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ID1818716600

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Metadaten
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/187 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 187. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 8. September 2016 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . 18507 B Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . 18507 B Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 C Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel, Bundesminister BMWi . . . . . 18507 D Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18512 C Dr . Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18514 A Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18516 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18517 C Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 18518 D Andreas G . Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18520 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18522 A Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18523 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 18524 B Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18525 B Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18526 D Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18528 B Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18529 A Daniela Ludwig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18530 C Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18532 A Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 18534 A Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18536 D Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18538 A Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18540 B Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18541 D Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18542 C Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18544 B Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18545 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18546 D Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18548 A Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18548 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18550 B Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18551 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18552 A Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18553 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 187 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 8 . September 2016II Tagesordnungspunkt 2: Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2015 – Haushaltsrechnung und Vermögensrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2015 – Drucksache 18/8833 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18554 D Zusatztagesordnungspunkt Beratung des von der Bundesregierung ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur An- passung des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetzes und anderer Vorschriften an europa- und völkerrechtliche Vorgaben Drucksache 18/9526 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18555 A Tagesordnungspunkt 3: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bundes- regierung für das Haushaltsjahr 2014 – Vorlage der Haushaltsrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2014 – – zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bun- desregierung für das Haushaltsjahr 2014 – Vorlage der Vermögensrech- nung des Bundes für das Haushalts- jahr 2014 – – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2015 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes (einschließlich der Fest- stellungen zur Jahresrechnung 2014) – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2015 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes – Weitere Prüfungser- gebnisse – Drucksachen 18/5291, 18/5128, 18/6600, 18/6933 Nr . 1 .1, 18/8100, 18/8283 Nr . 4, 18/9108 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18555 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des
  • folderAnlagen
    Alois Rainer (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 187 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 8 . September 2016 18617 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bülow, Marco SPD 08 .09 .2016 Burkert, Martin SPD 08 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 08 .09 .2016 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 08 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 08 .09 .2016 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 08 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 08 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 08 .09 .2016 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 08 .09 .2016 Jüttner, Dr . Egon CDU/CSU 08 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 08 .09 .2016 Krellmann, Jutta DIE LINKE 08 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 08 .09 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 08 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 08 .09 .2016 Lücking-Michel, Dr . Claudia CDU/CSU 08 .09 .2016 Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 08 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 08 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 08 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 08 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 08 .09 .2016 Stadler, Svenja SPD 08 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 08 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 08 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 08 .09 .2016 Zimmermann, Pia DIE LINKE 08 .09 .2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 187. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 09 Wirtschaft und Energie EPL 15 Gesundheit TOP 2 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 3 Abschließende Beratungen ohne Aussprache EPL 11 Arbeit und Soziales EPL 10 Ernährung und Landwirtschaft EPL 17 Familie, Senioren, Frauen und Jugend Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Norbert Müller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Redne-
    rinnen und Redner der Großen Koalition haben gestern
    immer wieder darauf hingewiesen, dass sie ab jetzt nicht
    in den Dauerwahlkampf für das kommende Jahr gehen
    wollen, und machen das auch am aktuellen Haushalt und
    an dieser Sitzungswoche, die das ganz gut illustrieren
    soll, fest . Das heißt für uns übersetzt: Wir nehmen Sie
    beim Wort bei allem, was Sie heute ankündigen und ver-
    sprechen .


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Denn das heißt ganz offensichtlich, dass es sich hierbei
    nicht um Wahlkampf handelt, sondern um das, was Sie
    in den Haushaltsberatungen noch aktiv angehen wollen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dann ist es doch ein großer Fortschritt, dass die Große
    Koalition, die sich im Koalitionsvertrag darauf verstän-
    digt hatte, nichts zum Thema Kinderarmut festzuhalten,
    das Thema der Kinderarmut und der Armut von Alleiner-
    ziehenden – dazwischen gibt es einen engen Zusammen-
    hang – endlich anpacken will, indem sie den Unterhalts-
    vorschuss offensichtlich ausbauen will. Das haben in den
    Beratungen nicht nur Herr Gabriel, sondern auch Herr
    Schneider, Herr Kahrs und Frau Schwesig gefordert, also
    eine lange Liste von Sozialdemokraten . Man muss davon
    ausgehen, dass Sie das jetzt anpacken .

