Rede:
ID1820201000
ID1820201000
insert_comment
Metadaten- insert_drive_fileAus Protokoll: 18202
- date_rangeDatum: 23. November 2016
- access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 09:00 Uhr
- av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 18:31 Uhr
- fingerprintRedner ID: 11003206
- perm_identityRednertyp: Präsident
- short_textOriginal String: Vizepräsidentin Petra Pau: info_outline
- record_voice_overUnterbrechungen/Zurufe: 1
- subjectLänge: 10 Wörter
-
sort_by_alphaVokabularVokabeln: 10
- Der: 1
- Kollege: 1
- Thomas: 1
- Jurk: 1
- hat: 1
- für: 1
- die: 1
- SPD-Fraktiondas: 1
- Wort: 1
- .\n: 1
-
tocInhaltsverzeichnisPlenarprotokoll 18/202 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 202. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. November 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksachen 18/9200, 18/9202 . . . . . . . 20159 A b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Un- terrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksachen 18/9201, 18/9202, 18/9827 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20159 B I .9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . . 20159 B Dr . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 20159 C Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 20165 B Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20172 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 20175 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20179 C Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20182 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20184 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20186 D Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20188 C Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20190 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20192 A Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 20193 D Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20194 D Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20196 B Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20197 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20199 B Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20200 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 20201 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20203 C I .10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/9805, 18/9824 . . . . . . . 20201 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20201 D Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20206 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20208 A Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20209 A Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20211 B Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 20213 C Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20214 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20216 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20217 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20218 D Dr . Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20219 D Karl-Heinz Wange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20221 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016II I .11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/9813, 18/9824 . . . . . . . 20222 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20222 C Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 20223 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20225 A Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 20226 D Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20228 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 20231 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20232 B Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20234 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 20234 D Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20237 A Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20238 A Heidtrud Henn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20239 C I .12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftli- che Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . . 20240 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20240 C Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20241 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20243 B Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 20244 C Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 20245 D Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20248 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20249 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20250 D Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20252 A Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20253 A Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20254 A Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20255 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20256 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20258 C Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20259 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20259 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 20261 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016 20159 202. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. November 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
-
folderAnlagenNiema Movassat (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016 20261 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .11 .2016 Connemann, Gitta CDU/CSU 23 .11 .2016 De Ridder, Dr . Daniela SPD 23 .11 .2016 Gleicke, Iris SPD 23 .11 .2016 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 23 .11 .2016 Heller, Uda CDU/CSU 23 .11 .2016 Hennrich, Michael CDU/CSU 23 .11 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 23 .11 .2016 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 23 .11 .2016 Kofler, Dr. Bärbel SPD 23 .11 .2016 Kretschmer, Michael CDU/CSU 23 .11 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 23 .11 .2016 Möhring, Cornelia DIE LINKE 23 .11 .2016 Schimke, Jana CDU/CSU 23 .11 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 23 .11 .2016 Schnieder, Patrick CDU/CSU 23 .11 .2016 Strebl, Matthäus CDU/CSU 23 .11 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 23 .11 .2016 Timmermann-Fechter, Astrid CDU/CSU 23 .11 .2016 Wawzyniak, Halina DIE LINKE 23 .11 .2016 Zeulner, Emmi * CDU/CSU 23 .11 .2016 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 202. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
-
insert_commentVorherige Rede als Kontext
Rede von Volker Kauder
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
Ja, was heute mehrfach angesprochen wurde, stimmt:
Deutschland steht gut da . – Und was Thomas Oppermann
gesagt hat, stimmt auch: Das ist nicht vom Himmel gefal-
len, sondern Ergebnis einer großen Gemeinschaftsarbeit
von fleißigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern,
von risikofreudigen Unternehmern, vor allem unseren
mittelständischen Familienbetrieben in diesem Land,
und einer richtigen Politik der letzten Jahre . Für diese
richtige Politik der letzten Jahre steht natürlich Angela
Merkel als Bundeskanzlerin .
(Beifall bei der CDU/CSU)
Deshalb haben wir mit der Erklärung der Bundeskanzle-
rin, für weitere vier Jahre zur Verfügung zu stehen, alle
Chancen, diese gute Position für unser Land auszubauen .
