einfach um den Sicherheits-
standard in unseren Revieren. Es geht um die Pünktlich-
keit der Schiffe. Diese ist gerade in unseren Tidegewäs-
sern – Herr Goldmann, das sollten Sie wissen –
unverzichtbar


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Weiß ich! Danke!)


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(C (D nd für sämtliche Dienstleister in diesem Bereich unendich wichtig. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich bitte Sie, das zu bedenken; denn es geht hier wirk-
ich um einen Dienst an der Allgemeinheit und nicht um
irtschaftliche Interessen einer einzelnen Branche oder
ines einzelnen Unternehmens.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ich sage nie wieder etwas! – Gegenruf des Abg. Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Wie lange hält denn das vor?)


nsofern würde ich mich freuen, wenn Sie unserem An-
rag zustimmen.
Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515716800

Das Wort hat der Kollege Dirk Fischer, CDU/CSU-

raktion.

Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1515716900

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Wankelmut und Chaos sind die wesentlichen Merk-
ale der rot-grünen Verkehrspolitik seit dem Regie-
ungswechsel 1998.


(Lachen bei der SPD – Beifall bei der CDU/ CSU und der FDP)


hr Jubel beweist, dass auch für Sie diese Erkenntnis
icht überraschend kommt. Diese Einschätzung wird ja
uch mittlerweile von sehr großen Teilen der Bevölke-
ung geteilt.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Die wissen nicht, was sie wollen!)


Das derzeitige Geschrei der rot-grünen Koalition in
achen Port Package ist, wenn man sich die Tatsachen
u Gemüte führt, wirklich abenteuerlich. Vor der Presse
pielen Sie den Rächer der Enterbten und erwecken den
indruck, dass Sie eine Richtlinie über den Marktzugang
ür Hafendienste prinzipiell ablehnen. Immer wieder
ird man von Journalisten angesprochen, die sagen, die
PD und die Grünen seien gegen alles, wir von der
nion aber seien für eine Überarbeitung. Ich frage Sie:
as soll dieser Täuschungsakt?


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD – Siegfried Scheffler [SPD]: So ein Blödsinn!)


Die Bundesregierung hat fünf Mal – der Kollege
örnsen hat das vorhin schon gesagt – die Hand für die
ichtlinie über den Marktzugang für Hafendienste geho-
en.


(Dr. Margrit Wetzel [SPD]: Wie oft?)

as entspricht auch nicht dem Entschließungsantrag,
en Sie heute vorgelegt haben; denn in dem sagen Sie,






(A) )



(B) )


Dirk Fischer (Hamburg)


dass die Richtlinie kommen soll, sie aber überarbeitet
werden muss. Sie wollen somit eine Richtlinie über den
Marktzugang für Hafendienste in verbesserter Form ha-
ben. Das ist die Auffassung der Koalition in diesem An-
trag.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das ist die Wahrheit!)


Glauben Sie, dass Ihnen jemand dieses scheinheilige
Wahlkampfgetöse – draußen vermitteln Sie einen ande-
ren Eindruck als hier – vier Tage vor der Landtagswahl
in Schleswig-Holstein abnimmt?


(Dr. Margrit Wetzel [SPD]: Wo leben Sie eigentlich, Herr Fischer?)


Sie halten die Leute für weniger klug, als sie in Wahrheit
sind.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Nun einige Tatsachen: Im März 2000 haben die EU-

Staats- und Regierungschefs beschlossen, die Europäi-
sche Union bis zum Jahr 2010 zur wettbewerbsfähigsten
und dynamischsten Wirtschaft der Welt zu machen. Die-
ser als Agenda von Lissabon bekannte Beschluss sah
unter anderem die Liberalisierung in allen Verkehrssek-
toren sowohl im Interesse der Verbraucher als auch der
Unternehmen vor. Die Bundesregierung hat der Agenda
von Lissabon zugestimmt. Bei der Frühjahrstagung im
März 2002 in Barcelona rief der Europäische Rat dazu
auf – ich zitiere wörtlich –,

dass die derzeit vorliegenden Vorschläge über Ha-
fendienste und öffentliche Dienstleistungsaufträge
bis Dezember 2002 angenommen werden;

Auch diese Schlussfolgerung wurde mit der Stimme der
rot-grünen Bundesregierung verabschiedet.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Jawohl, da hat sie zugestimmt!)


Dann stimmte der Kanzler Schröder für die Schluss-
folgerungen der Frühjahrstagung vom März 2003 in
Brüssel, in denen der Europäische Rat abermals die Not-
wendigkeit eines schnellen, endgültigen Einvernehmens
über das Port Package deutlich machte. Während des ge-
samten Gesetzgebungsverfahrens fand Port Package I
– darum ging es damals – die Zustimmung des Minister-
rates. Auch der Vermittlungskompromiss wurde am
22. Oktober 2003 einstimmig vom Ministerrat angenom-
men, also mit der Stimme dieser Bundesregierung.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Genauso war das!)


Deshalb sind die Bemerkungen im Entschließungsan-
trag von der SPD und den Grünen bzw. in der Stellung-
nahme der Bundesregierung vom 26. November 2004
gegenüber dem Verkehrsausschuss, sowohl Europäi-
sches Parlament als auch Ministerrat hätten gegen Port
Package I gestimmt, schlichtweg die Unwahrheit.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Da wird gelogen, dass sich die Balken biegen!)


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(C (D rwarten Sie eigentlich von der CDU/CSU und von mir ersönlich, dass wir auch noch Ihren Lügenmärchen im usschuss zustimmen? Das ist wohl ein bisschen zu viel es Guten. (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


In Wahrheit ist doch der Vermittlungsvorschlag am
0. November 2003 im Europäischen Parlament ge-
cheitert und nicht an dieser Bundesregierung oder der
ot-grünen Mehrheit.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Knapp!)


amit entfiel dann die zweite Befassung im Ministerrat.
Noch am 28. Oktober 2003 ließ Stolpe in einer Pres-

emitteilung seines Ministeriums verbreiten, dass der
orschlag der EU-Kommission für eine Richtlinie über
en Marktzugang für Hafendienste begrüßt werde.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Jawohl! Das ist die Bundesregierung!)


ott, wie peinlich! Er hatte noch nicht einmal mitbe-
ommen, was im Europäischen Parlament in Wahrheit
ief. Peinlicher kann es kaum noch werden.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)

Warum versuchen Sie jetzt im Verfahren zu Port

ackage II, vom Brandstifter zum Feuerwehrmann zu
utieren? Warum formuliert die Bundesregierung jetzt,
ass „die vorliegende Fassung zahlreiche Änderungen
nthält, denen Deutschland nicht zustimmen kann, da sie
rößtenteils auf dem … abgelehnten ersten Entwurf ba-
ieren“, notabene einem Entwurf, dem gerade diese Bun-
esregierung ihre Zustimmung gegeben hat? Ein schlim-
erer Salto mortale ist kaum vorstellbar.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Scheinheiligkeit! – Uwe Beckmeyer [SPD]: Sie scheinen aber ganz schön zu kämpfen, um Ihre Truppe hier zu überzeugen!)


n Wahrheit, Herr Kollege Beckmeyer, enthält keiner der
rei Entschließungsanträge – weder von der FDP noch
on der CDU/CSU und der rot-grünen Koalition – ein
rinzipielles Nein zur Notwendigkeit einer Richtlinie für
en Marktzugang zu den Hafendienstleistungen.


(Dr. Margrit Wetzel [SPD]: Man muss auch sagen, warum einem etwas nicht gefällt!)


ielmehr sind alle im Grunde genommen dafür, eine
achgerechte Richtlinie zustande zu bringen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


eswegen wird die Richtlinie bejaht, aber nicht, wie im
ntwurf vorgesehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])







(A) )



(B) )


Dirk Fischer (Hamburg)


Alle sprechen sich unisono für diese Richtlinie aus, leh-
nen aber den Entwurf ab und fordern seine Überarbei-
tung.


(Annette Faße [SPD]: Das haben wir schon im Ausschuss gesagt! Das habt ihr nicht mitgekriegt!)


Die CDU/CSU setzt mit ihrem Entschließungsantrag
auf eine ordnungspolitisch saubere Argumentation. Eu-
ropa braucht Liberalisierung und Harmonisierung im
Bereich des Transportsektors. Dem umweltfreundlichen
Seetransport kommt angesichts des allgemeinen Wirt-
schaftswachstums, der EU-Osterweiterung und der In-
tensivierung der Handelsbeziehungen eine besondere
Bedeutung zu. Vorhandene Potenziale können maßgeb-
lich zu einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung inner-
halb der EU beitragen. Die Häfen als Schnittstellen zwi-
schen See- und Landtransport haben dabei eine
entscheidende Funktion. Die Zielsetzung einer Richtli-
nie ist nach Auffassung der CDU/CSU-Fraktion insofern
grundsätzlich der richtige Ansatz.

Gerade in diesen Tagen hat der Deutsche Industrie-
und Handelskammertag eine Stellungnahme herausge-
bracht, in der er sich ebenfalls für eine Richtlinie aus-
spricht, aber den vorliegenden Entwurf für unzureichend
und nicht zustimmungsfähig hält und seine Überarbei-
tung fordert. Dann werden einzelne Punkte aufgezählt.

Wenn Herr Schröder in Lissabon, Barcelona und
Brüssel eine umfassende Liberalisierung in Europa ein-
fordert und die Weichen dafür stellt, dann können wir
nicht plötzlich fordern, dass ein Marktsegment, nämlich
die Hafendienstleistungen, von der Umsetzung ausge-
nommen wird. Diese Position kann sicherlich nicht
durchgehalten werden.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Das sagt ja auch niemand, Herr Fischer! Das ist einfach eine freche Behauptung von Ihnen!)


– Herr Kollege Beckmeyer, angesichts Ihrer wahrheits-
widrigen Behauptung über meine Person, die heute im
„Hamburger Abendblatt“ zu lesen ist, kann ich nur fest-
stellen, dass Sie dem „Hamburger Abendblatt“ hier ein
Lügenmärchen aufgetischt haben, indem Sie den Ein-
druck erweckt haben, gegen alles zu sein.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Gott sei Dank wurde mal etwas richtig gestellt, nachdem Sie die ganze Zeit die Öffentlichkeit irregeführt haben!)


Wenn die Leute hier zuhören würden, dann würden sie
merken, dass Herr Beckmeyer gegenüber der Presse die
Unwahrheit gesagt hat. Das finde ich skandalös.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Im Übrigen will ich eines festhalten – das fiel mir

heute Morgen schon auf; jetzt kann ich es loswerden –:
Die Seeschifffahrt in Deutschland und damit unsere
Handelsschifffahrt fußt derzeit auf zwei wesentlichen
Entscheidungen, nämlich dem Internationalen Schiff-
fahrtsregister und der Tonnagesteuer mit dem Lohn-
steuereinbehalt zugunsten der Subvention der Betriebs-

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(C (D osten eines Schiffes. Das haben wir in der Koalition vor 998 zustande gebracht. Sie, Herr Kollege Beckmeyer, sind wegen des ISR ach Karlsruhe gegangen, um es zu kippen, und haben en Menschen angekündigt, es im Falle eines Regieungswechsels sofort abzuschaffen. Sie haben diese Anündigung aber bis heute nicht wahr gemacht, weil es irtschaftspolitisch der reinste Wahnsinn wäre und den est der deutschen Handelsflotte ausflaggen würde. Das st die Wahrheit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP] – Uwe Beckmeyer [SPD]: Sie können es nicht ertragen, dass wir Erfolg haben!)


Gehen Sie jetzt mal in Sack und Asche und üben Sie
ich in Demut! Sie haben sich in der Vergangenheit bei
em Thema völlig verrannt. Kommen Sie jetzt bitte
icht als Hohepriester der Seeschifffahrt daher.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Ohne wesentliche Veränderungen ist dieser Entwurf
icht zustimmungsfähig. Eine Richtlinie auf der Basis
on Port Package II lehnen wir ab, insbesondere, weil
ie Regelungen gegenüber Port Package I teilweise gra-
ierend verschärft worden sind. Nach unserer Auffas-
ung hat die EU-Kommission die völlig falsche Schluss-
olgerung gezogen.
Ich nenne in aller Kürze nur folgende Stichworte, um

u skizzieren, worüber geredet werden muss: Genehmi-
ungsvorbehalte bei der Erbringung von Hafendienst-
eistungen, die Geltungsdauer von Genehmigungen, eine
egelung betreffend die Selbstabfertigung, eine Ent-
chädigungsregelung – ich sage ganz klar, dass wir kein
nteignungsgesetz wollen –


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

nd eine Vorschrift über langfristige Übergangsmaßnah-
en.
Wir alle sollten die Bundesregierung nachdrücklich

uffordern, sich endlich im Verkehrsministerrat für eine
mfassende Änderung der Richtlinie einzusetzen. Ich
ordere von dieser Stelle aus insbesondere die rot-grüne
oalition auf, endlich zur Wahrhaftigkeit in der Politik
urückzukehren.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515717000

Nächster Redner ist der Kollege Rainder Steenblock,
ündnis 90/Die Grünen.

Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515717100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ieber Kollege Fischer, so redet jemand, der ertappt ist.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Sie haben sicherlich in den letzten Wochen – genauso
ie ich – mit großem Interesse das „Hamburger Abend-






(A) )



(B) )


Rainder Steenblock

blatt“ und die Hamburger Ausgabe der „Welt“ gelesen
und verfolgt, was die Kollegen Jarzembowski, Uldall
und Fischer dort zum Besten gegeben haben. Ich hatte ja
die Freude, auf der maritimen Konferenz mit dem Kol-
legen Uldall über das, was in der Hamburger CDU los
ist, intensiv zu sprechen und darüber, wer – nach den
Worten von Herrn Uldall – auf den Pott gesetzt gehört.
Ich möchte das hier gar nicht vertiefen.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Im Bundesrat liegt dazu ein Antrag für morgen vor!)


Ich möchte nur darauf aufmerksam machen, dass der
Kollege Uldall laut der „Welt“ vom 14. Februar dieses
Jahres – dazu gibt es eine Reihe von Pressemitteilungen –
gesagt hat, er werde sich mit Haut und Haaren gegen die
Umsetzung dessen wehren, was der Kollege
Jarzembowski vorgeschlagen hat.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das hat nicht er vorgeschlagen, sondern die Kommission!)


Sie wissen doch, dass die Kreis- und die Ortsverbände
der Hamburger CDU an die Landespartei Anträge ge-
stellt haben, in denen gefordert wird, endlich zu einer
Position zu kommen, die den Interessen Hamburgs dient.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Es gibt einen Antrag der Hamburger Bürgerschaft, nicht der Partei!)


Lieber Kollege Fischer, Sie wissen doch, was dort los
ist. Das liegt daran, dass Sie sich im Verkehrsausschuss
mit Ihrer Stellungnahme völlig vergaloppiert haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie haben dafür ordentlich Dresche bekommen, weil Sie
dort einer Liberalisierung ohne Inhalt das Wort geredet
haben.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Wer will denn die Liberalisierung? Der Bundeskanzler will das doch alles!)


Ich kann mich noch genau erinnern, was der Kollege
Börnsen gesagt hat. Ich habe das Protokoll hier und kann
die entsprechende Stelle gerne vorlesen, Kollege
Börnsen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Die EU-Kommission will das!)


Lieber Kollege Fischer, das Problem, um das es geht,
haben Sie zum Schluss Ihrer Rede deutlich gemacht. Es
gibt eine Reihe von Kriterien, die wichtig sind. Das hat
das Europäische Parlament bei der ersten Ablehnung
von Port Package deutlich gemacht. Die Europäische
Kommission hat nun eine zweite Version vorgelegt.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Es gibt keine zweite Version!)


– Doch. Nachdem der erste Kommissionsvorschlag vom
Europäischen Parlament abgelehnt worden ist, gibt es
nun einen zweiten.

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(C (D (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Mit Zustimmung der Bundesregierung!)


Die Bundesregierung hat im Ministerrat eine deutlich
blehnende Stellungnahme dazu formuliert.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Nein, sie hat zugestimmt! Das kann nur einstimmig erfolgen, Rainder!)


Das ist ein Kommissionsvorschlag. Ich kann Ihnen das
erne noch einmal zeigen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Sie hat im Ministerrat zugestimmt! Es gibt bei denen in Brüssel nur das Einstimmigkeitsprinzip!)


Lieber Wolfgang Börnsen, das ist doch ein Kommissions-
orschlag. Wir wollen nicht über das Nölen von vorhin
prechen.
Wichtig ist, dass wir uns gemeinsam die Kriterien

enau anschauen. Darum hat sich der Kollege Fischer
eute wieder generös herumgedrückt. Er hat für die
DU/CSU kein einziges Kriterium genannt und nicht
eutlich gemacht, was an der Richtlinie verändert wer-
en soll. Sie haben lediglich einen ausgedehnten Kanon
ber irgendetwas vorgetragen. Ich will sehr deutlich sa-
en: Mit uns wird es Sozialdumping und einen Abbau
er Sicherheitsstandards in deutschen Häfen – das ist
estandteil der Richtlinie – nicht geben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir haben im Verkehrsausschuss bereits Ensprechen-
es vorgeschlagen, aber die CDU/CSU hat dem nicht zu-
estimmt. Wir haben sehr deutlich gesagt, dass die Aus-
chreibungspflicht für Hafendienstleistungen ohne
ie Verpflichtung, Beschäftigte oder bestehende Tarife
u übernehmen, zu einer Ausbreitung von ausländischen
illiganbietern mit Dumpinglöhnen führen wird. Das
ird die Konsequenz sein und deshalb sollten wir dies
emeinsam ablehnen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das habe ich vorhin doch auch gesagt!)


ie hätten im Verkehrsausschuss dazu gemeinsam mit
ns die Möglichkeit gehabt. Stattdessen haben Sie dort
o eine unsinnige Debatte angezettelt.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Die Vorlage kam doch von der Regierung!)


ie FDP hat sich ähnlich wie wir geäußert. Sie wissen
och genau, welche Konsequenzen es für unsere Häfen
ätte, wenn die Selbstabfertigung so beschlossen würde.


(Enak Ferlemann [CDU/CSU]: Das wissen wir doch gar nicht! Wer erzählt denn so etwas?)


Wir haben diese Debatte doch nicht umsonst geführt.

(Enak Ferlemann [CDU/CSU]: Ihr redet im mer so viel! Das Ergebnis zählt!)

Wir haben dazu einen Entschließungsantrag vorgelegt.
ch weiß, wie die CDU/CSU sich dazu verhalten hat. Ich






(A) )



(B) )


Rainder Steenblock

weiß gar nicht, weshalb Sie hier mit einem Heiligen-
schein von unbefleckter Empfängnis herumlaufen. Sie
haben in dieser Debatte völlig versagt. Das muss man
einmal deutlich feststellen.


(Beifall bei der SPD – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Wir haben doch nicht über die unbefleckte Empfängnis geredet!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich
noch einmal sehr deutlich die Punkte ansprechen, um die
es geht. Es geht darum, im Rahmen des Wettbewerbs,
den wir wollen, tatsächlich faire Bedingungen für un-
sere deutschen Seehäfen zu schaffen, die die sozialen
Standards und die Investitionssicherheit in unseren Hä-
fen sichern und die Arbeitsplätze in diesen Häfen nicht
gefährden. Das sind für uns die drei zentralen Forderun-
gen, die wir von Anfang an im Verkehrsausschuss ver-
treten haben. Dafür haben wir uns eingesetzt und dafür
werden wir gemeinsam mit dieser Bundesregierung
kämpfen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich würde mich sehr freuen, wenn die CDU/CSU an

dieser Stelle nicht weiter ihre alte Position vertreten,
sondern sagen würde: Mit euch zusammen werden wir
diese Richtlinie so gestalten, dass all diese Kriterien rea-
lisiert werden. Dann werden wir hier Seit’ an Seit’
kämpfen. Es muss aber deutlich werden, dass das ganze
Haus die Entschließung trägt, auf die wir uns im Ver-
kehrsausschuss verständigt haben.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Das wäre die Unwahrheit! Wir können die Unwahrheit doch nicht mit beschließen!)


Das wäre konsequent, weil dort all die Punkte angespro-
chen sind, für die wir uns im Interesse der Häfen und im
Interesse der dort Beschäftigten einsetzen werden.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515717200

Nächster Redner ist der Kollege Hans-Michael

Goldmann, FDP-Fraktion.


Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1515717300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Die Sache ist schwierig; das merken wir auch
an der Diskussion. Vor einer guten Stunde haben wir uns
über die maritime Wirtschaft unterhalten, haben über
Globalisierung und Marktöffnung gesprochen.


(Annette Faße [SPD]: Über deutsche Arbeitsplätze!)


– Genau, da haben wir über all diese Dinge geredet. –
Nun rauscht die Dienstleistungsrichtlinie von europäi-
scher Ebene auf uns zu und auch hier heißt es: Sozial-
dumping wollen wir auf keinen Fall, auch keinen Sicher-
heitsabbau. Im Prinzip soll alles so bleiben, wie es war.
Richtig ausschreiben wollen wir eigentlich auch nicht.


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(C (D Frau Dr. Wetzel, auch mit den Ausschreibungen ist es chwierig. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Der Jade-Weserort lässt sich wahrscheinlich nicht ohne privates Kapial verwirklichen. Wir werden insgesamt sehr spannende iskussionen zu führen haben. Deshalb kann ich eigentlich ganz kurz sagen: Richtli ie ja, aber so nicht. Darin sind wir uns ja einig. eshalb auf ein schlechtes Port Package I ein noch chlechteres Port Package II folgen soll, ist nicht einzuehen. Grundsätzlich begrüßt die FDP die Richtlinie, da sie ndlich Klarheit über die öffentlichen Leistungen in uropäischen Häfen schafft. (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das wird transparenter!)


(Zuruf der Abg. Dr. Margrit Wetzel [SPD])


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


larheit muss geschaffen werden.

(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das muss für alle Bereiche gelten!)

elbstverständlich kann man auch darüber reden, ob es
icht, wie in anderen Häfen auch, die Möglichkeit zur
elbstabfertigung geben muss.


(Dr. Margrit Wetzel [SPD]: Schauen Sie doch, was die dazu sagen!)


Bitte melden Sie sich, dann kann ich versuchen zu ant-
orten.


(Dr. Margrit Wetzel [SPD]: Damit wollen Sie nur Ihre Redezeit verlängern!)


rau Dr. Wetzel, ich weiß, dass Sie von der Materie Ah-
ung haben. Deshalb wissen Sie auch, dass man über
iese Dinge nachdenken muss.
Wie bereits gesagt, kann die Richtlinie in der vorlie-

enden Fassung in keinem Fall zum Tragen kommen.

(Dr. Margrit Wetzel [SPD]: Richtig!)


ie FDP kritisiert am Richtlinienentwurf der EU-Kom-
ission insbesondere, dass die EU-Kommission sehr ri-
ide Markteingriffe zur Herstellung von Wettbewerb
orsieht, aber jeden Beleg dafür schuldig bleibt, dass
ieser Wettbewerb tatsächlich gestört ist.
In allen europäischen Häfen gibt es mehrere Anbieter

on Hafenumschlagsdienstleistungen. Es muss im
runde genommen investive Sicherheit für diese Anbie-
er geben. Dass die Situation gut ist, zeigt sich schon da-
an, dass die Umschlagspreise für Container in Europa
ur bei etwa einem Drittel der Kosten in Asien oder an
er Ostküste der USA liegen.
Die Umsetzung der Richtlinie hätte genau das Gegen-

eil dessen zur Folge, was die Port-Package-II-Richtlinie
eabsichtigt. Deshalb sieht die FDP überhaupt keine
otwendigkeit für ein verpflichtendes Ausschrei-
ungsverfahren, wie es die Kommission vorsieht. Es
äre nach unserer Auffassung ein bürokratischer Mo-






(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann

loch mit enormen investitionsfeindlichen Auswirkun-
gen; denn Umschlagsdienstleistungen sind, wie wir alle
wissen, äußerst kostenintensiv und sie bedürfen ständi-
ger Nachinvestitionen. Diese unterblieben, wenn eine
Firma wüsste, dass ihre Lizenz nur einige Jahre Gültig-
keit hat. Dies würde sich auf die Wettbewerbsfähigkeit,
auf die Sicherheit und natürlich auch auf die Arbeits-
platzbedingungen sofort nachteilig auswirken.

Die asiatischen Wettbewerber, die immer wieder ins
Gespräch gebracht werden, haben in den europäischen
Häfen schon lange Fuß gefasst. Man führe sich einmal
vor Augen, dass ein ernst zu nehmendes europäisches
Umschlagsunternehmen im letzten Jahr circa 50 Mil-
lionen Euro Gewinn vor Steuern gemacht hat, während
die beiden großen asiatischen Hafendienstleister jeweils
circa 1 Milliarde Dollar Gewinn nach Steuern gemacht
haben. Man kann sich angesichts dessen leicht vorstel-
len, welche Auswirkungen die Port-Package-II-Richtli-
nie hätte, wenn man den Ausschreibungsweg geht, den
die EU vorgibt.

Wenn es in den Häfen tatsächlich zu Wettbewerbsbe-
hinderungen gekommen ist, dann gibt es überhaupt
keine Rechtfertigung dafür, dass der EU-Wettbewerbs-
kommissar nicht schon lange eingegriffen hat; dazu hat
er die Möglichkeit. Auch vor diesem Hintergrund muss
man sehr deutlich sagen: Wir brauchen die Port-Pa-
ckage-II-Richtlinie nicht.

Klar ist – ich habe das schon angesprochen –, dass bei
der Schaffung neuer Hafenflächen, zum Beispiel beim
Jade-Weser-Port, auch künftig Ausschreibungen not-
wendig sind. Wir brauchen private Anbieter, die ihr Ka-
pital in die Hafeninfrastruktur und in die Suprastruktur
investieren.

Ich war vor kurzem an der Küste. Was ich dort festge-
stellt habe, ist ganz einfach: Cuxhaven möchte gerne
mehr Hafen haben, Wilhelmshaven möchte mehr Hafen
haben, Bremen ist dabei, mehr Hafen zu schaffen. Wir
müssen die Elbe so konditionieren, dass die Hafenkom-
petenz Hamburgs gestärkt wird. Wir brauchen Geld für
die Weser und für die Ems. Wir brauchen überall Geld;
aber die öffentliche Hand hat im Grunde genommen
keine Gelder zur Verfügung.


(Zuruf des Abg. Uwe Beckmeyer [SPD])

– Herr Beckmeyer, nach dem, was Sie vorhin hier von
sich gegeben haben, würde ich an Ihrer Stelle ganz ein-
fach einmal den Mund halten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ein bisschen arrogant!)


Ich will Ihnen ganz ehrlich sagen: Ich bin von Ihnen bit-
ter enttäuscht. Es wundert mich, welche Rolle Sie in die-
ser Diskussion gespielt haben. Ich war bis jetzt der Mei-
nung, dass Sie hier eine saubere maritime Position
vertreten.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Das tue ich auch! – Zuruf des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD])



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(C (D Herr Schmidt, halten Sie sich da einmal heraus! – Was ie hier vorhin geäußert haben, Herr Beckmeyer, war icht in Ordnung. Das will ich Ihnen ehrlich sagen. Ich in nicht immer auf der Seite von Herrn Fischer. Aber in iesem Punkt will ich Ihnen ganz schlicht und ergreifend agen: Gehen Sie in dieser Frage einmal ein bisschen in ich! Zwischen dem, was Sie auf europäischer Ebene, nd dem, was Sie auf nationaler Ebene hinausposaunt aben, liegen Welten. Das wissen Sie ganz genau und eswegen sollten Sie an dieser Stelle den Mund nicht so eit aufmachen. Lassen Sie uns gemeinsam an vernünftigen Lösungen rbeiten, damit hier eine Regelung zustande kommt, die en Interessen der deutschen Häfen im europäischen und m globalen Verbund Rechnung trägt. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515717400

Das Wort hat die Parlamentarische Staatssekretärin
ngelika Mertens.

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Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1515717500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eute ist ja geradezu ein nasser Tag; schließlich ist das
chon das zweite maritime Thema. Die Rede von Herrn
ischer konnte einem zusätzlich die Tränen in die Augen
reiben.


(Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU und der FDP)


Herr Fischer, Sie versuchen, Nebelkerzen zu werfen,
as Port Package I und Port Package II angeht. Entwe-
er haben Sie Port Package II nicht gelesen – das wäre
irklich bedauerlich – oder Sie versuchen, irgendjeman-
en davon zu überzeugen, dass dort eine große Ähnlich-
eit besteht. Für so dumm dürfen Sie die Leute in der
afenwirtschaft und in den Gewerkschaften wirklich
icht halten.


(Beifall bei der SPD)

ie haben versucht, die Kurve zu kriegen, ich sage nur:
ie ein Schluck Wasser in der Kurve.
Wir haben bei der Vorbereitung der Maritimen Konfe-

enz auch über das Port Package gesprochen, haben den
ntschließungsantrag gezeigt und gesagt, dass die CDU/
SU im Bundestag nicht zugestimmt hat. Ihre Kollegen
on der CDU waren darüber ziemlich entsetzt und haben
ich gewundert, warum so ein netter Antrag – „harmlos“
ill ich nicht sagen – von Ihnen nicht mitgetragen wer-
en kann.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Weil Unwahrheiten darin stehen! – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: In dem Antrag wird gelogen! Als Vertreter der Regierung, das ist doch unerhört!)







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens

Sie wissen, was Sie uns als Beschlussfassung hinterlas-
sen haben. Wir können das nachher noch einmal genüss-
lich zitieren. Herr Fischer, ich denke, das war nichts.


(Beifall bei der SPD – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Wer hat denn im Ministerrat zugestimmt? Der Verkehrsminister! Der Bundeskanzler!)


Sie sollten noch einmal in sich gehen und nicht versu-
chen, die Leute davon zu überzeugen, dass Sie hier prak-
tisch als Robin Hood der Wirtschaft oder der Gewerk-
schaften fungieren. Das trifft nicht zu.

Für uns war das Port Package II nicht abzusehen. Das
war so etwas wie ein vergiftetes Geschenk der Kommis-
sarin an ihren Nachfolger.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Mit deutscher Beihilfe!)


– „Mit deutscher Beihilfe“ ist ja wirklich Unsinn, Herr
Börnsen.


(Enak Ferlemann [CDU/CSU]: Wer sitzt denn da in Brüssel rum?)


– Es ist unglaublich. Ich weiß gar nicht, ob ich darauf
eingehen soll. Darauf darf man gar nicht eingehen, weil
das, was Sie erzählen, so dumm ist.

Es war aus unserer Sicht ein unnötiger Schnellschuss,
auch deshalb, weil man darauf verzichtet hat, darüber
nachzudenken, warum Port Package I eigentlich ge-
scheitert ist.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Nicht an der Regierung!)


Ich möchte hier nur auf ein paar wenige Punkte einge-
hen:

Der neue Entwurf lässt völlig außer Acht, dass Häfen
heute umfassende Logistikdrehkreuze sind und dass Ha-
fendienstleistungen die Logistikketten bis tief ins Hinter-
land organisieren. Frau Dr. Wetzel hat schon gesagt, wie
wichtig die Häfen auch für das Hinterland sind.

Der radikale Liberalisierungsansatz des Port
Package bedroht die Attraktivität der maritimen Stand-
orte in Europa. Er gefährdet damit auch andere Wirt-
schaftsstandorte insgesamt. Es gibt einen Pauschalvor-
wurf im Port Package II, nämlich dass die europäischen
Häfen ineffizient sind. Angesichts des Erfolgs, jedenfalls
des Erfolgs unserer Häfen und auch der Häfen in der
Ostsee und in der Nord Range, ist das geradezu absurd
und muss deutlich zurückgewiesen werden.

Wir vermissen bei dem neuen Vorschlag eine fun-
dierte Folgenabschätzung für die Häfen und die Ver-
kehrssysteme insgesamt. Wir haben dies im Rat sehr
deutlich gemacht und eine solche Abschätzung gefor-
dert. Bis auf die Griechen, glaube ich, sind alle unserem
Vorschlag gefolgt. Nachdem wir, wie gesagt, mehrfach
interveniert haben, hat sich die Kommission jetzt bereit
erklärt, eine Folgenabschätzung vorzunehmen.

Das ist auch dringend notwendig, weil man Folgendes
nicht aus dem Blick verlieren sollte: Liberalisierung ist

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(C (D ichtig, aber sie bringt uns nur weiter, wenn sie auch Erolg zeigt. Wenn wir unsere Verkehrsund Logistiktandorte stärken wollen, ist dieser Ansatz falsch. Liberalisierung kann auch nur der zweite Schritt sein. orher – das haben wir immer gefordert, auch beim Port ackage I – müssen wir Transparenz und Wettbeerbsgleichheit bei der Finanzierung von Hafennfrastruktur durchsetzen. (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Zugestimmt habt ihr trotzdem! Da flüchten Sie aus der Verantwortung!)


Wir flüchten überhaupt nicht aus der Verantwortung.
ir haben auf der Maritimen Konferenz klar gemacht,
ass wir eine Beihilferichtlinie wollen, und das machen
ir auch im Rat klar. Das ist vor allem für die Häfen in
er Nord Range wichtig.
Es sind viele Dinge in dem Entwurf, die nicht akzep-

abel sind. Der Entschließungsantrag der Koalition be-
egt dies.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Unserer auch! Das können Sie ruhig mit erwähnen!)


Ihr Entschließungsantrag ist nur abgeschrieben.

(Widerspruch des Abg. Enak Ferlemann [CDU/CSU])

ch bin immer noch verblüfft darüber, wie man die
huzpe haben kann, hier einen solchen Entschließungs-
ntrag vorzulegen,


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Alle Anträge beinhalten das!)


achdem man monatelang überhaupt nicht darüber gere-
et hat, im Ausschuss Ablehnung praktiziert hat, mit be-
timmten Begründungen, Protektionismus usw. usf. Sie
ehen mich wirklich völlig geschafft.


(Lachen bei der CDU/CSU)

ei allem Respekt: So dreist wäre von uns keiner gewe-
en. Wenn ich so etwas behauptet hätte, hätte ich diese
acht nicht schlafen können.


(Werner Kuhn [Zingst] [CDU/CSU]: Völlig überfordert!)


Wir würden durch Annahme des Kommissionsvor-
chlags ein bürokratisches Monster schaffen. Denken Sie
ur an die Genehmigungspflicht für alle Hafendienste.
ber auch die Ausweitung der Selbstabfertigungsmög-
ichkeiten auf Landpersonal ist nicht akzeptabel. Ich
enke, der Kollege Beckmeyer wird gleich noch einmal
uf die Ausführungen des Kollegen Fischer eingehen.
Es war doch eine Überraschung, dass der Bundesrat

em Antrag der Hamburger CDU gefolgt ist, der ja sehr
ernünftig ist. Es wäre vielleicht ganz gut gewesen, Sie
ätten sich den vorher schon einmal angeschaut. Dann
ätten Sie sich auf jeden Fall hier und im Ausschuss viel
einlichkeit ersparen können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







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Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
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Das Wort hat der Kollege Enak Ferlemann, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1515717700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Man kann sich sehr oft des Eindrucks
nicht erwehren, dass die rot-grüne Bundesregierung die
nationale Lage nicht richtig einschätzt und deswegen auf
europäischer Ebene Weichenstellungen vornimmt, von
denen sie hinterher nichts mehr wissen will.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Nachdem man Sie gehört hat, Frau Staatssekretärin,
kann man sich dieses Eindrucks wirklich nicht mehr er-
wehren. Wenn die Debatte zu diesem Punkt Sie schon
geschafft hat, dann muss man ja Angst und Bange haben,
wenn Sie als Regierungsmitglied nach Brüssel geschickt
werden, um unsere nationalen Interessen zu vertreten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn Sie eine so harmlose Debatte schon schafft, bei
der sich alle im Grundsatz einig sind und nur Sie einen
Gegensatz konstruieren, um Ihre eigene Fehlleistung zu
vertuschen,


(Renate Blank [CDU/CSU]: So ist es!)

dann kann einem wirklich angst und bange werden.

Zur Erinnerung: Es war doch diese Bundesregierung,
die auch Sie, Frau Staatssekretärin, vertreten, die im
März 2000 auf einer Sondertagung des Europäischen
Rates in Lissabon zugestimmt hat, als dort als strate-
gisches Ziel festgelegt wurde, dass Beschäftigung, Wirt-
schaftsreform und sozialer Zusammenhalt als Bestand-
teile einer wissensbasierten Wirtschaft gestärkt werden
sollen. So lautet der Beschluss. Die Regierungschefs al-
ler Mitgliedstaaten und damit auch die rot-grüne Bun-
desregierung waren an der Festlegung dieser Strategie
beteiligt, mit der die Forderung verbunden ist, dass
Hemmnisse im Dienstleistungsbereich beseitigt werden
und die Liberalisierung beschleunigt werden soll, insbe-
sondere im Beförderungsbereich. Diese Liberalisierung
und Harmonisierung im Transportsektor haben Sie ge-
wollt, sonst hätten Sie zu dem Lissabon-Prozess nicht Ja
sagen dürfen.

