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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/85 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 85. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 I n h a l t : Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8009 A Absetzung der Tagesordnungspunkte 6 und 15 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8009 C Würdigung von Bundespräsident Richard von Weizäcker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8009 D Tagesordnungspunkt 3: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Modernisierung der Finanz- aufsicht über Versicherungen Drucksachen 18/2956, 18/3252, 18/3900 . . . . 8010 D Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8011 A Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 8012 D Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8014 C Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8016 C Dr. Michael Meister, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8018 C Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8020 B Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . 8020 D Cansel Kiziltepe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8021 D Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 8023 A Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8024 D Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8025 C Anja Karliczek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8026 B Tagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Brigitte Pothmer, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Für ein modernes Einwanderungsgesetz Drucksache 18/3915 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8029 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8029 A Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8031 A Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8033 A Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8034 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 8036 B Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8036 D Dr. Daniela De Ridder (SPD) . . . . . . . . . . 8038 B Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8039 C Aydan Özoğuz, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8040 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8042 D Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8043 B Helmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8044 D Josip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8046 C Andrea Lindholz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8048 A Nina Warken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8049 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 Tagesordnungspunkt 5: Vereinbarte Debatte: Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission 2015 . . . . . . . . . 8051 D Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8051 D Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8053 B Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8054 C Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8056 A Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 8057 A Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 8058 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8059 A Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8060 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8060 D Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8061 B Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 8062 A Gabriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 8062 C Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8063 C Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 8064 D Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8066 A Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8066 B Katrin Albsteiger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8067 D Tagesordnungspunkt 21: a) Antrag der Abgeordneten Stephan Kühn (Dresden), Lisa Paus, Matthias Gastel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Elektromo- bilität entschlossen fördern – Chance für eine zukunftsfähige Mobilität nutzen Drucksache 18/3912 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8068 D b) Beratung der Unterrichtung durch den Deutschen Ethikrat: Stellungnahme des Deutschen Ethikrates: Biosicherheit – Freiheit und Verantwortung in der Wis- senschaft Drucksache 18/1380 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8068 D Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Dr. Valerie Wilms, Luise Amtsberg, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Transparenz herstel- len und Verhandlungen über den Ausstieg aus dem Staatsvertrag über den Bau einer festen Fehmarnbelt-Querung aufnehmen Drucksache 18/3917 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8069 A Tagesordnungspunkt 22: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Kultur und Medien zu dem An- trag der Abgeordneten Marco Wanderwitz, Ute Bertram, Michael Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Siegmund Ehrmann, Burkhard Blienert, Marco Bülow, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die Welt neu denken – Der 100. Jahrestag der Gründung des Bau- hauses im Jahre 2019 Drucksachen 18/3727, 18/3911 . . . . . . . . . 8069 B b)–f) Beratung der Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersich- ten 144, 145, 146, 147 und 148 zu Peti- tionen Drucksachen 18/3844, 18/3845, 18/3846, 18/3847, 18/3848. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8069 C Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Teilumsetzung der Energie- effizienzrichtlinie und zur Verschiebung des Außerkrafttretens des § 47 g Absatz 2 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschrän- kungen Drucksachen 18/3373, 18/3788, 18/3934 . . . 8069 D Dr. Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8070 A Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 8071 D Dr. Herlind Gundelach (CDU/CSU) . . . . . . . 8071 D Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8074 C Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8075 C Tagesordnungspunkt 7: a) Antrag der Abgeordneten Susanna Karawanskij, Kerstin Kassner, Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Einstieg in die Weiterent- wicklung der Gewerbesteuer zu einer Gemeindewirtschaftsteuer – Freie Be- rufe in die Gewerbesteuerpflicht einbe- ziehen Drucksache 18/3838 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8077 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Susanna Karawanskij, Kerstin Kassner, Klaus Ernst, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion DIE LINKE: Ge- meindewirtschaftsteuer einführen – Kom- munalfinanzen stärken Drucksachen 18/1094, 18/2929 . . . . . . . . 8077 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 III Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 8077 C Philipp Graf Lerchenfeld (CDU/CSU) . . . . . . 8078 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8080 B Bernhard Daldrup (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 8081 C Margaret Horb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8083 A Frank Junge (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8084 D Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an der Militärmission der Europäi- schen Union als Beitrag zur Ausbildung der malischen Streitkräfte (EUTM Mali) auf Grundlage des Ersuchens der mali- schen Regierung sowie der Beschlüsse 2013/34/GASP und 2013/87/GASP des Ra- tes der Europäischen Union (EU) vom 17. Januar 2013 und vom 18. Februar 2013 in Verbindung mit den Resolutionen 2071 (2012), 2085 (2012), 2100 (2013) des Sicher- heitsrates der Vereinten Nationen sowie 2164 (2014) vom 25. Juni 2014 Drucksache 18/3836 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8086 A Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8086 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8087 A Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8088 A Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8089 B Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8090 C Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 8091 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 8092 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jürgen Trittin, Dr. Frithjof Schmidt, Omid Nouripour, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Den Deutschen Bundestag in die Entscheidung über die neue schnelle NATO-Eingreiftruppe einbe- ziehen Drucksache 18/3922 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8093 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Gehrcke, Dr. Alexander S. Neu, Jan van Aken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Demilitarisierung statt Eskalation – Keine NATO-Eingreiftruppe im Osten Europas Drucksache 18/3913 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8093 A Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8093 B Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . 8094 B Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 8095 B Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8096 D Wilfried Lorenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 8098 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 8099 D Wilfried Lorenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 8100 B Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 8100 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8101 D Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 8102 B Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 8102 B Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8102 C Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 8103 D Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8104 A Tagesordnungspunkt 12: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Baukulturbericht 2014/15 der Bundesstif- tung Baukultur und Stellungnahme der Bundesregierung Drucksache 18/3020 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8104 B Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8104 C Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 8105 C Volkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU) . . . 8107 A Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8108 B Ulrich Hampel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8109 C Kai Wegner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 8110 B Tagesordnungspunkt 11: a) Antrag der Abgeordneten Jan Korte, Ulla Jelpke, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Finanzielle Anerkennung von NS-Un- recht für sowjetische Kriegsgefangene Drucksache 18/3316 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8111 D b) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Claudia Roth (Augsburg), Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Anerkennung der an den ehema- ligen sowjetischen Kriegsgefangenen begangenen Verbrechen als nationalso- IV Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 zialistisches Unrecht und Gewährung eines symbolischen finanziellen Aner- kennungsbetrages für diese Opfer- gruppe Drucksache 18/2694 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8111 D Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8112 A Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 8112 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8113 D Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 8115 A Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 8116 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8117 B Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8117 C Tagesordnungspunkt 14: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Energie zu der Verordnung der Bundesregierung: Verord- nung zur Weiterentwicklung des bundes- weiten Ausgleichsmechanismus nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz und zur Än- derung anderer Verordnungen Drucksachen 18/3416, 18/3482 Nr. 2, 18/3935 8118 A Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8118 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 8119 B Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8120 A Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8121 A Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 8122 A Tagesordnungspunkt 13: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Verkehr und digitale Infrastruktur zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Valerie Wilms, Beate Walter-Rosenheimer, Harald Ebner, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Maritime Ausbildung in Kooperation mit den Küs- tenländern neu ausrichten Drucksachen 18/2748, 18/3895 . . . . . . . . . . . 8123 C Hans-Werner Kammer (CDU/CSU) . . . . . . . 8123 D Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8124 D Dr. Birgit Malecha-Nissen (SPD) . . . . . . . . . 8125 C Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8126 D Alexandra Dinges-Dierig (CDU/CSU) . . . . . 8127 D Tagesordnungspunkt 9: b) Antrag der Abgeordneten Niema Movassat, Dr. Axel Troost, Wolfgang Gehrcke, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Für ein internationales Staaten- insolvenzverfahren Drucksache 18/3743 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8129 B a) Antrag der Abgeordneten Uwe Kekeritz, Dr. Gerhard Schick, Annalena Baerbock, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Resolution der Vereinten Nationen für ein multila- terales Rahmenwerk zur Restrukturie- rung von Staatsschulden umsetzen – Jetzt aktiv den Arbeitsprozess der Ver- einten Nationen mitgestalten Drucksache 18/3916 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8129 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8129 C Dr. Philipp Murmann (CDU/CSU) . . . . . . . . 8130 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . 8131 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8132 C Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8133 D Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . 8135 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8135 B Dr. Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 8136 B Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8137 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 8139 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 8009 (A) (C) (D)(B) 85. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 2015 8139 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 05.02.2015 Baehrens, Heike SPD 05.02.2015 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 05.02.2015 Bulmahn, Edelgard SPD 05.02.2015 Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 05.02.2015 Ernst, Klaus DIE LINKE 05.02.2015 Freitag, Dagmar SPD 05.02.2015 Gerster, Martin SPD 05.02.2015 Heinrich, Gabriela SPD 05.02.2015 Henn, Heidtrud SPD 05.02.2015 Hintze, Peter CDU/CSU 05.02.2015 Dr. Hoppenstedt, Hendrik CDU/CSU 05.02.2015 Jung, Xaver CDU/CSU 05.02.2015 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 05.02.2015 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 05.02.2015 Dr. von der Leyen, Ursula CDU/CSU 05.02.2015 Möhring, Cornelia DIE LINKE 05.02.2015 Monstadt, Dietrich CDU/CSU 05.02.2015 Post (Minden), Achim SPD 05.02.2015 Radomski, Kerstin CDU/CSU 05.02.2015 Rohde, Dennis SPD 05.02.2015 Röspel, René SPD 05.02.2015 Rützel, Bernd SPD 05.02.2015 Schimke, Jana CDU/CSU 05.02.2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 05.02.2015 Schneider (Erfurt), Carsten SPD 05.02.2015 Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 05.02.2015 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 05.02.2015 Strothmann, Lena CDU/CSU 05.02.2015 Vaatz, Arnold CDU/CSU 05.02.2015 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 05.02.2015 Weber, Gabi SPD 05.02.2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 85. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 3 Finanzaufsicht über Versicherungen TOP 4 Modernes Einwanderungsrecht TOP 5 Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission 2015 TOP 21, ZP 1 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 22 Abschließende Beratungen ohne Aussprache TOP 8 Teilumsetzung der Energieeffizienzrichtlinie TOP 7 Weiterentwicklung der Gewerbesteuer TOP 10 Bundeswehreinsatz in Mali (EUTM Mali) ZP 2 u. 3 NATO-Eingreiftruppe TOP 12 Baukulturbericht 2014/15 TOP 11 Entschädigung für sowjetische Kriegsgefangene TOP 14 Ausgleichsmechanismus nach dem EEG TOP 13 Maritime Ausbildung TOP 9 VN-Resolution zur Staateninsolvenz Anlagen
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    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Das Wort erhält nun der Kollege Gerhard Schick für

