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ID1812509200

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    Plenarprotokoll 18/125 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 125. Sitzung Berlin, Freitag, den 25. September 2015 Inhalt: Gedenken an die Opfer der Massenpanik bei der Hadsch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12121 A Tagesordnungspunkt 21: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Zwei- ten Gesetzes zur Stärkung der pflege- rischen Versorgung und zur Änderung weiterer Vorschriften (Zweites Pflege- stärkungsgesetz – PSG II) Drucksache 18/5926 . . . . . . . . . . . . . . . . . 12121 B b) Antrag der Abgeordneten Elisabeth Scharfenberg, Katja Dörner, Kordula Schulz-Asche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Gute Pflege braucht sichere und zukunftsfeste Rahmenbedingungen Drucksache 18/6066 . . . . . . . . . . . . . . . . . 12121 B Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 12121 C Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 12123 C Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 12124 C Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12125 D Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 12127 D Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 12129 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12130 C Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . 12131 A Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 12132 A Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12132 D Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 12133 D Tagesordnungspunkt 22: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der Unter- bringung, Versorgung und Betreuung ausländischer Kinder und Jugendlicher Drucksache 18/5921 . . . . . . . . . . . . . . . . . 12135 B b) Antrag der Abgeordneten Beate Walter-Rosenheimer, Luise Amtsberg, Dr . Franziska Brantner, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das Kindeswohl bei der Ver- sorgung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge absichern Drucksache 18/5932 . . . . . . . . . . . . . . . . . 12135 B Manuela Schwesig, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12135 C Norbert Müller (Potsdam) (DIE LINKE) . . . . 12137 C Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . . 12139 C Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12141 C Gülistan Yüksel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12143 A Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12144 A Martin Patzelt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 12144 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 125 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 25 . September 2015II Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12146 A Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 12147 B Norbert Müller (Potsdam) (DIE LINKE) . . 12147 C Tagesordnungspunkt 23: b) Antrag der Abgeordneten Maria Klein- Schmeink, Luise Amtsberg, Kordula Schulz-Asche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Psychotherapeutische und psy- chosoziale Versorgung von Asylsuchen- den und Flüchtlingen verbessern Drucksache 18/6067 . . . . . . . . . . . . . . . . . 12150 A Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12150 B Ute Bertram (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 12151 B Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 12153 B Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12154 C Emmi Zeulner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 12155 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12156 B Dirk Heidenblut (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12157 B Tagesordnungspunkt 24: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung des Erbschaftsteuer- und Schen- kungsteuergesetzes an die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts Drucksache 18/5923 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12158 D Dr . Michael Meister, Parl . Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12159 A Richard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 12160 D Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 12162 B Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . 12163 D Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 12165 D Cansel Kiziltepe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12167 B Christian Freiherr von Stetten (CDU/CSU) . . 12168 D Philipp Graf Lerchenfeld (CDU/CSU) . . . . . . 12170 B Tagesordnungspunkt 25: Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Wohnimmobilienkre- ditrichtlinie Drucksache 18/5922 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12171 B Ulrich Kelber, Parl . Staatssekretär BMJV . . . 12171 C Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 12172 C Dr . Stefan Heck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 12173 C Dr . Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12174 C Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 12175 C Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12176 C Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 12177 C Tagesordnungspunkt 26: a) Antrag der Abgeordneten Norbert Müller (Potsdam), Sigrid Hupach, Nicole Gohlke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Kinderrechte umfassend stärken Drucksache 18/6042 . . . . . . . . . . . . . . . . . 12178 C b) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeordneten Doris Wagner, Beate Walter-Rosenheimer, Dr . Franziska Brantner, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Von Anfang an beteiligen – Partizipationsrechte für Kinder und Jugendliche im demografischen Wandel stärken Drucksachen 18/3151, 18/5276 . . . . . . . . . 12178 D Norbert Müller (Potsdam) (DIE LINKE) . . . . 