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ID1818700900

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/187 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 187. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 8. September 2016 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . 18507 B Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . 18507 B Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 C Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel, Bundesminister BMWi . . . . . 18507 D Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18512 C Dr . Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18514 A Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18516 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18517 C Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 18518 D Andreas G . Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18520 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18522 A Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18523 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 18524 B Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18525 B Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18526 D Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18528 B Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18529 A Daniela Ludwig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18530 C Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18532 A Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 18534 A Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18536 D Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18538 A Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18540 B Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18541 D Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18542 C Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18544 B Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18545 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18546 D Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18548 A Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18548 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18550 B Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18551 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18552 A Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18553 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 187 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 8 . September 2016II Tagesordnungspunkt 2: Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2015 – Haushaltsrechnung und Vermögensrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2015 – Drucksache 18/8833 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18554 D Zusatztagesordnungspunkt Beratung des von der Bundesregierung ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur An- passung des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetzes und anderer Vorschriften an europa- und völkerrechtliche Vorgaben Drucksache 18/9526 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18555 A Tagesordnungspunkt 3: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bundes- regierung für das Haushaltsjahr 2014 – Vorlage der Haushaltsrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2014 – – zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bun- desregierung für das Haushaltsjahr 2014 – Vorlage der Vermögensrech- nung des Bundes für das Haushalts- jahr 2014 – – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2015 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes (einschließlich der Fest- stellungen zur Jahresrechnung 2014) – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2015 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes – Weitere Prüfungser- gebnisse – Drucksachen 18/5291, 18/5128, 18/6600, 18/6933 Nr . 1 .1, 18/8100, 18/8283 Nr . 4, 18/9108 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18555 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des
  • folderAnlagen
    Alois Rainer (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 187 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 8 . September 2016 18617 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bülow, Marco SPD 08 .09 .2016 Burkert, Martin SPD 08 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 08 .09 .2016 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 08 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 08 .09 .2016 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 08 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 08 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 08 .09 .2016 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 08 .09 .2016 Jüttner, Dr . Egon CDU/CSU 08 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 08 .09 .2016 Krellmann, Jutta DIE LINKE 08 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 08 .09 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 08 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 08 .09 .2016 Lücking-Michel, Dr . Claudia CDU/CSU 08 .09 .2016 Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 08 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 08 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 08 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 08 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 08 .09 .2016 Stadler, Svenja SPD 08 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 08 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 08 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 08 .09 .2016 Zimmermann, Pia DIE LINKE 08 .09 .2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 187. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 09 Wirtschaft und Energie EPL 15 Gesundheit TOP 2 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 3 Abschließende Beratungen ohne Aussprache EPL 11 Arbeit und Soziales EPL 10 Ernährung und Landwirtschaft EPL 17 Familie, Senioren, Frauen und Jugend Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Michael Fuchs


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Herr Minister,
    Sie haben über Steuerentlastungen gesprochen . Der Bun-
    desfinanzminister hat uns in seiner Rede am Dienstag
    vorgerechnet, dass die gesamtwirtschaftliche Steuerquo-
    te deutlich angestiegen ist, und zwar von 21,4 Prozent
    im Jahre 2010 auf 22,8 Prozent in diesem Jahr, und dass
    das Spielraum gibt, in der nächsten Legislaturperiode
    eine Senkung der Steuern in einer Größenordnung von
    15 Milliarden Euro vorzunehmen . Es ist aber nicht ganz
    redlich, dass Sie sagen, dabei handele es sich um eine
    volle Belastung des Bundeshaushalts . Sie wissen ganz
    genau, dass der Bund diese Belastung mit den Ländern
    teilt . Etwa 8 Milliarden Euro haben die Länder zu tragen,


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Zulasten von Lehrern und Polizei!)


    während 7 Milliarden Euro als Belastung beim Bund lan-
    den . So sieht nun einmal die Verteilung zwischen Bund
    und Ländern gemäß der Steuerquote aus . Der geschätzte
    Kollege Hubertus Heil hat gestern gesagt – wir werden
    sicherlich bei unserem nächsten Koalitionstreffen darü-
    ber sprechen –, man könne noch in dieser Legislaturpe-
    riode etwas machen . Dazu kann ich nur sagen: Da haben
    Sie noch ein gewisses Abstimmungsproblem in Ihrer
    Fraktion .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Aber das wollen wir nicht weiter thematisieren . Das ist
    Ihr Problem und nicht unseres .