(Beifall bei der CDU/CSU)
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, das wird nicht ein-
fach werden; denn wir stehen vor großen Herausforde-
rungen und müssen das den Menschen in unserem Land
auch sagen – nicht um sie zu belehren, sondern um ihnen
mitzuteilen, welche Herausforderungen wir sehen und
was wir glauben tun zu können, um diese Herausforde-
rungen zu meistern .
Die erste große Herausforderung ist die demografi-
sche Entwicklung . Wir stehen nicht unmittelbar davor,
sondern sind mittendrin in diesem Prozess . Die demo-
grafische Entwicklung hat dramatische Konsequenzen –
nicht nur für die Frage, wie viele Arbeitskräfte in Zukunft
in unserem Land zur Verfügung stehen, sondern auch für
die Frage, welche Infrastruktur wir in den nächsten Jah-
ren brauchen, und vor allem für die Frage, welche Infra-
struktur wir uns leisten können und uns auch zu leisten
bereit sind . Sind wir beispielsweise bereit, den in unseren
ländlichen Räumen lebenden Menschen, auch wenn ihre
Zahl dort zurückgeht, zu sagen: „Wir werden in den länd-
lichen Räumen auch dieselbe Qualität wie in den Bal-
lungsgebieten zur Verfügung stellen“?
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn wir
dies nicht machen, hat dies Folgen . Das Ergebnis können
wir in Frankreich besichtigen . Dort gibt es kilometerwei-
se ländliche Räume, in denen sich nichts mehr bewegt,
Thomas Oppermann
Metadaten/Kopzeile:
Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 201620180
(A) (C)
(B) (D)
weil dort genau dieser Weg nicht gegangen wurde . Des-
wegen brauchen wir nicht nur Geld für Kommunen, de-
nen es schlechter geht, sondern Investitionen in unsere
ländlichen Regionen, dass sie nicht den Eindruck haben,
sie würden abgehängt, wie es in Amerika der Fall gewe-
sen ist, liebe Kolleginnen und Kollegen .
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Dafür bietet dieser Haushalt auch alles .
Dass die Grünen an dieser Stelle nicht klatschen,
hängt damit zusammen, dass sie nicht die Partei der länd-
lichen Räume, sondern der Universitäts- und Großstädte
sind . Das ist natürlich etwas ganz anderes, um das einmal
deutlich zu machen
(Beifall bei der CDU/CSU – Dr . Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deshalb lässt Herr Dobrindt auch Kupferkabel statt Glasfaser verlegen!)
– Lieber Herr Hofreiter, das ist wahrscheinlich auch der
einzige Punkt, an dem ich Sie jetzt attackiere . Ich könn-
te auch sagen: Sie sind nicht einmal bereit, Ihren einzi-
gen Ministerpräsidenten zu verteidigen . Das ist mir eine
schöne Truppe hier, die das nicht tut .
(Beifall bei der CDU/CSU)
Das kann ich auch nur sagen . Aber damit will es bleiben
lassen .
Dafür bietet dieser Haushalt auch eine ganze Menge .
Da geht es nicht nur – Sie haben es zu Recht angespro-
chen – um die Infrastruktur für ein schnelles Internet, also
die Leitungen . Im ländlichen Raum sind wir auch darauf
angewiesen, Güter, die dort produziert werden, schnell
woandershin zu transportieren . Der ländliche Raum lebt
natürlich vom schnellen Internet . Er lebt aber auch da-
von, dass in diesen Regionen nach wie vor Produktion
stattfindet. Und von dort, wo Produktion stattfindet, müs-
sen die Güter, wenn sie nicht am Verwendungsort aus
dem 3D-Drucker fallen, irgendwohin gefahren werden .
Deswegen ist eine gute Straßen- und Eisenbahnverbin-
dung etwas Zentrales .
Dafür schafft dieser Haushalt die geeigneten Voraus-
setzungen . Ich bin jetzt über 20 Jahre Mitglied des Deut-
schen Bundestages und kann mich nicht erinnern, dass
jemals so viel Geld für Verkehrsinfrastruktur zur Verfü-
gung gestellt worden wäre wie in dieser Legislaturperi-
ode, liebe Kollegen . Das ist eine gute Botschaft für das
Land .
