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    Plenarprotokoll 18/104 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 104. Sitzung Berlin, Freitag, den 8. Mai 2015 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 18: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe zu der Unterrichtung durch die Bundes- regierung: Bericht der Bundesregierung über die deutsche humanitäre Hilfe im Ausland 2010 bis 2013 Drucksachen 18/2900, 18/3108 Nr. 2, 18/4416 9927 A Christoph Strässer, Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechts- politik und Humanitäre Hilfe . . . . . . . . . . . 9927 B Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 9928 D Thomas Silberhorn, Parl. Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9930 C Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9932 B Dr. Ute Finckh-Krämer (SPD) . . . . . . . . . . . . 9933 D Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 9935 A Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 9936 B Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 9937 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 9938 D Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Steffi Lemke, Peter Meiwald, Dr. Valerie Wilms, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Schutz der Meere weltweit ver- ankern Drucksache 18/4814 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9940 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Ralph Lenkert, Birgit Menz, Caren Lay, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion DIE LINKE: Meeresum- weltschutz national und international stär- ken Drucksache 18/4809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9940 B Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9940 C Karsten Möring (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 9941 D Hubertus Zdebel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 9943 D Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl. Staatssekretärin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . 9945 A Dr. Thomas Gebhart (CDU/CSU) . . . . . . . . . 9946 C Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9947 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9948 D Dr. Klaus-Peter Schulze (CDU/CSU) . . . . . . 9950 A Michael Thews (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9951 B Tagesordnungspunkt 20: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Starke Städte und Quartiere – Die Erfolgsgeschichte der Städtebauförderung fortschreiben Drucksache 18/4806 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9952 B Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl. Staatssekretärin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . 9952 C Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 9953 C Kai Wegner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 9954 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Mai 2015 Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9956 C Michael Groß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9957 D Artur Auernhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 9959 A Tagesordnungspunkt 21: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: zu dem Vor- schlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über das Klonen von Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen und Equiden, die für landwirtschaftliche Zwecke gehalten und reproduziert wer- den – KOM(2013) 892 endg.; Ratsdok. 18152/13 – und – zu dem Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über das Inverkehr- bringen von Lebensmitteln von Klontie- ren – KOM(2013) 893 endg.; Ratsdok. 18153/13 – hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesregierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes Kein Klonfleisch in der EU – Für mehr Tier- und Verbraucherschutz Drucksache 18/4808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9960 A Gitta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 9960 C Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 9962 B Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . 9963 B Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9964 C Artur Auernhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 9965 C Christina Jantz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9966 C Tagesordnungspunkt 14: Antrag der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch, Sevim Dağdelen, Caren Lay, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Tag der Befreiung muss gesetzlicher Gedenktag werden Drucksache 18/4333 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9967 B Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 9967 C Dr. Tim Ostermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 9968 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9969 D Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 9971 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9972 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 9973 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9973 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Mai 2015 9927 (A) (C) (D)(B) 104. Sitzung Berlin, Freitag, den 8. Mai 2015 Beginn: 10.30 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Mai 2015 9973 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Becker, Dirk SPD 08.05.2015 Dr. Bergner, Christoph CDU/CSU 08.05.2015 Buchholz, Christine DIE LINKE 08.05.2015 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Ehrmann, Siegmund SPD 08.05.2015 Freitag, Dagmar SPD 08.05.2015 Gohlke, Nicole DIE LINKE 08.05.2015 Gröhe, Hermann CDU/CSU 08.05.2015 Hartmann (Wackern- heim), Michael SPD 08.05.2015 Hintze, Peter CDU/CSU 08.05.2015 Hinz (Essen), Petra SPD 08.05.2015 Hornhues, Bettina CDU/CSU 08.05.2015 Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 08.05.2015 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 08.05.2015 Kovac, Kordula CDU/CSU 08.05.2015 Krellmann, Jutta DIE LINKE 08.05.2015 Dr. Lücking-Michel, Claudia CDU/CSU 08.05.2015 Menz, Birgit DIE LINKE 08.05.2015 Motschmann, Elisabeth CDU/CSU 08.05.2015 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 08.05.2015 Nietan, Dietmar SPD 08.05.2015 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Pflugradt, Jeannine SPD 08.05.2015 Dr. Rosemann, Martin SPD 08.05.2015 Roth (Heringen), Michael SPD 08.05.2015 Rüffer, Corinna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 08.05.2015 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 08.05.2015 Steinbrück, Peer SPD 08.05.2015 Strothmann, Lena CDU/CSU 08.05.2015 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 08.05.2015 Ulrich, Alexander DIE LINKE 08.05.2015 Dr. Weisgerber, Anja CDU/CSU 08.05.2015 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 08.05.2015 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (16. Ausschuss) hat mit Schreiben vom 6. Mai 2015 mitgeteilt, dass er entgegen seinem Schreiben vom 25. März 2015 nicht von einer Bericht- erstattung zu der nachstehenden Vorlage gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung abgesehen hat. Die Amtliche Mitteilung ohne Verlesung vom 27. März 2015 (98. Sitzung) wird insoweit aufgehoben. – Unterrichtung durch die Bundesregierung Baukulturbericht 2014/15 der Bundesstiftung Baukul- tur und Stellungnahme der Bundesregierung Drucksache 18/3020 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 9974 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Mai 2015 (A) (C) (B) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Innenausschuss Drucksache 18/642 Nr. C.7 Ratsdokument 8229/13 Drucksache 18/1707 Nr. A.2 Ratsdokument 9550/14 Drucksache 18/3362 Nr. A.5 Ratsdokument 15013/14 Drucksache 18/3898 Nr. A.9 EP P8_TA-PROV(2014)0102 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/4749 Nr. A.32 Ratsdokument 7252/15 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/4253 Nr. A.3 Ratsdokument 5095/15 (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 104. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 18 Deutsche humanitäre Hilfe im Ausland 2010/2013 ZP 5,6 Meeresschutz TOP 20 Städtebauförderung TOP 21 EU-Richtlinie über das Klonen von Nutztieren TOP 14 Tag der Befreiung als Gedenktag Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ulla Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Vielen Dank. – Dann erhält jetzt das Wort ein Grüner,

