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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/104 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 104. Sitzung Berlin, Freitag, den 8. Mai 2015 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 18: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe zu der Unterrichtung durch die Bundes- regierung: Bericht der Bundesregierung über die deutsche humanitäre Hilfe im Ausland 2010 bis 2013 Drucksachen 18/2900, 18/3108 Nr. 2, 18/4416 9927 A Christoph Strässer, Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechts- politik und Humanitäre Hilfe . . . . . . . . . . . 9927 B Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 9928 D Thomas Silberhorn, Parl. Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9930 C Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9932 B Dr. Ute Finckh-Krämer (SPD) . . . . . . . . . . . . 9933 D Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 9935 A Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 9936 B Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 9937 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 9938 D Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Steffi Lemke, Peter Meiwald, Dr. Valerie Wilms, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Schutz der Meere weltweit ver- ankern Drucksache 18/4814 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9940 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Ralph Lenkert, Birgit Menz, Caren Lay, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion DIE LINKE: Meeresum- weltschutz national und international stär- ken Drucksache 18/4809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9940 B Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9940 C Karsten Möring (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 9941 D Hubertus Zdebel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 9943 D Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl. Staatssekretärin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . 9945 A Dr. Thomas Gebhart (CDU/CSU) . . . . . . . . . 9946 C Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9947 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9948 D Dr. Klaus-Peter Schulze (CDU/CSU) . . . . . . 9950 A Michael Thews (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9951 B Tagesordnungspunkt 20: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Starke Städte und Quartiere – Die Erfolgsgeschichte der Städtebauförderung fortschreiben Drucksache 18/4806 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9952 B Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl. Staatssekretärin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . 9952 C Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 9953 C Kai Wegner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 9954 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Mai 2015 Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9956 C Michael Groß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9957 D Artur Auernhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 9959 A Tagesordnungspunkt 21: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: zu dem Vor- schlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über das Klonen von Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen und Equiden, die für landwirtschaftliche Zwecke gehalten und reproduziert wer- den – KOM(2013) 892 endg.; Ratsdok. 18152/13 – und – zu dem Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über das Inverkehr- bringen von Lebensmitteln von Klontie- ren – KOM(2013) 893 endg.; Ratsdok. 18153/13 – hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesregierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes Kein Klonfleisch in der EU – Für mehr Tier- und Verbraucherschutz Drucksache 18/4808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9960 A Gitta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 9960 C Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 9962 B Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . 9963 B Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9964 C Artur Auernhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 9965 C Christina Jantz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9966 C Tagesordnungspunkt 14: Antrag der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch, Sevim Dağdelen, Caren Lay, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Tag der Befreiung muss gesetzlicher Gedenktag werden Drucksache 18/4333 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9967 B Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 9967 C Dr. Tim Ostermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 9968 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9969 D Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 9971 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9972 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 9973 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9973 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Mai 2015 9927 (A) (C) (D)(B) 104. Sitzung Berlin, Freitag, den 8. Mai 2015 Beginn: 10.30 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Mai 2015 9973 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Becker, Dirk SPD 08.05.2015 Dr. Bergner, Christoph CDU/CSU 08.05.2015 Buchholz, Christine DIE LINKE 08.05.2015 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Ehrmann, Siegmund SPD 08.05.2015 Freitag, Dagmar SPD 08.05.2015 Gohlke, Nicole DIE LINKE 08.05.2015 Gröhe, Hermann CDU/CSU 08.05.2015 Hartmann (Wackern- heim), Michael SPD 08.05.2015 Hintze, Peter CDU/CSU 08.05.2015 Hinz (Essen), Petra SPD 08.05.2015 Hornhues, Bettina CDU/CSU 08.05.2015 Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 08.05.2015 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 08.05.2015 Kovac, Kordula CDU/CSU 08.05.2015 Krellmann, Jutta DIE LINKE 08.05.2015 Dr. Lücking-Michel, Claudia CDU/CSU 08.05.2015 Menz, Birgit DIE LINKE 08.05.2015 Motschmann, Elisabeth CDU/CSU 08.05.2015 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 08.05.2015 Nietan, Dietmar SPD 08.05.2015 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Pflugradt, Jeannine SPD 08.05.2015 Dr. Rosemann, Martin SPD 08.05.2015 Roth (Heringen), Michael SPD 08.05.2015 Rüffer, Corinna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 08.05.2015 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 08.05.2015 Steinbrück, Peer SPD 08.05.2015 Strothmann, Lena CDU/CSU 08.05.2015 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.05.2015 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 08.05.2015 Ulrich, Alexander DIE LINKE 08.05.2015 Dr. Weisgerber, Anja CDU/CSU 08.05.2015 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 08.05.2015 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (16. Ausschuss) hat mit Schreiben vom 6. Mai 2015 mitgeteilt, dass er entgegen seinem Schreiben vom 25. März 2015 nicht von einer Bericht- erstattung zu der nachstehenden Vorlage gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung abgesehen hat. Die Amtliche Mitteilung ohne Verlesung vom 27. März 2015 (98. Sitzung) wird insoweit aufgehoben. – Unterrichtung durch die Bundesregierung Baukulturbericht 2014/15 der Bundesstiftung Baukul- tur und Stellungnahme der Bundesregierung Drucksache 18/3020 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 9974 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Mai 2015 (A) (C) (B) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Innenausschuss Drucksache 18/642 Nr. C.7 Ratsdokument 8229/13 Drucksache 18/1707 Nr. A.2 Ratsdokument 9550/14 Drucksache 18/3362 Nr. A.5 Ratsdokument 15013/14 Drucksache 18/3898 Nr. A.9 EP P8_TA-PROV(2014)0102 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/4749 Nr. A.32 Ratsdokument 7252/15 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/4253 Nr. A.3 Ratsdokument 5095/15 (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 104. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 18 Deutsche humanitäre Hilfe im Ausland 2010/2013 ZP 5,6 Meeresschutz TOP 20 Städtebauförderung TOP 21 EU-Richtlinie über das Klonen von Nutztieren TOP 14 Tag der Befreiung als Gedenktag Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Thomas Silberhorn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)



