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ID1818611300

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    Plenarprotokoll 18/186 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2016 Inhalt: Würdigung von Bundespräsident a. D. Walter Scheel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18407 A Begrüßung des Olympiateilnehmers Andreas Toba . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 B Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr . Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18408 B Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 18414 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18418 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18423 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18423 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18427 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18432 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18434 C Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18437 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18438 D Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . 18440 D Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18442 B Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18443 C Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18444 B Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18445 C Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18447 C Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18448 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18449 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18452 C Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 18453 D Dr . Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18456 A Michelle Müntefering (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18457 D Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 18458 C Dr . Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18459 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18461 D Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18462 D Dr . Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18463 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016II Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18465 A Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18466 B Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18468 C Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18470 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 18472 A Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18473 B Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18475 A Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18477 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18478 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18480 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18480 C Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18480 D Dr . Karl A . Lamers (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18481 C Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18483 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18484 B Dr . Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18485 D Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 18486 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18489 A Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18490 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18492 A Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . . 18493 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18494 C Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 18496 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18497 B Dagmar G . Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18498 C Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18500 C Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18501 D Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18503 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18504 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 18505 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016 18407 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Gabriela Heinrich (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016 18505 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binder, Karin DIE LINKE 07 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 07 .09 .2016 Bülow, Marco SPD 07 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 07 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 07 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 07 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 07 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 07 .09 .2016 Lach, Günter CDU/CSU 07 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 07 .09 .2016 Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 07 .09 .2016 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 07 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 07 .09 .2016 Rix, Sönke SPD 07 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 07 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 07 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 07 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 07 .09 .2016 Stadler, Svenja SPD 07 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 07 .09 .2016 Storjohann, Gero CDU/CSU 07 .09 .2016 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 07 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 07 .09 .2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 186. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Heike Hänsel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

    legen! Dieser Haushalt steht für mehr Rüstung, mehr Mi-
    litär und mehr soziale Spaltung . Man muss konstatieren:
    Die Bundesregierung hat aus der sich massiv verschär-
    fenden Flüchtlingskrise seit einem Jahr nichts gelernt,
    und deswegen lehnen wir diesen Haushalt ab .


    (Beifall bei der LINKEN – Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Vor der Beratung? Eigenartig! Wir müssen erst einmal beraten!)


    Die Bundesregierung will zwar mehr Geld für Ent-
    wicklung ausgeben – wir haben es ja gehört: 580 Milli-
    onen Euro mehr –, aber der Verteidigungsetat bekommt
    das Vierfache mehr, nämlich über 2 Milliarden Euro .
    Frau von der Leyen spricht von der größten Steigerung
    im letzten Vierteljahrhundert, und ich muss sagen: Wenn
    man in den letzten Stunden die Debatten über die Außen-
    politik und die Verteidigungspolitik verfolgt hat, dann
    kann einem schlecht werden .


    (Beifall bei der LINKEN)


    CDU/CSU und SPD schwärmen hier in hohem Maße
    von dem höchsten Rüstungshaushalt, von Cyberwar und
    von hybrider Kriegsführung . In welcher Welt leben Sie
    eigentlich? Das ist eine Wahnsinnspolitik, die Sie hier
    betreiben, und ich kann nur sagen: Wir werden unseren
    Widerstand gegen diese Politik ausweiten und verstär-
    ken .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Angesichts der globalen Herausforderungen von Mil-
    lionen Menschen, die vor Kriegen und Perspektivlosig-

    Sabine Weiss (Wesel I)







    (A) (C)



