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ID1813806700

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    Plenarprotokoll 18/138 Textrahmenoptionen: 16 mm Abstand oben Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 138. Sitzung Berlin, Dienstag, den 24. November 2015 Inhalt: Gedenken an die Opfer der Pariser Attentate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13497 A Begrüßung der Delegation von Parlamentari- ern aus Usbekistan unter Vorsitz von Herrn Shadmanov . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13518 D Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksachen 18/5500, 18/5502 . . . . . . . . 13498 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksachen 18/5501, 18/5502, 18/6127 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13498 B I .1 Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidi- alamt Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . . . 13498 B I .2 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag Drucksachen 18/6102, 18/6124 . . . . . . . . 13498 B I .3 Einzelplan 03 Bundesrat Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . . . 13498 C I .4 a) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen Drucksachen 18/6108, 18/6124 . . . . . . 13498 C b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . 13498 D Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 13498 D Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13500 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13501 D Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13503 A Dr . Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13504 D Dr . Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13506 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13507 B Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13508 D Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 13510 B Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13511 D Dr . Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 13513 D Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 13515 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 13516 A Carsten Körber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13517 D I .5 Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Na- turschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksachen 18/6115, 18/6124 . . . . . . . . 13519 B Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13519 B Steffen-Claudio Lemme (SPD) . . . . . . . . . . . . 13521 A Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13522 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 138 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 24 . November 2015II Josef Rief (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13523 C Dr . Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13525 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13526 C Hubertus Zdebel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13527 C Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 13528 D Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13531 C Carsten Träger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13532 D Christian Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13533 D Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13535 A Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13536 B Christian Haase (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13537 C I .6 a) Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Drucksachen 18/6106, 18/6124 . . . . . 13540 A b) Einzelplan 21 Bundesbeauftragte für den Daten- schutz und die Informationsfreiheit Drucksachen 18/6119, 18/6124 . . . . . . 13540 A Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13540 B Dr . Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 13541 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13543 A Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13544 B Dr . Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13546 B Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13548 C Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13549 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13551 C Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 13553 A Dr . Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 13554 D Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/ CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13556 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13557 C Susanne Mittag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13558 D I .7 a) Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz Drucksachen 18/6107,18/6124 . . . . . . 13560 B b) Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . 13560 B Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 13560 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13562 A Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13562 B Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13564 B Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 13565 C Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 13568 A Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 13570 B Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 13571 B Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13573 B Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 13575 A Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . 13575 C Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13577 D Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13578 D I .8 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . 13580 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13580 C Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13581 D Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13583 B Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . 13584 C Dr . Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13587 A Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 13590 A Dr . Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 13591 B Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13593 A Stephan Albani (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13593 D Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13595 C Saskia Esken (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13596 A Dr. Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) . . . . . . . 13597 B Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 13598 D Dr. Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) . . . . . . . 13599 B René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13599 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13601 B Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 13603 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 138 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 24 . November 2015 13497 138. Sitzung Berlin, Dienstag, den 24. November 2015 Beginn: 10 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Vizepräsidentin Claudia Roth (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 138 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 24 . November 2015 13603 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Albsteiger, Katrin CDU/CSU 24 .11 .2015 Binder, Karin DIE LINKE 24 .11 .2015 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Ernstberger, Petra SPD 24 .11 .2015 Gundelach, Dr . Herlind CDU/CSU 24 .11 .2015 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 24 .11 .2015 Hartmann, Sebastian SPD 24 .11 .2015 Heiderich, Helmut CDU/CSU 24 .11 .2015 Jung, Andreas CDU/CSU 24 .11 .2015 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lagosky, Uwe CDU/CSU 24 .11 .2015 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 24 .11 .2015 Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 24 .11 .2015 Nissen, Ulli SPD 24 .11 .2015 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Schick, Dr . Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Schnieder, Patrick CDU/CSU 24 .11 .2015 Strässer, Christoph SPD 24 .11 .2015 Westphal, Bernd SPD 24 .11 .2015 Wicklein, Andrea SPD 24 .11 .2015 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 138. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 01 Bundespräsident EPL 02 Bundestag EPL 03 Bundesrat EPL 08 Finanzen EPL 20 Bundesrechnungshof EPL 16 Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit EPL 06 Innen EPL 21 Datenschutz und Informationsfreiheit EPL 07 Justiz und Verbraucherschutz EPL 19 Bundesverfassungsgericht EPL 30 Bildung und Forschung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Anja Hajduk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

    Herren! In der Tat: Die Beratungen über den Haushalt
    des Innenministers waren gekennzeichnet von ganz viel
    Veränderung . Das ist vor dem Hintergrund der Gescheh-
    nisse der letzten Wochen nicht verwunderlich . Wir haben
    hier Mittelaufstockungen um 15 Prozent . Das ist schon
    erheblich .