    Sie haben, wenn ich der Rede von Frau Dörner folgen
    kann, in diesem Plenum bereits jetzt eine Mehrheit da-
    für, den Unterhaltsvorschuss bereits in diesem Jahr aus-
    zubauen, jedenfalls was die Zahldauer bis zum 18 . Le-
    bensjahr und die Bezugszeit von 72 Monaten angeht . Das
    heißt, wir können im Rahmen der Haushaltsberatungen
    sofort den Unterhaltsvorschuss reformieren und deutlich
    ausbauen .

    Warum ist das nötig? 42 Prozent aller Alleinerziehen-
    den sind in Deutschland armutsgefährdet . Die Spiegel-
    seite davon ist, dass in ganz Deutschland 50 Prozent, also

    jedes zweite Kind, das im Hartz-IV-Bezug ist, in einem
    Haushalt von Alleinerziehenden lebt . In Ostdeutschland
    sind es sogar 60 Prozent . Das heißt, mehr als die Hälfte
    der Hartz-IV-beziehenden Kinder in Ostdeutschland und
    die Hälfte dieser Kinder in Gesamtdeutschland leben in
    Haushalten von Alleinerziehenden .

    Das bedeutet in der Konsequenz: Wir können nicht
    nur den Unterhaltvorschuss ausbauen – was richtig und
    notwendig ist und wofür Sie jetzt eine Mehrheit hätten –,
    sondern wir müssen auch anfangen, über die Regelsätze
    für Kinder in der Grundsicherung zu reden . Sie müssen
    deutlich erhöht werden, damit die Kinder aus der Armut
    herauskommen . Wir reden hier darüber – das ist mehr-
    mals gesagt worden –, dass jedes vierte Kind arm ist .
    Hier können wir mit wenig Geld sehr schnell sehr viel
    helfen . Es gilt, aufzuzeigen, welche Dimensionen Armut
    in Bezug auf die Gesundheit, in Bezug auf die Bildungs-
    chancen und in Bezug auf die Beteiligung hat . Das ist
    alles bereits dargestellt worden .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Gegen Kinderarmut hilft aber auch eine gute soziale
    Infrastruktur . Es stellt sich die Frage: Was tun Sie oder
    was unterlassen Sie, um im Kampf gegen Kinderarmut
    für eine gute soziale Infrastruktur zu sorgen . Ich will
    zwei Beispiele nennen, wo dieser Haushalt eine Enttäu-
    schung ist .

    Das erste Beispiel ist bereits angesprochen worden:
    Den Kinder- und Jugendplan wollen Sie nochmals kür-
    zen . Im Koalitionsvertrag haben Sie – das ist erst knapp
    drei Jahre her – zur Jugendverbandsarbeit vereinbart:

    Wir werden die Infrastruktur der Kinder- und Ju-
    gendarbeit sowie die Jungendverbandsarbeit und die
    politische und kulturelle Bildung auf Bundesebene
    stärken und dabei auch die besonderen Bedürfnis-
    se junger Menschen mit Migrationshintergrund in
    den Blick nehmen . Der Kinder- und Jugendplan
    des Bundes . . . ist das zentrale Instrument, um eine
    bundeszentrale Infrastruktur der Jugendverbände si-
    cherzustellen .

    Die Mittel dafür wollen Sie um Millionenbeträge kür-
    zen. Das finde ich, ehrlich gesagt, unverschämt. Wenn
    die Vorstellung war, diese Mittel im Haushaltsentwurf
    zu kürzen, damit das Parlament sie dort wieder veran-
    schlagt, sodass Sie dem Bundesfinanzminister gegenüber
    darstellen können, welche Haushaltskürzungsbemühun-
    gen Sie vorgenommen haben, dann ist das doppelt un-
    verschämt, weil es eine Nichtwürdigung der Arbeit der
    Kinder- und Jugendverbände ist .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich mache Ihnen das deutlich . Gleichzeitig wird in
    Ihrem Ministerium offenbar mit den Verbänden des
    Deutschen Bundesjugendringes darüber gesprochen, die
    Kostensätze endlich zu erhöhen . Sie sind zum Teil noch
    in D-Mark gerechnet worden, weil sie seit über 15 Jah-
    ren nicht erhöht worden sind . Es geht um die Kosten für
    Fahrten, für Übernachtungen, für Honorare . Diese Kos-
    tensätze zu erhöhen, das ist richtig, und da haben Sie
    auch unsere Unterstützung . Aber wenn man die Kosten-
    sätze endlich erhöhen will, dann muss man auch diesen

