Rede:
ID1808301100

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 9
    1. Der: 1
    2. Kollege: 1
    3. Felgentreu: 1
    4. hat: 1
    5. nun: 1
    6. für: 1
    7. die: 1
    8. SPD-Fraktiondas: 1
    9. Wort.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/83 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 83. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 16: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr (Bundeswehr-Attraktivi- tätssteigerungsgesetz – BwAttraktStG) Drucksache 18/3697 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7895 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Beschlussempfehlung und Bericht des Vertei- digungsausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Agnieszka Brugger, Dr. Tobias Lindner, Doris Wagner, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Mehr Gerechtigkeit bei der Entschä- digung von Einsatzunfällen Drucksachen 18/2874, 18/3126 . . . . . . . . . . . 7895 B Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7895 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 7897 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7899 B Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7901 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7802 C Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 7904 A Dr. Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7905 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7907 C Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7908 D Thomas Hitschler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 7910 C Julia Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7912 B Oswin Veith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 7913 A Tagesordnungspunkt 17: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungs- positionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst Drucksache 18/3784 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7914 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Zweiter Erfahrungsbericht der Bundes- regierung zum Bundesgleichstellungs- gesetz (Berichtszeitraum 1. Juli 2004 bis 30. Juni 2009) Drucksache 17/4307 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7914 B c) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Fünfter Gremienbericht der Bundes- regierung zum Bundesgremienbeset- zungsgesetz (Berichtszeitraum: 30. Juni 2005 bis 30. Juni 2009) Drucksache 17/4308 (neu) . . . . . . . . . . . . 7914 C Manuela Schwesig, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7914 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 7916 C Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 7917 D Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7920 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7921 D Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7923 C Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7924 D Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7925 D Gudrun Zollner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7927 A Christian Lange, Parl. Staatssekretär BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7928 C Dr. Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7929 D Christina Jantz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7931 C Oswin Veith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 7932 C Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7933 C Tagesordnungspunkt 18: Antrag der Abgeordneten Renate Künast, Hans-Christian Ströbele, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Bericht über das Inhaftierungs- und Verhörprogramm der CIA vollständig und ungeschwärzt übermitteln Drucksache 18/3558 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7934 B Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7934 B Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 7935 D Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 7937 A Angelika Glöckner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7938 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7938 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 7940 B Andrea Lindholz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 7940 D Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7942 B Tagesordnungspunkt 19: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Personalausweisgesetzes zur Einfüh- rung eines Ersatz-Personalausweises und zur Änderung des Passgesetzes Drucksache 18/3831 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7943 B Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7943 C Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7944 C Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 7945 D Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7947 A Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 7948 B Uli Grötsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7949 C Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 7950 D Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7951 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 7952 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7953 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 7953 B Tagesordnungspunkt 20: Antrag der Abgeordneten Marcus Weinberg (Hamburg), Christina Schwarzer, Ursula Groden-Kranich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten Sönke Rix, Susann Rüthrich, Petra Crone, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der SPD: Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch sicherstellen Drucksache 18/3833 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7953 C Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 7953 D Norbert Müller (Potsdam) (DIE LINKE) . . . . 