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ID1820104300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/201 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 201. Sitzung Berlin, Dienstag, den 22. November 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksachen 18/9200, 18/9202 . . . . . . . . . 20051 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksachen 18/9201, 18/9202, 18/9827 . . . 20051 B I .1 Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidi- alamt Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . 20051 B I .2 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag Drucksachen 18/9802, 18/9824 . . . . . . 20051 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20051 C I .3 Einzelplan 03 Bundesrat Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . 20052 B I .4 a) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen Drucksachen 18/9808, 18/9824 . . . . . . 20052 B b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . 20052 B Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 20052 C Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20053 D Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20055 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20057 C Dr . Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20059 B Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . . 20061 A Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 20062 C Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20064 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20065 B Dr . Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 20067 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 20068 C Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 20069 D Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20071 A Carsten Körber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20071 C I .5 a) Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz Drucksachen 18/9807, 18/9824 . . . . . . 20072 C b) Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . 20072 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 20072 C Dr . Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 20073 C Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20075 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 201 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 22 . November 2016II Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20076 A Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 20077 D Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 20079 C Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20080 D Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20082 B Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 20083 C Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20084 B Dr . Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20085 A Christian Flisek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 20086 C Dr . Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20087 D Christina Jantz-Herrmann (SPD) . . . . . . . . . . 20088 A Helmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20088 D Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20090 B Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20091 C I .6 a) Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Drucksachen 18/9806, 18/9824 . . . . . . 20092 D b) Einzelplan 21 Bundesbeauftragte für den Daten- schutz und Informationsfreiheit Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . 20092 D Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 20093 A Dr . Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 20094 B Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20095 D Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20097 B Dr . Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20099 B Dr . André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20102 A Sebastian Hartmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 20103 C Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20105 A Dr . Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20106 B Uli Grötsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20107 C Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 20108 C Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 20110 C Dr . André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 20111 D I .7 Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Drucksachen 18/9814, 18/9824 . . . . . . 20113 B Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 20113 B Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20114 D Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20116 C Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20118 A Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 20120 A Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20122 A Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20123 C Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20125 A Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20126 D Dr . Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20128 A Dr . Katja Leikert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20130 A Thomas Stritzl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20131 C I .8 Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Na- turschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksachen 18/9815, 18/9824 . . . . . . 20133 C Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20133 C Steffen-Claudio Lemme (SPD) . . . . . . . . . . . . 20135 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20135 D Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20137 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . 20138 A Dr . Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20140 A Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20142 B Dr . Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20142 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 20143 C Josef Rief (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20144 C Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20145 D Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20146 B Carsten Träger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20148 A Hubertus Zdebel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20149 A Christian Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20149 D Michael Groß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20151 D Volkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU) . . . . 20153 A Dr . Klaus-Peter Schulze (CDU/CSU) . . . . . . . 20154 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20156 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 20157 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 201 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 22 . November 2016 20051 201. Sitzung Berlin, Dienstag, den 22. November 2016 Beginn: 10 .01 Uhr
  • folderAnlagen
    Dr. Klaus-Peter Schulze (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 201 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 22 . November 2016 20157 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22 .11 .2016 Binder, Karin DIE LINKE 22 .11 .2016 Connemann, Gitta CDU/CSU 22 .11 .2016 De Ridder, Dr . Daniela SPD 22 .11 .2016 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22 .11 .2016 Heller, Uda CDU/CSU 22 .11 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 22 .11 .2016 Höger, Inge DIE LINKE 22 .11 .2016 Kofler, Dr. Bärbel SPD 22 .11 .2016 Kühn (Dresden), Stephan BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22 .11 .2016 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 22 .11 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Möhring, Cornelia DIE LINKE 22 .11 .2016 Schimke, Jana CDU/CSU 22 .11 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 22 .11 .2016 Schnieder, Patrick CDU/CSU 22 .11 .2016 Strebl, Matthäus CDU/CSU 22 .11 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 22 .11 .2016 Timmermann-Fechter, Astrid CDU/CSU 22 .11 .2016 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22 .11 .2016 Troost, Dr . Axel DIE LINKE 22 .11 .2016 Wawzyniak, Halina DIE LINKE 22 .11 .2016 Zeulner, Emmi * CDU/CSU 22 .11 .2016 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 201. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 01 Bundespräsident EPL 02 Bundestag EPL 03 Bundesrat EPL 08 Finanzen EPL 20 Bundesrechnungshof EPL 07 Justiz und Verbraucherschutz EPL 19 Bundesverfassungsgericht EPL 06 Innen EPL 21 Datenschutz und Informationsfreiheit EPL 15 Gesundheit EPL 16 Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Harald Petzold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

