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ID1817704500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/177 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 177. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Juni 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt 28: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Bauvertragsrechts und zur Än- derung der kaufrechtlichen Mängelhaftung Drucksache 18/8486 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17473 A Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 17473 B Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 17474 D Dr . Hendrik Hoppenstedt (CDU/CSU) . . . . . . 17476 B Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . 17478 D Dr . Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 17480 D Alexander Hoffmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 17482 A Sabine Poschmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 17483 C Volkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU) . . . . 17484 A Tagesordnungspunkt 30: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutsch-indi- sche Bildungs- und Wissenschaftskoopera- tion ausbauen Drucksache 18/8708 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17485 C Dr . Stefan Kaufmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 17485 D Dr . Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 17487 A Dr . Simone Raatz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17488 A Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17489 B Dr . Thomas Feist (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17490 C Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . 17491 D Dr . Claudia Lücking-Michel (CDU/CSU) . . . 17492 D Tagesordnungspunkt 29: a) Erste Beratung des von den Abgeordne- ten Irene Mihalic, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die unabhängige Polizeibeauftrag- te oder den unabhängigen Polizeibeauf- tragten des Bundes (Bundespolizeibe- auftragtengesetz – BPolBeauftrG) Drucksache 18/7616 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 A b) Antrag der Abgeordneten Irene Mihalic, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aufklärung polizeilichen Fehlverhaltens erleichtern – Ergänzung zum Entwurf eines Gesetzes über die unabhängige Polizeibeauftragte oder den unabhängigen Polizeibeauftrag- ten des Bundes (Bundespolizeibeauftrag- tengesetz – BPolBeauftrG) Drucksache 18/7617 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 A c) Antrag der Abgeordneten Irene Mihalic, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bun- destages – hier: Umsetzung des Gesetzes über die unabhängige Polizeibeauftragte oder den unabhängigen Polizeibeauftrag- ten des Bundes (Bundespolizeibeauftrag- tengesetz – BPolBeauftrG) Drucksache 18/7618 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 B Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 B Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17495 B Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 17496 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016II Günter Baumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17497 D Wolfgang Gunkel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17498 D Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17500 C Tagesordnungspunkt 31: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge- schäftsordnung – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr . Petra Sitte, Jan Korte, Matthias W . Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Transparenz herstellen – Einführung eines verpflichtenden Lob- byistenregisters – zu dem Antrag der Abgeordneten Britta Haßelmann, Volker Beck (Köln), Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Transparenz schaffen – Verbindliches Register für Lobbyistinnen und Lob- byisten einführen Drucksachen 18/3842, 18/3920, 18/8742 . . . . 17501 C Bernhard Kaster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 17501 C Dr . Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 17503 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17504 C Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17505 D Dr . Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 17506 D Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17508 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17509 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 17511 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17511 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016 17473 177. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Juni 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Dagmar Ziegler (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016 17511 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 10 .06 .2016 Bülow, Marco SPD 10 .06 .2016 Felgentreu, Dr . Fritz SPD 10 .06 .2016 Ferner, Elke SPD 10 .06 .2016 Flachsbarth, Dr . Maria CDU/CSU 10 .06 .2016 Gröhe, Hermann CDU/CSU 10 .06 .2016 Grötsch, Uli SPD 10 .06 .2016 Heck, Dr . Stefan CDU/CSU 10 .06 .2016 Lämmel, Andreas G . CDU/CSU 10 .06 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 10 .06 .2016 Leutert, Michael DIE LINKE 10 .06 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 10 .06 .2016 Liebing, Ingbert CDU/CSU 10 .06 .2016 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Maizière, Dr . Thomas de CDU/CSU 10 .06 .2016 Malecha-Nissen, Dr . Birgit SPD 10 .06 .2016 Müller (Chemnitz), Detlef SPD 10 .06 .2016 Petzold, Ulrich CDU/CSU 10 .06 .2016 Rawert, Mechthild SPD 10 .06 .2016 Riesenhuber, Dr . Heinz CDU/CSU 10 .06 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Scho-Antwerpes, Elfi SPD) 10 .06 .2016 Schulz-Asche, Kordula BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Spahn, Jens CDU/CSU 10 .06 .2016 Steinbach, Erika CDU/CSU 10 .06 .2016 Steinbrück, Peer SPD 10 .06 .2016 Strothmann, Lena CDU/CSU 10 .06 .2016 Tack, Kerstin SPD 10 .06 .2016 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Veit, Rüdiger SPD 10 .06 .2016 Wagenknecht, Dr . Sahra DIE LINKE 10 .06 .2016 Weinberg, Harald DIE LINKE 10 .06 .2016 Werner, Katrin DIE LINKE 10 .06 .2016 Wicklein, Andrea SPD 10 .06 .2016 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Ausschuss für Wirtschaft und Energie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bundesbericht Energieforschung 2016 Forschungsförderung für die Energiewende Drucksachen 18/8200, 18/8461 Nr. 1.2 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfol- genabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zum Deutschlandsti- pendium über die Ergebnisse der Evaluation nach Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 201617512 (A) (C) (B) (D) § 15 des Stipendienprogramm-Gesetzes und der Begleitforschung Drucksache 18/7890 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Petitionsausschuss Drucksache 18/7612 Nr . A .1 EP P8_TA-PROV(2016)0021 Innenausschuss Drucksache 18/6855 Nr . A .1 EP P8_TA-PROV(2015)0388 Drucksache 18/7286 Nr . A .3 Ratsdokument 13819/15 Drucksache 18/8293 Nr . A .1 Ratsdokument 6651/16 Drucksache 18/8668 Nr . A .14 Ratsdokument 8491/16 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/8293 Nr . A .14 Ratsdokument 7571/16 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/3618 Nr . A .4 Ratsdokument 16115/14 Drucksache 18/3962 Nr . A .1 Ratsdokument 5112/15 Drucksache 18/6855 Nr . A .17 Ratsdokument 13669/15 Drucksache 18/7286 Nr . A .25 Ratsdokument 14270/15 Drucksache 18/7286 Nr . A .26 Ratsdokument 14272/15 Drucksache 18/7422 Nr . A .31 Ratsdokument 15362/15 Drucksache 18/7934 Nr . A .30 EP P8_TA-PROV(2016)0050 Drucksache 18/8140 Nr . A .25 EP P8_TA-PROV(2016)0058 Drucksache 18/8470 Nr . A .31 EP P8_TA-PROV(2016)0133 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 177. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 28 Bekämpfung von Doping im Sport TOP 30 Deutsch-indische Bildungskooperation TOP 29 Bundespolizeibeauftragtengesetz TOP 31 Lobbyistenregister Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Volker Ullrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Wir diskutieren heute den Gesetzentwurf der
    Grünen zur Einrichtung eines Bundespolizeibeauf-
    tragten . Ja, wir sind in diesem Land nicht arm an Be-
    auftragten . Wir haben den Bundesbeauftragten für den
    Datenschutz, wir haben gestern den Beauftragten für die
    Stasi-Unterlagen wiedergewählt, und es gibt auch seit
    vielen Jahrzehnten den Wehrbeauftragten .