    In einem Punkt bin ich mit Ihnen voll und ganz einig:
    Deutschland geht es gut . Wann haben wir jemals so posi-
    tive Zahlen gehabt wie jetzt? Mir geht es ein Stück weit
    auf den Geist, dass nun die ganze Zeit alles Mögliche
    schlechtgeredet wird, egal von wem .


    (Dr . Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Wer hat das gemacht?)


    Wir haben eine Erwerbstätigenzahl zu verzeichnen, die
    es in dieser Größenordnung noch nie gegeben hat – Herr
    Gabriel, Sie haben das eben erwähnt –: 43,5 Millionen!
    Aber das Wichtigste ist für mich: Wir haben de facto
    keine Jugendarbeitslosigkeit mehr . Es gibt sogar viele
    Regionen in Deutschland, in denen nach jungen Leuten
    als Auszubildende gesucht wird . In meinem Wahlkreis
    sind in diesem Jahr 600 Ausbildungsstellen noch nicht
    besetzt . Das zeigt, dass wir zumindest auf diesem Sektor
    äußerst positive Entwicklungen zu verzeichnen haben .
    Dafür können wir dankbar sein . Wir müssen sogar darü-
    ber nachdenken, wie wir unter Umständen junge Leute
    unter den Flüchtlingen so weit integrieren können, dass
    sie schnellstmöglich in ein Ausbildungsverhältnis kom-
    men . Da sehe ich Chancen; diese sollten wir nutzen .

    Jeder in diesem Hohen Hause muss sich aber auch da-
    rüber klar sein, dass ein Teil des Wachstums auf exogene
    Faktoren zurückzuführen ist . Das sind der niedrige Gas-
    und Ölpreis, die niedrigen Zinsen und der günstige Eu-
    ro-Dollar-Kurs, der es unserer exportierenden Wirtschaft
    wesentlich leichter macht als beispielsweise noch vor
    drei Jahren, als 1 Dollar noch 1,35 Euro kostete . Das alles

    sind günstige Faktoren, für die wir im Prinzip nicht allzu
    viel können . Des Weiteren ist zu bedenken: Die Bewäl-
    tigung der Flüchtlingskrise führt natürlich auch zu mehr
    Konsum in Deutschland. Davon profitiert der Einzelhan-
    del nicht unerheblich . Wir haben außerdem in dieser Le-
    gislaturperiode für diverse soziale Wohltaten gesorgt . Ich
    erwähne nur die Rente mit 63 und die Mütterrente . Das
    sind Belastungen für den Bundeshaushalt, aber auch für
    die Sozialkassen . Das können wir uns in der derzeitigen
    Boomsituation leisten . Aber ich warne die Unvernünfti-
    gen: Es muss auch einmal gut sein . Es kann nicht die
    ganze Zeit so weitergehen; denn wir wissen nicht, ob sich
    die wirtschaftliche Entwicklung weiterhin so positiv dar-
    stellen wird wie bisher .


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Aber große Steuergeschenke machen!)


