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ID1812007600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/120 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 120. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. September 2015 Inhalt Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksache 18/5500 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11603 A b) Beratung der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksache 18/5501 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11603 B Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr . Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 11603 B Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 11609 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11614 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 11619 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11622 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11625 B Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11625 D Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11625 D Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11627 C Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11630 A Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11631 C Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . 11632 D Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 11634 A Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11635 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11636 D Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11637 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11639 B Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11640 A Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA 11642 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11645 C Dr . Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . 11646 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 11647 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11647 D Dr . Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11649 C Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11651 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 11652 B Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 11653 C Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11655 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 120 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 9 . September 2015II Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11655 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11656 C Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11657 C Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11659 A Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . 11661 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11663 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 11665 A Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11666 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 11667 D Dr . Alexander S . Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 11669 C Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11671 B Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11672 D Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 11674 A Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11675 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 11676 B Dr . Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 11677 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 11678 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11681 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11682 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11683 D Dagmar G . Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11685 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11686 D Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11688 B Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11689 D Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11691 B Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11693 A Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11694 C Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11696 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11697 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 11699 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 120 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 9 . September 2015 11603 120. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. September 2015 Beginn 9 .00 Uhr
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    Stefan Rebmann (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 120 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 9 . September 2015 11699 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Becker, Dirk SPD 09 .09 .2015 Brand, Michael CDU/CSU 09 .09 .2015 Brandl, Dr . Reinhard CDU/CSU 09 .09 .2015 De Ridder, Dr . Daniela SPD 09 .09 .2015 Dröge, Katharina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Groth, Annette DIE LINKE 09 .09 .2015 Hartmann (Wackern- heim), Michael SPD 09 .09 .2015 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 09 .09 .2015 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 09 .09 .2015 Kiziltepe, Cansel SPD 09 .09 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Klein-Schmeink, Maria BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Kolbe, Daniela SPD 09 .09 .2015 Lenkert, Ralph DIE LINKE 09 .09 .2015 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Mortler, Marlene CDU/CSU 09 .09 .2015 Obermeier, Julia CDU/CSU 09 .09 .2015 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 09 .09 .2015 Renner, Martina DIE LINKE 09 .09 .2015 Röspel, René SPD 09 .09 .2015 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Schwarzelühr-Sutter, Rita SPD 09 .09 .2015 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Satz: Satzweiss.com, Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de http://www.satzweiss.com http://www.printsystem.de http://www.betrifft-gesetze.de 120. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2016 – Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019 Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 05 Auswärtiges Amt Epl 14 Verteidigung Epl 23 wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Michael Leutert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr

    geehrte Frau Ministerin! In der Türkei können wir derzeit
    beobachten, wie falsche politische Entscheidungen zu im-
    mer komplexeren Problemen werden und geradezu in einem
    Desaster enden können . Ich möchte einmal daran erinnern:
    Seit 2011 herrscht in Syrien Bürgerkrieg . Die Türkei unter-
    stützte von Anfang an die syrische Opposition gegen Assad .
    Dadurch kam es auch an der türkisch-syrischen Grenzen zu
    militärischen Zwischenfällen . Aus diesem Grund startete

    Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen






    (A) (C)



    (B) (D)


    im Januar 2013 eine NATO-Operation, und es wurden deut-
    sche Soldaten zum Schutz des Bündnispartners in die Re-
    gion geschickt . Im Grenzgebiet zwischen Irak, Syrien und
    der Türkei leben die Kurden . Die Schwäche Assads führte
    dazu, dass die Kurden in Syrien gestärkt wurden – sehr zum
    Missfallen der Türkei . Seit 2014 kämpft nun die Terroror-
    ganisation IS nicht nur gegen Assad, sondern auch gegen
    die Kurden . Deshalb unterstützte die Türkei nun auch den
    IS . Da der Westen aber wiederum den IS bekämpft, lieferte
    die Bundeswehr Waffen an die Kurden, damit diese sich ge-
    gen den IS verteidigen können . Und nun, im Sommer dieses
    Jahres, eskalierte der Konflikt zwischen den Kurden und der
    Türkei . Erdogan bekämpft die Kurden nun militärisch im
    eigenen Land und in den Nachbarländern Syrien und Irak .
    Gestern ist die türkische Armee erstmals auf irakisches Ter-
    ritorium vorgerückt .