Auch Ihr Minister, der heute wieder einmal durch Ab-
wesenheit in einer wesentlichen Debatte zur Verkehrs-
wirtschaft in der maritimen Szene glänzt,


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Der nimmt das nicht Ernst!)


hat sich noch zu Port Package I ganz positiv geäußert.
Sie alle wissen es ja. Er hat die Lage völlig falsch einge-
schätzt oder wusste vielleicht auch gar nicht, was er da
im Einzelnen von sich gibt; denn er hat auch in Barce-
lona und Brüssel weiterhin fleißig daran mitgewirkt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Vor diesem Hintergrund kann man durchaus versteen, dass die Europäische Kommission, nachdem die aneren nationalen Regierungen ebenso wie die deutsche as so sehr befürworteten, Port Package II auflegt. Die eister, die Sie da gerufen haben und nun selbst beklaen, sollen nun die Koalitionsfraktionen wieder in die chranken weisen. (Widerspruch der Abg. Dr. Margrit Wetzel [SPD])


as macht Herr Beckmeyer in der ihm eigenen Art na-
ürlich sehr geschickt. Er täuscht die Zuhörer darüber,
elche Fehler sich die rot-grüne Bundesregierung ge-
eistet hat, indem er die Sachlage so darstellt, dass die
DU/CSU-Fraktion etwas will, was sie allerdings nie
efordert hat. Das ist politisch klug, nur leider zu kurz
esprungen; denn das fällt auf, Herr Kollege Beckmeyer.
err Fischer hat Ihnen ja vorhin schon einmal deutlich
esagt, dass Sie sich da eine verlogene Welt zurechtzim-
ern.
Sie, Frau Wetzel, haben sogar im Dezember eine

resseerklärung herausgegeben, in der Sie meiner Frak-
ion vorgeworfen haben, wir würden Port Package II un-
erstützen.


(Dr. Margrit Wetzel [SPD]: Was haben Sie denn getan im Ausschuss?)


as haben wir nie getan. Das war voreilig, das war
alsch. Wie so häufig war auch diese Pressemitteilung
on Ihnen verkehrt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Margrit Wetzel [SPD]: Das ist Ihre Verlogenheit, die hier heute abläuft!)


Bevor Sie wieder so viel herumschreien, sollten Sie
as zur Kenntnis nehmen und sich bei meiner Fraktion
ür diesen Fehler, den Sie sich geleistet haben, entschul-
igen. Das wäre das Einfachste, was Sie tun könnten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Margrit Wetzel [SPD]: Aua, aua!)


Damit es auch die Öffentlichkeit weiß, sage ich noch
inmal ganz deutlich – ich rede ja heute hier, damit klar
ird, was wir wollen –: Aus ordnungspolitischen Grün-
en unterstützt die CDU/CSU-Bundestagsfraktion natür-
ich die Liberalisierungsmaßnahmen auf europäischer
bene. Warum das? Nur durch Wettbewerb erreichen
ir sinkende Kosten und steigende Leistungen und nur
ann bleiben wir wettbewerbsfähig. Das gilt natürlich
uch für unsere Seehäfen. Das ist im Grundsatz auch
ichtig so. Die Frage ist nur, ob dieser neuerliche Vor-
chlag von Port Package II die Effizienz und Leistungs-
ähigkeit der deutschen Seehäfen fördert. Da muss man
anz klar sagen: Das tut diese Richtlinie nicht. Der
chuss würde nach hinten losgehen und uns schwer
chaden, wenn diese Richtlinie Grundlage des europäi-
chen Rechts werden würde.
Denn die Europäische Kommission und auch diese
undesregierung verstehen Liberalisierung falsch. Man
ann natürlich Liberalisierung wollen, aber dann muss






(A) )



(B) )


Enak Ferlemann

man sie global einführen, weil wir nun einmal im Zeital-
ter der Globalisierung leben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn wir in Europa so freundlich sind, hier alles zu libe-
ralisieren, dann führt das nur dazu, dass die großen asia-
tischen Wettbewerber, die zu Hause eine Monopolstruk-
tur haben, mit einer ungeheuren Marktmacht hierher
kommen, die deutschen und europäischen Wettbewerber
aus dem Markt drängen und diesen übernehmen. Die
deutschen Unternehmen hätten auf den anderen Märkten
keine Chance, weil es dort nicht so liberal zugeht, wie
wir es hier beschließen sollen. Von daher kann das, was
hier vorgeschlagen wird, nicht richtig sein.

Wir brauchen, nachdem Port Package I gescheitert ist
und Port Package II scheitern wird, ein Port Package III.
Dieses darf nicht wieder so verheerend ausfallen wie die
ersten beiden Entwürfe. Wir haben in Deutschland ein
Hafensystem, das bedarfsgerecht, unternehmerfreund-
lich und flexibel ist, das den Wettbewerb durchaus ge-
stalten kann, das in den vergangenen Jahren Innovatio-
nen gefördert und sich durchaus als effizient erwiesen
hat. Unsere Seehäfen sind Teil einer Boombranche. Wir
hätten gerne viele Branchen, Herr Beckmeyer, die so gut
funktionieren wie die deutsche Seeverkehrswirtschaft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Leider ist das nicht so. Der Boom in dieser Branche liegt
Gott sei Dank nicht an Ihrer Politik, sondern den bringt
die Globalisierung mit sich. Wenn Sie dafür zuständig
wären, würde wahrscheinlich auch diese Branche noch
zurückfallen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Widerspruch bei der SPD)


– Ist doch so! – Aber wir brauchen – jetzt komme ich auf
den Punkt, warum ich in großer Sorge bin; Herr
Beckmeyer, Sie kommen ja selber aus einem Hafen-
standort – in der jetzigen Boomphase Investitionen von
öffentlichen Trägern und privaten Kapitalgebern. Gerade
in dieser Boomphase müssen wir die Seehäfen unterstüt-
zen. Die andauernden Diskussionen, erst über Port
Package I und Port Package II – wie lange geht das
schon?


(Werner Kuhn [Zingst] [CDU/CSU]: Das ist so wie Hartz I bis IV!)


und wer weiß, wann Port Package III kommt –, verunsi-
chern jeden Investor, sowohl die öffentlichen Hände wie
die privaten Investoren. Sie können mir glauben, dass
ich weiß, wovon ich spreche. Das ist für die deutsche
Seeverkehrswirtschaft in hohem Maße schädlich. Diese
Bundesregierung ist daran federführend beteiligt. Sie re-
det groß auf maritimen Konferenzen; ein Redeschwall
folgt auf den anderen. Es kommt jedoch nichts Konkre-
tes dabei heraus, nur schöne Worte, aber keine Taten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Annette Faße [SPD]: Die maritime Wirtschaft boomt aber doch!)


– Frau Faße, das ist leider die Politik Ihrer Regierung.
Ich mache einmal einen Vorschlag: Treten Sie doch in

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(C (D ie Regierung ein, dann wird es besser! Lösen Sie die taatssekretärin ab! Sie verstehen ja wenigstens etwas avon. Aber Sie sind nicht in Brüssel. In Brüssel sitzt die undesregierung mit am Tisch. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Die einzige erfreuliche Botschaft war, dass Sie Frau Faße so schätzen!)


Wenn Sie wenigstens das von meiner heutigen Rede
erstehen, dann ist das ja schon mal was.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


Ich habe von den Investitionen gesprochen, weil in
ieser Richtlinie der Bestands- und Vertrauensschutz
icht mehr gegeben ist, den wir in Deutschland brau-
hen. Auf die Einzelheiten haben Herr Fischer und auch
ndere schon hingewiesen. Ich denke, dass wir das drin-
end korrigieren müssen. Das können wir so nicht
urchgehen lassen. Ich denke auch, dass zum Beispiel
ie Auffassung der Bundeslotsenkammer, die Kompe-
enzverlagerung zur EU nicht vorzunehmen, sondern es
ei der Zuständigkeit der Mitgliedstaaten zu belassen,
urchaus gerechtfertigt ist.


(Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Abschließend kann man nur sagen: Diese Bundesre-
ierung muss endlich ihre Schulaufgaben in Europa rich-
ig machen. Sie sollte die Empfehlungen der CDU/CSU-
raktion dazu ernst nehmen, nicht unnötig Wahlkampf
nd keine falschen Debatten führen und diese Richtlinie
blehnen.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist wirklich nicht ernst zu nehmen gewesen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515717800

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege Uwe
eckmeyer, SPD-Fraktion.

Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1515717900

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Herr Fischer, ich freue mich, dass Sie sich in
ieser Frage vom Saulus zum Paulus entwickelt haben.
s hat lange, fast zwei Monate, gedauert. Vielleicht hilft
ber diese Debatte, auch Sie in Hamburg davon zu über-
eugen, dass Port Package II in der von der Kommis-
ion vorgeschlagenen Form nichts taugt. Ich freue mich,
ass wir mit Ihnen darüber jetzt Einigkeit gefunden ha-
en. Es ist allerdings ein sehr bedenkenswerter Vorgang,
ass dies bei Ihnen zwei Monate gedauert hat.
Diejenigen, die dieser Debatte im Hohen Hause zuhö-

en, fragen sich vielleicht: Was reden die da unten eigent-
ch? All denen möchte ich erklären: Die Christdemokrati-
che Union hat es verschlafen, einen entsprechenden
ntrag zu stellen.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Uwe Beckmeyer

Herr Börnsen, Sie haben Ihre Kollegen in eine völlig

falsche Richtung gelenkt. Ich habe Sie im Ausschuss so-
gar noch darauf aufmerksam gemacht, dass das, was Sie
machen, brandgefährlich ist. Sie waren aber nicht zu be-
lehren.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das ist Schattenboxen!)


Ausweislich des Protokolls haben Sie gesagt: Die Frak-
tion der CDU/CSU erklärte, wer die Agenda von Lissa-
bon bejahe, müsse auch die Regelungen zu deren Aus-
führung bejahen. Damit meinen Sie Port Package II.


(Beifall bei der SPD – Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Wer wollte denn Lissabon?)


Insofern ist das, was Sie hier heute vorgetragen haben,
reine Heuchelei.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben weiter erklärt, wer mehr Liberalisierung im
Seeverkehr wolle und wer wolle, dass andere Staaten
ihre Häfen und Seeverkehre für europäische Reeder öff-
neten, müsse auch eine Öffnung des europäischen Mark-
tes befürworten. Das ist ebenfalls eine Begründung für
Port Package II.

Sie haben weiter ausgeführt, in der Konsequenz sei
das, was in dem Antrag der Koalitionsfraktionen in der
Ausschussdrucksache gefordert werde, Protektionismus
und eine neue Art von Bürokratie. Das war Ihre Position.
Das lassen wir nicht durchgehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben gesagt, dass wir eine einseitige Ablehnung
vornehmen würden und eindeutig No gesagt hätten. Sie
irren sich.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Das steht doch in Ihrem Antrag!)


Sie müssen nur lesen. Das sollten Sie neben den Grund-
rechenarten schon in der Schule gelernt haben. Hier
heißt es:

Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregie-
rung auf, im Rat der Verkehrsminister keiner Richt-
linie … zuzustimmen, die leistungsfähige und wett-
bewerbsorientierte Anbieterstrukturen … gefährdet;
… sich im Rat … für eine grundlegende Überarbei-
tung des … vorgelegten Vorschlages … einzusetzen.

Das war unser Vorschlag. Was lese ich im „Hamburger
Abendblatt“ von gestern?

Mit dem Thema „Port Package II“ wird sich mor-
gen der Bundestag auf Initiative des CDU-Landes-
chefs Dirk Fischer (61) befassen.

Herzlichen Glückwunsch, Herr Fischer!

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist ja eine Witznummer!)


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(C (D Ich komme auf unseren Antrag zu sprechen. Wir haben hn beschlossen. Herr Goldmann, leider hat sich die FDP nthalten. Sie waren nicht dabei. Ich kann Ihren Ärger erstehen. Lassen Sie ihn aber bitte nicht an meiner Peron aus. Horst Friedrich ist die richtige Ansprechperson. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Federführend war der Finanzausschuss!)


u Ihrem Antrag möchte ich Folgendes sagen: Es wur-
en interessante Punkte aufgeschrieben. Wir stimmen
olgendem Punkt in Ihrem Antrag nicht zu:

Die in dem Richtlinienentwurf vorgesehene Selbst-
abfertigung durch Bord- und Landpersonal der
Schifffahrtsunternehmen wird vom Deutschen Bun-
destag grundsätzlich begrüßt.

iese Position tragen wir nicht mit, weil sie zu einer dra-
atischen Verschlechterung der sozialen Situation unse-
er Seehäfen führt. Ich möchte nicht den sozialen Frie-
en in unseren Seehäfen gefährdet wissen. Darum
timmen wir diesem Punkt nicht zu. Das ist Liberalismus
ur, und zwar in einer Form, die wir in Deutschland
icht gebrauchen können.


(Beifall bei der SPD)

Zur CDU: Lieber Herr Fischer, ich habe Ihren Text

urchgearbeitet. Ich habe eigentlich alles angekreuzt.
as ist wunderbar. Er ist im Grunde identisch mit unse-
er Position. Die Frechheit besteht darin, dass Sie ihn mit
en Worten „Der Bundestag stellt fest“ einleiten. Ihre
chlussfolgerungen sind abenteuerlich und liegen – vor
llem vor dem Hintergrund dessen, was Herr Börnsen im
amen der CDU/CSU-Fraktion im Verkehrsausschuss
usgeführt hat; ich habe das eben angeführt – derart ne-
en der Spur, dass man sich fragen kann: Wo bin ich ei-
entlich?


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Im Bundestag!)


Gott sei Dank! Sie waren nicht im Ausschuss und nicht
m Bundestag, zumindest nicht auf der richtigen Seite
nd zum richtigen Zeitpunkt.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie leiden unter Orientierungslosigkeit! Es ist schwierig, wenn Sie nicht mehr wissen, wo Sie sind!)


Abschließend möchte ich sagen, dass wir Port
ackage II in dieser Form nicht beschließen wollen, weil
s eine Investitionsbremse sondergleichen darstellt. Wir
aben in Hamburg und in Bremen in den letzten Jahren
Stichwort Eurogate – 460 Millionen Euro investiert.
llein dieses Unternehmen wird bis 2009 weitere
30 Millionen investieren. Ich will dabei gar nicht über
ie HHLA, die Rostocker Hafengesellschaft oder die
übecker Hafengesellschaft reden. Alle haben Investi-
ionen im zweistelligen Millionenbereich vor. Wenn wir
as alles gefährden wollen, müssen wir eine Politik ma-
hen, die daraufhin hinausläuft, Port Package II zu ak-
eptieren.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Dann müssen Sie Ihre Bundesregierung bremsen! Die Bundesregierung hat das gemacht!)







(A) )



(B) )


Uwe Beckmeyer

– Nein. Ich glaube, Herr Fischer, auch da irren Sie.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Dann müssen Sie Ihre Bundesregierung bremsen!)


– Sie können noch so viel schreien; da irren Sie.

(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Die Bundesregierung war das!)

Die Bundesregierung hat vor allen Dingen durch die

Au
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1515718000



(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Hallo, hallo! Die Bundesregierung war das! Die wollte das!)


Dieser Port-Package-II-Antrag kommt mit uns in gar
keiner Weise in Frage.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Schröder und Stolpe müssen Sie ausbremsen und nicht uns!)


Da können Sie noch so viel krakeelen und erzählen und
der Öffentlichkeit irgendwelche falschen Papiere zuspie-
len. Ihre Position war wankelmütig und mehr durch
Jarzembowski als durch Uldall geprägt. Sie waren auf
der falschen Seite und sind von Verdi und Ihrer eigenen
CDU-Bürgerschaftsfraktion zurückgepfiffen worden.


(Enak Ferlemann [CDU/CSU]: Von Verdi bin ich überhaupt noch nie zurückgepfiffen worden!)


Sie haben in Hamburg mächtig Prügel bezogen und das
war auch gut so. Insofern freue ich mich, dass Sie inzwi-
schen wieder ein bisschen auf der anderen Seite sind.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515718100

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-

schusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen auf
Drucksache 15/4692 über einen Vorschlag für eine
Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates
über den Marktzugang für Hafendienste.

Der Ausschuss empfiehlt in Kenntnis der Unterrich-
tung durch die Bundesregierung, eine Entschließung an-
zunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Gegenprobe! – Stimmenthaltungen? – Die Beschluss-
empfehlung ist mit den Stimmen der Koalition bei Ge-
genstimmen der CDU/CSU und bei Enthaltung der FDP
angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über die Entschlie-
ßungsanträge. Wer stimmt für den Entschließungsantrag
der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 15/4837? –
Gegenprobe! – Stimmenthaltungen? – Der Entschlie-
ßungsantrag ist mit den Stimmen der Koalition bei Ge-

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(C (D enstimmen der CDU/CSU und Enthaltung der FDP abelehnt. Wer stimmt für den Entschließungsantrag der FDP uf Drucksache 15/4846? – Gegenprobe! – Stimmentaltungen? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stimen der Koalition bei Gegenstimmen der FDP und Entaltung der CDU/CSU abgelehnt. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 8 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Michael Kretschmer, Katherina Reiche, Dr. Maria Böhmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Forschung an Hochschulen durch Vollkostenfinanzierung verbessern – Drucksache 15/4721 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist es so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle in Marion Seib, CDU/CSU-Fraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen nd Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! ach den beiden Urteilen des Bundesverfassungsgeichts zur Juniorprofessur und zu den Studiengebühren ind die Linien endlich wieder klar. Die Verfassungsricher haben den Bund und damit die Bundesregierung in hre Schranken verwiesen. Es ist aber auch an der Zeit, sich von Scheuklappen zu efreien und konstruktiv und vor allem verfassungskonorm zusammenzuarbeiten. (Jörg Tauss [SPD]: Ich bin stolz darauf, verfassungskonform zu sein!)

Marion Seib (CSU):
Rede ID: ID1515718200

in erster Schritt von unserer Seite ist der Antrag zur
erbesserung der Forschung an Hochschulen durch Voll-
ostenfinanzierung.


(Jörg Tauss [SPD]: Ach, jetzt plötzlich! Das ist ja lustig!)


Die Forschung an den Universitäten steht vor einem
ilemma: Einerseits werden Erfolg versprechende For-
chungsprojekte mit Drittmitteln ausgestattet; anderer-
eits können durch diese Drittmittel die indirekten Kosten
ie Geräteanschaffungen oder Verwaltungsaufwendun-
en nicht abgedeckt werden. Diesen Overhead der Dritt-
ittelforschung, also die allgemeinen Unkosten, müssen
ie Universitäten mühsam aus ihrer Grundausstattung
bzweigen. Die drittmittelstärksten Hochschulen „sie-
en“ sich somit buchstäblich zugrunde, weil sie die er-
orderliche Grundfinanzierung für die Forschungspro-
ekte oft nicht mehr aufbringen können. Diesen
rundsätzlichen Missstand werden wir aber auch nicht






(A) )



(B) )


Marion Seib

durch die Benennung von einigen wenigen Spitzenuni-
versitäten beseitigen können, zumal sich der Bund syste-
matisch aus der Hochschulbaufinanzierung zurückzieht
und so die Nöte der Universitäten und Fachhochschulen
nur noch mehr vergrößert.


(Jörg Tauss [SPD]: Jetzt hören Sie aber auf! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das wollten die doch gar nicht mehr! Was halten Sie denn für eine Rede? Was ist das für ein Schwachsinn?)


Die Umsetzung unseres Vorschlages, zunächst
20 Prozent der bewilligten Drittmittelsumme zusätzlich
zur Sachmittelbeihilfe der Deutschen Forschungsge-
meinschaft als Overhead-Bonus auszuzahlen, kann den
Universitäten spürbare Erleichterung verschaffen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515718300

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Tauss?


Marion Seib (CSU):
Rede ID: ID1515718400

Nein; er hätte sich Redezeit geben lassen können.


(Beifall der Abgeordneten Vera Dominke [CDU/CSU])


Deswegen möchte ich an dieser Stelle noch einmal
ausdrücklich an Rot-Grün appellieren: Nehmen Sie un-
seren Vorschlag auf! Diskutieren Sie mit uns! Entwi-
ckeln Sie mit uns eine Forschungsförderung, die den
Hochschulen, den Professoren und den jungen Forschern
gerecht wird! Andere Länder haben uns dies längst vor-
gemacht.


(Beifall des Abgeordneten Dr. Christoph Bergner [CDU/CSU])


Als aktuelles Beispiel hierfür nenne ich Großbritan-
nien. Dort gab es bei den Drittmitteln eine ähnliche Ent-
wicklung wie in Deutschland. Der Anteil der Drittmittel
stieg in den letzten Jahren von 30 auf 40 Prozent. Die
Grundausstattung der Universitäten konnte da nicht mit-
halten; die finanzielle Basis erwies sich als zu gering.
Die britische Regierung handelte: Die United Kingdom
Research Councils tragen nunmehr 80 Prozent der
Gesamtkosten für universitäre Forschungsprojekte. Ab
2010 sollen es sogar 100 Prozent sein.

Was aber tut Rot-Grün? Rot-Grün schiebt den
schwarzen Peter den Ländern zu.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Ja! Sie wollen ihn doch haben!)


Ich zitiere Frau Bulmahn:
Die Länder sollten sich jetzt einen Ruck geben und
beim Uni-Wettbewerb nicht die offenen Föderalis-
musfragen vorschieben.

– Nein, verehrte Frau Ministerin – sie ist heute nicht da;
sehr geehrter Herr Staatssekretär, ich bitte, es ihr auszu-
richten –, die Länder brauchen sich keinen Ruck zu ge-
ben. Vielmehr muss sich die Ministerin einen Ruck ge-
ben.

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(C (D ie Länder mussten in den letzten Jahren ihre verfasungswidrigen Versuche der Einmischung abwehren. (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das sehen die Hochschulen etwas anders! Alle, die etwas für die Hochschulen tun wollen, sehen das etwas anders! Nur Sie sind rechthaberisch!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ir sind uns einig, Deutschland braucht für seine Uni-
ersitäten, seine Forscher und seine Studierenden einen
uck in Sachen Exzellenz.
Bei der Diskussion um die Elitehochschulen fielen in

en letzten Jahren immer wieder die Namen Oxford,
arvard, Yale oder Stanford. In diesem Zusammenhang
rinnere ich daran, dass diese Einrichtungen Jahre, Jahr-
ehnte oder gar Jahrhunderte gebraucht haben, um sich
hren Ruf und ihr Kapital zu erarbeiten. Diese Zeit haben
ir aber nicht.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Eben! Deswegen eine gemeinsame Initiative!)


Allerdings haben wir mit der Vollkostenfinanzie-
ung ein Modell, mit dem die Forschung an den Univer-
itäten viel schneller, effizienter und in einem weitaus
rößeren Umfang zu mehr Exzellenz gelangen kann. Bei
iner Vollkostenfinanzierung können wir auf die Benen-
ung von so genannten Spitzenuniversitäten verzichten
nd direkt mit einer Förderung durch die DFG beginnen.


(Jörg Tauss [SPD]: Verzicht auf Spitzenuniversitäten? Das hören wir gern! Keine Spitzenuniversitäten in Deutschland, Klasse! – Gegenruf des Abg. Dr. Christoph Bergner [CDU/CSU]: Das ist doch sowieso nur ein Phantom, Herr Tauss!)


Auf die Benennung!
Die Mittelvergabe über die Deutsche Forschungsge-
einschaft stellt im Übrigen auch sicher, dass die For-
chungsprojekte an den Universitäten nicht zum Spiel-
all der Politik werden. Kurzfristige tagespolitische
rwägungen oder langfristige ideologische Einstellun-
en bleiben damit außen vor. Die verfassungsrechtlichen
ompetenzen werden ebenso gewahrt.
Durch eine Einbindung in die Gemeinschaftsaufgabe

orschungsförderung, die unbestritten weiterhin Bestand
at, vermeiden wir die Gefahr, dass die Vollkostenfinan-
ierung in den Strudel einer neuen Föderalismusdebatte
ommt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das Modell

er Vollkostenfinanzierung ist die Brücke, über die die
undesregierung – diesmal gemeinsam mit den Ländern –
ehen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


o wird der Forschung an den Universitäten wieder der
inanzielle Stellenwert eingeräumt, den sie verdient. Nur
o werden Exzellenz, Elite und Qualität im Forschungs-
ereich an den deutschen Hochschulen gefördert.






(A) )



(B) )


Marion Seib

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515718500

Das Wort hat die Kollegin Ute Berg, SPD-Fraktion.


Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1515718600

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU-
Fraktion, als ich Ihren Antrag las, ist mir, um es salopp
zu formulieren, die Spucke weggeblieben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Christoph Bergner [CDU/CSU]: Sehr gut! Wir vermitteln AhaErlebnisse! – Vera Dominke [CDU/CSU]: Vor Neid?)


Sie fordern den Bund auf, deutlich mehr in Forschungs-
förderung an Hochschulen zu investieren – einseitig,
nicht etwa mit Unterstützung der Länder –, und tun dies
vor dem Hintergrund, dass Sie immer wieder verlangen,
der Bund möge sich zugunsten der Länder weitgehend
aus der Hochschulpolitik zurückziehen.


(Jörg Tauss [SPD]: Ganz! – Vera Dominke [CDU/CSU]: Aus der Politik, natürlich!)


Dass dies ganz offensichtlich vorne und hinten nicht zu-
sammenpasst, muss auch Ihnen eigentlich klar gewesen
sein.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Da muss man schon bayerischer Katholik sein!)


In diese Konfusion passt dann noch besonders gut
eine dpa-Meldung, die ich soeben gelesen habe und die
besagt, dass Herr Koch ein von der Bundesregierung
geplantes Förderprogramm für die Hochschulen zur
Unterstützung des Bologna-Prozesses – das ist doch ein
Lieblingskind von Frau Seib – vom Bundesverfassungs-
gericht stoppen lassen will.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Hört! Hört! – Jörg Tauss [SPD]: 4 Millionen!)


Meine Damen und Herren von der CDU/CSU, Sie müs-
sen sich schon innerhalb Ihrer eigenen Partei erst einmal
einig werden: Wollen Sie, dass der Bund stärker in die
Hochschulförderung einsteigt, oder wollen Sie das
nicht?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515718700

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Bergner?


Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1515718800

Gern.


Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1515718900

Frau Kollegin Berg,

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(C (D (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Sie wollen nichts als die Macht! Alles andere ist Ihnen egal!)


a Sie gerade dieses Beispiel bemühen, frage ich Sie, ob
ie es tatsächlich für von den Ländern hinzunehmen hal-
en, dass der Bund ein Programm auflegt, das in staatlich
eprüfte Studiengänge eingreift? Dies tut dieses Bolo-
na-Programm. Es besteht dort die Auflage, dass für das
emester 2007/2008 sämtliche Studiengänge „bologni-
iert“ werden. Das ist ein Eingriff in die bisherigen staat-
ich geprüften Studiengänge. Sind Sie tatsächlich der
einung, dass sich die Länder eine solch subversive
olitik des Bundes bieten lassen können?


(Lachen bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Das ist ja nicht zu fassen!)



Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1515719000

Ihre Ausdrucksweise lässt zu wünschen übrig, Herr
r. Bergner. Sie sollten sich etwas mäßigen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will aber trotzdem auf Ihre Frage antworten. Sie
issen genauso gut wie ich, dass es innerhalb der EU ein
inverständnis darüber gibt, dass bis zum Jahre 2010 ein
emeinsamer europäischer Hochschulraum geschaffen
erden soll. Das heißt, es sollen überall gleichwertige
bschlüsse angeboten werden. Dazu gehören die
achelor- und Masterabschlüsse. Dass jetzt der Bund
nbietet, die Länder, speziell die Hochschulen, auch
inanziell dabei zu unterstützen, auf diesem Weg ein
anzes Stück voranzukommen, finde ich absolut richtig.
nsofern lasse ich mich auf subversive Dinge Ihrerseits
berhaupt nicht ein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Da muss man schon ziemlich borniert denken, um eine solche Frage stellen zu können!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515719100

Frau Kollegin Berg, gestatten Sie eine weitere Zwi-

chenfrage des Kollegen Bergner?

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Herr Bergner hält ja noch eine Rede! Die erwarten wir mit Spannung!)



Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1515719200

Nein, eine Frage reicht.
Ich werde Ihnen sicherheitshalber einen kurzen Nach-

ilfekurs zum Thema Hochschulfinanzierung geben,
iebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU.


(Vera Dominke [CDU/CSU]: Frau Bulmahn ist doch die Oberlehrerin!)


Ich tue das, da Sie offensichtlich noch Lücken haben. –
ie Grundfinanzierung der Hochschulen ist eine Haupt-
ufgabe der Länder.






(A) )



(B) )


Ute Berg


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Im Rahmen der Föderalismusdebatte haben dies die Län-
der, wie Sie wissen, immer wieder für sich reklamiert.
Selbst die derzeitigen Mitspracherechte des Bundes ge-
hen ihnen schon viel zu weit.

Dem eben bereits von mir erwähnten Herrn Koch, sei-
nes Zeichens Ministerpräsident des Landes Hessen, und
seinen Parteifreunden aus den Ländern war der Ausbau
der Länderkompetenzen im Bildungs- und vor allem
im Hochschulbereich so wichtig, dass sie deshalb sogar
die gesamte Reform des Föderalismus scheitern ließen
und die monatelange Arbeit der Kommission zunichte
machten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Christoph Bergner [CDU/CSU]: Das sehen Ihre eigenen Ministerpräsidenten ein bisschen anders!)


Vor diesem Hintergrund ist Ihr Antrag eine echte Absur-
dität. Er hat gute Chancen, in die Sammlung besonders
kurioser Bundestagsdrucksachen aufgenommen zu wer-
den.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren von der CDU/CSU, Sie ha-
ben ein merkwürdiges Verständnis von Kooperation.
Hätten Sie gefordert, dem Bund mehr Entscheidungs-
kompetenzen im Hochschulbereich zu geben,


(Vera Dominke [CDU/CSU]: Das hätten Sie gern!)


und damit die Verpflichtung zu einem größeren Finan-
zierungsanteil verbunden, hätte Ihr Antrag eine gewisse
innere Logik. Aber nein, Ihre Devise lautet: Der eine
zahlt und die anderen bestimmen die Musik. In der Poli-
tik ist es wie im wahren Leben: Für eine solche Rollen-
verteilung finden Sie keinen Finanzier.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Marion Seib [CDU/CSU]: Sie reden am Thema vorbei, Frau Kollegin! – Jörg Tauss [SPD]: Und keinen Dummen, vor allem!)


Liebe Kollegin, lassen wir einen Augenblick Ihre ab-
surden Forderungen beiseite und schauen wir uns die
Wirklichkeit in den Hochschulen an: Der Bund ist be-
reits jetzt zu einem großen Teil an der Finanzierung der
Forschung an den Hochschulen beteiligt, und zwar ers-
tens über Drittmittel, zweitens über die Projektförderung
und drittens im Bereich Hochschulbaufinanzierung.

Zu Punkt eins, Drittmittel, bemerken Sie in Ihrem
Antrag ganz richtig, dass die Einnahmen in diesem Be-
reich in den letzten Jahren für die Hochschulen konti-
nuierlich an Bedeutung gewonnen haben. Im Jahr 2001
– so teilen Sie mit – wurden mit Drittmitteln fast 40 Pro-
zent der Ausgaben für Forschung und Entwicklung an
Hochschulen finanziert. Insgesamt 3,3 Milliarden Euro
an Drittmitteln haben die Hochschulen eingenommen.
Nun sage ich Ihnen einmal, woher diese Drittmittel
kommen. Größter Drittmittelgeber war die DFG mit fast

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(C (D Milliarde Euro. Mehr als die Hälfte dieses Etats tammt aus Bundesmitteln. Punkt zwei, Projektförderung. Hier hat der Bund och einmal mehrere 100 Millionen Euro beigesteuert. Punkt drei, Hochschulbau. Im Rahmen der Gemein chaftsaufgabe „Hochschulbau“, die, wie Sie wissen, uch zur Hälfte vom Bund bestritten wird, wird ebenfalls ie Forschung an Hochschulen unterstützt. Aus diesem opf werden nämlich auch Großgeräte für die Forschung n Hochschulen beschafft, die für die Grundlagenforchung unerlässlich sind. Dieser Betrag beläuft sich jährich auf eine Größenordnung von rund 300 Millionen uro. Damit ist die Liste der Bundeszuschüsse für For chungsaktivitäten an Hochschulen aber noch längst icht vollständig. Zu den genannten Posten kommen och Beiträge aus dem Hochschulund Wissenchaftsprogramm, Mittel für Forschung an Hochschulen diesen Etat haben wir sogar erhöht – sowie die Austattung von Juniorprofessuren. Bleiben wir beim Jahr 2001, das Sie beispielhaft an esprochen haben. Allein in diesem Jahr hat der Bund ür die Forschung und Entwicklung an Hochschulen nsgesamt eine Summe von 1,4 Milliarden Euro aufgeandt, Tendenz seither steigend. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Ulrike Flach [FDP]: Was lernen wir daraus?)


ie ich finde, ist das, gemessen am Gestaltungsspiel-
aum des Bundes für den Hochschulbereich, eine ganz
norme Summe. Aber das ist noch immer nicht alles,
as wir zu bieten haben. Der Bund ist bereit, noch sehr
iel mehr für die Hochschulen zu tun: zum einen, um
en Anschluss an die dynamische Entwicklung der inter-
ationalen Forschungs- und Innovationsstandorte zu hal-
en, zum anderen, um das ehrgeizige Ziel zu erreichen,
is zum Jahr 2010 3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes
ür Forschung und Entwicklung aufzubringen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


avon profitieren die Hochschulen natürlich nachhaltig.

(Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt fehlt nur noch die Eigenheimzulage!)

Trotz der schwierigen Haushaltslage hält die Bundes-

egierung an dem Ziel fest, die Finanzmittel für For-
chung und Entwicklung weiter zu erhöhen. Das heißt
ber auch, dass wir Subventionen streichen müssen, um
und und Ländern die notwendigen Haushaltsfreiräume
u eröffnen. Ich kann es Ihnen nicht ersparen; ich muss
och einmal das Stichwort Eigenheimzulage nennen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Marion Seib [CDU/CSU]: Das war zu erwarten!)


ie Bundesregierung hat mit ihrem Vorschlag, diese
ubvention abzuschaffen, einen adäquaten Weg aufge-
eigt, wie eine Steigerung der Ausgaben für Forschung






(A) )



(B) )


Ute Berg

und Entwicklung erreicht werden kann. Sie wissen: Al-
lein im Jahr 2006 wären es 600 Millionen Euro. Diesen
Betrag könnten wir bis zum Jahr 2008 auf jährlich
1,2 Milliarden Euro erhöhen. Wir stehen im Übrigen
nicht allein da, sondern wir haben die Unterstützung der
Wissenschaft. Die Wissenschafts- und Forschungsinsti-
tute und die Bundesbank haben sich unserer Forderung
angeschlossen. Alle halten das für dringend erforderlich.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Und die da drüben verzögern und blockieren!)


Sie, meine Damen und Herren von der CDU/CSU,
spielen also ein doppeltes Spiel: Nach außen fordern Sie
mit großen Tamtam mehr Geld


(Marion Seib [CDU/CSU]: Gemeinschaftsaufgabe „Forschungsförderung“!)


und präsentieren sich wie der Robin Hood der armen und
ausgebluteten Hochschulen. Wenn es aber darum geht,
die finanziellen Mittel für Wissenschaft und Forschung
in Deutschland locker zu machen, dann sagen Sie Njet.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: So ist das!)


In Ihrem Antrag lese ich Folgendes – Frau Seib, Sie
haben das gerade ausgeführt –: Sie wollen, dass sich die
Wissenschaft einem Wettbewerb um Investitionsmittel
stellt. Die erfolgreichsten Antragsteller und ihre Institu-
tionen sollen am stärksten gefördert werden.


(Jörg Tauss [SPD]: Gerade haben Sie das abgelehnt! Sie haben Spitzenuniversitäten abgelehnt!)


Diese Forderung können wir nur unterstreichen. Aber
auch hier muss ich Ihrer Erinnerung wohl auf die
Sprünge helfen. Für einen solchen Wettbewerb haben
wir schon ein Angebot vorgelegt: die Exzellenzinitia-
tive.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Sie umfasst wesentlich mehr als nur Elitehochschu-
len, Frau Seib. Damit will der Bund den Hochschulen
zusätzlich 1,4 Milliarden Euro zur Verfügung stellen.
Leider haben Ihre Parteifreunde aus den Ländern sich
aber auch hier eines anderen besonnen und die Initiative
gegen die Wand fahren lassen, als eigentlich schon alles
unter Dach und Fach war. Peter Frankenfeld, der Wis-
senschaftsminister von Baden-Württemberg, sagte – ich
zitiere –: „Das Projekt ist tot.“


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Der Frankenstein der Hochschulen!)


