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ID1808502700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/85 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 85. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 I n h a l t : Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8009 A Absetzung der Tagesordnungspunkte 6 und 15 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8009 C Würdigung von Bundespräsident Richard von Weizäcker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8009 D Tagesordnungspunkt 3: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Modernisierung der Finanz- aufsicht über Versicherungen Drucksachen 18/2956, 18/3252, 18/3900 . . . . 8010 D Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8011 A Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 8012 D Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8014 C Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8016 C Dr. Michael Meister, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8018 C Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8020 B Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . 8020 D Cansel Kiziltepe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8021 D Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 8023 A Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8024 D Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8025 C Anja Karliczek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8026 B Tagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Brigitte Pothmer, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Für ein modernes Einwanderungsgesetz Drucksache 18/3915 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8029 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8029 A Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8031 A Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8033 A Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8034 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 8036 B Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8036 D Dr. Daniela De Ridder (SPD) . . . . . . . . . . 8038 B Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8039 C Aydan Özoğuz, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8040 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8042 D Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8043 B Helmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8044 D Josip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8046 C Andrea Lindholz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8048 A Nina Warken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8049 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 Tagesordnungspunkt 5: Vereinbarte Debatte: Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission 2015 . . . . . . . . . 8051 D Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8051 D Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8053 B Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8054 C Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8056 A Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 8057 A Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 8058 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8059 A Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8060 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8060 D Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8061 B Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 8062 A Gabriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 8062 C Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8063 C Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 8064 D Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8066 A Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8066 B Katrin Albsteiger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8067 D Tagesordnungspunkt 21: a) Antrag der Abgeordneten Stephan Kühn (Dresden), Lisa Paus, Matthias Gastel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Elektromo- bilität entschlossen fördern – Chance für eine zukunftsfähige Mobilität nutzen Drucksache 18/3912 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8068 D b) Beratung der Unterrichtung durch den Deutschen Ethikrat: Stellungnahme des Deutschen Ethikrates: Biosicherheit – Freiheit und Verantwortung in der Wis- senschaft Drucksache 18/1380 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8068 D Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Dr. Valerie Wilms, Luise Amtsberg, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Transparenz herstel- len und Verhandlungen über den Ausstieg aus dem Staatsvertrag über den Bau einer festen Fehmarnbelt-Querung aufnehmen Drucksache 18/3917 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8069 A Tagesordnungspunkt 22: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Kultur und Medien zu dem An- trag der Abgeordneten Marco Wanderwitz, Ute Bertram, Michael Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Siegmund Ehrmann, Burkhard Blienert, Marco Bülow, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die Welt neu denken – Der 100. Jahrestag der Gründung des Bau- hauses im Jahre 2019 Drucksachen 18/3727, 18/3911 . . . . . . . . . 8069 B b)–f) Beratung der Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersich- ten 144, 145, 146, 147 und 148 zu Peti- tionen Drucksachen 18/3844, 18/3845, 18/3846, 18/3847, 18/3848. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8069 C Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Teilumsetzung der Energie- effizienzrichtlinie und zur Verschiebung des Außerkrafttretens des § 47 g Absatz 2 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschrän- kungen Drucksachen 18/3373, 18/3788, 18/3934 . . . 8069 D Dr. Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8070 A Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 8071 D Dr. Herlind Gundelach (CDU/CSU) . . . . . . . 8071 D Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8074 C Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8075 C Tagesordnungspunkt 7: a) Antrag der Abgeordneten Susanna Karawanskij, Kerstin Kassner, Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Einstieg in die Weiterent- wicklung der Gewerbesteuer zu einer Gemeindewirtschaftsteuer – Freie Be- rufe in die Gewerbesteuerpflicht einbe- ziehen Drucksache 18/3838 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8077 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Susanna Karawanskij, Kerstin Kassner, Klaus Ernst, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion DIE LINKE: Ge- meindewirtschaftsteuer einführen – Kom- munalfinanzen stärken Drucksachen 18/1094, 18/2929 . . . . . . . . 8077 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 III Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 8077 C Philipp Graf Lerchenfeld (CDU/CSU) . . . . . . 8078 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8080 B Bernhard Daldrup (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 8081 C Margaret Horb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8083 A Frank Junge (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8084 D Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an der Militärmission der Europäi- schen Union als Beitrag zur Ausbildung der malischen Streitkräfte (EUTM Mali) auf Grundlage des Ersuchens der mali- schen Regierung sowie der Beschlüsse 2013/34/GASP und 2013/87/GASP des Ra- tes der Europäischen Union (EU) vom 17. Januar 2013 und vom 18. Februar 2013 in Verbindung mit den Resolutionen 2071 (2012), 2085 (2012), 2100 (2013) des Sicher- heitsrates der Vereinten Nationen sowie 2164 (2014) vom 25. Juni 2014 Drucksache 18/3836 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8086 A Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8086 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8087 A Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8088 A Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8089 B Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8090 C Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 8091 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 8092 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jürgen Trittin, Dr. Frithjof Schmidt, Omid Nouripour, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Den Deutschen Bundestag in die Entscheidung über die neue schnelle NATO-Eingreiftruppe einbe- ziehen Drucksache 18/3922 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8093 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Gehrcke, Dr. Alexander S. Neu, Jan van Aken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Demilitarisierung statt Eskalation – Keine NATO-Eingreiftruppe im Osten Europas Drucksache 18/3913 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8093 A Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8093 B Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . 8094 B Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 8095 B Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8096 D Wilfried Lorenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 8098 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 8099 D Wilfried Lorenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 8100 B Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 8100 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8101 D Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 8102 B Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 8102 B Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8102 C Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 8103 D Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8104 A Tagesordnungspunkt 12: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Baukulturbericht 2014/15 der Bundesstif- tung Baukultur und Stellungnahme der Bundesregierung Drucksache 18/3020 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8104 B Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8104 C Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 8105 C Volkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU) . . . 8107 A Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8108 B Ulrich Hampel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8109 C Kai Wegner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 8110 B Tagesordnungspunkt 11: a) Antrag der Abgeordneten Jan Korte, Ulla Jelpke, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Finanzielle Anerkennung von NS-Un- recht für sowjetische Kriegsgefangene Drucksache 18/3316 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8111 D b) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Claudia Roth (Augsburg), Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Anerkennung der an den ehema- ligen sowjetischen Kriegsgefangenen begangenen Verbrechen als nationalso- IV Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 zialistisches Unrecht und Gewährung eines symbolischen finanziellen Aner- kennungsbetrages für diese Opfer- gruppe Drucksache 18/2694 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8111 D Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8112 A Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 8112 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8113 D Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 8115 A Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 8116 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8117 B Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8117 C Tagesordnungspunkt 14: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Energie zu der Verordnung der Bundesregierung: Verord- nung zur Weiterentwicklung des bundes- weiten Ausgleichsmechanismus nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz und zur Än- derung anderer Verordnungen Drucksachen 18/3416, 18/3482 Nr. 2, 18/3935 8118 A Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8118 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 8119 B Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8120 A Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8121 A Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8122 A Tagesordnungspunkt 13: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Verkehr und digitale Infrastruktur zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Valerie Wilms, Beate Walter-Rosenheimer, Harald Ebner, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Maritime Ausbildung in Kooperation mit den Küs- tenländern neu ausrichten Drucksachen 18/2748, 18/3895 . . . . . . . . . . . 8123 C Hans-Werner Kammer (CDU/CSU) . . . . . . . 8123 D Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8124 D Dr. Birgit Malecha-Nissen (SPD) . . . . . . . . . 8125 C Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8126 D Alexandra Dinges-Dierig (CDU/CSU) . . . . . 8127 D Tagesordnungspunkt 9: b) Antrag der Abgeordneten Niema Movassat, Dr. Axel Troost, Wolfgang Gehrcke, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Für ein internationales Staaten- insolvenzverfahren Drucksache 18/3743 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8129 B a) Antrag der Abgeordneten Uwe Kekeritz, Dr. Gerhard Schick, Annalena Baerbock, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Resolution der Vereinten Nationen für ein multila- terales Rahmenwerk zur Restrukturie- rung von Staatsschulden umsetzen – Jetzt aktiv den Arbeitsprozess der Ver- einten Nationen mitgestalten Drucksache 18/3916 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8129 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8129 C Dr. Philipp Murmann (CDU/CSU) . . . . . . . . 8130 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . 8131 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8132 C Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8133 D Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . 8135 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8135 B Dr. Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 8136 B Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8137 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 8139 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 8009 (A) (C) (D)(B) 85. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 8139 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 05.02.2015 Baehrens, Heike SPD 05.02.2015 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 05.02.2015 Bulmahn, Edelgard SPD 05.02.2015 Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 05.02.2015 Ernst, Klaus DIE LINKE 05.02.2015 Freitag, Dagmar SPD 05.02.2015 Gerster, Martin SPD 05.02.2015 Heinrich, Gabriela SPD 05.02.2015 Henn, Heidtrud SPD 05.02.2015 Hintze, Peter CDU/CSU 05.02.2015 Dr. Hoppenstedt, Hendrik CDU/CSU 05.02.2015 Jung, Xaver CDU/CSU 05.02.2015 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 05.02.2015 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 05.02.2015 Dr. von der Leyen, Ursula CDU/CSU 05.02.2015 Möhring, Cornelia DIE LINKE 05.02.2015 Monstadt, Dietrich CDU/CSU 05.02.2015 Post (Minden), Achim SPD 05.02.2015 Radomski, Kerstin CDU/CSU 05.02.2015 Rohde, Dennis SPD 05.02.2015 Röspel, René SPD 05.02.2015 Rützel, Bernd SPD 05.02.2015 Schimke, Jana CDU/CSU 05.02.2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 05.02.2015 Schneider (Erfurt), Carsten SPD 05.02.2015 Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 05.02.2015 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 05.02.2015 Strothmann, Lena CDU/CSU 05.02.2015 Vaatz, Arnold CDU/CSU 05.02.2015 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 05.02.2015 Weber, Gabi SPD 05.02.2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 85. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 3 Finanzaufsicht über Versicherungen TOP 4 Modernes Einwanderungsrecht TOP 5 Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission 2015 TOP 21, ZP 1 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 22 Abschließende Beratungen ohne Aussprache TOP 8 Teilumsetzung der Energieeffizienzrichtlinie TOP 7 Weiterentwicklung der Gewerbesteuer TOP 10 Bundeswehreinsatz in Mali (EUTM Mali) ZP 2 u. 3 NATO-Eingreiftruppe TOP 12 Baukulturbericht 2014/15 TOP 11 Entschädigung für sowjetische Kriegsgefangene TOP 14 Ausgleichsmechanismus nach dem EEG TOP 13 Maritime Ausbildung TOP 9 VN-Resolution zur Staateninsolvenz Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Ich schließe die Aussprache.

    Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
    desregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur
    Modernisierung der Finanzaufsicht über Versicherungen.
    Der Finanzausschuss empfiehlt in seiner Beschlussemp-
    fehlung auf der Drucksache 18/3900, den Gesetzentwurf
    der Bundesregierung auf den Drucksachen 18/2956 und
    18/3252 in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte
    diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfas-
    sung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer ist
    dagegen? – Wer enthält sich? – Damit ist der Gesetzent-
    wurf mit der Mehrheit der Koalitionsfraktionen in zweiter
    Beratung angenommen.

    Wir kommen zur

    dritten Beratung

    und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
    Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
    Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich der Stimme? –
    Damit ist der Gesetzentwurf mit den Stimmen der Koali-
    tionsfraktionen gegen die Stimmen der Fraktion Die
    Linke bei Enthaltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
    nen angenommen.

    Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie-
    ßungsantrag der Fraktion Die Linke auf der Drucksache
    18/3924. Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? –
    Nach einigem Zögern die gesamte Fraktion der Linken.
    Wer stimmt gegen diesen Entschließungsantrag? – Wer
    enthält sich der Stimme? – Damit ist dieser Entschlie-
    ßungsantrag mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen
    bei Enthaltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ab-
    gelehnt.





    Präsident Dr. Norbert Lammert


    (A) (C)



    (D)(B)

    Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 4:

    Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker
    Beck (Köln), Brigitte Pothmer, Luise Amtsberg,
    weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
    NIS 90/DIE GRÜNEN

    Für ein modernes Einwanderungsgesetz

    Drucksache 18/3915
    Überweisungsvorschlag:
    Innenausschuss (f)

    Ausschuss für Wirtschaft und Energie
    Ausschuss für Arbeit und Soziales
    Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
    Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
    Ausschuss für Bildung, Forschung und
    Technikfolgenabschätzung
    Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

    Dieser angekündigte Titel führt zur Einwanderung
    und Auswanderung verschiedener Kolleginnen und Kol-
    legen aus dem Plenarsaal. Sobald sich das neu sortiert
    hat, eröffne ich die Aussprache. Vorher frage ich, ob es
    Einvernehmen gibt, dass die Aussprache zu diesem Ta-
    gesordnungspunkt wiederum 96 Minuten umfassen soll. –
    Das ist offensichtlich der Fall, wenn auch möglicher-
    weise gar nicht nötig. Wie auch immer, das diskutieren
    wir immer wieder aufs Neue.

    Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort der
    Kollegin Katrin Göring-Eckardt für die Fraktion Bünd-
    nis 90/Die Grünen.


    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    „Deutschland ist kein Einwanderungsland“: Dieser Satz,
    den Helmut Kohl 1991 gesagt hat, hatte eine ziemlich
    lange politische Halbwertszeit. Er hat die Diskussion
    über Einwanderung vergiftet und am Nachdenken gehin-
    dert. Es gab ein Denkverbot in Bezug auf Regeln, unter
    denen Menschen anderer Nationen, Ethnien und Religio-
    nen einwandern, und in Bezug auf Ideen, wie wir eine
    offene Gesellschaft – natürlich auf dem Boden des
    Grundgesetzes – organisieren können.

    Übrigens: Als Helmut Kohl diesen Satz sagte, waren
    gerade 18 Millionen Ostdeutsche, so wie ich, zu verkraf-
    ten gewesen, und es waren viele Aussiedler und Spätaus-
    siedler, Menschen jenseits der Oder-Neiße-Grenze, zu
    uns gekommen.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das finden wir immer noch toll!)


    Historisch gesehen war Deutschland seit 1945 eigent-
    lich immer ein Einwanderungsland:


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Nach Kriegsende kamen Flüchtlinge und Vertriebene
    aus den Ostgebieten und nach 1949 Flüchtlinge aus der
    DDR. 1955 hat Deutschland das erste Anwerbeabkom-
    men mit Italien und nach 1960 mit Spanien, Portugal,
    Griechenland, der Türkei und sogar mit Südkorea ge-
    schlossen. Auch der 1973 vom SPD-Arbeitsminister un-
    terzeichnete Anwerbestopp war nichts anderes als ein
    kleiner Zwischenhalt. Über die Europäische Union
    konnten bald Italiener, Spanier und Portugiesen als
    Unionsbürger nach Deutschland kommen.

    Die ganze Zeit wurde aber gesagt, Deutschland sei
    kein Einwanderungsland. Wenn man so redet, dann hat
    das Konsequenzen. Alle sehen die Unterschiede zwi-
    schen Schein und Sein. In den 90er-Jahren ist es im Hin-
    blick auf die Migration deshalb zu einer Polarisierung
    gekommen, die in der Pegida-Bewegung so etwas wie
    eine späte Sumpfblüte erlebt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Rassismus hat es in der Bundesrepublik immer gege-
    ben. Seitdem in den Medien aber Sätze wie: „Man hat ja
    nichts gegen Ausländer, aber …“, wieder öffentlich ge-
    sagt werden können, hat sich die Zahl der fremdenfeind-
    lichen Übergriffe in Deutschland verdreifacht. Meine
    Damen und Herren, wir sind ein Einwanderungsland
    ohne „Aber“.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Wir sind ein Land, in dem das Recht auf Asyl gilt, und
    zwar erst recht ohne jedes „Aber“.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Wahr ist auch, dass der größte Teil unserer Gesell-
    schaft heute viel offener und einladender als vor 25 Jah-
    ren ist. Ja, auch wir Grüne haben uns verändert. Die Mi-
    grantinnen und Migranten haben Rechte, aber eben auch
    Pflichten; das ist klar. Integration muss von allen Seiten
    geleistet werden. Ich sage das an die Adresse der Union,
    der SPD und auch derjenigen bei uns selbst, die den al-
    ten Frontstellungen immer noch nachhängen: Die Le-
    benslüge von damals und alle daraus folgenden Ideolo-
    gien haben wir viel zu lange mit uns herumgeschleppt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Es reicht nicht, sich jetzt davon zu distanzieren und
    zuzugeben: Na gut, Deutschland ist doch ein Einwande-
    rungsland. Es reicht in diesem Fall auch nicht, einfach
    die Realitäten anzuerkennen, sondern wir müssen sie ge-
    stalten. Nein, Herr Scheuer, das ist nicht wie Sand in der
    Sahara. Deutschland ohne Einwanderer ist wie das Okto-
    berfest ohne Dirndl.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Herr Scheuer, wir schaufeln auch nicht den Sand in die
    Sahara, sondern Sie schaufeln den Sand in das Getriebe
    der deutschen Wirtschaft. Kommen Sie in der CSU raus
    aus Ihrer Ecke und machen Sie endlich mit – für ein mo-
    dernes Einwanderungsland!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)






    Katrin Göring-Eckardt


    (A) (C)



    (D)(B)