12178 D Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 12180 B Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12181 D Svenja Stadler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12183 A Dr . Silke Launert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 12184 B Susann Rüthrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12186 A Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Frakti- on BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Haltung der Bundesregierung zu unzutreffenden Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 125 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 25 . September 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 125 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 25 . September 2015 III Angaben beim Spritverbrauch und Schad- stoffausstoß von Pkw Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12187 D Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . 12189 A Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 12190 C Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 12191 D Thomas Viesehon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 12193 A Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 12194 B Arno Klare (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12195 C Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12196 B Florian Oßner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 12197 C Ulli Nissen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12199 A Dr . Matthias Heider (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 12200 B Andreas Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 12201 C Carsten Müller (Braunschweig) (CDU/CSU) . 12202 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12204 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 12205 C Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12205 D (A) (C) (B) (D) 12121Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 125 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 25 . September 2015 125. Sitzung Berlin, Freitag, den 25. September 2015 Beginn: 9 .01 Uhr
  • folderAnlagen
    Carsten Müller (Braunschweig) (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 125 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 25 . September 2015 12205 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Becker, Dirk SPD 25 .09 .2015 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 25 .09 .2015 Feiler, Uwe CDU/CSU 25 .09 .2015 Glöckner, Angelika SPD 25 .09 .2015 Hartmann (Wackern- heim), Michael SPD 25 .09 .2015 Hendricks, Dr . Barbara SPD 25 .09 .2015 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .09 .2015 Hübinger, Anette CDU/CSU 25 .09 .2015 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 25 .09 .2015 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 25 .09 .2015 Kolbe, Daniela SPD 25 .09 .2015 Kretschmer, Michael CDU/CSU 25 .09 .2015 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .09 .2015 Lach, Günter CDU/CSU 25 .09 .2015 Lenkert, Ralph DIE LINKE 25 .09 .2015 Merkel, Dr . Angela CDU/CSU 25 .09 .2015 Möhring, Cornelia DIE LINKE 25 .09 .2015 Müller (Chemnitz), Detlef SPD 25 .09 .2015 Müntefering, Michelle SPD 25 .09 .2015 Murmann, Dr . Philipp CDU/CSU 25 .09 .2015 Nick, Dr . Andreas CDU/CSU 25 .09 .2015 Nietan, Dietmar SPD 25 .09 .2015 Ostermann, Dr . Tim CDU/CSU 25 .09 .2015 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 25 .09 .2015 Pflugradt, Jeannine SPD 25 .09 .2015 Röspel, René SPD 25 .09 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Scheuer, Andreas CDU/CSU 25 .09 .2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 25 .09 .2015 Schwarzelühr-Sutter, Rita SPD 25 .09 .2015 Steinbach, Erika CDU/CSU 25 .09 .2015 Steineke, Sebastian CDU/CSU 25 .09 .2015 Steinke, Kersten DIE LINKE 25 .09 .2015 Thews, Michael SPD 25 .09 .2015 Träger, Carsten SPD 25 .09 .2015 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .09 .2015 Ulrich, Alexander DIE LINKE 25 .09 .2015 Vogel (Kleinsaara), Volkmar CDU/CSU 25 .09 .2015 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 25 .09 .2015 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 25 .09 .2015 Wicklein, Andrea SPD 25 .09 .2015 Wiese, Dirk SPD 25 .09 .2015 Zertik, Heinrich CDU/CSU 25 .09 .2015 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 25 .09 .2015 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Ausschuss für Wirtschaft und Energie (9 . Aus- schuss) hat mitgeteilt, dass er gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung 2014 nach § 7 des Gesetzes zur Einsetzung eines Nationalen Normen- kontrollrates Bessere Rechtsetzung 2014: Amtlich – einfach – spürbar Drucksachen 18/4720, 18/4865 Nr. 3 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 125 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 25 . September 201512206 (A) (C) (B) (D) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Arbeit der Nationalen Kontaktstelle der OECD für multina- tionale Unternehmen seit der Überarbeitung der Leitsätze im Jahr 2011 bis zum 31. Dezember 2014 Drucksachen 18/4766, 18/4865 Nr. 5 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Haushaltsausschuss Drucksache 18/5165 Nr . A .7 Ratsdokument 8801/15 Drucksache 18/5165 Nr . A .8 Ratsdokument 8818/15 Drucksache 18/5286 Nr . A .5 Ratsdokument 8908/15 Drucksache 18/5286 Nr . A .6 Ratsdokument 8976/15 Drucksache 18/5459 Nr . A .9 Ratsdokument 6695/15 Ausschuss für Wirtschaft und Energie Drucksache 18/5459 Nr . A .11 Ratsdokument 9391/15 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/5459 Nr . A .12 Ratsdokument 9341/15 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/5459 Nr . A .13 EP P8_TA-PROV(2015)0214 Drucksache 18/5459 Nr . A .14 EP P8_TA-PROV(2015)0215 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 125 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 25 . September 2015 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 125. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 21 Stärkung der pflegerischen Versorgung TOP 22 Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge TOP 23 Psychotherapeutische Versorgung von Flüchtlingen TOP 24 Erbschaft- und Schenkungsteuergesetz TOP 25 Umsetzung derWohnimmobilienkreditrichtlinie TOP 26 Kinder- und Jugendrechte ZP 5 Aktuelle Stunde zu unzutreffenden Angaben beim Spritverbrauch von Pkw Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Lothar Binding


