Protokoll:
14217

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 14

  • date_rangeSitzungsnummer: 217

  • date_rangeDatum: 20. Februar 2002

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 13:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 17:02 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: Bericht zur Lage und zu den Perspektiven der deutschen Luft- und Raumfahrt . . . . . . 21505 A Siegmar Mosdorf, Parl. Staatssekretär BMWi 21505 B Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21506 C Siegmar Mosdorf, Parl. Staatssekretär BMWi 21506 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . 21507 B Siegmar Mosdorf, Parl. Staatssekretär BMWi 21507 C Max Straubinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 21508 B Siegmar Mosdorf, Parl. Staatssekretär BMWi 21508 C Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde (Drucksache 14/8246) . . . . . . . . . . . . . . . 21509 B Welche militärischen und wirtschaftlichen Gründe waren ausschlaggebend, die Entschei- dung, das Fernmeldebataillon Dillingen zu schließen, zu ändern und dafür das Fernmelde- bataillon am Standort Murnau aufzulösen, und wie stellt sich der Sanierungsbedarf bzw. Bau- zustand bei beiden Standorten dar? SchrAnfr 2/42 Ilse Aigner CDU/CSU Welche militärischen Gründe (außer der Nähe zu einem Fernmeldebataillon) gibt es für eine Verlegung der Fernmeldeschule des Heeres von Feldafing/Pöcking nach Günzburg, Dillin- gen, Donauwörth oder einen anderen Standort, und sind bei diesen Standorten ausreichend Grundstücksflächen in öffentlicher Hand vor- handen? SchrAnfr 2/43 Ilse Aigner CDU/CSU Wie hoch sind die zusätzlichen Kosten, die durch eine Verzögerung der geplanten und un- abwendbar notwendigen Sanierungsarbeiten, unabhängig von der momentan geplanten Ver- legung, an den Lehrsaalgebäuden und der Ab- wasserentsorgung der Fernmeldeschule Felda- fing entstanden sind bzw. noch entstehen werden? SchrAnfr 2/44 Ilse Aigner CDU/CSU Ist nach jetzigen Erkenntnissen ein Lehrbetrieb nach dem 1. Januar 2003 in der Fern- meldeschule Feldafing sichergestellt, und wann ist der letztmögliche Zeitpunkt, mit den Sanierungsarbeiten bzw. dem Bau von Lehrsaalersatzflächen zu beginnen? SchrAnfr 2/45 Ilse Aigner CDU/CSU ZusFr Ilse Aigner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 21509 D Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . 21510 A Ist es richtig, dass die Standortverwaltungen im Bereich operatives Liegenschaftswesen der Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb mbH (GEBB) unterstellt wurden, und wenn ja, treffen diese Entscheidungen auch für die Standortverwaltungen Neubran- denburg, Torgelow und Eggesin zu? Plenarprotokoll 14/217 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 217. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2002 I n h a l t : SchrAnfr 1/218 Susanne Jaffke CDU/CSU Inwiefern will die Bundesregierung an diesen Standorten die bisherigen Ausbildungsplätze in Anzahl und Qualität sicherstellen und erhal- ten? SchrAnfr 1/219 Susanne Jaffke CDU/CSU Wie viel ziviles Personal an den Standorten Neubrandenburg und Torgelow ist davon be- troffen und in Kenntnis gesetzt worden? SchrAnfr 1/220 Susanne Jaffke CDU/CSU Wie viel ziviles Personal an den Standorten Neubrandenburg und Torgelow ist von Entlas- sung bzw. Umsetzung betroffen? SchrAnfr 1/221 Susanne Jaffke CDU/CSU ZusFr Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . 21511 B Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . 21511 C Vorlage eines selbst zu bezahlenden polizeili- chen Führungszeugnisses durch KDV-Antrag- steller MdlAnfr 1 Heidi Lippmann PDS Antw PStSekr’in Dr. Edith Niehuis BMFSFJ 21512 A ZusFr Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . 21512 B Auslieferung von sechs von den USA des Ter- rorismus verdächtigten Algeriern an Soldaten des amerkanischen SFOR-Kontingents durch Bosnien MdlAnfr 2 Heidi Lippmann PDS Antw StMin Dr. Ludger Volmer AA . . . . . . . 21513 A ZusFr Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . 21513 A Verkehrsanbindung der oberfränkischen Indus- triestandorte nach Rückzug der Deutschen Bahn Cargo MdlAnfr 4 Hans Michelbach CDU/CSU Antw PStSekr Achim Großmann BMVBW 21513 C ZusFr Hans Michelbach CDU/CSU . . . . . . . . 21513 D Einplanung ausreichender Finanzmittel ab 2003 für alle baureifen Bauabschnitte zwi- schen Amberg und Waidhaus, insbesondere zur Fertigstellung des Lückenschlusses der A 6; Auswirkungen der Verzögerungen bei der Er- hebung der streckenbezogenen LKW-Maut auf den Fertigstellungstermin MdlAnfr 5, 6 Georg Girisch CDU/CSU Antw PStSekr Achim Großmann BMVBW 21514 D ZusFr Georg Girisch CDU/CSU . . . . . . . . . . 21515 A Sicherung des kulturellen Erbes der Sieben- bürger Sachsen angesichts der Verlagerung des Siebenbürgischen Museums von Gundelsheim nach Ulm; Kosten MdlAnfr 7, 8 Hartmut Koschyk CDU/CSU Antw StMin Dr. Julian Nida- Rümelin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21515 D, 21516 A21516 A ZusFr Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . 21516 D ZusFr Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 21518 A Schreiben eines Revisors der Bundesanstalt für Arbeit über geschönte Vermittlungsstatistiken an das Bundeskanzleramt Anfang Januar 2002 Mdl Anfr 9 Eckart von Klaeden CDU/CSU Antw StMin Hans Martin Bury BK . . . . . . . . 21518 C ZusFr Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . 21519 A ZusFr Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21519 B Schreiben des Revisors der Bundesanstalt für Arbeit bezüglich geschönter Vermittlungsstatis- tiken an Bundesminister Riester MdlAnfr 10 Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU Antw StMin Hans Martin Bury BK . . . . . . . . 21519 C ZusFr Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21519 C ZusFr Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . 21519 D ZusFr Dr. Klaus Grehn PDS . . . . . . . . . . . . . . 21520 A Bewertung des Verfahrens der Frühwarnung gemäß Art. 6 der Verordnung des Rates vom Juli 1996 über den Ausbau der haushaltspoliti- schen Überwachung als Ermessensvorschrift MdlAnfr 14 Ursula Heinen CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 21520 B ZusFr Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . 21520 C ZusFr Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 21520 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2002II ZusFr Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21521 B Neudefinition der Drei-Prozent-Klausel MdlAnfr 15 Ursula Heinen CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 21521 B ZusFr Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . 21521 C ZusFr Klaus Lennartz SPD . . . . . . . . . . . . . . 21521 D ZusFr Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 21522 A ZusFr Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . 21522 C Einflussnahme auf den „Blauen Brief“ aus Brüssel durch den Bundeskanzler und den Bundesfinanzminister MdlAnfr 20 Peter Hintze CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 21522 D ZusFr Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 21522 D Möglichkeit eines „Blauen Briefes“ aus Brüs- sel an andere Mitgliedstaaten MdlAnfr 21 Peter Hintze CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 21523 A ZusFr Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 21523 B Verbesserung der Einkommenssituation der Grünlandbetriebe in benachteiligten Bergre- gionen MdlAnfr 30 Dr. Gerd Müller CDU/CSU Antw PStSekr Matthias Berninger BMVEL 21523 D ZusFr Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . 21524 B Unterstützung der Bergbauern und Tourismus- wirtschaft in den Alpen im Internationalen Jahr der Berge MdlAnfr 31 Dr. Gerd Müller CDU/CSU Antw PStSekr Matthias Berninger BMVEL 21524 D ZusFr Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . 21525 A ZusFr Klaus Lennartz SPD . . . . . . . . . . . . . . 21525 C Auswirkungen des Teilzeit- und Befristungs- gesetzes MdlAnfr 45, 46 Dr. Klaus Grehn PDS Antw PStSekr Gerd Andres BMA . . . . . . . 21526 A, B ZusFr Dr. Klaus Grehn PDS . . . . . . . . . . . . . 21526 C Umsetzung der Regelung zum rentenrecht- lichen Nachteilsausgleich gemäß Berufliches Rehabilitierungsgesetz MdlAnfr 47 Günter Baumann CDU/CSU Antw PStSekr Gerd Andres BMA . . . . . . . . . 21527 C ZusFr Günter Baumann CDU/CSU . . . . . . . . 21527 D Hinwirken auf eine zügige Umsetzung der Regelung zum rentenrechtlichen Nachteilsaus- gleich bei den Rentenversicherungsträgern MdlAnfr 48 Günter Baumann CDU/CSU Antw PStSekr Gerd Andres BMA . . . . . . . . . 21528 B Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bun- desregierung zu der von Bundesfinanz- minister Hans Eichel abgegebenen Er- klärung, bis 2004 einen „nahezu ausgeglichenen Gesamthaushalt“ vorle- gen zu können . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21528 C Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 21528 C Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21529 D Peter Rauen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 21530 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21532 A Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21533 B Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 21534 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 21536 C Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21537 D Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . 21538 D Hans Georg Wagner SPD . . . . . . . . . . . . . . . 21540 A Hans Michelbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 21541 B Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21542 B Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 21543 B Ludwig Eich SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21544 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21545 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 21547 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2002 III Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Dr. Michael Bürsch (SPD) zur ersten namentlichen Abstim- mung über Anträge zum Import von Stammzel- len (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zu- satztagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) 21547 C Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Cajus Caesar (CDU/CSU) zur ersten namentlichen Abstim- mung über Anträge zum Import von Stamm- zellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) 21547 D Anlage 4 Erklärung des Abgeordneten Ulf Fink (CDU/CSU) zur ersten namentlichen Abstim- mung über Anträge zum Import von Stamm- zellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) 21547 D Anlage 5 Erklärung des Abgeordneten Joseph Fischer (Frankfurt) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur ersten namentlichen Abstimmung über An- träge zum Import von Stammzellen (214. Sit- zung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesord- nungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) 21548 A Anlage 6 Erklärung des Abgeordneten Michael Glos (CDU/CSU) zur ersten namentlichen Abstim- mung über Anträge zum Import von Stamm- zellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) 21548 A Anlage 7 Erklärung des Abgeordneten Hans-Joachim Hacker (SPD) zur ersten namentlichen Ab- stimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungs- punkt 1, Zusatztagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) 21548 B Anlage 8 Erklärung der Abgeordneten Anette Kramme (SPD) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatz- tagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) 21548 C Anlage 9 Erklärung des Abgeordneten Dr. Helmut Lippelt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur ersten namentlichen Abstimmung über An- träge zum Import von Stammzellen (214. Sit- zung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesord- nungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) 21548 C Anlage 10 Erklärung der Abgeordneten Heidi Lippmann (PDS) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatz- tagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) 21548 D Anlage 11 Erklärung des Abgeordneten Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) zur ersten namentli- chen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 1, Zusatztagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) 21548 D Anlage 12 Erklärung des Abgeordneten Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU) zur ersten namentli- chen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 1, Zusatztagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) 21549 A Anlage 13 Erklärung der Abgeordneten Christel Riemann-Hanewinckel (SPD) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tages- ordnungspunkt 1, Zusatztagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) 21549 A Anlage 14 Erklärung des Abgeordneten Reinhold Robbe (SPD) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatz- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2002IV tagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) 21549 B Anlage 15 Erklärung des Abgeordneten Ottmar Schreiner (SPD) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatz- tagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) 21549 B Anlage 16 Erklärung des Abgeordneten Carl-Ludwig Thiele (FDP) zur ersten namentlichen Abstim- mung über Anträge zum Import von Stamm- zellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) 21549 C Anlage 17 Erklärung des Abgeordneten Dr. Theodor Waigel (CDU/CSU) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungs- punkt 1, Zusatztagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) 21549 C Anlage 18 Erklärung des Abgeordneten Dieter Wiefelspütz (SPD) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungs- punkt 1, Zusatztagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) 21549 D Anlage 19 Erklärung des Abgeordneten Matthias Wissmann (CDU/CSU) zur ersten namentli- chen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 1, Zusatztagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) 21550 A Anlage 20 Erklärung des Abgeordneten Dr. Christoph Zöpel (SPD) zur ersten namentlichen Abstim- mung über Anträge zum Import von Stamm- zellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) 21550 A Anlage 21 Windkraft im europäischen und internationa- len Vergleich MdlAnfr 3 Dr. Elke Leonhard SPD Antw PStSekr Siegmar Mosdorf BMWi . . . . 21550 B Anlage 22 Völkerrechtliche Verbindlichkeit der vom BMF gegenüber der EU gemachten Zusage hinsichtlich eines ausgeglichenen Gesamt- haushalts bis 2004; Auswirkungen auf die in- nerstaatliche Finanzverteilung MdlAnfr 11 Eckart von Klaeden CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 21550 C Anlage 23 Grundlagen der Brüsseler Zusage des Bundes- finanzministers für das Erreichen eines ausge- glichenen Gesamthaushaltes bis 2004 MdlAnfr 12, 13 Dietrich Austermann CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 21550 D Anlage 24 Auswirkungen der Höhe des deutschen Wirt- schaftswachstums auf den Außenwert des Euro MdlAnfr 16,17 Bartholomäus Kalb CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 21551 C Anlage 25 Grundlagen der Brüsseler Zusage des Bundes- finanzministers für das Erreichen eines Staats- defizits von nahezu null bis 2004 MdlAnfr 18,19 Hans Jochen Henke CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 21552 A Anlage 26 Preiserhöhungen durch die jüngsten Steuer- erhöhungen für Benzin, Versicherungen und Tabak MdlAnfr 22 Gudrun Kopp FDP Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 21552 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2002 V Anlage 27 Verlagerung von Geschäftsbereichen deut- scher Finanzdienstleister nach London und New York MdlAnfr 23, 24 Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 21553 A Anlage 28 Preiserhöhungen im Zuge der Euro-Ein- führung, Vergleich zu den anderen EU-Län- dern, Großbritannien und der Schweiz MdlAnfr 25 Ernst Hinsken CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 21553 C Anlage 29 Förderung für Windkraftbetreiber durch Steu- erbegünstigung und Zinsverbilligung bis 2005 MdlAnfr 26 Dr. Elke Leonhard SPD Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF 21553 D Anlage 30 Schriftliche Mahnung wegen Nichtumsetzung der EG-Richtlinie 99/35 betreffend den Betrieb von Ro-Ro-Fahrgastschiffen und Fahrgast- Hochgeschwindigkeitsfahrzeugen im Linien- verkehr MdlAnfr 27 Hans-Michael Goldmann FDP Antw PStSekr Achim Großmann BMF . . . . . 21554 A Anlage 31 Auswirkungen der von der EU-Kommission geplanten Aufhebung der Registrierung von Metzgereien und die Einführung einer Zulas- sung zu „angepassten Bedingungen“ auf klei- nere Unternehmen MdlAnfr 32 Ernst Hinsken CDU/CSU Antw PStSekr Matthias Berninger BMVEL 21554 B Anlage 32 Bericht des Bundesrechnungshofes bezüglich der statistischen Erfassung von Arbeitsvermitt- lungen durch die BA MdlAnfr 33, 34 Dirk Niebel FDP Antw PStSekr Gerd Andres BMA . . . . . . . . . 21554 C Anlage 33 Vorgaben des BMA für Merkmale von Statisti- ken der Bundesanstalt für Arbeit seit 1998; Vorlage der erstellten Statistiken beim Arbeits- minister MdlAnfr 35, 36 Jürgen Koppelin FDP Antw PStSekr Gerd Andres BMA . . . . . . . . . 21555 A Anlage 34 Zweifel des BMA an den Vermittlungsstatisti- ken der Bundesanstalt für Arbeit; Kenntnis des Wahrheitsgehalts MdlAnfr 37, 38 Rainer Brüderle FDP Antw PStSekr Gerd Andres BMA . . . . . . . . . 21555 B Anlage 35 Informationen 1999 bis 2001, die geschönte Vermittlungsstatistiken der Bundesanstalt für Arbeit vermuten ließen; Prüfung der Vermitt- lungspraxis und -ergebnisse durch das BMA 2001 MdlAnfr 39, 40 Karl-Josef Laumann CDU/CSU Antw PStSekr Gerd Andres BMA . . . . . . . . . 21555 C Anlage 36 Fehlende Beanstandung der Neufassung der Weisungen zur Vermittlungsstatistik durch das BMA; Maßnahmen des BMA seit 1999 betref- fend Statistiken der Bundesanstalt für Arbeit zum Arbeitsmarkt MdlAnfr 41, 42 Johannes Singhammer CDU/CSU Antw PStSekr Gerd Andres BMA . . . . . . . . . 21556 A Anlage 37 Maßnahmen des BMAnach Hinweis des ARD- Fernsehmagazins „Panorama“ auf Missstände bei der Arbeitsvermittlung der Bundesanstalt für Arbeit MdlAnfr 43, 44 Wolfgang Meckelburg CDU/CSU Antw PStSekr Gerd Andres BMA . . . . . . . . . 21556 C Anlage 38 Reform der Bundeswehr bzw. Veränderungen an der gültigen Reform; Bereitschaft der Sol- daten zur Zurruhesetzung nach dem Perso- nalanpassungsgesetz; Umsetzungsmöglichkei- ten 2002 und 2003 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2002VI MdlAnfr 49, 50 Günther Friedrich Nolting FDP Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . 21556 D Anlage 39 Festlegung der Kostenhöchstgrenze bei der Gewährung von Fachausbildung durch den Berufsförderungsdienst mit einer Umrechnung in Euro zu einem Kurs von 2 zu 1; Abweichung der Brandschutzkleidung für Feuerwehrperso- nal der Bundeswehr im Inland von den Nor- men der Herstellungs- und Prüfbeschreibung für eine universelle Feuerwehrschutzkleidung (HuPF); Beschaffung neuer Brandschutzein- satzkleidung MdlAnfr 51, 52 Werner Siemann CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . 21558 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2002 VII Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2002
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2002 Ludwig Eich 21545 (C) (D) (A) (B) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2002 21547 (C) (D) (A) (B) Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 20.02.2002** Bierwirth, Petra SPD 20.02.2002 Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 20.02.2002** Klaus Dr. Friedrich CDU/CSU 20.02.2002 (Erlangen), Gerhard Friedrich (Altenburg), SPD 20.02.2002 Peter Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 20.02.2002 Günther (Duisburg), CDU/CSU 20.02.2002 Horst Heubaum, Monika SPD 20.02.2002* Hoffmann (Chemnitz), SPD 20.02.2002 Jelena Holetschek, Klaus CDU/CSU 20.02.2002 Ibrügger, Lothar SPD 20.02.2002* Imhof, Barbara SPD 20.02.2002 Klappert, Marianne SPD 20.02.2002 Knoche, Monika BÜNDNIS 90/ 20.02.2002 DIE GRÜNEN Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 20.02.2002 Kolbow, Walter SPD 20.02.2002 Leidinger, Robert SPD 20.02.2002 Matschie, Christoph SPD 20.02.2002 Philipp, Beatrix CDU/CSU 20.02.2002 Raidel, Hans CDU/CSU 20.02.2002** Dr. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 20.02.2002 Roos, Gudrun SPD 20.02.2002 Roth (Speyer), Birgit SPD 20.02.2002 Rühe, Volker CDU/CSU 20.02.2002 Schemken, Heinz CDU/CSU 20.02.2002 Schröter, Gisela SPD 20.02.2002 Dr. Schubert, Mathias SPD 20.02.2002 Seehofer, Horst CDU/CSU 20.02.2002 Strebl, Matthäus CDU/CSU 20.02.2002 Tappe, Joachim SPD 20.02.2002 Welt, Jochen SPD 20.02.2002 Wolf, Aribert CDU/CSU 20.02.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der OSZE Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Dr. Michael Bürsch (SPD) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkte 1, Zusatztagesordnungs- punkt 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht auf- geführt. Mein Votum lautet Zustimmung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Maria Böhmer, Margot von Renesse, Andrea Fischer (Berlin), Horst Seehofer und an- derer. – Drucksache 14/8102 – Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Cajus Caesar (CDU/CSU) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesordnungs- punkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102, 14/8103) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- führt. Mein Votum lautet Zustimmung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Wolfgang Wodarg, Dr. Hermann Kues, Monika Knoche, Jochen Borchert und anderer. – Drucksache 14/8101 – Anlage 4 Erklärung des Abgeordneten Ulf Fink (CDU/CSU) zur ers- ten namentlichen Abstimmung über Anträge entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesordnungs- punkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- führt. Mein Votum lautet Zustimmung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Maria Böhmer, Margot von Renesse, Andrea Fischer (Berlin), Horst Seehofer und anderer. – Drucksache 14/8102 – Anlage 5 Erklärung des Abgeordneten Joseph Fischer (Frankfurt) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur ersten nament- lichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungs- punkt 1, Zusatztagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- führt. Mein Votum lautet Zustimmung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Maria Böhmer, Margot von Renesse, Andrea Fischer (Berlin), Horst Seehofer und anderer. – Drucksache 14/8102 – Anlage 6 Erklärung des Abgeordneten Michael Glos (CDU/CSU) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Ta- gesordnungspunkt 1, Zusatztagesordnungspunk- te 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- führt Mein Votum lautet Zustimmung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Maria Böhmer, Margot von Renesse, Andrea Fischer (Berlin), Horst Seehofer und anderer. – Drucksache 14/8102 – Anlage 7 Erklärung des Abgeordneten Hans-Joachim Hacker (SPD) zur ersten namentlichen Abstimmung über An- träge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesordnungs- punkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- führt Mein Votum lautet Zustimmung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Maria Böhmer, Margot von Renesse, Andrea Fischer (Berlin), Horst Seehofer und anderer. – Drucksache 14/8102 – Anlage 8 Erklärung der Abgeordneten Anette Kramme (SPD) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesordnungs- punkt 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- führt. Mein Votum lautet Zustimmung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Maria Böhmer, Margot von Renesse, Andrea Fischer (Berlin), Horst Seehofer und anderer. – Drucksache 14/8102 – Anlage 9 Erklärung des Abgeordneten Dr. Helmut Lippelt (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- führt. Mein Votum lautet Zustimmung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Maria Böhmer, Margot von Renesse, Andrea Fischer (Berlin), Horst Seehofer und anderer. – Drucksache 14/8102 – Anlage 10 Erklärung der Abgeordneten Heidi Lippmann (PDS) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesordnungs- punkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht auf- geführt. Mein Votum lautet Zustimmung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Wolfgang Wodarg, Dr. Hermann Kues, Monika Knoche, Jochen Borchert und anderer. – Drucksache 14/8101 – Anlage 11 Erklärung des Abgeordneten Hans-Joachim Otto (Frank- furt) (FDP) zur ersten namentlichen Abstim- mung über Anträge zum Import von Stammzel- len (214. Sitzung, Tagesordnungspunkte 1, Zusatztagesordnungspunkte 1 bis 3) (Druck- sachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- führt. Mein Votum lautet Zustimmung zu dem Antrag der Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 200221548 (C) (D) (A) (B) Abgeordneten Ulrike Flach, Katherina Reiche, Peter Hintze, Dr. Wolfgang Gerhardt. – Drucksache 14/8103 – Anlage 12 Erklärung des Abgeordneten Dr. Peter Ramsauer (CDU/ CSU) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sit- zung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesord- nungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- führt. Mein Votum lautet Zustimmung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Maria Böhmer, Margot von Renesse, Andrea Fischer (Berlin), Horst Seehofer und anderer. – Drucksache 14/8102 – Anlage 13 Erklärung der Abgeordneten Christel Riemann- Hanewinckel (SPD) zur ersten namentlichen Ab- stimmung überAnträge zum Import von Stamm- zellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesordnungspunkte 1 bis 3) (Drucksa- chen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- führt. Mein Votum lautet Zustimmung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Wolfgang Wodarg, Dr. Hermann Kues, Monika Knoche, Jochen Borchert und anderer. – Drucksache 14/8101 – Anlage 14 Erklärung des Abgeordneten Reinhold Robbe (SPD) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesordnungs- punkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- führt. Mein Votum lautet Zustimmung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Maria Böhmer, Margot von Renesse, Andrea Fischer (Berlin), Horst Seehofer und anderer. – Drucksache 14/8102 – Anlage 15 Erklärung des Abgeordneten Ottmar Schreier (SPD) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesordnungs- punkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- führt. Mein Votum lautet Zustimmung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Wolfgang Wodarg, Dr. Hermann Kues, Monika Knoche, Jochen Borchert und anderer. – Drucksache 14/8101 – Anlage 16 Erklärung des Abgeordneten Carl-Ludwig Thiele (FDP) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesordnungs- punkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- führt. Mein Votum lautet Zustimmung zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach, Katherina Reiche, Peter Hintze, Dr. Wolfgang Gerhardt. – Drucksache 14/8103 – Anlage 17 Erklärung des Abgeordneten Dr. Theodor Waigel (CDU/ CSU) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sit- zung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesord- nungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- führt. Mein Votum lautet Zustimmung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Wolfgang Wodarg, Dr. Hermann Kues, Monika Knoche, Jochen Borchert und anderer. – Drucksache 14/8101 – Anlage 18 Erklärung des Abgeordneten Dieter Wiefelspütz (SPD) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesordnungs- punkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- führt. Mein Votum lautet Zustimmung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Maria Böhmer, Margot von Renesse, Andrea Fischer (Berlin), Horst Seehofer und anderer. – Drucksache 14/8101 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2002 21549 (C) (D) (A) (B) Anlage 19 Erklärung des Abgeordneten Matthias Wissmann (CDU/ CSU) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sit- zung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesord- nungspunkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- führt. Mein Votum lautet Zustimmung zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach, Katherina Reiche, Peter Hintze, Dr. Wolfgang Gerhardt. – Drucksache 14/8101 – Anlage 20 Erklärung des Abgeordneten Christoph Zöpel (SPD) zur ersten namentlichen Abstimmung über Anträge zum Import von Stammzellen (214. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1, Zusatztagesordnungs- punkte 1 bis 3) (Drucksachen 14/8101, 14/8102 und 14/8103) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- führt. Mein Votum lautet Zustimmung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Maria Böhmer, Margot von Renesse, Andrea Fischer (Berlin), Horst Seehofer und anderer. – Drucksache 14/8101 – Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Siegmar Mosdorf auf die Frage der Abgeordneten Dr. Elke Leonhard (SPD) (Drucksa- che 14/8246, Frage 3): Wie bewertet die Bundesregierung den alternativen Energie- träger Windkraft im europäischen und internationalen Vergleich (Deckung des Gesamtstrombedarfes in Prozenten, Anzahl der Windräder pro Quadratkilometer)? Die Bundesregierung strebt an, den Anteil erneuerba- rer Energien im deutschen Energiemarkt bis 2010 zu ver- doppeln. Diese ehrgeizige Zielsetzung ist eingebettet in einen europäischen Rahmen. In der EU-Richtlinie zur För- derung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energie- quellen im Elektrizitätsbinnenmarkt, die im Herbst letzten Jahres in Kraft getreten ist, haben sich alle Mitgliedstaa- ten auf ehrgeizige nationale Richtziele für den Anteil von Strom aus erneuerbaren Energiequellen verständigt. Die Zielsetzung in den Mitgliedstaaten orientiert sich an einer Verdoppelung des Anteils erneuerbarer Energien in der Gemeinschaft insgesamt. Beim geplanten Ausbau der erneuerbaren Energien kommt der Windkraft eine tragende Rolle zu. Ende 2001 waren in Deutschland insgesamt rund 8 750 Megawatt Windkraftleistung am Netz. Im Jahr 2001 wurden daraus rund 11 Terawattstunden erzeugt. Die Windkraft hat damit im letzten Jahr bereits mit etwas mehr als 2 Prozent zur Deckung des Strombedarfs beigetragen. Mit über 11 000 Windkraftanlagen nimmt Deutschland bei der Nutzung der Windenergie weltweit die Spitzenpo- sition ein. Dieser Erfolg beim Ausbau der Windenergie war möglich dank der Förderung über das alte Stromein- speisungsgesetz und jetzt über das nochmals verbesserte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Klar ist, dass sich erneuerbare Energien mittel- bis langfristig im europä- ischen Strommarkt auch ohne Subventionen behaupten müssen, um dauerhaft eine tragende Rolle im Energie- markt spielen zu können. Darauf zielt die Förderung ab. Bei der Nutzung der Windenergie ist selbstverständlich darauf zu achten, dass die Belange von Natur- und Land- schaftsschutz sowie insbesondere die Belange betroffener Anlieger bei der Wahl geeigneter Standorte für Windkraft- anlagen gewahrt bleiben. Das geltende Planungs- und Ge- nehmigungsrecht gibt Ländern und Gemeinden ausreichend Spielraum, um einen fairen Ausgleich aller Interessen im Rahmen der durchzuführenden Verfahren zu gewährleisten. Anlage 22 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die Frage des Abgeordneten Eckart von Klaeden (CDU/ CSU) (Drucksache 14/8246, Frage 11): Ist die vom Bundesminister der Finanzen, Hans Eichel, inBrüssel gegenüber der Europäischen Union abgegebene Zusage,bis 2004 einen nahezu ausgeglichenen Gesamthaushalt zu errei-chen, völkerrechtlich verbindlich, mit der Folge, dass damit auchdie Bundesregierung nach der Bundestagswahl 2002 daran ge-bunden wäre, und welche Konsequenzen hat diese Selbstver-pflichtung für die innerstaatliche Finanzverteilung? Deutschland ist gemeinschaftsrechtlich durch die Be- stimmungen des EG-Vertrags über die Wirtschafts- und Währungspolitik sowie deren Ausgestaltung durch den Stabilitäts- und Wachstumspakt gebunden. Diese Bin- dung erfasst den Mitgliedstaat als Ganzes und gilt für jede Bundesregierung. Die Zusage von Bundesminister Hans Eichel, auf die sich Ihre Anfrage bezieht, schafft keine neuen Verpflichtungen, sondern konkretisiert im Ein- klang mit früheren Zusagen lediglich die bestehenden Verpflichtungen, die Deutschland im Rahmen des Stabi- litäts- und Wachstumspaktes eingegangen ist. Hierzu zählt die Angabe eines mittelfristigen Ziels für einen na- hezu ausgeglichenen Haushalt. Mit dieser Maßgabe ist der erste Teil Ihrer Frage zu bejahen. Die innerstaatliche Finanzverteilung ist von der Zu- sage der Bundesregierung nicht berührt. Allerdings sind Bund, Länder und Gemeinden aufgefordert, ihren Beitrag zur Umsetzung der eingegangenen Stabilitätsverpflich- tung zu leisten. Anlage 23 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die Fragen des Abgeordneten Dietrich Austermann (CDU/ CSU) (Drucksache 14/8246, Fragen 12 und 13): Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 200221550 (C) (D) (A) (B) Welche Annahmen zur Wirtschaftsentwicklung in Deutschland,zur Entwicklung der Steuereinnahmen der öffentlichen Haushalte,zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit und zur Entwicklung der Sozialversicherungsträger in den einzelnen Jahren 2002, 2003 und2004 liegen der Brüsseler Zusage des Bundesministers der Finan-zen, Hans Eichel, zugrunde, bis 2004 einen nahezu ausgegli-chenen Gesamthaushalt zu erreichen? Welche konkrete Entwicklung der Haushaltssalden von Bund(einschließlich Sonderrechnungen), Ländern, Gemeinden und Sozialversicherung in den Jahren 2002 bis 2004 liegt dieser Zu-sage zugrunde? Zu Frage 12: Das deutsche Stabilitätsprogramm vom Dezember 2001 basiert in seinen gesamtwirtschaftlichen Eckwerten auf der Herbstprojektion der Bundesregierung vom Okto- ber 2001 einschließlich einer Fortschreibung der mittel- fristigen Projektion. Für die Steuereinnahmen sind die Ergebnisse der Steuerschätzung vom November 2001, ebenfalls mit mittelfristiger Fortschreibung, berücksich- tigt. Im Jahreswirtschaftsbericht 2002 der Bundesregie- rung wurde die Wachstumsannahme für das Jahr 2002 von 1 ½ Prozent auf ¾ Prozent zurückgenommen. Im Sta- bilitätsprogramm ist zur Sicherheit eine mögliche Rück- nahme der Wachstumserwartung für 2002 bereits berück- sichtigt worden: Für den Fall, dass das Wachstum 2002 einen halben Prozentpunkt niedriger ausfällt – das heißt ¾ Prozent statt 1 ¼ Prozent – haben wir dort [Seite 18] be- reits auf den resultierenden Niveauanstieg von einem hal- ben Prozentpunkt bis 2005 hingewiesen. Das bedeutet, dass im Jahr 2004 eine Defizitquote von ½ Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht wird. Die Zusage, im Jahr 2004 einen nahezu ausgeglichenen Haushalt zu erreichen, entspricht damit dieser Variante des Stabilitätsprogramms. Die Auswirkungen auf Einnahmen und Ausgaben, die durch die ungünstigeren gesamtwirtschaftlichen Annah- men entstehen, sind natürlich in das Rechenwerk einge- arbeitet worden. Richtig ist, dass die Grundausrichtung des Stabilitätsprogramms sehr ambitioniert ist. Sie fordert von allen staatlichen Ebenen eine Fortsetzung eines res- triktiven Kurses auf der Ausgabenseite. Das haben wir im Programm sehr deutlich gemacht. Das Ziel, das uns der Stabilitäts- und Wachstumspakt vorgibt, ist vom Bund nicht im Alleingang zu schaffen. Bund und Länder sind jeder für sich und gemeinsam für die Einhaltung des Stabilitätspaktes verantwortlich. Der Bundesfinanzminister wird in Kürze die notwendigen Ge- spräche mit den Ländern führen. Zu Frage 13: In die Berechnungen für das Stabilitätsprogramm sind der Bundeshaushalt 2002 sowie aktuelle Einschätzungen der Entwicklung der Finanzen von Ländern und Gemein- den eingegangen, wie sie im Finanzplanungsrat im No- vember 2001 besprochen wurden. Danach wurde für das laufende Jahr von einem Rückgang der Defizite des Ge- samthaushalts ausgegangen. Für die mittelfristige Ent- wicklung wurden die Projektionen fortgeschrieben. Das deutsche Stabilitätsprogramm sieht im Basissze- nario für das Jahr 2002 ein Defizit von 2 Prozent, für das Jahr 2004 einen ausgeglichenen Staatshaushalt vor. Durch die Rücknahme der Wachstumserwartungen für 2002 hat sich – wie ich schon erwähnt habe – auch die mittelfristige Perspektive verändert. Die Auswirkungen der gesamt- wirtschaftlichen Annahmen wurden in globaler Form in die Rechnung eingearbeitet. Im laufenden Jahr werden wir demnach ein gesamtstaatliches Defizit von 2 ½ Pro- zent des Bruttoinlandsprodukts erreichen und bis 2004 ei- nen nahezu ausgeglichenen Staatshaushalt mit einem De- fizit von ½ Prozent aufweisen. Anlage 24 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die Fragen des Abgeordneten Bartholomäus Kalb (CDU/ CSU) (Drucksache 14/8246, Fragen 16 und 17): Wie steht die Bundesregierung vor dem Hintergrund ihrerBrüsseler Zusagen zu der Aussage des EU-Kommissars für denBinnenmarkt, Frederik Bolkenstein, die deutsche Wachstums-schwäche sei für den bisherigen Kursverfall des Euro (mit-)ver-antwortlich? Welche Glaubwürdigkeit haben die Brüsseler Zusagen desBundesministers der Finanzen, Hans Eichel, vor dem Hintergrundder Erwartung des EU-Kommissars für Wirtschaft und Währungs-angelegenheiten, Pedro Solbes Mira, Deutschland werde ange-sichts der ausgebliebenen Reform bis 2005 allenfalls ein jährlichesWirtschaftswachstum von (real) 2 Prozent erreichen, während derEU-Durchschnitt etwa 3 Prozent erreichen werde? Zu Frage 16: Das abgeschwächte Wirtschaftswachstum in Deutsch- land kann nicht zur Erklärung der gegenwärtigen Ent- wicklung des Eurokurses herangezogen werden. Die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich seit Mitte 2000 erheblich verschlechtert. Dies betrifft die an- deren Euroteilnehmerstaaten ebenso. Ausgehend von den USA wurde in ganz Westeuropa – nicht nur in Deutsch- land – die wirtschaftliche Dynamik kurzfristig deutlich gedämpft. Die Einstimmigkeit des Beschlusses in Brüs- sel, Deutschland kein „early warning“ zu erteilen, belegt überdies, dass Deutschland gestärkt aus der zurückliegen- den Diskussion hervorgeht. Die sich derzeit abzeichnende konjunkturelle Erholung wird die Einhaltung der Zusagen der Bundesregierung vor dem Ecofin-Rat am 12. Februar 2002 unterstützen. Zu Frage 17: Die Glaubwürdigkeit der durch den Bundesminister der Finanzen in der Sitzung des Ecofin-Rats am 12. Fe- bruar 2002 gemachten Zusagen wird durch das einstim- mige Votum des Rates gegen ein „early warning“ für Deutschland belegt. In Deutschland gibt es angesichts der aktuellen deutli- chen Verbesserung der Geschäftserwartungen im jüngsten Ifo-Konjunkturtest ermutigende Signale. Die Wachstums- prognosen – auch der Europäischen Kommission – für das nächste Jahr weisen auf eine spürbare konjunkturelle Aufhellung hin. Im Jahr 2003 wird nach Schätzungen von EU-Kommission und OECD die erwartete Beschleuni- gung der wirtschaftlichen Dynamik wieder zu beacht- lichen Jahresdurchschnittswerten von 2,8 bzw. 2,9 Pro- zent Wachstum führen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2002 21551 (C) (D) (A) (B) Es liegen keine Politikversäumnisse vor. Weder die Eu- ropäische Kommission noch die anderen Länder haben bei der Beurteilung des Deutschen Stabilitätsprogramms Kritik an der bisherigen oder der im Stabilitätsprogramm dargelegten Politik für die nächsten Jahre geübt. Anlage 25 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die Fragen des Abgeordneten Hans Jochen Henke (CDU/ CSU) (Drucksache 14/8246, Fragen 18 und 19) In welchem Verhältnis stehen die der Brüsseler Zusage des Bundesministers der Finanzen, Hans Eichel, zugrunde liegenden Annahmen zu den Aussagen des Jahreswirtschaftsberichtes, der für 2002 zum Beispiel von fast 4 Millionen Arbeitslosen, einem gesamtstaatlichen Defizit von 50 bis 55 Milliarden Euro und einem die Arbeitslosigkeit und das Defizit weiter erhöhenden Wachstum von (real) nur 0,75 % beim Bruttoinlandsprodukt ausgeht? Was hat den Bundesminister der Finanzen, Hans Eichel, ange- sichts des Sachverhalts, dass im Jahr 2000 die deutsche Volks- wirtschaft real um 3 von Hundert wuchs, das Staatsdefizit sich gegenüber 1999 aber lediglich um knapp 4 Milliarden Euro ver- ringerte, bewogen, für das Jahr 2004 ein Staatsdefizit von nahezu Null bei „deutlichem“ Wirtschaftswachstum zuzusagen, und wie verträgt sich diese Zusage mit der Tatsache, dass der Bund gemäß seiner überholten, optimistischen Prognose aus dem Sommer 2001 für 2004 ein Defizit von 10,2 Milliarden Euro plant? Zu Frage 18: Das deutsche Stabilitätsprogramm vom Dezember 2001 basiert in seinen gesamtwirtschaftlichen Eckwerten auf der Herbstprojektion der Bundesregierung vom Oktober 2001 einschließlich einer Fortschreibung der mittelfristigen Pro- jektion. Für die Steuereinnahmen sind die Ergebnisse der Steuerschätzung vom November 2001, ebenfalls mit mit- telfristiger Fortschreibung, berücksichtigt. Im Jahreswirtschaftsbericht 2002 der Bundesregierung wurde die Wachstumsannahme für das Jahr 2002 vom 1 ¼ Prozent auf ¾ Prozent zurückgenommen. Im Stabilitäts- programm ist zur Sicherheit eine mögliche Rücknahme der Wachstumserwartung für 2002 bereits berücksichtigt wor- den: Für den Fall, dass das Wachstum 2002 einen halben Prozentpunkt niedriger ausfällt – das heißt ¾ Prozent statt 1 ¼ Prozent – haben wir dort [Seite 18] bereits auf den re- sultierenden Niveauanstieg von einem halben Prozent- punkt bis 2005 hingewiesen. Das bedeutet, dass im Jahr 2004 eine Defizitquote von ½ Prozent des Bruttoinlands- produkts erreicht wird. Die Zusage, im Jahr 2004 einen nahezu ausgeglichenen Haushalt zu erreichen, entspricht damit dieser Variante des Stabilitätsprogramms. Die Auswirkungen auf Einnahmen und Ausgaben, die durch die ungünstigeren gesamtwirtschaftlichen Annah- men entstehen, sind natürlich in das Rechenwerk eingear- beitet worden. Richtig ist, dass die Grundausrichtung des Stabilitätsprogramms sehr ambitioniert ist. Sie fordert von allen staatlichen Ebenen eine Fortsetzung eines res- triktiven Kurses auf der Ausgabenseite. Das haben wir im Programm sehr deutlich gemacht. Das Ziel, das uns der Stabilitäts- und Wachstumspakt vorgibt, ist vom Bund nicht im Alleingang zu schaffen. Bund und Länder sind jeder für sich und gemeinsam für die Einhaltung des Paktes verantwortlich. Der Bundesfi- nanzminister wird in Kürze die notwendigen Gespräche mit den Ländern führen. Zu Frage 19: Die Defizitentwicklung des Jahres 2000 gegenüber dem Jahr 1999 ist durch einen Sondereffekt bei den So- zialversicherungsfinanzen 1999 geprägt. 