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Die Demografie ist also eine der ganz großen Heraus-
forderungen . Hier sind jetzt schnell Antworten fällig . Zur
Demografie gehört auch: Ein älter werdendes Land birgt
immer die Gefahr, dass Innovationen nicht mehr so ernst
genommen werden . Aber auch ein älter werdendes Land
kann dann ein modernes Land sein und bleiben, wenn es
sich die Freude am Neuen erhält, am Entdecken, liebe
Kolleginnen und Kollegen . Damit dieses auch in Zukunft
möglich ist und vor allem in einer immer schneller wer-
denden Zeit möglich ist, müssen wir uns einmal ernsthaft
darüber unterhalten – „ernsthaft“ sage ich und nicht im
schnellen Vorbeireden –: Welche Veränderungen müs-
sen wir vornehmen, dass das Entdecken und dass die
Freude am Neuen möglich werden? Ich erkenne manche
bürokratische Hürde, die es den Leuten erschwert, das
Neue zu entdecken und Freude am Neuen zu haben, liebe
Kolleginnen und Kollegen . Darüber müssen wir einmal
reden .
(Beifall bei der CDU/CSU)
Dann geht es natürlich auch darum, Start-up-Unter-
nehmen zu unterstützen . Es geht nicht nur darum, dass
Geld zur Verfügung gestellt wird, sondern auch darum,
dass Möglichkeiten geschaffen werden, ohne dass Bü-
rokratie alles gleich mit Mehltau belegt und die jungen
Leute die Freude daran verlieren .
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn wir sagen:
„Die Demografie ist eine der großen Herausforderun-
gen“, dann müssen wir klar und deutlich sagen, dass
wir in unserer politischen Arbeit einen Schwerpunkt auf
die junge Generation legen müssen . Ich weiß natürlich,
dass wir das, was an Ansprüchen erworben wurde, auch
schützen und sichern werden . Aber wenn wir in diesen
Tagen über die Zukunft unserer Sozialversicherungssys-
teme und über die Rente diskutieren, dann ist der Hin-
weis von Thomas Oppermann richtig, dass wir sowohl
auf das Rentenniveau achten müssen als auch auf die Be-
lastbarkeit der jungen Generation. Ich finde sogar, dass
wir noch deutlicher machen müssen: Eine alternde Ge-
sellschaft braucht fitte junge Menschen, und zwar nicht
nur körperlich fitte, sondern mental fitte junge Menschen,
Menschen, die den Eindruck haben, dass man sie unter-
stützt und nicht belastet, wenn sie in diesem Land bereit
sind, Verantwortung zu übernehmen . Das gehört bei der
Rentendiskussion in den Vordergrund . Darauf werden
wir auch achten .
(Beifall bei der CDU/CSU)
So richtig es ist, was wir gemacht haben, dass wir
für die Pflege einiges getan haben – nicht nur einiges,
sondern eine ganze Menge –, so richtig war es auch –
darüber ist schon gar nicht mehr gesprochen worden –,
dass wir auch für Kinder und junge Familien mit unse-
ren Betreuungsmöglichkeiten, die wir geschaffen haben,
eine Menge getan haben . Das Traurige an der ganzen Ge-
schichte ist nur, dass sowohl bei der Ganztagesbetreuung
wie auch in der Schule die Länder in vielen Bereichen
nicht in der Lage waren, das anzustoßen, sondern immer
nur der Bund eingreifen muss, obwohl er dafür eigent-
lich gar nicht zuständig ist . Ich muss sagen: Ich bin lei-
denschaftlicher Verfechter des Föderalismus . Aber dann
muss der Föderalismus auch seine Aufgaben erfüllen,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
(Beifall bei der CDU/CSU)
und darf nicht immer nur im Deutschen Bundestag nach
Geld rufen .
