Protokoll:
15130

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 130

  • date_rangeDatum: 1. Oktober 2004

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:07 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/130 Dr. Dieter Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Schmidbauer (Nürnberg) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . Hildegard Müller (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Wolfgang Zöller (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Marion Caspers-Merk (SPD) . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Klaus Kirschner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 20: Große Anfrage der Abgeordneten Johannes (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Berücksich- tigung der Kindererziehung im Bei- tragsrecht der sozialen Pflegeversiche- rung (Kinder-Berücksichtigungsgesetz – KiBG) (Drucksachen 15/3671, 15/3837) . . . . . . . 11874 B 11875 B 11876 A 11876 D 11877 C 11878 A 11879 C 11880 A 11891 B 11892 C 11892 D 11893 A Deutscher B Stenografisch 130. Sitz Berlin, Freitag, den 1 I n h a l Veränderter Beginn der Plenarsitzung am 20. Oktober 2004 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 19: Zweite und dritte Beratung des von den Frak- tionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung der Finanzierung von Zahnersatz (Drucksachen 15/3681, 15/3834, 15/3865) . . Ulla Schmidt, Bundesministerin BMGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A ( K H S R R P R A 11869 A 11869 A 11869 B 11870 D 11873 A Singhammer, Klaus Hofbauer, Karl-Josef Laumann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Klarstellung der undestag er Bericht ung . Oktober 2004 t : uswirkungen der EU-Osterweiterung Drucksachen 15/2438, 15/3015) . . . . . . . . . . laus Hofbauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ans Martin Bury, Staatsminister für Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . abine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . obert Hochbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . etra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . ainer Fornahl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . lbert Rupprecht (Weiden) 11882 A 11882 A 11883 A 11884 C 11885 D 11886 D 11887 C 11889 A 11889 C b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 – zu dem Antrag der Abgeordneten Andreas Storm, Annette Widmann- Mauz, Horst Seehofer, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Familien entlasten statt Kin- derlose bestrafen – Grundlegende Reform der Pflegeversicherung noch in dieser Wahlperiode einleiten – zu dem Antrag der Abgeordneten Daniel Bahr (Münster), Dr. Heinrich L. Kolb, Dr. Dieter Thomae, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Familien spürbar durch einen Kinderbonus entlasten – Keine Bei- tragserhöhungen in der sozialen Pflegeversicherung – Grundlegende Reform beginnen (Drucksachen 15/3682, 15/3683, 15/3837) Marion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Storm (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Petra Selg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . . Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 22: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Arbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Erich G. Fritz, Karl- Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Neustrukturierung der Außenwirtschafts- förderung als Beitrag zur Schaffung von Wachstum und Beschäftigung (Drucksachen 15/746, 15/3269) . . . . . . . . . . . Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erich G. Fritz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 23: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Organisationsreform in der gesetzlichen Rentenversicherung (RVOrgG) (Drucksachen 15/3654, 15/3824, 15/3866, 15/3836) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Dreßen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . G B D T B s u o ( n z m p g ( i Z a b c D J F D D P 11893 A 11893 B 11894 D 11897 A 11898 B 11899 B 11900 A 11901 B 11901 C 11903 B 11905 B 11906 B 11907 A 11907 B erald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU) . . . . irgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 24: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Verbraucherschutz, Ernährung nd Landwirtschaft zu dem Antrag der Abge- rdneten Julia Klöckner, Peter H. Carstensen Nordstrand), Albert Deß, weiterer Abgeord- eter und der Fraktion der CDU/CSU: Drei- ehntes Gesetz zur Änderung des Arznei- ittelgesetzes für Tierärzte und Landwirte raxisgerecht und verbraucherfreundlich estalten Drucksachen 15/3112, 15/3828) . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 6: ) Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Arzneimit- telgesetzes (Drucksachen 15/1494, 15/2999) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verbraucherschutz, Er- nährung und Landwirtschaft zu dem An- trag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Praxisgerechte Novelle des Tierarzneimittelgesetzes verbessert Tier- und Verbraucher- schutz (Drucksachen 15/1596, 15/2999) . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, Dr. Volker Wissing, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Agra- rischen Veredlungsstandort Deutsch- land stärken – Bürokratie abbauen und Rahmenbedingungen verbessern (Drucksache 15/3103 ) . . . . . . . . . . . . . . . r. Gerald Thalheim, Parl. Staatssekretär BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ulia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . riedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . r. Wilhelm Priesmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . eter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 11908 C 11910 C 11911 A 11912 A 11912 B 11912 B 11912 C 11912 D 11913 B 11914 D 11915 D 11916 B 11917 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 III Tagesordnungspunkt 25: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebenten Gesetzes zur Änderung des So- zialgerichtsgesetzes (7. SGGÄndG) (Drucksachen 15/3169, 15/3838, 15/3867) . . Tagesordnungspunkt 26: Antrag der Abgeordneten Gudrun Kopp, Rainer Brüderle, Dirk Niebel, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Konse- quenzen aus der Entscheidung zum Laden- schlussgesetz ziehen – Regelung des Ladenschlusses den Ländern überlassen (Drucksache 15/3359) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Kues (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubert Ulrich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 27: Zweite und dritte Beratung des von den Frak- tionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur wirkungsgleichen Übertra- gung von Regelungen der sozialen Pflege- versicherung sowie der gesetzlichen Kran- kenversicherung auf dienstrechtliche Vorschriften (Drucksachen 15/3444, 15/3830, 15/3847) . . Tagesordnungspunkt 28: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Autobahnmautgesetzes für schwere Nutzfahrzeuge (Drucksachen 15/3678, 15/3822, 15/3819) b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen – zu dem Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der CDU/CSU: LKW-Mautein- führung zügig voranbringen – zu dem Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordneter und der Frak- N A L A E L m F s n A G 2 2 b u S ( A E P F U O C U T J G w K l t p A E E E M S G w K l t p 11919 C 11919 D 11920 A 11920 D 11922 C 11924 C 11926 A 11926 C tion der CDU/CSU: Mautbefreiung für humanitäre Hilfstransporte (Drucksachen 15/3314, 15/3489, 15/3819) ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung des Abgeordneten Eckhart ewering (SPD) zur namentlichen Abstim- ung über den Antrag der Bundesregierung: ortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut- cher Streitkräfte an dem Einsatz einer Inter- ationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in fghanistan unter Führung der NATO auf rundlage der Resolutionen 1386 (2001) vom 0. Dezember 2001, 1413 (2002) vom 3. Mai 2002, 1444 (2002) vom 27. Novem- er 2002, 1510 (2003) vom 13. Oktober 2003 nd 1563 (2004) vom 17. September 2004 des icherheitsrats der Vereinten Nationen 113. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 2) . nlage 3 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten etra Selg, Jutta Dümpe-Krüger, Hans-Josef ell, Winfried Hermann, Peter Hettlich, lrike Höfken, Christa Nickels, Friedrich stendorff, Claudia Roth (Augsburg), hristine Scheel, Irmingard Schewe-Gerigk, rsula Sowa, Rainder Steenblock, Marianne ritz, Hubert Ulrich, Dr. Antje Vollmer und osef Philip Winkler (alle BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) zur Abstimmung über den Ent- urf eines Gesetzes zur Berücksichtigung der indererziehung im Beitragsrecht der sozia- en Pflegeversicherung (Kinder-Berücksich- igungsgesetz – KiBG) (Tagesordnungs- unkt 21 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten kin Deligöz, Birgitt Bender, Franziska ichstädt-Bohlig, Anna Lührmann, Jerzy ontag, Winfried Nachtwei und Werner chulz (Berlin) (alle BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) zur Abstimmung über den Ent- urf eines Gesetzes zur Berücksichtigung der indererziehung im Beitragsrecht der sozia- en Pflegeversicherung (Kinder-Berücksich- igungsgesetz – KiBG) (Tagesordnungs- unkt 21 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11926 D 11926 C 11929 A 11929 B 11930 A 11930 D IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Berücksichtigung der Kindererziehung im Beitragsrecht der sozia- len Pflegeversicherung (Kinder-Berücksich- tigungsgesetz – KiBG) (Tagesordnungs- punkt 21 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Ulrich Kelber (SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur wirkungsglei- chen Übertragung von Regelungen der sozia- len Pflegeversicherung sowie der gesetzlichen Krankenversicherung auf dienstrechtliche Vorschriften (Tagesordnungspunkt 27) . . . . . sozialen Pflegeversicherung sowie der gesetz- lichen Krankenversicherung auf dienstrecht- liche Vorschriften (Tagesordnungspunkt 27) Hans-Peter Kemper (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Ralf Göbel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Ände- rung des Autobahnmautgesetzes für schwere Nutzfahrzeuge 11931 A 11931 D 11936 B 11937 C 11938 C 11939 A 11939 D Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Siebenten Gesetzes zur Änderung des Sozialgerichtsgesetzes (7. SGGÄndG) (Tagesordnungspunkt 25) Klaus Kirschner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verena Butalikakis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Funke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Anlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur wirkungs- gleichen Übertragung von Regelungen der – – ( R K W A H A A A 11932 B 11933 B 11934 C 11935 B 11935 D Antrag: LKW-Mauteinführung zügig vor- anbringen Antrag: Mautbefreiung für humanitäre Hilfstransporte Tagesordnungspunkt 28) einhard Weis (Stendal) (SPD) . . . . . . . . . . . laus Hofbauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ilhelm Josef Sebastian (CDU/CSU) . . . . . . lbert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . orst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . ngelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 10 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11940 D 11941 C 11942 B 11943 B 11944 A 11944 D 11945 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 11869 (A) ) (B) ) 130. Sitz Berlin, Freitag, den 1 Beginn: 9.0
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    1) Anlage 9 (D (B) ) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 11929 (A) ) (B) ) (2002) vom 23. Mai 2002, 1444 (2002) vomWilhelm Ronsöhr, Heinrich- CDU/CSU 01.10.2004 1386 (2001) vom 20. Dezember 2001, 1413 stützungstruppe in Afghanistan unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolutionen Rauber, Helmut CDU/CSU 01.10.2004** Anlage 1 Liste der entschuldigt * ** A Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Austermann, Dietrich CDU/CSU 01.10.2004 Barnett, Doris SPD 01.10.2004** Brüderle, Rainer FDP 01.10.2004 Carstens (Emstek), Manfred CDU/CSU 01.10.2004 Eichel, Hans SPD 01.10.2004 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 01.10.2004 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 01.10.2004* Girisch, Georg CDU/CSU 01.10.2004 Goldmann, Hans- Michael FDP 01.10.2004 Grill, Kurt-Dieter CDU/CSU 01.10.2004** Hartenbach, Alfred SPD 01.10.2004 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 01.10.2004 Hilbrecht, Gisela SPD 01.10.2004 Klimke, Jürgen CDU/CSU 01.10.2004 Kramer, Rolf SPD 01.10.2004** Kumpf, Ute SPD 01.10.2004 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 01.10.2004 Dr. Lippold (Offenbach), Klaus W. CDU/CSU 01.10.2004 Lips, Patricia CDU/CSU 01.10.2004 Mantel, Dorothee CDU/CSU 01.10.2004 Noll, Michaela CDU/CSU 01.10.2004 Oswald, Eduard CDU/CSU 01.10.2004 Parr, Detlef FDP 01.10.2004 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 01.10.2004 Raidel, Hans CDU/CSU 01.10.2004** R S S S S S S S S T W W W W D D Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an der 111. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der OSZE nlage 2 Erklärung des Abgeordneten Eckhart Lewering (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteili- gung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicherheitsunter- ühe, Volker CDU/CSU 01.10.2004 charping, Rudolf SPD 01.10.2004 chauerte, Hartmut CDU/CSU 01.10.2004 chlauch, Rezzo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 01.10.2004 chöler, Walter SPD 01.10.2004 chröder, Gerhard SPD 01.10.2004 chultz (Everswinkel), Reinhard SPD 01.10.2004 trässer, Christoph SPD 01.10.2004 traubinger, Max CDU/CSU 01.10.2004 hiele, Carl-Ludwig FDP 01.10.2004 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 01.10.2004 elt, Jochen SPD 01.10.2004 ieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 01.10.2004 inkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 01.10.2004** r. Winterstein, Claudia FDP 01.10.2004 r. Wodarg, Wolfgang SPD 01.10.2004 eitlmann, Wolfgang CDU/CSU 01.10.2004 bgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 11930 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 (A) ) (B) ) 27. November 2002, 1510 (2003) vom 13. Okto- ber 2003 und 1563 (2004) vom 17. September 2004 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (113. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 2) In der Ergebnisliste ist mein Name nicht aufgeführt. Mein Votum lautet Ja. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Petra Selg, Jutta Dümpe- Krüger, Hans-Josef Fell, Winfried Hermann, Peter Hettlich, Ulrike Höfken, Christa Nickels, Friedrich Ostendorff, Claudia Roth (Augs- burg), Christine Scheel, Irmingard Schewe- Gerigk, Ursula Sowa, Rainder Steenblock, Marianne Tritz, Hubert Ulrich, Dr. Antje Vollmer und Josef Philip Winkler (alle BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Berücksichti- gung der Kindererziehung im Beitragsrecht der sozialen Pflegeversicherung (Kinder-Berück- sichtigungsgesetz – KiBG) (Tagesordnungs- punkt 21 a) Wir stimmen dem Kinder-Berücksichtigungsgesetz trotz inhaltlicher Bedenken zu; denn mit dem Gesetz wird das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 3. April 2001 fristgemäß umgesetzt. Zudem wird ein Beitrag zur kurzfristigen finanziellen Stabilisierung der sozialen Pflegeversicherung geleistet. Seit mehreren Monaten hat die Bundestagsfraktion des Bündnisses 90/Die Grünen alle denkbaren Bemü- hungen gezeigt, den Koalitionspartner von einem ande- ren Weg zu überzeugen. Dies bezieht sich zum einen auf die Umsetzung des Urteils des Bundesverfassungsge- richts, zum anderen auf die unseres Erachtens dringend erforderliche Einleitung einer umfassenden Reform der Pflegeversicherung. Diese Versuche sind bisher ergeb- nislos geblieben. Der vom Bundesverfassungsgericht vorgegebene Zeitdruck macht jedoch jetzt eine Entschei- dung nötig, wenn nicht die Finanzierung der Pflegeversi- cherung in Gefahr geraten soll. Dennoch sollten wir auf die wesentlichen Kritikpunkte hinweisen. Unsere Fraktion hat mit Beschluss vom 2. September 2004 auf die Notwendigkeit hingewiesen, dass der Ent- wurf daraufhin kritisch zu prüfen sei, ob erstens die ent- haltenen Regelungen den Anforderungen des Bundes- verfassungsgerichts entsprechen, ob zweitens die Be- bzw. Entlastung verschiedener Bevölkerungsgruppen dem Gleichbehandlungsgrundsatz entsprechen. Bei der öffentlichen Anhörung zu dem Gesetzentwurf am 22. September 2004 wurden von den geladenen Ver- bänden und Sachverständigen einhellig folgende zen- trale Mängel festgestellt: die zweifelhafte Urteilskonfor- mität des Entwurfs, die fehlende, aber zwingende Differenzierung der Entlastung nach der Zahl der Kin- der, die ungleiche zeitliche Ausdehnung der Entlastung (lebenslang ab Geburt des Kindes), die im Ergebnis zu einer ungleichen Bewertung der Erziehungsleistung führe, die äußerst verwaltungsaufwendige, in vielen Be- r U M z d d Ä U k r s s D z b u i d Z w e s r q g z m v R P i u K f d A t w v e d n a (C (D eichen vermutlich nicht bis Januar 2005 realisierbare msetzung des Gesetzes, weshalb die überwiegende ehrzahl der Expertinnen und Experten eine Lösung um Beispiel über einen definierten Zuschlag zum Kin- ergeld empfahl. Jedoch haben wir auch vor dem Hintergrund dieser urchweg negativen Bewertung keine grundsätzlichen nderungen des Entwurfs erwirken können. Für falsch halten wir jedoch vor allem, dass mit der msetzung des Urteils des Bundesverfassungsgerichts eine umfassende Reform der sozialen Pflegeversiche- ung verbunden wird. Alle Akteure des Gesundheitswe- ens stimmen darin überein, dass die Pflegeversicherung o schnell wie möglich eine Fortentwicklung braucht. as betrifft nicht nur das rasant wachsende Finanzdefi- it, das durch die jetzige Maßnahme allenfalls für zwei is drei Jahre stabilisiert wird; dass betrifft vor allem die nmittelbaren Leistungen für die Pflegebedürftigen und hre Angehörigen, das heißt unter anderem: Es müssen ringend Leistungsverbesserungen für die steigende ahl von demenziell erkrankten Menschen geschaffen erden. Der reale Wert der Leistungssätze muss durch ine Dynamisierung, das heißt jährliche Anpassung, ge- teigert werden. Das Grundprinzip der Pflegeversiche- ung „ambulant vor stationär“ muss durch eine konse- uente Stärkung der ambulanten Pflegestrukturen efördert werden. Nicht zuletzt gehört dazu, die Finan- ierung der Pflegeversicherung neu zu gestalten. Wir üssen den Bürgerinnen und Bürgern offen und ehrlich ermitteln, dass diese Reformen Geld kosten werden. Wir sind der Überzeugung, dass wir uns vor diesem eformbedarf nicht verstecken können und dürfen. Die robleme jetzt nicht anzupacken ist nicht nur falsch; es st die entgangene Chance, möglichst rasch eine bessere nd zukunftsfeste Pflegeversicherung zu erhalten. Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass in der oalition ein längerfristig wirksames Konzept zur Re- orm der Pflegeversicherung entwickelt wird, und wer- en dazu eigene Vorschläge unterbreiten. nlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ekin Deligöz, Birgitt Bender, Franziska Eichstädt-Bohlig, Anna Lührmann, Jerzy Montag, Winfried Nachtwei und Werner Schulz (Berlin) (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Berücksichtigung der Kin- dererziehung im Beitragsrecht der sozialen Pflegeversicherung (Kinder-Berücksichtigungs- gesetz – KiBG) (Tagesordnungspunkt 21 a): Wir stimmen dem Kinder-Berücksichtigungsgesetz rotz inhaltlicher Bedenken zu, denn mit dem Gesetz ird das Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) om 3. April 2001 fristgemäß umgesetzt. Zudem wird in Beitrag zur kurzfristigen finanziellen Stabilisierung er sozialen Pflegeversicherung geleistet. Es trägt den- och nicht verschiedenen Erfordernissen Rechnung, so uch im Hinblick auf familienpolitische Belange. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 11931 (A) ) (B) ) Die durch das BVerfG veranlasste Gesetzesinitiative ist Ergebnis eines Missstandes, den aktiv erziehende Eltern in Bezug auf die Beitragserhebung der Pflegeversiche- rung beklagten. Zu Recht hatten diese auf mangelnde Berücksichtigung ihrer Erziehungsleistung sowie des daraus resultierenden gesamtgesellschaftlichen Nutzens hingewiesen, wie er im Zusammenhang der Pflege be- sonders offenkundig wird. Die Bundesregierung hat seit 1998 konsequent und in beachtlichem Umfang Familien entlastet und die von ih- nen erbrachten Leistungen berücksichtigt. Dieser Weg ist richtig und muss mit dem Ziel der Gerechtigkeit für Familien fortgesetzt werden. Dabei dürfen nicht aus- schließlich monetäre Leistungen ins Auge gefasst wer- den, sondern auch die Bereitstellung von Familien unter- stützenden Dienstleistungen. Der Gesetzgeber hat etwa über die Erhöhung von Kindergeld und Kinderfreibeträgen, die Reform des Er- ziehungsgeldes und Einführung der Elternzeit, die Auf- wertung der Anerkennung von Kindererziehungszeiten in der Rentenversicherung oder durch die beitragsfreie Mitgliedschaft in der Krankenversicherung für deutliche Entlastungen von Familien im aktiven Erziehungszeit- raum gesorgt. Diese Leistungen für Familien in Höhe von rund 70 Milliarden Euro jährlich kommen Familien weitgehend in der belastungsintensiven Erziehungsphase zugute. Jüngere Initiativen im Bereich der Ganztags- schulen sowie der Kindertagesbetreuung zielen in die gleiche Richtung. Es wäre dringend geboten gewesen, den heute zu be- schließenden überschaubaren Reformschritt in der Pfle- geversicherung dahin gehend zu gestalten, dass im Kern die aktive Erziehungsleistung Berücksichtigung findet. Ergänzend hätte die Zahl der zu erziehenden Kinder ih- ren Niederschlag im Regelwerk finden müssen. Dies war, gerade auch im Hinblick auf die höchstrichterlichen Vorgaben, über einen langen Zeitraum hinweg eines von mehreren wichtigen Anliegen der bündnisgrünen Frak- tion. Stattdessen die „Lebendgeburt“ als ausschließliches Kriterium zur „Kinder-Berücksichtigung“ auszuweisen, konterkariert die Würdigung aktiv Erziehender. Das empfinden wir als höchst ungerecht. Hier mag nur auf die erhebliche Anzahl säumiger unterhaltspflichtiger El- ternteile hingewiesen werden, die für ihr „Kavaliers- delikt“ auch noch belohnt würden. Es ist ausdrücklich zu bedauern, dass es zu keinen entsprechenden Änderungen der Gesetzesvorlage gekommen ist. Dies erklären wir auch mit Verweis auf den umfassenden Reformbedarf im Pflegewesen, dessen Zukunftsfähigkeit besonders im In- teresse der nachfolgenden Generationen gewährleistet werden muss. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Berücksich- tigung der Kindererziehung im Beitragsrecht d g P U s k n s d r t k k w d b h S S s t t T o m a s d m A W l m s e d c A B (C (D der sozialen Pflegeversicherung (Kinder- Berücksichtigungsgesetz – KiBG) (Tagesord- nungspunkt 21 a) Ich stimme dem Kinder-Berücksichtigungsgesetz zu, a bei einer Nichtumsetzung der Bundesverfassungs- erichtsentscheidung zum 1. Januar 2005 Beiträge zur flegeversicherung nicht mehr erhoben werden dürften. m dies abzuwenden, stimme ich zu, obwohl ich politi- che, verfassungsrechtliche und rechtsförmliche Beden- en gegen den vorliegenden Gesetzentwurf eines so ge- annten Kinder-Berücksichtigungsgesetzes habe. Bei den politischen Bedenken kann ich mich im We- entlichen der Erklärung der Kollegin Petra Selg und an- erer anschließen. Verfassungsrechtlich halte ich das Urteil nicht für hin- eichend umgesetzt. Das Gericht verlangt eine Entlas- ung der Eltern, die ihnen während der Zeit zugute ommt, in der sie Kinder betreuen und erziehen. Darauf onzentriert der Gesetzentwurf die Entlastung nicht. Es ird auch die unterschiedliche Belastung je nach Zahl er Kinder vernachlässigt. Rechtsförmlich ist der Entwurf zu beanstanden, da ezüglich der Elterneigenschaft unklar bleibt, was über- aupt geregelt ist. Im Gesetzestext werden Eltern im Sinne des § 56 GB l von der Beitragserhöhung ausgenommen. § 56 GB l regelt die Sonderrechtsnachfolge bei fälligen An- prüchen auf laufende Leistungen im Todesfall des Leis- ungsberechtigten. Eltern sind danach anspruchsberech- igt, „wenn diese mit dem Berechtigten zur Zeit seines odes in einem gemeinsamen Haushalt gelebt haben der von ihm wesentlich unterhalten worden sind“. Da- it würde aus der Verweisung entweder folgen, dass das ktuelle Leben von Eltern und Kindern in einem gemein- amen Haushalt und die Unterhaltsbeziehung entschei- end ist oder dass die Verweisung lediglich tautologisch eint, Eltern seien Eltern. Offensichtlich wollen die utoren des Entwurfes aber gerade die einschränkende irkung des § 56 SGB l nicht gelten lassen, wenn sie aut Begründung eine Lebendgeburt und die Abstam- ungsurkunde bereits als Nachweis der Elterneigen- chaft ausreichen lassen. Ich gehe davon aus, dass diese Unklarheiten bald mit iner Korrektur des Gesetzes nachzubessern sind, wenn ie ersten Probleme bei der Rechtsanwendung auftau- hen. nlage 6 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Ulrich Kelber (SPD) zur Ab- stimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur wirkungsgleichen Übertragung von Regelungen der sozialen Pflegeversicherung sowie der ge- setzlichen Krankenversicherung auf dienstrecht- liche Vorschriften (Tagesordnungspunkt 27) Die Neuregelung deckt wichtige Fragen ab, um die edingungen, unter denen Menschen in Deutschland in 11932 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 (A) ) (B) ) Pflege- und Krankenversicherung versichert sind, an- zugleichen. Allerdings fehlt dem Gesetz eine wichtige Regelung, die in Zukunft noch nachgeholt werden muss: Die finanzielle Gleichstellung von Pensionären, die frei- willig gesetzlich krankenversichert sind, mit Pensio- nären, die Beihilfe erhalten. Aus verschiedenen Gründen (Eintrittsalter, Vorer- krankungen) haben in der Vergangenheit zahlreiche Be- amte (Schätzungen: 2 bis 8 Prozent der Bundesbeamten) darauf verzichtet, sich als Ergänzung zur Beihilfe privat zu versichern. Vielmehr sind sie freiwillig Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung geworden. Dies hat schon zu den aktiven Zeiten dieser Beamten dem Staat Ausgaben erspart, weil in der Regel die Beihilfe keine Leistungen zahlen musste. Diese Beamten erhielten auch keinen Zuschuss zu ihren Krankenversicherungsbeiträgen. Allerdings boten ihnen viele Versicherungen über Jahrzehnte deutlich reduzierte, oft halbierte Sätze an. Seit dem 1. Januar 2004 müssen jetzt Pensionäre den vollen Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung alleine tragen. Dies bedeutet ein Minus von 7 Prozent der Pension. Der Staat, der bei an- deren Pensionären die Beihilfe übernimmt, zahlt weiter- hin keinerlei Zuschuss. Damit fällt die Fürsorge des frü- heren Dienstherrn unterschiedlich aus. Das ist nicht akzeptabel. Eine zukünftige Regelung muss Pensionären erlau- ben, wahlweise und endgültig auf den Beihilfeanspruch zu verzichten, dafür aber dann einen entsprechenden Zu- schuss zu den Krankenversicherungsbeiträgen zu erhal- ten. Diese Regelung entspräche dem, was heute für ehe- malige Bundestagsabgeordnete gilt. Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Siebenten Ge- setzes zur Änderung des Sozialgerichtsgesetzes (7. SGGÄndG) (Tagesordnungspunkt 25) Klaus Kirschner (SPD): Im Kern geht es bei dem in zweiter und dritter Lesung zu beratenden Gesetzentwurf darum, den Bundesländern die Optionsmöglichkeit zu eröffnen, für Sozialgerichtsverfahren zum Arbeitslosen- geld II und zur Sozialhilfe besondere Spruchkammern bei den Verwaltungsgerichten einzurichten. Zur Erinne- rung: Das geht auf eine Protokollnotiz des Vermittlungs- ausschussverfahrens vom Dezember letzten Jahres zu- rück. Damit wird sichergestellt, dass Streitigkeiten zum Arbeitslosengeld II und zur Sozialhilfe möglichst zeit- nah entschieden werden können; denn bei der personel- len Situation der Sozialgerichte wäre dies bei vielen Streitfällen sonst nicht zu gewährleisten. Diese Regelung erfolgt aus Kapazitätsgründen und ist zeitlich befristet. Die Befristung – und auf diese Feststel- lung lege ich im Namen der SPD-Bundestagsfraktion be- sonderen Wert – gilt bis Ende 2008. Bis dahin sind die Bundesländer, die von dieser optionalen Regelung Ge- brauch machen wollen, in der Lage, durch entsprechende P z c f l S r f d r R A d d r g S S s w d d r b R s s w N V v b G i i k s „ R D r L d u S m d r s d T d e e z u (C (D ersonalbewirtschaftung Über- und Unterkapazitäten wischen den einzelnen Gerichtsbarkeiten auszuglei- hen. Diese Gesetzesänderung stellt somit eine zeitlich be- ristete Übergangsregelung dar und ist, das will ich deut- ich sagen, kein Einstiegsmodell für die Abschaffung der ondergerichtsbarkeiten, der Sozial- und Arbeitsge- ichte, auch wenn dies von einigen Justizministern of- ensichtlich ins Auge gefasst und vom Bundesverband er Arbeitgeber gefordert wird. Eine solche Position ist falsch, denn die Spezialisie- ung der Richter ist unverzichtbar für die Qualität der echtsprechung. Die Sondergerichtswege – Sozial- und rbeitsgerichte – haben sich bewährt. Das kam auch in er öffentlichen Anhörung des Ausschusses zum Aus- ruck. Mit diesen Sondergerichtswegen kann im Inte- esse der Beteiligten – Kläger wie Beklagte – am besten esichert werden, dass auch weiterhin eine einheitliche ozialrechtsprechung erfolgt. Und ein Weiteres: Dieser onderweg wird nicht durch zusätzliche Kosten er- chwert. Ich weise auf diesen Umstand besonders hin, eil bereits ein Gesetzentwurf des Bundesrates vorliegt, er eine Kostenbeteiligung vor den Sozialgerichten in en Erstinstanzen vorsieht. Eine solche Kostenregelung üttelt an einer der tragenden Säulen der Sozialgerichts- arkeit, da die Abkehr von der Kostenfreiheit dem echtsuchenden Hürden beim Zugang zum Sozialrecht etzen würde. Das wird von den Antragstellern offen- ichtlich bewusst in Kauf genommen. Es hat sich be- ährt – und Bewährtes sollte man nicht ohne zwingende ot aufgeben –, dass alle Bürgerinnen und Bürger als ersicherte oder Leistungsempfänger sowie Behinderte on Gebühren für Sozialgerichtsverfahren befreit blei- en. Der vergleichsweise einfache Zugang ist einer der ründe, warum die Geschichte der Sozialgerichtsbarkeit n den 50 Jahren ihres Bestehens eine Erfolgsgeschichte st. Bei den 69 Sozial- und 16 Landessozialgerichten wir- en mittlerweile circa 1 200 Sozialrichter an der Rechts- icherheit des grundgesetzlichen Sozialstaatsprinzips. Zur Bundesrepublik Deutschland gehört als sozialer echtsstaat eine eigenständige Sozialgerichtsbarkeit. ie Vielfältigkeit der Lebensverhältnisse und des Sozial- echts erfordern eine Gerichtsbarkeit, die über die nötige ebensnähe, Fachkunde und Spezialisierung verfügt. Sie ient dem Schutz der sozialen Rechte der Bürgerinnen nd Bürger und der Kontrolle der Sozialverwaltung. Die ozialversicherungssysteme sind seit ihrer Entstehung it einem eigenständigen Rechtsschutzsystem verbun- en. Bestrebungen, die Sozialgerichtsbarkeit aus ande- en Erwägungen als eigenständige Gerichtsbarkeit abzu- chaffen, erteile ich daher eine Absage.“ So die Haltung er Bundesregierung, wie sie Herr Staatssekretär iemann am 17. November 2003 formuliert hat. Und wo ie Bundesregierung Recht hat, verdient sie unsere un- ingeschränkte Unterstützung. Daher stelle ich hier noch inmal ausdrücklich klar: Die jetzt verhandelte Regelung ur Öffnungsklausel ist lediglich eine Interimslösung nd strikt bis 2008 befristet. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 11933 (A) ) (B) ) Lassen Sie mich zum Schluss noch kurz zum Asylbe- werberleistungsgesetz und dessen Zuordnung zu den So- zialgerichten kommen. Haben wir ansonsten auch weit- gehende Übereinstimmung erzielt, haben CDU/CSU bei diesem Punkt durch einen eigenen Antrag die Zuständig- keit der Verwaltungsgerichte reklamiert. Dies wird von uns abgelehnt. Da dies sicherlich noch zur Sprache kom- men wird, will ich unsere Position begründen und auf die gegenüber dem Ausschuss getroffenen Aussagen der Vertreter des Bundes Deutscher Sozialrichter, des Deut- schen Richterbundes sowie des Einzelsachverständigen Professor Becker hinweisen. Alle drei haben ausgeführt, dass das Asylbewerberleistungsgesetz ein besonderes Sozialhilfegesetz ist, mit dem einer besonderen Perso- nengruppe spezifische Sonderleistungen zugesprochen werden sollen. Das heißt, unabhängig vom ausländer- rechtlichen Hintergrund, so Professor Becker, gehört „das Gesetz inhaltlich funktionell zur Sozialhilfe“. Oder Herr Roller vom Deutschen Richterbund: „Materiell handelt es sich um Fürsorgerecht.“ Auch der Sachver- ständige Herr Jung vom Bund Deutscher Sozialrichter sagt: „Bei einem großen Prozentsatz der Streitigkeiten nach dem Asylbewerberleistungsgesetz handelt es sich um Begehren, die auf Sach- oder Geldleistungen gerich- tet sind, die ihrerseits dem Fürsorgegrundsatz folgen.“ Deshalb ist die Zuordnung, so wie von der Koalition vorgesehen, folgerichtig. Die Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Frak- tionen fordere ich daher auf, diesem Gesetzentwurf zu- zustimmen. Es ist eine praktikable Lösung, die Bewähr- tes erhält. Verena Butalikakis (CDU/CSU): Der vorliegende Entwurf eines Siebenten Gesetzes zur Änderung des So- zialgerichtsgesetzes fordert zu Beginn eine Grundsatz- bemerkung heraus: Dieser Gesetzentwurf zielt nicht auf eine Änderung in unserem historisch gewachsenen Rechtssystem. Die Diskussion über die Zusammen- legung der öffentlich-rechtlichen Fachgerichtsbarkeiten – das heißt die Zusammenfassung der Verwaltungs-, So- zial- und Finanzgerichtsbarkeit zu einem Gerichts- zweig – ist deshalb hier und heute auch nicht zu führen. Dieses Themenfeld ist und bleibt federführend den Rechtspolitikern und Juristen auf Länder- und Bundes- ebene vorbehalten. Der Ausgangspunkt für diesen Gesetzentwurf ist das Vermittlungsausschussverfahren im November/Dezem- ber letzten Jahres, in dem unter anderem im Rahmen der so genannten Hartz-IV-Gesetzgebung zwei neue Sozial- gesetzbücher verhandelt wurden: das SGB II – die Zu- sammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe bei Erwerbsfähigen – und das SGB XII – die entsprechende Folgeänderung des Bundessozialhilfegesetzes. Als zu- ständige Gerichtsbarkeit für die beiden sich inhaltlich er- gänzenden Gesetze wurde im Vermittlungsausschuss einvernehmlich – im Übrigen entgegen dem Vorschlag der Bundesregierung – die Sozialgerichtsbarkeit statt der Verwaltungsgerichtsbarkeit festgelegt. Fachleute schätzen, dass die Festlegung zu einem An- stieg der Aufgaben bei den Sozialgerichten von etwa 10 bis 25 Prozent führt. Diese Mehrbelastung der Sozial- g E t a n A s a s L s r W s G V „ s G l a g r S d v e a w s f F r V r Ä s s s K G n g d s g d w m d a t W (C (D erichte trifft dabei zusammen mit einer grundlegenden ntwicklung in den letzten Jahren: Während die Verwal- ungsgerichte insgesamt – von regionalen Unterschieden bgesehen – ein abnehmendes Arbeitsvolumen verzeich- en, ist bei den Sozialgerichten ein jährlich steigendes rbeitsaufkommen festzustellen. Angesichts dieser Tat- achen wurde die Bundesregierung vom Vermittlungs- usschuss aufgefordert, bis zum 30. Juni 2004 einen Ge- etzentwurf vorzulegen, der es den hier zuständigen ändern ermöglicht, die notwendigen Auslastungsunter- chiede zwischen der Verwaltungs- und der Sozialge- ichtsbarkeit für einen Übergangszeitraum in besonderer eise auszugleichen. Insofern – das will ich ausdrücklich betonen – ent- prechen diese Teile des vorgelegten Gesetzentwurfs im rundsatz der im Vermittlungsausschuss festgelegten ereinbarung. Meine Betonung bei den Worten „diese Teile“ und im Grundsatz“ war bewusst gewählt. Das „im Grund- atz“ deshalb, weil sich – wie so oft bei der rot-grünen esetzgebung – zahlreiche Fehler bei den Einzelrege- ungen im Entwurf finden, die sowohl vom Bundesrat ls auch von den Sachverständigen bei der Anhörung an- eprangert wurden. Im Rahmen der Nachbesserung durch 14 (!) Ände- ungsanträge bei einem Gesetzentwurf von zweieinhalb eiten haben dann die rot-grünen Regierungsfraktionen iese zahlreichen Fehler der Bundesregierung zu heilen ersucht. So hatte die Bundesregierung unter anderem infach „vergessen“, die Gebührenfreiheit bei Sozialhilfe- ngelegenheiten auch weiterhin festzuschreiben, oder sie ollte ein Chaos an den Sozialgerichten mit der beab- ichtigten rückwirkenden Zuweisung aller Gerichtsver- ahren ab April 2003 geradezu heraufbeschwören. Gelungen ist Rot-Grün die Korrektur ihrer eigenen ehler allerdings nicht überall: Hatte die Bundes- egierung wiederum „ganz vergessen“, dass an den erwaltungsgerichten auch weiterhin bestimmte sozial- echtliche Gegenstände zu verhandeln sind, so setzt der nderungsantrag der Regierungskoalition einen interes- anten neuen Akzent: Statt vor verschlossenen Türen zu tehen, dürfen sich Wohngeldbezieher jetzt als „Für- orge“-Empfänger bezeichnen. Falsche Wortwahl, liebe olleginnen und Kollegen von SPD und Bündnis 90/Die rünen! Denn natürlich ist weder das Wohngeldgesetz och das Bundesausbildungsförderungsgesetz eine „An- elegenheit der Fürsorge“, sondern eine Angelegenheit er sozialen Förderung. Die CDU/CSU-Fraktion wird den vorliegenden Ge- etzentwurf ablehnen, aber nicht wegen der von mir auf- eführten Nachbesserungen und immer noch bestehen- en Ungereimtheiten. Wir lehnen den Gesetzentwurf ab, eil er eben nur „in Teilen“ der Vereinbarung im Ver- ittlungsausschuss entspricht und in einem entscheiden- en, fundamentalen Bereich davon abweicht: Er weist uch das Asylbewerberleistungsgesetz den Sozialgerich- en zu. An dieser Stelle erlauben Sie mir ein persönliches ort: Ich war als Einzige aus unserem Ausschuss – über 11934 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 (A) ) (B) ) die Fraktionen hinweg – Mitglied in der zuständigen Ar- beitsgruppe des Vermittlungsausschusses. Ohne die ver- einbarte Vertraulichkeit dieses Gremiums zu brechen – wie es an der einen oder anderen Stelle gerade in die- sem Hause des Öfteren geschieht – versichere ich Ihnen, dass eindeutig nur die Zuständigkeit der Sozialgerichte für das SGB II und SGB XII festgelegt wurde. Für diese Festlegung gab es gute Gründe: Die Sozial- gerichte sind zuständig für Rechtsstreitigkeiten bei Angelegenheiten der Sozialversicherung und darüber hi- naus für die folgenden Bereiche: die Arbeitslosenversi- cherung und alle übrigen Aufgaben der Bundesagentur für Arbeit, das Schwerbehindertenrecht, das soziale Ent- schädigungsrecht und das Vertragsarztrecht. Die Zuständigkeit der Sozialgerichte für das SGB II lässt sich somit eindeutig über die Verbindung mit dem SGB III, Arbeitsförderung, die für das SGB XII über die Nähe zur Pflegeversicherung, SGB XI, und zum Schwerbehindertenrecht herleiten. Im Vermittlungsaus- schuss war sicherlich aber auch der Willen aller Beteilig- ter mit ausschlaggebend, für die beiden Gesetze nicht zwei Gerichtszweige zuzulassen. Anmerkung hierzu: Das Bundessozialhilfegesetz unterlag der Verwaltungs- gerichtsbarkeit. Gegen die Zuweisung des Asylbewerberleistungsge- setzes zur Sozialgerichtsbarkeit sprechen dagegen eindeu- tig fachliche Gründe: Erstens. Der Gesetzgeber hat 1993 dieses eigenständige Leistungsgesetz für einen begrenz- ten Personenkreis geschaffen: für Asylbewerber, Flücht- linge und Ausländer, die keinen gefestigten Aufenthalts- status haben. In der Begründung verweist der Gesetzgeber dabei eindeutig auf die Unterscheidung zur Sozialhilfe: Es soll nicht ein „sozial integriertes und dau- erhaftes Leben in der Bundesrepublik Deutschland“ fi- nanziell sichergestellt werden, sondern die Leistungen sind ausdrücklich abgestellt auf einen nur vorübergehen- den Aufenthalt. „Dadurch wird das Leistungsrecht we- sentlich dem Ausländer- und Asylrecht angepasst.“ Zweitens. Dieser gesetzlich fixierte, enge Bezug des Asylbewerberleistungsgesetzes zur Ausländergesetzge- bung zeigt sich auch dadurch, dass in zehn Bundeslän- dern die Zuständigkeit für dieses Gesetz bei den Innen- ministern liegt. Drittens. In allen gesetzlichen Regelungen wird das Asylbewerberleistungsgesetz stets als eigenständiges Gesetz aufgeführt – also nie unter den Begriff „Sozialhilfeangelegenheiten“ subsumiert. Vier- tens. Es gibt für dieses Gesetz keinen Anknüpfungs- punkt im schon dargestellten Aufgabenkatalog der So- zialgerichtsbarkeit. Sowohl der Bundesrat als auch die Mehrzahl der Sachverständigen haben vor diesem Hintergrund einen Verbleib des Asylbewerberleistungsgesetzes in der Zu- ständigkeit der Verwaltungsgerichtsbarkeit gefordert. Die Kolleginnen und Kollegen der rot-grünen Regie- rungskoalition werden gleich mit ihrer Mehrheit unter Vernachlässigung aller sachlichen Argumentation den vorliegenden Gesetzentwurf beschließen. Sie verstoßen damit offensichtlich ganz bewusst gegen die gemein- same Beschlusslage im Vermittlungsausschuss. Rot- Grün wird damit wortbrüchig – genauso wortbrüchig w m W t d B s s S d a r B r l s s R k V H d b V D l U L d t w b d S g g d l d m l M l a a u z t s - h b v F L (C (D ie heute Morgen bei der Aufkündigung des Kompro- isses zum Gesundheitsmodernisierungsgesetz. Kein under, dass die Menschen in diesem Land ihren Wor- en nicht trauen! Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Mit em vorliegenden Gesetz gewährleistet die rot-grüne undesregierung Rechtssicherheit für diejenigen Men- chen, die ab dem 1. Januar des kommenden Jahres taatliche Sozialleistungen beziehen. In Zukunft sind für treitfälle in Angelegenheiten des Arbeitslosengeldes II, es Sozialgeldes und des Asylbewerberleistungsgesetzes usschließlich die Sozialgerichte zuständig. Die Regie- ungskoalition gewährleistet dadurch, dass denjenigen ürgern, die gerichtlich gegen Entscheidungen über ih- en sozialstaatlichen Leistungsanspruch vorgehen wol- en, eine leistungsfähige und kompetente gerichtliche In- tanz zur Verfügung haben. Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, trotz des ehr knappen zeitlichen Vorlaufs diese entscheidende eform der Sozialgerichtsbarkeit nun verabschieden zu önnen. Auch ist es uns in sehr kurzer Zeit gelungen, die orgaben des Vermittlungsausschusses umzusetzen: Mit artz IV und der Sozialhilfereform wurde die Zustän- igkeit für Angelegenheiten der Grundsicherung für Ar- eitslose und für Streitigkeiten in der Sozialhilfe von den erwaltungsgerichten auf die Sozialgerichte verlagert. adurch werden die Sozialgerichte erheblich mehr be- astet, während die Verwaltungsgerichte im gleichen mfang entlastet werden. In einer Übergangszeit bis Ende 2008 wird es den ändern gestattet, die Sozialgerichtsbarkeit durch beson- ere Spruchkörper der Verwaltungs- und Oberverwal- ungsgerichte ausüben zu lassen. Dadurch gewährleisten ir, dass den Sozialgerichten die Möglichkeit zum Aus- au der notwendigen Personalressourcen eröffnet wer- en. Gleichzeitig wird so die Leistungsfähigkeit der ozialgerichte hergestellt, ohne dass dies in der Über- angsphase zulasten der Rechtssicherheit unserer Bürger eht. Für die so gebildeten Spruchkörper gelten natürlich ie gerichtsverfassungsrechtlichen und verfahrensrecht- ichen Vorschriften des Sozialgerichtsgesetzes. Bis jetzt ist noch nicht deutlich geworden, wie viele er Länder von dieser Optionsmöglichkeit Gebrauch achen werden. Ich möchte hier noch einmal klarstel- en, dass die Regelung alternativ zu den bestehenden öglichkeiten gesehen werden muss, mit denen die Be- astungsunterschiede zwischen den Gerichtszweigen usgeglichen werden können. Der Gesetzentwurf sieht us diesem Grund auch ausdrücklich vor, dass Richter nd Richterinnen anderer Gerichte nebenamtlich an So- ialgerichten tätig sein können. Dies ist bei den Verwal- ungsgerichten längst gängige Praxis. Es ist klar, dass ich hierfür natürlich diejenigen Verwaltungsrichter und richterinnen besonders eignen, die bisher mit Sozial- ilfeangelegenheiten befasst waren. Darüber hinaus estehen bereits andere, weniger stark in die Gerichts- erfassung eingreifende Möglichkeiten. Die „natürliche“ luktuation des richterlichen Personals ermöglicht den ändern einen Personaltransfer zwischen Verwaltungs- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 11935 (A) ) (B) ) und Sozialgerichtsbarkeit. Der freiwillige Richterwech- sel ist ebenfalls ständig möglich. Auch können Richter und Richterinnen auf Probe von Verwaltungs- zu Sozial- gerichten wechseln. Aus diesem Grund kann ich mir gut vorstellen, dass nur sehr wenige von der Optionsrege- lung Gebrauch machen werden, ohne dass es in den Ge- richten zu personellen Engpässen kommen wird. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen begrüßt aus- drücklich, dass künftig auch das Asylbewerberleistungs- gesetz in die Zuständigkeit der Sozialgerichte übergeht. Es war ja eine zentrale Forderung der Union, dass Asyl- bewerber künftig getrennt von den übrigen Sozial- leistungsbeziehern ihre Klagen bei den Verwaltungsge- richten einreichen müssen. Auch die Ergebnisse unserer öffentlichen Anhörung konnten die Union nicht überzeu- gen. Ich sage hier aber erneut ganz deutlich: Das Asylbe- werberleistungsgesetz ist inhaltlich eng mit dem Sozial- hilferecht verwandt. Gleichzeitig wird die Zuständigkeit der Verwaltungsgerichte für Streitsachen in Angelegen- heiten des Ausländerrechts oder des Asylrechts davon nicht tangiert. Der Verbleib des Asylbewerberleistungs- gesetzes in der Zuständigkeit der Verwaltungsgerichte hätte die Abtrennung dieser Rechtsmaterie von der so- zialrechtlichen Weiterentwicklung durch die Sozialge- richte bedeutet. Von den Betroffenen wäre dies als eine weitere Sonderregelung verstanden worden, die für Bündnis 90/Die Grünen nicht akzeptabel ist. Meine Damen und Herren von der Opposition: Ich hoffe, dass Sie zur Kenntnis nehmen, dass die Regie- rungskoalition mit den nun hier vorliegenden Änderun- gen weitgehend den Vorschlägen des Bundesrates und damit auch denen der unionsgeführten Bundesländer ge- folgt ist. Wir haben uns konstruktiv und kompromissbe- reit gezeigt, um den Bürgern die notwendige Rechts- sicherheit zu geben. Aus diesem Grund kann ich Ihre ablehnende Haltung an dieser Stelle überhaupt nicht nachvollziehen. Seien sie doch auch bitte so ehrlich und teilen Sie unseren Mitbürgern mit, mit welchen Ideen Sie die Sozialgerichte künftig entlasten wollen: Ich erin- nere Sie daran, dass ihre Kollegen im Bundesrat mit der Einführung von Gerichtsgebühren die Sozialgerichte „entlasten“ wollen. Diese „Entlastung“ ist jedoch nichts anderes als eine finanzielle Hürde, die die Ärmsten unse- rer Gesellschaft vor der Einklagung ihrer sozialstaatli- chen Ansprüche abhalten soll. Seien Sie doch bitte so aufrichtig und erklären sie den Menschen in Ihren Wahl- kreisen, warum Sie hier und heute ein Gesetz ablehnen, das leistungsfähige Sozialgerichte schafft, und gleichzei- tig Regelungen vorschlagen, die Bürger von der Einkla- gung ihrer sozialen Rechte abhalten soll. Ist das Ihr neues Sozialstaatsverständnis? Rainer Funke (FDP): Es ist für mich heute keine große Freude, zum 7. SGGÄndG der Bundesregierung zu sprechen. Dies hat zwei Gründe. Zum einen haben die Koalitionsfraktionen darauf gedrängt, dass der Aus- schuss für Gesundheit und Soziale Sicherung die Feder- führung bei der Beratung des Gesetzentwurfes übernimmt. Nach meinem Grundverständnis als Rechts- politiker gehören jedoch Initiativen, die grundlegende Änderungen zur Frage des Rechtsweges vorsehen, zwin- g d g t d d M k g l d n R d b w r W d n u A F n c v E d n d w u t d n h S h n d f k b s w P t Ä n r B g g z (C (D end in den Rechtsausschuss. Leider war uns hier nur ie Mitberatung zugewiesen. Ich appelliere daher drin- end an die Mehrheit des Hauses, dass diesem schlech- en Beispiel keine weiteren folgen. Zum Zweiten bin ich in Sorge über die Änderungen, ie in dem Gesetzentwurf vorgesehen sind. Darin wird en Ländern im Rahmen einer Öffnungsklausel die öglichkeit gegeben, Aufgaben der Sozialgerichtsbar- eit von besonderen Spruchkörpern der Gerichte der all- emeinen Verwaltungsgerichtsbarkeit wahrnehmen zu assen. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen die Aufgaben ann wieder originär von den Sozialgerichten wahrge- ommen werden. Dies ist nach meiner Überzeugung echtspolitik nach dem Motto: heute so und morgen so. Aus Sicht der FDP ist es grundsätzlich zu begrüßen, ass die Streitigkeiten über die Grundsicherung für Ar- eitsuchende generell den Sozialgerichten zugewiesen erden. Dadurch wird eine Rechtszersplitterung im Be- eich des Rechts der sozialen Leistungen beseitigt. Der eg, den die Bundesregierung dafür einschlägt, ist je- och der falsche. Die Pläne der Bundesregierung begeg- en insbesondere aus Gründen der Rechtswegsicherheit nd Rechtssicherheit tief greifenden Bedenken. Die nhörung hat ergeben, dass die Bildung besonderer achkammern nicht notwendig ist, da der erhöhte Perso- albedarf wohl auch durch andere Maßnahmen zu de- ken sein wird. Zu denken ist dabei an die Versetzung on Richtern auf Probe oder der freiwillige Wechsel. ntscheidend für die Ablehnung des Gesetzentwurfes urch die FDP ist die akute Gefahr der Entwicklung ei- er uneinheitlichen Rechtsprechung. Da zu erwarten ist, ass nicht alle Länder von der Option Gebrauch machen erden, dürfte eine Zersplitterung des Rechtsschutzes nd der Rechtsprechung gerade für sozialschutzbedürf- ige Rechtsuchende die Folge sein. Einer Umfrage bei en Landesjustizverwaltungen zur Folge und als Ergeb- is der mündlichen Anhörung ist festzustellen, dass bis- er kein Bundesland angekündigt hat, besondere pruchkörper errichten zu wollen. Neun Bundesländer aben mitgeteilt, dass die Errichtung von Fachkammern icht vorgenommen werden wird. Zu befürchten ist zu- em, dass die geplante Länderöffnungsklausel zur Ver- estigung der als befristet geplanten Strukturen führen önnte. Fiskalische Argumente halte ich für vorgescho- en. Mögliche Einspareffekte durch die Schaffung be- onderer Spruchkammern bei den Verwaltungsgerichten erden höchstwahrscheinlich durch die zu erwarteten robleme bei der verwaltungsmäßigen Abwicklung un- erlaufen. Dies alles zeigt aus Sicht der FDP, dass die Pläne zur nderung des Sozialgerichtsgesetzes unseriös und we- ig durchdacht sind. Die FDP wird den Gesetzentwurf der Bundesregie- ung daher ablehnen. Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos): Die PDS im undestag lehnt das Gesetz zur Änderung des Sozial- erichtsgesetzes ab. Als Gesetzesbegründung wird an- eführt, dass es lediglich um einen Arbeitsausgleich wischen Sozial- und Verwaltungsgerichten geht. Ich 11936 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 (A) ) (B) ) denke aber, es geht um etwas anderes. In den zahlreichen Stellungnahmen von Sozialverbänden sind die Pro- bleme, die mit diesem Gesetz verbunden sind, klar be- nannt. Das eigentliche Ziel dieses Gesetzes besteht mei- ner Meinung nach darin, auf möglichst unauffällige Art Gerichtsgebühren auch bei der bisher gebührenfreien Sozialgerichtsbarkeit einzuführen. Wir als PDS sprechen uns dagegen aus, dass auf schleichendem Wege die Abschaffung der Sozialgerichte ermöglicht wird. Das passt natürlich sehr stringent in die Agenda 2010: Auf der einen Seite wird – ich zitiere hier die „Frankfurter Allgemeine“ von Juni – „die größte Kürzung von Sozialleistungen seit 1949“ mit brutaler Härte durchgedrückt und auf der anderen Seite werden die Möglichkeiten von Bedürftigen, sich bei Sozial- gerichten Hilfe zu holen, beschnitten. Das sind zwei Sei- ten einer Medaille. Die Zusammenlegung bzw. Aufgabenübertragung von Sozialgerichtsbarkeit und Verwaltungsgerichtsbar- keit wird vor allem – so die Einschätzung der Sozialver- bände – abschreckende Wirkung auf Recht suchende und hilfsbedürftige Bürger haben. Das Land Berlin hat deshalb in der Bundesratssitzung vom 13. Februar dieses Jahres gegen den Gesetzentwurf gestimmt. In Berlin, wo die Sozialsenatorin Mitglied der PDS ist, ist es politischer Wille, dass Sozialgerichtsver- fahren auch in Zukunft für Versicherte und Leistungs- empfänger kostenfrei sein sollen. Für die Berliner PDS- Senatorin Heidi Knake-Werner steht bei ihrer Position im Vordergrund, dass sozial Schwache nicht noch stärker belastet werden dürfen. Wir als PDS lehnen die Übertragung der Sozialge- richtsbarkeit an Verwaltungsgerichte ab. Wir wollen, dass Menschen, die Hilfe und Rat im sozialen Bereich suchen oder suchen müssen, dafür eine eindeutige Adresse haben. Die Möglichkeit einer kostenfreien Klage vor einem Sozialgericht ist ein hohes Gut, das ge- rade in Zeiten massiven Sozialabbaus erhalten bleiben muss. Wir teilen die Einschätzung des Deutschen Gewerk- schaftsbundes, dass sich eine eigenständige Sozialge- richtsbarkeit bewährt hat. In der Vergangenheit haben diese Gerichte aufgrund ihrer besonderen Qualifikation und Struktur dazu beigetragen, die Ansprüche von Ar- beitnehmern und Versicherten in hohem Maße zu klären und damit zum sozialen Frieden beizutragen. Anlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur wirkungsgleichen Übertragung von Regelungen der sozialen Pflegeversicherung sowie der gesetzlichen Krankenversicherung auf dienst- rechtliche Vorschriften (Tagesordnungspunkt 27) Hans-Peter Kemper (SPD): Mit der Verabschie- dung dieses Gesetzes löst die Koalition ein Versprechen e r b D R m d u s B m d r l D P d e R r g d d a k V d j g w a u d b u r p l B E D T k G t B d m g g s t M (C (D in, das sie öffentlich gegeben hat, nämlich alle Verände- ungen in den Sozialsystemen wirkungsgleich auf die eamtenrechtlichen Versorgungssysteme zu übertragen. as haben wir bei Veränderungen in der gesetzlichen entenversicherung und Krankenversicherung so ge- acht und vollziehen es bei der Pflegeversicherung mit em heutigen Gesetz nach. Mit Wirkung vom 1. April 2004 haben Rentnerinnen nd Rentner den Beitrag zur gesetzlichen Pflegever- icherung in Höhe von 1,7 Prozent voll selbst zu tragen. is dahin war es der gesetzlichen Rentenversicherung öglich gewesen, die Hälfte der Beitragslast, also fiktiv en Arbeitgeberanteil, zu übernehmen. Die Empfänge- innen und Empfänger von Betriebsrenten, einschließ- ich Renten aus der Zusatzversorgung des öffentlichen ienstes, tragen bereits seit Einführung der sozialen flegeversicherung den vollen Beitrag. Deshalb werden wir mit diesem Gesetz beschließen, ass die Versorgungsempfängerinnen und Versorgungs- mpfänger ab dem 1. April 2004 in gleichem Maße wie entnerinnen und Rentner ihre vollen Pflegeversiche- ungsbeiträge selbst tragen, was eine Erhöhung der Pfle- eversicherungsbeiträge um 0,85 Prozent bedeutet. Das macht keine Freude, wir halten aber diese Verän- erungen aus Gerechtigkeitsgründen und wegen der ringend erforderlichen Haushaltskonsolidierung für un- bdingbar, allerdings auch für zumutbar. Um den büro- ratischen Aufwand für die Erhebung der zusätzlichen ersicherungsbeiträge möglichst gering zu halten, sollen ie anfallenden Mehrkosten einmal jährlich, und zwar eweils zum 1. Dezember, mit den Jahressonderzahlun- en der Versorgungsempfänger verrechnet werden. Ich weiß, dass das von der Opposition stark kritisiert ird. Ich will auch hier deutlich sagen: Man kann nicht uf der einen Seite ständig zu viel Bürokratie kritisieren nd in großen verbalen Kraftakten Veränderungen for- ern und dann, wenn, wie in diesem Gesetzesvorhaben, ürokratischer Mehraufwand vermieden werden kann nd Verwaltungsvereinfachungen möglich sind, blockie- en und „Verrat“ schreien. Das ist unehrlich. Lassen Sie mich zu einem zweiten inhaltlichen Kom- lex dieses Gesetzes kommen: Am 31. Dezember 2004 äuft die Befristung der Regelung zur Verwendung von eamtinnen und Beamten in Teildienstfähigkeit aus. ine Umwandlung dieses befristeten Gesetzes in eine auerregelung ist zwingend erforderlich, wenn wir dem rend zu Frühpensionierungen dauerhaft entgegenwir- en wollen. Es wird sehr darauf ankommen, neben den esetzesänderungen auch ein Bewusstsein für die Wei- erverwendung von teildienstfähigen Beamtinnen und eamten in den Behörden zu schaffen, denn bisher wird ieses Instrument doch eher zurückhaltend angewandt. Lassen Sie mich noch zu einem dritten Punkt kom- en, der ursprünglich in diesem Gesetzesvorhaben eine roße Rolle gespielt hat, nach einer Anhörung am ver- angenen Montag zwar einvernehmlich aus diesem Ge- etzesvorhaben herausgenommen worden ist, aber wei- erhin auf der politischen Agenda bleibt. Es geht um eine inderheit von Beamten, die in einer gesetzlichen Kran- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 11937 (A) ) (B) ) kenversicherung versichert sind. Bei dieser Personen- gruppe, deren Größenordnung in einer Spannbreite von 2 bis 8 Prozent der Gesamtbeamtenschaft geschätzt wird, handelt es sich nach unseren Informationen im Wesent- lichen um kinderreiche, gering besoldete oder behinderte Beamte. Ein Teil dieser gesetzlich Krankenversicherten nimmt neben der Leistung der gesetzlichen Krankenver- sicherung auch noch die Beihilferegelung in Anspruch. Bei dem neuen Gesetz sollte dieser Anspruch entfal- len. Die in der GKV Versicherten sollten in Zukunft einen hälftigen Beitragszuschuss, also den Arbeitgeber- anteil, bekommen, der ihnen in der Vergangenheit nicht zuerkannt worden ist. Diese Beamten hatten als nahezu einzige Personengruppe ihren 100-prozentigen Kranken- versicherungsbeitrag selbst zu tragen. Die Einführung eines Beitragszuschusses stellt aus unserer Sicht ein Stück Gerechtigkeit dar. Wir würden damit im Übrigen den berechtigten Forderungen der Ge- werkschaften und Berufsverbände entgegenkommen. Hinzu kam ein weiteres Handicap. Viele behinderte Beamte konnten nicht oder nur mit erheblichen Auf- schlägen Mitglied in einer privaten Krankenversiche- rung werden. Während der Anhörung hat der Dachver- band der privaten Krankenversicherungen ein Angebot für behinderte Beamte unterbreitet, zu gleichen oder zu nahezu gleichen Konditionen wie Nichtbehinderte Mit- glied in einer privaten Krankenversicherung zu werden. Auf der anderen Seite gab es nach Bekanntwerden unseres Vorhabens durchaus auch Proteste von Beamten, die in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert waren und gleichzeitig Beihilfe in Anspruch nehmen. Die Gewährung eines hälftigen Beitragszuschusses wäre automatisch einhergegangen mit dem Verlust des Bei- hilfeanspruches für gesetzlich Krankenversicherte. Die beiden vorgenannten Punkte – wirkungsgleiche Übertragung der Pflegeversicherung und Entfristung des Teildienstfähigkeitsgesetzes – stehen unter zeitlicher Dringlichkeit und haben einen weiteren Aufschub zur Klärung der bei der Anhörung aufgeworfenen Fragen zum Punkt „Bezuschussung bei gesetzlich Krankenver- sicherten“ nicht mehr zugelassen. Von daher haben wir einvernehmlich vereinbart, diesen Punkt aus dem Geset- zesvorhaben zunächst herauszunehmen. Er bleibt jedoch auf der politischen Agenda – auch das ist einvernehm- lich vereinbart – wenn zufrieden stellende andere Lösun- gen nicht gefunden werden. Eins ist allerdings nicht der Fall: Mit der Einführung des Beitragszuschusses für gesetzlich krankenver- sicherte Beamte sollten nicht – wie von der Union dann unverständlicherweise verbreitet – die Wege für eine Bürgerversicherung oder eine grundlegende Strukturver- änderung in der nächsten Legislaturperiode bereits jetzt geebnet und in diesem schmalen Segment auch schon vollzogen werden. Es waren ausschließlich die genann- ten Gründe, die zu dieser einvernehmlichen Regelung mit der Union führten. Ich bin einigermaßen überrascht, dass gemeinsam erzielte Kompromisse im Nachhinein politisch populistisch umgedeutet werden. Das fördert nicht die vertrauensvolle Zusammenarbeit, die ich im In- n h A B R V h A E l f t t g s z z w d M n m s l h d w I c k r g a d w t s w d d d g P w W G d h r g d B i r (C (D enausschuss überwiegend kennen und schätzen gelernt abe. Ralf Göbel (CDU/CSU): Wir debattieren heute ein rtikelgesetz, in dem unterschiedlichste Regelungen im eamtenrecht getroffen werden. Ich will nicht zu jeder egelung Stellung nehmen, aber auf die wichtigsten eränderungen gegenüber dem bisherigen Recht einge- en. Zum Gesetzentwurf hat nach der ersten Lesung auf ntrag der Fraktion der CDU/CSU eine Anhörung von xperten stattgefunden, die im Ergebnis zu einer erheb- ichen Veränderung des ursprünglichen Entwurfes ge- ührt hat. Ich komme noch darauf zu sprechen. Ausdrücklich begrüßen will ich zunächst die Entfris- ung der Regelungen zur Teildienstfähigkeit von Beam- innen und Beamten. Wir haben mit dieser Regelung ein eeignetes Instrument geschaffen, um auf die einge- chränkte Dienstfähigkeit von Beamtinnen und Beamten u reagieren und die früher in diesen Fällen übliche vor- eitige Versetzung in den Ruhestand zu verhindern. Ich ill aber auch kritisch anmerken, dass die Umsetzung ieser gesetzlichen Regelung in der Praxis nicht in dem aße erfolgt, wie wir es wünschen und wie dies auch otwendig wäre. Die Behördenleitungen wählen aus oft- als nicht nachvollziehbaren Gründen den Weg der Ver- etzung in den vorzeitigen Ruhestand, obwohl die Rege- ungen über die Teildienstfähigkeit eingreifen. Aktuell abe ich einen solchen Fall im Verantwortungsbereich es Bundeseisenbahnvermögens. Ein solches Verhalten ird weder dem Interesse des Bundes gerecht noch dem nteresse der betroffenen Menschen, trotz gesundheitli- her Beeinträchtigungen weiter Dienst verrichten zu önnen. Ich fordere daher die Bundesregierung auf, da- auf hinzuwirken, dass die Behörden des Bundes in allen eeigneten Fällen von dieser Möglichkeit tatsächlich uch Gebrauch machen. Die von uns beantragte Anhörung hat dazu geführt, ass der frühere Art. 3 des Gesetzes inhaltlich gestrichen urde. Es war beabsichtigt, den Beamtinnen und Beam- en, die in der gesetzlichen Krankenversicherung ver- ichert sind, einen Beitragszuschuss zu gewähren. Damit urde ein Problem aufgegriffen, auf dessen Lösungsbe- arf wir schon mehrfach hingewiesen hatten. Der Weg, en die Regierungskoalition vorgeschlagen hat, ist aller- ings falsch. In seiner Antwort auf die Frage des Kolle- en Erwin Marschewski – Drucksache 15/43 – führte der arlamentarische Staatssekretär Fritz Rudolf Körper örtlich aus: „Für den Dienstherrn wäre ein möglicher echsel in einen beihilfekonformen Standardtarif der ewährung eines hälftigen Beitragszuschusses im Falle es Verbleibs in der GKV aus Kostengründen vorzuzie- en.“ Seine Argumentationskraft scheint die Regie- ungskoalition nicht überzeugt zu haben, denn es wurde enau die kostenintensivere Variante gewählt. In der Anhörung wurde zudem deutlich, dass die von er Regierungskoalition vorgeschlagene Lösung des eitragszuschusses eine Systemänderung bedeutet. Es st schon ziemlich dreist, wie hier seitens der Regie- ungskoalition versucht wurde, über dieses Thema die 11938 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 (A) ) (B) ) Bürgerversicherung für Beamte sozusagen durch die kalte Küche einzuführen. Wir begrüßen ausdrücklich, dass die privaten Kran- kenversicherungen nunmehr ein Angebot abgegeben ha- ben, das es den bislang gesetzlich krankenversicherten Beamtinnen und Beamten ermöglicht, zu bezahlbaren Tarifen in die private Krankenversicherung zu wechseln. Ich erwarte, dass dieses Angebot in den nächsten Tagen und Wochen noch näher konkretisiert und ausformuliert wird. Damit könnte das Problem für die Beamtinnen und Beamten systemkonform gelöst werden. Anderenfalls müssten wir erneut in die Debatte um den richtigen Weg eintreten, wobei ich nicht verhehle, dass in diesem Fall das Modell des Deutschen Beamtenbundes, bei dem zum hälftigen Beitrag die Beihilfe ergänzend hinzutritt, für uns die Priorität hat. Der Gesetzentwurf enthält in Art. 1 eine Regelung, die eine wirkungsgleiche Übertragung der Regelungen der sozialen Pflegeversicherung auf dienstrechtliche Re- gelungen beinhalten soll. Ich sage bewusst „soll“, weil in der Anhörung deutlich geworden ist, dass eine wir- kungsgleiche Übertragung im eigentlichen Wortsinne überhaupt nicht möglich ist. Das liegt an der Unter- schiedlichkeit und Nichtvergleichbarkeit der Systeme. Die Beamtinnen und Beamten sind eben nicht in der so- zialen Pflegeversicherung versichert, sondern sie haben das Pflegerisiko privat abgesichert und erhalten – sys- temkonform – ergänzend Beihilfeleistungen. Damit tritt hier derselbe Effekt ein wie bei der angeblich wirkungs- gleichen Übertragung der Regelungen der gesetzlichen Krankenversicherung auf das beamtenrechtliche Beihil- fesystem: Die Beamtinnen und Beamten tragen die Belas- tungen, die Entlastungen – etwa ein sinkender Beitrags- satz in der gesetzlichen Krankenversicherung – können ihnen – wiederum systembedingt – nicht zugute kom- men. Aus diesem Grund handelt es sich bei der hier so bezeichneten „wirkungsgleichen Übertragung“ um nichts anderes als um die Erschließung einer weiteren Einnah- mequelle durch den Bundesfinanzminister, ohne dass auf der Seite der Beamtenschaft irgendein relevanter Vorteil entsteht. Den in der Anhörung vorgestellten Vorschlag des Deutschen Gewerkschaftsbundes, nämlich die Hälfte des Einsparbetrages der Versorgungsrücklage zuzuführen, ändert an dieser Einschätzung nichts. Deshalb können wir auch dem Änderungsantrag der FDP-Fraktion, die sich die Position des DGB zu Eigen gemacht hat, nicht unterstützen. Es geht im Grunde doch nur darum, nach außen zu zeigen, dass nun auch bei den Beamtinnen und Beamten gekürzt wird. Das mag populär sein, intelligent ist es nicht. Es zeigt nur, wie hilflos die Bundesregierung und die sie tragende Koalition in diesem Bereich agiert. Zielführender wäre es in jedem Fall, wenn der einge- sparte Betrag systemkonform den Beihilfeleistungen zu- geführt würde. Dann könnte auch mit guten Argumenten den Beamtinnen und Beamten und der Öffentlichkeit diese Maßnahme vermittelt werden. Aber noch nicht einmal so viel Mühe will man sich geben – es wird ein- fach nur kassiert. d g f f l d V R h t k s G d a ü u d 0 0 s z m c ü l a m t d ü e n m a u h z B B d v w W M d r t (C (D Letztlich aber ist die vorgeschlagene Lösung auch eshalb abzulehnen, weil schon die Regelung, die an- eblich wirkungsgleich übertragen werden soll, selbst alsch ist. In der Debatte um die Anhebung des Beitrages ür die soziale Pflegeversicherung haben wir schon deut- ich gemacht, dass diese die Rentner einseitig belastet, ie Pflegeversicherung selbst davon überhaupt keinen orteil hat und lediglich die Kassen der gesetzlichen entenversicherung aufgebessert werden sollen. Des- alb haben wir auch dort unsere Zustimmung nicht er- eilt. Folgerichtig können wir auch jetzt der angeblich wir- ungsgleichen Übertragung dieser grundsätzlich fal- chen Regelung unsere Zustimmung nicht erteilen. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Für uns gilt: Alle Veränderungen, die wir in en sozialen Sicherungssystemen vornehmen, müssen uch wirkungsgleich auf Beamte, aber auch auf Politiker bertragen werden. Mit diesem Gesetz wird ein Teil dieses Grundsatzes mgesetzt: Rentnerinnen und Rentner müssen seit April en vollen Beitragssatz von 1,7 Prozent statt vorher ,85 Prozent zur sozialen Pflegeversicherung zahlen. Das bedeutet konkret im Ergebnis, dass ihnen ,85 Prozent ihres Einkommens weniger zur Verfügung tehen. Dementsprechend werden die Versorgungsbe- üge der Beamtinnen und Beamten um 0,85 Prozent ver- indert. Natürlich weiß ich, dass man die private Pflegeversi- herung mit der sozialen nicht vergleichen kann; dies brigens genauso wenig wie die private mit den gesetz- ichen Krankenkassen. Aber wir befinden uns hier genau n dem neuralgischen Punkt des öffentlichen Dienstes it seiner „Teilung“ der Mitarbeiterinnen und Mitarbei- er in Beamte und Angestellte. Hier gibt es immer wie- er Friktionen. Mal fühlen sich die Angestellten gegen- ber den Beamten benachteiligt, mal umgekehrt. Um inen solchen Fall handelt es sich hier. Abgesehen davon, dass wir als Bündnis 90/Die Grü- en eine umfassende Reform des öffentlichen Dienstes it einem einheitlichen Dienstrecht, das diese Teilung ufhebt, als langfristiges Ziel anstreben, bemühen wir ns – wie alle Regierungen zuvor auch – eine weitge- ende Gleichbehandlung zu gewährleisten. So wie den Beamten zum Beispiel der Tarifabschluss ugute kommt, indem wir ihn wirkungsgleich auf die eamtenschaft übertragen, so übertragen wir nun eine elastung, um uns eben dieser sozialen Symmetrie wie- er anzunähern. Mit der Entfristung der Regelung zur Verwendung on Beamtinnen und Beamten in Teildienstfähigkeit ollen wir den Frühpensionierungen entgegenwirken. ir müssen bemüht sein, die Erfahrungen lebensälterer itarbeiterinnen und Mitarbeiter besser zu nutzen. In iesem Zusammenhang möchte ich auch anregen, da- über nachzudenken, ob es nicht sinnvoll wäre, die Al- ersteilzeit grundsätzlich erst ab dem 60. Lebensjahr zu Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 11939 (A) ) (B) ) bewilligen – und dann vorwiegend als Teilzeit und nicht als Blockmodell. Lassen Sie mich zum Schluss auf den Punkt hinwei- sen, den wir per Änderungsbeschluss wieder vom Gesetz abgetrennt haben: den Zuschuss an freiwillig in den GKVs versicherte Beamte. Nur damit wir nicht missverstanden werden: Dies ist nicht – wie teilweise unterstellt – der Abschied von dem von uns angestrebten Ziel der Bürgerversicherung; des- wegen nicht, weil die Regelung auch nicht der Einstieg in eine Bürgerversicherung gewesen wäre. Uns ging es mit der Regelung darum, eine Gerechtigkeitslücke zu schließen. Oft kamen die freiwillig versicherten Beam- ten nicht in den privaten Versicherungen unter oder mussten immense Risikozuschläge zahlen. Einen Zu- schuss vom Arbeitgeber für die Beiträge zur GKV aber bekommen sie nicht. Die PKVs haben jetzt aber signalisiert, behinderten oder vorerkrankten Beamten zumutbare und bezahlbare Angebote zu unterbreiten. Ob diese Angebote, die kon- kretisiert werden müssen, ausreichen, um eben diese Ge- rechtigkeitslücke zu schließen, wollen wir genau prüfen. Die anderen Regelungen erlauben aber keinen weite- ren Aufschub, Deshalb haben wir diesen Punkt zunächst fallen gelassen. Dr. Max Stadler (FDP): Lassen Sie mich mit dem Unstreitigen beginnen. Die Aufhebung der Befristung der Regelungen zur Teildienstfähigkeit ist zu begrüßen. Sie dient der Vermeidung von Frühpensionierungen. Be- amtinnen und Beamte können so trotz einer Beeinträch- tigung ihrer Arbeitskraft weiter berufstätig bleiben. Das liegt nicht nur im Interesse des Finanzministers. Das ist auch im Interesse der Menschen. Viele Beamtinnen und Beamte wünschen sich, den Kontakt zur Arbeitswelt nicht zu verlieren. Diesen Wunsch greift der Gesetzge- ber mit der vorgeschlagenen Regelung auf. Es ist nun- mehr an der Bundesregierung, bei den Behördenleiterin- nen und -leitern für eine größere Akzeptanz für dieses Instrument zu werben. Im Grundsatz unstreitig ist auch die Übertragung des Wegfalls der Beteiligung der Rentenversicherung am Pflegeversicherungsbeitrag auf Versorgungsempfänge- rinnen und Versorgungsempfänger des Bundes. Dies ist eine Frage der materiellen Gerechtigkeit. Der öffentliche Dienst lebt nicht auf einer Insel der Glückseligen. Er kann, auch wenn es schwer fällt, von allgemeinen sozial- politischen Entwicklungen nicht ausgenommen werden. Allerdings fehlt es an der Wirkungsgleichheit der Über- tragung. Bei den Rentnerinnen und Rentnern dient die Maßnahme der Stabilisierung der Rentenversicherung. Hingegen werden die Versorgungsempfängerinnen und Versorgungsempfänger nur belastet, ohne dass dem eine entsprechende Entlastung gegenüberstünde. Entlastet wird nur der Bundeshaushalt, nicht aber das Alterssiche- rungssystem der Beamtinnen und Beamten. Die FDP spricht sich daher dafür aus, die Einsparsumme aus der Reduzierung der Versorgungsbezüge in die Versorgungs- rücklage einzustellen. Auf diese Weise lassen sich die Leistungen der Beamtenversorgung für die zukünftig in die Versorgung übergehenden Beamtinnen und Beamten s V n z B h b n w c A D s c d h B w d A s n d g o l n d G t e T v r s K t B P R R w 1 g R w P z m r d e f P ü w g h (C (D tärker als bisher absichern. Die FDP greift hiermit einen orschlag des DGB auf, geht aber zugleich über ihn hi- aus. Denn es ist nicht einzusehen, warum nur 50 Pro- ent der Einsparsumme in die Versorgungsrücklage des undes überführt werden sollen. Nach Ansicht der FDP at der Einsparbetrag in voller Höhe im System zu ver- leiben, um ihn vor einer Zweckentfremdung durch den otorisch klammen Finanzminister zu schützen. Lassen Sie mich zum dritten Punkt kommen: Die Ge- ährung eines Zuschusses an freiwillig krankenversi- herte Beamtinnen und Beamte stieß bei der FDP von nfang an auf großes Misstrauen. Wir haben Sie, meine amen und Herren von Rot-Grün, bei dem Versuch ge- tellt, einen weiteren Schritt in Richtung Bürgerversi- herung zu gehen. Zudem hat die Anhörung gezeigt, ass die Idee eines Beitragszuschusses auch erhebliche andwerkliche Fehler aufwies, zum Beispiel zu einer eitragspflicht betroffener Beamter geführt hätte, ein ahrlich absurdes Ergebnis. Meine Fraktion ist froh, ass dieses Ansinnen nun vom Tisch ist und Sie unserem ntrag, Art. 3 des Gesetzentwurfs zu streichen, gefolgt ind. Für Sie ist die Sache allerdings nur aufgeschoben, icht aufgehoben. Wir sehen das anders: Der Verband er privaten Krankenversicherungen hat schriftlich an- eboten, alle Beamtinnen und Beamten im Standardtarif hne Zuschlag oder im Beamtentarif mit einem maxima- en Zuschlag von 30 Prozent zu versichern. Wer jetzt och in der gesetzlichen Krankenversicherung bleibt, tut ies aus freier Entscheidung. Es ist nicht Aufgabe des esetzgebers, eine derartige Entscheidung durch Bei- ragszuschüsse zu subventionieren. Ebenso wenig bedarf s dann noch der vom Beamtenbund vorgeschlagenen eilkostenlösung im System der gesetzlichen Kranken- ersicherung. Jedwede Zwischenlösung wäre ein weite- er Schritt in Richtung einer grundlegenden Systement- cheidung im Gesundheitswesen. Sie stellte den onsens infrage, hierüber erst in der nächsten Legisla- urperiode zu entscheiden. Fritz-Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim undesminister des Innern: Der Beitrag zur sozialen flegeversicherung wurde bisher je zur Hälfte von den entnerinnen und Rentnern sowie von der gesetzlichen entenversicherung gezahlt. Seit dem 1. April 2004 ird dieser Beitrag in voller Höhe von gegenwärtig ,7 Prozent von den Rentnerinnen und Rentnern allein etragen. Damit werden die heutigen Rentnerinnen und entner, die während ihres Arbeitslebens nicht oder nur enige Jahre eigene Beiträge zur der 1995 eingeführten flegeversicherung geleistet haben, ebenfalls an der Finan- ierung der Pflegeleistungen beteiligt wie die Arbeitneh- er, die durch Verzicht auf einen Feiertag zur Finanzie- ung der Pflegeversicherung beigetragen haben. Auch ie Empfängerinnen und Empfänger von Betriebsrenten inschließlich der Renten der Zusatzversorgung des öf- entlichen Dienstes tragen bereits seit Einführung der flegeversicherung den vollen Beitrag. Das Ihnen heute zur Abstimmung vorliegende Gesetz berträgt diese Belastung der Rentnerinnen und Rentner irkungs- und zeitgleich auf die Versorgungsempfän- erinnen und Versorgungsempfänger des Bundes. Diese aben während ihrer aktiven Dienstzeit ebenso wie die 11940 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 (A) ) (B) ) heutigen Rentnerinnen und Rentner regelmäßig nicht oder nur kurze Zeit eigene Beiträge zur Finanzierung der Pflegeleistungen erbracht. Das Gebot der sozialen Ge- rechtigkeit gebietet daher, dass sich Versorgungsempfän- gerinnen und Versorgungsempfänger ab dem 1. April 2004 in gleichem Maße wie Rentnerinnen und Rentner an der Finanzierung der Pflegeleistungen beteiligen. Diese soziale Symmetrie wird durch die Verminderung der jährlichen Sonderzahlung erreicht. Es entspricht zu- dem der Politik der Bundesregierung, alle gesellschaftli- chen Gruppen gleichermaßen zur solidarischen Teilhabe an den Maßnahmen zur Sanierung der sozialen Siche- rungssysteme heranzuziehen. Alternativen zu der vorgeschlagenen Lösung einer Verminderung der Sonderzahlung kommen nicht in Be- tracht. Zwar ist die Übertragung auch im Wege einer Verminderung der monatlichen Versorgungsbezüge denk- bar. Damit würde die Mehrbelastung der Versorgungs- empfänger, wie bei der Rente, auf die einzelnen Monate aufgeteilt. Die praktische Umsetzung dieser Lösung wäre aber sehr schwierig. Das Versorgungsrecht würde unübersichtlicher und komplizierter, weil eine eigene Tabelle für Pensionäre geschaffen werden müsste. Eine weitere Alternativlösung wäre, dass die Versor- gungsempfänger das Pflegerisiko ganz oder zu einem größeren Teil selbst privat versichern, bei Wegfall oder Re- duzierung der Beihilfeleistungen von bisher 70 auf 50 Pro- zent. Damit würden aber die finanziellen Belastungen der Versorgungsempfänger erheblich stärker ansteigen als die Belastungen der Rentner in der gesetzlichen Pflege- versicherung. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Versorgungsempfänger bei der Beitragsbemessung in der höchsten Risikoklasse der privaten Pflegeversicherung sind und die private Pflegeversicherung die Mitversiche- rung von Familienangehörigen nicht beitragsfrei vor- nimmt. Während die Beiträge in der gesetzlichen Pflege- versicherung vom Einkommen abhängig sind, werden sie in der privaten Pflegeversicherung allein nach Alter und Risiko bestimmt. Insbesondere die Versorgungsempfän- gerinnen und Versorgungsempfänger der unteren Besol- dungsgruppen wären mit den höheren Beiträgen über Ge- bühr belastet. Ich will ich gar nicht groß drum herum reden: Natür- lich führt die vorgesehene Übertragung der Belastung der Rentnerinnen und Rentner auf die Pensionärinnen und Pensionäre zu Einsparungen im Bundeshaushalt, und zwar in 2004 zu circa 90 Millionen Euro sowie in den Folgejahren zu circa 120 Millionen Euro jährlich. Ob man diese Summen jetzt dem Beihilfesystem oder der Versorgungsrücklage zuführt – dies wurde ja im Rahmen des parlamentarischen Verfahrens vorgetra- gen – ist nicht entscheidend, denn jede Entlastung des Bundeshaushalts stabilisiert gleichermaßen auch das Beihilfe- und Versorgungssystem. Die Regelung des Entwurfs der Regierungskoalition betrifft jedoch nur die Versorgungsempfängerinnen und Versorgungsempfänger des Bundes. Den Ländern ist die Entscheidung über die wirkungsgleiche Übertragung der Belastungen der Rentnerinnen und Rentnern auf die Ver- sorgungsempfängerinnen und Versorgungsempfänger in eigener Verantwortung überlassen. d g v n p s d r G B d d g s n A d k o w v n s P h e r C k d a d e b d k d s r A i T (C (D Zu Beginn der parlamentarischen Befassung war in em Gesetzentwurf ein Beitragszuschuss für freiwillig esetzlich krankenversicherte Beamtinnen und Beamte orgesehen. Beamte, die aufgrund von Vorerkrankungen icht oder nur mit erheblichem Risikoaufschlag in die rivate Krankenversicherung aufgenommen werden, ollten mit dieser Regelung erfasst werden. Bisher haben iese Beamtinnen und Beamten ihre Krankenversiche- ungsbeiträge in vollem Umfang allein zu tragen. Diese erechtigkeitslücke sollte der ursprünglich vorgesehene eitragszuschuss schließen. Denn schon aus Gründen er beamtenrechtlichen Fürsorgepflicht ist es geboten, ass sich der Dienstherr hälftig an den Krankheitsvorsor- ekosten beteiligt. Im Zusammenhang mit der Anhörung des Innenaus- chusses am 27. September zu dem Gesetzentwurf hat un der Verband der privaten Krankenversicherung in ussicht gestellt, diesem Personenkreis zumutbare Be- ingungen anzubieten. Das Angebot muss aber noch onkretisiert werden, und es bedarf gründlicher Prüfung, b damit eine dauerhafte Lösung des Problems bewirkt erden kann. Im Rahmen des laufenden Gesetzgebungs- orhabens, das wegen der Übertragung der eingangs ge- annten Übertragung der Änderungen der Pflegever- icherung besonders eilbedürftig ist, kann eine solche rüfung nicht kurzfristig erfolgen. Das Vorhaben ist da- er bis zum Abschluss der notwendigen Prüfung und inem konkreten Angebot der privaten Krankenversiche- er zurückgestellt. Hier sind wir uns übrigens mit der DU/CSU-Fraktion einig. Aus Sicht der Bundesregierung sollte ein Angebot onkrete Zusagen zur unbefristeten Aufnahme der aus er gesetzlichen Krankenversicherung kommenden Be- mtinnen und Beamten ungeachtet eventuell vorliegen- er Vorerkrankungen enthalten und auch Versorgungs- mpfängerinnen und Versorgungsempfänger sowie erücksichtigungsfähige Angehörige umfassen. Sollten en privaten Krankenversicherern derartige Aufnahme- onditionen nicht möglich sein, wird man erneut über en ursprünglich im Gesetzentwurf vorgesehenen Zu- chuss zur gesetzlichen Krankenversicherung diskutie- en müssen. nlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Ände- rung des Autobahnmautgesetzes für schwere Nutzfahrzeuge – Antrag: LKW-Mauteinführung zügig vo- ranbringen – Antrag: Mautbefreiung für humanitäre Hilfstransporte (Tagesordnungspunkt 28) Reinhard Weis (Stendal) (SPD): Der Schlussstein ist n der Architektur der letzte Stein, der eine Kuppel zum ragen bringt. Bei der heutigen zweiten und dritten Le- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 11941 (A) ) (B) ) sung setzen wir den gesetzgeberischen Schlussstein un- ter die Einführung der streckenbezogenen LKW-Maut in Deutschland und ein bisschen erinnert mich der Weg der Einführung der Maut an die recht komplizierte Errich- tung einer größeren Kathedrale im Mittelalter. Auch den Bauherren ist damals zwischendurch das eine oder an- dere Mal das Gebäude eingestürzt und sie mussten von vorn beginnen. Auch dort hat sich erwiesen: Aus Fehlern wird man klug. Nur wer sich dann nicht unverzüglich an den Wiederaufbau macht, der hat wirklich verloren. Wir haben uns nun in längeren Beratungen davon überzeugt, dass vor allen Dingen Toll Collect aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Wir haben uns von den Betreibern überzeugen lassen, dass der Startter- min 1. Januar 2005 realistisch und erreichbar ist. Des- halb haben wir uns entschlossen, im Verlauf des Bera- tungsverfahrens den 1. Januar 2005 als fixen Starttermin aufzunehmen. Wir wollen damit auch ein Zeichen setzen, beispiel- gebend für die Spediteure, die noch zögern und ihr Ver- trauen in Toll Collect noch nicht zurückgewonnen ha- ben. Wir zeigen mit dem fixen Starttermin, dass wir dieses Vertrauen in Toll Collect zurückgewonnen haben. Insofern bin ich auch ganz froh darüber, dass die Kolle- ginnen und Kollegen der Opposition sehr früh den Start- termin 1. Januar 2005 festgelegt haben wollten, auch wenn sie uns damit ein wenig zwingen wollten, Farbe zu bekennen. Wir haben damit kein Problem. Aber ich ver- spreche dem lieben Kollegen Dirk Fischer schon heute: Ich werde Sie an Ihre Initiative erinnern, und zwar zu ei- nem Zeitpunkt, an dem Sie vielleicht mit Häme auf die Regierung einschlagen würden. Ich komme darauf zu- rück. Zum Thema Mautänderungsgesetz hatte die CDU/ CSU-Fraktion den Antrag gestellt, die Befreiung der Mauterhebung auch auf humanitäre Hilfstransporte aus- zuweiten. Ich hatte das schon in meiner Rede zur ersten Lesung aufgegriffen. Auch da konnten wir mitgehen, weil es zur Unterstützung bei bürgerschaftlichem En- gagement für uns wirklich wichtig ist, dass humanitäre Hilfstransporte nicht an Mautgebühren scheitern, wenn es um akute Notlagen geht. Wir bleiben Toll Collect weiterhin dicht auf den Fer- sen und verfolgen den Prozess des weiteren Systemauf- baus ganz konsequent. Wir müssen uns eventuell darauf einstellen, dass am 1. Januar 2005 LKW-Schlangen beim Einbuchen entste- hen, vielleicht noch nicht in der Silvesternacht, aber am ersten Werktag. Ich glaube, je offensiver wir uns mit die- sem Thema befassen, umso eher können wir Gelassen- heit in den ersten Wochen einfordern. Ich gehe davon aus, dass wie in Österreich die ersten drei Monate eines prinzipiell erfolgreichen Starts mit ein paar Holperstei- nen versehen sein werden. Ich werde dann den lieben Kollegen Fischer daran erinnern, dass Sie wie wir auf den 1. Januar 2005 als fixen Termin gedrängt haben. Wer sich dann hinstellt und Schelte auf die Bundesregierung und Toll Collect abladen will, handelt unlauter. d b k s k k f k s h c P t d f i u i a t m m g a M l b b H k Z b a S Z d D d d d g d n m z e ß Z u e P d (C (D Was mir ein besonderes Anliegen ist – ein Anliegen, as auch viele Bürgerinnen und Bürger in unserem Land ewegt und umtreibt –, ist die Gefahr der Ausweichver- ehre auf Bundesstraßen. Wir haben schon im Ur- prungsgesetz festgelegt, dass mögliche Ausweichver- ehre durch ein Monitoring schnell erfasst werden önnen und eine Bemautung der Ausweichstrecken er- olgen kann. Das System der OBU 2 lässt dies zu. Dann ehren die LKWs wieder auf die Autobahn zurück, weil ie keinen Kostenvorteil auf der Ausweichstrecke mehr aben. Ich habe mir von Toll Collect noch einmal versi- hern lassen, dass diese Nachbemautung technisch kein roblem sein wird. Dies ist meines Erachtens nach wich- ig als Botschaft für uns, an die Bürgerinnen und Bürger, ie an möglichen Ausweichstrecken wohnen und Be- ürchtungen haben, dass der schwere Lastverkehr durch hre Ortschaften laufen wird. Ich denke, dass dies nicht das letzte Mal ist, dass wir ns mit dem Thema Maut befassen werden, daher muss ch mir noch ein paar Themen für die weiteren Debatten ufbewahren. Aber ich hoffe, dass wir uns beim nächs- en Mal, nach einem erfolgreichen Start, auch wieder ehr mit dem visionären Potenzial und vor allen Dingen it dem wirtschaftlichen Potenzial des jetzt eingeschla- enen Weges befassen werden. Heute machen wir den Weg frei und ich wünsche uns llen einen guten Start. Klaus Hofbauer (CDU/CSU): Die Umsetzung des autprojektes ist für den Wirtschaftsstandort Deutsch- and von entscheidender Bedeutung. Die Bundesrepu- lik braucht Einnahmesicherheit für den Verkehrswege- au. Ohne diese Sicherheit können wir die erausforderungen der nächsten Jahre für unsere Ver- ehrsinfrastruktur nicht bewältigen. Deshalb muss es für die Mauteinnahmen eine enge weckbindung zugunsten der Verkehrsinvestitionen ge- en. Wer eine mautpflichtige Strecke benutzt, der hat uch Anspruch auf einen bestmöglichen Ausbau der traße. Ebenso möchte ich die Bundesregierung an ihre usagen für das deutsche Transportgewerbe erinnern, in enen sie Ausgleichsleistungen in Aussicht gestellt hat. amit steht Rot-Grün bei den Speditionen weiterhin in er Pflicht. Das vorliegende Gesetz gibt Anlass zur Hoffnung, ass ein Systemstart in naher Zukunft möglich ist. Nach- em die ursprüngliche Gesetzesvorlage der Bundesre- ierung gar keinen Starttermin benannte, wurde durch ie Regierungsparteien der 1. Januar des nächsten Jahres achgeschoben. Ich hoffe und wünsche, dass dieser Ter- in gehalten wird. Leider zeichnen sich die ersten Ver- ögerungen schon wieder ab. Wenn jetzt erst 45 000 der rforderlichen Bordgeräte eingebaut sind, dann ist es äu- erst fraglich, ob bis zum Jahresende die notwendige ahl von circa 500 000 Geräten geschafft wird. Nicht msonst räumt die Betreibergesellschaft in letzter Zeit in, dass man bei der satellitengestützten Maut nicht im lan sei und verweist nachdrücklich auf die Möglichkeit er manuellen Einbuchung. Für Spediteure und die 11942 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 (A) ) (B) ) Finanzierung unserer Verkehrsinfrastruktur muss es end- lich Verlässlichkeit geben. Deshalb ist eine enge Verzah- nung zwischen dem Bund und dem Betreiber dringend notwendig. Dazu fordern wir die Bundesregierung an dieser Stelle nochmals auf. Das vorliegende Änderungsgesetz zeigt richtige An- sätze. Es ist zu begrüßen, dass der Betreiber die Mautfor- derung gegen den Mautschuldner auch privatrechtlich einfordern kann. Damit entfällt der umständliche Erlass eines Verwaltungsaktes und der Schuldner kann unkom- pliziert beim Betreiber zahlen. Dies hat Vorteile vor al- lem bei Mautschuldnern mit Sitz im Ausland und trägt zur Einnahmesicherheit bei. Nicht zuletzt können Strei- tigkeiten zwischen dem Betreiber und dem Mautschuld- ner über den Grund und die Höhe des Entgeltes direkt vor den Zivilgerichten geklärt werden. Von Bedeutung ist nicht zuletzt die grundlegende Klarstellung des Verhältnisses zwischen dem Bundesamt für Güterkraftverkehr, dem Betreiber und dem Maut- schuldner. Ein entsprechendes Vertragsverhältnis zwi- schen dem Straßennutzer und dem Betreiber hat für den Straßennutzer bzw. Mautschuldner gegenüber dem Bun- desamt zahlungsbefreiende Wirkung. Für den Maut- schuldner ist damit klargestellt, wem er in erster Linie verpflichtet ist. Über die unbedingte Zahlungsverpflich- tung des Betreibers gegenüber dem Bundesamt ist dann auch die nötige Einnahmesicherheit gegeben. Das Änderungsgesetz beinhaltet weiterhin begrüßens- werte Gerechtigkeitsaspekte. Die neuen Regelungen zu den Säumniszuschlägen, der Stundung und Verjährung verhindern eine Besserstellung des säumigen Maut- schuldners gegenüber dem, der seiner Zahlungspflicht ordnungsgemäß nachkommt. So werden beispielsweise Zinsvorteile eines säumigen Schuldners wirksam ausge- schlossen. Neben einem sicheren Start des Systems steht nach wie vor die Frage, wie die bisher eingetretenen Einnah- meausfälle ausgeglichen werden. Bisher fehlen circa 3,6 Milliarden Euro an Mauteinnahmen. Weiterhin geht es um l Milliarde Euro Vertragsstrafe. Toll Collect weist die Ansprüche zurück. Angeblich seien dem Bund bei Abschluss des Betreibervertrages etwaige Risiken bei der Projektumsetzung bekannt gewesen. Jetzt darf kein endloser Rechtsstreit folgen. Wir brauchen Klarheit für einen Ausgleich der Einnahmeausfälle. Die deutsche Wirtschaft und auch ausländische Investoren erwarten Verlässlichkeit bei den Verkehrsinvestitionen in der Bun- desrepublik. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion fordert die Bundesregierung daher auf, einen baldigen Start des Mautsystems zu gewährleisten und auf den vollständi- gen Ausgleich der Einnahmeausfälle umgehend hinzu- wirken. Wilhelm Josef Sebastian MdB (CDU/CSU): Nach dem kläglichen Scheitern der Einführung einer strecken- bezogenen LKW-Maut in Deutschland im Jahr 2003 stehen wir erneut gespannt vor der Neuauflage dieses Projektes. Damals handelte es sich um eine Aneinander- reihung von Pleiten, Pech und Pannen. Es entstand mate- r B b k d e f M D f v t n d z g b m w e l s c i d n F t d z b a d u l s e s P L Z M r k b w l b d z B p d t d (C (D ieller Schaden, insbesondere für den ohnehin maroden undeshaushalt, es entstand ein Vertrauenschaden, ins- esondere beim ohnehin gebeutelten deutschen Güter- raftverkehrsgewerbe, und es entstand eine Imagescha- en, insbesondere im Ausland vor dem Hintergrund iner ohnehin schwindenden Wettbewerbsfähigkeit. Ein erneutes Scheitern des Projektes können und dür- en wir uns nicht mehr leisten. Mit dem Antrag „LKW- auteinführung zügig voranbringen“ hat die Union im eutschen Bundestag die Bedingungen formuliert, die ür ein Gelingen notwendig sind: erstens durch intensi- es Projektcontrolling sicherzustellen, dass die geplan- en Einführungstermine zum 1. Januar 2005 bzw. 1. Ja- uar 2006 auch tatsächlich realisiert werden; zweitens em Deutschen Bundestag über alle Sachstände zeitnah u berichten, drittens das Schiedsverfahren ziel- und er- ebnisorientiert schnellstmöglich zum Abschluss zu ringen; viertens die Verhandlungen in Brüssel zur Har- onisierung für das deutsche Güterkraftverkehrsge- erbe voranzutreiben; fünftens sicherzustellen, dass ine flexible, unbürokratische und mittelstandsfreund- iche Mauterhebung und Mautabrechnung sowie ein ent- prechendes Zahlungsverfahren erfolgt. Aus unerfindli- hen Gründen hat die Regierungsmehrheit diesen Antrag m Ausschuss abgelehnt, obwohl doch Einigkeit besteht, ass diese Schritte unabdingbar für einen Erfolg sind. Wir können Ihnen jedoch versichern, dass wir in den ächsten Wochen und Monaten unverrückbar an diesen orderungen festhalten werden. Die Union im Bundes- ag begibt sich – im Gegensatz zu Rot-Grün – nicht auf as Parkett parteipolitischen Geplänkels. Wir unterstüt- en den Gesetzentwurf zur Änderung des Auto- ahnmautgesetzes mit den im Ausschuss einmütig ver- bschiedeten Änderungen. Besonders wichtig ist es uns, ass man sich auf der Regierungsseite, nicht zuletzt auf nseren Druck hin, bereit gefunden hat, den Starttermin . Januar 2005 explizit auch in das Gesetz hineinzu- chreiben. Fragen zur Höhe der in Aussicht gestellten Schaden- rsatzforderungen an Toll Collect (TC) müssen erlaubt ein. Sind 4,6 Milliarden Euro realistisch, da es keinerlei räzedenzfälle und daher keine Rechtssicherheit gibt? enkt die Bundesregierung mit diesen ungesicherten ahlen nicht von ihrem eigenen Versagen im ganzen autverfahren ab? Inwieweit waren der Bundesregie- ung bei Abschluss des Betreibervertrages etwaige Risi- en bei der Projektentwicklung und Projektrealisierung ekannt? Pikant ist die Höhe der Forderungen auch deswegen, eil der Bund selbst als Großaktionär der Deutschen Te- ekom – die ihrerseits mit 45 Prozent am TC-Konsortium eteiligt ist – durch diese Forderungen die Aktienkurse auerhaft belastet und sich eigene Vermögensschäden ufügt. Auch kann es ernstlich nicht im Interesse des undes sein, dem Konsortium, das ja weiterhin Vertrags- artner bleibt, mit dieser Maximalforderung praktisch ie wirtschaftliche Grundlage zu entziehen. Wir erwar- en jedenfalls eine schnelle und vernünftige Regelung in ieser Frage. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 11943 (A) ) (B) ) Die neu bestellte Geschäftsführung von TC hat mitt- lerweile die zuständige Aufsichtsbehörde, das Bundes- amt für Güterkraftverkehr sowie die Fachverbände des Güterkraftverkehrs stärker als zuvor in die vorbereiten- den Prozesse eingebunden und kann gute Fortschritte vermelden. Aus heutiger Sicht und unter Wertung des im Ausschuss vorgetragenen Berichts kann man feststellen: Dort wird gute Arbeit geleistet. Im Laufe des Jahres 2004 erfolgte Funktionstests haben zufrieden stellende Ergebnisse erbracht, die die mit 95 Prozent vorgegebene Zielgenauigkeit der richtig erfassten Autobahnabschnitte mit über 99 Prozent deutlich erfüllt haben. Somit scheint von der technischen Seite her ein erfolgreicher Start möglich. Es müssen in den nächsten Wochen und Monaten je- doch alle Anstrengungen unternommen werden, um die Zahl der eingebauten On Board Units zum Mautstart zu erhöhen. Auch wenn die Zielvorgabe von 500 000 OBUs zum Jahreswechsel offenbar nicht mehr erreichbar ist, sollten alle Beteiligten – inklusive des Güterkraftver- kehrsgewerbes – ihre Bemühungen daran setzen, dass möglichst viele OBUs eingebaut werden. Gerüchten, dass das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen erwägt, am 1. Januar mit einer höheren LKW-Maut zu starten als bisher geplant, tritt die Union deutlich entgegen. Dies wäre ein krasser Verstoß gegen den Mautkompromiss im Vermittlungsausschuss vom Mai 2003. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hatte damals dafür gesorgt, dass die durchschnittlichen Maut- sätze von ursprünglich 15 Cent auf 12,4 Cent pro Kilo- meter so lange herabgesetzt wurden, bis der Bundes- minister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Dr. Manfred Stolpe, für das deutsche LKW-Gewerbe ein Harminisierungsvolumen von 600 Millionen Euro jähr- lich von der EU-Kommission genehmigt bekommt. Wenn man jüngsten Berichten aus Brüssel Glauben schenkt, scheint sich in dieser Frage ja endlich etwas zu bewegen. In diesem Zusammenhang ist zu betonen, dass das deutsche Güterkraftgewerbe die LKW-Maut dem Grunde nach, konzeptionell und in ihrer bisher festge- legten Höhe mitträgt. Dies bedeutet eine besondere Ver- pflichtung für den Bund zur Umsetzung aller Vereinba- rungsbestandteile, insbesondere die Angleichung der Wettbewerbsbedingungen in Europa. Wir können an dieser Stelle abschließend aber auch befriedigt feststellen, dass sich die rot-grüne Regie- rungsmehrheit im Ausschuss aufgrund unserer Initiative zu einem gemeinsamen Antrag bereitgefunden hat, für humanitäre Hilfstransporte eine Mautbefreiung auszu- sprechen. Dies ist ein wichtiges Signal dafür, dass der Staat ein solches Engagement anerkennt und mit seinen Möglichkeiten fördert. Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der ADAC hat in der jüngsten Ausgabe der „Motorwelt“ über einen reibungslosen Test mit einem LKW berichtet, der mit einer On Board Unit (OBU) aus- gestattet war. Dieser wurde vier Tage kreuz und quer durch Deutschland gefahren. Die Ergebnisse des Tests l E W a D 0 f t z m ß b d d S r g g m t c n d b D S m k d d t E u g d m a z k f E S w d d T f d D s P u w (C (D auten: „Alles paletti, kein Fehler. Einem Start der Maut- rfassung am 1. Januar 2005 sollte … nichts mehr im ege stehen.“ Dieser Erwartung schließen wir uns heute n – hoffentlich zu Recht. Mit der Änderung des Mautgesetzes legen wir fest: ie Mauterfassung beginnt zum 1. Januar 2005 um Uhr. Jedenfalls spricht aus technischer Sicht alles da- ür, dass dies der Fall sein wird, da alle Tests bisher posi- iv verlaufen sind, und der Probebetrieb daher sogar um ehn Tage vorgezogen werden konnte. Wir haben uns it dem Termin bewusst festgelegt, um auch nach drau- en ein klares Signal zu geben: Die Maut kommt! Ich etone dies auch vor dem Hintergrund, dass aufgrund er Zurückhaltung bei der Bestellung von OBUs durch as Güterkraftverkehrsgewerbe Zweifel am pünktlichen tart des Systems aufkommen könnten. Für diese Zu- ückhaltung gibt es aus unserer Sicht keinen vernünfti- en Grund. Vor allem: Es gibt auch keine Entschuldi- ung, wenn die OBUs nicht eingebaut wird. Dann üssen die Spediteure eben von der Möglichkeit der In- ernetbuchung oder den Mautterminals Gebrauch ma- hen – bezahlt wird in jedem Fall. Es wird jetzt das Szenario beschworen, dass nicht ge- ügend OBUs zum Mautstart eingebaut sein werden und ass sich dann kilometerlange Staus vor den Raststellen ilden würden. Damit ist zu rechnen. Aber eines ist klar: en größten Schaden durch solche selbst verursachten taus hat der Lastwagenfahrer selbst, der dann nicht ehr termingerecht liefern kann. Ich setze daher auf die ollektive Vernunft des Gewerbes, alles daranzusetzen, ass möglichst viele Trucks mit OBUs ausgerüstet wer- en, damit solche Rückstaus an manuellen Einbuchungs- erminals die Ausnahme bleiben. Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und ntsorgung hat gemeinsam mit Toll Collect, dem BDI nd weiteren Verbänden der Verkehrswirtschaft in einer emeinsamen Erklärung am 27. August 2004 gefordert, ie OBUs jetzt einzubauen, um die Vorteile der auto- atischen Mauterfassung zu nutzen. Ich unterstütze dies usdrücklich und fordere alle Beteiligten auf, das Ihre um Gelingen der Operation „LKW-Maut“ beizutragen. Es wäre vermessen, darauf zu setzen, dass ein derartig omplexes System von Beginn an vollkommen fehler- rei funktioniert. Es kann sein, dass es da an der einen cke noch stolpert oder knirscht, wenn über Nacht ein ystem für Hunderttausende LKW online geschaltet ird. Wichtig ist, dass die Fehleranalyse und -behebung ann umgehend eingeleitet wird. Ich sage offen, dass hier in den letzten Monaten durch as transparente Verhalten der Geschäftsführung von oll Collect, namentlich des Vorsitzenden der Geschäfts- ührung, Christoph Bellmer, Vertrauen gewachsen ist, ass der Prozess der Mauteinführung gut gemanagt wird. as Verhalten der neuen Geschäftsführung unterscheidet ich wohltuend von dem der Vorgänger, die meinten, das arlament nicht ernst nehmen zu müssen und im Wissen m das Scheitern immer noch sendeten: „Der Termin ird auf jeden Fall gehalten“. Das war auch für viele 11944 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 (A) ) (B) ) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens un- erträglich, die viel Engagement aufgebracht haben und aufbringen, um das Ziel zu schaffen, das weltweit erste flächendeckende satellitengestützte Mauterfassungssys- tem auf die Beine zu stellen. Wenn die Maut funktioniert, wird die Diskussion sich auch wieder stärker dem Nutzen dieses Instruments zu- wenden: Wir schaffen mit der LKW-Maut den Einstieg in den Systemwechsel von der Steuer- zur Nutzerfinan- zierung der Verkehrswege. Die Maut ist ein wichtiger Schritt zu mehr Chancengleichheit zwischen Straße und Schiene. Sie schafft eine wesentliche Voraussetzung zur Stauvermeidung auf der Straße und zur Verlagerung von Gütertransporten auf Bahn und Binnenschiff. Trotz an- derer Mehrheiten im Bundesrat wird damit im zweiten Anlauf ein Schlüsselprojekt rot-grüner Verkehrspolitik auf dem Weg zur Verursachergerechtigkeit bei den We- gekosten umgesetzt. Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP): Der Deutsche Bundestag diskutiert heute in zweiter und dritter Lesung ein Gesetz zur Änderung des Autobahnmautgesetzes für schwere Nutzfahrzeuge, das in den Ausschussberatun- gen des Verkehrsausschusses große Einmütigkeit hervor- gerufen hat. Es ist gelungen, über Parteigrenzen hinweg die wesentlichen Punkte des Gesetzes gemeinsam fest- zulegen und damit deutlich zu machen, dass in diesen Fragen keine Differenzen bestehen. Das gilt sowohl hin- sichtlich der Einfügung des festen Termins des Mautbe- ginns am 1. Januar 2005, das gilt für die zusätzliche Be- freiung humanitärer Hilfstransporte von der Mautpflicht und das gilt auch und insbesondere im Hinblick auf eine vom Datenschutzbeauftragten des Bundes angeregte Klarstellung hinsichtlich der Verwendung der erfassten Mautdaten. Für die FDP ist mit dieser Gesetzesformulierung nochmals deutlich geworden, dass die von den elektroni- schen Überwachungsgeräten erfassten Daten ausschließ- lich für die Zwecke der Mautabrechnung zur Verfügung stehen und ansonsten keinen weiteren Zugriff erlauben. Wir erachten das im Interesse großer Ängste in der Be- völkerung, vor dem Hintergrund eines Urteils des Amts- gerichts Gummersbach und latent vorhandenen Miss- trauens als die richtige Antwort des Parlaments. Der 1. Januar 2005, der nun als neuer Beginn der Maut im Gesetz steht, ist nicht nur Ausdruck des Ver- trauens in das funktionierende System zu diesem Ter- min, sondern natürlich für alle Beteiligten weiterhin Verpflichtung, nicht nachzulassen, um dieses Datum tat- sächlich eintreten zu lassen. Nach wie vor gibt es in wei- ten Bereichen des Gewerbes Zweifel an der Funktions- tüchtigkeit, nicht zuletzt wieder durch einen Bericht im deutschen Fernsehen am 30. September dieses Jahres. Sowohl Toll Collect als auch die Bundesregierung, als auch die Kontrolleure des Bundesamtes für Güterver- kehr und der technische Experte sind aufgefordert, schnellstmöglich diesen Vorwürfen nachzugehen und belastbar dem Verkehrsausschuss des Deutschen Bun- destages gegenüber dazu Stellung zu nehmen. S e V r s d n n h I s e D s t n z M b e r d d e t d b h g g t d W h D T B P C m s w n n w d d h n d c d V d h (C (D Ein Wermutstropfen bleibt in der ganzen Diskussion: elbst wenn die Mauteinnahmen fließen, wird es nicht zu iner Verbesserung der Investitionstätigkeit im deutschen erkehrswegebau kommen können. Die Bundesregie- ung hat in eklatanter Weise den im Vermittlungsaus- chuss gefundenen Kompromiss über die Verwendung er Mautmittel völlig anders ausgelegt. Maut bedeutet icht zusätzliche Einnahmen, sondern Maut bedeutet ach der Lesart dieser Bundesregierung den Ersatz bis- eriger Steuermittel durch Mauteinnahmen. Weder der nfrastruktur ist damit geholfen, noch sind die politi- chen Zusagen eingehalten. Das wird besonders dann zu inem weiteren Belastungsfaktor für den Standort eutschland, wenn die mit Einführung der Maut zuge- agte Harmonisierungsentlastung für das deutsche Gü- erkraftverkehrsgewerbe von rund 600 Millionen Euro icht eintritt, weil offensichtlich die finanzielle Umset- ung dieser Zusagen erst dann möglich ist, wenn die aut im Durchschnitt bei 15 Cent pro Kilometer erho- en wird. Dies ist nach den jetzigen Bedingungen aber rst zum 1. Januar 2006 möglich. Die von der Regie- ungsseite gegebene Aussage, deswegen seien ja die urchschnittlichen Mautsätze abgesenkt worden, hilft a dem deutschen Gewerbe nicht sehr viel weiter, weil s an der grundsätzlichen Harmonisierungsdefizitsitua- ion zulasten des deutschen Gewerbes nichts ändert. In iesem Fall bleibt bei aller Harmonie in der Gesetzge- ungsarbeit zum vorliegenden Gesetz der Dissens beste- en. Im Übrigen fühlt sich die FDP in ihrer Skepsis ge- enüber dem Mautkompromiss durch das bisher ezeigte Verhalten der Bundesregierung mehr als bestä- igt. Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin beim Bun- esminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: enn das Wort „Maut“ auf der Tagesordnung steht, errschte bisher oft Aufgeregtheit. Das ist heute nicht so. as verdanken wir zweierlei: dem neuen Wind, der bei oll Collect weht; und der guten Zusammenarbeit aller eteiligten bei der Änderung des ABMG. Zu beiden unkten will ich kurz etwas sagen. Ich fange mit Toll ollect an. Dort hat sich vieles zum Guten geändert. Die Zusam- enarbeit mit der neuen Geschäftsführung funktioniert, ie ist vertrauensvoll und transparent. Davon konnten ir uns auch in der vergangenen Woche im Ausschuss och einmal überzeugen. Wichtiger noch: Das neue kooperative Klima bleibt icht ohne Auswirkungen auf die praktische Arbeit. So- ohl der unabhängige Gutachter als auch das BAG, das as Projektcontrolling durchführt, haben bestätigt, dass as Unternehmen alle bisherigen Meilensteine erreicht at. Deshalb konnte Toll Collect bereits in der vergange- en Woche mit der Generalprobe beginnen. Derzeit wird as System mit allen Betriebsprozessen –, also mit Bu- hung, Kontrolle und Abrechnung – durchgeprüft. Auch iejenigen, die das Projekt sehr kritisch begleiten, die erbände des Gewerbes, sind mittlerweile überzeugt, ass die Technik pünktlich zum Jahresbeginn 2005 ste- en wird. – So viel zu Toll Collect. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 11945 (A) ) (B) ) Zum ABMG: Das Änderungsgesetz der Bundesregie- rung ist notwendig, weil der 31. August 2003 als Start- termin – und damit die Pflicht zur Mauterhebung ab die- sem Tag – aus der LKW-Mautverordnung beseitigt werden muss. Damit schaffen wir Rechtssicherheit für Wirtschaft und Verwaltung. Die vorliegende Beschlussempfehlung und der Be- richt des Bundestagsausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen sieht Änderungen des Gesetzentwur- fes vor, die mit der Zustimmung aller Fraktionen im Ausschuss beschlossen worden sind. Statt der noch im Gesetzentwurf vorgesehenen flexiblen Lösung zur Fest- setzung des Starttermins der Mauterhebung ist nun – vor dem Hintergrund der bisher erfolgreichen Projektent- wicklung – die Aufnahme des Starttermins 1. Januar 2005 in das Gesetz selbst vorgesehen. Damit entspre- chen wir dem Anliegen des Bundesrates, der das am 24. September 2004 in seiner Stellungnahme zum Ge- setzentwurf ausdrücklich gefordert hat. Weiter beinhaltet die Beschlussempfehlung, dass humanitäre Hilfstrans- porte von der Mautpflicht ausgenommen werden und dass die Verwendung der beim Betrieb des Mautsystems und bei den Kontrollen erhobenen Daten für andere Zwecke ausgeschlossen ist. Die Bundesregierung begrüßt diese Änderungen. Das gilt auch für die neu aufgenommenen Regelungen zum Schutz der Mautdaten. Denn damit wird sichergestellt, dass diese Daten nicht zweckentfremdet verwendet wer- den. Es sieht also sehr gut aus für einen Mautstart am 1. Ja- nuar 2005. Deshalb will ich auch diese Gelegenheit noch einmal nutzen, um mich an das Gewerbe zu wenden. Der Appell ist klar und wird auch von den maßgeblichen Verbänden so getragen: Lassen Sie ihre On Board Units einbauen. Sie sichern sich damit größtmögliche Flexi- bilität und den Komfort, nicht vor Fahrtantritt per Inter- net oder Terminal buchen zu müssen. Die Vertragswerk- stätten halten die bestellten und personalisierten On Board Units, OBUs, bereit. Auch an die Adresse des Gewerbes will ich sagen: Selbstverständlich steht die Bundesregierung weiterhin zum gemeinsamen Beschluss vom Mai 2003 über Har- monisierungsmaßnahmen. Wir tun in Brüssel alles, um dem Mautermäßigungsverfahren zum Erfolg zu verhel- fen. Der Entlastungseffekt für das Gewerbe ist im Jahr 2005 ohnehin vorhanden, da die Maut nicht in der ur- sprünglich geplanten Höhe von durchschnittlich 15 Cent, sondern mit dem abgesenkten Mautsatz von durch- schnittlich 12,4 Cent pro Kilometer erhoben wird. Heute können wir festhalten: Erstens. Mit der Ände- rung des ABMG haben wir die rechtlichen Voraussetzun- gen geschaffen. Zweitens. Die maßgeblichen technischen Voraussetzungen für die Fertigstellung des Mautsystems sind vorhanden. Drittens. Die Tests wurden erfolgreich abgeschlossen. Viertens. Die Stabilität des Systems ist belegt. Wir können zuversichtlich sein, dass der Start der Mauterhebung pünktlich am 1. Januar 2005 beginnt. Wenn man mit einer so schönen Bilanz ins Wochen- ende fahren kann, darf man zufrieden sein. A t z G m – – – t t v k g G n m V P t (C (D nlage 10 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 803. Sitzung am 24. Sep- ember 2004 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen uzustimmen, einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 rundgesetz nicht zu stellen bzw. einen Einspruch ge- äß Artikel 77 Abs. 3 nicht einzulegen: Erstes Gesetz zur Änderung des Ausführungs- gesetzes zum Chemiewaffenübereinkommen (CWÜAGÄndG 1) Gesetz zur Verbesserung des Anlegerschutzes (Anle- gerschutzverbesserungsgesetz – AnSVG) Gesetz zu dem Abkommen vom 7. April 2003 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Tunesischen Republik über die Zusammenarbeit bei der Be- kämpfung von Straftaten von erheblicher Bedeu- tung Der Bundesrat hat in seiner 803. Sitzung am 24. Sep- ember 2004 beschlossen, dem vom Deutschen Bundes- ag am 1. Juli 2004 verabschiedeten Gesetz zum Abbau on Statistiken (Statistikabbaugesetz) gemäß Arti- el 84 Abs. 1 des Grundgesetzes nicht zuzustimmen. Die Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mit- eteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der eschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der achstehenden Vorlage absieht: Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft – Unterrichtung durch die Bundesregierung Ernährungs- und agrarpolitischer Bericht 2004 der Bundesregierung – Drucksache 15/2457 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Innenausschuss Drucksache 15/3135 Nr. 2.2 Drucksache 15/3135 Nr. 2.3 Drucksache 15/3135 Nr. 2.4 Drucksache 15/3135 Nr. 2.5 Drucksache 15/3135 Nr. 2.12 Drucksache 15/3135 Nr. 2.22 Drucksache 15/3135 Nr. 2.33 Drucksache 15/3135 Nr. 2.43 Drucksache 15/3135 Nr. 2.52 Drucksache 15/3266 Nr. 1.13 Drucksache 15/3266 Nr. 2.7 Drucksache 15/3403 Nr. 2.103 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/3403 Nr. 2.30 Drucksache 15/3403 Nr. 2.35 Drucksache 15/3403 Nr. 2.51 11946 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 130. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 (A) (C) (B) (D) Drucksache 15/3403 Nr. 2.52 Drucksache 15/3403 Nr. 2.54 Drucksache 15/3403 Nr. 2.77 Drucksache 15/3403 Nr. 2.96 Drucksache 15/3403 Nr. 2.102 Ausschuss für Verkehr, Bau und Wohnungswesen Drucksache 15/3023 Nr. 2.19 Drucksache 15/3135 Nr. 2.44 Drucksache 15/3266 Nr. 2.1 Drucksache 15/3266 Nr. 2.20 Drucksache 15/3403 Nr. 2.40 Drucksache 15/3403 Nr. 2.82 Drucksache 15/3546 Nr. 2.5 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 15/3403 Nr. 2.23 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 15/3135 Nr. 2.8 Drucksache 15/3135 Nr. 2.13 Drucksache 15/3546 Nr. 2.1 130. Sitzung Berlin, Freitag, den 1. Oktober 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513000000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Der Ältestenrat hat in seiner gestrigen Sitzung verein-