Dazu kann ich nur sagen: Das ist schade für die Hoch-
schulen und den Forschungsstandort Deutschland.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Ulrike Flach [FDP])


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(C (D as wird an den Hochschulen genauso gesehen. Die RK hat dies sehr deutlich formuliert und viele Rektoen und Professoren, mit denen ich gesprochen habe, haen mir das bestätigt. Meine Damen und Herren von der Union, wenn ich hren Antrag lese, kann ich nur vermuten, dass auch Sie usammenzucken, wenn Herr Frankenberg (Jörg Tauss [SPD]: Frankenstein, ja! – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Der Frankenstein der Hochschulen!)


ie Totenglocke für die Exzellenzinitiative läutet. Des-
alb bitte ich Sie: Gebieten Sie Ihrem Parteifreund Ein-
alt, holen Sie ihn von seinem Glockenturm und verhin-
ern Sie, dass dieses Projekt lebendig begraben wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In Deutschland gibt es – das ist unbestritten – viele
ute Universitäten, Fachhochschulen und Forschungs-
inrichtungen. Aber darauf können und werden wir uns
elbstverständlich nicht ausruhen.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


ir müssen kontinuierlich noch besser werden. Unsere
ochschulen sind die Basis für ein leistungsfähiges
nnovationssystem. Ein leistungsfähiges Forschungssys-
em und die Innovationsfähigkeit unserer Wirtschaft sind
ie Eckpfeiler für Wirtschaftswachstum, zukunftssichere
rbeitsplätze und soziale Sicherheit. Daher mein Appell
n Sie: Vertrödeln Sie die Zeit nicht mit Schauanträgen
ie dem, den Sie heute eingebracht haben!
Geben Sie Ihre Blockadehaltung auf und kommen Sie
it uns ins Boot.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515719300

Frau Berg, bitte!

Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1515719400

Herr Präsident, ich habe es gemerkt, ich bin sofort

ertig. – Lassen Sie uns gemeinsam konstruktiv da zu-
ammenarbeiten, wo es um die Zukunftsfähigkeit unse-
es Landes geht.


(Zuruf von der CDU/CSU: Gemeinschaftsaufgabe „Forschungsförderung“!)


in erster Schritt wäre, wenn Sie Einfluss auf die CDU/
SU-geführten Landesregierungen nehmen würden, die
emeinsam erarbeitete Exzellenzinitiative wieder zu be-
eben.


(Beifall bei der SPD)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515719500

Frau Berg, Sie reden auf Kosten der Redezeit Ihrer
ollegen.

Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1515719600

Die Hochschulen und die Studierenden in Deutsch-

and würden es Ihnen danken.






(A) )



(B) )


Ute Berg

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515719700

Das Wort hat die Kollegin Ulrike Flach von der FDP-

Fraktion.

(Jörg Tauss [SPD]: Frau Flach, wir lassen gleich die Ausschussvorsitzende herbeizitieren!)


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1515719800

Keine Drohungen, Herr Tauss!
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Unabhän-

gig vom Pingpong der beiden großen Fraktionen ist für
uns Liberale eines ganz sonnenklar: Wir brauchen eine
Regelung für den Drittmittelbereich, und zwar genau in
dem Sinne, wie es die CDU/CSU vorschlägt: dass wir
endlich die Overheadkosten mit berücksichtigen, wie es
die DFG schon seit vielen Jahren fordert. Die FDP hat
das übrigens schon vor zwei Jahren auf einem Bundes-
parteitag gefordert; das ist für uns also nichts Neues.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Drittmittel, liebe Kolleginnen und Kollegen, stehen
heute im Zentrum der Hochschulpolitik. Sie sind nicht
nur für die Finanzierung wichtig, sondern sie sind inzwi-
schen sogar so wichtig, dass sie auch beim Ranking eine
große Rolle spielen. Drittmittel sind neben den öffent-
lichen Fördermitteln das einzige Mittel, um die Hoch-
schulen wirklich flexibel und autonom zu führen. Trotz-
dem, meine lieben Kolleginnen und Kollegen von der
CDU/CSU, hätte ich mir natürlich gewünscht, dass Sie
auch etwas zum Finanzierungsmodus gesagt hätten.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das wäre nicht schlecht gewesen!)


Dass Sie in Ihrem Antrag an keiner Stelle die auch aus
unserer Sicht wirklich skandalöse Kürzungspolitik der
Länder erwähnen, verursacht zumindest ein etwas flaues
Gefühl im Magen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die FDP unterstützt Ihren Antrag, aber wir würden gern
auch von Ihnen einmal Unterstützung im Kampf mit den
Länderfinanzministern und mit den Ministerpräsidenten
erfahren.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich sehe nämlich ein großes Problem: Wenn wir die Mit-
tel tatsächlich über die DFG auszahlen – was ein richti-
ger Weg ist und von Herrn Winnacker schon sehr oft
vorgeschlagen worden ist –, gleichzeitig aber der Pakt
für Forschung blockiert wird, wie wollen Sie da weiter-
gehen?


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD)


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(C (D ie kommen wir an dieser Stelle wirklich an die zusätzichen Mittel heran? (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Die wollen nur an die Macht! Für die Forschung haben sie nichts übrig!)


er Pakt für Forschung ist erst Mitte Dezember wieder
inmal auf Eis gelegt worden. Das heißt, wir haben noch
icht einmal die normale, von uns allen gewünschte
-prozentige On-Top-Finanzierung der Forschungsinsti-
utionen.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Die Hochschulen sind empört über die CDU!)


amit käme man noch nicht hin. Denn das ist ja der
unkt: Wir wollen ja nicht, dass die Mittel für die DFG
urückgenommen werden. Ich vermute, dass Sie etwas
bendrauf legen wollen.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das weiß man bei denen nicht!)


Ich will aber hoffen, dass sie es wissen;

(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Na, na!)


nd ich schätze die Kollegen auch so ein, dass sie es wis-
en.


(Vera Dominke [CDU/CSU]: Danke!)

Wir sind der Meinung, dass wir angesichts der sehr
aroden Etats bei Bund und Ländern einen schrittwei-
en Ansatz verfolgen sollten: Anstatt global an die Over-
eadfinanzierung heranzugehen, wie Sie das vorschla-
en, schlagen wir vor, jedes Jahr einen gewissen
rozentsatz draufzusetzen. Dies wäre unserer Meinung
ach auch für den Bundeshaushalt eine bessere Lösung.


(Jörg Tauss [SPD]: Dafür sind wir nicht zuständig! Wir dürfen das nicht!)


ch bin der Meinung, man könnte DFG-Mittel entspre-
hend vormerken.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Haben Sie das hineinschreiben lassen?)


Ich habe das nicht, denn Herr Koch gehört immer noch
icht zu den Liberalen, Herr Rossmann.
Das heißt, wenn wir kein Nullsummenspiel wollen,

ann müssen wir sehen, wie wir sozusagen an den
inanzministern vorbei zu solch einer Overheadfinanzie-
ung kommen. Punktum: Für die FDP ist es wichtig, den
ünschen der Wissenschaft an dieser Stelle wirklich
achzukommen. Es ist für uns aber auch wichtig – da
timme ich Frau Berg vorbehaltlos zu –, endlich dazu
berzugehen, den Pakt für Forschung in das nächste Jahr
inein zu nehmen und


(Beifall bei Abgeordneten der FDP, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


etzt endlich einen Anstoß bei der Exzellenzförderung zu
achen.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Ulrike Flach

Wir sind in der Föderalismusdebatte stecken geblieben.
Das darf uns nicht dazu verführen, bis zum Wahltag des
Jahres 2006 hier ein Pingpongspiel zu betreiben:


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: So ist es! Das wollen die!)


Die einen schreien: „Was ist mit der Eigenheimzulage?“,
die anderen vertreten den Standpunkt der Ministerpräsi-
denten in der Föderalismusdebatte. Das können wir uns
nicht länger leisten. Die Liberalen sind der Meinung,
dass wir für die Hochschulen jetzt etwas tun müssen.


(Jörg Tauss [SPD]: Eigenheimzulage!)

Insofern stimmen wir Ihrem Antrag zwar zu, aber wir

appellieren an Sie beide: Nehmen Sie endlich Vernunft
an und kommen Sie zu einer Einigung, mit der wir alle
leben können.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515719900

Das Wort hat jetzt der Kollege Hans-Josef Fell vom

Bündnis 90/Die Grünen.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515720000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Frau Kollegin Seib, der Antrag, den Sie gerade
vorgestellt haben, spottet wirklich jeder Beschreibung.


(Dr. Christoph Bergner [CDU/CSU]: Na, na, na! – Jörg Tauss [SPD]: Er ist ein Höhepunkt der Heuchelei!)


Selbst die Kritik, die Frau Flach gerade vorgetragen hat
und die auch unsere Zustimmung findet, bringt das deut-
lich zum Ausdruck. Ihr Antrag ist ein wissenschaftspoli-
tisches Armutszeugnis.


(Beifall bei der SPD – Dr. Christoph Bergner [CDU/CSU]: Na, das sollten Sie sich überlegen!)


Er ist der hilflose Versuch für die Länder, die durch ihre
Blockadepolitik verschuldete Finanznot der Hochschu-
len nun mit Bundesmitteln zu beheben.


(Beifall bei der SPD)

Dass die Länder entgegen den Behauptungen der Union
eben keine ausreichende Finanzausstattung für die
Hochschulen bereitstellen können, zeigt Ihr Antrag letzt-
endlich auch.

Nach den beiden Urteilen des Bundesverfassungsge-
richtes resümieren oder triumphieren – je nach Tempera-
ment und Realitätssinn – Ihre Kollegen in den Ländern,
dass der Bund damit endgültig aus den Hochschulen he-
rausgefegt worden sei. Gleichzeitig legen Sie hier einen
Antrag vor, mit dem Sie das Geld des Bundes in noch
stärkerem Maße als bisher in die Hochschulen hineinho-
len wollen. Natürlich geschieht dies unter dem Deck-
mantel der Forschungsförderung. Damit werden Sie aber
einfach nicht durchkommen.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Beim Ziel, mehr Geld für die Hochschulen bereitzu-
tellen, sind wir uns einig. Es ist aber wirklich unredlich,
ie Sie hier argumentieren. In Ihrem heutigen Antrag,
it dem Sie sich an die Bundesregierung richten, schrei-
en Sie wörtlich – ich zitiere –: „Die deutschen Hoch-
chulen sind chronisch unterfinanziert“. Es steht dort
ein Wort darüber, wer die politische Verantwortung da-
ür trägt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Vera Dominke [CDU/ CSU]: Frau Bulmahn!)


Zum Hochschulbau nennen Sie die Zahlen von 2003.
ie beklagen, dass die gemeinsame Finanzierung von
und und Ländern nur die Höhe von 74 Prozent des vom
issenschaftsrat angemeldeten Bedarfs erreicht. Außer-
em beklagen Sie eine Abnahme der Bundesmittel von
,1 Milliarden Euro im Jahre 2002 auf – ich zitiere wört-
ich – „heute nominal gerade noch 925 Mio. Euro“. Sie
ätten wenigstens so ehrlich sein und dazusagen müssen,
ie es am Ende Ihrer Regierungszeit im Jahre 1998 ge-
esen ist.


(Vera Dominke [CDU/CSU]: Das interessiert die Hochschulen heute doch nicht mehr!)


amals waren es gerade einmal 920 Millionen Euro, ob-
ohl der Wissenschaftsrat damals einen Bedarf von
,35 Milliarden Euro ermittelt hatte. Das heißt, die da-
alige Bundesregierung unter Ihrer Führung brachte es
uf eine Quote von gerade einmal 68 Prozent und nicht
ie Rot-Grün aktuell auf 74 Prozent.


(Jörg Tauss [SPD]: Und sie waren noch 1 Milliarde in der Kreide!)


ollen Sie uns deswegen wirklich schelten?
Ich habe einen anderen Verdacht: Sie wollen mit die-

en Zahlenspielen davon ablenken, dass die Hochschu-
en gerade sehnsüchtig auf ganz anderes Geld zur Ver-
esserung ihrer Forschungsleistungen warten. Aufgrund
er Verweigerungspolitik Ihrer Landesminister tun sie
as aber vergeblich.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Ministerpräsidenten! Die Landesminister waren mit uns doch schon im Konsens!)


Natürlich.
Die Förderung der Universitäten im Wettbewerb um
xzellenz hätte eine Aufstockung der Mittel um
85 Millionen Euro pro Jahr gebracht – allein aus Bun-
esmitteln. Werfen Sie uns jetzt vor, dass sie nicht
ommen? Können Sie als Forschungspolitiker und -poli-
ikerinnen es tatsächlich gutheißen, dass damit als erstre-
enswertestes Ziel noch immer das Eigenheim anstelle
on Bildung und Forschung, die auch bei Ihnen – zumin-
est sonntags – Vorrang haben, staatlich gefördert wird?
Überhaupt: Wo sind denn eigentlich die Beiträge in
öhe von 25 Prozent, die gemäß dem alten Konzept
om Dezember letzten Jahres von den Ländern erbracht






(A) )



(B) )


Hans-Josef Fell

werden sollten? Diese 85 Millionen Euro, die Ihre Kol-
legen angeblich aufbringen wollten, sind in Ihrem An-
trag verschwunden. Sind sie Ihnen nicht der Rede wert
und werden sie ganz selbstverständlich bereitgestellt?
Das hätten Sie in Ihrem Antrag dann lobend erwähnen
können. Wir vermuten, dass sie ganz klammheimlich
wieder in den Länderhaushalten verschwinden. Es
drängt sich wirklich der Verdacht auf, dass die Union
eine insgesamt abenteuerliche Politik verfolgt. Für die
dringend notwendigen Mehrinvestitionen in die deut-
schen Hochschulen, das Kernstück des deutschen Föde-
ralismus, sollen nur der Bund und die Studierenden zah-
len. Das ist Ihr Konzept. Glauben Sie wirklich, dass Sie
damit durchkommen?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Aber es gibt noch andere Gruppen, die über Ihren An-
trag den Kopf schütteln werden. Der von Ihnen erwähnte
wissenschaftliche Nachwuchs muss sich doch veräppelt
fühlen,


(Vera Dominke [CDU/CSU]: Von dieser Bundesregierung!)


wenn Sie zuerst die dringend notwendigen Graduierten-
und Exzellenzzentren verhindern, dann an anderer Stelle
in Ihrem Antrag in der Vollkostenfinanzierung das In-
strument zu seiner Unterstützung preisen und schließlich
heute – Kollegin Berg hat es schon erwähnt – die hessi-
sche Landesregierung gegen die Kompetenzzentren Ver-
fassungsklage einlegt. Das ist ein Thema aus Absurdis-
tan.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Fürchten Sie eigentlich nicht, von den Wissenschaft-
lerinnen und Wissenschaftlern an den Forschungsein-
richtungen der außeruniversitären Forschung nicht mehr
ernst genommen zu werden, wenn Sie zuerst im
Dezember 2004 völlig sachfern und ideologisch den
Pakt für Forschung und Innovation in die föderale Gei-
selhaft einschließen, dann aber plötzlich hochmodern er-
scheinen wollen und einen Overheadbonus vorschlagen?
Sie fordern, die projektbezogene Forschungsförderung
auf die so genannte Vollkostenfinanzierung umzustel-
len. Das bedeutet, dass aus Drittmittelprojekten auch die
Kosten für den Betrieb, die Verwaltung, das Personal,
Anschaffung und Wartung von Forschungsgeräten finan-
ziert werden sollen.

Diese Forderung macht forschungspolitisch natürlich
Sinn. Wie Sie richtig beschreiben, herrscht im Moment
die absurde Situation, dass eine erfolgreiche Forscherin
mit vielen erfolgreichen Projektanträgen ihren Fachbe-
reich „arm gewinnen“ kann. Das sollte so nicht bleiben.
Da stimme ich Ihnen gerne zu. Aber warum fordern Sie,
dass der Bund die 285 Millionen Euro pro Jahr in diese
Infrastrukturzulage einzahlen soll? Warum schlagen Sie
nicht vor, dass die DFG-Mittelvergabe dieses Problem
insgesamt lösen muss und dass sie dafür mehr Mittel
braucht?


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


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(C (D afür müsste erstens der Pakt für Forschung und Innoation sofort unterzeichnet werden und zweitens müssen die Länder ihren Anteil an der DFG entsprechend eröhen. Wenn Sie all das fordern würden, würden Sie der orschung in diesem Lande eine Perspektive aufzeigen. Herr Kollege Fell, kommen Sie bitte zum Schluss. So aber zeigen Sie nur, dass Sie Schaufensteranträge tellen, die keine Lösungen für die tatsächlichen Proleme bieten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515720100
Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515720200


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515720300

Das Wort hat die Kollegin Vera Dominke von der
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Vera Dominke (CDU):
Rede ID: ID1515720400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auf

en Tag genau vor zwei Monaten, am 17. Dezember des
ergangenen Jahres, haben wir an dieser Stelle über
ochschulpolitik debattiert und gleichzeitig gespannt
uf das Ergebnis der Föderalismuskommission gewartet.
n genau diesem Tag platzte die Föderalismuskommis-
ion, weil die Bildungs- und Forschungsministerin
ulmahn darauf bestand,


(Jörg Tauss [SPD]: Nein, keine Legenden!)

ich über die Föderalismusreform die Länderkompeten-
en in der Bildungspolitik anzueignen,


(Jörg Tauss [SPD]: Nein, nein!)

ie ihr schon vorher und auch noch danach das Bundes-
erfassungsgericht abgesprochen hat.


(Marion Seib [CDU/CSU]: Jawohl, genauso ist es!)


So endete das von der Bundesregierung lauthals aus-
erufene Jahr der Innovationen damit, dass sich für die
issenschafts- und Forschungseinrichtungen in diesem

ahr nichts bewegt hat. Im Gegenteil: Mit den unsoliden
aushalten der vergangenen Jahre hat diese Bundesre-
ierung – der arme Herr Kasparick muss für sie heute
anz alleine den Kopf hinhalten –, wie bereits erwähnt
urde, die Mittel für den Hochschulbau, aus denen be-
anntlich auch die Großgeräte finanziert werden, nach-
altig gekürzt.


(Abg. Jörg Tauss [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Lieber Herr Tauss, Frau Seib hat es schon gesagt: Sie
ätten sich doch Redezeit geben lassen können.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Weshalb hat sich dann Herr Bergner gemeldet? Er hat noch Redezeit! Was ist denn das für ein Stil?)







(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515720500

Heißt das, dass Sie die Frage nicht zulassen wollen,

Frau Dominke?


Vera Dominke (CDU):
Rede ID: ID1515720600

Ich bitte darum.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515720700

Die Frage ist abgelehnt.


Vera Dominke (CDU):
Rede ID: ID1515720800

Auf die 1,9 Milliarden Euro für Eliteförderung, von

denen der Bund immerhin 75 Prozent tragen will, warten
die Hochschulen noch heute. Wer auch immer dafür die
Verantwortung trägt: Fakt ist doch – ich zitiere aus der
„FAZ“ vom 11. Januar dieses Jahres, weil ich das selber
nicht besser formulieren könnte –:

Die Unfähigkeit von Bulmahn, mit konservativen
Landesregierungen zu verhandeln und Beschlüsse
gemeinsam zu tragen, beschädigt inzwischen nicht
mehr nur sie selbst, sondern ihr Amt schlechthin.

(Jörg Tauss [SPD]: Das war wahrscheinlich von Frau Dr. Heike Schmoll!)

Diese Unfähigkeit beschädigt vor allem unsere Hoch-
schulen und Forschungseinrichtungen. Sie beschädigt
den Forschungsstandort Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Mit unserem Antrag, den Sie, Frau Berg, und Sie,

Herr Fell, offensichtlich nicht sehr gründlich gelesen ha-
ben, wollen wir Nothilfe leisten. Wissenschaft und For-
schung – Herr Fell, Sie haben darauf hingewiesen; Frau
Flach hat das richtig und gründlich ausgeführt – fordern
schon lange die Vollfinanzierung von Forschungsprojek-
ten, also auch die Finanzierung der so genannten Over-
headkosten. Es geht hier – das steht in unserem Antrag –
um Projektförderung und nicht um die Übernahme von
Forschungspolitik im weiteren Umfang.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wir dürfen bezahlen und Sie machen den Rest!)


Es wurde bereits ausgeführt: Je emsiger eine Hochschule
Drittmittel einwirbt, umso mehr belastet sie ihre Grund-
ausstattung.

Bei uns werden nur Teile der tatsächlichen Forschungs-
kosten finanziert. Die gesamten Infrastrukturkosten
werden nicht berücksichtigt. Wir erwarten aber, dass die
Hochschulen diese teure Infrastruktur auch für etwa vom
Bund oder von der DFG finanzierte Forschungsprojekte
vorhalten. Die Kosten hierfür können die deutschen
Hochschulen nur bei Forschungsaufträgen aus der Wirt-
schaft geltend machen, ohne dass damit die Wirtschaft
die Forschungspolitik der Länder übernimmt. Bei einer
Förderung durch die DFG oder den Bund geht das nicht.
Um genau dieses Problem geht es in unserem Antrag.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sprechen Sie doch einmal mit Ihrem merkwürdigen Ministerpräsidenten Wulff!)


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(C (D Die absurden Zustände, die sich so zum Teil ergeben, urden bereits angesprochen. Die DFG hat berichtet, ass immer mehr Antragsteller Mühe haben, in ihrem eienen Fachbereich die Zustimmung für größere Drittittelprojekte zu erhalten, weil die finanziellen Folgen on den anderen Kolleginnen und Kollegen mitgetragen erden müssen. Wir wollen mit unserem Antrag diese ettbewerbsverzerrung abschaffen. Wir wollen leis ungsfähige und autonome Hochschulen, die sich interational messen können. Ein wichtiger Baustein ist daei die Vollkostenfinanzierung der Forschung, die auch n unseren Hochschulen längst überfällig ist. Frau Flach, ich habe die Anregung, die Sie hier geacht haben, mit großem Interesse gehört. Wir sollten m Ausschuss darüber reden, wie wir im Detail feilen önnen, um einen Antrag, den alle mittragen können, zu ormulieren. Erst vorgestern hat die Hochschulrektorenkonferenz n ihrem Beschluss die Vollkostenförderung für die Forchung gefordert, (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Sie hat sich empört gezeigt über die Union!)


llerdings nicht als alternative, sondern als kumulative
örderung. Sie hat damit im Prinzip Recht. Ich bin über-
eugt, dass es besser ist, die schmorenden Mittel
75 Prozent von 1,9 Milliarden Euro – hier schnell und
nbürokratisch einzusetzen,


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das sieht die Hochschulrektorenkonferenz anders!)


ls weiterhin überhaupt nichts zu tun.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Redezeit ist

bgelaufen. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mit
iesem Antrag progressiv und innovativ umgingen und
hm Ihre Zustimmung gäben. Unsere Hochschulen ha-
en es verdient.
Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515720900

Für die Bundesregierung spricht jetzt der Parlamenta-

ische Staatssekretär Ulrich Kasparick.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1515721000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Verehrte
olleginnen und Kollegen! Frau Dominke, ich möchte
it einem Ihrer Sätze beginnen: Sie werfen dieser Re-
ierung, insbesondere im Bereich von Forschung und
ildung, unsolide Haushalte vor. Deswegen ein paar
ahlen, damit wir wieder zur Realität zurückkommen.
eit 1998 gibt es ein Plus von 35 Prozent bei Bildung
nd Forschung, ein Plus von 15 Prozent beim Hoch-
chulbau und ein Plus von 23 Prozent für die Hochschu-
en. Wir schlagen Ihnen eine Exzellenzinitiative vor, die
chon im nächsten Jahr ein Volumen von 142 Millionen






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Ulrich Kasparick

Euro für die Hochschulen haben könnte. Sie lehnen das
ab. Gleichzeitig aber wollen Sie mehr Geld von uns. Die
Logik dieser Anträge erschließt sich mir nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir sind bereit, 10 Milliarden Euro zusätzlich für Bil-
dung und Forschung aufzubringen. Auch dieses Geld
lehnen Sie ab. Diese Logik erschließt sich mir nicht, da
Sie gleichzeitig über die Overheadfinanzierung mehr
Bundesmittel wollen. Vielleicht sollten wir zusammen
ein Logikseminar besuchen, damit die Argumentationen
ein bisschen schlüssiger werden.


(Heiterkeit bei der SPD)

Das, was Sie in Ihrem politischen Verhalten zum Aus-
druck bringen, ist für mich bzw. die Bundesregierung
und für die Kollegen der Regierungsfraktionen nicht ver-
ständlich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie fordern auf der einen Seite mehr Geld vom Bund,
lehnen es aber auf der anderen Seite ab, wenn wir es Ih-
nen – in einer Größenordnung, die weit über Ihre Forde-
rungen hinausgeht – anbieten.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das ist nicht zu verstehen.
Interessanterweise schreiben Sie in Ihrem Antrag,

dass Sie die besten Hochschulen unterstützen wollen.

(Jörg Tauss [SPD]: Das haben Sie doch vorher gerade abgelehnt!)

Das sehen wir genauso.

Sie sprechen sich auch für einen wissenschaftsgeleite-
ten Wettbewerb aus. Das wollen wir auch. Deswegen ha-
ben wir Ihnen einen wissenschaftsgeleiteten Wettbewerb
vorgeschlagen, der aber von Ihnen abgelehnt wurde.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Erklären Sie mir doch einmal die Logik! Wir haben Ih-
nen genau das vorgeschlagen.

Interessant ist im Übrigen, dass der Exzellenzwettbe-
werb ausverhandelt ist. Wir sind uns mit allen Wissen-
schaftsministern der Länder einig. Alle Fachminister
sind der Meinung, dass wir diesen Wettbewerb brauchen
und dass wir ihn wollen. Der Bund ist sich einig mit den
Ländern. Aber die Ministerpräsidenten sitzen oben drauf
und sagen: Wir wollen das nicht.


(Jörg Tauss [SPD]: Koch!)

Erklären Sie uns doch einmal die Logik dieser Argumen-
tation!


(Beifall bei der SPD)

Gleichzeitig fordern Sie, dass über die Overheadfinan-
zierung mehr Mittel in die Hochschulen fließen.

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(C (D Wir haben Ihnen einen Pakt für Forschung vorgechlagen. Frau Flach hat es eben bereits erwähnt. Auch iese Gelder liegen brach, obwohl wir sie für unsere aueruniversitären Einrichtungen dringend bräuchten. Lassen Sie mich etwas zum Thema Hochschulbau anerken. (Abg. Jörg Tauss [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515721100

Herr Staatssekretär, erlauben Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Tauss?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1515721200

Herr Staatssekretär Kasparick, nachdem die beiden
olleginnen der Union meinen Wissensdurst nicht stil-
en wollten oder vielleicht auch nicht konnten, bitte ich
ie, mir ein bisschen auf die Sprünge zu helfen. Täusche
ch mich oder waren es die unionsgeführten Länder, die
efordert haben, die Hochschulbaufinanzierung des
undes auf null zu fahren? War es nicht eine der zentra-
en Forderungen von Herrn Koch in der Föderalismus-
ommission, das Hochschulbaufinanzierungsgesetz in
erbindung mit anderen Rahmengesetzen aufzuheben?
st es nicht die Union, die mit ihrer Blockade des Abbaus
er Eigenheimzulage


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)

afür sorgt, dass aufgrund des Beschlusses des Haus-
altsausschusses in diesem Jahr weitere Kürzungen in
er Hochschulbaufinanzierung erfolgen? Aufgrund ihrer
lockade bedeutet das jeden Monat Millionen Euro we-
iger für die Hochschulen.


(Vera Dominke [CDU/CSU]: Das sind die Millionen für junge Familien!)


äusche ich mich völlig? Wie war das noch gleich?

U
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1515721300

Herr Kollege Tauss, der Punkt, den Sie mit der Föde-

alismuskommission angesprochen haben, reiht sich
ahtlos in die Beispiele des völlig unlogischen Verhal-
ens der Union ein.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das ist eine reine Destruktionslogik!)


enn das Angebot des Bundes bedeutete, an einer guten
bung in Deutschland – der Gemeinschaftsaufgabe
ochschulbau – festzuhalten. Der Bund wollte gerne ge-
einsam mit den Ländern den Hochschulbau fortsetzen.
ls Sachsen-Anhaltiner hat es mich sehr überrascht,
ass ein so reiches Land wie Sachsen-Anhalt zu den
ändern gehörte, die gefordert haben, dass sich der Bund
ugunsten der Länder aus dem Hochschulbau heraushal-
en soll. Ich verstehe diese Logik nicht. Denn angesichts
es Baubedarfs bei den Hochschulen sind wir selbst mit
ereinten Kräften immer noch nicht stark genug, um






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Ulrich Kasparick

dem gesamten Bedarf Rechnung zu tragen. Dafür sind
zusätzliche Mittel aus der Wirtschaft notwendig.

Die spannende Frage lautet, wie solche zusätzlichen
Investitionen eingeworben werden können. Deshalb bie-
ten wir einen Exzellenzwettbewerb an, der der interna-
tionalen Wirtschaft die Chance gibt, sich mit ihren
Investitionen auf die stärksten Hochschulen zu konzent-
rieren.


(Vera Dominke [CDU/CSU]: Und die anderen?)


Wir wissen, dass seitens der Wirtschaft eine große Be-
reitschaft besteht, in solchen hoch innovativen Berei-
chen auch privates Kapital zu investieren, wenn es ge-
lingt, fünf oder zehn der stärksten europäischen
Forschungsstandorte nach vorne zu bringen.

Ich möchte insofern kurz Ihre Frage beantworten.
Wenn man einerseits feststellt, dass sich der Bund an-
geblich aus der Hochschulbaufinanzierung zurückziehe,
aber andererseits das Angebot des Bundes, an der Hoch-
schulbaufinanzierung weiter festzuhalten, im Vermitt-
lungsausschuss ablehnt, erschließt sich mir die dahinter
stehende Logik nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515721400

Herr Kasparick, erlauben Sie noch eine Zwischen-

frage des Kollegen Christoph Bergner?

U
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1515721500


Ja, gerne.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515721600

Herr Dr. Bergner, bitte schön.


Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1515721700

Herr Kollege Kasparick, ich war Mitglied der Ar-

beitsgruppe „Finanzbeziehungen“ der Föderalismus-
kommission. Darf ich Sie daran erinnern, dass der Ein-
setzungsbeschluss der Föderalismuskommission, der die
Unterschriften aller Fraktionen dieses Hauses trägt, die
Abschaffung der Gemeinschaftsfinanzierung vorgesehen
hat und dass auch einige Abgeordnete der SPD-Fraktion
– nicht die Bildungspolitiker! – eine Aufhebung der
Mischfinanzierung nach dem Hochschulbauförderungs-
gesetz gefordert haben? Sind Sie bereit, sich in Zukunft
etwas besser mit den Sachverhalten auseinander zu set-
zen, bevor Sie mit fragwürdigen Thesen Schuldzuwei-
sungen vornehmen?


(Beifall bei der CDU/CSU)


U
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1515721800


Herr Kollege Bergner, Sie sind mir mittlerweile als je-
mand vertraut, der sich durch ein überaus provinzielles
Denken in Forschungsfragen auszeichnet. Wir sehen das

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(C (D n Ihrer Unterstützung für das, was Herr Koch gegen die inführung von Bachelorund Masterstudiengängen an eutschen Hochschulen unternimmt. Wir wollen ja im onzert mit 40 europäischen Staaten in den Bolognarozess eintreten. Aber Sie finden das gut, was aus Hesen kommt. (Dr. Christoph Bergner [CDU/CSU]: Verständlich finde ich es!)


eswegen erlaube ich mir an dieser Stelle, Sie zu fragen,
ofür Sie eigentlich argumentieren. Wollen Sie mehr
eld vom Bund für den Hochschulbau oder nicht? Herr
ergner, in dem vorliegenden Antrag Ihrer Fraktion wird
ehr Geld vom Bund für den Hochschulbau gefordert.
leichzeitig sagen Sie aber, es sei gut, wenn sich der
und aus dieser Aufgabe zurückziehe. Was wollen Sie
igentlich?


(Dr. Christoph Bergner [CDU/CSU]: Das habe ich überhaupt nicht gesagt!)


Wie lautet Ihre Forderung?


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515721900

Entschuldigung, Herr Kasparick, Herr Bergner hat

ine Frage gestellt und Sie haben die Chance, sie zu be-
ntworten. Sie dürfen aber keine Gegenfrage stellen;
enn wir können hier keinen Dialog führen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


U
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1515722000

Herr Bergner, ich beantworte Ihre Frage wie folgt:
as, was Sie hier vortragen, ist weder logisch noch sach-
erecht und bringt die Forschung in Deutschland nicht
ach vorn.


(Beifall bei der SPD)

inerseits wollen Sie, dass sich der Bund aus der Hoch-
chulbaufinanzierung zurückzieht. Andererseits möch-
en Sie, dass der Bund mehr Geld gibt.
Ich möchte noch einen weiteren Punkt hinzufügen,
enn ich darf. Es geht darum, wie sich die Hochschulen
elbst zu dieser Debatte stellen.


(Jörg Tauss [SPD]: Hochinteressant!)

as könnte Herrn Dr. Bergner möglicherweise im Hin-
lick auf den Hochschulstandort Halle interessieren.
uf seiner gestrigen Pressekonferenz hat der Präsident
er Hochschulrektorenkonferenz, Herr Gaehtgens, an-
ekündigt, am morgigen Freitag gemeinsam mit den
hefs der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des
issenschaftsrates in der Bundespressekonferenz für
as 1,9-Milliarden-Euro-Programm zur Exzellenzförde-
ung zu trommeln, damit es doch noch kommt. Zudem
olle der Druck in den Bundesländern erhöht werden
ich trage das ganz langsam vor, damit es jeder mitbe-
ommt –, in denen die Hochschulen die größten Blo-
kierer sitzen sehen, vor allem in Hessen. Das schreibt
ie „Süddeutsche Zeitung“ in ihrer heutigen Ausgabe.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Ulrich Kasparick


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Wenn Sie wissen wollen, wie die Hochschulen selbst zu
dem stehen, was Sie vorschlagen – Sie versuchen, dem
Bund durch eine Overheadfinanzierung das aufs Auge
zu drücken, was Sie ihm auf der anderen Seite verweh-
ren –, dann nehmen Sie das, was der Präsident der Hoch-
schulrektorenkonferenz gesagt hat, einfach zur Kenntnis.
Wir finden es im Übrigen ausgesprochen gut, dass sich
die Wissenschaft selbst in diesem Streit zu Wort meldet.


(Jörg Tauss [SPD]: Endlich! Das war überfällig!)


Nach meiner Überzeugung war das dringend notwendig.

(Beifall bei der SPD)


Unser Interesse ist, den Forschungsstandort Deutsch-
land deutlich zu stärken. Wir wollen an der Gemein-
schaftsfinanzierung von Bund und Ländern festhalten,
weil wir die knappen Mittel der öffentlichen Haushalte
dringend brauchen, um die Hochschulen zu stärken. Es
liegen drei Vorschläge auf dem Tisch: Exzellenzinitia-
tive, ein Pakt für Forschung sowie 10 Milliarden Euro
zusätzlich durch den Abbau von Subventionen. Sie brau-
chen nur Ja zu sagen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515722100

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Christoph Bergner

von der CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1515722200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

würde gern den Versuch einer unstreitigen Analyse ma-
chen, ehe wir mit Schuldzuweisungen beginnen.

Erstens sind wir uns hoffentlich alle einig, dass wir
eine Unterfinanzierung unserer Hochschulen beklagen,


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Da sind wir bei Ihnen nicht so sicher!)


auch im Forschungsbereich, aber nicht nur im For-
schungsbereich, jedenfalls wenn wir es an den Maßstä-
ben des internationalen Wettbewerbs messen.

Zweitens. Wie wir wissen, ist es seit langem ein Pro-
blem, dass Drittmittelprogramme eng projektbezogen
sind und dass ihre Realisierung immer einen Eingriff in
die Grundfinanzierung bedeutet, sodass derjenige, der
am erfolgreichsten Drittmittel einwirbt, die Grundaus-
stattung der Hochschulen umso mehr belastet. Das führt
zu dem Ergebnis, dass das Ranking in der Drittmittelein-
werbung inzwischen gar kein richtiger Indikator für die
wissenschaftliche Leistungsfähigkeit der vorhandenen
Wissenschaftler einer Hochschule, sondern für die vor-
handene Grundausstattung der Hochschule ist. Das kann
uns, wenn wir wettbewerbsbezogen denken, nicht egal
sein.