Wir haben jetzt noch einmal ein Programm für finanziell
notleidende Kommunen aufgelegt, mit dem auch in der
Schulpolitik einiges getan wird . Das machen wir . Aber
ich habe grundsätzlich Verständnis für den baden-würt-
Volker Kauder
Metadaten/Kopzeile:
Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016 20181
(A) (C)
(B) (D)
tembergischen Ministerpräsidenten, der sagt: Wir müs-
sen aufpassen, dass die Kompetenzen, die zwischen
Bund und Ländern föderal getrennt worden sind, auch in
Zukunft so erhalten bleiben . – Hier kommt der entschei-
dende Punkt, Kollege Oppermann: Wir haben keinen
Umverteilungsföderalismus, sondern wir haben einen
Wettbewerbsföderalismus, und bei dem muss auch deut-
lich werden, wer seine Aufgaben besser macht und wer
sie weniger gut macht . Ich erkenne relativ wenig Freude
an einer solchen Diskussion .
(Beifall bei der CDU/CSU)
Wenn wir sagen: „Wir müssen gerade für die junge
Generation mehr tun“, dann betrifft das natürlich die Bil-
dung . Da ist natürlich klar, dass wir entsprechende Bil-
dungseinrichtungen haben müssen . Das können wir vom
Bund unterstützen . Aber ich sehe mit großer Sorge, wie
in einigen Bundesländern die Qualität in der Schulaus-
bildung dramatisch zurückgeht . Da kann ich nur sagen:
Die Bildungspolitik darf von ihren Ergebnissen her nicht
Teil einer Sozialpolitik sein . Wenn wir nicht bereit sind,
den Leistungsgedanken in der Bildung zu fördern, wer-
den wir unser blaues Wunder erleben, liebe Kolleginnen
und Kollegen .
(Beifall bei der CDU/CSU)
Ich kann mich darüber nur wundern: Wenn hier in
Berlin die Frage gestellt wird: „Frau Schulsenatorin, sa-
gen Sie uns doch mal, wie es denn möglich war, dass die
Ergebnisse beim Abitur wieder wesentlich besser waren
als im letzten Jahr“, dann sagt die Dame mit einem Lä-
cheln auf den Lippen, das sei ganz einfach, man habe die
Anforderungen nach unten genommen . – Da kann ich nur
sagen: So werden wir den immer schwerer werdenden
Wettbewerb in unserer Welt nicht gewinnen . Wenn wir
die Besten sein wollen, mit den besten Löhnen, mit den
besten Ergebnissen, dann brauchen wir in unserem Land
auch die beste Ausbildung, liebe Kolleginnen und Kol-
legen, und die sehe ich in manchem Bundesland nicht
mehr .
(Beifall bei der CDU/CSU)
Wenn wir unsere jungen Menschen qualifiziert ausbil-
den, dann brauchen sie auch, damit sie in unserem Land
bleiben und zu unserem Wohlstand beitragen, qualifizier-
te Arbeitsplätze . Es ist schon bemerkenswert, wie da in
den einzelnen Reden über das Soziale gesprochen wurde,
aber so wenig darüber, dass zunächst einmal in der Wirt-
schaft das erwirtschaftet werden muss, was wir nachher
im sozialen Bereich einsetzen können .
(Beifall bei der CDU/CSU)
Da würde ich mir schon ein bisschen mehr Verständnis
auch für die Fragen und die Sorgen in der Wirtschaft
wünschen . Es ist nicht nur richtig, dass wir auf das hören,
was die Menschen bewegt, sondern es ist auch richtig,
dass wir auf die hören, die in der Wirtschaft Arbeitsplätze
zur Verfügung stellen .
Wir haben in dieser Legislaturperiode ein Gesetz für
weniger Bürokratie gemacht, mit dem schönen deutschen
Grundsatz „One in, one out“: Wenn durch eine Maßnah-
me mehr Bürokratie beschlossen wird, muss sie woan-
ders zurückgenommen werden . – Wir haben jetzt noch
ein paar Gesetzgebungsvorhaben vor uns, die für die
Wirtschaft nicht ganz einfach sind . Da erwarte ich dann
aber auch – darauf werden wir großen Wert legen –, dass
jede zusätzliche bürokratische Belastung woanders zu-
rückgenommen wird . Wir sind nicht glaubwürdig, wenn
wir ein solches Gesetz machen und dann sagen: Das biss-
chen Bürokratie nehmen wir auch noch mit . – Nein, da
muss nun konsequent gehandelt werden . Ich bitte auch
die Bundesregierung, uns dabei zu helfen und es nicht
einfach zu verniedlichen .