    und Kollegen! Liebe Besucherinnen und Besucher! Am
    6 . Mai 1933 plünderten die Nazis die Bestände des Se-
    xualwissenschaftlichen Instituts von Magnus Hirschfeld
    hier in Berlin, wenige Meter von uns entfernt, in der Vil-
    la Joachim im Tiergarten, ehemalige Beethovenstraße 3,
    dort, wo heute das Haus der Kulturen der Welt steht . Sie
    verbrannten seine Bücher und vernichteten sein For-
    schungsinstitut .

    Am 1 . September 1935 verschärften sie dann den
    berüchtigten § 175 des Reichsstrafgesetzbuches, der
    sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen
    Geschlechts unter Strafe stellte . Diesen Paragrafen gab
    es seit dem 1 . Januar 1872, und er galt bis zum 11 . Juni
    1994 . Die Nazis verschärften diesen Paragrafen, indem
    sie die Höchststrafe von sechs Monaten auf fünf Jahre
    Gefängnis anhoben . Darüber hinaus weiteten sie den Tat-
    bestand der sogenannten beischlafähnlichen Handlungen
    auf sämtliche „unzüchtige“ Handlungen aus . Es reichte
    dann schon ein flirtender Blick aus, um verhaftet und ver-
    urteilt werden zu können . Sie führten darüber hinaus ei-
    nen neuen § 175a ein, der für erschwerte Fälle zwischen
    einem Jahr und zehn Jahren Zuchthaus bestimmte .

    Dieser § 175 des Strafgesetzbuchs wurde am 11 . Juni
    1994 gestrichen . Er galt in der alten Bundesrepublik in
    der Nazifassung fort und hat zwischen 1945 und 1969
    noch über 50 000 schwule Männer ins Gefängnis ge-
    bracht . Leider galt er in der Fassung der Weimarer Repu-
    blik auch in der DDR fort . Es gab auch dort den § 175a
    für erschwerte Fälle, allerdings ab 1957 faktisch ausge-
    setzt .

    Ich bin froh, dass die Große Koalition sich dazu ent-
    schlossen hat, mit den Nachwirkungen dieses Unrechts
    Schluss zu machen und die nach § 175 Verurteilten, also
    diejenigen, die nach 1945 verurteilt worden sind, endlich
    zu rehabilitieren und zu entschädigen . Auch wenn noch
    kein konkreter Gesetzentwurf hier im Bundestag vorliegt
    oder beschlossen worden ist, haben die Mitglieder des
    Haushaltsausschusses für das Jahr 2017 Mittel für eine
    individuelle Entschädigung der Verurteilten in Höhe von
    4,5 Millionen Euro in den Haushalt eingestellt . Das ist
    gut so, und das verdient Dank .


    (Beifall im ganzen Hause)


    Ich halte es trotzdem darüber hinaus für richtig und
    wichtig – und ich werbe dafür –, unbedingt auch einen
    Härtefallfonds für all diejenigen einzurichten, die zwar
    nicht verurteilt worden sind, aber aufgrund von Ermitt-

    Bundesminister Heiko Maas






    (A) (C)



    (B) (D)


    lungen nach § 175, als deren Ergebnis im Regelfall die
    Homosexualität dieser Personen offenkundig geworden
    ist, ihre bürgerliche Existenz, ihre Wohnung, ihren Ar-
    beitsplatz verloren haben und die ebenfalls in ihrer Men-
    schenwürde erheblich verletzt worden sind .

    Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, am
    6 . Juli 1994, also wenige Wochen nach der Streichung
    des Unrechtsparagrafen 175 aus dem Strafgesetzbuch,
    wurde zur Erinnerung an das Institut Magnus Hirschfelds
    eine Gedenktafel im Tiergarten aufgestellt . Es brauchte
    dann noch einmal 17 Jahre, bis zum Jahr 2011, bis die
    Bundesstiftung Magnus Hirschfeld durch die Bundesre-
    gierung eingerichtet wurde, namentlich durch das Bun-
    desministerium der Justiz, dessen Einzelhaushalt wir in
    dieser Woche abschließend beraten . Es ist, wie bei keiner
    anderen Stiftung, Aufgabe dieser Stiftung, die Geschich-
    te der Diskriminierung und Verfolgung von Homosexu-
    ellen in Deutschland und in Europa zu erforschen und
    zu dokumentieren . Wie keine andere wirkt sie mit ihren
    Maßnahmen und Projekten darauf hin, dass diese Dis-
    kriminierung abgebaut wird, dass Menschen über un-
    terschiedliche sexuelle und geschlechtliche Identitäten
    aufgeklärt werden und dass Verfolgung nie wieder statt-
    findet.

    Ich möchte in dem Zusammenhang auf die erfolgrei-
    chen Hirschfeld-Tage hinweisen, die im Moment in den
    Bundesländern Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt
    stattfinden, mit denen die Bundesstiftung gemeinsam mit
    zahlreichen Nichtregierungsorganisationen nachweist,
    wie ernst sie diesen Auftrag nimmt . Sehr dankbar bin
    ich sowohl dem Linken-Ministerpräsidenten Thürin-
    gens, Bodo Ramelow, als auch dem Bundesjustizminis-
    ter Heiko Maas von der SPD als auch der sächsischen
    Ministerin Petra Köpping von der SPD als auch der
    sachsen-anhaltinischen CDU-Ministerin Anne-Marie
    Keding, dass sie gemeinsam die Schirmherrschaft über
    die Hirschfeld-Tage übernommen haben . Damit zeigen
    sie, was möglich ist, wenn ein Anliegen, das man für
    wichtig und richtig erachtet, über Parteigrenzen hinweg
    gemeinsam umgesetzt wird, nämlich: Respekt vor unter-
    schiedlichen sexuellen Orientierungen und Identitäten,
    Aufklärung über geschlechtliche und sexuelle Vielfalt
    sowie Abbau von Diskriminierung und Ausgrenzung .


    (Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Es zeigt auch, was möglich ist, wenn politische Ak-
    teure bereit sind, über ihren Schatten zu springen . Das
    war 2011 genauso, als die Bundesstiftung eingerichtet
    und ein Kompromiss eingegangen worden ist, der diese
    Bundesstiftung sowohl in der Sache als auch in der Fi-
    nanzierung ermöglicht hat .

    Wenn ich mir heute ansehe, wie dramatisch die Fi-
    nanzsituation der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld ist,
    muss ich sagen: Möglicherweise braucht es noch einmal
    den Mut, über den eigenen Schatten zu springen, um si-
    cherzustellen, dass die Bundesstiftung auch weiterhin
    erfolgreich arbeiten kann . Da nützt uns Ihre Ankündi-
    gung nichts, Herr Bundesminister, sondern wir müssen
    es tatsächlich schaffen, eine institutionelle Förderung
    der Bundesstiftung, die ihre Arbeit künftig weiter mög-

    lich macht, hinzubekommen . Dafür wirbt meine Frakti-
    on nach wie vor . Deswegen fordern wir im fünften Jahr
    des Bestehens der Bundesstiftung – ausgerechnet in dem
    Jahr, in dem wir diejenigen rehabilitieren und entschädi-
    gen wollen, die nach § 175 zu Unrecht verurteilt worden
    sind –, dass es endlich eine solche institutionelle Förde-
    rung gibt .


    (Beifall bei der LINKEN – Dennis Rohde [SPD]: Beschlossen!)