bart, dass am Mittwoch, dem 20. Oktober, die Befragung
der Bundesregierung entfällt und die Fragestunde wegen
der Gedenkfeier für Hermann Ehlers erst um 14 Uhr
beginnt.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 19 auf:
Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur Anpassung der Finanzierung von
Zahnersatz
– Drucksache 15/3681 –

(Erste Beratung 121. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Gesundheit und Soziale Sicherung

(13. Ausschuss)

– Drucksachen 15/3834, 15/3865 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Andreas Storm

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Redet
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile der Bundes-
ministerin Ulla Schmidt das Wort.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ulla Schmidt, Bundesministerin für Gesundheit und
Soziale Sicherung:

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
Gesundheitsreform wirkt. Sie verbessert die Qualität, die
Transparenz und die Wirtschaftlichkeit der Ge
versorgung. Die gesetzliche Krankenve
schreibt wieder schwarze Zahlen. Wir haben
änderungen auf den Weg gebracht, um die Str

(C (D ung . Oktober 2004 0 Uhr esundheitswesen zu verbessern. Es werden Verträge ur besseren Zusammenarbeit zwischen Ärzten und rankenhäusern, zur besseren Versorgung chronisch ranker Menschen und zur Stärkung der hausärztlichen ersorgung geschlossen. Dies haben wir gemeinsam auf en Weg gebracht. Vor einem Jahr haben wir auch entschieden, den ahnersatz künftig – wahlweise privat oder gesetzlich – ber eine Minikopfpauschale abzusichern. ie erinnern sich daran, dass das Frau Merkels Vorbedinung für Ihre Zustimmung zu unserem Kompromiss war. chon damals war allen Insidern klar, dass dieses Vorhaen schwierig wird. Wir haben daran gearbeitet, wie es mgesetzt werden kann. (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: „Gearbeitet“ nennen Sie das?)


(Zuruf von der CDU/CSU: Leider!)


abei stellte sich heraus, dass es extrem bürokratisch
nd zu teuer ist, in einem System, das wie die gesetzli-
he Krankenversicherung einkommensabhängig finan-
iert ist, eine Minikopfpauschale einzuführen. Zudem ist
s den Versicherten nicht zuzumuten, pro Monat 2 Euro
ur für Bürokratie zu bezahlen.

ext

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das wissen auch Sie. Deswegen haben wir seit
Wochen über diese Frage gesprochen und über eine ver-
sichertenfreundliche, unbürokratische und sozialverträg-
liche Regelung verhandelt. Die Zeit drängt. Die Versi-
cherten wollen Klarheit. Auch die Krankenkassen
brauchen Klarheit; denn Wartezeit kostet Geld. Deswe-
gen haben wir entschieden: Wir belassen den Zahnersatz
im Leistungskatalog der Kassen und wir senken den
durchschnittlichen Beitragssatz der Krankenkassen für
ihre Mitglieder und die Lohnnebenkosten für die Be-

ei der SPD und dem BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN)
sundheits-
rsicherung
viele Ver-
ukturen im

triebe.

(Beifall b Bundesministerin Ulla Schmidt Vielleicht ist Folgendes für Herrn Storm interessant: Am gemeinsam vereinbarten Leistungskatalog und Leistungsumfang beim Zahnersatz mit mehr Wahlmöglichkeiten für die Versicherten ab 1. Januar 2005 halten wir fest. Wir ändern nichts. Wir regeln nur die Finanzierung neu, (Andreas Storm [CDU/CSU]: Das hat ja mit der Ausgliederung nichts zu tun!)





(A) )


(B) )


und zwar einkommensabhängig und sozialverträglich.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Indem die Versicherten diesen Sonderbeitrag zukünftig
allein tragen müssen, entlasten wir die Lohnnebenkos-
ten. Außerdem verpflichten wir die Krankenkassen, ih-
ren allgemeinen Beitragssatz in gleichem Umfang zu
senken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von CDU und CSU
– Sie spreche ich ganz besonders an –, es grenzt manch-
mal schon an ein Stück aus dem Tollhaus: In all den Wo-
chen machen Sie keinen einzigen Vorschlag, wie wir zu
einer unbürokratischen Lösung kommen können. Hinter
vorgehaltener Hand hört man aus Ihren Reihen immer
wieder, dass die von uns vorgeschlagene Lösung eigent-
lich die beste sei. Dann wird stets gesagt: Springen täten
wir gern, aber können dürfen wir nicht.

Auf der einen Seite überbieten Sie sich tagtäglich mit
immer neuen Privatisierungsorgien – ich nenne nur ei-
nige –: 70-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Was?)

die völlige Streichung des Kündigungsschutzes, eine
Kopfpauschale im Gesundheitswesen, die dazu führt,
dass die Krankenschwester den gleichen Beitrag wie der
Manager zahlt, und die Privatisierung der Unfallversi-
cherung, die Herr Storm kürzlich vorgeschlagen hat. Auf
der anderen Seite, wenn es um eine einzige Entschei-
dung geht, die Lohnnebenkosten zu senken und beim
Sonderbeitrag für Zahnersatz die Parität um 0,45 Prozent
zu verschieben, drücken Sie sich vor der Verantwortung
und schlagen sich in die Büsche. Meine Damen und Her-
ren, wem es in der Küche zu heiß ist, der sollte die Kü-
che meiden. Wer die Küche schon beim Kochen eines
kleinen Gerichts verlassen muss, der hat gar kein Rück-
grat, um in diesem Land in schwierigen Situationen Ver-
antwortung zu übernehmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU)


Die gemeinsam verabschiedete Gesundheitsreform
verlangt nicht nur Entschlusskraft, sondern auch Stand-
festigkeit.


(Beifall bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Eben, jawohl!)


Sie stehen ja nicht einmal mehr zu der Minikopfpau-
schale. Ich kenne niemanden aus Ihren Reihen, der die
Beibehaltung dieser Kopfpauschale fordert

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(C (D (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Doch! Da kann ich Ihnen ein paar Hundert nennen!)


nd der auch dazu steht, dass man den Rentnerinnen mit
iner Rente von 500 Euro klipp und klar sagt, sie müss-
en nicht, wie bei Frau Schmidt, 1 Euro, sondern
,50 Euro mehr bezahlen. Ich kenne niemanden, der
emjenigen, der monatlich 1 000 Euro Einkommen hat,
agt, er müsse nicht wie bei Frau Schmidt 2 Euro, son-
ern 6,50 Euro mehr bezahlen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das hätten Sie vor einem Jahr fragen müssen!)


ass Sie dazu stehen und dafür streiten, das erwarte ich
on Ihnen hier und heute.
Unser Vorschlag hält an dem gemeinsamen Kompro-
iss fest. Er hält an den Zielen fest, auch was den Leis-
ngsumfang angeht. Wenn sich aber im Laufe eines
erfahrens herausstellt, dass die beschlossene Lösung zu
ürokratisch ist und zu Belastungen der Versicherten
ührt, die man sich angesichts der Situation im Gesund-
eitswesen nicht erlauben kann, dann muss man den Mut
aben, zu bekennen, dass die Entscheidung falsch gewe-
en sei. Heute treffen wir eine Entscheidung, die, im In-
resse der Versicherten, sozialverträglich und unbüro-
ratisch ist. Es wäre gut, wenn Sie dabei mitmachten.
ies zeigte, dass Sie auch das tun dürfen, was Sie tun
üssen, und in der Lage sind, Verantwortung zu über-
ehmen.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513000100

Ich erteile Kollegin Annette Widmann-Mauz, CDU/
SU-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Nun geben Sie endlich zu, dass wir das Beste machen! – Erika Lotz [SPD]: Nun zeigen Sie mal Größe!)



Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1513000200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

en!
Die mit dem GKV-Modernisierungsgesetz … zum
1. Januar 2005 vorgesehene gesonderte Finanzie-
rung des Zahnersatzes in der gesetzlichen Kranken-
versicherung … soll rückgängig gemacht werden.

o lautet der erste Satz Ihres Gesetzentwurfes. Damit
ird eines ganz klar: Rot-Grün kündigt den Gesund-
eitskompromiss des vergangenen Sommers auf.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Erika Lotz [SPD]: Das ist doch nicht wahr! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ach, so sehen Sie das! Sehr interessant!)


ies ist nicht nur ein Vertrauensbruch, sondern auch ein
ertragsbruch. Diesmal liegt es nicht an Ihrer bekannten
nfähigkeit, sondern – das haben Sie heute Morgen






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz

deutlich gemacht – diesmal ist es politischer Vorsatz. Sie
wollten und wollen diese Kompromisslösung nicht um-
setzen. Das, was Sie selbst – Herr Schmidbauer, Herr
Kirschner, Frau Lotz und wie Sie alle hier sitzen – vor
einem Jahr beschlossen haben, wollen Sie jetzt wieder
rückgängig machen.


(Erika Lotz [SPD]: Wenn man klüger geworden ist, muss man nicht das Dumme tun!)


Ihr Argument lautet: Wir wollen zwar, aber wir können
nicht.

Seit Mai dieses Jahres weisen die Spitzenverbände
der Krankenkassen auf die Probleme beim Beitrags-
einzug hin; sie haben eine konkrete Lösung vorgeschla-
gen. Daraufhin haben auch wir Sie angeschrieben, Frau
Schmidt. Sie teilten uns mit, es bestehe kein Handlungs-
bedarf. Statt die Probleme zu lösen, haben Sie die Dinge
vorsätzlich liegen gelassen und damit ganz bewusst die
Verunsicherung der Bevölkerung in Kauf genommen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Menschen vertrauen Ihren handwerklichen Fä-

higkeiten schon lange nicht mehr. Ich erinnere nur an das
Chaos bei der Einführung der Praxisgebühr,


(Horst Schmidbauer [Nürnberg] [SPD]: Wer hat die Praxisgebühr denn gewollt?)


an die Ausnahmeliste für die nicht verschreibungspflich-
tigen Medikamente, an die Fahrkosten und an vieles
mehr.


(Erika Lotz [SPD]: Das Chaos haben wir gestern Abend bei Ihnen wieder gesehen!)


Frau Schmidt, insbesondere bei der Umsetzung dieses
Kompromisses hat auch die Union schlechte Erfahrun-
gen mit Ihrer Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit
gemacht; Sie wissen das. Bereits im ersten Arbeitsent-
wurf zur Umsetzung des Kompromisses war die Pau-
schalprämie nicht enthalten. Von Anfang an waren Sie
nicht gewillt – das haben Sie auch heute wieder mehr als
deutlich gemacht –, diese Vereinbarung umzusetzen.
Herr Müntefering hat das mit entsprechenden Aussagen
noch untermauert.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Heute schieben Sie ein kleines technisches Problem

vor, das man bei gutem Willen rechtzeitig hätte lösen
können.


(Beifall bei der CDU/CSU – Horst Schmidbauer [Nürnberg] [SPD]: Das soll ein kleines technisches Problem sein?)


Vordergründig geht es Ihnen um einen unbürokratischen
Beitragseinzug für Rentner und Arbeitslose. In Wahrheit
geht es Ihnen aber schlicht und einfach um die Ableh-
nung des Kompromisses. In der Anhörung wurde das
doch bestätigt.


(Horst Schmidbauer [Nürnberg] [SPD]: Sie hat gezeigt, dass wir richtig liegen!)


Sie versuchen heute zum wiederholten Male, die Be-
völkerung mit falschen Zahlen in die Irre zu führen.

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(C (D (Erika Lotz [SPD]: In der Anhörung wurden sie bestätigt!)


er Zahnersatz inklusive den Verwaltungskosten ist in
er gesetzlichen Krankenversicherung für rund 7 Euro
onatlich versicherbar. Die Behauptung, die Pauschal-
rämie führe zu enormen Verwaltungskosten – Sie haben
as vorhin so genannt –, konnte von keinem der ange-
örten Experten mit belastbaren Zahlen belegt werden.
atsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass
an einfach das Gegenteil behauptet.
Ein unbürokratischer Beitragseinzug wäre möglich

ewesen, wenn die Bundesregierung noch vor der Som-
erpause ein Gesetz in den Bundestag eingebracht hätte.


(Erika Lotz [SPD]: Wo war Ihr Vorschlag?)

aut Krankenkassen wären in der Summe nicht mehr
erwaltungskosten angefallen als beim prozentualen
onderbeitrag, nämlich 40 bis 60 Cent. Ob die Spitzen-
erbände der Kassen, der VDR oder die Bundesagentur
ür Arbeit – alle haben in der Anhörung bestätigt: Ja, wir
ind in der Lage, das umzusetzen, wir brauchen dafür
ber einen Vorlauf von etwa fünf Monaten. Genau das
aben sie Ihnen ja auch mitgeteilt.
Es ist sicher sinnvoll, Fehler zu korrigieren. Es stellt

ich aber schon die Frage, wo das Problem im GMG ei-
entlich gelegen hat.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: An Ihnen!)


ie Kassen haben betont, es sei der fehlende Quellenein-
ug bei den Rentnern und bei den Arbeitslosen. Diese an
ich kleine Lücke braucht keinen völligen Neuansatz.
ie Sachverständigen haben in der Anhörung gesagt,
ass sich dies leicht hätte korrigieren lassen. Auch wenn
ie das Gegenteil behaupten: Wir haben Sie aufgefor-
ert, die Grundlagen dafür zu schaffen. Selbst der VDR
at diese Möglichkeit nicht ausgeschlossen. Die Antwort
er Ministerin lautete: Ich sehe derzeit keine Regelungs-
cken, die unverzüglich geschlossen werden müssten.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: So ist sie!)

Durch Ihr anhaltendes Nichtstun tragen Sie die Ver-

ntwortung dafür, dass die Neuregelung nicht pünktlich
um 1. Januar 2005 umgesetzt werden kann, wie dies im
ompromiss vereinbart wurde. Es zeugt nicht von Ge-
adlinigkeit und Verlässlichkeit in der Bundesregierung,
enn man uns Handlungsunfähigkeit vorwirft und
leichzeitig neun Monate lang die Hände in den Schoß
gt und erst in einer Last-Minute-Aktion innerhalb von
rei Tagen dem Parlament und den beteiligten Fraktio-
en drei verschiedene Vorschläge vorlegt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Der Preis des Regierens heißt Verantwortung. Ihr Ver-

uch, die Schuld für Ihre Untätigkeit bis hin zur Blockade
er Union in die Schuhe zu schieben, ist schlichtweg un-
erschämt. Die Regelung des Kompromisses ist die bes-
ere Lösung. Sie brächte mehr Wettbewerb, mehr Trans-
arenz und vor allen Dingen mehr Wahlmöglichkeiten
nd Entscheidungsfreiheit für die Versicherten. Davor






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz

wollen Sie die Menschen in unserem Land ja immer wie-
der bewahren. Das beweisen Sie heute einmal mehr.

Das, was Sie heute vorschlagen, ist die eindeutig
schlechtere Lösung; denn häufig werden die Menschen
jetzt mehr zahlen. Einer solchen Mehrbelastung ohne
Sinn und Verstand stimmen wir nicht zu.


(Erika Lotz [SPD]: Wollen Sie sagen, dass ein sozialer Ausgleich schlecht ist?)


Ein Mann mit einem Eintrittsalter von 30 Jahren zahlt in
unserem Land in Zukunft 10,80 Euro pro Monat. Dabei
habe ich die verpflichtende Senkung des allgemeinen
Beitragssatzes schon mit eingerechnet. Nach dem Wil-
len von Rot-Grün wird ein Sonderbeitrag von
0,9 Prozent fällig, an dem sich die Arbeitgeber nicht be-
teiligen.


(Erika Lotz [SPD]: Bei eurer Kopfpauschale ja auch nicht!)


Sie haben nur vom Zahnersatz geredet. Ich habe kein
einziges Wort darüber gehört, dass Sie gleichzeitig einen
Sonderbeitrag für das Krankengeld einführen wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dieser dilettantische Versuch ist an Perfidität nicht zu

überbieten.

(Erika Lotz [SPD]: Haben Sie das nun mitbe schlossen oder nicht?)

Ihnen geht es in Wahrheit nur darum, die Einführung des
Arbeitnehmersonderbeitrags, für den die Rentnerinnen
und Rentner in unserem Lande Beiträge zahlen müssen,
ohne dafür je eine Leistung zu erhalten, aus dem
Wahljahr 2006 herauszunehmen und in das Jahr 2005 zu
legen, damit die Menschen nicht merken, was Sie hier
für ein perfides Spiel betreiben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ein sehr merkwürdiger Beitrag!)


Zusätzlich suggerieren Sie ein Nullsummenspiel; Sie
würden ja die Kassen verpflichten, im Gegenzug die
Beiträge um 0,9 Prozent zu senken. Erstens. Eine einsei-
tige Erhöhung und eine paritätische Senkung ergeben
unterm Strich eben keine Null. Zweitens. Die Kassen
werden die Beiträge weder in diesem noch im ersten
Halbjahr 2005 senken können.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Auch nicht im zweiten!)


Im Gegenteil: Einige Kassen werden die Beiträge sogar
anheben, um sich die notwendige Liquidität zu ver-
schaffen. Das kann man den Kassen auch nicht verden-
ken; denn sie sind verpflichtet, die Beiträge wirtschaft-
lich zu kalkulieren und die Verschuldung abzubauen.
Haben Sie § 220 Abs. 1 SGB V überhaupt einmal gele-
sen, Frau Schmidt? Da heißt es:

Die Beiträge sind so zu bemessen, dass sie zusam-
men mit den sonstigen Einnahmen die im Haus-
haltsplan vorgesehenen Ausgaben und die vorge-
schriebene Auffüllung der Rücklage decken.

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(C (D Drittens. Eine Beitragssenkung für alle Kassen betraft insbesondere diejenigen, die bereits früher als anere Kassen Mehreinnahmen, die sie durch höhere Zuahlungen und andere Maßnahmen erreicht haben, in eitragssenkungen weitergegeben haben. Im Ergebnis t also eine zusätzliche Zwangsabsenkung ein nicht kalulierbares Finanzrisiko für die Kassen. Neue Verschulung und höhere Beiträge werden nicht lange auf sich arten lassen. Zudem widerspricht die Zwangsabsenung – darauf haben in der Anhörung selbst die Arbeiteber hingewiesen – der Selbstverwaltung unserer sozian Sicherungssysteme. Für dieses Jahr kann man laut Berechnungen des chätzerkreises der Krankenkassen allenfalls mit einem berschuss von etwa 3 Milliarden Euro rechnen. Ein eil dieser Summe muss jedoch, wie es im Kompromiss erlangt wird, für den Abbau der Schulden verwandt erden. Bislang haben die Kassen den Beitragssatz leiglich um 0,1 Prozentpunkte auf 14,2 Prozent gesenkt. amit sind wir noch weit von der mit der Reform angeeilten Marke von 13,6 Prozent entfernt. Nach den aktullen Berechnungen des Schätzerkreises wird es in dieem Jahr kaum noch zu Beitragssatzsenkungen kommen. m Gegenteil: Im nächsten Jahr sollen die Beiträge wieer ansteigen. Die Arbeitnehmer werden damit – das sind die aktuel en Prognosen – einen Beitragsanteil von 7,5 Prozent zu ragen haben. 7,5 Prozent, das ist der höchste Beitrag, en Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Gechichte der Bundesrepublik Deutschland jemals zu traen hatten. Dafür tragen Sie die Verantwortung. Wir haen der Gesundheitsreform nur unter der Bedingung ugestimmt, dass sich die Beund Entlastungen für die ersicherten über die Laufzeit des Vertrages in etwa die aage halten. (Dr. Dieter Thomae [FDP]: Das war sehr optimistisch!)


iese Ausgewogenheit, Frau Ministerin, verletzen Sie;
enn der Sonderbeitrag im Jahr 2005 führt zu einer Be-
stungskumulation, der auf der anderen Seite keine ent-
prechenden Beitragsentlastungen gegenüberstehen. Da-
it belasten Sie gerade die Geringverdiener in einem
icht akzeptablen Maß.
Es gäbe noch viel zu sagen. Die Verschiebung der Ar-

eitskosten ist keine wirkliche Entkoppelung und fördert
amit eben nicht Beschäftigung. Sie verschieben in ei-
em ganz erheblichen Umfang die Parität. Der Anteil
er Arbeitgeber beträgt nur noch etwa 47 Prozent und
er der Arbeitnehmer etwa 53 Prozent. Sie setzen fal-
che Anreize, insbesondere wenn es darum geht, die Ab-
anderung freiwillig Versicherter in die private Kran-
enversicherung zu verhindern. Vielmehr provoziert
hr Gesetzentwurf diese Abwanderung. Das ist Entsoli-
arisierung und hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir werden Ihre Kapriolen nicht mitmachen. Für die-

es Theater bekommen Sie unsere Zustimmung nicht.
as müssen Sie im Alleingang machen. Die Verantwor-






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz

tung für die zusätzlichen Belastungen der Versicherten
tragen Sie ganz allein.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Unglaublich! Wir mindern die Belastungen! Sie kapieren überhaupt nichts!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513000300

Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen.


Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1513000400

Das ist ein Vertrags- und Vertrauensbruch gegenüber

den Wählerinnen und Wählern.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wählertäuschung!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513000500

Ich erteile das Wort Kollegin Birgitt Bender, Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513000600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es wäre

schön, wenn auch die Union einmal Lernfähigkeit be-
weisen würde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Denn wenn man feststellt, dass eine Lösung, die man ge-
funden hat, wenngleich auch in einem Kompromiss, un-
praktikabel ist, sollte man eine bessere suchen. Ich be-
haupte: Wir in der Koalition haben sie gefunden und
Ihnen heute vorgelegt. Die Lösung, die wir jetzt vor-
schlagen, ist erstens versichertenfreundlich, zweitens
wettbewerbsfördernd und führt drittens zu einer Entlas-
tung bei den Lohnnebenkosten, die sich alle Parteien
zum Ziel gesetzt haben.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Das ist Autosuggestion!)


Erstens. Die Kopfpauschale hat, so wie sie verabre-
det war, gravierende Nachteile.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie hat nicht mehr Nachteile als vor einem Jahr!)


Sie bringt eine hohe Belastung für niedrige Einkommen.
Wenn Sie, Frau Kollegin Widmann-Mauz, jetzt im-

mer beklagen, dass bei der prozentualen Lösung für Ein-
kommen nahe der Beitragsbemessungsgrenze Belastun-
gen entstehen, kann ich Ihnen nur sagen: Es ist das
Wesen des Solidarsystems, dass diejenigen, die mehr ha-
ben, auch mehr zahlen, dass eine Umverteilung von gut
Verdienenden zu schlecht Verdienenden stattfindet.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Die hauen Ihnen doch ab! Da haben Sie doch keine Chance!)


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(C (D as wollen Sie mit Ihrem Kopfgeld abschaffen. Gerade as unterscheidet uns auch in der Perspektive der Geundheitsversorgung. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Das geht wie mit der Tabaksteuer in die Hose!)


Der spezifische Kompromiss mit der Kopfpauschale
eim Zahnersatz hat aber, so hat sich gezeigt, zusätzlich
u den erwähnten Nachteilen einen unverhältnismäßig
ohen Verwaltungsaufwand mit sich gebracht, den nie-
and ernsthaft vertreten kann.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Wer sagt das? – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Beziffern Sie den doch mal! Wer hat den denn beziffert?)


Zweitens. Die neue Lösung ist wettbewerbsfreund-
ch.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wettbewerbsfreundlich? Eine Beitragskasse im Wettbewerb, das ist ja etwas Neues!)


eien wir doch ehrlich, der Union war es unheimlich
ichtig, die PKV, die private Krankenversicherung,
rgendwie in den Gesamtkompromiss einzubringen.
ber der Kompromiss, den wir unter viel Ächzen in der
etzten Nacht, die ich, anders als Herr Seehofer, nicht so
chön fand,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie waren ja nicht dabei!)


ustande gebracht haben, bedeutete keinen Wettbewerb,
eil es zwischen der GKV und der PKV keinen Wettbe-
erb gibt. Die gesetzlichen Krankenkassen müssen alle
ufnehmen, auch wenn sie krank sind und nicht viel ver-
ienen; die privaten Krankenkassen nehmen Versicherte
ach der Theorie des Rosinenpickens auf.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Das stimmt doch gar nicht! – Erika Lotz [SPD]: So ist es! – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Sie wollten doch die Option offen halten, wenn ich Ihre Presseberichte richtig gelesen habe!)


ie einen erheben normalerweise einkommensabhän-
ige Beiträge – das hätten wir in diesem Fall geändert –,
ie anderen erheben sowieso risikoadäquate Beiträge.
in weiterer Nachteil war, Frau Kollegin, dass wir den
ettbewerb innerhalb der gesetzlichen Krankenkas-

en in diesem Bereich stillgestellt haben; denn bei einem
inheitlichen Betrag für den Zahnersatz hat keine Kran-
enkasse mehr wirklich Interesse daran, durch gute Be-
atung der Versicherten für wirtschaftliche Leistungser-
ringung zu sorgen. Das ist jetzt wieder anders.
Drittens. Wir senken – das war ja ein gemeinsames

iel – jetzt tatsächlich die Lohnnebenkosten.

(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Das hat aber der BDR anders gesehen!)

ier verstehe ich den Einwand der Krankenkassen nicht
nd ich verstehe noch weniger, Frau Kollegin, dass Sie






(A) )



(B) )


Birgitt Bender

ihn sich zu eigen machen. Es ist doch schlechterdings
unverständlich, wenn einer Erhöhung des Beitrages um
insgesamt 0,9 Beitragssatzpunkte, mit der die Versicher-
ten allein belastet werden, nicht eine entsprechende Ent-
lastung auf der Arbeitgeberseite, also beim allgemeinen
Beitragssatz, gegenübersteht. Was sich die Kassen den-
ken, wenn sie dagegen opponieren, ist mir wirklich nicht
klar. Vielleicht muss man sie auch einmal daran erin-
nern, dass sie für die Versicherten da sind und nicht für
sich selber.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn man die Strategie der Union – Union ist eigent-
lich ein komisches Wort für diese Veranstaltung, ich
glaube, Sie sind eher so etwas wie eine Koalition, aber
eine sehr schlecht funktionierende; vielleicht überprüfen
Sie einmal die Verträge –


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Wie war das bei der Pflege?)


betrachtet, sieht man, dass die Ablehnung von CDU und
– vielleicht? – CSU von keinerlei Sacherwägungen ge-
trübt ist.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Sie sind doch immer so unzufrieden mit Ihrer Regierung! – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: So schlecht wie Sie kann man gar nicht sein!)


Wenn wir ehrlich sind, Frau Kollegin, geht es hier doch
nur um die Gesichtswahrung für Frau Merkel, damit sie
ihr Kopfgeld weiterhin als Perspektive hochhalten kann.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Kopfgeld! Es wird ja immer schlimmer!)


Eine Vorsitzende, die so sehr auf Gesichtswahrung ange-
wiesen ist, muss schon arg schwach sein. Aber das ist Ihr
Problem.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Sie hatten auch schon bessere Argumente! Wir reden über Sachfragen!)


Vielleicht klären Sie einfach einmal die Führungsfra-
gen; das ist meine Empfehlung an Sie, liebe Kolleginnen
und Kollegen. Dann bekämen Sie mehr Durchblick bei
den Sachfragen und würden unserer Lösung beim Zahn-
ersatz auch zustimmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513000700

Ich erteile das Wort Kollegen Dieter Thomae, FDP-

Fraktion.

Dr. Dieter Thomae (FDP):
Rede ID: ID1513000800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Der Kompromiss zwischen Rot-Grün und der CDU/
CSU über den Zahnersatz ist schon eine Tragödie. Das
kann man wirklich sagen.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D etzt zeigt sich, dass dieser Kompromiss überhaupt nicht altbar war und, wie ich glaube, von Rot-Grün von Anang an nicht gewollt war. Sie behaupten heute, ein Wettewerb zwischen Versicherungen, die auf einem Umlaeverfahren basieren, und Privatversicherungen sei icht denkbar. Das ist ein vorgeschobenes Argument; enn der Zahnersatz sollte aus dem Leistungsumfang des esetzlichen Systems ausgegliedert werden. Das wäre achbar. Die gesetzlichen Krankenversicherungen haen stets behauptet, dass sie das können. Sie hätten ihnen ie Chance geben sollen, in einem vernünftigen Umfang n den Wettbewerb mit den privaten Krankenversicheungen einzutreten. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Klaus Kirschner [SPD]: Aber nur für Gesunde!)


ie privaten Versicherungen haben erklärt, dass sie zwar
m Anfang risikogerechte Prämien nehmen, aber jeden
hne Prüfung aufnehmen, der wechseln will.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Kontrahierungszwang haben sie angeboten! Richtig, sie wollten das!)


as war ein entscheidendes Argument, um den Wettbe-
erb zu befördern.
Nun kommen wir zu dem zweiten Argument, nämlich

ass die Rentenversicherung und die Bundesagentur so
mmense Verwaltungskosten sehen, dass das überhaupt
icht machbar ist. Ich habe in der Anhörung etwas ganz
nderes gehört;


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

ber vielleicht bin ich schwerhörig. Ich habe zwar in der
ritten Reihe gesessen, aber genau gehört,


(Klaus Kirschner [SPD]: Die haben nachgerechnet!)


ass es kein Problem für die BfA und für die Bundes-
gentur wäre, die Beiträge abzuführen.


(Erika Lotz [SPD]: Nur teurer!)

Mich erschüttern an dieser Konzeption zwei Punkte:

rstens. Ich finde es schade, dass die Versicherten nicht
ie Möglichkeit haben, Wahlfreiheit in Anspruch zu
ehmen.


(Erika Lotz [SPD]: Koste es, was es wolle!)

as ist eine der wichtigsten Präferenzen, die wir den
ürgern einräumen müssen. Dass es viele Bürger gibt,
ie diese Präferenz gerne nutzen wollen, ersehen Sie da-
an, dass schon 500 000 Verträge vorab abgeschlossen
orden sind. Die Bürger sind gar nicht so unkritisch und
nmündig, wie wir manchmal glauben und wie es die
PD haben möchte.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Erika Lotz [SPD]: Was hat das mit Mündigkeit zu tun?)


Zweitens. Die Bundesregierung macht ein Gesetz;
ber von Rechtssicherheit kann nicht die Rede sein. Das
esetz wird einfach wieder geändert, obwohl solche






(A) )



(B) )


Dr. Dieter Thomae

Verträge abgeschlossen worden sind. Jetzt sagen Sie den
Bürgern in voller Euphorie, dass sie nächstes Jahr den
Zahnersatz und das Krankengeld – das wird allerdings
nicht Krankengeld genannt – selber finanzieren müssen.
Anschließend soll der Bürger eine vernünftige Beitrags-
senkung bekommen.

Ich sage Ihnen heute voraus, dass das nicht passieren
wird. Die gesetzlichen Krankenkassen haben schon
heute so große Probleme mit ihren Krediten, dass die
Vorstände der Krankenkassen genau wissen, dass sie mit
einem Fuß im Gefängnis sind, wenn sie eine Beitrags-
satzsenkung herbeiführen. Es ist der Öffentlichkeit nicht
bekannt, wie hoch die Kreditaufnahmen waren, und wir
wissen nicht genau, wie die Situation in den nächsten
Monaten aussieht. Ihr Optimismus ist nicht angezeigt.
Sagen Sie den Bürgern die Wahrheit!

Sie haben vor der Wahl mit aller Macht niedrige Bei-
tragssätze durchgesetzt, obwohl dies ökonomisch nicht
vertretbar war. Sie versuchen heute noch, die Vorstände
massiv zu zwingen, die Beitragssätze zu senken. Die
Vorstände machen das aber nicht mit, weil die ökonomi-
sche Situation der Krankenkassen sehr instabil ist. Daher
werden Sie keine Beitragssatzsenkung zum Wohle der
Versicherten herbeiführen.


(Beifall bei der FDP)

Ich möchte zum Abschluss sagen: Sie betreiben eine

Politik im Gesundheitswesen, die schlimmer als Plan-
wirtschaft ist.


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Viele Beteiligte – sowohl Versicherte als auch Leistungs-
erbringer – sagen mir: Das ist schlimmer, als wir es uns
je vorgestellt hatten. Meine Damen und Herren von Rot-
Grün, treiben Sie die Planwirtschaft voran! Ich hoffe,
dass die Bürger bald erkennen, wohin das führt.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513000900

Ich erteile Kollegen Horst Schmidbauer, SPD-Frak-

tion, das Wort.


Horst Schmidbauer (SPD):
Rede ID: ID1513001000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Gestern

war unter der Überschrift „Die Messer der Frau Merkel“
in der „Süddeutschen Zeitung“ zu lesen:

In Deutschland sind die politisch Interessierten eine
Minderheit und diejenigen, die zum Beispiel die
Unterschiede zwischen Kopfpauschale, Stufenprä-
mien und Bürgerversicherung kennen, eine kleine
Minderheit.

Wir haben heute eine gute Chance, diesen Bürgerin-
nen und Bürgern zu einer Mehrheit zu verhelfen, indem
wir den Unterschied zwischen der Kopfpauschale und
einer solidarischen Versicherung ihrer Zahnersatzleis-
tungen klar machen. Diese Chance werden wir nutzen.

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(C (D (Beifall bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: So ein Schwachsinn!)


Die „Süddeutsche Zeitung“ hat noch nachgelegt. In
em Artikel heißt es weiter:

Merkel will, dass der Generaldirektor genauso viel
Krankenversicherung bezahlt wie die Putzfrau.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ein Schwachsinn!)


Das ist ein Zitat vonseiten der CSU, lieber Herr Kol-
ege Zöller.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Hört! Hört!)


err Stoiber ist mit dieser Aussage zitiert worden.
Es geht darum, dass die Menschen draußen kapieren,

ass es nicht sozial gerecht sein kann, wenn derjenige,
er oben steht, und die kleine Frau unten den gleichen
etrag für den Zahnersatz bezahlen sollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as wollen wir nicht, weil wir glauben, dass eine solche
egelung in Deutschland nicht akzeptiert wird. Die
enschen haben ein Gefühl für soziale Gerechtigkeit.
ieses Gefühl dürfen wir nicht verletzen; wir müssen
hm vielmehr Rechnung tragen. Das ist aber nur dann
öglich, wenn die Leistungsfähigkeit des Einzelnen be-
ücksichtigt wird. Wir dürfen die Menschen nicht über-
ordern. Es geht nicht an, dass derjenige mit einem klei-
en Einkommen einen größeren Anteil zahlt als jemand
it einem hohen Einkommen. Insofern ist eine prozen-
uale Regelung notwendig.


(Beifall bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Warum haben Sie dieses Argument nicht schon vor einem Jahr gebracht? Scheinheiliger geht es nicht!)


Viele meiner Kolleginnen und Kollegen sehen es so
ie ich. Ich möchte einer Rentnerin, die über 500 oder
00 Euro im Monat verfügt, in die Augen schauen kön-
en. Dies kann ich aber nicht, wenn ich als Abgeordneter
nd freiwillig Versicherter den gleichen Beitrag bezahle,
en wir von dieser Rentnerin verlangen müssten. Das
önnen wir nicht machen; das wäre sozial ungerecht.


(Beifall bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Warum haben Sie dem dann zugestimmt? Scheinheilig!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513001100

Herr Abgeordneter Schmidbauer, gestatten Sie eine

wischenfrage der Kollegin Widmann-Mauz?

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Die hat doch vorhin schon falsche Sachen erzählt!)



Horst Schmidbauer (SPD):
Rede ID: ID1513001200

Selbstverständlich.






(A) )



(B) )



Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1513001300

Herr Kollege Schmidbauer, Sie haben von den Augen

gesprochen, in die Sie nicht mehr schauen könnten.

(Klaus Kirschner [SPD]: Casablanca!)


Können Sie mir erklären, wie zum Beispiel eine Rentne-
rin, die in einem Pflegeheim untergebracht ist, ihre nicht
verschreibungspflichtigen Arzneimittel bezahlen soll?


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Praxisgebühr!)

Sie muss diese nämlich in dem gleichen Umfang bezah-
len wie der leistungsfähigere Versicherte, dessen Ein-
kommen die Beitragsbemessungsgrenze überschreitet.
Hat der Grundsatz, der nun für den Zahnersatz gelten
soll, bei Ihren damaligen Erwägungen auch eine Rolle
gespielt? Denn wenn ich mich recht erinnere, kam dieser
Vorschlag von Ihnen.


Horst Schmidbauer (SPD):
Rede ID: ID1513001400

Frau Kollegin Widmann-Mauz, ich glaube, dass Ihr

Beitrag mit dem Thema Zahnersatz wenig zu tun hat.

(Lachen bei der CDU/CSU)


Ich glaube vielmehr, dass Sie sich letztendlich vor dem
davonstehlen wollen, was Sie selbst mitbeschlossen ha-
ben. Das ist der kleine, aber feine Unterschied.

Wir werden in der Frage des Zahnersatzes das verein-
barte Ziel beibehalten und mit dem von uns angestrebten
Gesetz bis 2007 eine Senkung der Lohnnebenkosten um
9 Milliarden Euro erreichen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ihnen glaubt doch niemand mehr! – Dr. Dieter Thomae [FDP]: Märchenstunde!)


Ich frage Sie umgekehrt, wieso Sie dieses gemeinsam
vereinbarte Ziel nicht beibehalten wollen. Wir halten an
diesem Ziel fest, die Lohnnebenkosten zu senken, und
zwar um 9 Milliarden Euro bis 2007.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Also keine Antwort!)


Ich will noch einen weiteren Punkt ansprechen, den
ich für wichtig halte. Wir müssen darauf achten, dass
Aufwand und Nutzen in einem vernünftigen Verhältnis
stehen. Ich frage mich, wodurch es zu rechtfertigen
wäre, 25 oder 30 Prozent der Beiträge für Bürokratie
aufzuwenden. Dabei geht es schließlich um das Geld der
Beitragszahler.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie sagen schon wieder die Unwahrheit!)


– Das kann man doch nachrechnen, Herr Kollege Zöller.
So schwierig kann die Rechnung doch nicht sein. Sie ist
auch in der Anhörung in aller Breite erläutert worden. Je
nach Kassenart sind 25 bis 30 Prozent der Beiträge für
Bürokratie aufzuwenden.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie machen beim Zuhören Fehler!)


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(C (D ir wollen nicht, dass Beiträge für einen erhöhten Büroratieaufwand missbraucht werden; wir wollen vielehr, dass die Beiträge denjenigen zufließen, denen sie ustehen, nämlich dem Zahnarzt oder dem Zahntechnier. Das muss unser Ziel sein. Wir wollen das Geld nicht ür Bürokratie, sondern für medizinische Leistungen ufwenden. Das ist der ganz entscheidende Punkt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wer das Ganze noch immer nicht rechnerisch nach-
ollziehen kann, der sollte sich Folgendes vor Augen
ühren: Wenn ein fester, einkommensunabhängiger Son-
erbeitrag erhoben würde, müssten 20 Millionen Son-
erkonten in Deutschland eingerichtet, geführt und ver-
altet werden.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Weil ihr nichts tut!)


ass das Geld kosten würde, dürfte jedem einleuchten.
o etwas ist also unnötig. Aber in Ihrer Fraktion über-
iegt die Zahl derjenigen, die den ideologischen Ansatz
iner Kopfpauschale favorisieren. Sie sind selbst dann
icht bereit, unserem Vorschlag zuzustimmen, wenn da-
it das Ziel erreicht wird.
Wir halten unseren Vorschlag auch im Hinblick auf

ie Akzeptanz für richtig. Da Geben und Nehmen Hand
n Hand gehen müssen, haben wir, die Koalition, darauf
eachtet, dass zum Stichtag 1. Juli 2005 – von da an wird
in einkommensbezogener Sonderbeitrag erhoben – den
esetzlich Krankenversicherten auch etwas gegeben
ird. Wir schreiben den gesetzlichen Krankenkassen
eshalb vor, den durchschnittlichen allgemeinen Bei-
ragssatz um 0,9 Prozentpunkte zu senken. Diese Form
es Gebens und Nehmens gehört zur Redlichkeit und
ird die soziale Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger
inden.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513001500

Kollege Schmidbauer, gestatten Sie eine Zwischen-

rage der Kollegin Hildegard Müller?


Horst Schmidbauer (SPD):
Rede ID: ID1513001600

Ja, gerne.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513001700

Frau Müller, bitte.


Hildegard Müller (CDU):
Rede ID: ID1513001800

Herr Schmidbauer, Sie haben gerade von Redlichkeit

nd von einem Verwaltungskostenanteil von 25 bis
0 Prozent gesprochen. Wenn ich darf, möchte ich gerne
en Sachverständigen Herrn Schulte zitieren. Er hat in
er Anhörung gesagt, dass bei einem festen, einkom-
ensunabhängigen Sonderbeitrag in Höhe von
,22 Euro mit einem Verwaltungsmehraufwand in Höhe
on maximal 60 Cent pro Mitglied zu rechnen ist. Kei-
er der anwesenden Experten hat eine andere Zahl ge-
annt. Wie kommen Sie also auf einen Verwaltungskos-
enanteil von 25 bis 30 Prozent?






(A) )



(B) )



Horst Schmidbauer (SPD):
Rede ID: ID1513001900

Sie haben allem Anschein nach nicht zugehört, als die

anderen Sachverständigen – der Krankenkassen, der
Rentenversicherung und der Bundesagentur für Arbeit –
geredet haben. Sie können doch nicht die Aussagen ei-
nes von Ihnen bestellten Sachverständigen für verbind-
lich erklären.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)

Verbindlich können sich nur diejenigen äußern


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das hat der von der AOK gesagt!)


– das stimmt nicht –, die die Spitzenverbände der Kran-
kenkassen, die Rentenversicherungsanstalten sowie die
Bundesagentur für Arbeit vertreten. In der Anhörung ist
doch ganz deutlich geworden, dass der Einzug eines fes-
ten, einkommensunabhängigen Sonderbeitrags zu Ver-
waltungsmehrkosten in Höhe von 1,50 bis 2 Euro pro
Mitglied führen würde. Das muss man natürlich additiv
sehen. Aber ich denke, dass Sie zusammenzählen kön-
nen. Der Anteil der Verwaltungsmehrausgaben bei ei-
nem Beitrag von etwas über 6 Euro wäre entsprechend
hoch. Daran besteht überhaupt kein Zweifel.


(Hildegard Müller [CDU/CSU]: Ich würde es gern nachlesen!)


Sie wollen das nur nicht wahrhaben, weil es Ihnen weh-
tun würde, das zuzugeben. Sie geben zwar ständig vor,
gegen Bürokratisierung zu sein. Aber im gleichen Atem-
zug wollen Sie hier einer Lösung zum Durchbruch ver-
helfen, durch die das Geld der Versicherten letztendlich
in die Bürokratie und nicht in die medizinischen Leistun-
gen fließt. Das werden wir nicht mitmachen. Es wird
also keinen gemeinsamen Weg geben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Vertrauens-
schutz.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD] – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Bei diesem Thema würde ich wegtreten!)


Da es neue gesetzliche Rahmenbedingungen geben soll
– in dieser Hinsicht haben wir von Ihrem Verhalten 1988
gelernt –, belassen wir es nicht bei Absichtserklärungen,
sondern schaffen mit dem Gesetz ein Sonderkündi-
gungsrecht, damit wir auch denjenigen, die bereits eine
Zahnersatzversicherung abgeschlossen haben, die also
nicht dem Ratschlag gefolgt sind, damit zu warten, bis
die Kosten für den Zahnersatz offen liegen, Vertrauens-
schutz geben. Ich glaube, es ist gut und richtig, dass der
Streit nicht auf dem Rücken der Versicherten ausgetra-
gen wird.

Ich glaube, die Perspektiven sind gut. Es wäre auch
gut, wenn Sie angesichts des Ziels bereit wären, Ihren
ideologischen Ansatz aufzugeben, und unserem Vor-
schlag zustimmen würden. Das würde auch Ihre Akzep-
tanz in der Bevölkerung verbessern.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513002000

Ich erteile das Wort dem Kollegen Wolfgang Zöller,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1513002100

Grüß Gott, Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Kollege Schmidbauer, vielleicht liegt es am
hema Zahnersatz, dass man hier so verbissen diskutiert.


(Heiterkeit bei der SPD – Klaus Kirschner [SPD]: Blend-a-med für alle Seiten! Mut zur Lücke!)


an sollte allerdings bei der Wahrheit bleiben. Sie ha-
en hier kein einziges Argument vorgetragen, das man
icht schon vor einem Jahr kannte. Sie hätten vor einem
ahr anders abstimmen müssen. Es ist unredlich, sich
ier in einer Abstimmung für eine bestimmte Regelung
uszusprechen, und sich jetzt hier hinzustellen und so zu
un, als wollte man mit dieser Regelung nichts zu tun ha-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Man kann fachlich unterschiedlicher Auffassung sein.
ir geht es aber auch hier um die Verlässlichkeit unter
en Parlamentariern.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: So ist es!)

ir unterhalten uns jetzt über eine Änderung beim
ahnersatz. Dieser Änderung haben 90 Prozent der Ab-
eordneten zugestimmt und jetzt will sich die SPD da-
onschleichen.


(Maria Michalk [CDU/CSU]: Die Grünen auch!)