(Beifall bei der CDU/CSU)
Die Bundeskanzlerin hat darauf hingewiesen, Kollege
Hofreiter auch – mit unterschiedlichem Akzent, was be-
merkenswert ist, aber nicht verwundert –, dass es natür-
lich große Herausforderungen in unserer Wirtschaft gibt .
Da spielt die Automobilindustrie eine große Rolle . Auch
da dürfen wir die Dinge nicht verniedlichen . Es ist völ-
lig unstreitig, dass die notwendige Entwicklung hin zum
Elektroauto dazu führen wird, dass die Wertschöpfung in
den großen Automobilwerken auf 40 Prozent dessen zu-
rückgehen wird, was wir bisher haben; das ist von Daim-
ler-Benz, von VW und auch von anderen so gekommen .
Das heißt, dass wir uns, lieber Kollege Oppermann,
jetzt in erster Linie nicht darüber Gedanken machen
müssen, von wo Fachkräfte hierherkommen könnten,
sondern darüber, wo diejenigen, die ihren Arbeitsplatz
in diesem Bereich in Zukunft nicht mehr haben werden,
Arbeitsplätze finden. Das wird das zentrale Thema sein.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg . Thomas Jurk [SPD])
Das erwarten die Menschen als Antwort – nicht, dass wir
pauschal auf Zuwanderung setzen .
Im Übrigen haben wir in Europa als einzige große
Wirtschaftsregion in der Welt ein unglaubliches Potenzi-
al . Es wird schon einiges getan . Aber ich würde mir wün-
schen, dass wir noch viel mehr Wert darauf legen, dass
junge Menschen aus dem gesamten europäischen Raum,
wo sie keine Arbeit haben, zu uns kommen und hier Ar-
beit finden können. Ich muss nicht nach Asien oder sonst
wohin schauen, um Arbeitskräfte für unsere Wirtschaft
zu erhalten .
(Beifall bei der CDU/CSU)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich wünsche mir,
dass sich vor allem die großen Aktiengesellschaften ein
bisschen sensibler in der Öffentlichkeit bewegen; denn
sie sind es, die erheblich zur Irritation in unserer Gesell-
schaft beitragen, und es sind nicht die Familienbetriebe .
Das, was wir in diesen Tagen bei VW erlebt haben –
23 000 Stellen streichen und den Bonus für Leute zu er-
höhen, die sich wirklich nicht verdient gemacht haben,
und das mit Zustimmung des Aufsichtsrates, in dem die
Landesregierung von Niedersachsen sitzt –, ist kein gutes
Beispiel für Kultur in unserem Land, liebe Kolleginnen
und Kollegen .
(Beifall bei der CDU/CSU)
Oder wenn ich an die Diskussion über die Deutsche
Bank denke . Heute Morgen war zu lesen, was Wolfgang
Volker Kauder
Metadaten/Kopzeile:
Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 201620182
(A) (C)
(B) (D)
Schäuble dazu in einem Satz gesagt hat . Wenn dort Leu-
te sagen, sie können den Bonus nicht zurückbezahlen –
obwohl sie wirklich nicht erfolgreich waren –, weil das
schlecht für andere wäre, dann kann ich nur den Satz von
Wolfgang Schäuble wiederholen: Das hat etwas mit Fast-
nacht und Karneval, aber nicht mit ernsthafter Wirtschaft
in unserem Land zu tun, liebe Kolleginnen und Kollegen .