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Liebe Zuschauer hier im Haus und auch an den Fernse-
    hern! Als Dr . Meister vorhin das Modell sehr schön und
    geschickt, wie ich fand, erklärt hat, da hat er gesagt, dass
    bei dem Betrag von 26 Millionen Euro eine Grenze ist .
    Bei einem geerbten Vermögen bis zu einem Betrag von
    26 Millionen Euro wird man zu 100 Prozent verschont
    bzw . kann eine 100-prozentige Verschonung erreichen .

    Jetzt müssen Sie aufpassen: Jeder hier im Saal oder
    von den Zuschauern, der mehr als 26 Millionen Euro
    erbt, wird von dem Betrag, der die Summe von 26 Milli-
    onen Euro übersteigt, ein klein wenig versteuern müssen .
    Erst ab einer Summe von weit mehr als 100 Millionen
    Euro wird die Steuer, die wir uns überlegt haben, dann
    überhaupt zur Geltung kommen .


    (Dr . Axel Troost [DIE LINKE]: Das hört sich gerecht an!)


    Ich rate Ihnen also jetzt schon einmal zu ein bisschen
    Panik; denn die Belastung von Vermögen oberhalb von
    26 Millionen Euro wird Sie alle ereilen .


    (Beifall bei der SPD – Zuruf des Abg . Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU])


    – Christian von Stetten muss jetzt seine Rede umschrei-
    ben . – Interessant ist: In der Gemeindeordnung von Ba-

    den-Württemberg steht, dass man, wenn der Anschein
    der Befangenheit besteht, nicht an der Abstimmung teil-
    nehmen darf . Wer sich jetzt einmal die Berichterstatter
    der Union anschaut, kann sich seinen Teil denken .


    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Von 100 Milllionen bin ich noch weit entfernt!)


    Das Gute an dem Gesetz ist, dass wir die Erbschaft-
    steuer erhalten; das steht im Koalitionsvertrag . Das ist
    sehr gut . Das Schlechte ist, dass wir die optimale Lö-
    sung noch nicht gefunden haben . Wir wissen: Der heute
    vorliegende Gesetzentwurf ist nur ein Entwurf, und wir
    stecken sehr tief im Suchprozess nach einem Kompro-
    miss . Vor wenigen Stunden hat ja auch der Bundesrat
    festgestellt, dass ihm einiges hinsichtlich der Verscho-
    nung zu weit geht . Es wird also sicher noch ein langer
    Weg werden . Ich bin gleichwohl optimistisch, dass wir
    einen Kompromiss finden. Wir kommen von sehr weit
    auseinanderliegenden Positionen . Das zeigt schon, wie
    sehr wir uns anstrengen müssen, einen Kompromiss zu
    finden. Das ist der Charakter einer Großen Koalition, und
    das ist auch gut so .