    Dr. Carola Reimann






    (A) (C)



    (B) (D)


    Einzelplan deutlich aufstocken und darf nicht noch Mil-
    lionenbeträge herausnehmen, weil die Konsequenz sonst
    hieße: weniger Angebote durch die Träger der Kinder-
    und Jugendhilfe, weniger Angebote durch die Kinder-
    und Jugendverbände .

    Wir hatten gerade Sommerferien . Die SPD-nahe Orga-
    nisation Die Falken bietet Ferienfreizeiten insbesondere
    für arme Kinder an . Das hängt mit dem zusammen, was
    Sie richtigerweise im Koalitionsvertrag zur Arbeit der
    Kinder- und Jugendverbände festgehalten haben, aber
    auch mit der Kinderarmut, zu der Sie sich nicht äußern
    wollen . Ein Verband wie die Falken bietet Ferienfreizei-
    ten für arme Kinder an . Wie soll das möglich bleiben,
    wenn Sie ihn gleichzeitig finanziell k.o. schlagen?

    Das hat eine weitere Dimension . Wenn Sie die Kinder-
    und Jugendverbände finanziell schwächen, dann machen
    diese weniger Angebote, und wenn die Angebote zurück-
    gehen, dann erleben wir eine weitere Welle des Sterbens
    der Einrichtungen der Kinder- und Jugendbildung . Das
    heißt, Jugendbildungsstätten, denen es schon in den letz-
    ten Jahren immer schlechter ging, werden weiter in ihrer
    Existenz bedroht, weil die Übernachtungszahlen dann
    möglicherweise zurückgehen . Wir werden also diese
    Kürzungsvorschläge im parlamentarischen Verfahren
    kippen müssen . Ich habe viel Zustimmung dazu auch bei
    der Koalition gesehen. Ich hoffe, wir schaffen das ge-
    meinsam .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ein zweites Beispiel dafür, wo dieser Haushalt eine
    Enttäuschung ist . Eine soziale Infrastruktur, die Kindern
    aus der Armut hilft, sind auch Kitas . Kita ist eben nicht
    nur Betreuung; Kita ist frühkindliche Bildung . Wenn
    wir Kita als frühkindliche Bildung verstehen, dann heißt
    das eben auch, dass wir über Qualität, über Arbeitsbe-
    dingungen der dort Beschäftigten reden müssen – nicht
    nur, wenn gerade Streikzeiten sind –, dass wir über eine
    gute Qualität von Ausbildung, über gutes Essen und über
    die Kosten der Eltern, aber auch über Personalschlüssel
    reden müssen .

    Jetzt werden Sie wieder sagen: Das ist die Aufgabe
    von Ländern und Kommunen, Eltern und Beschäftigten .
    Sie müssen das irgendwie stemmen, sodass es funktio-
    niert, und der Bund gibt ja schon ganz viel. – Ich finde
    das unredlich . Gute frühkindliche Bildung ist ein Mecha-
    nismus, um Wege aus der Kinderarmut aufzuzeigen . Der
    Bund muss seine Aufgabe wahrnehmen, um gleichwer-
    tige Lebensverhältnisse im Land herzustellen . Er kann
    nicht weiterhin sagen: Wir haben den Rechtsanspruch
    auf einen Kindergartenplatz geschaffen; wie er umge-
    setzt wird, überlassen wir Ländern und Kommunen und
    Eltern . – Das Ganze wird dann auf dem Rücken von Be-
    schäftigten ausgetragen .

