Rede:
ID1811909300

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 13
    1. Als: 1
    2. nächster: 1
    3. Rednerin: 1
    4. erteile: 1
    5. ich: 1
    6. das: 1
    7. Wort: 1
    8. der: 1
    9. Abge-ordneten: 1
    10. Eva: 1
    11. Högl,: 1
    12. SPD-Fraktion: 1
    13. .\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/119 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 119. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. September 2015 Inhalt Glückwünsche zum heutigen Geburtstag des Abgeordneten Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . . 11513 A Glückwünsche zum Geburtstag des Bundes- ministers Dr . Gerd Müller sowie der Abge- ordneten Anette Hübinger, Arnold Vaatz, Kees de Vries, Gerda Hasselfeldt, Josef Göppel, Manfred Zöllmer, Dr . Hans-Peter Uhl und Erika Steinbach . . . . . . . . . . . . . . . . 11513 B Nach Deutschland kommende Flüchtlinge . . 11513 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksache 18/5500 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11514 C b) Beratung der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksache 18/5501 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11514 C Dr . Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11514 D Allgemeine Finanzdebatte (einschließlich Einzelpläne 08, 20, 32 und 60) Dr . Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 11520 C Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . 11522 B Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11524 C Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 11526 B Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11528 B Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 11530 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11531 B Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11533 A Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 11534 B Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 11535 C Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 11537 B Kerstin Radomski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11539 A Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . 11540 D Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 11543 A Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 11544 B Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11546 A Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11547 B Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11547 D Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . 11548 B Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 11550 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 119 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 08 . September 2015II Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11551 C Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11553 D Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11555 C Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11557 C Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11558 B Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Ver- braucherschutz Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 11560 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11562 D Dr . Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 11564 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11565 B Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . 11567 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11568 D Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . 11570 A Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 11571 D Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11573 A Dr . Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . 11574 D Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11576 A Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . 11577 D Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11577 C Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . 11578 B Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . 11579 C Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr . Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11581 C Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11583 D Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11584 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11586 C Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 11587 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 11589 C Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11590 D Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11592 B Dr . André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 11593 C Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 11595 C Dr . Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 11596 D Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 11598 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11599 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 11601 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 119 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 08 . September 2015 11513 119. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. September 2015 Beginn 10 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Matthias Schmidt (Berlin) (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 119 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 08 . September 2015 11601 Anlagen zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .09 .2015 Becker, Dirk SPD 08 .09 .2015 Dröge, Katharina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .09 .2015 Groth, Annette DIE LINKE 08 .09 .2015 Hartmann (Wackern- heim), Michael SPD 08 .09 .2015 Heil (Peine), Hubertus SPD 08 .09 .2015 Heller, Uda CDU/CSU 08 .09 .2015 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 08 .09 .2015 Kiziltepe, Cansel SPD 08 .09 .2015 Klein-Schmeink, Maria BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .09 .2015 Kolbe, Daniela SPD 08 .09 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lenkert, Ralph DIE LINKE 08 .09 .2015 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .09 .2015 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 08 .09 .2015 Renner, Martina DIE LINKE 08 .09 .2015 Röspel, René SPD 08 .09 .2015 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .09 .2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 08 .09 .2015 Schwarzelühr-Sutter, Rita SPD 08 .09 .2015 Steinbrück, Peer SPD 08 .09 .2015 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .09 .2015 Veit, Rüdiger SPD 08 .09 .2015 Satz: Satzweiss.com, Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de http://www.satzweiss.com http://www.printsystem.de http://www.betrifft-gesetze.de 119. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2016 Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60 Allgemeine Finanzdebatte Epl 15 Gesundheit Epl 07 Justiz und Verbraucherschutz Epl 06 Innen Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Jan Korte


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Ich will gleich daran anknüpfen, glaube aber, dass das
    Einerseits-andererseits in der Situation, in der wir uns
    befinden, leider nicht mehr angemessen ist. Im Herbst
    2015 erleben wir ein mehrfach gespaltenes Land . Herr
    Innenminister, Sie haben zwei Vorgänge angesprochen .
    Auf der einen Seite gab es eine großartige Welle von So-
    lidarität mit Flüchtlingen und Mitmenschlichkeit – man
    kann auch „Nächstenliebe“ sagen . Ich denke dabei an
    München, Saalfeld oder meinen Wahlkreis, wo Sportver-
    eine Lauftraining für Flüchtlinge organisieren . Auf der
    anderen Seite ist es aber so, dass jeden Tag eine Unter-
    kunft angezündet und abgefackelt wird und dass es in
    den sozialen Medien geradezu Vernichtungsphantasien
    nachzulesen gibt .