7955 A Susann Rüthrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7956 A Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7957 A Christina Schwarzer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7958 B Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7959 C Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7960 C Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7960 D Tagesordnungspunkt 21: Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Eva Bulling-Schröter, Kerstin Kassner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Übernahme der Energienetze durch Stadt- werke erleichtern Drucksache 18/3745 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7961 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 7962 A Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7963 B Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 7964 D Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7966 A Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7967 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 III Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7968 C Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7969 C Florian Post (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7970 C Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7971 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 7973 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7973 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 7895 (A) (C) (D)(B) 83. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 7973 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 30.01.2015 Dr. Brandl, Reinhard CDU/CSU 30.01.2015 Dr. Castellucci, Lars SPD 30.01.2015 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 30.01.2015 Gabriel, Sigmar SPD 30.01.2015 Groß, Michael SPD 30.01.2015 Groth, Annette DIE LINKE 30.01.2015 Heiderich, Helmut CDU/CSU 30.01.2015 Dr. Hendricks, Barbara SPD 30.01.2015 Henn, Heidtrud SPD 30.01.2015 Hochbaum, Robert CDU/CSU 30.01.2015 Hübinger, Anette CDU/CSU 30.01.2015 Jelpke, Ulla DIE LINKE 30.01.2015 Jung, Andreas CDU/CSU 30.01.2015 Kaczmarek, Oliver SPD 30.01.2015 Kapschack, Ralf SPD 30.01.2015 Kiesewetter, Roderich CDU/CSU 30.01.2015 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.01.2015 Kühn-Mengel, Helga SPD 30.01.2015 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 30.01.2015 Lenkert, Ralph DIE LINKE 30.01.2015 Ludwig, Daniela CDU/CSU 30.01.2015 Lühmann, Kirsten SPD 30.01.2015 Möhring, Cornelia DIE LINKE 30.01.2015 Özoğuz, Aydan SPD 30.01.2015 Rawert, Mechthild SPD 30.01.2015 Dr. Scheer, Nina SPD 30.01.2015 Schimke, Jana CDU/CSU 30.01.2015 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 30.01.2015 Schwabe, Frank SPD 30.01.2015 Steinbach, Erika CDU/CSU 30.01.2015 Storjohann, Gero CDU/CSU 30.01.2015 Strothmann, Lena CDU/CSU 30.01.2015 Tank, Azize DIE LINKE 30.01.2015 Timmermann-Fechter, Astrid CDU/CSU 30.01.2015 Weber, Gabi SPD 30.01.2015 Wegner, Kai CDU/CSU 30.01.2015 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 30.01.2015 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 1. bis 5. Oktober 2012 Drucksachen 18/3522, 18/3762 Nr. 1.1 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Gutachten zu Forschung, Innovation und technologi- scher Leistungsfähigkeit Deutschlands 2014 Drucksache 18/760 (neu) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bundesbericht Forschung und Innovation 2014 Drucksache 18/1510 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 7974 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2015 (A) (C) (B) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Die neue Hightech-Strategie – Innovationen für Deutschland Drucksache 18/2497 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/3765 Nr. A.1 Ratsdokument 16046/14 Drucksache 18/3765 Nr. A.2 Ratsdokument 16391/14 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.105 EP P7_TA-PROV(2013)0380 Drucksache 18/419 Nr. A.106 EP P7_TA-PROV(2013)0381 Drucksache 18/419 Nr. A.107 Ratsdokument 12773/13 Drucksache 18/3362 Nr. A.10 Ratsdokument 11620/14 Drucksache 18/3477 Nr. A.3 Ratsdokument 14908/14 Drucksache 18/3618 Nr. A.1 Ratsdokument 15075/14 Drucksache 18/3618 Nr. A.2 Ratsdokument 15193/14 Drucksache 18/3618 Nr. A.3 Ratsdokument 15365/14 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 18/1524 Nr. A.10 Ratsdokument 8925/14 Drucksache 18/1524 Nr. A.11 Ratsdokument 8997/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.51 Ratsdokument 11112/14 (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 83. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 16, ZP 7 Bundeswehr-Attraktivitätssteigerungsgesetz TOP 17 Gleichberechtigte Teilhabe an Führungspositionen TOP 18 Aufklärung der Foltervorwürfe gegen die CIA TOP 19 Personalausweisgesetz TOP 20 Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch TOP 21 Rekommunalisierung von Energienetzen Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Michael Leutert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Frau Ministerin, Sie haben im Frühjahr letzten Jahres
    eine Attraktivitätsoffensive angekündigt und das Ziel
    formuliert, dass die Bundeswehr der attraktivste Arbeit-
    geber im Lande werden soll. Heute liegt uns ein Gesetz-
    entwurf vor, durch den über zehn Gesetze und Verord-
    nungen geändert werden sollen, Kostenpunkt: zwischen
    250 und 300 Millionen Euro im Jahr im Durchschnitt,
    also die nächsten vier Jahre ungefähr 1 Milliarde Euro.
    Im Kern geht es – das ist hier schon gesagt worden – um
    Arbeitsbedingungen, höhere Vergütung bzw. Erschwer-
    niszuschläge, soziale Absicherung.

