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ID1810407200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/104 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 104. Sitzung Berlin, Freitag, den 8. Mai 2015 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 18: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe zu der Unterrichtung durch die Bundes- regierung: Bericht der Bundesregierung über die deutsche humanitäre Hilfe im Ausland 2010 bis 2013 Drucksachen 18/2900, 18/3108 Nr. 2, 18/4416 9927 A Christoph Strässer, Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechts- politik und Humanitäre Hilfe . . . . . . . . . . . 9927 B Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 9928 D Thomas Silberhorn, Parl. Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9930 C Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9932 B Dr. Ute Finckh-Krämer (SPD) . . . . . . . . . . . . 9933 D Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 9935 A Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 9936 B Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 9937 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 9938 D Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Steffi Lemke, Peter Meiwald, Dr. Valerie Wilms, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Schutz der Meere weltweit ver- ankern Drucksache 18/4814 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9940 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Ralph Lenkert, Birgit Menz, Caren Lay, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion DIE LINKE: Meeresum- weltschutz national und international stär- ken Drucksache 18/4809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9940 B Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9940 C Karsten Möring (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 9941 D Hubertus Zdebel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 9943 D Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl. Staatssekretärin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . 9945 A Dr. Thomas Gebhart (CDU/CSU) . . . . . . . . . 9946 C Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9947 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9948 D Dr. Klaus-Peter Schulze (CDU/CSU) . . . . . . 9950 A Michael Thews (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9951 B Tagesordnungspunkt 20: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Starke Städte und Quartiere – Die Erfolgsgeschichte der Städtebauförderung fortschreiben Drucksache 18/4806 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9952 B Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl. Staatssekretärin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . 9952 C Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 9953 C Kai Wegner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 9954 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Mai 2015 Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9956 C Michael Groß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9957 D Artur Auernhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 9959 A Tagesordnungspunkt 21: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: zu dem Vor- schlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über das Klonen von Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen und Equiden, die für landwirtschaftliche Zwecke gehalten und reproduziert wer- den – KOM(2013) 892 endg.; Ratsdok. 18152/13 – und – zu dem Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über das Inverkehr- bringen von Lebensmitteln von Klontie- ren – KOM(2013) 893 endg.; Ratsdok. 18153/13 – hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesregierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes Kein Klonfleisch in der EU – Für mehr Tier- und Verbraucherschutz Drucksache 18/4808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9960 A Gitta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 9960 C Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 9962 B Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . 9963 B Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9964 C Artur Auernhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 9965 C Christina Jantz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9966 C Tagesordnungspunkt 14: Antrag der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch, Sevim Dağdelen, Caren Lay, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Tag der Befreiung muss gesetzlicher Gedenktag werden Drucksache 18/4333 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9967 B Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 9967 C Dr. Tim Ostermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 9968 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9969 D Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 9971 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9972 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 9973 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9973 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Mai 2015 9927 (A) (C) (D)(B) 104. Sitzung Berlin, Freitag, den 8. Mai 2015 Beginn: 10.30 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Mai 2015 9973 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Becker, Dirk SPD 08.05.2015 Dr. Bergner, Christoph CDU/CSU 08.05.2015 Buchholz, Christine DIE LINKE 08.05.2015 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Ehrmann, Siegmund SPD 08.05.2015 Freitag, Dagmar SPD 08.05.2015 Gohlke, Nicole DIE LINKE 08.05.2015 Gröhe, Hermann CDU/CSU 08.05.2015 Hartmann (Wackern- heim), Michael SPD 08.05.2015 Hintze, Peter CDU/CSU 08.05.2015 Hinz (Essen), Petra SPD 08.05.2015 Hornhues, Bettina CDU/CSU 08.05.2015 Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 08.05.2015 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 08.05.2015 Kovac, Kordula CDU/CSU 08.05.2015 Krellmann, Jutta DIE LINKE 08.05.2015 Dr. Lücking-Michel, Claudia CDU/CSU 08.05.2015 Menz, Birgit DIE LINKE 08.05.2015 Motschmann, Elisabeth CDU/CSU 08.05.2015 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 08.05.2015 Nietan, Dietmar SPD 08.05.2015 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Pflugradt, Jeannine SPD 08.05.2015 Dr. Rosemann, Martin SPD 08.05.2015 Roth (Heringen), Michael SPD 08.05.2015 Rüffer, Corinna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 08.05.2015 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 08.05.2015 Steinbrück, Peer SPD 08.05.2015 Strothmann, Lena CDU/CSU 08.05.2015 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 08.05.2015 Ulrich, Alexander DIE LINKE 08.05.2015 Dr. Weisgerber, Anja CDU/CSU 08.05.2015 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 08.05.2015 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (16. Ausschuss) hat mit Schreiben vom 6. Mai 2015 mitgeteilt, dass er entgegen seinem Schreiben vom 25. März 2015 nicht von einer Bericht- erstattung zu der nachstehenden Vorlage gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung abgesehen hat. Die Amtliche Mitteilung ohne Verlesung vom 27. März 2015 (98. Sitzung) wird insoweit aufgehoben. – Unterrichtung durch die Bundesregierung Baukulturbericht 2014/15 der Bundesstiftung Baukul- tur und Stellungnahme der Bundesregierung Drucksache 18/3020 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 9974 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Mai 2015 (A) (C) (B) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Innenausschuss Drucksache 18/642 Nr. C.7 Ratsdokument 8229/13 Drucksache 18/1707 Nr. A.2 Ratsdokument 9550/14 Drucksache 18/3362 Nr. A.5 Ratsdokument 15013/14 Drucksache 18/3898 Nr. A.9 EP P8_TA-PROV(2014)0102 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/4749 Nr. A.32 Ratsdokument 7252/15 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/4253 Nr. A.3 Ratsdokument 5095/15 (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 104. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 18 Deutsche humanitäre Hilfe im Ausland 2010/2013 ZP 5,6 Meeresschutz TOP 20 Städtebauförderung TOP 21 EU-Richtlinie über das Klonen von Nutztieren TOP 14 Tag der Befreiung als Gedenktag Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Volker Beck