    Zum Abschluss meiner Rede möchte ich auf eine For-
    derung meiner Fraktion hinweisen, die wir ebenfalls seit
    vielen Jahren erheben, nämlich einen Justizopferentschä-
    digungsfonds einzurichten . Menschen, die aus meiner
    Sicht einen berechtigten Anspruch auf Leistungen aus
    einem solchen Fonds hätten, verfolgen jede unserer De-
    batten sehr aufmerksam. Ich finde, sie haben – ebenso
    wie all diejenigen, die zu Unrecht nach § 175 verurteilt
    worden sind – einen Anspruch darauf, dass Politikerin-
    nen und Politiker über ihren Schatten springen und end-
    lich für Gerechtigkeit sorgen .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Harald Petzold . – Nächste Rednerin:

Elisabeth Winkelmeier-Becker für die CDU/CSU-Frak-
tion .


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Elisabeth Winkelmeier-Becker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! An den Anfang meiner heutigen Haushaltsrede
    darf ich einen herzlichen Dank an unseren Finanzminis-
    ter stellen . Die vierte schwarze Null in Folge zeigt vor
    allem, dass die finanz- und haushaltspolitische Ausrich-
    tung der Politik dieser Bundesregierung sehr erfolgreich
    und sehr gut ist . Dafür unser herzlicher Dank!


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Das ist nicht nur „nice to have“, sondern hat auch sub-
    stanzielle Bedeutung . Mir als Mutter von drei erwachse-
    nen Kindern ist ganz wichtig, dass dies ein Beitrag zur
    Generationengerechtigkeit ist . Wir wollen nicht heute da-
    rüber entscheiden, wofür die kommenden Generationen
    das Geld, das sie erwirtschaften, ausgeben, sondern das
    sollen sie selber entscheiden . Deshalb ist es wichtig, dass
    wir keine neuen Schulden machen .

    Mir ist auch wichtig, zu unterstreichen, dass diese
    schwarze Null dem Bund politischen Handlungsspiel-
    raum eröffnet, einen Handlungsspielraum, den man eben
    nicht hat, wenn man immer an der Grenze zur Verschul-
    dung arbeiten muss . Das war in den vergangenen Jahren,
    als wir in der Finanzmarktkrise und in der Euro-Krise
    waren, ganz wichtig . Da hat uns diese wirtschaftliche
    Stärke die Option gegeben, zu agieren und Verantwor-
    tung zu übernehmen . Mir wird immer ganz mulmig bei
    dem Gedanken, was passiert wäre, wenn diese Krisen

    Harald Petzold (Havelland)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Anfang dieses Jahrtausends, unter ganz anderen Vorzei-
    chen, über uns hereingebrochen wären .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich bin froh, dass die gute Haushaltslage dem Bund
    die Möglichkeit gibt, den Ländern unter die Arme zu
    greifen, zum Beispiel im Rahmen des künftig neu gere-
    gelten Bund-Länder-Finanzausgleichs . Wenn man weiß,
    dass ich aus Nordrhein-Westfalen komme, ist das, glaube
    ich, selbsterklärend .


    (Zuruf von der CDU/CSU: Wohl wahr!)


    Der Justiz- und Verbraucherschutzhaushalt ist der
    kleinste Haushalt; das steht natürlich in umgekehrt pro-
    portionalem Verhältnis zur seiner Bedeutung . Vielleicht
    wird die Bedeutung dieses Haushalts dadurch unterstri-
    chen, dass wir ihn heute schon sehr früh, nämlich direkt
    nach dem Einzelplan des Bundesfinanzministeriums, de-
    battieren .

    Wir haben unseren Haushalt gegenüber dem Regie-
    rungsentwurf immerhin noch um 103 Millionen Euro
    aufgestockt . Damit können wir auch ganz klar Akzente
    setzen . Den wesentlichen Aufwuchs gibt es im Bereich
    der Stärkung der Verbraucherrechte und des Verbrau-
    cherschutzes . Die Stiftung Warentest wird ganz massiv
    durch neues, frisches Geld – 90 Millionen Euro – ge-
    stärkt . Damit unterstreichen wir, wie wichtig uns ihre
    Arbeit für die Verbraucher ist, die hier ganz konkret in
    ihrer Verbraucherkompetenz unterstützt werden . Das ist
    gelebter Verbraucherschutz . Deshalb geben wir diese
    90 Millionen Euro gerne an die Stiftung Warentest .

