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ID1820205300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/202 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 202. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. November 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksachen 18/9200, 18/9202 . . . . . . . 20159 A b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Un- terrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksachen 18/9201, 18/9202, 18/9827 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20159 B I .9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . . 20159 B Dr . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 20159 C Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 20165 B Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20172 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 20175 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20179 C Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20182 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20184 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20186 D Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20188 C Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20190 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20192 A Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 20193 D Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20194 D Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20196 B Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20197 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20199 B Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20200 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 20201 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20203 C I .10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/9805, 18/9824 . . . . . . . 20201 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20201 D Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20206 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20208 A Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20209 A Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20211 B Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 20213 C Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20214 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20216 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20217 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20218 D Dr . Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20219 D Karl-Heinz Wange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20221 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016II I .11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/9813, 18/9824 . . . . . . . 20222 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20222 C Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 20223 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20225 A Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 20226 D Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20228 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 20231 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20232 B Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20234 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 20234 D Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20237 A Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20238 A Heidtrud Henn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20239 C I .12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftli- che Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . . 20240 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20240 C Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20241 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20243 B Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 20244 C Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 20245 D Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20248 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20249 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20250 D Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20252 A Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20253 A Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20254 A Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20255 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20256 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20258 C Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20259 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20259 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 20261 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016 20159 202. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. November 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Niema Movassat (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016 20261 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .11 .2016 Connemann, Gitta CDU/CSU 23 .11 .2016 De Ridder, Dr . Daniela SPD 23 .11 .2016 Gleicke, Iris SPD 23 .11 .2016 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 23 .11 .2016 Heller, Uda CDU/CSU 23 .11 .2016 Hennrich, Michael CDU/CSU 23 .11 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 23 .11 .2016 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 23 .11 .2016 Kofler, Dr. Bärbel SPD 23 .11 .2016 Kretschmer, Michael CDU/CSU 23 .11 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 23 .11 .2016 Möhring, Cornelia DIE LINKE 23 .11 .2016 Schimke, Jana CDU/CSU 23 .11 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 23 .11 .2016 Schnieder, Patrick CDU/CSU 23 .11 .2016 Strebl, Matthäus CDU/CSU 23 .11 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 23 .11 .2016 Timmermann-Fechter, Astrid CDU/CSU 23 .11 .2016 Wawzyniak, Halina DIE LINKE 23 .11 .2016 Zeulner, Emmi * CDU/CSU 23 .11 .2016 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 202. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Stefan Liebich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

    Herr Steinmeier, dies ist wohl der letzte Haushalt, den
    Sie als Außenminister hier zu vertreten haben . Wir hatten
    in den letzten Jahren eine ganze Menge Differenzen, hin
    und wieder auch Gemeinsamkeiten . Aber wenn es nach
    mir geht – das muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen –, hoffe
    ich auch, dass es der letzte Haushalt einer Großen Koa-
    lition ist; denn es muss sich endlich etwas ändern hier in
    Deutschland .


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Dr . Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Viele Menschen machen sich Sorgen über die Ent-
    wicklung in der Welt und haben wieder Angst . Ich kann
    das auch sehr gut verstehen . Die Welt ist ja nicht durch
    irgendwelche Naturgewalten aus den Fugen geraten, son-
    dern sie wurde durch eine falsche Politik auch der Bun-
    desrepublik Deutschland aus den Fugen geworfen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das muss nicht so sein . Es geht anders . Es gibt Alter-
    nativen, und ich will hier einige beschreiben . Deutsch-
    land kann sofort und direkt dazu beitragen, dass weniger
    Menschen getötet und in die Flucht getrieben werden .
    Herr Karl hat hier das Stichwort „Barmherzigkeit“ ins
    Spiel gebracht . Niemand hat die Bundesregierung ge-
    zwungen, allein im ersten Halbjahr 2016 Waffenlieferun-
    gen im Wert von über 4 Milliarden Euro zu genehmigen .
    Sie, Herr Steinmeier, sind Teil des Bundessicherheitsrats
    und tragen dafür mit die politische Verantwortung . Das
    war eine halbe Milliarde Euro mehr als im gleichen Zeit-
    raum des Jahres 2015 . Wo steht, dass Sie zehnmal so viel
    Munition für Kleinwaffen, mit denen die meisten Men-
    schen getötet werden, genehmigen mussten? Was mei-
    nen Sie, was mit dieser Munition passieren wird? Damit
    werden Menschen in Kriegen weit weg von uns getötet
    und verletzt . Und irgendwann werden sich Mütter und
    Väter fragen, ob sie ihren Kindern das weiter zumuten
    wollen, und machen sich dann vielleicht auf den Weg in
    eine Gegend der Erde, die friedlicher ist, zum Beispiel
    nach Oberndorf am Neckar, wo die Firma Heckler &
    Koch ihren Sitz hat .

    Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier






    (A) (C)



    (B) (D)


    Sie müssen keine Panzerlieferungen nach Katar ge-
    nehmigen oder U-Boot-Lieferungen nach Ägypten er-
    lauben, mit denen Saudi-Arabien in seinem schmutzigen
    Krieg im Jemen unterstützt wird . Was hat das mit Barm-
    herzigkeit zu tun?


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Dass Sie das trotzdem tun, wird hin und wieder mit Ent-
    scheidungen der Vorgängerregierung begründet . Aber
    was nützen Wahlen – das fragt man sich dann –, wenn
    ein SPD-Minister das Gleiche tun muss wie ein FDP-Mi-
    nister? Das muss doch anders gehen .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Auch bei einem zweiten Thema hat die Außenpolitik
    der Bundesrepublik Deutschland eine Menge Fehler ge-
    macht . Ich war in der vergangenen Woche in Kairo . Dort
    haben mir Vertreter der ägyptischen Regierung gesagt,
    wie konstruktiv sie mit der Bundesregierung darüber
    verhandeln, dass ihre nördlichen Grenzen für Flüchtlin-
    ge geschlossen werden . Ich bin fast im Boden versun-
    ken vor Scham . Wissen Sie, was derzeit in Ägypten los
    ist? Das ägyptische Pfund ist, weil sein Wechselkurs
    freigegeben wurde, im Wert halbiert worden . Die Sub-
    ventionen für Grundnahrungsmittel und Benzin werden
    abgeschafft . Und täglich kommen Tausende Flüchtlinge
    nach Ägypten: aus Syrien, aus Libyen, aus noch ärmeren
    afrikanischen Ländern . Und wir verhandeln darüber, dass
    niemand hierher zu uns in die Europäische Union durch-
    gelassen wird .

    Wenn man früher über Grenzen, über sichere Gren-
    zen gesprochen hat, dann ging es um Schutz vor Fein-
    den . Heute geht es um Schutz vor Hilfesuchenden . Das
    ist eine Schande und das Gegenteil von Barmherzigkeit .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich habe vor wenigen Wochen in einer thüringischen
    Flüchtlingsunterkunft mit einer jungen Frau aus Afgha-
    nistan gesprochen . Sie hatte ihr wenige Monate altes
    Kind auf dem Arm und erzählte mir, wie und warum sie
    vor den Taliban geflohen ist. Und Sie geben Afghanistan 
    nur Geld – Omid Nouripour wies darauf hin –, wenn die
    afghanische Regierung die Flüchtlinge – traumatisierte
    Frauen, Kinder und alte Menschen – zurücknimmt . Für
    so ein Abkommen sollte man sich schämen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich werbe ja nun seit langem dafür, dass wir eine po-
    litische Alternative für unser Land vorstellbar machen .
    Natürlich sind die Hürden dafür riesig, gerade auch in
    der Außenpolitik . Aber gehen wir einmal davon aus, dass
    im kommenden Bundestag, wie in diesem, eine rot-rot-
    grüne Mehrheit sitzt .


    (Karl Holmeier [CDU/CSU]: Na!)


    Ist es dann unvorstellbar, gemeinsam anzuerkennen, dass
    die Kriege im Irak, in Libyen und in Afghanistan kei-
    ne Beiträge zu einer sichereren Welt waren und dass es
    Syrien nicht geholfen hat, dass vier von fünf ständigen

    Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates dort versuchen, die
    unterschiedlichen Konflikte militärisch zu entscheiden?

    Wer Außenpolitik nur auf ein Bekenntnis zu Kampf-
    oder Kriegseinsätzen reduzieren will, der nimmt ihr ih-
    ren Kern . Zu entscheiden, wie lange wie viele Soldaten
    in welches Land geschickt werden, wenn sowieso schon
    alles zu spät ist, hat doch mit Außenpolitik nichts zu tun .


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Stattdessen sollte sich eine rot-rot-grüne Bundesregie-
    rung für eine gerechte Weltwirtschaftsordnung einsetzen
    und nicht mit ungerechten Freihandelsabkommen den
    Menschen im Süden die Lebensgrundlagen rauben . Sie
    sollte den Klimawandel als Bedrohung für den Weltfrie-
    den und Ursache für Flucht ernst nehmen und anpacken .

