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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/174 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 174. Sitzung Berlin, Freitag, den 3. Juni 2016 Inhalt: Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurfs eines Integrationsgesetzes Drucksache 18/8615 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17185 A Dr . Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17185 B Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 17187 B Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 17189 A Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17190 D Daniela Kolbe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17191 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17192 C Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 17193 C Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17195 C Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 17196 B Sebastian Hartmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 17197 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17198 A Tagesordnungspunkt 27: Antrag der Abgeordneten Tom Koenigs, Omid Nouripour, Luise Amtsberg, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Eine Menschheit, gemeinsame Verantwortung – Für eine flexible, wirksa- me und zuverlässige humanitäre Hilfe Drucksache 18/8619 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17199 C Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17199 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 17201 B Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 17202 B Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 17203 D Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 17205 A Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17206 D Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17208 A Dr. Ute Finckh-Krämer (SPD) . . . . . . . . . . . . 17209 B Tagesordnungspunkt 28: Vereinbarte Debatte: Weiterentwicklung der Exzellenzinitiative und Förderung des wis- senschaftlichen Nachwuchses Dr . Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17210 A Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 17212 A Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . 17214 A Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 17214 D Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17216 D Albert Rupprecht (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17218 C Dr. Simone Raatz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17220 A Alexandra Dinges-Dierig (CDU/CSU) . . . . . . 17221 C Oliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 17222 C Patricia Lips (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 17223 D Tagesordnungspunkt 29: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes  über  Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2016II Maßnahmen zur Förderung des deutschen  Films (Filmförderungsgesetz – FFG) Drucksachen 18/8592, 18/8627 . . . . . . . . . . . 17225 A Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . 17225 A Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 17226 C Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17227 D Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17229 D Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 17231 A Tagesordnungspunkt 30: a) Antrag der Abgeordneten Roland Claus, Matthias W. Birkwald, Caren Lay, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Keine Altersarmut von Ost- Krankenschwestern – Gerechte Renten für Beschäftigte im DDR-Gesundheits- und Sozialwesen schaffen Drucksache 18/8612 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17232 A b) Antrag der Abgeordneten Roland Claus, Matthias W. Birkwald, Caren Lay, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Keine Kumpel zweiter Klasse – Rentenansprüche der Bergleute aus der DDR-Braunkohleveredlung wahren Drucksache 18/7903 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17232 B c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Abgeordneten Roland Claus, Dr. Gregor Gysi, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Ungerechtigkeiten bei Mütterrente  in Ostdeutschland und  beim Übergangszuschlag beheben Drucksachen 18/4972, 18/6706 . . . . . . . . . 17232 B Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 17232 C Jana Schimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 17233 C Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17235 B Daniela Kolbe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17236 B Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 17236 D Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . . 17238 B Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 17239 D Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . . 17239 D Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . 17240 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17241 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 17243 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17243 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2016 17185 174. Sitzung Berlin, Freitag, den 3. Juni 2016 Beginn: 9.00 Uhr