    Gerade der Vergleich des Wehrbeauftragten mit dem
    von Ihnen geforderten Bundespolizeibeauftragten zeigt,
    dass hier zwei Positionen verglichen werden, die nicht
    vergleichbar sind . Der Wehrbeauftragte ist für Eingaben
    von Soldaten zuständig, die einem besonderen Grund-
    rechtsverhältnis unterliegen, und der Wehrbeauftragte
    soll die Grundsätze der Inneren Führung innerhalb der
    Bundeswehr überprüfen .

    Sie schlagen einen Bundespolizeibeauftragten vor, der
    Fehlverhalten von Polizeibeamten gegenüber den Bür-
    gern im Rahmen des Einsatzes überprüfen soll .


    (Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht nur!)


    Da muss ich Ihnen sagen: Es gibt in diesem Land bereits
    genügend rechtliche und rechtsstaatlich abgesicherte
    Verfahren, um Fehlverhalten zu überprüfen . Ja, es gibt
    Fehlverhalten von Polizeibeamten . Das wollen wir nicht
    wegdiskutieren . Gerade wenn der Staat das Gewaltmo-
    nopol hat, wirkt das Fehlverhalten von Polizisten beson-
    ders schwer .

    Aber der Rechtsstaat hat dagegen sehr taugliche In-
    strumente entwickelt . Es gibt innerhalb des Beamten-
    rechts das Instrumentarium des Disziplinarverfahrens .
    Bei Gewaltdelikten und anderen Straftaten gilt das Lega-
    litätsprinzip . Der Staatsanwalt muss von sich aus ermit-
    teln; er hat gar kein Ermessen . Darüber hinaus gibt es für
    Bürger auch die Möglichkeit, polizeiliches Handeln vor
    den Verwaltungsgerichten zu überprüfen .

    Wir meinen, dieses Instrumentarium ist rechtsstaatlich
    ausgewogen, und wir sollten es nicht durch die Möglich-

    Wolfgang Gunkel






    (A) (C)



    (B) (D)


    keit aufweichen, ein rechtsstaatlich fragwürdiges Verfah-
    ren einzuführen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Meine Damen und Herren, Sie sprechen in Ihrem
    Gesetzentwurf – ich zitiere – von „exzessiver Polizei-
    gewalt“, von „strukturellen Problemen“ und von „kaum
    vorhandener Fehlerkultur“ . Da muss ich Ihnen ehrlich
    sagen: Das sind nicht unsere Worte . Wir setzen dem
    Misstrauen, das Sie in die Polizei haben, das Vertrauen
    in die Polizei entgegen . Das Vertrauen in die Polizei ist
    wichtig, damit dieser Rechtsstaat die ihm übertragenen
    Aufgaben gewissenhaft erfüllen kann .

    Deswegen, meine Damen und Herren, lassen Sie uns
    auch über Dinge sprechen, die ebenso wichtig sind und
    die man im Rahmen dieser Debatte ansprechen muss . Das
    ist nicht nur das Fehlverhalten einzelner Polizeibeamter,
    sondern das ist auch die besondere Situation, der sich Po-
    lizeibeamte ausgesetzt sehen . Ich möchte sprechen über
    die unerträgliche Zunahme der Gewalt gegen Polizeibe-
    amte und gegen Einsatzkräfte . Allein im Jahr 2014 sind
    über 60 000 Polizeibeamte angegriffen worden . Die Zahl
    hat sich gegenüber dem Vorjahr um 6,3 Prozent erhöht .
    Es gab über 22 000 Widerstände gegen Polizeibeamte .
    Ich sage Ihnen ehrlich: Wer jeden Tag auf unseren Stra-
    ßen und Plätzen seinen Kopf dafür hinhält, dass unser
    Land sicher ist, der hat unsere Solidarität verdient .


    (Beifall bei der CDU/CSU – Frank Tempel [DIE LINKE]: Was hat das jetzt mit dem Antrag zu tun?)


    Diese Bundesregierung hat gehandelt . Sie hat ein Pro-
    gramm aufgelegt, um die Ausrüstung von Polizeibeam-
    ten zu verbessern . Wir werden in den nächsten Jahren
    3 000 neue Stellen bei der Bundespolizei schaffen, damit
    unsere Bahnhöfe, Flughäfen und Plätze noch sicherer
    werden . Deswegen von unserer Seite heute ein Dank an
    unsere Polizeibeamten für ihren Einsatz und dafür, dass
    sie unser Land sicher machen . Daran, dass die Bürger
    Vertrauen in diesen Rechtsstaat und diese Polizei haben,
    werden wir uns messen lassen .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank . – Die Aussprache ist damit beendet .

Zwischen den Fraktionen wurde vereinbart, die Vorla-
gen auf den Drucksachen 18/7616, 18/7617 und 18/7618
an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
überweisen . Sind Sie damit einverstanden? – Ich sehe,
das ist der Fall . Dann sind die Überweisungen so be-
schlossen .

