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ID1807705000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/77 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 77. Sitzung Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 22: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: zur UN-Klima- konferenz in Lima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7383 A Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7383 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 7386 A Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 7387 B Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7388 C Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7389 D Dr. Anja Weisgerber (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7391 B Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7392 C Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 7394 A Peter Stein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7394 D Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7396 A Dr. Thomas Gebhart (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7397 B Tagesordnungspunkt 23: Antrag der Abgeordneten Katja Kipping, Sabine Zimmermann (Zwickau), Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Gute Arbeit und eine sanktions- freie Mindestsicherung statt Hartz IV Drucksache 18/3549 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7398 B Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7398 B Dr. Matthias Zimmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7399 C Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 7400 A Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . 7402 D Dr. Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 7403 C Matthäus Strebl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7405 A Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7406 A Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7406 B Dr. Matthias Bartke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7408 A Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7408 C Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7409 C Albert Stegemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7410 C Markus Paschke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7412 A Christel Voßbeck-Kayser (CDU/CSU) . . . . . 7413 B Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7414 A Tagesordnungspunkt 24: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Regionale Wirtschaftspolitik – Die richtigen Weichen für die Zukunft stel- len Drucksache 18/3404 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7415 C b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Koordinierungsrahmen der Gemein- schaftsaufgabe „Verbesserung der regio- nalen Wirtschaftsstruktur“ ab 1. Juli 2014 Drucksache 18/2200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7415 C Andrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7415 D Thomas Nord (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7417 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 7417 D Markus Tressel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7418 D Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7420 A Tagesordnungspunkt 26: Antrag der Abgeordneten Harald Ebner, Nicole Maisch, Friedrich Ostendorff, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Gentechnik-Anbau- verbot bundeseinheitlich und konsequent umsetzen Drucksache 18/3550 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7421 A Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7421 A Kees de Vries (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7422 B Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7423 A Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 7423 C Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . 7424 C Carola Stauche (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7425 C Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7427 B Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7428 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 7429 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7429 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 7383 (A) (C) (D)(B) 77. Sitzung Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 7429 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 19.12.2014 Becker, Dirk SPD 19.12.2014 Brugger, Agnieszka BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 19.12.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 19.12.2014 Dörflinger, Thomas CDU/CSU 19.12.2014 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 19.12.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 19.12.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 19.12.2014 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 19.12.2014 Jarzombek, Thomas CDU/CSU 19.12.2014 Jung, Andreas CDU/CSU 19.12.2014 Kaczmarek, Oliver SPD 19.12.2014 Kassner, Kerstin DIE LINKE 19.12.2014 Kauder, Volker CDU/CSU 19.12.2014 Kovac, Kordula CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 19.12.2014 Kunert, Katrin DIE LINKE 19.12.2014 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 19.12.2014 Dr. von der Leyen, Ursula CDU/CSU 19.12.2014 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Middelberg, Mathias CDU/CSU 19.12.2014 Petry, Christian SPD 19.12.2014 Pilger, Detlev SPD 19.12.2014 Rüffer, Corinna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Schiewerling, Karl CDU/CSU 19.12.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 19.12.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 19.12.2014 Tank, Azize DIE LINKE 19.12.2014 Tillmann, Antje CDU/CSU 19.12.2014 Vogler, Kathrin DIE LINKE 19.12.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 19.12.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 19.12.2014 Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 19.12.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2014 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 06 25 Titel 671 01 – Erstattung an Dritte für die Durchführung der Fluggast- und Reisege- päckkontrollen – bis zur Höhe von 26 Mio. Euro Drucksachen 18/2885, 18/3108 Nr. 1 Ausschuss für Kultur und Medien – Unterrichtung durch die Deutsche Welle Evaluationsbericht 2013 der Deutschen Welle Drucksache 17/14285 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 7430 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 (A) (C) (D)(B) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/3110 Nr. A.2 EuB-BReg 75/2014 Innenausschuss Drucksache 18/1935 Nr. A.3 Ratsdokument 10060/14 Drucksache 18/1935 Nr. A.4 Ratsdokument 10062/14 Drucksache 18/1935 Nr. A.5 Ratsdokument 10063/14 Drucksache 18/2055 Nr. A.2 Ratsdokument 10297/14 Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/544 Nr. A.24 Ratsdokument 17509/13 Drucksache 18/2533 Nr. A.26 Ratsdokument 12184/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/3362 Nr. A.9 Ratsdokument 14590/14 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/3362 Nr. A.13 EP P8_TA-PROV(2014)0041 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/3362 Nr. A.14 Ratsdokument 14755/14 Drucksache 18/3362 Nr. A.15 Ratsdokument 14757/14 Drucksache 18/3362 Nr. A.16 Ratsdokument 14758/14 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 18/1935 Nr. A.13 Ratsdokument 10108/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.65 Ratsdokument 12570/14 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/419 Nr. A.186 Ratsdokument 13002/13 Drucksache 18/419 Nr. A.187 Ratsdokument 13920/13 Drucksache 18/419 Nr. A.194 Ratsdokument 16118/13 Drucksache 18/419 Nr. A.195 Ratsdokument 16171/13 Drucksache 18/419 Nr. A.196 Ratsdokument 16348/13 Drucksache 18/642 Nr. A.14 Ratsdokument 5634/14 Drucksache 18/1048 Nr. A.18 EP P7_TA-PROV(2014)0128 Drucksache 18/2055 Nr. A.12 Ratsdokument 10582/14 Drucksache 18/2055 Nr. A.14 Ratsdokument 10679/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.68 Ratsdokument 10648/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.71 Ratsdokument 12425/14 Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 77. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 22 Regierungserklärung zur UN-Klimakonferenz TOP 23 Gute Arbeit und sanktionsfreie Mindestsicherung TOP 24 Regionale Wirtschaftspolitik TOP 26 Gentechnik-Anbauverbot Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Brigitte Pothmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

