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ID1813915500

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    13. Grünen: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/139 Textrahmenoptionen: 16 mm Abstand oben Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 139. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 25. November 2015 Inhalt: Begrüßung einer Delegation der Nationalver- sammlung der Republik Korea . . . . . . . . . . 13605 B Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksachen 18/5500, 18/5502 . . . . . . . . . 13605 A b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksachen 18/5501, 18/5502, 18/6127 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13605 B I .9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . . . 13605 B Dr . Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 13605 C Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 13610 A Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13616 D Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 13621 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13624 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13627 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13628 C Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13630 B Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13631 C Aydan Özoguz, Staatsministerin BK . . . . . . . 13633 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13635 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13636 D Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 13638 B Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 13639 B Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13640 C Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13641 B Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13642 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13644 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 13645 B Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13646 D I .10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/6105, 18/6124 . . . . . . . . 13645 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13645 C Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13649 B Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13651 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13652 C Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13653 D Dr . Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 13654 C Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13656 D Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13658 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 139 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 25 . November 2015II Dr . Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 13660 A Dr . Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 13661 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13661 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13663 B Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13664 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13665 D Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 13667 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13668 C Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 13668 D I .11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/6113, 18/6124 . . . . . . . . 13669 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13669 C Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13670 C Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13672 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 13675 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13676 C Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13678 D Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13679 A Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 13679 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13680 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13682 C Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13684 B Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13685 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13687 C Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13687 D I .12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksachen 18/6120, 18/6124 . . . . . . . . 13688 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13688 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13689 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13691 D Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13692 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13693 C Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 13695 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13696 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13696 D Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 13698 B Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13699 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . . 13701 B Dr . Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13703 B Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13705 A Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13706 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13708 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 13709 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 139 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 25 . November 2015 13605 139. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 25. November 2015 Beginn: 9 .01 Uhr
  • folderAnlagen
    Sonja Steffen (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 139 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 25 . November 2015 13709 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Albsteiger, Katrin CDU/CSU 25 .11 .2015 Beckmeyer, Uwe SPD 25 .11 .2015 Brantner, Dr . Franziska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Ernst, Klaus DIE LINKE 25 .11 .2015 Ernstberger, Petra SPD 25 .11 .2015 Gundelach, Dr . Herlind CDU/CSU3 25 .11 .2015 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 25 .11 .2015 Hartmann, Sebastian SPD 25 .11 .2015 Heiderich, Helmut CDU/CSU 25 .11 .2015 Höger, Inge DIE LINKE 25 .11 .2015 Jarzombek, Thomas CDU/CSU 25 .11 .2015 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Lagosky, Uwe CDU/CSU 25 .11 .2015 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 25 .11 .2015 Nüßlein, Dr . Georg CDU/CSU 25 .11 .2015 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Schnieder, Patrick CDU/CSU 25 .11 .2015 Spinrath, Norbert SPD 25 .11 .2015 Strässer, Christoph SPD 25 .11 .2015 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Warken, Nina CDU/CSU 25 .11 .2015 Westphal, Bernd SPD 25 .11 .2015 Wicklein, Andrea SPD 25 .11 .2015 Zimmermann, Pia DIE LINKE 25 .11 .2015 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 139. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Axel Schäfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Selten war eine entwicklungspolitische Debatte um
    Haushaltsfragen so sehr von den drängenden Problemen
    bestimmt, die nicht mehr nur in irgendwelchen Ländern
    vorhanden sind, sondern auch zu hiesigen Problemen
    geworden sind . Diese Debatte ist zugleich Ausdruck der
    Ambivalenz, in der wir uns befinden.

    Ich glaube, wir können hier nur ehrlich und aufrichtig
    diskutieren, indem wir das mit einem Sowohl-als-auch
    unterlegen . Das Sowohl heißt – das muss auch von den
    lieben Kolleginnen und Kollegen der Opposition aner-
    kannt werden –, dass die Etatmittel in diesem Bereich
    den größten Zuwachs seit Bestehen dieses Ministeriums
    erfahren . Das ist nicht irgendetwas .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Selbstverständlich ist das eine wichtige Leistung, die für
    etwas steht, was erarbeitet und durchgesetzt worden ist,
    und das ist auch gut so . Mein Dank geht natürlich auch
    an den Minister .