    die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Wenn europäisches Recht in nationales Recht umgesetzt
    wird, müssen wir bei der Bewertung zwischen dem un-
    terscheiden, was in Europa schon entschieden worden
    ist, und dem, was bei der Umsetzung vor Ort zu ent-
    scheiden gewesen ist. Im Falle des vorliegenden Ver-
    sicherungsaufsichtsgesetzes ist die Umsetzung in
    Deutschland ganz in Ordnung. Die Bundesregierung
    hatte hier auch nicht viele Spielräume, etwas falsch zu
    machen, sondern nur wenige Wahlmöglichkeiten. Aber
    das Problem ist, dass die Richtlinie selber schlecht ist.
    Deswegen haben wir Grüne sie auf europäischer Ebene
    abgelehnt, und deswegen wird auch die grüne Bundes-
    tagsfraktion diesem Gesetz nicht zustimmen. Wichtig
    ist, zu schauen, wer eigentlich schuld daran ist, dass die
    Richtlinie schlecht ist. Da müssen wir gleich auch über
    die Rolle der Bundesregierung ausführlich reden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Zunächst zur Umsetzung in Deutschland. Wir unter-
    stützen den Ansatz, die weitgehenden Befugnisse der
    BaFin über die Versicherungen aufrechtzuerhalten, da-
    mit sie gegen allgemeine Missstände vorgehen kann. Die
    Finanzaufsichtsbehörde BaFin muss diese Rolle ernst
    nehmen und vor allem das Hauptziel des Versicherungs-
    aufsichtsgesetzes stärker in den Fokus rücken, nämlich
    den Schutz der Versicherten.

