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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/185 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 185. Sitzung Berlin, Dienstag, den 6. September 2016 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Michael Groß, Anita Schäfer (Saal- stadt), Eberhard Gienger, Dr. Hans-Peter Uhl und Erika Steinbach . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 A Begrüßung des neuen Abgeordneten Jürgen Coße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 C Dr . Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 D Allgemeine Finanzdebatte (einschließlich Einzelpläne 08, 20, 32 und 60) Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18317 C Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 18319 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18321 B Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18323 B Dr . Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18325 B Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18325 D Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) (Erklärung nach § 30 GO) . . . . . . . . . . . . . . 18326 B Dr . André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 18326 C Dr . Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18328 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18329 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18331 C Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . 18332 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18333 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 18334 C Dr . h . c . Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . 18335 D Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18337 B Carsten Körber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18339 B Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr . Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18340 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 18343 C Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18344 C Dr . Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18346 D Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . 18347 D Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 18349 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18349 D Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18352 B Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18353 B Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18354 A Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/ CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18355 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 185 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 6 . September 2016II Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18357 D Dr . Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18359 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18359 C Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/ CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18359 D Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18360 B Dr . Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18361 B Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18362 D Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 18363 C Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Ver- braucherschutz Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 18364 C Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 18366 C Dr . Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 18367 D Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18370 A Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18371 C Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 18372 C Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18373 D Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18375 C Dr . Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 18376 D Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18378 B Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18379 C Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 18380 B Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und For- schung Dr . Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18382 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18385 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18386 D Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18389 A Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18390 B Dr . Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18392 B Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . 18393 C Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18395 B Katrin Albsteiger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18396 C Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18398 A Saskia Esken (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18398 D Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18400 A René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18401 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18403 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 18405 A Anlage 2 Neudruck: Inhaltsverzeichnis Anlage 2 (183 . Sit- zung, Seite VIII) und Anlage 2 (183 . Sitzung, Seite 18131 B) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18405 B Anlage 3 Neudruck: Antwort des Parl . Staatssekretärs Florian Pronold auf die Frage 39 der Abgeord- neten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (182 . Sitzung, Anlage 28) . . . . . . 18405 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 185 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 6 . September 2016 18309 185. Sitzung Berlin, Dienstag, den 6. September 2016 Beginn: 10 .02 Uhr
  • folderAnlagen
    René Röspel (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 185 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 6 . September 2016 18405 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binder, Karin DIE LINKE 06 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 06 .09 .2016 Bülow, Marco SPD 06 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 06 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 06 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 06 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 06 .09 .2016 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 06 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 06 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 06 .09 .2016 Menz, Birgit DIE LINKE 06 .09 .2016 Möhring, Cornelia DIE LINKE 06 .09 .2016 Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 06 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 06 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 06 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 06 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 06 .09 .2016 Träger, Carsten SPD 06 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 06 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 06 .09 .2016 Zimmermann, Pia DIE LINKE 06 .09 .2016 Anlage 2 Neudruck: Inhaltsverzeichnis Anlage 2 (183. Sit- zung, Seite VIII) und Anlage 2 (183. Sitzung, Seite 18131 B) Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanz- lerin zum NATO-Gipfel am 8 ./9 . Juli 2016 in Warschau (Drucksache 18/9086) (Tagesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18131 B Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin zum NATO-Gipfel am 8./9. Juli 2016 in Warschau (Drucksache 18/9086) (Tagesordnungspunkt 4) Ich nehme an der Abstimmung nicht teil . Wer das Agieren der NATO bewerten will, muss einen Blick auf den Charakter des Regimes Putin werfen . Das System Putin ist eine Mischung aus KGB/FSB-Struktu- ren mit Oligarchen und kriminellen Methoden . Der Staat ist auf dieses Herrschaftsmodell vollkommen ausgerich- tet . Nichts muss dieses Regime mehr fürchten als Demo- kratie, Pressefreiheit und Rechtsstaatlichkeit . Um jegli- chen demokratischen Widerstand im Lande zu ersticken, braucht das Regime „Feinde“ im Ausland und erklärt jeg- liche demokratische Bewegung im Inneren als feindlich . Deswegen kann das Regime am Frieden draußen kein Interesse haben. Es braucht Konflikte, um durch Propa- ganda nach innen sein Regime aufrechtzuerhalten . In diesem Zusammenhang müssen auch die Vorgänge in der Ukraine bewertet werden . Der Kreml wünscht weder den demokratischen und ökonomischen Erfolg der Ukraine noch echten Frieden an seinen Grenzen . Eine erfolgreiche Ukraine könnte der Anstoß für eine ähnliche demokratische Entwicklung in der Russischen Föderation werden . Die Ausrichtung der Fähigkeiten der NATO muss die- se Analyse mit einbeziehen . Das schließt den geduldigen und zähen Dialog mit dem Regime im Kreml nicht aus, sondern er bleibt un- verzichtbar . Anlage 3 Neudruck: Antwort des Parl . Staatssekretärs Florian Pronold auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/8998, Frage 39): Welche Erkenntnisse hat das Bundesministerium für Um- welt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) über den derzeitigen antragstellerseitigen Stand der Arbeiten an Anträgen zur Zwischenlagerung der insgesamt 26 ausstehen- den Castoren mit verglasten radioaktiven Wiederaufarbei- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 185 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 6 . September 201618406 (A) (C) (B) (D) Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de tungsabfällen aus La Hague und Sellafield in Zwischenlagern an Atomkraftwerkestandorten (gegebenenfalls bitte auch mit zeitlichen Prognosen), und gegebenenfalls welche Fortschrit- te wurden bei etwaigen weiteren Sitzungen der gemeinsamen Arbeitsgruppe (AG) des BMUB und der Energieversorgungs- unternehmen zu diesem Thema seit der zweiten AG-Sitzung vom 16 . November 2015 erzielt (gegebenenfalls bitte mög- lichst auch mit Angabe der jeweiligen Sitzungstermine und -teilnehmer wie in Plenarprotokoll 18/142, Anlage 32; dazu, dass zwischen dem 16 . November 2015 und 8 . Juni 2016 keine betreffende AG-Sitzung stattfand, siehe Antwort der Bundesregierung auf meine mündliche Frage 11, Plenarproto- koll 18/175, Anlage 10)? Nach dem Treffen der Arbeitsgruppe aus Vertretern des Bundesumweltministeriums und der Energieversor- gungsunternehmen am 16 . November 2015 hat keine weitere Sitzung der Arbeitsgruppe stattgefunden . In einem Gespräch zu unterschiedlichen Themen ha- ben die Energieversorgungsunternehmen (EVU) Bereit- schaft signalisiert, im Zusammenhang mit der von den Energieversorgungsunternehmen erwarteten und voraus- gesetzten Umsetzung der Empfehlungen der Kommis- sion zur Überprüfung der Finanzierung des Kernener- gieausstiegs (KFK) für die vier im Gesamtkonzept zur Rückführung von verglasten radioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung vom 19 . Juni 2015 genannten Standorte Unterlagen für Genehmigungsverfahren nach § 4 und § 6 Atomgesetz vorbereiten zu wollen . (182 . Sitzung, Anlage 28) 185. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2017, Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Epl 06 Inneres Epl 30 Bildung und Forschung Epl 07 Justiz und Verbraucherschutz Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60 Allgemeine Finanzdebatte Anlagen Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gesine Lötzsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Vielen Dank, Herr Präsident . – Meine sehr geehrten

    Damen und Herren, ich darf Sie darauf hinweisen, dass
    der Haushaltsentwurf 2017 aus der Sicht der Linken drei
    wichtige Tests nicht besteht: Er besteht erstens den Ge-
    rechtigkeitstest nicht, er besteht zweitens den Sicherheits-
    test nicht, und er besteht drittens den Zukunftstest nicht .
    Das wollen wir ändern .


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble






    (A) (C)



    (B) (D)


    Die Regierung spaltet unsere Gesellschaft weiter,
    statt die Spaltung aufzuheben . Die Vermögenden werden
    weiter geschont . Die Erbschaftsteuer, die es in unserem
    Land gibt, ist doch ein Witz . In jedem Jahr werden bis zu
    200 Milliarden Euro vererbt, von denen nur ein lächer-
    licher Betrag versteuert wird . Das muss sich dringend
    ändern .


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Auch auf Kapitalerträge werden weiterhin weniger
    Steuern gezahlt als auf geleistete Arbeit, und die Fi-
    nanztransaktionsteuer, die uns Herr Schäuble schon seit
    2008 versprochen hat, ist bis heute nicht eingeführt . Das
    ist nicht hinnehmbar .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Union hat schon einen Steuersenkungswahlkampf
    begonnen . Angeblich wollen Sie kleine und mittlere Ein-
    kommen entlasten . Das kann man gerne tun . Unser Vor-
    schlag lautet ganz deutlich: die Vermögenden belasten,
    um die kleinen und mittleren Einkommen entlasten zu
    können .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Zur Erinnerung: 1 Prozent der Bevölkerung verfügt in
    unserem Land über ein Drittel des gesamten Eigentums,
    und dieses 1 Prozent verfügt über die Macht, Steuererhö-
    hungen für sich selbst zu verhindern .


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Und 10 Prozent zahlen über 50 Prozent der Steuern, und 40 Prozent zahlen gar keine!)


    Da können sich – ich höre das ja auch schon in den Zwi-
    schenrufen – die Vermögenden auf die Union immer ver-
    lassen. Aber ich finde, das geht so nicht.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Die Bundesregierung hat in dieser Wahlperiode nichts
    unternommen, um das Steuersystem gerecht zu gestalten .
    Sie fällt eindeutig durch den Gerechtigkeitstest .

    Meine Damen und Herren, die Bundesregierung –
    Herr Schäuble hat das ja ausgeführt – will mehr Geld für
    die Bundeswehr ausgeben . Ich sage Ihnen: Dafür gibt es
    nicht eine sinnvolle Begründung .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sie müssen sich doch die Frage stellen, ob die Bundes-
    wehr in den vergangenen Jahren einen Beitrag dazu ge-
    leistet hat, dass diese Welt sicherer wird . Die militärische
    Beteiligung Deutschlands am Afghanistankrieg hat we-
    der in Afghanistan noch in Deutschland die Sicherheit
    erhöht .


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Der Kampf gegen den Terror hat den Terror auch nach
    Deutschland geholt .

    Meine Damen und Herren, wenn Sie jetzt noch mehr
    Geld für die Bundeswehr ausgeben, schafft das mehr Si-
    cherheit für die Besitzer von Aktien von Rüstungskon-
    zernen, aber weniger Sicherheit für die Menschen hier
    in Deutschland, in Afghanistan und Syrien und weniger
    Sicherheit für die Millionen Menschen, die vor Kriegen
    fliehen, und das können wir uns nicht mehr leisten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir sagen: Mehr Sicherheit gibt es nur ohne Kriegsbe-
    teiligung und ohne Waffenexporte. Also: Schluss mit den
    Waffenexporten!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn Sie mit den Menschen in unserem Land spre-
    chen, dann erfahren Sie: Die Menschen haben Ängste,
    die Sie ihnen nicht mit militärischen Mitteln nehmen
    können . Sie haben Angst vor Altersarmut . Sie haben
    Angst vor steigenden Mieten . Sie haben Angst vor dem
    Verlust ihres Arbeitsplatzes und Angst vor steigenden
    Gesundheitskosten . Wir als Linke wollen den Menschen
    diese Angst nehmen,


    (Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Sie als Linke schüren die Angst! Das ist die Wahrheit!)


    indem wir in Solidarität investieren: in eine solidarische
    Rente, in ein solidarisches Gesundheitssystem und in ei-
    nen solidarischen Wohnungsbau . Das wäre der richtige
    Weg .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Meine Damen und Herren, die Regierung hat einen
    „Nach mir die Sintflut“-Haushalt vorgelegt. Seit nun drei
    Jahren lässt sich Herr Schäuble für die schwarze Null fei-
    ern . Er erinnert mich ein bisschen an den Hans in dem
    Märchen Hans im Glück. Hans hält einen Goldklumpen
    in den Händen und weiß damit nichts anzufangen . Zum
    Schluss hat er nichts. Dem Finanzminister fliegt das Geld
    von selbst zu; er muss gar nichts tun . Niedrige Zinsen,
    niedriger Wechselkurs, billiges Öl – das wären doch
    großartige Voraussetzungen, um eine wirkliche Gerech-
    tigkeitsoffensive zu starten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Seit 2008 haben wir wegen sinkender Zinsen rund
    100 Milliarden Euro Zinszahlungen eingespart . Warum
    wird aus diesen guten Rahmenbedingungen nichts Ver-
    nünftiges gemacht? Mit Herrn Schäuble verbindet sich
    kein Zukunftsprogramm, keine gerechte Reform des
    Steuersystems, sondern nur die schwarze Null, und das
    ist wirklich ein mageres Ergebnis .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir brauchen ein starkes, ein wirksames Programm
    für bessere Arbeit und bessere Infrastruktur . Das Frei-
    handelsabkommen TTIP, das Sie genannt haben, Herr
    Schäuble, ist ein solches Programm wirklich nicht; es
    ist genau das Gegenteil . Nicht umsonst haben sich Men-
    schen in allen Ländern versammelt, um dagegen zu pro-
    testieren . Das Freihandelsabkommen TTIP wird nicht
    dafür sorgen, dass Arbeitsplätze sicherer werden . Es
    wird die Reichen reicher machen und die Armen ärmer .
    Darum werden sich am Sonnabend, dem 17 . September,

    Dr. Gesine Lötzsch






    (A) (C)



    (B) (D)


    viele Menschen mit guten Argumenten dagegen versam-
    meln . Ich kann Ihnen nur empfehlen, Herr Schäuble:
    Hören Sie diesen Argumenten zu, und ändern Sie Ihre
    Position zum Freihandelsabkommen!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Meine Damen und Herren, die Bundesregierung muss
    endlich aufhören, sich nur für die schwarze Null zu fei-
    ern . Jetzt ist es höchste Zeit, gerechte Steuern zu erheben,
    Sicherheit durch mehr Solidarität zu erreichen und wirk-
    lich und wirksam in die Zukunft zu investieren .

    Herzlichen Dank .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Für die SPD-Fraktion erhält nun der Kollege Carsten

Schneider das Wort .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Carsten Schneider


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das

    ist jetzt der vierte Haushalt, den die SPD in der Großen
    Koalition mit zu verantworten hat . Es ist der vierte Haus-
    halt, in dem es keine neuen Schulden mehr gibt . Das ist
    ein Ergebnis, auf das wir Sozialdemokraten stolz sind,
    weil es uns zuverlässigen Spielraum auch für Zukunftsin-
    vestitionen gibt; der Finanzminister hat es angesprochen .

    Aber ich will hier noch einmal kurz darauf rekurrie-
    ren: Warum haben wir eigentlich keine neuen Schulden?
    Weil wir uns schon im Jahr 2009 einer soliden Finanzpo-
    litik verpflichtet haben.


    (Beifall der Abg . Katja Mast [SPD] und Joachim Poß [SPD])


    Es gab damals die Föderalismusreform, die Einführung
    der Schuldenbremse unter dem damaligen Finanzminis-
    ter Peer Steinbrück, der im September den Bundestag
    verlassen wird . Heute sind die Ergebnisse da: Wir haben
    keine neuen Schulden mehr . Das ist auch ein Verdienst
    von Peer Steinbrück . Vielen Dank dafür!


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Dieser Haushalt 2017 ist alles andere als ein Wahl-
    kampfhaushalt, er ist eher solide, bringt aber auch die
    unterschiedlichen politischen Schwerpunkte der beiden
    Parteien, die diese Koalition tragen, zum Ausdruck . Ei-
    ner der Unterschiede, Herr Minister, die ich schon einmal
    deutlich machen möchte, ist, dass für uns als Sozialde-
    mokraten das Wort „Soziales“ kein Fremdwort ist und
    Soziales auch keine Kostenbelastung darstellt .


    (Zuruf der Abg . Heike Hänsel [DIE LINKE])


    Sie haben 50 Minuten intensiv und ausführlich ge-
    sprochen – es war auch sehr vieles sehr richtig –, aber
    der Punkt „Soziales, sozialer Zusammenhalt in diesem
    Land“ kam nur im Zusammenhang mit den Bund-Län-
    der-Finanzbeziehungen und der Kostenbelastung für den

    Bundeshaushalt vor . Liebe Kolleginnen und Kollegen,
    ich sage: Das reicht nicht . Denn der soziale Zusammen-
    halt, der auch durch den Bundeshaushalt gewährleistet
    wird, sichert die Zukunft in unserem Land . Er sichert,
    dass wir hier in Frieden leben können, dass es den Men-
    schen gut geht und wir einen Ausgleich zwischen Arm
    und Reich haben . Uns Sozialdemokraten ist das sehr
    wichtig .


    (Beifall bei der SPD)


    Ganz klar ist: Die Grundlage dafür ist das Wirtschafts-
    wachstum . Dafür haben wir viel getan . Sicherlich könn-
    ten wir auch, was Strukturreformen betrifft, in Deutsch-
    land noch mehr tun . Ich habe aber die Unionsfraktion in
    den letzten Jahren in der Dampflok nicht so weit vorn
    gesehen, sondern eher hinten bei den Bremsklötzen .


    (Heike Hänsel [DIE LINKE]: Ist die SPD in der Opposition?)


    Dasselbe sage ich auch bei der Steuerpolitik . Das An-
    gebot, in der nächsten Legislaturperiode eine Steuerent-
    lastung in Höhe von 15 Milliarden Euro vorzunehmen,
    mag sonor klingen, es kommt aber zumindest etwas spät .
    Ich hätte mir gewünscht, wir hätten in dieser Legislatur-
    periode bereits gestaltende Steuerpolitik machen können,
    die zu etwas mehr Gerechtigkeit geführt hätte, nämlich
    im Tarif den Mittelstandsbauch, aber auch die Frage einer
    Höherbesteuerung der Spitzeneinkommen anzugehen .
    Das war mit Ihnen leider nicht möglich . Sie haben sich ja
    selbst gegeißelt . Von daher sind es in diesem Punkt vier
    verlorene Jahre .


    (Beifall bei der SPD – Dr . Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Sie haben die Mehrheit dafür! – Zuruf der Abg . Antje Tillmann [CDU/ CSU])


    Wir werden sehen, wie die Bürger dann bei der Bundes-
    tagswahl entscheiden . Wir jedenfalls stellen uns einer
    Entlastung nicht entgegen, aber diese muss schon sehr
    gezielt sein .

    Es gibt ganz klare Prioritäten: erstens Haushaltsaus-
    gleich – das ist klar –, zweitens: Eine Nettobelastung
    der kommunalen und der Landeshaushalte ist nicht drin .
    Kommunen und Länder haben enorme Aufgaben im Bil-
    dungsbereich und in der sozialen Infrastruktur . Das heißt:
    Es ist beim Bund . Man muss sich sehr genau anschauen:
    Wer benötigt tatsächlich eine Entlastung? Insbesondere
    diejenigen, die überhaupt keine Einkommensteuer zah-
    len, da sie so geringe Einkommen haben, würden von
    einer Senkung der Einkommensteuer gar nicht profitie-
    ren . Das sind die unteren 50 Prozent derjenigen, die in
    Deutschland Einkommen haben . Diese brauchen eine
    Entlastung . Das kann ich aber nur sehr, sehr schwer über
    das Steuersystem machen, wenn sie überhaupt keine
    Steuern zahlen . Aus diesem Grund müssen wir den Blick
    weiten, insbesondere auf die Dinge, die sofort regressiv
    wirken; ich meine die Sozialabgaben . Dort müssen wir
    schauen, ob wir nicht eine Möglichkeit finden, zu einer
    Entlastung zu kommen .


    (Beifall bei der SPD)


    Dr. Gesine Lötzsch






    (A) (C)



    (B) (D)


    Da wären wir auch sofort dabei, wenn es denn ernst ge-
    meint ist .

    Kollegin Lötzsch warf die Frage auf: Ist dieses Land
    gerecht? Es ist, verglichen mit vielen anderen Ländern
    der Welt, schon gerecht . Wir können es uns aber noch
    gerechter vorstellen und werben auch dafür . Ich will zwei
    Punkte nennen, die im Dissens zu dem stehen, was der
    Finanzminister sagte – aber das ist auch klar; denn es
    sind zwei unterschiedliche Parteien in der Koalition .

    Das Erste ist: Sind die Sozialausgaben in Deutschland
    eigentlich zu hoch? Ich habe es mir eben noch einmal an-
    geschaut: Die Sozialleistungsquote am Bruttoinlandspro-
    dukt, also dem, was hier in Deutschland erarbeitet wird,
    ist seit 1996 konstant und liegt in etwa bei 29 Prozent .
    Wir haben es also nicht mit einem überbordenden Sozial-
    staat zu tun . Es ist konstant, es gibt keine Kürzungen, es
    gibt Umverteilung .

    Nun muss man schauen: Wo gibt es im System unserer
    sozialen Sicherung noch Lücken? Dabei lohnt ein Blick
    in den Armuts- und Reichtumsbericht und auf die, die es
    besonders schwer haben. Entgegen der öffentlichen Dis-
    kussion, die darauf hinausläuft, dass wir es derzeit mit
    dem großen Problem der Altersarmut zu tun haben, ha-
    ben wir es vielmehr mit Kinderarmut zu tun .


    (Beifall bei der SPD)


    Das größte Armutsrisiko, das man haben kann, ist, allein-
    erziehend zu sein und Kinder zu haben .


    (Heike Hänsel [DIE LINKE]: Viele sind in Hartz IV!)


    Alleinerziehend zu sein und mehrere Kinder im Haushalt
    zu haben, ist das größte Armutsrisiko, und ich finde, dass
    wir genau an dieser Stelle ansetzen müssen . Das geht mit
    relativ wenig Geld . Die Situation von 4 Millionen Men-
    schen – 2,3 Millionen Kindern und 1,6 Millionen Frau-
    en; 90 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen – ist
    in dem Fall prekär, dass zum Beispiel der Unterhaltsvor-
    schuss nach dem zwölften Lebensjahr nicht mehr gezahlt
    wird . Es ist absurd: Er wird bis zum zwölften Lebensjahr
    gezahlt, weil der Expartner nicht zahlt . Man hat natürlich
    trotzdem Ausgaben für das Kind . Man ist im Zweifel be-
    rufstätig und hat alles zu organisieren . Das ist wahnsin-
    nig schwer; denn alles ruht auf den Schultern der Allein-
    erziehenden . Und dann sagt der Staat: Mit zwölf Jahren
    gibt es nichts mehr . – Was sagt das eigentlich dem Kind?


    (Katja Mast [SPD]: Ja!)


    Und das zu Beginn der Pubertät, wo es eigentlich erst
    richtig teuer wird! Ich finde, das ist ein nicht hinnehmba-
    rer Zustand . Dass der korrigiert wird, möchten wir Sozi-
    aldemokraten in diesem Jahr noch durchsetzen .


    (Beifall bei der SPD – Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Regiert die SPD eigentlich derzeit?)


    Zum Zweiten: die Unterschiede bei den Renten in Ost
    und West . Diese haben in der Tat auch wir Sozialdemo-
    kraten lange Zeit, bis zum Jahr 2013, so begründet, wie
    Sie es gesagt haben: Der langsame Anstieg der Löhne zog
    einen dementsprechenden Anstieg auch der Renten nach

    sich . – Wir gehen mittlerweile, wenn wir das Jahr 2019
    bzw . 2020 in den Blick nehmen, auf das 30 . Jahr nach der
    deutschen Einheit zu . Und im 30 . Jahr nach der deutschen
    Einheit – und bis dahin streben wir die Angleichung an –
    ist es aus meiner Sicht nicht mehr vermittelbar, dass wir
    zwei unterschiedliche Rentenrechte in Ost und West ha-
    ben . Das ist nicht mehr vermittelbar!


    (Beifall bei der SPD – Dr . Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Wirklich!)


    Es ist auch dem jungen Arbeitnehmer in Schleswig-Hol-
    stein nicht mehr vermittelbar, dass er, obwohl er den
    gleichen Bruttolohn wie jemand in Erfurt erhält, weniger
    Rentenanwartschaftspunkte bekommt .


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Da liegt der Hund begraben!)


    Das ist nicht vermittelbar . Von daher wollen wir sowohl
    bei den Rentnern als auch bei den Arbeitnehmern zu ei-
    ner Gleichbehandlung kommen .


    (Dr . Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Wie viele Jahre habt ihr regiert?)


    Zur Altersarmut bzw . zur Frage der Verteilung will ich
    eines sagen: Altersarmut entsteht vor allen Dingen da-
    raus, dass es Lohnarmut in der Erwerbszeit gibt .


    (Katja Mast [SPD]: So ist es!)


    Deswegen ist der entscheidende Punkt, dass wir zu hö-
    heren Löhnen in Deutschland kommen . Wir haben einen
    ersten Schritt mit dem Mindestlohn gemacht . Aber das
    wird nicht reichen . Von daher ist eine Unterstützung der
    Gewerkschaften und der Arbeitnehmer dabei, höhere Ab-
    schlüsse insbesondere auch im Dienstleistungssektor zu
    erzielen, unabdingbar . Auch das gehört zu einer Finanz-
    debatte dazu .


    (Beifall bei der SPD)


    Eine letzte Bemerkung noch zur Steuer- und Euro-
    papolitik . Wir haben im letzten halben Jahr viele Ver-
    öffentlichungen zu den Panama Papers lesen können; in
    der letzten Woche gab es die Entscheidung der EU-Kom-
    mission dazu, dass Apple in Irland quasi überhaupt keine
    Steuern zahlt . Also das reichste, wertvollste Unterneh-
    men der Welt zahlt einen Steuersatz von null Komma
    nullnull irgendwas Prozent in Irland . Die Leute fragen
    sich: Ist das eigentlich gerecht? Es ist natürlich überhaupt
    nicht gerecht, dass sich global agierende Konzerne vom
    Acker machen . Der Buchhändler bei mir in Weimar zahlt
    seine Einkommensteuer bzw . seine Körperschaft- und
    Gewerbesteuern, während Amazon das nicht tun muss .
    Das stellt eine Wettbewerbsverzerrung dar .

    Die EU-Kommission hat eine sehr, sehr kluge und
    weitreichende Entscheidung getroffen, indem sie ent-
    schieden hat, dass es sich dabei um eine unerlaubte Bei-
    hilfe handelt, diesem Steuerdumping Einhalt geboten
    werden und Apple 13 Milliarden Euro an Steuern auf
    die Gewinne nachzahlen muss, die sie letztendlich hier
    in Europa erwirtschaftet haben. Ich finde das sehr gut.
    Es zeigt aber nur, welch weiten Weg wir noch zu gehen
    haben . Zwei Reaktionen darauf haben mich da allerdings
    irritiert .

    Carsten Schneider (Erfurt)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Die erste war, dass Irland sich gegen diese Beglückung
    wehrt – es ist ja eine Durchsetzung des Rechts, weil Ir-
    land einen Körperschaftsteuersatz von 12,5 Prozent hat,
    aber aufgrund einer Absprache mit den Finanzbehörden
    real nur null Komma irgendwas gezahlt wurden – und
    dieses Geld nicht annehmen will . Ich sage, liebe Kol-
    leginnen und Kollegen: Da hört die Solidarität auch in
    Deutschland irgendwann auf .


    (Katja Mast [SPD]: Ja!)


    Wenn ein Land nicht einmal bereit ist, einen Mindestkör-
    perschaftsteuersatz – Irland hat ja den niedrigsten in der
    EU – auch tatsächlich durchzusetzen, dann können auch
    wir Irland nicht weiterhin in diesem Umfang unterstüt-
    zen, was Stützungsmaßnahmen sowohl über den ESM
    als auch über Investitionen aus EU-Fonds betrifft. Ich fin-
    de, im europäischen Verteilungsmechanismus – hier geht
    es ja darum, wer davon profitiert – muss ein Mindestmaß
    an Steueraufkommen aus der Körperschaftsteuer erreicht
    werden .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und des Abg . Dr . Dietmar Bartsch [DIE LINKE])


    Die zweite Reaktion kam vom bayerischen Finanzmi-
    nister Söder, der ja normalerweise für jeden Populismus
    zu haben ist .


    (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Chaos-Union!)


    Er hat sich in diesem Fall allerdings hingestellt und ge-
    sagt – Apple hat ja seinen deutschen Firmensitz in Mün-
    chen, also in Bayern –, dass er nicht einmal eine Prü-
    fung vornehmen will . Dabei hat doch die Europäische
    Kommission gesagt: Guckt doch einmal, liebe Staaten,
    ob nicht auch ihr etwas von diesem Kuchen bekommen
    könnt; es steht euch eigentlich zu . – Er aber, der die Ver-
    antwortung dafür hat, hat gesagt: Nein, ich prüfe da gar
    nicht . – Das zeigt doch nur, dass auch in Deutschland,
    ähnlich wie in Irland, eine Form von Standortpolitik
    betrieben wird, insbesondere in Bayern, bei der die Fi-
    nanzbehörden quasi weggucken, nicht prüfen und nicht
    für die Durchsetzung des Rechts sorgen . Das ist ein nicht
    hinzunehmender Zustand. Ich finde, der Bund muss dort
    ein Prüfungsrecht bekommen .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)