    Was müssen wir tun? Ein Punkt ist mir ganz besonders
    wichtig . Das ist ein klares Ja zu Freihandel und Außen-
    handel .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    40 Prozent der Arbeitsplätze in Deutschland hängen di-
    rekt oder indirekt vom Außenhandel ab; wir sollten das
    nicht vergessen . Deutschland ist für mich der größte Ge-
    winner einer intensiven Einbindung in den Welthandel .
    Wir haben einen sehr großen Exportüberschuss zu ver-
    zeichnen, der in den letzten Jahren immer weiter nach
    oben gegangen ist; dafür sind wir dankbar . Die G 20
    haben am Wochenende klargemacht, dass Handel und
    offene Märkte ein absolutes Muss sind. Deswegen sagt
    die Union ganz klar Ja zu CETA und TTIP . Das ist für
    uns ganz klar .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    CETA ist ein fortschrittliches Abkommen, wie die An-
    hörung am vergangenen Montag gezeigt hat . Dort kam
    klar zum Ausdruck, dass es sich um ein sehr sinnvolles
    Abkommen handelt . Herr Minister, ich glaube, da haben
    wir keine wesentlichen Differenzen.

    Die TTIP-Verhandlungspositionen liegen auf dem
    Tisch . Es ist wie bei Tarifverhandlungen . Ich habe das
    Vergnügen 16 Jahre erlebt . Ich habe aber nie den Kolle-
    gen von der Gewerkschaft vorher gesagt, welches Ziel
    ich habe . Also können wir doch nicht erwarten, dass Herr
    Froman uns heute schon sagt, welche Ziele er hat . Dann
    erreicht er sie nie . Das Ergebnis wird immer von den Ver-
    handlungen abhängen . Das heißt, es ist jetzt über fast alle
    Punkte verhandelt worden . Am Ende des Tages kommt
    die berühmte Nacht der langen Messer, in der eine Forde-
    rung gegen die andere abgewogen wird, sodass man am
    Ende ein vernünftiges Abkommen hinbekommt . Warum
    sollen wir das, was wir mit den Kanadiern hinbekommen
    haben, mit den Amerikanern nicht hinbekommen? Es
    schadet uns, wenn wir es nicht hinbekommen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Verehrter Herr Gabriel, ich erwarte von Ihnen als
    Bundeswirtschaftsminister, dass Sie sich mit aller Kraft
    für TTIP einsetzen . Ein gutes TTIP ist im Interesse von
    Deutschland


    (Ulli Nissen [SPD]: Ein gutes!)







    (A) (C)



    (B) (D)


    und auch im Interesse der EU . Machen wir uns bitte nichts
    vor . Jetzt darf ich ein Beispiel aufgreifen . Sie haben ei-
    nen Kollegen, der, glaube ich, Stegner heißt . Der war vor
    ein paar Tagen, am 1 . September, im Deutschlandfunk .
    Da hat er gesagt, die amerikanischen Arbeitnehmer-
    und Umweltstandards – ich zitiere ihn jetzt – seien so
    schlecht, dass man, würde man dieselben Standards in
    Deutschland anwenden, diese gleich an der Garderobe
    abgeben könnte . Das ist völliger Unsinn . Ich habe Ihnen
    etwas mitgebracht, Herr Minister . Ich habe Ihnen die Te-
    lefonnummer des Betriebsrates von VW mitgebracht . Ich
    möchte Sie bitten, die Herrn Stegner zu geben .


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Ich schätze, die hat er!)


    Ein Anruf bei VW wird Herrn Stegner mit Sicherheit
    über die Umweltstandards der Amerikaner aufklären .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Diese Umweltstandards sind deutlich härter als die
    Umweltstandards, die wir haben . Wer hat denn den
    VW-Skandal aufgedeckt? Waren das unsere Behörden,
    oder waren das die Amerikaner? Nur eine Zahl dazu:
    Der Stickstoffmonoxidausstoß eines Dieselfahrzeugs in
    den USA darf 32 Milligramm betragen, bei uns sind das
    80 Milligramm . Wer hat denn nun die strengeren Um-
    weltstandards? Wer hat denn nun Standards, die die Wirt-
    schaft richtig fordern? Das ist wahrscheinlich auch der
    Grund, warum sich VW in dieses Desaster hineinbege-
    ben hat . Ich empfehle die Diskussion auf dieser Ebene;
    das müsste zwischen dem Betriebsrat und Herrn Stegner
    möglich sein .

