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ID1818602300

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    Plenarprotokoll 18/186 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2016 Inhalt: Würdigung von Bundespräsident a. D. Walter Scheel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18407 A Begrüßung des Olympiateilnehmers Andreas Toba . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 B Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr . Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18408 B Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 18414 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18418 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18423 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18423 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18427 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18432 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18434 C Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18437 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18438 D Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . 18440 D Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18442 B Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18443 C Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18444 B Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18445 C Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18447 C Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18448 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18449 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18452 C Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 18453 D Dr . Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18456 A Michelle Müntefering (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18457 D Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 18458 C Dr . Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18459 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18461 D Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18462 D Dr . Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18463 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016II Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18465 A Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18466 B Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18468 C Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18470 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 18472 A Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18473 B Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18475 A Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18477 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18478 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18480 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18480 C Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18480 D Dr . Karl A . Lamers (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18481 C Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18483 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18484 B Dr . Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18485 D Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 18486 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18489 A Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18490 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18492 A Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . . 18493 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18494 C Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 18496 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18497 B Dagmar G . Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18498 C Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18500 C Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18501 D Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18503 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18504 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 18505 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016 18407 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Gabriela Heinrich (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016 18505 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binder, Karin DIE LINKE 07 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 07 .09 .2016 Bülow, Marco SPD 07 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 07 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 07 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 07 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 07 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 07 .09 .2016 Lach, Günter CDU/CSU 07 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 07 .09 .2016 Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 07 .09 .2016 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 07 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 07 .09 .2016 Rix, Sönke SPD 07 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 07 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 07 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 07 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 07 .09 .2016 Stadler, Svenja SPD 07 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 07 .09 .2016 Storjohann, Gero CDU/CSU 07 .09 .2016 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 07 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 07 .09 .2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 186. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dennis Rohde


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geschätzte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

    und Kollegen! Wir haben auch in dieser Debatte wieder
    gemerkt, dass die Aussprache zum Haushalt des Bundes-

    Bettina Hagedorn






    (A) (C)



    (B) (D)


    kanzleramtes mehr ist als eine Debatte über Tagespolitik .
    Es geht um mehr als Einnahmen und Ausgaben . Im End-
    effekt geht es um eine allgemeine gesellschaftspolitische
    Debatte .

    Jetzt haben wir vorhin schon gelernt, wann Herr
    Kauder und wann Herr Bartsch geboren wurden . Ich oute
    mich selbst als 1986 Geborenen . Ein Ergebnis der Gna-
    de der späten Geburt ist sicherlich, dass man viele ver-
    gangene Epochen aus eigenem Erleben nicht mitbekom-
    men hat . Ich kenne die Zeiten der nationalen Egoismen
    in Europa nur aus Erzählungen . Die Zeiten des Kalten
    Krieges, die Zeit der andauernden Bedrohung in Europa
    kenne ich nicht aus eigenem Erleben . Die Jahre des Ent-
    behrens nach dem Krieg, in denen man froh war, wenn
    man genug zu essen hatte, kenne ich nur aus den Erzäh-
    lungen meiner Großeltern . Krieg, Nationalismus, Armut
    und Entbehrung kenne ich nicht aus eigenem Erleben .
    Ich kann heute, im Jahr 2016, ausdrücklich sagen, dass
    ich froh bin, all das nicht erlebt haben zu müssen . Ich
    bin denjenigen dankbar, die Deutschland und Europa zu
    einer Region gemacht haben, in der wir in Frieden leben
    können .


    (Beifall bei der SPD)