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    Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2016 17243 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aken, Jan van DIE LINKE 03.06.2016 Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.06.2016 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.06.2016 Brandl, Dr. Reinhard CDU/CSU 03.06.2016 Daldrup, Bernhard SPD 03.06.2016 Fabritius, Dr . Bernd CDU/CSU 03.06.2016 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 03.06.2016 Hänsel, Heike DIE LINKE 03.06.2016 Heil (Peine), Hubertus SPD 03.06.2016 Hendricks, Dr . Barbara SPD 03.06.2016 Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.06.2016 Lämmel, Andreas G. CDU/CSU 03.06.2016 Leidig, Sabine DIE LINKE 03.06.2016 Leikert, Dr. Katja CDU/CSU 03.06.2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 03.06.2016 Leyen, Dr. Ursula von der CDU/CSU 03.06.2016 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.06.2016 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 03.06.2016 Metzler, Jan CDU/CSU 03.06.2016 Michelbach, Dr. h. c. Hans CDU/CSU 03.06.2016 Müller (Chemnitz), Detlef SPD 03.06.2016 Müller, Bettina SPD 03.06.2016 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.06.2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Oßner, Florian CDU/CSU 03.06.2016 Petry, Christian SPD 03.06.2016 Petzold, Ulrich CDU/CSU 03.06.2016 Pflugradt, Jeannine SPD 03.06.2016 Raabe, Dr . Sascha SPD 03.06.2016 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.06.2016 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 03.06.2016 Scho-Antwerpes, Elfi SPD 03.06.2016 Schröder (Wiesbaden), Dr. Kristina CDU/CSU 03.06.2016 Stegemann, Albert CDU/CSU 03.06.2016 Steinmeier, Dr . Frank- Walter SPD 03.06.2016 Strothmann, Lena CDU/CSU 03.06.2016 Veit, Rüdiger SPD 03.06.2016 Wagenknecht, Dr . Sahra DIE LINKE 03.06.2016 Wawzyniak, Halina DIE LINKE 03.06.2016 Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 03.06.2016 Wicklein, Andrea SPD 03.06.2016 Wöhrl, Dagmar G. CDU/CSU 03.06.2016 Zech, Tobias CDU/CSU 03.06.2016 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Der Bundesrat hat in seiner 945 . Sitzung am 13 . Mai 2016 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Erstes Gesetz zur Novellierung von Finanzmarkt- vorschriften auf Grund europäischer Rechtsakte (Erstes Finanzmarktnovellierungsgesetz – 1. Fi- MaNoG) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 201617244 (A) (C) (B) (D) – Gesetz zur Bekämpfung von Korruption im Ge- sundheitswesen Der Bundesrat hat hierzu ferner folgende Entschlie- ßung gefasst: a) Der Bundesrat begrüßt, dass der Deutsche Bundestag mit dem Gesetz zur Bekämpfung von Korruption im Gesundheitswesen eine rechtliche Grundlage zur Be- kämpfung von korruptivem Handeln durch Angehöri- ge der Heilberufe schafft und damit eine nicht hinzu- nehmende Gesetzeslücke schließt. b) Der Bundesrat hält es jedoch für nicht sachgerecht, dass der Gesetzesbeschluss – anders als noch in der dem Bundesrat seinerzeit zur Stellungnahme zugelei- teten Fassung (BR-Drucksache 360/15) – allein wett- bewerbsbezogene Handlungen erfasst, die patienten- schutzbezogene Handlungsmodalität des „Verstoßes gegen berufsrechtliche Pflichten“ hingegen ausspart und damit wesentliche Inhalte und Schutzzwecke des Gesetzes wegfallen. c) Eine wirksame Bekämpfung von Korruption im Gesund- heitswesen muss gleichermaßen zwei Ziele verfolgen: Zum einen muss sie einen funktionierenden Leis- tungswettbewerb auf Seiten der Anbieter sichern, da nur dieser eine qualitative Weiterentwicklung von Arz- nei-, Heil- oder Hilfsmitteln sowie Medizinprodukten bei gleichzeitig vertretbarer Kostenentwicklung im Gesundheitssektor gewährleisten kann (Wettbewerbs- schutz). Zum anderen muss sie aber auch das Vertrauen der Patienten in eine von unlauteren Geldzahlungen un- beeinflusste Gesundheitsversorgung und damit die Ak- zeptanz des – von ihnen solidarisch finanzierten – Ge- sundheitssystems aufrechterhalten (Patientenschutz). Dadurch, dass der Gesetzesbeschluss ausschließlich