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ID1819109200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/191 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 191. Sitzung Berlin, Freitag, den 23. September 2016 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Ulrich Petzold und Wilfried Lorenz . . 19025 A Tagesordnungspunkt 38: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Be- richt der Bundesregierung zur weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungs- freiheit Drucksache 18/8740 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19025 B Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 19025 C Dr . Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 19027 A Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19028 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19030 A Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 19031 C Angelika Glöckner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 19032 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 19033 D Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . 19034 B Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19035 A Thomas Silberhorn, Parl . Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19036 C Dr . Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 19037 C Tagesordnungspunkt 9: a) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Özcan Mutlu, Manuel Sarrazin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Britische Staatsangehörige rasch und unkompli- ziert einbürgern Drucksache 18/9669 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19038 D b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker Beck (Köln), Özcan Mutlu, Luise Amtsberg, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Erleichterung der Einbürgerung und zur Ermöglichung der mehrfachen Staatsangehörigkeit Drucksache 18/5631 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19039 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19039 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 19040 C Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 19043 B Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19044 C Dr . Tim Ostermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 19045 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 19046 D Detlef Müller (Chemnitz) (SPD) . . . . . . . . . . 19047 D Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19049 B Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19050 B Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19051 B Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19052 C Barbara Woltmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 19052 D Tagesordnungspunkt 40: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Stärkung der pflegerischen Versorgung und zur Änderung weiterer Vorschriften (Drittes Pflegestärkungsge- setz – PSG III) Drucksache 18/9518 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016II b) Antrag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), Matthias W . Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Pflege teilhabe- orientiert und wohnortnah gestalten Drucksache 18/8725 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 C c) Antrag der Abgeordneten Elisabeth Scharfenberg, Kordula Schulz-Asche, Maria Klein-Schmeink, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Pflege vor Ort gestalten – Bessere Bedingungen für eine nutzerori- entierte Versorgung schaffen Drucksache 18/9668 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 D Ingrid Fischbach, Parl . Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 D Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 19056 A Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 19057 B Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . 19058 B Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19059 A Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19060 A Heike Baehrens (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19061 B Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 19062 A Tagesordnungspunkt 41: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutsches En- gagement beim Einsatz von Polizistinnen und Polizisten in internationalen Friedens- missionen stärken und ausbauen Drucksache 18/9662 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19063 A Anita Schäfer (Saalstadt) (CDU/CSU) . . . . . . 19063 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 19064 B Edelgard Bulmahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 19065 B Dr . Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19067 D Dr . Ole Schröder, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19069 A Thorsten Frei (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19070 A Tagesordnungspunkt 42: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Herbert Behrens, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Wo- chenhöchstarbeitszeit begrenzen und Ar- beitsstress reduzieren Drucksache 18/8724 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19071 B Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 19071 B Uwe Lagosky (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19072 C Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19074 B Michael Gerdes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19075 B Gabriele Schmidt (Ühlingen) (CDU/CSU) . . . 19076 C Helga Kühn-Mengel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 19078 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19079 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 19081 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19081 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016 19025 191. Sitzung Berlin, Freitag, den 23. September 2016 Beginn: 9 .01 Uhr
  • folderAnlagen
    Helga Kühn-Mengel (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016 19081 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 23 .09 .2016 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 23 .09 .2016 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 23 .09 .2016 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E . CDU/CSU 23 .09 .2016 Gabriel, Sigmar SPD 23 .09 .2016 Gohlke, Nicole DIE LINKE 23 .09 .2016 Heiderich, Helmut CDU/CSU 23 .09 .2016 Held, Marcus SPD 23 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 23 .09 .2016 Hendricks, Dr . Barbara SPD 23 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Junge, Frank SPD 23 .09 .2016 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 23 .09 .2016 Krellmann, Jutta DIE LINKE 23 .09 .2016 Kudla, Bettina CDU/CSU 23 .09 .2016 Lach, Günter CDU/CSU 23 .09 .2016 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 23 .09 .2016 Lemke, Steffi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 23 .09 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 23 .09 .2016 Lips, Patricia CDU/CSU 23 .09 .2016 Mast, Katja SPD 23 .09 .2016 Obermeier, Julia CDU/CSU 23 .09 .2016 Özoğuz, Aydan SPD 23 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Rachel, Thomas CDU/CSU 23 .09 .2016 Ramsauer, Dr . Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Rix, Sönke SPD 23 .09 .2016 Rützel, Bernd SPD 23 .09 .2016 Ryglewski, Sarah SPD 23 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 23 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 23 .09 .2016 Schmidt (Aachen), Ulla SPD 23 .09 .2016 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 23 .09 .2016 Steinbrück, Peer SPD 23 .09 .2016 Steinmeier, Dr . Frank- Walter SPD 23 .09 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 23 .09 .2016 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 23 .09 .2016 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 23 .09 .2016 Willsch, Klaus-Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mitge- teilt, dass sie den Antrag Beteiligung des Bundestages im Vorfeld der Genehmigung der vorläufigen Anwen- dung des Handelsabkommens mit Kanada (Compre- hensive Economic and Trade Agreement – CETA) auf Drucksache 18/9038 zurückzieht . Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 201619082 (A) (C) (B) (D) Haushaltsausschuss Drucksache 18/8936 Nr . A .15 Ratsdokument 9303/16 Drucksache 18/8936 Nr . A .16 Ratsdokument 9307/16 Drucksache 18/8936 Nr . A .17 Ratsdokument 9310/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .7 Ratsdokument 10383/16 Ausschuss für Wirtschaft und Energie Drucksache 18/7934 Nr . A .13 EP P8_TA-PROV(2016)0041 Drucksache 18/7934 Nr . A .18 Ratsdokument 6227/16 Drucksache 18/8771 Nr . A .4 EP P8_TA-PROV(2016)0223 Drucksache 18/8936 Nr . A .18 EP P8_TA-PROV(2016)0236 Drucksache 18/9141 Nr . A .10 EP P8_TA-PROV(2016)0250 Drucksache 18/9141 Nr . A .11 Ratsdokument 9911/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .13 Ratsdokument 9966/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .14 Ratsdokument 9969/16 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/9141 Nr . A .17 EP P8_TA-PROV(2016)0271 Drucksache 18/9141 Nr . A .18 EP P8_TA-PROV(2016)0272 Drucksache 18/9141 Nr . A .20 Ratsdokument 10133/16 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/9141 Nr . A .22 EP P8_TA-PROV(2016)0267 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 18/419 Nr . C .41 Ratsdokument 14493/12 Drucksache 18/419 Nr . C .42 Ratsdokument 14499/12 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 191. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 38 Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit TOP 9 Erleichterung der Einbürgerung TOP 40 Drittes Pflegestärkungsgesetz TOP 41 Polizeikräfteeinsatz in Friedensmissionen TOP 42 Wochenhöchstarbeitszeit Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Klaus Ernst