    nämlich Christian Kühn.


    (Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein kühner Grüner!)


    Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/DIE
    GRÜNEN):

    Danke, Frau Präsidentin. – Sehr geehrte Damen und
    Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Men-
    schen in den Städten in Deutschland wollen mehr Pflan-
    zen, mehr Bäume und mehr Parkanlagen statt Betonwüs-
    ten und Asphaltpisten. Das ist eine gute Nachricht im
    Hinblick auf die Nachhaltigkeit in der Stadt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sie wollen Parks und Freiflächen, um abzuschalten, mit
    Kindern zu spielen und Naturerfahrung zu machen.
    Kleingartenanlagen sind heutzutage in Deutschland kein
    Ausdruck mehr von Spießigkeit, sondern Ausdruck ei-
    nes neuen Lebensgefühls in der Stadt, einer Sehnsucht
    nach Natur. Ich gebe Ihnen vollkommen recht: Die Zu-
    kunft der Stadt ist grün. Ich bin froh, dass die Union das
    nach so vielen Jahren zumindest ein bisschen verstanden
    hat.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, als ich mir Ihren
    Antrag angeschaut habe, dachte ich: Die Prosa dieses
    Antrags ist ganz schön. Aber als ich dann den Forde-
    rungsteil gelesen habe, wusste ich: Irgendwie passen
    diese Prosa und Ihre Forderungen nicht ganz zusammen.
    Beim Klimaschutz sind Sie unterambitioniert, beim de-
    mografischen Wandel legen Sie keine richtigen neuen
    Programme auf. Die soziale Ausgewogenheit im Quar-
    tier haben Sie zwar irgendwie im Blick, aber auch nicht
    richtig. Wenn ich mir anschaue, wie viele Ziele wir ge-
    meinsam im Bundestag dazu formulieren, wo wir mit
    den Städten hin wollen, dann denke ich: Die Maßnah-
    men, die Sie in Ihr Papier geschrieben haben, reichen bei
    weitem nicht aus, um diese Ziele zu erreichen.

    Betrachten wir einmal Ihre konkrete Politik. In Ihrem
    Antrag haben Sie etwas zum Stichwort „sozial ausgewo-
    gene Stadtentwicklungspolitik“ geschrieben. Hier komme
    ich zur Liegenschaftspolitik. Sie betreiben durch die





    Christian Kühn (Tübingen)



    (A) (C)



    (D)(B)