    Der Bundesfinanzminister hat in seiner Rede am
    Dienstag noch einen weiteren Punkt angesprochen . Er
    hat ganz klar gemacht, dass es sehr eigenartig ist, dass
    auf der einen Seite permanent gegen TTIP von allen
    möglichen Organisationen, die so intransparent sind, wie
    sie wollen, gekämpft wird, aber auf der anderen Seite die
    Menschen – ich zitiere ihn jetzt – „fast glänzende Au-
    gen“ bekommen, „wenn sie von einer Freihandelszone
    von Wladiwostok bis Lissabon reden“ .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Herr Minister, wir müssen einmal darüber nachden-
    ken, warum das so ist . Es gibt einen latenten Antiame-
    rikanismus . Darüber muss das Hohe Haus nachdenken .
    Wir verdanken den Amerikanern ganz besonders viel . Ich
    finde es sehr übel, wenn auf diese Art ein Freihandelsab-
    kommen mit den Amerikanern diskutiert wird .


    (Beifall bei der CDU/CSU – Thomas Jurk [SPD]: Wir brauchen auch die Russen!)


    Ich habe mich in meinem ganzen beruflichen Leben
    mit Freihandel beschäftigt . Freihandel hat unserem Land
    immer nur genützt . Dazu nur eine Zahl: Wir haben vor
    fünf Jahren das Korea-Abkommen abgeschlossen . Ich
    habe nicht eine Stimme in diesem Hohen Hause gehört,
    die sich dagegen ausgesprochen hat, die sich überhaupt
    gemeldet hat oder darüber diskutiert hat . Gar nichts . Es
    gab einen Verband, der einen Vertreter zu mir geschickt
    hat . Mit dem bin ich ziemlich schnell fertig geworden .
    Das war ein Vertreter des Verbandes der Deutschen Au-

    tomobilindustrie, der geglaubt hat, er werde Schaden
    nehmen, wenn ein solches Abkommen komme . Das
    Gegenteil war der Fall . Der Verband hat davon gewaltig
    profitiert. In den fünf Jahren ist unser Export nach Ko-
    rea um 55 Prozent gestiegen . Das zeigt doch, dass der
    Freihandel und Freihandelsabkommen gerade für uns in
    Deutschland wichtig und vernünftig sind .

    Lassen Sie mich einige Worte zur EU sagen . Wir müs-
    sen die EU stärken . Ich halte das für dringend notwendig .
    Die EU diskutiert aber permanent über Austerität und
    Austeritätsprogramme . Der heilige Herr Keynes schrei-
    tet durch die Hallen, aber alle diejenigen, die die ganze
    Zeit darüber diskutieren, haben von Keynes offenbar nur
    die erste Seite gelesen, aber nicht die zweite Seite, auf
    der steht, dass in guten Zeiten eingespart werden soll und
    das, was man zu viel ausgegeben hat, wieder zurückge-
    zahlt werden muss . Ich empfehle die komplette Lektüre .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Meine Damen und Herren, gerade die Länder der EU,
    die besonders hohe Gesamtverschuldungsquoten haben,
    haben auch ein besonders schlechtes Wirtschaftswachs-
    tum . Das sind Italien, Griechenland, Belgien, Frankreich .
    All diese Länder haben ein niedriges Wirtschaftswachs-
    tum oder gar keins . Bei den wenig verschuldeten Staaten
    sieht es wesentlich besser aus: bei Estland, Lettland, Li-
    tauen, Polen und uns selbst, Deutschland . Das zeigt, dass
    eine hohe Staatsverschuldung nicht dazu führt – meistens
    sind die schuldenfinanzierten Programme ja nichts ande-
    res als eine Seifenblase –, dass das Wachstum stabilisiert
    wird – im Gegenteil .

    Eins muss man den Engländern sagen: Selbstverständ-
    lich haben sie das Recht, Artikel 50 des EU-Vertrages zu
    ziehen . Aber: There ain’t no free lunch . Niemand kann
    glauben, dass er die Möglichkeiten, die Europa uns ge-
    währt, weiterhin in Anspruch nehmen kann; das wird
    nicht so sein . „In is in and out is out .“ Deswegen müssen
    wir klarmachen, dass zumindest die vier Grundfreiheiten
    fortbestehen müssen, wenn jemand mit der EU zusam-
    menarbeiten will .