    Mein Großvater war ein einfacher Bahnarbeiter . Er
    hatte dieses Glück nicht . Er musste die Leiden des Krie-
    ges durchleben und in der Nachkriegszeit das Land wie-
    der mit aufbauen . Er war es, der mich politisiert hat und
    der wahrscheinlich auch dafür verantwortlich ist, dass ich
    heute hier stehe . Mein Opa hat – genauso wie Millionen
    andere – dieses Land wiederaufgebaut . Dabei haben die
    Menschen damals nicht nur an sich selbst und an ihren
    eigenen Vorteil gedacht, sondern auch an die Allgemein-
    heit . Ohne Solidarität, ohne dass man einander geholfen
    hat – so hätte es mein Großvater formuliert –, hätte man
    dieses Land nicht binnen kürzester Zeit aus den Trüm-
    mern des Zweiten Weltkrieges wiederaufbauen können .
    Ich bin der festen Überzeugung: Nur weil sich die Gene-
    ration meiner Großeltern trotz aller Entbehrungen gegen
    nationale Egoismen gestellt hat, nur weil sie solidarisch
    füreinander eingestanden ist, kann ich, können wir heute
    in Frieden in Deutschland leben .


    (Beifall bei der SPD)


    Die Leistung der vorherigen Generation sollte uns
    Mahnung für das Hier und Jetzt sein . Ich schäme mich –
    genauso wie es mein Großvater vermutlich tun würde –,
    dass nationale Rechtspopulisten in diesem Land wieder
    Erfolge haben, Populisten, getarnt als Beschützer bür-
    gerlicher Werte, die aber in Wirklichkeit die Schwachen
    gegen die noch Schwächeren ausspielen . Dabei sollte uns
    allen doch bewusst sein: Nationalismus, der Rückzug in
    die vermeintlich heile, abgeschottete Welt, war noch nie
    die richtige Antwort . Es gibt kein Beispiel in der Ge-
    schichte der letzten 200 Jahre, das zeigt, dass blinder
    Nationalismus den Menschen und dem Frieden gut getan
    hätte, kein einziges Beispiel .


    (Beifall bei der SPD)


    Ich schaue mit Sorge auf den Versuch, unsere Gesell-
    schaft zu spalten . Zwietracht zu säen und das dann auch

    noch Mut zu nennen, ist an Widerlichkeit nicht zu über-
    bieten .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es tut mir leid um diejenigen, deren Ängste und Zweifel
    missbraucht werden, deren Ängste und Zweifel geschürt
    und instrumentalisiert werden . Anstatt ihnen Mut zu ma-
    chen und Perspektiven zu eröffnen, sollen sie mitgenom-
    men werden auf die eine Seite der Gesellschaft, die dann
    gegen die andere Seite der Gesellschaft ausgespielt wird .
    Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich möchte nicht
    in einem Deutschland leben, in dem man wieder nach
    seinem Aussehen oder seiner Herkunft bewertet wird .
    Ich möchte nicht in einem Deutschland leben, in dem die
    religiöse Orientierung, die Sprache, die Homosexualität
    oder der soziale Status Grundlage für Stigmatisierung
    sind . Ich möchte nicht in einem Deutschland leben, in
    dem das Gegeneinander wieder vor dem Miteinander
    kommt . Die Generaldebatte über den Haushalt ist der
    richtige Ort, um zu sagen: Lassen Sie uns alle gemeinsam
    für ein tolerantes und weltoffenes, für ein friedliches und
    solidarisches Deutschland streiten .


    (Beifall bei der SPD)


    Ich möchte genauso wie alle anderen das friedliche
    Miteinander in unserem Land weiterhin sicherstellen .
    Neben den Debatten über Burka und doppelte Staats-
    bürgerschaft glaube ich, dass es bei Frieden zuvorderst
    um sozialen Frieden geht; denn auch und gerade soziale
    Spaltung kann zur Gefahr für unsere innere Sicherheit
    werden . Spaltung bedeutet nichts anderes als Ausgren-
    zung, und Ausgrenzung führt letztlich zum Verlust unser
    aller Freiheit .

    Was eine gespaltene Gesellschaft bedeutet, durfte ich
    erst vor kurzem von einer Austauschschülerin lernen .
    Louise ist 17 Jahre alt und kommt aus Brasilien, aus dem
    Land, das wir alle noch vor Augen haben wegen der teils
    kontrovers diskutierten und teils imposanten Olympi-
    schen Spiele und der Fußballweltmeisterschaft . Brasilien
    ist aber zuvorderst ein Land tiefer sozialer Gräben . Die
    daraus resultierende Sprengkraft schlägt sich im tagtäg-
    lichen Leben nieder und nimmt allen Menschen die Frei-
    heit . In vielen Städten Brasiliens kann man nicht einfach
    über die Straße spazieren oder mit dem Fahrrad fahren .
    Diese für uns selbstverständliche Freiheit war für Louise
    am Anfang etwas ganz Besonderes . Es ist daher sehr klug
    von den Müttern und Vätern unserer Verfassung gewe-
    sen, dafür zu sorgen, dass der Kampf gegen Armut als
    Wesensmerkmal des Sozialstaates Verfassungsrang hat .

    Ich sage mit Blick auf die kommenden Haushalts-
    verhandlungen: Wir brauchen einen starken Staat . Wir
    sollten uns nicht in wahltaktische Debatten über Steuer-
    senkungen nach dem Gießkannenprinzip verzetteln . Wir
    sollten nicht auf kurzfristige Versprechen hereinfallen,
    deren Zeche die Gesellschaft am Ende zu zahlen hätte .
    Vertrauen gewinnt man nicht durch Steuergeschenke,
    von denen das Gros der Menschen nichts hätte, weil sie
    entweder keine Einkommensteuer oder so wenig Ein-

    Dennis Rohde






    (A) (C)



    (B) (D)


    kommensteuer zahlen, dass die Steuersenkung am Ende
    bei ihnen im Portemonnaie nicht auffällt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Ja, wir haben in den letzten Jahren Spielräume im
    Bundeshaushalt geschaffen, finanzielle Spielräume. Er-
    arbeitet haben sie aber die Menschen in unserem Land,
    und zwar die, die aufrichtig und ehrlich ihre Steuern und
    Abgaben zahlen . Genau die sind es, die nun auch von
    diesen Spielräumen profitieren sollten.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir müssen die Spielräume zur Gestaltung nutzen, um
    in unsere Gesellschaft und damit in den Zusammenhalt
    zu investieren. Ich finde, wir müssen in Schulen und Uni-
    versitäten investieren, damit junge Leute die beste Bil-
    dung bekommen und damit höhere Bildung keine Cha-
    raktereigenschaft einer Elite wird. Ich finde, wir müssen
    in Mütter und Väter investieren, damit sie für ihr Kind
    trotz der Herausforderung des Berufs und des Alltags als
    Eltern da sein können . Das Elterngeld Plus von Manuela
    Schwesig war ein Schritt in die richtige Richtung .

    Ich finde, wir müssen ganz ausdrücklich in neue und
    bezahlbare Wohnungen investieren, in die Verstetigung
    des sozialen Wohnungsbaus . Mir ist ganz egal, wer da-
    für eigentlich verfassungsrechtlich zuständig ist. Ich fin-
    de, wir müssen mehr Geld in die Hand nehmen; denn es
    kann nicht sein, dass insbesondere junge Menschen und
    Menschen mit kleinen Einkommen keinen Platz mehr in
    unseren Städten finden.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir müssen diejenigen im Auge behalten, die Quali-
    fizierungsmaßnahmen brauchen, um überhaupt wieder
    auf dem Arbeitsmarkt eine Beschäftigung zu finden. Wir
    werden natürlich in Polizei und Sicherheit investieren,
    damit sich jeder hierzulande überall und zu jeder Zeit frei
    und sicher fühlen kann . Deshalb fordern wir auch einen
    massiven Stellenaufwuchs bei der Polizei und halten uns
    bei der Debatte über Hilfssheriffs und einen Einsatz der
    Bundeswehr im Inland ganz gepflegt heraus.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir sollten, wenn wir Menschen wirklich finanziell
    entlasten wollen, genau das tun, was Johannes Kahrs
    und Thomas Oppermann vorhin gesagt haben, nämlich
    nicht das Gießkannenprinzip bei der Einkommensteuer
    anwenden, sondern gezielt bei kleinen Einkommen an-
    setzen, gezielt bei den Sozialabgaben ansetzen; denn die
    Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen sind die wirk-
    lichen Leistungsträger in unserer Gesellschaft .