    Bundesanstalt für Immobilienaufgaben weiterhin Immo-
    bilienspekulationen in Deutschland. Sie vernichten mit
    dieser Liegenschaftspolitik, die Sie als Union vertreten,
    Freiräume und Stadtgrün, ein Stadtgrün, das Sie hier
    gleichzeitig abfeiern. Wie passt das zusammen, Herr
    Wegner?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wie passt es zusammen, dass in der Stadt Berlin in
    den nächsten Jahren 13 Kleingartenanlagen durch die
    BImA verkauft werden sollen? Wie passt es zusammen,
    dass diese 13 Kleingartenanlagen, weil Sie keine ande-
    ren Regelungen machen, zum Höchstpreis verschachert
    werden sollen? Es werden beim Verkauf nicht die jetzi-
    gen Nutzerinnen und Nutzer in Berlin zum Zuge kom-
    men und auch nicht Familien mit Kindern; nein, es wer-
    den Investoren sein, die am Ende den Zuschlag erhalten
    und dieses Stadtgrün nachhaltig vernichten. Deswegen
    sage ich Ihnen: Reden Sie nicht über Stadtgrün, sondern
    ändern Sie Ihre Liegenschaftspolitik!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Weil dieses Thema in Ihrer Rede so viel Raum einge-
    nommen hat, noch eine weitere Story zum Thema Stadt-
    grün. Sie wollten es mit Modellprojekten fördern. Wir
    haben im Ausschuss gesagt: Machen Sie es doch in allen
    Städtebauförderprogrammen förderfähig. – Sie haben es
    dann gemacht. Es ist ein grüner Erfolg, dass Sie bei dem
    Thema Stadtgrün in dieser Legislaturperiode weiterge-
    kommen sind.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Zum Klimaschutz. Gerade in den Städten sind im-
    mense Potenziale, zum Beispiel in den Großwohnsied-
    lungen, vorhanden; Sie haben es selber genannt. Aber
    warum raffen Sie sich als Große Koalition nicht auf, ein
    wirklich ambitioniertes Quartiersanierungsprogramm
    hinzubekommen? Sie reden davon, dass die energetische
    Zukunft nicht bei der EnEV liegt, nicht in der einzelnen
    Betrachtung des Hauses, sondern im Quartier. Aber Sie
    tun nichts. Sie haben kein ambitioniertes Programm auf-
    gelegt. Ich sage Ihnen eines: Wenn Sie es nicht tun, wer-
    den Sie beim Klimaschutz im Gebäudebereich scheitern.
    Das Versprechen von Frau Hendricks, Klimaschutz und
    Baupolitik miteinander zu verzahnen, wird eben nicht
    wahr gemacht werden können. Ich sage Ihnen eines:
    Wenn Sie nicht in Quartieren denken und nicht in Quar-
    tieren handeln und kein entsprechendes Programm aufle-
    gen, dann wird es nichts mit dieser Regierung und nichts
    mit dem Klimaschutz.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich höre jetzt, dass wir eine ressortübergreifende Stra-
    tegie bei der „Sozialen Stadt“ brauchen. Das ist doch nur
    ein Ausweichmanöver, weil die nicht investiven Mittel
    bei der Städtebauförderung immer noch nicht förderfä-
    hig sind. Damit führen Sie als Große Koalition das Erbe
    der FDP in der Städtebauförderung weiter fort. Wir müs-
    sen doch das Quartier aktivieren. Wir müssen die Men-
    schen befähigen, ihr Quartier selber zu leben. Wir müs-
    sen im Quartier doch Mittel wie Spracherwerb und
    anderes in die Schulen tragen. Herr Wegner, Sie haben
    davon gesprochen, dass es Angsträume gibt. Das be-
    kommt man nicht mit ein bisschen Licht weg, sondern
    damit, dass man den sozialen Zusammenhalt im Quartier
    stärkt. Das wollen Sie nicht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Deswegen sage ich Ihnen eines: Machen Sie endlich et-
    was bei den nicht investiven Maßnahmen, und fördern
    Sie nicht nur Beton, sondern endlich auch Menschen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Von Ihnen wurde auch die Bürgerbeteiligung ange-
    sprochen. Sie sagen: Am Tag der Städtebauförderung
    machen wir Bürgerbeteiligung. – Das reicht doch bei
    weitem nicht aus. Bei Ihnen ist Bürgerbeteiligung immer
    noch weitestgehend gedacht als Informationskampagne
    und nicht als gemeinsamer Entscheidungsprozess auf
    Augenhöhe. Ändern Sie das! Wir Grüne wollen keine In-
    vestorenpläne, wir wollen Bürgerinnen- und Bürger-
    pläne. Wir wollen Bürgerinnen und Bürger bei allen Ent-
    scheidungen, bei allen Planungsprozessen dabeihaben
    und die Bürgerinnen und Bürger nicht nur „aktivieren“,
    wie Sie es in Ihrem Antrag schreiben. Die Bürgerinnen
    und Bürger sind längst aktiv. Ich rate Ihnen, einfach mal
    zuzuhören und auf diese Menschen zuzugehen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Der letzte Gedanke. Wenn ich Ihren Antrag lese, er-
    kenne ich nicht, was das Leitbild der Großen Koalition
    bei der Stadtentwicklung der Zukunft ist. Das wird mir
    nicht klar. In Ihren Reden, in Ihrer Prosa erkenne ich ei-
    niges. Aber wenn ich mir Ihre konkrete Politik, zum Bei-
    spiel die Liegenschaftspolitik, anschaue, dann weiß ich:
    Sie haben eigentlich das Bild einer Stadt der Investoren.