    Es geht darum, dass wir für diejenigen, die hier sind
    – wann immer sie hierhergekommen sind –, und für die-
    jenigen, die zu uns kommen – ohne Unterschied, warum
    und woher –, ein Heimatland werden. Deutschland
    braucht pro Jahr 300 000 Einwanderer. Das sagen alle
    Experten übereinstimmend. Wir brauchen ein echtes
    Einwanderungsgesetz und kein Einwanderungsverhinde-
    rungsgesetz.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir brauchen Kriterien. Wir brauchen das Recht auf
    Staatsbürgerschaft mit der Geburt. Das ist für uns selbst-
    verständlich. So buchstabieren wir Willkommen. Wer
    hier geboren ist, ist auch Deutsche oder Deutscher,
    meine Damen und Herren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Wir müssen uns auf globale Beschäftigte einstellen,
    die dieses Jahr hier und nächstes Jahr in Australien ar-
    beiten. Dem syrischen Arzt oder der eritreischen Pflege-
    kraft, die als Flüchtlinge hierherkamen, muss nicht nur
    ermöglicht werden, hier zu arbeiten, sondern als echter
    Einwanderer und echte Einwanderin auch die deutsche
    Staatsbürgerschaft zu erhalten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Deswegen sagen wir: Kriterienbasierte Einwanderung
    darf kein starres System, kein Dauerkatalog und übri-
    gens auch keine „Ordre de Mutti“ werden. Es geht da-
    rum, zusammen über Auswahlkriterien und Gewichtung
    der Punkte eine jährliche Anpassung vorzunehmen und
    darüber jedes Mal im Deutschen Bundestag zu diskutie-
    ren.

    Ein Einwanderungsgesetz ist aber auch eine doppelte
    Verpflichtung. Es bedeutet nämlich, sich um Migration
    und Integration bzw. um das echte Zusammenleben zu
    kümmern. Das gilt für diejenigen, die schon im Land
    sind, wie auch für die, die noch kommen. Es geht um
    Zugang zu Bildung ohne Diskriminierung und um Ar-
    beit. Solange jemand, der Can Erdal heißt, bei der Woh-
    nungssuche immer noch behauptet, er sei Kai Schuster,
    stimmt etwas nicht in diesem Land.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Solange eine Frau, die Mürvet heißt, schon bei Eingang
    der Bewerbung aussortiert wird, ohne dass ihr Lebens-
    lauf und die Zeugnisse auch nur angeschaut werden,
    stimmt etwas ganz eindeutig nicht in diesem Land. Das
    zu ändern, ist die Aufgabe, vor der wir stehen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Jetzt sagt auch der Bundesinnenminister, dass wir
    kein Einwanderungsgesetz brauchen. Wer hochqualifi-
    ziert sei, könne doch kommen. Die Bundesregierung hat
    in der Tat eine ganze Menge kleine Türen aufgemacht.
    Ein paar Tausend sind auch gekommen. Die Bundes-
    agentur für Arbeit gibt dazu eine Hilfe heraus: 26 eng
    bedruckte Seiten. Auf diesen 26 Seiten werden 7 ver-
    schiedene Aufenthaltstitel erklärt. Es werden Ausnah-
    men für Schweizer und Kroaten aufgelistet. Es wird
    definiert, was Mangelberufe, Aufenthalts- und Nieder-
    lassungserlaubnis sind. Und so weiter. Wahrscheinlich
    hätten wir alle auch Schwierigkeiten, da durchzusteigen,
    und am Schluss wüssten wir nicht, was für uns zutrifft.

    Meine Damen und Herren, wenn man jemanden an-
    werben und einladen will, dann verbreitet man nicht
    26 Seiten, sondern man macht daraus eine Seite mit der
    Überschrift „Kommen Sie zu uns!“.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Dass man einen Arbeitsplatz nachweisen muss, ist in-
    zwischen überholt. Das ist lebensfremd. Die im Thürin-
    ger Wald dringend benötigte Pflegekraft wird sich dort
    nicht bewerben, weil sie den schönen Ort Tabarz gar
    nicht kennt. Wenn man einen Beruf hat, der hier ge-
    braucht wird, dann muss man hierherkommen können
    und Punkt, meine Damen und Herren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Deutschland ist derzeit theoretisch das zweitattrak-
    tivste Land für Einwanderung weltweit. Praktisch attes-
    tiert uns die OECD wegen der bürokratischen Hürden,
    das deutsche Zuwanderungssystem sei – ich zitiere –
    „Anwerbestopp mit Ausnahmen“. Wir müssen dringend
    die Perspektive ändern. Viele kleine Türen müssen zu
    großen Toren werden, bei denen am Einlassschild ables-
    bar ist, welche klar definierten Voraussetzungen für Mi-
    gration gelten. Dann wird dieses Land reicher und viel-
    fältiger, und es wird mit ziemlicher Sicherheit auch
    erfolgreicher.