    Kolleginnen und Kollegen von den Linken, den General-
    verriss von Hartz IV teile ich in der Tat nicht. Ich finde,
    das Bild ist deutlich differenzierter. Liebe Kollegin
    Zimmermann, auch Sie müssen einmal zur Kenntnis
    nehmen, dass Sie nicht die alleinige Definitionsmacht
    über die Wirklichkeit haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD)


    In diesem Bundestag gilt das Motto „Die Partei hat im-
    mer recht“ auch für die Linke nicht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Es ist doch richtig – dem können Sie doch nicht wirk-
    lich widersprechen –: Die Zusammenlegung von Ar-
    beitslosenhilfe und Sozialhilfe war ein Fortschritt für die
    Sozialhilfeempfängerinnen und Sozialhilfeempfänger.


    (Kai Whittaker [CDU/CSU]: Das ist richtig! – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Fragen Sie die doch mal!)


    Das zentrale Politikversagen von Hartz IV liegt aus
    meiner Sicht woanders: darin, dass das Teilhabe- und
    Aufstiegsversprechen, das mit Hartz IV gegeben worden
    ist, nicht erfüllt worden ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    2,8 Millionen Menschen bewegen sich länger als vier
    Jahre im Hartz-IV-System. Für sie ist der Hartz-IV-Be-
    zug eben keine vorübergehende schwierige Zeit in ihrem
    Leben, sondern für sie war Hartz IV das, was ihre Wirk-
    lichkeit ausmacht. Sie konnten sich eben nicht, wie es ih-
    nen versprochen wurde, mit Unterstützung und durchaus
    auch mit eigener Anstrengung aus diesem System be-
    freien. Für sie ist Hartz IV eine Sackgasse. Für sie gilt
    das Motto „Einmal Hartz IV, immer Hartz IV“. Was das
    angeht, sind Sie als Große Koalition in der Verantwor-
    tung, und daran werden wir Sie messen.

    Das wesentliche Problem bei Hartz IV liegt in der
    Umsetzung. Die versprochene Ausgewogenheit zwi-
    schen Fordern und Fördern hat es nie gegeben und gibt
    es, lieber Herr Rosemann, bis heute nicht.


    (Dr. Martin Rosemann [SPD]: Daran arbeiten wir ja!)