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

    Heinrich Böll sagte 1985:





    Volker Beck (Köln)



    (A) (C)



    (D)(B)

    Ihr werdet die Deutschen immer wieder daran er-
    kennen können, ob sie den 8. Mai als Tag der Nie-
    derlage oder der Befreiung bezeichnen.

    Ich finde, da sind wir 30 Jahre später ein gehöriges Stück
    weiter. Heute konnte der Bundestagspräsident mit Zu-
    stimmung und Applaus aus allen Fraktionen sagen: Der
    8. Mai ist ein Tag der Befreiung.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Das ist ein Fortschritt, und das sollten wir festhalten.

    Ich will hinzufügen: Es ist der Tag der Befreiung, und
    ich bin den Befreiern dankbar – allen Befreiern: der Ro-
    ten Armee, den Amerikanern, den Franzosen, den Bri-
    ten, den Polen und allen, die daran mitgewirkt haben,
    auch den deutschen Widerstandskämpfern, die gemein-
    sam mit den Alliierten den Hitler-Faschismus niederge-
    rungen haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Diese Dankbarkeit ist nicht selbstverständlich im Ho-
    hen Hause. Ich habe gerade am Donnerstag im Fernse-
    hen eine CDU-Kollegin, Frau Steinbach, gehört, der das
    Wort Dankbarkeit immer noch nicht über die Lippen ge-
    hen will.


    (Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Auch heute nicht!)


    Herr Ostermann, ich fand an dieser Stelle auch Ihre
    Rede nicht angemessen.


    (Beifall der Abg. Ulrich Freese [SPD] und Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])


    Der 8. Mai war eine Zäsur und eine Befreiung auch für
    die Menschen hinter dem Eisernen Vorhang. Der Holo-
    caust war zu Ende. Das massenhafte, systematische und
    rassebiologisch begründete Morden hatte damit in Eu-
    ropa ein Ende. Das war eine Befreiung für alle Men-
    schen, die darunter zu leiden hatten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU)


    Ich will nichts kleinreden. Meine Mutter ist beim
    17. Juni 1953 dabei gewesen und aus der DDR geflohen.
    Mein Vater wurde aus dem Sudetenland vertrieben.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Dann wissen Sie doch, wie es war!)


    Ich will nicht kleinreden, dass es danach Unfreiheit und
    Unrecht gab. Aber das hatte eine andere Dimension als
    der Hitler-Faschismus, unter dem Millionen Menschen
    nicht nur in deutschem Namen, sondern auch von vielen
    Deutschen ermordet wurden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Liebe Kollegen von der Linken, ich finde, wir müssen
    sehr sorgfältig diskutieren, wenn es um Gedenkpolitik
    geht. Ich möchte nicht, dass wir uns in Gedenkritualen
    erschöpfen und dass dann kein wirkliches Gedenken
    mehr stattfindet. Ich bin Antje Vollmer dankbar, dass sie
    damals den Bundespräsidenten Herzog überzeugt hat,
    den 27. Januar als Gedenktag für die Opfer des National-
    sozialismus zu proklamieren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Das ist wichtig und hat sich mittlerweile in der Gedenk-
    kultur unseres Landes tief verankert und verwurzelt.

    Bevor wir Ihren Antrag annehmen – Sie stellen ihn
    zum wiederholten Mal im Hohen Hause – und den 8.
    Mai zum gesetzlichen Gedenktag erheben, müssten wir
    darüber reden, was wir an diesem Tag tatsächlich ma-
    chen würden und was wir anders machen würden. Wir
    können nicht mehrmals im Jahr die gleichen Veranstal-
    tungen durchführen. Dann erschöpft es sich und verliert
    seine Ausstrahlungskraft. Es gibt sicherlich Wichtigeres,
    als weitere Gedenktage zu proklamieren. Andere mögli-
    che Gedenktage wären der Kriegsbeginn, der Anschluss
    des Sudetenlandes und das Desaster des Münchner Ab-
    kommens. Das alles sind Meilensteine des Unrechts im
    20. Jahrhundert. Auch dessen könnte man gedenken,
    weil die Ereignisse an diesen Tagen mit in die Katastro-
    phe geführt haben, die schließlich am 8. Mai 1945 en-
    dete.

    Ich meine, dass eine andere Aufgabe viel wichtiger
    ist. Wenn wir uns genau anschauen, wessen wir geden-
    ken, dann stellen wir fest, dass wir Lücken in unserem
    Gedenken haben. Es gab viele Millionen Tote im Zwei-
    ten Weltkrieg. Den größten Blutzoll haben die Völker
    der ehemaligen Sowjetunion und die Polen zu zahlen ge-
    habt. Die Sowjetunion hatte 14 Millionen tote Zivilisten
    und 13 Millionen tote Soldaten zu beklagen. Die zweit-
    größte Opfergruppe des systematischen, rassistischen
    Ermordens ist noch immer ein dunkler Fleck in unserem
    Gedenken. Neben 6 Millionen Juden wurden im Deut-
    schen Reich 3 Millionen sowjetische Kriegsgefangene
    ermordet. Ich frage Sie: Wo haben wir als Bundestag an-
    erkannt, dass das nationalsozialistisches Unrecht ist? Wo
    ist ein Denkmal für diese ermordeten Menschen? Diese
    Menschen wurden rassebiologisch begründet ermordet
    und wurden nicht wie die westalliierten Kriegsgefange-
    nen behandelt, für die die Genfer Konventionen galten.
    Diese Konventionen wurden für diese Kriegsgefangenen
    systematisch ausgesetzt. Diese Menschen verhungerten
    und erfroren, wurden totgeschlagen und krepierten an
    Krankheiten elendig, weil das von den Nazis so gewollt
    und verordnet war. Deshalb bin ich dem Bundespräsi-
    denten dankbar, der diese Woche gesagt hat:

    Aus mancherlei Gründen ist dieses grauenhafte
    Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen in
    Deutschland nie angemessen ins Bewusstsein ge-
    kommen – es liegt bis heute in einem Erinnerungs-
    schatten.

    Wir haben heute in vielen Reden gesagt – so auch der
    Bundestagspräsident und unser Gastredner Professor
    Winkler in der Gedenkfeier –, dass die Verantwortung,





    Volker Beck (Köln)



    (A) (C)



    (D)(B)

    die wir für die Vergangenheit tragen, bedeutet, dass wir
    uns der Vergangenheit stellen müssen. Diesem Unrecht
    müssen wir uns noch stellen. Deshalb fordere ich Sie
    auf, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition:
    Lassen Sie uns in diesem Jahr endlich feststellen, dass
    die sowjetischen Kriegsgefangenen Opfer nationalsozia-
    listischen Unrechts waren. Lassen Sie uns ihnen mit ei-
    ner humanitären Geste die Hand zur Versöhnung rei-
    chen. Lassen Sie uns darüber nachdenken, wie wir dieses
    Unrechts angemessen gedenken. Das ist mir wichtiger
    als ein weiterer Gedenktag.

    Ich kann Ihnen sagen: Wir haben am Mittwoch da-
    rüber in der Bundesstiftung „Denkmal für die ermorde-
    ten Juden Europas“ diskutiert. Der Beirat schlägt vor,
    dass man sich dieses Themas annimmt. Ich finde, wir
    sollten uns als Bundestag diesen Fragen gemeinsam öff-
    nen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank. – Als nächste Rednerin hat Gabriele

Fograscher von der SPD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gabriele Fograscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

    gen! Wir haben diesen 8. Mai heute mit einer Gedenk-
    stunde begonnen und beenden die Plenarsitzung heute
    mit der Diskussion zum 8. Mai. Auch wenn wir dem An-
    trag der Linken nicht zustimmen werden – das muss ich
    leider sagen, Herr Ostermann: ganz ausdrücklich nicht
    mit der Begründung, die Sie genannt haben; ich werde
    das nachher ausführen –, gibt er doch Gelegenheit, die
    Bedeutung dieses Tages nochmals zu beleuchten.

