Protokoll:
15046

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 46

  • date_rangeDatum: 22. Mai 2003

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 18:42 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/46 Bundesregierung: Aktionsplan Ver- Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3813 C braucherschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht der Bundesregierung – Aktionsplan Verbraucherschutz (Drucksache 15/959) . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Gerda Hasselfeldt, Ursula Heinen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Bessere Verbraucher- information bei Lebensmitteln, Pro- dukten und Dienstleistungen (Drucksache 15/927) . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uda Heller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . . . . . . . . . Henry Nitzsche CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: a) Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Bundesverkehrswege- plan und die darauf basierenden 3798 C 3798 C 3798 D 3814 C 3816 A 3817 D 3819 C 3820 D Deutscher B Stenografisch 46. Sitz Berlin, Donnerstag, d I n h a l Nachträgliche Gratulation zum 60. Geburtstag des Abgeordneten Willy Wimmer . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Geschäftsordnung: Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . Anja Hajduk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Tagesordnungspunkt 3: a) Abgabe einer Erklärung durch die R U J G U M M 3793 A 3793 A 3793 D 3794 D 3796 B 3797 B Antrag der Abgeordneten Gudrun Kopp, Hans-Michael Goldmann, weiterer Abge- undestag er Bericht ung en 22. Mai 2003 t : ordneter und der Fraktion der FDP: Um- fassende Politik für Verbraucher – weg von einem engen Aktionsplan zum Schutz der Verbraucher (Drucksache 15/1001) . . . . . . . . . . . . . . . enate Künast, Bundesministerin BMVEL . . rsula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . ella Teuchner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . udrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Heinrich FDP . . . . . . . . . . . . . . . . lrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN arlene Mortler CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . artin Dörmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3798 D 3799 A 3802 D 3805 A 3806 B 3807 D 3808 C 3810 C 3812 C Ausbaugesetze noch vor der Som- merpause vorlegen (Drucksache 15/928) . . . . . . . . . . . . . . 3822 C II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. Mai 2003 b) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Verkehrswege- planungsbeschleunigungsgesetzes (Drucksache 15/777) . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Horst Friedrich (Bayreuth), Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Einsetzung einer Kom- mission der Bundesregierung zur Fortsetzung der Bahnreform (Drucksache 15/66) . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Renate Blank, Gerhard Wächter, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Interessen des deutschen Ver- kehrsgewerbes wirksam erhalten und sichern – Chancen zur Förde- rung des deutschen Transportgewer- bes national und international er- greifen (Drucksache 15/926) . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/ CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Mauteinführung in Deutsch- land am 31. August 2003 und Harmoni- sierung der Wettbewerbsbedingungen (Drucksache 15/…) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . . Albert Schmidt (Ingolstadt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Eduard Oswald CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Weis (Stendal) SPD . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . . . Uwe Beckmeyer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . Franz Schuster, Minister (Thüringen) . . . . . . Karin Rehbock-Zureich SPD . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 4: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes (Vermitt- lungsausschuss) zu dem Gesetz zur Errichtung einer Verkehrsinfrastruk- T 3822 C 3822 D 3822 D 3823 A 3823 A 3824 D 3826 D 3828 B 3830 A 3831 C 3833 C 3835 B 3837 D 3839 B 3840 C 3841 C turfinanzierungsgesellschaft zur Finan- zierung von Bundesverkehrswegen (Verkehrsinfrastrukturfinanzierungs- gesellschaftsgesetz – VIFGG) (Drucksachen 15/199, 15/416, 15/863, 15/998) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 12: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 4. Juli 2001 zwischen der Bundesre- publik Deutschland und Rumänien zur Vermeidung der Doppelbesteue- rung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermö- gen (Drucksache 15/880) . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europa-Mittel- meer-Abkommen vom 22. April 2002 zur Gründung einer Assozia- tion zwischen der Europäischen Gemeinschaft und ihren Mitglied- staaten einerseits und der Demokra- tischen Volksrepublik Algerien an- dererseits (Drucksache 15/884) . . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europa-Mittel- meer-Abkommen vom 17. Juni 2002 zur Gründung einer Assoziation zwischen der Europäischen Gemein- schaft und ihren Mitgliedstaaten ei- nerseits und der Libanesischen Re- publik andererseits (Drucksache 15/885) . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Bundesregierung: Fortset- zung der deutschen Beteiligung an der Internationalen Sicherheitsprä- senz im Kosovo zur Gewährleistung eines sicheren Umfeldes für die Flüchtlingsrückkehr und zur militä- rischen Absicherung der Friedens- regelung für das Kosovo auf der Grundlage der Resolution 1244 (1999) des Sicherheitsrats der Ver- einten Nationen vom 10. Juni 1999 und des Militärisch-Technischen Abkommens zwischen der Interna- tionalen Sicherheitspräsenz (KFOR) und den Regierungen der Bundesre- publik Jugoslawien und der Repu- blik Serbien vom 9. Juni 1999 (Drucksache 15/1013) . . . . . . . . . . . . . e) Antrag der Abgeordneten Sibylle Laurischk, Rainer Funke, weiterer Ab- 3842 D 3843 A 3843 A 3843 B 3843 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. Mai 2003 III geordneter und der Fraktion der FDP: Sorgerecht für nichteheliche Kinder vor In-Kraft-Treten der Kind- schaftsrechtsreform regeln (Drucksache 15/757) . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung von Zuständig- keiten im Gentechnikrecht (Drucksache 15/996) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 13: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zu dem Zusatz- abkommen vom 27. August 2002 zum Abkommen vom 14. November 1985 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Kanada über So- ziale Sicherheit (Drucksachen 15/881, 15/991) . . . . . . b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ab- kommen vom 12. September 2002 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Slowakischen Republik über soziale Sicherheit (Drucksachen 15/883, 15/992) . . . . . . c) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zu dem Proto- koll betreffend Schwermetalle vom 24. Juni 1998 im Rahmen des Über- einkommens von 1979 über weit- räumige grenzüberschreitende Luft- verunreinigung (Drucksachen 15/509, 15/866) . . . . . . d)–g) Beschlussempfehlungen des Petitions- ausschusses: Sammelübersichten 37, 38, 39 und 40 zu Petitionen (Drucksachen 15/943, 15/944, 15/945, 15/946) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 5: – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Vorschriften zum diagnose-orientierten Fallpauscha- M B D P D H D W H K T H T H D G T T T D F M C 3843 C 3843 C 3843 D 3844 A 3844 B 3844 C, D lensystem für Krankenhäuser – Fallpauschalenänderungsgesetz (FPÄndG) (Drucksache 15/614) . . . . . . . . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung der Vorschriften zum diagnose-ori- entierten Fallpauschalensystem für Krankenhäuser – Fallpauschalenän- derungsgesetz (FPÄndG) (Drucksachen 15/897, 15/994) . . . . . . arion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin MGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hans Georg Faust CDU/CSU . . . . . . . . . etra Selg BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . r. Dieter Thomae FDP . . . . . . . . . . . . . . . . elga Kühn-Mengel SPD . . . . . . . . . . . . . . . r. Dieter Thomae FDP . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Zöller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . orst Schmidbauer (Nürnberg) SPD . . . . . . laus Kirschner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 6: Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Deutschland wirksam vor Terroristen und Extremis- ten schützen (Drucksachen 15/218, 15/990) . . . . . . . . . ans-Peter Kemper SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . homas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . . . ans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . isela Piltz FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . obias Marhold SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . homas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . obias Marhold SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orothee Mantel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . ritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI Reinhard Grindel CDU/CSU . . . . . . . . . . ichael Grosse-Brömer CDU/CSU . . . . . . . Hans-Peter Kemper SPD . . . . . . . . . . . . . lemens Binninger CDU/CSU . . . . . . . . . . . 3844 D 3845 A 3845 B 3846 C 3848 D 3850 B 3851 B 3853 A 3853 A 3854 B 3856 D 3857 A 3857 B 3858 D 3860 A 3861 A 3861 C 3863 C 3864 D 3866 D 3866 D 3867 A 3868 C 3870 B 3871 C 3871 D 3873 A IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. Mai 2003 Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Gabriele Hiller- Ohm, Gabriele Lösekrug-Möller, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD, der Abgeordneten Cornelia Behm, Ulrike Höfken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie der Abgeordneten Dr. Christel Happach-Kasan, Dr. Wolfgang Gerhardt und der Fraktion der FDP: Umfassender Schutz der Walbestände – Verbot kommerziellen Walfangs konse- quent durchsetzen (Drucksache 15/995) . . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm SPD . . . . . . . . . . . . . . . Gitta Connemann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Matthias Berninger, Parl. Staatssekretär BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan FDP . . . . . . . . . Gabriele Lösekrug-Möller SPD . . . . . . . . . . . Peter Bleser CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Birgit Homburger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Antragsverfahren bei Agrardiesel deut- lich vereinfachen (Drucksache 15/833) . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Lydia Westrich SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Schindler CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Dr. Peter Gauweiler, Günter Nooke, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Deutsch als dritte Arbeitssprache auf europäischer Ebene – Verstärkte Förde- rung von Deutsch als lernbare Sprache im Ausland (Drucksache 15/468) . . . . . . . . . . . . . . . . . D H f H D D O E T T H N B A L A Z ü f w ( A K G D E 3875 B 3875 C 3877 A 3878 C 3880 B 3881 C 3882 C 3884 A 3884 B 3885 B 3886 B 3887 A 3887 B 3888 C 3890 A 3891 C 3892 D r. Peter Gauweiler CDU/CSU . . . . . . . . . . ans Martin Bury, Staatsminister ür Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP . . . . . . r. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lav Gutting CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . ckhardt Barthel (Berlin) SPD . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Klaus Brähmig, Ernst Hinsken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Schaffung einer familienfreundlichen, verkehrs- entlastenden und wirtschaftsfördern- den Ferienregelung (Drucksache 15/934) . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 11: Erste Beratung des von den Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Daniel Bahr (Münster), weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Baugesetzbuchs – § 246 – (Drucksache 15/360) . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung ber den Antrag: Schaffung einer familien- reundlichen, verkehrsentlastenden und irtschaftsfördernden Ferienregelung Tagesordnungspunkt 10) nnette Faße SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . laus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . rietje Bettin BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rnst Burgbacher FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 3893 A 3895 B 3897 B 3898 B 3899 C 3901 A 3902 C 3902 D 3903 A 3904 C 3904 A 3905 A 3905 C 3906 C 3907 D 3908 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. Mai 2003 V Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung über den Entwurf eines Gesetzes zur Ände- rung des Baugesetzbuchs – § 246 (Tagesordnungspunkt 11) Wolfgang Spanier SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . .3908 D 3910 A 3911 B 3912 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. Mai 2003 3793 (A) ) (B) ) 46. Sitz Berlin, Donnerstag, d Beginn: 9.0
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    Berichtigung 45. Sitzung, Seite 3766 (C), erster Absatz, der letzte Satz ist wie folgt zu lesen: „Böse Zungen könnten auf die Idee kommen zu sagen, dass dieser Krieg dem Bun- deskanzler zu früh und noch dazu falsch herum ausge- gangen ist“. Seite 3766 (D), letzter Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Im Jahr 1998 hat der DGB 4 Millionen Euro für diese Regierung investiert“. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. Mai 2003 3905 (A) ) (B) ) ordnungspunkt 10) enordnung für die Jahre 2003 bis 2008 beschlossen, das wirtschatfsfördernden Ferienregelung (Tages- k onferenz ein verändertes Modell der langfristigen Feri- Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der OSZE Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung über den Antrag: Schaffung einer familienfreundlichen, verkehrsentlastenden und f d F S P l A K D d h m g K t G i f d m d T z D d l d 8 f r A t ü D l a G z J G G r 8 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 22.05.2003 Borchert, Jochen CDU/CSU 22.05.2003 Bury, Hans Martin SPD 22.05.2003 Eichhorn, Maria CDU/CSU 22.05.2003 Eppelmann, Rainer CDU/CSU 22.05.2003 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 22.05.2003 Gröhe, Hermann CDU/CSU 22.05.2003 Hartmann (Homburg), Christoph FDP 22.05.2003 Hartnagel, Anke SPD 22.05.2003 Hettlich, Peter BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 22.05.2003 Dr. Jahr, Peter CDU/CSU 22.05.2003 Kossendey, Thomas CDU/CSU 22.05.2003 Leibrecht, Harald FDP 22.05.2003 Raidel, Hans CDU/CSU 22.05.2003* Repnik, Hans-Peter CDU/CSU 22.05.2003 Scharping, Rudolf SPD 22.05.2003 Dr. Scheer, Hermann SPD 22.05.2003 Dr. Schwanholz, Martin SPD 22.05.2003 Dr. Stadler, Max FDP 22.05.2003 Steenblock, Rainder BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 22.05.2003 Wohlleben, Verena SPD 22.05.2003 Zapf, Uta SPD 22.05.2003* Zylajew, Willi CDU/CSU 22.05.2003 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht Annette Faße (SPD): Ferienzeit ist Reisezeit. Zeit ür Familien, ihre Sachen zu packen und gemeinsam mit en Kindern zu verreisen. Urlaub soll für alle Spaß, reude und Erholung bedeuten. Doch die Vorfreude ist in diesem Jahr ein ganzes tück verloren gegangen. Mit Mühe hat man noch ein lätzchen an der Nordsee gefunden, leider teurer als im etzten Jahr. Und nun dies: Dauerstau Richtung Norden. lle scheinen gleichzeitig unterwegs zu sein. Aber es scheint nicht nur so, es ist so. Aus Erholung wird teurer Stress, für Eltern und für inder. Unterkünfte sind ausgebucht oder überbucht. ie Ursache hierfür liegt in der drastischen Verkürzung er Gesamtsommerferienzeiten. Bereits im Dezember aben die Tourismuspolitiker der SPD auf diese Proble- atik hingewiesen. Am 10. Februar haben die Mitglieder der Arbeits- ruppe Tourismus der SPD-Bundestagsfraktion auf einer lausurtagung mit dem stellvertretenden Generalsekre- är der Kultusministerkonferenz, Herrn Dr. Thieme, ein espräch zum Thema Ferienzeitregelung geführt. Auch auf der Internationalen Tourismus-Börse wurde m Rahmen der Veranstaltung „Lernort Reise“ einmütig estgestellt, dass Freizeitmaßnahmen für Schulkinder urch diese gekürzte Sommerferienphase vor ganz enor- en Herausforderungen stehen. Bei allem Verständnis für das Interesse einzelner Bun- esländer ist nach unserer Meinung der Themenkomplex ourismus und Verkehr nicht in die Entscheidung einbe- ogen worden. Die Proteste der Urlaubsregionen eutschlands weisen deutlich auf die Problematik hin, ie eine Reduzierung der Bandbreite von durchschnitt- ich 89 Tagen auf 75 Tage pro Jahr vorsah. Wir begrüßen nachdrücklich, dass auf Anforderung er Ministerpräsidenten die Kultusministerkonferenz am . Mai eine Neuregelung für die Sommerferientermine ür den Zeitraum 2005 bis 2010 beschlossen und zur Be- atung der Wirtschaftsministerkonferenz zugeleitet hat. m 12. und 13. Juni wird in der Plenarsitzung der Kul- usministerkonferenz die endgültige Beschlussfassung ber die langfristige Sommerferienregelung erfolgen. er Gesamtferienzeitraum wird im Vergleich zu der bis- ang gültigen Regelung von durchschnittlich 75 Tagen uf nunmehr durchschnittlich 84 Tage ausgeweitet. Jahr 2005: Gesamtferienzeitraum 84 Tage, Jahr 2006: esamtferienzeitraum 86 Tage, Jahr 2007: Gesamtferien- eitraum 82 Tage, Jahr 2008: Gesamtferienzeitraum 87, ahr 2009: Gesamtferienzeitraum 82 Tage, Jahr 2010: esamtferienzeitraum 82 Tage. 1970 hatten die westdeutschen Kultusminister einen esamtferienzeitraum zwischen 87 und 91 Tagen verab- edet. Von 1995 bis 2002 war dieser Zeitraum bereits auf 6 Tage gesunken, und 1999 hatte die Kultusminister- 3906 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. Mai 2003 (A) ) (B) ) nur noch eine durchschnittliche Dauer von 75 Tagen pro Jahr vorsah. Diese Neuregelung führt zu einer Zusam- menballung der Ferien in den drei bevölkerungsstärksten Bundesländern: Nordrhein-Westfalen, Bayern und Ba- den-Württemberg, die mit rund 41 Millionen Einwoh- nern über die Hälfte der Bevölkerung der Bundesrepu- blik Deutschland stellen. Die Ferien in diesen drei Bundesländern sollten fast gleichzeitig von Ende Juli bis Anfang September stattfinden. Auf die fatalen Folgen dieser Regelung hatten damals bereits Tourismusver- bände und der Deutsche Industrie- und Handelskammer- tag aufmerksam gemacht. Dieser berechtigte Protest, den auch die Tourismuspolitiker der SPD seit Monaten äu- ßerten, hat jetzt Erfolg gehabt. Der heute vorliegende Antrag ist daher überflüssig und in der Sache nicht angemessen. Es ist und bleibt An- gelegenheit der Länder, Ferienzeiten festzulegen. Der Bund muß dieses nicht regeln, er sollte auch keine Vor- gaben beschließen. Die Verantwortung liegt bei den Ländern und sie ha- ben diese auch wahrgenommen. Sie waren auch zu Kor- rekturen bereit, leider nicht ab 2004, sondern erst ab 2005, aber wir akzeptieren dies. Dem Antrag der CDU/CSU können wir nicht zustim- men, weil wir unsere Kompetenz überschreiten, uns mit Ratschlägen in Form eines Antrages zurückhalten sollten und die Länder an einer konstruktiven Lösung arbeiten. Anstelle eines populistischen Bundestagsantrags soll- ten sich einige Unterzeichner dieses Antrags, besonders aus den südlichen Bundesländern, lieber an ihre Minis- terpräsidenten oder Kulturminister wenden, um auch diese Länder in Zukunft in das rollierende System einzu- binden. Oder wie können Sie mir erklären, Herr Hinsken, Frau Hasselfeldt, Herr Kauder, Herr Segner, Herr Singhammer, warum Bayern und Baden-Württem- berg auch nach der neuen Planung in den nächsten Jah- ren ihre Ferien frühestens am 24. Juli beginnen, obwohl der früheste Ferienbeginn bereits einen Monat früher, am 21. Juni, ist? Auch die Argumentation der Kulturminis- terin Monika Hohlmeier, man habe ja im Freistaat Pfingstferien – in diesem Jahr bis 20. Juni –, kann hier nicht überzeugen. Wie wäre es auch hier mit einer An- passung an die Ferien der anderen Bundesländer? Die Tourismuswirtschaft in Deutschland hat auf die Folgen der erheblichen Verkürzung des gesamten Som- merferienzeitraums reagiert. Chaotische Verkehrsver- hältnisse, die zeitweise totale Überfüllung der Ferienre- gionen und Unterkünfte sowie teure Quartiere sind das Gegenteil von Urlaub und Erholung. Auf Dauer hätte dies gravierende wirtschaftliche Folgen gehabt. Für im- mer mehr Familien hätte Urlaub nur noch zu Hause statt- gefunden. Der Deutsche Tourismusverband hat berech- net, dass der Verlust eines einzigen Ferientages zu einer Einbuße von rund 1,05 Millionen Übernachtungen füh- ren wird. Für die gesamte Branche in Deutschland belau- fen sich die Schätzungen des finanziellen Verlustes auf bis zu 60 Millionen Euro täglich. Zum Wohle der Kinder gilt es nicht nur auf einen pro- blemlosen Ablauf eines Schuljahres Rücksicht zu neh- m F w w d u w s S t l e f s Ö g k u h d s a s e o l z I V v B m f d b d z z v j g f l s m f (C (D en, sondern auch auf familienfreundliche, erholsame erien für Kinder und Eltern. Eine familienfreundliche, verkehrsentlastende und irtschaftsfördernde Ferienregelung wird es ab 2005 ieder geben, und das ist gut so. Klaus Brähmig (CDU/CSU): Am 16. Mai 2003 mel- ete die Tageszeitung „Die Welt“ zum Thema Urlaub nter der Überschrift „Sommerferien-Regelung wird ieder ausgedehnt“, dass nach dem Willen der Wirt- chafts- und Verkehrsminister der Bundesländer die ommerferien wieder über eine größere Zeitspanne ver- eilt werden sollen. Angesichts der miserablen wirtschaftlichen Entwick- ung in der inländischen Tourismuswirtschaft, ist dies ine positive Nachricht und ein Zeichen der Hoffnung ür die arg gebeutelten Unternehmen auf dem innerdeut- chen Reisemarkt. Auch unsere Nachbarländer, wie beispielsweise sterreich oder die Niederlande, werden von dieser an- ekündigten Neuregelung profitieren. Diese Meldung freut aber auch viele Tourismus-, Ver- ehrs- und Familienpolitiker im Deutschen Bundestag nd in den Landtagen. Sehr geehrte Damen und Herren, bei der nun anste- enden Neuregelung der Ferienzeiten geht es darum, das ie bildungs-, Verkehrs-, familien- und wirtschaftspoliti- chen Anforderungen an dieses Regelwerk aufeinander bgestimmt werden. Die derzeitige Regelung wird die- en Ansprüchen in keinerlei Weise gerecht und hat sich inseitig an den Partikularinteressen der Bildungsträger rientiert. In erster Linie ist diese Fehlentwicklung den Bundes- ändern und namentlich der Kultusministerkonferenz zu- uschreiben, die seit mehreren Jahrzehnten in gewissen ntervallen die Ferienzeitregelung für sieben Jahre im oraus ausgehandelt hat. In der Vergangenheit war es undenkbar, dass die be- ölkerungsreichsten Bundesländer Baden-Württemberg, ayern und Nordrhein-Westfalen zur gleichen Zeit Som- erferien hatten. Der Beschluss der Kultusministerkon- erenz zur Sommerferienordnung von 1999 sorgt aber in iesem und in den kommenden Jahren für eine unzumut- are Verdichtung der Reisezeiten. Der Deutsche Tourismusverband hat beispielsweise für ieses Jahr errechnet, dass innerhalb von drei Wochen wischen 69,6 und 81,9 Millionen Bundesbürger gleich- eitig Sommerferien haben. Lag der Ferienzeitraum im ergangenen Jahr noch bei 89 Tagen, soll dieser nach der etzigen Regelung im Jahr 2006 nur noch 70 Tage betra- en. Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Folgen ür die Familien, die Verkehrswege und die Wirtschaft iegen auf der Hand: Durch die Verkürzung der Haupt- aison wird es unweigerlich zu Preiserhöhungen kom- en. Dies stellt eine zusätzliche finanzielle Belastung ür Familien mit schulpflichtigen Kindern dar. Darüber Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. Mai 2003 3907 (A) ) (B) ) hinaus muss in dieser Zeit mit einem massiven Anstieg des Verkehrsaufkommens gerechnet werden. Die aus der Vergangenheit bekannten Staus werden sich in Megastaus verwandeln und die grundsätzlich ho- hen Ozonwerte in den Sommermonaten werden die Grenzwerte noch deutlicher als in der Vergangenheit überschreiten. Nach Angaben des Deutschen Tourismusverbandes sorgt die Verkürzung des Ferienzeitraums im Sommer pro Tag zu einem rechnerischen Verlust von circa 1,05 Mil- lionen Übernachtungen in Deutschland. Im Jahr 2006 würden danach im Vergleich zum Jahr 2002 19,5 Millionen Übernachtungen in Deutschland weniger generiert. Sehr geehrte Damen und Herren, bei einem angenom- menen Durchschnittspreis von 60 Euro pro Übernach- tung entspricht dies einem Einnahmeausfall von circa 1,2 Milliarden Euro im deutschen Beherbergungsge- werbe. Angesichts der anhaltend schlechten Wirtschaftslage der Branche wäre eine solche Zusatzbelastung nicht mehr zu verkraften. Der heutige Antrag der CDU/CSU-Bundestagsfrak- tion zielt darauf ab, die Mitverantwortung des Bundes bei der Veränderung der aktuellen sowie bei zukünftigen Regelungen deutlich zu machen. Grundsätzlich ist auch die Bundesregierung gefordert sicher zu stellen, dass der Gesamtferienzeitraum nicht auf weit unter 90 Tage sinkt und das sich die Zahl der Urlauber möglichst gleichmä- ßig auf diesen Zeitraum verteilt. Unsere Fraktion freut sich darüber, dass wir zu diesem Thema mittlerweile eine große Einigkeit bei allen Fraktionen in diesem Hause feststellen können. Ich kann mich allerdings auch noch gut an die Jahre 1997 und 1999 erinnern, als wir von keiner anderen Fraktion Unterstützung erhielten und sogar belächelt wurden. Bereits damals hatte die CDU/CSU-Bundes- tagsfraktion mehrfach vor den familien-, wirtschafts- und verkehrsfeindlichen Folgen der seit diesem Jahr gel- tenden Neuregelung gewarnt. Jetzt endlich haben alle großen Verbände, die Länder und der Tourismusaus- schuss des Deutschen Bundestages gemeinsam an einem Strang und in die gleiche Richtung gezogen. Wenn die beabsichtigte Änderung an der Ferienzeit- regelung den oben genannten Anforderungen tatsächlich gerecht wird, haben wir alle dazu beigetragen, dass un- sere Bevölkerung die schönsten Tage des Jahres mit ih- ren Kindern mit weniger Stress, mehr Auswahl und günstigeren Konditionen verbringen können. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin davon über- zeugt, dass wir die gegenwärtige Debatte über die Ent- zerrung der Sommerferien nicht führen würden, wenn die wirtschaftliche Lage in unserem Lande nicht so kata- strophal wäre. Laut Angaben des Statistischen Bundes- amtes leidet das Gastgewerbe seit über einem Jahr, Mo- nat für Monat, unter schmerzhaften Umsatzeinbußen. b w a z g L c n V k d d r d s h d V i t s P d d s t l k k e w t d s d s b F t t s s d G g r t w (C (D Der – in Anführungsstrichen – beste Monat seit Fe- ruar 2002 war mit Minus 5,8 Prozent der März 2002, ährend zwischen Juli und Dezember vergangenen Jahres llein in vier Monaten der Umsatz real um über 11 Pro- ent einbrach. Das Beispiel Ferienzeitregelung zeigt also, dass rundsätzlich bei allen Entscheidungen in Bund und ändern die gesamtwirtschaftlichen und gesellschaftli- hen Aspekte viel stärker berücksichtigt werden und icht die Partikularinteressen einzelner Gruppen in den ordergrund gerückt werden sollten. Auf diese Weise önnen ohne Kosten für die Steuerzahler die Rahmenbe- ingungen für die Wirtschaft nachhaltig verbessert wer- en. Die Verbesserung des wirtschaftlichen Gestaltungs- ahmens für die Unternehmen ist aber nur die eine Seite er Medaille. Wenn die Binnenkonjunktur anspringen oll, muss den Konsumenten vor allem Planungssicher- eit gegeben werden. Wer täglich eine neue Steuersau urchs Dorf treibt und täglich seine unausgegorenen orschläge zur Reform der sozialen Sicherungssysteme n die Presse lanciert, wird das Vertrauen der Konsumen- en nicht zurückgewinnen. Durch das Fehlen eines wirt- chaftlichen Konzepts und die Sprunghaftigkeit Ihrer olitik steigt nur eins, nämlich die Sparquote. Machen Sie endlich Schluss mit der Steuererhöhungs- ebatte! Legen Sie ein schlüssiges Gesamtkonzept für ie notwendigen Reformen vor! Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Nun oll die Bundesregierung also doch in der Bildungspoli- ik mitmischen, jedenfalls wenn es um die Ferienrege- ung geht. Die Bundesebene soll im Interesse des Ver- ehrs, der Wirtschaft und der Familien auf die Länder, onkret auf ihre Kultusministerinnen und Kultusminister inwirken, dass die Ferienregelung doch wieder besser ird, als sie jetzt ist. So steht es in dem Antrag von der Union. Offenbar rauen Sie Ihren Bildungspolitikerinnen in den Ländern och nicht so viel zu, wie der Ausstieg aus der gemein- amen Bildungsplanung zunächst glauben machte. Die aktuelle Ferienordnung schafft ein Problem: Fast ie Hälfte aller Bundesbürger, nämlich die Familien mit chulpflichtigen Kindern in Bayern, Baden-Württem- erg und Nordrhein-Westfalen, machen fast gleichzeitig erien. Die Hauptsaison verkürzt sich außerdem dras- isch von maximal 91 Tagen auf nur noch 75 Tage. Als Schleswig-Holsteinerin bekomme ich die berech- igten Klagen darüber besonders häufig zu hören. Insbe- ondere unsere Tourismusbranche leidet darunter, dass ie die Betten an wenigen Tagen im Jahr doppelt und reifach belegen könnte, der Rest des Jahres aber Saure- urken-Zeit ist. Nicht nur die Wirtschaft spürt die Fol- en, auch die Touristen leiden, müssen sie doch ihren edlich verdienten Urlaub in überfüllten und überteuer- en Quartieren verbringen. Deshalb ist eine Neuregelung der Sommerferien not- endig. Da stimme ich der Union absolut zu. 3908 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. Mai 2003 (A) ) (B) ) Aber es bleibt ein Problem, dass die schon im Juni be- ginnenden Ferientermine das zweite Schulhalbjahr stark verkürzen. Schülerinnen und Schüler wie Lehrerinnen und Lehrer sind dadurch einem aufreibenden Test- und Notenmarathon ausgesetzt. Das ist pädagogisch nicht sinnvoll, sondern geradezu kontraproduktiv. Natürlich könnte man das erste Halbjahr zugunsten des zweiten verkürzen und das Zwischenzeugnis vorver- legen. Mich erschreckt aber die Vorstellung, dass Kinder in Zukunft ihr Zeugnis schon vor Weihnachten als „schöne Bescherung“ mit nach Hause bekommen. Wie man sieht, hängt das Ferienproblem mit der der- zeitigen Schulstruktur zusammen. Alle Expertinnen und Experten fordern nach PISA und IGLU strukturelle Ver- änderungen im deutschen Schulsystem, die wir auch schnell anpacken wollen. Verweigern Sie sich nicht länger der Realität: Nehmen Sie zur Kenntnis, dass wir unsere Schulkultur verändern müssen. Vielleicht erledigt sich dann auch das Ferien- problem von selbst. Ernst Burgbacher (FDP): Der vorliegende Antrag der CDU/CSU-Fraktion ist glücklicherweise nicht mehr so dringend, wie es noch vor wenigen Wochen den An- schein gehabt hätte. Das Problem „Sommerferienrege- lung“ geht ohnehin bereits seiner Lösung entgegen. Doch der Weg dorthin ist steinig und hart. Warum? Nun, wir erinnern uns: Am 28. Mai 1999 hatte sich die Kultusministerkonferenz auf ein neues Modell der Som- merferienregelung für die Jahre 2003 bis 2008 verstän- digt. Das bewährte rollierende System wurde aufgege- ben, stattdessen wurden zwei Rollierungskreisläufe gebildet, die in diesem Jahr erstmalig dazu führen wer- den, dass die Sommerferien in den drei bevölkerungs- reichsten Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen nahezu zeitgleich beginnen werden. Im Vorfeld hat es bereits heftige Proteste vor allem der Touristiker, des ADAC und von Elternverbänden ge- geben, die auf die daraus folgenden Probleme eindring- lich hingewiesen haben: Verkehrschaos, Überbelegung und damit einhergehend Überteuerung der Ferienziele zulasten der Familien mit schulpflichtigen Kindern wer- den die Folge sein. Aus familien-, verkehrs- und tourismuspolitischer Sicht handelt es sich damit um eine klare Fehlentschei- dung. Das Chaos, das uns in diesem und im nächsten Sommer erwartet, ist vorprogrammiert. Ich habe mich Anfang Dezember letzten Jahres schrift- lich an die Kultusministerkonferenz gewandt und ein- dringlich appelliert, diese Regelung kritisch auf den Prüf- stand zu stellen. Karin Wolff, Präsidentin der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundes- republik Deutschland, teilte mir daraufhin am 4. Februar 2003, also erst vor dreieinhalb Monaten, mit, dass die Ei- nigung aller Länder vorrangig dem Grundsatz entspro- chen habe, „wonach Ferien in erster Linie nach päda- gogischen Gesichtspunkten und insbesondere unter B s E g I m h f s d a V z r s M g z r F d L t z d m l b s a d W k m B b m A G w s A n d S (C (D erücksichtigung des Gesichtspunktes der Qualitäts- icherung schulischer Arbeit festgelegt werden.“ Am nde ihrer Ausführungen heißt es: „Vor diesem Hinter- rund sehe ich keine Notwendigkeit, dass sich, wie von hnen angeregt, die Kultusministerkonferenz nochmals it dieser Angelegenheit befasst.“ So weit, so ungut. Was ist zwischen Februar und eute geschehen? Der Druck auf die Kultusministerkon- erenz wurde stärker. Ende März hat die Ministerprä- identenkonferenz die Kultusministerkonferenz nach- rücklich angewiesen, dass Thema Ferienregelung ufzugreifen und zu überarbeiten. Anfang Mai haben die erkehrs- und Wirtschaftsminister der Länder eine Ent- errung der Ferienzeiten durch Rückkehr zum bewährten ollierenden System ab 2005 beschlossen. Die Wirt- chaftsministerkonferenz bittet in ihrem Beschluss von itte Mai die zuständige KMK darum, bei der Festle- ung der Sommerferientermine den 90-Tage-Gesamt- eitraum auszuschöpfen. Zudem wollen die Wirtschafts- essorts bei der Neuregelung ab 2005 beteiligt werden. ür Mitte Juni steht das Thema erneut auf der Agenda er KMK, Ende Juni sollen die Regierungschefs der änder abschließend beraten. Es besteht also die berech- igte Hoffnung, ab 2005 zum bewährten System zurück- ukehren. Zum vorgelegten Antrag der CDU/CSU vom 6. Mai ieses Jahres: Der Antrag ist grundsätzlich zustim- ungsfähig. Die Chronologie macht jedoch bereits deut- ich, dass die Neuordnung zu diesem Zeitpunkt längst eschlossene Sache war. Die dargestellten Ziele unter- tützt die FDP. Sie sind durch den ausgehandelten und llseits bekannten Kompromiss alle umgesetzt. Wenn die Ministerpräsidenten-Konferenz zustimmt, ann hat in dieser Frage endlich die Vernunft gesiegt. ir hätten dies allerdings früher und einfacher haben önnen. Aus Sicht der FDP hat die Kultusministerkonferenz it ihrem bisherigen Hin und Her wieder einmal unter eweis gestellt, dass sie eher Probleme schafft als Pro- leme löst. Die alte Forderung der FDP wird unter- auert: Die KMK gehört abgeschafft! nlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Baugesetzbuchs – § 246 (Ta- gesordungspunkt 11) Wolfgang Spanier (SPD): Mit dem vorliegenden esetzentwurf will die FDP die Länder ermächtigen, ab- eichende Regelungen des § 35 Baugesetzbuch zu chaffen. Es geht um die Umnutzung von Gebäuden im ußenbereich und um die Privilegierung von Baumaß- ahmen für Konversionsprojekte. Nun ist gerade der § 35 im Baugesetzbuch von beson- erer Bedeutung. Er regelt den besonders sensiblen chutz des Außenbereichs. Bei allen Änderungen der ge- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. Mai 2003 3909 (A) ) (B) ) setzlichen Regelung in diesem Bereich ist eine beson- ders sorgfältige Abwägung notwendig. Deshalb will ich gleich zu Anfang sagen: Wir lehnen diesen Gesetzent- wurf ab. Aus fachlicher Sicht gibt es gute Gründe, die gegen diesen Gesetzentwurf sprechen. Hinzu kommt: Wir sind mitten in einer umfassenden Novellierung des Bau- gesetzbuches. Deshalb halten wir eine Änderung eines – und zwar eines wichtigen – Paragraphen des Bauge- setzbuches außerhalb dieses Gesetzgebungsverfahrens für falsch. Ich will nun im Einzelnen auf die Gründe eingehen, die aus fachlicher Sicht gegen diesen Gesetzentwurf spre- chen. Rechtsvereinfachung und Einheitlichkeit der Rechtsordnung sind ein hohes Gut. Unbefristete Abwei- chungsklauseln für die Länder verstoßen dagegen. Es ist überhaupt die Frage zu stellen, ob die Länder dies wollen. Nach den Erfahrungen der letzten großen Novellierung des Baugesetzbuches muss man da starke Zweifel haben. Im geltenden Recht gibt es Abweichungsmöglichkeiten für die Länder, allerdings befristete Abweichungsmög- lichkeiten, zum Beispiel bei der siebenjährigen Umnut- zungsfrist. Diese Ausnahmeklausel ist im Vermittlungs- verfahren von den Ländern eingebracht worden. Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Ba- den-Württemberg, Schleswig-Holstein haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Eine zeitliche Verlänge- rung ist allerdings bislang von den Ländern nicht gefor- dert worden. Was die Nutzung landwirtschaftlicher Gebäude zu Wohnzwecken betrifft: Die Beschränkung auf höchstens drei zusätzliche Wohnungen ist im Vermittlungsverfah- ren 1998 von den Ländern durchgesetzt worden. Ziel war es, eine maßvolle Umnutzung im empfindlichen Außen- bereich zu ermöglichen. Zusätzlich ist die Erweiterung der Wohngebäude auf eine weitere, zweite Wohnung be- schränkt. Dies ist allerdings ein rein personenbezogener Erweiterungstatbestand und lässt sich wegen des grund- sätzlichen Schutzes des Außenbereichs allein aus fami- liären Gründen rechtfertigen, hat also nichts zu tun mit landwirtschaftlichem Strukturwandel. Lassen Sie mich nun zur zweiten Forderung im Ge- setzentwurf der FDP kommen, der Forderung nach einer Privilegierung von Konversionsmaßnahmen im Außen- bereich. Hier muss ich auf die Rechtslage bzw. auf die Rechtsprechung verweisen. Es gibt eine eindeutige höchstrichterliche Rechtsprechung zu diesem Punkt, und zwar in einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 21. November 2000. Das Bundesverwaltungsge- richt hat ausdrücklich festgestellt, dass es keinen Be- standschutz für militärische, bauliche Anlagen im Au- ßenbereich gibt, wenn deren Nutzung endgültig aufgegeben wurde. Dies leuchtet auch ein: Wenn der Grund entfällt, hat eben der Schutz des Außenbereichs klar Vorrang. Im Übrigen möchte ich noch darauf hin- weisen, dass die Kommunen über die Bauleitplanung die Möglichkeit haben, Baurechte zu schaffen. So weit die Argumente aus fachlicher Sicht gegen ih- ren Gesetzentwurf. Aber ich weise Sie auch ausdrücklich darauf hin, dass Sie natürlich die Möglichkeit haben, d f g g B c R 2 v g 2 g E J s d g g u g f v v P n r s p u u Z g w u k li d g n u r B Z d V d r s s w a g a (C (D iese Vorschläge in das kommende Gesetzgebungsver- ahren zur Novellierung des Baugesetzbuches einzubrin- en. Damit komme ich zu meinen zweiten Haupteinwand egen ihren Entwurf. Die umfassende Novellierung des augesetzbuches, die ich bereits mehrmals angespro- hen habe, ist notwendig geworden, um eine europäische ichtlinie in nationales Recht umzusetzen. Am 21. Juli 001 wurde die europäische Richtlinie über die Prüfung on Umweltauswirkungen bestimmter Pläne und Pro- ramme in Kraft gesetzt. Mit der Auflage, sie bis zum 0. Juli 2004 in nationales Recht umzusetzen. Die Bundesdegierung hat unverzüglich eine unabhän- ige Expertenkommission einberufen. Der Bericht dieser xpertenkommission liegt vor seit August 2002. Anfang uni 2003 wird ein zwischen den Ministerien abge- timmter Referentenentwurf vorgelegt werden. Parallel azu wird das neue Baurecht in einem Planspiel in aus- ewählten Kommunen einer Praxisüberprüfung unterzo- en. Wie üblich ist der Referentenentwurf den Ländern nd kommunalen Spitzenverbänden und Verbänden zu- estellt. Eine Anhörung der Verbände wurde durchge- ührt, um deren Stellungnahme einzuholen. Oktober/No- ember diesen Jahres wird ein Kabinettsentwurf orgelegt werden, dann liegt auch die Auswertung des lanspiels vor. Anschließend beginnt das übliche ord- ungsgemäße parlamentarische Gesetzgebungsverfah- en. Ziel ist es, dass fristgerecht das novellierte Bauge- etzbuch am 20. Juli 2004 in Kraft tritt und damit ünktlich die europäische Richtlinie in nationales Recht mgesetzt ist. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass es sich hierbei m eine zügige Umsetzung handelt, dass wir voll im eitplan sind und es mir besonders wichtig ist, dass wir enügend Zeit haben für eine gründliche Beratung und ir die Auswertung der praktischen Erprobung mit in nsere Überlegungen und Entscheidungen einbeziehen önnen. Lassen sie mich noch ganz knapp die Ziele der Novel- erung des Baugesetzbuches benennen. Zum einen ist ies die Umsetzung der europäischen Richtlinie. Aber es eht uns auch darum, rechtliche Grundlagen für eine achhaltige Stadtentwicklung zu schaffen. Es geht uns m ein praxistaugliches anwendungsfreundliches Bau- echt, schließlich müssen die Kommunen mit diesem aurecht umgehen können. Und ein weiteres wichtiges iel: Wir wollen das Baugesetzbuch vereinfachen. Aus- rücklich ist die unabhängige Kommission hierzu um orschläge gebeten worden; diese Vorschläge fließen in en Gesetzentwurf ein. In dieser Situation, mitten im Gesetzgebungsverfah- en, ist es, glaube ich, nur vernünftig, keine Schnell- chüsse abzuliefern, keine Vorabregelungen zu treffen, chon gar nicht beim besonders wichtigen § 35 und enn es um den Schutz des Außenbereiches geht. Aus diesen Gründen, aus fachlicher Sicht wie auch us Gründen der Novellierung des Baugesetzbuches ins- esamt, lehnen wir Ihren Gesetzentwurf ab. Ich erwarte ber, dass Sie im Gesetzgebungsverfahren diese Forde- 3910 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. Mai 2003 (A) ) (B) ) rungen noch einmal erheben werden. Dann werden wir genügend Zeit haben, uns noch einmal damit auseinan- der zu setzen. Peter Götz (CDU/CSU): Das Baugesetzbuch ist die Grundlage für die kommunale Planungshoheit in Deutschland. Es ist ein gutes Gesetz und hat sich in den Grundzügen bewährt. Deshalb sollte am Bau- und Pla- nungsrecht nicht ständig herumgefummelt werden. Es ist schlimm genug, dass die rot-grüne Bundesregierung bei der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik oder im Steuer- recht ständig Zickzack fährt. Das wollen wir von der CDU/CSU im Baurecht nicht. Wir sind für Kontinuität und Planungssicherheit, vor al- lem im Interesse der genug gebeutelten Kommunen, die das Baugesetzbuch anwenden müssen. Das heißt aber nicht, dass kein Handlungsbedarf be- steht. Im Gegenteil: Es wird höchste Zeit, dass die rot- grüne Bundesregierung ihren internen Streit zwischen Bau- und Umweltministerium beendet und den wieder- holt angekündigten Gesetzentwurf zur Novellierung des Baugesetzbuches – und zwar als Gesamtkonzept – auf den Tisch legt. Wir wollen, dass den Worten endlich Taten folgen, denn in einigen Bereichen des Baurechts brauchen wir dringend Änderungen: Oberstes Ziel muss sein: Deregu- lierung, Verfahrensvereinfachung und Verfahrensbe- schleunigung – und damit Bürokratieabbau. Wir wollen, dass europäisches Recht in das bewährte Bauleitplanver- fahren integriert wird, damit klare, handhabbare und pra- xisgerechte Vorgaben für die Kommunen sichergestellt werden. Aber wir wollen nicht, dass über die europäischen Forderungen und die bestehenden Regelungen hinaus neue Hindernisse und Hemmnisse wie Qualitätssiche- rungen der Umweltberichte erfunden oder aufgebaut werden. Wir sollten vielmehr die notwendige Novellie- rung des Baugesetzbuches als Chance nutzen, das beste- hende Recht weiter zu entrümpeln. Die bei der letzten Baugesetzbuchnovelle vor sieben Jahren vorgeschlagenen und im Vermittlungsverfahren leider hängen gebliebenen Verfahrenserleichterungen sollten wir jetzt gemeinsam durchsetzen. Wir von der Union sind dazu bereit. Warum brauchen wir für die Teilung von Grund- stücken eine behördliche Genehmigung ? – Um nur ein Beispiel zu nennen: Die Teilungsgenehmigung, die ho- hen bürokratischen Aufwand erfordert, kann von mir aus sofort ersatzlos gestrichen werden. So gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, wie wir mit Bürokratieabbau Ernst machen können. Im Sommer vergangenen Jahres haben zwei unabhän- gige Expertenkommissionen zum Baurecht und zur Bo- denordnung viele gute Vorschläge gemacht. Inzwischen ist fast ein Jahr vergangen und bis heute liegt noch kein Regierungsentwurf auf dem Tisch. g r A d W B K s P c m S F n R P n s U k e I t w n r z b d m w k w d w P k w m B a b r v s f R (C (D Ich bin gespannt, ob es diesen Expertenkommissionen enauso geht wie den vielen anderen rot-grünen Regie- ungskommissionen, die in den letzten Jahren als reine libiveranstaltung eingesetzt wurden. Das wäre sehr be- auerlich. Denn beide Gutachten beinhalten viele gute Ansätze: ir müssen uns aus unterschiedlichen Gründen mit dem auen im Außenbereich befassen. Dazu gehören, Herr ollege Goldmann, das Wohnen in ehemals landwirt- chaftlichen Gebäuden oder die Fragen nach weiteren rivilegierungen für Biogasanlagen bei der gewerbli- hen Tierhaltung. Wir brauchen auf der Basis der Flächennutzungspläne ehr Flexibilität für kommunale Entscheidungen. Die tädte und Gemeinden sollten bei der Aufstellung eines lächennutzungsplans Baugesuche zurückstellen kön- en, um so ihre Planungsphase abzusichern. Eine solche egelung erscheint vor allem im Zusammenhang mit der rivilegierung von Windenergieanlagen interessant. Wir sollten bei besonderen städtebaulichen Situatio- en über die zeitliche Befristung von kommunalen Ent- cheidungen nachdenken. Das wäre vor allem für die mnutzung städtebaulicher Brachen interessant und önnte der weiteren Gefahr von Leerständen begegnen, inem Thema, das vor allem für die neuen Länder von nteresse ist. Wir sollten das Städtebaurecht durch weitere Ver- ragsrechte ergänzen, sodass es flexibler gehandhabt erden kann. Aus der vorletzten Wahlperiode gibt es darüber hi- aus einen Auftrag des Parlaments an die Bundesregie- ung die Baunutzungsordnung einer besonderen Prüfung u unterziehen und Vorschläge zu erarbeiten. Leider liegt is heute noch nichts vor. Deshalb unsere Forderung: Machen Sie Schluss mit en ständigen Ankündigungen und legen Sie dem Parla- ent Ihre Vorschläge ganz konkret auf den Tisch, damit ir mit den parlamentarischen Beratungen beginnen önnen! Wir sind gespannt, was Sie uns präsentieren erden. Uns interessiert zum Beispiel, ob Sie zur Befrie- igung bestimmter linker Kreise neben den Neidsteuern ie Vermögen- oder Erbschaftsteuer wieder die alte lanwertabschöpfung aus der sozialistischen Motten- iste ausgraben. Da kann ich Ihnen heute schon deutlich sagen: Plan- ertabschöpfung oder andere bürokratische Monster, die ehr kosten, als sie bringen, sind mit der CDU/CSU- undestagsfraktion nicht zu machen. Wenn Sie Interesse n einer fraktionsübergreifenden Zusammenarbeit ha- en, bitte ich Sie jetzt schon: Lassen Sie diese Spiele- eien am besten gleich weg. Ich möchte auch davor warnen, die bei der letzten No- elle einvernehmlich gefundene Lösung bei der natur- chutzrechtlichen Eingriffsregelung wieder aufzugrei- en. Hier steht kein Handlungsbedarf. Die jetzige egelung hat sich in der Praxis bewährt. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. Mai 2003 3911 (A) ) (B) ) Lassen Sie mich noch einen weiteren Bereich anspre- chen, der mir hier wichtig scheint. Es geht um die Fort- entwicklung des Rechts der Bodenordnung. Das bestehende Umlegungsrecht hat sich in der Praxis ebenfalls bewährt. Bewährtes sollte nicht ohne Not geän- dert werden. Trotzdem gibt es einige Bereiche, in denen die Verfahren vereinfacht werden können, um sie praxis- tauglicher zu machen. Zum Beispiel kann durch eine frühzeitige Beteiligung der Grundstückseigentümer im Planungsverfahren Un- sicherheit abgebaut werden. Oder: Warum müssen frei- willige Umlegungen, die viel schneller gehen, steuer- und abgabenrechtlich schlechter gestellt werden als amt- liche Umlegungen? Heute scheitern einvernehmliche Regelungen zwischen und mit den Umlegungsbeteilig- ten oft daran, dass zum Beispiel amtliche Umlegungen grunderwerbsteuerfrei sind und bei freiwilligen Umle- gungen 3,5 Prozent Grunderwerbsteuer erhoben werden. Diese Ungleichbehandlung gehört beseitigt. Wir alle wollen innerstädtisches Bauen gegenüber dem Bauen auf der „grünen Wiese“ stärken. Deshalb sollten wir Umlegungen auch bei innerörtlichen Gebie- ten nach § 34 zulassen. Der Katalog ließe sich beliebig fortsetzen. Sie sehen, es besteht in einigen Bereichen Novellierungsbedarf. Unser Ziel als CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist es, das Baugesetzbuch nicht ständig, sondern in dieser Le- gislaturperiode einmal in die Hand zu nehmen – aber dies möglichst schnell. Leider herrschen in Deutschland aufgrund der mise- rablen rot-grünen Politik und wegen mangelnder Ent- scheidungsfreude der Regierung Schröder Lähmung und Stagnation. Echte Investitionen finden nicht mehr statt. Deshalb bitte ich Sie: Kommen Sie mit einem Gesetz- entwurf endlich aus lhren Startlöchern, damit notwen- dige Planspiele mit geeigneten Kommunen durchgeführt und die parlamentarische Beratung auf den Weg ge- bracht werden können! Die Zeit ist dafür mehr als reif. Wir bieten Ihnen eine konstruktive Mitarbeit an, denn wir wollen, dass es in Deutschland endlich wieder auf- wärts geht. Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wir beraten heute einen Gesetzentwurf der FDP zur Änderung des Baugesetzbuches. Umnutzungen und Erweiterungen landwirtschaftlicher Gebäude im Au- ßenbereich sollen demnach über das bereits bestehende Maß hinaus erleichtert werden. Wichtigster Punkt dabei: Die Umnutzung landwirtschaftlicher Gebäude zu Wohn- zwecken soll auf drei Wohneinheiten ausgeweitet wer- den. Herr Spanier hat darauf hingewiesen: Die Bundesre- gierung wird in Kürze den Referentenentwurf zur Novel- lierung des Baugesetzbuches vorlegen. Geplant sind ne- ben der Umsetzung der europäischen Plan-UVP- Richtlinie auch die Vereinfachung und Weiterentwick- lung des Planungsrechts. Einen besonderen Schwerpunkt b B t S V B v r a k B t v N t f z r s G p d L s t a D s i g b D r a w g g z t c u s u w k w v m d h e b d S B (C (D ildet hierbei die Weiterentwicklung des § 35, der das auen im Außenbereich regelt. Sehr geehrte Damen und Herren von der FDP-Frak- ion, vor diesem Hintergrund macht es wirklich wenig inn, jetzt Einzelvorschläge zu diskutieren. Mit diesem orgehen werden Sie der Bedeutung der anstehenden auGB-Novellierung nicht gerecht. Ich schlage daher or, Sie warten den Referentenentwurf der Bundesregie- ung erst einmal in Ruhe ab. Im Herbst werden wir dann usführlich über das Baugesetzbuch diskutieren und Sie önnen Ihre Änderungsanträge ins Verfahren einbringen. Ich will aber noch etwas Inhaltliches zu der geplanten augesetzbuch-Novelle sagen. Der Bericht der Exper- enkommission, der uns allen seit Mitte letzten Jahres orliegt, skizziert bereits wesentliche Bestandteile der ovellierung. Ich begrüße sehr den Vorschlag der Exper- enkommission, Bauleitpläne generell einer Umweltprü- ung zu unterziehen. Positiv sind auch die Vorschläge ur Weiterentwicklung des Planungsrechts im Außenbe- eich. Hier sind Kompromisse gefragt und die Vor- chläge der Expertenkommission bieten dafür eine gute rundlage. Ich freue mich auch, dass nun ernsthaft über lanungsrechtliche Steuerungsinstrumente in Bezug auf en großflächigen Einzelhandel und die industrielle andwirtschaft nachgedacht wird. Diese und andere Vor- chläge sind richtige und wichtige Beiträge für die Wei- erentwicklung des Planungsrechts. Allerdings will ich an dieser Stelle noch einen Aspekt nsprechen, der für mich von zentraler Bedeutung ist. ie Zeiten sind vorbei, wo Politik und Planer damit be- chäftigt waren, immer mehr Wirtschaftswachstum und mmer mehr Siedlungswachstum planerisch zu bewälti- en. Ein Paradigmenwechsel kündigt sich an. Stadtum- au ist zur entscheidenden Zukunftsaufgabe geworden. er demographische Wandel, schrumpfende Bevölke- ung, Wohnungsleerstände in Ost und West zwingen uns, uch im Planungsrecht Anpassungen an den Struktur- andel zu vollziehen. Nur so werden wir weiter aktiv estalten können. Die anstehende Novellierung des Bau- esetzbuches bietet dazu eine große Chance, die wir nut- en müssen. Aktuell erleben wir das scheinbare Paradoxon, dass rotz Bevölkerungsrückgang und weitgehend ausgegli- henen Wohnungsmärkten der Zuwachs an Verkehrs- nd Siedlungsfläche unvermindert anhält. Die ökologi- chen, sozialen und wirtschaftlichen Folgekosten dieses ngebremsten Flächenverbrauchs, der sich mittlerweile eitgehend vom Wirtschaftswachstum entkoppelt hat, ommen uns teuer zu stehen. Volkswirtschaftlich können ir es uns nicht mehr leisten, für eine schrumpfende Be- ölkerung immer mehr an Siedlungsfläche und immer ehr Infrastruktur vorzuhalten! Die Bau- und Wohnungspolitik der rot-grünen Bun- esregierung orientiert sich an dem Leitbild einer nach- altigen Siedlungsentwicklung. Wir wollen die Innen- ntwicklung der Kommunen stärken, Brachen für eine auliche Nutzung mobilisieren, die Stadt-Umland-Wan- erung begrenzen und den Zuwachs an Verkehrs- und iedlungsflächen deutlich einschränken. Die Reform des auplanungsrechts ist ein wichtiger erster Schritt dahin. 3912 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. Mai 2003 (A) (C) (B) ) In diesem Zusammenhang müssen wir uns auch darüber Gedanken machen, wie das Raumordnungsrecht mehr Verbindlichkeit erhalten kann. Weitere Maßnahmen im Steuerrecht müssen folgen. Die Umgestaltung der Eigen- heimzulage in Richtung Bestandsförderung ist ebenso notwendig wie eine Ökologisierung der Grundsteuer. Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Finanzausschuss Drucksache 15/611 Nr. 1.9 Drucksache 15/611 Nr. 2.16 Drucksache 15/611 Nr. 2.25 Drucksache 15/713 Nr. 2.8 Drucksache 15/713 Nr. 2.9 Drucksache 15/713 Nr. 2.27 Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Drucksache 15/345 Nr. 51 Drucksache 15/503 Nr. 1.14 Die Fraktion der CDU/CSU hat mit Schreiben vom 21. Mai 2003 mitgeteilt, dass sie den Gesetzentwurf zur Änderung des Gesetzes zur Einführung von strecken- bezogenen Gebühren für die Benutzung von Bundes- autobahnen mit schweren Nutzfahrzeugen auf Druck- sache 15/355 zurückzieht. Damit ist auch die Beschlussempfehlung und der Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Wohnungswesen auf Drucksache 15/658 gegenstandslos. Der Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mit- geteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die aktuellen und geplanten Maßnahmen und Aktivitäten der Bundesregierung gegen Rechts- extremismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt – Drucksachen 14/9519, 15/345 Nr. 5 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Mitteilung der Kommission an den Rat und das Euro- päische Parlament über die gemeinsame Asylpolitik Einführung eines offenen Koordinierungsmechanismus Erster Bericht der Kommission über die Durchführung der Mitteilung KOM (2000) 755 endg. vom 22. Novem- ber 2000 – Drucksachen 14/8339 Nr. 2.8, 15/345 Nr. 12 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/457 Nr. 2.28 Drucksache 15/611 Nr. 2.11 (D Drucksache 15/503 Nr. 1.15 Drucksache 15/503 Nr. 1.17 Drucksache 15/503 Nr. 1.19 Drucksache 15/503 Nr. 1.20 Drucksache 15/503 Nr. 1.21 Drucksache 15/503 Nr. 1.22 Drucksache 15/503 Nr. 1.25 Drucksache 15/611 Nr. 1.1 Drucksache 15/611 Nr. 1.3 Drucksache 15/611 Nr. 2.20 Drucksache 15/713 Nr. 2.6 Drucksache 15/713 Nr. 2.15 Drucksache 15/713 Nr. 2.26 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/103 Nr. 2.99 Drucksache 15/611 Nr. 2.17 Drucksache 15/713 Nr. 2.22 Drucksache 15/792 Nr. 2.6 Drucksache 15/792 Nr. 2.10 Drucksache 15/792 Nr. 2.11 Drucksache 15/792 Nr. 2.30 Drucksache 15/792 Nr. 2.31 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/345 Nr. 72 Drucksache 15/503 Nr. 1.3 Drucksache 15/503 Nr. 1.23 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 15/792 Nr. 1.2 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/268 Nr. 2.33 Drucksache 15/268 Nr. 2.35 Drucksache 15/611 Nr. 1.4 Drucksache 15/611 Nr. 2.5 Drucksache 15/611 Nr. 2.22 Drucksache 15/713 Nr. 2.21 Drucksache 15/792 Nr. 2.5 Drucksache 15/792 Nr. 2.7 Drucksache 15/792 Nr. 2.9 46. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 22. Mai 2003 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504600000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Der Kollege Willy Wimmer feierte am 18. Mai sei-

nen 60. Geburtstag. Im Namen des Hauses gratuliere ich
ihm nachträglich sehr herzlich.


(Beifall)

Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene

Tagesordnung zu erweitern. Die Punkte sind in der Ih-
nen vorliegenden Zusatzpunktliste aufgeführt:

1 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der CDU/CSU:
Sofortiger Beginn der Strukturreformen auf dem Arbeits-
markt, in der Finanz-, Haushalts- sowie Sozialpolitik an-
gesichts wegbrechender Steuereinnahmen, dramatischer
Arbeitslosenzahlen und der Nichteinhaltung des Europäi-
schen Stabilitätspakts (siehe 45. Sitzung)


2 Beratung des Antrags der Abgeordneten Gudrun Kopp, Hans-
Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Umfassende Politik
für Verbraucher – weg von einem engen Aktionsplan zum
Schutz der Verbraucher – Drucksache 15/1001 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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Redet
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Tourismus

3 Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Mauteinführung
in Deutschland am 31. August 2003 und Harmonisierung
der Wettbewerbsbedingungen – Drucksache 15/1023 –

4 Beratung der Beschlussempfehlung des Ausschusses nach
Art. 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss) zu dem
Gesetz zur Errichtung einer Verkehrsinfrastrukturfinanzie-
rungsgesellschaft zur Finanzierung von Bundesverkehrs-

(Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaftsgesetz – VIFGG)

15/998 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Ludwig Stiegler

5 Weitere Überweisungen im vereinfachten Ve
gänzung zu TOP 12.)
Erste Beratung des von den Fraktionen der S
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten

(C (D ung en 22. Mai 2003 0 Uhr nes Gesetzes zur Anpassung von Zuständigkeiten im Gentechnikrecht – Drucksache 15/996 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Innenausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Sind Sie damit einverstanden? – Ich höre keinen Wierspruch. Dann ist so beschlossen. Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, haben wir inen Geschäftsordnungsantrag zu behandeln. Die raktion der FDP hat fristgerecht beantragt, die heutige agesordnung um die Beratung ihres Antrags mit dem itel „Regierung muss Haushaltssicherungsgesetz orlegen“ zu erweitern. Das Wort zur Geschäftsordnung hat der Kollege ürgen Koppelin, FDP-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In ieser Geschäftsordnungsdebatte beantragt die Fraktion ext der Freien Demokratischen Partei, dass ihr Antrag, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, ein Haushaltssicherungsgesetz vorzulegen, heute auf die Tagesordnung gesetzt wird. Es ist ein Skandal, dass wir diesen Antrag überhaupt stellen müssen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)

Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1504600100

Aber die Horrormeldungen über den Bundeshaushalt
2003 nehmen kein Ende und die Bundesregierung, vor
allem aber der Bundesfinanzminister, sieht tatenlos zu.

ist es ein Skandal, dass Entscheidungen
g anscheinend nicht mehr im Kabinett
n, sondern nur noch auf Sonderpartei-

(Er PD und des Entwurfs ei Darüber hinaus dieser Regierun getroffen werde tagen. Jürgen Koppelin Die Steuerschätzungen sagen für dieses Jahr Minder einnahmen von etwa 7 Milliarden Euro voraus. Die Bundesanstalt für Arbeit braucht einen Zuschuss von weiteren 7 Milliarden Euro. Die Mehraufwendungen für die Arbeitslosenhilfe werden auf 3 Milliarden Euro geschätzt. Die geplanten Einnahmen von 2,3 Milliarden Euro, die durch die Steueramnestie hereinkommen sollten, werden ebenfalls nicht realistisch sein. Alles zusammen ergibt eine Haushaltslücke von circa 20 Milliarden Euro. Das ist dem Bundesfinanzminister bekannt. Zumindest seit der katastrophalen Steuerschätzung hätte er aktiv werden müssen. Doch statt selber aktiv zu werden, überlässt er seiner Partei, der SPD, eine chaotische Diskussionen über die Erhöhung der Erbschaftsteuer, der Vermögensteuer und der Mehrwertsteuer. Er selber schweigt zu alldem. Dieser Bundesfinanzminister präsentiert sich, wie wir es gestern erlebt haben, in Hilflosigkeit und Ratlosigkeit. Er verweigert die Diskussion im Parlament. Die eigene Koalition versteckt ihn sogar, wie wir ebenfalls gestern erleben durften. Die Fraktion der FDP hat Anfang Februar in einem Antrag verlangt, dass der Bundeshaushalt 2003 überarbeitet werden muss, da die Risiken schon damals bekannt waren. Sie von der Koalition haben diesen Antrag abgelehnt und haben ihn eine Posse genannt. Heute rächt sich die Arroganz der Macht. Haushaltspolitisch reagieren Sie nach dem Motto „Augen zu und durch“. Das Ziel, zu sparen und im Jahr 2006 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen – das waren vollmundigen Versprechen –, haben Sie inzwischen aufgegeben. Die Maastricht-Kriterien werden Sie – das wissen Sie genau – ebenfalls nicht einhalten. Es hilft nur noch eine haushaltspolitische Vollbremsung. Diese ist nur durch ein Haushaltssicherungsgesetz zu erreichen. Nur so können Sie den Bundeshaushalt 2003 überhaupt wieder in den Griff bekommen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, es führt kein Weg
daran vorbei: Sie werden bei Leistungsgesetzen Ein-
griffe vornehmen und außerdem bei allen Subventionen
kürzen müssen. Die FDP ist bereit, Sie dabei zu unter-
stützen.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja, ja!)

Dazu gehört allerdings, Herr Kollege Tauss, dass Sie
endlich ein Haushaltssicherungsgesetz vorlegen, wie wir
es heute verlangen. Wenn Sie nicht sofort eine Vollbrem-
sung beim Bundeshaushalt 2003 machen – Sie sollten
also genau überlegen, wie Sie sich heute entscheiden –,
werden Sie gegen Art. 115 unserer Verfassung versto-
ßen. Insofern sollten Sie sich wirklich überlegen, ob Sie
heute dazwischenkrakeelen.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Fraktion der FDP hat mit Interesse zur Kenntnis
enommen, dass es auch aus den Reihen der Grünen
timmen dafür gibt, ein Haushaltssicherungsgesetz vor-
ulegen. Wenn die Abgeordneten der Grünen, die das
efordert haben, heute mit uns stimmen, dann haben wir
ie Mehrheit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Ich wiederhole: Die Fraktion der FDP ist bereit, Ent-

cheidungen zur Konsolidierung des Bundeshaushal-
es mitzutragen und Sie dabei zu unterstützen. Sie müs-
en aber endlich Vorlagen hier im Parlament einbringen.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja, ja!)

ur Konsolidierung des Bundeshaushaltes 2003 bedarf
s daher eigentlich nur zweier Maßnahmen:
Erstens. Die Bundesregierung muss sofort ein Haus-

altssicherungsgesetz vorlegen.
Zweitens. Der Bundesfinanzminister muss zurücktre-

en.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das hatten wir doch gestern schon! Jeden Tag das gleiche. Das ist abgedroschen!)


Wer unsere Forderung nach einem Haushaltssiche-
ungsgesetz heute ablehnt, der muss seine eigenen Alter-
ativen hier und heute auf den Tisch legen


(Joachim Poß [SPD]: Sie sind geistig total schwach!)


nd der nimmt einen Verstoß gegen das Grundgesetz be-
usst in Kauf.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Alles alte Hüte! Sie werden auch durch Wiederholung nicht besser!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504600200

Ich erteile dem Kollegen Walter Schöler, SPD-Frak-

ion, das Wort.

Walter Schöler (SPD):
Rede ID: ID1504600300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
er hier und heute einen Antrag vorlegt, der sollte auch
eine eigenen Konzepte vorlegen. Sie haben aber keine.
as ist das Problem, das Sie haben.


(Beifall bei der SPD – Lachen bei der FDP)

Deshalb will ich es gleich an den Anfang setzen: Un-

ere Fraktion lehnt es ab, heute hier im Bundestag über
en FDP-Antrag zur Vorlage eines Haushaltssicherungs-
esetzes zu diskutieren. Es ist nämlich keineswegs so,
ass die Staatsfinanzen aus dem Ruder laufen.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Ihr kneift! Ihr seid schon untergegangen und ersoffen!)







(A) )



(B) )


Walter Schöler

– Ihr Lachen gilt wahrscheinlich noch dem Kollegen
Koppelin. – Ich weiß – niemand von uns bestreitet das –,
dass wir infolge der wirtschaftlichen Situation vor erheb-
lichen Problemen stehen. Gestern Mittag haben wir be-
reits über die Ursachen gesprochen, weshalb ich diese
nicht wiederholen will. Diese Ursachen liegen im We-
sentlichen in der Politik der Vergangenheit, die Sie be-
trieben haben.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich will Ihnen sagen: Gemeinsam mit der rot-grünen Ko-
alition wird die rot-grüne Bundesregierung die anstehen-
den Probleme lösen.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das Problem sind Sie selbst!)


Alle Institute, der Sachverständigenrat und interna-
tionale Organisationen haben hinsichtlich ihrer Progno-
sen der wirtschaftlichen Entwicklung in etwa auf der
gleichen Linie gelegen, die sich auch die Bundesregie-
rung zu Eigen gemacht hat. Die Bundesregierung hat
zum Zeitpunkt der Verabschiedung des Haushaltes 2003
keine geschönte, sondern eine realistische Prognose vor-
gelegt, die sich auch die Koalition bei der Verabschie-
dung zu Eigen gemacht hat. Es wurde also nichts be-
schönigt und es wurde auch nicht getäuscht. Auf diese
Feststellung lege ich allergrößten Wert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Gemäß ihrem Antrag will die FDP die Bundesregie-
rung heute auffordern, ein Haushaltssicherungsgesetz
vorzulegen. Ich will gar nicht näher darauf eingehen,
dass es diesen Begriff im Haushaltsrecht gar nicht gibt;
das wissen auch Sie.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ach Gott!)

In der Finanzverfassung und im Haushaltsrecht ist

jedenfalls eindeutig festgelegt, dass die so genannte
Budgetinitiative ausschließlich bei der Bundesregie-
rung und insbesondere beim Bundesfinanzminister liegt.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Er macht aber doch nichts!)


Nach den rechtlichen Regelungen ist es völlig klar, dass
hier die Bundesregierung am Zuge ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

– Klatschen Sie mir ruhig lauter Beifall. Ich stelle fest,
dass ich selten so viel Beifall von Ihnen bekommen habe
wie gestern und heute. Das ist ein Zeichen dafür, dass
Sie auf den Weg der Vernunft zurückkehren.


(Heiterkeit bei der SPD)

Der von Hans Eichel angekündigte Nachtragshaushalt

2003 wird kommen. Ich füge hinzu: Wir gehen davon
aus, dass dies im Herbst der Fall sein wird.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wenn es zu spät ist! – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Nein, jetzt!)



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(C (D Dann ist es eben nicht zu spät. – Daneben wird die undesregierung den Entwurf des Haushaltes 2004, en das Kabinett am 25. Juni beschließen wird, planmäig vorlegen. Wie die Bundesregierung diese beiden ntwürfe gestaltet, liegt nach der Verfassung zunächst inmal in ihrer eigenen Gestaltungshoheit. Erst danach ntscheidet das Parlament abschließend. Dazu gehört auch die Frage, ob die Regierung mit ei em begleitenden Artikelgesetz, das Sie wahrscheinlich nter dem Begriff Haushaltsicherungsgesetz verstehen, estehende Leistungsgesetze ändern will. Die Kompeenzzuordnung ist jedenfalls rechtlich eindeutig und desalb lehnen wir es ab, den Antrag der FDP heute auf die agesordnung zu setzen und zu debattieren. Aber, meine Damen und Herren von der Opposition, ch fordere Sie gleichzeitig auf – das gilt für beide Oppoitionsparteien gleichermaßen –, doch Ihrerseits einen esetzentwurf vorzulegen und konkret darzulegen, wie ie das gerade vom Kollegen Koppelin angesprochene aushaltsloch in Höhe von 20 Milliarden Euro stopfen ollen. (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Dann brauchen wir erst mal ehrliche Zahlen!)


agen Sie doch jetzt einmal den Bürgern, was Sie wol-
en! Sie machen das doch gar nicht. Sagen Sie ihnen,
as Sie wegnehmen wollen!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn ich Ihren Antrag richtig verstehe, dann wollen
ie 20 Milliarden Euro einfach einsparen. Dann müssen
ie den Bürgern sagen, dass das bei der nächsten Ren-
enanpassung mindestens 5 Prozent weniger ausmacht.
agen Sie, dass Sie an die Renten herangehen wollen!
agen Sie, in welcher Höhe Sie das Arbeitslosengeld
ürzen wollen! Sagen Sie, dass Sie an die Sonntags- und
achtzuschläge herangehen wollen oder ob Sie sie strei-
hen wollen! Wo wollen Sie sonst Einschnitte machen?


(Jürgen Koppelin [FDP]: Was wollt ihr denn machen?)


Es bedarf keiner hellseherischen Gaben, um voraussa-
en zu können, dass Sie ein solches Konzept nicht haben
nd keines vorlegen werden. Die Unionsparteien sind in
iesen Fragen so zerstritten, dass sie es gar nicht könn-
en.
Ich fordere Sie deshalb auf, auch wenn Sie die Mehr-

eit im Bundesrat haben, wenigstens künftig konstruktiv
ei der Sanierung der Staatsfinanzen mitzuwirken, statt
ie bisher, zum Beispiel beim Steuervergünstigungsab-
augesetz, eine reine Blockadepolitik zu betreiben.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Dann setzen Sie das doch auf die Tagesordnung!)


ie sind nicht bereit, etwas zu machen. Wir haben ges-
ern festgestellt, dass den Gemeinden durch diese
lockadepolitik in den nächsten vier Jahren 6,1 Milliar-
en Euro fehlen werden.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ihre Zeit ist um!)







(A) )



(B) )


Walter Schöler

Dieses Geld wird auch den unionsgeführten Ländern
fehlen. Deren Finanzminister haben längst die mögli-
chen Einnahmen aus diesem Gesetz in ihren Länder-
haushalten eingeplant, haben aber andererseits in dop-
pelzüngiger Weise die Blockadepolitik im Bundesrat
betrieben.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504600400

Kollege Schöler, Sie müssen zum Ende kommen.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


Walter Schöler (SPD):
Rede ID: ID1504600500

Meine Damen und Herren von der Opposition, Sie

sind die Blockierer, Sie sind diejenigen, die die Men-
schen täuschen und ein schäbiges Verwirrungsspiel be-
treiben. Die Menschen merken das langsam.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ja, ja! Abtreten!)

Sie werden Ihnen Ihre Täuschungs- und Verwirrungspo-
litik nicht mehr abnehmen. Wir lehnen den Antrag heute
auf jeden Fall ab.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504600600

Ich erteile das Wort Kollegen Dietrich Austermann,

CDU/CSU-Fraktion.


Dietrich Austermann (CDU):
Rede ID: ID1504600700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Was der

Kollege Schöler eben von sich gegeben hat, war eine
Bankrotterklärung. Er hat gesagt: Wir sitzen hier ange-
sichts dieser Situation und warten darauf, dass die Re-
gierung etwas tut. Das muss man sich vor Augen führen.
Unser Land wurde in die Rezession regiert. Seit drei Jah-
ren geht es abwärts.


(Widerspruch bei der SPD – Walter Schöler [SPD]: Von Ihnen! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Lächerlich! Von Helmut Kohl!)


Das Jahr 2003 ist das Jahr der Negativrekorde, und
zwar bei der Arbeitslosigkeit und bei der Nettoneuver-
schuldung. Man muss sich einmal das Verfahren vor
Augen führen. Der Bundeskanzler versucht auf einer
Regionalkonferenz, seine müden Truppen hinter sich zu
scharen. Er erklärt da so nebenbei, dass die Neuverschul-
dung doppelt so hoch sein wird, wie im Haushalt vorge-
sehen. Offensichtlich ist für eine solche Ankündigung
die Regionalkonferenz das geeignete Gremium. Aber im
Bundestag soll darüber nicht diskutiert werden, in wel-
cher Situation sich das Land befindet und welche Maß-
nahmen geeignet sind, um das Land aus dieser Situation
herauszuführen. Das ist ein unglaublicher Sachverhalt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir haben schon gestern in der Aktuellen Stunde gesagt,
– ich wiederhole es heute –, dass sich das Land in einer
schlimmen Finanzkrise befindet. Sie haben gefragt, was

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(C (D etan werden muss. An den Umfragen sieht man, dass unächst Vertrauen in das wieder hergestellt werden uss, was die Regierung tut. Wenn die Betriebe und Unernehmer kein Vertrauen in die Regierung haben, dann erden sie nicht investieren. Die Menschen halten ihr eld zurück und es ist Angstsparen angesagt. Dann wird ichts mehr getan, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. un Sie etwas dafür, dass die Menschen wieder Verrauen in eine verlässliche Regierungspolitik haben könen! Dafür brauchen Sie keinen einzigen Euro zu beween. Es muss klare Entscheidungen geben. Sie haben die Finanznot der Gemeinden erwähnt. Die Milliarden Euro, die Sie den Gemeinden versprechen, tehen in den Sternen. Ihre Ankündigung ist nicht sehr laubwürdig, nachdem Sie vorher die Gemeinden ausgelündert haben. ie haben die Gemeinden so ausgeplündert, wie Sie die taatskasse ausgeplündert haben. Wenn Sie wissen wolen, was an Tafelsilber noch da ist, das für eine Privatiierung geeignet wäre, um Haushaltslöcher zu stopfen, ann muss ich Ihnen sagen: Da ist nichts mehr, alles ist eg. Alles ist durch eine Privatisierung mit der Brechtange ausgeplündert. Die Gemeinden spüren das als rste. Es werden auch die Länder spüren, die in diesem ahr ebenso wie der Bund zum großen Teil verfassungsidrige Haushalte vorlegen müssen. Es spüren die Menchen in ihrem Portemonnaie. Das Land wird kaputtgeirtschaftet. Lassen Sie mich etwas zu der Dimension sagen, die ie Stimmungslage inzwischen erreicht hat. Ein großes agazin hat in dieser Woche getitelt: „Stunde der Wahreit im Land der Lügen“. So wird die Regierung bechrieben. Darunter ist der Bundesadler. (Joachim Poß [SPD]: Sie sind der größte Heuchler, der hier rumrennt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Widerspruch bei der SPD)


ie haben uns jahrelang mit falschen Angaben über die
aushaltsdaten zu täuschen versucht. Ich habe im
erbst 2000 gesagt, dass wir vor einer konjunkturell
chwierigen Lage stehen. Ich habe von dunklen Wolken
m Konjunkturhimmel gesprochen. Sie haben das als
atastrophenmalerei bezeichnet. Es ist aber genau so ge-
ommen, wie wir es vorhergesagt haben.
Genauso haben wir 1998 vor der Bundestagswahl ge-

agt, dass die Investitionen zurückgehen und die Ar-
eitslosigkeit steigt, wenn die SPD an die Regierung
ommt. Genau das ist eingetreten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

er alte Spruch ist gerechtfertigt und heute für jeder-
ann nachzuvollziehen: Die Sozis können mit Geld
icht umgehen. Sie demonstrieren das jeden Tag.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

as gilt in gleicher Weise für die Grünen, die versuchen,
ich ein bisschen abzugrenzen.






(A) )



(B) )


Dietrich Austermann

Der Finanzminister kneift in dieser Situation. Jetzt ist

er zwar da und hält sich für mutig, weil er gekommen ist.
Aber er könnte sich auch äußern und eine Regierungser-
klärung abgeben. Das tut er jedoch nicht, sondern er
kneift. Wo bleibt denn die Regierungserklärung zu den
Maßnahmen, die getroffen werden müssen, damit unser
Land wieder vorankommt?

Wir haben eine klare Perspektive. Die erste Maß-
nahme, die getroffen werden muss, ist ein Kassensturz,
und zwar nicht mit geschönten, sondern mit ehrlichen
Zahlen.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

Zweitens ist eine Haushaltssperre notwendig. Aber

inzwischen darf sich jeder zulasten des Finanzministers
delektieren. Herr Trittin darf feststellen, das gehe so
nicht weiter; man könne jetzt nicht mehr einsparen. Ulla
Schmidt sagt ebenfalls, das gehe nicht. Herr Müntefering
sagt: „Hans, nun ist mal gut!“ Andere, darunter der Bun-
deskanzler, äußern sich ähnlich. Der Finanzminister
wird in dieser Situation nicht mehr ernst genommen. Es
ist klar, dass er keine Regierungserklärung abgeben
möchte, weil er nicht weiß, ob das, was er ankündigt, an-
schließend auch von den anderen mit getragen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Deswegen meinen wir, es ist an der Zeit, dass der Fi-
nanzminister seinen Hut nimmt.

Sie erinnern sich vielleicht daran, dass es vor der
Bundestagswahl vor etwa einem Jahr ein buntes Plakat
gab, auf dem Franz Müntefering und Hans Eichel zu-
sammen mit vier Pfeilen, die nach oben zeigten, abgebil-
det waren. Hans und Franz haben danach behauptet: Es
geht aufwärts.

Die heutige Situation zeigt, dass Hans und Franz ge-
scheitert sind, dass es nicht aufwärts, sondern abwärts
gegangen ist, dass die Entwicklung die falsche Richtung
eingeschlagen hat und dass eine Kurskorrektur notwen-
dig ist. Wir brauchen jetzt einen Nachtragshaushalt und
ein Haushaltsstrukturgesetz. Denn mit der Beschränkung
auf Einsparungen bei nicht gesetzlichen Leistungen ist
es längst nicht mehr getan. Es wird eine bittere Zeit auf
unser Land zukommen. Das haben Sie verursacht und zu
vertreten.

Um mit Franz Müntefering zu enden – ich bitte die
Kollegen meiner Fraktion, das zu entschuldigen –, der
gesagt hat „Hans, jetzt ist mal gut!“, sagen wir zum Ab-
schluss: Hans, jetzt ist mal gut! Nimm Deinen Hut!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504600800

Ich erteile der Kollegin Anja Hajduk, Bündnis 90/Die

Grünen, das Wort.

Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504600900

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! In

der Tat ist die Haushaltsentwicklung im Jahr 2003 sehr
schwierig. Wir haben auch gestern im Haushaltsaus-
schuss gemäß der Absprache mit der Opposition sehr

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(C (D ange mit dem Finanzminister diskutiert. Das darf vieleicht heute einmal festgestellt werden und das war auch otwendig. Seit der Steuerschätzung, aber im Grunde schon seit em Beschluss des Haushalts 2003 im Parlament haben ir zugeben müssen, dass die Risiken für diesen Hausalt im zweistelligen Milliardenbereich liegen können. ie wissen, dass die Steuereinnahmen um 3,5 Milliarden uro – die Zahl kann noch steigen – geringer ausfallen erden, als im Haushalt veranschlagt wurde, und dass nsbesondere die Ausgaben im Bereich des Arbeitsarktes eine Summe von 10 Milliarden Euro erreichen nd damit höher ausfallen können als geplant. Das ist inofern im Antrag der FDP korrekt beschrieben; darüber uss wohl nicht gestritten werden. Die Frage ist aber: Was ist zu tun? Sie schlagen ein, ie ich glaube, untaugliches Mittel vor. Wir von den rünen halten mehrheitlich dieses Mittel nicht für richig. Man kann zwar darüber diskutieren; aber wenn man as Wort Vertrauen in den Mittelpunkt der aktuellen poitischen Herausforderung stellt, wie es der Kollege ustermann getan hat, dann möchte ich Ihnen eines entegenhalten: Im Mai eines Jahres 20 Milliarden Euro im aushalt einzusparen, obwohl die Ursache für die Hausaltskrise in der wirtschaftlichen Schwäche liegt – – (Abg. Jürgen Koppelin [FDP] zeigt auf Bundesminister Hans Eichel)


(Ulrich Heinrich [FDP]: Aha! Was ist zu tun?!)


Sie können gerne auch noch auf uns zeigen. Sie müs-
en sich aber trotzdem fragen, ob das von Ihnen vorge-
chlagene Mittel tauglich ist, Herr Koppelin. Es wirkt
ontraproduktiv.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ihr Mittel vertieft die Vertrauenskrise, weil es im Be-
eich von Investitionen, Innovationen und Forschungs-
ntwicklungen vieles abrupt abbrechen würde, wenn wir
itten im Jahr mit dem Sparhammer zuschlügen. Hin-
ichtlich all der Menschen, die Sie in Ihrem Antrag nen-
en, kann man sicherlich feststellen: Denn sie wissen
icht, was sie täten. Ich glaube nicht, dass sie andernfalls
och alle darauf stünden.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)

as müssen Sie doch gerade in einer ernsten Haushalts-
age zugestehen.
Legen Sie einen ernst gemeinten Antrag vor! Ich

laube, Ihr vorliegender Antrag ist das nicht. Sie verwei-
en zwar auf ein Problem, das wir haben; aber er bein-
altet keine Lösungsvorschläge.
Ich sage das so deutlich für die Grünen, weil Sie be-

auptet haben, Herr Austermann, wir versuchten, uns
bzusetzen. Nein, wir versuchen nicht, uns abzusetzen;
ielmehr haben wir schon vor Beschluss des Haushalts
003 festgestellt, dass wir in sehr vielen Bereichen die
aushaltsmittel sehr wohl knapp bemessen und Ein-
parungen vorgenommen haben. Sie wollten immer






(A) )



(B) )


Anja Hajduk

noch etwas mehr drauflegen. Wir aber haben gesagt:
Dieser Rahmen gilt; wenn die wirtschaftliche Entwick-
lung jedoch weiter stagniert – wir haben im ersten Quar-
tal dieses Jahres sogar eine rückläufige Entwicklung zu
verzeichnen –, kann dem nicht mit einem so hohen Volu-
men von 10 Milliarden Euro und mehr sozusagen hinter-
hergespart werden; das würde die labile konjunkturelle
Situation noch stärker abwürgen. Fragen Sie die Wirt-
schaftspolitiker in Ihren eigenen Reihen! Sie werden Ih-
nen sagen: Die Roten und die Grünen haben bezogen auf
das Jahr 2003 Recht; darin sollten wir sie unterstützen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Eines möchte ich noch ansprechen, weil Sie das im
Rahmen der Geschäftsordnungsdebatte gerade noch ein-
mal ausbreiten mussten. Dass es Ihnen nicht peinlich ist,
auf die schwierige Einnahmesituation der Länder und
Kommunen hinzuweisen, grenzt an eine Unehrlichkeit
in diesem Hause, die nicht mehr zu ertragen ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Da haben wir Sie gestern auch an einer Stelle zu fas-
sen bekommen. Sie haben sich, obwohl Sie die Zahlen
schon kannten – Sie sind nämlich in der Union nicht da-
von abhängig, wann der Bund die Steuerschätzungen
vorlegt, sondern die Steuereinnahmesituation wird in
den Ländern ermittelt und an den Bund gemeldet; sie ist
folglich der Union frühzeitig bekannt gewesen –, in die-
ser Situation verweigert, Steuersubventionen abzu-
bauen. Sie haben aus taktischen Gründen gekniffen. Jetzt
aber sagen Sie, Herr Austermann, dass die Lage der
Kommunen dramatisch sei, hätten wir zu verantworten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir haben das in der Tat mit zu verantworten. Aber ich
fordere Sie in diesem Zusammenhang auf, die von Ihnen
angestrebte Verantwortung auf der Bundesratsebene jetzt
und in Zukunft einzulösen und sich an dem Subventions-
abbau zu beteiligen, und zwar nicht nur in 10-Prozent-
Schritten über drei Jahre gestreckt, sondern ein bisschen
mutiger. Das ist nämlich notwendig. Hierauf wird es an-
kommen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Für das kommende Jahr will ich zusagen: Wir werden
einen Haushalt 2004 vorlegen,


(Jürgen Koppelin [FDP]: Aber ohne Eichel!)

der einen Konsolidierungsbedarf von mindestens
15 Milliarden Euro enthalten wird.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das gucke ich mir an!)