    Da ist die Politik nicht vertragstreu. Da wären auch ein-
    mal Sanktionen angemessen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Es ist doch immer noch so, dass es die verschärften
    Sanktionen für unter 25-Jährige gibt. Es ist doch so, dass
    in den letzten Jahren rabiate Kürzungen bei der Arbeits-
    förderung stattgefunden haben. Daran haben auch Sie

    7410 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014

    Brigitte Pothmer


    (A) (C)



    (D)(B)

    nichts geändert. Da kann es Sie doch nicht wundern,
    dass ein Bild von Hartz IV entstanden ist, das als unge-
    recht und repressiv empfunden wird. Das muss grundle-
    gend geändert werden. Dafür brauchen wir einen echten
    Paradigmenwechsel, insbesondere in der Arbeitsförde-
    rung.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Lieber Herr Rosemann, wenn ich von Paradigmen-
    wechsel in der Arbeitsförderung rede, dann meine ich
    nun wirklich nicht das Miniprogramm, das Frau Nahles
    vorgelegt hat. Es setzt doch nur das Programmhopping
    der Vorgängerregierung fort und trägt nicht zu struktu-
    rellen Verbesserungen in diesem Bereich bei. Wenn ich
    von einem Paradigmenwechsel in der Arbeitsförderung
    rede, dann meine ich: Wir müssen endlich weg von der
    Devise „Hauptsache in Arbeit vermittelt, egal wie lange
    dieser Arbeitsplatz behalten werden kann“. Ich sage Ih-
    nen: Wir müssen weg von einem Vermittlungsvorrang
    hin zu einem Investitionsvorrang. Wir müssen in die Ar-
    beitslosen investieren, damit diese wirklich langfristig
    auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen können. Sie brauchen
    Qualifikationen, die nachgefragt werden.


    (Dr. Martin Rosemann [SPD]: Ausbildungsförderung!)


    Wir müssen Schluss machen mit der On-off-Beschäfti-
    gung. Das wäre Ihre Aufgabe.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich sage Ihnen noch etwas: Wir sollten uns jetzt end-
    lich einmal ehrlich machen. Wir wissen doch längst, dass
    es für ganz viele Menschen – 200 000, eher 400 000 –
    keine Chance gibt, mittel- oder langfristig im ersten Ar-
    beitsmarkt Fuß zu fassen. Für diese Menschen brauchen
    wir ein Angebot: Das ist der soziale Arbeitsmarkt. Dafür
    brauchen wir den Passiv-Aktiv-Transfer. Dazu hat Frau
    Nahles nichts vorgelegt.

    Ich mache Ihnen jetzt einmal einen ganz konkreten
    Vorschlag: Herr Alt von der Bundesagentur für Arbeit
    hat uns vorgerechnet, dass die Einführung des Mindest-
    lohns bei den Ausgaben für das Arbeitslosengeld II eine
    Einsparung in Höhe von 700 bis 900 Millionen Euro er-
    bringen würde. Dieses Geld gehört den Arbeitslosen.
    Lassen Sie uns dieses Geld nehmen und es in die Ar-
    beitsförderung, in den Bereich der Qualifizierung und in
    den Aufbau eines sozialen Arbeitsmarktes investieren.
    Das ist doch ein Angebot, das Sie nicht ablehnen kön-
    nen. Schlagen Sie ein. Das wäre ein echtes Weihnachts-
    geschenk für die Langzeitarbeitslosen.

    Ich danke Ihnen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Als nächster Redner hat der Kollege Albert

Stegemann von der CDU/CSU das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Albert Stegemann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen!

    Liebe Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Her-
    ren! Am letzten Plenartag hier im Hohen Haus reden zu
    dürfen, ist besonders in diesem Jahr eine große Ehre.
    Wir blicken auf ein ereignisreiches Jahr – insbesondere
    für die Mitglieder des Sozialausschusses – zurück. Wir
    haben die erste Rentenverbesserung der vergangenen
    Jahre beschlossen. Darüber hinaus gilt ab dem 1. Januar
    des kommenden Jahres ein bundesweit einheitlicher
    Mindestlohn. Dies ist ein klares Zeichen unserer Gesell-
    schaft, dass Lohndumping nicht Bestandteil der sozialen
    Marktwirtschaft ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Im Ergebnis steht ein Resultat, mit dem man sehr zufrie-
    den sein kann. Davon werden viele Menschen in unse-
    rem Land profitieren.

