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ID1818708100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/187 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 187. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 8. September 2016 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . 18507 B Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . 18507 B Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 C Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel, Bundesminister BMWi . . . . . 18507 D Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18512 C Dr . Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18514 A Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18516 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18517 C Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 18518 D Andreas G . Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18520 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18522 A Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18523 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 18524 B Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18525 B Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18526 D Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18528 B Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18529 A Daniela Ludwig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18530 C Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18532 A Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 18534 A Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18536 D Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18538 A Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18540 B Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18541 D Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18542 C Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18544 B Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18545 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18546 D Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18548 A Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18548 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18550 B Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18551 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18552 A Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18553 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 187 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 8 . September 2016II Tagesordnungspunkt 2: Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2015 – Haushaltsrechnung und Vermögensrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2015 – Drucksache 18/8833 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18554 D Zusatztagesordnungspunkt Beratung des von der Bundesregierung ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur An- passung des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetzes und anderer Vorschriften an europa- und völkerrechtliche Vorgaben Drucksache 18/9526 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18555 A Tagesordnungspunkt 3: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bundes- regierung für das Haushaltsjahr 2014 – Vorlage der Haushaltsrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2014 – – zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bun- desregierung für das Haushaltsjahr 2014 – Vorlage der Vermögensrech- nung des Bundes für das Haushalts- jahr 2014 – – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2015 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes (einschließlich der Fest- stellungen zur Jahresrechnung 2014) – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2015 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes – Weitere Prüfungser- gebnisse – Drucksachen 18/5291, 18/5128, 18/6600, 18/6933 Nr . 1 .1, 18/8100, 18/8283 Nr . 4, 18/9108 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18555 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des
  • folderAnlagen
    Alois Rainer (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 187 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 8 . September 2016 18617 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bülow, Marco SPD 08 .09 .2016 Burkert, Martin SPD 08 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 08 .09 .2016 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 08 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 08 .09 .2016 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 08 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 08 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 08 .09 .2016 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 08 .09 .2016 Jüttner, Dr . Egon CDU/CSU 08 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 08 .09 .2016 Krellmann, Jutta DIE LINKE 08 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 08 .09 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 08 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 08 .09 .2016 Lücking-Michel, Dr . Claudia CDU/CSU 08 .09 .2016 Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 08 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 08 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 08 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 08 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 08 .09 .2016 Stadler, Svenja SPD 08 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 08 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 08 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 08 .09 .2016 Zimmermann, Pia DIE LINKE 08 .09 .2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 187. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 09 Wirtschaft und Energie EPL 15 Gesundheit TOP 2 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 3 Abschließende Beratungen ohne Aussprache EPL 11 Arbeit und Soziales EPL 10 Ernährung und Landwirtschaft EPL 17 Familie, Senioren, Frauen und Jugend Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Vielen Dank . – Liebe Kolleginnen und Kollegen, es

    liegen mir keine weiteren Wortmeldungen zu diesem
    Einzelplan vor .

    Daher rufe ich Tagesordnungspunkt 2 sowie den Zu-
    satzpunkt auf:

    2 . Beratung des Antrags des Bundesministeriums
    der Finanzen

    Entlastung der Bundesregierung für das
    Haushaltsjahr 2015

    – Haushaltsrechnung und Vermögensrech-
    nung des Bundes für das Haushaltsjahr 2015 –

    Drucksache 18/8833
    Überweisungsvorschlag:
    Haushaltsausschuss

    ZP Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
    gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpas-
    sung des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetzes und
    anderer Vorschriften an europa- und völker-
    rechtliche Vorgaben

    Bärbel Bas






    (A) (C)



    (B) (D)


    Drucksache 18/9526
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktor-
    sicherheit (f)

    Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz

    Hierbei handelt es sich um Überweisungen im ver-
    einfachten Verfahren ohne Debatte.

    Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an
    die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
    überweisen . Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
    Fall . Dann sind die Überweisungen so beschlossen .

    Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 3 a und 3 b auf .
    Es handelt sich hierbei um die Beschlussfassung zu Vor-
    lagen, zu denen keine Aussprache vorgesehen ist .