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Es geht um Arbeitszeiten, um Flexibilisierung
    der Arbeitszeiten, auch um weniger Stress durch ver-
    nünftige Arbeit . Wenn ich mich hier so umschaue, sehe
    ich: Es haben sich einige Kolleginnen und Kollegen si-
    cher auch schon ins Wochenende verabschiedet .


    (Max Straubinger [CDU/CSU]: In die Arbeit verabschiedet!)


    Wir als Abgeordnete können das tun, andere nicht,
    weil sie sehr starre Arbeitszeitverhältnisse haben, die
    teilweise ganz anders aussehen . Aber genau über diese
    müssen wir reden .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir haben in der Bundesrepublik eine Entwicklung,
    die nicht in Ordnung ist . Wir haben die Bundesregierung
    gefragt, wie sich Arbeitszeiten entwickeln . Sie werden
    immer länger . 1,7 Millionen arbeiten inzwischen regel-
    mäßig über 48 Stunden in der Woche . Diese Zahl hat
    dramatisch zugenommen . Das Institut für Arbeitsmarkt-
    und Berufsforschung hat ausgerechnet, dass 1,8 Milliar-
    den Überstunden pro Jahr geleistet werden – im Übrigen
    würde das mehreren Hunderttausend Beschäftigten ent-
    sprechen –, von denen aber nur etwas mehr als die Hälfte
    bezahlt wurden .

    Immer mehr Beschäftigte müssen nachts arbeiten . 1995
    waren noch 2,4 Millionen Beschäftigte nachts tätig, 2015
    waren es 3,3 Millionen .

    Meine Damen und Herren, ich erinnere mich an eine
    Betriebsversammlung bei einem größeren Automobil-
    konzern . Dabei ging es um die Durchsetzung von Nacht-
    arbeit . Die Beschäftigten haben sich dagegen gewehrt .
    Einer von den Kollegen ging aus der Betriebsversamm-
    lung raus und sagte: Wenn der Herrgott gewollt hätte,
    dass wir nachts arbeiten, dann hätte er uns mit den Augen
    auch Glühbirnen in den Kopf gegeben, damit wir etwas
    sehen können .


    (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN)


    Da ist was dran, liebe Kolleginnen und Kollegen .

    Wir wissen alle: Nachtarbeit ist gesundheitsschäd-
    lich, und zwar extrem . Immer mehr Beschäftigte arbei-
    ten regelmäßig am Wochenende: 8,8 Millionen 2015,
    Tendenz steigend . Was auch zunimmt, ist die Sonn- und
    Feiertagsarbeit . Das ist deshalb bemerkenswert, weil wir
    im Grundgesetz die Sonn- und Feiertage als Tage der
    Arbeitsruhe besonders geschützt haben: Sonn- und Fei-
    ertagsarbeit ist eigentlich ausgeschlossen . Trotzdem hat
    sich die Zahl derer, die regelmäßig sonntags und feier-
    tags arbeiten, drastisch erhöht . 1995 waren es 2,9 Milli-
    onen, 2015 knapp 5 Millionen Menschen; ein Zuwachs
    von mehr als 70 Prozent .

    Inzwischen, meine Damen und Herren, liebe Kolle-
    ginnen und Kollegen, arbeitet jeder Sechste in Schichten .
    Ich möchte darauf hinweisen, was das insbesondere in
    Familien bedeutet, in denen beide Partner in Schichten
    arbeiten . Da spielt sich das Familienleben oft auf Zet-
    teln ab . Wenn man sich die Betreuung der Kinder einteilt,
    versucht man, dafür zu sorgen, dass einer der Partner zu
    Hause ist, während der andere arbeitet . Da läuft das Fa-
    milienleben oft so ab, dass der Mann auf einen Zettel
    schreibt: Ich komme heute später . – Wenn er dann nach
    Hause kommt, findet er einen Zettel seiner Partnerin vor,
    auf dem steht: Ich habe es gelesen . – Wir müssen also
    aufpassen, was in unserem Land passiert .

    Viele Hunderte von Studien belegen: Arbeitszeiten
    dieser Art machen krank . Wir haben es mit einer Zu-
    nahme von psychischen Erkrankungen durch Arbeit

    Thorsten Frei






    (A) (C)



    (B) (D)


    zu tun. Schichtarbeiter zum Beispiel sind häufiger von
    Herz­Kreislauf­Erkrankungen betroffen; das alles wissen
    Sie .