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 31 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wahlprüfung, Immu-
nität und Geschäftsordnung (1 . Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr . Petra
Sitte, Jan Korte, Matthias W . Birkwald, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Transparenz herstellen – Einführung eines
verpflichtenden Lobbyistenregisters

– zu dem Antrag der Abgeordneten Britta
Haßelmann, Volker Beck (Köln), Luise
Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Transparenz schaffen – Verbindliches Re-
gister für Lobbyistinnen und Lobbyisten
einführen

Drucksachen 18/3842, 18/3920, 18/8742

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 38 Minuten vorgesehen . – Ich höre kei-
nen Widerspruch . Dann ist so beschlossen .

Ich eröffne die Aussprache . Das Wort hat der Kollege
Bernhard Kaster, CDU/CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg . Sonja Steffen [SPD] und Dagmar Ziegler [SPD])



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Bernhard Kaster


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen

    und Kollegen! Lassen Sie mich drei Punkte voranstellen .

    Erster Punkt . Seit 1972 gibt es öffentliche Anhörungen
    im Deutschen Bundestag, und seitdem wird im Bundes-
    tag eine öffentliche Verbändeliste geführt . Dort sind über
    2 200 Interessenvertretungen registriert, immer aktua-
    lisiert, transparent sortiert nach Lobbybereichen . Diese
    Liste ist auch die Grundlage für öffentliche Anhörungen .

    Der zweite Punkt, den ich voranstellen will, ist folgen-
    der: Transparency International hat bereits im Integritäts-
    bericht 2012 festgestellt – ich zitiere –: „Die Transparenz
    des Bundestags kann als sehr hoch eingestuft werden .“

    Damit komme ich zum dritten Punkt, der im gleichen
    Zusammenhang steht . Wir haben ja am 11 . Mai eine An-
    hörung zu diesem Thema durchgeführt . Das Ergebnis
    dieser öffentlichen Anhörung war, dass es im Bundestag
    kein Transparenzdefizit gibt. Das haben sogar die Ex-
    perten, die Sachverständigen bestätigt, die von der Op-
    position selbst eingeladen wurden . Ich muss feststellen,
    dass die Anhörung zu diesem Antrag für Sie letztendlich
    verheerend war .


    (Dr . Petra Sitte [DIE LINKE]: Da waren Sie auf einer anderen Anhörung!)


    Ich konnte den Unmut der Experten verstehen, die be-
    reits öfter zu diesem Thema zu einer Anhörung eingela-
    den waren und die die Frage gestellt haben: Warum wird
    in jeder Legislaturperiode über fast identische Anträge
    diskutiert, ohne dass bei der x-ten Auflage nicht einmal
    längst bekannte Kritik auch in juristischer Weise aufgear-
    beitet wird? – Es sind immer die gleichen Anträge . Jetzt
    debattieren wir wieder – das sage ich bewusst – diese
    modrigen Anträge, die niemals aktualisiert worden sind,

    Dr. Volker Ullrich






    (A) (C)



    (B) (D)


    weil das zur Inszenierung einer Veranstaltung der Frakti-
    on Die Linke gehört .


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Unmöglich!)


    Lassen Sie mich sagen: Sie bedienen sich einer Mischung
    gängiger Schlagworte .


    (Dr . Volker Ullrich [CDU/CSU]: Gängige Vorurteile!)


    Sie malen das Bild eines undurchsichtigen Parlamentes
    mit von Lobbyisten gesteuerten Abgeordneten . Das ist –
    das wissen Sie alle – vollkommener Unsinn .


    (Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Desinformation ist das!)


    Das Fatale dabei ist auch, dass Sie ganz genau wissen,
    dass das Bild mit der Parlamentswirklichkeit hier im
    Deutschen Bundestag mit seinen frei gewählten Abge-
    ordneten nichts zu tun hat . Das ist ein Zerrbild, das Sie
    zeichnen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Letztendlich ist es so, dass Sie nur für den Applaus
    einschlägiger Internetplattformen verschiedener linker
    Netzwerke solche Anträge stellen . Denn dort wird dieses
    Bild auch ständig gemalt .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ja, meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, wir
    brauchen bei jedem politischen Projekt den öffentlichen
    Diskurs, die öffentlich zugänglichen Beratungsergebnis-
    se, Drucksachen, Anhörungen, den Diskurs in den Medi-
    en. Es geht darum: Wie findet hier Interessensabwägung
    statt? Das kann man dann auch kritisch beleuchten . Aber
    wir werden nie zulassen, dass der frei gewählte Abgeord-
    nete, dem der Bürger sein Vertrauen geschenkt hat, öf-
    fentlich Rechenschaft darüber ablegen muss, mit wem er
    wann und wie über was gesprochen hat . Das widerspricht
    unserem Grundgesetz total und unserem Selbstverständ-
    nis als Abgeordnete .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg . Dagmar Ziegler [SPD])


    Lassen Sie mich an diesem Punkt darauf eingehen,
    was uns in unseren Auffassungen unterscheidet . Hier
    komme ich zu der Frage: Welches Selbstverständnis ha-
    ben wir vom Abgeordneten, von der parlamentarischen
    Arbeit? Die Garantie des freien Mandates ist Kernbe-
    standteil unseres Grundgesetzes . Ich bin fest davon über-
    zeugt: Es gibt kein freies Mandat ohne Vertrauen in die
    Mandatsträger . Das muss Grundlage sein . Welches Bild
    wird hier gezeichnet? Welches Bild vermitteln wir den
    Menschen, wenn wir beständig selbst öffentlich sugge-
    rieren, ohne ein Lobbyregister gäbe es im Parlament An-
    deutungen von Korruption, Klüngelwirtschaft usw .? Sie
    bedienen damit Klischees . Aber Sie schüren auch Vorur-
    teile und stellen die Unabhängigkeit der Kolleginnen und
    Kollegen infrage . Das geht nicht .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg . Dagmar Ziegler [SPD])


    Meine Damen und Herren, ich finde es schlimm,
    dass wir immer intensiver darüber reden, wie die Ab-
    geordneten noch lückenloser in ihrer Arbeit beobachtet,
    reglementiert werden können . Der Begriff „Abgeord-
    netenwatch“, übersetzt: Abgeordnetenbeobachtung, das
    führt das freie Mandat in das Absurde . Es geht nicht um
    Beobachtung und Reglementierung von Abgeordneten .
    Vielmehr sollten wir auf den Kern unserer Tätigkeit hin-
    weisen: Es geht um die Kontrolle der Regierung durch
    das Parlament . Hier sind die Begriffe „Kontrolle“ und
    „Beobachtung“ angebracht . Aber die anderen Dinge füh-
    ren zu einer Schwächung der Legislative im Verhältnis
    zur Exekutive .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, wir sind
    gewählt, um für die Bürgerinnen und Bürger die Abwä-
    gung verschiedenster Interessen vorzunehmen, Interes-
    sen, die auf die unterschiedlichste Art und Weise an uns
    herangetragen werden: Bei mir und den meisten Kolle-
    gen fängt das im Regelfall im Wahlkreis an . Dort vor
    Ort sind Gespräche: mit der Kreishandwerkerschaft, mit
    einem Unternehmen, mit Gewerkschaftsvertretern . Die
    nächste Ebene ist das Bundesland . Da bittet zum Bei-
    spiel der Landesverband der Steuerberater um ein Ge-
    spräch mit den Abgeordneten aus Rheinland-Pfalz oder
    Nordrhein-Westfalen . Hier in Berlin ist es unsere tägliche
    Arbeit . Bei Telefonaten, Mails und Gesprächen geht es
    immer um Politik, das heißt um die Wahrnehmung und
    um die Abwägung von Interessen . Da frage ich einfach:
    Trauen Sie dabei wirklich den Kollegen und Kolleginnen
    nicht zu, dass sie jeweils wissen, wer ihr Gesprächspart-
    ner ist? Bei der Anhörung ist zudem deutlich geworden,
    dass schon allein die Abgrenzung, wer denn in diesem
    Register überhaupt erfasst würde – wenn man es tatsäch-
    lich schaffen würde –, ein Riesenproblem wäre .

