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ID1820202200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/202 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 202. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. November 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksachen 18/9200, 18/9202 . . . . . . . 20159 A b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Un- terrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksachen 18/9201, 18/9202, 18/9827 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20159 B I .9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . . 20159 B Dr . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 20159 C Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 20165 B Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20172 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 20175 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20179 C Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20182 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20184 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20186 D Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20188 C Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20190 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20192 A Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 20193 D Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20194 D Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20196 B Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20197 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20199 B Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20200 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 20201 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20203 C I .10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/9805, 18/9824 . . . . . . . 20201 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20201 D Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20206 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20208 A Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20209 A Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20211 B Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 20213 C Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20214 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20216 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20217 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20218 D Dr . Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20219 D Karl-Heinz Wange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20221 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016II I .11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/9813, 18/9824 . . . . . . . 20222 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20222 C Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 20223 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20225 A Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 20226 D Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20228 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 20231 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20232 B Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20234 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 20234 D Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20237 A Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20238 A Heidtrud Henn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20239 C I .12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftli- che Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . . 20240 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20240 C Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20241 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20243 B Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 20244 C Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 20245 D Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20248 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20249 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20250 D Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20252 A Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20253 A Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20254 A Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20255 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20256 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20258 C Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20259 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20259 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 20261 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016 20159 202. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. November 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Niema Movassat (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016 20261 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .11 .2016 Connemann, Gitta CDU/CSU 23 .11 .2016 De Ridder, Dr . Daniela SPD 23 .11 .2016 Gleicke, Iris SPD 23 .11 .2016 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 23 .11 .2016 Heller, Uda CDU/CSU 23 .11 .2016 Hennrich, Michael CDU/CSU 23 .11 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 23 .11 .2016 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 23 .11 .2016 Kofler, Dr. Bärbel SPD 23 .11 .2016 Kretschmer, Michael CDU/CSU 23 .11 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 23 .11 .2016 Möhring, Cornelia DIE LINKE 23 .11 .2016 Schimke, Jana CDU/CSU 23 .11 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 23 .11 .2016 Schnieder, Patrick CDU/CSU 23 .11 .2016 Strebl, Matthäus CDU/CSU 23 .11 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 23 .11 .2016 Timmermann-Fechter, Astrid CDU/CSU 23 .11 .2016 Wawzyniak, Halina DIE LINKE 23 .11 .2016 Zeulner, Emmi * CDU/CSU 23 .11 .2016 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 202. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Rüdiger Kruse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

    Herren! Streng genommen haben nicht so viele zum
    Thema geredet. Wir befinden uns ja bei den Beratungen 
    zum Einzelplan 04. Zu  ihm findet  inzwischen eine Ge-
    neraldebatte statt; das macht es ja auch spannend . Aber
    eigentlich könnten wir über das Bundespresseamt, über
    Integration, auch über die Nachhaltigkeit und, ja, über
    Kultur reden . Deswegen kommt bei dieser Debatte auch
    immer der Hinweis aus der kulturell interessierten Szene,
    man möge doch die Kultur endlich einmal vom Appen-
    dixcharakter befreien und ihr ein eigenes Ministerium
    schenken . Ist gut gemeint und klingt nach Höherwertung .
    Ich glaube, das Gegenteil wäre der Fall .

    Es gäbe dann ein weiteres Ministerium, das allerdings
    nicht das größte wäre und damit auch nicht den Platz in
    dieser Aussprache hätte . Das wäre dann nur noch höchst
    selten der Fall, zum Beispiel wenn wir es schaffen, einen
    Kulturskandal in Deutschland hinzulegen; aber ansons-
    ten wäre es in dieser Generaldebatte nicht präsent . So ist
    es immer dabei .

    Dann kann man sich überlegen: Würde es besser
    dastehen? Würde es mehr Geld bekommen? Über die
    letzten zehn Jahre ist der Etat von gut 1 Milliarde auf
    1,6 Milliarden Euro in 2017 angewachsen . Das schafft
    nicht  jedes Ministerium; das würde auch der Bundesfi-
    nanzminister nicht mitmachen .