(Beifall bei der CDU/CSU)
Lassen Sie mich zum Schluss noch einen Hinweis ge-
ben . Wir wollen nicht nur auf andere schauen, sondern
auch auf uns . Auch wir, der Deutsche Bundestag, hat
noch eine Aufgabe vor sich, die Norbert Lammert völlig
zu Recht angemahnt hat . Es geht darum, ein Wahlrecht
vielleicht doch noch hinzubekommen, das den 19 . und
20 . Deutschen Bundestag arbeitsfähig hält . Wir müssen
diese Frage klären, und zwar nicht nur, weil Populisten
dann fragen: Warum sitzen hier 750 Abgeordnete? – Das
Problem ist doch vielmehr, dass in Ausschüssen in der
Größenordnung von 50 oder noch mehr Kolleginnen und
Kollegen eine sinnvolle politische und parlamentarische
Arbeit nicht mehr möglich ist . Deswegen unterstütze ich,
dass wir zu einem Ergebnis kommen müssen . Wir sind
uns alle einig, dass da etwas geschehen soll . Und wenn
wir uns alle einig sind, dann sollten wir doch auch etwas
hinbekommen . Es ist immer schlecht, wenn man selber
ein Problem hat und es nicht lösen kann, aber mit dem
Finger auf andere zeigt, liebe Kolleginnen und Kollegen .
(Beifall bei der CDU/CSU)
Deswegen ermuntere ich alle, hier mitzumachen .
Herzlichen Dank .
(Beifall bei der CDU/CSU)
Rede von Petra Pau
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)
Der Kollege Thomas Jurk hat für die SPD-Fraktion
das Wort .
(Beifall bei der SPD sowie des Abg . Andreas Mattfeldt [CDU/CSU])
-
insert_commentNächste Rede als Kontext
Rede von Thomas Jurk
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten
Damen und Herren! Vor drei Jahren wurde der Koaliti-
onsvertrag unterzeichnet . Ein zentrales Versprechen die-
ser Vereinbarung war, die Neuverschuldung dauerhaft zu
stoppen, die Schuldenstandsquote zu senken und dabei
die Investitionskraft von Bund, Ländern und Kommu-
nen sicherzustellen . Mit Blick auf den letzten regulären
Haushalt dieser Wahlperiode stelle ich fest: Wir haben
Wort gehalten .
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)
Der Bund macht in dieser Wahlperiode nicht einen
einzigen Euro neue Schulden . Die Schuldenstandsquo-
te sinkt in dieser Wahlperiode um mehr als 10 Prozent
und wird voraussichtlich 2020 die im Maastricht-Vertrag
vereinbarte Grenze von 60 Prozent des Bruttoinlandspro-
duktes unterschreiten .
Und – was für mich am wichtigsten ist –: Wir stellen
die Investitionskraft von Bund, Ländern und Kommunen
nicht nur sicher, wie es im Koalitionsvertrag heißt, son-
dern stärken sie in nie dagewesener Weise .
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)
So haben wir die Ausgaben für Investitionen in den par-
lamentarischen Beratungen zum Bundeshaushalt 2017
um 2,8 Milliarden Euro auf mehr als 36 Milliarden Euro
erhöht . Im Vergleich zum Jahre 2013 haben wir damit
ohne Berücksichtigung der Einzahlungen in den ESM
die Investitionen des Bundes von 24,8 Milliarden Euro
auf 36 Milliarden Euro, das heißt um rund 45 Prozent,
gesteigert .
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)
Die Investitionsquote im Bundeshaushalt erhöht sich
dadurch von 8,1 Prozent 2013 auf 11 Prozent im kom-
menden Jahr. Ich finde, das kann sich mehr als nur sehen
lassen .
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Die Entlastungen des Bundes für die Länder und Ge-
meinden sind inzwischen kaum noch zu überblicken,
wie uns kürzlich auch der Bundesrechnungshof wieder
bestätigt hat . Einige Highlights möchte ich dennoch er-
wähnen .
Der Bund erstattet den Kommunen die Kosten der
Grundsicherung im Alter seit 2014 vollständig . Im
Jahr 2017 werden dies voraussichtlich rund 7 Milliarden
Euro sein. Von dieser Entlastung profitieren insbesonde-
re finanzschwache Kommunen, was uns Sozialdemokra-
tinnen und Sozialdemokraten besonders wichtig ist . Der
Bund investiert seit Jahren auch massiv in den Kitaaus-
bau und beteiligt sich an den Betriebskosten mit inzwi-
schen rund 1 Milliarde Euro jährlich . 2017 legen wir
beim Kitaausbau noch einmal mehr als 200 Millionen
Euro drauf . Außerdem werden die Mittel für das Bun-
desprogramm „Sprach-Kitas“ auf 278 Millionen Euro
erhöht, das heißt mehr als verdoppelt .