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(C (D Drittens. Programme mit einer Ausstattung von über ,9 Milliarden liegen durch ein bedauerliches Verhaken wischen Bund und Ländern – da will ich jetzt gar keine chuldzuweisung vornehmen – uf Eis, sodass wir als Parlamentarier des Deutschen undestags und als Bildungspolitiker, jedenfalls aus einer Sicht, gefordert sind, nach Vorschlägen, nach ragmatischen Wegen zu suchen, wie wir aus dieser Siuation herauskommen. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Erst das Haus anzünden und es jetzt löschen wollen! Das ist Ihre Methode!)


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Na, na!)


Unser Vorschlag stammt ja durchaus nicht allein aus
nserem Reservoir. Wer auf dem Neujahrsempfang der
eutschen Forschungsgemeinschaft gewesen ist und
ie Rede des Präsidenten gehört hat,


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Pro Exzellenzinitiative!)


onnte feststellen, dass der Präsident zunächst einmal
edauert hat, dass die Förderung von Exzellenzzentren
nd Graduiertenkollegs, der Pakt für Forschung, auf Eis
iegt. Ich denke, das bedauert jeder Bildungspolitiker,


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Offensichtlich Sie ja nicht!)


m Bund wie in den Ländern. Er machte dann einen Vor-
chlag, um aus dem Dilemma herauszukommen – Herr
räsident, mit Ihrer Genehmigung möchte ich zitieren –:

Ein denkbarer Vorschlag wäre es, zur Unterstützung
der besten Antragstellerinnen und Antragsteller und
ihrer Institutionen doch wenigstens etwas zu tun
und eine Art Forschungsprämie einzuführen. Für
jeden Euro, den eine Antragstellerin oder ein An-
tragsteller von der DFG erhält, erhalten er resp. sie
und seine bzw. ihre Institution einen zusätzlichen
Betrag, der die Vollkosten der Forschung abdeckt.

err Fell hat von einem wissenschaftspolitischen Ar-
utszeugnis gesprochen.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt ja auch!)


nsere Vorschläge zur Beseitigung eines Dilemmas, das
atürlich in der Politik und nicht in der Wirtschaft ent-
tanden ist, kommen im Grunde aus dem Kreis der Wis-
enschaft selbst. Wir fühlen uns der Wissenschaft so weit
erpflichtet, dass wir meinen,


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Dass Sie alles blockieren; deshalb fühlen Sie sich verpflichtet!)


ieser Vorschlag sollte aufgegriffen werden. Deshalb ha-
en wir unseren Antrag eingebracht.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist doch schizophren, was Sie sagen!)







(A) )



(B) )


Dr. Christoph Bergner

Mit Blick auf diesen Antrag sage ich: Unabhängig da-
von, dass das von uns vorgeschlagene Verfahren der
Ausweg aus einem Dilemma ist,


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Was heißt „Dilemma“? Das ist Ihre Blockadepolitik!)


ist das Verfahren unbürokratisch, wissenschaftsbezogen,
wettbewerbsorientiert, flexibel handhabbar,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Es ist verfassungswidrig!)


verfassungsrechtlich unbedenklich.

(Widerspruch bei der SPD)


Jetzt komme ich auf die Bemerkung von Frau Kollegin
Flach zurück.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515722300

Herr Bergner, ich muss Sie unterbrechen. Erlauben

Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Berg?


Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1515722400

Ja, gern.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515722500

Bitte schön, Frau Berg.


Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1515722600

Herr Dr. Bergner, wenn Ihnen das Problem des Over-

heads wirklich so auf der Seele brennt, wenn Sie in die-
sem Fall wirklich einmal die Hochschulen unterstützen
möchten, warum haben Sie dann nicht an die Länder ap-
pelliert und sie gebeten, hier hilfreich einzugreifen? Wa-
rum haben Sie ausschließlich den Bund angesprochen?
Warum haben Sie nicht redlicherweise wenigstens, wie
es eben kurz vorgeschlagen wurde, über die DFG oder
ähnliche Institutionen versucht, dieses Problem zu lö-
sen? Warum haben Sie hier nur gesagt, der Bund solle
zahlen, obwohl Sie genau wissen, dass in diesem wie
schon in den letzten Jahren die prozentuale Steigerung
der Ausgaben beim Bund wesentlich höher war als bei
den Ländern?


Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1515722700

Frau Kollegin Berg, zunächst einmal möchte ich auf

Folgendes aufmerksam machen: Zu unserem Vorschlag
über den Finanzierungsmodus – seine Umsetzung be-
deutet, dass ein zusätzlicher Finanzierungstopf der DFG
geschaffen wird – steht in unserem Antrag nichts. Ich
sage ausdrücklich: Wir müssen ihn als Verhandlungssa-
che betrachten.

Frau Kollegin Dominke hat bereits ausgeführt, dass in
Bezug auf die 1,9 Milliarden Euro der Bund einen Anteil
von 75 Prozent und die Länder einen Anteil von
25 Prozent hatten. Aus meiner Sicht ist es allerdings
keine konstruktive Wissenschaftspolitik, eine so offene
Angelegenheit, über die wir hier nicht entscheiden kön-
nen – jedenfalls nicht im Plenum –, bloß deshalb abzu-
würgen, weil sie nicht dem ursprünglichen Vorschlag
entspricht,

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(C (D er im föderalen Getriebe nicht durchsetzbar ist. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Jörg Tauss [SPD]: Na, na, na!)


Aus meiner Sicht kommt ein Zweites hinzu: Frau
ollegin Berg, wenn Sie sich diesen Vorschlag im Ein-
elnen anschauen, dann erkennen Sie, dass er in der Sa-
he so schlecht nicht ist. Er stellt – Frau Kollegin Seib
at auf das Beispiel Großbritannien verwiesen – eine
nalogie zu anderen OECD-Staaten her. Schauen Sie
ich die USA an: Die dortige Vollkostenfinanzierung
ührt sogar zu einer Kreditfähigkeit und dazu, dass man
ich zusätzliche Darlehen am Kapitalmarkt besorgen
ann. In den skandinavischen Ländern liegt der Anteil
er Vollkostenfinanzierung bei 40 bis 70 Prozent.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515722800

Herr Kollege Bergner, die Fragen sollen kurz und prä-

ise sein

(Ute Berg [SPD]: Die war sehr kurz und prä zise!)

Entschuldigung! – und die Antworten auch.
Ich lasse jetzt noch eine Frage zu – das ist aber auch

ie letzte –, nämlich die des Kollegen Rossmann. Ich
itte um eine kurze Frage und um eine kurze Antwort.
Herr Rossmann, bitte.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1515722900

Herr Kollege, habe ich richtig verstanden, dass Sie

ehaupten, Sie hätten in Ihrem Antrag keine Forderung
n den Bund gestellt?


Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1515723000

Nein.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1515723100

Ich darf vorlesen:
Der Bund soll dazu eine Infrastrukturzulage als
„Overhead-Bonus“ einführen, …

eshalb fordern Sie dann nicht Bund und Länder auf?

Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1515723200

Herr Kollege, wir sitzen hier im Deutschen Bundestag

nd wir haben eine Verhandlungsposition zu beschrei-
en. Wir schließen die Beteiligung der Länder ja nicht
us.


(Jörg Tauss [SPD]: Och! – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Sie sind Agent der Länder! Sie haben keine eigene Meinung!)


ch muss Ihnen fairerweise ganz klar sagen: Ich persön-
ich kann mir ein DFG-Programm ohne Länderbeteili-
ung nicht vorstellen.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Dann ziehen Sie Ihren Antrag zurück!)







(A) )



(B) )


Dr. Christoph Bergner

Allerdings werden Sie uns doch den Umstand, dass wir
den Bund – er ist der Hauptzuwendungsgeber – auffor-
dern, sich hier entsprechend zu engagieren und den von
der DFG selbst vorgeschlagenen Ausweg aus einem Di-
lemma zu beschreiten, nicht übel nehmen können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Doch! Sehr!)


Ich möchte noch auf Folgendes aufmerksam machen:
Wir schaffen damit wie auch andere OECD-Staaten
Wettbewerbsgleichheit zu anderen Förderprogram-
men. Herr Rossmann, Herr Tauss und andere, der
Charme dieses Vorschlages besteht meiner Meinung
nach darin, dass er uns in das Wesen des wissenschaftli-
chen Wettbewerbs zurückführt. Der wissenschaftliche
Wettbewerb ist nämlich kein Wettbewerb zwischen Insti-
tutionen wie Hochschulen; der wissenschaftliche Wett-
bewerb ist vielmehr der Wettbewerb um Erkenntnis. Der
Wettbewerb um Erkenntnis wird von Wissenschaftlern
getragen, die mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wer-
den. Es gibt keinen Nobelpreis für Hochschulen oder für
Institute.

Bei Ihnen spukt noch immer die ursprüngliche Idee
herum – das war am deutlichsten bei den Ausführungen
des Parlamentarischen Staatssekretärs zu erkennen –,
man könne die Hochschulen zum Träger des wissen-
schaftsrelevanten Wettbewerbs ausrufen. Diese Idee ist
irreführend und sie wurde in den Verhandlungen mit den
Ländern glücklicherweise aufgegeben.

Unser Vorschlag, aufgegriffen von der DFG, ist bes-
ser. Seine Umsetzung bewältigt eine verfahrene Situa-
tion – zumindest kann sie dazu beitragen – und sie führt
wissenschaftlichen Wettbewerb auf sein Wesen zurück:
Wettbewerb um Erkenntnis. Stimmen Sie unserem An-
trag also zu.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515723300

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf

Drucksache 15/4721 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 9 auf:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu der
Unterrichtung durch den Bundesbeauftragten für
den Datenschutz
Tätigkeitsbericht 2001 und 2002 des Bundes-
beauftragten für den Datenschutz – 19. Tätig-
keitsbericht –
– Drucksachen 15/888, 15/4597 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Barbara Wittig
Beatrix Philipp

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(C (D Silke Stokar von Neuforn Gisela Piltz Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. Sind Sie amit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist so bechlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red erin der Kollegin Barbara Wittig von der SPD-Fraktion as Wort. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Heute be assen wir uns im Plenum mit der Beschlussempfehlung es Innenausschusses zum 19. Tätigkeitsbericht des undesbeauftragten für den Datenschutz. Obwohl wir ereits seit einem Jahr mit Herrn Schaar gut zusammenrbeiten, möchte ich zuerst Herrn Dr. Jacob für seine angjährige Tätigkeit als oberster Datenschützer Dank agen. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Barbara Wittig (SPD):
Rede ID: ID1515723400

Ja, das hat er verdient.

(Jörg Tauss [SPD]: Dann können wir ja auch noch den Herrn Schaar auf der Tribüne begrüßen! – Beifall des Abg. Dr. Max Stadler [FDP])


Gern.

(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: So nicht! Da zwischen liegen Welten!)

err Dr. Jacob hat in seiner langjährigen Tätigkeit im-
erhin fünf Berichte vorgelegt, unter anderem den
9. Bericht, über den wir jetzt reden.
Wie auch in den Vorjahren war unser Ziel, eine inter-

raktionelle Einigung in Form einer Entschließung für
en Deutschen Bundestag zu erreichen. In mehreren Be-
ichterstattergesprächen haben wir uns intensiv mit den
nhalten des 19., sehr umfangreichen Tätigkeitsberichts
useinander gesetzt. Wir haben hervorgehoben, was gut
äuft. Für das, was gut läuft, möchte ich hier nur zwei
eispiele nennen: Die Entwicklung und der Einsatz da-
enschutzfreundlicher Technologien spielen bei der Ge-
taltung eines modernen Datenschutzes eine immer grö-
ere Rolle.


(Beifall bei der SPD)

ch möchte außerdem hervorheben, dass die Bestrebun-
en der Bundesregierung, das E-Government daten-
chutzgerecht auszugestalten, Beachtung verdienen. Das
st ein richtiger Weg zu mehr Bürgernähe und vor allem
ur Entbürokratisierung, die wir schließlich alle mitei-
ander wollen.
Wir haben in unseren Gesprächen aber auch um

chlussfolgerungen für die Weiterentwicklung des Da-
enschutzes in allen relevanten Bereichen gerungen.
err Schaar, Mitarbeiter aus seinem Haus sowie Beamte
nd Angestellte, die in den verschiedensten Ministerien
it dem Datenschutz betraut sind, standen uns dabei






(A) )



(B) )


Barbara Wittig

sowohl mit ihrem Fachwissen als auch mit ihren Erfah-
rungen zur Seite. Ich kann feststellen: Das war stets ein
gutes und konstruktives Miteinander.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Gisela Piltz [FDP])


Aus der Vielfalt der fachlichen Möglichkeiten haben
wir uns in unserem gemeinsamen Entschließungsantrag
auf die unserer Meinung nach wichtigsten Punkte bezüg-
lich der Weiterentwicklung und Modernisierung des Da-
tenschutzes beschränken müssen. Auch dazu kann ich
nur einige Möglichkeiten herausgreifen; denn alles zu
erwähnen, was in dem umfangreichen Bericht dargestellt
wird, ist schier unmöglich.

Die Vorlage eines Gesetzentwurfs zum Daten-
schutzaudit im Rahmen des § 9 a des Bundesdaten-
schutzgesetzes ist für uns unverzichtbar. Wir werden damit
beginnen, sobald die Arbeiten am Informationsfreiheits-
gesetz abgeschlossen sind.


(Otto Fricke [FDP]: Das kann Jahre dauern!)

Hier müssen möglichst unbürokratische Lösungen her,
die sowohl den Interessen der Verbraucher entsprechen
als auch die Bedürfnisse der Wirtschaft berücksichtigen.

Die geplante Einführung der elektronischen Ge-
sundheitskarte ist unter datenschutzrechtlichen Ge-
sichtspunkten für uns von großem Interesse. Schließlich
ist sie ein zentraler Punkt bei den strukturellen Innova-
tionen, die mit dem Gesundheitsmodernisierungsgesetz
auf den Weg gebracht worden sind. Deshalb erwarten
wir von der Bundesregierung, dass aus der Vielzahl der
technischen Lösungsmöglichkeiten ein Verfahren ausge-
wählt wird, das für die betroffenen Bürger die daten-
schutzfreundlichste Lösung darstellt. Fakt ist nämlich,
dass die Einführung der Gesundheitskarte nur dann ge-
lingen kann, wenn ein hohes Maß an Akzeptanz in der
Bevölkerung erreicht wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Beatrix Philipp [CDU/CSU])


Wir halten auch an der Ablehnung einer Mindestspei-
cherungsfrist für Telekommunikationsverkehrsdaten
fest.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Bei der Novellierung des Telekommunikationsgesetzes
– wir erinnern uns sicher daran – hat dies ja schon eine
entsprechende Rolle gespielt.

Nicht unerwähnt bleiben darf heute auch der Be-
schluss zur Ermöglichung der Abfrage von Kontodaten
gemäß dem Gesetz zur Förderung der Steuerehrlichkeit
vom 23. Dezember 2003. Bekannt ist, dass ab 1. April
2005 den Finanzbehörden die Möglichkeit eingeräumt
wird, so genannte Kontenstammdaten – das möchte ich
betonen – abzufragen. Das heißt, sie können feststellen,
bei welchem Kreditinstitut ein bestimmter Steuerpflich-
tiger ein Konto oder ein Depot hat. Bestände und Bewe-

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(C (D ungen auf den Konten sind in den Stammdaten beanntlich nicht enthalten. Um aber auch auf diesem ebiet dem Datenschutz Rechnung zu tragen, halten wir s für erforderlich, dass Betroffene über durchgeführte ontenabfragen informiert werden. Deshalb soll die undesregierung auf untergesetzlichem Wege, also auf erwaltungsvorschriftlichem Wege, die Unterrichtung er Betroffenen veranlassen. Sie wissen ja sicher, dass urzeit mit den Ländern die entsprechende Verwaltungsnweisung erörtert wird. Dass zum Arbeitnehmerdatenschutz noch keine ge etzliche Regelung vorgelegt wurde, können wir zwar edauern, wir müssen aber zugleich zur Kenntnis nehen, dass auf europäischer Ebene intensive Überlegunen angestellt werden, um für diesen Bereich einen Geeinschaftsrahmen zu schaffen. Ich bin der Meinung, ass wir das Ergebnis dieses Prozesses abwarten sollten, he wir zu speziellen nationalen Regelungen kommen. Ich bin auch froh darüber, dass die Grundprinzipien es Datenschutzes wie Datensparsamkeit, Datensichereit, Transparenz, strikte Zweckbindung, Erforderlicheit und Verhältnismäßigkeit nicht nur auf dem Papier tehen, sondern in der Praxis Beachtung finden und anewendet werden. Schließlich geht es darum, das Perönlichkeitsrecht und das Recht auf informationelle elbstbestimmung der Bürgerinnen und Bürger immer ieder von Neuem zu sichern und natürlich auch weiteruentwickeln, ohne dabei ein effizientes Verwaltungsandeln, die freie Entfaltung der wirtschaftlichen Kräfte nd Möglichkeiten oder auch die Sicherheit der Bürgeinnen und Bürger und damit unseres Landes zu behinern, und das bei ständig sich verschärfenden und neuen erausforderungen, wie zum Beispiel den sich aus den nschlägen des 11. September 2001 ergebenden Folgeungen. Auf die im Bericht enthaltene Frage, ob bei den icherheitspaketen, die von uns auf den Weg gebracht orden sind, die Balance zwischen öffentlicher Sichereit und Datenschutz gestört sei, möchte ich antworten: ein, diese Balance ist nicht gestört. Natürlich bin ich ir im Klaren darüber, dass wir uns dabei immer in eiem Spannungsfeld zwischen den Sicherheitsinteressen es Staates für seine Bürgerinnen und Bürger auf der eien Seite und den schutzwürdigen Freiheitsrechten des inzelnen auf der anderen Seite bewegen. Ich sage aber uch: Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht darauf, ass alles, aber auch wirklich alles getan wird, um sie elbst und unser Land zu schützen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


nsofern waren die von uns eingeleiteten Maßnahmen
ur Bekämpfung des internationalen Terrorismus auch
nabweisbar.


(Jörg Tauss [SPD]: Wir werden sie aber auch sehr sorgfältig evaluieren!)


Genau, das ist richtig.

(Gisela Piltz [FDP]: Im Jahr 2020!)


Nein, so lange wird das nicht dauern.






(A) )



(B) )


Barbara Wittig

Natürlich bleibt auch der Ausbau der polizeilichen

und justiziellen Zusammenarbeit innerhalb der Europäi-
schen Union eine der wichtigen Aufgaben. Wir gehen
davon aus, dass die Bundesregierung die Mitglieder des
Innenausschusses rechtzeitig über entsprechende Ver-
handlungen informieren wird, damit wir auch diesen Be-
reich, bei dem es darum geht, die datenschutzrechtlichen
Regelungen zu vereinheitlichen, konstruktiv parlamenta-
risch begleiten können.

Lassen Sie mich zusammenfassend noch einmal
meine Freude darüber zum Ausdruck bringen, dass es
uns gemeinsam gelungen ist, dass sowohl in den mitbe-
ratenden Ausschüssen – das waren in diesem Falle ja
sehr viele – als auch im Innenausschuss unser Entschlie-
ßungsantrag einstimmig verabschiedet wurde. Das ist
ein gutes Zeichen für dieses Parlament. Denn schließlich
sind das Recht auf informationelle Selbstbestimmung
und der Datenschutz eine Querschnittsaufgabe mit Aus-
strahlung in alle gesellschaftlichen Bereiche. Ich be-
danke mich noch einmal bei allen für ihr Engagement
auf diesem doch nicht sehr einfachen Gebiet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515723500

Das Wort hat jetzt die Kollegin Beatrix Philipp von

der CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Beatrix Philipp (CDU):
Rede ID: ID1515723600

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Frau Wittig, bei aller Gemeinsamkeit: Den Eindruck
zu erwecken, dass es im Bereich des Datenschutzes nur
Friede, Freude, Eierkuchen gäbe, ist falsch.


(Jörg Tauss [SPD]: Das wäre auch sehr peinlich, Frau Philipp!)


Trotzdem haben Sie Recht: Manchmal wird das, was wir
gerade in der vorherigen Debatte erlebt haben – das liegt
nicht unwesentlich an Ihnen, Herr Tauss –,


(Jörg Tauss [SPD]: An mir?)

nämlich das Ringen um den richtigen Weg, als Streit in-
terpretiert. Das haben die Menschen draußen nicht so
gern. Auch Ihr ständiges Dazwischenreden ist überhaupt
nicht mehr witzig, weil Ihre Bemerkungen selbst nicht
mehr witzig sind. Sonst bin ich dafür eigentlich immer
zu haben, weil ich ja Rheinländerin bin, und das wissen
Sie auch.


(Jörg Tauss [SPD]: Sie sind ziemlich verbissen für eine Rheinländerin!)


Ihrem Dank, Frau Wittig, an den früheren Daten-
schutzbeauftragten, Herrn Dr. Jacob, schließen wir uns
ausgesprochen gerne und vorbehaltlos an. Ich mache
aber gleich darauf aufmerksam, dass sich dieselbe freu-
dige Erregung – auch dazu gab es ja einen Zwischenruf
von Herrn Tauss – von unserer Seite aus leider nicht auf
den neuen Datenschutzbeauftragten übertragen lässt.

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(C (D (Jörg Tauss [SPD]: Sie sind ja eine richtige Frohnatur!)


Ich will darauf aufmerksam machen, dass einige
inge sehr kritisch angemerkt werden müssen, vor allen
ingen weil völlig unterschiedliche Auffassungen in
icherheitsrelevanten Bereichen vorherrschen.


(Jörg Tauss [SPD]: Datenschutz ist Täterschutz!)


rotzdem will ich im Vorfeld sagen, dass wir sehr froh
ind, dass es gemeinsame Auffassungen gibt. Sie liegen
hnen in der gemeinsamen Erklärung vor. Ich möchte
uch nicht anstehen, den Berichterstatterinnen aller
raktionen sowie dem Parlamentarischen Staatssekretär,
errn Körper, ausdrücklich zu danken. Mein Dank gilt
uch den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Bundes-
eauftragten, die auskunftsfreudig für viele Gespräche
ur Verfügung gestanden haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dennoch: Wie gesagt sind wir in fast allen sicher-
eitspolitischen Fragen anderer Auffassung als der jet-
ige Datenschutzbeauftragte.


(Jörg Tauss [SPD]: Nennen Sie mal Beispiele!)

Sicher komme ich zu Beispielen, Herr Tauss; so weit
üssten Sie mich aber kennen, dass ich so etwas nicht
ur behaupte, sondern immer auch belege. Und wenn Sie
etzt fein aufpassen, dann bekommen Sie das auch mit
nd dann wissen Sie es beim nächsten Mal schon vorher.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

Die unterschiedlichen Auffassungen müssen hier auf-

ezeigt und diskutiert werden. Selbst die Bundesregie-
ung


(Jörg Tauss [SPD]: Was heißt „selbst“?)

Herr Tauss, wenn Sie immer schwätzen, bekommen
ie das wieder nicht mit; ich sage es Ihnen jetzt einmal
angsam – stimmt, wie man feststellt, wenn man die Stel-
ungnahme des Innenministeriums zum Datenschutzbe-
icht liest, in wesentlichen Punkten nicht mit dem Daten-
chutzbeauftragten überein, sondern eher mit uns.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das steht da bestimmt nicht!)


as finde ich schon bemerkenswert; das ist nämlich
icht selbstverständlich.
Der Datenschutz ist weder Selbstzweck noch eine

eilige Kuh. Wer das Recht auf informationelle Selbst-
estimmung aus dem Zusammenhang reißt und es über
lle anderen Rechte und Pflichten stellt,


(Jörg Tauss [SPD]: Das macht niemand!)

er handelt meiner Ansicht nach in hohem Maße unver-
ntwortlich. Ich werde das gleich an einigen Beispielen
ufzeigen.
In Zeiten terroristischer Bedrohung und zunehmender

rganisierter Kriminalität dürfen unsere Polizei- und Si-






(A) )



(B) )


Beatrix Philipp

cherheitsbehörden nicht durch überzogene Datenschutz-
forderungen bei der Wahrnehmung ihres Auftrages ge-
und behindert werden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Wo ist das der Fall?)


Ich will Ihnen dafür drei ganz konkrete Beispiele nen-
nen:

Als Erstes nenne ich die DNA-Analyse. Nicht erst
seit dem spektakulären Fahndungserfolg im Mordfall
Moshammer


(Jörg Tauss [SPD]: Prima gelaufen!)

ist in der Fachwelt unstreitig, dass die DNA-Analyse ei-
nen enormen Fortschritt für die kriminalistische Arbeit
bedeutet.


(Jörg Tauss [SPD]: Das hat auch niemand bezweifelt!)


– Doch! Sie bekommen noch Gelegenheit zuzustimmen;
das dauert gar nicht mehr so lange, Herr Tauss. – Die
CDU/CSU hat in dieser Legislaturperiode bereits meh-
rere Initiativen eingebracht, die das Ziel hatten, den so
genannten genetischen Fingerabdruck wirkungsvoller
nutzen zu können. Immer hätten Sie zustimmen können,
aber nie haben Sie zugestimmt.


(Jörg Tauss [SPD]: Überzogene Forderungen!)

Morgen bringt die Union erneut einen Gesetzentwurf zur
Neuregelung der DNA-Analyse zu Zwecken des Straf-
verfahrens in den Bundesrat ein. Nun sind wir sehr ge-
spannt; denn laut „Frankfurter Rundschau“ vom 26. Januar
wollen sowohl der Innenminister Schily als auch – man
höre und staune – der Kanzler die DNA-Analyse als
Standardmethode bei der erkennungsdienstlichen Be-
handlung einführen. Toll – lernfähig, müsste man an die-
ser Stelle sagen. Aber dieser Vorschlag steht noch nicht
zur Abstimmung an. Wir schauen dann noch einmal.
Beide sollten sich allerdings nicht nur auf Ankündigun-
gen in den Medien wie der „Frankfurter Rundschau“ be-
schränken, sondern endlich handeln.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir freuen uns auf eine Umsetzung der Vorschläge

der Union und sind gerne bereit, Ihnen, Herr Staatssekre-
tär, in diesem Haus zu einer Mehrheit zu verhelfen, falls
die Grünen nicht mitziehen. Das ist doch ein sehr faires
Angebot.


(Gisela Piltz [FDP]: Jetzt würde ich mich einmal nicht so anbiedern!)


Wenn wir vom genetischen Fingerabdruck reden,
dann meinen wir damit die Untersuchung aller organi-
schen Spuren, die ein Täter am Tatort hinterlässt. Diese
werden im Labor ausgewertet und ausschließlich für die
endgültige Identifikation des Tatverdächtigen verwen-
det.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wollen Sie diese Debatte jetzt auch wieder führen?)



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(C (D Herr Ströbele, man muss das immer wieder sagen, weil inige, auch der Datenschutzbeauftragte, durch Äußeungen – das werde ich gleich nachweisen – (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die waren richtig!)


mmer wieder zur Verunsicherung der Bevölkerung bei-
ragen. Das ist nicht in Ordnung und eigentlich ist es
uch nicht seine Aufgabe.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo er Recht hat, hat er Recht! Darf man die Wahrheit nicht mehr sagen?)


Die Regeln im Bereich des Strafrechts sind, wie Sie
issen, eindeutig und klar. Mindestens ebenso wichtig
st – auch das gehört dazu –, dass bei Sexualdelikten zu
nrecht verdächtigte Personen schnell und eindeutig
ntlastet werden.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat etwas dagegen?)


Im Datenschutzbericht wird die DNA-Analyse ent-
prechend gewürdigt – ich zitiere –:

Sie hat sich binnen weniger Jahre zu einem außer-
ordentlich effektiven kriminalistischen Instrument
entwickelt.


(Jörg Tauss [SPD]: Na also!)

Vorsicht, Herr Tauss. – Der Datenschutzbeauftragte
eilt diese Auffassung offensichtlich nicht.


(Jörg Tauss [SPD]: Doch!)

Sehen Sie! – Ich zitiere aus einem veröffentlichten
ortrag vom 3. Juni in Wiesbaden.

Auch birgt das Verfahren der DNA-Analyse ein un-
gleich höheres Gefährdungspotenzial in sich als das
der Abnahme eines Fingerabdrucks.

(Jörg Tauss [SPD]: Das ist kein Widerspruch! – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da hat er Recht!)


nd weiter:
Gelangt das Material in die mit der Untersuchung
beauftragten Labors besteht die Gefahr, dass dort
missbräuchlich auch die codierenden Teile der in
den Zellen enthaltenen DNA untersucht werden
und somit Rückschlüsse auf die Persönlichkeits-
merkmale wie Eigenschaften und Aussehen gezo-
gen werden.

(Jörg Tauss [SPD]: Wo ist der Widerspruch?)


Das wirft ein ganz merkwürdiges Licht auf Herrn
chaar und sein Verhältnis zu unserem Rechtsstaat.
chließlich kann und konnte bei jeder Blutprobe – Herr
auss, hören Sie mir bitte zu –


(Jörg Tauss [SPD]: Ich schaue den „Straftäter“ da oben an!)


n den vergangenen Jahrzehnten mehr Missbrauch statt-
inden. Einen institutionalisierten Rechtsbruch, wie er
ier befürchtet wird, halte ich für undenkbar.






(A) )



(B) )


Beatrix Philipp

Ich wiederhole: Bei der Speicherung von DNA-Iden-

tifizierungsmustern wird lediglich ein Zahlencode, des-
sen Informationsgehalt allein für die Identifizierung be-
nutzt werden kann, verwendet. Die Analyse erfolgt im
Übrigen anonymisiert, sodass dem Labor die Person
nicht bekannt ist.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Die Auftritte des Bundesbeauftragten verunsichern

die Menschen, statt sie aufzuklären. Herr Ströbele, des-
wegen habe ich das erwähnt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Er warnt vor möglichen Maßnahmen, die überhaupt
nicht zur Debatte stehen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist der Widerspruch?)


Nach dem Fall Mooshammer trat Herr Schaar im
„ZDF-Mittagsmagazin“ auf und warnte vor der Auswei-
tung von DNA-Analysen. Dabei brachte er eine geneti-
sche Erfassung der Gesamtbevölkerung ins Spiel. So et-
was stand und steht überhaupt nicht zur Debatte.


(Gisela Piltz [FDP]: Doch! Das hat Herr Wiefelspütz gefordert!)


Deswegen trägt eine solche Äußerung zur Verunsiche-
rung und nicht zum Abbau von Ängsten, die in der Be-
völkerung sicherlich vorhanden sind, bei.

Ebenfalls nicht zur Debatte steht das, was Herr Schaar
im „ZDF-Morgenmagazin“ – Frau Wittig, das haben Sie
vielleicht auch mitbekommen – von sich gab: Bei der
Bestellung von Tickets für die Fußballweltmeister-
schaft muss aus Sicherheitsgründen und immerhin auf
Initiative des Innenministeriums – das hat sich nicht ir-
gendjemand ausgedacht –


(Jörg Tauss [SPD]: FIFA!)

die Nummer des Personalausweises angegeben werden.
Herr Schaar kritisiert nicht nur diese Sicherheitsmaß-
nahme. Er nutzt seine Kritik erneut, um die Vision eines
Überwachungsstaates an die Wand zu malen.


(Barbara Wittig [SPD]: Aber die Sicherheit soll gewährleistet werden!)


– Frau Wittig, wenn Sie es nicht gehört haben, bringe ich
es Ihnen jetzt zur Kenntnis. – Ich zitiere:

Es darf nicht dazu kommen, dass ich mich, etwa
wenn ich ins Kino gehe oder eine Sportveranstal-
tung besuche, dauernd identifizieren muss. Wir alle
wollen keinen Bürger, der dauernd seinen Daten-
schatten hinter sich herzieht.

(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wollen Sie das?)

Ich kenne auch niemanden, der das will. Kennen Sie je-
manden?


(Jörg Tauss [SPD]: Ja, Sie wollen das offensichtlich!)


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(C (D elch abstruse Idee! Panikmache nenne ich das; nichts nderes ist das. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist der Unterschied zwischen Kino und Fußball!)


Ein weiterer Tummelplatz für echte und selbst er-
annte Datenschutzaktivisten ist die akustische Wohn-
aumüberwachung, auch gern als großer Lauschangriff
ezeichnet.


(Jörg Tauss [SPD]: Bundesverfassungsgericht!)


ie wird nur äußerst selten angewendet und ist wirklich
ie Ultima Ratio polizeilicher Ermittlungsmaßnahmen,
ie nur dann genutzt wird, wenn mit anderen Ermitt-
ungsmethoden kein Erfolg erzielt werden kann.


(Jörg Tauss [SPD]: Bundesverfassungsgericht!)


it dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom
. März 2004


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind die auch daran schuld?)


urde die grundsätzliche Verfassungsmäßigkeit dieser
aßnahme festgestellt.


(Jörg Tauss [SPD]: Oh, oh!)

Zuhören können Sie auch nicht; das macht die Sache
usgesprochen schwierig, aber ich versuche es immer
ieder.
90 Prozent der Abhörfälle, Herr Tauss, erfolgten bei

chweren Straftaten; sie werden auch weiterhin als ver-
assungsmäßig erachtet. Auch die Erfolgsquote ist be-
chtlich. In 42 Prozent der Verfahren führten die Abhör-
aßnahmen zu Beweismitteln, die auf andere Weise
icht hätten erlangt werden können. Der jüngste Fahn-
ungserfolg, die Festnahme von zwei mutmaßlichen al-
aida-Mitgliedern in Mainz und Bonn, ist auf den Ein-
atz der akustischen Wohnraumüberwachung in der
ohnung der Verdächtigen zurückzuführen.
Jetzt zitiere ich aus der Pressemitteilung des NDR:
Gespräche per Telefon, die ebenfalls abgehört wur-
den, hatte der Hauptverdächtige Ibrahim K. nur ver-
schlüsselt geführt. Ein Thema war zum Beispiel
„die Lieferung von Büchern“.
Klartext redete er hingegen in seiner „verwanzten“
Wohnung. Hier erklärte der 29-jährige Ibrahim K.
ganz unverblümt, dass unter „Büchern“ hoch ange-
reichertes Uran zu verstehen sei.

Auch die Studie des Max-Planck-Instituts vom
5. September 2004 kommt zu einer ausgesprochen po-
itiven Bilanz, ebenso Justizministerin Zypries. Sie be-
ont nach Veröffentlichung dieser Studie in ihrer Presse-
itteilung vom 1. November 2004 „die vorbildliche
raxis und die Unverzichtbarkeit dieser Maßnahme vor
llem zur Aufdeckung konspirativer Strukturen bei orga-
isierter Kriminalität“.






(A) )



(B) )


Beatrix Philipp

Ganz anders Herr Schaar: Er triumphiert in seiner

Pressemitteilung vom 16. März 2004 über die im Urteil
des Bundesverfassungsgerichts enthaltenen Beschrän-
kungen und fordert, nun auch andere Eingriffsbefugnisse
wie die Telefonüberwachung auf den Prüfstand zu stel-
len.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na und?)


Meine Damen und Herren, ich kann die Regierungs-
koalition nur ausdrücklich auffordern, endlich zu han-
deln und Klarheit zu schaffen, wie sie die Äußerungen
des Datenschutzbeauftragten wertet. Außerdem muss sie
dafür sorgen, dass das Abhören bei schwerster Krimina-
lität nicht praktisch undurchführbar gemacht wird.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir überprüfen alles! Sie sollten das auch tun!)


Es kann doch nicht sein, dass sich unsere Strafverfol-
gungsbehörden ein solches verfahrenstechnisches Loch
ins Knie bohren und die Mafiosi und Terroristen sich ins
Fäustchen lachen.


(Jörg Tauss [SPD]: Popanz!)

Auf diese Art von Datenschutz komme ich noch zu spre-
chen; er hilft uns wirklich nicht weiter.

Der aktuelle Gesetzentwurf vom 22. September 2004
lässt Schlimmes befürchten. Offenbar konnten sich die
Minister Zypries und Schily, in deren Kompetenzbereich
diese Frage eigentlich fällt, wieder einmal nicht gegen
die Grünen durchsetzen. Dafür spricht auch das peinli-
che Zurückziehen des ersten Gesetzentwurfes vom
23. Juni 2004 im August, obwohl sich Herr Schily noch
im Juli 2004 heftig für ihn eingesetzt hat.

Das nächste Beispiel betrifft die Telefonüberwa-
chung.


(Barbara Wittig [SPD]: Das hatten wir doch schon!)


– Es scheint für Sie, Frau Wittig, also schwierig zu sein;
wenn Sie das nicht auseinander halten können, dann ha-
ben wir hier schlechte Chancen, dass Sie jemals zu unse-
rer Auffassung gelangen.

