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ID1814700800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/147 Textrahmenoptionen: 16 mm Abstand oben Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 147. Sitzung Berlin, Freitag, den 18. Dezember 2015 Inhalt: Tagesordnungspunkt 22: Beratung der Unterrichtung durch den Parla- mentarischen Beirat für nachhaltige Entwick- lung: Stellungnahme des Parlamentarischen Beirates für nachhaltige Entwicklung zum Indikatorenbericht 2014 „Nachhaltige Ent- wicklung in Deutschland“ des Statistischen Bundesamtes – und – Erwartungen an den Fortschrittsbericht 2016 der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie Drucksache 18/7082 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14513 B Carsten Träger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14513 C Birgit Menz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 14514 C Dr . Andreas Lenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 14515 C Dr . Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14516 D Dr . Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 14518 C Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 14519 C Andreas Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 14520 B Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14521 D Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 14522 D Jeannine Pflugradt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 14524 B Sybille Benning (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 14525 A Tagesordnungspunkt 23: Antrag der Abgeordneten Matthias W . Birkwald, Sabine Zimmermann (Zwickau), Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Rentenniveau anheben – Für eine gute, lebensstandardsichernde Rente Drucksache 18/6878 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14526 C Matthias W . Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . 14526 D Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 14529 A Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14530 A Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14530 D Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 14531 D Dr . Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 14533 C Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . . 14535 A Matthias W . Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 14536 C Dagmar Schmidt (Wetzlar) (SPD) . . . . . . . . . 14537 D Jana Schimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 14539 A Ralf Kapschack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14541 B Tagesordnungspunkt 24: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Maß- nahmen zur Förderung der Kulturarbeit gemäß § 96 des Bundesvertriebenengesetzes in den Jahren 2013 und 2014 Drucksache 18/5598 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14542 D Dr . Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 14542 D Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 14544 A Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14545 A Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14546 D Ute Bertram (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 14547 D Dr . Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 14548 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 147 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 18 . Dezember 2015II Tagesordnungspunkt 25: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Transfer von Forschungsergebnissen und Innovationen in die Gesundheitsver- sorgung beschleunigen Drucksache 18/7044 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14549 D Stephan Albani (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 14550 A Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 14552 A René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14553 B Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . 14555 B Tino Sorge (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 14556 C Tagesordnungspunkt 26: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr . Julia Verlinden, Christian Kühn (Tübin- gen), Annalena Baerbock, weiteren Abge- ordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich (Erneuerbare-Energi- en-Wärmegesetz – EEWärmeG) Drucksache 18/6885 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14558 C Dr . Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14558 C Dr . Herlind Gundelach (CDU/CSU) . . . . . . . . 14560 A Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 14562 A Dr . Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14563 A Dr . Andreas Lenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 14564 B Klaus Mindrup (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14566 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14567 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14567 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 14569 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14569 B Textrahmenoptionen: 30,5 mm Abstand oben (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 147 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 18 . Dezember 2015 14513 147. Sitzung Berlin, Freitag, den 18. Dezember 2015 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 146 . Sitzung, Seite 14458 B, vorletzter Absatz, ers- ter Satz, ist wie folgt zu lesen: „Wir haben außerdem eine Indexierung vorgenommen und diese im Grunde genommen identisch an die Entwicklung der absoluten Obergrenze angekoppelt, die seit 2011 gilt .