    Außerdem ist es nicht allein unser Problem . Das Bun-
    desverfassungsgericht hat ja schon drei Mal Korrekturen
    verlangt: 1995, 2006 und 2015 . Jedes Mal hielt es die ent-
    sprechende Regelung für verfassungswidrig . Jetzt gibt es
    also eine neue Aufgabe für uns . Daran sieht man schon:
    Ganz so einfach ist es nicht . Jetzt könnte man natürlich
    vermuten, dass das Bundesverfassungsgericht gesagt hat:
    Ihr belastet den Bürger zu stark . – Denn normalerweise
    will das Parlament vom Einzelnen immer zu viel Steuern .
    Das ist doch die große Idee .


    (Fritz Güntzler [CDU/CSU]: Wir nicht!)


    Weit gefehlt! Wir wurden gerügt, weil wir vom Einzel-
    nen für die Gemeinschaft zu wenig Steuern verlangt ha-
    ben . Es ist doch eine interessante Beobachtung, dass das
    Bundesverfassungsgericht sagt, dass wir übervorsichtig
    waren . Wir waren sozusagen verfassungswidrig übervor-
    sichtig . Die Übervorsichtigkeit begann aber erst ab ei-
    nem bestimmten Vermögen, über das nur die verfügen,
    die richtig reich sind .

    Ich finde, das Bundesverfassungsgericht hat eine gute
    Entscheidung getroffen . Diese zeigt uns auch einen Weg .
    Wir hatten 2008 die Besteuerung der Vermögensarten
    am Verkehrswert orientiert, weil die vorherige Rege-
    lung ungerecht war . Das war sehr gut und hätte auch zu
    Mehreinnahmen führen können . Leider haben wir diese
    Mehreinnahmen, die wir gut hätten gebrauchen können,
    sofort dadurch kompensiert, dass wir wieder Begünsti-
    gungen eingeführt haben . Dadurch wurde dieser schöne
    Effekt, wenn man so will, wieder ruiniert . Das Dumme
    war: Das war zu viel des Guten, und zu viel des Guten ist
    das Schlechte .

    Die Unternehmer waren jedenfalls hochzufrieden .
    Das ist auch in Ordnung . Da schließe ich mich auch dem
    an, was Dr . Meister gesagt hat: Natürlich wollen wir die
    mittelständischen Strukturen in Deutschland erhalten .
    Natürlich wollen wir Familienunternehmen erhalten . Wir

    Richard Pitterle






    (A) (C)



    (B) (D)


    wären doch verrückt, wenn wir die Basis unseres Landes
    zerstören wollten . Wer will denn das? Diese wollen wir
    natürlich erhalten .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Max Straubinger [CDU/ CSU]: Ein guter Ansatz! Ein guter Gedanke!)


    Wir wollen aber auch, dass sie sich fair an der Stär-
    kung der Gemeinschaft beteiligen . Um noch einmal
    auf die Verantwortung zurückzukommen: Man muss ja
    schon sagen, dass zwischen den beiden Urteilen die Er-
    ben von Unternehmen durch eine vorweggenommene
    Erbfolge mit allen denkbaren Nachhol- und Vorziehef-
    fekten versucht haben, sich dieser marginalen und lä-
    cherlichen Steuer zu entziehen und dadurch Steuern in
    Milliardenhöhe zu sparen . Da meine ich: Wenn wir uns
    anstrengen, um mittelständische Strukturen und Famili-
    enunternehmen zu stärken, dann müssen diese sich auch
    anstrengen, die Gemeinschaft zu stärken . Das ist etwas
    Symmetrisches .


    (Beifall bei der SPD)


    Was uns an dem Urteil sehr gefreut hat, war, dass der
    Erhalt von Arbeitsplätzen im Interesse des Gemeinwohls
    liegt . Das heißt, wir können den Erhalt von Arbeitsplät-
    zen als Rechtfertigung benutzen, um Unternehmer bzw .
    Erben von der Steuer zu befreien oder sie zumindest in
    dieser Hinsicht zu privilegieren, wenn sie Arbeitsplätze
    schaffen . Ich will trotzdem noch einmal eines erwähnen:
    Jemand, der einen Arbeitsplatz schafft, schafft diesen ja
    nicht, um keine Steuern zahlen zu müssen, sondern er
    schafft ihn, weil er damit eine Ertragserwartung verbin-
    det . Denn denjenigen, der einen Arbeitsplatz schafft, um
    Verluste zu generieren, den möchte ich einmal kennenler-
    nen . Der Arbeitsplatz ist nicht altruistisch, also selbstlos,
    geschaffen, sondern zum Zwecke der Gewinnerzielung .