    (B) (D)


    keit auf der Flucht sind, brauchen wir doch nicht noch
    mehr Geld für Aufrüstung und immer neue Auslandsein-
    sätze der Bundeswehr, sondern wir brauchen Geld für
    Abrüstung und Armutsbekämpfung, für Bildung – das
    wurde angesprochen –, für Arbeitsplätze, für Klima-
    schutz: weltweit und auch hier in Deutschland . Das wäre
    eine Antwort auf die über 60 Millionen Menschen, die
    weltweit auf der Flucht sind . Bekämpfen Sie endlich die
    Fluchtursachen!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Deswegen schlagen wir eine Kürzung der Militäraus-
    gaben um mindestens 6 Milliarden Euro in diesem Haus-
    halt vor und fordern 2 Milliarden Euro pro Jahr mehr für
    den Entwicklungshaushalt .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sie haben zwar, Herr Müller, in Ihrem Ministerium die
    Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen“ ins Leben
    gerufen; sie wurde auch schon erwähnt . Meines Erach-
    tens entwickeln sich diese Sonderinitiativen langsam zu
    einer Parallelstruktur in Ihrem Ministerium . Trotzdem:
    Wenn man sich die Initiative anschaut, dann stellt man
    fest: Sie gehen damit die wirklichen Fluchtgründe nicht
    an . Es wäre Ihre Aufgabe als Entwicklungsminister, Herr
    Müller, gegen die weitere Militarisierung der deutschen
    Außenpolitik und der Entwicklungspolitik sowie gegen
    deutsche Rüstungsexporte, zum Beispiel im Bundessi-
    cherheitsrat, zu stimmen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Stattdessen schauen Sie zu, wie die EU nun auch noch
    Entwicklungsgelder für die Ausstattung von Militär in
    afrikanischen Ländern einsetzen will . Das ist doch eine
    Umkehrung des Sinnes von Entwicklungszusammenar-
    beit .


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Stattdessen wäre es zum Beispiel überfällig, dass
    wir endlich einen europäischen zivilen Friedensdienst
    aufbauen . Das fordern wir seit Jahren . Hier tut sich gar
    nichts . Das wäre die richtige Antwort . Wir könnten zum
    Beispiel Menschen, die hierher geflüchtet sind, zu Frie-
    densarbeitern ausbilden .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sie kennen ihr Land . Sie könnten mit einer neuen Aufga-
    be zurückkehren und sich dort für Versöhnung und Auf-
    bau einsetzen .


    (Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: Dafür muss erst mal Frieden sein!)


    Dazu brauchen wir eben eine konstruktive Politik und
    nicht eine Hochrüstungspolitik, wie Sie sie hier betrei-
    ben .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich höre mit Interesse, Herr Müller, dass Sie von Fair-
    handel sprechen . Sie wollen die WTO umbauen . – Das
    ist ja schön und gut . Aber ich kann Ihnen sagen: Sie kön-
    nen sich viel direkter für Fairhandel einsetzen, indem Sie
    endlich Ihre Stimme gegen diese fatalen EU-Freihandels-

    abkommen mit Afrika erheben, die sogenannten EPAs .
    Dazu habe ich von Ihnen bisher immer nur Zustimmung
    gehört . Sie stellen wirklich eine fatale Politik für diese
    Länder dar – es ist unsäglich –; denn sie zerstören die
    Strukturen . Sie machen Kleinbauern arbeitslos . Sie klau-
    en den Menschen die Rohstoffe. Das hat nichts mit fai-
    rem Handel zu tun . Deshalb: Wenn Sie Fairhandel ernst-
    haft unterstützen wollen, dann helfen Sie mit, diese EPAs
    zu stoppen .


    (Beifall bei der LINKEN – Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: Das hat damit nichts zu tun!)