    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Die Anzahl der langanhaltenden Krisen und Katastro-
    phen, mit denen sich die internationale Gemeinschaft
    konfrontiert sieht, ist in den letzten Jahren deutlich ge-
    stiegen. Wir haben es mit zahlreichen Krisen, Konflikten
    und Katastrophen gleichzeitig zu tun: jüngst das Erdbe-
    ben in Nepal, die Konflikte in Mali, im Südsudan und in
    Zentralafrika, die Ebolaepidemie in Westafrika, die Kon-
    flikte im Nahen und Mittleren Osten, in Syrien, im Irak
    und in Gaza oder in der Ukraine, direkt vor unserer
    Haustür.

    Diese Konflikte und Katastrophen rücken näher an
    uns heran, und immer mehr Menschen sind davon be-
    troffen. Viele sind gezwungen, ihre Heimat zu verlassen.
    Etwa 57 Millionen Flüchtlinge sind derzeit beim Hohen
    Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen regis-
    triert. Das ist die größte humanitäre Katastrophe seit
    dem Zweiten Weltkrieg.

    Der von der Bundesregierung vorgelegte Bericht be-
    legt, dass wir erhebliche Anstrengungen unternehmen,
    um direkt, schnell und effektiv Not und Leid zu lindern.
    Gleichzeitig arbeiten wir mit vielen Partnern daran, den
    Teufelskreis von Krisen zu durchbrechen und die Ursa-
    chen von Armut und Hunger sowie von Gewalt zu be-
    kämpfen. Dazu nutzen wir von Anfang an alle Instru-
    mente, die uns zur Verfügung stehen: humanitäre Hilfe
    und Entwicklungszusammenarbeit. Beide stehen nicht
    nebeneinander. Wir wenden sie nicht nacheinander an,
    sondern humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammen-
    arbeit müssen ineinandergreifen.