    Auf jeder Zigarettenschachtel stand früher: Rauchen
    gefährdet Ihre Gesundheit . – Inzwischen ist diese Formu-
    lierung schärfer geworden . Eigentlich müsste auf man-
    chem Arbeitsvertrag stehen: Diese Arbeit gefährdet Ihre
    Gesundheit .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir wissen das. Aber wir haben momentan offen-
    sichtlich Hemmungen, das zu ändern . Wir erleben auf
    der anderen Seite, dass unter dem Deckmantel von In-
    dustrie 4 .0 nun die Arbeitgeberverbände eine weitere
    Flexibilisierung der Arbeitszeit wollen . Damit meinen
    sie – ich zitiere den Präsidenten des Arbeitgeberverban-
    des Gesamtmetall, Dulger –: mehr Arbeitszeitvolumen,
    Befristung und Zeitarbeit . – Das ist die Zukunftsvorstel-
    lung der Arbeitgeber in dieser Frage .

    Auch wir sind dafür, dass Arbeitnehmer flexibel arbei-
    ten dürfen, wenn sie das wollen . Das bedeutet aber, dass
    wir regeln müssen, welche Rechte die Arbeitnehmerin-
    nen und Arbeitnehmer haben, um diese Flexibilität an
    ihrem Arbeitsplatz durchzusetzen .


    (Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


    Gegenwärtig haben sie diese Rechte kaum, wie wir wis-
    sen . Ich könnte Ihnen dazu noch viele Beispiele aus der
    Praxis erzählen .

    Meine Damen und Herren, die Realität sieht anders
    aus . Flexible Arbeitszeit heißt für die Beschäftigten oft
    Entgrenzung von Arbeit, Arbeit auf Abruf, übrigens auch
    keine Bezahlung mehr von Überstunden, Zunahme von
    Stress . Deshalb: Wir brauchen gesetzliche Regelungen,
    die den Arbeitnehmer in die Lage versetzen, die von ihm
    gewünschte Zeitsouveränität selber durchzusetzen .

    Meine Damen und Herren, ein Schlüssel dafür ist das
    Arbeitszeitgesetz . Das Arbeitszeitgesetz beschränkt die
    tägliche Arbeitszeit eigentlich auf acht Stunden . Aller-
    dings macht das bei sechs Tagen in der Woche 48 Ar-
    beitsstunden . Das ist eindeutig zu viel .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir müssen über das Arbeitszeitgesetz die Dauer der Ar-
    beitszeit ein Stück nach unten bekommen; deshalb unse-
    re Forderung . Das Arbeitszeitgesetz selber ist löchrig wie
    ein Schweizer Käse . Da gibt es Ausnahmeregelungen für
    fast alles . Die Zunahme der Sonntagsarbeit ist dafür ein
    Beweis . Auch deshalb müssen wir diese Frage angehen .

    Um Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zu schüt-
    zen, braucht es auch ein Recht auf Nichterreichbarkeit
    während der Freizeit .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir brauchen eine Anti-Stress-Verordnung, mit der die
    Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geschützt wer-
    den . Dringend erforderlich ist auch die Ausweitung des
    Mitbestimmungsrechts der Betriebsräte bei Fragen der
    Zeitsouveränität und des Arbeitsvolumens der Beleg-

    schaft . Nur ein kleiner Hinweis . Betriebsräte haben Kün-
    digungsschutz und können sich gegen ihren Arbeitgeber
    leichter wehren als der Einzelne ohne Kündigungsschutz .


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Dem Einzelnen drohen oft Nachteile, wenn er versucht,
    seine von ihm gewollte Flexibilität durchzusetzen .

    Als Parlamentarier haben wir die Pflicht, uns schüt-
    zend vor die Beschäftigten zu stellen und dem Trend,
    dass Arbeit zunehmend krankmacht, entgegenzuwirken .
    Wir könnten damit anfangen. Ich hoffe, dass unsere De-
    batte dazu führt, dass diese Themen tatsächlich parla-
    mentarisch aufgegriffen werden.

    Ich danke für die Aufmerksamkeit .