Das sah vor drei Monaten noch ganz anders aus. Der
undeskanzler antwortete in einem Interview mit dem
Spiegel“ im Juli dieses Jahres, also vor nur drei Mona-
en, auf die Frage, ob die SPD noch zu ihrem Wort hin-
ichtlich der Einführung der Zusatzversicherung für
ahnersatz stehe:

Ich bekomme ja gelegentlich den Hinweis, man
könne Vermittlungsergebnisse, die Gesetz gewor-
den sind, später ändern, indem man aus Einzelteilen
des Verabredeten neue Gesetze macht, die im Bun-
desrat nicht zustimmungspflichtig sind. Da kann
ich nur sagen: Das geht nicht. Wenn man in unse-
rem Verfassungsgefüge in einem Vermittlungsver-
fahren einen Kompromiss erzielt, muss man ihn
auch in den Punkten einhalten, wo er einem nicht
gefällt. … Im Klartext: Pacta sunt servanda –

das soll heißen – ich wusste es vorher nicht –: Verträge
ind einzuhalten. –


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das hat Franz Josef Strauß schon gesagt!)







(A) )



(B) )


Wolfgang Zöller

das gilt für die Opposition, das gilt auch für die
Bundesregierung.

Noch am 18. August erklärte der Bundeskanzler in
der „Berliner Zeitung“ zu Forderungen aus Reihen der
SPD, die Neuregelung beim Zahnersatz notfalls gegen
den Willen der Union zu ändern: „Wir werden einseitig
keine Absprachen brechen.“ Was ist das Wort des Bun-
deskanzlers und der rot-grünen Regierung eigentlich
noch wert?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus Kirschner [SPD]: Man wird schlauer!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513002200

Kollege Zöller, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Caspers-Merk?


Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1513002300

Mit Freuden.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513002400

Frau Caspers-Merk, bitte.


Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1513002500

Herr Kollege Zöller, sind Sie bereit, zur Kenntnis zu

nehmen, dass uns Ihre eigene Parteivorsitzende in einem
Brief aufgefordert hat, hierzu einen eigenen Gesetzent-
wurf vorzulegen? Sind Sie ebenfalls bereit, zur Kenntnis
zu nehmen, dass sie in diesem Brief ebenfalls mitgeteilt
hat, dass die Union bereit ist, die neuen Regelungen zu
prüfen, wenn die bisher geplante in der Tat zu viel büro-
kratischen Aufwand mit sich bringt, und dass wir ge-
nau dem Folge leisten?


Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1513002600

Ich bestätige Ihnen das. Ich füge aber hinzu, dass das,

was Sie inhaltlich zu vermitteln versuchen, falsch ist. Ich
habe den Brief dabei, den die Ministerin Schmidt an
Frau Merkel geschrieben hat. Die Zeit für die Beantwor-
tung dieser Frage wird nicht auf meine Redezeit ange-
rechnet. Das ist hervorragend.

In diesem Brief heißt es, monatliche Verwaltungskos-
ten in Höhe von 2 Euro seien notwendig. In der Anhö-
rung haben wir erfahren, dass monatliche Verwaltungs-
kosten in Höhe von 0,4 Euro bis 0,6 Euro notwendig
seien. Daraufhin haben Sie geschrieben, es fielen Ver-
waltungskosten in Höhe von insgesamt 1,2 Milliarden
Euro an. Das ist richtig, falls die monatlichen Verwal-
tungskosten bei 2 Euro liegen, aber eben nicht, falls sie
bei 0,4 Euro liegen.

Ein ganz entscheidender Fehler ist, von einer Größen-
ordnung von 4 bis 5 Euro pro Mitglied auszugehen – das
wird jetzt fast verdoppelt –: Da hat die Ministerin wieder
Mitglieder und Versicherte verwechselt. Dabei handelt
es sich aber um einen gravierenden Unterschied; denn es
gibt beitragsfreie Mitversicherte. Das heißt: Man hat hier
entweder ganz bewusst mit falschen Zahlen gespielt oder
man wollte den Kompromiss von vornherein einfach
aufkündigen.

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(C (D Ich will Folgendes ganz ernst sagen: amit wird die Akzeptanz von Reformen gebrochen. ie Akzeptanz von Reformen bekommt man nur, wenn an auch das nötige Vertrauen hat. Was sollen die Bürer davon halten, dass eine Änderung im Konsens bechlossen wird, woraufhin 500 000 Menschen Verträge bschließen, die dann nicht mehr gelten sollen? Was hat as noch mit Vertrauen zu tun? Es tut mir Leid, diese ragen stellen zu müssen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Wiederhol es mal!)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, aus fachli-
hen Gründen ist nicht erkennbar, warum man jetzt beim
ahnersatz Änderungen will. Ein Bereich, den man he-
ausnehmen und klar abgrenzen kann und bei dem Versi-
herte durch ihr eigenes Verhalten etwas dazu beitragen
önnen, ist gerade der des Zahnersatzes.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Richtig, Wolfgang!)


enn Sie unbedingt etwas ändern wollen, bei dem sich
ie gesetzliche Regelung als nicht sinnvoll erwiesen hat,
ann hätten Sie fairerweise die Regelungen zum OTC,
as heißt zu den nicht verschreibungspflichtigen Arznei-
itteln, ändern müssen.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Sehr gut!)

n diesem Bereich können die Leute durch ihr persönli-
hes Verhalten nichts ändern und nichts beeinflussen.
enn man etwas für die Versicherten hätte tun wollen,
äre eine solche Änderung redlicher gewesen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ll dies betrifft auch die Wahlfreiheit: Jetzt hätten wir
ndlich einmal wieder die kleine Chance gehabt, etwas
ettbewerb zwischen privaten und gesetzlichen Kran-
enversicherungen in das System zu bringen. Aber das
ollen Sie leider verhindern.
Ich halte es auch nicht für in Ordnung, wie hier heute

ei der Debatte vorgegangen wurde. Eine Regelung
urde im Konsens beschlossen und es wurde rechtzeitig
arauf hingewiesen, dass man, wenn man die im Kon-
ens gefundene Regelung unbürokratisch umsetzen will,
uch dementsprechend handeln muss. 20 Millionen Ein-
elkonten sind nur dann erforderlich, Herr Kollege
chmidbauer, wenn die Regierung untätig bleibt. Wäre
ie Regierung tätig geworden und hätte sie den Quellen-
bzug gesetzlich geregelt, hätte es nie die Notwendig-
eit gegeben, 20 Millionen Einzelkonten zu führen. Man
uss also erst seine Hausaufgaben machen und darf
icht eine Regelung, die aufgrund des Nichtstuns der
undesregierung so ausgeartet ist, als Begründung dafür
ehmen, eine gesetzliche Änderung vornehmen zu müs-
en.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch über

ie aus der Anhörung gezogenen Schlussfolgerungen bin
ch schon ein wenig überrascht. Es kann doch nicht sein,






(A) )



(B) )


Wolfgang Zöller

dass man ein und dieselbe Anhörung so unterschiedlich
wahrnimmt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das werfen wir Ihnen ja gerade vor!)


Es ist nachlesbar, dass die Sachverständigen bezüglich
der Frage des Bürokratismus gesagt haben, dass es ohne
weiteres unbürokratisch zu machen gewesen wäre. Auch
die hierfür veranschlagten Kosten wurden genannt: zwi-
schen 0,4 und 0,6 Euro und eben nicht 2 Euro. Selbst die
Vertreter der von Ihnen hofierten Spitzenverbände haben
konkrete Vorschläge unterbreitet, wie ein unbürokrati-
sches Verfahren in diesem Bereich hätte aussehen kön-
nen. Dies wurde Ihnen mitgeteilt. Es wurden sogar Geset-
zestextformulierungen präsentiert. Was hat die Regierung
gemacht? Nichts. Deshalb liegt für mich der Verdacht
sehr nahe, dass von Anfang an überhaupt kein Interesse
bestand, diese gemeinsam beschlossene Lösung umzuset-
zen. Ein möglicher Grund – lesen Sie einmal die Anhö-
rungsprotokolle nach – dafür kam in der Anhörung zur
Sprache. Ich darf Herrn Dr. von der Heide vom Verband
Deutscher Rentenversicherungsträger zitieren:

Wir haben vielmehr darauf hingewiesen, dass es er-
hebliche Probleme geben kann, nämlich für die
Rentner, weil die Rentner diesen Einzug

– gemeint ist der Einzug der Prämie im Quellenabzugs-
verfahren –

als Rentenkürzung empfinden würden. Darauf ha-
ben wir hingewiesen; das ist, denke ich, von der Re-
gierung auch aufgenommen worden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie waren
nicht bereit, den Rentnern die Wahrheit zu sagen.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: So ist es!)

Das eigentliche Problem ist also ein rein parteitaktisches
und kein fachtechnisches.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Rot-Grün möchte die Belastung der Rentner in zwei
Stufen wie ursprünglich aus Zumutbarkeitsgründen ge-
plant – wir wollten ja am 1. Januar 2005 die Regelungen
zum Zahnersatz und am 1. Januar 2006 die Regelungen
zum Krankengeld in Kraft setzen – nicht mehr mitver-
antworten. Dabei haben wir ganz bewusst dieses zwei-
stufige Verfahren vorgesehen, weil die Wahrscheinlich-
keit groß war, dass zum 1. Januar 2005 und dann
wiederum zum 1. Januar 2006 aufgrund unseres Finan-
zierungstableaus die Beiträge gesenkt werden und so
höchstens eine geringe stufenweise Belastung der Rent-
ner erfolgt. Das wollen Sie nicht mehr mittragen.

Sie bündeln jetzt beide Maßnahmen und legen den
Start – das ist hochinteressant – auf den 1. Juli 2005, also
nach den Wahlen in Nordrhein-Westfalen und weit vor
den Bundestagswahlen. Rot-Grün hat inzwischen Angst
vor den eigenen Reformen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Völliger Quatsch!)


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(C (D ber diese Feigheit wird Sie noch einholen. Ich erteile das Wort Kollegin Gesine Lötzsch. Vielen Dank, Herr Präsident! Meine Damen und Her en! Sehr geehrte Gäste, ich bin Abgeordnete der PDS. Zum Thema Zahnersatz gibt es eine gute und eine chlechte Nachricht. Ich fange mit der guten an: Es wird eine Kopfpauschale auf den Zahnersatz geben, wie es ie CDU gefordert und SPD, Grüne und CDU/CSU chon einmal beschlossen hatten. Das ist ein Erfolg für ie Gesundheitsministerin, Frau Schmidt, vor allem aber ür die vielen Bürgerinnen und Bürger, die sich massiv egen die Praxisgebühr und damit gegen die schleihende Demontage des solidarischen Gesundheitssysems gewandt haben. Die schlechte Nachricht ist allerdings: Der Zahnersatz oll nicht mehr paritätisch finanziert werden. Die Areitgeber werden mehr und mehr aus der Verantwortung ntlassen. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutchen Industrie, Rogowski, hat den Kurs in einem Zeit“-Interview schon vorgegeben. Zitat: Unternehmen sollen Arbeit schaffen, während die Beschäftigten die soziale Sicherung und das Gesundheitssystem selbst finanzieren. Das heißt, die Herausnahme des Zahnersatzes und des rankengeldes aus der paritätischen Finanzierung ist rst der Anfang. Der BDI und die CDU wollen das geamte Gesundheitssystem und die soziale Sicherung den rbeitnehmern überlassen und die Unternehmen völlig us der Verantwortung herausnehmen. Wir, die PDS, lehnen diese Forderung ab. Wir sind ber auch besorgt, dass die Bundesregierung offensichtich bereit ist, einen Teil des Weges mit dem BDI und der DU zu gehen. Es wird immer wieder behauptet, das alles sei alterna ivlos, wenn man Arbeitsplätze erhalten wolle. Es wird ern von Lohnnebenkosten gesprochen, die gesenkt weren müssten. Doch auch Lohnnebenkosten sind Lohnosten. Wer die Lohnnebenkosten senkt, senkt den Lohn. enn die Arbeitnehmer den Beitrag des Arbeitgebers um Zahnersatz mitfinanzieren müssen, dann ist das eine irekte Lohnsenkung. Auch wir als PDS sehen, dass in Anbetracht der ho en Arbeitslosigkeit und der demographischen Entwickung die Finanzierung der Sozialsysteme neu gestaltet erden muss. Wir wollen allerdings nicht die Sozialsyseme abbauen, sondern die Finanzierung auf mehr chultern verteilen. Dr. Gesine Lötzsch Wir, die PDS, schlagen vor, dass in eine Bürgerversicherung alle einzahlen und nicht nur die abhängig Beschäftigten. Meine Damen und Herren, auch wenn das Gesetz gegenüber der Kopfschale auf Zahnersatz eine Verbesserung darstellt, werden wir nicht zustimmen, weil das ein Schritt in Richtung weniger Solidarität und weniger soziale Gerechtigkeit im Gesundheitssystem ist. Wir brauchen die paritätische Finanzierung, wir brauchen die Bürgerversicherung. Sie haben sie schon lange angekündigt; (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Sie haben die Parität doch gerade erst aufgehoben!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513002700
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1513002800

(Klaus Kirschner [SPD]: Sehr gut!)


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])





(A) )


(B) )


arbeiten Sie bitte daran und legen Sie sie noch in dieser
Legislaturperiode vor!

Vielen Dank.

(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513002900

Ich erteile das Wort Kollegen Klaus Kirschner, SPD-

Fraktion.

(Beifall bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Der Klaus gibt jetzt die Anhörung richtig wieder!)



Klaus Kirschner (SPD):
Rede ID: ID1513003000

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich greife gern ein

Wort vom Kollegen Zöller auf. Warum hier so „verbis-
sen“ gekämpft wird,


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihm fehlen die Weisheitszähne, deswegen!)


kann ich gut verstehen; denn es geht natürlich um die
Grundsatzfrage: Kopfpauschale oder weiterhin solida-
rische Finanzierung? Dazu kann ich Ihnen ein Zitat aus
einem Interview in der „Stuttgarter Zeitung“ vom
28. September mit Professor Böhmer, seines Zeichens
Ministerpräsident in Sachsen-Anhalt, CDU – er war mir
früher schon sympathisch, jetzt wird er mir immer sym-
pathischer –,


(Heiterkeit bei der SPD)

nicht ersparen:

Das Modell von Frau Merkel ist durch das Thema
Zahnersatz angeschlagen.

Heute – auch das gehört dazu – können Sie in der
„Frankfurter Rundschau“ nachlesen:

Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) ver-
glich das Vorhaben seiner Partei, eine einheitliche
Gesundheitsprämie einzuführen, mit dem Gesund-
heitssystem der DDR, wo jeder Bürger eine Pau-
schale von 60 Mark pro Kopf zahlen musste.

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Hört! Hört!)


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(C (D Da dies aber nicht ausgereicht habe, sei auch das DDR-Modell von der Steuerfinanzierung abhängig gewesen. Dies habe dann „schnell dazu geführt, dass die Gesundheitsversorgung nach Haushaltslage erfolgte“. o Böhmer. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Erika Lotz [SPD]: Hört! Hört! Das wollen wir nicht!)


In der „Stuttgarter Zeitung“ vom 28. September steht:
Die Finanzierung des Gesundheitswesens muss auf
eine neue Basis gestellt werden.

a müssten Sie jetzt eigentlich klatschen. Es klingt sym-
athisch, wenn gesagt wird: Wir finanzieren den Sozial-
usgleich über Steuern. Sie haben aber nicht gesagt, wie
an mit einer Steuerreform, die dem Bürger mehr lassen
ill, gleichzeitig mehr einnehmen kann. Ich sage noch
inmal: Böhmer ist richtig sympathisch.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme auf das eigentliche Thema zurück. Die
ute Nachricht für die Versicherten lautet: Leistungen
ür Zahnersatz werden wie bisher von der gesetzlichen
rankenkasse bezuschusst. Das heißt, es ist eine Kas-
enleistung. Die bei den Verhandlungen zum GKV-Mo-
ernisierungsgesetz im letzten Sommer von der CDU/
SU verlangte Einheitskopfpauschale für den Zahner-
atz wird gestrichen. Die gute Nachricht ist – ich wieder-
ole es –: Der Zahnersatz bleibt Kassenleistung


(Beifall bei der SPD)

nd der Beitrag wird weiterhin solidarisch – in Höhe von
,4 Beitragssatzpunkten von dem beitragspflichtigen
ntgelt bis zur Beitragsbemessungsgrenze – erhoben.
amit tragen stärkere Schultern mehr als schwache.
Ich will nicht verschweigen: Die Finanzierung des

ahnersatzes und die Erhebung des Sonderbeitrags ab
. Juli zahlen allein die Versicherten. Dadurch erfährt
er allgemeine Beitragssatz jedoch eine Entlastung um
,9 Beitragssatzpunkte. Ich sage deutlich: Damit sind die
assen in der Pflicht, den allgemeinen Beitragssatz ent-
prechend zu senken.
Ich will an dieser Stelle für die Koalition feststellen:
iese Absenkung durch die Neufassung des § 241 a des
ozialgesetzbuches V hat Vorrang vor der Entschuldung
ach § 220 Abs. 4 und § 222 Abs. 5 Sozialgesetzbuch V.
ie Aufsichten – das will ich deutlich betonen – haben
ies zu beachten. Eine Blockade widerspricht eindeutig
em Willen des Gesetzgebers.
Ich sage auch deutlich: Wenn unionsgeführte Länder-
inisterien glauben, hier verdeckte Beitragssatzsteige-
ungen anordnen zu können, indem diese Absenkung um
,9 Prozentpunkte, die – wohlgemerkt – für die Kassen
inanzneutral ist, nicht voll umfänglich durchgeführt
ird, handeln sie in höchstem Maße verantwortungslos,
chädigen Versicherte sowie Arbeitgeber und gefährden






(A) )



(B) )


Klaus Kirschner

den Erfolg des gemeinsam beschlossenen GKV-Moder-
nisierungsgesetzes. Das will ich deutlich sagen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Das gilt aber auch für die Bundesaufsicht!)


Lassen Sie mich noch zu dem Argument kommen,
das auch heute Morgen vorgebracht worden ist und das
den prozentualen Beitrag bzw. den Einheitsbeitrag be-
trifft. Es ist auch von Ihnen, Frau Kollegin Widmann-
Mauz, gesagt worden, freiwillig Versicherte würden we-
gen des prozentualen Beitragssatzes von 0,4 Prozent für
Zahnersatz möglicherweise in die PKV wechseln, weil
sie mehr bezahlen müssten als bei einer Einheitskopf-
pauschale für Zahnersatz, die zwischen 8 und 10 Euro
liegt. Wer so etwas sagt, dem kann ich nur entgegenhal-
ten – auch Horst Seehofer hat das einmal getan –: Das ist
das typische Denken einer Ich-Generation. Anders
kann ich das nicht bezeichnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Gehen wir einmal von 8 Euro für die Zahnersatzkopf-
pauschale aus. Die Altersrente einer Rentnerin beträgt
im Durchschnitt 500 Euro. 8 Euro sind das Vierfache
dessen, was ihr bei einem Beitragssatz von 0,4 Prozent
abverlangt würde.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Es sind ja keine 8 Euro!)


– Entschuldigung, wenn es 8 Euro sind, dann sind es
8 Euro.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Dann hätten Sie auch die 10 Euro Praxisgebühr ablehnen müssen!)


– Damit widerlegen Sie mein Argument nicht.
Es muss uns doch darum gehen – das ist das durchgän-

gige Prinzip der gesetzlichen Krankenversicherung –,
dass diejenigen mit den breiteren Schultern mehr zu tra-
gen haben als diejenigen mit den schwächeren Schultern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich sage noch einmal: 8 Euro sind das Vierfache von
dem, was bei 0,4 Beitragssatzpunkten im Falle der
Durchschnittsrente von Frauen herauskommt.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Vor einem Jahr genauso wie heute!)


– Man kann ja auch schlauer werden.

(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Jetzt habe ich wieder Hoffnung!)

– Ja sicher. Wo sind wir denn eigentlich? Wieso soll man
nicht innerhalb eines Jahres Regelungen überprüfen und
zu dem Schluss kommen, dass eine Änderung notwendig
ist? Es ist vorhin von Frau Staatssekretärin Caspers-
Merk aus dem Brief von Frau Merkel zitiert worden, in
dem sie geschrieben hat, man solle darüber nachdenken.

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(C (D Freiwillig Versicherte wie ich bringen diese ,4 Prozent – ich bin ein freiwilliges Mitglied in der geetzlichen Krankenversicherung; das macht bei mir in twa 14 Euro aus – auch bei Ihnen; das weiß ich – (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Bei mir auch!)


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Bei mir auch!)


eicht auf; das bringt mich nicht an den Bettelstab. Das
t gerechter, als pauschal 8 Euro zu verlangen. Das ist
ür mich ungerechter, als so wie jetzt 14 Euro zahlen zu
üssen.
Ich sage es noch einmal: Wir gehen vom Kern des So-

darprinzips aus. Deshalb fordere ich Sie auf, verehrte
olleginnen und Kollegen von der CDU: Springen Sie
ber Ihren ideologischen Schatten!


(Lachen der Abg. Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU])


Natürlich handelt es sich hierbei um einen ideologi-
chen Schatten. Denn Sie wollen mit den von Ihnen ge-
orderten 8 Euro den Einstieg in die Kopfpauschale, wo-
ach der Generaldirektor letzten Endes genauso viel
ahlen soll wie die Putzfrau.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Der Generaldirektor ist nicht in der gesetzlichen Krankenversicherung!)


as ist doch unsolidarisch.
Deshalb fordere ich Sie auf: Springen Sie über Ihren

deologischen Schatten und stimmen Sie dem vorliegen-
en Gesetzentwurf zu!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513003100

Ich schließe die Aussprache.
Abstimmung über den von den Fraktionen der SPD

nd des Bündnisses 90/Die Grünen eingebrachten Ent-
urf eines Gesetzes zur Anpassung der Finanzierung
on Zahnersatz auf Drucksache 15/3681: Der Ausschuss
ür Gesundheit und Soziale Sicherung empfiehlt in sei-
er Beschlussempfehlung, den Gesetzentwurf in der
usschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
em Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
ollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? –


(Zuruf von der SPD: Herr Seehofer ist schon gegangen!)


er enthält sich? – Der Gesetzentwurf ist damit in zwei-
er Beratung mit den Stimmen der SPD und des Bünd-
isses 90/Die Grünen gegen die Stimmen des übrigen
auses angenommen.

Dritte Beratung
nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer
timmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

ist mit den Stimmen der SPD und des Bündnisses 90/Die
Grünen gegen die Stimmen des übrigen Hauses ange-
nommen.

Ich rufe nunmehr den Tagesordnungspunkt 20 auf:
Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten
Johannes Singhammer, Klaus Hofbauer, Karl-
Josef Laumann, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU
Klarstellung der Auswirkungen der EU-Ost-
erweiterung
– Drucksachen 15/2438, 15/3015 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Bevor ich aber das Wort
erteile, bitte ich die Kollegen, die den Plenarsaal verlas-
sen wollen, sich zu beeilen, damit der Redner in Ruhe
argumentieren kann.

Ich erteile das Wort dem Kollegen Klaus Hofbauer,
CDU/CSU-Fraktion.


Klaus Hofbauer (CSU):
Rede ID: ID1513003200

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine verehrten Kolle-

ginnen und Kollegen! Mit dem Beitritt von zehn Staaten
zur Europäischen Union zum 1. Mai 2004 hat die Eini-
gung Europas einen ganz gewaltigen Schritt nach vorne
getan. Man spricht sogar davon, dass dies die wichtigste
Entscheidung seit Gründung der Europäischen Union ist.

Dieses Ereignis ist für unser Vaterland historisch, ist
doch Deutschland vom Rande in die Mitte Europas ge-
rückt. Mit der Einigung Europas sind viele positive Im-
pulse verbunden. Auf unserem Kontinent werden damit
Frieden und Freiheit gesichert bzw. gestärkt. Ein Europa
ohne wirtschaftliche Grenzen schafft umfassende Entfal-
tungsmöglichkeiten. Entscheidend sind die vielfältigen
menschlichen und kulturellen Kontakte, die wir mitei-
nander erleben. Wir dürfen feststellen, dass die Einigung
Europas, wenn sie richtig gestaltet wird, zu einer Er-
folgsgeschichte auf unserem Kontinent werden kann.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Aber dieser Erfolg ist nur dann möglich, wenn das

vereinte Europa bzw. der Einigungsprozess richtig ge-
staltet wird. Entscheidend ist für uns, dass wir auch zur
Kenntnis nehmen: Mit dem 1. Mai 2004 ist der Eini-
gungsprozess nicht abgeschlossen. Wir haben noch ganz
gewaltige Aufgaben vor uns, um die Einigung zu vollen-
den bzw. den Erfolg überhaupt zu ermöglichen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Erlauben Sie mir, einige Beispiele dafür anzuführen

und kurz zu erläutern:
Wir haben erheblichen Nachholbedarf bei der Ver-

kehrsstruktur, insbesondere im Hinblick darauf, diese
Verkehrsstruktur auf die europäische Einigung auszu-
richten. Bei der Diskussion um den Bundesverkehrswe-
geplan sowie bei der Diskussion um verschiedene Gut-

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(C (D chten und Konzepte wird immer wieder festgestellt: Im ereinten Europa wird es infolge der Osterweiterung ine Zunahme des Güterverkehrs von 200 bis 00 Prozent geben. Die ersten Monate haben bereits geeigt, dass diese Zahlen übertroffen werden. An den renzübergängen zwischen Bayern und Böhmen ist im üterverkehr bereits nach fünf Monaten eine Steigerung m 20 Prozent festzustellen. Deswegen ist unsere zenrale Forderung: Wir brauchen „Verkehrsprojekte uropäische Einheit“. Sie müssen nicht nur im Bunesverkehrswegeplan niedergeschrieben, sondern auch inanziell unterfüttert werden. (Rainer Fornahl [SPD]: Sind sie doch, Herr Hofbauer!)


iese Verkehrsprojekte müssen tatsächlich verwirklicht
erden. Dazu sind wir aufgerufen!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich möchte in diesem Zusammenhang auch die Bahn

nsprechen. Die Bahn ist nicht europafähig. Sie selbst
tellen in Ihrer Antwort auf eine Anfrage der Kollegen
on der FDP-Fraktion fest, dass es bei der Europäisie-
ung der Bahn einen erheblichen Nachholbedarf gibt.


(Rainer Fornahl [SPD]: Das betrifft alle Bahnen!)


ir brauchen – das hat die Bundesregierung selbst fest-
estellt – einen gemeinsamen, einheitlichen europäi-
chen Eisenbahnraum. Ich fordere die Bundesregierung
uf, diese Aussage zu untermauern bzw. Taten folgen zu
ssen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Rainer Fornahl [SPD]: Wir sind dabei!)

Aber sehr langsam und nicht zielstrebig genug! Sonst
önnten wir nicht noch fünf Monate nach der EU-Ost-
rweiterung auf diesem Stand sein. Zum Beispiel kön-
en Loks nicht grenzübergreifend fahren. So weit sind
ir im Hintertreffen!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Auf dem Arbeitsmarkt gibt es unheimliche Verwer-

ungen. Insbesondere in den Grenzregionen gibt es ganz
ewaltige Lohngefälle. Die Lohnunterschiede bereiten
omentan nicht der Industrie, sondern insbesondere
em Mittelstand erhebliche Schwierigkeiten. Wenn Sie
n Tschechien ein Auto reparieren lassen, dann kostet es
bei gleicher Qualität – ein Drittel von dem, was auf
eutscher Seite verlangt werden muss. Das bedeutet,
ass auf deutscher Seite Wirtschaftskraft abgezogen
ird. Auf diese Situation geht die Bundesregierung lei-
er Gottes überhaupt nicht ein.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Als einen weiteren Punkt möchte ich die europäische

nd die nationale Strukturpolitik ansprechen. Wir ste-
en vor einer gewaltigen Reform. Die europäische
trukturpolitik wird neu gestaltet. Wir müssen uns auch
uf nationaler Ebene einige Gedanken machen. Ich
öchte darauf hinweisen, dass die Umsetzung der Er-
ebnisse der Föderalismuskommission einige Ein-






(A) )



(B) )


Klaus Hofbauer

schnitte mit sich bringen wird. Gerade wegen des Eini-
gungsprozesses in Europa müssen wir klare Konzepte
für eine europäische und eine nationale Strukturpolitik
haben. Der Einigungsprozess muss gestaltet werden. Die
Bundesregierung muss insbesondere bei der Europäi-
schen Union eine eigene Strategie vorlegen. Momentan
ist eine eigene Strategie nicht erkennbar. Wir brauchen
Spielräume auf nationaler Ebene. Dies zu erreichen ist
eine große Herausforderung.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das vereinte, erweiterte Europa hat riesengroße

Chancen. Diese Chancen müssen wir aber nutzen. Wir
müssen das vereinte Europa gestalten! Dazu sind wir
aufgerufen.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513003300

Ich erteile Staatsminister Hans Martin Bury das Wort.


Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1513003400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit

der friedlichen Einigung Europas wird ein jahrhunderte-
alter Traum Wirklichkeit, ein Traum, den große Euro-
päer – wie Willy Brandt, Helmut Kohl und Hans-
Dietrich Genscher – teilten. Am 1. Mai wurde mit dem
Beitritt der mittel- und osteuropäischen Staaten und der
damit verbundenen Überwindung der Teilung, mit der
Vereinigung Europas, der lange Weg der Völker zu guter
Nachbarschaft, zum freien Austausch von Waren und
Ideen und zu einer zuvor nie gekannten Intensität der po-
litischen Zusammenarbeit endgültig frei.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger [FDP])


Mit der Erweiterung entstand zugleich ein Europa,
das nicht nur ökonomisch ein Global Player ist, sondern
das weltweit an Bedeutung und Einfluss gewinnt. Mög-
lich wurde diese Entwicklung durch den beherzten Ein-
satz der Menschen in Polen, in Ungarn und in der dama-
ligen DDR, die Mut zeigten, um Freiheit, Demokratie
und Selbstbestimmung zu erkämpfen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger [FDP])


Die Entschlossenheit der Länder Mittel- und Osteuro-
pas, der EU angehören zu wollen, zeigt die Attraktivität
europäischer Integration, zeigt die Attraktivität des Er-
folgsmodells eines friedlichen Interessenausgleichs auf
der Grundlage von Demokratie, gemeinsamen Werten,
Marktwirtschaft und der Möglichkeit zur Teilhabe am
größten Binnenmarkt der Welt. Diese Entschlossenheit
zeichnet viele der neuen Mitgliedstaaten bis heute aus.
Millionen von Menschen verloren dort die Sicherheit ei-
nes geradlinigen, planbaren Lebensverlaufs. Zugleich
entstanden aber neue, bessere Möglichkeiten, sich zu
entfalten und sein Leben selbst zu gestalten. Etwas mehr
von der Dynamik und Veränderungsbereitschaft, die in
vielen neuen Mitgliedstaaten zu beobachten ist,
wünschte ich mir manchmal auch bei uns.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deutschland profitiert von der positiven Entwicklung
nd der wirtschaftlichen Dynamik in den mittel- und ost-
uropäischen Ländern in besonderem Maße. Seit 1992
aben sich unsere Exporte dorthin verfünffacht. Die
teigerungsraten sind bei einem Vergleich mit unseren
raditionellen Handelspartnern noch eindrucksvoller.
chon heute ist der Warenaustausch mit den neuen Mit-
liedstaaten größer als mit den USA. Unseren Titel als
xportweltmeister verdanken wir nicht zuletzt dem Er-
olg auf neuen Märkten.
Zugleich haben sich viele Befürchtungen, die mit der

rweiterung verbunden waren, nicht bewahrheitet. So
tieg etwa die Zahl der Beschäftigten in der Automobil-
ndustrie, die zu den größten Investoren in den Beitritts-
ändern zählt, in Deutschland von 1994 bis heute um
und 20 Prozent. Ich weiß natürlich, dass es trotz der ins-
esamt positiven Bilanz Sorgen der Bürgerinnen und
ürger gibt. Wir nehmen diese Sorgen ernst. Es gilt, die
erausforderungen zu benennen, sie aber nicht nur zu
eklagen, sondern anzugehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger [FDP])


Es gilt, zu erkennen, dass die EU zumeist nicht das
roblem, sondern Teil der Lösung ist. So ist grenzüber-
chreitende Kriminalität, die Sie in Ihrer Großen An-
rage thematisiert haben, kein Problem, das mit der Er-
eiterung entstanden ist. Sie ist zum Teil Folge offener
renzen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Gerade
urch die enge Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn
n der EU haben wir heute viel bessere Möglichkeiten,
renzüberschreitende Kriminalität zu bekämpfen. Die
chaffung eines europäischen Haftbefehls, der Aufbau
iner europäischen Straftäterdatei und eine besonders
nge Zusammenarbeit im Bereich der Grenzpolizei sind
ur einige der Möglichkeiten, die die EU bietet.
Um negative Begleiterscheinungen in den Grenzregio-

en abzumildern, hat die Bundesregierung Übergangs-
risten bei der Arbeitnehmerfreizügigkeit durchgesetzt.
ugleich setzen wir uns dafür ein, die EU-Förderung für
renzüberschreitende Zusammenarbeit auf die neuen
ußengrenzen, vor allem aber auf die neuen Binnen-
renzen zu konzentrieren.
Um die Chancen der Erweiterung besser nutzen zu

önnen, hat die Bundesregierung erhebliche Mittel in
en Ausbau der Verkehrsverbindungen mit den öst-
ichen Nachbarn investiert. Grenzüberschreitende Auto-
ahnverbindungen befinden sich im Bau bzw. unter
erkehr. Die deutschen Abschnitte der Schienenverbin-
ungen Berlin–Warschau und Berlin–Prag befinden sich
benfalls im Bau, abschnittsweise sind sie schon fertig
estellt. Ingesamt wurden 24 Projekte mit herausgehobe-
er Bedeutung für die EU-Osterweiterung in den vor-
ringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans auf-
enommen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von CDU und CSU,

ie müssen sich schon entscheiden, ob Sie, wie Herr






(A) )



(B) )


Staatsminister Hans Martin Bury

Ministerpräsident Koch, Verkehrsinvestitionen als Sub-
ventionen betrachten, die Sie kürzen wollen, oder ob Sie,
wie Herr Ministerpräsident Stoiber, alle Haushalte um
5 Prozent kürzen wollen, aber gleichzeitig Forderungen
zur Verstärkung von Verkehrsinvestitionstiteln stellen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sie müssen unterscheiden!)


Diese Widersprüche müssen Sie in Ihren Reihen klären.
Eine erhebliche Unterstützung leistet – das will ich in
diesem Zusammenhang erwähnen – die EU, die im Rah-
men der Ziel-1-Förderung für das Programm Verkehrs-
infrastruktur 1,66 Milliarden Euro für den Zeitraum
2000 bis 2006 zur Verfügung stellt.

Die zentrale Herausforderung in der EU ist jedoch die
Schaffung von mehr Wachstum und mehr Arbeitsplät-
zen in allen Mitgliedstaaten. Mit dem Lissabon-Prozess
hat sich die EU das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2010 zum
dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der
Welt zu werden. Jetzt – kurz vor der Halbzeitbilanz –
zeigt sich, dass wir in vielen Bereichen tatsächlich vo-
rangekommen sind.

Wir haben die strategisch wichtigen Märkte für Tele-
kommunikation, Schienengüterverkehr, Post und Ener-
gie geöffnet. In einigen Hochtechnologiebereichen ist
Europa heute gegenüber den USA und Japan bereits füh-
rend, so etwa im Bereich des Flugzeugbaus, in dem Air-
bus im letzten Jahr erstmals mehr Flugzeuge auslieferte
als der Erzrivale Boeing. In anderen Bereichen sind wir
noch nicht weit genug. Das ist für mich kein Anlass, das
Ziel zu relativieren. Stattdessen müssen wir die Strategie
auf die Ziele Wachstum und Beschäftigung fokussieren.

Deutschland leistet mit der Agenda 2010 hierzu einen
wesentlichen Beitrag. Indem wir Mittel gezielt für Inno-
vation, Bildung und Forschung einsetzen, stärken wir die
Innovationskraft unseres Landes und schaffen die Vo-
raussetzungen für wirtschaftlichen Erfolg. Erfolg basiert
auf Leistung, setzt aber auch faire Wettbewerbsbedin-
gungen voraus. Diese gilt es auch im Bereich der Unter-
nehmensteuern durchzusetzen. Die Bundesregierung
tritt durchaus für Wettbewerb ein, seine Grundlage muss
aber bleiben, dass jedes Land zumindest anstrebt, not-
wendige Infrastrukturmaßnahmen aus eigenen Steuer-
einnahmen zu finanzieren.

Auf Steuereinnahmen bewusst zu verzichten, um
Auslandsinvestitionen anzulocken, und zugleich darauf
zu vertrauen, dass die Solidargemeinschaft der Europäi-
schen Union die notwendigen Investitionen in Straßen
und Häfen finanziert, widerspricht dem Prinzip eines fai-
ren Wettbewerbs.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe allerdings zur Kenntnis genommen, dass Frau
Merkel der Auffassung ist, dass Steuerdumping Teil ei-
nes fairen Wettbewerbs in Europa ist. Auch das gehört
zu den Widersprüchen, die Sie nicht in Anfragen an die
Bundesregierung, sondern in Anfragen an die eigene
Parteivorsitzende einmal klären sollten.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Bundesregierung setzt sich für die Schaffung ei-
er einheitlichen Bemessungsgrundlage für Unterneh-
ensteuern ein. Dies würde nicht zuletzt kleinen und
ittleren Unternehmen helfen, die Vorteile der EU bes-
er zu nutzen, was angesichts 25 unterschiedlicher Steu-
rsysteme in den Mitgliedstaaten gerade für den Mittel-
tand nicht immer ganz einfach ist. Doch auch hier gilt:
ie gemeinsame Mitgliedschaft in der EU gibt uns bes-
ere Möglichkeiten, faire Wettbewerbsbedingungen zu
chaffen.
Wir haben deshalb allen Grund, nicht wie die Union
das kennen wir aus der Innenpolitik – Ja und Nein oder
a und Aber zu sagen. Wir können die europäische Eini-
ung uneingeschränkt als ein großes Geschenk betrach-
en und wir haben allen Grund, selbstbewusst, mit
elbstvertrauen und Optimismus in die Zukunft zu
chauen, die Chancen zu nutzen und die Herausforde-
ungen nicht zu beklagen, sondern anzunehmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513003500

Ich erteile das Wort der Kollegin Sabine Leutheusser-

chnarrenberger, FDP-Fraktion.


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP):
Rede ID: ID1513003600

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

en und Kollegen! Die Große Anfrage, die Anlass der
ebatte über die Auswirkungen der EU-Osterweiterung
st, ist wenige Tage vor dem Beitritt der zehn Staaten be-
ntwortet worden. Die Große Anfrage ist wahrscheinlich
n Vorfreude auf die Osterweiterung gestellt worden und
acht eines deutlich: Man kann die Erweiterung und die
inheit Europas nicht in Cent und Euro messen; denn
er historischen Dimension werden wir nur gerecht,
enn wir uns die Situation 60 Jahre nach dem Ende des
weiten Weltkriegs und 15 Jahre nach dem Vollzug der
eutschen Einheit vor Augen führen. Transformations-
rozesse mit dem Bekenntnis zu Demokratie und
echtsstaatlichkeit sowie zu Marktwirtschaft und Wett-
ewerb waren in den ersten Jahrzehnten nach dem Ende
es Zweiten Weltkriegs überhaupt nicht vorstellbar. Des-
alb muss das die Debatte über die notwendigen Auswir-
ungen der EU-Osterweiterung immer noch beherr-
chen. Wir müssen alles dafür tun, dass die Bewertung
ieses wichtigen historischen Prozesses nicht auf Einzel-
unkte reduziert wird.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Fünf Monate nach dem Beitritt von zehn Staaten von
nterschiedlicher Größe und mit sehr verschiedenen in-
ernen sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und ethni-
chen Bedingungen ist es außerdem viel zu früh, um eine
rste Bilanz zu ziehen. Das werden wir im Laufe der
ächsten Monate mit Sicherheit tun. Ebenso werden wir
ns wichtige Einzelpunkte immer wieder vornehmen






(A) )



(B) )


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger

und überlegen müssen, wie wir möglicherweise falschen
Entwicklungen durch Innenpolitik gegensteuern können.

Aber diese Auseinandersetzung sollten wir auf keinen
Fall dann führen, wenn wir über die Auswirkungen der
Osterweiterung diskutieren. Denn wir wollen diesen für
Europa wichtigen Prozess zukunftsorientiert gestalten,
damit im Jahre 2007 hoffentlich auch Bulgarien und
Rumänien der Europäischen Union beitreten können –
natürlich nur dann, wenn sie die entsprechenden Krite-
rien erfüllen.

Wir wollen diesen Prozess. Deshalb sollten wir jetzt
keine Debatten führen, durch die vielleicht Zweifel an
unserer Haltung, die vor vielen Jahren begründet worden
ist und zu der wir uns immer bekannt haben, aufkom-
men.


(Zuruf von der FDP: Sehr richtig!)

Das sollten wir im Rahmen der in der Politik notwendi-
gen Diskussionen über Einzelpunkte auf jeden Fall deut-
lich machen, um uns nicht in diese Richtung zu bewe-
gen.


(Beifall bei der FDP und der SPD)

Auch wir befassen uns mit den Auswirkungen und

Entwicklungen im Rahmen der Osterweiterung, gerade
hinsichtlich der Grenzregionen. Natürlich sind be-
stimmte Bundesländer – sei es Bayern, seien es die
neuen Bundesländer – von dem Prozess der Erweiterung
besonders betroffen; denn bisher waren sie Grenzregio-
nen. Das sind sie nun Gott sei Dank nicht mehr. Ihre
Grenzen sind keine Außengrenzen der Europäischen
Union mehr, sondern Grenzen zu den Nachbarn. Die
Grenzen der bisherigen Grenzregionen haben sich in den
letzten Jahren schon geöffnet. Nun entwickeln sich die
betroffenen Länder weiter und stellen in zunehmendem
Maße einen gemeinsamen Markt für diese Grenzregio-
nen dar. Dadurch wird auch die Möglichkeit eröffnet,
sich viel schneller miteinander zu verstehen, die kultu-
rellen Unterschiede als Chance bzw. Vielfalt wahrzuneh-
men, aufeinander zuzugehen und gerade der jungen Ge-
neration deutlich zu machen: Dies ist ein gemeinsamer
europäischer Raum, in dem sie in Zukunft Chancen ha-
ben wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Schauen Sie sich nur einmal die oberfränkische Re-
gion an – wir alle haben ja Kontakt zu den Industrie- und
Handelskammern; das ist auch sehr wichtig –: Es ist be-
sonders hervorzuheben, dass insbesondere dort, wo vor
der Erweiterung der Europäischen Union eher Skepsis
vorherrschte, die ersten Trends – mehr als Trends sind
die bisherigen Entwicklungen ja noch nicht – positiv zu
bewerten sind.


(Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ganz genau!)


In diesen Regionen herrschten Ängste vor dem Gefälle
bei der Unternehmensteuer, der Körperschaftsteuer und
den Löhnen. Man fragte sich: Wie nachteilig wirkt sich
das aus? Inzwischen sehen wir, dass es Veränderungen,

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(C (D llerdings im positiven Sinne, gibt; denn diese Regionen achsen zusammen. So werden zum Beispiel gerade in en neuen Märkten Zweitbetriebe eröffnet. Dort wird roduziert. Dort werden mögliche Vorteile genutzt und as Ziel verfolgt, auch in Deutschland Produkte abzuseten, sodass die Unternehmen wettbewerbsfähig sind. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Oder leider auch, um Arbeitsplätze dorthin zu verlagern! Das müssen Sie realistisch betrachten!)


Das ist nicht nur ein Problem der EU, sondern auch ein
roblem der Globalisierung und des internationalen
ettbewerbs.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das hat positive Auswirkungen auf diese Regionen.
enn sogar die Wirtschaftskammern zu diesem Ergeb-
is kommen, dann ist das doch ein anderes Urteil, als
enn wir immer wieder versuchen, unsere Vorurteile zu
estätigen. Das zeigt: Wir brauchen keine Regelungen,
eine Mindeststeuersätze und keine festgelegten Lohn-
renzen bzw. Mindestlöhne. Vielmehr brauchen wir ei-
en Wettbewerb, dessen Rahmenbedingungen so ge-
taltet sind, dass auch die Wirtschaft in Deutschland
estehen kann. Daher müssen wir darüber diskutieren,
ie wir die strukturellen Defizite in Deutschland beseiti-
en.
Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513003700

Ich erteile dem Kollegen Rainder Steenblock von der

raktion Bündnis 90/Die Grünen das Wort.

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! An-

ang Mai dieses Jahres erlebten wir bewegende Augen-
licke. Wir alle haben die Stimmung und die Debatten
erade in den osteuropäischen Ländern miterlebt. Bei
en Feierlichkeiten anlässlich der Erweiterung wurde
eutlich, dass sich die Bevölkerung in den ost- und mit-
eleuropäischen Staaten den Weg nach Europa in
chwierigen politischen Situationen auch unter großen
ntbehrungen erkämpft hat.
Wir können kaum ermessen, welche Freiheiten und
hancen, für die eine ganze Generation von Kritikern
nd Widerständlern in Osteuropa schwere Entbehrungen
uf sich genommen hat, diese Menschen jetzt haben. Da-
er sollten wir bei den Debatten über Vor- und Nachteile
er europäischen Einigung, die bei uns häufig sehr klein-
eilig geführt werden, nie vergessen, welche politischen
mplikationen und welche Opfer dieser Erweiterungs-
rozess gefordert hat und welche historischen Dimen-
ionen er aufweist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B)


Rainder Steenblock

Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit Großen Anfra-

gen ist es immer so eine Sache. Der rationale Kern dieser
Anfrage, nämlich das Aufnehmen von in der Bevölke-
rung vorhandenen Befürchtungen, stellt sicherlich ei-
nen richtigen Ansatz dar. Aber so, wie diese Große An-
frage zeitlich angelegt und in ihren Details ausformuliert
war, birgt sie zumindest die Gefahr in sich, einer fal-
schen Fährte zu folgen und die Befürchtungen von Men-
schen zu instrumentalisieren, mit ihren Ängsten zu spie-
len und diese Ängste zu schüren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Michael Kretschmer [CDU/ CSU]: Das ist eine Frechheit, was Sie da erzählen! Es geht um wirkliche Probleme der Erweiterung! – Gegenruf des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Warum beziehen Sie das eigentlich auf sich?)


Gerade die Wahlen in Sachsen haben deutlich gemacht,
welches das Resultat ist, wenn man solche Ängste in-
strumentalisiert und schürt. Ich unterstelle Ihnen dies gar
nicht; aber ich sage Ihnen ganz deutlich, was passiert,
wenn man diese Ängste schürt, ohne die realen Chancen
und Möglichkeiten in den Vordergrund zu stellen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dann wird man die Radikalen in diesem Lande stärken,
die mit ihrem Populismus genau diese Ängste ausnutzen.

Deshalb sollten wir uns auf eine Politik verständigen,
die Ja zur Osterweiterung sagt und die Chancen, auch
die ökonomischen Chancen, für die Menschen in unse-
rem Lande in diesem politischen Prozess in den Vorder-
grund stellt. Wir wollen diesen Prozess nach vorn brin-
gen. Wir wollen nicht an ihm herummäkeln, sondern uns
den Schwierigkeiten stellen. Diejenigen, die als Behin-
derer dieses Prozesses in der braunen Soße sitzen, wol-
len wir politisch hart angehen. Sie sind die Rückwärtsge-
wandten, während wir nach vorn gehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es ist zu früh, um nach fünf Monaten Bilanz zu zie-
hen. Aber es gibt einzelne Ergebnisse, die deutlich ma-
chen, dass der Prozess trotz aller Schwierigkeiten sehr
viel positiver verläuft, als wir befürchtet haben.


(Zuruf von der CDU/CSU: Schönfärberei!)

Natürlich gibt es im Hinblick auf die wirtschaftliche
Situation Schwierigkeiten; darauf komme ich gleich
noch. Aber denken wir nur an die Sicherheitsdebatte.
Jeder, der wie ein Bedenkenträger in diese Debatte ein-
steigt, muss sich vor Augen halten, wie es sich an dieser
Grenze verhielte, wenn wir die Osterweiterung nicht ge-
habt hätten.


(Zuruf von der CDU/CSU: Darum geht es doch gar nicht!)


Daher glaube ich, dass wir mit den Ergebnissen, die jetzt
vorliegen, sehr zufrieden sein können.

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(C (D Wir haben in der Tat ökonomische Probleme. In offeen Volkswirtschaften ist Wettbewerb eines der zentran Elemente. Ich halte es für hoch problematisch – Herr ofbauer hat wieder versucht, in diese Richtung Politik u machen –, dann, wenn Menschen von Wettbewerb beroffen sind, sofort nach dem Staat zu rufen, der mit seien Subventionen dafür zu sorgen hat, dass in diesem ereich niemandem auf die Füße getreten wird. (Robert Hochbaum [CDU/CSU]: Nein, eine andere Wirtschaftspolitik!)


enau diese Subventionierung von Wettbewerbsnachtei-
n aber haben Sie in der Konsequenz gefordert. So kann
nsere Volkswirtschaft nicht funktionieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir müssen uns den
roblemen stellen. Herr Hofbauer, ich bin mit dem völ-
g einverstanden, was Sie zum Verkehr gesagt haben.
ie Verkehrsprojekte auf den Ost-West-Achsen sind in
uropa zu spät entwickelt worden. Darin sind wir uns ei-
ig. Die Zusammenführung von TEN und TINA ist ein
roblem. Wir haben an den Grenzen Verkehrsprobleme
nd müssen zusehen, dass wir auf deutscher, aber auch
uf europäischer Ebene diese Ost-West-Achsen schnells-
ens ausbauen.


(Robert Hochbaum [CDU/CSU]: Der Staatsminister sagte gerade etwas anderes!)


ie haben uns hier auf Ihrer Seite. Diese Debatten haben
ir im Verkehrsausschuss ausführlich geführt. Es ist
berhaupt keine Frage: Hier gibt es Verzögerungen und
robleme, die zu kritisieren sind.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513003800

Kollege Steenblock, gestatten Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Silberhorn?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Ja.


Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1513003900

Herr Kollege Steenblock, Sie haben der Union gerade

orgeworfen, wir wollten subventionieren und den Wett-
ewerb an der ehemaligen Grenze zwischen Deutsch-
and und den neuen Nachbarn im Osten dadurch beein-
rächtigen. Ist es nicht vielleicht umgekehrt? Zwischen
eutschland auf der einen und Polen und Tschechien auf
er anderen Seite gibt es das größte Wohlstandsgefälle
wischen Nachbarschaftsregionen weltweit. Ist es nicht
o, dass der Wettbewerb bei einem solch großen Wohl-
tandsgefälle durch die Europäische Union beeinträch-
igt wird und dass gerade aufgrund der Subventionierung
us den europäischen Fördertöpfen dort keine fairen
ettbewerbsbedingungen gegeben sein können, was die
rsache dafür ist, dass zahlreiche Betriebe aus Deutsch-
and ihren Sitz nach Polen oder Tschechien verlagern
ollen, um diese Förderungen mitzunehmen, ohne dass
adurch auch nur ein einziger neuer Arbeitsplatz ge-
)






(A) )



(B) )


Thomas Silberhorn

schaffen würde? Das ist doch die Sorge, die die Men-
schen bei uns in den Grenzregionen bewegt.


(Beifall bei der CDU/CSU)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Lieber Kollege Silberhorn, ich stimme Ihnen in einem
Punkt zu: Wir müssen darauf achten, dass es bei der
europäischen Förderpolitik für diesen Grenzraum keine
Disparitäten gibt. Ich habe immer betont, dass die EU-
Strukturpolitik für mich ein wesentlicher sozialer Kitt
der Europäischen Union ist. Das ist ein wesentliches
Element und wird auch in der nächsten Förderperiode
ein zentrales Instrument sein, um diese Disparitäten aus-
zugleichen.

Bei regionalen Besonderheiten – seien es Randlagen
oder andere – benötigen wir die EU-Strukturpolitik. Ich
habe mich immer dafür eingesetzt, den statistischen Ef-
fekt zu berücksichtigen, das heißt, dafür zu sorgen, dass
die neuen Bundesländer weiterhin Gegenstand der EU-
Förderpolitik bleiben. Wir werden dann prüfen müssen,
wie sich die EU-Förderpolitik mengenmäßig auswirkt
und welche Kriterien dafür wichtig sind. Ich war immer
der Meinung, dass wir bei gleichen Bedingungen die
Strukturpolitik für die neuen Bundesländer, für Polen
und für die Beitrittsländer insgesamt brauchen. Gerade
wegen der Ost-West-Achsen ist im neuen Haushalt mehr
Geld für die Verkehrspolitik nötig. Wir brauchen mehr
Innovationen in diesem Bereich. Wir benötigen einen
größeren europäischen Haushalt – das gehört noch zur
Antwort –, um diese EU-Strukturpolitik umzusetzen, die
Disparitäten also zu begrenzen.

Ich verlange von der Bundesrepublik, dass sie sich in
erster Linie diesen inhaltlichen Kriterien stellt und dass
sie in zweiter Linie sagt, wie man für einen Deckel sor-
gen kann, damit wir nicht zu viel bezahlen. Hier gibt es
überhaupt keine Unterschiede zwischen uns. Die Struk-
turpolitik ist das zentrale Instrument, um dies realisieren
zu können.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich
zum Schluss noch einmal deutlich machen: Es geht um
ein historisch wichtiges Projekt. Die Ansätze, mit denen
wir unsere ersten Erkenntnisse jetzt umgesetzt sehen, ge-
hen in die richtige Richtung. Die ökonomische Entwick-
lung ist schneller positiv geworden, als wir es erwartet
haben.


(Thomas Silberhorn [CDU/CSU]: Das ist doch Quatsch!)


Meiner Meinung nach wirkt sich das auch auf die Ar-
beitnehmerfreizügigkeit aus. In den Grenzgebieten ist
zwar Verständnis für die Entscheidung zu spüren, dass
wir hinsichtlich der Arbeitnehmerfreizügigkeit auf einen
so langen Übergangszeitraum gesetzt haben. Ich glaube
aber, dass wir hier in einem sehr viel kürzeren Zeitraum
zu einer Parität kommen werden. Wir werden die Arbeit-
nehmerfreizügigkeit also in sehr kurzer Zeit erreicht ha-
ben. Diesen Herausforderungen werden wir uns stellen.

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(C (D Die Förderung der Grenzregionen – dies ist bereits in er Vergangenheit erfolgreich geschehen – wird von der undesregierung weitergeführt. Darüber haben wir hier a schon häufiger diskutiert. In den Grenzförderfonds der uropäischen Union befinden sich über 16 Milliaren Euro. Damit muss vernünftig gearbeitet werden. Das eißt nicht, dass man mit der Fördergießkanne durchs and geht. Man muss Kerne und Projekte mit sinnvollen nhalten fördern und darf nicht jedem alles versprechen. s muss eine intelligente Politik gemacht und dort mit er Förderung angesetzt werden, wo Potenziale vorhanen sind. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513004000

Ich erteile das Wort dem Kollegen Robert Hochbaum,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Jetzt kommt einer, der etwas von der Sache versteht!)