1999 wurde die Schwankungsreserve der Rentenversicherung aufgefüllt; entsprechend resultierte ein deutlicher Überschuss der Sozialversicherungen von 5,5 Milliarden Euro. Im da- rauffolgenden Jahr fiel dieser Sondereffekt weg; die So- zialversicherungen wiesen 2000 einen deutlich geringe- ren Überschuss von 0,7 Milliarden Euro aus. Weil der Defizitabbau unterzeichnet wird, ist die gesamtstaatliche Defizitänderung nicht repräsentativ. Die Gebietskörper- schaften haben ihre Defizite von 1999 auf 2000 um knapp 9 Milliarden Euro abgebaut. Überdies greifen rein mechanistische Betrachtungen beim Zusammenhang zwischen Wachstum und Defizit in der Regel zu kurz. Defizitänderungen sind das Ergebnis „automatischer“ wachstumsabhängiger Komponenten ei- nerseits sowie von diskretionären Elementen andererseits. Der Ausgleich des Staatshaushalts 2004 ist ein ambitio- niertes Vorhaben, das gemeinsame Anstrengungen von Bund, Ländern und Gemeinden bei der Haushaltskonsoli- dierung erfordert. Die Wachstumskomponente ist daher nur ein Teil, wenn es um die Einhaltung der Ziele des Sta- bilitäts- und Wachstumspaktes geht. Anlage 26 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die Frage der Abgeordneten Gudrun Kopp (FDP) (Druck- sache 14/8246, Frage 22) In welchem Ausmaß machen sich nach Kenntnis der Bundes- regierung die jüngsten Steuererhöhungen für Benzin, Versiche- rungen und Tabak auf die derzeitigen Preiserhöhungen bemerk- bar? Zu Beginn dieses Jahres sind Erhöhungen bei der Ta- baksteuer (1 Cent je Zigarette), der Mineralölsteuer (3,1 Cent je Liter Benzin), der Energiesteuer (gut 0,2 Cent je Kilowattstunde) und der Versicherungssteuer (1 Pro- zentpunkt) wirksam geworden. Unter der Annahme einer vollen Überwälzung der Steuererhöhungen auf den End- verbraucher und bei unverändertem Kaufverhalten der privaten Haushalte würde der Preisindex für die Lebens- haltung, der auf der Basis eines repräsentativen Waren- korbes des Jahres 1995 berechnet wird, nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Pressemitteilung vom 22. Ja- nuar 2002) um 0,4 Prozentpunkte erhöht. Die Teuerungs- raten werden in diesem Jahr aber nur um 0,1 Prozent- punkte höher ausfallen als 2001, da bereits zu Beginn des Jahres 2001 Verbrauchsteuererhöhungen wirksam wur- den, die den Preisanstieg im Vorjahr erhöhten. Gemessen am Deflator der privaten Konsumausgaben, der den aktuellen Verbrauchsgewohnheiten Rechnung trägt, liegt der Gesamteffekt der Steuererhöhungen niedriger. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 200221552 (C) (D) (A) (B) Anlage 27 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die Fragen des Abgeordneten Hans-Joachim Otto (Frank- furt) (FDP) (Drucksache 14/8246, Fragen 23 und 24): Inwieweit geht die Bundesregierung in ihren arbeitsmarktpo- litischen Kalkulationen davon aus, dass Finanzdienstleister Ge- schäftsbereiche von Deutschland nach London und New York ver- lagern, und wie viele Arbeitsplätze in Deutschland wären nach Einschätzung der Bundesregierung davon betroffen? Was wird die Bundesregierung veranlassen, um den Finanz- platz Deutschland im sich verschärfenden Wettbewerb zu stärken und vor dem Verlust weiterer Arbeitsplätze zu bewahren? Zu Frage 23: Die Bundesregierung hat gegenwärtig keine Erkennt- nisse, dass im Bereich der Finanzdienstleistungen Arbeits- plätze in nennenswertem Umfang ins Ausland verlagert werden. Zu Frage 24: Für die Bundesregierung ist die Förderung des Finanz- platzes Deutschland ein Ziel, das sie im Rahmen ihrer Standortpolitik mit höchster Priorität verfolgt. Die Politik der Bundesregierung für den Finanzplatz Deutschland ist hierbei eingebettet in ein Gesamtkonzept zur Förderung von Wachstum und Beschäftigung. Die Finanzmärkte ha- ben für die Volkswirtschaft eine dienende Funktion. Effi- ziente und stabile Finanzmärkte stärken die Wirtschaft, in dem diese Wachstum und Strukturwandel fördern. Ein Eckpfeiler zur Förderung des Finanzplatzes Deutschland ist das von der Bundesregierung am 14. No- vember 2001 beschlossene Vierte Finanzmarktför- derungsgesetz, das noch vor der Sommerpause in Kraft treten soll. Mit diesem Gesetz beabsichtigt die Bundesre- gierung, den Anlegerschutz zu stärken und die Hand- lungsmöglichkeiten der am Kapitalmarkt Beteiligten zu verbessern. Das Vierte Finanzmarktförderungsgesetz steht in ei- nem engen Zusammenhang mit mehreren anderen Geset- zesinitiativen der Bundesregierung, die insgesamt das Ziel haben, die Leistungsfähigkeit und Attraktivität des Wirtschaftsstandorts zu erhalten und den Finanzplatz Deutschland fortzuentwickeln. So erhöht etwa das zu Be- ginn dese Jahres in Kraft getretene Übernahmegesetz die Rechtssicherheit und den Schutz von Minderheitsaktio- nären. Die Leistungsfähigkeit des deutschen Finanzsys- tems wird zudem durch die geplante Zusammenlegung der Bundesaufsichtsämter für das Kreditwesen, das Ver- sicherungswesen und den Wertpapierhandel zu einer Bun- desanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht nachhaltig gesteigert. Die Bundesbankstrukturreform erhöht die Ef- fizienz der Deutschen Bundesbank und bildet damit einen weitern wichtigen Faktor für einen wettbewerbsstarken Finanzplatz. Eine wichtige Initiative der Bundesregierung zur Mo- dernisierung des Standorts Deutschland war auch die Ein- richtung der Regierungskommission „Corporate Gover- nance“, die im Juli 2001 einen umfassenden Bericht vorgelegt hat, der zahlreiche Empfehlungen zum Ausbau der Stärken und zur Behebung möglicher Defizite des deutschen Unternehmensrechts und des Systems der Un- ternehmensführung enthält. Die Bundesregierung prüft im Einzelnen, wie die von der Regierungskommission ausgearbeiteten Vorschläge am besten umgesetzt werden können. Neben dem Vierten Finanzmarktförderungsge- setz ist das von der Bundesregierung am 6. Februar 2002 beschlossene Transparenz- und Publizitätsgesetz, mit dem die Reform des Aktien- und Bilanzrechts vorange- trieben wird, ein erster Schritt zur Umsetzung der Kom- missionsvorschläge. Anlage 28 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die Frage des Abgeordneten Ernst Hinsken (CDU/CSU) (Drucksache 14/8246, Frage 25): Treffen Pressemeldungen zu, wonach seit der Einführung des Euro am 1. Januar 2002 in Deutschland die Preise stark nach oben geklettert sind, und wie ist die Situation auf vergleichbare Pro- dukte bezogen in Deutschland im Vergleich zu den anderen Län- dern der Eurozone, zu Großbritannien und der Schweiz? Im Januar 2002 blieb der Anstieg der Verbraucher- preise gegenüber dem Vorjahresmonat mit + 2,1 Prozent moderat. Dabei wiesen einzelnen Positionen des Preisindexes für die Lebenshaltung überdurchschnittliche Preissteige- rungen auf. Dies betraf unter anderem Saisonwaren, die sich aufgrund der ungünstigen Witterung stark verteuert haben. Ähnliche Bewegungen, das heißt deutliche Ver- teuerung bei Einzelpositionen bei moderatem Anstieg des Gesamtindexes waren auch in den anderen Ländern der Eurozone festzustellen. Auch in Großbritannien hat sich im Januar der Preisauftrieb signifikant verstärkt. Zur Schweiz liegen der Bundesregierung keine Angaben vor. Anlage 29 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die Frage der Abgeordneten Dr. Elke Leonhard (SPD) (Drucksache 14/8246, Frage 26): Bestätigt die Bundesregierung die kürzlich veröffentlichten Zahlen hinsichtlich der Förderung für Windkraftbetreiber unter anderem durch Steuerbegünstigung und Zinsverbilligung in Höhe von 51 Milliarden Euro bis 2005? Die zitierten Zahlen hinsichtlich der Förderung für Windkraftbetreiber können nicht bestätigt werden. Die Wirtschaftlichkeit von Windkraftanlagen wird in erster Li- nie durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) beein- flusst, das attraktive Vergütungssätze für Strom aus Wind- kraft vorsieht. Darüber hinaus gibt es keine besondere steuerliche Förderung für Windkraftbetreiber. Aufwendun- gen für Windkraftanlagen können im Rahmen der allge- meinen steuerlichen Vorschriften (Absetzung für Abnut- zung) als Betriebsausgabe geltend gemacht werden. Soweit die Voraussetzungen vorliegen, können Windkraftbetreiber Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2002 21553 (C) (D) (A) (B) auch Sonderabschreibungen und Ansparabschreibungen zur Förderung kleiner und mittlerer Betriebe nach § 7 g des Einkommensteuergesetzes in Anspruch nehmen. Die Vorschrift sieht eine Sonderabschreibung bis zur Höhe von 20 Prozent und eine gewinnmindernde Rücklage (Ansparabschreibung) bis zur Höhe von 40 Prozent der Anschaffungs- oder Herstellungskosten vor. Über den Umfang der Inanspruchnahme dieser allgemeinen steuer- lichen Vorschriften durch Windkraftbetreiber liegen der Bundesregierung keine Informationen vor. Zinsvergünstigungen werden für Windkraftbetreiber aus dem Bundeshaushalt nicht gewährt. Windkraftbetrei- ber können jedoch aus dem ERP-Sondervermögen und darüber hinaus von der Deutschen Ausgleichsbank im Rahmen ihres Umweltprogramms zinsgünstige Darlehen erhalten. Die von der Deutschen Ausgleichsbank gewähr- ten Darlehen beliefen sich im Jahr 2001 auf rund 1,8 Mil- liarden Euro. Anlage 30 Antwort des Parl. Staatssekretärs Achim Großmann auf die Frag des Abgeordneten Hans-Michael Goldmann (FDP) (Drucksache 14/8246, Frage 27): Hat die Bundesregierung einen so genannten „formal letter“als Vorstufe eines Vertragsverletzungsverfahrens gemäß Art. 226EG-Vertrag oder eine ähnliche schriftliche Aufforderung erhaltenwegen der Nichtumsetzung der Richtlinie 99/35/EG des Ratesvom 29. April 1999 über ein System verbindlicher Überprüfungenim Hinblick auf den sicheren Betrieb von Ro-Ro-Fahrgastschiffenund Fahrgast-Hochgeschwindigkeitsfahrzeugen im Linienver-kehr, und wenn ja, wann? Nach Mitteilung der Ständigen Vertretung der Bundes- republik Deutschland bei den Europäischen Gemein- schaften ist ein so genannter „formal letter“ als Vorstufe eines Vertragsverletzungsverfahrens wegen Nichtumset- zung von Art. 12 der Richtlinie 1999/35/EG von Dienst- stellen der EG-Kommission angekündigt worden; eine entsprechende Beschlussfassung der Kommission liegt der Bundesregierung jedoch nicht vor. Anlage 31 Antwort des Parl. Staatssekretärs Matthias Berninger auf die Frage des Abgeordneten Ernst Hinsken (CDU/CSU) (Druck- sache 14/8246, Frage 32): Teilt die Bundesregierung die Auffassung, wonach die von ihrund der Europäischen Kommission geplante Aufhebung der Registrierung von Metzgereien und die Einführung einer Zulas-sung zu „angepassten Bedingungen“ zu einer Belastung der klei-neren Unternehmen führen würde, weil sich die Bestimmungeneinseitig an den Bedingungen in Großbetrieben orientieren, wie zum Beispiel die Vorschläge nach einer generellen Festschreibungvon Schlachtlinien und die Verpflichtung zum Einsatz von Brüh-förderern zeigen, und was unternimmt sie dagegen? Die Bundesregierung hat das Vorhaben wiederholt mit dem Deutschen Fleischverband erörtert. Sie wird sich auch weiterhin bei den Beratungen auf EU-Ebene für eine angemessene und praktikable Lösung einsetzen. Unter Zugrundelegung des derzeitigen Beratungsstandes teilt die Bundesregierung allerdings nicht die Einschätzung, dass eine mögliche Aufhebung der Registrierung von Metzgereien und eine Zulassung „zu angepassten Bedin- gungen“ zu einer Belastung der kleineren Unternehmen führen würde. Die vorgesehenen Anforderungen enthal- ten den erforderlichen Spielraum, um den Belangen auch handwerklicher Betriebe Rechnung zu tragen, jedoch ohne Abstriche beim Niveau der Fleischhygiene. Nach dem derzeitigen Beratungsstand ist weder vorgesehen, die beispielhaft genannte Einrichtung von Schlachtlinien ge- nerell festzuschreiben, noch ist beabsichtigt, eine Ver- pflichtung zum Einsatz von Brühförderern einzuführen. Anlage 32 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Fragen des Abgeordneten Dirk Niebel (FDP) (Drucksache 14/8246, Fragen 33 und 34): Welche Schlüsse zieht die Bundesregierung aus dem Berichtdes Bundesrechnungshofs und des Vorprüfungsamtes der Bun-desanstalt für Arbeit (BA) bezüglich der statistischen Erfassungvon Arbeitsvermittlungen im Hinblick auf notwendige struktu-relle Veränderungen bei der Bundesanstalt für Arbeit („Süddeut-sche Zeitung“ vom 5. Februar 2002)? Ist die Vermittlungsquote Bestandteil der arbeitsmarktlichenKennzahlen, aufgrund derer die Stellenschlüssel der einzelnen Arbeits- und Landesarbeitsämter erarbeitet werden, und wenn ja,mit welcher Gewichtung fließt sie ein? Zu Frage 33: Der Bundesrechnungshof hat die Vermittlungsstatistik der Arbeitsämter anhand der Eintragungen in den elektro- nisch geführten Dateien geprüft und ist aufgrund dieser Prüfung zu dem Ergebnis gekommen, dass die Statistik nicht die tatsächlich erzielten Vermittlungsergebnisse wiedergibt. Zu den Ursachen für die Fehlbuchungen hat er keine Feststellungen getroffen. Die Bundesanstalt hat Zweifel an der Richtigkeit der Prüfergebnisse des Bundes- rechnungshofs geäußert und deshalb ihrerseits die Prüfung der Vermittlungsstatistik in weiteren zehn Arbeitsämtern durch ihre Innenrevision veranlasst. Das vorläufige Er- gebnis der Innenrevision bestätigt, dass erhebliche Teile der statistischen Zuordnung von Vermittlungen fehlerhaft und nicht nachvollziehbar sind. Darüber hinaus wird der Bundesrechnungshof im April weitere 20 Arbeitsämter überprüfen. Er hat angekündigt, dass er diese Prüfung auf eine breitere Grundlage stellen wird. Der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung hat aufgrund des Entwurfs des Prüfberichtes des Bundesrechnungshofs eine scho- nungslose Aufklärung des Sachverhalts und eine sofortige Einschaltung der Selbstverwaltung gefordert. Inzwischen hat der Vorstand der Bundesanstalt in zwei Sondersitzun- gen den Prüfbericht des Bundesrechnungshofs beraten und seinerseits Aufklärung aller Vorwürfe und die Besei- tigung der festgestellten Fehlerquellen gefordert sowie Sofortmaßnahmen beschlossen, die als oberste Priorität die Wahrhaftigkeit und Transparenz der Vermittlungssta- tistik der Bundesanstalt für Arbeit eindeutig sicherstellen. Die Bundesregierung ist unabhängig von Fragen der Führung der Vermittlungsstatistik der Auffassung, dass die Arbeitsvermittlung die wichtigste Dienstleistung der Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 200221554 (C) (D) (A) (B) Bundesanstalt für Arbeit ist. Die mit dem Job-Aqtiv-Ge- setz gesetzlich eingeleitete Umstrukturierung des Ver- mittlungsprozesses, zum Beispiel durch Profiling, den Abschluss von Eingliederungsvereinbarungen und die verstärkte Einschaltung Dritter bei der Vermittlung muss jetzt mit allem Engagement umgesetzt werden. Zu Frage 34: Die Vermittlungsquote hat keine Auswirkungen auf die Stellenschlüssel der Arbeits- und Landesarbeitsämter. Anlage 33 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Fragen des Abgeordneten Jürgen Koppelin (FDP) (Drucksache 14/8246, Fragen 35 und 36): Hat das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (BMA) seit 1998 Tatbestände und Merkmale von Statistiken der BA näher bestimmt? Sind die von der BA erstellten Statistiken zur Arbeitsvermitt- lung dem Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, Walter Riester, persönlich vorgelegt worden? Zu Frage 35: Das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung hat seit 1998 keine Tatbestände und Merkmale von Sta- tistiken der Bundesanstalt für Arbeit näher bestimmt. Es wurden auch keine Weisungen durch das Bundesministe- rium für Arbeit und Sozialordnung hinsichtlich der Statis- tik der Arbeitsvermittlung und Arbeitsberatung erteilt. Zu Frage 36: Selbstverständlich sind die Ergebnisse der Statistiken der Bundesanstalt für Arbeit und Herrn Riester zur Infor- mation vorgelegt worden. Der Minister war aber zu kei- ner Zeit mit Einzelheiten der Erhebung der Daten oder Fragen der Definition von Merkmalen der Statistiken be- fasst. Anlage 34 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Fragen des Abgeordneten Rainer Brüderle (FDP) (Drucksache 14/8246, Fragen 37 und 38): Hat es jemals beim Bundesminister für Arbeit und Sozialord- nung, Walter Riester, Zweifel an den Vermittlungsstatistiken der BA gegeben? Ist dem BMAdie volle Wahrheit über die Vermittlungsstatisti- ken bekannt, nachdem der Sprecher der BA laut Agenturmeldung von „AFP“ vom 10. Februar 2002 die Berichte, wonach geschönte Vermittlungsstatistiken seit langem bekannt und folgenlos geblie- ben seien, als Halbwahrheiten bezeichnet hat? Zu Frage 37: Die Vermittlungsstatistiken der BA weisen seit Jahren ein Ergebnis von jeweils mehr als drei Millionen Vermitt- lungen aus. Beispielsweise waren es 1997 3,3 Millionen und 1998 knapp 3,7 Millionen Vermittlungen. Minister Riester hatte keine Anhaltspunkte, an der Plausibilität der Vermittlungsstatistik zu zweifeln Zu Frage 38: Die Bundesanstalt für Arbeit hatte Zweifel an einer Reihe von Einzelfeststellungen des Bundesrechnunghofs geäußert. Sie hat deshalb durch ihre Innenrevision weitere 10 Arbeitsämter überprüfen lassen. Eine erste Übersicht über die vorläufigen Prüfergebnisse liegt mir vor. Danach waren in etwa einem Drittel der Fälle die Vermittlungen ordnungsgemäß zugeordnet, in einem weiteren Drittel lassen die Zuordnungen Fragen offen, denen noch weiter nachgegangen werden muss, und ein Drittel der Zuord- nungen war fehlerhaft. Der Bundesrechnungshof wird seinerseits ab April 2002 weitere 20 Arbeitsämter über- prüfen. Anlage 35 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Fragen des Abgeordneten Karl-Josef-Laumann (CDU/CSU) (Drucksache 14/8246, Fragen 39 und 40): Lagen der Bundesregierung bereits in den Jahren 1999 bis 2001 Informationen vor, aus denen erkennbar war oder aus denen sich vermuten ließ, dass die Vermittlungsstatistiken der BA weit- aus mehr Vermittlungszahlen ausgewiesen haben als tatsächlich Stellenangebote besetzt werden konnten? Wann und in welcher Form hat das BMA im Jahr 2001, also im Vorfeld der mit dem Job-Aqtiv-Gesetz eingeleiteten so ge- nannten Vermittlungsoffensive, die Vermittlungsbemühungen, die gesamte Vermittlungspraxis und die Vermittlungsergebnisse der BA untersucht bzw. geprüft? Zu Frage 39: Nein. Zu Frage 40: Der Bundesrechnungshof und die Innenrevision der Bundesanstalt für Arbeit haben die Effizienz der Vermitt- lungen durch unterschiedliche Prüfungen in den Jahren 1998 bis 2001 geprüft. Im Jahr 2001 stellte der BRH in seiner „Beratung des Präsidenten der BAüber die Prüfung der Vermittlungsaktivitäten der Arbeitsämter in den ersten 7 Monaten der Arbeitslosigkeit“ vom 12. Februar 2001 unter anderem fest, dass die Erarbeitung der Bewerber- profile und die Einschätzung der Vermittlungsaussichten und damit verbunden die Ermittlung des konkreten und individuellen arbeitsmarktlichen Hilfebedarfs ebenso wie eine sich darauf aufbauende Vermittlungsstrategie nur in wenigen Fällen oder nur in Ansätzen zu erkennen waren. Auch konzentrierten sich die Vermittlungsbemühungen in den geprüften Arbeitsämtern im Wesentlichen auf unein- geschränkt vermittelbare Bewerber und Bemühungen zur Vermeidung von Langzeitarbeitslosigkeit fanden nur un- zureichend statt. Diese Erkenntnisse sowie die Erkennt- nisse aus den früheren Untersuchungen zeigten, dass die bisherigen Anstrengungen der Bundesanstalt für Arbeit zur Verbesserung des Vermittlungsprozesses noch nicht ausreichend waren. Es galt daher, eine Neuausrichtung Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2002 21555 (C) (D) (A) (B) der Arbeitsvermittlung mit dem Ziel vorzunehmen, die Ef- fizienz des Vermittlungsprozesses zu steigern, ihn zu inten- sivieren sowie stärker als bisher präventiv auszurichten. Die entsprechend ausgerichteten Instrumente des Job-Aqtiv- Gesetzes in Verbindung mit der im Bündnis für Arbeit, Aus- bildung und Wettbewerb beschlossenen Vermittlungsoffen- sive sind Grundlage dafür, dass dieses Ziel erreicht wird. Anlage 36 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Fragen des Abgeordneten Johannes Singhammer (CDU/CSU) (Drucksache 14/8246, Fragen 41 und 42): Durch welche Maßnahmen oder fachaufsichtlichen Weisungen hat das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung die Runderlasse der Bundesanstalt für Arbeit vom 10. Dezember 1999, 21. Juli 2000 oder 13. Dezember 2001 fachlich veranlasst oder Grundlagen für diese Erlasse gelegt, und wenn dies nicht so ist, warum hat der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, Walter Riester, die Neufassungen der Weisungen zur Vermitt- lungsstatistik nicht fachlich oder rechtlich beanstandet? Welche sonstigen Maßnahmen, die Art oder Umfang, Tatbe- stände oder Merkmale der Statistiken der Bundesanstalt für Arbeit oder Berichterstattungen zum Arbeitsmarkt betreffen, haben der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, Walter Riester, seine Staatssekretäre oder Fachabteilungen des Bundesministe- rium für Arbeit und Sozialordnung in den Jahren 1999 bis 2002 veranlasst? Zu Frage 41: Das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung hat keine fachliche Weisungen für die von Ihnen genann- ten Erlasse erteilt oder durch fachaufsichtliche Maßnah- men – wie Sie es sagen – Grundlagen für diese Erlasse ge- legt. Die Erlasse vom 10. Dezember 1999 und 21. Juli 2000 wurden im Verwaltungsratsauschuss für Grundsatz- fragen des Arbeitsmarktes, Arbeitsmarktpolitik, Leis- tungsrecht (Ausschuss I) am 16. Februar 2001 und im Vorstandsausschuss für Planungs-, Rechts- und Verwal- tungsfragen (PRuVA) am 17. Mai 2001 erörtert und von ihnen zur Kenntnis genommen. Das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung sah keine Veranlassung, von seinem Recht, Tatbestände und Merkmale dieser Statistik näher zu bestimmen, Gebrauch zu machen. Die Frage gibt Veranlassung, darauf hinzuweisen, dass der Bundesrechnungshof nicht die Grundlagen oder in- terne Anweisungen zu den statistischen Aufzeichnungen beanstandet hat, sondern die Art und Weise der Umset- zung dieser Weisungen durch Mitarbeiter in den Ar- beitsämtern. Zu Frage 42: Nach § 283 SGB III kann das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung Art und Umfang sowie Tatbe- stände und Merkmale der Statistiken näher bestimmen und der Bundesanstalt für Arbeit entsprechende fachliche Weisungen erteilen. Eine derartige Weisung haben weder der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, Walter Riester, noch seine Staatssekretäre oder Fachabteilungen des Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung in den Jahren 1999 bis 2001 erteilt. Anlage 37 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Fragen des Abgeordneten Wolfgang Meckelburg (CDU/CSU) (Drucksache 14/8246, Fragen 43 und 44): Welche Maßnahmen hat der Bundesminister für Arbeit undSozialordnung, Walter Riester, von der BAgefordert, nachdem dasARD-Fernsehmagazin „Panorama“ im September 1998 auf um-fangreiche Missstände bei der Arbeitsvermittlung der BA hin-gewiesen hat? Auf welche Weise ist der Bundesminister für Arbeit undSozialordnung, Walter Riester, seiner Aufsichtspflicht über die BA nachgekommen, die ihm nach § 401 Satz 1 Drittes BuchSozialgesetzbuch obliegt? Zu Frage 43: Der jetzige Bundesminister für Arbeit und Sozialord- nung, Walter Riester, war am 17. September 1998, zum Zeitpunkt der Ausstrahlung der Sendung, noch nicht im Amt. Maßnahmen seines Vorgängers, Dr. Norbert Blüm, sind nicht bekannt. Zu Frage 44: Nach § 401 Abs. 1 Satz 1 SGB III führt das Bun- desministerium für Arbeit und Sozialordnung die Auf- sicht über die Bundesanstalt für Arbeit. Satz 2 bestimmt, worauf sich die Aufsicht erstreckt. Sie erstreckt sich da- rauf, das Gesetz und sonstiges Recht beachtet werden, soweit nicht eine weitergehende Aufsichtsbefugnis gesetz- lich bestimmt ist. Grundsätzlich obliegt dem Bundesmi- nisterium für Arbeit und Sozialordnung also nur die Rechtsaufsicht über die Bundesanstalt für Arbeit. Bei den in Rede stehenden Fehlbuchungen haben Mitarbeiter der Arbeitsämter gegen interne Verwaltungsvorschriften ver- stoßen und damit ihre dienstlichen Pflichten verletzt. Diese internen Verwaltungsvorschriften haben keinen Normcharakter. Nicht die Rechtsaufsicht, sondern die Dienstaufsicht muss in solchen Fällen einschreiten. Anlage 38 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Günther Friedrich Nolting (FDP) (Drucksache 14/8246, Fragen 49 und 50): Welche Überlegungen stellt die Bundesregierung gegenwärtighinsichtlich einer Reform der Bundeswehr an, und in welchen Be-reichen erachtet sie Veränderungen der gültigen Reform für erfor-derlich? Wie viele Soldaten haben bis jetzt, unterteilt nach Laufbahn-gruppen und Teilstreitkräften, ihre Bereitschaft zur Zurruheset-zung nach Personalanpassungsgesetz bekundet, und wie vieleMöglichkeiten zur Zurruhesetzung sieht die Bundesregierung fürdie Haushaltsjahre 2002 und 2003, unterteilt nach Laufbahngrup-pen und Teilstreitkräften? Zu Frage 49: Heer: Die Umgliederung des Heeres vollzieht sich überwiegend im Zeitfenster 2001 bis 2005. Die Korps wurden bereits im vergangenen Jahr von truppendienstli- chen Führungsaufgaben entlastet. Damit wurde die Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 200221556 (C) (D) (A) (B) Führungsorganisation des Heeres gestrafft. Die Wehrbe- reiche und Divisionen sind seit letztem Jahr defusioniert, die Wehrbereichskommandos an die Streitkräftebasis (SKB) übergeben. In der Division Spezielle Operationen werden seit April letzten Jahres das Kommando Spezial- kräfte und die beiden Luftlandebrigaden geführt. Mit der Aufstellung der Division Luftbewegliche Operationen wird im Sommer begonnen. Das Heerestruppenkom- mando wird am 6. März dieses Jahres in Dienst gestellt. Die mechanisierten Divisionen werden in Abhängigkeit zu den laufenden Einsätzen ihre Zielstruktur einnehmen. Mit der Auflösung des Heeresunterstützungskommandos wird im Sommer begonnen. Ab Ende 2003 werden schließlich der Heeresamtsbereich und das Heeres- führungskommando umgegliedert. Luftwaffe: Die alten Luftwaffenkommandos Nord und Süd wurden im letzten Jahr aufgelöst. Die Luftwaffe hat ihre neue Kommandostruktur am 1. Oktober 2001 einge- nommen. Die Umsetzung der neuen Struktur auf der Ebene der Einheiten und Verbände hat in diesem Jahr be- gonnen und wird bis Ende 2003 abgeschlossen sein. Nur durch die spätere Einführung neuer Waffensysteme erfol- gen auch noch danach organisatorische Anpassungen. Marine: Die Marine hatte sich bereits in den 90er-Jah- ren auf weltweite Ausbildungs- und Übungseinsätze aus- gerichtet und hatte deshalb einen geringeren Anpassungs- bedarf als andere Organisationsbereiche. Kernaufgabe des Flottenkommandos bleibt die Planung und Steuerung der Einsatzausbildung und damit die Bereitstellung ein- satzfähiger Marinestreitkräfte. Es führt alle Flottillen der Marine. Die Organisation des Stabes Flottenkommando wird unter Berücksichtigung der Schnittstellen zum Ein- satzführungskommando auf die künftige Aufgabenwahr- nehmung optimiert. Hierzu gehört auch die Ausplanung von mobilen „Battle Staffs“ zur Verbesserung der Führungs- fähigkeit von Einsatzgruppen in See. Die Flottille der Ma- rineführungsdienste wird zum 31. März 2002 aufgelöst. Das Marineunterstützungskommando (MUKdo) wurde zum 1. Oktober vergangenen Jahres aufgelöst. Das Mari- neamt wird zurzeit umgegliedert. Dabei werden die Ab- teilungen des Marineamtes so optimiert, dass spätestens Ende 2003 – in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit der Infrastruktur – die Einnahme der Zielstruktur MarA am Dienstort Rostock erfolgen kann. Streitkräftebasis: Im Jahr 2001 wurde mit Schwer- punkt die Führungsorganisation der SKB realisiert. Das Streitkräfteunterstürzungskommando (SKUKdo) wird seit 1. April 2001 aufgestellt und wird bis Mitte 2002 seine volle Arbeitsbereitschaft herstellen, das Streitkräf- teamt (SKA) wird konsequent an seine neuen Aufgaben angepasst. Die Aufstellung der vier neuen Wehrbereichs- kommandos (WBK) und die Übernahme der Nationalen Territorialen Aufgaben vom Herr verliegen reibungslos. Die Unterstützung der laufenden Einsätze durch Kräfte der SKB erfolgt planmäßig. Vorgezogen wurde dem Ein- satzführungskommando (EinsFüKdoBw) bereits im No- vember die Führung der Einsätze im Rahmen Enduring Freedom und ISAF übertragen. Ebenfalls vorgezogen wurden die Vorbereitungen für die Aufstellung des Logis- tikzentrums der Bundeswehr (LogZBw). Der Startschuss in Wilhelmshaven ist gefallen. Das Logistikamt (Log- ABw) wird zurzeit umgegliedert. Mit Aufstellung des Kommandos Strategische Aufklärung (KdoStratAufkl) zum 1. Januar 2002 wurde ein Meilenstein zur Verbesse- rung der Fähigkeiten im Bereich „Nachrichtengewinnung und Aufklärung“ erreicht. Das Zentrum für Nachrichten- wesen (ZNBw) wird ab Mitte diesen Jahres umstruktu- riert. Damit werden auch im Bereich des Militärischen Nachrichtenwesens (MilNWBw) die Grundlagen für die Neuorientierung gelegt. Zentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr: Die Aufstel- lung des Sanitätsführungskommandos erfolgte plan- mäßig. Zum 1. Oktober 2001 wurde die Führungsfähig- keit hergestellt und die Sanitätsbrigade 1 mit unterstellten Regimentern und Brigadeeinheiten aus dem Heer über- nommen. Das Sanitätsamt der Bundeswehr wird seit Okto- ber umgegliedert und im Jahr 2002 nach München verlegt. Auch die vier Sanitätskommandos sind bereits führungs- fähig. Sie haben die Masse der stationären Sanitätsein- richtungen in ihrem regionalen Verantwortungsbereich be- reits übernommen. Die Sanitätstruppe des Heeres und der Truppensanitätsdienst der TSK werden voraussichtlich bis zum Herbst vollständig in den Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr (ZsanDstBw) überführt sein. Die Sanitäts- truppe wird in Abhängigkeit von der Einsatzplanung für die laufenden Einsätze in die neuen Sanitätsregimenter, die La- zarettregimenter und das Kommando „Schnelle Einsatz- kräfte des Sanitätsdienstes“ umgegliedert. Zusammenfassung: Die militärischen Organisations- bereiche liegen bei Planung und Einnahme neuer Struktu- ren im Zeitplan, teilweise wurde die Realisierung sogar beschleunigt. Zu Frage 50: Das Gesetz zur Anpassung der Personalstärke der Streitkräfte ist am 1. Januar 2002 in Kraft getreten und dient dem Ziel, personalstrukturelle Überhänge bei Be- rufssoldaten in definierten Jahrgängen an die Vorgaben des Personalstrukturmodells anzupassen. Bis zum Ende der Laufzeit des Gesetzes sind dazu 3 000 vorzeitige Zurruhe- setzungsmöglichkeiten vorgesehen. Im Sinne der Zielrich- tung des Gesetzes sollten diese auch ausgeschöpft werden. Die personalbearbeitenden Stellen haben bis Ende Januar 2002 über 9 100 Berufssoldaten – zunächst der Ge- burtsjahrgänge 1953 und älter, deren Jahrgänge strukturell überbesetzt sind – angeschrieben. Die übrigen Geburts- jahrgänge werden jahrgangsweise in den nächsten Jahren betrachtet. Die bisher angeschriebenen Soldaten haben nun bis etwa Ende Februar 2002 Zeit, ihr Interesse an ei- ner vorzeitigen Zurruhesetzung zu bekunden. Rund 65 Prozent der angeschriebenen Soldaten haben geantwor- tet. Von den Befragten haben bisher rund 39 Prozent ihr In- teresse an einer vorzeitigen Zurruhesetzung für die gesamte Laufzeit des Gesetzes, von 2002 bis 2006, signalisiert. Diese teilen sich wie folgt auf: Heer: 1 030 Offiziere des Truppendienstes, 330 Offiziere des militärfachlichen Dienstes und 748 Unteroffiziere. Luftwaffe: 621 Offiziere des Truppendienstes und 399 Offiziere des militärfachli- chen Dienstes. Marine: 139 Offiziere des Truppendiens- tes, 116 Offiziere des militärfachlichen Dienstes und 228 Unteroffiziere. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2002 21557 (C) (D) (A) (B) Anlage 39 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Werner Siemann (CDU/CSU) (Drucksache 14/8246, Fragen 51 und 52): Ist es zutreffend, dass das Bundesministerium der Verteidigungper Erlass die Kostenhöchstgrenze bei der Gewährung von Fach-ausbildung durch den Berufsförderungsdienst in Euro festgelegthat und dabei anstelle des offiziellen Kurses von 1,95583 DM proEuro einen Kurs von 2 zu 1 zugrunde gelegt hat und dadurch Sol-daten teilweise finanzielle Einbußen von mehreren hundert Euroentstanden sind? Ist es zutreffend, dass die Brandschutzbekleidung für Feuer-wehrpersonal der Bundeswehr im Inland nicht den gültigen Vor-schriften gemäß den Normen der Herstellungs- und Prüfbeschrei-bung für eine universelle Feuerwehrschutzkleidung (HuPF)entspricht und der Beschaffungsvorgang für die Brandschutzein-satzkleidung noch nicht eingeleitet wurde? Zu Frage 51: Mit Wirkung vom 1. Januar 2001 wurden die Kosten- höchstgrenzen für die Fachausbildung den gestiegenen Kosten auf dem Bildungsmarkt angepasst. Zunächst wur- den die Geldbeträge in eine Eurotabelle im Verhältnis 2 DM = 1 Euro übertragen, da im Dezember 2000 noch keine abschließenden Festlegungen für die Umstellung von Leistungen nach dem Soldatenversorgungsgesetz auf Euro getroffen worden waren. Nach den im Jahre 2001 festgelegten Kriterien für die Umstellung auf Eurobeträge wurde diese Eurotabelle mit dem amtlichen Umstellungs- kurs von 1,95583 DM pro Euro neu erstellt und mit Wir- kung vom 1. Januar 2002 in Kraft gesetzt. Durch dieses Verfahren ist sichergestellt, dass für die Soldaten im Rah- men einer Fachausbildung keine finanziellen Einbußen entstehen. Zu Frage 52: Die Einsatzbekleidung des Feuerwehrpersonals der Bundeswehr entspricht nicht mehr den gültigen Vor- schriften. Aus diesem Grunde wurde die Einführung einer neuen Feuerwehreinsatzbekleidung eingeleitet. Die Test- phase ist abgeschlossen, die notwendigen Haushaltsmittel für die Beschaffung des gesamten Erstbedarfs im Haus- haltsjahr 2002 stehen zur Verfügung. Sobald die Geneh- migung durch den Generalinspekteur der Bundeswehr vorliegt, kann die Beschaffung eingeleitet werden. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 217. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 200221558 (C)(A) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
Gesamtes Protokol
Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421700000
Guten Tag,
liebe Kolleginnen und Kollegen! Bitte nehmen Sie Platz.