Dabei bin ich auf Ihre tatkräftige Unterstützung ge-
spannt. Sie können versuchen, uns zu überholen. Das
traue ich Ihnen nicht ernsthaft zu. Aber wenn Sie uns die
notwendigen Entscheidungen auf Bundesratsebene tref-

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(C (D en lassen würden, dann wäre für das Land schon etwas eschafft. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504601000

Wir kommen damit zur Abstimmung. Wer stimmt für

en Antrag der Fraktion der FDP auf Erweiterung der
agesordnung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-
en? – Der Antrag ist mit den Stimmen von SPD und
ündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen von CDU/
SU und FDP bei einer Enthaltung abgelehnt.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 3 a bis 3 c sowie

usatzpunkt 2 auf:
3 a) Abgabe einer Erklärung durch die Bundesregie-

rung
Aktionsplan Verbraucherschutz

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung
Bericht der Bundesregierung – Aktionsplan
Verbraucherschutz
– Drucksache 15/959 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Tourismus

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Gerda
Hasselfeldt, Ursula Heinen, Peter H. Carstensen

(Nordstrand), weiterer Abgeordneter und der

Fraktion der CDU/CSU
Bessere Verbraucherinformation bei Lebens-
mitteln, Produkten und Dienstleistungen
– Drucksache 15/927 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit

P 2 Beratung des Antrags der Abgeordneten Gudrun
Kopp, Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel
Happach-Kasan, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP
Umfassende Politik für Verbraucher – weg
von einem engen Aktionsplan zum Schutz der
Verbraucher
– Drucksache 15/1001 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Tourismus






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

Zur Regierungserklärung liegt ein Entschließungs-

antrag der Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/
Die Grünen vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache im Anschluss an die Regierungserklä-
rung eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist so beschlossen.


(Unruhe)

– Bevor ich das Wort erteile, möchte ich diejenigen Kol-
leginnen und Kollegen, die der Debatte nicht folgen wol-
len, bitten, den Plenarsaal möglichst geräuschlos zu ver-
lassen.

Das Wort zur Abgabe einer Regierungserklärung hat
die Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung
und Landwirtschaft, Renate Künast.

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
schutz, Ernährung und Landwirtschaft:

Herr Präsident! Sehr geehrte Abgeordnete! Meine
Damen und Herren! Nach der Debatte, die wir gerade
hatten, können wir nun feststellen, ob die Opposition
wirklich in der Lage ist, sich den wichtigen Themen zu
stellen, die auf der Agenda der Republik oder auf der Ar-
beitsagenda der Europäischen Union stehen.

Verbraucherschutz hat im Übrigen jede Menge mit
Wirtschaftspolitik und Wachstum zu tun; denn Verbrau-
cherpolitik bezieht sich auf Vertrauen in die Produkte
und Vertrauen ist Grundlage für jeden funktionierenden
Markt. Ganz besonders die Unternehmen, die innovativ
sind bzw. versuchen, innovativ zu sein, brauchen das
Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher; denn
nur so kann es ihnen gelingen, neue Märkte zu erschlie-
ßen und Wachstum innerhalb der EU, aber auch über den
EU-Binnenmarkt hinaus zu generieren sowie Arbeits-
plätze und Einkommen zu schaffen. Ich denke dabei be-
sonders an Bereiche wie den des E-Commerce, den
elektronischen Handel. Diesen kann man geradezu als
Vertrauensmarkt bezeichnen; denn solche Märkte funkti-
onieren nur, wenn es Verbraucher gibt, die den in diesem
Bereich tätigen Unternehmen vertrauen und sagen: Ge-
nau hier nehme ich eine Dienstleistung in Anspruch und
hier kaufe ich.

Was heißt Verbraucherpolitik im 21. Jahrhundert?
Das heißt, dass wir Politik für diejenigen Unternehme-
rinnen und Unternehmer machen, die in Zukunft inves-
tieren wollen, die daran interessiert sind, Innovationspo-
tenziale, also Wachstumsbereiche, zu erschließen. Wir
machen Politik für die Sicherheit der Verbraucherinnen
und Verbraucher sowie für den Schutz der Verbraucher
vor Täuschung. An dieser Stelle grenzen wir uns von
den Damen und Herren der Opposition klar ab, die Ver-
braucherpolitik und Verbraucherschutz noch immer so
begreifen, als ob das etwas wäre, was mit der Wirtschaft
nicht vereinbar wäre. Das ist ganz klar ein Argument
von vorgestern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zuruf von der FDP)



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(C (D Zu dem vorangegangenen Zuruf aus der FDP-Fraktion ann ich nur sagen: Gerade Sie sollten einen solchen Zuuf nicht machen; denn Ihnen ist in den letzten Jahren um Thema Verbraucherschutz und zur Stärkung der irtschaft, aber auch zum aktuellen Aktionsplan Verraucherschutz nichts anderes als die Behauptung einefallen, dass das alles Ausdruck von Dirigismus und irtschaftsfeindlichkeit sei. Jede Industrieund Hanelskammer, egal in welchem Bundesland dieser Repulik, ist hier weiter als Sie; denn diese sehen darin längst hancen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich muss allerdings zugeben, dass Sie in der Regel – zu-
indest gilt das für die CDU/CSU – später klüger werden.
as zeigt sich daran, dass Sie letztendlich bei der Formu-
ierung Ihrer eigenen Anträge von den rot-grünen Kon-
epten abschreiben. Ich denke, das trifft jedenfalls auf
en Antrag zu, den jetzt die CDU/CSU vorgelegt hat.
Die rot-grüne Bundesregierung hat im Koalitionsver-

rag den Verbraucherschutz als wesentlichen Teil der Zu-
unftspolitik des 21. Jahrhunderts identifiziert und ihn
erankert. Man kann sagen, dass wir ihn aus dem Dorn-
öschenschlaf geholt haben.
Unser Aktionsplan, also unser Arbeitsplan für diese

egislaturperiode, ist an mehreren Grundsätzen ausge-
ichtet.
Wir stärken das Prinzip der Vorsorge im Bereich des

esundheitlichen Verbraucherschutzes. Wir alle wis-
en, wie schwer es war, dieses Prinzip zu verankern und
lar zu machen: Das schadet nicht der Wirtschaft, son-
ern es ist eine Chance für sie. Ein Viertel der Lebens-
ittelindustrie des alten Europas, also der EU der 15,
efindet sich in Deutschland. Angesichts des damit ver-
undenen Wirtschaftspotenzials und der damit verbunde-
en Arbeitsplätze ist es richtig, dass wir ihr beim Aufbau
euer Strukturen, zum Beispiel durch den Aufbau der
ntsprechenden Behörden, frühzeitig geholfen haben. Es
st richtig, deutlich gemacht zu haben: Das Vorsorgeprin-
ip des gesundheitlichen Verbraucherschutzes ist gut für
ie Verbraucher und für die Lebensmittelindustrie.
Die Lebensmittelindustrie selbst hat den Wert dieses

rinzips längst erkannt. Ich habe mich gefreut, dass sogar
ie Lebensmittelindustrie anlässlich des 50. Geburtstags
er Verbraucherverbände in Berlin eine große Veranstal-
ung durchgeführt hat. Damit hat sie gezeigt: Wir neh-
en die Interessen der Verbraucher, also auch ihre Ge-
undheit, ernst.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben des Weiteren den vorsorgenden Schutz bei
en wirtschaftlichen Interessen der Verbraucherinnen
nd Verbraucher in unserem Aktionsplan verankert. Wir
aben dabei aber nicht vergessen, dass es so etwas wie
ie Stärkung der Eigenverantwortung gibt. Wir werden
n den nächsten Jahren – nachdem wir zwei neue Bun-
esämter geschaffen haben und damit in Europa voran-
ehen und sogar schneller als die Europäische Behörde






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

für Lebensmittelsicherheit sind – im Bereich Lebens-
mittelsicherheit weitermachen. Davon wird auch die
Wirtschaft profitieren, die sich schon heute auf ein ein-
heitliches Lebensmittelgesetzbuch, das Hunderte von
Vorschriften zusammenfasst, freut.

Wir werden außerdem den Verbraucherschutz auf
dem Gebiet der Bedarfsgegenstände, der Kosmetika so-
wie der Geräte- und Produktsicherheit weiterentwickeln.
Weitere Schwerpunkte werden die Informationsmaßnah-
men zur gesunden Ernährung und die verbesserte Kenn-
zeichnung von Lebensmitteln sein.

Damit komme ich auf das Thema Gentechnik zu
sprechen; wir können nicht über Lebensmittel reden,
ohne über Gentechnik zu sprechen. Der Gentechnik ist
in diesem Aktionsplan ein eigener Abschnitt gewidmet.
Unser Interesse ist es, ein hohes Schutzniveau zu ge-
währleisten und sicherzustellen. Wir wollen, dass die
Verbraucherinnen und Verbraucher die Möglichkeit ha-
ben, zwischen gentechnisch veränderten und nicht gen-
technisch veränderten Lebensmitteln frei zu entscheiden.
Zu einer solchen Wahlfreiheit kommt es natürlich nur,
wenn es eine entsprechende Kennzeichnung gibt. Wir
wollen diese Kennzeichnung und wir setzen sie in
Europa um. Wir sichern damit im Ergebnis das Recht
nachfolgender Generationen, solche Entscheidungen
überhaupt noch treffen zu können, damit sie nicht aus-
schließlich gentechnisch veränderte Lebensmittel essen
müssen.

Ich bin froh, dass wir es Ende letzten Jahres in der EU
geschafft haben, die Schwellenwerte und die Rückver-
folgbarkeit zu regeln. Wir werden die Entscheidung des
Europäischen Parlaments dazu abwarten. Nach dieser
Entscheidung wird es sicherlich zu Zulassungen kom-
men. Wir lassen uns aber nicht durch die Entscheidung
eines Landes dazu verleiten, daraus einen WTO-Vorgang
zu machen. Ich bin froh, dass an dieser Stelle auch die
EU-Kommission ganz gelassen reagiert hat, indem sie
festgestellt hat, es sei jedermanns freies Recht, Gerichte
anzurufen. Es ist aber auch unser Recht, klar zu sagen,
dass wir nach dem europäischen demokratischen Verfah-
ren vorgehen. Das EP wartet ab. Dann wird es Kenn-
zeichnung und Erkennbarkeit für die Verbraucher ge-
ben – und das ist gut so.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Verbraucherpolitik ist Vertrauenspolitik. In vielen Berei-
chen funktionieren Märkte nicht, wenn man kein Verbrau-
chervertrauen hat. Als Beispiel dafür möchte ich – wir ha-
ben diesen Punkt im Aktionsplan angesprochen – die
0190er-Nummern nennen. Durch diese Nummern sollte
ursprünglich die Möglichkeit der Bezahlung ohne An-
gabe einer Kreditkartennummer gegeben werden. Genau
in diesem Bereich fragten sich die Verbraucherinnen und
Verbraucher nämlich, wer alles rund um den Globus
nach Angabe der Kreditkartennummer Zugang zu per-
sönlichen Daten hat, um auf dieser Basis Geschäfte zu
tätigen.

Heute denkt man bei den 0190er-Nummern – sie soll-
ten eigentlich eine Hilfe sein – sofort an die interessan-

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(C (D esten Dinge. Man denkt nicht an Kaufverträge, sondern n ganz andere Dienstleistungen, die mehr zum privaten ereich gehören. Sie wissen, was ich meine. Das fällt so iemlich jedem als Erstes ein. Mit den 0190er-Nummern assoziiert man ganz oft Be rügereien. Das heißt, dass wir an dieser Stelle ohne deidierten Verbraucherschutz nicht weiterkommen. Wenn ir diesen Bereich nicht regeln, dann tragen wir sogar azu bei, dass die seriösen Unternehmen auf dem Markt, ie gute Dienstleistungen zu angemessenen Preisen anieten, kaputtgemacht werden. Wir müssen also dafür orgen, dass dem Tun einiger schwarzer Schafe Grenzen esetzt werden, damit andere nicht das Nachsehen haben nd ihr Handwerk nicht praktizieren können. Der Staat muss auch andere Bereiche neu gestalten, um Beispiel die Altersvorsorge. Es gibt immer mehr lte Menschen, die auf besondere Arten von Betreuung ngewiesen sind. Das ist für sie von existenzieller Beeutung. Auch diese Bereiche werden wir sichern. Ich könnte mit den Märkten für Strom, Telekommu ikation und Verkehr weitermachen. Diese Märkte unktionieren nur, wenn es wirklich Wettbewerb gibt nd wenn die Wettbewerbsvorteile an die Verbraucher eitergegeben werden. Ich möchte einige Worte zur Bahn sagen. Die Bahn at nun erkannt – darüber bin ich froh –, dass ein Unterehmen nicht an den Verbraucherinnen und Verbrauhern vorbei planen kann. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)

Hier outen sich die Bahnfahrerinnen und Bahnfahrer. –
er meint, dass man auf Wirtschaftlichkeit setzen könnte,
hne die Verbraucherinnen und Verbraucher mit ihren
anz konkreten Erwartungen und Bedürfnissen im Blick
u haben, rennt unweigerlich in eine Sackgasse.
Herr Mehdorn – da bin ich mir sicher – hat das Pro-

lem erkannt und wird bei zukünftigen Entscheidungen
nders planen. In einem ersten Schritt betrifft das kon-
ret das Preissystem. Gestern früh gab es in manchen
ahnen schon ein bisschen Jubel und Freude darüber,
ass es zu einer massiven Reduzierung bei den Storno-
eb
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1504601100
Jetzt, da die Bahn
mzudenken beginnt, habe ich mir gedacht, dass ich sie
elohnen sollte. Deshalb fahre ich heute früh nicht Auto,
ondern Bahn. – Also wieder einige Fahrgäste neu ge-
onnen, Herr Mehdorn!
Wir haben große Erwartungen an die Bahn. Sie ist ein

ukunftsunternehmen. Die Bahn bietet uns ganz selbst-
erständlich Mobilität – bei allen Diskussionen übrigens
uverlässiger als das Auto. Wir wissen: Die Menschen
ollen nicht immer eine Woche vorher planen, sondern
uch spontan die Bahn nehmen können. Was die Men-
chen wollen, konnte man gestern bei einem Witz in der
arald-Schmidt-Show erkennen. Sie alle kennen die
erbung eines sehr preiswerten Möbelunternehmens:
ohnst du noch oder lebst du schon? Harald Schmidt






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

hat das gestern in seiner unnachahmlichen Art auf die
Bahn umgemünzt und für sie einen guten Werbeslogan
erfunden; vielleicht tritt er ihn Herrn Mehdorn ab. Bei
Harald Schmidt hieß es nämlich: Fährst du schon oder
rechnest du noch?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das hätten Sie doch abstellen können! Wer hat den Vertrag denn verlängert?)


Dies zeigt präzise, was die Bahnkunden wollen. Viel-
leicht haben sich da zwei neue Partner für die Zukunft
gefunden.

Wir wollen eine starke Bahn, die von den Verbrauche-
rinnen und Verbrauchern genutzt wird, weil sie wissen,
dass die Bahn einen wirklich positiven Beitrag zu Nach-
haltigkeit, zu Mobilität und zum Umweltschutz, zur
Luftreinhaltung, leistet. Deshalb haben wir in unseren
Aktionsplan zwei Kernpunkte zur Verbesserung der
Kundenorientierung aufgenommen. Das ist einmal die
Qualitätsoffensive öffentlicher Personenverkehr, um die
Fortentwicklung der Fahrgastrechte im öffentlichen Per-
sonenverkehr zu betreiben, und das ist zum anderen die
Prüfung der Einrichtung einer unternehmensunabhängi-
gen Schlichtungsstelle, was wir uns übrigens auch für
andere Verkehrsträger vorstellen können. Andere haben
so etwas schon. Die Versicherungen zum Beispiel haben
mit solchen Schlichtungsstellen exzellente Erfahrungen
gemacht.

Wir haben im Aktionsplan aber nicht nur diesen Be-
reich bedacht, sondern auch noch so manch anderen. Wir
haben uns auf nachhaltige Entwicklung und nachhalti-
gen Konsum konzentriert. Deshalb wollen wir auch da
ansetzen, wo Umwelt- und Tierschutz Berücksichti-
gung finden müssen. Wir wissen – damit will ich spezi-
fisch auf die Wirtschaft im Allgemeinen eingehen –,
dass die Wirtschaft in Deutschland manche Chancen der
Kundenbindung noch gar nicht genutzt hat. Wir sehen,
dass sie gar nicht die Möglichkeit nutzt, die Kunden
emotional an ihre Produkte zu binden, nämlich an der
Stelle, wo die Kunden Fragen haben. Ich nehme einmal
das Beispiel des fairen Handels. Viele möchten wissen,
ob Kinderarbeit drinsteckt. Ich nehme die Beispiele
nachwachsende Rohstoffe, Holzzertifizierung. Alles das
sind Punkte, die die Verbraucher beschäftigen. Wir wol-
len, dass sich Verbraucherschutz sozusagen als fester
Bestandteil in der ökologisch-sozialen Marktwirtschaft
verankert, nicht nur in Deutschland, sondern auf allen
Ebenen bis hin zur WTO. Was wir an Anforderungen ha-
ben, sollte bei der WTO in den so genannten Non Trade
Concerns Berücksichtigung finden.

Es gibt Umfragen, die zeigen, dass sich das Bewusst-
sein der Verbraucherinnen und Verbraucher bereits ge-
wandelt hat, auch wenn sich das noch nicht durchgehend
im Konsumverhalten widerspiegelt. Aber Wirtschaft
sollte ja vordenken und überlegen: Was sind eigentlich
die Märkte von morgen und übermorgen?

Die Stiftung Warentest wird von allen Unternehmen
genutzt. Kaum ein Unternehmen verkauft seine Wasch-

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(C (D aschine oder Spülmaschine ohne den Aufkleber mit em Testergebnis der Stiftung Warentest „Gut“ oder Sehr gut“, wenn es ihn denn hat. Ich kann der Wirtchaft und Ihnen allen nur sagen: Auch die Stiftung Waentest wird sich verändern. Sie wird nicht mehr nur auf ie Qualität des Produkts schauen und prüfen: Was ist rin? Wie viel Wasser oder wie viel Strom verbraucht as Gerät? Die Stiftung entwickelt sich zur nächsten tufe. Ab dem nächsten Heft wird erstmals auch die Proessqualität einbezogen. Es geht um Fragen wie: Wie iel Arbeitsplätze gab es? Wie ist bei der Produktion mit er Umwelt umgegangen worden? Das ist übrigens die nstitution, die in der Bundesrepublik das höchste Anseen genießt; über ihr steht keiner und keine von uns. (Gudrun Kopp [FDP]: Auch nicht die Bundesregierung! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Die sowieso nicht!)


Ja, nicht einmal die Opposition steht über ihr, oder was
ollten Sie mit dem Zwischenruf sagen?

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Ha, ha!)

In Zukunft heißt das also: Wer seine Produkte am
arkt verkaufen will, muss zusehen, dass er auch diesen
riterien gerecht wird. Ich weiß, dass pfiffige Unterneh-
erinnen und Unternehmer das längst tun, weil sie wis-
en: Als Hochpreisland wird Deutschland nie in Konkur-
enz zu den Niedriglohnländern treten können. Wir
ollen es auch nicht. Wir wollen weder unsere sozialen
och unsere Umweltstandards senken, um die Produkte
illiger zu machen. Wir wollen auf Umwelt Rücksicht
ehmen, weil wir ansonsten zum Beispiel auch im sozia-
en Bereich durch staatliche Interventionen wieder Ge-
enmaßnahmen finanzieren müssten. Es macht Sinn,
ich an dieser Stelle früh darauf einzustellen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir wissen natürlich, meine Damen und Herren, dass
ir schauen müssen, was eigentlich die klassischen Pro-
uktionszweige und Produkte des 21. Jahrhunderts sind
nd wo man Innovation und Qualität zusammenbringen
ann, sodass alle davon profitieren. Ich glaube, hier er-
ibt sich für die Entwicklung Deutschlands ein wichtiges
hema: Wir müssen jetzt eine Art Scenario building be-
reiben, also sozusagen überlegen, wie man, wenn das
fund der Vergangenheit für uns der Maschinenbau,
ie Autoindustrie und die chemische Industrie waren,
etzt, ohne etwas ganz anderes zu erfinden, auf die neuen
echnologien zugehen und die neuen Strukturen vom In-
ernet bis zum E-Commerce nutzen kann. Wir müssen
ber auch schauen, wie wir den Maschinenbau, die che-
ische Industrie und die Automobilindustrie so weiter-
ntwickeln, dass sie dem Niveau des 21. Jahrhunderts
ntsprechen. Das heißt, soziale und Umweltkriterien so-
ie die Interessen der Verbraucher zu berücksichtigen.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Die brauchen Sie nicht!)







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(B) )


Bundesministerin Renate Künast

Wie der Maschinenbau des 21. Jahrhunderts aussieht,
diese Frage müssen wir uns stellen.

Wir wissen, dass an dieser Stelle jede Menge zu tun
ist. Wir haben uns, wie ich glaube, gut aufgestellt. Zum
ersten Mal gibt es in der Bundesrepublik auch bei den
wissenschaftlichen Beiräten einen, der sich mit Ver-
braucherinnen und Verbrauchern beschäftigt, also den
Adressaten jeder wirtschaftlichen Produktion. Die haben
jetzt auch erste Grundsatzpapiere vorgelegt, die selbst
die Opposition für interessant befunden hat. Wir werden
an dieser Stelle weiterarbeiten, weil wir wissen: Es gibt
Erwartungen an Qualität, die über Produktqualität im al-
ten Sinne weit hinausgehen. Die Menschen wollen wis-
sen, ob Produkte mithilfe von Kinderarbeit hergestellt
wurden, ob ordentliche Löhne gezahlt wurden, ob Natur
und Umwelt verträglich behandelt worden sind. Es geht
also um all das, was heute unter dem Stichwort Nach-
haltigkeit genannt wird.

Wir sagen im Koalitionsvertrag und haben es auch
schon in dem Aktionsplan niedergelegt: Rot-Grün orien-
tiert sich am Leitbild eines gut informierten Verbrau-
chers, der klug konsumieren kann. Genau da werden wir
weiterarbeiten. Deshalb muss ich natürlich zu Ihrer
Freude auf das Verbraucherinformationsgesetz zu
sprechen kommen. Ich glaube, ein Verbraucherinforma-
tionsgesetz gehört zu einem modernen Land. Die USA
zum Beispiel haben mit dem Freedom of Information
Act seit vielen Jahren gute Erfahrungen gemacht; und
die Wirtschaft dort ist nicht untergegangen.

Die effektive Selbstverpflichtung der Wirtschaft
bei der Information der Verbraucher werden wir berück-
sichtigen. Ich freue mich, dass viele längst an diesem
Thema arbeiten und nicht mehr eine distanzierte Position
vertreten. Ich meine, es ist selbstverständlich, dass die
Verbraucher das an Information bekommen, was auch
die Unternehmen an Information haben. Fast 500 Millio-
nen Verbraucherinnen und Verbraucher gibt es im größ-
ten Binnenmarkt der Welt.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Sie müssen das Gesetz in Brüssel durchsetzen!)


In diesem EU-Binnenmarkt wird der, der transparent
und offen produziert, die besten Chancen haben.

Jetzt sagte Herr Deß, wir müssten das Gesetz in Brüs-
sel durchsetzen. Sie müssten einfach einmal das Papier,
das Sie bekommen haben, lesen. In Brüssel gibt es längst
Verordnungen und Richtlinien für die verschiedenen
Produktbereiche.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Wir machen eine ganze Reihe nationaler Alleingänge!)


Wir sind verpflichtet, das in nationales Recht umzuset-
zen, Herr Deß. Wir leben im 21. Jahrhundert. Die EU hat
jede Menge Vorschriften zum Thema Verbraucherinfor-
mation erlassen. Lesen Sie sie doch einfach und geben
Sie Ihre alte Politik des vergangenen Jahres, die Blocka-
depolitik, auf!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Meine Damen und Herren, wir wissen, dass man, enn man Verbraucherpolitik macht, nicht nur das Indiiduum schützt, sondern auch der Wirtschaft Möglicheiten eröffnet, sich weiterzuentwickeln. Genau darauf erden wir uns in unserer Verbraucherpolitik in den ächsten Jahren konzentrieren. Da, wo Vertrauen ist, wo s Bindungen an Produkte und Marken gibt, hat ein Unernehmen Vorteile. Bindungen entstehen durch Wissen nd Transparenz. Das Gallup-Institut hat festgestellt, ass diese Bindungen gerade in Deutschland nicht ausenutzt werden und dass der Großteil der deutschen Unernehmen die Chance hätte, Steigerungen von mindesens 5 Prozent zu erzielen, (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wenn wir eine andere Regierung hätten, wären es 10 Prozent!)


enn sie sich mit diesem Bereich intensiv beschäftigen
nd Auskunft über den Inhalt des Produkts geben wür-
en.
An dieser Stelle kann ich ganz klar sagen: Verbrau-

herpolitik ist Schutzpolitik für das Individuum. Wir ge-
en aber auch davon aus, dass das Individuum nicht ei-
es ständigen Schutzes bedarf, sondern vor allem zu
nformieren ist, damit es Wahlfreiheit hat und klug ent-
cheiden kann. Wir wissen ebenso, dass wir jede Menge
hancen auf Wachstum in diesem Bereich haben, wenn
ir Verbraucherpolitik zum Bestandteil von ökologisch-
ozialer Marktwirtschaft machen. Genau das werden wir
n.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504601200

Ich erteile das Wort Kollegin Ursula Heinen, CDU/
SU-Fraktion.


Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1504601300

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Meine Kollegin Gerda Hasselfeldt hat es Ihnen
chon in der Aussprache zur ersten Regierungserklärung
um Verbraucherschutz in dieser Legislaturperiode ge-
agt – wir haben es Ihnen auch in der Haushaltsdebatte
mmer wieder gesagt –: Ihnen fehlt ein wirklich schlüssi-
es Konzept zur Verbraucherpolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Diese Worte waren anscheinend ohne Erfolg; denn

uch im jetzigen Aktionsplan werden die Probleme nur
eschrieben; aber es werden im Grunde genommen
eine Lösungen aufgezeigt. Der Aktionsplan hat einen
einen Ankündigungscharakter, weil eben nur Absichts-
rklärungen gegeben werden.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Wie immer!)


ntsprechend zurückhaltend ist dieser Plan von der Öf-
entlichkeit aufgenommen worden. Die Organisation
ood Watch, die eher Ihrer politischen Richtung zuzu-
rdnen ist, spricht von „vagen Ankündigungen“ und die






(A) )



(B) )


Ursula Heinen

Verbraucherzentrale Bundesverband sieht keine großen
Linien im Programm. Sie spricht von inhaltlicher
Schwäche oder gar von dem Fehlen konkreter Ziele.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Genau so ist es!)

Getoppt wird das Ganze noch durch den Entschlie-

ßungsantrag der Fraktionen der SPD und der Grünen,
der uns heute vorgelegt wird und in dem sozusagen
nichts mehr enthalten ist. In ihm werden noch nicht ein-
mal mehr die Probleme beschrieben, sondern es gibt nur
noch schöne Worte.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Heiße Luft!)

Verbraucherschutz in diesem Lande wird nicht besser,
wenn man dem Verbraucherschutz schöne Bezeichnun-
gen gibt. Das reicht bei weitem nicht aus.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Einig sind wir uns darin, dass der Verbraucherschutz
eine Querschnittsaufgabe ist, weil er viele Bereiche des
täglichen Lebens betrifft. Aber wie diese Aufgabe zu be-
wältigen ist, darüber gehen die Meinungen zwischen Ih-
nen und uns doch sehr auseinander. Während bei uns der
mündige Verbraucher ganz klar im Vordergrund unserer
Politik steht, besteht Ihre Philosophie hauptsächlich da-
rin, zu regulieren und den Verbraucher auch in seinen
Freiheitsrechten zu beschränken.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Sozialistisches Denken!)


Lassen Sie mich einige Beispiele nennen. Die Minis-
terin hat eben schon das Thema Verbraucherinfor-
mation angesprochen. Sie kündigen an – so steht es im
Plan –, das bereits im vergangenen Jahr gescheiterte Ver-
braucherinformationsgesetz in unveränderter Form neu
einzubringen. Das halten wir für falsch und das zeigt,
dass Sie aus den Fehlern und aus den Diskussionen der
vergangenen Legislaturperiode nichts, aber auch gar
nichts gelernt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Gudrun Kopp [FDP] – Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Der Fehler war, dass Sie nicht zugestimmt haben!)


Wir haben, Herr Zöllmer – das wird heute mitbera-
ten –, Eckpunkte für eine bessere Verbraucherinforma-
tion bei Lebensmitteln, bei Produkten und Dienstleistun-
gen vorgelegt. Unser Konzept umfasst fünf Säulen.

Da ist zum Ersten die verbesserte und vereinfachte
Kennzeichnung; denn derzeit gibt es eine schier un-
überschaubare Vielfalt von Lebensmittelkennzeich-
nungsvorschriften.

Zum Zweiten wollen wir – das ist der Bereich, in dem
wir wahrscheinlich am weitesten auseinander liegen –
die unternehmerischen Möglichkeiten der Verbraucher-
information stärken, aber nicht, wie Sie es vorgesehen
haben, durch einen generellen Auskunftsanspruch der
Verbraucher gegenüber den Unternehmen, sondern mit
Selbstverpflichtungsinitiativen. Ferner wollen wir die
Unternehmen darin unterstützen – beispielsweise auf

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(C (D omepages im Internet, mit Hotlines etc. –, den Verrauchern Informationen über ihre Produkte zu geben. in Auskunftsanspruch, Frau Künast, lässt sich, wenn berhaupt, nur europaweit regeln. (Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Das ist doch lächerlich!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


nsonsten hätten ausländische Unternehmen auf unse-
em Markt Wettbewerbsvorteile gegenüber unseren eige-
en Unternehmen. Das können wir nicht zulassen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Das ist doch Unsinn!)


Zum Dritten geht es bei unserem Konzept darum, eine
arnung und aktive Information der Öffentlichkeit
urch die Behörden zu ermöglichen. In diesem Punkt
erden wir sicher zusammenkommen. Aber es gibt ei-
en Unterschied: Wenn wir den Länderbehörden neue
ufgaben – salopp gesprochen – aufs Auge drücken,
üssen wir auch dafür sorgen, dass sie die notwendige
inanzielle Ausstattung bekommen. Wenn Sie sagen, die
änderbehörden sollen künftig neue Aufgaben überneh-
en und den Verbrauchern gegenüber Auskünfte geben,
ann brauchen sie mehr Personal und mehr Geld. Das
önnen sie aus eigener Kraft nicht leisten.
Wir brauchen in der Tat ein Verbraucherinformations-

esetz, das diese Anforderungen erfüllt. Ich kann Ihnen
ür meine Fraktion nur anbieten, mit uns darüber zu
prechen. Ich sage aber noch einmal ganz deutlich: Ge-
präche machen überhaupt keinen Sinn, wenn Sie bloß
hren alten Entwurf hervorholen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Wie in Schleswig-Holstein: immer noch alte Hüte! – Albert Deß [CDU/CSU]: Diese Regierung hat keine neuen Ideen mehr!)


Das ist wohl wahr.

(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Schön, wenn die Langweiler über ihre Langeweile stöhnen!)


arüber hinaus brauchen wir eine Stärkung der unab-
ängigen Verbraucherberatung. Es ist wenig sinnvoll,
erbraucherberatung sowohl auf der Bundes- als auch
uf der Landesebene von den finanziell angespannten
aushaltslagen abhängig zu machen. Deshalb sollten
ir durchaus überlegen, ob es nicht eine Möglichkeit
ibt, für die Verbraucherberatung beispielsweise ein Stif-
ngsmodell zu entwickeln und die Verbraucherberatung
arüber entsprechend finanziell auszustatten.
Lassen Sie mich einen weiteren Bereich nennen, der
Ihrem Aktionsplan gänzlich stiefmütterlich behandelt
ird. Ich habe mich gewundert, dass er in Ihrer Rede
orgekommen ist, denn im Geschriebenen kommt das
esamte Thema der neuen Medien, der Telekommuni-
ation und des Internets kaum vor. Sie lassen zwar
roblembewusstsein erkennen, verweisen aber bei die-
em Thema gerade einmal auf den Gesetzentwurf des






(A) )



(B) )


Ursula Heinen

Wirtschaftsministers zu den 0190er-Nummern. Wir
sind uns darüber einig, dass dies ein Schritt in die rich-
tige Richtung ist, aber er reicht tatsächlich bei weitem
nicht aus. Wenn sich der Gesetzentwurf nur auf die
0190er-Nummern konzentriert, erwarten wir, dass die
unseriösen Anbieter auf andere Nummerngassen gehen.
Damit wäre dem Verbraucher überhaupt nicht gedient.
Man hätte zwar ein Fenster geschlossen, aber ein ande-
res würde offen bleiben. Das kann nicht der Sinn sein.
Deshalb fordern wir, den Anwendungsbereich des Ge-
setzes entsprechend zu erweitern.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Fast völlig unbehandelt bleiben im Aktionsplan die so

genannten Spam-Mails. Vorsichtig ausgedrückt – weil
unsere Sitzungen hier im Bundestag öffentlich sind – sind
das unverlangt geschickte Mails mit oft auch jugendge-
fährdendem Inhalt. Aber außer der Feststellung, dass es
hier Missbrauch gibt, steht im Aktionsplan nichts dazu.


(Jella Teuchner [SPD]: UWG!)

– Dann zeigen Sie mir doch die Stelle im Aktionsplan –.
5,6 Milliarden Spams sind zurzeit in den Netzen unter-
wegs. Haben Sie sich einmal Ihren eigenen E-Mail-Ac-
count angesehen? Ich habe meinen Ausdruck mitge-
bracht; die Ausdrucke werden bei allen Kollegen etwa
gleich aussehen.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Bei manchen ist es schlimmer!)


Die schwarz gekennzeichneten Mails sind die Spams,
die wir mittlerweile bekommen, die hell dargestellten
sind die ganz normalen E-Mails. Sie können sich vor-
stellen, welch eine Aktion es ist, immer wieder diese
Spams herauszufiltern.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Ich habe einen Spam-Killer!)


Ihre einzige Antwort ist die Änderung der Telekommu-
nationskundenschutzverordnung vom August 2002 und
der Hinweis – Herr Zöllmer hat das gerade schon ge-
sagt – auf die Novelle des Gesetzes gegen den unlaute-
ren Wettbewerb. Das reicht aber bei weitem nicht aus.

Heute ist der „1. Anti-Spam-Tag“, der von einem In-
ternetportal ausgerufen wird. Also könnten wir doch sa-
gen: Heute ergreifen wir die Initiative und legen auch in
Deutschland ein Antispamgesetz vor. Solche Gesetze
gibt es beispielsweise in den USA in einigen Bundes-
staaten. Dort sind Werbesendungen mit irreführendem
Inhalt sowie E-Mails, deren Absender nicht eindeutig er-
kennbar ist, verboten. Ich glaube, das wäre auch für uns
eine gute Sache.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ein drittes Thema, über das wir auch schon mehrfach

im Bundestag diskutiert haben, ist die Koordination der
Lebensmittelüberwachung und der Gefahrenabwehr.
In Ihrem Aktionsplan sagen Sie, dass Sie eine wirksame
Überwachung anstreben und die Rahmenbedingungen
für die Zusammenarbeit von Bund und Ländern überprü-
fen und anpassen wollen. Das, Frau Künast, ist aber ein
bisschen wenig. Die Verbraucher haben ein Recht da-

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(C (D auf, dass die Überwachung und die Gefahrenabwehr in iesem Land vernünftig funktionieren. Wir hatten doch erst vor wenigen Monaten das wirk ich beschämende und für das betroffene Unternehmen ast schon existenzgefährdende Beispiel der Eistorte, bei em an ein und demselben Tag ein Bundesland Warnunen vor dem Verzehr des Produktes veröffentlicht hat, in anderes Bundesland eine zurückhaltende Bewertung ornahm, ein drittes Bundesland eine Gesundheitsgeährdung nicht ausschloss und ein viertes Bundesland ie Warnung zurückgezogen hat. Hier scheint es wirkich dringenden Handlungsbedarf zu geben. Regelmäßig betonen Sie, dass diese Aufgabe vom undesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsiherheit, das Sie neu ins Leben gerufen haben, übernomen werden soll. Bislang – das kann man feststellen – at dies noch nicht funktioniert. Hier werden wir drinend eine Änderung brauchen. Ich kann Sie nur aufforern, in den nächsten Monaten Ihre Kraft dahin gehend inzusetzen – das ist nämlich Ihr originärer Aufgabenbeeich –, dafür zu sorgen, dass dies funktioniert und die oordination vernünftig vonstatten geht. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Aber da wir gerade von der Neuordnung der Behör-
en gesprochen haben: Sie haben in der vergangenen
oche Andreas Hensel zum Präsidenten des Bundesin-
tituts für Risikobewertung ernannt. Deshalb auch von
nserer Fraktion: Herzlichen Glückwunsch an den neu
rnannten Präsidenten! Wir hoffen, dass er fair und er-
olgreich arbeitet, dass er vor allen Dingen von Panik-
ache, wie wir es in den letzten Wochen erlebt haben,
bsieht und die Öffentlichkeit vernünftig über seine Er-
ebnisse informiert.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Lassen Sie mich zum Abschluss an einem sehr prakti-

chen Beispiel erläutern, warum der Verbraucherschutz
atsächlich eine Querschnittsaufgabe ist. Querschnitts-
ufgabe heißt in diesem Fall auch, dass sich die Ressorts
ntereinander abstimmen müssen. Dies sollte zurzeit bei
er Bekämpfung der Geflügelpest erfolgen. Das Robert-
och-Institut empfiehlt bestimmte Medikamente zum
rippeschutz zur Therapie und Prophylaxe, wenn Men-
chen mit der Geflügelpest in Berührung kommen. Das
etrifft also meistens die Menschen, die in diesen Betrie-
en arbeiten. So weit die Empfehlung des Robert-Koch-
nstituts.
Nach einem Bericht der „Ärzte-Zeitung“ vom Montag

ieser Woche fehlen diese Medikamente in dem Entwurf
er Positivliste des Bundesgesundheitsministeriums. Es
st wirklich ein ungeheuerlicher Vorgang, wenn in einem
estimmten Fall Medikamente zur Prophylaxe benutzt
erden sollen, gleichzeitig das Bundesgesundheits-
inisterium aber sagt: Die brauchen wir nicht; die wer-
en nicht auf die Positivliste gesetzt; sie werden nicht fi-
anziert. Ich glaube, hier besteht zwischen den Ressorts
in erheblicher Regelungs- und Abstimmungsbedarf.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Ursula Heinen

Ich kann Sie nur ermuntern: Lassen Sie endlich Ihren

Ankündigungsworten Taten folgen!

(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Manchmal lieber nicht! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Im Zweifel lieber nicht!)


Das wäre ein richtiger, guter Weg für den Verbraucher-
schutz.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504601400

Ich erteile Kollegin Jella Teuchner, SPD-Fraktion, das

Wort.

Jella Teuchner (SPD):
Rede ID: ID1504601500

Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen!

Es tut mir Leid: Ich konnte Ihrem Redebeitrag keine
neuen Vorschläge entnehmen.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Sie haben nicht richtig aufgemerkt, Frau Kollegin!)


– Doch, doch. Das ist mir schon gelungen.
Die Inhalte, die in Ihrem Antrag im Hinblick auf ein

Verbraucherinformationsgesetz stehen, sind fadenschei-
nig. Von daher kann man sich schon die Frage stellen:
Warum haben Sie in der letzten Legislaturperiode im
Bundesrat ein Verbraucherschutzinformationsgesetz ab-
gelehnt?


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Die hat es immer noch nicht begriffen!)


Ein solches hätten Sie schon längst haben können und
hätten es hier nicht monieren müssen.

Wir haben in der Vergangenheit immer wieder betont
– und tun es auch jetzt –, dass Verbraucherpolitik mehr
ist als nur die Sorge um gesunde Lebensmittel. Auch
Frau Heinen hat angesprochen, dass die Verbraucherpo-
litik ein Querschnittsthema ist und alle Ressorts an-
geht. Zum ersten Mal hat nun die Bundesregierung den
Aktionsplan „Verbraucherpolitik“ vorgelegt.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Pläne hat diese Regierung schon viele gehabt! Die meisten sind gescheitert!)


Zum ersten Mal werden über die Ressorts hinweg Pro-
blemfelder aufgezeigt und Leitlinien für die Verbrau-
cherpolitik beschrieben.

Die Bundesregierung macht damit deutlich, dass es
ihr mit der Stärkung der Verbraucherpolitik ernst ist. Sie
zeigt, dass die Verbraucherpolitik als Querschnittsauf-
gabe begriffen wird.

Die Verbraucherpolitik steht auf drei Säulen: dem
Schutz der Gesundheit auf der Basis des Vorsorgeprin-
zips, dem Schutz der wirtschaftlichen Interessen und der
Stärkung der Eigenverantwortung. Die erste Säule ist
eindeutig: Der Verbraucher hat ein Recht auf Produkte,

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(C (D ie seiner Gesundheit nicht schaden. Bei den anderen eiden Säulen sieht es komplexer aus. Durch sie wird die tellung der Verbraucher auf den Märkten bestimmt. Wir ollen den Verbrauchern die Möglichkeit geben, eigenerantwortlich und vor allem bewusst zu konsumieren. as ist das Ziel einer Verbraucherpolitik, die den Begriff erbraucherschutzpolitik mit Inhalten füllt. Wir müssen feststellen, dass der unwissende, uninter ssierte und manchmal auch hilfsbedürftige Konsument uf vielen Märkten eher die Regel als die Ausnahme ist. eshalb muss die Verbraucherschutzpolitik dem Kunen auf immer unübersichtlicher und komplexer werdenen Märkten verstärkt Orientierung geben. Die Produkte erden komplexer. Sie werden oft nicht mehr im Laden m die Ecke, sondern über das Internet im Ausland geauft. Durch die fortschreitenden technologischen Enticklungen und die Notwendigkeit einer stärkeren privaen Daseinsvorsorge entstehen Produkte, deren Qualität om Verbraucher oft nicht eingeschätzt werden kann. Märkte, die vom Vertrauen der Kunden in die Anbie er leben, gewinnen an Bedeutung. Auf solchen Märkten st der Verbraucher tendenziell in der schwächeren Posiion. (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Wollt ihr da drüben nicht einmal klatschen? Sollen wir das auch noch übernehmen?)


ie Informationen sind ungleich verteilt. Der Aufwand
ei der Informationsbeschaffung ist für den einzelnen
erbraucher hoch.


(Dr. Herta Däubler-Gmelin [SPD]: Sehr wahr!)


ies führt dazu, dass der Preis oft das einzige Entschei-
ungskriterium ist oder sogar auf Konsum verzichtet
ird. Die Verbraucherpolitik muss hier gegensteuern
nd für Markttransparenz sorgen.


(Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Na endlich!)


Der Aktionsplan zeigt Problemfelder und Lösungsan-
ätze auf. Im Lauterkeitsrecht werden wir die Stellung
es Verbrauchers stärken. Gerade im Dienstleistungsbe-
eich werden Qualitätsstandards gesetzt. Ferner werden
ie Verbraucherinformationen verbessert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Super! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das findet sogar Herr Kauder gut!)


Der Aktionsplan ist so angelegt, dass mit ihm die ver-
chiedenen Politikbereiche umfasst werden. Dieser
uerschnittscharakter wird mit der angekündigten Ge-
amtstrategie noch stärker in den Vordergrund gestellt.
Wir wollen, dass der Verbraucher die Möglichkeit hat,

igenverantwortlich und bewusst zu konsumieren. Dies
önnen wir vor allem durch eine stärkere Markttrans-
arenz erreichen. Dafür ist ein ganzes Bündel an Maß-
ahmen vorgesehen. Wir wollen die Kennzeichnungsre-
elungen verbessern, Qualitätslabel und Zertifizierungen






(A) )



(B) )


Jella Teuchner

sollen Orientierung geben, der Zugang zu Informationen
soll verbessert werden und nicht zuletzt muss die Ver-
braucherinformation gestärkt werden. Gerade die Ver-
braucherorganisationen, insbesondere die Stiftung Wa-
rentest, sind hierbei ein unverzichtbarer Baustein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In Umfragen geben die Verbraucher oft an, dass ihnen
Qualität wichtig ist und dass sie wissen wollen, wie die
Produkte hergestellt werden und welche Auswirkungen
sie auf die Umwelt haben.

Der Erfolg von Plattformen zum Erfahrungsaustausch
im Internet zeigt, dass viele Menschen Verbraucherinfor-
mationen suchen. Trotzdem stellen wir auf den Märkten
oft ein widersprüchliches Verhalten fest: Während Le-
bensmitteldiscounter boomen, etablieren sich Biopro-
dukte in den normalen Supermärkten; der einzelne Kon-
sument kauft seinen Fernseher erst nach ausführlicher
Beratung im Fachhandel und nimmt dann im nächstbes-
ten Supermarkt irgendeinen Zehnerpack Eier mit.

Der Verbraucher muss sich mit einem vernünftigen
Maß an Aufwand über die Produkte informieren können.
Nur dann kann er auch die gezielten Entscheidungen
treffen. Eine so gestärkte Nachfragemacht gibt der Wirt-
schaft wichtige Impulse und kann ein wichtiger Beitrag
für einen nachhaltigen Konsum sein.

Der Aktionsplan ist ein guter Schritt auf dem Weg,
die Stellung der Verbraucher zu verbessern. Die geplante
Gesamtstrategie wird einen weiteren großen Schritt nach
vorne darstellen. Wir werden diesen Schritt machen,
weil wir möchten, dass der eigenverantwortliche Ver-
braucher Realität wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504601600

Ich erteile das Wort der Kollegin Gudrun Kopp, FDP-

Fraktion.

Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1504601700

Herr Präsident! Sehr geehrte Herren und Damen! Die

FDP-Fraktion bezeichnet den heute zu diskutierenden
Aktionsplan als Aktionismusplan. Er enthält viele An-
kündigungen, viele Versprechen und es ist wenig Inhalt
dahinter.

Der Aktionsplan der rot-grünen Bundesregierung ist
kein ressortübergreifender Handlungsplan. In Teilberei-
chen, zum Beispiel im Bereich der Lebensmittelsicherheit,
gibt es bis heute – seit der BSE-Krise wird es gefordert –
kein umfassendes vorsorgendes Verbraucherschutzkonzept.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dieser Aktionsplan offenbart dagegen in wirklich
großer Klarheit, worum es in erster Linie geht: Unter
dem Deckmantel des vermeintlichen Schutzes wird im-
mer stärker eine Entmündigung des Verbrauchers ange-
strebt. Zwischen den Zeilen kann man die klare Unter-

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(C (D cheidung zwischen dem guten und dem schlechten erbraucher lesen. Der gute ist derjenige, der der grünen deologie folgt; der schlechte ist derjenige, der sich eienständig entscheiden will und einer Bevormundung ichts abgewinnen kann. Frau Ministerin Künast, Sie haben eben von der Ver raucherpolitik im 21. Jahrhundert gesprochen. Das lingt bombastisch. Ich möchte Ihnen empfehlen, zuächst einmal beim Thema Lebensmittelsicherheit Ordung im eigenen Haus zu schaffen. Was heißt das? Im ahmen der Haushaltsberatungen 2003 hat es auf Antrag er FDP-Bundestagsfraktion einen Bericht des Bundesechnungshofes gegeben. Der Bundesrechnungshof becheinigt Ihnen, dass von 16 zusätzlich für den Verbrauherschutz bewilligten Stellen elf nicht auftragsgemäß esetzt wurden. (Albert Deß [CDU/CSU]: Das Ministerium ist inzwischen Parteizentrale der Grünen!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


lf Stellen werden ausdrücklich zur Stärkung der neuen
olitikausrichtung genutzt. Das ist etwas, das wir nicht
kzeptieren können.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Da ich gerade von Anspruch und Wirklichkeit rede,
öchte ich sagen: Es ist unverantwortlich, dass gerade
Referat „Fleischhygiene“ der Personalbestand redu-

iert wurde.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


as entspricht überhaupt nicht dem Schutzgedanken.

(Albert Deß [CDU/CSU]: Der beste Mann im Veterinärreferat ist versetzt worden!)

Ein weiterer Aspekt im Bereich der Lebensmittelsi-

herheit sind die Lebensmittelkontrollen. Frau Ministe-
in Künast, wir sind uns wohl im Klaren darüber, dass
icht erst seit heute, sondern schon seit vielen Jahren die
ualität von Lebensmitteln in Deutschland sehr hoch
t; das gilt sowohl für die Qualität von konventionell
ergestellten Produkten als auch für die Qualität der bio-
ogisch hergestellten Produkte.


(Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Ich möchte ausdrücklich sagen, dass das QS-Label
in hervorragendes Markenzeichen für qualitativ hoch
tehende Produkte ist, obwohl das QS-Label nicht als
erbekampagne staatlich finanziert wird, wie das beim
kolabel der Fall war.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU])


Dennoch kann ich nicht verschweigen, dass inzwischen
ersonalnot bei den Lebensmittelkontrolleuren – für die
ontrollen sind die Länder zuständig – herrscht, weil hier
in eklatanter Personalabbau stattgefunden hat. Ein Le-
ensmittelkontrolleur ist bundesweit für bis zu 1 800 Be-
iebe, also Kantinen und Gaststätten, zuständig. Je nach
egion schwankt diese Zahl, aber es gibt eindeutig zu






(A) )



(B) )


Gudrun Kopp

wenig Kontrolleure. Hier müssen Sie, Frau Künast – das
liegt in Ihrer Verantwortung –, mit Blick auf die kata-
strophalen Haushaltslagen in Bund-Länder-Gesprächen
beraten, wie Sie tatsächlich und nicht nur auf dem Papier
mehr Lebensmittelsicherheit schaffen können.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist auch fernab von Geflügelpest und vielen anderen
Seuchen mehr ein Problem. Denn wir haben es in Deutsch-
land mit immerhin 200 000 Lebensmittelinfektionen pro
Jahr zu tun. 80 000 davon sind Salmonellenvergiftungen.
Wir haben hier Bedarf, nicht nur Ankündigungen entge-
genzunehmen, sondern uns ganz konkret um Verbesse-
rungen zu bemühen.

Überhaupt nicht erwähnt haben Sie, Frau Künast, die
Energiepolitik. Darauf möchte ich einmal zu sprechen
kommen. Denn die Bevorzugung des Ökobereiches
durch Rot-Grün in der Agrarwirtschaft setzt sich in der
Energiepolitik fort, nämlich mit unverhältnismäßig ho-
hen Subventionen für Stromeinspeiser, insbesondere für
Windmüller.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Diese verursachen Wettbewerbsverzerrungen in Milliar-
denhöhe. Die gesamtwirtschaftlichen Kosten betragen
derzeit


(Ulrich Heinrich [FDP]: Über 3 Milliarden Euro!)


– so ist es, Kollege Heinrich – mehr als 2,5 Milliarden
Euro. Damit übersteigen diese Subventionen sogar die
derzeit gezahlten Steinkohlesubventionen. Beim Sub-
ventionsabbau gäbe es hier also sehr viel zu tun.


(Beifall bei der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So ein Unsinn!)


Bezahlen müssen dies die Stromverbraucher. Steigende
Stromkosten sind Gift für die Konjunktur.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie sind zukunftsfeindlich! Das wissen wir längst!)


– Zukunft hat nur derjenige, der Arbeit hat, der Geld ver-
dienen kann, der sein Leben selbstständig organisieren
kann, lieber Herr Kollege.

Es ist traurig, dass sich Wirtschaftsminister Clement
gerade im Energiebereich vielfach nicht durchsetzten
konnte und dass gerade in der Energiepolitik viele Ak-
zente ausgerechnet von Umweltminister Trittin gesetzt
werden. Das ist schwierig. Wir am Standort Deutschland
bekommen das wirklich zu spüren.

Der nächste Problemfall – ich möchte ausdrücklich
darauf zu sprechen kommen – ist die Deutsche Bahn. In
den vergangenen Wochen und Monaten hat die Bahn in
beispielloser Art und Weise Zeugnis von Dienstleis-
tungsverweigerung, Intransparenz und Starrheit abge-
legt. Wir haben mit mehreren Interventionen versucht,
hier zur Umkehr aufzurufen – leider ohne Erfolg.

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(C (D Ich finde es sehr gut, dass wir in Deutschland eigentändige Verbraucher haben. ie Verbraucher haben reagiert. Sie haben gesagt: Das achen wir nicht mit, wir lassen uns nicht abzocken; wir öchten, dass die Bahn für uns, die Nutzer, da ist und icht umgekehrt. (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ohne Verbraucherschützer haben sie das gemacht!)


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja, richtig!)


ie Folgen waren Kundenverluste, ein dramatischer
msatzeinbruch und jetzt endlich die Bereitschaft bei
en Bahnvorständen, sich zu rühren.
Was wir als FDP-Bundestagsfraktion überhaupt nicht

erstehen und auch nicht akzeptieren können, ist die Tat-
ache, dass der Bahnchef, der für dieses Chaos in erster
inie verantwortlich ist, zur Belohnung auch noch eine
ertragsverlängerung bekommen hat, Frau Ministerin
ünast. Das halten wir wirklich nicht für gut.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504601800

Kollegin Kopp, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Heinrich?


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1504601900

Mit größtem Vergnügen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das glaube ich! Sehr vordergründig!)



Ulrich Heinrich (FDP):
Rede ID: ID1504602000

Frau Kollegin Kopp, können Sie uns vielleicht sagen,
elchen Anteil die Verbraucherschutzministerin an der
orrektur der Bahntarife hat, die jetzt wohl vorgenom-
en werden soll? Sie hätte ja schon sehr viel früher ihr
eto einlegen müssen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie kennen die rechtlichen Konstruktionen nicht! Das ist eine Aktiengesellschaft!)



Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1504602100

Lieber Herr Kollege Heinrich, meiner Beobachtung

nd meinem Wissen nach ist der Anteil gleich null.
Die Verbraucherschutzverbände und die Organisation

Pro Bahn“ haben in der Anhörung zum Thema Bahn,
ie wir neulich hatten, in eindrucksvoller Weise ange-
rangert, dass gerade der Umgang mit körperbehinder-
en Menschen sehr problematisch ist. Auch das hat Bun-
esministerin Künast nicht veranlasst, zu versuchen,
influss zu nehmen. Rollstuhlfahrer sind nämlich auf
en Bahnhöfen häufig nicht in der Lage, Fahrkartenauto-
aten zu bedienen. Sie müssen also ihre Fahrkarte im
ug lösen und zahlen im Zug die höheren Bordpreise.
as ist eine Diskriminierung, die schnellstens abge-
chafft werden muss.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Gudrun Kopp

Auf meine Frage bei der Anhörung, wie die Bahn da-

mit in Zukunft umzugehen gedenke, antwortete der
Bahnvertreter nur, man wisse von dieser Problematik
nichts, man könne dazu überhaupt nichts sagen.


(Zuruf von der SPD: So ein Quatsch!)

Das ist eine sträfliche Vernachlässigung von Dienstleis-
tung und Verbrauchern.

Wenn jetzt beabsichtigt wird, nur an einigen Punkten
des Preissystems Änderungen vorzunehmen, dann bin
ich der Überzeugung, dass das nicht ausreichen wird.
Das neue Preissystem kann nur abgeschafft werden. Es
muss durch ein komplett neues Preissystem ersetzt wer-
den, das den tatsächlichen Bedürfnissen gerecht wird.

Der Managementfehler der Bahn besteht in erster Li-
nie darin, dass sie angenommen hat, Hauptwettbewerber
sei das Flugzeug. Das ist aber nicht der Fall; Hauptwett-
bewerber der Bahn ist vielmehr das Auto.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

Von dieser Basis muss man ausgehen und versuchen,
hier Wettbewerb herzustellen. Die Kunden müssen durch
Pünktlichkeit, Flexibilität und entsprechende Preise, die
attraktiv gestaltet sind, zufrieden gestellt werden. Davon
ist die Bahn im Augenblick meilenweit entfernt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Für die Bundesregierung bleibt die Aufgabe bestehen,

bei diesem Monopolunternehmen einzugreifen. Nach
meiner Überzeugung hilft nur ein kompletter personeller
und inhaltlicher Neuanfang.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Plus Wettbewerb!)


In der Tat, Wettbewerb ist für Sie ein Fremdwort. Das
gilt auch für den Subventionsabbau. Sie knacken keine
Monopole. Ich nenne Ihnen Beispiele – Frau Künast,
darauf sind Sie überhaupt nicht eingegangen –: Neben
dem Monopol der Bahn, auf das ich eben eingegangen
bin, gibt es das Postmonopol. Auch im Energiebereich
führt der Weg zurück zur Reregulierung. Es gibt immer
weniger Liberalisierung. Das geht zulasten der Verbrau-
cher. Dadurch werden sie bevormundet, dadurch wird ih-
nen das Geld aus der Tasche genommen. Das macht sie
zu Ihren Opfern.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504602200

Frau Kollegin, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Trotz der künstlich verlängerten Redezeit!)



Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1504602300

Ich komme zum Schluss.
Nur auf dem Weg, den die FDP vorgeschlagen hat,

nämlich mit einem entsprechenden umfassenden Kon-
zept zum Verbraucherschutz, können wir den Verbrau-
chern am Markt zu der Stimme verhelfen, die sie eigent-

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(C (D ich haben. Wir haben es mit selbstbestimmten Bürgern u tun und nicht mit rot-grünem Stimmvieh. Vielen Dank. Ich erteile das Wort der Kollegin Ulrike Höfken, ündnis 90/Die Grünen. Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen nd Kollegen! Der Baum Verbraucherpolitik grünt und rägt Früchte, sogar bei der CDU und der Bahn, nicht ber bei der FDP. Auf der einen Seite hören wir, der arkt solle es richten, auf der anderen Seite werden ufe nach Ordnungspolitik und dem Veto der Ministerin aut. Das nenne ich eine stringente Strategie! (Heiterkeit bei der SPD – Gudrun Kopp [FDP]: Brauchen wir mehr Monopole?)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504602400
Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504602500

Die Verbraucherverbände feierten gerade ihr 50-jäh-
iges Bestehen, wozu ich ihnen von hier aus meinen
erzlichen Glückwunsch ausspreche. Das will ich zum
nlass nehmen, um einen kleinen Rückblick auf die Ent-
icklung der Verbraucherpolitik zu geben: Die Arbeit
egann mit Preisvergleichen und Warentests zur Wah-
ung der wirtschaftlichen und sozialen Interessen. Aber
chon in den 60er-Jahren haben sich die Verbraucher-
echte zum Schwerpunkt entwickelt. Mit der Umweltbe-
egung traten Anfang der 80er-Jahre die Qualität der
roduktion sowie die Frage nach der weltweiten Verant-
ortlichkeit für die gesundheitlichen, ethischen, sozialen
nd umweltbezogenen Auswirkungen als neue Ziele der
erbraucherpolitik in den Vordergrund. Es wurden neue,
onsumkritische Verbrauchergruppen gegründet, wie
um Beispiel die Verbraucher-Initiative. Die erste Dis-
ussion über das Thema „Preiswert“ wurde begonnen,
ie der Bauernverband jetzt genauso führt. Es gab teils
eftige Auseinandersetzungen mit der damaligen AgV.
In der Politik wurde zunächst mit wirtschaftsliberalen
nsätzen ausschließlich auf die Verbesserung des Wett-
ewerbs in der Wirtschaft gesetzt. Doch die Notwendig-
eit eines eigenständigen Verbraucherschutzes wurde
echt schnell deutlich. 1975 kamen dann aus den USA,
ie damals in diesem Punkt sehr fortschrittlich gewesen
ind, die Grundsätze der Verbraucherpolitik auf die euro-
äische Ebene, wo als Erstes eine verbraucherpolitische
trategie erarbeitet wurde, und teilweise in die nationale
esetzgebung. Darauf folgten unter CDU, CSU und
DP eine Eiszeit und Ignoranz in diesem Politikbereich.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Das ist eine bösartige Unterstellung, Frau Kollegin!)


nter Rot-Grün wird jetzt der Faden der Verbraucherpo-
itik wieder aufgegriffen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Die Grünen haben schon ganz zu Anfang, als sie in

en Bundestag gekommen sind, neue Akzente gesetzt.
ie sind zum Beispiel wider die Vergewaltigungsstrate-
ie bei der Gentechnik oder gegen Chemie in Lebens-
itteln eingetreten. Im neuen Koalitionsvertrag haben






(A) )



(B) )


Ulrike Höfken

wir gemeinsam mit der SPD niedergelegt, dass es den
Paradigmenwechsel gibt, Verbraucherschutz als Quer-
schnittsaufgabe aufzufassen.

Sie sagen, das Aktionsprogramm sei ein Sammelsu-
rium. Ich finde, das ist revolutionär. Seit 30 Jahren gibt
es erstmals wieder einen umfassenden Arbeitsplan für
Verbraucherpolitik. Frau Künast hat nie gesagt, dass das
die Gesamtstrategie ist, aber das ist ein ganz wichtiger
Teil der Strategie und ein Gesamtprojekt der Regierung.
Das ist tatsächlich vollkommen neu.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Damit haben wir sowohl für den Bundestag als auch für
die Bundesregierung eine Handlungsgrundlage.

An diesem Punkt will ich doch noch einmal zur FDP
kommen.


(Gudrun Kopp [FDP]: Gerne!)

Das kann man einfach nicht so stehen lassen. Der FDP-
Antrag trägt nämlich die Überschrift: „Umfassende Poli-
tik für Verbraucher – weg von einem engen Aktionsplan
zum Schutz der Verbraucher“. Hierzu muss man ganz klar
sagen: Das ist keine verbraucherpolitische, sondern eine
parteipolitische Strategie. Die FDP will der Verbraucher-
politik das Gesicht, den Ansprechpartner nehmen und


(Gudrun Kopp [FDP]: Aha!)

sie will sie atomisieren, indem sie sagt, dass Verbrau-
cherpolitik zwar überall stattfinden muss, ein Ressort
und ein Ausschuss aber nicht gebraucht werden. Das ist
im Grunde genommen der Generalangriff auf die Institu-
tionalisierung und den Erfolg der Verbraucherpolitik.


(Matthias Weisheit [SPD]: So ist es! – Gudrun Kopp [FDP]: Welcher Erfolg?)


Das finde ich schon hart.
Der Markt entscheidet – sagen Sie – und die FDP be-

greift sich offensichtlich als ein Teil des Marktes. Wie
sonst sind die Boykottaufrufe von Frau Kopp gegen die
Bahn zu verstehen?


(Gudrun Kopp [FDP]: Sie haben ja etwas bewirkt!)


Ein Boykott gegen die Bahn ist ja wirklich toll. Man
muss sagen: Auf dem Weg zur Heiligen Johanna der
Bahnhöfe gerät man schnell aufs Abstellgleis. Das kann
nicht jeder.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Gudrun Kopp [FDP]: Sehr schön! Das Bild gefällt mir!)


Bei dem Stichwort Boykott will ich auf die verbrau-
cherpolitische Diskussion zurückkommen, die wir am
Montag geführt haben. Volkmar Lübke hat noch einmal
auf die Schwierigkeiten in der Verbraucherpolitik verwie-
sen; denn der Verbraucher ist ja doch reichlich renitent.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sie meint den Verbraucher an sich!)


Wissen bedeutet nicht automatisch Handeln.

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(C (D Es gibt hier einen Widerspruch und schon fast kultiierten Streit darüber, was das Leitbild der Verbrauherpolitik zu sein hat. Auf der einen Seite gibt es die onsumentensouveränität, also den mündigen, klugen, rei entscheidenden und kompetenten Verbraucher. Auf er anderen Seite gibt es die schutzbedürftigen Verbrauher, die unter die Fittiche des Bundesadlers zu nehmen ind. Natürlich gibt es auch die Vorstellung, dass Verraucher so etwas wie abzurichtende Hunde sind, die bei en Werbekampagnen genau das tun, was die Werbung on ihnen verlangt. (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Es gibt kaum jemanden, der so viel Werbung macht wie Sie! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Das wäre doch der Wunsch der Grünen!)


Tatsächlich kauft „Ottine“ Normalverbraucher Sa-
hen, die sie nicht braucht. Man sollte vielleicht nicht
on fremden Leuten reden; es reicht ja schon, wenn man
ich selbst betrachtet. Die Widersprüchlichkeit ist offen-
ichtlich. Ich kaufe Sachen, die ich nicht brauche.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das sieht man! – Heiterkeit bei der CDU/CSU)


ch erliege den Verführungen der Tchibo-Angebote. Bei
iner Großinvestition, wie dem Kauf einer Waschma-
chine, entscheide ich, ohne mir sämtliche Erkenntnisse
er Stiftung Warentest eingeholt zu haben. Und ich esse
ogar Putenbruststreifen, obwohl es mir graut, wenn ich
n deren Erzeugung denke.
Letztendlich ist die Wahrheit dazwischen zu suchen.
m Menschen zu überzeugen, braucht es Wissen und
ildung, Anreize und echte Alternativen.


(Gudrun Kopp [FDP]: Genau!)

ch komme gleich noch darauf, dass das durchaus sehr
ichtig ist. Man wirft eben keine Dose und erst recht
eine Ölplattform ins Meer. Daneben braucht es eine
chte Alternative wie bei der „Brent Spar“. Hier konnte
an sich mit ARAL richtig gut fühlen. Die Tankstelle
ag aber auch direkt daneben.
Genau das ist das Problem. Gerade die FDP – das be-

rifft aber auch die CDU/CSU – verweigert sich nämlich
enau diesen Alternativen. Die Ökoprodukte im Laden
uss es dann ja auch geben und die gentechnikfreie Pro-
uktion muss entsprechend geschützt werden.


(Gudrun Kopp [FDP]: Aber nicht einseitig gefördert!)


s muss auch eine wirkliche Verbraucherinformation ge-
en. Sie jammern aber bereits über die Planstellen, die
as Ministerium für genau diese verbesserte Verbrau-
heraufklärung geschaffen hat.


(Gudrun Kopp [FDP]: Das ist gar nicht wahr!)

Bezüglich der ganzen Pseudodiskussion über die

tiftung Warentest, die in die Freiheit zu entlassen sei,
age ich Ihnen: Sie wissen ganz genau, dass den Ver-
raucherzentralen in einem solchen Fall die Finanzen






(A) )



(B) )


Ulrike Höfken

fehlen. Das, was Sie uns bieten, ist überhaupt keine Al-
ternative.


(Gudrun Kopp [FDP]: Dann haben Sie wirklich nichts verstanden, liebe Frau Kollegin!)


Die CDU/CSU bewegt sich. Sie fordert jetzt auch ein
Verbraucherinformationsgesetz. Das hat man aber
noch nicht gesehen; das steht in ihrem Antrag. Wir könn-
ten hier ja einmal versuchen, die ganzen wahltaktischen
Spielchen – so nenne ich sie einmal – zu beenden und
eine Situation zu erreichen, die übrigens nicht nur in den
USA, sondern genauso gut auch in Großbritannien
herrscht. Dort ist es auch gang und gäbe, dass zum Bei-
spiel die Schnellwarnungen der EU ins Internet gestellt
werden, und keiner bricht dabei zusammen.

Das Thema Bevormundung zieht sich immer durch
Ihre Reden. Staatliches Handeln zu negieren ist keine
verantwortliche Politik. Das sagen gerade die Parteien
– das finde ich wirklich scharf –, die uns den gelben
Sack verordnet haben – nicht den auf zwei Beinen.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Was ist das für eine sexistische Äußerung! Ich fühle mich diskriminiert!)


Ich meine die gelben Säcke, die sozusagen eine Zwangs-
beglückung eines jeden Haushalts dank CDU, FDP und
CSU sind. Also, ich bitte Sie wirklich!

Es gibt eine Verpflichtung – das halte ich für eine
wichtige Begründung für staatliches Handeln und für das
Werben um eine bestimmte Verbraucherpolitik –, die Sie
von CDU, CSU und FDP auch eingegangen sind: die
Nachhaltigkeitskriterien zu beachten und für den nach-
haltigen Konsum ebenso Sorge zu tragen und dafür die
Rahmenbedingungen zu setzen. Das ist die Grundlage
unseres Regierungshandelns.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Unsere Fraktion und unsere Partei haben die Schwer-
punkte gesetzt. Diese sind nachhaltiger Konsum, Wahl-
freiheit, Transparenz und schwerpunktmäßig auch die
Dienstleistungsprodukte, insbesondere in einer Situa-
tion, in der diese durch die Liberalisierung eine immer
größere Bedeutung gewinnen. Nachhaltiges Wirtschaf-
ten und nachhaltiger Konsum gehören zusammen. Wir
sehen keinen grundlegenden Konflikt zwischen Wirt-
schaft und Verbraucherschutz. Wir haben übrigens eine
große Unterstützung von der Industrie selbst erfahren,
die dieselben Schwerpunkte setzt. Verbraucherschutz
und Eigenverantwortung sind ein wichtiges Leitbild.

Zu unserem Ziel der Transparenz gehört nicht nur das
Verbraucherinformationsgesetz. Wir werden auch die
Orientierungshilfen weiterentwickeln und den Schutz da
gewährleisten, wo er notwendig ist, nämlich bei Kin-
dern, bei der Lebensmittelkontrolle und bei Dienstleis-
tungsprodukten. Sie hätten übrigens heute ein Gesetz zu
Spam vorlegen können. Das haben Sie nicht gemacht.

Das Gesetz zur Mehrwertdiensteregulierung betrifft
nicht nur die sehr teuren Dialer, die die Haushalte fast

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(C (D uinieren, sondern bietet auch den Ansatz, den Absender on unerwünschten Mails feststellen zu können. Insofern begrüße ich das von der Verbraucherschutzinisterin vorgelegte Aktionsprogramm sehr. Wir weren Schritt für Schritt darangehen, dieses Aktionsproramm gemeinsam umzusetzen. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504602600

Ich erteile das Wort Kollegin Marlene Mortler, CDU/
SU-Fraktion.

Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1504602700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zum Ak-

ionsplan von Ministerin Künast hagelt es massive Kritik
on allen Seiten: Der Aktionsplan Verbraucherschutz ist
einer, sondern er ist ein Sammelsurium von Ideen und
orschlägen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


s fehlen die notwendigen Bestandteile eines Aktions-
lans, nämlich konkret definierte Ziele, Zeitpläne und
erantwortlichkeiten. Schmerzlich vermisst werden Pri-
ritäten.


(Zustimmung bei der CDU/CSU)

Diese vernichtende Kritik am Aktionsprogramm

tammt nicht, wie Sie vielleicht vermuten, von der Op-
osition; sie stammt von Thilo Bode, dem jetzigen Ge-
chäftsführer der Verbraucherschutzorganisation Food-
atch und ehemaligen Chef von Greenpeace.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Schau an!)

Franz-Georg Rips, Vorsitzender des Verwaltungs-

ates der Verbraucherzentrale Bundesverband e. V., hat
s etwas milder, in der Sache aber ebenso kritisch formu-
iert: Man erwarte nach einem Aktionsplan Verbraucher-
chutz nun eine verbraucherpolitische Strategie.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Die Regierung ist schon verbraucht!)


Kritische Stimmen aus der Opposition, sehr geehrte
rau Ministerin, sind Sie ja gewohnt. Dass aber in den
eihen Ihrer Hauptkritiker unter anderem die Vorsit-
ende der Verbraucherzentrale Bundesverband e. V.,
dda Müller, zu finden ist, gibt schon zu denken. Sie hat
estgestellt, der Plan sei wohl ein positives Zeichen, aber
haltlich enttäuschend.


(Zuruf von der CDU/CSU: Ja!)

Ihnen wird von den Verbraucherorganisationen zu
echt vorgeworfen, dass es sich bei dem Programm wie
o oft bei Ihrer Politik um reinen Aktionismus handelt.
iesen Aktionismus kennen wir seit Ihrem Amtsantritt.


(Zuruf von der CDU/CSU: Eben!)

s fehlt die klare Linie. Viele Prüfaufträge sind unklar.






(A) )



(B) )


Marlene Mortler

Ein Aktionsplan benötigt aus unserer Sicht ein Kon-

zept. Ein solches Konzept kann ich, wie viele andere
auch, nicht erkennen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ein innerhalb der Bundesregierung abgestimmtes Kon-
zept kann es auch noch nicht geben, weil Sie erst im
Herbst Ihre verbraucherpolitische Strategie vorlegen
wollen.

Ich frage mich: Was haben Sie seit Ihrem Amtsantritt
Anfang 2000 auf diesem Gebiet – das doch nach Ihren
eigenen Aussagen höchste Priorität haben soll – eigent-
lich unternommen, wenn Sie nach zweieinhalb Jahren
immer noch an einer verbraucherpolitischen Konzeption
basteln?


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ihre Ignoranz ist grenzenlos!)


Ich bin auch über Ihre strategischen Fähigkeiten et-
was verwundert. Erst erstellen Sie einen Plan und ein
halbes Jahr später soll die Strategie folgen. Das ist eigen-
artig.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Das ist aber typisch für diese Regierung!)


Ein Blick auf die konkreten Maßnahmen zeigt: Man
muss sie mit der Lupe suchen. Ich habe zwei gefunden:
den Entwurf zur Reform des Gesetzes gegen den unlau-
teren Wettbewerb und den Entwurf eines Gesetzes zur
Bekämpfung des Missbrauchs von Mehrwertdiensteruf-
nummern.

Diese vorgeschlagenen Änderungen sind beileibe
nicht ausreichend. Dies kritisieren wir, dies kritisieren
aber auch die Verbraucherschützer. Dass beide Vorhaben
nicht in Ihrem Zuständigkeitsbereich erarbeitet wurden,
können wir Ihnen jetzt nicht mehr vorwerfen. Dazu hät-
ten Sie sich in den Koalitionsverhandlungen durchsetzen
müssen. Anstelle der Erweiterung Ihres Zuständigkeits-
bereichs haben Sie ein Initiativrecht erhalten. Jetzt ist
aber offen zutage getreten – das ist auch heute deutlich
geworden –, dass dieser Trostpreis nicht ausreicht, um
Ihre Kabinettskollegen im Ernstfall davon zu überzeu-
gen, den Verbraucherschutz angemessen in deren Ge-
setzentwürfen zu berücksichtigen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Umso trauriger ist es, wenn Sie Ihren Plan hauptsächlich
mit fremden und noch dazu gerupften Federn schmücken
müssen.

Ich komme noch kurz zu den Mehrwertdienstleis-
tungen, die Ulla Heinen schon angesprochen hat. Ich
frage noch einmal: Warum erfasst der Gesetzentwurf
nicht die 0136- und 0137-Nummerngassen? Die Verla-
gerung der schwarzen Schafe auf diese Gassen ist doch
förmlich absehbar. Warum fehlt die Möglichkeit der Ver-
braucher, die Zahlung unberechtigter Forderungen zu
verweigern, ohne dass der Anschlussanbieter ihm den
Telefonanschluss sperren kann? Warum soll es nicht Sa-
che der unseriösen Mehrwertdiensteanbieter sein, ihre
zweifelhaften Forderungen einzutreiben? Warum dürfen

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(C (D ie sich nach wie vor des bequemen Inkassos durch den etzanbieter bedienen? Frau Ministerin, wenn Sie auf dem Gebiet der Mehrertdienstleistungen wirklich Politik für den Verbrauher gestalten wollen, dann schließen Sie sich den Inhalen und Zielen unseres Antrags an! Wir, die Union, haben in den vergangenen Wochen erschiedene Initiativen zum Verbraucherschutz vorgeegt und haben damit bewiesen, wie wichtig uns dieses hema ist. Meine Kollegen und ich hatten heute den indruck, dass Sie lustlos agieren und den Aktionsplan infach deshalb durchführen wollen, weil Sie das zustänige Ministerium leiten. Aber ich meine, das ist zu weig. Unsere Anträge zugunsten einer verbesserten Ver raucherinformation bei Lebensmitteln, Produkten, ienstleistungen und Mehrwertdiensterufnummern sind ukunftsweisend. Ich verweise in diesem Zusammenang auf die Erläuterungen von Gerda Hasselfeldt und lla Heinen in dieser Woche in unserer Fraktion. (Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da waren wir nicht dabei!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, neben Fragen der Lebens-
ittelsicherheit geht es auch um rechtliche und wirt-
chaftliche Belange, die uns betreffen.
as, was wir alle brauchen, sind zuverlässige, umfas-
ende und sachliche Informationen über Produkte. Dies
st das A und O für ein eigenverantwortliches Kon-
umverhalten. Durch ein Verbraucherinformationsge-
etz sollen die bei Behörden vorhandenen Informationen
rschlossen werden, wobei die Wahrung von Betriebs-
nd Geschäftsgeheimnissen der Unternehmen gewähr-
eistet sein muss. Aber auch die Unternehmen sind auf-
efordert, ihre Informationspolitik zu verbessern. Hier
etzen wir im Gegensatz zu Ihnen auf Selbstverpflich-
ungsinitiativen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


in Auskunftsanspruch gegenüber Unternehmen macht
us meiner Sicht aber nur Sinn, wenn er auf europäischer
bene geregelt wird.
Meine Damen und Herren von der Regierung, wir be-

rüßen Ihren Entwurf zur Novellierung des UWG. Wir
ind aber der Meinung, dass er vor allem im Hinblick auf
ie so genannte Gewinnabschöpfung bzw. den so ge-
annten Gewinnabschöpfungsanspruch unausgereift ist.
uch wir sehen, dass im Binnenmarkt Defizite bestehen
nd dass ein einheitlicher Verbraucherschutz innerhalb
es Binnenmarkts reibungslos funktionieren muss, wenn
um Beispiel Verbraucher Ansprüche gegenüber Anbie-
ern im Ausland gerichtlich klären und vollstrecken las-
en müssen.






(A) )



(B) )


Marlene Mortler

Im Bereich der Lebensmittelkennzeichnung gibt es

ebenfalls erheblichen Verbesserungsbedarf. Hier ver-
weise ich auf die nachfolgende Rednerin der Union, Uda
Heller. Wichtig und wesentlich sind auch hier verständli-
che Produktkennzeichnungen.

Bundes- und europaweit einheitliche Standards für
die Lebensmittelüberwachung sind ein weiterer wichti-
ger Faktor, genauso wie die Kommunikation und die Ko-
ordination zwischen Bund und Ländern sowie zwischen
Bund und Europa; denn nationales Vorgehen – fehlende
Abstimmungen zwischen Bund und Ländern müssen wir
in den letzten Monaten ja immer wieder erleben – gibt
nur Scheinsicherheit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich rufe Sie im Hinblick auf diese Zusammenarbeit und
Koordination auf, die Vorschläge, die im Von-Wedel-
Gutachten zur Organisation des gesundheitlichen Ver-
braucherschutzes enthalten sind, endlich umzusetzen,
damit einheitliche Verwaltungsvorschriften im Lebens-
mittel-, Futtermittel-, Tierarzneimittel- sowie im Veteri-
närbereich erlassen werden können.

Wir, die Union, treten für die Unabhängigkeit der
Verbraucherberatung ein. Wir sind der Meinung, dass
eine Stiftung gegründet werden sollte, über die mit den
Ländern zu beraten ist, und dass entsprechende Mittel
bereitgestellt werden müssen. Auch sind wir dafür, dass
die Stiftung Warentest in die Unabhängigkeit entlassen
wird. In unseren Anträgen zu ihrem Haushaltsplan für
die jetzige Legislaturperiode haben wir im Übrigen auf-
gezeigt, dass eine sinnvolle Verteilung des Budgets dies
möglich machen würde. Sie jedoch ziehen es vor, rot-
grüne Spielwiesen – ich nenne als Beispiele nur das Pro-
jekt Ökolandbau und Ihre Regelungen zur Tierhaltung –
zu finanzieren.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

Begreifen Sie doch endlich, dass die Zeit viel zu ernst
für rot-grüne Spielwiesen ist!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504602800

Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss.


Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1504602900

Für uns steht der eigenverantwortliche Verbraucher

im Mittelpunkt. Ganz bewusst sehen wir Verbraucher-
schutz als Teilaspekt einer umfassenden Verbraucherpo-
litik, die ein Gleichgewicht zwischen Verbraucher- und
Wirtschaftsinteressen findet, damit Deutschland ein ho-
hes Maß an Lebensqualität erhalten bleibt.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


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(C (D Ich erteile dem Kollegen Martin Dörmann, SPD raktion, das Wort. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die edeutung des Verbraucherschutzes nimmt angesichts er fortschreitenden technischen Entwicklung und neuer esundheitsgefährdungen stetig zu. Es war deshalb richig und notwendig, dass die rot-grüne Bundesregierung uf den BSE-Skandal schnell reagiert und vor zwei Jahen – so lange ist das noch nicht her – erstmals ein Verraucherschutzministerium eingerichtet hat. (Beifall bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504603000
Martin Dörmann (SPD):
Rede ID: ID1504603100

aher ist es geradezu abwegig, dass die FDP in ihrem
ntrag nun die Meinung vertritt, die Zuordnung der Ver-
raucherpolitik zu einem Fachressort habe sich nicht be-
ährt. Das Gegenteil ist der Fall.


(Zuruf von der SPD: Genau!)

Der von der Bundesregierung nunmehr vorgelegte
ktionsplan Verbraucherschutz ist Ausdruck der ge-
achsenen Bedeutung des Verbraucherschutzes und der
onsequenten Politik der rot-grünen Koalition auf die-
em Feld. Er fasst die vielfältigen Aktivitäten in den un-
erschiedlichen Ressorts zusammen. Er macht zugleich
eutlich, dass Verbraucherschutz eine Querschnittsauf-
abe ist und gerade deshalb gebündelt werden muss. Die
PD-Fraktion begrüßt daher den Aktionsplan als einen
eiteren Schritt auf dem Weg zu einer umfassenden und
ktiven Verbraucherschutzpolitik, die alle Politikberei-
he durchzieht.
Bestandteil der verbraucherpolitischen Gesamtstrate-

ie, die sich hieraus entwickeln wird, muss unter ande-
em eine noch bessere Verbraucherinformation sein,
ie Verbraucherinnen und Verbraucher in die Lage ver-
etzt, ihre Kauf- und Konsumentscheidungen bewusst
nd frei zu treffen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

nabhängige Verbraucherorganisationen und -institutio-
en leisten hierzu bereits einen wichtigen Beitrag.
In der vergangenen Woche konnten wir 50 Jahre Ver-

raucherarbeit in Deutschland feiern. Verbraucherorgani-
ationen erfahren – das belegen aktuelle Umfragen – in
er Bevölkerung höchste Akzeptanz und Wertschätzung.
ugleich ist ihr Rat gefragt wie nie zuvor. Beispielsweise
ab es allein in der Verbraucherzentrale meiner Heimat-
tadt Köln im vergangenen Jahr 45 000 Anfragen von
ürgerinnen und Bürgern zu einer großen Bandbreite von
erbraucherthemen. Dies zeigt, wie gefragt und notwen-
ig Informationen für Verbraucherinnen und Verbraucher
ind. Wir wollen deshalb die Arbeit der unabhängigen
erbraucherberatung stärken und auch weiter finanziell
nterstützen, und zwar – trotz angespannter Haushalts-
age – mit stabilen und sogar wachsenden Beträgen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Martin Dörmann

Darüber hinaus müssen wir Informationsrechte ge-

setzlich in einem Verbraucherinformationsgesetz veran-
kern. Verbraucherinnen und Verbraucher bedürfen heute
mehr denn je eines effektiven Zugangs zu relevanten In-
formationen, vor allem zu solchen, die ihre Gesundheit
und Sicherheit betreffen. Dabei wird es darauf ankom-
men, deutlich zu machen, dass dieser Zugang – sei es bei
Behörden oder auch Unternehmen – der Wirtschaft letzt-
endlich nutzt und nicht schadet. Die Wirtschaft selbst
sollte ein Interesse an möglichst großer Transparenz ha-
ben, weil nur so das Vertrauen in ihre Produkte wächst.