    Dann werden wir gemeinsam ein anderes Land, und
    zwar eines, in dem wir uns alle zu Hause fühlen und in
    dem wir uns gegenseitig für unsere Herkunftsgeschichte
    interessieren, aber auch wissen: Eine Zukunft haben wir
    gemeinsam. Das meine ich, wenn ich sage: So verstehe
    ich Heimat.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Deswegen fordere ich Sie auf: Machen Sie Schluss
    mit den Lebenslügen! Machen Sie Schluss mit der Büro-
    kratie! Hören Sie auf mit dem kleinkarierten Streit in der
    Koalition! Jetzt ist der richtige Moment. Die Bevölke-
    rung ist in ihrer übergroßen Mehrheit längst so weit.


    (Zuruf von der SPD: Na ja!)


    Die Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften und Kirchen:
    Alle sind bereit. Wir sollten uns an die Spitze der Bewe-
    gung stellen.

    Schluss mit Zaudern und Zögern! Schluss mit Sahara-
    Vergleichen! Legen wir los und sorgen für ein modernes
    Einwanderungsland!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)







    (A) (C)



    (D)(B)



Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Katrin Göring-Eckardt. – Schönen gu-

ten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Guten
Morgen, liebe Gäste auf der Tribüne! – Nächster Redner
ist für die Bundesregierung Dr. Ole Schröder.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


D
  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ole Schröder


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)



    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
    Herren! In den letzten Wochen wurde von verschiedenen
    Seiten die Forderung nach einem Einwanderungsgesetz
    erhoben. Was die Zielrichtung eines solchen Gesetzes
    sein soll, blieb dabei weithin unklar. Wenn man sich an-
    schaut, wer alles diese Forderung erhoben hat, wird ei-
    nes ganz deutlich: Mit der Forderung nach einem Ein-
    wanderungsgesetz werden ganz unterschiedliche Ziele
    verbunden. Die einen verbinden mit einem solchen
    neuen Gesetz eher eine Beschränkung der jetzigen Zu-
    wanderungsregelungen. Andere stellen sich dabei eher
    eine massive Ausweitung der Regelungen vor.

    Die Frage, die es also zu beantworten gilt, lautet: Was
    brauchen wir, und was haben wir schon? In dem Antrag
    der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen heißt es hierzu:

    Die Bundesrepublik Deutschland braucht ein Ge-
    setz, das Einwanderung in ihrem wirtschaftlichen
    und arbeitsmarktpolitischen Interesse ermöglicht
    und zugleich ihrer menschenrechtlichen Verantwor-
    tung gerecht wird.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das haben wir schon!)


    Ich denke, jeder hier im Saal wird dem zustimmen
    können. Wir brauchen eine nach den wirtschaftlichen
    und arbeitsmarktpolitischen Interessen gesteuerte Zu-
    wanderung. Gleichzeitig ist es natürlich notwendig, die
    Aufnahme- und Integrationsbereitschaft des Landes zu
    berücksichtigen.


    (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man kann sie auch gestalten! Das ist ja kein Schicksal!)


    Mit Blick auf den demografischen Wandel bedeutet das,
    dass wir uns vor allem um Fachkräfte aus anderen Staa-
    ten außerhalb der EU bemühen müssen. Gleichzeitig
    muss Deutschland natürlich seiner humanitären Verant-
    wortung gerecht werden. Wer nun einen Blick in § 1 Ab-
    satz 1 des geltenden Aufenthaltsgesetzes wirft, wird fest-
    stellen, dass genau das bereits Gegenstand des geltenden
    Aufenthaltsgesetzes ist. Deutschland hat bereits ein
    Gesetz, das genau regelt, wer unter welchen Vorausset-
    zungen nach Deutschland kommen kann und einen Auf-
    enthaltstitel erhält. Das schließt die Arbeitsmigration
    ebenso ein wie Ausbildung und Studium, den Familien-
    nachzug sowie den Aufenthalt aus humanitären Grün-
    den.
    Mit unserer jetzigen Regelung ist es auch möglich,
    flexibel auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes zu re-
    agieren, aber auch die langfristigen Entwicklungen im
    Blick zu behalten. Wir haben erst vor kurzem die Blaue
    Karte EU für Hochqualifizierte eingeführt. Die Blaue
    Karte EU wird sehr schnell in einem unbürokratischen
    Verfahren vergeben. Das ist der Grund, weshalb sich
    diese Blaue Karte hier in Deutschland zu einem Erfolgs-
    modell entwickelt hat.