    (Frank Heinrich [Chemnitz] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)






    Parl. Staatssekretär Thomas Silberhorn


    (A) (C)



    (D)(B)

    Wir leisten also nicht erst humanitäre Hilfe und machen
    dann Entwicklungszusammenarbeit, sondern wir müssen
    von Beginn an beides zusammen denken und zusammen
    praktizieren.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Frank Schwabe [SPD])


    Vor vier Jahren – Kollege Strässer, Sie haben das auf-
    geführt – haben wir gemeinsam beschlossen, die Not-
    und Nahrungsmittelhilfe vom BMZ an das AA zu verla-
    gern. Das verlangt von uns eine intensive und effiziente
    Koordinierung und Zusammenarbeit. Ich denke, wir
    können feststellen, dass das auch geleistet wird. Die Ab-
    stimmung mit dem Auswärtigen Amt funktioniert sehr
    gut. Das ist auch notwendig; denn humanitäre Hilfe,
    Übergangshilfe und Entwicklungszusammenarbeit sind
    ja oftmals in denselben Regionen tätig. In Krisenländern
    arbeiten wir auch mit denselben Partnern zusammen,
    zum Beispiel mit dem Welternährungsprogramm, mit
    dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF,
    und natürlich mit vielen Nichtregierungsorganisationen
    aus Deutschland.

    Auch finanziell teilen wir unsere Verantwortung. Für
    die Opfer der Krise in Syrien haben wir seitens der Bun-
    desregierung fast 1 Milliarde Euro bereitgestellt, davon
    fast die Hälfte aus dem Haushalt des Bundesministe-
    riums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick-
    lung. Für die Ukraine hat unser Ministerium im vergan-
    genen Jahr sogar zwei Drittel der Unterstützung der
    Bundesregierung übernommen.

    Meine Damen und Herren, 1,5 Milliarden Menschen
    leben in Ländern, die von Gewalt und Konflikten betrof-
    fen sind. Das ist über die Hälfte der Kooperationsländer
    des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammen-
    arbeit und Entwicklung. Dabei ist von Belang, dass die
    sozialen und die ökonomischen Kosten von Katastro-
    phen und Kriegen enorm sind und die Auswirkungen oft
    erst über Generationen hinweg aufgeholt werden kön-
    nen. Oft wird innerhalb weniger Tage kaputtgemacht,
    was zuvor über Jahre hinweg mühsam aufgebaut worden
    ist. Oft werden Länder um Jahre und Jahrzehnte zurück-
    geworfen.

    Das Auswärtige Amt leistet Enormes mit der humani-
    tären Hilfe; aber die Entwicklungszusammenarbeit darf
    nicht zum Reparaturbetrieb werden. Wir müssen schon
    vorher – und nicht nur nach Krisen – handeln. Wir müs-
    sen vorher darauf hinwirken, die Eskalation von Gewalt
    zu verhindern und dass die Auswirkungen von Epide-
    mien und Naturkatastrophen vermieden oder zumindest
    abgemildert werden können. Deswegen wollen wir mit
    der Entwicklungszusammenarbeit die Ursachen von
    Konflikten und Katastrophen überwinden. Wir investie-
    ren jedes Jahr fast eine halbe Milliarde Euro direkt in
    Friedensförderung und Konfliktprävention. Auch wer-
    den wir unsere Maßnahmen zur Reduzierung von Katas-
    trophenrisiken schrittweise ausbauen.

    Meine Damen und Herren, im schlimmsten Fall ist
    nach der Krise vor der Krise. Wir müssen leider feststel-
    len, dass nach der Beendigung eines Bürgerkrieges fast
    die Hälfte der davon betroffenen Länder innerhalb von
    zehn Jahren wieder in gewaltsame Konflikte zurückfällt.
    Das ist der Teufelskreis, den wir überwinden bzw. durch-
    brechen müssen. Deshalb müssen wir nach Krisen be-
    reits zu einem frühen Zeitpunkt über die humanitäre
    Hilfe hinaus mittelfristige Übergangshilfen zur Verfü-
    gung stellen und an den langfristigen Wiederaufbau den-
    ken.