    Vielmehr sollte es heißen: Wir müssen über ein Kita-
    qualitätsgesetz Geld in die Hand nehmen und die früh-
    kindliche Bildung deutlich intensivieren . Wir müssen
    Geld in die Hand nehmen, um die Bedingungen der Be-
    schäftigten zu verbessern, um Betreuungsschlüssel zu
    verbessern, um Kitaessen kostenlos anzubieten und zu
    verbessern . Außerdem müssen wir über Elternbeitrags-

    freiheit reden; denn wir wissen, dass Kitagebühren Fami-
    lien in die Armut bringen können .

    Herzlichen Dank .


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Johannes Singhammer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Für die CDU/CSU spricht jetzt der Kollege Marcus

Weinberg .


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Marcus Weinberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Vielen Dank . – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Als ich heute Nacht gegen halb vier schweiß-
    gebadet aufgewacht bin, habe ich reflektiert, dass wir
    heute die schönste Situation im Jahr erleben, weil wir
    heute über den Haushalt des Familienministeriums dis-
    kutieren können . Seitdem ich Mitglied des Bundestages
    bin, seit 2005, haben wir in jeder Haushaltsdebatte über
    einen Aufwuchs der Mittel gesprochen .


    (Michael Leutert [DIE LINKE]: Deshalb wachen Sie nachts auf?)


    Ich glaube, das ist seit 2005 ein klares Signal an die Fa-
    milien, dass wir sie stärken wollen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Jeder hier hat seine Rolle, und das ist auch gut so . Sie
    von der Regierung haben uns einen guten Entwurf vor-
    gelegt, und wir machen es so wie jedes Jahr: Ein guter
    Entwurf wird durch die parlamentarische Arbeit noch ein
    wenig besser . Deswegen wird es hier und da natürlich
    noch Diskussionen geben .

    Es waren für uns damals einige Punkte wichtig, und
    deshalb haben wir im Parlament die Ansätze erhöht . Ich
    erinnere an die Jugendmigrationsdienste – 8 Millionen
    Euro zusätzlich –, an die Sprachkurse für Flüchtlinge,
    die studieren wollen – 15 Millionen Euro zusätzlich –, an
    die Hilfen für schwangere Flüchtlingsfrauen und an die
    Jugendverbandsarbeit . Im vorliegenden Entwurf ist das
    wieder herausgenommen worden, aber seien Sie guter
    Hoffnung, dass wir im parlamentarischen Verfahren sehr
    kluge Lösungen finden werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Das muss am Anfang einer jeden Haushaltsdebatte
    bei uns gesagt werden, weil das, was für den Staat gilt,
    auch für Familien gilt: Wir machen keine neuen Schul-
    den; denn die Schulden, die der Staat macht, genauso wie
    übrigens die Schulden, die Familien machen, müssen die
    Kinder tragen . Deswegen ist der eigentlich größte Erfolg
    für Kinder und Familien, dass die Gesamtneuverschul-
    dung bei null liegt .


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf des Abg . Michael Leutert [DIE LINKE])


    Erwähnt wurde bereits, wie sich der Familienetat seit
    der Regierungsübernahme durch Frau Merkel verändert
    hat . Wir sind jetzt bei rund 9,2 Milliarden Euro . Wir hat-
    ten 2013 7 Milliarden Euro . Wir kamen von 4,5 Mil-
    liarden Euro in 2005 . Das heißt, seit 2005 ist der Etat

    Norbert Müller (Potsdam)







    (A) (C)



    (B) (D)


    verdoppelt worden . Geld ist zwar nicht alles, aber im Fa-
    milienbereich kann Geld unheimlich viel bewirken . Das
    ist eine Erfolgsgeschichte seit 2005, die wir heute mit der
    Etatplanung für 2017 fortschreiben .

