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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/229 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 229. Sitzung Berlin, Freitag, den 31. März 2017 Inhalt: Tagesordnungspunkt 34: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie: Neuauf- lage 2016 Drucksache 18/10910 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23079 A Peter Altmaier, Bundesminister für besondere Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23079 B Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 23081 B Florian Pronold, Parl . Staatssekretär BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23082 B Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23083 B Carsten Träger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23084 C Birgit Menz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 23085 B Dr . Andreas Lenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 23086 B Dr . Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23087 A Jeannine Pflugradt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 23088 A Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 23089 A Christoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 23090 B Peter Stein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 23091 B Tagesordnungspunkt 35: a) Antrag der Abgeordneten Harald Weinberg, Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Solidarische und gerechte Finanzierung von Gesundheit und Pflege Drucksache 18/11722 . . . . . . . . . . . . . . . . 23092 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Sechster Bericht über die Entwicklung der Pflegeversicherung und den Stand der pflegerischen Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland Drucksache 18/10707 . . . . . . . . . . . . . . . . 23092 B Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23092 C Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 23093 D Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23095 C Thomas Stritzl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 23095 D Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 23097 A Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 23098 C Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 23100 C Dr . Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 23101 C Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23102 D Rudolf Henke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 23103 C Sabine Dittmar (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23105 C Tagesordnungspunkt 36: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an der durch die Europäische Union geführten EU NAVFOR Somalia Operation Atalanta zur Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias Drucksache 18/11621 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23106 D Dr . Ralf Brauksiepe, Parl . Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23107 A Dr . Alexander S . Neu (DIE LINKE) . . . . . . . . 23108 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 229 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 31 . März 2017II Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23108 D Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23109 D Julia Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 23110 C Dr . Alexander S . Neu (DIE LINKE) . . . . . . 23110 D Tagesordnungspunkt 37: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Geset- zes zur Änderung des E-Government-Ge- setzes Drucksache 18/11614 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23111 D Dr . Ole Schröder, Parl . Staatssekretär BMI . . . 23112 A Dr . Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 23112 D Sebastian Hartmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 23113 C Dr . Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23114 D Thomas Jarzombek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 23115 D Tagesordnungspunkt 38: Antrag der Abgeordneten Matthias Gastel, Stephan Kühn (Dresden), Markus Tressel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Radverkehr konsequent fördern Drucksache 18/11729 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23116 D Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23117 A Gero Storjohann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 23118 B Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23119 C Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 23120 C Stefan Zierke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23122 A Patrick Schnieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 23123 D Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 23125 A Daniela Ludwig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 23126 A Tagesordnungspunkt 39: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Für gute Bildung in Europa – Er- folgreiches Programm Erasmus+ wei- terentwickeln Drucksache 18/11726 . . . . . . . . . . . . . . . . 23127 A b) Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Beate Walter-Rosenheimer, Özcan Mutlu, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Mit Eras- mus+ europäische Gemeinschaft erleben Drucksache 18/11737 . . . . . . . . . . . . . . . . 23127 B Thomas Rachel, Parl . Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23127 B Dr . Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 23128 B Martin Rabanus (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23129 B Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23130 C Katrin Albsteiger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 23131 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23132 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 23133 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23134 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 229 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 31 . März 2017 23079 229. Sitzung Berlin, Freitag, den 31. März 2017 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Katrin Albsteiger (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 229 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 31 . März 2017 23133 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Auernhammer, Artur CDU/CSU 31 .03 .2017 Beckmeyer, Uwe SPD 31 .03 .2017 Bergner, Dr . Christoph CDU/CSU 31 .03 .2017 Binding (Heidelberg), Lothar SPD 31 .03 .2017 Böhmer, Dr . Maria CDU/CSU 31 .03 .2017 Bosbach, Wolfgang CDU/CSU 31 .03 .2017 Buchholz, Christine DIE LINKE 31 .03 .2017 Bülow, Marco SPD 31 .03 .2017 Drobinski-Weiß, Elvira SPD 31 .03 .2017 Dröge, Katharina * BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Ehrmann, Siegmund SPD 31 .03 .2017 Fabritius, Dr . Bernd CDU/CSU 31 .03 .2017 Feiler, Uwe CDU/CSU 31 .03 .2017 Flisek, Christian SPD 31 .03 .2017 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 31 .03 .2017 Gabriel, Sigmar SPD 31 .03 .2017 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 31 .03 .2017 Gohlke, Nicole DIE LINKE 31 .03 .2017 Hajek, Rainer CDU/CSU 31 .03 .2017 Hänsel, Heike DIE LINKE 31 .03 .2017 Harbarth, Dr . Stephan CDU/CSU 31 .03 .2017 Heller, Uda CDU/CSU 31 .03 .2017 Huber, Charles M . CDU/CSU 31 .03 .2017 Hüppe, Hubert CDU/CSU 31 .03 .2017 Jung, Andreas CDU/CSU 31 .03 .2017 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kaufmann, Dr . Stefan CDU/CSU 31 .03 .2017 Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Koenigs, Tom BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Korte, Jan DIE LINKE 31 .03 .2017 Krüger, Dr . Hans-Ulrich SPD 31 .03 .2017 Malecha-Nissen, Dr . Birgit SPD 31 .03 .2017 Michelbach, Dr . h . c . Hans CDU/CSU 31 .03 .2017 Möhring, Cornelia DIE LINKE 31 .03 .2017 Mosblech, Volker CDU/CSU 31 .03 .2017 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 31 .03 .2017 Müntefering, Michelle SPD 31 .03 .2017 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Pau, Petra DIE LINKE 31 .03 .2017 Pilger, Detlev SPD 31 .03 .2017 Poschmann, Sabine SPD 31 .03 .2017 Pothmer, Brigitte BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Rüthrich, Susann * SPD 31 .03 .2017 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Schipanski, Tankred CDU/CSU 31 .03 .2017 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 31 .03 .2017 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 31 .03 .2017 Schmidt, Dr . Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 229 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 31 . März 201723134 (A) (C) (B) (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Stamm-Fibich, Martina SPD 31 .03 .2017 Stauche, Carola CDU/CSU 31 .03 .2017 Steinbach, Erika fraktionslos 31 .03 .2017 Strebl, Matthäus CDU/CSU 31 .03 .2017 Vietz, Michael CDU/CSU 31 .03 .2017 Vogler, Kathrin DIE LINKE 31 .03 .2017 Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Wöllert, Birgit DIE LINKE 31 .03 .2017 Woltmann, Barbara CDU/CSU 31 .03 .2017 Zöllmer, Manfred SPD 31 .03 .2017 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Der Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur hat mitgeteilt, dass er gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: – Unterrichtung durch die Bundesregierung Tätigkeitsbericht 2015 der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Ei- senbahnen für den Bereich Eisenbahnen mit Stellungnahme der Bundesregierung Drucksachen 18/10913, 18/11225 Nr. 1 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Petitionsausschuss Drucksache 18/10932 Nr . A .1 EP P8_TA-PROV(2016)0452 Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/11484 Nr . A .1 Ratsdokument 6379/17 Innenausschuss Drucksache 18/8668 Nr . A .9 Ratsdokument 7905/16 Drucksache 18/9605 Nr . A .16 Ratsdokument 11313/16 Drucksache 18/10311 Nr . A .6 Ratsdokument 12824/16 Drucksache 18/10449 Nr . A .7 Ratsdokument 13530/16 Drucksache 18/10706 Nr . A .3 Ratsdokument 14369/16 Drucksache 18/11029 Nr . A .2 Ratsdokument 15387/16 Drucksache 18/11029 Nr . A .3 Ratsdokument 15399/16 Drucksache 18/11029 Nr . A .6 Ratsdokument 15810/16 Drucksache 18/11693 Nr . A .3 Ratsdokument 6171/17 Finanzausschuss Drucksache 18/10932 Nr . A .10 Ratsdokument 14892/16 Haushaltsausschuss Drucksache 18/11029 Nr . A .16 Ratsdokument 15743/16 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/11484 Nr . A .15 Ratsdokument 5647/17 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 229 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 31 . März 2017 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 229. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 34 Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie 2016 TOP 35 Finanzierung von Gesundheitsversorgung und Pflege TOP 36 Bundeswehreinsatz EU NAVFOR Atalanta vor Somalia TOP 37 Änderung des E-Government-Gesetzes TOP 38 Förderung des Radverkehrs TOP 39 Bildung in Europa – ERASMUS-Programm Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gero Storjohann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    – ich habe das gehört, Frau Präsidentin; ein Punkt