    Unterm Strich heißt das: Die Armee des NATO-Mit-
    glieds Türkei kämpft gegen die Kurden, die Kurden
    wehren sich, mit deutschen Waffen ausgestattet, und mit-
    tendrin sind unsere Bundeswehrsoldaten . Somit sind wir
    Teil eines Konfliktes, dazu noch auf unterschiedlichen
    Seiten, und dieser Konflikt ist die Ursache dafür, dass
    12 Millionen Menschen auf der Flucht sind .

    Ein Teil dieser Flüchtlinge versucht, mit Schlepperboo-
    ten über das Mittelmeer nach Europa zu kommen . Dort
    ist wiederum die Bundeswehr im Einsatz, um die Men-
    schen vor dem Ertrinken zu retten . Das ist doch ein ab-
    surder Zustand .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich möchte an dieser Stelle ganz klar sagen: Ja, ich fin-
    de es richtig, dass wir den Soldatinnen und Soldaten, die
    im Mittelmeer in Not geratenen Menschen unter hohem
    persönlichen Einsatz helfen, danken . Ich will deutlich
    unterstreichen: Es geht um jedes Menschenleben, das ge-
    rettet werden kann .


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Sehr geehrte Frau Ministerin, ich weiß, dass Sie für all
    diese Dinge nicht alleine verantwortlich sind – all das
    hat der Bundestag beschlossen -; aber ich frage Sie, ob
    Sie diese Situation nicht auch etwas absurd finden. Wenn
    man sich jetzt noch überlegt, dass der Bundeswehreinsatz
    in der Türkei bis zum Abzug 60 Millionen Euro gekostet
    hat und die Waffenlieferungen noch einmal 70 Millionen
    Euro – das macht zusammen 130 Millionen Euro -: Glau-
    ben Sie rückblickend nicht auch, dass es sinnvoller gewe-
    sen wäre, dieses Geld nur für die Rettung von Flüchtlin-
    gen im Mittelmeer einzusetzen?


    (Beifall bei der LINKEN)


    In der Türkei kann man jetzt nur noch Schadensbegren-
    zung üben, und das heißt ganz klar: Erstens . Es muss einen
    sofortigen Abzug der Bundeswehrsoldaten aus der Türkei
    geben, nicht erst nächstes Jahr, wenn der Einsatz zu Ende
    ist; zu Weihnachten müssen alle gesund und munter zu
    Hause sein . Zweitens . Setzen Sie sich mit dafür ein, das
    PKK-Verbot aufzuheben! Damit würde man gegenüber
    der Türkei ein deutliches Zeichen setzen, dass wir eindeu-
    tig an der Seite derjenigen stehen, die den IS bekämpfen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Schauen wir auf einen anderen Krisenherd: Afghanis-
    tan . 2002 ist die Bundeswehr nach Afghanistan gegan-
    gen . Die Begründungen für den Einsatz gegenüber der
    deutschen Öffentlichkeit waren sehr vielfältig . Es ging
    um den Kampf gegen den Terror . Es ging darum, Frau-
    en- und Menschenrechte zu etablieren . Es ging darum,
    die Freiheit am Hindukusch zu verteidigen . Es ging dar-
    um, Stabilität zu schaffen usw . usf . Seit Ende 2014 ist der
    Kampfeinsatz beendet . Die Kosten nur des Kampfeinsat-
    zes belaufen sich auf ungefähr 6 Milliarden Euro . Ihr Mi-
    nisterium gibt jedes Jahr zusätzlich 80 Millionen Euro für
    den Aufbau der afghanischen Sicherheitskräfte aus . Das
    Auswärtige Amt gibt noch einmal jedes Jahr 180 Mil-
    lionen Euro zur Stabilisierung und das BMZ 245 Mil-
    lionen Euro für den Wiederaufbau . Das heißt also: Es
    wird über eine halbe Milliarde Euro allein für den Auf-
    bau der Gesellschaft in Afghanistan ausgegeben . Und
    was ist das Ergebnis? Das Ergebnis ist: Terror ist dort
    Alltag, Frauenrechte werden nicht eingehalten, Presse-
    und Meinungsfreiheit existieren nicht, Folter wird weiter
    angewandt, und die Scharia ist gültige Rechtsgrundlage .
    Auch hier bleibt uns im Nachgang nur die Möglichkeit,
    Schadensbegrenzung für die Zukunft zu üben und die
    richtigen Lehren daraus zu ziehen . Man kann eine Ge-
    sellschaft nicht von außen und erst recht nicht mit militä-
    rischen Mitteln nach unserem Vorbild umformen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Und gleich für die Zukunft – Sie hatten es angespro-
    chen, weil es diskutiert wird -: Man kann Europa nicht
    abriegeln, weder mit Stacheldraht noch mit Mauern –
    und im Übrigen auch nicht mit einem Kampfeinsatz ge-
    gen Schlepper . Diese Probleme sind nicht mit militäri-
    schen Mitteln zu lösen . So viel sollten wir mittlerweile
    gelernt haben .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Angesichts der Erfahrungen und angesichts der gro-
    ßen Herausforderungen, vor denen wir derzeit stehen –
    die enormen Flüchtlingsbewegungen, Krieg in Syrien,
    Terror im Irak, Instabilität in Afghanistan –, sollten wir
    noch einmal darüber nachdenken, ob die Prioritäten hier
    richtig gesetzt werden . Wäre es jetzt nicht vielleicht
    sinnvoller und wichtiger, in diesen Regionen erst ein-
    mal für Stabilität zu sorgen und dafür die Mittel in die
    Hand zu nehmen? Stattdessen soll der Verteidigungsetat
    um 1,4 Milliarden Euro erhöht werden . Das, liebe Kol-
    leginnen und Kollegen, ist der falsche Weg . Die Linke
    will die Prioritäten anders setzen, und wir werden in den
    kommenden Verhandlungen entsprechende Vorschläge
    unterbreiten .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der LINKEN – Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Warum nicht jetzt schon?)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank . – Als nächste Rednerin hat Karin

