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ID1807703200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/77 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 77. Sitzung Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 22: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: zur UN-Klima- konferenz in Lima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7383 A Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7383 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 7386 A Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 7387 B Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7388 C Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7389 D Dr. Anja Weisgerber (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7391 B Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7392 C Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 7394 A Peter Stein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7394 D Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7396 A Dr. Thomas Gebhart (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7397 B Tagesordnungspunkt 23: Antrag der Abgeordneten Katja Kipping, Sabine Zimmermann (Zwickau), Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Gute Arbeit und eine sanktions- freie Mindestsicherung statt Hartz IV Drucksache 18/3549 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7398 B Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7398 B Dr. Matthias Zimmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7399 C Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 7400 A Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . 7402 D Dr. Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 7403 C Matthäus Strebl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7405 A Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7406 A Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7406 B Dr. Matthias Bartke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7408 A Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7408 C Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7409 C Albert Stegemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7410 C Markus Paschke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7412 A Christel Voßbeck-Kayser (CDU/CSU) . . . . . 7413 B Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7414 A Tagesordnungspunkt 24: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Regionale Wirtschaftspolitik – Die richtigen Weichen für die Zukunft stel- len Drucksache 18/3404 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7415 C b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Koordinierungsrahmen der Gemein- schaftsaufgabe „Verbesserung der regio- nalen Wirtschaftsstruktur“ ab 1. Juli 2014 Drucksache 18/2200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7415 C Andrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7415 D Thomas Nord (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7417 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 7417 D Markus Tressel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7418 D Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7420 A Tagesordnungspunkt 26: Antrag der Abgeordneten Harald Ebner, Nicole Maisch, Friedrich Ostendorff, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Gentechnik-Anbau- verbot bundeseinheitlich und konsequent umsetzen Drucksache 18/3550 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7421 A Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7421 A Kees de Vries (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7422 B Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7423 A Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 7423 C Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . 7424 C Carola Stauche (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7425 C Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7427 B Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7428 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 7429 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7429 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 7383 (A) (C) (D)(B) 77. Sitzung Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 7429 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 19.12.2014 Becker, Dirk SPD 19.12.2014 Brugger, Agnieszka BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 19.12.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 19.12.2014 Dörflinger, Thomas CDU/CSU 19.12.2014 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 19.12.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 19.12.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 19.12.2014 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 19.12.2014 Jarzombek, Thomas CDU/CSU 19.12.2014 Jung, Andreas CDU/CSU 19.12.2014 Kaczmarek, Oliver SPD 19.12.2014 Kassner, Kerstin DIE LINKE 19.12.2014 Kauder, Volker CDU/CSU 19.12.2014 Kovac, Kordula CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 19.12.2014 Kunert, Katrin DIE LINKE 19.12.2014 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 19.12.2014 Dr. von der Leyen, Ursula CDU/CSU 19.12.2014 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Middelberg, Mathias CDU/CSU 19.12.2014 Petry, Christian SPD 19.12.2014 Pilger, Detlev SPD 19.12.2014 Rüffer, Corinna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Schiewerling, Karl CDU/CSU 19.12.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 19.12.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 19.12.2014 Tank, Azize DIE LINKE 19.12.2014 Tillmann, Antje CDU/CSU 19.12.2014 Vogler, Kathrin DIE LINKE 19.12.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 19.12.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 19.12.2014 Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 19.12.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2014 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 06 25 Titel 671 01 – Erstattung an Dritte für die Durchführung der Fluggast- und Reisege- päckkontrollen – bis zur Höhe von 26 Mio. Euro Drucksachen 18/2885, 18/3108 Nr. 1 Ausschuss für Kultur und Medien – Unterrichtung durch die Deutsche Welle Evaluationsbericht 2013 der Deutschen Welle Drucksache 17/14285 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 7430 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 (A) (C) (D)(B) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/3110 Nr. A.2 EuB-BReg 75/2014 Innenausschuss Drucksache 18/1935 Nr. A.3 Ratsdokument 10060/14 Drucksache 18/1935 Nr. A.4 Ratsdokument 10062/14 Drucksache 18/1935 Nr. A.5 Ratsdokument 10063/14 Drucksache 18/2055 Nr. A.2 Ratsdokument 10297/14 Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/544 Nr. A.24 Ratsdokument 17509/13 Drucksache 18/2533 Nr. A.26 Ratsdokument 12184/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/3362 Nr. A.9 Ratsdokument 14590/14 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/3362 Nr. A.13 EP P8_TA-PROV(2014)0041 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/3362 Nr. A.14 Ratsdokument 14755/14 Drucksache 18/3362 Nr. A.15 Ratsdokument 14757/14 Drucksache 18/3362 Nr. A.16 Ratsdokument 14758/14 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 18/1935 Nr. A.13 Ratsdokument 10108/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.65 Ratsdokument 12570/14 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/419 Nr. A.186 Ratsdokument 13002/13 Drucksache 18/419 Nr. A.187 Ratsdokument 13920/13 Drucksache 18/419 Nr. A.194 Ratsdokument 16118/13 Drucksache 18/419 Nr. A.195 Ratsdokument 16171/13 Drucksache 18/419 Nr. A.196 Ratsdokument 16348/13 Drucksache 18/642 Nr. A.14 Ratsdokument 5634/14 Drucksache 18/1048 Nr. A.18 EP P7_TA-PROV(2014)0128 Drucksache 18/2055 Nr. A.12 Ratsdokument 10582/14 Drucksache 18/2055 Nr. A.14 Ratsdokument 10679/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.68 Ratsdokument 10648/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.71 Ratsdokument 12425/14 Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 77. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 22 Regierungserklärung zur UN-Klimakonferenz TOP 23 Gute Arbeit und sanktionsfreie Mindestsicherung TOP 24 Regionale Wirtschaftspolitik TOP 26 Gentechnik-Anbauverbot Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Jetzt spricht Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn vom