    Verehrte Kolleginnen und Kollegen, wir haben in den
    letzten Jahren unser Mandat schon sehr weit reguliert,
    man kann auch sagen: eng reguliert . Ich gebe mal Stich-
    worte: Verhaltensregeln, Nebentätigkeiten, Strafbarkeit
    der Abgeordnetenbestechung . Für all die Einzelmaß-
    nahmen, die wir beschlossen haben, gab es jeweils gute
    Gründe, oder es gab Einzelfälle, die uns dazu veranlasst
    haben . Aber lassen Sie mich auch fragen – das gebe ich
    ganz persönlich zu bedenken –: Wie ist die Wirkung in
    der Summe?

    In gut einem Jahr wird wieder ein Deutscher Bundes-
    tag gewählt . Da steht in verschiedenen Wahlkreisen wie-
    der die Frage an: Wer ist künftig bereit, seine persönliche
    Lebens- und Berufsbiografie für vier, acht oder zwölf
    Jahre zu unterbrechen, um dem eigenen Land, der eige-
    nen Heimat zu dienen und sich zu engagieren? Auf wel-
    che Arbeitsbedingungen trifft er denn hier im Deutschen
    Bundestag?


    (Frank Tempel [DIE LINKE]: Sie können einem ja richtig leidtun!)


    Es geht um die Frage, welche Vorstellung man von ei-
    nem Parlament hat: Wen möchte man hier sitzen haben?
    Ich könnte jetzt viel dazu sagen, wie unterschiedlich die
    Berufsstrukturen in den verschiedenen Fraktionen sind .

    Bernhard Kaster






    (A) (C)



    (B) (D)


    Wir stellen uns schon die Frage: Welche Arbeitsbe-
    dingungen finden wir vor? Wieweit ist Vertrauen da?
    Wieweit sind Reglementierungen notwendig? Das hat
    etwas mit dem Selbstverständnis des Abgeordnetenman-
    dates zu tun . Da kann durchaus die Frage gestellt werden,
    was zum Beispiel einen Selbstständigen motiviert – oder
    andere Menschen, die fest im Berufsleben stehen –, das
    Wagnis einer Wahl und des freien Mandates auf sich
    zu nehmen, wenn er beispielsweise weiß, dass er in der
    Konsequenz Ihres Antrages künftig ständig Gesprächs-
    notizen festzuhalten hat – mit wem er wo über was ge-
    sprochen hat .


    (Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Quatsch! Das steht doch gar nicht im Antrag!)


    – Das steht nicht im Antrag . Es ist aber die Konsequenz
    daraus . Darüber wurde auch so in der Anhörung gespro-
    chen . Es gibt ja bei Ihnen Kolleginnen und Kollegen,
    die das so praktizieren, was nicht zu kritisieren ist . Aber
    Sie möchten das als Zielrichtung für das Parlament vor-
    geben . – Ein weiteres Beispiel: Ein Abgeordneter muss
    damit rechnen, dass er aufgrund des Bruttoumsatzes auf
    seinem Bauernhof als Topverdiener angeprangert wird .
    All das sind Regelungen, die wir schon haben und die
    alle ihren Sinn machen; aber ihre Wirkung ist manchmal
    fraglich .

    Lassen Sie mich abschließend sagen: In den letzten
    Wahlperioden hat jeder Bundestag das Mandat ein Stück
    weiter reglementiert . Lassen Sie mich die Sorge äußern:
    Zumindest mir macht das im Hinblick auf die Entwick-
    lung des Parlamentes durchaus Sorgen . Wir sollten das
    bitte in Gänze im Auge behalten . Auch Ihr Antrag, Ihre
    Initiative würden weiter in eine solche Richtung führen .
    Haben wir Vertrauen ins freie Mandat!


    (Frank Tempel [DIE LINKE]: Aber kein blindes!)


    Vielen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg . Dagmar Ziegler [SPD])