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ID1818705500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/187 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 187. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 8. September 2016 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . 18507 B Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . 18507 B Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 C Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel, Bundesminister BMWi . . . . . 18507 D Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18512 C Dr . Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18514 A Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18516 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18517 C Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 18518 D Andreas G . Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18520 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18522 A Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18523 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 18524 B Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18525 B Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18526 D Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18528 B Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18529 A Daniela Ludwig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18530 C Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18532 A Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 18534 A Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18536 D Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18538 A Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18540 B Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18541 D Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18542 C Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18544 B Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18545 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18546 D Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18548 A Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18548 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18550 B Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18551 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18552 A Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18553 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 187 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 8 . September 2016II Tagesordnungspunkt 2: Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2015 – Haushaltsrechnung und Vermögensrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2015 – Drucksache 18/8833 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18554 D Zusatztagesordnungspunkt Beratung des von der Bundesregierung ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur An- passung des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetzes und anderer Vorschriften an europa- und völkerrechtliche Vorgaben Drucksache 18/9526 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18555 A Tagesordnungspunkt 3: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bundes- regierung für das Haushaltsjahr 2014 – Vorlage der Haushaltsrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2014 – – zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bun- desregierung für das Haushaltsjahr 2014 – Vorlage der Vermögensrech- nung des Bundes für das Haushalts- jahr 2014 – – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2015 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes (einschließlich der Fest- stellungen zur Jahresrechnung 2014) – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2015 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes – Weitere Prüfungser- gebnisse – Drucksachen 18/5291, 18/5128, 18/6600, 18/6933 Nr . 1 .1, 18/8100, 18/8283 Nr . 4, 18/9108 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18555 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des
  • folderAnlagen
    Alois Rainer (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 187 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 8 . September 2016 18617 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bülow, Marco SPD 08 .09 .2016 Burkert, Martin SPD 08 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 08 .09 .2016 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 08 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 08 .09 .2016 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 08 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 08 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 08 .09 .2016 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 08 .09 .2016 Jüttner, Dr . Egon CDU/CSU 08 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 08 .09 .2016 Krellmann, Jutta DIE LINKE 08 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 08 .09 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 08 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 08 .09 .2016 Lücking-Michel, Dr . Claudia CDU/CSU 08 .09 .2016 Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 08 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 08 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 08 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 08 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 08 .09 .2016 Stadler, Svenja SPD 08 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 08 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 08 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 08 .09 .2016 Zimmermann, Pia DIE LINKE 08 .09 .2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 187. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 09 Wirtschaft und Energie EPL 15 Gesundheit TOP 2 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 3 Abschließende Beratungen ohne Aussprache EPL 11 Arbeit und Soziales EPL 10 Ernährung und Landwirtschaft EPL 17 Familie, Senioren, Frauen und Jugend Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Georg Nüßlein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Kollege Lauterbach, nun kenne ich nicht das Pro-

    tokoll auswendig, aber ich vertraue eben, dass Sie genau
    wissen, was Sie an der Stelle gesagt haben .


    (Harald Weinberg [DIE LINKE]: Immerhin!)


    Wir sollten jetzt auch keinen Dissens konstruieren . Ich
    habe mich jedenfalls, was die Unionsseite angeht, von
    dem Einfrieren des Arbeitgeberbeitrags nicht distanziert .
    Wenn Sie sich nicht vom Sonderbeitrag distanzieren, der

    Dr. Georg Nüßlein






    (A) (C)



    (B) (D)


    eben nicht paritätisch finanziert ist, dann sind wir wieder
    einer Meinung, Herr Kollege .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Meine Damen und Herren, ich darf in dem Zusam-
    menhang nur am Rande darauf hinweisen, dass die Ar-
    beitgeber mit der Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall
    in Höhe von immerhin 51 Milliarden Euro, mit dem
    GKV-Beitrag für geringfügig Beschäftigte in Höhe von
    3 Milliarden Euro und mit Beiträgen für geringverdie-
    nende versicherungspflichtige Auszubildende in Höhe
    von 1 Milliarde Euro einen Beitrag in einer großen Höhe
    leisten, der nicht paritätisch finanziert ist. Auch das ge-
    hört zur Ehrlichkeit dazu, dass man das an der Stelle mal
    erwähnt .


