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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/201 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 201. Sitzung Berlin, Dienstag, den 22. November 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksachen 18/9200, 18/9202 . . . . . . . . . 20051 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksachen 18/9201, 18/9202, 18/9827 . . . 20051 B I .1 Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidi- alamt Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . 20051 B I .2 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag Drucksachen 18/9802, 18/9824 . . . . . . 20051 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20051 C I .3 Einzelplan 03 Bundesrat Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . 20052 B I .4 a) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen Drucksachen 18/9808, 18/9824 . . . . . . 20052 B b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . 20052 B Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 20052 C Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20053 D Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20055 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20057 C Dr . Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20059 B Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . . 20061 A Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 20062 C Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20064 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20065 B Dr . Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 20067 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 20068 C Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 20069 D Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20071 A Carsten Körber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20071 C I .5 a) Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz Drucksachen 18/9807, 18/9824 . . . . . . 20072 C b) Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . 20072 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 20072 C Dr . Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 20073 C Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20075 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 201 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 22 . November 2016II Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20076 A Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 20077 D Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 20079 C Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20080 D Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20082 B Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 20083 C Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20084 B Dr . Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20085 A Christian Flisek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 20086 C Dr . Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20087 D Christina Jantz-Herrmann (SPD) . . . . . . . . . . 20088 A Helmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20088 D Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20090 B Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20091 C I .6 a) Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Drucksachen 18/9806, 18/9824 . . . . . . 20092 D b) Einzelplan 21 Bundesbeauftragte für den Daten- schutz und Informationsfreiheit Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . 20092 D Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 20093 A Dr . Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 20094 B Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20095 D Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20097 B Dr . Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20099 B Dr . André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20102 A Sebastian Hartmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 20103 C Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20105 A Dr . Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20106 B Uli Grötsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20107 C Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 20108 C Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 20110 C Dr . André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 20111 D I .7 Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Drucksachen 18/9814, 18/9824 . . . . . . 20113 B Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 20113 B Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20114 D Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20116 C Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20118 A Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 20120 A Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20122 A Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20123 C Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20125 A Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20126 D Dr . Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20128 A Dr . Katja Leikert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20130 A Thomas Stritzl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20131 C I .8 Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Na- turschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksachen 18/9815, 18/9824 . . . . . . 20133 C Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20133 C Steffen-Claudio Lemme (SPD) . . . . . . . . . . . . 20135 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20135 D Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20137 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . 20138 A Dr . Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20140 A Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20142 B Dr . Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20142 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 20143 C Josef Rief (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20144 C Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20145 D Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20146 B Carsten Träger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20148 A Hubertus Zdebel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20149 A Christian Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20149 D Michael Groß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20151 D Volkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU) . . . . 20153 A Dr . Klaus-Peter Schulze (CDU/CSU) . . . . . . . 20154 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20156 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 20157 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 201 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 22 . November 2016 20051 201. Sitzung Berlin, Dienstag, den 22. November 2016 Beginn: 10 .01 Uhr
  • folderAnlagen
    Dr. Klaus-Peter Schulze (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 201 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 22 . November 2016 20157 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22 .11 .2016 Binder, Karin DIE LINKE 22 .11 .2016 Connemann, Gitta CDU/CSU 22 .11 .2016 De Ridder, Dr . Daniela SPD 22 .11 .2016 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22 .11 .2016 Heller, Uda CDU/CSU 22 .11 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 22 .11 .2016 Höger, Inge DIE LINKE 22 .11 .2016 Kofler, Dr. Bärbel SPD 22 .11 .2016 Kühn (Dresden), Stephan BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22 .11 .2016 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 22 .11 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Möhring, Cornelia DIE LINKE 22 .11 .2016 Schimke, Jana CDU/CSU 22 .11 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 22 .11 .2016 Schnieder, Patrick CDU/CSU 22 .11 .2016 Strebl, Matthäus CDU/CSU 22 .11 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 22 .11 .2016 Timmermann-Fechter, Astrid CDU/CSU 22 .11 .2016 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22 .11 .2016 Troost, Dr . Axel DIE LINKE 22 .11 .2016 Wawzyniak, Halina DIE LINKE 22 .11 .2016 Zeulner, Emmi * CDU/CSU 22 .11 .2016 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 201. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 01 Bundespräsident EPL 02 Bundestag EPL 03 Bundesrat EPL 08 Finanzen EPL 20 Bundesrechnungshof EPL 07 Justiz und Verbraucherschutz EPL 19 Bundesverfassungsgericht EPL 06 Innen EPL 21 Datenschutz und Informationsfreiheit EPL 15 Gesundheit EPL 16 Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Claudia Roth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Vielen Dank, Klaus-Dieter Gröhler . – Jetzt hat der Mi-

    nister Heiko Maas das Wort .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Heiko Maas, Bundesminister der Justiz und für Ver-
    braucherschutz:

    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten
    Damen und Herren! In den vergangenen Monaten und
    Wochen ist auf beiden Seiten des Atlantiks viel über das
    sogenannte postfaktische Zeitalter gesprochen worden .
    Es ist ein Zeitalter der falschen Propheten und der po-
    litischen Wunderheiler, und für die Demokratie sind das
    oftmals gefährliche Zeiten .


    (Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


    Wenn Gefühle wichtiger werden als Fakten, dann wird
    die Realität irgendwann etwas sehr Subjektives . Und wie
    können wir eigentlich um die besten Lösungen streiten,
    wenn wir uns nicht einmal mehr über die Probleme einig
    sind? In einer solchen Zeit braucht demokratische Politik
    vor allem Mut zum eigenen Urteil . Die Populisten ha-

    Klaus-Dieter Gröhler






    (A) (C)



    (B) (D)


    ben nämlich nicht recht; Deutschland schafft sich nicht
    ab, Deutschland ist kein sicherer Hafen für Terroristen,
    und uns droht auch keine Islamisierung des Abendlandes .
    Politik wird auch nicht dadurch besonders demokratisch,
    dass man gerade einer lautstarken Minderheit ganz be-
    sonders aufs Maul schaut .

    Was sind denn zurzeit die wirklichen, die häufigsten
    Fragen der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger? Ist
    mein Arbeitsplatz sicher, und kann ich von dem Lohn,
    den ich dort erhalte, meine Familie finanzieren? Bin ich
    vor Kriminalität und Terrorismus gut geschützt? Bleibt
    meine Wohnung bezahlbar? Auf diese Fragen Antworten
    zu geben, ist die beste Agenda gegen jegliche Form von
    Populismus, und auch die Rechts- und Verbraucherpoli-
    tik ist hier gefordert .

    Das haben wir auch getan, zum Beispiel im sozialen
    Mietrecht . In einem ersten Schritt haben wir Menschen
    geholfen, die sich eine neue Wohnung suchen . Wir haben
    sie mit Einführung des Bestellerprinzips von Maklerkos-
    ten entlastet und mit der Mietpreisbremse den Anstieg
    der Mieten begrenzt; Niedersachsen ist gerade das zwölf-
    te Land, das die Mietpreisbremse eingeführt hat . Dass sie
    in einigen Ländern oder Städten nicht die Wirkung hat,
    die wir uns davon versprochen haben – in anderen aller-
    dings sehr wohl –, ist kein Grund, das Instrument insge-
    samt infrage zu stellen .

    Wir wollen in einem zweiten Schritt Menschen, die
    schon eine Wohnung haben, besser vor Mieterhöhungen
    schützen, vor allen Dingen im Zusammenhang mit Mo-
    dernisierungen . Auch die Mieter haben etwas von ener-
    getischer Sanierung und altersgerechtem Umbau; aber
    wenn nur modernisiert wird, um die Miete exorbitant zu
    erhöhen, die Mieter zu vertreiben und anschließend die
    Mietwohnung als teure Eigentumswohnung zu verkau-
    fen, dann muss das soziale Mietrecht Instrumente dage-
    gen vorhalten .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


    Insofern wird das, in welcher Form auch immer, ein The-
    ma sein, mit dem wir uns weiter beschäftigen müssen,
    weil es eine der großen Fragen vieler Bürgerinnen und
    Bürger ist .

    Meine Damen und Herren, wir haben uns in der Koali-
    tion auch darauf verständigt – Herr Fechner hat es bereits
    angesprochen –, Menschen besser vor Wohnungseinbrü-
    chen zu schützen . Dazu muss die Aufklärungsquote ver-
    bessert werden .