Leider ist die Haltung der Union hierzu widersprüch-
lich. Zwar ist zu begrüßen, dass sich auch die CDU/
CSU-Fraktion in ihrem Antrag grundsätzlich für ein Ver-
braucherinformationsgesetz ausspricht, allerdings mit ei-
ner Vielzahl von erheblichen Einschränkungen.


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Nein!)

– Frau Heinen, Sie wollen uns jetzt als große Innovation
verkaufen, dass Sie Unternehmen auffordern, mehr In-
formationen ins Internet zu stellen. Dies wird ganz si-
cher Eindruck machen und den Verbraucherinnen und
Verbrauchern weiterhelfen.

Folgende Frage sei erlaubt: Wie ernst ist es Ihnen
letztendlich? Wir erinnern uns zu genau, dass im vergan-
genen Jahr – so kurz ist es erst her – ein Verbraucher-
informationsgesetz an der unionsgeführten Mehrheit im
Bundesrat gescheitert ist, und zwar mit einer Begrün-
dung, die sachlich nicht mehr nachzuvollziehen war.


(Beifall des Abg. Michael Müller [Düsseldorf] [SPD])


Daher kann ich nur hoffen, verehrte Kolleginnen und
Kollegen von der CDU/CSU, dass Sie und vor allem
Ihre Parteifreunde aus den Ländern Ihrer Mitverantwor-
tung für einen wirksamen Verbraucherschutz diesmal
endlich gerecht werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte als einen weiteren Punkt hervorheben,
dass wir in der Verbraucherpolitik mehr denn je auf die
europäische Karte setzen und setzen müssen. BSE und
Geflügelpest kennen keine Grenzen. In der neuen euro-
päischen Verfassung muss deshalb als eines der Ziele
der EU nochmals festgeschrieben werden, ein hohes
Verbraucherschutzniveau zu gewährleisten.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Richtig!)

Die SPD-Fraktion will ein möglichst hohes Verbrau-

cherschutzniveau in der gesamten Europäischen Union.
Gleichzeitig muss es den Mitgliedstaaten jedoch erlaubt
bleiben, beim Verbraucherschutz Vorreiter zu sein und
über das europäisch festgelegte Maß noch hinauszuge-
hen.


(Beifall des Abg. Matthias Weisheit [SPD])

Es wäre daher ein Fehler – einige diskutieren das –,
wenn sich die Europäische Union auf Maximalstandards
festlegen würde, die kein Mitgliedstaat überschreiten
darf. Richtig ist vielmehr der Weg der Mindeststandards

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(C (D uf hohem Niveau, die durch nationale Maßnahmen eränzt werden können. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as ist übrigens schon deshalb richtig, weil so auf mög-
iche neue Gefahren stets schnell und umfassend reagiert
erden kann.
Mit dem vorgelegten Aktionsplan dokumentiert die

ot-grüne Bundesregierung, dass sie den Verbraucher-
chutz in allen Politikfeldern weiter nachhaltig stärken
ird. Hierfür verdient sie unsere volle Unterstützung.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504603200

Herr Kollege Dörmann, dies war Ihre erste Rede im
undestag. Herzliche Gratulation und viel Glück für
hre weitere Arbeit!


(Beifall)

Ich erteile nun der Kollegin Petra Pau das Wort.

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1504603300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das

hema Verbraucherschutz wurde in den letzten Jahren
ufgewertet, auch politisch. Das begrüßt die PDS im
undestag ausdrücklich. Insofern ist es auch gut, wenn
ie Bundesregierung nunmehr einen Aktionsplan Ver-
raucherschutz vorlegt. Der Verbraucherschutz ist – das
erdeutlicht der heute vorliegende Bericht der Bundesre-
ierung – ein komplexes Feld. Er ist aber auch ein
hema, das häufig nur dann aktuell wird, wenn das Kind
m Brunnen liegt. Ob es BSE oder Geflügelpest ist – zu-
eist sind es offenbar gewordene Skandale oder akute
edrohungen, die den Verbraucherschutz spannend ma-
hen und auch in die Medien transportieren. Ich finde
eshalb Vorhaben wie die, zum Beispiel hier in Berlin
ine lange Nacht des Verbraucherschutzes durchzufüh-
en und so grundsätzlich um Zuspruch für dieses Thema
u werben, durchaus spannend.
Nun betont Ministerin Künast gern die Interessen-

bereinstimmung, die es beim Verbraucherschutz zwi-
chen Kunden und Anbietern, zwischen der Wirtschaft
nd Bürgerinnen und Bürgern gibt oder zumindest geben
üsste. Ich setze an dieser Stelle ein großes Fragezei-
hen. Der schnelle Euro war noch immer ein lukratives
eschäftsziel. Das kennen wir aus der Lebensmittel-,
us der Pharmabranche und aus anderen Industrie- und
andelszweigen. Gerade deshalb ist es gut und auch
ichtig, den Bürgerinnen und Bürgern mehr Informatio-
en und bessere Maßstäbe anzubieten. Sie dürfen eben
icht nur Kunde sein; sie müssen auch kundig werden –
in Feld, das Verbraucherschutzorganisationen seit Jahr-
ehnten beackern.
Allerdings – damit komme ich auf den Aktionsplan

er Bundesregierung zurück – bewegen Sie sich fast
usschließlich in traditionellem Raum. Es geht um






(A) )



(B) )


Petra Pau

Lebensmittelsicherheit, um Ernährung und Gesundheit,
um Geschäfts- und Kaufrechte. Ich will das gar nicht
kleinreden, aber ein weites und sich rasant ausweiten-
des Feld wird dagegen nahezu stiefmütterlich behan-
delt. Ich meine die Segnungen moderner Informations-
güter. Sie fehlen im Aktionsplan Verbraucherschutz
weitgehend, obwohl sie nicht minder wichtig sind als
gesunde Kühe oder ehrliche Reiseverträge.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Ich möchte deshalb ergänzend aus dem jüngsten Jah-
resbericht des Datenschutzbeauftragten zitieren und
dann einen Vorschlag unterbreiten. Das Zitat:

Der technologische Fortschritt eröffnet immer neue
Möglichkeiten, an die früher nicht zu denken war.
Meist werden die Vorteile herausgestellt, die für
den Einzelnen damit verbunden sind, die oft nega-
tive Kehrseite wird vielfach verschwiegen oder zu-
mindest heruntergespielt.

Der Datenschutzbeauftragte meint Handys, Computer,
Navigationssysteme und anderes, was längst Einzug in
den Alltag gehalten hat, was gute, aber eben auch Kehr-
seiten hat. Wer ein Handy besitzt, sollte wissen, dass er
jederzeit abgehört und auch geortet werden kann. Wer
im Internet surft, sollte die Frage stellen, wie man sich
dagegen schützen kann, dass über die eigene Person Per-
sönlichkeitsprofile erstellt, gespeichert, gehandelt und
auch missbraucht werden.

Nun zu meinem Vorschlag. Zu jeder Pille, zu jeder
Arznei gehört ein Beipackzettel über Risiken und Ne-
benwirkungen. Jede Zigarettenschachtel hat den Auf-
druck: Die Gesundheitsminister warnen. – Wer es mit
dem Grundrecht auf informationelle Selbstbestim-
mung ernst meint, sollte daher Handys und Computer
ähnlich prägen mit der Aufschrift: Der Verbraucher-
schutz empfiehlt …


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Und auch die Plakate der PDS!)


Geschehen sollte das nicht als Abschreckung, sondern
als Aufklärung, nicht als Handicap für Mobilfunkbetrei-
ber oder die Computerwirtschaft, wohl aber als Bremse
gegen staatlichen und auch privaten Datenmissbrauch.

Damit bin ich bei einem Punkt, Frau Ministerin, der
mich nur noch den Kopf schütteln lässt, wenn ich Ihren
Aktionsplan lese. Wir wissen, dass sich Gesundheitsmi-
nisterin Schmidt eine Chipkarte wünscht, die weit über
die bisher übliche Karte der Krankenkassen hinaus-
geht. Auf ihr sollen medizinische Daten und mehr ge-
speichert werden. Sie, Frau Künast – jedenfalls unter-
stelle ich das –, wissen, dass es bislang keine Chipkarte
gibt, sei sie noch so ausgeklügelt, deren Daten nicht ge-
knackt und damit auch missbraucht werden können. Wie
Sie als Verbraucherschutzministerin trotzdem unbedarft
einer so riskanten Chipkarte das Wort reden können, ent-
zieht sich schlicht meinem Verständnis.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


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(C (D ch biete mich jedenfalls gerne an: Sollte es so weit ommen, dann bin ich bereit, die angeblich geschützten aten Ihrer Versichertenkarte knacken zu lassen, natürich nur mit Ihrem Einverständnis als Verbraucherin. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504603400

Ich erteile das Wort Kollegen Reinhard Loske,
ündnis 90/Die Grünen.

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Für

ns hat Verbraucherpolitik zwei Dimensionen: Da ist zu-
ächst einmal der Schutz des Verbrauchers vor negativen
inflüssen, vor Desinformation, vor betrügerischen
raktiken und vor allen Dingen vor belasteten Lebens-
itteln. Die Zeit des Vertuschens, Verschleierns und He-
unterspielens von Problemen ist vorbei; sie muss vorbei
ein, denn wir brauchen Offenheit, Transparenz und vor
llen Dinge Vorsorge.
Das zweite Standbein unserer Verbraucherpolitik ist

ie Aufklärung des Verbrauchers, orientiert am Leitbild
es souveränen Konsumenten, der die notwendigen In-
ormationen erhält, die er braucht, um gute Entscheidun-
en treffen zu können. Zumindest die Ökonomen unter
ns wissen, dass die Theorie des Marktversagens genau
as besagt: Es fehlen häufig zwei Faktoren; es gibt einen
angel an Wettbewerb und einen Mangel an Transpa-

enz. Insofern ist eine gute Verbraucherpolitik nichts an-
eres, als die sozialökologische Marktwirtschaft kom-
lett zu machen. Das ist die Aufgabe.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Für uns sind beide Elemente wichtige und zentrale
ufgaben. Ich will mich in meinem Beitrag nur auf ein
hemenfeld konzentrieren, nämlich auf das Thema
achhaltiger Konsum. Es ist die Frage zu stellen: Wel-
hen Beitrag kann die Konsumentin oder der Konsument
ur nachhaltigen Entwicklung leisten? Zugleich müssen
ir als Politiker uns die Frage stellen: Was kann die Po-
itik machen? Zunächst einmal muss man sagen, was wir
icht machen können. Wir können den Leuten nicht vor-
chreiben, was und wie sie zu konsumieren haben. Ich
laube, darüber besteht Einvernehmen, denn ansonsten
ürde das Ganze ein Geschmäckle dergestalt bekom-
en, dass man den Leuten quasi sagt, was sie zu machen
ätten. Darum kann es nicht gehen. Vielmehr – das un-
erscheidet uns doch sehr fundamental von der Union
nd auch der FDP – geht es darum, Rahmenbedingungen
o zu setzen, dass nachhaltiger Konsum möglich wird,
ttraktiv wird und, was für junge Leute ganz besonders
ichtig ist, dass er cool und angesagt ist.
Es kommt also sehr darauf an, wie man über Verbrau-

herschutz redet: ob er nur als Last, als Bürde, als Risiko
der als Wettbewerbshemmnis verstanden wird oder
ber als Chance und als eine Sache, mit der man sich
ach vorne wendet. Letzteres tun wir, während ich bei
hnen von der Opposition häufig feststellen muss, dass






(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske

Sie nur die Schattenseiten sehen, nur die Probleme be-
nennen und nichts machen. Das ist ein großer Fehler.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Trotzdem ist es, wie ich glaube, realistisch, davon
auszugehen, dass wir als Konsumenten ambivalente We-
sen sind. Auf der einen Seite sind wir Schnäppchenjäger,
auf der anderen Seite wollen wir natürlich Qualität. Es
soll billig sein, aber es soll auch gut und haltbar sein.
Wir wollen einerseits gut informiert sein, andererseits
lassen wir uns aber auch gerne einmal durch die Wer-
bung verlocken und verführen. Von dieser Ambivalenz
muss man realistischerweise ausgehen. Viele regen sich
über Kinderarbeit in den Ländern des Südens auf, kaufen
aber billige Turnschuhe. Man regt sich über Käfig- und
Massentierhaltung auf, will aber billiges Fleisch. Man
regt sich über die Emissionen der Industrie auf, drückt
aber beide Augen zu, wenn es darum geht, beispiels-
weise den eigenen Anteil an den Emissionen zur Kennt-
nis zu nehmen. Wir als Politiker müssen darauf hinwei-
sen, dass ein solches Verhalten falsch ist.

Die Nachfrage- bzw. Verbraucherseite ist in vielen
Bereichen der Hauptfaktor bei der Umsetzung von nach-
haltigen Entwicklungen. Es ist ganz offenkundig, dass,
wenn man sich die großen Probleme anschaut – Energie-
verbrauch, Ressourcenverbrauch, Flächenverbrauch –,
private Haushalte, Mobilität, Freizeit und Tourismus
hierfür ganz entscheidende Faktoren sind. Deshalb gehö-
ren die Konsum- und die Nachhaltigkeitsdiskussion zu-
sammen. Das festzuhalten ist ganz wichtig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es geht nicht darum, den Verbraucher zu idealisieren,
wie es mein Freund Thilo Bode gelegentlich nach dem
Motto macht: Gebt dem Verbraucher freien Raum, dann
wird alles gut. Das ist leider auch nicht der Weisheit letz-
ter Schluss, auch wenn es schön wäre. Es geht aber auch
nicht darum, die Potenziale, die in einer guten Verbrau-
cherpolitik stecken, zu unterschätzen. Das hat übrigens
vor über zehn Jahren die Weltgemeinschaft schon er-
kannt, denn das Thema nachhaltiger Konsum ist eines
der Kernelemente der Agenda 21, die in Rio verabschie-
det wurde. Das sollten Sie von der Union eigentlich auch
endlich einmal zur Kenntnis nehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Heute wird ja aus makroökonomischer oder aus kon-
junktureller Sicht viel davon geredet, wir sollten mehr
konsumieren. Aus der Perspektive der globalen Ökolo-
gie müsste man ehrlicherweise sagen: Wir konsumieren
eher zu viel als zu wenig, zumindest zu viel Energie, zu
viel Ressourcen und zu viel Fläche. Deshalb müssen wir
politisch versuchen, die Lebensqualität zu einem gro-
ßen Teil vom Ressourcenverbrauch abzukoppeln; denn
man braucht nicht Tonnen von Material, um glücklich zu
sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Ich komme jetzt zu den konkreten Projekten, die wir olitisch durchführen können. Der erste wichtige Beeich ist für mich der Forschungsbereich. Im Bereich der ozialökologischen Forschung, der im BMBF eine wichige Rolle spielt, ist das Themenfeld nachhaltige Konummuster von großer Bedeutung und ist deshalb weierhin zu fördern. Das zweite zentrale Feld ist der ganze Bereich der erbraucherinformation. Im Englischen sagt man abelling. Dieser Punkt wird auch von der EU-Kommision vorangetrieben. Ich halte es für einen Riesenfortchritt, dass in Deutschland das Biosiegel durchgesetzt urde. Ich halte es für einen sehr großen Fortschritt, ass wir bei den Elektrogeräten die Stromkennzeichnung aben, damit die Leute wissen, was sie kaufen. Ebenfalls alte ich es für einen sehr großen Fortschritt, dass wir ie Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Orgaismen erreicht haben. Das ist kein Handelshemmnis, ondern dient der Konsumentensouveränität. Das ist für ns ganz zentral. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte auch die Bereiche nennen, in denen wir
och besser werden können. Eine wichtige und sehr kon-
rete Aufgabe ist, die EU-Richtlinie zur CO2-Kenn-eichnung von PKWs endlich umzusetzen, und zwar so,
ass die Leute erkennen können, welches Auto bezüglich
es CO2-Ausstoßes günstig ist und welches wenigerünstig. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Transparenz.
Auch bei dem Thema Finanzdienstleistungen kön-

en und müssen wir Verbesserungen erreichen. Wir ha-
en damals bei der Riester-Rente durchgesetzt, dass die
inanzdienstleister bezüglich der Fonds auch Auskunft
ber ethische und ökologische Geldanlagen geben müs-
en, Stichwort: Berichtspflicht. Die Ergebnisse sind bis
etzt eher enttäuschend. Auch da müssen wir besser wer-
en.
Ganz wichtig ist – das ist der letzte Punkt – die öffent-

iche Hand selber. Bund, Länder und Kommunen sind
in ganz zentraler Verbraucher. Sie fragen nach; deshalb
st das öffentliche Beschaffungswesen in ganz hohem
aße an den Kriterien des nachhaltigen Verbrauchs aus-
urichten, beispielsweise bei der Beschaffung von Holz,
tichwort: FSC-Siegel.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Ich glaube, dass wir auf diesen Feldern wesentlich
esser werden können. Aber – Herr Präsident, ich
omme zum Schluss – von zentraler Bedeutung ist na-
ürlich das Schildchen, auf das die Leute im Wesentli-
hen schauen, wenn sie einkaufen, nämlich das Preis-
childchen. Daran geht kein Weg vorbei. Deswegen ist
ür uns nach wie vor ein ganz wichtiges politisches Ziel:
ie Preise müssen die ökologische Wahrheit sagen. Wir
rauchen in der Finanzpolitik Anreize für nachhaltiges
erhalten.
Für uns als rot-grüne Koalition ist Verbraucherschutz

ine zentrale Querschnittsaufgabe. Wir werden beharrlich






(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske

daran weiterarbeiten und zeigen, dass Verbraucherschutz
im Wesentlichen eine Chance ist und keine Bürde.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504603500

Ich erteile das Wort Kollegin Uda Heller, CDU/CSU-

Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Uda Heller (CDU):
Rede ID: ID1504603600

Sehr verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Eines ist im
Verlaufe dieser Debatte deutlich geworden: Offensicht-
lich sind sich alle Parteien hinsichtlich der Notwendig-
keit einer verbesserten Verbraucherinformation grund-
sätzlich einig.


(Zuruf von der CDU/CSU: Jawoll!)

Verbraucherschutz ist ein wichtiges Politikfeld; denn
hier geht es um das Wohlergehen und die Gesundheit un-
serer Bürger.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Fakt ist: Mit jedem Skandal und mit jeder Krise wird
der Verbraucher sensibler. Das Interesse an umfassender
Information wird größer und die Forderung nach wirksa-
men Kontrollmechanismen lauter. Von einer Novelle des
Verbraucherschutzgesetzes soll nach der Vorstellung der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion deshalb der Verbraucher
profitieren, ohne dass auf der anderen Seite neuer Büro-
kratismus in Unternehmen oder in Verwaltungen ausge-
löst wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Unangemessene Mehrkosten für Hersteller und Händ-
ler sind nicht vertretbar. Kleine und mittlere Unterneh-
men dürfen nicht durch Informationspflichten und mög-
liche Regressansprüche in ihrer Existenz bedroht
werden. Ich denke, das ist eine ganz wichtige Aussage.

Meine Damen und Herren, nach Auffassung der
Unionspolitiker besteht Reformbedarf, insbesondere bei
der Lebensmittelkennzeichnung, sowohl in Deutsch-
land als auch auf EU-Ebene. Richtig ist deshalb der An-
satz, einen Schwerpunkt der Verbraucherpolitik im
Bereich „Ernährung und Gesundheit“ zu setzen, insbe-
sondere auch vor dem Hintergrund, dass die ernährungs-
bedingten chronischen Krankheiten zunehmen und
ungünstige Ernährungsgewohnheiten sich verfestigen. In
Anbetracht der derzeit völlig unüberschaubaren Rege-
lungsvielfalt hinsichtlich der Etikettierung von Produk-
ten ist es höchste Zeit, die für den Verbraucher relevan-
ten Informationen herauszustellen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Gudrun Kopp [FDP])


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(C (D Die Verbesserung der gemeinschaftsrechtlichen Vorchriften über Nährwertkennzeichnung von Lebensmiteln mit klaren, verständlichen Angaben – zum Beispiel it Angaben über Fett – kann den Verbraucherinnen und erbrauchern die Lebensmittelauswahl erleichtern. (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Kann ich manchmal auch drauf verzichten!)


iele dieser Primärinformationen gerade auf Lebens-
ittelverpackungen sind derzeit leider für den Durch-
chnittsbürger nur schwer verständlich. Warum ist bei-
pielsweise von Sodium die Rede, wenn Salz gemeint
t?


(Beifall bei der CDU/CSU)

er oft verwendete Begriff „probiotisch“ ist vielen Bür-
ern unbekannt. Auch komplizierte nummerische Anga-
en sind für viele Verbraucher unverständlich. Die An-
aben beziehen sich meistens auf 100 Gramm, was einen
ergleich ermöglicht. Aber tückisch ist es, wenn das
rodukt leichter oder schwerer ist. Produkte für den
eutschen Markt sollten deutsche Bezeichnungen tragen.
ch denke, das ist eine wichtige Forderung.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Im Grundsatz gilt: Fachbegriffe haben sich an den

erständnismöglichkeiten der Verbraucher zu orientie-
en. Je klarer und verständlicher die Kennzeichnung,
mso leichter kann der Verbraucher eine Lebensmittel-
uswahl und damit eine eigenverantwortliche Entschei-
ung treffen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Gudrun Kopp [FDP])


Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Neuregelung
er Lebensmittelkennzeichnung ist der Gedanke, dass
ie Verbraucher nicht möglichst viele, sondern mög-
ichst verwertbare Informationen erhalten sollen. Umfra-
en haben gezeigt, dass die Mehrzahl der Verbraucher
on einem Produkt lediglich erwartet – das wurde vorhin
chon gesagt –, dass es gut und billig ist. Die wenigsten
erbraucher lesen das Kleingedruckte auf der Verpa-
kung. Somit ist es sinnvoll, die Kennzeichnung über die
roduktinhaltsstoffe auf wenige wesentliche Informatio-
en zu begrenzen.
Zu den wesentlichen Informationen sollte jedoch ne-

en der Kennzeichnung von Alkohol, Koffein und Chinin
uf jeden Fall die klare Ausweisung vorhandener allerge-
er Stoffe wie zum Beispiel Milcheiweiß gehören. Es ist
ehr zu begrüßen, dass in Zukunft nach Plänen der Euro-
äischen Kommission eine deutliche Verbesserung bei
er Kennzeichnung von Allergenen in Lebensmitteln
nd alkoholischen Getränken erfolgt. Bisher sind zwar
iele Hersteller dem Informationsbedürfnis der Verbrau-
her freiwillig nachgekommen. Aber gerade für diejeni-
en Verbraucher, die unter Allergien oder bestimmten ge-
undheitsbeeinträchtigenden Unverträglichkeiten leiden,
ind diese Informationen von entscheidender Bedeutung.
ach Angaben der Allergieverbände steigt der Anteil der
evölkerung mit Lebensmittelallergien ständig an.
Prozent der Kinder und 3 Prozent der Erwachsenen
ind EU-weit davon betroffen. Deshalb sind Allergiker






(A) )



(B) )


Uda Heller

auf eine noch umfassendere und genauere Kennzeich-
nung der Inhaltsstoffe als bisher angewiesen.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Steht doch alles drauf!)


– Dann ist es gut. – Die EU-weite Lebensmittelkenn-
zeichnung von Allergenen wird voraussichtlich ab 2004
verpflichtend sein, wie es bereits bei gentechnisch ver-
änderten Organismen oder Zusätzen wie Farbstoffen ge-
handhabt wird.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Ein großes Problem bei der Novellierung der EU-Eti-

kettierungsrichtlinie für Lebensmittel stellen die tech-
nischen Hilfsstoffe dar, die bei der Produktion benutzt
werden, aber im Endprodukt oft nicht mehr vorhanden
sind. Wir vertreten die Position, dass, wenn keine aller-
gieauslösenden technischen Hilfsstoffe im Endprodukt
verbleiben, von Warnhinweisen abzusehen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich bin der Ansicht, dass nur das auf dem Etikett ver-
merkt werden kann, was tatsächlich im Produkt enthal-
ten ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Der Unionsantrag fordert weiterhin eine Verbesse-

rung der geographischen Herkunftsbezeichnungen
bei rohen und verarbeiteten Produkten, insbesondere tie-
rischer Herkunft. Bei verarbeiteten Produkten soll die
Herkunftsangabe lediglich auf die wesentlichen Angaben
beschränkt werden. Die Forderungen nach Herkunftsbe-
zeichnung und nach Rückverfolgbarkeit sind jedoch aus-
einander zu halten, denn die Herkunftsbezeichnung macht
den Produktionsweg für den Verbraucher nicht transpa-
renter. Der Verarbeitungsort kann beispielsweise auf-
grund traditioneller Rezepturen und handwerklicher Fä-
higkeiten für das Produkt wertgebend sein. Das
europäische Schutzsystem von geographischen Angaben
und Ursprungsbezeichnungen beruht derzeit auf Freiwil-
ligkeit.

Grundsätzlich wichtig für den Verbraucher ist aber
auch die Nachvollziehbarkeit, die Transparenz des Pro-
duktionsweges. Am Beispiel der Nitrofuran-Funde im
Geflügelfleisch im vergangenen Sommer wird deutlich,
dass dringend eine EU-einheitliche Kennzeichnungs-
pflicht erforderlich ist. Der Nitrofuran-Skandal zeigt:
Die bestehende Kennzeichnungspflicht muss dahin ge-
hend modifiziert werden, dass der Verbraucher ganz klar
zurückverfolgen kann, wo die Aufzucht und die Mast
des Tieres erfolgten.

Es stellt sich die Frage, wie nun trotz der bestehenden
Gesetzgebung und trotz der EU-weiten obligatorischen
Kontrollen aller Geflügelfleischtransporte das nitrofu-
ranbelastete Geflügel nach Deutschland gelangt ist. Die
Untersuchung durch die amtlichen Behörden ergab, dass
ausschließlich Ware aus Nicht-EU-Staaten mit Nitrofu-
ran belastet war. Die entsprechende EU-Verordnung zur
Kennzeichnungspflicht von Geflügelfleisch bezieht sich
nur auf Geflügelfleisch, das in unverarbeitetem Zustand
aus Drittländern in die EU eingeführt wird. Dies bedeu-

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(C (D et, dass das Herkunftsland des Fleisches auf der Verpakung nicht mehr ausgewiesen wird, sobald eine Weitererarbeitung wie Salzen, Würzen oder Panieren orgenommen wird. Hier gilt es, die Gesetzeslücke in er EU-Richtlinie zu schließen. ir wollen wissen, ob das Geflügelfleisch aus Brasilien, hailand oder Deutschland kommt. Politischen Handlungsbedarf sehe ich auch hinsicht ich der personellen und finanziellen Ausstattung der ehörde zur Lebensmittelüberwachung. In einer Tikermeldung vom 4. April 2003 forderten die Lebensittelkontrolleure in Deutschland 2 500 neue Mitarbeier, um den von Politik und Verbrauchern geforderten chutz gewährleisten zu können. Wie vorhin schon erähnt, können derzeit im Bundesdurchschnitt nur etwa 0 bis 50 Prozent aller Betriebe regelmäßig überwacht erden. Meine Damen und Herren, wir möchten das Urteils ermögen der Verbraucher stärken, denn nur ein mündier Verbraucher kann unser Ziel sein. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Albert Deß [CDU/CSU]: Eine gute erste Rede!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504603700

Frau Kollegin Heller, mir ist gesagt worden, dass das

hre erste Rede war. Deswegen gratuliere ich Ihnen im
amen des Hauses dazu.


(Beifall)

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Herta Däubler-
melin.

Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1504603800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir begrüßen den Aktionsplan und die Aktivitäten von
rau Ministerin Künast, wir begrüßen den Beschluss der
undesregierung und wir halten den Antrag der Koali-
ion, der ja noch weit darüber hinaus geht, für absolut
ichtig.
Lassen Sie mich noch hinzufügen: Die Anträge der
ppositionsfraktionen sind sehr unterschiedlich. Der
ntrag der CDU/CSU beschränkt sich leider auf einen
leinen Teilbereich. Verehrte Kollegin Heller, es wird Ih-
en beim Reden wahrscheinlich aufgefallen sein, dass
ir manches von dem, was Sie inhaltlich gesagt haben,
enauso sehen wie Sie, auch wenn das Missverständnis
icht stehen bleiben soll, es handele sich bei Nitrofuran
m eine Frage der Verbraucherkennzeichnung. Nitrofu-
an ist – Gott sei Dank, und damit haben auch wir ein
isschen zu tun – überall verboten und so soll es ja auch
ein.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Wir haben gesagt, das solle gekennzeichnet werden!)







(A) )



(B) )


Dr. Herta Däubler-Gmelin

Meine Damen und Herren, wir betreiben Verbrau-

cherpolitik nach der vorgetragenen Leitlinie vor dem
Hintergrund einer ziemlich langen und guten sozialde-
mokratischen Tradition. Diese Tradition hat auch das Ju-
biläum „50 Jahre Bundeszentrale Verbraucherschutz“
gezeigt. Da war unsere Verbraucherschutzpolitik der
70er-Jahre natürlich Gegenstand des Lobes; dies wurde
heute schon im Einzelnen auf unterschiedliche Weise
ausgeführt. Damals wurde die Verbraucherberatung
durchgesetzt. Das war, wenn wir uns daran erinnern,
nicht immer ganz streitfrei.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das kennen nur wir Älteren!)


Die entsprechende Forschung und die Verbraucherinfor-
mation haben wir auch damals in ihren Grundlagen fest-
gelegt.

Lassen Sie mich hinzufügen: Zwischen 1982 und
1998 war in der Verbraucherpolitik nicht viel los; aber
vorher haben wir so vernünftige Gesetze wie das Abzah-
lungsgesetz oder ein Gesetz bezüglich der Allgemeinen Ge-
schäftsbedingungen beschlossen, damals, Frau Kopp – las-
sen Sie mich das sagen –, sogar mit der FDP. Das war
schwierig, aber es ging. Das sollte wieder so werden.

Ab 1998 haben wir die Schuldrechtsmodernisierung
oder auch das Schadenersatzänderungsgesetz – all das
sind Regelungen, deren Wert und Bedeutung sogar von
Ihnen zunehmend anerkannt werden – durchgesetzt.

Übrigens: Einzelne Bereiche, in denen wir gut waren,
müssen natürlich ergänzt werden. Wir teilen die Auffas-
sung von Frau Ministerin Künast, dass zum Beispiel IT-
und soziale Dienstleistungen immer wichtiger werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ursula Heinen [CDU/CSU]: Aber Sie müssen auch etwas tun!)


– Wir werden etwas tun.
Aber ein Orchester wird bekanntlich erst dann so

richtig gut, wenn nicht nur die einzelnen Instrumenten-
gruppen brillant spielen, sondern darüber hinaus auch
die Partitur sichtbar wird.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Ihr habt denen doch noch nicht einmal die Noten gegeben!)


Deswegen begrüßen wir die jetzige Verbraucherstrategie
und den Aktionsplan der Bundesregierung.

Lassen Sie mich vier wichtige Elemente herausgrei-
fen:

Zum Ersten ist es völlig klar, dass die Verbraucher
wissen und wissen können müssen, was sie eigentlich er-
werben. Das ist nicht nur eine Frage des Preises – darin
sind wir uns alle, so glaube ich, einig – oder der Be-
schaffenheit des Inhalts. Da geht es vielmehr auch um
die Bedingungen der Produktion und um ihre Auswir-
kungen und Folgen. Nur wenn das funktioniert, können
die Verbraucher, wie es ja alle beschwören, Partner in
der Wirtschaft sein.

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(C (D Zum Zweiten müssen die Verbraucher wählen und ählen können, was sie wollen. Nur dann funktioniert erbraucherpolitik als Marktsteuerung, die auch alle im unde führen. Zum Dritten muss sich der Verbraucher dann wehren önnen, wenn irgendetwas nicht klappt oder ihm etwas alsches versprochen wurde. Die Wirtschaft gibt in groen Teilen heute ja immer noch viel mehr Geld für Werung aus als für Verbraucherinformationen. Ein einzeler Verbraucher, der einer großen wirtschaftlichen acht gegenübersteht, muss sich gemeinsam mit ande en wehren können. Das heißt, hier wird, wie wir wissen, ie Verbandsklage relevant. Zum Vierten möchte ich das Prinzip der Nachhaltig eit erwähnen, das in der Verbraucherpolitik natürlich uch eine große Rolle spielt. Wir alle wissen, dass dieses ort einen gewissen Modecharakter hat. Aber es bedeu et etwas ungeheuer Wichtiges: Zum einen tragen wir dies wollen wir auch – die Zukunftsverantwortung für ie nachfolgenden Generationen. Zum anderen bechreibt das Wort „Nachhaltigkeit“ das Ziel, dass wir ein ntaktes Gefüge erhalten wollen, und zwar ein ökoloisch und ökonomisch intaktes Gefüge und vor allen ingen eine soziale, lebenswerte Gesellschaft. Wenn ich hier „erhalten“ sage, dann meine ich dies urchaus in einem doppelten Sinn: Da, wo wir es haben, öchten wir es bewahren. Da, wo wir es noch nicht haen, möchten wir es bekommen. Das ist der Sinn dieses ichtigen gesellschaftlichen Leitbildes. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Aufgabe der Verbraucherpolitik wird es sein – da-
über werden wir in den nächsten Monaten streiten –,
iese Prinzipien in konkrete Entscheidungen umzuwan-
eln. Denn jeder weiß, dass dies Abwägungen zwischen
anz wichtigen einzelnen Interessen mit sich bringt.
ies werden nicht nur ökologische Interessen sein, son-
ern auch Wirtschaftsinteressen, denen sich manche hier
a ganz besonders verpflichtet fühlen, und auch Interes-
en des sozialen Gefüges, für die wir uns besonders ver-
ntwortlich fühlen. Das verlangt klare Entscheidungen.
Lassen Sie mich deutlich sagen: Hier wird es darum

ehen, dass man sich klar zur Sache äußert; ich erhoffe
as auch von der Opposition. Was verlangen wir denn
om mündigen Verbraucher, den wir alle wollen? Ver-
angen wir von ihm, dass er sich sozusagen als Mara-
honläufer in der Informationsbeschaffung betätigt – das
äre das Stichwort „Wissen“ – oder dass er – das wäre
as Stichwort „Wehren“ – das volle Haftungsrisiko
rägt? Bedeutet das, dass wir Nachhaltigkeit – das wäre
as Stichwort „Wahlfreiheit“ – zu einem individualisti-
chen und moralischen Prinzip des Verbraucherverhal-
ens degradieren? Das kann es doch wohl nicht sein. Wir
ind der Auffassung, dass „wissen können“ bedeuten
uss, dass die Wirtschaft Informationspflichten hat, an
ie rechtliche Haftungspflichten geknüpft sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Herta Däubler-Gmelin

Das Zerrbild vom überregulierten, verwalteten Verbrau-
cher und von der angeketteten Wirtschaft, das uns hier
vorgeführt wird, ist undifferenziert und falsch. Das hilft
uns überhaupt nicht weiter.

Nachhaltigkeit bedeutet, dass wir nicht allein an die
Verantwortung des Verbrauchers appellieren, sondern
dass die Wirtschaft in Form und Inhalt klaren Regelun-
gen unterliegt. Diese Regelungen müssen – hier möchte
ich das aufgreifen, was vielfach gesagt wurde – ver-
ständlich und einsichtig sein. Sie müssen auch das euro-
päische und globale Wettbewerbsgefüge berücksichti-
gen. Diese Regelungen sind aber erforderlich.

Das hat natürlich – lassen Sie mich das sehr deutlich
sagen – Auswirkungen auf die Wirtschaftsstruktur.
Das betrifft auch die Frage, ob die Erzeuger und der
Handel immer stärker konzentriert werden oder ob – was
wir wollen – auch die Märkte für die kleinen Erzeuger
und Handelsunternehmen erhalten bleiben.

Unsere Vorhaben sind sehr differenziert. Das hat sich
schon in der letzten Legislaturperiode – Stichwort:
Schuldrechtsmodernisierung als Verbraucherbibel – ge-
zeigt. Bei der Änderung des Schadensersatzrechts ging
es unter anderem darum, dass ein Verbraucher, der Arz-
neimittel braucht, die erforderlichen Informationen be-
kommt, um sich im Zweifelsfall wehren zu können. In
diesem Zusammenhang bedarf es einer Beweislastum-
kehr. Das alles haben wir in vernünftiger und richtiger
Weise gegeneinander abgewogen und dann geregelt.

Soziale Dienstleistungen: Die Frauen und Männer,
die soziale Dienstleistungen in Anspruch nehmen wol-
len, müssen genau wissen, was auf sie zukommt. Bei der
Art der Ausgestaltung der Verpflichtungen darf nicht
vergessen werden, dass die Frage der Menschlichkeit
und der Transparenz eine große Rolle spielen muss.


(Beifall bei der SPD)

Ich greife als nächstes Thema die 0190er-Nummern

auf. Ich bin der Meinung, dass jemand, der Schmuddel-
nummern – sofern es welche sind – anruft, dafür auch
zahlen muss. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Leuten
aber, die unwissentlich oder nicht ganz wissentlich abge-
zockt werden, müssen wir helfen. Hier stellt sich die
Frage – das betrifft auch große Unternehmen – der Infor-
mationspflicht und der rechtlichen Verpflichtungen per
Gesetz.

Lassen Sie mich noch einen weiteren Bereich, die
genmodifizierten Nahrungsmittel, ansprechen. Der
Streit darüber wird weitergehen und das ist gut so. Wir
müssen wissen, was verantwortbar und was nicht verant-
wortbar ist. Klar muss aber sein, dass eine klare Kenn-
zeichnung erforderlich ist. Zudem brauchen wir zu-
nächst einmal auf europäischer Ebene eine klare
Haftungsregelung für den Fall, dass etwas versprochen
wird, das dann nicht eingehalten wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lebensmittel: Frau Heller, im Bereich der Ernährung
stimmen wir in vielen Punkten überein. Die Kennzeich-
nungspflichten und die Möglichkeit der Rückverfol-

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(C (D ung im industriellen und abpackenden Bereich sind ringend erforderlich. Das sagt Ihnen jede Mutter, die, eil sie ein allergiekrankes Kind hat, genau wissen uss, was in den Lebensmitteln enthalten ist. Die Art er Umsetzung der Kennzeichnungspflicht muss aber benso regionale Landwirtschaftsmärkte ermöglichen. ch nenne in diesem Zusammenhang mein Lieblingsbeipiel: Der lokale Bäcker mit seiner hervorragenden chwäbischen Apfeltorte muss seine Freude am Produieren und Verkaufen behalten; die Verbraucherinnen nd Verbraucher müssen aber auch die Chance haben, iese guten und gesunden regionalen Nahrungsmittel zu rwerben. Es gibt viele ähnliche Beispiele, auf die ich etzt nicht näher eingehen möchte. Ich möchte sehr deutlich sagen, dass wir die Orches rierung, die Richtlinie, begrüßen. Meine Damen und erren von der Opposition, wir werden Sie bei der Umetzung der einzelnen Punkte in jedem Fall fordern. Ein emeinsames Vorgehen ist das Beste, was wir im Rahen der Verbraucherpolitik in diesem Land tun können. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Uda Heller [CDU/CSU])



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504603900

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Henry Nitzsche.

Henry Nitzsche (Plos):
Rede ID: ID1504604000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wer

840 von Villingen nach Schwenningen reisen wollte,
rlebte zugleich eine Reise durch die Zeit. Im badischen
illingen galt die Karlsruher Ortszeit, im benachbarten
ürttembergischen Schwennigen wiederum die Stuttgar-
er. Die Uhr umstellen mussten ebenso Reisende in die
ahe Schweiz, weil sich die dortigen Uhren an der Ber-
er Landeszeit orientierten. Die Uhr wurde um vier Mi-
uten vorgestellt, während sie im Schwäbischen um drei
inuten nachging.
Diese buntscheckige Zeit störte nicht, solange der

erkehr zwischen den Orten so langsam war, dass die
eitliche Verschiebung darin gleichsam versickerte. Un-
er diesen Bedingungen war allerdings ein überregiona-
er Fahrplan unmöglich, da Abfahrts- und Ankunftszei-
en jeweils nur für den Ort galten, um dessen Lokalzeit
s sich handelte. Für die nächste Station mit ihrer eige-
en Zeit galt diese schon nicht mehr. Aber auf die Dauer
ing das nicht so weiter. Ein geregelter Verkehr erfor-
erte eine Vereinheitlichung der Zeit.
Dies geschah zunächst durch die Bahngesellschaften

nd dort auch nur für die Strecken, die sie bedienten. Als
ie Gesellschaften mehr und mehr zu kooperieren be-
annen, wurde die Greenwich-Zeit als verbindliche Ei-
enbahnstandardzeit eingeführt. Aber sie galt zunächst
ur für den Bahnverkehr; das heißt, die Standardzeit war
ur Fahrplanzeit.
Mit dem enger werdenden Streckennetz wurden die

okalzeiten unhaltbar. In Deutschland wurde die all-
emeine Zonenzeit ab 1. April 1893 durch kaiserliches






(A) )



(B) )


Henry Nitzsche

Gesetz eingeführt. Das war nicht nur die Geburtsstunde
der Einheitszeit, sondern auch die Geburtsstunde der
Pünktlichkeit. Es galt nicht mehr das Ungefähr, sondern
das Exakt der deutschen Bahnen. Somit ist die Pünkt-
lichkeit als der beste Verbraucherschutz im öffentli-
chen Personenverkehr entstanden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wie sind heute die Rechte des Kunden festgeschrie-

ben, wenn, wie so oft, der Zug nicht pünktlich kommt?
Nach bürgerlichem Recht ist der Beförderungsvertrag
ein Werksvertrag; denn der Fahrgast will nicht nur durch
die Gegend gefahren werden,


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Der will natürlich ans Ziel kommen!)


sondern sein Ziel auch erreichen. Daher hätte der Fahr-
gast den Fahrpreis erst nach ordnungsgemäßer Leistung
zu zahlen. Bei nicht ordnungsgemäßer Leistung hätte er
ein Recht auf Nacherfüllung, Minderung, Rücktritt und
Schadensersatz. Außerdem wäre der Fahrplan Grund-
lage des Vertrages, für dessen Einhaltung der Unterneh-
mer einzustehen hätte.

Doch bei der Deutschen Bahn ist alles anders: Der
Fahrgast hat den Fahrpreis vorher zu bezahlen. Verspä-
tungen oder Ausfall eines Zuges begründen keinen An-
spruch auf Entschädigung. Die Erstattung von Fahrgeld
ist ausgeschlossen, selbst dann, wenn die verspätete
Fahrt nunmehr sinnlos ist. Kurzum: Der Reisende ist
rechtlos, die Eisenbahn kann sich jede Art schlechter
Leistung sanktionslos erlauben. Spätestens seit der Pri-
vatisierung der Bahn 1994 ist dieses Sonderrecht jedoch
nicht mehr gerechtfertigt.

Die Verkehrsunternehmen, insbesondere die Bahn, le-
gen in ihren Bedingungen immer Wert darauf, dass ein
Beförderungsvertrag erst mit dem Betreten des Fahrzeu-
ges zustande kommt. Mit dem Kauf einer Fahrkarte er-
wirbt der Fahrgast ausschließlich das Recht mitzufahren,
falls zufällig ein Zug oder ein Bus vorbeikommen sollte.
Die Rechtslage lässt sich damit so beschreiben: Eine
Fahrkarte ist ein Lotterielos zur Teilnahme an einem Ge-
winnspiel: Kommt der Zug oder kommt er nicht?


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Insofern ergibt sich für unsere Fraktion schon seit
Jahren der Anspruch, die Rechte von Bahnkunden vor-
dringlich zu verbessern. Die Reform der Eisenbahnver-
kehrsordnung, wonach bei Ausfall, Verspätung und An-
schlussversäumnis Schadensersatz nur dann vorgesehen
ist, wenn die Reise nicht am selben Tag fortgesetzt wer-
den kann, hat keine echte Verbesserung des Verbraucher-
schutzes gebracht. Der noch immer geltende Haftungs-
ausschluss für Ansprüche des Verbrauchers auf
Schadensersatz wegen Verspätung – § 17 der Eisenbahn-
verkehrsordnung – sollte ersatzlos gestrichen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Beförderungsbedingungen sollten schleunigst von
öffentlich-rechtlichen in privatrechtliche Geschäftsbe-

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(C (D ingungen umgewandelt werden. Erst dann wird eine berprüfung nach dem Recht Allgemeiner Geschäftsbeingungen möglich. Frau Ministerin, da helfen auch eine Schlichtungsstellen, die Sie in Ihrer Regierungserlärung erwähnt haben. Unsere Fraktion fordert seit langem nicht nur die ein eitliche Geltung des Zivilrechtes statt der bestehenden emengelage von Sonderund Kulanzregelungen. Das esamte Preisgestaltungssystem gehört auf den Prüftand, so, wie die Verbraucherschutzbeauftragte meiner raktion, Ursula Heinen, nach der Anhörung im zustänigen Ausschuss am 5. Mai festgestellt hat. Gleichzeitig orderte sie schon damals die Deutsche Bahn AG zu ehr Klarheit auf und dazu, die Stornogebühr von 45 Euro zu senken oder ganz abzuschaffen. Aber was macht die Bundesregierung? Die Bundesre ierung mit Verkehrsminister Manfred Stolpe spricht om „Vergaloppieren der Bahn“, lässt zwei Vorstände euern und bestätigt Herrn Mehdorn für weitere fünf ahre im Amt. Ein Gutes hat das aber auch: Somit ist tzt wenigstens die Abfindungszeit von Herrn Mehdorn erechenbar. Sehr geehrte Damen und Herren, wir müssen wahr cheinlich wieder in die Vergangenheit schauen, um zu erstehen, was Rot-Grün mit Pünktlichkeit meint. Wie ir wissen, sollten ab 1839 Fahrpläne für die Eisenbahn ingeführt werden. Dies stieß aber schon damals bei den ahnen auf breite Ablehnung, weil sie befürchteten, dass ünktlichkeit somit zur Verpflichtung würde. Also beam der Dienst tuende Schaffner bei Abfahrt des Zuges ine Uhr ausgehändigt, welche er nach Rückkehr des uges wieder abzugeben hatte. Somit war der Zug imer pünktlich und kein Reisender konnte eine Verspäng geltend machen. Sehr geehrte Damen und Herren, Frau Präsidentin, ie CDU/CSU-Fraktion wird in Kürze einen Antrag eineichen, um die von mir aufgelisteten eklatanten Mängel Verbraucherschutz aller Verkehrsunternehmen klar ustellen und die richtigen Lösungen aufzuzeigen. Und Sie, Frau Landwirtschaftsministerin Künast, ehe ie hier weiter herumgackern: Misten Sie lieber einmal ichtig den Aktionsplan Verbraucherschutz aus! Danke. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nichts gegen Gackern! Das ist eine ehrenvolle Tätigkeit! Da legt man meistens ein Ei!)


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504604100

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Michael Müller.

Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1504604200

Herr Kollege Nitzsche, wenn man Schivelbusch zi-

iert, dann sollte man auch sagen, was er auch schreibt.
a geht es um die Schwierigkeit, Zeit in einer Phase zu






(A) )



(B) )


Michael Müller (Düsseldorf)


bemessen, wo der Computer die Zeit bestimmt, und da-
rum, welche neuen Probleme und Fragestellungen ent-
stehen. Er hat die Strukturierung der Zeit in der Entwick-
lung von Tag und Nacht, der Jahreszeiten bis zur
Koordinierung der Zeit für die Bahnfahrpläne historisch
beschrieben, hat aber auch gesagt, dass wir heute in einer
völlig neuen Zeit leben, wo genau diese Strukturierung
aufgrund der rund um die Welt immer mehr durch den
Computer gleichgeschalteten Zeit nicht mehr funktio-
niert. Auch das hätten Sie eigentlich erwähnen müssen,
wenn Sie sich schon mit fremden Federn schmücken.
Diese Anmerkung möchte ich doch machen; auch andere
lesen nämlich.

Meine Damen und Herren, worum es in der Verbrau-
cherpolitik geht, hat Ludwig Erhard schon 1956 defi-
niert. Das ist eine andere Position, als ich sie hier zum
Teil von der Opposition gehört habe. Er hat nämlich de-
finiert, dass der Markt sich an der Stellung und dem
Wohlergehen des Verbrauchers messen lassen müsse.
Heute hat man bei vielen Beiträgen den Eindruck, als sei
der Markt und nicht das Wohlergehen des Verbrauchers
das Ziel. Bei Ludwig Erhard war es genau umgekehrt.

Auf diese Sichtweise wollen wir mit unseren verbrau-
cherpolitischen Zielen zurückkommen. Wir wollen klar
machen, dass Wirtschaftspolitik einem Ziel dienen muss,
nämlich der Steigerung der Lebensqualität, also der Stel-
lung des Verbrauchers und seinem Wohlbefinden. Vor al-
lem muss der Mensch – was wir mit dem Stichwort
„Nachhaltigkeit“ benennen – auch in Zukunft gut leben
können. Das ist der Kern einer modernen Verbraucher-
politik. Genau daran wollen wir anknüpfen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, 1953 haben sich die Ver-
braucherverbände in der Arbeitsgemeinschaft der Ver-
braucherverbände zusammengefunden. Das ist Anlass,
diesen Verbänden bei dieser Gelegenheit für ihre Arbeit
zu danken. Sie gehören zur Zivilgesellschaft. Sie leisten
wertvolle Arbeit. Wir haben allen Grund, dafür dankbar
zu sein, was sie für ein gutes Stück Wirtschafts- und Le-
bensqualität in unserem Land leisten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben eine Phase gehabt, in der sehr viel für die
Verbraucherpolitik getan wurde; das waren die 70er-
Jahre. Das ging bis Anfang der 80er-Jahre. Ich erinnere
an den Kongress der AgV „Qualitatives Wachstum –
qualitativer Konsum“ 1983, der so eine Art Endpunkt
dieser Phase war.

Heute befinden wir uns in einer neuen Phase. Wir ha-
ben 1998 wieder angefangen, mehr Verbraucherpolitik
zu machen. Es ist leider lange auf diesem Feld wenig ge-
schehen, was wir sehr bedauern.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Das stimmt überhaupt nicht!)


– Doch, das stimmt. Sehen Sie sich einmal eine Über-
sicht über die Aktivitäten in diesem Bereich an. Das ist
auch im Bundestag wunderbar dokumentiert worden. Sie

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(C (D ehen, dass die Zahl der Initiativen in den 80er-Jahren ramatisch nach unten gegangen ist und dass auch in den 0er-Jahren relativ wenig geschehen ist. Das wollen wir ändern, und zwar aus zwei Gründen. er erste Grund: Der Schutz der Verbraucherinnen und erbraucher bekommt vor dem Hintergrund der zunehenden Europäisierung und Globalisierung einen höheen Stellenwert. Einhergehend mit der Globalisierung erden die Märkte anonymer, die Märkte werden sehr iel stärker monopolisiert, große Konzerne haben eine och höhere Macht. Es muss uns also darum gehen, den chutz der Verbraucher zu erhöhen, und zwar vor dem intergrund der Globalisierung und Europäisierung, ber auch, weil es neue Entwicklungen und Techniken ibt, die uns vor neue Herausforderungen stellen. Ich enne nur Finanzdienstleistungen, Telekommunikation nd alles, was damit zusammenhängt. Der erste Grundedanke ist also, dass wir die Verbraucherin und den erbraucher wesentlich besser schützen müssen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der zweite Grund geht über den reinen Schutz des
erbrauchers hinaus. Wir müssen vom Schutz des Ver-
rauchers zu einer aktiven Verbraucherpolitik kommen.
as ist mehr; denn vor dem Hintergrund, dass die Gren-
en des Nationalstaats immer deutlicher werden und
ass die Globalisierung eine ungleiche Konkurrenz mög-
ich macht, wissen wir, dass gerade in der Stärkung des
erbrauchers die Chance liegt, Innovationen durchzuset-
en und neue Allianzen zu schmieden. Dies kann dazu
eitragen, zum Beispiel die ökologische Modernisierung
der eine qualitativ bessere Landwirtschaft durchzuset-
en. Wir werden beispielsweise die Stärkung unserer
andwirtschaft nur über die Qualität der Produkte errei-
hen. Aber wir benötigen auch Verbraucher, die bereit
ind, Produkte in einer solchen Qualität abzunehmen.
afür brauchen wir eine aktive Verbraucherpolitik.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as ist mehr als reiner Verbraucherschutz.

(Albert Deß [CDU/CSU]: Warum gehen die Preise dann in den Keller?)

Wir dürfen heute also nicht nur den Schutz vor Augen

aben; es muss uns auch darum gehen, aktive Verbrau-
her zu stärken, die nicht nur an den kurzfristigen Preis
enken, sondern die vor allem – das ist ganz wichtig –
ie Kosten insgesamt bewerten können. Das ist sehr viel
ehr. Sie müssen wissen, was kostengünstig ist. Das
ird nicht nur durch den Preis bestimmt; sie müssen
ine qualitative Bewertung des Ganzen vornehmen. Ge-
au das wollen wir erreichen. Deshalb ist es durchaus
in richtiger Gedanke, dass Verbraucherschutz Teil unse-
es Bildungssystems werden muss. Wer bewusste Ver-
raucher will, muss dieses Ziel auch in der Bildungspoli-
ik verankern. Das Ziel ist richtig. Zur Aufklärung gehört
ie Vermittlung von sehr viel Bildung, damit die Ver-
raucher die Informationen auch verarbeiten können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Michael Müller (Düsseldorf)


In diesem Sinne leisten wir mit Verbraucherpolitik

Beiträge für eine produktive und innovative Wirtschaft.
Insofern ist sie auch ein Beitrag zur Stärkung unserer
Wirtschaft, gerade unter den Bedingungen der Globali-
sierung. Diesen Gedanken wollen wir in den nächsten
Jahren, vor allem aber in dieser Legislaturperiode, ver-
tiefen und ausbauen. Wir wollen deutlich machen, dass
er Teil einer modernen Wirtschaftspolitik ist. Man darf
in einer modernen Wirtschaftspolitik nicht nur die An-
bieterseite sehen, sondern muss auch die Nachfrageseite
berücksichtigen. Diese muss gestärkt werden, nicht nur
im Sinne von Kaufkraft, sondern auch im Sinne der be-
wussten Entscheidung, des bewussten Verbrauchs.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Hier wurde schon eine Reihe von sehr wichtigen Prin-
zipien der Verbraucherpolitik genannt. Ich will die aus
unserer Sicht vier wichtigsten Prinzipien zusammenfas-
sen.

Erstens. Moderne Verbraucherpolitik bedeutet in ers-
ter Linie die Übernahme des Prinzips Verantwortung,
und zwar auf beiden Seiten: bei den Herstellern, aber
auch bei den Händlern. Vor dem Hintergrund der Globa-
lisierung kommt bei unüberschaubaren Handelswegen
auch dem Händler mehr Verantwortung zu. Auch das
muss man sehen. Das bedeutet aber auch Stärkung der
Eigenverantwortung.

Der zweite wesentliche Punkt ist – das hat der Kol-
lege Loske bereits ausgeführt – das Prinzip der Vorsorge.
Dazu zählt vor allem die Internalisierung von Kostenef-
fekten. Wir müssen die Externalisierung stoppen.

Das dritte Grundprinzip einer modernen Verbraucher-
politik ist die Wahlfreiheit. Märkte funktionieren nur,
wenn man auswählen kann. Es muss mehr Wettbewerb
nicht nur formal, sondern auch in den tatsächlich beste-
henden Alternativen organisiert werden.

Der vierte Punkt ist das Partnerprinzip. Wir werden
bestimmte Innovationen nur hinbekommen, wenn sie
auch von der Nachfrageseite bewusst gefördert werden.
Hier gibt es sogar eine Chance für unsere Wirtschaft.
Diese wollen wir nutzen.

Lassen Sie mich Folgendes abschließend sagen: Wir
diskutieren nicht nur über den Verbraucherschutz, son-
dern auch über eine neue Qualität der Wirtschaftspolitik,
die einen bewussten Verbraucher benötigt. Genau dafür
setzen wir uns ein. Wir betreiben damit eine Politik für
mehr Freiheit und Verantwortung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504604300

Ich schließe die Aussprache.
Der Entschließungsantrag der Fraktionen der SPD und

des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 15/1007
soll zur federführenden Beratung an den Ausschuss für
Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft und
zur Mitberatung an den Rechtsausschuss, die Aus-

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(C (D chüsse für Wirtschaft und Arbeit, für Familie, Senioren, rauen und Jugend, für Gesundheit und Soziale Sicheung, für Verkehr, Bauund Wohnungswesen, für Umelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, für Bildung, orschung und Technikfolgenabschätzung sowie an den usschuss für die Angelegenheiten der Europäischen nion, also an fast alle Ausschüsse, überwiesen werden. ie Vorlagen auf den Drucksachen 15/959, 15/927 und 5/1001 sollen an die in der Tagesordnung aufgeführten usschüsse überwiesen werden. Sind Sie damit einvertanden? – Das ist der Fall. Dann sind die Überweisunen so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 4 a bis 4 d sowie usatzpunkt 3 der Tagesordnung auf: 4 a)


Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, Dr. Klaus
W. Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der CDU/CSU
Bundesverkehrswegeplan und die darauf ba-
sierenden Ausbaugesetze noch vor der Som-
merpause vorlegen
– Drucksache 15/928 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Finanzausschuss
Haushaltsausschuss

b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrach-
ten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung
des Verkehrswegeplanungsbeschleunigungs-
gesetzes
– Drucksache 15/777 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Horst
Friedrich (Bayreuth), Rainer Brüderle, Jörg van
Essen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP
Einsetzung einer Kommission der Bundes-
regierung zur Fortsetzung der Bahnreform
– Drucksache 15/66 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Renate

(Hamburg)

der CDU/CSU
Interessen des deutschen Verkehrsgewerbes
wirksam erhalten und sichern – Chancen zur






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Förderung des deutschen Transportgewerbes
national und international ergreifen
– Drucksache 15/926 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

ZP 3 Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD,
der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN
Mauteinführung in Deutschland am 31. Au-
gust 2003 und Harmonisierung der Wettbe-
werbsbedingungen
– Drucksache 15/1023 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Wi-
derspruch gibt es nicht. Dann ist auch so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst
der Abgeordnete Dr. Klaus Lippold.


Dr. Klaus W. Lippold (CDU):
Rede ID: ID1504604400

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Für die Union
ist es wichtig, mit dieser Debatte deutlich zu machen,
dass die Verkehrs- und Infrastrukturpolitik in der Bun-
desrepublik Deutschland einen anderen, neuen und bes-
seren Stellenwert erhalten muss, als sie ihn unter dieser
Regierung hat.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es! Genau!)


Herr Stolpe, die bisherigen Ansätze sind unzureichend;
wir haben das früher schon gerügt. Ich werde das heute
noch an einer ganzen Reihe von Positionen begründen.

Wir sind der festen Überzeugung, dass das steigende
Mobilitätserfordernis in unserem Land, das mitten im
Herzen Europas liegt, anders angegangen werden muss,
als Sie das bislang getan haben. Es gibt keine durch-
dachte, konsistente und in sich geschlossene Verkehrs-
wegeplanung. Der Bundesverkehrswegeplan ist viel zu
lange hinausgezögert worden. Er wurde noch nicht voll-
ständig vorgelegt und er ist in diesem Hause noch nicht
debattier-, diskussions- und beratungsfähig. Wir fordern
von Ihnen, dass wir die notwendigen Daten für den Bun-
desverkehrswegeplan und seine Vorlage noch vor Be-
ginn der Sommerpause erhalten. Es kann nicht so weiter-
gehen, dass so langsam gearbeitet wird und so viel Zeit
verspielt wird.

Wir stellen fest, dass der Standort Deutschland ins-
besondere auch durch das Versagen dieser Regierung in
der Arbeitsmarktpolitik, der Arbeitsplatzpolitik und der
Gesundheitspolitik – ich könnte jetzt noch vieles aufzäh-
len – gefährdet ist.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Überall eigentlich!)


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(C (D ir sollten wenigstens jetzt dafür sorgen, dass die Dinge n der Infrastrukturpolitik besser und beschleunigter vorngehen. Herr Minister, dabei geht es uns nicht nur um die traße, sondern auch um die Schiene. Gerade die Disussionen in den letzten Tagen haben sehr deutlich geacht, dass Rot-Grün bei der Führung der Bahn, die an über den Aufsichtsrat sicherstellen kann, versagt at. ie Bauernopfer, die im Vorstand jetzt gemacht wurden, ind längst nicht hinreichend. Man hat nur den einen der anderen hinauskomplimentiert, an der Letztverantortung hat sich aber nichts geändert. Das muss hier och einmal ganz deutlich unterstrichen werden. Meine sehr geehrten Damen und Herren, das, was ier gerade noch einmal zur Bahn und zum Verbraucherchutz gesagt worden ist, hat deutlich gemacht, was alles och ansteht. Ich glaube, dass insbesondere die Bahnreorm, die von der früheren Regierung auf den Weg geracht worden ist, zu Unrecht steckengeblieben ist, weil o die notwendigen Fortschritte nicht erreicht werden önnen. as ist auch der Grund, weshalb wir dem Antrag der DP auf Einsetzung einer Regierungskommission zur ortsetzung der Bahnreform heute zustimmen. Wir halen das für absolut erforderlich. Die Bahnreform muss ortgesetzt werden. Was sich jetzt abzeichnet, ist ein eg in die falsche Richtung. ir brauchen die Beschleunigung der Verkehrswegeplaung, die heute ebenso beraten wird. Die Bundesratsiniiative von Thüringen muss unterstützt werden. Die Zeien, in denen in Deutschland Infrastruktur realisiert wird, ind zu lang. Wofür andere Länder Jahre brauchen, brauhen wir Jahrzehnte. Insofern ist der Antrag des Landes hüringen, die Verkehrswegeplanung zu beschleunigen nd das Verkehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetz ortzuführen, genau richtig. Dieser Ansatz muss vollzoen werden. (Zuruf von der CDU/CSU: Es muss natürlich Geld da sein, damit man bauen kann!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sackgasse!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben jetzt die Diskussion über die Maut zum
bschluss gebracht. Ich will ganz deutlich sagen, dass
ir in der schlechten Vorlage einige Punkte haben ver-
essern können. Aus meiner Sicht ist es schade, dass all
ie Ziele, mit denen noch eine Verbesserung hätte er-
eicht werden können, nicht realisiert werden konnten.
ber es ist ein wesentlich besserer Ansatz als der, den
ie Bundesregierung eingebracht hat.
Lassen Sie mich insbesondere sagen, dass sich unsere
andschrift darin deutlich zeigt,


(Zuruf von der SPD: Ihr habt abgeschrieben!)







(A) )



(B) )


Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach)


dass wir in wesentlich besserer Form den Bedingungen
des deutschen Transportgewerbes Rechnung tragen
wollen. Der Harmonisierungsbetrag ist aufgestockt. Wir
sagen allerdings sehr deutlich, Herr Minister, dass wir
die Umsetzung der Regelungen zu diesem Harmonie-
rungsbetrag sehr kritisch begleiten werden, weil wir na-
türlich wissen, dass der Vollzug das eigentlich Entschei-
dende ist und die Erleichterungen für das Gewerbe
gewährt sein müssen und eine Absichtserklärung nicht
ausreicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Deshalb fordere ich Sie auf, die Verhandlungen in

Brüssel mit mehr Nachdruck als bislang fortzuführen. Es
wäre vielleicht ganz gut, wenn sie nicht nur auf der
Fachebene, sondern auch auf der Spitzenebene geführt
werden würden. Ich vermisse den nötigen Nachdruck bei
den Diskussionen in Brüssel. Ich würde Sie, Herr Stolpe,
dringend darum bitten, dieses jetzt zu ändern. Es ist
zwingend notwendig.

Bezüglich der Maut fordern wir weitere Positionen
von Ihnen ein. Ich nenne einen kleineren Punkt, der aber
für das Gewerbe nicht unwichtig ist. Ich bitte Sie drin-
gend, dafür zu sorgen, dass die On-Board-Units, die die
LKWs brauchen, in der nötigen Anzahl zur Verfügung
stehen.


(Zuruf von der CDU/CSU: 500 000 reichen nicht!)


Es kann nicht sein, dass mit der Einführung der Maut,
die wir mit Ihnen gemeinsam tragen wollen, alle mögli-
chen bürokratischen Schwierigkeiten gerade für kleinere
und mittlere Unternehmen verbunden sind. Das kann es
einfach nicht sein.


(Beifall bei der CDU/CSU – Siegfried Scheffler [SPD]: Sie kennen die aktuellen Zahlen offensichtlich nicht!)


– Ich kenne die aktuellen Zahlen, aber ich kenne auch
die aktuellen LKW-Zahlen, Herr Kollege. Wichtig ist,
dass sich die Zahlen decken. Die bislang vorliegenden
Zahlen decken sich nicht. Wir werden mit Schwierigkei-
ten und Hemmnissen gerade für die kleinen und mittle-
ren Unternehmen rechnen müssen.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist sehr vornehm umschrieben!)


Wir wollen das beseitigen. Das kann so nicht bleiben.
Es gibt einen weiteren Punkt, bei dem Sie, Herr Mi-

nister, gefordert sind. Wir haben uns darauf verständigt,
die Einnahmen aus der Maut bindend für Infrastrukturin-
vestitionen zu verwenden. Das ist als On-Top-Bindung
gedacht. Das heißt, dass dafür an anderer Stelle keine
Mittel gekürzt werden dürfen. Sie selbst haben gesagt,
wenn ich das in den Zeitungen richtig gelesen habe, dass
mit einem Wachstum der Verkehrsinvestitionen dennoch
noch nicht zu rechnen sei und Herr Eichel angesichts der
angespannten allgemeinen Haushaltslage Kürzungen
vornehmen werde. So war das von Herrn Pällmann nicht
gedacht. Wir wollten im Wesentlichen mehr Straßenin-

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(C (D rastruktur und wir wollten in begrenztem Umfang auch twas für die Schiene tun. Es war nicht daran gedacht, dem Gewerbe die Maut ufzuerlegen und trotzdem hinterher den gleichen Betrag ür die Straßeninfrastruktur zur Verfügung zu haben wie orher. Es darf kein Nullsummenspiel geben. Haushaltsittel in der Höhe der Mauteinnahmen zu kürzen wäre öllig verfehlt und würde unserem Anliegen nicht geecht. (Beifall bei der CDU/CSU – Reinhard Weis [Sten dal] [SPD]: 250 000 bis zum Sommer!)

as kann man in einer solchen Vereinbarung, Herr Mi-
ister Stolpe, nicht erzwingen. Ich möchte deutlich hin-
ufügen, dass, wenn diese Regierung es nicht kämpfe-
isch durchsetzt, das letzte Instrument, um zusätzliche
nvestitionen sicherzustellen, nur ein Regierungswechsel
ein könnte. Denn unser Konzept unterscheidet sich in
ieser Frage deutlich von Ihrem Vorhaben. Unser Kon-
ept ist zukunfts- und arbeitsmarktgerechter; es ist vor
llem in sich geschlossen und liegt bereits vor.
Deshalb fordere ich Sie auf, Herr Minister, in dieser

rage hart zu bleiben. Es geht nicht an, dass sich die Ge-
undheitsministerin mit völlig verfehlten Vorstellungen
egenüber Herrn Eichel durchsetzt, dass sich aber hier,
o die Vorgehensweise vernünftig ist, Herr Eichel Ihnen
egenüber durchsetzt. In dieser Frage sollten Sie sich
urchsetzen. Wir werden das auch einfordern.
Lassen Sie mich abschließend etwas zur Osterweite-

ung der Europäischen Union anmerken. Wir hatten Sie
chon einmal darauf hingewiesen, dass die von Ihnen
orgelegten Vorschläge unserer Meinung nach den Sach-
erhalt der EU-Osterweiterung – neue EU-Mitgliedslän-
er im Osten in Verbindung mit steigenden Verkehrsströ-
en – bislang nicht ausreichend berücksichtigt haben.
ch fordere dringend von Ihnen ein, dass die notwendi-
en Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur, die
ich gerade aus diesem Aspekt ergeben, mit eingeplant
nd auch umgesetzt werden.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504604500

Das Wort hat jetzt der Herr Verkehrsminister Manfred

tolpe.

(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Verkehr, Bau und Wohnungswesen!)

Das ist richtig: der Minister für Verkehr, Bau- und
ohnungswesen.
Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister für Ver-

ehr, Bau- und Wohnungswesen:
Das ist noch schlimmer, Frau Präsidentin.


(Heiterkeit)

Verehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

ch möchte zunächst zur Mauteinführung Stellung neh-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. h. c. Manfred Stolpe

men und dabei eines deutlich zum Ausdruck bringen:
Mit den Beschlüssen, die zunächst im Bundestag und
dann im Bundesrat anstehen, bzw. mit dem Beschluss,
den die Bundesregierung gestern gefasst hat, werden wir
sowohl zur Mauteinführung als auch zur Harmonisie-
rung der Wettbewerbsbedingungen drei wichtige ver-
kehrspolitische Ziele erreichen können.

Erstens erfolgt eine Weichenstellung zur Finanzie-
rung der Verkehrsinfrastruktur. Statt einer zeitbezogenen
Gebühr bei der Benutzung durch LKW führen wir eine
entfernungsabhängige Gebühr für Schwerlasttransporter
unter Berücksichtigung der starken Inanspruchnahme
der Autobahn, die solche Lasten bedeuten, ein. Bekannt-
lich beträgt die Belastung der Autobahn durch einen
Schwerlasttransport etwa das 60 000fache der Belastung
durch einen PKW.

Diese Weichenstellung bedeutet zugleich den massi-
ven Einstieg in die Nutzerfinanzierung der Verkehrs-
wege. Die Einnahmen stehen grundsätzlich für die Ver-
kehrsinfrastruktur zur Verfügung – das ist klar geregelt –,
und zwar überwiegend für den Straßenbau. Auch das ist
definitiv geregelt; in dieser Frage gibt es kein Wenn und
Aber.

Das System und die Technologie bieten zugleich aber
auch die Möglichkeit einer privaten Finanzierung durch
Betreibermodelle. Wir beginnen mit der Maut bzw. mit
der Erfassung und der Abrechnung von Gebühren, aber
wir haben damit zugleich die Möglichkeit eröffnet, in
anderen Bereichen private Finanzierung für die Ver-
kehrsinfrastruktur vorzusehen.

In dem dramatischen Wettlauf – der Kollege Lippold
hat das eben ausgeführt – zwischen dem wachsenden
Verkehrsaufkommen und den Maßnahmen, mit denen
wir Infrastruktur vorhalten, haben wir mit der Maut eine
zusätzliche Trumpfkarte in der Hand. Wir haben die
Chance, der Herausforderung begegnen zu können und
unserer Verpflichtung, Mobilität zu gewährleisten, auch
unter den Bedingungen der Osterweiterung der Europäi-
schen Union nachzukommen. Ich sehe das ähnlich wie
Sie und viele andere. Schätzungen zufolge ist im Laufe
der nächsten Jahren mit einer Zunahme des Verkehrsauf-
kommens um 65 Prozent zu rechnen. Rechnen wir lieber
mit 100 Prozent; dann kommen wir der Realität viel-
leicht etwas näher.

Jetzt können wir handeln und wir werden das in Zu-
sammenarbeit mit den Partnern hier im Hause und auch
in den Ländern tun.


(Beifall bei der SPD)

Die Mauteinführung wird auch die Möglichkeit bie-

ten, das hohe Investitionsniveau für die Verkehrsinfra-
struktur abzusichern. Sie wissen doch ebenso wie ich,
dass die Mittel für die notwendigen Investitionsmaßnah-
men seit 1998 einen kräftigen Auftrieb erfahren haben.
Zusätzlich sind in den letzten drei Jahren – diese Rege-
lung ist befristet – Mittel aufgrund des Zukunftsinvestiti-
onsprogramms aufgestockt worden. Wir werden weiter
sicherstellen, dass das, was erforderlich ist, finanziert
werden kann. Wir haben damit die Grundlagenfinanzie-
rung des Bundesverkehrswegeplans gewährleisten kön-

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(C (D en. Dazu ist ja heute schon einiges gesagt worden. Es ird sicherlich noch weitere Ausführungen dazu geben. ch möchte dazu nur so viel sagen: Ich arbeite seit genau ieben Monaten an diesem Projekt und hoffe, dass es ald entsprechende Beschlussfassungen geben wird. Wir aben ganz bewusst vorgesehen, dass ein Entwurf so rüh wie möglich vorgelegt wird; denn wir wollen das anze transparent machen. Wir erwarten geradezu Ihre inweise, auch die kritischen. Die entsprechenden Daen – ich habe mich vorhin noch einmal vergewissert – iegen übrigens vor. Sie können jetzt die Kosten-Nutzenechnungen für alle Projekte anfordern. ir werden die intensiven Gespräche mit Ihnen und mit en Vertretern der Länder gerne weiterführen. Debatten, ritik und Hinweise in der jetzigen Entwurfsphase sind eradezu erwünscht. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Mittlerweile!)


Mit der Maut – darauf sei hier aufmerksam gemacht – ge-
en wir auch ökonomische Anreize für eine verantwor-
ngsbewusstere Entscheidung über den Transport von
asten auf unseren Straßen, insbesondere auf den Auto-
ahnen. Durch die Maut wird sich mit Sicherheit die
ahl der Leerfahrten verringern. Auch die Ladefaktoren
erden erhöht. Ich gehe davon aus, dass auch die Ange-
ote des Schienentransportes und des kombinierten Ver-
ehrs ernsthafter geprüft werden als bisher.
Das zweite Ziel ist die Einführung der modernsten

echnologie zur Mauterhebung. Das satellitenge-
tützte Mauterfassungs- und -abrechnungssystem, das
ie Betriebsgesellschaft Toll Collect vorhält, wird es uns
rmöglichen, die Mauterhebung und Mauterfassung
hne Eingriff in den Verkehrsfluss durchzuführen. Darü-
er hinaus – das ist besonders wichtig – kann dieses
chnische System weiterentwickelt werden. Es wird uns
rmöglichen, auch andere Kommunikations- und Infor-
ationsleistungen zu erbringen. Das wird ganz beson-
ers bei der Verkehrsleittechnik eine Rolle spielen, die
in zusätzlicher Faktor ist, um das Verkehrsaufkommen
uf unseren Straßen zu bewältigen.
Unser drittes Ziel ist die Erhaltung der Wettbe-
erbsfähigkeit der deutschen Güterkraftverkehrsun-
ernehmen. Sie befinden sich momentan in einer sehr
chwierigen Zangensituation. Auf der einen Seite stehen
ie westeuropäischen Wettbewerber, die durch Subventi-
nen ihrer Heimatländer unterstützt werden. Diese Zu-
chüsse laufen zwar aus. Aber noch bestehen sie und
ind für einige Zeit ein Wettbewerbsvorteil, der zulasten
nserer Unternehmen genutzt wird. Auf der anderen
eite stehen die osteuropäischen Wettbewerber, die be-
anntlich zu Lohnbedingungen fahren, mit denen bei uns
iemand mithalten kann.
Fazit: Die Einführung einer Maut ohne eine angemes-

ene Harmonisierung – wir haben ja über die Höhe eine
eile gestritten; nun gibt es eine großzügigere Re-
elung – ist für das deutsche Gewerbe nicht verantwort-
ar. Dazu stehe ich in aller Deutlichkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. h. c. Manfred Stolpe

Die vorgesehenen Beschlüsse werden in einem Paket

von Maßnahmen münden, mit denen wir die eben ge-
nannten Ziele erreichen werden. § 11 des Mautgesetzes
enthält eine klare Aussage zur Zweckbindung der Ein-
nahmen. Die moderate Einstiegsgebühr in Höhe von
12,4 Cent pro Kilometer ist ein deutliches Entgegen-
kommen im Hinblick auf die Sorgen des Gewerbes.
Schrittweise, und zwar nach den Harmonisierungsmaß-
nahmen, wird die Maut auf 15 Cent pro Kilometer ange-
hoben. Das Gewerbe wird durch ein ganzes Bündel von
Harmonisierungsmaßnahmen in Höhe von 600 Millio-
nen Euro entlastet. Im Einzelnen sind ein Mauterstat-
tungsverfahren, eine Senkung der Kfz-Steuer für
Schwerlasttransporter und eine Unterstützung bei der
Anschaffung emissionsarmer Lastwagen vorgesehen.
Auch weitere Maßnahmen wie zum Beispiel Erleichte-
rungen bei Abschreibungen oder eine geänderte Emissi-
onsklassenzuordnung können hier greifen.


(Beifall bei der SPD)

Mit der Mauteinführung liegen wir auf der verkehrs-

politischen Linie der Europäischen Kommission, die in
Kürze ihrerseits eine Richtlinie erlassen wird. Zahlreiche
Gespräche sind geführt worden. Herr Kollege Lippold,
es ist nicht so, dass ich mich vor der Kommissarin
fürchte. Ich habe an vielen Gesprächen teilgenommen
und es war wichtig, was unsere Regelungen und unsere
Technologie angeht, eine Grundübereinstimmung herzu-
stellen. Unsere Regelungen haben innerhalb der Euro-
päischen Union Modellcharakter. Sie finden bei den Bei-
trittsländern und über Europa hinaus ein großes
Interesse. Wir haben einen technologisch wichtigen
Schritt nach vorn getan. Das wird dahin gehend Auswir-
kungen haben, dass sich für unsere Wirtschaft neue
Möglichkeiten ergeben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Bestimmungen sind das eine, die Absicherung
nach allen Richtungen ist das andere. Besonders span-
nend dabei ist die praktische Handhabung. Für die ma-
nuelle Handhabung – wir gehen davon aus, dass die ma-
nuelle Handhabung in der Startphase eine größere Rolle
spielen wird, als wir zunächst vermutet haben – stehen
3 500 Automaten zur Verfügung. Nachdem ich selbst ei-
nen dieser Automaten einmal ausprobiert habe – ich
habe sozusagen den Idiotentest gemacht –, kann ich Ih-
nen nur sagen: Meine Erfahrungen lassen sich mit dem
vergleichen, was man mit Fahrkartenautomaten so erle-
ben kann.


(Heiterkeit – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist das reinste Chaos! – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Lassen wir uns mal überraschen! – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein gefährlicher Vergleich! – Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Besser! Einfacher!)


– Ich meine Fahrkartenautomaten der einfacheren Art im
ÖPNV. – Was wir vorhaben, ist zu schaffen. Auch aus-
ländische Nutzer werden mit diesen Automaten umge-
hen können.

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(C (D Inzwischen stoßen auch On-Board-Units, also Geräte, ie Abrechnungen auf der Grundlage satellitengesteuerer Erfassung ermöglichen, auf wachsendes Interesse. on diesen Geräten stehen bis zum Sonntag, dem 1. August, 250 000 zur Verfügung. Im Laufe des Jahres erden es 500 000 sein. Ich rechne damit, dass ihre Anahl weiter wachsen wird. Die anfängliche Nachfrage ird auf jeden Fall abgedeckt werden können. Es ist für ie Unternehmen, die damit zu tun haben – Daimlerhrysler, Debis und Telekom –, inzwischen eine Frage er Ehre geworden, ihre Zusagen einzuhalten. Ich habe itbekommen, dass sie Zulieferungen von europaweit gierenden Unternehmen bekommen. Lassen Sie mich, was dieses Projekt angeht, meinen erschiedenen Vorgängern Dank sagen. Eine lange Kette on Verkehrsministern war mit diesem Vorhaben bechäftigt. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


ch möchte mich auch für die kritisch-konstruktive Be-
leitung dieses Prozesses durch die Fraktionen dieses
auses und durch die Länder – sie waren in der Arbeits-
ruppe des Vermittlungsausschusses aktiv; dort haben
ich einige Personen viel Zeit um die Ohren geschlagen;
anche haben ihre Geburtstage


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Herzlichen Glückwunsch nachträglich!)


nd manches andere geopfert, um zu einem Ergebnis zu
ommen – im Vermittlungsausschuss bedanken.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der CDU/CSU)


er langen Rede ganz kurzer Sinn: Ich bitte Sie herzlich:
assen Sie uns das Projekt jetzt gemeinsam zu Ende füh-
en.
Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504604600

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Horst Friedrich.


Horst Friedrich (FDP):
Rede ID: ID1504604700

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

egen! Herr Verkehrsminister, ich habe Ihre Ausführun-
en zur Bahn und auch zur Maut mit großer Aufmerk-
amkeit verfolgt. Da in dieser Woche bei der Bahn
ntscheidendes geschehen ist, möchte ich mit der Bahn
eginnen, auf die Sie nur begrenzt eingegangen sind.
ach allem, was passiert ist, war von Ihnen zu hören: Herr
ehdorn ist der richtige Mann am richtigen Platz. – Herr
inister, nach dieser Aussage tragen Sie deutlich mehr
erantwortung als bisher für die Zukunft des Unterneh-
ens Bahn.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Horst Friedrich (Bayreuth)


Das seit Mitte Dezember letzten Jahres geltende neue

Preissystem sollte ausweislich der mittelfristigen Fi-
nanzplanung der Bahn ein großer Erfolg werden. Durch
die Sitzung des Aufsichtsrats der Bahn am Dienstag und
die Bilanzpressekonferenz wurde bekannt, dass dieses
Preissystem eine Umsatzsteigerung im Fernverkehr von
4,9 Prozent – davon sollten allein 9,9 Prozent auf die
Strecke Köln–Frankfurt entfallen – bewirken sollte.

Herr Mehdorn hat zu Beginn des Jahres erklärt – so
habe ich das noch im Ohr –: Wenn die Kunden das Sys-
tem nicht begreifen, dann sind sie eigentlich nur zu
dumm dazu. – Offensichtlich hat der Kunde gezeigt, was
er von dem System hält, aus unserer Sicht leider in noch
zu geringem Maße; ein Problem ist nämlich, dass der
Kunde auf der Schiene keine echte Auswahl hat, dass er
sich in weiten Bereichen gar keinen anderen Betreiber
aussuchen kann. Da, wo er die Alternative hat, nutzt er
sie auch. Überraschenderweise haben die Mitbewerber
auf der Schiene deutlich bessere Ergebnisse.

Es muss doch zu denken geben, wenn zu einer Schie-
nenstrecke die Bahn erklärt, es gebe kein Interesse auf
Kundenseite, ein Mitbewerber innerhalb eines Jahres die
Personenbeförderung auf dieser Strecke aber um das
Fünffache erhöht. Das kann doch nicht an der Strecke
liegen; das muss an demjenigen liegen, der sie betreibt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Nun erklärt Herr Mehdorn: 2004 – das ist schon wie-

der etwas relativiert worden – ist die Sanierung der Bahn
erledigt und ab dann geht es aufwärts. – Wenn man sich
das genau anschaut, muss man feststellen, dass die Bahn,
weil sie an ihre eigenen Voraussagen nicht glaubt, in der
Bilanz an einigen Punkten Vorsorge getroffen hat, indem
sie ab 2000 bis zum Beginn des Jahres 2004 bestimmte
Positionen in einem Umfang erhöht, der nicht erklärbar
ist, und völlig von den bisherigen Zahlen abweicht.
Diese sollen nach der Mittelfristplanung der Bahn genau
zu dem Zeitpunkt wieder auf das übliche Niveau zurück-
fallen, wenn sich 2004 der Aufschwung ergeben soll.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Das habe ich jetzt aber nicht verstanden! – Ute Kumpf [SPD]: Das hat niemand verstanden!)


– Herr Kollege Schmidt, ich kann es Ihnen gern privatis-
sime erklären.


(Ute Kumpf [SPD]: Das war nicht Herr Schmidt, das waren wir!)