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Das Wort hat der Kollege Uwe Lagosky für die CDU/

CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Uwe Lagosky


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

    Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Die Dauer der Arbeitszeit ist so zu bemessen, dass
    dem Arbeitnehmer ausreichend Zeit zur Erholung
    und zur Teilnahme am kulturellen Leben zur Verfü-
    gung steht . Normalarbeitszeit, Pausen, Freizeit und
    Urlaub bedürfen gesetzlicher und tariflicher Rege-
    lung nach Maßgabe neuzeitlicher wissenschaftli-
    cher Erkenntnisse . Sonntage und gesetzliche Feier-
    tage gelten als Ruhetage .

    Ich glaube, darüber sind wir uns grundsätzlich einig . Be-
    merkenswert ist nur: Woher stammt das, was ich gerade
    verlesen habe? Diese Zeilen stammen aus den Düsseldor-
    fer Leitsätzen, die die CDU 1949 auf den Weg gebracht
    hat .


    (Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Da gab es doch auch noch das Ahlener Programm! Das könnten wir hier sofort beschließen!)


    Um es ganz deutlich zu sagen, meine Damen und Herren
    von der Linken: Da gab es Sie als Partei in dieser Form
    noch gar nicht . Wir sind schon weit vor Ihrer Zeit aktiv
    geworden .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse – das
    ist bis heute so geblieben – wurde das Arbeitszeitgesetz
    gestaltet, das als Schutzgesetz im Wesentlichen der Ge-
    sundheit der Beschäftigten dient, und zwar sowohl bei
    tarifgebundenen als auch bei nicht tarifgebundenen Ar-
    beitgebern . Das Arbeitszeitgesetz begrenzt die höchstzu-
    lässige Arbeitszeit auf acht Stunden täglich; das haben
    Sie ebenfalls gerade ausgeführt . In Ausnahmen dürfen es
    auch zehn Stunden sein, aber nur dann, wenn – das haben
    Sie nicht gesagt – innerhalb von sechs Kalendermonaten

    Klaus Ernst






    (A) (C)



    (B) (D)


    oder innerhalb von 24 Kalenderwochen im Durchschnitt
    acht Stunden werktäglich nicht überschritten werden .

    Als weitere wesentliche Punkte werden die Ruhepau-
    sen und die Ruhezeiten geregelt . Arbeitnehmer müssen
    nach Beendigung der täglichen Arbeitszeit eine Ruhezeit
    von mindestens elf Stunden haben . Darüber hinaus er-
    öffnet das Arbeitszeitgesetz die Möglichkeit für abwei-
    chende Regelungen in Tarifverträgen – darauf haben Sie
    schon hingewiesen –, allerdings nur dann, wenn es um
    Arbeitsbereitschaft bzw . Bereitschaftsdienste geht . Es
    gibt eine Begrenzung der täglichen Arbeitszeit auf acht
    bis zehn Stunden, unter anderem deswegen, weil nach
    wissenschaftlichen Erkenntnissen die Unfallgefahr nach
    acht Stunden deutlich ansteigt . Deshalb werden Tages-
    grenzwerte entsprechend festgelegt . Angesichts der Re-
    gelung, wonach die tägliche Arbeit auf acht bis zehn
    Stunden begrenzt wird, und dem genannten Ausgleichs-
    zeitraum ist es möglich, auf acht Stunden pro Tag zu
    kommen . Das ist das Ziel der Ausgleichsregelung .

    Man wird damit sowohl den Belangen der Gesundheit
    der Arbeitnehmer als auch den Ansprüchen der Betriebe
    gerecht, die bei wechselnden Auftrags- und Aufgabenla-
    gen flexibel reagieren müssen. Das haben Sie in Ihrem
    Antrag völlig vergessen . Wenn Sie die Höchstarbeitszeit
    in der Woche von 48 auf 40 Stunden senken, sind die
    Betriebe nicht mehr flexibel. Wenn die Betriebe nicht
    mehr flexibel sind, gehen möglicherweise Arbeitsplätze
    in Deutschland verloren . Allein aus diesem Grund kann
    man das in der Form nicht machen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Es geht erstens darum, den Beschäftigten bestmöglich
    vor gesundheitlichen Gefahren zu schützen, und zwei-
    tens darum, wirtschaftlich arbeitende Betriebe zu haben .
    Wenn die Höchstarbeitszeit in der Woche tatsächlich von
    48 auf 40 Stunden gesenkt wird, dann sehe ich für unse-
    re Wirtschaft in Deutschland im Vergleich zum Rest der
    Welt schwarz .

