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ID1817703600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/177 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 177. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Juni 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt 28: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Bauvertragsrechts und zur Än- derung der kaufrechtlichen Mängelhaftung Drucksache 18/8486 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17473 A Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 17473 B Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 17474 D Dr . Hendrik Hoppenstedt (CDU/CSU) . . . . . . 17476 B Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . 17478 D Dr . Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 17480 D Alexander Hoffmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 17482 A Sabine Poschmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 17483 C Volkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU) . . . . 17484 A Tagesordnungspunkt 30: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutsch-indi- sche Bildungs- und Wissenschaftskoopera- tion ausbauen Drucksache 18/8708 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17485 C Dr . Stefan Kaufmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 17485 D Dr . Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 17487 A Dr . Simone Raatz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17488 A Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17489 B Dr . Thomas Feist (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17490 C Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . 17491 D Dr . Claudia Lücking-Michel (CDU/CSU) . . . 17492 D Tagesordnungspunkt 29: a) Erste Beratung des von den Abgeordne- ten Irene Mihalic, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die unabhängige Polizeibeauftrag- te oder den unabhängigen Polizeibeauf- tragten des Bundes (Bundespolizeibe- auftragtengesetz – BPolBeauftrG) Drucksache 18/7616 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 A b) Antrag der Abgeordneten Irene Mihalic, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aufklärung polizeilichen Fehlverhaltens erleichtern – Ergänzung zum Entwurf eines Gesetzes über die unabhängige Polizeibeauftragte oder den unabhängigen Polizeibeauftrag- ten des Bundes (Bundespolizeibeauftrag- tengesetz – BPolBeauftrG) Drucksache 18/7617 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 A c) Antrag der Abgeordneten Irene Mihalic, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bun- destages – hier: Umsetzung des Gesetzes über die unabhängige Polizeibeauftragte oder den unabhängigen Polizeibeauftrag- ten des Bundes (Bundespolizeibeauftrag- tengesetz – BPolBeauftrG) Drucksache 18/7618 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 B Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 B Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17495 B Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 17496 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016II Günter Baumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17497 D Wolfgang Gunkel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17498 D Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17500 C Tagesordnungspunkt 31: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge- schäftsordnung – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr . Petra Sitte, Jan Korte, Matthias W . Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Transparenz herstellen – Einführung eines verpflichtenden Lob- byistenregisters – zu dem Antrag der Abgeordneten Britta Haßelmann, Volker Beck (Köln), Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Transparenz schaffen – Verbindliches Register für Lobbyistinnen und Lob- byisten einführen Drucksachen 18/3842, 18/3920, 18/8742 . . . . 17501 C Bernhard Kaster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 17501 C Dr . Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 17503 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17504 C Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17505 D Dr . Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 17506 D Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17508 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17509 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 17511 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17511 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016 17473 177. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Juni 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Dagmar Ziegler (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016 17511 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 10 .06 .2016 Bülow, Marco SPD 10 .06 .2016 Felgentreu, Dr . Fritz SPD 10 .06 .2016 Ferner, Elke SPD 10 .06 .2016 Flachsbarth, Dr . Maria CDU/CSU 10 .06 .2016 Gröhe, Hermann CDU/CSU 10 .06 .2016 Grötsch, Uli SPD 10 .06 .2016 Heck, Dr . Stefan CDU/CSU 10 .06 .2016 Lämmel, Andreas G . CDU/CSU 10 .06 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 10 .06 .2016 Leutert, Michael DIE LINKE 10 .06 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 10 .06 .2016 Liebing, Ingbert CDU/CSU 10 .06 .2016 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Maizière, Dr . Thomas de CDU/CSU 10 .06 .2016 Malecha-Nissen, Dr . Birgit SPD 10 .06 .2016 Müller (Chemnitz), Detlef SPD 10 .06 .2016 Petzold, Ulrich CDU/CSU 10 .06 .2016 Rawert, Mechthild SPD 10 .06 .2016 Riesenhuber, Dr . Heinz CDU/CSU 10 .06 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Scho-Antwerpes, Elfi SPD) 10 .06 .2016 Schulz-Asche, Kordula BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Spahn, Jens CDU/CSU 10 .06 .2016 Steinbach, Erika CDU/CSU 10 .06 .2016 Steinbrück, Peer SPD 10 .06 .2016 Strothmann, Lena CDU/CSU 10 .06 .2016 Tack, Kerstin SPD 10 .06 .2016 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Veit, Rüdiger SPD 10 .06 .2016 Wagenknecht, Dr . Sahra DIE LINKE 10 .06 .2016 Weinberg, Harald DIE LINKE 10 .06 .2016 Werner, Katrin DIE LINKE 10 .06 .2016 Wicklein, Andrea SPD 10 .06 .2016 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Ausschuss für Wirtschaft und Energie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bundesbericht Energieforschung 2016 Forschungsförderung für die Energiewende Drucksachen 18/8200, 18/8461 Nr. 1.2 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfol- genabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zum Deutschlandsti- pendium über die Ergebnisse der Evaluation nach Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 201617512 (A) (C) (B) (D) § 15 des Stipendienprogramm-Gesetzes und der Begleitforschung Drucksache 18/7890 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Petitionsausschuss Drucksache 18/7612 Nr . A .1 EP P8_TA-PROV(2016)0021 Innenausschuss Drucksache 18/6855 Nr . A .1 EP P8_TA-PROV(2015)0388 Drucksache 18/7286 Nr . A .3 Ratsdokument 13819/15 Drucksache 18/8293 Nr . A .1 Ratsdokument 6651/16 Drucksache 18/8668 Nr . A .14 Ratsdokument 8491/16 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/8293 Nr . A .14 Ratsdokument 7571/16 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/3618 Nr . A .4 Ratsdokument 16115/14 Drucksache 18/3962 Nr . A .1 Ratsdokument 5112/15 Drucksache 18/6855 Nr . A .17 Ratsdokument 13669/15 Drucksache 18/7286 Nr . A .25 Ratsdokument 14270/15 Drucksache 18/7286 Nr . A .26 Ratsdokument 14272/15 Drucksache 18/7422 Nr . A .31 Ratsdokument 15362/15 Drucksache 18/7934 Nr . A .30 EP P8_TA-PROV(2016)0050 Drucksache 18/8140 Nr . A .25 EP P8_TA-PROV(2016)0058 Drucksache 18/8470 Nr . A .31 EP P8_TA-PROV(2016)0133 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 177. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 28 Bekämpfung von Doping im Sport TOP 30 Deutsch-indische Bildungskooperation TOP 29 Bundespolizeibeauftragtengesetz TOP 31 Lobbyistenregister Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Armin Schuster