    Es gibt – das haben Sie, wie heute schon viele Redner,
    erwähnt – das Bild des kleinen Aylan Kurdi, das uns alle
    mehr als bewegt hat . Jedoch gibt es eine genauso schlim-
    me Fortsetzung . Jeden Tag ertrinken Flüchtlinge im Mit-
    telmeer, Frauen, Kinder und Männer . Es geht einfach so
    weiter . Und Sie weigern sich, endlich die richtige Ant-
    wort zu geben, nämlich legale und sichere Einreisewege
    zu erlauben . Das wäre eine Antwort der Menschlichkeit .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    In dieser Woche ist es, glaube ich, in der Tat für alle
    hier im Hause von entscheidender Bedeutung, sich zu
    entscheiden, wo man steht . Sag mir, wo du stehst? Das
    ist in dieser Woche die entscheidende Frage, die Sie be-

    Bundesminister Dr . Thomas de Maizière






    (A) (C)



    (B) (D)


    antworten müssen, vor allem Sie, liebe Freunde von der
    CSU . Denn es gibt im etablierten Politikbetrieb – ich will
    es einmal zuspitzen – zwei Möglichkeiten: Entweder ma-
    chen Sie es wie die Landesregierung in Thüringen, die
    versucht, auch in der etablierten Politik eine Willkom-
    menskultur zu leben, bei der selbst der Ministerpräsident
    die Flüchtlinge am Bahnhof begrüßt . Oder Sie machen es
    wie Teile der CSU . Ich will das mit Zitaten belegen . Ihr
    Generalsekretär Scheuer – ich darf zitieren – sagt:

    Der massenhafte Zustrom von Flüchtlingen nur
    nach Deutschland muss gestoppt werden .

    Horst Seehofer, der bayerische Ministerpräsident,
    sagt:

    Wir sind nicht das Sozialamt für den Balkan .

    Und der bayerische Innenminister Herrmann, der ja
    gerade als besonders kompetenter Integrationsexperte
    aufgefallen ist, sagt zu der richtigen Entscheidung der
    Bundesregierung, die Flüchtlinge aus Ungarn einreisen
    zu lassen, dass dies – Zitat – „ein völlig falsches Signal
    innerhalb Europas“ sei . Sie müssen sich entscheiden, ob
    Sie weiter rumzündeln oder bei denen stehen wollen, die
    Solidarität und Nächstenliebe großschreiben . Das ist die
    entscheidende Frage, liebe Kolleginnen und Kollegen .


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    In diesem Zusammenhang – auch weil Sie, Kollege
    Spahn, gerade anwesend sind; das richtet sich aber auch
    an die Kollegin Schröder und an meine alte Bekannte,
    Erika Steinbach – sage ich: Diejenigen, die im Kern aus
    Unterkünften für Menschen Krematorien machen wol-
    len, auch nur ansatzweise mit denen in eine Reihe zu
    stellen, die sich davorstellen, um dies zu verhindern, die
    elendige Gleichsetzung von links und rechts muss sofort
    aufhören . Dafür ist im Übrigen auch eine Entschuldigung
    fällig, um das klar zu sagen .


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Aber in der Innenpolitik läuft es insgesamt nicht gut .
    Sie können sich das nicht vorstellen;


    (Zurufe von der CDU/CSU: Nein!)


    aber ich will versuchen, nachzuweisen, dass es auch
    sonst in der Innenpolitik nicht gut läuft .

