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ID1813807200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/138 Textrahmenoptionen: 16 mm Abstand oben Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 138. Sitzung Berlin, Dienstag, den 24. November 2015 Inhalt: Gedenken an die Opfer der Pariser Attentate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13497 A Begrüßung der Delegation von Parlamentari- ern aus Usbekistan unter Vorsitz von Herrn Shadmanov . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13518 D Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksachen 18/5500, 18/5502 . . . . . . . . 13498 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksachen 18/5501, 18/5502, 18/6127 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13498 B I .1 Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidi- alamt Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . . . 13498 B I .2 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag Drucksachen 18/6102, 18/6124 . . . . . . . . 13498 B I .3 Einzelplan 03 Bundesrat Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . . . 13498 C I .4 a) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen Drucksachen 18/6108, 18/6124 . . . . . . 13498 C b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . 13498 D Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 13498 D Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13500 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13501 D Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13503 A Dr . Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13504 D Dr . Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13506 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13507 B Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13508 D Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 13510 B Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13511 D Dr . Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 13513 D Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 13515 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 13516 A Carsten Körber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13517 D I .5 Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Na- turschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksachen 18/6115, 18/6124 . . . . . . . . 13519 B Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13519 B Steffen-Claudio Lemme (SPD) . . . . . . . . . . . . 13521 A Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13522 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 138 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 24 . November 2015II Josef Rief (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13523 C Dr . Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13525 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13526 C Hubertus Zdebel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13527 C Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 13528 D Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13531 C Carsten Träger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13532 D Christian Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13533 D Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13535 A Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13536 B Christian Haase (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13537 C I .6 a) Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Drucksachen 18/6106, 18/6124 . . . . . 13540 A b) Einzelplan 21 Bundesbeauftragte für den Daten- schutz und die Informationsfreiheit Drucksachen 18/6119, 18/6124 . . . . . . 13540 A Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13540 B Dr . Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 13541 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13543 A Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13544 B Dr . Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13546 B Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13548 C Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13549 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13551 C Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 13553 A Dr . Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 13554 D Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/ CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13556 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13557 C Susanne Mittag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13558 D I .7 a) Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz Drucksachen 18/6107,18/6124 . . . . . . 13560 B b) Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . 13560 B Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 13560 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13562 A Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13562 B Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13564 B Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 13565 C Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 13568 A Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 13570 B Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 13571 B Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13573 B Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 13575 A Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . 13575 C Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13577 D Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13578 D I .8 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . 13580 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13580 C Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13581 D Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13583 B Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . 13584 C Dr . Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13587 A Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 13590 A Dr . Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 13591 B Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13593 A Stephan Albani (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13593 D Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13595 C Saskia Esken (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13596 A Dr. Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) . . . . . . . 13597 B Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 13598 D Dr. Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) . . . . . . . 13599 B René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13599 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13601 B Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 13603 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 138 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 24 . November 2015 13497 138. Sitzung Berlin, Dienstag, den 24. November 2015 Beginn: 10 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Vizepräsidentin Claudia Roth (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 138 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 24 . November 2015 13603 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Albsteiger, Katrin CDU/CSU 24 .11 .2015 Binder, Karin DIE LINKE 24 .11 .2015 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Ernstberger, Petra SPD 24 .11 .2015 Gundelach, Dr . Herlind CDU/CSU 24 .11 .2015 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 24 .11 .2015 Hartmann, Sebastian SPD 24 .11 .2015 Heiderich, Helmut CDU/CSU 24 .11 .2015 Jung, Andreas CDU/CSU 24 .11 .2015 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lagosky, Uwe CDU/CSU 24 .11 .2015 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 24 .11 .2015 Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 24 .11 .2015 Nissen, Ulli SPD 24 .11 .2015 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Schick, Dr . Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Schnieder, Patrick CDU/CSU 24 .11 .2015 Strässer, Christoph SPD 24 .11 .2015 Westphal, Bernd SPD 24 .11 .2015 Wicklein, Andrea SPD 24 .11 .2015 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 138. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 01 Bundespräsident EPL 02 Bundestag EPL 03 Bundesrat EPL 08 Finanzen EPL 20 Bundesrechnungshof EPL 16 Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit EPL 06 Innen EPL 21 Datenschutz und Informationsfreiheit EPL 07 Justiz und Verbraucherschutz EPL 19 Bundesverfassungsgericht EPL 30 Bildung und Forschung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Frank Tempel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

    und Herren! Mit Tausenden Geflüchteten, die in Deutsch-
    land Schutz suchen, mit Terroranschlägen in Paris und
    den Terrorwarnungen im eigenen Land steht momentan
    besonders die Innenpolitik im Fokus unserer Bevölke-
    rung . Aber wer ist für die Bewältigung dieser Aufgaben
    tatsächlich zuständig?

    Niemand von uns registriert Flüchtlinge oder bear-
    beitet Asylanträge . Der Bundestag ist auch nicht vor
    Ort, um Flüchtlinge unterzubringen und zu versorgen .
    Niemand von uns muss sich Flüchtlingen persönlich als
    Helfer oder Partner zur Verfügung stellen, niemand von
    uns muss sich Terroristen persönlich entgegenstellen . Für
    alle diese Aufgaben sollte der Bundesrepublik ein starker
    öffentlicher Dienst zur Verfügung stehen . Wir, die Legis-
    lative, haben den öffentlichen Dienst mit Gesetzen, Per-
    sonal, Logistik und Finanzen so auszustatten, dass er als
    Exekutive ausreichend für diese Aufgaben aufgestellt ist .

    Fakt ist: In Bund, Ländern und Kommunen wurden
    von 1991 bis 2013 2,1 Millionen Stellen abgebaut . Ein-
    sparungen waren bisher das Maß aller Dinge . Aber eine
    Frage haben Sie offensichtlich vergessen: Was muss der
    öffentliche Dienst leisten können, und was braucht er, um
    auch in Belastungssituationen, wie wir sie jetzt haben,
    diese Aufgaben erfüllen zu können? Hier haben Sie bis-
    her versagt .


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Alle Warnungen über fehlende Stellen, zum Beispiel
    bei der Polizei, haben Sie in den Wind geschlagen . Die
    bewusste Ignoranz zahlen Beamtinnen und Beamte üb-
    rigens momentan mit zahlreichen Überstunden . Vom
    13 . September bis zum 16 . Oktober dieses Jahres ka-

    Bundesminister Dr. Thomas de Maizière






    (A) (C)



    (B) (D)


    men allein in der Bundespolizei 500 000 Überstunden
    zustande . Jetzt haben Sie dafür zumindest zusätzliche
    Stellen geschaffen . Aber in anderen Bereichen verstehen
    Sie immer noch nicht, dass es 2016 nicht auf die heilige
    schwarze Null im Haushalt ankommt, sondern ganz ein-
    fach auf die Bewältigung von Aufgaben . Um diese erfül-
    len zu können, müssen wir die Hebel da ansetzen, wo sie
    die bestmögliche Wirkung entfalten .

    Deswegen Schluss mit dem nutzlosen Gerede von Be-
    lastungsgrenzen und Obergrenzen . Erhöhen Sie stattdes-
    sen die Belastbarkeit der Kommunen . Diese bleiben nach
    wie vor auf einem Großteil ihrer Ausgaben sitzen und
    kommen deswegen mit ihren Aufgaben dort, wo direkt
    Personen betroffen sind, nur schleppend voran .

    Noch ein Punkt: Eine Frage von Menschlichkeit, aber
    auch Vernunft ist eine sehr viel stärkere Investition in
    Integration und Bildung für Geflüchtete. Das frühzeitige
    Gewähren von Sprachkursen ist doch keine Sozialhilfe,
    wie man bei Herrn Schäuble zu hören vermeint, sondern
    eine Investition in Chancen und Zukunft in durchaus bei-
    derseitigem Interesse .

    Beim Umgang mit Flüchtlingen in unserem Land sehe
    ich einen weiteren Aspekt . Wir senden in die Welt ein
    Signal von Menschlichkeit und Solidarität . Terrorismus
    wird sich nicht durch die Aufgabe von Freiheitsrechten
    und durch Gegengewalt bekämpfen lassen . Die Spirale
    von Hass und Gewalt muss gebremst, gestoppt und zu-
    rückgedreht werden .


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wir müssen über die Ursachen von Terrorismus reden;
    denn nur wer die Ursachen kennt, sich damit beschäf-
    tigt und da ansetzt, bekämpft damit auch den Terroris-
    mus selbst . Terroristen – das muss man leider auch hier
    im Haus immer wieder wiederholen; ich erinnere an die
    Pressemitteilungen – kommen nicht mit den Flüchtlin-
    gen ins Land. Diese fliehen gerade vor dem Terror. Jeder,
    der zu Recht über die Ereignisse in Paris erschrocken ist,
    sollte erahnen können, warum diese Menschen aus Syri-
    en, dem Irak oder aus Afghanistan fliehen. Da kann ich
    dem Kollegen Gerster nur recht geben .

    Eine ernstzunehmende Gefahr besteht aber durch
    Menschen, die sich hier bei uns radikalisieren . Wie
    kommt es zu dieser Radikalisierung? Warum reisen
    junge Menschen aus, gehen in Terrorausbildungscamps
    und lassen sich dort zu tödlichen Werkzeugen ausbilden?
    Wir reden mittlerweile in Deutschland von rund 750 zum
    Teil sehr jungen Menschen . Bis heute haben wir ein-
    deutig zu wenig in zivile Strukturen investiert, um einer
    solchen Radikalisierung frühzeitig entgegenzuwirken .
    Die Linke fordert deswegen deutlich mehr Anstrengun-
    gen, um einer solchen Radikalisierung rechtzeitig durch
    soziale Strukturen mit einer klaren Präventionsstrategie
    entgegenzuwirken . Auch hier braucht es den öffentlichen
    Dienst und nicht schöne Worte .

    Frankreich musste bitter erfahren, dass Maßnahmen
    wie die Vorratsdatenspeicherung und Überwachung, wie
    sie der Herr Innenminister gerade stark in den Fokus
    rückt, nicht mehr Sicherheit bringen, sondern dass gerade

    fehlende Investitionen in Sozial- und Präventionsstruktu-
    ren Gräben in einer Gesellschaft vertiefen .

    Wenn ich über Maßnahmen zur präventiven Bekämp-
    fung von Extremismus und Terror rede, also über Sicher-
    heit, dann meine ich auch die Sicherheit von Flüchtlingen .
    Wir sehen in unserem Land brennende Flüchtlingsun-
    terkünfte, sehen Angriffe auf Flüchtlinge, Angriffe auf
    Menschen, die sich für Flüchtlinge einsetzen, Angriffe
    auf Parteibüros . Der Rechtsextremismus in Deutschland
    nimmt immer gefährlichere Formen an . Doch darüber
    habe ich in der Haushaltsdebatte bisher nichts gehört .
    Die Gefahr ist groß, dass sich erneut Strukturen wie beim
    NSU entwickeln oder bereits entwickelt haben . Haben
    wir das Entsetzen darüber bereits vergessen?

    Herr Minister, wenn ein Innenminister seine Mitschuld
    am Stellenabbau und den heute daraus entstandenen
    strukturellen Überlastungen nicht bekennt, sondern sich
    lieber zur Ablenkung über maßlose Flüchtlinge öffent-
    lich äußert oder meint, afghanische Asylsuchende mögen
    doch besser in ihrem eigenen Land bleiben, weil wir be-
    reits genug für sie getan hätten, dann gießt er Wasser auf
    die Mühlen von Rechtspopulisten und Rassisten – egal ob
    er das damit will oder nicht –, die genau solche pauscha-
    len Diffamierungen von flüchtenden Menschen für ihre
    Parolen nutzen . Die Terrorgefahr in unserem Land geht
    von rechts aus . Schauen Sie auf die rasant angestiegenen
    Zahlen . BKA und Verfassungsschutz warnen bereits .

    Ich nehme an, zumindest den Sozialdemokraten in der
    SPD-Fraktion


    (Dr . Eva Högl [SPD]: Es gibt nur Sozialdemokraten in der SPD-Fraktion!)


    – das hoffe ich ja – dürfte diese Union mit ihren For-
    derungen nach Asylgesetzverschärfungen, Obergrenzen
    und Transitzonen als Partner zunehmend peinlich wer-
    den . Vielleicht ist es doch an der Zeit, einmal über ande-
    re Mehrheiten im Land nachzudenken . Mit der Linken
    wären eine präventive Sicherheitspolitik und damit eine
    andere Sicherheitspolitik in diesem Land möglich .


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank . – Als nächste Rednerin hat Dr . Eva Högl

von der SPD-Fraktion das Wort .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Eva Högl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Meine Damen und Herren! Am Freitag, dem
    13 . November, erlebte Paris eine Nacht des Grauens .
    Mehrere Attentäter richteten nahezu zeitgleich an meh-
    reren Orten ein Blutbad an, das 130 Menschen das Leben
    kostete und Hunderte zum Teil schwer verletzte . Viele
    von ihnen kämpfen noch immer um ihr Leben .

    Die Opfer der Terroranschläge waren Menschen aus
    aller Welt, Menschen, die ihr Leben in Paris ausgelassen
    und frei leben wollten . Das Ziel des Terrors war nicht
    Paris allein, das waren auch nicht allein die Französin-

    Frank Tempel






    (A) (C)



    (B) (D)


    nen und Franzosen, sondern die Terroranschläge galten
    uns allen . Sie waren ein Anschlag auf unsere freiheitliche
    Demokratie .

    Diese Terroranschläge haben uns noch einmal erschre-
    ckend vor Augen geführt, dass eine freiheitliche Gesell-
    schaft, wie wir sie sind und wie wir sie in Europa haben,
    verwundbar ist und verwundbar bleibt . Hundertprozenti-
    ge Sicherheit, liebe Kolleginnen und Kollegen, kann es
    in einer rechtsstaatlichen Demokratie niemals geben . Im
    Übrigen gibt es auch keine hundertprozentige Sicherheit
    in Diktaturen oder totalitären Systemen .

    Umso wichtiger ist es, dass wir in Europa und in der
    ganzen Welt zusammenstehen und eine Botschaft an die
    Terroristinnen und Terroristen senden – das haben Sie,
    Herr Bundesminister, schon gesagt – : Wir werden unse-
    re Lebensweise nicht ändern, und die Terroristinnen und
    Terroristen werden uns nicht besiegen .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir werden auf
    das Grauen des Terrors antworten müssen . Es ist ganz
    wichtig, dass wir dies mit Besonnenheit tun . Sie hatten,
    Herr de Maizière, am 17 . November mit der Absage des
    Fußballländerspiels eine schwere Entscheidung zu tref-
    fen; Sie haben es ja eben schon gesagt . Das war natürlich
    schmerzhaft für uns alle, besonders für die Fußballfans,
    und es war auch deshalb schmerzhaft, weil wir den Ter-
    roristinnen und Terroristen keinen Platz machen wollen,
    sondern weil wir unser Leben weiterleben wollen . Trotz-
    dem sage ich hier ganz deutlich: Es war eine richtige Ent-
    scheidung, das Fußballspiel abzusagen, weil offensicht-
    lich konkrete Terrorhinweise vorlagen . Da hat der Schutz
    der Bürgerinnen und Bürger immer Vorrang . Deswegen
    danke ich Ihnen noch einmal für dieses wohlüberlegte
    Vorgehen .

    Ich möchte ausdrücklich sagen, dass die Kritik daran
    meiner Meinung nach überhaupt nicht berechtigt war . Sie
    haben solch schwere Entscheidungen zu treffen . Wir alle
    müssen, auch wenn es manchmal unbefriedigend ist, ak-
    zeptieren, dass Sie, um die Ermittlungen nicht zu behin-
    dern und um am Ende eine Entscheidung treffen zu kön-
    nen, nicht alles sagen können, was Sie wissen . An dieser
    Stelle also ein großes Dankeschön . Genauso müssen die
    Entscheidungen getroffen werden .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Die Vorgänge in Hannover haben uns gezeigt, dass
    unsere Sicherheitsbehörden eine hervorragende Arbeit
    leisten. Ich finde, auch das muss hier gesagt werden:
    dass Anschläge hoffentlich verhindert werden konnten,
    verhindert werden können und dass wir alle aber auch
    sehr wachsam sein müssen . Denn die Gefahr des Ter-
    rorismus wird weiter bestehen . Deswegen müssen wir
    alles dafür tun, unsere Sicherheitsbehörden ausreichend
    gut auszustatten . Es ist unsere Aufgabe als Gesetzgeber,
    die richtigen Rahmenbedingungen durch entsprechende
    Sicherheitsgesetze, aber auch durch eine ausreichende
    Ausstattung zu schaffen .

    Wir haben schon einiges gegen Terrorismus auf den
    Weg gebracht: Wir haben die Reiseaktivitäten und die
    Finanzierung terroristischer Taten unter Strafe gestellt .

    Wir haben unsere nach dem 11 . September 2001 einge-
    führten Regelungen zur Terrorismusbekämpfung erneut
    verlängert . Ja, das ist zwar immer umstritten, aber das
    war eine richtige Entscheidung . Wir arbeiten natürlich
    daran, dass wir den IS und andere Terrorgruppen intensiv
    bekämpfen .

    Aber liebe Kolleginnen und Kollegen, ich will an die-
    ser Stelle auch ganz deutlich sagen: Der Ruf nach wei-
    teren gesetzlichen Verschärfungen ist keine Antwort auf
    den Terrorismus .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Deswegen habe ich mich auch einigermaßen geärgert,
    als wieder – das hat mittlerweile einen Bart, ist ein alter
    Hut – die Forderung nach Einsatz der Bundeswehr im
    Landesinnern kam . Ich sage für die SPD-Bundestags-
    fraktion ganz klar: Für uns ist die bestehende Trennung
    zwischen Polizei und Bundeswehr eine richtige Tren-
    nung, an der wir nichts ändern wollen .


    (Beifall bei der SPD)


    Terroristen müssen bekämpft werden – mit polizeilichen
    Mitteln und selbstverständlich auch mit den Mitteln des
    Verfassungsschutzes –, aber einen Einsatz der Bundes-
    wehr lehnen wir entschieden ab . Wir halten die Aufga-
    benteilung, die wir bisher haben, für ausreichend und für
    sinnvoll .

    Was ich auch nicht verstehen kann – das will ich eben-
    falls ganz deutlich sagen –, ist der Ruf nach Grenzschlie-
    ßungen und nach weiteren Grenzkontrollen . Das Schlie-
    ßen der Grenzen und weitere Grenzkontrollen, die über
    das in dieser Situation Notwendige hinausgehen, sind ge-
    rade das Gegenteil von einem Beharren und einem Beste-
    hen auf unserer Freiheit, sind vielmehr ein Kniefall vor
    den Terroristinnen und Terroristen und widersprechen
    dem europäischen Freiheitsgedanken . Deswegen ist auch
    das die falsche Antwort, liebe Kolleginnen und Kollegen .


    (Beifall des Abg . Frank Tempel [DIE LINKE])


    Ich bin der Auffassung: Weitere Verschärfungen füh-
    ren nicht zu mehr Sicherheit, sondern schränken die Frei-
    heit über Gebühr ein . Deswegen von hier aus der Appell,
    die bestehenden Gesetze konsequent anzuwenden und
    auf diesem Weg den Terrorismus wirksam zu bekämpfen .

    Wir müssen die Sicherheitsbehörden ausreichend gut
    ausstatten . Dafür legen wir in diesem Bundeshaushalt die
    richtigen Grundlagen . Ich bin auch sehr dankbar dafür,
    dass es gelungen ist, bei der Bundespolizei, beim Bun-
    deskriminalamt, beim Verfassungsschutz und beim BND
    aufzustocken . Ich will auch ganz deutlich sagen, dass
    wir den Verfassungsschutz und natürlich auch die Poli-
    zei, Bundespolizei, Bundeskriminalamt – je nach ihrer
    Zuständigkeit –, dass wir die Sicherheitsbehörden jetzt
    ganz dringend brauchen . Ich möchte, dass der Verfas-
    sungsschutz hinschaut bei den Salafisten, dass der Ver-
    fassungsschutz ganz genau hinschaut bei dem, was dort
    passiert, was dort geplant wird . Ich möchte im Übrigen,
    liebe Kolleginnen und Kollegen, dass der Verfassungs-
    schutz hinschaut bei dem, was am rechten und rechtsext-

    Dr. Eva Högl






    (A) (C)



    (B) (D)


    remen Rand vor sich geht, dass er hinschaut, was bei den
    Pegida-Demonstrationen für Parolen gerufen werden,
    und auch die AfD in den Blick nimmt .


    (Beifall bei der SPD – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da weigert er sich ja! – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das macht er nicht! – Weitere Zurufe)


    – Deswegen sage ich ja, dass ich es für sinnvoll halte, in
    diese Richtung zu schauen .


    (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie finden uns auf Ihrer Seite!)


    Ich bin auch der Auffassung, liebe Kolleginnen und
    Kollegen, dass wir die Sicherheitspolitik und die Si-
    cherheitsbehörden auf der europäischen Ebene stärken
    sollten . Herr Schuster hat diese Woche dazu etwas ge-
    sagt, was ich ausdrücklich unterstütze. Auch ich finde es
    richtig, Europol auszubauen, Europol zu stärken und die
    europäischen Sicherheitsbehörden in die Lage zu verset-
    zen, Terrorismus wirksam zu bekämpfen . Ich sagte es ja
    schon: Es betrifft uns alle, nicht nur einzelne Länder und
    einzelne Städte .

    Wir stärken mit diesem Bundeshaushalt – das möchte
    ich ebenfalls noch einmal hervorheben – auch den Ge-
    sichtspunkt der Prävention . Es ist ein ganz wichtiger An-
    satzpunkt, dass wir auf der einen Seite mit Repression
    und mit den Sicherheitsbehörden auf Terrorismus reagie-
    ren; aber auf der anderen Seite ist es doch auch wichtig,
    dass wir am Anfang, ganz zu Beginn, wenn junge Leute
    oder auch ältere auf die Idee kommen, sich Rechtsextre-
    men oder Salafisten oder anderen anzuschließen, wenn
    sie in die Gefahr geraten, Terroristen zu werden, ganz in-
    tensiv dagegenarbeiten . Deswegen müssen wir – das ma-
    chen wir auch – Projekte, Programme, Träger, Initiativen
    besser ausstatten . Das Programm „Demokratie leben!“
    bekommt zusätzlich Geld – das ist genau die richtige
    Entscheidung –, und – das finde ich auch sehr wichtig –
    die Bundeszentrale für politische Bildung wird gestärkt .
    Auch diesen Weg müssen wir weitergehen .


    (Beifall bei der SPD)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, mein letzter Punkt .
    Auch das ist schon erwähnt worden, aber ich will es noch
    einmal bekräftigen: Wer eine Verbindung zwischen Ter-
    rorismus, Flüchtlingen, Islam oder in unserem Land le-
    benden Muslimen zieht, der handelt verantwortungslos .
    Wer so argumentiert, stellt Flüchtlinge unter Generalver-
    dacht, schürt Ängste und spielt rechten Hetzern in die
    Hände . Da sagen wir ganz klar: Nein,


    (Beifall bei der SPD)


    Flüchtlinge sind keine Gefahr für unsere innere Sicher-
    heit . Aber selbstverständlich müssen wir Flüchtlinge
    rechtzeitig und wirksam registrieren . Wir müssen das
    Verfahren besser führen . Wir müssen das Verfahren ord-
    nen und brauchen mehr Steuerung . In diese Richtung
    wollen wir auch weiter gemeinsam diskutieren . Jeden-

    falls: Der zu beschließende Haushalt stellt hierfür die
    richtigen Weichen .

    Herzlichen Dank .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)