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

    Wir haben den vorliegenden Gesetzentwurf natürlich in-
    tensiv gelesen . Ich habe ihn geradezu studiert . Für mich
    als ehemaligen Polizisten ist das ein hochinteressantes
    Thema . Es gibt allerdings nicht gerade wenige hand-

    werkliche Mängel . Auf diese werden meine Kollegen
    später wahrscheinlich noch gebührend eingehen . Ich
    möchte eher ein paar grundsätzliche Bemerkungen zu
    dieser Idee machen . Der Umgang mit Beschwerden von
    Bürgern oder internen Beschwerden ist ein sehr relevan-
    tes Thema; das gestehe ich zu .

    Ich möchte dazu folgende Punkte anmerken . Frau
    Mihalic, Sie haben gesagt, dass wir eine Kontrolle des
    Gewaltmonopols brauchen, und haben einen Vergleich
    mit dem Wehrbeauftragten gezogen . Dieser hatte und hat
    eine völlig andere Funktion . Die Stelle des Wehrbeauf-
    tragten ist aus einer Innenperspektive heraus eingerichtet
    worden, sozusagen als Anwalt der Soldatinnen und Sol-
    daten, die verpflichtend Wehrdienst leisten mussten, ob
    sie wollten oder nicht .


    (Dr . Volker Ullrich [CDU/CSU]: So ist es! – Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So soll der Polizeibeauftragte auch verstanden werden!)


    Das war nach innen gerichtet . Der Wehrbeauftragte
    nimmt gar keine externen Beschwerden zur Kenntnis;
    das ist nicht seine Aufgabe . Deshalb hinkt der von Ihnen
    gezogene Vergleich völlig . Er ist fast irreführend . Das ist
    Ihrerseits kein gutes Argument .


    (Dr . Volker Ullrich [CDU/CSU]: Ein schlechtes Argument!)


    Wenn wir untersuchen, ob wir eine solche Stelle ein-
    richten sollen, müssen wir die Frage beantworten: Brau-
    chen wir ihn wirklich, und welche anderen Beauftragten
    gibt es schon? Ich habe mir die Mühe gemacht, das ein-
    mal aufzulisten:

    Erstens, die Personalvertretung . Sie ist sieben Tage die
    Woche und 24 Stunden am Tag ansprechbar; so habe ich
    es selbst erlebt . Frau Mihalic, aufgrund Ihrer Nähe zur
    Bundespolizeigewerkschaft nach den letzten Wahlen ver-
    stehe ich nicht, dass Sie so misstrauisch sind und offen-
    bar glauben, dass diese ihren Auftrag nicht wahrnehmen
    können . Die Vertretungen glauben jedenfalls, dass sie das
    sehr gut können .