Wenn ich Personalaufwendungen vorfristig, wenn sie
also noch gar nicht anfallen, unter der Position „sonsti-
ger betrieblicher Aufwand“ verstecke, indem ich dort er-
höhe, damit ein Polster von bis zu 3 Milliarden Euro
schaffe, das ich in der Bilanz nicht erkläre, darauf achte,
dass Personalaufwendungen in den Teilbilanzen ausge-
wiesen sind, in der konsolidierten Bilanz aber nicht, dort
vielmehr unter der Position „sonstiger betrieblicher Auf-
wand“ erscheinen, und 2004 bestimmte Rückstellungen
auflöse, um ein bestimmtes Ergebnis hinzubekommen,
dann muss das Aufmerksamkeit erregen. Deswegen
halte ich es nach wie vor für einen Skandal, dass Herr
Franz und Herr Koch und andere gehen mussten, demje-

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(C (D igen aber, der das zu verantworten hat, vorfristig der ertrag verlängert wird. Ob und, wenn ja, wie das mit dem Geist des § 84 Ak iengesetz zu vereinbaren ist, Herr Stolpe, sollten Sie inmal prüfen; das würde ich Ihnen gern als Hausaufabe mitgeben. Darin steht einiges. Ob Sie das alles beücksichtigt haben, ist die Frage. Fakt ist: Für den Fall, dass Herr Mehdorn den Weg eht, den Herr Sommer schon gegangen ist, steht jetzt chon die Abfindungssumme fest. Vornehm ausgerückt: Weil Sie sich da keine weitere offene Flanke erauben wollten, haben Sie sich gesagt: Wir müssen mit er Bestätigung von Herrn Mehdorn jetzt Führungsfäigkeit und Verlässlichkeit demonstrieren. – Ich habe da ndere Eindrücke. Aus meiner Sicht ist das alles nicht so länzend gelungen. Deswegen halten wir es für notwendig, dass nochmals ine Regierungskommission Bahn eingesetzt wird, um ie wirklichen Grundlagen zu untersuchen und zu prüen, ob das, was von uns mit der Bahnreform 1994 auf en Weg gebracht worden ist, auch tatsächlich zur Umetzung kommt oder ob nicht in wichtigen Bereichen tellschrauben betätigt worden sind, die das konterkarieen, was wir alle in diesem Hause gewollt haben. Das zweite Thema ist die Einigung zur Maut. Dazu st schon viel gesagt worden. Aus meiner Sicht kommt s darauf an, abzuwägen: Welche Fakten sind belastbar, as hat das für Konsequenzen, und was ist nur Absichtsrklärung? Beschlossen – das ist richtig – ist die Einfühung der Maut zum 31. August. Beschlossen ist auch, ass sie statt mit 15 Cent pro Kilometer im Schnitt mit 2,4 Cent beginnt. Das ist eine etwas geringere Belasung für die Transportunternehmer; insgesamt um rund 00 Millionen Euro. Das ist aber erkennbar nicht das, as man dem Gewerbe unter der Überschrift Harmoniierung versprochen hat. ie Maßnahmen zur Harmonisierung, liebe Kolleginen und Kollegen, werden momentan in Absichtserkläungen, in Zusatzbriefen und in Aussagen versteckt. Nur, er glaubt denn, dass eine Regierung, die länger als ein ahr brauchte, um sich die Hälfte der Summe für die angetrebten Harmonisierungsmaßnahmen, nämlich 300 Milonen, in Brüssel genehmigen zu lassen, es schafft, 00 Millionen – (Albert Schmidt [Ingolstadt] (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

euch! – Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihr wollt sie doch!)

ie sie gar nicht selber will – umzusetzen, zumal wenn
an weiß, dass Teile der Koalition sogar noch behaup-
en, die 600 Millionen stellten schon eine Überkompen-
ation für das Gewerbe dar, weil dies am Schluss profi-
iere?


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Horst Friedrich (Bayreuth)


Tatsache ist, dass ein großer Teil der mittelständi-

schen deutschen Unternehmen – ich nehme hier jetzt
einmal den Landesverband Sachsen heraus –, nämlich
bis zu 30 Prozent, überhaupt nicht am Mautverfahren
teilnehmen dürfen, weil ihnen von ihren Banken über-
haupt nicht die entsprechenden Kreditlinien eingeräumt
werden. Die verabschieden sich also aus diesem Bereich.
Zu diesem Thema steht hier überhaupt nichts drin; denn
die Zeitspanne zwischen Einführung der Maut und Um-
setzung der zugesagten Harmonisierungsmaßnahmen in
Höhe von 600 Millionen wird nicht genannt. Sie kann
aber bis zu neun Monate betragen. In der Zeit wird sich,
wie ich fürchte, bei der ganzen Operation nur eine Statis-
tik erhöhen, nämlich die der Arbeitslosen und die der aus
dem Erwerbsleben ausscheidenden Selbstständigen. Vor
dem Hintergrund, dass die Zahl der Insolvenzen im Be-
reich der Güterkraftverkehrsunternehmen jedes Jahr,
seitdem Sie an der Regierung sind, neue Rekordhöhen
erreicht hat, ist die Messlatte an dieses System zu legen,
und das wird 2003 nicht besser.

Wir betreiben einen riesigen Aufwand, bewegen über
3,6 Milliarden Euro, wenn dann 15 Cent erhoben wer-
den, von denen dann irgendwann knapp die Hälfte im
Haushalt des Verkehrsministers ankommt. Ich sage Ih-
nen schon heute voraus: Jeder Euro, der auf dieser Seite
ankommt, wird auf der anderen Seite, bei den steuerfi-
nanzierten Maßnahmen, abgesenkt. Das Ergebnis wird
sein: Die Ausgaben für den Straßenverkehr werden sich
auf genau demselben Niveau wie derzeit bewegen, aber
die Finanzierungsgrundlage wird verändert. Alles andere
wäre eine Chimäre.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: In die Vergangenheit gerichtetes Denken!)


– Ich bin einmal gespannt, Herr Kollege Weis, wie viele
zusätzliche Euro aus den Mauteinnahmen dann tatsäch-
lich in Infrastrukturmaßnahmen fließen, wenn Sie den
Haushalt 2004 vorlegen, und wie sich all das andere auf-
lösen wird.

Ich lasse mich gerne im Interesse des Gewerbes vom
Gegenteil überzeugen. Aber solange ich keine belastba-
ren Daten habe, bleibe ich dabei: Diesem Ergebnis kön-
nen wir nicht zustimmen. Wir werden uns bei der Ab-
stimmung über diesen Punkt enthalten, weil wir glauben,
dass die Gefahren mindestens so groß sind wie die Zwi-
schenerfolge, die bei den Verhandlungen erreicht wur-
den.

Danke sehr.

(Beifall bei der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504604800

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Ali Schmidt.

Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Mir hat gestern ein sehr geschätzter CDU-
Kollege, der auch Mitglied dieses Hauses ist, erzählt:
Noch niemals, seitdem er Abgeordneter ist – und er ist

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(C (D chon lange Abgeordneter –, habe er so viele Beschweren von Bürgerinnen und Bürgern über die Bahn erhalen wie seit der Einführung des neuen Fahrpreissysems. Wenn schon die CDU mit Beschwerden über die ahn überhäuft wird, die ja nun bekanntlich nicht die egierungsverantwortung trägt und auch nicht in dem uf steht, besonders bahnfreundlich zu sein, ann können Sie sich vorstellen, was erst in den Abgerdnetenbüros von uns Grünen los war und los ist. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Weil ihr bloß eine Telefonleitung habt!)


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


ailboxen, Briefkästen, Faxgeräte quellen seit Wochen
on Leidensberichten und Beschimpfungen über, die
äufig in dem schönen Satz gipfeln: Tun Sie etwas! – Es
st sehr schwer, liebe Kolleginnen und Kollegen, dann
en Bürgerinnen und Bürgern klar zu machen, dass seit
er Bahnreform die Politik nicht mehr einfach so in das
perative Geschäft eingreifen kann und auch nicht soll,
brigens auch nicht der Aufsichtsrat. Der Aufsichtsrat
at das Fahrpreissystem nicht beschlossen, es ist ihm zur
enntnisnahme vorgelegt worden, aber er hat es nie be-
chlossen. Das liegt in der Verantwortung des Vorstan-
es.
Dann kamen nach und nach die Zahlen ans Tages-

icht: statt geplanter 13 Prozent plus in der Verkehrsleis-
ung im Fernverkehr 14 Prozent minus, das heißt, man
leibt fast 30 Prozent hinter den eigenen Zielen zurück;
llein im Fernverkehr 133 Millionen Euro Miese. Spä-
estens da wurde klar, dass hier nicht irgendwelche Que-
ulanten räsonieren, sondern dass die Kunden begonnen
aben davonzulaufen. Das tut einem grünen Verkehrs-
olitiker in der Seele weh – nach allem, was wir als Vor-
eistung der Politik in dieser Koalition gemeinsam für
ie Bahn bewegt haben: Rekordsummen für Investitio-
en in die Modernisierung des Netzes, Rekordsummen
ür ein dynamisiertes Regionalisierungsgesetz für den
ahverkehr, Halbierung des Ökosteuersatzes, um der
ahn einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Straße zu
erschaffen, Anhebung der Pendlerpauschale auf das Ni-
eau des Kilometergeldes beim Auto. Deshalb waren
ir nicht zufrieden, als wir als Gründe für die Umsatz-
inbrüche immer nur gehört haben: Hochwasser, Eis-
egen, Billigflieger, Konjunktur. Alles war schuld, nur
icht das neue Fahrpreissystem. Man konnte nur noch
en Kopf schütteln.
Am meisten taten mir die Mitarbeiterinnen und Mitar-

eiter des Unternehmens Leid,

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ie Zugbegleiter, die mir in den Zügen oft ehrlich gesagt
aben: Herr Schmidt, wir finden das auch nicht gut. Ei-
ige haben mir sogar gesagt: Jede Woche wird der Zug
eerer. Das ist deprimierend. Eine solche Stimmung bei
er Kundschaft und bei den Mitarbeitern ist ein Alarmsi-
nal. Deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen, können
ie sicher sein, dass ich dieses Thema mit den Verant-






(A) )



(B) )


Albert Schmidt (Ingolstadt)


wortlichen im Unternehmen hinter verschlossenen Türen
um eine ganze Oktave deutlicher diskutiert habe, als es
gelegentlich öffentlich hörbar geworden ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zugleich vollzog sich eine fast gespenstisch anmu-
tende Debatte über einen unmittelbar bevorstehenden
Börsengang des Unternehmens im Jahr 2005. Würden
Sie derzeit eine Bahnaktie kaufen? – Sehen Sie! Die Blü-
tenträume vom schnellen Börsengang sind mit dem Eis-
regen dieses Winters und seinen Auswirkungen auf die
Umsatzzahlen erfroren. Ich bin nicht einmal unglücklich
darüber; denn damit wird endlich bewusst: Nach jahre-
langer Vernachlässigung des Verkehrsträgers Bahn muss
dieses Unternehmen erst einmal durch die schwierige
Phase der Sanierung; es muss erst einmal echte schwarze
Zahlen schreiben.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auch dann, liebe Kolleginnen und Kollegen, geht es
doch nicht um einen Börsengang im eigentlichen Sinne
– das ist kein verkehrspolitisches Ziel –, sondern es geht
um die Kapitalmarktfähigkeit. Zunächst muss die
DB AG wie jedes andere Unternehmen auch in die Lage
versetzt werden, auf dem Kapitalmarkt Kapital akquirie-
ren, dieses bedienen und sich aus eigener Kraft refinan-
zieren zu können. Das muss doch das Ziel sein. Alles
andere kommt mir merkwürdig vor. Oder wollen wir
wirklich allen Ernstes den Goldesel Bahn mit den Mil-
liarden der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler füttern,
damit er am anderen Ende den privaten Shareholdern die
Dukaten auf die Hand scheißt, als staatlich garantierte
Rendite sozusagen? Das ist doch eine alberne Vorstel-
lung von Marktwirtschaft und Börse.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der CDU/CSU)


Die materielle Privatisierung des Netzes in einem in-
tegrierten Konzern ist aus meiner Sicht nur eine neue Va-
riante des alten britischen Fehlers, und zwar mit ver-
hängnisvollen Folgen. Denn private Shareholder würden
natürlich massiv Druck ausüben, dass sich die Bahn von
unrentablen Teilen des Netzes trennt, um mehr Rendite
zu erzielen, und zwar zum Schaden einer Infrastruktur,
die nach dem Grundgesetz dem Gemeinwohl verpflich-
tet ist, und zum Schaden einer Bahn, die in erster Linie
für die Bürger da zu sein hat und nicht für die Börse.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich hoffe, dass in Fragen Börsengang jetzt Realismus
einkehrt. Ebenso hoffe ich, dass ein anderer Kommuni-
kationsstil einkehrt, ein Kommunikationsstil, der zeigt,
dass die Fahrgäste nicht umerzogen, sondern ernst ge-
nommen werden sollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D ie sind doch diejenigen, um die es eigentlich geht. Der unde ist König; das ist die Grundregel Nummer eins in er Marktwirtschaft. Ihm muss der rote Teppich ausgeollt werden, statt dass ihm mit einer Klage vor Gericht edroht wird. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das muss man Herrn Mehdorn sagen!)


Ich verkenne nicht die Zuständigkeiten, die seit der
ahnreform gelten. Die Verantwortung für die Unter-
ehmensentscheidungen ist und bleibt beim Manage-
ent. Aber es ist und bleibt eben auch eine verkehrspoli-
ische Frage, und zwar eine entscheidende Frage, ob es
elingt, im Wettbewerb mit dem Hauptkonkurrenten
uto tatsächlich mehr Fahrgäste für die Schiene zu ge-
innen oder nicht. Auch in seiner Funktion als Eigentü-
er des Unternehmens kann und wird es dem Bund
icht gleichgültig sein, wenn massive Umsatzeinbrüche
um Beispiel im Fernverkehr neue Finanzrisiken schaf-
en. Denn letztlich könnte den Steuerzahlerinnen und
teuerzahlern so eine zusätzliche Rechnung präsentiert
erden.
Die Deutsche Bahn AG hat nun substanzielle Kor-

ekturen beim Fahrpreissystem angekündigt. Das ist
ut. Es wird nicht länger gemauert, sondern die Kritik
er Fahrgastverbände und der Verbraucherverbände wird
ndlich ernst genommen. Aber die Absenkung der ab-
chreckenden Stornogebühr kann nur ein erster Schritt
ein, dem weitere folgen müssen. Ich nenne beispiels-
eise die Aufhebung der Wochenendbindung bei den
lan-und-Spar-40-Preisen und die Einführung einer
Bahncard Gold“ für günstiges Spontanreisen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bahnfahren muss einfacher werden und flexibel blei-
en. Vor allem muss der alte Systemvorteil der Bahn
iederhergestellt werden, dass nämlich jeder Stamm-
unde spontan und zugleich preisgünstig Bahn fahren
ann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


eit 100 Jahren ging man zum Bahnhof, stieg in den Zug
nd fuhr los. Plötzlich aber will man die Fahrgäste umer-
iehen, indem man die Spontanreisen verteuert. Das
uss schief gehen. Ich hoffe auf die Einsicht des Unter-
ehmens und darauf, dass auch hier nachgebessert wird,
nd zwar bald.
Ich will noch eines deutlich sagen. Wenn die letzten

lten Bahncards, die von Reiseprofis noch schnell am
4. Dezember des letzten Jahres gekauft wurden, am
4. Dezember dieses Jahres ihre Gültigkeit verlieren und
enn sich dann in einer nächsten Welle Stammkundin-
en und Stammkunden von der Bahn verabschieden,
ann wird es erst richtig bitter.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Richtig!)

ch bitte meine Aussagen als einen ebenso freundschaft-
ichen wie eindringlichen Rat zu verstehen.






(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504604900

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Ich will den Satz noch zu Ende führen. – Diesen
freundschaftlichen und eindringlichen Rat an das selbst-
ständige und eigenverantwortlich handelnde Unterneh-
men Bahn gebe ich aus Liebe zur Bahn und nicht, um zu
meckern, wie manche meinen. – Wer möchte eine Zwi-
schenfrage stellen?


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504605000

Die Kollegin Blank.

Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Frau Kollegin Blank, bitte.


Renate Blank (CSU):
Rede ID: ID1504605100

Herr Kollege Schmidt, Sie waren Mitglied des Auf-

sichtsrats der Deutschen Bahn AG. Das neue Preissys-
tem ist doch nicht vom Himmel gefallen, sondern es ist
sicherlich im Aufsichtsrat zur Kenntnis genommen oder
sogar gebilligt worden. Können Sie mir sagen, wie der
Aufsichtsrat zu diesem neuen Tarifsystem stand?

Ich habe noch eine weitere Frage, die eben schon vom
Kollegen Friedrich aufgeworfen wurde. Laut Aktienge-
setz kann der Vertrag des Bahnchefs Mehdorn frühestens
ein Jahr vor Ablauf verlängert werden. Da er erst im De-
zember 2004 ausgelaufen wäre, hätte er nicht schon
jetzt, im Mai, verlängert werden dürfen. Hätte man nicht
vielmehr eine andere Möglichkeit finden müssen, bei-
spielsweise eine vorzeitige Auflösung des alten und den
Abschluss eines neuen Vertrages?

Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Frau Kollegin Blank, ich bin Ihnen für Ihre Fragen
sehr dankbar, weil Sie mir damit noch einmal die Gele-
genheit geben, ein Missverständnis richtig zu stellen.

Ich habe es vorhin schon kurz angesprochen, sage es
aber gerne noch einmal: Der Aufsichtsrat der Deutschen
Bahn AG, dem ich damals noch angehörte, hat im Früh-
jahr des letzten Jahres – ich glaube, es war im März – in
einer Sitzung das neue Fahrpreissystem in der Tat auf
der Tagesordnung gehabt. Die damals verantwortlichen
Vorstandsmanager, die inzwischen, wie Sie wissen, ent-
lassen worden sind, haben die Funktionsweise des neuen
Systems vorgestellt.

Im Anschluss fand eine kritische Diskussion statt, in
der ich jeden einzelnen Kritikpunkt wie beispielsweise
Stornogebühren und mangelnde Flexibilität – diese
Punkte nenne ich seit Monaten beharrlich – vorgetragen
habe. Der Aufsichtsrat hatte aber über das neue Preissys-
tem keinen Beschluss zu fassen; denn er ist nicht für das
operative Geschäft zuständig und damit auch nicht für

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(C (D as Beschließen eines neuen Fahrpreissystems. Infolgeessen war es eine informatorische Beratung. Zur zweiten Frage. Ich gehöre seit dem 31. Dezember 002 dem Aufsichtsrat nicht mehr an. Soweit ich weiß, urde in der letzten Sitzung der Vertrag eben nicht verängert. Der alte Vertrag wurde vielmehr aufgelöst und in neuer Vertrag abgeschlossen, der nach meiner Inforation bis 2008 läuft. Das dürfte nach meiner Kenntnis it dem Aktiengesetz vereinbar sein. (Renate Blank [CDU/CSU]: Dann ist es klar! Danke!)


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: So ist es!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich zu
em zweiten Thema ein paar Gedanken vortragen. Nach
er Verständigung über die LKW-Maut vorgestern im
ermittlungsausschuss steht nunmehr fest: Die LKW-
aut auf Autobahnen wird pünktlich zum 31. August
ieses Jahres eingeführt. Damit ist der Einstieg in den
ystemwechsel geschafft: von einer reinen Steuerfinan-
ierung der Verkehrswege hin zu einer Kombination aus
teuer- und Nutzerfinanzierung.
Damit wird – darauf sind wir heute ein bisschen

tolz – trotz anderer Mehrheiten im Bundesrat ein
chlüsselprojekt rot-grüner Verkehrspolitik auf den Weg
ebracht. Vor allem – das wurde schon angesprochen –
er Verursachergerechtigkeit wird damit Rechnung ge-
agen; denn auch mit den jetzt reduzierten 12,4 Cent pro
ilometer und Fahrzeug im Durchschnitt werden die
chweren LKWs etwa zwölfmal mehr für die Benutzung
er Straßen zu bezahlen haben als bisher.
Die LKW-Maut ist natürlich auch ein wichtiger

chritt zur Chancengleichheit zwischen den Verkehrs-
ägern Straße und Schiene, denn auf der Schiene gibt es
ie Maut schon lange, nur heißt sie dort nicht Maut, son-
ern Trassenpreis. Jeder Zug muss für jeden genutzten
ilometer an DB Netz seine Wegekosten abführen und
ieses Prinzip wird im Sinne der Waffengleichheit nun
ndlich auch auf der Straße für den schweren LKW ein-
eführt.
Die LKW-Maut ist auch eine Grundvoraussetzung für

as dritte Ziel, die Stauvermeidung auf der Straße
urch die Verlagerung von Gütertransporten auf die
ahn und auf das Binnenschiff. Jede LKW-Ladung, die
ir von der Straße auf die Schiene bringen, ist ein Stück
onkretes Anti-Stau-Programm.
Wie sieht nun dieser im Vermittlungsausschuss er-

ielte Kompromiss konkret aus? Die Höhe der Maut be-
rägt – es ist angesprochen worden – statt der ursprüng-
ich geplanten 15 Cent nun zunächst nur 12,4 Cent pro
ahrzeug und Kilometer, wodurch natürlich die Gesamt-
innahmen von gedachten 3,4 Milliarden Euro auf nur
och 2,8 Milliarden Euro reduziert werden. Das zeigt,
err Kollege Friedrich – das kann ich Ihnen nicht erspa-
en –, die Handschrift der FDP.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist ja auch gut so! – Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genauso ist es!)







(A) )



(B) )


Albert Schmidt (Ingolstadt)


Wenn es nach uns gegangen wäre, wäre es bei den
300 Millionen geblieben. Die Reduzierung verringert
das verfügbare Investitionsvolumen für die Verkehrs-
wege um 600 Millionen Euro. So einfach ist das.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Das hätte doch so oder so der Finanzminister kassiert!)


Zudem wurde so eine echte Harmonisierung verhin-
dert, da nicht nur deutsche, sondern gleichermaßen auch
ausländische Spediteure von der Absenkung des Maut-
satzes profitieren.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Aber erheblich!)

Deshalb war man sich im Grundsatz einig, dass die Bun-
desregierung jetzt unverzüglich in Brüssel konkrete
Maßnahmen zur Schaffung echter Harmonisierungs-
schritte, also vergleichbarer Wettbewerbsbedingungen
für das deutsche Gewerbe im europäischen Vergleich,
beantragen wird.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das versucht ihr doch schon seit Jahren und habt es nicht geschafft! Dabei geht es im Wesentlichen um das Mauterstattungsverfahren, um die Absenkung der Kraftfahrzeugsteuer für LKW auf das europäische Mindestniveau und um das Innovationsprogramm für die beschleunigte Einführung besonders emissionsarmer Motoren. Der letzte Punkt ist übrigens gut sowohl für die Umwelt als auch für die Fahrzeugindustrie; nicht nur die deutsche, sondern die Fahrzeugindustrie generell wird davon mittelbar natürlich profitieren. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Unseren Antrag dazu haben Sie schon sechsmal abgelehnt, Herr Kollege!)


Sobald also die jeweiligen Maßnahmen von der Euro-
päischen Union notifiziert sind, wird der Erhebungssatz
für die LKW-Maut um das entsprechende Entlastungs-
volumen wieder angehoben. Zum Beispiel würde eine
Absenkung der Kraftfahrzeugsteuer auf das europäische
Mindestniveau eine Anhebung der LKW-Maut um
0,5 Cent pro Kilometer und Fahrzeug zur Folge haben.
Auch diesem Verfahren hat die Bundesratsmehrheit zu-
gestimmt.

Einigkeit wurde auch darüber erzielt, dass weiterhin,
wie beim Anti-Stau-Programm vorgesehen, neben dem
Straßenbau auch der Ausbau von Schiene und Wasser-
straße aus der Maut finanziert werden kann. Die Netto-
einnahmen sollen insgesamt in die Infrastruktur fließen,
wenn auch „überwiegend“, wie es heißt – also zu min-
destens 51 Prozent –, in den Straßenbau. Letzteres aber
ist schon dadurch gewährleistet, dass das geplante maut-
finanzierte Betreibermodell mit einem Volumen über
250 Millionen Euro pro Jahr eben nur für den Autobahn-
neubau eingeführt wird.

Ich will zum Schluss sagen, dass uns die Auswirkun-
gen dieses Kompromisses auf diesen Haushalt sicherlich
noch öfter beschäftigen werden. Man muss sich ganz
nüchtern vor Augen halten, dass der Einnahmeausfall
beim Finanzminister durch den Wegfall der bisherigen

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(C (D KW-Jahresvignette natürlich innerhalb des Verkehrstats ausgeglichen werden wird. Da sollte man sich eine Illusionen machen. Für unsere grüne Fraktion ist es ein entscheidender chritt, dass wir diesen Systemwechsel, diesen Paradigenwechsel, jetzt gemeinsam vollziehen. Das bestätigt, as ich auch in der letzten Mautdebatte schon gesagt abe: Im Grunde ist das Thema LKW-Maut ein Konensthema und ich bin froh, dass das heute in dem geeinsamen Antrag auch zum Ausdruck kommt. Ich danke Ihnen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504605200

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Eduard Oswald.

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1504605300

Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Die

isherige Debatte hat gezeigt, dass wir uns über die He-
ausforderungen, die Mobilität an uns stellt, im Grund-
atz klar sind: Wir müssen die Mobilität sicherstellen,
ie die Bevölkerung wünscht, die die Wirtschaft braucht
nd die langfristig für Mensch und Natur tragbar ist.
Deswegen benötigen wir – in den Zielen sind wir si-

her nicht immer einer Meinung – eine gut ausgebaute
erkehrsinfrastruktur, um im internationalen Standort-
ettbewerb mithalten und unsere Aufgaben als Transit-
and erfüllen zu können. Eine effiziente Verkehrsinfra-
truktur zur Sicherung der Mobilität ist ein ganz
ichtiger Bestandteil unseres Wirtschaftsstandortes und,
bwohl das oft bezweifelt wird, wesentliche Vorausset-
ung für Wachstum und Beschäftigung. Deshalb benöti-
en wir in unserem Land auch und gerade aufgrund der
evorstehenden EU-Osterweiterung einen weiteren Aus-
au der Infrastruktur.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich will meinen Schwerpunkt heute auf den Bundes-

erkehrswegeplan setzen. Sie haben mit der Vorlage
ieses Bundesverkehrswegeplanes Ihre Chancen nicht
enutzt.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wieso denn das?)


it diesem Plan werden Sie den Stau auf unseren Stra-
en nicht bekämpfen können.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ie unnützen Kraftstoffe, die in die Luft geblasen wer-
en, schaden der Umwelt. Dies sind Jahr für Jahr
2 Milliarden Liter. Durch den Stau entstehen jährlich
olkswirtschaftliche Verluste von 100 Milliarden Euro.
as sind Zahlen, die das Bundesforschungsministerium
erbreitet hat. Auch daraus sollten Sie die notwendigen
chlüsse ziehen.
Sie müssen sich einige sehr grundsätzliche Fragen zur

orbereitung dieses Planes stellen lassen. Wie kommen
ie dazu, beim Schienengüterverkehr ein Wachstum von






(A) )



(B) )


Eduard Oswald

103 Prozent zur Grundlage Ihrer Berechnung zu ma-
chen? Mit solch unrealistischen Annahmen wird das
Fundament Ihres Bundesverkehrswegeplanes brüchig.
Wir wollen die Verlagerung der Verkehre von der
Straße auf die Schiene. Wir wollen ein leistungsfähiges
Unternehmen im Bereich der Schiene. Aber wir müssen
uns natürlich mit den Realitäten auseinander setzen.

Sie müssen sich auch die Frage nach den Zuordnun-
gen zu den Verkehrsträgern gefallen lassen. Obwohl klar
ist, dass wir jeden der Verkehrsträger brauchen, ist doch
Realität, dass die Straße 85 Prozent des Verkehrs abwi-
ckelt, aber nur 50 Prozent der Mittel erhalten darf. Die
Autofahrer haben das deutsche Straßennetz über hohe
Steuern bereits komplett bezahlt; das ist Fakt. Der Man-
gel besteht ja nicht bei den Einnahmen aus dem Straßen-
verkehr, sondern in der Verweigerung nötiger Ausgaben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Das heißt, verkehrliche Abgaben müssen wieder in den
Verkehr zurückfließen.

Sie selbst gestehen in Ihrem Entwurf ein, dass – man
höre – nur noch 90 Prozent des deutschen Autobahnnet-
zes „ohne Gebrauchswerteinschränkung“ nutzbar seien.
8 Prozent wiesen „Beeinträchtigungen“ auf und 2 Pro-
zent seien „nur eingeschränkt befahrbar“. Bei den Bun-
desstraßen gelten nur noch 81 Prozent als unbeschränkt
benutzbar. 15 Prozent seien in ihrer Funktion beeinträch-
tigt und 4 Prozent erheblich beeinträchtigt. Ähnliches
gilt für die Ingenieurbauwerke. Hier sind rund 15 Pro-
zent und damit mehr als 5 000 Bauwerke in einem kriti-
schen Zustand; man muss sich das einmal vorstellen.
Wenn Sie schon selbst dies alles beschreiben, dann soll-
ten Sie daraus auch die notwendigen Schlüsse ziehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Sicherstellung der Mobilität ist eine der Schlüs-
selfragen für die Zukunft und den Erfolg unseres Lan-
des. Dabei erfüllt der Verkehr keinen Selbstzweck, son-
dern ist ein wichtiger Faktor der Gesellschaft, der
Wirtschaft und der Arbeitsmarktpolitik. Zur dauerhaften
Sicherung einer umweltverträglichen Mobilität be-
darf es dreierlei: einer gut ausgebauten Verkehrsinfra-
struktur, einer optimalen Vernetzung aller Verkehrsträger
und schließlich entsprechende Verkehrsträger übergrei-
fender Informationssysteme. Genau da weist der Plan
Defizite auf.

Ich will Ihnen sechs Punkte nennen:
Erstens. Nicht der zunehmende Infrastrukturbedarf,

zum Beispiel durch die Osterweiterung der EU, be-
stimmt die Investitionen in die Infrastruktur, sondern die
knappen Kassen des Bundesfinanzministers.

Zweitens. Der überwiegende Anteil der im Finanzrah-
men bis 2015 vorgesehenen Mittel entfällt – schauen Sie
sich das einmal genau an! – auf laufende oder bereits fest
eingeplante Verkehrswege. Anstatt den erforderlichen
Umfang an Verkehrsinfrastruktur konkret aufzuführen
und die künftige Finanzplanung danach auszurichten,
wurden die Projektlisten auf die vorhandene unzurei-
chende Finanzausstattung abgestimmt.

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(C (D Drittens. Nur durch unsere Hartnäckigkeit und unseen Verhandlungserfolg ist im Hinblick auf die Verkehrsnfrastruktur die Zweckbindung des Aufkommens aus er LKW-Maut – ich will dazu jetzt nichts mehr vertieend sagen – erreicht worden. ir werden ganz genau darauf achten, dass die Zusagen ingehalten werden. Das ist notwendig, damit die Beürchtungen, die der Kollege Horst Friedrich hier erläuert hat, nicht Wirklichkeit werden. Darum muss man geau darauf achten. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das steht alles im Gesetz!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Viertens. Der vordringliche Bedarf für Straßenbau-
rojekte muss deutlich erweitert werden.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wer soll das bezahlen?)


aran führt kein Weg vorbei. Ihre jetzige Abschneide-
renze bei einem Kosten-Nutzen-Koeffizienten von
,2 Prozent ist gleich bedeutend mit einem Verzicht auf
achstumsimpulse und auf die Lösung drängender Ver-
ehrsprobleme in vielen Regionen Deutschlands. Hier
uss etwas passieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Steuererhöhungen! Welche Steuer wollen Sie erhöhen?)


Fünftens. Die Planungsreserve im vordringlichen
edarf ist auf mindestens 30 Prozent zu erhöhen. Dies
st notwendig, um einen unbürokratischen Austausch
on Projekten während der Laufzeit des Bedarfsplanes
u gewährleisten. Das ist sinnvoll, da erfahrungsgemäß
icht alle Projekte des vordringlichen Bedarfs rechtzeitig
um Laufen gebracht werden. Die Anhebung der Pla-
ungsreserve eröffnet zusätzlichen Spielraum für den
ordringlichen Bedarf.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Wunsch und Wollen!)


Sechstens. Herr Bundesminister, ich bin sehr dankbar,
ass Sie das Thema private Infrastrukturfinanzierung
rwähnt haben. Wie halten Sie es damit aber zukünftig?
s geht nicht nur um privates Kapital, sondern auch um
rivates Know-how. Wenn Ihnen die Bauindustrie vor-
ält, das Jahr 2003 sei für die private Infrastrukturfinan-
ierung ein verlorenes Jahr, sollte Ihnen das zu denken
eben.
Die Arbeitsmarktprobleme lassen sich ohne Bewälti-

ung der Baukrise nicht lösen. Mich bedrückt, wie we-
ig öffentliche Betroffenheit die Lage am Bau auslöst.
ch meine nicht die Betroffenheit über den Zustand einer
ranche, sondern über den Zustand eines Landes, in dem
as Wegbrechen von Bauinvestitionen offensichtlich die
rsache eines spürbar sinkenden Lebensstandards ist.
hne Bau – das sage ich Ihnen – kein Wachstum.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Eduard Oswald

Es geht nicht um Subventionen. Ziel muss eine Politik

sein, die Deutschland als Investitionsstandort versteht
und entsprechend entwickelt. Ohne eine nachhaltige
Wende in der Investitionspolitik kommen wir aus der ge-
genwärtigen Situation nicht heraus. Unser Ziel muss lau-
ten: Investieren für Mobilität.

Wir brauchen jeden Verkehrsträger. Schwerpunkt
muss die Vernetzung der unterschiedlichen Verkehrsträ-
ger sein, gleich ob dies die Anbindung von Straße und
Schiene an Flughäfen oder an Wasserstraßen und Häfen
betrifft. Ich bedauere sehr, dass Sie auch in diesem Jahr
noch kein Wasserstraßenausbaugesetz vorgelegt haben,
das dem Binnenschifffahrtsgewerbe und der verladenden
Wirtschaft die erforderliche Planungssicherheit gäbe, die
bei den Verkehrsträgern Schiene und Straße bereits seit
langem gegeben ist. Hier müssen Sie nacharbeiten.

Ich bedauere ferner sehr, dass Sie nicht den Mut hat-
ten, stärker als bisher Verantwortung für die bundesweite
Rahmenplanung im Bereich der Flughäfen zu überneh-
men. Auch das ist ein Thema, über das wir reden müs-
sen. Wenn wir einen ernst zu nehmenden Bundesver-
kehrswegeplan wollen, müssen darin alle Verkehrsträger
Berücksichtigung finden; sonst handelt es sich nur um
einen Teil- oder Rumpfplan. Den Mut dazu hätten Sie
aufbringen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Sind die Länder denn bereit, ihre Zuständigkeit abzugeben?)


– Immer wenn es hier unruhig wird, fühle ich mich in
meinen Aussagen bestätigt. Denn Unruhe auf der linken
Seite des Hauses bedeutet eigentlich stets, dass ich Recht
habe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir brauchen eine klare Aussage zur Kapazitätsent-

wicklung der deutschen Flughäfen. Wir müssen in allen
Bereichen Farbe bekennen. Beim Schwerpunkt Schiene
sind wir uns in vielen Punkten einig. Wir müssen hier et-
was Entscheidendes tun; denn mehr als 50 Prozent des
Schienengüterverkehrs werden im internationalen Ver-
kehr abgewickelt.

Sie müssen noch nacharbeiten. Bis zu Ihrer Kabinetts-
entscheidung müssen Sie an diesem Bundesverkehrswe-
geplan noch viel arbeiten. Wir erwarten, dass Sie bei der
Parlamentsentscheidung – Herr Bundesminister, Ihren
Worten entnahm ich das – Flexibilität zeigen. Sie dürfen
dann nicht sagen: Jetzt ist alles beschlossen; jetzt ma-
chen wir nichts mehr.

Sie müssen dem Parlament Entscheidungsräume ge-
ben. Wir werden unsere Verantwortung für eine gemein-
same Verkehrsinfrastruktur wahrnehmen. Bis zur Kabi-
nettsentscheidung sind Sie aber selber am Zug. Bessern
Sie diesen Entwurf bis zur Kabinettsentscheidung in den
wesentlichen Punkten nach!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Reinhard Weis. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ie LKW-Maut kommt. Das ist die wichtigste Nachricht ach der Zitterund Hängepartie, die viele Verkehrspoliiker in den letzten Wochen und Tagen durchlaufen haen. s ist eine gute Nachricht, auch wenn manches an dem ompromiss, für den der Vermittlungsausschuss gestern rünes Licht gegeben hat, mit Schönheitsfehlern verseen ist. Ich bin jedoch froh, dass nicht nur die Koalitionsfrak ionen, sondern auch die Fraktion der CDU/CSU in eiem gemeinsamen Antrag deutlich ihre Bereitschaft erlären, diese Schönheitsfehler in den nächsten Monaten u korrigieren. Dazu gehört in erster Linie, dass wir unere Zusage an das Transportgewerbe realisieren, einen ubstanziellen Harmonisierungsschritt in Verbindung it der Mauteinführung zu sichern. Die Umsetzung dieser Zusage war leider in den letz en Monaten auf EU-Ebene ins Stocken geraten. Aber ir unterstützen die Bundesregierung nachdrücklich in em Bemühen, diese Regelung so schnell es geht nachuholen. Die versprochene Zusage wird realisiert; darauf ann sich das Transportgewerbe verlassen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504605400
Reinhard Weis (SPD):
Rede ID: ID1504605500

(Beifall bei der SPD)


Mir ist auch bewusst, dass wir jetzt in einem ersten
chritt mit der abgesenkten Maut nur den zweitbesten
eg beschreiten; aber die nächsten Schritte sind vorge-
eichnet. Mein Kollege Beckmeyer wird in seinem Bei-
rag darauf näher eingehen.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Der redet doch über Wasserstraßen!)


Es hat um die LKW-Maut in den letzten Wochen viele
pekulationen gegeben. Die Gegner der Maut haben
eine Gelegenheit ausgelassen, ein apokalyptisches Sze-
ario zu beschwören. Manche haben gehofft, Widerstand
ber die EU mobilisieren zu können. Das alles ist nicht
elungen. Andere Mautgegner haben dann auf die Oppo-
ition und deren langen Arm im Bundesrat gesetzt und
ehofft, dort würde die Maut doch noch zu Fall gebracht
erden. Auch sie wurden eines Besseren belehrt. Letzt-
ch hatten die Opposition und die B-Länder schon deut-
ch gemacht, dass auch ihnen bewusst ist, dass wir das
eue Finanzierungsinstrument für Verkehrsinvestitio-
en benötigen.


(Hans-Günter Bruckmann [SPD]: Späte Einsicht, aber sie war da!)


as hohe Investitionsniveau wird nämlich dadurch ge-
alten werden. Das ist die Nachricht, die mit großer Er-
ichterung überall aufgenommen werden kann.






(A) )



(B) )


Reinhard Weis (Stendal)


Vor uns stehen jetzt die Beratungen über den Bundes-

verkehrswegeplan, mit dem in den Jahren bis 2015 das
hohe Investitionsvolumen von 10 Milliarden Euro jähr-
lich umgesetzt wird. Das ist Verkehrswegeplanung für
das 21. Jahrhundert. Sie bedeutet Verlässlichkeit und
Verstetigung der Investitionstätigkeit auf hohem und an-
spruchsvollem Niveau.

Kollege Fischer, gestatten Sie mir in diesem Zusam-
menhang eine Anmerkung zum Antrag der CDU/CSU-
Fraktion. Sie üben Kritik daran, dass der Bundesminister
für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen an Länder, Ver-
bände und die Abgeordneten des Deutschen Bundesta-
ges einen Entwurf des Bundesverkehrswegeplanes ge-
schickt hat, aber noch keinen richtigen Gesetzentwurf.
Diese Kritik ist grotesk und kleinkariert. Freuen Sie sich
doch darüber, dass der Bundesminister Ihnen und den
Mitgliedern Ihrer Fraktion vollen Einblick in den Pro-
zess gegeben hat,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


statt den Entwurf im stillen Kämmerlein hinter ver-
schlossenen Türen zu beschließen und Ihnen dann den
endgültigen Plan zu übersenden. Nie zuvor hat es bei der
Erarbeitung eines Bundesverkehrswegeplanes eine sol-
che Möglichkeit der Mitberatung für Länder und Ver-
bände gegeben.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Und Transparenz! Da hat er Recht!)


Die CDU/CSU-Fraktion hat wahrscheinlich damit ge-
rechnet, dass die Bundesregierung bei der Aufstellung
des Bundesverkehrswegeplanes in die alte Mauschelei
verfällt, wie sie die vorige Regierung praktiziert hat.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Das war doch nie anders! Das war immer so!)


Die CDU/CSU-Fraktion hat in einer unserer Ausschuss-
sitzungen zu diesem Thema sogar unsere Offenheit, die
wir in diesem Prozess an den Tag legen, als unparlamen-
tarisches Verhalten bezeichnet. Man muss schon sehr
bösartig sein, um so wie Sie zu reagieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Man kann es auch anders darstellen!)


Ich möchte an dieser Stelle unserem Parlamentari-
schen Staatssekretär Achim Großmann ganz besonders
für die Arbeit danken,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


die er mit großer Umsicht, viel Fingerspitzengefühl und
einem wunderbaren Gefühl für Ausgleich und faire Kon-
sensfindung geleistet hat. Jeder weiß, wie schwierig es
ist, wenn es um die Verteilung von Investitionsmitteln
zwischen Ländern, Regionen und Kommunen geht.
Achim Großmann hat die Ningelei, man habe die Abge-
ordneten zu früh informiert und mit einem Diskussions-
papier quasi belästigt, wirklich nicht verdient. Ihre Frak-
tion ist tatsächlich die allererste, die ich kennen gelernt

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(C (D abe, die sich über zu viel Beteiligung an der Meinungsildung beschwert. Unser neues Paket zur Verkehrswegefinanzierung, as wir in dieser Woche auf den Weg bringen – LKWaut und Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellchaft –, eröffnet uns neue Finanzierungsformen beim undesverkehrswegebau; der Minister hat es angesprohen. Wir werden künftig mehr Vorhaben in öffentlichrivaten Partnerschaften realisieren. In diesem Zusamenhang sind noch einige Fragen offen, auch steuerlihe. Ich möchte an dieser Stelle unterstreichen, wie ichtig es meiner Fraktion ist, klare Rahmenbedingunen für Investoren zu schaffen, damit auch die Projekte, ie wir mit dem Begriff „A-Modell“ bezeichnen, umgeetzt werden und darüber zusätzliches Kapital mobiliiert wird. Ein Wort zur Verkehrsinfrastruktur in den neuen Län ern und in diesem Zusammenhang zu dem Gesetzenturf zur Änderung des Verkehrswegeplanungsbeschleuigungsgesetzes. Trotz der weitgehend abgeschlossenen erkehrsprojekte „Deutsche Einheit“ besteht weiterhin in großer Nachholbedarf in Ostdeutschland. Das ist in iesem Hause unstrittig. Die bisherigen Überlegungen ur Bundesverkehrswegeplanung tragen dem deutlich echnung. Ich erinnere daran, dass ohne Berücksichtiung der Verkehrsprojekte „Deutsche Einheit“ die Invesitionsmittel für die neuen Bundesländer um 6 Prozent nwachsen. Der Bundesrat kommt mit seiner Initiative zum erkehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetz aber zu inem unpassenden Zeitpunkt – auch weil im geltenden esetz das Verfahren zur eventuellen Fortschreibung des esetzes festgelegt ist. Deswegen ist die Bundesratsiniiative tatsächlich überflüssig. Bis Ende 2003 wird die undesregierung einen Bericht über die Erfahrungen mit em Verkehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetz voregen. Die Länder sind nach dem geltenden Gesetz aufefordert, bis zur Mitte dieses Jahres ihre Erfahrungen n den Bund zu übermitteln. Wir bekommen dann einen ericht und werden als Gesetzgeber auf der Basis dieses rfahrungsberichtes entscheiden müssen. Ich teile aber nicht – so viel möchte ich hier sagen – ie pessimistische Grundhaltung, die in dem Gesetzenturf des Bundesrates zum Ausdruck kommt. Sonderreelungen sind nur so lange gerechtfertigt, wie die Austattung der neuen Bundesländer mit Verkehrswegen eutlich hinterherhinkt. Das wird mit Sicherheit bis zum ahre 2019 nicht mehr der Fall sein. Bei dieser Debatte geht es aber auch darum, die guten rfahrungen, die mit diesem Gesetz und dem strafferen erwaltungsverfahren bei der Genehmigung und der Relisierung von Verkehrsprojekten in den neuen Bunesländern gemacht wurden, bundesweit zu nutzen. azu möchte ich zum Abschluss meines heutigen Debatenbeitrages eine Überlegung an die Adresse der neuen, ber auch an die Adresse der alten Bundesländer in die iskussion einbringen. Reinhard Weis Ein Instrument für die Durchsetzung schneller Ab läufe und kostengünstiger Projektrealisierung war und ist die DEGES, die in privatrechtlicher Struktur als Dienstleister für die Länder hervorragende Arbeit geleistet hat. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


– Sie hätte wirklich ein bisschen mehr Applaus aus dem
ganzen Hause verdient. –


(Beifall bei der SPD)

In dieser Gesellschaft sind Kompetenz und Erfahrung
versammelt. Die DEGES stellt zudem ein Angebot dar,
öffentliche Verwaltungsstrukturen zu straffen, ohne dass
die Gefahr besteht, Kapazitäten für die Planung und die
Realisierung von Großprojekten zu verlieren.

Dieses Angebot besteht noch. Sie wissen, dass die
DEGES eine Einrichtung ist, die auf Zeit installiert
wurde. Je näher wir dem Zeitpunkt kommen, an dem die
Realisierung der Verkehrsprojekte „Deutsche Einheit“
ausläuft, desto näher kommen wir dem Zeitpunkt, an
dem dieses Kompetenzzentrum abgewickelt werden
muss. Ich bitte deshalb die Bundesregierung und auch
die Bundesländer, die Überlegungen zur Verallgemeine-
rung der guten Erfahrungen mit der DEGES und das
Projekt der Verwaltungsvereinfachung miteinander zu
kombinieren. Hierin liegen nach meiner Überzeugung
nicht nur Beschleunigungspotenziale, sondern auch
Sparpotenziale für die Finanzminister.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Schaffen dann die Länder ihre eigenen Verwaltungen ab? Das wäre die Konsequenz!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504605600

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Dirk Fischer.

Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1504605700

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen!
Der Bundesverkehrswegeplan ist … zügig zu über-
arbeiten. Dies gilt für die zu aktualisierenden
Verkehrs- und Preisprognosen, die Bewertungs-
maßstäbe, die verkehrsträgerübergreifenden In-
tegrationseffekte und für die Sicherstellung der
Finanzierbarkeit einschließlich der Folgekosten.

(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Koalitionsvertrag 1998!)


So ist es in der rot-grünen Koalitionsvereinbarung vom
20. Oktober 1998 zu lesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sag ich doch! – Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Guter Koalitionsvertrag!)


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(C (D Ich muss feststellen, dass dieses Ziel aus dem Koalionsvertrag, den die Koalition abgeschlossen hatte, in er letzten Legislaturperiode nicht umgesetzt worden ist. (Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Guter Koalitionsvertrag! – Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Ein Vertrag für eine gute, solide Arbeit!)


uch heute, gut viereinhalb Jahre später, hat das Parla-
ent noch immer keinen neuen Bundesverkehrswege-
lan und die dazugehörigen Ausbaugesetze für Straße
nd Schiene auf dem Tisch liegen.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber einen Entwurf gibt es!)


s liegt lediglich ein erster Referentenentwurf ohne Ge-
ähr auf Endgültigkeit oder Vollständigkeit vor.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Bei Entwürfen ist das so!)


s handelt sich nur um eine Beratungsunterlage, die
och mit den anderen Ressorts und den Bundesländern
bgestimmt werden muss.
Es war völlig unseriös, dieses unfertige und nicht ver-

indliche Arbeitspapier durch den Minister vor der
undespressekonferenz bereits am 20. März einer brei-
en Öffentlichkeit vorzustellen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


ie Öffentlichkeit und das Parlament wollen etwas Ver-
indliches haben. Etwas ist erst dann verbindlich, wenn
ine Kabinettsentscheidung dazu vorliegt. Rohentwürfe
ind nicht verbindlich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: In einer Demokratie darf man mitbestimmen, Herr Kollege Fischer! Wussten Sie das schon?)


Einen Tag früher als wir Abgeordneten und der zu-
tändige Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswe-
en wurden bereits die Journalisten mit Informationen
efüttert. Es hat der besonderen Intervention des Aus-
chussvorsitzenden bedurft, dass sich die Regierung
azu bequemte, am 2. April dem Ausschuss Rede und
ntwort zu stehen.
Hütchenspieler gehen gelegentlich weniger trickreich

u Werke:

(Beifall bei der CDU/CSU)


ur damit die Grünen daheim bei der Basis sagen kön-
en, dass der Investitionsbedarf für die Schiene größer
t als der für die Straße, hat die Koalition erstmalig und
ystemfremd die Nahverkehrsfinanzmittel aus GVFG
nd Regionalisierungsgesetz zum projektierten Finanz-
olumen für den Bereich Schiene hinzugerechnet.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber nicht im Plan!)







(A) )



(B) )


Dirk Fischer (Hamburg)


Zufälligerweise hat man aber beim Straßenbau die
GVFG-Mittel nicht zugerechnet. Sonst wäre dieses
Spielchen nämlich nicht aufgegangen.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Es sind ja auch Kommunalund keine Bundesstraßen!)


Wie man hört, will das Kabinett über den Bundesver-
kehrswegeplan offenbar vor der Sommerpause entschei-
den, über die Ausbaugesetze aber erst im Herbst. Bisher
ist beides dem Parlament immer zeitgleich zugeleitet
worden. Wir können mit der Beratung erst dann begin-
nen, wenn wir die Ausbauänderungsgesetze für Straße
und Schiene auf dem Tisch liegen haben; denn der Bun-
desverkehrswegeplan ist nur ein Bedarfsplan, den wir
beraten und den wir zur Kenntnis nehmen. Entscheidend
sind die Ausbauänderungsgesetze und – im Anhang –
die Bedarfspläne.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wenn ich es richtig sehe, kann es hier im Hause erst
Ende Oktober oder Anfang November losgehen; denn
vorher findet noch die Sechs-Wochen-Runde im Bun-
desrat statt, bei der es jede Menge Stellungnahmen und
dazu dann die Gegenäußerungen der Bundesregierung
gibt. Wir können also davon ausgehen, dass das Parla-
ment frühestens Ende 2003 mit diesen Dingen befasst
wird.

Meine Fraktion hat in der Ausschussberatung vom
Ministerium die Liste mit den jeweiligen Kosten-Nut-
zen-Verhältnissen zu den Einzelprojekten und die Pro-
grammeinstufung verlangt. Dieses ist am 2. April vom
Parlamentarischen Staatssekretär Großmann abgelehnt
worden. Merkwürdig, dass man das, was uns als Parla-
ment verweigert wird, schon längst auf den Internetsei-
ten des BUND lesen kann. Auch auf der Internetseite des
Bundesministeriums sind diese Angaben in der letzten
Woche eingestellt worden.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Am 8. Mai! Wenn Sie zu blöd sind, das Internet anzuklicken, dann kann man Ihnen auch nicht helfen!)


Ich halte also fest: Von allen, die zu informieren sind,
wird das Parlament, der Deutsche Bundestag, am
schlechtesten behandelt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sollen wir denn die Länder nicht beteiligen? – Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Erst muss man planen und vorbereiten!)


Die Grünen, die früher immer besonders für die Rechte
des Parlaments eingetreten sind, sollten sich zutiefst
schämen.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Der beleidigte Ochsenfrosch!)


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(C (D as ist eine unglaubliche Verletzung der parlamentarichen Rechte, die sich die Opposition nicht bieten lässt. agegen protestieren wir. (Beifall bei der CDU/CSU – Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Das ist doch alles veröffentlicht! – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man muss natürlich mit dem Internet umgehen können!)


Meine Fraktion fordert die sofortige Vorlage eines
ndlich vom Kabinett beschlossenen Bundesverkehrs-
egeplanes und die gleichzeitige Vorlage der dazugehö-
igen Ausbauänderungsgesetze.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und die Landesregierungen werden ausgeschaltet, oder wie?)


ie rot-grüne Bundesregierung manifestiert mit ihrem
undesverkehrswegeplan auf Planungsebene die dauer-
afte Unterfinanzierung des Bundesfernstraßenbaus.
s ist also ein typisch rot-grüner Plan.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wir hätten uns gewünscht, dass Sie jemals etwas so offen und transparent dargestellt hätten!)


Wenigstens haben wir eine Einigung über die stre-
kenbezogene LKW-Maut auf dem Vermittlungswege
inbekommen. Das verfügbare Mautaufkommen wird
ur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur zweckge-
unden und überwiegend für den Bundesfernstraßenbau
erwendet. Für unser Transportgewerbe wird ein Har-
onisierungsvolumen in Höhe von 600 Millionen Euro
ewährleistet. Das ist das Doppelte von dem, was die
egierung ursprünglich wollte. Dieses Ergebnis ist bei
ichte besehen doch nur auf Druck der unionsgeführten
undesländer und unserer Kollegen der CDU/CSU-Bun-
estagsfraktion zustande gekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Ohne uns wäre gar nichts passiert!)


Wir werden heute gemeinsam einen Antrag beschlie-
en. Das Ergebnis der Verhandlungen entspricht aber
ahrlich nicht dem ursprünglichen Willen des Ministers
tolpe, der Koalition oder der von Ihnen geführten Bun-
esländer. Es musste Ihnen mühsam in stundenlangen
erhandlungen abgerungen werden. Wir konnten erfolg-
eich verhindern, dass die Maut wiederum nur als ein
bkassierinstrument missbraucht


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie können gar nichts verhindern! Überschätzen Sie sich mal nicht!)


nd damit zugleich die Nutzerfinanzierung bei den Bür-
ern völlig diskreditiert wird, nach dem Motto: Es wird
icht der Infrastruktur zugute kommen, sondern der Fi-
anzminister greift zu. Daneben konnte verhindert wer-
en, dass unser Transportgewerbe unzumutbar belastet
ird und die versprochene Harmonisierung ausfällt.
Herr Kollege Friedrich, an dieser Stelle hätte ich na-

ürlich auch gerne die FDP erwähnt; denn jeder Kompro-






(A) )



(B) )


Dirk Fischer (Hamburg)


miss stellt ja nicht die eigene Traumlösung dar. Im
Übrigen darf ich nicht ganz verschweigen, dass auf der
A-Seite, auf der die Bundesregierung, die rot-grünen
Landesregierungen usw. saßen, auch der FDP-Minister
Bauckhage aus Rheinland-Pfalz verhandelt hat.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Ach ja!)

Er hat in den Verhandlungen über das, was wir erreichen
wollten, kräftig gegengehalten, aber gelegentlich auch
geholfen, hinterher Kompromissformulierungen anzu-
bieten. Er trägt das Ergebnis jedoch mit.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ja, ja!)


Deswegen ist es für mich heute immer noch ganz unklar,
wie die verbindliche Position der FDP in dieser Frage
aussieht; denn Sie sind auf beiden Seiten vertreten.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dass ich das noch erleben darf! Ich klatsche für die CDU/CSU Beifall!)


Entscheidend wird jetzt sein, dass die Bundesregie-
rung in Brüssel ein Mautermäßigungsverfahren bzw.
Mineralölsteueranrechnungsverfahren durchsetzt. Frau
de Palacio hat gesagt, dass sie erst im März von Herrn
Stolpe erfahren hat, was Deutschland will. Alle Nachfra-
gen von uns haben ergeben, dass man nur auf der Ar-
beitsebene mit Brüssel im Gespräch gewesen ist. Ich
halte fest: Die Leitungsebene hat sich die ganze Zeit
überhaupt nicht darum gekümmert. Weder ein Minister
noch ein Staatssekretär ist nach Brüssel gereist und hat
in einem Frühstadium gesagt, dass man das und das tun
will. Ich halte das Vorgehen des Bundes in Bezug auf die
Kommission und die Kommissarin für völlig dilettan-
tisch.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die zusätzlich gewonnenen Finanzierungsspielräume

dürfen nicht durch gleichzeitige Kürzungen des regulä-
ren Verkehrshaushaltes gleich wieder beseitigt werden.
Wenn das geschehen würde, wäre das ein schlimmer
Vertrauensbruch gegenüber den Ländern.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Es ist in den Verhandlungen doch deutlich gesagt worden!)


Im Übrigen will ich an dieser Stelle nur ein Wort zu
dem, was auch der Kollege Schmidt angesprochen hat,
sagen, nämlich zum Aufsichtsrat der DB AG. Mit der
Abberufung der Bahnvorstände Franz und Koch sind
doch nur Bauernopfer gefallen. Eine vorzeitige Verlän-
gerung des Vertrages mit Mehdorn halte ich zumindest
für sehr voreilig. Herr Schmidt, Sie sollten sich den § 84
des Aktiengesetzes einmal genauer durchlesen – ich zi-
tiere –:


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wenn Sie zitieren können, sind Sie gut!)




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(C (D Eine wiederholte Bestellung oder Verlängerung der Amtszeit, jeweils für höchstens fünf Jahre, ist zulässig. Sie bedarf eines erneuten Aufsichtsratsbeschlusses, der frühestens ein Jahr vor Ablauf der bisherigen Amtszeit Mitte Dezember 2003 also – gefasst werden kann. Nur bei einer Bestellung auf weniger als fünf Jahre kann eine Verlängerung der Amtszeit ohne neuen Aufsichtsratsbeschluss vorgesehen werden, sofern dadurch die gesamte Amtszeit nicht mehr als fünf Jahre beträgt. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ich weiß!)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504605800

Herr Kollege Fischer, Sie müssen zum Ende kommen.

Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1504605900

Das heißt also: Mit dem, was Sie hier gesagt haben,

efinden Sie sich offensichtlich nicht in Übereinstim-
ung mit dem Aktiengesetz.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Doch, aber hallo! Lesen Sie mal nach, was ich gesagt habe! Die Formulierung habe ich mir ganz genau überlegt!)


inister Stolpe hat gesagt, Mehdorn habe sich beim
reissystem verkalkuliert. Deshalb frage ich mich, wa-
um der Kapitän nicht die Verantwortung übernimmt,
bwohl er das Schiff in die Kollision gefahren hat. Man
ann dem Kapitän doch keine Gehaltserhöhung geben
nd zum Ausgleich zwei Matrosen über Bord schmei-
en. Das geht nun wirklich nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504606000

Herr Kollege Fischer, achten Sie bitte darauf, dass Sie

ie Redezeit bereits weit überschritten haben.

Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1504606100

Deswegen sage ich: Dieser Vorgang ist erklärungsbe-

ürftig, und zwar umso mehr, als Mehdorn noch in den
etzten Tagen gesagt hat, dass das System prima ist und
ass der Einbruch ausschließlich konjunkturell bedingt
st. Das heißt, er hat es bis heute immer noch nicht be-
riffen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504606200

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Uwe Beckmeyer.

Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1504606300

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Dirk
ischer, das, was Sie hier vorgetragen haben, empfand
ch ein wenig als ein absurdes Theater.


(Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Uwe Beckmeyer

Die Wahrnehmung der Christlich Demokratischen
Union hinsichtlich der Behandlung des Bundesverkehrs-
wegeplans entspricht überhaupt nicht der Wahrheit. Ein
so transparentes Verfahren, wie es diesmal vom Ministe-
rium gewählt worden ist – rechtzeitige Einbindung der
Kommunen und Länder, öffentliche Diskussion über die
Möglichkeiten der Aufstellung, das In-das-Netz-Stel-
len –, hat es in der Bundesrepublik in dieser Form noch
nie gegeben. Das muss man einmal festhalten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Das ist nichts Neues, was Sie erzählen!)


Sich darüber zu beschweren und anschließend dem deut-
schen Volk und dem Deutschen Bundestag klar machen
zu wollen, dass das gegen die normale Regel ist, ist
wirklich absurd. Absurder kann es nicht sein.


(Zuruf von der SPD: Verdrehung der Verhältnisse! – Siegfried Scheffler [SPD]: Absurdes Theater!)


Ich will an dieser Stelle aber gar nicht näher darauf
eingehen, weil der Bundesverkehrswegeplan weiter mit
den Ländern besprochen wird. Für Mitte dieses Jahres ist
ein Kabinettsbeschluss angekündigt. Dieser Kabinetts-
beschluss wird eine endgültige Fassung bekommen. Das
ist richtig. Aber vor einem Kabinettsbeschluss gibt es
Arbeitspapiere. Das war in der Vergangenheit so und ist
auch in der Zukunft notwendig. Der hier zitierte Parla-
mentarische Staatssekretär Großmann hat in unserem
Ausschuss angekündigt, dass Ende April/Anfang Mai
die Daten ins Netz gestellt werden. Er hat sein Wort ge-
halten. Das wollen wir heute Mittag einmal feststellen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich will etwas zur Maut sagen, weil die Maut einer
der entscheidenden Punkte ist, die der Deutsche Bundes-
tag heute behandelt. Sie ist ein großer Erfolg für
Deutschland, ein großer Erfolg der Bundesregierung,
aber auch ein großer Erfolg des Bundesverkehrsminis-
ters. Man muss hier einmal zum Ausdruck bringen, dass
wir dafür auch dem Minister persönlich für seinen Ein-
satz, den er in den letzten Monaten hierfür gezeigt hat,
danken sollten. Der Erfolg gibt ihm letztendlich Recht.


(Zuruf von der CDU/CSU: Ohne uns wäre gar nichts los!)


Wir haben große Widerstände auf allen Ebenen ge-
habt. Wir haben ein verdecktes Taktieren der EU zur
Kenntnis nehmen müssen. Wir haben Geschrei aus Ver-
bänden und Interessenvereinigungen zur Kenntnis ge-
nommen und teilweise die eine oder andere Frage klären
können, die möglicherweise falsch interpretiert wurde.
Es hat Mühe gekostet; aber am Ende ist das Ergebnis
tragfähig.

Bei manchen Diskussionsbeiträgen hat man allerdings
den Eindruck gehabt, dass das berechtigte Anliegen von
destruktivem Verhalten kaum noch zu unterscheiden war.
Insofern muss ein Signal aus dem Deutschen Bundestag
an die Öffentlichkeit und die Verbände hinausgehen, mit

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(C (D estruktivem Verhalten aufzuhören, sich mit dem Ergebis zu beschäftigen und es anzunehmen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben einen Quantensprung erreicht. Was wir
eute verabschieden, hat Modellcharakter für Europa. Es
st eine grundlegende Neuorientierung.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Für die ganze Welt! Sie dürfen nicht untertreiben!)


ie Finanzierung durch die Nutzer, die wir zum ersten
al jetzt in Deutschland auf den Weg bringen, ist etwas
esonderes. Ich habe die Diskussion in den letzten Wo-
hen teilweise nicht verstehen können. Es wurde gesagt,
as sei ein Weg, der nicht dazu beitrage, dass zusätzliche
inanzmittel bereitgestellt werden. Selbst die Deutsche
ank, die immer nach neuen Geschäften sucht und ruft,
at in der neuesten Veröffentlichung der „Deutsche Bank
esearch“ das Thema aufgegriffen und lässt sich über
ie Betreibermodelle für Verkehrsinfrastruktur aus.
ie lobt die Möglichkeiten der Finanzierung nach dem
- und F-Modell auch des Bundesverkehrswegeplans.
Durch die Einführung der Maut werden wir zum ers-
n Mal in die Lage versetzt, die Chance der privaten
inanzierung in Deutschland zu nutzen. Das ist der
rößte Erfolg überhaupt, den wir in der Bundesrepublik
it der Diskussion über die Maut erreicht haben.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Auf diese Art und Weise können wir privates Kapital
ür Autobahn- und Fernstraßenprojekte in Deutschland
insetzen und die Banken machen mit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Nehmen Sie zur Kenntnis, dass das Gesetz schon seit 1994 besteht!)


nsofern habe ich die Hoffnung, dass wir nicht nur durch
ie Mauteinnahmen und die Haushaltsansätze für Ver-
ehr, sondern auch durch zusätzliches privates Engage-
ent im Bundesfernstraßenbereich zukünftig die mögli-
hen Engpässe in der Verkehrsinfrastruktur beseitigen
önnen. Ich glaube, das ist richtig und wichtig.
Insoweit haben Sie trotz Gegenwind Kurs gehalten,
err Minister. Ich denke, wir sind jetzt ein gutes Stück
orangekommen.
Ich komme zur FDP. Was kann man dazu sagen?

(Siegfried Scheffler [SPD]: Da fällt einem nichts ein! – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Nur Gutes!)


er Kollege Fischer hat es schon versucht. Die FDP
tand in den Verhandlungen auf beiden Seiten.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das soll es geben!)


ieser Spagat war dadurch bedingt, dass es solche und
olche Koalitionen gibt.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist ja wie bei euch!)







(A) )



(B) )


Uwe Beckmeyer

Gleichwohl meine ich, dass man nach dieser ganzen Dis-
kussion nicht einfach einen Gang zurückschalten und
sich enthalten kann. Was Sie hier veranstalten, ist eine
Politik der weißen Füße, lieber Herr Friedrich. Ich kann
mir nicht vorstellen, dass Sie damit beim Gewerbe auch
nur ein Stückchen Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn Sie
nach Ihrer Haltung und nach der Rolle gefragt werden,
die Sie dabei gespielt haben.


(Beifall bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das dürfen Sie schon meine Sorge sein lassen, Herr Kollege Beckmeyer!)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe die
Hoffnung, dass wir mit den Vorhaben, die jetzt verab-
schiedet werden, Engpassfaktoren in der deutschen
Verkehrsinfrastruktur beseitigen können. Denn die Be-
seitigung von Engpassfaktoren trägt auch dazu bei, die
wirtschaftliche Entwicklung in der Bundesrepublik nach
vorne zu bringen.

Ich habe auch die Hoffnung, dass dabei die System-
vorteile, die der Lastkraftwagen auf deutschen Auto-
bahnen und Fernstraßen zugegebenermaßen auch in Zu-
kunft aufweisen wird, genutzt werden können. Denn die
Systemeigenschaften Flexibilität und Schnelligkeit dür-
fen nicht ausgeblendet werden. Wir müssen sie berück-
sichtigen, ohne dass dabei andere konzeptionelle ver-
kehrspolitische Fragen vernachlässigt werden.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Weil meine Redezeit zu Ende geht, will ich an dieser
Stelle nur noch eines anmerken. Im Road Pricing liegt
für uns die Chance zur Mobilisierung von privatem Ka-
pital für Infrastrukturmaßnahmen. Ich glaube, wir haben
mit den Nutzerentgelten alle Vorteile in der Hand, diese
Chance jetzt auszuspielen.

Wir haben bereits ein gutes Stück des Weges hinter
uns gebracht, den wir heute zu Ende gehen. Ich habe die
Hoffnung, dass sich das Haus – vielleicht bis auf die
freidemokratische Partei – in großer Geschlossenheit
entschließen wird, das Ergebnis des Vermittlungsaus-
schusses zu akzeptieren. Ich glaube, dabei handelt es
sich um ein gutes Ergebnis für Deutschland.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504606400

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1504606500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Sehr geehrte Gäste! Der Entwurf des Bundesver-
kehrswegeplans entspricht beileibe nicht den von der
rot-grünen Bundesregierung angekündigten Zusagen.
Versprochen war, alle Vorhaben und Projekte wirtschaft-
lich und ökologisch zu überprüfen, bevor sie Bestandteil
des Bundesverkehrswegeplans werden.

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(C (D Umweltbelastungsabschätzungen von Einzelmaßahmen sind jedoch nicht erfolgt. Auch wird die von er Bundesregierung eingegangene Verpflichtung zur enkung des Kohlendioxidausstoßes nicht erreicht. Im egenteil: Die Bundesregierung geht von einem Wachsum der CO2-Belastung von 11 Prozent bis zum Jahr015 aus. Durch technologische Verbesserungen der Motoren ntriebstechnik hatten Sie gehofft, eine Senkung der Kliaschädigungen durch den Verkehr zu erreichen. Aber as enorme Wachstum der Gesamtverkehrsleistung hebt iese Effekte wieder auf. Die Belastung – das werden ir erleben – wird noch zunehmen. Wir finden, man muss andere Schwerpunkte setzen. ir brauchen Lösungen, die zur Optimierung vorhandeer Verkehrswege führen. Die ökologischen Belastungen urch den Verkehr müssen reduziert werden. Meine Damen und Herren, schauen Sie in Ihren Plan: ie Straßenbauinvestitionen werden nach dem Enturf bis 2015 auf dem Rekordniveau von 5,3 Milliarden uro gehalten. Die Schieneninvestitionen stagnieren agegen auf dem 2003 erreichten Stand von 4,3 Milliaren Euro. Zusammengerechnet werden bis zum Jahr 015 knapp 14 Milliarden Euro mehr für die Straße als ür die Schiene ausgegeben. Damit wird das Ungleichgeicht zwischen Schiene und Straße weiter fortgeschrieen. Es sind weder genügend Mittel für den Erhalt der chieneninfrastruktur noch für ihren Ausbau eingeplant. ußerdem fehlen neue Ideen für Lösungen, die zu einer irklichen Verkehrsreduktion führen könnten. (Siegfried Scheffler [SPD]: Mehr auf die Wasserstraßen verlagern!)


ie Prioritätensetzung im Bundesverkehrswegeplan – das
at der Kollege Oswald schon angesprochen – konzen-
riert sich kaum auf die wichtigen Schienenprojekte, die
it der EU-Osterweiterung verbunden sind. Die
hance, die europäischen Schienenwege nach Osteuropa
u entwickeln, muss – so finden wir, die PDS – offensiv
rgriffen werden. Wir brauchen leistungsfähige Schie-
enstrecken von Berlin nach Polen und in die baltischen
epubliken oder von Dresden nach Prag. Das ist vor-
ringlich und muss Priorität haben.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Zu dem Zuruf „Wasserstraßen“ kann ich Ihnen, ver-

hrter Kollege, Folgendes sagen: Beim Wasserstraßen-
usbau bin ich beeindruckt, wie völlig unbeeindruckt
on den aktuellen Entwicklungen an Projekten festge-
alten wird, die sich überlebt haben. Ich nenne nur das
erkehrsprojekt Havelausbau als Beispiel, das ungeprüft
den Bundesverkehrswegeplan übernommen wurde.
ie halten also an der völlig unsinnigen und fatalen Idee
est, die Flüsse den Schiffen anzupassen, anstatt es um-
ekehrt zu machen. Dabei liegen uns doch aktuelle Pro-
nosen über den Rückgang des Binnenschiffverkehrs
or. Außerdem sind wir alle angesichts der Flutkatastro-
he im vergangenen Jahr zu dem Schluss gekommen
bei einigen ist das augenscheinlich schon wieder in
ergessenheit geraten –, dass man die Ausbaupläne für






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch

die Binnenwasserstraßen nicht ungeprüft fortführen
kann.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Das ist doch Blödsinn: ungeprüft! Das wird doch geprüft!)


Haben Sie das alles vergessen? Das, was Sie vorhaben,
ist nicht nur ökologisch bedenklich, sondern auch fi-
nanzpolitisch unhaltbar.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Stimmt! Da hat sie Recht!)


Da es sich um einen Entwurf handelt, haben wir noch
die Chance, den Bundesverkehrswegeplan zu überarbei-
ten. Dafür möchte ich Ihnen aus Sicht der PDS einige
Punkte nennen. Vorrang müssen aus unserer Sicht die
Instandhaltung und die Instandsetzung vorhandener
Bahn-, Straßen-, aber auch der Wasserstraßennetze ha-
ben.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Richtig! Mehr wird gar nicht gemacht!)


Wir brauchen integrierte Verkehrskonzepte auf regiona-
ler Ebene und vor allen Dingen Wettbewerbsbedingun-
gen, durch die die Schiene nicht benachteiligt, sondern
bevorzugt wird. Es gibt aber auch Dinge, auf die man
verzichten kann. Die Transrapidprojekte in Bayern
und Nordrhein-Westfalen sind unserer Meinung nach
nicht gerade zukunftsweisend.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Das ist nicht Bestandteil des Bundesverkehrswegeplans! Das ist kein Bundesprojekt, das ist ein Landesprojekt! Das müssen Sie doch wissen!)


– Regen Sie sich doch bitte nicht so auf! Wir diskutieren
lediglich über verschiedene Anträge zur Verkehrspolitik.


(Eduard Oswald [CDU/CSU] [zur SPD gewandt]: Das kommt davon, wenn man sich mit denen einlässt!)


Wir brauchen – davon ist überhaupt noch nicht ge-
sprochen worden – zielgerichtete Investitionen zur Um-
setzung eines nationalen Radwegeverkehrsplanes.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Wir haben einen! – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: „Umsetzung“ hat sie gesagt!)


Wir müssen die vorhandene Infrastruktur besser ausnut-
zen. Wir brauchen des Weiteren Maßnahmen zur Sen-
kung des Verkehrsaufwands und der Verkehrsbelastung
sowie – darüber ist heute schon ausführlich gesprochen
worden – mehr Kundenorientierung. Wenn Sie sich an
diesen Forderungen orientieren, Herr Minister Stolpe,
dann werden wir Sie trotz aller Aufregung in Ihrer Frak-
tion unterstützen, und zwar nicht nur im Bund, sondern
auch in den Ländern.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Hoffentlich kommt es nicht so weit!)


Danke schön.

(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos] und des Abg. Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Albert Schmidt [In u S o d w d ü d S k g z g s n h d t i u d d D g h d d d S G d t I g d t w d S t s (C (D golstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es war doch alles richtig, was sie gesagt hat!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504606600

Das Wort hat jetzt der Minister für Wirtschaft, Arbeit

nd Infrastruktur des Freistaates Thüringen, Herr
chuster.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1504606700

Herr Präsident! Verehrte Damen und Herren Abge-

rdnete! Als Beauftragter des Bundesrates möchte ich
ie Gesetzesinitiative zur Verlängerung des Verkehrs-
egeplanungsbeschleunigungsgesetzes begründen und
en Nachweis führen, dass diese weder voreilig noch
berflüssig ist. Dieses Gesetz zählt zu den Regelungen,
ie sich in den neuen Ländern besonders bewährt haben.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Da hat er Recht!)

einen Erfolg verdankt es seiner Beschleunigungswir-
ung, zu der insbesondere folgende Bestimmungen bei-
etragen haben: erstens strenge Fristen für Behörden,
weitens vereinfachte Verfahren der Enteignung bei un-
eklärten Eigentumsverhältnissen und drittens Be-
chränkung der gerichtlichen Überprüfung von Pla-
ungsbeschlüssen auf das Bundesverwaltungsgericht. Es
at sich gezeigt, dass trotz der erheblichen Verkürzung
er Genehmigungsverfahren der Rechtsschutz der Be-
roffenen nicht eingeschränkt wird, insbesondere wenn
m Rahmen der Planungsverfahren die Bürgerinteressen
nd die Umweltbelange so berücksichtigt werden, wie
ies bei uns der Fall ist. Dies wird im Übrigen auch von
en Gerichten bestätigt.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Das bestätigen auch wir!)


ie getroffenen Planungsentscheidungen haben einer
erichtlichen Überprüfung nahezu ausnahmslos standge-
alten.
Dieses Gesetz hat entscheidend dazu beigetragen,

ass beim Neu- und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in
en neuen Ländern beachtliche Ergebnisse erzielt wur-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Werner Kuhn [Zingst] [CDU/CSU])


o wurden allein in Thüringen im Geltungsbereich des
esetzes in nur elf Jahren über 350 Planungsverfahren
urchgeführt. Beispielsweise wurden 220 Kilometer Au-
obahn aus- bzw. neu gebaut. Außerdem wurde für die
CE-Trasse Nürnberg – Erfurt – Halle/Leipzig durchgän-
ig Baurecht geschaffen.
Im Rahmen der Planfeststellungsverfahren wurden

ie Belange des Natur- und Umweltschutzes in vielfäl-
iger Weise berücksichtigt. Im Zuge der Baumaßnahmen
urden zahlreiche ökologische Altlasten beseitigt. Um
ie planungsbedingten Belastungen für die umliegenden
tädte und Gemeinden gering zu halten, wurden Logis-
ikkonzepte entwickelt und realisiert, die das Bauge-
chehen auf den vorgesehenen Trassen abwickeln. Be-






(A) )



(B) )


Minister Franz Schuster (Thüringen)


rücksichtigt wurden auch die Belange der Land- und
Forstwirtschaft. Weiterhin wurden in großem Umfang
so genannte Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen
durchgeführt, die die baubedingten Einschnitte in Natur
und Landschaft geheilt haben.

Wir haben vor jedes Planfeststellungsverfahren ein
Raumordnungsverfahren gestellt, um die bürgerschaft-
lichen Belange in den Planungsprozess frühzeitig einzu-
beziehen. Die Praxis zeigt, dass durch eine frühzeitige
breite öffentliche Diskussion über die Straßenbauvorha-
ben und über die Ergebnisse der Umweltverträglich-
keitsuntersuchungen sinnvolle Lösungen gefunden und
damit Akzeptanz geschaffen werden konnten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Weder die Länge eines Genehmigungsverfahrens
noch die Anzahl der Einspruchsmöglichkeiten sind ent-
scheidend, sondern die Tiefe der fachlichen Durchdrin-
gung und die Breite der öffentlichen Auseinanderset-
zung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Der im Entwurf vorliegende Bundesverkehrswegeplan
beweist, dass in den neuen Ländern weiterhin ein großer
Bedarf besteht, die Verkehrsinfrastruktur auszubauen.
Das ist allseits bekannt.

Für die zügige Verwirklichung dieser Projekte ist die
Verlängerung der Geltungsdauer dieses Gesetzes von
sehr großer Bedeutung. Gerade in der jetzigen wirt-
schaftlichen Situation dürfen Wachstum und Entwick-
lung nicht behindert werden; sie müssen vielmehr geför-
dert und unterstützt werden, auch in den neuen Ländern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das tun wir doch alles!)


Durch eine Verlängerung der Geltungsdauer dieses
Gesetzes könnten dem Aufbau Ost auch in den kommen-
den Jahren nachhaltige Impulse gegeben werden. Nur so
lässt sich eine weitere Angleichung der Lebensverhält-
nisse in Ost und West erreichen. Nur wenn diese Anglei-
chung gelingt, können die neuen Länder ihren Beitrag
zur Stabilisierung des Wirtschaftsstandortes Deutschland
leisten.

In dieselbe Richtung zielt auch die Gesetzesinitiative
des Bundesrates zur Änderung des Bundesnaturschutz-
gesetzes. Unserer Erfahrung nach werden die neuen
Länder bis 2019 brauchen, um die Planungsverfahren
bei allen wichtigen Verkehrsprojekten einzuleiten. Eine
Verlängerung der Geltungsdauer dieses Gesetzes ist des-
halb bis zum 31. Dezember 2019 notwendig. Ich möchte
Sie daher bitten, diese Initiative des Bundesrates zu un-
terstützen und das Verkehrswegeplanungsbeschleuni-
gungsgesetz bis Ende 2019 zu verlängern. Damit decken
wir die Geltungsdauer des Solidarpakts II ab.

In der gegenwärtigen Situation der neuen Länder
wäre eine solche Verlängerung ein wichtiges Signal. Der

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(C (D ufund Ausbau der Verkehrsinfrastruktur könnte bechleunigt fortgesetzt werden und notwendige Impulse ür Wachstum und Beschäftigung geben. Es würde weier zusammenwachsen, was zusammengehört. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504606800

Als letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt

at die Kollegin Karin Rehbock-Zureich das Wort.

(Uwe Beckmeyer [SPD]: Das letzte Wort hat immer die Frau!)



Karin Rehbock-Zureich (SPD):
Rede ID: ID1504606900

Genau! Das letzte Wort hat die Frau.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit

em heutigen Tag, mit der Einführung der LKW-Maut,
indet ein Paradigmenwechsel in der Verkehrspolitik
tatt. Das bedeutet auch den Einstieg in eine integrierte
erkehrspolitik. Das bedeutet auch mehr Wettbewerb
nter den Verkehrsträgern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben heute schon viel über die Bahn und das
reissystem der Bahn gehört. Eines ist ganz klar – ich
öchte das hier noch einmal aufgreifen –: Mit der Bahn-
eform – das ist ein wesentliches Merkmal – hat die
rennung zwischen der unternehmerischen Aufgabe und
er staatlichen Aufgabe stattgefunden. Die DB AG hat
ie Pflicht, ihre unternehmerischen Aufgaben wahrzu-
ehmen und sich auch als Dienstleister im Sinne der
unden zu begreifen. Bei der Diskussion um die Preis-
estaltung ist ganz deutlich geworden, dass der Kunde
esprochen hat und dass es darauf ankommen wird, im
ernverkehr solche Ergebnisse zu erzielen, wie wir als
esetzgeber uns das vorstellen: mehr Verkehr, sowohl
ersonen- als auch Güterverkehr, auf der Schiene.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ch hätte mir natürlich gewünscht, dass in dieser Diskus-
ion um ein neues Preissystem die DB AG schon im Vor-
eld die Kritikpunkte aufgenommen hätte, um die Situa-
ion, wie wir sie heute haben, zu vermeiden.
Aufgabe der Politik, unsere Zuständigkeit, ist es, die

chiene als Bestandteil eines integrierten Verkehrssys-
ems voranzubringen, das heißt als Erstes, die Investiti-
nsmittel für die Schiene auf hohem Niveau zu halten.
ass Schiene und Straße endlich auf gleicher Augen-
öhe sind, was die Investitionsmittel angeht, auch im
euen Bundesverkehrswegeplan, haben wir geschafft.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Karin Rehbock-Zureich

Wir haben auch die Aufgabe, zusätzlich zu überlegen:

Wie befördern wir mehr Güter auf die Schiene? Wir ha-
ben uns entschlossen, ein Förderprogramm für Gleis-
anschlüsse auf den Weg zu bringen.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sehr gut! – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Nachdem sie die Bahn abgebaut hat, bauen wir sie jetzt mit Steuergeldern wieder auf! Das ist sinnvoll!)


Zum Wettbewerb auf der Schiene. Ich gehe jetzt auf den
Antrag ein, den die FDP vorgelegt hat und nach dem
eine Kommission gebildet werden soll, um den Wettbe-
werb im Güterverkehr voranzubringen. Wir haben mit
der Gründung einer Taskforce dazu beigetragen, dass
die ersten Schritte zur Weiterentwicklung des Allgemei-
nen Eisenbahngesetzes gegangen werden. Die Ergeb-
nisse der Taskforce werden noch in diesem Jahr in das
Allgemeine Eisenbahngesetz eingearbeitet werden, so-
dass der Wettbewerb auf der Schiene gewährleistet
sein wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn wir uns den Wettbewerb genauer anschauen, so
müssen wir feststellen: Die Hauptwettbewerber der
Schiene sind das Auto und die Billigflieger. Ich sehe
eine zukünftige Aufgabe für uns darin, die steuerliche
Bevorzugung des Flugverkehrs zu beseitigen. Wir alle
wissen, dass das schwierig sein wird. Das schaffen wir
nur europaweit. Wir haben aber schon erste Schritte un-
ternommen, um die Wettbewerber im Gesamtsystem auf
gleiche Augenhöhe zu bekommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Bahnreform ist ohne Alternative. Die FDP
schlägt vor – der Antrag ist allerdings schon etwas äl-
ter –, eine Kommission einzurichten. Wir haben das aber
längst aufgenommen. Die Taskforce hat Festlegungen
getroffen, sodass in Zukunft Transparenz und Wettbe-
werb gewährleistet sein werden,


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Er geht weit über die Taskforce hinaus, Frau Kollegin!)


indem nämlich DB Netz eigenständig, ohne Einfluss der
Holding, Trassenpreise festsetzt und Trassen vergibt.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das sind alles Märchen!)


