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ID1814706500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/147 Textrahmenoptionen: 16 mm Abstand oben Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 147. Sitzung Berlin, Freitag, den 18. Dezember 2015 Inhalt: Tagesordnungspunkt 22: Beratung der Unterrichtung durch den Parla- mentarischen Beirat für nachhaltige Entwick- lung: Stellungnahme des Parlamentarischen Beirates für nachhaltige Entwicklung zum Indikatorenbericht 2014 „Nachhaltige Ent- wicklung in Deutschland“ des Statistischen Bundesamtes – und – Erwartungen an den Fortschrittsbericht 2016 der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie Drucksache 18/7082 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14513 B Carsten Träger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14513 C Birgit Menz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 14514 C Dr . Andreas Lenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 14515 C Dr . Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14516 D Dr . Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 14518 C Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 14519 C Andreas Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 14520 B Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14521 D Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 14522 D Jeannine Pflugradt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 14524 B Sybille Benning (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 14525 A Tagesordnungspunkt 23: Antrag der Abgeordneten Matthias W . Birkwald, Sabine Zimmermann (Zwickau), Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Rentenniveau anheben – Für eine gute, lebensstandardsichernde Rente Drucksache 18/6878 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14526 C Matthias W . Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . 14526 D Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 14529 A Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14530 A Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14530 D Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 14531 D Dr . Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 14533 C Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . . 14535 A Matthias W . Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 14536 C Dagmar Schmidt (Wetzlar) (SPD) . . . . . . . . . 14537 D Jana Schimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 14539 A Ralf Kapschack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14541 B Tagesordnungspunkt 24: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Maß- nahmen zur Förderung der Kulturarbeit gemäß § 96 des Bundesvertriebenengesetzes in den Jahren 2013 und 2014 Drucksache 18/5598 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14542 D Dr . Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 14542 D Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 14544 A Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14545 A Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14546 D Ute Bertram (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 14547 D Dr . Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 14548 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 147 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 18 . Dezember 2015II Tagesordnungspunkt 25: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Transfer von Forschungsergebnissen und Innovationen in die Gesundheitsver- sorgung beschleunigen Drucksache 18/7044 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14549 D Stephan Albani (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 14550 A Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 14552 A René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14553 B Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . 14555 B Tino Sorge (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 14556 C Tagesordnungspunkt 26: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr . Julia Verlinden, Christian Kühn (Tübin- gen), Annalena Baerbock, weiteren Abge- ordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich (Erneuerbare-Energi- en-Wärmegesetz – EEWärmeG) Drucksache 18/6885 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14558 C Dr . Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14558 C Dr . Herlind Gundelach (CDU/CSU) . . . . . . . . 14560 A Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 14562 A Dr . Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14563 A Dr . Andreas Lenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 14564 B Klaus Mindrup (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14566 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14567 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14567 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 14569 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14569 B Textrahmenoptionen: 30,5 mm Abstand oben (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 147 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 18 . Dezember 2015 14513 147. Sitzung Berlin, Freitag, den 18. Dezember 2015 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 146 . Sitzung, Seite 14458 B, vorletzter Absatz, ers- ter Satz, ist wie folgt zu lesen: „Wir haben außerdem eine Indexierung vorgenommen und diese im Grunde genommen identisch an die Entwicklung der absoluten Obergrenze angekoppelt, die seit 2011 gilt .