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ID1818610700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/186 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2016 Inhalt: Würdigung von Bundespräsident a. D. Walter Scheel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18407 A Begrüßung des Olympiateilnehmers Andreas Toba . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 B Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr . Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18408 B Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 18414 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18418 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18423 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18423 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18427 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18432 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18434 C Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18437 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18438 D Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . 18440 D Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18442 B Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18443 C Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18444 B Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18445 C Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18447 C Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18448 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18449 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18452 C Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 18453 D Dr . Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18456 A Michelle Müntefering (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18457 D Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 18458 C Dr . Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18459 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18461 D Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18462 D Dr . Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18463 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016II Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18465 A Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18466 B Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18468 C Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18470 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 18472 A Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18473 B Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18475 A Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18477 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18478 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18480 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18480 C Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18480 D Dr . Karl A . Lamers (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18481 C Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18483 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18484 B Dr . Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18485 D Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 18486 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18489 A Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18490 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18492 A Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . . 18493 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18494 C Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 18496 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18497 B Dagmar G . Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18498 C Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18500 C Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18501 D Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18503 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18504 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 18505 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016 18407 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Gabriela Heinrich (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016 18505 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binder, Karin DIE LINKE 07 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 07 .09 .2016 Bülow, Marco SPD 07 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 07 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 07 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 07 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 07 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 07 .09 .2016 Lach, Günter CDU/CSU 07 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 07 .09 .2016 Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 07 .09 .2016 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 07 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 07 .09 .2016 Rix, Sönke SPD 07 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 07 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 07 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 07 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 07 .09 .2016 Stadler, Svenja SPD 07 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 07 .09 .2016 Storjohann, Gero CDU/CSU 07 .09 .2016 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 07 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 07 .09 .2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 186. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Stefan Rebmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

    Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Wir beraten heute einen Entwicklungsetat, der mit sei-
    nem Aufwuchs ein positives Signal setzt . Wir als Ent-
    wicklungspolitiker sagen schon lange, dass Entwick-
    lungspolitik auf der politischen Agenda eine ganz andere
    Wertigkeit einnehmen muss, und das muss sich selbstver-
    ständlich auch im Haushalt widerspiegeln .

    Der Minister hat es schon angesprochen: Angesichts
    von 65 Millionen Menschen, die derzeit weltweit auf
    der Flucht sind, müssen wir noch deutlicher als bisher
    klarstellen: Je zielgerichteter, je effektiver und je nach-
    haltiger wir Entwicklungspolitik gestalten und damit für
    stabilere und friedlichere Verhältnisse in den Ländern
    sorgen, umso mehr Menschen können und werden in ih-
    ren Heimatländern bleiben und müssen sich nicht auf die
    Flucht begeben .

    Kolleginnen und Kollegen, gute Entwicklungspolitik
    ist die langfristige Antwort auf die Angstmacher, Spal-
    ter und Hetzer, die derzeit in unsere Parlamente einzie-
    hen; denn mit einer guten Entwicklungspolitik wirken
    wir Flucht- und Wanderungsbewegungen entgegen . Wir
    bieten den Menschen in den Entwicklungsländern Zu-
    kunftsperspektiven, und gleichzeitig – der Minister hat
    eine ganze Reihe positiver Aspekte dieser Politik aufge-
    führt – können wir den Menschen hier bei uns ihre Ängs-
    te nehmen .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Herr Minister, ich kann verstehen, dass sie die Sonder-
    initiativen eingerichtet haben, um flexibel auf die Krisen
    in der Welt reagieren zu können . Damit ist ja auch viel
    Gutes auf den Weg gebracht worden;


    (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber auch viel Mist!)


    das will ich gar nicht kritisieren . Dennoch mache ich im
    dritten Jahr der Sonderinitiativen ein Fragezeichen an die
    Fortschreibung der Sonderinitiativen in dieser Höhe .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg . Michael Leutert [DIE LINKE] – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut!)