    Wir hatten die NSA-Affäre . Was heißt, wir hatten? Sie
    läuft Tag für Tag weiter . Aufklärung durch die Bundes-
    regierung und den Innenminister: Völlige Fehlanzeige!
    Handyüberwachung, Wirtschaftsspionage und die Bei-
    hilfe der deutschen Dienste: Auch das war folgenlos . Es
    geht alles so weiter .

    Dann gab es im Sommer einen der größten Knaller
    in Ihrer Amtszeit . Wenn kritische Journalisten erfreuli-
    cherweise darüber berichten, was Sie uns nicht sagen –
    weder dem Parlament noch der Öffentlichkeit –, dass
    nämlich die Überwachungsinfrastruktur in einem kaum
    noch fassbaren Ausmaß immer weiter ausgebaut wird,
    dann wird beim Bundesamt für Verfassungsschutz durch
    seinen Präsidenten die ganz große Keule herausgeholt,
    übrigens ein Relikt aus den 50er- und 60er-Jahren, und

    Herr Maaßen erstattet Anzeige wegen Landesverrat . Ich
    sage – Sie haben das auch schon auf Anfragen der Grü-
    nen und der Linken eingeräumt -: Natürlich wussten das
    BMI und das Kanzleramt, was dort abläuft und was ge-
    plant worden ist . Präsident Maaßen, mit dem ich mich
    oft und gerne streite, ist ein sehr, sehr deutscher Beam-
    ter, und bei solch einem schwerwiegenden Vorgang ist es
    schlicht nicht zu glauben, dass der oberste Dienstherr und
    das Kanzleramt das nicht wussten und nicht involviert
    waren . Dazu kam von Ihnen hier und auch vorher nichts .
    Es ist das Mindeste, sich dafür zu entschuldigen und die
    Landesverratsbestimmungen dahin zu befördern, wohin
    sie gehören, nämlich auf den Müllhaufen der Geschichte


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Es läuft in der Innenpolitik in der Tat sehr viel schief .
    Ich habe leider nur wenig Redezeit .


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Gott sei Dank!)


    Man könnte noch so viel sagen, nämlich dass ausgerech-
    net in dieser Situation das Bundesamt für Verfassungs-
    schutz erneut 20 Millionen Euro mehr bekommt . In zwei
    Jahren bekommt es 45 Millionen Euro mehr . Dabei ist es
    weiter intransparent . Wir können leider nicht im Detail
    miteinander diskutieren, an welchen Stellen wir es für
    sinnvoll und an welchen Stellen wir es für unsinnig hal-
    ten; denn es wird weiter alles unter Verschluss gehalten.

    Der Einzelplan 06 ist ein in Zahlen gegossenes Do-
    kument einer grundsätzlich verkehrten Richtung in der
    Innenpolitik . Schalten Sie um auf mehr Solidarität, mehr
    Grundrechte und mehr Datenschutz! Denn das führt
    zu einer offeneren Gesellschaft, und die brauchen wir .
    Wann, wenn nicht jetzt?

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Peter Hintze
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Als nächster Rednerin erteile ich das Wort der Abge-

ordneten Eva Högl, SPD-Fraktion .


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Eva Högl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Lie-

    be Kollegen! Auch ich möchte mit einem Zitat beginnen,
    mit einem schönen Satz, wie ich finde: „Politisch Ver-
    folgte genießen Asylrecht .“ Das ist Artikel 16 a unseres
    Grundgesetzes, und dieser Satz ist für uns alle ein Be-
    kenntnis . Er drückt die Werte aus, denen wir uns verbun-
    den fühlen und die wichtig für uns sind . Er ist für uns
    auch eine Verpflichtung, danach zu handeln. Er drückt
    das Recht unseres Rechtsstaats aus und ist Ausdruck un-
    serer tief empfundenen Humanität und Menschlichkeit .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Deswegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, freue ich
    mich sehr, dass wir im Deutschen Bundestag eine sehr

    Jan Korte






    (A) (C)