Uns fehlt noch der zweite Schriftführer, der von der
SPD. Wir können natürlich auch die Beschlussunfähigkeit
feststellen. – Herr Küster? Wollen wir den Parlamentari-
schen Geschäftsführer, Herrn Küster, als Schriftführer zu-
lassen? – Nach der Geschäftsordnung des Bundestages
verpflichte ich Sie.

Die Sitzung ist eröffnet.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:

Befragung der Bundesregierung
Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka-

binettssitzung mitgeteilt: Bericht zur Lage und zu den
Perspektiven der deutschen Luft- und Raumfahrt.

Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Bericht
hat der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesmi-
nister für Wirtschaft und Technologie, Siegmar Mosdorf.

S
Siegmar Mosdorf (SPD):
Rede ID: ID1421700100
Herr Präsident!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe heute dem Ka-
binett den Bericht des Koordinators für Luft- und Raum-
fahrt vorgelegt. Er basiert auf dem von mir erbetenen Be-
richt der High-Level-Group, die wir eingesetzt haben,
damit die Spitzen der Branche zusammen über die Zu-
kunft der Luft- und Raumfahrt nachdenken. Wir haben in
dem Koordinatorbericht eine Antwort formuliert, um uns
auf die Entwicklung dieser wichtigen Zukunftsbranche
vorzubereiten, und auch eine strategische Partnerschaft
zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik verab-
redet.

Zugleich war es unser Anliegen als Bundesregierung
– es war auch mein persönliches Anliegen –, die Wirt-
schaft, die in diesem Bereich engagiert ist, zu einem Be-
kenntnis zum Standort Deutschland zu bewegen. Dies ist
geschehen. Sie verpflichtet sich, sich innerhalb der Rah-
menbedingungen und der Fördermöglichkeiten, die wir
geschaffen haben, am Standort Deutschland weiterhin
stark zu engagieren.

Im Unterschied zu anderen Branchen hat sich die Luft-
und Raumfahrtindustrie, wie Sie wissen, in den letzten
Jahren sehr positiv entwickelt. Sie hat wichtige Konsoli-
dierungs- und Kooperationsprozesse eingeleitet und steht
heute trotz der großen Schwierigkeiten nach dem 11. Sep-
tember auch international gut da. Der Standort Deutsch-
land muss so gestärkt werden, dass wir für die Luft- und
Raumfahrtbranche auch in Zukunft ein wichtiger Ferti-
gungs- und Forschungsstandort und ein wichtiger Stand-
ort für internationale Projekte sein können.

Ich darf in Erinnerung rufen, dass wir hinsichtlich des
Umsatzes und der Beschäftigung eine positive Entwick-
lung verzeichnen können. Die Fachleute wissen, dass wir
Mitte der 90er-Jahre den Tiefpunkt erreicht hatten. Nach
dem Dolores-Programm, das insbesondere die Dasa
betraf, fiel der Umsatz von immerhin fast 14 Milliar-
den Euro auf 7,8 Milliarden Euro. Er halbierte sich also
fast. Die Beschäftigtenzahl sank von 94 000 im Jahre
1990 auf 61 000.

Inzwischen haben wir einen Umsatz von mehr als
15 Milliarden Euro erreicht. Das heißt, wir haben im Jahr
2001 den höchsten Umsatz in der Luft- und Raumfahrt-
branche, den wir jemals hatten. Die Beschäftigtenzahl in
Deutschland ist auf 71 000 gestiegen. Von 1998 bis 2001
ist der Umsatz um 25 Prozent und ist die Beschäftigten-
zahl um 8 Prozent gestiegen. Ich finde, das sind positive
Zahlen. Ich sage ausdrücklich, dass dies nur möglich war,
weil alle – Wirtschaft, Wissenschaft und Politik – zusam-
mengearbeitet haben und in dieser wichtigen Branche ent-
sprechende Rahmenbedingungen geschaffen worden
sind.

Die Luft- und Raumfahrtindustrie hat mit der Unter-
stützung der Bundesregierung eine gute Ausgangsposi-
tion im europäischen Verbund und weitestgehende
Planungssicherheit erreicht. Vorrangige industrielle Auf-
gabe wird in der nächsten Zeit die Konsolidierung bislang
entstandener europäischer Strukturen sein. Auf der politi-
schen Agenda wird vor allem die fortschreitende Har-
monisierung der Beschaffungspolitiken und -mechanis-
men sowie der Exportpolitiken in Europa stehen. Wir sind
dabei, eine europäische Sicherheits- und Außenpolitik zu
entwickeln. Dazu gehört integral auch die Luft- und

21505


(C)



(D)



(A)



(B)


217. Sitzung

Berlin, Mittwoch, den 20. Februar 2002

Beginn: 13.00 Uhr

Raumfahrtbranche als ein ganz wichtiges Instrument die-
ser Politik.

Ich habe die High-Level-Group zu einem ständigen
Beratungsgremium des Koordinators berufen. Wir wer-
den also auch in Zukunft die im letzten Jahr eingesetzte
High-Level-Group als Berater für den Koordinator haben.
Ich glaube, es ist notwendig, dass wir regelmäßig mitei-
nander über die Zukunftsfragen dieser Branche reden.

Auf der europäische Bühne möchte ich einen erneuten
Impuls an den seinerzeit berufenen Kreis der Beauftrag-
ten der sechs Staats- und Regierungschefs aus Deutsch-
land, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Italien und
Schweden geben, um Transparenz in den Rahmenbedin-
gungen der einzelnen Länder herzustellen und die Wett-
bewerbsbedingungen innerhalb Europas, aber auch ge-
genüber internationalen Konkurrenten zu verbessern.

Auch zukünftig soll die heimische Industrie durch eine
innovative deutsche Luftfahrtforschung unterstützt
werden. Bislang haben die Bundesregierung, die Länder,
die Industrie und die Wissenschaft in den Luftfahrtfor-
schungsprogrammen seit 1995 insgesamt 1,2 Milliar-
den Euro aufgewendet. Dadurch ist ein abgestimmtes
Kompetenznetzwerk sensitiver Technologieentwick-
lungen entstanden. Kernkompetenzen, Arbeitsplätze und
Standorte in Deutschland wurden gesichert. Die deutsche
Luftfahrtindustrie hält eine führende Position in Europa.
Die Forschungsergebnisse spiegeln sich auch im Markt-
erfolg wider.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, der entscheidende
Punkt ist, dass wir bei dem Luftfahrtforschungsprogramm
in Zukunft neue Akzente setzen, etwa den Treibstoffver-
brauch und die Emissionswerte zu reduzieren. Bis 2008
wird auch mit dem Forschungsprogramm, das wir planen,
eine weitere Einsparung von 11 Prozent beim Treibstoff-
verbrauch angestrebt. Die CO2-Emissionen haben sichschon jetzt deutlich verringert. Die NOx-Emissionenkonnten im gleichen Zeitraum, in den letzten fünf Jahren,
um etwa 25 Prozent reduziert werden.

Das Gleiche gilt für den Fluglärm. Das ist eine wich-
tige Thematik, auch in den großen Städten. Die Fluglärm-
belastung im Flughafennahbereich liegt heute bei einem
Viertel der Werte von vor 30 Jahren. Es ist für die Akzep-
tanz dieser Branche bei der Bevölkerung sehr wichtig,
dies deutlich zu machen: Eine hoch entwickelte Volks-
wirtschaft braucht eine leistungsfähige, moderne Luft-
fahrt. Dazu gehört eben, dass man Flughafenbedingungen
hat, die das erlauben. Allerdings gehört dazu auch, dass
man etwas tut, um Emissionen zu reduzieren, um Lärm zu
reduzieren. Dem dienen auch die Forschungsprogramme,
die wir eingeleitet haben.

Um die nachhaltige sozioökonomische Entwicklung
der Luftfahrt, insbesondere die Entkoppelung von Ver-
kehrswachstum und Umweltbelastung, sowie Sicherheit,
Passagierfreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit weiter zu
verbessern, setzt sich die Bundesregierung im Rahmen
ihrer finanzpolitischen Leitlinien für ein Luftfahrt-
forschungsprogramm III ab dem Jahre 2003 ein.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Bundesregierung
wird nach Möglichkeit auch den Erhalt deutscher vertei-

digungstechnischer Kernfähigkeiten und Kapazitäten un-
terstützen und im Rahmen anstehender Beschaffungspro-
gramme einen Beitrag zur Stabilisierung leisten. Uns
kommt es entscheidend darauf an, zu erkennen, dass diese
Branche eine wichtige Zukunfts- und Wachstumsbranche
ist. Mit unseren Kernkompetenzen in diesem Bereich
wollen wir uns im internationalen Wettbewerb behaupten
und in Europa eine entscheidende Rolle spielen.

Vielen Dank.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421700200
Ich danke
Ihnen, Herr Parlamentarischer Staatssekretär.

Das Wort zu einer Frage gebe ich zunächst dem Kolle-
gen Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1421700300
Herr Staatssekretär, die
Fluggesellschaften in aller Welt und insbesondere in Eu-
ropa sind in einer schwierigen Situation. In den letzten
Monaten haben wir mit Sabena und Swissair zwei Pleiten
erlebt. Beim Kauf von Airbussen gerade durch diese bei-
den Gesellschaften hatte die Bundesregierung Ausfall-
bürgschaften geleistet, sodass jetzt eine Belastung in
Höhe von etwa 250 Millionen Euro auf uns zukommt,
dem natürlich der Wert der bestellten Flugzeuge entge-
gensteht. Beabsichtigt die Bundesregierung, weiterhin
Bürgschaften auszusprechen, wenn Airbusse von Flug-
gesellschaften bestellt werden, und sieht sie noch Risiken
bei Fluggesellschaften, deren Bilanzen im Augenblick
nicht so gut sind?

S
Siegmar Mosdorf (SPD):
Rede ID: ID1421700400
Herr Koppelin,
Sie stellen den Sachverhalt richtig dar. Die Standorte, an
denen der Airbus produziert wird – vor allen Dingen
Deutschland und Frankreich –, haben eine hohes Interesse
daran, dass moderne Flugzeuge verkauft werden. Deshalb
werden wir unsere Sicherungspolitik auch nicht ändern.
Wir werden allerdings sehr genau hinschauen, von wel-
chen Linien die Flugzeuge bestellt werden und wie deren
ökonomische Situation ist. Manche waren ja – nicht bei
Sabena, aber bei Swissair – über die Entwicklung über-
rascht. Bei solchen Absicherungen ist es also zwingend
geboten, sich die wirtschaftlichen Verhältnisse des bestel-
lenden Unternehmens genau anzuschauen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421700500
Zusatzfrage.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1421700600
Herr Staatssekretär, in
Ihrem Bericht habe ich zumindest eine Andeutung über
eine Zusammenarbeit mit osteuropäischen Staaten ver-
misst. Wir wissen, dass es auch dort eine positive Ent-
wicklung bei Großraumtransportflugzeugen gibt. Sehen
Sie nicht auch die Gefahr, dass angesichts der augen-
blicklichen Diskussion um das Transportflugzeug A400M
und des wirklich amateurhaften Verhaltens des Verteidi-
gungsministers die Briten eine Chance erkennen, auszu-
steigen und mit den USAdas Großraumtransportflugzeug
zu bauen, wenn es auf unserer Seite so weitergeht, sodass




Parl. Staatssekretär Siegmar Mosdorf
21506


(C)



(D)



(A)



(B)


wir quasi gezwungen wären, zum Beispiel mit der
Ukraine ein neues Transportflugzeug zu entwickeln?

S
Siegmar Mosdorf (SPD):
Rede ID: ID1421700700
Zunächst weise
ich mit Entschiedenheit Ihre Bemerkung zurück, die auf
den Verteidigungsminister zielte.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Nicht lachen, Herr Staatssekretär!)


Der Verteidigungsminister hat übrigens auch auf der
Grundlage der Entscheidung des Parlaments alles getan,
damit wir nach 30 Jahren endlich wieder ein Transport-
flugzeug bekommen.


(Beifall des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD] – Jürgen Koppelin [FDP]: Einzelner Beifall!)


Deutschland befindet sich in einer blamablen Situation:

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wir haben die Suppe auszulöffeln!)

Wir sind im Hinblick auf Transportflugzeuge nicht hand-
lungsfähig, da es im letzten Jahrzehnt leider versäumt
worden ist, dafür zu sorgen, dass eine hoch entwickelte
Volkswirtschaft wie die der Bundesrepublik über ein mo-
dernes, leistungsfähiges Transportflugzeug verfügt.

Herr Koppelin, Sie haben Recht: Wir haben verschie-
dene Varianten geprüft, auch die Frage einer Beteiligung
am Bau der „Antonow“. Sie wissen, dass dabei eine große
Rolle gespielt hat, wie viele Arbeitsplätze entstünden und
wie viele Kernkompetenzen, die wir an unserem Standort
haben, umgesetzt werden könnten. Ich bin aber davon
überzeugt, dass der jetzt eingeschlagene Weg richtig ist,
und hoffe sehr, dass es nach der A400M-Entscheidung
jetzt rasch zum Bau der Flugzeuge kommt. Das ist für die
Arbeitsplätze in Deutschland von großer Wichtigkeit,
aber auch im Hinblick darauf von besonderer Bedeutung,
dass wir das Transportflugzeug dringend brauchen.

Das bedeutet allerdings nicht – das sage ich ausdrück-
lich –, dass wir nicht die Zusammenarbeit mit Ländern
Mittel- und Osteuropas suchten. Insbesondere in der
Ukraine und in Russland, aber auch in angrenzenden mit-
teleuropäischen Staaten gibt es enorme Fähigkeiten ge-
rade in dieser Branche, die wir gemeinsam nutzen wollen.
Es gibt eine Reihe von Kooperationsideen, die wir umset-
zen wollen. Gleichwohl sind wir entschlossen, das Flug-
zeug A400M herzustellen, sodass wir endlich einen guten
Transporter zur Verfügung haben werden.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421700800
Herr Kol-
lege Rossmanith.


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1421700900
Herr Staatssekre-
tär, wenn ich boshaft wäre – aber das bin ich nicht –,
würde ich Sie jetzt fragen, ob Ihnen bekannt ist, dass wir
mit der Wiedervereinigung Deutschlands zusätzliche in-
ternationale Verpflichtungen im militärischen Bereich
eingehen mussten und deshalb eine andere Kapazität er-
forderlich war, weshalb bereits seit Beginn der 90er-Jahre

die Diskussion um ein Nachfolgemodell für die Transall
geführt wird und dabei – Sie haben es angedeutet – meh-
rere Alternativen angesprochen wurden. Ich bin aber nicht
boshaft und will diese Frage nicht stellen.

Ich stelle eine ganz kurze Frage zum Luftfahrt-
forschungsprogramm III: Hat sich die Bundesregierung
schon Gedanken über die Höhe der finanziellen Ausstat-
tung dieses Luftfahrtforschungsprogramms gemacht oder
besteht im Moment nur der Wille, dieses Programm un-
ter dem Titel „Luftfahrtforschungsprogramm III“ fortzu-
setzen?

S
Siegmar Mosdorf (SPD):
Rede ID: ID1421701000
Herr
Rossmanith, wenn Sie gestatten, dass ich die Frage, die
Sie eigentlich gar nicht gestellt haben, dennoch beant-
worte, dann erlaube ich mir den Satz: Liebe Kolleginnen
und Kollegen, der Transporter A400M wird nicht nur für
militärische Belange interessant sein – das ist meine feste
Überzeugung –, sondern insbesondere auch für huma-
nitäre Hilfen. Das darf man nicht unterschätzen. Wir
brauchen dringend Transportkapazitäten in diesem Be-
reich. Deshalb war es ungeachtet der veränderten politi-
schen Situation wichtig, diesen Weg zu gehen.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Die Bundeswehr leistet auch humanitäre Hilfe, Herr Staatssekretär!)


– Ich sage ja, dass es nicht nur ein Militärflugzeug ist. Es
ist ein Flugzeug, das man gerade im humanitären Bereich
dringend braucht.

Zu Ihrer Frage im Hinblick auf das Luftfahrt-
forschungsprogramm III: Ja, wir haben uns Gedanken
gemacht. Wir haben auch präzise Vorstellungen. Ich habe
eben einige inhaltliche Schwerpunkte dieses Programms
genannt. Es geht dabei vor allem um Triebwerkstechnik,
um die Emissionsreduzierung, um Lärmreduzierung und
um die Reduzierung des Treibstoffverbrauchs. Wir setzen
also besondere Akzente für dieses Luftfahrtforschungs-
programm.

Ich sage das Folgende ausdrücklich auch in einer Re-
gierungsbefragung: Wir haben in den letzten Jahren inter-
fraktionell in diesem Bereich so gut zusammengearbeitet,
dass es sogar gelungen ist, eine Länderbeteiligung am
Luftfahrtforschungsprogramm zu erreichen. Ich sage
das gerade dem Kollegen Rossmanith, weil sowohl der
Bremer Bürgermeister als auch die Bayerische Staats-
regierung dabei geholfen haben. So können wir sagen:
Wir haben mit dem Lufo II ein gutes Programm realisie-
ren können. Die Industrie hat einen höheren Anteil als bei
Lufo I gezahlt. Wir haben auch eine Bund-Länder-Betei-
ligung erzielt. Ich hoffe sehr, dass wir das in dieser Weise
fortsetzen können.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421701100
Zusatzfrage.


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1421701200
Herr Staatssekretär,
ist die Bundesregierung bereit, das Ziel der weiteren Lärm-
reduzierung in ihre Öffentlichkeitsarbeit aufzunehmen,




Jürgen Koppelin

21507


(C)



(D)



(A)



(B)


damit endlich der Unfug aufhört, dass sofort, wenn im
Rahmen der Konversion die weitere fliegerische Nutzung
eines aufgegebenen Fliegerhorstes im zivilen Bereich an-
diskutiert wird, Bürgerinitiativen wegen des Lärms ein
Riesenspektakel veranstalten?

Ich halte es für notwendig, dass wir diese Thematik
nicht immer nur hier diskutieren und diesbezügliche Ak-
tivitäten entfalten, sondern auch in der Öffentlichkeit
kundtun, welche Fortschritte gemacht wurden und durch
dieses Programm weiter erzielt werden sollen und auch
können.

S
Siegmar Mosdorf (SPD):
Rede ID: ID1421701300
Herr
Rossmanith, in einer Demokratie muss man aushalten,
dass es Kritik gibt; mit ihr muss man sich auseinander
setzen. Das tun wir auch. Wir sind souverän genug, die
Bürger ernst zu nehmen, wenn sie diese Standpunkte ver-
treten. Das ist auch wichtig.

Ich glaube, dass es eine Informationslücke hinsichtlich
der erzielten technischen Fortschritte gibt. Wir hatten in
den letzten zehn Jahren bei der Lärmreduzierung einen
Quantensprung, übrigens auch, weil wir bei der For-
schung zur Triebwerkstechnik darauf gedrängt haben.
Man kann das bei MTU genau beobachten. Dort wurden
geradezu Quantensprünge gemacht. Die Lärmemission
der Flugzeuge ist deutlich geringer geworden. Der Lärm-
teppich eines modernen Airbusses, wie man das im Fach-
chinesisch nennt, ist mit dem eines Flugzeuges von vor
30 Jahren völlig unvergleichbar. Es ist wirklich ein großer
Fortschritt erzielt worden.

Ich nutze die Gelegenheit Ihrer Frage, diesen Umstand
einer großen Öffentlichkeit deutlich zu machen. Ich bin
gern bereit, im Rahmen der Möglichkeiten der Bundesre-
gierung – ich hoffe dabei auf Ihre Unterstützung – alles zu
tun, um öffentlich zu vermitteln, dass wir wirklich Fort-
schritte gemacht haben. Was die Triebwerkstechnik an-
geht, gelten wir hinsichtlich der Lärmreduzierungen in-
zwischen als erste Adresse in der Welt.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421701400
Herr Kol-
lege Straubinger.


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1421701500
Herr Staatssekretär,
Sie haben sehr umfangreich auf die Erfolge der Vergan-
genheit hingewiesen. Wir sind uns alle – auch parteiüber-
greifend – darin einig, dass Erfolge erzielt wurden, aber
zukünftig noch Verbesserungen bei der Flugsicherheit,
dem Treibstoffverbrauch und dergleichen erreicht werden
müssen. Die erreichten Erfolge sind auch auf die Luft-
fahrtforschungsprogramme der Vergangenheit zurückzu-
führen.

Ich möchte in Erinnerung rufen, dass das erste Luft-
fahrtforschungsprogramm unter dem damaligen Bundes-
kanzler Helmut Kohl für die Jahre 1995 bis 1998 mit
600 Millionen DM seitens des Bundes ausgestattet war.
Das Nachfolgeprogramm unter der Verantwortung Ihrer
Regierung für die Jahre 1999 bis 2002 ist mit 240 Mil-

lionen DM ausgestattet. Der Zeitraum für dieses Pro-
gramm ist fast abgelaufen. Was passiert in den folgenden
Jahren?

Sie haben vorhin angekündigt, die Bundesregierung
überlege, ein Luftfahrtforschungsprogramm III aufzu-
legen. Die bloße Absicht nützt aber sehr wenig, weil die
Forschungseinrichtungen dauerhaft für die Zukunft pla-
nen müssen. Können Sie uns bereits heute darlegen, wie
das Luftfahrtforschungsprogramm III nach den Vorstel-
lungen der Bundesregierung ausgestattet sein soll – nicht
nur in den Zielstellungen, sondern auch in finanzieller
Hinsicht – und in welchem Zeitraum es verwirklicht wer-
den soll?

S
Siegmar Mosdorf (SPD):
Rede ID: ID1421701600
Herr
Straubinger, ich danke Ihnen für den Hinweis. Ich kann
mich sehr gut daran erinnern, dass wir kurz nach der
Übernahme der Regierungsverantwortung im Jahre 1998
die Chefgespräche für unseren Haushalt hatten und so-
zusagen binnen kürzester Frist das Lufo II gestartet ha-
ben. Sie haben darauf abgehoben, wir hätten 50 Milli-
onen Euro pro Jahr vorgesehen, während es vorher insge-
samt 600 Millionen DM gewesen seien. Der Grund liegt
in der Unterschiedlichkeit unseres Staatsverständnisses.
Wir glauben, dass der Staat nicht alles finanzieren muss.
Das Programm ist genauso umfangreich wie vorher, nur
zahlt jetzt die Industrie ein bisschen mehr.

Wir finden, es ist in Ordnung, dass wir die Industrie
– vor allem, wenn es der Wirtschaft gut geht; Sie wissen,
die Branche hat sich gut entwickelt – einladen, einen ei-
genen Beitrag zu leisten. Ich bin ein bisschen stolz darauf
– es haben viele mitgeholfen, ich will es trotzdem hervor-
heben –, dass es uns gelungen ist, mit der Beteiligung der
Länder, die genauso viel wie der Bund getragen haben,
mit Lufo II ein erhebliches Programm, das auch gut läuft,
zustande bekommen zu haben. Wenn Sie mich persönlich
fragen, muss ich Ihnen sagen: Wir haben gute Ideen in der
Sache, haben das Programm aber noch nicht quantifiziert.
Dies sollte im Anschluss an das Lufo II im Jahre 2003 be-
ginnen. Sie wissen, wie die Entscheidungsprozesse sind.
Deshalb ist es wichtig, dass das Programm in den Haus-
halt 2003 eingestellt wird.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421701700
Zusatzfrage.


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1421701800
Ich entnehme dem
Stenographischen Bericht über die Sitzung vom 24. Ja-
nuar, dass die Kollegin Margit Wetzel mindestens 50 Mil-
lionen Euro jährlich für ein Luftfahrtforschungspro-
gramm III für erforderlich hält. Ist die Bundesregierung
bereit, für das Luftfahrtforschungsprogramm jährlich
50 Millionen Euro in den Haushalt einzustellen?

S
Siegmar Mosdorf (SPD):
Rede ID: ID1421701900
Herr Kollege
Straubinger, der Standpunkt und die Meinung einer sehr
kompetenten Kollegin wie Frau Wetzel werden natürlich




Kurt J. Rossmanith
21508


(C)



(D)



(A)



(B)


bei der Bundesregierung auf offene Ohren stoßen. Das ist
gar keine Frage.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Aber auf ruhige Hände!)


– Wenn Sie schon einmal im Flugzeug gesessen hätten,
dann wüssten Sie, dass Sie es mit ruhiger Hand steuern
müssen. Dabei können Sie nicht „herumfiebern“,


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Aber steuern! – Lachen bei der CDU/CSU – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wenn man die Hände in der Hosentasche hat, geht das nicht!)


sondern Sie müssen steuern. Das tun wir auch.
Frau Wetzel kommt aus einer Region, in der die Luft-

fahrtindustrie eine große Rolle spielt. Sie weiß deshalb
auch ein bisschen, was notwendig ist. Meine persönliche
Meinung ist – ich habe das eben bereits ausgeführt –: Wir
brauchen ein Lufo III etwa mit 50 Millionen Euro pro
Jahr. Das würde diesen Zahlen entsprechen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421702000
Weitere
Fragen liegen nicht vor. Ich danke Ihnen, Herr Parlamen-
tarischer Staatssekretär.

Wir haben die Regierungsbefragung früher als vorge-
sehen beendet. In Abstimmung mit den Fraktionen unter-
breche ich die Sitzung bis 13.35 Uhr.


(Unterbrechung von 13.25 bis 13.35 Uhr)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421702100
Die unter-
brochene Sitzung ist wieder eröffnet.

Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 2:
Fragestunde
– Drucksache 14/8246 –

Zu Beginn der Fragestunde behandeln wir gemäß
Nr. 15 der Richtlinien für die Fragestunde vier schriftliche
Fragen der Abgeordneten Ilse Aigner und vier schriftliche
Fragen der Abgeordneten Susanne Jaffke.

Ich rufe zunächst die Fragen der Abgeordneten Ilse
Aigner auf:

2/42 Welche militärischen und wirtschaftlichen Gründe
waren ausschlaggebend, die Entscheidung, das Fernmeldebatail-
lon Dillingen zu schließen, zu ändern und dafür das Fernmelde-
bataillon am Standort Murnau aufzulösen, und wie stellt sich der
Sanierungsbedarf bzw. Bauzustand bei beiden Standorten dar?


(außer der Nähe zu einem Fernmeldebataillon)

deschule des Heeres von Feldafing/Pöcking nach Günzburg, Dil-
lingen, Donauwörth oder einen anderen Standort und sind bei
diesen Standorten ausreichend Grundstücksflächen in öffentlicher
Hand vorhanden?

2/44 Wie hoch sind die zusätzlichen Kosten, die durch eine
Verzögerung der geplanten und unabwendbar notwendigen Sa-
nierungsarbeiten, unabhängig von der momentan geplanten Ver-
legung, an den Lehrsaalgebäuden und der Abwasserentsorgung
der Fernmeldeschule Feldafing entstanden sind bzw. noch ent-
stehen werden?

2/45 Ist nach jetzigen Erkenntnissen ein Lehrbetrieb nach
dem 1. Januar 2003 in der Fernmeldeschule Feldafing sicher-

gestellt und wann ist der letztmögliche Zeitpunkt, mit den Sanie-
rungsarbeiten bzw. dem Bau von Lehrsaalersatzflächen zu be-
ginnen?

Da die Fragen inzwischen schriftlich beantwortet sind,
kann die Fragestellerin nur fragen, warum die Antworten
nicht innerhalb der Wochenfrist gegeben wurden.

Frau Kollegin Aigner, Sie haben das Wort.


Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1421702200
Sehr geehrter Herr Präsi-
dent! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Schulte! Warum
ist die Antwort auf die von mir am 6. Februar gestellten
Fragen nicht fristgemäß Ende der letzten Woche, sondern
erst heute früh um 10.48 Uhr per Fax eingegangen?


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das ist ständig in dem Ministerium so, Herr Präsident!)


B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1421702300
Herr Kollege, angesichts der
zwischen uns geführten umfangreichen Korrespondenz
muss ich darauf hinweisen, dass kein Ministerium mehr
Anfragen hat als das BMVg.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Meine haben Sie auch?)


Liebe Frau Kollegin Aigner, zunächst einmal entschul-
dige ich mich dafür, dass das passiert ist. Ich muss aber
darauf hinweisen, dass sich 90 Prozent unserer Mitarbei-
ter in Bonn und 10 Prozent in Berlin befinden. Die tüch-
tigen Mitarbeiter vom Parlaments- und Kabinettsreferat
waren bis auf einen Mitarbeiter, der Ihnen geschrieben
hat, bedauerlicherweise erkrankt. Das ist wahr. Im Rhein-
land wurde zu dieser Zeit – Sie werden sich sicher erin-
nern – Karneval gefeiert, was eine mehrtägige Freizeit be-
deutet. Es handelt sich um den Zeitraum zwischen
Weiberfastnacht und Rosenmontag. – Es tut mir Leid. Ich
habe versucht, Ihnen die Antwort wenigstens heute Nacht
zukommen zu lassen. Ich habe die Antwort gestern Abend
unterschrieben.

Herr Präsident, ich bin gern bereit, die Antwort hier
vorzutragen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421702400
Das brau-
chen Sie nicht. Frau Kollegin Aigner hat aber eine Zu-
satzfrage.


Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1421702500
Sehr geehrte Frau Staats-
sekretärin, auf die von mir gestellte Frage nach den wirt-
schaftlichen und militärischen Gründen für die Änderung
der Entscheidung des Bundesministeriums der Verteidi-
gung, nämlich statt des Fernmeldebataillons am Standort
Dillingen nun das Fernmeldebataillon am Standort Mur-
nau aufzulösen, wurde wie folgt geantwortet:

Von der ursprünglichen, mit dem Entwurf des Res-
sortkonzepts Stationierung vom 29. Januar 2001 be-
kannt gegebenen Absicht, das Fernmeldebatail-
lon 230 in Dillingen aufzulösen, wurde Abstand
genommen.




Parl. Staatssekretär Siegmar Mosdorf

21509


(C)



(D)



(A)



(B)


Wieso konnte für eine derartig lapidare Antwort bzw.
Nichtantwort, die in jeder Zeitung nachzulesen war, die
Frist nicht eingehalten werden? Das hätten Sie überall ab-
schreiben können.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das ist das Verteidigungsministerium! Die können das nicht!)


B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1421702600
Frau Kollegin, es handelte sich
– Sie erinnern sich – nicht nur um eine Frage. In meinen
Unterlagen befinden sich vier Fragen.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Ich bin bei der ersten Frage!)


Ich habe versucht, Ihnen auf alle Fragen eine Antwort zu
geben. Ich habe begründet, warum die Nähe zu Dillingen
hinsichtlich der weiteren Zusammenarbeit wichtig ist. Sie
haben sich ja auch mit der Verlegung der Schule beschäf-
tigt. Offensichtlich aus diesem Grund wurde das Fern-
meldebataillon in Murnau aufgelöst und die Liegenschaft
aufgegeben.

Ich habe versucht, Ihnen korrekt und nach bestem Wis-
sen und Gewissen zu antworten.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421702700
Frau Kolle-
gin Aigner, möchten Sie auch zu den anderen Fragen in
der gleichen Art und Güte Zusatzfragen stellen?


Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1421702800
Wenn ich darf, möchte ich
das tun.

Ich habe noch eine Frage zu der Frist. Frau Staats-
sekretärin, ich akzeptiere selbstverständlich Ihre Ent-
schuldigung. Am Freitag hätte ich noch die Möglichkeit
gehabt, mündliche Fragen, und zwar sachliche, für die
heutige Fragestunde nachzureichen. Da die Antwort aller-
dings erst heute eingegangen ist, konnte ich von dieser
Möglichkeit keinen Gebrauch machen.

Jeder weiß, dass in Bayern am 3. März Kommunal-
wahlen stattfinden. Könnte das Vorgehen – das könnte
man böswilligerweise unterstellen – in Ihrem Ministe-
rium damit zusammenhängen?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1421702900
Ich habe Ihre Frage gestern
Abend auf den Tisch bekommen und war ganz entsetzt.
Um keinen Tadel vom Präsidenten zu bekommen, wollte
ich Ihnen wenigstens noch gestern Abend eine Antwort
geben, und zwar in der Erkenntnis, dass Sie heute Nach-
mittag Zusatzfragen stellen können. Ich beantworte Ih-
nen, wie Sie wissen, gern alle Fragen. Das ist klar. Ich
habe es überhaupt erst gestern Abend erfahren, dass sie
nicht beantwortet worden waren. Ich habe Ihnen deshalb
unsere Antwort vorweg geschickt, damit Sie noch weiter
fragen können.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421703000
Ich kann
jetzt allerdings nur die Fragen zulassen, die nach Nr. 15
der Richtlinien für die Fragestunde zulässig sind. Deshalb

muss ich die Kollegin Aigner trotz der Bereitschaft der
Frau Staatssekretärin darauf hinweisen, dass sie nur nach
dem Warum und Wieso, nicht aber nach weiteren inhaltli-
chen Dingen fragen darf.


Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1421703100
Ich möchte meine Frage auf
alle vier Fragen bezogen wissen: Warum sind die Fragen
nach Zahlen – es handelt sich ja um Binsenweisheiten,
die, wie gesagt, in allen öffentlichen Dokumenten enthal-
ten und auch an den Standorten bekannt sind – nicht schon
frühzeitiger von Ihrem Haus – nicht von Ihnen persönlich,
Frau Staatssekretärin; ich nehme Ihnen ja die Entschuldi-
gung auch ab, da ich Sie persönlich schätze – beantwortet
worden? Es haben, wie gesagt, schon alle Zahlen vorge-
legen und die Antworten sind teilweise, mit Verlaub,
falsch gewesen.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1421703200
Ich kann das, was Sie jetzt sa-
gen, nicht widerlegen, aber ich kann das, wenn es stimmt,
dadurch wieder gutmachen, dass ich Ihnen anbiete, dass
wir ein Gespräch darüber führen und Sie dabei eine sorg-
fältigere Auskunft bekommen.

Mit meiner Vorgehensweise hatte ich eigentlich das
Gegenteil erreichen wollen, Herr Präsident: Die Fragende
sollte, von den Antworten ausgehend, die ihr vorher mit-
geteilt wurden, weitere Fragen stellen können.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421703300
Als ehema-
lige Parlamentarische Geschäftsführerin kennen Sie ja
wohl die Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1421703400
Ich stimme Ihnen ausdrücklich
zu. Ich war dabei aber, wie Sie wissen, immer etwas
großzügiger.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421703500
Frau Kolle-
gin Aigner, können Sie sich mit dem vorgeschlagenen
Verfahren einverstanden erklären?


Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1421703600
Wir werden es so versuchen
oder auf einem anderen parlamentarischen Weg.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421703700
Danke
schön.

Ich rufe jetzt die Fragen der Kollegin Susanne Jaffke
auf:

1/218 Ist es richtig, dass die Standortverwaltungen im Be-
reich operatives Liegenschaftswesen der Gesellschaft für Ent-
wicklung, Beschaffung und Betrieb mbH (GEBB) unterstellt
wurden und, wenn ja, treffen diese Entscheidungen auch für die
Standortverwaltungen Neubrandenburg, Torgelow und Eggesin
zu?

1/219 Inwiefern will die Bundesregierung an diesen Stand-
orten die bisherigen Ausbildungsplätze in Anzahl und Qualität
sicherstellen und erhalten?




Ilse Aigner
21510


(C)



(D)



(A)



(B)


1/220 Wie viel ziviles Personal an den Standorten Neubran-
denburg und Torgelow ist davon betroffen und in Kenntnis gesetzt
worden?

1/221 Wie viel ziviles Personal an den Standorten Neubran-
denburg und Torgelow ist von Entlassung bzw. Umsetzung be-
troffen?

Der Sachverhalt unterscheidet sich nicht von dem bei
den Fragen der Kollegin Aigner.


Susanne Jaffke (CDU):
Rede ID: ID1421703800
So ist es. In der Tat
wurden auch die von mir schriftlich eingereichten Fragen
vom Bundesverteidigungsministerium nicht fristgerecht
beantwortet. Bei mir ist der etwas ungewöhnliche Um-
stand eingetreten, dass die Antwort der Parlamentarischen
Staatssekretärin aus ihrem Büro per Fax um 22.42 Uhr am
19. Februar abgesandt wurde und mein Büro erreichte. Ich
hoffe ja sehr – so könnte ich ketzerischerweise sagen –
dass die Arbeitnehmerrechte durch einen Arbeitseinsatz
nach 22 Uhr nicht vernachlässigt wurden.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Eine Staatssekretärin ist immer im Dienst!)


So möchte auch ich in diesem Zusammenhang fragen:
Warum ist die fristgerechte Beantwortung der Fragen
nicht möglich gewesen?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1421703900
Ich wiederhole es noch einmal:
90 Prozent unserer Mitarbeiter sind in Bonn; das war eine
Entscheidung des Bundestages, die meine Zustimmung
und die verschiedener Kollegen damals nicht gefunden
hat, die aber erfolgt ist. In der Tat gab es im Rheinland von
Weiberfastnacht bis zum Rosenmontag einschließlich
eine besondere Situation


(Peter Hintze [CDU/CSU]: Im Rheinland hat man immer eine besondere Situation! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Aschermittwoch war schon vorige Woche! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Auch am Dienstag?)


– nein, am Dienstag müssen sie arbeiten, da war ich näm-
lich auch da –, sonst hätten wir natürlich Leute von Bonn
nach Berlin geholt. Bis auf einen Mitarbeiter hat nämlich
eine Grippewelle alle in Berlin erfasst. Soweit meine Ant-
wort darauf, Frau Kollegin Jaffke.

Wenn Sie aber ernsthaft glauben, dass Mitarbeiter im
Leitungsbüro eines Ministeriums eine geregelte Arbeits-
zeit haben, dann irren Sie sich; denn in Sitzungswochen
trifft das ganz bestimmt nicht zu. Als Entschädigung dafür
gibt es ja auch eine Ministerialzulage. Wir sind übrigens
noch später nach Hause gegangen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421704000
Zusatz-
frage?


Susanne Jaffke (CDU):
Rede ID: ID1421704100
Dieses Schicksal ereilt
uns ja alle. Trotzdem hätte ich zu den Fristen noch eine
Nachfrage. Ich habe mich selbstverständlich in der sit-
zungsfreien Woche um die fristgerechte Beantwortung
meiner Fragen über das Parlamentssekretariat des Deut-

schen Bundestages bemüht. Von dort wurde mir in einem
Rückruf mitgeteilt, dass die Hardthöhe deshalb nicht in
der Lage war, mir die Fragen innerhalb der Frist zur
Beantwortung vorzulegen, weil kein unterschriftsberech-
tigtes Leitungsmitglied erreichbar war. Können Sie das
bestätigen?


(Jürgen Koppelin [FDP]: Hört! Hört!)

Wenn nicht, müsste ich den Leiter des Parlaments-
sekretariats der Bundestagsverwaltung bemühen, diese
Aussage, die er mir gegenüber persönlich gemacht hat,
zu bestätigen. Könnten Sie dazu bitte noch eine Auskunft
geben?


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Da hätte man mit der Unterschriftenmappe nach Mallorca fliegen müssen!)


B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1421704200
Frau Kollegin Jaffke, das kann
ich ausdrücklich nicht bestätigen, es sei denn, die Fragen
wären an das Büro meiner Kollegen gegangen und dort
liegen geblieben.

Im Zeitalter der modernen Kommunikationstechniken
bin ich in der Lage – ich habe die EDV nämlich mit ein-
geführt –, mir solche Unterlagen, wenn sie mir gemailt
werden, jederzeit in meinem Wahlkreis in Hameln aus-
drucken zu lassen und Ihnen selbstverständlich eine Ant-
wort zu geben. Das kann nicht der Grund gewesen sein.
Denn selbst am Rosenmontag war ich für die Berliner er-
reichbar, allerdings nicht für die Bonner; denn die waren
nicht da. Das kann es also nicht gewesen sein. Ich bin ganz
erstaunt, dass es heißt, es sei kein unterschriftsberechtig-
tes Mitglied erreichbar gewesen. Das höre ich zum ersten
Mal.


Susanne Jaffke (CDU):
Rede ID: ID1421704300
Dann würde ich Sie
herzlich bitten, sich darum zu kümmern.