Eine unabhängige Trassenagentur wird gegründet, die
beim Eisenbahn-Bundesamt


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Wenn, dann ist das nur ein Teilaspekt!)


eingerichtet wird, um die gerechte Vergabe von Trassen
zu gewährleisten, sodass wir auch beim Verkehrsträger
Schiene eine Harmonisierung der Wettbewerbsbedin-
gungen zustande bringen. Dies bedeutet, für alle, die den
Verkehrsträger Schiene nutzen, eröffnen wir die Mög-
lichkeit, diskriminierungsfreien Zugang zu erhalten. Wir

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(C (D issen, dass dies in der Vergangenheit nicht so war. uch deswegen richten wir diese Trassenagentur ein. Uns Parlamentariern kommt selbstverständlich die ufgabe und die Pflicht zu, hier genau darauf zu chauen, wie sich der Verkehr auf der Schiene weiter ntwickelt und ob der Wettbewerb durch diese Maßnahen gewährleistet ist. Wenn nicht, so haben wir alle die ufgabe – das sehen wir auch als eine Verpflichtung für ns Parlamentarier an –, die Bahnreform weiterzuentwikeln. Ich rufe Sie auf: Lassen Sie uns den nächsten Schritt un, indem wir die dritte Änderung des AEG für mehr ettbewerb auf der Schiene gemeinsam zustande brinen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Legen Sie dann doch endlich etwas vor!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504607000

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf

en Drucksachen 15/928, 15/777, 15/66 und 15/926 an
ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
chlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
all. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.
Zusatzpunkt 3: Wir kommen zur Abstimmung über

en Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU und
es Bündnisses 90/Die Grünen mit dem Titel „Mautein-
ührung in Deutschland am 31. August 2003 und Har-
onisierung der Wettbewerbsbedingungen“. Wer stimmt
ür diesen Antrag auf Drucksache 15/1023? – Gegen-
timmen? – Enthaltungen? – Damit ist der Antrag mit
en Stimmen der Koalitionsfraktionen und der CDU/
SU bei Enthaltung der FDP angenommen.
Ich rufe den Zusatzpunkt 4 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung des Aus-
schusses nach Art. 77 des Grundgesetzes

(Vermittlungsausschuss) zu dem Gesetz zur

Errichtung einer Verkehrsinfrastrukturfinanzie-
rungsgesellschaft zur Finanzierung von Bundes-

(Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschafts-gesetz – VIFGG)

– Drucksachen 15/199, 15/416, 15/863, 15/998 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Ludwig Stiegler

Wird das Wort zur Berichterstattung gewünscht? –
as ist nicht der Fall. Wir kommen dann gleich zur Ab-
timmung. Der Vermittlungsausschuss hat gemäß § 10
bs. 3 Satz 1 seiner Geschäftsordnung beschlossen, dass
m Deutschen Bundestag über die Änderungen gemein-
am abzustimmen ist. Wer stimmt für die Beschlussemp-
ehlung des Vermittlungsausschusses auf Drucksache
5/998? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Be-
chlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitions-






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

fraktionen und der CDU/CSU bei Enthaltung der FDP-
Fraktion angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 12 a bis 12 e sowie
Zusatzpunkt 5 auf:
12 a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ab-
kommen vom 4. Juli 2001 zwischen der Bun-
desrepublik Deutschland und Rumänien zur
Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem
Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom
Vermögen
– Drucksache 15/880 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem
Europa-Mittelmeer-Abkommen vom 22. April
2002 zur Gründung einer Assoziation zwi-
schen der Europäischen Gemeinschaft und
ihren Mitgliedstaaten einerseits und der De-
mokratischen Volksrepublik Algerien ande-
rerseits
– Drucksache 15/884 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

c) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem
Europa-Mittelmeer-Abkommen vom 17. Juni
2002 zur Gründung einer Assoziation zwi-
schen der Europäischen Gemeinschaft und ih-
ren Mitgliedstaaten einerseits und der Libane-
sischen Republik andererseits
– Drucksache 15/885 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

d) Beratung des Antrags der Bundesregierung
Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der
Internationalen Sicherheitspräsenz im Ko-
sovo zur Gewährleistung eines sicheren Umfel-
des für die Flüchtlingsrückkehr und zur mili-
tärischen Absicherung der Friedensregelung
für das Kosovo auf der Grundlage der Resolu-
tion 1244 (1999) des Sicherheitsrats der Ver-
einten Nationen vom 10. Juni 1999 und des
Militärisch-Technischen Abkommens zwi-
schen der Internationalen Sicherheitspräsenz

(KFOR) und den Regierungen der Bundes-

republik Jugoslawien und der Republik Ser-
bien vom 9. Juni 1999
– Drucksache 15/1013 –

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(C (D Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss Rechtsausschuss Verteidigungsausschuss Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO e)

Laurischk, Rainer Funke, Ina Lenke, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Sorgerecht für nichteheliche Kinder vor In-
Kraft-Treten der Kindschaftsrechtsreform re-
geln
– Drucksache 15/757 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

P 5 Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpas-
sung von Zuständigkeiten im Gentechnikrecht
– Drucksache 15/996 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

Es handelt sich um Überweisungen im vereinfach-
en Verfahren ohne Debatte.
Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an

ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
berweisen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
all. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 13 a bis 13 g auf.

s handelt sich um die Beschlussfassung zu Vorlagen,
u denen keine Aussprache vorgesehen ist.
Tagesordnungspunkt 13 a:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zu dem Zusatzabkommen vom 27. August
2002 zum Abkommen vom 14. November 1985
zwischen der Bundesrepublik Deutschland
und Kanada über Soziale Sicherheit
– Drucksache 15/881 –

(Erste Beratung 43. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Gesundheit und Soziale Sicherung

(13. Ausschuss)

– Drucksache 15/991 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Michael Hennrich






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Der Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung

empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 15/991, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte
diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen,
um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung ein-
stimmig angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Ge-
genstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist
einstimmig angenommen.

Tagesordnungspunkt 13 b:
Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zu dem Abkommen vom 12. September 2002
zwischen der Bundesrepublik Deutschland
und der Slowakischen Republik über Soziale
Sicherheit
– Drucksache 15/883 –

(Erste Beratung 43. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Gesundheit und Soziale Sicherung

(13. Ausschuss)

– Drucksache 15/992 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Peter Dreßen

Der Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache
15/992, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejeni-
gen, die zustimmen wollen, um das Handzei-chen. – Ge-
genstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in
zweiter Beratung einstimmig angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die zustim-
men wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? – Enthal-
tungen? – Der Gesetzentwurf ist einstimmig angenommen.

Tagesordnungspunkt 13 c:
Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zu dem Protokoll betreffend Schwermetalle
vom 24. Juni 1998 im Rahmen des Überein-
kommens von 1979 über weiträumige grenz-
überschreitende Luftverunreinigung
– Drucksache 15/509 –

(Erste Beratung 35. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher-
heit (15. Ausschuss)

– Drucksache 15/866 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Astrid Klug
Marie-Luise Dött
Winfried Hermann
Birgit Homburger

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(C (D Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktoricherheit empfiehlt auf Drucksache 15/866, den Gesetzntwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die zustimen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – nthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beraung einstimmig angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die zutimmen wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? – nthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist einstimmig angeommen. Wir kommen zu den Beschlussempfehlungen des Pe itionsausschusses. Tagesordnungspunkt 13 d: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 37 zu Petitionen – Drucksache 15/943 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 37 ist damit einstimmig anenommen. Tagesordnungspunkt 13 e: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 38 zu Petitionen – Drucksache 15/944 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 38 ist einstimmig angenomen. Tagesordnungspunkt 13 f: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 39 zu Petitionen – Drucksache 15/945 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 39 ist ebenfalls einstimmig ngenommen. Tagesordnungspunkt 13 g: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 40 zu Petitionen – Drucksache 15/946 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 40 ist mit den Stimmen der oalitionsfraktionen gegen die Stimmen von CDU/CSU nd FDP angenommen. Ich rufe jetzt Tagesordnungspunkt 5 auf: – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Änderung der Vorschriften zum diagnose-orientierten Fallpauschalensystem für Krankenhäuser – Fallpauschalenänderungsgesetz – Drucksache 15/614 – – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Vorschriften zum diagnose-orientierten Fallpauschalensystem für Krankenhäuser – Fallpauschalenänderungsgesetz – Drucksache 15/897 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung – Drucksache 15/994 – Berichterstattung: Abgeordneter Dr. Heinrich L. Kolb Zum Gesetzentwurf der Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU vor. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Als erste Rednerin hat die Parlamentarische Staatssekretärin Marion Caspers-Merk für die Bundesregierung das Wort. M Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir behandeln heute in zweiter und dritter Lesung das Fallpauschalenänderungsgesetz. Wir haben mit diesem Gesetz ein Stück mehr Sicherheit, mehr Flexibilität und auch klarere Rahmenbedingungen für die Einführung von Fallpauschalen geschaffen. Im Fallpauschalenänderungsgesetz werden insbesondere die Möglichkeiten zur zielgerichteten Aufhebung von Entscheidungsblockaden der Selbstverwaltungspartner durch Ministerverordnung des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung verbessert und zusätzliche Handlungsmöglichkeiten eröffnet, um sachgerechte Vergütungsregelungen für die Leistungen einzelner Fachgebiete und besondere Einrichtungen herbeizuführen. Neben der Änderung des Fallpauschalengesetzes haben wir – auch darüber sollten wir heute reden – mit der Bereitstellung von zusätzlich 100 Millionen Euro in diesem und im nächsten Jahr Verbesserungen bei der Finanzierung von besonderen Arbeitszeitformen geschaffen. Für 2003 und 2004 ergibt sich damit ein Betrag von insgesamt 200 Millionen Euro. Gerade in diesen Zeiten ist es für die Beschäftigten in den Krankenhäusern eine wichtige Botschaft, dass neue Arbeitszeitmodelle finanziert werden können. a w I t – u L g h f r s w u D d n f r s g n – n g s N n s D n m h z w d h t w a s li te d d P k p (C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, uch an dieser Stelle sei gesagt, dass die Beratungen, die eitgehend im Konsens erfolgten, sehr erfreulich waren. n letzter Zeit stimmen wir beim Thema Gesundheitssysem oft überein. (Dr. Dieter Thomae [FDP]: Na, na! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nicht zu viel Optimismus!)





(A) )


(B) )


(Erste Beratung 34. Sitzung)


(Erste Beratung 43. Sitzung)


(13. Ausschuss)

Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1504607100

Nicht immer, Herr Kollege, aber immer öfter. Wenn es
m die Sache ging, haben wir im Ausschuss gemeinsam
ösungen erarbeitet.


(Erika Lotz [SPD]: Weiter so!)

Ich will an dieser Stelle den Kolleginnen und Kolle-

en der Koalition und der Opposition im Ausschuss
erzlich danken. Es waren sehr zügige, sehr gute und
achlich orientierte Beratungen, die am Ende dazu füh-
en werden, dass wir mit der Umsetzung des Fallpau-
chalensystems weiterkommen.
Es wird immer wieder gefragt, wie der Istzustand ist,
elche Kliniken für die Fallpauschalen optiert haben
nd was tatsächlich abgerechnet wird. Aus Anlass dieser
ebatte haben wir uns beim AOK-Bundesverband erkun-
igt, wie viele Kliniken nach dem neuen System abrech-
en. Ich fand es sehr ermutigend, dass 355Kliniken, die
ür das neue System optiert haben, auch tatsächlich be-
eits danach abrechnen. Zwei Drittel der Kliniken haben
ich für das neue System entschieden. Es ist ein ermuti-
endes Zeichen, dass die Einführung des neuen Systems
icht nur angekündigt wird, sondern dass es in der Praxis
wenn auch noch budgetneutral – anwendbar ist und da-
ach abgerechnet werden kann.
Diese Zahl von 355 Kliniken straft all diejenigen Lü-

en, die immer wieder behauptet haben, das neue System
ei unpraktikabel und schließe auch diejenigen von der
ullrunde aus, die ihre Beteiligung am neuen Verfahren
ur ankündigen. Es wurde auch gesagt, das neue System
ei nicht umsetzbar und werde in der Praxis scheitern.
as Gegenteil ist der Fall. Bei der Umstellung auf die
euen Fallpauschalen haben wir gute Erfahrungen ge-
acht. Entsprechende konkrete Ergebnisse liegen vor.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Für das Jahr 2003 haben insgesamt 1 281 Kranken-
äuser erklärt, dass sie das DRG-Vergütungssystem vor-
eitig anwenden, also nach Fallpauschalen abrechnen
ollen. Auch das ist eine gute Nachricht. Man kann also
avon ausgehen, dass die Kompetenz vieler Kranken-
äuser und Kliniken der unterschiedlichsten Fachrich-
ungen in die Erarbeitung der Fallpauschalen einbezogen
erden kann.
Es ist sehr interessant, dass sich mittlerweile zum Teil

uch diejenigen, für die die Dauer von Ausnahmetatbe-
tänden verlängert wurde, an dem neuen Verfahren betei-
gen. Es handelt sich um rund 40 Kinderkliniken und -ab-
ilungen. Sie sehen also, dass sich die Probleme, die für
en Fall der Einführung des neuen Systems im Bereich
er Pädiatrie und Geriatrie vorausgesagt wurden, in der
raxis zum Teil erledigt haben. Immer mehr Kliniken
ommen daher zu der Überzeugung, dass das neue Fall-
auschalensystem eine Chance bietet, wenn man mit der






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk

Umsetzung rechtzeitig beginnt und die Umstellungspro-
bleme meistert.

Uns ist sehr wohl bewusst, dass der bürokratische
Aufwand bei der Umstellung in den Kliniken erheblich
ist.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Das ist aber höflich ausgedrückt!)


Es ist auf der einen Seite unbestritten, dass die Probleme,
die sich aufgrund der Umstellung ergeben, in der Zu-
kunft gelöst werden müssen. Beispielsweise kann der
bürokratische Aufwand nicht so hoch bleiben, wie er
jetzt ist. Auf der anderen Seite gilt aber: Wenn man
nichts Neues wagt und Probleme in der Umstellungs-
phase nicht in Kauf nimmt, dann würde sich das Kran-
kenhauswesen nicht fortentwickeln. Deswegen bin ich
der Meinung, dass man während der Umstellungsphase
für die notwendige Flexibilität sorgen und gleichzeitig
diejenigen ermuntern muss, die die ersten Schritte tun.
Fehler können immer wieder vorkommen. Wir haben ein
lernendes System mit einer kostenneutralen Umstel-
lungsphase, damit Erfahrungen mit dem neuen System
gemacht werden können.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition,
über Ihren Entschließungsantrag habe ich mich etwas
gewundert, weil Sie die Änderung des Fallpauschalenge-
setzes im Ausschuss mit uns im Konsens und in großer
Einmütigkeit beschlossen haben. Jetzt machen Sie wie-
der alte Kampflinien auf, indem Sie eine Studie aus
Amerika zitieren, wonach sich nach der Einführung von
Fallpauschalen Probleme wegen zu früher Entlassungen
ergeben haben.

Wir haben uns noch einmal sachkundig gemacht. Es
gibt internationale Studien in einer Anzahl im dreistelli-
gen Bereich zu all den Ländern, die nach Fallpauschalen
abrechnen. Die Mehrheit dieser Studien kommt zu ei-
nem anderen Ergebnis. Danach ist nach Schwierigkeiten
in der Umstellungsphase – die sollen doch gar nicht ge-
leugnet werden – am Ende die Qualität gleich geblieben
und die Verweildauer in den Kliniken hat sich verkürzt.

Wenn es uns mit diesem Fallpauschalenänderungsge-
setz gelingt, mehr Flexibilität zu organisieren, wenn wir
am Ende gemeinsam zu der Überzeugung kommen, dass
den Patienten die gleiche oder sogar mehr Qualität ga-
rantiert wird, wenn die Liegezeiten in den Kliniken ver-
kürzt werden und wenn wir nach der Lösung der Über-
gangsprobleme ein neues leistungsfähiges und faires
Vergütungssystem für die Kliniken haben, dann ist bei
allen Problemen, die wir im Moment im Gesundheitswe-
sen haben, am Ende allen geholfen: den Patientinnen
und Patienten, den Beschäftigten und auch uns.

Deswegen noch einmal ein herzlicher Dank an alle
Kolleginnen und Kollegen im Fachausschuss. Ich werte
den Entschließungsantrag so, als wollten Sie ein Stück
weit vielleicht die alten Schlachten nochmals schlagen.
Ich würde mich freuen, wenn Sie zu der im Ausschuss
praktizierten neuen Sachlichkeit zurückkehren würden.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Dr. Hans Georg Faust von er CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Prokrustes hieß er Räuber, der nach der griechischen Sage Reisende berfiel und in seine Höhle schleppte. Dort trieb er ein rausames Spiel mit ihnen, indem er sie gewaltsam auf ein Bett legte. Waren die armen Reisenden zu groß, so ackte er ihnen die Beine ab, bis sie in sein Bett passten. aren sie zu klein, dann streckte er sie durch Hammerchläge so lange, bis sie die Maße seines Bettes erreichen. (Dr. Dieter Thomae [FDP]: Aber, Herr Doktor!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504607200
Dr. Hans Georg Faust (CDU):
Rede ID: ID1504607300

iesem Treiben hat dann der edle Theseus ein Ende be-
eitet, indem er den Räuber seiner eigenen Prozedur un-
erzog.
So wie dieser Räuber mit den armen Reisenden um-

ing, verfahren Sie, meine Damen und Herren von den
egierungsfraktionen, mit den DRG-Fallpauschalen in
en Jahren 2003 und 2004.


(Beifall bei der CDU/CSU)

adurch, dass Sie aus dem Referentenentwurf die For-
ulierung „nicht sachgerechte Abbildung“ für diese
ahre herausgenommen haben und nur auf die Nichter-
assung abzielen, können faktisch sämtliche Kranken-
ausleistungen in das Prokrustesbett gezwungen und
ergütet werden, gleichgültig ob sachgerecht oder nicht.
egründet wird das von Ihnen mit der Budgetneutralität
er Jahre 2003 und 2004, wobei Sie bewusst die Gefahr
er Fehlsteuerung über die Folgejahre in Kauf nehmen.
ier wünschte ich mir dringend den edlen Theseus, der
ie misshandelten Fallpauschalen, die Krankenhäuser
nd die betroffenen Patienten aus rot-grüner Gewalt be-
reit.
Was wird denn passieren? Erstens. Wir haben wenig
nreize, bei dem von Rot-Grün so gepriesenen lernen-
en System angemessene Lösungen für Einzelprobleme
u finden. Zweitens. Wir haben beim Jahreswechsel
004/2005 einen gewaltsamen Übergang mit Systembrü-
hen zu erwarten. Drittens werden Fehlschlüsse auf-
rund von Verzerrungen zu Fehlsteuerungen und Fehl-
lanungen führen.
Dennoch, wir sind ja schon froh, dass Sie anerkennen,

ass unsere Forderung aus dem Entschließungsantrag
om 12. Dezember 2001, „ausreichende Öffnungsklau-
eln einzuführen, um Finanzierungslücken zu verhindern
nd innovative Behandlungsmethoden sowie die Be-
andlung seltener Krankheiten sicherzustellen“, berech-
igt war.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So war es!)

Sie selbst bringen in Ihrem Gesetzentwurf zum Aus-

ruck, dass in Deutschland die Rahmenbedingungen zur
ristgerechten Einführung und Weiterentwicklung des






(A) )



(B) )


Dr. Hans Georg Faust

Fallpauschalensystems noch verbesserungsbedürftig
sind. Nur, viele von den Änderungen und Verbesserun-
gen, die Sie jetzt mit dem Fallpauschalenänderungsge-
setz verabschieden wollen, hätte man gleich haben kön-
nen, wenn Sie damals auf unsere mahnende Stimme
gehört hätten.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Leider wahr!)

So ist es auch heute wieder. Sie haben im Gesund-

heitsausschuss unseren Antrag, die sachgerechte Vergü-
tung ab jetzt gelten zu lassen, niedergestimmt und damit
neuen Nachbesserungsbedarf geschaffen. Das System
soll lernen dürfen; die Regierungskoalition braucht nicht
zu lernen – so die kurze und knappe Diagnose. Dies ist
jammerschade in einer Zeit schwierigster Probleme im
Gesundheitswesen und besonders in den deutschen
Krankenhäusern.

Aus dem eingeführten Fallpauschalensystem wird au-
genscheinlich doch vielfach gelernt. Die Krankenhäuser
lernen, dass sich Kniegelenke nicht nur spiegeln, son-
dern auch häufiger operieren lassen. Auch bei anderen
Diagnosen gibt es häufiger die Notwendigkeit weiter ge-
hender Eingriffe oder die Berücksichtigung von Kompli-
kationen oder schwereren Fällen. Die Krankenkassen
lernen, dass die Ausgaben steigen; zumindest berichten
das die DAK und die Barmer.

Da hilft auch der Hinweis unserer Gesundheitsminis-
terin auf eine irreführende Darstellung insoweit nicht,
als die Krankenhausbudgets natürlich nach der alten Ab-
rechnungsmethode verhandelt wurden. Aber wenn Sie,
Frau Schmidt, sagen, das System lerne mit und das Sys-
tem korrigiere sich, wenn es zu teuer werde, selbst, dann
vergessen Sie, dass der Mehrerlösausgleich die Ausga-
ben der Krankenkassen eben nicht zu 100 Prozent aus-
gleicht und zudem auch noch zeitverzögert wirkt, sodass
bei den chronisch klammen Krankenkassen zusätzliche
Liquidationsengpässe auftreten werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

In unserem Entschließungsantrag von heute fordern

wir die Bundesregierung auf, das Fallpauschalengesetz
grundlegend zu überarbeiten und neben der sachgerech-
ten Abbildung eine Regelung für den Erlösausgleich zu
finden, die die Effekte der Codierung, die den Kranken-
häusern keine Vorteile bringen dürfen, von der zu be-
rücksichtigenden Veränderung der Leistungsstruktur, des
Case-Mix-Index, scharf trennt.

Leider findet auch die Rechtsprechung des Europäi-
schen Gerichtshofs zum Bereitschaftsdienst als Ar-
beitszeit keine Berücksichtigung im Fallpauschalenän-
derungsgesetz, obwohl es sich angeboten hätte. Denn
diese Rechtsprechung wird Einfluss auf die Bewertung
der Fallpauschalen haben, bei denen regelmäßig Bereit-
schaftsdienstanteile anfallen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ist es!)

Im Übrigen wäre ein solches Vorgehen das längst über-
fällige Signal gewesen, dass man sich auf die unabwend-
bare Rechtsprechung einstellt und endlich den Ärzten
und den Krankenhäusern die personellen Perspektiven
gibt, die sie für die Zukunft brauchen.

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(C (D uch hier haben Sie, meine Damen und Herren von den egierungsfraktionen, eine Chance vertan. Wir werden icht müde, diese notwendigen Veränderungen bei den rbeitszeitbedingungen der jungen Ärztinnen und Ärzte nd auch im Bereich des Pflegepersonals immer wieder nzumahnen. Politiker und Beamte sind häufig verliebt in klug re elnde Gesetze, richtig steuernde Anreizmechanismen nd das Verhindern von teuren Umgehungsmöglichkeien. Dies verstehen Krankenhausgeschäftsführer, Mediincontroller, Gesundheitsökonomen sowie Spezialisten n den Krankenkassen und in den Interessenverbänden. ber was interessiert den Arzt im Krankenhaus und den hm anvertrauten Patienten? – In erster Linie die Exisenz eines Krankenhauses in erreichbarer Nähe, für en einen als Arbeitsplatz, für den anderen als Ort, wo er m Notfall sichere medizinische Hilfe erfahren kann. Wir als Politiker sind aufgefordert, diesen erreichba en Ort sicherer medizinischer Hilfe vorzuhalten, ohne berkapazitäten bereitzustellen, die unser Gesundheitsystem schon lange nicht mehr finanzieren kann. Unsere ufgabe ist es, in den Gesetzen die richtigen Anreize daür zu setzen, dass am Ende das für den Patienten geünschte Ergebnis erreicht wird. Das Fallpauschalengesetz und das Fallpauschalenän erungsgesetz haben Folgen, die den Patienten unmittelar und mittelbar betreffen. Hauptkonsequenz eines Enteltsystems mit festen Preisen ist der Zwang – das ist llen klar –, Kosten zu vermeiden. Kostenvermeidung otal könnte bedeuten, erkennbar kostenintensive Patienen, bei denen also das Entgelt die zu erwartenden Kosen nicht deckt, erst gar nicht aufzunehmen, das heißt, atientenselektion zu betreiben. Weitere Kostenvermeidungsstrategien sind die Vereildauerverkürzungen, die in den DRG-Krankenhäuern bereits stattfinden. Sie führen dazu, dass sich die atienten auf eine frühere Entlassung, was mit der Notendigkeit einer vermehrten Inanspruchnahme nachgeagerter Bereiche verbunden ist, einzustellen haben. iese nachgelagerten Bereiche sind nicht in die Lage ersetzt worden, ihren Aufgaben gerecht zu werden. Der iedergelassene Bereich und der Rehabilitationsbereich rfahren durch den Gesetzgeber keine Verbesserung der ituation. Der niedergelassene Bereich erfährt aufgrund er Nullrunde sicher eine Verschlechterung. Grundsätzlich muss daran gedacht werden, dass der atient aufgrund der Verweildauerverkürzung in Zukunft rst im Krankenhaus aufgenommen wird, wenn er dianostisch völlig abgeklärt ist. Es gibt also nicht nur eine erweildauerverkürzung am Ende des Krankenhausaufnthalts, sondern auch am Anfang. Die Verweildauerverkürzung wird weiterhin mit Si herheit zu einer Leistungsverdichtung im Krankenhaus ühren. Für den Patienten bringt das Belastungen mit ich, wenn er nicht ausreichend vorbereitet, aufgeklärt nd entsprechend seiner Situation betreut werden kann. ine gewisse Kompression der Leistungen in Funktionsbteilungen deutscher Krankenhäuser ist in Einzelfällen Dr. Hans Georg Faust sicherlich noch verkraftbar. Die zeitund personalintensiven Maßnahmen auf den Bettenstationen können aber nicht beliebig verkürzt werden. Die mittelbaren Auswirkungen auf den Patienten sind mindestens genauso gravierend. Es ist unstrittig, dass es zu einer Veränderung der Krankenhauslandschaft kommen wird. Mindestmengenvorgaben, der Zwang zur Ressourceneinsparung, die Forderung nach vermehrter Darlegung von Ergebnisqualität fördern die Tendenz zur Konzentration und zur Spezialisierung der Krankenhäuser. Für komplizierte und komplexe Leistungen müssen Krankenhäuser aufgesucht werden, die auf solche Leistungen spezialisiert sind. Nur derjenige, der quasi in Fließbandarbeit Coxarthrosen mit Endoprothesen versorgt, ist, weil er über einen ökonomischen Implantateinkauf, entsprechend geschulte Mitarbeiter, effektiv organisierte Abläufe, kurze Wechselzeiten im OP und vieles andere verfügt, in der Lage, bei den vorgegebenen Festpreisen – ab 2007 vielleicht zu individuell zu vereinbarenden Preisen – noch ökonomisch sinnvoll zu arbeiten. Das bedeutet, dass größere Entfernungen zu spezialisierten Kliniken zurückzulegen sind. Aus der Spezialisierung ergeben sich Folgen für die Weiterbildung der Ärzte, Operationsund Leistungskataloge und natürlich auf die Klinikstrukturen. Das normale, typische kleinere Krankenhaus für die Grundversorgung mit innerer Abteilung, Chirurgie, Gynäkologie, Geburtshilfe und HNOBelegabteilung, das bisher flächendeckend die Versorgung gewährleistet hat und das viele von uns aus den Wahlkreisen, insbesondere in den Flächenländern, kennen, wird zunehmend verschwinden. Das ist mit weiteren Folgen für die Patientensicherheit verbunden, da an diese Krankenhäuser häufig die Notarztsysteme angehängt sind, die hauptsächlich von den Ärzten in diesen Krankenhäusern versorgt werden. Diese Notarztsysteme lassen sich dann in Zukunft nicht mehr so leicht wie bisher organisieren. Es ist klar, dass wir eine Krankenhauslandschaft haben werden, die sich aufgrund ökonomischer Gesichtspunkte entwickelt hat, mit Fusionen, Spezialisierungen, Schließungen von Abteilungen und Krankenhäusern sowie letztlich auch vielen Trägerwechseln. Diejenigen, die von einer Revolution im Krankenhausbereich reden, haben Recht. Eingeleitet wurde diese Revolution seinerzeit von einer CDU/CSU-FDP-Regierung durch die Einführung von Fallpauschalen und Sonderentgelten. Das Verfahren hat sich bewährt. Wir hätten es gern zu einem umfassenden Verfahren weiterentwickelt. Die rot-grüne Mehrheit hat sich aber anders entschie den. Sie hat die Weichen für ein hundertprozentiges Fallpauschalensystem gestellt und mit dem Fallpauschalengesetz auch eingeführt. Jetzt muss sie erkennen, dass die überstürzte Einführung eines 100-Prozent-Systems ein Fehler war, und mit dem Fallpauschalenänderungsgesetz die überfälligen Korrekturen durchführen. w n V C w d r g s s g b B n v r R c p v I m t n r e l W d s w a d D – w „ d d (C (D Meine Damen und Herren von Rot-Grün, auch wenn ir mit den von Ihnen gefundenen Lösungen im Detail icht einverstanden sind, so sehen wir doch, dass sie zu erbesserungen führen. Immerhin besteht jetzt die hance, das DRG-System an die deutsche Leistungsirklichkeit besser anzupassen. Die Unklarheiten über ie Art und die Rahmenbedingungen der DRG-Einfühung haben sich vermindert, aber an den knappen Zeitvoraben – das ist ein weiterer gravierender Kritikpunkt – hat ich nichts geändert. Wenn wir dem Gesetzentwurf heute zustimmen, dann icher nicht wegen der sachlich und inhaltlich überzeuend geleisteten Arbeit; schon gar nicht, weil wir glauen, dass in der Gesundheitspolitik insgesamt – mit lick auf das Gesundheitsmodernisierungsgesetz – ein euer Konsensstil angemessen wäre. Wir werden uns in ielen Bereichen ganz fürchterlich verhaken. Wir stimmen zu, weil wir den Krankenhäusern, den da in arbeitenden Menschen und den Patienten vernünftige ahmenbedingungen und vor allen Dingen Planungssiherheit geben müssen, damit sie in der unverändert knapen Zeitschiene die notwendigen Anpassungsvorgänge ornehmen können. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Dieter Thomae [FDP])


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ch denke, das sind wir den noch 2 239 Krankenhäusern
it über 1 Million Mitarbeitern und den in den Einrich-
ungen betreuten Patienten schuldig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504607400

Das Wort hat jetzt die Kollegin Petra Selg vom Bünd-

is 90/Die Grünen.


Petra Selg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504607500

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

en! Wirklich schade, Herr Dr. Faust, dass Sie am Ende
iner langen Debatte wieder in die Schublade der verba-
en Aufrüstungsrhetorik greifen.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Na, na!)

ir haben viele Ihrer wertvollen Vorschläge, die Sie in
en Ausschussdiskussionen gemacht haben, in den Ge-
etzentwurf eingearbeitet. Schade, dass Sie jetzt schon
ieder davon sprechen, dass wir uns bei einer dringend
nstehenden Reform, von der Sie so gut wie ich wissen,
ass wir sie brauchen, eher verhaken als einigen werden.
as finde ich wirklich sehr schade.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wir wollen keine Staatsmedizin! – Dr. Dieter Thomae [FDP]: Bei dem Mist!)


Ich halte es nicht für Mist. Sie wissen noch gar nicht,
as kommen wird, und sprechen schon wieder von
Mist“. Das ist bezeichnend für die FDP.
Im Zuge der Gesundheitsreform 2000 haben wir mit

en Fallpauschalen ein neues Abrechnungssystem für
ie Krankenhäuser auf den Weg gebracht. Ich bin immer






(A) )



(B) )


Petra Selg

noch der Ansicht, dass das ein richtiger Schritt war. Seit
Anfang des Jahres 2003 nutzt bereits ein großer Teil der
deutschen Krankenhäuser dieses neue System und ab
2004 werden alle deutschen Krankenhäuser über Fall-
pauschalen abrechnen.

Im Bereich der Krankenhausfinanzierung stellt dieser
Systemwechsel einen Quantensprung dar, und zwar
nicht nur für die Finanzierung, sondern auch für die Pa-
tienten; denn bislang rechneten Kliniken nach Belegta-
gen ab. Bezahlt wurden also die Tage, die der Patient im
Krankenhaus lag, und die tatsächlich am Patienten er-
brachte Leistung oder Behandlung spielte für die Vergü-
tung kaum eine Rolle. Deshalb gab es Anreize, die Patien-
ten möglichst lange im Krankenhaus liegen zu lassen und
sie gleichzeitig möglichst immer weniger zu behandeln.

Das wollten wir ändern und das haben wir geändert.
Aus diesem Grund fließt dank der Fallpauschale in Zu-
kunft das Geld für die erfolgte Behandlung und nicht
mehr für die Liegezeit. Schließlich wird auch der Friseur
nicht dafür bezahlt, dass er die Kunden möglichst lange
in seinen Stühlen sitzen lässt, sondern dafür, dass er ih-
nen die Haare schneidet. Das Gleiche gilt auch für die
DRGs.

Das heißt vereinfacht gesprochen: In Zukunft wird für
jede Diagnose eine feste Pauschale vergütet. Die Höhe
der Pauschale richtet sich danach, wie aufwendig es ist,
eine bestimmte Diagnose zu behandeln. Meiner Ansicht
nach macht das durchaus Sinn, für die Patienten, aber
vor allem für die Qualitätssicherung.

Herr Dr. Faust, ich möchte Ihnen widersprechen: Ich
denke, nicht jedes kleine Zwergkrankenhaus kann wie
ein Gemischtwarenladen die nötige Qualität, die bei be-
stimmten Operationen erforderlich ist, erbringen. Es
macht durchaus einen Unterschied, ob einmal im Jahr eine
große Darmoperation durchgeführt wird oder 500-mal im
Jahr. Das wissen auch Sie. Deshalb sollten Sie keine po-
pulistischen Sprüche klopfen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Als wir dieses System auf den Weg brachten, wussten
wir, dass eine so komplexe Systemumstellung immer
wieder Anpassungen durch den Gesetzgeber erfordern
würde. Deshalb haben wir das Fallpauschalensystem
als lernendes System entwickelt. Ziel war und ist ein
Höchstmaß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, um
schnell auf neue und unerwartete Entwicklungen und Si-
tuationen reagieren zu können.

Mit dem Fallpauschalenänderungsgesetz bleiben wir
diesem Ansatz treu. Wir geben der Selbstverwaltung
durch Krankenhäuser und Krankenkassen erweiterte
Rechte. Bis maximal Ende 2006 können sie bestimmte
Behandlungsleistungen und Spezialkliniken, wie zum
Beispiel Zentren für Epilepsie, schwer Brandverletzte
oder Pädiatrie, aus dem neuen System herausnehmen.

Auf Basis der bisher verfügbaren Daten ist es noch
nicht möglich, in diesen speziellen Bereichen kostenge-
rechte Fallpauschalen zu bestimmen. Deshalb bestünde

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(C (D hne Ausnahmeregelung die Gefahr, dass es für die beroffenen Kliniken zu Erlösausfällen käme. (Dr. Dieter Thomae [FDP]: Das hat aber lange gedauert!)


Wir lernen eigentlich ziemlich schnell. Wir lernen
anchmal schneller, als Sie denken können.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Dann merkt man das nicht!)


Um negative Auswirkungen auf die Versorgung und
ngleiche Wettbewerbsbedingungen zu vermeiden, sind
iese Ausnahmeregelungen sinnvoll und notwendig.
as heißt aber keineswegs, dass wir uns von dem Ziel
erabschieden, letztendlich möglichst viele Leistungen
m Fallpauschalensystem zu erfassen.
Wir Deutschen haben immer diesen Maximalperfek-

ionismus. Aber ich bin einfach viel zu ehrlich; denn ich
omme aus der Praxis und glaube deshalb nicht, dass wir
00 Prozent erreichen werden.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Warum wollt ihr es dann machen?)


ber weil wir auch ein Völkchen sind, das bei jeder Re-
orm zuerst sagt, was alles nicht geht, sollten wir dieses
iel zuerst einmal bestehen lassen. Darum haben wir die
usnahmeregelung bis zum Ende des Jahres 2006 be-
ristet. Denn wir gehen nach wie vor davon aus, dass
ann die Datenbasis gut und umfangreich genug ist, um
ntsprechende Fallpauschalen zu berechnen. Das Ziel
leibt weiterhin, das bisher bestehende Mischsystem aus
flegesätzen, Sonderentgelten und Fallpauschalen weit-
ehend abzuschaffen.
Um sicherzustellen, dass die Ausnahmeregelungen

echtzeitig in Kraft treten, hat das Ministerium das Recht
rhalten, der Selbstverwaltung Fristen für eine Einigung
u setzen. Werden diese Fristen nicht eingehalten, so
ann das Ministerium per Ersatzvornahme die entspre-
henden Regelungen auf den Weg bringen. Damit ist si-
hergestellt, dass auf jeden Fall ab 1. Januar 2005, wenn
as neue DRG-System Einfluss auf die tatsächliche Ver-
ütung der Häuser hat, diese Ausnahmeregelungen grei-
en. Deshalb werden wir – entgegen teilweise geäußer-
en Befürchtungen – keine unerwünschte Fehlsteuerung
urch teilweise noch ungenaue DRGs haben. Dafür ha-
en wir mit diesem Gesetz vorgesorgt.
Vor diesem Hintergrund kann ich mich über den Ent-

chließungsantrag der CDU/CSU nur wundern. Dort
ird die Bundesregierung aufgefordert, „für eine sach-
erechte Abbildung der Indikationen und damit verbun-
enen. Leistungen in den Fallpauschalen Sorge zu tra-
en“. Genau das tun wir doch.


(Dr. Hans Georg Faust [CDU/CSU]: Eben nicht!)


urch die jetzige Gesetzesänderung wird sichergestellt,
ass nur sachgerechte Fallpauschalen bei der Abrechnung
um Einsatz kommen. Die CDU/CSU fordert also etwas,
as wir mit diesem Gesetz ohnehin tun. Jetzt frage ich
ich schon: Haben Sie überhaupt genau nachgelesen?


(Dr. Hans Georg Faust [CDU/CSU]: Haben Sie eben zugehört?)







(A) )



(B) )


Petra Selg

Folglich wäre es konsequent, wenn auch die CDU/

CSU-Fraktion diesem Entwurf zustimmen würde. Ich
habe zur Kenntnis genommen, dass sie das tun wird.

Eine weitere Forderung im genannten Entschlie-
ßungsantrag lautet, „den Bereitschaftsdienst als Arbeits-
zeit“ in die Fallpauschalen einzurechnen. Dabei wird
völlig außer Acht gelassen, dass im vorliegenden Gesetz
bis zu 100 Millionen Euro für verbesserte Arbeitszeitbe-
dingungen in den Krankenhäusern vorgesehen sind. Wir
kümmern uns also bereits um eine angemessene Lösung
hinsichtlich des Bereitschaftsdienstes.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das „angemessen“ zu nennen ist schon seltsam!)


Populistische Radikalforderungen nach einer voll-
ständigen Einbeziehung des Bereitschaftsdienstes in die
Fallpauschalen kommen wahrscheinlich in den Kranken-
häusern gut an. Wohlweislich sagt die CDU/CSU-Frak-
tion in ihrem Entschließungsantrag aber wie immer
nichts dazu, wie das finanziert werden soll. Das ginge
nämlich beim Status quo nur durch weitere Beitrags-
satzerhöhungen auf dem Rücken der Versicherten.

Wir wollen deshalb zunächst einmal sehen, inwieweit
wir mit innovativen Arbeitszeitmodellen in den Kran-
kenhäusern auskommen. Da kann ich Ihnen aus dem
pflegerischen Bereich sagen: Im ärztlichen Bereich ist
durchaus Luft.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Wie war das? Können Sie das wiederholen?)


Erst wenn wir diese Modelle eingeführt haben, lässt sich
klar erkennen, wie viel Mehrbedarf wir tatsächlich ha-
ben. Dann ist auch der richtige Zeitpunkt, um über die
weitere Finanzierung zu reden.

Ich denke, der vorliegende Gesetzentwurf trägt den
gegensätzlichen Interessen der Beteiligten im Gesund-
heitswesen sehr ausgewogen Rechnung. Er wird wesent-
lich dazu beitragen, dass die Einführung des Fallpau-
schalensystems zügig voranschreitet. Ich freue mich
dennoch, wenn Sie auch in Zukunft mit sachlichen und
konstruktiven Beiträgen daran mitarbeiten.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504607600

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Dieter Thomae von

der FDP-Fraktion.


Dr. Dieter Thomae (FDP):
Rede ID: ID1504607700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Vor einigen Monaten haben wir dieses Gesetzes-
werk mit auf den Weg gebracht. Sie wissen, die Libera-
len wollen die Fallpauschalen. Auch ich halte das für
einen richtigen Weg, weil es hier zu Wettbewerb kom-
men kann.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Aber wir müssen auch ehrlich sein: Mit diesem Sysem haben Sie noch kein Preissystem auf den Weg geracht. Es ist noch abzuwarten, inwieweit Sie wirklich en Mut haben, nach der Budgetierungsphase ein Preisystem zu etablieren. Das letzte Wort dazu haben Sie berhaupt noch nicht gesprochen. Das ist der große angel: dass Sie nicht deutlich sagen, wie es nach dieser hase weitergeht. Wenn Sie ein solches Konzept auf den Weg bringen, prechen Sie auch nicht davon – das macht mich schon twas traurig –, wie es mit der Krankenhausplanung und it der Investitionsplanung weitergeht. Welche Aufgabe at die duale Finanzierung, wenn Sie diese Konzeption irklich auf den Weg bringen? Die Antworten auf diese ragen kann man nicht ewig aufschieben. Wenn Sie in iese Richtung gehen wollen, müssen Sie klar sagen, as das für die duale Finanzierung, für die Landesplaung und für die Investitionsfinanzierung bedeutet. Hier estehen große Mängel. Frau Ministerin, Sie müssen ald eine Antwort geben. (Horst Schmidbauer [Nürnberg] [SPD]: Von den Ländern muss sie kommen!)


Nein, Sie sind auch mit dabei. Lenken Sie nicht immer
b!
Wir wissen – auch das hat Herr Faust schon gesagt –,

ass dadurch die Liegezeiten verkürzt werden. Doch
as passiert mit den Patienten, die noch der Pflege oder
er Betreuung bedürfen, die aus medizinischer Sicht
ber entlassen werden könnten? Für diese haben Sie so
ut wie keine Anschlussbehandlung organisiert. Ich ma-
he mir die Sorge, dass in unserem System die Fallpau-
chalen deswegen kritisiert werden könnten, weil wir
eine vernünftige Anschlussversorgung organisiert ha-
en. Dennoch sage ich: Wir müssen in diese Richtung
eitergehen. In den anderen Ländern hat sich gezeigt,
ass durch die Einführung der Fallpauschalen die Liege-
eiten verkürzt werden konnten.
Herr Faust, ein Fachmann, der aus dem Krankenhaus-

ereich kommt, hat aber deutlich gesagt, was es bedeu-
et, wenn in den Krankenhäusern, die für die Versorgung
ändlicher Gebiete zuständig sind, die Spezialisierung
assiv vorangetrieben wird. Was wollen Sie dort noch
rganisieren? Es ist eine wichtige Aufgabe für die Bür-
er, aber auch für die Ärzteschaft vor Ort, das zukunfts-
rientiert zu regeln.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Fragen zur externen Qualitätssicherung sowie zur
ualitätssicherung insgesamt sind von großer Bedeu-
ung. Welche Maßnahmen bringen Sie hierzu auf den
eg? Sie haben noch nichts formuliert. Im Gegenteil:
ie haben dadurch, dass Sie Änderungsanträge abge-
ehnt haben, die wir eingebracht haben, versäumt, dies
u thematisieren.
Ich kann aber ganz ruhig bleiben. All die Anträge, die
ir eingebracht haben, kommen wieder, weil die CDU/
SU und die Liberalen einen Vorteil haben: Wir denken
erspektivisch sehr weit voraus.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Dieter Thomae

Das ist eine große Chance. Ich freue mich, zu sehen,
dass Sie nach wenigen Monaten eine Änderung durchge-
führt haben, die wir schon bei der Gesetzgebung ange-
mahnt hatten.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ist es!)

Man kann nur schmunzeln, dass es so lange dauert, bis
Sie kapieren, wohin der Zug fährt.

Ich muss mich, wenn Sie solche Gesetze formulieren,
immer fragen, wie viele Ihrer Mitglieder in die Praxis
gehen, mit den Praktikern reden und sich überlegen müs-
sen, wie es funktionieren kann. Wir haben Ihnen schon
frühzeitig Krankheitsbilder genannt, die nicht in das
System der Fallpauschalen hineinpassen; da können Sie
machen, was Sie wollen. Aber nein, Sie gehen noch im-
mer von 100 Prozent aus. Wenn wir ehrlich sind, dann
wissen wir, dass der Satz bei 80 bis 85 Prozent liegt. Es
wäre gut, das zu akzeptieren. Alles andere ist nicht ehr-
lich. Das werden Sie auch nicht schaffen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Das Thema Mehrerlöse – das ist eines der schwierigs-

ten Themen – haben Sie ausgeklammert. Sie werden an
der Lösung dieser Thematik nicht vorbei kommen. Das
sage ich Ihnen heute voraus.

Dennoch bin ich der Meinung, dass wir diesen Weg
auch weiterhin beschreiten müssen. Das ist vernünftig.
Es ist der richtige Weg. Wir haben weitere Krankenhäu-
ser mit auf den Weg genommen, weil wir ihnen den An-
reiz gegeben haben, nicht von der Nullrunde betroffen
zu sein.

Wir sollten meiner Meinung nach einen Umstand be-
achten, der mir Sorge macht. Was glauben Sie, welche
Kosten in den Verwaltungen und in den Datensyste-
men verursacht werden, wenn Sie immer wieder neue
Gesetze auf den Weg bringen? Sprechen Sie einmal mit
den einzelnen Krankenhäusern, was die Umstellung bei
den Daten an Kosten verursacht. Denn es sind meistens
Experten, die diese Änderungen umsetzen müssen. So
viele Experten gibt es dafür nicht. Wenn Sie von der rot-
grünen Bundesregierung darüber einmal nachdenken
würden und wenn das in Zukunft nicht mehr passieren
würde, dann wäre ich sehr zufrieden. Wenn Sie die Vor-
schläge der Opposition früher aufgreifen würden, dann
brauchten wir nicht alle drei Monate ein Änderungsge-
setz auf den Weg zu bringen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504607800

Das Wort hat jetzt die Kollegin Helga Kühn-Mengel

von der SPD-Fraktion.


Helga Kühn-Mengel (SPD):
Rede ID: ID1504607900

Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! In den vergangenen Wochen wurde, gerade auch in
den Dialogen mit den so genannten Leistungserbringern,
viel Zutreffendes über dieses Gesetz und das Fallpau-

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(C (D chalenentgeltsystem berichtet. Aber es gab und es gibt uch heute Aussagen, die der Korrektur bedürfen. Herr Dr. Faust, die Szenarien, die Sie hier aufgezeigt aben und die die Menschen – vor allem die Patienten – erunsichern sollen, sind einfach abzulehnen. ie selbst haben diesem Gesetz zugestimmt. Herr Dr. Thomae, Sie sagen, Sie hätten Anreize bei en Krankenhäusern gesetzt. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wie hätten Sie es denn gerne?)


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Schwachsinn!)

ie DRG-Krankenhäuser und all diejenigen, die sich in
iesem System bewegen wollen und die an der Qualität
der der Struktur arbeiten, waren von der Nullrunde aus-
enommen. Auch diese Behauptung stimmt also nicht.


(Beifall bei der SPD – Dr. Dieter Thomae [FDP]: Habe ich doch gesagt!)


err Dr. Thomae, selbstverständlich ist die Erstellung
ines Preissystems ein Ziel. Heute führen wir hier eine
einabstimmung durch. Auch die Präsenz der Kranken-
ausversorgung auf dem Lande wird berücksichtigt. Vie-
es von dem, was Sie heute hier wieder gesagt haben, ist
o also nicht in Ordnung.
Richtig ist aber, dass wir mit der Einführung eines
estpreissystems für Behandlungsleistungen in deut-
chen Krankenhäusern ein veraltetes System ablösen.
ieses alte System war weder an ökonomischen Interes-
en noch an den Interessen der Patienten ausgerichtet.
ür die meisten Behandlungsleistungen im Krankenhaus
urde die Höhe des Entgeltes in der Vergangenheit an
er Liegedauer des Erkrankten bemessen. Das hat selbst-
erständlich dazu geführt, dass Patienten und Patientin-
en häufiger über die medizinisch notwendige Behand-
ungszeit hinaus im Krankenhaus geradezu festgehalten
urden. Das ist kein Vorwurf an die Kliniken in unserem
and, soll aber zeigen, dass diese Form der Bezahlung
on Leistungen durch die Krankenversicherungen drin-
end abgeschafft werden muss. Wir handeln hier eindeu-
ig im Interesse der Kranken, aber auch der gesunden
ersicherten in unserem Land.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben uns in der Regierungskoalition für die Ein-
ührung von DRG-Pauschalen ausgesprochen. Diese
erden – es ist bereits von der Frau Staatssekretärin dar-
estellt worden – in vielen anderen Ländern mit gutem
rfolg für die Patienten und Patientinnen, die Kliniken,
ie Weiterentwicklung der Qualität und vor allem die Er-
öhung der Transparenz angewandt. Wir haben uns für
ine möglichst wettbewerbsnahe Einführung entschie-
en. Deshalb sagen wir im Fallpauschalengesetz: Die
rankenhäuser und die Partei der Krankenversicherer
ind zur Systementwicklung und zur Systempflege ver-
flichtet. Das umfasst ausdrücklich auch die technische
uswahl der DRG-Systematik.






(A) )



(B) )


Helga Kühn-Mengel

Sehr geehrte Damen und Herren, es ist die Partei der

Selbstverwaltung, die sich für das australische System
als Arbeitsgrundlage entschieden hat. Der heute vorlie-
gende Antrag der CDU/CSU-Fraktion macht deutlich,
wie wenig Verständnis Sie für das System haben. Nicht
die Bundespolitik hat sich für diese Arbeitsgrundlage
entschieden, sondern es waren die Fachexperten der
eben genannten Selbstverwaltungsparteien, also die Par-
tei der Krankenversicherer und die Deutsche Kranken-
hausgesellschaft.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Was? Partei der Krankenversicherer? Das ist ja eine ganz neue Partei!)


Die Regierungskoalition hat im Zusammenhang mit
diesen Gesetzen den Begriff des lernenden Systems ge-
prägt; das ist richtig. Diese Formulierung präzisiert, dass
der Aufbau dieser neuen Vergütungssystematik kompli-
ziert ist und eines ständigen Managementprozesses be-
darf. Ich kann überhaupt nichts Nachteiliges daran er-
kennen, dass wir in der Politik sagen, dass wir mit
diesem neuen System lernen und auch weiterhin im Dia-
log mit den Leistungserbringern stehen und mit ihnen
diskutieren müssen.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Sie machen ja eine Politik für Ihre Lehrzeit!)


In der öffentlichen Diskussion wird gerne vergessen,
dass die Entwicklung dieses Systems keinesfalls ein ris-
kantes Experiment für unsere Krankenhauslandschaft
ist.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Zu dem Änderungsgesetz haben Sie noch nichts gesagt!)


Im Fallpauschalengesetz werden die Jahre 2003 und
2004 ausdrücklich als budgetneutral – faktisch heißt das:
als kostenneutral – bezeichnet. Somit ergeben sich für
die Anwender keine finanziellen Risiken.

Es stimmt mich nachdenklich, dass Sie als gesund-
heitspolitische Fachpolitiker der Opposition in Ihrem
Entschließungsantrag alles Mögliche fordern und ver-
sprechen. Sie fordern zum Beispiel die sachgerechte Ab-
bildung von Behandlungsleistungen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ist daran etwas Schlechtes? – Weiterer Zuruf von der CDU/ CSU: Dürfen wir nichts mehr fordern?)


Nun kehren Sie einen Moment in sich und versuchen
Sie, mir diesen Begriff einmal konkret zu definieren! Ich
denke, es ist nicht unsere Aufgabe, diese medizinischen
Abgrenzungen vorzunehmen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aber eine Positivliste haben Sie erstellt! Da machen Sie es! Ein Widerspruch neben dem anderen!)


Wir haben uns dazu entschlossen, diese Aufgabe in den
Händen der medizinisch-fachlich versierten Selbstver-
waltung zu belassen. Das ist auch richtig so.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Das Fallpauschalenänderungsgesetz nimmt also dieen Gedanken des lernenden Systems auf. Wir mussten m vergangenen Jahr lernen, dass die Selbstverwaltungsartner, bestehend aus den Trägern der Krankenhäuser nd den Versicherungen, aufgrund von Meinungsverchiedenheiten, die meist finanzielle Strukturen betrafen, estimmte Elemente des Systems nicht aus eigener Kraft ntwickeln konnten. Das Bundesministerium für Geundheit und Soziale Sicherung hat im letzten Jahr aus iesem Grunde als Konfliktlöser auftreten müssen. Als ehre aus diesen Konflikten muss ganz klar gesagt weren, dass an den Stellen im Fallpauschalensystem, wo es nsbesondere um Geldverteilung geht, Schlichtungsnstrumente notwendig sind. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Es ist kein Wunder, dass die SPD auf keinen grünen Zweig mehr kommt!)


iese regulieren wir jetzt mit diesem Gesetz.
Dieses Gesetz ebnet auch den Weg für die sachge-

echte Fortführung der Einführung von Fallpauschalen.
s sorgt für die Versorgungssicherheit sowohl der gro-
en als auch der kleinen Spezialkliniken. Kein Betroffe-
er einer selten vorkommenden Erkrankung oder einer
omplexen Erkrankung muss befürchten, dass er in
ukunft nicht mehr nach dem Maß des medizinisch Not-
endigen in unseren stationären Einrichtungen behan-
elt wird. Das Gegenteil ist der Fall: Die Selbstverwal-
ungspartner werden in die Lage versetzt, für bestimmte
omplexe Erkrankungen in der Kinderheilkunde, der
eriatrie, der Epileptologie und für die Behandlung
chwerst behinderter Menschen eine korrekte Vergütung
er stationären Behandlung zu finden.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Darauf haben wir vor einem Jahr hingewiesen und nichts ist passiert!)


ie entsprechenden Ausnahmetatbestände werden in
iesem Gesetz fixiert.
So sind wir dann auch davon überzeugt, dass an die-

em neuen Entgeltsystem kein Weg vorbeiführt. Mittler-
eile ist auch die Einführung in der Praxis längst ange-
ommen. Wir sind ganz sicher, dass wir uns auf eine
eue Zukunft des Wettbewerbs in diesem Bereich ein-
tellen müssen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Den müssen wir aber auch zulassen!)


nsere Gesetze ebnen den Weg in eine wettbewerbliche
rdnung. Sie werden dafür sorgen, dass mehr Qualität
nd mehr Transparenz in diesem System entstehen. Für
eue Arbeitszeitmodelle – das ist bereits gesagt wor-
en – ist nicht nur Platz, sondern sie werden in erheb-
ichem Maße bezuschusst, sodass wir davon ausgehen
önnen, dass die Einrichtungen und die Patienten und
atientinnen profitieren.
Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504608000

Zu einer Kurzintervention erteile ich dem Kollegen

Dr. Dieter Thomae das Wort.

Dr. Dieter Thomae (FDP):
Rede ID: ID1504608100

Einige Punkte haben Sie angesprochen, aber einen

wichtigen Punkt nicht, der mich sehr berührt. Er betrifft
die Ausbildung der Ärzteschaft im Krankenhaus und die
Belastung der Ärzteschaft. Wie wollen Sie das in Zu-
kunft wirklich gut organisieren?

Lassen Sie mich noch eine Zusatzbemerkung machen.
Das BMGS hat leider übersehen, dass der Gesetzesbe-
fehl in Art. 3 fehlt. Ich möchte Sie bitten, das nachzuho-
len.

Vielen Dank.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504608200

Das Wort hat jetzt der Kollege Wolfgang Zöller von

der CDU/CSU-Fraktion.

Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1504608300

Grüß Gott, Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kol-

leginnen und Kollegen! Wenn Außenstehende die Reden
von Rot-Grün hören, müssen sie eigentlich den Eindruck
gewinnen, als hätte Rot-Grün durch neue Erkenntnisse
Verbesserungen im Fallpauschalengesetz vorgeschlagen.


(Zuruf von der SPD: Ja!)

Tatsächlich korrigieren Sie doch nur einen Teil Ihrer
Fehler, die wir schon damals bei der Verabschiedung des
Gesetzes angesprochen hatten.


(Zuruf von der SPD: Sie haben alles immer schon gewusst!)


Ich versichere Ihnen, dass diese Maßnahmen wie-
derum nicht ausreichen werden, um eine gute medizini-
sche Versorgung in den Krankenhäusern leistungsge-
recht zu vergüten. Sie werden abermals nachbessern
müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie sprechen doch immer von einem lernenden Sys-

tem. Ich glaube, die Krankenhäuser wären heilfroh,
wenn sie einmal eine lernende Regierung erleben könn-
ten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Bereits am 19. März sind nämlich im Rahmen der ersten
Lesung zu dem Fallpauschalenänderungsgesetz von uns
genau die Punkte angesprochen worden, die deutlich
machen, warum Sie jetzt korrigieren müssen.

Wenigstens haben Sie jetzt Konsequenzen aus den
längst bekannten Fehlentwicklungen gezogen. All das
hat die Union von Anfang an gefordert. Es geht dabei
um die Fälle, die in diesem System eben nicht zu
100 Prozent abbildbar sind. Wenn die Bundesgesund-
heitsministerin, Ulla Schmidt, dieses System immer wie-
der als „lernendes System“ bezeichnet, dann bleibt nur
zu hoffen, dass sie damit nicht eine vorgezogene Pau-

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(C (D chalentschuldigung für eine ganze Reihe von gesetzgeerischen Unzulänglichkeiten vornehmen will. Die zenrale Forderung an ein „lernendes System“ muss doch indestens sein, dass offensichtliche Tatsachen und voriegende Erfahrungen ohne Verzögerung zur Kenntnis enommen und sofort die entsprechenden Konsequenen gezogen werden. Auch jetzt gibt Ihr Gesetzesänderungsentwurf auf iele Fragen, die dringend einer nachhaltigen Lösung edürfen, keine Antworten. Lassen Sie mich folgende eispiele anführen: Nach wie vor ist der vorgegebene eitrahmen viel zu eng. Die Berücksichtigung von unbeahlten Überstunden und Bereitschaftsdiensten ist nicht n zufrieden stellender Weise erfolgt. Regelungen zur rztlichen Weiterbildung fehlen. Die Rechte der Länder ind nicht hinreichend gewahrt, solange sie auf die Betimmung der besonderen Einrichtungen keinen Einfluss ehmen können. Der Trend zur staatlichen Überregleentierung konnte nicht aufgehalten werden; im Gegeneil: Er wird noch verstärkt. Der Dokumentationsund erwaltungsaufwand ist nicht geringer geworden, sonern hat weiter zugenommen. Außerdem – das ist ein ichtiger Punkt – sind die Voraussetzungen dafür, den rundsatz „ambulant vor stationär“ umsetzen zu könen, in dem Gesetzentwurf nicht berücksichtigt worden. ine ausreichende Berücksichtigung der Besonderheit on Kinderkliniken wurde bisher ebenfalls unterlassen. Ein sachorientierter Dialog mit den Fachverbänden und uch innerhalb der Fraktionen hätte eigentlich dazu beitraen müssen, all diese Punkte in dem vorliegenden Gesetesänderungsentwurf aufzuarbeiten. Wir müssen aber leier feststellen, dass es Flickwerk bleibt. Die nächste ovellierung wird nicht lange auf sich warten lassen. Sie wissen genau, dass wir das Fallpauschalensystem rundsätzlich begrüßen. Die Bildung homogener Fallruppen mit möglichst ähnlichen Behandlungskosten or allem in intensivmedizinischen Bereichen ist aber icht zu 100 Prozent umsetzbar. Eine flächendeckende usdehnung der Fallpauschalen birgt die große Gefahr, ass intensive und vernetzte Behandlungsketten zerreien. Dies gilt für besondere Behandlungsformen wie die rührehabilitation und besonders für die Versorgung von indern und Jugendlichen. Es geht in diesem Zusammenhang nicht primär um inanzielle Gesichtspunkte; vielmehr geht es oft um Einelschicksale. Die Politik muss die Rahmenbedingungen o gestalten, dass auch in Grenzsituationen eine qualitaiv hochwertige Versorgung sichergestellt werden kann. Insofern bleibt abzuwarten, was die Regierung und ie Koalition unternehmen, wenn das Institut für Enteltsysteme im Krankenhaus den über die Gesellschaft er Kinderkrankenhäuser und Kinderabteilungen in eutschland vorgelegten Antrag zur Weiterentwicklung es Fallpauschalensystems ablehnen und eine gerechtere ergütung über differenzierte Altersgruppen in die Ferne ücken sollte. Ich habe nämlich die Befürchtung, dass ie dann nicht reagieren werden. Auch die Beratungen im Gesundheitsausschuss in ieser Woche haben gezeigt, dass sich Rot-Grün sachlihen Argumenten verschließt. Ich nenne ein Beispiel. Wolfgang Zöller Allerdings gebe ich zu, dass es sich dabei um eine bayerische Besonderheit handelt. Bayern hat als einziges Land den so genannten Erhaltungsaufwand der Krankenhäuser nicht über die Pflegesätze – also durch die Krankenkassen –, sondern durch staatliche Investitionskostenförderung finanziert. Da auch andere Bundesländer diesem guten Beispiel folgen sollten – die Krankenkassen sind schließlich entlastet worden –, wurde damals als Alternative das Krankenhausnotopfer eingeführt. RotGrün hat das Krankenhausnotopfer für die übrigen Bundesländer aber wieder abgeschafft. Deshalb ist es nicht mehr als gerecht, dass nun auch den bayerischen Krankenhäusern dem neuen System entsprechend der Erhaltungsaufwand vergütet wird. Daher hat der Bundesrat bereits im Mai 2002 die Bundesregierung aufgefordert, die Bundespflegesatzverordnung dementsprechend zu ändern. Doch die Bundesregierung hat sich dem bisher verweigert. Erst nachdem der Bundesrat bei den Beratungen zum Fallpauschalenänderungsgesetz dieses Anliegen wiederholt hat, wurde von den Koalitionsfraktionen ebenfalls ein Antrag vorgelegt, der diese Problematik behandelt. Allerdings weicht er in einem ganz entscheidenden Punkt vom Bundesratsbeschluss ab; denn er ermöglicht eine gerechte Vergütung nicht schon in diesem Jahr, sondern erst ab dem kommenden Jahr. Unser Antrag entspricht dagegen dem Anliegen des Bundesrates und ist deshalb auch gerechter. Ich finde es mehr als seltsam, dass die von der Bundesregierung zu vertretende unnötige zeitliche Verzögerung nun zulasten der bayerischen Krankenhäuser ausgestanden wird. Dass die Gleichstellung der bayerischen Krankenhäuser ausgerechnet von bayerischen SPD-Abgeordneten mit abgelehnt wurde, verwundert mich sehr. Man kann auch sagen: Da sieht man, was die SPD mit Bayern zu tun hat! (Zuruf von der CDU/CSU: Gott sei Dank gar nichts!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


Gute Sachargumente dürfen nicht aufgrund ideologi-
scher Überlegungen auf der Strecke bleiben. Wir dürfen
nicht vergessen, dass Gesetze nicht in den luftleeren
Raum gestellt werden, sondern letztendlich die Gestal-
tung der Lebenswirklichkeit der Menschen – in unserem
Fall: der Kranken in den Krankenhäusern – verbessern
helfen sollen. Hierfür tragen wir alle Verantwortung. Wir
als Opposition leisten unseren Beitrag dazu.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504608400

Das Wort hat jetzt der Kollege Horst Schmidbauer

von der SPD-Fraktion.


Horst Schmidbauer (SPD):
Rede ID: ID1504608500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Er-

folg braucht Akzeptanz. Wir haben bei den Bezahlsyste-
men für Krankenhäuser Erfolg in Deutschland. Für die-
sen Erfolg haben wir gearbeitet; denn Akzeptanz gibt es

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(C (D icht zum Nulltarif. Wir haben vieles veranlasst und urchgesetzt. Ich freue mich ganz besonders, dass wir ber 1 200 Krankenhäusern die Option eröffnen, bereits b diesem Jahr an dem neuen Abrechnungssystem mituwirken und dabei zu lernen. inen solch großen Erfolg hat niemand vermutet, weder ie Opposition noch die Krankenkassen noch die Deutche Krankenhausgesellschaft. In der Zwischenzeit ist ie Entwicklung der Krankenhäuser über alle Institutioen hinweggegangen. Es ist Eigendynamik entstanden. ie Krankenhäuser wollen vorankommen und ihre Aufabenstellung erfüllen. Darauf läuft es hinaus. Wenn man mit Vertretern des neu geschaffenen Deut chen Krankenhausinstituts spricht, dann stellt man fest das ist eine weitere Bestätigung –, dass in Deutschland in Innovationswettbewerb in Gang gesetzt worden ist. lötzlich wollen die Fachgesellschaften und die Kranenhäuser zum Beispiel, dass bestimmte komplizierte ehandlungsfälle in das Fallpauschalensystem aufgeommen werden. Sie wollen nun konstruktiv mitarbein, um diese Entwicklung in Deutschland rasch voranubringen. ie Eigendynamik dieser Entwicklung ist so groß, dass lle Fachgruppen, von den Kinderärzten bis hin zur Epipsie, sagen: Wir unterstützen das und machen das. Wir wollen die Erreichung bestimmter Zahlen und rozente nicht zum Dogma machen. Das, was in eutschland erforderlich ist, muss getan werden. Unser iel ist, dafür zu sorgen, dass die Abrechnungen so getaltet sind, dass sie den Schweregrad und die Komplexit eines Behandlungsfalles so gut wie möglich berückichtigen. Wenn sich dabei herausstellt, dass es in eutschland 800 Fallgruppen gibt, dann ist auch das in rdnung. Entscheidend ist, ob es uns gelingt, in eutschland ein System einzuführen, das Leistungen geecht bewertet. Diesem Ziel ist alles andere unterzuorden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Detlef Parr [FDP]: Vorhin hat die Kollegin KühnMengel Sachgerechtigkeit noch kritisiert! Das ist nicht zu fassen!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden bei der Erfüllung unserer Aufgaben
ichts überstürzen. Wir müssen – das ist ganz klar –
usnahmeregelungen schaffen, um den Menschen Zeit
u geben. Wir wollen auch Strukturelemente fördern.
eswegen wollen wir Zentren in Krankenhäusern, die
ine besondere Aufgabe haben, fördern. Das gilt zum
eispiel im Hinblick auf die Verbesserung der Vergü-
ng von Personen, die in einem Krankenhaus arbeiten,
as ein interdisziplinär arbeitendes Zentrum für Kinder-
eilkunde hat. Der dort anfallende Mehraufwand muss
erücksichtigt werden.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist doch im Gesetz gar nicht drin! Der redet von etwas, was in dem Gesetz gar nicht drinsteht!)







(A) )



(B) )


Horst Schmidbauer (Nürnberg)


Wir bleiben dabei: Auch wir zeigen Lernfähigkeit.

Wir nehmen heute die erste Feinabstimmung vor. Den
Kolleginnen und Kollegen von der Opposition will ich
deutlich sagen: Angesichts der Schaffung eines so kom-
plizierten Systems wird es nicht bei einer Feinabstim-
mung bleiben.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nach drei Monaten! Das hätte man vorher wissen können!)


Dass ein System lernt, setzt rechtzeitige, weiter gehende
und ordentliche Feinabstimmungen voraus. Nur wenn
das geschieht, kann das System seine Funktionalität
2007 voll unter Beweis stellen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Man wird sehen, dass wir dann ein gutes Regelwerk für
Deutschland geschaffen haben.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: 2003 und 2004! Wer redet denn von 2007? Sie haben überhaupt keine Ahnung!)


Herr Kollege Zöller, man sollte nicht sagen: Die Zeit
bis 2007 ist zu knapp. Unser Fraktionsvorsitzender hat
vor kurzem gefragt: Warum brauchen wir in Deutsch-
land zur Einführung eines solchen Vergütungssystems
fünf Jahre? Ist das nicht in einer kürzeren Zeit möglich?
Wenn die Entwicklung weiterhin so dynamisch verläuft,
dann könnte man natürlich früher zu einem Ergebnis
kommen. Ich glaube aber, wir sollten keinen unnötigen
Druck erzeugen. Diejenigen, die in den Krankenhäusern
eine verantwortliche Position innehaben, sollten ihre
Chance haben.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie beschließen Gesetze, die einen Monat später umgesetzt werden sollen! Das nennen Sie einen Zeitrahmen!)


Wir brauchen ein ganzheitliches System. Den Vergü-
tungen im Krankenhausbereich müssen ein ganzheitli-
ches Menschen- und Krankheitsbild zugrunde liegen.
Wir wollen aus der Zersplitterung im Gesundheitswesen
herauskommen. Ich wiederhole: Wir müssen die Dinge
ganzheitlich betrachten. Was schwierige Bereiche wie
Geriatrie, Epileptologie und Kinderheilkunde angeht,
muss den verantwortlichen Menschen genug Zeit gege-
ben werden, damit sie sich auf Abrechnungsformen ein-
stellen können, die der Komplexität einer ganzheitlichen
Behandlung, eines ganzheitlichen Menschenbildes
Rechnung tragen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Die wollten wir schon damals herausnehmen! Das haben Sie abgelehnt! Das gibt es ja nicht! Der kennt das eigene Abstimmungsverhalten nicht!)


Die Epilepsiefachleute in Bethel und im Berliner Epi-
lepsiezentrum sagen – das hat mir sehr gefallen; die Epi-
lepsie ist ein sehr schwieriges Gebiet; wir kennen aus
Australien nur zwei Abrechnungsgruppen –: Wir wollen
mit der Fachgesellschaft in Kürze zusätzliche Fallgrup-
pen für dieses schwierige Gebiet schaffen; wir sind in
der Lage, das in einer Frist von einem oder eineinhalb
Jahren zu bewerkstelligen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D ieso sollen wir den Leuten keinen Mut machen, voranugehen? Wieso sollen wir die Leute durch Erzeugung on Pessimismus ausgrenzen? (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das tut ja weh! Der beschließt genau das Gegenteil von dem, was er hier fordert! Das muss etwas mit Gedächtnisschwund zu tun haben!)


ir müssen ganz deutlich machen: Wenn wir das, was
ir uns vorgenommen haben, nicht schaffen, dann wird
s in den Krankenhäusern in vielen Bereichen zur Bil-
ung von Randgruppen kommen. Das kann nicht unser
iel sein.
Wir wollen nicht die Verhältnisse in Australien kopie-

en. Wir wollen ein „German DRG“ schaffen. Das heißt,
ir wollen ein Vergütungssystem schaffen, das die deut-
che Krankenhauskultur widerspiegelt. Daran führt kein
eg vorbei. Wir müssen die angestrebte Differenzierung
ustande bringen. Wir haben gute Chancen, dieses Ziel
u erreichen.
Unser Ziel ist – das ist deutlich geworden –: Wir müs-

en den Patienten in den Mittelpunkt stellen.

(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Der steht bei Ihnen nur im Weg!)

enn wir das tun, dann werden wir merken: Es kann
icht mehr sein, dass der Patient nach der Zahl von Ta-
en bezahlt, die er ein Bett belegt hat. Vielmehr muss der
atient in die Lage versetzt werden, nach der Leistung
es Krankenhauses zu bezahlen. Wir müssen dafür sor-
en, dass letztlich die erbrachte Qualität und nichts an-
eres der Maßstab ist, nach dem bezahlt wird. Dazu
üssen wir unseren Beitrag leisten.


(Beifall bei der SPD)

Wir werden nicht nur sagen, dass wir den informier-

en Patienten wollen. Wer den informierten Patienten
ill, muss auch im Krankenhaus für Transparenz sor-
en. Ohne Transparenz gibt es keinen informierten Pa-
ienten. Deswegen werden wir auch als Gesetzgeber
nseren Beitrag dazu leisten, dass wir in den Kranken-
äusern zum informierten Patienten kommen und dass
ransparenz hergestellt wird. Letztlich wollen wir mit
nserem Strukturgesetz, das in nächster Zeit zu beraten
st, erreichen, dass wir bei der Wahlfreiheit der Patientin-
en und Patienten vorankommen.
Sie können sicherlich verstehen, dass wir auf die Ent-
icklung stolz sind und bei uns eine gewisse Zufrieden-
eit herrscht. Ich verstehe, dass Sie uns diesen Erfolg
icht so recht gönnen mögen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Da lacht ja die Koralle!)


ie versuchen natürlich, über Ihren Oldtimer hinwegzu-
ommen. Wir wollen uns hier im Hause doch nichts vor-
achen: Sie haben in Sachen Fallpauschalen in Deutsch-
nd einen Fehlversuch gestartet und sind mit der
eehoferschen Konzeption von Fallpauschalen vollstän-
ig im Sand stecken geblieben.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Bitte was?)







(A) )



(B) )


Horst Schmidbauer (Nürnberg)


Bei 20 bis 25 Prozent Fallpauschalen sind Sie mit Ihrem
Oldtimer stecken geblieben.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wer hat denn im Bundesrat abgelehnt? Sie haben null Ahnung!)


Mehr haben Sie für Deutschland nicht erreichen können.
Mehr als 20 bis 25 Prozent haben Sie über die Jahre
nicht geschafft. Obwohl Ihr Ziel 70 Prozent waren, sind
Sie bei 20 Prozent hängen geblieben und haben es nicht
vorangebracht. Sie haben nur eines in Deutschland ge-
schafft, nämlich dass bei den Krankenhäusern ein Rosi-
nenpicken losging; die Krankenhäuser haben Möglich-
keiten genutzt, die wir nicht wollten.

Ich habe großes Unverständnis für Ihren Entschlie-
ßungsantrag. Heute sind 1 100 Vertreterinnen und Ver-
treter von Krankenhäusern in Berlin. Heute Morgen hat
der Herr Staatssekretär verkündet, dass gestern im Ge-
sundheitsausschuss die Weiterentwicklung des Fallpau-
schalengesetzes einstimmig beschlossen worden ist. Die
Folge war, dass bei diesen 1 100 Vertreterinnen und Ver-
treter der Krankenhäuser große Erleichterung eintrat,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Weil wir Ihre Fehler korrigiert haben! Die Leute haben es kapiert!)


weil sie das erste Mal spürten, dass das Thema Fallpau-
schalen endlich aus der parteipolitischen Schiene heraus-
kommt.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wir korrigieren momentan nur Ihre Fehler, nichts anderes!)


Das hat nur für kurze Zeit angehalten; denn natürlich
war nur Minuten später die Information da, dass Sie ei-
nen Entschließungsantrag nachreichen und letztlich ver-
suchen, da wieder auf Ihre alte Position zu kommen.


(Lachen des Abg. Wolfgang Zöller [CDU/ CSU] Man muss sich schon fragen, Kollege Faust, was das Ganze bedeutet. In Ihrem Entschließungsantrag sprechen Sie über Behandlungsqualität und zitieren aus dem „Deutschen Ärzteblatt“. Die Fachwelt weiß in der Zwischenzeit, dass die Zitate falsch sind. Trotzdem benutzen Sie sie als Argumentation für Ihren Entschließungsantrag. Dabei finde ich makaber, dass dieser Artikel im „Deutschen Ärzteblatt“ überschrieben ist mit: „Das Ende der ,Barmherzigkeit der Intransparenz‘“. Das Ganze ist schon etwas ironisch. In die gleiche Richtung geht es, wenn Sie ständig dieses Totschlagsargument benutzen, die Zeitschienen würden überschritten, das Personal in den Krankenhäusern sei nicht mehr für den Patienten, sondern nur noch für die Bürokratie da. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das war früher einmal ein Fehler!)


Dieser Vorwurf ist so alt wie die Medizin. Ich habe mir
das einmal genau angeguckt und empfehle Ihnen als
Kolleginnen und Kollegen: Schauen Sie sich doch ein-
mal in den Krankenhäusern um!

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(C (D (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wir hören sogar, was die Leute sagen!)


berprüfen Sie einmal, welcher Aufwand notwendig ist,
enn ein Krankenhaus heute eine Privatrechnung erstel-
en muss, und welcher Aufwand notwendig ist, wenn es
ach den neuen Fallpauschalen geht! Sie werden fest-
tellen, dass der Aufwand für letzteres entschieden ge-
inger ist.
Wir machen uns nichts vor: Wer meint, dass Abrech-

ungen in einem Krankenhaus in Zukunft ohne ausrei-
hende Dokumentation und ohne ausreichende Detail-
arstellung möglich sind, wird die Krankenhäuser auf
inen falschen Weg führen.
Ich meine, wir haben es deutlich gemacht: Im Inte-

esse der Patientinnen und Patienten, aber auch im Inte-
esse der Menschen, die in den Krankenhäusern Verant-
ortung tragen und Leistungen erbringen müssen,
ollen wir das Gesetz präzise entwickeln. Uns wurde
ückgekoppelt – das freut uns am allermeisten –, dass die
rankenhäuser in Deutschland kräftig mitziehen, um
ns voranzubringen, auch wenn die Opposition noch auf
er Bremse steht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504608600

Zu einer Kurzintervention erteile ich dem Kollegen
laus Kirschner das Wort.

(Detlef Parr [FDP]: Stellen Sie Herrn Schmidbauer aber die richtigen Fragen!)


Klaus Kirschner (SPD):
Rede ID: ID1504608700

Herr Präsident! Als Vorsitzender des zuständigen
usschusses will ich klarstellen, was der Berichterstatter
err Kollege Dr. Thomae gesagt hat, damit nichts Fal-
ches im Protokoll steht: Der Gesetzentwurf ist in Bezug
uf den Text korrekt. In der Synopse hat sich beim Über-
ragen ein Fehler eingeschlichen. Aber ich lege als Aus-
chussvorsitzender Wert darauf, dass der Gesetzentwurf
orrekt ist.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie haben schon wieder einen Fehler gemacht?)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504608800

Herr Kollege Thomae ist nicht anwesend und kann

aher nicht darauf erwidern.
Damit sind wir am Ende der Rednerliste zu diesem

agesordnungspunkt. Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von den

raktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
ingebrachten Entwurf eines Fallpauschalenänderungs-
esetzes, Drucksache 15/614. Der Ausschuss für Ge-
undheit und Soziale Sicherung empfiehlt unter Nr. 1
einer Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/994,
en Gesetzentwurf in der Ausschussfassung anzuneh-
en. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der
usschussfassung zustimmen wollen, um das Handzei-






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

chen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Dann ist der
Gesetzentwurf in zweiter Beratung einstimmig ange-
nommen.

Wir kommen zur
dritten Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zuzustimmen wünschen, sich zu erheben.
– Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist einstimmig angenommen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Ent-
schließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU auf
Drucksache 15/1012. Wer stimmt für diesen Entschlie-
ßungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält
sich? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen
der Koalitionsfraktionen bei Zustimmung von CDU/
CSU und FDP abgelehnt.

Der Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
empfiehlt unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 15/994, den von der Bundesregierung einge-
brachten Entwurf eines Fallpauschalenänderungsgeset-
zes auf Drucksache 15/897 für erledigt zu erklären. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist
einstimmig angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 6 auf:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang
Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas Strobl

(Heilbronn), weiterer Abgeordneter und der Frak-

tion der CDU/CSU
Deutschland wirksam vor Terroristen und Ex-
tremisten schützen
– Drucksachen 15/218, 15/990 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Hans-Peter Kemper
Tobias Marhold
Clemens Binninger
Silke Stokar von Neuforn
Gisela Piltz

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat der
Kollege Hans-Peter Kemper von der SPD-Fraktion das
Wort. – Würden Sie den Kollegen freundlicherweise
durchlassen, damit er zum Rednerpult gehen kann?


(Hans-Peter Kemper [SPD]: Mir fehlen die Ellenbogen, um mich durchzusetzen!)



Hans-Peter Kemper (SPD):
Rede ID: ID1504608900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

diskutieren heute innerhalb kürzester Zeit zum zweiten
Mal ein wichtiges Thema, nämlich das Thema der inne-
ren Sicherheit. Bei der letzten Debatte über dieses

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(C (D hema riet ich Ihnen, Ihren Antrag zurückzuziehen. uch heute sage ich Ihnen: Das wäre besser gewesen. Es äre nicht deshalb besser gewesen, weil es sich um ein nwichtiges Thema gehandelt hätte. Ganz im Gegenteil: ch teile die Überzeugung, dass es wichtig ist, dass wir ns über diesen Kernbereich des gesellschaftlichen Zuammenlebens auseinander setzen. Ich teile auch die inschätzung des Bundesinnenministers über die Bedroungslage in der Bundesrepublik, die auch von den Präidenten des Bundesverfassungsschutzes und des Bunesnachrichtendienstes anerkannt wird. In diesem Punkt ind wir uns sogar mit der CDU/CSU einig. (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das ist doch schon mal was!)


Wenn es überhaupt noch eines Beweises bedurft
ätte, dann hätten uns die blutigen Anschläge der letzten
age in Casablanca, Riad, Israel und anderswo in der
elt dies in drastischer Weise deutlich gemacht. Unser
itgefühl gilt den Opfern und den Angehörigen dieser
lindwütigen Anschläge und den betroffenen Staaten.
Ich halte dennoch Ihren Antrag für überflüssig, weil

r ein Sammelsurium aus alten populistischen Forderun-
en enthält


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Weil er nicht von Ihnen ist!)


nd weil Sie sich nichts Neues haben einfallen lassen.
ie bringen bei jeder Gelegenheit Ihre Forderung nach
ärteren Strafen vor. Gestern hat der Innenminister die
olizeiliche Kriminalstatistik bekannt gegeben. Ihre
eaktion darauf war wie immer reflexartig die Forde-
ung nach höheren Strafen. Dabei ist klar, dass der Ge-
etzesrahmen bisher überhaupt nicht ausgeschöpft wird.
ie bestehenden Gesetze reichen aus, nur die Instrumen-
arien müssen verbessert werden; das ist keine Frage.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Eben!)


a sind auch wir mit dabei.

(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Nicht nur wollen, ihr müsst es auch tun!)

ir wollen die Anwendung von DNA-Untersuchungen
usweiten, wir wollen andere Ermittlungsmöglichkeiten
erbessern. Aber Sie, lieber Herr Strobl, sollten nicht
ersuchen, die derzeit unsichere weltpolitische Lage
um Anlass zu nehmen, den Leuten Angst einzujagen
nd sie glauben zu machen, die innere Sicherheit sei bei
ieser Bundesregierung in schlechten Händen. Das ist
ie nämlich nicht, ganz im Gegenteil.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Darüber kann man streiten!)


Deutschland ist ein sicheres und ein freies Land.
iese beiden Punkte widersprechen sich nicht, sie gehö-
en zusammen, sie sind zwei Seiten einer Medaille. Die
enschen können ihre Freiheit nur erleben, wenn sie
ich sicher fühlen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)







(A) )



(B) )


Hans-Peter Kemper

Angst und Unsicherheit macht unfrei. Es ist ein Grund-
anliegen unserer sozialdemokratischen Politik, dafür zu
sorgen, dass die Menschen in diesem Land ohne Angst
leben können, denn ein Leben ohne Angst schafft mehr
Lebensqualität; dafür sorgen wir.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben engagierte und motivierte Sicherheits-
dienste in diesem Land. Das reicht von den Polizeien
über die Dienste bis hin zu den verschiedenen Organisa-
tionen des Katastrophenschutzes. Wir waren erst vor we-
nigen Tagen mit unserer Arbeitsgruppe beim Bundesamt
für Verfassungsschutz in Köln und haben uns vor Ort
wirklich von der engagierten Arbeit dieses Dienstes
überzeugt. Die Dienste sind gut, die Bediensteten sind
gut und auch die Gesetze sind gut.


(Beifall bei der SPD)

Es gibt ein ausgewogenes Konzept, das die Waage zwi-
schen Repression und Prävention hält.

Wer allerdings die Menschen glauben machen will,
dass mit noch so harten Gesetzen oder noch so hartem
Einschreiten eine hundertprozentige Sicherheit zu errei-
chen wäre, der täuscht die Menschen ganz bewusst und
macht ihnen Angst; er schürt die öffentliche Angst. Es
gab eine Reihe von fürchterlichen Anschlägen, vom
11. September 2001 in den USA über Djerba, Bali bis
hin zu den Anschlägen in Casablanca, Riad und Israel in
den letzten Tagen, die viele Menschen das Leben gekos-
tet und viele Menschen verletzt haben. Sie haben aber
auch deutlich gemacht, dass noch so harte Sicherheitsge-
setze und noch so scharfe Kontrollen keine hundertpro-
zentige Sicherheit bewirken können.

Die amerikanischen und israelischen Sicherheitsge-
setze zählen zu den härtesten und schärfsten Gesetzen
der Welt. Auch deren Dienste sind diejenigen, die am
härtesten einschreiten. Dennoch haben es weder die Ge-
setze noch die Dienste vermocht, diese verheerenden
Anschläge, die sich wie eine blutige Spur durch die Ge-
genwart ziehen, zu verhindern. Ich bin der festen Über-
zeugung, dass es auch zu einer seriösen Politik gehört,
den Menschen zu sagen, dass keine Regierung der Welt
absolute Sicherheit garantieren kann.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Aber man kann es besser machen!)


Es ist zudem die Frage, ob, wenn wir das versuchen wür-
den, das Leben bei uns dann noch lebenswert wäre.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das rechtfertigt aber nicht das Nichtstun!)