    Wenn wir sehen, dass die Bedarfe für Krisen- und
    Katastrophenhilfe steigen, dann muss man sich doch
    jetzt nicht beim Bundestag dafür bedanken, dass er die-
    sen Fehler der Bundesregierung wiedergutgemacht hat .
    Es ist doch ein Fehler der Bundesregierung, dass Sie zu
    wenig Geld eingestellt haben, und kein Anlass, dass wir
    uns jetzt gegenseitig bejubeln . Es war doch klar, dass das
    Geld nicht reichen wird .

    Wir müssen uns mehr Sorgen darüber machen, die
    0,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts für Entwicklungs-
    hilfe zu erreichen, als darüber, die 2 Prozent Verteidi-
    gungsausgaben zu schaffen, die sich die NATO von uns
    wünscht .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Gregor Gysi hat einmal, wie ich finde, ganz treffend 
    gesagt: Wenn wir nicht anfangen, die Probleme der Welt
    zu lösen, dann kommen diese Probleme zu uns . – Ich
    finde, gerade  in Zeiten,  in denen  rechte Populisten und 
    Demagogen diesseits und jenseits des Atlantiks auf dem
    Vormarsch sind, müssen progressive Kräfte Hoffnung,
    dass es auch anders geht, und nicht Angst machen .

    Niemand sagt, dass das leicht wird, aber ich glaube
    fest daran, dass eine Außenpolitik für Nachhaltigkeit, für
    Gerechtigkeit und für Frieden möglich ist .


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Stefan Liebich . – Nächster Redner:

Roderich Kiesewetter für die CDU/CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Roderich Kiesewetter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

    Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja, es ist rich-
    tig: Wir erleben eine Außenpolitik in Zeiten der Unge-
    wissheit und der Unklarheit . Dafür – das zeigt diese De-
    batte – brauchen wir einen klaren Kompass .

    Herr Kollege Liebich, es ist äußerst unredlich, dass Sie
    hier Ihre eigenen Absichten sehr stark kaschieren . Wir
    haben sehr wohl Ihren Aufsatz zur Kenntnis genommen,
    in dem Sie sagen, die deutsche Außenpolitik konzentrie-
    re sich ausschließlich auf Militäreinsätze . Sie kaschieren

    Stefan Liebich






    (A) (C)



    (B) (D)


    eine ganz andere Absicht: Ihre Fraktionsvorsitzende hat
    vergangenen Sonntag im Bericht aus Berlin sehr deutlich
    gemacht, worum es ihr eigentlich geht . Ihr geht es, wie
    sie sehr klar gesagt hat, um einen Interessenausgleich mit
    Russland . Uns geht es um die Rückkehr des Rechts und
    um die Regelung der internationalen Ordnung . Wir wol-
    len keine Deals – schon gar nicht mit Russland .


    (Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Aber dafür mit der Türkei!)


    Wir wollen die Rückkehr des Rechts . Dafür steht deut-
    sche Außenpolitik .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Alois Karl und andere haben heute schon Johannes zi-
    tiert . Mit Blick auf die Linke gehört auch Johannes 3, 21
    dazu:

    Wer . . . die Wahrheit tut, der kommt an das Licht,
    daß seine Werke offenbar werden . . .

    Zum Licht gehört eben auch, dass unsere Außenpolitik
    konsequent Rechtsbrüche aufzeigt, dass unsere Außen-
    politik sich sehr stark dafür einsetzt, dass der Völker-
    rechtsbruch auf der Krim nicht ungesühnt bleibt, und
    dass wir uns sehr stark für die Rückkehr des Rechts ein-
    setzen, was auch zu einer Stärkung der internationalen
    Organisationen führt .

    Ich möchte hier an dieser Stelle der Bundesregie-
    rung – insbesondere Ihnen, Herr Außenminister – für
    die OSZE-Präsidentschaft und für die Vorbereitung der
    G-20-Präsidentschaft danken, wo wir uns genau dafür
    einsetzen bzw . einsetzen werden .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Es kommt noch etwas dazu: Wenn wir einfach einmal
    in das Jahr 2013 zurückschauen, dann sehen wir, dass
    wir uns damals auch um Sicherheit gekümmert haben,
    nämlich um die soziale Sicherheit . Wir haben in dieser
    Zeit zwar wahrgenommen, was sich im Schengen-Raum
    abspielt, aber nach 25 Jahren deutscher Einheit haben wir
    uns als ein Land umgeben von Freunden und Partnern
    gesehen; wir haben Nabelschau betrieben .