    All das – Frau Ministerin, Sie haben das selber ge-
    sagt – sind allerdings Dinge, bei denen sich in den letz-
    ten Jahren etwas angestaut hat und jetzt notwendiger-
    weise Abhilfe geschaffen werden muss. Sie haben selber
    gesagt, Sie arbeiten sich auf Normalmaß vor. Die letzte
    Wehrsolderhöhung zum Beispiel gab es im Jahr 2008,
    damals um 2 Euro. Dieses Mal soll es wieder eine
    Wehrsolderhöhung geben, wieder um 2 Euro – pro Tag
    im Übrigen; das muss man dazusagen. Ich bin mir nicht
    sicher, ob das dazu beiträgt, die Bundeswehr attraktiver
    zu machen.

    Auf die wirklich aktuellen Probleme gehen Sie nicht
    ein; die sind aber im Bericht des Wehrbeauftragten, der
    diese Woche vorgestellt wurde, klar benannt. Manches
    wurde hier angesprochen, ich möchte noch einmal einige
    Punkte herausgreifen:

    Erstens. Die Bundeswehr hat massive Ausrüstungs-
    probleme, insbesondere was Großgeräte wie das Trans-
    portflugzeug A400M und den Hubschrauber NH90 be-
    trifft.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Der wird im Gesetzentwurf gar nicht erwähnt!)


    Es wird alles zu spät geliefert, es wird alles viel teurer
    als vereinbart wurde, und die Fähigkeiten, die bestellt
    wurden, sind in der Lieferung nicht enthalten. Hinzu
    kommen massive Fehler im Normalbetrieb. Sie hatten
    vorhin davon gesprochen, dass die Bürgerinnen und
    Bürger, wenn sie heute einen Computer bestellen, nicht
    mehr die Katze im Sack kaufen – die Bundeswehr kauft
    immer noch die Katze im Sack.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das Transportflugzeug A400M zum Beispiel – ein
    Exemplar ist geliefert; wann die nächsten kommen, weiß
    niemand – kann weder Personal noch Material aus der
    Luft absetzen, er kann auch nicht in die sogenannten hei-
    ßen Zonen, also in Kampfgebiete, fliegen,


    (Rainer Arnold [SPD]: Das soll er doch auch nicht aus Ihrer Sicht!)


    weil er über Selbstverteidigungsfähigkeiten erst 2016/17
    verfügen wird.

    Der Transporthubschrauber NH90 rostet, es gibt
    Rauchentwicklung im Cockpit und er hat Triebwerks-
    probleme, was schon zum Absturz einer Maschine ge-
    führt hat. Ich habe mich im Zusammenhang mit den Er-
    schwerniszuschlägen gefragt, ob diese Mängel vielleicht
    der Grund sind, warum Hubschrauberpiloten 210 Euro
    mehr bekommen als Fallschirmjäger. Fakt ist: Die Nach-
    rüstung dieser Hubschrauber – das wurde diese Woche
    im Verteidigungsausschuss mitgeteilt – übernimmt na-
    türlich nicht die Industrie, sondern auch das muss wieder
    vom Steuerzahler bezahlt werden, obwohl in der Indus-
    trie bei der Konstruktion geschlampt wurde.

    Selbst bei Standardausrüstungsgegenständen wie dem
    G36 gibt es Probleme; da warten wir noch auf einen Be-
    richt, in dem geklärt wird, warum dieses Standardge-
    wehr, wenn es heiß ist, nicht mehr zuverlässig trifft.


    (Rainer Arnold [SPD]: Interessant, dass Sie jetzt über diese Waffe reden und nicht über die Menschen!)