    Ich denke, dass auch Sie, sehr geehrte Kolleginnen
    und Kollegen von den Linken, dem so zustimmen kön-
    nen. Ich möchte nur ungern Wasser in den Wein der vor-
    weihnachtlichen Harmonie gießen, aber Ihr Antrag, auch
    wenn er nicht wirklich viel Neues zu bieten hat, liest sich
    wie ein deutlich zu üppig geratener Wunschzettel an das
    Christkind. Bereits in der Einleitung fordern Sie
    schlichtweg, Transferleistungen massiv auszubauen,
    ohne Möglichkeiten für eine Gegenfinanzierung aufzu-
    zeigen. Zugleich wollen Sie die Anreize für den Wieder-
    einstieg in das Arbeitsleben abschaffen.

    Bei Ihnen heißt es weiter, für den Bezug staatlicher
    Leistungen seien nicht die eigenen wirtschaftlichen Ver-
    hältnisse entscheidend; nein, Sie erheben die individuel-
    len Ansprüche zum Maßstab der staatlichen Fürsorge.
    Vielen Dank für den Blick auf Ihr politisches Betriebs-
    system!

    Selbst für den Laien wird hier offensichtlich: Dies
    kann nicht funktionieren, und das sollte auch nicht Ziel
    einer nachhaltigen Politik sein, meine sehr verehrten Da-
    men und Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Geht es bei der Existenzsicherung wirklich darum, in-
    dividuellen Ansprüchen gerecht zu werden, oder geht es
    nicht vielmehr darum, den unschuldig in Not geratenen
    Menschen vor menschenunwürdigen Bedingungen zu
    schützen? Es ist doch nicht Aufgabe einer Solidarge-
    meinschaft, einen einmal erworbenen Lebensstil bis auf
    den Sankt-Nimmerleins-Tag festzuschreiben.

    Liebe Freunde der Linken, auch wenn das Weih-
    nachtsfest vor der Tür steht: Wir sind doch hier nicht bei
    „Wünsch dir was“. Schließlich ist es doch so: Jeder
    Euro, der ausbezahlt wird, muss erst einmal von jeman-
    dem erwirtschaftet werden. Bitte verschonen Sie mich
    an dieser Stelle mit dem Vorwurf, dass dies Stamm-
    tischniveau sei! Nein, das hat ganz grundlegend etwas
    mit dem gesunden Menschenverstand zu tun.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Die marxistische Präambel ist hier aber noch nicht zu
    Ende.


    (Zurufe von der LINKEN)


    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 7411

    Albert Stegemann


    (A) (C)



    (D)(B)

    Sie enthält aberwitzige Analysen der arbeitsmarktpoliti-
    schen Realität. So sind laut Ihrem Antrag „das kapitalis-
    tische Wirtschaftssystem und die neoliberale Wirtschafts-
    und Arbeitsmarktpolitik für die Massenarbeitslosigkeit
    verantwortlich“. Aha, Massenarbeitslosigkeit.

    Es geht sogar noch weiter. Sie sagen, die jetzige Bun-
    desregierung wolle unter dem Motto „Fördern und For-
    dern“ nur eines, nämlich die Opfer des Arbeitsmarktes
    zu den Schuldigen der Arbeitsmarktkrise umdeuten. Sa-
    gen Sie einmal: Wann haben Sie denn den Antrag ver-
    fasst?


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: In welchem Land?)


    Mit 43 Millionen Beschäftigungsverhältnissen, davon
    32 Millionen sozialversicherungspflichtig, steht der Ar-
    beitsmarkt so robust da wie nie zuvor.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Martin Rosemann [SPD])


    Wir haben mit unter 3 Millionen Erwerbslosen eine so
    niedrige Arbeitslosenzahl wie noch nie, und Sie spre-
    chen von Massenarbeitslosigkeit und Arbeitsmarktkrise.


    (Dr. Matthias Bartke [SPD]: Das ist ein Textbaustein!)