    Nun basiert Ihr Antrag auf einer Antwort der Bundes-
    regierung auf eine Anfrage, in der es darum geht, wie
    viele abhängig Beschäftigte von überlangen Arbeits-
    zeiten betroffen sind, also 49 Stunden und mehr in der
    Woche arbeiten . Darauf antwortete die Bundesregie-
    rung, dass das rund 2 Millionen abhängig Beschäftigte
    sind . Das entspricht einem Anteil von 5,6 Prozent . Die
    Daten stammen aus dem vom Statistischen Bundesamt
    durchgeführten Mikrozensus und beziehen sich auf das
    Jahr 2012 . Damals gab es 35 Millionen Beschäftigte in
    Deutschland .

    Man muss sich aber die Frage stellen, warum es bei
    den Regelungen im Arbeitszeitgesetz, die auf eine durch-
    schnittliche Arbeitszeit von acht Stunden pro Tag abzie-
    len, zu solchen Ergebnissen kommt . Diese Frage stellen
    wir uns auch . Dabei geht es aber um Fragen, auf die der
    Mikrozensus keine Antworten liefert: Welche Berufs-
    gruppen sind im Wesentlichen betroffen? Wird in Betrie-
    ben von Arbeitgebern und Beschäftigten genügend auf
    die Arbeitszeitgesetze geachtet? Achten die Aufsichtsbe-
    hörden der Länder ausreichend auf die Einhaltung des
    Arbeitszeitgesetzes? Welche Ausnahmeregelungen tra-
    gen zu diesem Ergebnis bei? – All diese Fragen sollten

    wir erst einmal beantworten, bevor wir solche Anträge
    einbringen .


    (Beifall bei der CDU/CSU – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Wir können ja beides machen!)


    Bedacht werden muss zudem, dass es für die Beschäftig-
    ten manchmal auch persönlich wichtig ist, eine Aufgabe
    zu erledigen . Das ist in einer Arbeitswoche mit 40 Stun-
    den nicht immer möglich . Jedenfalls ist es mir in meinem
    Berufsleben so gegangen .

    Sich seine Arbeitszeit selbst einzuteilen und Aufga-
    ben abzuschließen, kann durchaus motivierend wirken .
    Jedoch sollte das nicht über die Schutzvorschriften des
    Arbeitszeitgesetzes hinausgehen . Dafür Sorge zu tragen,
    ist insbesondere eine Frage der Betriebskultur .

    Weiterhin behaupten Sie von der Linksfraktion – das
    haben Sie eben wieder getan –, der Arbeitstag kenne für
    viele kein Ende mehr . Das mag für den einen oder ande-
    ren tatsächlich so sein – darin gebe ich Ihnen, wie schon
    gesagt, durchaus recht –; doch das ist schon eine sehr
    dramatische Interpretation dessen, was in Deutschland
    Realität ist .


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Genau! Die können nicht anders! Die können nur dramatisch!)


    Die Ergebnisse des Statistischen Bundesamts wurden
    schon angesprochen; ich möchte das auch tun, nur aus
    einem anderen Kontext heraus . 1996 hat ein Vollzeitbe-
    schäftigter durchschnittlich 40 Stunden pro Woche gear-
    beitet . 2011 waren es 40,7 Stunden und 2015 40,5 Stun-
    den . Damit liegen die deutschen Vollzeitbeschäftigten
    durchaus im europäischen Durchschnitt, der laut Euro-
    stat 2015 bei 40,3 Wochenstunden lag . Damit liegen wir
    bezogen auf die Beschäftigten in Europa durchaus im
    Mittel .