    Auf der anderen Seite ist das Personal völlig überlas-
    tet: Die Regelung, dass nach einer Auslandsverwendung
    von 4 Monaten eine Pause von 20 Monaten folgen soll,
    kann bei vielen Soldatinnen und Soldaten nicht eingehal-
    ten werden.

    Auf die maroden Kasernen ist hier auch schon einge-
    gangen worden: 38 Prozent der Unterkünfte haben grö-
    ßere Mängel, 269 Gebäude sind eigentlich nicht nutzbar,
    aber trotzdem bewohnt. Es wird von Rost- und Schim-
    melbefall, von nicht funktionierenden Heizkörpern, von
    Kloakengeruch berichtet.

    Fakt ist: Sie haben diese Zustände erkannt und gesagt:
    Es werden neue Mittel bereitgestellt. Aber wenn solche
    Zustände herrschen, dann ist es völlig unbegreiflich, wa-
    rum man nicht auch ohne Mittel notwendige Maßnah-
    men ergreift, zum Beispiel indem man sagt: Sanierte
    Kasernen werden nicht geschlossen – wenn Kasernen
    geschlossen werden müssen, dann kann man auch die
    maroden Kasernen schließen.

    Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist, was in der
    Öffentlichkeit derzeit das Bild der Bundeswehr be-
    stimmt: eine ziemlich desolate Truppe. Diese Truppe
    wird auch nicht attraktiver, wenn man 2 Euro mehr Sold
    am Tag zahlt.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)






    Michael Leutert


    (A) (C)



    (D)(B)

    Ihr Ziel ist – so wurde das formuliert –: Jeder Soldat soll
    in der Kaserne ein Einzelzimmer mit Bad bekommen, es
    soll eine ordentliche soziale Absicherung und Aufstiegs-
    chancen geben, Familie und Dienst sollen miteinander
    vereinbar sein, zum Beispiel durch Teilzeitarbeit usw.
    usf.

    Das sind aber nur die Rahmenbedingungen für einen
    attraktiven Arbeitsplatz. Entscheidend ist ja letztlich, ob
    auch die Aufgabe attraktiv ist. Darüber, Frau Ministerin,
    haben Sie hier aber überhaupt nicht gesprochen.


    (Beifall bei der LINKEN – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Für Frieden und Freiheit zu kämpfen, ist doch attraktiv!)


    Ich kann mir zumindest vorstellen, dass die Soldatin-
    nen und Soldaten, die an dem Einsatz zur Vernichtung
    der syrischen Chemiewaffen beteiligt gewesen sind, in
    dieser Aufgabe einen gewissen Sinn gesehen haben und
    auch davon überzeugt gewesen sind, dass das richtig ist.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Sie hoffentlich auch!)


    Bei den gestern hier im Bundestag beschlossenen
    Einsätzen zum Irak und zur Türkei bin ich mir da aber
    nicht mehr so sicher; denn im Kern sieht die ganze Sa-
    che doch so aus: Wir schicken Ausbilder in den Irak, die
    die Kurdinnen und Kurden befähigen sollen, nachdem
    die Waffen geliefert wurden, sich gegen die Islamisten
    und gegen den „Islamischen Staat“ zu verteidigen. Auf
    der anderen Seite schickt der NATO-Partner Türkei lo-
    gistisches Material und Waffenlieferungen genau an
    diese Islamisten, die mit unserer Unterstützung be-
    kämpft werden sollen. Wir aber schicken Soldatinnen
    und Soldaten in die Türkei, die die Türkei vor den Fol-
    gen der Situation bewahren sollen, die sie dort schafft.

    Ich glaube schon, dass vor diesem Hintergrund bei ei-
    nigen Soldatinnen und Soldaten die Frage nach dem
    Sinn dieser Einsätze aufkommt. Wenn eine Aufgabe aber
    als sinnlos empfunden wird, dann ist sie auch nicht mehr
    attraktiv. Sie hätten meines Erachtens der Attraktivität
    der Bundeswehr einen viel größeren Gefallen getan,
    wenn gestern der Einsatz in der Türkei nicht verlängert
    worden wäre.