    Richtig ist auch, dass versucht wird, mit der neuen
    Regulierung keine Konzentrationstendenz im Markt her-
    vorzurufen, sondern die Anforderungen an die Unter-
    nehmen an der Größe dieser Unternehmen auszurichten.
    Wir Grüne haben deswegen unterstützt, dass wir im par-
    lamentarischen Verfahren Erleichterungen für kleine Un-
    ternehmen bei den organisatorischen Anforderungen
    vorgenommen haben und dass wir das evaluieren wol-
    len. Schwächen bei der Umsetzung gibt es allerdings
    nach wie vor bei der Beaufsichtigung der Vermittlungs-
    tätigkeit.

    Nun aber zur Richtlinie selbst. Die Logik der neuen
    Regulierung stammt noch aus der Zeit vor 2008, also vor
    Ausbruch dieser Finanzkrise. Die Anpassungen, die seit-
    her vorgenommen wurden, haben die Situation teilweise
    noch schlimmer gemacht. Ich will das im Einzelnen dar-
    legen.





    Dr. Gerhard Schick


    (A) (C)



    (D)(B)

    Zunächst ist da die grundlegende Vorgehensweise von
    Solvency II. Wir wechseln von einem regelbasierten zu
    einem prinzipienbasierten Aufsichtsansatz. Es geht um
    risikoorientierte Eigenkapitalunterlegung, um die Nut-
    zung interner Risikomodelle, um Marktpreisbewertung
    der Anlagen – viele Sachen, die den meisten Menschen
    wahrscheinlich nicht viel sagen werden. Ich will es des-
    wegen auf eine Formel bringen: Die Versicherungsregu-
    lierung wird komplexer, für die Unternehmen flexibler,
    für die Aufsicht komplizierter, und im Ergebnis leidet
    die Stabilität der Finanzmärkte.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Vor allem aber wird eine wichtige Lehre aus der Fi-
    nanzkrise ignoriert, dass nämlich der Blick auf das ein-
    zelne Institut – man spricht da von der mikroprudenziel-
    len Aufsicht – nicht ausreicht, sondern dass man sich
    auch die Rolle des einzelnen Instituts in dem gesamten
    Finanzmarkt anschauen muss; das ist die sogenannte ma-
    kroprudenzielle Aufsicht. Genau da stimmt Solvency II
    nicht. So warnt die Bundesbank, dass unter Solvency II
    ein Spielraum für makroprudenzielles Handeln kaum
    vorhanden ist. Die Kapitalanforderungen seien nicht
    darauf ausgelegt, von Versicherungsunternehmen ausge-
    hende Risiken für das Finanzsystem direkt einzube-
    ziehen. – Wir haben damit eine neue Versicherungsregu-
    lierung, die einer veralteten Logik folgt, und das ist
    richtig ärgerlich.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Nun wurden nach Ausbruch der Finanzkrise noch Ak-
    tualisierungen vorgenommen, und es kam dabei zu üblen
    Verschlimmbesserungen. Erstes Beispiel: Es wurden
    Erleichterungen bei den langfristigen Garantien einge-
    führt. Da gab es zwar tatsächlich Korrekturbedarf; die
    Bewertung langfristiger Garantien wäre aufgrund der
    Marktpreisbewertung unangemessenen Schwankungen
    ausgesetzt. Deshalb ist richtig, dass die Gefahr einer pro-
    zyklischen Wirkung gedämpft werden sollte. Doch statt
    an die Ursache heranzugehen, haben die europäischen
    Regierungen die Wunschliste der Versicherungslobby
    umgesetzt. Insgesamt kam es zu Entlastungen in Höhe
    von 200 Milliarden Euro bei dem regulatorischen Eigen-
    kapital. Das ist eine viel zu hohe Entlastung im
    Vergleich zu den ursprünglich durch Solvency II vorge-
    sehenen Regeln. Das kritisiert auch die Deutsche Bun-
    desbank, und das kritisiert auch der European Systemic
    Risk Board, also genau der Rat, den man eingesetzt hat,
    damit man nach der Finanzkrise endlich zu besseren
    Finanzmarktregeln kommt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Die Kritik äußert auch die europäische Versicherungs-
    aufsicht EIOPA. Sie warnt, dass so Anreize für risikorei-
    ches Verhalten der Versicherungsunternehmen gesetzt
    werden.