    Hinsichtlich der Erbschaften haben mich manche Ver-
    bände sehr irritiert . Das, was vererbt wird, wurde natür-
    lich zuvor vom Manager und dem Eigner erarbeitet . Es
    wird aber gelegentlich vergessen, dass bei den richtig di-
    cken Erbschaften von über 100 Millionen Euro auch der
    eine oder andere Arbeitnehmer daran beteiligt gewesen
    ist, dieses Vermögen zu schaffen . Auch das muss man in
    den Blick nehmen, wenn man über Erbschaften redet .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Nachdem wir also bewiesen haben, dass wir verfas-
    sungswidrig sensibel sind, erschreckt mich – das muss
    ich sagen – die simulierte Panik vieler Unternehmer .
    Wenn ich sehe, wie dick der Stapel der Gutachten ist, wie
    dick der Stapel von Briefen ist, die ich von Leuten be-
    komme, denen es richtig gut geht – deswegen schreiben
    sie gar nicht selber; meistens schreibt uns eine Rechtsan-
    waltskanzlei –, wie viele Gespräche, Anrufe, Podiums-
    diskussionen und Besuche wir durchführen mussten, wie
    extrem hoch der Druck der Verbände, Vorstände, Einzel-
    personen, Rechtsanwaltsbüros, Berater war, dann glaube
    ich, dass wir uns davon frei machen müssen . Wir brau-
    chen eine eigene Meinung hinsichtlich der Besteuerung,


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    damit sie gleichmäßig, gerecht und in angemessener
    Höhe, die wir definieren, erhoben wird, die wir auch ver-
    antworten können .

    Wir dürfen nicht vergessen, dass einer nicht anruft –
    das hat mich total enttäuscht –: Das Gemeinwesen hat
    überhaupt nicht angerufen .


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das Gemeinwesen hat nicht gesagt: Ihr müsst mehr Steu-
    ern einnehmen . Wir sorgen für Verkehrsinfrastruktur, wir
    sorgen für innere Sicherheit . Wir schaffen eigentlich die
    Basis für die Unternehmen, die die Gewinne erzielen, die
    anschließend nicht versteuert werden sollen . – Da das
    Gemeinwesen immer vergisst, anzurufen, müssen insbe-
    sondere wir uns darum gut kümmern . Ich glaube, wenn
    wir an das Gemeinwesen denken, sind wir mit der Erb-
    schaftsteuer auf einem guten Weg .

    Jetzt will ich noch eine Lanze für die Unternehmer
    brechen . Mir ist nämlich aufgefallen, dass es eine große
    Diskrepanz gibt zwischen dem Bemühen der Verbände,
    mit uns etwas zu erreichen, und den Einzelunternehmern .
    Die Einzelunternehmer sagen mir in Gesprächen ganz
    oft: Ich hätte gerne eine unbürokratische, einfache Steu-
    er mit einem Satz, den wir aushalten . Lasst das andere
    weg . – Das wäre eine synthetische Erbschaftsbesteue-
    rung .


    (Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: 6 Prozent! Schlag ein!)


    Dann würden die ganzen Sonderregelungen wegfallen
    können . Was wir leider aus Zeitgründen versäumt haben,
    ist, die anderen Modelle, die es gibt – vom Sachverstän-
    digenrat, vom Wissenschaftlichen Beirat beim BMF,
    vom Bundesverband der Steuerberater und auch vom
    Wirtschaftsministerium des Saarlands – näher zu unter-
    suchen .


    (Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Neun Monate habt ihr dafür Zeit gehabt! Und nichts ist gekommen! – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Wir machen 6 Prozent auf alles! Jetzt kannst du einschlagen!)


    Wir sollten uns etwas stärker darum kümmern; denn
    dann hätten wir eine gute Perspektive für eine Erbschaft-
    steuer . Wir werden an diesem Entwurf arbeiten . Ich bin
    immer noch optimistisch, dass wir es schaffen, einen gu-
    ten Kompromiss zu finden. Daran wollen wir arbeiten.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank . – Als Nächste hat Lisa Paus das Wort für

Bündnis 90/Die Grünen .


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Lisa Paus


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das ist schwer zu toppen . Allerdings wäre es schön,

    wenn dem auch Taten folgen würden .


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das schaffst du!)


    Lothar Binding (Heidelberg)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In der
    bayerischen Verfassung steht ein sehr schöner und klarer
    Satz:

    Die Erbschaftssteuer dient auch dem Zwecke, die
    Ansammlung von Riesenvermögen in den Händen
    einzelner zu verhindern .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Meine lieben Kollegen aus Bayern, Ihnen ist doch
    auch sonst alles Bayerische so heilig . Daher frage ich Sie
    heute: Warum halten Sie sich eigentlich mit Ihrer Politik
    nicht an Ihre eigene Verfassung?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Eines steht außer Frage: Weder die derzeitige verfas-
    sungswidrige Regelung der Erbschaftsteuer noch der hier
    heute vorliegende Gesetzentwurf werden diesem Zweck
    gerecht, meine Damen und Herren . Sie wollen weiter-
    hin sehr großzügige Befreiungen – das haben wir schon
    gehört – bei einem Erwerb von Vermögen in Höhe von
    bis zu 52 Millionen Euro für Unternehmenserben ohne
    Prüfung gewähren, und das, wo man in Deutschland
    im Durchschnitt 120 000 Euro erbt . In Berlin liegt der
    Durchschnitt übrigens bei 65 000 Euro . Also: ein Erwerb
    von 52 Millionen Euro ohne Prüfung für die Unterneh-
    menserben, auch wenn nicht ein einziger Arbeitsplatz
    gefährdet ist .

    Worum geht es jetzt? Es geht um die Korrektur . Am
    17 . Dezember hat das Bundesverfassungsgericht die der-
    zeitige Erbschaftsteuerregelung für verfassungswidrig
    erklärt . So mancher Nicht-Steuerexperte hat tatsächlich
    erst infolge dieses Urteils mitbekommen, was die Gro-
    ße Koalition damals, 2008, beschlossen hat, was 2009
    in Kraft getreten ist . Die bisherige Regelung ist schlicht-
    weg unglaublich . Ich zitiere jetzt den Verfassungsrichter
    Reinhardt Gaier, der es in der mündlichen Anhörung des
    Bundesverfassungsgerichts so formuliert hat: Das gelten-
    de Erbschaftsteuergesetz ist eine Subventionierung des
    Großkapitals .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Man kann es auch wissenschaftlich formulieren: Die
    4,5 Milliarden Euro Erbschaftsteuer, die jährlich seit
    2009 erhoben wurden, wurden fast ausschließlich von
    der Mittelschicht gezahlt . Im Durchschnitt mussten die-
    se Erben nämlich 14 Prozent Erbschaftsteuer pro Erb-
    fall zahlen, während selbst Superreiche, etwa Erben von
    DAX-Konzernen, wegen der Steuerfreistellung von Be-
    triebsvermögen bestenfalls – wenn es hoch kam – 2 Pro-
    zent Erbschaftsteuer zahlen mussten . 19 Milliarden Euro
    sind dem Fiskus dadurch bis 2013 verloren gegangen .
    Deswegen hat das Bundesverfassungsgericht zu Recht
    geurteilt:

    Die Privilegierung betrieblichen Vermögens ist …
    unverhältnismäßig, soweit sie über den Bereich

    kleiner und mittlerer Unternehmen hinausgreift,
    ohne eine Bedürfnisprüfung vorzusehen .