    (Beifall bei der LINKEN – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Eine absolute Minderheitsmeinung!)


    Das Hauptziel, die Bundeswehr zu einem der attrak-
    tivsten Arbeitgeber zu machen, werden Sie damit nicht
    erreichen. Das Hauptziel muss darin bestehen, die Auf-
    gabe der Bundeswehr zu verändern.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Der Kollege Felgentreu hat nun für die SPD-Fraktion

das Wort.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Fritz Felgentreu


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Program-

    matische Äußerungen zur Attraktivität des Dienstes in
    der Bundeswehr sind so alt wie die Truppe selbst. Ich
    denke da an Sätze, wie ich sie als aktiver Soldat vor
    25 Jahren in der Truppe öfter gehört habe, zum Beispiel
    den Klassiker „Klagt nicht! Kämpft!“ oder auch solche
    Sätze wie „Ein Offizier beschwert sich nicht!“


    (Lachen bei der LINKEN)


    oder so etwas wie „Schreiben Sie doch einen Brief: Lie-
    ber Herr Wehrbeauftragter...“

    Zusammengefasst wurde das alles in einem durchaus
    ernstgemeinten Grundsatz, dem ich seine allgemeine
    Berechtigung auch gar nicht absprechen will: „Der Sol-
    dat ist immer im Dienst.“ „Der Soldat ist immer im
    Dienst“ – das galt für eine Bundeswehr, die als große
    Wehrpflichtigenarmee mit hoher Bereitschaft in der Zeit
    der Blockkonfrontation oft eher damit Probleme hatte,
    ihre vielen Soldaten sinnvoll zu beschäftigen, als mit der
    Frage, woher sie gute Leute bekommen sollte. Denn un-
    ter den vielen fanden sich fast immer genug, die fest-
    stellten, dass ihnen der Soldatenberuf liegt, und aus de-
    ren Reihen kommen die erfahrenen Offiziere und
    Unteroffiziere der Generation um die 50, die heute in
    vorderster Verantwortung stehen.

    Die Zeiten und die Bundeswehr haben sich aber
    gründlich geändert. Sie war damals eine große Armee,
    sie hatte den Auftrag, einen mächtigen Gegner abzu-
    schrecken und so den Frieden in Europa zu sichern,
    schlimmstenfalls das Land zu verteidigen. Daraus ist
    heute eine für ein 80-Millionen-Volk in der Mitte Euro-
    pas wirklich sagenhaft schlanke, kleine Truppe gewor-
    den. Heute konzentriert sich die Bundeswehr vor allem
    auf ihre Fähigkeit, gemeinsam mit Partnernationen inter-
    nationale Einsätze durchzuführen.

    Die Wehrpflicht, die das deutsche Militär seit den Be-
    freiungskriegen geprägt hatte, ist praktisch abgeschafft.
    Schon die beiden ersten Worte des alten Grundsatzes
    „Der Soldat ist immer im Dienst“ passen nicht mehr.
    Heute muss es heißen: „Der Soldat und die Soldatin …“

    Aber bisher haben wir als Gesellschaft, als Gesetzge-
    ber, als Dienstherr aus diesen Veränderungen weder
    mental noch in der Ausgestaltung die notwendigen Kon-
    sequenzen gezogen, damit diese veränderte Armee in ei-
    ner veränderten Welt ihren Auftrag auf Dauer zuverläs-
    sig erfüllen kann.

    Wir haben eine Freiwilligenarmee. Das bedeutet – ich
    habe jetzt einfach einmal den Mut zur Banalität –: Wir
    brauchen Freiwillige. Die Freiwilligen stehen aber nicht
    allein vor unseren Karrierecentern Schlange.


