Protokoll:
15133

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 133

  • date_rangeDatum: 22. Oktober 2004

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:41 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/133 Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefan Müller (Erlangen) (CDU/CSU) . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Wolfgang Spanier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Minkel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Spanier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Minkel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Erklärung nach § 31 GO) Tagesordnungspunkt 20: Tagesordnungspunkt 21: Zweite und dritte Beratung des von den Frak- tionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Einordnung des Sozialhilferechts in das So- zialgesetzbuch (Drucksachen 15/3673, 15/3977) . . . . . . . . . . Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMGS . . Verena Butalikakis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verena Butalikakis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 12159 C 12161 C 12162 D 12163 C 12165 A 12166 B 12167 A 12167 D 12179 C 12179 D 12181 A 12183 B 12184 B Deutscher B Stenografisch 133. Sitz Berlin, Freitag, den 2 I n h a l Tagesordnungspunkt 19: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur finanziellen Unterstützung der Innovationsoffensive durch Abschaf- fung der Eigenheimzulage (Drucksachen 15/3781, 15/3972, 15/3975) . . Stephan Hilsberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Freiherr von Stetten (CDU/CSU) . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . t z ( C F D C F S S F 12153 B 12153 C 12155 A 12156 A 12157 A 12157 D 12159 A Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas Strobl (Heil- bronn), weiterer Abgeordneter und der Frak- undestag er Bericht ung 2. Oktober 2004 t : ion der CDU/CSU: Gemeinsames Zentrum ur Terrorismusbekämpfung schaffen Drucksache 15/3805) . . . . . . . . . . . . . . . . . . lemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . ritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . lemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . ritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ilke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . tephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . rank Hofmann (Volkach) (SPD) . . . . . . . . . 12168 B 12168 C 12170 D 12172 C 12173 D 12174 B 12174 C 12175 D 12177 C Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12184 C II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 133. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. Oktober 2004 Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Rolf Stöckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 22: Antrag der Abgeordneten Reinhold Hemker, Dr. Sascha Raabe, Dr. Herta Däubler-Gmelin und der Fraktion der SPD sowie der Abgeord- neten Ulrike Höfken, Thilo Hoppe, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN: Ernährung als Menschenrecht (Drucksache 15/3956) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Bernhard Schulte- Drüggelte, Peter H. Carstensen (Nordstrand), Dr. Christian Ruck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Welternäh- rung sichern – eine globale Verantwortung für die nationale und europäische Agrar- politik (Drucksache 15/3940) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU/CSU) . . . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . Reinhold Hemker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Siche- rung von Werkunternehmeransprüchen und zur verbesserten Durchsetzung von Forderungen (Forderungssicherungsge- setz – FoSiG) (Drucksache 15/3594) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Manzewski (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Astrid Voßhoff (CDU/CSU) . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Funke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Alfred Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 10: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des b M D P D H T Z d G a ( D K T A H H F h n ( 12186 A 12186 A 12187 B 12187 B 12187 C 12188 D 12189 B 12190 B 12191 D 12192 D 12194 A 12194 A 12195 C 12197 C 12198 C 12199 B BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN ein- gebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung der Vor- schriften zum diagnoseorientierten Fallpauschalensystem für Kranken- häuser und zur Änderung anderer Vorschriften (Zweites Fallpauscha- lenänderungsgesetz – 2. FPÄndG) (Drucksachen 15/3672, 15/3974) . . . . – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung der Vorschriften zum dia- gnoseorientierten Fallpauschalen- system für Krankenhäuser und zur Änderung anderer Vorschriften (Zweites Fallpauschalenänderungs- gesetz – 2. FPÄndG) (Drucksachen 15/3919, 15/3974) . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung zu dem Antrag der Abgeordne- ten Dr. Hans Georg Faust, Horst Seehofer, Andreas Storm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Versor- gungssicherheit für Patientinnen und Patienten durch sachgerechte Fallpau- schalen (Drucksachen 15/3450, 15/3974) . . . . . . . arion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hans Georg Faust (CDU/CSU) . . . . . . . . etra Selg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . r. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . orst Schmidbauer (Nürnberg) (SPD) . . . . . . agesordnungspunkt 25: weite und dritte Beratung des von der Bun- esregierung eingebrachten Entwurfs eines esetzes zur Änderung des Versicherungs- ufsichtsgesetzes und anderer Gesetze Drucksachen 15/3418, 15/3976) . . . . . . . . . . r. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . laus-Peter Flosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . agesordnungspunkt 26: ntrag der Abgeordneten Michael Kauch, orst Friedrich (Bayreuth), Birgit omburger, weiterer Abgeordneter und der raktion der FDP: Lärmschutz ist Gesund- eitsschutz – Fluglärmgesetz jetzt moder- isieren Drucksache 15/2862) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12200 B 12200 C 12200 C 12200 D 12201 D 12204 A 12205 A 12205 D 12207 C 12207 D 12209 C 12211 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 133. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. Oktober 2004 III Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Petra Bierwirth (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 27: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über das Inverkehrbringen, die Rück- nahme und die umweltverträgliche Entsor- gung von Elektro- und Elektronikgeräten (Elektro- und Elektronikgerätegesetz – ElektroG) (Drucksache 15/3930) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Versicherungsaufsichtsgesetzes und ande- rer Gesetze (Tagesordnungspunkt 25) Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes über das Inver- kehrbringen, die Rücknahme und die um- weltverträgliche Entsorgung von Elektro- und Elektronikgeräten (Elektro- und Elek- tronikgerätegesetz – ElektroG) 12211 D 12212 D 12213 D 12214 B 12216 C 12217 C 12219 C 12220 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Birgit Homburger, Angelika Brunkhorst, Michael Kauch, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Verwertung von Elektronik-Altgeräten ökologisch sachgerecht und unbürokra- tisch gestalten (Drucksache 15/3950) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . – ( n G W B J A A 12217 D 12218 C 12219 A Antrag: Verwertung von Elektronik-Altge- räten ökologisch sachgerecht und unbüro- kratisch gestalten Tagesordnungspunkt 27 und Zusatztagesord- ungspunkt 11) erd Friedrich Bollmann (SPD) . . . . . . . . . . erner Wittlich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . irgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . nlage 4 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12221 C 12223 B 12224 D 12225 C 12226 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 133. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. Oktober 2004 12153 (A) ) (B) ) 133. Sitz Berlin, Freitag, den 2 Beginn: 9.0
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    1) Anlage 3 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 133. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. Oktober 2004 12219 (A) ) (B) ) soll auf private Einrichtungen wie die bereits bestehendenReinhard rSchultz (Everswinkel), SPD 22.10.2004 ungssystemen im Bankenbereich. Die Durchführung wie möglich zu gewährleisten. Der Sicherungsfonds ori- entiert sich im organisatorischen Bereich an den Siche- Schönfeld, Karsten SPD 22.10.2004 Anlage 1 Liste der entschuldigte * A W r g J B V s v c t G G a n d o F e d Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Adam, Ulrich CDU/CSU 22.10.2004* Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 22.10.2004 Brüderle, Rainer FDP 22.10.2004 Carstens (Emstek), Manfred CDU/CSU 22.10.2004 Dött, Marie-Luise CDU/CSU 22.10.2004 Flach, Ulrike FDP 22.10.2004 Friedrich (Mettmann), Lilo SPD 22.10.2004 Griefahn, Monika SPD 22.10.2004 Ibrügger, Lothar SPD 22.10.2004 Jonas, Klaus Werner SPD 22.10.2004* Kumpf, Ute SPD 22.10.2004 Letzgus, Peter CDU/CSU 22.10.2004* Link (Diepholz), Walter CDU/CSU 22.10.2004 Merkel, Petra-Evelyne SPD 22.10.2004 Neumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 22.10.2004 Rauber, Helmut CDU/CSU 22.10.2004 Reichard (Dresden), Christa CDU/CSU 22.10.2004 Ronsöhr, Heinrich- Wilhelm CDU/CSU 22.10.2004 Scharping, Rudolf SPD 22.10.2004 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 22.10.2004 Schmidt (Mülheim), Andreas CDU/CSU 22.10.2004 D S S S W W W W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union nlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Versicherungsaufsichtsgesetzes und anderer Gesetze (Tagesordnungspunkt 25) Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ir diskutieren heute das Versicherungsaufsichtsände- ungsgesetz. Zwar hat die Versicherungswirtschaft ins- esamt die Krise der Kapitalmärkte der vergangenen ahre gut überstanden, doch hat sich in einigen Punkten edarf an einer besseren Regulierung gezeigt. Wir sehen uns in der Verantwortung, Anleger und erbraucher im Falle von Unternehmenskrisen besser zu chützen und ihre erworbenen Ansprüche für die Alters- orsorge und ihren Krankenversicherungsschutz zu si- hern. Die Versicherungswirtschaft hat mit den Einrich- ungen „Protektor“ und „Medicator“ schon eine gute rundlage geschaffen. Wir wollen nun eine gesetzliche rundlage schaffen, damit künftig alle in Deutschland nsässigen Lebens- und Krankenversicherer Mitglied ei- es Sicherungsfonds sind, der durch Mitgliedsbeiträge er Versicherungswirtschaft gespeist wird. Die Beiträge rientieren sich am Risikoprofil der Unternehmen. Der onds stellt im Falle einer Unternehmensinsolvenz die rforderlichen Mittel zur Verfügung, um die Erfüllung er garantierten Leistungen aus den Verträgen so weit r. Schwanholz, Martin SPD 22.10.2004 chwanitz, Rolf SPD 22.10.2004 trebl, Matthäus CDU/CSU 22.10.2004 tübgen, Michael CDU/CSU 22.10.2004 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 22.10.2004 elt, Jochen SPD 22.10.2004 issmann, Matthias CDU/CSU 22.10.2004 ülfing, Elke CDU/CSU 22.10.2004 bgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 12220 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 133. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. Oktober 2004 (A) ) (B) ) Anstalten „Protektor“ (Lebensversicherer) und „Medica- tor“ (Krankenversicherer) übertragen werden können. Der Sicherungsfonds übernimmt die bestehenden Ver- träge und überträgt sie möglichst rasch auf ein anderes Versicherungsunternehmen. Vor allem stehen bei uns die Stabilisierung des Ver- trauens in die private Altersvorsorge sowie der Verbrau- cherschutz im Vordergrund. Wir haben darauf gedrängt, dass die Eingriffsmöglichkeiten in die bestehenden Ver- tragsansprüche der Versicherten so weit wie möglich be- grenzt werden. Dabei haben wir auch an die Versicherten in den „gesunden“ Versicherungen gedacht, damit diese nicht über Gebühr für die „Sünden“ zum Beispiel von Billiganbietern, Anbietern mit unseriösen Renditever- sprechen und ihren Managern im Versicherungsbereich büßen müssen. Natürlich haben auch die Versicherten ein Stück Ei- genverantwortung zu tragen, wenn es um die Wahl des geeigneten Versicherungsunternehmens zur Abdeckung der individuellen Risiken geht. So haben wir uns um ausgewogene Regelungen hinsichtlich der Interessen von Versicherungsunternehmen und ihren Versicherten bemüht. Im Bereich der Lebensversicherung werden von den Versicherungsunternehmen ein Promille der Summe der versicherungstechnischen Nettorückstellungen aller Un- ternehmen in den Sicherungsfonds gespeist, sodass bei Eintritt einer Krise eine respektable Größe schon vor- handen ist. Dann haben wir erreicht, dass für die Versicherten des betroffenen Unternehmens das Eingriffsrecht in ihre Verträge in einem angemessenen Rahmen bleibt. Es darf bei den Lebensversicherungen nur bis maximal 5 Pro- zent unterhalb der garantierten Leistungen gekürzt wer- den. Im Krisenfall also kann Soforthilfe über den Siche- rungsfonds (1 Promille) geleistet werden. Dann haben sich die Unternehmen mit einem Sonderbeitrag von ei- nem Promille zu beteiligen, bis dann bei besonders gro- ßem Ausmaß erst die Versicherten beteiligt werden. Die privaten Krankenkassen unterscheiden sich in ih- ren Leistungen grundlegend von den Lebensversicherun- gen. Hier ist es die Aufgabe des Sicherungsfonds, mög- lichst sofort die laufenden Leistungen weiterführen zu können. Aus diesem Grund muss der Sicherungsfonds kein Vermögen vorhalten. Sollte es zu einem Kapital- mangel kommen, beteiligen sich die Versicherungsunter- nehmen mit 2 Promille an dem Fonds. Die Versicherten haben keine Sonderbeiträge zu leisten. Ein weiterer wichtiger Punkt des Gesetzes für die Verbraucher und die Attraktivität und Stabilität des Fi- nanzstandorts Deutschland ist die verbesserte Aufsicht über Rückversicherungsunternehmen. Der Internationale Währungsfonds hat in seinem Bericht das Fehlen not- wendiger Aufsichtsregeln bemängelt. Deutsche Rück- versicherungsunternehmen halten einen Weltmarktan- teil von fast einem Drittel und sind für einen stabilen Finanz- und Versicherungsmarkt unerlässlich. Seit der K l g v n u d l V e s n E u e l D B u z i V m K F r v H A u f k t b u L d t m u m v U s r m L g d n (C (D rise der Kapitalmärkte sind sie verstärkt in den öffent- ichen Fokus geraten. Die in dem Gesetzentwurf vorlie- enden Regeln orientieren sich eng an denen der Erst- ersicherer. Rückversicherungsunternehmen müssen un eine Mindestausstattung an Eigenmitteln vorweisen nd eine Zulassungsgenehmigung erhalten. In diesem Zusammenhang soll auch die Aufsicht über ie Versicherungsholdings verbessert werden. Die Mög- ichkeiten der Aufsichtsbehörden, Maßnahmen gegen ersicherungsunternehmen zu ergreifen, waren bisher ingeschränkt. Sie kann nun auch auf Holdinggesell- chaften zugreifen, die selbst kein Versicherungsunter- ehmen sind, aber möglicherweise die Risiken und igenkapitalmittel ihrer untergeordneten Versicherungs- nternehmen antizipiert haben. Im Laufe der Legislaturperiode haben wir hier schon tliche Gesetze behandelt, die den Finanzplatz Deutsch- and stärken. Dieses Gesetz ist ein weiterer Baustein. er Finanzmarktsektor in Deutschland ist von zentraler edeutung für die wirtschaftliche Stabilität von Staat nd Gesellschaft und erreicht einen Anteil von 4,6 Pro- ent der Bruttowertschöpfung. Die Finanzbranche stellt n Deutschland rund 1,5 Millionen Arbeitsplätze zur erfügung. Wir müssen der Internationalisierung der Kapital- ärkte, der Mobilität des Kapitals Rechnung tragen. ernpunkte sind hierbei: mehr Transparenz auf den inanzmärkten, mehr Anlegerschutz sowie Modernisie- ung und Harmonisierung der gesetzlichen Grundlagen. Carl-Ludwig Thiele (FDP): Zunächst möchte mich orab bei den Berichterstattern der anderen Fraktionen, errn Dr. Krüger, Herrn Hans-Peter Flosbach und Frau ndreae, sowie bei Herrn Abteilungsleiter Asmussen nd seinem Stab vom Finanzministerium sehr herzlich ür die konstruktive Arbeit bedanken, die wir bei dieser omplizierten Materie in den notwendigen Berichterstat- ergesprächen geleistet haben. Seit Beginn der Beratungen gab es ein Bemühen aller eteiligten Fraktionen, möglichst im Finanzausschuss nd damit auch im Bundestag zu einer einvernehmlichen ösung zu kommen. Ich freue mich, dass es heute zu iesem überparteilichen Konsens im Deutschen Bundes- ag kommt. Ursache für dieses Gesetz war die Krise der Kapital- ärkte der vergangenen Jahre. Hierin haben sich Lücken nd Schwächen des gegenwärtigen Regulierungsinstru- entariums gezeigt. Dies gilt für den Bereich der Rück- ersicherung für den Schutz der Versicherten im Fall von nternehmenskrisen, dieses gilt für die betroffenen Ver- icherungen sowie auch für die Aufsicht über Versiche- ungs-Holdinggesellschaften. Als FDP begrüßen wir zunächst, dass es zukünftig ehr Rechtssicherheit für Bürger gibt, die ihr Geld in ebensversicherungsverträgen anlegen. Die FDP be- rüßt, dass der Schutz für diese Versicherungsnehmer eutlich gestärkt wird. Es war gut, dass in der Krise ei- es Unternehmens eine freiwillige Lösung durch die Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 133. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. Oktober 2004 12221 (A) ) (B) ) anderen Versicherungen gefunden wurde. Die FDP ist allerdings der Auffassung, dass es einen gesetzlichen Rahmen geben muss, weil eine solche Lösung nicht von einem Verband intern auf freiwilliger Ebene durchge- führt werden sollte. Hier bedarf es einer gesetzlichen Re- gelung, die allerdings möglichst unbürokratisch sein soll. Bezüglich der Lebensversicherungen erhält die Auf- fanggesellschaft Protektor einen gesetzlichen Rahmen. Wir begrüßen für die FDP, dass es auch nach der Anhö- rung gelungen ist, das für die Sicherungseinrichtungen erforderliche Kapital als Aktivtausch vornehmen zu kön- nen. Das heißt, hierdurch wird weder die Bilanz des Un- ternehmens noch werden die Verträge der Versicherten belastet. Wir freuen uns auch darüber, dass es gelungen ist, den in der Sicherungseinrichtung einzulegenden Be- trag auf 1 Promille der versicherungstechnischen Rück- stellungen zu begrenzen.Sollte eine Krise eintreten, die dieses Risiko übersteigt, so wären die Versicherungen verpflichtet, ein weiteres Promille einzuzahlen. Erst dann würden die Versicherungsnehmer des betroffenen Versicherungsunternehmens mit 5 Prozent ihrer Einla- gen zur Haftung herangezogen. Ich glaube, dass wir mit diesem Gesetz den Rahmen dafür geschaffen haben, dass eine solche Krise nicht ein- treten kann. Sollte sie allerdings tatsächlich einmal uner- wartet eintreten, so glaube ich schon, dass mit dieser Re- gelung eines Sicherungsfonds die Risiken erheblich reduziert worden sind und die Versicherungsnehmer er- heblich besser als bisher geschützt werden. Bei Krankenversicherungen besteht eine gänzlich an- ders gelagerte Situation. Sollte ein Unternehmen in Schwierigkeiten kommen, so werden zuerst die Beiträge der Mitglieder erhöht. Dies ist auch der Grund dafür, wa- rum bisher keine Krankenversicherung in selbst verur- sachte Schwierigkeiten geraten ist. Wir hoffen, das bleibt so. Deshalb freuen wir uns als FDP, dass diese Andersar- tigkeit der Krankenversicherung auch dadurch ihren Ausdruck findet, dass für die Auffanggesellschaft „Me- dicator“ kein Kapital der Unternehmen zur Verfügung gestellt werden muss. Ebenso wenig muss Personal zur Verfügung gestellt werden. Der Vorstand der Siche- rungseinrichtung hat allerdings dafür Sorge zu tragen, dass kurzfristig Personal im Risikofall zur Verfügung steht. Ebenso halten wir es für notwendig, dass für einen solchen Risikofall die versicherungstechnischen Rück- stellungen der Krankenversicherungen in Höhe von 2 Promille kurzfristig zur Verfügung gestellt werden. Gerade weil wir davon ausgehen, dass ein solcher Fall nicht eintreten wird, ist hier lediglich der Rechtsrahmen für eine Auffanglösung geschaffen worden, der aber keine weiteren Kosten verursacht. Ich möchte mich nochmals für die konstruktive Zu- sammenarbeit über die Fraktionsgrenzen hinweg und auch mit dem Bundesfinanzministerium bedanken. Die FDP stimmt dem vorliegenden Gesetzentwurf zu. A n u g n E d u f u w k w d V n m d S H s G z G s d V E E w s b s w v U c d v w v (C (D nlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes über das Inverkehr- bringen, die Rücknahme und die umwelt- verträgliche Entsorgung von Elektro- und Elektronikgeräten (Elektro- und Elektronik- gerätegesetz – ElektroG) – Antrag: Verwertung von Elektronik-Altge- räten ökologisch sachgerecht und unbüro- kratisch gestalten (Tagesordnungspunkt 27 und Zusatztagesord- nungspunkt 11) Gerd Friedrich Bollmann (SPD): Ich begrüße, dass unmehr ein Gesetzentwurf zur Entsorgung von Elektro- nd Elektronik-Altgeräten vorliegt. Mit dem heute ein- ebrachten Gesetz regeln wir die Sammlung, Rück- ahme, Behandlung und Verwertung von Elektro- und lektronik-Altgeräten in Deutschland. Wir setzen damit ie europäischen Richtlinien über Elektronik-Altgeräte nd zur Beschränkung der Verwendung bestimmter ge- ährlicher Stoffe in elektronischen Geräten fristgerecht nd europarechtsfest in bundesdeutsches Recht um. Mit dem heute vorliegenden Gesetzentwurf ergänzen ir die bereits vorhandenen Produktverordnungen. Wir ommen damit unseren abfallwirtschaftlichen Leitlinien ieder ein Stück näher. Ressourcenschonung, Vermei- ung von Abfällen, Minimierung der Restabfälle und die erbesserung des Gesundheits- und Umweltschutz- iveaus werden vorangebracht. Mit diesem Gesetz soll die Abfallmenge durch Ver- eidung und durch Wiederverwendung reduziert wer- en. Diesem Ziel wird unser Gesetzentwurf gerecht. Die ammelquote von 4 Kilogramm Altgeräten aus privaten aushalten pro Einwohner und Jahr wird in Deutschland tatistisch zwar bereits jetzt erreicht. Dies ist aber kein rund, gesetzgeberische Maßnahmen zur Verbesserung u unterlassen. In Gebieten, in denen es bis jetzt keine etrenntsammlung von Elektro-Altgeräten gibt, muss ie ab dem 13. August nächsten Jahres eingeführt wer- en. Wichtiger ist noch, dass es jetzt klare Regelungen für erwertung und Recycling gibt. Diese werden zu einer rhöhung der Wiederverwertungsquoten im Bereich der lektrogeräte führen. Das Leitziel der Produktverant- ortung nach dem Kreislaufwirtschafts- und Abfallge- etz, wonach Produkte langlebig, reparierbar, demontier- ar, recyclingfähig und schadlos zu beseitigen sein ollen, spiegelt sich in diesem Gesetzentwurf wider. Das urde mir auch bei einem Besuch des Recyclingwerkes on Fujitsu-Siemens in Paderborn bestätigt. Innovative nternehmen der Elektro- und Elektronikbranche, wel- he bereits heute auf die Wiederverwertung ihrer Pro- ukte setzen, werden in ihrem aus ökologischer Sicht erantwortungsbewussten Handeln gestärkt. Wettbe- erbsnachteile gegenüber „Wegwerfprodukten“ werden erringert. Dem Ziel, dass bereits beim Design der 12222 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 133. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. Oktober 2004 (A) ) (B) ) Produkte die spätere Wiederverwertung und Demontage berücksichtigt wird, nähern wir uns weiter an. Teilweise wird uns vorgeworfen, dass der vorliegende Gesetzentwurf zu bürokratisch und unpraktikabel sei so- wie die betroffenen Unternehmen unverhältnismäßig be- laste. Diesen Vorwurf in seiner generellen Form kann ich nicht unwidersprochen stehen lassen. Ich befasse mich inzwischen seit vielen Monaten mit dieser Thematik. In dieser Zeit habe ich zahlreiche Gespräche mit Vertretern betroffener Unternehmen und besonders mit den führen- den Verbänden ZVEI und Bitkom geführt. Beide Unter- nehmensverbände waren, insbesondere in der Frage der organisatorischen Umsetzung der europäischen Richt- linie, von Beginn an beteiligt. In den entsprechenden Pa- ragraphen des Gesetzes sind die Vorstellungen und Vor- schläge der betroffenen Wirtschaft eingeflossen. Das betrifft die Organisation der „Gemeinsamen Stelle“, die Dokumentations-, Melde- und Finanzierungspflichten sowie die Abholung der gesammelten Altgeräte. Diese Vorschläge erschienen mir anfangs sehr kom- pliziert, das will ich durchaus zugeben. Aber warum sollten wir das Angebot der betroffenen Wirtschafts- zweige, bei der Organisation mitzuarbeiten, ablehnen? Wenn ZVEI und Bitkom diesem Gesetzentwurf zustim- men, sehe ich keine unverhältsmismäßige Belastung der betroffenen Unternehmen. Ebenso halte ich das Gesetz insgesamt keineswegs für zu bürokratisch. Wir haben versucht, zusätzliche Bürokratie auf das notwendige Minimum zu beschränken. Daher haben wir in Abspra- che mit den Unternehmensverbänden Regelungen ge- troffen, welche die Umsetzung weitgehend in die Ver- antwortung der Privatwirtschaft legen. Ich bin überzeugt, dass die beteiligten Wirtschaftskreise ihr Bes- tes geben werden, damit das Gesetz zu einem Erfolg wird. Im Übrigen sind im Gesetz Sicherungen eingebaut, welche bei einem Scheitern der „Gemeinsamen Stelle“ greifen und den Vollzug des Gesetzes sichern. Die Organisation der Sammlung durch die öffentlich- rechtlichen Entsorgungsträger folgt ebenso unserem Ziel, die Rücknahme und umweltverträgliche Entsor- gung von Elektro- und Elektronik-Altgeräten unbürokra- tisch umzusetzen und bewährte Strukturen zu erhalten. In zahlreichen Städten, Gemeinden und Kreisen gibt es bereits heute erfolgreiche Systeme zur getrennten Sammlung von Elektro-Altgeräten. Die vorhandenen Systeme der öffentlich-rechtlichen Entsorger haben be- wiesen, dass sie am besten geeignet sind, die getrennte Sammlung des Elektroschrotts durchzuführen und die Altgeräte einer umweltverträglichen Entsorgung zuzu- führen. Wir wollen diese Infrastruktur nutzen und erhal- ten. Ich bin überzeugt, dass die getrennte Sammlung durch die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger die in jeder Beziehung beste und sinnvollste Methode ist, die Sammlungsquoten zu erreichen. Gleichzeitig ist die ge- trennte Sammlung derzeit das einzige Verfahren, die an- schließende umweltverträgliche Entsorgung, Demon- tage, Recycling und Wiederverwertung sicherzustellen. Aus all diesen genannten Gründen ist der Gesetzent- wurf von SPD und Bündnis 90/Die Grünen keineswegs z m w a n b E ß n d n z k z m K g K e g d g D w d d i i a u b s s n d H s m n a 2 n s s D w P a r U m t w b A (C (D u bürokratisch. Wir sind jedoch durchaus bereit, über ögliche Änderungen im Einzelfall zu reden. Ich ver- eise hier auf die im Umweltausschuss des Bundesrates ngenommenen Anträge, über die wir verhandeln kön- en. An der grundsätzlichen Ausrichtung des Gesetzes ezüglich der Organisation halten wir jedoch fest. benso werden die Unternehmen nicht unverhältnismä- ig belastet. Im Gegenteil stellt sich eher die Frage, ob icht die Anlastung der Kosten für die Sammlung bei en öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern eine fi- anzielle Belastung für die Kommunen und die Abgaben ahlenden Bürger ist. Die geteilte Produktverantwortung ommt den Herstellern entgegen und entlastet sie finan- iell. Von einer übermäßigen Belastung von Unterneh- en kann also keineswegs die Rede sein. Wir haben erreicht, dass die finanzielle Belastung der ommunen bzw. der öffentlich-rechtlichen Entsor- ungsträger möglichst gering ausfällt. Kommunen und reise, welche bereits jetzt Elektroschrott sammeln und ntsorgen, werden zukünftig von den Kosten der Entsor- ung befreit. Zugunsten der Öffentlich-Rechtlichen sind ie Anforderungen bei der Sammlung auf das ökolo- isch und abfallwirtschaftlich Notwendige beschränkt. ie Zahl der Gruppen, in denen Altgeräte gesammelt erden, wurde auf sechs reduziert. Die Hersteller stellen ie Behältnisse dafür unentgeltlich zur Verfügung. Trotzdem stellt sich die Frage, ob die Belastung für ie entsorgungspflichtigen Körperschaften nicht zu hoch st. Eine nochmalige Überprüfung dieses Punktes würde ch begrüßen. Eine vollständige Übertragung der Kosten uf die Hersteller im Sinne einer ungeteilten Hersteller- nd Produktverantwortung halte ich nicht für durchsetz- ar. Eine weitere Entlastung der Kommunen und Kreise ollte geprüft werden. In diesem Zusammenhang halte ich den im Unteraus- chuss des Bundesrates angenommenen Antrag Bayerns, ach zehn Jahren zu überprüfen, ob nach weitestgehen- em Wegfall so genannter historischer Altgeräte die ersteller die Kosten auch für die Sammlung und Bereit- tellung der Elektro- und Elektronik-Altgeräte überneh- en sollten, für überlegenswert. Sinnvoller noch ist mei- es Erachtens der im Umweltausschuss des Bundesrates ngenommene Antrag Hamburgs, dass die Hersteller ab 015 die Kosten für die Sammlung übernehmen müssen. Sie können aus meinen bisherigen Verweisen erken- en, dass es bei einzelnen Punkten des komplexen Ge- etzes Änderungswünsche gibt. Diese Änderungswün- che sind jedoch meist nicht parteipolitisch motiviert. ie Abstimmungen über die Änderungsanträge im Um- eltausschuss des Bundesrates zeigen, dass über alle arteigrenzen hinweg nach sachlichen Gesichtspunkten bgestimmt wird. Ich bitte Sie, meine Damen und Her- en, sachdienliche Änderungen in den Verhandlungen im mweltausschuss einzubringen. Ich glaube, es ist dann öglich, einen breiten Konsens zu finden. Schließlich möchte ich noch auf einige weitere Vor- eile und Verbesserungen, die dieses Gesetz bewirkt, hin- eisen. Die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger ha- en die Möglichkeit, einzelne Gruppen der gesammelten ltgeräte für ein Jahr selber zu entsorgen. Damit haben Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 133. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. Oktober 2004 12223 (A) ) (B) ) die entsorgungspflichtigen Körperschaften die Möglich- keit, Sozialbetrieben und zum Beispiel Behinderten- werkstätten mit der Demontage, Wiederverwertung und Entsorgung von Elektro-Altgeräten zu beauftragen. Uns Sozialdemokraten ist es sehr wichtig, dass Sozialbe- triebe, welche bereits jetzt im Bereich der E-Schrott-Ver- wertung tätig sind, erhalten bleiben. Diese Sozialbe- triebe leisten in dem Bereich eine oftmals ökologisch vorbildliche Arbeit und vor allem bieten sie den Betrof- fenen eine sinnvolle Tätigkeit. Sie sind aus sozialen Gründen unseres Erachtens unverzichtbar. Mit der beschriebenen Regelung ermöglichen wir den Fortbestand der Sozialbetriebe auf dem Gebiet der Alt- geräte-Verwertung. Trotzdem halte ich hier Verbesse- rung noch für möglich. Ausdrücklich begrüße ich hier die Bereitschaft einzelner Unternehmen, Sozialbetriebe mit der umweltverträglichen Entsorgung der Elektro- Altgeräte zu beauftragen. Weiterhin verbessern SPD und Bündnis 90/Die Grü- nen mit dem eingereichten Gesetzentwurf durch die Ver- ringerung des Schadstoffgehaltes und das Verbot be- stimmter Schadstoffe den Gesundheitsschutz der Verbraucher. Diese Verbesserung gegenüber dem jetzi- gen Zustand darf meines Erachtens nicht gering geachtet werden. Ich bin überzeugt, dass der Gesetzentwurf von SPD und Bündnis90/Die Grünen eine gute Lösung ist. Wir Sozialdemokraten sind jedoch durchaus bereit, nach der öffentlichen Anhörung im Rahmen der Verhandlungen im Umweltausschuss Änderungen vorzunehmen. Ich bitte Sie, dem Gesetzentwurf zuzustimmen. Werner Wittlich (CDU/CSU): Zu dieser Entwick- lung tragen auch rasante technische Innovationen und die damit einhergehende kurze Nutzungsdauer der Ge- räte bei. Besonders im Bereich der Computer-Hard- und Software haben die Produkte häufig nur eine kurze Le- bensdauer. Auch die komplexe Konstruktion der Geräte und die Verwendung gefährlicher Substanzen in einzelnen Bau- teilen wie zum Beispiel Blei, Quecksilber oder Cadmium machen es nötig, dass eine Grundlage für eine praxisgerechte und wettbewerbskonforme Regelung der Rücknahme und Entsorgung von Altgeräten geschaffen wird. Auf der anderen Seite haben wir in den vergange- nen Jahren erhebliche Fortschritte in der Technik unserer Sortier- und Verwertungsanlagen erzielt. Auch diesen neuen Entwicklungen müssen wir Rechnung tragen. Nach jahrzehntelangen Diskussionen über einen Re- gelungsrahmen für die Entsorgung von Elektronikschrott sind im Februar des vergangenen Jahres die so genann- ten Elektro-Altgeräte-Richtlinien in Kraft getreten. Der heute vorgelegte Gesetzentwurf soll diese Richtlinien in nationales Recht umsetzen. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion begrüßt eine Re- gelung auf europäischer und deutscher Ebene, die das Prinzip der Herstellerverantwortung stützt, den Schad- stoffgehalt der Geräte verringern hilft, dazu beiträgt, Ab- f r a d g s l z u w l t l r b r h d g w w n w a V l D C U s h n w M h t r E b w R r e W d w v t b l d R (C (D älle zu vermeiden und eine Steigerung der Verwertungs- aten mit sich bringen wird. Wir fordern aber auf der nderen Seite, dass sich die Maßnahmen zur Erreichung ieser Ziele im Rahmen der Verhältnismäßigkeit bewe- en. Insbesondere dürfen keine unnötigen bürokrati- chen Hemmnisse aufgebaut werden, die keinen wesent- ichen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Hierzu gehört um Beispiel, dass keine überzogenen Dokumentations- nd Melde- und Registrierungspflichten festgeschrieben erden dürfen, die die Betroffenen unnötig belasten. Kritisch zu hinterfragen ist zum Beispiel die Rege- ung zur Zertifikaterteilung in § 11 Abs. 4 des vorgeleg- en Gesetzentwurfs. Die dort gewählte Formulierung äuft auf eine erhebliche Bürokratisierung und Verteue- ung des Überwachungsverfahrens für die Entsorgungs- etriebe hinaus, die sich mit der Behandlung von Altge- äten beschäftigen. Die betroffenen Industrieverbände aben sich bereits zu Wort gemeldet. Zu Recht haben sie arauf hingewiesen, dass jeder Euro, der in die Entsor- ung fließt, von den Herstellern zuvor hart auf dem teil- eise gesättigten Markt erkämpft werden muss. CDU und CSU nehmen diese Sorgen sehr ernst und erden darauf achten, dass den Unternehmen keine un- ötigen bürokratischen Hemmnisse in den Weg gelegt erden. Gleichzeitig müssen sich die Hersteller aber uch bewusst sein, dass sie zukünftig eine zusätzliche erantwortung tragen. Sie dürfen sich nicht verleiten assen, die Verwertung ohne weitere Kontrolle und ohne efinition von Standards nur über den Preis zu regeln. DU und CSU warnen auch davor, bei der nationalen msetzung über das Ziel der EU-Vorgaben hinauszu- chießen. Denn die EU-Richtlinien eröffnen zum Teil er- ebliche Spielräume bei der Umsetzung in das jeweilige ationale Recht der einzelnen EU-Mitgliedstaaten. Eine Verschärfung der europarechtlichen Vorgaben ürde die Unternehmen in Deutschland gegenüber ihren itbewerbern in den anderen europäischen Staaten er- eblich benachteiligen, den Standort Deutschland belas- en, Arbeitsplätze gefährden und zu Wettbewerbsverzer- ungen führen. Die nationale Umsetzung sollte sich deshalb auf eine ins-zu-eins-Umsetzung der europarechtlichen Vorga- en beschränken. Als grundsätzlich positiv beurteilen wir die klare Zu- eisung der unterschiedlichen Verantwortlichkeiten für ücknahme und Entsorgung. Für die Erfassung und Sammlung sind die öffentlich- echtlichen Entsorgungsträger zuständig. Demgegenüber rstreckt sich die Verantwortung der Hersteller auf die iederverwendung, Behandlung, Verwertung und auf ie Übernahme der Kosten für die Entsorgung. Dadurch ird eine effiziente und faire Gestaltung der Rücknahme on Elektro- und Elektronikgeräten ermöglicht. Durch die eigenverantwortliche Sammlung der Elek- rogeräte durch die öffentlich-rechtlichen Entsorger leibt auch die kommunale Selbstverwaltung gewähr- eistet. Die Kommunen verfügen zudem über den erfor- erlichen Sachverstand zur Sammlung der Geräte. Die ücknahme von Elektro- und Elektronikgeräten lässt 12224 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 133. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. Oktober 2004 (A) ) (B) ) sich über die bewährten kommunalen Sammelstrukturen zudem ohne Verzögerungen und bürgernah organisieren. Denn hier kann man an bisherige Rücknahmesysteme anknüpfen, die auf kommunaler Ebene bereits aufgebaut sind und an die sich die Bürger bereits gewöhnt haben. Vom Verbraucher gelernte und akzeptierte Sammelstruk- turen bieten auch die Sicherheit, die Rücknahme der Alt- geräte ohne Verzögerung bürgernah zu organisieren. Es gibt kommunale Gebietskörperschaften, die bereits sehr fortschrittlich in diesem Bereich sind. Andere wiederum haben erheblichen Nachholbedarf. In meinem Heimatlandkreis beispielsweise hat sich die Sammlung von Elektroschrott in den vergangenen Jahren erheblich fortentwickelt. Im Rahmen eines Ab- fallwirtschaftskonzeptes hat sich die getrennte Erfassung von gebrauchten Elektro- und elektronischen Geräten schon in den frühen 90er-Jahren entwickelt. Bereits 1990 wurden zunächst die Kühlgeräte als einzelne Fraktion und Herde, Waschmaschinen und Wäschetrockner zu- sammen mit dem Schrott entsorgt. 1995 haben wir inner- halb der Sperrmüllsammlung die so genannte „braune Ware“ – Fernsehgeräte, Radios etc. – als eigenständige Fraktion hinzugewonnen. 1996 wurden Elektrogeräte, die von der Größe her in die Wertstofftonne passten, mit der DSD- und PPK-Fraktion gesammelt, sortiert und verwertet. Im Jahr 1987 wurde zudem die Problem- abfallsammlung eingeführt, mit der auch die Erfassung der quecksilberhaltigen Leuchtmittel erfolgte. Sperrige E-Geräte wurden zu 60 Prozent in einem Holsystem und zu 40 Prozent in einem Bringsystem erfasst. Dieses über den Gebührenhaushalt finanzierte System können pri- vate Haushalte, Elektrofachgeschäfte, aber auch Gewer- bebetriebe kostenfrei nutzen. Gerade in Gebieten, in denen bereits solch komplexe und funktionierende Sammelstrukturen bestehen, müs- sen wir darauf achten, dass gut funktionierende Systeme nicht wieder zerschlagen werden. Vielerorts wurden in Projekten mit sozialverträglicher Arbeit Verwertungska- pazitäten geschaffen, die nicht infrage gestellt werden sollten. Ungelöste Fragen sehen wir auch auf der Kos- tenseite. Nach Schätzungen des Deutschen Städte- und Gemeindebundes werden den Kommunen mit der Ein- führung des Elektrogesetzes für die Einsammlung von Elektroaltgeräten aus privaten Haushalten und für die Bereitstellung kommunaler Sammelstellen jährlich zu- sätzliche Kosten in Höhe von bis zu 300 Millionen Euro entstehen. Diese Kosten müssten auf die allgemeine Ab- fallgebühr umgelegt werden. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund rechnet mit einer jährlichen Mehrbelas- tung von 4 Euro je Einwohner. Hier muss genau darauf geachtet werden, dass der organisatorische Aufwand sich in einem vernünftigen Rahmen hält und nicht außer Verhältnis zu den umweltpolitischen Zielen und zum er- zielbaren Umweltschutz gerät. Handlungsbedarf sehen CDU und CSU auch in einem weiteren Punkt, nämlich beim Sonderproblem Drucker- patronen. Der Klammerzusatz in der Begründung des Gesetzes- textes zu § 4 enthält mit „Clever Chips“ einen Begriff, der weder technisch fassbar noch rechtlich definiert ist u k K e v f v d u g n d n m d n c d Z l e f w d A h s w d d f e g G l E s t d S p e s d A v d u B a m g u e s (C (D nd daher zu missverständlichen Deutungen führen ann. Mit dieser Formulierung wird die im Interesse des unden entwickelte „Smart Printing“-Technologie mit inem rechtlichen Bann belegt, obwohl sie die Wieder- erwendung nicht behindert. Selbst Hersteller wiederbe- üllbarer Kartuschen, die ihrerseits einen Austauschchip erwenden, könnten genau wie die Originalhersteller urch eine unklare Auslegung behindert werden. Hier ist nseres Erachtens eine rechtliche Klarstellung nötig. Die esetzgeberische Zielsetzung, die Wiederverwendung icht durch besondere Konstruktionsmerkmale verhin- ern zu lassen, ist durch den Begründungstext zu § 4 des euen Gesetzes voll erfüllt. Wir schlagen vor, den Klam- erzusatz ganz wegzulassen. Damit wäre gewährleistet, ass der Einsatz von und die Entwicklungen weiterer, in- ovativer Zusatzfunktionen im Interesse des Verbrau- hers nicht blockiert wird, ohne andererseits die Ziele es Umweltschutzes zu gefährden. Besonders vor dem Hintergrund des relativ kurzen eitraums stellt uns sowohl die Umsetzung der recht- ichen Rahmenbedingungen als auch die Schaffung eines ffizienten Rücknahmesystems vor besondere Heraus- orderungen. Wir denken, dass der vorgelegte Gesetzent- urf in den weiteren Beratungen noch überarbeitet wer- en muss. Auch der von der FDP-Fraktion vorgelegte ntrag weist auf eine Reihe von kritikwürdigen Punkten in, über die wir diskutieren sollten. Insbesondere müs- en wir den Rotstift dort ansetzen, wo verzichtbarer Ver- altungs-, Kontroll- und Bürokratieaufwand Einzug in en Gesetzestext gefunden hat. Wir werden deshalb in en kommenden Wochen die Diskussion mit den Betrof- enen suchen. Sicherlich werden wir auch im Rahmen iner Anhörung die Schwachstellen des Gesetzentwurfs enau ausloten können. Birgit Homburger (FDP): Der heute vorliegende esetzentwurf zur Rücknahme und zur umweltverträg- ichen Verwertung und Entsorgung von Elektro- und lektronikgeräten dient der Umsetzung zweier europäi- cher Richtlinien. Es geht darum, den Abfall aus Elek- ro- und Elektronikgeräten zu vermeiden und – soweit ies nicht möglich ist – deren Verwertung zu fördern. Die FDP begrüßt die abfallwirtschaftlichen Ziele zur chonung der Ressourcen, zur Minimierung der zu de- onierenden Abfälle sowie zum Erhalt und zur Weiter- ntwicklung des erreichten Gesundheits- und Umwelt- chutzniveaus. Dies gilt auch mit Blick auf den Bereich er Elektro- und Elektronikaltgeräte. Zwei Dinge dürfen aber auch in diesem Bereich der bfallwirtschaft nicht vergessen werden, beide sind eng erbunden mit dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit er Mittel. Zunächst geht es darum, dass der finanzielle nd bürokratische Aufwand, der den Bürgerinnen und ürgern und den betroffenen Unternehmen durch die ufwendige Getrenntsammlung von Elektroschrott zuge- utet wird, so gering gehalten wird, wie möglich. Es eht also um eine kostenminimale, einfache, schlanke nd unbürokratische Realisierung dessen, was durch die uropäische Richtlinie vorgegeben ist. Die Betroffenen ollen nicht unnötig und übermäßig belastet werden. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 133. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. Oktober 2004 12225 (A) ) (B) ) Um es gleich offen zu sagen: Der von der Bundesre- gierung vorgelegte Gesetzentwurf weist in genau dieser Hinsicht zahlreiche Schwächen auf. Die betroffenen Un- ternehmen werden mit zum Teil erheblichem bürokrati- schem Aufwand belastet, der unangemessen und vor al- lem eben nicht unumgänglich ist. Der Gesetzentwurf nutzt nicht alle Spielräume, die die europäische Richtli- nie bietet, um den bürokratischen und finanziellen Auf- wand bei betroffenen Unternehmen zu minimieren und damit auch die Belastung für Bürgerinnen und Bürger so gering wie möglich zu halten. Jeder durch unnötigen bürokratischen Aufwand ver- plemperte Euro wird aber letztlich an genau diese Stelle weitergereicht. Für unnötige Bürokratie müssen also die Bürgerinnen und Bürger letztlich geradestehen und ge- nau deshalb legt die FDP heute einen Antrag vor, der die in dieser Hinsicht wichtigsten Schwächen des Gesetzent- wurfs benennt und auf Abhilfe dringt. Im Einzelnen geht es dabei beispielsweise um den Markenbezug als verpflichtendes Registrierungsele- ment, die Verknüpfung von Registrierungsantrag und Garantienachweis oder die vorgesehene Mehrfachzertifi- zierung von Entsorgungsbetrieben. Außerdem werden durch undifferenzierte Vorgaben ohne ökologische Not- wendigkeit auch Hersteller von elektronischen Geräten belastet, deren Anteil an der Gesamtmenge von Elektro- und Elektronikaltgeräten vernachlässigbar gering oder null ist. Solange diese Schwächen nicht ausgeräumt sind, wird es eine Zustimmung der FDP zu diesem missglück- ten Versuch einer praxisgerechten Umsetzung der EG- Richtlinien nicht geben. Es gibt aber noch einen zweiten Punkt, der nicht aus dem Blickfeld geraten darf, wenn es um eine vernünftige Sammlung, Verwertung und Entsorgung von Elektronik- schrott geht. Es ist nicht damit getan, eine europäische Richtlinie, die die Getrenntsammlung alter Elektrogeräte vorschreibt, praxisgerecht, kostenminimal und unbüro- kratisch umzusetzen. Eine umweltpolitisch kompetente und verantwortungsvoll handelnde Bundesregierung müsste mehr leisten. Sie müsste sich die Frage stellen, ob das, was die Richtlinie vorschreibt, noch dem Stand der Technik entspricht. Ob es also wirklich immer noch unumgänglich ist, dass nicht nur der Elektroschrott vom übrigen Abfall getrennt wird, sondern dass der Elektro- schrott als solcher nochmals von Hand in sage und schreibe sechs unterschiedliche Elektroabfall-Fraktionen getrennt werden soll. Es geht also um die Frage, ob die in den Richtlinien vorgesehenen Stoffverbote und Ge- trennthaltungspflichten aus ökologischen oder gesund- heitlichen Gründen tatsächlich immer noch zwingend er- forderlich sind. Es gibt gute Gründe, dies zu bezweifeln. Der techni- sche Fortschritt bei Sortier- und Verwertungsanlagen hat die Ausgangsbedingungen für die Abfallwirtschaftspoli- tik auch mit Blick auf die Elektronikaltgeräte erheblich verändert. Wenn es technisch möglich und wirtschaftlich darstellbar ist, die gemischten Kunststoffabfälle maschi- nell zu sortieren und von Schadstoffen zu befreien, dann wäre das vorzugswürdig vor der jetzt vorgeschlagenen Regelung. w n f G b M a v m k s – b K u M u w a g S w w U s P g l s S V r f t z v W r T D p g s d r s i n A Z m (C (D Die FDP plädiert dafür, auch und gerade in der Um- eltpolitik neuere technische Entwicklungen zur Kennt- is zu nehmen. Nur so können neue und nachhaltig trag- ähige Wege erschlossen werden, um Umwelt und esundheit wirkungsvoll zu schützen und zugleich die ürokratischen und finanziellen Belastungen für die enschen so gering wie möglich zu halten. Es gibt be- chtliche Spielräume, um die Bürgerinnen und Bürger on unnötigen Kosten und abfallpolitischen Anachronis- en zu entlasten. Die FDP macht in ihrem Antrag dazu onkrete Vorschläge. Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur- chutz und Reaktorsicherheit: Wer nicht blöd sein will so die zahllosen Prospekte in unseren Zeitungen –, raucht dringend: eine neue Waschmaschine, eine neue affeemaschine, einen Computer, iPod statt CD-Player nd vor allem eine neue digitale Kamera. Kaum ein arkt in Europa wächst so schnell wie der für Elektro- nd Elektronikgeräte. Doch wohin mit dem alten Gerät? Genauso schnell ächst der Müllberg von Altgeräten. Experten erwarten b 2005 bis zu 1,8 Millionen Tonnen Altgeräte pro Jahr. Elektroschrott ist nicht ohne Probleme. Er enthält roße Mengen gefährlicher Schadstoffe, zum Beispiel chwermetalle wie Kadmium und Quecksilber, sowie ertvolle Ressourcen, etwa Metalle – sogar Edelmetalle ie Silber und Gold – und sortenreine Kunststoffe. Um mweltgifte zu mindern und wertvolle Ressourcen zu chonen, haben wir in der Europäischen Union 2003 die roduktverantwortung auch für Elektro- und Elektronik- eräte eingeführt. Mit der von Rat und Parlament beschlossenen Richt- inie zu Elektronik- und Elektoabfällen wird erstens ichergestellt, dass Hersteller besonders gefährliche toffe wie zum Beispiel Blei und einige bromhaltige erbindungen nicht mehr verwenden, eine umweltge- echte Entsorgung für neue und alte Geräte garantieren, estgelegte Recycling- und Verwertungsquoten einhal- en, sich zur Kontrolle in einem Register erfassen lassen. Zweitens ist sichergestellt, dass Nutzerinnen und Nut- er sich bei der Wahl eines Neugeräts umweltgerecht erhalten können, ihr Altgerät, sei es ein Fön, eine aschmaschine oder eine Stereoanlage, kostenlos zu- ückgeben können und es nicht mehr einfach in die graue onne werfen. Wir haben hier eine geteilte Produktverantwortung: ie Kommunen sind zur kostenlosen Annahme ver- flichtet. Die Wirtschaft ist für die Verwertung aller Alt- eräte verantwortlich, auch jener, für die heute kein Her- teller mehr festgestellt werden kann. Ich appelliere an ie Kommunen, umweltverantwortlich denkende Bürge- innen und Bürger bei der Getrenntsammlung zu unter- tützen. Sonst landen etliche alte Telefone doch wieder n der Restmülltonne. Die Bürgerinnen und Bürger fi- anzieren die Getrenntsammlung schließlich über ihre bfallgebühren. Die werden übrigens sinken, wenn in ukunft die Hersteller die Abfallverwertung überneh- en. 12226 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 133. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. Oktober 2004 (A) ) (B) ) Da viele Altgeräte, von der Espressomaschine bis zum CD-Player, nur „out off fashion“ sind, aber gut funktionieren, gehören sie gar nicht in den Müll, sondern in andere Hände. Viele Kommunen sammeln daher seit Jahren Elektro- und Elektronikgeräte getrennt und be- auftragen karitative Einrichtungen mit der Verwertung. Das ist – ökologisch und sozial – die sinnvollste Ver- wendung. Sie bleibt natürlich auch künftig möglich. Was nicht mehr genutzt werden kann, soll recycelt, verwertet und umweltgerecht entsorgt werden. Das ge- schieht unter der Fachaufsicht des Umweltbundesamtes, wird aber finanziell getragen von den Herstellern und Importeuren. Im August 2004 haben 30 namhafte Her- steller hierfür die Stiftung „Elektro-Altgeräte-Register (EAR)“ in Fürth gegründet. Hersteller und Kommunen teilen die Verantwortung zum Nutzen aller. Das sollte Grund genug für Bundestag und Bundesrat sein, dem Elektrogesetz zuzustimmen. Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 804. Sitzung am 15. Ok- tober 2004 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen, einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 Grundgesetz nicht zu stellen bzw. einen Einspruch ge- mäß Artikel 77 Absatz 3 nicht einzulegen: – Gesetz zur Änderung des Fleischhygienegesetzes und der Fleischhygiene-Verordnung – Erstes Gesetz zur Änderung des Postpersonal- rechtsgesetzes – Gesetz zu dem Rahmenübereinkommen der Welt- gesundheitsorganisation vom 21. Mai 2003 zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (Gesetz zu dem Tabakrahmenübereinkommen) – Gesetz zu dem Europäischen Übereinkommen vom 19. August 1985 über Gewalttätigkeiten und Fehlverhalten von Zuschauern bei Sportveran- staltungen und insbesondere bei Fußballspielen – Gesetz zur Änderung des VN-Waffenübereinkom- mens – Gesetz zur wirkungsgleichen Übertragung von Regelungen der sozialen Pflegeversicherung in das Dienstrecht und zur Änderung sonstiger dienstrechtlicher Vorschriften – Viertes Gesetz zur Änderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze Der Bundesrat hat ferner die folgenden Entschließun- gen zum Vierten Gesetz zur Änderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze ge- fasst: 1. Die Pauschalierung des Ausstellungsbetrages für Ver- mittlungsgutscheine auf einheitlich 2 000 Euro lässt völlig unberücksichtigt, dass für die privaten Arbeits- 2 3 4 (C (D vermittler dadurch ein noch stärkerer Anreiz als bis- her entsteht, sich bei den Vermittlungsaktivitäten auf beschäftigungslose Arbeitnehmerinnen und Arbeit- nehmer mit relativ günstigen Vermittlungschancen zu konzentrieren. Gerade ältere beschäftigungslose Ar- beitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die gegenwärtig noch vergleichsweise ungünstige Vermittlungschan- cen haben, würden damit weitgehend aus dem Blick- feld privater Arbeitsvermittler verschwinden. Dies konterkariert insofern das Ziel, die Beschäfti- gungschancen Älterer zu verbessern. Mit einem höhe- ren Ausstellungsbetrag des Vermittlungsgutscheines in Höhe von 3 000 Euro für ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer könnten die Potenziale der priva- ten Arbeitsvermittler gerade auch für die Vermittlung dieser Altersgruppe genutzt werden. Eine Herabset- zung des Wertes des Vermittlungsgutscheines auf 1 800 Euro für die übrigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer würde einen finanziellen Ausgleich schaffen. . Mit dem Vierten Gesetz zur Änderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze führt die Bundesregierung das Erfordernis eines geprüften Geschäftsplans auch für die Ich-AGs ein. Dies ist ein richtiger Schritt, der vom Bundesrat unterstützt wird. Damit existieren künftig zwei Instrumente zur Förde- rung der Selbstständigkeit von Arbeitslosen nach dem SGB III, die sich in den Voraussetzungen nicht mehr unterscheiden. Die finanzielle Förderung und sozialrechtliche Behandlung ist unterschiedlich aus- gestaltet. Beim Überbrückungsgeld wird in der Regel mehr Geld für eine kürzere Zeit gezahlt, bei der Ich- AG geringere Summen für einen längeren Zeitraum. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, ei- nen Gesetzentwurf vorzulegen, der die Existenzgrün- dungsförderung von Arbeitslosen neu ordnet und so- wohl das Überbrückungsgeld als auch die Ich-AG- Subventionen zu einem einheitlichen Förderinstru- ment zusammenführt. . Überbrückungsgeld bzw. Existenzgründungszu- schuss bieten nur eine (teilweise) Sicherung des Le- bensunterhalts in der Anfangsphase der Selbststän- digkeit für den Gründer und seine Familie. Darüber hinaus benötigen viele Gründungen zusätzliches Ka- pital für Investitionen und/oder Betriebsmittel. Ge- rade bei Gründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus kommt der Bankensektor als Kapitalgeber nur in Aus- nahmefällen in Frage (hohes Risiko, fehlende Sicher- heiten, geringer Kapitalbedarf etc.). Der Bundesrat fordert die Bundesregierung daher auf, Möglichkei- ten zur Ergänzung der Instrumente „Überbrückungs- geld“ und „Ich-AG“ um entsprechende funktionsfä- hige Instrumente zur Kreditvergabe an erwerbslose Gründungswillige zu prüfen. Die hier bislang beste- henden Möglichkeiten (insbesondere KfW-Mikrodar- lehen) erreichen schon auf Grund des Hausbankprin- zips die Zielgruppe kaum. . Viele Kommunen verfügen über umfangreiche Erfah- rungen in der finanziellen und der beratenden Förde- rung von Gründungen gerade aus Erwerbslosigkeit (unter anderem durch Nutzung des zum Jahresende Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 133. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. Oktober 2004 12227 (A) ) (B) ) auslaufenden § 30 BSHG für Gründungen aus Sozial- hilfebezug). Der Bundesrat fordert die Bundesregie- rung auf, sich an dieser Schnittstelle von Wirtschafts- förderung/Arbeitsmarktpolitik künftig stärker zu engagieren. Als geeigneten Weg hierzu sieht der Bun- desrat unter anderem ein entsprechendes KfW-Kom- munalkreditprogramm, das Kommunen zinslose Kre- dite für diesen Verwendungszweck zur Verfügung stellt. Ein bundesweites Kreditvolumen von circa 50 bis 100 Millionen Euro wird für erforderlich und realistisch gehalten. 5. Der Bundesrat ist der Auffassung, dass die Förder- möglichkeiten des SGB III für Gründungen aus Er- werbslosigkeit auch den künftigen Leistungsbezie- hern im Rahmen des SGB II in gleichwertiger Form zur Verfügung gestellt werden sollten. Er fordert die Bundesregierung auf, hierfür unverzüglich geeignete Vorschläge vorzulegen, 6. Der Bundesrat hält es für erforderlich, im SGB III eine Vergütungsregelung für die Inanspruchnahme der Integrationsfachdienste vorzusehen. Die Integra- tionsfachdienste stellen im Sozialgesetzbuch Neun (§§ 109 ff.) spezialgesetzlich verankerte besondere Dienstleister für die Integration arbeitsloser schwer- behinderter Menschen in den ersten Arbeitsmarkt dar. Zum 1. Januar 2005 geht die Strukturverantwor- tung für das Vorhalten entsprechender Dienste und deren Dienstleistungen von der Bundesagentur für Arbeit (BA) auf die Integrationsämter der Länder über. So wie in der Vergangenheit die Haushaltsmit- tel der BA zur Finanzierung der Inanspruchnahme der von den Diensten angebotenen Dienstleistungen nicht auskömmlich waren, werden auch die Integra- tionsämter allein nicht in der Lage sein, ab 1. Januar 2005 im Rahmen ihrer Strukturverantwortung die In- tegrationsfachdienste aus den zugewiesenen Mitteln der Ausgleichsabgabe zu finanzieren. Eine Mitfinan- zierung derjenigen, die die gesetzlich beschriebenen Dienstleistungen der Integrationsfachdienste – insbe- sondere im Vermittlungsbereich – nutzen, ist deshalb unverzichtbar. Weder das Neunte noch das Dritte So- zialgesetzbuch enthält eine entsprechende Vergü- tungsregelung, obwohl die Inanspruchnahme der Dienste dem gesetzgeberischen Willen entspricht. Die Bundesregierung wird daher gebeten, kurzfristig Vorschläge vorzulegen, die im Rahmen des SGB III die Möglichkeit schaffen, erfolgreiche Integrationen in Arbeit durch die Integrationsfachdienste finanziell zu fördern. 7. Der Bundesrat stellt fest: Die Zusammenführung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe kann organisato- risch und funktionell nur gelingen, wenn die zweige- teilte Trägerschaft zwischen den kommunalen Trä- gern und der Bundesagentur für Arbeit durch eine klare, rechtlich einwandfreie und einheitliche Form der Zusammenarbeit der Träger sichergestellt wird. Die Regelung in § 44 b SGB II beschreibt zwar den Wirkungskreis der Arbeitsgemeinschaft und eröffnet einen Spielraum für die organisatorische Ausgestal- tung; es fehlt aber an einer hinreichend klaren Aus- m V P t (C (D sage zur Rechtsform, in der die Arbeitsgemeinschaft die Aufgaben der Agenturen wahrnehmen kann. Auf die grundlegenden Bedenken gegen diese Unzuläng- lichkeit der Regelung wurde die Bundesregierung wiederholt und von verschiedenen Stellen hingewie- sen, wie auch darauf, dass es insoweit – anders als bei der Wahrnehmung der Aufgaben der kommuna- len Träger – nicht allein in der Gesetzgebungskom- petenz der Länder liegt, diese rechtlichen Vorausset- zungen zu schaffen. In den Ländern besteht die begründete Sorge, dass es aus diesem Grund beim Aufbau der Arbeitsgemeinschaften zu Rechtsunsi- cherheit und zu Verzögerungen zum Nachteil der Be- troffenen kommen kann. Für ein weitgehend komplikationsloses Funktionie- ren der Zusammenarbeit von Arbeitsverwaltung und kommunaler Seite muss sichergestellt sein, dass durch Bundesrecht die Errichtung einer Organisa- tionseinheit des öffentlichen Rechts präzisiert wird; dadurch der reibungslose Aufbau der erforderlichen Strukturen unterstützt wird und; den Arbeit suchen- den Menschen die Sicherheit einer zeitgerechten und geordneten Betreuung garantiert wird. Der Bundesrat bedauert, dass mit dem vorliegenden Gesetzentwurf keinerlei diesbezügliche rechtliche Klarstellung vorgenommen wird. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, ihrer Verantwortung für den reibungslosen Ablauf der Er- richtung der Arbeitsgemeinschaften gerecht zu wer- den und durch Ergänzung des § 44 b SGB II die Errichtung einer Organisationseinheit öffentlichen Rechts zu präzisieren. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/3266 Nr. 1.10 Drucksache 15/3266 Nr. 1.11 Drucksache 15/3266 Nr. 2.19 Finanzausschuss Drucksache 15/3403 Nr. 2.22 Drucksache 15/3403 Nr. 2.71 Drucksache 15/3403 Nr. 2.72 Drucksache 15/3403 Nr. 2.101 Drucksache 15/3546 Nr. 2.2 Drucksache 15/3546 Nr. 2.3 Drucksache 15/3546 Nr. 2.6 Drucksache 15/3546 Nr. 2.9 Drucksache 15/3546 Nr. 2.10 Drucksache 15/3696 Nr. 2.3 Drucksache 15/3696 Nr. 2.34 Drucksache 15/3696 Nr. 2.39 (A) (C) (B) ) Haushaltsausschuss Drucksache 15/3403 Nr. 2.37 Drucksache 15/3403 Nr. 2.93 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/103 Nr. 2.24 Drucksache 15/103 Nr. 2.40 Drucksache 15/103 Nr. 2.71 Drucksache 15/103 Nr. 2.75 Drucksache 15/103 Nr. 2.81 Drucksache 15/103 Nr. 2.86 Drucksache 15/103 Nr. 2.89 Drucksache 15/103 Nr. 2.90 Drucksache 15/103 Nr. 2.106 Drucksache 15/103 Nr. 2.110 Drucksache 15/103 Nr. 2.115 Drucksache 15/103 Nr. 2.129 Drucksache 15/103 Nr. 2.131 Drucksache 15/173 Nr. 2.11 Drucksache 15/173 Nr. 2.16 Drucksache 15/173 Nr. 2.25 Drucksache 15/173 Nr. 2.52 Drucksache 15/173 Nr. 2.65 Drucksache 15/173 Nr. 2.66 Drucksache 15/858 Nr. 2.6 Drucksache 15/1041 Nr. 2.8 Drucksache 15/1041 Nr. 2.10 Drucksache 15/1041 Nr. 2.11 Drucksache 15/1280 Nr. 2.45 Drucksache 15/1547 Nr. 2.8 Drucksache 15/1765 Nr. 2.6 Drucksache 15/1765 Nr. 2.9 Drucksache 15/1765 Nr. 2.20 Drucksache 15/1765 Nr. 2.22 Drucksache 15/1834 Nr. 1.2 Drucksache 15/1834 Nr. 2.3 Drucksache 15/3403 Nr. 2.42 Drucksache 15/3403 Nr. 2.60 Drucksache 15/3546 Nr. 2.13 Drucksache 15/3546 Nr. 2.14 Drucksache 15/3696 Nr. 2.17 Drucksache 15/3696 Nr. 2.18 Drucksache 15/3696 Nr. 2.36 Drucksache 15/3696 Nr. 2.37 Drucksache 15/3696 Nr. 2.38 Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 15/3403 Nr. 2.43 Drucksache 15/268 Nr. 2.17 Drucksache 15/339 Nr. 2.29 Drucksache 15/339 Nr. 2.43 Drucksache 15/392 Nr. 2.17 Drucksache 15/713 Nr. 2.25 Drucksache 15/858 Nr. 1.5 Drucksache 15/858 Nr. 2.5 (D Drucksache 15/3696 Nr. 2.24 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/2636 Nr. 2.5 Drucksache 15/2793 Nr. 2.6 Drucksache 15/3023 Nr. 2.9 12228 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 133. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. Oktober 2004 91, 1 0, T 133. Sitzung Berlin, Freitag, den 22. Oktober 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513300000


Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen!

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Herr Präsident! – Beifall)


– Nichts ist schöner, als einen Geburtstag mit Ihnen zu
verbringen.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wenn Sie das wirklich so meinen, haben Sie ein Problem!)


Die Sitzung ist eröffnet.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 19 auf:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur finanziellen Unterstützung der Innova-
tionsoffensive durch Abschaffung der Eigen-
heimzulage
– Drucksache 15/3781 –

(Erste Beratung 129. Sitzung)


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Redet
a) Beschlussempfehlung und Bericht des Finanz-
ausschusses (7. Ausschuss)

– Drucksache 15/3972 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Stephan Hilsberg
Dr. Michael Meister


(8. Ausschuss)

– Drucksache 15/3975 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Steffen Kampeter
Walter Schöler
Anja Hajduk
Otto Fricke

(C (D ung 2. Oktober 2004 0 Uhr Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem ollegen Stephan Hilsberg, SPD-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Wir diskutieren heute über ein wichtiges inanzpolitisches und gleichzeitig bildungspolitisches orhaben. Richtig, wieder einmal. Dieser Hinweis von der Oppoition ist richtig, eil das ein wichtiger Punkt ist, an dem wir uns mehr nterstützung von der Opposition wünschen, als wir biser erfahren. Die Opposition verfährt so, wie sie das imer tut: In allgemeinen Fragen werden wir unterstützt; enn es aber konkret wird und ans Eingemachte geht, enn es gelegentlich einmal wehtut, wird uns die Untertützung entzogen. So kann man keine Politik machen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten ext des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Stephan Hilsberg (SPD):
Rede ID: ID1513300100

(Zuruf von der CDU/CSU: Wieder einmal!)


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

Um es ganz klar zu sagen: Unsere Regierung verdient

jede Unterstützung, wenn es darum geht, mehr in Bil-
dung zu investieren und weniger für Subventionen aus-
zugeben. Zu der Frage, wofür das Geld bei der Bildung
ausgegeben werden soll, wird anschließend unsere
Ministerin für Bildung und Forschung, Frau Edelgard
Bulmahn, das Nötige sagen. Deshalb werde ich mich an
dieser Stelle, obwohl ich viel dazu sagen könnte, zurück-
halten. Aus berufenem Munde wird das besser gesagt.

Ich will etwas zur Notwendigkeit der Senkung von
Steuersubventionen erklären. Heute ist die Situation

vor zehn Jahren. Es geht nicht einfach
Ausgaben des Staates zu begrenzen.
Land ist ein gutes Land, das wenig Steu-
ndern dasjenige Land ist ein gutes Land,
anders als noch
nur darum, die
Nicht dasjenige
ern verlangt, so






(A) )



(B) )


Stephan Hilsberg

das ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zwischen
eingezogenen Steuern und dafür erbrachten Leistungen
aufweist.


(Beifall bei der SPD)

Dieses Kriterium ist auch im europäischen und interna-
tionalen Standortwettbewerb wichtig. Deshalb geht es in
der Frage der Notwendigkeit der Senkung der Subven-
tionen nicht einfach nur darum, Ausgaben zu senken,
sondern darum, die Effizienz des Steuersystems insge-
samt zu verbessern; das ist der entscheidende Punkt. Wir
sind an dieser Stelle schon einen ganz erheblichen
Schritt vorwärts gekommen, an manchen Stellen auch
mit Unterstützung der Opposition – gar keine Frage –,
auch wenn das Endergebnis ein bisschen dürftig war.
Beispielsweise war das berühmte Koch/Steinbrück-
Papier an manchen Stellen nicht zielgenau. Aber im-
merhin ist es gelungen, einige Subventionen abzubauen.
Es ist sehr gut, dass der berühmte Effekt, der noch vor
fünf oder sechs Jahren beklagt wurde, nämlich dass wir
Einkommensmillionäre haben, die keine Steuern zahlen,
inzwischen der Vergangenheit angehört. Eine ganze
Menge Steuerschlupflöcher wurden geschlossen. Das ist
gut so und an dieser Stelle müssen und wollen wir wei-
termachen.


(Beifall bei der SPD)

Es geht jetzt also nicht darum, Geschenke zu vertei-

len, sondern es geht um die Frage, wo Subventionen ge-
rechtfertigt sind und wo nicht. In diesem Zusammen-
hang komme ich auf die Eigenheimzulage zu sprechen.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik
haben wir einen ausgeglichenen Wohnraummarkt, der es
nicht mehr rechtfertigt, eine solche allgemeine Eigen-
heimzulage zu gewähren. In einigen Regionen haben wir
sogar katastrophale Leerstände; da kommen wir mit ei-
ner Eigenheimzulage überhaupt nicht weiter. In man-
chen Regionen in der Bundesrepublik ist die Situation
ganz ohne Zweifel nach wie vor ein klein wenig ange-
spannt. Aber das allgemeine Instrument einer Eigen-
heimzulage ist überhaupt nicht mehr angebracht.


(Beifall bei der SPD)

Natürlich haben wir es mit Besitzstandswahrern zu

tun; ist doch gar keine Frage. Was wäre das auch für ein
Lobbyverband, der sich dann, wenn es darum geht, in
seinem Bereich bestimmte Gelder einzusparen, nicht
melden oder organisieren würde! Das ist doch völlig
normal und damit kann man auch umgehen. Es muss
aber bewertet werden, ob es im allgemeinen Interesse
liegt, dass so etwas gemacht wird.

Von Wirtschaftsverbänden lasse ich mir ungern sagen,
dass wir zu wenige Subventionen zahlen, da sie die
ganze Zeit die Meinung vertreten haben, dass sich der
Staat aus dem Marktgeschehen herauszuhalten habe. Ge-
nau das ist doch der Punkt. Deutschland ist nicht um-
sonst eines der Länder mit den höchsten Baupreisen. Sie
müssen sich einfach einmal überlegen, ob die Bauwirt-
schaft die Eigenheimzulage in Milliardenhöhe, wie sie
zurzeit gezahlt wird, nicht automatisch in ihre Kosten
mit einrechnet und auf diese Art und Weise schon einmal
Einnahmen hat, die sie vor niemandem und erst recht

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(C (D icht im Marktgeschehen zu verantworten hat. Ich eine, das ist ein wichtiger Punkt. Deshalb muss das uch gesagt werden. Interessanterweise kann man bei der Diskussion um ie Zukunft der Eigenheimzulage – auch im Ausschuss – eineswegs feststellen, dass die Opposition überhaupt icht an die Eigenheimzulage ran will. Es gibt beispielseise Äußerungen, dass man im Rahmen einer generelen und großen Steuerreform bereit sei, über die Zukunft er Eigenheimzulage zu reden. Es geht also gar nicht daum, dass man nicht bereit ist, hier etwas zu tun. Bei der entscheidenden Aufgabe, die wir heute haben, ämlich Steuersubventionen abzubauen, um ein besseres reis-Leistungs-Verhältnis im Steuersystem insgesamt u erreichen, verweigern Sie sich aus durchscheinenden arteitaktischen Interessen, weil Sie Ihre eigenen Konepte damit finanzieren wollen. Ihre eigenen Konzepte ind nämlich dermaßen schlecht durchgerechnet, dass ie Sorgen haben, wenn Sie an die Realisierung denken, u der es kommen würde, wenn Sie jemals die Chance azu hätten. Das ist doch der Hintergrund. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Während Ihr Faktionsgeschäftsführer Volker Kauder
nd der jetzt nicht mehr ganz so beliebte Teufel, der Mi-
isterpräsident von Baden-Württemberg, noch darüber
eden, dass man das in eine allgemeine Steuerreform
inbauen könnte, wird im Ausschuss darüber geredet,
ass es vielleicht nicht falsch wäre, ein Konzept zu fin-
en, in dem das Wohneigentum besser als bisher in eine
teuerlich begünstigte Altersvorsorge mit eingerechnet
ird. Darüber könnte man auch reden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ie müssen sich aber überlegen, was Sie eigentlich wol-
en und wofür Sie es verwenden wollen. Sie sind hier
berhaupt nicht sortiert.
Wir werden unseren Weg gehen. Der Weg kann nur

auten: besseres Preis-Leistungs-Verhältnis im Steuer-
ystem insgesamt für einen Standortvorteil und für bes-
ere Standortbedingungen für unsere Unternehmen in
eutschland, für bei uns benötigte Arbeitsplätze sowie
ür eine hervorragende und sich gut entwickelnde Volks-
irtschaft im europäischen Konzert.
Deswegen gehen wir auch an die schwierigen Punkte

eran. Wir wissen nämlich, dass es für eine gute Zukunft
nseres Landes notwendig ist, heute auch schwierige
ufgaben zu meistern.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513300200

Ich erteile Kollegen Christian von Stetten, CDU/
SU-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )



Frhr. Christian von Stetten (CDU):
Rede ID: ID1513300300

Herr Präsident! Auch von mir herzlichen Glück-

wunsch zum Geburtstag!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lieber Kol-

lege Hilsberg, es ist doch folgendermaßen: Im
Dezember 2003 haben wir einen Kompromiss zwischen
der Regierung und der Opposition erzielt, um die Zu-
kunft der Eigenheimzulage neu zu regeln. Allein die Tat-
sache, dass wir uns heute, keine zehn Monate später, er-
neut mit diesem Thema beschäftigen müssen, weil die
Regierung den betroffenen Bürgern gegenüber wortbrü-
chig werden will, ist der Skandal und zeigt die Unzuver-
lässigkeit der rot-grünen Regierung und der in ihr han-
delnden Personen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans Eichel, Bundesminister: Ach, Quatsch!)


Wie war es denn? Sie von Rot-Grün wollten die Ei-
genheimzulage im letzten Jahr vollständig abschaffen,
um Ihre Haushaltslöcher zu stopfen. CDU/CSU und
auch die FDP wollten den Schwächeren unserer Gesell-
schaft weiterhin den Erwerb von Wohneigentum ermög-
lichen.


(Jörg Tauss [SPD]: Ach, jetzt kommen mir gleich die Tränen!)


Herr Tauss, dann haben wir uns auf Kürzungen in Höhe
von 30 Prozent in den nächsten drei Jahren geeinigt. Ich
war von diesem Kompromiss nicht begeistert, aber es
war ein Kompromiss. Er hat den Bürgerinnen und Bür-
gern eine Perspektive für die nächsten Jahre gegeben.
Junge Familien haben auf diese von uns gemeinsam ge-
machten Zusagen hin ihre Lebensplanungen ausgerich-
tet.

Und jetzt? Die Betroffenen fragen zu Recht, was denn
nun gilt. Gibt es jedes Jahr wieder ein neues Theater. Sie
wissen, mich persönlich können Sie nicht mehr so leicht
enttäuschen. Was ich bei Ihnen in zwei Jahren chaosmä-
ßiger Finanzpolitik an Unredlichkeit und Fehlplanung
erlebt habe, ist nicht mehr zu toppen. Heute belasten Sie
aber die Bürger und auch die Mitarbeiter in den Firmen.
Was können Ihnen die Mitarbeiter in den mittelständi-
schen Bauunternehmungen und in den Bausparkassen
überhaupt noch glauben?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie scheinen aber nicht viel Begeisterung zu entfachen! Ein etwas quälender Beifall!)


Auch fachlich liegen Sie völlig falsch. Wir brauchen
nicht weniger Bürger, die in ihre eigenen vier Wände in-
vestieren können, sondern mehr Bürger, die in ihr Eigen-
tum investieren, anstatt Miete zu zahlen. Das ist eine so-
lide Alterssicherung und schützt vor dem Problem, vor
dem Sie immer warnen: der Altersarmut.

Sie haben es bei der Einführung der so genannten
Riester-Rente oder bei der Kürzung der neulich erst er-
folgten Neuregelung der Alterseinkünftebesteuerung
versäumt, die Bildung von Wohneigentum ausreichend
zu berücksichtigen.

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(C (D (Jörg Tauss [SPD]: Sagen Sie mal was zur Bildung, nicht zur Bildung von Wohneigentum!)


er Bundesrat hat sich bei diesem Thema eindeutig po-
itioniert und fordert die Beibehaltung der Eigenheimzu-
age. Übrigens setzen sich nicht nur die CDU-, CSU-
nd FDP-Politiker in ihren Landesverbänden für die Ei-
enheimzulage ein, vielmehr verstehen auch Ihre Leute
on der SPD den unehrenhaften Umgang mit den Betrof-
enen nicht.
Herr Tauss, Sie können so viel protestieren, wie Sie
ollen. Ich kann auch konkret werden.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

azu möchte ich Ihnen keine Zitate von vor ein paar
ahren vorlesen, sondern nur ganz aktuelle. Der letzte
andesparteitag der SPD hat am 9. Oktober 2004 in
anau in Hessen stattgefunden, also vor gerade
3 Tagen. Schauen wir doch einmal, Herr Finanzminis-
er Eichel, was Ihr eigener Landesverband zum Thema
igenheimzulage vor 13 Tagen beschlossen hat.


(Hans Eichel, Bundesminister: Mit knapper Mehrheit!)


it Zustimmung des Präsidenten zitiere ich kurz den
eschluss der SPD Hessen vom 9. Oktober 2004. Da
eißt es:

Der SPD-Landesparteitag Hessen befürwortet die
Beibehaltung der Eigenheimzulage.

(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

Er lehnt die Abschaffung der Eigenheimzulage ab …


(Jörg Tauss [SPD]: Leselüge!)

Der Landesverband unseres SPD-Finanzministers be-

ründet seinen Beschluss unter anderem mit folgenden
orten:

Die Abschaffung der Eigenheimzulage erschwert
gerade jungen Familien ... den Erwerb von Wohn-
eigentum deutlich.

Weiter heißt es:
Der Erwerb von selbstbewohntem Wohneigentum
bedeutet langfristig die Umwandlung von ansons-
ten zu zahlender Miete in eigenes Vermögen.

Anschließend haben die hessischen Landespolitiker
achgerechnet, dies dem Finanzminister zukommen las-
en und deswegen folgende Begründung in ihren Antrag
ufgenommen – ich zitiere –:

Die Eigenheimzulage deckt bei einem durchschnitt-
lichen Eigenheim maximal die anfallende Mehr-
wertsteuer auf die erbrachten Bauleistungen ab.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)

Weniger Bauleistung durch eine wegfallende
Eigenheimzulage bedeutet somit Verzicht von Steu-
ereinnahmen.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: So, jetzt entscheiden wir über die Annahme des Antrags!)







(A) )



(B) )


Christian Freiherr von Stetten

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Wenn es Ihnen

noch nicht einmal gelingt, Ihre eigenen Leute von die-
sem falschen Weg zu überzeugen, dann frage ich mich,
wie Sie die Dreistigkeit besitzen können, sich hier im
Bundestag hinzustellen, der Opposition Verweigerung
vorzuwerfen


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, Verantwortungslosigkeit!)


und von uns zu erwarten, dass wir Ihnen auf diesem Weg
der Pleiten, Pech und Pannen bei den Finanzen folgen.
So wie Sie Ihr SPD-Landesparteitag aufgefordert hat
– wie mir Ihr Landesverband mitgeteilt hat, ist ein Brief
an den Finanzminister diese Woche im Ministerium ein-
gegangen –, kann auch ich Sie nur auffordern: Ziehen
Sie Ihren Antrag zurück! Wir haben einen Gegenantrag
gestellt.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513300400


Ich erteile das Wort Kollegin Kerstin Andreae, Frak-
tion des Bündnisses 90/Die Grünen.


Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513300500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir haben gestern über den Nachtragshaushalt
debattiert. Wir wissen: Die Spielräume, die wir noch ha-
ben, sind begrenzt und eng.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wir haben überhaupt keinen Spielraum mehr!)


Der Haushalt enthält Ausgaben von 250 Milliarden
Euro. Wir wissen, dass 70 Prozent dieser Ausgaben für
Zinsen und die Renten- und Pensionskasse verwendet
werden. Das heißt, der Spardruck in Bezug auf den
Haushalt ist sehr groß und unsere Spielräume sind ge-
ring.

Einer unserer Spielräume sind die Subventionen. Die
Frage bei eingesparten Subventionen ist: Sollen sie für
die Schuldentilgung verwendet werden oder sollen sie
anderweitig eingesetzt werden? Wir haben uns dafür ent-
schieden, die Mittel aus dem Abbau der Eigenheimzu-
lage für die Bildung zu verwenden, und zwar aus gutem
Grund.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Für Subventionen gilt Folgendes: Vernünftige Sub-
ventionen sind degressiv. Irgendwann laufen sie aus und
zwar dann, wenn das Ziel einer Subvention erreicht ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Das Ziel dieser Subvention war eine ausreichende
Wohnraumversorgung. Dass dieses Ziel erreicht ist, sa-
gen Ihnen alle Wissenschaftler, Gutachter und auch der
Städtetag.


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(C (D (Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Das stimmt nicht!)


Herr Seiffert, Sie können hundertmal behaupten, dass
ies nicht stimmt. Natürlich stimmt es: Der Wohnungs-
arkt ist gesättigt.
Wenn Sie dann noch die demografische Entwicklung

edenken, durch die der Bedarf langfristig noch weiter
inken wird, können Sie sich heute nicht hier hinstellen
nd fordern, über die Eigenheimzulage weiterhin den
au von Eigenheimen und die Schaffung von Wohn-
igentum zu finanzieren. Der Markt ist gesättigt. Das
üssen Sie endlich einmal anerkennen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Jetzt sagen Sie, das Ziel sei nicht nur die Schaffung
on Wohneigentum, sondern auch die Altersvorsorge.
ch sage Ihnen eines:


(Ina Lenke [FDP]: Das wollen Sie auch nicht!)

ie beste Altersvorsorge ist Bildung. Wir brauchen mehr
nnovationen und mehr Bildung für eine vernünftige Al-
ersvorsorge.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Natürlich hätten wir gerne einen größeren finanziel-
en Spielraum; aber wir haben ihn nicht. Deswegen ha-
en wir uns dafür entschieden, in die Bildung zu inves-
ieren. Um diese Entscheidung geht es. Es geht um die
ntscheidung: Eigenheimzulage oder Bildung? Es geht
m die Entscheidung: Investition in einen gesättigten
ohnungsmarkt oder in Bildung?


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das ist simpel! Panzer oder Kindergeld?)


s geht um die Entscheidung: Beton oder Bildung? Wir
aben uns für die Bildung entschieden. Wenn wir die
igenheimzulage abbauen, haben wir bis zum Jahr 2008
Milliarden Euro mehr zur Verfügung. Insgesamt haben
ir dann 6 Milliarden Euro mehr für Kinderbetreuung,
ür Bildung und für Innovationen.


(Ina Lenke [FDP]: Was ist denn mit Hartz IV? Jetzt kommen Sie mit Kinderbetreuung!)


Genau, ich komme mit der Kinderbetreuung. Wissen
ie, warum ich mit der Kinderbetreuung komme? Weil
ir uns in Deutschland etwas leisten, was geradezu ab-
urd ist. Wir leisten uns, dass junge, gut ausgebildete
rauen – meist mit einem besseren Abschluss als Män-
er – keinen Zugang zu hoch qualifizierten Berufen ha-
en, weil wir keine flächendeckende gescheite Kinder-
etreuung haben. Wir brauchen Geld, damit wir solche
rauen in den Arbeitsmarkt vermitteln können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich möchte Ihnen jetzt ein Zitat des Kollegen Minkel
us der Debatte vom 30. September vorlesen.






(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513300600

Frau Kollegin, gestatten Sie vor dem Zitat eine Zwi-

schenfrage der Kollegin Lenke?

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Frau Lenke braucht Redezeit! Ich kenne sie schon! – Gegenruf der Abg. Ina Lenke [FDP]: Meine Frage kennen Sie aber noch nicht!)



Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513300700

Ja.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1513300800

Sehr geehrte Frau Kollegin, glauben Sie nicht mehr

daran, dass durch die Zusammenlegung von Arbeits-
losen- und Sozialhilfe die Betreuung von Kindern unter
drei Jahren finanziert werden kann? Sie machen doch
jetzt einen neuen Finanzierungstopf auf. Sie haben eben
davon gesprochen, dass Sie die Eigenheimzulage auch
für Kinderbetreuung und für Bildung im Kindergarten
verfrühstücken wollen.


Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513300900

Frau Kollegin, ich habe gesagt, dass wir durch den

Abbau der Eigenheimzulage 3 Milliarden Euro bis zum
Jahr 2008 mehr für Bildung haben werden. Dann habe
ich gesagt, dass das bedeutet, dass wir für Bildung, For-
schung und Kinderbetreuung in der Summe
6 Milliarden Euro mehr haben. Natürlich glaube ich,
dass Hartz IV zur Finanzierung der Kinderbetreuung
beitragen wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Aber wir bleiben noch etwas bei dem Thema Kinder-
betreuung, weil mir das wirklich am Herzen liegt. Ich
sagte, dass wir den jungen, gut ausgebildeten Frauen den
Zugang zu hoch qualifizierter Arbeit verwehren. Der
Kollege Minkel – ich kenne ihn nicht persönlich –


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Ein guter Mann ist das!)


hat in der Debatte vom 30. September zum Abbau der
Eigenheimzulage Folgendes ausgeführt:

Es geht darum, ob unsere Menschen im Eigenheim
wohnen dürfen oder auf einer Etage eines Wohn-
hauses wohnen müssen.

(Lachen bei der SPD – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So war das! Ich war dabei! Das stimmt!)


– Ich bin noch nicht fertig. Es wird noch viel besser:
Herr Eichel, mit dem Eigenheim fängt die Kinder-
erziehung an. Beides hat etwas miteinander zu tun.

Die Einstellung, dass Kindererziehung etwas damit zu
tun, ob man ein Haus hat, das einem selber gehört oder
nicht, ist unglaublich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Die Sachverständigen sagen in ihrem Gutachten, dass ich die Eigenheimzulage überlebt habe. Der Städtetag agt, dass die Eigenheimzulage als flächendeckende und ndifferenzierte Subvention der Wohneigentumsbildung berholt sei. (Zuruf von der CDU/CSU: Keine Ahnung vom wahren Leben!)


s ist ganz klar: Die Eigenheimzulage fördert die Stadt-
lucht. Die Eigenheimzulage hilft nicht, die Wohnungs-
ngpässe in Ballungsräumen zu beseitigen. Die Eigen-
eimzulage fördert gerade diejenigen, die nicht mehr auf
iese staatliche Unterstützung angewiesen sind. Die ent-
cheidende Altersvorsorge für uns ist Bildung. Bildung
nd Wettbewerb, Bildung und Innovationen sind der ent-
cheidende Schlüssel dafür, dass wir dieses Land vo-
anbringen können. Mit der Einstellung, die ich vorhin
itiert habe, bringen wir dieses Land nicht voran.


(Zuruf von der CDU/CSU: Da reicht aber nicht nur Geld!)


Ich bitte Sie, die Lebenswirklichkeit anzuerkennen
nd sich in unserem Sinne zu entscheiden.
Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513301000

Ich erteile das Wort Kollegen Carl-Ludwig Thiele,

DP-Fraktion.

(Jörg Tauss [SPD]: Mal sehen, ob heute was Neues kommt!)



Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1513301100

Sehr geehrter Herr Präsident! Zunächst auch von mei-

er Seite herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Eine
olche Sitzung ist sicherlich dazu angetan, Ihnen mög-
ichst häufig zu gratulieren. Das werden die nachfolgen-
en Redner wahrscheinlich auch tun.
Frau Kollegin Andreae, Ihr Redebeitrag erweckt den

indruck, dass das Streichen der Eigenheimzulage finan-
ielle Spielräume eröffnen und in der Zukunft Ausgaben
rmöglichen wird, an die derzeit nicht zu denken ist.
enn man Ihren Vorstellungen folgen würde, dann
önnte man mindestens dreimal so viele gute und wün-
chenswerte Vorhaben benennen, die der Staat finanzie-
en sollte


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da muss man sich entscheiden!)


nd die dann mit den durch die von Ihnen geforderte
treichung der Eigenheimzulage eingesparten Mitteln
inanziert werden könnten. Die Eigenheimzulage ist in
iesem Zusammenhang der neue Jäger 90 der neuen rot-
rünen Finanzpolitik! Das vermag ich nicht ganz einzu-
ehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele

Lassen Sie mich wieder ernst werden. Gestern Nach-

mittag fand im Deutschen Bundestag die erste Lesung
des Nachtragshaushalts für das laufende Jahr statt. Der
Haushalt läuft aus dem Ruder. Deutschland wird die
höchste Neuverschuldung erleben, die es je gab.

Zum dritten Mal in Folge hat die Koalition einen ver-
fassungswidrigen Haushalt zu verantworten. Ihr Finanz-
minister erklärt, dass er sich weigert, zu sparen und
Sparvorschläge vorzulegen.


(Jörg Tauss [SPD]: Unverschämtheit!)

– Dann beschweren Sie sich beim Finanzminister! Er hat
sich doch so geäußert. Ich zitiere Herrn Eichel doch nur.


(Hans Eichel, Bundesminister: Quatsch!)

– Sie haben doch erklärt, Sie könnten in diesem Haushalt
keine weiteren Einsparungen vornehmen. Sie wollen das
nicht! Das Mindeste wäre, eine Haushaltssperre zu ver-
hängen oder Ähnliches. Aber nicht einmal dazu sind Sie
in der Lage, Herr Finanzminister.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Schwachsinn!)


Wer so verantwortungslos mit den Staatsfinanzen um-
geht, die höchste in Deutschland je erzielte Neuver-
schuldung erreicht, damit die nachfolgenden Generatio-
nen belastet und dann hier eine solche Shownummer
abzieht, beweist, dass auch der letzte Rest Seriosität in
der Finanzplanung auf der Strecke geblieben ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Das passt aber nicht zusammen!)


Im vergangenen Jahr haben wir im Zuge des Vorzie-
hens der nächsten Stufe der Steuerreform eine Diskus-
sion geführt. Auch wir von der FDP haben uns für die
Kürzung von Subventionen eingesetzt. Im Zuge dieser
Diskussion wurde die Eigenheimzulage grundsätzlich
umgestaltet. Sie wurde um 30 Prozent gekürzt. Das ist
der Bereich, in dem am stärksten gekürzt wurde. Den
Subventionsabbau in anderen Bereichen hat der Finanz-
minister nicht einmal vorgeschlagen; er wurde von den
Ländern gefordert. Wir haben den Subventionsabbau
mitbeschlossen.

Die Rahmenbedingungen sind also bereits verändert
worden. Die Änderung der Eigenheimzulage ist mit den
Stimmen von Rot-Grün im Dezember beschlossen wor-
den. Jetzt aber erklären Sie: Dieser Beschluss kann nicht
länger gelten; die Eigenheimzulage muss komplett abge-
schafft werden. Das irritiert und verunsichert die Bürger
am stärksten: In dieser Politik gibt es keine Planungs-
sicherheit und Verlässlichkeit.

Mit dieser Planungsunsicherheit machen Sie die Kon-
junktur und das Wirtschaftswachstum kaputt und legen
die Wurzeln dafür, dass Deutschland nicht in dem not-
wendigen Maße vorankommt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Auch wir von der FDP sind der Auffassung, dass es

keine Ewigkeitsgarantie für die Eigenheimzulage geben
kann.

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(C (D (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach ja!)


enn sie aber gestrichen wird, dann müssen gleichzeitig
ie Steuern gesenkt werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ur so kann sichergestellt werden, dass die Bürger und
unge Familien, die ein Eigenheim erwerben wollen, die-
en Wunsch verwirklichen können. Erkundigen Sie sich
inmal, wie viele Familien mit Kindern in die Neubau-
ebiete ziehen und warum sie Eigentum bilden wollen.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wie wollt ihr denn den Schuldenabbau betreiben? Sagt das doch mal!)


enn man die Eigenheimzulage streicht, ohne diesen
ersonenkreis an anderer Stelle zu entlasten, dann ist er
icht mehr in der Lage, das notwendige Eigentum zu bil-
en. Um diesen Zusammenhang geht es doch!
Alle Ihre Vorschläge bedeuten eine simple Steuer-

rhöhung, die als Subventionsabbau getarnt ist. Das leh-
en wir ab. Dafür stehen wir nicht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Was die Begriffe angeht, die Sie der Eigenheimzulage

egenüberstellen, ist festzuhalten: Wir brauchen in
eutschland in der Tat Bildung. Dafür stehen wir. Wir
aben entsprechende Konzepte vorgelegt, die von Ihnen
bgelehnt wurden.


(Jörg Tauss [SPD]: Oh je!)

ir brauchen in Deutschland aber auch Eigentum. Wa-

um werden Bildung und Eigentum gegenübergestellt?
nser Land kann sich nur dann entwickeln, wenn es Bil-
ung und Eigentum gibt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as ist doch der entscheidende Punkt.
Wenn es darum geht, den Subventionsabbau anzuge-

en, dann stellt sich die Frage, warum in den nächsten
ahren bis 2012 16 Milliarden Euro für die Steinkohle
usgegeben werden. Warum soll das erforderlich sein?
as ist eine Ausgabe, die vom Bundeshaushalt Jahr für
ahr geleistet wird. Hier kann man doch herangehen.
arum investieren Sie weiter in die Vergangenheit an-
tatt in die Zukunft? Ihre Aufgabe ist es doch, in die Zu-
unft zu investieren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wir Liberale möchten, dass in die Zukunft investiert
ird. Wir brauchen weniger Kohle für die Kohle, aber
ehr Kohle für die Bildung. Dafür werden wir werben.
as ist aber mit dem simplifizierten Steuererhöhungsge-
etzentwurf der Bundesregierung nicht möglich.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Sie sind doch der Meister Simpel, der Simplizissimus!)







(A)



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513301200


Ich erteile das Wort der Bundesministerin Edelgard
Bulmahn.


(Beifall bei der SPD)


Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
und Forschung:

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Herr Präsident, auch von mir einen
ganz herzlichen Glückwunsch. Ich glaube, es wäre das
schönste Geschenk für den Herrn Bundespräsidenten


(Heiterkeit im ganzen Hause)

– Entschuldigung, für den Herrn Bundestagspräsiden-
ten –, wenn wir heute den Beschluss fassen würden, die
Eigenheimzulage abzuschaffen.

Wir alle – die Damen und Herren von der Opposition
genauso wie von der Regierungskoalition – stehen heute
vor der Aufgabe, zu beweisen, ob wir in der Lage sind,
die Ausgaben der öffentlichen Hand in Zeiten knapper
Kassen auf die Bereiche zu konzentrieren, die für die
Zukunft unseres Gemeinwesens von ganz besonderer
Bedeutung sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Von allen Parteien, von Wissenschaft und Wirtschaft
wird gefordert, mehr in Bildung und Forschung zu in-
vestieren. Darin liegt unsere Zukunft. In Deutschland in-
vestieren wir aber bisher zu wenig in Bildung und For-
schung.


(Zuruf von der CDU/CSU: Wer ist denn die Bildungsministerin?)


Laut Statistik liegt Deutschland beim Anteil der Bil-
dungsausgaben an allen öffentlichen Ausgaben an zweit-
letzter Stelle in Europa. An zweitletzter Stelle!


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wie lange sind Sie schon Ministerin?)


Heute stehen wir alle in diesem Hohen Haus vor der Na-
gelprobe, ob wir bereit sind, dies zu verändern und dafür
Sorge zu tragen, dass unsere Kinder in den Kindergärten
und unsere Jugendlichen an den Schulen, Berufsschulen
und Hochschulen eine Zukunfts- und Lebenschance er-
halten. Das ist die Aufgabe, vor der wir stehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Thiele, lassen Sie mich eines ganz klar sagen: Es
geht nicht an, sich ständig zum Subventionsabbau zu be-
kennen, aber immer dann, wenn es konkret wird, Gründe
an den Haaren herbeizuziehen, die es vermeintlich recht-
fertigen, warum man sich der notwendigen Entschei-
dung für den Subventionsabbau und damit für mehr In-
vestitionen in Bildung und Forschung verweigert. Damit
machen Sie sich völlig unglaubwürdig.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Frau Ministerin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Tauss? Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung nd Forschung: Ja. Herr Tauss, bitte. Frau Ministerin, nachdem die Opposition in ihren Zu ufen auf die Zusammenhänge zwischen den von Ihnen enannten Zahlen bezüglich der Ausgaben für Bildung nd Forschung und auf die Regierung verwies, könnten ie uns freundlicherweise einmal schildern, in welchem ustand Sie den Bildungsund Forschungshaushalt 1998 orgefunden haben und wie sich die Situation heute dartellt? Könnten Sie auch darauf eingehen, wie sich die ituation in Niedersachsen nach der Regierungsüberahme durch Schwarz-Gelb darstellt, wie stark dort im ereich von Bildung und Forschung gekürzt worden ist? Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung nd Forschung: Man muss sich ja mit der Wirklichkeit auseinander etzen. ie Wirklichkeit sieht so aus – da Sie das offensichtlich ergessen haben und da auch Erinnern zur Bildung geört, sage ich Ihnen allen das noch einmal –, dass die daalige CDU/CSU-FDP-geführte Bundesregierung unter undeskanzler Kohl den Haushalt für Bildung und Forchung um 400 Millionen Euro gekürzt hat. Das war hre Zukunftspolitik. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Hört! Hört! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Er stellt Ihnen die Frage!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513301300
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513301400
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1513301500

(Ina Lenke [FDP]: So ein Quatsch!)


(Jörg Tauss [SPD]: So ist es!)


as Gleiche macht zurzeit im Übrigen die CDU-FDP-
eführte Landesregierung in Niedersachsen. Dass Sie
ort die Investitionen in die Hochschulen um 50 Millio-
en Euro kürzen, ist genau die falsche Politik. Damit
erstören Sie in Niedersachsen die Zukunftsoptionen,
ie wir in den Jahren zuvor sinnvoller- und richtiger-
eise aufgebaut haben. Damit schaden Sie der Zukunft
ieses Bundeslandes, genauso wie Sie in den 90er-Jah-
en der gesamten Bundesrepublik Deutschland gescha-
et haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Würden Sie mal mit dem reden, der Ihnen die Frage gestellt hat? – Lebhafte Zurufe von der CDU/CSU)


Die rot-grüne Bundesregierung hat dagegen seit 1998
ie Mittel für Bildung und Forschung um 35 Prozent er-
öht. Das ist genau der Unterschied zwischen dieser
)






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

Regierung und den sie tragenden Koalitionsfraktionen
auf der einen Seite und Ihrer Regierung auf der anderen
Seite.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Der Tauss ist ja gebrechlich!)


Sie reden in Sonntagsreden über die Bedeutung von Bil-
dung und Forschung und haben nicht das Rückgrat und
den Mut, dann auch die notwendigen Entscheidungen zu
treffen. Deshalb sind Sie unglaubwürdig.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Warum beschimpfen Sie Ihren Kollegen so, Frau Ministerin, ohne Punkt und Komma?)


Wir haben die notwendigen Entscheidungen getroffen
und haben den Mut, die Courage, dafür auch Subventio-
nen zu streichen, die uns allen sicherlich lieb und teuer
geworden sind. – Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ich möchte, dass die Frage ausführlicher beantwortet wird! – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das ist wirklich Zeitschinderei, Herr Präsident!)


Wir wissen, dass die Frage, wie wir in unserem Land
Beschäftigung, Wohlstand und soziale Gerechtigkeit auf
Dauer erhalten können, ganz eng mit der Frage ver-
knüpft ist,


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Herr Tauss, Frage stellen!)


ob es uns gelingt, Menschen eine gute Bildung zu er-
möglichen – und zwar beginnend im Kindergarten –, die
frühkindliche Betreuung auszubauen und vor allem zu
verbessern, die schulische Bildung deutlich zu verbes-
sern und die Forschung zu stärken. Die Frage, vor der
wir stehen, ist also, ob uns dies wirklich gelingt.

Es zeigt sich weltweit, in allen Ländern, dass die er-
folgreichste Strategie für Wohlstand, Beschäftigung und
wirtschaftliches Wachstum Investitionen in Bildung
und Forschung sind. Deshalb kommt es darauf an, dass
wir bereit sind, in Köpfe zu investieren und die Innova-
tionsfähigkeit unserer Gesellschaft auch tatsächlich zu
stärken.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Kohlesubventionen abbauen!)


Wir müssen noch mehr für frühkindliche Bildung,
schulische Bildung und Hochschulausbildung tun. Das
ist auch von den Eltern gewollt; denn sie wissen, dass
eine gute Ausbildung die beste Zukunftsinvestition und
übrigens auch die beste Altersvorsorge ist. Wenn ich kei-
nen Job habe, wenn ich keinen Arbeitsplatz finde, dann
kann ich mir kein Haus leisten und dann kann ich mir
auch alles andere nicht leisten. Deshalb ist eine gute Bil-
dung eben auch die Voraussetzung für gute Beschäfti-
gungschancen, für Teilhabe am Berufsleben und am ge-
sellschaftlichen Leben.

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(C (D Wir müssen auch deutlich mehr für Forschung tun; enn neue Arbeitsplätze entstehen vor allem in den zuunftsträchtigen, in den forschungsintensiven Bereichen. as gilt heute für alle Branchen. Das gilt für die Autoobilbranche genauso wie für die chemische Branche, en Maschinenbau und den gesamten Dienstleistungsektor. Sie haben von Zuverlässigkeit gesprochen, Herr hiele. Das ist, finde ich, ein wichtiges Wort. s kommt genau darauf an, dass wir zuverlässig sind in nseren Anstrengungen, Bildung wirklich zu verbessern, ildungsangebote zu verbessern und allen Menschen ildung zu ermöglichen. (Beifall bei der SPD – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Kürzen Sie doch bei der Steinkohle!)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Ja, das stimmt!)

Wenn Sie hier so tun, als ob die Menschen, die ihre
auplanung auf die Eigenheimzulage aufgebaut haben,
nttäuscht würden, dann ist das falsch. Sie verdummen
ie Leute. Sie wissen genauso gut wie ich, dass diejeni-
en, die die Zusage haben, natürlich auch ihr Geld be-
ommen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das ist klar!)

ie Eigenheimzulage läuft aus – sie wird nicht abrupt
ekappt –, damit genau diese Zuverlässigkeit gegeben
leibt.


(Beifall bei der SPD)

eshalb finde ich es auch von der Sache her einfach
icht in Ordnung, wenn man so argumentiert. Da muss
an sich mit den Fakten auseinander setzen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich habe vorhin gesagt, dass das für uns die Nagel-

robe ist. Wir müssen hier im Bundestag heute Farbe be-
ennen. Das erwarten die Menschen von uns. Diese Er-
artung sollten wir alle erfüllen.
Vom Wegfall der Eigenheimzulage, die rund 10,4 Mil-

arden Euro ausmacht und damit der größte Subven-
ionstitel im Bundeshaushalt überhaupt ist, profitieren
or allem die Länder. Die Länder sind es nämlich, die in
en letzten Jahren – das trifft gerade für die CDU-regier-
en Länder zu – nicht mehr in dem notwendigen Maß in
ildung und Forschung investiert haben.


(Beifall bei der SPD – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Die PISA-Studie kennen Sie?)


s reicht eben nicht aus, dass der Bund die Mittel um
5 Prozent erhöht, wenn gleichzeitig CDU-regierte Län-
er ihre Haushalte kürzen und einige Länder ihre Haus-
alte plafondieren.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Schauen Sie sich das Ranking der PISA-Studie an!)


ir müssen auf beiden Seiten erhöhen. Deshalb ist es
ehr wichtig, dass die Länder durch eine Streichung der






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

Eigenheimzulage in Zukunft in jedem Jahr 2,5 Milliar-
den Euro zur Verfügung haben werden,


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


die sie zum Beispiel zusätzlich für die Beschäftigung
von Lehrern einsetzen könnten.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Wie viel ist es denn im nächsten Jahr?)


Wie wollen Sie eigentlich den Eltern in ganz Deutsch-
land gegenüber rechtfertigen, dass Sie nicht bereit sind,
die Mittel zur Verfügung zu stellen, die zum Beispiel die
Beschäftigung von rund 30 000 Lehrerinnen und Leh-
rern allein im Jahr 2008 ermöglichen würden?


(Beifall bei der SPD – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Wie hoch ist es denn 2005?)


Das müssen Sie rechtfertigen! Wie wollen Sie rechtferti-
gen, dass Sie den Kommunen 900 Millionen Euro ver-
weigern, die sie dringend für Investitionen in die
frühkindliche Betreuung, für Investitionen in die Kinder-
gärten und für den Ausbau der Schulen brauchen?


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Wie viel sind es denn 2005?)


Wie wollen Sie das eigentlich inhaltlich begründen?

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Kurz gesagt: Wenn wir nicht den Mut haben, den

Schritt zu wagen, die finanziellen Ressourcen, die durch
die Abschaffung der Eigenheimzulage frei werden, zur
Verfügung zu stellen – ich bestreite überhaupt nicht, dass
das Mut erfordert –, dann handeln wir nicht verantwort-
lich. Deshalb werden wir diesen Mut aufbringen. Ich
werde gleich sehen, ob auch Sie diesen Mut zeigen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513301600


Frau Ministerin, kommen Sie bitte zum Ende.

(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Die ist doch be reits am Ende!)


Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
und Forschung:

Ja.
Ich will es zum Schluss noch einmal zugespitzt for-

mulieren: Wenn wir diesen Mut nicht haben und nicht in
Bildung und Forschung investieren, dann können wir
morgen auch keine Häuser mehr bauen. Deshalb ent-
scheiden wir heute über eine Frage der Zukunft. Da baue
ich auf die Vernunft.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Ich erteile das Wort dem Kollegen Stefan Müller, DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Ich darf mich dem Glückwunschrei en anschließen, wenngleich ich Ihnen das Geschenk, ass wir diesem Gesetzentwurf zustimmen, wohl nicht achen kann. Ich denke, ich spreche da für meine Kolleen von der CDU und der CSU. Meine Damen und Herren Kollegen! Frau Bundesbil ungsministerin, Sie haben soeben mithilfe von Herrn auss – er will diese Debatte ganz offensichtlich zu einer egierungsbefragung machen – groß und breit ausgeührt: Wir müssen dieses und jenes tun, wir müssen mehr ür Forschung, für Maschinenbau und für Kinderbetreung ausgeben. Da stellt sich für mich schon die Frage, er in diesem Land seit sechs Jahren Bundesbildungsinisterin ist. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513301700

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Stefan Müller (CSU):
Rede ID: ID1513301800

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch frage mich doch, warum Sie das, was Sie hier ange-
prochen haben, nicht schon sehr viel eher auf den Weg
ebracht haben.
Sie reden hier immer wieder über die Zukunft der jun-

en Generation usw. Gestern ist der Nachtragshaushalt
eraten worden. Herr Bundesfinanzminister, dieses Jahr
st wahrscheinlich eine Nettoneuverschuldung von über
0 Milliarden Euro nötig. Was Sie hier betreiben, das ist
och weder nachhaltig


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)

och im Sinne der jungen Menschen. So geht es auf je-
en Fall nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Der erneute Versuch der Bundesregierung, die Eigen-

eimzulage abzuschaffen, ist ein weiterer Beleg für die
nberechenbarkeit dieser Bundesregierung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ie hatten bereits im Haushaltsbegleitgesetz 2004 die Ab-
chaffung der Eigenheimzulage vorgesehen. Das geschah
amals zugegebenermaßen allerdings noch unter dem Ge-
ichtspunkt der Haushaltskonsolidierung. Der Vermitt-
ungsausschuss hat dann bekanntermaßen im Dezem-
er 2003 eine Kürzung um 30 Prozent empfohlen. Das ist
om Bundestag und vom Bundesrat so beschlossen wor-
en. Damit wurde Anfang 2004 die Eigenheimförderung
uch im Hinblick auf eine Neuausrichtung unter bau-,
amilien- und haushaltspolitischen Gesichtspunkten re-
ormiert.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)

Die Bundesbürger hätten eigentlich davon ausgehen

önnen, dass damit endlich wieder – zumindest bis






(A) )



(B) )


Stefan Müller (Erlangen)


2006 – Klarheit und Berechenbarkeit der Förderbe-
dingungen geschaffen worden sind. Man muss jetzt
feststellen: Das ist einmal mehr ein Trugschluss und von
Berechenbarkeit kann überhaupt keine Rede sein. Wurde
die Abschaffung noch vor einem Jahr mit dem Stopfen
von Haushaltslöchern begründet, soll sie jetzt der Förde-
rung von Bildung und Forschung dienen.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

Was stimmt denn nun: Haushaltskonsolidierung, Innova-
tionsförderung oder Subventionsabbau? Ich frage mich,
wie oft Sie die Eigenheimzulage noch heranziehen wol-
len. Mehr als einmal ausgeben können Sie sie doch
nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die Bundesregierung begründet ihre Vorstöße zur Ab-
schaffung der Eigenheimzulage immer damit, dass diese
Zulage nicht mehr zielführend sei, weil die Wohnraum-
versorgung in Deutschland ohnehin schon so gut wie
nie zuvor sei; wegen der demographischen Entwicklung
werde der Bedarf an Wohnraum ohnehin abnehmen usw.
Aber es waren doch genau diese Beweggründe, warum
wir im Vermittlungsauschuss, in diesem Parlament und
im Bundesrat der Umstrukturierung der Eigenheimför-
derung zugestimmt haben. Es waren doch genau diese
Gründe, die zur Neuausrichtung der Förderbedingungen
ab dem Jahr 2004 geführt haben.

Sie werden doch nicht bestreiten, meine Damen und
Herren von Rot-Grün – –


(Jörg Tauss [SPD]: Doch, doch, doch!)

– Daran, dass Sie es bestreiten, Herr Tauss, habe ich kei-
nen Zweifel. Aber hören Sie vielleicht zunächst einmal
zu! – Sie werden doch nicht bestreiten, dass Deutschland
beim Wohnungsneubau in Europa immer noch Schluss-
licht ist: Mit 2,8 neu gebauten Wohnungen je 1 000 Ein-
wohner liegt die Bundesrepublik am Ende aller europäi-
schen Länder. Lediglich Schweden und die Slowakei
weisen eine niedrigere Quote auf. Mit knapp 41 Prozent
rangiert Deutschland bei der Eigenheimquote am unte-
ren Ende der europäischen Länder.

Wer die Eigenheimförderung aufgibt, entzieht einer
ganzen Branche die Lebensgrundlage. Er gefährdet Ar-
beitsplätze und die individuelle Altersvorsorge.

Wer die Eigenheimförderung aufgibt, ohne an anderer
Stelle für finanzielle Entlastung zu sorgen, verhindert,
dass Menschen mit durchschnittlichem Einkommen pri-
vates Wohneigentum erwerben können.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Eigenheimzulage ist heute ein ganz wesentlicher
Baustein einer privaten Altersvorsorge. Wenn ein Bau-
williger heute um ein Darlehen nachsucht, ist die Ka-
pitaldienstfähigkeit nun einmal von entscheidender Be-
deutung. Für diese wiederum ist die Eigenheimzulage
oftmals ein unverzichtbarer Bestandteil.


(Jörg Tauss [SPD]: Jetzt hör auf!)


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(C (D Meine Damen und Herren, es ist doch geradezu famiienund sozialpolitisch widersinnig, die Unterstützung er Wohneigentumsbildung gegen Forschungsund Bilungsinvestitionen ausspielen zu wollen. ie Perspektiven von Familien mit Kindern werden Sie edenfalls nicht dadurch verbessern, indem Sie ihnen die nterstützung bei einer der wichtigsten Investitionen des ebens, nämlich der Schaffung von Wohneigentum, entiehen. Ein innovationsfreundlicheres Klima werden ie im Übrigen auch nicht alleine dadurch schaffen, inem Sie Gelder übers Land verteilen. Dazu gehört schon in bisschen mehr. Ich bestreite ja nicht, dass Innovatioen, also die Entwicklung neuer Produkte, Verfahren nd Dienstleistungen, sowie erfolgreiches Vermarkten on Technologien Grundlage für die Schaffung von Areitsplätzen, für die Sicherung von Wachstum und ohlstand ist. Das wird hier im Hause niemand bestrei en. Es gehört aber mehr als Geld dazu, um dieses Ziel u erreichen. Dazu gehört zunächst ein umfassendes Programm, as verschiedene Politikfelder integriert. Dazu gehört ine Bildungspolitik, die auf Wettbewerb und Leistungsteigerung setzt, eine Forschungspolitik, die gezielt die nwendung von Spitzentechnologien fördert nd die schnelle Umsetzung von Ergebnissen der Grundagenforschung sichert. Dazu gehört aber auch, Herr auss, eine Wirtschaftsund Finanzpolitik, die erfolgreihes unternehmerisches Engagement belohnt und den ufbau von Kompetenzzentren fördert. Dazu gehört geauso eine Arbeitsmarktpolitik, die mehr Flexibilität bei ndividuellen und betrieblichen Vereinbarungen erlaubt. Das machen Sie nicht. – Kurzum: Wir benötigen ein ntegriertes Politikprogramm, das die harten und die eichen Standortfaktoren stärkt und die Wettbewerbsfäigkeit unserer Wirtschaft verbessert. Hierfür ist vor alem die Verlässlichkeit politischer Entscheidungen nötig. avon kann bei Ihnen keine Rede sein. Die beste Innovationsförderung für unser Land wäre er Rücktritt dieser Bundesregierung. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wi derspruch bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Jörg Tauss [SPD]: Machen wir alles!)


(Jörg Tauss [SPD]: Machen wir auch!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513301900

Ich erteile das Wort Kollegin Gesine Lötzsch.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1513302000

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Wir wissen doch alle: Dieses Gesetz wird den Bun-
esrat nicht so verlassen, wie es der Bundestag heute be-
chließt. Darum halte ich es für sinnvoll, heute über
ögliche Veränderungen zu diskutieren. Wir als PDS
timmen einer Veränderung, nicht aber einer Abschaf-
ung der Eigenheimzulage zu. Wir schlagen eine Kon-
entration der Eigenheimförderung auf Familien mit






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch

Kindern vor. Wir wollen eine stärker nach dem Einkom-
men und dem regionalen Bedarf differenzierte Förde-
rung. So brauchen zum Beispiel junge Familien mit ge-
ringem Einkommen ein attraktives Angebot, um in
Mecklenburg-Vorpommern zu bleiben.


(Stephan Hilsberg [SPD]: Wohnungen fehlen da zu allerletzt! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr merkwürdig!)


Wenn die Eigenheimzulage abgesenkt wird, dann
muss es einen finanziellen Ausgleich für die Förderung
des Stadtumbaus, für die soziale Wohnraumförderung
und die Genossenschaftsförderung geben.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Städte müssen ihre Funktion als Zentren des wirtschaftli-
chen, sozialen und urbanen Lebens erhalten und aus-
bauen können. Das ist natürlich auch wichtig, um Bau-
handwerk, Bau- und Wohnungswirtschaft als stabile
Wirtschaftsfaktoren in Kommunen und Regionen zu er-
halten, und dient dem Erhalt von Arbeitsplätzen.

Meine Damen und Herren, um kommunale und ge-
nossenschaftliche Wohnungsunternehmen vor der Insol-
venz zu retten, fordern wir die Tilgung der Altschul-
den.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Das Mindeste jedoch wäre, die Zinszahlungen auf abge-
rissenen bzw. langfristig leer stehenden Wohnraum zu
erlassen. Das Programm „Soziale Stadt“ muss fortge-
setzt und noch besser mit den Förderbereichen Wirt-
schaftsansiedlung und Beschäftigungsförderung vernetzt
werden.

Die Behauptung des Gesetzentwurfs, dass die Eigen-
heimzulage die steuerliche Einzelsubvention mit dem
höchsten Volumen im Bundeshaushalt sei, ist, wie ich
finde, doch einem Blick durch eine sehr stark rot-grün
gefärbte Brille geschuldet.


(Jörg Tauss [SPD]: Thiele und Lötzsch Hand in Hand!)


Wenn Sie sich den Haushalt genau anschauen, stellen Sie
fest, dass die höchsten Subventionen für Beschaffungen
bei internationalen Rüstungskonzernen, insbeson-
dere für Auslandseinsätze, erfolgen. Meine Kollegin
Petra Pau hat Ihnen das ja bereits gestern in der Debatte
über den Jahresabrüstungsbericht ganz genau vorgerech-
net. Wenn im nächsten Jahr die Ausgaben für den
Eurofighter 2000 um weitere 130 Millionen Euro auf
1,25 Milliarden Euro, für Unterstützungshubschrauber
auf 350 Millionen Euro und für den NATO-Hubschrau-
ber 90 auf 440 Millionen Euro angehoben werden
sollen, so würde ein Verzicht auf diese zusätzlichen Rüs-
tungsausgaben den Kapitalstock für eine wirkliche Inno-
vationsoffensive, für Bildung, Forschung und Entwick-
lung bedeuten. Ich finde, dort sollte zuallererst angefasst
werden, Frau Ministerin Bulmahn.

Zum Abschluss natürlich auch von mir, Herr Präsi-
dent, die besten Glückwünsche zu Ihrem heutigen Ge-
burtstag!


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


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(C (D Ich erteile das Wort Kollegen Wolfgang Spanier, PD-Fraktion. Herr Präsident! Ich habe Ihnen schon im Herzen gra uliert. – Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir ind uns einig, dass wir im Bund, in allen 16 Ländern nd in allen Kommunen eine äußerst schwierige Hausaltslage haben. Wir sind uns einig, dass unsere wichigste Aufgabe, sozusagen die Grundlagenaufgabe, die onsolidierung ist. (Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Aber ihr macht das Gegenteil!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513302100

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wolfgang Spanier (SPD):
Rede ID: ID1513302200

Selbstverständlich sind wir uns auch einig, dass eine
öglichkeit, eine Chance, aus diesem Dilemma heraus-
ukommen, die Überprüfung von Subventionen ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


benso sind wir uns einig, dass – das wird zumindest
einer abstreiten können – die Eigenheimzulage trotz der
ürzung mit immerhin noch 6 Milliarden Euro eine der
rößten Subventionen ist.
Wir sind uns auch einig, dass wir dringend notwen-

ige Zukunftsinvestitionen noch stärker finanzieren
üssen als bisher. Dazu gehören – trotz all der Anstren-
ungen der vergangenen Jahre – Bildung und For-
chung. Das bereits Getane wird für die Zukunft nicht
usreichen. Hier werden wir einen Schwerpunkt setzen
üssen.
Ebenso werden wir – das sage ich als Wohnungspoli-

iker – angesichts der demographischen Entwicklung
ehr für die Städtebauförderung, den Stadtumbau in Ost
nd West und die Weiterentwicklung und Fortführung
es Programms „Soziale Stadt“ tun müssen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Da geht es uns wie jedem Bürger und jeder Bürgerin
uch: Wenn wir in diese Zukunftsaufgaben kein zusätz-
iches Geld investieren können, dann bleibt uns nur eines
brig, nämlich die Umschichtung. Das Positive, die
ufstockung, wird meist gern erwähnt. Dazu gehört aber
uch das Negative, dass nämlich die Mittel irgendwo
eggenommen werden müssen. Ich bin, auch als Woh-
ungspolitiker, davon überzeugt, dass die Eigenheimzu-
age durchaus geeignet ist, um in die beiden genannten
ichtungen – Städtebauförderung und vor allem Bildung
nd Forschung – Mittel umzuschichten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Bei all den Bekenntnissen, die Sie in den Bundestags-

ebatten zur Eigenheimzulage ablegen, bei all Ihrem
intreten für den Erhalt der Eigenheimzulage wissen Sie
anz genau, dass auch die Union die Eigenheimzulage
ur Disposition stellt. Noch am 15. September hat Frau






(A) )



(B) )


Wolfgang Spanier

Merkel – ich will Herrn Merz heute einmal nicht zitie-
ren – im Rundfunk Berlin-Brandenburg ausdrücklich er-
klärt: Wir werden dem Steuerzahler die Eigenheimzu-
lage nehmen, dafür werden wir ihm Steuersenkungen
geben.

Aber wenn Sie bei der Eigenheimzulage so viel Wert
auf die Schwellenhaushalte legen, die Familien mit Kin-
dern, dann müssen Sie auch sehen, wie deren Steuerbe-
lastung derzeit aussieht und wie wenig ihnen das von
Herrn Merz und Frau Merkel entwickelte Steuerreform-
paket an zusätzlicher Entlastung bringt. Sie wollen mit
der Abschaffung der Eigenheimzulage die Senkung des
Spitzensteuersatzes von 42 auf 36 Prozent finanzieren.
Dann müssen Sie das aber auch offen hier sagen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Jetzt machen Sie mal einen Punkt!)


Interessant an dem Beitrag von Herrn von Stetten
fand ich, dass er auf die Einbeziehung der Wohneigen-
tumsförderung in die Riester-Rente verwiesen hat.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Eben nicht!)


Das ist ein interessanter Gedanke; das will ich gerne ein-
räumen. Aber Sie stellen sich doch wohl nicht vor, sozu-
sagen eine Doppelförderung anzustreben: einerseits die
Eigenheimzulage und andererseits obendrauf noch die
Förderung über die Riester-Rente. Das kann angesichts
der Finanzsituation der öffentlichen Hand wohl niemand
wollen. Wenn Sie das wollen, müssen Sie es deutlich sa-
gen. Wir haben im Koalitionsvertrag vereinbart, dass wir
die Verzahnung mit der geförderten privaten Altersvor-
sorge überdenken und vorbereiten wollen.

Manchmal habe ich den Eindruck, die Debatte über
die Eigenheimzulage wird hochstilisiert zu einer De-
batte, ob wir für oder gegen das Wohneigentum sind.


(Zuruf des Abg. Hans Michelbach [CDU/ CSU])


– Ich bin Abgeordneter aus Ostwestfalen, Herr
Michelbach. Bei uns hat das selbst genutzte Wohneigen-
tum einen ganz hohen Stellenwert.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Na also! – Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Dann gönnt es den anderen doch auch!)


Wir haben eine Eigentumsquote von weit über
50 Prozent. Es ist auch gut so, dass bei uns der Fachar-
beiter sein Häuschen bauen konnte.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das wollt ihr jetzt wegnehmen! – Lachen bei der SPD)


– Ihre Zwischenrufe sind manchmal wirklich abenteuer-
lich. In der letzten Sitzungswoche haben Sie mir vorge-
worfen, dass ich keine Krawatte tragen würde. Ich habe
mich heute um Besserung bemüht. Aber jetzt unterstel-
len Sie mir, wir wollten dem Facharbeiter das Häuschen

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(C (D egnehmen. Das ist, wie gesagt, schon wirklich abeneuerlich. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So wird an den Stammtischen der CSU diskutiert! – Joachim Poß [SPD]: Michelbach ist ein politischer Exhibitionist!)


Es ist richtig: Die Chance, dass der Bundesrat zustim-
en wird, ist sehr skeptisch einzuschätzen. Ich denke
ber, dass Sie sich Gedanken über die Alternativen, bei-
pielsweise im Rahmen der Riester-Rente, machen.
öglicherweise gibt es in einem Vermittlungsverfahren
och die Chance, sich auf sinnvolle Alternativen zu eini-
en. Da ist die Opposition gefordert.
Es wurde heute vielfach sehr pauschal von „Kohle

tatt Bildung“ oder „Beton statt Bildung“ gesprochen.
ch glaube, das bringt uns in der Sache überhaupt nicht
eiter. Das selbst genutzte Wohneigentum – in Ostwest-
alen nennen wir es die Quadratmeterrente – ist natürlich
in Stück Altersvorsorge.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: So ist es!)


as ist unbestritten.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie Konsequenz darf aber nicht sein, dass wir an der Ei-
enheimzulage festhalten müssen. Das ist der entschei-
ende Unterschied.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So ist es!)


In Bezug auf junge Familien müssen wir aufpassen.
enn jeder, der von der Sache etwas versteht, weiß: Wer
ein Eigenheim oder seine Eigentumswohnung nur
urch Einrechnen der Eigenheimzulage finanzieren
ann, der geht natürlich ein gewaltiges Risiko ein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das stimmt!)


ie Eigenheimzulage kann nur das Sahnehäubchen – an-
esichts des Finanzvolumens müsste man sagen: die
ahnehaube – obendrauf sein. Ich glaube, darüber sind
ir uns einig.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513302300

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Wolfgang Spanier (SPD):
Rede ID: ID1513302400

Ja, Herr Präsident. – Ich wünsche mir, dass wir end-

ich über die Sache diskutieren. Das sture Festhalten am
tatus quo bringt uns überhaupt nicht weiter.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513302500

Ich erteile das Wort Kollegen Klaus Minkel, CDU/

CSU-Fraktion.

(Zurufe von der SPD: Oh! – Jörg Tauss [SPD]: Jetzt kommt der Erziehungsfachmann!)



Klaus Minkel (CDU):
Rede ID: ID1513302600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

bitte um Nachsicht, dass sich meine Rede nur sehr wenig
als Geburtstagsansprache eignet.


(Zurufe von der SPD: Oh!)

Ich habe vier Beweisstücke mitgebracht, von denen kein
einziges die Regierungskoalition erfreuen wird.

Bei der Abschaffung der Eigenheimzulage geht es Ih-
nen doch nur darum, an frisches Geld zu gelangen. Denn
Sie sind pleite.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ihre wahre Auffassung zur Eigenheimzulage hat der
Bundeskanzler unmittelbar vor der Wahl mit wohlge-
setzten Worten dargelegt. Ich darf das kurz vortragen:

Jährlich erfüllen sich rund 700 000 Haushalte mit
dem Erwerb einer eigenen Wohnung einen Her-
zenswunsch. Vielen, insbesondere kinderreichen
Familien, wäre dies ohne Eigenheimzulage nicht
möglich. Das wissen wir und deshalb ist und bleibt
die Eigenheimzulage das entscheidende Mittel zur
Förderung von Wohneigentum.


(Beifall bei der CDU/CSU)

So Ihr Kanzler vor der Wahl. Wie Sie sich jetzt nach der
Wahl verhalten, zeigt doch nur, dass ein Kanzlerwort
null und nichtig ist. Es ist nichts wert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wenn Sie heute die Abschaffung der Eigenheimzu-

lage beschließen, dann vollenden Sie einen Wahlbetrug.
Dies ist ein besonders großer Betrug an der jungen Ge-
neration.


(Jörg Tauss [SPD]: Hör doch auf! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was sagen Sie denn zu den Äußerungen von Frau Merkel?)


Nach Rente, Krankenversicherung und Staatsverschul-
dung wird die junge Generation einem weiteren Schnee-
ballsystem ausgesetzt, nach dem Motto: Die Letzten bei-
ßen die Hunde. Junge Familien bekommen die
Förderung, wenn es nach Ihnen geht, nicht mehr. Aber
sie haben in einer Zeit, in der sie selbst Hilfe bräuchten,
noch für viele Jahre die alten Verbindlichkeiten aus vo-
rangegangenen Zusagen zu finanzieren.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie haben das irgendwie missverstanden! – Weiterer Zuruf von der SPD: Das ist unredlich, was Sie da machen!)


Das ist unsozial, das ist ungerecht, das ist schäbig.

(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Der Bundesfinanzminister beruft sich bei seiner Agiation gegen die Eigenheimzulage ständig auf irgendelche Autoritäten. Herr Eichel, ich habe in der Schule elernt: Die Berufung auf Autoritäten ersetzt keine Arumente. Schauen wir uns doch einmal die Direktoren er Bundesbank an! Die haben ihr Wohnungsproblem in rächtigen Dienstvillen bestens gelöst. (Hans Eichel, Bundesminister: Welche Parteibücher haben die denn? – Jörg Tauss [SPD]: Klassenkampf! Krieg den Palästen!)


der schauen Sie sich die Professoren mit ihren bemoos-
en Häuptern an! Auch die sind doch nicht auf die Eigen-
eimzulage angewiesen.


(Jörg Tauss [SPD]: Die kriegen sie doch auch nicht!)


Herr Tauss, ich persönlich empfinde es als höchst an-
echtbar, wenn diejenigen, die im Trockenen sind, die
abenichtse davon abhalten wollen, selbst zu Eigentum
nd zu Besitz zu gelangen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist doch völliger Unsinn!)


uch das ist unanständig.
Wenn man schon den Worten des Kanzlers nicht

rauen kann, so ist auch die Unterschrift des Kanzlers
ull und nichtig.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513302700

Kollege Minkel, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Spanier?

Klaus Minkel (CDU):
Rede ID: ID1513302800

Herr Spanier, im Anschluss an meine Rede sehr

erne.

(Lachen bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Das geht nicht! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Auch das haben Sie nicht verstanden!)


Herr Spanier, dann verzichte ich auf Ihre Zwischen-
rage.
Ich komme zu einem weiteren Beweisstück. Ich habe

inen Vertrag mitgebracht, der zwischen dem Bundes-
anzler auf der einen Seite und der IG BAU und den
erbänden der Bauwirtschaft auf der anderen Seite abge-
chlossen worden ist. Dort widmet sich ein ganzes Kapi-
el dem privaten Wohneigentum und der Förderung
urch die Eigenheimzulage. Auch diese Unterschrift des
anzlers hat sich im Nachhinein als null und nichtig er-
iesen. Sie ist nichts wert.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Kommt Ihnen gerade irgendetwas peinlich vor? – Lachen bei Abgeordneten der SPD)


In diesen Tagen berührt uns alle das Schicksal der
rbeiter von Opel oder das der Verkäuferinnen bei
arstadt. Aber ich rufe in Erinnerung, dass draußen im
ande in der Bauwirtschaft und im Bauhandwerk tag-
äglich solche Fälle stattfinden. Über das Jahr haben






(A) )



(B) )


Klaus Minkel

10 Prozent der deutschen Bauarbeiter, nicht zuletzt dank
Ihrer Politik, ihren Arbeitsplatz verloren. Man kann eine
gleiche Anzahl im Bauhandwerk hinzurechnen. Wir soll-
ten uns nicht nur für die Arbeiter bei Opel und die Ver-
käuferinnen bei Karstadt interessieren. Auch die Bauar-
beiter und die Bauhandwerker haben einen Anspruch
darauf, dass man sich um ihre Nöte kümmert


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


und dass der Kanzler Zusagen, die er abgegeben hat,
auch einhält.

Ein weiteres Beweisstück – deshalb ist der Finanzmi-
nister heute so schweigsam;


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Und wenn er redet, dann fallen Sie über ihn her! Das ist doch alles Unsinn!)


ich muss quasi für den Finanzminister in Geschäftsfüh-
rung ohne Auftrag sprechen – ist der Beschluss der hes-
sischen SPD,


(Jörg Tauss [SPD]: Das hatten wir schon!)

die Eigenheimzulage beizubehalten. Das erinnert ganz
fatal an den Chef eines Quacksalberunternehmens, Herr
Eichel, der seine Ware anpreist, während die Belegschaft
durch die Lande zieht und überall vor dem Produkt
warnt.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)

So kann man eigentlich nur ein Pleiteunternehmen füh-
ren.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Präsident, nun muss ich um Nachsicht


(Joachim Poß [SPD]: Die haben Sie aber schon reichlich genutzt!)


für den recht rüden Sprachgebrauch der Genossen von
Hessen-Süd bitten, der Ihnen, Herr Eichel, bekannt ist.
So lädt man dort inzwischen auf Plakaten – jetzt kommt
dieses Wort – zu Kotztagen ein und verteilt Kotztüten.
Man verteilt diese Kotztüten, weil man die Politik, die
hier in Berlin betrieben wird, zum Rückwärtsfrüh-
stücken empfindet.

Sie haben die Parole ausgegeben: Bildung statt Beton.
Man könnte es besser formulieren: Bildung statt Stein-
kohleförderung. Oder: Bildung statt dieser Bundesregie-
rung.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513302900

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich dem

Kollegen Wolfgang Spanier, SPD-Fraktion.

Wolfgang Spanier (SPD):
Rede ID: ID1513303000

Herr Minkel, ich weiß aus eigener langjähriger Erfah-

rung: Wenn man, wie Sie, polemisiert, kriegt man dafür
Beifall, aber natürlich nur in den eigenen Reihen.

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(C (D (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aber die Tüten sind von Ihnen!)


ur Sache haben Sie verdammt wenig gesagt.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

nd was Sie zur Sache gesagt haben, war auch noch
alsch. Ich will Ihnen das gern belegen. Sie haben hier
orhin den Eindruck erweckt, dass wir mit der Abschaf-
ung der Eigenheimzulage die Finanzierung des Eigen-
ums, wie sie bisher erfolgt ist, in irgendeiner Weise ge-
ährden, und haben an die Wand gemalt, dass wir damit
ie Häuslebauer in große Schwierigkeiten bringen.
iese Darstellung ist völlig falsch.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wenn wir die Eigenheimzulage abschaffen, dann be-

eutet das, dass vom kommenden Jahr an keine neuen
nträge gestellt werden können. Aber selbstverständlich
ird die Eigenheimzulage, so wie es vereinbart ist, für
iejenigen, die sie jetzt in Anspruch nehmen, bis zum
chluss weiter gewährt.


(Beifall bei der SPD)

as haben Sie vorhin anders, zumindest missverständ-
ich dargestellt.
Ein Zweites. Ich habe nicht so ganz verstanden, was

ie mit dem Hinweis auf die Direktoren der Bundesbank
emeint haben. Aber ich kann mich sehr wohl daran er-
nnern, dass Sie in Ihrem Wahlprogramm die Einkom-
ensgrenzen bei der Eigenheimzulage ganz abschaffen
ollten; Sie wollten aus Gründen der Bedürftigkeit diese
ulage auch noch den Einkommensmillionären zukom-
en lassen. Daran möchte ich Sie erinnern.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wenn Sie hier in glühenden, geradezu herzzerreißen-
en Worten die jetzige Form der Eigenheimzulage ver-
eidigen, dann kann ich Sie immer nur daran erinnern,
ass Ihre Fraktion in ihrem Steuerkonzept die Abschaf-
ung der Eigenheimzulage fordert. Wie passt das denn
azu, dass Sie hier in bewegenden Worten die familien-
olitische Bedeutung der Eigenheimförderung preisen?
as passt doch hinten und vorn überhaupt nicht zusam-
en.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich weiß nicht, wen es beeindruckt hat, dass Sie hier
rgendwelche Zitate aus früheren Zeiten angeführt ha-
en. Sie selbst haben vor knapp einem Jahr mit uns ge-
einsam dafür gesorgt, dass das Finanzvolumen der Ei-
enheimzulage um 30 Prozent gekürzt wurde.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)

as haben Sie vor einem Jahr sicherlich völlig anders
esehen und hier im Bundestag auch völlig anders dar-
estellt. Man kann angesichts der schwierigen Haus-
altslage seine Positionen ändern, ja, man muss es sogar.
s ist notwendig, Prioritäten anders zu setzen.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Wolfgang Spanier

Frau Bulmahn hat Recht: Dazu gehört manchmal Mut;
da muss man manchmal über seinen eigenen Schatten
springen. Tun Sie das endlich,


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


damit wir mit der sachlichen Diskussion anfangen kön-
nen!

Das wollte ich, Herr Präsident – mit Verlaub –, hier
einmal gesagt haben. Ich bin gespannt, was Herrn
Minkel jetzt noch einfällt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513303100

Herr Kollege Minkel, Sie haben das Wort zur Erwide-

rung.

Klaus Minkel (CDU):
Rede ID: ID1513303200

Kollege Spanier, mir fällt natürlich immer etwas ein.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)

Was die Behandlung junger Familien betrifft, so haben
Sie wirklich nicht zugehört oder Sie haben es nicht ver-
standen, obwohl ich es in einer früheren Rede schon ein-
mal vorgetragen habe. Sie verursachen folgendes Di-
lemma: Im Falle des Wegfalls der Förderung zum
1. Januar 2005 werden ab diesem Zeitpunkt keine neuen
Förderfälle mehr angenommen. Unsere jungen Familien
erhalten dann keine Förderung mehr.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dieselben jungen Familien müssen aber für einen Zeit-
raum von rund zehn Jahren die Förderung der bereits be-
willigten Fälle mit ihren Steuerzahlungen mitfinanzie-
ren.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)

Das ist ein Schneeballsystem. Das empfinde nicht nur
ich als grobes Unrecht.


(Lachen bei der SPD)

– Ihre Reaktion beweist mir, dass meine Botschaft jetzt
bei Ihnen angekommen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


Herr Spanier, Sie haben noch weitere Punkte ange-
sprochen. Ich möchte Ihnen keine Antwort schuldig blei-
ben. Die B-Länder haben dem Kompromiss im Bundes-
rat über die Einkommensgrenzen zugestimmt. Damit ist
es auch für die Union verbindlich, dass die Einkom-
mensgrenzen abgesenkt werden können. Insofern ver-
stehe ich nicht, dass Sie hier alte Geschichten aufwär-
men.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Entwicklung ist inzwischen fortgeschritten. Sie kön-
nen dieser Tatsache entnehmen, dass es der Union nicht

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(C (D arauf ankommt, wenigen Millionären zu einer Eigeneimzulage zu verhelfen; sie können ihr Haus selbst fianzieren. Wir wollen den Millionen Menschen im ande, die ein Eigenheim haben möchten, helfen. Was die Abschaffung der Eigenheimzulage angeht, ind wir völlig unterschiedlicher Auffassung. Sie wollen ie Eigenheimzulage abschaffen, um Haushaltslöcher uzuschmieren. (Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Doch, darum geht es und um nichts anderes. Bei der
KW-Maut war das genauso.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Union verfolgt ein völlig anderes Konzept.

(Wolfgang Spanier [SPD]: Sie wollen den Spitzensteuersatz senken!)

ir wollen die Steuern allgemein und nachhaltig senken
nd die Eigenheimförderung synchron dazu abbauen. Es
leibt aber auch dann ein Problem übrig, das gelöst wer-
en muss: Die wirklich einkommenschwachen Familien,
ie von einer Steuerreform nur begrenzt Vorteile haben,
eil sie ohnehin nur wenig Steuern zahlen, müssen auch
ünftig in irgendeiner Form gefördert werden.


(Zuruf von der SPD: Kopfpauschale!)

Sie haben die im letzten Jahr vorgenommene Kürzung

ngesprochen. Den Wohnungsbaupolitikern wäre es lie-
er gewesen, wenn die Kürzung statt 30 Prozent nur
2 Prozent betragen hätte, sie sich dann aber auch auf
lle anderen Subventionen bezogen hätte. Diese Kür-
ung war Teil eines Kuhhandels im Bundesrat, durch
en unter anderem die Bausparprämie erhalten werden
onnte, die Sie zu 100 Prozent abschaffen wollten. Das
ar der tiefere Grund, warum sich die Union zu einer
ürzung um 30 Prozent bereit gefunden hat, obwohl uns
iese Kürzung sehr weh tut.
Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513303300

Ich schließe die Aussprache.
Bevor wir zur Abstimmung kommen, erteile ich Kol-

egin Franziska Eichstädt-Bohlig das Wort zur Abgabe
iner Erklärung zur Abstimmung gemäß § 31 der Ge-
chäftsordnung.


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Vielen Dank, Herr Präsident. – Liebe Kolleginnen

nd Kollegen! Ich stimme dem Gesetz zu. Ich werbe
uch sehr engagiert für die Abschaffung der Eigenheim-
ulage, weil sie angesichts der Tatsache, dass unser Ge-
einwesen 1,3 Billionen Euro Schulden abzutragen hat,
eder wohnungspolitisch noch vermögenspolitisch noch
amilienpolitisch wirklich sinnvoll und notwendig ist.






(A) )



(B) )


Franziska Eichstädt-Bohlig

In Richtung der Koalition möchte ich aber sehr deut-

lich sagen, dass ich mich gegen den Ausspruch „Bildung
statt Beton“ mit Entschiedenheit wehre. Es geht hier
nämlich sehr wohl auch um baupolitische Belange. Inso-
fern ist es mir sehr wichtig, dass das, was in der Koali-
tion im vorigen Jahr und in den Haushaltsberatungen
Konsens war, wieder ins Bewusstsein gerückt und künf-
tig wieder in inhaltlicher Unterstützung zum Ausdruck
kommt: Es war Konsens, dass 25 Prozent der eingespar-
ten Eigenheimzulage – dieses Geld wird dank der Ver-
nunft des Bundesrats hoffentlich bald freigegeben – in
die Städtebauförderung, in Stadtumbauprogramme und
in das Programm „Soziale Stadt“ fließen. Der Kollege
Spanier hat das vorhin angedeutet. Angesichts des de-
mographischen Wandels und der Situation in unseren In-
nenstädten und dicht bewohnten Stadtteilen brauchen
wir nämlich sehr viele Anpassungsinvestitionen. Dafür
möchte ich hier deutlich werben. Die Forderung nach ei-
ner Abschaffung der Eigenheimzulage soll keine Aus-
sage gegen Innovation und Forschung – ich weiß, wir
brauchen auch sie – sein. Außerdem brauchen wir einen
Schuldenabbau. Ich bitte, in Zukunft auch diesen Aspekt
in die Diskussion und in das Handeln einzubeziehen.

Danke schön.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS SES 90/DIE GRÜNEN)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513303400

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-

desregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur finanziel-
len Unterstützung der Innovationsoffensive durch Ab-
schaffung der Eigenheimzulage, Drucksachen 15/3781
und 15/3821. Der Finanzausschuss empfiehlt in seiner
Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/3972, den Ge-
setzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzei-
chen. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der
Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den
Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gegen
die Stimmen des übrigen Hauses angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Ge-
setzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist wiederum mit den Stimmen von SPD und Bünd-
nis 90/Die Grünen gegen die Stimmen des übrigen Hau-
ses angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 20 auf:
Beratung des Antrags der Abgeordneten
Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas
Strobl (Heilbronn), weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der CDU/CSU
Gemeinsames Zentrum zur Terrorismus-
bekämpfung schaffen
– Drucksache 15/3805 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe

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(C (D Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen lemens Binninger, CDU/CSU-Fraktion, das Wort. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen nd Kollegen! Die Bedrohung durch islamistischen Terorismus und durch islamistische Fanatiker ist weltweit nverändert hoch. In Deutschland halten sich 30 000 Isamisten auf, (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Woher wissen Sie das?)

Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1513303500

ie sich in etwa 24 Gruppen organisiert haben. Welche
efahr von diesem Potenzial ausgeht, kann man auch
aran erkennen, bei wie vielen Attentaten leider immer
ieder Spuren auch nach Deutschland führen: bei den
nschlägen vom 11. September, bei den Anschlägen auf
ali, auf Djerba, in Madrid sowie bei den Anschlägen
uf das Musicaltheater in Moskau.
Wir müssen uns schon fragen: Woher kommt es, dass

ich offensichtlich Attentäter oder ihre Unterstützer in
nserem Land aufhalten können oder nicht als gefährlich
rkannt werden? Woher kommt es, dass man kaum in
er Lage ist, gegen diese Personengruppen richtig vorzu-
ehen? Wir müssen uns auch fragen: Haben wir alles
otwendige getan? Haben wir die Sicherheitsbehörden
n die Lage versetzt, den Kampf gegen diese Gruppen
ühren und bestehen zu können?
Wenn ich mir die Bilanz unseres Innenministers – er

ann heute leider nicht hier sein – anschaue, dann habe
ch meine Zweifel, ob er alles Notwendige getan hat.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Wieso zweifeln Sie am Bundesinnenminister? Das ist ja unerhört, Herr Binninger!)


ch will das an konkreten Beispielen deutlich machen:
ie beiden von Minister Schily mit großem Pomp ange-
ündigten Prozesse gegen Motassadeq und Abdelghani
zoudi, Mitunterstützer der Täter um Mohammed Atta,
ind kläglich gescheitert. Der Deutschsyrer Darkazanli
auch er bewegte sich im Umfeld der Attentäter um
tta – konnte sich mehrere Jahre hier in Deutschland
ufhalten, ohne dass die Bundesbehörden in der Lage
aren, ihm etwas nachzuweisen. Spanien – sehr viel
eiter weg – kann das offensichtlich. Nur wegen des eu-
opäischen Haftbefehls sind wir jetzt wenigstens davon
efreit, dass sich eine solche Person bei uns in Deutsch-
and aufhält. Denken Sie an die Informationspanne beim
slamistenkongress: In Stuttgart wurden die Erkennt-
isse gewonnen, sie wurden nach Berlin transportiert,
ber dort blieben sie unbeachtet und Minister Schily hat
ehr oder weniger zufällig von dritter Seite erfahren, dass
ier in Deutschland ein Islamistenkongress geplant war.
Oder nehmen wir die lasche Visaerteilungspraxis

es Ministeriums von Außenminister Fischer,

(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Lasch ist gar kein Ausdruck!)







(A) )



(B) )


Clemens Binninger

die dazu geführt hat, dass Schleusungen nach Deutsch-
land in noch nie gekanntem Ausmaß möglich waren und
dass sogar – das ist besonders bitter – tschetschenische
Terroristen, bei denen später Bezüge zum Attentat auf
das Musicaltheater in Moskau erkennbar wurden, sich in
Deutschland aufhalten konnten. Das sind nur die gravie-
rendsten Beispiele.

Dazu passen die mangelhaften Fortschritte bei der
Einführung biometrischer Merkmale in Pässen, die ver-
spätete Einführung des Digitalfunks bei der Polizei


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Das liegt auch an den Ländern!)


und keinerlei Maßnahmen zur Verbesserung der Sicher-
heitsarchitektur.

Ich muss sagen: Wenn das die Bilanz dieses Innenmi-
nisters für die letzten zwei Jahre ist, dann ist das keine
Bilanz, dann sind das Pleiten und er sollte keine Sicher-
heitspolitik machen, sondern zum Konkursrichter gehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn einem nichts mehr einfällt wie Herrn Schily of-

fensichtlich, wenn man keine Erfolge vorweisen kann,
dann schreit man nach Zentralisierung und Weisungs-
recht. Herr Schily möchte gern, dass die Bundesbehör-
den weisungsbefugt sind, und er möchte am liebsten al-
les beim Bund zentralisieren. Damit geht er das
eigentliche Problem nicht an. Das Problem besteht nicht
darin, dass wir bei den 37 Sicherheitsbehörden, die sich
mit dem Terrorismus befassen, eine dezentrale und föde-
rale Struktur haben. Ganz im Gegenteil: Das Problem
besteht darin, dass die Informationsweitergabe und die
-analyse zu schleppend, zu langsam und zu bürokratisch
erfolgen. Erkenntnisse über Terrorismus kann man nicht
in Zentralen, in Mammutbehörden in Berlin oder Köln
gewinnen,


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Dafür wollen Sie eine andere Behörde!)


Erkenntnisse über den Terrorismus gewinnen Sie nur vor
Ort. Deshalb ist der Ansatz von Herrn Schily – Zentrali-
sierung und Weisungsrecht – rundweg abzulehnen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wenn man wirklich etwas tun wollte, um den Kampf

gegen den Terrorismus zu verbessern, dann müsste man
sich mit Praktikern unterhalten. Die Praktiker – egal ob
vom BKA, einem LKA oder von den Nachrichtendiens-
ten – würden einem sagen, was zu tun wäre. Nur, Minis-
ter Schily unterhält sich ja nicht mehr mit Praktikern. Er
denkt lieber in ganz großen Linien, die meistens im
Nichts enden, gelegentlich in Nordafrika. Wenn man mit
den Chefs der süddeutschen Verfassungsschutzbehörden
spricht, sagen alle übereinstimmend: Das größte Pro-
blem besteht darin, dass es nicht gelingt, die Informatio-
nen der Sicherheitsbehörden zu bündeln, aktuell auszu-
werten, kompetent auszuwerten, Lagebilder zu erstellen
und damit auch Maßnahmen in die Wege zu leiten.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer sagt das?)


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(C (D ie Chefs der süddeutschen Verfassungsschutzbehörden agen: Wenn es uns nicht gelingt, diese Schwachstelle zu eseitigen, ist jede Maßnahme im Kampf gegen den Terorismus zum Scheitern verurteilt. Deshalb muss man genau dort ansetzen. Es ist doch iemandem in diesem Land zu vermitteln, dass der Inormationsabgleich zwischen Sicherheitsbehörden überiegend nur auf Antrag und Anfrage erfolgt und die Bentwortungszeit, bis die eine Behörde Nachricht von der nderen bekommt, zum Teil vier Wochen beträgt. Vier ochen bei der Terrorismusbekämpfung – da denkt man her an die Lohnsteuererklärung, aber nicht an den ampf gegen den Terrorismus. Das müssen wir drinend abstellen. Wenn wir deshalb heute unseren Antrag hier vorstel en und über ihn debattieren, geht es genau um dieses roblem. Das gemeinsame Zentrum zur Terrorismusekämpfung, Frau Sonntag-Wolgast, ist eben keine ammutbehörde. Wir sagen: Wir bündeln die Informa ionen der 37 Behörden in einem gemeinsamen Lageentrum. Dieses Zentrum soll keine Ermittlungskompeenz bekommen. Es wird eine kleine, leistungsfähige rganisationseinheit sein mit vielleicht 200 Experten; as ist sicher keine Mammutbehörde, Frau Sonntagolgast. (Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Ich benutze nur Ihren Ausdruck!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


lle 37 Behörden können dann ihr gesamtes Wissen und
hre Informationen direkt einbringen: im gleichen Ge-
äude, in der gleichen Organisationseinheit, Schreibtisch
n Schreibtisch. Nur dann werden wir in der Lage sein,
agebilder zu erstellen, zeitnah und tagesaktuell dafür
u sorgen, dass Informationen ausgetauscht werden kön-
en und dass alle 37 Behörden in Deutschland über die
ageentwicklung Bescheid wissen und die richtigen
aßnahmen ergreifen können. Dann wird es zu solchen
leiten, wie sie Herr Schily zu verantworten hat, nicht
ehr kommen. Eine so strukturierte Behörde – um
leich einen Einwand der FDP aufzugreifen – macht da-
enschutzrechtlich keine Probleme.


(Zuruf von der FDP: Das kann man lösen!)

s ist lösbar, weil jede Behörde nur ihren eigenen Daten-
estand einbringt, der Austausch durch die unmittelbare
ähe aber jederzeit gewährleistet ist. Diese Behörde soll
uch keine Ermittlungskompetenz erhalten. Durch die
ezentralen Strukturen, die es heute gibt und die sich be-
ährt haben, wird vor Ort ermittelt und Erkenntnisse
erden dort gewonnen.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vor Ort in Marokko!)


Wir brauchen ein solches „Gemeinsames Zentrum“,
eil wir sonst nicht in der Lage sein werden, Kontroll-
ruck gegenüber der islamistischen Szene aufzubauen
nd ihr Entdeckungsrisiko zu erhöhen. Machen wir uns
och nichts vor: Diese Gruppierungen lassen sich nicht
on Strafandrohungen und rationalen Argumenten be-
influssen. Diese Gruppierungen lassen sich bestenfalls






(A) )



(B) )


Clemens Binninger

dadurch beeindrucken, dass sie damit rechnen müssen,
dass jeder Schritt, den sie in Deutschland machen, kon-
trolliert und überwacht wird, dass wir alles erfahren, was
geplant wird, und dass wir alle Reisebewegungen und
Aktivitäten kennen. Es muss für die Islamisten ungemüt-
lich in Deutschland werden. Das muss unser Ziel sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Mit unserem Vorschlag zu einem „Gemeinsamen

Zentrum“ – das sage ich auch an die Vorsitzende des In-
nenausschusses, Frau Kollegin Sonntag-Wolgast – be-
wegen wir uns nicht im theoretischen, luftleeren Raum.
Wir haben uns dabei an eine Organisation angelehnt, die
es seit fünf Jahren gibt, nämlich an das gemeinsame
Zentrum in Kehl. Ich gestehe zu, dass die dortige Ziel-
richtung nicht der Terrorismus ist. Dort arbeiten aber
deutsche und französische Polizei sowie deutscher und
französischer Zoll nach dem gleichen Prinzip in einer
Organisationseinheit, unter einem Dach, Schreibtisch an
Schreibtisch zusammen. Die PCs sind natürlich mitei-
nander vernetzt; alles ist hochmodern. Dadurch ist sie in
Lage, jeder beteiligten Behörde innerhalb kürzester Zeit
alle Informationen zur Verfügung zu stellen. Sie ermit-
telt nicht, aber sie wertet aus, erstellt Lagebilder, initiiert
Maßnahmen und sorgt für einen Informationsgleich-
stand.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: In Deutschland gibt es 30 davon!)


Dieses Prinzip wollen wir auf das „Gemeinsame Zen-
trum Terrorismusbekämpfung“ übertragen, damit alle,
Bund und Länder, nicht nur im Wege von Erlassen oder
Dienstanweisungen am Informationsgeschehen teilha-
ben, sondern sich konkret mit Personal einbringen müs-
sen. Insofern besteht meine Kritik auch darin, dass das
Information Board, das es im Moment gibt, und die Er-
höhung der Anzahl turnusmäßiger Besprechungen zwar
kleine Schrittchen in diese Richtung sein mögen, aber im
Endeffekt nur Hilfskonstruktionen sind.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr gut!)

Nur dann, wenn es eine Organisation dauerhaft und nicht
nur turnusmäßig gibt, in der jeden Tag Experten zusam-
menarbeiten, werden Sie Erfolg haben.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Sie haben das letzte Jahr völlig verschlafen, Herr Binninger!)


Alles andere ist eher konfus oder sind Hilfskonstruktio-
nen; es ist eher Learning by doing. Ich muss bei diesem
Innenminister leider das Gefühl haben, dass er eher
Learning by doing betreibt. Er kann keine Erfolge vor-
weisen


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Wo leben Sie denn?)


und verschließt sich konzeptionell richtigen Dingen.
Deshalb machen wir diesen Vorschlag.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Zaghafter Beifall bei der CDU/CSU!)



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(C (D Nein, es war ja an Ihre Adresse gerichtet. Ich wollte es hnen noch einmal erklären. Sie müssen schon gute Argumente haben. Ich zitiere inmal Innenminister Schily, der vor etwa einem Jahr eim Umzug des gemeinsamen Zentrums, von dem ich orhin gesprochen habe, nach Kehl über diese Einrichung gesagt hat: Es ist ein großer Schritt zu mehr Sichereit in Europa. – Er findet das also gut. (Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Jeder findet das gut!)


ch glaube, das Gleiche müssen wir in Deutschland auch
ür die Sicherheit unseres Landes tun. Sie sollte es uns
ert sein, diesen Schritt zu gehen. Deshalb werben wir
o dringend dafür.


(Beifall des Abg. Arnold Vaatz [CDU/CSU])

Ein wichtiger Baustein dieses gemeinsamen Zen-

ums wird natürlich eine gemeinsame Datenbank über
ie konkrete Zielgruppe, die Islamisten, sein. Deshalb
erben wir auch dafür, dass Sie den Antrag von Nieder-
achsen unterstützen. Wir werden insgesamt scheitern,
enn Sie sich an dieser Stelle verweigern und kein „Ge-
einsames Zentrum“ errichten wollen. Ich erinnere
och einmal an das, was die Chefs der Nachrichten-
ienste gesagt haben: Nur, wenn uns das gelingt, werden
ir Erfolg haben. Wenn uns das nicht gelingt, werden
ir scheitern.
Meine Bitte an die rot-grüne Koalition ist einfach:

rüfen Sie unseren Vorschlag vorurteilsfrei. Ich weiß aus
ielen Vorgesprächen, dass Sie nicht grundsätzlich abge-
eigt sind. Es geht nicht um parteipolitische Interessen,


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Das haben wir bei Ihrer Rede gemerkt! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo lebt der eigentlich?)


s geht um die Sicherheit dieses Landes und seiner Men-
chen. Sie sollte Ihnen das wert sein.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Max Stadler [FDP])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513303600

Ich erteile das Wort dem Parlamentarischen Staats-

ekretär Fritz Rudolf Körper.

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1513303700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr
inninger, den Beginn Ihrer Rede kann ich nur wie folgt
ommentieren: Das war eine platte Kritik, wie ich sie
on Ihnen nicht erwartet habe.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Aber Herr Staatssekretär!)


as war eine Beleidigung der Sicherheitsbehörden in
eutschland, die bei der Bekämpfung des Terrorismus
ine hervorragende Arbeit leisten.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Herr Staatssekretär, das ist aber jetzt platt!)


– Lieber Herr Koschyk, ich habe immer wieder den Ein-
druck, dass Sie es nicht gut abhaben können, dass diese
Bundesregierung einen hervorragenden und erfolgrei-
chen Bundesinnenminister hat.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das musste einmal gesagt werden!)


Das scheint Ihnen täglich weh zu tun. Ich finde, das ist
nicht angemessen. Vielmehr sollten Sie sich darüber
freuen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das ist unter Ihrem Niveau!)


– Herr Koschyk, schauen Sie sich doch einmal an, wie
die Rede von Herrn Binninger angelegt war.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das war eine sachliche Rede gewesen!)


– Nein, der Beginn war nicht sachlich. – Beispielsweise
läuft eine hohe Anzahl von Ermittlungsverfahren, die
wir bei der Bekämpfung des islamistischen Terrorismus
eingeleitet haben, und zwar von Bund und Ländern. Wir
können stolz darauf sein, diese Verfahren erfolgreich be-
endet zu haben. Das ist ein Zeichen dafür, wie gut die
Arbeit funktioniert.

Zu Ihrer Kritik muss ich Ihnen sagen: Leider hinken
Sie auch mit Ihren Vorstellungen, die Sie in Ihrem An-
trag in sehr vager Art und Weise niedergeschrieben ha-
ben, hinterher.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Was? Das ist sehr konkret!)


Ich sage Ihnen auch, warum.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Das Bundesinnenministerium hat längst über die Ein-
richtung eines polizeilichen und nachrichtendienstlichen
Analysezentrums in Berlin-Treptow entschieden.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wo sind dabei die Länder?)


Mit der Einrichtung der beiden Analysezentren wird das
vorhandene Analysepotenzial im Bereich des islamisti-
schen Terrorismus personell und räumlich konzentriert,
um unter Achtung – das ist mir sehr wichtig – des Tren-
nungsgebotes einen noch schnelleren und intensiveren
Informationsaustausch zu ermöglichen.

Entsprechende konzeptionelle Planungen über die
Verlegung von Organisationseinheiten dieser Behörden,
den Personaleinsatz, Aufgaben und Organisationsstruk-
tur der beiden Analysezentren sind weit gediehen und
werden in Kürze abgeschlossen. Ich sage sogar: Ich er-
warte auf der Grundlage der mir vorliegenden Planungen
eine Arbeitsaufnahme der Analysezentren in den nächs-
ten Monaten.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das sind alte Sachen!)


oraussichtlich 100 Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes
nd circa zehn Mitarbeiter des Bundesamtes für Verfas-
ungsschutz werden dann ihre Arbeit aufnehmen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wo sind dabei die Länder?)