    Ich bin dagegen, dass Herr Johnson, Großbritanni-
    ens Trump-ähnlicher neuer Außenminister, mit Chuzpe
    daherkommt und sagt: Die Europäer werden sich nicht
    trauen, den Banking Passport zu berühren . Natürlich,
    wenn England nicht mehr Mitglied der EU ist, dann kann
    auch der Banking Passport nicht mehr gewährt werden
    für Banken, die ihren Sitz in England haben . Wenn die-
    se Banken den Banking Passport behalten wollen, dann
    müssen sie ihren Sitz in ein EU-Land verlagern . Wenn
    es ihnen in Frankfurt nicht gefällt, können sie ja nach
    Dublin gehen; aber sie müssen eine solche Verlagerung
    des Firmensitzes vornehmen . Davon wird das eine oder
    andere Land in Europa profitieren.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Bevor ich zum Schluss komme, muss ich noch etwas
    zur Energiepolitik sagen . Die Energiewende haben wir
    vorangetrieben . Mittlerweile haben wir eine installierte
    Leistung bei erneuerbaren Energien von mehr als 110 Gi-
    gawatt; so viel hat es noch nie gegeben . Für die gesamte
    Energieversorgung reicht das natürlich nicht, da es dum-

    Dr. Michael Fuchs






    (A) (C)



    (B) (D)


    merweise die berühmten Dunkelflauten gibt, also Tage,
    an denen weder genug Sonne scheint noch genug Wind
    weht .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Kann man das nicht ändern?)


    – Das wird ja von den Grünen die ganze Zeit versucht,
    lieber Herr Kauder; aber sie waren bis jetzt nicht so er-
    folgreich damit .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Eben!)


    Diese Zeiten müssen wir aber abdecken . Deswegen
    muss es unsere Aufgabe sein, für sichere Leistungen zu
    sorgen . Das heißt auch, dass wir noch eine Zeit lang fos-
    sile Energien brauchen werden .

    Ich danke Ihnen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen erhält nun

der Kollege Anton Hofreiter das Wort .


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Anton Hofreiter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Nach der Rede des Vizekanzlers war ich, ehr-
    lich gesagt, verblüfft, in welche Richtung er sich bewegt
    hat, er hat sich nämlich zurück auf die Regierungsbank
    gesetzt . Ich dachte nach dieser Rede, dieser Mann gehöre
    längst der Opposition an und die SPD habe die letzten
    Jahre eigentlich gar nicht mitregiert .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Vieles von dem, was er gefordert hat, war ja richtig .
    Er hat zum Beispiel darauf hingewiesen, was bei der
    Erbschaftsteuerreform alles schiefgegangen ist . Er hat
    Ordoliberale zitiert . Er hat von leistungslosen Einkom-
    men gesprochen . Das war ja alles richtig . Bloß, ich kann
    mich düster erinnern, dass das Modell dieser Erbschaft-
    steuerreform irgendwie durch dieses Kabinett gegangen
    sein muss . Ich vermute einmal, dass der Vizekanzler
    und Wirtschaftsminister bei der Abstimmung darüber
    wahrscheinlich seine Hand dazu gehoben hat . Deswegen
    kommt mir das Ganze hier einfach wie ein Wahlkampf-
    manöver vor .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Der Wirtschaftsminister und Vizekanzler lobt sich da-
    für, dass die Investitionen so hoch sind . Dabei werden
    immer nur absolute Zahlen genannt . Ja, wir haben seit
    vielen Jahren ein Wirtschaftswachstum; deshalb sind ab-
    solute Zahlen fast immer Höchstwerte; das ist mathema-
    tisch zwangsläufig.