    Michael Leutert






    (A) (C)



    (B) (D)


    Ich wünsche mir jedenfalls für die anstehenden Bera-
    tungen, dass die entscheidenden und schon bestehenden
    Haushaltstitel gestärkt werden; denn Entwicklungspoli-
    tik ist, wie ich meine, die beste Fluchtursachenbekämp-
    fung, und dafür brauchen wir eine langfristig abgesicher-
    te Finanzierung und keine jährlichen Rhythmen .


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Diese jährlichen Vergaben der Mittel aus den Sonderini-
    tiativen geben den Durchführungsorganisationen leider
    keine ausreichende Sicherheit . Ich bin in dieser Woche
    mehrfach darauf angesprochen worden. Das schafft ein-
    fach Probleme .


    (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber die Anträge habt ihr letztes Jahr noch verschlimmbessert!)


    Das kann dazu führen, dass Projekte eventuell einge-
    stampft werden, weil die Finanzierung nicht ganz klar ist .
    Wenn sie dann doch steht, sind die Mitarbeiter eventuell
    fort oder die Strukturen bestehen nicht mehr, und wir fan-
    gen wieder von vorne an . Ich glaube, das kann nicht Ziel
    dieser Vorgehensweise sein . Meine Bitte für die kom-
    menden Haushaltsberatungen lautet also: ein Mehr an
    Mitteln im Haushalt jenseits der Sonderinitiativen, ohne
    die Sonderinitiativen ganz aufzulösen .

    Auf meiner Liste ganz oben steht der Zivile Frie-
    densdienst . Wir als SPD kämpfen schon jahrelang für
    den Zivilen Friedensdienst, und wir sind dabei, glaube
    ich, durchaus erfolgreich. Ich finde, die Unterstützung
    von Friedensprozessen und die Aussöhnung sind enorm
    wichtig . Herr Müller, Sie sprechen selbst von einer groß-
    artigen Arbeit des Zivilen Friedensdienstes . Deshalb
    freue ich mich sehr, dass Sie mich sicherlich dabei unter-
    stützen werden, die Kolleginnen und Kollegen Haushäl-
    ter zu überzeugen, einen spürbaren Aufwuchs um einige
    Millionen festzuschreiben .


    (Beifall bei der SPD)


    Weiter sehe ich auf meiner Liste der Themen für die
    zukünftigen Haushaltsberatungen die Deutsche-Wel-
    le-Akademie . Wenn wir wollen, dass Menschen in Ent-
    wicklungsländern gut informiert sind und ihre Möglich-
    keiten in Deutschland und Europa realistisch einschätzen
    können, wenn wir Meinungsfreiheit, Medienvielfalt und
    neutrale, gute Berichterstattung fördern wollen, damit
    sich die Menschen für Demokratie und Rechtsstaatlich-
    keit einsetzen, wenn wir das, was für uns selbstverständ-
    lich ist – freier Informationszugang und Pressefreiheit –,
    auch in anderen Ländern haben wollen, dann, glaube ich,
    brauchen wir in diesem Bereich keine Kürzung, sondern
    eher einen bescheidenen Aufwuchs . Auch darüber, denke
    ich, müssen wir noch miteinander beraten .

    Auch die Investitionen im Bereich Gesundheit sind,
    wie ich meine, von elementarer Bedeutung; denn ohne
    Gesundheit keine Zukunft und keine Perspektiven . Der
    Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose
    und Malaria, kurz GFATM genannt, leistet, wie wir alle
    wissen, hervorragende Arbeit . Ich frage mich, warum
    trotz der enormen Erfolge des GFATM angesichts der

    Wanderungsbewegungen, die wir haben, bisher lediglich
    ein Aufwuchs um 10 Millionen Euro vorgesehen ist .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Das fragen wir uns auch!)