Da die Antwort auf die schriftlich gestellten Fragen in-
haltlich nicht ausreichend ist, möchte ich nachfragen: Ist
es möglich, dass Sie gestern den Weg der nächtlichen
Beantwortung der Fragen auch deshalb genutzt haben,
um heute einer inhaltlichen Nachfrage aus dem Wege zu
gehen?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1421704400
Nein.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421704500
Dann kön-
nen wir drei Feststellungen treffen:

Erstens. Das Gesprächsangebot der Frau Staatssekretä-
rin Brigitte Schulte gilt auch gegenüber der Kollegin
Susanne Jaffke.


(Brigitte Schulte, Parl. Staatssekretärin: Das stimmt! Ja!)


Zweitens. Sie können natürlich für die nächste Sit-
zungswoche erneut Fragen einreichen.




Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters

21511


(C)



(D)



(A)



(B)


Drittens. Da die Karnevalszeit zu Ende ist, können wir
davon ausgehen, dass die Mitglieder der Bundesregierung
die Fragen, die in Zukunft gestellt werden, fristgerecht in-
nerhalb einer Woche beantworten werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der PDS – Ja, das ist richtig!)

Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1421704600

Ich danke Ihnen, Frau Schulte, und rufe nunmehr die
übrigen Fragen in der üblichen Reihenfolge auf.

Wir beginnen mit dem Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Zur Beantwortung steht die Parlamentarische Staats-
sekretärin Dr. Edith Niehuis zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 1 der Kollegin Heidi Lippmann auf:
Trifft es nach Kenntnis der Bundesregierung zu, dass ein Kriegs-

dienstverweigerungsantragsteller im Gegensatz zum Wehrpflichti-
gen ein selbst zu bezahlendes polizeiliches Führungszeugnis vor-
legen muss?

D
Dr. Edith Niehuis (SPD):
Rede ID: ID1421704700

Frau Kollegin Lippmann, nach § 2 Abs. 2 des Kriegs-
dienstverweigerungsgesetzes ist dem Antrag auf Kriegs-
dienstverweigerung ein polizeiliches Führungszeugnis
beizufügen. Die Vorlage des Führungszeugnisses soll die
Anerkennung von Antragstellern verhindern, die wegen
bestimmter krimineller Taten verurteilt worden sind. Es
handelt sich dabei um Taten, die eine Gewaltbereitschaft
erkennen lassen und daher mit der behaupteten Gewissens-
entscheidung nicht vereinbar erscheinen. Das Führungs-
zeugnis dient dem Antragsteller zum Nachweis seiner
Rechtsposition. Aus diesem Grunde ist es grundsätzlich an-
gebracht, dass der Antragsteller die mit diesem Nachweis
verbundenen Kosten trägt.

Ich möchte in diesem Zusammenhang darauf hinwei-
sen, dass bei der Beantragung des Führungszeugnisses
auch eine Gebührenbefreiung wegen Mittellosigkeit be-
antragt werden kann. Mittellosigkeit wird bei Schülern,
Studenten, Auszubildenden und bei Empfängern von So-
zialhilfe vermutet.

Es hat sich allerdings herausgestellt, dass der Anteil der
Ablehnungen der Anerkennung als Kriegsdienstverwei-
gerer wegen einer Eintragung im Führungszeugnis
äußerst gering ist. Aus diesem Grunde wird derzeit inner-
halb der Bundesregierung geprüft, ob die in § 2 Abs. 2
Kriegsdienstverweigerungsgesetz festgelegte Vorlage-
pflicht geändert werden sollte.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421704800
Zusatzfrage
der Kollegin Lippmann.


Heidi Lippmann-Kasten (PDS):
Rede ID: ID1421704900
Vielen Dank für die Aus-
kunft, Frau Staatssekretärin. Wenn meine Frage der An-
lass dafür sein sollte, dass eine solche Prüfung vorge-
nommen wird, wäre ich sehr dankbar. Aber ich gehe nicht
davon aus, dass Sie das mit Ja beantworten werden.

Ist denn geplant, im Prüfungszeitraum alle Kriegs-
dienstverweigerungsantragsteller von der Gebührenerhe-
bung zu befreien?

D
Dr. Edith Niehuis (SPD):
Rede ID: ID1421705000

Nein, das ist nicht geplant. Wir prüfen zurzeit, ob diese
Vorschrift, das polizeiliche Führungszeugnis vorzulegen,
noch sinnvoll ist.

Darüber hinaus muss ich Sie daran erinnern, dass wir
immer nach Wegen zur Verwaltungsvereinfachung su-
chen. Wenn sich herausstellt, dass das polizeiliche
Führungszeugnis bei der Anerkennung so gut wie gar
keine Rolle mehr spielt, weil nichts drin steht, dann ist die
Abschaffung dieser Vorschrift aus Gründen der Verwal-
tungsvereinfachung sinnvoll. Allerdings überlegen wir
zugleich, ob wir die Vorlage eines Führungszeugnisses
durch eine Regelanfrage, wie im Wehrpflichtgesetz vor-
gesehen, ersetzen werden.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421705100
Eine zweite
Zusatzfrage.


Heidi Lippmann-Kasten (PDS):
Rede ID: ID1421705200
Frau Staatssekretärin, ich
freue mich natürlich, dass diese Prüfung erfolgt, aber wie
wir ja wissen, dauert eine solche Prüfung in Ihrem Hause
sehr lange. Das vermute ich einfach einmal.


(Dr. Edith Niehuis, Parl. Staatssekretärin: Das ist eine falsche Vermutung!)


Es müsste auch noch eine Gesetzesänderung erfolgen,
weil die Verpflichtung zur Vorlage eines Führungszeug-
nisses im Kriegsdienstverweigerungsgesetz steht. Ist ge-
plant, diese noch in dieser Legislaturperiode, also bis zur
letzten Sitzungswoche Anfang Juli, durchzuführen?

D
Dr. Edith Niehuis (SPD):
Rede ID: ID1421705300

Zunächst einmal möchte ich auf Ihre erste Bemerkung,
dass Ihre Frage vielleicht dazu geführt hat, dass diese Prü-
fung stattfindet, eingehen. Ich muss Sie enttäuschen. Auf
der Arbeitsebene wird schon länger darüber geredet. Ich
kann Ihnen jetzt nicht sagen, ob die Änderung des Geset-
zes in dieser kurzen Zeit noch möglich sein wird.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421705400
Ich danke
Ihnen, Frau Staatssekretärin, und rufe den Geschäftsbe-
reich des Auswärtigen Amtes auf. Zur Beantwortung steht
Staatsminister Dr. Ludger Volmer zur Verfügung.

Ich rufe Frage 2 der Frau Kollegin Lippmann auf:
Wurde die Bundesregierung von US-amerikanischer oder bos-

nischer Seite informiert, bevor die bosnische Regierung am 18. Ja-
nuar 2002 trotz des wegen nicht vorgelegter Beweise ergangenen
gegensätzlichen Urteils des höchsten bosnischen Gerichtes sechs
von den USA des Terrorismus verdächtigte Algerier an Soldaten

(vergleiche „Der Tagesspiegel“ vom 22. Januar 2002)

grundlage sieht die Bundesregierung für diese Vorgehensweise,
auch vor dem Hintergrund ihres Engagements für den Aufbau
einer demokratischen und rechtsstaatlichen Ordnung, deren un-
trennbarer Bestandteil die Gewaltenteilung ist?




Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters
21512


(C)



(D)



(A)



(B)


D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1421705500
Frau Kollegin Lippmann! Die Bundesregierung er-
hielt vorab keine Informationen vonseiten der USA bzw.
von der Regierung von Bosnien und Herzegowina über
die geplante Überstellung der sechs Algerier, nach denen
Sie gefragt hatten.

Die Prüfung der Frage nach der einschlägigen Rechts-
grundlage ist eine innerstaatliche Angelegenheit und ob-
liegt den zuständigen Stellen in Bosnien und Herzegowina.
Die Bundesregierung verweist in diesem Zusammenhang
jedoch auf die intensiven Bemühungen der Regierung von
Bosnien und Herzegowina, ihren Verpflichtungen aus den
Resolutionen 1368 und 1373 der Vereinten Nationen nach-
zukommen und den Terrorismus effektiv zu bekämpfen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421705600
Zusatzfrage.


Heidi Lippmann-Kasten (PDS):
Rede ID: ID1421705700
Vielen Dank, Herr Staatsmi-
nister. – Können Sie mir sagen, aufgrund welcher inter-
nationalen rechtlichen Grundlage – über diese beiden von
Ihnen genannten Resolutionen hinaus – die Überstellung
oder die Auslieferung dieser sechs Algerier, die unter dem
Verdacht standen, al-Qaida-Mitglieder zu sein, an das
amerikanische SFOR-Kontingent erfolgte? Ich frage ganz
konkret nach der internationalen rechtlichen Grundlage.

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1421705800
Die Rechtsgrundlage ergibt sich aus den beiden ge-
rade genannten Resolutionen. Das sind nicht irgendwel-
che Meinungsäußerungen, sondern das sind die von den
Vereinten Nationen festgelegten Prinzipien, nach denen
der Terrorismus bekämpft werden soll und nach denen
sich alle Länder zu richten haben. Dazu haben sich diese
verpflichtet.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421705900
Eine zweite
Zusatzfrage.


Heidi Lippmann-Kasten (PDS):
Rede ID: ID1421706000
Es fällt zwar nicht in den
Kompetenzbereich der Bundesregierung, aber es ist doch
von einem darüber hinausgehenden Interesse innerhalb
des NATO-Bündnisses, der KFOR-Truppen und der Anti-
terrorallianz, ob bekannt ist, was mit diesen sechs algeri-
schen Gefangenen geschehen ist. Sind sie in die USAver-
bracht worden? Welchen Status erhalten sie dort?

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1421706100
Es bestand ein begründeter Anfangsverdacht, dass
die sechs Personen Mitglieder des al-Qaida-Netzwerkes
sind. Nach unseren Informationen werden sie in die USA
oder in eines der von den Vereinigten Staaten betriebenen
Kriegsgefangenenlager gebracht. Unserer Auffassung
nach müssten sie dort wie Kriegsgefangene behandelt
werden. Auf jeden Fall haben sie ein Anrecht auf ein fai-
res Verfahren.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421706200
Ich danke
Ihnen, Herr Staatsminister.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums für Wirtschaft und Technologie. Die Frage 3 der
Kollegin Dr. Elke Leonhard wird schriftlich beantwortet.

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeriums
für Verkehr, Bau und Wohnungswesen auf. Der Parla-
mentarische Staatssekretär Achim Großmann wird die
Fragen beantworten.

Ich rufe zunächst die Frage 4 des Kollegen Hans
Michelbach auf:

Welche Initiativen plant die Bundesregierung zur Anbindung
der oberfränkischen Industriestandorte nach dem Rückzug der DB
Cargo?

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1421706300
Vielen
Dank, Herr Präsident. – Herr Kollege Michelbach, die
Bundesregierung steht zu den mit der Bahnreform ver-
folgten Zielen, mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen,
die finanzielle Belastung der Steuerzahler durch die
Schiene zu begrenzen und die Wirtschaftlichkeit einer un-
ternehmerisch geführten Deutschen Bahn AG zu errei-
chen.

Die Entwicklung einer modernen und leistungsfähigen
Bahn ist ein Kernelement der integrierten Verkehrspolitik.
Die Bundesregierung wird ihren Beitrag dazu mit ord-
nungs- und investitionspolitischen Maßnahmen weiterhin
leisten. Seine Verantwortung nach Art. 87 e Abs. 4 Grund-
gesetz nimmt der Bund dadurch wahr, dass er entspre-
chend dem Verkehrsbedarf und im Rahmen der zur Ver-
fügung stehenden Haushaltsmittel Investitionen in die
Schienenwege der Eisenbahn des Bundes finanziert. Dies
schafft, insbesondere auch durch die im Rahmen des Zu-
kunftsinvestitionsprogramms erhöhten Leistungen des
Bundes, Möglichkeiten, Nachfragepotenziale zu aktivie-
ren, und ist deshalb sinnvoller, als auf dem Markt nicht
konkurrenzfähige Angebote zu subventionieren.

Mit der Bahnreform ist verbunden, dass nach dem
maßgeblichen Aktienrecht ein direktes Einwirken des
Bundes auf die unternehmenspolitischen Entscheidungen
des Vorstandes der Deutschen Bahn AG nicht zulässig ist.
Nach Auskunft der DB Cargo in Nürnberg laufen für den
angesprochenen Raum derzeit noch Kooperationsver-
handlungen zur Übernahme der Bedienung durch nicht
bundeseigene Eisenbahnen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421706400
Zusatzfrage.


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1421706500
Mir geht es, Herr
Staatssekretär, um das Vorgehen der Deutschen Bahn AG
in diesem Bereich. Natürlich ist es richtig, was Sie hin-
sichtlich der Nachfragepotenziale sagen; aber es ist auch
richtig, dass man Wettbewerb zulassen muss. Die Deut-
sche Bahn AG betreibt durch eine Art unternehmerische
Rosinenpickerei einen unzulässigen Wettbewerbsaus-
schluss, indem sie den interessierten privaten Anbietern
den Zutritt in eine geschlossene Region in Oberfranken
verweigert. Damit belastet sie die Wirtschaft in der Re-
gion, die keine Alternative bezüglich einer Verbesserung
der Verkehrsanbindung hat. Das heißt, Sie haben eine






(C)



(D)



(A)



(B)


Verantwortung für die Verkehrsinfrastruktur, aber die DB
Cargo friert die Nachfragepotenziale zulasten anderer An-
bieter ein.

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1421706600
Der Ei-
gentümer Bund, Herr Kollege Michelbach, hat natürlich
ein ordnungspolitisches Interesse an einem funktionieren-
den Wettbewerb im Schienennetz. Nur durch Wettbewerb
auf der Schiene wird der Verkehrsträger insgesamt attrak-
tiver und wird sich gegen die Konkurrenz, insbesondere
die Straße, besser behaupten können. Bei der Vollendung
der Bahnreform wird deshalb die Sicherstellung eines dis-
kriminierungsfreien Wettbewerbes eine zentrale Rolle
spielen. So soll durch eine Änderung des Allgemeinen Ei-
senbahngesetzes die Wettbewerbsaufsicht gestärkt wer-
den. Die Bundesregierung hat den Wunsch, dass Privat-
bahnen vermehrt als Anbieter auftreten und Chancen
bei der Güterverkehrsbedienung auf der Schiene wahr-
nehmen.

Im Zuge der Bahnreform steht schon heute anderen Ei-
senbahnverkehrsunternehmen der Zugang zum Netz der
Deutschen Bahn AG frei. Damit haben diese die Mög-
lichkeit, Marktchancen zu nutzen. Die Deutsche Bahn AG
hat zugesagt, mit jedem Güterverkehrskunden zu verhan-
deln und ihm eine Alternative zu bieten, bevor die im Rah-
men von MORAC erforderlichen Maßnahmen umgesetzt
werden. Entsprechend sucht die DB AG mit dem Ziel,
möglichst viel Verkehr auf der Schiene zu halten, intensiv
nach Lösungen, die von ihr nicht mehr bedienten Güter-
verkehrsstellen durch bestehende oder neu zu gründende
nicht bundeseigene Eisenbahnen zu erhalten.

In dem Fall, den Sie ansprechen, sind einige Stellen
ganz geschlossen worden. Es sind nicht im Sinne der „Ro-
sinenpickerei“ einzelne Kunden bedient worden, sondern
es geht um ein Angebot an die NE-Bahnen, sich diese re-
gionalen Märkte zu erschließen. Wenn die NE-Bahnen
dies wollen, können sie sicher auch mit den potenziellen
Kunden verhandeln und versuchen, diese für sich zu ge-
winnen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421706700
Eine zweite
Zusatzfrage.


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1421706800
Herr Staatssekretär,
das ist im Grundsatz richtig. Aber warum lassen Sie dann
zu, dass Güterverkehrsstellen der DB Cargo erst ge-
schlossen werden, statt dass sie von den privaten Anbie-
ter nahtlos übernommen werden? Das ist doch das Pro-
blem. Wie wollen Sie denn die Schiene weiter stärken,
wenn Sie circa 650 Güterverkehrsstellen in Deutschland
schließen, ohne privaten Anbietern die Chance zu geben,
sofort einzusteigen? In Oberfranken gibt es private An-
bieter, die man auf einige wenige Standorte verwiesen hat,
während die lukrativen Standorte, die ganz in der Nähe
sind, für diese Anbieter nicht zugänglich gemacht werden.
So kann doch kein Wettbewerb entstehen. Deswegen
müssen Sie hier ordnungspolitisch eingreifen.

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1421706900
Herr
Kollege Michelbach, wenn wir ordnungspolitisch ein-
greifen würden, würden wir eine ordnungspolitische
Sünde begehen. Ich sage noch einmal: Mit der Bahn-
reform ist nach dem geltenden Aktienrecht ein direktes
Eingreifen des Bundes in die unternehmenspolitischen
Entscheidungen des Vorstandes der DB AG nicht zuläs-
sig. Die Deutsche Bahn AG wurde privatisiert, damit sie
sich als wirtschaftlich funktionierendes Unternehmen
aufstellen kann. Sie können jetzt vom Bund nicht verlan-
gen, dass er in das Geschäftsgebaren der Deutschen Bahn
AG eingreift. Das lässt das Aktienrecht nicht zu.

Wir haben das getan, was wir machen konnten: Wir ha-
ben in Verhandlungen mit der Deutschen Bahn AG si-
chergestellt, dass jede von der DB Cargo nicht mehr be-
diente Güterverkehrsstelle und alle dahinter liegenden
Gleisanschlüsse so lange erhalten bleiben, bis der Ver-
band Deutscher Verkehrsunternehmen und die darin orga-
nisierten NE-Bahnen, also die privaten Bahnen, die Mög-
lichkeit der Weiterbedienung geprüft haben. Wir haben
also die Voraussetzungen für den Weiterbetrieb geschaf-
fen und haben ein Verfahren implementiert, das es er-
möglicht, beim Verband nachzufragen, welche Regionen
privat erschlossen werden können. Das können wir leis-
ten und das haben wir gemacht.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Tatsache ist, dass die Betriebe zumachen oder sich verlagern und Arbeitsplätze verlustig gehen! Das ist die Tatsache!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421707000
Ich rufe die
Frage 5 des Abgeordneten Georg Girisch auf:

Ist es zutreffend, dass die Bundesregierung bereit ist, ab 2003
für alle baureifen Bauabschnitte der Bundesautobahn A 6 zwi-
schen Amberg und Waidhaus ausreichend Finanzmittel einzupla-
nen, damit der Lückenschluss der A 6 rechtzeitig zur bevorste-
henden EU-Osterweiterung fertig gestellt werden kann?

Wollen Sie diese Frage zusammen mit der Frage 6 be-
antworten, Herr Staatssekretär?

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1421707100
Ja, Herr
Präsident, wegen des Sachzusammenhangs möchte ich
die beiden Fragen zusammen beantworten.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421707200
Dann rufe
ich auch die Frage 6 des Abgeordneten Georg Girisch auf:

Wenn ja, im Rahmen welcher Haushaltstitel und -jahre ist
diese Finanzierung vorgesehen, und wie werden sich die abseh-
baren Verzögerungen bei der Erhebung der „streckenbezogenen
LKW-Maut“ auf den Fertigstellungstermin der A 6 zwischen
Amberg-Ost und Waidhaus auswirken?

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1421707300
Herr
Kollege Girisch, nach den bekannten Aussagen der Bun-
desregierung zur Bundesautobahn A 6 Amberg/Ost–
Pfreimd–Waidhaus soll die Teilstrecke östlich der BAB
A 93 bis 2005 und die Gesamtstrecke zwischen




Hans Michelbach
21514


(C)



(D)



(A)



(B)


Amberg/Ost und Waidhaus bis 2008 durchgehend fertig
gestellt werden.

Einzelheiten der Finanzierung werden, ausgehend von
dem vorhandenen Baurecht, auf der Basis der Ansätze für
den Bundesfernstraßenbau in den jährlichen Bundeshaus-
halten zwischen dem Bundesministerium für Verkehr,
Bau- und Wohnungswesen und der bayerischen Straßen-
bauverwaltung festgelegt. Angesicht fehlender Zugehö-
rigkeit von Abschnitten der BAB A 6 zu dem aus der
LKW-Maut finanzierten Anti-Stau-Programm gibt es
hieraus – zumal in dem Programmbeginnjahr 2003 –
keine Rückwirkungen auf die Bundesautobahn A 6.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421707400
Zusatzfrage.


Georg Girisch (CSU):
Rede ID: ID1421707500
Herr Staatssekretär, Sie
rechnen also damit, dass die A6 bis 2008 fertig gestellt ist.
Kann man zum jetzigen Zeitpunkt sagen, dass die A 6 bis
2008 komplett finanziert ist?

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1421707600
Da die
Bundesregierung davon ausgeht, dass die Autobahn bis
2008 fertig gestellt ist, ist sie auch der Meinung, dass sie
in diesem Zeitraum finanziert werden kann. Ich darf Sie
in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass zwei Teil-
stücke im Bau sind und ein Teilstück schon in Betrieb ge-
nommen wurde. Für das Teilstück Woppenhof–Kalten-
baum gibt es schon einen Planfeststellungsbescheid. Die
Finanzierung ist durch das ZIP-Programm sichergestellt.
Der Baubeginn ist voraussichtlich für Mitte dieses Jahres,
im August oder September, zu erwarten.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421707700
Weitere Zu-
satzfrage.


Georg Girisch (CSU):
Rede ID: ID1421707800
Herr Staatssekretär,
kann man sagen, dass Bundesfinanzminister Hans Eichel
die dafür notwendigen Mittel bereits freigegeben hat?

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1421707900
Sie wis-
sen Herr Kollege Girisch, dass wir nach dem Haushalts-
recht den Haushalt Jahr für Jahr aufstellen müssen. Hinzu
kommt die mittelfristige Finanzplanung. Es ist aber die
politische Absicht der Koalitionsfraktionen und der Bun-
desregierung, die ersparten Zinsausgaben aufgrund der
Versteigerung der UMTS-Lizenzen für die Verstetigung
der Verkehrsinfrastrukturinvestitionen zu nutzen.


Georg Girisch (CSU):
Rede ID: ID1421708000
Herr Staatssekretär, trifft
es zu, dass Mittel der Bahn AG, die nicht für das Strecken-
netz ausgegeben werden, für die A 6 verwendet werden
können?

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1421708100
Es gibt
eine klare Festlegung im Haushalt, dass die Mittel, die für

den Straßenbau eingestellt sind, für den Straßenbau ver-
wendet werden und dass die Mittel, die für Schieneninves-
titionen zur Verfügung stehen, für Schieneninvestitionen
eingesetzt werden. Daher kann ich Ihre Frage nicht posi-
tiv beantworten.


Georg Girisch (CSU):
Rede ID: ID1421708200
Herr Staatssekretär,
kann man zum jetzigen Zeitpunkt sagen, dass die A 6
komplett finanziert ist und die Endfinanzierung der A 6
sichergestellt ist?

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1421708300
Man
kann zum jetzigen Zeitpunkt sagen, dass die Bundes-
regierung davon ausgeht, dass die Autobahn im Jahre
2008 fertig gestellt ist. Das bedeutet, dass wir entspre-
chende Entscheidungen für den Zeitraum noch fällen wer-
den, für den es aus den Gründen, die Sie kennen, bis jetzt
noch keine festen Finanzzusagen geben kann.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421708400
Ich danke
Ihnen, Herr Parlamentarischer Staatssekretär.

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundeskanzleram-
tes auf. Die Fragen werden von Herrn Staatsminister Pro-
fessor Dr. Julian Nida-Rümelin beantwortet.

Ich rufe die Frage 7 des Kollegen Hartmut Koschyk
auf:

Wie gewährleistet die Bundesregierung die Sicherung des kul-
turellen Erbes der Siebenbürger Sachsen im Zusammenhang mit
der geplanten Herauslösung des Siebenbürgischen Museums
– Quelle: Unterrichtung durch die Bundesregierung „Konzeption
zur Erforschung und Präsentation deutscher Kultur und Ge-
schichte im östlichen Europa“, Bundestagsdrucksache 14/4586
Nr. 4.5 – aus der untrennbaren musealen Einheit von Siebenbür-
gischem Museum, Siebenbürgischem Archiv, Siebenbürgischer
Bibliothek und Siebenbürgen-Institut in Gundelsheim, und wie
rechtfertigt sie vor dem Hintergrund der Existenzsicherung dieses
in Deutschland einzigartigen, wertvollen Bestandes an siebenbür-
gischem Kulturgut das Junktim gegenüber dem Trägerverein Sie-
benbürgisches Museum Gundelsheim e. V., einer Wiederbeset-
zung der Stelle des Museumsleiters und weiterer Mitarbeiter nur
dann zuzustimmen, wenn der Träger der Verlagerung des Mu-
seums ohne Einschränkung – Quelle: Schreiben des Beauftragten
der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Me-
dien vom 21. November 2001 an den Trägerverein Siebenbürgi-
sches Museum Gundelsheim e. V. – zustimmt?

Herr Staatsminister, bitte.

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1421708500
Wenn ich darf, möchte ich die beiden Fragen
des Kollegen Koschyk im Zusammenhang beantworten.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421708600
Dann rufe
ich auch Frage 8 des Kollegen Hartmut Koschyk auf:

Wie hoch beziffert die Bundesregierung die auf den Bundes-
haushalt entfallenden Kosten, wie sie mit der Verlagerung des Sie-
benbürgischen Museums von Gundelsheim nach Ulm und dem
späteren Betrieb des Hauses in Ulm verbunden sind, und wie be-
wertet die Bundesregierung die Verlagerung des Museums unter
der Maßgabe einer effizienten Verwendung von Haushaltsmitteln
angesichts der im Jahr 1997 mit Bundesmitteln erfolgten Reno-
vierung des Gebäudes in Gundelsheim und angesichts der dem
Bund am derzeitigen Standort entstehenden Unterhaltungskosten?




Parl. Staatssekretär Achim Großmann

21515


(C)



(D)



(A)



(B)


D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1421708700
Um mir persönlich ein klares Bild zu ver-
schaffen und um Ihre Fragen so präzise wie nur möglich
beantworten zu können, habe ich heute ein ausführliches
Gespräch geführt, an dem unter anderem der Vorsitzende
des Trägervereins sowie der Vorstand des Bundesverban-
des und Mitarbeiter des Museums teilgenommen haben.
Man kann das Ergebnis folgendermaßen zusammenfas-
sen: Dieses Museum, das erst seit 1990 – übrigens lange
vor meinem Amtsantritt – von der Bundesregierung ge-
fördert wird, und zwar gegenwärtig pro Jahr mit circa
1 Million DM, also circa 500 000 Euro, erzielt nicht die
Besucherzahlen, die man bei dieser Unterstützung durch
Steuermittel erwarten sollte. Im letzten Jahr waren es et-
was mehr als 4 100. Ich habe mir die langfristige Besu-
cherstatistik besorgt. In dieser fand ich das interessante Er-
gebnis, dass dieses kleine lokale Museum vor dem Beginn
der Förderung des Bundes im Jahre 1990 deutlich höhere
Besucherzahlen, etwa doppelt so hohe, erzielte wie heute
mit einer Bundesförderung von circa 1 Million DM.

Wir können ein Museum nicht in der Größenordnung,
nämlich in Höhe von 250 DM pro Besucher, subventio-
nieren, wie es vielleicht im Opernbereich angemessen er-
scheinen mag. Das habe ich den Vertretern des Bundes-
verbandes und des Trägervereins im Rahmen dieses
Gesprächs sehr deutlich gesagt.

Es gibt im Übrigen – lassen Sie es mich präzise aus-
drücken – den Entwurf eines Prüfungsberichtes des Prü-
fungsamtes des Bundesrechnungshofes vom Januar 2002,
der zu genau dem gleichen Ergebnis kommt wie ich.

Es gibt zwei Möglichkeiten: Die eine Möglichkeit ist,
dass das Museum in Gundelsheim bleibt. Fachleute sagen
– das lässt sich erhärten –, dass angesichts der Verkehrs-
lage und der Aufmerksamkeit, die vor Ort unter Einbezie-
hung der anderen Einrichtungen, auf die Sie in Ihrer Frage
auch abheben, besteht, die Möglichkeiten ausgeschöpft
sind. Wenn das so ist, dann muss der Bund seine Förde-
rung herunterfahren. Langfristig sehe ich keine Perspek-
tive mehr für die Förderung durch den Bund.

Die andere Möglichkeit ist – das war die bisherige
Linie meiner Behörde –, dieses Museum nach Ulm zu ver-
lagern, in der Hoffnung – auch das Donauschwäbische
Zentralmuseum ist dort; das Museum ließe sich in dessen
Nähe ansiedeln –, dass wir dort höhere Besucherzahlen
und die nötige Aufmerksamkeit gewinnen.

Nun gibt es das ernst zu nehmende Gegenargument
– das sprechen Sie in Ihrer Frage an –, dass man dadurch
den Zusammenhang auflöst, der zwischen dem Sieben-
bürgischen Museum, dem Siebenbürgischen Archiv, der
Siebenbürgischen Bibliothek und dem Siebenbürgen-
Institut in Gundelsheim besteht. Ich sage ganz deutlich:
Gegen den Willen der Repräsentanten derjenigen, für die
wir bereit sind, zusätzliche Millionenbeträge einzusetzen
– damit komme ich gleich zur Beantwortung Ihrer zwei-
ten Frage; es handelt sich geschätzt um circa 9 Mil-
lionen DM –, tun wir das nicht.

Deswegen sind wir heute so verblieben, dass in sehr
kurzer Frist der Versuch unternommen wird, eine Verla-
gerung all dieser Einrichtungen von Gundelsheim nach

Ulm zu prüfen. In diesem Fall müssen auch Baden-Würt-
temberg und Nordrhein-Westfalen mitspielen, weil der
Bund Träger nur des Museums ist. Die anderen Einrich-
tungen liegen nicht in unserer Verantwortung. Wenn zu er-
warten ist, dass auch die anderen Einrichtungen verlagert
werden, wären Herr Dr. Machat und die anderen Betrof-
fenen bereit, vorab der Verlagerung des Museums zuzu-
stimmen. Wenn es nicht möglich ist, den Zusammenhang
der Einrichtungen an einem neuen Ort sicherzustellen,
soll das Museum auf Wunsch derjenigen, die dort die Ver-
antwortung tragen, insbesondere auf Wunsch des Träger-
vereins – das ist also nicht mein Vorschlag –, in Gundels-
heim bleiben, was allerdings bedeutet, dass der Bund
nicht mehr in der alten Höhe fördern können wird.

Einen Satz noch, weil Sie die Maßnahme im Jahr 1997
angesprochen haben. Dies war übrigens nicht nur vor mei-
ner Zeit, sondern lag sogar noch in der Verantwortung der
früheren Bundesregierung. Es handelte sich dabei nicht
um Bauinvestitionen, sondern um Investitionen in eine
verbesserte Präsentation der Ausstellung. Das sind summa
summarum keine verlorenen Mittel. Nun kann man kri-
tisch fragen, ob man angesichts der stagnierenden, ja so-
gar zurückgehenden Besucherzahlen 1997 mit einer doch
relativ großen Investition nicht hätte vorsichtiger sein
müssen. Aber: Tempi passati. Insgesamt lässt sich das
auch am neuen Ort sinnvoll nutzen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421708800
Zusatzfrage,
Herr Kollege Koschyk.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1421708900
Herr Staatsminister,
zunächst einmal bin ich froh darüber, dass meine beiden
Fragen zur heutigen Fragestunde zu dem sicherlich nicht
zufällig für heute anberaumten Gespräch geführt haben
und damit alle Beteiligten an einen Tisch gebracht wur-
den. Kann man dann, wenn, wie Sie sagen, auch die an-
deren Beteiligten, nämlich das Land Baden-Württemberg
und das Land Nordrhein-Westfalen, mit der Verlagerung
aller Einrichtungen von Gundelsheim nach Ulm einver-
standen sind, davon ausgehen, dass das von der Bundes-
regierung entsprechend finanziell begleitet würde – es
geht um mehr als nur um die Verlagerung des Museums –,
und konnten Sie heute auch die Zustimmung der Reprä-
sentanten der Siebenbürger Sachsen dafür erreichen?

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1421709000
Die Position der Siebenbürger Sachsen war
ganz klar: Sie kämpfen nicht für den Standort Gundels-
heim, sondern für den Zusammenhang. Das heißt: Wenn
die Rahmenbedingungen in Ulm besser sind und wenn
sich in Ulm der gleiche Zusammenhang herstellen lässt,
dann sind sie für die Verlagerung.

Ich habe allerdings auch deutlich gemacht – damit bin
ich beim ersten Teil Ihrer Zusatzfrage –, dass der Bund zu-
sätzliche Aufgaben nicht schultern kann. Wie gesagt: Es
sind geschätzt insgesamt 9 Millionen DM, die die Verla-
gerung nur des Museums kosten würde. Schon das ist
schwer zu bewältigen, aber es ist zu bewältigen. Weitere
Lasten könnten wir nicht auf uns nehmen.






(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421709100
Weitere Zu-
satzfrage.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1421709200
Wird denn der Bund,
das heißt Ihr Haus, im Hinblick auf eine mögliche Verla-
gerung aller dieser Einrichtungen nach Ulm auch Kon-
takte aufnehmen und entsprechende Verhandlungen mit
den beteiligten Bundesländern führen?

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1421709300
Wir sind so verblieben, dass die Initiative jetzt
beim Trägerverein bzw. bei den Siebenbürger Sachsen
liegt, aber wir sehr konstruktiv daran mitwirken. Wir ge-
hen jetzt davon aus, dass wir einen gemeinsamen Termin
mit Beteiligung von Vertretern Baden-Württembergs,
Nordrhein-Westfalens, des Bundes sowie des Bundesver-
bands, des Trägervereins und Repräsentanten der Einrich-
tungen, um die es hier geht, vereinbaren.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421709400
Bitte.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1421709500
Herr Staatsminister,
ich darf noch einmal auf mögliche finanzielle Aspekte
dieser Verlagerung zu sprechen kommen. Die neu errich-
tete Kulturstiftung des Bundes – darüber haben wir uns
einmal im Rahmen einer Regierungsbefragung unterhal-
ten – wurde vonseiten der Bundesregierung damit be-
gründet, dass man einer alten Idee des damaligen Bun-
deskanzlers Willy Brandt nachgekommen sei, eine
zentrale Einrichtung auch für die Repräsentanz des geis-
tig-kulturellen Erbes des früheren deutschen Ostens zu
schaffen. Könnte von diesem Stiftungsgedanken her,
wenn die Verlagerung nach Ulm unter Zustimmung aller
Beteiligten zustande kommt, auch eine Unterstützung
hierfür geleistet werden?

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1421709600
Manche Kritiker, auch aus den Reihen Ihrer
Partei, haben immer wieder die zu geringe finanzielle
Ausstattung der Kulturstiftung des Bundes betont. Wir ha-
ben dafür im Haushalt 2002 25 Millionen DM
– ich sage es einmal altmodisch, weil dann die Zahlen
rund sind – eingestellt und mit einer Verpflichtungs-
ermächtigung einen Aufwuchs auf 75 Millionen DM bis
2004 erreicht. Dennoch würden diese Stiftungsmittel – es
soll eine Kulturstiftung sein, die für den Bund kulturelle
Akzente setzt und damit ein breites Aufgabenfeld wahr-
nehmen soll –, die jährlich zur Verfügung stehen – es ist
kein Kapital –, sehr rasch verplant sein. Die spezifische
Rolle der Stiftung, wie wir sie ihr zugedacht haben, näm-
lich – ich bleibe bei einem Bild aus dem Bereich des Fuß-
balls – als Libero zu wirken, einzelne Projekte zu fördern
und es dann wieder sein Bewenden sein zu lassen, wäre
dann nicht mehr möglich.

Das heißt, eine institutionelle Förderung der Kultur-
stiftung des Bundes in diesem Bereich kommt nicht in-
frage, was aber nicht ausschließt, dass wir einzelne und
befristete Projekte – dabei geht es um die Beziehungen
zwischen Deutschland und Rumänien; das ist angesichts

der Tatsache, dass sich Europa nach Osten öffnet und zu-
nehmend die Konturen des alten historischen Europas an-
nimmt, ein sehr wichtiges Feld – in diesem Bereich för-
dern. Dies kann auch in Kooperation mit den dortigen
Einrichtungen geschehen.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1421709700
Ich darf noch einmal
darauf zurückkommen, Herr Staatsminister, was passie-
ren wird, wenn sich die Lösung der Verlagerung nicht ein-
vernehmlich mit allen Beteiligten realisieren lässt und
man am Standort Gundelsheim festhalten muss. Es gibt
nicht nur in diesem spezifischen Bereich der Kulturszene
im Zusammenhang mit § 96 des Bundesvertriebenen-
gesetzes, sondern generell in Deutschland erfolgreiche
Konzeptionen, dass man Kultureinrichtungen gerade im
musealen Bereich an dezentralen Standorten durch ein
entsprechendes Marketing auch in Zusammenarbeit mit
der regionalen und lokalen Kulturszene so aufwerten
kann, dass sich entsprechende Besuchererfolge einstellen.
Das gibt es auch im Zusammenhang mit dem § 96 des
Bundesvertriebenengesetzes. Ich denke an die Einrich-
tungen in Königswinter-Heisterbacherrott mit entspre-
chenden Besucherzahlen, aber auch im allgemeinen
Kulturbereich ist so etwas möglich.

In Ihrer Antwort hat mich der Automatismus ein wenig
erschreckt: Wenn das nicht zustande kommt, dann müssen
wir unsere Förderung kontinuierlich reduzieren. Dazu
habe ich die Frage, ob die Bundesregierung dann nicht be-
reit wäre, erfolgreiche Konzeptionen, die zu entsprechen-
den Besucherzahlen und zur Erhöhung der Besucherzah-
len an anderen Orten geführt haben, auf den Standort
Gundelsheim anzuwenden und ein Stück zu fördern.

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1421709800
Die Einschätzung der Fachleute – ich bin kein
Museumsorganisator –, auch von Frau Dr. Wild, die an
dem heutigen Gespräch teilgenommen hat, und des eige-
nen Referates, ist, dass sich an diesem Ort kein Potenzial
dieser Art ergeben wird. Hier sind alle Möglichkeiten aus-
gereizt. Frau Dr. Wild hat dargestellt, was das Museum
auch in Kooperation mit der Gemeinde schon unternom-
men hat. Die Besucherstatistik ist – das muss ich deutlich
sagen – deprimierend. Wenn der Bund nicht gefördert
hätte, wäre sie wahrscheinlich nicht anders ausgefallen.

Der Rückgang mag mit dem Rückgang der so genann-
ten Erlebnisgeneration zusammenhängen. Andererseits
haben wir aus Rumänien Zuwanderung, die zum Teil aus
dem kulturellen Umfeld der Siebenbürger Sachsen kommt.
Nach Einschätzung der Fachleute sollte man sich keine
Illusionen machen. In Gundelsheim wird es nicht gelin-
gen, die Besucherzahlen auf das Niveau zu bringen, das
notwendig ist, um eine Förderung von rund 1 Million DM
pro Jahr zu rechtfertigen.

Nun kann man kritisch fragen: Warum kommen wir
erst nach zehn Jahren zu dieser Erkenntnis? Für das letzte
Jahr übernehme ich eine Mitverantwortung. Aber ich
denke, wir sollten nicht noch weitere Versuche starten, die
zusätzliche Steuergelder in Anspruch nehmen und die Si-
tuation nicht verbessern werden. Das Museum ist nach
übereinstimmender Einschätzung aller – das sollte man






(C)



(D)



(A)



(B)


ausdrücklich sagen – in einer guten Verfassung, sowohl
bei der Präsentation als auch bei der Organisation.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421709900
Eine Zu-
satzfrage des Kollege Peter Hintze.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1421710000
Herr Staatsminister, ich
habe – zugegebenermaßen mit leichtem Erschrecken –
verfolgt, dass Sie hier dem Haus dargelegt haben, dass Sie
die Förderung des kulturellen Erbes Europas, was die
Subventionierung durch die Bundesregierung angeht, an
Besucherzahlen binden, und das, obwohl Sie dem Mu-
seum ausdrücklich bescheinigen, dass es eine sehr gute
Arbeit leistet. Mich erschüttert dieser kulturpolitische An-
satz. Wie viele Besucher erwartet denn die Bundesregie-
rung, um dieses wichtige kulturelle Erbe Europas zu er-
halten?