    Menschen, die auf der Flucht sind, aber auch die Ge-
    meinden in angrenzenden Staaten, die Flüchtlinge auf-
    nehmen, brauchen eine Perspektive. Neben Nahrung und
    Unterkunft, die die humanitäre Hilfe sofort bereitstellt,
    geht es auch um Gesundheit, um Wasser- und Sanitär-
    versorgung sowie um Bildung. Denken Sie beispiels-
    weise an die Millionen von Minderjährigen, die aus
    Syrien geflohen sind und jetzt im vierten Jahr dieses
    Konflikts keine Schulbildung genießen können. Da wer-
    den schon wieder die Grundlagen für den nächsten Kon-
    flikt gelegt, wenn wir jetzt nicht handeln. Deswegen
    müssen wir diese mittel- und langfristigen Perspektiven
    frühzeitig ins Auge fassen und dafür sorgen, dass Chan-
    cen für die Bevölkerung entstehen, die von Konflikten
    betroffen ist.

    Wir müssen die Menschen selbst, die Gesellschaften
    und die Institutionen so stärken, dass sie gegen gewalt-
    same Auseinandersetzungen und Naturkatastrophen bes-
    ser gewappnet sind. Wenn dann die nächste Krise
    kommt, soll sie besser bewältigt werden können. Dazu
    ist eine Menge notwendig. Dazu muss eine Basisinfra-
    struktur geschaffen werden, damit die Grundbedürfnisse
    der Bevölkerung gestillt werden können. Dazu müssen
    wir mit unseren Entwicklungspartnern darauf hinwirken,
    dass die Menschen ein Auskommen haben und dass sie
    ihre Familie ernähren können.

    Aber wir müssen vor allem auch dazu beitragen, dass
    überall auf der Welt Politiker agieren, die sich am Ge-
    meinwohl orientieren und nicht nur an die eigene Zu-
    kunft denken. Deswegen brauchen wir eine unter dem
    Gesichtspunkt der Rechtsstaatlichkeit funktionierende
    Verwaltung, die nach Recht und Gesetz arbeitet, eine un-
    abhängige Justiz und freie Medien. Je besser das ge-
    währleistet werden kann, desto eher kann sich ein Land
    entwickeln. Dann kann es auch nach Konflikten zu Dia-
    log und Aussöhnung kommen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Die Übergangshilfe unseres Hauses, die ich angespro-
    chen habe, soll die Lücke zwischen der humanitären So-
    forthilfe des Auswärtigen Amtes und der längerfristig
    angelegten Entwicklungszusammenarbeit schließen;
    denn es gibt Regionen, in denen wir mit den klassischen
    Instrumenten der technischen und finanziellen Zusam-
    menarbeit nicht mehr oder noch nicht arbeiten können.
    Da wird diese Übergangshilfe relevant, die schnell sicht-
    bar ist und mit der der Grundstein für längerfristige Ar-
    beit gelegt werden soll. Wir unterstützen beispielsweise
    die Flüchtlinge aufnehmenden Gemeinden im Nordirak
    durch den Aufbau von Bildungs- und Gesundheitsein-
    richtungen und durch Hilfen für die traumatisierten
    Opfer von Terror und Gewalt in dieser Region.





    Parl. Staatssekretär Thomas Silberhorn


    (A) (C)



    (D)(B)

    Wir wollen diese Möglichkeiten der Übergangshilfe
    ausbauen. Wir reagieren damit auch auf die aktuellen
    Krisen im Nahen Osten, in Westafrika und in der
    Ukraine mit einem neuen Infrastrukturprogramm. Damit
    wollen wir kurzfristige Maßnahmen wie die Schaffung
    von Unterkünften für Flüchtlinge mit mittelfristigen
    Maßnahmen kombinieren, zum Beispiel mit dem Auf-
    bau von Berufsbildungszentren.