“ Klaus Mindrup (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 147 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 18 . Dezember 2015 14569 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 18 .12 .2015 Ehrmann, Siegmund SPD 18 .12 .2015 Ernstberger, Petra SPD 18 .12 .2015 Feiler, Uwe CDU/CSU 18 .12 .2015 Gerdes, Michael SPD 18 .12 .2015 Gohlke, Nicole DIE LINKE 18 .12 .2015 Göppel, Josef CDU/CSU 18 .12 .2015 Griese, Kerstin SPD 18 .12 .2015 Janecek, Dieter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18 .12 .2015 Jantz, Christina SPD 18 .12 .2015 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 18 .12 .2015 Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18 .12 .2015 Kömpel, Birgit SPD 18 .12 .2015 Kunert, Katrin DIE LINKE 18 .12 .2015 Mast, Katja SPD 18 .12 .2015 Merkel, Dr . Angela CDU/CSU 18 .12 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Middelberg, Dr . Mathias CDU/CSU 18 .12 .2015 Nahles, Andrea SPD 18 .12 .2015 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18 .12 .2015 Rachel, Thomas CDU/CSU 18 .12 .2015 Röring, Johannes CDU/CSU 18 .12 .2015 Schröder (Wiesbaden), Dr . Kristina CDU/CSU 18 .12 .2015 Spinrath, Norbert SPD 18 .12 .2015 Steinbach, Erika CDU/CSU 18 .12 .2015 Steinke, Kersten DIE LINKE 18 .12 .2015 Steinmeier, Dr . Frank- Walter SPD 18 .12 .2015 Volmering, Sven CDU/CSU 18 .12 .2015 Wagenknecht, Dr . Sahra DIE LINKE 18 .12 .2015 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18 .12 .2015 Weber, Gabi SPD 18 .12 .2015 Wicklein, Andrea SPD 18 .12 .2015 Anlage 2 Amtliche Mitteilung ohne Verlesung Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag zu dem Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über die Tierzucht- und Abstammungs- bestimmungen für den Handel mit Zuchttieren und deren Zuchtmaterial in der Union sowie für die Einfuhr derselben in die Union, KOM(2014) 5 endg., hier: Stellungnahme gegenüber der Bundes- regierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grund- gesetzes, Kennzeichnung von Zuchttieren und -materialien mit Klonabstammung im EU-Tier- zuchtrecht verankern auf Drucksache 18/3557 sowie den Antrag Novelle des Kraft-Wärme-Kopp- lungsgesetzes unverzüglich vorlegen auf Drucksa- che 18/3919 zurückzieht . Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuerver- günstigungen für die Jahre 2013 bis 2016 (25. Sub- ventionsbericht) Drucksachen 18/5940, 18/6138 Nr. 7 14570 (A) (C) (B) (D) Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 147 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 18 . Dezember 2015 Ausschuss für Wirtschaft und Energie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Verordnung über Vereinbarungen zu abschaltbaren Lasten Erforderlichkeit und Eignung abschaltbarer Las- ten, um Gefährdungen oder Störungen der Sicher- heit und Zuverlässigkeit des Elektrizitätsversor- gungssystems zu beseitigen Drucksache 18/6096 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Verfahren zur Zulassung privater Bewachungsun- ternehmen auf Seeschiffen gemäß § 31 der Gewer- beordnung Erfahrungsbericht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie im Benehmen mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infra- struktur und dem Bundesministerium des Innern Drucksachen 18/6443, 18/6605 Nr. 1.5 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reak- torsicherheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Programm für eine verantwortungsvolle und si- chere Entsorgung bestrahlter Brennelemente und radioaktiver Abfälle (Nationales Entsorgungspro- gramm) Drucksachen 18/5980, 18/6138 Nr. 8 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Wohngeld- und Mietenbericht 2014 Drucksachen 18/6540, 18/6708 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Innenausschuss Drucksache 18/642 Nr . C .3 Ratsdokument 6007/11 Drucksache 18/1393 Nr . A .18 Ratsdokument 8401/14 Drucksache 18/1393 Nr . A .19 Ratsdokument 8406/14 Drucksache 18/2533 Nr . A .17 Ratsdokument 11815/14 Drucksache 18/4152 Nr . A .3 Ratsdokument 5470/15 Drucksache 18/4504 Nr . A .2 Ratsdokument 6624/15 Drucksache 18/5982 Nr . A .4 Ratsdokument 8892/15 Drucksache 18/5982 Nr . A .5 Ratsdokument 8905/15 Drucksache 18/5982 Nr . A .6 Ratsdokument 10078/15 Drucksache 18/5982 Nr . A .9 Ratsdokument 11021/15 Drucksache 18/6417 Nr . A .17 Ratsdokument 12128/15 Drucksache 18/6417 Nr . A .18 Ratsdokument 12137/15 Finanzausschuss Drucksache 18/4749 Nr . A .27 Ratsdokument 7373/15 Haushaltsausschuss Drucksache 18/6607 Nr . A .14 Ratsdokument 12502/15 Drucksache 18/6607 Nr . A .15 Ratsdokument 12503/15 Drucksache 18/6711 Nr . A .5 Ratsdokument 13159/15 Ausschuss für Wirtschaft und Energie Drucksache 18/6146 Nr . A .9 Ratsdokument 11485/15 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/6607 Nr . A .18 Ratsdokument 12575/15 Drucksache 18/6607 Nr . A .19 Ratsdokument 12576/15 Drucksache 18/6607 Nr . A .20 Ratsdokument 12584/15 Drucksache 18/6607 Nr . A .21 Ratsdokument 12598/15 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Uni- on Drucksache 18/419 Nr . A .183 Ratsdokument 12730/13 Drucksache 18/3898 Nr . A .17 Ratsdokument 5080/15 Drucksache 18/4152 Nr . A .15 Ratsdokument 5711/15 Drucksache 18/4152 Nr . A .16 Ratsdokument 5712/15 Drucksache 18/5459 Nr . A .18 Ratsdokument 8876/15 Drucksache 18/5459 Nr . A .19 Ratsdokument 9435/15 147. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 22 Nachhaltige Entwicklung in Deutschland TOP 23 Lebensstandardsichernde Rente TOP 24 Bericht über Förderung der Kulturarbeit TOP 25 Innovationstransfer in die Gesundheitsversorgung TOP 26 Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Valerie Wilms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!