    Wenn ich mir die Verkehrspolitik der Großen Koalition,
    von Herrn Dobrindt anschaue, dann erkenne ich, dass es
    Ihnen nach wie vor um die autogerechte Stadt geht und
    nicht um die Stadt der kurzen Wege, die Sie, Herr
    Wegner, hier beschworen haben. Ich rate Ihnen: Über-
    prüfen Sie Ihre Prosa auf Inhalte. Schauen Sie sich an,
    was die Menschen in den Städten wirklich wollen. Dann
    haben Sie, glaube ich, eine Chance, eine gute Stadtent-
    wicklungspolitik zu betreiben.

    Danke.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank. – Für die SPD-Fraktion spricht jetzt der

Kollege Michael Groß.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michael Groß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

    und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mich
    freut die Rückmeldung der Opposition. Das war, würde
    ich sagen, ein Kritikchen.





    Michael Groß


    (A) (C)



    (B)

    Wir Sozialdemokraten wissen genau, was wir wollen.
    In die Koalitionsvereinbarung haben wir hineingeschrie-
    ben, dass „Soziale Stadt“ das Leitprogramm für soziale
    Integration sein soll; das ist unser Ziel. Wir wollen, dass
    die Menschen im Quartier ein Zuhause finden, dass
    Flüchtlinge, alte Menschen und junge Menschen dort ge-
    meinsam leben können.


    (Beifall bei der SPD)


    Herr Kühn, Sie haben gerade behauptet, dass wir es
    nicht ernst meinen. Ich glaube, wir haben gemeinsam
    verstanden, dass die untere Ebene, also Städte und Ge-
    meinden, die Metropolen, Geld haben muss, um die
    Quartiere, die Stadtteile zu gestalten. Wir nehmen jetzt
    zusätzlich 3,5 Milliarden Euro in die Hand, um Investi-
    tionen in den Städten zu ermöglichen. Diese 3,5 Milliar-
    den Euro sind auch dafür gedacht, die energetische Sa-
    nierung und damit Energieeffizienz und Umweltschutz
    voranzubringen. Ich glaube, dass wir da auf einem sehr
    guten Weg sind.

    Wir haben in der Koalition vereinbart, dass wir durch
    das Teilhabegesetz ab 2017 für Entlastung sorgen. Auch
    dadurch werden für die Kommunen Freiräume geschaf-
    fen, damit sie das bewerkstelligen können, was vor Ort
    notwendig ist. Ich glaube, dass das noch nicht genug ist;
    aber es ist mehr, als Sie unterstellt haben.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Kai Wegner [CDU/CSU])


    Frau Bluhm, ich habe in Ihrer Rede viel Lob gehört.
    Da ich klein von Statur bin, ist die Messlatte, die wir
    selbst angelegt haben, für mich ohnehin relativ hoch,
    auch wenn sie noch höher liegen könnte. Es ist doch so,
    dass wir im Bereich der Städtebauförderung alle nicht
    weit auseinander sind. Wir haben gemeinsam in der letz-
    ten Koalitionsverhandlung einen immensen Sprung ge-
    schafft: von 455 Millionen auf 700 Millionen Euro.


