Rede:
ID1817703400

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 10
    1. Armin: 1
    2. Schuster: 1
    3. ist: 1
    4. der: 1
    5. nächste: 1
    6. Redner: 1
    7. für: 1
    8. die: 1
    9. CDU/CSU-Fraktion: 1
    10. .\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/177 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 177. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Juni 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt 28: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Bauvertragsrechts und zur Än- derung der kaufrechtlichen Mängelhaftung Drucksache 18/8486 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17473 A Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 17473 B Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 17474 D Dr . Hendrik Hoppenstedt (CDU/CSU) . . . . . . 17476 B Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . 17478 D Dr . Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 17480 D Alexander Hoffmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 17482 A Sabine Poschmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 17483 C Volkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU) . . . . 17484 A Tagesordnungspunkt 30: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutsch-indi- sche Bildungs- und Wissenschaftskoopera- tion ausbauen Drucksache 18/8708 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17485 C Dr . Stefan Kaufmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 17485 D Dr . Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 17487 A Dr . Simone Raatz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17488 A Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17489 B Dr . Thomas Feist (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17490 C Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . 17491 D Dr . Claudia Lücking-Michel (CDU/CSU) . . . 17492 D Tagesordnungspunkt 29: a) Erste Beratung des von den Abgeordne- ten Irene Mihalic, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die unabhängige Polizeibeauftrag- te oder den unabhängigen Polizeibeauf- tragten des Bundes (Bundespolizeibe- auftragtengesetz – BPolBeauftrG) Drucksache 18/7616 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 A b) Antrag der Abgeordneten Irene Mihalic, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aufklärung polizeilichen Fehlverhaltens erleichtern – Ergänzung zum Entwurf eines Gesetzes über die unabhängige Polizeibeauftragte oder den unabhängigen Polizeibeauftrag- ten des Bundes (Bundespolizeibeauftrag- tengesetz – BPolBeauftrG) Drucksache 18/7617 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 A c) Antrag der Abgeordneten Irene Mihalic, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bun- destages – hier: Umsetzung des Gesetzes über die unabhängige Polizeibeauftragte oder den unabhängigen Polizeibeauftrag- ten des Bundes (Bundespolizeibeauftrag- tengesetz – BPolBeauftrG) Drucksache 18/7618 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 B Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 B Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17495 B Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 17496 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016II Günter Baumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17497 D Wolfgang Gunkel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17498 D Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17500 C Tagesordnungspunkt 31: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge- schäftsordnung – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr . Petra Sitte, Jan Korte, Matthias W . Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Transparenz herstellen – Einführung eines verpflichtenden Lob- byistenregisters – zu dem Antrag der Abgeordneten Britta Haßelmann, Volker Beck (Köln), Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Transparenz schaffen – Verbindliches Register für Lobbyistinnen und Lob- byisten einführen Drucksachen 18/3842, 18/3920, 18/8742 . . . . 17501 C Bernhard Kaster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 17501 C Dr . Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 17503 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17504 C Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17505 D Dr . Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 17506 D Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17508 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17509 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 17511 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17511 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016 17473 177. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Juni 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Dagmar Ziegler (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016 17511 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 10 .06 .2016 Bülow, Marco SPD 10 .06 .2016 Felgentreu, Dr . Fritz SPD 10 .06 .2016 Ferner, Elke SPD 10 .06 .2016 Flachsbarth, Dr . Maria CDU/CSU 10 .06 .2016 Gröhe, Hermann CDU/CSU 10 .06 .2016 Grötsch, Uli SPD 10 .06 .2016 Heck, Dr . Stefan CDU/CSU 10 .06 .2016 Lämmel, Andreas G . CDU/CSU 10 .06 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 10 .06 .2016 Leutert, Michael DIE LINKE 10 .06 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 10 .06 .2016 Liebing, Ingbert CDU/CSU 10 .06 .2016 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Maizière, Dr . Thomas de CDU/CSU 10 .06 .2016 Malecha-Nissen, Dr . Birgit SPD 10 .06 .2016 Müller (Chemnitz), Detlef SPD 10 .06 .2016 Petzold, Ulrich CDU/CSU 10 .06 .2016 Rawert, Mechthild SPD 10 .06 .2016 Riesenhuber, Dr . Heinz CDU/CSU 10 .06 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Scho-Antwerpes, Elfi SPD) 10 .06 .2016 Schulz-Asche, Kordula BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Spahn, Jens CDU/CSU 10 .06 .2016 Steinbach, Erika CDU/CSU 10 .06 .2016 Steinbrück, Peer SPD 10 .06 .2016 Strothmann, Lena CDU/CSU 10 .06 .2016 Tack, Kerstin SPD 10 .06 .2016 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Veit, Rüdiger SPD 10 .06 .2016 Wagenknecht, Dr . Sahra DIE LINKE 10 .06 .2016 Weinberg, Harald DIE LINKE 10 .06 .2016 Werner, Katrin DIE LINKE 10 .06 .2016 Wicklein, Andrea SPD 10 .06 .2016 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Ausschuss für Wirtschaft und Energie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bundesbericht Energieforschung 2016 Forschungsförderung für die Energiewende Drucksachen 18/8200, 18/8461 Nr. 1.2 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfol- genabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zum Deutschlandsti- pendium über die Ergebnisse der Evaluation nach Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 201617512 (A) (C) (B) (D) § 15 des Stipendienprogramm-Gesetzes und der Begleitforschung Drucksache 18/7890 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Petitionsausschuss Drucksache 18/7612 Nr . A .1 EP P8_TA-PROV(2016)0021 Innenausschuss Drucksache 18/6855 Nr . A .1 EP P8_TA-PROV(2015)0388 Drucksache 18/7286 Nr . A .3 Ratsdokument 13819/15 Drucksache 18/8293 Nr . A .1 Ratsdokument 6651/16 Drucksache 18/8668 Nr . A .14 Ratsdokument 8491/16 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/8293 Nr . A .14 Ratsdokument 7571/16 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/3618 Nr . A .4 Ratsdokument 16115/14 Drucksache 18/3962 Nr . A .1 Ratsdokument 5112/15 Drucksache 18/6855 Nr . A .17 Ratsdokument 13669/15 Drucksache 18/7286 Nr . A .25 Ratsdokument 14270/15 Drucksache 18/7286 Nr . A .26 Ratsdokument 14272/15 Drucksache 18/7422 Nr . A .31 Ratsdokument 15362/15 Drucksache 18/7934 Nr . A .30 EP P8_TA-PROV(2016)0050 Drucksache 18/8140 Nr . A .25 EP P8_TA-PROV(2016)0058 Drucksache 18/8470 Nr . A .31 EP P8_TA-PROV(2016)0133 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 177. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 28 Bekämpfung von Doping im Sport TOP 30 Deutsch-indische Bildungskooperation TOP 29 Bundespolizeibeauftragtengesetz TOP 31 Lobbyistenregister Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Irene Mihalic