Die Beteiligung des Bundesnachrichtendienstes, wei-
erer Sicherheitsbehörden des Bundes – jetzt komme ich
u Ihren Zwischenrufen – sowie die Einbindung der
änder sind vorgesehen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Aha!)

aher wird auch die kommende Innenministerkonferenz
as Prozedere der Länderbeteiligung erörtern. Dieser
unkt ist wichtig, weil vonseiten einiger Bundesländer
u den Themen „Stärkung des Informationsaustausches“
nd „Schaffung von Analysezentren“ zwar ständig For-
erungen formuliert werden, aber entsprechende prakti-
che Schritte ausbleiben. Das ist keine Haltung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Welche Länder meinen Sie?)


Ich glaube, Sie stammen aus diesem Land.

(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sie kritisie ren Bayern? Das ist eine Frechheit!)

Wir müssen sorgfältig und überlegt vorgehen. Die

chaffung der Analysezentren wird nach meiner Über-
eugung die Qualität der Zusammenarbeit der Sicher-
eitsbehörden in Deutschland weiter erheblich verbes-
ern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Schaffung neuer Organisationsstrukturen, die im Er-
ebnis zu einer Vermischung von polizeilichen und
achrichtendienstlichen Befugnissen führen, würde da-
egen der Sache eher schaden als nützen. Das müssen
ie sich anhören.
Genau diese durch das Trennungsgebot


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wo steht das Trennungsgebot? Wo ist das normiert?)


us guten Gründen geschaffene Abgrenzung zwischen
olizei- und Nachrichtendiensten wird aber durch das
on der Opposition geforderte gemeinsame Zentrum
errorismusbekämpfung offensichtlich ignoriert. In der
ntragsbegründung wird hierzu ausgeführt, zum Aufga-
enspektrum des gemeinsamen Zentrums gehörten auch
ie „Mitwirkung bei der Koordination von Einsätzen
nd Überwachungsmaßnahmen“ und die „Unterstützung
ei polizeilichen und nachrichtendienstlichen Ermittlun-
en“.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper

Abgesehen von der problematischen organisatori-

schen Zusammenlegung von Polizei- und Nachrichten-
diensten in einem gemeinsamen Zentrum


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Was ist daran problematisch?)


scheint mir auch bei den Befugnissen kaum noch eine
Abgrenzung möglich oder auch nur gewollt. Bei allem
Verständnis für den guten Willen, meine Damen und
Herren von der Opposition: Es ist nicht ausreichend gut
überlegt, was Sie hier aufgeschrieben haben.

Das Bundesinnenministerium lehnt gemeinsame Leit-
oder Koordinierungsstellen für gemeinsame Einsätze
von Polizei und Verfassungsschutz ab.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wiefelspütz ist da schon viel weiter! – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Sie haben den letzten Aufsatz von Wiefelspütz nicht gelesen!)


Stattdessen werden wir den Informationsaustausch und
die projektbezogene Zusammenarbeit in den bestehen-
den Informations- und Analyseboards ausbauen. Diese
Boards haben sich als effiziente Plattformen für die Zu-
sammenarbeit erwiesen.


(Beifall bei der SPD – Clemens Binninger [CDU/CSU]: In der Tat!)


Das ist der richtige Weg.
Ein weiterer Punkt in der Begründung des Opposi-

tionsantrags ist schlichtweg falsch. So wird bemängelt,
es gebe kein „gemeinsames, für alle Sicherheitsbehörden
verfügbares, aussagekräftiges und aktuelles Lagebild“.
Das Gegenteil ist richtig. Das Bundeskriminalamt er-
stellt kontinuierlich seit Jahren sehr detaillierte Gefähr-
dungslagebilder. Dabei werden alle Erkenntnisse der
Sicherheitsbehörden einbezogen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Da finden Sie in „Spiegel Online“ mehr als in den Lagebildern!)


Die entsprechenden Berichte werden allen zuständigen
Behörden, auch den Ländern, zur Verfügung gestellt.
Schaffen Sie also kein Problem, wo kein Problem ist.

Zum verbesserten Informationsmanagement, das
wir durch die Einrichtung der Analysezentren ermögli-
chen, gehört eine Unterstützung der Analysezentren
durch gemeinsame Dateien. Die Informationssammlung,
der Informationsaustausch und die gemeinsame Infor-
mationsauswertung sind die drei entscheidenden ele-
mentaren Eckpunkte eines effizienten Informations-
managements. Wir wollen und wir werden alle
Möglichkeiten eines verbesserten Datenaustausches zwi-
schen den Sicherheitsbehörden ausschöpfen, wo dies
notwendig ist, um die Arbeit der Sicherheitsbehörden zu
erleichtern und ihre Effizienz weiter zu erhöhen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Alles wird gut!)


Auch hier sind die Planungen und Entwürfe bereits
weit fortgeschritten. Unter Federführung des Bundes-
innenministeriums

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(C (D (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Die Zeit überzieht er auch noch!)


äuft bereits ein intensiver Abstimmungsprozess mit den
icherheitsbehörden, bei dem auch die Länder über eine
rbeitsgruppe des Arbeitskreises II der Innenminister-
onferenz eingebunden sind. Sie sehen, wir haben alles
m Griff.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Sie sind nicht überzeugt von dem, was Sie sagen! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Das glaubt er selbst nicht!)


Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513303800

Ich erteile das Wort Kollegen Max Stadler, FDP-Frak-

ion.


Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1513303900

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Die Grundlinie der FDP ist selbstverständlich dieje-
ige, dass der Staat alles Notwendige tun und alle not-
endigen Vorkehrungen treffen muss, um den
errorismus so effektiv wie möglich zu bekämpfen, dass
r sich dabei aber selbstverständlich im rechtsstaatlichen
nd grundgesetzlichen Rahmen bewegen muss. Ich
laube, da sind wir alle in diesem Haus einig.


(Beifall bei der FDP – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Selbstverständlich!)


Deshalb gehen wir an das Problem, das mit dem An-
rag der CDU/CSU aufgeworfen wird, mit folgenden
berlegungen heran: Erstens. Wir brauchen natürlich ei-
en besseren Informationsfluss zwischen den Sicher-
eitsbehörden.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

weitens. Wir brauchen eine bessere Auswertung von
nformationen und drittens eine bessere Koordinierung
m Handeln.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

So gesehen nähern wir uns Ihrem Vorschlag eines ge-
einsamen Lagezentrums durchaus mit Sympathie.
Aber es sind auch zwei kritische Fragen zu stellen.

(Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Jetzt gibt es das große „aber“!)

ie erste Frage – das werden wir in den Ausschussbera-
ungen mit Praktikern gemeinsam zu erörtern haben –
autet: Ist es wirklich notwendig, eine neue Behörde
der eine neue Struktur zu schaffen? Wie steht es mit
em Informationsfluss innerhalb der bestehenden Behör-
en? Wir alle haben beim NPD-Verbotsverfahren die
raurige Erfahrung gemacht, dass innerhalb der Verfas-
ungsschutzbehörden und zwischen dem Verfassungs-
chutz und beispielsweise dem Bundesinnenministerium
er Informationsfluss nicht gewährleistet war.






(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Leider wahr!)


Die rechte Hand wusste nicht, was die linke tat. Das war
eine der Hauptursachen für das Scheitern dieses Verfah-
rens. Bevor neue Behördenstrukturen geschaffen wer-
den, muss also zunächst einmal der Informationsaus-
tausch zwischen den bestehenden Behörden verbessert
werden.


(Beifall bei der FDP – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Stimmt!)


Nächste Frage: Ist das, was in dem CDU/CSU-Antrag
gefordert wird, nicht ohnehin längst Aufgabe des Bun-
deskriminalamtes?


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Theoretisch ja!)


Jedenfalls ist dies gesetzlich bereits so geregelt. Gegebe-
nenfalls muss die gesetzliche Regelung nun zur Anwen-
dung kommen.

Eine weitere Frage: Gibt es nicht längst die Lagebe-
sprechung im Kanzleramt mit den Geheimdienstchefs
unter dem Geheimdienstkoordinator Ernst Uhrlau, der in
der Fachwelt und darüber hinaus hohes Ansehen ge-
nießt, weil er dieser Aufgabe ausgezeichnet gerecht
wird?

Bei alledem stellt sich in der Tat die Frage, ob man
wirklich eine neue Behörde braucht. Wir werden der
Schaffung einer neuen Behörde nur dann zustimmen,
wenn sie uns von den Praktikern als zwingend dargelegt
wird.


(Beifall bei der FDP – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Im Übrigen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
CDU/CSU und der Regierungskoalition, greift die Idee
eines gemeinsamen Lagezentrums von Bund und Län-
dern auch in Überlegungen ein, die eigentlich Gegen-
stand der Beratungen der Föderalismuskommission
hätten sein sollen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)

Dort ist aber nichts zu diesem Thema eingebracht wor-
den, auch nicht von der Bundesregierung im Zusammen-
hang mit polizeilichen Aufgaben.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Gar nichts! Eine Nullnummer! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Frau Künast hat doch keine Ideen! – Gegenruf der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer lehnt denn ab? Das ist doch Herr Beckstein!)


Das ist in der Tat ein Manko.
Ich komme jetzt zu einer Frage, die mir wichtiger ist

als die organisatorischen Probleme; denn diese können
wir in den Griff bekommen. Seit dem 14. April 1949,
also seit 55 Jahren, gilt in der Bundesrepublik Deutsch-
land der bewährte Grundsatz: Die Polizei darf keine Ge-
heimdienstkompetenzen bekommen; die Geheimdienste
dürfen keine polizeilichen Kompetenzen bekommen.
Dabei handelt es sich um den allseits bekannten und be-

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(C (D ährten Grundsatz der Trennung von Polizei und Geeimdienst, an dem wir festhalten wollen. Dieser rundsatz ist in der Verfassung verankert. Herr Kollege oschyk, Sie haben nach der Fundstelle gefragt. Der rundsatz ist in Art. 87 Abs. 1 Satz 2 des Grundgesetzes ormuliert. Genaueres können Sie in dem vorzüglichen ufsatz von Christoph Gusy in Heft 2/1987 der „Zeitchrift für Rechtspolitik“ nachlesen. Ich erwähne das deswegen ausdrücklich, weil das rennungsprinzip neuerdings in Verruf geraten ist. In der llgemeinen Debatte wird immer wieder angeführt, dass as Trennungsprinzip nicht länger notwendig ist. Wir als DP meinen: Es muss möglich sein, der terroristischen edrohung auch unter Wahrung der rechtsstaatlichen rundsätze – dazu gehört das Trennungsprinzip – Wierstand zu leisten. (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es geht schließlich nicht um Organisationsfragen,
ondern um die Wahrung von Grundrechten. Wir müss-
en im Plenum keine langen Debatten mehr darüber füh-
en, wann der große Lauschangriff zulässig ist und unter
elchen Voraussetzungen Telefonüberwachungen statt-
inden können, wenn sowieso jede Behörde ohne Beach-
ung dieser Voraussetzungen jede Information erhalten
önnte.
Deswegen ist es der richtige Weg, das Trennungsge-

ot aufrechtzuerhalten. Aber es ist durch die Pflicht zur
usammenarbeit zu ergänzen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das steht schon im Gesetz!)


ie entsprechenden Regelungen existieren längst. Die
esetzlichen Bestimmungen sind längst von diesem Ho-
en Hause geschaffen worden. Sie müssen nur noch in
ie Tat umgesetzt werden. Die Behörden sollen die In-
ormationen bekommen, durch die sie in die Lage ver-
etzt werden, den Terrorismus zu bekämpfen. Aber wir
egen Wert darauf, dass dabei die traditionellen und be-
ährten Bestimmungen des Grundgesetzes beibehalten
erden.
Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie des Abg. HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513304000

Nachträglich erteile ich dem Kollegen Binninger das
ort zu einer Kurzintervention. Ich hatte dies vorhin
ergessen. Er will damit auf die Ausführungen von
taatssekretär Körper eingehen.


Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1513304100

Herr Präsident, vielen Dank für diese Gelegen-

eit. – Herr Staatssekretär Körper, im Fußball gibt es den
pruch „Knapp daneben ist auch vorbei“. Das gilt auch
ür Ihre Rede. Sie haben mir vorgeworfen, die Sicher-
eitsbehörden beleidigt zu haben. Dazu sage ich: Ich
abe nicht die Sicherheitsbehörden, sondern den






(A) )



(B) )


Clemens Binninger

Bundesinnenminister kritisiert. Das ist bestenfalls Ma-
jestätsbeleidigung. Aber die ist nicht mehr strafbar. Das
ist der erste Punkt.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zweiter Punkt. Sie haben gesagt – an dieser Stelle
wird es ärgerlich –, der Bund richte bereits ein Lagezen-
trum ein und wir seien der Entwicklung wieder einmal
hinterher. Ich habe mich gestern noch einmal bei Bun-
des- und Landesbehörden informiert und muss Ihnen sa-
gen: Das, was Sie in Treptow einrichten, betrifft zwei
von 37 Behörden. Die anderen Behörden beteiligen sich
personell nicht. Die Verbindung besteht lediglich im
Aushängen von Telefonadressen und Namen der An-
sprechpartner. Das ist doch nicht professionell, wenn es
um den Kampf gegen den Terrorismus geht. Da muss ich
doch sehr bitten! Sie machen noch nicht einmal im An-
satz das, was notwendig wäre.

Dritter Punkt. Herr Körper, Sie sprechen genauso wie
der Kollege Stadler ständig von einem verfassungsrecht-
lich normierten Trennungsgebot. Man muss Art. 87
Abs. 1 Satz 2 des Grundgesetzes – diesen kennen auch
wir – schon sehr weit und mit sehr viel Fantasie ausle-
gen, um zu diesem Schluss zu kommen. Aber das ist si-
cherlich nicht zwingend. Dabei wollen wir das Tren-
nungsgebot gar nicht aufheben. Es geht vielmehr um die
Zweitverwertung von Daten und das Bündeln von Wis-
sen, weil wir sonst – das sagen die Praktiker, mit denen
Sie offensichtlich nicht reden – nicht in der Lage sind,
den Terrorismus erfolgreich zu bekämpfen.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513304200

Herr Staatssekretär Körper, wollen Sie die Gelegen-

heit zur Erwiderung nutzen? – Bitte schön.

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1513304300


Herr Binninger, wenn Sie sich an uns gewendet hät-
ten, hätten Sie genaue und gute Informationen darüber
bekommen, was wir in Treptow einrichten.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wir schützen unsere Quellen!)


Das, was wir machen, ist auf jeden Fall der richtige Weg.
Ich habe bereits skizziert, wie das Analysezentrum bzw.
die Analysezentren aufgebaut werden.

Zu Ihrem Hinweis auf die Länder sage ich Ihnen:
Wir, der Bund, haben noch nicht – das wird auch nicht so
schnell kommen – die Personalhoheit. Diese liegt bei
den Ländern, wenn es um den Aufbau dieser Zentren
geht. Selbstverständlich wird auch hier dafür Sorge ge-
tragen, die Länder und insbesondere die Landesbehör-
den möglichst weitgehend einzubinden; denn es ist
wichtig, dass wir nicht nur auf der Ebene des Bundes,
beispielsweise von Bundesamt für Verfassungsschutz
und Bundeskriminalamt, sondern auch auf der Ebene
von Bund und Ländern, beispielsweise von Bundeskri-
minalamt und Landeskriminalämtern, tätig werden. Aber

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(C (D as setzt insbesondere in unserem föderalen System eine ntsprechende Bereitschaft der Länder voraus. Sie düren sich nicht nur in Forderungen ergehen, sondern sie üssen auch mitmachen. Sorgen auch Sie dafür, dass as geschieht. Schönen Dank. Ich erteile das Wort Kollegin Silke Stokar von euforn, Bündnis 90/Die Grünen. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)


(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513304400
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Herr Präsi-

ent!

(Dorothee Mantel [CDU/CSU]: Das war der einzige wichtige Satz!)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es wäre

nteressant, wenn der Herr Kollege Binninger einmal die
amen der Fachleute outen würde, mit denen er angeb-
ich in so gutem Kontakt steht.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das habe ich doch!)


ch weiß nicht – ich gehe allerdings davon aus –, ob die
undestagsfraktion der CDU/CSU die Möglichkeit hat,
ich die Protokolle über die Sitzungen der Innenminis-
erkonferenz einmal näher anzuschauen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Selbstverständlich!)


Herr Kollege Koschyk, wenn das so selbstverständlich
st, dann sollten wir jetzt etwas Transparenz in diese De-
atte bringen.
Über die Vorschläge des niedersächsischen Innen-
inisters Uwe Schünemann und des bayerischen Innen-
inisters Günther Beckstein ist in der Facharbeitsgruppe
er Innenministerkonferenz diskutiert worden und sie
ind dort verworfen worden.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Im Bundesrat haben sie die Mehrheit gefunden!)


ie Innenminister sind ausdrücklich gebeten worden,
ie gemeinsamen Ergebnisse der Facharbeitsgruppe der
nnenministerkonferenz umzusetzen. Zu dem Bild, das
hre Bundestagsfraktion momentan bietet, kann ich nur
agen: Sie übernehmen in keiner Weise bundespolitische
erantwortung, sondern die Außenseiterposition zweier
nnenminister, die sich mit ihren Vorschlägen auf der In-
enministerkonferenz nicht durchsetzen konnten.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Mehrheitsmeinung im Bundesrat!)


ch halte das, was das BMI macht, für völlig richtig,
ämlich die Vorschläge der Innenministerkonferenz kon-
equent umzusetzen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Heute loben Sie Herrn Schily wieder einmal, was?)







(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn

Herr Kollege Stadler, wir richten gerade kein Lage-

zentrum ein. Bei einem Lagezentrum ginge es darum,
operative Maßnahmen zu koordinieren. Wir richten ein
Informations- und Analysezentrum ein, das sich exakt
an das hält, was BKA, BND und Innenministerkonferenz
vorgeschlagen haben. Wir richten gerade keine zentrali-
sierte Mammutbehörde ein, wie Herr Binninger das noch
einmal gefordert hat, weil wir eben die Erfahrung ge-
macht haben: Dezentral im Rahmen der eigenen Aufga-
ben und Strukturen zu arbeiten ist der Weg zum Erfolg in
diesem Bereich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Lassen Sie mich auch etwas zu dem Vorschlag von

Uwe Schünemann sagen,

(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Toller Minister!)

also zu der so genannten Islamistendatei. So wie Sie
sich das vorstellen, mit den Zahlen, mit denen Sie da ar-
beiten – 30 000 Islamisten in Deutschland –, schaffen
Sie nichts anderes als Datenmüll.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Es gibt auch Wortmüll!)


Das sind keine effizienten Dateien; da haben Sie einfach
keine Ahnung. Wir brauchen Projektdateien, bezogen
auf einzelne Ermittlungskomplexe, und Analysedateien.
Solche Dateien werden wir einrichten, und zwar unter
Beachtung des Trennungsgebots und unter Beachtung
weiterer verfassungsrechtlicher Grenzen.

Lassen Sie mich auch hierzu einen Hinweis geben. Es
sind nicht Grüne, die diese Grenzen setzen. Es ist der
Wissenschaftliche Dienst des Bundestages,


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Aber das meinen Sie jetzt nicht ernst?)


der in einem Gutachten sehr genau dargelegt hat, in wel-
chen Grenzen das Trennungsgebot hierbei seine Gültig-
keit hat.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Können Sie uns das mal schicken?)


Das gilt auch im Zusammenhang mit dem Information-
Board. Es gibt sogar eine Verpflichtung zur Weitergabe
von Informationen. Genau diese Arbeit, die Arbeit in
Projekt- und Analysedateien, werden wir weiter optimie-
ren.

Es ist eine naive Vorstellung, die Herr Binninger
übernommen hat, wenn er sagt: Der internationale Terro-
rismus wird an der Basis bekämpft.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Wer redet denn hier von Naivität?)


Uwe Schünemann ist der Auffassung, dass der interna-
tionale Terrorismus am besten durch die Polizeiinspek-
tion Cloppenburg in Niedersachsen bekämpft wird.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Nichts gegen die cloppenburgische Polizei!)


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(C (D Hinweise bekommen wir von ausländischen Sichereitsbehörden und von Verbindungsbeamten des BKA nd des BND, die in 60 Ländern tätig sind. Wir bekomen solche Hinweise nicht aus den Bundesländern. Da erkennen Sie die Bedrohungslage und die Situation völig. Aus Ihrem Antrag spricht nichts anderes, als dass Sie en naiven Föderalismusbegriff von Herrn Beckstein nd von Herrn Schünemann übernehmen. Wir halten die Fachergebnisse der Innenministerkon erenz für richtig, die davon ausgehen – das teilen wir –, ass wir die Zentralstellenfunktion vom BKA und auch om Bundesamt für Verfassungsschutz stärken müssen. ir werden die Fachvorschläge der Innenministerkonfe enz Schritt für Schritt umsetzen. Wir bitten die Union, umindest die CDU/CSU-Bundestagsfraktion, darum, ur Fachauseinandersetzung zurückzukehren und nicht ie naiven Positionen von Schünemann und Beckstein u übernehmen. Sie blockieren damit die Optimierung er Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden. Sie verzöern die Umsetzung. Wir sind wirklich darauf gespannt, n welcher Form sich die Länder an dem Informationsnd Analysezentrum, das im Treptower Park eingerichet wird, beteiligen. Letzter Satz: Ich persönlich halte es für viel wichtiger, ass die Länder Verbindungsbeamte nach Berlin schiken und dass sie es dem Bund überlassen, Beamte in inernationale und europäische Gremien zu schicken, dait sie dort eine einheitliche Politik der inneren icherheit vertreten. (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das ist Föderalismus von Bundes Gnaden!)


arüber sollten wir uns im Innenausschuss unterhalten.
Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513304500

Ich erteile das Wort Kollegen Stephan Mayer, CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1513304600

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten
olleginnen! Sehr geehrte Kollegen! Wenn ich mir die
ed
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1513304700
Keine Panik auf der „Titanic“.
an denkt: Irgendwie machen wir das Boot schon flott,
uch wenn uns das Wasser bis zum Hals steht.
Die Nonchalance, mit der der Herr Staatssekretär und

ie Frau Kollegin Stokar von Neuforn dieses Thema be-
andeln, lässt vollkommen außer Betracht, dass der Ter-
orismus, insbesondere der Terrorismus, der auf dem is-
amistischen Extremismus basiert, für die pluralistische
estliche Welt eine der größten Gefährdungen darstellt.
r ist eine epochale Bedrohung, dem durch eine völlige
krupel- und Hemmungslosigkeit bei der Tatausführung
it der bewussten Tötung und Verletzung unschuldiger






(A) )



(B) )


Stephan Mayer (Altötting)


Menschen und durch genaueste strategische Vorberei-
tungen eine bisher unbekannte Dimension zukommt.

Nach den menschenverachtenden Anschlägen vom
11. September 2001 in New York und in Washington so-
wie am 11. März dieses Jahres in Madrid können poten-
zielle Ziele von Terroranschlägen alle Staaten Europas,
ja, alle Staaten der westlichen Welt sein. Gott sei Dank
sind wir in Deutschland von derartig schrecklichen An-
schlägen bisher verschont geblieben.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Auch durch eigenes Tun!)


Aber auch Deutschland war und bleibt Teil des Gefah-
renraums. Deutsche Staatsbürger waren bereits Opfer
von schrecklichen Anschlägen. Ich erinnere nur an die
furchtbaren Vorkommnisse auf der Urlaubsinsel Djerba.

Mit dem Wissen, dass Deutschland bereits Rückzugs-
und Vorbereitungsraum für schlimmste terroristische
Anschläge war und dass der internationale Terror spätes-
tens nach den schrecklichen Anschlägen am 11. März
dieses Jahres in Madrid auch in Europa angekommen ist,
müssen entsprechende Voraussetzungen geschaffen wer-
den, um dem Terrorismus bereits im Vorfeld Einhalt zu
gebieten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Aus diesem Grund fordert die CDU/CSU-Fraktion

die Schaffung eines gemeinsamen Zentrums zur Terro-
rismusbekämpfung. Ich möchte an dieser Stelle beto-
nen: Es geht nicht um die Schaffung einer Mammutbe-
hörde, ganz im Gegenteil.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So ist es!)

Es geht um eine schlanke Behörde, die mit Spezialisten
perfekt ausgestattet ist und höchst professionell arbeitet.

Ich möchte des Weiteren erwähnen, dass die von uns
erhobene Forderung bereits mit allen CDU- bzw. CSU-
geführten Bundesländern abgestimmt ist, also auch im
Bundesrat eine Mehrheit finden würde.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Hören Sie, Frau Stokar!)


Wir können und dürfen uns nicht zurücklehnen und
darauf vertrauen, dass in Deutschland schon nichts pas-
sieren wird. Deshalb sind alle staatlichen Ebenen aufge-
fordert, alles nur Menschenmögliche zu tun, dass der
Terrorismus in Deutschland keine Basis hat und dass alle
terroristischen Aktivitäten bereits im Keim erstickt wer-
den, wenngleich man sich natürlich auch vor Augen füh-
ren muss, dass es die totale Sicherheit leider Gottes nun
einmal nicht gibt.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Leider wahr!)

Die größte strukturelle Schwachstelle bei der Terro-

rismusbekämpfung in Deutschland ist dabei neben den
Lücken im materiellen Recht – sie sind nach der Verab-
schiedung des Zuwanderungsgesetzes auf erheblichen
Druck der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zwar nicht
mehr so groß, aber dennoch vorhanden; ich erinnere nur
an die Sicherungshaft; sie fehlt nach wie vor noch – ist

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(C (D as Nebeneinander von 37 eigenständigen Behörden uf Landesund auf Bundesebene, die sich in irgendeier Form mit der Bekämpfung des Terrorismus beschäfigen. Beispielsweise war die Hamburger Terrorzelle um ohammed Atta und Ramzi Binalshibh deutschen und merikanischen Sicherheitsbehörden bereits 1999 beannt. hre Gefährlichkeit konnte aber schon allein deshalb icht erkannt werden, weil vorhandene Teilinformatioen in Deutschland, in Spanien und in den USA nicht usammengeführt wurden. rkennbar gab es Fehler im nationalen und im internatinalen Informationsaustausch. Die Einführung einer besseren Vernetzung und einer esseren Abstimmung der Sicherheitsbehörden ist daher numgänglich. er Informationsaustausch zwischen den von mir erähnten 37 Behörden ist zu bürokratisch, zu zäh flieend und einfach zu selektiv. erade kleinere Behörden sind kaum in der Lage, operaive Maßnahmen gegen Verdächtige durchzuführen, und ie beschränken sich deshalb schwerpunktmäßig auf Büoaufklärung. Durch die Einführung eines gemeinsamen Zentrums ur Terrorismusbekämpfung soll aber – ich möchte dies anz deutlich betonen – keine Beschneidung der Länerkompetenzen erfolgen. Vielmehr sollen die Sichereitsbehörden der Länder, also die Landesverfassungschutzbehörden sowie die Landeskriminalämter, die ber die erforderlichen Ortsund Detailkenntnisse verfüen und ihre „Pappenheimer“ vor Ort wirklich kennen, urch die neu zu schaffende Zentralstelle für Informaonsaustausch und Informationsanalyse eine abgestimmte nd umfassende Gefährdungseinschätzung an die Hand ekommen, um damit eine noch fundiertere und noch ückenlosere Vorfeldermittlung betreiben zu können. Bestes Beispiel hierfür ist die Vernetzung und die Zu ammenarbeit zwischen den beiden Bundesländern Baen-Württemberg und Bayern. (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Vorbildlich!)


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So war es!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


ie haben bereits im Oktober 2002 eine besondere Auf-
auorganisation zur Aufklärung krimineller islamisti-
cher Strukturen, AKIS, eingerichtet. Diese Organisa-
ionseinheiten haben sich bewährt und als äußerst
ewinnbringend erwiesen.
Der große Unterschied bei der Terrorismusbekämp-

ung im Gegensatz zur sonstigen Kriminalitätsbekämp-
ung ist: Wir können uns in diesem Bereich keine Pan-
en und Fehltritte erlauben; denn wenn ein Anschlag erst
inmal passiert ist, sind die Folgen katastrophal und






(A) )



(B) )


Stephan Mayer (Altötting)


wahrscheinlich unabsehbar. Die betroffenen Bürgerin-
nen und Bürger in Deutschland werden kein Verständnis
dafür aufbringen, wenn wir hätten handeln können, aber
es nicht getan haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir dürfen nicht warten, bis aus „Schläfern“ Täter wer-
den. Der Vorteil eines gemeinsamen Zentrums für Terro-
rismusbekämpfung liegt darin, im Vorfeld die Informa-
tionen, Erkenntnisse und Bewertungen zu bündeln, damit
sich auf Terrorismusbekämpfung spezialisierte Fach-
kräfte zügig, ohne zeitliche Verzögerung und umfassend
ein realistisches Lagebild machen können und damit si-
chergestellt ist, dass auf aktuelle Gefährdungslagen
schnell und zuverlässig reagiert werden kann. Zügiges
und schnelles Handeln setzt ferner voraus, dass ein La-
gezentrum rund um die Uhr eingerichtet ist, was bei-
spielsweise ein Landesamt für Verfassungsschutz in ei-
nem kleinen Bundesland gar nicht leisten kann.

Sicherlich werden sich bei der Forderung nach einem
gemeinsamen Zentrum für Terrorismusbekämpfung
schnell die Gralshüter des Trennungsgebotes und des
Datenschutzes auf den Plan gerufen fühlen.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Bin schon da!)

Ich möchte dazu nur in aller Kürze sagen, dass es sehr
streitig ist, ob das Trennungsgebot in der Verfassung
normiert ist. Da gehen die Meinungen der Rechtsgelehr-
ten auseinander. Sie kennen ja den Spruch: zwei Juris-
ten – drei Meinungen. Das Trennungsgebot, das nur his-
torisch bedingt ist – das möchte ich noch einmal beto-
nen –, sollte also hierfür keinen Hinderungsgrund dar-
stellen. Zum Datenschutz möchte ich sagen: Daten-
schutz in allen Ehren, aber übertriebener Datenschutz
muss hinter einer effizienten und Erfolg versprechenden
Terrorismusbekämpfung zurückstehen; denn nicht nur
das Recht auf informationelle Selbstbestimmung ist
grundgesetzlich geschützt, es gibt auch das Grundrecht
auf Leben und körperliche Unversehrtheit.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dies überwiegt meines Erachtens in der unmittelbaren
Abwägung.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte
zum Schluss kommen. Die Einrichtung eines gemeinsa-
men Zentrums für Terrorismusbekämpfung wird weder
die Verfassungsschutzbehörden noch die Polizei schwä-
chen, sondern sie – ganz im Gegenteil – stärken und im
Kampf gegen den Terrorismus schlagkräftiger machen.
In diesem Sinne appelliere ich an Sie, gemeinsam mit
uns beim Kampf gegen den Terrorismus an einem Strang
zu ziehen und unserem Antrag zuzustimmen.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513304800


Ich erteile das Wort Kollegen Frank Hofmann, SPD-
Fraktion.

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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Ich möchte zuerst eine Voremerkung machen: Ihr Antrag richtet den Blick nur auf en islamistischen Terrorismus. Ich bin der Meinung, ir sollten als Oberbegriff von internationalem Terrorisus sprechen. Das erlaubt Differenzierungen in islamisische und andere Formen des internationalen Terrorisus. (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wenn das der einzige Änderungsvorschlag ist, den Sie haben!)

Frank Hofmann (SPD):
Rede ID: ID1513304900

Herr Strobl, Sie wissen genau, dass ich erst am Anfang
einer Rede bin, aber behaupten schon, das wäre mein
inziger Kritikpunkt. Es ist doch lächerlich, was Sie hier
achen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Nein, darüber kann man reden!)


s sprechen auch außenpolitische Gründe dafür, eher mit
em Begriff des internationalen Terrorismus zu arbeiten.
as erlaubt meiner Meinung nach bessere Differenzie-
ung und verhindert ein Scheuklappendenken.
Mit Blick auf den Anhang des Antrages, der, wenn

ch es richtig sehe, den Gesetzesantrag des Landes Nie-
ersachsen enthält, frage ich mich, weshalb Sie die
emeinsame Datei beim BfV einrichten wollen. Die
egründung der Niedersachsen lautet, dort habe man
ielfältige Erfahrungen mit gemeinsamen Dateien und
it dem Schutz von Nachrichtenzugängen. Ich meine,
ie Staatsschutzabteilung des Bundeskriminalamtes ar-
eitet nicht anders. Warum gibt man diese Aufgabe dann
icht in die Zuständigkeit der Polizei, also des Bundes-
riminalamtes? Die Aufgabe des Verfassungsschutzes ist
eobachtung, die Aufgabe der Polizei ist Bekämpfung
m Sinne von Verfolgung und Verhütung. Bei der Polizei
ind die Handlungszwänge am größten. Zudem geht die
uropäische und internationale Einbindung über die na-
ionalen Polizeibehörden, in diesem Falle also über das
undeskriminalamt. Wir alle wissen: Die internationale
usammenarbeit wird zunehmend wichtiger. Auch wir,
ie Mitglieder des Innenausschusses, fordern einen euro-
äischen Informationsverbund. Last but not least: Der
chwerpunkt liegt hier beim Terrorismus, nicht beim
xtremismus. Folglich gibt es viele vernünftige Gründe,
ie gemeinsame Datei beim BKA einzurichten.
Steckt also eher der Gedanke dahinter: Wenn man

chon etwas zentral machen muss, dann meinetwegen
onstwo, aber nicht beim Bundeskriminalamt? Im An-
rag der CDU/CSU-Fraktion ist nur noch davon die
ede, dass der Bund diese Datei einrichten will.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


ehr geehrte Damen und Herren von der CDU/CSU-Op-
osition, was wollen Sie nun? Zu Ende gedacht haben
ie das nicht.
Ein zweiter Punkt. Nach dem erklärten Willen der

iedersächsischen Regierung soll die Datei Misch-
estände enthalten: Volltext auf der einen Seite, auf der






(A) )



(B) )


Frank Hofmann (Volkach)


anderen Seite dort, wo das aus Gründen des Quellen-
schutzes nicht möglich ist, nur Aktenfundstellen. Mir
scheint, auch das ist nicht zu Ende gedacht. Sie müssen,
um Maßnahmen ergreifen zu können, sowieso in die Ak-
ten schauen und können nicht allein mit den Dateien ar-
beiten. Deswegen geben auch datenschutzrechtliche
Überlegungen der Indexdatei den Vorzug. Auch da soll-
ten Sie zu Ende denken.

Zum Dritten bitte ich zu überlegen, ob Sie die gegen-
seitige Information immer so weit treiben wollen, dass
jeweils alle unterrichtet werden müssen. Ich meine, bei
sensiblen Daten sollte man besser stufenweise vorgehen
und zum Beispiel das jeweilige Landeskriminalamt mit
der Prüfung beauftragen, ob Polizeibehörden in ihrem
Land unterrichtet werden sollen und welche das sein sol-
len.

Jetzt zu Ihrem eigentlichen Antrag. Als Schwach-
punkte machen Sie einen mangelnden Informationsaus-
tausch und eine unzureichende Koordination der einzel-
nen Maßnahmen aus. Sie haben alle gemerkt, wie sich
Herr Binninger aufgepumpt und den Bundesinnenminis-
ter persönlich dafür verantwortlich gemacht hat.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Wenn er den Erfolg für sich verbucht, muss er auch die Kritik ertragen können!)


Weshalb müssen Sie eigentlich alles schlechtreden?
Die Sicherheitsbehörden sind ständig auf dem Weg der
Optimierung. Gerade die Polizei und die anderen Sicher-
heitsbehörden haben es sich zur Aufgabe gemacht, sich
durch Umstrukturierung der Aufbau- und Ablauforgani-
sation und durch Zusammenarbeitsregeln auf die jeweili-
gen Erfordernisse der Sicherheitslagen einzustellen.
Man ist hier immer auf dem Weg und nie am Ende und
stets abhängig von der Kriminalitätsentwicklung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es gibt auf allen Seiten das permanente Gefühl der In-
formationsunterversorgung. Sie tragen mit Ihrem Antrag
und mit Ihrer Rede, Herr Binninger, ohne Not und durch
falsche Darstellung eine Mitschuld an dieser „gefühlten“
Situation.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Was war falsch?)


Grundsätzlich ist Deutschland bereits jetzt gut gerüstet.

(Beifall bei der SPD – Clemens Binninger [CDU/ CSU]: Man sieht es an den Pannen!)

Das heißt aber nicht, dass man nichts verbessern könnte.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU,
den Vorwurf, es gebe kein gemeinsames aktuelles La-
gebild, kann ich auf den Sicherheitsbehörden nicht sit-
zen lassen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Kein aussagekräftiges!)


Das weisen wir entschieden zurück.

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(C (D (Beifall bei der SPD – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Da steht in „Spiegel Online“ mehr drin!)


s gibt ein tägliches Lagebild beim polizeilichen Staats-
chutz, es gibt wöchentliche Lagebilder, es gibt Gefähr-
ungslagebilder über den islamistischen Terrorismus.
err Binninger, wenn Sie sagen, wie Sie es vorhin getan
aben, „So ein Lagebild mache ich Ihnen auch“, dann
eigt das Ihre Überheblichkeit.

(Beifall bei der SPD – Clemens Binninger [CDU/ CSU]: Nein! Das ist leider die Realität!)

s ist grob fahrlässig, solche falschen Informationen,
ie Sie sie bringen, in einen Antrag aufzunehmen und
u verbreiten.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das sagen die Länderbehörden!)


Ihr Antrag zielt im Kern darauf ab, das Gebot der
rennung zwischen den Diensten und der Polizei aufzu-
ösen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Nein!)

achdem ich jetzt Herrn Binninger und Herrn Mayer ge-
ört habe, kann ich nur sagen: Sie sollten sich abstim-
en. Aber das können Sie nicht. Sie liefern ein Beispiel
afür, wie es im Moment zwischen der CDU und der
SU, zwischen Merkel und Stoiber aussieht.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Sie müssen ja alles abgedeckt haben!)


ie können sich nicht einmal in diesen kleinen Dingen
bsprechen.
Die Auflösung des Trennungsgebotes wird es mit uns

icht geben. Wir zielen darauf ab, die Arbeitsprozesse zu
erbessern, statt neue Schnittstellen zu schaffen, einen
nformationsverbund unter Beachtung des Trennungsge-
otes herzustellen


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Wie denn?)

nd die Kooperation zu stärken, statt neue Organisatio-
en zu schaffen. Ich sage Ihnen: Das, was Sie als Aufga-
enspektrum eines gemeinsamen Zentrums zur Terroris-
usbekämpfung beschreiben, muss in großen Teilen in
ngriff genommen werden, ohne dass wir das Tren-
ungsgebot, wie Sie es wollen, schleifen.
Ihre größte Sorge scheint zu sein: Wie umgehe ich es,

as Bundeskriminalamt mit den notwendigen Befug-
issen auszustatten? Lieber nehmen Sie eine Verletzung
es Trennungsgebotes in Kauf,


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Wo denn?)

tatt dem BKA das benötigte rechtliche Instrumentarium
n die Hand zu geben.
Ihr Vorschlag eines gemeinsamen Zentrums zur Ter-

orismusbekämpfung ist zudem rein innenpolitisch aus-
erichtet und hier nicht ausgereift. Völlig außer Acht
assen Sie eine Einbindung in die europäische und inter-
ationale Terrorismusbekämpfung.






(A) )



(B) )


Frank Hofmann (Volkach)



(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Sehr richtig!)

Was Sie hier abliefern, ist ein Torso, aber kein Konzept.


(Beifall bei der SPD)

Sie klagen, der Austausch von Informationen über

Gefährder, Bedrohungen und neue Entwicklungen sei zu
bürokratisch, zu langsam und zu selektiv. Wer legt denn
fest, wer als Gefährder einzustufen ist? Das Bundeskri-
minalamt? Nein!


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die CDU!)


Warum nicht? Weil das BKA keine Zuständigkeit für die
Gefahrenabwehr und keine Befugnisse hat. Polizei sei
Ländersache; das Hohelied von der föderalen Struktur,
die sich bewährt habe; das Totschlagsargument „Wir
wollen kein deutsches FBI“: Da wird von interessierter
Seite gekeult und gekeilt. Die Landesfürsten, die mal im
größeren, mal im kleineren Chor singen, wie wichtig ih-
nen die Sicherheit sei, versagen, wenn es um umfas-
sende, den Aufgaben entsprechende polizeiliche Befug-
nisse für das Bundeskriminalamt geht.

Was jedes Bundesland seinem Landeskriminalamt an
Befugnissen gibt, um seine Aufgaben zu bewältigen,
kann man dem Bundeskriminalamt doch nicht vorenthal-
ten. Tatsache ist: Jeder Polizeibeamte eines Bundeslan-
des hat zur Verbrechensbekämpfung mehr Befugnisse
als ein Polizeibeamter des Bundeskriminalamtes. Natür-
lich hat auch der Polizeibeamte in einem LKA Befug-
nisse der Gefahrenabwehr und nicht nur der Strafverfol-
gung. Das Bundeskriminalamt dagegen mit seiner
umfassenden Verantwortung als Dreh- und Angelpunkt
der internationalen Verbrechensbekämpfung muss diese
Kriminalitätsform wie ein Einarmiger bekämpfen. Das
kann doch nicht Ihr Wille sein.

Wer hier Vergleiche mit dem FBI anstellt, redet dum-
mes Zeug. Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz,
Klaus Buß aus Schleswig-Holstein, hat Ende September
dieses Jahres in einem Interview mit dem Deutschland-
funk ausgeführt:

Der internationale Terrorismus ist eine so schwere
Bedrohung unseres Landes, dass wir über diese
Hürde springen sollten und dem Bundeskriminal-
amt diese Möglichkeiten ähnlich wie den Landes-
kriminalämtern auf ihrer Zuständigkeitsebene ein-
räumen sollten.

Ich sage Ihnen: Springen Sie mit!

(Beifall bei der SPD)


Die AG Kripo hat im April dieses Jahres festgestellt,
dass die dem Bundeskriminalamt zugewiesenen Befug-
nisse nicht in jedem Fall ausreichen, um die dringend ge-
botenen Verdichtungen von Sachverhalten, die auf eine
Gefahr durch terroristische Aktivitäten hindeuten, vor-
zunehmen. Sie sehen: Unter den Fachleuten herrscht hier
große Übereinstimmung.

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(C (D Ein wenig Hoffnung habe ich, dass sich bei Ihnen die achpolitiker langsam durchsetzen. Denn ich lese in Ihem Antrag: ... eine Kompetenz des BKA für Vorfeldermittlungen allein würde keine grundlegende Verbesserung der Situation mit sich bringen. as kann ja wohl nur bedeuten, dass Sie Vorfeldermittungen für das BKA befürworten, sie aber alleine nicht ür ausreichend halten. Herr Mayer sagte vorhin, Sie würden im Bundesrat ine Mehrheit finden, weil der Bundesrat den Antrag der DU/CSU unterstützen würde. Das ist das Neue und eientlich Erfreuliche an Ihrem Antrag. An diesem Punkt ohnt es sich, dass wir miteinander ins Gespräch komen. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513305000

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 15/3805 an die in der Tagesordnung aufge-
ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 21 auf:

Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur Änderung des Gesetzes zur Einord-
nung des Sozialhilferechts in das Sozialgesetz-
buch
– Drucksache 15/3673 –

(Erste Beratung 121. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Gesundheit und Soziale Sicherung

(13. Ausschuss)

– Drucksache 15/3977 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Rolf Stöckel

Es liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion der
DP vor. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist
ür die Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich
öre keinen Widerspruch. Dann ist es so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-

er dem Kollegen Franz Thönnes für die Bundesregie-
ung das Wort.

F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1513305100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Die Bundesregierung begrüßt den Gesetzentwurf
er Koalitionsfraktionen zur Änderung des Gesetzes zur






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Franz Thönnes

Einordnung des Sozialhilferechts in das Sozialgesetz-
buch, weil mit zwei sehr wesentlichen Änderungen des
ursprünglichen Gesetzentwurfs Erleichterungen für die
Menschen im Land geschaffen werden, insbesondere für
diejenigen, die Sozialhilfe beziehen.

Wir haben in diesem Haus gemeinsam eine Gesund-
heitsreform verabschiedet, die mehr Eigenverantwor-
tung gewährleisten soll, durch die die Beiträge gesenkt
werden sollen und die mehr Qualität ins Gesundheitswe-
sen bringt. Wir haben aber auch gesagt: Die Sozialhilfe-
berechtigten sollen in die Krankenversicherung, in die
Pflegeversicherung und in die Rentenversicherung ein-
bezogen werden. Vor dem Hintergrund ist auch deutlich
gesagt worden, dass es für Sozialhilfeempfänger keine
generelle Befreiung von Zuzahlungen geben soll.
Gleichwohl hat man sich darauf verständigt, Belas-
tungsobergrenzen einzuziehen: 1 Prozent des Einkom-
mens für Menschen mit chronischen Erkrankungen und
2 Prozent des Einkommens für alle anderen. Bei den So-
zialhilfeberechtigten wurde anstelle des Einkommens
die Sozialhilfe als Grundlage genommen.

Dies bedeutet, dass für Menschen, die in Heimen le-
ben und überwiegend chronisch krank sind, eine maxi-
male monatliche Belastung von gut 3 Euro vorgesehen
war. Wir alle hielten das für vertretbar, haben dann aber
Anfang des Jahres bei der Umsetzung festgestellt, dass
nicht alle Kassen und Sozialhilfeträger so flexibel wa-
ren, die tatsächliche monatliche Belastung der Betroffe-
nen auf 3 Euro zu begrenzen. Vielmehr sind durch Zu-
zahlungen Belastungen in Höhe von 20, 30 oder auch
40 Euro angefallen. Damit war gleich im ersten Monat
die Belastungsgrenze überschritten und die Grenze zur
Zuzahlungsbefreiung erreicht. Es war nicht verträglich,
dass von einem Barbetrag in Höhe von 88 Euro 40 Euro
für Gesundheitsleistungen bezahlt werden müssen.

Um dies für die Zukunft auszuschließen, sind in dem
vorliegenden Gesetzentwurf Regelungen vorgesehen,
die gewährleisten, dass beim Übergang vom Jahr 2004
zum Jahr 2005 für die Sozialhilfeträger und die Kassen
die Verpflichtung besteht, sofort ab dem ersten Monat
die Betroffenen von der Zuzahlung freizustellen und
diese Beträge als Darlehen zu gewähren. Ich glaube,
dass über diesen Weg die guten Beispiele, die wir beim
letzten Jahreswechsel bei der AOK Rheinland und der
AOK Rheinland-Pfalz erlebt haben, bundesweit Praxis
werden. Damit werden nicht zu verantwortende Belas-
tungen im ersten bzw. zweiten Monat eines Jahres ver-
mieden. Dies ist etwas, was mit dazu beiträgt, dass die
Gesundheitsreform noch mehr Akzeptanz findet, wie das
auch schon in anderen Bereichen der Fall ist.

Der zweite wichtige Punkt betrifft den Zusatzbarbe-
trag. Nach dem Sozialhilferecht können Menschen, die
in Heimen leben und mit einem Teil ihres Einkommens
dazu beitragen, die Kosten zu decken, neben ihrem Bar-
betrag, dem so genannten Taschengeld, das sich in der
Größenordnung von circa 88 Euro bewegt, noch einmal
einen maximalen Zusatzbarbetrag in Höhe von 44 Euro
bekommen, mit dem anerkannt werden soll, dass sie
selbst dazu beitragen, ihre Kosten im Heim zu decken.

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(C (D Dieser Zusatzbarbetrag hat seinen Ursprung in einer ntscheidung des Deutschen Bundestages, die am 8. Januar 1974 vor dem Hintergrund einer sehr kritichen Debatte über das ständige Anwachsen der Pflegeosten im Heim getroffen worden ist. Es wurde dargeegt, dass das eigene Einkommen, das die Betroffenen ufwenden, durch diese Kosten zunehmend aufgezehrt ird. Damals ist entschieden worden, den eigenen Beirag anzuerkennen und zu würdigen. Deswegen hat man ie Gewährung eines Zusatzbarbetrages beschlossen. Wir haben aber 1995/1996 die Pflegeversicherung ingeführt, eil wir gesagt haben: Das Pflegerisiko muss abgeichert werden. Im Kommentar von Schellhorn zum Soialrecht liest man dazu, dass die Reduzierung der verügbaren Einkünfte in solchen Fällen auf einen normalen arbetrag und damit die Gleichstellung mit Personen hne wesentlich eigenes Einkommen eine Härte bedeuete. Nachdem die vollstationäre Pflege nun ab Juli 1996 it in die sozialversicherungsrechtliche Pflegeversicheung einbezogen worden sei, sei das wichtigste Arguent für den Zusatzbarbetrag entfallen. Das war der intergrund der Entscheidung, die Ende letzten Jahres ei der Reform des Sozialhilferechts von allen hier im undestag vertretenen Parteien, die sich in Regierungserantwortung befinden, im Vermittlungsverfahren akeptiert wurde. Wir haben uns nach Erklärungen der Behindertenver ände und der Sozialverbände in der Anhörung noch inmal ernsthaft mit diesem Komplex auseinander geetzt. Mit dem Gesetzentwurf, wie er jetzt vorliegt, soll ewährleistet werden, dass der Zusatzbarbetrag für dieenigen Menschen, die in Heimen sind und sich bislang n ihrer Lebensgestaltung auf diesen Betrag eingerichtet aben, nicht zum 31. Dezember dieses Jahres auslaufen ird, sondern für diejenigen Heimbewohner, die ihn zu iesem Zeitpunkt erhalten, auch weiterhin ausgezahlt ird. Das entspricht auch der Lebensund Haushaltsplaung dieser Menschen. Herr Kollege Thönnes, denken Sie bitte an die Zeit. F Diese Regelungen hinsichtlich des Zusatzbarbetrages ollen aber nicht mehr für Neufälle gelten. Die betreffenen Personen können sich auch darauf einstellen. Wir ereichen damit, dass diejenigen, die ambulant, zu Hause, etreut werden, nicht mehr anders behandelt werden, eil für diesen Personenkreis der Zusatzbarbetrag nicht ezahlt wird. Das war auch schon der Hintergrund für ie Entscheidung vom 18. Januar 1974. Damals ist die leiche Debatte geführt worden, wie sie wahrscheinlich etzt geführt werden wird. Auch damals hat die CDU/ SU einen Freibetrag gefordert. Ein solcher Freibetrag ntspricht nicht der Philosophie des Sozialhilferechts. Er Parl. Staatssekretär Franz Thönnes ist damals schon abgelehnt worden und die bisherige Praxis hat sich bewährt. Im Übrigen hätten Sie, meine Damen und Herren von der CDU/CSU, 16 Jahre lang Zeit gehabt, Ihre Vorstellungen umzusetzen, sodass ich sagen muss: Auch CDU und CSU haben sich mit den bisherigen Regelungen abgefunden. Von daher ist Ihr Antrag ein Stück weit unverständlich und die in ihm enthaltenen Vorschläge würden in der Zukunft neue Ungerechtigkeiten bewirken. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Eben!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513305200
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1513305300




(A) )


(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513305400

Das Wort hat jetzt die Kollegin Verena Butalikakis

von der CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Verena Butalikakis (CDU):
Rede ID: ID1513305500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir be-

schäftigen uns heute mit Änderungen an einem Gesetz,
das erst am 1. Januar 2005 in Kraft treten wird. Wir be-
handeln ein wichtiges Recht, das Sozialhilferecht. Da ei-
nige Kolleginnen und Kollegen von der SPD und dem
Bündnis 90/Die Grünen in den Beratungen in den letzten
Wochen – wie ich gerade festgestellt habe, trifft das auch
auf den Staatssekretär zu – offensichtlich Erinnerungs-
lücken haben, will ich ganz kurz auf die Vorgeschichte
dieses Gesetzes eingehen.

Vor genau einem Jahr, im Oktober 2003, beschloss
die rot-grüne Regierungsmehrheit im Bundestag in zwei-
ter und dritter Lesung das nach ihren Vorstellungen ge-
änderte Bundessozialhilfegesetz, das neue SGB XII.
Rot-Grün beschloss damals ein Gesetz, obwohl in der
vorangegangenen öffentlichen Anhörung der Entwurf
auf verheerende Weise verrissen worden war und die Ex-
perten viele Punkte bemängelt hatten.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist ja nicht neu!)


Der Bundesrat hat das Gesetz dann abgelehnt; so lan-
dete der Entwurf für das neue Sozialgesetzbuch XII mit
einer Anzahl weiterer Gesetze und Gesetzesentwürfe zur
Beratung im Vermittlungsausschuss. Dort konnten durch
gemeinsame Bemühungen etliche von den Fachleuten
benannte Mängel behoben werden, außerdem wurden in-
haltliche Korrekturen angebracht. Die gesetzestechni-
sche Umsetzung oblag dem Bundesministerium für Ge-
sundheit und Soziale Sicherung. Das Ergebnis war ein
von allen Seiten getragener Kompromiss. Am 19. De-
zember 2003 wurde das Sozialgesetzbuch XII als neues
Sozialhilferecht von allen Fraktionen im Bundestag be-
schlossen und fand die Zustimmung des Bundesrates.