    Das hat sich seit 2014 intensiv geändert . Wir ha-
    ben den Review-Prozess im Auswärtigen Amt mit den
    Schwerpunkten Krisenfrühwarnung und Krisenstabili-
    sierung und ferner – vernetzt mit dem Bundesministe-
    rium für wirtschaftliche Zusammenarbeit – die Ausrich-
    tung auf die strategischen Entwicklungsziele, wobei sehr
    klar Nachhaltigkeit, Öffnung von Märkten, Hilfe zur
    Selbsthilfe sowie Partnerschaften angesprochen werden .

    Frieden muss gesichert werden, und wirtschaftliche
    Entwicklung braucht auch eine militärische Absicherung .
    Dazu haben wir mit dem Weißbuch ein übergreifendes
    Dokument der Bundesregierung, das sehr klar deutsche
    sicherheitspolitische Interessen formuliert und klar-
    macht, dass wir um das begrenzte Maß unserer eigenen
    Möglichkeiten wissen und das Beste daraus entwickeln,
    nämlich: unseren Partnern im Umfeld der Europäischen
    Union deutlich zu machen, dass wir Hilfe zur Selbsthil-
    fe leisten, dass wir gemeinsam Interessen wahrnehmen
    wollen und dass wir sie ermutigen wollen, Verantwor-

    tung selbst wahrzunehmen, wie wir das auf dem Afri-
    ka-Gipfel in La Valetta im letzten Jahr, aber eben auch
    auf dem letzten Europäischen Rat in Bratislava klarge-
    macht haben und wie es auch nächste Woche in Brüssel
    wieder deutlich gemacht werden wird .

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Bundesregie-
    rung hat in diesen drei Bereichen der Außen-, der Ent-
    wicklungs- und der Sicherheitspolitik sehr klar in einem
    ganzheitlichen Ansatz auch unserer Bevölkerung vor
    Augen geführt, dass wir es nicht auf Deals oder auf Ach-
    sen starker Männer ankommen lassen können . An dieser
    Stelle will ich zwei Punkte ganz ausdrücklich erwähnen .

    Wir haben ganz hohe Erwartungen an die künftige
    amerikanische Administration . Nach den Geschehnissen
    vom 11 . September stand Europa an der Seite der Ver-
    einigten Staaten von Amerika, wie zuvor Jahrzehnte die
    USA an der Seite Europas standen . Es darf keine Zonen
    unterschiedlicher Sicherheit im Nordatlantik, auf euro-
    päischem Boden und auf nordamerikanischem Boden,
    geben .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir müssen den USA deutlich machen, was sie davon
    haben, in einer engen Kooperation, in einer Sicherheits-,
    Wirtschafts- und auch Kulturpartnerschaft mit Europa zu
    stehen . Wir haben Erwartungen; die Bundeskanzlerin hat
    sie an Trump formuliert .

    Genauso klar müssen wir uns als Parlament positio-
    nieren – wir haben das mit der Armenien-Resolution ge-
    macht –, was den Umgang der Türkei mit der dortigen
    innenpolitischen Situation angeht . Die Türkei steht auf
    der Kippe; aber sie ist geopolitisch an der Südostflanke 
    der NATO von größter Wichtigkeit . Ich glaube, wir Eu-
    ropäer sollten, auch wenn wir große Schwierigkeiten mit
    der innenpolitischen Situation in der Türkei haben, alles
    tun, damit die zivilgesellschaftlichen Kräfte in der Türkei
    gestärkt werden, sodass diejenigen, die für eine weltoffe-
    ne Türkei stehen, nicht das Land verlassen, sondern im
    eigenen Land durch unsere Besuche und unsere Ermuti-
    gung Unterstützung finden.

    In diesem Zusammenhang sollten wir auch anerken-
    nen, dass die Türkei 3,5 Millionen Flüchtlinge aufgenom-
    men hat . Nur rund 400 000 davon sind in Flüchtlingsla-
    gern; alle anderen sind in der türkischen Zivilgesellschaft
    untergebracht . Das sollten wir auf der einen Seite aner-
    kennen und genauso auf der anderen Seite anprangern,
    wie mit unseren Abgeordnetenkollegen dort umgegangen
    wird und dass die Pressefreiheit und andere bürgerliche
    Freiheiten zerstört werden . Das darf nicht die Zukunft
    sein .