    (Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es werden auf einmal alle Leistungen durcheinandergeschmissen! Das ist unmöglich!)


    Einige Vorredner haben auf das Thema Bürgerversi-
    cherung rekurriert . Auch da kann ich es mir leicht ma-
    chen . Ich kann beispielsweise den Kollegen Müntefering
    zitieren, der seinerzeit in Richtung der Grünen gesagt hat:

    Diesen Kompromiss sollten wir gemeinsam vertre-
    ten – und nicht die Menschen zur Unzeit verunsi-
    chern .

    Er hat sich auf die nicht paritätische Finanzierung bezo-
    gen .

    Ein Wechsel zur Bürgerversicherung, wie ihn die
    Grünen verlangten, könne die Probleme im Gesund-
    heitswesen allein nicht lösen . „Beamte und Selbst-
    ständige wären ja nicht nur zusätzliche Beitragszah-
    ler, sondern auch zusätzliche Leistungsempfänger .“

    Auch das muss man in aller Klarheit sagen . Franz
    Müntefering hat an der Stelle durchaus recht gehabt .
    Denn es gibt den Bestands- und Eigentumsschutz, der ei-
    nen Zugriff auf die Altersrückstellungen verhindert. Das
    heißt, die Rechnung wird nicht aufgehen .


    (Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Nüßlein, was ist denn Ihr Konzept? Das der CSU?)


    Sie führen gerne eine Verbreiterung der Bemessungs-
    grundlage ins Feld . Ich muss darauf hinweisen, dass
    angesichts der derzeitigen Zinsentwicklung bei einer
    Einbeziehung von Zinseinkünften nichts herauskommt .
    Das ist ein ganz anderes Problem, das wir an anderer
    Stelle diskutieren . Bei den Mieteinnahmen hat die SPD
    gemerkt, dass sich das am Schluss zulasten der Mieter
    auswirken wird . Auch das Verfassungsrecht besagt, dass
    man die Beitragsbemessungsgrenze nicht endlos ausdeh-
    nen kann . Deshalb wird eine Verbreiterung letztlich kei-
    ne Lösung bringen, sondern ein neues Problem schaffen,
    mit dem Sie dann konfrontiert werden würden .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir raten dazu, die private Krankenversicherung auch
    ein Stück, Schritt für Schritt, weiterzuentwickeln . Es gibt
    nämlich in der Tat einige Schwierigkeiten, über die man
    reden muss . Ich glaube, dass die private Krankenversi-

    cherung nachweislich zu der bestmöglichen Versorgung
    aller Versicherten – nicht nur der Privatversicherten –
    beiträgt,


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    und ich glaube, dass es sinnvoll wäre, Kollege
    Lauterbach, wenn wir uns gemeinsam darüber Gedanken
    machen würden, wie man in dem Bereich noch das eine
    oder andere voranbringen könnte .

    Ich nenne vier Beispiele: zunächst erweiterte Möglich-
    keiten zur Vertragsgestaltung mit Leistungserbringern
    und zweitens die Verstetigung der Beitragsanpassung
    statt Beitragssprüngen, wie jetzt wieder einer bevorsteht .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir brauchen drittens mehr Flexibilität bei der Tarifge-
    staltung – das ist im Interesse der Versicherten –, zum
    Beispiel eine generelle Öffnung des Standardtarifs. Vier-
    tens brauchen wir mehr wettbewerbliche Elemente durch
    Tarif- und Anbieterwechsel .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Warum soll das, was wir im GKV-Bereich machen, nicht
    auch im Bereich der privaten Krankenkassen möglich
    sein? Ich glaube, wir sollten uns darüber Gedanken ma-
    chen, wie man das moderat entwickeln bzw . voranbrin-
    gen kann .

    Ich komme noch einmal auf die Kosten zurück . Ganz
    deutlich möchte ich sagen, dass man das nicht nur haus-
    halterisch oder finanzmathematisch sehen kann. Viel-
    mehr müssen wir das vorhandene Potenzial nutzen, um
    auf der einen Seite Kosten zu senken, um auf der anderen
    Seite aber auch die Situation für die Patienten zu verbes-
    sern .