    Die Versicherungslobby ist allerdings mit dem neuen
    Regelwerk ganz zufrieden. Da sehen wir das ganze
    Drama der europäischen Versicherungspolitik. Die euro-
    päischen Regierungen tun zwar so, als wollten sie alle
    Finanzstabilität; aber wenn es konkret wird, wenn es bei
    der Gesetzgebung um die Details geht, die die Öffent-
    lichkeit nicht mehr verstehen kann, dann hören sie auf
    die Versicherungslobby und nicht auf die Empfehlung
    unabhängiger Experten und Aufsichtsbehörden. Wozu
    haben wir denn diese Gremien eingesetzt, wenn die Re-
    gierungen nachher doch auf die Lobby hören?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Das zweite Beispiel sind die Festlegungen der Kapi-
    talanforderungen für Verbriefungsprodukte. Es ist ja
    durchaus richtig, dass wir den europäischen Verbrie-
    fungsmarkt nicht kaputtregulieren sollten. Ist es dafür
    aber notwendig, die von den Versicherungsaufsehern ur-
    sprünglich vorgeschlagenen Kapitalanforderungen um
    bis zu 75 Prozent zu reduzieren? Nein, das ist nicht not-
    wendig.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Auch hierzu die klare Kritik der Bundesbank – ich zi-
    tiere –:

    Regulatorische Maßnahmen sollten nicht für andere
    wirtschaftspolitische Ziele, z. B. die Wiederbele-
    bung des Verbriefungsmarktes, herangezogen wer-
    den.

    Wann hören Sie endlich auf, auf Vorschlag der Lobby
    den Finanzmarkt zu pampern? Hören Sie doch auf die
    unabhängigen Experten, und setzen Sie stabile Regeln!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Das dritte Beispiel ist die Übergangszeit von 16 Jah-
    ren. Das ist extrem lang. Da wird ersichtlich, dass es
    nicht irgendeine andere europäische Regierung war und
    irgendeine andere Lobby, sondern dass sich hier insbe-
    sondere die deutsche Versicherungswirtschaft durchge-
    setzt hat. Ich zitiere erneut aus der Stellungnahme der
    Bundesbank:

    Die … schrittweise Einführung von Solvency II
    durch eine sogar 16-jährige Übergangsphase stellt
    insbesondere für die deutschen Lebensversicherer
    eine bedeutende Entlastung dar. … Allerdings soll-
    ten die Lebensversicherer bereits jetzt ihre Kapital-
    basis stärken.

    Die deutschen Lebensversicherer arbeiten durch-
    schnittlich mit weniger als 2 Prozent eigenem Kapital.
    Selbst wenn man die Besonderheiten dieses Geschäfts-
    modells berücksichtigt, ist das deutlich zu wenig. Und
    diese Bundesregierung hat nichts Besseres zu tun, als
    den Wünschen der Lobby zu folgen und den nötigen Ei-
    genkapitalaufbau weiter in die Zukunft zu schieben. Das
    ist skandalös.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Es ist doch genau wie bei den Banken. Ich habe hier
    in der letzten Legislaturperiode praktisch in jeder Rede
    gesagt: Die Eigenkapitalbasis der deutschen Banken ist
    zu niedrig. Da müssen Sie etwas tun.





    Dr. Gerhard Schick


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Haben wir doch!)


    Sie haben genau das nicht getan. Dann kam die Europäi-
    sche Zentralbank mit ihrem Bankenstresstest und hat die
    Anforderungen noch einmal nach oben geschraubt. Da-
    mit wurde genau unsere Kritik bestätigt. Inzwischen sind
    auch Sie dafür, das zu machen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sie müssten in diesem Bereich einmal früher agieren.