    Wir sprechen hier über den Etat des Innenministers,
    und das Thema Sicherheit steht ganz besonders im Zen-
    trum der Aufmerksamkeit, nicht nur bei uns Politikern
    und Politikerinnen, sondern auch bei den Bürgerinnen
    und Bürgern . Herr Minister – das möchte ich gerne er-
    wähnen –, ich fand es und wir fanden es sehr begrüßens-
    wert, dass Sie nach den Vorkommnissen in Paris sehr klar
    kommuniziert haben, dass man diese zu verurteilenden
    Terroranschläge nicht mit der Herausforderung bezüg-
    lich der Flüchtlinge vermengen darf . Es war wichtig, das
    in dieser Klarheit zu sagen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)


    Die Flüchtlinge sind doch Menschen, die selbst Opfer
    von Terror sind und diesem Terror und diesen Situatio-
    nen entfliehen. Deswegen brauchen sie unseren Schutz.

    Vor dem Hintergrund dieser Anschläge und der Bedro-
    hung ist es richtig, dass wir in diesen Wochen darauf ge-
    achtet haben und weiterhin darauf achten, unsere Sicher-
    heitsbehörden zu stärken . Wir haben das – das hat auch
    Kollege Claus schon erwähnt – bei den Personalmitteln
    und den Sachmitteln aus Überzeugung mitgetragen . Die
    Aufstockung der Bundespolizei um 3 000 Stellen in den
    nächsten drei Jahren ist erheblich. Wir finden das richtig,
    und wir finden auch die Aufstockung bei den Sachmitteln

    richtig . Auch die Stärkung des Bundeskriminalamts mit
    zusätzlich 300 Stellen ist in diesem Zusammenhang zu
    erwähnen .

    Wir weisen aber auch darauf hin, dass eine Diskussion
    über die Ausweitung der Befugnisse der Bundeswehr im
    Innern nicht die richtige Lösung ist . Da scheint es Irrita-
    tionen in der Union zu geben .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Darauf können wir – das sage ich klipp und klar – ver-
    zichten, da wir das andere richtig anpacken .

    Wir als Opposition haben auch hinsichtlich einer Mo-
    dernisierung im IuK-Bereich zugestimmt . Da hat das
    Innenministerium eine Federführung . Das werden wir
    weiterhin konstruktiv begleiten .

    In dem Großteil meiner Rede geht es jetzt um das The-
    ma Integration . Auch in diesem Bereich wurde durchaus
    einiges angepackt, Herr Brandl . Aber ich muss jetzt auch
    einmal auf das zu sprechen kommen, wo wir, glaube ich,
    noch nicht auf dem richtigen Weg sind . Die Stellenauf-
    stockungen beim BAMF sind richtig und nötig . Wir wün-
    schen, dass es hoffentlich zügig gelingt, Personal zu fin-
    den . Auch die Erhöhung der Zahl der Stellen beim THW
    ist richtig .

    Bei den Integrationskursen hat der Innenminister sel-
    ber einen Bedarf auf Grundlage der Flüchtlingszahlen
    errechnet – und diese Prognose wird im Zweifel ja eher
    getoppt . Da haben Sie selber gesagt: Wir glauben, wir
    brauchen zusätzlich 570 Millionen Euro, aber wir stellen
    jetzt mal nur zusätzlich 250 Millionen Euro in den Haus-
    halt ein . – Das kann man machen, aber ich sagen Ihnen
    jetzt einmal, welche Sorge ich habe: Es geht hier nicht
    nur um die richtigen Zahlen, sondern diese Zahlen legen
    auch die Grundlage dafür, dass wir den Bedarf richtig
    einschätzen . Ich spreche jetzt auch über den Bedarf des
    Personals, der Sprachlehrer, der Ausbilderinnen und
    Ausbilder in den Sprachkursen . Da habe ich die große
    Sorge: Wenn wir jetzt anfangen, das wieder ein bisschen
    kleinzurechnen, dann können wir bei einem ähnlichen
    Engpass landen wie dem, den wir schon einmal beim
    BAMF hatten: zu wenig Personal, zu langsame Verfah-
    ren bei Registrierung und Erstaufnahme . Wir können es
    uns nicht leisten, auch bei der Integration in solche Eng-
    pässe zu laufen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Deswegen: Lassen Sie uns das anders steuern! Es ist
    sowieso nicht einfach, dieses Personal zu finden. Aber
    Sie in der Großen Koalition tragen auch Verantwortung
    dafür, ob wir das nach unseren Erkenntnissen richtig aus-
    richten oder nur halb ausrichten . Ich hielte Letzteres für
    einen Fehler .

    Ich möchte dazusagen: Das hat auch einen erhebli-
    chen Einfluss darauf, wie schnell Flüchtlinge Zugang
    zu Integrationskursen bekommen . Da bedaure ich sehr,
    dass das BAMF und Sie das integrationspolitische Ver-
    sprechen, möglichst alle Asylsuchenden, die eine gute
    Bleibeperspektive haben, in Sprachkurse aufzunehmen,

    Dr. Reinhard Brandl






    (A) (C)



    (B) (D)


    nicht einhalten . Sie machen nämlich Folgendes: Sie
    rechnen mit einer Art Trick Flüchtlinge aus Ländern wie
    Afghanistan heraus . Diese bekommen dann trotz guter
    Bleibeperspektive am Ende nicht den Zugang zu einem
    Sprachkurs . Das ist vollkommen kontraproduktiv . Wir
    dürfen keine Lücken entstehen lassen . Wir sorgen uns
    darum, dass vielleicht Salafisten oder andere Einfluss
    auf Flüchtlinge bekommen . Wenn man die Schutzquote
    bereinigt, stellt man fest: Bei Afghanen und Somaliern
    haben wir Schutzquoten von über 70 Prozent . Gerade sie
    sollen aber keinen Zugang zu Sprachkursen bekommen .
    Das ist doch Unsinn!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Das kann man doch nicht machen, und das kann man so
    auch nicht verantworten . Deswegen: Überlegen Sie nicht
    nur quantitativ, sondern auch qualitativ! Ihre Integrati-
    onspolitik; da müssen wir nachbessern .

    Wir Grünen schlagen Ihnen ein Maßnahmenpaket mit
    einem Volumen von 5,2 Milliarden Euro vor – hälftig
    für Integrationsmaßnahmen im engeren Sinne, aber auch
    für die allgemeine soziale Infrastruktur, die der gesam-
    ten Gesellschaft, insbesondere im Bereich Bildung und
    Wohnen, zugutekommt . Wir müssen unsere Aufgabe so
    verstehen, dass unsere Leistung darin bestehen wird, aus
    der Willkommenskultur eine Willkommensinfrastruktur
    zu bauen und diese herzustellen .

    Da muss ich Ihnen sagen: Sie von der Großen Koali-
    tion vermitteln den Eindruck, als wenn Sie keinen klaren
    Plan haben, manchmal auch kein Herz und nicht genug
    Mut . Wir brauchen eine wirklich einheitliche Grundaus-
    richtung für eine weitsichtige Politik . Liebe Damen und
    Herren von der Union, wir brauchen dafür auch eine ein-
    heitliche Haltung; das erwartet die Gesellschaft .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Daran müssen insbesondere Sie von der Union noch hef-
    tig arbeiten .

    Danke schön .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank . – Als nächster Redner hat Martin Gerster

von der SPD-Fraktion das Wort .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Martin Gerster


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Als wir am Freitag vorvergangener Woche die Beratun-
    gen und die Abstimmung im Haushaltsausschuss früh-
    morgens um 5 Uhr beendet hatten, konnte noch niemand
    ahnen, was wenige Stunden später in Paris und in den
    darauffolgenden Tagen auch andernorts passierte . Des-
    wegen möchte ich als erster Redner meiner Fraktion bei
    diesen Haushaltsberatungen zum Geschäftsbereich des
    Bundesinnenministeriums im Namen meiner Fraktion
    allen Opfern und Angehörigen dieser hinterhältigen An-

    schläge unser Mitgefühl aussprechen und nochmals un-
    sere Solidarität mit unseren französischen Freunden zum
    Ausdruck bringen .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Ich will aber gleichzeitig auch davor warnen, völlig
    falsche Zusammenhänge herzustellen, wie es letzte Wo-
    che jemand getan hat, der mich angesprochen hat . Der
    Tenor: Die Anschläge von Paris würden zeigen, dass wir
    in Deutschland allein in diesem Jahr 800 000 Terroristen
    ins Land gelassen hätten . – In aller Deutlichkeit ist dazu
    zu sagen: Das ist eine ganz schlimme und völlig falsche
    Schlussfolgerung . Im Gegenteil, die Anschläge zeigen
    doch gerade, weshalb sich so viele Menschen auf der
    Flucht befinden: weil die Brutalität, die Hinterhältigkeit,
    die Gewalt derart neue Formen und Dimensionen ange-
    nommen haben, dass den Betroffenen nur ein Ausweg
    bleibt, nämlich die Flucht .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich finde, es ist unsere Aufgabe, dies in Deutschland zu
    erklären . Falsche Zusammenhänge müssen wir als Unfug
    oder gar rechtsextremistische Propaganda entlarven . Das
    ist unsere Aufgabe – auch als Mitglieder des Deutschen
    Bundestages .


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, Haushalte sind in
    Zahlen geronnene Politik . Dieser Ansatz gilt immer, in
    diesem Fall aber in besonderem Ausmaß .

    Schon für das laufende Jahr haben wir zwei Nach-
    tragshaushalte beschlossen, um den aktuellen politischen
    Entwicklungen gerecht werden zu können . Die Ergeb-
    nisse des überarbeiteten Regierungsentwurfs und des
    parlamentarischen Verfahrens für den Haushalt 2016
    tragen den aktuellen Entwicklungen, der Dynamik des
    Weltgeschehens, Rechnung: einer Dynamik, die massiv
    Menschen auf der Suche nach Schutz und einem besse-
    ren Leben in unser Land geführt hat und auch weiterhin
    führen wird, einer Dynamik, die jedenfalls in dieser Di-
    mension niemand, denke ich, vorhergesehen hat und der
    wir dennoch insgesamt gewachsen sein müssen und, wie
    ich meine, auch gewachsen sind .

    Wir stehen zu unserer humanitären Verantwortung .
    Wir bieten Schutz für die Menschen hier und auch für die
    Menschen, die meinen, noch zu uns kommen zu müssen .

    Ich bin überzeugt: Wenn wir es jetzt richtig machen,
    dann gehen wir auch langfristig gestärkt aus dieser Ent-
    wicklung hervor – als ein Land, das eine Kultur der – ich
    will es so sagen – Weltoffenheit lebt, ein Land, das für
    starke und freundschaftliche Bande zwischen Kulturen
    und Religionen steht . Dazu gehört aber auch – das will
    ich deutlich sagen –: Wir müssen alles tun, um die fei-
    gen Täter von Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte, von
    denen wir allein in diesem Jahr schon über 600 zählen

    Anja Hajduk






    (A) (C)



