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    Plenarprotokoll 18/147 Textrahmenoptionen: 16 mm Abstand oben Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 147. Sitzung Berlin, Freitag, den 18. Dezember 2015 Inhalt: Tagesordnungspunkt 22: Beratung der Unterrichtung durch den Parla- mentarischen Beirat für nachhaltige Entwick- lung: Stellungnahme des Parlamentarischen Beirates für nachhaltige Entwicklung zum Indikatorenbericht 2014 „Nachhaltige Ent- wicklung in Deutschland“ des Statistischen Bundesamtes – und – Erwartungen an den Fortschrittsbericht 2016 der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie Drucksache 18/7082 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14513 B Carsten Träger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14513 C Birgit Menz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 14514 C Dr . Andreas Lenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 14515 C Dr . Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14516 D Dr . Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 14518 C Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 14519 C Andreas Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 14520 B Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14521 D Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 14522 D Jeannine Pflugradt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 14524 B Sybille Benning (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 14525 A Tagesordnungspunkt 23: Antrag der Abgeordneten Matthias W . Birkwald, Sabine Zimmermann (Zwickau), Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Rentenniveau anheben – Für eine gute, lebensstandardsichernde Rente Drucksache 18/6878 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14526 C Matthias W . Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . 14526 D Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 14529 A Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14530 A Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14530 D Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 14531 D Dr . Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 14533 C Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . . 14535 A Matthias W . Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 14536 C Dagmar Schmidt (Wetzlar) (SPD) . . . . . . . . . 14537 D Jana Schimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 14539 A Ralf Kapschack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14541 B Tagesordnungspunkt 24: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Maß- nahmen zur Förderung der Kulturarbeit gemäß § 96 des Bundesvertriebenengesetzes in den Jahren 2013 und 2014 Drucksache 18/5598 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14542 D Dr . Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 14542 D Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 14544 A Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14545 A Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14546 D Ute Bertram (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 14547 D Dr . Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 14548 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 147 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 18 . Dezember 2015II Tagesordnungspunkt 25: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Transfer von Forschungsergebnissen und Innovationen in die Gesundheitsver- sorgung beschleunigen Drucksache 18/7044 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14549 D Stephan Albani (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 14550 A Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 14552 A René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14553 B Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . 14555 B Tino Sorge (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 14556 C Tagesordnungspunkt 26: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr . Julia Verlinden, Christian Kühn (Tübin- gen), Annalena Baerbock, weiteren Abge- ordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich (Erneuerbare-Energi- en-Wärmegesetz – EEWärmeG) Drucksache 18/6885 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14558 C Dr . Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14558 C Dr . Herlind Gundelach (CDU/CSU) . . . . . . . . 14560 A Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 14562 A Dr . Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14563 A Dr . Andreas Lenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 14564 B Klaus Mindrup (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14566 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14567 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14567 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 14569 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14569 B Textrahmenoptionen: 30,5 mm Abstand oben (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 147 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 18 . Dezember 2015 14513 147. Sitzung Berlin, Freitag, den 18. Dezember 2015 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 146 . Sitzung, Seite 14458 B, vorletzter Absatz, ers- ter Satz, ist wie folgt zu lesen: „Wir haben außerdem eine Indexierung vorgenommen und diese im Grunde genommen identisch an die Entwicklung der absoluten Obergrenze angekoppelt, die seit 2011 gilt .