    Meine Damen und Herren! Wieder ist ein Jahr vorbei .
    Woran merken wir das? Wir haben mal wieder das The-
    ma Nachhaltigkeit auf der Tagesordnung des Plenums,
    und das zu prominenter Stunde, in der sogenannten Kern-
    zeit . Das scheint mir fast eine vorweihnachtliche Tradi-
    tion zu werden . Kollege Lenz, Kollege Träger, Kollegin
    Menz, vielleicht schaffen wir das nächstes Jahr ja auch
    wieder . Gucken wir mal .

    Dr. Andreas Lenz

    Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 147 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 18 . Dezember 2015 14517


    (A) (C)



    (B) (D)


    Viele sind heute gekommen, um zuzuhören . Das ist
    etwas Neues . Das haben wir bei Nachhaltigkeitsthemen
    sonst nicht unbedingt . Das Auditorium ist zwar nicht so
    groß, wie wenn wir über ein riesiges Streitthema debat-
    tieren, aber es sind doch eine ganze Menge Abgeordnete
    da .


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Wir sollen nicht streiten! – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Vor Weihnachten wollen wir doch friedlich sein!)


    Nachhaltigkeit ist also nicht länger ein kleines Ni-
    schenthema, um das sich eine Handvoll Leute kümmert .
    Nein, Nachhaltigkeit geht uns alle an, werte Kolleginnen
    und Kollegen . Generationengerechtigkeit, Lebensqua-
    lität, sozialer Zusammenhalt und internationale Verant-
    wortung – wer sich von diesen Themen überhaupt nicht
    angesprochen fühlt, möge die Hand heben . Der Nachhal-
    tigkeitsgedanke ist so allumfassend, dass eben jeder und
    jede betroffen ist .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Mit der Verabschiedung der 17 globalen Nachhaltig-
    keitsziele, der schon mehrfach angesprochenen SDGs,
    und dem wegweisenden Klimavertrag von Paris – Frau
    Hendricks, herzlichen Dank – bekommt die Nachhaltig-
    keitspolitik neuen Schwung . Beide Verträge bedeuten
    Umsetzungsanstrengungen, auch hierzulande .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Frau Hendricks, daran mangelt es noch massiv . Vielleicht
    sollten Sie Ihren Koalitionspartner ein bisschen einnor-
    den, wenn ich das als Norddeutsche einmal so sagen darf .

    Der Zug fährt, und er fährt in die richtige Richtung .
    Jetzt muss man nur noch einsteigen . Deswegen möchte
    ich die Bundesregierung bitten, nicht nur mitzufahren
    und im Bordrestaurant über das gute Leben zu sinnie-
    ren – dazu später noch ein bisschen mehr –; nein, sie soll
    vorne Platz nehmen und den Zug mit steuern . Das wäre
    ihre Aufgabe .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Dazu braucht man einen Führerschein, eine Ausbildung!)


    Die Voraussetzungen dafür sind durchaus gut . Wir ha-
    ben bereits seit 2002 – Herr Kauder, daran sollten auch
    Sie sich einmal zurückerinnern; Sie sind ja lange genug
    dabei –


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    eine nationale Nachhaltigkeitsstrategie . Wir haben eine
    Kanzlerin – da spreche ich jetzt auch die Union an –, die
    sich auch einmal als „Klimakanzlerin“ bezeichnet hat .


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Nicht sie! Das haben andere gemacht!)


    Das scheint ihr bei der nationalen Umsetzung der Kli-
    mapolitik aber leider öfter zu entfallen . Irgendwie ist das
    verloren gegangen .