    (Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die können das auch gut!)


    Zweitens gibt es den Dienstweg mit dem Remonstrati-
    onsrecht, drittens den Beschwerdeweg, der heute in al-
    len Bundespolizeibehörden an einer eingerichteten Be-
    schwerdestelle endet, viertens Petitionsausschüsse, die
    es in Land und Bund gibt – ich vermute, dass Günter
    Baumann noch etwas dazu sagen wird –, fünftens die
    Innenrevision, über die heutzutage jede Behörde selbst-
    verständlich verfügt, sechstens den Sozialmedizinischen
    Dienst, siebtens die katholische und evangelische Seel-
    sorge, die es in der Bundespolizei gibt, und zwar sogar
    sehr breit angelegt, achtens die Gleichstellungsbeauf-
    tragte, neuntens die Beauftragte für gleichgeschlecht-
    liche Lebenspartner oder Lebensweisen . Zehntens . Die
    Bundespolizei hat 2015 eine Vertrauensstelle eingerich-
    tet exklusiv für die Bearbeitung interner und externer
    Beschwerden .

    Irene Mihalic






    (A) (C)



    (B) (D)


    Frage: Braucht es jetzt einen elften Beauftragten, oder
    brauchen wir eher einen Lotsen, um bei den zehn Beauf-
    tragten durchzublicken?


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich mag mich gar nicht in die Rolle eines Präsidenten
    versetzen, der das managt .

    Insofern: Ein Blick in die Realität hilft immer . Es gibt
    unter 200 Beschwerden pro Jahr bei der Bundespoli-
    zei – diese Zahl entnehme ich bewusst Ihrem Gesetzent-
    wurf; ich glaube, Sie schreiben dort von 182 Beschwer-
    den – bei – jetzt nehme ich wieder eine für Sie günstige
    Zahl – 2,5 Millionen Kontrollen, bei denen in jedem Fall
    ein Bürger betroffen ist. Wenn Sie, wie es die Profis tun,
    200 Beschwerden und 2,5 Millionen Kontrollen, also
    Bürgerkontakte, ins Verhältnis setzen, dann kommen Sie
    auf eine Zahl von 0,00014 Prozent Beschwerden . Jede
    Organisation in Deutschland wäre begeistert, wenn sie
    eine solche Beschwerdequote hätte .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Es ist ein unglaublich guter Wert .

    Die vor einem Jahr eingerichtete Vertrauensstelle bei
    der Bundespolizei hat bis jetzt 40 Fälle – Sie haben mit
    dem, was Sie in dieser Diskussion gesagt haben, nicht
    unrecht – bekommen, 10 davon mit strafrechtlicher Re-
    levanz, einige davon mit Disziplinar- und Folgemaßnah-
    men . Auch das hat sich bereits bewährt .


    (Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das erfährt niemand!)


    Mein Fazit . Im Ziel sind wir uns einig: bürgernahe
    Polizei, rechtskonforme hohe Qualität, vor allem bei
    Eingriffen . Im Weg sind wir uns nicht einig, vielleicht
    kann man auch sagen: noch nicht einig . Wir haben keinen
    Beschwerdenotstand . Wir haben keine überbordenden
    Missstände in den Behörden .


    (Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Davon spricht auch keiner!)


    Wir haben eher das Gegenteil, und trotzdem wählen Sie
    eher den Weg des Misstrauens . Ich zitiere einmal aus Ih-
    rem Gesetzentwurf:

    Gerade in angespannten Situationen kann es dazu
    kommen, dass im Bürgerkontakt gesetzliche Gren-
    zen überschritten, unverhältnismäßige Gewalt
    ausgeübt, Menschenrechte verletzt oder einzelne
    Bürgerinnen und Bürger – häufig im öffentlichen
    Raum – diskriminiert oder unangemessen behandelt
    werden .

    Ich würde Ihnen gerade in dieser Zeit nicht empfeh-
    len, so über Polizeibeamte in Deutschland zu reden .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Sie haben gerade jetzt angesichts dieser geringen Be-
    schwerdezahlen viel mehr Vertrauen und viel mehr Zu-
    spruch verdient, gerade aus diesem Haus heraus . Deswe-
    gen wähle ich eigentlich lieber den Weg des Vertrauens .