    2005, bei Einführung des SGB II, waren übrigens über
    5 Millionen Menschen ohne Arbeit. Deswegen frage ich
    Sie, ob dieser Antrag vielleicht aus jener Zeit stammt.
    Glauben Sie ernsthaft, dass es außerhalb Ihrer Fraktion
    auch nur eine Handvoll Menschen gibt, die Ihnen wirk-
    lich abnimmt, dass Sie den Arbeitsmarkt besser im Griff
    hätten?


    (Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Jawohl! Wenn wir die alle holen, passen die in den Raum hier nicht rein!)


    Aber was fordern Sie? Sie fordern den Jobkiller Num-
    mer eins: den gesetzlichen Mindestlohn von 10 Euro.


    (Katja Kipping [DIE LINKE]: Ach, so denken Sie über den Mindestlohn!)


    Also, effektiver kann man Arbeitsplätze wohl kaum ver-
    nichten!

    Dann haben Sie die glorreiche Idee, höhere tarifliche
    Mindestlöhne in den betreffenden Branchen für allge-
    meinverbindlich zu erklären.


    (Katja Kipping [DIE LINKE]: Sie sollten weiter vorlesen!)


    Ehrlich gesagt, ich habe mich beim Lesen des Antrags
    an dieser Stelle auf den Arm genommen gefühlt. Das ist
    doch wohl nicht Ihr Ernst?


    (Beifall bei der CDU/CSU – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Doch! Völliger Ernst!)


    Dann wollen Sie die Rahmenfrist beim Arbeitslosen-
    geld I auf drei Jahre erweitern und zudem einen öffentli-
    chen Beschäftigungssektor in der Größenordnung von
    200 000 Stellen aufbauen.


    (Zuruf des Abg. Dr. Martin Rosemann [SPD])


    Damit sollen die vorübergehenden 1-Euro-Jobs dauer-
    haft auf 10-Euro-Jobs ausgeweitet werden. Löblich, löb-
    lich!


    (Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das, was Matthias Zimmer neulich gesagt hat!)


    Nur fehlt mir an dieser Stelle die Fantasie, um zu sagen,
    wie hoch der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung wer-
    den würde.

    Dann wollen Sie auch die Sanktionen bei Hartz IV
    abschaffen; dazu ist einiges gesagt worden. Zusammen-
    gefasst: Wir wollen den Jobcentern lediglich Spielräume
    ermöglichen, um Menschen wieder dauerhaft in Arbeit
    zu bringen.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, der hier zu
    beratende Antrag ist bei genauer Betrachtung mehr als
    ein üppiger Wunschzettel an das Christkind. Er ist ein
    Angriff auf die soziale Marktwirtschaft, wie wir sie ken-
    nen.


    (Lachen bei der LINKEN)


    Der Antragsteller stellt das Grundprinzip der Eigenver-
    antwortung auf der einen Seite und der Verantwortung
    für andere auf der anderen Seite infrage.


    (Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Helau!)


    Sie sind davon überzeugt, dass es für eine Leistung kei-
    ner Gegenleistung bedarf.

    Sich auf die Solidarität der Gemeinschaft zu verlas-
    sen, ohne seine eigenen Möglichkeiten und Talente mit
    einzubringen, das wird unser politisches System nicht
    nur überfordern; nein, das entspricht auch nicht der
    Menschenwürde, auf die Sie sich hier paradoxerweise
    berufen. Arbeitslose sind schließlich keine Opfer, die
    alimentiert werden müssen. Sie wollen und sie müssen
    wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Martin Rosemann [SPD])


    Wir wollen ein System, in dem nicht jeder Stütze be-
    zieht, sondern eines, in dem jedermann dazu befähigt
    wird, zu einer Stütze der Gesellschaft zu werden. Ich bin
    zutiefst davon überzeugt, dass dieses Menschenbild der
    Würde des Menschen am nächsten kommt und nur die-
    ses politische Weltbild eine Zukunft hat. Deshalb lehnen
    wir Ihren Antrag ab.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Gleichzeitig wünsche ich uns allen ein gesegnetes
    Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
    Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit im nächs-
    ten Jahr.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    7412 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014


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