    Dabei haben wir als Union immer eines gesagt: Wir
    wollen Familien stärken, Familien in ihrer Vielfalt stär-
    ken, aber Familien insbesondere auch in ihrer Freiheit
    stärken, so zu leben, wie sie wollen . Die Freiheit der Fa-
    milien, über ihr Familienmodell zu entscheiden und da-
    mit zu entscheiden, wie sie leben, steht bei uns an erster
    Stelle .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir wollen dabei die Teilhabe von Kindern, von
    Jugendlichen, von Frauen stärken, den Schwächeren
    Schutz bieten – das haben wir vor wenigen Wochen mit
    dem Prostituiertenschutzgesetz bewiesen – und die Ent-
    faltung des Einzelnen insgesamt voranbringen . Es muss
    eine pragmatische Politik sein, die die Bedarfe und Wün-
    sche der Familien aufnimmt, die aber auch werteorien-
    tiert ist . Werte sind nicht Familienmodelle, die man mit
    300 Euro gesondert fördert, sondern bei den Werten geht
    es um Verantwortungsübernahme, darum, Bindungen zu
    stärken, nicht dem Zeitgeist hinterherzurennen, sondern
    verbindlich und nachhaltig Verantwortung, Bindung und
    Freiheit der Familien zu stärken .

    Deswegen führen wir gern Debatten darüber, wie
    Familienmodelle sich verändert haben . Es gibt den Vor-
    schlag der Ministerin zur Einführung einer Familienzeit .
    Dazu hat Nadine Schön schon das Richtige gesagt . Den
    muss man dann auch finanziell untermauern. Man muss
    fragen, ob das so vorgesehen war .

    Man muss auch noch etwas anderes fragen . Wir ha-
    ben hier über Jahre Debatten geführt, in denen an uns
    der Vorwurf gerichtet wurde: Mit dem Betreuungsgeld
    fördert ihr doch ein ganz besonderes Familienmodell . –
    Wenn man das so sieht und wenn man die Freiheit der Fa-
    milien stärken will, dann würde ich davon abraten, jetzt
    andere besondere Familienmodelle finanziell zu fördern,
    zu subventionieren,


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    weil gerade das nicht die Freiheit der Familien stärkt .
    Warum soll eine Familie, in der sich die Mutter freiwillig
    entscheidet, nur 20 Stunden zu arbeiten, nicht so subven-
    tioniert werden wie eine Familie, in der sich die Mutter
    entscheidet, 26 Stunden zu arbeiten? Noch einmal: Ich
    bin sehr dafür, dass wir die Freiheit stärken . Wir sollten
    aber nicht das eine Modell durch das andere ablösen,
    auch wenn sich gesellschaftliche Veränderungen entwi-
    ckelt haben .

    Für uns war in der Debatte um Familienpolitik immer
    wichtig, dieses berühmte Dreieck zu stärken: Zeit zu ge-
    nerieren für die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und
    Familienzeit, die Infrastruktur zu stärken – das ist der
    Blick auf den Kitaausbau; das ist nicht nur eine familien-
    politische Maßnahme, sondern auch eine bildungspoliti-
    sche und eine integrationspolitische Maßnahme – und die
    finanzielle Sicherheit der Familien insgesamt zu stärken.

    Natürlich ist das Elterngeld das Erfolgsmodell in
    dieser Geschichte, nicht nur deshalb, weil die Zahlen
    gigantisch sind . Wir haben jetzt 840 000 Familien, die
    Elterngeld beziehen . Über 12 Prozent der Väter nehmen
    es in Anspruch . Das ist schon mehr als früher, aber noch
    zu wenig; daran werden wir arbeiten . Es sind insgesamt
    6,2 Milliarden Euro, die dafür zur Verfügung stehen .
    Dieses Elterngeld hat die Freiheit der Familien massiv
    gestärkt, zu entscheiden, wie sie die Betreuung im ersten
    Jahr nach der Geburt des Kindes regeln . Deswegen war
    es im Übrigen auch richtig, das Elterngeld mit dem El-
    terngeld Plus auszuweiten . Jetzt ist es klug und richtig,
    sich Gedanken darüber zu machen, wie wir dieses Mo-
    dell der Kindertagesbetreuung an besonderen Randzeiten
    noch stärken können .