    Damit sind wir natürlich bei einem anderen Thema:
    Es muss immer so sein, dass die Zuständigen, hier die
    Chefin des Bundeskanzleramtes und auch der Bundesfi-
    nanzminister, eine Affinität zum Thema haben. Nur dann 
    kann das funktionieren . In Berlin kann man ja sehen, wie
    personenabhängig das Thema Kultur ist: In einer Senats-
    kanzlei kann man es unterbringen, wenn der Chef selber
    es für ein wichtiges Thema hält . Hat man einen Chef,
    der mit Kultur nicht so viel anfangen kann, reüssiert das

    Thema auch nicht . Aber da müssen wir uns in dieser Ko-
    alition keine Sorgen machen . Bei uns hat es einen hohen
    Stellenwert .

    Hat es denn auch die Sichtbarkeit? Da braucht man
    sich nur anzuschauen, wer die zuständige Staatsminis-
    terin ist, und dann ist die Antwort gegeben: Es hat eine
    hohe Sichtbarkeit . – Eigentlich können wir ja auch zu-
    frieden sein, dass das fast das einzige Thema ist, mit dem
    wir uns jetzt auseinandersetzen .

    Außerdem gibt es noch ein kleines Thema: Die Linke
    beantragt kostenlosen Eintritt in die Museen . Das ist aber
    nichts anderes als ein Hase-und-Igel-Spiel . Der Igel ist
    dabei die Staatsministerin, weil sie dieses Thema aufge-
    worfen hat . Sie hat das für das Humboldt Forum angeregt
    und gesagt: Wo wir jetzt schon dieses Museum bauen,
    wollen wir einmal den britischen Weg gehen und kosten-
    losen Eintritt für die Dauerausstellung anbieten . – Darü-
    ber kann man diskutieren, muss man diskutieren; aber es
    ist auch ein Luxus, dass wir darüber diskutieren können .

    Denn bei einer anderen Ausstellung wären wir jetzt
    eigentlich im Vorfeld der Eröffnung, nämlich bei der
    Ausstellung der Bilder aus dem Teheraner Museum für
    moderne Kunst . Diese sind 1979 – da gab es dort die Re-
    volution – immerhin nicht verbrannt worden . Es handelt
    sich um die größte Sammlung der westlichen Moderne
    außerhalb der westlichen Welt, zusammengetragen von
    der Ehefrau des Schahs von Persien, die nicht klassischer-
    weise wie andere Diktatorenfrauen Schuhe gesammelt
    hat, sondern moderne Kunst . Immerhin sind diese Bilder
    nicht verbrannt worden, aber sie werden seit 1979 – mit
    einer Unterbrechung – im Keller verwahrt . Die sollten da
    jetzt einmal heraus . Im Moment gestaltet sich das aber
    schwierig . Wir können es uns in unserer Welt gar nicht
    vorstellen, dass solche Bilder nicht gezeigt werden kön-
    nen und welcher Aufwand es ist, darüber zu verhandeln .
    Wir wollten diese Bilder gerne zusammen mit denen von
    heutigen Künstlern aus dem Iran zeigen . Dieses Beispiel
    zeigt aber auch, in welch einer guten Situation wir sind .

    Natürlich leben wir nicht im Paradies, übrigens
    auch deswegen nicht, weil eine der Vorbedingungen
    für das Paradies ist, dass man tot ist . Wenn Sie, Frau
    Wagenknecht, aber auf den Normalbürger abstellen – ich
    würde einmal sagen: Normalbürger sind 90 Prozent der
    Menschen – und behaupten, dass der Normalbürger in
    diesem Land ums Überleben kämpfe, dann ist das jen-
    seits von aller Wirklichkeit, und es ist auch eine absolut
    kindische Selbstbetrachtung, wenn ich mir den Rest der
    Welt anschaue .


    (Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Machen Sie Bürgersprechstunden?)


    – Ja, ich mache Bürgersprechstunden . Da sind Sie über-
    rascht, oder?


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Dennis Rohde






    (A) (C)



    (B) (D)


    Wissen Sie eigentlich, wodurch man Volkspartei wird?
    Dadurch, dass man sehr viel mit Bürgern zu tun hat . Das
    müssen Sie uns also nicht erklären .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE]: Das können Sie aber gut verbergen, Herr Kollege!)


    Sie sagen, die Normalbürger, 90 Prozent der Men-
    schen, kämpfen ums Überleben . Ich kenne Länder auf
    dieser Welt – Sie auch –, in denen das wirklich der Fall
    ist . Hier ist das nicht so . Das heißt nicht, dass wir alles
    schön und rosig und fertig hätten . Sonst bräuchte man
    uns ja auch nicht .

    Aber diese Argumentation ist gefährlich; denn Sie
    richten damit etwas an . Stellen Sie sich einmal vor, diese
    Normalbürger, diese 90 Prozent, würden Ihnen das ir-
    gendwann glauben, weil sie es ständig hören . Seien Sie
    mal nicht so sicher, dass dieser Populismus mit Ihnen
    nach Hause geht; aber es wird jemand kommen, der das
    einsammelt, und dann haben wir alle den Schaden .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


    Es ist immer so, dass die Solidarität der Gemeinschaft
    und die Demokratie von den Rändern her bedroht wer-
    den . Entschieden wird es aber in der Mitte . Wenn die
    Menschen aus der Mitte anfangen, die Argumentations-
    modelle von extrem links oder extrem rechts zu überneh-
    men, dann ist das Schiff verloren; dann sind wir in Not .
    Das ist hier glücklicherweise nicht der Fall .

    In dieser Debatte ist es auch um die Frage gegangen,
    mit wem man etwas umsetzen kann . Wenn eine Regie-
    rung handelt, ist es tatsächlich so, dass einem nicht alles
    sofort gelingt .

    Das ist, glaube ich, auch der Grund, warum die Grü-
    nen nicht in der Regierung sind . Herr Hofreiter, Sie ha-
    ben ja die Gelegenheit gehabt, die Energiewende mit
    uns umzugestalten und weiterzuentwickeln . Das wäre
    vielleicht ein sehr spannendes Modell gewesen . Aber Sie
    haben nicht den nötigen Pragmatismus gehabt, sondern
    sind damals nach der Wahl, die nicht so ausgegangen ist,
    wie Sie sich das gewünscht hatten – es gab auch andere,
    die sich etwas anderes gewünscht hatten –, lieber in die
    Teestube verschwunden und haben sich mit sich selber
    beschäftigt . Das hat Konsequenzen .

    Ich würde schon sagen, dass es vielleicht spannender
    wäre, gewisse Themen einmal mit Ihnen zu entwickeln .
    Aber verlässlicher für dieses Land ist es, wenn wir das
    mit den Sozialdemokraten machen . Noch lieber wäre es
    mir natürlich, wenn wir das alleine tun könnten .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Das kann ja kommen! Wir sind kurz davor!)


    Dazu müssen wir auch den Mut haben . Wir müssen
    schon unsere Politik verfolgen . Das werden wir auch im
    guten Dialog in diesem Wahlkampf machen . Man muss
    sich schon so darstellen, dass man deutlich macht: Wir

    wollen alleine regieren; die zweitbeste Lösung ist eine
    gute Koalition .

    Um wieder zum Kulturbereich zu kommen: Die Er-
    gebnisse dessen, was wir als Bund auf die Beine gestellt
    haben, wirken im ganzen Land . Es ist zwar nicht die Auf-
    gabe des Bundes, überall etwas zu tun . Aber inzwischen
    tut er überall etwas . Wir tun das zusätzlich; denn wir wis-
    sen, dass wir gar nicht die Leistungen der Kommunen
    ersetzen können .

    Auch da gibt es unterschiedliche Reaktionen . Ich
    greife ein Beispiel heraus: In Berlin haben wir sehr viel
    gemacht, weil es ja auch unsere Hauptstadt ist . Wir ha-
    ben die Staatsbibliothek mit einem Ankaufsetat versehen
    und stellen ihr Geld für längere Öffnungszeiten und den
    Verzicht auf Nutzungsgebühren zur Verfügung . Letzte-
    res liegt eigentlich nicht im großen nationalen Interesse .
    Aber es hilft den Menschen in Berlin und ist ein Angebot,
    Bildungschancen anzunehmen . Wenn dann die neue Kul-
    turverwaltung von Berlin sagt: „Das Erste, was wir tun
    wollen, ist, die Zuschüsse für die Stiftung Preußischer
    Kulturbesitz, die Trägerin dieser Bibliothek ist, zu de-
    ckeln und nicht mehr mitzuziehen“, finde ich das unmög-
    lich . Das ist nicht im Interesse dieser Stadt und nicht im
    Interesse dieses Landes .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das merken wir uns für das nächste Mal!)


    Danke .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Johannes Kahrs [SPD]: Gute Rede!)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Das Wort hat die Kollegin Sigrid Hupach für die Frak-

tion Die Linke .


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Sigrid Hupach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

    Liebe Kolleginnen und Kollegen! Noch einmal 267 Mil-
    lionen Euro mehr im Kulturetat – dafür gilt Ihnen, sehr
    geehrte Frau Grütters, und auch den Haushältern unser
    Dank .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Jeder Euro mehr für Kultur ist gut und richtig inves-
    tiert . Das gilt erst recht, wenn Musik, Tanz und Sozio-
    kultur gefördert werden oder wenn die kulturpolitische
    Forschung, der Erhalt des schriftlichen Kulturguts, der
    Erhalt von denkmalgeschützten Gebäuden, auch der
    Bauhaus-Tradition abseits der Orte Dessau, Berlin und
    Weimar gefördert werden oder wenn der Ankauf der kul-
    turhistorisch so bedeutsamen Thomas-Mann-Villa damit
    ermöglicht wird . Auch dafür sagen wir ausdrücklich un-
    seren Dank .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Schaut man sich aber an, wofür der Aufwuchs im De-
    tail verwendet wird, fällt auf, dass die Hauptstadt Berlin
    am meisten  profitiert,  gefolgt  von  Hamburg. Auch  die 

    Rüdiger Kruse






    (A) (C)



    (B) (D)


    Baubranche kann guter Dinge sein; denn Sie planen ein
    prestigeträchtiges Bauprojekt nach dem anderen . Wie
    aber der spätere Betrieb zu finanzieren ist, dazu schweigt 
    der Haushalt .

    Der Kulturausschuss hat sich darauf verständigt,
    ein Fachgespräch zum Wie und Weiter mit dem Frei-
    heits- und Einheitsdenkmal durchzuführen . Wieso aber
    beschließen Sie einen Tag danach 18,5 Millionen Euro
    für den Wiederaufbau der preußischen Kolonnaden am
    selben Standort, nicht nur ohne Rücksprache, sondern
    auch unter Missachtung des Kulturausschusses? Es är-
    gert mich, dass hier wieder einmal Tatsachen geschaffen
    werden, ohne dass es zuvor eine fachpolitische oder gar
    öffentliche Debatte gegeben hat . Welches Politik- oder
    Demokratieverständnis steht dahinter?

    Ich finde, wir sollten gemeinsam über Fraktionsgren-
    zen hinweg darüber streiten, was wir für eine funktionie-
    rende Kulturförderung brauchen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Diese nämlich müsste sowohl die Zentren als auch die
    abseitigen Regionen im Blick haben . Sie müsste die
    Künste und die kulturelle Bildung fördern . Sie müsste
    neue interkulturelle Impulse setzen und das vielfältige
    kulturelle Erbe pflegen. Sie müsste zwischen Bund, Län-
    dern und Kommunen abgestimmt werden und den Insti-
    tutionen wie der freien Szene eine langfristige Planung
    ermöglichen .

    Dafür lassen sich die Weichen auch im Haushalt stel-
    len . Sie aber beschränken sich auf ein Klein-Klein, mit
    dem Sie sicher so manchen MdB und seinen Wahlkreis
    beglücken . Aber für die wirklichen Weichenstellungen
    fehlt Ihnen der Wille .

    Wie das gehen würde, haben wir mit unseren Ände-
    rungsanträgen zum Kulturetat deutlich gemacht . Vier
    Beispiele will ich nennen:

    Erstens: die Rettung des filmischen Erbes. Der drin-
    gende Handlungsbedarf ist von allen Fachleuten öffent-
    lich und mit Nachdruck unterstrichen worden . Gehandelt
    werden muss jetzt sofort, nicht irgendwann, wenn das
    meiste Filmmaterial verfallen ist .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Was aber machen Sie? Sie beschränken sich darauf, den
    Etat der Kinemathek auf das Vorjahresniveau zu heben,
    was eigentlich eine Selbstverständlichkeit ist, und Sie
    verdoppeln die Mittel für die Digitalisierung des Filmer-
    bes auf 2 Millionen Euro, auf die das Bundesarchiv eben-
    falls zugreifen kann, wenn seine eigenen, wohlgemerkt
    konstant gebliebenen, Mittel verbraucht sind . Dass sich
    hier überhaupt etwas getan hat, fassen wir auch als Erfolg
    unseres Antrages zum Filmerbe auf .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Angesichts der bekannten Bedarfe ist das aber wieder nur
    der bekannte Tropfen auf den heißen Stein .

    Zweitens: die Arbeit der Kulturförderfonds . Sie hat
    einen großen gesellschaftlichen Nutzen, der zudem auch
    in die ländlichen Räume und abgehängten Regionen aus-
    strahlt . Sie mit 2 Millionen Euro mehr bedarfsgerecht

    auszustatten oder wenigstens die Sondermittel für die
    interkulturellen Projekte in Höhe von 1 Million Euro zu
    verstetigen, wäre eigentlich eine Kleinigkeit, die Sie aber
    nicht angehen .

    Drittens: die KZ-Gedenkstätten. Ich finde es beschä-
    mend, dass zum Teil jede zweite Anfrage für Führungen
    oder Projektarbeit abgewiesen werden muss, weil an den
    Gedenkstätten in den vergangenen Jahren so sehr gespart
    wurde, dass sie viel zu wenig Personal haben, um den
    wachsenden Besucherzahlen und auch den vielfältiger
    werdenden Anforderungen gerecht werden zu können .
    Dass nun 500 000 Euro mehr für das gedenkstättenpä-
    dagogische Personal eingestellt wurden, ist ein erster
    Schritt und auch unserem Druck zu verdanken . Ausrei-
    chend ist das aber nicht .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Viertens . Bildung – davon bin ich überzeugt – ist eine
    der wichtigsten Ressourcen, die wir haben . Vor diesem
    Hintergrund haben wir auch vorgeschlagen, den Ein-
    tritt in die Dauerausstellungen der vom Bund geförder-
    ten Museen in Berlin kostenfrei zu gestalten, weil diese
    wichtigen Kultureinrichtungen auch Orte der Bildung,
    Orte des Dialogs und der Verständigung sind . Schon da-
    her sollten sie möglichst allen offenstehen .


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN sowie der Abg . Ulle Schauws [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Dazu gehören natürlich auch die Stärkung und damit die
    Anerkennung der so wertvollen museumspädagogischen
    Arbeit .

    Mir geht es nicht darum, Posten gegeneinander auszu-
    spielen . Aber von der Kulturförderung des Bundes kann
    man doch erwarten, dass sie getragen wird von einer
    konzeptionellen Idee und einer Vision, was die gesamte
    Gesellschaft braucht .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Richtig!)


    Trotz aller Aufwüchse beträgt der Kulturhaushalt nur
    kleine 0,5 Prozent vom gesamten Etat . Kultur ist aber
    Daseinsvorsorge, nicht nur Beiwerk .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ein eigenes Kulturministerium wäre da eigentlich die
    logische Konsequenz und ein wichtiges Zeichen für die
    Selbstverständlichkeit der Bundeskulturpolitik einer
    Kulturnation, von der Sie immer reden .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der LINKEN)