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ID1819108600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/191 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 191. Sitzung Berlin, Freitag, den 23. September 2016 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Ulrich Petzold und Wilfried Lorenz . . 19025 A Tagesordnungspunkt 38: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Be- richt der Bundesregierung zur weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungs- freiheit Drucksache 18/8740 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19025 B Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 19025 C Dr . Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 19027 A Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19028 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19030 A Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 19031 C Angelika Glöckner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 19032 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 19033 D Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . 19034 B Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19035 A Thomas Silberhorn, Parl . Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19036 C Dr . Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 19037 C Tagesordnungspunkt 9: a) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Özcan Mutlu, Manuel Sarrazin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Britische Staatsangehörige rasch und unkompli- ziert einbürgern Drucksache 18/9669 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19038 D b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker Beck (Köln), Özcan Mutlu, Luise Amtsberg, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Erleichterung der Einbürgerung und zur Ermöglichung der mehrfachen Staatsangehörigkeit Drucksache 18/5631 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19039 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19039 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 19040 C Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 19043 B Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19044 C Dr . Tim Ostermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 19045 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 19046 D Detlef Müller (Chemnitz) (SPD) . . . . . . . . . . 19047 D Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19049 B Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19050 B Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19051 B Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19052 C Barbara Woltmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 19052 D Tagesordnungspunkt 40: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Stärkung der pflegerischen Versorgung und zur Änderung weiterer Vorschriften (Drittes Pflegestärkungsge- setz – PSG III) Drucksache 18/9518 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016II b) Antrag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), Matthias W . Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Pflege teilhabe- orientiert und wohnortnah gestalten Drucksache 18/8725 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 C c) Antrag der Abgeordneten Elisabeth Scharfenberg, Kordula Schulz-Asche, Maria Klein-Schmeink, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Pflege vor Ort gestalten – Bessere Bedingungen für eine nutzerori- entierte Versorgung schaffen Drucksache 18/9668 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 D Ingrid Fischbach, Parl . Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 D Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 19056 A Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 19057 B Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . 19058 B Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19059 A Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19060 A Heike Baehrens (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19061 B Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 19062 A Tagesordnungspunkt 41: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutsches En- gagement beim Einsatz von Polizistinnen und Polizisten in internationalen Friedens- missionen stärken und ausbauen Drucksache 18/9662 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19063 A Anita Schäfer (Saalstadt) (CDU/CSU) . . . . . . 19063 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 19064 B Edelgard Bulmahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 19065 B Dr . Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19067 D Dr . Ole Schröder, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19069 A Thorsten Frei (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19070 A Tagesordnungspunkt 42: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Herbert Behrens, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Wo- chenhöchstarbeitszeit begrenzen und Ar- beitsstress reduzieren Drucksache 18/8724 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19071 B Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 19071 B Uwe Lagosky (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19072 C Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19074 B Michael Gerdes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19075 B Gabriele Schmidt (Ühlingen) (CDU/CSU) . . . 19076 C Helga Kühn-Mengel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 19078 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19079 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 19081 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19081 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016 19025 191. Sitzung Berlin, Freitag, den 23. September 2016 Beginn: 9 .01 Uhr
  • folderAnlagen
    Helga Kühn-Mengel (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016 19081 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 23 .09 .2016 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 23 .09 .2016 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 23 .09 .2016 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E . CDU/CSU 23 .09 .2016 Gabriel, Sigmar SPD 23 .09 .2016 Gohlke, Nicole DIE LINKE 23 .09 .2016 Heiderich, Helmut CDU/CSU 23 .09 .2016 Held, Marcus SPD 23 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 23 .09 .2016 Hendricks, Dr . Barbara SPD 23 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Junge, Frank SPD 23 .09 .2016 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 23 .09 .2016 Krellmann, Jutta DIE LINKE 23 .09 .2016 Kudla, Bettina CDU/CSU 23 .09 .2016 Lach, Günter CDU/CSU 23 .09 .2016 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 23 .09 .2016 Lemke, Steffi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 23 .09 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 23 .09 .2016 Lips, Patricia CDU/CSU 23 .09 .2016 Mast, Katja SPD 23 .09 .2016 Obermeier, Julia CDU/CSU 23 .09 .2016 Özoğuz, Aydan SPD 23 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Rachel, Thomas CDU/CSU 23 .09 .2016 Ramsauer, Dr . Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Rix, Sönke SPD 23 .09 .2016 Rützel, Bernd SPD 23 .09 .2016 Ryglewski, Sarah SPD 23 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 23 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 23 .09 .2016 Schmidt (Aachen), Ulla SPD 23 .09 .2016 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 23 .09 .2016 Steinbrück, Peer SPD 23 .09 .2016 Steinmeier, Dr . Frank- Walter SPD 23 .09 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 23 .09 .2016 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 23 .09 .2016 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 23 .09 .2016 Willsch, Klaus-Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mitge- teilt, dass sie den Antrag Beteiligung des Bundestages im Vorfeld der Genehmigung der vorläufigen Anwen- dung des Handelsabkommens mit Kanada (Compre- hensive Economic and Trade Agreement – CETA) auf Drucksache 18/9038 zurückzieht . Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 201619082 (A) (C) (B) (D) Haushaltsausschuss Drucksache 18/8936 Nr . A .15 Ratsdokument 9303/16 Drucksache 18/8936 Nr . A .16 Ratsdokument 9307/16 Drucksache 18/8936 Nr . A .17 Ratsdokument 9310/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .7 Ratsdokument 10383/16 Ausschuss für Wirtschaft und Energie Drucksache 18/7934 Nr . A .13 EP P8_TA-PROV(2016)0041 Drucksache 18/7934 Nr . A .18 Ratsdokument 6227/16 Drucksache 18/8771 Nr . A .4 EP P8_TA-PROV(2016)0223 Drucksache 18/8936 Nr . A .18 EP P8_TA-PROV(2016)0236 Drucksache 18/9141 Nr . A .10 EP P8_TA-PROV(2016)0250 Drucksache 18/9141 Nr . A .11 Ratsdokument 9911/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .13 Ratsdokument 9966/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .14 Ratsdokument 9969/16 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/9141 Nr . A .17 EP P8_TA-PROV(2016)0271 Drucksache 18/9141 Nr . A .18 EP P8_TA-PROV(2016)0272 Drucksache 18/9141 Nr . A .20 Ratsdokument 10133/16 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/9141 Nr . A .22 EP P8_TA-PROV(2016)0267 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 18/419 Nr . C .41 Ratsdokument 14493/12 Drucksache 18/419 Nr . C .42 Ratsdokument 14499/12 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 191. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 38 Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit TOP 9 Erleichterung der Einbürgerung TOP 40 Drittes Pflegestärkungsgesetz TOP 41 Polizeikräfteeinsatz in Friedensmissionen TOP 42 Wochenhöchstarbeitszeit Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Petra Pau


