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ID1818600500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/186 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2016 Inhalt: Würdigung von Bundespräsident a. D. Walter Scheel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18407 A Begrüßung des Olympiateilnehmers Andreas Toba . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 B Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr . Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18408 B Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 18414 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18418 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18423 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18423 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18427 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18432 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18434 C Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18437 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18438 D Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . 18440 D Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18442 B Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18443 C Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18444 B Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18445 C Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18447 C Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18448 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18449 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18452 C Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 18453 D Dr . Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18456 A Michelle Müntefering (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18457 D Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 18458 C Dr . Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18459 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18461 D Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18462 D Dr . Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18463 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016II Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18465 A Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18466 B Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18468 C Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18470 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 18472 A Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18473 B Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18475 A Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18477 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18478 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18480 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18480 C Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18480 D Dr . Karl A . Lamers (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18481 C Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18483 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18484 B Dr . Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18485 D Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 18486 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18489 A Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18490 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18492 A Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . . 18493 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18494 C Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 18496 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18497 B Dagmar G . Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18498 C Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18500 C Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18501 D Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18503 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18504 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 18505 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016 18407 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Gabriela Heinrich (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016 18505 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binder, Karin DIE LINKE 07 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 07 .09 .2016 Bülow, Marco SPD 07 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 07 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 07 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 07 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 07 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 07 .09 .2016 Lach, Günter CDU/CSU 07 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 07 .09 .2016 Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 07 .09 .2016 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 07 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 07 .09 .2016 Rix, Sönke SPD 07 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 07 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 07 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 07 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 07 .09 .2016 Stadler, Svenja SPD 07 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 07 .09 .2016 Storjohann, Gero CDU/CSU 07 .09 .2016 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 07 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 07 .09 .2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 186. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen erhält nun

    Katrin Göring-Eckardt das Wort .


    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und liebe Kolle-
    gen! Ja, das war ein bitteres Wochenende für viele von
    uns . Der Aufstieg der AfD nach Sachsen-Anhalt nun
    auch in Mecklenburg-Vorpommern kann uns nicht egal
    sein . Er hat zu Verunsicherungen geführt, auch bei den
    politischen Parteien . Trotzdem muss man vielleicht ein-

    mal das Gegenbild aufmachen und auf die Stimmung der
    Bevölkerung schauen: 90 Prozent der Deutschen sind
    mit ihrem Leben zufrieden, knapp 80 Prozent mit unserer
    Demokratie . Sowie unsere Gesellschaft bunter geworden
    ist, durch Migration und vielfältige Lebensformen, so
    sind die Menschen mit diesem Land zufrieden . Deswe-
    gen müssen wir unsere Demokratie mit ihrer Offenheit,
    mit ihrer Vielfalt verteidigen . Darauf kommt es jetzt an .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg . Stefan Liebich [DIE LINKE])


    Es ist falsch und eine Verzerrung der Wirklichkeit,
    davon zu sprechen, wir hätten ein von den Flüchtlingen
    überfordertes Volk, wie es CSU und AfD im Gleichklang
    tun . Nicht das Volk, nicht die Menschen in unserem Land
    sind überfordert, meine Damen und Herren, sondern Sie
    mit Ihrer chaotischen Regierung sind es . Das ist das Pro-
    blem, und darüber muss geredet werden .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Ja, es gibt Menschen, die sich abgehängt fühlen, ob-
    wohl ihre wirtschaftliche Situation gar nicht so schlecht
    ist, und es gibt Menschen, die Gewalt akzeptieren, die
    immer mehr extreme Einstellungen akzeptieren . Das Ni-
    veau sinkt genauso wie die Schwelle, solches öffentlich
    zu sagen . Sie sind eine Minderheit! – Das müssen wir ih-
    nen sagen . Wir müssen der Mehrheit in diesem Land, die
    für Demokratie und Offenheit steht, eine Stimme geben.
    Darauf kommt es an .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Da hilft es überhaupt nichts, wie es einige von Ihnen
    in der Union und auch der Linkspartei tun, ein Schre-
    ckensbild von Deutschland als Opfer der Globalisierung
    zu zeichnen. Sie schaffen dadurch erst die Angst, deren
    Linderung Ihre eigentliche Aufgabe wäre,


    (Johannes Kahrs [SPD]: Sind Sie jetzt für TTIP und CETA?)


    frei nach dem Motto: Erst ich, dann die Partei und dann
    das Land . – Diese Koalition ist eine Koalition des Cha-
    os: Jeder gegen jeden . Das Vertrauen verspielen Sie doch
    selbst . Sie sind gerade dabei, das letzte bisschen Vertrau-
    en zu verspielen .