    Tagesordnungspunkt 3 a:

    Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
    richts des Haushaltsausschusses (8 . Ausschuss)


    – zu dem Antrag des Bundesministeriums der
    Finanzen

    Entlastung der Bundesregierung für das
    Haushaltsjahr 2014

    – Haushaltsrechnung des Bundes für das
    Haushaltsjahr 2014 –

    – zu dem Antrag des Bundesministeriums der
    Finanzen

    Entlastung der Bundesregierung für das
    Haushaltsjahr 2014

    – Vorlage der Vermögensrechnung des
    Bundes für das Haushaltsjahr 2014 –

    – zu der Unterrichtung durch den Bundesrech-
    nungshof

    Bemerkungen des Bundesrechnungshofes
    2015 zur Haushalts- und Wirtschaftsfüh-

    (einschließlich der Feststellungen zur Jahresrechnung 2014)


    – zu der Unterrichtung durch den Bundesrech-
    nungshof

    Bemerkungen des Bundesrechnungshofes
    2015 zur Haushalts- und Wirtschaftsfüh-
    rung des Bundes

    – Weitere Prüfungsergebnisse –

    Drucksachen 18/5291, 18/5128, 18/6600,
    18/6933 Nr. 1.1, 18/8100, 18/8283 Nr. 4, 18/9108


    (Unruhe)


    – Ich bitte die Kollegen, ein bisschen zuzuhören und
    auch mitzumachen .

    Unter Nummer 1 seiner Beschlussempfehlung schlägt
    der Haushaltsausschuss die Erteilung der Entlastung der
    Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2014 vor . Wer
    stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt
    dagegen? – Wer enthält sich? – Damit ist die Beschluss-
    empfehlung angenommen worden .

    Unter Nummer 2 seiner Beschlussempfehlung emp-
    fiehlt der Haushaltsausschuss, die Bundesregierung
    aufzufordern, a) bei der Aufstellung und Ausführung
    der Bundeshaushaltspläne die Feststellungen des Haus-
    haltausschusses zu den Bemerkungen des Bundesrech-
    nungshofes zu befolgen, b) Maßnahmen zur Steigerung
    der Wirtschaftlichkeit unter Berücksichtigung der Ent-
    scheidungen des Ausschusses einzuleiten oder fortzufüh-
    ren und c) die Berichtspflichten fristgerecht zu erfüllen,
    damit eine zeitnahe Verwertung der Ergebnisse bei den
    Haushaltsberatungen gewährleistet ist . Wer stimmt für
    diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
    Enthält sich jemand? – Dann ist diese Beschlussempfeh-
    lung sogar einstimmig angenommen worden .

    Ich komme zum Tagesordnungspunkt 3 b:

    Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
    richts des Haushaltsausschusses (8 . Ausschuss)

    zu dem Antrag des Präsidenten des Bundesrech-
    nungshofes

    Rechnung des Bundesrechnungshofes für das
    Haushaltsjahr 2015

    – Einzelplan 20 –

    Drucksachen 18/8460, 18/9109

    Wer stimmt für Nummer 1 der Beschlussempfehlung,
    also die Feststellung der Erfüllung der Vorlagepflicht? –
    Gibt es jemanden, der dagegenstimmt? – Der sich ent-
    hält? – Damit ist auch diese Beschlussempfehlung ein-
    stimmig angenommen worden .

    Wer stimmt für Nummer 2 der Beschlussempfehlung,
    also die Erteilung der Entlastung? – Wer stimmt dage-
    gen? – Enthält sich jemand? – Damit ist auch diese Be-
    schlussempfehlung einstimmig angenommen worden .

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir setzen jetzt die
    Haushaltsberatungen fort und kommen nun zum Ge-
    schäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und
    Soziales, Einzelplan 11.

    Als erste Rednerin hat die Bundesministerin Andrea
    Nahles für die Bundesregierung das Wort .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
    ziales:

    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
    Kollegen! Mit fast 140 Milliarden Euro umfasst das Bud-
    get für Arbeit und Soziales, Einzelplan 11, in diesem Jahr
    42 Prozent des Bundeshaushalts . Das sage ich nicht, um
    zu kokettieren, sondern das ist eine wichtige Botschaft
    für die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes; denn es
    zeigt, dass wir in unserem Land Ernst machen mit dem,
    was Auftrag der Verfassung ist .

    Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokrati-
    scher und sozialer Rechtsstaat . Das Soziale ist nicht nur
    Garnitur obendrauf, sondern das Soziale ist eine wesent-
    liche Kernaufgabe unseres Landes . Das zeigt auch dieser
    Haushaltsentwurf . Darum ist es weder so, dass die Regie-
    rung unsere Zukunft verpulvert, wie es Die Welt kürzlich

    Vizepräsidentin Edelgard Bulmahn






    (A) (C)



    (B) (D)


    postulierte, noch müssten „alle Alarmglocken läuten“,
    wie der Herr Kollege von Stetten meint . Nein, die Alarm-
    glocken müssten läuten, wenn wir als Staat nachlassen
    würden, für Ausgleich zu sorgen, wenn wir nachlassen
    würden, für Gerechtigkeit, für soziale Sicherung und Zu-
    sammenhalt zu sorgen . Das wäre alarmierend .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Gerade jetzt erleben wir, dass der Zusammenhalt in
    unserem Land auf die Probe gestellt wird . Gerade jetzt
    wird spürbar, dass Solidarität eben keine Selbstverständ-
    lichkeit ist . Gerade in diesen Tagen fühlen sich die oben-
    auf, die einen Keil zwischen die Menschen in unserem
    Land treiben wollen, die die Sorgen ausnutzen und Res-
    sentiments und Ängste schüren – mit anderen Worten:
    die spalten .

    Angst schüren und aus der Unsicherheit der Menschen
    politisches Kapital schlagen – das ist der Weg der AfD .
    Die Bundesregierung macht genau das Gegenteil: Wir
    setzen auf die Zukunft . Wir wollen gestalten: Fortschritt
    und soziale Gerechtigkeit . Diese Regierung hat gerade
    in den letzten Jahren sehr viel getan, um das Leben der
    Menschen in diesem Land im Alltag ganz konkret zu ver-
    bessern .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Mindestlohn, Mietpreisbremse, Rentenreform, aber auch
    die Stärkung der Tarifautonomie und nicht zuletzt eben
    unser Versuch, in schwierigen Zeiten einfach vernünf-
    tig und auf einem klar demokratischen und integrativen
    Kurs zu bleiben: Das ist die Politik, die wir machen; denn
    unsere Kraft liegt im Zusammenhalt .

    Dort, wo sich Frauen und Männer, Arbeitnehmer und
    Arbeitgeber, junge und alte Menschen, Menschen mit
    und ohne Behinderung, Alteingesessene und neu Hinzu-
    gekommene zusammentun, kommen die Dinge in Bewe-
    gung und erreichen wir dauerhaft sozialen Frieden und
    Wohlstand . Für mich ist es ganz einfach: Zusammen ist
    man eben am stärksten . Wer mit dem Finger auf andere
    zeigt und Politik gegen Schwächere und Minderheiten
    macht, wer Ausgrenzung statt Zusammenhalt propagiert,
    der schwächt unser Land und damit am Ende auch uns
    selbst .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Für mich ist ganz klar – das ist für die Opposition in
    diesen Tagen natürlich sehr schwer –, dass wir stark sind .


    (Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


    Die wirtschaftliche Lage unseres Landes ist gut . Wir ha-
    ben schon über Jahre stetiges Wachstum .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Axel E . Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Was die SPD unter der Führung der Union alles kann, ist schon beeindruckend!)


    Die Beschäftigung – ich kann mich als Abgeordnete auch
    noch an andere Zeiten erinnern –


    (Axel E . Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Ich auch!)


    boomt . Ich betone: boomt!


    (Axel E . Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Ja! – Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/ CSU]: Woran liegt das?)


    Trotz der Belastungen auch durch die Hinzugekomme-
    nen haben wir weiterhin mehr offene Stellen und eine
    höhere Beschäftigung . Wir hatten seit Jahrzehnten nicht
    eine so hohe Anzahl an Erwerbstätigen;


    (Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Viele haben sogar zwei oder drei Stellen!)


    seit 25 Jahren war die Arbeitslosigkeit nicht so niedrig
    wie jetzt .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Es ist aber manchmal eben schwer, das einfach mal
    zu würdigen, obwohl es schnell gesagt wäre . Wenn es
    anders wäre, dann hätten wir hier Debatten . Für die Leu-
    te draußen im Land ist das aber vielleicht die wichtigste
    Nachricht überhaupt .


    (Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und draußen scheint die Sonne!)


    Ich sage deswegen im Übrigen auch: Das heißt nicht,
    dass wir die Hände in den Schoß legen und dass es nichts
    mehr zu tun gibt . – Das ist ja Quatsch . Wir nehmen uns
    gerade für diesen Herbst und Anfang des nächsten Jahres
    große Gesetzespakete vor .

    In wenigen Wochen werde ich ein Gesamtkonzept zur
    Alterssicherung vorlegen, in dem es darum geht, die ge-
    setzliche Rente als tragenden Pfeiler des Rentensystems
    in Deutschland zu stabilisieren . Das wird ganz klar ein
    ganz zentraler Punkt .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Darüber hinaus werden wir, wie ich hoffe, nach 30 Jah-
    ren – in 2020 wird das der Fall sein – das letzte Sozial-
    system, bei dem die Ost-West-Angleichung noch nicht
    gelungen ist, reformieren und ein gleiches Rentenrecht in
    Ost und West durchsetzen . Ich sage aber: Ich warte noch
    darauf, dass die Meinungsbildung der CDU und der CSU
    in dieser Frage abgeschlossen wird .


    (Max Straubinger [CDU/CSU]: Was denn?)


    Vor allem in Richtung der Linkspartei sage ich aber
    auch: Es geht natürlich nicht, nur die Rosinen herauszu-
    picken . Gleiches Recht bedeutet zwar, dass der Renten-
    wert von 94 auf 100 Prozent erhöht wird, gleichzeitig ist
    dann aber auch eine Höherbewertung der Entgeltpunkte
    nicht mehr möglich .


    (Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Die Löhne im Osten sind noch um 20 Prozent niedriger!)


    Bundesministerin Andrea Nahles






    (A) (C)



    (B) (D)


    Das muss man ganz eindeutig sagen . Gleiches Recht
    heißt gleiches Recht und nicht gleiches Recht mit Aus-
    nahmen für einige in Ostdeutschland . Das kann es am
    Ende nicht geben .


    (Beifall des Abg . Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Darüber müssen wir dann hier streiten; das kann es aber
    auf keinen Fall sein .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie der Abg. Corinna Rüffer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Wir werden daneben dafür sorgen – Herr Schäuble
    und ich sind hier in intensiven Gesprächen –, dass auch
    kleine und mittlere Unternehmen – in diesen ist die be-
    triebliche Altersvorsorge noch nicht sehr weit verbrei-
    tet – ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Zukunft
    eine betriebliche Altersvorsorge anbieten können . Da ar-
    beiten wir eng und vertrauensvoll zusammen .

    Es geht natürlich auch um Armutsprävention . Die
    Gruppe, die zurzeit das größte Armutsrisiko trägt, sind
    die Erwerbsgeminderten, 1,8 Millionen Menschen . Sie
    dürfen nicht vergessen werden . Außerhalb von Fachzir-
    keln höre ich über diese Gruppe faktisch nie etwas . Aber
    es sind diejenigen, die am meisten von Altersarmut be-
    troffen sein werden. Auch das wird auf jeden Fall ein Teil
    des Gesamtkonzeptes werden .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Sie sehen also: Allein in diesem Bereich gibt es eine gan-
    ze Menge zu tun .

    Wir werden darüber hinaus in der nächsten Sitzungs-
    woche zwei wesentliche Gesetzentwürfe einbringen .
    Auf unserer Grundphilosophie „Stärkung der Tarifau-
    tonomie“ basiert unser Gesetzentwurf zu Leiharbeit
    und Werkvertragsarbeit, mit dem zum ersten Mal eine
    Höchstverleihdauer geregelt wird und der zum ersten
    Mal dafür sorgt, dass die Betriebsräte Bescheid wissen,
    weil sie ein Recht auf Information erhalten .

    Ich sage noch etwas . Dieses Gesetz wird mit dem
    Missstand Schluss machen, dass Unternehmen Leihar-
    beiter gezielt als Streikbrecher einsetzen, um damit Ta-
    rifverhandlungen zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Es
    ist kein Zufall, dass in dem Jahr, in dem bei der Post
    massenweise Streikbrecher eingesetzt wurden, der nied-
    rigste Tarifabschluss des ganzen Jahres genau in diesem
    Bereich abgeschlossen wurde . Damit ist Schluss, wenn
    wir dieses Gesetz gemeinsam verabschieden .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir müssen nicht darüber reden, dass wir in diesem
    Zusammenhang auch mit dem Mindestlohn Zeichen ge-
    setzt haben . Zum neuen Jahr 2017 wird der Mindestlohn
    auf 8,84 Euro steigen . Das haben nicht wir entschieden,
    sondern das haben wir, wie es unserer Überzeugung
    entspricht, den Tarifparteien im Rahmen einer Mindest-
    lohnkommission überantwortet . Das ist kein politischer
    Mindestlohn, sondern er basiert auf dem, was die So-

    zialpartner uns vorschlagen . Ich bleibe dabei: Es hilft
    nichts – das sage ich besonders in Richtung Linkspar-
    tei –, den Menschen immer etwas von 10, 12 Euro oder
    anderen Fantasiezahlen zu erzählen . Der neu festgesetzte
    Mindestlohn basiert auf Fakten und Sozialpartnerschaft .


    (Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: 10 Euro sind keine Fantasiezahlen! Sie schicken die Leute in die Altersarmut!)


    Das ist der richtige Weg, liebe Kolleginnen und Kolle-
    gen .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Wir werden in den nächsten Wochen den Armuts-
    und Reichtumsbericht in seiner ersten Fassung auf den
    Weg bringen . Was heißt das? Es werden erst einmal die
    statistischen Grundlagen vorgelegt . Wir haben hier von
    Anfang an eine klare Politik gemacht . Wir haben diese
    Zahlen transparent und allen zugänglich gemacht . Es gab
    in diesem Zusammenhang viele Verschwörungstheorien .
    Sie entbehren aber jeder Grundlage . Wir werden Ihnen
    und allen, die dies wollen, die Gelegenheit geben, sich
    die Daten anzusehen .

    Reichtum kommt in Deutschland immer weniger aus
    eigener Arbeit – das bedrückt mich –, sondern wird heute
    meist vererbt . Das mag für manche erfreulich sein; für
    unser Land insgesamt ist es sehr bedenklich . Es führt
    dazu, dass sich Schichten verfestigen, dass Aufstieg, die
    Triebfeder für den Einsatz in Beruf und Wirtschaft, selte-
    ner und schwerer wird . Deswegen ist das eine Sache, die
    wir so nicht stehen lassen können . Dafür wird uns dieser
    Armuts- und Reichtumsbericht wichtige Argumente lie-
    fern .


    (Beifall bei der SPD)


    Ich bin daran besonders interessiert, weil es Zusam-
    menhänge mit anderen Programmen, zum Beispiel von
    Barbara Hendricks, gibt . Wir wollen mit Blick auf die
    soziokulturellen Verfestigungen in bestimmten Stadttei-
    len, die jeder von uns kennt, selbst in kleineren und mit-
    telgroßen Städten, an die Wurzel des Übels gehen, um
    zu verhindern, dass bestimmte Gruppen und Stadtteile
    völlig abgehängt werden . Das wird einer der Punkte sein,
    die uns beschäftigen .

    Wir haben in diesem Zusammenhang auch über Lang-
    zeitarbeitslosigkeit zu reden . Ich bin froh, dass wir in
    diesem Haushalt den Ansatz für das Programm „Soziale
    Teilhabe am Arbeitsmarkt“, das auf den öffentlichen Be-
    schäftigungssektor zielt, verdoppeln können . Immerhin:
    Das ist eine Möglichkeit – –


    (Beifall bei der SPD – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lächerlich!)


    – Frau Pothmer, da haben Sie vollkommen recht . Ich bin
    immer offen für eine weitere Mittelsteigerung. Immer-
    hin: Der Ansatz wird verdoppelt . Wir können nun ganz
    konkret mit diesem Programm Langzeitarbeitslose, die
    einen Neustart verdienen, besser unterstützen .

    Daneben haben wir auch die Integration von Flücht-
    lingen zu leisten . Dazu haben wir bereits das Integrati-
    onsgesetz durch den Bundestag gebracht . Aber auch in

    Bundesministerin Andrea Nahles






    (A) (C)



    (B) (D)


    diesem Haushalt stehen zusätzlich 3,25 Milliarden Euro
    zur Sicherung des Lebensunterhaltes und – vor allem das
    ist wichtig – 1,9 Milliarden Euro für die aktive Einglie-
    derung der Flüchtlinge bereit .

    Wir werden die Anzahl der berufsbezogenen Sprach-
    kurse bis Anfang des nächsten Jahres von 20 000 auf
    200 000 verzehnfachen . Wenn noch mehr Bedarf besteht,
    dann – da bin ich sicher –, wird diese Bundesregierung
    auch handeln . Deutsch lernen ist nun einmal der zentrale
    Dreh- und Angelpunkt. Wir schaffen außerdem in diesem
    Haushalt für Flüchtlinge die Möglichkeit, über die Inte-
    grationsmaßnahmen etwas Sinnvolles zu tun, solange sie
    faktisch leider noch zu lange im Regelkreis des Asylbe-
    werberleistungsgesetzes festhängen, weil es mit der Sta-
    tusklärung so lange dauert . Dieses Programm gilt bereits
    ab August dieses Jahres . Es wird also bereits umgesetzt .
    Das sind wichtige Punkte .

    Aber am meisten knabbern wir zurzeit daran, dass wir
    auch den Nachweis vorhandener Qualifikationen klären
    müssen . Oft heißt es nur: Sie haben keine Urkunde der
    IHK in der Tasche . – Wenn Flüchtlinge von Syrien hier-
    herkommen, ist das auch nicht zu erwarten . Trotzdem
    können sie etwas . Umso wichtiger ist es, dass wir es
    anbieten, sie zu erproben, und dass die IHK und Hand-
    werkskammern mitspielen . Das läuft auch . Diese Erpro-
    bungs- und Anerkennungsverfahren halte ich für ganz
    zentral, um die vorhandenen Potenziale zu heben .

    Nicht zuletzt haben wir Hürden abgebaut, zum Bei-
    spiel die Vorrangprüfung . Wir haben den Ländern die
    Entscheidung selber überlassen, auch regional . Das Er-
    gebnis ist, dass in 133 der 156 Agenturbezirke der Bun-
    desagentur für Arbeit die Vorrangprüfung ausgesetzt
    wurde . Das ist sehr gut, weil es wieder eine Hürde weni-
    ger ist, um diese Menschen in Arbeit zu integrieren, und
    gleichzeitig auf regionale und landesspezifische Bedürf-
    nisse eingeht . Denn es gibt nun einmal auch Regionen,
    für die das keine schlaue Idee ist, und diese werden damit
    auch berücksichtigt .

    Wir werden in diesem Herbst – das ist mein letzter
    Satz – neben dem, was ich bereits genannt habe, auch das
    Bundesteilhabegesetz anpacken .


    (Corinna Rüffer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat ja hohe Priorität! Als letzter Satz!)


    Dafür werden zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt,
    von 157 Millionen Euro für 2017 aufwachsend bis auf
    700 Millionen Euro . Die Entlastung der Kommunen um
    5 Milliarden Euro findet statt – auf anderem Wege; diese
    Mittel sind „on top“ . Damit können wir die Umsetzung
    der UN-Behindertenrechtskonvention auf neue, wie ich
    finde, bahnbrechende Weise weiterbringen. Auch darü-
    ber werden wir gesondert beraten .