    Zehn Monate später liegt jetzt ein Gesetzentwurf einer
    Großen Koalition vor . Man muss leider konstatieren: Er
    unterscheidet sich materiell kaum vom derzeitigen Ge-
    setz . Das ist insbesondere für die SPD peinlich . Denn Sie
    von der SPD hatten sich ja auch mal für eine höhere Be-
    steuerung von großen Vermögen eingesetzt – Sie haben
    es heute auch noch mal so formuliert –,


    (Lothar Binding der Charakter von Kompromissen!)


    aber die Wahrheit ist, dass Wirtschaftsminister Gabriel,
    Ihr Parteivorsitzender, genau das verhindert: die Besteu-
    erung von großen Vermögen .


    (Manfred Zöllmer [SPD]: Na ja, Ihr Ministerpräsident ist ja auch nicht viel besser! – Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir Grüne legen bei der Umsetzung des Urteils drei
    Kriterien an:

    Erstens . Die Erbschaftsteuer muss wieder zu einer Ge-
    rechtigkeitssteuer werden .

    Zweitens . Sie muss natürlich wirtschaftspolitisch ver-
    nünftig sein . Wir wollen die Wirtschaft in diesem Land
    stärken und weiterentwickeln .


    (Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Und die Vermögensabgabe wieder einführen!)


    Drittens . Das Mindeste ist: Sie muss verfassungsfest
    sein .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Gehen wir die Punkte durch: Ist der vorliegende Ent-
    wurf gerecht? Ich habe es schon deutlich gemacht: Er ist
    es nicht . Ich mache es noch mal anhand anderer Zahlen
    deutlich: Laut Bundesfinanzministerium – es sind nicht
    unsere Zahlen, sondern die Zahlen des BMF – wären
    schon nach dem Referentenentwurf, der eine Freigrenze
    von 20 Millionen Euro pro Unternehmenserben vorsah,
    mehr als 99 Prozent aller Unternehmenserben ohne ir-
    gendwelche Prüfungen steuerfrei geblieben . Das heißt
    umgekehrt und in absoluten Zahlen: Ganze 80 Perso-
    nen, vielleicht auch mal 100 Personen pro Jahr in ganz
    Deutschland wären nach dem Schäuble-Entwurf über-
    haupt nur gefährdet gewesen, jetzt oder in Zukunft Steu-
    ern zahlen zu müssen, und auch das nur maximal bis zur
    Hälfte ihres Privatvermögens, um Liquidität und Investi-
    tionsfähigkeit der Unternehmen nicht zu beeinträchtigen .

    Jetzt, mit der hier auch schon angesprochenen weiteren
    Erhöhung der Freigrenze auf 26 bzw . 52 Millionen Euro
    für Familienunternehmen, verbunden mit der Option, das
    Privatvermögen doch nicht offenlegen zu müssen, reden
    wir vielleicht noch von ganzen 50 Fällen im Jahr . Und
    die Betroffenen schreiben Briefe, Briefe, Briefe .

    Meine Damen und Herren, der Gesetzentwurf sieht
    keine Begrenzung des Steuerprivilegs auf kleine und
    mittlere Unternehmen zum Zwecke des Erhalts von Ar-
    beitsplätzen vor . Damit bleibt es dabei: Mit diesem Ge-

    Lisa Paus






    (A) (C)



    (B) (D)


    setzentwurf wird die Mittelschicht die Erbschaftsteuer
    zahlen und die Leistungsfähigen in diesem Land eben
    nicht . Deswegen ist sie nicht gerecht .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Lothar Binding (Heidelberg)

    leistungsfähig!)

    Ist die Erbschaftsteuer wirtschaftspolitisch vernünf-
    tig? Das ist ja Ihr Hauptargument . Dazu kann man zum
    einen sagen: Der Wissenschaftliche Beirat beim BMF hat
    schon vor mehreren Jahren festgestellt, dass die derzei-
    tige Regelung nicht wirtschaftspolitisch vernünftig ist .
    Das könnte man vom vorliegenden Gesetzentwurf auch
    sagen .