    (B) (D)


    große Einigkeit – ich hoffe sogar, Einstimmigkeit – ha-
    ben, angesichts der aktuellen Debatte diesen Artikel 16 a
    Grundgesetz so zu lassen, wie er ist .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Das ist unser Grundrecht auf Asyl, unsere Verpflichtung
    und unser Ausdruck von Werten und von Menschlichkeit .
    Ich freue mich über diese Einigkeit, weil wir Anfang der
    90er-Jahre eine ganz andere Debatte hatten, und hoffe
    sehr, dass es dabei bleibt .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben in den letz-
    ten Wochen und Monaten und vor allem am letzten Wo-
    chenende gesehen, dass viele Bürgerinnen und Bürger in
    unserem Land diesen Satz mit Leben füllen, indem sie
    Flüchtlinge willkommen heißen . Überall dort, wo die
    Flüchtlinge ankommen und wo sie untergebracht werden
    müssen, stehen Menschen hilfreich zur Seite, spenden
    Geld und Sachmittel, verteilen Essen und Trinken und
    helfen dort, wo sie können . Das ist ein wirklich tolles zi-
    vilgesellschaftliches Engagement . Es ist an dieser Stelle
    mehr als angebracht, dafür ganz herzlich Dankeschön zu
    sagen .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Wir sagen Danke allen ehrenamtlichen Helferinnen und
    Helfern . Ich möchte aber auch ausdrücklich all denjeni-
    gen Danke sagen, die mit hoher Professionalität helfen .
    Ich meine damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
    Technischen Hilfswerks, des Deutschen Roten Kreuzes,
    der Kirchen, der Sozialeinrichtungen und der Wohlfahrts-
    verbände sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
    öffentlichen Dienstes, auf die sonst viel geschimpft wird,
    die uns aber mit ihrem Engagement und ihrer Hilfe für
    Flüchtlinge Anlass geben, stolz zu sein . Auch dafür herz-
    lichen Dank!


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Wir alle, die wir heute in erster Lesung über den Haus-
    halt sowie über Flucht und Migration diskutieren, wissen,
    dass wir weiterhin damit werden umgehen müssen, dass
    Menschen ihre Heimat verlassen und zu uns kommen .
    Sie fliehen vor Krieg, Terror und Gewalt und suchen bei
    uns Frieden und Schutz sowie eine Perspektive für sich
    und ihre Familien. Ja, Menschen fliehen auch vor Hunger
    und Armut . Weltweit sind 60 Millionen Menschen auf
    der Flucht . Diese Zahl können wir kaum erfassen . Diese
    Zahl wird hoch bleiben . Ja, wir werden hier in Deutsch-
    land viele dieser Menschen aufnehmen und ihnen eine
    Perspektive geben .

    Wenn wir nicht wollen, dass Menschen im Mittel-
    meer ertrinken, dass sie in Lkws ersticken und dass sie
    auf Schlepper angewiesen sind – auch diejenigen, die bei
    uns eine Bleibeperspektive haben, sind auf solche Wege
    bislang angewiesen, zum Beispiel die Syrerinnen und
    Syrer genauso wie die Menschen aus Afghanistan, die
    zu fast 100 Prozent bei uns Asylrecht bekommen –, und
    wenn wir die entsprechenden Bilder nicht länger ertra-
    gen können, dann müssen wir so ehrlich sein, zuzugeben,
    dass wir eine völlig andere Asylpolitik betreiben müssen,

    und zwar in Gesamteuropa; das gehört zur Wahrheit. Wir
    brauchen legale Wege nach Europa, wenn wir diese Bil-
    der nicht länger ertragen und die Menschen nicht in den
    Tod schicken wollen .


    (Beifall bei der SPD und der LINKEN)


    Herr Minister, Europa wird sich darüber Gedanken
    machen müssen, wie es die Außengrenzen sichern und
    gleichzeitig die Innengrenzen weiterhin transparent hal-
    ten und das Schengen-System erhalten kann .