    (Christine Buchholz [DIE LINKE]: Die kommen nicht freiwillig!)


    Es gibt sicherlich junge Leute, die auch aus patriotischer
    Gesinnung und aus hoher Identifikation mit der Bundes-
    republik Deutschland wenigstens eine Zeit lang Soldaten
    werden wollen. Aber es sind wohl kaum genug; und in
    einer Zeit, in der die Bevölkerung kontinuierlich
    schrumpft, werden es Jahr für Jahr weniger.





    Dr. Fritz Felgentreu


    (A) (C)



    (D)(B)

    Das bedeutet, die Bundeswehr muss als Arbeitgeberin
    in Zukunft mit anderen Bereichen des öffentlichen
    Dienstes und mit der freien Wirtschaft um kluge Köpfe
    und starke Arme konkurrieren. Dafür muss sie etwas an-
    zubieten haben; etwas anzubieten, das hinreichend viele
    junge Leute jedes Jahr wieder davon überzeugt, sich als
    Soldat oder als Soldatin zu verpflichten.

    Deswegen rede ich heute einmal – anders als der Kol-
    lege Leutert eben – über den eingebrachten Gesetzent-
    wurf der Bundesregierung; er ist ein wichtiger Baustein
    für den Aufbau einer modernen und attraktiven Freiwil-
    ligenarmee.


    (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Die Ministerin hat ja auch nicht darüber gesprochen!)


    Er ist ein Ergebnis des Nachdenkens, des Hinhörens be-
    zogen auf die Bedürfnisse der Menschen – nicht nur der
    Soldatinnen und Soldaten, sondern auch ihres familiären
    Umfeldes, ihrer Angehörigen – und der Gespräche mit
    den Fachleuten und Organisationen, wie dem Bundes-
    wehrVerband oder dem Reservistenverband.

    Nun ist ja so ein dienstrechtliches Artikelgesetz eine
    wirklich hocherotische Angelegenheit, die gerade von
    den Gemeinden sicherlich mit glühenden Ohren gelesen
    wird: reich an scheinbar zusammenhanglosen Einzel-
    bestimmungen und Querverweisen und verfasst in
    schönstem Juristendeutsch, das gerne zugunsten der
    Eindeutigkeit auch mal auf Verständlichkeit verzichtet.
    Die Leitgedanken des Entwurfs sind klar und für alle
    nachvollziehbar: Es geht zum einen um die Vereinbar-
    keit von Familie und Dienst und zum anderen um soziale
    Sicherheit für die Soldatinnen und Soldaten.

    Meine Damen und Herren, vor allem der erste Punkt
    ist eine kleine Revolution. Die Koalition wird mit die-
    sem Gesetz zum ersten Mal die 41-Stunden-Woche für
    Soldatinnen und Soldaten festschreiben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Hier ist der falsche Ort, um auf Details einzelner Aus-
    nahmen und Streitfragen einzugehen.


    (Christine Buchholz [DIE LINKE]: Aber die Ausnahmen sind entscheidend!)


    Entscheidend ist das klare Bekenntnis der Bundesregie-
    rung und des Gesetzgebers, dass wir die 41-Stunden-
    Woche als den militärischen Normalfall durchsetzen
    wollen.

    Das wird den Truppendienst verändern. Das bedeutet
    nichts anderes, als dass die Bundeswehr ihren alten
    Grundsatz an den veränderten militärischen Alltag an-
    passt. Der Soldat und die Soldatin sind in Zukunft eben
    nicht immer im Dienst. Im Einsatz, wo unsere Soldatin-
    nen und Soldaten das tun, wofür sie ausgebildet worden
    sind, wo sie sich schnell und aktiv auf eine veränderte
    Lage einzustellen haben, sind sie selbstverständlich im-
    mer im Dienst, auch dann, wenn sie schlafen. Aber an
    Standorten, wo die Voraussetzungen für erfolgreiche
    Einsätze geschaffen werden, haben sie einen Anspruch
    auf geregelte Arbeitszeiten und planbare Freizeit.

    (Beifall bei der SPD – Christine Buchholz [DIE LINKE]: Warum gibt es dann auch Ausnahmen?)


    Gleichzeitig verbessern wir die Möglichkeit, in Teil-
    zeit zu gehen, um Kinder oder pflegebedürftige Angehö-
    rige zu betreuen. Die Soldatinnen und Soldaten sollen
    dabei in Zukunft nicht schlechtergestellt sein als Be-
    amte. Uns allen muss klar sein – das ist heute ja auch
    schon problematisiert worden –, dass das eine für die
    Personalplanung denkbar unbequeme Lösung ist. Wer
    zwölf Jahre in Teilzeit geht, fällt zwölf Jahre lang für
    den Einsatz aus und muss dort durch andere ersetzt wer-
    den. Es ist aber die richtige, die für die Soldatinnen und
    Soldaten wichtige Lösung, die es ihnen leichter macht,
    Ja zur Familie und Ja zum Dienst, zum Beruf, zu sagen.

    Meine Damen und Herren, knapp 70 Prozent unserer
    Dienstleistenden sind Soldaten auf Zeit. Für diese Män-
    ner und Frauen werden Rentenbeiträge für den Zeitraum
    nachträglich eingezahlt, in dem sie als Beamte auf Zeit
    keine Beiträge geleistet haben. Bei dieser Nachversiche-
    rung sind Soldatinnen und Soldaten bisher schlechterge-
    stellt als die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des öffent-
    lichen Dienstes, die zusätzlich zu ihrer Rente eine
    Zusatzversorgung des Bundes und der Länder bekom-
    men. Wir werden hier Gerechtigkeit schaffen.

    Der Gesetzentwurf sieht vor, bei der Berechnung der
    Nachversicherung nicht nur von 100 Prozent, sondern
    von 115 Prozent der Soldatenbezüge auszugehen. Die
    SPD-Fraktion hat diese Zahlen einmal geprüft. Nach un-
    serer Berechnung reichen 15 Prozent noch nicht aus, um
    die Soldatinnen und Soldaten wirklich gleichzustellen.
    Wir halten 21 Prozent für notwendig und angemessen.
    Über die Höhe der Anhebung der Berechnungsgrundlage
    werden wir im Ausschuss und bei der geplanten Anhö-
    rung deshalb noch einmal miteinander reden müssen.


    (Michaela Noll [CDU/CSU]: Machen wir, Fritz!)


    – Ja, das machen wir.

    Es ist eine Besonderheit der Bundeswehr, dass viele
    Berufssoldatinnen und Berufssoldaten schon mit 53 Jah-
    ren, also relativ jung, in Pension gehen. Das liegt daran,
    dass viele Verwendungen einfach körperliche Anforde-
    rungen stellen, die der menschliche Körper ab einem be-
    stimmten Alter nicht mehr erfüllen kann. Eine ausrei-
    chende Zahl von Anschlussverwendungen kann es aber
    nicht geben. Deshalb entlassen wir diese Soldatinnen
    und Soldaten qua Gesetz in einen frühen Ruhestand.

    Nun handelt es sich bei den Betroffenen in der Masse
    um Unteroffiziere und die unteren Offiziersränge, die
    alle eine relativ niedrige Pension beziehen. Also gerade
    in einem Alter, in dem die Kinder ins Studium gehen, in
    dem das Haus oft noch gar nicht abbezahlt ist, müssen
    sie auf einmal mit 70 Prozent des bisherigen Einkom-
    mens auskommen. Wenn sie sich deshalb in einem zivi-
    len Beruf etwas dazuverdienen, wird dieses Einkommen
    ab einer bestimmten Höhe von der Pension abgezogen.
    Bei ehemaligen NVA-Soldaten, die in die Bundeswehr
    übernommen worden sind, ist das sogar alles oberhalb
    von 450 Euro.