Diese Regierung tut alles, um ein Höchstmaß an inne-
rer Sicherheit zu produzieren. Wir werden darauf achten,
dass wir ein Höchstmaß an Sicherheit erreichen, ohne
die Freiheitsrechte der Menschen unnötig einzu-
schränken. Wir haben eine Vielzahl Ihrer Forderungen in
unseren Antiterrorgesetzen und in anderen Gesetzen, auf
die mein Kollege Tobias Marhold gleich noch eingehen

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(C (D ird, längst verwirklicht. Die Kontrollmöglichkeiten bei ost, Telekommunikation und anderen Dienstleistungsnternehmen sind längst auf den Weg gebracht. Das ient der Früherkennung von Terrorismus, das dient er Informationsgewinnung und der Informationsausertung. Das sind wichtige Maßnahmen im präventiven ereich, die wir längst verwirklicht haben. Sie fordern eine bessere Personenidentifizierung, Sie ordern die Aufnahme biometrischer Merkmale in ersonalpapiere. Wir auch, da sind wir gar nicht auseinnder. (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Nicht reden, ihr müsst was tun!)


ber wie scheinheilig Ihre Forderung ist, will ich Ihnen
n einem Beispiel deutlich machen. Wir haben mit den
ntiterrorgesetzen dafür gesorgt, dass biometrische
erkmale in Personalpapieren längst Rechtswirklichkeit
ind. Sie wissen aber genau, dass eine praktische Umset-
ung nur auf europäischer Ebene möglich ist.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: So ist es!)


s hilft uns absolut nicht, wenn in Frankreich der Au-
enhintergrund vermessen wird und diese Merkmale in
ie Personalpapiere aufgenommen werden – –


(Abg. Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Sofort, wenn der Präsident sie zulässt.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504609000

Erlauben Sie eine Zwischenfrage des Kollegen

trobl?


Hans-Peter Kemper (SPD):
Rede ID: ID1504609100

Ich wollte Ihnen nicht vorgreifen, aber sehr gerne.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das ist ein ordentlicher Mann!)


Sowieso.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504609200

Herr Strobl.


Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1504609300

Herr Kollege Kemper, wir sind uns in dieser Frage, so
ie Sie es darstellen, völlig einig. Das Problem ist nur,
ass Sie nichts tun.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Das ist barer Unsinn!)


as Lavieren mit dem Verweis auf die EU-Ebene finde
ch inakzeptabel. Ich habe mich heute Vormittag noch
inmal rückversichert und bitte Sie, zu bestätigen, dass
ie Bundesregierung auf der EU-Ebene keine Vorstöße
n Sachen Biometrie gemacht hat, dass sie bei der Bio-
etriearbeitsgruppe der G-8-Staaten keine Rolle spielt.






(A) )



(B) )


Thomas Strobl (Heilbronn)


Herr Kollege Kemper, ich schließe eine Frage an.

Heute steht in der Zeitung, dass die Staatsministerin im
Auswärtigen Amt, Frau Müller, sagt, man werde in Be-
zug auf Visumpapiere mit biometrischen Merkmalen
nichts unternehmen, denn man wolle die Ergebnisse von
Versuchen in Nigerias Hauptstadt Lagos und demnächst
in Jakarta abwarten.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Oh!)

Teilen Sie meine Auffassung, Herr Kollege Kemper,
dass wir in der Bundesrepublik Deutschland schon wei-
ter waren als in Nigeria und Jakarta?


(Beifall bei der CDU/CSU)



Hans-Peter Kemper (SPD):
Rede ID: ID1504609400

Herr Kollege Strobl, ich bin Ihnen in zweierlei Hin-

sicht dankbar für die Frage: Zum einen ist die Redezeit
sehr knapp geworden und ich habe jetzt die Möglichkeit,
etwas ausführlicher dazu Stellung zu nehmen. Von daher
vielen Dank.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: So bin ich zu Ihnen!)


– So sind Sie nun einmal.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504609500

Herr Kollege Kemper, in der Geschäftsordnung ist al-

lerdings vorgesehen, dass sowohl die Fragen als auch die
Antworten kurz und präzise sind.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Herr Präsident, seien Sie nicht so streng!)



Hans-Peter Kemper (SPD):
Rede ID: ID1504609600

Zum anderen will ich Ihnen das noch einmal klar dar-

legen. Ich habe – das wissen Sie aus unseren Innenaus-
schussdebatten – immer gesagt, dass wir biometrische
Merkmale in den Personalpapieren brauchen. Wir wer-
den das auch durchsetzen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wann?)


Das ist eine klare Aussage. Wir haben in diesem Punkt
Rechtssicherheit geschaffen; das ist bereits Rechtswirk-
lichkeit.


(Zuruf des Abg. Reinhard Grindel [CDU/ CSU])


– Hören Sie doch zu, dann wissen auch Sie es endlich
und brauchen nicht mehr dazwischenzurufen! Ich will
Sie vor schwerwiegenden Irrtümern bewahren.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Frau Stokar will nicht, was Sie sagen!)


Es ist doch wenig sinnvoll, wenn wir keine einheit-
lichen Lösungen erzielen. Es gibt verschiedene biometri-
sche Merkmale, die man erfassen kann, zum Beispiel
Fingerabdrücke. Dafür bin ich, weil das einfach, wenig
belastend, einmalig und unverwechselbar ist.

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(C (D (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Müller ist dagegen!)


ußerdem gibt es beispielsweise die Möglichkeit der Er-
assung des Augenhintergrunds und Gesichtsvermes-
ungsverfahren. Wenn jetzt die verschiedenen europäi-
chen Staaten nationale Insellösungen anstreben
ürden, dann könnten Sie, wenn Sie aus der Bundesre-
ublik mit dem biometrischen Merkmal des Fingerab-
rucks nach Frankreich fahren, dort nicht kontrolliert
erden. Das ist bei Ihnen nicht nötig, das weiß ich; aber
as gilt auch für andere. Sie könnten nicht kontrolliert
erden, weil die Franzosen diese Auswertungsmöglich-
eit nicht hätten.
Von daher ist die ganze Geschichte nur sinnvoll, wenn
ir von nationalen Insellösungen wegkommen und im
nteresse der inneren Sicherheit mindestens europäische
ösungen – bis Jakarta will ich gar nicht gehen – anstre-
en; weltweite Lösungen wären noch viel besser.


(Beifall bei der SPD – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Was machen Sie denn bei der EU?)


ber da wir bescheiden sind und uns am Nachbarn ori-
ntieren, wird das erst einmal auf der europäischen
bene geschehen. Das machen wir jetzt.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Oje! Warten auf Jakarta!)


Ich will zur Kronzeugenregelung nichts mehr sagen.
ie Kronzeugenregelung hat immer wieder eine Rolle
espielt, sie hat sich aber nicht bewährt. Wir werden si-
herlich eine andere Lösung finden. Mit der Kronzeu-
enregelung haben wir bisher keinen schwierigen Fall
elöst.
Ich bin auch nach der heutigen Debatte der Meinung,

ass Ihr Antrag überflüssig ist.

(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Die Debatte fängt doch gerade erst an!)

eshalb werden wir ihn auch ablehnen. Deutschland ist
in freies und sicheres Land. Die Ehrlichkeit gebietet es,
en Menschen auch zu sagen, dass es keine hundertpro-
entige Sicherheit gibt. Man muss ihnen sagen, dass es
n der Bundesrepublik eine latente Gefährdung gibt, dass
s eine Bedrohungslage gibt, die man auch durch mehr
der schärfere Gesetze und Verordnungen nicht wegbe-
ommt.
Aber eines ist in den letzten Tagen genauso klar ge-
orden: dass nämlich noch so viele Raketen und
arschflugkörper nicht in der Lage sind, die Terroris-
usgefahr zu beseitigen und terroristisches und extre-
istisches Gedankengut aus den Köpfen verblendeter
anatiker zu vertreiben.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Aber von Marschflugkörpern steht in unserem Antrag nichts!)


a sind wir an einem ganz wichtigen Punkt, an dem wir
ns unterscheiden: Wir wollen durch Prävention und
ernünftige Gesetze die innere Sicherheit herstellen und






(A) )



(B) )


Hans-Peter Kemper

den Terrorismus bekämpfen, nicht durch Marschflugkör-
per oder Raketen.

Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Davon steht doch nichts in unserem Antrag! Das war jetzt sehr unsachlich!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504609700

Das Wort hat jetzt der Kollege Thomas Strobl von der

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1504609800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren!
Trotz der Zerschlagung der al-Qaida-Basen in
Afghanistan ist der Terror durch diese Gruppe noch
lange nicht gebannt. Im Gegenteil: Die Komman-
dos formieren sich gerade neu und sind weltweit
verstreut …

(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wohl wahr!)


So der renommierte Terrorismusforscher Tophoven vor
einigen Monaten. Wie Recht er doch hat! Heute nach den
schlimmen Anschlägen von Riad und Marokko – Kollege
Kemper hat zu Recht darauf hingewiesen – ist seine Ein-
schätzung leider traurige Realität geworden.

Unsere Dienste berichten uns allerdings immer wie-
der von zunehmenden Aktivitäten terroristischer Organi-
sationen auch hier bei uns in Deutschland. Für unser
Land gilt: Auch in Deutschland müssen wir von einer er-
höhten abstrakten Bedrohungslage ausgehen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Leider wahr!)

Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes sagt:

Wir sehen derzeit keine Entwarnung. Wir sehen
derzeit eher ein Anwachsen dieser Aktivitäten ... Es
finden Rekrutierungen statt.

Deutschland ist nicht nur Vorbereitungsraum, sondern
auch Ziel für Attentate. So das Bundeskriminalamt in
seinem Lagebericht von gestern.

Richtigerweise betont auch die Bundesregierung im-
mer wieder, dass die Bedrohung durch den internationa-
len islamistisch-fundamentalistischen Terrorismus zuge-
nommen hat und auch Deutschland potenzielles
Angriffsziel von al-Qaida und anderen Organisationen
sein kann. Dem können wir nur beipflichten. Der Kampf
gegen den Terror ist noch lange nicht gewonnen und er-
höhte Wachsamkeit ist vonnöten.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

Wenn wir uns also, von einigen unverbesserlichen

Grünen und Linken in der SPD einmal abgesehen, in
diesem Hohen Hause bei der Analyse der Bedrohungs-
lagen einig sind, Herr Kollege Kemper, dann sollten wir

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(C (D uch den nächsten Schritt gehen und handeln, anstatt nur u reden. abei würde sich sehr schnell herausstellen, dass die bereinstimmung wesentlich dünner wird. Die Sicherheitspakete I und II der letzten Legislatur eriode waren richtig. Deswegen haben sie unsere Zutimmung gefunden. Die Union konnte diesen Sichereitspaketen uneingeschränkt zustimmen. Aber ich hatte en Eindruck, Herr Kollege Kemper, dass das auf manhe in Ihrer Fraktion und vom Bündnis 90/Die Grünen icht zutraf. inter vorgehaltener Hand hört man aus Sicherheitskreien, dass Innenminister Schily schon noch das eine oder ndere machen würde – auch mit Ihrer Unterstützung, err Kollege Kemper –, dass er sich aber insgesamt bei ot-Grün nicht durchsetzen kann. CDU und CSU machen deswegen heute konkrete orschläge. Wir würden gerne mit Ihnen in einen Wettewerb um die besseren Konzepte eintreten. Sie müssten ich an diesem Wettbewerb allerdings beteiligen. Wir und auch Sie wissen – Herr Kollege Kemper, Sie anz besonders –, dass die Praktiker, Experten und Wisenschaftler regelmäßig bestätigen, dass wir nach wie or gravierende Schutzlücken bei den Instrumenten im ampf gegen den Terrorismus haben. Es fehlt immer och an einer neuen und umfassenden Sicherheitsarchiektur zur Abwehr und Bekämpfung des internationalen errorismus und zum Schutz der Bevölkerung. Einzelaßnahmen müssen zu einem Gesamtkonzept zusamengefügt werden, das Polizei, Bundesgrenzschutz, Ziilund Katastrophenschutz und auch die Bundeswehr it einschließt. Dazu sind viele Maßnahmen notwendig. ch kann nur wenige davon nennen. Es ist notwendig, dass Terroristen von unserem Land ern gehalten oder rechtzeitig gefasst werden. Dies liegt m vitalen Interesse aller Deutschen, im Übrigen auch aler Ausländer, die in der Bundesrepublik Deutschland leen. Das deutsche Ausländerund Sicherheitsrecht chreckt islamistische Terroristen und Extremisten nicht inreichend ab. Wir wissen, dass sich seit Jahren eine ielzahl teilweise auch exponierter islamistischer Exremisten in Deutschland aufhält. Laut Verfassungschutzbericht zählten im Jahr 2002 57 350 Ausländer zu xtremistischen Organisationen. Davon sind über 30 000 nhänger islamistischer Organisationen. Deutschland ist ückzugsraum für extremistische Zuwanderer und es ist leichzeitig terroristisches Ziel. Unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch. Wir wollen ie Einreisebestimmungen dahin gehend verschärfen, ass die Einreise verweigert werden kann, wenn Tatsahen die Annahme rechtfertigen, dass der Ausländer eier Vereinigung angehört, die den internationalen Terroismus unterstützt, oder er eine derartige Vereinigung Thomas Strobl unterstützt. Dies gilt natürlich auch für die so genannte Verdachtsausweisung. Herr Kollege Kemper, es muss uns zu denken geben, wenn gerade Praktiker immer wieder darauf hinweisen, dass die bestehende Rechtslage nicht ausreicht, um Unterstützer und Anhänger terroristischer Organisationen auszuweisen, (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unterstützer ja, aber nicht Verdächtige!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So ist es!)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


und dass es eben in aller Regel zu spät ist, wenn man ab-
wartet, bis der Nachweis erbracht ist.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504609900

Herr Kollege Strobl, erlauben Sie eine Zwischenfrage

der Kollegin Sonntag-Wolgast?


Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1504610000

Gern.


Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD):
Rede ID: ID1504610100

Herr Kollege, nur, damit wir uns bei diesem heiklen

Punkt einig sind: Sie haben eben Zahlen mutmaßlicher
Extremisten genannt. Würden Sie mir zustimmen, dass
bei den Sicherheitsbehörden nur ein ganz geringer Teil
als wirklich gewaltbereit gilt im Sinne dessen, was Sie
gerade ausbreiten, nämlich wahrscheinlich weniger als
2 000? Ich meine, es ist wichtig, das vor der Öffentlich-
keit auch korrekt darzustellen.


Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1504610200

Frau Kollegin Sonntag-Wolgast, ich habe zitiert, dass

über 50 000 Ausländer Anhänger oder Mitglieder extre-
mistischer Organisationen sind, und ich habe gesagt,
dass über 30 000 davon islamistischen Organisationen
angehören. Die Zahl derer, bei denen eine potenzielle
Gewaltbereitschaft anzunehmen ist, ist selbstverständ-
lich niedriger. Aber die Zahl von über 30 000 Anhängern
islamistischer Organisationen ist für die Bundesrepublik
Deutschland eine hohe Zahl. Sie werden sicher nicht in
Abrede stellen können, dass der gewaltbereite Islamis-
mus für die Sicherheitslage in der Bundesrepublik
Deutschland ein großes Problem ist. Wenn nicht, dann
bitte ich Sie, den gestern vorgestellten Verfassungs-
schutzbericht Ihres Bundesinnenministers nachzulesen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren, es ist wichtig, dass wir ein

Gesamtkonzept für die innere Sicherheit entwerfen.
Die bisherigen Maßnahmen greifen zu kurz. So ist etwa
der Zivil- und Katastrophenschutz in der Vergangenheit
vernachlässigt worden. Hier muss nachhaltig investiert
werden.

Ich möchte einen letzten Satz sagen. Teil dieses Ge-
samtkonzeptes muss auch die Bundeswehr sein. Es ist
nicht zu verstehen, dass Rot-Grün sich sperrt und wei-
gert, die Bundeswehr in bestimmten Fällen auch im In-
land einzusetzen. In besonderen Gefährdungslagen kann

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(C (D ie Bundeswehr ergänzend zur Polizei und zum Bundesrenzschutz eingesetzt werden. (Abg. Hans-Peter Kemper [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504610300

Sie sind am Ende Ihrer Redezeit.


Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1504610400

Ich dachte, der Kollege Kemper wollte noch eine

wischenfrage stellen, die ich ihm gestattet hätte.
Ich möchte Sie, meine Damen und Herren von Rot-
rün, auffordern, nicht weiter in Untätigkeit zu verhar-
en. Es geht um die Sicherheit unserer Bürgerinnen und
ürger – ein hohes Gut, hinter dem wir von der Union
tehen. Sie sollten es auch tun. Stimmen Sie unserem
ntrag zu!
Besten Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504610500

Das Wort hat jetzt der Kollege Hans-Christian

tröbele, Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

iebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Der Kollege Beck hat
or einigen Monaten, als wir hier schon einmal über die-
en Beschlussentwurf der CDU/CSU beraten haben, ge-
agt: Nach der Wahl in Hessen sollten Sie das Ganze
egpacken, weil in dem Entwurf sowieso nichts Neues
teht, weil ein Teil der Forderungen bereits umgesetzt
orden ist und wir uns mit dem anderen Teil eh schon
useinander gesetzt haben.
Nun habe ich mich gefragt: Warum haben Sie das

icht gemacht? Warum legen Sie diesen Entwurf heute
ieder vor? Da fiel mir auf: Wir haben am Sonntag ja
chon wieder Wahlen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Irgendwo wird immer gewählt!)


ie haben das Thema offenbar heute wieder auf die Ta-
esordnung gesetzt, damit Sie es noch einmal hochzie-
en können. Ich sage Ihnen dazu: Es ist unanständig, mit
useinandersetzungen über den Kampf gegen den Ter-
orismus Wahlkampf führen zu wollen. Das gehört sich
icht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich will jetzt nicht auf Einzelheiten eingehen, weil wir
ber alle Punkte, von der Kronzeugenregelung bis zu
iometrischen Merkmalen, schon häufig diskutiert ha-
en und die Argumente ausgetauscht sind. Ich will nur
rei kleine Anmerkungen dazu machen.






(A) )



(B) )


Hans-Christian Ströbele

Erstens. Bei den biometrischen Merkmalen müssen

Sie sich doch auch einmal auf die Diskussion über die
Frage einlassen: Ist das effektiv? Bringt das mehr
Sicherheit für Personalausweise, Pässe und Ähnliches
und welche biometrischen Merkmale könnten diese
Sicherheit erzielen?

Ich kann nur immer wieder darauf hinweisen: In mei-
nem Wahlkreis hier in der Nähe, in Kreuzberg, ist die
Bundesdruckerei. Die erklären, dass die heutigen Perso-
nalausweise, die damals als fälschungssicher eingeführt
worden sind, fälschungssicher sind und bleiben


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Darum geht es doch überhaupt nicht! – Dorothee Mantel [CDU/CSU]: Auch wir waren bei der Bundesdruckerei!)


und dass auch biometrische Merkmale in Personalaus-
weisen nachgemacht werden können. Sie können einen
neuen Ausweis herstellen, indem Sie Ihre biometrischen
Merkmale in einen auf meinen Namen ausgestellten
Ausweis einfügen. Das heißt, ein solches Vorgehen führt
zu nichts.

Genauso ist es mit der Kronzeugenregelung. Im Zu-
sammenhang mit der Kronzeugenregelung erwecken Sie
in der Öffentlichkeit immer den Eindruck, als ob es ei-
nen Weg geben müsse, Menschen dazu zu ermuntern,
vor Gericht oder bei der Staatsanwaltschaft Geständnisse
abzulegen, um möglicherweise Straftaten zu verhindern
oder Straftaten aufzuklären. Sie verschweigen dabei,
dass es in allen Gerichten – hier in Moabit und genauso
in München und Stuttgart – tägliche Praxis ist, dass auch
im Terrorismusbereich


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Im Terrorismusbereich hat der Herr Ströbele seine eigenen Erfahrungen!)


und sogar bei der Frage – das ist fast contra legem –, ob
bei Mordvorwürfen „lebenslänglich“ zu verhängen ist
oder nicht, das Aussageverhalten von Angeklagten bzw.
Beschuldigten im Strafverfahren strafmildernd berück-
sichtigt wird. Das war zuletzt hier in Berlin im La-Belle-
Verfahren, das drei Jahre gedauert hat, der Fall. Auch da
sind die Geständnisse bzw. die Hilfen, die zwei der An-
geklagten dem Gericht im Rahmen ihrer Aussagen gege-
ben haben, erheblich strafmildernd berücksichtigt wor-
den.

Letztlich ist es genauso bei den in Ihrem Antrag ange-
führten §§ 129 a und 129 b Strafgesetzbuch. Bei diesen
Paragraphen wird gerne gesagt: Hier muss draufgesattelt
werden; dann geht das mit dem Terrorismus zu Ende.
Das alles ist Unsinn; denn auch heute ist es nicht so.

Sie fordern, Untersuchungshaft solle auch ohne
Haftgrund verhängt werden können, wenn der Verdacht
der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung be-
steht. Auch heute entkommt keiner, der verdächtigt wird,
an einer Straftat nach § 129 b beteiligt gewesen zu sein,
also Unterstützer einer ausländischen terroristischen
Vereinigung zu sein, der Untersuchungshaft. Denn der
Vorwurf enthält quasi die Fluchtgefahr. Das heißt, da
braucht man keine zusätzliche Strafbestimmung.

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(C (D Ich bitte Sie: Wenn wir uns schon vor einer Wahl über en Kampf gegen den Terrorismus auseinander setzen, ann sollten wir uns auch mit den wirklich wichtigen hemen beschäftigen. Natürlich ist es Aufgabe der Siherheitsbehörden, die Bürger zu schützen, Straftaten ufzuklären und Straftaten möglichst im Vorfeld zu verindern. In diesem Bereich haben die Sicherheitsbehören in der Bundesrepublik Deutschland ziemlich erfolgeich gearbeitet, und zwar innerhalb der Verfassung und nnerhalb des Rechtsstaates, soweit man das aus der Enternung beurteilen kann. Dies steht im Gegensatz zu aneren Ländern, die immer wieder erhebliche zusätzliche esetze verabschiedet haben und die eine Praxis an den ag legen – auch die USA –, die rechtsstaatlichen Kriteien nicht standhält bzw. damit nicht zu vereinbaren ist. Damit komme ich auf das eigentliche Problem zu prechen: Können wir terroristische Taten bzw. terrorissche Organisationen und die Tatsache, dass Menschen u menschlichen Bomben, zu Tätern werden, dadurch erhindern, dass wir immer schärfere Gesetze machen, mmer mehr Repression ausüben und möglicherweise ogar zum Teil den Rechtsstaat beiseite drücken, wie das den USA bei der Anwendung solcher Gesetze gechieht? Ich sage Ihnen: Das können wir nicht. (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Aber wir können verhindern, dass sie nach Deutschland kommen!)


Warum kommen Menschen dazu, solche terroristi-
chen Attentate zu begehen, wobei sie von Anfang da-
on ausgehen, dass sie dabei sterben, dass sie keine
hance haben, weil die Attentate so geplant sind, dass
ie selber dabei umkommen? Warum tun sie das? Ich
laube nicht, dass Armut der Grund für die meisten die-
er Täter ist. Warum tun die so etwas? Reicht es, zu sa-
en: „Diejenigen, die so etwas tun, sind blutrünstige
onster, die wir nicht verstehen, die völlig ausgerastet
ind“? Ich sage Ihnen: Wenn wir dabei stehen bleiben,
reifen wir zu kurz und dann finden wir keine Rezepte.
Die Rezepte sind vielmehr – das haben schon Klügere

ls ich aufgeschrieben –: Wir müssen den Ursachen, wa-
um Menschen zu so etwas fähig sind, auf den Grund ge-
en. Eine ganze Reihe von Ursachen sind schon heute
estgestellt worden. Ich nenne zum Beispiel: Wir dürfen
ie Menschen nicht demütigen. Wir dürfen die Men-
chen nicht ungerecht behandeln. Wir dürfen die Men-
chen in anderen Ländern nicht ausbeuten. Wenn wir das
ber tun, bringen wir immer mehr Menschen dazu, sich
it einem solchen schrecklichen Tun anzufreunden und
abei mitzumachen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Herr Ströbele, darum geht es doch nicht! – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Bin Laden ist auch so ein Verarmter!)


Nur wenn wir wirklich die Würde aller Menschen
chten und alle Menschen gerecht behandeln, können
ir dem Einhalt gebieten und dann werden Bin Laden
nd andere für ihre Kommandos nicht mehr so leicht Tä-
r finden, wie das bisher der Fall gewesen ist.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Sie sind blauäugig! – Thomas Strobl [Heilbronn] Hans-Christian Ströbele [CDU/CSU]: Weil der Bin Laden so verarmt ist! Geben wir dem Bin Laden am besten noch mehr Geld!)





(A) )


(B) )


Ich möchte das auf die aktuelle Politik beziehen. Ich
glaube, dass die Weigerung der Bundesrepublik Deutsch-
land und der Bundesregierung am Krieg gegen den Irak
teilzunehmen, für viele islamistisch geprägte Länder und
Gesellschaften im arabischen Raum ein Signal war, dass
es nicht um einen Kampf der Kulturen geht, dass es nicht
darum geht, dass das Abendland gegen das Morgenland
Krieg führt, dass es nicht darum geht, dass die christliche
Religion die islamische Religion domestizieren will.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Darum geht es nicht!)


Indem wir uns diesem Krieg verweigert haben, haben
wir gezeigt, dass es im Abendland durchaus Länder und
Völker gibt, die gegen solche ungerechten Kriege pro-
testieren.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das ist jetzt aber sehr um die Ecke gedacht! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Dass Frau Sonntag-Wolgast klatscht, kann ich nicht verstehen!)


Solche Signale bewirken in diesen Ländern eine diffe-
renziertere Herangehensweise.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Wenn wir so handeln würden, wie Sie das wollen, wäre
mit dem Terrorismus in dieser Generation nicht Schluss.
Sie würden das Entstehen neuen Hasses und neuer Wut,
die aufgrund von Demütigung und Ungerechtigkeit ent-
standen sind, mit verantworten, was wiederum neue Ter-
roristen – möglicherweise mehr Täter – hervorbringen
würde.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Dann sollten wir unsere Türen aufmachen!)


Ich komme auf den Gesetzentwurf zurück. Ihr Ge-
setzentwurf enthält die Forderung nach der Aufnahme
der Daten über die ethnische und religiöse Zugehörig-
keit. 20 Punkte Ihres Forderungskataloges sind auf Aus-
länder, Zugewanderte, Eingewanderte und Besucher in
Deutschland gerichtet.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Was ist denn dabei?)


Gegen diese Menschen fordern sie mehr Repressionen.
Das fördert in der Welt den Eindruck, dass Sie sich ge-
gen ganze Völker und ganze Kulturen richten. In Ihrem
Antrag sprechen Sie von „bestimmten Völkern“. Dabei
bleiben Gerechtigkeit und Würde auf der Strecke.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Das geht doch völlig an der Sache vorbei!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504610600

Herr Kollege Ströbele!

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(C (D Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Damit leisten Sie dem Terrorismus eher Vorschub, als

ass Sie dazu beitragen, ihn zu verhindern.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt muss aber Schluss sein, Herr Ströbele, mit solchen Dingen!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504610700

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Gisela Piltz.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Frau Piltz, das müssen Sie jetzt richtig stellen!)



Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1504610800

Nur, weil ich nicht Ihrer Meinung bin, bin ich noch

ange nicht bei den Grünen.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ie alle kennen bestimmt das Lied „Morning has bro-
en“ von Cat Stevens. Sollte dieser Antrag der CDU/
SU in die Tat umgesetzt werden, bricht für diesen In-
erpreten in Deutschland kein ruhiger Morgen mehr an.
er vor mehr als 20 Jahren zum Islam übergetretene
änger würde bei Einreise in die Bundesrepublik
eutschland unter den Generalverdacht des Terrorismus
allen. Das kann nicht Sinn der Sache sein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Frau Piltz! Über Musikgeschmack kann man streiten, über Fakten nicht! – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: So ein Unsinn!)


Nur, weil Sie dazwischenreden, haben Sie noch lange
icht Recht.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Nur allzu gern fordert man aus dem Gefühl der Unsi-

herheit, Angst und Bedrohung heraus schnell neue und
ärtere Gesetze, die Schutz vor Terror und Extremisten
ringen sollen. Schaut man sich die Problematik aber ge-
auer an, kann die Antwort nur lauten: So, wie Sie es
orschlagen, ist das nicht möglich. Sie machen sich das
irklich zu einfach. Die Aufgabe der Politiker ist doch
chließlich, Sorgen und Nöte der Bürger ernst zu neh-
en und ihnen nicht einfach pauschal nachzugeben.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Der Antrag der CDU/CSU greift nur einzelne Punkte

eraus. Er bedeutet eine erhebliche Einschränkung des
ersönlichkeitsrechts, bringt aber keinen umfassenden
nd wirksamen Schutz vor Terroristen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Würden Sie in Ihrer Persönlichkeit eingeschränkt werden?)


Das Anliegen, die Einreise von Terroristen zu verhin-
ern, ist sicher gut und richtig. Ich glaube, dass sich die
ehrheit in diesem Haus dabei im Grunde einig ist.

(Beifall bei der FDP – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Aber wir machen besser nichts!)







(A) )



(B) )


Gisela Piltz

Wie soll bei der Einreise der Terrorismusverdacht nach-
gewiesen werden? Bestimmt nicht, indem Sie die Religi-
onszugehörigkeit als das Erkennungsmerkmal heranzie-
hen und speichern.


(Beifall bei der FDP)

Damit stellen Sie Ausländer, die einen anderen Glauben
haben, unter pauschalen Terrorismusverdacht. Das ist zu
einfach.

Der Aktionismus nach dem 11. September war sehr
groß und in Teilen auch richtig. Dass übereilt und ober-
flächlich gearbeitet worden ist, konnte man spätestens
am Sicherheitspaket II des Bundesinnenministers se-
hen. Der „Otto-Katalog II“, wie er gern genannt wird,
hält sich nicht an die datenschutzrechtlichen Vorgaben
des Bundesverfassungsgerichts.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Dem haben Sie auch nicht zugestimmt!)


– Genau! Wir haben ihm deshalb nicht zugestimmt.

(Beifall bei der FDP)


Es ist aus unserer Sicht bedenklich, sich nicht an die
Vorgaben des Verfassungsgerichts zu halten. Auch Ihr
heutiger Forderungskatalog missachtet diese Vorgaben.
Sicher waren wir alle betroffen, als wir erfuhren, dass
sich Schläfer vor allen Dingen in Hamburg, damit in
Deutschland, aufgehalten haben. Ebenso haben uns die
Anschläge der letzten Wochen auf der ganzen Welt be-
troffen gemacht. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen
von der CDU/CSU: Könnte auch nur ein Schläfer mehr
aufgedeckt werden, wenn Ihre Forderungen heute umge-
setzt würden? – Nein, aus meiner Sicht ist das nicht der
Fall. Man muss aber immer auch nach der Effektivität
der Maßnahmen, die Sie hier vorschlagen, fragen. Aus
unserer Sicht sind sie nicht effektiv.

Wir werden immer nach der Effektivität fragen und

(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Und nichts tun!)

dabei befinden wir uns in guter Gesellschaft. Der Daten-
schutzbeauftragte Jacob hat in seinem Bericht einen hö-
heren Stellenwert des Datenschutzes angemahnt. Das
passt Ihnen mit Sicherheit nicht. Freiheitsrechte werden
gern als Hindernis einer wirksamen Terrorismusbekämp-
fung dargestellt. Das ist aus unserer Sicht nicht so.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Die Sicherheit ist eine Voraussetzung für die Freiheit!)


Werden endlich die bestehenden Gesetze angewandt,
zentrale Koordinierungsstellen zur Terrorismusbekämp-
fung errichtet und die Terrorismusbekämpfung auch auf
europäischer und internationaler Ebene vernetzt und ge-
meinsam in Angriff genommen, dann bleiben Freiheits-
rechte gewahrt und ein wirkungsvoller Schutz wird er-
reicht.

Darüber hinaus wurden von der rot-grünen Koalition
bereits einzelne Forderungen des Antrages umgesetzt.
Zu den biometrischen Daten ist heute schon viel gesagt
worden. Im Übrigen gehen die Ansätze der Koalition,

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(C (D it denen Befugnisse zum Eingriff in die Privatsphäre ur Verbrechensbekämpfung auf fünf Jahre befristet erden, wenigstens in die richtige Richtung. Dabei ollte die Evaluierung solcher Maßnahmen nach unserer uffassung viel früher durchgeführt werden. Daher forern wir eine Befristung solcher Maßnahmen auf zwei ahre. Im Rahmen der Rasterfahndung ist es unbedingt notendig, dass – das hat auch schon der Datenschutzbeuftragte Jacob angedeutet – der Gesetzgeber klare Beugnisse für das Bundeskriminalamt schafft und diese uf das Notwendigste begrenzt werden. Die Arbeit von olizei und Bundesgrenzschutz muss aus unserer Sicht ndlich von der Politik besser unterstützt werden. Statten ie – das ist unsere Forderung an die Koalition – Polizei nd Bundesgrenzschutz besser aus. Ein kleiner Hinweis: n den Bundesländern, in denen wir mitregieren, klappt as; daran können Sie sehen, wie man es macht. Daneben müssen auch die Äußerungen von Bundes nnenminister Schily nachdenklich stimmen, dass Sie die echtlichen Hürden für die Speicherung der Daten senen und den Kreis der infrage kommenden Personen bei er DNA-Erfassung erweitern wollen; denn auch hier ist atsache, dass schon jetzt nach geltendem Recht die echsbis achtfache Datenmenge gespeichert und überrüft werden kann. Meine Forderung an die Bundesreierung lautet: Setzen Sie das Recht um, bevor Sie es tändig wieder aufweichen! Natürlich ist der Schutz vor Terroristen und Extremis en und die Aufklärung von Verbrechen wesentliche ufgabe des Rechtsstaates. Wir als Liberale und damit ls Garanten des Rechtsstaates werden aber immer daauf achten, dass dieses Ziel nicht bloßer Vorwand ist, m den umfassenden Schutz der Persönlichkeit einzuchränken. Deshalb halten wir Ihren Antrag für überflüsig und werden ihm nicht zustimmen. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP – Hans-Peter Kemper [SPD]: Der letzte Satz war sehr gut!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504610900

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Tobias Marhold.


Tobias Marhold (SPD):
Rede ID: ID1504611000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ie Bundesregierung ist sich der anhaltenden Bedro-
ung, die vom Terrorismus sowohl innerhalb als auch
ußerhalb unseres Landes ausgeht, sehr wohl bewusst,
ie man auch den Ausführungen meines Kollegen Hans-
eter Kemper entnehmen konnte. Allerdings ist
eutschland im internationalen Vergleich ein sicheres
and. Dazu hat die Bundesregierung ihren Beitrag ge-
eistet.
Während unserer Regierungszeit wurden zunächst die

eutschen Sicherheitsbehörden, deren tatkräftiges En-






(A) )



(B) )


Tobias Marhold

gagement für ein Höchstmaß an Sicherheit in unserem
Lande sorgt, finanziell und personell besser ausgestattet.
Ihnen wurden zusätzliche Kompetenzen verliehen, die
den Datenaustausch zwischen den Sicherheitsdiensten
verbessert und die Kooperation auf nationaler und auf
internationaler Ebene erheblich gestärkt haben. Diese
Maßnahmen waren offensichtlich erfolgreich, wie welt-
weite Ermittlungserfolge mittlerweile demonstrieren.

Infolge der schrecklichen Attentate des 11. September
haben wir in den Antiterrorgesetzen I und II zahlreiche
Maßnahmen zu einer wirksamen Terrorbekämpfung ein-
geleitet. Auf einzelne wesentliche Maßnahmen möchte
ich im Folgenden eingehen.

In ihrem Antrag fordert die CDU/CSU-Fraktion unter
anderem, die Einreise von Terroristen nach Deutsch-
land zu verhindern. Genau das wollen auch wir.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Dann tut etwas! – Dr. Cornelie SonntagWolgast [SPD]: Es kommt auf die Mittel und Wege an!)


Daher möchte ich den Kolleginnen und Kollegen der
CDU/CSU empfehlen, sich einmal näher mit der Neure-
gelung der ausländerrechtlichen Vorschriften zu befas-
sen,


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist ja gerade das Problem!)


hier insbesondere mit §§ 45 und 47 des Ausländergeset-
zes. In § 8 findet sich die Regelung, dieses bereits er-
möglicht, dass eine Person, die „die freiheitliche demo-
kratische Grundordnung oder die Sicherheit der
Bundesrepublik Deutschland gefährdet oder sich ... an
Gewalttätigkeiten beteiligt oder ... zu Gewaltanwendung
aufruft oder mit Gewaltanwendung droht oder ... einer
Vereinigung angehört, die den internationalen Terroris-
mus unterstützt, oder ... eine derartige Vereinigung un-
terstützt“, nicht nach Deutschland einreisen darf.

In diesem Zusammenhang mache ich Sie darauf auf-
merksam, dass, wenn sich Ausländer im Sinne des § 45
Ausländergesetz bereits im Land befinden, sie nach § 8
des Ausländergesetzes wieder ausgewiesen werden.

Ihre Forderung nach Regelanfragen beim Verfas-
sungsschutz und nach erkennungsdienstlicher Behand-
lung zur Feststellung der Identität und der Staatsangehö-
rigkeit halte ich schlicht für überflüssig.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Warum?)

Denn nach § 41 des Ausländergesetzes existieren diese
Möglichkeiten bereits, Herr Koschyk. Sie werden nach
meiner Kenntnis von allen Bundesländern praktiziert.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Aber nicht von den rot-roten! Nicht von den rot-grünen! Von Bayern und Baden-Württemberg, aber nicht von Berlin! – Gegenruf der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Fragen Sie doch einmal Herrn Behrens in NRW, was er macht! – Zuruf von der CDU/CSU: Herrn Körting!)


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(C (D Geradezu absurd ist allerdings Ihre Kritik an einer unesteuerten Zuwanderung in den letzten Jahren und der ehlenden Integration von Ausländern. assen Sie mich noch einmal in aller Freundschaft daauf hinweisen, dass das, was Sie dort beklagen, die olge Ihrer eigenen Ausländerund Zuwanderungspoliik ist. ir haben ein gutes Zuwanderungsund Integrationsge etz auf den Weg gebracht. (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ein schlim mes Gesetz! Es wird nie Wirklichkeit!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)

ieles von dem, was Sie jetzt fordern, ist darin geregelt.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Es wird nie Wirklichkeit!)


ie waren es doch, die die Verbesserungen zu Fall ge-
racht haben. Selbst jetzt wollen Sie dem Gesetz nicht
ustimmen. Wenn es Ihnen mit Ihren Forderungen wirk-
ch ernst ist, kann ich Sie nur dazu auffordern, das end-
ch nachzuholen.
Des Weiteren haben wir das Vereinsgesetz verändert

nd das Religionsprivileg unter bestimmten Vorausset-
ungen abgeschafft – eine längst überfällige Maßnahme.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ja, aber nur als es fast wieder zu spät war! Da mussten wir euch treiben! – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Gegenruf der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was haben Sie denn gemacht?)


ie haben all dieses nicht getan. Wir machen Ihnen ja
eine Vorwürfe, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
DU/CSU. Jedoch sollten Sie diese Leistungen auch
inmal anerkennen. Denn Metin Kaplan, auch „Kalif
on Köln“ genannt, hat seine Tätigkeit nicht erst aufge-
ommen, als wir regierten.


(Beifall bei der SPD)

Infolge der Attentate des 11. September, einer ganz

euartigen und besonders unmenschlichen Demonstra-
ion des Terrors, hat die Bundesregierung insbesondere
uch Maßnahmen zur Verbesserung der Luftsicherheit
ingeführt. In einem Bereich, der gemeinhin als beson-
ers anfällig und sensibel für terroristische Anschläge
ilt, wurden beispielsweise die Bestreifungen, die Zu-
angskontrollen, die Gepäckkontrollen sowie die Kon-
rollen der Fluggäste und des Personals entscheidend
erbessert.
Mit dem Aufbau einer Flugbegleitung, der so genann-

en Sky Marshals, hat die Bundesregierung ein Übriges
etan, um für mehr Sicherheit auch in der Luft zu sor-
en, wenngleich – da stimme ich mit unserem Innenmi-
ister, Otto Schily, überein – die Verhinderung der An-
chläge am Boden sehr viel einfacher und effizienter ist.
enn sich die Maschine mit den Terroristen erst einmal






(A) )


)

Tobias Marhold

in der Luft befindet, ist der Katastrophenfall ja bereits
eingetreten.


(Abg. Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504611100

Gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Tobias Marhold (SPD):
Rede ID: ID1504611200

Ich muss jetzt im Zusammenhang vortragen; sonst

schaffe ich das nicht. Ich habe noch so viel zu sagen. Hö-
ren Sie einfach zu!

Die Bekämpfung des Terrorismus hatte und hat für
die Bundesregierung höchste Priorität. Jegliche Form
von Extremismus und Gewalt muss durch entschlosse-
nes, aber gleichzeitig besonnenes Handeln des Rechts-
staats bekämpft werden. Dabei sind wir auf einem guten
Weg.

Nun möchte ich noch auf Ihre Vorschläge zur Neuord-
nung und Stärkung des Katastrophenschutzes zu spre-
chen kommen. Auch hier beklagen Sie die Folgen Ihrer
eigenen Politik. War es nicht Ihr Innenminister Kanther,
der in Ihrer Regierungszeit aufgrund der veränderten Be-
drohungslage nach der Wiedervereinigung den massiven
Abbau unserer Zivilschutzkapazitäten betrieben hat?


(Zuruf von der SPD: Hört! Hört!)

Wir brauchen einen starken und leistungsfähigen Ka-

tastrophenschutz. Diese Bundesregierung hat das er-
kannt und hat das Steuer endlich herumgerissen. Sie hat
sowohl die Finanzen für den Katastrophenschutz als
auch die Kompetenzen in diesem Bereich nachhaltig ge-
stärkt. Schauen Sie einmal in den Einzelplan 06 des letz-
ten Haushaltes, der kürzlich hier beraten worden ist. Sie
müssten noch in Erinnerung haben, dass erhebliche Auf-
wüchse gerade in den sicherheitsrelevanten Bereichen zu
verzeichnen sind. Ich möchte hier nur einige Beispiele
nennen: Beim THW plus 21 Prozent, beim Zivilschutz
plus 37 Prozent, beim Bundesgrenzschutz plus
12 Prozent, beim Bundeskriminalamt plus 20 Prozent
und beim Bundesamt für Verfassungsschutz ein Plus von
über 22 Prozent.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Zum Thema, Herr Kollege! – Hans-Peter Kemper [SPD]: Ganz wichtig!)


Das sind Aufwüchse, wie sie in Ihrer Regierungszeit nie
erreicht worden sind.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Bei uns gab es auch keine Bedrohung durch Terroristen! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Und was habt ihr gemacht?)


Desgleichen stellen Sie sich heute hin und beklagen
das Fehlen von Alarmierungssystemen. Sie selbst waren
es doch, die den Sirenenalarm abgeschafft haben, noch
dazu ohne für einen geeigneten Ersatz zu sorgen. Das
halte ich in der Tat für äußerst heuchlerisch.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Norbert P S n K I P e b P d S i g H w g s s d is a d u e A d d S n m s b (C (D Geis [CDU/CSU]: Wer hat Ihnen das aufgeschrieben?)


Diese Regierung macht eine sehr gute Politik, eine
olitik zugunsten der Sicherheit der Menschen und zum
chutz unserer freiheitlich-demokratischen Grundord-
ung. Hier können Sie mithelfen, liebe Kolleginnen und
ollegen von der CDU, indem Sie Einfluss auf die von
hnen geführten Bundesländer nehmen, damit diese das
rinzip des Föderalismus nicht höher bewerten als eine
inheitlich stabile Sicherheitslage in Gesamtdeutschland
zw. in ganz Europa. Von daher kann ich Sie wie Hans-
eter Kemper und die Kollegin von der FDP nur auffor-
ern: Ziehen Sie Ihren Antrag zurück und unterstützen
ie diese Bundesregierung auf ihrem erfolgreichen Weg
m Bereich der inneren Sicherheit!
Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Jetzt singen wir alle: Brüder, zur Sonne, zur Freiheit!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504611300

Zu einer Kurzintervention gebe ich das Wort dem Ab-

eordneten Strobl.

(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Das ist herzlich überflüssig!)

err Marhold, darauf können Sie dann antworten.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Müssen Sie aber nicht!)



Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1504611400

Herr Kollege, ich finde es bedauerlich, dass Sie zu der
ichtigen Problematik der Gefahr terroristischer An-
riffe aus der Luft sowie anderen Gefahren aus der Luft
o wenig gesagt haben. Es ist offenkundig, dass eine
chwierige rechtliche Situation besteht, was den Einsatz
er Bundeswehr in solchen Fällen angeht.
Der 11. September 2001 ist einige Zeit her. Tatsache
t, dass Sie in dieser Zeit gesetzgeberisch nichts, aber
uch gar nichts auf den Weg gebracht haben, außer dass
er Bundesinnenminister viel von Air Policing geredet hat
nd eine Arbeitsgruppe eingerichtet worden ist. Ich hätte
s gut gefunden, wenn Sie uns hier über Ergebnisse dieser
rbeitsgruppe berichtet hätten. Ansonsten müssen wir lei-
er konstatieren, dass es seit dem 11. September 2001 und
er Einrichtung einer Arbeitsgruppe heißen muss: Außer
pesen nichts gewesen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Wie bitte? Sie leugnen Tatsachen!)



Tobias Marhold (SPD):
Rede ID: ID1504611500

Herr Strobl, Sie haben meinen Ausführungen anschei-

end nicht richtig gelauscht. Aber Sie haben ja auch im-
er laut dazwischengerufen. Sie wissen, dass der Ein-
atz der Bundeswehr in Ausnahme- und Notfällen
ereits schon jetzt grundsätzlich möglich ist und dass wir

(B)







(A) )



(B) )


Tobias Marhold

eine Verfassungsänderung vornehmen müssten, wenn et-
was anderes gewünscht ist. Wir befinden uns in einem
Diskussionsprozess.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Ihr diskutiert seit 2001!)


– Wir sind eben sehr gründlich. Bereits im Januar wäre
es der Bundeswehr möglich gewesen, einzugreifen,
wenn sie angefordert worden wäre. Das ist aber nicht ge-
schehen. Von daher erübrigt sich das Weitere.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Es ist ein bisschen wenig, was seit 2001 passiert ist!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504611600

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Dorothee Mantel.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1504611700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Bundesinnenminister Schily hat gestern
die Polizeiliche Kriminalstatistik 2002 vorgestellt. Die
Sprachregelung der Bundesregierung entspricht jedoch
nicht der Realität. Von einem hohen Sicherheitsniveau
kann bei einem dramatischen Anstieg der Gewalt nicht
die Rede sein.

Vergangene Woche wurde der Verfassungsschutz-
bericht 2002 vorgestellt. Auch den hätten Sie aufmerk-
sam lesen sollen, meine Damen und Herren von der Ko-
alition; denn sonst würden Sie heute nicht so leichtfertig
mit Ihren Behauptungen umgehen.

Die Bundesregierung hat – im Gegensatz zur domi-
nierenden Mehrheit der Fraktionen von Rot-Grün – den
Ernst der Lage zumindest teilweise begriffen. Ich zitiere
mit Erlaubnis der Präsidentin aus der Kurzfassung des
Berichtes:


(Ute Kumpf [SPD]: Was machen Sie dann, wenn es nicht erlaubt wird? – Gegenruf des Abg. Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Hören Sie einmal zu, dann können Sie was lernen!)

Zur herausragenden Bedrohung für die internatio-
nale Staatengemeinschaft hat sich der islamistische
Terrorismus entwickelt.

Die weltweite Bedrohungslage ist also sehr ernst zu neh-
men. Sie ist zu ernst, als dass man mit leichtfertigen
Behauptungen jeglichen Handlungsbedarf verneinen
könnte.


(Beifall bei der CDU/CSU – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: So ist es!)


Aufgrund der schrecklichen Anschläge in Saudi-Ara-
bien und Marokko haben die USA ihre Terrorwarnstufe
gerade erhöht. Reden Sie also nicht davon, was alles
schon verwirklicht sei, sondern machen Sie endlich Ihre
Hausaufgaben!

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Das ist doch eine dumme Floskel!)


Lassen Sie mich nur eines der unzähligen Beispiele
erausgreifen: Es gibt in einem Einbürgerungsverfahren
eine bundesweit einheitliche zwingende Regelanfrage
eim Verfassungsschutz. Defizite haben hier wieder
inmal SPD-regierte Länder.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ir können es uns nicht leisten, vorliegende Informatio-
en nicht zu berücksichtigen und aus vorgeschobenen
ründen nachlässig mit der Sicherheit der Bevölkerung
mzugehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ir müssen entschlossen handeln, um allen Bürgern
Deutschen wie Ausländern – Sicherheit und Freiheit in
nserem Land garantieren zu können.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dazu brauchen wir aber nicht Ihr Gesetz!)


azu will ich drei Ziele nennen:
Erstens. Schon im Vorfeld muss die Einreise von Ter-

oristen und Extremisten verhindert werden.
Zweitens. Terroristen und Extremisten, die sich in
eutschland befinden, müssen ausfindig gemacht wer-
en.
Drittens. Gewaltbereite Terroristen und Extremisten
üssen Deutschland verlassen.


(Hans-Peter Kemper [SPD]: Machen wir!)

Wer diese drei Forderungen nicht mittragen will, der

andelt vollkommen verantwortungslos.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Ein Allgemeinplatz nach dem anderen!)


eine Damen und Herren von der Regierungskoalition,
ie müssen der Bevölkerung sagen, warum Sie diese
rei Forderungen heute nicht unterstützen wollen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wegen Ströbele!)


rsparen Sie uns Ihre Ausflüchte, dass die rechtlichen
egelungen bereits vorhanden sind. Die Wahrheit ist
och, dass Sie nicht noch einen Koalitionsbruch riskie-
en wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

in bekannter Spruch lautet: So sicher wie der grüne
aumen. In Ihrer Koalition hat er aber eine neue Bedeu-
ung: Hat Grün den Daumen erst mal drauf, geb ich mein
orhaben ganz schnell auf.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Helau!)







(A) )



(B) )


Dorothee Mantel

Ich will Ihnen ein Beispiel nennen – es tut mir sehr

Leid, dass Herr Wiefelspütz offensichtlich schon bei den
Feierlichkeiten der SPD ist –:


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Wir feiern morgen! – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Er macht vielleicht schon Wochenende!)


Der Kollege Wiefelspütz hat im April für eine deutliche
Ausweitung der DNA-Analyse plädiert. Die DNA-Ana-
lyse sollte nicht auf Sexualstraftaten beschränkt bleiben.
Herr Wiefelspütz wollte eine Ausweitung auch auf an-
dere Straftaten.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig! – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Da hat er Recht!)


Daraufhin gab es eine prompte Reaktion der Grünen – ich
zitiere die Überschrift der Pressemitteilung der grünen
Bundestagsfraktion –: „SPD-Innenpolitiker auf DNA-Ab-
wegen“.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das war der Ströbele!)


Danach wurde der Vorschlag offenbar still beerdigt. Ich
frage mich doch, ob die Befindlichkeiten in der Koali-
tion wichtiger sind als der Schutz der Bevölkerung.

Ich lasse jetzt etwas aus, weil ich noch auf einen
wichtigen Punkt eingehen möchte, der mir heute früh
wirklich sehr auf der Seele gebrannt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ute Kumpf [SPD]: Das ist auch besser!)


Frau Sonntag-Wolgast, Sie waren anwesend.

(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Körperlich zumindest!)

Dass Sie zugestimmt haben, hat mich schon sehr er-
staunt; das habe ich mit Befremden zur Kenntnis genom-
men.

Heute Morgen fand die Preisverleihung des Bündnis-
ses für Demokratie und Toleranz statt. Ich muss sagen,
dass ich sehr gerne diesem Bündnis beigetreten bin, zu-
mal der Untertitel lautet: Gegen Extremismus und
Gewalt. Herr Hartenbach hat ein sehr ordentliches Gruß-
wort gesprochen; das möchte ich an dieser Stelle auch
einmal erwähnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Von Ute Vogt war ich aber tief enttäuscht; das möchte
ich hier doch einmal ansprechen. Frau Vogt hat in ihrem
Grußwort ausschließlich Parteipolemik gebracht


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Unmöglich! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Das sind wir ja gewöhnt!)


und sie hat davon gesprochen, dass Initiativen gegen den
Rechtsextremismus unterstützt werden. Der Linksextre-
mismus wurde wieder einmal vollkommen geleugnet.

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(C (D (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Typisch Frau Vogt!)


as ist ganz typisch, sie nutzt hier ihr Amt aus. Neben-
ei hat sie noch den Atomausstieg als die größte Seg-
ung der letzten Jahrtausende hingestellt.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Was für ein Blödsinn! Ich war doch da!)


Sie waren da und haben es beklatscht, Frau Sonntag-
olgast. Es ist ein Skandal.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Hiermit appelliere ich an die Regierungskoalition,

ass Sie endlich einmal auf Ihre ideologischen Ansich-
en verzichten und die Koalitionsbefindlichkeiten nicht
öher bewerten als den Schutz der Bevölkerung.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hartenbach muss Vogt ablösen! – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Falsche Wiedergabe von Reden bei einer öffentlichen Veranstaltung! Das haben wir gerne!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504611800

Für die Bundesregierung hat nun der Parlamentari-

che Staatssekretär Fritz Rudolf Körper das Wort.

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1504611900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

laube, die Höhe der Stimmlage verstärkt nicht unbe-
ingt die Glaubwürdigkeit der Argumente.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Ihre Stimme ist aber auch nicht so tief! – Dorothee Mantel [CDU/CSU]: Herr Körper, ich würde sagen, diese Polemik zwischen Männern und Frauen ist hier nicht angebracht!)


as die Einschätzung der Bedrohungslage durch den in-
ernationalen Terrorismus anbelangt, so ist es wichtig,
ass wir trotz der gegenwärtigen Situation das Kriterium
er Objektivität und der sachgemäßen Einschätzung
icht außer Acht lassen. Wenn man versucht, Emotionen
u wecken, Angst zu schüren oder Vorurteile zu produ-
ieren, wird das der Sachlage nicht gerecht. Man kann es
uf einen einfachen Punkt bringen: Aufmerksamkeit ist
ngebracht, aber zur Panikmache besteht kein Grund. Es
st wichtig, dass man das deutlich macht.
Es ist gut, einmal die letzten Jahre Revue passieren zu

assen.

(Zuruf des Abg. Norbert Geis [CDU/CSU])


Herr Geis, das ist schon wichtig.
Das Handeln der Bundesregierung ist sachgemäß und
ird den Herausforderungen gerecht. Ich sage dabei aus-






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper

drücklich ein Dankeschön für die Unterstützung durch
die Koalitionsfraktionen


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)

bei der Verabschiedung der Sicherheitspakete I und II.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wir haben auch zugestimmt! – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Auf die Union konnten Sie sich mehr verlassen als auf Herrn Ströbele!)


– In der Tat, Sie haben zugestimmt, Herr Koschyk. Das
wird anerkannt, das ist gar keine Frage.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Jetzt stimmen wir nicht mehr zu!)


Aber in welcher Form gehen Sie denn damit um? Im Si-
cherheitspaket I wurde die Streichung des Religionspri-
vileges veranlasst. Erst diese Maßnahme hat es uns er-
möglicht, Vereinsverbote zu erlassen. Diese Initiative hat
der Bundesinnenminister am 6. September 2001 verkün-
det, unabhängig von den terroristischen Anschlägen. Er
hat die Herausforderungen erkannt und gehandelt, im
Gegensatz zu Ihnen. Sie haben es jahrelang schleifen
lassen. Das ist Fakt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Stimme senken!)


– Ich rege mich deshalb ein bisschen auf, weil Sie etwas
propagieren, was Sie selbst nicht fertig gebracht haben.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ganz ruhig! Erstmal einen Schluck Wasser!)


Ich bin auch dafür dankbar, dass wir als eine Maß-
nahme die Möglichkeit polizeilicher Flugbegleitung in
das Gesetz aufgenommen haben. Das nicht privaten Si-
cherheitsdiensten zu überlassen


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Er schreit immer noch so laut!)


war im Grunde genommen richtig.
Herr Kollege Tobias Marhold hat schon deutlich ge-

macht, wie die Bundesregierung und die sie tragenden
Koalitionsfraktionen bei den Haushaltsberatungen den
Sicherheitsbereich unterstützt hat, zum Beispiel das
Bundeskriminalamt, den Bundesgrenzschutz und die an-
deren Einrichtungen. Den Menschen, die in diesen Si-
cherheitsbehörden unter hohen Belastungen arbeiten,
gilt unser herzliches Dankeschön. Sie haben wesentlich
dazu beigetragen, dass wir die schwierige Situation so
gut meistern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die von uns erhöhten Mittelansätze führen beispiels-
weise dazu, dass wir in diesem Jahr 7 200 Beförderun-
gen beim Bundesgrenzschutz aussprechen können. Die
Beschäftigten haben das verdient und das ist eine Aner-
kennung wert.

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(C (D (Beifall bei der SPD – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Union hat dagegen gestimmt! – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Beim Bundesgrenzschutz gäbe es noch einiges mehr zu tun, Herr Staatssekretär!)


Wir haben in dem Sicherheitspaket Maßnahmen ge-
roffen, die uns wichtige Erkenntnisse im präventiven
ereich bringen: Erkenntnisse über Reisebewegungen,
ber den Verlauf von Finanzströmen und über die Vorge-
ensweise beim Identitätswechsel von Terroristen. Wir
ind auf dem richtigen Weg im Kampf gegen den Terro-
ismus. Alle diejenigen, die in dem Zusammenhang den
egriff Schutzlücke in den Mund nehmen, wissen nicht,
ovon sie reden.


(Beifall bei der SPD)

ie Zahl der Ermittlungsverfahren in Deutschland kann
ich sehen lassen. Derzeit sind 176 Ermittlungsverfahren
it islamistisch-terroristischem Hintergrund im Gange.
avon werden 65 beim BKA geführt. Das zeigt eindeu-
ig, dass keine Rede davon sein kann, dass wir untätig
ind. Hören Sie auf mit diesem Vorwurf!


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Der scheint aber zu treffen, so wie Sie sich aufregen!)


ch bin fest davon überzeugt, dass man sich nicht in ei-
er emotionalen Art und Weise mit diesen Fragen aus-
inander setzen sollte.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Da haben Sie Recht!)


Herr Koschyk, da gebe ich Ihnen Recht. Ich sage aber
anz offen: Ihr Antrag ist kein konstruktiver Beitrag für
ie richtige und wichtige Bekämpfung des internationa-
en Terrorismus.


(Beifall bei der SPD – Dorothee Mantel [CDU/CSU]: Ihre Rede auch nicht!)


Ich will das an einem Beispiel deutlich machen. Sie for-
ern beispielsweise, das Strafmaß als Voraussetzung für
ine Regelausweisung solle von drei Jahren Freiheitsstrafe
uf ein Jahr ohne Bewährung gesenkt werden. Leider ken-
en Sie offensichtlich das geltende Recht nur ungenügend.
er Regelausweisungsgrund des § 47 Abs. 2 Nr. 1 Auslän-
ergesetz setzt lediglich die Verurteilung zu einer Frei-
eitsstrafe voraus.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das war schon am 16. Januar Thema! Das wussten Sie doch, Herr Körper!)


as heißt, Ihre Forderung geht völlig an der Sache vor-
ei. Sie kennen die Gesetzesgrundlage nicht. Studieren
ie diese einmal, bevor Sie solche Vorschläge unterbrei-
en!


(Beifall bei der SPD)

ch halte das für sehr wichtig.
Sie versuchen, einen Eindruck zu erwecken, der der

achlage nicht gerecht wird. Das gilt im Übrigen auch






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper

im Hinblick auf eine so schwierige Frage wie die der
biometrischen Merkmale. Diese Frage ist – ich gebe
das ganz offen zu – in der Tat eine schwierige Frage, und
zwar aus einem banalen Grund.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Nein! Sie haben nur Probleme mit den Grünen!)


– Das hat nichts mit den Grünen zu tun. Wir sind mit un-
serem Koalitionspartner zufrieden.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Bitte bei der Wahrheit bleiben! – Norbert Geis [CDU/CSU]: Das höre ich zum ersten Mal!)


Wir diskutieren über den richtigen Weg. Unsere bisheri-
gen Entscheidungen im Bereich der inneren Sicherheit
beispielsweise zeigen deutlich, dass wir handlungsfähig
sind und richtige Entscheidungen treffen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Was macht er denn bei der Biometrie?)


Was die Frage der biometrischen Frage anbelangt, –


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504612000

Herr Staatssekretär, gestatten Sie eine Zwischen-

frage?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1504612100


– so halte ich es für wichtig, Frau Präsidentin, eines
zu beachten, –


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504612200

Ich habe Sie gerade gefragt, ob Sie eine Zwischen-

frage gestatten.

(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Er mutiert zum Autisten!)


F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1504612300


– nämlich dass Insellösungen und nationale Allein-
gänge an dieser Stelle nicht der richtige Weg sind. Wir
müssen gemeinsam handeln. – Diesen Gedanken wollte
ich noch zu Ende führen.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1504612400

Herr Staatssekretär, ich möchte gleichwohl wissen,

was für die Bundesregierung gilt. Herr Kemper hat
sich – wenn auch auf europäischer Ebene – für die Ein-
führung biometrischer Merkmale ausgesprochen. Herr
Ströbele hat festgestellt, das bringe nichts; er sei dage-
gen. Würden Sie mir mitteilen, wie die Bundesregierung
zu dieser Frage steht?


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In der Mitte, wie immer!)


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(C (D F Herr Kollege Grindel, Sie beschäftigen sich bekannt ich ein bisschen mit diesem Bereich. Sie wissen genau, ass es zu dieser Frage wissenschaftliche Gutachten und ntersuchungen gibt und dass beispielsweise auch auf uropäischer Ebene eine Debatte über die biometrischen erkmale geführt wird. (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Frau Müller will auf Nigeria warten! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN], zu Abg. Reinhard Grindel [CDU/CSU] gewandt: Was nicht funktioniert, bringt keine Sicherheit! So einfach ist das! Das ist doch herausgeschmissenes Geld!)

Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1504612500

Wir führen im Visaverfahren mit Nigeria einen Mo-
ellversuch durch, der auf drei Stellen ausgedehnt wer-
en soll. Ich bin der Auffassung, dass es vor der Einfüh-
ung eines solchen Instruments wichtig ist, es in der
raxis zu erproben. Wenn Sie sich gegen solche Modell-
ersuche aussprechen, dann verstehe ich die Welt nicht
ehr.


(Beifall des Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


as ist völlig richtig. Darüber besteht kein Dissens. Ich
alte das für wichtig; außerdem muss eine sorgfältige
berprüfung und Auswertung erfolgen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Kemper oder Ströbele? Was gilt denn jetzt? – Gegenruf der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Stokar!)


Es gibt keinen Widerspruch zwischen Kemper und
tröbele. Tatsache ist, dass es in Europa beispielsweise
ine Debatte darüber gibt, welches biometrische Merk-
al gegebenenfalls am besten herangezogen werden
ollte.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as ist doch auch legitim. Ich empfehle jedenfalls, eher
orgfältig als einfältig an eine solche Frage heranzuge-
en.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Ausreden!)


Das ist keine Ausrede, Herr Kollege Strobl, sondern es
st einfach so. Ich denke, unsere Initiativen in Europa
nd im Übrigen auch auf dem G-8-Gipfel zeigen, dass
ir dieses Thema in der Sache voranbringen wollen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Was machen Sie denn konkret?)


ir können das nur gemeinsam tun. Das ist unsere Ziel-
etzung. So werden wir auch fortfahren.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Was machen Sie denn konkret auf der EU-Ebene? Nichts!)







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper

Meine Damen und Herren, Ihr Antrag enthält bei-

spielsweise Vorschläge zur Informationsweitergabe
durch das Bundesamt für die Anerkennung ausländi-
scher Flüchtlinge an das Bundesamt für Verfassungs-
schutz und die Landesverfassungsschutzämter. Das ist
ein Bereich, der längst gut und sorgfältig geregelt ist und
nicht solcher umständlichen Vorschläge bedarf, wie sie
in Ihrem Antrag enthalten sind.

Ich will noch auf einen weiteren Punkt eingehen. Sie
haben mit Blick auf die Aufdeckung das berühmte Stich-
wort Regelanfrage immer wieder auch mit den so ge-
nannten Schläfern in Zusammenhang gebracht. Dieser
Zusammenhang zeigt eindeutig Ihre Praxisferne; denn
Schläfer zeichnen sich ja gerade dadurch aus, dass sie
sich bis zu ihrem Einsatz konsequent unauffällig verhal-
ten. Daten zu ihrer Person liegen den Sicherheitsbehör-
den natürlich nicht vor; sonst wären es keine Schläfer.
Sie bringen also Dinge in einen Zusammenhang, wo ein
solcher überhaupt nicht herzustellen ist. Das zeigt die
Praxisferne Ihrer Vorschläge. Ich sage Ihnen ganz deut-
lich, dass sie nichts taugen.


(Beifall bei der SPD – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Von Schläfern hat niemand von uns geredet! Die sitzen allenfalls in der Bundesregierung!)


– Schauen Sie sich Ihren Antrag einmal genau an!
Ich finde es auch interessant, was Sie in Ihrem Antrag

zum Zivil- und Katastrophenschutz festgestellt haben.
Erinnern Sie sich doch einmal daran, was Sie insbeson-
dere in den Jahren 1990 bis 1996 in diesem Bereich ent-
schieden haben.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ihr wolltet noch mehr kürzen!)


Sie haben die Sirenen abgeschafft, ohne für eine Alter-
native zu sorgen. Im Vergleich zu Ihrer Politik ist unsere
bis heute alternativlos.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben schon im Oktober 2001 ein entsprechendes
Warnsystem in Gang gesetzt, das fortentwickelt wird. Im
Bereich des Zivil- und Katastrophenschutzes darf es
nicht zu Kompetenzstreitigkeiten zwischen Bund und
Ländern kommen, nach dem Motto: Wer ist eigentlich
für was zuständig? Wir brauchen vielmehr Synergieef-
fekte zwischen Zivil- und Katastrophenschutz; denn
letztendlich ist effektives und effizientes Helfen eine ge-
meinsame Sache von Bund und Ländern. Dem sollten
wir verpflichtet sein. Das wird auch die Messlatte der
Bundesregierung in diesem Politikfeld sein.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504612600

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Michael Grosse-

Brömer.

(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und erren! Die Menschen in Deutschland machen sich roße Sorgen um ihren Arbeitsplatz, um ihre Rente und m ihre Krankenversicherung. it dem vorliegenden Antrag will die CDU/CSU weigstens dafür sorgen, dass die Sorgen über die innere icherheit in Deutschland etwas geringer werden. Wie ringlich unser Antrag ist, verdeutlicht die Feststellung es Generalbundesanwalts Nehm vom September 2002 Herr Ströbele, hören Sie genau zu – in der NJW unter er Überschrift „Ein Jahr danach – Gedanken zum 1. September 2001“ – ich zitiere, wenn ich darf –: Über organisatorische Verbesserungen hinaus bedarf es auch im Vorfeld der Gefahrenvorsorge einer Neubesinnung. Lässt man die Lebensläufe der Beschuldigten unserer Verfahren Revue passieren, so fällt immer wieder auf, wie sehr vermeintliche religiöse Toleranz und Fremdenfreundlichkeit sowie eine großzügige Duldungsund Einbürgerungspraxis zu einer islamistisch-fundamentalistischen Subkultur in unserem Lande beigetragen haben. as ist Expertenmeinung. Nehmen Sie also bitte freundicherweise zur Kenntnis, meine Damen und Herren von PD und Grünen, dass es sinnvoll ist, wenn schon bei eiem Terrorismusverdacht die Einreise von Ausländern rschwert wird bzw. die Ausweisung und die Abschieung erleichtert werden. Es geht dabei noch nicht einmal ansatzweise um Aus änderfeindlichkeit oder Intoleranz, sondern allein um ie notwendigen Maßnahmen zur inneren Sicherheit uneres Landes. Die Versäumnisse der Regierung auf dieem Feld sind klar erkennbar. Der Rat der Europäischen nion hat mit seinem Beschluss zur Terrorismusbeämpfung vom 13. Juni 2002 alle Mitgliedstaaten aufgeordert, ihr Strafrecht bis zum Dezember 2002 an die erausforderungen des internationalen Terrorismus anupassen. Die Frist ist abgelaufen. Die Bundesregierung at diese Aufgabe, die auch Verpflichtung ist, bis heute ur unvollständig gelöst. Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Kemper? Ja, selbstverständlich. Herr Kollege Grosse-Brömer, stimmen Sie mir zu, ass das von Kay Nehm sicherlich richtig dargestellte zenario auf eine Rechtssituation zurückzuführen ist, die 6 Jahre lang von der CDU/CSU beeinflusst worden ist, ass erst in jüngster Vergangenheit Verbesserungen im echtssystem der Zuwanderung, insbesondere im Hans-Peter Kemper Ausländergesetz, vorgenommen worden sind, um genau die von Ihnen kritisierten Dinge zu verhindern, und dass Sie entsprechende Regelungen, die im Zuwanderungsgesetz zusätzlich aufgenommen werden sollten, abgelehnt haben? Ich bitte Sie, darüber nachzudenken, ob es nicht so ist, dass durch das von Ihnen abgelehnte Gesetz genau die von Ihnen kritisierten Missstände – sie stammen aus Ihrer Regierungszeit – beseitigt worden wären. Herr Kollege Kemper, ich kann Ihnen deshalb nicht zustimmen, weil dieses Zitat aus dem September 2002 stammt. Sie regieren schon länger und infolgedessen können Sie sich hier nicht aus der Verantwortung stehlen. Das ist der Punkt. Als Mitglied des Rechtsausschusses will ich beispiel haft auf drei konkrete Sicherheitslücken im geltenden Strafund Strafprozessrecht hinweisen. Erstens. Ich werde nie verstehen, warum die Sym pathiewerbung für terroristische Vereinigungen in Deutschland nicht strafbar sein soll. (Beifall bei der CDU/CSU – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das hat der Ströbele durchgesetzt!)

Michael Grosse-Brömer (CDU):
Rede ID: ID1504612700

(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Leider wahr!)


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504612800
Michael Grosse-Brömer (CDU):
Rede ID: ID1504612900
Hans-Peter Kemper (SPD):
Rede ID: ID1504613000




(A) )


(B) )

Michael Grosse-Brömer (CDU):
Rede ID: ID1504613100

(Beifall bei der CDU/CSU)


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Was sollen Solidaritätsbüros, Abzeichen oder Aushänge,
die für Terrorgruppen werben, in Deutschland? Ich kann
natürlich verstehen, dass Herr Ströbele beispielsweise ei-
nige Relikte aus seiner Spontizeit nicht aufgeben will.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Es war seine Lebensaufgabe, das durchzusetzen!)


Nehmen Sie sich doch ein Beispiel an Ihrem staatstra-
genden Außenminister! Auch der läuft mittlerweile nicht
mehr randalierend durch die Straßen, sondern joggt nur
noch ab und zu. Wenn Sie sonst nichts annehmen, versu-
chen Sie es ausnahmsweise einmal mit Vernunft und er-
teilen Sie jeder Art extremistischer, terroristischer Sym-
pathiewerbung eine Abfuhr! Das wäre der richtige Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Diese Gruppen sind nämlich nicht sympathisch, son-

dern potenziell gefährlich. Jede Art der Unterstützung,
der Sympathiewerbung ist es deshalb ebenfalls und muss
nach unserer Auffassung strafbar sein. Wir wollen keine
Sympathisanten von Terroristen in Deutschland. Geis-
tige Brandstifter kommen ungeschoren davon, wenn die
alte Fassung des § 129 a StGB nicht wieder eingeführt
wird. Unterstützen Sie unseren Antrag, damit dieser un-
haltbare Zustand beendet wird!


(Beifall bei der CDU/CSU)

Zweitens. Wir brauchen dringend die Wiedereinfüh-

rung einer Kronzeugenregelung. Sie hat sich unserer
Auffassung nach sehr wohl bewährt. Der internationale
Terrorismus ist durch konspirative Strukturen geprägt.
Der innere Zusammenhalt religiös gebundener Täter-
gruppen ist besonders fest. Man vertraut stark der eige-
nen Umgebung und misstraut stark allen Außenstehen-

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(C (D en. Dieses Misstrauen erschwert das Eindringen olizeilicher Ermittler. Terrornetze können also nur aufebrochen werden, indem ihren Mitgliedern ein Anreiz ur Kooperation mit den Sicherheitsbehörden und eine usstiegsperspektive angeboten werden. Die alte – 1989 sinnvollerweise eingeführte – Regeng ist im Dezember 1999 ausgelaufen. Sie wurde von hnen, von Rot-Grün, nicht verlängert. Die Bundesregieung hat keine neue Kronzeugenregelung geschaffen. ir halten das für falsch. Ein Gericht muss eine Strafe ildern oder von der Verhängung einer Strafe gar abseen können, wenn ein Täter freiwillig wesentlich zur ufdeckung einer Straftat beigetragen oder gar frühzeig ihre Begehung verhindert hat. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch wenn er an einem Mord beteiligt war? Auch wenn er einen Mord begangen hat?)


chließen Sie also mit uns diese gravierende Sicherheits-
cke!
Drittens. Auch bei der Problematik der so genannten

erroristischen Schläfer besteht Handlungsbedarf.
ach § 112 StPO darf die Untersuchungshaft eines Be-
chuldigten angeordnet werden, wenn er einer Tat drin-
end verdächtig ist und zusätzlich ein Haftgrund besteht.
in solcher Haftgrund liegt beispielsweise bei Fluchtge-
ahr vor. Lebt jemand aber, wie Mohammed Atta in
amburg, als sozial eingebundene Person mit festem
ohnsitz, so wird regelmäßig ein Grund für die Untersu-
hungshaft fehlen. Meiner Auffassung nach gehen Sie
on falschen rechtlichen Voraussetzungen aus.
Wir von der Union wollen diese Gesetzeslücke schlie-

en. Wir wollen die Einführung eines besonderen Haft-
rundes für Personen, die verdächtig sind, mit Terroristen
usammenzuarbeiten. Untersuchungshaft muss unserer
einung nach auch dann möglich sein, wenn ein Be-
chuldigter dringend verdächtig ist, eine terroristische
ereinigung im In- oder Ausland unterstützt zu haben.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Die präventive Maßnahme der Sicherungshaft muss
um Schutz der Allgemeinheit erlaubt sein. Wir können
s uns nicht leisten, dass in Deutschland möglicherweise
erroranschläge durch so genannte Schläfer stattfinden,
ur weil wir hier nicht für den notwendigen Schutz der
evölkerung über das Strafprozessrecht gesorgt haben.
Ich komme zum Schluss. Die von der CDU und von

er CSU gewollte neue Sicherheitsarchitektur zum
chutz unserer Bevölkerung erfordert auch eine Schär-
ung unserer strafrechtlichen und strafprozessualen In-
trumente. Diese Bundesregierung und die Koalitions-
raktionen haben die wirtschaftliche Sicherheit in
nserem Lande verspielt. Heute können sie mit der Zu-
timmung zu unserem Antrag dazu beitragen, dass zu-
indest die innere Sicherheit stabiler wird.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das war eine sehr gute Rede!)







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504613200

Herr Kollege, ich möchte Ihnen zu Ihrer ersten Rede

in diesem Parlament im Namen des ganzen Hauses gra-
tulieren.


(Beifall)

Jetzt hat der Abgeordnete Clemens Binninger das

Wort.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1504613300

Frau Präsidentin! Meine Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Am Ende einer langen De-
batte mit vielen Emotionen möchte ich auf einen Rede-
beitrag des Innenministers vom 16. Januar zu der glei-
chen Sache hinweisen. Er hat damals gesagt: Das Thema
Terrorismusbekämpfung ist viel zu ernst, als dass es sich
für parteipolitische Polemik eignen würde.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Recht hat er!)


Wenn ich mir dann aber die Beiträge von Rot-Grün
heute Nachmittag vor Augen führe, muss ich sagen: Da
war sehr viel Überheblichkeit, Arroganz, Oberlehrerhaf-
tigkeit dabei – alles, nur keine verantwortungsvolle Si-
cherheitspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Außer der Frau Mantel! – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jawohl, Herr Lehrer! – Ute Kumpf [SPD]: Sie sind der größte Oberlehrer!)


In nicht einem Ihrer Beiträge haben Sie sich mit der
Bedrohungslage intensiver auseinander gesetzt. Das war
für Sie alle immer nur einen Satz wert, nämlich „Die
Lage ist ernst“, und dann sind Sie sofort auf das zurück-
gekommen, was Sie in der Vergangenheit getan haben.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Sie haben nicht hingehört!)


Wir haben nie bestritten, dass Sie nichts gemacht haben.
Wenn Sie anders verfahren wären, hätten Sie ein paar
Fakten nennen müssen, auch der Öffentlichkeit in die-
sem Land gegenüber, nämlich dazu, wie sich die Bedro-
hungslage darstellt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Das zeigt, dass Sie nicht zugehört haben!)


Sie hätten zum Beispiel sagen müssen, dass der In-
nenminister unser Land im Zielspektrum einer sehr erns-
ten Gefahr sieht und dass der Innenminister sagt, die Be-
drohung durch al-Qaida sei heute größer als vor dem
11. September. Sie hätten auch sagen können, dass der
Präsident des Bundeskriminalamts davon ausgeht, dass
sich in Deutschland bereits mehrere Hundert Terroristen
von al-Qaida aufhalten könnten.


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(C (D (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Könnten!)


Das alles sind Aussagen, die eine Rolle spielen, Herr
tröbele. Die sollte man nicht verschweigen. Sie haben
ie heute Nachmittag allesamt verschwiegen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn Sie anders verfahren wären, wären Sie mögli-

herweise auch zu anderen Schlüssen gekommen, was
nseren Antrag betrifft. Aber Sie haben in diesem sen-
iblen Bereich die Lebenswirklichkeit komplett ausge-
lendet. Nun muss ich sagen: Sie bleiben sich da ein
tück weit treu. In der Sicherheitspolitik sind Sie jetzt
a, wo Sie in der Wirtschaftspolitik, in der Arbeitsmarkt-
olitik oder in der Gesundheitspolitik schon lange sind:
ie blenden die Lebenswirklichkeit aus und igeln sich in
rem rot-grünen Elfenbeinturm ein. – Das hat nichts mit
erantwortungsvoller Politik zu tun.

(Beifall bei der CDU/CSU– Thomas Strobl [Heil bronn] [CDU/CSU]: Die sind am Ende!)

Wir haben uns bei unserem Antrag vor allem von den

akten überzeugen lassen. Ich möchte ein paar Fakten
us dem aktuellen Verfassungsschutzbericht nennen.
0 000 Islamisten sind in unserem Land. So harmlos
ind die nicht, Herr Ströbele; sie haben ein Ziel,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die 30 000?)


ämlich unsere Demokratie abzuschaffen und unsere
rundordnung zu ändern. Lesen Sie die Papiere des Ver-
assungsschutzes! Darin steht eindeutig: Die haben ein
iel.
Diese 30 000 sind auf mehr als 22 unterschiedliche
rganisationen verteilt. Das macht deutlich, vor welcher
edrohungslage wir uns bewegen. Dabei agieren man-
he dieser Organisationen sehr offen gegen unseren Staat
das werden Sie nicht bestreiten –; andere agieren mehr
ie der Wolf im Schafspelz. Sie fordern ihre Mitglieder
uf, möglichst schnell die doppelte Staatsbürgerschaft
nzunehmen, damit sie bei kriminellem und rechtswidri-
em Verhalten nicht mehr abgeschoben werden können.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ja, so ist es! Das ist das Ergebnis der Einbürgerungspolitik von denen!)


as ist genau die Gefahr, auf die wir bei der doppelten
taatsbürgerschaft immer wieder hingewiesen haben.
ie haben sie ignoriert.


(Beifall bei der CDU/CSU – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Die werden wir nie wieder los! – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Gesetzeslektüre wäre anzuraten! – Weitere Zurufe)


Ich sehe Ihnen nach, dass Sie sich mit den Fakten
chwer tun.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Sie kennen die Fakten nicht!)







(A) )



(B) )


Clemens Binninger

Aber das sind nun einmal die Fakten aus dem aktuellen
Verfassungsschutzbericht. Den können Sie selbst nachle-
sen. Wenn Sie andere Fakten finden, zeigen Sie es mir
bitte! Sie werden aber keine anderen Fakten finden.

Bei Ihnen vermisse ich etwas völlig, Herr Ströbele,
und da war ich schon leicht entsetzt. Sie begeben sich in
eine Falle, glaube ich. Sie tun so, als ob wir mit unserem
Antrag die Welt in Religionen aufteilen wollen. Genau
das wollen wir nicht. Wir wollen keine Aufteilung nach
Religionen, Kulturen oder Völkern, sondern wir wollen
eine Aufteilung in friedliebende Demokraten auf der ei-
nen Seite und fanatische Terroristenunterstützer und Ter-
roristen auf der anderen Seite. Das sind die zwei Ziel-
gruppen, um die es geht, um sonst nichts.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn wir das tun, was Sie in Ihrer gesamten Rede ge-
sagt haben, dann laufen wir Gefahr, dass wir nie zu ei-
nem Ergebnis kommen werden und dass sich die fal-
schen Gruppen solidarisieren. Genau das wollen wir
verhindern.

Was wir brauchen – darüber besteht vielleicht sogar
Einigkeit –, sind Maßnahmen gegen den Terrorismus,
mit denen wir den Kontrolldruck auf diese Szene und
auch das Entdeckungsrisiko erhöhen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So ist es!)

Nur wenn wir dies beides schaffen, haben wir eine
Chance, dieser Gefahr zu begegnen. Ich weiß nicht, was
Sie tun wollen. Wie ich Sie verstanden habe, sollten wir
die Terroristen sich einmal fünf oder zehn Jahre austo-
ben lassen und dann darauf hoffen, dass die Bedrohung
von alleine aufhört. Das wäre ja tollkühn.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Quatsch!)


– Herr Ströbele, Sie können nicht ernsthaft erwarten,
dass wir das mitmachen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wer islamistische Positionen vertritt und Gewalt be-

jaht, muss damit rechnen, dass wir alles tun, um ihn
außer Landes zu bringen. Das kann nicht nur für jene Per-
sonen gelten, die nach den Regelungen des Ausländer-
rechts abgeschoben werden können, sondern muss auch
für Islamisten gelten, die inzwischen die deutsche Staats-
bürgerschaft besitzen.


(Hans-Peter Kemper [SPD]: Darauf hat der Kollege Marhold doch hingewiesen! Das machen wir doch!)


– Das tun Sie gerade nicht. Ihre heute Nachmittag geäu-
ßerten Positionen haben sich davon deutlich unterschie-
den.

Daher greife ich noch einmal drei Maßnahmen aus
unserem Antrag heraus und begründe, warum wir sie für
notwendig halten.

Wir sind dafür, endlich eine bundesweit einheitliche
Regelanfrage beim Verfassungsschutz einzuführen.
Von einer solchen Einheitlichkeit sind wir sehr weit ent-

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(C (D ernt; jedes Land macht das anders. Dadurch entsteht ine große Sicherheitslücke. Bevor wir jemanden einürgern, sollten wir aber wissen, ob sich diese Person im mfeld islamistischer Organisationen bewegt hat, agiert der vielleicht sogar eine größere Rolle gespielt hat. enn solche Regelanfragen gestellt werden, dann sollte ies in allen Ländern nach dem gleichen Maßstab gechehen. In dieser Hinsicht kann doch kein Dissens betehen. Gerade hier besteht der Mangel. Deshalb fordern ir die bundesweit einheitliche Regelanfrage beim Verassungsschutz. Zweitens. Wir wollen, dass jemand, der hier in eutschland Terrorismus billigt sowie Anschläge belatscht und verherrlicht, ausgewiesen werden kann. as zeigt denn das für ein Rechtsempfinden, wenn jeand, der sagt, er finde Terroranschläge toll, sich weierhin bei uns aufhalten darf? (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist strafbar, Herr Kollege!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Aber das ist noch kein Ausweisungsgrund, Herr Kol-
ge Ströbele; darin liegt das Problem. Ich habe von ei-
em Ausweisungsgrund gesprochen;


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: So ist es!)


h habe nicht bestritten, dass es strafbar ist. Aber wir
ollen solche Menschen, die Terroranschläge gutheißen,
icht hier bei uns im Land haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

arum geht es. Die Strafbarkeit solcher Äußerungen
abe ich nicht bestritten.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Herr Kemper ist da unserer Meinung, aber Herr Ströbele verhindert das!)