    Was das Krankenhauswesen angeht, wurden bereits
    das Hygieneprogramm und andere Themen angespro-
    chen .

    Im Bereich der Medikamente will ich die Hepati-
    tis-C-Mittel ansprechen . Es kann mittlerweile nachgele-
    sen werden und ist auch nachzuvollziehen, dass teuerste
    Medikamente am Ende erstens für Heilung und zweitens
    für eine Kostensenkung sorgen können, wenn sie Ope-
    rationen, Organtransplantation, Ansteckung und Arbeits-
    ausfall vermeiden helfen . Deshalb sind solche Innova-
    tionsanreize aus meiner Sicht ganz besonders wichtig .
    Wir in der Großen Koalition machen eine Politik, die auf
    diese Innovationsanreize setzt –


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    allerdings, meine Damen und Herren, nicht blauäugig .
    Denn man sollte, was zum Beispiel die Zytostatika an-
    geht, ganz klar an den Rabattverträgen festhalten und
    sich, wie es der Kollege Hennrich heute vorgeschlagen
    hat, Gedanken machen, ob man solche Verträge künftig
    nicht auch direkt mit den Herstellern abschließen kann .
    Ich halte das für einen wichtigen Weg, um auf der einen
    Seite die Innovationen im Auge zu behalten, und auf der
    anderen Seite dafür Sorge zu tragen, dass wir, was die
    Kosten angeht, nicht ausgebootet werden .

    Dr. Georg Nüßlein






    (A) (C)



    (B) (D)


    Lassen Sie mich abschließend noch ein paar Sätze
    zum Thema Flüchtlinge sagen . Auch da hat die Kollegin
    Deligöz durchaus recht: Deren Gesundheitsversorgung
    ist nicht nur ein Thema, das direkt mit Flüchtlingen zu
    tun hat, sondern ein Thema, das Bezug hat auf Hartz IV .
    Deshalb müssen wir darauf achten, dass am Schluss
    möglichst wenige Leute in Hartz IV landen und an dieser
    Stelle die Kassen belasten .

    Ich kann die Beschreibung nachvollziehen: Es handelt
    sich hier wirklich nur um die zweitbeste Lösung, die Fi-
    nanzierung ausnahmsweise über den Gesundheitsfonds
    zu machen . Dies kann keine Dauerlösung sein . Wir ha-
    ben noch nicht einmal eine genaue Vorstellung davon,
    was das Ganze kosten wird . Auf der einen Seite kommen
    sehr gesunde Menschen, auf der anderen Seite aber auch
    ausgesprochen Kranke zu uns . Deshalb muss man sich
    das aus meiner Sicht sehr genau anschauen .

    Ich glaube, wir sollten alles dafür tun, dass das ordent-
    lich finanziert wird. Wir sollten uns aber auch Gedanken
    darüber machen, was man tun kann, dass das Ganze nicht
    überfrachtet wird . „Nicht überfrachten“ heißt an der Stel-
    le – auch das sage ich in Richtung der Grünen – insbe-
    sondere, keine neuen Ideen zu entwickeln, Stichwort:
    Dolmetscherkosten . Es sollten also keine neuen Ideen
    entwickelt werden, mit denen die gesetzlichen Kranken-
    kassen zusätzlich belastet würden .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wenn Sie also in Bezug auf die eine Seite Kritik äußern,
    rate ich mit Blick auf die Kosten zur Zurückhaltung auf
    der anderen Seite . Wenn Sie das täten, wäre viel geholfen
    und Ihre Argumentation wäre dann auch ausgewogen,
    meine Damen und Herren .

    Vielen herzlichen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Kollege Nüßlein . – Nächste Rednerin:

Kathrin Vogler für die Linke .