    Werte Kolleginnen und Kollegen, ich mache mir gro-
    ße Sorgen, dass sich die Bundesregierung hier verzettelt .
    Die Nachhaltigkeitsstrategie soll nächstes Jahr fortge-
    schrieben und an die sogenannten SGDs angepasst wer-
    den . So weit, so gut .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Okay!)


    Die Regierung hat sich dazu ein aufwendiges Prozedere
    ausgedacht: Es gibt Regionalkonferenzen . Bürgerinnen
    und Bürger und die Zivilgesellschaft können sich vor Ort
    oder im Netz einbringen . Das klingt so weit gut .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Super!)


    Aber irgendwie kenne ich das . Das gleiche aufwendi-
    ge Prozedere gibt es noch ein zweites Mal: bei der so-
    genannten Gut-Leben-Strategie . Hier gibt und gab es
    100 Bürgerdialoge und eine aufwendige, wissenschaft-
    lich begleitete Auswertung . An deren Ende soll stehen –
    ich zitiere von der Homepage der Bundesregierung –:

    Die gewonnenen Erkenntnisse münden in Indikato-
    ren für Lebensqualität, an denen sich die Bundesre-
    gierung künftig orientieren wird . Ein Bericht wird
    über den Stand sowie die Entwicklung von Lebens-
    qualität in Deutschland Auskunft geben .

    Das kommt Ihnen bekannt vor? Ja, mir auch, liebe Bun-
    desregierung . Aufwachen und nicht weiter Geld ver-
    plempern! Das alles gibt es bereits seit 2002 .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das nennt sich nämlich Nachhaltigkeitsstrategie . Die
    hätten Sie nur regelmäßig anwenden und aktualisieren
    müssen . Die Indikatoren der Nachhaltigkeitsstrategie
    und einen Bericht über deren Entwicklung finden Sie alle
    zwei Jahre in einer schönen Veröffentlichung des Statisti-
    schen Bundesamtes mit dem Titel „Nachhaltige Entwick-
    lung in Deutschland“ . Ich habe sie einmal mitgebracht;
    die anderen Kollegen haben sie ja noch nicht gezeigt .


    (Die Rednerin hält den Bericht hoch)


    Dies ist Anlass unserer heutigen Debatte . Der Parlamen-
    tarische Beirat für nachhaltige Entwicklung bewertet den
    Bericht und die Entwicklung der Indikatoren . Er mahnt
    Verbesserungen an und zeigt, wo Konzepte und Verände-
    rungen nötig sind – das alles übrigens im Konsens und
    in guter Zusammenarbeit mit allen Fraktionen, wofür ich
    mich an dieser Stelle herzlich bedanke; das klappt näm-
    lich wirklich toll .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN)


    Auch wenn es ein mühsamer Prozess ist, schaffen wir
    es, sozusagen die größte Schnittmenge, die wir hier im
    Haus finden können, darzustellen, und das abseits allen
    Tagesstreits .

    Der Indikatorenbericht zeigt auf den ersten Blick, dass
    noch lange nicht alle Ziele erreicht sind; manche sind
    nicht einmal auf einem guten Weg . Beispiel: Güterver-

    Dr. Valerie Wilms

    Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 147 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 18 . Dezember 201514518


    (A) (C)



    (B) (D)


    kehr . Er wurde von Herrn Lenz ja schon angesprochen;
    ich gehe damit noch ein bisschen härter um . Eine Verla-
    gerung weg vom Lkw hin zu Schiene oder Wasserstraße
    hätte positive Umweltauswirkungen . Insbesondere im
    Hinblick auf die Klimakonferenz in Paris ist die bessere
    Umweltbilanz von Schiene und Wasserstraße ein wichti-
    ger Faktor . Leider stagnieren beide Werte, bzw . sie ent-
    wickeln sich rückläufig. Die gesetzte Zielmarke ist also
    weit, weit entfernt . Da müssen wir ran .

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, aber ich frage mich
    schon: Was sind die Ziele eines Berichts zum sogenann-
    ten guten Leben? Wohin führt uns ein weiteres Indikato-
    renset? Soll da nur die Doppelarbeit der Enquete-Kom-
    mission aus der letzten Wahlperiode fortgesetzt werden?
    Machen Sie hier etwa vorgezogene Wahlwerbung mit
    Steuermitteln? Die Gefahr der Doppelung verschiede-
    ner Indikatoren mit der Nachhaltigkeitsstrategie ist recht
    hoch . Was ist, wenn sich die Indikatoren gegenseitig
    widersprechen? Nach Planung der Bundesregierung be-
    kommen wir im Sommer 2016 einen Bericht und einen
    Aktionsplan für das sogenannte gute Leben .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Ja!)