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Das Wort hat die Kollegin Dr . Franziska Brantner für

    die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen .


    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sehr geehrte Präsidentin! Sehr geehrte Damen
    und Herren! Ich möchte an dieser Stelle Frau Almut
    Wieland-Karimi begrüßen – Sie alle kennen sie –, die
    Vorsitzende des ZIF, des Zentrums für Internationa-
    le Friedenseinsätze, die in diesem Bereich sehr viel für
    Deutschland leistet . Schön, dass Sie heute bei uns sind!


    (Beifall)


    Wir haben es schon gehört: Warum diskutieren wir
    dieses Thema heute? Uns geht es dabei um Frieden . Wir
    wollen in den Ländern der Welt, in denen es leider häufig
    nicht friedlich zugeht, einen Beitrag dazu leisten, dass
    ein staatliches Gewaltmonopol wieder aufgebaut werden
    kann . Das ist die Forderung, die wir damit inhaltlich hin-
    terlegen . Es geht uns nicht darum, an sich mehr Polizis-
    tinnen und Polizisten ins Ausland zu schicken . Aber: Es
    gibt keine funktionierende Staatlichkeit ohne ein Gewalt-
    monopol . Wir wollen nicht, dass dieses nur militärisch
    gesichert wird, sondern wir wollen, dass es zivil, durch
    Polizistinnen und Polizisten, gesichert wird . Dafür brau-

    Edelgard Bulmahn






    (A) (C)