Als dritte Maßnahme wollen wir den Bundeswehr-
insatz im Inneren des Landes für drei klar begrenzte
ereiche: erstens für die Abwehr bei ABC-Angriffen,
weitens bei der Luftsicherheit und drittens beim Ob-
ktschutz. Denn die Polizei ist – das müssen wir heute
infach sehen – angesichts dieser Bedrohungslage weder
echtlich noch technisch oder personell in der Lage,
iese Aufgabe zu bewältigen. Jetzt einmal ehrlich: Es ist
er deutschen Bevölkerung doch nicht zu vermitteln,
ass unsere Bundeswehr in der ganzen Welt für diese
rei Aufgaben eingesetzt wird – Sie stimmen diesen Be-
chlüssen ja auch zu –, das aber im eigenen Land zum
chutz unserer Bevölkerung nicht erlaubt ist.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wäre falsch! – Gerold Reichenbach [SPD]: Lesen Sie doch mal das Grundgesetz! Machen Sie einmal einen Grundkurs Sozialkunde!)


Herr Reichenbach, ich weiß, dass Sie sich mit Ihren
rfahrungen beim THW gern positionieren. Allerdings
ind Sie noch kein Sicherheitsexperte, nur weil Sie ein-






(A) )



(B) )


Clemens Binninger

mal ein paar Stunden lang blaue Gummistiefel getragen
haben.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504613400

Herr Kollege Binninger, ich weise Sie jetzt darauf

hin, dass Ihre Redezeit abgelaufen ist.

Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1504613500

Das eigentliche Problem ist, dass die Positionen von

Rot und Grün so weit wie nur irgend möglich auseinan-
der liegen. Wir wissen ganz genau, dass die SPD sehr
viel mehr Maßnahmen mittragen würde, wenn sie so
könnte, wie sie wollte – aber die Grünen blockieren.

Frau Präsidentin, gestatten Sie, dass ich noch einen
Satz der Kollegin Stokar, immerhin innenpolitische
Sprecherin der Bundestagsfraktion der Grünen, zitiere.
Sie sagte vor gut einem halben Jahr – ich zitiere –:

Wir haben zurzeit in Deutschland keine konkrete
Gefahr. Es macht überhaupt keinen Sinn, alle denk-
baren Sicherheitslücken durch immer neue Geset-
zesverschärfungen schließen zu wollen.

Vielleicht treten Sie für Sicherheitspolitik ein. Aller-
dings frage ich mich – –


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504613600

Herr Kollege, jetzt müssen Sie aber wirklich zum

Schluss kommen.

Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1504613700

Meine Damen und Herren, wenn Ihnen die Sicherheit

der Menschen in diesem Land wichtig ist, dann stimmen
Sie unserem Antrag zu.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Zum Schluss ist die Rede auch nicht besser geworden!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504613800

Damit schließe ich die Aussprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Innenaus-

schusses auf Drucksache 15/990 zu dem Antrag der
Fraktion der CDU/CSU mit dem Titel „Deutschland
wirksam vor Terroristen und Extremisten schützen“.

Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Druck-
sache 15/218 abzulehnen. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung des Ausschusses? – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist
mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der FDP
gegen die Stimmen der CDU/CSU angenommen wor-
den.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 7 auf:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Gabriele
Hiller-Ohm, Gabriele Lösekrug-Möller, Sören
Bartol, weiterer Abgeordneter und der Fraktion

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(C (D der SPD, der Abgeordneten Cornelia Behm, Ulrike Höfken, Friedrich Ostendorff, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie der Abgeordneten Dr. Christel Happach-Kasan, Dr. Wolfgang Gerhardt und der Fraktion der FDP Umfassender Schutz der Walbestände – Verbot kommerziellen Walfangs konsequent durchsetzen – Drucksache 15/995 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Nach interfraktioneller Vereinbarung ist für die Ausprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Widerpruch höre ich nicht. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst ie Abgeordnete Gabriele Hiller-Ohm. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! 1982 hat ie Internationale Walfang-Kommission erstmals ein egweisendes Moratorium zum Schutz der Wale auf den eg gebracht. Seit 1986 ist es in Kraft und kommerziel er Walfang verboten. 17 Jahre sind seither vergangen. Wie ist die Situation eute? Eigentlich dürfte es keinen Walfang mehr geben, enn wir haben ja das Walfangverbot. Doch weit gefehlt: ie Norweger wollen allein in diesem Jahr 711 Zwergale töten. Die Japaner haben zehn Pottwale, 0 Brydewale, 50 Seiwale und 590 Zwergwale in dieem Jahr auf die Abschussliste gesetzt. Das sind zusamen mehr als 1 300 Wale, die getötet werden sollen. Das st aber noch lange nicht alles: Hinzu kommen unzählige elfine und Kleinwale, die täglich als Beifang in den etzen der Fischer verenden. So sind in der Ostsee chweinswale – man nennt sie auch Kleine Tümmler – urch die moderne Fischfangtechnologie akut gefährdet. s gibt in der ganzen Ostsee insgesamt nur noch 600 ieser Tiere. Nur noch 600 dieser Tiere, meine Damen nd Herren, obwohl die Ostsee ja so klein auch wieder icht ist! Wie ist es möglich, dass trotz Walfangverbots der WC weiterhin Wale gejagt werden können? Interessiert ich niemand mehr für die Wale? Haben die Wale keine obby mehr? Was ist da los? All das kann eigentlich icht sein. Das Schicksal der Wale bewegt nach wie vor ie Herzen der Menschen. Das erleben wir immer wieer, wenn Wale stranden und wir die Rettungsaktionen ber die Medien verfolgen. 47 Staaten haben sich in der IWC mehrheitlich gegen ommerziellen Walfang ausgesprochen; trotzdem geht ie Jagd weiter. Wie ist das möglich? Das passiert unter em Deckmantel der Wissenschaft. Art. 8 der Konvenion der IWC lässt Walfang in Ausnahmefällen zu wisenschaftlichen Zwecken zu. Japan hat dieses Schlupfoch für sich entdeckt und nutzt es seit vielen Jahren sehr ntensiv. Island scheint jetzt diesem Beispiel folgen zu Gabriele Hiller-Ohm wollen. Viele Jahre hat Island überhaupt keinen Walfang mehr betrieben. Im Herbst letzten Jahres ist es in die IWC eingetreten, aber nicht, um sich für den Schutz der Wale einzusetzen. Nein, ganz offensichtlich ist der Wiedereinstieg in den Walfang geplant. Man will nicht kommerziellen Walfang betreiben – das ist ja auch verboten. Nein, im Namen der Wissenschaft sollen in diesem Jahr voraussichtlich 250 Wale sterben und im nächsten Jahr ebenfalls 250 Wale, darunter Finnwale, die bis zu 21 Meter lang werden können. Das ist jetzt bekannt geworden. Wir wissen es noch nicht ganz genau; aber ich hatte gestern Gelegenheit, mit einem Vertreter der isländischen Fischereiindustrie zu sprechen. Er hat mir bestätigt, dass der Wiedereinstieg Islands in den Walfang sehr ernst gemeint sei. Beide Beispiele, meine Damen und Herren, zeigen, dass wir uns auch 17 Jahre nach dem Moratorium der IWC weiterhin für die Wale stark machen müssen. Wann bietet sich dazu die Gelegenheit? Vom 16. bis 19. Juni findet die 55. Jahrestagung der Internationalen Walfang-Kommission statt, und zwar erstmals hier in Deutschland, bei uns in Berlin. Ein wichtiges Thema der Tagung wird die Fortführung des kommerziellen Walfangverbots sein. Wir haben anlässlich dieses Termins gemeinsam mit den Grünen und der FDP einen Antrag eingebracht. Dieser Antrag enthält einen umfangreichen Forderungskatalog. Ich greife fünf zentrale Themen heraus: Erstens. Wir fordern die konsequente Fortführung und Durchsetzung des Walfangverbots. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Gabriele Hiller-Ohm (SPD):
Rede ID: ID1504613900




(A) )


(B) )


Das Fangverbot ist der höchste Schutzstatus, der für
Wale in der IWC erreicht werden kann. Wir dürfen es
nicht aufs Spiel setzen.

Ich verfolge mit großer Sorge die Diskussionen um
die Einführung eines neuen Systems der Bewirtschaf-
tung der Walbestände, die zurzeit laufen. Ebenso ver-
folge ich mit großer Sorge den Vorschlag Schwedens,
Walfang in Küstennähe wieder zuzulassen. Das ist nicht
der richtige Weg. Wir müssen an dem Fangverbot fest-
halten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


Um den Walschutz langfristig abzusichern, muss der
Schutzcharakter der IWC gestärkt werden. Die Walfang-
Kommission muss zu einer Walschutzkommission um-
gewandelt werden. Das Kräfteverhältnis von Walfangbe-
fürwortern und Walfanggegnern darf sich nicht weiter
zulasten der Walschützer in der IWC verschieben. Durch
den Eintritt Islands scheint dies jetzt der Fall zu sein. Da
müssen wir verdammt wachsam sein.

Zweitens. Wir fordern ein striktes Exportverbot in
Bezug auf Walprodukte. Ein Exportverbot allein nützt
nichts. Es muss auch überwacht werden und es müssen

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(C (D anktionen erfolgen; sonst bleibt das Verbot wirkungss. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Drittens. Wir wollen, dass weitere Walschutzgebiete
usgewiesen werden. 1979 wurde nach heftigen und an-
trengenden Diskussionen das erste Walschutzgebiet im
ndischen Ozean eingerichtet. Dann passierte 15 Jahre
ichts. Erst 1994 gelang es, in der Antarktis ein zweites
alschutzgebiet einzurichten.
Das reicht aber noch immer nicht aus; denn wie wir
issen, haben die Wale sehr weite Wanderungswege. Sie
rauchen also auch sehr große Schutzgebiete. Erforder-
ich ist eine Vernetzung der Schutzgebiete über die Welt-
eere hinweg. Wir müssen die Schutzgebiete auf den
üdpazifik und den Südatlantik ausdehnen. Es muss uns
ndlich gelingen, auch dort Schutzgebiete einzurichten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Viertens. Die Forschungstätigkeit der IWC muss ge-
tärkt werden. Ein Schwerpunkt muss dabei auf dem Be-
eich Verschmutzung und Verlärmung der Meere liegen.
s ist ganz wichtig, dass die Auswirkungen durch Ver-
chmutzung und Verlärmung der Meere auf die Tiere
eiter erforscht und untersucht werden.
Fünftens. Wir fordern ein Verbot des so genannten
issenschaftlichen Walfangs, wie er seit Jahren in gro-
em Stil von Japan verfolgt wird. Dieses Verbot ist uns
esonders wichtig. Es darf nicht länger unter dem Deck-
antel der Wissenschaft kommerzieller Walfang betrie-
en werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


nternationale Abkommen wie das Walfangverbot der
WC dürfen nicht zu zahnlosen Tigern verkommen. Da-
egen, meine Damen und Herren, müssen wir uns mit al-
er Kraft zur Wehr setzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


Das sind unsere zentralen Forderungen, die wir der
undesregierung für die Jahrestagung mit auf den Weg
eben. Es ist uns gelungen, einen interfraktionellen An-
rag zustande zu bringen. Grüne und FDP haben sich be-
eiligt. Ich bedanke mich dafür recht herzlich. Ich hätte
s prima gefunden, wenn auch die CDU/CSU unseren
ntrag mitgetragen hätte.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Wir gehen in die Tiefe!)


as ist leider nicht der Fall. Ich bin aber ganz sicher,
ass Sie unserem Antrag Ihre Zustimmung nicht verwei-
ern werden. Dies wäre ein gutes Signal für die Jahres-
agung vom 16. bis zum 19. Juni. Ich freue mich, wie ge-
agt, dass es gelungen ist, diesen gemeinsamen Antrag
inzubringen.






(A) )



(B) )


Gabriele Hiller-Ohm

In Zeiten von Wahlen sind wir uns in diesem Hause

nicht oft einig. Bei den Walen ist uns aber ein großer
Konsens gelungen. Das freut mich als Neue im Bundes-
tag ganz besonders.

Danke schön.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP] – Peter Bleser [CDU/ CSU]: Wir liegen nicht weit auseinander! Kein Problem!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504614000

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Gitta Connemann.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1504614100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir sind

mitten im „Walkampf“. Wir kämpfen also nicht um
Stimmen und nicht um Wähler, sondern für die größten
Meeressäuger dieser Welt. Wir kämpfen für eine Lö-
sung, um allen Walarten eine realistische Chance für ein
Überleben zu geben.

Für dieses Ziel hatten wir uns schon in der Vergan-
genheit eingesetzt – parteiübergreifend. Deutschland ist
1982 der Internationalen Walfang-Kommission IWC
beigetreten und hat sich seit 1986 für das Verbot des
kommerziellen Walfangs eingesetzt sowie die Schaf-
fung von Walschutzgebieten unterstützt. Wir waren uns
darin alle einig. Uns verbindet die Erkenntnis, dass wir
die Wale schützen und sie vor der Ausrottung bewahren
müssen.

Wale sind ein einzigartiger Teil der Schöpfung und
ein Symbol. Der britische Naturforscher Sir Peter Scott
hat es zutreffend beschrieben:

Wenn wir die Wale nicht retten können, dann kön-
nen wir gar nichts mehr retten – einschließlich der
menschlichen Spezies. Wale sind ein Symbol des
Überlebens, vielleicht das Symbol allen Bewah-
rens.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Im Wissen um diese Verantwortung haben alle Bun-
desregierungen seit der Regierung Kohl das Verbot des
kommerziellen Walfangs aktiv unterstützt. Das Morato-
rium soll den Walen Gelegenheit geben, sich von der
jahrzehntelangen dramatischen Dezimierung ihrer Be-
stände zu erholen, einer Dezimierung, die ihre Ursachen
aber auch in der Verschmutzung der Weltmeere, der
Lärmbedrohung und im Beifang hat – nicht durch
Deutschland, aber durch viele andere Fischfangnationen.

Das Verbot soll ein Beitrag zur Gesundung der Be-
stände sein. Dabei hat die IWC seit ihrer Gründung auch
die häufig übersehene Zielsetzung, gesunde Walbestände
zu nutzen. Einige Bestände haben seit dem Verbot tat-
sächlich zugenommen, wie der Bestand an Grauwalen
im Nordostpazifik und Zwergwalen in der südlichen He-

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(C (D isphäre. Dagegen ist die Lage der Blauwale und der rönlandwale nach wie vor besorgniserregend. Manche alpopulationen sind noch gar nicht erfasst. Meine Damen und Herren, für diese Bestände ist ein alfangverbot überlebenswichtig. Dennoch ist das Mo atorium dem Grunde nach in Gefahr. Anlässlich der Taung der IWC in Berlin werden die Delegierten der etwa 0 Mitgliedstaaten darüber verhandeln, ob der Walfang ffiziell wieder zugelassen wird. Es stellt sich die Frage, b die notwendige Mehrheit für eine Fortsetzung des angverbots erreicht werden kann. Dabei könnten Kariikstaaten das Zünglein an der Waage sein, Staaten, die war keine Wale jagen, aber an der Seite der Walfangnaion Japan stehen. Selbst bei Fortbestand des Verbots wird es weiter alfang geben wie bisher. Traurige Wahrheit ist, dass uch nach In-Kraft-Treten des Moratoriums mehr als 4 000 Wale getötet worden sind, und das mit Billigung urch die Statuten der IWC. Japan fängt jährlich Zwerg-, Bryde-, Pottund Seiale und beruft sich auf wissenschaftliche Zwecke, um estandsgrößen und Altersstrukturen bestimmen zu könen. Diese Daten könnten aber auch auf anderem Wege, um Beispiel durch Molekulargenetik, gewonnen weren. Island hat ebenfalls um eine Erlaubnis für die Jagd nter anderem von Finnwalen zu wissenschaftlichen wecken gebeten. Norwegen erkennt das Moratorium ar nicht an und gibt Fangquoten frei. Alle diese Länder berufen sich auf Zahlen, nämlich nter anderem auf die Bestandsgrößen, soweit sie vom issenschaftlichen Ausschuss der IWC festgestellt woren sind. Nach diesen soll zum Beispiel eine nachhaltige utzung von Beständen wie die von Grindund Zwergalen denkbar sein. Wie bei allen Wildtieren handelt es ich dabei um Bestandsschätzungen mit größerer oder leinerer Sicherheit. Das IWC teilt Zahlen mit, räumt ber eine Bandbreite ein. Die Zahlen werden deshalb on Organisationen und anderen Nationen infrage getellt. In den Augen der Weltöffentlichkeit zerfallen die ationen damit in zwei Parteien: die Walfangnationen nd die Nationen, die den Walfang auf Dauer verbieten ollen. Damit scheint in der Welt ein Dissens zu herrchen: entweder Walfang oder bedingungsloser Walchutz. Meine Damen und Herren, die entscheidende Frage autet: Wo ist die Brücke zwischen diesen Nationen, wo in möglicher gemeinsamer Nenner? Unsere Fraktion ieht diese Brücke nicht im vorliegenden Antrag; denn er erurteilt zum einen auf ungesicherter Zahlengrundlage as Verhalten einiger Nationen. Was erreichen wir dait? Nichts, wie die letzten Jahre gezeigt haben. Zeugt es icht von einer gewissen politischen Naivität, wenn wir lauben, andere Länder durch pauschale Verurteilungen nd wohlklingende Anträge im Deutschen Bundestag zu iner Änderung ihres Verhaltens bewegen zu können? as erinnert mich an ein Ritual, das über lange Zeit geflegt worden ist – zur Beruhigung des eigenen Gewisens und der Öffentlichkeit, aber wahrscheinlich ohne Gitta Connemann Erfolg. Vielleicht wird sogar das Gegenteil damit erreicht; denn durch eine pauschale Ausgrenzung von Nationen entziehen wir jeder weiteren Verhandlung die Grundlage. Aber dieses Gespräch brauchen wir. Dort, wo der Antrag über Worthülsen hinausgeht, fehlt es an der Stringenz. Wenn Japan angeprangert wird, dann müssten genauso Norwegen und Island genannt werden, aber auch diejenigen Nationen, die mit der Begründung des Erhalts alter Traditionen für Fangquoten zugunsten ihrer Urvölker eintreten. Mit welcher Begründung soll den Menschen in Island etwas verwehrt werden, was den Alaska-Eskimos und den Tschuktschen in Sibirien zugestanden wird, und das, obwohl dort Arten gejagt werden, die wesentlich niedrigere Populationszahlen aufweisen als zum Beispiel der Zwergwal? Meine Damen und Herren, ich sage es ganz deutlich: Uns geht es um einen effektiven Schutz der Wale, um eine Verhinderung der Ausrottung dieser wunderbaren Spezies. Doch das erreichen wir nicht mit diesem Antrag. Damit wird die Kluft wahrscheinlich nur noch größer. Bereits jetzt wird seitens der Walfangnationen von al len Ausnahmen des Moratoriums Gebrauch gemacht. Vollständige Verbote sind international nicht durchsetzbar. Frau Hiller-Ohm, wenn Sie sagen, wir müssten Sanktionen einführen oder durchsetzen, frage ich Sie: Wie wollen Sie die Walfänger an der Ausfahrt hindern? Per Kanonenbootdiplomatie? Es ist relativ schlecht möglich, die Verbote, zum Beispiel auch ein weltweites Handelsverbot, international durchzusetzen. Es besteht die Gefahr, dass das Verbot im Rahmen der IWC zur Gänze fällt. Meine Damen und Herren, wir brauchen deshalb das Gespräch, und zwar nicht allein für ein Verbot des Fangs bedrohter Walbestände, sondern auch für ein Verbot von Walfang zu wissenschaftlichen Zwecken. Für mich gibt es keinen Zweifel daran, dass Wale auch ohne Legalisierung des Walfangs durch Umweltveränderung bedroht sind wie nie zuvor. Dazu gehören die Klimaerwärmung, die Verschmutzung der Meere, aber auch die Bedrohung durch Lärm. Wale leben in einer akustischen Welt, ihr Gehör ist ihr wichtigstes Organ. Wir brauchen deshalb auch das Einvernehmen der Nationen für einen besseren Klimaund Umweltschutz. Wir brauchen gemeinsame Strategien gegen die Lärmverschmutzung. Wir brauchen Einigkeit, um das seit 1994 bestehende Schutzgebiet Antarktis nicht zu verlieren, sondern mehr zu gewinnen. Dieses Schutzgebiet ist nämlich zunächst nur für zehn Jahre beschlossen worden. Wir brauchen ferner gemeinsame Regelungen für das Unterbinden des Beifangs in der ausländischen Fischerei. All dies setzt Gesprächsbereitschaft auf beiden Seiten und gute Argumente voraus. Nur mit ethischen und moralischen Gründen zu argumentieren macht dabei wenig Sinn. Um überzeugen zu können, brauchen wir verlässliches Zahlenmaterial. Nur auf der Grundlage gesicherter Daten können wir die Gefahr abschätzen und mit den Walfangnationen in ernsthafte Gespräche treten. Wir m h Ü r g N d A A r p h p t M B L n R s s d w g r d t 8 i g s M z i v t W v d r d w S b E (C (D üssen wissen, ob sich die Populationen tatsächlich erolt haben. Meine Damen und Herren, wir treten deshalb für eine berweisung an den Ausschuss und für die Durchfühung einer Anhörung ein, einer Anhörung mit dem Ziel esicherter Daten, einer Anhörung, in der Vertreter aller ationen zu Wort kommen können. Auf der Grundlage ieser Ergebnisse werden wir dann gegebenenfalls selbst nträge stellen, hoffentlich mit Ihnen zusammen. Lassen Sie uns gemeinsam nach einem Nenner, einer rbeitsgrundlage suchen, die den Interessen aller geecht wird, nach einem Nenner, der dann aber auch verflichtet. Auch wenn der vorliegende Antrag Mängel at, erscheint es mir möglich, dass wir in den weiteren arlamentarischen Beratungen eine gemeinsame Posiion finden. Wir sind dazu bereit. Das Wort hat jetzt der Parlamentarische Staatssekretär atthias Berninger. Ma Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zu ächst einmal möchte ich festhalten, dass es eine ganze eihe von Themen gibt, über die wir uns hier trefflich treiten. Ich bin sehr froh darüber, dass der Konsens, der eit vielen Jahren beim Thema des Schutzes der Wale in iesem Parlament herrscht, fortbesteht. Das halte ich für ichtig. Das sieht die Bundesregierung vor dem Hinterrund, dass Deutschland das Gastgeberland der 55. Jahestagung der IWC ist, als eine ganz wichtige Rückeneckung an. Dieser Konsens ist aus verschiedenen Gründen wich ig. Der Hauptgrund ist, dass die Probleme, die in den 0er-Jahren nach harten Auseinandersetzungen zu der nternationalen Entscheidung eines Walfangmoratoriums eführt haben, nach wie vor fortbestehen. Es ist angeprochen worden, dass wir in den letzten Jahrzehnten die eere stark verschmutzt haben und dass die Verschmutung zunimmt. Die Lärmbelästigung der Wale – dies st eines der ganz großen Probleme –, die sich anhand on verschiedenen akustischen Signalen im Meer orienieren, hat zugenommen. (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das gilt auch für Windkraftanlagen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


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(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504614200
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504614300

ir haben, wie dargestellt worden ist, nach wie vor in
erschiedenen Teilen der Welt erhebliche Probleme mit
em Walfang.
Insoweit kann man keineswegs sagen: Das Morato-

ium war ein Erfolg, an dessen Ende wir unsere Hände in
en Schoß legen können. Im Gegenteil: Das Moratorium
ar so etwas wie ein Strohhalm, den die internationale
taatengemeinschaft ergriffen hat, um das Walsterben zu
remsen. Dies hat in einigen Bereichen zu einem großen
rfolg geführt.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Matthias Berninger

Man kann in der Tat darüber diskutieren, wie sicher

die verschiedenen Zahlen sind. Aber fest steht, dass sich
durch das Moratorium eine ganze Reihe von Beständen
erholt hat. Das ist nicht nur bei den Meeressäugern der
Fall. Das betrifft vielmehr auch die Fischereipolitik,
weswegen sich die Bundesregierung im Hinblick auf die
Fischereipolitik wünscht, dass in vielen Regionen, in de-
nen die Meere überfischt sind, das Instrument des Mora-
toriums stärker als bisher genutzt wird. Ich glaube, dass
die Ökosysteme, insbesondere das Ökosystem Meer, ei-
nen wesentlichen Beitrag zur Erholung von Beständen
leisten können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Frau Connemann hat in ihrem Redebeitrag ein Unbe-
hagen zum Ausdruck gebracht, das ich ausdrücklich tei-
len möchte: Es reicht nicht, wenn sich diejenigen Län-
der, die der Meinung sind, dass wir die Wale schützen
sollen, das nur gegenseitig versichern. Das Bundesmi-
nisterium für Verbraucherschutz, Ernährung und Land-
wirtschaft hat auf allen Ebenen den Dialog mit verschie-
denen Gesprächspartnern gesucht. Die Ministerin ist
beispielsweise nach Island gereist; ich selbst habe Ge-
spräche in Japan geführt. Denn wir halten es für sehr
wichtig, gerade mit diesen Ländern den Dialog fortzu-
setzen. Natürlich ist eine kulturelle Kluft deutlich ge-
worden, die ich einmal so zusammenfassen möchte: In
diesen Ländern wird gesagt, dass auch wir in den Wald
gehen, um zu jagen, dass wir ihnen also nicht den Wal-
fang verbieten sollten.

Der Unterschied zu unserer Situation besteht darin,
dass es unstrittig ist, dass die Walbestände erheblich in
Gefahr sind. Die einfachen Wahrheiten, die in diesem
Zusammenhang zum Teil vorgetragen werden, weisen
wir entschieden zurück. Ein Beispiel: Wir alle wissen,
dass die Investitionen in immer erfolgreicher und effek-
tiver arbeitende Fangflotten und die steigende Nachfrage
nach Fisch dazu geführt haben, dass die Meere in vielen
Teilen der Welt überfischt worden sind. Wenn man dann
aber sagt, das sei nicht so, daran seien vielmehr die Wale
schuld, weil sie die gesamten Fischbestände auffräßen,
macht dies deutlich, dass solche Argumente ein solch
niedriges Niveau haben, dass man Walfang befürworten-
den Nationen mit aller Entschiedenheit sagen muss: Das
ist nicht die sachliche Ebene, auf der wir diskutieren. –
Das sollte auch auf der Jahrestagung hier in Berlin sehr
deutlich zum Ausdruck gebracht werden.

Ein weiterer Punkt, warum ich glaube, dass dieses
Unbehagen zwar auf der einen Seite richtig ist, man auf
der anderen Seite trotzdem mit Entschiedenheit vorge-
hen sollte, ist, dass nicht überall das Kind in den Brun-
nen gefallen ist. Island hat jahrelang keine Wale gefan-
gen. Die Bundesregierung ist der Auffassung, dass
Island gut daran täte, auch weiterhin keine Wale zu fan-
gen. Daran werden wir massiv arbeiten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D Der ganze Widersinn des vorliegenden Antrags, in iesem und im nächsten Jahr 250 Wale zu Forschungswecken fangen zu dürfen, ist daran erkennbar, dass das ist in allen Gesprächen deutlich geworden – man ieses Forschungsprogramm erst aufnehmen will, wenn esichert ist, dass das Walfleisch in Japan Abnehmerinen und Abnehmer findet. Ansonsten will man diese orschungsprojekte nicht beginnen. Daran wird deutlich, ass es nicht um Walfang zu wissenschaftlichen wecken geht, sondern darum, dass sich eine kleine, ber massiv arbeitende Lobby in den jeweiligen Ländern it der Jagd auf Meeressäuger, darunter den sehr selteen, zweitgrößten Meeressäuger der Welt, den Finnwal, ine goldene Nase verdienen will. Vor diesem Hintergrund kann man doch nicht ernst aft sagen, man müsse dafür Verständnis haben und mit en Ländern einen Arbeitskreis gründen. Hier muss eine lare Ansage gemacht werden. Die Ansage lautet: Das st nicht die Form von Politik, die die Bundesregierung nterstützt, sondern die Form von Politik, gegen die sich ie Bundesregierung mit ihren Mitteln zur Wehr setzt. azu gehört, deutlich zu sagen: Wir schätzen die Isläner sehr; aber sie befinden sich buchstäblich auf dem olzweg, wenn sie sich in die kurze Kette der Walfangänder – sprich: hinter Japan und Norwegen – einreihen ollen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es gehört zur Ironie der Geschichte, dass gerade die
erschmutzung der Meere an der einen oder anderen
telle zum Schutz der Wale beiträgt. Wir wissen, dass
uch auf dem japanischen Markt eine große Zurückhal-
ung bei Walfleisch und -fett, so genanntem Blubber, be-
teht, weil dieser mit chlorierten Kohlenwasserstoffen
xtrem belastet ist. Das ist meines Erachtens ein äußerst
pannender Punkt. Er macht erstens deutlich, wie sehr
ie Meere heute schon verschmutzt sind, und zweitens,
ass hinter den Kulissen eine Auseinandersetzung im
runde nur über eine Frage stattfindet, nämlich darüber,
ie man mit dem Walfleisch möglichst viel Geld verdie-
en kann. Das war in der Vergangenheit so und ist heute
uch noch so.
Deswegen ist eines der wichtigsten Anliegen der
undesregierung, auf der IWC-Tagung klar und deutlich
u sagen: Wir lehnen diese vorgeschobene Argumenta-
ion, Walfang sei aus wissenschaftlichen Gründen in der
eute üblichen Form notwendig, ab. Frau Connemann,
ch glaube in diesem Punkt habe ich die Unterstützung
es ganzen Hauses. Sie sind zwar gegen den Antrag, ha-
en aber deutlich darauf hingewiesen, dass es durchaus
öglichkeiten gibt, Bestandsforschung zu betreiben,
hne die Tiere umzubringen. Diese Methoden werden
um Beispiel auch von der Bundesforschungsanstalt
ür Fischerei durchgeführt. Bestandsforschung findet
tatt; man muss die Tiere dafür nicht umbringen.
Der ganze Widersinn des wissenschaftlichen Wal-

angs von Japan ist einfach zu erkennen: Sie schneiden
en Walen die Bäuche auf, stellen fest, dass Wale Fische
ressen, und zählen die Fische ganz genau. Der eigentli-
he Grund für den Fang ist aber, dass sie das Fleisch der






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Matthias Berninger

gefangenen Wale auf dem japanischen Markt hochprei-
sig absetzen. Das muss deutlich gesagt werden.

Die Verbraucher haben eine gewisse Mitverantwor-
tung. Island verdient mit Whale Watching sehr viel
Geld. Es gibt Touristen, die nach Island fliegen, um sich
dort Wale in freier Wildbahn anzusehen. Das habe auch
ich gemacht. Das ist ein sehr beeindruckendes Ereignis.
Es ist klar, dass sich ein Land, das damit Geld verdient,
nicht in die Liste der Walfänger einreihen sollte. Zumin-
dest gefährdet es damit eine viel profitablere und viel
nachhaltigere Nutzung der Wale massiv. Wir bitten die
jeweiligen Länder, auch das zu bedenken.

Bei der IWC-Tagung sind viele Abläufe ritualisiert.
Die Art und Weise, wie einige Länder den Beitritt ande-
rer Länder mit Entwicklungshilfe kaufen, ist zu kritisie-
ren, weil so die Mehrheit zugunsten des Walfangs ver-
schoben wird. Die Japaner haben im Jahr 2001 in
London, nachdem es ihnen schwarz auf weiß bewiesen
wurde, eingestanden, dass sie sich in der Tat mit Ent-
wicklungshilfe Unterstützung erkaufen. Das möchten
wir unterbinden.

Von der IWC-Tagung in Berlin soll an die Beitritts-
länder der Europäischen Union vielmehr das Signal aus-
gehen, dass es sich durchaus lohnt, sich dem Thema
Walschutz stärker zu widmen und der IWC beizutreten.
Dafür wollen wir mit Überzeugung eintreten, und nicht
mit Dollars oder Yen. Das ist der einzig vernünftige und
nachhaltige Weg.

Auf der IWC-Tagung ist vieles ritualisiert. Die An-
träge auf Einrichtung neuer Walschutzgebiete im Süd-
pazifik und im Südatlantik, die in den letzten Jahren ge-
stellt wurden, sind zwar gescheitert; das ist die eine Seite
der Medaille. Diese Anträge haben aber jedes Jahr mehr
Unterstützung erhalten; das ist die andere Seite der Me-
daille. Darum werden wir beharrlich daran arbeiten, dass
der Schutz der Wale verbessert wird. Wir werden den
Dialog mit den Walfangländern führen. Zum Dialog ge-
hört aber auch, dass man sich an das alte türkische
Sprichwort „Guten Freunden muss man auch die Wahr-
heit sagen“ hält.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504614400

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Christel Happach-

Kasan.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1504614500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wale, Delfine und Tümmler sind faszinierende Tiere.
Dennoch, über einige Arten wissen wir gut Bescheid, bei
anderen Arten sind die Kenntnisse äußerst gering. Die
Bestände der in Küstengewässern vorkommenden Wale
lassen sich gut einschätzen. Für andere Arten, wie den
Pottwal, sind alle Meere Lebensraum. Wie groß die Po-
pulation wirklich ist und wie die Altersstruktur aussieht,

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(C (D st sehr schwer einzuschätzen. Da, Frau Connemann, ilft Molekulargenetik nicht. Da helfen die so genannten issenschaftlichen Walfänge der Japaner eben auch icht. Da muss echte Walforschung her. Walfang hat in Europa eine sehr lange Geschichte. In eutschland ist er seit der Bronzezeit nachgewiesen, im iedlungsgebiet von Haithabu seit dem 9. bis 11. Jahrundert. Wale waren über Jahrhunderte eine wichtige essource der seefahrenden Völker; wesentliches Proukt war das Öl. Erst nach 1872 ging in Deutschland der alfang stark zurück. Im 17. Jahrhundert war das golene Zeitalter des Walfangs. Dennoch sollte man das ine erwähnen: 1936 war Deutschland die drittgrößte alfangnation der gesamten Welt, nach Norwegen und ngland und noch vor Japan. Mehr als 18 000 Wale wuren innerhalb von drei Jahren erlegt, und zwar aus miliärischen Gründen – Sie kennen die Geschichte. Erst der eltweite Rückgang an Walen führte später zu erheblihen Einbußen im Walfanggeschäft. 1970 waren nur och Japan und die Sowjetunion Walfangnationen, alle nderen hatten den Walfang aufgegeben. Erst 1986 trat as internationale Verbot des kommerziellen Walfangs n Kraft. Der kurze historische Rückblick zeigt: Es gibt erade für Deutschland viele gute Gründe, sich im interationalen Walschutz zu engagieren – wir waren schließich immer an vorderster Front mit dabei. Seit der Konferenz von Rio sprechen wir über die achhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen. Die nachaltige Nutzung mariner Ressourcen ist nur schwer gegen en Egoismus einzelner Nationen durchzusetzen. Das gilt ür die Fischerei und auch für den Walfang. Jede Nation enkt: Was wir nicht fangen, fangen die anderen – dann angen wir es doch lieber selber. Entscheidend sind daer wirksame Kontrollen. Für die nachhaltige Nutzung der marinen Säugetierpo ulationen wurde die Revised Management Procedure ntwickelt, die 1994 von der Kommission angenommen urde. Über das Revised Management Scheme gibt es agegen keine Einigung. Darin soll das internationale nspektionssystem zur Überwachung des Walfangs festelegt werden. Solange dies nicht verabschiedet ist, kann ie Nachhaltigkeit der Nutzung der marinen Säugerpoulationen nicht überwacht werden. Wenn wir, Frau onnemann, Gespräche brauchen, wie die CDU/CSU ies fordert, dann brauchen wir sie über Schutzgebiete, ann brauchen wir sie aber auch über effektive Kontrolen. Das Walfangmoratorium zeigt erste Erfolge. Die artenwalbestände beginnen, sich zu erholen. Da die roßen Walarten erst mit etwa zehn Jahren geschlechtseif werden und eine geringe Reproduktionsrate haben, auert die Erholung der Bestände jedoch sehr lange. Sie st nicht in Jahren, sondern erst in Jahrzehnten zu erwaren. Wir brauchen sehr viel Geduld. Dennoch wackelt as Walschutzmoratorium. Die FDP setzt sich für den ortbestand des Moratoriums ein, weil wir meinen, dass rst nach einer weiteren Erholung der Bestände und eier Einigung über ein internationales Inspektionssystem in vorsichtiger Einstieg in eine nachhaltige Nutzung der Dr. Christel Happach-Kasan Walbestände erfolgen kann – vorher nicht. Gleichzeitig muss gewährleistet sein, dass der Walfang von indigenen Völkern für den eigenen Bedarf weiterhin erlaubt ist. Keine der großen Walfangnationen darf den Völkern, die vom Walfang leben, dieses existenzielle Recht streitig machen. Anders als die CDU/CSU meine ich: Es gibt sehr gute Gründe, es Island und Japan zu verwehren, Wale zu fangen, es aber den Tschuktschen und den Eskimos in Alaska zu erlauben; denn diese Völker sind existenziell davon abhängig – die Japaner sind es eindeutig nicht. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)





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(B) )


(Beifall bei der FDP)


Die Zunahme der Fischerei hat dazu geführt, dass der
unbeabsichtigte Beifang von Meeressäugern zum Pro-
blem geworden ist. Wir lehnen die Industriefischerei in
Nord- und Ostsee ab, die wahllos Meerestiere zur Ver-
arbeitung zu Fischöl und Fischmehl fängt. Wir wollen
eine deutliche Minderung des Beifangs von Meeressäu-
gern.

Die einzige in deutschen Gewässern vorkommende
Walart ist der Schweinswal. 1970 waren die Schweins-
wale an der niederländischen und der deutschen Nord-
seeküste durch den Walfang fast vollständig verschwun-
den. Derzeit leben in der Nordsee wieder etwa 264 000
Schweinswale – ein Beispiel dafür, dass Walschutz Er-
folg hat.


(Beifall bei der FDP)

Gleichzeitig müssen wir feststellen, dass der Bestand

in der östlichen Ostsee auf 600 Schweinswale vermin-
dert ist. Diese Population ist ernsthaft gefährdet. Wir
müssen für ihren Schutz sehr viel mehr als bisher tun.

Vor Amrum und Sylt wurde in der Nordsee ein Wal-
schutzgebiet eingerichtet. Dort gibt es genügend Wale.
In den nördlichen Küstengewässern Dänemarks landen
dagegen in jedem Jahr über 7 000 in den Stellnetzen.
Man fragt sich: Wozu ein Walschutzgebiet, wenn die
dort aufgezogenen Jungwale hinterher im Stellnetz lan-
den?

Wir als Nation sind nicht glaubwürdig, wenn wir
kommerziellen Walfang mit dem Ziel der Nutzung ver-
bieten, aber den unbeabsichtigten Beifang geschehen
lassen. Das muss sich ändern.

Wir müssen weiter darauf achten, dass unsere heimi-
schen Meeressäuger nicht durch Aktivitäten in den
Küstenregionen wie den Bau von Offshoreanlagen und
das Verlegen von Kabeln im Bestand gefährdet werden.
Wir müssen die Einträge in die Meere aus den besiedel-
ten Gebieten deutlich vermindern.

Die Waljagd in früheren Jahrhunderten hat Maler und
Dichter inspiriert. Das bekannteste Beispiel ist der Ro-
man „Moby Dick“. Etwas weniger Berühmtheit hat das
folgende Gedicht erlangt:

Wollt ihr mal ein Untier sehn,
dann müsst ihr hin nach Grönland gehn.

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(C (D Komdür in’t Kreinnest süht all ’n Wal und brüllt nu „Fall! Fall! Öwerall!“ Steu’rmann zielt auf den Walfisch los und gibt ihm den Harpunenstoß. Er haut ihm ab den dicken Kopf. Das Speck wird in ein Fass gestopft. as wollen wir zunächst nicht. Danke für die Aufmerksamkeit. Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Gabriele ösekrug-Möller. Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle en! Ich freue mich, dass auch ich etwas zum Thema saen kann. Für uns in der Bundesrepublik Deutschland ist es sehr u begrüßen, dass die Konferenz der IWC in diesem Jahr ier in Berlin stattfindet. Ich finde es außerordentlich ünschenswert, dass wir eine eindeutige Meinung diees Hauses in diese Konferenz einbringen. Denn alle Beeiligten können erwarten – das ist auch von der Regieung so formuliert worden –, dass wir eine klare Position ertreten. Insofern will ich schon vorab – bevor ich etwas zur ache sage – etwas zum Verfahren sagen. Frau Kollegin onnemann, eine Überweisung in den Ausschuss und er Wunsch nach einer Anhörung sind natürlich nicht zu erwehren. Aber es darf doch nicht eintreten, dass wir icht rechtzeitig, zum Zeitpunkt der Konferenz, eine lare Position haben. (Peter Bleser [CDU/CSU]: Die haben wir eindeutig! Ich werde sie gleich noch einmal vortragen!)


(Beifall im ganzen Hause)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504614600
Gabriele Lösekrug-Möller (SPD):
Rede ID: ID1504614700

as wäre das Letzte, was wir uns in dieser Sache wün-
chen könnten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Wir können das sehr gerne!)


Ich bekomme ganz gerne Zwischenfragen. Aber ich
in nicht geneigt, auf Zwischenrufe zu antworten.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das müssen Sie nicht! Wir dürfen sie trotzdem machen! Das ist in diesem Parlament so!)


Ich ahne, dass es an Mut zur Entscheidung mangelt.
as ist neu. Zur letzten IWC-Konferenz haben wir mit al-
n Stimmen des Hauses ganz klar gesagt: Wir sprechen
ns aus lauter guten Gründen für das Moratorium aus.
err Staatssekretär hat darauf hingewiesen, dass wir lei-
er lauter Gründe dafür haben, dass es Not tut, dies wei-
r aufrechtzuerhalten. Mit der Position, die wir formulie-
en, stärken wir andere Staaten, sich aus Überzeugung so






(A) )



(B) )


Gabriele Lösekrug-Möller

zu verhalten. Insofern hätte ich mir heute ein anderes Er-
gebnis gewünscht. Mein dringender Appell ist, dass am
Ende der Anhörung und der Behandlung im Ausschuss
rechtzeitig ein deutliches Votum steht.

Nun kann man sich offenbar darüber streiten, was da-
rin enthalten sein muss. Wir haben aber in weiten Teilen
Übereinstimmung. Ich habe bisher niemanden gehört,
der bestreitet, dass ein vermeintlich wissenschaftlicher
Walfang zu diskriminieren ist. Es ist genau dargelegt
worden, worin die Aushöhlung und Unterwanderung be-
stehen. Wir können sie nicht gutheißen und dabei blei-
ben wir.

Sehr zu Recht ist auch darauf hingewiesen worden,
dass wir in der Tat einen großen Forschungsbedarf ha-
ben. Es gibt vermutlich mehr, was wir über Wale nicht
wissen, als wir über Wale wissen. An einer Stelle hat sich
der Forschungsbedarf ganz sicher geändert: In der Ver-
gangenheit ging die größte Bedrohung sicherlich vom
Fang aus. Nach wie vor ist es der Mensch, der den Wal-
bestand am meisten gefährdet. Aber die Gefahren gehen
heute eindeutig mehr von der Verschmutzung unserer
Meere aus. Es ist nahe liegend, dass für die Wale die
stärkste Gefährdung die ist, dass wir unsere Meere mit
Lärm verschmutzen. Indem wir ihre Orientierung und
Kommunikation beeinträchtigen, sorgen wir leider dafür,
dass wir mit unserem technischen Fortschritt große Wal-
bestände massiv und nachhaltig bedrohen.

Es ist sicher unbestritten, dass das Walfangverbot
dazu geführt hat, dass sich die Bestände teilweise erholt
haben; Zahlen dazu wurden vorgetragen. Allerdings
wurde zu Recht darauf hingewiesen, dass viele dieser
Zahlen und Quantifizierungen fraglich sind. Es ist in der
Tat so, dass keine Zahl alleine ausreicht, um an dieser
Stelle Entwarnung zu geben. Ganz im Gegenteil: Wir
stellen fest, dass es nötig ist, die Wale weiterhin massiv
zu schützen. Deshalb müssen wir uns nachdrücklich da-
für einsetzen, dass all jene Schutzgebiete, die in Planung
sind, endlich Wirklichkeit werden. Das gilt für Teile des
Südatlantiks wie auch für Teile des Südpazifiks.

Ich teile uneingeschränkt die Haltung der Bundesre-
gierung, die sagt: Wir sollten mit guten Argumenten
überzeugen und nicht mit Euro, Dollar oder Yen – ihn
muss man der Vollständigkeit halber erwähnen – den nö-
tigen Nachdruck verleihen, dass unsere Positionen über-
nommen werden. Das ist nicht unser Weg. Wir sagen,
wir haben gute Argumente auf unserer Seite, und hoffen
darauf, dass sie genügend Gewicht haben werden.

Kollegin Connemann, ich möchte noch eine Anmer-
kung zu der Frage machen, ob wir die Isländer bei ih-
rem Wunsch, sich mit Walfleisch ernähren zu dürfen, so
behandeln sollten wie die Tschuktschen oder die Eski-
mos in Alaska. Bei den Tschuktschen kann ich das ver-
stehen; eine solche Ernährung liegt eindeutig in ihrer
Geschichte begründet. Auch bei den Alaska-Eskimos
kann man sagen, dass eine solche Ernährung ihr Ur-
sprung ist.


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Auch bei den Isländern!)


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(C (D enn ich mir aber vor Augen führe, in welcher Kultur nd in welchen sozialen Zusammenhängen die Isländer eute leben, fällt es mir außerordentlich schwer, zu saen, sie hätten ein solches natives Bedürfnis und müssen diese Art der Ernährung unbedingt beibehalten. iese Argumentation halte ich für sehr schwierig. Ich möchte abschließend sagen: Die Wale bedürfen ach wie vor unseres Schutzes. Dazu brauchen wir eine lare Position, die der Deutsche Bundestag entwickeln ollte. Diese kann nur lauten, ganz stark dafür einzutreten, ass das Moratorium bestehen bleibt. Wir sehen weitere robleme, deren Lösung in Angriff genommen werden uss. Ich wünsche mir sehr, dass wir auf der Konferenz ie Position, die die Bundesregierung entwickelt hat, unrstützen. Dann sind wir auf dem richtigen Wege. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504614800

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Peter Bleser.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1504614900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Verehrte

rau Lösekrug-Möller, ich sage Ihnen ganz klar vorne-
eg: Die CDU/CSU-Fraktion tritt entschieden für den
mfassenden Schutz der Walbestände ein. Damit gibt es
berhaupt keinen Zweifel an unserer Position. Das
erde ich Ihnen im Laufe meiner Ausführungen noch
erdeutlichen.
Wir freuen uns, dass die 55. Jahrestagung der Interna-

ionalen Walfangkommission im Juni dieses Jahres in
eutschland stattfinden wird. Wir hoffen sehr, dass sich
ie Teilnehmerstaaten ihrer Verantwortung für das Über-
eben der Wale, der größten Tiere der Erde, bewusst sind.
Die Sorge, dass eine Vielzahl von Walarten für immer

erschwinden könnte, ist nicht erst mit dem Aufkommen
er Ökobewegung entstanden. Bereits im 19. Jahrhun-
ert wurden die Walbestände durch die Einführung der
arpunenkanone in einer Art und Weise dezimiert, die
an nur als Massaker bezeichnen kann. So sollen da-
als noch 250 000 Exemplare von Blauwalen, dem Kö-
ig der schwimmenden Säugetiere, existiert haben.
eute sind es – so ist die Schätzung – weniger als
000 Tiere. Obwohl der Blauwal schon 1965 unter
chutz gestellt wurde, hat sich dessen Population bis
eute nicht erholt.
Speziell bei den großen Walen haben wir die Situa-

ion, dass schon ein geringer Eingriff in das ökologische
leichgewicht das Aussterben dieser hoch entwickelten
iganten zur Folge haben kann. Das wäre sicher ein
icht wieder gutzumachender Verlust. Dagegen müssen
ir Parlamentarier quer durch alle Parteien aufstehen
nd handeln.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Peter Bleser

Wale bringen nur in mehrjährigen Abständen jeweils

ein Jungtier zur Welt. Dieses muss weit über ein Jahr
lang bei der Mutter verbleiben, bis es überlebensfähig
ist. Eine Überjagung oder eine Dezimierung in Form von
Nahrungsentzug durch Überfischung oder andere Um-
welteinflüsse – sie wurden im Laufe der Debatte schon
genannt – kann deswegen nur in sehr langen Zeiträumen
wieder ausgeglichen werden.

Nach dem Scheitern der Durchsetzung der Walfang-
begrenzungen von 1965 forderte die UN-Konferenz für
Mensch und Umwelt in Stockholm 1972 ein zehnjähri-
ges Verbot des kommerziellen Walfangs. Dieses wurde
1982 von der IWC als Moratorium beschlossen. Seit
1986 ist es in Kraft. Nun steht dieses Moratorium erneut
auf dem Prüfstand. Da sich einzelne Länder durch ver-
schiedene rechtliche Schlupflöcher gemogelt haben und
weiter ungehindert kommerziellen Walfang betreiben, ist
die Walpopulation keineswegs auf Dauer gesichert. Des-
wegen ist es zu verurteilen, dass zum Teil aus formalju-
ristischen Gründen, zum Teil aber auch unter dem Deck-
mantel der Wissenschaft weiter Walfang betrieben wird.

Bei aller Freundschaft liegt es an uns, die Länder, die
dies tun, beim Namen zu nennen. Vor allem Japan macht
unter dem Deckmantel der Wissenschaft weiterhin Jagd
auf Wale. Laut eines „FAZ“-Artikels vom 4. November
letzten Jahres erlegt Japan im Jahr nach wie vor
550 Zwergwale – davon über 400 im Schutzgebiet der
Antarktis – sowie 10 Pottwale, 50 Seiwale und
50 Brydswale im Nordpazifik. Diese in meinen Augen
illegalen Walfänge reichen der japanischen Walfangin-
dustrie aber noch nicht aus. Auf IWC-Tagungen, wie zu-
letzt in Shimonoseki, starten sie immer wieder den Ver-
such, die Fangquoten zu erhöhen und die auch formal
kommerzielle Jagd auf Wale wieder zuzulassen.

Bislang sind diese Forderungen zum Glück abge-
wehrt worden. Darüber hinaus ist man dort aber weiter
bestrebt, trotz des Washingtoner Artenschutzabkommens
wieder Möglichkeiten in Bezug auf die Aufhebung des
Verbots zu erhalten, mit Walfleisch und -speck zu han-
deln. Zwei entsprechende Anträge Japans vom Novem-
ber des letzten Jahres sind zum Glück fehlgeschlagen.
Japan begründete seine Anträge damals damit, dass sich
die Population der Zwergwale auf der Nordhalbkugel so
weit erholt habe, dass sie das Meer buchstäblich leer frä-
ßen.

Meine Damen und Herren, auch Norwegen muss sich
vorhalten lassen, entgegen den Beschlüssen der interna-
tionalen Organisationen weiterhin Walfang zu betreiben.
711Tiere haben sie sich selber als Fangquote für Zwerg-
wale genehmigt. Sie behaupten, dass das deswegen rech-
tens sei, weil sie damals gegen dieses Moratorium Ein-
spruch erhoben haben.

Damit stehen wir vor der Kernfrage, nämlich der Be-
urteilung, ob die Population einzelner Walarten Über-
schüsse hervorbringt, die eine kommerzielle Nutzung
ohne eine Bestandsgefährdung ermöglichen oder nicht.
Das IWC ist nicht in der Lage, diese Beurteilung selbst
vorzunehmen. Deswegen hat es sich bis heute für die
Beibehaltung des Moratoriums beim Walfang ausge-

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(C (D prochen. Wir unterstützen dieses Moratorium so lange, is man sich in dieser Frage verständigen konnte. Dieses Moratorium hatte durchaus schon Erfolg; denn 980 wurden pro Jahr noch circa 13 000 Wale gefangen. iese Zahl ist bis heute auf unter 1 000 zurückgegangen. eit den 80er-Jahren ist man bei der Internationalen Walang-Kommission dabei, ein überarbeitetes Manageentsystem zu entwickeln, durch das dann auch bewert werden kann, wie sich die Population der einzelnen alarten derzeit darstellt. Man konnte sich bisher auf ein solches System verständigen, weil insbesondere ine effiziente Kontrolle der Einhaltung der Quoten icht sichergestellt ist und weil auch die wissenschaftlihe Bewertung der Walbestände und deren Entwicklung isher nicht einvernehmlich geregelt werden kann. Desegen sind wir von der CDU/CSU entschieden dafür, ass dieses Walfangmoratorium bei der nächsten Tagung erlängert wird. Es wurde schon angesprochen, dass ungewollt gerade der Nordund Ostsee viele Schweinswale in Netze eraten und damit bis zu 10 000 Tiere pro Jahr ihr Leben eenden müssen, obwohl die Population schon stark deimiert ist. Wir unterstützen deswegen alle Versuche, ass mit akkustischen Warngeräten, so genannten Piner, versucht wird, diese Tiere von den Netzen zu vereiben, damit sie diesem Schicksal entgehen. Ich fasse zusammen: Der Schutz der Wale ist eine ufgabe für die gesamte Menschheit. An kaum einem nderen Thema wird so deutlich, dass nur die Disziplin ller Völker die Schätze der Meere in Zukunft erhalten ann. Wir fordern deshalb die Bundesregierung auf, auf er 55. Tagung des IWC konsequent für den Schutz der ale einzutreten und auf Japan, Norwegen und Island uch bilateral einzuwirken, dass sie sich in der Frage des alfangs in die Völkergemeinschaft einreihen. ir wollen die IWC dabei unterstützen, sichere Maagementmethoden und eine entsprechende Kontrollinrichtung zu entwickeln, die die Erhaltung der Walbetände auch für zukünftige Generationen sichern. Aus iesem Grunde haben wir uns noch nicht entschieden, ob ir Ihrem Antrag beitreten oder ob wir einen eigenen ntrag entwickeln. (Ute Kumpf [SPD]: Die Konferenz ist bald! – Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Die brauchen immer so lange!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nein, ich habe unsere Position dargestellt, Frau
umpf. – Wir werden jedenfalls das Thema vertiefter
eraten und nehmen uns deshalb vor, im Ausschuss eine
nhörung dazu durchzuführen, um die Daten und die
intergründe zu erfahren, die eine längerfristige Politik
rmöglichen – Frau Connemann hat das angesprochen –,
m die Länder, die sich bisher verweigern, mit ins Boot
u holen. Das geht nur mit Argumenten und indem man
ereit ist, mit denen über ihre Position zu streiten. Das
ollen wir gerne tun.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ute Kumpf [SPD]: Nur keine Ausreden!)







(A) )



(B) )


Peter Bleser

Ich will mit einer allgemeinen Feststellung schließen:

Gerade beim Walfang wird sichtbar, dass sich die inter-
nationale Staatengemeinschaft bewusst werden muss,
dass der Umgang mit und die Nutzung der Natur nicht
unter rein ökonomischen Gesichtspunkten möglich sind.
Hoffentlich erreichen wir noch bei den WTO-Verhand-
lungen, dass diese Erkenntnisse auch in der Lebensmit-
telproduktion um sich greifen und nicht ein Raubbau am
Boden, am Gewässer, am Klima und an den Tieren ent-
steht. Insofern haben Landwirte und Wale durchaus et-
was gemeinsam.

Ich bedanke mich für das Zuhören.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Birgit Homburger [FDP])


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504615000

Danke schön. Ich schließe damit die Aussprache.
Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlage auf

Drucksache 15/995 federführend an den Ausschuss für
Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft und
mitberatend an den Ausschuss für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit zu überweisen. Sind Sie damit
einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überwei-
sung so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 8 auf:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Hans-
Michael Goldmann, Birgit Homburger,
Dr. Christel Happach-Kasan, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion der FDP
Antragsverfahren bei Agrardiesel deutlich
vereinfachen
– Drucksache 15/833 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung haben wir
für die Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei
die FDP fünf Minuten erhalten soll. – Widerspruch gibt
es nicht. Dann werden wir so verfahren.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst
die Abgeordnete Birgit Homburger.


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1504615100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

In der letzten Legislaturperiode hat in der Koalitionsver-
einbarung der rot-grünen Bundesregierung gestanden,
dass man Bürokratie abbauen wolle.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Da hat viel Unfug drin gestanden!)


Das Ergebnis war, dass nach der Legislaturperiode 300
zusätzliche Gesetze sowie 1 000 zusätzliche Verordnun-
gen beschlossen waren – netto gerechnet; was abge-
schafft wurde, ist bei dieser Zahl schon abgezogen – und
eine ganze Reihe von Bürokratisierungen bei anderen
Verfahren dazu gekommen ist.

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(C (D (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das ist die einzige Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, die die hinkriegen!)


Insofern stellt sich hinsichtlich der früheren Gasölbe-
riebsbeihilfe und jetzt im Rahmen des Agrardieselgeset-
es für die Landwirte die Frage nach der Erstattung. Bei
er Gasölbetriebsbeihilfe waren bis Mitte 2001 die
andwirtschaftsämter zuständig. In der Regel gab es da-
ür ein einseitiges Antragsformular mit einigen Erläute-
ungen. Damit war die Sache erledigt.
Seit 2001 gilt das Agrardieselgesetz. In diesem Zu-

ammenhang wurde das Verfahren von den Hauptzoll-
mtern übernommen. Dagegen haben wir nichts;
chließlich gehören die Landwirtschaftsämter zur Land-
irtschaftsverwaltung und die Hauptzollämter zur
inanzverwaltung. Insofern macht das durchaus Sinn.
Was allerdings keinen Sinn macht, meine sehr verehr-
n lieben Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün, ist,
ass der Antrag im Zuge dieser Änderung auf zehn Sei-
n aufgestockt worden ist, bestehend aus fünf Seiten,
ie auszufüllen sind, denen jeweils eine Seite mit Erläu-
rungen beiliegt. Weil das alles offenbar nicht reicht,
ibt es weitere 18 Seiten mit Anleitungen zum Ausfül-
n. Das scheint allerdings immer noch nicht genug zu
ein, jedenfalls nicht für die Bearbeitung in den Haupt-
ollämtern. Denn für diesen Zweck gibt es ein 53 Seiten
mfassendes Regelwerk für die Bearbeitung der Anträge
urch die Finanzverwaltung.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Die müssen ja auch beschäftigt werden!)


An dieser Stelle müssten wir doch alle gemeinsam zu
er Feststellung kommen, dass dieser Bürokratiewahn-
inn beendet werden muss.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Im Bereich der Land- und Forstwirtschaft und auch
Gartenbaubereich sind ungefähr 440 000 Betriebe an-

pruchsberechtigt. 2002 sind in diesem Zusammenhang
10 000 Anträge gestellt worden. Wir haben eine Kleine
nfrage zu dem damit verbundenen bürokratischen Auf-
and an die Bundesregierung gerichtet, auf die uns ge-
ntwortet wurde, dass 300 Beamte mit der Bearbeitung
ieser Anträge beschäftigt sind und dass die Bearbeitung
ines Antrags im Schnitt eine Stunde dauert. Das halte
h für viel zu viel und für völlig überflüssig.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

ir meinen, dass die Antragsverfahren bei Agrardiesel
eben anderen bürokratischen Belastungen, denen un-
ere Landwirte ausgesetzt sind, einen weiteren Mühl-
tein am Hals unserer Land- und Forstwirte darstellen.


(Zustimmung bei der FDP und der CDU/CSU)

Es geht aber nicht allein um den zunehmenden Büro-

ratieaufwand; vielmehr zahlen die Land- und Forstwirte
arüber hinaus bei uns auch noch mehr Mineralölsteuer
uf Agrardiesel – das macht ungefähr 400 Millionen Euro
us – als die Land- und Forstwirte in anderen Ländern,
eispielsweise in unserem Nachbarland Frankreich.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Die zahlen ja gar nichts! – Friedrich Ostendorff [BÜND Birgit Homburger NISS 90/DIE GRÜNEN]: Ihr wart doch dagegen! Wir wollten ja etwas anderes!)





(A) )


(B) )


Angesichts des europäischen Wettbewerbs in diesem
Bereich können wir uns das nicht mehr leisten und des-
wegen fordern wir Sie auf, endlich mit den nationalen
Alleingängen in diesem Bereich aufzuhören.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Die komplizierten Verfahren, die Sie einführen, sind

sozusagen nur ein klitzekleiner Mosaikstein, der den
ländlichen Raum und die Landwirtschaft betrifft. Ange-
sichts der Bürokratie, mit der die Land- und Forstwirte
insgesamt überzogen werden, muss festgestellt werden,
dass wir endlich etwas gemeinsam dagegen unterneh-
men müssen. Ich fordere Sie auf: Stoppen Sie den Crash-
kurs gegen die Landwirte und gegen den ländlichen
Raum in diesem Land!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

In der Antwort auf unsere Kleine Anfrage hat uns die

Bundesregierung mitgeteilt – Herr Berninger ist freund-
licherweise anwesend; das kann man in einer solchen
Debatte aber auch erwarten –,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das ist immerhin ein Regierungsmitglied! – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Wo ist die Ministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft?)


der Vorteil des neuen Antragsverfahrens bestehe darin,
dass es bundeseinheitlich sei. Wenn das der Fall ist, for-
dere ich Sie auf: Stoppen Sie den bürokratischen Wahn-
sinn! Reduzieren Sie den Umfang des Antrags auf eine
Seite, wie wir es in unserem Antrag fordern!


(Ute Kumpf [SPD]: Dann kann man ihn nicht mehr lesen! Das ist dann zu undeutlich!)


Der Gewinner ist der Staat; Gewinner sind aber auch die
Landwirte.

Ich hoffe auf eine konstruktive und einvernehmliche
Beratung in den Ausschüssen und bitte Sie, dem Antrag
zuzustimmen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504615200

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Lydia Westrich.


Lydia Westrich (SPD):
Rede ID: ID1504615300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Erst heute früh haben Sie, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen von der FDP, mit ganz dramatischen Worten ange-
mahnt, dass wir uns im Parlament mit den brennenden
Problemen dieser Republik beschäftigen sollten, statt
über Verkehrspolitik oder Verbraucherschutz zu debat-
tieren. Sie sollten sich an die eigene Nase fassen


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D nd zumindest Ihre Anträge zurückziehen, die längst berholt sind. Das trifft auch auf Ihren Antrag auf Verinfachung des Antragsverfahrens bei Agrardiesel zu; enn über Ökosteuer und Agrardiesel – Herr Schindler, ie wissen das – haben wir schon sehr oft diskutiert. hre Ansichten dazu sind reichlich bekannt. (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Auf jede Diskussion kommen noch fünf Seiten Anträge hinzu!)


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)


Auf der einen Seite beklagen Sie die Nachteile, die
nsere Land- und Forstwirte sowie unsere Gärtner durch
ie Agrardieselförderung im europäischen Vergleich er-
eiden. Auf der anderen Seite fordern Sie selbst munter
en Abbau von Subventionen, wohl wissend, dass dieser
icht an der Landwirtschaft vorbeigehen könnte. Weil
ie diese Doppelzüngigkeit sicherlich nicht noch stärker
nterstreichen wollen, beschränken Sie sich in Ihrem
orliegenden Antrag auf die Ihrer Meinung nach beste-
enden bürokratischen Hemmnisse bei dem Antragsver-
ahren auf Vergütung der Mineralölsteuer.
Ich weiß nicht, Frau Homburger, mit welchen Land-
irten Sie Umgang pflegen bzw. Gespräche führen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sie kommt aus dem ländlichen Bereich!)


Auch ich komme aus dem ländlichen Bereich. Mir
önnen Sie also gar nicht so viel vormachen.
Sicherlich hat es vor ein paar Jahren auch bei den
auern große Unsicherheiten darüber gegeben, wie das
rstattungssystem in Zukunft funktionieren wird. Sie
ollten bei ihrer Kreisverwaltung bleiben, wie sie es ge-
ohnt waren. Es wurde auch kritisch angemerkt, dass
iemand wisse, wie sich die Zollbehörden verhalten
ürden. Nach dem, was ich gehört habe, funktioniert das
lles inzwischen reibungslos. Wir haben damit zu einem
leinen Teil auch die Forderung der Kommunen erfüllt,
on Auftragsverwaltung entlastet zu werden, wie es Frau
omburger formuliert hat. Dafür hat der Bund immerhin
00 Beamte bereitgestellt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich gebe gerne zu, dass wir in Deutschland schon eine
orliebe für die Gestaltung von Formularen haben. Ein
ormularpaket mit 28 Seiten sieht auf den ersten Blick
urchterregend aus. Dass man davon nur fünf Seiten aus-
üllen muss und dass die praktischen Beispiele, die in
er Ausfüllhilfe gegeben werden, sehr nützlich für die
andwirte sind, haben zumindest die Landwirte in
heinland-Pfalz schon letztes Jahr registriert. Als ich
etztes Jahr in einer Bauernversammlung nachgefragt
abe, habe ich festgestellt, dass der überwiegende Teil
er dortigen Landwirte keine Probleme hatte, die
tammdaten in das Formular einzutragen, obwohl der
ntrag neu und daher ungewohnt war.


(Birgit Homburger [FDP]: Es geht nicht nur um die Stammdaten!)







(A) )



(B) )


Lydia Westrich

Das liegt sicherlich auch daran, dass er übersichtli-

cher als vorher ist. Das sagt selbst der Deutsche Bauern-
verband.


(Birgit Homburger [FDP]: Was?)

– Jawohl, übersichtlicher als vorher. – 2003 geben die
Landwirte lediglich die Bankverbindung und den Ver-
brauch ein; denn der Rest ist bereits vorgedruckt. Einfa-
cher kann man es im elektronischen Zeitalter nicht mehr
machen: Bankverbindung, Verbrauch, Unterschrift – fer-
tig!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Kurt J. Rossmanith [CDU/ CSU]: Da freuen die sich noch, wenn die Bauern gepiesackt werden!)


Die Formulare sind bundeseinheitlich. Natürlich können
moderne Landwirte sie auch am Bildschirm ausfüllen.

Die Landwirtschaftsverbände wussten, dass es bei der
Umstellung des Verfahrens im ersten Jahr sicherlich An-
laufschwierigkeiten geben wird. Sie hatten das bereits
im Voraus akzeptiert. Wünschen vonseiten der Verbände
nach Erhebung von Daten, die für sie von Relevanz sind,
wurde dabei Rechnung getragen. Es werden also mit
dem Antrag mehr Daten erhoben, als von Amts wegen
gebraucht werden.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1504615400

Frau Kollegin Westrich, gestatten Sie eine Zwischen-

frage der Kollegin Homburger?

Lydia Westrich (SPD):
Rede ID: ID1504615500

Klar, wenn sie es will.

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1504615600

Ganz offensichtlich; jedenfalls habe ich den Ein-

druck.

(Heiterkeit)



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1504615700

Frau Kollegin, da Sie so vehement darauf bestehen,

dass es keine Probleme gebe, möchte ich Sie fragen, wa-
rum die Bundesregierung in ihrer Antwort auf unsere
Kleine Anfrage vom 28. Februar –


Lydia Westrich (SPD):
Rede ID: ID1504615800

Dieses Jahres?

Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1504615900


– ja, 2003; wir waren recht schnell und sehr aktuell –
Folgendes mitteilt:

Die Antragstellung wird voraussichtlich noch im
laufenden Jahr mittels eines elektronisch ausfüllba-
ren und in sich plausibilisierten Vordrucks ermög-
licht, was die Fehlerquote verringert.

Warum muss man etwas plausibler und einfacher ma-
chen – das sagt ja die Bundesregierung selber –, wenn es

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(C (D ngeblich schon so einfach ist und wenn es, wie Sie beaupten, überhaupt keine Probleme gibt? Wie ich Ihnen schon gesagt habe, kann man natürlich utes noch viel besser machen. Dazu geben wir Ihnen erne unsere Hand. Die Auszahlung läuft dieses Jahr wirklich wie am chnürchen. Man ist flexibel, weil man die Anträge – die tarren Fristen, die die Landwirte früher oft eingechränkt haben, wurden abgeschafft – bis zum Ende des ahres stellen kann. Im Gegensatz zu Ihrem Ansinnen ist mit diesem An ragsverfahren zumindest für die Kunden – ich wage icht, das auch für die Zollämter zu behaupten – eine erwaltungsvereinfachung gelungen. Außerdem sind ie Kommunen deutlich entlastet worden. Ich habe Büokratieabbau immer als Serviceleistung für die Bürgeinnen und Bürger verstanden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der CDU/CSU sowie bei der FDP – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Bravo! Das sehen wir auch so!)

Lydia Westrich (SPD):
Rede ID: ID1504616000

(Birgit Homburger [FDP]: Aha!)


ragen Sie die Bauernverbände, die Forstwirte und die
ärtner! Wir befinden uns schon im zweiten Jahr der
ntragsverfahrensumstellung. Die Praktiker werden Ih-
en bestätigen, dass diese Umstellung ein voller Erfolg
ar.
Wie gesagt, ich gebe gerne zu, dass man Gutes immer

och besser machen kann. Wenn man noch etwas findet,
as man besser machen kann, dann arbeiten wir an einer
erbesserung sicherlich gerne mit. Aber es gibt im Mo-
ent wirklich ganz andere Felder, in die wir unsere
räfte hauptsächlich stecken sollten.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das stimmt! Aber darüber wollt Ihr heute ja nicht diskutieren!)


Das Thema Bürokratieabbau wird uns noch lange
icht verlassen. Es ist eines der Schlagworte, das ständig
n aller Munde ist. Wenn es ans Eingemachte, an kon-
rete Details geht, stößt man an hohe Mauern – auch bei
hnen; siehe Handwerksordnung, siehe HOAI und die
iskussionen dazu, an denen Sie sich mit den unter-
chiedlichsten Aussagen wacker beteiligen, und zwar
eist nicht als Fürsprecher des Bürokratieabbaus.
Wenn sich die Bürgerinnen und Bürger einmal vor
ugen führten, in wie vielen Jahren Regierungszeit in
eutschland die FDP daran mitgewirkt hat, bürokrati-
che Verfahren, Gesetze und Verordnungen zu schaffen,
nd wie wenig die FDP ihre Chancen zur Vereinfachung
on Vorgängen genutzt hat, dann würden sie erkennen,
ie unglaubwürdig sich die FDP mit diesem Antrag im
inblick auf wirkliche Erleichterungen für die Men-
chen, was bürokratische Verfahren betrifft, macht.


(Birgit Homburger [FDP]: Dieses Verfahren stammt aus dem Jahre 2001!)







(A) )



(B) )


Lydia Westrich

Ich wünschte, Sie könnten verwaltungstechnische

Hemmnisse wirklich von denjenigen Verfahren unter-
scheiden, die, wie das Antragsverfahren beim Agrardie-
sel, längst eingespielt und angenommen sind. Erst wenn
sie bereit sind, dies zu unterscheiden, können wir nächs-
tes Mal über einen handfesten Bürokratieabbau reden.
Dann lohnt sich das.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
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Das Wort hat nun der Kollege Albert Deß, CDU/

CSU-Fraktion.

Albert Deß (CSU):
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Herr Präsident! Sehr verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Mehr Bürokratie für weniger Geld, so könnte man
das Ganze umschreiben. Aber schlimmer ist: Die rot-
grüne Bundesregierung zeichnet sich bekanntlich da-
durch aus, dass sie anders handelt, als sie redet.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: In allen Punkten!)


Das gilt auch für Ihre Ankündigungen zum Bürokratie-
abbau und zur Deregulierung.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Können Sie mir mal sagen, wo diese Bundesregierung handelt, Herr Kollege Deß?)


Im Januar 2003, also in diesem Jahr, hat Bundesmi-
nister Clement von diesem Rednerpult aus großspurig
Eckpunkte einer so genannten Mittelstandsoffensive an-
gekündigt. Im Februar 2003 hat das Bundeskabinett die
Eckpunkte eines umfassenden Bürokratieabbaus für den
Mittelstand beschlossen. Von einer Verminderung von
bürokratischen Lasten für die Landwirtschaft ist hier
aber nicht die Rede. Unsere Bauern sind aber Mittel-
stand pur.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1504616300

Herr Kollege Deß, der Kollege Carstensen fühlt sich

zu einer Zwischenfrage veranlasst. Gestatten Sie sie?

(Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Kann er das nicht alleine? Braucht er jetzt die Unterstützung von Ihnen, Herr Carstensen? – Gegenruf des Abg. Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Ich muss erst die Belehrung von dem Kollegen, der mich auch im Ausschuss immer belehrt, abwarten!)



Albert Deß (CSU):
Rede ID: ID1504616400

Gerne. Dem zukünftigen Ministerpräsidenten von

Schleswig-Holstein muss man immer das Wort geben.

Peter H. Carstensen (CDU):
Rede ID: ID1504616500

Herr Kollege Deß, mich hat Ihre Aussage ein biss-

chen gewundert, dass hier anders gehandelt als geredet

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(C (D ird. Können Sie mir einmal sagen, wo die Bundesreierung handelt? Lieber Kollege Peter Harry Carstensen, um diese rage zu beantworten, müsste ich viel Redezeit in Anpruch nehmen. Die Frau Künast hat zum Beispiel heute n der Verbraucherschutzdebatte wieder vom Schutz der erbraucher gesprochen. In Wirklichkeit werden die erbraucher aber getäuscht. Dank Frau Künast ist es in eutschland beispielsweise verboten, dass lebensmittelaugliches tierisches Fett in Milchaustauschern verwenet werden darf. In der ganzen übrigen Europäischen nion ist das aber erlaubt. Die Kälber werden ins EUusland transportiert; anschließend wird Kalbfleisch on dort nach Deutschland importiert. Mit Verbraucherchutz hat das Ganze nichts zu tun. Die Reden von Frau ünast stehen im Gegensatz zu ihrem Handeln. (Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Das ist jetzt aber der falsche Tagesordnungspunkt!)

Albert Deß (CSU):
Rede ID: ID1504616600

Ich wurde gefragt, wo die Bundesregierung anders
andelt, als sie redet. Ich habe ein ganz treffendes Bei-
piel gebracht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Unionsfraktion unterstützt den FDP-Antrag auf

ereinfachung des Antragsverfahrens bei Agrardiesel
anz nachdrücklich. Man kann nicht oft genug auf das
chwerfällige und umfangreiche Antragsverfahren hin-
eisen. Ich würde es begrüßen, wenn die Bundesregie-
ung dieses Verfahren vereinfacht.
Mehr als 300 000 landwirtschaftliche Betriebe müs-

en sich mit den Rückerstattungsanträgen, die 28 Seiten
mfassen, herumschlagen. Die Anträge – das ist schon
ngesprochen worden – müssen dann von 300 Beamten
n den Hauptzollämtern bearbeitet werden. Ich möchte
en Beamten in den Hauptzollämtern, die sich in diese
chwierige Materie eingearbeitet haben, Anerkennung
nd Lob aussprechen. Bei mir zu Hause ist das Haupt-
ollamt Regensburg zuständig. Als Kreisobmann des
ayerischen Bauernverbandes konnte ich feststellen,
ass sich die Beamten dort sehr bemüht haben, die
chwierigkeiten dieses Antragsverfahrens zu meistern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Unsere Bauern wollen produktiv in Feld und Wald so-
ie im Stall tätig sein und nicht von Landwirten zu
chreibwirten werden, die die Hälfte ihrer Arbeitszeit im
üro und am Computer verbringen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Eine Vereinfachung des Antragsverfahrens könnte

chon dadurch erreicht werden, dass auf eine Reihe von
ngaben verzichtet wird. Über die Ankündigung, dass
as für das nächste Jahr, also rückwirkend für das lau-
ende Jahr, der Fall sein wird, habe ich mich gefreut. Ich
chlage vor, dass man wieder das Antragsverfahren
ählt, wie es früher war. Da umfasste der Antrag zwei






(A) )



(B) )


Albert Deß

Seiten. Das hat ausgereicht, um die Rückerstattung zu
bekommen.

Noch einfacher wäre es, wenn – da möchte ich über
den Antrag der FDP hinausgehen – eine Erstattung nach
dem InVeKoS vorgenommen würde, wie es der Bayeri-
sche Landtag vorgeschlagen hat. Jetzt sind die Flächen-
daten vorhanden. Man könnte auch eine pauschale Er-
stattung vornehmen. Das würde außerdem dazu führen,
dass der Biodieseleinsatz in der Landwirtschaft zu-
nimmt.

Es gäbe eine dritte Möglichkeit – darüber könnten wir
auch diskutieren –, nämlich dass ähnlich wie in Frank-
reich in der Landwirtschaft Heizöl für die Traktoren ver-
wendet werden darf. Dann bedürfte es überhaupt keines
Antragsverfahrens mehr.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Jedes Fahrzeug, das in der Landwirtschaft, in der Forst-
wirtschaft oder im Gärtnereiwesen eingesetzt wird, be-
käme eine Plakette und jedes Fahrzeug, das eine solche
Plakette hat, dürfte mit Heizöl fahren. Die Kontrolle
wäre ganz einfach und der bürokratische Aufwand ginge
gegen null. Auch darüber könnten wir diskutieren.


(Beifall des Abg. Kurt J. Rossmanith [CDU/ CSU])


Diesel ist der wichtigste Energieträger in der Land-
wirtschaft. Nur ein geringer Teil, nämlich 10 Prozent,
wird für den Transport auf der Straße verwendet. Das ist
mit ein Grund dafür, dass es bisher eine Rückerstattung
gegeben hat und dass in der Landwirtschaft jetzt ein er-
mäßigter Steuersatz verwendet wird. Aber die deutsche
Landwirtschaft wird massiv benachteiligt, was die Höhe
des Steuersatzes anbelangt. Die deutschen Bauern müs-
sen, ohne Mehrwertsteuer, 25,6 Cent Steuern je Liter
zahlen. In den Niederlanden sind es 19,8, in Italien 11,8,
in Spanien 7,8, in Frankreich 8,1, in Großbritannien 5,2
und in Dänemark 0 Cent je Liter. Die Bundesregierung
ist gefordert, darauf hinzuwirken, dass die deutschen
Bauern den Bauern in den übrigen EU-Mitgliedstaaten
gleichgestellt werden.

Ich habe das einmal für einen landwirtschaftlichen
Betrieb von 100 Hektar mit einem Dieselverbrauch von
15 000 Litern durchgerechnet. 1998 hat der Landwirt in
Deutschland eine Steuerbelastung von 1 611 Euro ge-
habt – ich habe das umgerechnet –, der französische
Kollege eine solche von 1 215 Euro. Wir wissen, dass er
auch zu unserer Regierungszeit etwas weniger bezahlt
hat. Das war ein Unterschied von 396 Euro. Inzwischen
zahlt der deutsche Landwirt 3 840 Euro, der französi-
sche Landwirt nach wie vor 1 215 Euro. Der deutsche
Landwirt muss also, ohne Mehrwertsteuer, 2 625 Euro
Steuern mehr bezahlen. Das ist eine eklatante Wettbe-
werbsverzerrung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir haben einmal für einen Betrieb in Deutschland

durchgerechnet, welche Nachteile allein durch die rot-
grüne Bundesregierung geschaffen worden sind. Ich
kann es aus Zeitgründen nicht aufzählen. Tatsache ist
aber zum Beispiel, dass ein Betrieb auf der deutschen

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(C (D heinseite gegenüber einem Betrieb im Elsass pro Liter ilch bis zu 5 Pfennig, also 2,5 Cent, mehr Belastung at. Das bedeutet, dass der französische Betrieb die ilch 5 Pfennig billiger abliefern kann und immer noch as Gleiche verdient wie der deutsche. Aber die franzöische Molkerei kann das Kilo Käse um 50 Pfennig bzw. m 25 Cent günstiger anbieten; damit schmeißt sie die eutschen Mitbewerber aus dem Markt. Die deutschen olkereien müssen also im Preis heruntergehen. Die achteile davon haben die deutschen Landwirte. Beenden Sie diese eklatante Benachteiligung der eutschen Landwirtschaft! Die größte Bevorzugung der eutschen Landwirtschaft für die Zukunft wäre, wenn iese Bundesregierung zurückträte und hier wieder antändig regiert würde. Danke schön. Nächster Redner ist der Kollege Friedrich Ostendorff, ündnis 90/Die Grünen. Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1504616700
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

nd Herren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Vor
enigen Tagen noch hat die FDP auf ihrem Bremer Par-
eitag die neue Sachlichkeit und das Ende der Spaßpoli-
ik verkündet.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Das ist schon vorbei!)

er vorliegende Antrag der FDP ist in der Tat keine
paßpolitik mehr; dieser Antrag ist ein Witz.


(Lachen bei der FDP)

der wollen Sie von der FDP ernsthaft den Deutschen
undestag über jedes einzelne Formular dieses Landes
iskutieren lassen?


(Birgit Homburger [FDP]: Wenn Sie es gleich von selber richtig machen, brauchen wir das nicht!)


Frau Homburger, ich denke, wir haben wirklich Wich-
igeres zu tun.
Zu Punkt 1 Ihres Antrages: Es trifft zu, dass der

teuersatz für Agrardiesel immer noch über den Sät-
en liegt, die die Bauern in den meisten anderen EU-
ändern zahlen. Deshalb setzen wir uns auch seit lan-
em für eine EU-weite Regelung ein.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das sagen wir in allen Bereichen!)


ber die Wettbewerbssituation zwischen Betrieben in
en verschiedenen EU-Ländern lässt sich nicht allein am
grardiesel festmachen. Zum Beispiel gibt es nirgendwo
n der EU eine so hohe Investitionsförderung beim Stall-
au wie in Deutschland.


(Albert Deß [CDU/CSU]: In Italien ist die Förderung sehr hoch!)







(A) )



(B) )


Friedrich Ostendorff

In keinem anderen EU-Land wird pro Bäuerin und Bauer
ein vergleichbarer Zuschuss in die Sozialversicherung
bezahlt oder ist die Hofübergabe an Junglandwirte billi-
ger. Meine Damen und Herren von der Opposition, wer
über Wettbewerbsbedingungen reden will, der muss ehr-
licherweise auch diese Dinge erwähnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Doch nun zu Punkt 2 des vorliegenden Antrags. Das
Anliegen Entbürokratisierung ist natürlich voll und
ganz zu unterstützen. Bürokratischen Aufwand, den wir
den Bürgerinnen und Bürgern, den Betrieben und der
Verwaltung ersparen können, sollten wir uns sparen. Das
gilt nicht nur, aber auch für Bäuerinnen und Bauern.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Deshalb FDP!)

In dieser Hinsicht haben wir in den unterschiedlichsten
Bereichen auch noch einiges aus der Vergangenheit zu
verbessern.

Wir reden heute über die Agrardieselbesteuerung so-
wie den Aufwand, den landwirtschaftliche Betriebe zu
bewältigen haben, um für den im Betrieb eingesetzten
Diesel eine teilweise Rückvergütung der Mineralölsteuer
zu bekommen. Dieses Verfahren ist 2001 sehr mühevoll
geändert worden. Die bis dahin gezahlte Gasölbeihilfe
für landwirtschaftliche Betriebe wurde abgeschafft;
stattdessen wurde ein über die Jahre gleich bleibender
geminderter Agrardieselsteuersatz von 50 Pfennigen
bzw. von heute 25,56 Cent pro Liter eingeführt. Ich will
diese Diskussion nicht wieder aufrollen, aber wir hätten
uns natürlich auch andere Lösungen vorstellen können,
zum Beispiel, Diesel einzufärben.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Am besten rot!)


Aber auch das ist an Ihrem Widerstand gescheitert.
Aus meiner eigenen Praxis als Bauer weiß ich sehr

wohl, dass die Neuregelung der Agrardieselbesteuerung
den Betrieben bei der ersten Antragstellung im Jahr
2002 für das Jahr 2001 etwas mehr Aufwand bereitet
hat. Ein neues Formular muss man beim ersten Mal et-
was genauer lesen. Dieser Mehraufwand begründet
sich – das wurde schon von Frau Westrich angeführt, die
das Verfahren sehr gut dargestellt hat – aus der Übertra-
gung der Zuständigkeit von den Landwirtschaftsämtern
oder -kammern auf das Hauptzollamt. Aber jetzt, in den
Folgejahren, zahlt sich dieser Mehraufwand aus; denn
die Angaben, die sich nicht jedes Jahr ändern, sind nun
in den folgenden Anträgen vom Zollamt schon vorge-
druckt. In diese Felder muss nur derjenige etwas hinein-
schreiben, bei dem sich etwas geändert hat. Damit redu-
ziert sich der Aufwand für den fünfseitigen Antrag ab
diesem Jahr gegenüber früheren Anträgen erheblich.