Robert Hochbaum (CDU):
Rede ID: ID1513004100

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

en! Am heutigen Tag sind fünf Monate vergangen, seit
ie größte Erweiterung der europäischen Geschichte
ollzogen wurde. Nach Krieg und ideologischer Teilung
urde eine neue Seite im Geschichtsbuch aufgeschla-
en. Dies ist für die Menschen in Europa wahrlich eine
roße Chance.
Mit der Erweiterung wird politisch die historische

paltung Europas überwunden. Stabilität, Frieden und
icherheit können dauerhaft gesichert werden. Wir von
er CDU/CSU stehen – daran soll kein Zweifel aufkom-
en – zu diesem epochalen Schritt, der die Menschen
uropas noch näher zusammenrücken lässt und ein wei-
erer Garant für Frieden und Freiheit ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Trotz dieser positiven Grundeinschätzung muss es er-

aubt sein, auch über die Risiken der Erweiterung, das
eißt über die Kehrseite der Medaille zu sprechen. Deren
rsachen sind hauptsächlich in der verfehlten Struktur-
nd Wirtschaftspolitik der Bundesregierung zu suchen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


iese Risiken betreffen vor allem die Regionen, die ge-
einsame Grenzen mit den neuen Beitrittsstaaten haben.
ies trifft in unserem Lande West- wie Ostregionen, wo-
ei die Letztgenannten aufgrund des bei weitem noch
icht abgeschlossenen Aufholprozesses gegenüber den
lten Bundesländern natürlich besonders benachteiligt
ind.
In diesem Zusammenhang lassen einige Antworten

er Bundesregierung auf unsere Anfrage zu den Auswir-
ungen der EU-Osterweiterung, wenn auch umfangreich






(A) )



(B) )


Robert Hochbaum

an Seiten, nicht den Eindruck aufkommen, man beschäf-
tige sich ernsthaft mit diesem Problem.


(Beifall bei der CDU/CSU – Rainer Fornahl [SPD]: Und schwer an Inhalt, Herr Hochbaum!)


Da wird zum Beispiel auf die Frage nach den beschäfti-
gungspolitischen Auswirkungen der EU-Osterweiterung
lapidar geantwortet, dass man dies nicht genau voraussa-
gen könne. Auch auf andere Fragen wie die nach dem
Abwanderungspotenzial in der mittelständischen Wirt-
schaft oder in welchen Branchen Abwanderung zu er-
warten ist, heißt es meistens: nicht bekannt. So, meine
Damen und Herren von der Regierungsbank, kann man
den Problemen der EU-Osterweiterung nicht begegnen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Eine Vogel-Strauß-Politik – den Kopf in den Sand ste-
cken und abwarten, was passiert – hilft unserer Wirt-
schaft im Osten, vor allem aber den Menschen, die be-
reits betroffen sind oder noch betroffen sein werden,
nicht weiter.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dabei nützt es sehr wenig, wenn Sie als Alibi für Ihr

Versagen bei der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik
die Entwicklung der Weltwirtschaft ins Feld führen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So ein Unsinn!)


Meine Damen und Herren von Rot-Grün, ich weiß nicht,
ob an Ihnen die Erkenntnis vorbeigegangen ist, dass um
uns herum die Weltwirtschaft wächst und nur in
Deutschland ein Bremsklotz untergelegt zu sein scheint.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie sind ein Ignorant!)


Ich werde das Gefühl nicht los, dass Sie von der Regie-
rungskoalition der Bremsklotz sind.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Oh!)


Es hilft wenig, wenn der zuständige Bundesminister,
Herr Stolpe, vor kurzem einen Bericht zur deutschen
Einheit vorgelegt hat, der so schöngefärbt ist, dass mei-
ner Meinung nach auch noch die Buchstaben hätten far-
big gestaltet werden müssen.

Wie aber sieht die Realität aus? Die Arbeitslosigkeit
im Osten, der besonders betroffen ist, liegt bei über
18 Prozent, das heißt gut 10 Prozent höher als in den al-
ten Bundesländern. Die Zahl der sozialversicherungs-
pflichtig Beschäftigten liegt laut dem letzten IWH-Re-
port 2 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Für circa
30 Prozent der Arbeitsfähigen im Osten gibt es auf dem
regulären Arbeitsmarkt keine Stelle. Da hilft kein
Schönfärben und kein Schreien, meine Damen und Her-
ren von Rot-Grün. Diesen Fakten müssen Sie sich stel-
len. Diese sind die Folgen Ihrer katastrophalen Wirt-
schafts- und Arbeitsmarktpolitik der letzten Jahre.


(Beifall bei der CDU/CSU – Rainer Fornahl [SPD]: Das ist unter Niveau!)


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(C (D Diese Fakten treffen nun auf die Risikofaktoren der U-Osterweiterung, nämlich auf die genannten Schwähen auf dem Arbeitsmarkt und die strukturellen Schwähen der Grenzregionen im Osten und ihrer Unternehen, auf die schon angesprochene vollkommen nzureichende grenzüberschreitende Verkehrsinfrastrukur – auch das dürfen Sie sich auf Ihre Fahnen chreiben –, ine geringe Unternehmensdichte, eine unterdurchchnittliche Präsenz großer und innovativer Unternehen sowie eine Produktionsund Betriebsstruktur kleierer und mittlerer Unternehmen, die im Hinblick auf en zu erwartenden verstärkten Wettbewerbsdruck in en Grenzregionen einfach unzureichend ist. Hierbei rennen gerade auch dem Handwerk in den Grenzregioen die wirtschaftlichen Konsequenzen der Erweiterung uf den Nägeln. Denn die Arbeitskosten beim östlichen achbarn machen nur einen Bruchteil der deutschen Areitskosten aus. Die versprochenen Aussichten auf neue, ynamisch wachsende Märkte erscheinen dort als Fata organa. Viele Betriebe, denen das Wasser ohnehin be eits bis zum Halse steht, sind nicht in der Lage, in neue eschäftsfelder zu investieren. So sieht es vor Ort beim kleinen Handwerksmeister us. Dem nützen keine Lagebeschreibungen, die nicht inmal das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt sind. er braucht schlicht und einfach Hilfe. Darum, meine Damen und Herren von Rot-Grün: Un ernehmen Sie etwas! Kümmern Sie sich zum Beispiel atsächlich um den Abbau von Bürokratie und der Regeungsflut in Deutschland! Sorgen Sie für ein verlässlihes Förderszenario und unterstützen Sie damit die renzregionen! (Rainer Fornahl [SPD]: Herr Koch, Ihr Ministerpräsident, will doch die Fördermittel streichen!)


(Widerspruch bei der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


paren Sie sich Drohgebärden in Richtung Wirtschaft
ie zum Beispiel die mit der Ausbildungsplatzabgabe.
iese Politik schafft keine Arbeitsplätze, sondern diese
olitik vernichtet sie.
Meine Damen und Herren von der Regierungsbank,

ber sieben Jahre erstrecken sich die Übergangsfristen
ei der EU-Osterweiterung. Sieben Jahre sind eine sehr
urze Zeit, wenn sie von Ihnen schon im Ansatz ver-
chlafen werden. Deshalb: Wachen Sie auf!
Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das war eine sehr unangemessene Rede! – Günter Gloser [SPD]: Hier braucht jemand Erkenntnishilfe!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513004200

Ich erteile das Wort Kollegin Petra Pau.






(A) )



(B) )



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1513004300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

CDU/CSU hat im Januar eine Große Anfrage zur EU-Er-
weiterung gestellt. Die Bundesregierung hat sie Ende
April beantwortet. Nun, Anfang Oktober, befasst sich
der Bundestag mit beidem. Ein Beleg dafür, dass die EU
im Bundestag Priorität genießt, ist das nicht gerade.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Genau das aber muss sich ändern.
Im lyrischen Teil ihrer Anfrage beschreibt die CDU/

CSU-Fraktion die Osterweiterung der EU als eine der
größten Chancen für die Menschen des Kontinents in
diesem Jahrhundert. Sicher war die EU-Osterweiterung
ein großer diplomatischer Akt. Aber das macht aus ei-
nem Pakt der Staaten noch längst keine EU der Men-
schen.

Die „Bild“-Zeitung hat in Polen einen Ableger. Er
heißt „Fakt“ und malt das Gespenst deutscher Repara-
tionsforderungen mit großen Lettern. Hierzulande droht
„Bild“ mit polnischen Billiglöhnern, die deutschen Bür-
gern die Arbeit nehmen werden. So steigert man zwar
die Auflage, so schürt man Stimmungen, aber so schafft
man keine Europäische Union.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Zugleich verweigert der Bundestag eine Volksab-
stimmung über die künftige EU-Verfassung. Anstatt
die Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen, signalisieren
Sie, die EU sei viel zu komplex und zu kompliziert für
das Volk. So verspielt man die größte Chance für die
Menschen des Kontinents.

Es geht aber auch um ganz praktische Fragen. Die
Berliner PDS-Senatoren, die Fraktion im Abgeordneten-
haus und die PDS im Bundestag waren am vergangenen
Wochenende in Szczecin, also in Polen. Es gab Gesprä-
che mit Repräsentanten der Stadt und der Woiwodschaft.
Es ging um die zukünftige gemeinsame EU-Oder-Re-
gion. Die Diskussionen mit den polnischen Partnern wie
auch mit der Berliner Industrie- und Handwerkskammer
ergaben dieselben Schwerpunkte: erstens ein gewinnen-
des Klima für die EU-Erweiterung schaffen; zweitens
die gemeinsame Infrastruktur modernisieren; drittens
falsche Regeln korrigieren. Dazu gehört auch die Sie-
ben-Jahre-Übergangsfrist, mit der Bürgerinnen und Bür-
ger der Beitrittsländer zu EU-Mitgliedern zweiter Klasse
degradiert werden.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Damit komme ich zu meinem Hauptkritikpunkt. Nach
allem, was überschaubar und absehbar ist, werden mit
der EU-Osterweiterung dieselben Fehler wiederholt, die
es im Zuge der deutschen Einheit gab. Den neuen Län-
dern werden die Strukturen der alten angedient, obwohl
sie alles andere als modern und zukunftsfähig sind. Zu-
gleich werden die neuen EU-Länder mit ihrem oft ärm-
lichen Niveau gegen die Menschen in den alten Ländern
als Billiglohn- und Steuerparadiese in Stellung gebracht.

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(C (D Heraus kommen zwei Leitbilder, die auch in der künfigen EU-Verfassung stecken: das einer freien Marktirtschaft, die möglichst ungetrübt von sozialen und kologischen Zielen private Gewinne scheffelt, und das iner EU, die ihr Heil im militärischen Wettlauf sucht, nstatt sozialen Frieden zu suchen und zu stiften. Die PDS im Bundestag streitet für das soziale und riedliche Leitbild als Jahrhundertchance. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [frak tionslos])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513004400

Ich erteile das Wort Rainer Fornahl, SPD-Fraktion.


Rainer Fornahl (SPD):
Rede ID: ID1513004500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Es ist schon mehrfach angesprochen worden,
ber ich als Leipziger will es auch erwähnen: 1989
urde erstmals in der Geschichte Europas die Tür für die
erwirklichung von Demokratie, Freiheit und Recht in
anz Europa weit geöffnet. Für das mutige Engagement
ngarns und Tschechiens – ich erinnere an die Grenzöff-
ung in Ungarn, den Fall des Eisernen Vorhangs und die
reignisse um die Prager Botschaft, was fast 15 Jahre
er ist – sollte man von dieser Stelle aus einen ganz herz-
ichen Dank an unsere Freunde in Ungarn und Tsche-
hien aussprechen und ihnen unseren Respekt bekunden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Seit dem 1. Mai 2004 ist die Europäische Union mit
em Beitritt von zehn mittel- und osteuropäischen Län-
ern – Malta und Zypern nicht zu vergessen; in Zypern
esteht immer noch ein ungelöstes Problem – wirtschaft-
ich und kulturell reicher und im globalen Wettbewerb
tärker geworden. Das ist eine Entwicklung, die man
icht in Mark und Pfennig messen kann. Ich stimme da-
in der Kollegin Leutheusser-Schnarrenberger ausdrück-
ich zu. Es sind vielmehr die historischen Dimensionen
nd die Perspektiven, die sich für Europa eröffnen, das
n Zukunft in einer komplizierten Welt ganz anders ge-
talten kann.
Die ersten 100 Tage sind um. Normalität ist entgegen

llen Unkenrufen inzwischen eingekehrt, und zwar auf
eiden Seiten der ehemaligen Grenze. Das ist gut so.
etzt wächst – um mit Willy Brandt zu sprechen – zu-
ammen, was zusammengehört.
Die Geschichte der europäischen Integration hat ge-

eigt, dass die EU und Deutschland bisher von jeder Er-
eiterung profitiert haben. Anpassungsprobleme und re-
ionale Schwierigkeiten dürfen aber nicht unter den
eppich gekehrt werden. Das tun wir nicht, das tut die
U nicht und das tut auch der Bund nicht. Man wird sich
uch in den Regionen mit diesen Problemen noch lange
ntensiv zu befassen haben.
Liest man sich den Fragenkatalog durch, den die CDU/
SU in ihrer Großen Anfrage aufstellt, dann stellt man
est, dass die EU-Erweiterung für sie nur ein einziger






(A) )



(B) )


Rainer Fornahl

Wust von Problemen ist. Krank- und kaputtgeredete Re-
gionen sind aber für Investitionen und Ansiedlungen
nicht attraktiv. Auch werden die eigenen Bemühungen
der dort lebenden Menschen gehemmt. Das sollten Sie
immer beachten.


(Beifall bei der SPD)

Die Mahnungen, Bedenken und Einwände, in insgesamt
113 Fragen gepresst, werden nur noch von dem ewigen
Ruf nach mehr Geld und Programmen, zum Beispiel für
die Strukturpolitik, übertroffen.

Den Grenzregionen steht bereits seit langem ein be-
währtes strukturpolitisches Förderinstrumentarium
zur Verfügung. Meine Redezeit würde nicht ausreichen,
um alle Instrumente aufzuzählen. Sie sollten sich aber
die Dokumentation des Bundesministeriums für Wirt-
schaft und Arbeit mit dem Titel „Förderung der Grenzre-
gionen zu den Beitrittsländern – Die Hilfen von EU,
Bund und Ländern“ durchlesen. Das EU-Grenzregionen-
programm, also das Zusatzprogramm, das aus der Dis-
kussion in Weiden über die EU-Osterweiterung entstan-
den ist, umfasst zusätzliche Fördermittel von immerhin
255 Millionen Euro, davon alleine 85 Millionen Euro für
kleine und mittlere Unternehmen.

Diese Mittel werden zusätzlich zu dem EU-Struktur-
förderprogramm gewährt, mit dem den Grenzregionen
schon ausreichende Mittel zur Verfügung gestellt wer-
den. Mecklenburg-Vorpommern erhält 2,5 Milliarden
Euro, Brandenburg 3,2 Milliarden Euro, Sachsen 5 Mil-
liarden Euro und Bayern, wenn man die Förderung für
die Landwirtschaft hinausrechnet, immerhin 1 Milliarde
Euro für die Förderung in den dortigen Grenzregionen.
Hinzu kommt eine Vielzahl von nationalen Förderpro-
grammen für kleine und mittlere Unternehmen, für For-
schung und Entwicklung, für Netzwerkbildung und für
vieles andere mehr. Das wird aus dem Haushalt des Bun-
des finanziert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Darüber hinaus sollte uns um die weitere Unterstüt-
zung nicht bange sein. Die Verordnungsvorschläge der
EU-Kommission von Juli 2004 zur Reform der Struktur-
und Kohäsionspolitik zeigen den festen Willen, die För-
derung für die Periode 2007 bis 2013 fortzusetzen. Dabei
liegt das besondere Augenmerk auf den Grenzregionen.
Nicht zu vergessen ist die Initiative der Bundesregierung
zur Erreichung ausreichender Handlungsspielräume für
die nationale Förderpolitik zur Begleitung dieses Prozes-
ses auf nationaler Ebene, über die derzeit in Brüssel ver-
handelt wird.

Denken Sie auch an den Solidarpakt II für die neuen
Bundesländer, für den die Finanzierung bis 2019 gesi-
chert ist. Dass einige Ministerpräsidenten, angeführt
vom hessischen Ministerpräsidenten Koch, die Gemein-
schaftsaufgaben insgesamt in ihrer jetzigen Form in
Zweifel ziehen, ist ein fatales und falsches Signal für den
Aufbauwillen in den neuen Bundesländern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Kommen wir zur Verkehrsinfrastruktur. Sie fordern ntsprechend den Verkehrsprojekten „Deutsche Einheit“ ie Verkehrsprojekte „Europäische Einheit“. In dem unr Ihrer Regierung entstandenen Bundesverkehrswegelan 1992 war nicht ein einziges Schienenprojekt bis zur stlichen Grenze definiert. Wir haben damit Schluss geacht. Unser Bundesverkehrswegeplan 2003 umfasst ine Reihe von Projekten mit einer Ost-West-Ausrichng. Sie zeichnen die transeuropäischen Korridore nach nd bieten zumindest auf unserer Seite entsprechende ntwicklungsmöglichkeiten. Diese Projekte sind bis 015 ausfinanziert. Die Umsetzung dieser Projekte ist aber nur dann öglich, wenn sie auch aufseiten unserer Nachbarn weirgeführt werden und wenn wir in der Lage sind, die roßen Verbindungen von Menschen und Märkten geeinsam zu realisieren. Insofern ist Zusammenarbeit otwendig. Ohne Konsens geht es nicht. In Grenznähe besteht aber auch die Notwendigkeit das ist bereits angesprochen worden –, lokale und regioale Netze und Verbindungen wie auch die Grenzüberänge auszubauen, um damit regionale Kreisläufe zu chaffen. Auch dafür bestehen Fördermöglichkeiten. In iesem Zusammenhang verweise ich beispielsweise auf as GVFG und die Regionalisierungsmittel für den chienengebundenen Personennahverkehr. Eine möglichst große Zahl von Grenzübergängen und lle 20 km eine Autobahn in Richtung der Grenzen kann ber nicht die Lösung aller Probleme bieten. Es geht ielmehr darum, den Verkehr zu bündeln und die Grenzbergänge durchlässig zu gestalten, um schnelle und mfangreiche Transporte gewährleisten zu können. Derzeit führt die Bundesrepublik mit Tschechien und olen Verhandlungen zu dieser Frage. Zurzeit weisen ositive Signale darauf hin, dass fünf Grenzübergänge it Polen und zehn mit Tschechien vereinbart werden önnen. Ich hoffe, es wird in Bälde gelingen, die Verehrswege für den Wirtschaftsverkehr zu öffnen. Ich alte diese Initiative für sehr wichtig. Die betroffenen änder sollten sich aktiv an den Verhandlungen beteilien. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


Abschließend möchte ich noch einen weiteren Aspekt
nsprechen. Die SPD-Bundestagsfraktion hat in Frank-
urt/Oder in Brandenburg und im bayrischen Arzberg
wei große Informationsveranstaltungen zur aktuellen
ewertung der Lage durchgeführt. Dabei ging es darum,
erauszufinden, wie die Stimmung ist, welche Probleme
orhanden sind und ob die Lösung dieser Probleme an-
egangen wird. Im Gegensatz zu dem Inhalt Ihres An-
ags und dem, was in Ihren Redebeiträgen zum Aus-
ruck gekommen ist, wurde deutlich, dass zwar noch
icht alle Probleme gelöst worden sind, dass die Men-
chen aber die sich ihnen stellenden Aufgaben anpacken.
ie gehen ihre Probleme offen an und versuchen, Lösun-
en zu finden. Das ist zu begrüßen. Beispielsweise ist in
chirnding – wohlgemerkt: in Bayern – ein deutsch-






(A) )



(B) )


Rainer Fornahl

tschechischer Kindergarten entstanden, in dem die Kin-
der die jeweils andere Sprache lernen und sich damit
besser auf das Partnerland einstellen können. Das ist ein
großer Erfolg.

Abschließend habe ich eine Bitte an die Bundesregie-
rung und an die Bundesländer. Sprache und Kultur sind
sehr bedeutende Faktoren für das Verständnis benachbar-
ter Länder. Daraus ergeben sich letztlich auch ökonomi-
sche Potenziale. Das Bundesverwaltungsamt finanziert
in einer gemeinsamen Initiative mit der Kultusminister-
konferenz und dem Auswärtigen Amt ein Austausch-
programm für Deutschlehrer. Meines Wissens gibt es
Schwierigkeiten hinsichtlich der künftigen Finanzierung.
Ich bitte Sie, dieses Thema in den Haushaltsberatungen
zu berücksichtigen, damit dieses wichtige Programm,
das deutschen Lehrern die Möglichkeit gibt, in Polen und
Tschechien die deutsche Kultur und Sprache zu vermit-
teln und damit zu einer besseren Verständigung beizutra-
gen, keine Streichungen erfährt, sondern in der bisherigen
Größenordnung aufrechterhalten wird. Dann könnten wir
sagen: Wir befinden uns auf einem guten Weg.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513004600

Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen.

Rainer Fornahl (SPD):
Rede ID: ID1513004700

Ich komme zum Schluss.
Wir sollten den Menschen auf dem Wege zur Voll-

endung der europäischen Einheit Mut machen. Zu Ihnen,
meine Damen und Herren von der Opposition, sage ich:
Reißen Sie endlich Ihre Klagemauer ein! Dann wird es
gut.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513004800

Ich erteile das Wort Kollegen Albert Rupprecht,

CDU/CSU-Fraktion.

Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1513004900

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Die

Osterweiterung ist formell und außenpolitisch am 1. Mai
dieses Jahres erfolgreich vollzogen worden. Die große
innenpolitische Frage ist nun aber, wie wir aus den
Chancen der Erweiterung wirklich handfeste Erfolge
machen. Das wird sicherlich nicht gelingen, wenn sich
die Bundesregierung nicht darum kümmert. Die Regie-
rung ist nach den Festlichkeiten am 1. Mai schlichtweg
abgetaucht.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was? Sie haben Wahrnehmungsstörungen!)


Derweil tun sich neue Baustellen auf, die die Regie-
rung nicht zur Kenntnis nimmt. Erste Baustelle: Der be-
hördliche Vollzug ist in vielen Bereichen überhaupt
nicht geregelt. Konkretes Beispiel: Ein Malermeister
fragt Anfang Mai bei der Kammer an, ob er einen tsche-
chischen Einzelunternehmer als Subunternehmer be-

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(C (D chäftigen kann. Die Antwort der Kammer ist: Grundätzlich ja, der tschechische Partner muss nur sechs ahre selbstständige Tätigkeit nachweisen. Das ist chnell erledigt. Der tschechische Einzelunternehmer egt ein amtliches Dokument vor, das bestätigt, dass er eit über sechs Jahren selbstständig tätig ist. Aber dann eginnt die groteske Steigerung des Falles Buchbinder anninger. Seit fünf Monaten kämpft der deutsche Un ernehmer gemeinsam mit seinem tschechischen Partner arum, eine Genehmigung in Deutschland zu erhalten: on der Bezirksregierung zur Kammer, von der Kammer um bayerischen Wirtschaftsministerium, vom bayerichen Wirtschaftsministerium zum Bundeswirtschaftsinisterium, und all dies dreimal im Kreise. Wo liegt die erantwortung? Das Bundeswirtschaftsministerium üsste den Vollzug regeln. Das hat es bis heute aber icht getan. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Günter Gloser [SPD]: Das Wirtschaftsministerium ist keine Bundesbehörde!)


Exemplarisch eine zweite Baustelle: Es gibt in der Tat
edenkliche Warnsignale, aber die Bundesregierung re-
istriert diese nicht. Die Wissenschaft sagt uns, dass die
irkung der Erweiterung in den Grenzregionen früher
u spüren sein wird. Dort werden wir als Erstes sehen,
ie unsere Wirtschaft dem steigenden Wettbewerbs-
ruck aus Osteuropa begegnen wird. Die Grenzregio-
en haben sozusagen eine Frühwarnfunktion. Deswegen
st es schon hochinteressant, zu wissen, wie sich die
renzregionen seit dem 1. Mai dieses Jahres entwickelt
aben. Meine Frage an die Bundesregierung lautete da-
er, wie sich das Lohnsteueraufkommen in den Grenzre-
ionen seit dem 1. Mai dieses Jahres entwickelt hat. Die

Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1513005000
Wir kennen
ie Zahl nicht; da müssen Sie die Finanzämter fragen.
as habe ich dann auch getan. Das Ergebnis ist schlicht-
eg verheerend. Das Lohnsteueraufkommen in den Fi-
anzämtern in den Grenzregionen, die ich angerufen
abe, ist im Schnitt um 5 bis 7 Prozent im Vergleich zum
orjahr eingebrochen. Das bedeutet eine dramatische
erarmung der Bevölkerung in diesen Regionen auf
reiter Front.
Natürlich können wir nicht abschließend sagen, ob

ie Ursache die Osterweiterung ist.

(Günter Gloser [SPD]: Eben! Spekulation! – Rainer Fornahl [SPD]: Eine Unterstellung!)


ber in jedem Fall müsste die Bundesregierung ein Inte-
esse daran haben, ein aussagekräftiges Monitoringsys-
em einzuführen und gegebenenfalls massiv gegenzu-
teuern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Von dieser Art gibt es zahlreiche Baustellen und es

un sich neue auf. Aber wir alle wussten und wissen,
ass uns die Erweiterung lange beschäftigen wird.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513005100

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der
ollegin Dr. Hendricks von der SPD-Fraktion?






(A) )


)


Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1513005200

Am Ende meiner Rede gerne.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513005300

Frau Hendricks möchte eine Zwischenfrage stellen,

die sich auf ein aktuelles Argument Ihrerseits bezieht.


Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1513005400

Jetzt erlaube ich keine Zwischenfrage.
Wir, die Unionsfraktion, haben in den vergangenen

Jahren viele Vorschläge gemacht, unter anderem zur Re-
gionalförderung, zum Beihilferecht, zur Kriminalitätsbe-
kämpfung und zu den Verkehrsprojekten „Europäische
Einheit“. Die Bundesregierung hat unsere Vorschläge
zum großen Teil abgeblockt. Damit müssen wir als Op-
position leben. Aber dass die Regierung seit dem 1. Mai
dieses Jahres abgetaucht ist, ist absolut inakzeptabel.


(Günter Gloser [SPD]: Wo leben Sie eigentlich? Am Meeresgrund? – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Irgendwo im hinteren Wald! – Rainer Fornahl [SPD]: Yellow Submarine!)


Die Antworten auf unsere Große Anfrage zeigen, dass
sich die Bundesregierung für das Thema einfach nicht
mehr interessiert. Die Antworten sind Stand 2002. Von
den 116 Antworten sind 100 schlichtweg kalter Kaffee
und vollkommen überholt. Keine Ansätze für heute und
auch keine Ansätze für morgen!

Eines ist an den Antworten aber in der Tat hochinte-
ressant: Die Bundesregierung sieht sich im Jahr 2004
nicht in der Lage, abzuschätzen, wie sich die Erweite-
rung auf Deutschland und auf Europa in Zukunft auswir-
ken wird. Wenn die Regierung das aber nicht abschätzen
kann, dann kann sie auch nicht prognostizieren, wann
Deutschland und die Europäische Union zur Aufnahme
weiterer gewichtiger Länder fähig sind. Die Integra-
tionsfähigkeit ist aber eines der entscheidenden Krite-
rien für Erweiterungsschritte.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Die einzig logische Folgerung ist, dass man der Türkei
im Jahr 2004 keine verlässliche zeitliche Perspektive ge-
ben kann, und zwar vollkommen unabhängig davon, ob
man grundsätzlich für oder gegen ihren Beitritt ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Regieren besteht am wenigsten darin, die Korken

knallen zu lassen, sondern darin, die großen Schritte im
Detail nachzuarbeiten. Genau das ist es, was die Bundes-
regierung tun muss. Das ist ihr Auftrag.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513005500

Zu einer Kurzintervention gebe ich das Wort der Kol-

legin Barbara Hendricks.

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(C (D Frau Präsidentin! Herr Kollege, ich will mich zu Ihren uropapolitischen Aussagen hier gar nicht äußern. Das erden die Kollegen noch tun. Sie haben zum Ausdruck gebracht, der Rückgang des ohnsteueraufkommens in den Finanzämtern der renzregionen sei ein Nachweis für die Verarmung der evölkerung. Wahrscheinlich haben Sie nicht zum Verleich in Finanzämtern nachgefragt, die nicht in den renzregionen liegen, was sich ja angeboten hätte. Ich will nur kurz auf Folgendes hinweisen: Wir haben u Beginn des Jahres 2004 – dies ist in die Lohnsteuertaellen unmittelbar eingearbeitet worden – den Grundreibetrag von rund 7 300 Euro auf 7 664 Euro erhöht. ir haben den Eingangssteuersatz von 19,9 Prozent auf 6 Prozent gesenkt und wir haben den Spitzensteuersatz on 47 Prozent auf 45 Prozent gesenkt. Dies alles ergibt otwendigerweise eine umfangreiche Entlastung für die ürgerinnen und Bürger und selbstverständlich ein inus beim Lohnund Einkommensteueraufkomen. Daraus den Schluss zu ziehen, die Bürgerinnen und ürger in den Grenzregionen verarmten, halte ich nicht ur für von wenig Kenntnis getrübt, sondern auch für deagogisch. Ich bitte Sie in aller Form, das zurückzunehen und die Wirkungen der Steuerreform zur Kenntnis u nehmen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1513005600


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513005700

Herr Kollege Rupprecht, Sie haben das Wort zu einer

rwiderung.


Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1513005800

Meine Aussage war: Die Grenzregionen haben eine
rühwarnfunktion. Deswegen ist die Relation zwi-
chen Grenzregionen und dem restlichen Deutschland
ntscheidend.
Wenn mir die Bundesregierung keine vernünftige
ntwort geben kann, dann kann ich dies nur exempla-
isch, also über Einzelfälle, überprüfen. Meine Überprü-
ung hat ergeben, dass der Unterschied zwischen den
inanzamtsbezirken in den Grenzregionen und den an-
eren Finanzamtsbezirken dramatisch ist. Ob ein Rück-
ang um 6 Prozent unter anderem auf die Steuerreform
urückzuführen ist, ist unerheblich.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)

ntscheidend ist, dass der Unterschied zwischen den
renzregionen und Gesamtdeutschland dramatisch ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir wissen, dass in den Grenzregionen eine Wirkung

chneller zu erkennen sein wird. Bitte, nehmen Sie dies
ur Kenntnis und vollziehen Sie die notwendigen
chritte, um angesichts der mit der Osterweiterung ver-
undenen Herausforderungen den Wohlstand nicht nur

(B)







(A) )



(B) )


Albert Rupprecht (Weiden)


in den Grenzregionen, sondern in Gesamtdeutschland
aufrechtzuerhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513005900

Ich schließe die Aussprache.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 21 a und 21 b auf:
a) Zweite und dritte Beratung des von den Frak-

tionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur Berücksichtigung der Kindererziehung im
Beitragsrecht der sozialen Pflegeversicherung

(Kinder-Berücksichtigungsgesetz – KiBG)

– Drucksache 15/3671 –

(Erste Beratung 121. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Gesundheit und Soziale Sicherung

(13. Ausschuss)

– Drucksache 15/3837 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Hilde Mattheis

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Gesundheit und So-
ziale Sicherung (13. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Andreas
Storm, Annette Widmann-Mauz, Horst
Seehofer, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU
Familien entlasten statt Kinderlose bestra-
fen – Grundlegende Reform der Pflegever-
sicherung noch in dieser Wahlperiode einlei-
ten

– zu dem Antrag der Abgeordneten Daniel Bahr

(Münster), Dr. Heinrich L. Kolb, Dr. Dieter

Thomae, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der FDP
Familien spürbar durch einen Kinderbonus
entlasten – Keine Beitragserhöhungen in der
sozialen Pflegeversicherung – Grundle-
gende Reform beginnen

– Drucksachen 15/3682, 15/3683, 15/3837 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Hilde Mattheis

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Parla-
mentarische Staatssekretärin Marion Caspers-Merk.

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Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1513006000


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir beraten heute einen Gesetzentwurf zur Berücksichti-

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(C (D ung von Kindererziehung im Beitragsrecht der sozialen flegeversicherung. Wir setzen damit ein Verfassungserichtsurteil um. In den vergangenen Tagen und Wohen haben wir viele Spekulationen über dieses Urteil ehört. Die wenigsten Äußerungen, die ich gehört habe, atten aber etwas mit dem Urteil zu tun. Ich habe mich ewundert, dass es über Nacht plötzlich 80 Millionen erfassungsexpertinnen und -experten gab und jeder eine Interpretation des Urteils zum Besten gab. (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist jetzt eine Bürgerschelte!)


eswegen zitiere ich zunächst aus dem Inhalt des Ur-
eils. Dort stehen zwei entscheidende Sätze:

Der Gesetzgeber verfügt über einen großen Spiel-
raum bei der Ausgestaltung eines Art. 3 Abs. 1 in
Verbindung mit Art. 6 Abs. 1 GG entsprechenden
Beitragsrechts in der sozialen Pflegeversicherung.
Das Grundgesetz verpflichtet ihn lediglich dazu,
beitragspflichtige Versicherte mit einem oder meh-
reren Kindern gegenüber kinderlosen Mitgliedern
der sozialen Pflegeversicherung bei der Bemessung
der Beiträge relativ zu entlasten.

er zweite Satz ist der Kern des Urteils. Wir haben mit
nserem Gesetzentwurf diesen Auftrag umgesetzt.
Zugleich erreichen wir ein zweites Ziel, das uns be-

onders wichtig war: Wir wollen garantieren, Herr Kol-
ege Storm, dass sich die Einnahmesituation der sozia-
en Pflegeversicherung, die ja im Moment insgesamt
roblematisch ist, verbessert.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Aha! Also doch!)


Im Übrigen ist das keine neue Entwicklung: Schon
995 haben die damals Regierenden bei der Einbringung
es Gesetzes zur sozialen Pflegeversicherung – Herr
ollege, Sie erinnern sich, damals war Ihre Partei an der
egierung beteiligt – darauf hingewiesen, dass es bei
erschärfung des demographischen Problems schon in
ehn bis 15 Jahren zu Problemen bei den Einnahmen
ommen werde. Das war also schon 1995 bekannt.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Darauf hat auch die FDP hingewiesen!)


nsofern leisten wir einen doppelten Beitrag: Wir setzen
as Verfassungsgerichtsurteil um und stabilisieren die
oziale Pflegeversicherung, um der Verunsicherung ge-
ade älterer Menschen entgegenzuwirken. Ich glaube,
as ist ein richtiger Ansatz.


(Beifall bei der SPD)

Wir haben deswegen ein anderes Konzept als die
nion verfolgt. Herr Kollege Storm, Sie müssen sich
chon daran messen lassen, was Vertreter Ihrer Partei
ier früher verkündet haben. Unserem Konzept liegt die
uffassung zugrunde, dass Ältere nicht zusätzlich belas-
et werden sollen. Ich darf mit der Erlaubnis der Frau
räsidentin einmal zitieren, was der Herr Seehofer am
0. Januar dieses Jahres an dieser Stelle gesagt hat:






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk

… eines kann man nicht machen, nämlich Familien,
die in der Vergangenheit Kinder großgezogen haben
und deren Kinder aus dem Haus sind, jetzt einen hö-
heren Pflegeversicherungsbeitrag zumuten …

Genau dies sieht aber Ihr Gesetzentwurf vor. Wir tun
dies nicht, weil wir die Erziehungsleistung auch älterer
Frauen respektieren.

Nach Ihrem Gesetzentwurf sollen ältere Eltern die
Entlastung der jüngeren Eltern finanzieren. Eltern fi-
nanzieren Eltern.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nein, alle finanzieren!)


Das ganze Konzept funktioniert nach dem Prinzip: raus
aus der rechten Tasche, rein in die linke Tasche. Das,
was Sie durch die für alle geltende Erhöhung der Bei-
träge zur Pflegeversicherung um 0,1 Prozentpunkte ein-
nehmen, geben Sie wieder aus


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Für Familien!)

für die vorgesehenen 5 Euro pro Kind. Das heißt, es wer-
den diejenigen, die erwachsene Kinder haben und bereits
eine Erziehungsleistung erbracht haben, nicht mehr ent-,
sondern belastet. Sie belasten auch die Generation der
Älteren. Das Ganze führt unterm Strich noch nicht ein-
mal zu einer Konsolidierung der Pflegekasse, weil das,
was eingenommen wird, eins zu eins wieder ausgegeben
wird.

Damit verspielen Sie auch Reformoptionen für die
Zukunft. Es wird ja von niemandem bestritten, dass Re-
formbedarf in der Pflegeversicherung besteht. Diese
Aufgabe müssen wir angehen. Eine Reform kann aber
vernünftigerweise doch nur dann umgesetzt werden,
wenn das finanzielle Konzept einigermaßen klar ist. Mit
dem, was Sie jetzt vorhaben, erheischen Sie oberfläch-
lich Lob von den Familienverbänden und von denen, die
eine Entlastung wünschen.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Und von den Verfassungsexperten!)


Sie sagen ihnen aber nicht die Wahrheit, dass nämlich
bei Umsetzung Ihres Konzeptes eine Chance für eine zu-
kunftsfähige Reform der Pflegeversicherung verspielt
und sich die finanzielle Situation der Pflegekassen ver-
schärfen wird. Insofern ist es, wie ich glaube, sehr wich-
tig, in einem Reformschritt beide Ziele zu erreichen:
Umsetzung des Verfassungsgerichtsurteils und finan-
zielle Konsolidierung der Pflegekassen. Das ist unser
Konzept.

Ich darf an dieser Stelle noch einmal darum bitten,
nicht zu behaupten, dies sei schon die Reform der Pfle-
geversicherung. Diese hat noch zu erfolgen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wann denn? Wann geht es los?)


Wir haben in dieser Richtung gehandelt. Die beiden be-
troffenen Ministerien haben jetzt vier Arbeitsgruppen
eingerichtet.


(Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt schon!)


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(C (D ie eine beschäftigt sich mit dem Thema Entbürokratiierung. Dieses Thema anzugehen wird der nächste chritt sein. In einem weiteren Schritt muss das Thema er demenziell Erkrankten angegangen werden; auch arüber sind wir uns einig. Jetzt wird eingefordert, dass etwas getan werden üsse. Aber, Herr Kolb, mit dem Konzept, das Sie vorelegt haben, brauche ich mich gar nicht auseinander zu etzen, denn das erfüllt noch nicht einmal die Mindestoraussetzungen für die Umsetzung des Verfassungsgeichtsurteils. Sie wollen Eltern nur für die ersten drei ahre der Kindererziehung entlasten, und das auch noch ber Steuern, also zulasten der öffentlichen Kassen. Sie ind aber noch nicht einmal so ehrlich, zu sagen, woher as Geld eigentlich kommen soll. (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Doch, natürlich! Haben wir doch gemacht!)


o etwas kann man nicht als Reform verkaufen.
Deswegen sage ich noch einmal: Unser Konzept ist

as einzige, das Reformvorhaben, Verfassungsgerichts-
rteil und finanzielle Konsolidierung verbindet, und des-
alb ist es das einzige verantwortbare.
Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513006100

Das Wort hat der Kollege Andreas Storm, CDU/CSU-

raktion.


Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1513006200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

igentlich hätte heute ein guter Tag für die Pflegeversi-
herung und vor allen Dingen für Versicherte mit Kin-
ern sein können. Dass daraus nichts wird, dafür hat
ot-Grün nachdrücklich gesorgt: Erstens hat der Bun-
eskanzler höchstpersönlich im Januar die Pläne für eine
mfassende Reform der Pflegeversicherung, die drin-
end auf die Tagesordnung gehört, gestoppt.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das war ein Fehler!)


weitens legen Sie jetzt, dreieinhalb Jahre nach dem Ur-
eil des Verfassungsgerichts zur Behandlung der Fami-
ien im Zusammenhang mit der Pflegeversicherung und
enige Wochen vor Torschluss, eine völlig unbrauch-
are Lösung vor.


(Beifall bei der CDU/CSU)

In der Anhörung hat Ihr Gesetzentwurf einen Total-

erriss erfahren. Es ist rational nicht mehr begründbar,
enn Sie dieses Gesetz heute im Bundestag beschließen
ollen. Die Bauchschmerzen sind der Kollegin Selg von
en Grünen mittlerweile ins Gesicht geschrieben.
Das Bundesverfassungsgericht hat vor dreieinhalb

ahren in seinem Urteil Folgendes gefordert: Versi-
herte, die Kinder erziehen, müssen gegenüber kinderlo-
en Versicherten entlastet werden. Diese Voraussetzung






(A) )



(B) )


Andreas Storm

erfüllt Ihr Gesetzentwurf, allerdings in einer höchst
zweifelhaften Weise; denn Familien zahlen keinen ein-
zigen Cent weniger, sie werden nur von der Beitragser-
höhung ausgenommen. Das als Entlastung der Familien
darzustellen ist schon mutig.

Entscheidend sind aber die beiden anderen Forderun-
gen des Verfassungsgerichts: Die Entlastung muss wäh-
rend der Erziehungsphase erfolgen und sie muss nach
der Kinderzahl differenziert sein.


(Erika Lotz [SPD]: Sie haben das doch selbst einmal gefordert!)


Hier scheitert Ihr Gesetzentwurf vollständig; denn ob je-
mand ein Kind oder mehrere Kinder erzieht – der Be-
schwerdeführer war immerhin zehnfacher Vater –, ob die
Kinder noch klein sind oder schon aus dem Haus, spielt
bei Ihnen keine Rolle, jeder wird gleich behandelt. Das
ist absurd.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen, haben die

Experten bei der Anhörung unisono gesagt: Der Gesetz-
entwurf ist verfassungswidrig, weil er nicht nach der
Kinderzahl differenziert. Ich zitiere hier beispielhaft
den Präsidenten des Berliner Verfassungsgerichtshofs,
Herrn Professor Sodan,


(Erika Lotz [SPD]: Von euch bestellt!)

der wörtlich sagte:

Die Gleichbehandlung von Versicherten mit einem
Kind und solchen mit mehreren Kindern verstößt
meines Erachtens gegen Art. 3 Abs. 1 – also gegen
den allgemeinen Gleichheitssatz – des Grundgeset-
zes in Verbindung mit Art. 6 … Dieser Gesetzent-
wurf bietet an diesem Punkt eine enorme Angriffs-
fläche.

So weit Professor Sodan, der heute noch einmal öffent-
lich dazu aufgefordert hat, gegen diesen Gesetzentwurf
zu klagen. Damit ist ein weiterer Gang nach Karlsruhe
schon vorprogrammiert.

Es kommt aber ein Zweites hinzu: Sie wollen die
Rentner in zwei Gruppen unterteilen, von denen die
eine pauschal vom Beitragszuschlag befreit ist, die an-
dere hingegen nicht. Sie wählen willkürlich einen Stich-
tag, nämlich den 1. Januar 1940, der nun wirklich durch
nichts sachlich zu begründen ist. Auch das haben die Ex-
perten bestätigt. Ich zitiere einmal den Geschäftsführer
des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger,
Professor Ruland, der in der Anhörung wörtlich gesagt
hat – Frau Ministerin, hören Sie gut zu –:

Wenn man von den Fakten ausgeht, lässt sich der
1. Januar 1940 als Stichtag nicht rechtfertigen. Für
diese Festlegung gibt es keinen Grund.

So weit Professor Ruland.
Wenn einerseits die Rentner die einzige Gruppe sind,

die seit diesem Jahr den vollen Beitrag zur Pflegeversi-
cherung selbst bezahlen müssen, andererseits eine pau-
schale Ungleichbehandlung der Rentner nach dem Ge-

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(C (D urtsjahr vorgenommen wird, dann ist diese Regelung n Willkür kaum zu überbieten. Ähnlich willkürlich sind auch die kurz vor Tores chluss erfolgten Änderungen bei den Arbeitslosen. enn jemand Arbeitslosengeld II bezieht, dann wird er om Kinderzuschlag pauschal befreit. Das kann man och nachvollziehen. Aber dass auch für alle anderen rbeitslosen eine willkürlich festgelegte Pauschale von er Bundesagentur für Arbeit an die Pflegeversicherung ezahlt wird, ist in der Tat nicht mehr nachvollziehbar. Jetzt kommt der Hammer. Die Bundesagentur kann iese Pauschale mit Zustimmung des Bundeswirtschaftsinisters von den Arbeitlosen einfordern, sie muss es ber nicht. Nach welchen Kriterien Herr Clement und err Weise das entscheiden – ob in den Arbeitsamtsbeirken unterschiedlich oder einheitlich vorgegangen ird, ob man den Beitrag einkassiert oder ob am Ende lle Beitragszahler der Arbeitslosenversicherung diesen ehraufwand gemeinsam tragen müssen, egal ob sie inder erzogen haben oder nicht –, ist völlig offen gelasen. Dies ist eine Form von Willkür, wie sie schlimmer icht vorstellbar ist. amit wird deutlich: Es geht Ihnen nicht um eine sacherechte Umsetzung des Karlsruher Urteils. Sie wollen eit gewinnen – nur darum geht es. Wenn Sie, Frau Staatssekretärin, sagen, man würde adurch einen Beitrag zur finanziellen Konsolidierung er Pflegeversicherung leisten, ann muss ich sagen, dass dies nachweislich falsch ist. ie gewinnen nur zwei Jahre. Die Pflegekassen stehen m Hinblick auf ihre finanzielle Situation spätestens im ahr 2007 vor dem Aus, und zwar durch hausgemachte ehler. Beispielsweise haben Sie die Pflegebeiträge für angzeitarbeitslose, die aus dem Bundeshaushalt an die flegekassen gezahlt werden, deutlich reduziert. Allein adurch ist mittlerweile ein Loch von 1,5 Milliaren Euro in den Pflegekassen entstanden. (Erika Lotz [SPD]: Sie haben vorhin nicht zugehört!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Erika Lotz [SPD]: Es ist doch so!)


(Zuruf von der FDP: Genau!)


un daranzugehen, das Karlsruher Familienurteil zu
issbrauchen, um Löcher in der Pflegekasse zu stopfen,
hne die Strukturprobleme zu lösen, ist unverantwort-
ich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Es gibt wirklich keinen vernünftigen Grund, diesem
esetzentwurf zuzustimmen.


(Erika Lotz [SPD]: Wo ist denn Ihr Vorschlag?)







(A) )



(B) )


Andreas Storm

Dass es die SPD trotzdem tut, ist nicht verwunderlich.
Aber wenigstens von den Grünen hätte ich mir doch ein
bisschen mehr Standfestigkeit erwartet. Liebe Kollegin
Selg, Sie haben seit Monaten gegen die Pflegepolitik der
Bundesregierung gewettert. Sie haben das Gesetz zu
Recht als bürokratisches Monstrum bezeichnet. Noch
vor wenigen Tagen haben Sie nach der Anhörung er-
klärt: Ich frage mich ernsthaft, ob unser Gesetzentwurf
verfassungskonform ist. – Es ist gut, dass wenigstens ei-
ner bzw. eine in der Koalition erkannt hat, dass dieser
Weg ein Irrweg ist.


(Zuruf von der FDP: Aber wenn da nichts herauskommt!)


Daher ist es unverständlich, wenn Sie aus Koalitions-
treue sagen: Wir stimmen diesem Gesetzentwurf zu, ob-
wohl wir ihn für falsch halten.

Dabei liegen bessere Lösungen auf dem Tisch. Die
Union will eine echte Entlastung für Versicherte, die
Kinder erziehen,


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


und zwar durch einen Bonus pro Monat und Kind in
Höhe von 5 Euro. Diese Entlastung – das hat die Frau
Staatssekretärin vorhin zugegeben – findet bei den Fami-
lienverbänden – das zeigte sich auch bei der Anhörung –
viel Beifall.


(Erika Lotz [SPD]: Rechte Tasche, linke Tasche!)


Nun gestehe ich Ihnen durchaus zu, dass man darüber
diskutieren kann, ob wir einen solchen Kinderbonus aus
Beitragsmitteln, wie wir das vorgeschlagen hatten, oder
aus Steuermitteln finanzieren. Viele Experten haben
empfohlen, diesen Bonus aus allgemeinen Haushaltsmit-
teln zu finanzieren. Wir sind bereit, darüber zu diskutie-
ren. Allerdings hat keiner der Experten gesagt, welche
Steuermittel dafür herangezogen werden sollen.

Deshalb bleibt im Moment nur der Weg über eine
leichte Anhebung der Beiträge. In unserem Vorschlag ist
aber dafür gesorgt, dass bereits ab dem ersten Kind unter
dem Strich eine Entlastung übrig bleibt. Wir haben die
größte Entlastung dort vorgesehen, wo sie am dringends-
ten gebraucht wird:


(Erika Lotz [SPD]: Ihr müsst erst mal sagen, wie ihr die Kopfpauschale finanzieren wollt!)


bei Familien mit niedrigem Einkommen und bei Fami-
lien mit mehreren Kindern.


(Beifall bei der CDU/CSU – Peter Dreßen [SPD]: Das habt ihr beim Zahnersatz aber anders gesehen!)


Ich gestehe etwas Weiteres zu: Man kann darüber dis-
kutieren, ob man den Kinderbonus nur bis zum
18. Lebensjahr oder für den gesamten Zeitraum zahlt, in
dem Kindergeld gewährt wird. Auch insoweit wären wir
gesprächsbereit gewesen; beides ist grundsätzlich mach-
bar. Aber ohne eine Besserstellung der Familien geht
man meilenweit an der Vorgabe des Verfassungsgerichts

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(C (D orbei. Von dem, was Rot-Grün heute vorgelegt hat, ürde man in der Schule sagen: Setzen, Thema verfehlt, echs! (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Erika Lotz [SPD]: Das gilt für Ihre Rede!)


Eines ist aber in der Debatte der letzten Wochen auch
lar geworden: Wir sind mittlerweile an den Grenzen
er umlagefinanzierten und lohnabhängigen Pflege-
ersicherung angekommen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Hört! Hört!)

estern hat der runde Tisch zur Pflege getagt und disku-
iert. Es wird immer klarer, dass wir uns darüber unter-
alten müssen, inwieweit die derzeitigen Leistungen
nd Strukturen noch stimmig sind. Ist beispielsweise
er Grundsatz „Rehabilitation vor Pflege“ ausreichend
erücksichtigt?


(Zuruf von der CDU/CSU: Zu wenig!)

ffenbar nicht. Stimmen die Strukturen im Bereich der
mbulanten und der stationären Leistung? Was ist mit der
npassung der Pflegeleistungen an die Kostenentwick-
ung? Denn die Pflegeversicherung gewährt heute noch
ie Leistungen, die im Jahre 1995 festgelegt würden. Wie
önnen wir vor allen Dingen die Pflegeversicherung auf
ie langfristige demographische Entwicklung einstel-
en? Müssen wir nicht auch das Finanzierungsverfahren
ndern? Brauchen wir nicht starke Elemente der Ka-
italdeckung?


(Zurufe von der FDP: Sehr gut!)

ber diese Fragen muss diskutiert werden.
Vor knapp zehn Jahren ist die Pflegeversicherung ein-

eführt worden. Rot-Grün ist seit sechs Jahren an der
egierung. Diese sechs Jahre waren leider verlorene
ahre, weil keine einzige dieser wichtigen strukturellen
ragen auch nur im Ansatz geklärt worden ist. Das an-
altende Nichtstun der Bundesregierung ist unverant-
ortlich gegenüber den pflegebedürftigen Menschen,
egenüber den Beitragszahlern, aber vor allen Dingen
uch gegenüber den Pflegekräften.
Wir brauchen noch in dieser Wahlperiode den Ein-

tieg in eine umfassende Neuordnung der Pflegeversi-
herung, damit wir den demographischen, aber vor allen
ingen bereits kurzfristig den pflegerischen Herausfor-
erungen für eine menschenwürdige Pflege gerecht wer-
en. Ich nenne ein letztes Stichwort: die Einbeziehung
er Demenzkranken in die Pflege, von den Grünen zu
echt gefordert und am Ende wieder fallen gelassen.
Als Fazit bleibt: Der Gesetzentwurf, den SPD und
rüne heute zur Abstimmung vorlegen, ist familienpoli-
isch falsch und verfassungsrechtlich bedenklich.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Er ist nicht haltbar!)


r ist von einer unverhohlenen Willkür gekennzeichnet.
a nahezu alle Experten bei der Anhörung vorausgesagt
aben, dass dieser Gesetzentwurf wieder in Karlsruhe
anden wird und Sie dort Schiffbruch erleiden werden,
ppelliere ich an die Kolleginnen und Kollegen von Rot-






(A) )



(B) )


Andreas Storm

Grün: Ersparen Sie uns diesen Irrweg! Ziehen Sie Ihren
Gesetzentwurf zurück und folgen Sie unserem Vor-
schlag!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Erika Lotz [SPD]: Du lieber Himmel! So ein schlechter Abschluss!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513006300

Das Wort hat die Kollegin Petra Selg, Bündnis 90/Die

Grünen.

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das wird nicht einfach, Frau Selg! – Zuruf von der CDU/ CSU: Gar nicht einfach!)



Petra Selg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513006400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Herr Storm, ich stehe mit beiden Beinen im
Leben und werde noch lange dort stehen bleiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Das wünschen wir Ihnen! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Schön wäre es, wenn dies bei Ihrer Meinung genauso wäre!)


Es geht heute um die Umsetzung des Urteils des Bun-
desverfassungsgerichts. Es geht darum, das Urteil fristge-
mäß umzusetzen, um die Pflegeversicherung einigerma-
ßen zu stabilisieren und die weiteren Strukturprobleme
angehen zu können. Beides, die Urteilsumsetzung und die
Stabilisierung, erreichen wir, indem wir den Beitragssatz
für Kinderlose ab 23 Jahre um 0,25 Prozent anheben.

Ich möchte deutlich sagen – auch im Hinblick auf den
Titel des CDU/CSU-Antrags –: Es geht hier nicht um
eine Bestrafung von Kinderlosen. Denn die Pflegeversi-
cherung ist nun einmal umlagefinanziert und sie ist da-
her auf nachwachsende Generationen angewiesen. Im
Urteil ist nun einmal festgelegt worden, dass Mitglieder,
die einen so genannten generativen Beitrag leisten, bes-
ser gestellt werden müssen.

Herr Storm, ich wahre auch heute mein Gesicht. Es ist
kein Geheimnis, dass wir in der Fraktion der Grünen uns
Details der Umsetzung teilweise anders vorgestellt ha-
ben. Einige unserer Bedenken konnten auch in der An-
hörung nicht ausgeräumt werden. Aber eines sage ich Ih-
nen: Wir übernehmen Verantwortung und wir sind
standfest.


(Widerspruch bei der FDP)

Denn wir verschließen uns nicht der Einsicht, dass im
anderen Fall das Urteil nicht fristgerecht umgesetzt wer-
den könnte und somit ein ganzes System ruiniert werden
würde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir haben auch die Lösung für viele Probleme, die in
der Anhörung genannt wurden, in Änderungsanträge
aufgenommen; auch da verweigern Sie sich.

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(C (D (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wir haben eine komplette Alternative vorgelegt!)


n der ersten Lesung habe ich es Ihnen schon einmal ge-
agt: Auch die Oppositionsfraktionen haben mit ihren
nträgen bei weitem nicht den Stein der Weisen gefun-
en.


(Zuruf von der SPD: Das ist wohl wahr!)

hre Anträge sind in der Anhörung ebenfalls ganz klar
urchgefallen. Hier gilt genauso: setzen sechs!


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Stimmt nicht!)