    Bündnis 90/Die Grünen.


    (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Liebe Damen und Herren! Die ehrliche Bilanz von zehn
    Jahren Hartz IV, so ist gesagt worden: Das heißt, bei
    Hartz IV war nicht alles schlecht, liebe Katja Kipping.
    Es haben tatsächlich Leute davon profitiert, die ver-
    deckte Armut ist gesunken. Aber, lieber Matthias
    Zimmer: Es ist auch nicht alles gut – wahrlich nicht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Katja Kipping [DIE LINKE]: Aber du kennst doch die Studie von Irene Becker! Also, Wolfgang!)


    Die Armut ist gestiegen, die Langzeitarbeitslosigkeit hat
    sich verfestigt, und die Existenzängste in diesem unse-
    rem Land haben zugenommen; auch das muss man zur
    Kenntnis nehmen. Unsere Position dazu ist, dass Hartz
    IV tatsächlich grundlegend reformiert werden muss.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    In dem Antrag, den die Linken vorlegen, findet man
    viel Altes, viele Forderungen, die sie schon immer erho-
    ben haben. Eine Stelle ist aber interessant. Der Satz „Das
    Hartz-IV-System muss weg“ steht nach wie vor drin,
    aber neuerdings heißt es „mittelfristig“. Mittelfristig soll
    Hartz IV abgeschafft werden. Das heißt, da gibt es jetzt
    eine gewisse Anschlussfähigkeit an die SPD und an uns.
    Und kurzfristig soll es eine Hartz-IV-Reform geben. Ich
    werte das als weiteren Schritt in Richtung Realitätstaug-
    lichkeit.

    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 7403

    Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie wäre es mit einem Koalitionsangebot?)


    Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Kanzlerin
    Merkel die Wahl 2017 nicht wieder gewinnt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Was Sie vorschlagen, ist aber durchaus problema-
    tisch. Sie fordern einen Regelsatz von 500 Euro. Das be-
    deutet – da gebe ich dem Kollegen Zimmer durchaus
    recht –, dass der Anreiz, zu arbeiten, geringer bzw. die
    Belohnung von Arbeit schwieriger wird. Die Hartz-IV-
    Hürde zu überwinden, wird damit noch schwieriger. Und
    zur Finanzierung sagt die Linke – wieder einmal – auch
    nichts.

