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ID1819109500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/191 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 191. Sitzung Berlin, Freitag, den 23. September 2016 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Ulrich Petzold und Wilfried Lorenz . . 19025 A Tagesordnungspunkt 38: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Be- richt der Bundesregierung zur weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungs- freiheit Drucksache 18/8740 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19025 B Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 19025 C Dr . Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 19027 A Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19028 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19030 A Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 19031 C Angelika Glöckner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 19032 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 19033 D Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . 19034 B Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19035 A Thomas Silberhorn, Parl . Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19036 C Dr . Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 19037 C Tagesordnungspunkt 9: a) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Özcan Mutlu, Manuel Sarrazin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Britische Staatsangehörige rasch und unkompli- ziert einbürgern Drucksache 18/9669 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19038 D b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker Beck (Köln), Özcan Mutlu, Luise Amtsberg, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Erleichterung der Einbürgerung und zur Ermöglichung der mehrfachen Staatsangehörigkeit Drucksache 18/5631 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19039 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19039 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 19040 C Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 19043 B Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19044 C Dr . Tim Ostermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 19045 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 19046 D Detlef Müller (Chemnitz) (SPD) . . . . . . . . . . 19047 D Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19049 B Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19050 B Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19051 B Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19052 C Barbara Woltmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 19052 D Tagesordnungspunkt 40: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Stärkung der pflegerischen Versorgung und zur Änderung weiterer Vorschriften (Drittes Pflegestärkungsge- setz – PSG III) Drucksache 18/9518 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016II b) Antrag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), Matthias W . Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Pflege teilhabe- orientiert und wohnortnah gestalten Drucksache 18/8725 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 C c) Antrag der Abgeordneten Elisabeth Scharfenberg, Kordula Schulz-Asche, Maria Klein-Schmeink, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Pflege vor Ort gestalten – Bessere Bedingungen für eine nutzerori- entierte Versorgung schaffen Drucksache 18/9668 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 D Ingrid Fischbach, Parl . Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 D Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 19056 A Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 19057 B Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . 19058 B Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19059 A Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19060 A Heike Baehrens (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19061 B Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 19062 A Tagesordnungspunkt 41: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutsches En- gagement beim Einsatz von Polizistinnen und Polizisten in internationalen Friedens- missionen stärken und ausbauen Drucksache 18/9662 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19063 A Anita Schäfer (Saalstadt) (CDU/CSU) . . . . . . 19063 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 19064 B Edelgard Bulmahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 19065 B Dr . Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19067 D Dr . Ole Schröder, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19069 A Thorsten Frei (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19070 A Tagesordnungspunkt 42: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Herbert Behrens, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Wo- chenhöchstarbeitszeit begrenzen und Ar- beitsstress reduzieren Drucksache 18/8724 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19071 B Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 19071 B Uwe Lagosky (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19072 C Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19074 B Michael Gerdes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19075 B Gabriele Schmidt (Ühlingen) (CDU/CSU) . . . 19076 C Helga Kühn-Mengel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 19078 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19079 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 19081 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19081 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016 19025 191. Sitzung Berlin, Freitag, den 23. September 2016 Beginn: 9 .01 Uhr
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    Helga Kühn-Mengel (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016 19081 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 23 .09 .2016 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 23 .09 .2016 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 23 .09 .2016 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E . CDU/CSU 23 .09 .2016 Gabriel, Sigmar SPD 23 .09 .2016 Gohlke, Nicole DIE LINKE 23 .09 .2016 Heiderich, Helmut CDU/CSU 23 .09 .2016 Held, Marcus SPD 23 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 23 .09 .2016 Hendricks, Dr . Barbara SPD 23 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Junge, Frank SPD 23 .09 .2016 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 23 .09 .2016 Krellmann, Jutta DIE LINKE 23 .09 .2016 Kudla, Bettina CDU/CSU 23 .09 .2016 Lach, Günter CDU/CSU 23 .09 .2016 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 23 .09 .2016 Lemke, Steffi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 23 .09 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 23 .09 .2016 Lips, Patricia CDU/CSU 23 .09 .2016 Mast, Katja SPD 23 .09 .2016 Obermeier, Julia CDU/CSU 23 .09 .2016 Özoğuz, Aydan SPD 23 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Rachel, Thomas CDU/CSU 23 .09 .2016 Ramsauer, Dr . Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Rix, Sönke SPD 23 .09 .2016 Rützel, Bernd SPD 23 .09 .2016 Ryglewski, Sarah SPD 23 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 23 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 23 .09 .2016 Schmidt (Aachen), Ulla SPD 23 .09 .2016 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 23 .09 .2016 Steinbrück, Peer SPD 23 .09 .2016 Steinmeier, Dr . Frank- Walter SPD 23 .09 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 23 .09 .2016 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 23 .09 .2016 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 23 .09 .2016 Willsch, Klaus-Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mitge- teilt, dass sie den Antrag Beteiligung des Bundestages im Vorfeld der Genehmigung der vorläufigen Anwen- dung des Handelsabkommens mit Kanada (Compre- hensive Economic and Trade Agreement – CETA) auf Drucksache 18/9038 zurückzieht . Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 201619082 (A) (C) (B) (D) Haushaltsausschuss Drucksache 18/8936 Nr . A .15 Ratsdokument 9303/16 Drucksache 18/8936 Nr . A .16 Ratsdokument 9307/16 Drucksache 18/8936 Nr . A .17 Ratsdokument 9310/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .7 Ratsdokument 10383/16 Ausschuss für Wirtschaft und Energie Drucksache 18/7934 Nr . A .13 EP P8_TA-PROV(2016)0041 Drucksache 18/7934 Nr . A .18 Ratsdokument 6227/16 Drucksache 18/8771 Nr . A .4 EP P8_TA-PROV(2016)0223 Drucksache 18/8936 Nr . A .18 EP P8_TA-PROV(2016)0236 Drucksache 18/9141 Nr . A .10 EP P8_TA-PROV(2016)0250 Drucksache 18/9141 Nr . A .11 Ratsdokument 9911/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .13 Ratsdokument 9966/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .14 Ratsdokument 9969/16 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/9141 Nr . A .17 EP P8_TA-PROV(2016)0271 Drucksache 18/9141 Nr . A .18 EP P8_TA-PROV(2016)0272 Drucksache 18/9141 Nr . A .20 Ratsdokument 10133/16 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/9141 Nr . A .22 EP P8_TA-PROV(2016)0267 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 18/419 Nr . C .41 Ratsdokument 14493/12 Drucksache 18/419 Nr . C .42 Ratsdokument 14499/12 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 191. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 38 Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit TOP 9 Erleichterung der Einbürgerung TOP 40 Drittes Pflegestärkungsgesetz TOP 41 Polizeikräfteeinsatz in Friedensmissionen TOP 42 Wochenhöchstarbeitszeit Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Petra Pau