“ Klaus Mindrup (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 147 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 18 . Dezember 2015 14569 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 18 .12 .2015 Ehrmann, Siegmund SPD 18 .12 .2015 Ernstberger, Petra SPD 18 .12 .2015 Feiler, Uwe CDU/CSU 18 .12 .2015 Gerdes, Michael SPD 18 .12 .2015 Gohlke, Nicole DIE LINKE 18 .12 .2015 Göppel, Josef CDU/CSU 18 .12 .2015 Griese, Kerstin SPD 18 .12 .2015 Janecek, Dieter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18 .12 .2015 Jantz, Christina SPD 18 .12 .2015 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 18 .12 .2015 Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18 .12 .2015 Kömpel, Birgit SPD 18 .12 .2015 Kunert, Katrin DIE LINKE 18 .12 .2015 Mast, Katja SPD 18 .12 .2015 Merkel, Dr . Angela CDU/CSU 18 .12 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Middelberg, Dr . Mathias CDU/CSU 18 .12 .2015 Nahles, Andrea SPD 18 .12 .2015 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18 .12 .2015 Rachel, Thomas CDU/CSU 18 .12 .2015 Röring, Johannes CDU/CSU 18 .12 .2015 Schröder (Wiesbaden), Dr . Kristina CDU/CSU 18 .12 .2015 Spinrath, Norbert SPD 18 .12 .2015 Steinbach, Erika CDU/CSU 18 .12 .2015 Steinke, Kersten DIE LINKE 18 .12 .2015 Steinmeier, Dr . Frank- Walter SPD 18 .12 .2015 Volmering, Sven CDU/CSU 18 .12 .2015 Wagenknecht, Dr . Sahra DIE LINKE 18 .12 .2015 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18 .12 .2015 Weber, Gabi SPD 18 .12 .2015 Wicklein, Andrea SPD 18 .12 .2015 Anlage 2 Amtliche Mitteilung ohne Verlesung Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag zu dem Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über die Tierzucht- und Abstammungs- bestimmungen für den Handel mit Zuchttieren und deren Zuchtmaterial in der Union sowie für die Einfuhr derselben in die Union, KOM(2014) 5 endg., hier: Stellungnahme gegenüber der Bundes- regierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grund- gesetzes, Kennzeichnung von Zuchttieren und -materialien mit Klonabstammung im EU-Tier- zuchtrecht verankern auf Drucksache 18/3557 sowie den Antrag Novelle des Kraft-Wärme-Kopp- lungsgesetzes unverzüglich vorlegen auf Drucksa- che 18/3919 zurückzieht . Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuerver- günstigungen für die Jahre 2013 bis 2016 (25. Sub- ventionsbericht) Drucksachen 18/5940, 18/6138 Nr. 7 14570 (A) (C) (B) (D) Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 147 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 18 . Dezember 2015 Ausschuss für Wirtschaft und Energie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Verordnung über Vereinbarungen zu abschaltbaren Lasten Erforderlichkeit und Eignung abschaltbarer Las- ten, um Gefährdungen oder Störungen der Sicher- heit und Zuverlässigkeit des Elektrizitätsversor- gungssystems zu beseitigen Drucksache 18/6096 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Verfahren zur Zulassung privater Bewachungsun- ternehmen auf Seeschiffen gemäß § 31 der Gewer- beordnung Erfahrungsbericht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie im Benehmen mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infra- struktur und dem Bundesministerium des Innern Drucksachen 18/6443, 18/6605 Nr. 1.5 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reak- torsicherheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Programm für eine verantwortungsvolle und si- chere Entsorgung bestrahlter Brennelemente und radioaktiver Abfälle (Nationales Entsorgungspro- gramm) Drucksachen 18/5980, 18/6138 Nr. 8 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Wohngeld- und Mietenbericht 2014 Drucksachen 18/6540, 18/6708 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Innenausschuss Drucksache 18/642 Nr . C .3 Ratsdokument 6007/11 Drucksache 18/1393 Nr . A .18 Ratsdokument 8401/14 Drucksache 18/1393 Nr . A .19 Ratsdokument 8406/14 Drucksache 18/2533 Nr . A .17 Ratsdokument 11815/14 Drucksache 18/4152 Nr . A .3 Ratsdokument 5470/15 Drucksache 18/4504 Nr . A .2 Ratsdokument 6624/15 Drucksache 18/5982 Nr . A .4 Ratsdokument 8892/15 Drucksache 18/5982 Nr . A .5 Ratsdokument 8905/15 Drucksache 18/5982 Nr . A .6 Ratsdokument 10078/15 Drucksache 18/5982 Nr . A .9 Ratsdokument 11021/15 Drucksache 18/6417 Nr . A .17 Ratsdokument 12128/15 Drucksache 18/6417 Nr . A .18 Ratsdokument 12137/15 Finanzausschuss Drucksache 18/4749 Nr . A .27 Ratsdokument 7373/15 Haushaltsausschuss Drucksache 18/6607 Nr . A .14 Ratsdokument 12502/15 Drucksache 18/6607 Nr . A .15 Ratsdokument 12503/15 Drucksache 18/6711 Nr . A .5 Ratsdokument 13159/15 Ausschuss für Wirtschaft und Energie Drucksache 18/6146 Nr . A .9 Ratsdokument 11485/15 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/6607 Nr . A .18 Ratsdokument 12575/15 Drucksache 18/6607 Nr . A .19 Ratsdokument 12576/15 Drucksache 18/6607 Nr . A .20 Ratsdokument 12584/15 Drucksache 18/6607 Nr . A .21 Ratsdokument 12598/15 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Uni- on Drucksache 18/419 Nr . A .183 Ratsdokument 12730/13 Drucksache 18/3898 Nr . A .17 Ratsdokument 5080/15 Drucksache 18/4152 Nr . A .15 Ratsdokument 5711/15 Drucksache 18/4152 Nr . A .16 Ratsdokument 5712/15 Drucksache 18/5459 Nr . A .18 Ratsdokument 8876/15 Drucksache 18/5459 Nr . A .19 Ratsdokument 9435/15 147. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 22 Nachhaltige Entwicklung in Deutschland TOP 23 Lebensstandardsichernde Rente TOP 24 Bericht über Förderung der Kulturarbeit TOP 25 Innovationstransfer in die Gesundheitsversorgung TOP 26 Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Sigrid Hupach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