    Wir haben aus der Ebolaepidemie gelernt, dass wir
    ein gutes Frühwarnsystem benötigen und dass wir dann
    aber auch schnell und entschlossen handeln müssen.
    Deswegen prüfen wir zurzeit, wie wir die humanitäre
    Hilfe durch unsere bestehenden Strukturen der Entwick-
    lungszusammenarbeit am besten unterstützen können.
    Wir teilen das gemeinsame Anliegen unter dem Arbeits-
    titel „Weißhelme“, hier unsere Zusammenarbeit zu ver-
    tiefen und dafür zu sorgen, dass wir in einem solchen
    Notfall Personal, Material, aber auch die benötigten
    finanziellen Ressourcen rechtzeitig und ausreichend be-
    reitstellen können.

    Auch in Nepal wollen wir unsere Strukturen der Ent-
    wicklungszusammenarbeit nutzen, um diesem Land bei
    der Bewältigung der Folgen dieses schweren Erdbebens
    zu helfen. Unsere Experten sind vor Ort und zusammen
    mit dem Krisenstab der Botschaft gerade dabei, die Prio-
    ritäten für den Wiederaufbau zu ermitteln. Dazu zählt die
    Rehabilitierung von Gesundheitsstationen und Kranken-
    häusern. Es muss jetzt vor allem für Strom und Wasser
    gesorgt werden, damit den Patienten geholfen werden
    kann. Wir arbeiten in Nepal seit vielen Jahren im Sektor
    Gesundheit mit der dortigen Regierung zusammen.
    Diese Erfahrung und dieses Vertrauen, das wir dort ha-
    ben, wollen wir jetzt nutzen, um wirksam und schnell
    helfen zu können.

    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich mit dem
    Hinweis schließen, dass die Regierungen unserer Part-
    nerländer natürlich immer zuerst in der Pflicht stehen,
    für ihre Bevölkerung das Nötige zu tun. Wir können
    dazu einen Beitrag leisten, indem wir schnell helfen,
    wenn es darum geht, Leben zu retten, und indem wir
    mittel- und langfristig dazu beitragen, die Ursachen von
    Krisen und Armut anzugehen. Insofern müssen alle
    Hand in Hand arbeiten, um die Krisen der Welt zu be-
    wältigen oder – besser – künftig zu verhindern und zu
    vermeiden.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Thomas Silberhorn. – Nächster Redner:

Tom Koenigs für Bündnis 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Tom Koenigs


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Humanitäre Hilfe ist Ausdruck ethischer Verant-
    wortung für Menschen in Not. Gemeinplätze wie diesen
    findet man in dieser Debatte häufig. Auch der Bericht ist
    nicht frei davon. Die Beschlussempfehlung, die Sie uns
    aber hier vorlegen, ist praktisch voll von solchen Sprü-
    chen. Das kann man nicht lesen. Lassen Sie doch da mal
    einen Praktikanten ran, der das redaktionell überarbeitet.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Der Bericht … geht sehr problemorientiert auf die
    wachsenden globalen Herausforderungen und die
    damit verbundenen strategischen Überlegungen ein.

    Oder:

    Eine nachhaltige Qualitätssteigerung ist – insbeson-
    dere was die Zusammenarbeit mit internationalen
    Partnern, die Einbindung lokaler Kräfte sowie die
    Koordinierung der vielfältigen Aktivitäten anbe-
    langt – ein umfassender Prozess, an dem die Bun-
    desregierung bis heute arbeitet.

    Donnerwetter! Das sollen wir beschließen?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Dabei ist der Bericht gar nicht so schlecht. Vor allem
    war unsere Anhörung im Ausschuss für Menschenrechte
    und Humanitäre Hilfe gut.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir haben in der Anhörung doch sehr deutlich und nicht
    in Form von Gemeinplätzen vor allem vier Ergebnisse
    produziert.