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1421710100
Herr Hintze, Sie sind da erschrocken, aber Sie
sollten da nicht erschrocken sein. Ich war zuvor Kulturre-
ferent in einer Stadt, in einer Kommune. Wenn wir dort
zum Beispiel Auslastungen von Theatern hätten, wie sie
in manchen anderen Städten gelegentlich als ganz akzep-
tabel angesehen werden, dann hätten wir dort ein ähn-
liches Desaster in der Kulturpolitik wie in manchen ande-
ren Städten in Deutschland. Ich habe das nie zugelassen.
Wenn die Besucherzahlen in einer Einrichtung dramatisch
zurückgehen, dann kann nicht gelten, was ein kluger
Theaterkritiker einmal geschrieben hat: Leeres Theater,
gutes Theater. – Dann ist es vielmehr ein schlechtes Thea-
ter. Das Theater muss bei denjenigen ankommen, für die
wir die Steuergelder zur Verfügung stellen.

In diesem Fall bewegen wir uns in einer Größenord-
nung von etwa 250 DM pro Besucherin oder Besucher.
Das ist für ein Museum generell zu viel. Eine solche
ungünstige Zahl wird es in Deutschland kaum noch ein-
mal geben. Das ist nicht nur meine Einschätzung, sondern
auch die Einschätzung des Bundesrechnungshofes. Wir
sollten nicht gegen ausdrückliche Stellungnahmen des
Bundesrechnungshofes verstoßen, ohne sehr gute Gründe
zu haben.


(Peter Hintze [CDU/CSU]: Wie viel denn nun?)


Dass das zu viel ist, liegt jedenfalls auf der Hand. Ande-
rerseits ist das Museum in seiner jetzigen Form und Struk-
tur auf diese Förderung angewiesen.

Für mich war in dem Gespräch heute interessant, dass
die Vertreter des Trägervereins und des Bundesverbandes
ohne dieses Erschrecken, das ich erst einmal nachvollzie-
hen kann, gesagt haben: Das können wir uns schon vor-
stellen. – Dieses Museum hat auch vor Beginn der Be-
zuschussung durch den Bund gut gearbeitet. Es hatte
einen anderen Charakter.

Aber das ist alles Zukunftsmusik. Wir müssen uns
natürlich einen Weg überlegen, bei dem diese Einrichtung
nicht beschädigt wird. Sie soll ja fortbestehen. Aber sie

kann nicht mit dieser Erwartung belastet werden, die wir
jetzt haben.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421710200
Ich danke
Ihnen, Herr Staatsminister.

Die Fragen der Kollegen Eckart von Klaeden und
Hans-Peter Friedrich zur Tätigkeit des Bundeskanzler-
amtes im Zusammenhang mit den Vermittlungsstatistiken
der Bundesanstalt für Arbeit werden durch Herrn Staats-
minister Hans Martin Bury beantwortet.

Zunächst geht es um die Frage 9 des Kollegen von
Klaeden:

Welche Stelle im Bundeskanzleramt hat Anfang Januar 2002
das vom Abgeordnetenbüro des Staatsministers beim Bundes-
kanzler, Hans Martin Bury, weitergeleitete Schreiben eines Revi-
sors der Bundesanstalt für Arbeit (BA) über geschönte Vermitt-
lungsstatistiken zur weiteren Bearbeitung erhalten, und was ist
dort angesichts der Schwere der in dem Schreiben erhobenen Vor-
würfe im Einzelnen unternommen worden?

H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1421710300
Herr Kollege von Klaeden, das Schreiben des Con-
trollers der Bundesanstalt für Arbeit ging am 3. Januar
dieses Jahres in meinem Berliner Abgeordnetenbüro ein
und wurde von dort unmittelbar an die zuständige Fachab-
teilung im Bundeskanzleramt – das ist die Abteilung 3 –
weitergeleitet. Dort war bereits nach Veröffentlichung des
„Stern“-Artikels vom 6. Dezember 2001 über Missstände
bei der Arbeitsvermittlung der Bundesanstalt für Arbeit
beim zuständigen Bundesministerium für Arbeit und So-
zialordnung eine Stellungnahme angefordert worden.

Das Schreiben des Controllers war allgemein gehalten
und nahm ausdrücklich auf den genannten „Stern“-Arti-
kel Bezug. Nach einem Telefonat mit einem Sachbearbei-
ter in meinem Berliner Abgeordnetenbüro konkretisierte
der Controller der Bundesanstalt für Arbeit am 9. und am
17. Januar in zwei E-Mails an mein Berliner Abgeordne-
tenbüro die Vorwürfe. Die E-Mails wurden ebenfalls an
die Fachabteilung im Bundeskanzleramt weitergeleitet.

Angesichts der Schwere der Vorwürfe war eine sorg-
fältige Prüfung und Bewertung ihrer Substanz erforder-
lich. Eine Weiterleitung des Schreibens bzw. der E-Mails
des BA-Controllers an das BMA oder die Bundesanstalt
war dabei ausgeschlossen, weil er „inständig“ um Ver-
traulichkeit insbesondere gegenüber dem Bundesministe-
rium für Arbeit und Sozialordnung gebeten hatte.


(Peter Hintze [CDU/CSU]: Verständlich!)

Am 24. Januar 2002 wandte sich der Controller dann

entgegen seiner ursprünglichen Absicht parallel auch an
das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung. Er
befürchtete eigenen Ausführungen zufolge, dass die
inzwischen vom Bundesrechnungshof in Stichproben er-
mittelten Prüfungsergebnisse über fehlerhafte Statistiken
bei der Arbeitsvermittlung innerhalb der Bundesanstalt
für Arbeit nicht aufgeklärt würden, sondern dass dort
„weiter vertuscht und verzögert“ werden solle.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421710400
Zusatzfrage.




Staatsminister Dr. Julian Nida-Rümelin
21518


(C)



(D)



(A)



(B)



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1421710500
Herr Staatsminis-
ter, ist der Bericht des „Stern“ zutreffend, dass im Kanz-
leramt erwogen wurde, den Chef des Kanzleramtes, Herrn
Steinmeier – wie der „Stern“ schreibt, „Schröders besten
Mann“ –, zum Aufräumen nach Nürnberg zu schicken? Ist
damit nicht ein gewisses Unwerturteil gegenüber der Ar-
beit des Bundesarbeitsministeriums verbunden?

H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1421710600
Der Bericht des „Stern“ ist in diesem Punkte nicht zu-
treffend. Insofern kann auch nicht davon die Rede sein,
dass hier ein negatives Urteil über das BMAgefällt würde.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421710700
Eine zweite
Zusatzfrage.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1421710800
Herr Staatsminis-
ter, ist Ihnen bekannt, dass der Vorabbericht des Bun-
desrechnungshofes, der unter anderem zu den Rück-
trittsforderungen gegen Herrn Jagoda geführt hat, von
Mitarbeitern des Bundesarbeitsministeriums an Journa-
listen weitergegeben worden sein soll? Wenn Ihnen das
nicht bekannt ist, darf ich Sie darum bitten, diesem Vor-
gang nachzugehen und mich darüber zu unterrichten, weil
er für die Frage des Umgangs mit solchen Vorgängen und
die Frage, wie man mit dem Präsidenten der Bundesan-
stalt für Arbeit umgeht, nicht ohne Relevanz ist.

H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1421710900
Da mir nicht bekannt ist, durch wen und auf welchem
Wege der genannte Bericht an die Presse weitergegeben
wurde, vermag ich den Vorgang auch nicht zu bewerten.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Gehen Sie dem nach? Das ist meine Frage!)


– Gerne.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421711000
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Friedrich.


Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1421711100
Herr
Staatsminister, können Sie sagen, wann das Bundeskanz-
leramt oder das BMA die Presse zum ersten Mal über die
gesamten Vorgänge informiert hat? Zunächst wurde eine
Stellungnahme angefordert, dann wurden im Januar Ge-
spräche geführt. Wann haben Sie die Presse zum ersten
Mal offiziell informiert?

H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1421711200
Die Information der Presse erfolgte nach meiner
Kenntnis durch das Bundesarbeitsministerium und durch
den Regierungssprecher in der Regierungspressekonfe-
renz. Die exakten Daten habe ich nicht hier.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421711300
Ich rufe nun
die Frage 10 des Abgeordneten Hans-Peter Friedrich auf:

Was hat das Bundeskanzleramt dem Revisor der BAauf dessen
Schreiben an den Staatsminister beim Bundeskanzler, Hans Martin
Bury, geantwortet und wie erklärt sich die Bundesregierung ange-

sichts ihrer Antwort, dass der BA-Revisor sich gezwungen sah, sich
mit Schreiben vom 24. Januar 2002 an den Bundesminister für Ar-
beit und Sozialordnung, Walter Riester, persönlich zu wenden, da
er seine Erkenntnisse vom Bundeskanzleramt nicht ernst genom-
men sah (vergleiche „Der Tagesspiegel“ vom 8. Februar 2002) und
er sich in der augenblicklichen Situation nicht mehr anders zu hel-
fen wusste (vergleiche „Stern“ vom 14. Februar 2002)?

H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1421711400
Herr Kollege Friedrich, wie bereits in meiner Antwort
auf die Frage des Kollegen von Klaeden ausgeführt, dau-
erte die Prüfung noch an, als sich der Controller am 24. Ja-
nuar 2002 entgegen seiner ursprünglichen Absicht pa-
rallel auch an das Bundesministerium für Arbeit und
Sozialordnung wandte. Wie gesagt, befürchtete er eigenen
Ausführungen zufolge, dass die inzwischen vom Bundes-
rechnungshof berichteten Prüfungsergebnisse über feh-
lerhafte Statistiken bei der Arbeitsvermittlung innerhalb
der Bundesanstalt für Arbeit nicht aufgeklärt würden, son-
dern dass dort „weiter vertuscht und verzögert werden“
solle.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421711500
Zusatzfrage.


Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1421711600
Herr
Staatsminister, gab es vor dem „Stern“-Artikel im De-
zember im Kanzleramt schon irgendwelche Hinweise da-
rauf, dass es bei der Statistik oder der Arbeitsvermittlung
möglicherweise zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist?
In der Presse ist zum Beispiel von einem Bericht vom Mai
2000 die Rede. War zu diesem Zeitpunkt schon etwas be-
kannt? Haben Sie Bürgerbriefe bekommen? Haben Sie
schon vorher Briefe von Revisoren bekommen?

H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1421711700
Der von Ihnen angesprochene Bericht ist mir persön-
lich nicht bekannt. Der „Stern“-Artikel im Dezember be-
zog sich im Wesentlichen auf Ineffizienzen bei der
Arbeitsvermittlung. Dies war Anlass, eine entsprechende
Stellungnahme anzufordern, um über mögliche Konse-
quenzen beraten zu können.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421711800
Dazu eine
Zusatzfrage des Kollegen von Klaeden und dann des Kol-
legen Dr. Grehn.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1421711900
Herr Staatsminis-
ter, meine Frage zielt darauf ab, ab wann der Bundesre-
gierung die Missstände tatsächlich bekannt waren. Heute
wird der Bundesarbeitsminister von „dpa“ wie folgt zi-
tiert:

Die Missstände in der Arbeitsverwaltung bestünden
seit mehr als zehn Jahren. Er selbst habe sofort rea-
giert.

Welche Reaktionen des Bundesarbeitsministers seit sei-
nem Amtsantritt sind dem Bundeskanzleramt bekannt?

H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1421712000
Richtig ist, dass der Bundesarbeitsminister unmittelbar,






(C)



(D)



(A)



(B)


nachdem der Bundesrechnungshof in seiner Überprüfung
zu dem Ergebnis kam,


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Seit seinem Amtsantritt!)


dass Manipulationen der Vermittlungsstatistik vorlagen,
und nachdem diese Feststellung durch Schreiben eines
Controllers der Bundesanstalt für Arbeit erhärtet wurde,
tätig geworden ist und eine umfassende Aufklärung sowie
zu ziehende Konsequenzen vorangetrieben hat. Dass
diese Missstände schon seit längerer Zeit bestehen und of-
fenkundig bis in die Verantwortung früherer Bundesre-
gierungen zurückreichen, haben sowohl die Prüfung und
Bewertung des Rechnungshofes als auch die nachfol-
gende Aufklärung des Sachverhaltes deutlich ergeben.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421712100
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Dr. Grehn.


Dr. Klaus Grehn (PDS):
Rede ID: ID1421712200
Herr Staatsminister, ich habe
nur eine relativ kurze Frage. Liegen Ihnen in der Zwi-
schenzeit, bis sich der Schreiber des an das Bundeskanz-
leramt gerichteten Briefes an das Bundesministerium für
Arbeit und Sozialordnung gewandt hat, Ergebnisse eige-
ner Untersuchungen vor, die unabhängig von dem sind,
was der Bundesrechnungshof vorgelegt hat und was zwi-
schenzeitlich aus den eigenen Untersuchungen des BMA
bekannt ist?

H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1421712300
Der Bundesarbeitsminister hat auf der Basis der Prü-
fungsergebnisse des Bundesrechnungshofes und der In-
formationen des Controllers der Bundesanstalt für Arbeit
selbstverständlich weiter gehende Untersuchungen ange-
ordnet; diese Untersuchungen laufen und bestätigen im
Kern die Vorwürfe des Controllers und die Ergebnisse der
Stichprobenüberprüfung des Bundesrechnungshofes.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421712400
Ich danke
Ihnen, Herr Staatsminister.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums der Finanzen. Die Fragen werden durch Frau Par-
lamentarische Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks be-
antwortet.

Die Fragen 11, 12 und 13 der Kollegen von Klaeden
und Austermann werden schriftlich beantwortet.

Ich rufe die Frage 14 der Kollegin Ursula Heinen auf:
Hält der Bundesminister der Finanzen, Hans Eichel, das in

Art. 6 Abs. 2 der Verordnung (EG) Nr. 1466/97 des Rates vom
7. Juli 1997 über den Ausbau der haushaltspolitischen Überwa-
chung und der Überwachung und Koordinierung der Wirtschafts-
politiken vorgesehene Verfahren der Frühwarnung entgegen dem
Wortlaut für eine Ermessensvorschrift, und wenn ja, was sind die
Gründe für diese Auffassung?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1421712500
Frau Kollegin Heinen,
Kommission und Rat verfügen bei der Feststellung einer
erheblichen Abweichung der Haushaltslage vom mittel-

fristigen Haushaltsziel oder vom entsprechenden Anpas-
sungspfad im Sinne von Art. 6 Abs. 2 der Verordnung
Nr. 1466/97 über einen Beurteilungsspielraum. Nach der
Konzeption der genannten Verordnung, die auf die wirt-
schaftspolitische Grundsatzbestimmung des Art. 99 EG-
Vertrag gestützt ist, beinhaltet diese Feststellung in erster
Linie eine Bewertung der Wirtschaftspolitik des betref-
fenden Mitgliedstaates. Es kommt darauf an, in welchem
Maße der Mitgliedstaat seine im Stabilitätsprogramm an-
gekündigte und vom Rat gebilligte Politik realisiert hat
und inwieweit externe Faktoren zu der entstandenen Ab-
weichung beigetragen haben.

Der Rat konnte im vorliegenden Fall davon ausgehen,
dass den Anforderungen des Stabilitätspaktes durch Bun-
desfinanzminister Eichel Rechnung getragen wird, ohne
dass es hierzu einer Empfehlung bedurfte.


Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1421712600
Zurück zu meiner Frage:
In dem besagten Art. 6 heißt es:

Stellt der Rat ein erhebliches Abweichen der Haus-
haltslage von dem mittelfristigen Haushaltsziel oder
vom entsprechenden Anpassungspfad fest, so richte
er als frühzeitige Warnung vor dem Entstehen eines
übermäßigen Defizits gemäß Art. 103 Abs. 4 eine
Empfehlung an den betreffenden Mitgliedstaat, die
notwendigen Anpassungsmaßnahmen zu ergreifen.

Halten Sie dies für eine Ermessensvorschrift oder für
eine tatsächlich bindende Vorschrift?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1421712700
Das Bundesfinanzministe-
rium und die Kommission waren sich völlig einig darüber,
dass im Falle Deutschlands keine rechtliche Notwendig-
keit bestand, eine Frühwarnung auszusprechen. Dies hat
Kommissar Solbes in einem Schreiben an Minister Eichel
vom 29. Januar 2002 noch einmal ausdrücklich bestätigt.
Insofern beziehe ich mich auf meine Ihnen soeben gege-
bene Antwort: Es besteht ein Beurteilungsspielraum. Es
geht hierbei weniger um die bloßen Zahlen und darum, ob
man mit einem Defizit von 2,5 Prozent oder 2,6 Prozent
relativ nah am Kriterium von 3 Prozent angelangt ist; viel-
mehr soll die frühzeitige Warnung – das ist ihr Ziel, wenn
sie denn sinnvoll sein soll – gleichsam die Politik beurtei-
len, also die Frage beantworten, ob gute oder schlechte
Politik gemacht wird. Eine frühzeitige Warnung hat nur
dann Sinn, wenn zugleich eine Änderung der Politik an-
gemahnt würde. Dies war niemals Gegenstand des ent-
sprechenden Entwurfs der Europäischen Kommission.
Der Bundesregierung wurde im Gegenteil in dem von der
Kommission verfassten Entwurf bestätigt, dass gegen ihre
Politik keine Einwendungen bestehen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421712800
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Peter Hintze.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1421712900
Frau Staatssekretärin, Sie
führten eben aus, dass es doch eine Art von Ermessen gibt,
obwohl das im Widerspruch zum Text steht, und legten als
Beweis für Ihre Aussage dar, dass eine Politikänderung




Staatsminister Hans Martin Bury
21520


(C)



(D)



(A)



(B)


nicht erforderlich und die Bundesregierung deswegen auf
dem richtigen Pfad sei.

Sind demnach alle Berichte, die die Bundesregierung
– auch in den Ausschüssen – abgegeben hat, nachdem zur
Erreichung des angestrebten Ziels, im Jahre 2004 entwe-
der keine Neuverschuldung zu erreichen oder jedenfalls
nahe an eine Null-Neuverschuldung heranzukommen, zu-
sätzliche Sparanstrengungen unternommen werden,
falsch?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1421713000
Nein, Herr Kollege Hintze.
Sie müssen differenzieren. Die ins Auge gefasste frühzei-
tige Warnung bezog sich auf das schon abgelaufene
Jahr 2001 und auf das Jahr 2002. Sie bezog sich nicht auf
die Folgejahre, auf 2003 und folgende, sondern auf das
aktuelle Haushaltsjahr, in dem eine frühzeitige Warnung
hätte ausgesprochen werden können, aber nicht ausge-
sprochen werden musste.

Das heißt, zur Erreichung des Ziels, im Jahre 2004 ei-
nen nahezu ausgeglichenen gesamstaatlichen Haushalt
von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversiche-
rungssystemen vorzulegen, sind in der Tat auf allen Ebe-
nen weitere politische Anstrengungen notwendig. Sie dür-
fen diesen Umstand aber nicht mit der frühzeitigen
Warnung, die sich auf das Jahr 2002 hätte beziehen sollen,
vermischen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421713100
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Dr. Friedrich.


Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1421713200
Frau
Staatssekretärin, Sie sagen, mit diesem Schreiben aus
Brüssel sei eine Bewertung der Politik – gute oder
schlechte Politik – verbunden. Sie sagen, im Entwurf sei
der Bundesregierung bestätigt worden, es sei eine gute
Politik gemacht worden. Warum wollte dann der Bundes-
kanzler dieses Lob aus Brüssel nicht entgegennehmen?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1421713300
Der Bundeskanzler hat
sich nicht etwa dagegen gewehrt. Das Lob aus Brüssel ist
auch so öffentlich bekannt geworden. In der Tat ist der
Bundesregierung bestätigt worden, dass sie eine ordentli-
che Haushalts- und Finanzpolitik macht. Das bestätigen
auch die Daten.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421713400
Ich rufe die
Frage 15 der Kollegin Ursula Heinen auf:

Gibt es Bestrebungen seitens des Bundesministers der Finan-
zen, Hans Eichel, das Kriterium von höchstens 3 Prozent für das
öffentliche Haushaltsdefizit neu zu definieren und konjunkturelle
Einflüsse dabei herauszurechnen?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1421713500
Frau Kollegin Heinen, eine
Änderung des Stabilitätspakts steht aus Sicht der Bundes-
regierung nicht zur Debatte. Die 3-Prozent-Defizitgrenze
hat natürlich weiter Bestand. Auf europäischer Ebene ist

es überdies gerade die Bundesregierung, die aufgrund der
methodischen Probleme des strukturellen Defizits stets
die Bedeutung des nominalen Defizits hervorhebt. Das
nominale Defizit muss auch in Zukunft im Mittelpunkt
der Stabilitäts- bzw. Konvergenzprogramme stehen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421713600
Zusatzfrage.


Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1421713700
Frau Staatssekretärin,
wenn dem so ist, wie Sie gerade gesagt haben, dass es
nämlich bei den Zielen bleibt, warum haben Sie dann sol-
che Mühen auf sich genommen, zu verhindern, dass die
Kommission eine entsprechende frühzeitige Warnung
nach Art. 6 erteilt? Das bedeutet doch im Grunde, dass Sie
das 3-Prozent-Kriterium und das, was damit verbunden
ist, nicht interessiert.

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1421713800
Wir haben keine Bemühun-
gen auf uns genommen, um zu verhindern, dass eine früh-
zeitige Warnung ausgesprochen wird.


(Lachen bei der CDU/CSU – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Was? – Peter Hintze [CDU/CSU]: Das muss ins Protokoll! Das muss dringend ins Protokoll!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421713900
Eine zweite
Zusatzfrage.


Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1421714000
Wie bewerten Sie das
Verhalten des Bundeskanzlers und des Finanzministers
im Ecofin-Rat der vergangenen Woche? Das war doch ein
klares Bemühen, eben diese Warnung zu verhindern.

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1421714100
Nein, Frau Kollegin
Heinen, dies war eine Zusage, die sich auf das Jahr 2004,
also auf die Zukunft, bezog. Ich darf Sie noch einmal da-
rauf hinweisen, dass sich das ins Auge gefasste „early
warning“ auf das laufende Haushaltsjahr bezogen hätte.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421714200
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Lennartz.


Klaus Lennartz (SPD):
Rede ID: ID1421714300
Frau Staatssekretärin, die
Bemühungen des Finanzministers sind darauf gerichtet,
die Nettoverschuldung des Staates zu reduzieren. Könn-
ten Sie uns heute kundtun, ob die Bemühungen der vor-
herigen Regierung genauso intensiv waren wie die
Bemühungen von Herrn Eichel?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1421714400
Herr Kollege Lennartz, im
Verein der europäischen Mitgliedstaaten wird es Deutsch-
land – mit allen Anstrengungen als Gesamtstaat – wie auch
Frankreich erst im Jahre 2004 gelingen, einen nahezu
ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. In allen anderen




Peter Hintze

21521


(C)



(D)



(A)



(B)


Ländern ist dies schon jetzt der Fall oder wird vor 2004
der Fall sein.

Das heißt, die Bundesregierung hat völlig zu Recht den
Stabilitäts- und Wachstumspakt in Brüssel vorangetrieben
und erreicht, dass im Zusammenhang mit der Einführung
des Euro dieser Pakt geschlossen worden ist. Allerdings
sind in der Tat im Gesamtstaat ab dem Jahr 1996 Ver-
säumnisse zu beobachten. Ich möchte dabei nicht auf ein-
zelne Ebenen des Gesamtstaates abheben. Aber wenn der
Gesamtstaat – also Bund, Länder, Gemeinden und Sozial-
versicherungssysteme – schon im Jahre 1996 echte An-
strengungen in dieser Hinsicht unternommen hätte, dann
hätten wir die Hälfte der Wegstrecke schon längst hinter
uns gelassen. So aber haben wir einen großen Teil der
Wegstrecke noch vor uns.


(Klaus Lennartz [SPD]: Vielen Dank, Frau Staatssekretärin!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421714500
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Peter Hintze.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1421714600
Frau Staatssekretärin, habe
ich Sie eben richtig verstanden, dass Sie vor diesem Hause
erklärt haben, niemand in der Bundesregierung – weder
der Finanzminister noch der Kanzler oder der Außenmi-
nister – habe einen Versuch unternommen, einen in Brüs-
sel geplanten blauen Brief zu verhindern?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1421714700
Der Bundesfinanzminister
hat mit Kommissar Solbes darüber korrespondiert und
ihm angeboten – ich kann den Brief nicht genau zitieren
und habe auch im Moment das Datum des Briefs nicht im
Kopf; das wäre aber nachzuholen –, gemeinsam die Linie
festzulegen, wie es weiter vorangehen soll. Im Ergebnis
ist dies durch den Ecofin genau so geschehen, indem sich
die Bundesrepublik für die Zukunft verpflichtet hat, ge-
eigente Maßnahmen einzuleiten. Das ist übrigens nicht
neu, sondern ist schon Gegenstand unserer Meldung zum
Stabilitätspakt vom Dezember 2000 gewesen. In der Mel-
dung zum Stabilitätspakt zum Jahre 2001 hatten wir we-
gen der zurückgehenden Konjunktur ein anderes Szenario
dargelegt. Aber schon in der Meldung zum Stabilitätspakt
vom Dezember 2000 hatten wir einen ausgeglichenen
– nicht nur einen nahezu ausgeglichenen – gesamtstaatli-
chen Haushalt für das Jahr 2004 und einen ausgegliche-
nen Bundeshaushalt für das Jahr 2006 angekündigt.

In der Meldung des vergangenen Jahres haben wir, wie
gesagt, wegen der nicht günstigen Konjunktur ein anderes
Szenario vorgelegt. Dieses Szenario wollten die europä-
ischen Mitgliedstaaten in der Tat nicht akzeptieren, son-
dern sie wollten, dass wir genau wie Frankreich im
Jahr 2004 einen nahezu ausgeglichenen Haushalt vorle-
gen, allerdings auch unter Berücksichtigung der konjunk-
turellen Entwicklung, also der Wachstumsentwicklung.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421714800
Eine weitere
Zusatzfrage des Kollegen von Klaeden.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1421714900
Frau Staatssekre-
tärin, hat es die Bemühungen zur Verhinderung des blauen
Briefes vonseiten der Bundesregierung gegeben, ja oder
nein?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1421715000
Es hat selbstverständlich
Gespräche gegeben. Selbstverständlich telefoniert der
Bundesminister der Finanzen mit seinen Kollegen.
Selbstverständlich hat es auch Gespräche mit Kommissar
Solbes gegeben. Diese Gespräche sind sehr häufig telefo-
nischer Art; im Übrigen handelt es sich um persönliche
Gespräche. Diese kann ich nicht beurteilen.

Aber der Bundesminister der Finanzen hat bekanntlich
schon öffentlich erklärt, dass er gegen ein so genanntes
„early warning“ nichts einzuwenden habe, da er wisse,
dass damit seine Politik gestützt werde. Das können Sie in
öffentlichen Quellen nachlesen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421715100
Die Fragen
16 und 17 des Kollegen Bartholomäus Kalb und die Fra-
gen 18 und 19 des Kollegen Hans Jochen Henke werden
schriftlich beantwortet.

Ich rufe daher jetzt die Frage 20 des Kollegen Peter
Hintze auf:

Was bewog den Bundeskanzler, Gerhard Schröder, den Bun-
desminister der Finanzen, Hans Eichel, anzuweisen, Einfluss auf
die anderen Mitgliedstaaten im Rat zu nehmen und einen blauen
Brief an die Bundesrepublik Deutschland zu verhindern?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1421715200
Eine Einflussnahme
vonseiten des Bundesministers der Finanzen Hans Eichel
auf die anderen Mitgliedstaaten im Rat mit dem Ziel,
einen blauen Brief an die Bundesrepublik Deutschland zu
verhindern, hat es nicht gegeben. Es gab auch keine
entsprechende Anweisung des Bundeskanzlers Gerhard
Schröder.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421715300
Eine Zu-
satzfrage.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1421715400
Wie bewertet die Bundes-
regierung die Stellungnahme des Kommissionspräsiden-
ten Prodi zu der Kritik des Bundeskanzlers an der Kom-
mission in dieser Frage?


(Klaus Lennartz [SPD]: Unzutreffend!)


D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1421715500
Ich bitte um Entschuldi-
gung, aber die Stellungnahme von Herrn Prodi ist mir
nicht bekannt. Deswegen kann ich jetzt keine Bewertung
dazu abgeben. Vielleicht könnten Sie sie wiederholen;
aber dann wäre es möglicherweise aus dem Stand heraus
trotzdem schwierig, eine Stellungnahme dazu abzugeben.


(Peter Hintze [CDU/CSU]: Das fürchte ich auch! – Lachen bei der CDU/CSU)





Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks
21522


(C)



(D)



(A)



(B)


– Ich bin dazu bereit, aber Sie müssten wenigstens die
Stellungnahme zitieren. Da ich sie nicht kenne, kann ich
sie schließlich nicht bewerten.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Erika Lotz [SPD]: Zitieren Sie doch mal!)



Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1421715600
Nach dem, was wir eben
erlebt haben, möchte ich die Staatssekretärin lieber nicht
in Bedrängnis bringen.


(Lachen bei der SPD – Klaus Lennartz [SPD]: Herr Kollege Hintze, sind Sie des Lesens nicht kundig?)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421715700
Herr Kol-
lege Hintze, haben Sie noch eine Zusatzfrage?


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1421715800
Ich warte die Beantwor-
tung meiner zweiten Frage ab.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421715900
Dann rufe
ich die Frage 21 auf:

Sieht der Bundeskanzler, Gerhard Schröder, in der Zukunft an-
gesichts des deutschen Präzedenzfalles überhaupt noch die Mög-
lichkeit, dass an irgendeinen Mitgliedstaat ein blauer Brief ver-
schickt werden kann?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1421716000
Das Ergebnis der letzten
Sitzung des Ecofin-Rates stellt keinen „deutschen Präze-
denzfall“ dar, da es lediglich in Bezug auf das in diesem
konkreten Fall anzuwendende Verfahren unterschiedliche
Auffassungen zwischen Kommission und Rat gab.

Über die inhaltliche Bewertung des deutschen Stabi-
litätsprogramms waren sich Kommission und Rat einig.
Wenn es der Sache nach gerechtfertigt ist, wird es zukünf-
tig selbstverständlich so genannte blaue Briefe an die
betreffenden Mitgliedstaaten geben.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421716100
Eine Zu-
satzfrage.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1421716200
Wie soll nach Auffassung
der Bundesregierung der Stabilitätspakt im zukünftigen
EU-Verfassungsvertrag verankert werden?


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Frage zu schwierig!)


D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1421716300
Selbstverständlich nach
den Regeln des Stabilitätspakts.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1421716400
Das muss auch protokol-
liert werden. – Schönen Dank.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421716500
Die Fra-
ge 22 der Kollegin Gudrun Kopp wird ebenso schriftlich

beantwortet wie die Fragen 23 und 24 des Kollegen Hans-
Joachim Otto (Frankfurt), die Frage 25 des Kollegen Ernst
Hinsken, die Frage 26 der Kollegin Dr. Elke Leonhard
und die Frage 27 des Kollegen Hans-Michael Goldmann.

Ich möchte nun die Fragen 28 und 29 des Kollegen
Dr. Norbert Röttgen aufrufen. – Ich sehe, dass er nicht
anwesend ist. Deshalb werden diese Fragen gemäß der
Geschäftsordnung nicht beantwortet, es sei denn, die Frau
Staatssekretärin ist bereit, Herrn Dr. Röttgen ihre vorbe-
reiteten Antworten schriftlich zur Verfügung zu stellen.

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1421716600
Herr Präsident, Sie müssen
entscheiden, ob ich die Fragen beantworten soll oder
nicht; denn eine Beantwortung der Fragen wäre ein Ver-
stoß gegen die Geschäftsordnung. Wenn Sie mich darum
bitten, dann tue ich es natürlich.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421716700
Das ist klar.
Ich habe ja gesagt, sie werden nicht beantwortet.

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1421716800
Wenn Sie mich bitten, dann
tue ich es trotzdem. Die Geschäftsordnung sieht eine Be-
antwortung der Fragen allerdings nicht vor. Darüber müs-
sen Sie und nicht ich entscheiden.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421716900
Sie begehen
keinen Verstoß gegen die Geschäftsordnung des Deut-
schen Bundestages und erhalten keine Rüge, wenn Sie so
freundlich wären, dem Kollegen Röttgen Ihre Antworten
zukommen zu lassen.

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1421717000
Das mache ich, Herr Präsi-
dent. – Danke schön.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421717100
Ich danke
Ihnen.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft.

Zur Beantwortung steht der Parlamentarische Staats-
sekretär Matthias Berninger zur Verfügung.

Die Frage 32 des Kollegen Ernst Hinsken wird schrift-
lich beantwortet.

Ich rufe die Frage 30 des Kollegen Dr. Gerd Müller auf:
Welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung im

Hinblick auf die Verbesserung der Einkommenssituation der
Grünlandbetriebe in benachteiligten Bergregionen aus den Er-
kenntnissen des jetzt abgeschlossenen Modellprojektes Allgäu?

Ma
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1421717200
Herr Präsident! Geschätzter Herr Kollege
Müller, Ziel der Bundesinitiative „Modellprojekt Allgäu“
war es, am Beispiel der Grünlandregion Allgäu modellhaft




Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks

21523


(C)



(D)



(A)



(B)


Wege aufzuzeigen, mit denen eine leistungsfähige bäuer-
liche Landwirtschaft gestärkt und eine nachhaltige Ent-
wicklung sichergestellt werden kann. Es ging darum, auf
andere Regionen übertragbare Strategien zur Bewäl-
tigung der strukturellen Probleme zu entwickeln, die sich
aus den spezifischen Standortfaktoren der Grünlandre-
gionen ergeben. Es hat sich im Rahmen der Auswertung
gezeigt, dass die Bildung von Kooperationen zwischen
landwirtschaftlichen Betrieben insbesondere im Bereich
der Mechanisierung ein erhebliches Potenzial zur Ein-
kommensverbesserung darstellt. Um das an einem Bei-
spiel deutlich zu machen: Es wurden 44 Kooperationen
mit knapp 860 000 DM gefördert. Aus diesen Förder-
mitteln konnte ein Investitionsvolumen von 5,9 Milli-
onen DM realisiert werden.

Ein anderer für uns sehr wichtiger Aspekt war die Stär-
kung des ohnehin im Allgäu bereits praktizierten länd-
lichen Tourismus. Hier sind eine ganze Reihe von Ideen
entwickelt worden, die den im Tourismus tätigen und
auch den neu einsteigenden landwirtschaftlichen Betrie-
ben Möglichkeiten bieten bzw. ihnen zumindest dabei
helfen, ihre Einkommen dauerhaft zu sichern. Darüber hi-
naus wurden Erfahrungen gesammelt, die auf andere Re-
gionen sicherlich gewinnbringend übertragbar sind.

Wir haben aus dem „Modellprojekt Allgäu“ eine ganze
Reihe von Erkenntnissen gewonnen, die in die Initiative
der Bundesregierung „Regionen aktiv – Land gestaltet
Zukunft“ eingeflossen sind.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421717300
Eine Zu-
satzfrage.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1421717400
Herr Staatssekretär, in
der Vergangenheit ist bereits Kritik daran geäußert wor-
den, dass im Rahmen dieses Projektes 500 000 DM nur
für Agenturen ausgegeben worden sind. Meine Frage ist
– Sie haben schon auf Ergebnisse hingewiesen –: Welche
Maßnahmen wird die Bundesregierung nun ergreifen, um
bundesweit Grünlandregionen wie beispielsweise das
Allgäu gezielt im Wettbewerb zu unterstützen?

Ma
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1421717500
Diese Frage betrifft den Kern der neuen
Agrarpolitik. Die Vorschläge, die wir vor dem Hinter-
grund entwickelt haben, dass die Milchquote auf euro-
päischer Ebene immer mehr zum Gegenstand der Dis-
kussion geworden ist – wir haben beispielsweise die
Einführung einer Grünlandprämie vorgeschlagen; wir ha-
ben im Rahmen der Diskussion über die Modulation die
Umverteilung der Mittel aus der ersten Säule in die zweite
Säule der Agrarförderung vorgeschlagen; wir haben vor-
geschlagen, mehr Steuermittel in die multifunktionale
Landwirtschaft fließen zu lassen –, werden gerade den be-
nachteiligten Standorten, also den Grünlandregionen wie
beispielsweise dem Allgäu, nutzen.

Darüber hinaus haben wir die Erfahrung gemacht, dass
es sinnvoll ist, wenn sich die Leute in den Regionen an
einen Tisch setzen. Wir haben den Wettbewerb, auf den

ich schon eben hingewiesen habe, im letzten Jahr in die
Wege geleitet. Es gab eine erhebliche Resonanz, obwohl
sich, anders als bei dem Projekt im Allgäu, einige Lan-
desregierungen, beispielsweise die Bayerische Staats-
regierung, an dem neuen Modellprojekt nicht beteiligt
haben. Die Bayerische Staatsregierung ließ das Projekt
vielmehr links liegen; dennoch haben sich gerade in
Bayern sehr viele Regionen beworben.

Wir haben mit diesem Projekt eine Diskussion in Gang
gesetzt. Der Wettbewerb befindet sich jetzt in der ent-
scheidenden Phase. In den nächsten Wochen werden die-
jenigen Regionen festgelegt, die gewonnen haben. Aber
auch alle anderen Regionen, die sich an dem Projekt
beteiligt haben, haben eine Reihe von zusätzlichen Er-
kenntnissen gewonnen.

Wir glauben, dass die Landwirtschaft in diesen Regio-
nen nur dann eine gute, tragfähige Zukunft hat, wenn sich
nicht nur die Landwirte selbst, sondern auch die ganze Re-
gion um die Stärkung der landwirtschaftlichen Betriebe
kümmert und sich die landwirtschaftlichen Betriebe für
zusätzliche Betriebszweige und Einkommensquellen stär-
ker öffnen, als es in der Vergangenheit der Fall war.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421717600
Zweite Zu-
satzfrage.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1421717700
Herr Staatssekretär, an-
gesichts Ihrer Aussagen frage ich Sie, ob Sie bereit wären,
die Bewerbung meiner Region im Rahmen dieses neuen
Modellwettbewerbs des Bundeslandwirtschaftsministe-
riums zu unterstützen, um, auf den Erkenntnissen des jet-
zigen Projekts aufbauend, ganz gezielt Maßnahmen zu
entwickeln, die der Stärkung der Einkommenssituation
und dem Erhalt der ökologisch höchst wertvollen Land-
schaft in dieser Region zugute kommen.

Ma
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1421717800
Herr Abgeordneter, selbst wenn ich diese
Bereitschaft hätte, müsste ich Ihnen sagen: Die Entschei-
dung über die Auswahl der Modellregionen wird von ei-
ner mit Fachleuten besetzten unabhängigen Jury getrof-
fen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421717900
Ich rufe die
Frage 31 des Kollegen Dr. Müller auf:

Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung im Interna-
tionalen Jahr der Berge zur Unterstützung der Bergbauern und der
Tourismuswirtschaft in den Alpen?

Ma
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1421718000
Herr Abgeordneter, Berge haben für das Über-
leben der Menschheit eine entscheidende Funktion. Dies in
das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen und zu festi-
gen ist die Aufgabe des Internationalen Jahres der Berge.
Unser Ministerium hat zuständigkeitshalber Initiativen ge-
startet. In der vergangenen Woche hat die Ministerin in




Parl. Staatssekretär Matthias Berninger
21524


(C)



(D)



(A)



(B)


Bayern hierzu eine Kampagne in Gang gesetzt, die für die
Gebirgsregionen insgesamt Bedeutung haben soll.