    Ich beschränke mich nur auf vier Punkte, die aus un-
    serer Sicht geändert werden sollten:

    Erstens. Der Regelsatz ist deutlich zu niedrig; er
    reicht für soziokulturelle Teilhabe nicht aus. Deswegen
    muss der Regelsatz sehr schnell deutlich erhöht werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Punkt zwei. Das ganze System ist viel zu kompliziert.
    Wir haben ein sehr komplexes, sehr intransparentes Sys-
    tem der Grundsicherung eingeführt. Das muss dringend
    entschlackt, entbürokratisiert und vereinfacht werden,
    und zwar, damit der Zugang zu Hartz IV vereinfacht
    werden kann, vor allen Dingen aus Sicht der Betroffenen
    und nicht, wie es die Bundesregierung vorhat, nur aus
    Verwaltungssicht. Das Interesse der Betroffenen muss da
    im Vordergrund stehen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Dritter Punkt. Wir müssen dafür sorgen, dass sich Tä-
    tigkeiten, Erwerbstätigkeit und eigene Aktivitäten, mehr
    lohnen und stärker belohnt werden. Es kann nicht sein,
    dass wir mittlerweile eine Niedriglohnfalle haben, in der
    Leute infolge von Aufstockung und Hartz-IV-Bezug ste-
    cken bleiben. Diese Niedriglohnfalle müssen wir drin-
    gend überwinden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Der Mindestlohn war hier ein Schritt in die richtige
    Richtung.


    (Beifall der Abg. Dr. Matthias Bartke [SPD])


    Wir finden es aber wichtig und richtig, dass sich auch
    Teilzeiterwerbs- und selbstständige Tätigkeiten lohnen.
    Diese müssen stärker belohnt werden.

    Punkt vier. Es ist wichtig, das Ziel der Existenzsiche-
    rung bei der Grundsicherung wieder nach vorne und ins
    Zentrum zu stellen. Das ist das eigentliche Ziel der
    Grundsicherung. Ehrlicherweise muss man sagen: Die
    Vermischung von Existenzsicherung und Arbeitsmarkt-
    politik war auch ein Fehler, über den wir noch einmal
    nachdenken müssen.

    An dieser Stelle ist es für uns auch wichtig, dass wir
    über das gesamte Sanktionsregime noch einmal grundle-
    gend nachdenken. Deswegen fordern wir ein Sanktions-
    moratorium, dass also die Sanktionen ausgesetzt werden
    und noch einmal genau darüber nachgedacht wird, wie
    man ein Sanktionsregime so ausgestaltet, dass der
    Grundbedarf, der zur soziokulturellen Teilhabe notwen-
    dig ist, tatsächlich immer gesichert ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das sind für uns die zentralen Punkte. Für uns steht
    die Freiheit des Einzelnen, des Individuums, im Mittel-
    punkt. Eine stabile Grundsicherung ist die Vorausset-
    zung für ein selbstbestimmtes Leben. Das ist für uns das
    Wichtigste.

    In diesem Sinne wünsche ich uns allen frohe Weih-
    nachten.

    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Als nächster Redner spricht Dr. Martin Rosemann

von der SPD.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Martin Rosemann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

    Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im Antrag der
    Linken werden ja viele Aspekte der Grundsicherung für
    Arbeitsuchende angesprochen. Deshalb will ich als ers-
    ter Redner der SPD auch etwas grundsätzlicher auf die
    Reformen und ihre Wirkungen eingehen.

    Um es gleich am Anfang klar zu sagen: Die Arbeits-
    marktreformen der rot-grünen Bundesregierung waren in
    ihrem Grundsatz richtig und notwendig.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Erinnern wir uns einmal zehn Jahre zurück: Die Ar-
    beitsmarktreformen wurden nicht aus Jux und Tollerei
    gemacht, sondern sie waren die Konsequenz daraus, dass
    die Sockelarbeitslosigkeit in unserem Land von Kon-
    junkturzyklus zu Konjunkturzyklus immer weiter zuge-
    nommen hat. Heute können wir sagen, meine Damen
    und Herren: Genau das haben wir mit den Arbeitsmarkt-
    reformen beendet.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Deutschland ist damit vom kranken Mann Europas zum
    starken Mann Europas geworden, und kein anderes Land
    in Europa hat die Finanz- und Wirtschaftskrise so gut
    überstanden wie Deutschland.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Zuruf von der LINKEN: Gut für die Besserverdienenden, aber nicht für die Arbeitslosen!)