Nun sollte es nicht üblich sein, dass man ein beschlos-
senes Gesetz bereits vor seinem In-Kraft-Treten ändert.
Aber es kann durchaus sinnvoll sein, wenn man erkannte
Unzulänglichkeiten korrigieren will. Eine solche Fehler-
korrektur sah das zunächst von den rot-grünen Regie-
rungsfraktionen am 3. September in den Bundestag ein-

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(C (D ebrachte Änderungsgesetz zum Sozialgesetzbuch XII or. Zwei im Gesetz vom Bundesministerium vergesene klarstellende Festlegungen sollten nachgetragen erden. Gegen dieses formale Anliegen ist grundsätzich nichts einzuwenden. Wir hatten deshalb hier im ause auch gar keine Debatte in der ersten Lesung diees Gesetzentwurfes. Bei den weiteren Beratungen im Ausschuss zeigte ich dann aber recht schnell, dass von rot-grüner Seite ar kein Interesse daran bestand, ein gemeinsam bechlossenes Gesetz auch gemeinsam zu ändern. Das ündlich vorgetragene Anliegen der CDU/CSU-Frakion, weitere redaktionelle und klarstellende Änderungen n das Gesetz mit aufzunehmen, wurde abgelehnt. Stattessen brachte die rot-grüne Regierungskoalition einen nderungsantrag zum eigenen Gesetzentwurf ein, der ine inhaltliche Änderung vorsah, nämlich eine Stichagsregelung für den so genannten Zusatzbarbetrag. Der Zusatzbarbetrag – der Staatssekretär hat schon arauf hingewiesen – ist im derzeit noch gültigen Bunessozialhilfegesetz festgeschrieben. Er soll sicherstelen, dass Menschen, die in einer stationären Einrichtung eben und sich mit ihrem eigenen Einkommen an den osten dieser Unterbringung beteiligen, einen geringen nteil ihres Einkommens zusätzlich zur eigenen Verfüung haben. (Beifall bei der CDU/CSU – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist auch richtig so!)


abei handelt es sich um einen Betrag von höchstens
4 Euro im Monat.
Diesen kleinen Betrag hatte Rot-Grün – nicht etwa

er Vermittlungsausschuss – für 2005 gestrichen, näm-
ich im Entwurf der Regierungskoalition zum SGB XII.
ie erinnern sich, das war der „schlechte“ Entwurf vom
ktober des letzten Jahres, der korrigiert werden musste.
ort wurde der Zusatzbarbetrag gestrichen. In der Be-
ründung dazu heißt es: Der nicht bedarfsbezogene Zu-
atzbarbetrag zum Barbetrag entfällt, um eine Ungleich-
ehandlung von Leistungsberechtigen in und außerhalb
on Einrichtungen zu beenden. Diese Forderung von
ot-Grün hatte im Vermittlungsausschussverfahren Be-
tand.
Angesichts der zahlreichen Proteste, die uns wahr-

cheinlich alle erreicht haben, und natürlich zeitgleich
it der Endphase des Kommunalwahlkampfes in Nord-
hein-Westfalen wollten sich SPD und Grüne als Retter
es Zusatzbarbetrags aufspielen


(Maria Michalk [CDU/CSU]: Erst abschaffen, dann einführen! So sind Sie!)


nd verfielen auf eine Stichtagsregelung, die bedeutet:
ur derjenige, der am 31. Dezember 2004 einen An-
pruch auf den Zusatzbarbetrag hat, erhält diesen Betrag
uch weiterhin unbegrenzt.
An die Menschen und ihre Gefühle wird dabei nicht

edacht. Auch die Darstellung des Staatssekretärs ging
arauf nicht ein. Wie fühlt man sich denn, wenn man im
anuar 2005 in eine stationäre Einrichtung kommt, das
igene Einkommen für die Unterbringung einsetzen






(A) )



(B) )


Verena Butalikakis

muss und dann erfährt, dass man nie mehr als das Ta-
schengeld in Höhe von 88 Euro bekommen wird, wäh-
rend Mitbewohner, die etwas länger – vielleicht nur ei-
nen Monat, nämlich seit Dezember 2004 – in dieser
Einrichtung leben, auf unbegrenzte Zeit über den Zu-
satzbarbetrag verfügen können?


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das sind über 10 Prozent!)


Man fühlt sich doch ungerecht behandelt.

(Beifall bei der CDU/CSU)


In der am 30. September 2004 durchgeführten öffent-
lichen Anhörung wurde diese Regelung von Rot-Grün
von den Sachverständigen einhellig abgelehnt. Die Re-
gelung führe zu einer nicht zu rechtfertigenden Un-
gleichbehandlung der Heimbewohner, die insbesondere
in Behindertenwohnheimen über Jahrzehnte anhalten
würde, so lautete das Fazit der Experten.

Auch die pauschale Aussage, der stationäre Bereich
werde mit dieser Regelung generell gegenüber dem am-
bulanten Bereich besser gestellt, hält nach Meinung von
Fachleuten einer Überprüfung nicht stand; denn im am-
bulanten Bereich – Herr Staatssekretär, Sie haben ver-
gessen, das zu erwähnen – wird ab einer gewissen Ein-
kommenshöhe ebenfalls ein Teil des Einkommens
freigestellt.

Für die CDU/CSU-Fraktion wird mit dem Zusatzbar-
betrag der eigenverantwortlichen Vorsorge der Men-
schen für das Alter Rechnung getragen. Wir meinen:
Eigenvorsorge muss sich lohnen,


(Beifall bei der CDU/CSU)

gerade angesichts der massiven Senkungen, die es durch
Rot-Grün in der gesetzlichen Rentenversicherung gibt.
Deshalb unterstützen wir den Vorschlag von Experten,
den Zusatzbarbetrag – rechtssystematisch richtig als Ein-
kommensfreibetrag – auch in das SGB XII aufzuneh-
men.

Wei
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1513305600
Es geht hier
nicht um eine juristische Diskussion, deshalb bitte keine
Scheingefechte an dieser Stelle. Wir können gern eine
andere Gesetzesstelle finden, in der der Zusatzbarbetrag
festgelegt werden kann. Die entscheidende Frage für uns
ist nämlich nicht, wie, sondern dass der Zusatzbarbetrag
auf Dauer erhalten bleibt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ein weiterer wichtiger Punkt im Änderungsgesetz ist

die Definition des notwendigen Lebensunterhalts in
Einrichtungen. Unbestritten muss hier die Formulierung
im beschlossenen Gesetz geändert werden. Bei der Um-
setzung wurde jedoch die mangelnde rot-grüne Gesetz-
gebungskompetenz deutlich; denn eingebracht wurde ein
Vorschlag, der von allen Sachverständigen in der schon
genannten Anhörung als völlig untauglich beschrieben
wurde. Daraufhin wurde wieder ein Änderungsantrag
von Rot-Grün eingebracht. Jetzt sind Sie zu einer Lö-

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(C (D ung gekommen, die keine der beiden Alternativen aufreift, die von den Sachverständigen in der Anhörung räferiert wurden. hre Regelung kann nämlich zu dem absurden Ergebnis ühren, dass Menschen im Einzelfall für ihre Unterbrinung in einer Einrichtung mehr zahlen müssen, als der ebensunterhalt in der Einrichtung tatsächlich kostet. ie man das den Menschen erklären will, bleibt offen. Die CDU/CSU-Fraktion ist der Meinung, dass beim otwendigen Lebensunterhalt in Einrichtungen der zu erücksichtigende Anteil am Investitionsbetrag durch erordnung des Landes festzusetzen ist. Dies entspricht iner der beiden von den Sachverständigen präferierten lternativen. Diese Festlegung berücksichtigt die in den ändern sehr unterschiedlichen rahmenvertraglichen Reelungen. Wie im Ausschuss möchte ich unsere Zustimmung zu inem weiteren Punkt, nämlich dem Vorhaben von Rotrün, eine Verfahrensregelung einzuführen, die für eimbewohner eine deutliche Erleichterung im Hinblick uf die zu leistenden Zuzahlungen nach dem GMG ringt, signalisieren, zumindest grundsätzlich. Natürlich ührt das zu einem erhöhten Bürokratieaufwand, den wir urchaus sehen und kritisieren. Eine offene Frage bei ieser Regelung bleibt aus meiner Sicht auch, wieso in iesem Fall der Sozialhilfeträger der Risikoträger ist, obohl wir eigentlich über das Gesundheitsmodernisieungsgesetz reden. (Gudrun Schaich-Walch [SPD]: Der bezahlt auch die Heizkosten!)


(Rolf Stöckel [SPD]: Nicht wahr!)


Als letzten Punkt möchte ich das Verfahren zum Än-
erungsgesetz selbst aufgreifen. Der Staatssekretär hat
erade begrüßt, dass die rot-grüne Regierungskoalition
ieses Änderungsgesetz in den Bundestag eingebracht
at. Vorausgegangen ist aber etwas ganz anderes: Das
undesministerium für Gesundheit und Soziale Siche-
ung hat bereits im Frühsommer viele aufgefordert, den
otwendigen Änderungsbedarf zum Sozialgesetz-
uch XII zu benennen. Es kamen dann Rückmeldungen
on den Ländern, den örtlichen und überörtlichen Trä-
ern der Sozialhilfe, von den kommunalen Spitzenver-
änden, den Wohlfahrtsverbänden und vielen anderen.
as Bundesministerium hat alle Änderungswünsche ge-
ammelt und einen Teil davon ausgewählt; die zugrunde
elegten Kriterien sind leider unbekannt. Entschieden
at sich das Ministerium dann für circa 15 notwendige
nderungen. Diese 15 Änderungen wurden aber nicht
twa in einen Regierungsentwurf zur Änderung des
GB XII eingebracht. Vielmehr hat das BMGS diese
nderungen in den Entwurf eines anderen Gesetzes,
ämlich des Verwaltungsvereinfachungsgesetzes, ge-
chrieben.


(Maria Michalk [CDU/CSU]: Da soll sich einmal jemand durchfinden!)


ieses Verwaltungsvereinfachungsgesetz beschloss die
undesregierung dann am 1. September. Nun ist es zur
eratung im Bundesrat. Zwei Tage später, also am






(A) )



(B) )


Verena Butalikakis

3. September, bekamen wir hier im Bundestag den Ent-
wurf eines Änderungsgesetzes zum SGB XII von der
rot-grünen Regierungskoalition auf den Tisch gelegt.


(Maria Michalk [CDU/CSU]: Da weiß die rechte Hand nicht, was die linke tut!)


Heute wird nun dieses Änderungsgesetz hier beschlos-
sen und an den Bundesrat weitergeleitet. Der Gesetzent-
wurf jedoch, der derzeit im Bundesrat ist, also der Ent-
wurf mit den 15 Änderungen, kommt wahrscheinlich
Ende Oktober zur ersten Lesung zu uns in den Bundes-
tag.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Stichwort Entbürokratisierung!)


Meine Damen und Herren, dies ist wie eine politische
Satire. Ich glaube nicht, dass man das den Bürgerinnen
und Bürger in unserem Land erklären kann.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Deshalb zum Schluss: Wir werden den rot-grünen

Änderungsentwurf ablehnen. Die CDU/CSU-Fraktion
hat mit vier Änderungsanträgen ihre Alternativen aufge-
zeigt. Wir glauben, dass es notwendig und richtig ist, ein
Änderungsgesetz zum Sozialgesetzbuch XII einzubrin-
gen, damit sowohl für die Bürgerinnen und Bürger als
auch für die Anwendung in der Praxis ein schlüssiges
Gesetz vorliegt. Ich befürchte nur, mit Rot-Grün ist das
nicht zu erreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513305700

Das Wort hat jetzt der Kollege Markus Kurth vom

Bündnis 90/Die Grünen.

Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513305800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Liebe Frau Butalikakis, ich glaube, die einzelnen Verfah-
rensschritte dürften den Besucherinnen und Besuchern
auf der Tribüne in der Tat nur schwer klar zu machen
sein. Wichtig ist aber, was am Ende herauskommt, wel-
che Veränderungen wir vornehmen. Hier sind die Geset-
zesänderungen im Sozialhilferecht durchaus ein Beispiel
für eine lernende Gesetzgebung. Wir machen die Zuzah-
lungen für Heimbewohner praxistauglich – woher die
Zuzahlungen kommen, wissen wir ja –, indem wir die
Beteiligung an den Unterkunftskosten im Heim vereinfa-
chen: durch die Vereinheitlichung und die Anlehnung an
die Grundsicherung, durch die Schaffung eines Ermes-
sensspielraums für die Sozialhilfeträger und nicht zuletzt
durch die Übergangsregelung für den Zusatzbarbetrag
der Heimbewohner.

Bevor ich einige zusätzliche inhaltliche Anmerkun-
gen mache, Frau Butalikakis: Ich finde, Sie machen es
sich zu einfach, Sie machen sich einen schlanken Fuß
– und das ist nicht in Ordnung –, wenn Sie jetzt sagen,
Sie wollen einen Einkommensfreibetrag einführen und
das verstetigen. Es ist ja nicht so, dass Sie das in den
16 Jahren Ihrer Regierungszeit nicht hätten tun können.
Wir müssen uns auch die Positionen der unionsregierten

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(C (D undesländer anschauen, denn dieser Gesetzentwurf uss ja durch den Bundesrat. Ich stelle fest: Hessen ürzt das Blindengeld, Herr Wulff in Niedersachsen treicht es vollständig, Baden-Württemberg sucht nach egen, sämtliche Leistungen für Behinderte auf den und zu übertragen, und Herr Stoiber in Bayern schießt it seinem kommunalen Entlastungsgesetz, KEG, den ogel ab. Ich will nur einige Punkte nennen: Beseitigung es Rechts der Pflegebedürftigen, den Leistungsanbieter uszuwählen, Ausweitung der Aufrechnungsmöglicheiten für den Sozialhilfeträger, Behindertenhilfe künftig ur noch nach Kassenlage und nicht mehr als Rechtsanpruch. Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass bei einer sol hen Aufstellung der von Ihnen regierten Bundesländer und ich will nicht verhehlen, dass auch einige rot-grün egierte kürzen und sparen müssen – ein neu einzufühender Einkommensfreibetrag – verstetigt! – auch nur en Ansatz einer Chance hat. Sie können das hier nur orschlagen, weil Sie genau wissen, dass wir das aus geamtstaatlicher Verantwortung und auch deshalb, weil ystematisch kein Platz mehr für den Zusatzfreibetrag st, ablehnen müssen und es damit im Bundesrat gar icht erst zu Verhandlungen kommt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


as ist natürlich prima.
Sie machen sich dabei einen schlanken Fuß. Es geht

ier nicht darum, sozialpolitische Wunschlisten zu verle-
en; das würde ich auch gerne tun; dann wäre ich noch
is heute Nachmittag beschäftigt. Man müsste Ihrem
nderungsvorschlag eigentlich glatt zustimmen, um zu
ehen, was dann damit im Bundesrat passiert.
Ich will mich auf den so genannten Investitionsbe-

rag beschränken. Die Wohlfahrtsverbände haben darauf
ingewiesen, dass die Beteiligung an den Unterkunfts-
osten in den Heimen zu unbilligen Härten bei Ehepaa-
en führen kann, bei denen ein Partner im Heim lebt und
er andere noch in der gemeinsam genutzten Wohnung,
enn zukünftig die so genannten Hotelkosten, also die
nterbringungskosten im Heim, anders als bisher stärker
uf das Einkommen – etwa eine Rente – desjenigen, der
u Hause lebt, angerechnet werden.
Der zweite Kritikpunkt war, dass man gesagt hat, die

nvestitionskosten in den Heimen sind sehr unterschied-
ich, obwohl im Prinzip die Bedingungen für die Bewoh-
erinnen und Bewohner gleich sind. Da freue ich mich
ehr, dass es in Abstimmung mit den Trägern der Sozial-
ilfe gelungen ist, hier eine eindeutige und praktikable
ösung zu finden. Die Höhe der Wohnkosten wird jetzt
n die Grundsicherungsleistungen angelehnt, das heißt
lso, die durchschnittlichen Mietkosten der Sozialhilfe-
räger sind die Grundlage. Dadurch wird mehr Rechtssi-
herheit und Planungssicherheit für diejenigen geschaf-
en, die in Zukunft unter diese Regelung fallen.
Frau Butalikakis, ich glaube nicht, dass man mit so ei-

er Regelung in einen Bereich kommt, in dem die tat-
ächlichen Unterbringungskosten stark differieren.






(A) )



(B) )


Markus Kurth


(Verena Butalikakis [CDU/CSU]: Das gibt es schon jetzt! Da irren Sie sich! Kann ich Ihnen zeigen! Nachweisbar!)


Es ist eine Näherung. Man muss immer abwägen zwi-
schen einer Einzelfallregelung und einer pauschalen Re-
gelung. Unsere Regelung führt zu mehr Planungssicher-
heit.

In der Konstellation, dass ein Ehepartner im Heim
lebt, der andere zu Hause ist und höhere Auslagen für
den Partner hat, haben wir dafür gesorgt, dass eine Rege-
lung aus dem Bundessozialhilfegesetz übernommen
wird, die dem einzelnen Sozialhilfeträger einen zusätzli-
chen Ermessensspielraum verschafft. Ich appelliere an
die Sozialhilfeträger, diesen Ermessensspielraum in Här-
tefällen auch in Anspruch zu nehmen, also dafür zu sor-
gen, dass die zusätzliche Belastung des zu Hause blei-
benden Ehepartners nicht dazu führt, dass auch er
eventuell noch ins Heim muss. Denn dann werden die
Kosten für die öffentliche Hand insgesamt höher und das
ist auch mit entsprechenden Beschädigungen der Le-
bensqualität der Betroffenen verbunden, die sich auf ihre
Situation eingestellt haben. Ich denke, hier können die
Sozialhilfeträger ihrer Verantwortung vor Ort gerecht
werden. Wir haben als Bundesgesetzgeber die Voraus-
setzungen dafür geschaffen.

Noch einmal: Mit diesen drei angesprochenen und
hier diskutierten Regelungen haben wir ein gutes Bei-
spiel für eine lernende Gesetzgebung. Sie sollten uns da-
bei eigentlich unterstützen und zustimmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: „Lernende Gesetzgebung“ wird das Unwort des Jahres!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513305900

Zu einer Kurzintervention erteile ich der Kollegin

Butalikakis das Wort.


Verena Butalikakis (CDU):
Rede ID: ID1513306000

Herr Kurth, der Begriff „schlanker Fuß“ hat mich na-

türlich animiert, mich noch einmal zu Wort zu melden.

(Gudrun Schaich-Walch [SPD]: Wir gehen da von aus, dass Sie einen haben!)

Sie haben in Ihren Ausführungen so getan, als ob wir

einen neuen Freibetrag einführen wollen. Das wollen
wir nicht. Ich hatte gehofft, das sehr deutlich gemacht zu
haben. Wir reden über den Zusatzbarbetrag, den jeder
Heimbewohner derzeit nach dem Bundessozialhilfege-
setz erhält. Wir wollen, dass dieser Zusatzbarbetrag auch
im neuen Sozialgesetzbuch XII festgeschrieben wird. Es
geht also nicht um einen neuen Tatbestand bzw. einen
neuen Betrag.

Wir sind den Experten gefolgt und haben gesagt, dass
man ihn wie andere Regelungen im Übrigen auch – bei-
spielsweise dann, wenn es um die Freistellung beim Ar-
beitseinkommen geht – sinnvollerweise als einen Ein-
kommensfreistellungsbetrag im Gesetz festschreiben
sollte. Ich hatte in meiner Rede auch sehr deutlich ge-

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(C (D acht: Wenn das juristisch nicht gehen sollte – bisher aben wir das noch nicht schriftlich vorliegen –, dann önnen wir diesen Zusatzbarbetrag auch gerne an jeder nderen Stelle im SGB XII festschreiben. Ich wollte das och einmal sehr deutlich sagen. Tun Sie also bitte nicht o, als ob wir einen zusätzlichen Tatbestand einführen ollen. Es ist natürlich klar, dass die CDU/CSU-Fraktion im eutschen Bundestag in Zeiten, in denen die Kassen der ommunen gerade aufgrund der Regierungstätigkeit on Rot-Grün besonders leer sind, einen solchen Vorchlag nicht unabgestimmt macht. Sie ist sich natürlich icher, dass die von CDU, CSU und FDP geführten bzw. itgeführten Bundesländer eine solche gerechte Lösung ür notwendig halten. (Beifall bei der CDU/CSU – Gudrun Schaich-Walch [SPD]: Dann machen wir es doch dort!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513306100


Herr Kurth zur Erwiderung, bitte.


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513306200

Ich bin gespannt, ob Sie Ihre Länderregierungen dazu

ringen. Das erwarte ich mit Spannung.

(Verena Butalikakis [CDU/CSU]: Wieso, Sie lehnen das jetzt doch ab!)

Zunächst einmal: Nicht jede Heimbewohnerin und je-

er Heimbewohner hat den Zusatzbarbetrag erhalten.
ch glaube, das muss man zur Klarstellung für die Zuhö-
erinnen und Zuhörer hier noch einmal sagen. Das hing
a vom Einkommen ab. Nur diejenigen, die über einen
elativ hohen eigenen Renten- oder Einkommensanteil
erfügten, haben ihn erhalten. Die meisten haben ihn
icht bekommen. Ich wiederhole auch noch einmal das,
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Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1513306300
Diejenigen, die im ambulanten Bereich versorgt
urden, also zu Hause waren, haben ihn überhaupt nicht
rhalten.
Indem Sie den so genannten Zusatzbarbetrag in einen

inkommensfreibetrag umwidmen, entsteht von der
echtsform her natürlich schon eine neue Leistung. Das
st von der Systematik des Gesetzes her so nicht vorgese-
en. Bei einer bedürftigkeitsabhängigen Leistung ist ein
usatzbarbetrag von der Systematik her nicht vorgese-
en. Die Sozialhilfe richtet sich nach dem Bedarf.


(Verena Butalikakis [CDU/CSU]: Das steht seit vielen Jahren im SGB so drin!)


an muss das den 2,4 Milliarden Euro, die jährlich an
ilfe zur Pflege anfallen und die von den Steuerzahlerin-
en und Steuerzahlern aufgebracht werden, einmal ge-
enüberstellen und schauen, ob ein Zusatzbarbetrag vor
iesem Hintergrund und bei dieser Konstellation noch
ine Berechtigung hat.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Warum machen Sie denn dann eine Übergangsregelung? Das verstehe ich nicht!)







(A) )



(B) )


Markus Kurth

Es wäre sicherlich sinnvoll und würde viel mehr brin-

gen, im nächsten Jahr eine Reform der Pflegeversiche-
rung anzugehen. Zum Beispiel sollten die Leistungen für
Demenzkranke aufgenommen werden. Außerdem sollte
dieser ganze Bereich dynamisiert werden. Dadurch
könnten wir für die betroffenen Bewohnerinnen und Be-
wohner der Heime in der Regel viel mehr tun als über
den Zusatzbarbetrag.


(Verena Butalikakis [CDU/CSU]: Das haben Sie uns schon so lange versprochen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513306400


Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Heinrich Kolb von
der FDP-Fraktion.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1513306500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Für

diesen Tagesordnungspunkt wurde nur eine sehr kurze
Debattenzeit angesetzt, sodass ich nur eine sehr kurze
Redezeit habe. Deswegen will ich mich auf drei Punkte
konzentrieren, die für die FDP-Fraktion notwendigen
Schlussfolgerungen aus der Anhörung sind und die sie
als Entschließungsantrag heute vorlegt.

Erstens. Alle Politiker reden sonntags über Bürokra-
tieabbau. Nur die FDP handelt aber auch den Rest der
Woche danach.


(Beifall bei der FDP – Zurufe von der SPD: Oh! – Ulrich Heinrich [FDP]: Jetzt wachen die wieder auf!)


Die Darlehensregelungen, die Sie, liebe Kolleginnen und
Kollegen von der Koalition, als Vorschlag zur Abwick-
lung der Zuzahlung von sozialhilfebedürftigen Heim-
bewohnern vorlegen, ist jedenfalls ein sehr beredtes Bei-
spiel dafür, warum in Deutschland alles so furchtbar
kompliziert ist. Hier tobt sich rot-grüne Regulierungswut
wieder einmal nach Herzenslust aus. Herr Kollege
Kurth, Sie sollten sich schämen, diese Regelung als pra-
xistauglich zu bezeichnen. Sie ist schlichtweg ungeeig-
net.

Die Fakten sind: Nach Angaben des AOK-Bundes-
verbandes gibt es bundesweit circa 232 800 sozialhilfe-
berechtigte Heimbewohner in vollstationären Einrich-
tungen. Diese Personen sind fast alle anerkannt
chronisch krank, haben also eine Belastungsgrenze von
1 Prozent. Das heißt, bei rund 36 Euro jährlich ist die
Zuzahlungsgrenze erreicht. Den somit geschätzt etwa
8,4 Millionen Euro möglichen Einnahmen stehen die er-
heblichen Aufwendungen bei den Krankenkassen und
betroffenen Leistungsempfängern, bei Heimen und/oder
Sozialhilfeträgern gegenüber, zum Beispiel sich jährlich
wiederholende Prüfungen von Einkommenssituationen
und der geleisteten Zuzahlungen, Prüfung des Chroni-
kerstatus, Verrechnung zwischen den Akteuren.

Besonders problematisch ist, dass dieser Aufwand
jährlich immer wieder aufs Neue entsteht. Aus Sicht der
FDP gibt es daher nur eine richtige Lösung, nämlich die
Abschaffung der Zuzahlungspflicht für sozialhilfebe-

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(C (D ürftige Heimbewohner, wie dies auch bis zum In-Kraftreten der von Rot-Grün und der Union beschlossenen esundheitsreform Gesetzeslage war. Zweitens. Der Gesetzentwurf sieht einen Bestands chutz für den Zusatzbarbetrag für sozialhilfebedürfige Personen vor, die Ende dieses Jahres in Heimen leen. Es ist in der Anhörung deutlich geworden, dass eine olche Übergangsregelung systemfremd ist und auf sehr ange Zeit zu Ungleichbehandlungen zwischen Heimbeohnern führen wird. Wir fordern daher die Abschaffung des Zusatzbarbe rages für alle Heimbewohner ohne Übergangsregelung. as ist aus unserer Sicht deswegen sozialverträglich öglich, weil – das hat auch Staatssekretär Thönnes auseführt – zwischenzeitlich mit der Pflegeversicherung ie ursprüngliche Begründung für den Zusatzbarbetrag ntfallen ist; denn wie ich unter Punkt eins meiner Ausührungen vorgetragen habe, wir wollen alle Betroffenen on der Zuzahlung vollständig befreien und werden dait entsprechende Entlastungen erzielen. Dadurch wird das ist gleichfalls ein sehr wichtiger Aspekt – eine leichstellung von ambulanter und stationärer Behandung bzw. Unterbringung erreicht. Drittens. Die Unterbringung in stationären Einrich ungen verursacht, wie wir in der Anhörung lernen konnen, einen erheblichen Verwaltungsaufwand, ohne dass avon die Leistungsempfänger maßgeblich profitieren ürden. Es ist so, dass im Ergebnis in nahezu allen Fälen der tatsächliche Bedarf in stationären Einrichtungen urch die Grundsicherung nicht gedeckt wird und dait am Ende Leistungen der Sozialhilfe fast immer erorderlich sind. Die FDP-Bundestagsfraktion ist der Auffassung, dass as Festhalten an der einheitlichen Anwendung der rundsicherung für alle Personengruppen nicht zum elbstzweck werden darf. esetze müssen den Menschen dienen. Deswegen wolen wir, dass der Gesetzgeber von vornherein klarstellt: ozialhilfebedürftige in stationären Einrichtungen erhalen bedarfsorientierte Sozialhilfe. Die parallele Berechung von Grundsicherung und Sozialhilfe wird damit bgeschafft. Aus den vorgetragenen Gründen können Sie erken en, warum wir Ihrem Gesetzentwurf nicht zustimmen önnen. Sie aber sollten die Gelegenheit nutzen, noch or dem Wochenende wirklich etwas für die in Heimen ebenden sozialhilfebedürftigen Menschen zu tun und leichzeitig einen Beitrag zum Abbau der Bürokratie in eutschland zu leisten. Ich fordere Sie auf, dem Antrag er FDP zuzustimmen. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP – Ulrich Heinrich [FDP]: Die sind ja nicht lernfähig!)


(Zustimmung bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513306600

Als letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt

erteile ich das Wort dem Kollegen Rolf Stöckel von der
SPD-Fraktion.


Rolf Stöckel (SPD):
Rede ID: ID1513306700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau

Butalikakis, richtig ist, dass dieses Änderungsgesetz not-
wendig ist, weil der Vermittlungsausschuss das In-Kraft-
Treten der Neuregelungen des SGB XII um sechs Mo-
nate verschoben hat. Uns zu unterstellen, dass wir Ände-
rungen vorlegen müssten, weil der Gesetzentwurf mit
der heißen Nadel gestrickt sei, und so die üblichen Kli-
schees vom rot-grünen Chaos wieder aufzuwärmen, ist
einfach nur Show und wird der Sache nicht gerecht.

Es ist sinnvoll – das ist zwischenzeitlich in der Praxis
angemahnt worden –, einen bundeseinheitlichen Maß-
stab für den notwendigen Lebensunterhalt in statio-
nären Einrichtungen zu schaffen. Ich glaube, den Be-
darf entsprechend der Grundsicherung im Alter und bei
Erwerbsminderung zu definieren ist aus Gründen der
Verwaltungsvereinfachung einfach die beste und gerech-
tere Lösung. Darin waren sich die Experten einig, so-
wohl die Sozialhilfeträger als auch die Bundesarbeitsge-
meinschaft der Freien Wohlfahrtspflege.

Bisher gab es im Bundesgebiet und den Ländern
selbst als Investitionsbeitrag unterschiedliche Kostenan-
teile von 2 bis 24 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche.
Ihr Vorschlag, dass die Länder durch Rechtsverordnung
Pauschalen festsetzen können, wäre nicht nur aufwendi-
ger, sondern würde den unterschiedlichen lokalen Märk-
ten und Trägersituationen nicht gerecht und es wäre da-
durch zu 16 unterschiedlichen Regelungen gekommen.

Wir sind auch den Hinweisen – das hat der Kollege
Kurth bereits angesprochen – der Experten in der Anhö-
rung hinsichtlich der Ehepartner gefolgt,


(Verena Butalikakis [CDU/CSU]: Das sind unterschiedliche Rahmenverträge!)


die gezwungen sind, aufgrund der stationären Pflege ei-
nes Partners in zwei Haushalten zu leben. Die Unter-
haltsfreistellung des BSHG wurde in das neue
SGB übernommen. Ich glaube, wir sind uns einig, dass
das eine sinnvolle Regelung ist.
Einigkeit, Frau Butalikakis und Herr Kolb, herrschte ei-
gentlich auch auf allen Seiten darüber, dass der Zusatz-
barbetrag zum Taschengeld für sozialhilfeberechtigte
Heimbewohner systemwidrig ist. Das hätte zu der Zeit,
als Sie an der Regierung waren, geändert werden kön-
nen. Es gab bereits 1974 von Ihnen den Vorschlag, einen
Einkommensfreibetrag für Rentnerinnen und Rentner
oder für Behinderte mit einem entsprechenden Einkom-
men zu schaffen. Ich habe 15 Jahre während Ihrer Regie-
rungszeit in einem Sozialamt gearbeitet. Ich frage mich,
warum Sie es nicht im Bundesrat und im Bundestag ge-
schafft haben, diese Regelung einzuführen. Ich bin ge-
nauso wie der Kollege Kurth gespannt, wie Sie und die
unionsgeführten Länder das den Kommunen vor dem
Hintergrund der Kostensteigerung von 9,7 Prozent für

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(C (D ilfen für Pflegebedürftige in besonderen Lebenslagen lar machen wollen. Die persönlichen Ausgaben über die Grundversor ung hinaus können von allen Sozialhilfeberechtigten it dem Grundbarbetrag gedeckt werden. Wir schlagen ine Übergangsregelung vor, weil wir die Meinung der etroffenen und der Heimbeiräte eingeholt haben, woach die Streichung den bisher Berechtigten nicht zuutbar sei. Es gibt allerdings auch andere Beispiele für bergangsund Stichtagslösungen im SGB. Wir meien, dass wir das Ziel der Gleichbehandlung aller Soialhilfeberechtigten sukzessive erreichen. Die meisten ozialhilfeberechtigten in Heimen bekommen nämlich ein zusätzliches Taschengeld. Ich frage Sie, Herr Kolb: Warum hat die FDP einen olchen Antrag nicht bei der Einführung der Pflegeversiherung gestellt? Es ist ziemlich durchsichtig, zu ordern, einerseits einen Einkommensfreibetrag zu chaffen, andererseits die sozialhilfeberechtigten Heimewohner von sämtlichen Zuzahlungen des GMG zu efreien. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir wollen eine Zuzahlungsbefreiung!)


Ich bin der Meinung, dass die Regelung, dass wir die
ozialhilfeträger – die sind dafür zuständig – bundesweit
erpflichten, die Zuzahlungen der Heimbewohner


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Es geht um 8 Millionen Euro! Das rechnet sich hinten und vorne nicht!)


ufgrund des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes dar-
ehensweise über ein Jahr sozialverträglich zu strecken,
inen Sinn ergibt.
Es geht Ihnen im Grunde nicht um die Betroffenen.

s geht Ihnen eigentlich um die OTC-Produkte und da-
um, dass Ihre Klientel, nämlich die Unternehmen, die
iese verkaufen, ein Einfallstor bekommen, damit sie
taatlich garantierte Gewinne mit Sozialhilfemitteln ma-
hen können. Darum geht es. Ich bin der Meinung, dass
as im Gegensatz zu sämtlichen bisherigen Positionen
er FDP im Sozialhilferecht steht.
Die begrenzten Zuzahlungen, auch von Sozialhilfebe-

echtigten, sind für ein wirtschaftliches Gesundheitssys-
em und auch mit Blick auf die Geringverdiener und die
berall vorhandene Neigung zur Mitnahme auf Kosten
er Betroffenen sachlich und sozial gerechtfertigt. Des-
alb stehen wir auch dazu. Der Lebensunterhalt der Be-
roffenen wird mit der Sozialhilfereform besser ange-
asst und gesichert. Die Verwaltung wird vereinfacht


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die Verwaltung wird wirklich kompliziert!)


nd die Hilfen zur Selbsthilfe werden wie der Grundsatz
ambulant vor stationär“ gestärkt. Dazu haben Sie über-
aupt nichts gesagt.


(Verena Butalikakis [CDU/CSU]: Doch! Sie haben nicht zugehört!)


ie sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht.






(A) )



(B) )


Rolf Stöckel

Deswegen unterstützen Sie, liebe Kolleginnen und

Kollegen, unseren Gesetzentwurf, damit mit diesem Än-
derungsgesetz der Weg für eine notwendige und umfas-
sende Reform des Sozialhilferechts zum 1. Januar 2005
frei gemacht wird.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513306800

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von den

Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
eingebrachten Gesetzentwurf zur Änderung des Geset-
zes zur Einordnung des Sozialhilferechts in das Sozial-
gesetzbuch, Drucksache 15/3673. Der Ausschuss für Ge-
sundheit und Soziale Sicherung empfiehlt in seiner
Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/3977, den Ge-
setzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich
bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Aus-
schussfassung zustimmen wollen, um ihr Handzei-
chen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetz-
entwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen
der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der CDU/
CSU- und der FDP-Fraktion angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die
Stimmen der CDU/CSU- und der FDP-Fraktion ange-
nommen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Ent-
schließungsantrag der Fraktion der FDP auf Druck-
sache 15/3996. Wer stimmt für diesen Entschließungsan-
trag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der
Entschließungsantrag ist abgelehnt mit den Stimmen der
Koalitionsfraktionen und den Stimmen der CDU/CSU-
Fraktion bei Zustimmung der FDP-Fraktion.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 22 sowie Zusatzpunkt 9
auf:

22 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Reinhold Hemker, Dr. Sascha Raabe, Dr. Herta
Däubler-Gmelin und der Fraktion der SPD sowie
der Abgeordneten Ulrike Höfken, Thilo Hoppe,
Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und
der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-
NEN
Ernährung als Menschenrecht
– Drucksache 15/3956 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

ZP 9 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Bernhard Schulte-Drüggelte, Peter H. Carstensen

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(C (D ordneter und der Fraktion der CDU/CSU Welternährung sichern – eine globale Verantwortung für die nationale und europäische Agrarpolitik – Drucksache 15/3940 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Gibt es dageen Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist so eschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red erin der Bundesministerin Renate Künast das Wort. Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucherchutz, Ernährung und Landwirtschaft: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her en Abgeordnete! In dieser Debatte geht es um das Recht uf Nahrung. Grundsätzlich ist festzustellen, dass die ersorgung mit ausreichender und angemessener Nahung zu den grundlegenden Menschenrechten gehört. ie aber stellt sich die gegenwärtige Situation dar? Nach Angaben der Ernährungsund Landwirtschafts rganisation der Vereinten Nationen, der FAO, leiden eltweit noch immer fast 900 Millionen Menschen an nterernährung. Die Ursachen des Hungers sind vielchichtig. Sie reichen von Unruhen und bewaffneten onflikten bis hin zu Naturkatastrophen, Armut und rankheit. Umso mehr kommt es auf den politischen illen aller an, Erfolg versprechende Schritte einzulei en. Wichtig ist es, dass sich alle darum bemühen, dem unger strukturell den Kampf anzusagen. Ich messe den internationalen Leitlinien zum Recht uf Nahrung eine große Bedeutung bei. Die Verhandungen dazu wurden Ende September in Rom erfolgreich bgeschlossen. Das Entscheidende ist dabei, dass erstals in der Geschichte der Vereinten Nationen eine solhe zwischenstaatliche Rahmenvereinbarung zu einem N-Recht zustande gekommen ist, in der für die einzelen Länder definiert worden ist, was als „gutes Regieungshandeln“ gegenüber der eigenen Bevölkerung anusehen ist. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


(Nordstrand), Dr. Christian Ruck, weiterer Abge-


Das in der Geschichte der Vereinten Nationen bisher
inmalige Instrument ist in einen umfassenden Entwurf
ur Hungerbekämpfung integriert, dessen menschen-
echtliches Instrumentarium es den Betroffenen erlaubt,
ie Erfüllung der politischen Verpflichtungen vor Ge-
icht einzuklagen. Mit solchen und weiteren Maßnah-
en werden praktische Wege aufgezeigt, wie das Recht






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

auf Nahrung schrittweise für alle Menschen verwirklicht
werden kann.

Ich freue mich, dass das Bundesverbraucherministe-
rium – nachdem der Bundestag die erforderlichen Mittel
zur Verfügung gestellt hat – die Möglichkeit hatte, die-
sen Prozess mit zu initiieren und finanziell zu unterstüt-
zen. Es waren ein starker politischer Wille und auch Be-
harrlichkeit notwendig, um die Leitlinien zu erarbeiten.

Auch die G-77-Staaten und der Vorsitzende der zwi-
schenstaatlichen Arbeitsgruppe, der iranische FAO-Bot-
schafter, haben bemerkenswerte Beiträge geleistet. An
dieser Stelle möchte ich mich besonders bei dem Gene-
raldirektor der FAO, Herrn Diouf, bedanken, den wir üb-
rigens heute in diesem Haus begrüßen dürfen. Er sitzt
zusammen mit Herta Däubler-Gmelin auf der Tribüne.
Herzlich willkommen!


(Beifall im ganzen Hause)

Ich möchte ebenfalls herausstellen, dass NGOs, zum

Beispiel die Menschenrechtsorganisation FIAN Interna-
tional, einen großen Teil der Arbeit geleistet haben, ge-
nauso wie viele Abgeordnete dieses Hauses, die diesen
Prozess begleitet haben, sowie Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter meines Hauses, der UN, des Auswärtigen
Amtes und der GTZ.

Die Leitlinien sind etwas Besonderes. Sie haben näm-
lich das Potenzial, den Teufelskreis aus Hunger und Ar-
mut aufzubrechen und im Zusammenhang mit bestimm-
ten Regierungsformen und -maßnahmen und einer
anderen Verteilung des Profits innerhalb eines Landes
dafür Sorge zu tragen, dass Armut bekämpft wird und
dass die betroffenen Menschen Zugang zu Wasser, Land,
Saatgut und Bildung haben und sich Perspektiven erar-
beiten können. Bevor im kommenden November die of-
fizielle Verkündung erfolgt, wissen wir schon jetzt – das
ist der nächste Schritt –, dass es darum geht, das Recht
auf Nahrung in den einzelnen Ländern durchzusetzen
und dafür Sorge zu tragen, dass internationale Organisa-
tionen in dieses Konzept eingebunden werden. Deutsch-
land wird diesen Prozess nach Kräften weiter unterstüt-
zen.

Vor zwei Tagen haben wir hier in Berlin die dritte
Konferenz „Politik gegen Hunger“ eröffnet. Nachdem
wir im letzten Jahr über Nahrungsmittelhilfen geredet
haben, geht es in diesem Jahr um die WTO-Verhandlun-
gen in Genf. Auch die WTO-Verhandlungen müssen
sich an ihrem Erfolg bei der strukturellen Hungerbe-
kämpfung messen lassen. Es darf nicht einfach nur um
Liberalisierung gehen nach dem Motto: Der Stärkste,
also derjenige, der am meisten exportiert, wird gewin-
nen. Vielmehr muss man sich fragen, ob das den Hun-
gernden, den Landlosen und den Arbeitslosen weltweit
hilft und ihren Zugang zu Finanzmitteln erleichtert. Des-
halb muss die WTO einen makroökonomischen Rahmen
schaffen, der gerade den Menschen im ländlichen Raum
Perspektiven gibt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


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(C (D Vergessen wir nicht, dass ungefähr 70 Prozent aller enschen auf der Welt hungern. 70 Prozent von über 00 Millionen leben auf dem Lande, arbeiten teilweise ogar in der Landwirtschaft für den Export und haben rotzdem nicht das Geld bzw. produzieren nicht genüend Lebensmittel, um sich selbst und ihre Familien zu rnähren. Wir dürfen nicht nur international Gerechtigeit üben und etwas implementieren, sondern wir müsen auch in Europa etwas bewegen, zum Beispiel eine uckermarktreform durchzuführen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ei einer solchen Reform müssen wir sowohl die Situa-
ion der Menschen in den Produzentenländern als auch
ie Arbeitsplätze bei uns im ländlichen Raum im Blick
ehalten. Die Aufgabe wird sein, diese Reform so intelli-
ent und kreativ zu machen, dass die Menschen sowohl
n den Produzentenländern als auch bei uns nach einer
bergangsphase eine Zukunft haben.
Mit den Leitlinien zum Recht auf Nahrung haben wir

inen Schritt nach vorne gemacht. Jetzt geht es darum,
iese Leitlinien umzusetzen und bei der WTO aktiv zu
erden. Jeder Mensch hat das Recht auf ausreichende
nd gesunde Nahrung. Wir stehen zwar erst am Anfang,
ber ich freue mich, dass die hier Anwesenden auch in
ukunft an der Erreichung dieses Zieles arbeiten wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513306900

Als nächster Redner hat das Wort der Kollege
ernhard Schulte-Drüggelte von der CDU/CSU-Frak-
ion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU):
Rede ID: ID1513307000

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Stellen Sie sich einmal eine Tageszeitung im Jahre
015 vor. Die Schlagzeile wird wahrscheinlich lauten:
as Ziel der Vereinten Nationen wurde verfehlt; eine
albierung der Zahl der Hungernden bis zum Jahre 2015
urde nicht erreicht. Im Fließtext könnte man lesen:
chon auf einer Konferenz in Berlin im Oktober 2004
urde vorausgesagt, dass man dieses Ziel verfehlen
ird, wenn nicht gehandelt wird und wenn die Agrar-
irtschaft in den Entwicklungsländern nicht gestärkt
ird. Wir wollen nicht bis 2150 warten, wie es der Ge-
eraldirektor der FAO, Dr. Jacques Diouf, heute Morgen
n einem Gespräch gesagt hat. Auch ich freue mich sehr,
ass Jacques Diouf die heutige Debatte von der Tribüne
us mitverfolgt.


(Beifall im ganzen Hause)

Die Leitlinien zu einem Recht auf Nahrung und der
ktionsplan 2015 sind wichtige Ziele. Die Regierungen
er Entwicklungsländer werden sich künftig an der Ein-
altung dieser Leitlinien messen lassen müssen. Das
roblem ist jedoch, dass die Maßnahmen ihre volle Wir-






(A) )



(B) )


Bernhard Schulte-Drüggelte

kung kaum entfalten können, wenn sie nicht mit einer
kohärenten Entwicklungspolitik der Industrieländer ein-
hergehen.

Die deutsche Entwicklungspolitik ist insofern kein
Vorbild. Die Entwicklungshilfe betrug 2003 gerade ein-
mal 0,28 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Nach ei-
nem EU-Beschluss soll sie 2006 schon 0,33 Prozent be-
tragen. Die Bundesrepublik hält ihre Verpflichtungen
nicht ein, wenn sie die gegenwärtige Politik fortsetzt.
Die Bundesregierung leistet auf diese Weise keinen
glaubwürdigen Beitrag zur Verwirklichung der Millenni-
umsziele.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Derzeit sind über 800 Millionen Menschen unterer-
nährt, davon sind 180 Millionen Kinder. Wie wir heute
Morgen noch einmal eindringlich gehört haben, sterben
14 000 Kinder am Tag an Unterernährung. Diese Zahl
muss uns doch erschrecken und zum Umdenken bewe-
gen.

Die Hauptproblemregionen sind Südasien und Afrika
südlich der Sahara. Rund 70 Prozent dieser Menschen
leben auf dem Lande; da bestätige ich die Aussage der
Ministerin.


(Abg. Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Bitte, Frau Wolff.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513307100

Herr Kollege, Sie haben die Frage, ob Sie die Zwi-

schenfrage zulassen, schon beantwortet.


Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU):
Rede ID: ID1513307200

Entschuldigung.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513307300

Das macht nichts.
Bitte schön, Frau Wolff.


Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1513307400

Herr Kollege Schulte-Drüggelte, Sie reden so voll-

mundig davon, dass die Bundesregierung ihrem Ziel
nicht gerecht werden kann. Wir alle hier im Saal wissen
doch, dass sich die Erreichung der Ziele vorrangig im
Bereich der Agrarpolitik entscheidet. Ich nenne bloß ein
Beispiel: Zuckermarktordnung. Darf ich davon ausge-
hen, dass Ihre Fraktion bereit sein wird, mit Blick auf die
WTO insofern entscheidende positive Schritte mitzuge-
hen?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU):
Rede ID: ID1513307500

Ich habe gerade die Daten genannt, wie sie im Haus-

halt abzulesen sind. Welche Vorstellungen die Regierung
hat, ist eine Seite; was sie tatsächlich tut – das ist Fakt;

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(C (D as wird von Ihnen auch nicht bestritten –, ist die andere eite. Wenn die Zuckermarktordnung in Europa veränert wird, dann – der Meinung bin ich ganz entschieen – müssen auch die Interessen der AKP-Staaten erücksichtigt werden; insbesondere müssen Übergangsristen geschaffen werden. Das entspricht den Forderunen der AKP-Staaten, wie sie zumindest mir bekannt georden sind. Das Problem ist, dass die Wachstumsrate der Welt evölkerung bei 1,3 Prozent pro Jahr liegt. Das entpricht einem Zuwachs um 80 Millionen Menschen jährich. Dieses Wachstum der Weltbevölkerung findet auptsächlich in Entwicklungsund Schwellenländern tatt. Die damit einhergehende rapide steigende Nachrage nach Nahrungsmitteln trifft auf nur begrenzt vorandene Ressourcen an Ackerland und insbesondere an asser. Die Konsequenzen sind aus meiner Sicht ganz klar: ei wachsender Weltbevölkerung ist es notwendig, die roduktivität landwirtschaftlicher Flächen nachhaltig zu rhöhen. Die Studien der FAO belegen, dass die Mehrroduktion von Nahrungsmitteln zu 80 Prozent aus höeren Flächenerträgen resultieren muss. Die nachhaltige icherung der Ernährung und die Reduzierung der Arut wird die vordringliche Aufgabe dieses und des ächsten Jahrhunderts sein. Die Herausforderungen ind Produktivitätsund Leistungssteigerung, Verbesseung der Nahrungsmittelqualität, Reduktion der Kosten andwirtschaftlicher Erzeugung, Schutz der Umwelt und er natürlichen Ressourcen sowie Zugang zu Märkten nd Technologien. Aber dieser Weg ist forschungsund issensintensiv. Die Agrarforschung, insbesondere die rüne Biotechnologie, hat das Potenzial, entscheidend ur Lösung dieses Problems beizutragen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ieser Weg erfordert verstärkt Investitionen und An-
trengungen in angewandter Agrarforschung und in der
nnovationsentwicklung. In diesem Land sollte die Dis-
ussion daher möglichst sachgerecht und nicht nur auf
deologischer Basis geführt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Als wesentliche Ursachen für die Schwierigkeiten in

en Entwicklungsländern gelten neben Instabilität und
aturkatastrophen – Frau Ministerin, Sie sprachen
erade gutes Regierungshandeln an – schlechtes Re-
ierungshandeln. Wir wissen ja – um es noch einmal
nzusprechen –, dass ein solches Verhalten nicht auf
ntwicklungsländer beschränkt ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das wird fast in jeder Rede angesprochen!)


Ja.
Zudem sollte es ein Ziel europäischer Handelspolitik

ein, dass die fortschreitende Liberalisierung der Welt-
grarmärkte auch den Entwicklungsländern Vorteile
ringt, ohne das europäische Agrarmodell zu gefährden.






(A) )



(B) )


Bernhard Schulte-Drüggelte

Die Agrarwirtschaft in den Entwicklungsländern braucht
jedoch ausreichende Unterstützung, um am internationa-
len Handel erfolgreich teilnehmen zu können. Sie
braucht einen fairen Wettbewerb.

Wie wir auf der jetzt in Berlin stattfindenden Tagung
gehört haben, fördert der Handel Produktivitätssteige-
rungen. Produktivitätssteigerungen fördern das Wachs-
tum. Wachstum steigert das Einkommen und reduziert
Hunger und Armut. Das heißt, die Bundesregierung
muss der Agrarentwicklungshilfe insgesamt einen deut-
lich höheren Stellenwert beimessen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Das Motto lautet: Agrarforschung bei der Entwicklungs-
zusammenarbeit verstärken und globale Verantwortung
für die Welternährung übernehmen.

Ich darf noch einmal Jacques Diouf zitieren:
Eine Welt mit weniger Armut und weniger Hunger
ist auch eine stabilere Welt mit mehr Frieden.

Wir tragen auch Verantwortung, wenn wir nicht han-
deln.

Danke.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513307600

Das Wort hat jetzt der Kollege Reinhold Hemker von

der SPD-Fraktion.


Dr. Reinhold Hemker (SPD):
Rede ID: ID1513307700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Zunächst einmal möchte auch ich meinen Dank all den-
jenigen aussprechen, die an der Erarbeitung der Leitli-
nien zum Recht auf Nahrung mitgewirkt haben;
Dr. Diouf ist namentlich schon genannt worden. Frau
Ministerin, ich richte meinen Dank aber auch an diejeni-
gen, die insbesondere auf deutscher Seite ihren Beitrag
geleistet haben, nicht nur finanziell, sondern über mitt-
lerweile zwei Jahre auch inhaltlich. Wir können nun froh
sein, dass uns seit etwa vier Wochen das Ergebnis vor-
liegt. Herzlichen Dank!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/ CSU und der FDP)


Die dieser Debatte vorausgegangene Ausschusssit-
zung heute Morgen hat noch einmal deutlich gemacht,
wie komplex die jeweiligen Wechselwirkungen zwi-
schen Handelsliberalisierung und Ernährungssiche-
rung ist. Die Bedeutung von Infrastruktur – ich denke an
die Verteilung von Produktionsmitteln in den jeweiligen
Ländern und weltweit, an Dünger und an den Zugang zu
Wasser, Stichwort Produktionssteigerung – wird uns –
das ist zumindest mir und den Teilnehmern der Sitzung
vor dem Hintergrund der Ausführungen von Dr. Diouf
klar geworden – in den nächsten Jahren immer wieder
neu beschäftigen. Auch für diese Ausführungen sage ich
an dieser Stelle herzlichen Dank.