auf den Wettbewerbsschutz abstellt und den Patien- tenschutz weitgehend ausblendet, könnten eine Rei- he von Fallkonstellationen straffrei bleiben, in denen medizinische Entscheidungen primär an wirtschaft- lichen Interessen, nicht aber am Wohl des individu- ellen Patienten orientiert getroffen werden. Derge- stalt entstehende Schutzlücken wären geeignet, das Vertrauen der Patienten in das von ihnen getragene Gesundheitssystem erheblich zu beeinträchtigen. Entsprechende Schutzlücken könnten zukünftig ins- besondere in Fällen auftreten, in denen eine wettbe- werbsbezogene Bevorzugung bestimmter Anbieter ge- rade nicht gegeben ist, also etwa – bei der Verordnung patentgeschützter (und damit in Monopolstellung) angebotener Arznei-, Heil- oder Hilfsmittel oder Me- dizinprodukte, – bei der allgemeinen – und gegebe- nenfalls medizinisch gar nicht indizierten – Steigerung von Bezugs-, Verordnungs- oder Zuweisungsmen- gen sowie – bei Arzneimittelverordnungen, die sich allein auf den Wirkstoff beziehen, vgl. hierzu schon BR-Drucksache 451/13 (Beschluss), S. 17. d) Der Bundesrat weist zudem darauf hin, dass die jetzt vorgenommene Beschränkung des Gesetzes auf den Bezug und die Verordnung von Arznei- und Heilmit- teln sowie Medizinprodukten dazu führt, dass ganze Berufsgruppen, vor allem die der Apothekerinnen und Apotheker, aus dem Anwendungsbereich des Gesetzes herausfallen. Vor dem Hintergrund der Bedeutung, die diese Berufsgruppen innerhalb des Gesundheitswe- sens haben, können auch insoweit nicht zu rechtferti- gende Strafbarkeitslücken entstehen. e) Der Bundesrat bittet daher die Bundesregierung zu be- obachten, ob zukünftig in der Praxis die vorbeschrie- benen Strafverfolgungslücken in einem Umfang auf- treten, der geeignet ist, das Vertrauen der Patienten in das Gesundheitssystem zu beeinträchtigen. Sollte dies der Fall sein, müssten die notwendigen gesetzlichen Änderungen im Sinne dieser Entschließung vorge- nommen werden . – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2014/26/EU über  die  kollektive  Wahrnehmung  von  Urheber-  und  verwandten  Schutzrechten  und  die  Vergabe  von  Mehrgebietslizenzen  für  Rechte  an  Musik- werken für die Online-Nutzung im Binnenmarkt sowie zur Änderung des Verfahrens betreffend die  Geräte- und Speichermedienvergütung (VG-Richt- linie-Umsetzungsgesetz) – Fünfzehntes Gesetz zur Änderung des Luftver- kehrsgesetzes Zudem hat der Bundesrat in seiner 945 . Sitzung am 13. Mai 2016 gemäß § 3 Absatz 1 Satz 2 Nummer 3, Satz 4 und 6 des Standortauswahlgesetzes Ministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert (Sachsen-Anhalt) als Nachfol- gerin des ausscheidenden Ministers a . D . Dr . Hermann Onko Aeikens (Sachsen-Anhalt) zum Mitglied der „Kommission  Lagerung  hoch  radioaktiver  Abfall- stoffe“ gewählt. Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit hat mitgeteilt, dass er gemäß § 80 Ab- satz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichter- stattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Unterrichtung durch die Bundesregierung Klimaschutzbericht 2015 Drucksache 18/6840 Unterrichtung durch die Bundesregierung Fortschrittsbericht zur Deutschen Anpassungsstra- tegie an den Klimawandel Drucksachen 18/7111, 18/7276 Nr. 7 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/8470 Nr. A.1 Ratsdokument 7984/16 Drucksache 18/8470 Nr. A.2 Ratsdokument 7998/16 Finanzausschuss Drucksache 18/8293 Nr. A.4 Ratsdokument 6918/16 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2016 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2016 17245 (A) (C) (B) (D) Ausschuss für Wirtschaft und Energie Drucksache 18/7127 Nr. A.4 Ratsdokument 14015/15 Drucksache 18/7612 Nr. A.26 Ratsdokument 5187/16 Drucksache 18/7934 Nr. A.16 Ratsdokument 6225/16 Drucksache 18/7934 Nr. A.17 Ratsdokument 6226/16 Drucksache 18/8293 Nr. A.6 Ratsdokument 7115/16 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/8293 Nr. A.12 Ratsdokument 7489/16 Drucksache 18/8470 Nr. A.20 EP P8_TA-PROV(2016)0119 Drucksache 18/8470 Nr. A.22 Ratsdokument 7781/16 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/7733 Nr. A.19 Ratsdokument 5814/16 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 174. Sitzung Inhaltsverzeichnis ZP 4 Integrationsgesetz TOP 27 Qualität der humanitären Hilfe TOP 28 Vereinbarte Debatte zur Exzellenzinitiative TOP 29 Filmförderungsgesetz TOP 30 DDR-Renten-Überleitungsrecht Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Burkhard Blienert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrter Herr Präsident, an Ihre Großzügigkeit