    (Zuruf der Abg. Heidrun Bluhm [DIE LINKE])


    Wir haben das Programm „Soziale Stadt“ immens ge-
    stärkt. Wir haben es erreicht, dass wieder wesentlich
    mehr Städte und Gemeinden Anträge stellen. Ich glaube,
    die Kritik, die Sie äußern, ist unberechtigt. Wir sind auf
    einem guten Weg. Wir haben in dem Antrag formuliert,
    dass wir Planungssicherheit und Verlässlichkeit für die
    Städte brauchen. Wir wollen gemeinsam dafür sorgen,
    dass die 700 Millionen Euro inklusive der 150 Millionen
    Euro weiterhin im Haushalt etatisiert werden.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Warum sind die Programme zur Städtebauförderung
    so erfolgreich, und warum begrüße ich es sehr, dass wir
    morgen den Tag der Städtebauförderung begehen? Ich
    glaube, es ist notwendig, dass Bund, Länder und Ge-
    meinden gemeinsam auf problematische Stadtteile
    schauen. Wir müssen gemeinsam auf Stadtteile schauen,
    in denen sich etwas in die falsche Richtung entwickelt.
    Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass Kinder Bil-
    dung erfahren. Wir müssen Aufstieg durch Bildung ge-
    währleisten. Wir müssen Arbeit im Quartier ermögli-
    chen, und wir müssen Maßnahmen zum Schutz von
    Klima und Umwelt im Quartier ermöglichen. Letztend-
    lich müssen wir die Verbraucher, die Mieter und die Ver-
    mieter auffordern, gemeinsam auf Klimaschutz und Um-
    weltschutz zu achten. Deswegen ist der morgige Tag so
    wichtig.

    Ich glaube, dass wir noch viele Dinge zu tun haben.
    Das gilt zum Beispiel für die Energiewende. Die Pro-
    gramme, die wir zur Energiewende und zum Klimaschutz
    haben, müssen mit den Programmen zur Städtebauförde-
    rung verschränkt werden. Wir müssen es ermöglichen,
    dass Vermieter, die investieren wollen, mehrere Pro-
    gramme in Anspruch nehmen können. Wir müssen für
    eine sinnvolle Förderung sorgen, die Synergieeffekte er-
    zeugt. Wir müssen dafür sorgen, dass die richtigen Maß-
    nahmen ergriffen werden. Dabei ist es wichtig, dass wir
    die Menschen mitnehmen. Wir müssen sie mitnehmen,
    indem wir sie aufklären, indem wir sie informieren. Wir
    brauchen Mitmachstädte, in denen Bildung geschaffen
    wird. Wir müssen die Menschen über Bildung auch da-
    rüber aufklären, was notwendig und erforderlich ist.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Beteiligung ist ein Riesenthema. Ich kenne die
    Agendaprozesse aus meinem Wahlkreis sehr gut. Es ist
    uns aber noch nicht gelungen, die zu beteiligen, die wir
    eigentlich beteiligen müssen. Es ist richtig, dass wir we-
    sentlich mehr investieren müssen. Wir müssen aber nicht
    nur Geld investieren, sondern wir brauchen auch krea-
    tive Ideen dazu, wie wir die Menschen in die Prozesse
    einbinden können. Es reicht eben nicht, Ordner zur Ver-
    fügung zu stellen, sondern wir müssen Instrumente
    – auch die digitale Agenda – nutzen, um aufzuklären.
    Ich glaube, wir haben noch einen Riesenweg vor uns;
    denn wir können niemanden zwingen, mitzumachen.

    Ich glaube, dass es gerade bei der Stadtentwicklung
    wichtig ist, Menschen aufzufordern, sich einzumischen,
    weil dort jeder aus seiner eigenen Erfahrung heraus mit-
    entscheiden kann, wenn es um die Fragen geht: Wie soll
    meine Zukunft aussehen? Wo will ich eigentlich Verän-
    derungen? Und was soll sich in meinem Stadtteil entwi-
    ckeln? – Gerade Stadtumfeld, Wohnumfeld, die eigene
    Wohnung sind dafür geeignet, Demokratie zu üben und
    die Menschen aufzufordern, sich wieder demokratisch
    einzumischen und bei Erfolg auch wieder wählen zu ge-
    hen. Dafür müssen wir auch im Rahmen der Städte-
    bauförderung sorgen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ein letzter Gedanke zum ressortübergreifenden An-
    satz: Wir versuchen zurzeit, hier die Instrumente zusam-
    menzuführen. BIWAQ und „JUGEND STÄRKEN im
    Quartier“ sind ein Ansatz. Wir müssen dafür sorgen,
    dass alle gemeinsam – die Betroffenen vor Ort, aber
    auch wir hier – auf die Probleme schauen. Das müssen
    wir in den nächsten Wochen und Monaten schaffen. Sie
    haben ja noch ein bisschen Zeit: zwei Jahre.

    Ich danke Ihnen. Glück auf! Ein schönes Wochen-
    ende!

    (D)






    Michael Groß


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)