    Zwischenfazit: Wir haben schon ein sehr ausgewoge-
    nes Gesetz . Es schützt die Gesundheit der Beschäftigten
    durch kluge Leitplanken, trägt in einem ausgewogenen
    Maß zur Wirtschaftlichkeit unserer Betriebe bei und
    eröffnet Möglichkeiten für sozialpartnerschaftliches
    Handeln . Letzteres führt zu vielen Arbeitszeitmodel-
    len in den Betrieben, die auch die Zeitsouveränität der
    Beschäftigten verbessern . Im Bereich der Schichtarbeit
    werden ebenfalls längst Betriebsvereinbarungen abge-
    schlossen, die die Bedürfnisse der Mitarbeiter berück-
    sichtigen . Das ergab unter anderem eine Kurzauswertung
    der Hans-Böckler-Stiftung aus dem Jahr 2010 . Kurzum:
    Die Linksfraktion läuft nach unserer Auffassung mit ihrer
    Forderung dem Trend hinterher . Die Sozialpartnerschaf-
    ten sorgen längst für mehr Zeitsouveränität der Beschäf-
    tigten .

    Nebenbei: Auch der Gesetzgeber leistet seinen Bei-
    trag . Stichworte dazu sind das Gesetz zur besseren Ver-
    einbarkeit von Familie, Pflege und Beruf, das Teilzeit­
    und Befristungsgesetz oder die Regelung im Vierten
    Buch Sozialgesetzbuch zu Wertguthaben .

    Eine Anti-Stress-Verordnung, wie sie in Ihrem Antrag
    gefordert wird, ist dagegen kein sinnvoller Beitrag . Sie
    mag öffentlichkeitswirksam sein und macht etwas her;

    Uwe Lagosky






    (A) (C)



    (B) (D)


    das ist keine Frage . Aber bringt sie uns weiter, wenn es
    um die Gesundheit der Arbeitnehmer geht? Meine Erfah-
    rung ist durchaus eine andere . Es geht in den Betrieben
    in erster Linie darum, Mitarbeitergespräche zu führen
    und gleichzeitig eine Gefährdungsbeurteilung auf den
    Weg zu bringen . Das bringt den besten Erfolg bei der
    Vermeidung von psychologischen Belastungen, die mög-
    licherweise am Arbeitsplatz entstehen . Berufsbedingte
    Belastungen können so frühzeitig erkannt und abgebaut
    werden . Gesundes Arbeiten hat viel mit der Betriebskul-
    tur zu tun . Entscheidend also sind keine neuen Regelun-
    gen . Entscheidend ist, dass wir die bisherigen Regelun-
    gen umsetzen, und wir arbeiten daran, das zu tun .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Letzter Werbeblock: Die ehemalige Bundesarbeitsmi-
    nisterin Dr . Ursula von der Leyen gab bei der Bundes-
    anstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin ein Projekt
    in Auftrag, das Anfang 2014 unter dem Titel „Psychi-
    sche Gesundheit in der Arbeitswelt – Wissenschaftliche
    Standortbestimmung“ startete . Seit Juli dieses Jahres lie-
    gen erste Zwischenberichte vor, die den jeweiligen Stand
    der Erkenntnis in vier Themenfeldern darlegen . Mit dem
    Abschlussbericht und den Handlungsempfehlungen für
    betriebliches Gesundheitsmanagement und den Arbeits-
    schutz ist für Mitte 2017 zu rechnen .

    Wir sind für eine wissenschaftliche Begleitung der
    Arbeitsschutzgesetze . Dazu zählt auch das Arbeitszeitge-
    setz . Hierfür treten wir als CDU/CSU-Fraktion entschie-
    den ein .

    Herzlichen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU)