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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/138 Textrahmenoptionen: 16 mm Abstand oben Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 138. Sitzung Berlin, Dienstag, den 24. November 2015 Inhalt: Gedenken an die Opfer der Pariser Attentate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13497 A Begrüßung der Delegation von Parlamentari- ern aus Usbekistan unter Vorsitz von Herrn Shadmanov . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13518 D Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksachen 18/5500, 18/5502 . . . . . . . . 13498 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksachen 18/5501, 18/5502, 18/6127 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13498 B I .1 Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidi- alamt Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . . . 13498 B I .2 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag Drucksachen 18/6102, 18/6124 . . . . . . . . 13498 B I .3 Einzelplan 03 Bundesrat Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . . . 13498 C I .4 a) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen Drucksachen 18/6108, 18/6124 . . . . . . 13498 C b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . 13498 D Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 13498 D Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13500 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13501 D Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13503 A Dr . Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13504 D Dr . Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13506 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13507 B Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13508 D Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 13510 B Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13511 D Dr . Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 13513 D Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 13515 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 13516 A Carsten Körber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13517 D I .5 Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Na- turschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksachen 18/6115, 18/6124 . . . . . . . . 13519 B Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13519 B Steffen-Claudio Lemme (SPD) . . . . . . . . . . . . 13521 A Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13522 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 138 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 24 . November 2015II Josef Rief (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13523 C Dr . Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13525 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13526 C Hubertus Zdebel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13527 C Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 13528 D Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13531 C Carsten Träger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13532 D Christian Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13533 D Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13535 A Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13536 B Christian Haase (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13537 C I .6 a) Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Drucksachen 18/6106, 18/6124 . . . . . 13540 A b) Einzelplan 21 Bundesbeauftragte für den Daten- schutz und die Informationsfreiheit Drucksachen 18/6119, 18/6124 . . . . . . 13540 A Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13540 B Dr . Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 13541 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13543 A Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13544 B Dr . Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13546 B Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13548 C Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13549 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13551 C Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 13553 A Dr . Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 13554 D Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/ CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13556 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13557 C Susanne Mittag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13558 D I .7 a) Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz Drucksachen 18/6107,18/6124 . . . . . . 13560 B b) Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . 13560 B Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 13560 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13562 A Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13562 B Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13564 B Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 13565 C Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 13568 A Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 13570 B Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 13571 B Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13573 B Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 13575 A Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . 13575 C Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13577 D Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13578 D I .8 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . 13580 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13580 C Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13581 D Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13583 B Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . 13584 C Dr . Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13587 A Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 13590 A Dr . Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 13591 B Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13593 A Stephan Albani (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13593 D Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13595 C Saskia Esken (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13596 A Dr. Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) . . . . . . . 13597 B Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 13598 D Dr. Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) . . . . . . . 13599 B René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13599 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13601 B Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 13603 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 138 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 24 . November 2015 13497 138. Sitzung Berlin, Dienstag, den 24. November 2015 Beginn: 10 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Vizepräsidentin Claudia Roth (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 138 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 24 . November 2015 13603 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Albsteiger, Katrin CDU/CSU 24 .11 .2015 Binder, Karin DIE LINKE 24 .11 .2015 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Ernstberger, Petra SPD 24 .11 .2015 Gundelach, Dr . Herlind CDU/CSU 24 .11 .2015 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 24 .11 .2015 Hartmann, Sebastian SPD 24 .11 .2015 Heiderich, Helmut CDU/CSU 24 .11 .2015 Jung, Andreas CDU/CSU 24 .11 .2015 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lagosky, Uwe CDU/CSU 24 .11 .2015 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 24 .11 .2015 Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 24 .11 .2015 Nissen, Ulli SPD 24 .11 .2015 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Schick, Dr . Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Schnieder, Patrick CDU/CSU 24 .11 .2015 Strässer, Christoph SPD 24 .11 .2015 Westphal, Bernd SPD 24 .11 .2015 Wicklein, Andrea SPD 24 .11 .2015 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 138. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 01 Bundespräsident EPL 02 Bundestag EPL 03 Bundesrat EPL 08 Finanzen EPL 20 Bundesrechnungshof EPL 16 Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit EPL 06 Innen EPL 21 Datenschutz und Informationsfreiheit EPL 07 Justiz und Verbraucherschutz EPL 19 Bundesverfassungsgericht EPL 30 Bildung und Forschung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Stephan Mayer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Sehr verehrte Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolle-

    ginnen! Sehr geehrte Kollegen! Der Haushalt des Bun-
    desinnenministeriums für das kommende Jahr ist klar
    und eindeutig im Lichte von zwei großen, vielleicht so-
    gar epochalen Herausforderungen zu sehen: einerseits
    der Flüchtlingskrise, andererseits der Bedrohung durch
    den islamistischen Terrorismus .

    Natürlich ist es vollkommen zynisch, verwerflich und
    menschenverachtend, wenn man Flüchtlinge unter Gene-
    ralverdacht stellt, wenn man eine unmittelbare Kausali-
    tät zwischen diesen beiden Herausforderungen herstellt .
    Die Flüchtlinge sind nicht Täter, sie sind Opfer . Viele der
    Flüchtlinge, die zu uns kommen, insbesondere aus dem
    syrischen Bürgerkrieg, fliehen ja gerade vor den schreck-
    lichen Gräueltaten des sogenannten „Islamischen Staa-
    tes“ oder des Assad-Regimes .

    Aber, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kolle-
    gen, wenn es sich bewahrheiten sollte, dass zwei der At-
    tentäter von Paris zumindest als Flüchtlinge getarnt über
    Griechenland nach Europa eingereist sind, dann zeigt uns
    dies doch, dass die Flüchtlinge zwar nicht Täter sind –
    natürlich nicht –, aber offenbar diese Flüchtlingskrise
    vom sogenannten „Islamischen Staat“ instrumentalisiert
    wird, um vereinzelt auch Kämpfer des sogenannten „Isla-
    mischen Staates“ nach Deutschland und nach Europa zu
    bringen . Das zeigt uns, wie ich glaube, schon ganz deut-
    lich: Wir müssen unsere EU-Außengrenze noch besser
    sichern . Es darf nicht weiter zugestanden werden, dass
    unkontrolliert und unregistriert Personen nach Europa
    einreisen. Diese vorläufigen Erkenntnisse der schreckli-
    chen Attentate von Paris müssen uns hier auch eine ganz
    klare Mahnung sein .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, die bar-
    barischen Angriffe und Attentate von Paris haben Frank-
    reich gegolten, aber gemeint war die gesamte westliche
    Welt . Der islamistische Terror hat Westeuropa erreicht .
    Das waren Angriffe nicht nur auf Menschen, sondern das
    waren Angriffe auf unsere westlichen Werte und unsere
    westliche Lebensweise . Und deshalb gilt, auch eines hier
    klar zu sagen: Wir dürfen uns vom sogenannten „Islami-
    schen Staat“ nicht in die Knie zwingen lassen .

    Es gibt auch aus meiner Sicht überhaupt keinen Grund
    zu Panik oder Hysterie . Unsere Sicherheitsbehörden sind
    gut aufgestellt . Wir haben insbesondere in den letzten
    Monaten sowohl die personelle als auch die finanzielle
    Ausstattung der Sicherheitsbehörden auf Bundesebene
    deutlich verbessert . Wir haben aber auch gesetzgeberisch
    an der einen oder anderen Stelle die notwendigen Nach-
    besserungen und Intensivierungen vorgenommen .

    Wir haben, meine sehr verehrten Kolleginnen und
    Kollegen, in den letzten Jahren unsere Gesetzgebung im-
    mer wieder der Bedrohungslage und den Anforderungen
    der Sicherheitsbehörden angepasst . Wenn ich nur daran
    erinnern darf: Wir haben in den letzten Monaten die Min-
    destspeicherfristen in Deutschland wieder maßvoll ein-
    geführt . Wir haben das Terrorismusbekämpfungsgesetz
    wieder verlängert . Wir haben auch im Strafrecht zwar

    maßvolle, aber aus meiner Sicht sehr effektive Verbesse-
    rungen vorgenommen, indem wir beispielsweise die Ter-
    rorfinanzierung jetzt verstärkt unter Strafe stellen, indem
    wir die geplante Ausreise von Dschihadisten in den Krieg
    nach Syrien verstärkt unter Strafe stellen . Wir haben das
    Personalausweisgesetz geändert, indem wir analog zum
    Passgesetz die Möglichkeit geschaffen haben, ausreise-
    willigen Dschihadisten den Personalausweis rechtzeitig
    zu entziehen, um damit die Ausreise zu verhindern . Das
    waren aus meiner Sicht sehr maßvolle, sehr verantwor-
    tungsbewusste, aber sehr effektive gesetzliche Änderun-
    gen, sodass überhaupt kein Grund besteht, jetzt in gesetz-
    geberischen Aktionismus zu verfallen .


    (Beifall bei der SPD)


    Aber – das sage ich auch dazu –: Wir müssen mit Si-
    cherheit im Lichte der Erkenntnisse der Ermittlungen
    nach den Anschlägen von Paris uns auch ansehen, ob
    nicht an der einen oder anderen Stelle Verbesserungen er-
    forderlich sind . Wichtig ist mir persönlich, dass wir deut-
    lich mehr Stellen bei den Bundessicherheitsbehörden ge-
    schaffen haben . Es werden auch im Haushalt 2016 1 000
    zusätzliche Stellen bei der Bundespolizei geschaffen,
    über 300 Stellen zusätzlich beim Bundeskriminalamt . Es
    gibt – das kann man an dieser Stelle auch offen sagen –
    deutlich mehr Stellen sowohl für das Bundesamt für
    Verfassungsschutz als auch für den Bundesnachrichten-
    dienst . Damit kommen wir den Erfordernissen in dieser
    gesteigerten und intensivierten Bedrohungssituation in
    vollem Umfang nach und werden ihnen gerecht .

    Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, ins-
    gesamt erfährt der Haushalt des Bundesinnenministe-
    riums einen Aufwuchs von 1,5 Milliarden Euro . 5 500
    zusätzliche Stellen werden geschaffen . Das ist ein kla-
    res Signal, insbesondere was die zweite große Heraus-
    forderung anbelangt: die Flüchtlingskrise . Ich sage hier
    eines ganz offen: Monatliche Zuzugszahlen von derzeit
    180 000 oder 200 000 oder vielleicht sogar mehr sind auf
    Dauer in Deutschland nicht verkraftbar .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Deshalb kommt es aus meiner Sicht auf eine Quadriga
    an, auf vier Punkte:

    Wir brauchen erstens eine bessere Ordnung und eine
    bessere Struktur, vor allem auch schnellere Verfahren .
    Wir sind hier entsprechend tätig geworden . Wir haben
    innerhalb von nur zwei Jahren die Belegschaft des Bun-
    desamtes für Migration und Flüchtlinge verdoppelt . Man
    muss sich dies auch einmal vorstellen . Das Bundesamt
    für Migration und Flüchtlinge ist die mit weitem Abstand
    am schnellsten wachsende Bundesbehörde . Auch im
    Haushalt 2016 setzen wir ein klares Signal, indem noch
    einmal zusätzlich 4 000 Stellen beim BAMF geschaffen
    werden . Schon heute sind über 1 000 sogenannte Ent-
    scheider im BAMF tätig, um die Verfahren deutlich zu
    beschleunigen . Wir sind hier auf einem sehr guten Weg .
    Es geht erstens also um eine bessere Struktur und Ord-
    nung, um eine lückenlose Registrierung und Kontrolle all
    derjenigen, die zu uns kommen .

    Es geht zweitens um eine schnellere und bessere In-
    tegration derer, die langfristig bei uns bleiben werden .






    (A) (C)



    (B) (D)


    Auch hier haben wir mit dem neuen Haushalt 2016 klare
    Signale gesetzt, indem 250 Millionen Euro zusätzlich für
    Integrationskurse zur Verfügung stehen, insgesamt über
    eine halbe Milliarde Euro: 560 Millionen Euro allein für
    Integrationskurse, 45 Millionen Euro für die Migrations-
    beratung für Erwachsene und 40 Millionen Euro für In-
    tegrationsprogramme und für das Programm „Integration
    durch Sport“ . Wir kommen unserer gesellschaftspoliti-
    schen Verantwortung in vollem Umfang nach .

    Es geht drittens um die konsequente Rückführung der-
    jenigen, die kein Bleiberecht in Deutschland haben, die
    abgelehnt sind . Auch hier ist noch mehr zu tun, insbeson-
    dere seitens der Länder . Ich sage aber auch ganz deut-
    lich: Wir als Bund haben unsere Hausaufgaben dadurch
    gemacht, dass wir mit dem Asylverfahrensbeschleu-
    nigungsgesetz deutlich gemacht haben, dass Dinge in
    Zukunft nicht mehr gehen, die von manchen Ländern in
    der Vergangenheit sehr extensiv angewandt wurden, wie
    beispielsweise in Niedersachsen: Dort musste der Ab-
    schiebetermin zweimal im Vorfeld angekündigt werden .
    Im Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz ist klar vorge-
    sehen, dass in Zukunft Abschiebetermine nicht mehr im
    Vorfeld angekündigt werden dürfen . Wir erwarten jetzt
    auch von den Ländern, dass sie die neue Bundesgesetz-
    gebung entsprechend umsetzen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Der dritte Punkt ist, ganz klar, die Reduzierung der
    Zuzugszahlen . Ich habe die Hoffnung, dass insbesondere
    die Gespräche mit der türkischen Regierung, vor allem
    mit dem türkischen Präsidenten Erdogan, am kommen-
    den Wochenende dazu führen, dass wir hier wirklich zu
    tragfähigen Ergebnissen kommen . Die Hoffnung liegt
    ganz klar darauf, dass wir durch eine bessere Verstän-
    digung insbesondere mit der Türkei – die Türkei ist in
    diesem Zusammenhang ein Schlüsselland – zu einem
    effektiveren und konsequenteren Schutz der EU-Au-
    ßengrenzen kommen, damit die Zahl der Zuzüge nach
    Europa zurückgeht . Sollte dies nicht gelingen, müssten
    wir als Nationalstaat mit Sicherheit überlegen, was wir
    an unseren Außengrenzen verstärkt tun können, um die
    Flüchtlingszahlen effektiv und schnellstmöglich deutlich
    zu reduzieren .

    Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, der
    Haushalt des BMI trägt auch in anderweitiger Hinsicht
    die klare Handschrift insbesondere der CDU/CSU . Es
    war uns ein großes Anliegen, das Technische Hilfswerk
    deutlich zu stärken . Ich bin insbesondere den Haushäl-
    tern sehr dankbar, dass es gelungen ist, einen Aufwuchs
    der Mittel für das Technische Hilfswerk um insgesamt
    43 Millionen Euro zu erreichen – das sind 208 zusätzli-
    che Stellen .

    Ich sage einmal ganz konkret, wozu das führt: Es führt
    zu einer Entlastung des Ehrenamtes . Die zusätzlichen
    Stellen werden nicht in der Stabsstelle in Bonn, sondern
    in den Regionen, in den 66 Geschäftsstellen, geschaffen;
    die Zahl der Mitarbeiter wird jeweils von jetzt sieben auf
    neun ausgebaut, vor allem mit technischen Mitarbeitern,
    die in der Lage sind, vor allem Wartungs- und Reparatur-
    leistungen für das Ehrenamt zu übernehmen . Das bedeu-
    tet eine ganz konkrete Entlastung des Ehrenamtes . Dafür

    ist das Technische Hilfswerk sehr dankbar; das darf ich
    in meiner Funktion als Präsident der THW-Bundesverei-
    nigung sagen . Es ist darüber hinaus ein klares Signal, das
    die Koalition hier für die deutliche Stärkung des ehren-
    amtlichen Engagements setzt .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir stärken darüber hinaus auch die Bundesdaten-
    schutzbeauftragte . Die Bundesdatenschutzbeauftragte ist
    ab dem 1 . Januar kommenden Jahres eine unabhängige
    und eigenständige Oberste Bundesbehörde . Es werden
    7,5 zusätzliche Stellen geschaffen und eine halbe Million
    Euro zusätzlich zur Verfügung gestellt .

    Darüber hinaus – auch das ist ein wichtiges Zeichen,
    das von diesem Haushalt ausgeht – stärken wir den Sport
    in Deutschland . Die 15 Millionen Euro, die in diesem
    Jahr zusätzlich zur Verfügung stehen, werden im kom-
    menden Jahr verstetigt . Wir stellen 10 Millionen Euro
    zusätzlich für die Bewerbung Hamburgs für die Olympi-
    schen Sommerspiele 2024 zur Verfügung – in der Hoff-
    nung, dass der Bürgerentscheid am kommenden Sonntag
    positiv ausgehen möge . Wir stellen auch 10 Millionen
    Euro für die Entschädigung der DDR-Dopingopfer zur
    Verfügung – ein wichtiges Signal .

    Ich komme zum Schluss . Ein letzter Punkt, der mir
    aber auch besonders am Herzen liegt, betrifft ein Anlie-
    gen, das insbesondere der Bund der Vertriebenen schon
    lange vorbringt; jetzt wird es endlich umgesetzt . Es wird
    eine finanzielle Grundlage geschaffen, um ehemalige
    deutsche Zwangsarbeiter zu entschädigen . 50 Millionen
    Euro stehen hier in den kommenden Jahren zur Verfü-
    gung . Dafür sind all diejenigen dankbar, die seit Jahren,
    teilweise seit Jahrzehnten, auf eine angemessene Ent-
    schädigung gewartet haben . Aber es geht nicht nur um
    die finanzielle Entschädigung, sondern auch um das klare
    Signal, das von dieser Haushaltsentscheidung ausgeht .
    Auch dafür ein herzliches Dankeschön!


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich glaube, man kann sagen: Wir befinden uns in
    schwierigen Zeiten, aber der Haushalt des Bundesinnen-
    ministeriums für 2016 trägt den gestiegenen Anforderun-
    gen Rechnung .

    Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank . – Als nächster Redner hat Dr . Lars

Castellucci von der SPD-Fraktion das Wort .


(Beifall bei der SPD sowie des Abg . Bartholomäus Kalb [CDU/CSU])



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Lars Castellucci


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zunächst ein-
    mal: Die Große Koalition beweist im Bereich des Innern
    Handlungsfähigkeit . Es ist eindrucksvoll: Aufwuchs der

    Stephan Mayer (Altötting)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Mittel in diesem Haushalt um 1 Milliarde Euro . Das ist
    angesichts der Herausforderungen, vor denen wir stehen,
    genau das richtige Signal . Hier wird geklotzt und nicht
    gekleckert . Das ist die eine gute Nachricht .

    Besonders freut mich, dass wir das ohne neue Schul-
    den schaffen . Denn die Diskussion „Steuererhöhungen
    für Flüchtlinge“ ist eine dieser absonderlichen Diskussi-
    onen, die manchmal draußen geführt werden . Wir schaf-
    fen es, wie gesagt, ohne neue Schulden . Das ist allerdings
    nicht uns zu verdanken, sondern das ist der Leistung der
    Menschen in unserem Land zu verdanken, die das erwirt-
    schaftet haben .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das ist die zweite gute Nachricht .

    Zu den Verfahren . Wir verdoppeln die Zahl der Mitar-
    beiterinnen und Mitarbeiter beim Bundesamt für Migra-
    tion und Flüchtlinge, und auch bei der Bundespolizei
    gibt es mehr Ressourcen . Damit muss es gelingen, das
    teilweise entstandene Chaos zu beenden . Ich will, dass
    binnen Jahresfrist registriert wird, und zwar schnell und
    einmal und nicht keinmal oder mehrfach, wie das derzeit
    der Fall ist .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg . Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Ich will, dass wir binnen Jahresfrist erreichen, dass die
    Verfahren drei Monate dauern – wie Herr Weise uns das
    zugesagt hat – und wir hierbei alles einrechnen und nicht
    sagen: Es gibt eine Zeit vor dem BAMF und eine Zeit
    nach dem BAMF . – Außerdem muss es uns innerhalb
    des nächsten Jahres gelingen, die Zahl der aufgelaufe-
    nen Verfahren abzubauen . Seit 2008 steigt die Zahl der
    Verfahren, die nicht abgearbeitet werden, Jahr um Jahr .
    Daher ist eine Änderung dringend notwendig; denn so
    kann es nicht mehr weitergehen .

    Herr Minister, Sie haben gesagt: Wir arbeiten dran .
    Offen gestanden: Wenn ich meinen Mitarbeiterinnen und
    Mitarbeitern sage: „Ich brauche etwas“ und diese mir da-
    rauf antworten: „Wir arbeiten dran“, dann läuten bei mir
    ein bisschen die Alarmglocken . Wir brauchen jetzt kein
    „Wir arbeiten dran“; vielmehr müssen wir die Ergebnisse
    im nächsten Jahr mit aller Ernsthaftigkeit und mit allem
    Nachdruck erreichen wollen .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Der wichtigere Punkt ist die Integration oder – weil
    das Wort nicht besonders gut ist – das Zusammenleben in
    Deutschland. Die finanziellen Ressourcen für die Integra-
    tionskurse werden verdoppelt; das macht ein Viertel der
    Milliarde aus, die neu in den Haushalt eingestellt wird .
    Ich will aber auch sagen: Es geht an dieser Stelle nicht
    nur um Geld, sondern wir müssen auch darauf achten,
    dass das gut umgesetzt wird und dass die Flüchtlinge, die
    zu uns kommen, die Maßnahmen und Angebote erhalten,
    die sie brauchen . Die einen sind Analphabeten, die Al-
    phabetisierungskurse brauchen, andere brauchen andere
    Angebote . Ob da das Management und die Systematik

    im Konzert der Angebote, die auch die Bundesländer un-
    terbreiten, schon so gut funktionieren, das wage ich zu
    bezweifeln . Es geht also nicht nur darum, Geld bereitzu-
    stellen, sondern man muss auch genau hinschauen, was
    mit dem Geld passiert .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Allerdings!)


    Weil wir die Diskussion nicht nur über die Medien
    führen sollen, sondern auch dort, wo sie hingehört, näm-
    lich hier, möchte ich etwas zum Thema Familiennach-
    zug sagen . Wenn wir schon Integration anstreben, weil
    uns das wichtig ist und weil es entscheidend darauf an-
    kommt, dann müssen wir Maßnahmen, die der Integrati-
    on zuwiderlaufen, unterlassen . Zu sagen: „Ihr seid hier
    und sollt euch integrieren, aber eure Familien lassen wir
    mal in den Kriegsgebieten“, das ist integrationsfeindlich .
    Deswegen ist das auch eine falsche Ansage .


    (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Befremdlich fand ich auch die Äußerungen vom
    Wochenende, was die unbegleiteten minderjährigen
    Flüchtlinge angeht . Der Familiennachzug müsse ausge-
    schlossen werden, weil die Jugendlichen – Zitat – „vor-
    geschickt“ werden . Meine sehr verehrten Damen und
    Herren, da werden keine Jugendlichen vorgeschickt,


    (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Keine Ahnung!)


    sondern da legen Eltern und Großeltern, Tanten und On-
    kel zusammen, damit wenigstens einer ein besseres Le-
    ben haben kann oder sein Leben sogar sichern kann . Das
    ist doch die Wahrheit . Das würde jeder von uns in einer
    solchen Situation ganz genauso machen .


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wir dürfen beim Thema Sprache aber nicht stehen-
    bleiben – die Sprache ist die Basis für Integration –, son-
    dern wir müssen auch an diejenigen denken, die schon
    in Deutschland sind . Wir müssen uns überlegen: Wie
    gestalten wir das Zusammenleben derjenigen, die schon
    da sind, mit denjenigen, die zu uns kommen? Wie kann
    das gut funktionieren? Dazu brauchen wir Plattformen,
    Raum für Begegnungen .

    Ich habe dieser Tage eine Nachricht aus meinem
    Wahlkreis erhalten . Dort wird seit vielen Jahren ein
    durch Spenden finanziertes interkulturelles Café betrie-
    ben . Mit dem vorliegenden Haushalt wollen wir Ordnung
    herstellen . Spätestens mit dem nächsten Haushalt müs-
    sen wir Zusammenleben gestalten . Wir brauchen Struk-
    turförderung für solche Angebote, wo sich die Menschen
    begegnen und sich kennenlernen können; denn das ist
    das Beste, um Vorurteile und Ängste abzubauen .


    (Beifall bei der SPD)


    Verehrte Kolleginnen und Kollegen, nicht alle, die
    kommen, werden bleiben können, und nicht alle, die

    Dr. Lars Castellucci






    (A) (C)



    (B) (D)


    kommen, werden bleiben wollen – das kann man an die-
    ser Stelle auch einmal sagen –, aber für beide Gruppen
    gilt: Wir haben die Chance, ihnen unsere Werte vorzule-
    ben und ein positives Deutschlandbild zu vermitteln . So
    gewinnen wir, wenn sich beide Seiten anstrengen, Freun-
    de, Nachbarn und Kollegen in der Welt und bei uns .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)