    Sie sehen also: Diese Regierung ist handlungsfähig .
    Wir arbeiten mit ganz konkreten Anstrengungen für die
    Menschen . Die nötigen Mittel dafür stehen bereit . Das ist
    auch der guten wirtschaftlichen Lage zu verdanken, sonst
    würden wir über ganz andere Fragen diskutieren . Umso
    besser; das fügt sich gut . In diesem Sinne haben wir noch
    einen heißen Herbst .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank . – Als nächste Rednerin hat Dr . Gesine

Lötzsch von der Fraktion Die Linke das Wort .


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gesine Lötzsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

    Damen und Herren! Frau Ministerin Nahles, Sie haben
    mit der Rente begonnen . Das will ich auch tun . In we-
    nigen Wochen ist der 3 . Oktober . Dann wird wieder die
    deutsche Einheit gefeiert . Die Wiedervereinigung ist
    26 Jahre her . Seit 26 Jahren diskutieren wir darüber, dass
    die Mauer zwischen den Ostrentnern und Westrentnern
    eingerissen werden muss . Das wird jetzt endlich Zeit,
    meine Damen und Herren .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sie haben gesagt, Frau Nahles, dass Sie die Meinungs-
    bildung in der Union abwarten . Ich kann Ihnen nur raten:
    Machen Sie mächtig Druck! Den Rückenwind der Lin-
    ken bekommen Sie dafür in jedem Fall .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Bundeskanzlerin Merkel hatte im letzten Bundestags-
    wahlkampf den Ostdeutschen eine Rentenangleichung
    versprochen . Dieses Versprechen hat sie augenscheinlich
    gebrochen, und gebrochene Versprechen zahlen sich nie
    aus . Das haben wir gerade erst erlebt, meine Damen und
    Herren .

    Herr Schäuble hat sich nun gegen die Ost-West-
    Angleichung gewandt, weil es angeblich großen Unmut
    über die hohen Ostrenten in den alten Bundesländern im
    Westen gebe . Was der Finanzminister aber völlig ver-
    schweigt und was man immer wieder erklären muss, ist,
    dass die Altersbezüge in den sogenannten alten Bundes-
    ländern bzw . in den westlichen Bundesländern in der Re-
    gel aus mehreren Quellen gespeist werden können .


    (Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Richtig!)


    Im Osten ist häufig – in fast allen Fällen – die gesetzliche
    Rente die einzige Quelle zur Sicherung des Lebensunter-
    haltes . Das ist ein gewaltiger Unterschied, meine Damen
    und Herren . Der muss beseitigt werden .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich finde, wir sollten auch endlich damit aufhören, Ost
    und West gegeneinander auszuspielen . Sie, Frau Nahles,
    haben in Richtung der Linken gesagt, wir sollten keine
    Rosinenpickerei betreiben; Sie wollten gleiches Recht
    für alle . Gleiches Recht für alle heißt auch in ganz vielen
    Lebensbereichen – wir könnten jetzt alle durchdeklinie-
    ren –, besondere Bedingungen zu berücksichtigen . Ich
    finde, wir sollten endlich einmal aufhören, den unkorrek-
    ten Begriff „Höherwertung“ zu verwenden. Es geht um

    Bundesministerin Andrea Nahles






    (A) (C)



    (B) (D)


    eine Umrechnung der Einkommen . Die spielt eine wich-
    tige Rolle für die Rente .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir wissen, dass viele Menschen aus den verschie-
    densten Gründen – durch die Ausweitung des Niedrig-
    lohnsektors, durch Leiharbeit und Veränderungen der
    Arbeitswelt – keine kontinuierliche Erwerbsbiografie,
    wie man das technisch so sagt, mehr haben . Das heißt,
    sie haben mal weniger verdient, mal waren sie arbeitslos,
    und dann haben sie vielleicht wieder einmal mehr ver-
    dient . Darum ist Altersarmut ein Problem, dem wir alle
    uns stellen sollten .