“ Klaus Mindrup (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 147 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 18 . Dezember 2015 14569 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 18 .12 .2015 Ehrmann, Siegmund SPD 18 .12 .2015 Ernstberger, Petra SPD 18 .12 .2015 Feiler, Uwe CDU/CSU 18 .12 .2015 Gerdes, Michael SPD 18 .12 .2015 Gohlke, Nicole DIE LINKE 18 .12 .2015 Göppel, Josef CDU/CSU 18 .12 .2015 Griese, Kerstin SPD 18 .12 .2015 Janecek, Dieter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18 .12 .2015 Jantz, Christina SPD 18 .12 .2015 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 18 .12 .2015 Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18 .12 .2015 Kömpel, Birgit SPD 18 .12 .2015 Kunert, Katrin DIE LINKE 18 .12 .2015 Mast, Katja SPD 18 .12 .2015 Merkel, Dr . Angela CDU/CSU 18 .12 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Middelberg, Dr . Mathias CDU/CSU 18 .12 .2015 Nahles, Andrea SPD 18 .12 .2015 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18 .12 .2015 Rachel, Thomas CDU/CSU 18 .12 .2015 Röring, Johannes CDU/CSU 18 .12 .2015 Schröder (Wiesbaden), Dr . Kristina CDU/CSU 18 .12 .2015 Spinrath, Norbert SPD 18 .12 .2015 Steinbach, Erika CDU/CSU 18 .12 .2015 Steinke, Kersten DIE LINKE 18 .12 .2015 Steinmeier, Dr . Frank- Walter SPD 18 .12 .2015 Volmering, Sven CDU/CSU 18 .12 .2015 Wagenknecht, Dr . Sahra DIE LINKE 18 .12 .2015 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18 .12 .2015 Weber, Gabi SPD 18 .12 .2015 Wicklein, Andrea SPD 18 .12 .2015 Anlage 2 Amtliche Mitteilung ohne Verlesung Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag zu dem Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über die Tierzucht- und Abstammungs- bestimmungen für den Handel mit Zuchttieren und deren Zuchtmaterial in der Union sowie für die Einfuhr derselben in die Union, KOM(2014) 5 endg., hier: Stellungnahme gegenüber der Bundes- regierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grund- gesetzes, Kennzeichnung von Zuchttieren und -materialien mit Klonabstammung im EU-Tier- zuchtrecht verankern auf Drucksache 18/3557 sowie den Antrag Novelle des Kraft-Wärme-Kopp- lungsgesetzes unverzüglich vorlegen auf Drucksa- che 18/3919 zurückzieht . Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuerver- günstigungen für die Jahre 2013 bis 2016 (25. Sub- ventionsbericht) Drucksachen 18/5940, 18/6138 Nr. 7 14570 (A) (C) (B) (D) Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 147 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 18 . Dezember 2015 Ausschuss für Wirtschaft und Energie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Verordnung über Vereinbarungen zu abschaltbaren Lasten Erforderlichkeit und Eignung abschaltbarer Las- ten, um Gefährdungen oder Störungen der Sicher- heit und Zuverlässigkeit des Elektrizitätsversor- gungssystems zu beseitigen Drucksache 18/6096 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Verfahren zur Zulassung privater Bewachungsun- ternehmen auf Seeschiffen gemäß § 31 der Gewer- beordnung Erfahrungsbericht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie im Benehmen mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infra- struktur und dem Bundesministerium des Innern Drucksachen 18/6443, 18/6605 Nr. 1.5 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reak- torsicherheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Programm für eine verantwortungsvolle und si- chere Entsorgung bestrahlter Brennelemente und radioaktiver Abfälle (Nationales Entsorgungspro- gramm) Drucksachen 18/5980, 18/6138 Nr. 8 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Wohngeld- und Mietenbericht 2014 Drucksachen 18/6540, 18/6708 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Innenausschuss Drucksache 18/642 Nr . C .3 Ratsdokument 6007/11 Drucksache 18/1393 Nr . A .18 Ratsdokument 8401/14 Drucksache 18/1393 Nr . A .19 Ratsdokument 8406/14 Drucksache 18/2533 Nr . A .17 Ratsdokument 11815/14 Drucksache 18/4152 Nr . A .3 Ratsdokument 5470/15 Drucksache 18/4504 Nr . A .2 Ratsdokument 6624/15 Drucksache 18/5982 Nr . A .4 Ratsdokument 8892/15 Drucksache 18/5982 Nr . A .5 Ratsdokument 8905/15 Drucksache 18/5982 Nr . A .6 Ratsdokument 10078/15 Drucksache 18/5982 Nr . A .9 Ratsdokument 11021/15 Drucksache 18/6417 Nr . A .17 Ratsdokument 12128/15 Drucksache 18/6417 Nr . A .18 Ratsdokument 12137/15 Finanzausschuss Drucksache 18/4749 Nr . A .27 Ratsdokument 7373/15 Haushaltsausschuss Drucksache 18/6607 Nr . A .14 Ratsdokument 12502/15 Drucksache 18/6607 Nr . A .15 Ratsdokument 12503/15 Drucksache 18/6711 Nr . A .5 Ratsdokument 13159/15 Ausschuss für Wirtschaft und Energie Drucksache 18/6146 Nr . A .9 Ratsdokument 11485/15 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/6607 Nr . A .18 Ratsdokument 12575/15 Drucksache 18/6607 Nr . A .19 Ratsdokument 12576/15 Drucksache 18/6607 Nr . A .20 Ratsdokument 12584/15 Drucksache 18/6607 Nr . A .21 Ratsdokument 12598/15 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Uni- on Drucksache 18/419 Nr . A .183 Ratsdokument 12730/13 Drucksache 18/3898 Nr . A .17 Ratsdokument 5080/15 Drucksache 18/4152 Nr . A .15 Ratsdokument 5711/15 Drucksache 18/4152 Nr . A .16 Ratsdokument 5712/15 Drucksache 18/5459 Nr . A .18 Ratsdokument 8876/15 Drucksache 18/5459 Nr . A .19 Ratsdokument 9435/15 147. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 22 Nachhaltige Entwicklung in Deutschland TOP 23 Lebensstandardsichernde Rente TOP 24 Bericht über Förderung der Kulturarbeit TOP 25 Innovationstransfer in die Gesundheitsversorgung TOP 26 Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Matthias W. Birkwald