    Liebe Kolleginnen und Kollegen! In einer Zeit, in der das
    Thema „Flucht und Vertreibung“ von leidvoller Aktuali-
    tät ist, sprechen wir heute über die Förderung der Kultur-
    arbeit gemäß § 96 des Bundesvertriebenengesetzes . Das
    bietet die Chance, aus einem alten und an sich überholten
    Gesetz Lösungsansätze und Ideen für die Gegenwart zu
    entwickeln . Ohne Zweifel stehen die Kommunen aktuell
    vor großen Herausforderungen . Viele Menschen suchen
    bei uns Zuflucht. Sie müssen mit dem Nötigsten versorgt
    werden, ja, aber wir müssen ihnen auch mit Respekt be-
    gegnen . Menschenrechte gelten für alle, egal wo .


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg . Heiko Schmelzle [CDU/CSU] und Martin Dörmann [SPD])


    Ich möchte an dieser Stelle an die erfolgreiche Inte-
    gration von 12 Millionen Menschen nach dem Ende der
    NS-Herrschaft erinnern und an die 3 Millionen Spätaus-
    siedler, deren Integration natürlich auch nicht konfliktfrei
    bewältigt wurde . Vor diesem Erfahrungshorizont aber
    muss es doch möglich sein, heute 1 Million geflüchtete
    Menschen würdevoll in unsere Gesellschaft aufzuneh-
    men .


    (Beifall bei der LINKEN – Heiko Schmelzle [CDU/CSU]: Wo ist denn die Vergleichbarkeit?)


    Dies wird aber nur gelingen, meine Damen und Her-
    ren, wenn wir unsere Erfahrungen von Integration und
    Wiederaufbau nach Ende des Zweiten Weltkrieges kon-
    struktiv in die Gegenwart übertragen . Das Bundesvertrie-
    benengesetz taugt dazu aber nicht . Zu sehr spricht aus
    ihm noch immer der Geist der damaligen Zeit . So wirkt
    auch der von Ihnen vorgelegte Bericht entsprechend be-
    fremdlich . Gleich unter Punkt 1 heißt es, dass die deut-
    sche Kultur im östlichen Europa als verbindendes Ele-
    ment für ein gemeinschaftliches Europa anzusehen ist .
    Wenn es ein über alle Grenzen hinweg verbindendes
    Element in Europa gibt, dann ist es doch die kulturelle
    Vielfalt,


    (Dr . Christoph Bergner [CDU/CSU]: Was ist das jetzt? Ein Gegensatz?)


    das interkulturelle Miteinander oder, so müsste man ge-
    nauer sagen, die transkulturelle Verflechtung.