    (B) (D)


    mussten, zu ermitteln und mit all unseren rechtsstaatli-
    chen Mitteln konsequent zur Rechenschaft zu ziehen .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg . Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Einzelplan 06 –
    Geschäftsbereich des Bundesinnenministeriums –
    wächst – der Kollege Reinhard Brandl hat es erwähnt –
    um mehr als 1 Milliarde Euro an . Wir haben viel Zeit
    und Mühe investiert, hier die richtigen Entscheidungen
    auf den Weg zu bringen . Ich möchte mich bei unserem
    Hauptberichterstatter Reinhard Brandl, aber auch bei den
    Kollegen Dietmar Bartsch bzw . Roland Claus und Anja
    Hajduk, beim Bundesinnenministerium, beim Finanz-
    ministerium, bei unseren Fraktionsmitarbeiterinnen und
    -mitarbeitern und bei den Mitarbeiterinnen und Mitar-
    beitern des Ausschusses ausdrücklich bedanken . Das war
    eine riesige Arbeit und eine ganz besonders große Her-
    ausforderung . Deswegen, glaube ich, steht es uns gut an,
    auch an dieser Stelle einmal Danke zu sagen .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU sowie der Abg . Halina Wawzyniak [DIE LINKE])


    Allein 900 Millionen Euro haben wir zusätzlich mo-
    bilisiert, um Beschlüsse des Asyl- und Flüchtlingsgipfels
    vom September umzusetzen . Die SPD hat dort durchge-
    setzt, dass 3 000 zusätzliche Stellen bei der Bundespoli-
    zei geschaffen werden – 1 000 davon schon im nächsten
    Jahr und die gleiche Anzahl jeweils in den Folgejahren .
    Ich glaube, das war notwendig, um die oft bis über die
    Belastungsgrenzen hinaus arbeitenden Polizistinnen und
    Polizisten zu entlasten .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Wie schon beim laufenden Hebungspaket, achten wir
    auch bei den neuen Stellen darauf, dass sie mit attrakti-
    ven Beförderungsoptionen für die Beamtinnen und Be-
    amten der verschiedenen Laufbahnen verbunden sind .
    Das ist auch ein Anliegen der Gewerkschaft der Polizei
    gewesen, und wir haben das entsprechend verankert .

    Hinzu kommen 45 Hebungen im höheren Dienst . Was
    uns als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten be-
    sonders wichtig ist: Wir tun auch etwas für die Beschäf-
    tigten im einfachen Dienst, indem wir mit zusätzlichen
    1 000 Hebungen von E 3 auf E 5 2016 im unteren Ver-
    dienstsegment dafür sorgen, dass die Bundespolizei ins-
    gesamt als Arbeitgeber noch attraktiver wird .

    Auch beim Bundesamt für Migration und Flüchtlin-
    ge stocken wir personell gewaltig auf . 300 neue Stellen
    waren im Regierungsentwurf vorgesehen . Wir gehen mit
    2 700 Stellen über diesen Ansatz hinaus und erhöhen die
    Mittel für weitere 1 000 befristet Beschäftigte . Daneben
    stehen wir zu unserem Ziel, die Asylverfahren zu ver-
    kürzen . Mit zusätzlichen 97 Stellen helfen wir deswegen
    auch dem Bundeskriminalamt, damit die Identifizierung
    von Flüchtlingen schneller geleistet werden kann .

    Die Mittel für Integrationskurse erhöhen wir um
    250 Millionen Euro auf insgesamt über eine halbe Milli-

    arde Euro. Davon profitieren – das ist mir an dieser Stel-
    le auch wichtig, liebe Kollegin Anja Hajduk – nicht nur
    diejenigen, die wir so gut und so schnell wie möglich
    in unsere Gesellschaft integrieren wollen, sondern auch
    die Anbieter und die Träger der Kurse . Hier ist mir ein
    Punkt besonders wichtig: Ich denke, wir müssen auch
    darauf achten, Herr Minister de Maizière, dass es für die-
    se Kurse weiterhin Personal gibt . Wir haben in unseren
    Gesprächen dafür gekämpft; denn das war der SPD ein
    wichtiger Punkt .