    kann ich hoffentlich auch appellieren.


    (Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE]: Elf Minuten!)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Da-
    men und Herren! Vor einer Woche wurde der Deutsche
    Filmpreis vergeben. Wir konnten einen starken Jahrgang
    feiern, der noch einmal die breite Vielfalt des kreativen
    Filmschaffens deutlich gemacht hat. Von dieser Stelle

    Harald Petzold (Havelland)







    (A) (C)



    (B) (D)


    sage ich – es ist erst eine Woche her –: Herzlichen Glück-
    wunsch allen Preisträgerinnen und Preisträgern!


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Vor wenigen Wochen haben wir Maren Ade feiern
    können mit dem Film Toni Erdmann. Wir haben lange
    warten müssen, bis wieder eine deutsche Produktion in
    Cannes dabei war. Besonders erfreulich dabei vor dem
    Hintergrund der überfälligen Genderdiskussion: Pro-
    duziert hat das Projekt nämlich auch eine Frau, Janine
    Jackowski. Es ist ein schönes Beispiel dafür, was das
    deutsche Fördersystem im besten Fall mit bewirken
    kann: die Begünstigung von künstlerischem und wirt-
    schaftlichem Erfolg, und zwar auch im Ausland. Toni
    Erdmann hat sich nämlich schon in 55 Länder weiter-
    verkauft. Die Liste der Förderer reicht dabei von der FFA
    über den DFFF bis hin zur kulturellen Filmförderung des
    BKM und der Länder. Auch drei öffentlich-rechtliche
    Sender haben Toni Erdmann koproduziert. Deshalb nur
    am Rande bemerkt: Das Mitwirken von Fernsehredaktio-
    nen muss also einem Projekt nicht zwangsläufig schaden.

    Keine Frage: Toni Erdmann ist ein Glücksfall für den
    deutschen Film. Aber ich wünsche mir, dass unsere För-
    derung mehr solcher Filme möglich machen kann, Filme,
    die die Kritiker genauso wie die Kinozuschauer im In-
    und Ausland begeistern. Genau das haben wir uns mit
    der Novelle des FFG auch vorgenommen. Dabei ist das
    FFG nur ein, wenn auch zentraler Pfeiler der deutschen
    Filmförderung.

    Ich möchte einen anderen kurz streifen: den DFFF. Er
    war zuletzt genauso überzeichnet wie der neue German
    Motion Picture Fund aus dem BMWi. Gleichzeitig haben
    die Konkurrenten im globalen Standortwettbewerb um in-
    ternationale Großproduktionen ihre Anreizsysteme mas-
    siv ausgebaut. Im Ergebnis ist der Glanz des ehemaligen
    Vorzeigemodells DFFF inzwischen stark verblasst. Wenn
    wir also die Attraktivität des Filmstandorts Deutschlands
    erhalten wollen, müssen wir uns demnächst auch grund-
    sätzliche Gedanken zum DFFF machen und das Konzept
    gegebenenfalls neu ausrichten.


    (Beifall bei der SPD)


    Zurück zum FFG . Die Bundesregierung hat nun ei-
    nen Gesetzentwurf vorgelegt, dem es gelingt, sowohl die
    Strukturen der Förderung als auch die Förderung selbst
    zu verbessern . Das ist das Ergebnis eines intensiven und
    aufwendigen Dialogs mit der gesamten Branche. Dafür
    meinen Dank an das Haus der BKM und an die FFA.

    Ich greife nun noch einige Punkte heraus: Mit der
    Anpassung der Abgabesätze, mit der Verstärkung der
    Rückflüsse in den Fördertopf, mit der Heranziehung
    werbefinanzierter Abrufdienste und der VoD-Anbieter
    mit Sitz im Ausland werden wir die Einnahmeseite des
    FFA-Haushalts nachhaltig stabilisieren können. Der letz-
    te Punkt ist zwar noch nicht ganz in trockenen Tüchern,
    aber die neue AVMD-Richtlinie gibt begründete Hoff-
    nung auf grünes Licht aus Brüssel. Gute Lösungen sind
    bei den Bestimmungen zur geschlechterparitätischen Be-
    setzung der Gremien gefunden worden . Darüber hinaus

    ist jetzt das Bemühen um Gendergerechtigkeit im Aufga-
    benkatalog der FFA festgeschrieben.