    Ich will noch ein weiteres Beispiel nennen, auch
    wenn es sich jetzt nicht auf den vorliegenden Gesetzent-
    wurf bezieht; aber das muss in diesem Zusammenhang
    gesagt werden. Als wir hier vor etwa zwei Jahren das
    SEPA-Begleitgesetz verabschiedeten, in dem es eben
    auch um Versicherungen ging, lag einer Regelung dieses
    Gesetzes ein Gutachten zugrunde, das der Gesamtver-
    band der Deutschen Versicherungswirtschaft, GDV, in
    Auftrag gegeben hatte. In einer gemeinsamen Arbeits-
    gruppe aus Vertretern der Aufsichtsbehörde BaFin und
    des GDV wurde die Gesetzgebung vorbereitet. Unab-
    hängige Experten, Vertreter der Verbraucherseite oder
    gar die kritische Öffentlichkeit waren bei der Vorberei-
    tung des Gesetzes nicht vorgesehen. Als uns dann das
    Gesetz vorgelegt wurde, hat man uns von der Zusam-
    menarbeit von Lobby und Aufsehern bei der Vorberei-
    tung des Gesetzes nichts gesagt. Bis heute ist das Gut-
    achten nicht öffentlich zugänglich. Das sind die
    Strukturen der Machtwirtschaft: Staat und Lobby Seite
    an Seite. Mit einer Marktwirtschaft, wo der Staat die Re-
    geln für die Unternehmen setzt, hat das alles nichts mehr
    zu tun.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Das sind Verleumdungen gegenüber dem Parlament!)


    Wir können hier noch tausend Finanzmarktgesetze
    verabschieden: Solange sich diese Kultur nicht ändert, in
    der die Branche sich quasi selbst die Regeln gibt,


    (Widerspruch des Abg. Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU] – Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Das ist ja unterste Stufe!)


    in der Regierung und Lobby traut zusammenarbeiten
    und gemeinsam Öffentlichkeit und Parlamentarier aus-
    tricksen, so lange werden wir nie Stabilität am Finanz-
    markt haben.

    Ich danke.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Das ist ja unverschämt! Unterste Stufe!)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort hat nun der Parlamentarische Staatssekretär

Michael Meister.


(Beifall bei der CDU/CSU)

D
  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Michael Meister


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)



    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-
    ren! Wir haben uns in diesem Haus in den vergangenen
    Jahren intensiv mit der Bekämpfung der Auswirkungen
    der Finanz- und Wirtschaftskrise befasst und dazu auch
    eine ganze Reihe von Beschlüssen gefasst, um die Fi-
    nanzmarktstabilität wiederherzustellen.

    Ein ganz zentraler Punkt ist die Stärkung der Eigen-
    kapitalsituation der Finanzinstitute. Das haben wir im
    Bankenbereich mit der europäischen Bankenunion, der
    Schaffung einer gemeinsamen Aufsicht und eines ge-
    meinsamen Abwicklungsmechanismus vorangebracht.
    Mit diesem Gesetz wenden wir uns jetzt dem Bereich der
    Versicherungen zu.

    Dazu will ich einmal ganz deutlich sagen, Frau Kolle-
    gin Karawanskij: Die Bundesregierung arbeitet für die
    Versicherten in diesem Land.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber warum kriegen die das dann nicht zu sehen?)


    Uns kommt es darauf an, dass die Versicherten die ga-
    rantierten Leistungen am Ende der Vertragslaufzeiten
    auch bekommen. Das schafft Vertrauen. Damit arbeitet
    die Bundesregierung für die Versicherten und für Ver-
    trauen in diesem Land.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Und später für die Versicherungen!)


    Sie halten ein Plädoyer für Gewinnmaximierung von
    Einzelnen. Das ist ein typisch kapitalistischer Ansatz.


    (Lachen bei Abgeordneten der LINKEN – Gegenruf von der CDU/CSU: Ja natürlich!)


    Wir werben dafür, dass die Solidargemeinschaft ihre An-
    sprüche erfüllt bekommt,


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    und wir leben den Solidargedanken in diesem Land.

    Der Einheitliche Aufsichtsmechanismus für die Ban-
    ken ist seit einigen Monaten in Kraft. Heute beraten wir
    das analog für die Versicherungswirtschaft: stabile Rah-
    menbedingungen im europäischen Finanzsystem durch
    die Reform des Versicherungsaufsichtsrechts. An dieser
    Stelle setzen wir die europäische Richtlinie in nationales
    Recht um – da haben Sie recht, Herr Schick –, und wir
    schaffen ein modernes, europaweit einheitliches Auf-
    sichtsrecht in Deutschland. Das sorgt für gleiche Wettbe-
    werbsbedingungen und eine bessere Versicherungsauf-
    sicht in diesem Land und in Europa insgesamt. Diese
    Anforderungen gelten ab dem Jahr 2016, meine Damen
    und Herren.