    Bei der Wiederauffüllungskonferenz in Kanada in we-
    nigen Tagen stehen wir alle gemeinsam, aber ganz beson-
    ders die Kanzlerin, im Wort, unseren Beitrag zu leisten .
    Als SPD fordern wir schon lange mindestens 300 Mil-
    lionen Euro für den GFATM . Wenn sich die Kanzlerin
    diesem Ziel nähern kann und sich bei der Wiederauffül-
    lungskonferenz in diese Richtung bewegt, dann, glaube
    ich, bekommen wir das zusammen, was wir dringend
    benötigen, um den drei großen Killerkrankheiten der
    Menschheit entsprechend begegnen zu können .

    Zum Schluss noch eine Anmerkung zu einem The-
    menbereich, den der Herr Minister auch schon angespro-
    chen hat, zur menschenwürdigen Arbeit . Wir haben in
    der Koalition den Antrag „Gute Arbeit weltweit“ verab-
    schiedet . Es hat sich ja auch schon einiges getan; auch
    dafür wurden schon ein paar Beispiele genannt . Nun
    haben wir nicht nur die SDGs auf unserer Agenda, son-
    dern auch den Nationalen Aktionsplan „Wirtschaft und
    Menschenrechte“ . Die Kanzlerin hat ja beim G 7-Gipfel
    in Elmau die Einhaltung der Umwelt-, Sozial- und Men-
    schenrechtsstandards entlang der globalen Lieferketten
    in den Mittelpunkt gerückt, und zwar zu Recht . Gute
    Arbeit weltweit – das wäre ein sinnvoller Beitrag, um
    Fluchtursachen nachhaltig zu bekämpfen .

    Aber die Anmerkungen des Bundesfinanzministeri-
    ums zum Nationalen Aktionsplan bewirken genau das
    Gegenteil


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    und sind eigentlich auch gegen die Kanzlerin gerichtet .
    Da werden menschenrechtliche Sorgfaltspflichten in
    menschenrechtliche Verantwortung abgeschwächt, und
    alles, was nur den Anschein erweckt, eventuell vielleicht
    doch unter ganz bestimmten Umständen zu mehr Ver-
    bindlichkeit zu führen, wird gleich ganz gestrichen . Ich
    glaube, da muss man ein deutliches Wort sprechen . Das
    Bundesfinanzministerium hat sich da aus meiner Sicht
    komplett verrannt . Sie haben sich zum Sprachrohr der
    BDA gemacht . Das ist nicht gut . Das ist keine Fluchtur-
    sachenbekämpfung, sondern genau das Gegenteil .


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg . Heike Hänsel [DIE LINKE])


    Würden diese Anmerkungen übernommen, wäre der
    NAP nicht das Papier wert, auf dem er steht .

    Zusammenfassend und zum Schluss, Frau Präsiden-
    tin: Wenn wir Entwicklungspolitik ernst nehmen, dann
    brauchen wir die finanziellen Mittel und den ernsthaften
    Willen für verbindliche menschenrechtliche Sorgfalts-
    pflichten, für den Aufbau von sozialen Sicherungssys-
    temen und für eine konsequente Umsetzung des Pariser
    Klimaschutzabkommens . Schon heute gibt es 20 Millio-

    Stefan Rebmann






    (A) (C)



    (B) (D)


    nen Klimaflüchtlinge weltweit. Die Zahlen werden noch
    dramatisch steigen . Wir brauchen den ernsthaften Wil-
    len für mehr konsequentere und nachhaltigere Entwick-
    lungspolitik . Wir brauchen eine langfristig abgesicherte
    Finanzierung . Entwicklungspolitik ist eine langfristige
    Aufgabe . Es braucht Zeit . Wir brauchen deshalb langfris-
    tig die entsprechenden finanziellen Mittel. Ich bin guter
    Dinge, dass wir in den nächsten Wochen noch gut beraten
    werden .

    Herzlichen Dank .


    (Beifall bei der SPD)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Zeit war ein sehr gutes Stichwort . Aber das müssen

Sie dann irgendwann mit Ihren Kolleginnen und Kolle-
gen ausmachen, wenn es nicht anders geht .

Das Wort hat die Kollegin Anja Hajduk für die Frakti-
on Bündnis 90/Die Grünen .


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Anja Hajduk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

    Herren! In dieser Debatte ist schon viel Richtiges über
    die Größe der Herausforderung, vor der wir stehen, ge-
    sagt worden . Herr Minister, Sie haben eindringlich auf
    das Drama in Syrien hingewiesen . Ich muss einmal ganz
    klar sagen: Angesichts dieser Dimension der Herausfor-
    derung, angesichts der Zahl der Flüchtenden und der Ar-
    mut auf der Welt, mit Verlaub, Herr Minister, da reicht
    ein Plus von 580 Millionen Euro im Haushalt 2017, wäh-
    rend in der Finanzplanung bis 2020 alles so bleibt, wie es
    ist, wirklich nicht aus .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Dann kann man sich auch diese vielen warmen Worte
    schenken, es sei denn, man setzt einmal das um, was Ihr
    Kollege Minister Schäuble hier eindringlich eingefordert
    hat . Er hat von der Verantwortung Europas gegenüber
    dem afrikanischen Kontinent gesprochen . Er hat diesem
    Problem damit eine richtige historische Dimension ge-
    geben und die Herausforderung beschrieben . Sie haben
    gerade von der Perspektive gesprochen, dass es 2 Mil-
    liarden neue Babys in Afrika bis zur Mitte des Jahrhun-
    derts geben wird . Wenn Sie hier solche Dimensionen
    beschreiben, dann wissen Sie auch, dass wir eine ganz
    andere Antwort von der EU und auch aus Deutschland
    brauchen, um diesen Herausforderungen zu begegnen .
    Diese Antwort brauchen wir jetzt und in der Perspektive
    für mindestens fünf Jahre .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wir brauchen auch eine Aufwuchsdynamik . Wir kön-
    nen Ihnen heute einen klaren Vorschlag dazu unterbrei-
    ten . Wir Grüne machen Ihnen folgenden Vorschlag: Las-
    sen Sie uns in diesem Haushalt – wir haben schließlich
    Überschüsse – 1,2 Milliarden Euro für die Entwicklungs-
    zusammenarbeit und 800 Millionen Euro für den Klima-
    schutz obendrauf legen . Nur wenn wir diese 2 Milliarden
    Euro jährlich fortschreiben, halten wir 2020 erstmals das

    Versprechen ein – wir geben es schon seit Dekaden –,
    0,7 Prozent unseres Bruttoinlandsproduktes in die Ent-
    wicklungszusammenarbeit und den internationalen Kli-
    maschutz zu stecken .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Da Sie mir jetzt zunicken, Herr Müller, will ich Ih-
    nen sagen: Es ist Ihre Aufgabe, dafür zu kämpfen . Das
    heißt dann nämlich, dass wir in den nächsten Jahren ein
    10-Milliarden-Euro-Programm auf die Beine stellen und
    dies schrittweise entwickeln müssen . Das ist die Antwort
    auf die beschriebene Herausforderung für Sie selbst,
    Herrn Schäuble und Frau Merkel . Das ist das, was Sie
    sich selber mit Ihrer Betonung der Gipfel im letzten Jahr
    zur Aufgabe gemacht haben . Aber Sie bleiben weit da-
    hinter zurück . Das kann man eigentlich überhaupt nicht
    mehr ernst nehmen, wenn Sie das jetzt nicht deutlich un-
    terstreichen und wirklich korrigieren .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich möchte noch etwas zur ODA-Quote sagen . Falls
    jemand von den Regierungsfraktionen, zum Beispiel von
    der Union, sagt: „Na ja, in diesem Jahr werden wir sie
    ja erreichen“, muss ich feststellen: Ja, wir haben da im
    Moment einen Aufwuchs . Es kann sogar sein, dass wir
    im Jahr 2016 nahe an die 0,7 Prozent herankommen,


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Ist Ihnen das auch wieder nicht genug?)


    weil wir in einem hohen Ausmaß Flüchtlinge aufgenom-
    men haben und die Aufnahme von Flüchtlingen im ersten
    Jahr ODA-relevant ist . Aber damit sich niemand darauf
    ausruht: Das wäre nur ein Zwischenhoch . Die beschrie-
    benen Dimensionen, Zahlen und Notwendigkeiten, die
    ich genannt habe, bleiben bestehen . Da müssen wir an-
    setzen, nichts anderes .

    Herr Minister, ich möchte auch ganz konkret auf Ihre
    Politik der letzten Jahre zu sprechen kommen . Da kann
    ich mich nur den kritischen Worten von Herrn Rebmann
    zu den Sonderinitiativen anschließen . Sie haben im Rah-
    men der Sonderinitiativen richtige Themen benannt: die
    Bekämpfung von Fluchtursachen und Armut und natür-
    lich auch die Situation in den schwierigen Regionen in
    Nahost und Nordafrika . Aber wenn man richtige The-
    men erkannt hat, dann muss man doch im Rahmen der
    Sonder initiativen versuchen, diesen Themen vorhandene
    Programme sinnvoll zuzuordnen .


    (Dr . Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


    Aber man darf nicht die Mittel für wirksame, langfristige
    Programme kürzen, um neue Sonderinitiativen aufzule-
    gen . Denn wie ich höre, führen sie zu neuer Verwaltungs-
    arbeit und erzeugen neue Anmelde- und Abrechnungs-
    prozeduren, sodass wir nach drei Jahren Sonderinitiativen
    im Grunde bei Doppelarbeit, Mittelverschwendung und
    Ineffizienz gelandet sind.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich kann das belegen . Die Koalitionsfraktionen – lei-
    der auch die SPD – haben vor einem Jahr im Haushalt
    320 Millionen Euro von der Entwicklungszusammen-

    Stefan Rebmann






    (A) (C)



    (B) (D)


    arbeit zu den Sonderinitiativen umgeschichtet . Das Er-
    gebnis ist, dass die KfW im Moment über keine neuen
    Projekte mehr entscheidet . Wir erhalten von Ihnen dem-
    nächst wahrscheinlich die Aufforderung, eine überplan-
    mäßige Ausgabe zu tätigen, damit die ihre Entwick-
    lungszusammenarbeit Mitte des Jahres überhaupt noch
    fortsetzen können . Das ist doch ein Armutszeugnis .


    (Dr . Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


    Genau dasselbe Thema haben wir bei der GIZ, um nur
    ein Beispiel zu nennen . Bei der GIZ stagniert das Vo-
    lumen der technischen Zusammenarbeit, also der kon-
    kreten Projekte, nicht nur, sondern es ist im Jahr 2016
    sogar zurückgegangen . Die Ursache ist, dass Sie eine
    Umschichtung zu den Sonderinitiativen vorgenommen
    haben, die eine langfristig erfolgreiche Entwicklungszu-
    sammenarbeit ausbremst . Wir haben Sie vor einem Jahr
    davor gewarnt, das zu machen . Sie haben gedacht, Sie
    wüssten es besser . Jetzt haben wir trotz des Versprechens,
    dort effektiv zu arbeiten, Stagnation und Rückschritt. Ich
    kann Sie nur bitten: Lassen Sie uns das dieses Jahr in
    jedem Falle korrigieren!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Meine Damen und Herren, ich muss sagen: Wir ha-
    ben in diesen Haushaltsberatungen viel zu tun, was die
    Gesamtausrichtung und die Gesamtpriorität der Entwick-
    lungszusammenarbeit angeht . Ich möchte doch sehr da-
    rum bitten, dass die Koalitionäre – auch das Finanzmi-
    nisterium – hier neue Möglichkeiten zulassen, und zwar
    in einem erheblichen Volumen und nicht nur in kleinen
    Schritten . Ansonsten wird dieser Haushalt, Herr Minis-
    ter, ein Haushalt der verpassten Chancen in einem für die
    Glaubwürdigkeit der deutschen Politik sehr wichtigen
    Feld .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)