    Ich sage noch etwas, was mir nicht leicht über die Lip-
    pen geht, was aber zur Wahrheit gehört . Wir wissen ganz
    genau, dass nicht alle Menschen, die verfolgt werden und
    auf der Flucht sind, zu uns kommen können . Nicht alle
    können kommen, und nicht alle können wir so herzlich
    willkommen heißen, wie wir das in den letzten Wochen
    und Monaten getan haben . Nicht alle Menschen können
    bleiben . Auch darüber müssen wir uns sehr sorgfältig
    Gedanken machen . Deswegen halte ich es für unbedingt
    erforderlich – das ist für mich eine der wichtigsten For-
    derungen bei den Diskussionen über die Maßnahmen, die
    wir demnächst beschließen und ergreifen werden –, die
    Asylverfahren zu beschleunigen .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Menschen müssen schnell eine Antwort darauf be-
    kommen, ob sie hier bleiben dürfen oder ob sie unser Land
    wieder verlassen müssen, ob sie hier Schutz bekommen
    oder nicht . Für diejenigen, die hier Schutz bekommen
    und denen wir hier Frieden und eine Perspektive geben,
    müssen wir mehr und schneller etwas tun, wenn es um
    ihre Integration geht . Diese Menschen dürfen wir nicht
    vertrösten und ihnen sagen: Geduldet euch! – Sie haben
    zu Recht darauf hingewiesen, Herr Minister, dass das
    nicht von heute auf morgen geht . Aber auch hier müssen
    wir schneller und besser werden, sodass die betreffenden
    Menschen eine Perspektive bekommen .

    Wir stehen vor einer großen Herausforderung . Aber
    ich sage heute genauso deutlich: Wir sind nicht überfor-
    dert . Wir schaffen das in Deutschland .


    (Beifall bei der SPD)


    Wir können das mit einer gemeinsamen gewaltigen
    Kraftanstrengung von Bund, Ländern und Kommunen
    schaffen . Auch in Europa ist eine gemeinsame Kraftan-
    strengung notwendig . Wir legen in der heutigen Debatte
    dafür die Grundlagen . Der Haushalt, über den wir in ers-
    ter Lesung beraten, ist schon jetzt Makulatur . Wir werden
    in den nächsten Tagen und Wochen darüber diskutieren,
    an welchen Stellen wir mehr Mittel brauchen und wie wir
    aufstocken . Aber wir bringen nun ein gutes Paket auf den
    Weg . Ich begrüße ausdrücklich die Beschlüsse des Koa-
    litionsausschusses von Sonntagabend . Ich halte das für
    ein hervorragendes Papier . Auf sieben Seiten steht viel
    Richtiges und Wichtiges . Für mich stellt dieses Papier
    eine gute Grundlage für die weitere Diskussion und die
    vor uns liegende gewaltige Kraftanstrengung dar .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Dr . Eva Högl






    (A) (C)



    (B) (D)


    Neben Aufnahme, Unterbringung und gesundheitlicher
    Versorgung der Flüchtlinge halte ich – wie bereits ange-
    deutet – kürzere und schnellere Verfahren für erforder-
    lich . Deswegen ist es wichtig, dass wir die Mittel für das
    Bundesamt für Migration und Flüchtlinge weiter auf-
    stocken . Wir werden noch mehr Entscheiderinnen und
    Entscheider brauchen, vermutlich sogar noch mehr, als
    wir bereits beschlossen haben . Auch ich habe keine Glas-
    kugel; aber es ist absehbar, dass noch mehr Menschen
    kommen, und diese Menschen brauchen eine schnelle
    Entscheidung .

    Ich begrüße ausdrücklich, dass die SPD-Forderung
    aufgenommen wurde, bei der Bundespolizei ganz kräf-
    tig aufzustocken, nämlich um 3 000 Stellen . Das ist eine
    richtige und wichtige Entscheidung . Die Bundespolizei
    braucht unsere Unterstützung . Sie leistet gute Arbeit und
    kann auch hier einen ganz wichtigen Beitrag leisten . Mit
    diesen 3 000 Stellen legen wir dafür eine gute Grundlage .