    Von unserem Ansatz her sind wir gegen eine Bevor-
    mundung der Verbraucher .


    (Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Das sind wir aber auch!)


    Wir halten es auch für in Ordnung, wenn ein Verbraucher
    einmal sagt: Ich möchte nicht immer nur ganz vernünftig
    sein, nicht immer nur an die Gesundheit und dergleichen
    denken . – Deshalb wollen wir Verbraucher nicht über-
    bevormunden . Aber wir sehen, dass es Bereiche, Märkte
    gibt, in denen ein strukturelles Ungleichgewicht vor-
    handen ist und wo es wichtig ist, dass die Verbraucher
    gestärkt werden . Der Energiemarkt ist so ein Bereich .
    Deshalb ist es in Ordnung, dass wir auch an der Stelle in
    Bezug auf das Konzept der Marktwächter weitergehen
    und einen ersten Schritt tun, um auch auf diesem Markt
    einen Marktwächter zu etablieren .

    Ich komme zu einem weiteren Akzent in der Rechts-
    politik . Mir ist der Bundesschülerwettbewerb „Rechts-
    staat“ wichtig . Ich sage das nicht nur als rechtspolitische
    Sprecherin, sondern auch als Richterin außer Dienst ist es
    mir wichtig, noch einmal zu betonen, welche Bedeutung
    der Rechtsstaat hat . Er sorgt im Prinzip für die Stärkung
    des Schwachen, dem materielles Recht bzw . Verfahrens-
    recht an die Seite gestellt wird, damit er auch bei einem
    übermächtigen oder übermächtig scheinenden Gegner
    nicht rechtlos gestellt ist . Das geht bis hin zu Klagen ge-
    gen den Staat, die durch unseren Rechtsstaat ermöglicht
    werden . Das ist essenziell, wie es auch nicht unbedingt

    selbstverständlich ist . Es ist gut, dass sich die Schüler da-
    mit auseinandersetzen und das auch zu schätzen wissen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Meine Damen und Herren, wichtiges Leitmotiv für
    die Union in der Rechtspolitik – in der es ansonsten we-
    niger um das Ausgeben von Geld, sondern eher um das
    Schaffen von guten Regeln geht – ist der Opferschutz .
    Da sehen wir in einigen Punkten durchaus noch Verbes-
    serungsmöglichkeiten . Vom Kollegen Fechner wurden
    schon die Verbesserungen angesprochen, die wir im Be-
    reich des Schutzes vor Einbruchdiebstahl vornehmen
    wollen . Wir wollen den minderschweren Fall abschaffen .
    Auch wollen wir – aber nicht aus unserem Haushalt –
    Geld zur Verfügung stellen, um dabei zu helfen, einen
    besseren Einbruchschutz auch finanzieren zu können.

    Im Übrigen wollen wir die Polizei – personell und
    auch sachlich – besser ausstatten und dafür eine Kam-
    pagne durchführen . Nun hat der Kollege Dr . Lindner
    schon darauf hingewiesen, dass das Geld dafür gar nicht
    aus unserem Justizhaushalt, sondern aus dem Haushalt
    des Innenministeriums, also von Minister de Maizière,
    kommt . Ich kann hinzufügen, dass auch die Ideen von
    der Union kommen . Deshalb sind das gute Ideen, die wir
    gerne zusammen umsetzen können .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Es gibt viele Beispiele dafür, dass uns der Opferschutz
    wichtig ist . Aktuell reden wir über den Schutz vor Stal-
    king . Mittlerweile haben wir die entsprechende Sachver-
    ständigenanhörung durchgeführt . Ich glaube, da hat sich
    gezeigt, dass wir im Sinne des Opferschutzes noch einige
    Strafbarkeitslücken eliminieren müssen . Vor allen Din-
    gen müssen wir an der Generalklausel festhalten . Gerade
    da, wo es um neue Kommunikationsmittel geht, ist der
    Fantasie der Täter keine Grenze gesetzt, doch noch über-
    griffig zu werden, ohne dass der Wortlaut des Gesetzes
    erfüllt ist . Da müssen wir vorbeugen .

    Wenn wir über neue Kommunikationsmittel reden,
    sind wir aber auch ganz schnell bei einem anderen wich-
    tigen Thema unserer heutigen Diskussion, nämlich bei
    der Frage: Wie können wir gegen Hasskommentare,
    Drohungen, erfundene Lügengeschichten und Verleum-
    dungen in den sozialen Netzwerken effektiv vorgehen?
    Ich denke, wir müssen da – nachdem lange versucht
    worden ist, zu freiwilligen Lösungen zu kommen – jetzt
    auch gesetzliche Vorgaben machen . Menschen, die von
    so etwas betroffen sind, sollten ganz schnell den richti-
    gen Ansprechpartner bzw. einen einfachen Weg finden,
    um Verleumderisches bzw. Übergriffiges aus dem Netz
    zu löschen . Hier müssen wir auch die Plattformbetreiber
    in die Verantwortung nehmen . Es geht nicht an, dass sie
    ein Geschäftsmodell aus dem Ganzen machen, sich aber
    einen schlanken Fuß machen und keine Verantwortung
    übernehmen wollen .

    Für uns ist es allerdings auch noch einmal wichtig,
    klar zu sagen: Es geht dabei nicht um die Einschränkung
    von Meinungsfreiheit . Demokratie muss Diskussionen
    und Kritik aushalten – auch harsche Kritik . Wenn aber
    die Grenze überschritten wird, dann darf nichts anderes
    als auch in der analogen Welt gelten . Das Internet darf

    Elisabeth Winkelmeier-Becker






    (A) (C)



    (B) (D)


    kein rechtsfreier Raum sein . Hier müssen wir unbedingt
    eine gesetzliche Regelung angehen, die auch umfasst,
    dass die Beweissicherung durch die Betreiber mit unter-
    stützt werden muss .

    Ein weiteres wichtiges Anliegen betrifft den Schutz
    von jungen Frauen, die sich nicht selbst helfen können:
    Ich meine das Vorgehen gegen aufgezwungene Kin-
    derehen . Wenn man den Zahlen glauben darf, dann gibt
    es bei uns etwa 1 500 Betroffene, die als Zuwanderer zu
    uns gekommen sind . Aber auch hier in Deutschland gibt
    es teilweise Rituale religiöser und traditioneller Art, die
    solche Verbindungen mit einem Anspruch auf Verbind-
    lichkeit schließen .

    Uns ist es hier ganz wichtig, zu sagen, dass das mit
    unseren Werten und Vorstellungen nicht vereinbar ist .
    Deshalb sind wir entschlossen, hier sehr schnell zu einer
    gesetzlichen Regelung zu kommen, die diese Ehen auf-
    hebt . Wir fordern den Justizminister, der dazu ja schon
    Vorschläge entwickelt hat, auf, seine Vorschläge jetzt
    sehr schnell ins parlamentarische Verfahren einzubrin-
    gen, damit wir rasch zu einer Rechtsgrundlage kommen,
    um den jungen Mädchen zu helfen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich sehe, dass meine Redezeit begrenzt ist . – Deshalb
    darf ich nur noch einmal kurz an das anknüpfen, was
    Kollege Petzold gerade ausgeführt hat . Sie haben sich
    ja auch sehr ausführlich mit der Entschädigung der nach
    § 175 verurteilten Männer beschäftigt . Daher möchte ich
    hier noch einmal betonen, dass auch wir das sehr begrü-
    ßen und dass wir das Geld dafür sehr gerne in den Haus-
    halt eingestellt haben . Um eine gute Regelung werden
    wir uns auch in den nächsten Wochen und Monaten noch
    gemeinsam kümmern .

    Herzlichen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU)