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ID1817704700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/177 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 177. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Juni 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt 28: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Bauvertragsrechts und zur Än- derung der kaufrechtlichen Mängelhaftung Drucksache 18/8486 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17473 A Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 17473 B Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 17474 D Dr . Hendrik Hoppenstedt (CDU/CSU) . . . . . . 17476 B Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . 17478 D Dr . Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 17480 D Alexander Hoffmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 17482 A Sabine Poschmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 17483 C Volkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU) . . . . 17484 A Tagesordnungspunkt 30: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutsch-indi- sche Bildungs- und Wissenschaftskoopera- tion ausbauen Drucksache 18/8708 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17485 C Dr . Stefan Kaufmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 17485 D Dr . Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 17487 A Dr . Simone Raatz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17488 A Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17489 B Dr . Thomas Feist (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17490 C Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . 17491 D Dr . Claudia Lücking-Michel (CDU/CSU) . . . 17492 D Tagesordnungspunkt 29: a) Erste Beratung des von den Abgeordne- ten Irene Mihalic, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die unabhängige Polizeibeauftrag- te oder den unabhängigen Polizeibeauf- tragten des Bundes (Bundespolizeibe- auftragtengesetz – BPolBeauftrG) Drucksache 18/7616 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 A b) Antrag der Abgeordneten Irene Mihalic, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aufklärung polizeilichen Fehlverhaltens erleichtern – Ergänzung zum Entwurf eines Gesetzes über die unabhängige Polizeibeauftragte oder den unabhängigen Polizeibeauftrag- ten des Bundes (Bundespolizeibeauftrag- tengesetz – BPolBeauftrG) Drucksache 18/7617 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 A c) Antrag der Abgeordneten Irene Mihalic, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bun- destages – hier: Umsetzung des Gesetzes über die unabhängige Polizeibeauftragte oder den unabhängigen Polizeibeauftrag- ten des Bundes (Bundespolizeibeauftrag- tengesetz – BPolBeauftrG) Drucksache 18/7618 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 B Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 B Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17495 B Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 17496 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016II Günter Baumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17497 D Wolfgang Gunkel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17498 D Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17500 C Tagesordnungspunkt 31: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge- schäftsordnung – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr . Petra Sitte, Jan Korte, Matthias W . Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Transparenz herstellen – Einführung eines verpflichtenden Lob- byistenregisters – zu dem Antrag der Abgeordneten Britta Haßelmann, Volker Beck (Köln), Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Transparenz schaffen – Verbindliches Register für Lobbyistinnen und Lob- byisten einführen Drucksachen 18/3842, 18/3920, 18/8742 . . . . 17501 C Bernhard Kaster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 17501 C Dr . Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 17503 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17504 C Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17505 D Dr . Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 17506 D Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17508 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17509 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 17511 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17511 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016 17473 177. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Juni 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Dagmar Ziegler (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016 17511 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 10 .06 .2016 Bülow, Marco SPD 10 .06 .2016 Felgentreu, Dr . Fritz SPD 10 .06 .2016 Ferner, Elke SPD 10 .06 .2016 Flachsbarth, Dr . Maria CDU/CSU 10 .06 .2016 Gröhe, Hermann CDU/CSU 10 .06 .2016 Grötsch, Uli SPD 10 .06 .2016 Heck, Dr . Stefan CDU/CSU 10 .06 .2016 Lämmel, Andreas G . CDU/CSU 10 .06 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 10 .06 .2016 Leutert, Michael DIE LINKE 10 .06 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 10 .06 .2016 Liebing, Ingbert CDU/CSU 10 .06 .2016 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Maizière, Dr . Thomas de CDU/CSU 10 .06 .2016 Malecha-Nissen, Dr . Birgit SPD 10 .06 .2016 Müller (Chemnitz), Detlef SPD 10 .06 .2016 Petzold, Ulrich CDU/CSU 10 .06 .2016 Rawert, Mechthild SPD 10 .06 .2016 Riesenhuber, Dr . Heinz CDU/CSU 10 .06 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Scho-Antwerpes, Elfi SPD) 10 .06 .2016 Schulz-Asche, Kordula BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Spahn, Jens CDU/CSU 10 .06 .2016 Steinbach, Erika CDU/CSU 10 .06 .2016 Steinbrück, Peer SPD 10 .06 .2016 Strothmann, Lena CDU/CSU 10 .06 .2016 Tack, Kerstin SPD 10 .06 .2016 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Veit, Rüdiger SPD 10 .06 .2016 Wagenknecht, Dr . Sahra DIE LINKE 10 .06 .2016 Weinberg, Harald DIE LINKE 10 .06 .2016 Werner, Katrin DIE LINKE 10 .06 .2016 Wicklein, Andrea SPD 10 .06 .2016 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Ausschuss für Wirtschaft und Energie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bundesbericht Energieforschung 2016 Forschungsförderung für die Energiewende Drucksachen 18/8200, 18/8461 Nr. 1.2 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfol- genabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zum Deutschlandsti- pendium über die Ergebnisse der Evaluation nach Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 201617512 (A) (C) (B) (D) § 15 des Stipendienprogramm-Gesetzes und der Begleitforschung Drucksache 18/7890 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Petitionsausschuss Drucksache 18/7612 Nr . A .1 EP P8_TA-PROV(2016)0021 Innenausschuss Drucksache 18/6855 Nr . A .1 EP P8_TA-PROV(2015)0388 Drucksache 18/7286 Nr . A .3 Ratsdokument 13819/15 Drucksache 18/8293 Nr . A .1 Ratsdokument 6651/16 Drucksache 18/8668 Nr . A .14 Ratsdokument 8491/16 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/8293 Nr . A .14 Ratsdokument 7571/16 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/3618 Nr . A .4 Ratsdokument 16115/14 Drucksache 18/3962 Nr . A .1 Ratsdokument 5112/15 Drucksache 18/6855 Nr . A .17 Ratsdokument 13669/15 Drucksache 18/7286 Nr . A .25 Ratsdokument 14270/15 Drucksache 18/7286 Nr . A .26 Ratsdokument 14272/15 Drucksache 18/7422 Nr . A .31 Ratsdokument 15362/15 Drucksache 18/7934 Nr . A .30 EP P8_TA-PROV(2016)0050 Drucksache 18/8140 Nr . A .25 EP P8_TA-PROV(2016)0058 Drucksache 18/8470 Nr . A .31 EP P8_TA-PROV(2016)0133 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 177. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 28 Bekämpfung von Doping im Sport TOP 30 Deutsch-indische Bildungskooperation TOP 29 Bundespolizeibeauftragtengesetz TOP 31 Lobbyistenregister Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Bernhard Kaster


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen

    und Kollegen! Lassen Sie mich drei Punkte voranstellen .

    Erster Punkt . Seit 1972 gibt es öffentliche Anhörungen
    im Deutschen Bundestag, und seitdem wird im Bundes-
    tag eine öffentliche Verbändeliste geführt . Dort sind über
    2 200 Interessenvertretungen registriert, immer aktua-
    lisiert, transparent sortiert nach Lobbybereichen . Diese
    Liste ist auch die Grundlage für öffentliche Anhörungen .

    Der zweite Punkt, den ich voranstellen will, ist folgen-
    der: Transparency International hat bereits im Integritäts-
    bericht 2012 festgestellt – ich zitiere –: „Die Transparenz
    des Bundestags kann als sehr hoch eingestuft werden .“

    Damit komme ich zum dritten Punkt, der im gleichen
    Zusammenhang steht . Wir haben ja am 11 . Mai eine An-
    hörung zu diesem Thema durchgeführt . Das Ergebnis
    dieser öffentlichen Anhörung war, dass es im Bundestag
    kein Transparenzdefizit gibt. Das haben sogar die Ex-
    perten, die Sachverständigen bestätigt, die von der Op-
    position selbst eingeladen wurden . Ich muss feststellen,
    dass die Anhörung zu diesem Antrag für Sie letztendlich
    verheerend war .


    (Dr . Petra Sitte [DIE LINKE]: Da waren Sie auf einer anderen Anhörung!)


    Ich konnte den Unmut der Experten verstehen, die be-
    reits öfter zu diesem Thema zu einer Anhörung eingela-
    den waren und die die Frage gestellt haben: Warum wird
    in jeder Legislaturperiode über fast identische Anträge
    diskutiert, ohne dass bei der x-ten Auflage nicht einmal
    längst bekannte Kritik auch in juristischer Weise aufgear-
    beitet wird? – Es sind immer die gleichen Anträge . Jetzt
    debattieren wir wieder – das sage ich bewusst – diese
    modrigen Anträge, die niemals aktualisiert worden sind,

    Dr. Volker Ullrich






    (A) (C)



    (B) (D)


    weil das zur Inszenierung einer Veranstaltung der Frakti-
    on Die Linke gehört .


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Unmöglich!)


    Lassen Sie mich sagen: Sie bedienen sich einer Mischung
    gängiger Schlagworte .


    (Dr . Volker Ullrich [CDU/CSU]: Gängige Vorurteile!)


    Sie malen das Bild eines undurchsichtigen Parlamentes
    mit von Lobbyisten gesteuerten Abgeordneten . Das ist –
    das wissen Sie alle – vollkommener Unsinn .


    (Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Desinformation ist das!)


    Das Fatale dabei ist auch, dass Sie ganz genau wissen,
    dass das Bild mit der Parlamentswirklichkeit hier im
    Deutschen Bundestag mit seinen frei gewählten Abge-
    ordneten nichts zu tun hat . Das ist ein Zerrbild, das Sie
    zeichnen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Letztendlich ist es so, dass Sie nur für den Applaus
    einschlägiger Internetplattformen verschiedener linker
    Netzwerke solche Anträge stellen . Denn dort wird dieses
    Bild auch ständig gemalt .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ja, meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, wir
    brauchen bei jedem politischen Projekt den öffentlichen
    Diskurs, die öffentlich zugänglichen Beratungsergebnis-
    se, Drucksachen, Anhörungen, den Diskurs in den Medi-
    en. Es geht darum: Wie findet hier Interessensabwägung
    statt? Das kann man dann auch kritisch beleuchten . Aber
    wir werden nie zulassen, dass der frei gewählte Abgeord-
    nete, dem der Bürger sein Vertrauen geschenkt hat, öf-
    fentlich Rechenschaft darüber ablegen muss, mit wem er
    wann und wie über was gesprochen hat . Das widerspricht
    unserem Grundgesetz total und unserem Selbstverständ-
    nis als Abgeordnete .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg . Dagmar Ziegler [SPD])


    Lassen Sie mich an diesem Punkt darauf eingehen,
    was uns in unseren Auffassungen unterscheidet . Hier
    komme ich zu der Frage: Welches Selbstverständnis ha-
    ben wir vom Abgeordneten, von der parlamentarischen
    Arbeit? Die Garantie des freien Mandates ist Kernbe-
    standteil unseres Grundgesetzes . Ich bin fest davon über-
    zeugt: Es gibt kein freies Mandat ohne Vertrauen in die
    Mandatsträger . Das muss Grundlage sein . Welches Bild
    wird hier gezeichnet? Welches Bild vermitteln wir den
    Menschen, wenn wir beständig selbst öffentlich sugge-
    rieren, ohne ein Lobbyregister gäbe es im Parlament An-
    deutungen von Korruption, Klüngelwirtschaft usw .? Sie
    bedienen damit Klischees . Aber Sie schüren auch Vorur-
    teile und stellen die Unabhängigkeit der Kolleginnen und
    Kollegen infrage . Das geht nicht .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg . Dagmar Ziegler [SPD])


    Meine Damen und Herren, ich finde es schlimm,
    dass wir immer intensiver darüber reden, wie die Ab-
    geordneten noch lückenloser in ihrer Arbeit beobachtet,
    reglementiert werden können . Der Begriff „Abgeord-
    netenwatch“, übersetzt: Abgeordnetenbeobachtung, das
    führt das freie Mandat in das Absurde . Es geht nicht um
    Beobachtung und Reglementierung von Abgeordneten .
    Vielmehr sollten wir auf den Kern unserer Tätigkeit hin-
    weisen: Es geht um die Kontrolle der Regierung durch
    das Parlament . Hier sind die Begriffe „Kontrolle“ und
    „Beobachtung“ angebracht . Aber die anderen Dinge füh-
    ren zu einer Schwächung der Legislative im Verhältnis
    zur Exekutive .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, wir sind
    gewählt, um für die Bürgerinnen und Bürger die Abwä-
    gung verschiedenster Interessen vorzunehmen, Interes-
    sen, die auf die unterschiedlichste Art und Weise an uns
    herangetragen werden: Bei mir und den meisten Kolle-
    gen fängt das im Regelfall im Wahlkreis an . Dort vor
    Ort sind Gespräche: mit der Kreishandwerkerschaft, mit
    einem Unternehmen, mit Gewerkschaftsvertretern . Die
    nächste Ebene ist das Bundesland . Da bittet zum Bei-
    spiel der Landesverband der Steuerberater um ein Ge-
    spräch mit den Abgeordneten aus Rheinland-Pfalz oder
    Nordrhein-Westfalen . Hier in Berlin ist es unsere tägliche
    Arbeit . Bei Telefonaten, Mails und Gesprächen geht es
    immer um Politik, das heißt um die Wahrnehmung und
    um die Abwägung von Interessen . Da frage ich einfach:
    Trauen Sie dabei wirklich den Kollegen und Kolleginnen
    nicht zu, dass sie jeweils wissen, wer ihr Gesprächspart-
    ner ist? Bei der Anhörung ist zudem deutlich geworden,
    dass schon allein die Abgrenzung, wer denn in diesem
    Register überhaupt erfasst würde – wenn man es tatsäch-
    lich schaffen würde –, ein Riesenproblem wäre .

    Verehrte Kolleginnen und Kollegen, wir haben in den
    letzten Jahren unser Mandat schon sehr weit reguliert,
    man kann auch sagen: eng reguliert . Ich gebe mal Stich-
    worte: Verhaltensregeln, Nebentätigkeiten, Strafbarkeit
    der Abgeordnetenbestechung . Für all die Einzelmaß-
    nahmen, die wir beschlossen haben, gab es jeweils gute
    Gründe, oder es gab Einzelfälle, die uns dazu veranlasst
    haben . Aber lassen Sie mich auch fragen – das gebe ich
    ganz persönlich zu bedenken –: Wie ist die Wirkung in
    der Summe?

    In gut einem Jahr wird wieder ein Deutscher Bundes-
    tag gewählt . Da steht in verschiedenen Wahlkreisen wie-
    der die Frage an: Wer ist künftig bereit, seine persönliche
    Lebens- und Berufsbiografie für vier, acht oder zwölf
    Jahre zu unterbrechen, um dem eigenen Land, der eige-
    nen Heimat zu dienen und sich zu engagieren? Auf wel-
    che Arbeitsbedingungen trifft er denn hier im Deutschen
    Bundestag?


    (Frank Tempel [DIE LINKE]: Sie können einem ja richtig leidtun!)


    Es geht um die Frage, welche Vorstellung man von ei-
    nem Parlament hat: Wen möchte man hier sitzen haben?
    Ich könnte jetzt viel dazu sagen, wie unterschiedlich die
    Berufsstrukturen in den verschiedenen Fraktionen sind .

    Bernhard Kaster






    (A) (C)



    (B) (D)


    Wir stellen uns schon die Frage: Welche Arbeitsbe-
    dingungen finden wir vor? Wieweit ist Vertrauen da?
    Wieweit sind Reglementierungen notwendig? Das hat
    etwas mit dem Selbstverständnis des Abgeordnetenman-
    dates zu tun . Da kann durchaus die Frage gestellt werden,
    was zum Beispiel einen Selbstständigen motiviert – oder
    andere Menschen, die fest im Berufsleben stehen –, das
    Wagnis einer Wahl und des freien Mandates auf sich
    zu nehmen, wenn er beispielsweise weiß, dass er in der
    Konsequenz Ihres Antrages künftig ständig Gesprächs-
    notizen festzuhalten hat – mit wem er wo über was ge-
    sprochen hat .


    (Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Quatsch! Das steht doch gar nicht im Antrag!)


    – Das steht nicht im Antrag . Es ist aber die Konsequenz
    daraus . Darüber wurde auch so in der Anhörung gespro-
    chen . Es gibt ja bei Ihnen Kolleginnen und Kollegen,
    die das so praktizieren, was nicht zu kritisieren ist . Aber
    Sie möchten das als Zielrichtung für das Parlament vor-
    geben . – Ein weiteres Beispiel: Ein Abgeordneter muss
    damit rechnen, dass er aufgrund des Bruttoumsatzes auf
    seinem Bauernhof als Topverdiener angeprangert wird .
    All das sind Regelungen, die wir schon haben und die
    alle ihren Sinn machen; aber ihre Wirkung ist manchmal
    fraglich .

    Lassen Sie mich abschließend sagen: In den letzten
    Wahlperioden hat jeder Bundestag das Mandat ein Stück
    weiter reglementiert . Lassen Sie mich die Sorge äußern:
    Zumindest mir macht das im Hinblick auf die Entwick-
    lung des Parlamentes durchaus Sorgen . Wir sollten das
    bitte in Gänze im Auge behalten . Auch Ihr Antrag, Ihre
    Initiative würden weiter in eine solche Richtung führen .
    Haben wir Vertrauen ins freie Mandat!


    (Frank Tempel [DIE LINKE]: Aber kein blindes!)


    Vielen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg . Dagmar Ziegler [SPD])




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank . – Dr . Petra Sitte ist jetzt die nächste Red-

nerin für die Fraktion Die Linke .


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Petra Sitte


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Mensch,

    Herr Kaster, ich wusste gar nicht, dass es ein Opfer ist,
    im Bundestag zu sitzen .


    (Beifall bei der LINKEN – Dr . Volker Ullrich [CDU/CSU]: Das hat er gar nicht gesagt! Das war eine sehr gute Rede von ihm!)


    Noch eine kleine Vorbemerkung möchte ich gerne
    machen: Die Opposition, sowohl die Grünen als auch
    wir Linken, hat Konzepte für eine umfassende Transpa-
    renzoffensive vorgelegt . Diese gehen selbstverständlich
    über das Lobbyistenregister, das wir jetzt diskutieren, hi-

    naus. Wir wollen schon, dass der Einfluss von Interessen-
    gruppen im politischen Prozess insgesamt sichtbarer und
    nachvollziehbar wird, und, Herr Kaster, wir reden nicht
    nur über den Bundestag .

    Transparenz ist natürlich kein Selbstzweck . Da muss
    ich dem Sachverständigen, den Sie von der CDU/CSU
    bestellt hatten, Professor Schliesky, widersprechen . Er
    kam in der Anhörung – für die Zuhörer ist das vielleicht
    interessant – doch allen Ernstes auf die Idee, der Oppo-
    sition vorzuhalten, totale Transparenz schade der Demo-
    kratie . Ich zitiere wörtlich:

    Totalitäre Forderungen verheißen … in der Regel
    wenig Gutes und sind selten demokratisch – so
    verhält es sich auch mit der Forderung nach totaler
    Transparenz .

    Noch einmal zur Klarstellung: Es ging in den Anträgen
    überhaupt nicht um Totalität .


    (Beifall der Abg . Halina Wawzyniak [DIE LINKE] – Dr . Johann Wadephul [CDU/CSU]: Auf dem Auge sind Sie blind! Das ist bekannt!)


    Die Vorschläge geben überhaupt nicht her, was dort un-
    terstellt wurde . Aber worum es sehr wohl ging, war: De-
    mokratie für alle .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Jeder bzw . jede soll wissen können, wie Entscheidun-
    gen, die unter anderem auch sie betreffen, zustande ge-
    kommen sind . Abgeordnete wurden gewählt, das stimmt;
    Interessenvertreter dagegen nicht . Oft genug hinterlassen
    Lobbyisten ihren Fußabdruck nämlich gar nicht nur im
    Bundestag, sondern vor allem auf der Ebene der Minis-
    terien. Sie arbeiten mit an der Problemdefinition, sie ar-
    beiten mit an Gesetzentwürfen und bei der Ausrichtung
    von Förderprogrammen, und das alles lange vor den Ab-
    geordneten . Das ist von uns auch gemeint und mit einbe-
    zogen . Deshalb habe ich gesagt: Wir reden hier nicht nur
    über den Bundestag .

    Kommen Vorlagen ins Parlament, dann waschen die
    Lobbyisten noch einmal nach . Sie haben es doch selber
    erlebt: Sie haben gewissermaßen eine zweite Chance, die
    Interessen ihrer Auftraggeber einzuspülen . Und natürlich
    bleibt das nicht ohne Rückwirkung auf die Unterstützung
    von Parteien bzw . nicht ohne Wirkung auf Wahlkämpfe .

    Ich darf Sie daran erinnern: Es gab hier schon mas-
    siven Druck, beispielsweise von der Springer-Verlags-
    gruppe, als es um das Leistungsschutzrecht ging . Da hat
    man sich ein Geschäftsmodell vom Bundestag gesetzlich
    schaffen lassen . Damit wurde dann eben auch gleich
    mal die innovative mittelständische Konkurrenz, näm-
    lich kleine und mittelständische Unternehmen, in dieser
    Branche zur Seite gedrängt . Das Gleiche droht jetzt bei
    der Netzneutralität .

    Machen wir uns doch nichts vor: Natürlich weiß ich,
    dass jeder von uns ein mündiger Bürger ist und dass man
    gelegentlich sehr fest im Glauben sein muss . Aber Big
    Player haben doch eine ganz andere Möglichkeit, in die-
    sen Bundestag – in Anführungsstrichen – „hineinzure-
    gieren“ . Sie wissen genauso gut wie ich, dass sie in der

    Bernhard Kaster






    (A) (C)



    (B) (D)


    Politik bestens vernetzt sind . Selbstverständlich können
    Medienkonzerne wie Springer für oder gegen Parteien
    Wahlkämpfe machen .

    Andere Beispiele waren und sind der Einfluss der Au-
    tomobilindustrie auf die Bundesregierung bei der Fest-
    legung von Schadstoffgrenzwerten oder der Einfluss der
    Energieriesen auf die Regularien des Atomausstiegs .
    Umweltverbände hatten nicht annähernd die gleichen
    Möglichkeiten .


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN sowie der Abg . Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


    Dieser Chancenungleichheit zwischen den Interessen-
    gruppen sollen unsere Vorschläge ebenfalls entgegenwir-
    ken .

    Sie merken: Wir sind gar keine „Lobbyistenfresser“,
    wie uns unterstellt wird . Wir halten es für völlig normal,
    dass in einer modernen Demokratie vielfältig Interes-
    sen vertreten werden: von Wirtschaftsunternehmen, von
    Verbänden, von Nichtregierungsorganisationen, von Ge-
    werkschaften, von Forschungseinrichtungen, von Bür-
    gerinitiativen oder eben auch von Bundesländern; das ist
    doch völlig klar .


    (Dr . Volker Ullrich [CDU/CSU]: Der Bundesrat arbeitet mit! Der ist Verfassungsorgan! Lesen Sie das Grundgesetz!)


    Politik muss sich aber am Gemeinwohl orientieren, und
    in diesem Sinne ist es notwendig und sinnvoll, wenn wir
    in der Gesetzgebung oder in der Antragsberatung die ver-
    schiedenen Perspektiven aufnehmen .


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Entscheidungen sind seit 1972 ein wenig komplexer
    geworden, Herr Kaster . Der Beratungsbedarf ist gewach-
    sen . Schließlich entstehen die meisten Gesetze nicht hier
    im Haus, sondern zu 75 Prozent bei der Bundesregierung .
    Wir als Abgeordnete müssen uns oftmals, so wie Sie es
    beschrieben haben, selbstständig mit einer Materie be-
    schäftigen . Dazu gehören nicht nur öffentliche Anhörun-
    gen, dazu gehören eben auch vielfältige Einzelgespräche .
    Das ist völlig legitim . Wir verurteilen das auch gar nicht .
    Wir wollen nur, dass solche Vorgänge nachvollziehbar
    und transparent sind . Deshalb haben wir mit unserer Of-
    fensive auch in der Verwaltung angesetzt .

    Nach einer Studie von Transparency International ist
    Deutschland in Sachen Korruption auf Platz 16 gelan-
    det – es wurden 19 Länder und 3 Einrichtungen der EU
    untersucht . Auf EU-Ebene haben alle Einrichtungen ein
    Lobbyistenregister . Mit den von uns vorgeschlagenen
    Maßnahmen können wir nicht nur unsere Platzierung
    aufhübschen, sondern wir können vor allem ein gutes
    demokratisches Werk tun . Herr Kaster, solange Sie Ihre
    modrige Meinung nicht verändern, werden wir solche
    Anträge stellen .


    (Beifall bei der LINKEN – Dr . Johann Wadephul [CDU/CSU]: Unglaublich! Was soll denn das?)