Neben der Kampagne für das Internationale Jahr der
Berge arbeiten wir insbesondere im Bereich des Touris-
mus mit dem Bundesministerium für Wirtschaft zusam-
men. Wir versuchen gemeinsam, den Tourismus in den
Gebirgsregionen voranzubringen. Insbesondere zur För-
derung der landwirtschaftlichen Strukturen in den Ge-
birgsregionen werden seit Jahren im Rahmen der Ge-
meinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und
des Küstenschutzes“ erhebliche finanzielle Unterstüt-
zungen bereitgestellt, um die Gebirgsbauern in diesen Re-
gionen zu halten und ihre Wirtschaftskraft zu stärken.

Auch diesbezüglich gilt das, was ich in der Beantwor-
tung der vorherigen Frage gesagt habe: Die Neuorientie-
rung der Agrarpolitik wird die finanziellen Spielräume
zur Förderung der Landwirtschaft in diesen Regionen er-
heblich ausweiten.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421718100
Haben Sie
eine Zusatzfrage, Herr Kollege Dr. Müller?


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1421718200
Ich habe eine kurze Zu-
satzfrage. – Herr Staatssekretär, Sie sind sicher bereit, zur
Kenntnis zu nehmen, dass sich – das ist Ihnen offensicht-
lich aus Ihren Akten bekannt – diese Region als Mo-
dellregion für das Zukunftsmodell ökologische Land-
wirtschaft rechtzeitig beworben hat und in der
Endausscheidung ist. Ich frage Sie – ich bitte Sie darum –,
ob Sie eine solche Bewerbung unterstützen. Im Interna-
tionalen Jahr der Berge könnte die Bedeutung der Land-
wirtschaft im Voralpen- und Alpenbereich für Landschaft,
Wasserhaushalt, Natur- und Kulturhaushalt mit gezielten
Maßnahmen vorangebracht werden.

Ma
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1421718300
Ich habe keinen Überblick darüber, wer
sich im Rahmen des Internationalen Jahres der Berge be-
worben hat. Ich nehme hier zur Kenntnis, dass sich diese
Region beworben hat. Im Haushalt 2002 wurden durch
das Parlament im Rahmen dieses Modellprojekts erheb-
liche Mittel bereitgestellt, um in Verbindung mit sehr vie-
len Organisationen und Trägern vor Ort im Rahmen des
Internationalen Jahres der Berge Initiativen zu starten, die
auch über das Jahr hinaus eine entsprechende Wirkung
entfalten können.

Ich bitte aber um Verständnis dafür, dass ich angesichts
des Verfahrens hier nicht vonseiten der Bundesregierung
für die eine oder andere Region in irgendeiner Form eine
besondere Unterstützung zusagen kann. Die Prozesse sind
transparent gestaltet; Experten entscheiden darüber, wie
die Mittel ausgegeben werden. In diesem Punkt unter-
scheiden sich die Wettbewerbe, die wir gestartet haben,
von der Vergabe von Projekten, wie wir sie nach dem
Regierungswechsel vorgefunden haben.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421718400
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Lennartz.


Klaus Lennartz (SPD):
Rede ID: ID1421718500
Danke schön, Herr Präsi-
dent. – Herr Staatssekretär, wir haben zur Kenntnis
genommen, welche Maßnahmen dankenswerterweise
vonseiten der Bundesregierung insbesondere zur Unter-
stützung des Internationalen Jahres der Berge durchge-
führt werden. Ist nicht das Verhalten der bayerischen
Behörden bei der BSE-Bewältigung kontraproduktiv
auch für die Tourismuswirtschaft?

Ma
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1421718600
Es ist auf jeden Fall so, dass infolge der
BSE-Krise Diskussionen stattgefunden haben, die der
Landwirtschaft erheblich geschadet haben. Im letzten
Jahr, auf dem Höhepunkt der BSE-Hysterie, durften Kin-
der aus landwirtschaftlichen Betrieben beispielsweise
nicht mehr in den Kindergarten, getreu dem Motto, BSE
könnte ja ansteckend sein. Es wurde auch gefragt, ob man
Patienten, die in einem Betrieb gearbeitet hatten, in dem
BSE festgestellt worden ist, in Krankenhäusern nicht ei-
ner getrennten ärztlichen Behandlung zuführen muss.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Weil die Ministerin die Hysterie betrieben hat!)


Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, diese Debatte sehr
zu versachlichen.

Es ist aber zweifellos richtig, dass die BSE-Krise in
dem Maße, in dem sie durch Versäumnisse etwa der
Bayerischen Staatsregierung weiter auf der Tagesordnung
steht, dem Tourismus schadet. Ich glaube aber, dass wir
im Bereich des Tourismus im Großen und Ganzen den-
noch sehr gute Ergebnisse in den letzten Jahren erzielen
konnten. Ebenso wird, wie ich denke, der ländliche Tou-
rismus eine große Zukunft haben. Für Leute, die sich nicht
gleich ins Flugzeug setzen wollen, ist Urlaub auf dem
Bauernhof sicherlich eine sehr gute Alternative; diese Ur-
laubsform stellt auch einen echten Wachstumsmarkt dar.

Die finanziellen Risiken der neuerlichen BSE-Diskus-
sion – gestern gab es ja Berichte, die deutlich gemacht ha-
ben, dass der Rindfleischmarkt erneut einbricht – werden
allerdings wieder die landwirtschaftlichen Betriebe in
Bayern, insbesondere die kleinen bäuerlichen Betriebe, zu
tragen haben, die schon unter der bisherigen BSE-Krise
und dem Versagen der alten Bundesregierung gelitten ha-
ben.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wie bitte?)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421718700
Ich danke
Ihnen, Herr Parlamentarischer Staatssekretär.

Ich muss jetzt eine geschäftsleitende Bemerkung ma-
chen: Die Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums der Verteidigung werden schriftlich be-
antwortet. Das Gleiche gilt für die Fragen aus dem
Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und
Sozialordnung mit Ausnahme der Fragen 45 und 46 des
Kollegen Dr. Klaus Grehn und der Fragen 47 und 48 des
Kollegen Günter Baumann. Das bedeutet, dass wir mit der
Fragestunde wahrscheinlich früher fertig werden. Es ist
beabsichtigt, die Sitzung des Bundestages bis 15.35 Uhr




Parl. Staatssekretär Matthias Berninger

21525


(C)



(D)



(A)



(B)


zu unterbrechen. Erst dann beginnt die angekündigte
Aktuelle Stunde.

Zur Beantwortung der noch ausstehenden Fragen aus
dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit
und Sozialordnung steht der Parlamentarische Staats-
sekretär Gerd Andres zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 45 des Kollegen Dr. Klaus Grehn
auf:

Wie bewertet die Bundesregierung die Ergebnisse der Neu-
regelung des Teilzeit- und Befristungsgesetzes, TzBfG, die seit
dem 1. Januar 2001 vorsieht, dass die Befristung eines Arbeits-
verhältnisses bis zu zwei Jahren ohne besonderen Sachgrund dann
nicht mehr möglich ist, wenn der Arbeitnehmer irgendwann in
der Vergangenheit einmal bei demselben Arbeitgeber beschäftigt
war?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1421718800
Schönen Dank, Herr
Präsident. Ich würde gerne die Fragen 45 und 46 gemein-
sam beantworten, wenn der Abgeordnete Dr. Grehn damit
einverstanden ist.


Dr. Klaus Grehn (PDS):
Rede ID: ID1421718900
Bitte.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421719000
Dann rufe
ich auch die Frage 46 des Abgeordneten Dr. Klaus Grehn
auf:

Teilt die Bundesregierung die Auffassung der Bundesarbeits-
gemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels,
dass großzügigere Befristungsmöglichkeiten für Arbeitsverhält-
nisse die Schaffung neuer Arbeitsplätze positiv beeinflussen wür-
den?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1421719100
Mit den Neuregelungen
des Befristungsrechts im Teilzeit- und Befristungsgesetz
wurde ein Regelwerk zu befristeten Arbeitsverhältnissen
in Kraft gesetzt, das die Flexibilitätsinteressen der Arbeit-
geber und die sozialen Schutzinteressen der Arbeitnehmer
ausgewogen berücksichtigt. Zugleich wurden die Vorga-
ben der Vereinbarung der europäischen Sozialpartner und
der entsprechenden EG-Richtlinie in nationales Recht
umgesetzt.

Für die Befristung von Arbeitsverträgen ohne sach-
lichen Befristungsgrund, die so genannte erleichterte Be-
fristung, wurde im Teilzeit- und Befristungsgesetz nicht
zuletzt auf Verlangen der Arbeitgeberseite im Gegensatz
zu den bisher, immer nur zeitlich begrenzt geltenden Re-
gelungen des Beschäftigungsförderungsgesetzes eine
Dauerregelung geschaffen. Es ist dabei geblieben, dass
befristete Arbeitsverträge bis zur Dauer von zwei Jahren
keines sachlichen Befristungsgrundes bedürfen. An der
Neuregelung wird unter anderem auch von der Bundes-
arbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des
Einzelhandels kritisiert, dass solche Verträge nur noch bei
Neueinstellungen zulässig sind. Aber genau das entspricht
dem wesentlichen Anliegen der europäischen So-
zialpartner und der EG-Richtlinie, befristete Arbeitsver-
träge dann zuzulassen, wenn sie sinnvoll sind, aber ihren
Missbrauch in Form von Dauerbefristung zu verhindern.

Diesen Missbrauch ließ die unter der früheren Bundesre-
gierung eingeführte Möglichkeit zu, dass befristete Ar-
beitsverträge mit und ohne Sachgrund unbegrenzt aufei-
nander folgen konnten. Das unbefristete Arbeitsverhältnis
mit Kündigungsschutz soll auch nach dem erklärten Wil-
len der europäischen Sozialpartner die Regel, das befris-
tete Arbeitsverhältnis die Ausnahme bleiben. Das liegt
nicht zuletzt im wohlverstandenen Interesse der Arbeit-
geber.

Die gesetzliche Neuregelung verhindert keinesfalls die
befristete Einstellung von Arbeitnehmern, wenn diese
schon zuvor bei demselben Arbeitgeber beschäftigt wa-
ren. In diesem Fall steht nach § 14 Abs. 1 Teilzeit- und
Befristungsgesetz eine ganze Palette von Sachgründen für
die befristete Beschäftigung von Arbeitnehmern zur Ver-
fügung. Gerade in den Betrieben des Einzelhandels ist be-
fristete Saisonbeschäftigung üblich und in ständiger
Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts als sachlicher
Befristungsgrund anerkannt, auch dann, wenn der Arbeit-
geber zum Beispiel für die Schlussverkäufe oder für das
Weihnachtsgeschäft wiederholt dieselben Aushilfskräfte
einstellt. Ausdrücklich gesetzlich geregelt ist unter ande-
rem auch die Zulässigkeit der Befristung zur Erprobung
und zur Vertretung eines anderen Arbeitnehmers.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421719200
Herr Kol-
lege Grehn, Sie haben Zusatzfragen.


Dr. Klaus Grehn (PDS):
Rede ID: ID1421719300
Herr Staatssekretär Andres,
ich habe eine Nachfrage: Sie haben wahrscheinlich die
Positionen des Handelsverbandes zur Kenntnis genom-
men; das entnahm ich Ihren Äußerungen. Wie stehen Sie
zu den Untersuchungs- und Befragungsergebnissen, nach
denen 50 Prozent der Einzelhandelsunternehmen ange-
ben, eine Vorbeschäftigung habe eine beabsichtigte Ein-
stellung verhindert?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1421719400
Herr Abgeordneter
Grehn, ich muss zunächst sagen: Ich kenne die Befragung
nicht, habe mich nicht mit ihr auseinander gesetzt und will
mich auch nicht auf sie beziehen.

Zum zweiten Teil Ihrer Frage kann ich Ihnen sagen,
dass es entgegen den öffentlichen Äußerungen ganz un-
terschiedlicher Verbandsvertreter oder Arbeitgebervertre-
ter oder auch der Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel-
und Großbetriebe des Einzelhandels nicht richtig ist, dass
man jemanden, der schon einmal bei einem beschäftigt
war, nicht erneut befristet beschäftigen könnte. Es ist mir
ganz wichtig, das hier darzustellen, weil natürlich in die-
sem Bereich befristete Beschäftigung auch dann möglich
ist, wenn man denselben Arbeitnehmer schon früher in ei-
nem anderen Zusammenhang beschäftigt hatte.


Dr. Klaus Grehn (PDS):
Rede ID: ID1421719500
Die Unternehmen gehen da-
von aus, dass eine Ausweitung der sachlichen Gründe für
diese befristete Beschäftigung die Wirksamkeit dieser
Regelung erhöhen würde. Wie stehen Sie zu dieser Aus-




Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters
21526


(C)



(D)



(A)



(B)


sage? Man nimmt insbesondere Bezug auf Tätigkeiten,
die zeitlich und inhaltlich mit der Vorbeschäftigung nicht
im Zusammenhang stehen, oder auf Zeiten, die nur als
Aushilfszeiten gegolten haben und auf die eine Nachbe-
schäftigung folgt, bei der das Gesetz dann greift.

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1421719600
Ich glaube, ich habe Ih-
nen in der Antwort schon gesagt, dass nach ständiger
Rechtsprechung beispielsweise Saisonarbeit in bestimm-
ten Bereichen als sachlicher Befristungsgrund anerkannt
wird, sodass ich die Argumentation nicht verstehe, man
müsse den Katalog der sachlichen Gründe ausweiten oder
mehrere Möglichkeiten der Beschäftigung ohne sach-
lichen Grund zulassen.

Der Gesetzgeber wollte ja gerade, dass die befristete
Beschäftigung ohne sachlichen Grund nur einmal für
zwei Jahre zulässig ist. Die befristete Beschäftigung mit
sachlichem Grund ist zeitlich nicht beschränkt; ich habe
Gründe aufgezählt. Insbesondere für den Groß- und Ein-
zelhandel ist saisonale Beschäftigung, beispielweise we-
gen des Weihnachtsgeschäftes oder wegen der Schluss-
verkäufe, ein anerkannter sachlicher Grund, sodass jeder
Arbeitgeber eine Arbeitskraft befristet einstellen kann. Er
kann auch dieselbe Arbeitskraft mehrmals, mehrere Jahre
hintereinander beschäftigen. In diesem Bereich gibt es
überhaupt keine gesetzliche Beschränkung, sodass ich
eine Ausweitung der sachlichen Gründe nicht für nötig
halte.


Dr. Klaus Grehn (PDS):
Rede ID: ID1421719700
Eine letzte Nachfrage, Herr
Staatssekretär: Ich hatte auf die Untersuchung mit dem
Ergebnis 50 Prozent verwiesen. Ein weiteres Untersu-
chungsergebnis besagt, dass das Instrument der Befris-
tung ohne sachlichen Grund von 70 Prozent der Unter-
nehmen, die in die Befragung einbezogen waren, als nur
noch eingeschränkt nutzbar anerkannt wird.

Meine Frage: Erkennen Sie die Notwendigkeit an, sich
dieser Untersuchung anzunehmen, den Sachverhalt auf-
grund der Untersuchungsergebnisse zu prüfen und sich
gegebenenfalls erneut dazu zu positionieren?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1421719800
Herr Abgeordneter
Grehn, ich habe auf Ihre Fragen geantwortet. In diesen
Fragen ist nichts von einem Untersuchungszusammen-
hang oder von einer Untersuchung zu lesen. Ich habe
schon darauf hingewiesen, dass ich die Untersuchung
jetzt nicht präsent habe. Ich bin gerne bereit sie mir anzu-
schauen. Wenn Sie danach weitere Fragen stellen wollen,
stehe ich dafür selbstverständlich zur Verfügung.


(Dr. Klaus Grehn [PDS]: Ich danke Ihnen!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421719900
Ich rufe die
Frage 47 des Kollegen Günter Baumann auf:

Trifft es nach Kenntnis der Bundesregierung zu, dass die im
Juni 2001 beschlossene neue Rentenvergleichsberechnung für

(vergleiche den durch das 2. Gesetz zur Änderung und Ergänzung des Anspruchsund Überführungsgesetzes ergänzten § 13 Abs. 1 a im Beruflichen Rehabilitierungsgesetz [BGBl. 2001 I Nr. 40 S. 1943])

tenversicherungsträgern nicht umgesetzt worden ist und die
Anträge der Betroffenen von den Landesversicherungsanstalten
bzw. der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte vermutlich
bis zum Sommer 2002 nicht bearbeitet werden können?


Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1421720000
Lieber Kollege Baumann, die
Probleme der verwaltungsgemäßen Umsetzung der mit
dem zweiten AAÜG-Änderungsgesetz bestimmten Ver-
besserung des Beruflichen Rehabilitierungsgesetzes sind
der Bundesregierung bekannt.

Zutreffend ist, dass die aufgrund der Ergänzung des
§ 13 Berufliches Rehabilitierungsgesetz notwendig ge-
wordenen weiteren Vergleichsrentenberechnungen bisher
noch nicht voll maschinell erfolgen können. Daraus ist je-
doch keinesfalls abzuleiten, dass entsprechende Anträge
überhaupt nicht bearbeitet werden. Vielmehr wurde es als
hinnehmbar angesehen, dass einzelne Fälle zunächst nur
mit manuellen Eingriffen in den technischen Verfahrens-
ablauf bearbeitet und beschieden werden können.

Bei der Entscheidung für diese Übergangslösung zur
Bearbeitung relativ geringer Fallzahlen nach dem Beruf-
lichen Rehabilitierungsgesetz hatten die Rentenversiche-
rungsträger ihre aktuellen Aufgaben- und Terminsitua-
tionen zu beachten, die seit dem zweiten Halbjahr 2001
besonders von der verwaltungsgemäßen Umsetzung des
Altersvermögens- und des Altersvermögensergänzungs-
gesetzes bestimmt sind. Zusätzlich waren Aufgaben im
Rahmen der Währungsumstellung zum 1. Januar 2002
vordringlich zu lösen.

In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, dass
die Verbesserungen des Beruflichen Rehabilitierungs-
gesetzes sehr kurzfristig als Ergebnis des Vermittlungs-
verfahrens in das zweite AAÜG-Änderungsgesetz auf-
genommen worden sind, sodass der in einem normalen
Gesetzgebungsverfahren übliche Verwaltungsvorlauf bei
In-Kraft-Treten dieses Gesetzes nicht bestand.

Vor diesem Hintergrund sieht sich die Bundesversiche-
rungsanstalt für Angestellte in der Lage, Renten an
Verfolgte des SED-Regimes mit Bezugspunkten zu
Ansprüchen und Anwartschaften aus Zusatz- und Sonder-
versorgungssystemen der ehemaligen DDR voraussicht-
lich ab Ende des zweiten Quartals 2002 voll maschinell zu
berechnen.

Dieser Termin gilt auch für die Renten, bei denen noch
die Übergangsvorschriften des Beitrittsgebietes zur An-
wendung kommen. Für die Renten, bei denen die Ver-
gleichsberechnungen alleine nach den Regelungen des
Sechsten Buches Sozialgesetzbuch – SGBVI – vorzuneh-
men sind, werden die Berechnungen voraussichtlich ab
April 2002 vorgenommen werden können.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421720100
Zusatzfrage.


Günter Baumann (CDU):
Rede ID: ID1421720200
Herr Staatssekretär,
Sie führten aus, dass die Renten gegenwärtig nur manuell
und auch nur in geringer Anzahl nachberechnet werden




Dr. Klaus Grehn

21527


(C)



(D)



(A)



(B)


können. Mir ist eine andere Auffassung der Rentenver-
sicherungsträger bekannt. Diese teilen den Antragstellern
mit Formblatt mit, dass eine Prüfung und Vergleichs-
berechnung gegenwärtig nicht durchgeführt werden kann,
da keinerlei Computerprogramme vorhanden sind und
manuell nichts berechnet wird.

Es ist unheimlich schwierig, dies den so genannten
Verfolgten des DDR-Regimes zu erklären, wenn zur glei-
chen Zeit systemnahe Funktionäre der DDR die höheren
Renten erhalten. Was gedenkt die Bundesregierung hier
zu tun? Mir ist bekannt, dass keinerlei Weisungsrecht ge-
genüber den Rentenversicherungsträgern besteht. Der po-
litische Druck und der Wille des Parlaments müssten hier
aber eine Reihe von Möglichkeiten eröffnen.


Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1421720300
Herr Abgeordneter, ich habe
zunächst einmal die Bitte, dass Sie mir dieses Formblatt
bzw. diese Formmitteilung geben. Ich werde dem nach-
gehen.

Wenn der Tatbestand stimmen sollte, dass überhaupt
keine Berechnungen stattfinden, werden wir das entspre-
chend thematisieren. Uns ist mitgeteilt worden, dass es
nur zu Problemen kommt, wenn bestimmte Vergleichs-
berechnungen anzustellen sind; nur so ist es mir bekannt.
Ich bitte Sie, mir das zu geben. Wir werden dann Wege
und Möglichkeiten finden, dort zu intervenieren.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421720400
Dann rufe
ich die Frage 48 des Abgeordneten Günter Baumann auf:

Wenn ja, welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung,
um bei den Rentenversicherungsträgern auf eine zügige Umset-
zung dieser Regelung zum rentenrechtlichen Nachteilsausgleich
hinzuwirken?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1421720500
Die Rentenversiche-
rungsträger teilen das Anliegen der Bundesregierung, die
Neuregelungen des Beruflichen Rehabilitierungsgesetzes
so zeitnah wie möglich umzusetzen. Die Bundesregierung
geht daher davon aus, dass die Umsetzung der Berech-
nung auch vor dem Hintergrund der Belastung durch die
Erledigung sonstiger Aufgaben so schnell wie möglich
stattfinden kann. Ich habe Sie schon darauf hingewiesen,
dass die Rentenversicherungsträger der Auffassung sind,
dass im zweiten Quartal 2002 voll berechnet werden
kann, sodass man dann zügig an eine Umsetzung und ei-
nen Abschluss herangehen wird.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421720600
Ich danke
Ihnen, Herr Parlamentarischer Staatssekretär. Wie bereits
angekündigt, sind wir damit am Ende der Fragestunde.

Ich unterbreche die Sitzung des Parlaments bis
15.35 Uhr. Dann findet die angekündigte Aktuelle Stunde
statt.


(Unterbrechung von 15.11 bis 15.36 Uhr)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1421720700
Die un-
terbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.

Ich rufe Zusatzpunkt 1 der Tagesordnung auf:
Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktion der FDP
Haltung der Bundesregierung zu der von Bun-
desfinanzminister Hans Eichel abgegebenen
Erklärung, bis 2004 einen „nahezu ausgegliche-
nen Gesamthaushalt“ vorlegen zu können

Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat für
den Antragsteller der Kollege Dr. Günter Rexrodt von der
FDP-Fraktion das Wort.


Dr. Günter Rexrodt (FDP):
Rede ID: ID1421720800
Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Letzte Nacht haben unsere Bobfah-
rerinnen in Salt Lake City einen kleinen Fehler gemacht
und die Silbermedaille erhalten; das ist schon etwas.
Wenn man aber große Fehler macht, dann landet man sehr
schnell unter „ferner liefen“. Bei der Olympiade ist das so
ähnlich wie in der Politik, Herr Finanzminister Eichel:
Wenn man große Fehler macht, dann landet man unter
„ferner liefen“.


(Ludwig Eich [SPD]: So wie Sie in Berlin!)

So ist das auch mit unserer wirtschaftlichen und fi-

nanzpolitischen Situation. Nur, die Folgen sind sehr viel
größer und betreffen sehr viele Menschen. Das bedeutet
nicht nur weniger Freude, sondern auch eine höhere Ar-
beitslosigkeit und Verdrossenheit in diesem Land.

Aufgrund unserer finanzpolitischen Lage sollten wir
eigentlich einen blauen Brief aus Brüssel erhalten. Dieser
wurde abgewendet. Dabei ist ein politischer Schaden ent-
standen, der größer ist als der, der entstanden wäre, wenn
dieser Brief gekommen wäre.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Aber nun, Herr Finanzminister, wollen wir schon wissen,
wie Sie Ihr Versprechen einhalten wollen, das Sie gege-
ben haben, um diesen Brief abzuwenden. Sie haben zuge-
sagt, dass die Bundesregierung das gesamtstaatliche De-
fizit von 54Milliarden Euro in nur zweieinhalb Jahren auf
nahezu null senken wird.

Herr Bundesfinanzminister, mit den Zusagen nach
außen, die die gesamte Bundesregierung derzeit macht, ist
das so eine Sache. Der Bundesverteidigungsminister und
seine Zusagen hinsichtlich des Kaufs von Transportflug-
zeugen stehen heute nicht zur Debatte. Aber das alles
nährt Misstrauen. Nun wollen wir wissen, wie Sie Ihr Ver-
sprechen einhalten wollen. Meiner Meinung nach müsste
ein Wunder geschehen: Entweder müsste eine wunder-
same Einnahmeerhöhung eintreten oder es müsste richtig
gespart werden.

Nun wenden wir uns einmal den Einnahmen zu: Woher
sollen angesichts der ausgesprochen richtigen Entschei-
dung, die Steuersätze nicht zu erhöhen, höhere Einnahmen
kommen? Die Konjunkturentwicklung gibt das nicht her;
in diesem Jahr, in dem mit einem Wachstum von 0,75 Pro-
zent gerechnet wird, auf keinen Fall. Für die nächsten bei-
den Jahre haben Sie je 2,5 Prozent prognostiziert.




Günter Baumann
21528


(C)



(D)



(A)



(B)


Alles, was im Jahreswirtschaftsbericht steht, ist bereits
Makulatur.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Aufgrund der Weltkonjunktur kann es vielleicht zu einem
Wachstum von 1 Prozent kommen. Das wären dann, ge-
samtstaatlich gesehen, Einnahmen von rund 20 Milliar-
den Euro mehr, aber eben keine 54 Milliarden Euro.

Binnenwirtschaftliche Zusatzimpulse, die schon aus
konjunkturellen Gründen gebraucht würden, wird es nicht
geben, solange es an grundlegenden Reformen fehlt. Es
fehlt vor allem – das ist das Entscheidende – an einer Re-
form des Arbeitsmarkts.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Solange im Niedriglohnsektor, beim Kündigungsschutz,
beim Tarifrecht und bei der Mitbestimmung keine Kor-
rekturen erfolgen, werden die binnenwirtschaftliche Ver-
drossenheit und der Attentismus bei den Investitionen bei-
behalten. Von daher erhalten Sie keine Entlastung.

Was die Ausgabenseite angeht, Herr Bundesfinanzmi-
nister: Der Haushalt – wir haben das hier immer gesagt –
wird auf „crash“ gefahren. Die Reform der Ausgaben hat
nie stattgefunden,


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

auch in der Zeit nicht, als Sie konjunkturell Rückenwind
hatten und als aufgrund von Einmaleinnahmen die Ein-
nahmequellen reichlich sprudelten.

Sie haben die Nettokreditaufnahme in den Jahren 2000
und 2001 in der Summe nur um 5,1 Milliarden Euro redu-
ziert. Das war viel zu wenig und nun haben wir den Salat.


(Hans Georg Wagner [SPD]: Aha! Und Ihre Erhöhungsvorschläge? – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und was ist mit Ihren Programmen?)


– Herr Wagner, das wissen Sie genau. Der Investitionsan-
teil am Gesamthaushalt steuert auf ein historisches Tief
von 10,1 Prozent zu.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Bundeswehr können Sie nicht mehr als Steinbruch
benutzen; da müssen Sie allemal drauflegen.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])

Der Kollege Urbaniak ist nicht anwesend. Ich frage
gleichwohl: Wollen Sie die Kohlesubventionen kürzen?
Wollen Sie bei der Landwirtschaft kürzen?


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch schon beschlossen!)


Das traue ich Ihnen nicht zu; das bringen Sie nicht.
Der Haushalt kann nur saniert werden – es gibt gar

keine andere Möglichkeit –, wenn man an den Haushalt
des Bundesarbeitsministers herangeht, meine Damen und
Herren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dabei geht es um die Arbeitsförderungsmaßnahmen und
darum, dass 30 Prozent des Bundeshaushalts an die Ren-
tenversicherung gezahlt werden. 30 Prozent – mit stei-
gender Tendenz! Das geht in Richtung einer steuerfinan-
zierten Rente.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Staatsrente!)

Wenn Sie da keine Reform schaffen, bringen Sie es nicht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Heute Nachmittag wollen wir erfahren, wie Sie, Herr
Finanzminister, die 54 Milliarden Euro, die Sie nun ein-
sparen müssen – das haben Sie zugesagt, um den blauen
Brief abzuwenden –, einsparen wollen.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Abenteuerlich!)

Heute wollen wir wissen: Wie wollen Sie das machen?


(Lachen bei der SPD)

Darauf, es zu erfahren, haben wir und hat auch die Öf-
fentlichkeit einen Anspruch. Wir sind alle sehr gespannt,
Herr Bundesfinanzminister.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Der Eichel heißt doch nicht Scharping!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1421720900
Als
nächster Redner hat der Kollege Joachim Poß von der
SPD-Fraktion das Wort.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Reden Sie mal ein bisschen leiser!)



Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1421721000
Ich werde Sie schonen, Herr
Kollege.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Deutsch-
land hat maßgeblich an der Entstehung der Europäischen
Wirtschafts- und Währungsunion und an der Konzipie-
rung des Europäischen Stabilitätspakts mitgearbeitet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Bis jetzt stimmt es!)


Herr Waigel war da Getriebener von Herrn Stoiber. Be-
kanntlich wollte Herr Stoiber – so auf einem CSU-Partei-
tag; Herr Michelbach wird das bestätigen können – die
Euro-Einführung ursprünglich ablehnen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Peter Hintze [CDU/CSU]: Frei erfunden! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wir haben keine Märchenstunde!)


Unsere europäischen Partner erwarten gerade wegen
der aktiven Rolle Deutschlands von uns eine stabilitäts-
orientierte Haushalts- und Finanzpolitik. Die rechtlichen
Verpflichtungen, die die Bundesrepublik Deutschland mit
großen Mehrheiten, sowohl hier im Deutschen Bundestag
als auch im Bundesrat, eingegangen ist, sind eindeutig.
Das gesamtstaatliche Defizit in Deutschland ist auf jähr-
lich maximal 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu be-
grenzen. Die Mitgliedstaaten müssen mittelfristig ausge-
glichene Budgets erreichen. Diese Verpflichtungen hat




Dr. Günter Rexrodt

21529


(C)



(D)



(A)



(B)


der Bundesfinanzminister letzte Woche in Brüssel noch
einmal bestätigt und konkretisiert. Warum werden sie jetzt
eigentlich infrage gestellt? Aber es war ja zu erwarten,
dass in einem Wahljahr die Erklärung des Bundesfinanz-
ministers zu einer innenpolitischen Auseinandersetzung
genutzt werden würde.

Wenn es um so genannte blaue Briefe ginge, dann
müsste ich Ihnen von der CDU/CSU und der FDP für alle
Ihre Vorschläge zur Steuersenkung und zur Ausgaben-
erhöhung jetzt zehn solcher Briefe überreichen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Täglich! – Peter Hintze [CDU/CSU]: Wer hat das denn aufgeschrieben?)


Sehr wahrscheinlich wäre es sogar angemessener, Ihnen
die rote Karte wegen mangelnder wirtschafts- und finanz-
politischer Kompetenz zu überreichen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


Diese Koalition fühlt sich verpflichtet, alles zu tun, da-
mit Deutschland ein verlässlicher europäischer Partner
bleibt. Die vielen Äußerungen der letzten Tage und Wo-
chen haben auch einer breiten Öffentlichkeit eines klar ge-
macht: Die Erfüllung der Verpflichtungen aus dem Euro-
päischen Stabilitäts- und Wachstumspakt obliegt sowohl
dem Bund als auch den Ländern. Ich füge hinzu: Dieser
Verpflichtung unterliegt auch die Opposition hier im
Deutschen Bundestag und in den Ländern. Von nun an
werden alle Ihre Vorschläge sehr genau an diesem Krite-
rium gemessen werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Wir sind schuld!)


Deshalb begrüße ich diese Diskussion.
Weil manche Äußerung aus den Ländern zuweilen an-

ders verstanden worden ist, sei noch einmal darauf hin-
gewiesen, dass es bereits heute klare gesetzliche Normen
gibt, durch die neben dem Bund auch die Länder ein-
schließlich ihrer Gemeinden auf die Einhaltung des Sta-
bilitätspaktes verpflichtet sind. Sowohl Bundestag als
auch Bundesrat haben Ende letzten Jahres mit großer
Mehrheit den Art. 7 des Solidarpaktfortführungsgesetzes
verabschiedet, mit dem § 51 a in das Haushaltsgrundsätze-
gesetz eingefügt worden ist.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Nr. 3!)

Dieser neue Paragraph schreibt fest, dass der Bund und
die Länder ihrer Verantwortung zur Einhaltung der Ver-
pflichtungen im Rahmen dieses Paktes nachkommen und
eine Rückführung der Nettoneuverschuldung mit dem
Ziel ausgeglichener Haushalte anstreben. Dies ist – das
haben manche vergessen – geltendes Recht.

Was ergibt sich daraus? Diejenigen, die im Bund und
in den Ländern die öffentlichen Haushalte zu verantwor-
ten haben, müssen sich zusammensetzen und in einem
konstruktiven Klima ausloten, was sie zur Erreichung der

eingegangenen haushaltspolitischen Verpflichtungen zu
tun haben. Es ist daher zu begrüßen, dass die Länder-
finanzminister und der Bundesfinanzminister bereits im
März eine Sondersitzung des Finanzplanungsrates durch-
führen wollen. Vor diesem Hintergrund habe ich wenig
Verständnis für gegenseitige Schuldzuweisungen. Aber
diese Phase scheint jetzt hoffentlich vorbei und überwun-
den zu sein.

Mit den Vorbereitungen für den Bundeshaushalt 2003
und den Finanzplan bis 2006 muss jeder Ressortminister
prüfen, wo in den Etats noch Reserven vorhanden sind.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das ist eine geschichtliche Aufgabe!)


Ebenso sind auch die einzelnen Bundesländer aufgefor-
dert, nach Einsparmöglichkeiten in ihren Haushalten zu
suchen.

Wenn Herr Merz jetzt schon behauptet, ein ausge-
glichener staatlicher Gesamthaushalt sei bis 2004 nicht
mehr zu erreichen,


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Bei Ihrer Politik sicherlich nicht!)


dies wäre nur mit einer Erhöhung der Mehrwertsteuer um
4 Prozentpunkte möglich,


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Genau!)

dann betätigt er sich wieder einmal als Hellseher. Diese
Koalition gedenkt nicht, solchen vergifteten Vorschlägen
zu folgen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dies macht wieder einmal Ihre Denkart deutlich, Herr
Merz; denn vor wenigen Wochen haben Sie ebenso wie
Herr Stoiber noch die Ausnutzung des 3-Prozent-Spiel-
raumes gefordert. Bei Ihnen geht derzeit alles durchei-
nander. Herr Rauen hat sich heute öffentlich geäußert und
will die Unternehmensteuerreform rückgängig machen.
Bei Ihnen läuft es nach dem Motto „Denn sie wissen
nicht, was sie wollen“. Weil Sie nicht wissen, was Sie
wollen, sind Sie die schlechtesten Ratgeber für eine solide
Finanzpolitik.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Sie haben uns nicht gesagt, was Sie wollen! Das hätten wir gern gehört!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1421721100
Das Wort
hat jetzt der Kollege Peter Rauen für die CDU/CSU-Frak-
tion.


(Joachim Poß [SPD]: Er wird das erläutern, was er heute vorgeschlagen hat! – Ludwig Eich [SPD]: Was er zur Unternehmensteuer gesagt hat!)



Peter Rauen (CDU):
Rede ID: ID1421721200
Herr Präsident! Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Der Anlass der Aktuellen




Joachim Poß
21530


(C)



(D)



(A)



(B)


Stunde ist mir zu ernst, um auf die Vorhaltungen von Herrn
Poß näher einzugehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Ganz schwach!)


Anfang der 90er-Jahre war es ein großer und von vie-
len nicht für möglich gehaltener Erfolg von Kohl und
Waigel, dass sich die Partnerländer im Rahmen des Stabi-
litätspaktes bereit gefunden haben, institutionelle Rege-
lungen für die Begrenzung und Rückführung ihrer Staats-
verschuldung zu akzeptieren. Das war für uns wichtig,
damit einer starken D-Mark ein starker Euro folgen kann.
Machen wir uns aber nichts vor: Auch die beste Verein-
barung ist nur so viel wert wie der Wille aller Beteiligten,
sie einzuhalten und die gemeinsam festgesetzten Regeln
auch dann zu akzeptieren, wenn dies für einen selbst
unangenehm und schmerzlich ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Vor diesem Hintergrund ist das Vorgehen der Regie-

rung im Zusammenhang mit der von der EU-Kommission
vorgeschlagenen Frühwarnung verheerend.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Deutschland, das die anderen Mitgliedstaaten auf den Sta-
bilitätspakt verpflichtet hat, zeigt sich nicht nur unfähig,
dessen Ziele zu erfüllen, sondern auch unwillig, die für
diesen Fall vorgesehenen Konsequenzen hinzunehmen.


(Zuruf von der SPD: Er hat es immer noch nicht kapiert!)


Damit ist ein Präzedenzfall geschaffen worden. Nie-
mand glaubt noch im Ernst, dass die im Stabilitätspakt
vorgesehenen Kontroll- und Sanktionsmechanismen in
der Zukunft noch einmal greifen werden, wenn einer der
großen Mitgliedstaaten betroffen ist. Um eines kurzfris-
tigen innenpolitischen Vorteils im Wahljahr willen hat die
Bundesregierung in Kauf genommen, dass das Vertrauen
in die Stabilität des Euro und die institutionellen Rege-
lungen der Währungsunion auf Dauer Schaden nehmen.

Eben in der Fragestunde hat Frau Hendricks erklärt,
Minister Eichel habe darauf keinen Einfluss genommen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Die ganze Welt weiß, dass er versprochen hat, die staat-
liche Neuverschuldung bis 2004 gegen null zurückzu-
führen. Die Frühwarnung sollte kommen, weil an-
genommen werden muss, dass wir 2002 die Defizitquote
von 3 Prozent streifen werden.

Meine Damen und Herren, was heißt es, in zwei Jah-
ren die Defizitquote um 3 Prozent zu reduzieren? Das
heißt, der Gesamtfinanzierungssaldo muss um 60 Milli-
arden Euro reduziert werden. Herr Eichel, sagen Sie mir
bitte, wie Sie dies machen wollen. Sie müssen dann ja
auch für die Länder und Gemeinden sprechen, die nicht
zuletzt durch Ihre Steuerreform weit mehr mit Steu-
errückgängen belastet sind als der Bund selbst. Schließ-
lich haben die Länder 5,7 Prozent Rückgang, die Ge-
meinden 9,6 Prozent und der Bund lediglich 2,5 Prozent.


(Oswald Metzger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, weil Sie die Ökosteuer reinrechnen!)


Sie müssen schon erlauben, dass man die Frage stellt: Wie
soll dies denn geschehen?

Herr Eichel, das Vertrauen in die Ausgabenkonsolidie-
rung habe ich nicht mehr. Sie haben über die Einnahmen
konsolidiert, wie eben schon von Herrn Rexrodt gesagt.
Die Investitionen des Bundes gehen von 1998 bis 2002
nominell um 10 Milliarden DM zurück.

Ich möchte in diesem Zusammenhang einmal darstel-
len, in welchem steuerpolitischen und finanzpolitischen
Umfeld dies geschieht. Herr Poß hat auf Waigel verwie-
sen. Ich darf ein paar Zahlen nennen: Finanzminister
Waigel musste mit Gesamtsteuereinnahmen fertig wer-
den, die im Jahr 1995 bei 814 Milliarden DM, im Jahr
1996 bei 800 Milliarden DM, im Jahr 1997 bei 797 Milli-
arden DM und im Jahr 1998 bei 833 Milliarden DM
lagen.


(Joachim Poß [SPD]: Wegen der Steuersparmodelle, die Sie nicht abgeschafft haben! – Gegenruf des Abg. Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Das hätten wir längst haben können, wenn Sie nicht blockiert hätten!)


Das heißt, der gesamte Steuerzuwachs betrug in diesen
Jahren nominell lediglich 19 Milliarden DM.