Die Erfolge sprechen für sich: Die Anklagequote liegt
mit 58 Prozent etwa doppelt so hoch wie im sonstigen
Durchschnitt, die Verurteilungsquote sogar bei 94 Pro-
zent. Noch im Dezember – das wissen Sie sicherlich –
konnte so ein möglicher Terroranschlag auf den iraki-
schen Ministerpräsidenten Allawi verhindert werden.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


– Herr Tauss, ich finde es weder witzig noch albern, hier
einmal die Vorteile von Maßnahmen zu beschreiben,
wenn gleichzeitig aus Ihren Reihen dagegen polemisiert
und so getan wird, als ob die Welt unterginge, wenn ei-
nige zweifellos vorhandene und schützenswerte Interes-
sen, auch das Recht auf informationelle Selbstbestim-
mung, gewisse Einschränkungen erfahren. Das muss
man nämlich abwägen.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gott sei Dank kommt das auch noch! – Jörg Tauss [SPD]: Das ist ein Grundrecht! Informationelle Selbstbestimmung!)


ie wägen so ab, dass die Gewerkschaft der Polizei sagt,
ass es hier um eine Blockade der Grünen im Kampf ge-
en schwere Verbrechen gehe.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bisher haben Sie nicht abgewogen!)


Dazu komme ich gleich noch.

(Jörg Tauss [SPD]: Sie lassen die Grundrechte vor die Hunde gehen!)

Ich lasse überhaupt kein Grundrecht vor die Hunde ge-
en. Ich glaube aber, dass die Menschen im Lande damit
ehr viel normaler als manche umgehen, deren Erken-
ungsvermögen inzwischen schon an Betriebsblindheit
renzt. Die Menschen verstehen nicht – ich verstehe es
uch nicht –, wie schwer sich die Regierung tut, die
onsequenzen zu ziehen und spätestens nach dem Fall
oshammer und den in Deutschland verhinderten An-
chlägen die notwendigen Maßnahmen auf den Weg zu
ringen.
Ich kann nur jedem den Artikel „Dann können wir

ier dichtmachen“ aus der „Welt am Sonntag“ vom
1. November 2004 zur Lektüre empfehlen.


(Ute Kumpf [SPD]: Das ist wohl Ihre Lieblingslektüre? Da lese ich lieber Rosamunde Pilcher!)


Ich habe den Eindruck, dass zurzeit keine sinnvolle
bwägung zwischen Datenschutz und anderen zweifel-
os schützenswerten Belangen erfolgt. Deshalb ist es
ach unserer Auffassung dringend notwendig, in diesem
nbestritten sensiblen Bereich


(Jörg Tauss [SPD]: Sensibel zu werden, ja!)

ür Klarheit zu sorgen und der Kriminalitätsbekämpfung
en eindeutigen Vorrang einzuräumen.


(Jörg Tauss [SPD]: Vorrang? Das ist ja spannend!)


Wir sind für einen aufgeklärten und pragmatischen
atenschutz. Wer mit den Menschen vor Ort spricht,
eiß, dass sie unsere Auffassung teilen. Sie verstehen
icht, dass nicht die besten Voraussetzungen für eine ef-
ektive Kriminalitätsbekämpfung geschaffen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Zum Schluss komme ich noch auf zwei Punkte, von

enen ich glaube, dass es notwendig ist, sie anzuspre-
hen.


(Jörg Tauss [SPD]: Das war nicht Ihre stärkste Rede, das gebe ich zu! – Gegenruf des Abg. Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Ihre Zwischenrufe waren auch schon besser!)







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515723700

Herr Tauss, hören Sie doch einmal auf, jeden Satz zu

kommentieren.

Beatrix Philipp (CDU):
Rede ID: ID1515723800

Frau Präsidentin, ich bin ja von Herrn Tauss einiges

gewohnt. Aber so schlimm wie heute war er schon lange
nicht mehr.


(Jörg Tauss [SPD]: So schlimm war Ihre Rede auch noch nie! Das beruht auf Gegenseitigkeit!)


Da sind ja keine Zwischenrufe, sondern es ist eine stän-
dige Störung derjenigen, die hier etwas vortragen möch-
ten. Anders kann man es nicht mehr bezeichnen.

Frau Wittig hat auf das Gesetz zur Förderung der
Steuerehrlichkeit sowie darauf hingewiesen, bei der Ein-
führung der Gesundheitskarte nicht nur den Missbrauch
zu bekämpfen, sondern auch das Arzt-Patienten-Verhält-
nis in den Mittelpunkt zu rücken.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wer die
Union bezichtigt, sie vernachlässige den Datenschutz,


(Jörg Tauss [SPD]: Hat Recht!)

hat unsere Anträge und Initiativen der letzten Jahre nicht
richtig gelesen; ich füge hinzu: vielleicht auch nicht ver-
standen. Im Hinblick auf die Zukunft des Datenschutzes,
auch für die Bereiche der Kriminalitätsbekämpfung und
der Prävention, wünsche ich mir mehr Berücksichtigung
des Sicherheitsbedürfnisses der Bevölkerung. Meine Ge-
spräche mit den Menschen zeigen immer wieder, dass
wir auf dem richtigen Weg sind, wenn wir ihre Sorgen
ernst nehmen. Im Endeffekt schaden wir dem Anliegen
des Datenschutzes, wenn wir dem Recht auf informatio-
nelle Selbstbestimmung grundsätzlich mehr Gewicht
beimessen als der Bekämpfung der organisierten und
auch der anderen Kriminalität mit allen zur Verfügung
stehenden Mitteln.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515723900

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Silke Stokar.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Jörg Tauss [SPD])



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Im Na-
men meiner Fraktion danke ich dem früheren Bundesbe-
auftragten für den Datenschutz, Herrn Dr. Jacob, für den
letzten Tätigkeitsbericht seiner Amtszeit. Dieses Doku-
ment ist Grundlage unserer heutigen Diskussion.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)


Nach der Rede von Ihnen, Frau Kollegin Philipp,
habe ich das Gefühl, Ihnen ist ein bisschen der Mut ver-
loren gegangen. Wir reden heute über einen interfraktio-

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(C (D ellen Antrag, also über Punkte, zu denen wir Einigkeit efunden haben. Für ihre Kooperation bei diesem Einiungsprozess danke ich auch der Kollegin Philipp. Auch ür den neuen Datenschutzbeauftragten, Herrn Peter chaar, den ich natürlich ebenfalls grüße, ist es wichtig, ass es im Parlament eine fraktionenübergreifende Eiigkeit in den Grundsätzen des Datenschutzes gibt. Uns st im Übrigen die Parlamentsbindung des Bundesbeaufragten außerordentlich wichtig. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)


arauf haben wir uns verständigt. Wir tragen heute ei-
en gemeinsamen Antrag vor. Ich bedauere ein bisschen,
ass Sie, Frau Philipp, in Ihrer Rede ausschließlich auf
as Trennende eingegangen sind.
Ich möchte, da ich nicht einmal ein Drittel der Rede-

eit von Frau Philipp habe, nur die Punkte des gemeinsa-
en Antrages anreißen, die mir sehr wichtig sind. Es ist
ngesprochen worden – das war zwischen den Ministe-
ien sehr kontrovers; deswegen mein Dank sowohl an das
nnenministerium als auch an das Finanzministerium –,
ass wir zu dem sensiblen Thema Kontenabfrage eine
invernehmliche Formulierung gefunden haben. Ich
öchte bei diesem Punkt sehr deutlich machen, dass man
ie vorhandenen Zielkonflikte, die es zwischen dem Da-
enschutz und anderen Interessen gibt, benennen muss.
ei der Kontenabfrage geht es darum, dass wir den Ver-
assungsauftrag haben, für Steuergerechtigkeit zu sorgen.
as heißt – das halte ich für richtig –, dass wir Steuer-
chlupflöcher schließen und Missbrauch unterbinden
üssen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben im Zusammenhang mit der Kontenabfrage
es ist wichtig, dies deutlich zu machen; denn in der öf-
entlichen Berichterstattung wurde manchmal ein fal-
cher Eindruck erweckt – nicht den gläsernen Bankkun-
en geschaffen. Wir haben vielmehr gesagt: Wenn es
inen Anlass gibt, muss es möglich sein, zu erfahren,
elche Person wo ein Konto hat. Wir haben keinen Ein-
lick in die Konten; es werden keine Beträge abgefragt.
ur die Kontonummer wird einer Person zugeordnet.
Wir haben in einer gemeinsamen Anstrengung durch-

esetzt – das bedeutet informationelle Selbstbestim-
ung –, dass nicht verdeckt ermittelt und nicht verdeckt
bgefragt wird, sondern dass die Bürgerinnen und Bür-
er ein Recht darauf haben, zu erfahren, dass man über
hre Angaben hinaus eine Kontenabfrage durchgeführt
at. Ich halte es für eine gute, konstruktive Politik, dass
ir gerade in diesem schwierigen Bereich zu einem Er-
ebnis gekommen sind.
Für meine Fraktion möchte ich auch sagen: Beim In-

ormationsfreiheitsgesetz sind wir in der Zielgeraden.
ir werden parallel dazu sehr zügig, damit wir auch
iesen Punkt hinbekommen, an einem Datenschutzau-
itgesetz arbeiten.






(A) )


)

Silke Stokar von Neuforn


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Ich bedauere sehr, dass wir einen anderen Punkt der

Koalitionsvereinbarung nicht in Gänze werden umsetzen
können. Man muss es hier deutlich sagen – Herr Jacob
hat bereits darauf hingewiesen; es steht auch in unserer
zweiten Koalitionsvereinbarung –: Wir brauchen in
Deutschland eine Modernisierung des Bundesdaten-
schutzgesetzes. Dies ist ein großes Reformvorhaben. Es
scheitert nicht an dem Willen von Rot-Grün. Es ist viel-
mehr so, dass wir dieses große Projekt nur gemeinsam
mit den Ländern umsetzen können. Wir sollten zumin-
dest die Struktur eines neuen Gesetzes erarbeiten.

Zum Schluss ein paar wenige Sätze zu dem Zielkon-
flikt „Sicherheit und Datenschutz“; über die DNA-Da-
tenbank haben wir an anderer Stelle ausführlich disku-
tiert. Ich halte es schon für wichtig, dass wir uns in der
Auseinandersetzung um Sicherheit und Terrorismus an
die Worte erinnern, die zum Beispiel Paul Limbach ge-
sagt hat: Es macht einen demokratischen Rechtsstaat
aus, dass es bei seinen Mitteln Grenzen gibt. Diese
Grenzen setzt unsere Verfassung. – Diese Tatsache
kommt mir hier in den Debatten manchmal etwas zu
kurz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es gibt kein Grundrecht auf Sicherheit. Der Staat hat die
Verpflichtung, die Sicherheit unserer Bürgerinnen und
Bürger zu gewährleisten.

Dabei haben wir aber darauf zu achten, dass die
Grundrechte, die in unserer Verfassung festgelegt sind,
eingehalten werden. Ich bitte darum, diesen Zielkonflikt
deutlich zu benennen; denn es gibt nicht nur diesen einen
Weg.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515724000

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Gisela Piltz.


Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1515724100

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Wir beraten heute mit reichlich Verspätung den Tätig-
keitsbericht 2001 und 2002 des Bundesbeauftragten für
den Datenschutz. Für diesen Bericht trägt der ehemalige
Datenschutzbeauftragte, dem wir, die FDP-Bundestags-
fraktion, ganz besonders herzlich für seine langjährige
und verdiente Arbeit danken wollen, die Verantwortung.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Ja, wir auch! Obwohl er bei der FDP war! Ein Linksliberaler!)


Die Beratung über diesen Bericht findet deshalb ver-
spätet statt, weil sich die Bundesregierung für ihre Stel-
lungnahme sehr viel Zeit gelassen hat. Das ist aus unse-
rer Sicht symptomatisch dafür, wie die Bundesregierung

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(C (D it dem Datenschutz umgeht. Auch ihre Antwort auf nsere Große Anfrage zeigt aus unserer Sicht, wie die undesregierung zum Datenschutz steht. Dazu fällt mir, hrlich gesagt, nur ein Begriff ein: Triple-A. Im Bankgechäft bezeichnet er ein gutes Rating. (Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär: AAA ist sogar ein sehr gutes Rating!)


ber in diesem Zusammenhang steht das bei mir für
Abwiegeln, Ausweichen, Augen zu“.


(Beifall bei der FDP)

ch denke, die Bürger haben es nicht verdient, dass so
it dem Datenschutz umgegangen wird.
Nun zurück zum Bericht. Es geht heute nicht nur um

en Bericht, sondern auch um etwas, was die Bedeutung
es Datenschutzes sicherlich fördern wird: dass wir es
eschafft haben, einen gemeinsamen Beschluss zu fas-
en, der aus zwölf Punkten besteht. Es handelt sich um
wölf gemeinsame Aussagen, die ein Symbol für den
atenschutz sind, das er aus unserer Sicht auch verdient.
n diesem Zusammenhang möchte ich Dank sagen: dem
etzigen Bundesbeauftragten für den Datenschutz und
einen Mitarbeitern,


(Beifall bei der FDP und der SPD)

errn Staatssekretär Körper und seinen Mitarbeitern


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


owie insbesondere meinen Berichterstatterkolleginnen.
bwohl wir inhaltlich natürlich nicht immer einer Mei-
ung waren und ich manches anders in Erinnerung habe,
ar die Zusammenarbeit sehr fair, was für dieses Haus
icht normal ist; so habe jedenfalls ich sie erlebt. Des-
alb sage ich Ihnen meinen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zwei Punkte möchte ich besonders hervorheben; zu-
ächst zu Punkt 12, der nachträglichen Information über
ie Kontenabfrage.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Jetzt wird es spannend!)


ch freue mich darüber, dass es uns dadurch, dass jeder
etroffene informiert wird, gelungen ist, für den Einzel-
en etwas mehr Datenschutz zu schaffen. Erstaunt hat
ich an der Berichterstattung der letzten Tage aller-
ings, dass sich die Bundesregierung diesen Punkt ein-
ach angeeignet hat.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist doch gut! Das sollte sie öfter machen! Daran arbeiten wir nämlich!)


Sie wissen: Ab dem 1. April dieses Jahres sollen
97 Millionen Kontendaten zum Abruf bereitstehen. Das
st ein Vorgang, der aus datenschutzrechtlichen, aber auch
us verfassungsrechtlichen Gründen absolut bedenklich
st. Jeder Sachbearbeiter hat jetzt quasi strafprozessuale
rmittlungsmöglichkeiten unter dem Deckmäntelchen
ines Gesetzes zur Förderung der Steuerehrlichkeit.

(B)







(A) )



(B) )


Gisela Piltz


(Dr. Max Stadler [FDP]: Ohne richterlichen Beschluss!)

Den Sachverstand, den die Koalition in diesem Punkt

hat, finde ich im Übrigen beachtlich. Frau Präsidentin,
mit Ihrer Genehmigung zitiere ich aus einem Artikel, der
am 12. Februar 2005 in der „Welt“ erschienen ist: „Jeder
Steuerzahler sollte vor einer Kontenabfrage schriftlich
informiert werden.“ Das sagte die Vorsitzende des Aus-
schusses für Finanzen, Frau Scheel. Meine Güte, wenn
wir die Steuerzahler vorher informieren sollen, hätten
wir uns das Gesetz auch sparen können.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Da sind wir uns einig!)


Liebe Kolleginnen von Rot und Grün, überlegen Sie
sich, was Sie sagen. Ich glaube, das macht keinen Sinn.

Leider konnten wir das Gesetz im Bundestag nicht
verhindern. Jetzt allerdings reklamiert die Bundesregie-
rung die Regelung zur nachträglichen Benachrichtigung
für sich. Ich kann mich daran erinnern, dass mir die Zu-
stimmung zu dieser Vereinbarung ziemlich schwer fiel.
Herr Poß hat an den Verhandlungen nicht teilgenommen.
Eines habe ich allerdings gelernt: Der Erfolg hat viele
Väter. Aber ein nicht zulässiger DNA-Test würde erge-
ben, dass der Erfolg eigentlich nur zwei Mütter hat: eine
gelbe und eine schwarze.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Ole Schröder [CDU/CSU] – Ute Kumpf [SPD]: Die Biene Maja!)


Ein weiterer erfreulicher Punkt ist die Absage an die
umfassende Vorratsdatenspeicherung, die in Brüssel
auf den Weg gebracht werden soll. Nur zur Verdeut-
lichung sage ich: Das, was in Planung ist, würde Akten-
ordner mit einer Länge von 4 Millionen Kilometern be-
deuten. Das entspräche zehn Aktenbergen von der Erde
bis zum Mond.
Nach dem derzeitigen Stand der Technik bräuchten Sie
für eine Kontoabfrage bei diesem „Datenmüll“ sozusa-
gen 50 bis 100 Jahre. Das ist sicherlich keine effektive
Ermittlung. Verbunden mit dieser Sammelwut ist die Be-
lastung der Telekommunikationswirtschaft und damit
der Bürger, die diesen Unsinn auch noch bezahlen sol-
len. Das halten wir nicht für richtig.


(Beifall bei der FDP)

Ich finde es gut, dass das gesamte Haus dagegen war,
und ich erwarte von der Bundesregierung, dass sie dieses
bei den Verhandlungen in Brüssel entsprechend verhan-
delt.

Zum Abschluss noch kurz ein aktuelles Thema, das
nicht im Bericht enthalten sein konnte: Der deutsche
Fußball hat nicht nur einen Schiedsrichterskandal,


(Jörg Tauss [SPD]: FIFA!)

sondern aus unserer Sicht auch noch einen Kartenskan-
dal. Für einen Kartenkauf müssen Sie 14 Angaben ma-
chen, unter anderem die Anrede – sehr sinnvoll, wie ich
finde! Die Verwendung dieser Daten ist völlig unklar.
Sie werden zudem über einen aus meiner Sicht unsiche-

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(C (D en Weg, nämlich den RFID-Chip weitergegeben. Wenn ie gegen die Verwendung der Daten sind, müssen Sie er Verwendung dieser auf einem drittem Weg widerprechen. (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fußball gefährdet wohl die innere Sicherheit!)


inen Kommentar der Bundesregierung dazu habe ich
icht gehört, Fehlanzeige. Ich habe den Eindruck, das
at etwas mit Frau Zypries zu tun. Sie sagt ja, der Bürger
oll mit seinen Daten sparsam umgehen – dann sind die
tadien aber wirklich leer. Wer kommt noch ins Stadion,
rage ich mich, wenn er das ernst nimmt? Mir scheint,
ieser Bundesregierung fehlt das richtige Maß: Ukraini-
che Kriminelle gelangen mit Kenntnis des Außenminis-
eriums und mit Billigung des BMI in großer Zahl nach
eutschland, ohne wirklich überprüfbare Angaben ab-
iefern zu müssen. Aber wer 90 Minuten in ein Fußball-
tadion gehen will, der muss einen datenschutzmäßigen
ffenbarungseid leisten. Das, meine Damen und Herren,
eht so nicht.
Ich komme gleich zum Schluss: Ich bin gespannt da-

auf, wie sich das jetzt verändert. Die Änderungen sind
ufgrund der Datenschützer, nicht aufgrund der Bundes-
egierung zustande gekommen. Meine Damen und Her-
en, wenn man für eine Fußballkarte mehr Daten abge-
en muss als für ein Visum, dann steht es schlecht um
en Datenschutz.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist doch Polemik!)

ber immerhin haben Sie mit Ihrer Visapolitik das
otto der Fußballweltmeisterschaft schon vorwegge-
ommen: „Die Welt zu Gast bei Freunden.“ Ich bedanke
ich noch einmal für die gute Zusammenarbeit.
Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515724200

Das Wort hat jetzt der Parlamentarische Staatssekretär

ritz Rudolf Körper.
Fr
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1515724300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es gibt

inen Unterschied zwischen der öffentlichen Debatte
nd einem Berichterstattergespräch, wo es um sachliche
ragen geht. Ich bin ganz überrascht und auch angetan
ewesen über die Diskussion und dann auch den Bericht,
en wir zu dem Tätigkeitsbericht des Datenschutzbeauf-
ragten abgegeben haben. Wir haben ihn mit zwölf Punk-
en versehen und einstimmig beschlossen. Das spricht
m Übrigen für die gute, sachbezogene Debatte, an die
ch mich gerne erinnere. Bei denjenigen, die daran betei-
igt sind, möchte ich mich ausdrücklich bedanken. Es
aren in diesem Falle nur Berichterstatterinnen; viel-
eicht hat das dazu beigetragen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper NEN]: Frauen sind besser! – Ute Kumpf [SPD]: Und du warst der Hahn im Korb!)





(A)


(B) )


Der Bericht ist aus den Jahren 2001 und 2002, noch
erstellt von dem alten Datenschutzbeauftragten Herrn
Dr. Jacob. Ich glaube, hier sagen zu dürfen, dass Herr
Dr. Jacob mit seiner Arbeit in den zurückliegenden Jah-
ren dem Datenschutz einen guten Stellenwert, auch in
der politischen Debatte, verschafft hat. Dafür ist ihm zu
danken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wie das Leben so spielt: Der eine geht, der andere
kommt. In diesem Falle ist das der neue Datenschutzbe-
auftragte, Herr Peter Schaar. Lieber Herr Schaar, ich
glaube, worauf es ankommt, ist, dass jeder weiß, welche
Aufgaben und welche Funktion Sie haben. Wichtig ist es
auch, dass man die Fähigkeit hat, kontrovers, aber im-
mer auch sachbezogen zu diskutieren und solche Stel-
lungnahmen abzugeben. Das machen Sie in einer sehr
pointierten Art und Weise,


(Jörg Tauss [SPD]: Er ist so sensibel wie Otto!)


aber ich glaube, letztendlich hilft es der Debatte und der
Sachentscheidung. In diesem Sinne möchte ich mich für
diese Arbeit bedanken.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Diese Debatte hat auch gezeigt, dass die Berichterstatter-
gespräche und die Ergebnisse von Erfolg gekrönt gewe-
sen sind.
Frau Piltz hat beispielsweise die Kontoabfrage ange-
sprochen. Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Es
geht dabei insbesondere darum, wer wann an welcher
Stelle benachrichtigt werden soll. Wir haben eine deutli-
che Position entwickelt und bezogen, die jetzt im Voll-
zug im Übrigen auch umgesetzt wird. Ich denke, das ist
letztendlich auch unsere Aufgabe, wenn man bedenkt,
welche Berücksichtigung der Datenschutz finden muss.
Diese Maßnahme war also völlig richtig.

Wir erkennen auch, dass es in unserer Gesellschaft
Veränderungen gibt. Mittlerweile sind wir in der Infor-
mationsgesellschaft angekommen. Diese lebt nun einmal
von der Verarbeitung und Verwaltung von Informationen
und Daten aller Art. Sie kann nur funktionieren, wenn
für den Umgang mit diesen Informationen klare und ver-
lässliche Regeln, die immer auch an unserem Verfas-
sungsauftrag orientiert sind, gefunden werden und gel-
ten. Ich denke, das ist ganz wichtig.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dies gilt auch für den Schutz bestimmter Informatio-
nen. Dabei geht es nicht nur um personenbezogene Da-
ten, sondern das gilt unter anderem auch für Betriebs-
und Geschäftsgeheimnisse. Auch der Zugang zu Infor-
mationen und deren Weiterverwendung müssen geregelt
werden. Dies zeigt deutlich – darauf kommt es mir an –:
Datenschutz ist kein Selbstzweck an sich, als Quer-
schnittsaufgabe ist er dafür umso wichtiger.

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(C (D Viele Aufgaben, denen wir uns stellen, sind auf die nformationsverarbeitung angewiesen. So muss der Beroffene seine Daten preisgeben, um bestimmte Leistunen zu erhalten – sei es vom Staat oder auch von Privaen. Dies wird er guten Gewissens nur tun, wenn er weiß, ass seine Daten nur für diese beabsichtigten Zwecke erwendet und darüber hinaus nicht weitergegeben weren. Das scheint sehr wichtig zu sein. Ich kann ein Beispiel nennen: Mittlerweile sind alle nternetfähigen Dienstleistungen der Bundesverwaltung uch online verfügbar. amit hat die Bundesregierung ihr ehrgeiziges -Government-Projekt bald abgeschlossen. Damit dieer Zugang, der für den Bürger oder die Bürgerin zahleiche Erleichterungen bringen wird, auch genutzt wird, uss der technische und rechtliche Schutz der übermitelten Daten gewährleistet sein. Das ist ganz wichtig. Ähnliches gilt auch für die Gesundheitskarte. Auch iese bringt sowohl dem Patienten als auch dem behanelnden Arzt unbestreitbar Vorteile. Insbesondere durch ie optionale Funktion der elektronischen Patientenakte önnen die behandelnden Ärzte ihre Therapieansätze um Wohl des Patienten zukünftig besser aufeinander bstimmen. Von diesen Optionen wird der Patient aber ur dann Gebrauch machen, wenn er seine äußerst seniblen Gesundheitsdaten gut geschützt weiß. Das ist ein anz wichtiger Punkt. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)


Liebe Frau Philipp, ich war ein wenig über Ihre Rede
berrascht. Vielleicht mussten Sie sie aber auch so hal-
en. Ich habe mich auch bei Ihnen für die konstruktive
itarbeit zu bedanken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Sie haben einige Beispiele genannt, etwa die akusti-
che Wohnraumüberwachung. Es gibt ein Verfassungs-
erichtsurteil dazu. Im Grunde genommen vollziehen wir
ichts anderes als dieses Verfassungsgerichtsurteil.
Ich komme zum Thema DNA. Dazu will ich bemer-

en: Unsere unter anderem aufgrund der DNA-Analyse
rfolgreiche Arbeit


(Jörg Tauss [SPD]: Heute schon!)

onnten wir auf den derzeitig geltenden gesetzlichen
rundlagen leisten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Gisela Piltz [FDP])


as ist zu berücksichtigen.
)






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper

Darüber hinaus gibt es nichts, was man im Grunde ge-

nommen nicht noch verbessern kann. Deswegen reden
wir über folgende Punkte: Wie ist es mit der richter-
lichen Anordnung? Wie ist es mit den Anlasstaten?
Wie hoch oder wie niedrig muss die Schwelle sein? Wie
steht es um die Speicherung und wer trägt für was wo
Verantwortung? Sie können versichert sein, liebe Frau
Philipp: Dort, wo etwas im Sinne einer noch erfolgrei-
cheren Anwendung dieses Instrumentes zu verbessern
ist, werden Sie uns auf Ihrer Seite haben. Wir werden
entsprechende Vorschläge unterbreiten, die diesem Ziel
tatsächlich dienen – nicht mehr und nicht weniger. Ich
glaube, da sind wir gut zugange.


(Jörg Tauss [SPD]: Und dies auch noch rechtsstaatlich! – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/ CSU]: Es gab gar keinen Applaus bei den Grünen! – Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


– Lieber Herr Strobl, ich sage ganz offen: Ich würde mir
wünschen, dass wir mit Ihnen auch an anderer Stelle
eine sachliche Auseinandersetzung hätten. Sie äußern
sich häufig sehr plakativ.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Beispielsweise haben Sie vorhin nicht erkennen können,
worin die Probleme einer Volltextdatei im Bereich der
Sicherheitsbehörden liegen. Für diesen Bereich plädie-
ren wir aus datenschutzrechtlichen Gründen ganz be-
wusst für eine Indexdatei. Ich würde mir wünschen,
dass Sie dabei mitmachen.


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Darüber haben wir eben diskutiert!)


– Frau Philipp, wenn Sie mitmachen, dann ist es eine
gute Sache. Herr Strobl war vorhin noch nicht dabei.
Aber vielleicht stößt er relativ schnell dazu.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: So ein Blödsinn! Natürlich war er dabei! Was reden Sie da eigentlich, Herr Körper?)


Ich finde es notwendig und wichtig, dass man die Fä-
higkeit behält, sich auch dann sachlich auseinander zu
setzen, wenn es um den Datenschutz geht, und dass man
im Zweifelsfall versucht, den Streit konstruktiv zu lösen.
Es geht nicht darum, dagegen zu sein, sondern es geht
darum, konstruktive Lösungen zu finden. Das haben wir
in diesem Bereich getan.

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515724400

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen nun zur Beschlussempfehlung des In-

nenausschusses auf Drucksache 15/4597 zu dem Tätig-
keitsbericht 2001 und 2002 des Bundesbeauftragten für

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(C (D en Datenschutz. Der Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis es Berichts auf Drucksache 15/888 eine Entschließung nzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Bechlussempfehlung ist damit einstimmig angenommen orden. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 10 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Ernst Burgbacher, Rainer Funke, Dr. Max Stadler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Einsetzung eines Konvents zur Reform des Föderalismus – Drucksache 15/4672 – Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss Innenausschuss Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die DP nach neuesten Absprachen sieben Minuten erhalten oll. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so bechlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst er Abgeordnete Ernst Burgbacher. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle en! Die Föderalismusreform wurde immer als die Mutter aller Reformen“ bezeichnet. Man muss heute agen, dass die beiden Väter, die den Vorsitz der Komission innehatten, wohl leider keine erfolgreiche Geurt eingeleitet haben. Die Föderalismuskommission ist am 17. Dezember 004 gescheitert. Ich kann heute noch nicht begreifen, ie der Deutsche Bundestag dieses Scheitern akzeptieen konnte. Deshalb will ich an dieser Stelle Folgendes agen: Da saßen 16 Bundestagsabgeordnete und drei undesminister in diesem Hause eine Etage höher und aben eine Stunde gewartet, in der keiner wusste, was eientlich los ist. Dann schwebten 15 Ministerpräsidenten nd eine Ministerpräsidentin sowie die beiden Vorsitzenen herein. Die beiden Vorsitzenden setzten sich vorne in und erklärten: Die Föderalismuskommission ist gecheitert. Wir geben unseren Auftrag zurück. All dies geschah, ohne den Vertretern des Deutschen undestages die Möglichkeit zu geben, dazu ihre Meiung zu sagen. Die Phalanx der Abgeordneten saß da nd hat dieses Ergebnis akzeptiert. Das verstehe ich bis eute nicht. Diese Reformdiskussion war ein Trauerpiel. Es muss an dieser Stelle klar gesagt werden: Die Fö eralismuskommission ist in Wirklichkeit nicht an der ochschulfrage gescheitert. Wir hatten zwei Wochen orher eigentlich einen Kompromiss erreicht. (Ute Kumpf [SPD]: Trotz der Dickköpfigkeit von Koch und Wulff!)

Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1515724500

(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Ernst Burgbacher

Die Kommission ist vielmehr an Problemen in vielen an-
deren Bereichen gescheitert. Letztlich war der Grund,
dass bei dem angestrebten Kompromiss Stoiber keine
Mehrheit bei den Ministerpräsidenten fand und vor al-
lem dass Müntefering von der eigenen Bundesregierung
zurückgepfiffen wurde.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: So ist es!)


Es waren Lösungen angedacht, auch von den Obleu-
ten. Es war von Anfang an völlig klar, dass die Länder
nicht auf die Bildungshoheit verzichten werden. Man
hätte die Arbeit ein halbes Jahr vorher beenden können,
wenn man gewusst hätte, dass Müntefering vor Schröder
und Frau Bulmahn kuschen würde. Dann wäre es ein
halbes Jahr vorher klar gewesen, dass das nichts werden
kann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das ist der wahre Grund!)


Aber auch das Ergebnis, das vor dem Scheitern auf
dem Tisch lag – die berühmten Sprechzettel –, blieb weit
hinter dem zurück, was alle in diesem Land erwartet ha-
ben und was das Land von der Föderalismuskommission
erwarten musste. Ich will nur wenige Beispiele nennen.

Es wurde immer gesagt, dass der Anteil der zustim-
mungspflichtigen Gesetze von 60 auf 35 bis 40 Prozent
zurückgehe. Wahrlich kein ehrgeiziges Ziel. Die Wirk-
lichkeit sieht aber noch ganz anders aus. Der Anteil der
zustimmungspflichtigen Gesetze betrug bisher nicht
60 Prozent, sondern nur 53 Prozent. Der Rückgang auf
40 Prozent war überhaupt nicht garantiert. Es gab Exper-
ten, die uns prophezeit haben, dass sich die Zahl der zu-
stimmungspflichtigen Gesetze mit diesen Regelungen
sogar noch erhöht. Was soll also eigentlich eine solche
Reform?

Die Gemeinschaftsaufgaben sollten abgeschafft
werden. In den Sprechzetteln hieß es, dass sie im We-
sentlichen bleiben. Die Rahmengesetzgebung sollte ab-
geschafft werden. Im letzten Sprechzettel hieß es, dass
sie im Wesentlichen erhalten bleibt.

Das war doch der tatsächliche Stand. Dazu kommt,
dass wir ganz wesentliche Themen von vornherein aus-
geklammert haben. Der Länderfinanzausgleich und die
Länderneugliederung durften nicht einmal behandelt
werden. Ich will schon darauf hinweisen, dass selbst un-
ser Vorschlag, wenigstens Art. 29 Grundgesetz so zu
ändern, dass eine Neugliederung, wenn sie denn von un-
ten gewollt wäre, möglich würde, von den Vorsitzenden
mit dem Hinweis abgelehnt wurde, das stehe nicht auf
der Tagesordnung. Mit einem solchen Kleinmut kann
man eine Reform nicht machen.


(Beifall bei der FDP)

Ich möchte an dieser Stelle auch auf den Sachver-

ständigenrat hinweisen. Der Sachverständigenrat hat in
seinem Gutachten ein ausführliches Kapitel zur Reform
des Föderalismus aufgenommen. Da wird eine durch-

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(C (D reifende Reform der Finanzverfassung angemahnt; es erden auf der Ausgabenseite deutliche Reformen angeahnt. Außerdem wird, was die Einnahmenseite betrifft, ie Steuerautonomie der Länder angemahnt. Es heißt, ass auf längere Sicht eine grundlegende Neuordnung es Finanzausgleichs anzustreben ist. All das wurde für abu erklärt. All das war überhaupt nicht auf der Agenda. eshalb wäre, auch nach den Sprechzetteln zu urteilen, ie Reform nicht wirklich ein Jahrhundertwerk geworen. Die Reform wäre nicht als Mutter aller Reformen, ondern höchstens als ganz kleines Mütterlein verabchiedet worden. (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Als ungeliebte Schwiegermutter!)


Warum gibt es unsere Forderung nach einem Kon-
ent? Es hat sich insbesondere in den Projektgruppen ge-
eigt, dass die Kommission völlig falsch angelegt war.
ei jeder noch so kleinen Frage war die Mehrheitsschere
n den Köpfen; bei jeder noch so kleinen Frage wurde
esagt, der Punkt sei später nicht mehrheitsfähig und
üsse gestrichen werden. Das zeigt, dass die Reform so
icht weiterkommen wird. Auch wenn versucht werden
ollte, die Kommission noch einmal zu beleben, wird der
ersuch scheitern.
Wir haben aber mit Konventen sehr gute Erfahrungen

emacht. Ich erinnere an den Konvent für die Euro-
äische Grundrechte-Charta unter Vorsitz von Roman
erzog und ich erinnere an den europäischen Verfas-
ungskonvent. Glaubt denn jemand, es gäbe heute einen
uropäischen Verfassungsentwurf, wenn wir die EU-
ommission beauftragt hätten, einen solchen Entwurf zu
rarbeiten? In dem Fall hätten wir gar nichts erreicht.
eshalb sollten wir uns auf die positiven Erfahrungen
it den Konventen stützen.
Ich bin fest davon überzeugt: Wenn ein relativ kleiner
onvent einberufen würde, dem aktive Politiker und
issenschaftler sowie Menschen angehörten, die wie
oman Herzog, Graf Lambsdorff, Herr von Dohnanyi
nd Herr Henkel über politische Erfahrungen verfügen,
ber außerhalb des Tagesgeschäfts stehen,


(Hermann Bachmaier [SPD]: So hätten Sie es gern! – Ute Kumpf [SPD]: Eine Männergruppe!)


ann wäre es ohne Probleme möglich, bis zum Sommer,
pätestens aber bis zum Oktober einen Entwurf auf der
rundlage unserer Arbeit vorzulegen. Ich glaube nicht,
ass dann der Deutsche Bundestag oder auch die Länder
in Dreivierteljahr vor der Bundestagswahl den Mut auf-
ringen würden, einen solchen Entwurf abzulehnen.
Die Föderalismusreform ist notwendig. Sie darf nicht

is nach 2006 verschoben werden. Dann würde sie näm-
ich bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben. Las-
en Sie uns deshalb jetzt den Mut aufbringen, einen sol-
hen Konvent einzusetzen! Wir brauchen die Reform.
ir brauchen aber keine Sprechzettelreform à la Stoiber
nd Müntefering; notwendig ist vielmehr ein großer
urf.






(A) )



(B) )


Ernst Burgbacher

Einen solchen Wurf kann ein Konvent leisten. Des-

halb bitte ich Sie: Unterstützen Sie unseren Antrag und
lassen Sie uns einen neuen Schritt gehen!

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515724600

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Hermann

Bachmaier.