    noch –, Stichwort „Fahrradmitnahme bei ICEs“ . Die
    Fahrradmitnahme ist möglich bei Regionalexpresszügen,

    also im Nahverkehr sehr wohl . Dort ist sie hoch aner-
    kannt . Der ICE 4 wird ab 2017 Fahrradmitnahme mög-
    lich machen .


    (Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt aber auch noch andere ICE-Züge!)


    Wir im Parlament haben zehn Jahre dafür gekämpft, dass
    die Bahn Fahrradmitnahme bei ICEs möglich macht . Sie
    hat es jetzt versprochen . Insofern ist in Deutschland ein
    Klimawandel für den Fahrradverkehr eingeleitet wor-
    den – nicht mit Ihrem Antrag, aber mit unserer guten
    Politik .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg . Kirsten Lühmann [SPD])




Rede von Michaela Tadjadod
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Vielen Dank, Herr Kollege . – Als Nächste hat das

Wort Sabine Leidig von der Fraktion Die Linke .


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Sabine Leidig


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

    Liebe Gäste auf den Tribünen! Ja, Fahrradfahren wird
    immer beliebter – aus guten Gründen: Man ist nicht nur
    flexibel unterwegs, sondern auf kurzen Strecken meis-
    tens auch schneller . Radfahren ist nicht nur gesund, son-
    dern auch kostengünstig . Fahrradfahren produziert weder
    Lärm noch Abgase . Das schont die Umwelt und macht
    das Leben angenehmer . Viele von Ihnen radeln bestimmt
    mit Freude im Urlaub, als Sport und zur Erholung, und in
    vielen Regionen geht das inzwischen auch ziemlich gut .

    Aber das reicht nicht . Es geht darum, dass der Alltag
    auf den Straßen insgesamt viel fahrradfreundlicher wer-
    den muss . Die Berliner Zeitung zeigte gestern auf ihrer
    Titelseite weiße Gedenkfahrräder, die an die wachsende
    Zahl von Fahrradunfallopfern erinnern: 17 Getötete, 12
    davon von Lkw überrollt oder von Pkw gerammt; dazu
    583 Schwerverletzte im Jahr 2016 allein in der Stadt Ber-
    lin .

    Wir alle wissen, dass das wichtigste Mittel gegen sol-
    che Unfälle sichere Radwege sind .


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Das ist die zentrale Herausforderung, die überall gemeis-
    tert werden muss . Es ist klar, dass vieles davon in den
    Städten passieren muss und auch schon getan wird – es
    gibt viele gute Beispiele –; aber im Großen und Ganzen
    geschieht viel zu wenig, und es geht viel zu langsam . Das
    liegt auch an diesem Bundestag und an der Bundesregie-
    rung . Sie ruhen sich darauf aus, dass es einen Nationalen
    Radverkehrsplan gibt – ausgestattet mit 100 Millionen
    Euro pro Jahr . Das ist nicht einmal 1 Prozent von den In-
    vestitionsmitteln im Verkehrsetat . Aber der Fahrradver-

    Gero Storjohann






    (A) (C)



    (B) (D)


    kehr hat heute schon einen Anteil von 10 Prozent . Hier
    muss dringend umverteilt werden .


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wir Linke fordern, dass uns die unsinnigsten Ausbau-
    projekte für Autobahnen aus dem Bundesverkehrswege-
    plan erspart bleiben . 10 Milliarden Euro könnte man so
    verfügbar machen und damit stattdessen einen Verkehrs-
    wendefonds füllen – das schlagen wir vor –, einen Fonds,
    aus dem die Kommunen zweckgebunden Geld für den
    Umbau ihrer Verkehrsinfrastruktur bekommen: 1 Milli-
    arde Euro pro Jahr, und das zehn Jahre lang .


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Dr . Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Damit könnte wirklich viel für bessere Fahrradver-
    kehrsverhältnisse getan werden, und zwar rasch .

    Wir schlagen auch vor, dass Bürgerinitiativen und
    Verbände die Möglichkeit erhalten, Projektmittel aus die-
    sem Fonds zu beantragen, weil man nicht darauf warten
    kann, dass auch in der letzten Gemeinde die Verwaltung
    aufwacht .


    (Stefan Zierke [SPD]: Also die Kommunen sind nicht kompetent!)