Evers-Meyer von der SPD-Fraktion das Wort .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Michael Leutert






(A) (C)



(B) (D)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karin Evers-Meyer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Sehr geehrte Ministerin von der

    Leyen! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich will zu Be-
    ginn der anstehenden Haushaltsberatungen über den Ver-
    teidigungsetat zwei Dinge klarstellen: Erstens . Eine gro-
    ße Mehrheit der Kollegen hier im Parlament sieht sehr
    wohl die Notwendigkeit und ist auch bereit, die Bundes-
    wehr und unsere Soldaten wieder vernünftig auszustat-
    ten . Es gibt die Bereitschaft, Geld in die Hand zu nehmen
    und zu investieren; denn für jeden ist offensichtlich, dass
    einige Sparentscheidungen der letzten Jahre schlichtweg
    falsch waren .

    Ich möchte hier ein letztes Mal das dynamische Ver-
    fügbarkeitsmanagement nennen, bevor wir es – hoffent-
    lich – endgültig zu Grabe tragen . Da müssen Soldaten
    doch tatsächlich die ihnen verbliebene Ausrüstung quer
    durch die Republik fahren, damit alle Kameraden we-
    nigstens einmal im Jahr mit dem Gerät üben können, mit
    dem sie später, im Ernstfall, arbeiten sollen . Vielleicht
    können wir irgendwann einmal darüber lachen; aber das
    war ernst gemeint . Das Schlimme ist: So etwas lässt sich
    nicht über Nacht heilen . Die Liste, wo investiert werden
    muss, ist lang . Die Kollegen aus der Fach-AG können
    das detaillierter und besser sagen als ich .