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Das Wort hat die Kollegin Beate Müller-Gemmeke für

    die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen .


    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-
    nen und Kollegen! Die Arbeitswelt verändert sich, die
    Wünsche der Beschäftigten aber auch. Arbeit wird fle-
    xibler, die Arbeitsintensität steigt . Es wurden schon viele
    Zahlen genannt . Gleichzeitig wünschen sich die Beschäf-
    tigten mehr Zeit für sich und für ihre Familie, um nicht
    ständig hetzen zu müssen . Die Beschäftigten brauchen
    mehr Zeitsouveränität; denn Arbeitszeit ist Lebenszeit .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Etwa in dieser Art habe ich im April meine Rede zu
    unserem Antrag „Mehr Zeitsouveränität – Damit Arbeit
    gut ins Leben passt“ begonnen . Es freut mich, dass die
    Fraktion Die Linke diesen Antrag aufmerksam gelesen
    hat und nun einen eigenen Antrag auf den Weg bringt .
    Das ist gut . Ich würde mir das auch von den Regierungs-
    fraktionen wünschen; denn wir müssen die Entwick-
    lungen in der Arbeitswelt und auch die Wünsche der

    Beschäftigten an die Arbeitswelt ernst nehmen und poli-
    tische Antworten darauf finden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Ein paar Aspekte, auch zum Antrag der Linken:
    Enorm wichtig gerade für Frauen ist natürlich das Rück-
    kehrrecht auf Vollzeit, um befristete Teilzeitphasen zu
    ermöglichen . Da sind wir uns einig . Eigentlich steht das
    auch im Koalitionsvertrag . Da müssen Sie, die Regie-
    rungsfraktionen, endlich liefern .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Uns ist das aber zu wenig . Viele Beschäftigte wollen und
    können nicht vorübergehend ihre Arbeitszeit reduzieren .
    Aber auch sie brauchen Zeitsouveränität, und zwar in ih-
    rem täglichen Arbeitsalltag – für die Kinder, für die al-
    ten Eltern . Vielleicht wollen sie einfach auch nur einmal
    einen Tag im Homeoffice arbeiten. Deshalb fordern wir,
    wie die Linke auch, Betriebsvereinbarungen zu Fragen
    der Vereinbarkeit und mehr Zeitsouveränität . Aber auch
    das reicht uns nicht aus . Wir wollen, dass auch die Be-
    schäftigten ohne Betriebsrat gestärkt werden . Auch sie
    sollen mehr Einfluss darauf nehmen können, wann sie
    arbeiten und wo sie arbeiten . Flexibilität ist keine Ein-
    bahnstraße . Deshalb wollen wir die Arbeitszeit für die
    Menschen beweglicher gestalten .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Geht es um die Arbeitszeit, dann müssen wir natür-
    lich auch die ganz schwierigen Arbeitsformen in den
    Blick nehmen . Da ist mir die Arbeit auf Abruf ein ganz
    besonderes Anliegen . Bei den Linken wird Arbeit auf
    Abruf zwar im Feststellungsteil erwähnt, aber im For-
    derungsteil kommt sie nicht mehr vor . Das hat mich ein
    bisschen irritiert, zumal der Punkt ganz fehlt . Wir Grüne
    stellen in unserem Antrag ganz konkrete Forderungen .
    Auch Beschäftigte, die auf Abruf arbeiten, brauchen
    Zeitsouveränität . Ihre Arbeitszeit muss deshalb bere-
    chenbarer werden .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg . Dr . Matthias Bartke [SPD])


    Der Wunsch der Beschäftigten nach mehr Zeit wächst
    natürlich auch, weil das Arbeitsleben insgesamt Tempo
    macht . Notwendig sind Lösungen gegen den steigenden
    Stress am Arbeitsplatz . Hier sind wir uns einig . Spannend
    in diesem Zusammenhang sind auch die Auswirkungen
    der Digitalisierung . Hier wird es sehr ambivalent . In der
    digitalen Arbeitswelt erhalten die Menschen natürlich
    Freiheit; denn sie können arbeiten, wann und wo sie wol-
    len. Aber so entsteht natürlich auch Mehrarbeit, häufig
    unbezahlt, und so verschwimmen noch mehr die Grenzen
    zwischen Freizeit und Arbeitszeit . Wir fordern deshalb
    ein Mitbestimmungsrecht über die Menge der Arbeit,
    aber nur bei der Vertrauensarbeitszeit . Sie, die Linken,
    haben das jetzt übernommen, fordern dies aber ganz pau-
    schal . Ich bin gespannt, zu erfahren, warum die bisherige
    Mitbestimmung da nicht mehr ausreichen soll . Das wer-
    den wir, glaube ich, im Ausschuss diskutieren müssen .

    Uwe Lagosky






    (A) (C)



    (B) (D)


    Zudem fordern Sie das Recht auf Nichterreichbarkeit
    und verbindliche Ausgleichsregelungen bei Mehrarbeit .
    Sie schreiben aber nicht, wie das gehen soll . Wir setzen
    da vor allem auf betriebliche Lösungen . Im Ziel sind wir
    uns aber wohl einig . Wir wollen zwar Flexibilität ermög-
    lichen, aber nicht grenzenlose Arbeit; denn Zeitsouverä-
    nität soll natürlich auch zu mehr Lebensqualität führen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich komme zum Schluss zu der Forderung, die Wo-
    chenhöchstarbeitszeit auf 40 Stunden zu senken . Das leh-
    nen wir ab . Mehr Zeitsouveränität und Flexibilität für die
    Beschäftigten würden in einem ganz engen und starren
    Rahmen nicht funktionieren . Die Beschäftigten brauchen
    die Freiheit, in der einen Woche einmal mehr zu arbeiten,
    um in der nächsten Woche mehr frei zu haben . Natürlich
    brauchen die Beschäftigten den Schutz einer verlässli-
    chen Rahmengesetzgebung . Wir wollen die Menschen
    aber nicht einschränken, sondern ihnen individuelle Lö-
    sungen bei der Arbeitszeit ermöglichen; denn Arbeitszeit
    muss in das eigene Leben passen – und nicht umgekehrt .