    Es ist gut, dass der 11 . Europäische Entwicklungs-
    fonds, der bis 2020 läuft, über mehr als 30 Milliarden
    Euro verfügt . Dazu muss man nicht nur hier, sondern
    auch nach außen hin sagen: Ja, das ist ein wichtiger Fort-
    schritt, für den wir gekämpft haben und der nicht von

    allein gekommen ist . Er ist neuen Erkenntnissen aus
    schlechten Erfahrungen geschuldet, die wir gemacht ha-
    ben, aus denen wir aber gemeinsam die richtigen Schlüs-
    se ziehen . Das ist die eine Seite, und die sollten wir hier
    in diesem Haus wirklich einmal als gemeinsamen Erfolg
    betonen .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Jetzt reden wir über das Als-auch, über die Schwie-
    rigkeiten . Der Herr Minister hat vieles gesagt; das alles
    kann ich unterstützen . Ich will es nur an einer Zahl noch
    einmal deutlich machen . Wenn dem UNHCR für dieses
    Jahr über 4,2 Milliarden Dollar zugesagt werden und wir,
    Stand Ende Oktober, erst 2 Milliarden Dollar haben flie-
    ßen lassen, so heißt das ganz simpel zweierlei: Erstens .
    Viele Länder halten sich nicht an ihre Zusagen . Das ist
    unmoralisch und in Demokratien, wo immer sie sind,
    unakzeptabel . Zweitens . Die Konsequenz ist ganz klar:
    Wir schaffen uns bestimmte Probleme selbst, die wir ver-
    meiden könnten . Viele Länder vermeiden sie nicht, bis
    sie schließlich bei uns anlanden . Das ist die Konsequenz,
    die man offen und vor allen Dingen auch öffentlich aus-
    sprechen muss .


    (Beifall bei der SPD)


    Auch eine andere Konsequenz muss klar sein, wenn
    wir über den Zusammenhang von Problemen diskutieren,
    gerade wenn wir in Richtung „Klimagipfel in Paris“ bli-
    cken . Der Anstieg der Erderwärmung um 1 Grad mehr
    oder weniger, das ist für viele Menschen nur eine Zahl .
    Eine Zahl ist nicht so dramatisch . Die dramatische Zahl,
    die dahintersteht, lautet, dass zum Beispiel aus Bangla-
    desch ganz konkret 15 Millionen mehr Menschen fliehen
    müssten, weil ihnen sozusagen die Lebensgrundlage un-
    ter den Füßen weggeschwemmt würde . Das Land wäre
    nicht mehr zu bewirtschaften . Da könnte man nicht mehr
    leben . Aber wir haben die Chance, dies mit einer Kli-
    mapolitik, gemeinsam in Europa, von Deutschland stark
    getragen, zu verändern . Wir haben die Chance, und die
    sollten wir in Paris auch nutzen .


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn es auch wichtige Übereinstimmungen in der Ko-
    alition gibt, so muss man doch auf ein paar Unterschiede
    hinweisen . Heute Morgen hat der Kollege Kauder ge-
    sagt: Die rot-grün regierten Länder haben das und das
    nicht gemacht . – Natürlich muss man über sein eigenes
    Land auch mal gut reden . Also: Nordrhein-Westfalen
    zum Beispiel, lange rot-grün regiert, hat es seit 1985 –
    da regierte die SPD allerdings noch allein – im Rahmen
    seines Programms „Eine-Welt-Initiative“ geschafft, dass
    bis heute 7 500 junge Menschen in Projekten der Ent-
    wicklungszusammenarbeit für Frieden und vieles andere
    Gute mehr in über 50 Staaten gearbeitet haben . Auch das
    ist ein wichtiger Punkt, den wir gerade bei einer Bun-
    destagsdebatte nennen sollten, nicht nur deshalb, weil es
    Nordrhein-Westfalen ist – das ist sowieso gut –,


    (Beifall bei der SPD)


    sondern auch deshalb, weil es in fast allen Bundeslän-
    dern, zumindest soweit ich weiß, diese Form der Zusam-
    menarbeit im Rahmen eines solchen Projekts gibt; be-

    Niema Movassat






    (A) (C)



    (B) (D)


    sonders berührend: Rheinland-Pfalz/Ruanda . Auch das
    gehört in den Bundestag . Wir sind ein Bundesstaat . Wir
    haben den Bund und die Länder . Die Länder machen da
    eine ganze Menge, und das ist gut so . Das sollten wir in
    diesem Hause auch einmal ausdrücklich würdigen .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir wollen nicht mit Goethe sagen: „Die Botschaft
    hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“ . – Wir müs-
    sen dabei schon auch ein bisschen an die zukünftige Ent-
    wicklung denken, gerade was die Länder anbelangt . Wir
    wollen viel zur selben Zeit . Die Länder haben – wir ha-
    ben das gemeinsam in entsprechenden Gesetzesänderun-
    gen beschlossen – eine Schuldenbremse ab 2019 . Seit der
    Finanzminister, der bekanntlich kein Sozialdemokrat ist,
    gesagt hat, die oberste Priorität sei – Klammer auf: nicht
    mehr die schwarze Null; Klammer zu –, die Probleme zu
    bekämpfen, die mit einer großen Zahl von Flüchtlingen,
    mit Wanderungsbewegungen zu tun haben, müssen wir
    über ganz bestimmte Fragen hier auch ein Stück weit an-
    ders diskutieren .

    Da ist natürlich immer das taktische Problem: Wer
    sagt was und wie? Ich habe mir gedacht, ich löse das heu-
    te einmal ganz elegant und nehme etwas Unverdächtiges:
    den Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung und Frau
    Höll; beide gehören sicherlich nicht zu den Linken in der
    SPD . Es geht um das Thema Flüchtlinge . Ich zitiere eini-
    ge gute Anregungen:

    Es stimmt, die zusätzlichen Milliarden sind Kosten
    für uns alle . Für Schreckensszenarien aber besteht
    keinerlei Anlass . Im Gegenteil . Dieses Geld ist nicht
    nur eine notwendige, sondern auch eine gute Inves-
    tition, die unsere Gesellschaft stärkt und damit die
    Stabilität unseres Landes . Was nützen uns Schul-
    denbremsen und schwarze Nullen, wenn der soziale
    Frieden auf die Probe gestellt wird?

    Weiter schreibt der Hauptkommentar in der Süddeut-
    schen:

    Bleibt die Frage, wer das bezahlen soll? Die Kom-
    munen, die sich in den letzten Jahren bemüht ha-
    ben, ihre Finanzen in Ordnung zu bringen, werden
    es nicht leisten können, jedenfalls dann nicht, wenn
    sie den Frieden vor Ort wahren wollen . Die Länder
    wären – übrigens auch ohne Wahrung der Schulden-
    bremse – überfordert . Bleibt also der Bund . Der hat
    noch ein paar Reserven, darf auch nur in begrenz-
    tem Maß neue Schulden aufnehmen .

    Da sind wir uns einig .

    Aber wenn die Merkels und Schäubles die stren-
    ge Etatdisziplin nicht aufgeben wollen, können sie
    auch die Steuern erhöhen . Die für Spitzenverdiener,
    wohlgemerkt .

    Zu der Kategorie gehören wahrscheinlich auch Bun-
    destagsabgeordnete . – Das ist eine völlig richtige Aussa-
    ge von der Süddeutschen Zeitung .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich glaube – das wird wichtig sein –, gerade wenn wir
    über Werte im Jahre 2015 diskutieren – dass Europa eine
    Wertegemeinschaft ist, ist heute zu Recht auch von mei-
    nen geschätzten Kolleginnen und Kollegen der Union
    immer wieder unterstrichen worden –, dann werden wir
    auch perspektivisch über die Preise reden .

    Ich sage ganz offen und ganz entspannt: Ich habe als
    Fraktionsvize, als Erster in bestimmter Verantwortung im
    September gesagt: Wir müssen die europäischen Außen-
    grenzen so dicht wie möglich machen, das heißt, kon-
    trollieren und sichern . – Sie können mir glauben, das hat
    nicht überall in der SPD nur Beifall gefunden . Ich halte
    das jedoch weiterhin für richtig .

    Heute, nach acht Wochen, sagen alle, dass das der
    richtige Weg ist . Ich bin mir deshalb auch sicher, dass
    wir über die Frage von Gerechtigkeit und Finanzen auch
    noch ein Stück anders diskutieren werden, und zwar ohne
    eine bestimmte Ideologie, ohne Dogmen, weil uns ein-
    fach die Probleme vor neue Herausforderungen stellen,
    die wir vor einem Jahr oder auch vor einem halben Jahr
    und auch bei Abschluss des Koalitionsvertrages noch
    nicht so gesehen haben . Das ist meine persönliche Mei-
    nung . Dazu gibt es keinen Fraktionsbeschluss . Ich glaube
    aber, das trifft relativ gut die Stimmung der Mitglieder
    meiner Partei .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Axel Schäfer . – Nächster Redner: Peter

Meiwald für Bündnis 90/Die Grünen .


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Peter Meiwald


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

    Werter Herr Minister Müller! Ja, Kollege Schäfer, der
    BMZ-Etat wurde deutlich aufgestockt . Doch machen wir
    uns nichts vor: Das ist am Ende doch nur ein Tropfen
    auf den heißen Stein . Das wurde verschiedentlich auch
    schon gesagt . Der Aufwuchs reicht gerade einmal, um
    die ODA-Quote auf dem trostlosen Niveau von ungefähr
    0,4 Prozent zu halten . Vergleichen Sie doch den Gesam-
    tetat für das BMZ mit dem Wert der Rüstungsexporte aus
    Deutschland in Drittländer oder gar mit dem Verteidi-
    gungshaushalt . Ich glaube, dann wird deutlich, wo wir
    hier eigentlich stehen, und das angesichts der Herausfor-
    derungen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das ist doch ein Armutszeugnis angesichts der vielen
    öffentlichen Deklamationen zur Bedeutung von interna-
    tionalem Klimaschutz, Fluchtursachenbekämpfung und
    dringend überfälliger Internationalisierung der Arbeit

    Axel Schäfer (Bochum)







    (A) (C)



    (B) (D)


    an den Sustainable Development Goals . Der Gipfel in
    New York ist noch nicht lange her . Heute taucht das Wort
    überhaupt nicht mehr auf . Ist schon vergessen, was wir
    uns da eigentlich in der Welt vorgenommen haben? Es ist
    ein Armutszeugnis; das muss man einfach so festhalten .
    Auf den Gipfeln lächeln, beim Haushalt schwächeln – ist
    das die Devise, die am Ende des Tages dann doch von
    dieser Regierung ausgeht? Wo ist das weite Herz, mit
    dem der Minister und auch die Kanzlerin international
    so gern auftreten?

    Und, liebe Haushälterinnen und Haushälter der Koa-
    lition, genau das haben Sie ja im zuständigen Fachaus-
    schuss selber erkannt . Mit viel Tamtam wurden uns dort
    die Änderungsanträge mit einem Volumen in Höhe von
    500 Millionen Euro vorgelegt . Doch außer Spesen nichts
    gewesen!

    Kommen wir nun zum Lieblingsschlagwort all derer,
    die glauben, man könne sich damit im Zusammenhang
    mit der Flüchtlingsfrage freikaufen: Fluchtursachenbe-
    kämpfung . Das haben wir heute schon an verschiedener
    Stelle gehört . Es ist ein wichtiges Thema, und das nicht
    erst, seit 1 Million der weltweit etwa 60 Millionen Ge-
    flüchteten an unsere Tür klopfen. Erst jetzt kommt auch
    diese Bundesregierung darauf, dass Entwicklungspolitik
    hier eine Rolle spielt .

    Doch wie wird das jetzt diskutiert? Entwicklungshilfe
    als Belohnung für Länder, die Flüchtlinge – zum Teil mit
    Repression – zurückhalten oder zurücknehmen? Ausge-
    rechnet mit autoritären Regimen, wie zum Beispiel Eri-
    trea, über die Rücknahme von Flüchtlingen zu verhan-
    deln, im Gegenzug dann zusätzliche Entwicklungsgelder
    anzubieten – da werden doch nicht Fluchtursachen be-
    kämpft, sondern Flüchtlinge .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Oder: Entwicklungshilfe als kurzfristiges Stopfen von
    Löchern, damit Hungernde in Flüchtlingslagern weitab
    von Europa bleiben? Natürlich ist es richtig, das Welt-
    ernährungsprogramm international endlich ausreichend
    auszustatten; das ist doch vollkommen klar . Aber das ist
    keine Fluchtursachenbekämpfung . Darüber müssen wir
    uns auch im Klaren sein .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Sevim Dağdelen [DIE LINKE])


    Medienwirksam werden jetzt noch ad hoc Gelder zu-
    gesagt . Doch diese Zusagen bedeuten nur kostspielige-
    re Hilfen, als wenn man diese Dinge langfristig angeht .
    Und, Kollege Klein, fokussieren auf die Lager reicht
    nicht, wenn wir wirklich an die Wurzeln herangehen
    wollen .

    Dagegen – die Kollegin Hajduk hat es gerade schon
    angesprochen –: Wo ist das Engagement für die längst
    überfällige Stärkung der VN-Strukturen, für eine ver-
    nünftige Ausstattung des World Food Programme, von
    UNDP, UNEP oder auch für eine Stärkung des Weltsi-
    cherheitsrates? Da ist Deutschland in der öffentlichen
    Debatte kaum wahrnehmbar . Sieht so die Übernahme
    internationaler Verantwortung aus, wenn nicht einmal

    innerhalb der Bundesregierung eine Person für die An-
    gelegenheiten der Vereinten Nationen zuständig ist? Das
    ist weder nachhaltige noch verantwortungsvolle Politik .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg . Michael Leutert [DIE LINKE])


    Und was ist eigentlich die dahinterstehende Strategie
    der Fluchtursachenbekämpfung? Thomas de Maizière
    hat es doch auf den Punkt gebracht: Man könne doch
    bitte erwarten, dass die Afghanen im Land bleiben,
    weil schließlich so viele Entwicklungsgelder geflossen
    seien . – So viel Zynismus ist doch kaum zu überbieten
    und macht deutlich, dass diese Bundesregierung an die-
    sem Punkt auf allen Ebenen versagt . Hören Sie endlich
    auf, mit immer neuen Asylrechtsverschärfungspaketen
    Flüchtlinge statt Fluchtursachen zu bekämpfen . Das kann
    nicht der Weg sein .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Eines hat diese Koalition ganz offenbar noch nicht
    verstanden: Entwicklungspolitik ist eben kein isolier-
    tes Politikfeld, was man mal diesem oder jenem Zweck
    unterordnen kann, sondern Entwicklungspolitik muss
    internationale Strukturpolitik sein . Und dafür braucht
    es Kohärenz statt Konkurrenz zwischen den einzelnen
    Ministerien .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg . Michael Leutert [DIE LINKE])


    Erst wenn wir die Kohärenzfrage ehrlich angehen und
    unsere Rüstungs-, Handels-, Finanz-, Agrar- oder auch
    Rohstoffpolitik an menschenrechtlichen und sozial-
    ökologischen Kriterien ausrichten, ist nachhaltige Ent-
    wicklung weltweit möglich . Und dann kann man auch
    Fluchtursachen bekämpfen .

    Erst wenn wir keine Panzer mehr nach Saudi-Arabien
    und Katar schicken und wenn wir aufhören, mit subven-
    tionierten Agrarprodukten afrikanische Märkte zu zer-
    stören oder mit europäischen Fischtrawlern afrikanische
    Küsten leerzufischen, ist friedvolle nachhaltige Entwick-
    lung möglich .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Erst wenn diese Regierung in den Regierungsverhand-
    lungen den Umstieg auf erneuerbare Energien und Ef-
    fizienztechnologien vor die Exportinteressen deutscher
    Großkraftwerksbauer stellt, bekommen Klimaschutz und
    der Aufbau wirtschaftlicher Überlebensperspektiven in
    den Ländern des globalen Südens eine Chance .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Erst wenn die Sonderinitiative „EINEWELT ohne
    Hunger“ nicht mehr davon geprägt ist, möglichst große
    Summen über möglichst wenige große Player umzuset-
    zen, sondern die Menschen in den bäuerlichen und ge-
    nossenschaftlichen Strukturen Afrikas und Asiens zum

    Peter Meiwald






    (A) (C)



    (B) (D)


    Subjekt ihrer Projekte macht, besteht die Chance, Hunger
    als Fluchtursache wirksam und ernsthaft zu bekämpfen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ein Letztes noch zum Thema Kohärenz: Erst wenn
    „Fairhandel statt Freihandel“ zur Maxime der Politik
    der ganzen Bundesregierung wird – und nicht nur zu der
    eines einzelnen Ministers, dessen Engagement wir ja zu
    schätzen wissen – und wenn wir uns von den unsinnigen
    und schädlichen Vertragsverhandlungen zu CETA, TTIP
    und anderen verabschieden, werden Fluchtursachen, die
    durch unfaire Handelsbeziehungen entstehen, ehrlich be-
    kämpft .

    Für diese Bundesregierung aber – das ist der Eindruck,
    der sich jetzt aufdrängt – bleibt Kohärenz ein Fremdwort .
    Das zeigt auch der Gesamthaushalt mit seinen vielen Fa-
    cetten . Haben Sie doch endlich den Mut, der Rüstungs-
    lobby wie der Agroindustrie entgegenzutreten!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ich komme zum Schluss: Bisher müssen wir trotz des
    hier vorgelegten Haushaltsplanes 2016 klar zusammen-
    fassen: kein Herz, kein Plan und vor allen Dingen kein
    Mut . Das Wissen ist ja da, das Bewusstsein, was getan
    werden müsste, scheint ja da zu sein – Kollegin Kofler
    hat vieles angesprochen, der Minister hat vieles ange-
    sprochen –, aber es fehlt der Mut .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Zum Schluss noch: Wir legen heute noch mal einen
    Antrag vor, der zeigt, wie sich solide Finanzpolitik, Kli-
    maschutz und globale Gerechtigkeit verbinden lassen .
    Einem Aufwuchspfad, um bis 2020 das 0,7-Prozent-Ziel
    zu erreichen, könnten Sie sich doch heute einmal an-
    schließen . Geben Sie sich einen Ruck! Stimmen Sie zu!

    Vielen Dank .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)