    Ich komme deswegen direkt zur zweiten Sache . Es
    gibt Probleme auf dieser Welt, die sich mit mehr Geld
    nicht lösen lassen . Das ist die Art von Problemen, bei de-
    nen mehr Geld das Leiden nur verlängert oder etwas ver-
    tuscht, bei denen durch mehr Geld eigentlich gar nichts
    besser wird . So offensichtlich der Bedarf der Bundeswehr
    an Investitionen in Personal, Material und Infrastruktur
    ist und so nachvollziehbar der Ruf nach mehr Geld ist,
    so offensichtlich ist auch, dass ein großer Teil der Prob-
    leme hausgemacht ist . Hunderte Millionen Euro, die in
    den letzten Jahren nicht ausgegeben wurden, sind der Be-
    weis. Ich stehe hier nicht mit dem erhobenen Zeigefinger
    und behaupte hämisch, dass die Bundeswehr dieses Geld
    wohl nicht braucht; aber ich sage all denjenigen, die auch
    dieser Tage nach Milliarden für die Bundeswehr rufen:
    Bevor wir hier über deutlich mehr Geld vom Steuerzah-
    ler sprechen, muss das Haus organisatorisch, prozessual
    und konzeptionell in Ordnung gebracht werden . Es muss
    wieder Vertrauen in das BMVg und seinen Umgang mit
    den Finanzen geben . Das ist Voraussetzung . Dann kann
    man, wie ich finde, guten Gewissens wieder über mehr
    Investitionen sprechen .

    Liebe Frau von der Leyen, wenn ich mir vor diesem
    Hintergrund den Haushaltsentwurf und die Finanzpla-
    nung des BMVg anschaue, habe ich den Eindruck, dass
    Sie diese Einschätzung teilen . Daher habe ich gewisse
    Teile Ihrer Rede mit Freude vernommen . Warum denke
    ich das? Zum einen glaube ich, Ihre Forderungen wären
    sonst sicherlich höher ausgefallen, und zum anderen sind
    Sie mit Ihrem Team seit einiger Zeit glaubhaft in den Tie-
    fen der Ebene unterwegs und packen die notwendigen
    Prozesse an . Auch heute haben Sie in Ihrer Rede, wie ge-
    sagt, deutlich gemacht, dass Sie die Probleme, etwa bei
    großen Beschaffungsprojekten, realistisch sehen und Lö-
    sungen für diese Probleme wollen . Als Haushälter haben
    Sie uns dabei an Ihrer Seite . Wir wollen Sie dabei, wo es
    geht, unterstützen . Das sage ich nicht nur als gute Koa-

    litionärin, sondern auch, weil ich durchaus bereit bin, an
    die Ernsthaftigkeit Ihres Tuns zu glauben .

    Einen Wunsch hätte ich in diesem Zusammenhang
    aber: Teilen Sie diese Einschätzung mit Ihren Leuten;
    denn nach wie vor höre ich mir an, dass das Problem der
    nicht abgeflossenen Haushaltsmitteln eigentlich Folge
    der Jährlichkeit des Haushalts sei und dass die Haushäl-
    ter doch endlich einmal mehr Flexibilität zeigen sollten .
    Das, sehr verehrte Kollegen, weise ich hier ausdrücklich
    zurück . Ich bin die Letzte, die etwas gegen mehr Flexi-
    bilität in der Verwaltung hätte; aber dass die A400M na-
    türlich völlig überraschend nicht ausgeliefert werden und
    man in Sachen Regress mehr oder weniger in die leere
    Panzerröhre guckt, liegt nicht an der mangelnden Flexi-
    bilität des Haushalts . Die Gründe dafür kennen wir alle:
    langatmige Beschaffungsentscheidungen, Goldrandfan-
    tasien, mangelndes Risikomanagement und schlechtes
    Vertragsmanagement .

    Das Problem ist auch nicht, dass Rüstungsbeschaf-
    fungen etwas Einzigartiges und Komplexes sind . Das
    würde ich nur gelten lassen, wenn sich die Probleme auf
    dieses Feld beschränken ließen . Das lassen sie sich aber
    nicht . Bei der Infrastruktur ist es doch genau dasselbe .
    Sie alle waren dankenswerterweise bei mir im Wahlkreis
    und haben sich beispielsweise die Feuerwehr des Jagd-
    geschwaders in Wittmund angeschaut . Sie waren alle
    schockiert, wie es dort aussieht . Man denkt nämlich, man
    steht irgendwo in Moldawien und nicht an der deutschen
    Nordseeküste . Trotzdem tut sich dort seit Jahren nichts .
    Und dann sitze ich in meinem Büro im Paul-Löbe-Haus,
    schaue in den Haushalt und sehe: Oh, das Ministerium
    gibt Gelder für Infrastrukturmaßnahmen an den Finanz-
    minister zurück. – Ich finde, die Sanierung einer Kaser-
    ne ist kein Hexenwerk . Das Bauhandwerk ist eines der
    ältesten Handwerke . Es gilt als weitgehend erprobt und
    verlässlich .