    Vielen Dank .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Das Wort hat der Kollege Michael Gerdes für die

SPD-Fraktion .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michael Gerdes


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

    Zuschauerinnen und Zuschauer! Erwerbsbiografien ver-
    laufen heutzutage auf allen Qualifikationsebenen dyna-
    mischer und vielfältiger, als wir es gewohnt waren . Die
    Anforderungen an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
    ändern sich immer schneller . Die Digitalisierung – Sie
    sprachen es gerade an, Frau Müller-Gemmeke – sprengt
    klassische Arbeitszeitmodelle . Ob das allerdings mehr
    Freizeit bedeutet? Ich glaube das nicht . Unsicherheit
    und Dauerstress drohen . Darauf müssen Unternehmen,
    der Gesetzgeber und die Gesellschaft als Ganzes reagie-
    ren . Vor diesem Hintergrund bin ich unserer Ministerin
    Andrea Nahles sehr dankbar für den Dialogprozess Ar-
    beiten 4 .0 . Die Abschlusskonferenz im Dezember wird
    sicherlich spannend werden .

    Der Antrag der Fraktion Die Linke zum Thema Ar-
    beitsstress enthält gute Analysen, Kollege Klaus Ernst .
    Es braucht unterschiedliche, gut durchdachte Ansätze,
    um Arbeit und sich wandelnde Lebensmodelle zu ver-
    einen . Neben der zeitlichen Komponente wie Wochen-
    arbeitszeit und Schichtarbeit – ich weiß im Übrigen aus
    eigener Erfahrung, was Schicht- sowie Sonn- und Feier-
    tagsarbeit an Belastungen bringt – sollten wir aber auch
    auf die Arbeitsprozesse schauen . Arbeitsaufträge müssen
    angemessen und in der Arbeitszeit zu schaffen sein. Es ist
    nicht gut, wenn Anforderungen ständig steigen .


    (Klaus Ernst [DIE LINKE]: Genau!)


    Wir als SPD-Fraktion befürworten einen gesetzlichen
    Anspruch auf befristete Teilzeitarbeit zur Erleichterung
    der Rückkehr in Vollzeit .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Dazu wollen wir ein Teilzeitrecht entwickeln . Das wäre
    ein erster Schritt in Richtung Zeitsouveränität .

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Arbeitsschutz
    hat in Deutschland eine lange und gute Tradition . Unsere
    technischen Standards sind hoch . Technische Hilfsmit-
    tel am Arbeitsplatz verringern die körperliche Belastung
    stetig . Es gelingt immer mehr, Unfälle in den Betrieben
    zu vermeiden . Sorgen muss uns dagegen die mentale
    Gesundheit der Erwerbstätigen machen . Seit Mitte der
    90er-Jahre sind die psychischen Arbeitsanforderungen
    angestiegen . Sie haben sich auf hohem Niveau stabili-
    siert . Gleichzeitig ist eine Zunahme des frühzeitigen
    Erwerbsausstiegs und der Arbeitsunfähigkeit aufgrund
    psychischer Störungen und Erkrankungen zu beobach-
    ten . Stress entsteht zum Beispiel durch das Erledigen
    verschiedener Arbeiten zur gleichen Zeit, durch Termin-
    druck, häufige Unterbrechungen bei der Arbeit, monoto-
    ne Tätigkeiten, fehlende Erholungsmöglichkeiten, stän-
    dige Erreichbarkeit oder Informationsfluten auch in der
    Freizeit . Letzteres kennen wir als Abgeordnete auch sehr
    gut; lieber Klaus Ernst, du hast das ja schon angespro-
    chen . Eine gute mentale Gesundheit wird immer mehr
    zur Voraussetzung einer dauerhaften sowie erfolgreichen
    Teilhabe am Erwerbsleben . Auch bei der Flexirente spielt
    die Gesundheit eine große Rolle . Deshalb stärken wir
    Präventions- und Rehaleistungen .


