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    Plenarprotokoll 18/229 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 229. Sitzung Berlin, Freitag, den 31. März 2017 Inhalt: Tagesordnungspunkt 34: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie: Neuauf- lage 2016 Drucksache 18/10910 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23079 A Peter Altmaier, Bundesminister für besondere Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23079 B Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 23081 B Florian Pronold, Parl . Staatssekretär BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23082 B Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23083 B Carsten Träger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23084 C Birgit Menz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 23085 B Dr . Andreas Lenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 23086 B Dr . Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23087 A Jeannine Pflugradt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 23088 A Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 23089 A Christoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 23090 B Peter Stein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 23091 B Tagesordnungspunkt 35: a) Antrag der Abgeordneten Harald Weinberg, Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Solidarische und gerechte Finanzierung von Gesundheit und Pflege Drucksache 18/11722 . . . . . . . . . . . . . . . . 23092 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Sechster Bericht über die Entwicklung der Pflegeversicherung und den Stand der pflegerischen Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland Drucksache 18/10707 . . . . . . . . . . . . . . . . 23092 B Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23092 C Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 23093 D Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23095 C Thomas Stritzl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 23095 D Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 23097 A Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 23098 C Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 23100 C Dr . Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 23101 C Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23102 D Rudolf Henke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 23103 C Sabine Dittmar (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23105 C Tagesordnungspunkt 36: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an der durch die Europäische Union geführten EU NAVFOR Somalia Operation Atalanta zur Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias Drucksache 18/11621 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23106 D Dr . Ralf Brauksiepe, Parl . Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23107 A Dr . Alexander S . Neu (DIE LINKE) . . . . . . . . 23108 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 229 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 31 . März 2017II Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23108 D Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23109 D Julia Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 23110 C Dr . Alexander S . Neu (DIE LINKE) . . . . . . 23110 D Tagesordnungspunkt 37: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Geset- zes zur Änderung des E-Government-Ge- setzes Drucksache 18/11614 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23111 D Dr . Ole Schröder, Parl . Staatssekretär BMI . . . 23112 A Dr . Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 23112 D Sebastian Hartmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 23113 C Dr . Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23114 D Thomas Jarzombek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 23115 D Tagesordnungspunkt 38: Antrag der Abgeordneten Matthias Gastel, Stephan Kühn (Dresden), Markus Tressel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Radverkehr konsequent fördern Drucksache 18/11729 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23116 D Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23117 A Gero Storjohann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 23118 B Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23119 C Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 23120 C Stefan Zierke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23122 A Patrick Schnieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 23123 D Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 23125 A Daniela Ludwig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 23126 A Tagesordnungspunkt 39: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Für gute Bildung in Europa – Er- folgreiches Programm Erasmus+ wei- terentwickeln Drucksache 18/11726 . . . . . . . . . . . . . . . . 23127 A b) Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Beate Walter-Rosenheimer, Özcan Mutlu, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Mit Eras- mus+ europäische Gemeinschaft erleben Drucksache 18/11737 . . . . . . . . . . . . . . . . 23127 B Thomas Rachel, Parl . Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23127 B Dr . Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 23128 B Martin Rabanus (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23129 B Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23130 C Katrin Albsteiger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 23131 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23132 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 23133 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23134 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 229 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 31 . März 2017 23079 229. Sitzung Berlin, Freitag, den 31. März 2017 Beginn: 9 .00 Uhr
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    Katrin Albsteiger (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 229 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 31 . März 2017 23133 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Auernhammer, Artur CDU/CSU 31 .03 .2017 Beckmeyer, Uwe SPD 31 .03 .2017 Bergner, Dr . Christoph CDU/CSU 31 .03 .2017 Binding (Heidelberg), Lothar SPD 31 .03 .2017 Böhmer, Dr . Maria CDU/CSU 31 .03 .2017 Bosbach, Wolfgang CDU/CSU 31 .03 .2017 Buchholz, Christine DIE LINKE 31 .03 .2017 Bülow, Marco SPD 31 .03 .2017 Drobinski-Weiß, Elvira SPD 31 .03 .2017 Dröge, Katharina * BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Ehrmann, Siegmund SPD 31 .03 .2017 Fabritius, Dr . Bernd CDU/CSU 31 .03 .2017 Feiler, Uwe CDU/CSU 31 .03 .2017 Flisek, Christian SPD 31 .03 .2017 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 31 .03 .2017 Gabriel, Sigmar SPD 31 .03 .2017 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 31 .03 .2017 Gohlke, Nicole DIE LINKE 31 .03 .2017 Hajek, Rainer CDU/CSU 31 .03 .2017 Hänsel, Heike DIE LINKE 31 .03 .2017 Harbarth, Dr . Stephan CDU/CSU 31 .03 .2017 Heller, Uda CDU/CSU 31 .03 .2017 Huber, Charles M . CDU/CSU 31 .03 .2017 Hüppe, Hubert CDU/CSU 31 .03 .2017 Jung, Andreas CDU/CSU 31 .03 .2017 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kaufmann, Dr . Stefan CDU/CSU 31 .03 .2017 Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Koenigs, Tom BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Korte, Jan DIE LINKE 31 .03 .2017 Krüger, Dr . Hans-Ulrich SPD 31 .03 .2017 Malecha-Nissen, Dr . Birgit SPD 31 .03 .2017 Michelbach, Dr . h . c . Hans CDU/CSU 31 .03 .2017 Möhring, Cornelia DIE LINKE 31 .03 .2017 Mosblech, Volker CDU/CSU 31 .03 .2017 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 31 .03 .2017 Müntefering, Michelle SPD 31 .03 .2017 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Pau, Petra DIE LINKE 31 .03 .2017 Pilger, Detlev SPD 31 .03 .2017 Poschmann, Sabine SPD 31 .03 .2017 Pothmer, Brigitte BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Rüthrich, Susann * SPD 31 .03 .2017 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Schipanski, Tankred CDU/CSU 31 .03 .2017 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 31 .03 .2017 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 31 .03 .2017 Schmidt, Dr . Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 229 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 31 . März 201723134 (A) (C) (B) (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Stamm-Fibich, Martina SPD 31 .03 .2017 Stauche, Carola CDU/CSU 31 .03 .2017 Steinbach, Erika fraktionslos 31 .03 .2017 Strebl, Matthäus CDU/CSU 31 .03 .2017 Vietz, Michael CDU/CSU 31 .03 .2017 Vogler, Kathrin DIE LINKE 31 .03 .2017 Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Wöllert, Birgit DIE LINKE 31 .03 .2017 Woltmann, Barbara CDU/CSU 31 .03 .2017 Zöllmer, Manfred SPD 31 .03 .2017 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Der Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur hat mitgeteilt, dass er gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: – Unterrichtung durch die Bundesregierung Tätigkeitsbericht 2015 der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Ei- senbahnen für den Bereich Eisenbahnen mit Stellungnahme der Bundesregierung Drucksachen 18/10913, 18/11225 Nr. 1 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Petitionsausschuss Drucksache 18/10932 Nr . A .1 EP P8_TA-PROV(2016)0452 Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/11484 Nr . A .1 Ratsdokument 6379/17 Innenausschuss Drucksache 18/8668 Nr . A .9 Ratsdokument 7905/16 Drucksache 18/9605 Nr . A .16 Ratsdokument 11313/16 Drucksache 18/10311 Nr . A .6 Ratsdokument 12824/16 Drucksache 18/10449 Nr . A .7 Ratsdokument 13530/16 Drucksache 18/10706 Nr . A .3 Ratsdokument 14369/16 Drucksache 18/11029 Nr . A .2 Ratsdokument 15387/16 Drucksache 18/11029 Nr . A .3 Ratsdokument 15399/16 Drucksache 18/11029 Nr . A .6 Ratsdokument 15810/16 Drucksache 18/11693 Nr . A .3 Ratsdokument 6171/17 Finanzausschuss Drucksache 18/10932 Nr . A .10 Ratsdokument 14892/16 Haushaltsausschuss Drucksache 18/11029 Nr . A .16 Ratsdokument 15743/16 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/11484 Nr . A .15 Ratsdokument 5647/17 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 229 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 31 . März 2017 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 229. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 34 Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie 2016 TOP 35 Finanzierung von Gesundheitsversorgung und Pflege TOP 36 Bundeswehreinsatz EU NAVFOR Atalanta vor Somalia TOP 37 Änderung des E-Government-Gesetzes TOP 38 Förderung des Radverkehrs TOP 39 Bildung in Europa – ERASMUS-Programm Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Harald Weinberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Meine Damen und Herren! Herr Irlstorfer,
    was Ihre Ausführungen zu „Fleisch und Knochen“ an-
    geht, besteht das Problem darin, dass ich in fünf Minuten
    nur wenig von dem Konzept darlegen kann, das wir für
    die solidarische Gesundheitsversicherung haben . Ich will
    aber versuchen, es anhand von ein paar Punkten zu ver-
    deutlichen . Dabei werde ich ein bisschen ausholen und
    an die vorhergehende Debatte zum Thema Nachhaltig-
    keit anknüpfen .

    Es geht hier – das ist sozusagen das Thema – um die
    Nachhaltigkeit der Finanzierung der Gesundheitsver-
    sicherung und der Pflege. Wir hatten seinerzeit einmal
    einen Nachkriegskonsens . Der bestand darin, dass wir
    gesagt haben: Wir nehmen bestimmte Bereiche aus der
    Marktwirtschaft heraus, da lassen wir marktwirtschaftli-
    ches Geschehen und auch Profitwirtschaft nicht zu. Das
    betraf im Wesentlichen die Altersversorgung, die Ge-
    sundheit und die Arbeitslosenversicherung .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Allgemein wurde das „Daseinsvorsorge“ genannt .

    Im Zusammenhang mit der Übermacht der Ideologie
    des absoluten Marktes, Herr Rüddel – das ist auch Ihre
    Ideologie, das ist das Problem –,


    (Beifall bei der LINKEN)


    hat es eine Öffnung dieser Bereiche für die Kapitalver-
    wertung bzw . für anlagesuchendes Kapital gegeben . Bei
    den Krankenkassen hat es dazu geführt, dass wir sie in-
    zwischen de facto als Unternehmen sehen und mit den
    Zusatzbeiträgen in einen ruinösen Wettbewerb getrieben
    haben . Das ist die Situation .

    Ich komme zum Thema Einheitskasse. Ich finde es
    schon – das muss ich sagen – ein bisschen drollig, uns
    die Einheitskasse vorzuwerfen, gleichzeitig aber einen
    Wettbewerb voranzutreiben, der dazu geführt hat, dass
    innerhalb der letzten Jahre die Zahl der Kassen von 1 000
    auf inzwischen 150 gesunken ist . Und diese Entwicklung
    geht weiter . Am Ende werden wir also durch den Wett-
    bewerb, den Sie organisiert haben, eine Einheitskasse
    haben .


    (Beifall bei der LINKEN – Zuruf des Abg . Thomas Stritzl [CDU/CSU])


    – Doch, das ist die Situation .

    Ich sage Ihnen noch eines: Der Vergleich mit Groß-
    britannien stimmt natürlich komplett nicht . Denn das,
    was wir als solidarische Gesundheitsversicherung vor-
    schlagen, ist ein beitragsfinanziertes System; es ist kein
    steuerfinanziertes System. Es geht nicht über den Finanz-
    minister . Der entscheidet nicht darüber, welche Gelder
    eingenommen werden . Das ist allerdings in Großbritan-
    nien der Fall gewesen . Dann war es natürlich so, dass
    jemand wie Margaret Thatcher den Finanzhahn relativ
    leicht zudrehen konnte . Ja, in der Tat, dann ist der NHS in
    die Knie gegangen . Es gab lange Wartezeiten und Quali-
    tätsprobleme . Denn es war eine politische Entscheidung,
    den Hahn, aus dem die Steuermittel flossen, einfach zu-

    Erich Irlstorfer






    (A) (C)



    (B) (D)


    zudrehen. Das geht in einem beitragsfinanzierten System
    nicht. Deswegen sind wir auch konsequent für ein bei-
    tragsfinanziertes System.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Was ist das Wesen der solidarischen Gesundheitsver-
    sicherung? Das Wesentlichste bei ihr – neben der Frage
    PKV/GKV, auf die ich jetzt nicht eingehen werde – ist
    die Verbreiterung der Einnahmebasis . Sie kann durch die
    Verstärkung bzw . Wiederherstellung des Prinzips der So-
    lidarität – von dem war bereits eben die Rede – erreicht
    werden .

    Ich will versuchen, Ihnen das an einem Beispiel zu
    verdeutlichen: Ein Arbeitnehmer verdient mit unselbst-
    ständiger Arbeit 4 000 Euro monatlich . Die werden kom-
    plett verbeitragt, ganz normal . Ein anderer Beschäftigter
    verdient 1 000 Euro monatlich, erhält aber 3 000 Euro
    Zinsgewinne pro Monat – also hohe Zinsgewinne . Der
    hat dann ebenfalls 4 000 Euro . Der erste Beschäftigte
    zahlt einen viermal höheren Beitrag als der zweite in die
    Gesundheitsversicherung ein . Wir sagen: Das passt nicht
    mehr in diese Zeit, in eine Zeit, in der die Unternehmen-
    seinkünfte sowie die Einkünfte aus Kapital, Vermietung
    und Verpachtung immer weiter in die Höhe gehen . Wir
    müssen diese Einkünfte in die Verbeitragung bzw . Finan-
    zierung der Gesundheitsversicherung mit hineinnehmen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dann werden wir auch erstens in der Lage sein, die Zu-
    zahlungen abzuschaffen. Und zweitens – das hat jetzt
    Professor Rothgang in einer aktuellen Studie ausgerech-
    net –


    (Mechthild Rawert [SPD]: Die nicht öffentlich ist!)


    wären wir dann in der Lage, den Beitrag auf unter
    12 Prozent herunterzubringen . Das heißt also, eigentlich
    müssten sogar die Arbeitgeber, die Sie ja so gerne vertre-
    ten, in höchstem Maße für die solidarische Bürgerversi-
    cherung sein . Denn ihr Anteil würde dann logischerweise
    auf unter 6 Prozent sinken . Das Problem dabei ist ganz
    offensichtlich: Es gibt gewisse Verbandelungen mit der
    privaten Assekuranzwirtschaft . Von daher hat sich das of-
    fensichtlich noch nicht so weit herumgesprochen, sodass
    weiterhin gegen eine solidarische Gesundheitsversiche-
    rung angegangen wird .

    Als Letztes möchte ich sagen: Wir müssen die Ge-
    sundheitsversorgung in Deutschland in Zukunft nachhal-
    tig finanzieren und öffentlich organisieren. Das sind die
    beiden wesentlichen Punkte . Und dafür wird die Linke
    gebraucht .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Johannes Singhammer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Der Kollege Dr . Edgar Franke spricht jetzt für die

SPD .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Edgar Franke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

    ren! Auf eines kann man sich freitagmorgens fast immer
    verlassen: Wir diskutieren einen Antrag der Linken zur
    Bürgerversicherung .


    (Heiterkeit bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Tino Sorge [CDU/CSU]: Und täglich grüßt das Murmeltier!)


    Viele Argumente kennen wir schon . Aber zunächst
    ist die Frage: Worum geht es beim Thema Gesundheit,
    und worum geht es beim Thema Pflege wirklich? Es geht
    um Perspektiven für eine gute medizinische Versorgung .
    Es geht um Perspektiven für eine älter werdende Gesell-
    schaft . Wir müssen uns fragen: Sind wir auf eine älter
    werdende Gesellschaft vorbereitet? Wir müssen uns das
    inhaltlich fragen .

    Wir wissen alle, dass die medizinische Versorgung im-
    mer besser wird, aber Krankheiten wie Demenz stellen
    uns vor große Herausforderungen . Die Politik muss sich
    fragen, ob wir diesen demografischen und gesellschaftli-
    chen Herausforderungen gewachsen sind .

    Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir damit um-
    gehen . Für die SPD ist die politisch entscheidende Frage,
    wie wir die steigenden Kosten einer älter werdenden Ge-
    sellschaft solidarisch verteilen können . Das ist die Frage
    der SPD, meine sehr verehrten Damen und Herren .


    (Beifall bei der SPD – Tino Sorge [CDU/ CSU]: Ihr denkt immer nur ans Verteilen, nicht ans Arbeiten!)


    Das betrifft gerade die Pflege. Wir brauchen eine Pfle-
    ge, die den demografischen Herausforderungen gerecht
    wird, eine Pflege, mit der jeder den bestmöglichen Zu-
    gang zur gesundheitlichen Versorgung bekommt .

    Sie wissen vielleicht noch, dass wir 1995, vor 22 Jah-
    ren, die Pflegeversicherung eingeführt haben, die eine
    Besonderheit aufweist: Die Leistungen der Pflegeversi-
    cherung, sowohl der privaten als auch der gesetzlichen,
    sind gleich, aber die Beiträge sind unterschiedlich . Des-
    halb eignet sich gerade die Pflegeversicherung besser für
    eine Bürgerversicherung als eine private Versicherung .


    (Beifall bei der SPD sowie der Abg . Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Das ist keine sozialistische Einheitsversicherung,
    Erwin Rüddel . Es gibt nämlich gute Argumente dafür .


    (Thomas Stritzl [CDU/CSU]: Ha, ha, ha!)


    Erster Punkt: Mit der Pflegeversicherung verbreitern
    wir die Einnahmebasis .

    Zweiter Punkt: Es zählt das individuelle Einkommen .
    Maßgebend ist also die persönliche Leistungsfähigkeit,
    und auch die Gutverdienenden und die Gesündesten kön-
    nen sich der Solidarität nicht entziehen . Auch das ist ein
    wichtiger Punkt .

    Harald Weinberg






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dritter Punkt: Wie Sie wissen, sind die Arbeitgeber-
    beiträge bei 7,3 Prozent eingefroren .


    (Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat das beschlossen?)


    Wer finanziert denn den ganzen medizinischen Fort-
    schritt? Das sind doch die Arbeitnehmerinnen und Ar-
    beitnehmer . Deswegen muss auch die Versicherung pa-
    ritätisch finanziert werden, meine sehr verehrten Damen
    und Herren .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wir brauchen auch eine einheitliche Honorarordnung .
    Egal ob jemand privat oder gesetzlich versichert ist: Es
    gibt keinen Anreiz mehr, Versicherte vorzuziehen . Auch
    das ist ein Grund für eine Bürgerversicherung gerade im
    Bereich Pflege.

    Aber – auch das sage ich ausdrücklich – wir haben
    in der Pflege gemeinsam viel erreicht. Das haben auch
    Herr Irlstorfer und Herr Rüddel angesprochen . Vor allen
    Dingen haben wir mit 1,4 Milliarden Euro die häusliche
    Pflege gestärkt. Es ist ein ganz wichtiger Punkt, dass
    die Menschen zu Hause auch dann in ihren eigenen vier
    Wänden alt werden können, wenn sie pflegebedürftig
    sind; denn Pflegebedürftigkeit darf kein Grund für ei-
    nen Umzug sein . Ich war lange Bürgermeister, und ich
    war Chef einer kommunalen Pflegestation. Ich weiß, wie
    wichtig es ist, dass man im häuslichen Quartier bleiben
    kann . Das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Punkt, den
    wir gemeinsam erreicht haben, meine sehr verehrten Da-
    men und Herren .


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg . Erich Irlstorfer [CDU/CSU] – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Mit einem sehr guten Minister!)


    Wir geben außerdem ab 2017 5 Milliarden Euro pro
    Jahr zusätzlich für die Pflege aus. Das ist ein immenser
    Betrag für eine Strukturreform hin zu dem erweiterten
    Pflegebedürftigkeitsbegriff mit fünf Pflegegraden, der
    dazu führen wird, dass Menschen besser gepflegt werden
    und auch ganzheitlich betreut werden .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Wir haben eine wirklich außergewöhnliche Strukturre-
    form hinbekommen, die positiv zu bewerten ist .

    Wir müssen uns aber auch die Frage stellen, wie wir
    mit denjenigen umgehen, die pflegen. Wir brauchen bis
    2030 200 000 neue Pflegekräfte, und zwar gut ausgebil-
    dete Pflegekräfte. Deswegen ist die Aufwertung der Pfle-
    geberufe eine Herzensangelegenheit der SPD . Das haben
    die Menschen verdient; deshalb ist das eine Herzensan-
    gelegenheit der SPD .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Meine sehr verehrten Damen und Herren, es gibt ei-
    nen roten Faden in der Gesundheitspolitik .


    (Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Herzensangelegenheit ist aber erst für die nächste Legislaturperiode vorgesehen!)


    Der rote Faden ist eine bestmögliche Versorgung, unab-
    hängig vom Einkommen, unabhängig vom Alter, unab-
    hängig vom Wohnort . Es ist sozusagen ein roter Faden
    der sozialdemokratischen Gesundheitspolitik im doppel-
    ten Sinn . Herr Stritzl, Gesundheitspolitik muss immer
    aus Sicht der Patientinnen und Patienten bzw . der Men-
    schen betrieben werden, die davon betroffen sind.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir brauchen Zukunftsentwürfe in der Gesundheits-
    politik und gerade in der Pflegepolitik. Ein solcher Zu-
    kunftsentwurf ist eine Bürgerversicherung in der Pflege.
    Ich sage es noch einmal: Das ist keine sozialistische Ein-
    heitsversicherung .

    Ich danke Ihnen .


    (Beifall bei der SPD)