    Es hat lange gedauert – Professor Dr. Winkler hat das
    heute Morgen ausgeführt –, bis der 8. Mai 1945 als „Tag
    der Befreiung“ bezeichnet und begriffen wurde. Es war
    Richard von Weizsäcker im Jahr 1985, der damals
    – auch danach nicht unumstritten – diesen Begriff
    prägte. Gerade in diesem Jahr, zum 70. Jahrestag, gab
    und gibt es um dieses Datum viele würdige, zum Nach-
    denken anregende Veranstaltungen: Gedenkveranstal-
    tungen in den KZ-Gedenkstätten oder die Eröffnung des
    NS-Dokumentationszentrums in München, die Gedenk-
    stunde heute Morgen oder die Debatte gestern zum
    Thema „50 Jahre diplomatische Beziehungen zu Israel“.

    Ein Gedenktag würde der Herausforderung des Erin-
    nerns und Gedenkens, der aktiven Auseinandersetzung
    mit aktuellem Rassismus, Antisemitismus, Rechtsextre-
    mismus, Ausgrenzung, Intoleranz und Vorurteilen nicht
    gerecht.

    Wie bitter notwendig diese aktive Auseinanderset-
    zung auch heute noch ist, zeigt sich ganz aktuell. In die-
    ser Woche wurde die Polizeiliche Kriminalstatistik
    veröffentlicht. Sie weist erneut Straftaten mit rechts-
    extremistischem, fremdenfeindlichem, antisemitischem
    Hintergrund auf erschreckend hohem Niveau aus. Die
    Vorfälle in Tröglitz, wo ein gewählter Bürgermeister be-
    droht und angefeindet wird und sein Amt aufgibt, der or-
    ganisierte Angriff von Neonazis auf eine DGB-Veran-
    staltung am 1. Mai in Weimar und schließlich die
    Razzien und das Aufdecken der sogenannten OSS, der
    „Oldschool Society“, offenbar eine rechte Terrorgruppe
    – alles Vorfälle der letzten Wochen.

    Wichtiger als ein Gedenktag ist es für uns deshalb,
    Programme, Projekte und Initiativen zu unterstützen, die
    sich aktiv für Demokratieförderung und Demokratiestei-
    gerung, die sich aktiv für Toleranz, Respekt und ein gu-
    tes Miteinander engagieren.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die gibt es; aber leider manchmal nicht genug im Blick
    der Öffentlichkeit.

    Ich konnte zum Beispiel in der letzten Woche Preis-
    träger des Wettbewerbs „Aktiv für Demokratie und Tole-
    ranz“ auszeichnen. Der Wettbewerb wird jedes Jahr vom
    Bündnis für Demokratie und Toleranz ausgerichtet und
    rückt das vielfältige Engagement von Bürgerinnen und
    Bürger in den Mittelpunkt. Die Preisträger leisten vor
    Ort – fantasievoll und kreativ – wertvolle Präventions-
    arbeit. Für das Familienministerium konnten wir als Ko-
    alition das Programm „Demokratie leben!“ weiter finan-
    ziell aufstocken. Das Programm des Innenministeriums
    „Zusammenhalt durch Teilhabe“ leistet gute Arbeit. Die
    Bundeszentrale für politische Bildung, die politischen
    Stiftungen: Sie alle leisten – ausgestattet mit Mitteln des
    Bundes – einen unverzichtbaren Beitrag zur Geschichts-
    aufarbeitung und zur Demokratiestärkung.

    Ich erwarte auch von dem eingesetzten Expertengre-
    mium Antisemitismus ganz konkrete Vorschläge, wie
    wir dem Phänomen des Antisemitismus, des Rechts-
    extremismus und der Intoleranz noch wirksamer und er-
    folgreicher entgegentreten können.


    (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber die Vorschläge der ersten Runde sollten wir jetzt auch einmal umsetzen!)


    Politik und Zivilgesellschaft müssen aktiv, wachsam
    und engagiert die Auseinandersetzung mit den Feinden
    der Demokratie führen, sich für Demokratie einsetzen –
    und das tagtäglich und nicht nur an einem Gedenktag.
    Das ist die Lehre, das ist die Verantwortung, die aus dem
    Gedenken und Erinnern an den 8. Mai, den Tag der Be-
    freiung, für uns und die Bürgerinnen und Bürger in
    Deutschland erwächst.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)