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Lie-

    be Kollegen! Vor 60 Jahren wurde im Zuge der Grün-
    dung der Bundeswehr auch die Position eines Wehrbe-

    auftragten beim Deutschen Bundestag verankert . Damals
    ging die Initiative von der SPD aus, genauer gesagt vom
    Abgeordneten Ernst Paul .

    Natürlich gab es anfangs auch kritische Stimmen –
    das ist ja völlig klar – von allen Seiten, unter anderem
    aus der Union, aber auch von einigen Generälen, der
    Wehrbeauftragte sei ein Ausdruck des tiefen Misstrauens
    gegenüber dem Militär; er sei ein unnützes Institut und
    würde den ohnehin vorhandenen Papierkrieg noch wei-
    ter verstärken . Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch im
    Zusammenhang mit einem Polizeibeauftragten kommen
    mir diese Argumente irgendwie bekannt vor .

    Natürlich steht der Wehrbeauftragte – das ist unstrit-
    tig – historisch in einem völlig anderen Kontext . Aber ich
    denke, heute herrscht große Einigkeit darüber, dass der
    Wehrbeauftragte eine bundesrepublikanische Erfolgsge-
    schichte ist . Es ging von Anfang an ein wichtiges Signal
    von dieser Institution aus: Bei der Bundeswehr zählen
    nicht nur Befehl und Gehorsam, sondern sie ist Teil die-
    ser Gesellschaft, und Soldatinnen und Soldaten sind Bür-
    gerinnen und Bürger, wenn auch in Uniform .