    Der U3-Ausbau ist die zweite große Erfolgsgeschich-
    te . Ich habe es schon gesagt: Es geht nicht nur darum, die
    Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu stärken, sondern
    es geht auch um Bildungsimplikationen, um Sozialisa-
    tion, um Integration . Deshalb haben wir als Bund diese
    5,6 Milliarden Euro in die Hand genommen, um die An-
    gebote baulich auszuweiten . Wir nehmen fast 1 Milliarde
    Euro – 945 Millionen Euro – in die Hand, um die gestie-
    genen Betriebskosten der Länder abzudecken .

    Damit komme ich wieder einmal zu dem Grundpro-
    blem bei den Beratungen über einen Haushalt . Das Gan-
    ze machen wir, weil es wichtig ist . Aber wir erwarten
    dann auch von denjenigen, die die originäre Kompetenz
    in diesen Bereichen haben, dass sie sich einbringen, auch
    beim Ausbau im Bereich der Kindertagesbetreuung, und
    dass diese Mittel auch dort landen, wo wir sie vorgesehen
    haben .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die Folge ist: Von den 2,7 Millionen Kindern werden
    mittlerweile fast 700 000 betreut . Das sind fast 30 Pro-
    zent . Das waren 2007 noch 15 Prozent . Wie gesagt: Mit
    dem Ausbau, auch dem Programm „KitaPlus“, glaube
    ich, setzen wir sozusagen diesen Schritt fort .

    Damit kommen wir zu dem Punkt, an dem man sich
    sozusagen gesellschaftlich überlegen muss: Was brau-
    chen wir eigentlich noch? Es wurde angesprochen: Das
    Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ ist mit 278 Millio-
    nen Euro im Jahr 2017 und mit 131 Millionen Euro im
    Jahr 2016 ein gutes, sinnvolles und wichtiges Programm,
    weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist . Es ist tatsächlich
    so: Es geht nicht nur um die Flüchtlinge . Auch viele deut-
    sche Familien, mit Verlaub, können dieses Programm
    in Kindertagesstätten gut gebrauchen . Ich glaube, wir
    müssen immer wieder klar betonen: Es gibt kein Kind A
    und B, sondern es ist ein Programm für die Kinder, die
    Defizite im Sprachbereich haben. Die brauchen dieses
    Programm . Das ist richtig gut angelegtes Geld, und das
    Programm werden wir auch fortsetzen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Die Stichworte „Kindergelderhöhung“ und „Kinder-
    zuschlag“ sind schon benannt worden . Wir legen jetzt
    noch einmal über 40 Millionen Euro drauf . Insgesamt lie-
    gen dann die Ausgaben für das Kindergeld und den Kin-

    Marcus Weinberg (Hamburg)







    (A) (C)



    (B) (D)


    derzuschlag beim zuständigen Ministerium bei 594 Mil-
    lionen Euro .

    Weiterhin wurde das Thema Alleinerziehende ange-
    sprochen . Diese Koalition hat vor einem Jahr beschlos-
    sen, dass wir endlich den Entlastungsbeitrag für Allein-
    erziehende von 1 308 Euro auf 1 908 Euro erhöhen, also
    um 600 Euro . Zehn Jahre lang ist hier nichts passiert .
    Sicherlich: Diese Erhöhung kommt zehn Jahre zu spät,
    aber diese Große Koalition hat sie gemacht . Der gesamte
    Ausbau im Bereich der Kindertagesstätten dient den Al-
    leinerziehenden .


    (Zuruf des Abg . Norbert Müller [Potsdam] [DIE LINKE])


    Damit, Herr Müller, kommen wir zum wesentlichen
    Punkt: dem Unterhaltsvorschuss . Dazu muss man sagen,
    dass wir eine Verteilung zwischen Bund und Ländern ha-
    ben .

    Das Erste ist die Rückholquote: Es kann nicht sein,
    dass wir die säumigen Väter – in der Regel sind es Väter;
    es können aber auch Mütter sein – so einfach davonkom-
    men lassen . Die müssen zur Kasse gebeten werden .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das Zweite ist die Frage, wie das systemisch zu ent-
    wickeln ist: Die Kommunen sollen aufgefordert werden,
    das Geld zurückzuholen, damit sie es dann den Ländern
    überweisen können .