    (Beifall bei der SPD)


    Wir als Parlament können gesunde Arbeitsprozesse
    nicht bis ins kleinste Detail regeln . Es bedarf praxistaug-
    licher Ansätze direkt im Betrieb . Das Zusammenspiel
    zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sowie unter
    Kolleginnen und Kollegen ist gefragt . Trotzdem ist die
    Forderung nach einer Anti-Stress-Verordnung nicht vom
    Tisch . Die SPD-Fraktion ist nach wie vor von dieser Idee
    überzeugt, lieber Kollege Uwe Lagosky .


    (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie der Abg . Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Unsere Arbeitswelt braucht Grundregeln zum
    Umgang mit mentalen Belastungen . Die vielzitierte
    Work-Life-Balance darf kein Modewort ohne Inhalt sein .
    Wir müssen anerkennen, dass Menschen unterschiedlich
    stark belastet sind und Herausforderungen unterschied-
    lich bewältigt werden . Beruf, Privatleben und auch das
    Ehrenamt sollen unter einen Hut passen, und dafür brau-
    chen wir unterschiedliche Modelle der Arbeitsorganisa-
    tion .

    Gutes Personalmanagement heißt auch betriebliches
    Gesundheitsmanagement .


    (Beifall der Abg . Mechthild Rawert [SPD])


    Beate Müller-Gemmeke






    (A) (C)



    (B) (D)


    Hierbei ist es wichtig, dass Gesundheitsmanagement
    nicht nachgelagert repariert, sondern vorausschauend
    Probleme erkennt .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    So wie wir wissen, dass sitzende Tätigkeiten Probleme
    für Nacken und Rücken mit sich bringen, so muss in den
    Betrieben thematisiert werden, an welcher Stelle Mitar-
    beiter psychischem Druck ausgesetzt sind . Dabei sind
    Personal- und Betriebsräte als Sozialpartner gefordert .
    Mit ihrer Kompetenz spielen sie eine wichtige Rolle auch
    bei der Überwachung der Einhaltung des Arbeitszeitge-
    setzes .

    Unterm Strich geht es beim zeitgemäßen Personal-
    und Gesundheitsmanagement um systematische Fürsor-
    ge . Psychische Belastungen im Erwerbsleben müssen
    raus aus der Tabuzone . Vielerorts werden stressbeding-
    te Arbeitsausfälle unterschätzt . Deshalb wäre eine An-
    ti-Stress-Verordnung auf jeden Fall das richtige Signal,
    um in den Betrieben und aufseiten der Erwerbstätigen ei-
    nen professionellen, wertschätzenden Umgang mit Zeit-
    und Leistungsdruck anzustoßen . Dabei haben Großbe-
    triebe in puncto Prävention und Gefährdungsbeurteilung
    logischerweise andere Ressourcen zur Verfügung als
    kleine und mittlere Unternehmen . Deshalb müssen wir
    verstärkt überlegen, welche Hilfestellung wir Arbeitge-
    bern und Arbeitnehmern in kleinen Betrieben anbieten
    können .

    Mit Blick auf Digitalisierung und Flexibilisierung
    kommt der allgemeinen Gesundheitskompetenz jedes
    Einzelnen eine höhere Bedeutung zu . Aufklärung und
    Sensibilisierung über mentale Gesundheitsgefährdun-
    gen machen Sinn . Einmal im Jahr für fünf Minuten vom
    Beauftragten für Arbeitsschutz Besuch zu bekommen,
    reicht sicherlich nicht aus .


    (Klaus Ernst [DIE LINKE]: Stimmt!)


    Wir müssen Erwerbstätige zu gesunder Arbeit befähigen;
    auch das sollte Teil unserer Strategie sein .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ein Letztes . Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin
    überzeugt, dass beruflicher Stress anders wahrgenommen
    und überwunden wird, wenn der Arbeitsalltag gewisse
    Sicherheiten und Chancen mit sich bringt . Damit mei-
    ne ich zum Beispiel ein unbefristetes Arbeitsverhältnis .
    Wer sicher ist, dass sein Job Perspektiven bietet, und sich
    eben nicht im Jahresrhythmus nach einer neuen Arbeits-
    stelle umschauen oder sich in immer neuen Probephasen
    beweisen muss, hat weniger Stress .


    (Beifall bei der SPD und der LINKEN)


    Auch deshalb sind neue Regeln bei Leiharbeit und Werk-
    verträgen eine gute Sache .

    Herzlichen Dank und Glück auf!


    (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)