(Beifall bei der SPD – Ulli Nissen [SPD]: Bravo!)
Der Bund beteiligt sich auch immer stärker an den
Kosten der Unterkunft bei der Grundsicherung für Ar-
beitsuchende und lässt den Gemeinden einen immer
höheren Anteil an der Umsatzsteuer zukommen . Allein
durch den erst gestern im Haushaltsausschuss abschlie-
ßend beratenen Gesetzentwurf zur weiteren Entlastung
von Ländern und Kommunen werden diese bis zum Jah-
re 2019 um weitere 20 Milliarden Euro entlastet . Das ist
doch eine gute Botschaft für unsere Kommunen .
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Nicht zuletzt haben wir im Jahre 2015 einen Kom-
munalinvestitionsförderungsfonds eingerichtet und mit
Mitteln in Höhe von 3,5 Milliarden Euro ausgestattet .
Wir wollen diesen Fonds mit einem Nachtragshaushalt
Volker Kauder
Metadaten/Kopzeile:
Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016 20183
(A) (C)
(B) (D)
demnächst auf 7 Milliarden Euro aufstocken . Mit den
Fondsmitteln werden Investitionen finanzschwacher
Kommunen mit einem Fördersatz von bis zu 90 Prozent
bezuschusst. Der Kofinanzierungsanteil der Kommunen
von mindestens 10 Prozent kann auch von den Ländern
übernommen werden .
(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: So ist es!)
Damit gezielt die finanzschwachen Kommunen profitie-
ren, muss dies aber auch ermöglicht werden . Ich forde-
re daher die Länder auf, ihrer Verantwortung gerecht zu
werden .
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU]: Sehr gut! – Andreas Mattfeldt [CDU/ CSU]: Klare Worte!)
Obwohl wir in dieser Woche den letzten regulären
Bundeshaushalt dieser Wahlperiode beschließen werden,
sind wir Haushälter in den kommenden Monaten ja nicht
ganz beschäftigungslos;
(Christine Lambrecht [SPD]: Stimmt!)
denn wir müssen noch die Neuordnung der Bund-Län-
der-Finanzbeziehungen unter Dach und Fach bringen .
Ich erwähne das, weil diese Reform die Länder um wei-
tere rund 10 Milliarden Euro reicher und den Bund ent-
sprechend ärmer macht .
(Johannes Kahrs [SPD]: Jetzt können wir ja nicht klatschen!)
– Ja, Johannes, da hast du völlig recht . Denn in der Sum-
me ist das alles nicht unproblematisch, werden damit
doch die Gestaltungsmöglichkeiten des Bundes zuneh-
mend eingeschränkt . – Ich will auch nicht verhehlen,
dass ich die einmütige Entscheidung der Ministerprä-
sidenten, auf die dritte Stufe des Finanzausgleichs, den
eigentlichen Länderfinanzausgleich, zu verzichten, sehr
kritisch sehe .
(Beifall bei der SPD)
Trotzdem ist unser Kurs richtig . Denn wir müssen
ganz zweifellos mehr für den Zusammenhalt unserer Ge-
sellschaft tun . Gerade hierbei sind nicht nur der Bund,
sondern auch die Länder in der Pflicht, die insbesondere
ihre Verantwortung für eine den Aufgaben angemesse-
ne finanzielle Ausstattung der Kommunen wahrnehmen
müssen .
(Beifall der Abg . Andreas Mattfeldt [CDU/ CSU] und Bartholomäus Kalb [CDU/CSU])
Gerade in den strukturschwachen Regionen unseres
Landes fühlen sich viele Menschen abgehängt . Sie mer-
ken, dass sich der Staat in den letzten Jahren zurückge-
zogen hat, sei es bei der Gesundheitsversorgung, dem
öffentlichen Nahverkehr oder der inneren Sicherheit .
Ebenso ist vom Ausbau der digitalen Infrastruktur in
vielen Regionen noch nichts zu sehen . Das sind einige
jener Gründe für Verunsicherung und Enttäuschung im
Land, die sicherlich auch wir Abgeordneten alle spüren .