Wir hatten aber im Jahr 1999 auf allen Ebenen – Bund,
Länder und Gemeinden – Steuereinnahmen von 886 Mil-
liarden DM, im Jahr 2000 von 913 Milliarden DM, im
Jahr 2001 von 877 Milliarden DM und im Jahr 2002 von
904 Milliarden DM.


(Joachim Poß [SPD]: Weil wir die Steuerbasis gefestigt haben!)


Das heißt, Sie hatten in diesen vier Jahren einen Steuer-
aufwuchs von insgesamt 244 Milliarden DM. Sie haben
nur über die Einnahmen konsolidiert, nicht aber über die
Ausgaben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Herr Poß, ich bitte zu respektieren, wenn unser Frak-

tionsvorsitzender Friedrich Merz völlig zu Recht die
Frage stellt: Wie kann man einem solchen Finanzminister
trauen? Will er nicht wieder nur über die Einnahmenseite
versuchen, seine Zusage einzuhalten? Es ist einfach eine
Wahrheit: Wenn ich diesen Finanzierungssaldo ausglei-
chen wollte, dann müsste ich die Mehrwertsteuer ins-
gesamt um 4 Prozentpunkte erhöhen.

Herr Minister, Sie werden hier gleich dazu sprechen.
Sagen Sie uns, wie Sie den Ausgleich des gesamtstaat-
lichen Finanzierungssaldos bei Bund, Ländern und Ge-
meinden angesichts der verheerenden Einnahmesituation
der Länder und Gemeinden seriöserweise in den Jahren
2003 und 2004 schaffen wollen!


(Joachim Poß [SPD]: Es kommt darauf an, dass die Bürger ihm glauben! Das tun sie!)


Ich kann nur sagen: Die Zusage, die Sie gemacht haben,
um den blauen Brief zu verhindern, konnte nur ein Fi-
nanzminister machen, der davon ausgeht, nach dem




Peter Rauen

21531


(C)



(D)



(A)



(B)


22. September 2002 nicht mehr in der Verantwortung zu
stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Sie haben ja heute richtige Gags drauf!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1421721300
Das Wort
hat jetzt der Kollege Oswald Metzger vom Bündnis 90/
Die Grünen.


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Aber jetzt Biberach! Biberach, hör zu!)



Oswald Metzger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1421721400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Aktuelle Stun-
den sind in einem Wahljahr immer reizvoll, weil man sich
dann in Wahlkampfrauch hüllt und Fakten um die Ohren
haut, die sich schlecht nachvollziehen lassen. Aber eine
nackte Zahl, die für die Solidität der Bundesebene steht,
muss man hier immer wiederholen: Wir haben in den letz-
ten vier Jahren den Schuldenstand des Bundes um 39Mil-
liarden Euro erhöht, Sie haben ihn in den letzten vier Jah-
ren Ihrer Regierungszeit um 141 Milliarden Euro erhöht.
Das sind die schlichten Fakten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


Zweiter Punkt: Herr Kollege Rauen hat gerade vorge-
tragen, der Bund spare nicht auf der Ausgabenseite. Das
letzte Jahr hat der Bundeshaushalt mit einem Ausgaben-
minus von 0,5 Prozent abgeschlossen. Bund und Länder
hatten seit Jahren – auch schon zu Ihrer Regierungszeit –
im Finanzplanungsrat dazu verabredet, die Ausgaben in
einem Korridor bis maximal 2 Prozent steigen zu lassen.
Der Bund hat sich daran gehalten, eine Reihe von Bun-
desländern nicht, und zwar ganz egal, wie sie regiert wer-
den; auch „schwarze“ Länder liegen bei Ihren Ausgaben
über der Steigerungsrate von 2 Prozent. Was die Solidität
angeht, können Sie uns also in keiner Weise packen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Aber sicher, stundenlang!)


In der letzten Woche haben wir in Gestalt des Bundes-
finanzministers in Brüssel die Zusage gemacht, das ge-
samtstaatliche Defizit im Jahr 2004 „close to balance“ zu
bringen. Das bedeutet ein gesamtstaatliches Defizit von
etwa 0,5 Prozent.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das haben Sie doch kritisiert!)


– Wenn Sie Zwischenrufe machen, können Sie nicht
zuhören.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

0,5 Prozent werden im Jahre 2004 ungefähr 13, 14 Milli-
arden Euro ausmachen, wohingegen das gesamtstaatliche
Defizit im letzten Jahr fast 54 Milliarden Euro betrug.
Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen

müssen bis 2004 im Zuge einer anspringenden Konjunk-
tur – nicht in eine Rezession hinein –


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist eine Springprozession!)


ihre Anstrengungen durch Strukturreformen beim Ar-
beitsmarkt und durch Zusammenlegung von Arbeits-
losen- und Sozialhilfe deutlich verstärken. Das sind jetzt
keine Aussagen des Haushaltssprechers der Grünen, son-
dern der Bundeskanzler hat sich in der letzten Woche, wie
Sie sich vielleicht erinnern, zu dieser Reformagenda be-
kannt.

Die Bundesländer haben sich im letzten Jahr, als es um
das so genannte Maßstäbegesetz ging, geweigert,


(Hans Georg Wagner [SPD]: Was sie jetzt fordern!)


in dieses Gesetz einen nationalen Stabilitätspakt hinein-
zuschreiben. Im ursprünglichen Gesetzentwurf des Bun-
desfinanzministeriums war eine entsprechende Formulie-
rung enthalten; aber alle 16 Länder haben dies abgelehnt.
Warum sie das getan haben, wird deutlich, wenn man den
Jahresabschluss 2001 ansieht: Nur der Bund war konse-
quent und hat seine Ausgabenlinie und auch die Linie sei-
ner Nettokreditaufnahme gehalten. So einfach ist die
ganze Geschichte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Bei Lichte betrachtet sitzen alle, wenn sie ehrlich sind,
in einem Boot, egal, zu welcher Partei sie gehören. In den
nächsten vier Jahren – natürlich auch in der nächsten Le-
gislaturperiode – werden wir die Bürgerinnen und Bürger
auf „Weniger ist mehr“ einstellen müssen. Solange wir
nämlich Bundes- und Landeshaushalte über Kredite fi-
nanzieren, werden wir auch ständig über Steuererhö-
hungen diskutieren müssen; denn die Zinsen und Zinses-
zinsen zahlen nicht die Politiker,


(Zuruf von der CDU/CSU: Aha!)

sondern die Bürgerinnen und Bürger.

Es reicht nicht aus, dass wir die Neuverschuldung re-
duzieren und die Ausgabenstruktur des Bundeshaushalts
verbessern – beispielsweise ist das Verhältnis von Inves-
titionen und Kreditaufnahme jetzt wesentlich besser als
zu Ihren Regierungszeiten; Sie müssen diesen soliden Pa-
rameter als Basis für eine korrekte Betrachtung der Aus-
gabenstruktur des Bundeshaushalts hinnehmen –; viel-
mehr müssen alle Ebenen in gesamtstaatlicher Solidarität
einen nationalen Stabilitätspakt schmieden. Allerdings
darf dann ein bayerischer Ministerpräsident nicht in der
ersten Woche, nachdem er zum Kanzlerkandidaten gekürt
wurde, allen Ernstes behaupten, es gebe so etwas wie eine
Schwankungsreserve von 8 Milliarden Euro, man könne
bis zur Maastrichter Defizitmarge von 3 Prozent ja noch
Geld ausgeben, Konjunkturprogramme auflegen oder
Steuern senken.


(Joachim Poß [SPD]: So ist es! Merz hat das auch gesagt!)





Peter Rauen
21532


(C)



(D)



(A)



(B)


So etwas ist vor allem dann höchst unsolide, wenn man als
Parteivorsitzender der Nachfolger von Herrn Waigel ist,
der Gott sei Dank – das sage ich ganz bewusst; ich habe
das in der Opposition unterstützt – den europäischen
Nachbarn den Stabilitätspakt zugemutet und ihn durchge-
setzt hat.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Herr Eichel hat ihn abgelehnt!)


Das ist ein Armutszeugnis für die Opposition.
Dies zeigt aber auch – das ist jetzt an die Adresse des

Fraktionsvorsitzenden Merz gerichtet –, dass die Debatte
in Brüssel in einem Wahljahr in Deutschland sehr wohl
heilsame Wirkungen hat. Zumindest die CDU/CSU hat
sich von Steuersenkungsversprechen verabschiedet;


(Joachim Poß [SPD]: Man ist aber bei denen nie ganz sicher!)


die FDP hat dies im Gegensatz zur Bevölkerung noch
nicht begriffen. Allerdings hat Kollege Rauen heute im
„Handelsblatt“ angekündigt, dass er die Steuern für
Großunternehmen erhöhen wolle. Diese Strategie kann
man Ihnen natürlich auch nicht durchgehen lassen, Herr
Rauen. Da ist unsere Linie doch konsequenter. Auch der
Kanzler hat sich dazu bekannt: Wir wollen keine Steuer-
erhöhungen. Wir wollen eine Fortsetzung der soliden Fi-
nanzpolitik. Wir glauben, dass das für 2004 anvisierte Ziel
ehrgeizig, aber zu schaffen ist, wenn wir im Windschatten
einer wieder anziehenden Weltkonjunktur weitere Struk-
turreformen vornehmen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Welche denn?)

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1421721500
Das Wort
hat jetzt die Kollegin Dr. Christa Luft von der PDS-Frak-
tion.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Jetzt ist die Luft wieder raus!)



Dr. Christa Luft (PDS):
Rede ID: ID1421721600
Herr Präsident! Verehrte Kol-
leginnen und Kollegen! Im Abgeben ehrgeiziger Verspre-
chen war die rot-grüne Bundesregierung schon immer
Meisterin;


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das ist wahr!)

im Einhalten war sie das nicht.


(Beifall bei der PDS)

Ich erinnere nur an das Versprechen, die Zahl der Arbeits-
losen auf 3,5 Millionen abzubauen, ich erinnere an den
Aufbau Ost, der Chefsache werden sollte. Man kann wei-
tere Beispiele finden. Mit der jüngsten Erklärung des Fi-
nanzministers, den Gesamthaushalt bis 2004 nahezu aus-
zugleichen, wird es, so denke ich, nicht anders werden,


(Zuruf von der SPD: Was schlagen Sie denn vor?)


denn dieses Versprechen beruht nicht auf solider Prüfung
und Abwägung der dafür erforderlichen Voraussetzungen.
Es ist eine Panikreaktion, um die Zustellung des blauen
Briefes, der in Brüssel bereits im Briefkasten lag, in letz-
ter Minute doch noch zu verhindern.

Minister Eichel hat etwas zugesagt, was er eigentlich
gar nicht zusagen kann, denn die Bundesrepublik wäre
aufgrund dessen letztlich zu einer Verfassungsänderung
gezwungen. Ohne eine Änderung des Art. 109, der den
Ländern Selbstständigkeit in der Haushaltspolitik zusi-
chert, ist das gar nicht zu machen. Zudem braucht der Fi-
nanzminister ein Gesetz, das Sanktionen bei Fehlverhal-
ten vorsieht. Ob beides so rechtzeitig zu realisieren ist,
dass bis 2004 Wirkungen erzielt werden könnten, ist
höchst zweifelhaft.

Das aber ist nur die formale Seite. Die inhaltliche Seite
besteht meines Erachtens darin, dass Stabilität nicht nur
durch Sparen zu erreichen ist, sondern Wachstum und
neue Einnahmen voraussetzt.


(Beifall bei der PDS)

Der Pakt, den die Euro-Länder abgeschlossen haben,
heißt nicht umsonst Stabilitäts- und Wachstumspakt.
Wachstum aber ist die eigentliche Achillesferse der deut-
schen Stabilitätspolitik, weil die Investitionskraft auf al-
len Ebenen der Bundesrepublik gesunken ist. Insbeson-
dere die viel gelobte rot-grüne Steuerreform hat die
Haushalte der Länder und Gemeinden so stark belastet,
dass diese kaum noch Investitionskraft haben. Sie kennen
wie ich viele Bundesländer und noch viel mehr Kommu-
nen, die nicht einmal mehr in der Lage sind, Fördermittel
des Bundes und der Europäischen Union abzurufen, weil
sie die Eigenbeiträge zu Finanzierung nicht aufbringen
können.


(Dr. Uwe-Jens Rössel [PDS]: Das ist wahr!)

Im Jahr 2001 sank das Investitionsniveau der Kommu-

nen unter das Niveau des Jahres 1993. Das will schon et-
was heißen. 2002 ist keine Änderung abzusehen. Der Ab-
sturz der Gewerbesteuer wird die Kommunen zwingen,
weiter auf die Ausgabenbremse zu treten. Wenn diese
Lage nicht geändert wird, dann ist ein totaler Investi-
tionsnotstand aufgrund des angestrebten Sparens zulasten
der Länder und Kommunen vorprogrammiert.

Ein nationaler Stabilitätspakt macht also nur Sinn,
wenn er auf einer Neuverteilung von Aufgaben zwischen
Bund und Ländern beruht und wenn er den Ländern und
Kommunen neue, zuverlässige Einnahmequellen sichert.
Das bedeutet für mich, endlich über die erneute Erhebung
der Vermögensteuer Konsens zu erzielen


(Beifall bei der PDS – Lachen bei der CDU/CSU)


und eine Mindeststeuer einzuführen, damit sich gut ver-
dienende Konzerne nicht länger teilweise oder ganz der
Steuer entziehen können. Auch die Rücknahme der Steu-
erfreistellung für Veräußerungsgewinne von Kapitalge-
sellschaften gehört auf den Prüfstand, wenn man sich ein
solch ehrgeiziges Ziel vornimmt, wie es der Bundes-
finanzminister in Brüssel verkündet hat.




Oswald Metzger

21533


(C)



(D)



(A)



(B)


Völlig im Dunkeln bleibt, wie der Bund seinen Spar-
beitrag bis 2004 erbringen will. Der Finanzminister sollte
nicht allzu sehr auf eine konjunkturelle Aufhellung set-
zen. Eine Mehrwertsteuererhöhung wird im Regierungs-
lager kategorisch ausgeschlossen; jedenfalls hört man das
jetzt laufend. Soziale Grausamkeiten sollen den Bürge-
rinnen und Bürgern, so der SPD-Fraktionschef Struck,
nicht zugemutet werden, denn der Gürtel sei schon jetzt
eng genug geschnallt. An der haushaltsmäßig noch nicht
eingeordneten Finanzierung des Militärtransporters und
an der Transrapidstrecke soll festgehalten werden. Sozial-
hilfe und Arbeitslosenhilfe sollen natürlich nicht zusam-
mengelegt werden – das sei nur ein Gerücht – und an der
Bildung soll auch nicht gespart werden. Also: Dementi
über Dementi.

Wo aber, Herr Bundesfinanzminister, soll das Messer
dann angesetzt werden? Es ist politisch höchst durchsich-
tig, wenn auf diese Frage vor der Bundestagswahl keine
konkrete Antwort gegeben wird.


(Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich bin sicher, dass Staatssekretär Overhaus längst eine
Streichliste in der Schreibtischschublade hat.

Eines muss klar sein: Stabilitätspolitik darf sich – ich
betone: so wichtig das ist – nicht auf die Stabilität des
Euro beschränken. Sie darf die soziale Stabilität der Ge-
sellschaft nicht beschädigen. Diese Gefahr besteht aber,
wenn die Erklärung des Bundesfinanzministers voraus-
setzungslos umgesetzt wird. Im Übrigen bestünde sie
auch dann, wenn die Vorschläge der Union und der FDP,
die sich vornehmlich den Haushalt für Arbeit und Sozia-
les als ausquetschbare Zitrone ausgesucht haben, ver-
wirklicht würden.


(Beifall bei der PDS)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1421721700
Für die
Bundesregierung spricht jetzt der Bundesminister Hans
Eichel.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1421721800
Herr Prä-
sident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn ich
es richtig sehe, wird diese Debatte an diesem Tage bereits
zum dritten Mal in den verschiedenen Gremien des Deut-
schen Bundestages geführt.


(Zuruf von der CDU/CSU: Aber nicht zum letzten Mal!)


Ich muss Ihnen sagen: Ich bin außerordentlich darüber er-
staunt, wie Sie wahrnehmen, was seit Jahren verabredet
ist. So ist zum Beispiel das Ziel, im Jahre 2004 einen na-
hezu ausgeglichenen Haushalt zu erreichen, Bestandteil
aller deutschen Stabilitätsprogramme seit dem Jahr 2000.
Diese Programme liegen Ihnen allen vor. Wir haben das
zuletzt dem Haushaltsausschuss des Deutschen Bundes-
tages mit dem Umdruck vom 6. Juni 2001 mitgeteilt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU)


Mit anderen Worten: Es gibt überhaupt kein neues Ver-
sprechen des Bundesfinanzministers. Es gibt nur eines,

nämlich die Tatsache, dass die Opposition einen Sachver-
halt, den sie durch den Stabilitäts- und Wachstumspakt
– ich komme gleich noch darauf – selbst herbeigeführt
hat, mit einer Verspätung von zwei Jahren heute zur
Kenntnis nimmt. Das ist alles. Ansonsten hat sich nichts
geändert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Nebenbei: In Brüssel haben wir das Verfahren einstim-
mig – in der Eurogroup, im Ecofin, gemeinsam mit der
Kommission und dem Präsidenten der Europäischen Zen-
tralbank – abgeschlossen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Eine Frechheit!)

Sie finden das durch den spanischen Ratspräsidenten,

Ministerpräsident Aznar, der ja bekanntlich ein Konser-
vativer ist, im „Spiegel“-Interview dieser Woche be-
stätigt. Meine Damen und Herren, das ist Ihr Pech: Die
Rede, die ich hier halte, könnte mein spanischer Kollege
Rodrigo Rato genauso halten. Dann hätten Sie ein paar
Schwierigkeiten mehr.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deswegen: Dieses Thema ist erledigt, und zwar einver-
nehmlich. Damit wird eine Stärkung des europäischen
Stabilitätspaktes erreicht.


(Zuruf von der CDU/CSU: Eine Frechheit!)

Darauf lege ich den größten Wert.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)

Ich komme jetzt auf die zentralen Fragen meiner an-

geblichen Versprechen, die für Sie so neu sind:
Erstens: Dreiprozentkriterium. Das ist Bestandteil des

Maastricht-Vertrages, den die Regierung Kohl einge-
bracht hat und dem alle deutschen Bundesländer im Bun-
desrat sowie alle Parteien im Deutschen Bundestag zuge-
stimmt haben. Seitdem steht das Dreiprozentkriterium –
Versprechen Nummer 1.

Übrigens: Wie ernst Sie diesen Punkt nehmen, habe ich
in der Vergangenheit erlebt. Herr Stoiber wollte wenigs-
tens einmal die Grenzen der Belastbarkeit austesten und
hat gesagt, man könne den Spielraum zwischen 2,7 Pro-
zent und 3 Prozent ausschöpfen. Herr Brüderle hat ganz
offen erklärt, wir sollten unsere Verpflichtungen aus dem
europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt suspendie-
ren und für ein paar Jahre nicht so ernst nehmen. Was ist
das für ein Umgang mit einem in der Tat hohen Gut, der
europäischen Stabilitätskultur, das Sie selber herbeige-
führt haben?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wie schändlich behandeln Sie das selbst? Es ist ja auch
nicht ohne Hintersinn, dass Theo Waigel heute nicht hier
im Plenum sitzt.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Der Herr Bundeskanzler ist auch nicht gekommen!)





Dr. Christa Luft
21534


(C)



(D)



(A)



(B)


Ich habe die differenzierten Stellungnahmen, die er abge-
geben hat, ganz genau zur Kenntnis genommen und mit
den Anträgen, die Sie im Deutschen Bundestag gestellt
haben, verglichen.

Zweitens. Es ist wichtig, in diesem Jahr die Haushalts-
pläne sorgfältig auszuführen und dabei Ermessensmaß-
nahmen zu vermeiden, die zu einer Erhöhung der Defizite
führen. Das habe ich Ihnen immer wieder gesagt, meine
Damen und Herren. Erinnern Sie sich doch daran, Herr
Austermann, welche Anträge Sie zu den Haushaltsbera-
tungen für das Jahr 2002 im vergangenen Spätsommer
eingebracht haben. Das waren noch schlappe 30 Milliar-
den – damals noch DM – obendrauf. Damit war der Ver-
trag von Maastricht längst gebrochen. Das ist Ihre Politik.
Ich habe Ihnen immer wieder gesagt, dass dies mit dem
europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt nicht ver-
einbar ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Ach, Herr Eichel, Sie glauben doch selbst nicht, was Sie sagen!)


Was haben Sie denn in der Steuerpolitik vorgeschla-
gen? Frau Merkel hat gesagt: Wir ziehen mal locker die
Stufe 2005 auf 2002 vor. Sie wollten ja ursprünglich auf
2002 vorziehen.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Sprechen Sie doch mal darüber, was Sie machen wollen! Erläutern Sie doch mal Ihr Konzept, Herr Minister!)


– Das werden Sie gleich alles erfahren. – Mit anderen
Worten: Sie sind die schlechtesten Wächter des europä-
ischen Stabilitätspakts, seit Sie selbst ihn abgeschlossen
haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Was wollen Sie, Herr Eichel? Wo ist Ihr Konzept?)


Damit komme ich zu dem, was wir bisher gemacht ha-
ben. Wir wollen doch einmal festhalten, dass – anders als
das, was Sie hier die ganze Zeit vorbringen – im Vergleich
des Haushalts für das Jahr 1998 mit dem Haushaltsplan
2002


(Zuruf von der CDU/CSU: Man könnte meinen, Sie seien erst seit gestern Finanzminister, wie Sie reden!)


die Ausgaben um 5,5 Prozent oder 12,6 Milliarden Euro
gesunken sind. In den Haushalt für 1998 müssen Sie
nämlich all das mit einbeziehen, was Sie damals verges-
sen haben,


(Zuruf von der CDU/CSU: Airbus!)

zum Beispiel die Haushaltsnotlagenhilfen für Bremen
und das Saarland und vieles andere. Die Ausgaben sind
– wenn Sie sie genau betrachten – um 12,6 Milliarden
Euro gesunken. Das ist eine Konsolidierung auf der Aus-
gabenseite.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie haben in der gesamten Zeit von Steuererhöhungen
geredet. Ich will Ihnen fairerweise mitteilen, dass Herr
Rauen mir vorhin gesagt hat, er werde morgen im „Han-
delsblatt“ dementieren, dass er das jemals gesagt habe.
Der hessische Ministerpräsident Roland Koch – bekannt-
lich Ihr Parteifreund – hat es aber gesagt, Herr Rauen. Das
ist das Pech an der Sache.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Das stimmt auch nicht!)


Angesichts Ihrer Äußerungen in der letzten Zeit habe ich
den Eindruck, dass Sie als einzige Antwort Steuererhö-
hungen vorbereiten wollen.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Reden Sie doch einmal über Ihr Konzept!)


Wir aber – das sage ich dezidiert – wollen das nicht.

(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Was wollen Sie denn?)

– Meine Antwort ist ganz einfach, verehrter Herr
Michelbach. Sie müssen gar nicht dazwischenschreien.
Sie müssen sich nur ansehen, welche Haushaltspolitik wir
seit dem Konsolidierungshaushalt 2000 betrieben haben.
Wir haben nämlich mit dem 30-Milliarden-DM-Sparpro-
gramm erreicht, dass wir im Jahr 2000 bereits die Mini-
malbenchmark von 1,1 Prozent erzielt haben und deswe-
gen jetzt nicht die 3 Prozent überschreiten.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: 2,8 Prozent Defizit! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Das war ein Verschiebebahnhof, aber kein Sparprogramm!)


Hätten wir noch den Haushalt des Jahres 1998, verehr-
ter Herr Michelbach, dann stünden wir jetzt vor einem De-
fizit von mehr als 4 Prozent.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Das ist doch Quatsch!)


Das ist das Ergebnis unserer Politik.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


Das lasse ich mir von Ihnen keinen Deut schlechtmachen.
Wir verfolgen den Weg, die Nettoneuverschuldung

Jahr für Jahr konsequent zu reduzieren, weiter. Wir liegen
auch mit dem Haushaltsplan für das Jahr 2001 und seinem
Abschluss leicht unter der Planung des Haushaltsjahres
1999 – mit einer ständigen Reduzierung der Ausgaben-
linie bis 2001 und der Nettoneuverschuldung.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Nur weil Sie sie auf die Länder verschoben haben!)


Das heißt für 2003 – das werden Sie beim Haushaltsplan
2003 sehen – und für 2004, dass die Nettoneuverschul-
dung weiter auf 15 Milliarden Euro bzw. 10 Milliarden
Euro sinken wird. Das ist die Linie, die wir konsequent
verfolgen – dafür müssen wir nichts Neues erfinden – und
die mit dem jeweiligen Haushaltsplan festgelegt wird.

(V o r s i t z : Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters)





Bundesminister Hans Eichel

21535


(C)



(D)



(A)



(B)


Jetzt stellt sich eine spannende Frage – an der Sie übri-
gens gescheitert sind –, in der Bayern immer voran war.
Ich habe heute zum ersten Mal vom bayerischen Minis-
terpräsidenten und Kanzlerkandidaten eine etwas kon-
struktivere Äußerung zu diesem Thema gehört. Das war
nämlich bisher ziemlich spannend. Auch was Sie gesagt
haben, Frau Luft, war völlig daneben. Der Deutsche Bun-
destag und der Bundesrat haben den Maastricht-Vertrag
beschlossen. Damit sind wir völkerrechtliche Verpflich-
tungen eingegangen. Wenn aber innerstaatlich in der Tat
– daran will ich gar nicht tasten – die Haushaltsautonomie
des Bundes auf der einen Seite und die der Länder auf der
anderen Seite – die der Gemeinden übrigens nicht, weil
sie der Aufsicht der Länder unterstehen und Bestandteil
der Länder sind – gegeben ist, kann man nicht erklären:
Wir haben zwar einen völkerrechtlich gültigen Vertrag ab-
geschlossen, aber wir, die Länder, haben damit nichts zu
tun.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Das sagt auch keiner! Das hat nie jemand gesagt! – Gegenruf der Abg. Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch! Faltlhauser hat es auch gesagt!)


Das war die bayerische Position gegen Theo Waigel. Das
habe ich bis in die letzten Tage hinein von Herrn
Faltlhauser und Herrn Glück gehört. Heute hat Herr
Stoiber zum ersten Mal erklärt, was selbstverständlich
sein müsste: Wir sind bereit, uns an einem nationalen Sta-
bilitäts- und Wachstumspakt zu beteiligen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Aha!)

– Ja, die erste Runde haben wir im vergangenen Jahr er-
reicht. Theo Waigel – ich sage das ohne Vorwurf – hat das
nicht geschafft.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Was wollen Sie denn? Der Lyrik-Kongress ist beendet! Was wollen Sie?)


Deswegen sage ich ausdrücklich: Wir gehen genau den
Weg, wie er in unserem Zukunftsprogramm 2000 Punkt
für Punkt beschrieben ist. Ich fordere die Länder auf – das
werden wir ganz fair machen –, ihren Beitrag dazu zu leis-
ten; denn das Problem im vergangenen Jahr, das uns die
Debatte über das „early warning“ eingebracht hat, war die
Verdreifachung der Länderdefizite. Diese haben sich des-
halb vergrößert, nicht etwa weil ich – das kann ich gar
nicht – bestimmte Lasten zuungunsten der Länder ver-
schoben habe, sondern weil ein Teil der Länder weit über
die vom Finanzplanungsrat empfohlene Ausgabenlinie
hinausgegangen ist.

Zum Schluss: Die von mir dargestellte Politik müssen
wir nicht nur wegen des Stabilitätspaktes machen. Wir
müssen sie auch machen, weil wir selber aus der Schul-
denfalle, in die Sie uns geführt haben, herauskommen
müssen. Das werden wir auch schaffen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Was passiert denn nun?)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421721900
Ich erteile
das Wort dem Kollegen Dietrich Austermann für die Frak-
tion von CDU/CSU.

Dietrich Austermann (CDU/CSU) (von Abgeordne-
ten der CDU/CSU mit Beifall begrüßt): Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Das war


(Jürgen Koppelin [FDP]: Lyrik!)

eine peinliche Rede, Herr Minister Eichel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der PDS)


Wenn ich bedenke, dass Sie von allen Mitgliedern der
Europäischen Kommission einen blauen Brief angekün-
digt bekommen haben, dass im Prinzip alle damit einver-
standen waren, dass Sie einen blauen Brief erhalten, und
dass Sie selber sogar mit diesem blauen Brief zuerst ein-
verstanden waren, kann ich nicht nachvollziehen, wie Sie,
nachdem der Bundeskanzler auf europäischer Ebene von
Verschwörungstheorien geredet hat, die Stabilitätskultur
anpreisen können. Wie sind Sie denn mit den Kommis-
sionsmitgliedern und den Vertretern der anderen Länder
in dieser Frage umgegangen? Das passt doch hinten und
vorne nicht zusammen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ihre Rede war auch deshalb peinlich, weil Sie zwar

ständig irgendwelche Stabilitätsprogramme ankündigen,
aber in der praktischen Politik das genaue Gegenteil von
dem tun,


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

was notwendig wäre, damit 2004 ein ausgeglichener
Haushalt vorgelegt werden kann. Ein Beispiel dafür ist
das gesamtstaatliche Defizit. Es lag 1998 bei 1,7 Prozent
des BIP. Es liegt zurzeit bei 2,6 bis 2,7 Prozent und wird
nach den Einschätzungen aller, die etwas von Wirtschaft
verstehen, in diesem Jahr die Drei-Prozent-Marke tangie-
ren. Das heißt, Sie haben durch Ihre Politik die Ver-
schlechterung des gesamtstaatlichen Defizits und die Ver-
letzung der Maastricht-Kriterien vorbereitet. Das ist der
entscheidende Punkt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Angesichts dessen hilft es nichts, wenn Sie den Län-

dern die Schuld daran mit der Behauptung geben, sie hät-
ten sich nicht an dem nationalen Konsolidierungspakt be-
teiligt. Nein, Sie haben durch Ihr Zukunftsprogramm
sowie durch viele andere Maßnahmen


(Zuruf von der CDU/CSU: Abkassiert!)

– ich nenne nur die UMTS-Erlöse, die Postumsatzsteuer
und die Reform der Körperschaftsteuer als Beispiele –
den Ländern den Dreck vor die Tür gekippt. Jetzt sagen
Sie den Ländern: Ihr spart nicht in ausreichendem Maße!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der PDS)


Ein konkretes Beispiel für Ihre Politik gab es vor einer
Stunde in der Sitzung des Haushaltsausschusses: Herr
Bodewig hat festgestellt, dass der Bund den Transrapid




Bundesminister Hans Eichel
21536


(C)



(D)



(A)



(B)


mitfinanzieren wolle. Er erwartet aber, dass auch die Län-
der Bayern und Nordrhein-Westfalen einen Beitrag leis-
ten und dass sie für die Maßnahmen verantwortlich sind.


(Oswald Metzger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind doch Ihre Projekte!)


Er hat zwar einen Bundeszuschuss in Höhe von 6,1 Mil-
liarden DM in Aussicht gestellt. Er hat dafür aber keinen
einzigen Pfennig in die Haushalte dieses, des nächsten
und des übernächsten Jahres eingestellt. Sie machen stän-
dig unredliche Versprechungen, um den Ländern Sand in
die Augen zu streuen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie wollen die Länder auch hier sich selbst überlassen. Sie
machen ständig Versprechungen – ich nenne in diesem
Zusammenhang nur das Thema Airbus –, die nicht gehal-
ten werden.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: So ist das!)

Die mangelnde Glaubwürdigkeit rot-grüner Finanz-

politik kommt auch darin zum Ausdruck, dass die Ausga-
ben aufgebläht worden sind. Sie haben neue Schulden ge-
macht. Sie haben Deutschland in die Rezession geführt.
1998 gab es ein Wirtschaftswachstum von rund 3 Prozent.
Heute weist die deutsche Wirtschaft ein Nullwachstum
auf, wenn sie sich nicht sogar in der Rezession befindet.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


Wie können Sie angesichts der gegenwärtigen Rezession
versprechen, dass Sie das gesamtstaatliche Defizit, das
momentan bei 60 Milliarden bis 65 Milliarden Euro liegt,
bis 2004 auf null bringen werden? Das ist überhaupt nicht
zu schaffen. Wenn man einigermaßen glaubwürdig sein
will, dann darf man so etwas nicht versprechen.

Sie sind angesichts Ihrer Erklärungen, die Sie im Hin-
blick auf das gesamtstaatliche Defizit und die zukünftige
Entwicklung abgeben, nicht mehr ernst zu nehmen. Wie
soll das gesamtstaatliche Defizit in Höhe von rund 65Mil-
liarden Euro bis 2004 abgebaut werden, wenn man be-
denkt, dass Sie eine Politik machen, die wachstumshem-
mend ist, die neue bürokratische Hürden aufgebaut hat
und die den Arbeitsmarkt stranguliert? Ich möchte das an
einem bildlichen Beispiel darstellen: Sie behaupten jedes
halbe Jahr aufs Neue, dass der Aufschwung vor der Tür
stehe. Zurzeit heißt es: Die Energiepreise sind so niedrig.
Also muss der Aufschwung jetzt unbedingt kommen. –
Ich nehme an, dass Sie selbst in letzter Zeit nicht getankt
haben;


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Wahrscheinlich im Ausland!)


sonst würden Sie nicht sagen, dass die Energiepreise ge-
sunken sind.

Mir fällt dazu folgendes Bild ein: Hans Eichel tappert
ohne Laterne im Keller herum und sagt: Irgendwo geht es
hier doch nach oben.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Vielleicht hilft ihm einmal jemand mit einer Laterne aus.
Irgendwo gibt es sicherlich eine Treppe. Irgendwann geht
es sicherlich einmal aufwärts. Aber es geht nicht aufwärts,
wenn Sie diese Politik weiterführen, wenn Sie die Lasten
bei den Ländern abladen, alle anderen beschimpfen und
gleichzeitig noch mit der EU hadern.


(Wolfgang Weiermann [SPD]: Herr Austermann, erklären Sie das bitte noch einmal!)


Wir brauchen eine wachstumsfördernde Steuerpolitik,
die Steigerung der Investitionen und den Abbau der büro-
kratischen Hemmnisse auf dem Arbeitsmarkt. Wir müs-
sen wirklich sparen. Ihr eigener Haushalt enthält eine
Fülle von Maßnahmen, die es mit sich bringen, dass prak-
tisch jeden Tag eine neue Gesellschaft gegründet wird und
dass – von der Öffentlichkeitsarbeit bis zur Flugbereit-
schaft – irgendwo Geld verschwendet wird. Ständig wer-
den neue Maßnahmen eingeleitet, die den Steuerzahler
Geld kosten, obwohl Einsparungen vorgenommen wer-
den könnten, wenn man es wirklich ernst meinte.

Diese Politik hat abgewirtschaftet. Von Sparpolitik
kann keine Rede sein.


(Wolfgang Weiermann [SPD]: Und das sagt einer, der für den ganzen Scheißdreck zuständig ist!)


Eine Perspektive ist nicht vorhanden. Sie haben sich end-
gültig um die Glaubwürdigkeit in Europa gebracht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421722000
Für die
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen spricht die Kol-
legin Christine Scheel.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Christines Märchenstunde!)



Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1421722100

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Herr
Austermann, in den letzten Jahren der Regierungstätigkeit
von Union und FDP gab es noch nicht einmal ein Licht-
lein, sondern es war zappenduster, und zwar die ganze
Zeit:


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Während auf der einen Seite die Steuereinnahmen zurück-
gegangen sind, haben Sie auf der anderen Seite von Jahr
zu Jahr Steuererhöhungen vorgenommen; die Sozialversi-
cherungsbeiträge sind gestiegen und die Gesamtbelas-
tungen sind, was Verschuldung und Nettokreditaufnahme
betrifft, ebenfalls gestiegen. Das sind, was Ihre Politik bis
1998 angeht, Fakten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich komme auf das heutige Thema zu sprechen. Es ist
eine Tatsache, dass die Finanzplanung bis 2004 genau
dem entspricht, was bereits vor Jahren zugesagt worden
ist, nämlich einen auf allen Ebenen der Bundesrepublik




Dietrich Austermann

21537


(C)



(D)



(A)



(B)


Deutschland nahezu ausgeglichenen Haushalt vorzu-
legen.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Weil viele Sachen nicht drinstehen, die da reingehören!)


Ich muss sagen: Ich verstehe die Aufregung überhaupt
nicht;


(Zuruf von der CDU/CSU: Was verstehen Sie überhaupt?)


denn an diesem Ziel hat sich nichts verändert. Im
Jahr 2000 gab es aufgrund der beschlossenen Steuerre-
form 2000 und der damit verbundenen Steuerentlastungen
allerdings die Überlegung, das Defizit bis 2006 abzu-
bauen. Wir werden jetzt aber das umsetzen, was unter
Theo Waigel und auch unter Hans Eichel immer verspro-
chen worden ist. Der von uns verantwortete und einge-
schlagene Konsolidierungskurs des Bundes wird seinen
Beitrag dazu leisten. Das ist überhaupt keine Frage.

Friedrich Merz – er ist gerade entschwunden –

(Zuruf von der SPD: Der schämt sich in Grund und Boden!)

hat behauptet, die Sparziele von Hans Eichel und der Re-
gierung könnten nur durch eine kräftige Erhöhung der
Mehrwertsteuer um vier Prozentpunkte erreicht werden.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Die haben Sie doch schon eingeplant!)


Sie sollten dann konsequenterweise sagen, dass Sie weder
an die Konsolidierung glauben noch dass Sie noch ir-
gendeinen Sparwillen haben, dass Sie überhaupt keinen
Bock mehr haben, in diesem Zusammenhang irgendetwas
zu tun, was Strukturreformen betrifft, die dieses Land in
verschiedenen Bereichen nach wie vor braucht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU)


Es ist hochinteressant, sich die zuletzt gemachten Vor-
schläge anzuschauen. Sie haben wieder eine Steuerer-
höhungsdebatte begonnen, indem Sie eine Mehrwert-
steuererhöhung – anscheinend fällt Ihnen wirklich nichts
anderes ein – gefordert haben. Gleichzeitig wird im
„Handelsblatt“ über die Überlegungen von Herr Rauen
berichtet. Diese lässt er morgen anscheinend dementieren.
Darüber bin ich überrascht, denn das „Handelsblatt“ ist
eine sehr solide und eine sehr gute Wirtschaftszeitung.
Haben diejenigen, die den entsprechenden Artikel in die-
ser Zeitung geschrieben haben, irgendetwas geträumt?
Das kann ich mir nicht vorstellen. Herr Rauen, irgendein
Fünklein Wahrheit muss in diesem Artikel enthalten sein.
Ich vermute, dass der Vorstoß, der von Ihnen in Ihrer
Funktion als finanz- und wirtschaftspolitischer Sprecher
der CDU/CSU-Fraktion kommt, auf großen Unmut beim
Kandidaten aus Bayern gestoßen ist. Er hat nämlich ge-
sagt, dass er sich dieser Forderung nicht unbedingt an-
schließen wird; vielmehr hat er seine Haltung offen ge-
lassen.

Was bedeutet die Forderung, die jetzt vonseiten der
CDU/CSU zur Steuerpolitik erhoben wird, denn wirk-
lich? Ihr erster Vorschlag, Körperschaften höher zu be-
steuern, führt zwar dazu, dass große Unternehmen höher
besteuert werden, aber auch jede andere Körperschaft
wird in Zukunft höher besteuert. Dazu gehören auch
kleine und mittelständische Unternehmen, die diese
Rechtsform gewählt haben; auch die gibt es in diesem
Land.

Über Ihren zweiten Vorschlag, Verlustvorträge in Zu-
kunft nicht mehr anzurechnen, kann man ja reden;


(Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Worüber redet sie eigentlich?)


aber jeder Existenzgründer und alle kleinen und mittel-
ständischen Unternehmen, die investieren, Verluste ma-
chen und die Möglichkeit von Vorträgen brauchen, um
sich entwickeln zu können, werden damit ausgebremst.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Kennen Sie eigentlich das Thema der Aktuellen Stunde?)


Ich frage mich da, wo hier eine vernünftige Mittelstands-
politik betrieben wird.

Ich denke, dass das Chaos in Ihren Vorschlägen so wei-
tergeht, wie wir es schon in den letzten Wochen erlebt ha-
ben, und dass man sich in der Union und in der FDP nicht
einig darüber ist, was man will. Die FDP hat wiederum
Forderungen auf den Tisch gelegt, die Steuerausfälle in
der Größenordnung von über 250 Milliarden Euro nach
sich ziehen. Wenn wir dem nachkommen würden, was die
FDP will, wären alle Ebenen in diesem Staat völlig bank-
rott.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Ihr Beitrag war unter 5 Prozent!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421722200
Für die
Fraktion der FDP spricht der Kollege Dr. Hermann Otto
Solms.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Solms, sagen Sie mal was zu Ihrem Blitzprogramm!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1421722300
Meine Damen und
Herren! Wenn ein Schüler einen blauen Brief bekommt,
strengt er sich an, um das Klassenziel zu erreichen. Hans
Eichel und Gerhard Schröder versuchen, den blauen Brief
zu vermeiden. Das Ergebnis ist: Am Schluss bleiben sie
sitzen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Das Problem ist nämlich, Herr Kollege Eichel: Ihre Worte
in Gottes Ohr, aber Ihre Taten stimmen nicht mit Ihren
Worten überein. Es heißt ja schon in der Bibel: An ihren
Taten sollt ihr sie erkennen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Zurufe von der SPD)





Christine Scheel
21538


(C)



(D)



(A)



(B)


Sie sind als Sparminister angetreten und haben sogar von
der Oppositionspartei FDP die Zusicherung bekommen,
Ihnen bei der Konsolidierung des Bundeshaushaltes hel-
fen zu wollen.

Was haben Sie denn wirklich getan? Die Ausgaben des
Bundes sind gestiegen. Sie haben auf Kosten der Steuer-
zahler gespart. Sie haben die Steuern so erhöht, dass auf
diese Weise zwischenzeitlich ein Spareffekt eingetreten
ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das beruht alles auf Ihren Zahlen, Herr Eichel. Gespart
wurde kein Pfennig; es wurde mehr ausgegeben.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Die investiven Ausgaben sind gesenkt worden; damit ha-
ben Sie die Konjunkturkrise noch verschärft.

Jetzt sollen wir Ihnen aufgrund dieser Erfahrungen
glauben, dass Sie innerhalb von zwei Jahren ein Defizit
von 54 Milliarden Euro, weit über 100 Milliarden DM,
abbauen können?


(Joachim Poß [SPD]: Wie finanzieren Sie denn Ihren Steuertarif, Herr Solms? Sagen Sie doch einmal, wie Sie den finanzieren wollen!)


Wenn Sie Vorschläge dafür bringen würden, wäre das ja
noch gut und wir würden Sie dabei unterstützen, aber Sie
bringen ja keinen einzigen Vorschlag.


(Zurufe von der CDU/CSU: So ist es!)

Das ist doch interessant; denn Sie haben nur noch andert-
halb Jahre Zeit, dieses Ziel zu erreichen – aber kein einzi-
ger Vorschlag zur Konsolidierung.


(Zustimmung bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Anderthalb Jahre? – Zurufe von der CDU/CSU: Ein halbes Jahr!)


– Es sind noch anderthalb Jahre, um das Ziel im Jahr 2004
zu erreichen. Weil Sie aber im nächsten halben Jahr keine
Vorschläge mehr machen, werden Sie auch nicht die
Chance haben, dieses Ziel zu erreichen. Das ist das Ent-
scheidende.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Angesichts des Debakels bei der Bundesanstalt für Ar-
beit hätten Sie doch allen Anlass, Vorschläge zu machen.
So eine gute Vorlage hat es doch seit Jahrzehnten nicht
mehr gegeben. Da hat sich in einer Bundesanstalt ein Kar-
tell aus Gutmenschen zusammengeschlossen: Das sind
die Funktionäre unter den Sozialpolitikern, das sind die
Funktionäre bei den Arbeitgebern und den Arbeit-
nehmern, die ihre Probleme auf Kosten der Steuerzahler
und der Beitragszahler lösen. Sie haben sich durch
Schwindel und Betrug Steuermittel in Milliardenhöhe er-
kämpft, erstritten bzw. ergaunert.


(Wolfgang Weiermann [SPD]: Jetzt aber ganz vorsichtig! – Jochen-Konrad Fromme [CDU/ CSU]: „Ergaunert“ – das ist richtig!)


Und nun geht die ganze Kritik nur an die Marionette
Jagoda, der ja letztlich der Erfüllungsgehilfe von Riester,
Kannengießer und Engelen-Kefer ist.


(Wolfgang Weiermann [SPD]: Dazu werden Sie noch etwas zu hören kriegen!)


Er soll zum Schluss das Bauernopfer sein.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie hätten allen Anlass gehabt, im Kabinett dafür Sorge
zu tragen, dass gespart wird. Wenn die Bundesanstalt in
der Form, wie sie heute besteht, aufgelöst würde, könnten
locker 20 oder 30 Milliarden eingespart werden. Dann
könnten Sie auch bei den Ländern Überzeugungsarbeit
leisten, damit sie an einer gesamtstaatlichen Sparaufgabe
mitwirken. Aber Sie können natürlich nicht den Ländern
das Sparen zumuten, wenn Sie selbst mit schlechtem Bei-
spiel vorangehen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren, ein Bundesfinanzminister,

der seine Aufgaben so wenig ernst nimmt, kann wirklich
nicht mehr in diesem Amt bleiben.


(Beifall bei der FDP – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Solms, das ist doch schäbig, was Sie da tun!)


Auch ein Bundeskanzler, der die Bundesrepublik
Deutschland in Europa öffentlich dermaßen blamiert, in-
dem er das allgemein anerkannte Stabilitätsziel infrage
stellt und damit die Autorität für die Stabilitätspolitik un-
terläuft,


(Joachim Poß [SPD]: Herr Solms, Sie machen sich lächerlich! Bisher wurden Sie nicht ernst genommen, aber jetzt machen Sie sich lächerlich!)


kann in diesem Amt nicht länger bleiben.

(Beifall bei der FDP)


Wir verlieren an Vertrauen und an Autorität, national
wie international, in einem Maße, wie es das vorher noch
nie gegeben hat. Das ist ein einmaliger Vorgang. Jeder
nüchterne Betrachter von außen sieht das so. Sie müssen
einmal Ihre parteiprogrammatischen Überlegungen und
Äußerungen vergessen. Schauen Sie sich ganz nüchtern
an, was hier in Deutschland stattfindet! Das ist eine Bla-
mage auf der ganzen Strecke.


(Joachim Poß [SPD]: Gucken Sie sich mal Ihre Praxis an, mit Waigel, Rexrodt und Möllemann!)


Es ist einem sogar als Oppositionspolitiker peinlich, wel-
ches Bild diese Bundesregierung abgibt. Mir ist das pein-
lich.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wenn ich mit Ausländern rede, versuche ich sogar noch,
diese Bundesregierung zu verteidigen, weil man ja nicht
glauben mag, welch schwaches Bild hier geboten wird.


(Wolfgang Weiermann [SPD]: Die Ausfälle, die die Bundesanstalt für Arbeit betreffen, waren skandalös!)





Dr. Hermann Otto Solms

21539


(C)



(D)



(A)



(B)


Ich sage Ihnen: Es hilft nicht, dass Sie die Rechnung
dafür bei der Wahl bekommen. Sie haben jetzt noch einige
Monate Zeit. Geben Sie sich Mühe, machen Sie ein paar
konkrete Vorschläge und versuchen Sie, noch ein bisschen
von Ihrer verkündeten Politik umzusetzen. Damit würden
Sie dem ganzen Staat helfen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Wolfgang Weiermann [SPD]: Nehmen Sie die Verleumdung gegen die Bundesanstalt zurück!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421722400
Das Wort
hat der Kollege Hans Georg Wagner für die SPD-Frak-
tion.


Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1421722500
Herr Präsident! Meine
sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Solms,
die Angriffe auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Bundesanstalt für Arbeit weise ich in aller Deutlichkeit
zurück.


(Beifall bei der SPD und der PDS)

Es ist eine Unverschämtheit, was Sie hier von sich gege-
ben haben.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Es ging nicht um die Mitarbeiter, sondern um den Vorstand!)


Die Mitarbeiter leisten treu und brav ihren Dienst. Wenn
Versäumnisse vorgekommen sind, werden daraus Konse-
quenzen gezogen. Aber gerade Sie behalten sich vor, alle
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Lumpen, Verbrecher
und Gauner zu bezeichnen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

obwohl Sie beim Geldwäschegesetz und bei den Gesetzen
gegen Steuerhinterziehung nicht mitgemacht haben. Sie
sind doch die Partei der Besserverdienenden, wie Sie
selbst gesagt haben.


(Beifall bei der SPD und der PDS – Zurufe von der FDP – Wolfgang Weiermann [SPD]: Schämen sollten die sich!)


Herr Kollege Austermann hat gesagt, es habe eine
Ausgabenexplosion gegeben. Ich will Ihnen einmal die
Zahlen für die Ausgaben während unserer Regierungszeit
vorlesen: 1999 waren es 246 Milliarden Euro, 2000 wa-
ren es 244 Milliarden Euro, 2001 waren es 245 Milliar-
den Euro und 2002 sind 247 Milliarden Euro geplant.
Jetzt sagen Sie mir, Herr Austermann, was da explodiert!


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: 1998 waren es 233 Milliarden, das sind 20 Milliarden mehr!)


Das sagen ausgerechnet die, die dafür verantwortlich
sind, dass bei Steuermindereinnahmen des Staates – Herr
Rauen hat die Zahlen freundlicherweise vorgelesen –
ständig die Schulden erhöht worden sind, bis auf 1,5 Bil-
lionen DM mit 80 Milliarden DM jährlicher Zins-
belastung. Diese Belastung unserer Kinder und Enkelkin-
der wurde, Gott sei Dank, 1998 durch den Wähler

gestoppt. Wir haben die umgekehrte Entwicklung einge-
leitet. Dazu waren Sie zu keinem Zeitpunkt fähig und
auch nicht willens.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Noch ein Punkt zur Sitzung des Haushaltsausschusses:
Herr Bodewig trägt einleuchtend und nachvollziehbar
zum Transrapid vor, nur Herr Austermann begreift es
nicht.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Das war Wechselreiterei!)


Ich habe ihm dann empfohlen, er möge doch einmal einen
Blick in den Haushaltsplan werfen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Metzger hat im Ausschuss etwas anderes erzählt!)


Im Haushaltsplan stehen nämlich die entsprechenden
Titel. Und obwohl dort Planungskosten in Höhe von
34 Millionen Euro enthalten sind, sagen Sie, wir hätten
dafür keinen Pfennig im Haushalt eingestellt.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Und was hat Metzger dazu gesagt? – Zurufe von der CDU/CSU)


Wenn man so an die Arbeit herangeht, ist das unseriös.
Das kann nicht hingenommen werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist schon gesagt worden, dass Bund, Länder, Ge-
meinden und Sozialversicherungen zusammen eine Ein-
heit bilden.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Metzger hat es anders dargestellt!)


Jeder muss sich daran halten. Ich will es mir jetzt erspa-
ren, vorzulesen, wie die Länderhaushalte, und zwar durch
die Bank, explodiert sind.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Weil ihr ihnen den Dreck vor die Tür gekehrt habt! Umsatzsteuererhöhung! – Jochen-Konrad Fromme [CDU/ CSU]: Dafür ist Ihre Regierung verantwortlich!)


– Nein. Die Länder haben Sparmaßnahmen in dem erfor-
derlichen Umfang vermissen lassen.

Herr Kollege Koppelin, Sie sind mit mir im Haushalts-
ausschuss. Ihnen ist, wie mir, am 27. Juni 2001 die Druck-
sache 2576 des Haushaltsausschusses zugegangen. Darin
wird über die 93. Sitzung des Finanzplanungsrates am
6. Juni 2001 berichtet. Wenn man sich das Blatt ansieht
und die Entwicklung in den öffentlichen Haushalten bis
2005 betrachtet, dann liest man bei 2004 eine Null und bei
2005 ebenfalls. Entweder haben Sie die Vorlage nicht ge-
lesen oder Sie wollen sie bewusst nicht zur Kenntnis neh-
men. Sie haben dem damals – auch hier im Bundestag und
im Bundesrat – nicht widersprochen.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Und was machen Sie jetzt?)





Dr. Hermann Otto Solms
21540


(C)



(D)



(A)



(B)


Wir müssen jetzt versuchen, uns sehr anzustrengen, damit
Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen die-
ses erklärte Ziel in der Tat einhalten.

Noch etwas: Ihr Kanzlerkandidat hat ja bei Frau
Merkel, nein, bei Frau Christiansen gesagt,


(Beifall bei der SPD – Lachen bei der CDU/CSU)


dass man den Spielraum von 2,7 auf 3 Prozent für Inves-
titionsprogramme nutzen solle. Das habe im Haus-
halt 2002 eine Auswirkung von etwa 6 Milliarden. Er
möchte ja ab Herbst die Verantwortung hier übernehmen,
also für den Haushalt 2003. Aufgrund der Zahlen, die
nach Brüssel gemeldet worden sind, nämlich 1 Prozent,
hätte er dann einen Spielraum von 30 Milliarden Euro. –
Das war sein Vorschlag.

Wenn man die 30 Milliarden Euro auf die Gesamtver-
schuldung aufschlägt, erkennt man, dass die Tatbestands-
merkmale des Art. 115 Grundgesetz erfüllt werden.
Würde also das, was er vorgeschlagen hat – wahrschein-
lich unüberlegt oder durch Herrn Austermann beraten –,
durchgeführt, wäre der Haushalt des nächsten Jahres ver-
fassungswidrig. Sie können doch nicht zu einem verfas-
sungswidrigen Haushalt auffordern.

Die Finanzpolitik von Hans Eichel ist nicht nur von
uns, der Regierungskoalition, gelobt und mitgetragen
worden. Die Europäische Union hat, als die Debatte über
den so genannten blauen Brief stattfand


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Die hat Sie nicht gelobt! – Jochen-Konrad Fromme [CDU/ CSU]: Sie hat das mit einem blauen Brief gelobt!)


– wie ich Sie einschätze, haben Sie doch auch eine ganze
Menge blaue Briefe bekommen: „Die Versetzung ist stark
gefährdet“ oder Ähnliches –, bescheinigt, dass die Haus-
halts- und die Finanzpolitik der Bundesregierung absolut
richtig und grundsolide sind. Wir werden dafür sorgen,
dass dies im nächsten Jahr fortgesetzt werden kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421722600
Für die
CDU/CSU-Fraktion spricht der Kollege Hans
Michelbach.


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1421722700
Herr Präsident! Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Die zentralen Heraus-
forderungen und Zukunftsfragen für unser Land sind, den
wirtschaftlichen Abstieg unseres Landes, die Massenar-
beitslosigkeit, die Überlastung unserer Sozialsysteme und
den Verlust des soziales Zusammenhalts zu beenden und
das internationale Ansehen unseres Landes sowie die Sta-
bilität unserer Währung durch eine seriöse und wachs-
tumsfördernde Haushalts- und Finanzpolitik zu mehren.

Herr Eichel, darauf erwarten die Menschen in unserem
Land Antworten. Diese Antworten bleiben Sie schuldig.


(Wolfgang Weiermann [SPD]: Gehen Sie mal nach Bayern! – Susanne Kastner [SPD]: Ihre Antwort ist Steuererhöhung!)


Was Sie heute hier geboten haben, ist der Verantwortung
eines deutschen Bundesfinanzministers nicht würdig.


(Beifall bei der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Sie sind ja heute richtig filigran! – Weitere Zurufe von der SPD: Oh!)


Sachaussagen? – Fehlanzeige. Planungssicherheit für
Menschen, Bürger und Betriebe? – Keine. Wo bleiben
Ihre Sparvorschläge, Herr Eichel? Die Antworten darauf
bleiben Sie schuldig. Sie haben wieder nur Ausflüchte.
Schuld sind immer die anderen, das ist Ihre Politik.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Der Bundesregierung geht damit schon nach drei Jahren
die Luft aus.

Mit Blick auf die Kriterien des Stabilitätspakts hätte
die Bundesregierung den blauen Brief aus Brüssel ver-
dient. Dieser Auffassung der Europäischen Kommission,
der Europäischen Zentralbank und der Deutschen Bun-
desbank schloss sich zunächst auch Bundesfinanzminis-
ter Eichel an. Herr Eichel, Sie fanden doch durch den
blauen Brief zunächst Ihre Finanzpolitik bestätigt; Sie
fühlten sich belobigt. Jetzt spielen Sie den Ahnungslosen.
Auch Ihr Genosse, Herr Bundesbankpräsident Welteke,
hielt den blauen Brief für angemessen. Der Bundeskanz-
ler – das ist die Wahrheit – hat Ihnen aber die Kehrtwende
befohlen, anstatt der Annäherung an die Verschuldungs-
grenze von 3 Prozent mit konkreten Maßnahmen zu be-
gegnen.

Mit der ominösen Verschwörungstheorie des Bundes-
kanzlers, es seien nicht ökonomische Gründe und
Deutschland habe den blauen Brief nicht verdient, hat sich
der Bundeskanzler zum Totengräber des Stabilitätspakts
und zum Weichmacher des Euro gemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


Mit diesem Amoklauf ist schwerer Schaden für Deutsch-
land und die Stabilitätskultur in Europa entstanden. Diese
Großmannssucht des Bundeskanzlers ist in Europa fehl
am Platze.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dann mussten Sie, Herr Eichel, Ihren Canossagang

zum Ecofin antreten und mit einem Kuhhandel den
offiziellen blauen Brief aus Brüssel verhindern. Mit dem
Versprechen, sich künftig wie ein reuiger Sünder zu ver-
halten, ließen Sie Ihre Amtskollegen noch einmal davon-
kommen. Dabei konnten Sie sich auf jene verlassen, die
den von Theo Waigel durchgesetzten Stabilitätspakt
seinerzeit nur mit Widerwillen akzeptierten.

Zur Abwendung des blauen Briefes aus Brüssel haben
Sie, Herr Eichel, nun versprochen, den Haushalt innerhalb
von 24 Monaten auszugleichen. Das ist eine leere, un-
erfüllbare Versprechung, weil Ihre rot-grüne Politik nicht
stimmt, weil Ihre Haushalts- und Finanzpolitik nicht
stimmt. Damit wurden die Unglaubwürdigkeit, Beliebig-
keit und Unzuverlässigkeit der Bundesregierung wieder
deutlich.


(Joachim Poß [SPD]: Heute heischen Sie wieder nach der Krone der Plattheit!)





Hans Georg Wagner

21541


(C)



(D)



(A)



(B)


Herr Eichel kommt mir wie der Sitzenbleiber vor, der
das vollmundige Versprechen abgibt, in zwei Jahren der
Musterschüler zu sein. Doch niemand glaubt ihm mehr,
weil er kein glaubwürdiges Konzept vorträgt.


(Joachim Poß [SPD]: Wie kann man so viel Stuss ablesen?)


Rot-Grün ist geistig und konzeptionell am Ende.

(Lachen bei der SPD – Susanne Kastner [SPD]: Das gilt für Sie! – Joachim Poß [SPD]: Sie sind nicht nur konzeptionell am Ende, sondern auch mental erschöpft!)


Er rettet sich nur noch in Schuldzuweisungen Richtung
Bundesländer und Kommunen.

Wir brauchen eine neue Standortoffensive, durch die
die Bremsen auf dem Arbeitsmarkt gelöst werden – das
kostet gar nichts –, die Einstellungshindernisse beseitigt
werden und die Schwarzarbeit konkret bekämpft wird.
Der Mittelstand muss entlastet werden, Steuervereinfa-
chung und Steuergerechtigkeit müssen hergestellt wer-
den.

Deutschland braucht möglichst schnell

(Joachim Poß [SPD]: Michelbach! – Weiterer Zuruf von der SPD: Bayern!)

den Wechsel. Durch jeden Tag, den Neuwahlen eher statt-
finden, gewinnt Deutschland.


(Beifall des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])

Deutschland muss vom Tabellenende wieder in die Spit-
zengruppe Europas geführt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421722800
Ich erteile
das Wort dem Kollegen Volker Kröning für die Fraktion
der SPD.


Volker Kröning (SPD):
Rede ID: ID1421722900
Herr Präsident! Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Wenn diese Debatte nicht
nur in einer Aktuellen Stunde, sondern auch darüber hi-
naus von Bedeutung sein soll, sind noch ein paar Worte
zum Verhältnis zwischen Bund und Ländern erforderlich.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Jetzt kommt die Erleuchtung!)


Bei den föderalen und parlamentarischen Entscheidun-
gen im Jahre 2001, erst über das Maßstäbegesetz und dann
über das Solidarpaktfortführungsgesetz, waren die Vor-
schläge der Bundesregierung zur innerstaatlichen Umset-
zung des Stabilitätspaktes von Maastricht nicht durch-
setzbar. Übrig geblieben ist im Maßstäbegesetz nur § 4, in
dem es heißt:

Bei der Abstimmung der Deckungsbedürfnisse von
Bund und Ländern sowie der Gestaltung der öffent-
lichen Haushalte ist über die Bestimmungen des
Artikels 106 Abs. 3 Satz 4 und 5 des Grundgesetzes
hinaus sicherzustellen, dass durch eine gemeinsame
Ausgabenlinie die Bestimmungen des Maastricht-

Vertrages und des europäischen Stabilitäts- und
Wachstumspaktes zur Begrenzung des gesamtstaatli-
chen Defizits umgesetzt werden.

Diese Vorschrift gilt seit dem 12. September 2001.
Nebenbei bemerkt: Die FDP hat damals dieses Gesetz

und damit auch diese Vorschrift abgelehnt. Herr Dr. Solms,
was Ihr Verhältnis zu den Ländern angeht, muss man fest-
stellen, dass man bei Ihnen weder von Solidarität mit den
Ländern noch von Unterstützung des Bundes bei der
Durchsetzung einer Stabilitätspolitik gegenüber den Län-
dern sprechen kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – CarlLudwig Thiele [FDP]: Na, na! Das geht ein bisschen weit!)


Auch bei den Entscheidungen über das Solidarpakt-
fortführungsgesetz 2001 waren die Vorschläge des Bun-
des – und zwar von Regierung und Koalition – gegenüber
den Ländern nicht alle durchsetzbar. Der Entwurf für ei-
nen neuen § 51 a des Haushaltsgrundsätzegesetzes stieß
auf eine geschlossene Ablehnungsfront des Bundesrates.
Der Einwand war derselbe wie 1992 bei der Verabschie-
dung des Vertrages von Maastricht. Es heißt aus der Sicht
der Länder nach wie vor, die Stabilitätskriterien könnten
„keine weitgehenden Eingriffe in die eigenverantwortli-
che Haushaltswirtschaft der Länder rechtfertigen“. Dies
gelte „auch für das gemeinsame politische Ziel ausgegli-
chener Haushalte“.

Durchgesetzt hat sich – das muss festgehalten werden;
das Eisen muss geschmiedet werden, solange es heiß ist –
aus gesetzlicher Sicht der Bund. § 51 a des Haushalts-
grundsätzegesetzes lautet nämlich – leider ist er erst ab
2005 wirksam –:

Bund und Länder kommen ihrer Verantwortung zur
Einhaltung der Bestimmungen in Artikel 104 des
Vertrages zur Gründung der Europäischen Gemein-
schaft und des europäischen Stabilitäts- und Wachs-
tumspaktes nach und streben eine Rückführung der
Nettoneuverschuldung mit dem Ziel ausgeglichener
Haushalte an.

Leider kam man in der Sitzung des Finanzplanungsra-
tes am 26. November 2001 nicht weiter, sondern fiel hin-
ter dieses Ziel zurück. Zwar war man sich in der Absicht
– so heißt es leider schwach formuliert – zur dauerhaften
Einhaltung der Maastricht-Kriterien entsprechend den
Zielsetzungen des Stabilitäts- und Wachstumspaktes
– diesen Punkt fügte man hinzu – einig, aber man hat sich
nicht über den Zeitpunkt hinsichtlich eines Einstieges in
die gemeinsame Stabilitätspolitik und über die Schritt-
folge verständigt.

Damit bleibt festzuhalten:
Erstens. Es gibt bereits einen nationalen Stabilitäts-

pakt, allerdings nur in rudimentärer Form. Ich schließe
nicht aus, dass angesichts der Erfahrungen, die wir in die-
sem Jahr gemacht haben, neue bundesrechtliche Regelun-
gen über die hinaus, die es zurzeit gibt, nötig sein werden




Hans Michelbach
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und in der nächsten Legislaturperiode verabschiedet wer-
den müssen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Länder stellen rechts- und verfassungspolitische For-
derungen an den Bund. Denken Sie nur an die Föderalis-
musreform, an die Entmischung von staatlichen Aufgaben
auf den beiden Ebenen und an bessere Möglichkeiten der
Finanzierung von Aufgaben in eigenverantwortlicher
Wahrnehmung.

Ich schließe also nicht aus, dass es weiter gehende Re-
gelungen in der nächsten Legislaturperiode geben wird.
Dazu sollten die Regelungen in anderen Bundesstaaten,
die der Europäischen Union angehören, zum Vergleich
herangezogen werden. Bei dieser Gelegenheit erinnere
ich gern an unser Nachbarland Österreich.

Zweitens. Dem Finanzplanungsrat kommt in diesem
Jahr eine Schlüsselrolle zu. Wir haben schon von der Son-
dersitzung gehört; Herr Poß hat sie erwähnt. Es geht um
die Steuerung des Haushaltsvollzuges 2002 und um die
gestalterische Kraft von Bund, von Ländern, von für die
Sozialversicherung Verantwortlichen – das ist nicht nur,
aber auch der Gesetzgeber – und von Gemeinden bei der
Aufstellung der Haushalte im Jahr 2003 und in den Fol-
gejahren. Diese Chance muss politisch genutzt werden.

Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Geben Sie den Gemeinden mehr Luft! Dann machen die das auch!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421723000
Für die
CDU/CSU-Fraktion spricht der Kollege Peter Hintze.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1421723100
Herr Präsident! Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Wenn es eines Beweises be-
durft hätte, dass diese Regierung am Ende ist, dann ist er
spätestens mit der peinlichen Posse um den blauen Brief
aus Brüssel geliefert worden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Mit dem Euro haben wir in Europa nicht nur eine ge-

meinsame Währung, sondern auch die gemeinsame Ver-
pflichtung, die Stabilität und Stärke unseres Geldes zu si-
chern. Da geht es um wirtschafts- und finanzpolitische
Fakten und auch um Psychologie. Der Euro wird sich ne-
ben dem Dollar als Weltwährung nur dann behaupten kön-
nen, wenn alle Welt sieht, dass wir in Europa das wirt-
schaftliche Wachstum fördern und uns peinlich genau an
die Stabilitätsregeln halten. Genau das ist hier nicht pas-
siert; dagegen ist verstoßen worden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich verstehe schon, dass der Regierung der Vorgang

unangenehm ist.

(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)


Früher war es immer so: Wir alle mussten in Wahlkämp-
fen mühsam ermitteln, wie Deutschland im wirtschaftli-
chen Vergleich abschneidet. Die Menschen haben viel-
leicht gedacht, das sei nur Wahlkampf. Mit der
Einführung des Euro ist heute für die Teilnehmer der
Währungsunion, für die zwölf Staaten, klar, wie hoch im
europäischen Vergleich die jeweilige Verschuldung und
das Wachstum sind und wie es mit der wirtschaftlichen
Stärke aussieht. Bei diesem speziellen Medaillenspiegel
sieht es für Deutschland ziemlich trostlos aus: letzter Ta-
bellenstand.


(Joachim Poß [SPD]: Gucken Sie einmal in die 80erund 90er-Jahre!)


Es ist die Schuld dieser rot-grünen Regierung, dass wir
das kläglichste Wachstum und den höchsten Schulden-
stand zu verantworten haben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Schlusslichter!)


Was wir hier heute erlebt haben, war eine Nebelkerze
nach der anderen. Da wird die Statistik bemüht und dieses
und jenes in den Raum geschleudert. Was ist denn der
Grund unserer hohen Neuverschuldung?


(Hans Georg Wagner [SPD]: Das sind die Altschulden!)


Der Grund unserer hohen Neuverschuldung ist die wirt-
schaftliche Schwäche. Die wirtschaftliche Schwäche ist
das Ergebnis der Politik dieser Regierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Ihre Schulden!)


Wenn in den Zeitungen über Steuererhöhungen speku-
liert wird, dann doch deswegen, weil auch der letzte Jour-
nalist den Glauben daran verloren hat, dass es dieser Re-
gierung gelingen könnte, das wirtschaftliche Wachstum
so zu beleben, dass der Bundeshaushalt auf diese Weise
gerettet werden kann.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist reine Spekulation! Herr Merz hat das gesagt!)


Dieser Regierung traut man nichts mehr zu, allenfalls
Steuererhöhungen – und das ist fatal.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Der Bundeskanzler wollte verhindern, dass das dem

deutschen Volk bekannt wird. Wir können hier heute do-
kumentieren: Es ist ihm nicht gelungen.


(Wolfgang Weiermann [SPD]: Bleiben Sie doch einmal bei der Wahrheit!)


– Sie müssen sich dies jetzt einmal anhören! – Insofern
war Herr Eichel vielleicht einen Hauch klüger. Wenn wir
den Brief entgegengenommen und gesagt hätten: „Okay,
wir strengen uns jetzt an“, wären vielleicht ein paar hä-
mische Bemerkungen gefallen; aber ansonsten wären Sie
durchgekommen. Aber der Versuch des Bundeskanzlers,
in seiner Angst vor dem Wähler den blauen Brief zu un-
terdrücken, hat diese Sache auch für den Deutschen, der
sich für Wirtschafts- und Finanzpolitik nicht interessiert,




Volker Kröning

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(B)


offensichtlich gemacht. Insofern war es vielleicht doch
eine gute Geschichte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Volker Kröning [SPD]: Nehmen Sie die Hand aus der Tasche, wenn Sie mit dem Minister reden!)


Europapolitisch ist dies allerdings fatal. Wir stehen vor
der Osterweiterung. Wir wollen, dass junge Demokratien
zu uns stoßen. Wenn die hören: „Die Regeln in Europa
gelten nur für die Kleinen; aber wenn die Großen betrof-
fen sind, werden sie mit einer kräftigen Aktion ausgehe-
belt“, dann ist das für den Einigungsprozess in Europa
ungut.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)

Das ist auch für uns ungut. Denn mit einem solchen Um-
gang mit selbst gesetzten Regeln verletzen wir die Kultur,
von der wir letztlich alle profitieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir in Europa sind eine Rechtsgemeinschaft, die davon
lebt, dass sich alle vertragsgemäß verhalten.


(Joachim Poß [SPD]: Sie sind der Spezialist für Kultur! – Wolfgang Weiermann [SPD]: Die Kultur der schwarzen Koffer haben wir erlebt!)


– Ihre Schreierei und Aufregung dokumentieren das
schlechte Gewissen darüber, dass uns die Regierung hier
eine peinliche Aktion geboten hat und dass die europä-
ische Öffentlichkeit – schauen Sie einmal in französische,
englische und italienische Zeitungen – über das entsetzt
ist, was Deutschland der Stabilitätskultur, dem Euro und
dem gemeinsamen Projekt Europa angetan hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Das Peinlichste waren die Verschwörungstherorien

bzw. Verdachtstheorien des Bundeskanzlers – er glänzt ja
heute durch Abwesenheit – in Bezug auf die Kommission.
Wie kann man die Hüterin der Verträge, unsere Europä-
ische Kommission, vor der europäischen Öffentlichkeit in
einer derart peinlichen Weise verdächtigen, wie das der
Kanzler getan hat? Ich erwarte von ihm eine Entschuldi-
gung vor diesem Hause für dieses Vorgehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich komme zum Schluss:


(Susanne Kastner [SPD]: Sehr gut!)

Die Bundesregierung hat dem Euro und Europa durch
diese Art und Weise des Umgangs Schaden zugefügt. Es
wird Zeit, dass wir eine neue Regierung bekommen.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wolfgang Weiermann [SPD]: Pastor, Pastor!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421723200
Ich gebe
nunmehr das Wort für die SPD-Fraktion dem Kollegen
Ludwig Eich.


Ludwig Eich (SPD):
Rede ID: ID1421723300
Herr Präsident! Meine Damen
und Herren! Herr Kollege Hintze, wenn ich Ihnen so
zuhöre, fällt mir nur noch die Bibel ein.


(Zuruf von der CDU/CSU: Aber nur dann!)

In der Bibel heißt es: Lügenhafte Lippen sind dem Herrn
ein Gräuel. – Ihre Aussagen – das muss ich hier sagen –
waren wirklich gräulich.


(Beifall bei der SPD)

Für mich heißt das heutige Thema: Wie hält es die deut-

sche Politik mit der Stabilität? Was müssen wir tun, um
diesem Ziel gerecht zu werden? Wie ernst nehmen wir das
auf nationaler Ebene?


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Jetzt kommen die Konzepte!)


Hans Eichel hat vor dem Ecofin-Rat klargestellt, dass
die Defizitgrenze von 3 Prozent und das Ziel eines ausge-
glichenen Haushalts im Jahr 2004 gelten und dass man die
Konsolidierung verstärken wird. Er hat sich verpflichtet,
auf Bundesebene mit den Bundesländern eine Vereinba-
rung nach dem Stabilitätspakt zu treffen. Ich stelle fest,
dass sich das, was geschehen ist, in völliger Übereinstim-
mung mit dem befindet, was 1997 als Stabilitätspakt in
Kraft getreten ist.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Da stellen wir etwas anderes fest! – Gegenruf von der CDU/CSU: Der muss woanders leben!)


Natürlich kann man fragen: Wieso ist eine solche Er-
klärung erforderlich, wenn es doch eine EU-Vereinbarung
gibt?


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)

Die Antwort ist ganz einfach: Weil das Defizit der Bun-
desländer, unter anderem das von Bayern, erheblich ge-
wachsen ist,


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Dank Ihrer Verschiebeaktion!)


was gegen diese Stabilitätskriterien verstößt. Das ist die
Ursache und das ist der Grund für die notwendigen Klar-
stellungen.

Leider ist es nun notwendig geworden, mit den Län-
dern zu reden mit dem Ziel, dass die Stabilitätskriterien
auf Dauer eingehalten werden. Es geht heute um einen na-
tionalen Stabilitätspakt. Dafür – das kann ich hier fest-
stellen – hat Hans Eichel breite Unterstützung, nicht nur
von den Regierungsparteien, sondern zum Beispiel auch
von Ernst Welteke, der sagt: Es wird höchste Zeit, einen
nationalen Stabilitätspakt zu schließen. Horst Siebert
sagt: Ein nationaler Stabilitätspakt ist die wichtigste Vo-
raussetzung für einen ausgeglichenen Gesamtstaatshaus-
halt. Sein Kollege Wolfgang Wiegard geht gar so weit und
sagt: Wir brauchen eine Grundgesetzänderung, damit
auch die Bundesländer den Erfordernissen des EU-Ver-
trages Rechnung tragen.

Es geht also schlicht und einfach darum, auch die Län-
der in ihrer Haushaltspolitik auf europäisches Recht ein-
zuschwören. Das ist der Hintergrund. Es geht also darum,




Peter Hintze
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(B)


dass die Länder und auch alle Gebietskörperschaften auf
die Stabilität des Euro verpflichtet werden.

Es ist nicht korrekt und nicht in Ordnung, wenn Hans
Eichel einen blauen Brief dafür bekommen soll, dass die
Länder eine drastische Erhöhung ihres Schuldenkontos zu
verzeichnen haben. Deswegen ist gerade diese Diskussion
hier wichtig.


(Beifall bei der SPD)

Leider wird hier von der Opposition ein großes Getöse

gemacht und natürlich wird der Versuch der Desinforma-
tion unternommen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das war doch überall in den Zeitungen! Haben Sie gar keine Zeitung gelesen? – Joachim Poß [SPD]: Austermann an der Spitze!)


Es soll versucht werden, die Öffentlichkeit darüber im
Unklaren zu lassen, wo hier Ursache und Wirkung sind.

Ich finde es wichtig, nachzulesen, wie seriös die
CDU/CSU und ihr Kanzlerkandidat aus Bayern mit dem
Ziel der Stabilität umgehen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sehr seriös! – Gegenruf der Abg. Susanne Kastner [SPD]: Siehe Leo Kirch! Sehr seriös!)


Weil es wirklich so schön ist und weil Millionen Fernseh-
zuschauer verfolgt haben, was vor einem Monat bei Frau
Merkel, ich meine: Frau Christiansen, passiert ist, möchte
ich das hier wiedergeben: Frau Christiansen fragt Herrn
Stoiber, was er davon hält, dass Frau Merkel die Schulden
erhöhen will. Er antwortet darauf:

... den Spielraum, den wir möglicherweise noch als
Verschuldung haben bis zur Grenze 3,0 – darüber hi-
naus dürfen wir ja nicht gehen;

– irgendwie scheint er zu bedauern, dass es eine Grenze
von 3,0 gibt –


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Hast er das wirklich so klar gesagt?)


dann kriegen wir die gelbe oder rote Karte aus Brüs-
sel –, das sind vielleicht 15, 16 Milliarden Mark, die
wir überhaupt noch als Spielraum haben, und ich
meine, dass wir jedenfalls einen Teil dieses Spiel-
raums hernehmen müssen, um Wachstum anzustre-
ben.

Ich entnehme der Antwort Folgendes: Stoiber bedauert
sehr, dass es keine beliebige Erhöhung der Staatsver-
schuldung geben kann.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Unsinn!)

Herr Stoiber nimmt in der Tat an, dass er mit 15 oder
16 Milliarden DM, bei einem Bruttoinlandsprodukt von

etwa 4 Billionen DM, die Konjunktur ausreichend an-
schieben kann, um die Arbeitslosigkeit zu reduzieren.


(Susanne Kastner [SPD]: So ein Unsinn, den der Stoiber erzählt! – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Es gibt Dinge, die kosten nichts!)


Mit dem Spielraum, den er hier gesehen haben will,
wird er bei weitem nicht auskommen. Er will
800 000 neue Jobs im Niedriglohnbereich ohne Neuver-
schuldung „sponsern“. Er will 10 Milliarden Euro für die
neuen Bundesländer ausgeben. Und dann natürlich noch
der große Hit: 600 Euro pro Kind im Monat in den ersten
drei Jahren, und zwar einkommensunabhängig! 25 Mil-
liarden Euro pro Jahr will er dafür ausgeben.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Je schneller ihr abtretet, desto schneller kommt das!)


Diese angestrebte Neuverschuldung ist wirklich be-
merkenswert. Im Grunde ist sie eine Gefährdung der Sta-
bilität des Euro. Professor Peffekoven sagt dazu: Das kön-
nen wir im Augenblick nicht finanzieren. Deshalb werden
wir das alles nicht machen können.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Was macht denn der Eichel?)


Die Kommentierung der anderen Experten geht von „be-
dauerlich“ von Professor Kromphardt über „nicht ernst zu
nehmen“ von Professor Seitz bis „Luftnummer“ von
Jürgen Borchert. Das sind die Kommentare der Experten
zu Ihrer Politik.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421723400
Herr Kol-
lege Eich, Sie müssen jetzt zum Schluss kommen.


Ludwig Eich (SPD):
Rede ID: ID1421723500
Ich komme zum Schluss. – Ihre
Politik ist nicht überzeugend und – das werden Sie sehen –
sie ist in diesem Land auch nicht mehrheitsfähig.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Susanne Kastner [SPD]: Ruinös!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1421723600
Die Aktuelle
Stunde ist damit beendet. Wir sind damit am Schluss un-
serer heutigen Tagesordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes-
tages auf morgen, Donnerstag, den 21. Februar, 9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.