    (Michaela Noll [CDU/CSU]: In NRW!)


    Dafür brauchen wir vor allen Dingen auch eine Polizei,
    die personell und organisatorisch so ausgestattet ist, dass
    sie entsprechende Straftaten verfolgen und auch verhin-
    dern kann . Wir werden außerdem die Zuschüsse für den
    Einbruchsschutz ausweiten, und das vor allen Dingen
    auch für Mietwohnungen . Und wir wollen, wie bereits
    angesprochen, im Strafgesetzbuch den minder schweren
    Fall bei Wohnungseinbrüchen streichen, auch um zu zei-
    gen, dass ein Einbruch in die Intimsphäre – mit vielen

    traumatischen Folgen für die Opfer – eben kein minder
    schweres Unrecht darstellt .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Meine Damen und Herren, nach dem Zusammen-
    bruch des Kommunismus hat ein amerikanischer Histo-
    riker bekanntlich das „Ende der Geschichte“ ausgerufen,
    also den ultimativen Sieg von Demokratie, Rechtsstaat
    und Markwirtschaft. Ich finde, nicht erst die Wahl von
    Donald Trump hat deutlich gemacht, dass dies vielleicht
    doch etwas voreilig gewesen ist . In den USA, aber vor
    allen Dingen auch in der Türkei, in Polen, in Ungarn, bei
    Pegida und der AfD – überall attackieren Populisten vor
    allen Dingen eines, nämlich den Rechtsstaat: die Rechte
    von Minderheiten, die Freiheit der Presse, die Unabhän-
    gigkeit der Justiz und auch eine starke Verfassungsge-
    richtsbarkeit .

    Vielleicht haben wir diese Werte und Institutionen zu
    lange für selbstverständlich gehalten . Und vielleicht ha-
    ben wir auch in Deutschland Wertschätzung und Achtung
    für unseren Rechtsstaat manchmal vermissen lassen,
    wenn etwa beim Personal oder auch bei der Besoldung
    und Ausstattung der Justiz über Gebühr gespart wurde
    oder wenn die Justiz nur noch als ein lästiger Bremser
    und Bedenkenträger dargestellt worden ist .

    Mit dem Rechtsstaat ist es so ähnlich wie mit der Luft
    zum Atmen: Erst wenn sie fehlen, fällt es manchem auf,
    wie wichtig sie sind . Deshalb ist das ein Thema, mit dem
    wir uns auseinandersetzen müssen . Daher passen solche
    Projekte, wie Sie sie angesprochen haben, Herr Gröhler,
    durchaus gut in die Zeit: Auch junge Menschen müssen
    sich mit dem Wert des Rechtsstaats vielleicht etwas in-
    tensiver auseinandersetzen .

    Es ist deshalb gut, dass wir bei der Ausstattung der
    Justiz in vielen Ländern – das können wir überall wahr-
    nehmen – längst eine Trendwende haben . Mit diesem
    Haushalt, Herr Claus, schaffen wir neue Stellen beim
    Bundesgerichtshof und beim Generalbundesanwalt, weil
    wir das, was die Sicherheitsbehörden aufdecken und er-
    mitteln, in rechtsstaatlichen Verfahren zu einem Ergebnis
    führen wollen .

    Wir wollen künftig diejenigen besser schützen – und
    auch das ist ein wichtiger Punkt –, die unseren Rechts-
    staat repräsentieren und ihn täglich durchsetzen . In der
    vergangenen Woche hat wieder ein sogenannter „Reichs-
    bürger“ sechs Polizisten angegriffen und diese zum Teil
    schwer verletzt . Hier wollen wir das Strafrecht so ändern,
    dass Straftaten, die unter Verwendung von gefährlichen
    Werkzeugen begangen werden, oder Gruppenstraftaten
    besser erfasst werden können; denn es sind nicht nur
    „Reichsbürger“, die unseren Rechtsstaat herausfordern,
    sondern es sind auch gewalttätige Hooligans und Frem-
    denfeinde . Wir wollen diejenigen, die den Rechtsstaat,
    unsere Sicherheit und Freiheit verteidigen, besser schüt-
    zen, und das sollen in Zukunft auch die Täter zu spüren
    bekommen .