    Zu begrüßen sind auch die Neuerungen bei der Förde-
    rung selbst. Ein breites Bündel von Maßnahmen, insbe-
    sondere in der Projektfilm- und der Drehbuchförderung,
    zielt darauf, die Qualität der Projekte konsequent zu ver-
    bessern .

    Wir sollten aber auch nicht die Augen davor verschlie-
    ßen, dass mit der neuen Förderphilosophie deutlich weni-
    ger Projekte und vor allem weniger kleine Projekte in die
    FFA-Förderung kommen werden. Deshalb bin ich auch
    froh, dass die Mittel für die kulturelle Filmförderung bei
    der BKM aufgestockt wurden.

    Sehr gut ist es, dass bei der Tilgung von Projekt-
    filmdarlehen jetzt sichergestellt ist, dass vorrangig die
    Erlösbeteiligungen der Urheber gemäß dem Urheberver-
    tragsrecht zu bedienen sind. Das trägt zur Verbesserung
    der sozialen Lage der Urheber bei.

    Noch besser wäre es gewesen, wenn der Regierungs-
    entwurf zugleich den Vorschlag eines Erlöskorridors für
    die Produzenten aufgegriffen hätte. Ehrlich gesagt ver-
    wundert es mich, dass da nichts geschehen ist . Denn die
    damit verbundenen Vorteile sind offensichtlich: Die Ur-
    heber kämen früher in den Genuss der eben angesproche-
    nen Beteiligungen. Es würde ein klarer Anreiz dafür ge-
    setzt, dass die Produzenten Projekte verfolgen, die auch
    wirtschaftlich erfolgreich sind. Wir hätten damit eine
    gute Möglichkeit zur wichtigen Stärkung des Eigenka-
    pitals der Produzenten. Zudem würde es der viel beklag-
    ten Filmschwemme entgegenwirken. Insgesamt könnten
    wir in unserem Bemühen um mehr Qualität im deutschen
    Film davon nur profitieren. Den Vorbehalten der um ihre
    Rückflüsse besorgten Verleiher könnten wir dadurch be-
    gegnen, dass wir einen solchen Korridor zunächst nur für
    die verleihgeförderten Projekte vorsehen. Ich denke je-
    denfalls, die Idee eines Korridors ist es allemal wert, dass
    wir zumindest in den nächsten fünf Jahren, die dieses Ge-
    setz in Kraft sein wird, austesten, wie sich dies auswirkt.


    (Beifall bei der SPD)


    Weiterhin erfreulich im Gesetzentwurf: Die Förde-
    rung der Digitalisierung alter Filme steht nun erstmals
    als eigener Förderbereich im Gesetz.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin der Auffas-
    sung, mit dem FFG soll nicht nur der deutsche Film ge-
    fördert werden, sondern auch der Kulturort Kino, für den
    diese Filme gemacht sind, geschützt werden. Da ist der
    Vorschlag des Bundesrates, das Auswertungsfenster der
    Kinos weiter zu verkürzen, eher kontraproduktiv. Gerade
    die Kinos in den kleineren Städten und die Programmki-
    nos wären die Leidtragenden. Sie sind auf die bestehen-
    den Fenster angewiesen. Gerade der Dokumentarfilm,
    auf den der Bundesrat abhebt, ist doch im Kino eher ein
    Langläufer. Sicherlich müssen wir berücksichtigen, dass
    sich das Nutzerverhalten weiter verändert. Deshalb sieht
    der Regierungsentwurf weitere Maßnahmen zur behut-
    samen Flexibilisierung vor. Ich denke, dieser Weg ist
    richtig, und wir sollten beobachten, was er bewirkt. Auf
    jeden Fall plädiere ich dafür, keine generelle Verkürzung
    der Fristen vorzunehmen, da es nur um bestimmte Filme

    Burkhard Blienert






    (A) (C)



    (B) (D)


    geht. Der absehbare Schaden für viele Kinos verbietet
    das .