    Frau Merkel, man fragt sich nach Ihrer Rede über
    Werte, für die Sie hier kämpfen wollen, über Klarheit
    und über Ansagen: Die Chefin welcher Regierung sind
    Sie eigentlich? Ich kann die Regierung, für die Sie hier
    scheinbar geredet haben, jedenfalls nicht erkennen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Schauen Sie einmal genauer hin!)


    Gegen Populismus hilft nur Vernunft . Frau Merkel, Sie
    haben gerade etwas Ähnliches gesagt . Wissen Sie, was
    ich an dieser Passage Ihrer Rede spannend fand? Den
    meisten Beifall dafür haben Sie vom Bündnis 90/Die

    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel






    (A) (C)



    (B) (D)


    Grünen bekommen und den wenigsten von der CSU . Das
    sollte Ihnen zu denken geben .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das glaube ich nicht!)


    Die Union legte innerhalb einer Woche drei Papiere
    zur inneren Sicherheit vor . In diesen ging es vor allen
    Dingen um Burkas und den Doppelpass . Als ob damit ir-
    gendjemand in Deutschland sicherer leben würde . Rich-
    tig ist doch: Gewalt gegen Flüchtlinge ist ein Problem .
    Es gab 705 Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte allein in
    diesem Jahr . Das ist eine Schande . Das ist ein Sicher-
    heitsproblem, um das wir uns kümmern müssen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Seit elf Jahren sind Sie als Union für die innere Si-
    cherheit zuständig . Es sind Ihre Behörden, die beim NSU
    versagt haben, die die Warnhinweise zur Terrorismusge-
    fahr verstolpert haben und die auch für das Personalde-
    fizit bei der Bundespolizei verantwortlich sind, das Sie
    jetzt mühsam wieder schließen wollen . Sie selbst sind
    dafür zuständig . Sie können nicht noch mehr zur Verun-
    sicherung beitragen . Es wäre Zeit, endlich einmal Sicher-
    heitskonzepte vorzulegen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Gibt es überhaupt steigende Kriminalitätsraten? Nicht
    bei Flüchtlingen . Alle Kriminalitätsraten bis auf eine sin-
    ken . Ja, die Zahl der Einbrüche steigt massiv an . Reiche
    Leute haben es da einfach . Sie legen sich Zäune und
    Alarmanlagen zu . Gelackmeiert sind die, die sich das
    nicht leisten können . Das ließe sich mit einem einfa-
    chen ordentlichen Programm beheben . Das wäre gut für
    Handwerker, und das wäre schlecht für Einbrecher . Sie
    könnten einmal real für mehr Sicherheit in diesem Land
    sorgen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sie sind getrieben von Stimmungen, von Meinungs-
    umfragen und von Eilmeldungen . Sie führen Symbolde-
    batten um Hamsterkäufe und Bekleidungsverbote, statt
    zu tun, was zu tun ist . Zehn Dosen Ravioli statt Politik –
    Sie sind doch auf den Hund gekommen . Das erkennt
    man, wenn man sich das anschaut .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg . Halina Wawzyniak [DIE LINKE])


    Nehmen wir die Flüchtlingspolitik . Alles verengte sich
    auf den einen Satz: Wir schaffen das. Im Herbst 2015 hat
    dieser Satz uns alle hier geeint . In einem Interview mit
    der Süddeutschen Zeitung erklären Sie, Frau Merkel, die-
    ser Tage, warum Sie an diesem Satz nichts ändern . Unter
    dem Strich vollziehen Sie allerdings, und zwar nicht erst
    seit Sie sich mit dem Türkei-Deal Herrn Erdogan aus-
    geliefert haben, nicht weniger als eine fast vollständige
    Kurskorrektur in der Flüchtlingsfrage . Sie nennen es nur
    nicht so . Sichere Herkunftsländer, Einschränkung des

    Familiennachzugs, Einführung von Sachleistungen – es
    gibt fast nichts, was Sie nicht schon abgeräumt hätten .


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Gut, dass Sie das mal erwähnen!)


    Herr Gabriel saß hier in diesem Haus mit dem großen Re-
    fugees-Welcome-Button der Bild-Zeitung . Heute fordert
    er Obergrenzen . Heute setzt Herr Gabriel ein korruptes
    Bankensystem gleich mit Flüchtlingen, die aus Kriegs-
    und Krisengebieten kommen, um eine neue Neiddebat-
    te anzuzetteln . So geht Zusammenhalt in diesem Land
    nicht . Das spaltet, und das können wir uns nicht leisten .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Dabei ist es so, dass viele Menschen tatsächlich
    viel geschafft haben. Etwa 1 Million Geflüchtete, die
    Deutschland in kurzer Zeit aufgenommen hat, sind hier .
    Das war anstrengend . Das ging nicht ohne Reibungen . Es
    gab übersteigerte Erwartungen einiger, es gab Fehlver-
    halten, und ja, es gab Köln . Aber am Ende gibt es heute
    kaum noch eine Unterbringung in Turnhallen . Im Ge-
    genteil: Etliche Aufnahmeeinrichtungen stehen leer, und
    etliche kommunalpolitisch Verantwortliche sagen schon
    heute: Wir haben doch die Kapazitäten . Warum holen Sie
    nicht endlich die Familienangehörigen her? Die jungen
    Männer, die hier sind, werden verrückt, wenn sie wissen,
    dass ihre Kinder und ihre Frauen noch in Aleppo oder
    anderen Kriegsregionen sind . – Das ist eine der schänd-
    lichsten Entscheidungen, die Sie getroffen haben. Jetzt
    können wir es . Dann tun Sie es endlich . Der Familien-
    nachzug muss wieder möglich sein .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Die Sprach- und Integrationskurse sind gefragt wie
    nie . Zehntausende Menschen engagieren sich . Die Arbeit
    allerdings wird in den Ländern und Kommunen erledigt,
    übrigens auch von sehr vielen engagierten Kommunal-
    politikerinnen und Kommunalpolitikern in Bayern . Ich
    verstehe bis heute nicht, warum Herr Seehofer und Herr
    Söder nicht einfach stolz auf sie sind und in diesem Land
    stattdessen mit Dauerrepression und Defätismus agieren .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Aber natürlich gab es vor allem die Hilfsbereitschaft
    in der Zivilgesellschaft . Es waren Menschen da, die ge-
    sagt haben: Wir machen das jetzt . – Ihnen muss man dan-
    ken . Ihnen danke ich auch heute noch einmal; denn sie
    haben durchgehalten und haben sich nicht verunsichern
    lassen . Sie tun einfach, was zu tun ist . Anders als Sie
    wollen sie nicht Abschottung und Ausgrenzung, sondern,
    dass Menschen hier wirklich ankommen, meine Damen
    und Herren .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Es gibt deutlich mehr Leute, die helfen und anpacken,
    als solche, die auf meiner oder anderen Facebook-Seiten
    Hasskommentare hinschmieren . Deswegen sollte sich
    unsere Politik an genau diese Menschen richten: an die
    Mehrheit, die dieses Land liebt, die ihre Heimat nicht nur
    verteidigt, sondern auch selbstverständlich teilt und offen
    ist .

    Katrin Göring-Eckardt






    (A) (C)



    (B) (D)


    An der Stimmung im Hinblick auf die Hilfsbereit-
    schaft in unserem Land hat sich seit dem letzten Jahr üb-
    rigens wenig geändert. Ich finde ganz interessant, dass
    es die Evangelische Kirche in Deutschland sein muss-
    te, die die Menschen seit August letzten Jahres immer
    wieder befragt hat, wie sie die Aufnahmebereitschaft
    und die Flüchtlingssituation beurteilen . Das Ergebnis ist
    positiv geblieben . Vielleicht hätten auch Sie einmal eine
    solche Umfrage in Auftrag geben und weniger auf Herrn
    Seehofer oder andere hören sollen . Dann wüssten Sie
    nämlich, wie die Lage im Land wirklich ist .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ihre Bilanz ist: Die Asylverfahren dauern mittlerweile
    im Schnitt wieder 7,3 Monate; das sind fast zwei Mona-
    te mehr als Anfang des Jahres . Das liegt nicht etwa da-
    ran, dass wieder mehr Leute gekommen sind – es sind
    ja weniger gekommen –, sondern das liegt ganz einfach
    an Ihrer Politik . Inzwischen muss nämlich jeder syrische
    Flüchtling wieder zu einem Anhörungsverfahren kom-
    men .


    (Max Straubinger [CDU/CSU]: Das ist auch richtig!)


    Außerdem haben Sie die Altfälle immer noch nicht gere-
    gelt . Daran liegt das . Das ist Ihr eigenes Versagen . Damit
    schieben Sie weiterhin einen Berg vor sich her und sor-
    gen dafür, dass die Leute nicht integriert werden können,
    dass sie weiter herumsitzen, dass sie warten, warten und
    warten, dass die Kinder nicht zur Schule gehen können
    und dass die Menschen nicht in Arbeit kommen . Das ist
    ein Versagen, ein Verstolpern und ein Hinauszögern einer
    Situation, was wir uns nicht leisten können . Deswegen:
    Ändern Sie das endlich!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sie haben ein Integrationsgesetz auf den Weg ge-
    bracht, für das Sie sich immer noch feiern . Mir wird ganz
    schwummerig, wenn ich lese, was da drinsteht, und wenn
    ich mir vor Augen führe, was Sie damit bezwecken wol-
    len .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Dann halten Sie sich fest!)


    Es ist nicht von dem Gedanken getrieben, dass Sie In-
    tegration und Zusammenleben verbessern wollen . Es ist
    davon getrieben, dass Sie so tun, als ob die Geflüchteten
    gar nicht integriert werden wollen . Das Gegenteil ist der
    Fall: Sie wollen, und zwar in ihrer ganz großen Mehrheit .
    Dafür muss man auch sorgen . Diese Chance müssen wir
    ergreifen . Wir dürfen den Menschen nicht mit Argwohn
    und Misstrauen begegnen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das alles ist nicht einfach . Deswegen haben wir mit
    unserem Vorschlag „Fast and fair“ ein Modell vorgelegt,
    wie man schnelle Verfahren und, ja, auch schnelle Rück-
    führungen organisieren kann . Das tut auch uns weh . Da
    mussten wir umdenken; aber das gehört dazu . Man kann
    das allerdings machen, und zwar schnell, rechtsstaatlich
    und so, dass es funktioniert . Was Sie wollen, ist, Algeri-

    en, Marokko und Tunesien zu sicheren Herkunftsländern
    zu erklären,


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Genau!)


    trotz Folter und trotz Verfolgung der Minderheiten in
    diesen Staaten . Man kann sich ja darüber streiten, wie
    man das findet. Wenn uns die Einhaltung der Menschen-
    rechte dort wichtiger ist als Ihnen – bitte schön . Aber es
    fehlt doch nicht an der Regelung, dass diese Länder si-
    chere Herkunftsstaaten sind, sondern es fehlt vor allem
    an Rückkehrmöglichkeiten, weil diese Staaten die Leute
    nicht zurücknehmen .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Stimmt ja gar nicht!)


    Daran zu arbeiten, das wäre Ihr Job . Sie sollten aber kei-
    ne Symboldebatten führen, meine Damen und Herren .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Bundeskanzlerin, Sie haben sich im fernen Chi-
    na gefragt, welchen Anteil Sie an dem Wahlergebnis in
    Mecklenburg-Vorpommern haben, sicher auch nach den
    Wahlergebnissen Ihrer Partei in Baden-Württemberg und
    Rheinland-Pfalz . Ich bin sicher, dass es nicht an Ihrem
    Satz: „Wir schaffen das“ von damals lag, sondern an dem
    Eindruck, den Ihre eigenen Spitzenleute immer wieder
    erwecken, die nach dem Motto verfahren: Wir können
    das nicht schaffen. – Dieses Hin und Her, diese Unklar-
    heit führt zu Verunsicherung und dazu, dass die AfD ihr
    Geschäft gar nicht mehr selbst betreiben muss, weil Ihre
    eigenen Leute das schon machen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wer jeden Blödsinn der Populisten nachplappert, der
    muss sich nicht wundern, wenn sie dann gewählt werden .
    Und an die CSU und Herrn Seehofer der einfache Satz:
    Wer die AfD stärken will, macht es einfach weiter wie
    Herr Seehofer . Das geht eins zu eins . – Ich kann es Ihnen
    jedoch nicht empfehlen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Aber es gibt noch etwas, was mit Sicherheit zu dem
    Wahlergebnis beigetragen hat: Ihr Kriechen vor Herrn
    Erdogan und die Willfährigkeit, mit der Sie versucht
    haben, eine Entscheidung dieses Parlaments zu relativie-
    ren. Ich hoffe sehr, dass dieses ganze Haus nicht nur zu
    der Resolution steht, sondern dass wir klar und deutlich
    weiterhin sagen: Ja, das war ein Völkermord . Und ja,
    Deutschland hat hier eine Mitverantwortung .


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Haben Sie etwas anderes gehört?)


    Meine Damen und Herren, daran gibt es nichts zu deu-
    teln, nichts zu relativieren, und daraus gibt es keine fal-
    schen Schlussfolgerungen zu ziehen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Michael Grosse-Brömer [CDU/ CSU]: Das macht doch niemand! – Das hat kein Mensch gesagt!)


    Katrin Göring-Eckardt






    (A) (C)



    (B) (D)


    Die Voraussetzungen, um Großes zu erreichen, kön-
    nen eigentlich nicht besser sein: Wir haben eine niedrige
    Arbeitslosenquote . Wir haben ein stabiles Wachstum .


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Gute Politik!)


    Allein im letzten Halbjahr wurde in Deutschland ein
    Steuerplus von 18 Milliarden Euro erwirtschaftet . Ich
    finde, angesichts der Einnahmen und der Dringlichkeit
    von Investitionen, deren Fehlen wir ja hoch und runter
    alle beklagt haben, was die Infrastruktur angeht, kann
    man gerne auch von Entlastungen reden, aber, Herr
    Schäuble, bitte nicht wieder nach dem Motto „alles für
    alle“, sondern bitte genau dort, wo es notwendig ist, bei
    den Geringverdienern, bei den Familien, bei den Rent-
    nern mit kleinen Einkommen, nicht nach dem Motto: Wir
    verteilen wieder Wahlgeschenke .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn man die Menschen draußen fragt, hier in Ber-
    lin zum Beispiel, was sie vom Staat erwarten, der gerade
    einen solchen Überschuss hat, dann sagen die wenigs-
    ten: ein paar Euro weniger Steuern im Jahr . Die meisten
    sagen: Tun Sie endlich etwas gegen die steigende Miete
    und gegen die Verdrängung im Kiez! – Und das ist nicht
    allein in Berlin so . Es gibt zig Städte in Deutschland, wo
    man heute ein Drittel des Nettoeinkommens nur für die
    Miete aufbringen muss .


    (Johannes Kahrs [SPD]: Wo verbringen Sie Ihr Leben? Da wird doch was gemacht!)


    – Nein, da wird eben nichts gemacht .


    (Johannes Kahrs [SPD]: Die Mittel für den sozialen Wohnungsbau sind doch hochgefahren worden!)


    – Herr Kahrs, Sie haben ja etwas Tolles eingeführt . Sie
    waren der Meinung, man könnte die Menschen, die da
    draußen jeden Monat Miete bezahlen, ein bisschen ver-
    arschen .


    (Johannes Kahrs [SPD]: Das mit der Wortwahl diskutieren wir noch einmal!)


    Sie haben eine Mietpreisbremse eingeführt, die über-
    haupt nichts bringt . Jetzt, kurz von den Wahlen in Berlin,
    wundern Sie sich, dass es sogar dem Regierenden Bür-
    germeister von Berlin auffällt, dass die Maßnahme nicht
    wirkt, und sagen: Oh, jetzt machen wir aber eine richtige
    Mietpreisbremse . – Was glauben Sie, wie viel Vertrauen
    Sie da verspielt haben?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wer ist eigentlich zuständig für den Wohnungsbau?
    Das sind einerseits in der Tat die Länder; andererseits ist
    es inzwischen aber eine nationale Aufgabe . Es ist eben
    nicht der Job, hier Konkurrenzen zu formulieren und die
    einen gegen die anderen auszuspielen, wenn es um Woh-
    nungen geht .


    (Johannes Kahrs [SPD]: Das macht doch keiner!)


    – Doch, ich habe heute Morgen im Radio gehört, dass Ihr
    Parteichef das wieder einmal versucht . – Wer ist eigent-

    lich zuständig für den Wohnungsbau in diesem Kabinett?
    Wenn ich es richtig weiß, ist es Frau Hendricks .


    (Johannes Kahrs [SPD]: Das tut sie ja auch!)


    Frau Hendricks ergeht sich in falschen Mietpreisbrem-
    sen und in Ankündigungen . Sie könnten längst etwas tun .
    Stellen Sie doch die Wohngemeinnützigkeit wieder her!
    Dann bräuchten Sie keine Grundgesetzänderung .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg . Halina Wawzyniak [DIE LINKE])


    Dann könnten wir in den Wohnungsbau investieren . Hö-
    ren Sie doch auf, so verdruckst zu tun . Der Schwarze
    Peter liegt doch bei Ihnen . 1 Million Wohnungen in zehn
    Jahren, das wäre einmal eine Ansage . Das könnten wir
    finanzieren, und damit könnten wir auch zeigen, dass wir
    wissen, wo der Schuh drückt .

    Wenn man nach Berlin schaut, dann freut man sich be-
    sonders über die wichtigste Baustelle der Hauptstadt, den
    BER . Sie hat jetzt gerade ihr zehnjähriges Jubiläum, die
    kaputte Visitenkarte einer Weltstadt, die auf Kreisniveau
    regiert wird . – Nein, das ist eigentlich nicht richtig; denn
    in vielen Kreisen wird wirklich gut regiert .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sie wird unter diesem Niveau regiert . – Wowereit und
    Platzeck sind längst von Bord gegangen . Der Bund ist
    immer noch in der Verantwortung . Der BER ist ein Sym-
    bol geworden für Planlosigkeit, Überheblichkeit und
    Verschwendung einer Großen Koalition hier in Berlin .
    Meine Damen und Herren, das muss ein Ende haben, und
    zwar sehr schnell .


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wer so unverantwortlich mit Mitteln und Planungen um-
    geht, der hat es nicht verdient, weiter zu regieren .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Deshalb wollen Sie ja mit Frank Henkel koalieren! – Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


    Vor einem Jahr – Frau Merkel, Sie haben darauf hin-
    gewiesen – hat die Welt in Paris beschlossen, sich selbst
    retten zu wollen, und beim G 7-Gipfel in Elmau haben
    Sie sogar die totale Dekarbonisierung unserer Wirtschaft
    versprochen . Das ist eine Ankündigung zur Revolution,
    die komplett verpufft ist. Der Verkehr ist das große Sor-
    genkind . Sie beschäftigen in Ihrem Kabinett seit Jahren
    immer wieder Verkehrsminister, die anscheinend vor
    allen Dingen nach einem Kriterium ausgesucht werden,
    nämlich danach, welchem Underperformer Sie das Mi-
    nisterium geben, die man nur braucht, weil man eine
    Quote erfüllen muss . Sie planen eine Maut, die niemand
    will und die niemals kommt, während der Abgasskandal
    der deutschen Automobilindustrie richtig ins Herz trifft.
    Sie wollten Deutschland zum Vorreiter der Elektromobi-
    lität machen . Ihre Kaufprämie für Elektroautos ist aber
    ein totaler Rohrkrepierer . Bis 2020 wollten Sie die Zahl
    von 1 Million Elektroautos erreichen, gerade einmal
    3 000 Anträge wurden gestellt . Aber was machen Sie?

    Katrin Göring-Eckardt






    (A) (C)



    (B) (D)


    Sie verändern einfach das Ziel . So kann man das natür-
    lich auch machen . Im Sozialismus hat man das übrigens
    auch so gemacht . Man hat das Ziel verändert, damit man
    es erreichen kann . So weit sind wir jetzt schon .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Johannes Kahrs [SPD]: Seit wann sind Sie gegen Elektroautos?)


    Nur zum Vergleich: Norwegen und die Niederlande
    steigen bis 2025 aus der Technologie Verbrennungsmotor
    aus, und in anderen Ländern entstehen Batteriefa briken .
    Wir subventionieren weiterhin fossile Kraftstoffe und
    Spritschlucker . Wenn Sie bei diesem Kurs bleiben, dann
    wird die Aktie von VW nicht die einzige bleiben, die
    einbricht . Unser Kohleausstiegsplan liegt auf dem Tisch .
    Bedienen Sie sich gerne .


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Welches Auto wird denn mit Kohle betrieben?)


    Dann würde es nämlich nach vorne gehen und nicht wei-
    ter nach hinten in die schwarze Vergangenheit .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Gestern hat die Umweltministerin eine komplette
    Bankrotterklärung abgegeben . Die Überschrift ist fast
    das Einzige, was geblieben ist; „Klimaschutzplan“ soll
    es heißen . Die Klimaziele in den Bereichen Industrie,
    Gebäude, Verkehr, Landwirtschaft und Kohle wurden
    schon von Gabriel gestrichen; den Rest hat das Kanz-
    leramt gekippt – ganz nach dem Motto: Die Welt sollen
    jetzt einmal die anderen retten, wir schützen unsere Kli-
    entel . – Das hilft dem Klimaschutz und den kommenden
    Generationen nicht, und das wird uns auch wirtschaftlich
    zurückwerfen; denn wenn man in die Zukunft investie-
    ren will, dann geht das nicht ohne Klimaschutz und ohne
    klare Vorgaben .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Johannes Kahrs [SPD]: Und deswegen sind Sie gegen das E-Auto, oder was?)


    Meine Damen und Herren, ich habe vor einem Jahr
    einen Satz gesagt, der mir gerne vorgeworfen wird . Ich
    habe gesagt:

    Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch .
    Und ich freue mich drauf!

    Diese Aussage steht . Der Wandel ist so sicher wie der
    nächste Winter . Wir können uns entscheiden, ihn zu ge-
    stalten oder uns auszuliefern . Frau Merkel hat es heute
    gesagt, gestern hat es auch Herr Schäuble gesagt: Es hilft
    alles nichts; unser Land verändert sich . – Das Dümmste,
    was wir tun könnten, wäre aber, aus Angst vor Verände-
    rung das infrage zu stellen, was uns ausmacht und was
    übrigens auch der Grund ist, weswegen die Menschen zu
    uns kommen . Sie kommen zu uns, weil wir ein Land der
    Freiheit, der Demokratie und des Zusammenhalts sind .


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Ja, und das wollen wir ja nicht verändern!)


    Unsere Antworten sind nicht Mauern, Abschottung und
    Ausgrenzung . Die Vorstellung, Deutschland in der Mit-
    te Europas mit seiner Geschichte und seiner wirtschaft-
    lichen Verflochtenheit in der Globalisierung habe die

    Chance, alle Vorteile zu genießen und die Nachteile aus-
    zublenden, ist naiv und gefährlich . Genau das müssen Sie
    sehr schnell ändern .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg . Halina Wawzyniak [DIE LINKE])


    Wir leben in einer permanenten Umbruchsituation,
    und ich kann die Unsicherheit, die dies nach sich zieht,
    nachvollziehen: die Furcht vor Jobverlust, sozialem Ab-
    stieg, fehlenden Aufstiegschancen für Kinder, Terroran-
    schlägen usw . Aber waren wir in der Vergangenheit ei-
    gentlich jemals sicher? Haben wir nicht über Jahrzehnte
    gelernt, auf eigenen Füßen zu stehen und Verantwortung
    zu übernehmen? Das geteilte Deutschland in Zeiten der
    nuklearen Bedrohung mitten im gesellschaftlichen und
    sozialen Wandel der 68er, herausgefordert durch Wald-
    sterben und sauren Regen, umgeben von einem Europa,
    in dem es mehrere Diktaturen gab, das war doch kein
    idyllischer Ort . Dass die Schwierigkeiten erfolgreich
    überwunden wurden, lag nicht daran, dass die Bedingun-
    gen damals besser waren, sondern daran, dass wir alle
    Willfährigkeiten und Widrigkeiten in einer Demokratie
    gemeinsam bestanden haben . Wenn die ostdeutsche Be-
    völkerung nicht den Mut aufgebracht hätte, ihre Debatten
    in den Küchen und Kirchen in den Protest auf Plätzen
    und Straßen zu verwandeln, wo wären wir dann heute?
    War das einfach? Nein, es war nicht einfach . Es war eine
    der schwierigsten Zeiten .

    Es gibt ein Erfolgsrezept, das wir mitnehmen müs-
    sen, wenn wir die anstehenden Veränderungen gestalten
    wollen: Wir sind eine offene, eine plurale Gesellschaft
    mitten in Europa. Wir streiten uns sachlich und finden
    auch Kompromisse . Wenn es bei einer Institution kriselt,
    dann fangen die anderen sie auf . Wir machen das ein-
    fach . Das ist unser Land, und das ist auch das Land, in
    der 80 Prozent der Bevölkerung unsere Demokratie und
    unsere freie Gesellschaft gut finden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das ist unser Land, und wir haben es zu verteidigen . Es
    ist ein Land, das es verdient hat, gut regiert zu werden,
    nicht chaotisch, nicht indem jemand, der nicht am Kabi-
    nettstisch sitzt, aber Teil der Regierung ist, Herr Seehofer,
    das Geschäft der Rechtspopulisten macht, nicht in Ver-
    antwortungslosigkeit, sondern in Planbarkeit . Der Satz
    „Wir schaffen das“ war nicht falsch; aber es hat gefehlt,
    zu sagen, wie wir das schaffen, zu sagen: Wir machen das
    jetzt, weil wir es können und weil wir das Land zusam-
    menhalten wollen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg . Halina Wawzyniak [DIE LINKE] – Zuruf von der SPD: Ein ganz starker Abgang!)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Thomas Oppermann spricht nun für die SPD-Fraktion .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Katrin Göring-Eckardt






(A) (C)



(B) (D)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Thomas Oppermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mir ist

    aufgefallen, dass sowohl Frau Göring-Eckardt als auch
    Herr Bartsch in drastischen Worten über unser Verhältnis
    zur Türkei geredet haben und dabei auch immer wieder
    Formulierungen wie „Die Große Koalition kniet nieder
    vor Herrn Erdogan“


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Kompletter Unsinn!)


    und „Sie handelt ausschließlich opportunistisch“ benutzt
    haben. Ich finde, Sie müssen aufpassen, dass Sie mit
    solchen Formulierungen – ganz ungewollt, da bin ich si-
    cher – nicht antitürkische Ressentiments in diesem Lande
    mobilisieren,


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das muss man uns gerade sagen!)


    die von ganz rechts und manchmal auch von ganz links
    vertreten werden . Das halte ich für falsch .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Ich glaube, wir sollten mit der Türkei sehr differenziert
    umgehen .

    Ich bin Cem Özdemir dankbar, dass er klargestellt
    hat – da sind wir alle einer Meinung –: Die Resolution
    zu Armenien, die wir hier verfasst haben, gilt ohne Wenn
    und Aber . Da gibt es keine Relativierungen, und da gibt
    es schon gar nichts zurückzunehmen .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wenn Präsident Erdogan jetzt einen Weg sucht, gesichts-
    wahrend aus dem unmöglichen Verbot für uns Abgeord-
    nete herauszukommen, unsere Soldaten zu besuchen,
    dann ist das die eine Sicht . Wie man das politisch inter-
    pretiert, ist die andere Sicht. Ich finde, wir sollten die
    Dinge auseinanderhalten .

    Dazu gehört auch das Flüchtlingsabkommen mit der
    Türkei . Viele sagen: Das muss wegen des Putsches ge-
    kündigt werden. – Ich finde, die Dinge haben erst einmal
    nichts miteinander zu tun . Der Putsch in der Türkei war
    nicht nur ein Angriff auf Erdogan und die AKP. Das war
    ein Angriff auf die Demokratie insgesamt. Ich bin froh
    darüber, dass die Türken diesen Putsch mutig abgewehrt
    haben .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Aber was jetzt gemacht wird, ist nicht die Verteidigung
    der Demokratie; das geht weit darüber hinaus . Wenn
    Zehntausende Beamte, Lehrer und Richter festgenom-
    men werden, die erkennbar nichts mit dem Putsch zu tun
    haben, dann ist das ein Angriff auf den Rechtsstaat. Dazu
    dürfen wir nicht schweigen, meine Damen und Herren .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg . Cem Özdemir [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Auch Sie, Frau Wagenknecht, haben gesagt: Wir ver-
    kaufen unsere Werte, wenn wir mit der Türkei ein sol-
    ches Flüchtlingsabkommen machen . – Dazu kann ich
    nur sagen: Was ist das denn für ein Abkommen? Das
    Abkommen hilft den Flüchtlingen in der Türkei . Da sind
    2,5 Millionen Flüchtlinge, die jahrelang keinen Zugang
    zu Gesundheitsleistungen oder zu Bildungseinrichtungen
    hatten und die nicht arbeiten durften . All das wird jetzt
    geändert . Wir können doch nicht, nur weil Herr Erdogan
    eine falsche Politik macht, ein Abkommen kündigen, das
    allen nützt: den Flüchtlingen, der Türkei


    (Zuruf von der LINKEN: Vor allem Erdogan!)


    und Europa . Es nützt am Ende auch Deutschland . Ich bin
    dafür, dass dieses Abkommen Bestand haben muss .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)