    Meine Damen und Herren, die Stärke eines Rechts-
    staats zeigt sich auch daran, dass er die Kraft hat, eige-
    ne Fehler zu korrigieren . Die Strafurteile nach § 175 des

    Bundesminister Heiko Maas






    (A) (C)



    (B) (D)


    Strafgesetzbuches waren ein solcher Fehler . Deshalb
    werden wir diese Urteile aufheben und die Betroffenen
    endlich von ihrem Strafmakel befreien .


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)


    Mit dem vorliegenden Haushalt schaffen wir – dafür bin
    ich besonders dankbar – die Voraussetzung für eine indi-
    viduelle Entschädigung der Opfer, und wir sorgen – sozu-
    sagen als kollektive Entschädigung – auch für eine wei-
    tere Förderung der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld,
    die sich gerade mit diesem Projekt intensiv beschäftigt .

    Meine Damen und Herren, danken möchte ich auch
    dem Haushaltsausschuss und seinen Berichterstattern für
    die finanziellen Mittel, mit denen wir den Verbraucher-
    schutz weiter stärken können . Wir werden mit diesem
    und dem laufenden Haushalt das Kapital der Stiftung
    Warentest um 100 Millionen Euro erhöhen . Sehr geehr-
    ter Herr Gröhler, darüber zu entscheiden, ob der Stiftung
    Warentest 10 Millionen Euro zugegeben werden, steht
    nicht im Belieben eines Ministers, wohl aber ist der Bun-
    desrechnungshof beteiligt; aber ich bin zuversichtlich,
    dass wir auch das zeitnah hinbekommen .


    (Klaus-Dieter Gröhler [CDU/CSU]: Sehr gut!)


    Wir schaffen eine Anschubfinanzierung für den neuen
    Marktwächter Energie, und wir verstetigen die Arbeit
    beim Bundesverband der Verbraucherzentralen durch
    32 neue Stellen, die es dort geben wird .

    Ein anderes Projekt, an dem man ablesen kann, dass
    das Geld, das wir zur Verfügung gestellt bekommen, gut
    investiert wird, ist das Rosenburg-Projekt in unserem
    Haus . Die Untersuchung, wie das Bundesjustizministe-
    rium in den 50er- und 60er-Jahren mit der NS-Vergan-
    genheit umgegangen ist, ist abgeschlossen . Die Akte Ro-
    senburg liegt auf dem Tisch . Das Ergebnis ist wahrlich
    kein Ruhmesblatt für unser Ressort, aber deshalb war es
    notwendig und überfällig, die Geschichte des Ministeri-
    ums, gerade auch in dieser Zeit, zu erforschen . Das haben
    Sie als Haushaltsgesetzgeber möglich gemacht, und da-
    für danke ich Ihnen sehr .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Angesichts des gegenwärtigen Populismus, der uns al-
    len Sorgen bereitet, täte ein Blick in die Geschichte viel-
    leicht auch jenen ganz gut, die heute überall Verfall und
    Niedergang ausmachen, die fest davon überzeugt sind,
    dass alles immer schlimmer wird . Wenn wir frei wählen
    könnten, zu welchem Zeitpunkt der deutschen Geschich-
    te wir geboren sein möchten – und wir wüssten vorher
    nicht, ob wir als Mann oder Frau, in einer armen oder
    in einer reichen Familie, in Ost oder West auf die Welt
    kommen würden –: Die meisten von uns würden die Ge-
    genwart wählen; denn nie zuvor – zumindest aufs Gan-
    ze besehen – waren Freiheit und Frieden höher, waren
    Wohlstand und Chancen fairer verteilt, als das heute der
    Fall ist . Auch das gilt es zu verteidigen, und das wollen

    wir mit den Mitteln, die uns zur Verfügung gestellt wer-
    den, gerne tun .

    Herzlichen Dank .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Heiko Maas . – Der Nächste auf der Re-

deliste ist Harald Petzold für die Linke .