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Marco Wanderwitz [CDU/CSU])


    Ich denke, dem Anliegen kann man auch untergesetzlich
    im Rahmen der Entscheidungspraxis der FFA über Ver-
    kürzungsanträge entsprechen.

    Ein ganz anderes Anliegen der Dokumentarfilmer fin-
    det jedoch meine Zustimmung. Wir halten es für sinn-
    voll, dass die Zuschauer nichtgewerblicher Vorführungen
    bei der Referenzfilmförderung weiterhin mit berücksich-
    tigt werden .


    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Johannes Selle [CDU/CSU] und Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE])


    Aus dem Gesetzentwurf wurde das gestrichen . Auch das
    werden wir bei der Anhörung im Ausschuss ansprechen
    müssen .

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, bei allem Lob für
    den Regierungsentwurf ist auch ein klares Versäumnis
    festzustellen: Der Entwurf enthält keinen konkreten Vor-
    schlag, wie die Einhaltung von sozialen Mindeststan-
    dards bei der Filmproduktion sichergestellt werden kann.
    Die Liste der Verstöße ist lang, und es handelt sich nicht
    nur um wenige Einzelfälle. Insgesamt scheint es in den
    vergangenen Jahren zwar weniger Probleme mit der Ein-
    haltung der maximalen Arbeitszeit zu geben. Allerdings
    häufen sich die Klagen, dass geleistete Überstunden ohne
    die festgelegten Zuschläge vergütet werden oder dass
    vereinbarte Zeitkonten nicht zur Anwendung kommen .
    Nicht selten wird mit Pauschalverträgen der Tarifvertrag
    umgangen. Mir liegt es fern, hier die Produktionsbranche
    unter einen Generalverdacht zu stellen. Aber jeder ein-
    zelne Fall ist aus meiner Sicht ein Fall zu viel. Deshalb
    tritt die SPD-Fraktion entschieden dafür ein, dass Miss-
    stände bei öffentlich geförderten Filmproduktionen nicht
    hingenommen werden .

    Wir reden nicht zum ersten Mal über dieses Thema.
    Anlässlich der letzten Novelle hat der Bundestag in sei-
    ner Beschlussempfehlung festgestellt, dass ihm die sozi-
    ale Lage der Filmschaffenden ein besonderes Anliegen
    ist .


    (Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Merkt man!)


    Zugleich wurde die Bundesregierung aufgefordert, da-
    rauf hinzuwirken, durch die FFA – ich zitiere – „die Ein-
    haltung sozialer Mindeststandards bei der Produktion
    geförderter Projekte nachweislich und nachhaltig sicher-
    zustellen“. Wie hat die Bundesregierung diese Aufforde-
    rung nun im vorliegenden Entwurf umgesetzt? Heraus-
    gekommen ist eine Formulierung, die sich leider nur im
    Begründungstext wiederfindet.

    Wir brauchen jedoch eine präzise Aufgabenbeschrei-
    bung. Solange sie aber nur in den Begründungsteil abge-
    schoben ist, wird alles beim Alten bleiben. Diese Formu-
    lierung gehört in den Gesetzestext selbst, und zwar genau
    dorthin, wo die Aufgaben der FFA aufgezählt werden.
    § 2 kennt acht Aufgaben. Die Mitverantwortung für so-

    zialverträgliche Bedingungen muss die neunte Aufgabe
    werden .


    (Beifall bei der SPD)


    Dass der Bundesrat in seiner Stellungnahme genau diese
    Forderung aufgegriffen hat, hat mich gefreut . Das ge-
    schah fast einstimmig über alle Parteigrenzen hinweg. 15
    von 16 Bundesländern haben die Notwendigkeit erkannt,
    dass mit dem FFG an dieser Stelle mehr für die Beschäf-
    tigten getan werden muss .

    Seit vorgestern wissen wir: Die Bundesregierung will
    diesem Anliegen entsprechen. Das können wir nur begrü-
    ßen, aber damit sind wir noch nicht am Ende der Strecke.
    Denn das wäre nur der erste Schritt, und der zweite muss
    folgen. Nach unserer Auffassung ist im Gesetz zu präzi-
    sieren, auf welche Weise die FFA diese Aufgabe erfüllen
    kann .