    Jetzt muss ich fachlich werden – ich will gar nicht po-
    litisch argumentieren –: Qualität – die zu wollen, darin

    sind wir uns so etwas von einig; das können Sie sich gar
    nicht vorstellen – erzeugt man immer von innen heraus .
    Qualität kann man nie von außen „erprüfen“ . Deshalb las-
    sen Sie uns die 2 Millionen Euro, die Ihr Vorhaben kos-
    tet – diese Zahl wird in Ihrem Gesetzentwurf genannt –,
    lieber dafür investieren, dass sich unsere Behörden aus
    ihrer inneren Kraft heraus so aufstellen, dass Beschwer-
    den von Bürgern und Beschwerden von Polizeibeamten
    in den Arbeitsprozessen der Behörden systematisch und
    professionell behandelt werden .

    Ich sage Ihnen auch, wo ich eine Lücke sehe: Wir
    haben noch keine Beschwerdestimulation – richtig . Der
    Prozessschritt – wie stimuliert man eigentlich so, dass
    sich Bürger beschweren? – fehlt . Aber ich möchte, dass
    die Behörden selbst diesen Schritt einleiten . Ich möchte
    nicht, dass er von Fremden vollzogen wird . Das würde
    nicht mehr Qualität erzeugen . Folglich lehnen wir den
    Gesetzentwurf ab, finden aber die Diskussion, die Sie da-
    mit angestoßen haben – sie kann von mir aus gerne öfter
    geführt werden –, richtig . Wir müssen in jedem Fall die
    Kontrolle darüber behalten, wie es mit den Beschwerden
    aussieht . Im Moment sieht es auf jeden Fall gut aus, weil
    sie so gering sind .

    Ich danke Ihnen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank . – Nächster Redner ist der Kollege Frank

Tempel, Fraktion Die Linke .


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Frank Tempel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

    und Herren! Die Grünen haben einen Vorschlag der Hu-
    manistischen Union aufgegriffen, der die Einsetzung ei-
    nes parlamentarischen Polizeibeauftragten als unabhän-
    gige Beschwerdestelle für Bürgerinnen und Bürger und
    für Polizistinnen und Polizisten gleichermaßen vorsieht .
    Auch die Linke hat den Vorschlag der Humanistischen
    Union aufgegriffen und die Arbeit an einem solchen Ge-
    setzentwurf aufgenommen . Er ist übrigens im Wesentli-
    chen fertig . Dazu komme ich gleich noch .

    Die entscheidende Frage ist – Herr Schuster, Sie ha-
    ben sie auch gestellt –: Brauchen wir so etwas? Braucht
    der Bürger eine Beschwerdestelle, wo er doch zum Bei-
    spiel die Möglichkeit einer Dienstaufsichtsbeschwerde
    oder auch einer Strafanzeige gegen Polizeibeamte bei
    möglichem Fehlverhalten hat? Auch berechtigt ist die
    Frage: Was bedeutet eine solche Stelle für Polizeibeam-
    te? Bedeutet die Einrichtung einer solchen Stelle grund-
    sätzliches Misstrauen, wie es die Polizeigewerkschaft
    und auch Herr Schuster vermuten, oder nutzt diese Stelle
    Polizeibeamten sogar?

    Meine Damen und Herren, ich bin selbst Polizist, und
    ich weiß, dass Polizeibeamte in unserem Land einen an-
    strengenden und verantwortungsvollen Dienst verrichten .
    Ihnen wird ein hoher Ausbildungsstandard vermittelt,
    und ihnen wird im Rahmen ihrer Einsätze eine erhebliche
    Belastung abverlangt . Im Verhältnis zum Bürger stehen

    Armin Schuster (Weil am Rhein)







    (A) (C)



    (B) (D)


    sie aber auch in einer ganz besonderen Verantwortung .
    Ihnen wurde das innerstaatliche Gewaltmonopol über-
    tragen, und dieser ganz besonderen Verantwortung muss
    auch in einer ganz besonderen Art und Weise Rechnung
    getragen werden,


    (Beifall bei der LINKEN)


    insbesondere wenn wir davon ausgehen, dass da, wo
    Menschen ihren Dienst versehen, auch menschliches
    Fehlverhalten auftreten wird – auftreten wird, Herr
    Schuster; nicht: auftreten kann .