Die Angaben, die erhoben werden, entsprechen im We-
sentlichen denen der alten Anträge, die in jedem Bundes-
land anders aussahen und deren Umfang von drei bis acht
Seiten reichte. Somit liegen wir mit nun fünf Seiten An-
trag – nicht 28 Seiten, wie der Antrag der FDP besagt – in
der Mitte. Natürlich könnten wir die Kästchen auch so

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(C (D lein machen, dass sie auf ein oder zwei Seiten passen. ber anwenderfreundlich wäre das nicht. Nun will ich Ihnen einmal sagen, welche Angaben ich ls Bauer für das Kalenderjahr 2002 machen muss. Hier ehen Sie meinen Antrag für 2002. In die beiden so belagten Seiten des Antrags muss ich nur eintragen, wie iel Agrardiesel in meinem Tank war, wie viel ich bezoen habe und wie viel ich am Ende des Jahres noch im ank hatte; darunter habe ich meine Unterschrift zu seten. Es ist wohl nicht zu viel verlangt, dies auszufüllen. Dazu gibt es Anlagen, drei an der Zahl. Eine davon ezieht sich, wie ich gerade ausgeführt habe, auf die pritmenge, eine weitere darauf, ob Sie einen neuen chlepper gekauft haben oder ob Sie privat einen dieseletriebenen PKW fahren; außerdem ist eine Belegliste er bezogenen Mengen beizufügen. Diese Belegliste tellt Ihnen in der Regel der Ölhändler aus. Die Anchrift ist vorgedruckt, die Bankverbindung ebenfalls. uch Betriebsart, Personenkreis und landwirtschaftlihe Fläche stehen im Formular schon drin. Das ist sehr ilfreich, weil sich bei Bauern in der Regel innerhalb eies Jahres nicht so viel ändert. Die Rentenerklärung rauchen sie nur mit einem Kreuzchen bei Ja oder bei ein zu versehen. Die Anzahl der Schlepper, die Nutzungsart der landirtschaftlichen Fläche und auch – ich habe schon daauf hingewiesen –, wie viel mein Hoftank am Ende des ahres noch enthält, muss angegeben werden. Der Anpruch der Gesellschaft zu erfahren – hiermit ist nämlich er größte Aufwand verbunden –, wie viel Diesel ich in einem Privat-PKW verfahren habe und an welcher ankstelle ich wann wie viel getankt habe, ist, wie ich enke, legitim. Es war im bisherigen Verfahren aber uch schon so, dass diese Angaben gemacht werden ussten. Da hat sich nicht viel geändert. Ich komme zum Schluss. Alles, was man dazu sagen ann, kann man so zusammenfassen: Nicht mehr, sonern weniger Bürokratie ist richtig. Inwiefern wir uns ier schwerfällig verhalten, Herr Deß, verstehe ich nicht. (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das glaube ich Ihnen leider!)


(Birgit Homburger [FDP]: So ein Quatsch!)


(Beifall bei der SPD)


Frau Kollegin Homburger, ich denke nicht, dass Sie
it dem Ausfüllen eines solchen Formulars, das ich ge-
ade hoch gehalten habe – ich kann es Ihnen gleich auch
och einmal zeigen –, schon überfordert wären. Sie
rauchen es ja auch nicht unter Beweis zu stellen, denn
ie sind ja keine Bäuerin. Ich denke aber, unsere Bäue-
innen und Bauern sind in der Lage, dies zu tun. Sie kön-
en da ganz unbesorgt sein: Unsere Bäuerinnen und
auern bekommen das hin.


(Birgit Homburger [FDP]: Sie wären trotzdem froh, wenn es einfacher wäre!)


Nachdem ich 35 Jahre lang Erfahrungen mit dem
usfüllen solcher Anträge sammeln durfte, kann ich
hnen, Frau Homburger, nur sagen: Dieser Antrag ist






(A) )



(B) )


Friedrich Ostendorff

wesentlich leichter als der alte zu bearbeiten. Da habe
ich wahrlich schon Schlimmeres gesehen.

Sie von der Opposition sollten sich gut überlegen, ob
es sinnvoll ist, die Agrardieselsubventionen so sehr zu
thematisieren. Ich weiß nicht, ob diese Diskussion dazu
beiträgt, dass die Hilfen für die Landwirtschaft erhalten
bleiben.


(Birgit Homburger [FDP]: Ist das eine Drohung?)


Meine Damen und Herren, der Antrag der FDP ist ab-
solut überflüssig. Deshalb lehnen wir den Antrag ab.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Kurt J. Rossmanith [CDU/ CSU]: Da fallen Ihnen nur noch Drohungen ein!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1504616800

Nächster Redner in der Debatte ist der Kollege

Norbert Schindler, CDU/CSU-Fraktion.


Norbert Schindler (CDU):
Rede ID: ID1504616900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Verehrte

Zuhörer und Zuhörerinnen! Herr Ostendorff, auch ich
habe schon viele Anträge ausgefüllt. Ich lade Sie gerne
dazu ein. Vielleicht ist es bei Ihnen so einfach, weil Sie
nur einen Lieferanten haben. Aber es gibt auch Land-
wirte, die Sonderkulturen haben und so wie ich 266 Be-
legquittungen einzeln zusammenrechnen und vorlegen
müssen.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das mussten Sie immer schon! Das war nie einfach!)


Reden Sie nicht davon, wie einfach alles geworden ist,
reden Sie vielmehr davon, wie einfach das System in der
Vergangenheit war, als die Kreisverwaltungen zuständig
waren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben auch da alle Belege dabeihaben müssen!)


Wir als Bauern mussten vier Seiten ausfüllen, jetzt sind
es mehr. Dahin zielt ja auch der Antrag der FDP, den
man nur unterstützen kann: hier Bürokratie abzubauen.

Ich erinnere mich an die Diskussion um das Verfah-
ren, die wir vor zwei Jahren geführt haben. Staatssekre-
tär Diller war ja im Finanzministerium für dieses Thema
zuständig. Es war damals eine gute Regelung, die Zu-
ständigkeit bei den Kreis- oder Landratsämtern bzw. den
Landwirtschaftsämtern anzusiedeln. Jetzt wurden 300 Stel-
len – ich zweifele diese Zahl an, sie wird nämlich noch
höher liegen – gemäß der Angabe der Bundesregierung
auf eine Kleine Anfrage der FDP in der Zollverwaltung
für die Bearbeitung der neuen Anträge neu geschaffen.
Vorher saßen unsere Ansprechpartner in den Kreisver-
waltungen; auch heute sind sie dort noch beschäftigt.

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(C (D an kann sich da schon die Frage stellen: Wäre es nicht öglich gewesen, weiterhin die Zuständigkeit bei dem ersonal zu belassen, das draußen vor Ort ist? Welchen Ärger es im ersten Jahr der Einführung drau en gab, wurde ja von Frau Homburger wirklich gut darestellt. Daraus hat man gelernt. Ich zolle hier den Zollerwaltungsbehörden Respekt, weil sie sich wirklich emüht haben. Ich sage aber noch einmal: Die Zollveraltungen mit der Aufgabe zu befassen, über Ausleichsbeträge zu entscheiden, war nicht notwendig, enn hierdurch entstehen höhere Verwaltungsausgaben. Vorhin wurde ja wieder von Subventionen gespro hen. Liebe Kollegin Lydia Westrich, ich lade dich ein, u versuchen, den neuen Antrag für meinen Durchchnittsbetrieb im Sonderkulturbereich – ich habe ihn och nicht ausgefüllt und du hast es nicht so weit zu ir – in einer Stunde auszufüllen. Wenn du dann siehst, elche Nachweise man führen muss, dann versteht du uch den Ärger. Es wird ja viel von Antragsund Bürokratieentlas ung geredet. Das ist auch die Zielrichtung des vorlieenden Antrags. Es gibt die verschiedensten Anträge: ierprämienanträge, Flächenausgleichsanträge, das Anragsverfahren beim Agrardiesel, die Nachbauregelung ür Züchter, die Regelung für Pflanzungsund Rodungsrämien. Von der EU werden weitere Programme angeündigt. In der Öffentlichkeit wird immer so getan, als eien das Subventionen. Davon war auch vorhin die ede. Aktuell wird – Herr Fischler ist ja in diesen Stunden n Berlin – wieder darüber gesprochen, wie man, was die andwirtschaft angeht, einen vernünftigen Ausgleich wischen den Industrieländern und den Billigstlohnlänern herstellen kann. In der Vergangenheit hieß es natürich, die deutsche Landwirtschaft muss ihren Beitrag azu leisten. Dafür bekam sie zum Teil einen Ausgleich. ber ich rufe in Erinnerung: Es ist immer nur ein gewiser Teil ausgeglichen worden. Allein das Höfesterben nd die geringe Zahl von 300 000 antragstellenden Berieben – gegenüber der Zahl von 500 000 Betrieben vor rei, vier Jahren – zeigt, wie drastisch sich der Strukturandel ausgewirkt hat. Ich will auch Folgendes in Erinnerung rufen – darü er haben wir vor zwei Jahren diskutiert –: Netto hat die kosteuereinführung für die deutschen Bauern eine ehrbelastung von umgerechnet 600 Millionen Euro edeutet. Albert Deß hat mit Recht auf den Unterschied ro Hektar gegenüber anderen Ländern hingewiesen; er at es an den Milchpreisen dargestellt. Man kann es auch m Ackerbau darstellen und zum Beispiel die Südpfalz der Baden mit dem Elsass vergleichen. Der Kollege ort erhält in der Mühle zu Straßburg genauso viel Euro ür 1Tonne Weizen wie wir in Ludwigshafen oder arlsruhe. Die Franzosen haben dadurch – das gilt weitehend für die Länder in der Europäischen Union; Däneark hat sogar keine Steuer auf Agrardiesel – einen ettbewerbsvorteil von 60 bis 80 Euro pro Hektar. Norbert Schindler Trotzdem werden Subventionen in der Landwirtschaft so negativ dargestellt, als würden wir in Deutschland den Staat abzocken. Anscheinend sollen sich die Bauern für die Mehrbelastung von 600 Millionen Euro noch bedanken und sich für das, was mit dem Begriff Subventionen umschrieben wird, rechtfertigen. Ich spreche zum Thema Agrardiesel noch etwas anderes an, was wir zur Verbilligung der Produkte für den Verbraucher mit Recht erhalten: Weil die Bauern bei ihrer Arbeit weitgehend nicht die öffentlichen Verkehrswege benutzen, wird bei der Nahrungsmittelproduktion keine Verkehrsteuer auf Diesel erhoben. Dem wichtigen Themenfeld der Produktion von nachwachsenden Rohstoffen auf stillgelegten Flächen – Herr Fischler hat es leise angekündigt; ich sage es hier ganz offiziell – wird man sich hoffentlich öffnen, wenn es um die Fortentwicklung der agrarpolitischen Ziele geht. Deutschland, Herr Berninger, hat vor der Bundestagswahl in der betreffenden Kommission – ich war gerne dabei – in Bezug auf die Verwertung von Ganzpflanzen, von Bioethanol bis hin zu besonders gezüchtetem Getreide, von vernünftigen, natürlich heranwachsenden Ressourcen eine gute Diskussion geführt. Ich mahne hiermit an, dass man sich mit dem gleichen Willen, den man vor der Bundestagswahl hatte, mit der deutschen Landwirtschaft, mit der Industrie, möglicherweise auch unter der Vorgabe eines Beimischungszwanges für Bioagrardiesel, erzeugt auf deutschen oder europäischen Feldern, wieder sehr engagiert eine politische Zielvorgabe gibt. Dafür haben Sie unsere Unterstützung. Herr Kollege Schindler, denken Sie bitte an die – über schrittene – Redezeit. Es tut mit Leid; dieses Thema ist wirklich wichtig in Bezug auf unsere Zukunftssicherung. Aber es gibt in dieser Legislaturperiode noch genug Gelegenheiten, das mit dem nötigen Ernst aufzugreifen, was wir vor einem Jahr mit der Steuerbefreiung für Agrardiesel gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Das Protokoll von Kioto bedeutet für die Umwelt – in Zukunft die Umwelt unserer Kinder – die Verpflichtung, dass wir hier und jetzt Zeichen setzen. Deutschlands Bauern sind dazu bereit; aber auch die Politik muss ihren Part spielen. Danke schön. Letzte Rednerin in der Debatte zu diesem Tagesord nungspunkt ist die Kollegin Waltraud Wolff, SPD-Fraktion. K K g D D r d A a S s l a l n D I A z u n n k k W d – n F m s A m i S d m D e z a (C (D Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! So dreist wie in unserem Ausschuss, wo die olleginnen und Kollegen der CDU/CSU die Beratunen in die Länge ziehen, so dreist sind sie auch in dieser ebatte, indem sie zum Teil die Redezeit überschreiten. as ist nicht sehr schön. Zunächst zwei kurze Anmerkungen zu meinen Vor ednern. Herr Schindler, Sie mahnen immer an, dass wir ie Kommunen von Bundesaufgaben entlasten sollen. n dieser Stelle haben wir es einmal gemacht. Aber uch das ist wieder falsch! Was wollen Sie eigentlich? ie ändern Ihre Meinung, wie es Ihnen gerade passt. Auch zu Herrn Deß – er ist leider nicht mehr anwe end – noch ein Wort. Er möchte immer die Gleichstelung unserer Bauern mit denen der EU-Partner. Wenn es ber um die Diskussion über eine gemeinsame Agrarpoitik in Europa geht, dann hört man von der CDU/CSU ichts. Da frage ich mich schon: Was soll das eigentlich? Nun zum FDP-Antrag. ieser Antrag fordert förmlich eine Recherche vor Ort. ch wollte also wissen, wie die Betriebe mit dem ntragsformular für die Vergütung der Mineralölsteuer urechtkommen. Ich bin oft bei Landwirten zu Besuch nd kann Ihnen deshalb sagen, dass es im letzten Jahr icht eine einzige Frage dazu gab. Trotzdem habe ich eien Rundruf gestartet und die Betriebe in meinem Wahlreis gefragt. Fazit: Die großen Betriebe kommen alle lar mit dem Antragsformular. Es gab Kommentare wie: ir wissen, wer Geld haben will, der muss auch etwas afür tun; das klappt. (Birgit Homburger [FDP]: Trotzdem könnte man es einfacher regeln!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Leider wahr!)





(A) )


(B) )


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: So ist es!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1504617000
Norbert Schindler (CDU):
Rede ID: ID1504617100

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1504617200
Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1504617300

(Beifall bei der SPD)


(Dirk Niebel [FDP]: Ein guter Antrag!)


Hören Sie gut zu, Frau Homburger. – Die Aussage ei-
es Betriebsleiters lautete, dass in seinem Betrieb eine
rau das Antragsverfahren in der Hand habe und es im-
er sehr einfach laufe, wenn Frauen das machen, weil
ie sich mit diesen Dingen leichter tun.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


uf der anderen Seite hat der Inhaber eines kleinen Fa-
ilienbetriebs gesagt, das Ausfüllen des Formulars sei
hm zu anstrengend und er habe den Vorgang seinem
teuerberater gegeben.


(Birgit Homburger [FDP]: Kostet Geld!)

Fakt ist – das haben Sie heute mehrfach gehört und

as werden Sie auch in Zukunft hören –: Kein Betrieb
uss das ganze Prozedere jährlich von vorn beginnen.
ie Zollämter schicken – mein Kollege Ostendorff hat
s schon gesagt – im zweiten Antragsjahr die Formulare
u. Viele Angaben sind schon voreingetragen; es gibt
lso nicht mehr viel auszufüllen.






(A) )



(B) )


Waltraud Wolff (Wolmirstedt)


In Ihrem Antrag sprechen Sie trotzdem davon, dass

die Formulare zu umfangreich seien.

(Birgit Homburger [FDP]: Genau!)


Wir haben heute schon gehört, was alles auszufüllen ist.
Erklärungshilfen, Frau Homburger, dienen der Erläute-
rung und müssen nach meiner Kenntnis nicht ausgefüllt
werden.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Ein Antrag zur Erteilung eines Antragsformulars!)


Von den Befragten wurde das Personal des Zollamts
ausdrücklich gelobt. Ich möchte auch von hier aus ein
herzliches Dankeschön sagen, weil diese Mitarbeiter
überaus hilfsbereit sind.

Nun zum Kritikpunkt, die Erstattung käme zum Teil
recht spät. Man muss einmal feststellen, dass die Ab-
rechnungsanträge im gesamten Folgejahr, also von Ja-
nuar bis Dezember, gestellt werden können. Für das Jahr
2002 waren es insgesamt 310 000 Anträge. Wenn allein
im Dezember, also im letzten Monat kurz vor Ultimo,
80 000 Anträge eingehen, dann ist es doch logisch, dass
es einen Antragsstau gibt. Das bedeutet natürlich, dass
diejenigen, die ihre Anträge sehr früh im neuen Jahr stel-
len, von Wartezeiten betroffen sind. Aber ich garantiere
Ihnen: Wenn wir die Antragsfristen auf die Zeit bis
Oktober verkürzen würden, dann hätten wir zwar einen
reibungslosen Ablauf, aber Sie von der FDP wären die
Ersten, die mit einem Aufschrei die staatliche Überregle-
mentierung anprangern würden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht hier um
Bundesmittel in Höhe von rund 370 Millionen Euro,
Tendenz steigend. Tatsache ist, dass wir für das Jahr
2003 mit fast 430 Millionen Euro Beihilfe zu rechnen
haben. Die Opposition weiß sehr gut, dass wir uns kein
lasches Antragsverfahren leisten können; immerhin sind
wir dem Steuerzahler verpflichtet.

Was Sie auch wissen müssen: Der Berufsstand befür-
wortet das jetzige verbrauchsbezogene Verfahren. Au-
ßerdem haben wir mit der möglichen Teilvergütung für
das erste Halbjahr einen ganz guten Weg gefunden und
die übermäßige Belastung durch Vorfinanzierung ver-
hindert.

Natürlich kann die FDP nicht darauf verzichten, in ih-
rem Antrag den im Vergleich zum EU-Ausland höheren
Steuersatz für Agrardiesel ins Feld zu führen. Noch ein-
mal zur Erinnerung, damit Sie es nicht vergessen: Wir
haben 2002 den Steuersatz für Agrardiesel noch einmal
gesenkt auf heute 25,56 Cent je Liter.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Etwas weniger Schmerz verursacht!)


Ich erinnere auch noch einmal daran, dass es die unions-
geführten Bundesländer waren, die zum Jahr 2000 die
gesamte Agrardieselreform mit überzogenen Forderun-
gen gefährdet haben. Ihre eigenen Finanzminister hätten
das nie mitgetragen. Sie wollen uns heute hier hoffent-
lich nicht weismachen, dass das im Sinne des Berufs-
standes gewesen ist.

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(C (D Auch wenn Sie es immer herunterspielen: Die Agrarieselregelung ist und bleibt eine Entlastung für die etriebe. Wir müssen weg vom Gießkannenprinzip und ie Landwirtschaft gezielt unterstützen. Das sind doch uch immer Ihre Forderungen. Wir setzen stark auf die weite Säule der Agrarpolitik und unterstützen in hohem aße die Landwirte, die sich für Umwelt und Tierschutz insetzen. Meine Damen und Herren, das EEG und die Biomas everordnung bieten schon jetzt sehr gute Einkommensöglichkeiten und diese Konditionen sollen noch weiter erbessert werden. Bauern, die Biodiesel einsetzen, sind teuerbefreit. Jetzt kommt es nur darauf an, dass die von en EU-Finanzministern erarbeitete Energiesteuerichtlinie zügig verabschiedet wird, damit der Biotreibtoff auch weiterhin steuerbefreit bleibt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir unterstützen die Betriebe, aber Ihr konservativer
nsatz, der in keiner Weise Umwelt- und Verbraucher-
chutz angemessen honoriert, findet bei uns keinen An-
lang.
Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1504617400

Frau Kollegin Wolff, es wird Sie sicher beruhigen,

ass wir Ihre Überschreitung der Redezeit genauso tole-
iert haben wie die kritisierte Überschreitung bei den an-
eren Kollegen.
Wir sind damit am Schluss dieser Aussprache. Inter-

raktionell wird Überweisung der Vorlage auf Drucksa-
he 15/833 an die in der Tagesordnung aufgeführten
usschüsse vorgeschlagen, wobei die Federführung
eim Finanzausschuss liegen soll. – Ich stelle Einver-
tändnis zu diesem Vorschlag fest. Dann ist die Überwei-
ung so beschlossen.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 9 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Peter

(Bremen)

der CDU/CSU
Deutsch als dritte Arbeitssprache auf europäi-
scher Ebene – Verstärkte Förderung von
Deutsch als lernbare Sprache im Ausland
– Drucksache 15/468 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Auswärtiger Ausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

höre dazu keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlos-
sen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
nächst dem Kollegen Dr. Peter Gauweiler für die CDU/
CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Peter Gauweiler (CSU):
Rede ID: ID1504617500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Der Antrag zielt auf zwei Dinge: Erstens wollen
wir die ständige Benachteiligung unserer Sprache in den
Gremien der Europäischen Union endlich beenden und
zweitens eine Behinderung der Menschen, die auf der
ganzen Welt Deutsch als Fremdsprache erlernen wollen,
beseitigen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich glaube, die Menschen, die sagen, das sei kein Ne-

benthema, haben Recht. Parlament kommt von „parlare“
und das heißt „sprechen“. Die Umweltschützer unter Ih-
nen wissen, dass wir unsere Sprache schützen müssen
wie unsere Gewässer.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Unser Ziel ist, in der Europäischen Union die Sprache

Deutsch neben Englisch und Französisch als dritte Ar-
beitssprache gleichberechtigt durchzusetzen, was bisher
in gar keiner Weise der Fall ist. Unser zweites Ziel ist
eine verstärkte Förderung des Deutschunterrichts im
Ausland. Wir bitten alle sehr herzlich, diese Intention zu
unterstützen. Wir räumen gern ein, dass es auf allen Sei-
ten dieses Hauses eindrucksvolle Bemühungen gibt, die-
sem Ziel näher zu kommen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn Sie
heute Abend nach dem Heimfahren wider Erwarten von
der Politik die Nase voll haben sollten und nicht den
politischen Teil der Zeitungen lesen, sondern sich in den
Kulturteil flüchten, dann können Sie dort in allen großen
deutschen Zeitungen eindrucksvolle Nachrufe auf den
nicht sehr bekannten, aber sehr tragfähigen Germanisten
Walter Höllerer lesen. Der Germanist Walter Höllerer,
an den wir heute anlässlich dieser kulturpolitischen De-
batte in Dankbarkeit und mit Anerkennung denken, hatte
sein ganzes Werk mit einer großen Überschrift versehen.
Diese Überschrift lautet: Macht euch verständlich, und
zwar in allen Differenzierungen, zu denen eure Sprache
fähig ist!

Jeder von uns weiß, dass dies in einer fremden Spra-
che, zum Beispiel in Englisch oder Französisch, nur bei
perfekter Kenntnis dieser fremden Sprache möglich ist.
Dies ist bei uns allen und bei Ihnen, meine sehr verehr-
ten Damen und Herren auf der Tribüne, selbstverständ-
lich der Fall, aber es gibt eine Mehrheit von Menschen,
bei denen dies nicht so ist. Bei allem Respekt vor der
Weltsprache Englisch, die zu Recht bereits im Kinder-
garten gelehrt wird: Gerade in meiner Generation kön-
nen die Differenzierungen und Verästelungen einer
2 000-jährigen Sprachkultur nicht durch 20 Unterrichts-
stunden in der Berlitz-Schule aufgeholt werden.

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(C (D Nicht umsonst geht es nicht nur in Feuilletons, sonern auch in vielen anderen ernsthaften Überlegungen m die Probleme der Imponiersprache. Die „Frankfurer Allgemeine Zeitung“ hat neulich eine große Abhandung veröffentlicht, deren Überschrift lautet: „Verlierer prechen denglisch“. Was ist damit gemeint? Ich zitiere: Offenbar haben viele Anleger nur Bahnhof verstanden. All diese sprachlichen Entgleisungen stammen von ehemaligen Neuer-Markt-Unternehmen, die allesamt insolvent sind oder „delisted“, wie der angelsachsophile „New-Economy“-Mensch sagen würde. „Das muss nicht unbedingt ein Zufall sein“, sagt Walter Krämer, Professor für Statistik ... und Gründer des Vereins Deutsche Sprache. Die Masche mit der Imponiersprache muss in unseem allgemeinen rot-schwarz-grün-gelben Interesse ein nde haben. Hier muss der Deutsche Bundestag Vorreier sein. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir alle wissen: Im politischen Streit, in der Argu-
entation oder in beidem muss kein Gegensatz sein. Wir
emühen uns, Wörter zu benutzen, mit denen wir sagen
ollen, was wir denken. Wir bemühen uns, dafür gute
örter zu wählen. Bevor man etwas schreibt, muss man
enau wissen: So oder so würde ich sprechen.
Dies ist den Menschen, die nicht perfekt Englisch

der Französisch können – ich spreche vier Wörter fran-
ösisch: „la patrie des patries“; Vaterland der Vaterländer
oll das heißen –, im Umgang mit den Gremien der Eu-
opäischen Union jedoch nicht möglich. Es gibt eine
erordnung zur Regelung der Sprachenfrage, in der im
inzelnen die Amtssprachen der Europäischen Union
on Finnisch bis Spanisch festgelegt worden sind.
Es gibt zudem eine Erklärung zu den größten, wich-

igsten Sprachen der Kommission, zur Arbeitssprache.
ach der Erklärung der Kommission zur Arbeits-
prache ist das Deutsche mit dem Englischen und Fran-
ösischen völlig gleichberechtigt. Dies ist kein Zufall;
enn für die meisten Menschen in der Europäischen
nion, 91 Millionen Menschen, ist Deutsch die Mutter-
prache. Zählt man diejenigen Menschen dazu, die
eutsch als erste Fremdsprache gelernt haben, sind es
ehr als 130 Millionen Menschen. Nach der EU-Ost-
rweiterung werden es noch mehr Menschen sein.
Es gibt eine Untersuchung über die Sprachenpolitik

er Europäischen Union in der Praxis. Darin wird da-
ach gefragt, wer mit wem kommuniziert. Man kommt
u folgendem Ergebnis: Beamte der EU-Kommission
ommunizieren mit EU-Organen zu 69 Prozent auf
ranzösisch, zu 30 Prozent auf Englisch und zu 1 Pro-
ent auf Deutsch. Beamte der EU-Kommission kommu-
izieren mit EU-Staaten zu 54 Prozent auf Französisch,
u 42 Prozent auf Englisch und zu 3 Prozent auf
eutsch. Beamte der EU-Kommission kommunizieren






(A) )



(B) )


Dr. Peter Gauweiler

mit Nicht-EU-Staaten zu 30 Prozent auf Französisch, zu
69 Prozent auf Englisch und zu 1 Prozent auf Deutsch.
Der Sympathie der EU-Gremien gegenüber den Deut-
schen dienen diese Zahlen nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich erkenne sehr an, dass die jetzige Regierung in vie-
len Fällen, insbesondere im Bereich der Europäischen
Kommission, auf der Ebene der Minister, im Rat der
Ständigen Vertreter und auch in den Arbeitsgruppen,
keine Konflikte gescheut hat, um zumindest eine Über-
setzung ins Deutsche durchzusetzen. Die Verhältnisse
sind so – ich sage das ohne jeglichen Zynismus –, dass
man für diese Selbstverständlichkeit dankbar sein muss.

In den eigentlichen Verwaltungen der Europäischen
Union, in den Generaldirektionen und in den Ministe-
rien, ist dies mitnichten der Fall. Das Gleiche gilt für die
einzelnen Referate und den internen Schriftverkehr. Das
kann auch gar nicht der Fall sein, weil die überwiegende
Mehrzahl der Beamten der Europäischen Union und der
Generaldirektionen, sofern sie keine deutschen Mutter-
sprachler sind – und das ist keine überwältigend große
Zahl –, nicht deutsch sprechen. Das hängt damit zusam-
men, dass in jedem deutschen Gymnasium mittlerweile
mindestens zwei Fremdsprachen verlangt werden, dies
bei anderen Mitgliedsländern der Europäischen Union
aber nicht der Fall ist.

Frankreich hat 1973 beim Beitritt Großbritanniens
durchgesetzt, dass alle britischen EU-Beamten französi-
sche Sprachkenntnisse nachweisen müssen. Die franzö-
sischen EU-Beamten haben als erste Fremdsprache – ich
hätte beinahe gesagt: selbstverständlich – Englisch. Dies
führt dazu, dass weniger als 10 Prozent der Beamten
überhaupt in der deutschen Sprache kommunizieren
können. Wir halten das für nicht richtig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wirtschaftsrelevante Daten der EU-Außenkommu-

nikation werden fast ausschließlich in Englisch und
Französisch veröffentlicht. Die EU-Wirtschaftsdaten-
banken arbeiten vorwiegend mit diesen Sprachen. Die
240 000 Ausschreibungen jährlich werden fast aus-
schließlich in Englisch und/oder Französisch veröffent-
licht. Jeder von Ihnen kann sich in einen Firmeninhaber
oder Firmenbeauftragten hineinversetzen, der erst um-
ständliche und langwierige Übersetzungen einholen
muss, bevor er die meist auch noch fristgebundenen
Ausschreibungen überhaupt zur Kenntnis nehmen kann.

Das hausinterne Mitteilungsblatt der EU-Kommis-
sion „Commission en direct“ – ich nenne das nur bei-
spielhaft – erscheint ausschließlich auf Englisch und
Französisch. Interessanterweise wird von den Bewer-
bern mittlerweile Englisch als Muttersprache verlangt.
Das hat zwar eine Fülle von Protesten verschiedenster
Organisationen hervorgerufen, die bisher aber völlig
wirkungslos geblieben sind.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das ist ja unglaublich!)


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(C (D Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, ass überparteiliche Organisationen das Wort ergreifen. er Deutsche Kulturrat hat vor wenigen Wochen in einer Resolution „Die deutsche Sprache stärken!“ erlärt: Der Deutsche Kulturrat unterstützt mit Nachdruck die Bestrebungen, die deutsche Spache als dritte Arbeitssprache in der Europäischen Union fest zu verankern … Der Deutsche Kulturrat schließt sich daher den Forderungen an, dass künftig alle EUDokumente neben Englisch und Französisch auch auf Deutsch vorgelegt werden. ir wollen, dass der Deutsche Bundestag diese Fordeungen des Deutschen Kulturrats möglichst einmütig unerstützt. Das Goethe-Institut hat im März dieses Jahres, also rst vor kurzer Zeit, durch seine Präsidentin Frau Profesor Dr. Jutta Limbach erklärt: Wir wollen mit einer Initiative des Gesamtinstituts, also auch der Kulturund Informationsangebote, dem Rückgang des Deutschunterrichts weltweit begegnen und so die Stellung der deutschen Sprache im Inund Ausland stärken. Das ist die Überleitung zu dem zweiten Teil unserer nitiative. Wir sind froh über jeden, der sie unterstützt. ie Debatte um das Einwanderungsrecht wird in diesem ause nicht nur in diesen Jahren heftig geführt. Ich erinere mich an eine Anhörung, an der ich als Vertreter der tadt München in den frühen 80er-Jahren teilgenommen abe. Die Themen haben sich nicht sehr verändert. Bei llen Unterschieden hat man mittlerweile in einem ganz esentlichen Punkt Übereinkunft erzielt: Ein wesentliher Integrationsfaktor ist die Kenntnis der deutschen prache. Herr Kollege, denken Sie bitte an die Redezeit. Ich brauche noch drei Sekunden. (Dr. Uwe Küster [SPD]: Eins, zwei, zweieinhalb! – Gegenruf des Abg. Manfred Grund [CDU/CSU]: Herr Kollege Küster, das ist seine erste Rede!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1504617600
Dr. Peter Gauweiler (CSU):
Rede ID: ID1504617700

Ich spreche jetzt betont einfach. Darum dauert es länger
ls drei Sekunden, wenn ich das noch darf, Herr Präsi-
ent.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1504617800

Ja, aber sicher.


Dr. Peter Gauweiler (CSU):
Rede ID: ID1504617900

Nur dann ist ein Einleben in die deutsche Sprachfami-

ie tatsächlich möglich.






(A) )



(B) )


Dr. Peter Gauweiler

In den letzten zehn Jahren wurde bei den Goethe-Ins-

tituten und den deutschen Schulen im Ausland ein dra-
matischer Abbau vorgenommen. In unserer Geschichte
sind noch niemals so viele Menschen aus dem Ausland
nach Deutschland gekommen wie in den letzten zehn
Jahren und noch niemals ist der Deutschunterricht im
Ausland so stark abgebaut worden wie in den letzten
zehn Jahren. Ich glaube, dies sollte geändert werden.

Herr Präsident, ich möchte zum Schluss noch vier
Zeilen von Heinrich Heine vorlesen. Als er im „Winter-
märchen“ von Frankreich her die deutsche Grenze er-
reicht, sagt er, was alle Menschen beim Thema Sprache
empfinden, mit leiser Ironie, aber eben auch in dem Be-
wusstsein, dass uns diese Sprache anvertraut ist:

Und als ich die deutsche Sprache vernahm,
Da ward mir seltsam zumute;
Ich meinte nicht anders, als ob das Herz
Recht angenehm verblute.

Es soll nicht ausbluten, aber wir wollen uns auch in Zu-
kunft auf Deutsch verständigen können. Ich bitte um
Ihre Unterstützung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1504618000

Herr Kollege Gauweiler, das war nicht Ihre erste Par-

lamentsrede, aber Ihre erste Rede im Deutschen Bundes-
tag, zu der ich Ihnen herzlich gratuliere.


(Beifall)

Ich bin nicht sicher, ob im Bayerischen Landtag nach

der Ankündigung, noch drei Sekunden zu brauchen, eine
weitere Minute Redezeit durchgegangen wäre. Sie mö-
gen daran sehen, wie anständig die Bayern – jedenfalls
von Westfalen – im Präsidium behandelt werden.


(Heiterkeit und Beifall – Monika Griefahn [SPD]: Wir werden uns das merken, Herr Präsident!)


– Daran habe ich keinen Zweifel, Frau Kollegin.
Nun erteile ich das Wort dem Staatsminister Hans

Martin Bury für die Bundesregierung.


Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1504618100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Eu-

ropa ist ein Kontinent mit vielen Sprachen, Sprachen mit
unterschiedlichen Wurzeln, ihrer spezifischen Ge-
schichte und Prägung durch nationale Erfahrungen,
Sprachen, deren Vielfalt zum kulturellen Reichtum Eu-
ropas gehört.

Vor gut fünf Wochen wurde in Athen – dem Ursprung
europäischer Demokratie und Kultur – der Vertrag zum
Beitritt von zehn ost- und südosteuropäischen Ländern
zur Europäischen Union unterschrieben. Europa wird
vereinigt. Wir nutzen die großartige Chance, ein Europa
des Friedens, der Sicherheit und des Wohlstandes zu
schaffen.

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(C (D Deutschland liegt nicht nur geographisch im Zentrum er erweiterten Europäischen Union, auch ökonomisch nd sprachlich sind wir besonders eng mit unseren achbarn verbunden. Die Bundesregierung hat sich seit 998 erfolgreich allen Versuchen widersetzt, den Status uo in den europäischen Institutionen zulasten der deutchen Sprache zu verändern. Bundeskanzler Schröder nd Präsident Chirac haben vereinbart, dass sich eutschland und Frankreich in der Sprachenfrage in den U-Institutionen gegenseitig unterstützen. Auf der rundlage der gemeinsamen deutsch-französischen prachenweisung vom Mai 2001 ist es Deutschland nd Frankreich gelungen, die Dreisprachenpraxis in der ommission gegen alle Widerstände beizubehalten. Dieen Weg werden wir fortsetzen, auch und gerade in der rweiterten Europäischen Union. Unser Ziel ist ein EU-Sprachenregime in der erwei erten Union, das die Stellung der deutschen Sprache estigt und zugleich die Effizienz, Transparenz und Legiimität der Institutionen stärkt sowie die Sprachenvielfalt nd den kulturellen Reichtum fördert. Europa hatte nie as Ziel, Schmelztiegel zu sein oder zu werden. Europas tärke ist und bleibt seine Vielfalt. Grundlage der Sprahenpolitik in der EU bleibt, dass sich jeder Bürger in einer Landessprache an die europäischen Institutionen enden kann und in seiner Sprache eine Antwort erhält. ichtige Dokumente und Veröffentlichungen der Union üssen weiterhin in alle Amtssprachen übersetzt weren. Nur so kann das Handeln der Europäischen Union on den Bürgerinnen und Bürgern nachvollzogen und erstanden werden. So werden Transparenz und Bürgerähe gefördert. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. HansJoachim Otto [Frankfurt] [FDP])


Für die Organe der Europäischen Union müssen aller-
ings andere Regeln gelten, damit deren Handlungsfä-
igkeit gewahrt bleibt. In allen europäischen Institutio-
en gibt es deshalb schon jetzt spezielle Sprachregime,
ie an die neuen Gegebenheiten nach der Erweiterung
ngepasst und modernisiert werden müssen. Unser Ziel
st dabei auch, die finanziellen Belastungen für Deutsch-
and gering zu halten.
Für den Europäischen Rat und die Ministerräte soll es

ei einer Dolmetschung in alle EU-Amtssprachen blei-
en. Das entspricht der Bedeutung dieser Organe und
ird auch in Zukunft unproblematisch zu gewährleisten
ein. Auch viele der anderen Organe, Institutionen und
remien der Union können ihr bisheriges Sprachregime
eibehalten. So sollen zum Beispiel Deutsch, Englisch
nd Französisch weiterhin die Arbeitssprachen der
ommission und des Ausschusses der Ständigen Vertre-
er bleiben.
Veränderungen sind allerdings bei den 181 Arbeits-

ruppen des Rates notwendig, die jedes Jahr zu über
000 Sitzungen zusammenkommen. Bei 20 Arbeits-
prachen und 380 denkbaren Sprachkombinationen stößt
as bisherige Vollsprachenregime hier zwangsläufig an
eine logistischen und finanziellen Grenzen.






(A) )



(B) )


Staatsminister Hans Martin Bury

Meine Damen und Herren, wir hätten hier bessere

Ausgangsbedingungen, wenn die frühere Bundesregie-
rung unter Helmut Kohl nicht 1993 bei den Verhandlun-
gen über den Maastrichter Vertrag eine Einschränkung
des bewährten Sprachenregimes im Bereich der Gemein-
samen Außen- und Sicherheitspolitik hingenommen
hätte.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ob es der Regierung Kohl damals an nationalem Selbst-
bewusstsein oder an Interesse mangelte, vermag ich
nicht zu beurteilen. Sie haben aber damals akzeptiert,
dass auf der Arbeitsebene in der GASP nicht mehr ge-
dolmetscht, sondern nur noch Englisch und Französisch
gesprochen wird.


(Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben geschlafen!)


Damit wurde eine Regelung geschaffen, die heute na-
türlich von all denen, die für die EU ein reines Zwei-
sprachenregime anstreben, als Präzedenzfall herange-
zogen und uns vorgehalten wird. Die griechische
Präsidentschaft wollte diese Regelung auf alle Ratsar-
beitsgruppen der Bereiche Allgemeines und Außenbe-
ziehungen ausdehnen. Es ist uns gelungen, dies gemein-
sam mit Frankreich, Spanien, Italien und Österreich zu
verhindern.

Die Bundesregierung unterstützt hier das so genannte
Marktmodell. Dessen Kerngedanke ist, dass das Recht
auf Dolmetschung erhalten bleibt, jeder Mitgliedstaat je-
doch für die Dolmetschung bezahlt, die er beantragt hat.
Dabei sollte es nach unseren Vorstellungen eine feste
Basisgruppe von Sprachen geben, die immer gedol-
metscht werden. Dazu zählen neben Deutsch Englisch,
Französisch, Spanisch und Italienisch.

Wir sind der Meinung, dass das Marktmodell die An-
forderungen an ein praktisch umsetzbares Sprachenre-
gime für Arbeitsgruppen am besten erfüllt. Es ist gerecht
und transparent, da es jedem Land die Entscheidung
selbst überlässt, Dolmetschung zu beantragen oder da-
rauf zu verzichten. Es berücksichtigt weiterhin das Prin-
zip der Gleichheit aller Sprachen, ohne es zu einer
unzeitgemäßen Prestigefrage zu machen. Schließlich
werden die vom Marktmodell ausgehenden Steuerungs-
effekte dazu beitragen, die Effizienz der Arbeitsgruppen
zu erhalten und zu verbessern und die Kosten für Dol-
metschung in der EU insgesamt zu senken.

Die griechische Präsidentschaft hat die Arbeiten an
diesem Marktmodell vorangebracht. Es gibt in der Zwi-
schenzeit einen grundsätzlichen Konsens über die Ziel-
setzung. Wir sind entschlossen, die Präsidentschaft auch
weiterhin bei der Suche nach einer konsensfähigen Lö-
sung, die berechtigte deutsche Interessen wahrt, zu un-
terstützen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Festigung der
deutschen Sprache als europäische Amts- und Arbeits-
sprache neben Englisch und Französisch ist ein wichti-
ger Beitrag zur Stärkung der Position der deutschen
Sprache in Europa. Aber noch wichtiger ist es, dass

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(C (D eutsch als lebende und gelebte Sprache im europäichen Alltag der Menschen seinen Platz behält und ausaut. Die Sprache von Schiller und Goethe, von Thomas ann und Günter Grass hat heute unverändert einen gu en Klang in der Welt. Ihre Bücher werden ebenso wie ie Gedanken von Kant, Hegel und Habermas ihren latz in den Bibliotheken der Welt behalten. Aber wir üssen auch zur Kenntnis nehmen, dass in unserer gloalisierten Welt längst Englisch zur Weltsprache geworen ist. Deutsch spielt als Wissenschaftssprache heute ur noch eine untergeordnete Rolle. 90 Prozent des eltaufkommens wissenschaftlicher Publikationen sind eute in Englisch abgefasst. Auch die Sprache der Wirtchaft ist längst Englisch. Man mag das mit Recht bedauern. Aber wir müssen ns diesem Wandel stellen. Das wird weder durch Sprahenschutzgesetze noch durch Anglizismenjagd oder kurrile Sprachpanscherwettbewerbe selbst ernannter ralshüter des Reinheitsgebots der deutschen Sprache elingen. Wer andere für das Erlernen von Deutsch als remdsprache gewinnen möchte, kann hierzulande keine olitik der Abschottung betreiben. Deshalb gibt es einen engen Zusammenhang zwi chen der Deutschförderung in Europa und der Fördeung der Mehrsprachigkeit. Wir streben ein Europa an, as sich durch kulturelle Vielfalt auszeichnet. Das beeutet auch, dass Englisch allein als Sprache der internaionalen Verständigung in Europa nicht ausreicht. Die eduzierung auf eine Sprache in Europa würde zu einer ulturellen Verarmung führen. Wir sollten unser reiches sprachliches Erbe in Europa icht vernachlässigen. Mindestens zwei Fremdsprachen u lernen sollte daher in Europa überall zur Regel weren. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ur dann gibt es genügend Raum für eine Fremdsprache
eben Englisch. Nur dann hat auch Deutsch als Fremd-
prache in Europa eine Zukunft.
Wir haben in einer ganzen Reihe von Mitgliedstaaten

er Europäischen Union erfreuliche Tendenzen, was das
rlernen der deutschen Sprache angeht, in Frankreich al-
erdings zunehmende Probleme in den Schulen. Ich
inde das Projekt „Deutsch-Mobil“ vorbildlich, weil
ier durch die Vermittlung von Freude, von Spaß am Er-
ernen der Sprache Hemmnisse abgebaut werden und
eugier geweckt wird. Damit wird die Voraussetzung
afür geschaffen, dass wieder mehr Schülerinnen und
chüler unsere Sprache erlernen.
Die Lust auf fremde Menschen und ihre Sprache,
eugier auf ein interessantes Land und dessen Kultur
der auch der Wunsch, in einem anderen Land zu arbei-
en, sind Motive, um eine Fremdsprache zu erlernen.
enn dies auch noch mit Spaß, Unterhaltung und Er-

olgserlebnissen verbunden wird, dann sind das gute Vo-
aussetzungen dafür, dass das Interesse an der fremden
prache nicht nachlässt.






(A) )



(B) )


Staatsminister Hans Martin Bury

Ich habe in der Vergangenheit häufig erstaunt festge-

stellt – etwa vor zehn Jahren bei einer Reise nach Südost-
asien –, wie viele der ausländischen Gesprächspartner
flüssig unsere Sprache sprechen. Viele von ihnen haben
in Deutschland studiert. Ihre Kinder studieren heute in
Kanada oder Australien. Als die Bundesregierung vor
drei Jahren gemeinsam mit der Unternehmensinitiative
D 21 die Greencard, das Angebot für hoch qualifizierte
Experten, geschaffen hat, bei uns im Bereich der Infor-
mations- und Kommunikationstechnologie zu arbeiten,
haben manche von ihnen gezögert, dieses Angebot anzu-
nehmen, obwohl sie gute Stellen hätten antreten können.
Sie wollten nicht in ein Land, das ihnen keine dauerhafte
Perspektive anbieten konnte. Noch heute haben wir in
Deutschland wegen der Blockadepolitik von CDU/CSU
kein zeitgemäßes Zuwanderungsrecht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir sprechen heute in dieser Debatte in großer Ein-
mütigkeit über die Notwendigkeit der Förderung der
deutschen Sprache. Das Interesse an einer Sprache steht
in unmittelbarem Zusammenhang mit der Attraktivität
des Landes, in dem sie gesprochen wird. Lassen Sie uns
gemeinsam daran arbeiten, unser Land moderner und zu-
kunftsgerichteter zu machen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1504618200

Das Wort hat nun der Kollege Hans-Joachim Otto für

die FDP-Fraktion.

Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1504618300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Gerade

bei diesem Thema ist es besonders wichtig, dass dieses
Parlament über die Grenzen der Fraktionen hinweg das
nationale Interesse an dieser Frage deutlich macht und
dass auch die Opposition die Bundesregierung bei ihren
Bemühungen unterstützt, den Einsatz der deutschen
Sprache auf der europäischen Ebene zu stärken.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Da es sich Herr Staatsminister Bury aber nicht ver-
kneifen konnte, bei mehreren Punkten in seiner Rede,
beispielsweise zum Maastricht-Vertrag, einige kleine
parteipolitische Einsprengsel zu bringen, will ich darauf
in einigen Sätzen parteipolitischer Art – es sind die Ein-
zigen dieser Art – erwidern. Ich teile Ihre Auffassung
nicht, dass in den Jahren seit 1998 die deutsche Sprache
auf der europäischen Ebene stärker gefördert worden sei
als vorher. Ich habe eher das Gefühl, dass sich der Trend
gegen die deutsche Sprache seit 1998 weiter verstärkt
hat. Ihre optimistische Einschätzung kann ich leider
nicht teilen.

Wir sind uns aber in dem Ziel einig, den Einsatz der
deutschen Sprache auf der europäischen Ebene und in

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(C (D uropa insgesamt zu stärken. Der Kollege Dr. Gauweiler at zu Recht darauf hingewiesen: Es gibt eine Reihe von ichtigen Argumenten, die es uns angeraten lassen üssten, uns dafür gemeinsam einzusetzen. Dafür sprechen zum einen wirtschaftspolitische berlegungen sehr stark. Die Ausschreibungen sind geade für mittelständische Unternehmen sehr schwierig zu esen. Wenn sie diese übersetzen lassen müssen, ist das in großer Kostenfaktor. Es ist noch ein weiterer Punkt zu überdenken. Bei der ewerbung um die Einstellung in die Beamtenlaufahn der Europäischen Kommission – die Zahlen haen Sie genannt, Herr Gauweiler – ist ein „Concours“ erorderlich, der in erster Linie auf Sprachkenntnisse in nglisch und Französisch abstellt. Dieses bedeutet naürlich einen großen Nachteil für Bewerber mit anderen uttersprachen. Da es in der Europäischen Union über 0 Millionen Menschen gibt, die Deutsch als ihre Mutersprache sprechen, ist diese Einstellungspraxis für iele deutsche Bewerber so von Nachteil, dass diese benruhigenden Zahlen zustande kommen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte aber auch auf einen kulturellen Aspekt
inweisen. In der geplanten europäischen Verfassung
insoweit ist das völlig ohne jeden Streit – ist die kul-

urelle Vielfalt als ein Verfassungsziel vorgegeben. Des-
egen sollten wir auch aus kulturpolitischen Gründen
inem drohenden Unilateralismus bzw. Bilateralismus
ich habe eher das Gefühl, es handelt sich um einen
nilateralismus – bei der Sprache entgegenwirken. Die
ulturelle Vielfalt erfordert es, dass sich die am meisten
esprochene Sprache in der Europäischen Union, näm-
ich Deutsch, auch in ihren Gremien wiederfindet.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, bei dem, was nunmehr zu
un ist, habe ich ein paar Wünsche auch im Hinblick auf
en Antrag der CDU/CSU. Ich hoffe sehr und möchte
einer Hoffnung nachhaltig Ausdruck geben, dass wir
m Ende dieses Diskussionsprozesses in den Gremien zu
inem einstimmigen Beschluss kommen, der die Bun-
esregierung ermächtigt, ermutigt und auch befähigt,
hre Position mit der gesamten Kraft des Deutschen Bun-
estages vorzutragen.
Lieber Herr Dr. Gauweiler, in diesem Zusammenhang
eine ich, dass Sie mit Ihrem Antrag ein wenig kurz ge-
prungen sind. Bei der Vermittlung der deutschen Spra-
he als lernbare Sprache im Ausland stellen Sie im
runde auf die Deutsche Welle und das dortige deutsch-
prachige Programm ab. Ich teile Ihre Auffassung. Wir
üssen aber auch selber unsere Hausaufgaben machen.
u unseren Hausaufgaben zählt es zum Beispiel, dass
ir uns als Volksvertreter dieses Landes bei Dele-
ationsreisen ins Ausland – jedenfalls dort, wo es Vertre-
er gibt, die der deutschen Sprache mächtig sind – auch






(A) )



(B) )


Hans-Joachim Otto (Frankfurt)


dieser Sprache bedienen und nicht in andere Sprachen
ausweichen.


(Peter Hintze [CDU/CSU]: Absolut richtig!)

Wir müssen ein überzeugendes Beispiel geben und

die Kraft der Bundesregierung in dieser Frage unterstüt-
zen, indem wir als Parlament die Mittel für die Aus-
landsschulen und Mittlerorganisationen – Goethe-
Institut Inter Nationes und IfA – erhöhen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir können im Parlament nicht ständig die Mittel kürzen
und gleichzeitig der EU-Kommission sagen, dass sie die
deutsche Sprache stärken muss; das geht nicht gut. Wir
müssen auch selber unsere Hausaufgaben machen. Da-
bei sind wir alle gefordert.

Kurzer Rede kurzer Sinn: Wir unterstützen die Bun-
desregierung in ihrem Bemühen. Ich habe auch keine
Kritik an dem bisherigen Einsatz zu äußern. Ich glaube
auch, dass es wichtig ist, dass Sie in Brüssel, Straßburg
und Luxemburg deutliche Signale dafür senden können,
dass das die übereinstimmende Meinung aller Fraktio-
nen dieses Hauses ist. Darüber hinaus dürfen wir die
Bundesregierung aber nicht nur mit wohlfeilen Worten
unterstützen, sondern wir müssen als Abgeordnete die-
ses Deutschen Bundestages auch dazu beitragen, dass
wir uns nicht in innere Widersprüche begeben. Wenn wir
Deutsch als lernbare Sprache im Ausland fördern wol-
len, dann müssen wir auch die entsprechenden Haus-
haltsentscheidungen treffen. Diese betreffen die Deut-
sche Welle, die deutschen Auslandsschulen und die
Mittlerorganisationen.

In diesem Sinne appelliere ich an Sie, in diesem
Hause die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass das
gemeinsame Ziel, Deutsch zu fördern, erreicht werden
kann.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1504618400

Das Wort hat nun die Kollegin Dr. Antje Vollmer,

Bündnis 90/Die Grünen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504618500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Na-

türlich konnten wir alle es nicht erwarten, die Jungfern-
rede von Herrn Gauweiler hier zu hören. Ein klein wenig
hätten wir aber doch noch warten können; denn dann
wäre das erreicht gewesen, worum sich der Kollege
Barthel bemüht hat, nämlich die Erstellung eines ge-
meinsamen Antrages über alle Fraktionsgrenzen hinweg.
Ich hoffe, dass wir am Ende des Debattenprozesses ge-
nau dieses schaffen;


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Jawohl!)


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(C (D enn ein gemeinsamer Antrag ist möglich und eigentlich uch gewollt. Wenn es, wie so oft in der Kulturpolitik, inen gemeinsamen Willen im Hause gibt, dann muss uch die Zeit dafür sein, gemeinsam vorgehen zu könen. Ich denke, das sollten wir auch tun. Natürlich ist uns allen das Thema sehr wichtig; das at auch der Staatsminister Bury gesagt. Es geht um die tärkung der deutschen Sprache in der Praxis auf der U-Ebene. Jeder ist der Meinung, dass das ein sinnvoles und notwendiges Bestreben ist. In der Vergangenheit at es uns aber an jener Energie gefehlt, die die Franzoen in dieser kulturellen Frage immer gezeigt haben. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Das ist wohl wahr!)


ier können wir manches von den Franzosen lernen. Wir
rbeiten ja auch sonst eng mit Ihnen zusammen. Gerade
ies ist ein guter Brückenschlag zwischen unseren bei-
en Ländern.
Es ist auch richtig, darauf hinzuweisen, dass es für

nsere hoch qualifizierten Bewerber auf der EU-Ebene
ehr viel schwieriger ist als für Bewerber aus anderen
ändern. Das muss sich ändern, weil wir aufgrund des
roßen Anteils, den die deutsche Sprachfamilie hat, auch
n den Gremien mit entsprechend vielen Personen vertre-
en sein müssen.
Ich meine aber, dass nicht nur dieser Bereich wichtig

st. Es geht auch um die Information der EU-Bürger über
as, was vonseiten der EU veröffentlicht wird. Als Bei-
piel nenne ich die Ausschreibungen. Viele – ich denke
nsbesondere an kleine und mittlere Betriebe – sind auch
egen der Sprachbarrieren daran gehindert, sich um ei-
en entsprechenden Auftrag zu bewerben. Deswegen
eht es bei der Erhöhung des Anteils der deutschen Spra-
he auch um die Chancengleichheit.
Staatsminister Bury hat schon gesagt, dass wir einiges

etan haben und dass es unser Verdienst war, das
arktmodell für das Dolmetschen in den Arbeitsgrup-
en des Rates der EU durchgesetzt zu haben. Das ist ein
ehr praktikables Modell. Hier wird nur in die Sprachen
bersetzt, die in einer bestimmten Sitzung tatsächlich
ebraucht werden. Es geht also nicht um eine unnötige
ufblähung der Übersetzungen, sondern nur um das,
as gebraucht wird, und Deutsch wird eben auch ge-
raucht.
Auch die Förderung der deutschen Sprache im Aus-

and halte ich für ein ganz wichtiges Ziel. Damit können
ir auf unterschiedliche aktuelle Tendenzen reagieren.
s gibt ein Interesse an unserer Sprache. Es ist schon ge-
agt worden, dass früher die deutsche Sprache führend
um Beispiel in der Medizin oder in der Grundlagenfor-
chung war.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Zum Beispiel in der Literatur!)


Auf die Literatur komme ich noch. – Aber wir wissen,
arum wir in diesen Bereichen nicht mehr führend sind.
s ist nämlich ein Erbe der Nazidiktatur, dass wir die
roße Anerkennung in der Welt, die es gegeben hat, auch
n Bezug auf die deutsche Sprache verloren haben.






(A) )



(B) )


Dr. Antje Vollmer

Umso mehr gibt es eine große Chance auf ein wach-

sendes Interesse im Bereich der Geisteswissenschaften
und übrigens auch im Bereich der Kultur. Denn wenn
man sich unsere ganz besonderen Kulturlandschaften an-
schaut, ob das die Museen und die Theater sind oder ob
es der Musikbereich ist, dann stellt man fest, dass wir
faktisch die Talentschule sehr vieler Künstler gerade aus
Osteuropa und Asien sind, die bei uns das Know-how
lernen und hier die Ausbildungsmöglichkeiten haben,
um irgendwann weltweit anerkannte Künstler zu sein.

Sie alle brauchen die deutsche Sprache, um zu uns
kommen zu können, ebenso wie die Immigranten, die zu
uns kommen, natürlich sehr viel besser integriert werden
können, wenn sie vorweg in ihrem Heimatland schon
Deutsch lernen.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Da ist was dran!)


Da ist ein Terrain zu verteidigen. Das gibt es übrigens
auch wegen der guten Sprachschulen der früheren DDR
in vielen osteuropäischen Ländern. Denken wir nur an
viele kleinere Länder auch in Asien, zum Beispiel Nepal,
Vietnam oder die Mongolei, die einen hohen Anteil an
Deutschsprachigen haben!

Richtig ist auch, dass diejenigen, die die Sprache ler-
nen – und das sind sehr viele – hier durch Stipendien und
Universitäten, die sie aufnehmen, aufgefangen werden
müssen. Es muss einen Wettbewerb um die Eliten der
Welt geben, die noch Interesse an uns haben. Unsere
Diskussionen mit dem Goethe-Institut zielen genau da-
rauf ab, diesem Interesse in den Ländern, in denen es be-
sonders groß ist, entgegenzukommen.

Ich finde es auch wichtig, dass man, wenn man sich
schon für die deutsche Sprache einsetzt, sie auch spre-
chen muss. Ich will ein typisches Beispiel nennen, über
das ich mich immer ärgere. Ich war am Wochenende auf
einer großen Konferenz in Italien. Herr Genscher und
ich haben vorher darauf bestanden, dass man auch
deutsch sprechen sollte. Die Russen sprachen russisch,
die Italiener sprachen italienisch und die Franzosen na-
türlich französisch. Wir setzten also durch, dass man
auch deutsch sprechen konnte. Deutsch sprachen also
Herr Genscher, interessanterweise Tadeusz Mazowiecki
aus Polen, aber General Naumann sprach englisch.


(Dr. Peter Gauweiler [CDU/CSU]: Der kann doch kein Englisch! – Heiterkeit)


Solche persönlichen Eitelkeiten müssen dem gemeinsa-
men Interesse untergeordnet werden.

Ich erinnere mich auch an eine sehr komische Szene
in Schanghai, als ein deutscher Wirtschaftsminister vor
einem überwiegend deutschsprachigen chinesischen Pu-
blikum englisch gesprochen hat, was auch nicht so pas-
send war.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Verraten Sie uns noch, wer das war!)


Ich glaube, dass sich die Einzelnen entsprechend verhal-
ten und unsere Kultur verteidigen müssen.

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(C (D Ich glaube, wir werden zu einem einheitlichen Ergeb is kommen. Nur eines wollte ich dazu noch sagen, Herr auweiler. Ich starre immer auf den Titel Ihres Antrags. rgendwie kommt mir der Titel „Förderung von Deutsch ls lernbare Sprache im Ausland“ wie schlechtes eutsch vor. Vielleicht bekommen wir, wenn wir das geeinsam machen, auch einen gemeinsamen Titel hin. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Peter Hintze [CDU/CSU]: Sehr gut!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1504618600

Ich erteile nun das Wort dem Kollegen Olav Gutting,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Olav Gutting (CDU):
Rede ID: ID1504618700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist

chon eine Weile her, da spielten deutsche Forscher und
rfinder in der Welt der Wissenschaft eine herausra-
ende Rolle. Damals diente die deutsche Sprache als
auptverständigungsmittel im internationalen Wissen-
chaftsbetrieb. Diese Zeiten sind aber längst vorbei.
icht mit dem Fehlen eines Zuwanderungsgesetzes,
err Staatsminister Bury, sondern mit dem allmählichen
erlust unserer Spitzenstellung in Forschung und Wis-
enschaft nahm und nimmt auch die Bedeutung der deut-
chen Sprache ab.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Heute müssen deutschsprachige Wissenschaftler in

nglisch publizieren, um international zur Kenntnis ge-
ommen zu werden. Besserung ist auch hier nicht in
icht: zum einen, weil den deutschen Forschungsinstuti-
nen und -organisationen nach den rot-grünen Haus-
altskürzungen hohe zweistellige Millionenbeträge feh-
en, und zum anderen, weil sich Deutschland unter der
etzigen Regierung aus wichtigen, zukunftsträchtigen
orschungsbereichen wie der Kernenergie und der grü-
en Gentechnik zurückgezogen hat.
Die deutsche Sprache ist im internationalen Umgang

rheblich ins Hintertreffen geraten. Das ist umso bedauerli-
her, als Deutsch die als Muttersprache am meisten gespro-
hene Sprache in der EU ist. Sie wird von fast 100 Millio-
en Menschen in der Europäischen Union – das ist mehr
ls ein Viertel aller EU-Bürger – gesprochen.
Obwohl Deutsch als Muttersprache in der EU in Eur-

pa mit großem Abstand den ersten Rang einnimmt, ob-
ohl der deutschsprachige Raum das höchste Brutto-
ozialprodukt in Europa erwirtschaftet und obwohl im
U-Parlament die deutschsprachigen Abgeordneten die
rößte Gruppe stellen, wird derzeit nur 1 Prozent der ex-
ernen Kommunikation durch die EU-Beamten in deut-
cher Sprache geführt. Um diesen Zustand zu ändern,
uss der Verbreitung und Pflege der deutschen Sprache
m Ausland ein höherer Stellenwert zukommen.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Olav Gutting

Dabei geht es nicht nur um die eigentlich selbstverständ-
liche Verpflichtung, die Sprache der deutschen Dichter
und Denker zu fördern und zu pflegen, sondern es geht
auch um handfeste wirtschaftliche Interessen.

Schauen wir uns doch einmal die wirtschaftspoliti-
schen Aspekte an, die mit der ungenügenden Berück-
sichtigung der deutschen Sprache als Arbeitssprache zu-
sammenhängen! In Punkt 2 unseres Antrages heißt es
unter anderem:

Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregie-
rung auf, … dafür Sorge zu tragen, dass Deutsch
bei allen Veröffentlichungen, Datenbanken, Stan-
dards, Konferenzen und Ausschreibungen den
Sprachen Englisch und Französisch gleichgestellt
wird.

Wer sich die Mühe macht, eine europäische Ausschrei-
bung zu lesen, der weiß, vor welchen Problemen ein
deutscher Auftragnehmer steht. Man hat einen Wust von
Papieren in der Hand und kommt auch dann, wenn man
die englische Sprache einigermaßen beherrscht, kaum
über den ersten Absatz hinaus.

In einer Wirtschaftslage, die vom Nachfrageausfall
der öffentlichen Hände – insbesondere bei den Kommu-
nen – gekennzeichnet ist, in einer Situation, in der Mit-
telstand und Handwerk der Insolvenz näher sind als dem
goldenen Boden und in der unsere Volkswirtschaft stag-
niert – einige sprechen sogar von Rezession –, wären zu-
sätzliche öffentliche Aufträge gerade aus dem europäi-
schen Raum dringend notwendig. Aufträge in diesem
Bereich wären für viele Betriebe ein rettender Stroh-
halm. Ich spreche von einem erheblichen ökonomischen
Faktor.

Man muss sich die Zahlen einmal vor Augen halten:
Die Gesamtausgaben im europäischen Auftragswesen
bewegen sich derzeit zwischen 1 Billion und 1,5 Billio-
nen Euro. Davon entfallen rund 250 Milliarden Euro auf
deutsche Auftraggeber. Wenn es um die Verteilung die-
ses Auftragsvolumens geht, dürfen unsere deutschen Fir-
men nicht zu kurz kommen. Das setzt aber Chancen-
gleichheit bei der Informationsbeschaffung voraus.

Ich bin ja aus Baden-Württemberg und kenne mich
deshalb mit Deutsch ganz besonders gut aus.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich komme aber aus einer grenznahen Region. Viele Be-
triebe in meinem Wahlkreis würden sich gerne an einer
der insgesamt 240 000 Ausschreibungen der EU-Kom-
mission beteiligen. Für Großunternehmen stellen die
meistens in Englisch abgefassten Ausschreibungsbedin-
gungen keine allzu große Hürde dar, da sie über Spezia-
listen verfügen, die sich in der entsprechenden Materie
bestens auskennen. Aber für einen kleinen Mittelständler
oder Handwerker ist es einfach zu aufwendig, ja auch zu
kostspielig, eine Übersetzung ins Deutsche anfertigen zu
lassen.

Viele Informationen, die die europäische Vergabepra-
xis betreffen, lassen sich auch im Internet finden. Die

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(C (D lektronische Informationsseite der EU für das Vergabeesen, das Système d'Information pour les Marchés pulics, kurz SIMAP, bietet fast ausschließlich englische extseiten an. Daran ändert auch nichts, dass einige Unrseiten in Deutsch sind; denn selbst auf den deutschen nterseiten sind die vorhandenen Basisinformationen iederum nur auf Englisch abrufbar. Transparenz schafen wir aber nur, wenn wir auch für einen Zugang zum ystem, zu den Rahmendaten und zu den Details auf eutsch sorgen. Der tatsächlichen Installation der deutschen Sprache ls Arbeitssprache kommt aber noch aus einem weiteren rund eine besondere Bedeutung für unsere zukünftige irtschaftliche Entwicklung zu. Ich denke dabei insbeondere an die bevorstehende EU-Osterweiterung. och genießt an den osteuropäischen Schulen Deutsch en Vorzug gegenüber Französisch. Das ist gerade für leinere deutsche Unternehmen ein Vorteil; denn die Beutzung der eigenen Sprache erleichtert die wirtschaftlihen Kontakte. Die Verbreitung der deutschen Sprache Osteuropa ist deshalb ein Wettbewerbsvorteil und ein indeglied, das wir ausbauen müssen. Die herausgehoene Stellung unserer Sprache im osteuropäischen Raum ird sich aber nur dann halten bzw. sogar ausbauen lasen, wenn Deutsch als Arbeitssprache in Brüssel tatsächch umfassend Anwendung findet. nderenfalls wird dem Erlernen und dem Beherrschen er deutschen Sprache im osteuropäischen Raum nicht ehr die erforderliche Aufmerksamkeit geschenkt. Man ird dann zwangsläufig anderen Sprachen den Vorzug eben. Die Bundesregierung und ihre Vertreter in den euro äischen Institutionen – das gilt aber auch für uns, das eutsche Parlament – müssen sich mehr als bisher und it Nachdruck um eine stärkere Präsenz der deutschen prache auf EU-Ebene bemühen. Wir sollten genügend elbstbewusstsein haben, um unsere Interessen offensiv u vertreten. Mit Leisetreterei kommen wir in Brüssel icht weiter. it der Stärkung der deutschen Sprache leisten wir eien nicht unerheblichen Beitrag zur Stärkung des Wirtchaftsstandortes Deutschland. Vor dem Hintergrund nserer derzeitigen wirtschaftlichen Situation und Wirtchaftsdaten sollten wir alle Energie darauf verwenden, ass diese Forderungen nicht im bürokratischen Dschunel der Brüsseler EU-Instanzen auf Nimmerwiedersehen erschwinden. Herr Kollege Gutting, ich gratuliere Ihnen herzlich zu hrer ersten Rede im Deutschen Bundestag, verbunden it allen guten Wünschen für die weitere parlamentariche Arbeit. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege Eckhardt Barthel für die SPD-Fraktion. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Das ist aber nicht seine erste Rede!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1504618800

(Beifall)





(A) )


(B) )



Eckhardt Barthel (SPD):
Rede ID: ID1504618900

Ich hoffe, dass es auch nicht die letzte sein wird.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die bishe-

rige Debatte könnte man mit dem Satz überschreiben: So
viel Konsens war nie. Abgesehen von meinem Vorredner
– bei ihm hatte ich manchmal das Gefühl, dass er die
deutsche Sprache ein wenig zu sehr für ökonomische
Zwecke instrumentalisiert – ist hier ein breiter Konsens
darüber vorhanden, dass wir die Stellung der deutschen
Sprache im Ausland gemeinsam fördern wollen. Ich er-
innere in diesem Zusammenhang an das, was Herr Otto
gesagt hat: Wir Kulturpolitiker waren bei der Konsens-
findung schon recht weit. Ich gestehe aber, Herr
Gauweiler, dass wir die Sache bisher nur unter kulturpo-
litischen Gesichtspunkten betrachtet haben. Wer sind wir
denn, wenn wir keine europapolitischen Aspekte einbe-
ziehen?

Da die Zustimmung hier so groß ist, kann ich sagen:
Wenn wir unser Ziel beibehalten, werden sich sowohl
Kultur- als auch Europapolitiker auf einen gemeinsamen
Antrag zu diesem wichtigen Thema einigen. Die bisheri-
gen Erfahrungen sprechen dafür; also habe ich diesbe-
züglich keine Sorgen.


(Beifall der Abg. Monika Griefahn [SPD])

Gemeinsamkeit ist aber kein Selbstzweck. Ich glaube,

dass ein interfraktioneller Antrag auf europäischer
Ebene eine höhere Bedeutung hätte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Das ist der Hauptgrund, warum wir für einen interfrak-
tionellen Antrag sind. Ich bin mir sicher: Keiner wird
sich diesem Ziel widersetzen. Da so viel Übereinstim-
mung bestand, erlaube ich mir jetzt, gewissermaßen ein
Ausrufezeichen zu setzen.

Wir müssen bei der Durchsetzung eines höheren Stel-
lenwertes der deutschen Sprache allerdings auch ein biss-
chen vorsichtig und sensibel sein. Beim Bemühen um die
Verbreitung der deutschen Sprache dürfen wir nämlich
nie auch nur in den Verdacht geraten, andere Sprachen
verdrängen oder in ihrer Bedeutung herabsetzen zu wol-
len. Deswegen meine ich: Jedes Bemühen, die deutsche
Sprache zu stärken, ist schon von vornherein zum Schei-
tern verurteilt, wenn nicht die notwendige Sensibilität bei
der Verfolgung dieses Zieles vorhanden ist.

Europa, das heißt eben auch Vielfalt der Kulturen,
die es zu pflegen und zu fördern gilt. Deshalb haben wir
in einem unserer Anträge – ich glaube, er ist vorhin er-
wähnt worden – die Forderung formuliert, in der euro-
päischen Verfassung die Vielfalt der Kulturen und auch
der Medien sowohl als Wert als auch als Ziel zu veran-
kern. Darüber bin ich sehr froh.

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(C (D Herr Nooke, ich halte es – gerade aufgrund der hier eführten Debatte – für bedauerlich, dass im CDU/CSUntrag die Kultur – darüber reden wir ja – nur im Hinlick auf Zuständigkeiten auftaucht, sonst überhaupt icht. (Günter Nooke [CDU/CSU]: Das ist auch das Wichtigste! Sprache ist Kultur!)


prache ist Kultur.

(Günter Nooke [CDU/CSU]: Ja, eben!)


eine Kultur und keine Sprache in Europa oder an-
erswo hat einen höheren oder geringeren Wert als eine
ndere. Deswegen möchte ich es an dieser Stelle wagen
ich versuche auch hier, gewissermaßen ein Ausrufezei-
hen zu setzen –, einen Blick über den europäischen
ellerrand zu werfen. Die 70 Sprachen, die in Europa
esprochen werden, machen lediglich 1 Prozent aller
prachen in der Welt aus. Das verdeutlicht die Dimen-
ion, mit der wir es zu tun haben. Der Blick „nach drau-
en“ ist beängstigend: Von den 15 000 Sprachen, die es
inmal gab, hat bis heute nicht einmal die Hälfte über-
ebt. Alle zwei Wochen – das zeigt die Statistik – stirbt
ine Sprache.


(Monika Griefahn [SPD]: Das ist wie mit der Artenvielfalt!)


er britische Linguist David Crystal hat diese Entwick-
ung mit dem „globalen Trend zur kulturellen Anpas-
ung“ begründet. Darüber sollten wir einmal nachden-
en.
In Europa gibt es Sprachen, die von relativ wenigen
enschen gesprochen werden, und solche, die von vie-

en gesprochen werden. Die Zahl derjenigen, die deutsch
prechen, ist bereits genannt worden; ich will sie jetzt
icht wiederholen. Wenn wir den Stellenwert der deut-
chen Sprache erhöhen wollen, dann sollten wir uns klar
achen, dass es nicht nur um eine Wertung geht, son-
ern um Quantitäten, die sich auf europäischer Ebene
iderspiegeln müssen. Es geht auch nicht – das wird im-
er wieder behauptet – um eine Verdrängung des Engli-
chen; denn kein vernunftbegabtes Wesen wird Englisch
ls Lingua franca heute noch infrage stellen. Ich jeden-
alls sehe niemanden, der das tut.
In den ersten beiden Punkten des Antrags der CDU/
SU geht es um das – auch das ist ein schönes Wort –
prachregime. Im dritten Punkt geht es um mehr, näm-
ch um die Verbreitung und Pflege der deutschen Spra-
he im Ausland generell. Es ist richtig – das finde ich
uch –, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland mit
rwähnt wird. In der Tat: Es ist auch ein Wirtschaftsfak-
r. Eines habe ich in der Kulturpolitik gelernt: Wenn
an für eine kulturelle Angelegenheit wirbt, dann hat
an immer mehr Chancen auf Umsetzung, wenn man
arauf hinweisen kann, welch positive Wirkungen das
uch für die Wirtschaft hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – HansJoachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Da haben wir Ihnen doch was beigebracht!)







(A) )



(B) )


Eckhardt Barthel (Berlin)


Es geschieht auch eine Menge. Wir sollten das nicht

herunterreden. Ich nenne nur das Goethe-Institut Inter
Nationes, die deutschen Auslandsschulen und – damit
wollen wir uns in nächster Zeit beschäftigen – die Deut-
sche Welle. Gerade die Deutsche Welle ist in diesem
Bereich sehr stark tätig. Wenn wir in nächster Zeit über
das Deutsche-Welle-Gesetz reden, wird auch die Ver-
mittlung der deutschen Sprache Thema sein. Es ist also
schon eine Menge geschehen und dies wollen wir auch
fortsetzen.

Wir werden auf Dauer nur eine Chance haben, die
deutsche Sprache im Ausland zu verbreiten, wenn wir
sie auch im Inland pflegen und entwickeln. Die Präsi-
dentin des Goethe-Instituts, Frau Jutta Limbach, die
heute erfreulicherweise schon mehrfach zitiert wurde,
hat vor einigen Tagen eine Pressemitteilung herausgege-
ben. Danach registriert sie, dass in vielen Teilen der Welt
ein steigendes Interesse an der deutschen Sprache be-
steht. Ich zitiere:

Das Interesse am Deutschlernen ist, entgegen aller
gegenteiliger Gerüchte, unverändert groß. Die Zahl
von 20 Millionen Deutschlernern weltweit ist ein
eindrucksvoller Beleg …

Das ist die positive Nachricht von ihr, doch sie klagt
auch, zum Beispiel darüber, dass in der Wirtschaft und in
der Wissenschaft immer mehr englisch kommuniziert
wird. Noch ein Zitat, weil es so schön ist:

Wir stellen einen bemerkenswerten Verzicht auf
den Gebrauch der eigenen Sprache fest.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das stimmt!)

Auch das ist eine Aussage der Präsidentin des Goethe-
Instituts, die ich hier gern zitiere.

Ich denke – wie es erwähnt worden ist – an die über-
flüssigen und auch ausgrenzenden Anglizismen, die sich
in der deutschen Sprache festgesetzt haben; besser ge-
sagt: Sie haben sich nicht festgesetzt; das ist aktiv ge-
macht worden. Wir hatten in der letzten Legislaturperi-
ode – ich erinnere mich noch sehr gut daran – zu zwei
Anfragen zu diesem Thema eine heftige Diskussion. Ich
frage mich nur: Was ist daraus geworden? – Wenn ich
jetzt einen Begriff wie Jobfloater höre,


(Günter Nooke [CDU/CSU]: Das ist nicht unsere Idee gewesen!)


dann weiß ich: Sehr erfolgreich war unsere Diskussion
bestimmt nicht.

Der Respekt vor anderen Sprachen setzt den Respekt
vor der eigenen Sprache voraus. Da liegt eine ganz wich-
tige bildungspolitische Aufgabe. Das alles hat auch et-
was mit dem Antrag zu tun, den wir hier behandeln. Las-
sen Sie mich abschließend sagen: Wir können nicht
etwas ins Ausland tragen, was im Inland verkümmert.
Insofern schließt sich hier der Kreis. Ich würde auch sa-
gen: Auswärtige Kulturpolitik beginnt im Innern. Inso-
fern müssen wir das verbinden: den Transport der deut-
schen Sprache nach außen und die Pflege der deutschen
Sprache im Innern. Das halte ich für eine wichtige Auf-
gabe. Aufgrund des Konsenses, den wir hier haben, wer-

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(C (D en wir – da bin ich mir sicher – zu dem gewünschten emeinsamen Antrag kommen. Ich bedanke mich. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1504619000

Ich schließe die Aussprache.
Ich danke allen Rednern dafür, dass sie sich dem zu
echt kritisierten zunehmenden Verzicht auf den Ge-
rauch der deutschen Sprache nicht angeschlossen haben
nd selbst dann, wenn sie aus Baden-Württemberg kom-
en, Hochdeutsch gesprochen haben.
Ich unterstelle, dass Sie mit der vorgeschlagenen
berweisung der Vorlage auf Drucksache 15/468 an die
n der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse einver-
tanden sind. – Das ist so. Dann ist die Überweisung be-
chlossen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 10 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Klaus
Brähmig, Ernst Hinsken, Edeltraut Töpfer, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
Schaffung einer familienfreundlichen, ver-
kehrsentlastenden und wirtschaftsfördernden
Ferienregelung
– Drucksache 15/934 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Tourismus (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Ausschuss für Kultur und Medien

Dafür war nach einer interfraktionellen Vereinbarung
ine halbe Stunde vorgesehen. Die benötigen wir nicht,
eil die gemeldeten Rednerinnen und Redner, nämlich
nnette Faße, Klaus Brähmig, Grietje Bettin und Ernst
urgbacher, ihre vorbereiteten Reden zu Protokoll gege-
en haben. Ob es bei diesem Thema einen ähnlich brei-
en Konsens gibt, wie das in der vorherigen Debatte der
all war, bitte ich also der Lektüre der zu Protokoll gege-
enen Reden zu entnehmen.
Interfraktionell ist auch die Überweisung der Vorlage

uf Drucksache 15/934 an die in der Tagesordnung auf-
eführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit
inverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überwei-
ung so beschlossen.
Ich rufe nun Tagesordnungspunkt 11 auf:

Erste Beratung des von den Abgeordneten Hans-
Michael Goldmann, Daniel Bahr (Münster),
Rainer Brüderle, weiteren Abgeordneten und
der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

eines Gesetzes zur Änderung des Baugesetz-
buchs – § 246 –
– Drucksache 15/360 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft

Hierzu war nach einer interfraktionellen Vereinba-
rung ebenfalls eine halbe Stunde Debattenzeit vorgese-
hen, wobei die FDP fünf Minuten erhalten soll. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das dem Grundsatz
nach so beschlossen.

Für den Antragsteller erteile ich dem Kollegen
Michael Goldmann das Wort.


(Beifall bei der FDP, der SPD und der CDU/ CSU)



Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1504619100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Diese fünf Minuten müssen sein. Ich ver-
zichte nämlich nicht auf den Gebrauch der deutschen
Sprache. Ich will die Gelegenheit, vor so vielen Zuhö-
rern zu sprechen, auch nicht missbrauchen.

Es geht hier um ein wichtiges Anliegen; sicherlich ha-
ben Sie die Vorlage gelesen. § 246 Baugesetzbuch in
Verbindung mit § 35 Baugesetzbuch schafft eine zusätz-
liche Möglichkeit, den agrarstrukturellen Wandel, der
im ländlichen Raum von enormer Bedeutung ist – jeder,
der sich dort auskennt, weiß, vor welchen Herausforde-
rungen wir dabei stehen –, aus der speziellen Situation
dieses Raumes heraus abzufedern. Dies ist der erste As-
pekt der vorgeschlagenen Änderung.

Zum Beispiel entstehen in Niedersachsen sehr große
Probleme, weil die sehr intensive marktwirtschaftlich
ausgerichtete Landwirtschaft die alten Hofstellen ver-
lässt und dadurch Brachen entstehen und Dorfstrukturen
zerstört werden, was erhebliche Auswirkungen auf das
dörfliche Miteinander hat.

Die bisherigen Regelungen waren zu eng gefasst und
ließen Sonderregelungen der einzelnen Bundesländer
nicht zu. Deswegen wollen wir einen Antrag auf den
Weg bringen, der dies ausweitet, der sowohl die Zeit-
spanne als auch die Möglichkeit der Nachnutzung aus-
dehnt. Wir glauben damit einen Beitrag zu leisten, der
der Sache dienlich ist.

Es gibt einen zweiten Aspekt, der gerade in den letz-
ten Tagen wieder aktuelle Bedeutung bekommen hat. Ich
meine die Nachnutzung frei gewordener militärischer
Liegenschaften. Sicherlich haben Sie in der Presse und
im Fernsehen verfolgt, was dies beispielsweise für einen
Landkreis wie Friesland oder für eine Stadt wie Jever be-
deutet, wo sich ein großer Geschwaderstandort befindet.
Es ist sehr wichtig, sich Gedanken darüber zu machen,
wie wir diese frei gewordenen Flächen einer klugen Nut-
zung zuführen können. Beide Gesichtspunkte werden in
unserem Gesetzentwurf berücksichtigt und eine Lösung
dafür wird auf den richtigen Weg gebracht.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D Aber ich will auch noch etwas sehr Grundsätzliches nsprechen und wäre dankbar dafür, wenn Sie das auch hren Fraktionskollegen und -kolleginnen sagen würden. ir sind uns auch mit Kollegen Götz, mit Herrn Spanier nd den anderen völlig einig: Wir müssen im Baugesetzuch getroffene Regelungen ändern. Auch wir sind nicht ehr glücklich über die Zersiedlung im landwirtschaftlihen Bereich oder über die Zersiedlung, die an der einen der anderen Stelle durch Windenergieanlagen entstanen ist und die sich jetzt möglicherweise auch noch fortetzt. eswegen brauchen wir eine grundsätzliche Novellieung des Baugesetzbuches. Um dieses Anliegen kümern sich drei Ministerien: das Umweltministerium, as Ministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und andwirtschaft und das Ministerium für Verkehr, Baund Wohnungswesen. Wir möchten – ich glaube, darin ind sich alle Baupolitiker und auch die Agrarpolitiker inig; das gilt auch für die Kolleginnen und Kollegen on Bündnis 90/Die Grünen –, dass das Bauministeium dabei die Federführung erhält, weil wir der Meiung sind: Zuerst muss klar sein, welche baupolitichen Vorstellungen wir haben; denn sie sind die rundlage der ökonomischen Chancen im ländlichen aum. Ich weiß, dass es dort an der einen oder anderen Stelle erausforderungen gibt, deren Bewältigung sehr viel ommunales Engagement erfordert. In Südoldenburg ibt es zum Beispiel die Gemeinde Garrel, die einen völg neuen Weg geht, weil sie diese Zersiedlung der Landchaft ebenfalls nicht mehr hinnehmen will. Die gesamte emeinde hat sich in einem Konsensverfahren geeinigt, ass die vorhandenen landwirtschaftlichen Betriebe an en derzeit genutzten Standorten einen Sonderstatus eralten, aber nicht noch mehr Ställe gebaut werden. Denn uch diese Gemeinde war der Meinung, dass es reicht, as dort an tierischer Veredelung stattfindet. Wir möchten aber, wie ich schon sagte, gern, dass die aupolitiker bei solchen Vorhaben die Musik bestimen. Dass dabei natürlich auch die ökologischen Benge berücksichtigt werden, ist selbstverständlich. Wir einen, dass bei der Novellierung des Baugesetzbuches ie Priorität darauf ausgerichtet werden muss, dass Löungen gefunden werden können, die den Notwendigeiten vor Ort gerecht werden. Liebe Kollegen, ich verfolge das mit großem Engageent, weil ich aus einer Region komme, die in besondeer Weise von Veredelungslandwirtschaft lebt. Die südldenburgischen Landkreise Vechta und Cloppenburg ie auch das Emsland sind Regionen mit niedriger Areitslosigkeit. Wir stehen da vor großen Herausforderunen. Auch Sie haben sicherlich gelesen, dass bei der eyer-Werft in Papenburg wahrscheinlich mehr als 000 Menschen entlassen werden müssen. Enorme Proleme gibt es im Bereich der Bauwirtschaft. Weil wir die eredelnde Agrarwirtschaft in unserem Raum erhalten ollen, meinen wir, dass es richtig ist, die Weichen so zu Hans-Michael Goldmann stellen, wie wir es mit unserem Gesetzentwurf vorsehen. Diese kleine Änderung sollte aber in eine grundsätzlichere Novellierung des Baugesetzbuches eingebettet werden. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) (C)


(B) (D)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1504619200

Die Kollegen Wolfgang Spanier, Peter Götz und

Franziska Eichstädt-Bohlig geben ihre Reden zu Proto-
koll.

Damit kann ich die Aussprache zu diesem Tagesord-
nungspunkt schließen.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 15/360 an die in der Tagesordnung aufge-

führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das scheint der Fall zu sein. Dann ist die
Überweisung so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Den Kolleginnen und Kollegen der SPD wünsche ich
eine schöne Geburtstagsfeier anlässlich des 140-jährigen
Bestehens ihrer Partei,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


die neben dem Stolz auf die Vergangenheit vielleicht
auch Mut für die Zukunft hervorbringt.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 4. Juni 2003, 13 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.