    Im Herbst 2016 kommt dann die Fortschreibung der
    Nachhaltigkeitsstrategie, ebenfalls mit neuen Indikato-
    ren .

    Verstehen Sie mich nicht falsch: Bürgerbeteiligung ist
    begrüßenswert; wir Grünen stehen voll dahinter .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Auch das Messen politischer Ziele und deren tatsächliche
    Durchsetzung sind eine gute Sache . Ich frage mich aber:
    Warum werden mit so großem Aufwand immer wieder
    neue Strategien und Konzepte erarbeitet?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Warum konzentriert man sich nicht einfach einmal auf
    die Umsetzung bereits etablierter Konzepte? Oder muss
    jede neue Koalition, Herr Kauder, immer wieder das Rad
    neu erfinden, nur damit es etwas Neues gibt?

    Die Nachhaltigkeitsstrategie ist wirklich nicht neu und
    im Kanzleramt als zentraler Regierungsstelle definitiv
    verankert . Trotzdem bekommen wir im Beirat heute im-
    mer noch häufig Gesetzentwürfe, aus denen klar hervor-
    geht, dass die Existenz dieser Strategie nicht bis in alle
    Äste der Regierung vorgedrungen ist .

    Die Nachhaltigkeitsprüfung in den Gesetzen wird bes-
    ser . Dafür möchte ich mich an dieser Stelle einmal bei
    den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Ministeri-
    en bedanken .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Aber sie ist immer noch nicht überall bekannt . Deshalb
    sollten wir unsere Energie auf das Vorhandene verwen-
    den . Wir müssen die Nachhaltigkeitsstrategie ernst neh-
    men und mit Leben füllen,


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    statt immer wieder neue Strategien ins Leben zu rufen
    und planlos nebeneinanderzustellen . Das vernebelt und
    verwirrt nämlich nur . Nachhaltigkeitspolitik muss aber
    genau das Gegenteil erreichen: Wir müssen klarer sehen,
    was wir mit unserer heutigen Politik in der Zukunft an-
    richten . Das ist die entscheidende Frage . Deswegen lau-
    tet meine eindeutige Aufforderung: etwas weniger PR
    für diese Wohlfühlkoalition und etwas mehr klassisches
    politisches Handwerk .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    In diesem Sinne sollten wir schauen, dass wir gut ins
    nächste Jahr kommen, und uns dann wieder hier zu die-
    sem Thema treffen .

    Herzlichen Dank .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Für die SPD-Fraktion erhält nun der Kollege Lars

Castellucci das Wort .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Lars Castellucci


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nachhaltigkeit
    ist wirklich eine Überlebensfrage für die Menschheit . Es
    ist aber gleichzeitig eine Chance auf mehr Lebensqualität
    für Menschen, denen es deutlich schlechter geht als den
    Menschen bei uns . Und auch bei uns gibt es Menschen,
    denen es schlecht geht . Wirtschaftlichen Wohlstand, die
    Bewahrung der Schöpfung und das soziale Miteinander
    in Einklang zu bringen, dafür intelligente Lösungen zu
    finden und über Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten:
    Das ist wirklich ein großes Versprechen und ein Ansporn
    für uns in der Politik .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich zitiere jetzt einmal etwas:

    Nachhaltige Entwicklung heißt, mit Visionen, mit
    Fantasie und Kreativität die Zukunft zu gestalten,
    Neues zu wagen und unbekannte Wege zu erkunden .

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist nicht
    von Greenpeace oder WWF, sondern von der Bundesre-
    gierung .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


    Erlauben Sie mir an dieser Stelle eine kritische Refle-
    xion unseres Arbeitens: Wie häufig ist ein Kompromiss,
    den wir finden, dann doch nur ein bisschen etwas von
    dem einen und etwas von dem anderen und eben noch
    nicht die intelligentere Lösung, die wir brauchen? Ge-
    rade jetzt am Jahresende erleben wir, wie Kolleginnen
    und Kollegen von einem Termin zum anderen hetzen . Ich
    frage uns einmal: Wo ist denn der Raum für Fantasie und
    Kreativität im politischen Bereich?


    (Dr . Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Na, in der Linksfraktion!)


    Dr. Valerie Wilms

    Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 147 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 18 . Dezember 2015 14519


    (A) (C)



    (B) (D)


    Nehmen wir einmal den Begriff der Nachhaltigkeit .
    Für diesen Begriff könnten wir hier wahrscheinlich sehr
    viele unterschiedliche Definitionen finden, aber in einem
    stimmen wir doch überein: Es geht um Langfristigkeit,
    um etwas, das auf Dauer angelegt ist . Wie sehr sind wir
    auch im politischen Betrieb bei dem, was wir tagtäglich
    tun, von der Nachrichtenlage beeinflusst?

    Ich glaube, wir brauchen gar nicht zu streiten, ob das
    Glas zurzeit halb leer oder halb voll ist, sondern wir
    können, wie es auch schon angeklungen ist, gemeinsam
    feststellen: Beim Thema Nachhaltigkeit ist noch viel Luft
    nach oben, auch in Deutschland .

    Gleichzeitig ist jetzt ein guter Zeitpunkt, über Nach-
    haltigkeit zu sprechen; denn gerade haben wunderbare
    Ereignisse wie der Gipfel in New York und der Klima-
    gipfel in Paris stattgefunden . Das gibt uns Rückenwind .
    Ich will auch sagen, dass die Flüchtlinge, die zu uns
    kommen, uns zeigen, dass die Probleme, die es auf dieser
    Welt gibt, eben nicht weit weg sind, sondern auch mit uns
    etwas zu tun haben, und dass diese Probleme, wenn wir
    unserer Verantwortung nicht gerecht werden – so gut wir
    das als eine starke Nation und ein starkes Europa eben
    können –, auch zu unseren Problemen werden .

    Außerdem ist unsere Bevölkerung derzeit auf Mitma-
    chen getrimmt, wie wir das nie zuvor – abgesehen von
    der Zeit, als das Land in Trümmern lag – erlebt haben .
    Diesen guten Zeitpunkt für eine Fortschreibung der na-
    tionalen Nachhaltigkeitsstrategie müssen wir engagiert
    nutzen .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Da bald Weihnachten ist, wünsche ich mir etwas: Ich
    wünsche mir, dass wir ehrgeizige Ziele finden, dass wir
    wirklich aufgreifen, was in New York verabschiedet wur-
    de, und dass wir nicht Ziele definieren, die wir ohnehin
    erreichen, weil wir stark sind, sondern dass wir ehrgeizi-
    ge Ziele erarbeiten, mit denen wir wirklich einen Beitrag
    zur Erreichung der globalen Ziele leisten .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Beispiel?)


    Ich wünsche mir, dass wir an 1992 anknüpfen und et-
    was schaffen, was es damals gegeben hat, nämlich einen
    wirklichen gesellschaftlichen Aufbruch zu mehr Nach-
    haltigkeit . Ich denke an die Lokale Agenda 21 . Wir brau-
    chen so etwas wie eine Lokale Agenda 2 .0, die wir jetzt
    ausgehend von der Diskussion über die nationale Nach-
    haltigkeitsstrategie starten müssen .

    Und wir müssen uns als Parlament – das ist auch
    schon angeklungen – das Thema Nachhaltigkeit stärker
    aneignen, als das in der Vergangenheit geschehen ist .


    (Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Aber bitte konkret!)


    Es ist doch so: Das Thema Nachhaltigkeit fristet eher ein
    Nischendasein, als dass es wirklich Leitbild und Zentrum
    der nationalen Politik ist . Darum lautet meine Forderung,
    dass wir die nationale Nachhaltigkeitsstrategie nicht nur

    zur Kenntnis nehmen, sondern dass sie einem Beschluss
    des Deutschen Bundestages zugeführt wird, dass wir sie
    hier im Parlament diskutieren und verabschieden .


    (Beifall bei der SPD)


    Wir haben aufgrund der Gipfelergebnisse Grund, opti-
    mistisch zu sein, und wir haben, wie es Karl Popper sagt,
    sogar die Pflicht, optimistisch zu sein. Es ist kein Opti-
    mismus im Sinne von „Es wird schon werden“, sondern
    ein Optimismus der Tat . Vielleicht nicht mehr vor Weih-
    nachten, aber im nächsten Jahr wollen wir damit enga-
    giert weitermachen .

    Alles Gute und vielen Dank allen, die sich für dieses
    Thema engagieren .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)