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

    ren! Ich beginne mit einem Zitat:

    . . . – zum Mitschreiben –: Die Rente ist sicher .


    (Zuruf von der CDU/CSU: Stimmt ja auch!)


    Das sagte der damalige Sozialminister Norbert Blüm,
    CDU, am 10 . Oktober 1997 im Deutschen Bundestag .


    (Beifall bei der LINKEN – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Der Sozialexperte der SPD, Rudolf Dreßler, antwortete
    ihm – Zitat –:

    Wer sich auf das Wort des Bundesministers . . . ver-
    lässt, hat auf Sand gebaut .

    Sybille Benning

    Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 147 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 18 . Dezember 2015 14527


    (A) (C)



    (B) (D)


    Heute wissen wir: Rudolf Dreßler hatte recht . Das Ren-
    tenniveau befindet sich im freien Fall.

    Was heißt das? Das Rentenniveau bezeichnet das
    Verhältnis zwischen einer Standardrente und dem
    Durchschnittsgehalt der sozialversicherungspflichtig
    Beschäftigten im selben Jahr . Die für die Berechnung
    zugrundegelegte Standardrente entspricht der Altersrente
    eines Durchschnittsverdieners nach 45 Jahren .

    Dieses Rentenniveau – offiziell heißt es Sicherungsni-
    veau vor Steuern – lag im Jahr 2000 bei 53 Prozent . Alle
    Fachleute sind sich einig: Das ist ein lebensstandardsi-
    cherndes Rentenniveau . Und das wird seit 15 Jahren
    systematisch ruiniert . Gerhard Schröder, SPD, Walter
    Riester, SPD, und Joschka Fischer, Grüne, haben unter
    lautem Beifall von CDU und CSU dafür gesorgt, dass das
    Rentenniveau Schritt für Schritt dramatisch sinkt . Rudolf
    Dreßler hatte sich das bestimmt anders vorgestellt, meine
    Damen und Herren .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Heute liegt das Rentenniveau nur noch bei 47,5 Pro-
    zent . Bis zum Jahr 2030 darf es auf bis zu 43 Prozent
    absinken . Meine Damen und Herren, das war unverant-
    wortlich, ist unverantwortlich und wird unverantwortlich
    bleiben .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Was heißt das in Euro? Das heißt: Die Sekretärin aus
    Köln, die zum Beispiel am 1 . Mai 2029 nach 45 Jahren
    Durchschnittsverdienst in Rente gehen wird, wird jeden
    Monat rund 245 Euro Rente weniger erhalten, weil die
    Rentenkaputtreformierer zwei sogenannte Dämpfungs-
    faktoren in die Rentenanpassungsformel eingebaut ha-
    ben . Knapp 245 Euro weniger Rente im Monat – das
    macht rund 2 940 Euro Rente weniger im Jahr . Da Frauen
    ihre Rente durchschnittlich 21,4 Jahre beziehen, bedeu-
    tet das: Fast 63 000 Euro werden dieser Rentnerin durch
    die Einführung des Nachhaltigkeitsfaktors und des Ries-
    ter-Faktors im Portemonnaie fehlen . 63 000 Euro Ren-
    tenkürzung nach einem harten Berufsleben – das ist so-
    zial ungerecht, völlig inakzeptabel und absolut daneben!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie behaupten, die
    drastischen Verluste bei der gesetzlichen Rente könnten
    die Menschen ja mit privater Altersvorsorge oder einer
    Betriebsrente ausgleichen . Drei-Säulen-Modell nennen
    Sie das . Ich sage Ihnen: Die Riester-Rente ist tot, und die
    betriebliche Altersversorgung ist gefangen in der Nied-
    rigzinsfalle . Schauen Sie doch mal bitte in Ihrem eigenen
    Rentenversicherungsbericht auf Seite 40 nach . Da träu-
    men Sie nämlich von einem Gesamtversorgungsniveau
    aus gesetzlicher Rente und Riester-Rente von 51,1 Pro-
    zent im Jahr 2029 . Das ist maßlos überschätzt, weil Sie
    immer noch von einer Verzinsung von 4 Prozent ausge-
    hen . Das ist völlig utopisch .