    Dr. Fritz Felgentreu


    (A) (C)



    (D)(B)

    Das ist ungerecht, weil sich die Betroffenen gar nicht
    dafür entscheiden können, länger zu dienen und auf
    diese Weise mehr zu verdienen. Sie müssen die Bundes-
    wehr verlassen und sind damit schlechtergestellt als an-
    dere Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes, die erst jen-
    seits der 60 in den Ruhestand gehen.

    Wir wollen deshalb die Obergrenze für zusätzlich ver-
    dientes Geld mindestens bis zu dem Alter aufheben, in
    dem auch Bundespolizisten in den Ruhestand entlassen
    werden. Bei den untersten Dienstgraden der Bundespoli-
    zei liegt dieses Alter bei knapp 61 Jahren. Das Alter
    steigt allmählich, und auch in der Bundeswehr wird das
    Alter entsprechend angepasst. Aber an dieser Zeitgrenze
    wollen wir uns für die Begrenzung der Zuverdienstmög-
    lichkeiten orientieren.

    Noch härter wirkt sich der frühe Ruhestand bisher bei
    Geschiedenen aus. Sie teilen sich ihren Pensionsan-
    spruch mit dem geschiedenen Partner. Mit anderen Wor-
    ten: Ihre Pension wird gekürzt. Um wie viel, legt das Fa-
    miliengericht bei der Scheidung fest. Das bedeutet,
    Soldatinnen und Soldaten, die das von uns gemachte
    Dienstrecht in einen frühen Ruhestand zwingt, haben
    nicht nur früher ein niedrigeres Einkommen. Wenn sie
    geschieden sind, müssen sie auch acht bis zwölf Jahre
    länger als andere die Kürzung ihrer Versorgung hinneh-
    men.

    Soldaten, liebe Kolleginnen und Kollegen, erleben
    leider überdurchschnittlich oft das Scheitern ihrer Ehe,
    auch weil ihr Beruf durch seine Dienstzeiten, durch die
    Auslandseinsätze und die vielen Versetzungen das Fami-
    lienleben bisher stark belastet hat. Es ist deshalb gerecht,
    auch den Versorgungsausgleich, oder auf Deutsch: die
    Kürzung der Pension, mindestens bis zu dem Zeitpunkt
    hinauszuschieben, zu dem das gleiche Schicksal auch
    unsere Polizistinnen und Polizisten ereilt.

    Sie können nun fragen: Was haben Versorgungsrege-
    lungen für Ruheständler mit der Attraktivität der Bun-
    deswehr beim Berufseinstieg zu tun? Fragen 19-Jährige
    wirklich danach, wie sie versorgt sind, wenn ihre Ehe
    scheitern sollte? Nein, meine Damen und Herren, das tun
    sie wahrscheinlich nicht. Aber die Unzufriedenheit der
    Älteren über die mangelnde Fürsorge bekommen sie
    sehr schnell mit. Wenn wir Soldaten auf Zeit als Berufs-
    soldaten gewinnen wollen, dann tun wir gut daran, auch
    die Älteren gerecht und angemessen zu versorgen.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    In jedem Fall ist unser Weg in eine moderne und at-
    traktive Bundeswehr mit diesem Gesetz nicht zu Ende.
    Am Standort und im Einsatz können wir an vielen Stel-
    len mehr für die Zufriedenheit der Soldatinnen und Sol-
    daten tun – mein Kollege Thomas Hitschler wird darauf
    gleich noch eingehen –: durch Gesetzgebung und Finan-
    zierung, aber auch dadurch, wie der rechtliche Rahmen
    mit Leben erfüllt wird. Jeder Kommandeur sollte den
    Ehrgeiz haben, dass die Bundeswehr immer die attrak-
    tivste Arbeitgeberin an seinem Standort ist.

    Die Anforderungen an Soldatinnen und Soldaten sind
    hoch, und sie werden hoch bleiben; das ist auch richtig
    so.