    Das Spannende ist, wie sich das Ganze prozentu-
    al entwickelt, wie also das Verhältnis der Investitionen
    zum Gesamthaushalt ist . Schauen wir uns doch einfach
    nur Ihre offiziellen Zahlen an: Unsere Investitionsquote
    liegt in diesem Jahr bei ungefähr 10 Prozent . Diese Quote
    soll nach Ihren eigenen Vorstellungen im Jahr 2020 bei
    8,8 Prozent liegen . Das heißt, diese Quote soll im Ver-

    gleich zum jetzigen Wert sinken . Hören Sie also auf, sich
    selbst zu loben, sondern nennen Sie die richtigen Zah-
    len, und sorgen Sie endlich dafür, dass wirklich investiert
    wird .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Zum Glück geht es vielen Menschen in unserem
    Land inzwischen besser . Das ist richtig; das ist wichtig .
    Trotzdem machen sich viele Menschen Sorgen . Warum
    machen sie sich Sorgen? Sie machen sich nicht deshalb
    Sorgen, weil es ihnen jetzt gar nicht so schlecht geht,
    sondern sie machen sich Sorgen über die Dinge, die un-
    ter Umständen auf sie zukommen . Wenn ich mir da die
    Politik der Bundesregierung anschaue, dann kann ich
    verstehen, dass sich die Menschen Sorgen machen . Bei
    allen entscheidenden Zukunftsinnovationen bremst die
    Bundesregierung nämlich .

    Das hat man beim Klimaschutzplan wunderschön ge-
    sehen . Was bräuchten wir denn dringend? Wir bräuchten
    ein modernes Energiesystem . Wir bräuchten ein Ener-
    giesystem, das mit regenerativen Energien funktioniert,
    ein Energiesystem, das innovativ ist . Wir müssten raus
    aus der alten, schmutzigen Kohle . Ihre Umweltminis-
    terin, Ihre Parteikollegin, Herr Gabriel, hat dazu Klu-
    ges vorgeschlagen . Und was haben Sie gemacht, Herr
    Gabriel? Sie haben es ihr herausgestrichen . Das ist nicht
    nur schlecht für die Umwelt, das ist nicht nur schlecht
    für die Bekämpfung der Klimakrise, sondern das ist
    schlichtweg schlecht für den Wirtschaftsstandort . Der
    Wirtschaftsstandort wird gestärkt, wenn wir ein moder-
    nes, ein innovatives Energiesystem haben .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Immer wieder betonen SPD und CDU/CSU, wie
    wichtig die Autoindustrie für Deutschland ist, und das
    stimmt ja .


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Genau!)


    Das ist einer der wichtigsten Industriezweige, den wir in
    Deutschland haben .


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: So ist es!)


    Wenn wir uns jetzt anschauen, was sich in der Autoindus-
    trie tut, dann sehen wir, dass inzwischen ein Start-up-Un-
    ternehmen wie Tesla zu einer ernsthaften Bedrohung für
    die mächtigste und stärkste Industrie geworden ist, die
    wir haben .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Na ja, wollen wir es nicht übertreiben!)


    Wir sehen, dass Städte wie Paris bis zum Jahr 2020
    Dieselfahrzeuge in ihren Grenzen verbieten wollen . Die
    SPD und die CDU/CSU träumen immer noch von der
    großen Zukunft der Dieselfahrzeuge .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Nein, nein!)


    Abgesehen davon, dass das gesundheitsschädlich ist,
    und abgesehen davon, dass das klimaschädlich ist: Sie
    gefährden damit mittelfristig den Bestand der wichtigs-

    Dr. Michael Fuchs






    (A) (C)