    Erstens. Die humanitäre Hilfe und die Soforthilfe
    müssen sich auf lokale Partner stützen und dazu führen,
    dass die lokalen Partner stärker werden. Das ist die stra-
    tegische Ausrichtung. Die humanitäre Hilfe muss sich
    auf die lokale Bewältigungskompetenz auswirken; das
    ist das Erste. Das Wiedererstarken der lokalen Selbstver-
    sorgungsmöglichkeiten würde auch eine Antwort auf die
    immer größer werdenden Bedarfe und die immer gerin-
    ger werdenden Finanzmittel sein. Hier müssen wir dann
    auch kontrollieren, ob das durch die Maßnahmen er-
    reicht wurde.

    Zum Zweiten. 78 Millionen Menschen brauchen akute
    Nothilfe. Der globale Bedarf im Consolidated Appeal
    Process von OCHA ist für das Jahr 2015 auf 16,4 Mil-
    liarden US-Dollar festgelegt worden. Wir fordern im
    Haushaltsverfahren immer wieder mehr Mittel für die
    humanitäre Hilfe. Stellen Sie vom Finanzministerium
    diese doch bitte von vornherein in den Haushalt ein, und
    warten Sie nicht, um später über komplizierte Prozesse
    dann irgendwie gnädigerweise über das Haus noch etwas
    hinzuzugeben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Frank Schwabe [SPD]: Das haben wir alles gemacht!)


    In der Realität ist es dann letzten Endes so, dass der
    große Onkel aus dem BMZ kommt und großzügig noch
    ein paar Millionen verspricht; denn die Koordination
    zwischen Auswärtigem Amt und BMZ ist nicht so gut,
    wie Sie sie immer beschreien. Sie sagen das so oft
    – auch der Staatssekretär –, dass man es gar nicht glau-
    ben kann.





    Tom Koenigs


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall des Abg. Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE])


    Es ist zwar so, dass der Entwicklungshilfeminister die
    großen Versprechungen in der Ukraine und in Jordanien
    macht, die Strategie aber muss nach wie vor das Aus-
    wärtige Amt machen. Da ist meines Erachtens noch viel
    Room for Improvement.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das Dritte: „Aid effectiveness“ oder „Mit wenigen
    Mitteln mehr erreichen“. Das ist ein Riesenthema, auch
    des Weltgipfels 2016. Ich würde mir wünschen, dass die
    Bundesregierung das Parlament schon im Vorfeld aktiv
    beteiligt und bei diesem Kongress auch wirklich aktiv ist
    und nicht immer fragt, was diese oder jene sagen, um
    dann den Mittelweg zu gehen. Da ist wirklich Protago-
    nismus notwendig.


    (Beifall des Abg. Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE])


    Dazu braucht man aber ein kontinuierliches, unabhängi-
    ges Evaluationssystem der humanitären Hilfe; denn so
    etwas Fabelhaftes wie humanitäre Hilfe kann man auch
    evaluieren. Man kann fragen: War es denn wirklich so
    fabelhaft?

    Das Vierte – Frau Höger hat es schon angesprochen –:
    das Verhältnis von humanitärer Hilfe und Militär. Dies
    ist der einzige Punkt, an dem das Ganze einmal ein biss-
    chen konkret wird. Es geht nicht, dass das immer wieder
    vermischt wird. Sagen Sie nicht, Sie täten es nicht. Man
    findet immer wieder Aussagen wie: Ja, notfalls steht ja
    auch das Militär zur Verfügung. – Damit gefährden Sie
    die Hilfsorganisationen. Damit gefährden Sie die Leute
    vor Ort. Es kann auch nicht sein, dass dieselben Bundes-
    wehrmaschinen mal Waffen und dann mal wieder huma-
    nitäre Güter transportieren. Es kann auch nicht sein, dass
    uns hier ein Mandat für eine Mission – „Ausbildungsun-
    terstützung der Sicherheitskräfte der Regierung der Re-
    gion Kurdistan-Irak und der irakischen Streitkräfte“,
    Drucksache 18/3561 –, die ja an sich sehr lobenswert ist,
    vorgelegt wird, in dem die Streitkräfte unter anderem
    folgende Aufgabe – ich zitiere mit der Genehmigung der
    Präsidentin – haben:

    Bedarfsweise Koordination und Durchführung von
    Lieferungen humanitärer Hilfsgüter und militäri-
    scher Ausrüstung in den Nordirak.

    Das gefährdet ganz explizit die Helfer vor Ort. Das muss
    man wissen. Das ist eines der großen Probleme. Der Zu-
    gang wird immer schwieriger. In Syrien sagt uns das
    nicht nur das Rote Kreuz, sondern jede Helferin und je-
    der Helfer. Das kann man auch in der Zeitung lesen. Im
    Jahr 2013 sind 155 Helferinnen und Helfer gestorben, es
    sind 171 verwundet worden und 134 entführt worden.
    Das ist das Problem. Darüber muss man konkret reden.

    Es sind nicht nur die Non State Actors, die Milizen
    oder ähnliche Gruppen, die dort tätig sind und sich nicht
    an das humanitäre Völkerrecht halten, sondern auch die
    Staaten. Saudi-Arabien zerstört im Augenblick den für
    humanitäre Hilfe im Jemen unglaublich wichtigen Flug-
    hafen von Sanaa, übrigens auch mit unseren Waffen, die
    wir dorthin exportiert haben, weil wir alle die Wirtschaft
    fördern. Das muss aufhören. Das ist eine Vermischung
    von humanitärer Hilfe und Militär.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie der Abg. Dr. Ute Finckh-Krämer [SPD])


    Jetzt komme ich zur Koordinierung. Der Herr Staats-
    sekretär hat sie schon angesprochen. Wir sind bei Ebola
    zu spät gekommen, auch die WHO ist zu spät gekom-
    men. Jetzt wird aber nicht gesagt: „Dann stärken wir die
    WHO“, sondern es werden Gott weiß wie viele Parallel-
    organisationen konzipiert: Weißhelme, Gelbhelme, Grün-
    helme, Rothelme. Dann wird gesagt, man sollte auch ei-
    nen International Health Emergency Response Fund bei
    der Weltbank etablieren. Warum soll man denn nicht in-
    nerhalb der WHO arbeiten, die WHO besser machen und
    die WHO stärken?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Da sind wir immer sehr zaghaft. Wir sind eines der wich-
    tigsten, eines der stärksten und auch finanzstärksten Mit-
    glieder der WHO. Wir sollten uns bitte einmal um klare
    Äußerungen bemühen;


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der LINKEN)


    denn humanitäre Hilfe bedeutet auch, für die humanitäre
    Hilfe und für die Bedürftigen zu streiten. Das ist ein akti-
    ver Prozess, in den wir unsere Fähigkeiten und Emotio-
    nen einbringen sollten; allgemeine Sprüche und große
    Diskurse helfen nicht weiter.

    Es gibt eine letzte Frage, die wir uns wirklich stellen
    müssen. Wir sehen es am Beispiel von Nepal wieder.
    Dort sind Hilfsorganisationen aus 28 europäischen Län-
    dern tätig. Warum gelingt es uns eigentlich nicht, wo wir
    uns doch über alle Parteien und alle 28 europäischen
    Staaten hinweg einig sind, eine gemeinsame humanitäre
    Hilfe mit abgestimmten und starken gemeinsamen Ak-
    tionen zu konzipieren?

    Wir sprechen vom gemeinsamen auswärtigen Dienst
    – das bekommen wir schon nicht hin –, wir sprechen von
    gemeinsamer Sicherheitspolitik – die bekommen wir
    überhaupt nicht hin –, bei der humanitären Hilfe könnten
    wir eine Gemeinsamkeit vielleicht hinbekommen. Das
    wäre des Schweißes der Edlen wert.

    Vielen Dank.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)