    (Beifall bei der SPD)


    Wir müssen in unsere Gesellschaft investieren . Das ist
    der Gegenentwurf zu einfachen Forderungen nach Steu-
    ersenkungen, die nur die Besserverdienenden bevortei-
    len . Das ist auch der Gegenentwurf zu all denen, die den
    Mindestlohn aushöhlen wollen, das ist der Gegenentwurf
    zu all denen, die die Renten kürzen wollen, die die Le-
    bensarbeitszeit am liebsten bis in die Ewigkeit verlän-
    gern würden und für ein unfaires Steuersystem plädieren,

    sodass diejenigen, die ohnehin wenig haben, noch weni-
    ger in der Tasche haben werden .

    In unserer sozialen Marktwirtschaft muss immer ein
    Grundsatz gelten: Starke müssen den Schwachen helfen .
    Schwächere müssen sich anstrengen und, unterstützt von
    uns allen, versuchen, wieder stärker zu werden . Deshalb
    noch einmal mein Appell: Wenn wir Menschen entlas-
    ten wollen, dann diejenigen, die die Entlastung dringend
    brauchen, aber nicht diejenigen, denen man gerne ein
    Geschenk machen möchte .

    Ich möchte weiterhin in einem Deutschland der Ge-
    meinsamkeiten leben, ich möchte, dass unsere gemeinsa-
    me Prämisse der Erhalt des sozialen Friedens ist . Sozialer
    Friede kommt aber nicht von selbst, sondern er muss po-
    litisch begleitet und verteidigt werden . Gemeinsamkeit
    vor Egoismus, Toleranz vor Ausgrenzung, Miteinander
    statt Gegeneinander – der Aufgabe, dies im Dialog mit
    den hier lebenden Menschen sicherzustellen, ihre Ängste
    ernst zu nehmen, Zweifel zu beseitigen und alle mitzu-
    nehmen, die es wollen, müssen wir uns als Politik mehr
    denn je zuvor stellen .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Johannes Kahrs [SPD]: Sehr gute Rede!)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Als nächste Rednerin spricht Professor Monika

Grütters für die Bundesregierung .


(Beifall bei der CDU/CSU)


M
  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Monika Grütters


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)



    Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
    Jetzt kommen wir zum Bereich Kultur, der auch zum
    Kanzleramt gehört . In Zeiten, in denen die Kunst der
    Diplomatie angesichts weltweiter Krisen und Konflikte
    zuweilen an ihre Grenzen stößt, ist mehr denn je – da-
    von sind wir überzeugt – die Diplomatie der Kunst und
    Kultur gefragt . Der Aufwuchs von 74 Millionen Euro im
    Kulturetat im Vergleich zum Regierungsentwurf des Vor-
    jahres ist deshalb innen-, aber, ehrlich, auch außenpoli-
    tisch ein wichtiges Signal .

    Ich bin überzeugt: Gerade in Zeiten, in denen harte
    Interessenkonflikte politische Beziehungen auf große
    Bewährungsproben stellen, ist es nicht zuletzt, sondern
    gerade die Kultur, die Brücken baut . Wo Diplomaten –
    frei nach Winston Churchill – zweimal nachdenken, be-
    vor sie nichts sagen, ist die Kunst – diesmal frei nach
    Johann Wolfgang von Goethe – gerade die Vermittlerin
    des Unaussprechlichen .

    Ein Weltkulturmuseum, das die Verständigung zwi-
    schen den Kulturen über ganz zentrale Themen des
    Menschseins fördert, entsteht aktuell – Sie wissen das –
    in der historischen Mitte unserer Hauptstadt, in Berlin,
    also dort, wo exakt heute auf den Tag genau vor 66 Jah-

    Dennis Rohde






    (A) (C)



    (B) (D)


    ren, am 7 . September 1950, die Sprengung des Berliner
    Schlosses begann . Wir bauen es jetzt wieder auf


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    und machen es im Zentrum zu einem Ort, an dem wir uns
    über die zentralen Themen der Menschheit verständigen
    wollen .

    Mit 14,3 Millionen Euro, die im Haushaltsent-
    wurf 2017 für das Humboldt-Forum vorgesehen sind,
    ist es das größte und auch, glaube ich, politisch bedeut-
    samste Projekt und Kulturvorhaben Deutschlands . Es
    werden knapp 11 Millionen Euro mehr als im Vorjahr
    zur Verfügung gestellt, um die Bespielung vorzubereiten .
    Die Gründungsintendanz unter Neil MacGregor, einem
    ganz großen Europäer, arbeitet seit Anfang des Jahres mit
    Hochdruck an einem, wie ich finde, sehr überzeugenden
    Konzept, das Anfang November vorgestellt wird .

    Auch die Unterstützung der Barenboim-Said-Akade-
    mie für junge Musikerinnen und Musiker aus dem Nahen
    Osten, die im kommenden Jahr aus meinem Etat dauer-
    haft 5,5 Millionen Euro erhalten soll, ist nicht einfach
    nur ein Stück Kulturförderung wie andere auch . Sie darf
    durchaus auch als ein Beitrag der Bundesregierung zum
    Friedensprozess im Nahen Osten verstanden werden .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir vertrauen dabei auf die Sprache der Orchester-
    musik, also auf eine Sprache, die mehr als jede andere
    des Zuhörens und Einfühlens bedarf und die als einzige
    Sprache im Übrigen über den Verdacht einseitiger Partei-
    nahme erhaben ist . Auf die Kraft des unabhängigen Jour-
    nalismus müssen wir gerade dort bauen, wo politische
    Krisen mit Einschränkungen der Presse- und Meinungs-
    freiheit einhergehen . Wir können das täglich erleben . Die
    Deutsche Welle, deren Finanzierung den größten Teil
    meines Etats beansprucht, ist gerade in Krisenregionen
    und in autoritär regierten Staaten für viele Menschen die
    letzte Verbindung in die freie Welt .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Umso irritierender und auch bedauerlicher ist es, dass
    die chinesische Regierung vor einigen Tagen die Akkre-
    ditierung der Deutschen Welle für den G 20-Gipfel in
    Hangzhou verweigert hat .


    (Franz Thönnes [SPD]: Skandal!)


    Ein Land, das die freie Berichterstattung in dieser Wei-
    se einschränkt, unterstreicht allerdings genau damit, wie
    wichtig die Deutsche Welle als Botschafterin unseres de-
    mokratischen Rechtsstaats ist .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Auch die Beschlagnahme des Materials nach einem fer-
    tiggestellten Fernsehinterview mit einem Minister wie
    gestern in der Türkei entspricht in keiner Weise unserer
    Vorstellung von Pressefreiheit . Eine solche Beschlagnah-
    me ist in hohem Maße besorgniserregend .


    (Beifall im ganzen Hause)


    Deshalb ist es richtig, dass wir die Deutsche Welle in
    ihrem Etat und damit auch in ihrer Arbeit stetig unterstüt-
    zen . Nur allein für die Programme der Deutschen Welle
    stellen wir 2017 zusätzlich 7,5 Millionen Euro bereit .
    Sie dienen ganz besonders der Berichterstattung – ich
    komme zu den nächsten problematischen Ländern – über
    die Situation in Russland und der Ukraine, aber auch
    der Fortsetzung der Programme für Flüchtlinge und für
    Menschen in den Herkunftsländern der Fluchtbewegung .
    Die Deutsche Welle tritt mit ihren objektiven Angebo-
    ten den vielerorts kursierenden Gerüchten entgegen, die
    Schlepper systematisch verbreiten, um Menschen mit
    falschen Hoffnungen und Erwartungen nach Europa und
    auch nach Deutschland zu locken . Gleichzeitig erklärt
    und vermittelt sie den Schutzsuchenden, die schon hier
    sind, unsere Werte, deren Beachtung wir erwarten . Sie
    unterstützt mit Onlinesprachangeboten und -kursen die
    Integration .

    Kultur ist in vielerlei Hinsicht unser stärkster Integra-
    tionsmotor. Ich bin überzeugt: Kultur öffnet Welten.
    Fremde Lebenswelten zugänglich machen, individuelle
    Gesichter und persönliche Geschichten zeigen, damit
    ein abstraktes Thema Gestalt annimmt, und damit dann
    auch ein sehr breites Publikum zu erreichen, das kann
    vor allem der Film . Ich freue mich deshalb, dass auch
    2017 neben der Förderung durch den DFFF zusätzlich
    15 Millionen Euro für die kulturelle Filmförderung, also
    für künstlerisch herausragende, mutige und innovative
    Projekte, zur Verfügung stehen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ja, Kulturpolitik kann man durchaus – das sagt auch
    das Auswärtige Amt in einer sehr schönen Formulierung
    immer – als Fortsetzung der Außenpolitik mit anderen
    Mitteln verstehen, meine Damen und Herren . Selbst die
    auf den ersten Blick rein selbstbezügliche Erinnerungs-
    kultur und Aufarbeitung unserer Vergangenheit wirkt
    weit über die Grenzen unseres Landes hinaus . Sie hat
    nicht zuletzt großen Anteil am mittlerweile wieder sehr
    hohen Ansehen Deutschlands in der Welt .

    In diesem Zusammenhang freut es mich, dass das
    Deutsche Zentrum Kulturgutverluste sich schon so kurz
    nach der Gründung zu einer etablierten Größe auch in der
    Provenienzforschung, in der Aufarbeitung, in Fragen der
    Rückgabe entwickelt hat . Es erhält 2017 1 Million Euro
    zusätzlich, insgesamt also über 5 Millionen Euro . – So
    weit zu den ausgewählten Zahlen aus dem Haushaltsent-
    wurf 2017 .

    Nicht weniger wichtig, allerdings weniger erfreulich
    sind die Zahlen aus der von meinem Haus finanzierten
    Studie „Frauen in Kultur und Medien“, die ich nicht
    nur finanziert, sondern kürzlich auch vorgestellt habe.
    Ich werde noch in diesem Jahr zu einem Runden Tisch
    „Frauen in Kultur und Medien“ einladen . Es ist mir ein
    Herzensanliegen, dass Frauen wie Männer die gleichen
    Chancen in Kultur und Medien haben: ob am Sprech-
    oder Notenpult, ob an der Staffelei oder am Schreibtisch,
    ob vor oder hinter der Bühne oder der Kamera, ob in öf-
    fentlichen Kultureinrichtungen oder in -verbänden – und
    natürlich auch in meinem eigenen Haus, wo die Frauen-

    Staatsministerin Monika Grütters






    (A) (C)



    (B) (D)


    quote schon bei 53 Prozent und auf den beiden obersten
    Führungsebenen mittlerweile bei exakt 50 Prozent liegt .

    Im Filmbereich – um das noch kurz anzuhängen –
    konnte ich im Rahmen der FFG-Novelle zumindest dafür
    sorgen, dass der bisher geradezu blamabel geringe Frau-
    enanteil in den Gremien der FFA und in den Kommissio-
    nen künftig deutlich erhöht wird .


    (Beifall bei der CDU/CSU – Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird nicht reichen!)


    Hier geht es nicht nur um Fragen der Gleichberechti-
    gung – das ist nicht wenig –; es geht vor allem um den
    Verlust an künstlerischer und kultureller Vielfalt dort,
    wo Frauen weniger Chancen haben als Männer . Des-
    halb verbinde ich meine Bitte um Ihre Zustimmung zum
    Haushaltsentwurf 2017 mit dem Appell: Suchen Sie ge-
    meinsam mit mir und uns nach Wegen, wie wir die gleich-
    stellungspolitische Bilanz in Kultur und Medien ebenso
    kontinuierlich verbessern können, wie wir den Kulturetat
    in den vergangenen Jahren kontinuierlich erhöht haben!

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)