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Kathrin Vogler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Herr Nüßlein, ich

    weiß überhaupt nicht, wo ich anfangen soll, um mit all
    den Mythen aufzuräumen, die Sie uns hier gerade erzählt
    haben . Ich fange einmal mit dem Mythos der Lohnne-
    benkosten an . Wir reden viel über Evidenz im Gesund-
    heitswesen . Es gibt keinen evidenten Beleg dafür, dass
    eine Senkung der Lohnnebenkosten – also der Arbeitge-
    berbeiträge zur Sozialversicherung – irgendwann einmal
    zu einer massiven Einstellungs- oder Investitionswelle
    geführt hat .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Arbeitgeber stellen ein, wenn sie in ihrem Unternehmen
    bestimmte Leute brauchen – und nicht auf Halde, weil
    ihre Beschäftigung gerade so günstig ist .

    Dann zum Mythos Privatversicherung, der besagt,
    unser Gesundheitswesen sei so gut, weil es die privaten

    Krankenversicherungen gebe . Das ist wirklich an den
    Haaren herbeigezogen . Unser Gesundheitswesen ist vor
    allem deshalb so gut, weil 70 Millionen Versicherte in
    der gesetzlichen Krankenversicherung dafür sorgen, dass
    wir eine flächendeckende Infrastruktur bzw. flächende-
    ckende Angebote für Behandlung, Prävention und andere
    Dinge haben .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dann kommen wir zum Mythos Lohnfortzahlung . Die
    Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist weder eine Gnade
    der Unternehmen gegenüber ihren Beschäftigten noch
    sonst irgendwie eine einseitige Belastung . Vielmehr han-
    delt es sich dabei um ein von den Gewerkschafterinnen
    und Gewerkschaftern – den Arbeiterinnen und Arbeitern
    sowie den Angestellten – in einem sechswöchigen Streik
    erkämpftes Recht .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das wird den Beschäftigten über die Umverteilung in der
    gesetzlichen Krankenversicherung sozusagen auf kaltem
    Wege wieder aus den Taschen gezogen .

    Wenn Sie von GKV-Lobbyisten sprechen, die uns
    Rednern von der Opposition angeblich die Reden ge-
    schrieben haben, dann frage ich mich, welche Lobbyisten
    Ihnen diese Rede geschrieben haben . Waren das die Ar-
    beitgeberverbände, die privaten Versicherungskonzerne
    oder die Kollegen der Pharmaindustrie, speziell die der
    forschenden Pharmaindustrie? Da weiß man gar nicht,
    wo man anfangen soll .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn wir über den Gesundheitshaushalt reden, reden
    wir nicht über sehr viel Geld . Tatsächlich aber geht es um
    sehr viel Geld . Im letzten Jahr sind 212 Milliarden Euro
    in der gesetzlichen Krankenversicherung eingenommen
    worden . Im Vergleich dazu betrug das Volumen des Bun-
    deshaushalts im letzten Jahr nur 299 Milliarden Euro .
    Damit ist der Bundeshaushalt noch nicht einmal um ein
    Drittel größer als die Einnahmen der gesetzlichen Kran-
    kenversicherung . Wir haben also nicht zu wenig Geld
    im System . Aber wir müssen fragen: Ist es denn richtig
    verteilt? Ist es sozial gerecht, wirksam und gut verteilt?
    Kommt es dort an, wohin es gehört, nämlich bei der Ver-
    sorgung?

    Natürlich weckt so viel Geld die Begehrlichkeiten
    derjenigen, die mit Krankheit Profit erwirtschaften wol-
    len . Leider sind diese Bundesregierung und insbesondere
    dieser Bundesminister Gröhe mehr auf der Seite dieser
    Leute als auf der Seite der Patienten und Versicherten .


    (Zuruf von der CDU/CSU: Was? Wo leben Sie denn?)


    – Ja, das wollen Sie nicht hören . Aber ich kann das an-
    hand der Gesetzgebung dieser Bundesregierung und die-
    ser Koalition belegen .


    (Beifall bei der LINKEN – Dr . Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Dann machen Sie das doch mal!)