Hermann Bachmaier (SPD):
Rede ID: ID1515724700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

Herren! Verehrte Kollegen von der FDP – es sind nur
noch zwei anwesend; daran merkt man, wie ernsthaft Sie
dieses Anliegen verfolgen –,


(Widerspruch des Abg. Ernst Burgbacher [FDP])


fällt Ihnen denn wirklich nicht mehr ein als dieses locker
vom Hocker formulierte Machwerk, um es in Anbetracht
der Abendstunde freundlich auszudrücken? Man sollte
den Antrag einmal lesen.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Ja bitte!)

Was Sie hier produziert haben, liegt meines Erachtens
unterhalb des Niveaus eines Parlaments. Das gilt schon
allein für die Art und Weise, wie Sie den Antrag formu-
liert haben.


(Widerspruch des Abg. Ernst Burgbacher [FDP])


– Doch! Sie sollten den Antrag noch einmal lesen.
Selbstverständlich steht die Modernisierung der

bundesstaatlichen Ordnung nach wie vor auf der
politischen Tagesordnung. Wir werden alles daran setzen
– das sollten auch Sie tun –, um auf der Basis der bereits
auf zahlreichen Gebieten gefundenen Kompromisse die
bestehende Kompetenzverflechtung zwischen Bund und
Ländern zu entflechten. Von der Sache her sind wir uns
alle einig über das, was wir erreichen müssen.

Derzeit ist es für die Bürgerinnen und Bürger kaum
noch erkennbar, geschweige denn nachvollziehbar, wer
für welche Regelungen verantwortlich ist. Deshalb sind
klarere Zuständigkeiten und mehr Transparenz bei der
Gesetzgebung notwendig. Das war die Grundlage der
Föderalismuskommission, deren Einrichtung wir vor
mehr als einem Jahr beschlossen haben.

Darin, dass Deutschland eine Reform des Föderalis-
mus braucht, sind wir uns alle einig. Darüber müssen wir
von Ihnen nicht belehrt werden. Es werden auch nach
wie vor allenthalben Versuche unternommen, doch noch
einen Kompromiss zu finden. Es wäre hilfreich und gut,
wenn Sie sich an dieser Suche beteiligen würden. Das
bezieht sich auch auf die Ihnen politisch verbundenen
Länderchefs; denn bei denen hapert es zurzeit noch.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D s ist meines Erachtens verfehlt, die Verantwortung dort inzuschieben, wo sie nicht hingehört. Was wir am wenigsten brauchen, Herr Kollege urgbacher, ist ein neues Gremium, das mit der Arbeit, ie wir in der Föderalismuskommission bereits geleistet aben – Sie waren daran beteiligt –, wieder von vorne eginnt. Sie wollen wieder von vorne beginnen, statt das u Ende zu führen, was wir bereits angefangen haben. Ihren eigenen Antrag nehmen Sie offensichtlich selbst icht so ernst. Das sieht man schon an der flüchtigen ormulierung und der fast inhaltslosen Begründung. Für in so bedeutendes Anliegen ist das eine im wahrsten inne des Wortes läppische Begründung. Ich hätte in Ihrem Antrag etwas mehr Einfallsreich um und eine etwas tiefer gehende Behandlung des Theas erwartet, um wenigstens einige Konturen für dieses on Ihnen vorgeschlagene nebulöse Gremium zu schafen. Als Vorbild für Ihre Idee dient Ihnen der euroäische Konvent. Als Vorteil einer solchen dem euroäischen Konvent entsprechenden Versammlung führen ie an, dass nicht alle Beteiligten unmittelbar in eigener ache betroffen seien. Schauen Sie sich doch einmal die Zusammensetzung es europäischen Konvents an! Dann werden Sie festtellen, dass dort Frauen und Männer saßen, die von anz bestimmten Institutionen entsandt worden waren nd ihre Aufgaben in deren Sinne erledigt haben. Dort aßen Vertreterinnen und Vertreter der Regierungen der itgliedstaaten und der beitrittswilligen Länder, der na ionalen Parlamente – mit Erwin Teufel übrigens auch in alter Bekannter aus der Föderalismuskommission – nd des Europäischen Parlaments sowie der EU-Komission. Dieses Gremium war klar konturiert. Aber von olchen Konturen ist bei Ihnen weiß Gott nichts zu erennen. Insgesamt waren es 105 Frauen und Männer, die starker Rückkoppelung an die Institutionen, die sie esandt hatten – das galt zum Beispiel auch für die Verreter des Deutschen Bundestages –, einen Kompromiss esucht haben. Wir Parlamentarier stehen nun in der Pflicht, eine Lö ung zu finden. iese können und wollen wir nicht an ein außerparlaentarisches Gremium delegieren. Wer das tut, der ill nichts anderes, als sich zumindest ein Stück weit aus er Verantwortung zu schleichen. Oder wollen Sie etwa it Ihrem Antrag nur ein bisschen Show erzeugen, um ie Aufmerksamkeit auf sich zu lenken? Das wäre ein ntauglicher Versuch, wie Sie an der großen Beteiligung ei der heutigen Debatte erkennen können. Verehrter Herr Burgbacher, das Wegdrücken der Ver ntwortung an einen Konvent spricht nicht für ein ausgerägtes parlamentarisches Selbstbewusstsein. Schon eshalb sehen wir keinerlei Grund, dem Antrag der FDP uzustimmen. Die Föderalismuskommission ist entgegen Ihren Be auptungen mit ihrer Arbeit gut vorangekommen. Auf ieser Grundlage sollten wir aufbauen. Es erstaunt, dass Hermann Bachmaier Sie der Föderalismuskommission, der Sie angehört und in der Sie mitgewirkt haben, unterschwellig sogar vorwerfen, ihr habe es wohl an ausreichendem Sachverstand gemangelt. (Ernst Burgbacher [FDP]: Das habe ich nie getan!)


(Ernst Burgbacher [FDP]: Das ist wohl wahr!)





(A) )


(B) )


– Doch, das klingt durch. – Sie wollen daher den Kon-
vent, wie Sie sagen, mit „ausgewählten Wissenschaft-
lern“ besetzen. Auch in diesem Punkt kann ich keinen
großen Unterschied zur Föderalismuskommission erken-
nen. Sie werden sich vielleicht daran erinnern – oder ha-
ben Sie das übersehen? –, dass sich zwölf ausgewiesene
Wissenschaftler und Sachverständige aktiv und sehr
kompetent an den Beratungen der Föderalismuskommis-
sion beteiligt haben und mit dafür gesorgt haben, dass
wir vorangekommen sind. Ich frage mich, woran es
liegt, dass Ihnen das offenbar entgangen ist. Schließlich
war sogar Ihr ehemaliger Bundesjustizminister Professor
Dr. Schmidt-Jortzig, Ordinarius für öffentliches Recht,
dabei.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Dessen Vorschläge wurden abgeschmettert!)


– Man kann nicht in allem Recht bekommen. Oder sind
Sie anderer Meinung? Ich glaube, dass Sie sich biswei-
len etwas übernehmen.

Darüber hinaus haben von Anfang an kommunale
Spitzenvertreter und hochrangige Vertreter der Landes-
parlamente die Arbeit der Föderalismuskommission be-
gleitet und unterstützt. Wenn Sie diese Arbeit nun mit
Ihrem Antrag infrage stellen, weil die Kommission lei-
der ohne endgültiges Ergebnis geendet hat, dann ist das
auch ein Schlag in das Gesicht derjenigen, die sich über
ein Jahr intensiv um einen Kompromiss bemüht haben,
und zwar über alle Parteigrenzen hinweg, und die sich
mit sehr viel Engagement und Fachwissen eingebracht
haben. Herr Burgbacher, waren Sie damals auf einer an-
deren Veranstaltung als ich? Manchmal kommt es mir
fast so vor, wenn ich Sie über das, was wir in der Födera-
lismuskommission geleistet haben, reden höre und Ihre
wegwerfende, fast schnoddrige Gestik sehe.

Sie wollen offenbar eine Elderstatesman-Veranstal-
tung. Sie schmücken Ihren Antrag mit klangvollen Na-
men, alles honorige Herren – das ist keine Frage –, wenn
auch leider nur Herren. Wir haben jedenfalls keine Lust,
zuzuschauen, wie andere unsere Arbeit machen, und
letztendlich die Ergebnisse nur noch abzunicken. An
dieser Herabwürdigung der Parlamentsarbeit beteilige
ich mich nicht; denn wir haben in der Föderalismuskom-
mission gute Arbeit geleistet.


(Beifall bei der SPD)

Die Namen, die Sie aufführen, haben Sie ja wohl dem

bereits existierenden Zusammenschluss „Konvent für
Deutschland“ entnommen, dessen Vorsitzender der von
uns allen hoch geschätzte Professor Roman Herzog ist.
Ihr Ziel scheint wohl zu sein, diesen Zusammenschluss
sozusagen zu veredeln und ihm einen staatlichen Auftrag
zu verschaffen.

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(C (D Dieser Kreis von verdienten Persönlichkeiten hat sich ereits mehrfach begleitend zu den Arbeiten der Komission zu Wort gemeldet. Dagegen ist natürlich überaupt nichts einzuwenden. Im Gegenteil: Wir freuen ns. Ich habe nichts dagegen, wenn gute Ideen – von em auch immer – vorgebracht werden. Jeder ist herzich eingeladen, Anregungen zu liefern, die die Föderaismusdiskussion doch noch zu einem Schlusserfolg fühen. Das kann aber nur eine Ergänzung unserer Arbeit ein und kein Ersatz. Verehrte Kolleginnen und Kollegen von der FDP, die er Antrag ist es eigentlich kaum wert, dass wir uns läner damit aufhalten. Wir haben im Zusammenhang mit er Föderalismusreform Wichtigeres zu tun. Das sollten ir anpacken und daran sollten auch Sie mitwirken. Vor allem brauchen wir im Bildungsbereich – das ist er Schlüsselpunkt – und im Hochschulbereich Verstänigungsbereitschaft und eine Einigung. Machen Sie Ihre ausaufgaben und klären Sie einmal in Ihren eigenen eihen, ob Sie sich zum Beispiel der Forderung Ihrer euen Bildungsexpertin Cornelia Pieper nach bundesinheitlichen Bildungsstandards anschließen wollen! ie haben Herrn Schröder aber einen Vorwurf gemacht, bwohl er kompromissbereit war. Deshalb ist es ein itz, dass Sie solche Behauptungen aufstellen. Ihnen ntgeht offensichtlich einiges von dem, was sich in Ihren eihen abspielt. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, fan en Sie bitte Ihre Ministerpräsidenten ein, damit wir uch im Bildungsbereich eine Einigung erzielen und die ommissionsarbeit letztlich zu einem guten Abschluss ringen können. In 80 Prozent der Fälle haben wir gute Lösungen erar eitet. Jetzt fehlt nur noch ein Kompromiss in diesem entralen Bereich. Den sollten wir bald finden, damit die efundenen Ergebnisse nicht in unserer Hand zerbröseln, ondern in einen Gesamtkompromiss eingebunden weren. Wir sollten keine Schaukämpfe führen, sondern an ie Arbeit gehen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ernst Burgbacher [FDP]: Ergebnis null! Und Sie lassen sich das bieten!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515724800

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Thomas Strobl.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1515724900

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Vielleicht liegt es an der Fastenzeit: Ich weiß gar
icht, welche Laus dem Kollegen Bachmaier über die
eber gelaufen ist, dass er so ärgerlich mit diesem An-
rag der FDP umgeht.
Dass wir heute diesen Antrag in erster Lesung beraten

nd debattieren, ist aus zweierlei Gründen aller Ehren
ert. Erstens ist und bleibt die Reform unserer föderalen
rdnung eines der wichtigsten Reformprojekte in der






(A) )



(B) )


Thomas Strobl (Heilbronn)


Bundesrepublik Deutschland. Zweitens hat es schon
seine Ordnung, dass wir den Antrag heute diskutieren,
Herr Kollege Bachmaier, denn Sie sagten ja nicht ganz
zu Unrecht, dass wir in der Föderalismuskommission in
vielen Punkten Übereinstimmung erzielt haben und dass
ausformulierte Verfassungsartikel vorliegen. Allerdings
haben es bis zum heutigen Tag und bis zur jetzigen
Stunde weder die Bundesregierung noch die rot-grüne
Koalition geschafft, auch nur einen einzigen Gesetzent-
wurf vorzulegen, der hier im Deutschen Bundestag ver-
abschiedet werden könnte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Wir werden doch keine Teile herausbrechen!)


Das ist bitter, aber vielleicht sind Sie auch deshalb so är-
gerlich.

Das Thema bleibt wichtig. Altbundespräsident
Roman Herzog hat die Föderalismusreform zu Recht als
eine „Lebensfrage der Republik“ bezeichnet. CDU und
CSU haben immer gesagt, dass eine Entflechtung der
vielen Zuständigkeiten von Bund und Ländern viele
Entscheidungsfindungsprozesse in Deutschland wie-
der einfacher, klarer und transparenter machen würde
und dass sie deshalb dringend geboten sei. Es geht auch
um die Entbürokratisierung unserer Staatsorgane. Wir
waren und sind der Auffassung, dass auch eine grundle-
gende Reform der Finanzverfassung ein elementarer
Bestandteil einer Neuordnung der bundesstaatlichen
Ordnung sein muss.

Wie Sie alle wissen, wurde im Oktober 2003 eine
Kommission von Bundestag und Bundesrat gegründet,
um genau eine solche Reform vorzubereiten und kon-
krete Vorschläge zu machen. Über das Jahr 2004 hinweg
hat diese Kommission in vielen Bereichen beachtliche
Ergebnisse erzielt. In einer ganzen Reihe von Fragen
waren sich die Vertreter von Bund, Ländern und Kom-
munen einig geworden und es lagen fertig formulierte
Verfassungsartikel auf dem Tisch. Das darf hier schon
noch einmal festgehalten werden.

Kurz vor dem greifbar nahe scheinenden Erfolg ist
die Kommission zur Reform der bundesstaatlichen Ord-
nung jedoch gescheitert. Wie konnte das geschehen? Das
geschah in erster Linie – der Kollege Burgbacher hatte
es angesprochen –, weil die rot-grüne Bundesregierung,
allen voran Bundeskanzler Gerhard Schröder, im letzten
Moment die Entscheidung getroffen hat, kein Ergebnis
sei für die Bundesregierung das bessere Ergebnis.


(Ernst Burgbacher [FDP]: So ist es!)

Plötzlich reklamierten der Bundeskanzler und auf

seine Weisung hin die bislang ganz stillen Vertreter der
Bundesregierung in der Kommission mehr Kompeten-
zen für die Bildungspolitik. Sie taten dies, obwohl, ja,
vielleicht gerade weil sie wussten, dass dies ein Politik-
feld ist, auf dem die Länder – auch die SPD-regierten
Länder, Herr Kollege Bachmaier – niemals auf Kompe-
tenzen verzichten werden. Die jüngste Verfassungsrecht-
sprechung zur Juniorprofessur und zur Einführung
von Studiengebühren gibt den Ländern hier voll und
ganz Recht: Beide Entscheidungen können doch nur als

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(C (D challende Ohrfeigen für die rot-grüne Bundesregierung ezeichnet werden. Vor diesem Hintergrund ist auch der jüngst noch einal gemachte Vorschlag von Bundesinnenminister chily, der Bund solle sich um Elitehochschulen kümern, die Länder um den Rest, hinfällig. (Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Das war ein echter Schily!)


ie Karlsruher Richter haben dem Bund vor allem im
tudiengebührenurteil in scharfer Deutlichkeit bildungs-
olitische Grenzen gesetzt; Hochschulpolitik sei Länder-
ache, der Bund habe sich hier zurückzuhalten.
Der „Tagesspiegel“ vom 31. Januar 2005 kommen-

iert dies übrigens wie folgt:
Der Tenor des Urteils passt nicht zu Schilys mär-
chenhaftem Motto, dass die Guten ins Bundestöpf-
chen kommen, die weniger Guten ins Landeskröpf-
chen.

ier setzt sich doch nur fort, was sich schon in der Bun-
esstaatskommission gezeigt hat: Nachdem die Bundes-
egierung über Monate hinweg lustlos, sprachlos und
deenlos die Arbeit der Föderalismuskommission beglei-
et hat, ist sie dann zum Schluss hin auf einmal sehr aktiv
eworden. Aber sie ist nicht konstruktiv, sondern aus-
chließlich destruktiv in die Arbeit der Föderalismus-
ommission eingestiegen. Erst waren Frau Zypries und
rau Künast über Wochen hinweg stumm, dann haben
ie sich in Schröders Auftrag eingemischt; aber sie ha-
en nur Sand ins Getriebe gestreut.
So scheint mir auch der Vorschlag des Bundesinnen-
inisters Schily nicht dazu angetan, die Föderalismusre-
orm doch noch in Gang zu bringen. Im Gegenteil: Er ist
or allem ein weiterer Versuch der Bundesregierung,
ine fixe Idee am Leben zu erhalten, nämlich dass nur
ie es ist, die Deutschlands Bildungswesen retten kann.
ch zitiere nochmals aus dem „Tagesspiegel“:

Daher muss, soll das wohl heißen, Rot-Grün wie
einst Bismarck die deutsche Kleinstaaterei auf Ein-
heit trimmen. Das ist aber Politik für Lieschen und
Fritz. Es ist symbolische Politik mit großen Gesten
und großen Summen.

tatt großer Sprüche und teurer Bundesprogramme sollte
er Bund lieber die Länder über die Steuerverteilung mit
ehr Mitteln ausstatten; dann könnten diese auch mehr
nd bessere Kinderbetreuung anbieten.
Ich bin mir aus der Erfahrung in der Kommission üb-

igens sicher, dass Franz Müntefering, der SPD- und
ommissionsvorsitzende – er hat im Übrigen viele
ompromisslösungen mitgetragen und mitformuliert –
uch hier zu einem Kompromiss bereit gewesen wäre,
m die Verhandlungen zu einem guten Ende zu bringen.


(Ernst Burgbacher [FDP]: So ist es!)

üntefering durfte allerdings nicht mehr; Müntefering
ekam vom Bundeskanzler regelrecht die Prokura entzo-
en, die Verhandlungen zu einem Erfolg zu führen.


(Ute Kumpf [SPD]: So stellt es sich Thomas Strobl vor! So hätte es der Kohl gemacht!)







(A) )


)

Thomas Strobl (Heilbronn)


Nach den Hartz-IV-Reformen ist die Situation jetzt

so, verehrte Frau Kollegin Kumpf, dass der Bundeskanz-
ler erneut eine Politik der ruhigen Hand ausgerufen
hat. Den Wählern wird zugerufen: Keine Sorge, vor den
Wahlen wird es keine großen Veränderungen mehr ge-
ben; wir sorgen dafür, dass ihr nun in Ruhe gelassen
werdet mit Reformen, Einsparungen und Einbußen.

Dabei weiß auch die Bundesregierung – ich hoffe,
auch die Kollegen der SPD wissen es –, dass Deutsch-
land mehr denn je einen klaren Reformkurs braucht.
Mehr Wachstum und Beschäftigung, Rente, Pflege, Ge-
sundheit und eben auch die Reform des Föderalismus:
Dazu bedarf es keiner Projekte, die auf die lange Bank
geschoben werden können.

Trotzig sagt Franz Müntefering: „Der Geist ist aus der
Flasche – das hält keiner mehr auf.“ Ganz richtig ist das
allerdings nicht, Herr Müntefering: „Das hält keiner auf“
trifft wohl nicht auf die Bundesregierung zu. Im Gegen-
teil: Die Bundesregierung und die sie tragenden Fraktio-
nen SPD und Grüne halten sehr wohl auf. Ich frage noch
einmal: Ist seit dem Scheitern der Kommission eine ein-
zige konstruktive Initiative der Bundesregierung bekannt
geworden, die darauf abzielt, vielleicht doch noch zu ei-
ner Einigung zu kommen?

Es muss im Übrigen nicht gleich das ganze Paket
sein. Es gab noch eine ganze Reihe von Feldern, wo sich
Bund, Länder und Kommunen in der Bundesstaatskom-
mission einig waren. Der nordrhein-westfälische Mi-
nisterpräsident Peer Steinbrück sprach sogar von
95 Prozent Einigkeit in der Kommission. Franz
Müntefering – wenn ich ihn aus der „Welt“ zitieren darf
– sagte: Von 18 Projektteilen der Reform sind elf kom-
plett, dazu sind drei bis fünf erreichbar. Ich frage mich,
meine Damen und Herren, warum Sie nicht wenigstens
ein Projekt von diesen elf Projekten zur Abstimmung
hier im Deutschen Bundestag eingebracht haben.

Vieles könnte also gemacht werden, wenn man
wollte. Nur, die Bundesregierung und Rot-Grün wollen
nicht. Daran, verehrter Herr Kollege Burgbacher, wird
leider auch der von der FDP sicherlich in guter Absicht
gestellte Antrag nichts ändern. Rot-Grün will sich bis
2006 durchwursteln. Es fehlt jede Kraft für substanzielle
Veränderungen in diesem Land.

Das wird sich erst nach dem Herbst 2006 ändern,
wenn diese Bundesregierung abgelöst sein wird. Dann
besteht eine realistische echte Chance für die CDU, die
CSU und die FDP, in Deutschland die notwendigen Re-
formen durchzuführen und unser Land für die Zukunft
fit zu machen. Dazu gehört auch die große Reform des
Föderalismus in Deutschland, die wir dann gemeinsam
durchführen.


(Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Da bin ich aber mal gespannt!)


Besten Dank fürs Zuhören.

(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Rainder Steenblock. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ieber Kollege Burgbacher, ich habe Sie in der gemeinamen Arbeit in der Kommission als einen sehr kooperaiven Kollegen schätzen gelernt. Mit einer nur kleinen raktion im Rücken haben Sie, wie auch wir, unendlich iel Arbeit hineingesteckt. Ich stimme Ihnen darin zu: as Ende dieser Kommission, dieser letzte Tag, war chon eine etwas unwürdige Veranstaltung. Demjenigen, der glaubt, mit dem Antrag, der heute orliegt, tatsächlich einen Sprung nach vorn schaffen zu önnen, muss man ganz vorsichtig sagen: Die Herausorderungen, vor denen wir stehen – das hat der Beitrag es Kollegen Strobl sehr deutlich gemacht –, können urch eine Debatte, wie Sie durch Ihren Antrag initiiert orden ist, auch nicht im Ansatz bewältigt werden. urch Ihren in der Sache vielleicht gut gemeinten, aber öllig daneben gehenden Antrag werden Redebeiträge rovoziert, mit denen wir genau an den Punkt kommen, n dem die unwürdige Beendigung der Föderalismusommission noch übertroffen wird. Das kann es nicht ein. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515725000
Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515725100

Es ist doch überhaupt gar keine Frage, dass die Län-
er das Thema Bildung in Geiselhaft genommen haben,
m die Föderalismuskommission zum Schluss scheitern
u lassen, dass sie – darüber sind wir uns doch völlig ei-
ig – insbesondere beim Thema Europa, Art. 23 Grund-
esetz, ein dem Problem völlig unangemessenes Eigen-
nteresse organisiert haben,


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Daran ist es nicht gescheitert!)


as die Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in
uropa völlig unmöglich macht.
Die Herausforderungen, vor denen wir bei der Re-

orm des Föderalismus stehen, sind – darüber sind wir
ns alle völlig einig – riesig. Wir sind in der Kommis-
ion in vielen Teilbereichen ganz große Schritte voran-
ekommen. Aber dann kam die Blockadepolitik. Es war
icht Herr Stoiber, der das letztlich zum Scheitern ge-
racht hat. Herr Stoiber ist von seinen Länderkollegen
rpresst worden, sodass er den Möglichkeiten, die sich
eboten haben, nicht zustimmen konnte.


(Ute Kumpf [SPD]: Der Koch hat die Suppe versalzen! Der war es!)


as wissen wir alle. Das ist auch so dokumentiert. Wir
rauchen uns hier gar nicht mehr lange darüber zu unter-
alten, dass wir dieses Problem so überhaupt nicht in
en Griff bekommen können.
Alle wissen: Die Frage der Föderalismusreform wird

ealistischerweise nur über das Thema Europa gelöst
erden. Wenn wir das Thema „Vertretung der deutschen
nteressen in Europa“ in den Griff bekommen, dann wird

(B)







(A) )



(B) )


Rainder Steenblock

eine Föderalismusreform nicht scheitern. Aber wenn Sie
dieses Thema jetzt so erweitern und sagen: „Wir müssen
in die Reform der bundesstaatlichen Ordnung auch die
Länderneugliederung und den gesamten Finanzausgleich
hineinnehmen“, dann – das wissen Sie – können wir das
nicht wuppen. Das ist gut gemeint, aber jeder, der von
Politik ein bisschen Ahnung hat und bei diesem Thema
offen ist, weiß, dass wir die Reform des Föderalismus so
nicht realisieren können. Wir brauchen Zweidrittelmehr-
heiten in diesem Haus. Wir brauchen Zweidrittelmehr-
heiten im Bundesrat. Wenn dieses Thema zum Gegen-
stand einer Wahlkampfauseinandersetzung gemacht
wird, so wie Herr Strobl es gerade vorgeführt hat, mit
übelsten Beschimpfungen in die eine oder andere Rich-
tung,


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Ich habe die Wahrheit gesagt!)


dann werden wir unserer Verantwortung diesem Thema
gegenüber – das bedeutet, für die notwendige Reform
Zweidrittelmehrheiten organisieren zu müssen – nicht
gerecht. Man muss sehr deutlich sagen: So wird das
nichts werden.

Eine solche Debatte, die hier jetzt gleichsam wie das
Vorabendprogramm der dritten Programme abläuft – da-
für tragen Sie, Herr Burgbacher, leider die Verantwor-
tung –, ist diesem Thema und dieser Aufgabe nicht ange-
messen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deshalb werden wir – das tut mir sehr Leid – Ihrem An-
trag hier und heute nicht zustimmen können. Wir werden
auf dieser Ebene auch nicht zu einer Verständigung da-
rüber kommen, wie es weitergehen soll.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515725200

Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen

Burgbacher?


Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515725300

Ja, gerne.


Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1515725400

Herr Steenblock, sind Sie mit mir der Meinung, dass

es des Deutschen Bundestages nicht würdig ist, dass in
ihm seit Dezember dieses Thema überhaupt nicht behan-
delt wurde? Stimmen Sie mir zu, dass es für eine kleine
Fraktion keine andere Möglichkeit zum Aufsetzen dieses
Punktes gab? Sie wissen, dass wir dieses Thema für den
ersten Tagesordnungspunkt, der uns heute zugestanden
wurde, vorgesehen haben. Früher wäre es nur gegangen,
wenn die anderen Fraktionen mitgemacht hätten. Es
kann aber doch nicht sein, dass der Deutsche Bundestag
das Scheitern der Föderalismuskommission bisher noch
nie thematisiert hat.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Was hat denn Rot-Grün seither gemacht? Nichts! – Gegenruf des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgit w z w m b K e k d v r D w d s i m r d n L r k d B s W I w D D f l z n w t (C (D ter] [SPD]: Hören Sie auf! Was ist das denn für eine Diskussion, Herr Strobl?)



Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515725500

Lieber Kollege Burgbacher, Sie wissen genauso gut
ie ich, dass wir in vielen Punkten Übereinstimmung er-
ielt hatten, aber die Länder gesagt haben, dass es, wenn
ir nicht zu einer Einigung in der Bildungsfrage kom-
en, keine Einigung in irgendeinem anderen Punkt ge-
en wird. Warum sollen wir uns, nachdem auch Herr
ollege Strobl gerade erklärt hat, Herr Burgbacher, dass
s in all den zentralen Fragen keine Einigung geben
ann,


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wir haben doch eine Einigung in vielen Punkten gehabt!)


ie Mühe machen, uns mit Gesetzentwürfen, bei denen
on vornherein klar ist, dass sie nicht durch den Bundes-
at kommen, zu beschäftigen?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ie Blockadehaltung ist deutlich geworden. Die Verant-
ortung dafür tragen die Ministerpräsidenten der Län-
er.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Auch die SPD-Ministerpräsidenten!)


Der Punkt, den ich an dem Verweis auf den Europäi-
chen Konvent, lieber Kollege Burgbacher, positiv finde,
st die Frage der Beteiligung der Parlamente. Ich bin
ir sehr sicher, dass die Möglichkeiten, bei dieser Föde-
alismuskommission zu einem Ergebnis zu kommen,
eutlich besser gewesen wären, wenn sie nicht mit Mi-
isterpräsidenten, sondern mit Volksvertretern aus den
ändern bestückt worden wäre. Das haben wir beim Eu-
opäischen Konvent gesehen. In diese Richtung zu den-
en, halten wir als Grüne für notwendig. Wir glauben,
ie Parlamentarier in den Landesparlamenten und im
undesparlament stehen in der Pflicht. Deswegen müs-
en wir uns auch in Zukunft weiter damit beschäftigen.
enn wir das Thema aber in solch einer Weise, wie von

hnen vorgesehen, implementieren, laufen wir sofort
ieder gegen die Wand.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Sie laufen gar nicht!)


ann werden sich die Fronten nur weiter verhärten.
iese Frontstellungen haben ja überhaupt erst zu dieser
ür Deutschland schlechten Situation geführt.
Ich rufe Sie daher dazu auf, über das Thema Födera-

ismusreform in Deutschland verantwortungsbewusster
u diskutieren. Alle Politiker sind gefordert, mit dem
otwendigen Ernst dieses Thema zu diskutieren. Wenn
ir es populistisch polarisieren und als Wahlkampf-
hema benutzen, dann werden wir alle verlieren.
Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515725600

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf

Drucksache 15/4672 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen, wobei die Federfüh-
rung beim Rechtsausschuss liegen soll. Sind Sie damit
einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überwei-
sung so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 11 a und 11 b so-
wie Zusatzpunkt 7 auf:
11 a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

richts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit

(9. Ausschuss) zu der Unterrichtung durch die

Bundesregierung
Bericht über die Bestandsaufnahme durch die
Deutsche Energie-Agentur (dena) über den
Handlungsbedarf bei der Förderung des Ex-
portes erneuerbarer Energie-Technologien
– Drucksachen 15/1862, 15/4868 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Joachim Pfeiffer

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Joachim Pfeiffer, Dagmar Wöhrl, Karl-Josef
Laumann, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU
Exportinitiative Erneuerbare Energien voran-
treiben
– Drucksache 15/4715 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

ZP 7 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Angelika Brunkhorst, Birgit Homburger, Michael
Kauch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP
Exportinitiative für Erneuerbare Energien
verantwortlich und sachgerecht gestalten
– Drucksache 15/4845 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Wider-
spruch höre ich keinen. Dann ist so beschlossen.

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(C (D Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst er Parlamentarische Staatssekretär Ditmar Staffelt. D Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Deutschland ist ein, wenn nicht das führende and bei Technologien im Bereich erneuerbarer Enerien. Ich denke, dass es sehr vernünftig ist, dass wir uns emeinsam darauf verständigt haben, bezüglich des Exorts dieser Produkte, die insbesondere in vielen mitteltändischen Unternehmen unseres Landes hergestellt erden und in denen in hohem Maße Entwicklungsund orschungsarbeit enthalten ist, initiativ zu werden und ie an verschiedenen Stellen dieser Welt anzubieten. indenergie, Photovoltaik, Biomasse, Geothermie, das ind die Stichworte. Ich glaube, dass der Versuch, die xportmöglichkeiten solcher Produkte weiter zu verbesern und zu optimieren, richtig war und in der Zwischeneit auch gelungen ist. Es ist richtig: Der dena-Bericht entwirft über das ahr 2003 ein durchaus durchwachsenes, kritisches Bild. ber aller Anfang ist schwer. Wir haben daraus gelernt nd für 2004 die entsprechenden Konsequenzen gezoen. Die zur Verfügung gestellten 15 Millionen Euro onnten fast vollständig abfließen, ein gutes Zeichen daür, dass in unserer Industrie und hier vor allem im inustriellen Mittelstand eine hohe Nachfrage existiert. Die Aktivitäten des Jahres 2004 haben überall in der eutschen Wirtschaft hohe Anerkennung gefunden und ind gelobt worden. Es handelt sich um eine Exportiniiative ohne direkte Subvention. Hier greifen die Instruente der Außenwirtschaftsförderung, auch für ereuerbare Energien. Ohne diese Hilfestellung – das agen durchweg alle Unternehmer – hätten viele, vor alem die Mittelständischen, den Markteintritt nicht oder icht so schnell schaffen können. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1515725700

Ich darf hier einmal zitieren:
Dank Ihres Programms und der hervorragenden Ar-
beit der Deutsch-Italienischen Außenhandelskam-
mer gelang es uns schließlich, mit minimalem fi-
nanziellen Aufwand und auf der Basis höchst
professioneller Recherche- und Vorbereitungsar-
beit, den italienischen Markt für unsere Technolo-
gie zu erschließen.

ies ist eine Kommentierung eines der vielen Unterneh-
er, die an dieser Exportinitiative beteiligt waren.
Meine Damen und Herren, wir haben in 2004 sehr

iel getan. Ich will einmal auf diese Leistungsbilanz
erweisen. Insgesamt haben wir als Bundeswirtschafts-
nd -arbeitsministerium an 22 In- und Auslandsmessen
eilgenommen und viele Unternehmer zu sehr günstigen
onditionen mit auf die Reise genommen. Im
ahre 2004 hat die bfai sieben Kontaktveranstaltungen
m In- und Ausland mit dem Schwerpunkt erneuerbare
nergien durchgeführt. Für 2005 sind weitere acht Ver-






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Dr. Ditmar Staffelt

anstaltungen dieser Art – Kontakte herstellen lautet das
Stichwort – vorgesehen.

Unter dem Namen „AHK-Programm für den Markt-
einstieg“ haben wir 27 Geschäftsreisen in 25 verschie-
dene Zielmärkte für erneuerbare Energien veranlasst. Ich
denke, dass die Tatsache, dass 117 deutsche Unterneh-
men mit dabei waren, also dieses Angebot angenommen
haben, ein gutes Zeugnis für das ist, was wir hier in Be-
wegung gebracht haben.

Wir haben darüber hinaus einen Projektstudienfonds
des BMWA mit sieben Machbarkeitsstudien realisiert,
die wiederum den Boden dafür bereiten sollen, dass un-
sere Unternehmen sich in solchen Märkten zu den dort
geltenden Bedingungen einführen und etablieren kön-
nen.

Meine Damen und Herren, vier Demonstrationsob-
jekte in Zielländern – auch das gehört dazu – im Bereich
Solarenergie haben wir realisiert. Außerdem haben wir
in unmittelbarer Nähe, nämlich im Ostseeraum, mit ent-
sprechenden Fördermitteln aktiv die Entwicklung erneu-
erbarer Energien unterstützt, vor allem in den baltischen
Staaten.


(Beifall der Abg. Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich kann also an dieser Stelle nur sagen: Die Bundes-
regierung hat gemeinsam mit der deutschen Wirtschaft
in diesem Bereich ein Potenzial, das wir über die letzten
Jahre entwickelt und geschaffen haben, gut vermarktet.
Wir werden diesen Weg weiter fortsetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich denke, dass die Maßnahmen durch den Mittelan-
satz in Höhe von 15 Millionen Euro für die Exportinitia-
tive in diesem und dem nächsten Jahr aufrechterhalten
werden können. Wir werden das Angebot feinjustieren
und uns insbesondere an dem orientieren, was die Unter-
nehmen nachfragen.

Die Zahlen zur gesamten Außenwirtschaftsinitiative
der Bundesregierung müssen Sie nur nachlesen. Allein
im letzten Jahr konnte bei den deutschen Exporten ein
Plus von über 8 Prozent verzeichnet werden. Deutsch-
land ist Exportweltmeister. Das sagt etwas über die Leis-
tungsfähigkeit unserer Wirtschaft in der Welt aus. Wir
werden unsere Aktivitäten auch in dem Bereich erneuer-
barer Energien verstärken und entwickeln. Damit leisten
wir, von diesem Feld ausgehend, einen wichtigen Bei-
trag zur Verbesserung der Gesamtbedingungen unserer
Volkswirtschaft.

Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515725800

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Joachim Pfeiffer.

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(C (D Frau Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Ich möchte die Gelegenheit und unseren Antrag nuten, um darauf aufmerksam zu machen, wo die Union eim heutigen Stand der Technik auf dem Gebiet der ereuerbaren Energien die besonderen Chancen und Einatzmöglichkeiten derselben sieht, nämlich im Export. Neben der nationalen Schiene gilt es verstärkt, die in ernationalen Aktivitäten anzugehen. Einerseits ist klar, enn in Deutschland Forschung und Entwicklung nicht raktiziert, Demonstrationsanlagen nicht gebaut werden nd kein kommerzieller Nutzen vorhanden ist, tut man ich beim Export und bei der Erschließung ausländischer ärkte schwer. Das haben wir bei anderen Technoloien, wie beispielsweise dem Transrapid – hier haben ir uns 20 Jahre lang schwer getan – gesehen. Andererseits ist es seltsam, wenn trotz schlechterer erfügbarkeit, schlechterer Bedingungen hierzulande ehr gebaut wird als im Ausland. Beispielhaft nenne ich en Windbereich oder die Photovoltaik. Von 8 760 Stunen haben wir in Deutschland im Durchschnitt gerade inmal 900 Sonnenstunden. (Horst Kubatschka [SPD]: Wo leben Sie denn? – Ulrich Kelber [SPD]: 900 Volllaststunden!)

Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1515725900

Ich lebe dort, wo die Sonne öfter scheint als dort, wo
ie herkommen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wo komme ich denn her? – Gegenruf des Abg. Manfred Grund [CDU/CSU]: Das muss eine düstere Gegend sein!)


Das ist allerdings richtig.

(Ulrich Kelber [SPD]: Der weiß ja noch nicht einmal, wie ich heiße!)

Heute Nachmittag hatten wir ein Gespräch mit ameri-

anischen Vertretern der Gebiete der erneuerbaren Ener-
ien. Die durchschnittliche Dauer der Verfügbarkeit von
ind ist in den USA – das hat mich auch überrascht –
nshore mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland.
ei der Photovoltaik sind die Zahlen sogar noch deutli-
her. Trotzdem spielen unsere Anlagen dort bisher nicht
ie Rolle, die sie dort spielen könnten und sollten.


(Horst Kubatschka [SPD]: Sie sind ein richtiger Miesepeter!)


Es gibt mehrere Gründe. Einer ist zweifelsohne das
etzen falscher Anreize im Inland. Wenn es, selbst bei
chlechteren Verfügbarkeiten und klimatischen Rahmen-
edingungen, lukrativer ist, in Deutschland zu investie-
en als dort, wo der Wind weht und die Sonne scheint,
ann ist etwas falsch im Staate Dänemark. Es liegt an
er Überforderung und falschen Politik von Rot-Grün,
n den Maßnahmen, die im Bereich der erneuerbaren
nergien in der Vergangenheit unternommen wurden.
Ein weiterer Grund ist sicher, dass es den überwiegend
ittelständischen und teilweise jungen Unternehmen an
uslandserfahrung und spezifischen Kenntnissen der je-
eiligen Marktbedingungen mangelt. Weiterhin sind der
ustausch und die Vernetzung der mittelständischen






(A) )



(B) )


Dr. Joachim Pfeiffer

Unternehmen in Deutschland bisher nur sehr unbefriedi-
gend ausgeprägt. Hier gilt es anzusetzen.

Darüber hinaus sind beim Export und bei den interna-
tionalen Aktivitäten konsequent die Chancen der Dezen-
tralität auszuspielen. In vielen Gegenden unserer Welt,
wo es kein ausgebautes Netz mit einem ausgeklügelten
Zusammenspiel der verschiedenen Netzebenen wie in
Deutschland gibt, die Entfernungen zu groß sind oder
die Besiedlung zu dünn ist, sind die erneuerbaren Ener-
gien bereits auf dem heutigen Stand der Technik wettbe-
werbsfähig.

Auch unter Klimagesichtspunkten spielen die erneu-
erbaren Energien eine wichtige Rolle: Fossile Energie-
träger können ersetzt und Umweltschäden, beispiels-
weise das Abholzen von Wäldern, vermieden werden.

Daher halten wir diese Exportinitiative für wichtig
und für von zentraler Bedeutung für die weitere Ent-
wicklung der erneuerbaren Energien. Sie sind Technolo-
gien mit Zukunft, doch ihre Potenziale werden kurz- und
mittelfristig in Deutschland beschränkt sein. Es muss
uns also gelingen, unsere Anlagen zur Erzeugung von
Strom aus erneuerbaren Energien auf dem Weltmarkt
konkurrenzfähig zu machen und dementsprechend künf-
tig einen höheren Anteil am internationalen Markt zu er-
reichen.

Die bisherige Arbeit der dena kann als positiv be-
wertet werden. Es ist gelungen, dass nun ein nationaler
Ansprechpartner für Fragen des Exports zur Verfügung
steht, der in engem Kontakt mit den Branchenvertretern
an der Entwicklung eines geeigneten Exportinstrumenta-
riums arbeitet. Ebenso konnten in einem ersten Anlauf
die Informationsdefizite innerhalb der Branche und über
die Branchen hinweg beseitigt werden.

Es besteht aber weiterhin Verbesserungsbedarf hin-
sichtlich der Koordinierung der staatlichen Stellen.
Ebenso wie in anderen Bereichen sind die Kompetenzen
im Energiebereich nicht zielführend in einer Hand ge-
bündelt. Folgende Punkte sind aus unserer Sicht wich-
tige Grundvoraussetzungen, die es jetzt noch zu vertie-
fen und zu verstärken gilt: eine stärkere Ausrichtung an
den Bedürfnissen der Wirtschaft, die Berücksichtigung
der Situation der jeweiligen Branchen und insbesondere
die Erarbeitung eines länderspezifischen Instrumenten-
mixes, der eine sinnvolle Kombination aus Informa-
tionsbereitstellung, Messebeteiligung und Finanzierung
beinhaltet.

Ein besonderer Schwerpunkt der zukünftigen Arbeit
muss aus unserer Sicht die Finanzierung sein. Hier
sollten die bestehenden Instrumente, die sich zum Teil
parallel zueinander entwickelt haben und partiell gegen-
einander wirken, wie der Projektstudienfonds der Au-
ßenwirtschaft des BMWA oder der KfW-Klimaschutz-
fonds, noch besser mit den Zielen der Exportinitiative
verknüpft werden, als dies in der Vergangenheit der Fall
war.

Doch dürfen wir nicht einseitig bleiben, wenn wir uns
mit dem Export von Technologien zur Nutzung erneuer-
barer Energien befassen. Auch andere Technologien
weisen spezielle Vorteile auf, die wir auch im Export

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(C (D esser ausspielen müssen. Als Vergleichsmaßstab nehme ch die CO2-Vermeidungskosten. Die Kraftwerksmoder-isierung bietet ein erhebliches Potenzial, um auch im usland mithilfe von Effizienzsteigerungen zu CO2-insparungen zu kommen. Unter wirtschaftlichen Geichtspunkten muss dieses Feld verstärkt berücksichtigt erden, denn die Steigerung des Wirkungsgrades in gänigen Kraftwerken ist beispielsweise schon für 5 Euro je onne und die Wärmedämmung an Gebäuden für 0 Euro je Tonne zu haben, während jede durch die Nutung der Windenergie vermiedene Tonne CO2 nach demeutigen Stand der Technik mit mindestens 50 bis 00 Euro zu Buche schlägt; bei der Photovoltaik kostet ies sogar über 500 Euro je Tonne. Achten Sie bitte auf die Zeit? Ich komme zum Ende. – Daher plädieren wir dafür, ie Exportinitiative mittelfristig in eine energiewirtchaftliche Gesamtstrategie einzubinden, die mit der odernisierung und mit Effizienztechnologien einhereht. Nur so werden wir insgesamt erfolgreich sein. Vielen Dank. Das Wort hat jetzt die Kollegin Michaele Hustedt. Verehrte Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kolle en! Das ist die dritte Rede, die ich heute halte. Die erste etraf das Kioto-Protokoll und befasste sich damit, waum wir noch mehr für den Klimaschutz tun müssen; die rneuerbaren Energien sind ein wesentlicher Bestandteil ieser Bemühungen. Die zweite Rede bezog sich auf die tärkung des maritimen Standortes und darauf, dass die ffshore-Windparks eine neue Säule dieser Standorte erden können, weil sie Arbeitsplätze im Bereich Häen, neue Schiffe, Montage und Wartung schaffen könen und weil 45 Milliarden Euro in diesen Bereich der innenwirtschaft investiert werden. Jetzt sind wir beim ritten positiven Bestandteil des Komplexes erneuerbare nergien und befassen uns damit, dass es hier eine rieige Exportchance für eine junge Technologie gibt. Durch unser deutsches EEG sind wir inzwischen das nnovationszentrum der Welt in Bezug auf die Fördeung der erneuerbaren Energien geworden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515726000
Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1515726100

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515726200
Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515726300

ir haben dafür tatsächlich Geld mobilisiert. Meines Er-
chtens bewegen sich die Kosten dafür in vertretbarem
ahmen; 1 Euro pro Person und Monat halte ich für
urchaus vertretbar. Aber es hat uns Geld gekostet, die-
en Innovationsvorteil gegenüber anderen Ländern zu
rarbeiten; jetzt geht es darum, davon auch zu profitie-
en.






(A) )



(B) )


Michaele Hustedt

Es gab also gute Gründe für mich, heute drei Reden

über erneuerbare Energien und Umweltschutz sowie die
Stärkung des Binnenstandorts und der Exportnachfrage
für die erneuerbaren Energien zu halten.

Herr Pfeiffer, Export ohne ein Schaufenster am Bin-
nenmarkt funktioniert nicht.


(Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Habe ich doch gesagt!)


Folgendes ist Ihr Problem: Sie wollen das EEG abschaf-
fen und wettern gegen das, was wir hier gemacht haben.
Wir sind aber erst dadurch, dass wir in Deutschland vo-
rangegangen sind, in die Position gekommen, dass andere
Länder auf uns schauen und sagen, wenn sie eine ähnli-
che Entwicklung erreichen wollten, müssten sie erstens
die deutschen Gesetze kopieren und zweitens die deut-
schen Technologien kaufen.

Dass sich Klimaschutz auch wirtschaftlich lohnt, ist
damit bewiesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Deswegen ist es gut, dass Herr Staffelt hier geredet hat.
Hier geht es nicht um Entwicklungshilfe oder darum, ir-
gendwelchen armen Ländern mit deutschem Geld zu
helfen, etwas Gutes zu tun. Es geht hier vielmehr um
beinharte Wirtschaftspolitik.

Ein Land wie China, das derzeit wirtschaftlich ganz
gut in Fahrt ist, braucht nicht unser Geld, um sich zu ent-
wickeln. China hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020
19 Prozent seiner Energieversorgung – für unser kleines
Land ist es ein gigantischer Markt – auf der Grundlage
erneuerbarer Energien bereitzustellen. Auf der Re-
newable Conference in Bonn hat China erklärt, sein
Partnerland sei in diesem Bereich Deutschland. Das ist
ein wirklich riesiger Erfolg deutscher Energiepolitik.
Hier wird eine Zukunftsbranche aufgebaut; dies wollen
wir fördern.

Großbritannien steigt nun mit Blick auf seine guten
Offshore-Standorte ebenfalls in eine stärkere Windkraft-
förderung ein. Mit dem von der FDP vorgeschlagenen
Modell hat es in Großbritannien nicht geklappt. Deswe-
gen ist man dort trotz guter Windstandorte so meilenweit
hinter uns her. Obwohl es dort so viele Küsten gibt, hat
man kaum Windanlagen. Jetzt hat man gemerkt, dass das
Modell der FDP nicht funktioniert,


(Michael Kauch [FDP]: Das ist doch Unsinn!)

und steigt in eine offensive Förderung der Windenergie
ein. Auch an den britischen Markt müssen wir heran.
Darüber hinaus müssen wir in Frankreich und Spanien
mit den neuen deutschen Technologien dabei sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es geht darum, mit wenig Geld viel zu bewirken. Alle
reden vom Innovationsstandort Deutschland. Im Bereich
der erneuerbaren Energie ist er lebendig. Zunächst sind
die Top-Ten-Länder zu benennen. Die mittelständische
deutsche Wirtschaft kann nicht versuchen, die gesamte
Welt wirtschaftlich zu erobern. Aber wir können feststel-

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(C (D en, in welchem Land die gesetzlichen Rahmenbedinungen so sind, dass sich ein Fenster auftut und ein Aufruch erfolgt. Solche Rahmenbedingungen hat in eutschland die rot-grüne Bundesregierung geschaffen. avon lernen andere Regierungen zurzeit, zum Beispiel n Spanien, in Großbritannien, aber auch in Frankreich. ir müssen den kleinen und mittelständischen Unterehmen helfen, in diesen Ländern Fuß zu fassen. Ferner müssen wir den Auftritt deutscher Unter ehmen in diesen Ländern stärken und über die Hanelskammern Austauschprogramme organisieren. Die ammern sind hier sehr engagiert und haben auch schon erschiedenste Programme organisiert. Sie holen Leute us den Ländern, in denen es mit den erneuerbaren Enerien richtig losgeht, nach Deutschland und zeigen ihnen, as hier an Beeindruckendem geleistet wurde. Herr toiber hat als Erstes den chinesischen Ministerpräsidenen zu einer Biogasanlage geführt und war dann stolz ie ein Honigkuchenpferd; dem EEG hat er im Bundesat aber nicht zugestimmt. Hier ist ein gewisser Widerpruch zu erkennen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515726400

Denken Sie bitte an die Redezeit.


Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515726500

Ich komme zum Schluss.
Es geht also darum, diesen Know-how-Transfer zu

rganisieren. Die Menschen müssen hierher kommen
nd sehen, was wir hier erreicht haben. Zugleich müssen
ertreter der mittelständischen Wirtschaft in diese Län-
er fahren, damit sie die Kontakte knüpfen können, die
rforderlich sind, um dort Fuß zu fassen.
Ich freue mich, dass die CDU/CSU diesen Ansatz im
rundsatz unterstützt. Allerdings wäre ein gemeinsamer
ntrag schöner gewesen. Dies wäre denkbar gewesen.
ie durften nicht. Aber vom Inhalt her sind wir uns ei-
ig. Wir sollten gemeinsam in Zukunft versuchen, diese
nitiative in beiden Ausschüssen, im Wirtschafts- und im
mweltausschuss, konstruktiv zu begleiten und voran-
ubringen.
Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515726600

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Angelika
runkhorst.


Angelika Brunkhorst (FDP):
Rede ID: ID1515726700

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Deutschland verfügt im Bereich der erneuerbaren
nergien über Spitzentechnologie und ist Weltklasse.
as stimmt. Das ist erfreulich und sollte auch so bleiben.
a sind wir ganz Ihrer Meinung.






(A) )



(B) )


Angelika Brunkhorst

Umso ärgerlicher ist es, dass die Exportrate in die-

sem Bereich bislang leider nur 20 Prozent ausmacht. Im
Hinblick darauf, dass gerade der – eben so hoch geprie-
sene – asiatische Raum – ich will die Länder nicht im
Einzelnen nennen – bekannt dafür ist, dass er in allerers-
ter Linie daran interessiert ist, Technologien zu kopieren,
ist es umso dringlicher, dass wir Gas geben und die
Technologien der erneuerbaren Energien stärker etablie-
ren.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Der Anteil ist aber schon auf über 20 Prozent gestiegen! Der ist deutlich am Steigen!)


– Herr Kelber, wir haben im Oktober fraktionsintern eine
Expertenrunde mit der dena, der KfW und der GTZ
durchgeführt. Seit Oktober wird dieser Anteil nicht nen-
nenswert gestiegen sein.


(Ulrich Kelber [SPD]: Es sind aber die Zahlen für 2003, die Sie nennen!)


– Wir werden nachfragen. Vielleicht ist der Anteil ja um
0,2 Prozentpunkte gestiegen. Das wäre hervorragend.

Wir müssen neben der erforderlichen Stärkung der
Marketingaktivitäten den Informationsfluss erhöhen.
Wir müssen die Vernetzung der Wirtschaft, der Wissen-
schaft und der Verbände stärken und deren Erkenntnisse
den exportwilligen KMU gebündelt, also nur in einem
Portal, zur Verfügung stellen.

Des Weiteren muss man sich natürlich fragen: Ist der
Exportwille der Branche der erneuerbaren Energien
eventuell nicht größer als der Importwille der Ziellän-
der? Da sollte man einmal genauer hinschauen. Das
BMU ist immer geneigt, das EEG möglichst gleich mit-
zuexportieren, quasi als Türöffner, weil die Partner an-
sonsten vielleicht nicht ganz so willig sind. Das will ich
hier in den Raum stellen.

Wir von der FDP fordern schon seit langem, dass die
Aufmerksamkeit der Zielländer auf die Leistungspoten-
ziale der flexiblen Kioto-Mechanismen


(Beifall bei der FDP)

und auf die Möglichkeiten der technologischen und tech-
nischen Zusammenarbeit gerichtet wird und dass nicht
der unzutreffende Eindruck erweckt wird, dass aus-
schließlich das EEG ein ohne Alternativen nachahmens-
wertes Förderinstrument ist. Das sehen wir nicht so.


(Beifall bei der FDP)

Jetzt, da die europäische Linking Directive verab-

schiedet ist, sind die Voraussetzungen für den Einsatz
der flexiblen Kioto-Instrumente CDM und JI hervorra-
gend. Die FDP fordert deswegen auch, diese sofort pra-
xistauglich umzusetzen und nicht länger Zeit zu verlie-
ren. Wenn die CO2-Minderungszertifikate im Preissteigen werden, sehen wir darin – das sieht auch die
KfW so – durchaus auch Möglichkeiten der Steigerung
der Exportraten. Das gleiche Potenzial sehen wir für den
Emissionshandel insgesamt.

Kritisch bewertet wird von Experten der dena, der
KfW und der GTZ, dass der Verwaltungs- und Bürokra-

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(C (D ieaufwand für die Projektierung dieser Klimaschutzvoraben viel zu hoch ist. Man sollte das Ganze vielleicht urch eine Standardisierung der Finanzdokumentationen nd durch eine Standardisierung der Rahmenverträge traffen. Damit könnten auch die Transaktionskosten geenkt werden. Ein weiteres Erschwernis ist aus unserer Sicht, dass ie Hermeskredite nicht in Lokalwährung zurückgeahlt werden können. Damit ist das Risiko der Schwanung der Währung nicht ausgeschaltet. Ich möchte aber auch noch ein paar positive Dinge nmerken. Frau Kollegin, Ihre Redezeit ist schon vorbei. Das chaffen Sie nicht mehr. Machen Sie bitte einen Schlussatz! Einen letzten Aspekt bitte. – Wir meinen, dass die be onderen Chancen der erneuerbaren Energien gerade dain liegen, dass es in den Zielländern noch keine Netze ibt, dass dort Energie gebraucht wird und dort ein deentraler Aufbau vonstatten gehen kann. Wir sehen der anzen Sache optimistisch entgegen. Wir meinen, die andlungsfelder sind klar. Sie können bearbeitet weren. Wir glauben daran, dass im neuen dena-Bericht, der rgendwann kommen wird, durchaus höhere Exportraten erkündet werden. Lassen Sie uns also in diesem Sinne weitermachen! (Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Dann sind wir uns einig!)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515726800
Angelika Brunkhorst (FDP):
Rede ID: ID1515726900


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515727000

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Axel Berg.


Dr. Axel Berg (SPD):
Rede ID: ID1515727100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolle-

innen und Kollegen! Wir haben gesehen, dass es zwi-
chen uns jede Menge Übereinstimmungen gibt. Ich
inde es sehr schade, dass alle Versuche, einen gemeinsa-
en Antrag zu erarbeiten, an der üblichen Bockigkeit
er Opposition gescheitert sind. Das Ergebnis ist, dass
ns heute zwei Anträge vorliegen, in denen dasselbe ge-
ordert wird: dass deutsche Unternehmen unterstützt und
pitzentechnologien im Bereich erneuerbarer Energien
ns Ausland verkauft werden. Ich hätte es wunderschön
efunden, wenn wir wenigstens in diesem kleinen Teil
ines Politikfeldes an einem Strang gezogen hätten.
ber es waren wieder einmal die Ideologien und Rituale,
ie eine Kooperation verhinderten.


(Beifall der Abg. Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Heute Morgen haben wir die Opposition stundenlang
ber die Wirtschaftslage lamentieren sehen. Konkrete
ösungsvorschläge haben wir leider nur sehr wenige ge-
ört.






(A) )



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Dr. Axel Berg


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Das ist falsch, was er sagt!)


Herr Dr. Pfeiffer hat eben gejammert – auch das war
symptomatisch –, dass sich die Nutzung der Windkraft
in Deutschland überhaupt nicht lohnt, weil wir zu wenig
Energie haben.


(Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Wir haben zu wenig Wind! Das ist das Problem!)


Aber, Herr Pfeiffer, der Witz ist doch, dass wir Deut-
schen den windstarken Nationen, den Engländern und
Franzosen, die jede Menge Atlantikküsten haben, ge-
zeigt haben, wie es geht. Umso interessanter ist es für
sie, diese Technologien zu übernehmen.

Man kann den erneuerbaren Energien kritisch gegen-
überstehen. Meinetwegen kann man auch gegen das
EEG sein. Aber wenn wir diese Spitzenprodukte, die an-
dere Länder kaufen können und wollen, schon haben,
dann sollten wir unsere Unternehmen in Deutschland un-
terstützen. Hier geht es um Arbeitsplätze. Wenn Ihnen an
Arbeitsplätzen gelegen ist, dann stimmen Sie unserem
Antrag bitte zu.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Schauen Sie sich die Exportzuwächse an; diese Ent-
wicklung ist wirklich überaus erfreulich – und das, ob-
wohl wir aufgrund des starken Euro beim Export er-
schwerte Bedingungen vorfinden. In diesem Bereich ist
die Exportentwicklung in Deutschland so dynamisch wie
in keinem anderen europäischen Land. Im Jahr 2004
ging es für mehrere Branchen aufwärts. Teilweise gab es
auch einen nennenswerten Zuwachs an Arbeitsplätzen.
Das war in sämtlichen exportorientierten Branchen der
Fall: dem Maschinenbau, dem KFZ-Bau, der Mess-,
Steuer- und Regelungstechnik, insbesondere im Medi-
zinbereich, der Metallerzeugung usw. Auch die Branche
der erneuerbaren Energien konnte mächtig punkten.

Misslich ist jedoch, dass die Globalisierung an klei-
nen Unternehmen fast spurlos vorbeigegangen ist. Ge-
rade wurde die Umsatzsteuerstatistik für das Jahr 2002
vorgelegt. Darin steht, dass bei Unternehmen mit Umsät-
zen von weniger als 1 Million Euro gerade einmal
2 Prozent ihres Umsatzes auf dem Export beruhen. Mit-
telständler stehen etwas besser da. Unbestritten ist, dass
KMU, also kleine und mittlere Unternehmen, dringend
Hilfe bei ihrem Engagement im Ausland brauchen. Im
Gegensatz zu den großen verfügen die kleinen Unterneh-
men einfach nicht über das entsprechende Know-how
und die personellen Kapazitäten, um in anderen Ländern
Fuß zu fassen. Wie wichtig der Mittelstand ist, muss ich
Ihnen nicht erklären.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Deutschland
nimmt sowohl bei der Nutzung als auch bei der techno-
logischen Entwicklung erneuerbarer Energien weltweit
einen Spitzenplatz ein. Hier ist eine leistungsfähige und
hoch innovative Industrie entstanden. Was die Nutzung
angeht, so müssen wir diesen Spitzenplatz meines Er-
achtens nicht auf Dauer behalten; denn auch andere Län-

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(C (D er sollen unsere Produkte kaufen. Deswegen haben wir ie Exportinitiative für erneuerbare Energien bechlossen und die dena, die Deutsche Energie-Agentur, it ihrem Aufbau und ihrer Umsetzung beauftragt. Nach einem etwas schleppenden Start kann man heute agen, dass wir einiges erreicht haben, zum Beispiel die ernetzung von deutschen und internationalen Akteuren n Wirtschaft und Politik und die Informationsdienstleisungen für deutsche Unternehmen über die Auslandsärkte. Wir erwarten, dass hier bald eine anständige Daenbank erstellt wird. Über die Hilfestellungen bei der arkterschließung haben wir gerade schon viel gehört. Insbesondere die KMU brauchen beim Einstieg in usländische Märkte Hilfe. Deswegen ist die Exportiniiative ein sehr wichtiges Instrument. Sie ist ein effekives Förderinstrument, das ganz gezielt die Unternehen unterstützt, die Geschäfte mit Sonne, Wind, Wasser, iomasse und Erdwärme betreiben. Wenn sich im Rahen der Entwicklungshilfe Kooperationen ergeben, mso besser. Ich stelle mir übrigens vor, dass wir all diese Instruente einer begleitenden Evaluation unterziehen. Wir ollen wissen, welche Effekte die einzelnen Maßnahen erzielen, etwa die Messeförderung. Da müssen wir atürlich nachhaken. Punkt ist: Wir wollen, dass in eutschland mit Hightech Geld verdient wird. Wir haen Spitzentechnologien und jetzt müssen wir dafür soren, dass diese auch verkauft werden. Sollte auch der xport anderer Dinge, wie zum Beispiel unseres EEGs ewünscht werden – die Chinesen diskutieren darüber –, ären wir natürlich hocherfreut, unsere Unterstützung eben zu können. Verstärkt wird die ganze Entwicklung durch das ioto-Protokoll, das gestern in Kraft getreten ist. Der ind frischt auf und das Schiff gewinnt dadurch an ahrt. Wir sehen eine Dynamik, die sich erst langsam ntwickelt und die ganz stark werden wird, weil die Notendigkeit, Energie effizienter zu nutzen und erneuerare Energien zu fördern, global ganz augenscheinlich ird. Langsam kriegen es weltweit auch die letzten chlafmützen mit: Wer am meisten aus der angebotenen nergie herausholen kann, wer am effizientesten arbeitet nd wer die besten Technologien im Bereich der erneurbaren Energien hat, der, meine lieben Freunde von der pposition, wird auch und gerade im internationalen ettbewerb die Nase vorn haben. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515727200

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Doris Meyer.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Doris Meyer (CSU):
Rede ID: ID1515727300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

nd Herren! Deutschland hat sich im Bereich der erneu-
rbaren Energien zu einem guten Technologiestandort






(A) )



(B) )


Doris Meyer (Tapfheim)


entwickelt. Diese Technologien sind hervorragend für
den Einsatz in Entwicklungs- und Schwellenländern ge-
eignet. „So weit, so gut“, könnte man meinen. Aber so
ist es nicht ganz. Das Technologiestandbein im Inland ist
das eine, aber was uns fehlt, ist ein zweites Standbein:
der Marktzugang im Ausland. Die deutschen Anbieter
bleiben in Sachen Export bisher leider hinter ihren Mög-
lichkeiten zurück. Das und den daraus resultierenden
wirklich dringenden Handlungsbedarf konnten wir dem
Bericht der Deutschen Energie-Agentur entnehmen. Im
Bericht ist ganz deutlich ausgeführt: Wir müssen etwas
unternehmen. Deutsches Know-how muss ins Ausland,
es muss auf die Weltmärkte. Vielfältige Defizite bremsen
dies bzw. machen dies fast unmöglich. Ich möchte einige
der im Bericht genannten Defizite nennen, die wir besei-
tigen müssen, um die Exportinitiative zu einem effekti-
ven Förderinstrument weiterzuentwickeln:

Deutschland ist bei der Erschließung regenerativer
Energien im Vergleich zu seinen Hauptkonkurrenten Dä-
nemark, Spanien, Österreich, USA und Japan schlecht
positioniert.

Der überwiegend kleinen, mittelständischen und teil-
weise jungen Industrie mangelt es insbesondere an Aus-
landserfahrung, an spezifischen Kenntnissen der Markt-
bedingungen und an Möglichkeiten, sich mit ihren
Produkten zu präsentieren.

Der Austausch und die Vernetzung unter den Unter-
nehmen sind nur sehr unbefriedigend ausgeprägt.

Die staatlichen Stellen sind schlecht koordiniert. Ich
habe es im Ausschuss schon als Beispiel angeführt: Es
gibt vier Internetportale zum Thema erneuerbare Ener-
gien und Export. Die Kompetenzen sind auf vier Res-
sorts verteilt; welche, wissen Sie, meine Damen und
Herren.

Kleine und mittlere Unternehmen haben Informa-
tionsdefizite. Man könnte meinen, das beziehe sich auf
den Auslandsbereich. Nein, erschreckenderweise bezieht
sich das auf die Strukturen bei uns in Deutschland, auf
die Stellen, die ihnen eigentlich helfen sollten.

Herr Staffelt, Sie haben die Messebeteiligungen an-
gesprochen. Dem Aufwand für Messebeteiligungen im
Ausland, wohin die Gelder größtenteils flossen, steht
kaum ein messbarer Erfolg gegenüber; auch das steht in
dem Bericht.

Sie sehen, meine Damen und Herren, Wissen, Kom-
petenz und Technologie sind bei uns vorhanden. Den
heimischen Markt, der als Grundlage für den Export not-
wendig ist, haben wir. Aber wir stehen vor der Heraus-
forderung, unsere Möglichkeiten über unsere Grenzen
hinaus bekannt zu machen.

Dort, wo die Kräfte und Ressourcen verteilt sind,
müssen wir sie bündeln und die Koordination verbes-
sern. Wir müssen die Messen und Präsentationen stärker
an den Bedürfnissen der mittelständischen Wirtschaft
orientieren und die Wirtschaftsvertreter aus dem Aus-
land für eine Mitarbeit gewinnen. Wir müssen eine län-
derspezifische Exportstrategie mit einem Instrumenten-
mix entwickeln und zum Einsatz bringen. Schließlich

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(C (D üssen wir die Industrieund Handelskammern sowie ie Verbände der erneuerbaren Energien mit einbezieen. (Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen wir doch!)


Frau Hustedt, vielleicht etwas mehr. – Wir brauchen
ine Gesamtstrategie, die die mittel- und osteuropäi-
chen Länder sowie die Schwellen- und Entwicklungs-
änder unterstützt. Es liegt an der Bundesregierung, hier
ie Kräfte und Initiativen zu bündeln. Werden Sie aktiv!
s ist Ihre Aufgabe.
Der bestehende Instrumentenmix aus Informationen,
essebeteiligungen und Finanzierungsinstrumenten
uss besser abgestimmt werden. Die Auswahl muss sich
n den Belangen der Branche sowie der Märkte für
echnologien aus dem Bereich der erneuerbaren Ener-
ien orientieren. Die Zusammenarbeit des Koordinie-
ungskreises der „Exportinitiative Erneuerbare Ener-
ien“ ist zu intensivieren. Dabei ist das Fachwissen der
itglieder des Kreises durch konkrete Aufgabenzuwei-
ungen zu nutzen. Das Defizit bei der Projektfinanzie-
ung muss beseitigt werden. Ihr kommt beim Export
ine, wenn nicht sogar die Schlüsselrolle zu. Sie sollte zu
inem Baustein des Instrumentenmixes ausgebaut wer-
en.
Die Verfahren zur Antragstellung sollten erleichtert

nd die Exportförderung sollte verstärkt in die nationa-
en Klimaschutzaktivitäten einbezogen werden. Gemäß
nserem Exportantrag könnte man beispielsweise die
ittel aus dem KfW-Klimaschutzfonds an eine Export-
uote binden. Auch die Mittel der europäischen Ent-
icklungspolitik könnten vermehrt dafür eingesetzt wer-
en. Im Rahmen der Exportinitiative sollte auch die
nergieforschung vorangetrieben werden. Wir dürfen
nsere guten Chancen in diesem jungen Markt im Aus-
and nicht an uns vorbeiziehen lassen.
Meine Damen und Herren, die Zukunft gehört denen,

ie bereit sind, in der Gegenwart zu handeln.
Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist wahr! – Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie Recht!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515727400

Danke schön. – Ich schließe damit die Aussprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-

chusses für Wirtschaft und Arbeit zu der Unterrichtung
urch die Bundesregierung – Bericht über die Bestands-
ufnahme durch die Deutsche Energie-Agentur (dena)

ber den Handlungsbedarf bei der Förderung des Expor-
es erneuerbarer Energie-Technologien. Der Ausschuss
mpfiehlt, in Kenntnis der Unterrichtung eine Entschlie-
ung anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
ehlung des Ausschusses? – Gegenprobe! – Enthaltun-
en? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der beiden
Oppositionsfraktionen angenommen.

Tagesordnungspunkt 11 b sowie Zusatzpunkt 7: Inter-
fraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf den
Drucksachen 15/4715 und 15/4845 an die in der Tages-
ordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind
Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann sind
die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 12 auf:
Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Än-
derung der §§ 121, 122 StPO und weiterer
Vorschriften
– Drucksache 15/3651 –

(Erste Beratung 140. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)

– Drucksache 15/4489 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Erika Simm
Joachim Stünker
Siegfried Kauder (Bad Dürrheim)

Jerzy Montag
Jörg van Essen

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Wider-
spruch höre ich keinen. Dann ist so beschlossen. Ich er-
öffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst der Parla-
mentarische Staatssekretär Alfred Hartenbach.

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1515727500


Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
liebe Kollegen!

Auch bei schwersten Straftaten muss ein Untersu-
chungsgefangener unter Umständen wegen Über-
schreitung der im Gesetz vorgeschriebenen Sechs-
Monats-Frist aus der Haft entlassen werden …

Das steht so im Gesetzentwurf des Bundesrates. Dies
stimmt und beschreibt einen Zustand, den man Rechts-
staatlichkeit nennt.

Das Bundesverfassungsgericht hat dazu ausgeführt:
Der Inhaftierte hat es nicht zu vertreten, wenn seine Sa-
che nicht binnen angemessener Frist zur Verhandlung
gelangt, weil dem Gericht die personellen oder sächli-
chen Mittel fehlen, die zur ordnungsgemäßen Bewälti-
gung der staatlich verfassten Gemeinschaft ausreichen.

Der Gesetzentwurf gibt vor, für die praktischen
Schwierigkeiten, die sich damit der Justiz stellen, eine
Patentlösung gefunden zu haben. Bei etwas genauerer
Lektüre zeigen sich aber sehr schnell nicht nur ganz er-
hebliche handwerkliche Mängel, sondern es wird auch
klar, dass man mit dem Entwurf offenbar ganz andere
Ziele verfolgt.

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(C (D Die Erweiterung des Haftgrundes der Schwerkrimialität um verschiedene Straftatbestände nach dem Völerstrafgesetzbuch hat mit einer angeblich letzten Aufanglinie zur Vermeidung von Entlassungen gefährlicher erbrecher nicht das Geringste zu tun. Ein Bedürfnis für ine solche Gesetzgebung ist nirgendwo rechtstatsächich belegt. Bei diesen Straftaten reichen die bestehenen Haftgründe der Fluchtoder Verdunkelungsgefahr us, um die Durchführung des Verfahrens und den chutz der Bevölkerung vor gefährlichen Verbrechern zu ewährleisten. Die Berücksichtigung der Schwere der Tat im Rahen der Sechsmonatshaftprüfung hört sich zunächst gut n, funktioniert aber nicht. Eine Aufrechterhaltung der ntersuchungshaft über sechs Monate hinaus ist auch ach dem Gesetzentwurf nur zulässig, wenn die besonere Schwierigkeit, der besondere Umfang der Ermittungen oder ein anderer wichtiger Grund ein Urteil noch icht zulassen und die Fortdauer der Haft rechtfertigen. ie vorgesehene Ergänzung lässt völlig offen, auf welhe Weise die Schwere der Tat bei der Prüfung durch das LG überhaupt Berücksichtigung finden soll. Rechtstechnisch ebenfalls fehlgeschlagen ist die Ver ängerung der Sechsmonatsfrist auf acht Monate. In em Vorschlag wird nichts darüber ausgesagt, ab welhem Zeitpunkt die Sechsmonatsfrist zu ruhen beginnt nd wann das Ruhen endet. Theoretisch ist denkbar, dass ie Frist zunächst acht Monate ruht. Aber jeder Jurist eiß: (Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/ CSU]: Dass das falsch ist!)


ine Frist muss erst laufen, bevor sie ruhen kann. Das ist
ie beim Joggen. Dies zeigt, wie unausgegoren der Vor-
chlag ist.
Gleiches gilt für die vorgesehene Möglichkeit für die

taatsanwaltschaft, bei einer drohenden Haftentlassung
och argumentativ nachlegen zu können. Der Vorschlag
st überflüssig, unausgewogen und geht an der Praxis
orbei. Bei Unklarheiten muss das Oberlandesgericht
ereits nach geltendem Recht von Amts wegen versu-
hen, den Sachverhalt aufzuklären und gegebenenfalls
ine ergänzende Stellungnahme der Staatsanwaltschaft
inzuholen. An dieser Stelle wollte ich eigentlich den
undesrat ansprechen, aber die Jungs sind wie immer
icht da.


(Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/ CSU]: Ist jemand von der Regierung da?)


Ich bin da. – Sie unterstellen, dass die Staatsanwalt-
chaft nach sechs Monaten immer noch nicht weiß, dass
nstatt der Untersuchungshaft andere freiheitsentzie-
ende Maßnahmen ergriffen werden können. Der Staats-
nwalt kann und wird ohne große Mühe anhand der ihm
orliegenden Registerauszüge und Verfahrenslisten fest-
tellen, ob er etwa den Erlass eines Sicherungshaftbe-
ehls beantragt oder andere Maßnahmen in Betracht
ommen. Es ist beschämend – vermutlich ist deswegen
ein Vertreter des Bundesrates anwesend –, dass die Län-
erjustizminister ihren Staatsanwaltschaften unterstellen,






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach

sie seien Versager und würden ihr Handwerk nicht be-
herrschen.