    Es muss einfach im Interesse der Polizeibeamten
    sein, das Vertrauen der Bürger in die Polizei zu stär-
    ken . Deswegen muss der Bürger folgende Gewissheit
    haben: Wenn er sich von der Polizei falsch oder unge-
    recht behandelt fühlt, kann er im Zweifel auch auf eine
    unabhängige Stelle zurückgreifen, die sich des Problems
    annimmt . Er muss sich nicht bei der Polizei über die Po-
    lizei beschweren . – Für viele Menschen, Herr Schuster,
    ist es nun mal keine angenehme Vorstellung, sich bei der
    Polizei über die Polizei zu beschweren . Das führt nicht
    selten dazu, dass Beschwerden erst gar nicht erfolgen .
    Missstände können dann auch nicht abgestellt werden .
    Das ist der Blick in die Realität .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Mir als ehemaligem Polizeibeamten wird niemand den
    großen Respekt vor der Arbeit meiner Kollegen abspre-
    chen können . Ein Generalverdacht gegen Polizeibeamte
    liegt mir völlig fern . Aber die Bilder vom Vorgehen ge-
    gen die Proteste bei Stuttgart 21, Berichte über die Miss-
    handlung von Flüchtlingen durch Bundespolizisten in
    Hannover und auch viele kleine Vorfälle zwischen Bür-
    gern und Polizisten sagen mir sehr deutlich, dass es auch
    keinen generellen Heiligenschein für Polizeibeamte gibt .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Mir schreibt zum Beispiel ein chronisch kranker
    Mann, der die Erlaubnis hat, Cannabis medizinisch zu
    verwenden, dass er von der Polizei monatlich mehrfach
    kontrolliert wird, seit diese das weiß . Er fühlt sich von
    der Polizei drangsaliert . Für eine Strafanzeige reicht es
    nicht . Er schreibt mir und erhofft sich Hilfe . Besser wäre
    es aber, es gäbe eine unabhängige Stelle, die diese Um-
    stände klären und dann auch abstellen kann .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Stattdessen verschließt man die Augen davor und sagt:
    Es ist immer alles gut .

    Ganz nebenbei: Als Reaktion auf die Misshandlung
    von Flüchtlingen durch die Bundespolizisten in Hanno-
    ver hat Bundespolizeipräsident Romann in seiner Behör-
    de 2015 eine solche Vertrauensstelle eingerichtet . Das ist
    wahrscheinlich sogar sehr ehrlich gemeint . Aber Bun-
    despolizisten, die mir geschrieben haben, haben mich ge-
    warnt, einer solchen Stelle, die direkt beim Präsidenten
    angesiedelt ist, zuzustimmen; wenn Polizeibeamte den
    Mut aufbringen sollen, interne Missstände aufzudecken,
    sei dies nur über eine unabhängige Stelle denkbar . – Das,

    Herr Schuster, haben mir, wie gesagt, Bundespolizisten
    geschrieben .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg . Dr . Eva Högl [SPD])


    Sehr geehrte Damen und Herren, Demokratie und
    Rechtsstaatlichkeit, das ist für uns alle im Bundestag
    ein gemeinsamer Anspruch . Ich denke, mit einer klugen,
    produktiven und vor allen Dingen offenen Debatte ist
    das Ende eines jahrzehntelangen Diskussionsprozesses
    durchaus möglich .

    Aber nun zum Entwurf meiner Fraktion . Meine Frak-
    tion hat trotz einiger Unterschiede darauf verzichtet,
    ihren eigenen, sehr ähnlichen Entwurf hier dazuzule-
    gen . Wir möchten zum Beispiel die Tätigkeit des Beauf-
    tragten beim Zoll nur auf polizeilich agierende Zöllner,
    die auch in Grundrechte eingreifen, beschränken . Nach
    unserer Auffassung soll der Polizeibeauftragte auch bei
    internationaler Zusammenarbeit der Polizei zum Tragen
    kommen . Die Selbstbeschränkung bei Aussagen des Po-
    lizeibeauftragten als Zeugen sehen wir ebenfalls kritisch .
    Aber über all das können wir ergebnisoffen reden, ohne
    dass wir gleich unseren Entwurf als Konkurrenz zum
    Entwurf der Grünen dazulegen müssen . Wir können de-
    mokratisch auch mal einen Prozess hier beginnen, der zu
    einem Ergebnis führt


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    und an dessen Ende steht, dass der Bundestag die Ein-
    setzung eines parlamentarischen Polizeibeauftragten als
    unabhängige Beschwerdestelle für Bürgerinnen und Bür-
    ger und für Polizisten und Polizistinnen gleichermaßen
    beschließt .

    Danke schön .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)