Auf den Antrag der FDP möchte ich eigentlich gar

icht näher eingehen; seine Realitätsfremdheit ist offen-
ichtlich. Sie können es im Anhörungsprotokoll gern
achlesen. Vor allem wollen Sie die Mittel aus dem
aushalt nehmen; Sie wollen Steuermittel heranziehen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das machen Sie doch auch! Das haben Sie doch auch bei den 20 Millionen gemacht!)


rkundigen Sie sich doch einmal bei Herrn Eichel! Zum
inen wettern Sie in den Haushaltsdebatten immer gegen
ie Überschuldung; zum anderen wollen Sie das Geld
ür die Finanzierung der Pflegeversicherung aus dem
aushalt nehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Der Antrag der CDU/CSU betreibt Augenwischerei;
enn der Bonus von 5 Euro pro Kind würde durch eine
icht paritätische Beitragssatzerhöhung für alle Mitglie-
er finanziert werden. Wo da eine Entlastung für die Fa-
ilien liegen soll, kann ich nicht erkennen. Ich sage Ih-
en: Das ist das Prinzip „linke Tasche, rechte Tasche“.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ntscheidend ist aber, dass in der Pflegekasse aufgrund
ieses Vorschlags 760 Millionen Euro fehlen würden.
in Beitrag zur Konsolidierung der Pflegekasse ist
berhaupt nicht erkennbar. Sie würden wissentlich ein
anzes System an die Wand fahren. Sie verhalten sich
ier unverantwortlich.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Und Ihre Rede von einer Beitragssenkung?)


Herr Storm, ich stimme Ihnen zu: Weitere Reform-
chritte sind dringend notwendig. Nur, es nutzt über-
aupt nichts, immer nur aufzuzählen, was alles nötig
äre, wenn man nicht sagt, wie man es finanzieren will.
uch da sehe ich bei Ihnen leider immer nur: Fehlan-
eige!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ie können sicher sein: Wir werden uns nicht verste-
ken; wir werden auch weiterhin Vorschläge dazu vorle-
en, was in Zukunft notwendig ist. Wir beziehen dabei
ie Ergebnisse des runden Tisches mit ein, aber nicht
ach dem Motto: Wenn einer mal nicht weiter weiß,






(A) )



(B) )


Petra Selg

dann bildet er einen Arbeitskreis. Das haben Sie ja heute
für die Gesundheitspolitik beschlossen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das hat doch die Staatssekretärin gerade erzählt, dass Sie das gemacht haben!)


Ich rate Ihnen: Beziehen Sie doch die Pflege auch mit
ein, damit die Leute von Ihnen erfahren, was Sie auch in
Bezug auf die Pflege wollen. Vielleicht wollen Sie ja
auch da eine Kopfpauschale? Ich rate Ihnen aber vor al-
lem: Beziehen Sie doch Herrn Kampeter mit ein, Ihren
Haushaltsexperten, der in der „Berliner Zeitung“ gesagt
hat: Die Union fordert angesichts neuer Löcher im Bun-
deshaushalt auch Kürzungen bei den staatlichen Leistun-
gen. Herr Kampeter meinte, es sei endlich an der Zeit;
auch bei den so genannten Leistungsgesetzen müsse es
Eingriffe geben. Als Beispiel nannte er das Erziehungs-
und das Kindergeld.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört! – Zurufe von der CDU/ CSU: Aha!)


Ich wünsche Ihnen dabei frohe Verrichtung. Wenn Sie
sich in Ihrer CDU/CSU-Fraktion und mit Herrn
Kampeter einig sind, dann lassen Sie es uns und die Be-
völkerung wissen. Von uns werden Sie in Zukunft klare
Antworten bekommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513006500

Nächster Redner ist der Kollege Daniel Bahr, FDP-

Fraktion.

(Peter Dreßen [SPD]: Jetzt kommt der Drei jährige!)


Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1513006600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich bin ja erst zwei Jahre im Deutschen Bundestag, aber
eine solche Anhörung habe ich wirklich noch nicht er-
lebt,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich auch noch nicht, obwohl ich schon 14 Jahre dabei bin!)


eine Anhörung, in der die Vertreter aller Verbände und
alle Experten diesen Gesetzentwurf unisono abgelehnt
haben.


(Erika Lotz [SPD]: Nicht zugehört! Was haben sie denn zu euch gesagt?)


Sie haben Ihnen gesagt, dass Sie die fristgerechte Um-
setzung nicht hinbekommen und dass zumindest erhebli-
che Zweifel an der Verfassungskonformität des vorlie-
genden Gesetzentwurfs bestehen.


(Beifall bei der FDP – Zuruf der Abg. Erika Lotz [SPD])


Deswegen, meine Damen und Herren von den Regie-
rungsfraktionen, ist es nicht die Frage, ob der Vorschlag

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(C (D er FDP-Fraktion fristgerecht umgesetzt werden kann; s geht vielmehr darum, dass Ihr Gesetzentwurf nicht ristgerecht umgesetzt werden kann. Deshalb sollten Sie hn so schnell wie möglich zurückziehen. Sie verunsihern die Bürgerinnen und Bürger; Sie verunsichern dieenigen, die diesen Gesetzentwurf umsetzen müssen. Ich will einen Punkt aus dem Fiasko der Anhörung he ausgreifen: Ihr Gesetzentwurf trägt den Titel „Kindererücksichtigungsgesetz“. Aber Sie berücksichtigen dain gar nicht die Anzahl der Kinder. Frau Staatssekretäin, Sie müssen das Urteil des Bundesverfassungsgerichts och etwas weiter zitieren; denn Sie haben den entscheienden Absatz weggelassen, als Sie vom breiten Ermesensspielraum des Gesetzgebers gesprochen haben. Daach heißt es nämlich: … allerdings ist er der Gesetzgeber – von Verfassungs wegen verpflichtet, eine Lösung zu wählen, die Unterhaltverpflichtete bereits ab dem ersten Kind relativ entlastet … as heißt, das Urteil sieht zwingend eine Berücksichtiung der Anzahl der Kinder vor. as ist nach Ihrem Gesetzentwurf nicht der Fall. Sie entasten nicht, sondern belasten Kinderlose. Sie entlasten ie Familien nicht nach der Anzahl ihrer Kinder. (Erika Lotz [SPD]: Sie lesen hier etwas vor, aber ziehen die falschen Schlüsse!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Genau das aber will die FDP. Wir wollen eine Rege-
ung, die nicht mit viel Bürokratie verbunden ist und
urch die die Familien wirklich spürbar entlastet wer-
en. Wir haben daher vorgeschlagen, diese Familien in
en ersten drei Lebensjahren des Kindes über das Kin-
ergeld finanziell spürbar zu entlasten, und zwar in
öhe von 150 Euro pro Jahr. – In dem Urteil des Verfas-
ungsgerichts steht nichts über die Dauer der Entlastung.
arin heißt es nur, dass eine entsprechende Berücksich-
igung während der Zeit der Erziehungsleistung erfolgen
uss. Wir meinen, dass drei Jahre beherrschbar sind,
nd deswegen schlagen wir das vor.
Liebe Frau Selg, tun Sie doch nicht so, als sei das

icht machbar. Sie haben in der ersten Lesung gesagt:
ir können uns keinen Zuschuss für die Pflegekasse

eisten. Einer der Änderungsanträge, die vorgelegt wur-
en, sieht aber einen Zuschuss in Höhe von 20 Millionen
ür die Pflegekasse vor. Das ist doch nichts anderes als
as, was wir vorgeschlagen haben.

(Petra Selg [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber die 20 Millionen reichen doch nicht!)

ir müssten nur noch 80 Millionen drauflegen. Mit
00 Millionen Euro bekommen Sie dies im ersten Jahr
inanziert. Schließlich ist es eine gesamtgesellschaftliche
ufgabe, die Berücksichtigung der Erziehungsleistung
urch die Familien zu finanzieren.






(A) )



(B) )


Daniel Bahr (Münster)



(Beifall bei der FDP – Erika Lotz [SPD]: Aber nicht nur in den ersten drei Lebensjahren!)


Frau Selg, nun zu Ihren vollmundigen Ankündigun-
gen, was das Gesetz alles bewirken soll. Noch im Juni,
als der Referentenentwurf vorlag, haben Sie von drei Be-
dingungen gesprochen: Die Demenzkranken müssen be-
rücksichtigt werden, ambulante und stationäre Pflege
sind gleichzustellen und es muss eine Demographie-
reserve aufgebaut werden.


(Petra Selg [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Keine Sorge, Herr Bahr! Wir werden das vorlegen!)


Nachdem Sie diese drei Bedingungen formuliert haben,
können Sie diesem Gesetzentwurf nicht zustimmen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das stimmt!)

Dieser Gesetzentwurf ist Murks. Damit wird nichts an-
deres bewirkt, als den Reformbedarf in der Pflege um
ein bis zwei Jahre hinauszuschieben. Die Probleme in
der Pflegeversicherung lösen Sie mit diesem Gesetzent-
wurf keineswegs. Deswegen sollten Sie ihn alle ableh-
nen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Erika Lotz [SPD]: Wir wollen das mit der Bevölkerung diskutieren!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513006700

Letzte Rednerin in dieser Debatte ist die Kollegin

Hilde Mattheis, SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD)



Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1513006800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir haben es vorhin von der Parlamentarischen Staatsse-
kretärin gehört: Wir sind uns in der Koalition einig
– auch die Opposition sagt diesmal nichts anderes –,
dass wir eine umfassende und sorgfältig vorbereitete Re-
form der Pflege brauchen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Richtig! Machen Sie es doch!)


Dazu brauchen wir eine finanzielle Konzeption, die
trägt.

Wir alle wissen: Die Pflegeversicherung hat sich
grundsätzlich bewährt. Aber zehn Jahre nach ihrem In-
Kraft-Treten brauchen wir neben Strukturreformen drin-
gend auch eine Verbesserung auf der Einnahmeseite.
Wir werden dies in den nächsten Monaten hinreichend
debattieren und die Gelegenheit haben, uns über die un-
terschiedlichen Konzeptionen auszutauschen.

Heute stand in der „Welt“ schon einiges darüber, was
sich die CDU vorstellt. Sie wollen eine Reform der Pfle-
gefinanzierung und hantieren mit einem Beitragssatz in
Höhe von 3,2 Prozent.


(Erika Lotz [SPD]: Hört! Hört!)

Ich möchte gern einmal wissen, wie Sie eine solche Fi-
nanzkonzeption vermitteln wollen. Ihre Idee bedeutet im

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(C (D rinzip, dass alle, die pflegebedürftig sind, ihre Pflegeedürftigkeit zunächst einmal selbst finanzieren müssen, st also nichts anderes als eine Privatisierung des Pflegeisikos. Das ist mit uns nicht zu machen. Für uns ist mit er Pflegeversicherung Solidarität verbunden. Wir werden also in den nächsten Monaten grundsätz ich diskutieren. ir wollen erreichen, dass alte und pflegebedürftige enschen möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben ühren können und dass die Angehörigen der Pflegebeürftigen so weit entlastet werden, dass sie mit der flege weder körperlich noch emotional überfordert ind. Heute geht es ausschließlich um die Umsetzung des rteils des Bundesverfassungsgerichts. Vorab möchte ch noch einige grundsätzliche Anmerkungen dazu mahen: Das Bundesverfassungsgericht hat den Gesetzgeer mit seinem Urteil vor keine leichte Aufgabe gestellt; enn das, was das Gericht verlangt – beitragspflichtige ersicherte mit einem oder mehreren Kindern gegenüber inderlosen Mitgliedern der sozialen Pflegeversicherung ei der Bemessung der Beiträge relativ zu entlasten –, ist um einen vor dem Hintergrund der allgemeinen Hausaltssituation des Bundes und der Situation der Pflegeassen nicht einfach, zum anderen führt die große Zahl er Kritikerinnen und Kritiker aus, das Bundesverfasungsgericht betreibe an dieser Stelle selbst Sozialpolitik nd überschreite damit seine Kompetenzen. Es ist also eine leichte Aufgabe für uns alle. Nach diesen grundsätzlichen Anmerkungen gehe ich ern auf den Vorschlag der FDP ein, wonach Erziehende n den ersten drei Lebensjahren des Kindes 150 Euro ährlich pro Kind erhalten sollen. Diese Forderung ist öchst problematisch. Das haben unisono alle Sachvertändigen – bis auf den Sachverständigen, der von Ihnen estellt wurde – ausgeführt. Sie legen dazu kein Finanierungskonzept vor; darauf wurde bereits eingegangen. Die CDU/CSU-Fraktion will mit ihrem Kinderbonus on 5 Euro pro Monat für Kinder unter 18 Jahren genau as nicht umsetzen, was das Bundesverfassungsgericht ordert, ämlich Familien mit Kindern zu entlasten, die sich och in der Erziehungsphase befinden. Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Bahr? Ja, bitte. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dabei kann man nur lernen!)


(Beifall bei der SPD)


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Mal wieder!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513006900
Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1513007000






(A) )



(B) )



Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1513007100

Frau Kollegin Mattheis, in dem Magazin „Pflege in-

tern“ ist am 10. September – einen Tag nach der ersten
Lesung des Gesetzentwurfs – ein Kommentar von Ihnen
veröffentlicht worden. Darin sprechen Sie sich wörtlich
für eine „steuerfinanzierte Umsetzung“ aus. Sie sagen
dort:

Eine steuerfinanzierte Umsetzung, die Erhöhung
des Kindergeldes, erscheint hier als gangbarster
Weg.

Zum Ende hin heißt es:
Mit der „Kindergeld-Lösung“ wäre dagegen im
Hinblick auf unser eigentliches Anliegen, die Erar-
beitung eines Gesamtkonzeptes zur Reform der
Pflege, keine Vorfestlegung getroffen …

Und außerdem:
Der Personenkreis ist klar beschrieben. Dagegen ist
die Eingrenzung von so genannten Kinderlosen
sehr schwierig und wirft viele Detailfragen auf.

Nachdem ich gelesen habe, was einen Tag nach der
ersten Lesung veröffentlicht wurde, frage ich mich:
Stimmen Sie dem Gesetzentwurf der Regierung nicht
zu? Stimmen Sie dem FDP-Vorschlag zu?


(Beifall bei der FDP)



Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1513007200

Erstens. Herr Kollege Bahr, solche Artikel werden

nicht punktgenau geschrieben; auch dieser ist nicht erst
einen Tag nach der ersten Lesung, sondern etwas früher
verfasst worden. Aber das spielt jetzt eine untergeord-
nete Rolle.

Zweitens. Wir haben immer gesagt – auch in dieser
Hinsicht besteht große Übereinstimmung –, dass das,
was das Bundesverfassungsgericht uns aufgetragen hat,
nicht so einfach zu lösen ist. Das Wunschdenken hebt
sich manchmal von dem ab, was man in der Realität um-
setzen kann. In diesem Fall ist das nicht anders: Der
Wunsch, das Urteil über eine Kindergeldlösung umzu-
setzen, ist das eine; ob man dafür Steuermittel locker
machen kann, ist etwas ganz anderes. Das haben auch
viele Sachverständige bestätigt.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Kindergeld ist Steuergeld!)


Eine Diskussion wie die, welche wir gestern über das
Thema Eigenheimzulage geführt haben, möchte ich bei
diesem Thema nicht auch noch haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deshalb haben wir ganz offen gesagt: Bei der Umset-
zung des Bundesverfassungsgerichtsurteils kann es nur
eine zweitbeste Lösung geben. Aber diese Lösung müs-
sen wir finden; in diesem Fall ist die Lösung die der
Koalition.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Ich halte die drei Verbesserungen, die wir auf der rundlage der Sachverständigenaussagen vom 22. Sepember in den Entwurf aufgenommen haben, für grundätzlich wichtig. Im Laufe des Gesetzgebungsverfahrens hat sich ge eigt, dass wir bezüglich bestimmter Personengruppen lärungen benötigten. Die Ergebnisse dieser Klärungen aben wir jetzt umgesetzt. So haben wir in den Gesetzntwurf aufgenommen, dass für die Gruppe der ALG-IImpfängerinnen und -Empfänger keine Zuschlagspflicht esteht. Eine Prüfung hat zudem ergeben, dass das SHG eine entsprechende Regelung für Sozialhilfeempängerinnen und -empfänger gewährleistet. Das ist geauso wichtig wie die Regelung, dass die Beitragszuchläge für kinderlose Leistungsempfänger nach dem GB III pauschal in Höhe von 20 Millionen Euro pro ahr gezahlt werden. Herr Bahr, es sind 20 Millionen Euro. Es gibt einen nterschied zwischen zweiund dreistelligen Beträgen. as sollte ich Ihnen eigentlich nicht sagen müssen. Frau Kollegin, denken Sie bitte an Ihre Redezeit. Das tue ich. Vor diesem Hintergrund glauben wir als Koalition, ass wir mit der ersten Umsetzung des Urteils des Bunesverfassungsgerichts das in die Wege geleitet haben, a Erstens haben wir uns Spielraum erschafft und die Kassenlage stabilisiert. Zweitens haen wir dem, was das Gericht von uns erwartet und verangt hat, Rechnung getragen, – (Andreas Storm [CDU/CSU]: Das glauben Sie doch selber nicht! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Jetzt ist aber bald Schluss, Frau Kollegin!)


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Es geht doch!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513007300
Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1513007400
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1513007500


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513007600

Frau Kollegin, Sie müssen zum Ende kommen.

Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1513007700

– immer wissend, dass die Reform nicht aufgescho-

en ist; denn hier brauchen wir eine Lösung.
Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513007800

Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zu den Ab-

timmungen.
Tagesordnungspunkt 21 a: Abstimmung über den von

en Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die
rünen eingebrachten Entwurf eines Kinder-Berück-
ichtigungsgesetzes auf Drucksache 15/3671. Dazu lie-






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

gen mir mehrere Erklärungen nach § 31 der Geschäfts-
ordnung vor,


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Aha!)


und zwar vom Kollegen Volker Beck, von der Kollegin
Petra Selg und weiteren 17 Abgeordneten der Grünen


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Lesen wir doch mal nach, was da drin steht!)


sowie von der Kollegin Ekin Deligöz und weiteren sechs
Abgeordneten der Grünen.1)


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das ist ja fast die ganze Fraktion!)


Der Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 15/3837, den Gesetzentwurf in der
Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Gegenprobe! – Enthal-
tungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Bera-
tung mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen
von CDU/CSU und FDP angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzent-
wurf ist mit den Stimmen der Koalition gegen die Stim-
men der CDU/CSU und FDP angenommen.

Tagesordnungspunkt 21 b: Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung auf
Drucksache 15/3837. Der Ausschuss empfiehlt unter
Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung
des Antrags der Fraktion der CDU/CSU auf
Drucksache 15/3682 mit dem Titel „Familien entlasten
statt Kinderlose bestrafen – Grundlegende Reform der
Pflegeversicherung noch in dieser Wahlperiode einlei-
ten“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Ge-
genprobe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
ist mit den Stimmen der SPD, des Bündnisses 90/Die
Grünen und der FDP gegen die Stimmen der CDU/CSU
angenommen.

Noch Tagesordnungspunkt 21 b: Unter Buchstabe c
seiner Beschlussempfehlung empfiehlt der Ausschuss
die Ablehnung des Antrags der Fraktion der FDP auf
Drucksache 15/3683 mit dem Titel „Familien spürbar
durch einen Kinderbonus entlasten – Keine Beitragser-
höhungen in der sozialen Pflegeversicherung – Grund-
legende Reform beginnen“. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? –
Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen von
SPD, Bündnis 90/Die Grünen und CDU/CSU gegen die
Stimmen der FDP angenommen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 22 auf:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit

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n1) Anlagen 3 bis 5

(C (D Erich G. Fritz, Karl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Neustrukturierung der Außenwirtschaftsförderung als Beitrag zur Schaffung von Wachstum und Beschäftigung – Drucksachen 15/746, 15/3269 – Berichterstattung: Abgeordneter Christian Müller Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich würde gern die ussprache eröffnen. Daher bitte ich diejenigen, die sich icht beteiligen wollen, ihre Gespräche außerhalb des lenarsaals fortzusetzen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Parlaentarische Staatssekretär beim Bundesminister für irtschaft und Arbeit, Ditmar Staffelt. D Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Lassen Sie mich eingangs zu dem hier vorlieenden Antrag der CDU/CSU-Fraktion Folgendes beerken: Wir benötigen keine Neustrukturierung unserer ußenhandelspolitik. Wir haben im Außenhandel ein ohes Maß an Erfolgen zu verzeichnen. Wir bekennen ns dazu, unsere Instrumente immer wieder den Gegeenheiten anzupassen, sie feinzujustieren und, wenn erorderlich, zu steuern. Aber eine Neustrukturierung, wie ie in diesem Antrag suggeriert wird, brauchen wir weiß ott nicht. Der Außenhandel ist die Triebfeder für wirtschaft iches Wachstum in Deutschland; das wissen wir alle. er Anteil der Exporte am Sozialprodukt lag 2003 bei und 35 Prozent und ist damit in den vergangenen zehn ahren um rund 11 Prozent gestiegen. Jeder fünfte Areitsplatz und jeder dritte Industriearbeitsplatz hängt in eutschland vom Außenhandel ab. Die deutsche Exportirtschaft hat ihre Position in der Weltspitze gut behaupet und ist nach wie vor nach den Vereinigten Staaten on Amerika auf Platz zwei. Noch wichtiger ist, dass die eutsche Wirtschaft ihren Weltmarktanteil nach zwichenzeitlichen Schwächen Mitte der 90er-Jahre nunehr bei deutlich über 9 Prozent hat halten können. Daegen haben andere OECD-Staaten wie die Vereinigten taaten von Amerika, Japan und Frankreich ganz erhebiche Exportanteile verloren. Dies ist insbesondere der xportkraft Chinas und der mittelosteuropäischen Läner geschuldet. Auch die regionale Struktur ist „topgesund“, wenn ich s so sagen darf. Rund 70 Prozent unserer Handelsbezieungen sind Handelsbeziehungen mit Europa, vor allem atürlich mit den Staaten der Europäischen Union. Hier Parl. Staatssekretär Dr. Ditmar Staffelt muss man sehen, dass diese Beziehungen in den letzten zehn Jahren ein Wachstum um rund ein Drittel des Volumens aufwiesen. Auch hier können wir auf eine Erfolgsbilanz verweisen. Sehr wichtig für unsere politischen Rahmenbedingungen ist auch die Güterstruktur: Der Automobilbau, der Maschinenbau und die Chemieindustrie sind die eigentlichen Träger dieses großen Exporterfolges. Sie machen rund 45 Prozent der Exportgüter aus, die aus Deutschland kommen. Natürlich wissen wir, dass der Außenhandel auch deshalb so robust ist, weil er sich in hohem Maße auf Investitionsgüter stützt. Sie machen rund 45 Prozent der Exporte aus, sind vergleichsweise konjunkturunabhängig und haben auch davon profitiert, dass beispielsweise in China und in den mittelosteuropäischen Volkswirtschaften eine sehr hohe Nachfrage besteht. Die positive Entwicklung des deutschen Außenhandels seit 2001 spiegelt die gegenüber unseren Hauptwettbewerbern verbesserte preisliche Wettbewerbsfähigkeit wider. Das hat vor allen Dingen zwei wichtige Gründe: zum einen die hohe Preisstabilität und die moderate Lohnpolitik, die die Lohnstückkostenvorteile ganz erheblich beeinflusst hat, zum anderen die hohe Produktivität, also der Einsatz neuester Technologien in unserer Produktion, die uns immer wieder Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Ländern bringt. Zur aktuellen Exportentwicklung sei gesagt: Der deutsche Export hat nochmals kräftig an Dynamik gewonnen. Er ist die Stütze der konjunkturellen Erholung. Der Zuwachs bei der Warenausfuhr beträgt im bisherigen Verlauf des Jahres rund 4 Prozent. Die Auftragssteigerung aus dem Ausland lag in den Monaten April, Mai und Juni bei rund 4,1 Prozent. Auch hier ist also ein deutlicher Wachstumstrend erkennbar, der sich natürlich auch positiv auf die Wachstumsprognosen in unserem Land auswirkt. In diesem Zusammenhang müssen wir immer wieder bedenken, dass nichts von alleine kommt. Diese Erfolge müssen immer wieder erarbeitet werden. Es gibt zwei große Problemfelder: Das eine sind die Währungsparitäten – insbesondere die Währungsparität zwischen dem Euro und dem Dollar – und das andere ist die problematische Rohstoffsituation und hier insbesondere die Entwicklung des Ölpreises. – Ich will an dieser Stelle allerdings auch sagen: Es ist ein Erfolg, dass es uns trotz dieser für uns eher ungünstigen Entwicklung gelungen ist, solche Erfolge zu erzielen. Das zeigt, in welch hohem Maße die deutschen Unternehmen Vorsorge geleistet haben, um sich auf derlei Entwicklungen vorzubereiten. Auch hier gibt es also eine sehr positive Entwicklung. Die Erfolge sind insbesondere natürlich der Arbeit der deutschen Unternehmen zuzurechnen. Die Politik kann lediglich Rahmenbedingungen setzen und Entwicklungen unterstützen. Ich glaube, dies tun wir mit ganz erheblichem Erfolg. Wir haben hervorragend arbeitende Außenhandelskammern – einschließlich der Repräsentanten sind es 120 in 80 Ländern dieser Welt – u 5 H w d i f r g m n s k s a m E M v v e s s R le d 9 k g u g B in r „ r a s I u n P S g f d f n d k b te d (C (D nd eine Bundesagentur für Außenwirtschaft mit rund 0 Korrespondenten, die wertvolle Informationen liefert. iermit bin ich bei zwei zentralen Dingen angelangt, die ir tun können: zum einen zu informieren und zum aneren vor Ort zu helfen, damit jene, die Interesse haben, n einem solchen Land zu investieren, Ansprechpartner inden. Wir haben auch etwas für die Auslandsmesseförde ung getan. In unserer Politik haben wir eine grundleende Überlegung platziert: Den ganz großen Unternehen – Siemens und anderen – müssen wir eigentlich icht mehr helfen; sie wissen sich selbst zu helfen. Sie ind weltweit bestens aufgestellt. Wo immer man hinommt: Mindestens ein Vertreter der Firma Siemens ist chon vor Ort. Wir setzen unsere Prioritäten ganz klar uf die Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehen, die mit ihrer Arbeit beginnen. Wir haben noch längst nicht alle Potenziale gehoben. s gibt unendlich viele Möglichkeiten, ihnen zu helfen. eist können kleine und mittlere Unternehmen an den erschiedensten Ecken dieser Welt nicht gleichzeitig ertreten sein. Sie müssen einen Treffer landen, um dann rfolgreich arbeiten zu können. Dabei wollen und müsen wir ihnen helfen. Dies tun wir sehr erfolgreich. Ich denke, mit dem Instrument der Hermes-Bürg chaften haben wir ganz erhebliche Erfolge erzielt. und 200 000 Arbeitsplätze in Deutschland werden alin über diese Absicherungsgeschäfte gesichert. Weil as immer groß thematisiert wird, will ich hinzufügen: 9 Prozent aller Hermes-Anträge werden ohne jede Disussion durchgeleitet. Das ist auch ganz vernünftig. Ein roßer Teil der Anträge liegt vom Antragsvolumen her nter der ersten Schwelle von 2,5 Millionen Euro. Es ibt nur einen sehr kleinen Teil – dieser liegt in sensiblen ereichen des Umweltschutzes und der Wehrtechnik –, dem es die bekannten Diskussionen im interministeiellen Ausschuss gibt. Mit der neuen Hermes-Deckung APG-light“ haben wir es geschafft, dass die Absicheungen im Ausland unbürokratischer und insbesondere uch kostengünstiger werden. Das ist ein Schlüselthema für all diese deutschen Unternehmen. Mit „Invest in Germany“ haben wir ebenfalls ein gutes nstrument an der Hand. Wir haben hier drei wichtige nd bedeutende deutsche Unternehmer gewinnen könen, die für Deutschland aktiv sind, nämlich Herrn von ierer, Herrn Weber und Herrn Mangold. Mit einem chwerpunkt auf die Vermarktung innovativer Technoloien aus Deutschland im Ausland haben wir eine sehr erolgreiche Strategie begonnen. Zudem haben wir – auch as will ich noch einmal sagen – im Bereich der Zollverahren die ersten Schritte zur Entbürokratisierung unterommen. Das ist für jeden, der mit einem anderen Hanel treiben will, wichtig. Darüber hinaus ist für mich wichtig, dass wir eine onsequente Marktöffnungspolitik betreiben. Wir haen im Juli unter erheblicher Einflussnahme von Minisr Clement und der Bundesregierung erreicht, dass in er Welthandelsrunde Rahmenvereinbarungen beschlos Parl. Staatssekretär Dr. Ditmar Staffelt sen worden sind. Wir wollen Fortschritte in der Liberalisierung der Agrarmärkte erzielen, damit auch die Entwicklungsländer eine Möglichkeit bekommen, ihre Produkte in stärkerem Maße auf die Märkte der hoch industrialisierten Länder zu bringen. Andererseits wollen wir aber auch die Themen Industriezölle und Dienstleistung in verstärktem Maße in den Vordergrund rücken, weil wir glauben, hier unsererseits noch ganz erhebliche Potenziale entwickeln zu können, was einer weiteren Unterstützung unserer Wirtschaft zugute käme. Lassen Sie mich eines ganz schlicht sagen: Die Idee des internationalen Handels beruht auf der Erkenntnis, dass es offene Märkte und Wettbewerb gibt. Es ist klar, dass sich die bestmögliche Allokation von Kapital und Arbeit genau danach richtet. Deshalb dürfen wir uns nicht zurückziehen und in die Defensive gehen, sondern wir müssen alles dafür tun, um unsere eigene Wettbewerbsfähigkeit in den Mittelpunkt zu stellen und weiterzuentwickeln. Dabei hilft uns die Agenda. Auch mit einer Vielzahl von verbesserten Rahmenbedingungen, die seit 1998 in diesem Lande realisiert worden sind, sind wir ein gewaltiges Stück vorangekommen. Daran werden wir weiter bauen. Deshalb – das will ich zum Abschluss sagen – habe ich gar keine Sorge, dass wir es nicht schaffen werden, weiterhin in der Außenwirtschaft ein überaus erfolgreiches Land zu bleiben. Der Erfolg in diesem Bereich zeigt, dass insbesondere das Schlechtreden in diesem Lande so stichhaltig nicht sein kann, sonst hätten wir diese Erfolge in der Welt nicht aufzuweisen. Schönen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordneten


(Unruhe)

Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1513007900




(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513008000

Das Wort hat der Kollege Erich Fritz, CDU/CSU-

Fraktion.

Erich G. Fritz (CDU):
Rede ID: ID1513008100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Holzspielzeug aus Thüringen per Internet in alle Welt,
Turbinen nach China, Industrieroboter in die Slowakei
und Autos in die USA: Deutschland ist wie nie vorher in
der Weltwirtschaft verflochten. Ich möchte deshalb zu-
nächst allen Unternehmern und ihren Mitarbeitern dan-
ken, die mit immer neuer Energie und vielen Ideen auf
den Märkten dieser Welt unterwegs sind und die trotz al-
ler hausgemachten Schwierigkeiten ihre Chancen nutzen
und einen wesentlichen Beitrag zu unserem Wirtschafts-
ergebnis leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dies zu wissen ist ebenso ermutigend, wie in diesen

Tagen die nach oben korrigierten Exportprognosen
2004 – der Staatssekretär hat es gerade angeführt – der
meisten Forschungsinstitute zu lesen. Eurostat beispiels-
weise rechnet mit einem Plus von 1,5 Prozent, der IWF
mit einem Plus von 1,9 Prozent. Auch die OECD hat
ihre Prognose für Deutschland von 1,1 Prozent auf
1,7 Prozent erhöht. All das klingt sehr gut.

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(C (D Das Bild wird allerdings darüber getrübt, dass in deutchen Importen immer weniger deutsche Wertschöpfung teckt. Der Anteil ausländischer Zulieferungen ist in 5 Jahren von 20 auf 40 Prozent gestiegen. Das ist zwar m Rahmen der internationalen Arbeitsteilung ein nicht u beklagender Vorgang, aber er macht sich natürlich an en Arbeitsplätzen bemerkbar, die mit dem Export zuammenhängen. Die Forschungsinstitute, zum Beispiel das IfW, sagen ber auch voraus, dass das erneute Anziehen des Ölpreies dazu führen dürfte, dass die Konjunktur in der zweien Hälfte dieses Jahres etwas schwächer verläuft und ich die Zuwächse beim Export angesichts einer etwas angsameren Gangart der Weltkonjunktur abflacht, auch enn auf der anderen Seite die dämpfenden Effekte aus er Euroaufwertung nachlassen. Der Euroaufwertung ist zu einem guten Teil der Ti el „Exportweltmeister 2003“ geschuldet; Sie kennen as. Tatsächlich sind wir wechselkursbereinigt seit Jahen „nur“ Exportvizeweltmeister. Die Exportleistung ist ut, aber sie ist nicht so gut, wie behauptet wird. Es gibt urchaus Veränderungen, die man ernst nehmen muss. ine Studie des DIHK macht deutlich, dass Deutschland inter die USA zurückfiele, würde man den durchchnittlichen Euro-Dollar-Kurs des Jahres 2002 zurunde legen. Ein besserer Indikator, die Exportperformance, bei er das Wachstum der deutschen Exporte mit dem der mporte der deutschen Handelspartner gemessen wird, eigt, dass Deutschland zwischen 1990 und 2003 ungeähr ein Siebtel seiner Weltmarktanteile am Welthandel erloren hat. Der Welthandel insgesamt wächst. Es wird mmer schwieriger, einen entsprechenden prozentualen nteil zu halten, vor allen Dingen angesichts der Dynaik in einigen Bereichen. Man könnte also meinen, es sei alles in Ordnung. rotzdem ist es sinnvoll, gerade auf einem Feld, auf dem ir an einem Strang ziehen, wieder über die Frage nachudenken: Wie kann man es noch besser machen? Es ibt Fortschritte wie die Ausweitung des AHK-Netzes nd die Erhöhung der Mittel in der Auslandsmessefördeung von 35 Millionen Euro im Jahr 2002 auf 36 Millioen Euro im Jahr 2003. Darüber freuen wir uns. Aber die Herausforderungen sind nach wie groß und eshalb war es sinnvoll, diesen Antrag zu stellen, meine amen und Herren. Es gibt eine Reihe von Einschränungen. Beim Vergleich der Attraktivität einzelner Läner als Investitionsstandorte rutscht Deutschland von ahr zu Jahr ab. Inzwischen liegen wir hinter einer Reihe on europäischen Ländern. Es gibt also zahlreiche Feler, auf denen man weiterhin aufmerksam sein muss. Wir wissen alle, dass die beste Außenhandelsförde ung natürlich eine vernünftige Reformpolitik in eutschland ist. Wenn man die Unternehmen von Büroratie und von zu schwierigen Genehmigungsverfahren ntlastet, wenn man ihnen die Ertragskraft zugesteht, die hnen das Bewegen auf dem Weltmarkt ermöglicht, enn man ihnen die Flexibilität gibt, die sie brauchen, ann ist das die beste Förderung der Außenwirtschaft. Erich G. Fritz Natürlich will ich überhaupt nicht an dem von uns ge meinsam für gut befundenen Instrumentarium der Bundesrepublik Deutschland herummäkeln. Dafür gibt es keinen Grund. Es ist ein sehr bewährtes Instrumentarium, es ist bekannt und es wird deshalb sehr gut genutzt im Vergleich zu vielen anderen Unterstützungsformen in der Wirtschaftspolitik, von denen manchmal die Betroffenen oder die, die sie nutzen könnten, noch nicht einmal wissen, dass es sie gibt. Ziel unseres Antrages ist es, meine Damen und Herren, die Instrumente der Außenwirtschaftspolitik kontinuierlich an den Bedarf und an die Belange vor allem der mittelständischen Wirtschaft anzupassen. Das ist angesichts der Bedeutung des mittelständischen Exportgeschäfts und der mit der Globalisierung einhergehenden Herausforderungen sowie im Hinblick auf die neuen Wettbewerber in China, in Russland, in den EU-Beitrittsstaaten und in den hoffentlich bald wieder aufkommenden südamerikanischen Staaten aktueller und notwendiger denn je. Die Bemühungen, mit der Außenwirtschaftsoffensive vor allem exportorientierte Mittelständler noch stärker ins Auslandsgeschäft zu bringen, sind ein guter Ansatz, sie zeigen aber noch nicht die Wirkung, die wir brauchen. Nach wie vor ist es für Mittelständler wesentlich schwieriger als für die großen Global Players, sich auf dem Weltmarkt zu bewegen. Der Mittelstandsbericht 2004 des DIHK zeigt genau in diesem Bereich noch Schwächen auf. Deshalb müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, die Mittelständler noch stärker auf den Weltmarkt zu bringen. Für die KMUs ist es schwieriger, gestiegene Rohstoffpreise an ihre Kunden weiterzugeben. Auch der steigende Preisdruck durch die MOEWettbewerber muss berücksichtigt werden. Gerade entstandene Chancen werden dadurch schon wieder begrenzt und eingeschränkt. Unsere Aufgabe ist es, da die richtigen Methoden zu finden. Meine Damen und Herren, einige Einzelforderungen aus unserem Antrag, bei denen sich die Bundesregierung ein wenig schwer tut, möchte ich noch ansprechen. Angesichts der guten Ergebnisse der Hermes-Exportkreditgarantien und des erwirtschafteten Hermes-Überschusses plädieren wir dafür, das Hermes-Instrumentarium über das von Rot-Grün eingeführte und erfreulicherweise stark angenommene APG light hinaus noch mittelstandsfreundlicher zu gestalten. Vertreter der deutschen Wirtschaft haben Ihnen dazu mit der Einführung von Schadensfreiheitsrabatten, der Reduzierung der Selbstbehalte und der Entgeltsenkung konstruktive Vorschläge gemacht. Darüber müsste man einmal ernsthaft nachdenken. Außerdem fordern wir die Regierung auf, in Brüssel für eine Übergangsfrist für Geschäfte mit Mittelund Osteuropa einzutreten, falls die EU-Kommission die Marktfähigkeit von Kreditrisiken in den EU-Beitrittsländern feststellt und damit die staatlichen Deckungen wegfallen. Eine solche Übergangsfrist ist unerlässlich, weil die Absicherungsmöglichkeiten auf dem privaten Markt unzureichend und aufgrund der hohen Kosten vor allem für mittelständische Unternehmen unzugänglich sind. E s h H s s d l t – h d d c V n s t D d k v t w I c d F D o s d – w M A e D e M s m g e s d s D n (C (D ine gerade erhobene Umfrage zeigt, dass viele Mitteltändler zur privaten Absicherung noch keinen Zugang aben. Da müssen Sie noch einmal genau hinschauen, err Staatssekretär Staffelt. Das ist ein Feld, auf dem Sie ich noch bewähren können. Die BfAI ist wirkungsvoller geworden. Es ist ein er taunlicher Weg mit IXPOS, den Internetangeboten und er Ausweitung des Korrespondentennetzes zurückgeegt worden. Ich finde, da ist zur richtigen Zeit das Richige geschehen. Aber (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Immer „aber“!)





(A) )


(B) )


natürlich „aber“, es muss doch weitergehen – was er-
eblich hindert, ist der Eigenfinanzierungsanteil. Mitte
er 90er-Jahre war ein Anteil von 20 Prozent angepeilt,
ann wurde die Marge auf 14 Prozent reduziert. Tatsa-
he ist, dass dieser Anteil nicht zu erwirtschaften ist.
iele Dinge kann man verkaufen. Aber bei den Inter-
etzugriffen zeigt sich ganz klar, dass es zwar ein Rie-
eninteresse an dem Angebot gibt, aber die Leute das In-
eresse verlieren, sobald sie Gebühren entrichten sollen.
as ist nicht verwunderlich. Information ist kein Gut,
as man sich vorher anschaut. Information muss man
aufen, ohne zu wissen, was man bekommt. Also gehen
iele nicht weiter. Wir könnten einen wesentlichen Bei-
rag gerade für die ganz kleinen Unternehmen leisten,
enn wir den Eigenfinanzierungsanteil senken und die
nternetangebote für Abonnenten frei zugänglich ma-
hen würden. Unsere Konkurrenten in Europa machen
ies übrigens schon. Die Briten, die Niederländer, die
ranzosen und die Österreicher haben das umgestellt.
arüber sollten wir nachdenken.
Bei der Auslandsmesseförderung sollten wir prüfen,

b Großereignisse wirklich die sinnvollste Präsentation
ind und ob nicht eine noch stärkere Konzentration auf
en Mittelstand sinnvoll ist.


(Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär: Das geschieht doch alles in Absprache mit der Wirtschaft!)


Das ist in Ordnung. – Man sollte fragen, ob man dort,
o heute noch künstliche Grenzen wie zum Beispiel die
indestbeteiligung existieren, flexibler werden kann.
ußerdem müssen wir gemeinsam aufpassen, dass nicht
ine weitere Abschmelzung des Haushaltstitels erfolgt.
enn das ist für die kleinen und mittleren Unternehmen
ines der Hauptinstrumente, um den Fuß in einen neuen
arkt zu bekommen.
Wir würden sehr gerne die Anlaufstellen des Wirt-

chaftsministeriums und des Auswärtigen Amtes zusam-
enführen. Es war gut, dass seinerzeit beim Auswärti-
en Amt eine Anlaufstelle für politische Flankierung
ingerichtet worden ist. Später kam das Gleiche im Wirt-
chaftsministerium. Diese Entwicklung war logisch;
enn der Unternehmer wendet sich zuerst an das Wirt-
chaftsministerium, bevor er ins Außenministerium geht.
as Außenministerium hat die Weisungsbefugnis. Ist es
icht möglich, eine Serviceeinrichtung beider Ministe-






(A) )



(B) )


Erich G. Fritz

rien einzurichten, die dem Unternehmen eine solche
Dienstleistung aus einer Hand anbietet?

Außerdem gibt es eine Reihe von Beschwerden von
der mittelständischen Wirtschaft, dass die politische
Flankierung wieder schwächer geworden ist. Das ist
kein Vorwurf an das BMWA. Es heißt, der Bundes-
außenminister interessiere sich nicht für Wirtschaftsfra-
gen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach!)


Der Schwerpunkt, der vor ihm gelegt worden sei, exis-
tiere nicht mehr und man stehe wieder vor verschlosse-
nen Türen. Herr Kuhn, seien Sie so freundlich und spre-
chen Sie ein Wort mit dem Außenminister, damit er
wieder ein klares Wort im Hause sagt. Unsere Standort-
werbung ist nicht gut. Sie ist nicht aus einem Guss, sie
ist undifferenziert und es gibt eine Konkurrenz zwischen
Bund und Ländern. Es ist nicht so einfach, aber man
muss versuchen, eine Lösung zu finden. Dazu gehört
auch, zu prüfen, ob man die Invest in Germany GmbH
und das IIC zusammenlegen kann. Ich habe in einer Sit-
zung des Wirtschaftsausschusses von Herrn Schlauch
gehört, dass man daran denkt. Jetzt ist es aber für einige
Jahre festgeschrieben. Man sollte die Sache nicht aus
den Augen verlieren.

Die Agentur unseres westlichen Nachbarn Invest in
France – sie gibt es noch nicht so lange – gibt inzwi-
schen das Dreifache der Summe aus, die wir für Stand-
ortwerbung ausgeben. Dieser Bereich ist also noch etwas
unterbelichtet. Ich finde es gut, dass es jetzt Personen
gibt, die sich dafür im Rahmen von 1-Dollar-Jobs enga-
gieren. Das war früher eine interessante Sache. Da kön-
nen Potenziale mobilisiert werden, ohne dass Kosten an-
fallen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir an
den organisatorischen Strukturen arbeiten.

Erfolg in der Außenwirtschaft muss jeden Tag aufs
Neue errungen und verteidigt werden. Die Wettbewerber
in dieser Welt schlafen nicht. Die Probleme bei der Roh-
stoff- und Energiefrage und bei den Liberalisierungsbe-
mühungen im Rahmen der WTO verlangen, dass wir al-
les tun, um vor allem unsere mittelständische Wirtschaft
auf den Märkten gut zu platzieren. Deshalb ist es wich-
tig, alle Anstrengungen zu unternehmen, um die Außen-
wirtschaftsförderung effektiver zu gestalten und dem
Mittelstand den Zugang zu den Auslandsmärkten zu er-
leichtern.

Auch wenn Sie diesen Antrag jetzt ablehnen, seien
Sie so freundlich, sich weiter mit diesen Vorschlägen zu
beschäftigen. Denn wir wollen gemeinsam das Instru-
mentarium verbessern.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513008200

Das Wort hat der Kollege Fritz Kuhn, Bündnis 90/Die

Grünen.

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(C (D Sehr geehrte Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kol egen! Angesichts der Breite des Themas, die in dem ntrag der CDU/CSU und in der Stellungnahme der undesregierung zum Ausdruck kommt, ist meines Erchtens festzustellen, dass wir hinsichtlich der deutschen ußenwirtschaftsförderung und ihrer Erfolge gut dasteen. Ich denke, dass Sie das genauso sehen, Herr Fritz. as wird auch aus Ihren Ausführungen deutlich. Die Außenwirtschaftsoffensive „Weltweit aktiv“ der undesregierung ist gut, wird von uns unterstützt und rägt bereits Früchte. Sie haben im Zusammenhang mit nformationen über mögliche Auslandsengagements ittelständischer Firmen die gute Arbeit der BfAI insbeondere für den Mittelstand angesprochen. Ich bin sehr ufrieden damit; denn es wurden eindeutig Verbesserunen erzielt. Ich möchte an dieser Stelle etwas zu dem Beitrag anerken, den diejenigen entrichten müssen, die dort nformationen abrufen. Ich halte diese Regelung für ut; (Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Sehen Sie sich die Zahlen an!)

Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513008300

enn bei uns im Schwäbischen gibt es den guten alten
pruch „Was nichts kostet, taugt nichts“. Der für die In-
ormationen zu zahlende Betrag hat viele veranlasst, sich
enau zu überlegen, ob sie ihnen das wert sind. Das hat
icherlich die Wertschätzung erhöht und zu einer besse-
en Nutzung der Informationen geführt. Insofern halte
ch den Einwand, es wäre viel besser, die Informationen
ostenlos zur Verfügung zu stellen, für zu kurz gesprun-
en; es hilft in der Sache nicht weiter.
Die Exportzahlen sprechen für sich. Die derzeit beste-

enden wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind auch nicht
uf den Export zurückzuführen, sondern haben sich aus
em Binnenmarkt ergeben. Notwendig ist eine Versteti-
ung des Exports. Dazu ist im Zusammenhang mit dem
hema Innovation bereits alles Wichtige gesagt worden.
Auch bei den deutschen Direktinvestitionen im Aus-

and stehen wir nicht schlecht da. Ich will Ihnen die Ent-
icklung über einen längeren Zeitraum anhand der Zah-
en darstellen; denn meines Erachtens operieren Sie
mmer wieder mit falschen Zahlen. 1996 wurden Direkt-
nvestitionen in einem Umfang von 4,94 Milliarden Euro
etätigt, Herr Fritz. 1997 waren es 10,61 Milliarden
uro, 1998 – in diesem Jahr haben wir die Regierung
bernommen – 22,19 Milliarden Euro, 1999 52 Milliar-
en Euro – dieser starke Anstieg ist auf den Technolo-
ieboom zurückzuführen – und im Jahr 2000 waren es
15 Milliarden Euro.


(Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Das war Vodafone!)


n dem Jahr hat sich die Übernahme von Mannesmann
urch Vodafone ausgewirkt. Das muss berücksichtig
erden, weil sich die Summe dadurch entsprechend er-
öht hat. Dann kam es zum Crash, als die Dotcom-Blase
eplatzt ist. Das hat neben steuerlichen Auswirkungen
u einem Rückgang der Investitionen geführt. 2001






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn

betrug die Summe der Direktinvestitionen 23 Milliarden
Euro, 2002 38 Milliarden Euro. Im Krisenjahr 2003 war
die Summe der Direktinvestitionen mit 11,4 Milliarden
Euro immer noch höher als in Ihrer Regierungszeit in
den 90er-Jahren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Tendenz ist derzeit steigend. Insofern besteht kein
Anlass zu Kritik und Skepsis.

Sie haben Recht: Eine Initiative wie „Invest in Ger-
many“ ist notwendig und gut. Eine solche Initiative
wird man angehen müssen. Aber ich möchte zum
Schluss dieser kurzen Rede eines festhalten: Wenn ich in
London, in den USA oder wo auch immer mit Vertretern
der Wirtschaft über Standorte und Ähnliches spreche,
dann stelle ich immer wieder fest, dass Deutschland als
guter Standort betrachtet wird. Im Verlaufe eines Ge-
sprächs werde ich oft gefragt, was eigentlich bei uns los
sei. Sie hörten von deutschen Politikern – sie geraten
wohl oft an Vertreter der CDU bzw. CSU –, dass in
Deutschland alles so schrecklich sei. Meine Gesprächs-
partner haben mir gegenüber festgestellt, es gebe kein
anderes Land, in dem die eigene Lage so miesgeredet
wird, wie es in Deutschland in dem von Ihnen angefeu-
erten Diskurs der Fall ist.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ja, leider!)


Insofern will ich Ihnen zum Schluss eine ernsthafte
Empfehlung für die Initiative „Invest in Germany“ ge-
ben. Das Beste, das Sie persönlich für die Förderung der
Außenwirtschaft und der Direktinvestition tun können,
ist, unser Land, den Kanzler, die Agenda 2010 und die
deutsche soziale Marktwirtschaft zu loben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Erwähnen Sie aber nicht die Namen „Angela Merkel“
und „Guido Westerwelle“.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513008400

Das Wort hat die Kollegin Gudrun Kopp, FDP-Frak-

tion.

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Frau Kopp beherzigt das sicherlich schon jetzt!)


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1513008500

Sowieso. – Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Herren und Damen! Lieber Herr Kuhn, zu loben ist un-
sere deutsche Wirtschaft, die sich trotz des Fehlens pas-
sender Rahmenbedingungen redlich müht, Geschäfte zu
machen und am Markt präsent zu bleiben. Das ist gerade
für mittelständische Unternehmen eine riesengroße Auf-
gabe. Herr Kuhn, Sie sollten hier nicht so dick auftragen;
denn Sie haben allen Grund, Ihre Leistungen selbstkri-
tisch zu hinterfragen.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Keine Frage, die Außenwirtschaftsförderung ist ange-
ichts ihrer Bedeutung sowohl für das internationale als
uch für das deutsche Wirtschaftsgefüge eine Schlag-
der. Herr Staatssekretär Staffelt, es ist zwar richtig, dass
uf diesem Gebiet sehr viel Positives geschehen ist.
ber es ist sicherlich auch für Sie keine unüberwindbare
ürde, einzuräumen, dass die Außenwirtschaftsförde-
ung effizienter und unbürokratischer gestaltet werden
ann. Zumindest das muss doch möglich sein. Damit hat
er Kollege Fritz völlig Recht.
Ich sage Ihnen im Namen der FDP-Bundestagsfrak-

ion, dass der vorliegende Antrag der CDU/CSU-Frak-
ion sehr gut ist; denn in ihm wird die tatsächliche Lage
ehr kritisch beschrieben. Kleine und mittelgroße Unter-
ehmen haben es wirklich sehr schwer, sich international
ufzustellen. Deshalb fordern wir nicht mehr Mittel
wir wissen ja, dass das bei der momentanen Finanzlage
chwierig ist –, sondern, die Effizienz des Mitteleinsat-
es zu verbessern. Wir sollten den Firmen zum Beispiel
m Rahmen der Auslandsmesseförderung mehr helfen.
ier gibt es noch eine Menge zu tun; denn die Transak-
ionskosten eines Auslandsengagements stellen nach wie
or sehr hohe Hürden für die kleinen und mittelgroßen
nternehmen dar.
Ich bitte Sie, noch einen anderen Punkt zu überden-

en. Die Vertreter der freien Berufe gehören bislang
icht zum Förderkreis. Ich finde, angesichts der Tatsa-
he, dass international auch Dienstleistungen unter die
xportförderung fallen, müssen die freien Berufe eben-
alls berücksichtigt werden.
Zum Thema Effizienzsteigerung: Herr Staffelt, die
ußenwirtschaftsförderung ist derzeit in verschiedenen
essorts angesiedelt. Auch hier können wir mehr Poten-
ial heben und effizienter arbeiten. Das hat der Kollege
ritz eben ganz klar herausgestellt. Für uns ist das Ne-
eneinander verschiedener Akteure störend. Hier gibt es
ine Menge zu tun. Wir müssen für eine Angleichung
er Förderinstrumente und für Entbürokratisierung sor-
en. Wir müssen vor allen Dingen den kleinen und mit-
elgroßen Unternehmen eine faire Chance geben, sich
icht nur europäisch – das machen sie schon häufig –,
ondern auch international aufzustellen. Diese Unterneh-
en sollten sich mehr zutrauen.
Ich bitte Sie daher, den Antrag der CDU/CSU positiv

u bescheiden.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513008600

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-

mpfehlung des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit
uf Drucksache 15/3269 zu dem Antrag der Fraktion der
DU/CSU mit dem Titel „Neustrukturierung der Außen-
irtschaftsförderung als Beitrag zur Schaffung von
achstum und Beschäftigung“. Der Ausschuss emp-

iehlt, den Antrag auf Drucksache 15/746 abzulehnen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegen-
probe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist
mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die
Stimmen von CDU/CSU und FDP angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 23 auf:
Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Organisationsreform in der gesetzlichen
Rentenversicherung (RVOrgG)

– Drucksache 15/3654 –

(Erste Beratung 121. Sitzung)

a) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-

schusses für Gesundheit und Soziale Siche-
rung (13. Ausschuss)

– Drucksachen 15/3824, 15/3866 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Heinrich L. Kolb


(8. Ausschuss)

– Drucksache 15/3836 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Waltraud Lehn
Dr. Michael Luther
Anja Hajduk
Otto Fricke

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat als Erster
der Kollege Peter Dreßen, SPD-Fraktion.


Peter Dreßen (SPD):
Rede ID: ID1513008700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir ver-

abschieden heute ein Gesetz, das schon vier Wahlperio-
den im Gespräch war, dessen Verabschiedung aufgrund
unterschiedlicher Meinungen bei Bund und Ländern
aber immer wieder gescheitert ist oder hinausgezögert
wurde. Wir haben heute einen guten Tag; denn heute
werden – wenn ich das richtig sehe – alle Fraktionen in
diesem Hause dem Rentenversicherungsorganisations-
gesetz zustimmen.

Man fragt sich natürlich: Wer sind eigentlich die Ge-
winner dieses Gesetzes? Das sind in erster Linie die
Versicherten; denn durch dieses Gesetz werden die Ver-
waltungskosten innerhalb von fünf Jahren um rund
350 Millionen Euro gesenkt. Darüber hinaus haben die
Versicherten Grund, sich darüber zu freuen, dass Aus-
kunft und Beratung zukünftig sehr dezentral, nämlich in
jeder mittelgroßen und in jeder größeren Stadt, möglich
sein werden.