    Die FFA sollte nach unserer Meinung bei den antrag-
    stellenden Unternehmen erheben, ob bei der Produktion
    eine Tarifbindung vorliegt und ob die Einhaltung der ent-
    sprechenden Regelungen gewährleistet ist. Wir wollen
    die FFA nicht zur Tarifpolizei machen. Dazu hat sie kei-
    ne Befugnis und auch nicht die personellen Kapazitäten.

    Ich möchte betonen: Nach unserem Vorschlag ist nicht
    die Einhaltung sozialer Mindeststandards selbst Voraus-
    setzung für die Förderung. Denn wir wissen, dass nicht
    zuletzt die EU-Entsenderichtlinie dem entgegensteht.
    Fördervoraussetzung soll allein die Angabe sein, ob der
    Tarifvertrag für die jeweilige Produktion gilt oder nicht.
    Ich denke, das ist der richtige Weg. Darüber sollten wir
    auch in der Anhörung noch einmal reden.

    Ich appelliere an Sie: Lassen Sie uns dieses Mal ge-
    meinsam das ungelöste Problem anpacken, das wir bis-
    her von Novelle zu Novelle immer vor uns her gescho-
    ben haben. Denn das zentrale Anliegen dieses Gesetzes
    ist die Qualitätssicherung beim deutschen Film. Dazu
    finden sich viele gute Maßnahmen im Regierungsent-
    wurf. Wir können das aber noch besser machen, wenn
    wir uns für faire und sozialverträgliche Bedingungen am
    Set einsetzen .

    Ich danke für die Aufmerksamkeit .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank. – Als nächste Rednerin hat Tabea Rößner

von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Tabea Rößner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

    Warum hat Toni Erdmann, der gefeierte Film von Maren
    Ade, in Cannes keinen Preis gewonnen? Ich wage einmal
    eine steile These: weil dieser Film von Frauen gemacht
    wurde. Die Einladung nach Cannes war allerdings schon
    ein Riesenerfolg. Sieben Jahre lang gab es keinen deut-
    schen Beitrag. Vielleicht fehlt dem deutschen Film nichts
    so sehr wie Frauen – Produzentinnen, Regisseurinnen
    und Autorinnen . Toni Erdmann hat den Weg nach Cannes

    Burkhard Blienert






    (A) (C)



    (B) (D)


    nicht wegen, sondern trotz unseres Filmförderungssys-
    tems geschafft .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Dass Frauen in der Filmbranche benachteiligt sind, ist
    hinlänglich bekannt. Wer welche Förderung bekommt,
    entscheiden überwiegend Männer. Und es sind überwie-
    gend Männer, deren Projekte dann auch gefördert wer-
    den . Frau Staatsministerin Grütters, Sie haben immer
    gesagt, dass Sie diesen Missstand beheben wollen. Das
    ist gut und zwingend notwendig; denn Frauen haben an-
    dere Sichtweisen und tragen zu mehr Vielfalt in der Film-
    landschaft bei. Wir brauchen also mehr Produzentinnen,
    mehr Drehbuchautorinnen und mehr Regisseurinnen .
    Daher müssen wir ihnen bessere Chancen auf Förderung
    einräumen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE])


    Davon ist in Ihrem Gesetzentwurf nur leider nichts zu
    sehen. Sie werden mir jetzt entgegenhalten: Es soll mehr
    Frauen in den Gremien der Filmförderungsanstalt geben.
    Daraus folgt aber doch nicht automatisch, dass mehr
    Frauen gefördert werden. Wäre es da nicht besser, eine
    klare Zielvorgabe zu machen, wie viele der bewilligten
    Projekte in den nächsten Jahren unter Beteiligung von
    Frauen bei Regie, Produktion und Drehbuch entstehen
    sollen? Da geht also deutlich mehr. Wir brauchen mehr
    Mut, zu einer gesetzlichen Regelung zu kommen, die
    dieses Problem auch wirklich angeht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE])


    „Mut“ ist ein gutes Stichwort. Daran fehlt es bei den
    Entscheidern leider viel zu oft. Es fehlt an Mut, den
    Filmschaffenden mehr Vertrauen entgegenzubringen. Sie
    müssen mit ihren Projekten durch so viele Türen gehen,
    und das Drehbuch muss durch so viele Hände gehen, dass
    dabei am Ende nicht immer der beste Film herauskommt.
    Dazu findet sich leider nichts in Ihrem Gesetzentwurf.