(Christoph Strässer [SPD]: Richtig!)

Von all diesen Mängeln abgesehen, sind die Änderun-

gen vor allem deshalb überflüssig und falsch, weil damit
das Ziel, das der Entwurf verfolgt, nicht erreicht wird. Es
wird aber anders erreicht. Durch organisatorische Maß-
nahmen bei Staatsanwaltschaften und Gerichten hat sich
in letzter Zeit die Zahl der Entlassungen gefährlicher
Straftäter aus der Untersuchungshaft erheblich reduziert.
Die Schwächen liegen also nicht beim die Untersu-
chungshaft betreffenden Recht, sondern bei der Rechts-
anwendung und der Organisation von Staatsanwalt-
schaften und Gerichten, für die allein die Länder die
Verantwortung tragen.


(Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/CSU]: Insbesondere SPD-regierte Länder!)


Auch wenn ich niemandem Absicht unterstelle, selbst
wenn es so ist: Es muss sich der Eindruck aufdrängen,
dass es das eigentliche Anliegen ist, die Versäumnisse in
der Organisation der Länder zu kaschieren und sie auf
den Beschuldigten abzuwälzen. Das aber ist in einem
Rechtsstaat nicht zulässig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich zum Schluss kommen, weil meine
Redezeit abgelaufen ist. Wir müssen das Bewusstsein für
die Verantwortung der Gemeinschaft stärken, Recht
Recht sein zu lassen und Unrecht Unrecht zu nennen. Ich
bitte Sie, dass Sie diesem unausgegorenen, falschen Ge-
setzentwurf des Bundesrates nicht die Zustimmung ge-
ben.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515727600

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Siegfried Kauder.

Siegfried Kauder (CDU):
Rede ID: ID1515727700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Die Länder haben im die Un-
tersuchungshaft betreffenden Recht Defizite festgestellt
und wollen diese mit diesem Gesetzentwurf bereinigt
wissen – und das zu Recht. Es gibt weder verfassungs-
rechtliche noch völkerrechtliche Argumente dagegen.
Das, was die Bundesregierung als Argumente vortragen
zu müssen glaubt, ist juristisch nicht haltbar und spottet
jeder Beschreibung.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Merkwürdiges Rechtsverständnis!)


Um was geht es? Es ist leichter, den Täter in Untersu-
chungshaft zu nehmen, der einen anderen zusammen-
schlägt, sodass dieser schwer verletzt ist, als einen
Kriegsverbrecher. Nur dann ist der Kriegsverbrecher
demjenigen, der eine Körperverletzung begangen hat,

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(C (D leichgestellt, wenn es um Völkermord geht. Warum ird ein Kriegsverbrecher, der ein Verbrechen gegen die enschlichkeit oder ein Kriegsverbrechen gegen Persoen verübt, privilegiert? Dafür gibt es überhaupt keinen rund. Die Bundesregierung schleicht sich aus der Verantortung, indem sie auf eine Entscheidung des Bundeserfassungsgerichts im 19. Band, Seite 342, hinweist hervorragend zitiert, die Entscheidung ist aus dem ahre 1965 –, wonach die Vorschrift des § 112 Abs. 3 trafprozessordnung verfassungskonform auszulegen st. Ist sie nun nur für Verbrechen nach dem Völkerstrafesetzbuch verfassungskonform auszulegen oder nicht uch für das Vergehen der schweren Körperverletzung? s ist also ein Scheinargument, das rechtlich nicht greift nd zeigt, dass Rot-Grün mehr Sicherheit für die Bevölerung nicht will, obwohl das rechtlich möglich wäre. Rot-Grün will, dass weiterhin ein Vergewaltiger nach echs Monaten aus der Untersuchungshaft entlassen erden kann, nach Hause geht und seine Lebensgefährin erdrosselt (Erika Simm [SPD]: Nein, angeklagt werden soll er!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ein Beschuldigter, der schon 13 Jahre wegen Mordes in
aft gesessen hat und als gefährlich galt.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Es ist doch perfide, was Sie da gerade machen!)


Das lässt sich ganz einfach beseitigen – so wollen es
ie Länder –, indem man die Vorschrift des § 121 Straf-
rozessordnung leicht und moderat lockert. Die Länder
ollen nur, dass die Untersuchungshaft dann von sechs
uf acht Monate erhöht werden kann, wenn in den zwei
onaten nach der Sechsmonatsfrist die Hauptverhand-

ung terminiert ist. Das ist durchaus möglich und mit der
erfassung kompatibel.
Ich empfehle Ihnen, einmal § 126 a Strafprozessord-

ung anzusehen. Da gibt es die Sechsmonatshaftprüfung
berhaupt nicht. Dort ist der Sicherungshaftbefehl ge-
egelt und betrifft den Täter, der schuldunfähig oder ver-
indert schuldfähig ist. Lesen Sie ruhig einmal auch die
inschlägigen Bundesverfassungsgerichtsentscheidungen.
as Bundesverfassungsgericht spricht nicht von einer
aftprüfungsfrist, sondern vom Grundsatz der Verhält-
ismäßigkeit. Wenn Sie mir nicht glauben oder Ihr Wis-
en vertiefen wollen, dann empfehle ich Ihnen, bei
intzi in der „Deutschen Richterzeitung“ vom Jahr
004, Seite 348, nachzulesen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Christoph Strässer [SPD]: Welcher Absatz?)


intzi ist über jeden Vorwurf erhaben, dass er parteipoli-
isch argumentieren würde. Er ist ein hervorragender Ju-
ist und Generalstaatsanwalt a. D. Dem können Sie
urchaus vertrauen. Der Titel seines Aufsatzes lautet:
Der Zwang, ‚einen Mörder laufen zu lassen‘: Anmer-
ungen zur Reform der §§ 121, 122 StPO“. Noch viel
rastischer hat es das „Hamburger Abendblatt“ in einem






(A) )



(B) )


Siegfried Kauder (Bad Dürrheim)


Artikel vom 19. November 2002 genannt: „Saustall Jus-
tiz“. – Dass sich dieser Fall in einem SPD-regierten Bun-
desland unter Justizminister Pfeiffer ereignet hat, macht
es nicht besser. Deswegen muss man diesem Missstand
abhelfen.


(Erika Simm [SPD]: Davor ist keiner gefeit!)

Dem Anspruch eines Beschuldigten auf Freiheit steht

nämlich das Recht des Bürgers auf eine effektive Straf-
justiz gegenüber. Dem muss man mit einer Gesetzesän-
derung gerecht werden, was Sie nicht wollen. Ein juris-
tisch akzeptabler Grund ist hierfür nicht gegeben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir wollen auch nicht, dass ein Bewährungsbrecher

auf freien Fuß kommt und eine weitere Tat begeht.
Nach derzeitigem Recht ist das leider möglich. Ich

meine den § 453 c der Strafprozessordnung, den die
Länder ebenfalls geändert wissen wollen.

Die Bundesregierung kontert mit einer Entscheidung
des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte
vom 2. Oktober 2002 und trägt ein Scheinargument vor,
das juristisch schändlich ist. Sie argumentiert, dass eine
zur Bewährung ausgesetzte Strafe nur dann widerrufen
werden könne, wenn die neue Anlasstat nachgewiesen
ist. Das mag zwar nach der Entscheidung des Europäi-
schen Gerichtshofs für Menschenrechte durchaus zutref-
fen, aber wir haben es mit einem völlig anderen Fall zu
tun. Es geht nämlich darum, dass der Widerruf der Straf-
aussetzung zur Bewährung ansteht. Die Tat ist noch
nicht nachgewiesen; man wird aber dem Täter höchst-
wahrscheinlich die Tat nachweisen können. Es geht
nicht um den Bereich des Strafvollzuges, sondern um die
Untersuchungshaft.

Das heißt, die herangezogene Entscheidung des Euro-
päischen Gerichtshofs für Menschenrechte ist nicht ein-
schlägig. Sie befasst sich mit der Vorschrift des § 56 f
des Strafgesetzbuchs, dem Widerruf der Strafausset-
zung zur Bewährung. Es geht doch darum, dass einer,
der sich mit einer Bewährungsstrafe in Freiheit befindet,
in Verdacht steht, eine neue Tat begangen zu haben. Da-
mit geht es um nichts anderes als um den Vollzug einer
Untersuchungshaft. Das bedeutet rechtstechnisch Siche-
rungshaftbefehl, für den es genügt, dass ein dringender
Tatverdacht besteht. Insofern ist die von der Bundesre-
gierung zitierte Entscheidung des Europäischen Ge-
richtshofs für Menschenrechte nicht einschlägig.

Wenn Sie sich das vor Augen führen, dann wissen
Sie, auf welchem Weg sich Rot-Grün befindet. Es geht
nicht darum, dass die Vollzugsdefizite, die die Länder zu
Recht angemahnt haben, nicht behoben werden könnten.
Es geht nicht darum, dass die Länder etwas fordern, das
rechtlich nicht umzusetzen wäre. Es geht vielmehr
schlicht und ergreifend darum, dass es nicht nur die Frei-
heitsrechte eines Beschuldigten gibt, sondern dass auch
die Rechte der Bevölkerung auf Sicherheit zählen.
Das will Rot-Grün nicht wahrhaben. Deswegen ist es
eine Schande, wie rechtspolitisch argumentiert und
agiert wird. Ich kann nur hoffen, dass die Menschen
draußen im Lande das auch so verstehen.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Irreführung ist das, was Sie betreiben!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515727800

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Uschi Sowa.

Ursula Sowa (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515727900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch habe als Kulturpolitikerin ein großes Interesse daran,
as in diesem Land läuft. Ich habe verschiedenste Jus-
izvollzugsanstalten besucht. Als ich in Moabit war, war
ch regelrecht geschockt. Bei der JVA Moabit handelt es
ich um eine Untersuchungshaftanstalt. Dort können Sie
ich wahrlich einen Eindruck davon verschaffen, was es
eißt, inhaftiert zu werden, auch im Jahr 2005. Die Un-
ersuchungsgefangenen sitzen dort ohne rechtskräftiges
rteil ein.
In Deutschland gibt es gut 16 000 Untersuchungsge-

angene. Das sind etwa 20 Prozent aller Gefangenen in
ustizvollzugsanstalten. Sie unterliegen zum Teil stärke-
en Einschränkungen als gerichtlich verurteilte Strafge-
angene. Sie dürfen nicht ohne Aufsicht telefonieren
der Besuch empfangen. Auch sonst sind ihre Kontakt-
nd Beschäftigungsmöglichkeiten stark eingeschränkt.
Der so genannte Haftschock erfolgt für die meisten

lso mit der U-Haft, nicht mit der Verbüßung der eigent-
ichen Haftstrafe. Die U-Haft als eklatanter Eingriff in
ie persönliche Freiheit wird bislang ohne eigene gesetz-
iche Grundlage vollzogen. Wie auch Ihnen bekannt ist,
err Kauder, wird dieser Missstand bereits seit langem
ngeprangert.
Die rot-grüne Regierung hat kürzlich den neuen Ent-
urf eines eigenständigen U-Haftvollzugsgesetzes
orgelegt. Sie, meine Damen und Herren von der Union,
ind aufgefordert, auf Ihre Länder einzuwirken, diesen
ntwurf nicht wie in der letzten Legislaturperiode im
undesrat zu blockieren.
Worum geht es in dem vorliegenden Gesetzentwurf

es Bundesrates? Kurz gesagt ist er von dem Bestreben
eprägt, den Bereich der U-Haft restriktiver zu regeln.
er Entwurf zeigt, dass die Union das Gebot des Grund-
esetzes, die persönliche Freiheit eines jeden Menschen
ls eines unserer wichtigsten Güter zu würdigen und zu
chützen, nicht wirklich verinnerlicht hat; denn für Un-
ersuchungsgefangene als noch nicht verurteilte Be-
chuldigte gilt immer noch die Unschuldsvermutung.
wischen dem Freiheitsrecht des Einzelnen und der
icherstellung einer effektiven Strafverfolgung muss
ußerst sorgfältig abgewogen werden. Sie, meine Damen
nd Herren von der Union, die Sie den Gesetzentwurf
es Bundesrates befürworten, wollen dieses Spannungs-
erhältnis einseitig zugunsten der Strafverfolgung auflö-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


n dubio contra rerum, also im Zweifel gegen den An-
eklagten! Das tragen wir von der Fraktion des Bündnis-
es 90/Die Grünen nicht mit.






(A) )



(B) )


Ursula Sowa


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wir auch nicht!)


– Das freut mich.
Wir lehnen den Vorschlag ab, wonach die Schwere

der Straftat als Kriterium für die Aufrechterhaltung der
Untersuchungshaft über die Sechsmonatsfrist hinaus in
§ 121 StPO Berücksichtigung finden soll. Dies hätte zur
Folge, dass bei schweren Straftaten Versäumnisse der
Strafverfolgungsbehörden, die Verfahrensverzögerungen
nach sich ziehen, nicht zur Entlassung aus der Unter-
suchungshaft führen. Aus unserer Sicht sind die Landes-
justizbehörden gefordert, alle Anstrengungen zu unter-
nehmen, damit die feststellbaren Verzögerungen bei der
Bearbeitung von Haftsachen vermieden werden. Fehler
und Versäumnisse seitens der Behörden dürfen nicht zu-
lasten der Beschuldigten gehen.

Ähnlich verhält es sich mit dem Vorschlag, wonach
die Sechsmonatsfrist für die Haftprüfung durch das
Oberlandesgericht auch dann ruhen soll, wenn die
Hauptverhandlung auf einen Termin innerhalb von zwei
Monaten nach Ablauf der Sechsmonatsfrist anberaumt
wird. Dies bedeutet de facto eine Verlängerung der
U-Haft auf acht Monate. Dafür sehen wir erst recht kei-
nen Grund und lehnen das deshalb ab. Der Aufnahme
weiterer Tötungsdelikte nach dem Völkerstrafgesetz-
buch, die über den Kernstraftatbestand des Völkermords
hinausgehen, stehen wir ebenso ablehnend gegenüber.

Ebenfalls keine Zustimmung von unserer Seite erhält
der Vorschlag, den Verfahrensbeteiligten erneut Gele-
genheit zur Stellungnahme zu geben, wenn das Oberlan-
desgericht gegen den Antrag der Staatsanwaltschaft den
Haftbefehl aufheben will. Aus unserer Sicht dient dies
lediglich dazu, dass die Strafverfolgungsbehörden die
Begründung für die Aufrechterhaltung der U-Haft nach-
bessern oder eine andere Rechtsgrundlage ausfindig ma-
chen können.

Sie, meine Damen und Herren von der CDU/CSU,
befürworten die Verlängerung der Untersuchungshaft
und die Ausweitung der Voraussetzungen für den Si-
cherungshaftbefehl. Aus meiner Sicht macht das deut-
lich, aus welcher Richtung bei Ihnen der Wind weht.


(Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/ CSU]: Es geht um die Verlängerung der Prüffrist und nicht der U-Haft!)


Diese Richtung tut der Rechtspolitik in Deutschland
nicht gut. Wir lassen diese Law-and-Order-Politik aber
nicht durchgehen. Daher lehnen wir den vom Bundesrat
vorgelegten Gesetzentwurf in allen Punkten ab.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515728000

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Jörg van Essen.

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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! rau Präsidentin, als Erstes wünsche ich Ihnen gute Beserung. ompliment, dass Sie trotz Erkältung heute Abend hier räsidieren! Das Thema Untersuchungshaft muss nach meiner uffassung differenziert betrachtet werden. Ich selbst abe es in einem Fall erlebt, dass die von mir beantragte ortdauer der Untersuchungshaft vom Oberlandesgeicht abgelehnt wurde. Das war nicht nur für uns, die Geeralstaatsanwaltschaft, sondern auch für den Beschuligten völlig überraschend, der sich darauf eingestellt atte, eine lebenslängliche Freiheitsstrafe zu verbüßen, nd gar nicht in die Freiheit entlassen werden wollte. as Oberlandesgericht hat das damals aber angeordnet, eil kein psychiatrisches Gutachten vorlag. Die Staatsnwaltschaft hatte zwar im Wochenrhythmus den Gutchter aufgefordert, endlich zu einem Ergebnis zu komen. Aber er kam zu keinem und das fehlende utachten konnte auch nicht ersetzt werden. Ich muss gestehen, dass ich in solchen Situationen urchaus Sympathie für den Vorschlag des Bundesrates abe, wonach das Oberlandesgericht der Staatsanwaltchaft noch einmal Gelegenheit geben soll, um beispielseise Druck auf den Gutachter auszuüben, damit er endich zu einem Ergebnis kommt und das Ganze bgeschlossen werden kann. Ich habe aber in meiner beuflichen Tätigkeit auch erlebt, wie wichtig die Sechsonatsfrist ist. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1515728100

(Beifall)


enn diese ist das wesentliche Druckmittel bei U-Haft-
achen, die zwar als Eilt-Sachen gelten, bei denen aber
icht immer sichergestellt ist, dass wirklich etwas ge-
chieht. Der Druck, den man mit der Sechsmonatsfrist
usüben kann, damit solche Fälle in die entsprechenden
isten aufgenommen und den jeweiligen Abteilungs-
nd Behördenleitern vorgelegt werden, ist ungemein
eilsam. Ich glaube, dass er von einem Beschuldigten er-
artet werden kann. Schließlich gilt die Unschuldsver-
utung. Deshalb hat die Justiz alle Maßnahmen zu er-
reifen, die möglichst schnell zu einem Ergebnis führen.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ch denke, dass wir von diesem Prinzip nicht abweichen
ollten.
Deshalb sage ich mit Nachdruck: Wir sind durchaus

ereit, über den einen oder anderen Punkt nachzuden-
en. Wir sind aber nicht bereit, über das Gesamtpaket,
as der Bundesrat uns heute vorgelegt hat, zu diskutie-
en. Wir wollen, dass der Druck aufrechterhalten bleibt.
as dient allen. Es dient der Rechtsstaatlichkeit der Jus-
iz – das ist ein ganz wichtiges Gut –, aber es dient auch
en Beschuldigten, gegen die ja ein bestimmter Vorwurf
rhoben wird und die natürlich möchten, dass dies
chnellstmöglich geklärt wird, insbesondere wenn es






(A) )



(B) )


Jörg van Essen

sich um einen erheblichen Vorwurf handelt. Von daher
lehnen wir den Entwurf des Bundesrates ab.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dirk Manzewski [SPD]: Sehr gute Rede, Herr Kollege!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515728200

Das Wort hat jetzt die Kollegin Erika Simm.

Erika Simm (SPD):
Rede ID: ID1515728300

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Ich bin dem Kollegen van Essen für das,
was er gesagt hat, dankbar. Es lässt erkennen, dass er
über reichhaltige Erfahrung auf diesem Gebiet verfügt.
Ich kann das nur unterstreichen.

Herr Kauder, bei Ihnen ist mir ein Hinweis darauf,
was Untersuchungshaft eigentlich ist, zu kurz gekom-
men. Untersuchungshaft ist Freiheitsentziehung,


(Dirk Manzewski [SPD]: Richtig!)

und zwar gegenüber einem Menschen, der einer Tat ver-
dächtig, aber dieser Tat noch nicht überführt ist und für
den zunächst einmal die Unschuldsvermutung gilt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/CSU]: „Dringender Tatverdacht“ steht im Gesetz!)


Infolgedessen ist Untersuchungshaft also einer der
denkbar schwersten Grundrechtseingriffe in Form der
Freiheitsentziehung. Deshalb sind in unserem Strafge-
setzbuch und in der Strafprozessordnung die Vorausset-
zungen für die Verhängung der Untersuchungshaft sehr
eng gezogen. Wie Sie zu Recht gesagt haben, reicht
nicht ein einfacher Tatverdacht. Es muss ein dringen-
der Tatverdacht sein, es müssen Haftgründe vorliegen
oder es muss sich um eine besonders schwere Tat han-
deln, die im Gesetz aufgeführt ist.

Es ist festzuhalten, dass Untersuchungshaft nur dem
Zweck der Sicherung und Durchführung des Strafver-
fahrens dient. Sie ist keine vorweggenommene Bestra-
fung. Wir brauchen sie; denn der schöne Spruch „Die
Nürnberger hängen keinen, es sei denn, sie hätten ihn“
gilt auch für das Strafverfahren.

Eine Menge rechtlicher Regelungen trägt der Tatsa-
che Rechnung, dass es sich um eine gravierende Grund-
rechtseinschränkung handelt. So ist das Verfahren, in
dem Untersuchungshaft besteht, beschleunigt und vor-
rangig zu erledigen. Es gelten besondere Fristen. Nach
drei Monaten ist dem Verdächtigen ein Verteidiger zu
bestellen. Nach drei Monaten ist eine Haftprüfung
durchzuführen, wenn sie nicht schon von Amts wegen
stattgefunden hat. Rechtzeitig vor Ablauf der sechs Mo-
nate sind, wie Herr von Essen es beschrieben hat, die
Akten dem Oberlandesgericht vorzulegen.

Es gibt nur einen Grund, die U-Haft über sechs Mo-
nate hinaus zu verlängern, nämlich Umstände, die im

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(C (D erfahren liegen, wie Schwierigkeiten bei der Ermittung oder wie der besondere Umfang der Ermittlungen; ie Schwere der Tat aber ist kein Grund. Auch bei einer chweren Tat ist zunächst davon auszugehen, dass das rmittlungsverfahren binnen sechs Monaten erledigt und nklage erhoben wird. Das ist der Ausgangspunkt. Dieer Hinweis kommt mir bei Ihnen zu kurz. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Jörg van Essen [FDP])


Bei der Verhängung von Untersuchungshaft geht es
icht um die Sicherung der Öffentlichkeit, sondern um
ie zügige Durchführung eines Strafverfahrens. Wir ha-
en zu berücksichtigen, dass wir den Verdächtigen in-
aftiert und ihm die Freiheit genommen haben, ohne
ass dem ein Urteil zugrunde liegt. Das sind die Um-
tände, um die es hier geht und die bei Veränderungen
m Haftrecht zu beachten sind.
Ich bin auch der Meinung, dass wir dem Ansinnen des
undesrates nicht folgen können und nicht folgen soll-
en. Ich brauche die Gründe jetzt nicht in aller Breite
uszuführen; denn die Argumente sind hier genannt wor-
en. Ich sehe deshalb keine sachliche Notwendigkeit da-
ür.
Herr van Essen hat völlig Recht.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Er hat immer Recht!)


Das möchte ich jetzt nicht unterstreichen. Mir fällt die
ine oder andere Gelegenheit ein, bei der ich ihm nicht
echt gegeben habe, aber in diesem Fall hat er Recht.
Nichts fördert ein Verfahren mehr als die zu führen-

en Listen, in denen die Haftsachen, die Wiedervorlagen
ür Haftsachen und die Monatsstatistiken, in denen die
aftsachen besonders ausgewiesen werden, zu verzeich-
en sind. Der Druck durch die Pflicht zur Vorlage und
uch der Druck durch die Dreimonatsfrist sind schon ge-
örig. Hinzu kommen die Rückfragen des Gerichts,
enn man die Klage auf den letzten Drücker einreicht.
as alles hat schon seinen Sinn.
§ 453 c StPO – es geht um den so genannten Siche-

ungshaftbefehl – regelt die Möglichkeit, einen Men-
chen, der im Verdacht steht, in der Bewährungszeit wie-
er straffällig geworden zu sein, in Haft zu nehmen. Ich
eiß, dass es in der Praxis durchaus ein gewisses Be-
ürfnis gibt, nicht erst die Verurteilung abzuwarten, bis
emand festgenommen werden kann. Dazu muss ich
benfalls sagen: Auch für Menschen, die schon einmal
traffällig geworden sind und unter Bewährungsaufsicht
tehen, gilt die Unschuldsvermutung.


(Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/ CSU]: Es gibt aber auch einen höheren Fluchtanreiz! Das wissen Sie doch so gut wie ich!)


Das kann man so pauschal nicht sagen. Es kommt da-
auf an, wie hoch die ausgesetzte Freiheitsstrafe ist. Ich
age Ihnen ganz ehrlich: Meine Jugendlichen haben den
iderruf immer mit eingezogenem Kopf abgewartet.
ir haben die Modalitäten, also wann und unter welchen






(A) )



(B) )


Erika Simm

Bedingungen – Verzicht auf Einlegen von Rechtsmitteln
und Ähnliches – jemand einrückt, in aller Ruhe mitein-
ander besprochen. In diesem Sinne ist die Angelegenheit
abgewickelt worden. Die Fälle, in denen man einen Si-
cherungshaftbefehl brauchte, waren in der Praxis sehr
selten; dieser Haftbefehl wird nicht sehr häufig angeord-
net. Aber auch da gilt die Unschuldsvermutung.

Ich bin nicht Ihrer Meinung, dass man sich über die
Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für
Menschenrechte locker vom Hocker hinwegsetzen
kann. Ich nehme das schon ernst. Da dieses Problem,
wie gesagt, nicht am häufigsten auftritt, können wir mit
dem vom Gesetz ausgewiesenen Zustand auch weiterhin
leben. Jedenfalls werden auch wir diesen Gesetzentwurf
des Bundesrates ablehnen.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515728400

Ich schließe damit die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Gesetzent-

wurf des Bundesrates zur Änderung der §§ 121 und 122
der Strafprozessordnung und weiterer Vorschriften. Der
Rechtsausschuss empfiehlt, den Gesetzentwurf abzuleh-
nen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustim-
men wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dage-
gen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in
zweiter Beratung mit den Stimmen von SPD,
Bündnis 90/Die Grünen und FDP gegen die Stimmen
der CDU/CSU abgelehnt worden. Damit entfällt nach
unserer Geschäftsordnung die weitere Beratung.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 13 auf:
Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
über die Neuordnung der Reserve der Streit-
kräfte und zur Rechtsbereinigung des Wehr-

(Streitkräftereserve-Neuordnungsgesetz – SkResNOG)

– Drucksache 15/4485 –

(Erste Beratung 148. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Verteidi-
gungsausschusses (11. Ausschuss)

– Drucksache 15/4872 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Gerd Höfer
Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen)


Die Abgeordneten Wegener, Beck (Reutlingen),
Nachtwei, Daub und Pau haben gebeten, ihre Reden zu
Protokoll geben zu dürfen.1) – Mit Ihrer Zustimmung
verfahren wir so.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den von der
Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Streit-

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1) Anlage 2

(C (D räftereserve-Neuordnungsgesetzes. Der Verteidigungsusschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 15/4872, den Gesetzentwurf in der Auschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die em Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen ollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – nthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter eratung mit den Stimmen von SPD, Bündnis 90/ ie Grünen und FDP gegen die Stimmen der CDU/CSU ngenommen worden. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – egenstimmen? – Gibt es Enthaltungen? – Der Gesetzntwurf ist mit dem zuvor festgestellten Stimmenverältnis angenommen worden. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 14 a und 14 b auf: a)


richts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit

(9. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann
Scheer, Rolf Hempelmann, Dr. Axel Berg,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
SPD sowie der Abgeordneten Hans-Josef Fell,
Michaele Hustedt, Volker Beck (Köln), wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Nationales Energieforschungsprogramm
vorlegen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Axel E.
Fischer (Karlsruhe-Land), Katherina Reiche,
Thomas Rachel, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU
Energieforschung zukunftsfähig gestalten

– Drucksachen 15/4514, 15/4507, 15/4758 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Joachim Pfeiffer

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (17. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia
Pieper, Ulrike Flach, Christoph Hartmann

(Homburg), weiterer Abgeordneter und der

Fraktion der FDP
Zukunftsorientierte Energieforschung – Fu-
sionsforschung in Deutschland und Europa
vorantreiben

– zu dem Antrag der Abgeordneten Katherina
Reiche, Dr. Peter Paziorek, Thomas Rachel,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Unterstützung für eine Bewerbung des
Standortes Greifswald/Lubmin für den






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer


(Internationaler Thermonuklearer Experimenteller Reaktor)


– zu dem Bericht des Ausschusses für Bildung,
Forschung und Technikfolgenabschätzung

(19. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäfts-

ordnung
Technikfolgenabschätzung
hier: Monitoring „Kernfusion“

– Drucksachen 15/685, 15/929, 14/8959, 15/345
Nr. 75, 15/4866 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Andrea Wicklein
Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn)

Hans-Josef Fell
Hellmut Königshaus

Die Abgeordneten Multhaupt, Obermeier, Fischer

(Karlsruhe-Land), Fell, Königshaus und der Parlamenta-

rische Staatssekretär Staffelt haben gebeten, ihre Reden
zu Protokoll geben zu dürfen.1) – Mit Ihrer Zustimmung
verfahren wir so.

Dann kommen wir zur Abstimmung über die Be-
schlussempfehlung des Ausschusses für Wirtschaft und
Arbeit auf Drucksache 15/4758. Der Ausschuss emp-
fiehlt in seiner Beschlussempfehlung die Annahme des
Antrags der Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die
Grünen auf Drucksache 15/4514 mit dem Titel „Natio-
nales Energieforschungsprogramm vorlegen“. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt
dagegen? – Gibt es Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen
gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP angenom-
men worden.

Des Weiteren empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung
des Antrags der Fraktion der CDU/CSU auf
Drucksache 15/4507 mit dem Titel „Energieforschung
zukunftsfähig gestalten“. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
men von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gegen die
Stimmen von CDU/CSU und FDP angenommen wor-
den.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung auf Drucksache 15/4866.
Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschluss-
empfehlung, in Kenntnis des Berichts gemäß § 56 a der
Geschäftsordnung auf Drucksache 14/8959 mit dem
Titel „Technikfolgenabschätzung, hier: Monitoring
‚Kernfusion‘“ die Ablehnung des Antrags der Fraktion
der FDP auf Drucksache 15/685 mit dem Titel „Zu-
kunftsorientierte Energieforschung – Fusionsforschung
in Deutschland und Europa vorantreiben“. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung des Ausschusses? – Ge-
genstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfeh-
lung ist mit den Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die

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1) Anlage 3 2)

(C (D rünen gegen die Stimmen der FDP bei Enthaltung der DU/CSU angenommen worden. Unter Nr. 2 empfiehlt der Ausschuss, in Kenntnis des enannten Berichts den Antrag der Fraktion der CDU/ SU auf Drucksache 15/929 mit dem Titel „Unterstütung für eine Bewerbung des Standortes Greifswald/ ubmin für den ITER (Internationaler Thermonuklearer xperimenteller Reaktor)

timmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe. –
nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist einstim-
ig angenommen worden.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 15 auf:

Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Ge-
setzes über die Werbung auf dem Gebiete des
Heilwesens
– Drucksache 15/4117 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und
Soziale Sicherung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit

Hierzu haben die Abgeordneten Volkmer, Reimann,
ender, Parr und die Ministerin des Landes Baden-
ürttemberg, Frau Gönner, gebeten, ihre Reden zu Pro-

okoll geben zu dürfen.2) Sind Sie einverstanden? – Das
st der Fall.
Es wird Überweisung des Gesetzentwurfs auf Druck-

ache 15/4117 an die in der Tagesordnung aufgeführten
usschüsse vorgeschlagen. Gibt es andere Vorschläge? –
as ist nicht der Fall. Dann ist die Überweisung so be-
chlossen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 16 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Rechtsausschusses (6. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Dr. Uwe Küster,
Dirk Manzewski, Jörg Tauss, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion der SPD, der Abgeordne-
ten Dr. Günter Krings, Dr. Norbert Röttgen,
Dr. Hans-Peter Uhl und der Fraktion der CDU/
CSU, der Abgeordneten Grietje Bettin, Jerzy
Montag, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/
DIE GRÜNEN sowie der Abgeordneten Rainer
Funke, Dr. Karl Addicks, Daniel Bahr (Münster),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Wettbewerb und Innovationsdynamik im Soft-
warebereich sichern – Patentierung von Com-
puterprogrammen effektiv begrenzen
– Drucksachen 15/4403, 15/4787 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dirk Manzewski
Dr. Günter Krings
Jerzy Montag
Rainer Funke

Anlage 4






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Hierzu haben die Abgeordneten Tauss, Manzewski,

Krings, Montag und Funke gebeten, ihre Reden zu Pro-
tokoll geben zu dürfen.1) – Sie sind wie ich einverstan-
den.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des Rechtsausschusses auf Drucksache
15/4787 zu dem interfraktionellen Antrag mit dem Titel
„Wettbewerb und Innovationsdynamik im Software-
bereich sichern – Patentierung von Computerprogram-
men effektiv begrenzen“. Der Ausschuss empfiehlt, den
Antrag anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? – Gibt es Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Die Beschlussempfehlung ist einstimmig angenommen
worden.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 17 a und 17 b auf:
a) Beratung der Beschlussempfehlung und des

Berichts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang
Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas Strobl

(Heilbronn), weiterer Abgeordneter und der

Fraktion der CDU/CSU
Häftlingshilfestiftung erhalten und finanziell
ausreichend ausstatten
– Drucksachen 15/3763, 15/4873 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Hans-Joachim Hacker
Hartmut Büttner (Schönebeck)

Silke Stokar von Neuforn
Dr. Max Stadler

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Günter Baumann,
Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
Unterstützung für ehemalige politische Häft-
linge umgehend sicherstellen
– Drucksachen 15/1524, 15/3991 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Gerold Reichenbach
Günter Baumann
Silke Stokar von Neuforn
Dr. Max Stadler

Hierzu haben die Abgeordneten Hacker, Büttner,
Baumann, Stokar und Stadler gebeten, ihre Reden zu
Protokoll geben zu können.2) – Wir verfahren so. Wir
kommen nun zur Abstimmung über die Beschlussemp-
fehlung des Innenausschusses auf Drucksache 15/4873.
Der Ausschuss empfiehlt die Ablehnung des Antrags der
CDU/CSU auf Drucksache 15/3763. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gegen

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1) Anlage 5
2) Anlage 6 3)

(C (D ie Stimmen von CDU/CSU und FDP angenommen orden. Tagesordnungspunkt 17 b: Abstimmung über die eschlussempfehlung des Innenausschusses auf Druckache 15/3991. Der Ausschuss empfiehlt die Ablehnung es Antrags der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 5/1524 mit dem Titel „Unterstützung für ehemalige poitische Häftlinge umgehend sicherstellen“. Wer stimmt ür diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den timmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gegen ie Stimmen von CDU/CSU und FDP angenommen orden. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 18 auf: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Pfandbriefrechts – Drucksachen 15/4321, 15/4487 – Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses – Drucksache 15/4878 – Berichterstattung: Abgeordnete Bernd Scheelen Leo Dautzenberg Kerstin Andreae Carl-Ludwig Thiele Die Abgeordneten Scheelen, Müller autzenberg, Andreae und Thiele bitten, ihre Reden zu rotokoll zu nehmen.3)


(Erste Beratung 145. Sitzung)

Wir kommen nun zur Abstimmung über den von der
undesregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Neu-
rdnung des Pfandbriefrechts. Der Finanzausschuss
mpfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa-
he 15/4487, den Gesetzentwurf in der Ausschussfas-
ung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetz-
ntwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um
as Handzeichen. – Gibt es Gegenstimmen? – Enthal-
ungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Bera-
ung einstimmig angenommen worden.

Dritte Beratung
nd Schlussabstimmung. Ich bitte Sie, sich zu erheben,
enn Sie dem Gesetzentwurf zustimmen wollen. – Gibt
s Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzent-
urf ist damit einstimmig angenommen worden.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 20 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Kultur und Medien

(21. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeord-

neten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk,

Anlage 7






(A) (C)



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer
Thomas Strobl (Heilbronn), weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion der CDU/CSU
Fototafeln zum 17. Juni 1953 erhalten
– Drucksachen 15/3800, 15/4186 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Eckhardt Barthel (Berlin)

Günter Nooke
Ursula Sowa
Hans-Joachim Otto (Frankfurt)


Die Abgeordneten Barthel (Berlin), Gewalt, Nooke,
Sowa und Otto (Frankfurt) haben gebeten, ihre Reden zu
Protokoll geben zu dürfen.1) – Wir verfahren so. Wir
kommen gleich zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des Ausschusses für Kultur und Medien auf
Drucksache 15/4186. Der Ausschuss empfiehlt, den An-
trag auf Drucksache 15/3800 abzulehnen. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung des Ausschusses? – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist mit den Stimmen von SPD und Bündnis 90/
Die Grünen gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP
angenommen worden.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 21 auf:
Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN ein-
gebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes


(AntiSpam-Gesetz)

– Drucksache 15/4835 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Kultur und Medien

Die Abgeordneten Heil, Kelber, Krogmann, Höfken
und Funke haben gebeten, ihre Reden zu Protokoll zu
nehmen.2) – Wir verfahren so.

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 15/4835 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Freitag, den 18. Februar 2005,
9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen. Bleiben Sie bitte gesund!