    Am Samstag habe ich in der FAZ gelesen, dass ein
    Papier in der Unionsfraktion kursiert, wonach die Pau-
    schale auf mindestens 4,40 Euro pro Unterrichtseinheit
    und Teilnehmer erhöht werden soll, um die gewünschte
    angemessene Vergütung der Lehrkräfte zu gewährleisten .
    Herr Minister de Maizière, wir erwarten schon, dass sich
    in diesem Bereich etwas tut . Ich meine, Ihren zuletzt ge-
    tätigten Ausführungen entnommen zu haben, dass hier in
    der Tat etwas passieren wird . Wir jedenfalls möchten Sie
    ermutigen, dieses Thema anzupacken; denn wir brauchen
    Leute, die diese Kurse geben können .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ausgaben für Integration sind kein reiner Ausgabepos-
    ten, sondern vor allem Investitionen in die Zukunft . Je
    schneller wir es schaffen, Zugewanderte in den Arbeits-
    markt zu bringen, desto besser für uns alle . Deswegen ha-
    ben wir für Integrationsprojekte zusätzlich 17 Millionen
    Euro bereitgestellt und den Migrationsdienst für erwach-
    sene Zuwanderer nochmals mit zusätzlich 10,5 Millio-
    nen Euro ausgestattet . An dieser Stelle möchte ich allen
    danken, die sich für Flüchtlinge engagieren und dafür,
    dass Integration in unserem Land gut gelingt .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Integration und Sicherheit waren in den Haushalts-
    beratungen Schwerpunkte . Aber wir haben noch an an-
    dere wichtige Bereiche in unserer Gesellschaft gedacht
    und entsprechende Veränderungen vorgenommen . Ich
    will den Sport erwähnen . Hier gibt es 3 Millionen Euro
    zusätzlich für die Spitzensportförderung . Der Dopingop-
    fer-Hilfsfonds wird zwei Jahre lang mit jeweils 5 Millio-
    nen Euro unterstützt . Wir stärken außerdem die NADA .

    Das Technische Hilfswerk erhält zusätzlich 19 Milli-
    onen Euro als Kompensation für Aufwendungen beim
    Aufbau von Flüchtlingsunterkünften . Damit aber nicht
    genug: 8 Millionen Euro zusätzlich an Selbstbewirt-
    schaftungsmitteln erhalten die 80 000 Freiwilligen in den
    über 600 THW-Ortsverbänden . Ich glaube, das ist richtig
    gut angelegtes Geld und hier auch Anlass, unseren Hilfs-
    organisationen einmal Dankeschön für das Riesenen-
    gagement zu sagen .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Mit 208 zusätzlichen Stellen im Hauptamt für das
    THW sollen die Ehrenamtlichen entlastet werden, bei-
    spielsweise von der lästigen Überprüfung von Gerät-

    Martin Gerster






    (A) (C)



    (B) (D)


    schaften . Ich glaube, auch das ist gut . Wir haben beim
    BBK zusätzlich 5 Millionen Euro bereitgestellt, damit
    die Feuerwehren in den Ländern zusätzliche Fahrzeu-
    ge anschaffen können . Wir haben noch einmal 6,5 Mil-
    lionen Euro für die Bereitschaftspolizeien der Länder
    zur Verfügung gestellt, damit auch dort entsprechende
    Mehrinvestitionen getätigt werden können .

    Wir haben die politischen Stiftungen, die Entschädi-
    gungen für ehemalige deutsche Zwangsarbeiter, das Sta-
    tistische Bundesamt und die Förderung der Minderheiten
    auf dem Schirm . Die Bundesbeauftragte für den Daten-
    schutz und die Informationsfreiheit erhält 21,5 zusätzli-
    che Stellen . Ich denke, das kann sich sehen lassen .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber noch zu wenig!)


    Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich will an
    dieser Stelle hervorheben, dass es in Zeiten von Hass-
    parolen, in Zeiten, in denen Menschen auf Flüchtlinge
    schimpfen und dies als besonders mutig empfinden,
    richtig war, dass wir die Bundeszentrale für politische
    Bildung mit 15 zusätzlichen Stellen und einem Betrag
    von mehr als 10 Millionen Euro ausgestattet haben . Ich
    glaube, in Zeiten wie diesen ist es wichtig, gegen Parolen
    argumentieren zu können . Dafür stellt die Bundeszent-
    rale für politische Bildung wichtiges Material bereit . An
    dieser Stelle: Herzlichen Dank für dieses Engagement!


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Fazit: Es sind gute Beratungen gewesen . Wir haben
    im Ausschuss gute Beschlüsse gefasst . Insgesamt, denke
    ich, können wir damit sehr zufrieden sein .

    Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)