    Es ergibt auch gar keinen Sinn, Herr Müller, wenn Sie
    einerseits schreiben, 1 Milliarde Euro für ländliche Ent-
    wicklung ausgeben zu wollen, um damit zum Beispiel
    die Kleinbauern in afrikanischen Ländern zu fördern,
    und andererseits eine Handelspolitik der Europäischen
    Union befürworten, mit der das Geschäft genau dieser
    Kleinbauern durch billige Produkte aus Europa wieder
    plattgemacht wird . Das können Sie keinem Steuerzahler
    erklären, was Sie hier für eine Politik betreiben . Das ist
    unverantwortlich .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es ist auch kein Wunder, dass mittlerweile jede Wo-
    che Tausende Flüchtlinge aus Afrika vor Italien aus dem
    Mittelmeer gefischt werden müssen. Genau diese Han-
    delspolitik ist dafür verantwortlich, dass immer mehr
    Menschen auch aus Afrika flüchten müssen und sich auf
    den Weg nach Europa machen . Genau deswegen setzen
    wir uns seit Jahren für eine gerechte Handelspolitik ein .
    Sie ist überfällig .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dann möchte ich noch etwas zu den Entscheidungen
    auf dem Valletta-Gipfel bezüglich der Entwicklungsgel-
    der sagen . Dort wurde beschlossen, dass nur noch die
    Länder mehr Geld bekommen sollen, die bereit sind, die
    Politik der Migrationsabwehr der Europäischen Union
    zu unterstützen . Wer da nicht mitmacht, dem wird auch
    noch mit der Streichung der Entwicklungsgelder gedroht .


    (Beifall der Abg . Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Das ist keine Entwicklungspolitik, sondern das ist Er-
    pressung . Es instrumentalisiert die Entwicklungsgelder
    für eine gezielte Bekämpfung der Flüchtlinge .

    Wir halten auch nichts davon, dass Sie jetzt anfan-
    gen, die Ausgaben für Flüchtlinge in Deutschland in die
    ODA-Quote einzurechnen, weil das nämlich bedeutet,
    dass real weniger Geld in die Länder des Südens fließt
    und Sie die ODA-Quote künstlich aufpumpen . Dadurch
    wird der Teufelskreis nicht durchbrochen, was nötig
    wäre, damit wir endlich die Fluchtursachen bekämpfen
    können .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir setzen uns für eine nachhaltige Entwicklungsa-
    genda ein . Wir nehmen diesen Auftrag der Vereinten Na-
    tionen ernst . Genau deswegen ist die Handelspolitik ein
    ganz zentraler Bestandteil für eine Entwicklungspolitik
    gegen tödlichen Freihandel . Dagegen können Sie alle

    Heike Hänsel






    (A) (C)



    (B) (D)


    mitdemonstrieren, wenn Sie am 17 . September gegen
    CETA und TTIP auf die Straße gehen, und ein Zeichen
    für gerechten Handel setzen .

    Danke schön .


    (Beifall bei der LINKEN – Stefan Rebmann [SPD]: TTIP ist ein toter Gaul! TTIP ist ein totes Pferd! Das ist schon längst in den ewigen Jagdgründen!)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Die Kollegin Michaela Engelmeier hat für die

SPD-Fraktion das Wort .


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michaela Engelmeier


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

    Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    50 Millionen Kinder sind ohne Heimat auf der Flucht .
    Jeder zweite Flüchtende ist minderjährig und flüchtet vor
    Gewalt, Krieg, Hunger und Armut . So berichtet das Kin-
    derhilfswerk UNICEF heute in seinem ersten globalen
    Bericht und zeigt damit auf, dass diese Zahl überpropor-
    tional hoch ist .

    Vor der Migrationskonferenz am 19 . und 20 . Novem-
    ber in New York ruft UNICEF dazu auf, Kinder – insbe-
    sondere solche ohne Begleitung – besser vor Gewalt und
    Ausbeutung zu schützen . Wie das geht, steht geschrieben,
    und zwar in der UN-Kinderrechtskonvention . Mit ihr hat
    jedes Kind die gleichen Rechte . Es darf keine Rolle spie-
    len, an welchem Ort oder in welchem Land es aufwächst .

    Viel hat sich seit der Ratifizierung getan. Aber es gibt
    leider auch noch viel zu tun . Dabei hilft es nicht, blind-
    links Geld in die Hand zu nehmen und zu verteilen . Wenn
    wir in der Entwicklungszusammenarbeit etwas erreichen
    wollen, müssen wir uns an die SDGs halten, um eine
    nachhaltige Veränderung zu erreichen . Daher müssen
    die Haushaltsmittel, die uns dafür zur Verfügung stehen,
    auch so eingesetzt werden, dass ein verbindlicher Rah-
    men der Hilfe entsteht . Das können wir nicht nur durch
    Sonderinitiativen erreichen . Dafür braucht es eine konti-
    nuierliche Investition in Maßnahmen und Projekte .


    (Beifall bei der SPD sowie der Abg . Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU])


    Eine dieser nachhaltigen Investitionen muss die Ge-
    burtenregistrierung betreffen. Wir müssen beim Le-
    bensstart dieser Kinder beginnen, wie wir es in unserem
    einstimmig angenommenen Antrag „Bevölkerungssta-
    tistiken verbessern – Zivile Registrierungssysteme stär-
    ken“ parlamentarisch beschlossen haben . Wir wollen
    das verbriefte Recht von Kindern auf die Registrierung
    ihrer Geburt, wie in Artikel 7 der UN-Kinderrechtskon-
    vention verankert, in die Tat umsetzen . Die Geburtenre-
    gistrierung ist ein Grundstein für die Verwirklichung von
    Kinderrechten . Denn ohne eine Geburtsurkunde haben
    Kinder auch keine Bürgerrechte .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Zum Beispiel im Gesundheitsbereich sollte geprüft
    werden, inwieweit eine Verzahnung von GAVI-Aktivitä-
    ten und Geburtenregistrierung sinnvoll ist . Wenn Kinder
    und Eltern zur Impfung erscheinen, können sie nachre-
    gistriert werden . Wir müssen dafür eine digitale Plattform
    errichten, damit die unterschiedlichen Bedingungen der
    einzelnen Länder besser berücksichtigt werden können .


    (Stefan Rebmann [SPD]: Sehr richtig!)


    Weiter ist es von zentraler Bedeutung, sich für eine
    bessere Bildung zu engagieren . Dabei dürfen wir nicht
    nur auf Ausbildung und weiterführende Bildung setzen .
    Wir müssen uns gerade in fragilen Staaten mehr im Be-
    reich der grundständigen und auch in der frühkindlichen
    Bildung aufstellen .

    Der ebenfalls diese Woche veröffentlichte Bericht der
    UNESCO macht deutlich, dass vor allem bei der Grund-
    bildung mehr investiert werden muss . Nach Schätzungen
    der Vereinten Nationen fehlt es 60 Millionen Kindern
    weltweit an formaler Bildung . Ein Drittel dieser Kinder
    stammt aus Krisenregionen . Es ist aber nicht ausreichend,
    nur Verbesserungen in diesem Bereich zu fordern . Was
    wir brauchen, sind auch die entsprechenden finanziellen
    Mittel, um Taten folgen zu lassen . Das ist übrigens auch
    eine gute Investition . Um es mit den Worten von Nelson
    Mandela zu sagen: „Bildung ist die mächtigste Waffe, um
    die Welt zu verändern .“ Ebenso formulierte es auch die
    Nobelpreisträgerin Malala .

    Bildung ist auf lange Sicht ein entscheidender Faktor
    beim Wiederaufbau von Gesellschaften . Durch sie kann
    auch die Aussicht auf Erfolg von anderen Maßnahmen
    deutlich verbessert werden .

    Wir müssen aber auch auf das schauen, was – selbst
    wenn es Schulen gibt – Bildung verhindert . Ich nenne die
    uns allen bekannten Übel der Bildungsbrüche: Kinder-
    arbeit, Kindersoldaten, IS-Zwangsrekrutierung, Frühver-
    heiratung und minderjährige Mütter .

    Zur Kinderarbeit . Weltweit gehen 168 Millionen Kin-
    der und Jugendliche zwischen 5 und 17 Jahren arbeiten .
    Das ist häufig die einzige Chance dafür, dass die Famili-
    en finanziell über die Runden kommen. Die gesundheit-
    lichen Folgen für die Kinder sind katastrophal, und die
    fehlende Bildung verbaut alle Chancen auf eine bessere
    Lebensperspektive .