    (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie viele waren es?)


    Mit dem Visum zur Arbeitsplatzsuche ermöglichen wir
    Fachkräften, nach Deutschland zu kommen, um hier
    zum Beispiel Bewerbungsgespräche zu führen und in
    Kontakt mit ihren zukünftigen Arbeitgebern zu treten.


    (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es waren nicht einmal 1 000!)


    Nicht nur für Hochqualifizierte, sondern auch im
    Bereich der klassischen Ausbildungsberufe haben wir
    umfassende Neuregelungen getroffen. In sogenannten
    Mangelberufen kann eine Zuwanderung ebenso unbüro-
    kratisch erfolgen wie bei Hochqualifizierten. Die Berufe,
    in denen ein Mangel besteht, werden transparent in einer
    Positivliste veröffentlicht. Derzeit sind das 70 Berufe,
    insbesondere Gesundheits- und Pflegeberufe sowie Me-
    chatroniker- und Elektroberufe. Diese Positivliste wird
    halbjährlich überprüft. Die Ergebnisse und die entspre-
    chenden Anpassungen werden für jeden sichtbar im In-
    ternet veröffentlicht.

    Der Zuwanderung von Fachkräften stehen daher in
    Deutschland keine aufenthaltsrechtlichen Hürden mehr
    entgegen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Das hat auch die OECD in ihrem jüngsten Bericht über
    die Steuerung der arbeitsmarktorientierten Zuwanderung
    in Deutschland bestätigt. Sie hat unser System sehr ge-
    lobt als eines der innovativsten Systeme, die die moder-
    nen Herausforderungen wirklich anpacken.

    Wir haben uns aber ganz bewusst – darauf kommt es
    an – für ein nachfrageorientiertes System entschieden.
    Das heißt, Voraussetzung dafür, dass jemand nach
    Deutschland kommen kann, ist, dass ein konkreter Ar-
    beitsplatz in einem Betrieb nachgewiesen wird.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das alternative System der Arbeitsmigration, das der-
    zeit in Deutschland diskutiert wird und das auch Sie in
    Ihrem Antrag fordern, ist das Punktesystem, das gerade
    keinen nachfrage-, sondern einen angebotsorientierten
    Ansatz verfolgt. Der Kerngedanke des Punktesystems ist
    es, Menschen mit bestimmten Merkmalen und Qualifi-
    kationen unabhängig von einem konkreten Arbeitsplatz-
    angebot nach Deutschland zu holen. Dadurch entsteht
    ein großer Pool an Arbeitskräften, und aus diesem Pool
    kann sich die Wirtschaft dann bedienen. Für die Wirt-
    schaft ist das natürlich höchst komfortabel.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Sehr richtig!)






    Parl. Staatssekretär Dr. Ole Schröder


    (A) (C)



    (D)(B)

    Aber was passiert denn mit denjenigen, für die die
    Wirtschaft kein Jobangebot hat? Was passiert mit denje-
    nigen, die keinen Job bekommen? Anders als in den
    klassischen Einwanderungsländern – darum geht es ja –
    überlassen wir mit unserem Sozialsystem diejenigen, die
    keinen Job bekommen und die arbeitslos sind, nicht sich
    selbst, sondern wir haben den Anspruch, dass wir uns
    auch um diese Menschen kümmern, damit auch sie ein
    würdevolles Leben führen können. Genau da liegt der
    Unterschied. Das gilt es zu berücksichtigen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Können Sie uns den Unterschied mal erläutern?)


    Zu berücksichtigen gilt natürlich auch, dass eine hohe
    Anzahl von Menschen ungesteuert über das Asylsystem
    zuwandert. 200 000 Menschen waren es im letzten Jahr.
    Hinzu kommt der Zufluss über den EU-Arbeitsmarkt,
    wo wir null Beschränkung haben, sodass jeder aus der
    EU nach Deutschland zur Arbeitsaufnahme kommen
    kann. Zu berücksichtigen ist natürlich auch unsere geo-
    grafische Lage. Die USA haben zwei Grenzen, Kanada
    hat nur eine Grenze. Wir machen nicht mit, wenn es da-
    rum geht, möglichst viele billige Arbeitskräfte ins Land
    zu holen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Rüdiger Veit [SPD]: Das wollen wir auch nicht!)


    Lohndumping ist die Konsequenz, wenn Arbeitskräfte
    ins Land geholt werden, ohne dass es einen konkreten
    Job für diese Arbeitskräfte gibt.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Katrin GöringEckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In welcher Welt leben Sie?)


    Zuwanderung auf Kosten unserer Sozialsysteme leh-
    nen wir ab.


    (Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hören Sie mit dem Quatsch auf! – Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war eine Rede aus dem letzten Jahrtausend!)


    Zuwanderung muss – das ist wichtig – auch immer mit
    Integration einhergehen. Dabei spielt die Integrationsfä-
    higkeit der Gesellschaft eine Rolle, aber natürlich auch
    die Integrationsmöglichkeiten eines jeden Einzelnen. In-
    tegration findet eben am Arbeitsplatz statt, Integration
    findet nicht in der Arbeitslosigkeit statt.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Unbürokratischer ist ein Punktesystem gerade nicht.
    Das zeigen die Erfahrungen aus Kanada. Da dauert es
    Monate, zum Teil sogar Jahre, bis irgendwann jemand
    die Möglichkeit hat, ins Land zu kommen.


    (Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir machen es doch nicht wie in Kanada!)


    Vor allen Dingen bringt ein Punktesystem Angebot und
    Nachfrage nicht zusammen. Es ist bürokratisch, es ist
    planwirtschaftlich und entspricht noch nicht einmal den
    Anforderungen der Wirtschaft.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


    Ich halte daher ein solches Punktesystem nicht für den
    richtigen Weg.

    Das bedeutet aber nicht – deshalb ist eine solche De-
    batte vielleicht auch ganz gut –, dass wir keinen Ver-
    besserungsbedarf in Deutschland haben. Potenzial für
    Verbesserungen sehe ich beispielsweise bei der Kommu-
    nikation über bestehende Möglichkeiten. Das zeigt auch
    das Niveau, auf dem diese Debatte zum Teil geführt
    wird.


    (Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Hier sind aber keine neuen Gesetze gefordert, sondern
    hier sind wir alle gefordert.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Hier sind vor allen Dingen die Außenhandelskammern
    gefordert, und hier sind die Botschaften gefordert, um
    deutlich zu machen, welche Möglichkeiten es gibt. Wir
    müssen gerade die mittelständischen Unternehmen un-
    terstützen, wenn es darum geht, Fachkräfte in Drittstaa-
    ten anzuwerben. Wir sollten daher gemeinsam mit der
    Wirtschaft über die Bereitstellung zum Beispiel einer
    IT-Plattform nachdenken, wo sich ausländische Bewer-
    ber für Jobs bewerben können. Auf diese Bewerbungen
    können dann beispielsweise Wirtschaftsunternehmen zu-
    greifen. Da könnte Kanada in der Tat Vorbild sein.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Auch bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse
    durch Nachqualifizierung in Deutschland sehe ich Ver-
    besserungsbedarf. Dazu brauchen wir allerdings kein
    neues Einwanderungsgesetz. Im Gegenteil: Ein neues
    Einwanderungsgesetz mit einem überflüssigen Punkte-
    system und einem aufwendigen Gesetzgebungsverfahren
    wäre das absolute Gegenteil von dem, was wir jetzt
    brauchen, auch wenn viele hier immer gerne neue Ge-
    setze machen. Insbesondere Juristen machen gerne neue
    Gesetze. Aber damit ändern wir nicht die Welt. Die Welt
    ändern und unser Land verbessern wir nur dann, wenn
    wir bestehende Gesetze implementieren und anwenden.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Notwendig sind also gemeinsame Anstrengungen von
    Wirtschaft und Politik, um die bestehenden Möglichkei-
    ten zu nutzen. Wir haben dabei keine Zeit zu verlieren;
    denn jeder erfolgreiche Zuwanderer, der sich hier in
    Deutschland erfolgreich integriert, ist am Ende nicht nur
    ein Gewinn für die Unternehmen, sondern auch für unser
    gesamtes Land.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den Schröder würde ich nicht zuwandern lassen!)







    (A) (C)



    (D)(B)