    Jetzt wird vorgetragen – Zitat der Bundesbank; Kol-
    lege Schick hat es eben vorgelesen –: Wir lassen den
    deutschen Versicherern 16 Jahre Zeit, um das notwen-
    dige Eigenkapital aufzubauen. – Es ist unser Interesse,





    Parl. Staatssekretär Dr. Michael Meister


    (A) (C)



    (D)(B)

    die Versichertenkollektive nicht zu zerstören, sondern
    sie deutlich und nachhaltig zu stabilisieren.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Deshalb haben wir von dieser Übergangsmöglichkeit,
    Herr Schick, Gebrauch gemacht.

    Mich hat überrascht, was ich gestern von Moody’s ge-
    lesen habe, und zwar in einer Stellungnahme dazu, was
    es im deutschen Versicherungsmarkt an Problemen gebe.
    Zunächst habe ich mich darüber gewundert, dass so
    große Experten an zwei Stellen von fehlerhaften Annah-
    men ausgehen. Sie haben erstens gesagt, ab dem nächs-
    ten Jahr müssten die Eigenkapitalvorschriften erfüllt
    sein. Nein, nach einem Übergangszeitraum von 16 Jah-
    ren!


    (Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Die haben das Gesetz nicht gelesen!)


    Zum Zweiten haben diese Experten darauf hingewiesen,
    dass der Höchstrechnungszins ab dem 1. Januar 2015
    von den Versicherungsunternehmen heruntergesetzt
    worden sei. Nein, wir im Parlament haben entschieden,
    den Höchstrechnungszins herunterzusetzen! Deswegen
    würde ich solchen Organisationen raten, sich erst einmal
    mit der Sache zu befassen, bevor sie aufgrund von feh-
    lerhaften Annahmen für Unsicherheit im Markt sorgen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir haben neben der EU-Kommission, die die Richt-
    linie vorgelegt hat, die europäische Versicherungsauf-
    sicht, die EIOPA, die jetzt in den nachgeordneten Regu-
    larien dafür sorgen wird, dass wir zu einem einheitlichen
    Aufsichtsregime in Deutschland kommen. Neben den
    europäischen und nationalen Aufsehern werden wir Kol-
    legien haben, die dafür sorgen, dass bei grenzüberschrei-
    tend tätigen Versicherungsunternehmen eine gemein-
    same Aufsicht praktiziert wird – auch das ist, wie ich
    glaube, ein Fortschritt im Interesse der Versicherten,
    meine Damen und Herren.

    Natürlich werden wir als Prinzip – das ist der ent-
    scheidende Punkt – einen konsequent risikobasierten
    Ansatz zugrunde legen, der nicht nur nach der Größe
    schaut, sondern auch nach dem Risiko des Geschäftsmo-
    dells, das das einzelne Versicherungsunternehmen prak-
    tiziert. Dabei werden wir jeweils die Risiken aus dem
    Markt genau abbilden: Wir werden versicherungstechni-
    sche Risiken abbilden, wir werden Kreditrisiken abbil-
    den, und wir werden operationale Risiken abbilden. Da-
    mit kommen wir zu einer wesentlich höheren Qualität in
    der Aufsicht und der Regulierung, als wir sie in der Ver-
    gangenheit hatten. Ich glaube, das ist ein Fortschritt im
    Interesse der Versicherten in diesem Land.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Meine Damen und Herren, ich will auf das Thema
    Niedrigzinsumfeld eingehen. Über das Niedrigzinsum-
    feld müssen wir uns natürlich Gedanken machen; denn
    das ist die eigentliche Herausforderung, die sich den
    Versicherungsunternehmen und damit natürlich auch den
    Versicherungsnehmern in Zukunft stellt. Es geht darum:
    Wie können die Unternehmen das Geld verdienen, um
    die Ansprüche, die die Versicherten haben, in Zukunft
    adäquat erfüllen zu können? Man muss schon sagen,
    dass es einen massiven Renditeverfall bei sicheren Kapi-
    talanlagen gibt. Die große Herausforderung wird sein:
    Wie können wir das in Zukunft erarbeiten? Wenn eine
    Bundesanleihe mit zehn Jahren Laufzeit aktuell eine
    Rendite von etwa 1 Prozent aufweist, gleichzeitig die
    Garantiezinsen bei den Lebensversicherern in etwa drei-
    facher Höhe liegen, muss man sich doch die Frage stel-
    len: Wie können wir das auflösen?