    Außerdem kann der Bund die Straßenverkehrs-Ord-
    nung reformieren . Dort sind die Belange des Fahrrad-
    verkehrs viel zu wenig berücksichtigt, und das muss sich
    ändern .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Kollege Storjohann, Sie haben neulich auf einem Po-
    dium gesagt: Wenn ich in meiner Fraktion vom Fahrrad
    rede, dann schauen mich alle an wie ein Auto .


    (Tino Sorge [CDU/CSU]: Wie ein deutsches Auto!)


    Genau das ist das Problem . Liebe Kolleginnen und Kol-
    legen von der Regierungskoalition – es sind leider sehr
    wenige da –,


    (Steffen Bilger [CDU/CSU]: Wir sind gut vertreten!)


    benutzen Sie eine Woche lang einfach mal das Fahrrad
    und nicht den Fahrdienst!


    (Kirsten Lühmann [SPD]: Das tun wir, und das wissen Sie!)


    Wenn Sie das getan haben, wissen Sie genau, wo es
    brennt und was geändert werden muss .


    (Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Dann sieht man die Kollegen im Auto sitzen! Das passiert dann! Das ist mir jedenfalls schon passiert!)


    Ich nenne nur ein paar Beispiele: Da ist ein schmaler
    Radweg auf dem Gehweg, auf dem Baumwurzeln Sie
    durchschütteln . An der Bushaltestelle ist Chaos, weil die
    Leute ein- und aussteigen; wenn Sie ausweichen, besteht

    Kollisionsgefahr mit fotografierenden Touristen; dann
    lieber auf der Straße radeln .


    (Patrick Schnieder [CDU/CSU]: Sie reden über das rot-rot-grün regierte Berlin! Richtig! Rot-Rot-Grün in Berlin! Bravo!)


    – Da wird einiges passieren . Sie haben den Koalitions-
    vertrag vielleicht gelesen .


    (Patrick Schnieder [CDU/CSU]: Deshalb ruckelt es ja auch so!)


    Das Fahrradvolksbegehren wird dort umgesetzt . Die rot-
    rot-grüne Koalition ist erst einige Monate im Amt . Zau-
    bern können auch wir nicht .


    (Patrick Schnieder [CDU/CSU]: So sind die Verantwortlichkeiten, auch im Radverkehr! Nehmen Sie das zur Kenntnis! – Tino Sorge [CDU/CSU]: Sonst erzählen Sie immer, Sie könnten zaubern! Jetzt auf einmal nicht!)


    – Die Verantwortlichen für den Fahrradverkehr saßen die
    letzten was weiß ich wie viele Jahre in der Großen Koa-
    lition in Berlin .


    (Ralph Lenkert [DIE LINKE]: Es waren nur fünf Jahre! Gott sei Dank!)


    Sie hätten da schon etwas machen können .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Weitere Beispiele: Wenn Sie auf der Straße radeln,
    dann haben Sie wirklich Pech, wenn – das kommt oft
    vor – vor Ihnen eilig parkende Personen die Autotür
    aufreißen, ohne zu gucken, sodass Sie straucheln und
    im schlimmsten Fall stürzen . Sie werden spüren, wie es
    ist, wenn ungeduldige Autofahrer laut Gas geben, mit
    50 Zentimeter Abstand an Ihnen vorbeiziehen und vor
    der nächsten roten Ampel auf die Fahrradspur einbiegen .
    Sie erleben den Ärger, wenn auf dem erfreulichen Stück
    Fahrradstreifen wieder einmal ein Lieferwagen steht,
    sodass Sie in den Autoverkehr ausweichen müssen . Sie
    sind genervt, weil Sie immer wieder vor einer roten Am-
    pel warten, obwohl das Rechtsabbiegen gefahrlos und
    ohne Störung anderer möglich wäre .

    Das alles kann und muss besser werden . Wir brauchen
    gute Standards für eigene Fahrradstreifen auf der Straße .
    Wir brauchen Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in den
    Städten und Gemeinden, damit es für alle entspannter
    wird. Die Haltepflicht vor roten Ampeln soll für Fahr-
    radfahrer und Fußgänger gelockert werden . Die Strafen
    für Verkehrsteilnehmer, die andere gefährden und behin-
    dern, müssen deutlich höher sein und abschrecken . So
    ist es übrigens in unseren europäischen Nachbarländern
    üblich . Nur im sogenannten Autofahrerland Deutschland
    geht das nicht .