Hinzu kommt, dass die Entscheidungswege viel kürzer
sein werden: Unter dem Dach der Deutschen Rentenver-
sicherung werden sich zukünftig alle sozialversiche-
rungspflichtig Beschäftigten wiederfinden. Die Versi-
cherten müssen also nicht, wie bisher, erst einmal klären,

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(C (D er für sie wann und wo zuständig ist. Sie wenden sich ielmehr an die Deutsche Rentenversicherung, egal ob ie bei der Deutschen Rentenversicherung Bund, bei eiem der Regionalträger oder bei der Deutschen Rentenersicherung Knappschaft-Bahn-See versichert sind. Gewinner sind auch die Länder und damit die eschäftigten bei den diversen Rentenversicherern; enn die Arbeitsplätze bleiben zum größten Teil an ihren tandorten erhalten. Wir haben in der Vergangenheit betimmte Auszehrungen erlebt, weil es in diesem Land mmer mehr Angestellte gab. Dieses Gesetz sieht eine ufschlüsselung der Versicherten vor: 55 Prozent bei en Regionalträgern, 40 Prozent bei der Deutschen Renenversicherung Bund und 5 Prozent bei der Deutschen entenversicherung Knappschaft-Bahn-See. Ich hoffe – das gebe ich zu –, dass, insbesondere in ayern, weitere Fusionen stattfinden werden. Dabei önnte das Modell in Baden-Württemberg Pate stehen; enn dort wurde der größte Teil der Arbeitsplätze durch en Zusammenschluss von LVA Baden und LVAWürtemberg in Karlsruhe und Stuttgart erhalten. Allerdings urden in den Führungsetagen Mittel eingespart. In der inen oder anderen Ecke dort knistert es jedoch noch. Auch haben wir die große Hoffnung, dass die ange achten Fusionen im Norden unserer Republik Wirklicheit werden und sich nicht als Fata Morgana erweisen. ie Mitarbeiter des Bundesrechnungshofs können sich umindest teilweise zu den Gewinnern zählen; denn ihr indestziel von 10 Prozent Einsparungen werden wir rreichen. Wenn wir den Vorschlägen des Bundesrechnungsho es nun doch nicht zu 100 Prozent folgen – er hatte voreschlagen, dieses Ziel in kürzerer Zeit zu erreichen; die 0 Prozent waren nur die Untergrenze des Einsparpotenials –, so hat dies im Wesentlichen soziale Gründe: Bei iner kürzeren Umsetzungsphase wären betriebsbedingte ündigungen nicht zu vermeiden gewesen. So gehen wir avon aus, dass das Ziel durch normale Fluktuationen nd Übergänge in die Altersrente erreicht wird. Damit at Rot-Grün ein Beispiel dafür gegeben, wie es möglich st, soziale Verantwortung und ökonomische Notwendigeiten unter einen Hut zu bringen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ein weiterer Gewinner in dieser Angelegenheit ist der
ettbewerb. Durch das Benchmarking der verschiede-
en Rentenversicherungsträger auf Ebene des Bundes
nd der Länder wird es zu einem Wettstreit über kosten-
ünstige Lösungen kommen.
Ich möchte an dieser Stelle hinzufügen, dass es noch
öglichkeiten für Einsparungen gibt. Ich nenne als Bei-
piel die Abkommensfälle. Dabei handelt es sich um
usländische Arbeitnehmer, zum Beispiel aus Italien, die
eilweise in Deutschland gearbeitet haben und Rentenan-
prüche bei uns und in Italien erworben haben. Die
VA Schwaben betreut als Verbindungsstelle 92,6 Pro-
ent dieser italienischen Arbeitnehmer. Gleichzeitig ge-
ören von ihnen, was die gesetzliche Rentenversiche-
ung angeht, nur 5,3 Prozent der BfA und 2 Prozent der






(A) )



(B) )


Peter Dreßen

Knappschaft an. Angesichts dessen kann man sich schon
die Frage stellen, ob der Regionalträger Schwaben der
Deutschen Rentenversicherung in Zukunft nicht alle
Versicherten aus Italien betreuen sollte. Man würde da-
durch sicherlich die eine oder andere Million sparen.

Dieses Gesetzesvorhaben hat eine intensive Bera-
tung erfahren. Das strucksche Wort, dass kein Gesetz so
verabschiedet wird, wie es in den Bundestag eingebracht
worden ist, trifft auf dieses Gesetz voll und ganz zu.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr gut der Struck!)


So hat Rot-Grün in den Beratungen erkannt, dass der
vorgesehene Genehmigungsvorbehalt das bisherige Be-
anstandungsrecht nicht ersetzen sollte.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das war ein Flop!)


Wir sind damit einem Wunsch der Rentenversicherungs-
träger, aber auch des Bundesrates entgegengekommen.
Ausgenommen davon bleibt die Deutsche Rentenversi-
cherung Knappschaft-Bahn-See, weil der Bund hier in
der Defizithaftung steht.

Die Selbstverwaltung muss jedoch wissen, dass sie
auch Verantwortung übernommen hat.


(Erika Lotz [SPD]: So ist es!)

Wir werden sehr genau darauf achten, ob das vorgege-
bene Einsparziel erreicht wird. Dem dient auch der Än-
derungsantrag Nr. 9, mit dem wir in § 220 Abs. 3
SGB VI diesen Wunsch verfestigen. Die Regelung eines
weiteren Änderungsantrages, den wir beschlossen ha-
ben, kommt wiederum den Versicherten zugute, denn die
Deutsche Rentenversicherung Bund wird in Zukunft re-
gelmäßig Informationen zu Fragen der Alterssicherung
einschließlich der Rehabilitation herausgeben. Dies führt
zu einer verbesserten Aufklärung aller Versicherten und
damit auch zu einer Erhöhung der Akzeptanz der Deut-
schen Rentenversicherung.


(Erika Lotz [SPD]: Das ist gut so!)

Auch haben wir in der Deutschen Rentenversicherung

Bund bei den Kompetenzabgrenzungen zwischen dem er-
weiterten Direktorium und den Fachausschüssen Ände-
rungen vorgenommen, die die Arbeit der Selbstverwal-
tung in Zukunft erleichtern werden. Ein weiterer
Änderungsantrag stellt klar, dass auch die Personalvertre-
tungen aus den verschiedenen Bereichen in der Über-
gangsphase zusammenarbeiten müssen.

Abschließend möchte ich mich insbesondere bei der
Ministerin Ulla Schmidt, dem Staatssekretär Heinrich
Tiemann und der Ministerialrätin Frau Freund bedanken,
die hier eine entsprechend gute Vorarbeit geleistet ha-
ben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Und Herr Thönnes?)


– Selbstverständlich geht mein Dank auch an Staats-
sekretär Thönnes, aber bei Heinrich Tiemann ist ja das
Ganze zusammengelaufen.

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(C (D Rot-Grün hat hiermit gezeigt, dass auch ein schwierier Sachverhalt kompetent und zur Zufriedenheit aller elöst werden kann. Dabei möchte ich mich – ausnahmseise einmal – auch bei der Opposition für die konstrukive Mitarbeit herzlich bedanken. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Den Teil der Rede hätten wir gerne etwas breiter gewünscht, Herr Dreßen! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das wird noch öfter der Fall sein!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513008800

Das Wort hat der Kollege Gerald Weiß, CDU/CSU-

raktion.

Gerald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten
amen und Herren! Einig mit Herrn Dreßen zu sein ist
in seltener Genuss.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU – Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Da kommt man ins Nachdenken, ob man etwas verkehrt gemacht hat!)


Die Neuorganisation der Rentenversicherung ist ein
roßer Schritt. Der Begriff „historische Entscheidung“
ird oft inflationär gebraucht, manchmal sogar hoch-
taplerisch. Die Neuorganisation der Rentenversicherung
erdient aber das Prädikat „historische Weichenstel-
ung“. Wir, die CDU/CSU-Bundestagsfraktion, begrüßen
nd unterstützen diese historische Weichenstellung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Keine Trennung mehr zwischen den Rentenversiche-
ungen für Arbeiter und für Angestellte; von jetzt an sind
ie zusammengefasst in der gemeinsamen Arbeitnehmer-
entenversicherung. Keine Zersplitterung, aber auch
eine bürokratische Zentralisierung; eine gegliederte,
ürgernahe Rentenversicherung, aber ein organisatori-
ches Dach, eine starke gemeinsame Stimme. Keine Zer-
chlagung – das ist ganz wichtig, da war manches in Ge-
ahr – leistungsfähiger Verwaltungen, vielmehr Straffung
er Organisationsstruktur im Ganzen.
Auch wenn wir uns einerseits gewünscht hätten, dass

iese Weichenstellungen früher vorgenommen worden
ären, so war es andererseits doch richtig, sie sorgfältig
orzubereiten; denn unsere gesetzliche Rentenversiche-
ung braucht Verlässlichkeit und Vertrauen. Sie muss
on Berechenbarkeit geprägt sein. Deshalb darf man
ntscheidungen über die Organisationsstruktur nicht
bers Knie brechen. Im Ganzen also ein gelungener
urf, ein gelungener Kompromiss. Die gesetzliche Ren-

enversicherung bekommt ein neues, tragfähiges Funda-
ent, das mehr Effizienz, mehr Effektivität und bessere
ervicequalität gewährleistet.
Die neue Rentenorganisation ist ein Konsens der Ver-

unft. Insoweit hat Herr Dreßen Recht: Sie ist eine große






(A) )



(B) )


Gerald Weiß (Groß-Gerau)


Gemeinschaftsleistung. Viele haben an dieser Gemein-
schaftsleistung Anteil: die Bundesregierung, die Länder-
regierungen, gerade die von CDU und CSU getragenen,
die Opposition im Bundestag, die Koalition im Bundes-
tag. Aber nehmen wir uns doch bescheiden ein bisschen
zurück. Der mit Abstand größte Beitrag kam aus der
Selbstverwaltung, die in diesem Punkt Mut und Gestal-
tungskraft bewiesen hat


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Da hat die Selbstverwaltung noch funktioniert!)


und die unseren Dank und unseren Respekt verdient.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ohne den Kraftakt der Selbstverwaltung – da hat einiges
seine Zeit gebraucht – gäbe es, Kollege Dreßen – des-
halb meine ich, Sie haben mit dem Lob an der falschen
Stelle angefangen –, heute keinen Gesetzesakt.

Wir tragen diese Reform mit.

(Erika Lotz [SPD]: Zehn Jahre haben Sie da ran gearbeitet!)

Bei allen Reformerfordernissen, auch im Leistungsrecht,
bei aller Notwendigkeit, stärker als bisher ergänzend be-
trieblich und privat vorzusorgen, gilt für uns: Ohne eine
starke erste Säule der Alterssicherung, umlagefinanziert
und solidarisch organisiert, kommen wir auch in Zukunft
nicht aus.

Im Übrigen kann jeder, der eine bessere Vernunftge-
meinschaft der Parteien und in der Gesellschaft wünscht,
heute feststellen – insoweit ist es ein guter Tag –: Ihr
habt zwar ein bisschen lange gebraucht; aber am Ende ist
gute Arbeit dabei herausgekommen.

Gerade weil wir eine starke gesetzliche Rentenver-
sicherung wollen, müssen wir sie modernisieren. Das be-
ginnt damit, dass wir den alten Hut der Unterscheidung
zwischen Arbeitern und Angestellten auch in der Or-
ganisationsstruktur der Rentenversicherung als nicht
mehr zeitgemäß über Bord werfen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das Arbeitsrecht hat diese Aufspaltung längst überwun-
den. Bei den Kündigungsfristen und in vielen Tarifver-
trägen hat man sich von ihr verabschiedet; jetzt ge-
schieht das auch in der Rentenversicherung.

Handlungsbedarf bestand auch, weil der Anteil der
Arbeiter an den Beschäftigten stetig zurückgeht. Durch
den Wandel der Industrie- zur Dienstleistungsgesell-
schaft steigt der Anteil der Angestellten ständig. Es kann
nicht angehen, dass dem einen Träger die Versicherten
ausgehen, während zugleich der Bundesträger einen im-
mer größeren Anteil des Versichertenkuchens schultern
muss.

Richtig ist auch, dass durch den Zusammenschluss
der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte und des
Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger zur
Deutschen Rentenversicherung Bund Grundsatz- und
Querschnittsaufgaben mit verbindlicher Entscheidungs-
kompetenz gegenüber den Trägern gebündelt werden.

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(C (D ir brauchen eine Institution, die zugleich Thinktank ist nd die die Rentenversicherung wirksam nach außen, uch gegenüber der Politik, mit starker Stimme vertritt. Bei aller Notwendigkeit einer starken Zentrale und ei er schlagkräftigen Vertretung nach außen durften wir erade keinen zentralistischen, bürokratischen Moloch nd keine Monopolstruktur schaffen. Der Kompromiss, er gefunden wurde, verhindert dies. Alles in allem ist eine Reform herausgekommen, die em Strukturwandel Rechnung trägt. Das Subsidiariätsprinzip wurde ernst genommen, das dezentrale Eleent ist unverkennbar und die Selbstverwaltungskörperchaften haben eine starke Stellung. Leider ist die starke Stellung der Selbstverwaltung eine Selbstverständlichkeit gewesen. Es hat einiger Antrengungen bedurft, um sie im Gesetzgebungsverfahren u sichern, Herr Kollege Dreßen. Denn die rot-grüne oalition hatte einen Frontalangriff auf die Selbstveraltung vor, (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na!)


auch Unangenehmes muss gesagt werden –, als sie be-
anntlich einen Genehmigungsvorbehalt für die Haus-
alte der Rentenversicherungsträger einführen wollte.
ine gespenstische Vorstellung: Die Rentenversicherung
m Gängelband von Hans Eichel.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das kann niemand wollen!)


as wäre absurd gewesen. Sie sind jetzt auf den Pfad der
ugend zurückgekehrt


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nicht ganz freiwillig, aber immerhin!)


nd haben von Ihrer abstrusen Vorstellung Abschied ge-
ommen. Es wäre auch ein Stück aus dem Tollhaus ge-
esen.
Die große Verantwortlichkeit, die die Selbstverwal-

ung gerade dieses Zweiges der Sozialversicherung unter
eweis gestellt hat, sozusagen mit staatlich organisier-
m Misstrauen zu vergelten, wäre völlig inakzeptabel
ewesen. Wir können den Selbstverwaltungskörper-
chaften zutrauen, dass sie mit den Beitragsmitteln der
ersicherten ordentlich umgehen. Es sind die Mittel der
olidargemeinschaft, also die Mittel derer, die von der
elbstverwaltung vertreten werden. Wir wollen keine
taatliche Einheitsversicherung.
Die Reform soll die Zukunft der Rentenversicherung

ichern helfen. Sie soll auch ein Stück mehr Versicher-
nnähe und bessere Serviceorientierung schaffen. Herr
ollege Dreßen, auch das müssen wir erwarten: Mit die-
er Reform sollen die Verwaltungs- und Verfahrens-
osten in den ersten fünf Jahren – so ist es
uantifiziert – um 10 Prozent gesenkt werden.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Die neue Orga-

isationsform in der gesetzlichen Rentenversicherung
egt in unserer gemeinsamen politischen Verantwor-
ng. Die aktuelle materielle Rentenpolitik aber ist in






(A) )



(B) )


Gerald Weiß (Groß-Gerau)


diese gemeinsame Verantwortung natürlich nicht mit
eingeschlossen. Für den rentenpolitischen Murks, für die
Achterbahnfahrt, die Rot-Grün hier zu verantworten hat,
tragen wir zu keiner Sekunde Verantwortung.


(Widerspruch bei der SPD – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das jetzt wirklich nötig? – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Muss das jetzt sein? – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Es ist keine Achterbahn! Es ist eine Geisterbahn!)


– Frau Scheel, es muss schon klargestellt werden: Die
Nullrunden für die Rentnerinnen und Rentner hat Rot-
Grün allein zu verantworten. Dass die Rentner ihre Pfle-
geversicherungsbeiträge allein zahlen müssen, hat Rot-
Grün allein zu verantworten. Das sich daraus ergebende
Minus im Geldbeutel der Rentner hat Rot-Grün allein zu
verantworten. Das Aussetzen des demographischen
Faktors – der Bundeskanzler hat inzwischen eingeräumt,
dass dies ein Irrtum gewesen ist; in Wirklichkeit war es
eine vorsätzliche Irreführung, was man an den deutsch-
landweit aufgehängten Plakaten erkennen konnte –,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das hat mit dem Thema nichts zu tun! – Peter Dreßen [SPD]: Was hat das mit dem Thema zu tun?)


die Einführung des Riester-Faktors und das Draufsatteln
des Nachhaltigkeitsfaktors sind keine konsistente Poli-
tik. Dieser Murks liegt nicht in unserer Verantwortung.

Sie haben drastische Rentenkürzungen beschlossen,
ohne die Rahmenbedingungen für ergänzende betriebli-
che und private Vorsorge hinreichend zu verbessern. Die
Riester-Rente floppt. Sie konnten sich auch nicht dazu
durchringen, die Entgeltumwandlungsmöglichkeit über
2008 hinaus bestehen zu lassen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das stimmt überhaupt nicht! – Erika Lotz [SPD]: Sagen Sie doch mal was zur Kopfpauschale! – Peter Dreßen [SPD]: Sagen Sie doch auch mal was zum Kündigungsschutz!)


– Das mache ich zu anderer Stunde gern. – Die kapital-
gestützte Vorsorge ist nicht hinreichend gestärkt. Der
Zweigenerationenvertrag ist unseligerweise nicht zu ei-
nem Dreigenerationenvertrag mit stärkerer Anerkennung
der Erziehungsleistung ausgestaltet worden.

Sie mögen unseren guten Willen in der Rentenpolitik
daran erkennen, dass wir an dieser entscheidenden Stelle
mitwirken. Es könnte auch ein Stück rentenpolitischer
Neuanfang sein. Sichern Sie mit uns gemeinsam die Zu-
kunft unserer gesetzlichen Rente!

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Der erste Teil war ordentlich, aber dann!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513008900

Das Wort hat die Kollegin Birgitt Bender, Bündnis 90/

Die Grünen.

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(C (D Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr ollege Weiß, jetzt dachte ich glatt, ich könnte einer ede von Ihnen Beifall zollen. Aber leider mussten Sie ann am Schluss doch noch aufs Blech hauen. Also sage ch kurz in Ihre Richtung: Wer noch vor kurzem die Renenversicherungsbeiträge für die nächsten Jahrzehnte auf 0 Prozent festschreiben wollte, sollte sich in Sachen entner und Rentenhöhe mäßigen. Wäre das nämlich erolgt, wären die Renten heute niedriger, als sie es unter nserer Regierung sind. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513009000

Jetzt komme ich zur Organisationsreform,

(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Schon?)


ber die wir uns hier im Hause – das ist auch gut so – ei-
ig sind. Die Reform führt auch aus grüner Sicht zu
ehr Wirtschaftlichkeit, Effektivität und Bürgernähe der
entenversicherung. Die Landesversicherungsanstal-
en erhalten stabile Rahmenbedingungen für ihre Arbeit.
s ist gut, dass die Versicherten nicht mehr wie bisher in
rbeiter und Angestellte gespalten werden, sondern dass
ir einen einheitlichen Versichertenbegriff haben. Dem
und werden 45 Prozent der Versicherten und den Regio-
alträgern 55 Prozent zugeordnet. Die Zahl der Bundes-
räger wird halbiert; weitere Zusammenschlüsse der Re-
ionalträger sind geplant. Ich hoffe, sie werden auch
ommen.
BfA und VDR werden zu einem Träger vereinigt, der
ichtige Grundsatz- und Querschnittsaufgaben verbind-
ich entscheiden kann. Das erleichtert die Koordination
nd beseitigt Mehrarbeit. Ein Vorteil der Reform ist
uch, dass die Finanzbeziehungen zwischen den Arbeit-
ebern und den Einzugsstellen sowie unter den Trägern
elbst optimiert werden. Die tatsächlichen Zahlungs-
tröme werden auf ein Minimum reduziert. Für die
eschäftigten – Kollege Dreßen hat es hervorgehoben –
ird der Übergang sozialverträglich vollzogen.
Im Mittelpunkt wird in Zukunft der Wettbewerb der

räger stehen. Durch einen kontinuierlichen und syste-
atischen Vergleich werden die Strukturen und Prozesse
ach dem Prinzip des Lernens von den Besten optimiert.
Der Gesetzentwurf wurde im Verfahren verändert.

wei Punkte sind am wichtigsten: Die Koalition hat sich
arauf verständigt, die Selbstverwaltung zu stärken. In
ieser Hinsicht wurde der Gesetzentwurf überarbeitet.
um einen haben wir Kritik am Entscheidungsverfahren
ufgegriffen; die Selbstverwaltung erhält nun ein Initia-
ivrecht. Zum anderen werden die Rentenversicherungs-
räger – das war Ihnen, Herr Kollege Weiß, besonders
ichtig – ihre Haushalte auch in Zukunft ohne Geneh-
igung der Behörden erstellen können. Wichtig ist aber,
ass wir als Alternative eine Zielvorgabe für die Sen-
ung der Verwaltungs- und Verfahrenskosten eingeführt
aben.
Wir sind uns einig, dass die Kosten der Rentenversi-

herungsträger weiter gesenkt werden können und ge-
enkt werden müssen. Der nun gewählte Ansatz stärkt






(A) )



(B) )


Birgitt Bender

den Wettbewerb und das wird von der Fraktion der Grü-
nen ausdrücklich unterstützt.

Jedoch sind die Träger gefordert, ihre Strukturen und
Verfahren fortlaufend zu verbessern sowie wirtschaftli-
cher und effektiver zu arbeiten. Dies setzt voraus, dass
geeignete Kriterien und Instrumente entwickelt werden,
die einen Leistungs- und Qualitätsvergleich innerhalb
der gesamten Rentenversicherung ermöglichen.

Zum guten Schluss sage ich: Was lange währt, wird
endlich gut. Jetzt brauchen wir noch eine gute Umset-
zung.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513009100

Letzter Redner ist der Kollege Dr. Heinrich Kolb,

FDP-Fraktion.

Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1513009200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die heute zu beschließende Organisationsreform wird
von einer breiten Mehrheit dieses Hauses – die FDP ge-
hört dazu – getragen. – Das ist die gute Nachricht.

Die Wahrheit ist aber: Der Preis für diesen Konsens ist
die Beschränkung auf eine Minimalreform. Sie ist sicher-
lich ein Schritt in die richtige Richtung. Herr Dreßen, Sie
haben es gesagt: In den nächsten fünf Jahren und dann
auf Dauer sollen jährlich 10 Prozent der Verwaltungskos-
ten – das sind immerhin rund 350 Millionen Euro – ein-
gespart werden. Nach Ansicht des Bundesrechnungsho-
fes, vorgetragen in unserem Ausschuss, wäre aber eine
Einsparung von 30 Prozent bei einer entschlosseneren
und einschneidenderen Reform ohne weiteres möglich
gewesen. Aber Maximalreformen scheinen nicht die Art
und Weise zu sein, wie in Deutschland – zumal unter ei-
ner rot-grünen Regierung – Veränderungen durchgeführt
werden.

Wir verbinden unsere Zustimmung zu dem vorliegen-
den Gesetzentwurf deswegen heute mit der klaren Aus-
sage: Das kann nicht alles gewesen sein; dieser Reform
werden weitere Schritte folgen müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Voraussetzung für unsere Zustimmung war auch, dass

es den Sachverständigen und der Opposition gelungen
ist, zu erreichen, dass zwischenzeitlich zu beobachtende
Irrwege typisch sozialdemokratischer Machart, hinsicht-
lich der Haushaltsbeschlüsse eine Pflicht zur Genehmi-
gung durch die staatlichen Stellen herbeizuführen, abge-
wendet werden konnten.

Dass Sie so etwas immer wieder versuchen, zeugt von
einem staatszentrierten Denken bei Ihnen. Die Bedeu-
tung von Anreizstrukturen für eine erfolgreiche Gesetz-
gebung wird weithin missachtet. Das ist leider kein Ein-
zelfall.

Als besondere Schwäche dieser Reform möchte ich
ferner benennen, dass auch nach der Reform § 127 a

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(C (D GB VI fortbestehen wird, der die eigentlich aus Grünen der Kostensenkung erwünschten und notwendigen usionen zwischen den Landesträgern behindert, (Erika Lotz [SPD]: Wo waren denn Ihre Anträge?)


eil er eine Genehmigung der Landesaufsichtsbehörden
ei Fusionsvorhaben fordert. Damit bleibt – man muss
s so nüchtern sehen – Regionalinteressen weiterhin Tür
nd Tor geöffnet.


(Erika Lotz [SPD]: Wo waren Ihre Änderungsanträge?)


s ist ein Widerspruch, wenn man auf der einen Seite die
elbstverwaltung auffordert, die Kosten zu senken, die
änder aber aus strukturpolitischen Gründen die Ratio-
alisierung der Aufgabenwahrnehmung behindern kön-
en. Warum ist es eigentlich nicht möglich, diese Rege-
ng aufzuheben?


(Erika Lotz [SPD]: Sie hätten doch einen Änderungsantrag stellen können!)


Es ist aus unserer Sicht ebenfalls nicht nachzuvollzie-
en, warum den Selbstverwaltungsorganen eine be-
timmte Gremiengröße vorgeschrieben wird, statt ge-
etzliche Anreize zur Verringerung der Zahl der Sitze
twa in den Vertreterversammlungen zu geben. Typisch
ür eine von den Trägern weitgehend selbst entworfene
eform ist schließlich, dass im Zentrum der Reform-
emühungen vor allem verwaltungsinterne, organisatori-
che Überlegungen stehen; Aspekte der Qualität des
ystems für den Bürger, für den Versicherten treten dem-
egenüber deutlich erkennbar zurück. Gerade deswegen
t die Zuteilung der Versicherten nach Quoten, nach ei-
em Zufallsverfahren – auch Sie, Herr Dreßen, haben
in Beispiel angesprochen – im Sinne der Betroffenen.
s wird eine qualitativ bessere und von den Kosten her
ünstigere Betreuung nicht dadurch gewährleistet, dass
ine Konzentration von bestimmten Versichertengrup-
en an einem Ort stattfindet. Ich nenne hier auch noch
rgänzend das Handwerk und die freien Berufe.
Trotz aller Mängel des Gesetzentwurfs wird die FDP-
undestagsfraktion der Organisationsreform in der ge-
etzlichen Rentenversicherung zustimmen. Denn neben
en Problemen, die ich aufgezählt habe und die bestehen
leiben, werden doch auch einige Probleme gelöst, die
ie Rentenversicherung bisher unnötig belasteten. Frei
ach Sepp Herberger gilt in der Rentengesetzgebung
ber unverändert weiter: Nach der Reform ist vor der
eform.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513009300

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-

esregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur
rganisationsreform in der gesetzlichen Rentenversi-
herung auf Drucksache 15/3654. Der Ausschuss für
esundheit und Soziale Sicherung empfiehlt in seiner






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Beschlussempfehlung, den Gesetzentwurf in der Aus-
schussfassung anzunehmen; das sind die Drucksa-
chen 15/3824 und 15/3866. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen wol-
len, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Ent-
haltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Be-
ratung angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzent-
wurf ist damit mit den Stimmen des ganzen Hauses an-
genommen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 24 sowie Zusatzpunk-
te 6 a bis 6 c auf:

24 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft (10. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Julia Klöckner,
Peter H. Carstensen (Nordstrand), Albert Deß,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Dreizehntes Gesetz zur Änderung des Arznei-
mittelgesetzes für Tierärzte und Landwirte
praxisgerecht und verbraucherfreundlich ge-
stalten
– Drucksachen 15/3112, 15/3828 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Wilhelm Priesmeier
Julia Klöckner
Friedrich Ostendorff
Hans-Michael Goldmann

ZP 6 a)Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat
eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur
Änderung des Arzneimittelgesetzes
– Drucksache 15/1494 –

(Erste Beratung 91. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Verbraucherschutz, Ernährung und Land-
wirtschaft (10. Ausschuss)

– Drucksache 15/2999 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Wilhelm Priesmeier
Julia Klöckner
Friedrich Ostendorff
Hans-Michael Goldmann

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft (10. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Hans-Michael
Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, Rainer

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(C (D Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Praxisgerechte Novelle des Tierarzneimittelgesetzes verbessert Tierund Verbraucherschutz – Drucksachen 15/1596, 15/2999 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Wilhelm Priesmeier Julia Klöckner Friedrich Ostendorff Hans-Michael Goldmann c)

Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan,
Dr. Volker Wissing, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der FDP
Agrarischen Veredlungsstandort Deutschland
stärken – Bürokratie abbauen und Rahmenbe-
dingungen verbessern
– Drucksache 15/3103 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Parla-
entarische Staatssekretär Dr. Gerald Thalheim.
Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1513009400

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Ich möchte am Anfang der Debatte über den
DU/CSU-Antrag die Gelegenheit nutzen, darzulegen,
as die Bundesregierung auf dem Gebiet der Novellie-
ung des Arzneimittelgesetzes in Bezug auf die Tierarz-
eimittel vorhat. Es werden zwei Dinge deutlich werden:
um einen, dass sich der Antrag der CDU/CSU-Fraktion
n wenigen Wochen erledigt hat, und zum anderen, dass
ie in dem Antrag enthaltenen Vorschläge in die falsche
ichtung führen. Es ist aber ebenfalls notwendig, die
usgangssituation darzustellen, in der wir uns befinden.
rst im Jahre 2002 waren die Regelungen über die Ge-
ehmigung von Tierarzneimitteln novelliert worden. Es
andelte sich damals um einen Antrag der Bundeslän-
er, der im Bundesrat mit 16 : 0 beschlossen wurde. Das
ar die Reaktion der Länder auf die Tierarzneimittel-
kandale, auf das, was ich vereinfachend mit dem Begriff
utobahntierärzte umschreiben will. Wohlgemerkt: Der
ntrag wurde damals mit 16 : 0 beschlossen. Vonseiten
nseres Hauses ist damals auf die Novellierung dahin
ehend Einfluss ausgeübt worden, dies praktikabler zu
achen. Das führte zu der Situation, die wir heute ha-
en.
In der nächsten Woche werden wir dem Bundeskabi-

ett einen Novellierungsentwurf vorlegen, über den
ann auch beschlossen wird, der folgende Kernpunkte
nthält:






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Dr. Gerald Thalheim

Tierärzte und Landwirte haben die Begrenzung der

Verschreibung von Tierarzneimitteln auf sieben Tage
kritisiert. Künftig soll es möglich sein, Arzneimittel bis
zu 31Tagen zu verabreichen. Allerdings wird es bei An-
tibiotika bei der Begrenzung auf sieben Tage bleiben.
Die Antibiotikaregelung war im Prinzip der Kernpunkt;
damit soll sichergestellt werden, dass sich keine Antibio-
tikarückstände in Fleisch und anderen tierischen Produk-
ten befinden.

Wir werden jedoch Ausnahmen bei der Siebentagere-
gelung zulassen. Darüber gab es eine lange Diskussion
– ich nenne als Stichwort nur die Behandlungspläne –;
Sie kennen die Geschichte. Es haben auch eine Reihe
von Anhörungen dazu stattgefunden. Wir sind sehr wohl
bereit, auch bei der Verordnung von Antibiotika prakti-
kablere Regelungen zuzulassen, allerdings mit der Ein-
schränkung, dass klar sein muss, für welche Indikationen
dies gilt. Dafür muss die Indikation präzise beschrieben
werden, sodass die Nachvollziehbarkeit der Diagnose
der Tierärzte gegeben ist. Das wird Inhalt einer in die-
sem Punkt flexibleren Regelung sein.

Wir sind mit diesem Vorgehen den Hinweisen, die uns
in der Anhörung gegeben wurden, nachgekommen. Ich
erinnere mich noch daran, dass uns der Vertreter aus
Bayern mit auf den Weg gegeben hat, hier sehr vorsich-
tig vorzugehen. Dass die Regelungen richtig waren, die
wir im Jahre 2002 beschlossen haben, wird daran deut-
lich, dass uns gelegentlich Tierärzte sagen: Seit der No-
velle von 2002 werden wir wieder geholt; es erfolgt
keine Selbstmedikation mehr. Früher haben die Land-
wirte aufgrund ihrer Reserven, die sich im Stall befan-
den, die Arzneimittel selbst verordnet.

Weitere Punkte neben dieser zentralen Flexibilisie-
rungsregelung wird die Schaffung einer Kommission
sein, die hier Vorgaben macht, außerdem die so genannte
Umwidmungskaskade, die Erleichterung der Einfuhr
von Arzneimitteln für die Anwendung bei Tieren, die der
Gewinnung von Lebensmitteln dienen, aus anderen Mit-
gliedstaaten und schließlich die Erleichterung der Ab-
gabe bei Teilmengen.

Wir sind überzeugt, dass wir mit dem Novellierungs-
entwurf den berechtigten Einwendungen der Tierärzte
und der Landwirte Rechnung tragen, aber gleichwohl bei
der Anwendung von Antibiotika dem Ziel und den
Grundsätzen der Lebensmittelsicherheit und des Ver-
braucherschutzes entsprechende Beachtung einräumen
und sicherstellen, dass dies gewährleistet ist.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513009500

Das Wort hat die Kollegin Julia Klöckner, CDU/CSU-

Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1513009600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Herzlichen Dank, Herr Thalheim, für Ihre

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(C (D usführungen. Man hat gar nicht mehr zu glauben geagt, einen Gesetzentwurf vorgelegt zu bekommen. ber noch haben wir ihn nicht auf dem Tisch. Sie wisen, dass wir vor vier Monaten schon einmal an dieser telle standen und uns daran erinnert haben, dass wir vor ier Monaten auch schon einmal an dieser Stelle standen nd über das gleiche Thema debattierten. Damals hieß s, dass in Bälde ein Gesetzentwurf auf dem Tisch liegen ürde. Das geschah aber leider nicht. Dann wurde geagt: vor der Sommerpause. Danach lautete es: nach der ommerpause. Dann sollte unsere Büros im September in Entwurf erreichen. Vor allen Dingen wollte man beeit sein, mit uns gemeinsam eine Lösung zu finden. Jetzt haben wir Oktober und Sie kündigen den Ge etzentwurf für nächste Woche an. Es wäre wunderbar, enn es dazu kommen würde; wir würden uns freuen. wischendurch war ein Referentenentwurf im Umlauf, er aber still und heimlich in der Schublade verschwand. ch muss Ihnen sagen: Ich wäre sehr enttäuscht, aber es ürde mich nicht wundern, wenn der angekündigte Geetzentwurf nur eine kleine redaktionelle Überarbeitung äre. Sie haben das schon angedeutet, Herr Thalheim. ch schätze Sie als Pragmatiker und habe ein bisschen itleid mit Ihnen, weil Sie hier gegen Ihre Überzeugung andeln müssen. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Zuckerbrot und Peitsche!)


An der Idee einer Sachverständigenkommission hält
hr Entwurf fest. Das Gleiche gilt für die Indikations-
iste. Jeder Praktiker weiß das. Deshalb haben die Tier-
rzte in den Koalitionsfraktionen, die Ahnung haben,
einen Beistand. Gemeinsam könnten wir es schaffen,
as aus dem Gesetzentwurf zu streichen.
Den Wiederholungsreigen aus Hoffen und Bangen

ann niemand leugnen. Wir setzen damit das falsche
eichen für die Tierärzte, Tierhalter und Verbraucher.
ieses Hin und Her ist eine Selbstbeschäftigung unserer-
eits. Aber diejenigen, die damit jeden Tag arbeiten müs-
en, ärgern sich darüber, dass das jetzige Tierarzneimit-
elgesetz – wir sind uns alle darin einig und es würde
ich wundern, wenn jemand, der davon Ahnung hat, an-
erer Meinung wäre – überhaupt nicht praktikabel ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


Das Tierarzneimittelgesetz ist praxisfern. Als wir es
erabschiedeten bzw. die Regierung es durchdrückte, ha-
en wir erkannt, dass wir es sofort novellieren müssen.
iese Erkenntnis ist so ähnlich wie der Wunsch nach ei-
er guten Scheidung: Wenn man sie will, muss man
icht noch zwei Jahre zusammenbleiben.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Es gibt für mich keine gute Scheidung!)


ie aber blieben bei dem Gesetz und wir warten auf die
berarbeitung.
Ich denke sehr gern an den Beginn meiner Parla-
entszeit vor zwei Jahren zurück, damals haben wir par-
eiübergreifend zusammengearbeitet. Die Berichterstat-
er aller Fraktionen haben sich auf einen Obleutebrief






(A) )



(B) )


Julia Klöckner

geeinigt, in dem die neuralgischen Punkte aufgeführt
werden sollten. Wir haben dafür die Zustimmung von al-
len beteiligten Gruppierungen erhalten. Was war das
Ende vom Lied? Frau Ministerin Künast hat es nicht er-
laubt, dass dieser Brief abgeschickt wurde. So konnten
die entsprechenden Parteifreunde auch nicht unterschrei-
ben. Das verstehe ich nicht unter Hilfe für Verbraucher,
für Betroffene und für die Menschen, die die Steuergel-
der für uns aufbringen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


Dieser Brief wurde wie letztlich auch ein gemeinsa-
mer Gesetzentwurf verhindert. Jetzt wird gebangt und
darum gerungen, was gemacht werden soll.

Ich möchte daher noch einmal die wichtigsten Punkte
unseres Antrags, der Ihnen schon lange vorliegt, skizzie-
ren. Es wundert mich übrigens, dass das Gespräch mit
uns nicht gesucht wird und dass auch nicht versucht
wird, mit uns zu einer Einigung zu kommen. Dabei wird
doch auf der anderen Seite immer wieder gesagt, die
Union und die FDP blockierten. Das ist mitnichten der
Fall!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


Wenn es um Prinzipien geht und man prinzipielle Äu-
ßerungen tätigt, muss man auch überprüfen, woran man
diese Äußerungen festmacht. Für uns ist die Frage der
Siebentageregelung besonders wichtig. Herr Staatssekre-
tär Thalheim, Sie haben die Siebentageregelung ange-
sprochen. Diese Regelung ist der Punkt, der allen auf
den Nägeln brennt. Wir müssen die Tierärzte und Tier-
halter aus der Grauzone herausholen; denn es kann nicht
sein, dass sie bei ihrer täglichen Arbeit, die von einem
Verständnis für den Verbraucherschutz und den Tier-
schutz geprägt ist, mit einem Bein im Gefängnis stehen.
Das darf in Deutschland nicht länger der Fall sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


Sie schlagen eine neue Regelung vor und wollen die
Siebentageregelung angehen. Sie sprachen jetzt von
31Tagen; das hört sich gut an. Ich bitte aber alle, die da-
mit zu tun haben, den Gesetzentwurf genau zu lesen:
31Tage sind nicht gleich 31 Tage; denn die 31 Tage sol-
len sich nicht auf die Dauer der Behandlung mit Anti-
biotika beziehen. Das ist jedoch genau der Punkt, um
den es geht. Soll denn ein Tierarzt alle sieben Tage je-
dem Tier, sei es ein Hamster oder ein Mastkalb, einen
Besuch abstatten?


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Die Tiere würden sich freuen!)


Zum Glück haben unsere Tierärzte in Deutschland noch
ein bisschen mehr zu tun. Vielleicht sind sie eines Tages
dazu in der Lage, wenn es keine Tierhalter und keine
Bauern mehr gibt. Dieser Punkt ist entscheidend und es
bringt nichts, vorher über irgendetwas anderes zu reden,
solange dieser Punkt nicht zufriedenstellend gelöst ist.

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(C (D Natürlich müssen wir auch die anderen offenen unkte in diese Paketlösung einbeziehen. Wenn wir einal dabei sind, lassen Sie uns doch auch die Frage nach er Umfüllung und der Kaskadenregelung und einiges ndere mit klären. Ich denke, dabei haben wir weniger robleme, uns zu einigen. Es ist uns sehr wichtig, eine Art Behandlungsplan zu ntwerfen, der im Gegensatz zu der Siebentageregelung lexibel ist und auf die verschiedenen Arten der Tierhalung eingeht, sodass wir damit zu einer praktikablen und or allen Dingen schnellen Lösung kommen. Wir können uns noch ewig damit beschäftigen. Dann ätten wir immer ein Thema und ich müsste mich nicht ehr so lange vorbereiten, weil wir dann alle genau inormiert wären. Das kann es aber nicht sein, weil es uns icht hilft. Deshalb warte ich auf ein Gesprächsangebot, amit Sie unseren Antrag in Ihr Vorhaben integrieren. enn auch die Fachleute sehen keinen Grund, warum nser Antrag abgelehnt werden sollte. Lassen Sie uns lso zusammenarbeiten! Ganz herzlich danke ich den Kolleginnen und Kolle en, die bisher mit uns zusammengearbeitet haben. Das ar ein gutes Zeichen. Allerdings kann man hier auch ehen, wie eine Regierung das Parlament missachtet. Das Wort hat der Kollege Friedrich Ostendorff, ündnis 90/Die Grünen. Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513009700
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und
erren! Die geltende Elfte Novelle des Tierarzneimittel-
esetzes hat seit ihrem In-Kraft-Treten bei Tierärzten
nd Tierhaltern sehr unterschiedliche Reaktionen her-
orgerufen. Die Hauptkritikpunkte waren Probleme bei
er praktischen Durchführung bestimmter Regelun-
en und ihrer Kontrolle. Diese Probleme haben wir in
en vergangenen Monaten intensiv diskutiert und be-
euchtet. Die Bundesregierung hat heute angekündigt,
ass sie bald einen veränderten Gesetzentwurf vorlegen
ird, in dem die aufgetretenen Probleme aufgegriffen
erden.
Es hat sich erwiesen, dass einzelne Regelungen des
rzneimittelgesetzes, die gemeinsam von allen 16 Bun-
esländern beschlossen worden waren, in der Praxis sehr
chwer umzusetzen sind. Daher sollten sie entsprechend
ngepasst werden. Dies betrifft die so genannte Umwid-
ungskaskade, die Verfügbarkeit zugelassener Tierarz-
eimittel, die Möglichkeit der Abgabe von Teilmengen
us Arzneimittelpackungen und einige weitere Details.
s muss auch darüber nachgedacht werden, ob die beste-
ende Siebentageregelung, die Begrenzung der Abgabe-
enge auf den Bedarf von sieben Tagen, für bestimmte
rzneimittel auf 31Tage ausgeweitet werden sollte.
Sehr vorsichtig müssen wir allerdings beim Umgang
it Antibiotika sein. Die Abgabe von Antibiotika muss
eiterhin eng an den vom Tierarzt festgestellten Bedarf






(A) )



(B) )


Friedrich Ostendorff

gebunden sein. In diesem Bereich dürfen wir aus überge-
ordneten Interessen des allgemeinen Gesundheitsschut-
zes keine Aufweichungen der geltenden Rechtslage zu-
lassen. Antibiotikaresistenzen sind eine ausgesprochen
ernste und gefährliche Angelegenheit. Ihre Ausbreitung
muss im Interesse des Gesundheitsschutzes von Mensch
und Tier verhindert werden.

Wenn wir die Kontrolle von Antibiotika ernst neh-
men, dann müssen wir die Bedingungen ihrer Abgabe
sehr stringent handhaben. Anders geht es nicht. Das hat
nichts mit einem Generalverdacht gegenüber den An-
wendern zu tun, sondern mit dem Grad der Gefährdung,
der auch von wenigen schwarzen Schafen ausgehen
kann. Daher dürfen wir uns auf keinen Fall auf eine ge-
nerelle Abschaffung oder Aufweichung der Siebentage-
regelung, wie sie sich die Opposition vorstellt, einlassen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das gibt es doch nicht!)


Diese Auffassung wird übrigens auch von den Bundes-
ländern mehrheitlich getragen. Lediglich bei bestimm-
ten, eng und klar eingegrenzten endemischen Krank-
heitsbildern wie MMA oder chronischer Mastitis kann
über eine Verlängerung der Abgabedauer nachgedacht
werden.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Ich sage sehr deutlich, dass wir für alle praxisgerechten

Neuregelungen zu haben sind, solange die elementaren
Zielsetzungen der 11. AMG-Novelle nicht eingeschränkt
werden. Diese sind ein verbesserter Gesundheits- und
Verbraucherschutz durch die Reduzierung des Arzneimit-
teleinsatzes auf das therapeutisch unerlässliche Mindest-
maß, insbesondere im Bereich der Antibiotika, und eine
Verbesserung der Sicherheit im Tierarzneimittelverkehr.
Das sind unsere Kriterien. Alle Vorschläge sind darauf-
hin zu prüfen.

Leider halten Ihre Anträge, meine Damen und Herren
von der Opposition, dieser Überprüfung nicht stand. Sie
wollen eine Lockerung des geltenden Rechts hin zu we-
niger Kontrolle. Diese Lockerung halten wir im Sinne
des Gesundheits- und Verbraucherschutzes für nicht ver-
tretbar.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das hieß vor zwei Jahren aber noch ganz anders!)


Die Lebens- und Futtermittelskandale der vergange-
nen Jahre haben der Landwirtschaft jedes Mal gewaltige
Verluste und Kosten beschert. Wir haben daraus die
Konsequenz gezogen, die jedes Unternehmen im Be-
reich der Lebensmittelerzeugung ziehen muss, wenn es
seine Existenz nicht aufs Spiel setzen will: Lebens-
mittelsicherheit muss auch und gerade aus wirtschaft-
lichem Interesse oberste Priorität haben, selbst wenn
dies manchmal mit viel Aufwand und mit Kosten ver-
bunden ist. Jeder Lebensmittelskandal kostet die Land-
wirtschaft ein Vielfaches dessen, was die Vorbeugung an
Mehraufwand bedeutet hätte. Hier darf es keine faulen
Kompromisse geben.

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(C (D Meine Damen und Herren von der Opposition, ich inde es äußerst problematisch, dass Sie im Sinne einzeler Interessengruppen immer wieder Abstriche bei der ebensmittelsicherheit machen wollen. (Julia Klöckner [CDU/CSU]: Wer sagt das denn?)


ie wollen eine Erhöhung des BSE-Testalters, möglichst
asche Kennzeichnungen bei gentechnischer Verunreini-
ung und die Abschaffung der Siebentageregelung bei
rzneimitteln.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das wollen wir gar nicht!)


iese Liste Ihrer Botschaften ließe sich beliebig fortset-
en. Ich kann Ihnen schon sehr genau sagen, was beim
ächsten Lebensmittelskandal passieren wird: Dann
erden Sie und alle Herrschaften, die jetzt noch sämt-
iche Regelungen und Kontrollen abschaffen wollen, mit
rößter Entrüstung und aufgeblasenen Backen über die
ngeblichen Versäumnisse von Ministerin Künast beim
erbraucherschutz schwadronieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Diese Doppelbödigkeit, meine Damen und Herren,
achen wir nicht mit. Wir werden uns deshalb auch
icht darauf einlassen, beim Arzneimittelgesetz mehr
ugeständnisse zu machen, als vertretbar sind. Wir blei-
en bei der in der 13. AMG-Novelle enthaltenen klaren
eihenfolge: erst der Schutz der Gesundheit, dann die
nteressen der Anwender.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513009800

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Christel Happach-
asan.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1513009900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ebensmittelsicherheit hat für die FDP hohe Priorität.
ber wir fügen hinzu, dass auch der Tierschutz beachtet
erden muss. Staatssekretär Thalheim hat gerade ausge-
ührt, dass wir im Bereich des Tierarzneimittelgesetzes
raktikablere Regelungen brauchen. Genau dies fordern
ir: praktikablere Regelungen. Damit, Herr Staatsse-
retär, haben Sie auch gesagt, dass die jetzigen Regelun-
en nicht praktikabel sind. Genau dies ist unsere Kritik
aran.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Fachleute in allen Fraktionen sind sich einig, dass
ieses Gesetz gründlich überarbeitet werden muss. Die
atsache, dass dies noch nicht geschehen ist, zeigt auch,
ass in dieser Bundesregierung nicht Fachleute das Sa-
en haben, sondern ideologisch bestimmt wird, was ge-
acht werden darf.






(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan

Es ist bereits ausgeführt worden, dass die Siebentage-

regelung so, wie sie im Gesetz steht, nicht praktikabel
ist. Wir brauchen eine klare Grenzziehung zwischen Tie-
ren, die Lebensmittel liefern, und Tieren, die aus Sport-
gründen oder als Haustiere gehalten werden. Wir brau-
chen die adäquate Behandlung von Tieren mit
zugelassenen Wirkstoffen; diese darf nicht länger illegal
sein, wie es das Gesetz heute bestimmt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dieses Gesetz, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist
Ausdruck des Misstrauens gegenüber der fachlichen
Kompetenz und der beruflichen Redlichkeit von Tierärz-
ten und Landwirten. Genau dies weisen wir zurück. Wir
wissen, dass es Verfehlungen gegeben hat. Diese Verfeh-
lungen müssen geahndet werden und es muss dafür ge-
sorgt werden, dass sie ein Ende haben. Aber ein solches
bürokratisches Monstrum von Gesetz, wie Sie es hier er-
lassen haben, muss schnellstens novelliert werden.

Dieses Gesetz reiht sich in die Politik der Bundesre-
gierung ein, den Veredelungsstandort Deutschland zu
schwächen. Tierschutz ist dafür die Begründung; diese
Begründung aber ist falsch. Wir brauchen einen einheit-
lich hohen Tierschutz in der gesamten EU; er muss über-
all in der EU einen höheren Stellenwert bekommen. Nur
so ist sichergestellt, dass die Tierproduktion nicht in
Länder mit geringeren Standards verlagert wird. Genau
dies aber ist die Folge Ihrer Politik. Deswegen lehnen
wir Ihre bürokratischen Regelungen in der Schweinehal-
tungsverordnung und in der Legehennenverordnung ab.
Wir haben die Folgen schon jetzt zu tragen. Dass der
Standort Deutschland geschwächt wird, weil Produk-
tionsbetriebe abwandern und Arbeitsplätze in Deutsch-
land verlorengehen, wollen wir verhindern.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deshalb fordern wir die vorurteilsfreie und nach fach-
lichen Kriterien durchgeführte Prüfung der so genannten
Kleinvoliere. Wir wollen, dass beim Tierschutz die
Raumgröße Beachtung findet, die dem Tier zur Verfü-
gung steht. Wir wollen aber auch, dass die Ernährung
und die Verhaltensweisen berücksichtigt werden und
dass hohe Mortalitätsraten zur Schließung von Betrieben
führen. 25 Prozent Todesfälle bei Legehennenbodenhal-
tung und ein hoher Medikamenteneinsatz können nicht
toleriert werden. Im Bereich der Tierhaltung gibt es noch
eine Menge zu tun.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513010000

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Wilhelm

Priesmeier.

Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD):
Rede ID: ID1513010100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube,
heute ist es einmal an der Zeit, ein Resümee bezüglich
der eigentlichen Entstehungsgeschichte dieser immer
wieder so umstrittenen 11. AMG-Novelle zu ziehen.

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(C (D In Bayern hat es damals einen großen Arzneimittelkandal gegeben, der weit über die bayerischen Grenzen inaus bis nach Thüringen, Sachsen und Österreich geangen ist. Im Laufe der Bewältigung dieses Skandals st der politische Druck so groß geworden, dass man sich uf Länderebene gemüßigt gesehen hat, möglichst rigide egelungen umzusetzen. Hätte das damalige BMVEL ei verschiedenen Punkten nicht für Entlastung gesorgt, ann hätte es eine noch wesentlich rigidere Lösung geeben. (Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Hört! Hört! Schlechtes Gedächtnis bei der CDU/CSU!)


ffensichtlich gibt es Situationen, in denen die Überwa-
hung in den einzelnen Bundesländern versagt. Dies war
in klassischer Fall des Versagens der Überwachung; das
uss man konstatieren.
Gott sei Dank hat es in Bayern zu entsprechenden

ersonellen Konsequenzen auf der Ministerebene ge-
ührt. Man hat die Verantwortlichkeiten erkannt und sich
eu orientieren müssen. Das zeigt die Grundproblema-
k, vor der wir Politiker stehen. Wir können uns natür-
ch nicht davonstehlen, indem wir ein Gesetz erlassen,
ondern wir müssen uns an den praktischen Gegebenhei-
n und Erfordernissen orientieren, wie sie sich in der
onkreten Umsetzung der Gesetze darstellen. Ich glaube,
ir alle haben in verschiedenen Bereichen einen zum
eil erheblichen Nachholbedarf, wenn es um das Aus-
ormulieren und das Vorgeben von neuen Verordnungen
nd Gesetzen geht. Diesen haben wir gemeinsam zu be-
ältigen.
Das, was mit der 11. AMG-Novelle beschlossen wor-

en ist, war in vielen Teilbereichen überhaupt nicht
raktikabel.


(Beifall der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


as steht hier vollkommen außer Frage und wird von
iemandem bezweifelt – auch von der Koalition nicht.
ie Ursache muss noch einmal benannt werden: Die
1. AMG-Novelle ist damals mit dem geschlossenen Vo-
m des Bundesrates umgesetzt worden. Auch Regierun-
en, die von der FDP mitgetragen wurden, waren daran
eteiligt. Schuldzuweisungen helfen uns im Augenblick
berhaupt nicht. Richten wir unseren Blick doch in die
ukunft.
Wenn wir ein wenig vorausschauen, dann erkennen
ir, dass die jetzt vorliegende 13. AMG-Novelle eine
urchaus vernünftige Grundlage ist, auf der man zu ad-
quaten Regelungen kommen kann, durch die der Ver-
raucherschutz bei uns sichergestellt und auch der Tier-
chutz nicht außer Acht gelassen wird. Es wurden
erschiedene Tatbestände liberalisiert, die auch auf Län-
erebene mit Sicherheit jetzt schon unumstritten sind.
ch nenne die Verbesserung der Einfuhr von in anderen
U-Staaten registrierten Arzneimitteln, die Bevorratung
dem Bereich, die Veränderung der Kaskadenregelung
Rahmen der Umwidmung und die Änderungen beim
nwendungsverbot für den Tierhalter in Bezug auf um-
ewidmete Arzneimittel. Das alles sind ganz erhebliche
rleichterungen. Niemand kann das hier infrage stellen






(A) )



(B) )


Dr. Wilhelm Priesmeier

und das Gegenteil davon behaupten. Diese ganz erheb-
lichen Verbesserungen steckten auch schon im Referen-
tenentwurf.

Ganz zentral geht es um das Problem der sieben
Tage, das hier hochstilisiert wird. Es geht um die Le-
bensmittelsicherheit, den Verbraucherschutz und auch
den Tierschutz. Die Frage ist natürlich nicht ausschließ-
lich an den sieben Tagen zu orientieren. Wir müssen ver-
suchen, zu einem Konsens zu kommen, der auch auf der
Länderebene mitgetragen wird. Ansonsten werden wir
vielleicht wieder die alten Konstellationen erleben: Es
könnte zu einem Konflikt zwischen den Intentionen der
Länder und dem, was wir hier verfolgen, kommen. Das
wäre mit Sicherheit nicht förderlich für den ganzen Pro-
zess; das wäre eher kontraproduktiv. Auf dieser Basis
sollten wir den weiteren Verlauf dieses Gesetzentwurfs
debattieren und diskutieren. Keine Vorlage ist so gut,
dass sie nicht noch verbesserungsfähig wäre. Entspre-
chende Verbesserungen sollten wir noch einfügen.

Ich sehe auch die Notwendigkeit, zu definieren, was
Lebensmittel liefernde Tiere sind. Weil das ein Bereich
ist, der im Augenblick nicht klar definiert ist und in dem
die Kollegen vor Ort und auch die betroffenen Tierbesit-
zer Schwierigkeiten haben, müssen wir dort zu klaren
Regelungen kommen, wodurch wir letztendlich für
Rechtssicherheit sorgen. Bisher kann nicht ausgeschlos-
sen werden, dass Pferde, welche man zum Reiten oder zu
anderen Zwecken benötigte, noch immer als Lebensmit-
tel an den Verbraucher gelangen, nachdem sie geschlach-
tet wurden. Hier gilt es, entsprechende Verbesserungen
einzufügen. Das ist aber auch nur ein Randaspekt.

Es stellt sich die Frage, ob wir mit den Regelungen
von Kommissionen und mit von diesen Kommissionen
festgelegten Indikationen im praktischen Bereich, also
bei der Umsetzung, eine Verbesserung erreichen werden.

Darüber müssen wir uns nüchtern und vernünftig un-
terhalten. Es ist mir ein wesentliches Anliegen, dass wir
uns auch mit der Praxis rückkoppeln. Zu gegebener Zeit
sollte man sich im Rahmen des Beratungsverfahrens zur
13. Novelle erneut Sachverstand in den entsprechenden
Ausschuss holen und dort über die Ausgestaltung debat-
tieren und diskutieren. Das halte ich in diesem Bereich
für ganz wesentlich.

Wir können die 13. Novelle nicht abgekoppelt und
unisono als einzelnes Gesetzesvorhaben sehen, sondern
wir müssen erkennen, dass erst die Gesamtheit von Ver-
besserung und Novellierung der Verordnung über tier-
ärztliche Hausapotheken, die Anpassung des Begriffs
der tierärztlichen Behandlung zusammen mit der
Stallbuch-Verordnung und dieser 13. Novelle ein run-
des Ganzes ergibt. Wenn wir das auf dem Tisch liegen
haben, dann werden wir auch zu einem vernünftigen
Konsens kommen. Der ursprüngliche Grundsatz, sich an
der Sache zu orientieren, ist irgendwo aufgekündigt wor-
den. Wenn wir zielgerichtet fortschreiten, dann gelingt
es uns, hier zu vernünftigen Ergebnissen zu kommen.

Um auf Ihre Einwendungen zur Hennen- und
Schweinehaltung Position zu beziehen: Ich halte es für
vernünftig, dass man sich in der jetzigen Situation, bei

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(C (D er es in der Umsetzung und der Ausgestaltung große robleme gibt, an den Gegebenheiten orientiert und eien Kompromiss findet. Man muss versuchen – das ist on dieser Stelle mein Appell an die Agrarministerkonerenz und die Ministerin –, einen Konsens zu finden, er letztendlich tragbar ist. Mit den im Augenblick verärteten Fronten ist der deutschen Landwirtschaft, den ühnern und auch uns allen nicht gedient. Ich meine, dass man auf einer vernünftigen Ebene urchaus noch Bewegungsspielräume hätte, wenn man s denn wollte. Das setzt aber voraus, dass sich auch die ndere Seite bewegt. Bei bisher kritischen Positionen, ei denen die Tierschutzverbände den Dialog nicht weierführen, müssen alle Seiten bereit sein, den Dialog ieder aufzunehmen, sodass man zu vernünftigen Reeln kommt. Vielen Dank, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513010200

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Peter Bleser.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1513010300

Verehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!
ätte die Bundesregierung 2002 kurz vor der Bundes-
agswahl auf die CDU/CSU-Fraktion gehört, dann hätten
ir uns heute diese Zeit sparen können. Wir hätten in der
ierarzneimittelpolitik nicht zwei Jahre mit einer Grau-
one leben müssen,

(Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Sie haben eben gehört, was der Bundesrat gemacht hat!)

s wäre zu keiner praxisfremden und tierfeindlichen Ge-
etzgebung gekommen


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Genauso ist es!)

nd wir hätten kein überbürokratisches und wettbe-
erbsverzerrendes Gesetz gehabt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Bundesrat! Sie können sich nicht aus der Verantwortung stehlen!)


All das hätten wir uns sparen können. Herr Staatsse-
retär Thalheim hat vorhin auf die Bundesländer verwie-
en, ich gebe gerne zu, dass sich auch dort die Landesve-
erinäre von der allgemeinen Hysterie haben anstecken
assen und nicht auf den fachmännischen Rat unserer
raktion gehört haben.


(Beifall der Abg. Julia Klöckner [CDU/CSU] – Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Die waren damals Getriebene! In Bayern!)


ber das entschuldigt das Verhalten überhaupt nicht.
as hat auch deswegen nicht zur Entschuldigung ge-
eicht, weil doch schon eine gewisse Philosophie dahin-
er steckt; das will ich einmal aufzeigen.






(A) )



(B) )


Peter Bleser

Dass sich damals insbesondere Frau Künast als be-

sonders beratungsresistent erwiesen hat, ist sicherlich
nicht nur auf mangelnde Sachkenntnis zurückzuführen.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Aber ein großer Teil!)


Es war nüchternes Kalkül, mit der Verschärfung des
Tierarzneimittelgesetzes den Menschen zu suggerieren,
die Lebensmittelqualität würde verbessert. Das war in
Wahrheit das Motiv von Frau Künast. Das passt in ihre
Strategie, mit der Verängstigung der Verbraucher und
anschließendem opportunistischen Handeln insbeson-
dere in den Oberschichten der Städte auf Stimmenfang
zu gehen. Diese Intention stand hinter der damaligen Ge-
setzgebung; das muss man einmal deutlich machen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dabei war und ist es ihr völlig gleichgültig, dass da-
mit der Tierschutz mit Füßen getreten wird. Bestes Bei-
spiel dafür ist das Verbot der Umwidmung von zwar
wirksamen, aber selbst in Notfällen und bei Lückenindi-
kation nicht zugelassenen Medikamenten. Ich habe ihr
vor einigen Monaten das Beispiel einer von Leberegeln
befallenen Ziege genannt, bei der eine Behandlung mög-
lich wäre, aber kein zugelassenes Medikament vorhan-
den ist. Die Tierärzte müssen zum Schutz des Tieres wi-
der das Gesetz handeln, wenn sie ihren Charakter
bewahrt haben. Ich bin sicher, dass dies die meisten ge-
tan haben.


(Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Das ist aber eine harte Argumentation! – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das ist aber eine schlimme Unterstellung den Tierärzten gegenüber! – Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Ich hoffe, Ihnen ist es klar, was Sie sagen!)


Es ist Ihnen völlig gleichgültig, dass die jetzt auf sie-
ben Tage begrenzte Zeit für die Abgabe von Medika-
menten in der Praxis nicht eingehalten werden kann.
Landwirte und Tierärzte werden damit in den Konflikt
mit dem Gesetz getrieben. Man stelle sich nur einmal
vor – dies als Hinweis für die Zuschauer –, in der Hu-
manmedizin gäbe es eine solche Beschränkung der La-
gerung von Medikamenten. Praktisch alle Bundesbürger
wären Gesetzesbrecher.

Es ist Ihnen auch völlig gleichgültig, dass das Verbot
des Umfüllens und Aufteilens von Großpackungen
nichts anderes als Kostentreiberei ist und damit die fach-
liche Kompetenz und Verantwortung der Tierärzte unter-
graben wird.


(Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Das wird doch geändert!)


Nun hören wir, Herr Priesmeier, dass die Bundesre-
gierung eventuell in der nächsten Woche endlich einen
Gesetzentwurf vorlegen wird. Ich bin sehr gespannt auf
diesen Vorschlag. Außerdem möchte ich die Aussage
von Herrn Ostendorff, wir sähen den Verbraucherschutz
nicht an vorderster Stelle, entschieden zurückweisen.

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(C (D (Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: So ist das aber! – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das ist die Tatsache!)


Ich stelle hier in aller Klarheit fest: Wir sind für mini-
alen und nur unvermeidbaren Medikamenteneinsatz in
er Tierhaltung.


(Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Ihr seid immer dafür und dagegen! – Gleichzeitig!)


ir sind für eine mit strengen und harten Sanktionsmög-
ichkeiten ausgestattete Lebensmittelüberwachung, ge-
ade in der Fleischproduktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Aber Sie handeln nicht so!)


ir sind für eine optimale tierärztliche Behandlung
on Tierbeständen nach dem Stand – das ist wichtig –
er tierärztlichen Wissenschaft. Das ist eine sich ständig
rweiternde flexible Grenze und deshalb kann die Politik
icht ständig nachjustieren.
Wir sind für mehr Wettbewerbsgleichheit beim Tier-

rzneimittelgesetz innerhalb der Europäischen Union,
eil die Erzeugnisse auch grenzüberschreitend gehan-
elt und von unseren Mitbürgern auch grenzüberschrei-
end verzehrt werden.
Meine Damen und Herren, in einem Punkt herrscht

inigkeit in diesem Haus: bei der Notwendigkeit eines
achbesserungsgesetzes. Schon vor einem Jahr wurde
it dem Entwurf eines Briefes, der von allen Fraktionen
itgestaltet und inhaltlich mitgetragen worden ist, diese
otwendigkeit einer Gesetzesänderung aufgezeigt. Es
urden auch Vorschläge für Veränderungen gemacht.
eider durften die Kolleginnen und Kollegen der Koali-
ionsparteien diesen Brief nicht abschicken. Sie wurden
it der Ankündigung eines Gesetzentwurfes der Regie-
ung getröstet. Wenn es denn wahr ist, dass ein solcher
ntwurf in der nächsten Woche das Licht der Welt er-
lickt, hat es bis zur Vorlage über ein Jahr gedauert.
Meine Damen und Herren, wie man hört – das wurde

eute Morgen noch einmal bestätigt –, ist in diesem Ge-
etz wiederum die Siebentagefrist enthalten. Zwar sind
uflockerungen durch alle möglichen bürokratischen
nd verfahrenstechnischen Umgehungen vorgesehen,


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Vom Regen in die Traufe!)


ber das ändert doch nichts an der Tatsache, dass die
rauzone, die zwangsläufig bei einer starren Frist ent-
tehen muss, weiter bestehen bleibt. Das werden Sie mit
ns nicht machen können. Wir werden dagegen angehen
nd ein solches Gesetz nicht mittragen. Das ist völlig
lar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Meine Damen und Herren, wir sind für eine stärkere
indung der Tierärzte an die Landwirtschaft. Ich kann
ir vorstellen, dass mit Betreuungsverträgen einiges
u gestalten ist, um die Wissenschaft und die Praxis zu-
inander zu führen und verantwortliches Handeln in der






(A) )



(B) )


Peter Bleser

Praxis zu garantieren. Darüber kann man mit uns reden,
aber man muss auch bereit sein, andere Vorschläge wie
insbesondere die starre Frist beiseite zu räumen.

Ich hoffe sehr, dass es gelingt, mit diesem neuen Tier-
arzneimittelgesetz eine Situation zu schaffen, die in der
Praxis nicht nur handhabbar ist, sondern die auch dazu
führt, das Vertrauen der Verbraucher in Zukunft zu erhal-
ten.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Und dass das mit dem Gesetz nicht lange dauert!)


Mehr Selbstverantwortung für Tierärzte und Land-
wirte ist das Gebot der Stunde. Ich würde mich freuen,
wenn auch Minister und Abgeordnete bereit wären, über
die Empfehlungen der Amtstierärzte hinaus Verantwor-
tung zu übernehmen. Wir sind dazu bereit und wir laden
Sie ein, dabei mitzumachen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513010400

Danke schön.
Ich schließe damit die Aussprache und wir kommen

zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft, Drucksache 15/3828, zu dem Antrag der
Fraktion der CDU/CSU mit dem Titel „Dreizehntes Ge-
setz zur Änderung des Arzneimittelgesetzes für Tierärzte
und Landwirte praxisgerecht und verbraucherfreundli-
cher gestalten“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag
auf Drucksache 15/3112 abzulehnen. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthal-
tungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
men der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der
Opposition angenommen worden.

Abstimmung über den Gesetzentwurf des Bundesra-
tes auf Drucksache 15/1494 zur Änderung des Arznei-
mittelgesetzes. Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 sei-
ner Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/2999, den
Gesetzentwurf abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzei-
chen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Ge-
setzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stim-
men der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der
Opposition abgelehnt worden. Damit entfällt nach unse-
rer Geschäftsordnung die weitere Beratung.

Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Land-
wirtschaft, Drucksache 15/2999, zu dem Antrag der
Fraktion der FDP mit dem Titel „Praxisgerechte Novelle
des Tierarzneimittelgesetzes verbessert Tier- und Ver-
braucherschutz“. Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 2
seiner Beschlussempfehlung, den Antrag auf Drucksa-
che 15/1596 abzulehnen. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung des Ausschusses? – Gegenstimmen? –
Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen
der Opposition angenommen worden.

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(C (D Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf rucksache 15/3103 an die in der Tagesordnung aufgeührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie einverstanen? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung so bechlossen. Ich rufe Tagesordnungspunkt 25 auf: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebenten Gesetzes zur Änderung des Sozialgerichtsgesetzes – Drucksache 15/3169 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung – Drucksachen 15/3838, 15/3867 – Berichterstattung: Abgeordnete Verena Butalikakis Die Kollegen Kirschner, Butalikakis, Kurth, Funke nd Lötzsch haben gebeten, ihre Reden zu Protokoll geen zu dürfen. – Sie sind damit, wie ich sehe, einverstanen. Dann verfahren wir so.1)


(Erste Beratung 114. Sitzung)


(13. Ausschuss)

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-

esregierung eingebrachten Gesetzentwurf auf
rucksache 15/3169. Der Ausschuss für Gesundheit und
oziale Sicherung empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
ung, den Gesetzentwurf in der Ausschussfassung anzu-
ehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in
er Ausschussfassung zustimmen wollen, um das
andzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der
esetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den
timmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen
er Opposition angenommen.

Dritte Beratung
nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
er stimmt dagegen? – Gibt es Enthaltungen? – Der Ge-
etzentwurf ist damit in dritter Lesung mit den Stimmen
er Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der gesam-
en Opposition angenommen worden.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 26 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Gudrun
Kopp, Rainer Brüderle, Dirk Niebel, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der FDP
Konsequenzen aus der Entscheidung zum La-
denschlussgesetz ziehen – Regelung des La-
denschlusses den Ländern überlassen
– Drucksache 15/3359 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss

Anlage 7






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für Kultur und Medien

Nach interfraktioneller Vereinbarung ist für die Aus-
sprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die Frak-
tion der FDP fünf Minuten erhalten soll. – Widerspruch
höre ich keinen. Dann verfahren wir so.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst
die Abgeordnete Gudrun Kopp.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1513010500

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Herren und

Damen! Seit fast zehn Jahren diskutieren wir im Deut-
schen Bundestag darüber, ob die Bestimmung über den
Ladenschluss um einige wenige Minuten gelockert wer-
den soll oder nicht. Es stellt sich nicht die Frage, ob rund
um die Uhr geöffnet werden soll, sondern die Grund-
frage ist, was der Staat gesetzlich regeln soll oder muss
und ob er bevormunden soll. Wir Liberale sagen ganz
klar: Hier können wir einen alten Zopf abschneiden,
nämlich den auf dem Markt Agierenden, also den Händ-
lern und denjenigen, die die Dienstleistung abfragen, den
Kunden, vorzuschreiben, wann eine Ladentür zu schlie-
ßen ist und wann nicht. Das ist in höchstem Maße anti-
quiert und entspricht nicht einem modernen Zeitgeist.


(Beifall bei der FDP)

Deshalb freuen wir uns, dass das Bundesverfas-

sungsgericht im Juni dieses Jahres zumindest eine
Bandbreite des Handelns dem Bundesgesetzgeber gege-
ben hat und empfiehlt, den Ländern die Entscheidung
über die jeweiligen Ladenschlusszeiten an Werktagen zu
belassen.

Dabei handelt es sich um einen sehr wichtigen Punkt.
Es geht um die Tage Montag bis Sonnabend. Die Sonn-
und Feiertage sind grundgesetzlich geschützt. Insoweit
haben die Länder die Möglichkeit, zu handeln, sofern
der Bundesgesetzgeber dafür die rechtlichen Vorausset-
zungen in Form eines so genannten Ermächtigungsgeset-
zes schafft.

Wer eine Überbelastung von Arbeitnehmern und die
Aushöhlung des Arbeitsrechts befürchtet – Sie lächeln
schon vielsagend, Herr Kollege Ulrich; Sie tragen si-
cherlich gleich wieder die übliche Arie vor –, den weise
ich auf das Arbeitszeitgesetz und die darüber hinaus be-
stehende tarifvertragliche Vereinbarung über die
Arbeitszeiten von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen
hin.

Ich halte es für notwendig, ideologiefrei an das
Thema Ladenschluss heranzugehen. Der Deutsche Bun-
destag sollte nicht ständig aufs Neue mit diesem Thema
befasst werden. Ich denke, wir haben andere Sorgen und
sollten die bestehenden Möglichkeiten nutzen, um Frei-
räume zu schaffen und zur Entbürokratisierung beizutra-
gen.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Ich habe mit Freude gelesen, dass etwa zehn Bundesänder die gesetzliche Freigabe des Ladenschlusses forern. Sie haben signalisiert, dass sie die Ladenöffnungseiten in ihrem jeweiligen Land an Werktagen freigeben öchten. Das ist ein gutes Signal. Ich halte nichts davon, dass Bundeswirtschaftsminis er Clement, der die Meinung vertritt, die Entscheidung ber die Freigabe des Ladenschlusses nicht den Ländern berlassen zu dürfen, das Thema in die Föderalismusommission verlagern möchte. Es ist immer wieder daselbe: Wenn man sich nicht traut, eine Entscheidung zu reffen oder sich ein weiteres Mal mit den Gewerkschafen anzulegen, dann kommt eine Kommission gerade echt, um eine unangenehme Entscheidung zumindest zu ertagen. Wir wollen nicht, dass das Thema vertagt wird und in er Versenkung verschwindet, und fordern mit unserem ntrag dezidiert eine bundesgesetzliche Regelung, nach er das Ladenschlussgesetz durch Landesrecht ersetzt erden kann. Meine Fraktion und ich sind der Ansicht, ass es hohe Zeit ist, diesen Schritt endlich zu vollzieen. Denn wir müssen den Gegebenheiten der heutigen eit und den Lebensgewohnheiten der Menschen geecht werden. Ich bitte diejenigen, die unserem Anliegen skeptisch egenüberstehen, noch einmal in sich zu gehen. Trauen ie den Ländern mehr zu und lassen Sie uns die Regeng des Ladenschlusses an die Länder übertragen! Sie issen selbst am besten, welche Regelung vor Ort angeracht ist. Deshalb fordere ich Sie auf: Zeigen Sie Mut ur Entscheidung und bescheiden Sie unseren Antrag ositiv! Vielen Dank. Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Anette Kramme. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Frau Kopp, ich habe von Ihnen kein einziges rgument gehört. Das einzige vermeintliche Argument, as Sie vorgetragen haben, lautet: Wir müssen alte Zöpfe bschneiden. Der Bürokratieabbau, den Sie angesprochen haben, tellt allerdings ebenso wie die Bürokratie als solche keien eigenen Wert dar. Wenn ich gut singen könnte – das ann ich aber leider nicht –, dann würde ich jetzt Folgenes vortragen: Alle Jahre wieder kommt der Ladenchluss auf den Bundestag nieder, wo wir Leidtragende ind. (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das reimt sich nicht!)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513010600
Anette Kramme (SPD):
Rede ID: ID1513010700

Das Thema Ladenschluss hat in der Vergangenheit
chon oft auf der Tagesordnung gestanden. Man sollte
einen, dass dazu schon alles gesagt worden ist. Offen-
ichtlich besteht aber nach wie vor Klärungsbedarf, wie
er Antrag der FDP zeigt.






(A) )



(B) )


Anette Kramme

Deshalb lassen Sie mich noch einmal dazu Stellung

nehmen. Meine Damen und Herren von der FDP, der Ti-
tel Ihres Antrags lautet: „Konsequenzen aus der Ent-
scheidung zum Ladenschlussgesetz ziehen – Regelung
des Ladenschlusses den Ländern überlassen“. Sie erwe-
cken damit den Eindruck der vermeintlichen Verfas-
sungswidrigkeit der gegenwärtigen Rechtslage. Um es
klar und deutlich hervorzuheben: Das ist selbstverständ-
lich nicht der Fall. Das Gesetz ist in formaler Hinsicht
ausdrücklich für verfassungsgemäß erklärt worden. Der
Sachverhalt stellt sich wie folgt dar: Der Bund darf Än-
derungen an dem Gesetz vornehmen. Nur wenn es um
grundlegende Neuregelungen geht, gilt eine Regelungs-
sperre. Das Bundesverfassungsgericht hat ausdrücklich
festgestellt, dass keinerlei Verstoß gegen Art. 12 oder
Art. 3 des Grundgesetzes vorliegt und hat in diesem Zu-
sammenhang die Schutzbedürftigkeit der Arbeitnehmer
hervorgehoben.

Es gibt derzeit also keinerlei Grund, gesetzgeberisch
zu handeln, zumal der Gesetzgeber erst letztes Jahr tätig
geworden ist. Ich schlage deshalb vor, dass wir bei die-
sem Thema Ruhe und Gelassenheit bewahren und es der
Föderalismuskommission überlassen, und zwar nicht,
um uns einen Zeitaufschub zu verschaffen oder um uns
vor der Behandlung dieses Themas zu drücken, sondern,
weil Bund und Länder inzwischen über viele Dinge
streiten, unter anderem über die konkurrierende Gesetz-
gebung. Es ist daher objektiv vernünftig, dies zu tun.

Meine Damen und Herren der Dagobert-Duck-Partei,
Ihr Antrag zielt einzig und allein darauf ab, den Laden-
schluss mit der vermeintlichen Hilfe der Länder voll-
ständig zu kippen. Sagen Sie das doch klipp und klar und
zünden Sie keine rhetorischen Nebelkerzen! Meine Da-
men und Herren von der FDP, wieder einmal wollen Sie
ohne Sinn und Zweck den Arbeitnehmern mehr zumu-
ten.


(Gudrun Kopp [FDP]: Nein! Das stimmt nicht!)


Sie gebärden sich als Ladendiebe des Arbeitsrechts.
Frau Kopp, auch wenn Sie nicht allein für den vorlie-

genden Antrag verantwortlich sind, möchte ich auf die
vermeintlichen Argumente zugunsten einer weiteren
Flexibilisierung des Ladenschlusses eingehen. Zunächst
Folgendes: 2003 haben wir weitere Lockerungen gestat-
tet. Dabei haben wir eine vernünftige Abwägung zwi-
schen den Interessen der Verbraucher, der Arbeitnehmer
und insbesondere der Arbeitnehmerinnen sowie des ge-
samten Handels vorgenommen und die Interessen nicht
nur der großen, sondern auch der kleinen Unternehmen
berücksichtigt.

Für längere Öffnungszeiten besteht zwar derzeit kein
Bedarf. Trotzdem möchte ich auf das Pro und Kontra ei-
ner vollständigen Aufhebung des Ladenschlusses einge-
hen. Ein erstes gewichtiges Argument für längere Öff-
nungszeiten ist der vermeintliche Verbraucherwunsch.
Diesen Wunsch gibt es tatsächlich. Auch ich finde es
toll, jederzeit das zu bekommen, was ich möchte. Al-
lensbach hat festgestellt, dass ein entsprechendes Inte-
resse besteht und dass sich der Nutzungsgrad der bisheri-

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(C (D en Öffnungszeiten positiv gestaltet. 50 Prozent – das ind vor allem Jüngere und Berufstätige – machen von en längeren Öffnungszeiten Gebrauch. Das ist allerdings nicht der einzige Verbraucherunsch. Die Verbraucher – das gilt vor allen Dingen für ltere – haben auch Interesse an einer wohnungsnahen ersorgung. Eine Umfrage des Landes Nordrhein-Westalen dazu hat ergeben – das ist erschreckend –, dass 7 Prozent der Gesamtbevölkerung und sogar 29 Prozent er durchschnittlichen Gemeindefläche des Landes beeits heute von einer unzureichenden Lebensmittelnahersorgung betroffen sind. (Gudrun Kopp [FDP]: Das liegt aber nicht am Ladenschluss!)


Natürlich liegt das am Ladenschluss; denn die Verlän-
erung des Ladenschlusses hat zu Konzentrationsprozes-
en geführt. Hier gilt es also widerstreitende Interessen
u berücksichtigen. Würden wir der Forderung nach ei-
er weiteren Flexibilisierung nachgeben, führte dies zu
iner weiteren Einschränkung der wohnungsnahen Ver-
orgung.
Ein anderes Argument für eine weitere Flexibilisie-

ung des Ladenschlusses ist die Steigerung des Umsat-
es. 1996 hat die damalige Bundesregierung, gestützt auf
ine Ifo-Studie, behauptet, die verlängerten Öffnungs-
eiten brächten 20 Milliarden Euro mehr Umsatz. 1999
usste das Ifo-Institut zugeben, dass es keinerlei Um-
atzsteigerungen gegeben hat. Vielmehr haben wir zu re-
istrieren, dass der Gesamtumsatz seit Jahren stagniert.
rotz erweiterter Öffnungszeiten waren die Umsatzzah-
en im Jahr 2003 negativ. Der Rückgang betrug 0,7 Pro-
ent. Damit ist Ihre Argumentation zugunsten einer wei-
eren Flexibilisierung des Ladenschlusses widerlegt. Es
st nicht mit Umsatzsteigerungen zu rechnen. Es gibt
ein Argument für mehr Flexibilität.
Des Weiteren wird ein städtebauliches Argument für

ine weitere Flexibilisierung der Ladenschlusszeiten an-
eführt, nämlich die Belebung der Innenstädte. Dazu
ibt es drei Feststellungen in einer der beiden Ifo-Grund-
atzstudien zu diesem Thema. Die erste lautet: Die klei-
eren Geschäfte – damit sind diejenigen gemeint, deren
ahresumsatz unter 2 Millionen DM liegt – können nicht
ithalten und schließen überwiegend um 18.30 Uhr,
ährend nahezu alle großen Geschäfte – damit sind die-
enigen gemeint, die einen Jahresumsatz von mehr als
5 Millionen DM haben – davon Gebrauch machen.
Die zweite Feststellung des Ifo-Instituts lautet: Die
usweitung der Öffnungszeiten hat den öffnungsaktiven
eschäften nennenswerte Umsatzsteigerungen ge-
racht. Die verlängerten Öffnungszeiten haben daher zu
iner Differenzierung der Leistungsprofile der Geschäfte
nd Filialsysteme geführt. Zentrale Standorte des Ein-
elhandels sowie großflächige Betriebstypen haben an
edeutung gewonnen.
Die dritte Feststellung des Ifo-Instituts lautet – das ist

ie Schlussfolgerung –: Gewinner sind die Ia-Lagen in
roßstädten ab 500 000 Einwohnern. Verlierer sind die
tadtteile, die Klein- und die Mittelstädte.






(A) )



(B) )


Anette Kramme

Auch der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels

hat sich in einer Sachverständigenanhörung im
Jahre 2003 gegen eine gänzliche Ausweitung ausgespro-
chen:

Unsere große Sorge ist, dass sich, wenn eine totale
Liberalisierung stattfände, der schon zu beobach-
tende Drang auf die grüne Wiese noch weiter ver-
stärken wird, insbesondere wenn die Öffnungszei-
ten tief in die Nacht hineingehen. Wir befürchten,
dass Einzelhandelsstandorte der Innenstadt in der
Konkurrenz mit der grünen Wiese noch weiter zu-
rückfallen werden.

Also trägt auch das Argument „Belebung der Innen-
städte“ nicht.

Meine Damen und Herren der FDP, seien Sie doch
ehrlich: Sie wollen den kleinen und mittelgroßen Einzel-
händlern doch gar keine Chancen verschaffen. Ihnen
geht es nur um Ihre Klientel, um die Interessen der gro-
ßen Kaufhäuser und der Einkaufszentren auf der grünen
Wiese.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Das ist doch unseriös!)


Meine Damen und Herren von der FDP, die Geschichte
von Robin Hood ging anders. Sie lautete nicht – so
macht es die FDP –: Nehmts den Kleinen, gebts den
Großen.

Ein weiteres Argument lautet: mehr Beschäftigung.
Auch in dieser Hinsicht hat es in der Vergangenheit viel
versprechende Voraussagen gegeben. 1996 hat Ihre alte
Bundesregierung erklärt, das Ganze werde 50 000 Ar-
beitsplätze bringen. Das Gegenteil war die Folge. Die
Zahl der Beschäftigten im Einzelhandel ist von 2,75 Mil-
lionen im Jahr 1995 auf 2,5 Millionen im Jahr 2002 zu-
rückgegangen. Das sind die offiziellen Zahlen. Hinzuzu-
fügen ist, dass der Umfang der geringfügigen Beschäfti-
gung und der Teilzeitbeschäftigung zugenommen hat,
sodass das Ausmaß des Beschäftigungsabbaus noch
deutlich größer ist. Die Konsequenz: kein Arbeitsplatz
mehr, aber eine weitere Verschlechterung der Arbeitsbe-
dingungen von 2,5 Millionen Menschen. Das ist nicht
akzeptabel. Sie wollen die Arbeitnehmerrechte dem
Wühltisch preisgeben.

Das letzte Argument – es richtet sich besonders klar
gegen Ihr Vorhaben –: Das Ganze ist frauen-, familien-
und gesellschaftsfeindlich. Fast 70 Prozent der Be-
schäftigten im Einzelhandel sind Frauen. Wie sie mit den
Arbeitszeiten fertig werden sollen, insbesondere vor
dem Hintergrund der Kinderbetreuungssituation, die nun
einmal vorrangig von den Ländern bestimmt wird, kön-
nen Sie nicht erklären. Soziale Werte wie Familienleben,
Vereinsleben und bürgerschaftliches Engagement gelten
bei Ihnen wenig. Sie sind ja auch nicht in Euro und Cent
messbar.

Meine Damen und Herren der FDP, die Ihrerseits in-
tendierte vollständige Flexibilisierung der Ladenöff-
nungszeiten ist ein Ladenhüter. Kein Umsatzplus, kein
Beschäftigungsplus, sondern eine zusätzliche Verödung

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(C (D er Innenstädte und schlechtere Arbeitsbedingungen wäen die Folge. Nehmen Sie Abstand von Ihrem Vorhaen! Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513010800

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Hermann Kues.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1513010900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

rau Kollegin, wenn wir heute am Punkt null wären und
ns überlegen müssten, wie wir das Ganze – Zuständig-
eiten des Staates, Umfang des Freiraums der Menschen –
rganisieren sollten, kämen wir dann wohl auf die Idee,
in so kompliziertes Ladenschlussgesetz zu verabschie-
en? Ich glaube, nein. Deswegen sage ich im Hinblick
uf Ihre Argumentationsweise ausdrücklich: Sie sind
em Status-quo-Denken zu sehr verhaftet. Das ist für
ich strukturkonservativ und bringt uns überhaupt nicht
eiter.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Auch unter den Sozialdemokraten gibt es sehr unter-

chiedliche Töne; ich denke zum Beispiel an den Wirt-
chaftsminister. Ich habe schon einmal gesagt – ich rede
icht zum ersten Mal zum Thema Ladenschluss –: Die-
es Thema wird immer dann hervorgeholt, auch von den
ozialdemokraten, wenn einem zur Wirtschaftspolitik
icht mehr so ganz viel einfällt. Man tut dann so, als
äre damit die zentrale Lösung verbunden. Das ist aber
eineswegs so. Die zentrale Lösung ist – darüber müssen
ir uns Gedanken machen –, dass wir wirtschaftlich
ieder in Gang kommen, damit vorhandene Arbeits-
lätze gesichert und neue geschaffen werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie bei der FDP)


Ich will ganz klar festhalten, dass die Position der
nion zum Ladenschluss von zwei Eckpunkten gekenn-
eichnet ist: Erstens wollen wir den Sonntag konsequent
chützen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

weitens wollen wir dem Werktag die bürokratischen
esseln nehmen. Wir sind also liberal, was die Werktage
ngeht, wir sind aber prinzipienorientiert, was den
onntag angeht.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das finde ich gut!)


ch will ganz deutlich sagen, wie wir das sehen: Der
onntag ist wichtig für Familien, Verwandte und
reunde; er ist wichtig für die Pflege sozialer und gesell-
chaftlicher Kontakte; er ist auch wichtig als Ruhepause,
n der man zur Besinnung kommen und innehalten kann;
r ist auch wichtig als Freiraum für religiöse Aktivitäten;
r ist wichtig für Freizeit und Sport, also für die Zeit, die






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Dr. Hermann Kues

nicht in erster Linie von vordergründigen Nützlichkeits-
erwägungen bestimmt ist.

Es ist klug, wenn wir als Gesetzgeber zum einen klar
sagen, was für uns von zentraler Bedeutung ist, nämlich
der Sonntagsschutz, zum anderen uns aber ebenso zu
unbürokratischen Regelungen an Werktagen beken-
nen. Der Ansatzpunkt der Union ist klar: Zur Siebenta-
gewoche gehört ein freier Tag. Das ist Teil unserer Kul-
tur und hat eine mindestens 2 000-jährige Tradition.
Unserer Auffassung nach muss der Gesetzgeber das bun-
deseinheitlich und effektiv schützen, unabhängig davon,
welchen Spielraum man den Ländern ansonsten ein-
räumt. Ich sage aber auch, und zwar nicht nur aufgrund
des Urteils des Bundesverfassungsgerichtes, sondern
auch aufgrund der Diskussionen, die es im Bundesrat ge-
geben hat, dass meines Erachtens der Bundesgesetzge-
ber handeln muss, und zwar völlig unabhängig von den
Entwicklungen in der Föderalismuskommission.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir sind dafür, dass den Menschen zeitlicher Spiel-

raum gegeben wird, den Verbrauchern ebenso wie den
zahlreichen Menschen, die sich beispielsweise mit einer
Dienstleistung zu einer ungewöhnlichen Zeit ihren Le-
bensunterhalt verdienen wollen, statt arbeitslos zu sein.
Wir als Union sind dafür, lieber weniger und das ge-
scheit zu regeln, als alles Mögliche zu regeln. Damit pro-
duzieren wir nur neue Bürokratie und verlieren im End-
effekt das eigentliche Ziel aus den Augen. Den
Sonntagsschutz dürfen wir eben nicht aus den Augen
verlieren. Deswegen brauchen wir hierfür bundesein-
heitliche Regelungen. Ich kann es noch anders formulie-
ren: Wir müssen wissen, was wir verlieren, wenn wir die
letzte einheitlich geprägte Zeitzone in einer immer flexi-
bilisierteren Zeitstruktur vernichten.

Ich weiß nicht, um den wievielten Antrag zum Laden-
schluss es sich bei dem vorliegenden handelt. Wir reden
seit Jahrzehnten darüber. Immer ging es darum, etwas zu
regeln bzw. festzuschreiben. Interessanterweise reden
wir ja auch von Ladenschluss und nicht von Ladenöff-
nung. Wir schreiben den Kaufleuten vor, wann sie den
Laden geschlossen zu halten haben, und wir schreiben
den Kunden vor, wann sie einzukaufen haben. Wir über-
ziehen den Vorgang des Kaufens, der ja eigentlich ein
sehr individueller ist, meiner Meinung nach völlig unnö-
tig mit Paragraphen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Der Kollege Brandner hat kürzlich einmal gesagt

– das klang ja hier eben auch wieder an –, er sei gegen
eine Freigabe der Öffnungszeiten, weil die bestehenden
Ladenöffnungszeiten schon nicht genutzt würden. Ich
sage deutlich: Darum geht es gar nicht. Es geht darum,
ob wir den Menschen vorschreiben wollen, wann und
wo sie ihre Geschäfte zu öffnen haben und wann und wo
sie einzukaufen haben. Ich bin dagegen, da sich, wie ich
denke, die Konsumgewohnheiten und die Konsum-
möglichkeiten nicht zuletzt dank des Internets geändert
haben.

Ich gebe zwar nicht viel auf Umfragen, aus denen her-
vorgeht, dass etwa 70 Prozent der Bevölkerung die jetzi-

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(C (D en Regelungen als nicht weit genug gehend empfinden nd mehr Flexibilität wollen, aber zugleich möchte ich uch nicht, dass die Menschen – das wollen sie ja auch elbst nicht – auf Tankstellen und Bahnhofsverkaufstände angewiesen sind, wo die Waren in der Regel weentlich teurer sind. Deswegen sollten wir den Menschen ehr zeitlichen Spielraum geben. Sie sollten selbst entcheiden können, wo es sich für sie lohnt bzw. wann es ich für sie privat oder familiär einrichten lässt. Ausdrücklich gilt: Keiner muss seinen Laden öffnen. ie Frage ist, ob er es darf. Ich bin sicher, dass sich aufrund der jeweiligen örtlichen Gegebenheiten vernünfige Regelungen – das können wir auch bei dem jetzt orgegebenen zeitlichen Rahmen feststellen – einpeneln werden. Manche sagen zwar, es werde nicht zu zuätzlichen Umsätzen kommen. Aber ich bin ganz sicher, ass der Einzelhändler genau weiß, ob es sich für ihn ohnt, sein Geschäft zu öffnen; wenn sich herausstellt, ass es zu bestimmten Zeiten keine Nachfrage gibt, wird r es zu diesen Zeiten sicher schnell wieder schließen. ch finde jedenfalls, diejenigen, die einfallsreich sind, ie etwas unternehmen wollen, die eine besondere ienstleistung anbieten wollen, dürfen nicht gezwungen erden, sich eine Tankstelle zu pachten, damit das mögich wird. Insofern ist der Antrag der FDP durchaus zu begrü en; denn die Forderung, den Ladenschluss den Ländern u überlassen, ist nicht nur eine föderalistische Frage, ondern sie läuft darauf hinaus, den Ladenschluss fakisch zu flexibilisieren. Wenn eben gesagt wurde – dazu sind auch einzelne timmen aus dem Regierungslager zu hören –, über den adenschluss müsse die Föderalismuskommission entcheiden, so ist das meines Erachtens nichts weiter als in Bremsmanöver, weil man sich in der Sache nicht eiig ist. Die Landwirtschaftsminister fordern den Wechel und die Bundestagsfraktion ist dagegen. Ich jedenalls erkenne keine Linie. Angesichts dessen, was die öderalismuskommission vor sich hat, frage ich mich, arum man ihr diese Entscheidung überlassen will. Ich inde, man sollte das abräumen, was man leicht abräuen kann, wenn man es nur will. Wir quälen uns in Deutschland seit über 110 Jahren it diesem Problem herum, das andernorts überhaupt ein Thema mehr ist. Die Argumente werden seit Jahren usgetauscht; sie sind im Wesentlichen auch im FDP-Anrag aufgeführt, es sind nur weniger geworden. Der chwerpunkt liegt gegenwärtig auf der Frage, wie viel ompetenz man den Ländern geben will. Es sind im runde genommen immer dieselben Argumente, im Weentlichen wirtschaftliche Gründe. Ich sage ausdrücklich, ass der wirtschaftliche Grund, der flexible Ladenschluss ühre womöglich zu Umsatzsteigerungen, für mich icht der zentrale ist; denn das ist nur begrenzt überzeuend. Für mich ist ein anderer Aspekt entscheidend: enn man, abgesehen von der Sonntagsregelung, die undeszuständigkeit hier aufgeben würde, wäre das ein ignal, den Bürgern auch in anderen Bereichen mehr Entcheidungsfreiheit zu geben, ihnen mehr Verantwortung Dr. Hermann Kues zukommen zu lassen und auch in anderen Bereichen mehr von den Bedürfnissen der Menschen auszugehen, statt immer alles staatlich vorzuschreiben. Das Stichwort Arbeitsschutz ist hier angesprochen worden. Es ist schon mehrfach gesagt worden: Dafür gibt es arbeitszeitgesetzliche und tarifvertragliche Regelungen. Für mich ist völlig klar, dass die Öffnungszeiten in Berlin ganz anders geregelt werden können als zum Beispiel auf dem flachen Land. Wir wollen, bis auf den generellen Sonntagsschutz, den Ländern die Zuständigkeit übertragen. Wir haben in den vergangenen Jahren in immer schnellerer Folge neue Öffnungszeiten beschlossen. Das hat auch etwas damit zu tun, dass sich die Gewohnheiten der Menschen verändert haben und dass wir im Prinzip eingesehen haben, dass wir ihnen in diesem Bereich keine Fesseln anlegen sollten. Es haben sich über viele Jahre Sonderregelungen etabliert: Apotheken dürfen Arzneien, Kioske Zeitungen und Bäcker Brötchen verkaufen. An Tankstellen – ich habe sie schon angesprochen –, Bahnhöfen und Flughäfen kann sich der Kunde mit Artikeln des Reisebedarfs eindecken, wozu heute fast alles gehört, sodass mancher Bahnhof zum Shoppingcenter und nicht wenige Tankstellen zu regelrechten Supermärkten geworden sind. Außerdem sind anlässlich von Märkten und Messen bis zu vier verkaufsoffene Sonnund Feiertage erlaubt. Weitere Ausnahmen gibt es für beliebte Tourismusziele. Ich werbe aus gutem Grund deswegen erstens für Länderzuständigkeit, zweitens für die Abschaffung der Überregelung an Werktagen und drittens für einen konsequenten bundeseinheitlichen Schutz des Sonntags. Dabei will ich eines allerdings nicht verschweigen: Der Sonntag schenkt uns nicht einfach Zeit, sondern er schenkt uns vor allem gemeinschaftliche Zeit, frei von Nützlichkeitserwägungen und ohne großen Koordinierungsaufwand. Das wird in Zukunft ein wertvolles Gut sein. Wie sich allerdings die Regelung bezüglich des Sonn tags auf Dauer entwickeln wird, hängt – diese persönliche Bemerkung sei mir gestattet, auch an dieser Stelle am Freitagnachmittag – in erster Linie nicht vom staatlichen Rahmen ab. Das hängt vielmehr davon ab, wie wir als Bürgerinnen und Bürger den Sonntag praktizieren und ob wir ihn durch unser Verhalten auch inhaltlich füllen. Denn eine leere Hülle ist auf Dauer schwer zu verteidigen. Damit wir ihn überhaupt inhaltlich füllen können, muss der Staat die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen, und zwar bundeseinheitlich und effektiv unter Mitwirkung der Länder. Vielen Dank. W E H t r s B M ä s H k k g K f d v h D D w e u S h s W n d K e I k s g B r u (C (D Ich erteile nun dem Abgeordneten Hubert Ulrich das ort zu seiner vorerst letzten Rede in diesem Parlament. r geht zurück ins Saarland. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





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(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513011000


Hubert Ulrich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513011100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Hintergrund des FDP-Antrages – so interpre-
iere ich ihn – ist das Urteil des Bundesverfassungsge-
ichts vom Sommer dieses Jahres. Das Bundesverfas-
ungsgericht hat klargestellt, dass der Deutsche
undestag in Zukunft nur noch sehr eingeschränkte
öglichkeiten haben wird, das Ladenschlussgesetz zu
ndern. Daraus folgte ein einstimmig beschlossener Ge-
etzentwurf der Länder, die den Ladenschluss in eigener
oheit regeln wollen.
Über eine Länderzuständigkeit für den Ladenschluss

ann man ernsthaft diskutieren. Ich habe grundsätzlich
ein Problem damit. Allerdings gibt es, wie wir vorhin
ehört haben, die Föderalismuskommission. Diese
ommission verhandelt über ein Gesamtpaket zur Ent-
lechtung des Wirrwarrs bezüglich der Bund- und Län-
erkompetenzen, was mehr als sinnvoll ist.
Zum jetzigen Zeitpunkt, liebe Frau Kopp, wäre es

öllig falsch, einen einzelnen Punkt aus diesem Ver-
andlungspaket herauszulösen.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ganz genau! So ist es nämlich!)


er Ladenschluss ist ein Teil der Verhandlungsmasse.
iese Kommission ist nicht irgendeine Kommission,
ie das vorhin von Ihrer Seite dargestellt wurde. Es ist
ine Kommission, die immerhin von Franz Müntefering
nd Edmund Stoiber geleitet wird.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das macht es nicht besser!)


ie ist also hochkarätig besetzt. Es soll auch etwas dabei
erauskommen. Aber zum jetzigen Zeitpunkt eine ent-
prechende Entscheidung zu treffen wäre völlig falsch.
as Sie machen – das ist meine Interpretation –, ist rei-
er FDP-Klamauk, um ein Thema hochzubringen, über
as Sie gerne diskutieren wollen.
Diese Diskussion hat einen anderen Vorteil, Frau
opp: Sie gibt uns Gelegenheit, ernsthaft über die aktu-
lle Karstadt-Krise zu reden.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Was hat das mit dem Ladenschluss zu tun?)


ch habe mit Schmunzeln die Einlassungen des hoch-
ompetenten Herrn Brüderle, des harten Marktwirt-
chaftlers der FDP, vernommen, der vor dem Hinter-
rund der Karstadt-Krise nach dem Staat ruft. Herr
rüderle tritt sonst immer für eine knallharte Deregulie-
ung, für die Privatisierung bis zum letzten Putzlappen
nd für das freie Spiel der Kräfte ein.






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Hubert Ulrich

Ein großes Privatunternehmen ist – wie man hört – im

Wesentlichen durch eigene Managementfehler in der
Krise. Jetzt kommt aber nicht der Ruf der FDP nach
marktwirtschaftlichen Lösungen. Nein, man ruft nach
dem starken Staat. Es ist nicht das erste Mal, dass sich
Herr Brüderle zu solchen Einlassungen verstiegen hat.
Was hat Herr Brüderle gefordert, als vor anderthalb oder
zwei Jahren die T-Aktie in den Keller gerutscht war?


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Staat muss aushelfen!)


– Ja, der Staat muss aushelfen. Die Verluste sollen vom
Staat übernommen werden. – Das ist wirklich ein starkes
Stück. Ein solcher Unsinn kommt normalerweise nur
von der PDS. Von einer Partei wie der FDP, die ernsthaft
den Anspruch erhebt, dieses Land wieder zu regieren,
sollte man etwas anderes erwarten können. Aber das ist
Ihre Linie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Gudrun Kopp [FDP]: Warum kommen Sie nicht zum Thema? – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Der falsche Tagesordnungspunkt!)


Stichwort Handwerksordnung. Auch da war die
FDP gegen eine Deregulierung. Ihre Gesundheitspolitik
ist reine Klientelpolitik. Diese Art von Populismus scha-
det der Sache insgesamt. Was Sie hier machen, ist PDS
für Besserverdienende, sonst nichts.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Für Besserverdienende sind seit neuestem doch Sie zuständig!)


Die „Financial Times Deutschland“ hat heute Morgen
diese Diskussion in einem Kommentar gut auf den Punkt
gebracht. Sie hat daran erinnert, dass der Ruf der FDP
nach dem Kanzler fatal an einen alten Glauben in der
DDR erinnert, nämlich an den Glauben, dass eine Ein-
gabe an Honecker es schon richten würde.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Oh, oh!)


Vor dem Hintergrund, dass die Wahrscheinlichkeit,
dass die Kompetenz für den Ladenschluss wirklich an
die Länder übergeht, nicht so gering ist, will ich auf ei-
nen anderen Punkt zu sprechen kommen. Ich möchte in
Erinnerung rufen, dass der Staat helfend eingreifen
könnte, um die Verödung der Innenstädte aufzuhalten.

Die Verödung der Innenstädte ist ja in dieser Woche
vor dem Hintergrund der Karstadt-Krise in der Tat ein
ernsthaftes Thema in der deutschen Presse. Und das zu
Recht. Unsere Innenstädte veröden wirklich. Der Staat
muss sich überlegen: Wie kann er da eingreifen?


(Ilse Falk [CDU/CSU]: Sie wollten doch zum Thema kommen!)


Es wurde ja schon mehrfach in den Debatten um den
Ladenschluss versucht, das so genannte Cityprivileg in
die Diskussion zu bringen. Ich glaube, eine zeitliche Dif-

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(C (D erenzierung im Hinblick auf Geschäfte in Innenstadtgen und im Hinblick auf solche auf der grünen Wiese t vermutlich der einzige Weg, wie man der Innenstadt elfen und eine Verödung stoppen kann. So kann man in eutschland vielleicht eine Entwicklung verhindern, die eute in den Vereinigten Staaten mit horrenden Summen ekämpft wird. Dort hat man die Innenstädte durch die nsiedlung von Geschäften auf der grünen Wiese ausgeäumt. Heute werden zig Millionen US-Dollar investiert, m die Innenstädte wieder zu beleben. Das heißt, man sollte ernsthaft darüber nachdenken das ist auch ein Appell an die Länder, falls sie die ompetenz erhalten sollten, die Ladenschlusszeiten zu egeln –, eine zeitliche Differenzierung einzuführen, was rechtlich geht. So etwas kann man beispielsweise in er Baunutzungsverordnung regeln – das geht auch im ahmen der jetzt geltenden Ladenöffnungszeiten –, soass Geschäfte auf der grünen Wiese eine Stunde bzw. nderthalb Stunden früher schließen müssten als Gechäfte in Innenstadtlage. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Traumhaft!)


as heißt, Geschäfte in der Innenstadt haben bis 20 Uhr
nd Geschäfte auf der grünen Wiese haben bis 18.30
der 19 Uhr geöffnet. Das hätte auch den enormen Vor-
il, dass davon nicht nur die Geschäfte in den Innen-
tadtlagen profitieren würden, sondern insbesondere
uch Kleinunternehmer, die von der FDP regelmäßig
ergessen werden. Dies gilt auch für Kinos, Theater und
ie Gastronomie.


(Gudrun Kopp [FDP]: Staatswirtschaft!)

arüber sollte man also noch einmal ernsthaft nachden-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: So ein Unsinn!)


Meine Redezeit geht zu Ende.

(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Gott sei Dank!)

ie Präsidentin war so nett, darauf hinzuweisen, dass
ies heute meine letzte Rede im Deutschen Bundestag
t. Ich gehe in den saarländischen Landtag zurück.


(Gudrun Kopp [FDP]: Die armen Saarländer!)

eshalb möchte ich mich heute an dieser Stelle von Ih-
en verabschieden und mich bei all denen bedanken, mit
enen ich in diesem Hause gut zusammengearbeitet
abe. Ich wünsche Ihnen allen parteiübergreifend eine
ute Hand bei der Politik, die Sie hier für uns alle ma-
hen müssen.
Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Da ist ja Lafontaine noch besser!)







(A) )



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Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513011200

Ich wünsche Ihnen auch alles Gute für Ihre politische

und persönliche Zukunft. Wir sehen uns bestimmt wie-
der.

Ich schließe damit die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf

Drucksache 15/3359 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 27 auf:
Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur wirkungsgleichen Übertragung von
Regelungen der sozialen Pflegeversicherung
sowie der gesetzlichen Krankenversicherung
auf dienstrechtliche Vorschriften
– Drucksache 15/3444 –

(Erste Beratung 118. Sitzung)

a) Beschlussempfehlung und Bericht des Innen-

ausschusses (4. Ausschuss)

– Drucksache 15/3830 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Hans-Peter Kemper
Thomas Strobl (Heilbronn)

Silke Stokar von Neuforn
Dr. Max Stadler


(8. Ausschuss)

– Drucksache 15/3847 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Susanne Jaffke
Klaus Hagemann
Alexander Bonde
Otto Fricke

Es liegt ein Änderungsantrag der Fraktion der FDP
vor.

Die Abgeordneten Kemper, Göbel, Stokar von
Neuforn und Max Stadler sowie der Parlamentarische
Staatssekretär Körper haben gebeten, ihre Reden zu Pro-
tokoll geben zu dürfen. Sie sind damit einverstanden? –
Dann verfahren wir auch so.1)

Wir kommen zur Abstimmung über den eingebrach-
ten Gesetzentwurf. Der Innenausschuss empfiehlt in sei-
ner Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/3830, den
Gesetzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Es
liegt ein Änderungsantrag der Fraktion der FDP vor,
über den wir zuerst abstimmen. Wer stimmt für diesen
Änderungsantrag auf Drucksache 15/3848? –


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Zwei Stimmen!)


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1) Anlage 8 2)

(C (D egenstimmen? – Enthaltungen? – Der Änderungsanrag ist mit den Stimmen der SPD und des Bündisses 90/Die Grünen gegen die Stimmen der FDP bei nthaltung der CDU/CSU abgelehnt. Ich bitte nun diejenigen, die dem Gesetzentwurf in er Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Handeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der esetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den timmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen er Opposition angenommen worden. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – er stimmt dagegen? – Gibt es Enthaltungen? – Der Geetzentwurf ist damit in dritter Lesung mit den Stimmen er SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen gegen die timmen der CDU/CSU und der FDP angenommen woren. Der Abgeordnete Kelber hatte darum gebeten, eine rklärung nach § 31 der Geschäftsordnung zu dem eben erabschiedeten Gesetzentwurf zu Protokoll zu geben. er Bitte wird entsprochen.2)

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 28 a und 28 b auf:
a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-

gierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten
Gesetzes zur Änderung des Autobahnmautge-
setzes für schwere Nutzfahrzeuge
– Drucksachen 15/3678, 15/3822 –

(Erste Beratung 123. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

(14. Ausschuss)

– Drucksache 15/3819 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Reinhard Weis (Stendal)

Wilhelm Josef Sebastian

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen (14. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer

(Hamburg), Eduard Oswald, Dr. Klaus W.

Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der CDU/CSU
LKW-Mauteinführung zügig voranbringen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer

(Hamburg), Eduard Oswald, Dr. Klaus W.

Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der CDU/CSU
Mautbefreiung für humanitäre Hilfstrans-
porte

– Drucksachen 15/3314, 15/3489, 15/3819 –

Anlage 6






(A) (C)

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Berichterstattung:
Abgeordnete Reinhard Weis (Stendal)

Wilhelm Josef Sebastian

Die Abgeordneten Weis, Hofbauer, Sebastian,
Schmidt und Friedrich und die Parlamentarische
Staatssekretärin Mertens haben gebeten, die Reden zu
Protokoll geben zu dürfen.1) – Auch das findet Ihre Zu-
stimmung.

Wir kommen somit gleich zur Abstimmung über den
von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines
Ersten Gesetzes zur Änderung des Autobahnmautgeset-
zes für schwere Nutzfahrzeuge; das sind die Druck-
sachen 15/3678 und 15/3822. Der Ausschuss für Ver-
kehr, Bau- und Wohnungswesen empfiehlt unter Nr. 1
seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/3819,
den Gesetzentwurf in der Ausschussfassung anzuneh-
men. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der
Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Handzei-
chen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetz-
entwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen
des ganzen Hauses angenommen worden.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Wer dem Gesetzentwurf zu-
stimmen will, den bitte ich, sich zu erheben. – Gibt es
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Das ist nicht der Fall.
Der Gesetzentwurf ist damit auch in dritter Lesung mit
den Stimmen des ganzen Hauses angenommen worden.

Der Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswe-
sen empfiehlt unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung
die Ablehnung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU
auf Drucksache 15/3314 mit dem Titel „LKW-Mautein-
führung zügig voranbringen“. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen
der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der gesam-
ten Opposition angenommen worden.

Unter Nr. 3 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
der Ausschuss, den Antrag der Fraktion der CDU/CSU
auf Drucksache 15/3489 mit dem Titel „Mautbefreiung
für humanitäre Hilfstransporte“ für erledigt zu erklären.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegen-
probe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist
mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen wor-
den.

Wir sind damit am Schluss der heutigen Tagesord-
nung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 20. Oktober 2004, 14 Uhr
– das ist eine Stunde später als üblich –, ein.

Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen und
ebenso den Besucherinnen und Besuchern auf den Tri-
bünen eine gute Heimfahrt und ein schönes Wochen-
ende.

Die Sitzung ist geschlossen.