    (B) (D)


    chen wir funktionierende Polizeistrukturen in den Län-
    dern, die vom Zerfall bedroht sind oder in denen nach ei-
    nem Konflikt mit großen Schwierigkeiten versucht wird,
    wieder eine Staatlichkeit aufzubauen . Das ist das Ziel .
    Dazu wollen wir unseren Beitrag leisten .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Die Vereinten Nationen sind da momentan der größte
    Akteur . 13 200 Polizistinnen und Polizisten sind weltweit
    im Einsatz der Vereinten Nationen unterwegs . Deutsch-
    land stellt von diesen 13 200 genau 24 . 24 Polizistinnen
    und Polizisten – für ein großes und reiches Land wie
    Deutschland ist das blamabel . Anders kann man das nicht
    nennen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir waren zusammen mit dem Unterausschuss bei
    den Vereinten Nationen in New York . Dort wurde uns
    stark und eindeutig signalisiert, wie sehr deutsche Po-
    lizistinnen und Polizisten geschätzt sind, auch weil wir
    einen besonderen Ansatz haben und vor Ort häufig prä-
    ventiv arbeiten . Unsere Polizisten gehen auch anders mit
    Demonstrationen um . Das unterscheidet sich manchmal
    vom Vorgehen der Polizisten aus anderen Ländern . Da
    haben wir eine wichtige Rolle; darin sind wir uns alle
    einig . Deswegen ist es gut, dass wir heute diesen Antrag
    gemeinsam stellen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Zuruf der Abg . Ulla Jelpke [DIE LINKE])


    Es ist gut, dass wir gemeinsame Antreiber sind, aber
    eigentlich auch traurig, dass wir überhaupt Antreiber
    sein müssen . Ich zitiere aus dem Koalitionsvertrag vom
    November 2013 – dort finden sich lesenswerte Passagen
    über die Vereinten Nationen –:

    Wir wollen die rechtlichen, organisatorischen und
    finanziellen Voraussetzungen für den Einsatz von
    Polizistinnen und Polizisten in Friedensmissionen
    verbessern . Hierzu wird die Bundesregierung in der
    nächsten Legislaturperiode mit den Bundesländern
    eine umfassende Bund-Länder-Vereinbarung ver-
    handeln, die der gemeinsamen Verantwortung ge-
    recht wird .

    Jetzt haben wir das Jahr 2016, es ist nicht mehr ganz
    ein Jahr bis zur Wahl, und wir haben immer noch keine
    Bund-Länder-Vereinbarung . Da fragen wir uns schon:
    Warum kommt das nicht? Die Frage richtet sich auch an
    Sie, Herr Schröder . Woran hängt es denn? Wir glauben,
    dass dort dringend Handlungsbedarf besteht . Kommen
    Sie Ihren eigenen Zusagen endlich nach! Machen Sie
    das, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition!
    Wir brauchen das . Deutschland leistet bis jetzt einfach
    zu wenig .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    In dem Antrag werden richtige Forderungen zur struk-
    turellen Verbesserung gestellt; wir haben es gerade schon

    gehört . Dabei geht es um die rechtliche Absicherung,
    finanzielle Fragen, Wissenstransfer und ­sicherung und
    eine stärkere Einbindung im Parlament . Frau Jelpke, Si-
    cherheitsbedenken und Menschenrechte – die Sorge tei-
    len wir doch alle .


    (Lachen der Abg . Ulla Jelpke [DIE LINKE] – Zuruf von der LINKEN: Warum steht das dann nicht im Antrag drin?)


    Es ist aber auch ein schwieriges Umfeld, in dem diese
    Polizistinnen und Polizisten unterwegs sind .

    Klar ist: Wir müssen Einsätze in Zukunft auch ab-
    brechen . Das ist gar nicht die Frage . Es wird Einsätze
    geben, und es gibt schon heute Einsätze, bei denen wir
    sagen: Da müssen wir aufhören . Dort ist es nicht mehr
    der richtige Weg . Dort unterstützen wir nicht Frieden und
    Rechtsstaatlichkeit, sondern Akteure, die den Menschen-
    rechten zuwiderhandeln . Ja, wir werden Einsätze abbre-
    chen müssen . Aber das ist doch kein Argument dagegen,
    strukturelle Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass wir
    Polizistinnen und Polizisten in gute Einsätze entsenden
    können . Das kann doch kein Argument dagegen sein .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Falsche Einsätze können doch kein Argument gegen gute
    Einsätze sein .


    (Ulla Jelpke [DIE LINKE] . Klare Kriterien: Keine Polizeieinsätze im Ausland!)


    Das ist das, worum es uns geht . Wir sagen jetzt nicht,
    dass wir alle schlechten Einsätze mittragen .

    Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition,
    noch einmal: Wir alle wissen, dass eine gute Polizei auch
    eine gute Justiz braucht, dass wir ein gutes Umfeld brau-
    chen, in dem die Polizei agieren kann . Deswegen hatten
    wir noch einen Antrag gestellt, der diesen Bereich behan-
    delt . Schade, dass er nicht aufgesetzt wurde . Vielleicht
    können wir bei anderer Gelegenheit trotzdem über diesen
    Antrag diskutieren; denn wir wissen, dass es zusammen-
    gehört . Hier geht es jetzt um einen Teil; andere gehören
    dazu .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wir alle wissen auch, dass das, was wir hier fordern,
    nicht für umme zu haben ist . Das kostet Geld . Wenn wir
    1 Prozent zum Ziel haben, wenn wir einen Lehrstuhl an
    der Hochschule der Polizei zum Ziel haben, dann kostet
    das Geld . Ich würde mich sehr freuen, wenn wir es in
    dem Haushaltsverfahren, das gerade läuft, gemeinsam
    schaffen, diese Forderungen nicht auf dem Papier zu be-
    lassen, sondern umzusetzen und Geld für den Lehrstuhl,
    für das 1 Prozent zur Verfügung zu stellen . Dann haben
    wir wirklich etwas erreicht . Das ist der Schritt, den wir
    noch gehen können . Dabei brauchen wir nicht auf Sie zu
    warten . Das ist in unserer Verantwortung . Lassen Sie uns
    diesen Schritt gemeinsam gehen .

    Ich danke Ihnen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Dr. Franziska Brantner






    (A) (C)



    (B) (D)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Das Wort hat der Parlamentarische Staatssekretär

Dr . Ole Schröder .


(Beifall bei der CDU/CSU)


D
  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ole Schröder


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)



    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
    Herren! Ich freue mich zunächst, dass der Unterausschuss
    für Zivile Krisenprävention einen fraktionsübergreifen-
    den Beschlussantrag zum Einsatz von Polizeibeamtinnen
    und Polizeibeamten in internationalen Friedensmissio-
    nen vorgelegt hat . Die zehn Punkte des Antrags greifen
    wichtige Themen auf . Deren Umsetzung wird unser Po-
    lizeiengagement in mandatierten Friedensmissionen und
    bilateralen Polizeimissionen stärken .

    Gerade angesichts der aktuellen Migrationslage ge-
    winnt der Antrag eine besondere Aktualität . Polizeimis-
    sionen leisten in den Krisenregionen einen Beitrag zur
    Bekämpfung von Fluchtursachen . Polizeiprojekte in Kri-
    senstaaten legen die Basis für den Aufbau von Sicher-
    heitsstrukturen; dort werden rechtsstaatliche Strukturen
    aufgebaut . Sicherheit ist eben auch die Voraussetzung da-
    für, dass sich überhaupt wirtschaftliche Prosperität entwi-
    ckeln kann. Sicherheit eröffnet den Menschen somit eine
    Bleibeperspektive, und damit werden auch die Fluchtur-
    sachen bekämpft . Ich bekenne mich an dieser Stelle ein-
    deutig zu einem größeren Engagement Deutschlands in
    internationalen Polizeieinsätzen .

    Wir haben zurzeit – da möchte ich auf das eingehen,
    was Frau Brantner eben gesagt hat – 148 Beamtinnen
    und Beamte im Einsatz, also nicht nur 22 .


    (Dr . Franziska Brantner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei den Vereinten Nationen!)


    Es gibt zwischen Bund und Ländern vereinbarte Leitli-
    nien; das ist also geübte Praxis . Aber natürlich kann man
    sich auch über konkrete Vereinbarungen unterhalten . Ich
    sage nur eines: Das wird an der geübten Praxis nicht viel
    ändern . Wichtig ist, dass auch die Länder bereit sind, sol-
    che Vereinbarungen einzugehen . An uns soll es jedenfalls
    nicht scheitern .