    Das Europaparlament hat heute sehr klar formuliert,
    welche Bedeutung die Wiedereinführung der Todesstrafe
    haben könnte . Das wäre die Aussetzung des Beitrittspro-
    zesses und bedeutete meines Erachtens sowieso schon
    das Ende aller möglichen Visaliberalisierungen . Aber wir
    müssen den Kontakt halten .

    Deshalb ist es mir auch so wichtig, das herauszustel-
    len, was gerade von sehr linker Seite angesprochen wur-
    de . Eine rot-rot-grüne Außenpolitik kann keine Alterna-
    tive sein, weil sie auf Interessenausgleich mit Russland

    Roderich Kiesewetter






    (A) (C)



    (B) (D)


    setzt, weil sie akzeptieren würde, dass die Ostukraine
    weiterhin destabilisiert wird, weil sie akzeptieren würde,
    dass die Krim auf Jahrzehnte völkerrechtswidrig besetzt
    wäre, weil sie akzeptieren würde, dass der Völkerrechts-
    bruch in Syrien nicht nur durch eine dauerhafte Präsenz
    Russlands, sondern auch durch eine Stabilisierung von
    Assad zementiert würde .

    Auch hier gilt es herauszustellen, Herr Außenminister,
    was in den Verhandlungen in Genf durch deutsche Be-
    teiligung erreicht wurde, nämlich dass es nach Friedens-
    schluss einen Prozess gibt, an dem sowohl Saudi-Arabi-
    en als auch der Iran mitgewirkt haben und der anderthalb
    Jahre nach Friedensschluss zu Wahlen führen kann .

    Auch das Nuklearabkommen mit dem Iran gilt es an-
    zusprechen . Aber an dieser Stelle gehört es zur Redlich-
    keit der deutschen Außenpolitik, klarzumachen, dass wir
    durchaus merken, dass der Iran drei Dinge weiterhin ver-
    folgt: die Nichtanerkennung Israels, die Fortsetzung der
    Entwicklung ballistischer Raketentechnologie – hoch-
    präzise, mit extremen Reichweiten – und Auslandsak-
    tivitäten im nuklearen Bereich, die wir nicht gutheißen
    können . Das bedeutet für die deutsche Außenpolitik, die-
    ses direkt anzusprechen und auf der anderen Seite mitzu-
    helfen, dass das Umfeld Israels stabilisiert wird .

    Hierzu ein ganz klares Wort zu nichtmilitärischer
    Unterstützung: THW, Entwicklungszusammenarbeit,
    das Deutsche Rote Kreuz und viele andere helfen, dass
    in den Flüchtlingslagern in Jordanien und im Libanon
    einigermaßen menschenwürdige Zustände herrschen .
    Wir müssen dort viel mehr investieren . Wir müssen viel
    deutlicher machen, was es bedeutet, diesen Staaten zur
    Seite zu stehen . Gleichzeitig müssen wir auch klarma-
    chen: Deutsche Außenpolitik hat nichts mit Deals zu tun,
    sondern mit Verrechtlichung, mit vernetzter Sicherheit,
    mit der Art und Weise, wie wir mit unseren Partnern um-
    gehen, nämlich ihnen ihre Werte zu lassen .

    Meine sehr geehrten Damen und Herren, abschließend
    noch ein Gedanke, der uns als Parlamentarier betrifft: Wir
    erleben, wie sich die Regierung durch eine deutlich stär-
    ker fokussierte Zusammenarbeit der Ressorts – auch das
    Weißbuch zeigt das – in der Außen-, in der Sicherheits-
    und in der Entwicklungszusammenarbeit neu aufgestellt
    hat . Der Bundessicherheitsrat wird den Weißbuchprozess
    fortsetzen, wie er auch immer organisiert sein wird . Die
    Bundesregierung nimmt die sicherheitspolitischen He-
    rausforderungen an und entwickelt sie weiter .

    Wir selbst sind in 23 Ausschüssen organisiert . Ich
    glaube, wir sollten darüber nachdenken – im Jahr 2011
    gab es dazu Ansätze –, wie wir diese Versäulung überbrü-
    cken können und gerade in den Bereichen der Außen-,
    Entwicklungs-, Sicherheits-, Wirtschafts- und auch der
    Innenpolitik enger zusammenarbeiten . Ich denke, das
    wird eine Herausforderung sein, der wir uns in der nächs-
    ten Legislaturperiode stellen müssen .

    Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)