    Liebe Koalition, Sie sind mit der Teilprivatisierung
    der Rente völlig auf dem Holzweg . Darum fordere ich
    Sie auf: Stoppen Sie die Talfahrt der gesetzlichen Rente!
    Die Linke sagt deshalb: Für eine gute und lebensstan-

    dardsichernde Rente muss das Rentenniveau angehoben
    werden . Auf 53 Prozent!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Herr Kollege Weiß, Sie haben laut Handelsblatt vom
    2 . Dezember gesagt – Zitat –:

    Die Rendite der gesetzlichen Rente liege bei drei
    Prozent . „Da haben kapitalgedeckte Systeme eher
    Schwierigkeiten, eine solche Rendite darzustel-
    len .“…


    (Zuruf von der CDU/CSU: Im Moment ja!)


    Richtig, Herr Weiß . Betriebliche und private Vorsorge
    sind aber meistens kapitalgedeckt . Nur: Warum gehen
    Sie dann weiter den falschen Weg der beitragsfreien Ent-
    geltumwandlung? Da steht nur Betriebsrente drauf, da
    ist aber keine Betriebsrente drin . Im Gegenteil: Bei der
    Entgeltumwandlung zahlen die Versicherten Geld von
    ihrem Bruttoeinkommen zum Beispiel in eine Direkt-
    versicherung ein . Dadurch sinkt ihr Lohn . Und deshalb
    werden geringere Beiträge an die gesetzliche Rentenver-
    sicherung abgeführt . Die Folge: Wer Entgeltumwand-
    lung macht, kürzt sich selbst die gesetzliche Rente . Und
    noch schlimmer: Weil die Lohnsumme aller Versicherten
    dadurch sinkt, wird auch die Rente von allen anderen
    gekürzt, sogar von denen, die selbst gar keine Entgelt-
    umwandlung machen . Darum sage ich: Schaffen Sie die
    Entgeltumwandlung ab, und erhöhen Sie stattdessen das
    Rentenniveau!


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen von Union und SPD,
    Riester und solch schlechte Betriebsrenten sind keine gu-
    ten Alternativen zur gesetzlichen Rente . Warum kürzen
    Sie dann das Rentenniveau bis 2030 so dramatisch? Jahr
    für Jahr bleibt die gesetzliche Rente hinter den Löhnen,
    dem Wachstum und dem Wohlstand immer mehr zu-
    rück . Dabei sollte die Rente genau das Gegenteil leisten,
    nämlich den im Arbeitsleben erreichten Lebensstandard
    sichern und die Menschen am Wohlstand, den sie sich er-
    arbeitet haben, auch im Alter teilhaben lassen . Und: Die
    Rente soll vor Armut schützen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das tut sie aber nicht mehr, weil durchschnittlich Verdie-
    nende im Jahr 2030 bereits 31,5 Jahre werden arbeiten
    müssen, um eine Rente in Höhe der Sozialhilfe zu erhal-
    ten . Der durchschnittliche Bedarf der Grundsicherung im
    Alter liegt übrigens derzeit bei 785 Euro . Das ist nicht
    armutsfest . Deshalb lassen Sie uns die Notbremse zie-
    hen und umkehren . Die Rente muss wieder den Löhnen
    folgen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich habe in der vergangenen Woche Sozialministerin
    Andrea Nahles gefragt, wie die beiden Kürzungsfakto-
    ren, die Sie in die Rentenanpassungsformel hineinge-
    schrieben haben, denn Jahr für Jahr wirken . Die Antwort


Rede von Gabriele Lösekrug-Möller
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Zwischen 2003 und 2015 blieben die Rentenerhöhungen
wegen des Riester-Faktors um 4,5 Prozentpunkte hinter

Matthias W. Birkwald

Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 147 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 18 . Dezember 201514528


(A) (C)



(B) (D)


den Lohnerhöhungen zurück . – Noch erschreckender ist
ein Blick in die Zukunft: Zwischen 2016 und 2029 wer-
den es noch mal 7,8 Prozentpunkte sein, die die Renten
hinter den Löhnen herhinken werden . Ursache: vor allem
der sogenannte Nachhaltigkeitsfaktor . Heißt auf Deutsch:
Die Löcher im Geldbeutel der Rentnerinnen und Rentner
werden immer größer .