    Noch bevor die Tinte auf dem Koalitionsvertrag tro-
    cken war, haben Sie mit dem 14 . Gesetz zur Änderung

    Dr. Georg Nüßlein






    (A) (C)



    (B) (D)


    des SGB V der Pharmaindustrie etwa eineinhalb Milliar-
    den Euro jährlich geschenkt . Sie haben nämlich die Her-
    stellerrabatte zugunsten der Krankenkassen auf beson-
    ders teure Arzneimittel von 16 auf 7 Prozent verringert .
    Der nächste Anschlag auf die Taschen der Beitragszah-
    lerinnen und -zahler war das GKV-Finanzierungsgesetz
    von 2014 . Da haben Sie die Festschreibung des Arbeit-
    geberbeitrags weiter verewigt . Sie haben außerdem be-
    schlossen, dass künftig alle Kostensteigerungen allein
    von den Versicherten, also von den Beschäftigten sowie
    den Rentnerinnen und Rentnern, zu tragen sind .


    (Dr . Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Der Kollege Lauterbach hat gesagt, dass das gut war!)


    Seit Anfang dieses Jahres finden die Menschen deswegen
    eine saftige Erhöhung ihrer Krankenkassenbeiträge auf
    dem Lohnzettel . Eigentlich müssten die Krankenkassen-
    beiträge noch einmal erhöht werden . Aber weil Sie das
    in einem Wahljahr nicht gebrauchen können, greifen Sie
    nun auf die Rücklagen bzw . die Liquiditätsreserve des
    Gesundheitsfonds zurück, damit die Beiträge nicht so
    brutal steigen . Das alles sind Taschenspielertricks, die
    am zentralen Problem nichts ändern .

    Ich freue mich übrigens, dass die SPD das Thema
    paritätische Finanzierung wiederentdeckt hat . Die pari-
    tätische Finanzierung, also das Prinzip, dass Arbeitgeber
    und Rentenkasse die Hälfte der Beiträge zahlen, haben
    Sie zusammen mit den Grünen 2003 tatsächlich abge-
    schafft. Aber wir wollen da überhaupt nicht nachtragend
    sein . Wir laden Sie ein, diese Ungerechtigkeit zu beseiti-
    gen . Das können wir gerne zusammen machen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dann kam eine ganze Reihe von Reformen, mit de-
    nen diese Bundesregierung staatliche, also gesamtgesell-
    schaftliche Aufgaben, privatisiert und aus dem Bundes-
    haushalt ausgelagert hat . Jetzt müssen die Versicherten
    mit ihren Pflichtbeiträgen alle möglichen Projekte dieser
    Bundesregierung finanzieren. Ich nenne als Beispiele nur
    das Krankenhausstruktur- sowie das Finanzierungs- und
    Qualitätsgesetz, das Präventionsgesetz, das GKV-Ver-
    sorgungsstärkungsgesetz, das E-Health-Gesetz mit dem
    Milliardengrab elektronische Gesundheitskarte und –
    last, but not least – die Privatisierung der Unabhängigen
    Patientenberatung Deutschland . Da haben Sie zunächst
    den Etat ordentlich aufgestockt, was die Linke unter-
    stützt hat . Andererseits haben Sie durch eine Ausschrei-
    bungsregel dafür gesorgt, dass das nun nicht mehr Ver-
    braucher- und Patientenschutzorganisationen machen,
    sondern ein Callcenter im Besitz eines Finanzinvestors .
    Das ist wirklich ein Skandal .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn Sie in Ihrem Koalitionsvertrag schreiben: „Im
    Zentrum unserer Gesundheitspolitik stehen die Patientin-
    nen und Patienten und die Qualität ihrer medizinischen
    Versorgung“, dann fragen Sie doch einmal diese Patien-
    tinnen und Patienten, was bei ihnen angekommen ist . Seit
    2013 wurden 43 Krankenhäuser geschlossen, und zwar
    nicht in den überversorgten Gebieten, sondern auf dem
    Land . 2 665 Betten wurden stillgelegt, aber es wurden

    400 000 Fälle mehr behandelt . Gleichzeitig haben die
    zehn größten Klinikkonzerne im letzten Jahr fast 1 Milli-
    arde Euro Gewinn gemacht, alles aus Steuergeldern und
    den Mitteln der gesetzlich Versicherten . Deswegen sage
    ich Ihnen: Die Gesundheitspolitik dieser Koalition ist
    nicht im Interesse der Patientinnen und Patienten, nicht
    im Interesse der gesetzlich Versicherten . Deswegen müs-
    sen Sie sie verändern .


    (Beifall bei der LINKEN)