    Das Problem liegt, denke ich, auch hier in der Verwal-
    tung, also beim BMVg . Sie kennen die Ursachen; auch
    mir wurde das mehrfach erklärt . Ich kenne das Hin- und
    Hergeschiebe zwischen BMVg, BImA, Landesbehörden,
    staatlichem Baumanagement usw . Nur, gelöst ist das Pro-
    blem nicht . Die Soldaten vor Ort verstehen das nicht und
    ich auch nicht . Sie sind nun in der Verantwortung, es zu
    lösen .


    (Beifall bei der SPD)


    Wenn Sie also versprechen, das in Ordnung zu bringen,
    dann verspreche ich Ihnen ein offenes Ohr in Sachen Fle-
    xibilisierung und Übertragbarkeit von Haushaltsmitteln .


    (Heiterkeit)


    Das ist aus meiner Sicht die richtige Reihenfolge, und
    dann ziehen wir auch an einem Strang .

    Damit das Thema Militärausgaben auch mittel- und
    langfristig glaubhaft diskutiert werden kann, braucht es
    aus meiner Sicht neben der Ordnung im eigenen Haus
    auch eine Perspektive, die über die Schreibtischkante
    hin ausreicht . In Bezug auf den Militäretat und in Bezug
    auf die Verteidigungsfähigkeit Westeuropas kann diese
    Perspektive nur europäisch sein . Das haben Sie auch oft
    gesagt . Aber in den Hauptstädten Europas kommt das






    (A) (C)



    (B) (D)


    nicht so richtig an, und um die müssen wir werben . Alle
    in Europa müssen erkennen, dass die kostenintensiven
    militärischen Parallelstrukturen innerhalb der EU nicht
    mehr zeitgemäß sind . Sie sind zu teuer, und sie gefähr-
    den langfristig die Verteidigungsfähigkeit Europas . Wir
    kennen in Europa – das sage ich nur noch einmal, um
    sich das in Erinnerung zu rufen – trotz aller politischen
    Willensbekundungen zig nationale Programme für Pan-
    zerfahrzeuge . Es gibt sechs verschiedene Programme für
    U-Boote, fünf für Kampfflugzeuge und weitere fünf für
    Boden-Luft-Raketen . Wir haben in Europa 28 nationale
    Armeen mit ungefähr 1,5 Millionen Soldaten . Das Bud-
    get beträgt rund 200 Milliarden Euro . Das ist immerhin
    mehr als ein Drittel des US-amerikanischen Verteidi-
    gungsetats . Aber es gibt ja wohl niemanden, der behaup-
    ten würde, dass unsere Leistungsfähigkeit ebenfalls ei-
    nem Drittel der Schlagkraft der USA entspricht .

    Ich sage nicht: Lasst uns heute oder morgen nach Eu-
    ropa gehen, dann wird alles einfacher, besser und billiger .
    Aber ich sage: Die Weichen dafür zu stellen, dass wir
    irgendwann so etwas wie eine europäische Armee, einen
    europäischen Ausrüstungsstandard und eine gemeinsame
    europäische Rüstungsindustrie haben, zumindest in Tei-
    len, ist nur möglich, wenn man überall, wo es nur geht,
    gemeinsame Projekte mit unseren Nachbarn auf die Bei-
    ne stellt .


    (Beifall bei der SPD)


    Mit den Polen, den Dänen und den Nachbarn im Bal-
    tikum klappt das . Aber es muss ein Ansporn sein, auch
    Partner wie Frankreich oder Großbritannien für gemein-
    same Ideen zu gewinnen . Wenn das gelingt, dann haben
    Sie nicht nur die Haushälter hier im Deutschen Bundes-
    tag auf Ihrer Seite . Dann – da bin ich sicher – werden wir
    sogar in der deutschen Bevölkerung eine Mehrheit für
    eine Erhöhung des Etats gewinnen können .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)