    An dieser Stelle, Herr Schick, machen Sie es sich
    doch ein bisschen zu einfach, wenn Sie, während wir uns
    genau diese Frage stellen, einfach mit Polemik antwor-
    ten und sagen, wir seien hier der Knecht der Versiche-
    rungswirtschaft. Nein, wir sind diejenigen, die überle-
    gen, wie wir die Ansprüche der Versicherten auch in
    Zukunft sichern können. Wir arbeiten für die Versicher-
    ten, und Sie machen ein Stück weit billige Polemik an
    dieser Stelle.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weisen Sie doch nach, was falsch war!)


    Dieser Verantwortung, Herr Schick, haben wir uns im
    vergangenen Jahr beim Lebensversicherungsreformge-
    setz gestellt. Wir haben dabei genau das, was ich vorhin
    gesagt habe, gemacht, nämlich die Garantieleistungen,
    die dem Kollektiv zustehen, für das Kollektiv zu sichern.


    (Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und die Gewinne, die an die Aktionäre ausgeschüttet werden, gehen weiter hoch!)


    Wir haben auch die Aktionäre beteiligt, indem in der Se-
    kunde, wo Bewertungsreserven angegriffen werden, die
    Aktionäre keine Dividende bekommen. Das ist genau
    die ausgewogene Balance, die in diesem Land erforder-
    lich ist, meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kam erst, nachdem wir es durchgesetzt haben! Geben Sie es doch zu!)


    Wir werden nicht nur darüber nachdenken müssen,
    wie der Gesetzgeber, der Regulator und der Aufseher re-
    agieren müssen, vielmehr sind durch das Niedrigzinsum-
    feld auch die Unternehmen gefordert. Man wird überlegen
    müssen, ob man mit den Produkten der Vergangenheit die
    Herausforderungen der Zukunft bewältigen kann. Deshalb
    rufe ich die Versicherer auf, darüber nachzudenken, mit
    welchen neuen Produkten sie dieser Herausforderung in
    Zukunft begegnen wollen. Ich glaube, dass die klassi-
    schen Produkte aus der Vergangenheit das, was wir in Zu-
    kunft brauchen, nicht werden leisten können. Deshalb
    steht dort die Wirtschaft vor einer Herausforderung.





    Parl. Staatssekretär Dr. Michael Meister


    (A) (C)



    (D)(B)

    Sie haben massiv kritisiert, dass wir die Möglichkeit
    schaffen, zu überlegen, ob Versicherungsunternehmen in
    Zukunft nicht nur in Staatsanleihen investieren können
    – ich weiß gar nicht, woher das große Vertrauen in
    Staatsanleihen kommt –, und haben gesagt, andere Anla-
    geformen seien viel risikobehafteter. Wenn wir uns ein-
    mal Gedanken machen, ob wir nicht langfristige Investi-
    tionen in Infrastruktur tätigen müssen, die tatsächlich
    benötigt wird – also nicht nur die, die da ist, sondern
    auch die, die gebraucht wird –, und zwar Infrastruktur im
    umfassenden Sinne, dann müssen wir doch einmal etwas
    Gehirnschmalz aufwenden, wie wir es ermöglichen, dass
    langfristige Kapitalanlagen auf der einen Seite und die
    Finanzierung dieser Infrastrukturinvestitionen auf der
    anderen Seite vernünftig zusammenkommen. Auch das
    ist ein Beitrag, mit dem Niedrigzinsumfeld umzugehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wer dagegen polemisiert und sich dem verweigert, ver-
    schließt die Augen vor den Herausforderungen, vor de-
    nen wir stehen.