    Europa war nie geprägt durch ethnisch oder kulturell
    homogene Räume, sondern eben durch kulturelle Viel-
    falt . Das gilt auch für alle Gebiete Osteuropas . Erst die
    völkische, rassistische und nationalsozialistische Politik

    des 19 . und 20 . Jahrhunderts hat sie zu vermeintlich ho-
    mogenen Räumen erklärt und durch ethnische Säuberun-
    gen und Vertreibungen zu unvorstellbarem Leid geführt .
    Betrachtet man die Geschichte dieser Regionen nicht mit
    der deutschen Brille, sondern als Geschichte transkultu-
    reller Verflechtungen, könnte man mit einer gesamteuro-
    päischen Betrachtungsweise eine wirklich differenzierte
    Analyse der Geschichte Europas im 20 . Jahrhundert an-
    stellen, unter klarer Benennung der Ursachen, und dann
    könnte man für die verheerenden Folgen der Ausgren-
    zung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Spra-
    che oder ihrer Religion sensibilisieren, und man könnte
    das Bewusstsein schärfen für ausschließende Prozesse,
    die es auch heute gibt .

    Die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung kann
    hierbei einen wesentlichen Beitrag leisten . Das geht aber
    nur, wenn die gegenwärtig bestehende Chance zu einem
    Neuanfang auch wirklich genutzt wird, wenn die bisheri-
    gen Probleme der Stiftung analysiert und auch öffentlich
    thematisiert werden . Der vorgelegte Bericht schweigt
    sich dazu jedoch aus, obwohl im Berichtszeitraum der
    Gründungsdirektor entlassen wurde und es zu einem
    Eklat bei zwei Ausstellungen kam . Das verwundert vor
    allem, weil es in der letzten Zeit sehr wohl anderslauten-
    de Äußerungen vonseiten der Bundesregierung gab . Frau
    Staatsministerin Grütters stellte am vergangenen Sonn-
    tag im Interview im Deutschlandfunk fest, dass die Stif-
    tung an der schwierigen Entstehungsgeschichte krankt .
    Das ist eine richtige, aber auch überfällige Erkenntnis .
    Ich hoffe sehr, dass Sie nun auch den Mut haben, daraus
    die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen .


    (Dr . Bernd Fabritius [CDU/CSU]: Sie meinen aber Ihre destruktive Begleitung!)


    – Okay . – Die Stiftung muss inhaltlich neu positioniert
    werden und die aktuellen Bezüge zu Flucht und Vertrei-
    bung aufnehmen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Stiftungsgremien müssen anders zusammengesetzt
    werden, ohne die Übermacht des Bundes der Vertriebe-
    nen und unter Berücksichtigung aller im Bundestag ver-
    tretenen Fraktionen und vor allem unter Einbeziehung
    von Vertreterinnen und Vertretern der jüdischen Organi-
    sationen, der Sinti und Roma sowie von Wissenschaftle-
    rinnen und Wissenschaftlern aus Mittel- und Osteuropa .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die internationale Ausrichtung ist hier unerlässlich .
    Nur so kann die Stiftung wirklich der Versöhnung die-
    nen, nur so kann die Stiftung das Thema im europäischen
    Kontext bearbeiten . Nutzen Sie also die Chance zum
    Neuanfang! Unsere Unterstützung haben Sie .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Stiftung ist ein gutes Beispiel für einen weiteren
    Gedanken, mit dem ich schließen möchte. Früher fiel
    die Stiftung unter die Kulturförderung nach § 96 des
    Bundesvertriebenengesetzes, seit 2008 aber ist sie beim
    Deutschen Historischen Museum angesiedelt . Damit
    ist schon der erste Schritt getan, für den sich die Linke
    schon in der Enquete-Kommission 2007 starkgemacht

    Dr. Christoph Bergner

    Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 147 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 18 . Dezember 2015 14545


    (A) (C)



    (B) (D)


    hat, nämlich für das Ende der speziellen Kulturförderung
    nach § 96 BVFG, für eine Eingliederung in die allgemei-
    ne Kulturförderung sowie für die Gründung von multina-
    tionalen Stiftungen, in denen neben Bund und Ländern
    auch die osteuropäischen Staaten und die Opfergruppen
    gleichberechtigte Partner wären .

    Wenn sich die Kulturförderung durch einen transkul-
    turellen Ansatz und eine gesamteuropäische Betrach-
    tungsweise auszeichnen würde, könnten wir einen wirk-
    lich nachhaltigen Beitrag zur europäischen Einheit in
    Vielfalt leisten .

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit .


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Das Wort hat die Kollegin Hiltrud Lotze für die

SPD-Fraktion .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hiltrud Lotze


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

    Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! § 96 des Bun-
    desvertriebenengesetzes verpflichtet Bund und Länder,
    die Kultur und Geschichte jener Regionen im östlichen
    Europa zu erforschen und zu sichern, in denen früher
    teilweise jahrhundertelang Deutsche gelebt haben oder
    heute noch leben . Mehr als 20 Millionen Euro geben wir
    jährlich dafür aus . Das geschieht im Interesse unserer
    Gesellschaft, und es geschieht auch im Interesse derje-
    nigen Menschen, die heute in den historischen Gebieten
    wie Ostpreußen, Pommern und Schlesien leben . Für die
    Partnerschaft mit unseren osteuropäischen Nachbarn ist
    dies von herausragender Bedeutung .

    Durch die Förderung werden auch grenzüberschrei-
    tende Projekte unterstützt . Das ist im Bericht nachzule-
    sen . Der Bericht erfährt auch immer große Zustimmung .
    Ein Beispiel: Wissenschaftler am Institut für Kultur und
    Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa, kurz: Nord-
    ost-Institut, in meinem Wahlkreis in Lüneburg forschen
    2016 gemeinsam mit Historikern der Universität Bres-
    lau in dem Projekt „Juden und Deutsche im polnischen
    kollektiven Gedächtnis“ . Auf dieser gemeinsamen wis-
    senschaftlichen Arbeit gedeiht vertrauensvolle Zusam-
    menarbeit mit vielen Partnereinrichtungen im östlichen
    Europa .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Nicht nur bei der Erlebnisgeneration und ihren Nach-
    fahren ist das Interesse an Kultur und Geschichte im öst-
    lichen Europa groß, sondern auch bei den jungen Leuten,
    bei Schülern, bei Studierenden und bei jungen Wissen-
    schaftlern, die sich dem Thema „Flucht und Vertreibung“
    heute mit ganz neuen Fragestellungen nähern . Auch in
    den ehemals deutschen Siedlungsgebieten, die mittler-
    weile überwiegend in den Mitgliedstaaten der EU liegen,
    ist das Interesse an deutscher Kultur und Geschichte groß .
    Hierin, liebe Kolleginnen und Kollegen, liegt eine große

    Chance . Gerade jetzt in der Europakrise können wir über
    diesen Kulturaustausch dazu beitragen, dass nicht Ultra-
    nationalismus, nicht Abgrenzung und nicht Rassismus
    wieder an die Stelle von Partnerschaft, Zusammenarbeit
    und Versöhnung treten .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg . Dr . Harald Terpe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Ich bin überzeugt, dass es die Aufgabe unserer Bundes-
    kulturförderung sein muss, einen solch hohen Anspruch
    zu verfolgen .

    Ich will nicht verschweigen, dass es immer wieder
    Kontroversen und Diskussionen um den sogenannten
    Kulturparagrafen gab und gibt; denn die kulturpoliti-
    schen Anliegen einzelner Interessengruppen wie etwa
    der Vertriebenenverbände spielen eine Rolle, wenn es
    um die Förderung von Projekten und Einrichtungen geht .

    Nach dem von Deutschland entfesselten Zweiten
    Weltkrieg haben Millionen von Deutschen ihre Heimat
    im Osten verloren . Unsere Gesellschaft hat ihr Schick-
    sal bis heute nicht hinreichend gewürdigt, finde ich, und
    auch nicht ihren Anteil am Wiederaufbau Deutschlands
    nach 1945 .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Auch über das Trauma des Heimatverlustes darf und
    muss gesprochen werden . Das ist Teil unserer Geschich-
    te .

    Jedoch müssen Ursache und Wirkung, der von Nazi-
    deutschland verursachte Krieg und die dann folgenden
    Fluchtbewegungen in ganz Osteuropa, klar benannt wer-
    den . Deshalb darf sich die Kulturförderung nach § 96
    Bundesvertriebenengesetz nicht allein an die Deutschen
    richten . Die Wechselwirkung mit anderen Kulturen, mit
    anderen Ethnien und deren wissenschaftliche Erfor-
    schung sowie die Auseinandersetzung damit müssen im
    Vordergrund der Förderaktivitäten des Bundes stehen .


    (Beifall bei der SPD sowie der Abg . Katharina Landgraf [CDU/CSU])


    Mit der mittlerweile breit akzeptierten „Konzeption
    2000“ hat die damalige rot-grüne Bundesregierung die-
    se wissenschaftliche und fachliche Professionalisierung
    festgeschrieben . Seitdem hat sich Europa aber deutlich
    verändert: 2004 sind Estland, Lettland, Litauen, Polen,
    die Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn der
    EU beigetreten, 2007 Rumänien und Bulgarien und 2013
    Kroatien, also Länder, in denen zum Teil ehemals von
    Deutschen besiedelte Regionen liegen .

    Genau deshalb haben sich SPD und CDU/CSU in ih-
    rem Koalitionsvertrag darauf verständigt, die Förderung
    des kulturellen Erbes der Deutschen im östlichen Euro-
    pa als Beitrag zur kulturellen Identität Deutschlands und
    Europas zu würdigen und mit dem Ziel verstärkter euro-
    päischer Integration die „Konzeption 2000“ anzupassen
    und weiterzuentwickeln . Einige kritische Anmerkungen
    und Hinweise zu diesem Prozess der Weiterentwicklung
    in Richtung Kulturstaatsministerin Grütters kann ich,
    auch wenn wir kurz vor Weihnachten sind, nicht vermei-

    Sigrid Hupach

    Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 147 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 18 . Dezember 201514546


    (A) (C)



    (B) (D)


    den, auch wenn sie leider noch nicht hier ist: Die BKM
    hatte zugesagt, Eckpunkte zur Anpassung der Förder-
    konzeption noch vor der Sommerpause 2015 vorzulegen .
    Aber erst im November wurde uns ein ausformulierter
    Diskussionsentwurf vorgelegt . Dann musste es plötzlich
    ganz schnell gehen . Mit Verweis auf die Haushaltsan-
    meldungen für 2017 wurde großer Zeitdruck aufgebaut .
    Ein zuvor verabredeter Zeitplan wurde nicht eingehalten,
    möglicherweise in der Hoffnung – das könnte man ver-
    muten –, die SPD würde das Papier einfach so durchwin-
    ken. Ich finde, so geht das nicht. Dieses Vorgehen ist für
    uns nicht akzeptabel .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Es ist vor allen Dingen deshalb nicht akzeptabel, weil das
    vorgelegte Papier aus unserer Sicht sehr diskussions- und
    kritikwürdig ist und einen unzeitgemäßen Duktus enthält .

    Der im Koalitionsvertrag formulierte Auftrag ist ein-
    deutig: Die Kulturförderung nach § 96 Bundesvertriebe-
    nengesetz soll dem veränderten europäischen Kontext
    angepasst werden . Zugleich muss es eine Öffnung geben,
    hin zu neuen Zielgruppen, zu den nachfolgenden Genera-
    tionen und zur Gesamtgesellschaft . Die Förderung nach
    § 96 BVFG hat einen gesamtstaatlichen Auftrag . Sie
    richtet sich nicht ausschließlich an die Vertriebenenver-
    bände und ihre Landsmannschaften, aber auch an diese,
    weil die Arbeit dieser Verbände und ihrer einzelnen Mit-
    glieder für die Verständigung und Vermittlung mit den
    Nachbarn in Osteuropa auf zivilgesellschaftlicher Ebene
    unheimlich wichtig ist . Das Klima, das dadurch geschaf-
    fen wird, brauchen wir . Es ist unverzichtbar für ein bes-
    seres Verständnis zwischen den benachbarten Völkern
    der EU .

    Ich will daher eindrücklich an die Kulturstaatsministe-
    rin Grütters appellieren, im anstehenden Abstimmungs-
    prozess darauf zu achten, dass die Anpassung der Förder-
    konzeption diesem Anspruch gerecht wird .


    (Beifall bei der SPD)


    Nur so erfüllt sie einen gesamtstaatlichen Auftrag, und
    letztendlich sind auch nur so die erheblichen Mittel in
    Höhe von über 20 Millionen Euro jährlich zu rechtferti-
    gen . Das ist ein Thema, das uns allen wichtig ist und das
    die ganze Gesellschaft etwas angeht .

    Das gilt im Übrigen auch für die Stiftung Flucht, Ver-
    treibung, Versöhnung, die den Auftrag hat, das Thema
    „Zwangsmigration im 20 . Jahrhundert“ im europäischen
    Kontext aufzuarbeiten . Es wird im Ausland sehr genau
    darauf geachtet, wie wir in Deutschland mit diesem The-
    ma umgehen .

    Das Thema „Flucht und Vertreibung“ ist ja aktueller
    denn je . Staatsminister Michael Roth hat in einem Arti-
    kel in dieser Woche sehr richtig geschrieben, dass allein
    durch den Blick zurück Wunden und Narben von Flucht
    und Vertreibung nicht verheilen . Nur indem wir heute
    eine Erzählung finden, die die nächste Generation und
    ihre persönlichen Erfahrungen mit diesem Thema an-
    spricht, ist und bleibt die Stiftung wichtig und rechtfer-
    tigt die erheblichen Bundesmittel .

    In den letzten Monaten wurde wegen der gescheiter-
    ten Neubesetzung mit einem Direktor erneut negativ über
    die Stiftung berichtet . Dabei hat die Stiftung gutes Po-
    tenzial, und sie hat gutes Personal . Damit sie dieses gute
    Potenzial aber entfalten kann, muss sie dahin rücken, wo
    sie hingehört: in die Mitte der Gesellschaft .


    (Beifall bei der SPD sowie der Abg . Ulle Schauws [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Es wäre ein mehr als positives Signal, wenn wir den
    Stiftungsrat erweitern und weitere Gruppen zur Mitarbeit
    einladen würden, über die Vertreter der Bundesregierung,
    der Regierungsfraktionen, der beiden Kirchen, des Zen-
    tralrats der Juden und der größten Gruppe, des Bundes
    der Vertriebenen, hinaus . Ich bin sicher, dass eine breitere
    Basis dazu beitragen kann, die Stiftung gut aufzustellen
    und von alten, einseitigen und meist negativen Zuschrei-
    bungen wegzukommen .

    Denn neben der Dauerausstellung, für die nun endlich
    das Drehbuch entwickelt werden muss, brauchen wir
    jetzt eine Direktorin oder einen Direktor und einen Wis-
    senschaftlichen Beirat, damit die Stiftung zum Laufen
    kommt . Sie muss endlich durch gute Arbeit und durch in-
    teressante Veranstaltungen auf sich aufmerksam machen
    und nicht länger durch negative Schlagzeilen . Auch hier,
    liebe Frau Grütters – in Abwesenheit –, sind Sie gefor-
    dert, in den nächsten Tagen und Wochen die Situation
    zu klären und zu befrieden . Der SPD ist diese Stiftung,
    die wir gemeinsam in der letzten Großen Koalition be-
    gründet haben, wichtig . Doch unsere Geduld ist auch hier
    endlich .

    Ich danke für die Aufmerksamkeit und wünsche allen
    schöne Weihnachtstage .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg . Dr . Harald Terpe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])