    Wir brauchen nicht nur ein einheitliches Rentensys-
    tem, sondern auch endlich eine solidarische Mindestren-
    te, die Altersarmut wirksam verhindert, meine Damen
    und Herren .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dazu gehört natürlich auch, dass das Rentenniveau
    wieder angehoben werden muss . Ich will Sie alle da-
    ran erinnern und darauf aufmerksam machen, dass der
    Deutsche Gewerkschaftsbund jetzt eine Rentenkampag-
    ne ins Leben gerufen hat . Viele von Ihnen sind ja auch
    Gewerkschaftsmitglieder. Ich finde, damit müssen Sie
    sich ernsthaft auseinandersetzen . Den Funktionären des
    Deutschen Gewerkschaftsbundes – viele von ihnen sind
    ja Mitglieder von Parteien – sage ich: Machen Sie auch
    in Ihren eigenen Parteien Druck, damit das Rentenniveau
    endlich wieder angehoben wird .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich komme – auch darauf ist Frau Nahles eingegan-
    gen – zum zweiten Punkt . Sie sind stolz auf die Einfüh-
    rung des Mindestlohnes . Ja, darauf sind auch wir stolz;


    (Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben gar nicht zugestimmt!)


    denn wir haben den Mindestlohn 20 Jahre lang immer
    wieder gefordert . Nun haben wir ja Praxiserfahrung und
    wissen, dass ein Beschluss nicht bedeutet, dass er überall
    im Leben umgesetzt wird .

    Es ist so – da kennt vielleicht jeder aus seinem Umfeld
    ein Beispiel –, dass nicht alle Menschen, die einen An-
    spruch auf den gesetzlichen Mindestlohn haben, diesen
    auch erhalten . Die Deutsche Zoll- und Finanzgewerk-
    schaft hat zu Recht darauf hingewiesen, dass das Min-
    destlohngesetz eine derartige Vielzahl bürokratischer
    Ausnahmen enthält, dass dessen Überwachung und Kon-
    trolle erheblich erschwert wird .

    Viele von uns haben in Bürgersprechstunden oder auch
    im Familienkreis davon gehört, wie manche Arbeitgeber
    versuchen, den Mindestlohn mit Tricks zu umgehen . Es
    muss klar geregelt sein – das ist unsere Forderung –,
    welche Zulagen und Zuschläge mit dem Mindestlohn
    verrechnet werden dürfen . Es kann doch nicht sein, dass
    Sachleistungen, Gutscheine und Trinkgelder mit dem
    Mindestlohn verrechnet werden, meine Damen und Her-
    ren . Das muss endlich ein Ende haben .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich habe mich mit Beschäftigten unterhalten, die mir
    sagten, dass sie jetzt weniger Lohn hätten als vor der
    Verabschiedung des Mindestlohngesetzes . Das war doch
    nicht das Ziel dieses Gesetzes . Wir dürfen das nicht wei-
    ter zulassen .

    Meine Damen und Herren, wir müssen mehr in Soli-
    darität investieren . Wir brauchen eine Gerechtigkeitsof-
    fensive. Mehr Solidarität schafft auch mehr Sicherheit
    für die Menschen . Das heißt, wir müssen unsere Solidar-
    systeme stärken . Doch die Bundesregierung – wir haben
    es ja beim zuletzt behandelten Tagesordnungspunkt, als
    es um den Gesundheitsetat ging, schon angesprochen –
    schwächt diese Systeme . Sie schwächt die Rentenkasse,
    die Krankenkassen und die Arbeitslosenversicherung, in-
    dem aus diesen Kassen versicherungsfremde Leistungen
    finanziert werden. Sie werden ihnen aufgebürdet. Dabei
    handelt es sich um Aufgaben, die eigentlich von allen fi-
    nanziert werden müssten . Zum Beispiel müsste die Müt-
    terrente aus Steuermitteln finanziert werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Meine Damen und Herren, wir sollten die Haushalts-
    verhandlungen nutzen, um das viele Geld, das sich in
    diesem Etat befindet, gerecht und vernünftig zu verteilen.
    Vor allen Dingen aber sollten wir darauf hinwirken, dass
    es in unserem Land gerecht zugeht und dass die Vermö-
    genden endlich ihren Beitrag zum Gemeinwesen leisten,
    dass sie sich nicht weiter davonstehlen können .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der LINKEN)