Deshalb brauchen wir einen starken und handlungsfä-
higen Staat, und zwar auf allen staatlichen Ebenen . Wir
wollen nicht, dass Bürgerwehren für die öffentliche Ord-
nung und Sicherheit sorgen müssen . Deshalb stärken wir
mit diesem Haushalt die deutschen Sicherheitsbehörden
massiv; meine Vorredner sind darauf eingegangen . Der
Etat des Bundesinnenministers wächst um rund 1 Milli-
arde Euro – ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der
inneren Sicherheit bei uns im Land . Damit nehmen wir
auch die Sorgen der Menschen in Deutschland auf .
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Wir tun auch etwas für den öffentlichen Personennah-
verkehr, indem wir den Ländern zusätzlich noch einmal
mehr als 200 Millionen Euro Regionalisierungsmittel zu-
schieben . Damit soll das Leistungsangebot im Schienen-
personennahverkehr gesichert und auch weiter ausgebaut
werden . Außerdem erhöhen wir das Eigenkapital der
Deutschen Bahn um 1 Milliarde Euro und verzichten in
den kommenden vier Jahren auf Dividenden in Höhe von
insgesamt 1,4 Milliarden Euro . Damit wird die Finanzie-
rung der Wachstums- und Qualitätsoffensive der Bahn si-
chergestellt, welche die Bahnanbindung vieler Regionen
in Deutschland verbessern soll . Wir werden sehr darauf
achten, dass das auch tatsächlich geschieht .
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Wir verstärken erneut die Mittel für den sozialen
Wohnungsbau . Denn intakte Stadtquartiere sind gelebter
Zusammenhalt . Wir tun auch mehr für die digitale Infra-
struktur, insbesondere für den Breitbandausbau im länd-
lichen Raum, indem wir die Mittel dafür jetzt erneut um
mehr als 1,3 Milliarden Euro erhöhen . Das sind dann seit
2014 insgesamt 4 Milliarden Euro für Breitbandausbau .
Wenn ich davon sprach, dass sich viele Menschen ab-
gehängt fühlen, so trifft das teilweise auch auf die Stra-
ßeninfrastruktur zu . Die Straßen auf dem Lande nicht
mehr zu asphaltieren, sondern nur noch zu schottern, wie
kürzlich in einer Studie für Sachsen vorgeschlagen, ver-
stärkt allerdings die Spaltung in unserem Land .
(Johannes Kahrs [SPD]: Geht gar nicht!)
Deshalb bin ich froh, dass wir auf Bundesebene in die-
ser Wahlperiode deutlich mehr Geld für den Straßenbau
einsetzen . Deshalb ist es so wichtig, die Länder und Ge-
meinden finanziell so auszustatten, dass sie auch in die
Straßenerhaltung investieren können .
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Wir müssen uns auch noch stärker darüber Gedan-
ken machen, wie wir die Infrastruktur unter anderem
bei Schiene und Straße in strukturschwachen Räumen
erhalten und ausbauen können – Herr Kauder ist darauf
ja eingegangen –; denn ohne eine adäquate Verkehrsan-
bindung wird ein entsprechender Strukturwandel wohl
kaum gelingen . Das heißt, die Bedarfsplanung muss
schwerpunktgerecht angepasst werden .
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir hatten
im Koalitionsvertrag die Umsetzung prioritärer Maßnah-
men in Höhe von rund 23 Milliarden Euro vereinbart .
Dieses Ziel haben wir nicht nur erreicht, sondern wir
sind weit darüber hinausgegangen . Wir haben mehr in
Bildung, Forschung und Infrastruktur investiert . So stär-
ken wir den Zusammenhalt bei uns im Land . Die Men-
Thomas Jurk
Metadaten/Kopzeile:
Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 201620184
(A) (C)
(B) (D)
schen müssen im Alltag erfahren, dass wir niemanden
vergessen . Dabei bleibt auch weiterhin viel zu tun – bei
Investitionen in Bildung und sozial abgehängte Stadttei-
le sowie strukturschwache Regionen ebenso wie bei der
wirtschaftlichen Modernisierung unseres Landes . Daran
wollen und werden wir weiter arbeiten .
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU]: Sehr gute Rede!)