    Wie wäre es zum Beispiel mit einem Fast Track? Die
    Filmförderungsanstalt vergibt einen bestimmten Prozent-
    satz des Fördertopfes an erfolgreiche Filmemacherinnen
    und Filmemacher in einem vereinfachten und automati-
    sierten Verfahren. Dafür müsste man den Kreativen mehr
    vertrauen, es würde aber größtmögliche künstlerische
    Freiheit ermöglichen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Johannes Selle [CDU/CSU]: Das gibt es doch schon!)


    Wir alle wollen gute Filme sehen, aber ob die Ausge-
    staltung der Vergabegremien zu besseren Filmen führt,
    wage ich zu bezweifeln. In den Kommissionen, die deut-
    lich kleiner werden sollen – was ich richtig finde –, soll
    zukünftig immer eine Mehrheit von Verwertern sitzen,
    auch wenn es um die Förderung von Drehbüchern und
    Filmen geht.


    (Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE]: Skandalös!)


    Das zementiert doch die bisherigen Machtverhältnisse,
    und die Macht liegt leider nicht bei den Kreativen. An
    dieser Stelle sollten Sie den Entwurf dringend überarbei-
    ten .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Auch die Besetzung des Verwaltungsrats verfestigt
    Machtstrukturen. Von den 36 Mitgliedern hat die Produ-
    zentenallianz auch künftig drei Sitze, der Verband Deut-
    scher Filmproduzenten aber nur einen. Da frage ich mich:
    Auf welcher Grundlage erfolgt diese Sitzverteilung?

    Apropos Transparenz. Auch hier fehlt der Mut. Es
    muss für öffentliche Anstalten Pflicht sein, Rechen-
    schaft abzulegen. Dafür braucht man aber Zahlen über
    Herstellungskosten, die Beteiligung der Fernsehsender,
    Rückzahlungen und den Anteil an Frauen in den Berei-
    chen Regie, Produktion und Drehbuch. Nur so kann man
    die Förderentscheidung evaluieren. Dazu könnte zum
    Beispiel ein zentrales Filmregister wie in Frankreich die-
    nen . Ich denke, es würde der FFA gut zu Gesicht stehen,
    Transparenz zum Aushängeschild zu machen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE])


    Das könnte auch bei der Bewertung helfen, wann ein
    Film erfolgreich ist, was sich wiederum auf die Referenz-
    förderung auswirkt. Ist ein Film nur dann erfolgreich,
    wenn er in absoluten Zahlen die meisten Kinobesucher
    zählt? Oder ist nicht auch ein Film erfolgreich, der zwar
    weniger Zuschauer hat, aber bei wesentlich geringeren
    Produktionskosten im Verhältnis deutlich mehr? Wa-
    rum trauen Sie sich nicht, die Herstellungskosten in das
    Verhältnis zu den Zuschauerzahlen zu setzen? Das wäre
    eine sinnvolle politische Steuerung im Sinne des kreati-
    ven Films. Sie würde gewährleisten, dass die Referenz-
    förderung teure Produktionen nicht einseitig besserstellt,
    während erfolgreiche, aber günstigere Filme hinten run-
    terfallen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE])


    Es gäbe noch vieles zu sagen über die sozialen Stan-
    dards, die ökologischen Standards, die Selbstverpflich-
    tung, die Sperrfristen oder die Stärkung des Kinos als
    sozialer und kultureller Ort.

    Ich will noch eine letzte Anmerkung machen. Es ist
    unsere Aufgabe, den Kreativen ein Umfeld zu schaffen,
    in dem sich Kreativität auch entfalten kann, damit wir
    den nächsten deutschen Beitrag in Cannes nicht erst im
    Jahr 2023 haben.

    Vielen Dank.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE])


    Tabea Rößner






    (A) (C)



    (B) (D)