    In diesem Zusammenhang, glaube ich, müssen wir
    auch weiterhin auf eine Verteilung Wert legen – ich
    sage das, Frau Reimann, weil Sie den Beschluss der
    SPD-Bundestagsfraktion angesprochen haben –, bei der
    zwei Drittel die Länder übernehmen und ein Drittel der
    Bund . Ich weiß nicht, was Frau Kraft gesagt hat, als sie
    angesprochen wurde, inwieweit sie sich daran finanzi-
    ell beteiligen will . Ich weiß nicht, was Herr Scholz in
    Hamburg gesagt hat, inwieweit er sich finanziell beteili-
    gen will . Aber wir können als Bund nicht einfach sagen:
    Das übernehmen wir jetzt, weil wir das ansonsten nicht
    hinbekommen. – Wir sind sehr offen dafür. Wir wollen
    das auch erweitern . Das ist Parteitagsbeschluss der CSU
    und der CDU . Jawohl, das machen wir, aber wir erwarten
    auch, dass wir uns zunächst einmal um die Rückholquote
    kümmern und sehen, wie wir die säumigen Gelder wie-
    der reinholen können .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Als einer der besonderen Punkte ist sicherlich das ge-
    sellschaftliche Engagement zu nennen, das gerade in den
    letzten zwölf Monaten sichtbar wurde . Das wird auch
    finanziell weiter unterlegt und weiterhin gestärkt. Ich er-
    innere an den Bundesfreiwilligendienst und an die, glau-
    be ich, kluge Entscheidung, zu sagen: Wir werden vor
    dem Hintergrund der Flüchtlingskrise 10 000 zusätzliche
    Plätze schaffen, die den Flüchtlingen die Chance bieten,
    sich gesellschaftlich zu engagieren . Auch das ist ja jetzt
    im Haushalt verankert worden . Auch das war, glaube ich,
    wichtig . Natürlich wird in den nächsten Wochen darüber
    debattiert werden, wo wir an der einen oder anderen Stel-
    le noch die Stellschrauben verändern . Ich habe bereits

    gesagt, dass Jugendverbandsarbeit ein Thema sein wird .
    Ich glaube, da kriegen wir sicherlich eine gute Lösung
    hin .

    Trotzdem muss man natürlich weiter und längerfristig
    denken, wie man Familienpolitik gestaltet, also die Fra-
    ge stellen: Welche weiteren Reformvorhaben werden wir
    brauchen, um die Vielfalt der Familien anzuerkennen und
    die Vielfalt der Familien insgesamt zu stärken? Das wird
    sicherlich eine Rolle im aufkommenden Bundestags-
    wahlkampf spielen . Wir in dieser Großen Koalition wer-
    den diesen Haushalt jetzt im parlamentarischen Verfah-
    ren debattieren und an der einen oder anderen Stelle den
    bereits guten Entwurf noch etwas besser machen . Dann
    werden wir sicherlich die Konzepte für das Jahr 2017
    und folgende erarbeiten . Nur – das ist eine herzliche Bit-
    te, wir haben vieles im Koalitionsvertrag vereinbart –: Es
    ist auch eine politische Kultur gefordert, dass man jetzt,
    zwölf Monate vor der Wahl, nicht mit neuen, finanziell
    nicht unterlegten Forderungen kommt . Liebe SPD, ich
    würde mir sehr wünschen, dass wir uns daran halten, was
    wir abgestimmt haben, was finanziell unterlegt ist, und
    nicht frühzeitig beginnen, mit Dingen Wahlkampf zu ma-
    chen, die finanziell noch nicht gesichert sind. Wir haben
    eine politische Kultur und eine Haltung, dass wir sagen:
    Das ist vereinbart, und das machen wir auch .

    Dann sprechen wir über die verschiedenen Konzepte:
    das Konzept, die Familien in ihrer Freiheit zu stärken,
    oder das Konzept, mögliche gesellschaftliche Familien-
    modelle insgesamt zu stärken . Auf jeden Fall freue ich
    mich auf die gemeinsame Debatte im parlamentarischen
    Verfahren .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)