    Eine solche vertrauensstiftende Maßnahme wünschen
    wir uns auch für die Polizei . Aber es fehlt im Bund ein
    Äquivalent zum Wehrbeauftragten für die Kontrolle des
    Gewaltmonopols im Innern . Genau deshalb schlagen wir
    Grünen die Schaffung der Stelle eines Polizeibeauftrag-
    ten beim Deutschen Bundestag vor .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Als die Ergebnisse des ersten NSU-Untersuchungs-
    ausschusses vorgelegt wurden, wurde in diesem Hause
    mit großer Geschlossenheit eine mangelnde Fehlerkultur
    auch bei den Polizeibehörden festgestellt . Dabei sind wir
    uns sicher einig, dass die pure Forderung „Steht zu euren
    Fehlern!“ de facto nichts verändern wird . Nein, wir brau-
    chen dazu Instrumente, die einen angemessenen Umgang
    mit Fehlern ermöglichen, um auch für die Zukunft daraus
    zu lernen .

    Deshalb brauchen wir eine unabhängige Instanz au-
    ßerhalb polizeilicher Hierarchien, bei der sowohl Bürge-
    rinnen und Bürger als auch Polizistinnen und Polizisten
    Hinweise und Kritik, gegebenenfalls auch vertraulich,
    vorbringen können .

    Der Polizeibeauftragte hat dann die Möglichkeit, die
    Eingaben völlig unabhängig zu prüfen . Er arbeitet dabei
    selbstverständlich immer eng mit den Personalvertretun-
    gen zusammen, die schon heute eine enorm wichtige Ar-
    beit leisten, und vor dem Bundestag soll er regelmäßig
    über seine Arbeit berichten, sodass wir im Parlament die
    Gelegenheit haben, wenn es nötig ist, politisch nachzu-
    steuern .

    Wie wichtig ein solcher unabhängiger Polizeibeauf-
    tragter wäre, sehen wir in der aktuell angespannten Si-
    cherheitslage immer wieder . Ich erinnere zum Beispiel
    an die Vorfälle bei der Bundespolizeidirektion in Han-
    nover, bei denen es um Folter- und Nötigungsvorwürfe
    ging . Diese sollen nun zum Glück aufgeklärt sein . Aber
    hier erfolgten viel zu spät Hinweise eines Polizisten, ver-

    Präsident Dr. Norbert Lammert






    (A) (C)



    (B) (D)


    mutlich aus Angst vor Konsequenzen für die eigene Be-
    rufslaufbahn . Oder nehmen wir die Kölner Silvesternacht
    als Beispiel, wo sich Beamte der Bundespolizei aus Man-
    gel an unabhängigen Ansprechpartnern mit ihrer Einsatz-
    kritik lieber gleich an die Bild-Zeitung gewandt haben .

    Es fällt mir schwer, diese Leerstelle in der Sicher-
    heitsarchitektur zu akzeptieren . Das sage ich auch und
    gerade als ehemalige Polizistin . Ich weiß, dass fraktions-
    übergreifend einige Kolleginnen und Kollegen ähnlich
    denken und dass viele Polizistinnen und Polizisten, mit
    denen ich in den letzten Jahren gesprochen habe, das ge-
    nauso sehen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Sowohl die Linke als auch die SPD-Fraktion bewer-
    ten eine solche Institution schon länger als grundsätzlich
    positiv, auch wenn es im Detail sicherlich noch einige
    Differenzen gibt . Liebe Kolleginnen und Kollegen von
    der Union, Sie haben sich zwar bisher eher skeptisch ge-
    geben . Aber in Baden-Württemberg richten wir nun eine
    solche Stelle gemeinsam ein . Von der Union in Nieder-
    sachsen kam bereits eine ähnliche Forderung . Ich denke,
    Sie unterstellen nicht, dass Ihre Kolleginnen und Kolle-
    gen in den Landtagen kein Vertrauen zur Polizei haben .
    Der Polizeibeauftragte jedenfalls schafft Vertrauen so-
    wohl bei der Polizei als auch bei den Bürgerinnen und
    Bürgern .

    Heute ist die erste Lesung unseres Gesetzentwurfs .
    Wir wollen uns Zeit nehmen, diese Vorlage ordentlich zu
    beraten . Wir wollen eine gute Expertenanhörung durch-
    führen sowie alle Details und mögliche Differenzen ganz
    genau besprechen . Ich wünsche mir, dass daraus am
    Ende eine gemeinsame Initiative wird und dass wir einen
    interfraktionellen Antrag oder Gesetzentwurf daraus ent-
    wickeln, der hier im Haus eine breite Zustimmung findet.
    Es wäre doch ein starkes Signal des Parlaments, wenn
    wir noch vor Ende der 18 . Legislaturperiode – 60 Jahre
    nach Einsetzen des Wehrbeauftragten – gemeinsam die
    Stelle eines unabhängigen Polizeibeauftragten auf den
    Weg bringen . Ich freue mich auf einen konstruktiven Be-
    ratungsprozess .