    Aber eine Regelung im Gesetzentwurf finden wir tat-
    sächlich wirtschaftspolitisch vernünftig: die Begrenzung
    der Steuerschuld auf die Zahlungsfähigkeit bezogen auf
    das Privatvermögen. Wir finden in der Tat: Das ist eine
    klare Ansage, wenn es darum geht, die Liquidität des Un-
    ternehmens nicht zu gefährden . Allerdings muss man im
    weiteren Prozess noch sehen, wie man es gut abgrenzen
    kann, damit es nicht zu Steuergestaltungen kommt .

    Allerdings gibt es in diesem Gesetzentwurf noch wei-
    tere Punkte, zum Beispiel neue Halteregeln – nicht nur
    bezogen auf die Lohnsumme –, die es ermöglichen, ent-
    sprechende Privilegien in Anspruch zu nehmen . Da darf
    man jetzt 10 Jahre im Voraus und 30 Jahre nach Eintre-
    ten des Erbfalles, also 40 Jahre lang, sozusagen nichts
    ändern, um massive Privilegien in Anspruch nehmen zu
    können . Das ist schlichtweg wirtschaftspolitischer Irr-
    sinn, weil es total ineffizient ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Der Hauptpunkt: Ich habe an vielen Gesprächsrunden
    teilgenommen . Die meisten Experten sagen schon jetzt,
    dass der vorliegende Gesetzentwurf verfassungswidrig
    ist . Somit besteht nach wie vor eine massive Investiti-
    onsunsicherheit bei der deutschen Wirtschaft, und das ist
    schlichtweg Gift für die Wirtschaft .

    Seit einem Jahr wartet die Wirtschaft auf eine vernünf-
    tige Regelung, und sie ist immer noch nicht in Sicht . Der
    vorliegende Gesetzentwurf ist sehr wahrscheinlich ver-
    fassungswidrig . Er wird sicherlich wieder vor dem Bun-
    desverfassungsgericht landen . So ein Damoklesschwert
    braucht Deutschland nicht . Investitionsunsicherheit zu
    schüren, ist das wirtschaftspolitisch Schlechteste, was
    man in Deutschland machen kann .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ist der Gesetzentwurf verfassungsgemäß? Wie ge-
    sagt: Es gibt zahlreiche Experten, die das deutlich hin-
    terfragen . Der erste wichtige Punkt – ich habe es schon
    gesagt –: 99 Prozent der Unternehmenserben und mehr
    werden von der Regel ausgenommen . Das Regel-Aus-
    nahme-Verhältnis, das im Gesetz eigentlich beachtet
    werden soll, wird eklatant verletzt .

    Zweiter Punkt . Die Regelungen des Gesetzentwurfes
    sind extrem gestaltungsanfällig . Das Bundesverfassungs-
    gericht hat in seinem Urteil festgehalten, dass allein diese

    Gestaltungsanfälligkeit ein Grund für Verfassungswid-
    rigkeit ist .

    Drittens . Im Unterschied zum Referentenentwurf gibt
    es im vorliegenden Gesetzentwurf keine Folgerichtigkeit
    der Verschonungswege mehr . Auch deswegen wird er aus
    meiner Sicht verfassungswidrig sein .

    Es gibt übrigens inzwischen neue Zahlen zur Vermö-
    genskonzentration in Deutschland . Das Deutsche Institut
    für Altersvorsorge prognostiziert, dass in den nächsten
    zehn Jahren die reichsten 2 Prozent der Deutschen ein
    Drittel des Gesamtvolumens der Erbschaften auf sich
    vereinen werden .

    Ich komme zum Schluss . In der bayerischen Verfas-
    sung steht:

    Die Erbschaftsteuer dient auch dem Zwecke, die
    Ansammlung von Riesenvermögen in den Händen
    einzelner zu verhindern .

    Ich appelliere an Sie: Überarbeiten Sie also den vorlie-
    genden Gesetzentwurf grundlegend . Auch Erbschaften
    und Schenkungen von großen Betriebsvermögen müs-
    sen angemessen besteuert werden . Dann werden wir uns
    auch wieder konstruktiv an der Debatte beteiligen .

    Herzlichen Dank .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)