    (B) (D)


    ten Industrie, die wir in Deutschland haben – und das als
    Wirtschaftsminister . Was ist denn die Aufgabe des Wirt-
    schaftsministers? Die Aufgabe des Wirtschaftsministers
    ist, dafür zu sorgen, dass es auch in der Zukunft inno-
    vative und sichere Arbeitsplätze gibt . Ich hätte nie ge-
    dacht, dass wir Grünen Sie mal dazu auffordern müssen,
    endlich dafür zu sorgen, dass die Autoindustrie gerettet
    wird . Deswegen: Hören Sie auf, der Umweltministerin
    da Knüppel zwischen die Beine zu werfen!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Kommen wir zu CETA und TTIP . Sie sprechen immer
    davon, dass das ein tolles Freihandelsabkommen ist . Die
    SPD ist da sowieso schizophren unterwegs,


    (Widerspruch bei der SPD – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Jetzt reicht es aber! Herr Präsident!)


    nämlich: TTIP ist ganz, ganz böse, und CETA ist ganz,
    ganz gut .

    Jetzt schauen wir uns doch einmal an, was bei CETA
    so gut sein soll . Was ist denn da angeblich so gut? Die
    Schiedsgerichte sind weiter drin, die Aushöhlung des
    Vorsorgeprinzips ist weiter im Vertrag drin,


    (Thomas Jurk [SPD]: Das stimmt doch gar nicht!)


    und der Angriff auf die Daseinsvorsorge ist weiter drin.
    Das heißt, der Minister will uns hier weismachen: TTIP –
    das bringt ihn vor der Bundestagswahl ganz sicher nicht
    mehr in Schwierigkeiten – ist das Böse – damit ist die
    SPD plötzlich für einen fairen Handel –,


    (Dagmar Ziegler [SPD]: So schlicht ist das nicht! – Weitere Zurufe von der SPD)


    und CETA ist das Gute . Das ist doch absolut unglaub-
    würdig .

    Dann zur CDU/CSU . Wenn es um ein Freihandelsab-
    kommen ginge, dann könnte man darüber reden . Aber die
    CDU/CSU – insbesondere die CSU – macht schon einen
    Aufstand, wenn richtige und wichtige Kompetenzen auf
    die EU verlagert werden . Ein Beispiel ist das peinliche
    Auftreten des CSU-Finanzministers Söder in der Ap-
    ple-Frage . Dabei soll auf europäischer Ebene zu Recht
    erreicht werden, dass die transnationalen Konzerne end-
    lich mal Steuern zahlen müssen . Da regen Sie sich auf .
    Aber die Frage, wie die kommunale Wasserversorgung
    in unseren Orten gestaltet werden soll, soll plötzlich in
    einem transnationalen Vertrag, in einem völkerrechtlich
    verbindlichen Vertrag zwischen Kanada und der Europä-
    ischen Union geregelt werden . Seien Sie mir nicht böse,
    wenn ich jetzt sage – ich war mal Gemeinderat bei uns
    in Sauerlach –: Wir wissen selber ganz genau, wie wir
    unsere Wasserversorgung regeln . Da brauchen wir kei-
    nen völkerrechtlich verbindlichen Vertrag, der uns da
    reinpfuscht .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Darum geht es . Das ist das, was die Menschen stört, und
    das ist der Grund, warum die Menschen das ablehnen .

    Also: Wenn es um Freihandel ginge – ja; aber dieses
    Deregulierungsabkommen, das bis in die kommunale
    Daseinsvorsorge eingreift, lehnen wir ab .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Deshalb, Herr Wirtschaftsminister: Sie hätten unsere
    Unterstützung, wenn Sie für innovative Arbeitsplätze
    sorgen würden, wenn Sie für den Kohleausstieg sorgen
    würden, wenn Sie für ein modernes regeneratives Ener-
    giesystem sorgen würden, wenn Sie für eine zukunftsfä-
    hige Mobilitätspolitik sorgen würden und wenn Sie für
    fairen Handel sorgen würden .


    (Thomas Jurk [SPD]: Wird alles gemacht!)


    Sorgen Sie endlich dafür! Sie haben noch ein Dreiviertel-
    jahr Zeit . In dieser Zeit könnte man noch manches ma-
    chen und hier nicht nur Oppositionsreden halten, wie Sie
    es als Vizekanzler getan haben .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)