    Ganz herzlichen Dank .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Armin Schuster ist der nächste Redner für die CDU/

CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Armin Schuster


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

    Wir haben den vorliegenden Gesetzentwurf natürlich in-
    tensiv gelesen . Ich habe ihn geradezu studiert . Für mich
    als ehemaligen Polizisten ist das ein hochinteressantes
    Thema . Es gibt allerdings nicht gerade wenige hand-

    werkliche Mängel . Auf diese werden meine Kollegen
    später wahrscheinlich noch gebührend eingehen . Ich
    möchte eher ein paar grundsätzliche Bemerkungen zu
    dieser Idee machen . Der Umgang mit Beschwerden von
    Bürgern oder internen Beschwerden ist ein sehr relevan-
    tes Thema; das gestehe ich zu .

    Ich möchte dazu folgende Punkte anmerken . Frau
    Mihalic, Sie haben gesagt, dass wir eine Kontrolle des
    Gewaltmonopols brauchen, und haben einen Vergleich
    mit dem Wehrbeauftragten gezogen . Dieser hatte und hat
    eine völlig andere Funktion . Die Stelle des Wehrbeauf-
    tragten ist aus einer Innenperspektive heraus eingerichtet
    worden, sozusagen als Anwalt der Soldatinnen und Sol-
    daten, die verpflichtend Wehrdienst leisten mussten, ob
    sie wollten oder nicht .


    (Dr . Volker Ullrich [CDU/CSU]: So ist es! – Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So soll der Polizeibeauftragte auch verstanden werden!)


    Das war nach innen gerichtet . Der Wehrbeauftragte
    nimmt gar keine externen Beschwerden zur Kenntnis;
    das ist nicht seine Aufgabe . Deshalb hinkt der von Ihnen
    gezogene Vergleich völlig . Er ist fast irreführend . Das ist
    Ihrerseits kein gutes Argument .


    (Dr . Volker Ullrich [CDU/CSU]: Ein schlechtes Argument!)


    Wenn wir untersuchen, ob wir eine solche Stelle ein-
    richten sollen, müssen wir die Frage beantworten: Brau-
    chen wir ihn wirklich, und welche anderen Beauftragten
    gibt es schon? Ich habe mir die Mühe gemacht, das ein-
    mal aufzulisten:

    Erstens, die Personalvertretung . Sie ist sieben Tage die
    Woche und 24 Stunden am Tag ansprechbar; so habe ich
    es selbst erlebt . Frau Mihalic, aufgrund Ihrer Nähe zur
    Bundespolizeigewerkschaft nach den letzten Wahlen ver-
    stehe ich nicht, dass Sie so misstrauisch sind und offen-
    bar glauben, dass diese ihren Auftrag nicht wahrnehmen
    können . Die Vertretungen glauben jedenfalls, dass sie das
    sehr gut können .


    (Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die können das auch gut!)


    Zweitens gibt es den Dienstweg mit dem Remonstrati-
    onsrecht, drittens den Beschwerdeweg, der heute in al-
    len Bundespolizeibehörden an einer eingerichteten Be-
    schwerdestelle endet, viertens Petitionsausschüsse, die
    es in Land und Bund gibt – ich vermute, dass Günter
    Baumann noch etwas dazu sagen wird –, fünftens die
    Innenrevision, über die heutzutage jede Behörde selbst-
    verständlich verfügt, sechstens den Sozialmedizinischen
    Dienst, siebtens die katholische und evangelische Seel-
    sorge, die es in der Bundespolizei gibt, und zwar sogar
    sehr breit angelegt, achtens die Gleichstellungsbeauf-
    tragte, neuntens die Beauftragte für gleichgeschlecht-
    liche Lebenspartner oder Lebensweisen . Zehntens . Die
    Bundespolizei hat 2015 eine Vertrauensstelle eingerich-
    tet exklusiv für die Bearbeitung interner und externer
    Beschwerden .

    Irene Mihalic






    (A) (C)



    (B) (D)


    Frage: Braucht es jetzt einen elften Beauftragten, oder
    brauchen wir eher einen Lotsen, um bei den zehn Beauf-
    tragten durchzublicken?


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich mag mich gar nicht in die Rolle eines Präsidenten
    versetzen, der das managt .