    Ich habe es schon angedeutet: Wir müssen noch mehr
    tun für die Integration derjenigen in den Arbeitsmarkt,
    die bleiben können, und auch für die Sprachförderung .

    Ich möchte zu einem Punkt kommen, der mir in dieser
    Debatte ebenfalls sehr wichtig ist . Ich sagte schon: Nicht
    alle können kommen; nicht alle können bleiben. Aber wir
    müssen uns hier im Deutschen Bundestag weiter darüber
    unterhalten, dass viele Menschen zu uns kommen, die
    vor Hunger, wirtschaftlicher Not und Armut fliehen, die
    für sich und ihre Familien eine Perspektive wollen und
    die nicht politisch verfolgt sind, aber trotzdem in unserer
    Gesellschaft, in unserem Land eine Perspektive bekom-
    men können. Darüber müssen wir uns verständigen; auch
    das gehört zur Politik für Flüchtlinge und zum Thema
    Einwanderung . Ich wünsche mir, dass dies der Auftakt
    zu einer Debatte darüber ist, wem wir über diejenigen
    hinaus, die ohnehin kommen, eine Perspektive geben .
    Denn wir können unseren Wohlstand, die Lebensquali-
    tät unserer Gesellschaft nur sichern, wenn wir Einwan-
    derung haben . Einwanderung ist essenziell erforderlich
    für unsere Gesellschaft . Zu uns kommen viele Menschen,
    auch solche, die nicht politisch verfolgt sind, die quali-
    fiziert sind, die hoch motiviert sind, die lernen wollen,
    die unsere Sprache sprechen wollen, die sich in unsere
    Gesellschaft integrieren wollen, die arbeiten wollen, die
    ein neues Leben suchen und eine neue Perspektive . Auch
    sie sollten wir herzlich willkommen heißen .

    Ich möchte noch eine Bemerkung zum Thema „Rechts-
    extremismus und Hass“ machen. Das ist natürlich die
    Kehrseite dessen, worüber wir zuletzt gesprochen haben .
    Was die Willkommenskultur angeht, haben wir jetzt eine
    ganz andere Situation als Anfang der 90er-Jahre . Aber
    während wir über unsere Willkommenskultur sprechen,
    brennen Unterkünfte für Flüchtlinge, werden Anschläge
    verübt . Deswegen brauchen wir – das ist heute schon ge-
    sagt worden; ich erwähne es noch einmal – ein konse-
    quentes Vorgehen . Notwendig sind sofortige Aktivitäten
    der Polizei, der Staatsanwaltschaft . Wir müssen auch in
    diesem Bereich die Mittel aufstocken, damit wir Hass-
    und Gewalttätern keinen Platz einräumen . Dafür ist in
    unserer Gesellschaft kein Raum . Auch da müssen wir
    konsequent handeln, liebe Kolleginnen und Kollegen .
    Das gehört zur Wahrheit hinzu .

    Mir ist ein weiterer Aspekt sehr wichtig: Wenn wir für
    Vielfalt, Toleranz und unsere Demokratie werben wollen,
    dann müssen wir mehr in Prävention, in unsere Demo-
    kratie, in das, was unsere Demokratie ausmacht, inves-
    tieren, und dann müssen wir auch sämtliche Projekte,
    Programme und Träger, die die Demokratie befördern,
    besser und konsequenter ausstatten . Auch beim Haushalt
    der Bundeszentrale für politische Bildung kann vielleicht
    eine Schippe draufgelegt werden; denn auch sie leistet
    viel für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft .


    (Beifall bei der SPD)


    Ich freue mich, wenn wir hier große Einigkeit haben,
    und ich freue mich auf die weiteren Debatten . Ich denke,
    wir haben hiermit eine gute Grundlage für die weitere
    Diskussion über Flüchtlinge und Einwanderung gelegt .

    Herzlichen Dank .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)