    Im vergangenen Jahr waren wir in Pakistan, wo wir
    eine Kohlenmine besichtigt haben . Dort haben wir sie-
    benjährige kleine Jungen arbeiten sehen . Sie holen –
    übrigens ohne Schutz und barfuß – zehn Stunden am
    Tag die Kohlen aus den Minen heraus, weil ihre Eltern
    Schuldknechte des Minenbesitzers sind . Das hat mich,
    wenn ich das sagen darf, nachhaltig beeindruckt .

    Zur Frühehe . Die Müttersterblichkeit ist eines der
    größten ungelösten Probleme in der Entwicklungszu-
    sammenarbeit . Eine Ursache ist unter anderem auch die
    Frühehe . UNICEF schätzt, dass jedes Jahr 10 bis 14 Mil-
    lionen Mädchen gegen ihren Willen verheiratet werden .
    Es ist riskant für Mutter und Kind, wenn die Mutter so
    früh ein Kind bekommt . Dieses Problem ist durch die
    Flüchtlinge übrigens auch in Deutschland angekommen .
    Auch hier müssen wir uns im Parlament für eine Verän-

    Heike Hänsel






    (A) (C)



    (B) (D)


    derung starkmachen . Herr Silberhorn, ich nehme gern
    Ihre Formulierung aus der Ausschusssitzung auf: Die Zu-
    kunft von Mädchen darf nicht unter einem Brautschleier
    begraben werden .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Mein Votum: Wir dürfen in Deutschland keine Frühehen
    anerkennen oder dulden . Hier gibt es gesetzgeberischen
    Handlungsbedarf .

    Zu den Kindersoldaten . Zu viele Kinder leiden nicht
    nur an Hunger, Durst und Krankheit, sondern auch an
    Gewalt . Dazu gehört nicht nur, dass sie Gewalt erleiden,
    sondern auch, dass sie Gewalt ausüben müssen . Sie erlei-
    den als Teil von bewaffneten Gruppen und Armeen uner-
    messliches Leid . Die meisten von ihnen sind ihr Leben
    lang traumatisiert, haben keine Schulbildung erhalten
    und haben somit keine Chance auf eine normale Zukunft .

    Nach wie vor sind etwa 250 000 Kinder in mindes-
    tens 19 Ländern als Kindersoldaten aktiv . Zurzeit ist es
    übrigens vor allem der „Islamische Staat“, der mit seiner
    fanatischen Ideologie Kinder manipuliert, sie als Selbst-
    mordattentäter in den Tod schickt oder als Henker miss-
    braucht .

    Ich komme zu einem ähnlichen Problem, das ich er-
    wähne, weil wir gerade in der Debatte um den Haushalt
    sind . Wir müssen auch einmal genauer hinsehen, wohin
    die deutschen Hilfsgelder fließen und wie sie zum Bei-
    spiel von NGOs verwendet werden . Erst kürzlich gab es
    Berichte über einen sogenannten Märtyrerfonds in den
    palästinensischen Autonomiegebieten, mit dem Fami-
    lien und Angehörige getöteter Terroristen in Millionen-
    höhe unterstützt werden, wenn sie eines ihrer Kinder
    als Selbstmordattentäter auf den Weg schicken . Das ist
    Missbrauch von Hilfsgeldern!


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ebenso gilt es auch, genau hinzusehen, was an
    UN-Schulen passiert, damit diese nicht durch Ideologie
    zu Institutionen der Erziehung zum Hass werden . Wenn
    die Bundesrepublik Deutschland Mittel für die Entwick-
    lung in die Hand nimmt, muss sichergestellt werden, dass
    sie ihren Zweck erfüllen und nicht missbraucht werden .

    Zum Schluss möchte ich hier noch einmal deutlich be-
    tonen: Ohne grundlegende Bildung ist keine nachhaltige
    Entwicklung möglich . Darum gilt es, verstärkt in Bil-
    dung zu investieren und Ursachen für Bildungsbrüche zu
    beseitigen . Nur so sind wir glaubwürdig, wenn wir davon
    reden, dass wir Fluchtursachen bekämpfen wollen .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)