    Insofern: Ein Blick in die Realität hilft immer . Es gibt
    unter 200 Beschwerden pro Jahr bei der Bundespoli-
    zei – diese Zahl entnehme ich bewusst Ihrem Gesetzent-
    wurf; ich glaube, Sie schreiben dort von 182 Beschwer-
    den – bei – jetzt nehme ich wieder eine für Sie günstige
    Zahl – 2,5 Millionen Kontrollen, bei denen in jedem Fall
    ein Bürger betroffen ist. Wenn Sie, wie es die Profis tun,
    200 Beschwerden und 2,5 Millionen Kontrollen, also
    Bürgerkontakte, ins Verhältnis setzen, dann kommen Sie
    auf eine Zahl von 0,00014 Prozent Beschwerden . Jede
    Organisation in Deutschland wäre begeistert, wenn sie
    eine solche Beschwerdequote hätte .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Es ist ein unglaublich guter Wert .

    Die vor einem Jahr eingerichtete Vertrauensstelle bei
    der Bundespolizei hat bis jetzt 40 Fälle – Sie haben mit
    dem, was Sie in dieser Diskussion gesagt haben, nicht
    unrecht – bekommen, 10 davon mit strafrechtlicher Re-
    levanz, einige davon mit Disziplinar- und Folgemaßnah-
    men . Auch das hat sich bereits bewährt .


    (Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das erfährt niemand!)


    Mein Fazit . Im Ziel sind wir uns einig: bürgernahe
    Polizei, rechtskonforme hohe Qualität, vor allem bei
    Eingriffen . Im Weg sind wir uns nicht einig, vielleicht
    kann man auch sagen: noch nicht einig . Wir haben keinen
    Beschwerdenotstand . Wir haben keine überbordenden
    Missstände in den Behörden .


    (Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Davon spricht auch keiner!)


    Wir haben eher das Gegenteil, und trotzdem wählen Sie
    eher den Weg des Misstrauens . Ich zitiere einmal aus Ih-
    rem Gesetzentwurf:

    Gerade in angespannten Situationen kann es dazu
    kommen, dass im Bürgerkontakt gesetzliche Gren-
    zen überschritten, unverhältnismäßige Gewalt
    ausgeübt, Menschenrechte verletzt oder einzelne
    Bürgerinnen und Bürger – häufig im öffentlichen
    Raum – diskriminiert oder unangemessen behandelt
    werden .

    Ich würde Ihnen gerade in dieser Zeit nicht empfeh-
    len, so über Polizeibeamte in Deutschland zu reden .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Sie haben gerade jetzt angesichts dieser geringen Be-
    schwerdezahlen viel mehr Vertrauen und viel mehr Zu-
    spruch verdient, gerade aus diesem Haus heraus . Deswe-
    gen wähle ich eigentlich lieber den Weg des Vertrauens .

    Jetzt muss ich fachlich werden – ich will gar nicht po-
    litisch argumentieren –: Qualität – die zu wollen, darin

    sind wir uns so etwas von einig; das können Sie sich gar
    nicht vorstellen – erzeugt man immer von innen heraus .
    Qualität kann man nie von außen „erprüfen“ . Deshalb las-
    sen Sie uns die 2 Millionen Euro, die Ihr Vorhaben kos-
    tet – diese Zahl wird in Ihrem Gesetzentwurf genannt –,
    lieber dafür investieren, dass sich unsere Behörden aus
    ihrer inneren Kraft heraus so aufstellen, dass Beschwer-
    den von Bürgern und Beschwerden von Polizeibeamten
    in den Arbeitsprozessen der Behörden systematisch und
    professionell behandelt werden .

    Ich sage Ihnen auch, wo ich eine Lücke sehe: Wir
    haben noch keine Beschwerdestimulation – richtig . Der
    Prozessschritt – wie stimuliert man eigentlich so, dass
    sich Bürger beschweren? – fehlt . Aber ich möchte, dass
    die Behörden selbst diesen Schritt einleiten . Ich möchte
    nicht, dass er von Fremden vollzogen wird . Das würde
    nicht mehr Qualität erzeugen . Folglich lehnen wir den
    Gesetzentwurf ab, finden aber die Diskussion, die Sie da-
    mit angestoßen haben – sie kann von mir aus gerne öfter
    geführt werden –, richtig . Wir müssen in jedem Fall die
    Kontrolle darüber behalten, wie es mit den Beschwerden
    aussieht . Im Moment sieht es auf jeden Fall gut aus, weil
    sie so gering sind .

    Ich danke Ihnen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)