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Harald Petzold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

    und Kollegen! Liebe Besucherinnen und Besucher! Am
    6 . Mai 1933 plünderten die Nazis die Bestände des Se-
    xualwissenschaftlichen Instituts von Magnus Hirschfeld
    hier in Berlin, wenige Meter von uns entfernt, in der Vil-
    la Joachim im Tiergarten, ehemalige Beethovenstraße 3,
    dort, wo heute das Haus der Kulturen der Welt steht . Sie
    verbrannten seine Bücher und vernichteten sein For-
    schungsinstitut .

    Am 1 . September 1935 verschärften sie dann den
    berüchtigten § 175 des Reichsstrafgesetzbuches, der
    sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen
    Geschlechts unter Strafe stellte . Diesen Paragrafen gab
    es seit dem 1 . Januar 1872, und er galt bis zum 11 . Juni
    1994 . Die Nazis verschärften diesen Paragrafen, indem
    sie die Höchststrafe von sechs Monaten auf fünf Jahre
    Gefängnis anhoben . Darüber hinaus weiteten sie den Tat-
    bestand der sogenannten beischlafähnlichen Handlungen
    auf sämtliche „unzüchtige“ Handlungen aus . Es reichte
    dann schon ein flirtender Blick aus, um verhaftet und ver-
    urteilt werden zu können . Sie führten darüber hinaus ei-
    nen neuen § 175a ein, der für erschwerte Fälle zwischen
    einem Jahr und zehn Jahren Zuchthaus bestimmte .

    Dieser § 175 des Strafgesetzbuchs wurde am 11 . Juni
    1994 gestrichen . Er galt in der alten Bundesrepublik in
    der Nazifassung fort und hat zwischen 1945 und 1969
    noch über 50 000 schwule Männer ins Gefängnis ge-
    bracht . Leider galt er in der Fassung der Weimarer Repu-
    blik auch in der DDR fort . Es gab auch dort den § 175a
    für erschwerte Fälle, allerdings ab 1957 faktisch ausge-
    setzt .

    Ich bin froh, dass die Große Koalition sich dazu ent-
    schlossen hat, mit den Nachwirkungen dieses Unrechts
    Schluss zu machen und die nach § 175 Verurteilten, also
    diejenigen, die nach 1945 verurteilt worden sind, endlich
    zu rehabilitieren und zu entschädigen . Auch wenn noch
    kein konkreter Gesetzentwurf hier im Bundestag vorliegt
    oder beschlossen worden ist, haben die Mitglieder des
    Haushaltsausschusses für das Jahr 2017 Mittel für eine
    individuelle Entschädigung der Verurteilten in Höhe von
    4,5 Millionen Euro in den Haushalt eingestellt . Das ist
    gut so, und das verdient Dank .


    (Beifall im ganzen Hause)


    Ich halte es trotzdem darüber hinaus für richtig und
    wichtig – und ich werbe dafür –, unbedingt auch einen
    Härtefallfonds für all diejenigen einzurichten, die zwar
    nicht verurteilt worden sind, aber aufgrund von Ermitt-

    Bundesminister Heiko Maas






    (A) (C)



    (B) (D)


    lungen nach § 175, als deren Ergebnis im Regelfall die
    Homosexualität dieser Personen offenkundig geworden
    ist, ihre bürgerliche Existenz, ihre Wohnung, ihren Ar-
    beitsplatz verloren haben und die ebenfalls in ihrer Men-
    schenwürde erheblich verletzt worden sind .

    Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, am
    6 . Juli 1994, also wenige Wochen nach der Streichung
    des Unrechtsparagrafen 175 aus dem Strafgesetzbuch,
    wurde zur Erinnerung an das Institut Magnus Hirschfelds
    eine Gedenktafel im Tiergarten aufgestellt . Es brauchte
    dann noch einmal 17 Jahre, bis zum Jahr 2011, bis die
    Bundesstiftung Magnus Hirschfeld durch die Bundesre-
    gierung eingerichtet wurde, namentlich durch das Bun-
    desministerium der Justiz, dessen Einzelhaushalt wir in
    dieser Woche abschließend beraten . Es ist, wie bei keiner
    anderen Stiftung, Aufgabe dieser Stiftung, die Geschich-
    te der Diskriminierung und Verfolgung von Homosexu-
    ellen in Deutschland und in Europa zu erforschen und
    zu dokumentieren . Wie keine andere wirkt sie mit ihren
    Maßnahmen und Projekten darauf hin, dass diese Dis-
    kriminierung abgebaut wird, dass Menschen über un-
    terschiedliche sexuelle und geschlechtliche Identitäten
    aufgeklärt werden und dass Verfolgung nie wieder statt-
    findet.