Meine Damen und Herren, den Nachhaltigkeitsfaktor
haben Sie ja mal aus Angst vor der demografischen Ent-
wicklung eingeführt . Seien Sie doch nicht so ängstlich .
Es gibt doch zurzeit auch gute Entwicklungen . Ich nenne
Ihnen vier .

Erstens . Wenn wir es schaffen, die vielen jungen Ge-
flüchteten zügig in den Arbeitsmarkt zu integrieren, wer-
den sie noch Jahrzehnte in die Rentenkasse einzahlen
können . Das ist doch gut!


(Beifall bei der LINKEN – Dr . Martin Rosemann [SPD]: Der erste richtige Satz!)


Zweitens . Es gibt viele Frauen, die nicht mehr nur
Teilzeit arbeiten wollen, sondern Vollzeit .

Drittens . Seit einem Jahr gibt es endlich einen gesetz-
lichen Mindestlohn . Der ist zwar viel zu niedrig, aber
immerhin erhöht er die Rentenansprüche, vor allem im
Osten .


(Katja Mast [SPD]: Und du hast nicht zugestimmt!)


– Ich war einer der Ersten, der den gefordert hat . –


(Katja Mast [SPD]: Du hast nicht zugestimmt!)


Aber er ist zu niedrig . Er muss dringend auf 10 Euro an-
gehoben werden .


(Beifall bei der LINKEN)


Das wäre auch ein wichtiger und richtiger Schritt in
Richtung einer armutsfesten Rente .

Und viertens werden immer mehr Kinder geboren .

Also: Diese Entwicklungen müssen klug gestaltet und
ausgebaut werden . Das wäre viel besser, als weiterhin
das Rentenniveau in den Keller zu schicken . Darum for-
dert die Linke:

Erstens . Der Nachhaltigkeitsfaktor und der Ries-
ter-Faktor müssen aus der Rentenanpassungsformel ge-
strichen werden .


(Beifall bei der LINKEN)


Zweitens . Es wird eine neue Rentenanpassungsformel
eingesetzt . Ihr Kern: Die Rente muss wieder den Löhnen
folgen, ohne Wenn und Aber .


(Beifall bei der LINKEN)


Drittens . Um das Rentenniveau wieder schrittweise
auf lebensstandardsichernde 53 Prozent anzuheben, wird
ein Rückholfaktor eingeführt .

So, und jetzt fragen Sie alle: Was kostet das?


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Milliarden!)


Wie soll das denn finanziert werden?

Nun, die Einführung einer neuen Rentenanpassungs-
formel kostet nach unseren Berechnungen 30,31 Milliar-
den Euro . Der Beitragssatz müsste nur um je 1,18 Pro-
zentpunkte für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
sowie Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen ansteigen . Für
durchschnittlich verdienende Beschäftigte wären das
34,40 Euro im Monat – für ein lebensstandardsicherndes
Rentenniveau! Die Riester-Rente wäre dafür dann nicht
mehr nötig . Das wäre doch wunderbar!


(Beifall bei der LINKEN)


Meine Damen und Herren, das Rentenniveau anzuhe-
ben, ist der Kern einer guten Rentenpolitik . Ein höheres
Rentenniveau bedeutet höhere Renten für die heutigen
Rentnerinnen und Rentner und höhere Renten für die
künftigen Rentnerinnen und Rentner . Das ist Generatio-
nengerechtigkeit .


(Beifall bei der LINKEN)


Ein höheres Rentenniveau ist gut für Jung und Alt, es ist
gut für Frauen und Männer, gut für Ossis und Wessis und
für Schwerbehinderte und Nichtbehinderte . Ein höheres
Rentenniveau sortiert nicht ein noch aus . Ein gutes Ren-
tenniveau ist gut für alle .

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir brauchen diese
Wende in der Rentenpolitik . Die gesetzliche Rente muss
den Lebensstandard wieder sichern, und niemand soll im
Alter von weniger als 1 050 Euro im Monat leben müs-
sen .


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Kollege .