    Wenn jetzt allerdings mehr Engagement gefordert
    wird, dann müssen wir natürlich auch berücksichtigen,
    dass wir eine zivile Polizei haben


    (Beifall der Abg . Ulla Jelpke [DIE LINKE] – Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Da kann ich ausnahmsweise mal klatschen!)


    und eben keine Gendarmerie oder sonstige robuste Ein-
    heiten . Wenn die Grünen jetzt wild entschlossen sind und
    sagen: „Wir wollen viel mehr“, dann ist das eine Ansage .
    Dann müssen wir uns natürlich auch über die Ausrüstung
    der Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten Gedanken
    machen: Brauchen wir nicht robustere Einheiten, was
    bedeutet das für die Abgrenzung von Militär und Polizei
    in den Krisenregionen, und was kann unsere zivile Poli-
    zei überhaupt leisten? Man darf also nicht nur fordern,

    sondern muss auch die konkreten Schlussfolgerungen
    berücksichtigen .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)


    Ich jedenfalls bedanke mich bei allen Polizeibeamtin-
    nen und Polizeibeamten für das großartige Engagement,
    das sie in vielen Staaten zeigen . Wir wissen, was das für
    jeden Einzelnen bedeutet . Wir wissen, dass die Akzep-
    tanz der örtlichen Polizeidienststellen nicht immer so ist,
    wie wir sie uns vorstellen . Wir wissen, was das auch für
    das gesamte Umfeld und die Familien bedeutet . Vielen
    Dank für diesen Einsatz!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Unsere Polizeibeamten tragen dazu bei, dass die Si-
    cherheitslage in den Regionen, die von Konflikten,
    Krisen und Chaos geprägt sind, stabilisiert wird . Damit
    sorgen sie nicht nur für Sicherheit und Ordnung in den
    Regionen, sondern mittelbar auch für Sicherheit hier in
    Deutschland . Ein Blick auf die Krisenherde der Welt
    zeigt, dass wir künftig noch mehr Friedensmissionen und
    bilaterale Polizeiprojekte brauchen . Wir müssen aber
    auch Rücksicht darauf nehmen, dass wir begrenzte Res-
    sourcen haben und zurzeit über eine zivile Polizei ver-
    fügen, die dann natürlich auch die Ausrüstung hat, die
    gesetzlich vorgegeben ist .

    Wir müssen uns daher auf Schwerpunkte konzentrie-
    ren . Im Vordergrund stehen für uns solche Gebiete, in
    denen die Ursachen von Flucht, Vertreibung und Migra-
    tion bekämpft werden können . Zwei Regionen genießen
    dabei unsere besondere Aufmerksamkeit .

    Zum Ersten geht es um Nordafrika und die Sahelzone .
    Wir haben unsere Beteiligung an der Mission der Ver-
    einten Nationen in Mali bereits deutlich ausgebaut . Wir
    würden sie noch weiter ausbauen . Die Anforderungen,
    insbesondere an die Sprachkenntnisse, sind allerdings
    sehr, sehr hoch . Wir setzen uns dafür ein, dass sie realis-
    tischer ausgelegt werden, insbesondere was die französi-
    schen Sprachkenntnisse angeht .

    Wir stellen uns auch darauf ein, Polizisten nach Libyen
    zu entsenden, sobald die Sicherheitslage es zulässt . Die
    Vorbereitungen laufen bereits, und wir engagieren uns im
    Rahmen der Vorbereitungen . Wir legen großen Wert da-
    rauf, dass ein Kernauftrag dieser Mission die Stärkung
    des libyschen Grenz- und Küstenschutzes wird, damit die
    Tragödie auf dem Mittelmeer auch von dieser Seite her
    beendet werden kann, meine Damen und Herren .

    Zum Zweiten kommt nach wie vor Afghanistan eine
    besondere Bedeutung zu . Das bilaterale Polizeiprojekt in
    Afghanistan haben wir noch stärker auf die Bekämpfung
    der Schleuserkriminalität und auf die Bekämpfung der
    illegalen Migration ausgelegt .

    Unsere Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten leis-
    ten – darauf möchte ich zum Schluss eingehen – auch
    einen wichtigen Beitrag in Europa . In der Ukraine sind
    wir an zwei Missionen der EU und an einer der OSZE
    beteiligt . Durch die Teilnahme an diesen Missionen tra-
    gen wir dazu bei, dass sich die Situation in der Ukraine






    (A) (C)



    (B) (D)


    stabilisiert und die Polizeibehörden bei ihren Reformen
    unterstützt werden . Das ist dringend erforderlich .

    Ich bin davon überzeugt, dass der gestellte Antrag uns
    bei unseren Bemühungen unterstützen wird, und bedanke
    mich für die konstruktive Begleitung aus dem parlamen-
    tarischen Raum . Die Linke ist hier natürlich ausgenom-
    men .


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das, was wir von ihr erleben, ist eher destruktiv, aber ich
    denke, das sind wir auch sonst nicht anders gewohnt .

    Insofern freue ich mich auf die gemeinsamen Bera-
    tungen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)