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(C (D Mir ist wichtig, klar zu machen, dass uns aufgrund er seitens der FAO erarbeiteten Richtlinien seit 1999 ine Definition dessen vorliegt, was eigentlich das echt auf Nahrung ist. Das muss nun in alle Politikbeeiche Eingang finden, nicht nur in den von uns vertreteen Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und andwirtschaft, sondern auch in die Bereiche wirtschaftiche Zusammenarbeit, Umwelt, Soziales, Wirtschaft sw. Ich rufe in Erinnerung, was wir in der Debatte am 9. Januar gesagt haben. Damals standen wir am Anfang er Diskussion. Wir haben gesagt: Menschen müssen eltweit jederzeit durch Eigenproduktion und/oder Kauf usreichend Zugang zu angemessener Nahrung haben. ir haben zum Ausdruck gebracht: Diese Nahrungsmit el dürfen keine schädlichen Inhaltsstoffe haben. Vor alem müssen die Nahrungsmittel ausgewogen, gesund nd der jeweiligen Kultur angemessen sein. Was die taaten, die sich an diesen Richtlinien nun neu orientieen, angeht, ist dabei von drei Grundverpflichtungen uszugehen: Erstens muss der bereits jetzt bestehende ugang zu Nahrungsmitteln respektiert werden; das geingt nicht überall. Er muss zweitens geschützt und dritens langfristig gewährleistet werden. Ausgehend von dieser Definition beschreiben die eitlinien im Sinne einer Selbstverpflichtung – das uss noch einmal betont werden – die Handlungsfelder nd die Rahmenbedingungen, die zu schaffen sind. eute Morgen hat eine Kollegin nach der lokalen Zutändigkeit gefragt. Dieser Ansatz ist richtig. Der Rahen geht von den Local Governments über die regioale, nationale und internationale bis hin zur globalen bene. Von daher gesehen ist die Wahrnehmung von erantwortung gemäß der lokalen Agenda, über die wir eit der Rio-Konferenz bei uns diskutieren – viele deutche Gemeinden nehmen sie ja schon wahr –, eine ganz ichtige Angelegenheit, die auch vonseiten der Bundesegierung zu unterstützen ist. Das geschieht ja auch, Frau inisterin. Darüber hinaus besteht in den beiden heute vorliegen en Anträgen, sowohl im Antrag der Koalitionsfraktioen als auch im Antrag der CDU/CSU, Konsens auch ezüglich der Notwendigkeit der Einbindung in andere lobal ausgerichtete Politikbereiche. In der in beiden nträgen vorgenommenen Bewertung wird dies deutich. Natürlich ist die jeweilige Schwerpunktsetzung in ancher Hinsicht unterschiedlich. Es wird ja auch Geenstand der Fachdebatten in den Ausschüssen sein, elche Schwerpunkte denn nun in den nächsten Jahren rioritär gesetzt werden sollen. Ich verweise vor diesem intergrund auf die notwendige Einbindung von Theenfeldern, die wir schon in früheren Debatten hier im undestag, nicht zuletzt auch auf Basis der in einem groen Kompendium zusammengefassten Arbeitsergebisse und Empfehlungen der Enquete-Kommission Globalisierung der Weltwirtschaft“ formuliert haen. Wir sind dabei, die von dieser Kommission bechlossenen Empfehlungen abzuarbeiten, so zum Beipiel, Frau Ministerin, die Schaffung einer nachhaltigen grarund Ernährungswirtschaft im Zuge der EUgrarreform, die Förderung fairer Bedingungen bei Pro Reinhold Hemker duktion und Handel, wobei hier insbesondere die Verantwortung der Konsumenten in den reichen Ländern, die die Produkte der ärmeren Länder kaufen, eine Rolle spielt, und, was ganz wichtig ist, die Schaffung tragfähiger Rechtsverhältnisse im Sinne der Prinzipien von Good Governance und vieles mehr. Hierzu enthalten die Leitlinien auch sehr deutliche Aussagen. Vor dem Hintergrund unserer eigenen Arbeit in diesem Parlament, die vielfältige Anregungen auch für die Arbeit der Bundesregierung gegeben hat, sind wir mit dem in Rom im letzten Monat erzielten Arbeitsergebnis zufrieden, aber natürlich nur, wie das der Kollege Schulte-Drüggelte schon angedeutet hat, vorerst zufrieden. Wir können heute nämlich zunächst einmal nur von einer Willenserklärung sprechen. Gemäß dem Verständnis der Leitlinien kann Ernährung nun allerdings ganz explizit als Menschenrecht bezeichnet werden; denn darauf haben sich mehr als 120 Staaten dankenswerterweise geeinigt. Das wird dazu führen, dass die verschiedenen Politikbereiche noch besser als in der Vergangenheit miteinander abgestimmt werden müssen. Auch darauf wird ja im Antrag von CDU/CSU verwiesen. Letztlich, liebe Kolleginnen und Kollegen, geht es um die Anwendung des Kohärenzund Nachhaltigkeitsprinzips in allen Bereichen und Ebenen der Politik; in unserem Fall heute geht es um die fast zwei Milliarden hungernden und verelendenden Menschen vorwiegend in den armen Ländern der Welt. Mitarbeiter von Menschenrechtsund Solidaritätsaktionen haben die Leitlinien wegen des Menschenrechtsansatzes schon in verschiedenen Veröffentlichungen der letzten Wochen als starken Hebel zur Bekämpfung des Hungers bezeichnet. Das zeigt ihren Stellenwert für die Arbeit derjenigen, die sich Tag für Tag für die Ärmsten der Welt einsetzen. Wenn man beide Anträge genau studiert, stellt man fest, dass sie auf den Grundwiderspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit verweisen. Da wird zwar immer wieder Freiheit, Land und Brot zum Beispiel für landlose Bauern gefordert, aber die Wirklichkeit ist weit davon entfernt. Diejenigen, die Land bewirtschaften wollen, werden nach wie vor in vielen Ländern dieser Welt vom Land vertrieben. Mit Blick auf die ILO-Vereinbarungen wird zwar immer wieder eine angemessene Bezahlung von geleisteter Arbeit gefordert, aber noch immer werden in einem großen Teil, wenn nicht im größten Teil der Entwicklungsländer Löhne von unter 1 US-Dollar pro Tag gezahlt und nicht nur in freien Produktionszonen sind Menschen nicht selten gezwungen, sogar ohne Bezahlung zu arbeiten. Das ist nach wie vor ein internationaler Skandal. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Sozialstandards werden verweigert. Es wird verlangt,
dass der Mutterschutz weltweit berücksichtigt wird, aber
in vielen Ländern – im Übrigen auch in den von mir ge-
nannten freien Produktionszonen – werden schwangere
Frauen sofort entlassen. Das ist ein weiterer Skandal.

Das Verbot des Sprühens von hochgiftigen Pestiziden
wird zwar als notwendig erachtet, aber es kommt weiter-

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(C (D in massenhaft zu Vergiftungen, insbesondere auf den lumenplantagen. Man muss wissen, dass ungefähr 0 Prozent der Schnittblumen, die bei uns verkauft weren, von solchen Plantagen kommen. Auf der einen Seite werden Frauen als Förderinnen nd Trägerinnen von Entwicklung insbesondere in der ahrungsmittelproduktion angesehen, auf der anderen eite aber werden Frauen weltweit durch unsichere echtsstellung und die Verweigerung von Eigentumsechten, zum Beispiel bei Besitz von Grund und Boden ür die Bewirtschaftung von Land, diskriminiert. Diese und andere Beispiele zeigen: Es ist noch ein eiter Weg bis zur Herstellung der politischen Rahmenedingungen für die Überwindung des Grundwiderpruchs zwischen Anspruch und Wirklichkeit in dem on uns heute debattierten Bereich. Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, mit den Leitlinien um Recht auf Nahrung gibt es einen neuen Hebel auf ationaler und internationaler Ebene zur Durchsetzung er kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Rechte on Menschen. 38 Jahre nach dem damaligen Pakt zu iesen Rechten, der zu wenig Anwendung fand, gibt es etzt vielleicht einen Erfolg versprechenden Neuanfang. lle in den Anträgen gemachten Vorschläge werden in en Fachberatungen vieler Ausschüsse eine, wie ich offe, wichtige Rolle spielen. Dem Generalsekretär der FAO möchte ich von dieser telle aus sagen: Das deutsche Parlament – nicht nur dieenigen, die heute Morgen als Fachpolitikerinnen und achpolitiker hier sind, sondern alle –, ja Deutschland ird ein guter Partner derjenigen sein, die gemeinsam it der FAO für die Verbesserung der Welternährungssiuation eintreten. Ich bin sicher, dass wir, wenn wir zuammenstehen, Schritt für Schritt weiterkommen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513307800

Als nächster Redner hat der Kollege Hans-Michael
oldmann von der FDP-Fraktion das Wort.


(Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär: Agrardiesel!)



Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1513307900

Ich wollte eigentlich mehr auf das Miteinander zu

prechen kommen, als über Agrardiesel reden. Über
grardiesel reden wir dann, wenn das Thema Agrardie-
el ansteht. Jetzt geht es um Welternährungsprobleme
nd deshalb reden wir auch darüber.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Ich finde es gut, dass wir uns heute in einem
arlamentarischen Einstieg über diese Dinge austau-
chen. Die Kollegen, die hier schon geredet haben, ha-
en ihre intensiven Kenntnisse und die Qualität, die sie
ei diesem Thema zu bieten haben, zum Ausdruck ge-
racht. Ich habe großen Respekt vor dem, was die ein-
elnen Redner hier ausgeführt haben.






(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann

Ich glaube, dass wir uns bei diesem Thema an keiner

Stelle auseinander dividieren sollten, sondern ernst ma-
chen sollten mit unserem politischen Willen, das Recht
auf Nahrung für die Menschen zu realisieren, die von
den Welternährungsproblemen betroffen sind.

Wir haben eine generelle Pflicht; ich glaube, die bei-
den Anträge bringen das zum Ausdruck. Ich muss ehr-
lich sagen: Nachdem ich den CDU/CSU-Antrag gelesen
hatte, sah ich für meine Fraktion keinen Bedarf mehr für
einen eigenen Antrag. Es ist ein exzellenter Antrag, der
die Bereiche abdeckt, die hier zu diskutieren sind. Wir
werden das im Ausschuss tun und dann die richtigen
Schlüsse ziehen.

Richtig ist: Für viele Menschen ist die Ernährungssi-
tuation höchst dramatisch. Aber wir dürfen nicht nur ein
Schreckensszenario aufzeigen, sondern wir müssen auch
die vielen Chancen erkennen. Dazu muss der eine oder
andere – ich werde es auf jeden Fall tun – seinen Infor-
mationsstand verbessern. Als wir in Rom bei der FAO
waren, war ich von der Leistungsfähigkeit der Mitarbei-
ter und von der Aussagekraft der Materialien, die uns an
die Hand gegeben wurden, sehr beeindruckt.

So dramatisch die Situation auch ist, so gut ist die
Perspektive, wenn man das macht, was notwendig ist.
Wir haben große Chancen, dem Hunger in der Welt aktiv
zu begegnen, wenn wir die richtigen Weichenstellungen
vornehmen. Die Zuckermarktreform ist ein Baustein.
Aber es geht um viel mehr. Es geht im Grunde genom-
men darum, in allen Bereichen das Miteinander zu stär-
ken und das „Fördern und Fordern“ umzusetzen. Wir
müssen auf der Grundlage der Erkenntnisse der FAO
konkret handeln, damit die Hilfe wirksam wird. Ich
glaube, in diesem Punkt sind wir uns einig.

Ich war sehr beeindruckt, als ich feststellte, dass aus
diesem gesamten Komplex auch Chancen für Bereiche
entstehen, die wir immer wieder kritisch hinterfragen.
Die Weltbevölkerung und damit der Lebensmittelbedarf
wachsen auch in den nächsten Jahren. Wir können aber
große Schritte unternehmen, damit mehr Lebensmittel
bereitgestellt werden. Wir müssen durch Anreize und
wirtschaftliche Hilfe zunächst dafür sorgen, dass diejeni-
gen, die kein Geld haben, in die Lage versetzt werden,
sich etwas zu kaufen. Wir müssen die Eigenkräfte der
Menschen stärken und den betreffenden Ländern den
Marktzugang ermöglichen. Da heißt es demnächst:
Butter bei die Fische. Das weiß jeder von uns, der sich
mit dem Thema Zuckermarktreform beschäftigt.

Wir müssen aber auch die Angebotsproblematik im
Auge haben. Die Erträge müssen gesteigert werden. Wir
müssen damit aufhören, die intensive Landwirtschaft
zu diskriminieren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Intensive Landwirtschaft, die Grüne Gentechnik, inten-
sive Formen der sachgerechten Düngung, kluge Bewäs-
serung und Einsatz von moderner Technik werden dazu
beitragen, die Erträge zu steigern. Wir müssen die Er-
träge steigern, weil die Weltbevölkerung wächst. Die
eine oder andere Fläche muss möglicherweise noch zu-

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(C (D ätzlich genutzt werden. Dabei müssen wir immer im uge behalten, dass dies alles auf nachhaltige Weise gechieht. Dazu sind wir gerne bereit. Bitte nicht den Produktionsfortschritt diskreditieren, ondern durch ein kluges Miteinander in diesen Bereihen die Leistungsfähigkeit stärken, die Nachhaltigkeit m Auge haben und die Realisierung der Maßnahmen or Ort! (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Natürlich ist gutes Regierungshandeln dafür eine
rundvoraussetzung. Aber auch wir können etwas dafür
un, indem wir zum Beispiel die Grüne Gentechnik für
iesen Bereich als Chance begreifen. Wir sollten sie in
nserem hoch qualifizierten Land erproben und weiter-
ntwickeln. Aus diesen Erkenntnissen heraus können
ösungen erarbeitet werden, die den Betroffenen vor Ort
elfen.
Wir sollten uns darin einig sein, dass nicht alles ka-

uttgemacht und zerstört werden darf. Wir müssen die
räfte bündeln, um diesem Problem insgesamt zu be-
egnen. In diesem Sinne werden wir die Ausschussbera-
ungen begleiten. Ich hoffe, dass wir da ein Stück weiter-
ommen.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513308000

Das Wort hat jetzt die Kollegin Marlene Mortler von

er CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1513308100

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Ge-

eraldirektor Diouf! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Jede Gesellschaft, ob in den Industrienationen
der in den Entwicklungsländern, wäre ohne die Arbeit
nd den Einsatz ihrer Bäuerinnen und Bauern ein ganzes
tück ärmer. Es gibt wohl keine andere Berufsgruppe,
ie so stark vom Wetter, vom Markt und von der Politik
bhängig ist. Deshalb brauchen alle Bauern auf der Welt
aire Rahmenbedingungen statt idyllischer Scheinkulis-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Was nutzen Bilder von strahlenden Ökobauern, wie

ie bei der Ministerreise in China präsentiert wurden?
ie helfen nicht, den Hunger in der Welt zu bekämpfen.
enn ich weiß, dass die Ressourcen Ackerland und
asser begrenzt vorhanden sind, wenn ich weiß, wie
ichtig die eigene Wirtschaft und die Landwirtschaft für
en Lebensstandard und die Lebensqualität im Land
ind, brauche ich andere Lösungsansätze.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Hungerkrisen sind komplex. Aber Tatsache ist, dass

ie Zahl der hungernden Menschen auf der Welt steigt.
b Naturkatastrophen, Armut, weit verbreitete Krank-






(A) )



(B) )


Marlene Mortler

heiten oder die angesprochenen menschengemachten
Ursachen wie Krieg, Misswirtschaft und politische Fehl-
entscheidungen korrupter und diktatorischer Regime, sie
sprechen eine deutliche Sprache. Traurige Beispiele der
jüngsten Zeit sind Sudan, Haiti und Simbabwe.

Eine Gegenüberstellung von Getreideernte und Ge-
treidebedarf der von der Hungersnot 2002/2003 am
stärksten betroffenen Staaten verdeutlicht dies: In Sim-
babwe wurden in diesem Jahr 2 Millionen Tonnen Ge-
treide geerntet. Theoretisch benötigt die eigene Bevölke-
rung nur 500 000 Tonnen Getreide. Trotzdem hungerten
dort die Menschen, weil das Getreide sie nie erreicht hat.

Vor diesem Hintergrund können und müssen die im
September verabschiedeten Leitlinien der FAO zur Hun-
gerbekämpfung mit ihrer Forderung nach einem guten
Regierungshandeln an Bedeutung gewinnen. Diese
Selbstverpflichtungen, die mehr als 120 Länder unter-
schrieben haben, richten sich an die jeweiligen Regie-
rungen und machen deutlich, wo als Erstes die Verant-
wortung bei der Hungerbekämpfung liegt. Nur in
Ländern mit ausreichenden rechtsstaatlichen und markt-
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kann die interna-
tionale Staatengemeinschaft bei der Sicherung der Er-
nährung wirklich und nachhaltig helfen. Dies geschieht
sicherlich immer wieder kurzfristig durch Nahrungsmit-
telhilfe. Aber langfristig muss in den hungergefährdeten
Ländern die Steigerung der Nahrungsmittelproduktion
im Vordergrund stehen.

Leistungsfähige landwirtschaftliche Produktions-
systeme, die die Kriterien der Nachhaltigkeit erfüllen,
müssen weiterentwickelt werden. Hier gibt es verschie-
dene Mittel, die zum Ziel führen. Aber auch ich unter-
stütze die Aussage von Herrn Hemker, der deutlich ge-
macht hat, wie wichtig es ist, dass sich die Menschen vor
Ort aus eigener Kraft helfen


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


oder dass wir beim Aufbau kleiner landwirtschaftlicher
Einheiten unterstützend mitwirken.

Vor allem aber sollten die Ergebnisse der modernen
Agrarforschung genutzt werden, wie wir in unserem
Antrag – Stichwort: Biotechnologie – fordern. Im Ge-
gensatz dazu steht der Antrag der Regierungskoalition,
über den – ich zitiere Bundesminister Schily: „Ein sol-
cher Unfug rettet keinen einzigen Erdenbürger vor dem
Hungertod“ – in Ihren Reihen wohl sehr unterschiedlich
diskutiert wird. Ein zweiter Satz von ihm lautete: Ich
verstehe manchmal wirklich nicht mehr, was wir hier ei-
gentlich machen. – Das lasse ich einmal so im Raume
stehen.

Die immer größer werdende Schere zwischen Arm
und Reich wird auch der vorliegende Antrag nicht
schließen. Ich stehe voll hinter Aussagen des Weltbau-
ernverbandes, der sagt: Wenn man Hunger und Armut
auf der Welt beseitigen will, muss man mit denjenigen
reden und zusammenarbeiten und diejenigen stärken, die
Nahrungsmittel produzieren. Ich füge hinzu: Das sind

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(C (D ie Bauern und die bäuerlichen Organisationen und icht, wie von Frau Künast praktiziert, die NGOs im Beeich Umwelt und Entwicklung. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich begrüße die Aussage von Frau Künast, die gestern
nd heute gesagt hat: Deutschland wird die treibende
raft bei der Zuckermarktreform sein.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das hat sie nur gesagt!)


ir sollten uns nach wie vor vor Augen halten, dass die
utznießer einer ungezügelten Liberalisierung wenige
ucker produzierende Familien in Brasilien sind. Feuda-
istische Strukturen und großflächige Plantagenwirt-
chaften haben dazu geführt, dass Brasilien bereits der
eltgrößte Zuckerexporteur ist. Niedrige Löhne, weitge-
end rechtlose Landarbeiter und eine massive Belastung
er Umwelt konnten dazu führen, dass Brasilien als
eltzuckerlieferant einen ungehemmten Verdrängungs-
ettbewerb betreiben konnte.
Ich begrüße ausdrücklich die weitere Aussage von

rau Ministerin, die gesagt hat: Wir müssen auch auf die
rbeitsplätze in unserem Land schauen. Auch das ist ja
ine wichtige Forderung der Gewerkschaft Nahrung-
enuss-Gaststätten. Die zentrale Forderung in unserem
ntrag lautet ja, dass die fortschreitende Liberalisierung
er Weltagrarmärkte so gestaltet werden sollte, dass sie
esonders den ärmsten Entwicklungsländern zugute
ommt, dass andererseits unser europäisches Agrar-
odell mit seinen hohen Standards in Bezug auf Um-
elt-, Tier- und Verbraucherschutz nicht gefährdet wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Die Zukunft war früher auch besser, hat Karl Valentin
inmal gesagt. Aus Sicht der Entwicklungsländer wäre
ine Entwicklung, wenn sie in der von mir beschriebe-
en Richtung verlaufen würde, eine Katastrophe. Des-
alb gibt es keine Alternative zu verantwortungsvollem
andeln.
Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513308200


Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlage auf
rucksache 15/3956 wie folgt zu überweisen: zur feder-
ührenden Beratung an den Ausschuss für Verbraucher-
chutz, Ernährung und Landwirtschaft und zur Mitbe-
atung an den Ausschuss für wirtschaftliche
usammenarbeit und Entwicklung. Die Vorlage auf
rucksache 15/3940 soll an die in der Tagesordnung
ufgeführten Ausschüsse überwiesen werden. Gibt es
azu weitere Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann
ind die Überweisungen so beschlossen.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Ich rufe Tagesordnungspunkt 24 auf:

Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung von
Werkunternehmeransprüchen und zur ver-
besserten Durchsetzung von Forderungen

(Forderungssicherungsgesetz – FoSiG)

– Drucksache 15/3594 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

Mir liegen widersprüchliche Informationen dazu vor,
ob die Reden zu Protokoll genommen werden sollen
oder ob sie gehalten werden sollen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Es wird gesprochen!)

Jeder, der sprechen will und als Redner gemeldet ist,
kann natürlich sprechen.

Als erstem Redner gebe ich dem Kollegen Dirk
Manzewski von der SPD-Fraktion das Wort.


Dirk Manzewski (SPD):
Rede ID: ID1513308300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

debattieren heute über einen Gesetzentwurf des Bundes-
rates, den Entwurf eines so genannten Forderungssiche-
rungsgesetzes. Ziel dieses Gesetzes soll es sein, berech-
tigte Forderungen von Handwerkern schneller und
leichter zu sichern. So löblich ich persönlich dieses An-
liegen des Bundesrates finde, so deutlich muss ich aller-
dings auch sagen, dass ich erhebliche Bedenken habe, ob
mit diesem Gesetzesentwurf das damit verbundene Ziel
tatsächlich erreicht wird. Es ist ja nun nicht das erste
Mal, dass wir uns hier über diese Thematik unterhalten.
Ich erinnere daran, dass wir vor nicht allzu langer Zeit
das so genannte Gesetz zur Beschleunigung fälliger
Zahlungen beschlossen haben. Man muss ehrlicher-
weise eingestehen – das war auch das Ergebnis der
Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Verbesserung der Zah-
lungsmoral“, die daraufhin eingesetzt worden ist –, dass
es eben nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat. Wir
waren uns allerdings darin einig – wenn ich einmal von
der Fertigstellungsbescheinigung absehe –, dass die Er-
wartungen ohnehin nicht so hoch waren. Es hat auch
noch weitere Gesetzesentwürfe gegeben. Frau Voßhoff,
ich erinnere an das von der Union vorgeschlagene Bau-
vertragsgesetz, das damals im Grunde genommen schon
an seinem ersten Paragraphen scheiterte, in dem es hieß,
dass dieses Gesetz nur für Gewerke an einem Bau gelten
solle. Relativ schnell wurde allerdings deutlich, dass all
diejenigen Handwerker nicht berücksichtigt wurden, die
Gewerke für einen Bau liefern. Sie erinnern sich auch,
dass der gesamte Einfamilienhausbau von den Regelun-
gen ausgeschlossen werden sollte. Die Handwerker rea-
gierten dementsprechend wütend, weil sie an dieses Ge-
setz ganz andere Erwartungen hatten. Damals hieß die
prozessuale Wunderwaffe Vorabentscheidung; die Bau-
handwerkersicherungshypothek sollte abgeschafft wer-
den. Auch das Gesetz zur Sicherung von Bauforderun-
gen sollte – bis auf die Vorschriften, die ins BGB
übernommen werden sollten – aufgehoben werden. Sie
werden sich sicher daran erinnern.

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(C (D Danach gab es ein weiteres Gesetz, das von Sachsennhalt eingebracht wurde: das Vorleistungssicherungssiherungsgesetz, das dann relativ schnell aufgegeben urde. Dort sollte das Instrument der Fertigstellungsbecheinigung, ein Ungetüm, noch weiter ausgebaut weren. Dann kam die erste Version des Forderungssiche ungsgesetzes der Union. Wir haben damals gemeinsam ine Anhörung durchgeführt. Sie werden mir Recht geen, wenn ich sage, dass das ein Debakel für den Gesetzntwurf war. Daher ist dieser Gesetzentwurf nicht weierverfolgt worden. Ich erinnere daran, dass damals die Idee des verlän erten Eigentumsvorbehalts an eingebauten Sachen disutiert wurde. Es wurde relativ schnell deutlich, dass sie eder in die Systematik des Sachenrechts passte noch in rgendeiner Form praktikabel war. Auch in anderen Beeichen, unter anderem im prozessualen Teil, beim so geannten Voraburteil, zeigte sich relativ schnell, dass das esetz nicht die erhoffte Wirkung erzielen würde. Das zeigt deutlich – aus diesem Grund sage ich das, amit ist keine Häme verbunden, schließlich muss man elbstkritisch sein –, wie schwierig es auf gesetzgebericher Ebene ist, das Problem der mangelnden Zahungsmoral zu lösen. Wir reden immer davon, dass wir u viele Gesetze haben. Ich meine, dass wir Gesetze nur ann verabschieden sollten, wenn wir der Auffassung ind, dass diese auch tatsächlich zielführend sind. Bei dem vorliegenden Gesetzentwurf habe ich Beden en. Kernstück des Gesetzentwurfs ist § 302 a, die so geannte vorläufige Zahlungsanordnung. Er soll ermögichen, dass aufgrund einer fundierten Prognose das ericht schon vor Eintritt einer Entscheidungsreife einen ahlungsanspruch titulieren kann. Angedacht ist das vor llem für die Fälle, bei denen zum Beispiel eine notwenige Beweisaufnahme noch aussteht und die Verfahren egebenenfalls in die Länge gezogen werden. Die Idee lingt zunächst nicht schlecht. Aber was sollen das für älle sein, in denen einerseits noch keine Entscheidungseife, wohl aber eine hohe Erfolgsaussicht vorliegen oll? Welcher Richter – ich bin jahrelang Richter gewesen – ird eine hohe Erfolgsaussicht bei einer noch ausstehenen Beweisaufnahme bejahen? Gerade weil sich der ichter unsicher fühlt, wird auswärtiger Sachverstand urch einen Gutachter eingeholt. Kleine Feuchtigkeitschäden können ihre Ursache in einer fehlerhaften Dachonstruktion haben; ein welliges Parkett kann nicht nur urch eine falsche Verlegung, sondern auch durch ein icht winterfestes Fundament verursacht sein. All das ann der Richter nicht sofort abschätzen und er kann die chäden nicht sofort kalkulieren. Der Bundesrat meint nun, als Hilfestellung für die Be rteilung einer Erfolgsaussicht könne zum Beispiel ein ualifiziertes Privatgutachten dienen, wenn dieses Gutachn von einem renommierten Wissenschaftler stamme. al ganz ehrlich: Ich möchte den Richterkollegen sehen, er sich von einem Privatgutachten beeindrucken lässt nd auf dessen Grundlage eine Entscheidung fällt. Wir issen doch alle, wie wir solche Privatgutachten zu be Dirk Manzewski werten haben: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Eine hohe Erfolgsaussicht soll auch dann bestehen, wenn zwar schon ein gerichtliches Gutachten vorliegt, aber – vielleicht gerade deshalb – noch die Einholung eines weiteren Gutachtens notwendig ist. Ich wundere mich übrigens, dass heute kein Vertreter des Bundesrates hier ist, um den Entwurf zu verteidigen. Welche Vorstellung hat man? Ein Richter, der noch ein weiteres Gutachten für notwendig erachtet, weil er das erste für nicht ausreichend hält, wird kaum eine fundierte Prognose über den bisherigen Sachstand treffen. Um es auf den Punkt zu bringen: Das Instrument der vorläufigen Zahlungsanordnung wird nicht so erfolgreich sein, wie es der Bundesrat hofft. Es wird schon deshalb nicht erfolgreich sein, weil sich die Richterschaft nicht vorschneller Fehlentscheidungen aussetzen wird. Im Gegenteil: Ich gehe eher davon aus, dass das Instrument die Verfahren vor Gericht noch verlängern wird; denn der Druck aus der Bauwirtschaft auf die Anwaltschaft, Herr Kollege Funke, wird enorm sein, zumindest einen solchen Antrag zu stellen. Die Rechtsanwälte werden dementsprechend gezwungen sein, zu reagieren. Das wird die Konsequenz beinhalten, dass sich der Richter außerhalb der Reihe noch einmal mit der Sache beschäftigen muss, um eine – wenn auch ablehnende – Entscheidung zu treffen. Gleiche Bedenken habe ich im Übrigen auch bezüglich des Teilurteils. Auch bei den beabsichtigten Veränderungen zur Abschlagszahlung habe ich erhebliche Bedenken, ob Bauen dann nur noch mit Baubetreuern bzw. Architekten möglich ist. Ich komme zum Schluss. Wir sollten darüber nachdenken, ob dieser Gesetzentwurf die tatsächlichen Ursachen des Problems bekämpft. Meiner Auffassung nach haben wir es mit etwas anderem zu tun. Ich habe unzählige solcher Verfahren als Richter erlebt und die Diskussionen zur Beschleunigung fälliger Zahlungen mit den Betroffenen geführt. Dabei wurde schnell deutlich, wo die Probleme, und zwar auch die, die man gegebenenfalls auf Landesebene durch den Einsatz von mehr Richtern und Verbesserungen bei der Gutachtenerstellung lösen könnte, liegen. Die Probleme haben damit zu tun, dass die Handwerker ihre rechtlichen Möglichkeiten oft nicht kennen. Dieses Problem werden wir gesetzgeberisch nicht lösen können. Die Probleme haben aber auch damit zu tun, dass sich mancher überreden lässt, die Forderung nicht geltend zu machen, weil zum Beispiel Folgeaufträge in Aussicht gestellt werden. Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss. Zwei Sätze noch, Herr Präsident. – Auch das werden wir niemals gesetzgeberisch lösen. Deswegen habe ich erhebliche Bedenken. Für mich stellt sich auch die Frage – damit komme ich zum Schluss –, ob es überhaupt sinnvoll ist, dieses g V t o m e f w V u g V I m g g t D „ u l s e e d d u J d g b d i s F J m s g H d d d d d g (C (D esamte Konfliktpotenzial, das sich im Grunde auf das erhältnis zwischen Generalunternehmer und Subunernehmer reduziert, im Werkvertragsrecht zu regeln der ob wir uns nicht grundsätzlich Gedanken darüber achen sollten, eine andere Lösung vielleicht in Form ines gesonderten Gesetzes zu finden. Ich würde mich reuen, wenn Sie sich an dieser Diskussion beteiligen ürden. Wir sollten uns ein wenig unabhängiger von orschlägen, die aus dem Bundesrat kommen, machen nd uns zusammensetzen, um zu einer überfraktionellen emeinsamen Lösung zu kommen. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513308400
Dirk Manzewski (SPD):
Rede ID: ID1513308500


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513308600


Als nächste Rednerin hat die Kollegin Andrea
oßhoff von der CDU/CSU-Fraktion das Wort.


Andrea Astrid Voßhoff (CDU):
Rede ID: ID1513308700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Kollegen!

nsbesondere Ihre letzten Worte, Herr Manzewski, haben
ich sehr erfreut. Ihre Anregung, dass wir uns unabhän-
ig von diesem Gesetzentwurf mit der Frage beschäfti-
en sollten, ob wir vielleicht ein individuelles Bauver-
ragsrecht gebrauchen könnten, kann ich nur begrüßen.
azu komme ich aber noch.
Dass wir uns heute wieder einmal mit dem Thema

Sicherung von Werklohnforderungen“, bekannt auch
nter der Überschrift „Bekämpfung mangelnder Zah-
ungswilligkeit insbesondere im Bauhandwerk“, in die-
em Hohen Hause befassen müssen, war eigentlich zu
rwarten. Mit der Gesetzesinitiative des Bundesrates für
in Forderungssicherungsgesetz steht also wieder einmal
ie Frage nach Änderungen des Werkvertragsrechts auf
er Tagesordnung des Bundestages.
Dies hätte nicht sein müssen, wenn Sie, meine Damen

nd Herren von Rot-Grün, in dieser Frage bereits im
ahre 1999 konsequenter gehandelt hätten. Alarmiert
urch eine insbesondere Ende der 90er-Jahre stetig stei-
ende Zahl an Handwerkerinsolvenzen speziell im Bau-
ereich, deren Ursache nachweislich oftmals hohe For-
erungsaußenstände waren, hat die CDU/CSU-Fraktion
m Jahr 1999, also bereits vor fünf Jahren, mit dem Ge-
etzentwurf zur Verbesserung der Durchsetzung von
orderungen der Bauhandwerker und erneut im
ahr 2002 gesetzgeberischen Handlungsbedarf ange-
ahnt.
Sie, meine Damen und Herren von Rot-Grün, haben

einerzeit unter dem politischen Druck unseres damali-
en Gesetzentwurfes, aber wohl auch auf Druck vieler
andwerksverbände, also mehr getrieben als überzeugt,
as Gesetz zur Beschleunigung fälliger Zahlungen in
en Bundestag eingebracht und mit Ihrer Mehrheit
urchgesetzt. Dieses Gesetz ist bekanntermaßen seit
em Jahr 2000 in Kraft. Mit einigen, in der Wirkung lei-
er nur minimalen Stellschrauben im Werkvertragsrecht
laubten Sie sich einer lästigen Pflicht entledigen zu






(A) )



(B) )


Andrea Astrid Voßhoff

können. Ergebnis ist: Sie haben etwas getan, ohne viel
bewirkt zu haben.

Herr Manzewski, Sie verwandten heute im Zusam-
menhang mit der Fertigstellungsbescheinigung zu Recht
den Begriff „Ungetüm“. Das war es von Anfang an. Sie
erinnern sich vielleicht auch noch an die damalige Anhö-
rung, in der schon darauf hingewiesen wurde, dass sie so
nicht praktikabel ist. Sie haben dieses Instrument mit
vielen Vorschusslorbeeren versehen. Dieses Konstrukt
sollte ein prozessualer Hebel sein, um dem Handwerker
einen Zahlungsanspruch schneller zuzusprechen. Heute
sind wir uns in diesem Hause offenbar einig, dass dieses
Instrument wirkungslos geblieben ist. Man kann auch
sagen: Es war ein Flop.

Im damaligen Beratungs- und Anhörungsverfahren
haben Sie sich auch hinsichtlich anderer Punkte als rela-
tiv beratungsresistent erwiesen, meine Damen und Her-
ren von Rot-Grün, und viele Vorschläge abgelehnt, die
sich im Übrigen heute im Bundesratsentwurf wiederfin-
den, weil Sie wohl erkannt haben, dass sie an vielen Stel-
len positiv und wirkungsvoll sein können. Sie sind in
vielen Punkten deckungsgleich mit unseren Forderun-
gen, die wir in die vorhin erwähnten Gesetze eingebracht
haben.

Wir hatten bereits in unserem Entwurf eines Forde-
rungssicherungsgesetzes aus dem Jahr 2002 Korrek-
tur-, Verbesserungs- und Ergänzungsvorschläge zu Ihrem
Gesetz zur Beschleunigung fälliger Zahlungen gemacht.
Sie haben sie damals nicht übernommen. Sicherlich ent-
hielt auch unser Gesetzentwurf strittige Themenfelder.
Sie haben einige erwähnt. Das ist immer so, wenn man
juristisches Neuland betritt. Das ist außerordentlich
schwierig.


(Dirk Manzewski [SPD]: Dann machen Sie uns das nicht zum Vorwurf!)


Mit dem Instrument der vorläufigen Zahlungsanord-
nung soll jetzt eine Rechtsschutzlücke bei Prozessen, die
durch eine umfangreiche Beweislage langwierig sind,
geschlossen werden, wie es übrigens auch das Vorab-
urteil wollte.

In der Pressemitteilung der Justizministerin Zypries
steht zur vorläufigen Zahlungsanordnung zudem etwas
anderes, als Sie hier vorgetragen haben, Herr
Manzewski. Die Bundesregierung ist offenbar jetzt end-
lich zu der Erkenntnis gelangt, dass gehandelt werden
muss und dass das Gesetz zur Beschleunigung fälliger
Zahlungen nicht das gebracht hat, was man sich davon
versprochen hat.


(Dirk Manzewski [SPD]: Sie gestehen mir aber zu, dass ich die gleiche Meinung habe!)


Auch die vom Bundesrat jetzt geforderte erleichterte
Ausgestaltung von Abschlagszahlungen sowie die Mo-
dernisierung des Gesetzes zur Sicherung von Bauforde-
rungen und die weiteren Maßnahmen zur besseren
Durchsetzung titulierter Forderungen begrüßen wir dem
Grunde nach, haben wir sie doch – ich sagte es bereits –
in unserem Entwurf eines Forderungssicherungsgesetzes
bereits gefordert. Insofern ist der Bundesratsentwurf ein

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(C (D uter Schleifstein, um das stumpfe Schwert Ihres Gesetes zur Beschleunigung fälliger Zahlungen aus dem ahr 2000 zu schärfen. Dass die Frage, inwieweit die mangelnde Zahlungsilligkeit scharfer rechtlicher Instrumente bedarf, unter uristen nicht unumstritten ist, ist mir bewusst; Sie haben ingangs die Diskussionslage erwähnt, Herr Manzewski. ie Justizministerin hat – ich sagte es gerade – den Erenntnisprozess vollzogen: Sie lobt seit einiger Zeit bei erschiedensten Veranstaltungen der Wirtschaft und uch in Pressemitteilungen die wesentlichen Inhalte diees Gesetzentwurfes aus dem Bundesrat. In einer Rede or dem Bund Deutscher Inkassounternehmen wies Frau ypries vor wenigen Monaten darauf hin, dass derzeit ur zwei von drei Firmen des deutschen Mittelstandes hr Geld fristgerecht erhalten. Frau Zypries weiter: Deswegen ist effektiver und professioneller Forderungseinzug nicht nur justizentlastend, sondern er trägt auch dazu bei, Unternehmen vor dem Konkurs zu retten. „Wohl wahr, Frau Ministerin!“, würde ich sagen, wenn ie hier wäre. Zu spät kommt diese Erkenntnis. Auf diese insicht haben viele Handwerker seit Jahren gewartet, anche von ihnen vergebens. Ich denke, wir werden in en anstehenden Beratungen genügend Gelegenheit haen, über die sinnvollen Detailvorschläge des Entwurfs us dem Bundesrat und ihre Wirkungsweise ausführlich u diskutieren. Dabei sollten wir uns auch einmal mit der sprachli hen Ausgestaltung der vorliegenden Änderungsvorchläge auseinander setzen. (Rainer Funke [FDP]: Das kann man wohl sagen!)


er eine oder andere Mammut- oder Schachtelsatz, den
an beim Studium des Entwurfes las, aber auch Formu-
ierungen wie „verdiente Vergütung“ in § 648 a des Ent-
urfes bergen Interpretationsprobleme und schaffen ge-
ebenenfalls neue Rechtsunsicherheiten. Ich sage dies
uch im Lichte der Diskussion, die wir bei der Sitzung
es Rechtsausschusses in Bonn aus Anlass des Deut-
chen Juristentages mit Herrn Professor Kirchhof ge-
ührt haben.
Ich würde mich im Übrigen auch freuen – insofern

ehme ich Ihre Schlussworte dankend auf, Herr
anzewski –, wenn wir uns einmal mit der Grundfrage
useinander setzen würden, ob das Werkvertragsrecht in
einer Grundstruktur den Besonderheiten des Baurechts
usreichend Rechnung trägt. Wir wissen, dass die Ver-
ragsgestaltung im Bereich des Bauvertrages außeror-
entlich komplex ist; er gehört zu den so genannten
omplexen Langzeitverträgen. Wir fragen uns immer
ieder: Reichen die Instrumente des Werkvertragsrech-
es für die spezifische Form des Bauvertrages aus? Die
esonderheit des Werkvertragsrechtes liegt – auch wenn
s an einer Stelle durch die Änderungen durch das
esetz zur Beschleunigung fälliger Zahlungen durch-
rochen wurde – immer noch darin, dass es nicht nur
ine große Typenvielfalt von Werkvertragsgestaltungen






(A) )



(B) )


Andrea Astrid Voßhoff

unter einem Dach vereint, sondern dass es wegen der
großen Vorleistungspflicht ein hohes Risiko für den
Werkunternehmer beinhaltet.

Auch der unzweifelhafte Vorzug der Abstraktheit der
Normen des Werkvertragsrechts hat wegen der auffälli-
gen Besonderheiten des Baurechts ein mehr als beacht-
liches Ausmaß an Richterrecht in den vergangenen Jah-
ren ausgelöst. Ferner stellt sich die Frage, ob die VOB,
die ja eigentlich für die speziellen Belange der öffentli-
chen Hand gedacht war, nicht zunehmend die Funktion
eines Ersatzrechtes übernommen hat.


(Rainer Funke [FDP]: Ist doch gut!)

– Das muss man nicht kritisieren; aber man kann es ein-
mal thematisieren. In seiner rechtlichen Grundstruktur
hebt das Werkvertragsrecht doch im Wesentlichen auf
den einmaligen, punktuellen Leistungsaustausch ab. Der
Bauvertrag aber gehört zu den komplexen Langzeitver-
trägen – ich sagte es – mit einer Vielzahl von Änderun-
gen und zusätzlichen Leistungen: Kaum ein Bauwerk
wird so ausgeführt, wie es ursprünglich geplant bzw. be-
stellt war. Sind wir deshalb nicht vielleicht aufgefordert,
in den anstehenden Ausschussberatungen nicht nur die
Details dieses Entwurfes zu beraten, sondern nochmals
der Grundfrage nachzugehen, ob der Gesetzgeber das
Bauvertragsrecht nicht innerhalb des BGB auf geeigne-
tere gesetzliche Grundlagen stellen sollte? Ist Justitias
Waagschale bei der – zwar durch die Übernahme der
Abschlagszahlungsregelung aus der VOB durchbroche-
nen, aber im Kern immer noch bestehenden – Pflicht des
Unternehmers zu hohen Vorleistungen noch im Gleich-
gewicht? Ich stelle diese Frage weniger im Hinblick auf
das Verhältnis des privaten Häuslebauers zu seinem Bau-
unternehmer, eher mit Blick auf das Verhältnis eines Ge-
neralunternehmers zu seinem Subunternehmer. Ist es
dem Vertrauen in den Rechtsstaat dienlich, wenn viele
Handwerker den Eindruck haben, dass dieser Rechts-
staat ihnen das Recht verweigert und den Schuldnern ge-
stattet, sich hinter Vorschriften zu verstecken?

In der Rechtsgeschichte des Werkvertragsrechtes ge-
hen Bestrebungen in dieser Frage bis in das Jahr 1909
zurück, wie durch das damals zwar unvollständige, aber
heute noch geltende Gesetz über die Sicherung von Bau-
forderungen deutlich wird. Die Bundesregierung hat in
ihrer Stellungnahme zum Bundesratsentwurf darauf hin-
gewiesen, dass die Bund-Länder-Arbeitsgruppe beab-
sichtigt, sich auch weiterhin mit der Überprüfung des
Bauvertragsrechtes – auch unter Verbraucherschutzge-
sichtspunkten – befassen zu wollen. Ich würde mir wün-
schen, meine Damen und Herren Kollegen, dass wir in
diesem Hause das Thema ebenso aufnehmen und es
nicht allein der Länder-Bund-Arbeitsgruppe überlassen.
Mir erscheint eine Befassung des Parlaments – konkret:
des Rechtsausschusses – mit diesem Thema geboten und
sinnvoll.

Ich darf an dieser Stelle abschließend der Bund-Län-
der-Arbeitsgruppe für ihre bisherige Arbeit in der Frage
der Verbesserung der Sicherung von Bauforderungen
danken. Mein Dank gilt insbesondere aber auch den
Ländern Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Bran-
denburg, die dieses Thema im Interesse unserer kleinen

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(C (D nd mittelständischen Wirtschaft immer wieder auf die arlamentarische Tagesordnung gebracht haben. Es ist jetzt unsere Aufgabe, die guten Vorschläge in iesem Gesetz umzusetzen. Vielen Dank. Das Wort hat jetzt der Kollege Jerzy Montag von ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol ege Manzewski hat bereits die Vorgeschichte dieses esetzentwurfs des Bundesrates, der uns erreicht hat, argestellt. Wir haben es schon in der letzten Legislatureriode mit einem Gesetzentwurf zu einem Forderungsicherungsgesetz zu tun gehabt. Dieser Gesetzentwurf ist uf erhebliche Kritik gestoßen. Er war einseitig ausgeichtet und in ihm wurden die Verbraucherinteressen icht berücksichtigt. Die Vorschläge waren einerseits unraktikabel und andererseits rechtlich unhaltbar. Desween war es völlig richtig, dass dieser Gesetzentwurf icht Gesetz geworden ist. Über das Instrument des vorgeschlagenen Eigentums orbehalts für eingebaute Sachen als ein Beispielfall der issglückten Vorschläge hat Herr Kollege Manzewski ereits berichtet. Deswegen ist es völlig richtig, dass wir llesamt – ich nehme an, auch die Opposition – diesen esetzentwurf sehr kritisch überprüfen und nicht einfach ur loben, dass wieder ein Gesetzentwurf in dieser Sache om Bundesrat kommt. Wir müssen genau schauen, welhe Vorschriften das sind und was sie bringen können. Ich finde die Problembeschreibung in dem Gesetzenturf zwar richtig, aber äußerst einseitig. Es werden zwar ie Situation der Werkunternehmer, der Handwerker, der ittelständischen Unternehmen, die zunehmende Anahl an Insolvenzen, die langen Streikdauern und Fordeungsausfälle bekannt gemacht; auf die andere Vertragsartnerseite, nämlich die Besteller und Auftraggeber, owie auf ihre Rechte wird in diesem Gesetzentwurf ber weder im Vorwort noch in der Begründung, noch in en Vorschriften irgendwie eingegangen. Deswegen enke ich, dass wir uns auch genau diesem Problem zuenden müssen, weil ich nicht einsehe, dass der Verraucher, der private Häuslebauer, wegen Pfusch am au und wegen einer schlechten Werkleistung immer ehr ins Nachsehen kommen soll. Wir können die Verschiebung der grundlegenden ormen des Werkvertragsrechts, nach denen der Werknternehmer in Vorleistung zu treten hat und die Bezahung des Werkes erst dann erfolgt, wenn es mängelfrei bgeliefert worden ist, nicht fortwährend scheibcheneise verschieben, ohne zu bedenken, dass der Besteller amit in eine nachteilige Situation gerät. Für mich wäre die Nichterwähnung dieser Vertrags artnerseite in dem Gesetzentwurf kein so großes Prolem gewesen, wenn mir nicht gleichzeitig die auch in Jerzy Montag dem Entwurf enthaltene Frage nach der angeblichen Zahlungsmoral – dieser Begriff wird aber auch anderweitig verwendet – aufgestoßen wäre. Ich glaube nicht, dass die Tatsache, dass es Insolvenzen und lange Streikdauern gibt, damit zu tun hat, dass die Moral bei den Vertragspartnern brüchig ist, und dass es lediglich darauf ankommt, die Moral der einen Seite zu heben, damit sie fällige und berechtigte Forderungen anerkennt und bezahlt. Die Vorschriften, die der Bundesrat als Vorschläge formuliert, sind nicht geeignet, die Moral der einen Vertragsseite zu heben. In dem Gesetzentwurf wird behauptet, dass gerade die unzureichenden rechtlichen Rahmenbedingungen und die strukturellen Schwächen des Werkvertragsrechts zu diesen Problemen in der Praxis führen. Schauen wir uns diese Vorschläge einmal an. Ich muss Ihnen sagen, dass mir das bei lediglich einer Vorschrift unmittelbar einleuchtet: Es ist der neue § 641 Abs. 2 BGB, bei dem es um das Problem des Subunternehmers geht. Der Subunternehmer hat einen fälligen Anspruch in dem Moment, in dem der Besteller den Generalunternehmer bezahlt hat. Da er aber von der Bezahlung nichts weiß und nicht einmal einen Auskunftsanspruch hat, ist der Subunternehmer – das ist faktisch in vielen Fällen so – in einer benachteiligten Position. Insofern finde ich, dass diese Neuregelung durchaus diskussionswürdig ist. Aber bei den anderen Vorschlägen habe ich Zweifel, ob sie die Zahlungsmoral heben und den Werkunternehmern helfen werden. Zu der Frage der vorläufigen Zahlungsanordnung durch einen neuen Titel in der Zivilprozessordnung, eine Art vorweggenommene vorläufige Vollstreckbarkeit, aber mit Sicherheitsleistung und Abwendungsbefugnis, hat der Kollege Manzewski schon das Nötige gesagt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in Deutschland viele Richter geben wird, die eine hohe Erfolgsaussicht attestieren, bevor das Verfahren Entscheidungsreife erlangt hat. Dann aber ist ein Endurteil fällig. Im materiellen Recht kommt auf uns der Vorschlag zu – damit will ich meine Darstellung der Punkte schließen –, nicht mehr Abschlagszahlungen für in sich abgeschlossene Werkteile, sondern für jegliche Werkteile einzuführen, die der anderen Seite in nicht entziehbarer Weise zur Verfügung gestellt werden. Man kann das auch so verstehen, dass der Gastwirt in Zukunft die Suppe löffelweise abrechnen kann, weil er sie dem Gast, wenn dieser sie heruntergeschluckt hat, nicht mehr entziehen kann. Beim Hausbau wäre jeder Ziegel abrechenbar, sobald der Mörtel hart geworden ist. Ich glaube, dass solche Regelungen die Zahlungsmoral nicht heben werden und dadurch das Vertrauensverhältnis der Werkvertragspartner nicht gestärkt wird. Ich komme noch zu drei Punkten im Gesetzentwurf. Nein, Herr Kollege Montag, ich habe Ihnen schon sehr viel mehr Redezeit eingeräumt. d a r d F h s d s h n l G f s f n g g k H d i t a n s r r e s l h w d m s d (C (D Dann will ich es dabei bewenden lassen. – Wir wer en diesen Gesetzentwurf in den Beratungen des Rechtsusschusses ganz genau studieren, uns in einer Anhöung die Auffassung der beteiligten Kreise anhören und ann zu einer vernünftigen Lösung kommen. Danke. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513308800
Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513308900

(Beifall des Abg. Joachim Stünker [SPD])





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Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513309000
Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513309100


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513309200


Das Wort hat der Kollege Rainer Funke von der FDP-
raktion.


Rainer Funke (FDP):
Rede ID: ID1513309300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vierein-

alb Jahre nach In-Kraft-Treten des Gesetzes zur Be-
chleunigung fälliger Zahlungen müssen wir feststellen,
ass die von der Bundesregierung damals mit dem Ge-
etz angestrebten Ziele nicht erreicht wurden. Uns liegt
eute der Entwurf des Forderungssicherungsgesetzes
un schon zum zweiten Mal vor, nachdem wir ihn in der
etzten Legislaturperiode – wohlgemerkt aus gutem
rund, Frau Kollegin Voßhoff – gegen die Wand haben
ahren lassen, indem wir uns mit diesem unfertigen Ge-
etzentwurf nicht befasst haben.
Werkunternehmer – auch das muss man allerdings

eststellen –, insbesondere die der Baubranche, leiden
och immer unter Forderungsausfällen. Die Bemühun-
en zur Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedin-
ungen zur Durchsetzung von Forderungen und zur Stär-
ung der Zahlungsmoral können wir zwar vor allem im
inblick auf die bisherigen unzureichenden Reformen
er Bundesregierung begrüßen. Die angeschlagene und
mmer schlechter werdende wirtschaftliche Lage der Un-
ernehmen, insbesondere in der Bauwirtschaft, muss
ber gestützt und aufgefangen werden.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Im Handwerk führen – darauf hat die Bundesjustizmi-

isterin zu Recht hingewiesen – die Forderungsausfälle
ogar dazu, dass zwei von drei Insolvenzen unter ande-
em auf die mangelnde Zahlungsmoral ihrer Kunden zu-
ückzuführen sind. Der vorliegende Gesetzentwurf
rfüllt aber nicht die Voraussetzungen, um diesen Tatbe-
tand zu beseitigen. Herr Kollege Montag und Herr Kol-
ege Manzewski haben eben schon ausführlich darauf
ingewiesen, welche Bedenken gegen diesen Gesetzent-
urf vorliegen. Wir haben ebenfalls große Zweifel an
iesem Gesetzentwurf, auch wenn die Bundesjustiz-
inisterin den Gesetzentwurf des Bundesrates lobt.
Ich glaube, dass zunächst einmal die Bundesländer

elber aufgerufen sind, den unhaltbaren Zuständen bei
en Gerichten durch bessere Personalausstattung


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Rainer Funke

und durch bessere Besoldung der Sachverständigen ent-
gegenzutreten, um so zu schnelleren Verfahren zu kom-
men. Damit wäre auch der Bauwirtschaft geholfen.

Den Bauhandwerkern ist das eine oder andere Recht,
das sie heute schon haben, nicht hinreichend bekannt.
Dazu bedarf es aber keines neuen Gesetzes, sondern
dazu bedarf es der Aufklärung durch die jeweiligen Lan-
desregierungen


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


und es bedarf der Aufklärung durch die Handwerker-
schaft selbst oder durch die Bauindustrie. Wir haben ge-
nügend gesetzliche Möglichkeiten, hier Abhilfe zu
schaffen. Also: mehr Eigenhilfe, anstatt immer gleich
nach dem Gesetzgeber zu rufen!

Wir werden uns dieses Gesetz des Bundesrates genau
ansehen. Wir werden sehr kräftig nacharbeiten müssen,
wenn wir dieses Gesetz überhaupt passieren lassen. Die
Frage eines großen Werkvertragsrechts ist zwar eine sehr
ambitionierte Angelegenheit, ich glaube aber, dass wir
jetzt zwei Jahre Zeit haben, das noch ins Werk zu setzen.
Wenn alle mitarbeiten, Herr Manzewski, Herr Montag
und Frau Voßhoff, dann können wir es schaffen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der FDP und der SPD sowie des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513309400

Das Wort hat jetzt der Parlamentarische Staatssekretär

Hartenbach.

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Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1513309500


Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
liebe Kollegen! Ich darf zunächst einmal auch meiner
Enttäuschung darüber Ausdruck verleihen, dass kein
Vertreter der hoch gelobten Länder Sachsen und Sach-
sen-Anhalt und wie sie alle heißen mögen heute hier ist.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und des Abg. Otto Fricke [FDP])


Es genügt nicht – das sage ich für die
Bundesregierung –, dass man ein solches Gesetz im
Bundesrat einbringt, man muss es auch dort, wo es ver-
abschiedet wird, vorstellen.

Bestimmt weiß jeder von Ihnen, liebe Kolleginnen
und Kollegen, von Handwerkern zu berichten, denen
trotz gar nicht schlechter Auftragslage das Geld ausgeht,
bei denen „Feuer unterm Dach“ ist. Immer wieder ist da-
bei die Klage über die schlechte Zahlungsmoral der
Kunden zu hören. Ich verstehe das gut, muss aber an die-
ser Stelle auch in Ihre Richtung, verehrte Frau Kollegin
Voßhoff, eines betonen: In der Praxis hat sich gezeigt,
dass die Schwierigkeiten handwerklicher Betriebe im
Kern gerade nicht auf eine Unzulänglichkeit der zivil-
rechtlichen Vorschriften zurückzuführen sind. Eine wirk-

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(C (D iche Verbesserung der Situation hängt davon ab, dass ie Handwerker von den heute schon zur Verfügung steenden Instrumentarien tatsächlich Gebrauch machen. All das sollte uns aber nicht davon abhalten, weiter an öglichen, wenn vielleicht auch nur kleinen Verbesseungen der rechtlichen Rahmenbedingungen zu arbeiten. er Bundesrat hat dafür den Entwurf eines Forderungsicherungsgesetzes beschlossen, der im Wesentlichen uf die Arbeitsergebnisse der beim Bundesministerium er Justiz eingerichteten Bund-Länder-Arbeitsgruppe Verbesserung der Zahlungsmoral“ zurückgeht. Diese rbeitsgruppe hat den ursprünglichen Gesetzentwurf der änder Thüringen und Sachsen deutlich verbessert. So onnte beispielsweise der systemwidrige Eigentumsvorehalt der Bauhandwerker an eingebauten Materialien erhindert werden. Das Forderungssicherungsgesetz in seiner jetzigen orm ist ein guter Ausgangspunkt für die parlamentarichen Beratungen. Ziel müssen Regelungen sein, die azu beitragen, die rechtlichen Rahmenbedingungen für ie Handwerker zu verbessern, ohne dabei berechtigte erbraucherinteressen zu vernachlässigen. Die geplanen Änderungen sowohl des materiellen Rechts als auch es Prozessrechts zielen nach Auffassung der Bundesreierung in die richtige Richtung. Sie sollen vor allem andwerkliche Betriebe in die Lage versetzen, fällige ahlungen gegenüber ihren Auftraggebern in deutlich ürzerer Zeit durchzusetzen. Die Bundesregierung beürwortet aus diesem Grund den Entwurf als einen guten nsatz, steht aber auch Verbesserungsvorschlägen uningeschränkt aufgeschlossen gegenüber. Ich will aus der Vielzahl der Vorschläge nur zwei unkte herausgreifen. Erstens die vorläufige Zahlungsanordnung: Dabei andelt es sich um ein neues Rechtsinstitut in der ZPO, it dem eine Lücke im Rechtsschutz geschlossen weren soll. So gibt es bestimmte Prozessarten, in denen das ericht typischerweise Sachverständigengutachten zu inzelnen Fragen einholen muss. Ich denke hierbei nicht ur an Bauprozesse, sondern auch an Mietund Schaenersatzklagen. Auch wenn nach der Durchführung eines Teils der eweisaufnahme mit einer hohen Wahrscheinlichkeit avon auszugehen ist, dass die Klageforderung zuminest zum Teil berechtigt ist, muss der Kläger nach dereitiger Rechtslage häufig noch lange auf sein Geld waren. Ich möchte das anhand eines Beispiels erläutern. Ein Kläger ist durch einen Verkehrsunfall, der von ehreren Beteiligten verursacht worden ist, schwer veretzt worden. Wenn das Gericht von der Haftung zuminest eines der Schädiger überzeugt ist, aber hinsichtlich er anderen Beteiligten noch Aufklärungsbedarf besteht, ann kann gegen diesen Schädiger in der Regel kein eilurteil ergehen – es sei denn, er erkennt an –, weil die heoretische Möglichkeit besteht, dass sich Teilund chlussentscheidung widersprechen. Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach Ich halte es für gerechtfertigt, in solchen Fällen dem Gericht die Möglichkeit zu bieten, dem Kläger die Klageforderung, die dafür eine hohe Aussicht auf Erfolg haben muss, zuzusprechen und eine vorläufige Zahlungsanordnung zur Abwendung besonderer Nachteile, die sich aus der voraussichtlichen Verfahrensdauer ergeben, zu erlassen. Denken Sie bitte an Ihre Redezeit! Al Selbstverständlich, verehrte Frau Präsidentin. Ich komme gleich zum Ende. Gestatten Sie mir nur noch wenige Sätze. – Hört doch zu! Ihr könnt dabei nur lernen. Zweitens soll auch bei den so genannten Druck zuschlägen eine Stellschraube verändert werden. Wir halten zwar den Druckzuschlag für ein wichtiges Mittel für den Verbraucher, aber wir meinen, dass – auch im Interesse der Handwerker – künftig vermieden werden sollte, dass Auftraggeber mit dem Ziel, fällige Zahlungen hinauszuzögern, sozusagen ins Blaue hinein Mängel behaupten. Darin sollten Sie mir eigentlich zustimmen. Vielen Dank, Frau Präsidentin! Ich bedanke mich auch bei Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, für Ihren Großmut, mir zugehört zu haben. Die Vorlage ist ein guter Ansatz für die Beratungen. Ich bin sicher, dass wir mit der Hilfe der Fachleute, die alle Richter oder Rechtsanwälte waren bzw. sind und die vielleicht auch schon selbst gebaut haben oder zumindest Ahnung vom Bauen haben, zu einem guten und vernünftigen Gesetz kommen. Wir laden auch diejenigen zur Zusammenarbeit ein, die keine Rechtspolitiker sind, sich aber ständig kritisch äußern. Vielen Dank und ein schönes Wochenende! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513309600
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1513309700

(Widerspruch bei der CDU/CSU)


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Na, na, na!)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513309800

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-

wurfs auf Drucksache 15/3594 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
andere Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann ist die
Überweisung so beschlossen.

Ich rufe die Zusatzpunkte 10 a und b auf:
a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-

nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zweiten
Gesetzes zur Änderung der Vorschriften zum
diagnoseorientierten Fallpauschalensystem
für Krankenhäuser und zur Änderung ande-

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(C (D rer Vorschriften (Zweites Fallpauschalenänderungsgesetz – 2. FPÄndG)

– Drucksache 15/3672 –

(Erste Beratung 121. Sitzung)


– Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten
Gesetzes zur Änderung der Vorschriften zum
diagnoseorientierten Fallpauschalensystem
für Krankenhäuser und zur Änderung ande-

(Zweites Fallpauschalenänderungsgesetz – 2. FPÄndG)

– Drucksache 15/3919 –

(Erste Beratung 131. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Gesundheit und Soziale Sicherung

(13. Ausschuss)

– Drucksache 15/3974 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Hans Georg Faust

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Gesundheit und So-
ziale Sicherung (13. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Dr. Hans Georg Faust, Horst
Seehofer, Andreas Storm, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der CDU/CSU
Versorgungssicherheit für Patientinnen und
Patienten durch sachgerechte Fallpauschalen
– Drucksachen 15/3450, 15/3974 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Hans Georg Faust

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich sehe
einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst

ie Parlamentarische Staatssekretärin Marion Caspers-
erk.

M
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1513309900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ür die Krankenhäuser in Deutschland bricht eine neue
eit an. Künftig werden die Leistungen nicht mehr nach
en Liegezeiten der Patientinnen und Patienten abge-
echnet. Die Vergütung richtet sich vielmehr nach Fall-
auschalen, die eine leistungsorientierte Vergütung er-
öglichen.
Wir haben das neue Vergütungssystem als lernendes

ystem geplant. Die ersten Erfahrungen im Zusammen-
ang mit der Umstellung spiegeln sich zwar im Budget
och nicht wider, aber wir hatten von Anfang an vorge-
ehen – das ist zugunsten von Effizienzgewinnen im
rankenhausbereich notwendig –, dass die Umstellung
es Systems in Etappen erfolgen muss.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk

Die Umsetzung unseres Vorhabens steht jetzt an. Für

die Krankenhäuser bedeutet das einen großen Umbruch.
Sie braucht ihre Zeit und muss mit der nötigen Sorgfalt
vollzogen werden. Gerade deshalb haben wir auf die
vonseiten der Krankenhausträger vorgebrachten Beden-
ken reagiert und in dem Entwurf eines Zweiten Fall-
pauschalenänderungsgesetzes vorgesehen, dass den
Krankenhäusern mehr Zeit für die Umstellung auf Fall-
pauschalen bleibt. Wir wollen die Übergangsphase um
ein Jahr verlängern.

Ein Teil der Krankenhäuser hat die Zeichen der Zeit
erkannt. Diese Krankenhäuser haben den Wandel bereits
vollzogen und machen positive Erfahrungen mit dem
neuen Vergütungssystem. Sie gehören zu den Gewinnern
der Reform. Ich möchte ihre Anstrengungen ausdrück-
lich loben und den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
tern, für die die Umstellung eine große Herausforderung
ist, meine Anerkennung aussprechen.


(Beifall bei der SPD)

Für einen anderen Teil der Krankenhäuser ist die Um-

setzung mit Schwierigkeiten verbunden. Dazu gehören
insbesondere solche Krankenhäuser, die Leistungen der
Maximalversorgung anbieten, also zum Beispiel Leis-
tungen der Intensivmedizin bei Verbrennungen oder der
Onkologie, die mit besonders hohen Kosten verbunden
sind. Diese Krankenhäuser fordern eine längere Über-
gangsphase. Mit unserem Gesetzentwurf haben wir auf
ihre Sorgen reagiert. Und können das Gesetzgebungsver-
fahren heute abschließen.

Wie verhält sich aber die größte Oppositionsfraktion?
Sie verhält sich wie immer in den letzten Wochen in der
Gesundheitspolitik. Es gibt eine tiefe Kluft sowohl in-
nerhalb der CDU/CSU-Bundestagsfraktion als auch zwi-
schen der Unionsfraktion im Bundestag und den unions-
geführten Ländern. Während Sie einen Antrag
einbringen, der darauf abzielt, die ganze Umstellungs-
phase um ein Jahr zu verkürzen, fordern die unionsge-
führten Länder eine Verlängerung dieser Phase.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Was sagen denn eure Länder?)


Was gilt denn nun in Ihrer Gesundheitspolitik? Wir ha-
ben dagegen eine klare Richtung eingeschlagen und sind
gesprächsbereit. Wir haben mit den SPD-geführten Län-
dern mögliche Einigungslinien vorbesprochen.

Bei Ihnen geht es dagegen noch um die grundsätzli-
che Auseinandersetzung. Bis vor kurzem haben Sie Fall-
pauschalen vollständig abgelehnt. Ich bin sehr froh, dass
sich der Kollege Dr. Faust auch öffentlich für die Fall-
pauschalen stark gemacht hat, wie man lesen konnte. Ich
glaube, dass Sie in diesem Punkt einen ganz entschei-
denden Lernfortschritt erzielt haben.

Wir fordern von Ihnen auf der einen Seite Klarheit in
den Positionen und auf der anderen Seite die Bereit-
schaft zur Einigung im Vermittlungsverfahren, das be-
reits angekündigt worden ist. Eines ist klar: Sollten wir
uns nicht einigen, dann wäre das in der Tat eine schwere
Last für die Krankenhäuser. Deswegen appelliere ich an

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(C (D ieser Stelle noch einmal an alle: Seien Sie konsensbeeit! Unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wie lange halten denn die Konsense mit Ihnen? Das ist das Problem!)


Herr Kollege Zöller, da Sie im Moment mit dem Streit
n Ihrer eigenen Fraktion so beschäftigt sind, sehe ich Ih-
en diesen Zuruf nach. Bei uns halten Konsense relativ
ange. Die jetzt gefundene Regelung betreffend den
ahnersatz, die wir gegen Sie durchsetzen mussten, ha-
en wir beispielsweise schon immer vertreten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das verstehe ich nicht unter Konsens!)


Ich möchte an dieser Stelle deutlich sagen: Wir glau-
en, dass die vorhandenen Bedenken mit dem Gesetz-
ntwurf ein Stück weit entkräftet werden. Wir wissen,
ass eine Einigung mit den Ländern in den anstehenden
erhandlungen relativ nahe ist.
Ich möchte aber auch sagen, wo ich noch Handlungs-

edarf sehe. Wir müssen etwas zur Verbesserung der Si-
uation der Kinderkrankenhäuser tun. Hier müssen wir
benfalls über Einigungsmöglichkeiten reden, genauso
ie bei den Kappungsgrenzen. Wir sind zwar gesprächs-
ereit. Aber wir werden das, was Sie in Ihrem Antrag
ordern, auf keinen Fall mittragen. Sie wollen die Uni-
ersitätsklinika herausnehmen und im Prinzip alle ande-
en Krankenhäuser, die ebenfalls spezialisierte Leistun-
en anbieten, nicht berücksichtigen. Das würde zu neuer
ngerechtigkeit führen. Das will niemand. Interessanter-
eise halten selbst die unionsgeführten Länder diese
orderung nicht mehr aufrecht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Sorgen Sie dafür, dass klar wird, wohin die Union in

er Gesundheitspolitik will, und zwar nicht nur beim
hema Fallpauschalen, sondern auch beim Thema Kopf-
auschale. Auch hier befinden Sie sich ja noch in der
iskussion. Immer wenn der Begriff „Pauschale“ fällt,
ibt es Wirrwarr in Ihren Reihen. Sorgen Sie für Klar-
eit! Wir sind einigungsbereit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513310000

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Dr. Hans Georg

aust.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hans Georg Faust (CDU):
Rede ID: ID1513310100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Früher bekam
in Krankenhaus für jeden Tag, den ein Patient im Bett
ag, das gleiche Geld. Da konnte es schon einmal passie-
en, dass jemand erst am Montag statt schon am Freitag
ntlassen wurde, weil das dem Krankenhaus natürlich
usätzliche Einnahmen gebracht hat. Aus meiner Zeit als






(A) )



(B) )


Dr. Hans Georg Faust

Assistenzarzt kann ich mich daran noch gut erinnern.
Das war für die Krankenhäuser gut, aber für das finan-
zielle Fundament des Gesundheitswesens schlecht. Wer
so etwas nicht wollte, musste sich ein neues Finanzie-
rungsinstrument überlegen. Das Instrument waren da-
mals die Fallpauschalen.

Fallpauschalen sind richtig.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Weil das so ist, haben die CDU/CSU und die FDP 1992
die Fallpauschalen eingeführt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


Sie haben die Fallpauschalen allerdings mit anderen Ver-
gütungsformen kombiniert.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Erklären Sie Ihr Einverständnis, dann fahren wir nach Hause!)


Fallpauschalen sind für mehr Konstellationen richtig,
als wir 1992 dachten. Deswegen sprechen wir uns für
eine sinnvolle Weiterentwicklung des Fallpauschalen-
systems aus.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ist es!)

Fallpauschalen sind aber auch heute nicht für alles rich-
tig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


Weil das so ist und Sie, meine Damen und Herren von
Rot-Grün, das erst in einem schmerzlichen Erkenntnis-
prozess lernen wollen, sitzen wir heute schon wieder zu-
sammen und diskutieren nun über ein Zweites Fallpau-
schalenänderungsgesetz.

Das Ganze hat drei entscheidende Webfehler:
Der erste ist ganz grundsätzlicher Natur. Sie haben

uns, den Krankenhäusern, den Patienten, den Ärzten und
auch wohl sich selbst nicht klar gemacht, zu welchem
Zweck, mit welchem Ziel Sie das umfassende Fallpau-
schalensystem einführen wollen. Bauen Sie ein Klassifi-
kationssystem für Patienten in ein Preissystem um,


(Erika Lotz [SPD]: Das ist eine Argumentation!)


damit ein Markt, ein Pseudomarkt, ein Wettbewerb, ein
Verdrängungsdruck unter den Krankenhäusern entsteht?
Ist das der Grund? Soll damit die Verweildauer im Kran-
kenhaus verkürzt werden? Sollen Betten abgebaut wer-
den? Sollen Krankenhäuser geschlossen werden? Sollen
Konkurrenz, Kooperation, Konzentration oder Konkurs
beschleunigt werden? Soll die Transparenz bei den Leis-
tungen zur Erhöhung der Planungssicherheit für die Län-
der verbessert werden? Oder stehen am Ende, wann auch
immer, feste, harte Preise, auf die sich ein Krankenhaus
einstellen muss? Was sind das dann für Preise: Fest-
preise, Höchstpreise, Richtpreise? Alle diese Fragen sind
nicht beantwortet. Damit gibt es keine Planungssicher-
heit und wir basteln am Zweiten Fallpauschalenände-
rungsgesetz.


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(C (D (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Fragen über Fragen und keine Antworten! – Gegenruf des Abg. Klaus Kirschner [SPD]: Sie sind doch immer für Wettbewerb, Herr Kolb! – Gegenruf des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber für richtigen Wettbewerb!)


Ich würde gern weiterreden, meine Herren. – Mark
wain hat die Situation einmal treffend wie folgt be-
chrieben: Als sie das Ziel aus den Augen verloren hat-
en, verdoppelten sie ihre Anstrengungen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Da passt auch: Gestern standen wir vor dem Abgrund, heute sind wir einen Schritt weiter! – Gegenruf von der SPD: Aus der rhetorischen Mottenkiste! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Karneval in Goslar!)


Aber nicht vor dem Abgrund.
Der zweite Webfehler ist die Zeitschiene. Liebe Kol-

eginnen und Kollegen von Rot-Grün, Sie sind an der
egierung. Sie haben sich damals – ebenfalls gegen un-
ere Vorstellungen – für die Einführung eines umfassen-
en Fallpauschalensystems in einer Dreistufenlösung
it einem Konvergenzende, das heißt für eine Anglei-
hung für alle in einem Bundesland, im Jahr 2007 ent-
chieden. Darauf haben sich die Krankenhäuser einge-
ichtet. Die schnellen und innovativen haben sich darauf
ut eingerichtet. Die anderen haben abgewartet, blo-
kiert, keine Daten geliefert. Das war vorherzusehen,
urde aber trotzdem forsch angegangen.
Ich erinnere mich noch an viele Gespräche, in denen

on Ihrer Seite gesagt wurde, es müsse Druck erzeugt
erden, und zwar Druck auf Veränderungen, welche
uch immer das sein mögen: Effizienzsteigerung, Res-
ourceneinsparung usw. Ein verschwommenes Bild ist
a im Fadenkreuz. Ohne ein Ziel kann man aber nicht ar-
eiten.


(Beifall der Abg. Gitta Connemann [CDU/ CSU])


Das merken Sie jetzt. Die deutschen Krankenhäuser
erken es auch schmerzvoll. Die Kommunen und die
änder sowie die Verbände und alle anderen, die Interes-
en haben, melden in dieser unübersichtlichen Gemen-
elage ihre Forderungen an. „Verlängerung der Konver-
enzphase“ und „Veränderung des Einstiegswinkels“
ind die Schlagworte.
Zum dritten Webfehler. Dabei geht es um das Instru-
entarium. Statt unserem Vorschlag zu folgen und das
allpauschalensystem da, wo es sinnvoll ist, zügig ein-
uführen und den Rest außen vor zu lassen, versuchen
ie, mit einer Verlängerung der Einführungsphase und
inem schonenderen Einstieg die Probleme zu kaschie-
en und zu entschärfen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


Ich kenne die Vorschläge, die unterbreitet werden.
abei wird der Fortschritt zur Schnecke. Sie tun das in






(A) )



(B) )


Dr. Hans Georg Faust

der Hoffnung, dass Sie so viel Zeit gewinnen, dass ver-
besserte Kalkulation den Aufprall auf die Wirklichkeit
für die Krankenhäuser überlebbar macht. Damit verprel-
len Sie all die Krankenhäuser, die sich seinerzeit auf Ihre
politischen Aussagen verlassen haben, die sich schnell
umgestellt haben und die im Wettbewerb leistungsfähig
sind. Mit anderen Worten: Da die Politik nicht für die
nötige Planungssicherheit sorgt, werden sie jetzt wieder
enttäuscht.


(Klaus Kirschner [SPD]: Wofür sprechen Sie sich jetzt aus, Herr Dr. Faust?)


– Sie kennen doch unseren Antrag. Ich kann daraus noch
einmal zitieren.

Was Sie vorhaben, ist mit der CDU/CSU-Bundestags-
fraktion nicht zu machen. Ein dauerndes Nachbessern
führt nur dazu, dass wir die Lösung der Probleme auf
den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben. Ich sehe schon
das Dritte und Vierte Fallpauschalenänderungsgesetz
kommen. Das gilt aber nicht nur für mich, sondern auch
für alle anderen, die an ihre besonderen Interessenlagen
denken: Landkreise und Städte, die privaten Träger, die
Universitätskliniken, die kirchlichen Einrichtungen und
die Länder. Alle haben unterschiedliche Interessen; alle
bewerten die von Ihnen ins Spiel gebrachten Werkzeuge
unterschiedlich; alle basteln die Komponenten inzwi-
schen unterschiedlich zusammen und führen, wenn sie
können, sogar neue Instrumente ein, die den auch von
Ihnen – das konzediere ich Ihnen gerne – geforderten
Fortschritt so lähmen, dass am Ende herzlich wenig pas-
siert. Das werden wir alle gemeinsam erleben.

Das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus
möchte ich ausdrücklich in Schutz nehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Bei den Kalkulationen für den neuen Fallpauschalen-
katalog 2005 hat es Bemerkenswertes geleistet. Es hat
das System mit ebendiesen Kalkulationen und den auch
von uns begrüßten Ausgliederungen und Anpassungen
entscheidend optimiert. Auch in den nächsten Jahren
sind solche Veränderungen in der Tat zu erwarten.

Sosehr sich dieses Institut auch anstrengt: Der Ent-
wicklungsweg ist von den Rahmenbedingungen vorge-
zeichnet, unter denen das Institut arbeiten muss. Dieser
Rahmen ist durch die bisherigen rot-grünen Gesetzes-
vorgaben und die Folgen aus dem Zweiten Fallpauscha-
lenänderungsgesetz – wenn dieser Gesetzentwurf denn
so verabschiedet wird – einfach schief.

Wir, die CDU/CSU-Bundestagsfraktion, werden die-
sem Gesetz nicht zustimmen. Wir betonen noch einmal,
dass ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess unter
Zuhilfenahme der verbesserten Kalkulationen und der
Ausgliederung der nicht sachgerecht abgebildeten Leis-
tungen mit anderen Vergütungen der bessere Weg wäre.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Der vorliegende Gesetzentwurf hat weitere schwer-

wiegende Mängel: Mehrmengen von Leistungen mit ho-
hem Sachkostenanteil können nur sehr schwer – ich sage

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(C (D icht: gar nicht – adäquat vergütet werden. Dies gilt zum eispiel für implantierbare Defibrillatoren zur Abwenung des plötzlichen tödlichen Kammerflimmerns im erzen, eine Maßnahme, die – das kann man auf jedem ardiologenkongress erfahren – nach medizinischer Erenntnis immer häufiger indiziert wird. Auf diesem Geiet sind deutliche Veränderungen notwendig. Überhaupt ist die Möglichkeit, medizinische Innova ionen in den Krankenhäusern einzuführen, durch büroratische Hemmnisse so erschwert, dass Verzögerunen von drei bis vier Jahren einkalkuliert werden üssen. Meine Erfahrung als Anästhesist im Krankenaus ist, dass diese Innovation bei dem heutigen mediintechnologischen Fortschritt nach drei bis vier Jahren berholt ist, weil schon die nächste Generation von Proukten auf dem internationalen Markt ist. Dennoch: Nicht alles an diesem Gesetzentwurf ist chlecht. Die Abkehr von Pauschalregelungen im Beeich der Ausbildung begrüßen wir. Wir glauben, dass en Erfordernissen mit der vorgesehenen Vereinbarung er Vertragsparteien über ein krankenhausindividuelles usbildungsbudget besser Rechnung getragen wird. uch die Regelung zu den finanziellen Vergütungen von alkulationskosten und zur vertraglichen Vergütungsereinbarung für Hebammen halten wir für richtig. Über allem steht aber der aus unserer Sicht vollkomen verkehrte Umgang mit dem Fallpauschalensystem ei ungeklärter Zielsetzung. Hier hat die rot-grüne Reierung Probleme unterschätzt, die Anpassungsfähigeit des Systems überschätzt, die Zeitabläufe nicht richig kalkuliert und den Zielpunkt nicht sauber markiert. s geht um die Verteilung von viel Geld im Krankenausbereich. Damit sind alle Interessierten auf den Plan erufen. Das Ende des Gesetzgebungsverfahrens wird in einen Wirkungen zunehmend schwer abschätzbar. Ein eg über vier Jahre bis 2008 ist mühsam zu beschreiten. ie es danach weitergeht, ist heute unklar. Gut, dass es spätestens 2006 eine Bundestagswahl ibt. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist vor allen Dingen für Sie nicht gut!)

Das werden wir noch sehen, Herr Schmidt. – Ich
ürde mich freuen, wenn ich danach noch aktiv Gesund-
eitspolitik machen kann. Für heute stellt sich die aktu-
lle Situation des Krankenhauses im Harz, in dem ich
och hin und wieder arbeiten darf, so dar, wie Heinrich
eine seine eigene nach einer Brockenbesteigung be-
chrieben hat:

Müde Beine,
spitze Steine
saure Weine,
Aussicht keine.
Heinrich Heine

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das gilt aber nur für Goslar! – Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513310200


Es passiert immer freitagmittags, dass Gedichte kom-
men. – Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Petra Selg.


Petra Selg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513310300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In Ihrer

Rede hat sich ja vieles super gereimt, aber ihre Logik hat
sich mir nicht ganz erschlossen.

An diesem Zweiten Fallpauschalenänderungsgesetz
haben ja bisher eigentlich alle Beteiligten ziemlich kon-
struktiv und, wie ich denke, sachorientiert gearbeitet.
Beim Prozess der Umstellung auf die DRGs war das
weitgehend genauso der Fall. Ich denke, auch das sollte
man einmal positiv anmerken. Wir gehen davon aus, lie-
ber Herr Faust, dass die sachorientierte Diskussionskul-
tur auch bei den Verhandlungen mit den Ländern in den
nächsten Wochen vorherrscht. Ich sehe diesen ziemlich
positiv entgegen und hoffe, Sie von der Opposition wer-
den sich so einbringen, dass wir zügig zu einem Konsens
kommen; denn nichts brauchen die Krankenhäuser der-
zeit mehr als Planungssicherheit.

Es liegt in der Natur der Sache, dass es bei einem so
wichtigen Thema Kontroversen gibt. In der Anhörung
haben sich zwei Punkte herauskristallisiert, bei denen
Schwierigkeiten bestehen: So geht es bei der Ausgestal-
tung der Konvergenzphase um die Frage, ob das Sys-
tem schon reif genug ist, einen so schnellen Umstieg zu
bewältigen. Wir haben allerdings immer gesagt, dass wir
das Fallpauschalensystem als ein lernendes System anse-
hen. Ein hundertprozentiges Funktionieren wird es mit
Sicherheit nie geben. Man darf aber nicht immer nur da-
rauf abheben, was alles nicht geht, sondern muss wirk-
lich auch einmal sagen, was geht. Da haben sich, wie ich
glaube, in den letzten Wochen Entwicklungen ergeben,
die zeigen, dass man auf einem guten Weg ist.

Der im vorliegenden Gesetzentwurf enthaltene Vor-
schlag, die Konvergenzphase von drei auf vier Jahre zu
verlängern und die Konvergenzschritte entsprechend an-
zupassen, ist deshalb sehr vernünftig. Unser Eindruck
ist, dass man den Anpassungsdruck der Häuser dadurch
erheblich mindert. Ich glaube auch, dass dadurch weder
der Einstieg ins System infrage gestellt wird noch dass
sich die vollständige Umstellung zu sehr verzögert.

Jetzt haben der Bundesrat – daran waren viele unions-
geführte Länder beteiligt – und die Deutsche Kranken-
hausgesellschaft deutlich gemacht, dass sie eine Verlän-
gerung der Konvergenzphase auf fünf Jahre sowie die
Einführung einer Kappungsgrenze für notwendig halten.
Es gibt diesbezüglich also anscheinend noch Diskus-
sionsbedarf innerhalb von CDU/CSU. Sie von der Union
fordern – darauf sind Sie nicht eingegangen, Herr Faust –
in Ihrem heute ebenfalls vorliegenden Antrag, die Kon-
vergenzphase bei drei Jahren zu belassen. Jetzt frage ich
mich schon, an wem dieser dritte Webfehler, von dem Sie
gesprochen haben, liegt. An uns liegt es mit Sicherheit
nicht. Einigen Sie sich also erst einmal mit Ihren Partei-
freunden in den Ländern, die angeblich ganz anderer
Meinung sind als Sie.



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(C (D Das mag wohl sein. Ein weiterer Punkt, den wir ebenfalls für wichtig hal en, ist die Finanzierung der Krankenpflegeausbildung n Zukunft. Fest steht, dass wir ab 2005 endlich eine ettbewerbsneutrale Ausbildungsfinanzierung haben weren. Hierzu gibt es aber zwei unterschiedliche Positioen: Die Deutsche Krankenhausgesellschaft gibt dem nsatz des vorliegenden Gesetzentwurfs, also der indiiduellen Aushandlung eines Ausbildungsbudgets vor rt, den Vorzug. Ihrer Ansicht nach gibt es noch keine erlässliche Datengrundlage für die Aufstellung einheiticher Pauschalen. Dagegen sprechen sich natürlich die esetzlichen Krankenkassen und der Deutsche Pflegerat us. Ich denke, auch deren Einwände sollte man ernst ehmen. Sie fordern nämlich, das geltende Recht beizuehalten und einen gemeinsamen Ausbildungsfonds zu ilden. Aus diesem Fonds würde die Ausbildung nach inheitlichen Pauschalen finanziert werden. Ich persönlich halte die Fondslösung prinzipiell und onzeptionell für eine gute Variante, die wir in unserem etzt vorliegenden Gesetzentwurf zumindest mittelfristig icht ausschließen. Die Pflegeausbildung sollte nämlich ache aller Träger sein, weil alle von ihr profitieren. Es ann nicht im Interesse einer qualitativ hochwertigen flegeausbildung sein, dass sie weiterhin am Finanzieungstropf der Krankenkassen hängt. Egal wie man sich ntscheidet, beide Seiten haben gute Argumente. Prioriät sollte bei dem noch zu findenden Umsetzungsmodell em Ziel eingeräumt werden, den bereits zu beobachtenen Rückgang von Ausbildungsplätzen zumindest zu toppen. Da sind sich alle Beteiligten einig. Es wäre eichlich absurd, wenn einerseits Ausbildungsplätze veroren gingen, während andererseits der „Süssmuth-Rat“ n seinem jüngsten Bericht vorschlägt, im Pflegebereich rbeitskräfte aus dem Ausland anzuwerben. Insgesamt bleibe ich dabei: Bei den Problemen, die es ei diesem Gesetz noch zu lösen gibt, sind sich alle Akeure grundsätzlich einig, dass mit der Umstellung auf as DRG-System ein guter Weg zu mehr Effizienz, Efektivität, Transparenz und vor allem mehr Patientenorintierung beschritten wurde. Deshalb bin ich überzeugt, ass wir zu einer guten Lösung kommen werden. Auch ir haben 2006 natürlich im Blick. Aber wir verlieren ie das Ziel aus den Augen. (Otto Fricke [FDP]: Sie müssen es auch erreichen!)


(Klaus Kirschner [SPD]: Der dritte Mann!)


Wir werden das Ziel auch erreichen. – Sie sind jetzt
ufgefordert, zügig zu einem Kompromiss zu kommen,
enn nichts ist schlimmer als Unsicherheit, wie Sie sie
urzeit unter die Bevölkerung streuen. Wir brauchen im
inne der Krankenhäuser Planungssicherheit. Darum
ordere ich Sie auf: Setzen Sie sich zügig an den Tisch
nd kommen Sie zu einer Einigung! Dann sind wir auf
inem guten Weg.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513310400

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Heinrich Kolb.


(Klaus Kirschner [SPD]: Jetzt wollen wir einmal etwas zur Marktwirtschaft hören!)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1513310500

Aber sicher! – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Die FDP hat die Einführung diagnoseori-
entierter Fallpauschalen im Grundsatz immer begrüßt.
Allerdings war uns auch immer klar, dass man ein sol-
ches System sorgfältig implementieren muss. Deswegen
wäre uns eine schrittweise Weiterentwicklung der Fall-
pauschalen lieber gewesen als die Komplettumstellung,
die die Bundesregierung jetzt vorgenommen hat. Aber
die Entscheidung ist getroffen und es ist müßig, darüber
zu reden. Jetzt kommt es darauf an, die Rahmenbedin-
gungen so zu schaffen, dass die Krankenhäuser, die für
die medizinische Versorgung notwendig sind, erhalten
bleiben, und die Anreize so zu setzen, dass die Behand-
lungseffizienz gesteigert wird.

Zweitens. Die Anhörung hat ergeben, dass noch lange
nicht alle DRGs das Kosten-Leistungs-Geschehen kor-
rekt abbilden können. Das ist zum einen auf die man-
gelnde Datenlage zurückzuführen. Es besteht die Hoff-
nung, dass dieses Problem jetzt durch die vorgesehene
Refinanzierung gelöst werden kann. Zum Teil ist es aber
auch darauf zurückzuführen, dass – das hat der Kollege
Faust schon angesprochen – sich bestimmte Leistungen
gar nicht oder nur sehr schwer in einer Pauschale abbil-
den lassen. Das trifft zum Beispiel auf die Rheumatolo-
gie, die Palliativmedizin, die Onkologie, die Behandlung
seltener Krankheiten und Spezialleistungen der Hoch-
schulmedizin zu. Problematisch wird es immer dann,
wenn die Behandlung eine hohe Variabilität aufweist.
Dem muss durch spezifische Regelungen Rechnung ge-
tragen werden. Das kann ein Fallpauschalensystem, Herr
Vorsitzender, nur um den Preis einer hohen Unübersicht-
lichkeit leisten.

Drittens. Der Gesetzentwurf sieht eine Verlängerung
der Konvergenzphase vor. Allerdings halten wir diese
Verlängerung vor dem Hintergrund der noch bestehen-
den Unsicherheiten für nicht ausreichend. Auch im Hin-
blick darauf, dass die Krankenhäuser zurzeit nicht nur
mit der Umsetzung der Fallpauschalen zu kämpfen ha-
ben, sondern sich auch mit einer Vielzahl von anderen
Regelungen herumschlagen müssen – ich nenne hier als
Beispiele nur die integrierte Versorgung und die Di-
sease-Management-Programme –, reicht dieses eine Jahr
in unseren Augen nicht aus.


(Beifall bei der FDP)

Vierter Punkt. Wir brauchen eine Kappungsgrenze,

die dafür sorgt, dass sich die Verluste von Krankenhäu-
sern bei der Umstellung unterhalb einer klar definierten
Obergrenze halten.


(Zuruf des Abg. Peter Dreßen [SPD])

Ich denke, niemandem ist damit gedient, Herr Kollege
Dreßen, wenn die Krankenhäuser, die für die Versorgung
der Bevölkerung benötigt werden, aufgeben müssen,
weil sie in der Kürze der Zeit den notwendigen Anpas-
sungsprozess nicht vollziehen können.

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(C (D Dass wir uns hier nicht missverstehen, Herr Kollege reßen: An dem Anpassungsprozess selbst führt kein eg vorbei. Es gibt unzweifelhaft Unwirtschaftlichkei en bei Krankenhäusern. Aber die betroffenen Krankenäuser müssen die Chance haben, den notwendigen Anassungsprozess zu vollziehen. Fünfter Punkt. Es fehlt – das ist ganz entscheidend – ach wie vor eine Aussage seitens der Bundesregierung nd der Koalition darüber, wie es nach der Beendigung er Konvergenzphase weitergehen soll. Das aber ist für ie Planung der Krankenhäuser von ganz entscheidender edeutung. Fallen dann die Budgets tatsächlich weg? ie soll denn so ein wettbewerbliches Preissystem, das ie wollen, im Einzelnen aussehen? Professor Neubauer eispielsweise hat in der Anhörung darauf hingewiesen, ass es gerade keinen Sinn macht, einheitliche Preise orzusehen und dann von Wettbewerb zu reden. Hierzu üsste es eine Aussage im Gesetz geben. Das ist bisher icht der Fall. Die FDP lehnt den Gesetzentwurf in der vorliegenden assung ab. Wir hoffen aber, dass unseren hier angesprohenen Bedenken im Vermittlungsausschuss, dem wir it viel Zuversicht entgegensehen, Rechnung getragen ird. Danke schön. Jetzt hat der Abgeordnete Horst Schmidbauer das ort. Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Ausge echnet in einer Zeit, in der die Krankenhäuser Plaungssicherheit brauchen, erleben wir heute eine gespalene Opposition, wie es „schöner“ nicht mehr geht. Die DU/CSU ist sich nicht einig. Vor einem halben Jahr hat an in Bayern gehört, dass es keine Verlängerung der onvergenzphase geben soll. Jetzt hört man, dass es eine erlängerung um zwei Jahre geben soll. Wie sollen so, itte schön, die Krankenhäuser Planungssicherheit beommen? Aus dem, was die FDP heute sagt, kann man erken en, dass sie Angst hat, dass marktwirtschaftliche Prinziien endlich für den Krankenhausbereich eingeführt erden. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Unsinn! Wir wollen schon Wettbewerb!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513310600

(Beifall bei der SPD)

Horst Schmidbauer (SPD):
Rede ID: ID1513310700

ie gehen der Marktwirtschaft aus dem Weg, wenn Sie
eiterhin auf Budgets basierte Lösungen herbeiführen
ollen.


(Otto Fricke [FDP]: Herr Schmidbauer, das ist keine Gewerkschaftsversammlung!)


as macht Angst für die Zukunft. Es ist das Gegenteil
on dem, was wir brauchen, nämlich verlässliche Daten






(A) )



(B) )


Horst Schmidbauer (Nürnberg)


hinsichtlich der Zeiträume für Krankenhäuser, damit sie
diese schwierige Umstellung schaffen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir liegen mit unserem Vorschlag exakt in der Mitte.
Den Langsamläufern unter den Krankenhäusern kom-
men wir entgegen, indem wir die Konvergenzphase um
ein Jahr verlängern. Aber dann muss es wirklich funktio-
nieren.

Ich hatte eigentlich gedacht, dass die Zeit der Be-
denkenträger und der Kleingeister, die so empfindlich
auf diese Umstellung reagiert haben, vorbei ist. Ich war
heute aber sehr erstaunt, als ich an den Ausführungen
von Herrn Dr. Faust erkennen konnte, dass diese Zeit
noch nicht überwunden ist.

Im Gegenteil: Man versucht jetzt, eine neue Legende
zu stricken. Wir wehren uns mit allem Nachdruck dage-
gen. Denn es steht nirgendwo im Gesetz und es ist durch
keinerlei Äußerung belegbar, dass wir von einer hundert-
prozentigen Fallpauschalenregelung gesprochen oder sie
beabsichtigt haben.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sondern?)

Ich sage Ihnen: Unterlassen Sie in Zukunft solche Unter-
stellungen! Wir sind nie in Richtung einer hundertpro-
zentigen Fallpauschalenregelung gegangen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wie viel?)

Wir haben vielmehr gesagt: Was durch Fallpauschalen
abzubilden ist, wird mit Fallpauschalen kalkuliert, und
zwar nach deutscher Krankenhauskultur. Die deutsche
Krankenhauskultur wird sich in einem deutschen Fall-
pauschalensystem wiederfinden und nichts anderes.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir müssen akzeptieren, dass es sich um ein lernen-
des System handelt. Das heißt, wir stülpen den Kranken-
häusern nichts über. Wir nehmen vielmehr auf, was bei
den Krankenhäusern läuft.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das sehen die Krankenhäuser aber anders!)


Es gibt bei uns kein Dogma. Da wir für ein lernendes
System sind, ist unser Ziel, dass bei der Abbildung von
Krankheitsverläufen und bei der Erstattung der Behand-
lungskosten ausdifferenziert und nicht ausgegliedert
wird. Der entscheidende Punkt ist also, dass wir für eine
Ausdifferenzierung sind. Wo es keine exakte Abbil-
dung gibt und wo ein falscher Preis herauskommen
könnte, muss es eine Ausdifferenzierung geben. Aber
man darf nicht einfach sagen, dass man diesen Teil bes-
ser ausgliedern sollte. Das würde dem Aspekt, den ich
gerade genannt habe, nicht Rechnung tragen.


(Beifall bei der SPD)

Herrn Dr. Faust kann ich nur empfehlen, dass er ein-

mal in den Katalog 2005 hineinschaut. Dieses ganze Ge-
rede, das wir heute gehört haben, würde dann verstum-
men, weil der Katalog 2005 genau aufzeigt, dass wir auf

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(C (D usdifferenzierung setzen. Die Selbstverwaltung sprich: alle Krankenhäuser und alle Krankenkassen – aben diesen Katalog einstimmig gebilligt. Was ist dort nthalten? Es ist eine Vergütung für Langlieger vorgeseen. Es ist richtig, dass die Krankenhäuser, die schweere Fälle und ältere Menschen behandeln müssen, ihre eistungen entsprechend vergütet bekommen. 75 Zusatzentgelte werden eingeführt. Wenn in einem esonderen Fall hohe Arzneimittelkosten anfallen, dann erden sie separat vergütet, sodass das Krankenhaus icht benachteiligt wird. Weil Sie nicht wissen, was Ausifferenzierung bedeutet, sage ich Ihnen: Wir haben in er Onkologie 40 neue Fallpauschalen eingeführt, um öglichst stark differenziert nach dem Grad der Behandung eine Abbildung zu ermöglichen. Bei den Kindern haben wir drei neue Alterssplits ein eführt, um auch hier differenzieren zu können und um erade im Bereich der Kinderkliniken eine korrekte Abildung der Leistung zu ermöglichen. Wir dürfen allerdings nicht verschweigen, dass alle orschläge, die zurzeit im Lande kursieren – wir haben eute gehört: weitere Verlängerung der Konvergenzhase, Einführung von so genannten Kappungsgrenen –, dazu führen würden, dass die Guten bestraft und ie Langsamen belohnt würden. Ich glaube, das kann icht in unserem Sinn sein. Man muss sehr Acht geben, ass keine Ausweitung stattfindet. Einen Punkt möchte ich noch ansprechen: die Ausbil ungskosten in der Krankenpflege. Ich bin stolz daauf, dass wir im Januar nächsten Jahres mit einem Umageverfahren in der Krankenpflege anfangen; denn es eht nicht an, dass sich manche Krankenhäuser aus ihrer erpflichtung davonstehlen und dass diejenigen Kranenhäuser, die ausbilden, zahlen müssen. Da muss Ordung hinein. Diejenigen Krankenhäuser, die ausbilden, üssen unterstützt werden. Wir müssen aber auch dafür sorgen, dass die Kran enhäuser umgekehrt Transparenz herstellen. Ich habe ich in den letzten Tagen bemüht, von den Krankenkasen zu erfahren, was sie zurzeit für die Ausbildung in der rankenpflege aufwenden. Ich konnte keine präzise ahl erfahren, weil sich die Ausbildungskosten nach wie or in einer Art Dunkelkammer befinden bzw. in einem rt Basarbetrieb gehandelt werden. Da besteht Nachholedarf. Wir müssen dafür sorgen, dass die Krankenkasen, die Geld für die Ausbildung ausgeben, erfahren, as die einzelnen Krankenhäuser für die Ausbildung ufwenden. Wir müssen sicherstellen, dass die Beitragselder – wir sprechen hier nämlich über Beitragsgelder – ann auch tatsächlich in der vorgesehenen Höhe in der usbildung landen und nicht zum Stopfen irgendwelher Löcher herangezogen werden. Da müssen wir nachessern. Horst Schmidbauer Im Hinblick auf die Länder sage ich: Dieser Bereich ist sehr wichtig; wir reden hier nicht über Peanuts. Für die Ausbildung werden Beitragsgelder in Höhe von 1 Milliarde Euro aufgewendet. Ich denke, aufgrund dessen besteht ein Anspruch auf Klarheit und Offenheit. Daher sollten wir an den Bundesrat bzw. die Länder appellieren: Nehmt die Ausbildungsfrage bitte schön ernst! Sorgt mit uns dafür, dass Klarheit und Transparenz hergestellt wird! Wir können es aber nicht zulassen, dass die Situation entsteht, dass sich die Kassen provoziert fühlen und sagen: Wir verabschieden uns von den Ausbildungskosten in Höhe von 1 Milliarde Euro. Dann hätten nämlich die Länder diesen Klotz von 1 Milliarde Euro am Bein. Davor kann man nur alle warnen. Man sollte versuchen, einen Konsens zwischen den Pflegeorganisationen, den Gewerkschaften und den Krankenkassen zu finden. Herr Kollege. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir diesen Konsens er reichen. In diesem Sinne haben wir eine gute Chance, etwas nach vorn zu bringen. Ich glaube, die Menschen haben dies verdient. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513310800
Horst Schmidbauer (SPD):
Rede ID: ID1513310900


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513311000

Ich schließe damit die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von den

Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
eingebrachten Entwurf eines Fallpauschalenänderungs-
gesetzes. Der Ausschuss für Gesundheit und Soziale Si-
cherung empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschluss-
empfehlung, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte
diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen,
um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Der Gesetzentwurf ist mit den Stimmen der Koa-
litionsfraktionen gegen die Stimmen der CDU/CSU und
der FDP in zweiter Beratung angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Sie dürfen sich erheben, wenn
Sie dem Gesetzentwurf zustimmen wollen. – Gegen-
stimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit
den Stimmen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grü-
nen gegen die Stimmen der CDU/CSU und FDP in drit-
ter Lesung angenommen.

Unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung emp-
fiehlt der Ausschuss für Gesundheit und Soziale Siche-
rung, den Entwurf eines Fallpauschalenänderungsgeset-
zes der Bundesregierung auf Drucksache 15/3919 für
erledigt zu erklären. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Be-
schlussempfehlung ist angenommen worden.

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(C (D Schließlich empfiehlt der Ausschuss für Gesundheit nd Soziale Sicherung unter Buchstabe c seiner Bechlussempfehlung, Drucksache 15/3974, die Ablehung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU, Drucksahe 15/3450, mit dem Titel „Versorgungssicherheit für atientinnen und Patienten durch sachgerechte Fallpauchalen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung es Ausschusses? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – ie Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der SPD nd des Bündnisses 90/Die Grünen gegen die Stimmen er CDU/CSU bei Enthaltung der FDP angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 25 auf: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Versicherungsaufsichtsgesetzes und anderer Gesetze – Drucksache 15/3418 – Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses – Drucksache 15/3976 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Hans-Ulrich Krüger Klaus-Peter Flosbach Kerstin Andreae Carl-Ludwig Thiele Die Abgeordneten Kerstin Andreae und Carl-Ludwig hiele haben gebeten, ihre Rede zu Protokoll geben zu ürfen.1)


(Erste Beratung 118. Sitzung)

all.
Dann kann ich jetzt die Aussprache für die beiden

inzigen gemeldeten Redner eröffnen. – Zunächst ein-
al der Abgeordnete Hans-Ulrich Krüger.


Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD):
Rede ID: ID1513311100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

nde des Jahres 2003 gab es in Deutschland mehr als
2 Millionen Lebensversicherungsverträge mit Beiträ-
en von über 65 Milliarden Euro. Es gab mehr als
Millionen Vollversicherungsverträge in der Kranken-
ersicherung mit Beiträgen von über 21 Milliarden Euro.
as ist ein Zeichen dafür, wie wichtig diese Form der
orsorge ist, wenn man sich für das Alter eine finan-
ielle Absicherung aufbauen will bzw. wenn man sich
ei Erkrankung einen wirksamen Schutz verschaffen
ill. Es ist ferner ein Zeichen dafür, wie wichtig diese
ranche für den Finanzplatz Deutschland im Allgemei-
en ist.
Aber – daran besteht kein Zweifel – all diese circa

00 Millionen Verträge besitzen zurzeit keinen ausrei-
henden Schutz gegen eine Insolvenz des Versiche-
ungsunternehmens. Gerade die Entwicklung der letzten
ahre – ich erinnere nur an die Erfahrungen beim Zusam-
enbruch der Mannheimer Lebensversicherungs AG –

Anlage 2






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Ulrich Krüger

hat gezeigt, wie unsicher einzelne Mitglieder dieser
Branche sein können. Zwar gibt es in dieser Branche
auch die freiwillig ins Leben gerufenen Gesellschaften
Protektor bzw. Medicator, die nicht selber am Markt
auftreten, aber bestehende Versicherungsverträge über-
nehmen sollen, damit Kunden von Not leidenden Versi-
cherungen einen Schutz erhalten. Im Falle einer Unter-
nehmensschieflage stößt diese Selbstverpflichtung der
Versicherungswirtschaft jedoch an ihre Grenzen.

Wir haben daher gehandelt und werden heute eine
Änderung des Versicherungsaufsichtsgesetzes beschlie-
ßen, eine gute und richtige Änderung.


(Beifall bei der SPD)

Diese Änderung ist im Wesentlichen auf drei Säulen auf-
gebaut: Das ist erstens die Einführung einer Sicherungs-
einrichtung, zweitens sind das Änderungen im Bereich
der Rückversicherungsaufsicht und drittens ist das die
Normierung von Kontroll- und Eingriffsbefugnissen der
BaFin gegenüber Holdinggesellschaften bzw. Erwerbern
einer wesentlichen Beteiligung.

Im Einzelnen bedeutet das: Alle in Deutschland an-
sässigen Lebensversicherer werden Mitglied eines vorfi-
nanzierten Sicherungsfonds. Damit wird sichergestellt,
dass sich a) alle Unternehmen solidarisch beteiligen
müssen und b) im Schadensfall die Mittel so schnell wie
möglich mobilisiert werden können. Sollte eine Insol-
venz erfolgen – was niemand will –, kann die BaFin alle
Versicherungsverträge auf den Fonds übertragen, der
dann die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellt und
die Verträge letztlich auf ein anderes Versicherungsun-
ternehmen überträgt.

Die Summe der Jahresbeiträge aller dem Sicherungs-
fonds angehörigen Assekuranzunternehmen beträgt
0,2 Promille, bis eine Höhe von 1 Promille der versiche-
rungstechnischen Nettorückstellung erreicht ist. Das
heißt, dass die Gesamtheit der deutschen Lebensversiche-
rer circa 500 Millionen Euro in diesen Sicherungsfonds
einzahlt, damit die Interessen des Verbraucherschutzes ge-
wahrt bleiben können. Die Höhe des individuellen Jahres-
beitrages jedes Lebensversicherungsunternehmens – das
ist ein wichtiges Detail dieses Gesetzes – wird jährlich
neu ermittelt und am Risikoprofil des Unternehmens
ausgerichtet. Das heißt: Solide wirtschaftende Unterneh-
men zahlen geringere Beiträge als Unternehmen, die ris-
kanter vorgehen.


(Beifall der Abg. Heidi Wright [SPD])

Somit erreichen wir einen positiven Nebeneffekt: Die
Bemühungen der Versicherer um ein effektives Risiko-
und Kapitalmanagement werden verstärkt und jeder Ver-
sicherer weiß, wo er im Vergleich zu seinen Mitbewer-
bern steht. Das kann nur im Sinne aller Versicherten und
letztlich auch aller Versicherer sein.


(Beifall bei der SPD)

Zusätzlich zu diesem Fonds werden bei den Lebens-

versicherern gegebenenfalls Sonderbeiträge erhoben
werden, dann nämlich, wenn die vorhandenen Mittel des
Fonds, 500 Millionen Euro, wider Erwarten nicht ausrei-
chend sein sollten. Hierfür ist im Gesetzentwurf ein wei-

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(C (D eres Promille, also weitere 500 Millionen Euro, vorgeehen. Es sind also 500 Millionen Euro im Sicherungsfonds; azu kommen 500 Millionen Euro in Form von Sondereiträgen. Das werden die Leistungen der Assekuranz m Falle der Insolvenz eines Versicherungsunternehmens ein. Reicht dies beides nicht aus, hat die BaFin die öglichkeit, die Verträge der Versicherten – das ist ein usgewogenes Pendant – um 5 Prozent zu kürzen. Ein Fazit: All dies gibt den Unternehmen im Hinblick uf eine Maximalbelastung Planungssicherheit. Die Einahlungen sind akzeptabel und beruhigend für die Versiherten. Erstmals besteht also ein gesetzlich garantierter echtsanspruch auf Insolvenzschutz. Dieser Rechtsanspruch des Versicherten gilt erstmals uch im Bereich der privaten Krankenversicherung. ier jedoch ist die Situation etwas anders. Auch hier ist in Sicherungsfonds notwendig. Im Vergleich zu Leensversicherungen besitzen Krankenversicherungen jeoch eine geringere Risikoanfälligkeit. Daher kann hier uf eine vorrangige Finanzierung – hier haben sich die raktionen des Deutschen Bundestages zusammengeauft, das möchte ich an dieser Stelle in aller Offenheit agen – verzichtet werden. Erst im Falle einer möglichen nsolvenz eines Krankenversicherers wird der Sicheungsfonds mit 1 plus 1, sprich: 2 Promille in Anspruch enommen. Er beträgt bei Krankenversicherungen nicht Milliarde Euro, sondern circa 160 Millionen Euro. Eine weitere Abweichung der Lebensvon den Kran enversicherungen besteht darin, dass es bei Krankenersicherungsverträgen nicht zumutbar und vertretbar st, die Versicherten nach Verbrauch der Nettorückstelungen mit einer generellen Kürzung ihrer Leistungen zu elasten. Sollten sowohl bei der Lebensals auch bei der rankenversicherung all diese Beiträge nicht ausreihend sein, gelten – wie bislang – die bestehenden freiilligen Solidaranstrengungen der Versicherungswirtchaft. Mein Fazit: Diese Regelungen sind ein angemessener nd vertretbarer Weg, der das Vertrauen in die Bestandsraft der abgeschlossenen Verträge stützt und stärkt. Neben dieser ersten Säule waren auch Maßnahmen m Bereich der Rückversicherungsaufsicht notwendig, ie die Belastungen der Finanzmärkte des Jahres 2001 ezeigt haben. Ich nenne Ihnen nur beispielhaft die Anriffe auf das World Trade Center, die Flutschäden 2002 nd den Lipobay-Skandal mit seinen Schadensersatzforerungen. Wichtig ist es im Rückversicherungsaufsichtsall, jedes Risiko zu vermindern, das die Leistungsfähigeit des Erstversicherers beeinträchtigen und damit ndirekt die Ansprüche der Versicherungsnehmer gefähren könnte. Insofern hat selbst der Internationale Wähungsfonds der deutschen Rückversicherungswirtschaft ine deutliche Verstärkung der Aufsicht empfohlen. Auch hier haben wir wieder richtig gehandelt, indem ei den Rückversicherungsunternehmen eine behördlihe Zulassung eingeführt und eine Mindestausstattung it Eigenmitteln vorgeschrieben wird. Mit diesen neuen estimmungen wird ein internationaler Wettbewerbs Dr. Hans-Ulrich Krüger nachteil im Bereich der Rückversicherung ausgeräumt. Die deutsche Versicherungsaufsicht entspricht damit künftig nicht nur den internationalen Standards, sondern wird auch den neuen Herausforderungen des Marktes gerecht. Vor allen Dingen – das ist für uns besonders wichtig – wird die gute Marktposition der deutschen Rückversicherer weltweit gefestigt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Ferner wird die Eingriffsbefugnis der BaFin, der Bun-
desanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, gegenüber
Holdinggesellschaften und Inhabern einer wesentli-
chen Beteiligung an einem Versicherungsunternehmen
erweitert. Ziel ist die bessere Bekämpfung bei Umge-
hung der aufsichtsrechtlichen Anforderungen. Hier ist
unter anderem aufgrund der Genesis des Gesetzes zu be-
achten, dass eine Rechnungslegung jedes Holdingsunter-
nehmens gegenüber der Aufsichtsbehörde nicht erfolgen
muss, auch wenn dies die Arbeit der BaFin erleichtert
hätte. Hierauf ist auch im Lichte der Sachverständigen-
anhörung verzichtet worden, um Kosten bei den betrof-
fenen Unternehmen zu vermeiden. Der Kritik, einen zu
hohen Bürokratieaufwand zu betreiben, wird damit der
Wind aus den Segeln genommen.

Der Forderung hingegen, Zwischenholdings von der
Aufsicht auszunehmen, wird eine klare Absicht erteilt.
Kein Konzern in Deutschland wird von irgendjemandem
gezwungen, Zwischenholdings zu gründen. Machen die
Konzerne hingegen von dieser Konstruktion Gebrauch,
so muss selbstverständlich die Möglichkeit einer ver-
nünftigen Aufsicht gegeben sein. Diese hat nunmehr die
BaFin in ihren Händen.

Bei der vorgesehenen Verschärfung der Eingriffsmög-
lichkeiten gegenüber Personen, die eine wesentliche Be-
teiligung an einem Versicherungsunternehmen erworben
haben, hat die Aufsichtsbehörde ferner die Befugnis, den
Erwerb einer wesentlichen Beteiligung unter bestimmten
Umständen – gedacht ist hier insbesondere an den Wil-
len, ein Unternehmen zu zerschlagen – zu untersagen.
Ein Beispiel: Ein Investor erwirbt ein angeschlagenes
Versicherungsunternehmen und will dieses zu seinem
Vorteil und zulasten der Versicherungsnehmer zerschla-
gen. Das machen wir nicht mit. Wir haben mit diesem
Gesetzentwurf einen Riegel davor geschoben.

Sehr geehrte Damen und Herren, das Vertrauen in die
Versicherungswirtschaft wird mit diesem Gesetzentwurf
geschützt. Wir bauen weiter darauf auf. Derjenige, der
einen Großteil seiner Lebensplanung einer privaten Le-
bensversicherung anvertraut, derjenige, der sich einer
privaten Krankenversicherung anvertraut, genießt durch
diesen Gesetzentwurf Schutz und Vertrauen auf den Be-
stand seiner Verträge auch im Alter.

Unsicherheiten durch mögliche Insolvenzen oder
wirtschaftliche Schieflagen haben wir sachgerecht, an-
gemessen und in einem für alle Beteiligten verträglichen
Maße geregelt. Der Verbraucherschutz und der Finanz-
markt Deutschland werden durch diese Regelung weiter
gestärkt. Ich danke daher auch meinen Kolleginnen und
Kollegen von der Opposition für ihre konstruktive Mit-

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(C (D rbeit an diesem Gesetzentwurf, den wir heute einverehmlich beschließen werden. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513311200

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Klaus-Peter

losbach.


Klaus-Peter Flosbach (CDU):
Rede ID: ID1513311300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ach langer, intensiver und auch kontroverser Diskussion
erabschieden wir heute gemeinsam mit allen Fraktio-
en des Deutschen Bundestages Änderungen betreffend
ie Aufsicht über Versicherungen und Versicherungsun-
ernehmen. Diese gemeinsame Position ist möglich ge-
orden, weil an dem ursprünglichen Regierungsentwurf
eutliche Änderungen vorgenommen wurden und auch
ie Vorschläge der Opposition dazu geführt haben, dass
er Gesetzentwurf deutlich an Qualität gewonnen hat.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Worum geht es? Es geht um die Sicherstellung der

rivaten langfristig angelegten Altersversorgung der Be-
ölkerung und des privaten Krankenversicherungsschut-
es. Konkret – diese Zahlen hat Herr Dr. Krüger bereits
enannt – geht es um über 90 Millionen private Lebens-
nd Rentenversicherungen, um 8 Millionen private
rankenvollversicherungsverträge sowie zusätzlich um
9 Millionen Krankenzusatzversicherungen. Diese Ver-
räge sollen im Falle der Insolvenz eines Versicherungs-
nternehmens geschützt und gerettet werden.
Es ist wichtig, dass wir heute in einer Phase der allge-
einen Unsicherheit durch dieses Gesetz ein Stück Ver-
rauen schaffen können; denn die Lebensversicherungen,
ie Rentenversicherungen und die Krankenversicherun-
en sind wichtige Bausteine der Lebensplanung eines je-
en Menschen und somit von ungeheurer Bedeutung.
Man kann heute sagen, dass die Versicherungswirt-

chaft in weiser Vorausschau gehandelt hat, als sie vor
ut zwei Jahren die beiden Auffanggesellschaften – die
rotektor AG für den Lebensversicherungsbereich und
ie Medicator AG für den Bereich der Krankenversiche-
ungen – gegründet hat. Schon ein Jahr, nachdem diese
uffanggesellschaften gegründet worden sind, kam es
um ersten Insolvenzfall mit der Mannheimer Lebens-
ersicherung. Sicherlich kam in der Branche keine
roße Begeisterung auf, als immerhin etwa 200 Millio-
en Euro bereitgestellt werden mussten, um diese Mann-
eimer Lebensversicherung aufzufangen.
Wir sollten aber nicht vergessen: Dieser Fall wurde

hne gesetzliche Grundlage gelöst; denn die Branche
ar bereit, sich dieses Themas anzunehmen. Sie hatte
ie Notwendigkeit erkannt, dass sichere Altersvorsorge
nd garantierte Krankheitsversorgung zentrale Qualitäts-
erkmale ihres eigenen Angebots sind und sich der fi-
anzielle Einsatz und das damit gewonnene Vertrauen






(A) )



(B) )


Klaus-Peter Flosbach

der Kunden für die gesamte Branche entsprechend be-
zahlt machen.

Die Erfahrungen mit der ersten Insolvenz, der Mann-
heimer Lebensversicherung, haben aber auch uns allen
die Notwendigkeit einer gesetzlichen Grundlage aufge-
zeigt. Es kann jedoch nicht sein – so ist auch die Position
der Opposition –, dass die Versicherungsunternehmen
derart in die Haftung genommen werden, dass durch die
Insolvenz eines oder mehrerer Unternehmen die gesamte
Branche in eine Schieflage gerät oder die Versicherungs-
nehmer, also die Kunden der gesunden Unternehmen,
letztendlich dafür zahlen müssen, dass andere große Ri-
siken eingehen.

In diesem Punkt haben wir uns von den Regierungs-
parteien unterschieden, haben uns letztendlich aber auch
geeinigt. In einer ersten Stufe wurde zunächst eine
rechtliche Grundlage geschaffen. Die Probleme zwi-
schen dem Insolvenzrecht und dem Aufsichtsrecht wur-
den beseitigt: Jetzt kann eine Bestandsübertragung der
Verträge angeordnet werden, ein Sonderbeauftragter
kann eingesetzt werden und die so genannten Dienstleis-
tungsverträge können auch von externen Unternehmen
übernommen werden.

In einer zweiten Stufe musste eine finanzielle
Grundlage geschaffen werden. Nun muss man wissen,
dass die Insolvenz eines Versicherungsunternehmens
kein Liquiditätsproblem des Augenblicks ist. Es ist also
nicht so, dass das Versicherungsunternehmen nicht in
der Lage wäre, die Krankenversicherungsleistungen zu
zahlen oder die Auszahlungen von Lebensversicherun-
gen vorzunehmen. Wir können das am Beispiel der
Mannheimer Lebensversicherung sehr deutlich sehen:
Die Insolvenz dieser Gesellschaft ist darauf zurückzu-
führen, dass sie in der Boomzeit der Aktien bis an die
äußerste Grenze der Anlagemöglichkeiten gegangen ist,
also bis an 35 Prozent. Sie hat Aktien zu hohen Preisen
gekauft, zu Höchstpreisen, im falschen Moment. Nach
dem Absturz im Jahre 2000 mussten diese Aktien in den
folgenden Jahren neu bewertet werden. Es geht hier also
um eine bilanzielle Unterdeckung langfristiger Verbind-
lichkeiten; das ist der Unterschied. Ich will es anders
ausdrücken: Es ist eine Momentaufnahme und es geht
um den vorübergehenden Ausgleich der Unterdeckung
der den Versicherten langfristig zugesagten Leistungen.
Das Ziel ist und bleibt für alle, die Verträge fortzuführen.
Darauf musste die Finanzierung abgestimmt werden.

Jetzt zahlen die Lebensversicherungsgesellschaften in
einem ersten Schritt 500 Millionen Euro in einen Siche-
rungsfonds ein. Dieses Geld bleibt allerdings – das ist in
der Diskussion ein sehr wichtiger Punkt gewesen – ge-
bundenes Vermögen der Versicherungsgesellschaften, es
ist also eine Kapitalanlage, es ist eine Beteiligung. Wa-
rum ist das so wichtig? Wenn das Geld nicht für den
Ernstfall gebraucht wird, wenn also keine Insolvenz ein-
tritt, stehen die Erträge aus dieser Kapitalanlage zu über
90 Prozent den Versicherten zu, also den Versicherungs-
nehmern, den Kunden. Gerade um die Überschüsse fin-
det ja der Wettbewerb der deutschen Versicherungswirt-
schaft statt. Der Sachverständige der Bundesanstalt für

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(C (D inanzdienstleistungsaufsicht, der BaFin, hat dazu in der nhörung Folgendes ausgeführt: Denn das gebundene Vermögen ist mehr als gedanklich nicht mehr das Vermögen des Unternehmens, sondern der Versicherungsnehmer. ch erinnere an diese Anhörung. Da gab es noch Meiungen, dass die 500 Millionen Euro, die in diesen Siherungsfonds eingezahlt werden, als echte Kosten, als ufwand betrachtet werden sollten. Eine Pflicht zum unegrenzten Nachschießen wurde gefordert. Das wäre ein assiver Eingriff in den Wettbewerb gewesen. Es wäre ine Strangulierung der Versicherungswirtschaft geween: Sogar intakte Unternehmen wären in einen Strudel ineingeraten. Wir als Opposition hätten das nicht mitetragen. Nun könnte es sein, dass die eingezahlten 500 Millio en Euro im Sicherungsfonds beim Eintritt eines Insolenzfalls nicht ausreichen. Deshalb besteht in einem weiten Schritt die Pflicht, weitere 500 Millionen Euro achzuschießen, die über die Einzahlung in den Sicheungsfonds hinaus bereitgestellt werden müssen. Die Reierungsparteien hatten 1 Milliarde Euro gefordert. Wir aben diesen Betrag für zu hoch gehalten und uns im ahmen einer Kompromissfindung auf den Betrag von 00 Millionen Euro geeinigt. Erst wenn dieses Kapital icht ausreicht, können anschließend die Versicherungsehmer des insolventen Unternehmens zur Eigenleistung erangezogen werden, aber mit einem überschaubaren atz von 5 Prozent der garantierten Versicherungsleisung. Bedenken wir bitte: Wenn sie nicht mit 5 Prozent erangezogen würden, würden die gesamten Kosten für ie Insolvenz von den Kunden der gesunden Unternehen getragen; denn mit ihren Beiträgen wird der Sicheungsfonds letztendlich gefüllt. Und es kann nicht sein, ass für die Kunden, die ein hohes Risiko eingehen, inem sie sich für eine Versicherung entscheiden, die mit ohen Renditen besonders aggressiv wirbt, diejenigen unden, die vorsichtig waren, letztendlich alles bezahen und der risikobereite Kunde einen Vollkaskoschutz enießen kann. Wichtig war für uns die Unterscheidung zwischen Le ensversicherung und Krankenversicherung. Krankenersicherungsleistungen fallen in der Praxis etwa siebenal pro Jahr an. Es müssen also laufend Zahlungen für olche Leistungen erbracht werden. Man kann den Betand also nicht bei einem Krankenversicherungsunterehmen parken und ein halbes Jahr lang liegen lassen, is alles geregelt ist. Es kommt darauf an, dass man eine ndere Versicherungsgesellschaft findet, die die Verträge ofort übernimmt, sie betreut und die Rechnungen für ie Versicherten bezahlt. Eine solche Sicherungseinrichung ist also gerade bei der Krankenversicherung nur ein urzer Zwischenschritt. Es gibt bei den privaten Kranenversicherungen bisher übrigens noch keinen Insolenzfall. Wir konnten in der Diskussion durchsetzen, ass die Krankenversicherungsunternehmen erst im Krienfall zu Sicherungszahlungen herangezogen werden. ür die Lebensversicherungen war das leider nicht urchsetzbar. Klaus-Peter Flosbach In einem weiteren Bereich, nämlich in der Holding aufsicht, hatten wir erhebliche Bedenken. Wir haben aber auch nicht verkannt, dass finanzielle Risiken in Holdinggesellschaften verschoben werden können. Das gilt gerade für diejenigen, die nicht der Versicherungsaufsicht unterliegen. Das war auch eines der Probleme der Mannheimer Lebensversicherung. Es gab weitere Bedenken, dass die neue Aufsicht erheblich gegen das Gesellschaftsrecht verstößt, weil die Trennung zwischen Gesellschaft und Gesellschafter missachtet wurde. Auch die Gefahr einer versteckten Durchgriffshaftung wurde gesehen, die gerade im internationalen Bereich erhebliche Haftungsrisiken für die Unternehmen birgt. Wir kommen immer wieder auf ein Thema zurück, das wir auch in den nächsten Wochen und Monaten sehr intensiv diskutieren werden. Ich will es am Beispiel der zahlreichen EU-Richtlinien ansprechen. Es stellt sich die Frage, ob wir europäische Vorschriften immer im Verhältnis eins zu eins in nationales Recht umsetzen oder ob wir in der Kontrolle immer noch etwas oben drauflegen. Sie kennen die Diskussion um die Eigenkapitaldefinition bei den Rückversicherern, die einem scharfen internationalen Wettbewerb ausgesetzt sind. Ich warne davor, in Deutschland schärfere Bestimmungen durchzusetzen, als sie international üblich sind. Wir entzögen den deutschen Unternehmen damit die Geschäftsgrundlage. Wir unterstützen die Rückversicherungsaufsicht, da sie internationaler Standard ist. Wir müssen alles tun, um den deutschen Unternehmen die besten Rahmenbedingungen zu geben; denn es geht letztlich um die Arbeitsplätze in Deutschland und unsere Chancen im internationalen Wettbewerb. Herr Kollege Dr. Krüger, ich möchte Ihnen und auch den Kollegen vom Bündnis 90/Die Grünen und von der FDP für die Zusammenarbeit gerade in den letzten Tagen danken. Ich will ein Fazit ziehen. Die Versicherten in Deutschland gewinnen durch dieses Gesetz Vertrauen zurück und wissen, dass sie sich auf ihren Krankenversicherungsschutz und auf ihre private Altersversorgung verlassen können. Ich denke, dass auch die Versicherungsgesellschaften wissen, dass sie mit der Unterstützung dieses Gesetzes ihre eigene Wettbewerbsposition stärken; denn das Vertrauen ihrer Kunden ist ihre Geschäftsgrundlage. Ich danke Ihnen. Danke schön. – Ich schließe damit die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun desregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Änderung des Versicherungsaufsichtsgesetzes und anderer Gesetze, Drucksache 15/3418. Der Finanzausschuss empfiehlt auf Drucksache 15/3976, den Gesetzentwurf i g s m z u w S e g d F s d s g H s r d a W d v d s u m d w h i D (C (D n der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenien, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zutimmen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in weiter Beratung angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte Sie, sich zu erheben, enn Sie dem Gesetzentwurf zustimmen wollen. – timmt jemand dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzntwurf ist damit auch in dritter Beratung einstimmig anenommen worden. Ich rufe Tagesordnungspunkt 26 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Michael Kauch, Horst Friedrich Homburger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Lärmschutz ist Gesundheitsschutz – Fluglärmgesetz jetzt modernisieren – Drucksache 15/2862 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Rechtsausschuss Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Nach interfraktioneller Vereinbarung haben wir für ie Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die raktion der FDP fünf Minuten erhalten soll. – Widerpruch gibt es nicht. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst er Abgeordnete Michael Kauch. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lärm chutz ist Gesundheitsschutz. Jüngste Studien haben ereben, dass eine dauerhaft hohe Lärmbelastung das erzinfarktrisiko signifikant erhöht. Über diese Punkte ind wir uns alle einig. Nachdem wir gestern bei der Beatung des Umweltgutachtens wieder festgestellt haben, ass beim Lärmschutz mehr geschehen muss, würde ich ber gerne einmal Taten sehen, anstatt immer nur schöne orte zu hören. Wenn Lärm an der Quelle nicht zu reduzieren ist, ann müssen die Verursacher für die Betroffenen passien Lärmschutz bereitstellen. Dies zu regeln ist Aufgabe es Fluglärmgesetzes. Das aktuell geltende Fluglärmgeetz stammt aus dem Jahr 1971 und ist seitdem nahezu nverändert geblieben. Auch nach sechs Jahren Umweltinister Trittin und trotz aller Lippenbekenntnisse ist ies so. All diese Lippenbekenntnisse sind für die Anohner nichts wert. (Jürgen Koppelin [FDP]: Er fliegt eben so gerne!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513311400
Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1513311500

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Mit seinen durch die Lärmwirkungsforschung über-
olten Grenzwerten wird das Fluglärmgesetz dem Schutz-
nteresse der Anwohner schon lange nicht mehr gerecht.
ie Grenzwerte sind so veraltet, dass sie beispielsweise






(A) )



(B) )


Michael Kauch

am Flughafen meiner Heimatstadt Dortmund auf der
Startbahn gerade noch erreicht werden. Eine Moderni-
sierung des Gesetzes ist also überfällig. Doch was
macht diese Bundesregierung?


(Jörg Tauss [SPD]: Gutes!)

Seit dem Jahr 2000 versprechen Sie den Anwohnern

in den Einflugschneisen in wunderbaren Vereinbarungen
ein modernes Fluglärmgesetz. Aber bisher – das muss
ich erneut feststellen – gibt es keinen Gesetzentwurf im
Deutschen Bundestag.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Wir forschen an leisen Triebwerken! Das ist doch noch viel besser! Wir wollen nicht immer nur Gesetze machen!)


Nun wurde zum zweiten Mal – die Staatssekretärin ist ja
da – ein Referentenentwurf des Umweltministeriums
vorgelegt. Aber er steckt wie schon der erste Entwurf in
der Abstimmung zwischen den Ministerien. Die Bundes-
regierung ist in diesem Bereich heillos zerstritten.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP] – Jörg Tauss [SPD]: Na, na!)


Der Staatssekretär des Finanzministeriums ist schon ge-
gangen; das ist wahrscheinlich Absicht.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das kann man sich ja auch wirklich nicht anhören!)


Ich fordere die Koalition auf, im Interesse der Anwohner
und der Flughäfen: Kommen Sie bei diesem Gesetz end-
lich zu einer Einigung!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was steht in dem Referentenentwurf des Umweltmi-
nisteriums?


(Jörg Tauss [SPD]: Sagen Sie es uns!)

Knapp gesagt: Es soll beim Lärmschutz zu einer Klas-
sengesellschaft kommen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Klassenkampf à la FDP!)


An neuen und auszubauenden Flughäfen gibt es schon
bei niedrigeren Grenzwerten Schallschutzmaßnahmen
als an bestehenden.


(Jörg Tauss [SPD]: Das war bei Ihnen so!)

Anwohner an Militärflughäfen – jetzt hören Sie gut zu –
sollen erst bei Grenzwerten geschützt werden, die die
Lärmwirkungsforschung einhellig als gesundheitsge-
fährdend ablehnt.

Der Grund dafür – das ist die einzige überzeugende
Erklärung – ist, dass hier der Bund die Maßnahmen, die
er beschließt, bezahlen muss, während bei normalen Ver-
kehrsflughäfen die Gemeinden, die Länder oder Private
bezahlen müssen. Hier macht sich der Bund wieder ein-
mal einen schlanken Fuß: Immer wenn es an die eigene
Tasche geht, ist man mit dem Fortschritt plötzlich zu-
rückhaltend.

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(C (D (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Sie sagen doch immer, wir sollen sparen!)


Für die Gesundheit der Anwohner ist es aber egal,
er den Lärm verursacht. Deshalb sage ich Ihnen ganz
lar: Für die FDP-Fraktion wird es beim Lärmschutz
eine Bürger erster, zweiter oder dritter Klasse geben.


(Beifall bei der FDP)

ir haben in unserem Antrag die liberalen Eckpunkte

ür ein modernes Fluglärmgesetz formuliert. Wir fordern
en hier nicht anwesenden Minister Trittin auf, dem
undestag endlich einen entsprechenden Gesetzentwurf
uzuleiten und nicht nur nett mit den Verbänden über
eferentenentwürfe zu sprechen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die FDP steht für einen fairen und angemessenen
usgleich zwischen den Interessen der Anwohner, der
uftfahrtgesellschaften und der Flughafenbetreiber. Des-
alb fordern wir, dass die Grenzwerte dem aktuellen
tand der Lärmwirkungsforschung entsprechen, dass es
leiche Grenzwerte für bestehende, neue, auszubauende
nd militärische Flughäfen gibt, dass eine Nachtschutz-
one für all diese Flughäfen vorgesehen wird, dass wir
ealistische Berechnungsmethoden und nicht die so ge-
annte „100 zu 100“-Regelung zugrunde legen und dass
s schließlich keine Ausnahmeregelungen zum Bauver-
ot in der Schutzzone 1 geben darf.


(Beifall bei der FDP)

Das sind die Kriterien, an denen sich ein Gesetzent-
urf, der den Namen wert ist, messen lassen muss. Der
eferentenentwurf des Bundesumweltministeriums ist
on diesen Kriterien leider immer noch viel zu weit ent-
ernt.
Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513311600

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Winfried
ermann.


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513311700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP,
ie haben Recht: Wir brauchen dringend eine Novelle
es Fluglärmgesetzes. Das sagen inzwischen übrigens
lle.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP – Horst Kubatschka [SPD]: Endlich auch die FDP!)


ber wenn es Ernst wird, wenn die Umsetzung ansteht
nd es um Geld geht, dann hat man ziemlich viele Geg-
er: die Eigentümer, die Flugwirtschaft, zum Teil auch
ie Länder, sogar die eigenen Länder.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Die Grünen!)







(A) )



(B) )


Winfried Hermann

Auf der Seite der Wirtschaftsinteressen steht meistens

die FDP. Ich freue mich außerordentlich, dass Sie sich
explizit nicht auf die Seite der Wirtschaft gestellt haben,


(Jörg Tauss [SPD]: Da haben die Lobbyisten noch nicht angerufen, sonst wäre das anders!)


sondern gesagt haben, dass Sie einen ambitionierten Ent-
wurf wollen. Wir freuen uns, wenn Sie uns da unterstüt-
zen.

Meine Damen und Herren von der FDP, wir haben in-
zwischen gehandelt. Sie haben zu Recht festgestellt, dass
es mühsam vorangeht. Aufgrund der zahlreichen Gegner
geht es tatsächlich mühsam voran, aber es gibt den Refe-
rentenentwurf, der nicht einfach so mit den Verbänden
„beschwätzt“ worden ist, wie Sie gesagt haben; vielmehr
handelte es sich um eine ordentliche Verbändeanhö-
rung. Wie Sie wissen, gab es auf der einen Seite starken
Druck von der Wirtschaft, der der Gesetzentwurf viel zu
weit ging, auf der anderen Seite von den Umweltverbän-
den, denen der Gesetzentwurf nicht weit genug ging. Ich
kann nur sagen: Ein Gesetzgeber ist gut beraten, wenn er
zwischen diesen beiden Interessen die Balance findet.
Das ist die Aufgabe des Fluglärmgesetzes.

Ich meine, der Entwurf des Umweltministeriums
sucht diese Balance. Wir wollen aufgrund der For-
schungsergebnisse den Lärmschutz für die Menschen
aus gesundheitlichen Gründen klar verbessern. Wir wol-
len die Siedlungsplanung einschränken. Es soll nicht
mehr möglich sein, dass man direkt an die Flughäfen he-
ranbaut. Wir wollen, dass sich zivile und militärische
Flughäfen an der Finanzierung beteiligen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Der Anwendungsbereich wird erweitert werden. Es
sind nicht nur die großen Flughäfen, sondern alle Flug-
häfen und Landeplätze, die über 25 000 Starts und Lan-
dungen pro Jahr haben. Wir wollen auch, dass diesmal
der militärische Fluglärm einbezogen wird. Es war ein
Kampf mit dem Verteidigungsministerium auszufechten,
aber die Koalition hat sich darauf verständigt, den Mili-
tärlärm ebenfalls in das Gesetz aufzunehmen.

Wir werden strengere Grenzwerte einführen. Wir
werden Nachtschutzzonen einführen und wir werden das
Messverfahren modernisieren, ganz wie Sie es in Ihrem
Antrag gefordert haben. Wir werden Baubeschränkun-
gen in dieses Gesetz aufnehmen, damit die Kommunen
nicht zulassen, dass an die Flughäfen herangebaut wird,
und sich dann anschließend die Anwohner darüber be-
klagen, dass es dort laut ist. Das soll verhindert werden.

Kommen wir nun zum spannenden Teil, den Kosten.
Teile der Flugwirtschaft sagen, dass das alles nicht be-
zahlbar sei. Seriöse Berechnungen des Umweltbundes-
amtes gehen davon aus, dass für Schallschutzmaßnah-
men ungefähr 500 Millionen Euro vom zivilen
Flugverkehr und etwa 100 Millionen bis 200 Millionen
Euro vom militärischen Flugverkehr aufgebracht werden
müssen. Wenn man bedenkt, dass die Summe auf
10 Jahre gestreckt wird, ist das absolut zumutbar, und
zwar sowohl für den Verteidigungsminister, für den bei

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(C (D inem Etat von rund 25 Milliarden Euro 20 Millionen uro pro Jahr in 10 Jahren nicht zu viel sind, als auch für ie zivile Flugwirtschaft, weil sie die Summe umlegen ann. Wir sind für das Verursacherprinzip. Wer fliegt, er hat Vorteile und der kann 1 bis 2 Euro pro Ticket für en Lärmschutz derer bezahlen, die den Fluglärm ausalten müssen, weil sie in der Nähe von Flughäfen wohen. Das ist finanzierbar. (Jürgen Koppelin [FDP]: Flüge von Trittin und Künast!)


Jetzt komme ich zu einem Bereich, den Sie nicht an-
esprochen haben. Sie haben ganz auf den Fluglärm-
chutz im Fluglärmgesetz abgehoben. Wir sind über-
eugt, dass das nur eine Baustelle zur Bekämpfung des
ärms ist. Eine weitere ist die EU-Richtlinie über
etriebsbeschränkungen. Dort wird von einem ausge-
ogenen Ansatz angesprochen. Das heißt, es geht auch
arum, ob wir die Möglichkeit eröffnen, in Deutschland
achtflugverbote einzuführen, oder darum, dass wir be-
timmte Flugzeugtypen verbieten. Das ist mittels eines
usgewogenen Ansatzes machbar.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513311800

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Kauch?


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513311900

Wenn ich meinen Satz ausgesprochen habe, ja.
Wir wollen auch freiwillige Verfahren wie das Media-

ionsverfahren, das etwa in Frankfurt erfolgreich prakti-
iert wird. So etwas wollen wir zur Reduzierung des
ärms gerne befördern.


(Jörg Tauss [SPD]: Jetzt kommt die Rubrik „lebensbegleitendes Lernen“!)



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1513312000

Herr Hermann, wenn Sie die Umsetzung der EU-
ichtlinie zu Betriebseinschränkungen an Flughäfen an-
prechen und diese für so bedeutsam halten, können Sie
ir dann erklären, warum die Bundesrepublik Deutsch-
and diese Richtlinie nicht innerhalb der gesetzten Frist
is 2003 umgesetzt hat?


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513312100

Das kann ich Ihnen erklären. Es gibt dazu in der Tat

nterschiedliche Meinungen, auch innerhalb der Bun-
esregierung. Das Verkehrsministerium ist der Meinung,
ass die Umsetzung in deutsches Recht schon weitge-
end abgeschlossen ist, während Ökologen wie auch das
mweltministerium meinen, dass die Richtlinie weiter
eht als das deutsche Recht nach derzeitigem Stand. Sie
mfasst zum Beispiel Nachtflugregelungen, die es im
eutschen Recht in dieser Form noch nicht gibt.
Wir werden uns bemühen. Wir werden aber des Flug-

ärms nicht Herr werden, wenn wir ein Fluglärmgesetz
erabschieden, das nur auf passiven Schallschutz setzt,
hne gleichzeitig ein Gesetz zur aktiven Beschränkung
es Fluglärms auf den Weg zu bringen.






(A) )



(B) )


Winfried Hermann


(Ulrich Petzold [CDU/CSU]: Ist das ein Streit in der Bundesregierung?)

– Ich entnehme Ihrer Frage, dass wir mit der breiten Un-
terstützung der Opposition rechnen können. Dafür danke
ich Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Lassen Sie mich noch einen letzten Punkt ansprechen.
Es gibt einen gewissen Harmonisierungsbedarf. Das
haben Sie in Ihrem Antrag auch festgestellt. Zurzeit
stimmen die Messverfahren der Umgebungslärmrichtli-
nie einerseits und des Fluglärmgesetzes andererseits
noch nicht eins zu eins überein. Wir werden vermutlich
in einem parlamentarischen Verfahren prüfen müssen,
inwieweit die Messverfahren zusammenpassen.

Abschließend fasse ich zusammen: Um endlich zu ei-
ner Lösung zu kommen, müssen wir einen fairen Kom-
promiss zwischen den Interessen der Wirtschaft und der
Anwohner hinsichtlich der Gesundheit und des Lärm-
schutzes finden. Flugverkehr ist in Deutschland auf
Dauer nur dann möglich, wenn wir einen solchen Kom-
promiss erzielen.

Ich appelliere nochmals an die Flugwirtschaft und an
all diejenigen, die eventuell gegen ein solches Gesetz
opponieren wollen: Wir brauchen dieses Gesetz, wenn
der Flugverkehr in Deutschland auf Dauer Akzeptanz
finden soll.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513312200

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Franz Obermeier.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Franz Obermeier (CSU):
Rede ID: ID1513312300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der FDP-Antrag zeigt uns vor allem eines: Die Bundes-
regierung ist Ankündigungsweltmeister im Umwelt-
schutz.


(Horst Kubatschka [SPD]: Etwas anderes habe ich nicht erwartet!)


Ob es um die Endlagerung von radioaktivem Abfall geht
oder um Fluglärm: In Wahrheit geschieht nichts.


(Werner Wittlich [CDU/CSU]: Null! So ist es!)


Eben konnten wir verfolgen, wie Herr Hermann in epi-
scher Breite geschildert hat, was alles getan werden
müsste. In Wahrheit aber geschieht, wie gesagt, nichts.

Aus der Umgebung des Flughafens München ist mir
eine Reihe von Schicksalen von Menschen bekannt, die
vor zwei bzw. sechs Jahren den Grünen ihre Stimme ge-
geben haben in der Hoffnung, dass endlich etwas ge-
schieht.

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(C (D (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es werden täglich mehr!)


atsächlich aber ist nichts passiert. Bereits vor gut zwei
ahren hat Ihre frühere Staatssekretärin Gila Altmann bei
iner Veranstaltung der Grünen in Freising angekündigt,
ass die Menschen in der Umgebung des Flughafens
ünchen von der Novelle des Fluglärmgesetzes keine
ennenswerten Verbesserungen gegenüber dem heutigen
ustand zu erwarten haben.
Wer geglaubt haben mag, dass sich das grüne Element

er Koalition wenigstens zum Segen der Umwelt aus-
irken würde, sieht sich maßlos getäuscht.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was ist denn die Position der Bayerischen Staatsregierung?)


m Jahr 1998 wurde uns von Herrn Bundesumweltminis-
er Trittin und anderen vollmundig die Novellierung des
luglärmgesetzes versprochen. Seit Mai 2000 kann man
uf der Internetseite des Bundesumweltministeriums ein
aar Eckpunkte als Ankündigungsbaustelle nachlesen.
ir warten seit sage und schreibe sechs Jahren, aber bis
eute gibt es noch nicht einmal einen abgestimmten Re-
erentenentwurf.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ihr hättet in Bayern einen vorlegen können!)


Das Bundesumweltministerium und das Bundesver-
ehrsministerium liegen – wie auch Herr Hermann eben
estätigt hat – im Streit. Von der Bundesregierung ist in
ieser Angelegenheit nichts zu erwarten.
Wenn Sie wider Erwarten noch dieses Jahr einen

bgestimmten Referentenentwurf zustande bringen wür-
en, Herr Hermann, wäre das für mich wie ein Weih-
achtsgeschenk. Unterdessen findet nämlich rund um
ie Flughäfen weiterhin eine mehr oder weniger unge-
rdnete Siedlungsentwicklung statt. Manche Gemeinden
eisen immer noch zu viele Baugebiete in Flughafen-
ähe aus. Bauwillige lassen sich guten Glaubens dazu
berreden, dort ihr Eigenheim zu errichten.


(Jörg Tauss [SPD]: Sehen Sie! Deswegen wollen wir auch die Eigenheimzulage streichen!)


ngesichts der problematischen Immobilienlage in der
egion ist das verständlich. Die Menschen denken:
enn die Kommune das empfiehlt, dann kann es sicher-

ich nicht so schlimm werden. Später dann – angesichts
er prognostizierten Entwicklung der Flughäfen ist das
a verständlich – ist der Fluglärm so stark, dass ein ver-
ünftiges Wohnen in den betroffenen Gegenden nicht
ehr angebracht erscheint.
Wir brauchen eine vernünftige Siedlungssteuerung

nd eine vernünftige Schutzgebietsfestsetzung. Lärmbe-
roffene Bürger müssen für jeden Einzelfall die Gerichte
emühen. Wer das Risiko scheut, krank ist oder zu we-
ig Geld hat, der hat aufgrund Ihrer Politik das Nachse-
en. Es geht aber auch um Planungssicherheit für Inves-
itionsentscheidungen, Wirtschaftsansiedlungen und die
chaffung von Arbeitsplätzen; denn wir stehen im glo-
alen und europäischen Wettbewerb. Man kann es nicht






(A) )



(B) )


Franz Obermeier

oft genug sagen: Rund 750 000 Beschäftigte sind direkt
oder indirekt vom Luftverkehr abhängig. In absehbarer
Zeit ist die Schaffung von weiteren 100 000 Arbeitsplät-
zen denkbar. Am Flughafen München lässt sich die Ent-
wicklung gut ablesen. Mit jeder Million, um die die Zahl
der Flugpassagiere steigt, nimmt auch die Anzahl der
Arbeitsplätze zu. Dies ist im Übrigen völlig unstrittig.
Ihr Kollege Bruckmann hat erst vor kurzem diese Zahlen
bestätigt. Dafür müssen wir aber unsere Rolle in der
Mitte Europas flugverkehrsmäßig voll annehmen. In der
Zeit von Karstadt und Opel wird wohl niemand mehr
solche Aussichten leichtfertig aufs Spiel setzen.

Kurzum: Der jetzige Schwebezustand ist unerträglich.
Fakt ist: Hier und heute gilt noch immer das Fluglärmge-
setz von 1971 mit völlig überholten Werten, mit Werten,
die weder das heutige Verkehrsaufkommen noch die
technischen Möglichkeiten und auch nicht die gesund-
heitlichen Aspekte der Lärmbelastungen nach unserem
derzeitigen Kenntnisstand berücksichtigen. Der Flugver-
kehr wird sich nach den Prognosen bis 2015 mit hoher
Wahrscheinlichkeit verdoppeln. Da tröstet es wenig,
wenn die Gerichte über die Jahre mit ihren Entscheidun-
gen zu etwas zeitgemäßerem Umgang mit der Fluglärm-
problematik beigetragen haben. Das ist sozusagen ein
Zustand permanenter Nothilfe. Es ist nicht Aufgabe der
Richter, überholte Gesetze oder eklatante Gesetzeslü-
cken jahrzehntelang mit Rechtsprechung zu stopfen.


(Horst Kubatschka [SPD]: Was haben Sie während Ihrer Regierungszeit gemacht? Sie haben noch nie regiert, was? Nichts haben Sie gemacht!)


Es ist vielmehr Aufgabe des Gesetzgebers, allgemein
gültige Regeln mit der notwendigen Klarheit aufzustel-
len, beispielsweise in Form von Gesetzen. Es ist auch lo-
benswert und schön, wenn manche Flughafenbetreiber
Entgegenkommen zeigen und passiven Schallschutz fi-
nanzieren oder sich sonst Gedanken über die Minimie-
rung der Schallbeeinträchtigungen machen. Aber in die-
sen Genuss kommt nicht jeder Lärmbetroffene, der es
nötig hat.

Der Kern ist doch: Wir können uns nicht länger um
eine grundsätzliche Abwägung herumdrücken. Wir müs-
sen einen angemessenen Ausgleich zwischen Klima-
schutz, internationaler Wettbewerbsfähigkeit und An-
wohnerinteressen finden. Das ist keine leichte Aufgabe;
das gebe ich gerne zu. Aber Sie müssen doch endlich
einmal anfangen, meine Damen und Herren auf der Re-
gierungsbank. Das ist Ihre Arbeit. Dafür sind Sie ge-
wählt worden, gerade Sie, verehrte Kolleginnen und
Kollegen von der grünen Front. Wir von der Union sind
gerne bereit, unseren Teil dazu beizutragen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Legen Sie uns einmal etwas Vernünftiges vor! Dann
können wir mit Ihnen sprechen.

Damit nichts offen bleibt, möchte ich Ihnen noch ein
paar Dinge mit auf den Weg geben. Beginnen Sie mit
den vorliegenden Erkenntnissen der Lärmwirkungsfor-
schung! Hinzu kommt noch die höchstrichterliche

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(C (D echtsprechung zum Fluglärm. Damit haben Sie einen ragfähigen Rahmen, aufgrund dessen Sie neue Schutzonen und niedrigere Grenzwerte festlegen können. ichtig ist auch ein ausreichender Schutz der Nachtuhe. Das liegt mir ganz besonders am Herzen; denn ich abe festgestellt – ich selber bin zwar kein unmittelbarer nrainer, wohne aber in der Nähe eines Flughafens –, ass die Bürgerschaft wohl am meisten unter dem achtfluglärm leidet. Außerdem hat die Lärmwirkungsorschung bewiesen, dass Nachtlärm zu erheblichen Beinträchtigungen führt. Allerdings hatte ich erwartet, ass es der Bundesregierung gelingt, innerhalb der Euroäischen Union eine vernünftige Regelung gerade hinichtlich des Nachtfluglärms auf den Weg zu bringen. enn wir scharfe nationale Nachtflugregelungen treffen, esteht nämlich die Riesenproblematik – die sehen auch ir –, dass es zu Wettbewerbsverzerrungen kommt. er Nachtflugbetrieb auf unseren Flughäfen würde verutlich geringer, aber er würde ins benachbarte Ausland bwandern. National wären neue Nachtschutzzonen ein geeigne es Mittel. Aber bitte nicht gleich das Kind mit dem ade ausschütten! Realistische Betrachtungen und Beechnungen sind ein absolutes Muss. Die „100 zu 100“egelung aus dem Referentenentwurf zum Beispiel (Jörg Tauss [SPD]: Immerhin, wir haben einen Entwurf! Das wollen wir einmal fürs Protokoll festhalten!)


ollte den tatsächlichen Verhältnissen des Flugbetriebs
ngepasst werden.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Interessant, dass Sie auf Einzelheiten eines nicht vorhandenen Entwurfs eingehen!)


as leuchtet doch sicherlich ein. Es müsste auch den rei-
efreudigen Regierungsmitgliedern einleuchten. Der
err Bundesumweltminister ist heute nicht hier, aber die
rau Staatssekretärin ist hier. Ich weiß nicht, ob sie auch
o reisefreudig ist wie ihr Minister. Angesichts der Rei-
efreudigkeit des Ministers jedenfalls wäre es sicherlich
ngebracht, ein wenig schneller zu vernünftigen Ergeb-
issen zu kommen.


(Ulrike Mehl [SPD]: Wie wollen Sie denn heute nach Hause? – Horst Kubatschka [SPD]: Herr Kollege, treffen wir uns im Flieger?)


Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass wir
atürlich einheitliche Messmethoden und Standards
uf europäischer und internationaler Ebene brauchen,
hnliche Methoden, wie sie für Straßen-, Schienen- und
ewerbelärm bereits zur Anwendung kommen. Das
cheint mir außerordentlich wichtig zu sein. Vom fairen
nteressenausgleich zwischen Flughafenbetreibern und
nwohnern war schon mehrfach die Rede.
Eines möchte ich noch sagen; das kann ich Ihnen

icht ersparen. Ich stelle fest, dass sich bei sämtlichen
iskussionen über Infrastrukturmaßnahmen im Ver-
ehrsbereich eine Gruppe in der Bundesrepublik
eutschland besonders hervortut. Das sind die Grünen
nd ihre Anhänger vor Ort.






(A) )



(B) )


Franz Obermeier


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Täglich mehr!)

Ganz egal, was wir diskutieren, ob wir Schienenverkehr,
S-Bahn oder den Transrapid diskutieren – die Grünen
sind immer dagegen.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Zeiten sind längst vorbei!)


Wir haben bei uns am Flughafen vor einigen Jahren eine
schöne Sache diskutieren können.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie sind rührig, Herr Obermeier!)


Die Grünen haben die Behauptung aufgestellt, der Flug-
hafen sei übererschlossen. Jetzt haben wir zwei S-Bahn-
Linien, eine erweiterte Autobahn und es reicht immer
noch nicht. Trotzdem wehren sich die Grünen gegen al-
les, was in Richtung Fortschritt im Verkehrsbereich geht.
Die Bürgerinnen und Bürger vor Ort erkennen dieses
zwielichtige Spiel natürlich sehr gut.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN: Deshalb wählen Sie uns!)

Sie zeigen bei verschiedensten Veranstaltungen auch,
was man von einer derart scheinheiligen Politik zu hal-
ten hat.


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Nachher treffen Sie sich wieder mit anderen Fluggästen im Flugzeug nach München!)


Lassen Sie mich zum Schluss noch etwas zum Antrag
selbst sagen.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

Selbstverständlich schließt sich die CDU/CSU-Bundes-
tagsfraktion dem flehentlichen Wunsch der Kolleginnen
und Kollegen aus der FDP-Bundestagsfraktion voll und
ganz an, der da schlicht und einfach lautet: Bitte legen
Sie jetzt so schnell wie möglich einen vernünftigen Ge-
setzentwurf zur Novellierung des geltenden Fluglärmge-
setzes vor.


(Jörg Tauss [SPD]: Den haben Sie doch gerade schon zitiert! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Eine sehr zwiespältige Rede!)


Das parlamentarische Beratungsverfahren – das wird lei-
der oft vergessen – ist eigentlich dazu da, im gemeinsa-
men Ringen die bestmögliche Lösung zu erzielen. Wir
stehen jederzeit für Gespräche bereit. Wir stehen sozusa-
gen vor dem Ring und warten auf Ihre Signale.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Und dafür gibt’s noch Beifall!)


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(C (D Als letzte Rednerin erhält jetzt die Abgeordnete Petra ierwirth das Wort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! iebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, ich ann Sie beruhigen: Wir wollen ebenfalls ein neues luglärmgesetz. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513312400
Petra Bierwirth (SPD):
Rede ID: ID1513312500

ch bin auch sehr optimistisch, dass wir uns demnächst
n dieser Stelle wiedertreffen und über die Novelle des
luglärmgesetzes sprechen,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD], zur CDU/CSU gewandt: Da können Sie im Bundesrat zustimmen!)


umal Sie über den Referentenentwurf,

(Jörg Tauss [SPD]: Den es nicht gibt!)


en es an und für sich noch gar nicht gibt, schon so gut
nformiert sind. Ich denke, Sie teilen meine Auffassung
azu.


(Beifall des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD])


Auch wir wissen, dass Lärm inzwischen zu den gra-
ierendsten Umweltproblemen in unserem hoch tech-
ologisierten und dicht besiedelten Land gehört. Auch
ir wissen, dass durch Lärm verursachte Gesundheits-
eeinträchtigungen, zum Beispiel Schwerhörigkeit,
chlafstörungen und Stresserscheinungen, die Menschen
n erheblichem Maße belasten. Das Hauptproblem ist
ier nun einmal Verkehrslärm und vor allen Dingen
luglärm. Neueste Umfragen besagen, dass sich circa
in Drittel der Bevölkerung durch Fluglärm belästigt
ühlt.
Man muss natürlich auch feststellen, dass der Luft-

erkehr in Deutschland inzwischen ein bedeutender
erkehrsträger geworden ist. Ich denke, das wissen Sie,
iebe Kollegen und Kolleginnen, die Sie nachher sicher-
ich wieder ins Flugzeug steigen und nach Hause fliegen,
m besten. Das Flugzeug gehört heute zu den wichtigs-
en Transportmitteln im Güter- und Personenverkehr.
er Luftverkehr und die Luftverkehrswirtschaft ver-
eichnen rasant zunehmende Leistungen. Die Branche
st zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor in Deutschland
eworden. Aber man muss natürlich klar sagen: Mit die-
em Aufwärtstrend gehen höhere Belastungen der Um-
elt einher.
Richtig ist – das ist heute schon von allen angespro-

hen worden –, dass das Fluglärmgesetz von 1971 nicht
ehr den aktuellen Erkenntnissen der Lärmwirkungs-
orschung entspricht. Ich verstehe aber gar nicht Ihre
ufregung darüber, dass bisher noch keine Novelle zum
luglärmgesetz vorliegt. Ich kann mich erinnern, dass






(A) )



(B) )


Petra Bierwirth

Sie hier eine ganze Reihe von Jahren Regierungsverant-
wortung getragen haben. Mir ist nicht bekannt, dass in
Ihren Reihen dieses Problem zum damaligen Zeitpunkt
diskutiert worden ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Horst Kubatschka [SPD]: Die haben halt bloß gesessen und nichts gemacht! – Gegenrufe von der CDU/CSU: Und Sie streiten sich! – Wie die Kesselflicker!)


Wir nehmen diese Entwicklungen sehr ernst und disku-
tieren schon darüber. Wie ich schon gesagt habe, werden
wir demnächst über einen konkreten Vorschlag gemein-
sam sprechen können.

Das Fluglärmgesetz von 1971 entfaltet kaum noch
Wirkungen, da die Lärmschutzzonen oftmals kaum
über das Flughafengelände hinausreichen. Das hat natür-
lich auch mit der Entwicklung leiserer Flugzeuge zu tun,
durch die der durchschnittliche Lärmpegel, von dem die
Größe der Lärmzone abhängt, niedriger ist. Für die Men-
schen aber, deren Wahrnehmung vom tatsächlich beste-
henden Pegel bestimmt wird, ist der Fluglärm mit seiner
besonderen Ausbreitungsdynamik nach wie vor eine
sehr große Belastung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Eine gesetzliche Anpassung an die heutigen Erforder-
nisse ist aus unserer Sicht dringend erforderlich.

Mit der Neufassung des Fluglärmgesetzes soll der
Anspruch der Flughafenanwohner auf effektiven Lärm-
schutz gestärkt werden. Dazu gehört unter anderem
– auch das ist heute schon angesprochen worden – eine
vorausschauende Siedlungsplanung in lärmbelasteten
Bereichen um den Flughafen herum, um zukünftig auch
Lärmkonflikten besser vorbeugen zu können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Eine Novelle sollte auch eine Ausweitung des An-
wendungsbereiches auf weitere Flugplätze vorsehen.
Hiermit ist eine Gleichbehandlung materiell vergleich-
barer Fluglärmsituationen zu erreichen. Außerdem sind
wir der Auffassung, dass auch Flugplätze der Bundes-
wehr in die Reichweite einer Novelle zum Fluglärmge-
setz einbezogen werden sollen.

Auch dem Schutz der Nachtruhe müssen wir mit der
anstehenden Novellierung besondere Bedeutung beimes-
sen. Zum Beispiel kann die Ausweisung von Nacht-
schutzzonen den Anforderungen gerecht werden. Unser
aller Ziel muss es sein, gesundheitlich bedenkliche Stö-
rungen der Nachtruhe zu verhindern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In Deutschland als modernem, technisch hoch ent-
wickeltem Land wird das Angebot einer nachhaltigen

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(C (D obilität von Mensch und Fracht zukünftig weiter ausebaut werden müssen. Dazu gehören natürlich wirkame nachhaltige Maßnahmen zur Fluglärmreduzierung, m einen ausreichenden Schutz der Bürger und Bürgeinnen vor unerwünschtem Fluglärm zu gewährleisten. Die Novellierung des Fluglärmgesetzes muss sowohl em erforderlichen Schutz der Bevölkerung vor Lärm ls auch den Bedürfnissen der Betreiber von Flugplätzen erecht werden. Ich gehe ganz fest davon aus – ich sage as hier noch einmal –, dass wir demnächst gemeinsam n dieser Stelle über die Novelle zum Fluglärmgesetz iskutieren werden. Ich hoffe, wir werden konstruktiv arüber beraten, wie wir diese Ziele erreichen können. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513312600

Vielen Dank, auch für die kurze und knappe Rede, bei

er Sie uns allen sogar noch ein bisschen Zeit geschenkt
aben.
Ich schließe damit die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 15/2862 an die in der Tagesordnung aufge-
ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 27 sowie Zusatz-

unkt 11 auf:
27 Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD

und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes über das In-
verkehrbringen, die Rücknahme und die um-
weltverträgliche Entsorgung von Elektro- und

(Elektround Elektronikgerätegesetz – ElektroG)

– Drucksache 15/3930 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit

P 11 Beratung des Antrags der Abgeordneten Birgit
Homburger, Angelika Brunkhorst, Michael
Kauch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP
Verwertung von Elektronik-Altgeräten ökolo-
gisch sachgerecht und unbürokratisch gestal-
ten
– Drucksache 15/3950 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Hier haben die Abgeordneten Bollmann, Wittlich und
omburger sowie der Bundesminister Trittin gebeten,






(A) (C)



(B) (D)


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer
ihre Reden zu Protokoll geben zu dürfen.1) Sind Sie da-
mit einverstanden? – Dann verfahren wir so.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
Drucksachen 15/3930 und 15/3950 an die in der Tages-
ordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt
es dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der
Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 27. Oktober 2004, 13 Uhr,
ein.

Die Sitzung ist geschlossen.