    Ich möchte in dem Zusammenhang auf die erfolgrei-
    chen Hirschfeld-Tage hinweisen, die im Moment in den
    Bundesländern Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt
    stattfinden, mit denen die Bundesstiftung gemeinsam mit
    zahlreichen Nichtregierungsorganisationen nachweist,
    wie ernst sie diesen Auftrag nimmt . Sehr dankbar bin
    ich sowohl dem Linken-Ministerpräsidenten Thürin-
    gens, Bodo Ramelow, als auch dem Bundesjustizminis-
    ter Heiko Maas von der SPD als auch der sächsischen
    Ministerin Petra Köpping von der SPD als auch der
    sachsen-anhaltinischen CDU-Ministerin Anne-Marie
    Keding, dass sie gemeinsam die Schirmherrschaft über
    die Hirschfeld-Tage übernommen haben . Damit zeigen
    sie, was möglich ist, wenn ein Anliegen, das man für
    wichtig und richtig erachtet, über Parteigrenzen hinweg
    gemeinsam umgesetzt wird, nämlich: Respekt vor unter-
    schiedlichen sexuellen Orientierungen und Identitäten,
    Aufklärung über geschlechtliche und sexuelle Vielfalt
    sowie Abbau von Diskriminierung und Ausgrenzung .


    (Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Es zeigt auch, was möglich ist, wenn politische Ak-
    teure bereit sind, über ihren Schatten zu springen . Das
    war 2011 genauso, als die Bundesstiftung eingerichtet
    und ein Kompromiss eingegangen worden ist, der diese
    Bundesstiftung sowohl in der Sache als auch in der Fi-
    nanzierung ermöglicht hat .

    Wenn ich mir heute ansehe, wie dramatisch die Fi-
    nanzsituation der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld ist,
    muss ich sagen: Möglicherweise braucht es noch einmal
    den Mut, über den eigenen Schatten zu springen, um si-
    cherzustellen, dass die Bundesstiftung auch weiterhin
    erfolgreich arbeiten kann . Da nützt uns Ihre Ankündi-
    gung nichts, Herr Bundesminister, sondern wir müssen
    es tatsächlich schaffen, eine institutionelle Förderung
    der Bundesstiftung, die ihre Arbeit künftig weiter mög-

    lich macht, hinzubekommen . Dafür wirbt meine Frakti-
    on nach wie vor . Deswegen fordern wir im fünften Jahr
    des Bestehens der Bundesstiftung – ausgerechnet in dem
    Jahr, in dem wir diejenigen rehabilitieren und entschädi-
    gen wollen, die nach § 175 zu Unrecht verurteilt worden
    sind –, dass es endlich eine solche institutionelle Förde-
    rung gibt .


    (Beifall bei der LINKEN – Dennis Rohde [SPD]: Beschlossen!)


    Zum Abschluss meiner Rede möchte ich auf eine For-
    derung meiner Fraktion hinweisen, die wir ebenfalls seit
    vielen Jahren erheben, nämlich einen Justizopferentschä-
    digungsfonds einzurichten . Menschen, die aus meiner
    Sicht einen berechtigten Anspruch auf Leistungen aus
    einem solchen Fonds hätten, verfolgen jede unserer De-
    batten sehr aufmerksam. Ich finde, sie haben – ebenso
    wie all diejenigen, die zu Unrecht nach § 175 verurteilt
    worden sind – einen Anspruch darauf, dass Politikerin-
    nen und Politiker über ihren Schatten springen und end-
    lich für Gerechtigkeit sorgen .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)