    Darauf sind wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemo-
    kraten stolz.


    (Zuruf von der LINKEN: Das ist ja das Schlimme!)


    7404 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014

    Dr. Martin Rosemann


    (A) (C)



    (D)(B)

    Meine Damen und Herren, die Zusammenlegung von
    Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe war, ist und bleibt rich-
    tig, auch schon deshalb, weil wir damit Hunderttausen-
    den von Menschen überhaupt erst den Zugang zur Ar-
    beitsförderung ermöglicht haben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Natürlich haben wir auch Fehler gemacht; das bleibt bei
    einer solch umfassenden Reform nicht aus.

    Es war ein Fehler, nicht bereits mit der Einführung
    von Hartz IV einen gesetzlichen Mindestlohn als untere
    Auffanglinie einzuführen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir haben diesen Fehler aber erkannt und korrigiert. Ab
    dem 1. Januar kommenden Jahres gilt ein flächende-
    ckender gesetzlicher Mindestlohn in Deutschland, und
    das ist verdient und nicht geschenkt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ja, es war auch ein Fehler, bei der Leiharbeit Ausnah-
    men vom Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit im
    gleichen Betrieb“ vorzusehen. Auch diesen Fehler haben
    wir erkannt. Deshalb werden wir im kommenden Jahr
    gemeinsam mit unserem Koalitionspartner die Leihar-
    beit regulieren und die Werkverträge gleich mit.


    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Das ist noch nicht sicher! – Kai Whittaker [CDU/CSU]: Schauen wir mal! – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Allein, mir fehlt der Glaube!)


    Ja, es ist eine andauernde Aufgabe, im Zusammen-
    hang mit dem SGB II die Rechtspraxis für die Jobcenter
    handhabbar zu machen und den betroffenen Menschen
    immer wieder zu ihrem Recht zu verhelfen. Deswegen
    haben wir die Praktiker sprechen lassen, und wir werden
    im kommenden Jahr die Vorschläge der Arbeitsgruppe
    „Rechtsvereinfachung im SGB II“ umsetzen. Alle Vor-
    schläge dienen dem Bürokratieabbau in den Jobcentern.
    Viele der Vorschläge verbessern die Situation der Leis-
    tungsbeziehenden. Besonders wichtig für meine Frak-
    tion ist es, bei den Sanktionen zu einer besseren Praxis
    zu kommen und insbesondere die verschärfte Sanktio-
    nierung von Jugendlichen zu beenden.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Kai Whittaker [CDU/CSU]: Das müssen wir aber auch noch einmal diskutieren!)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Linken, wir
    müssen auch einmal die Kirche im Dorf lassen. Sie re-
    den immer vom Sanktionsregime. Ich glaube, die Öf-
    fentlichkeit sollte wissen, dass die Sanktionsquote bei
    gerade einmal 3 Prozent liegt.

    (Katja Kipping [DIE LINKE]: Aber es ist ein Damoklesschwert!)


    Ich finde, die größte und wichtigste Aufgabe ist es
    – das kommt in Ihren Reden leider immer wieder zu
    kurz –, Menschen, die im ALG-II-Bezug sind, wieder
    eine wirkliche Perspektive auf dem ersten Arbeitsmarkt
    zu eröffnen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Dabei sind wir nicht ganz erfolglos gewesen. Die Quote
    der Langzeitarbeitslosen ist von 2007 bis 2013 von
    4,1 Prozent auf 2,5 Prozent zurückgegangen. Darauf ru-
    hen wir uns aber nicht aus, weil wir erkennen, dass es
    seit 2011 kaum noch Verbesserungen gibt. Da wollen wir
    ansetzen.

    Meine Damen und Herren, Langzeitarbeitslosigkeit
    hat viele Gesichter: die Alleinerziehende ohne Ausbil-
    dung mit schlechten Deutschkenntnissen, den 55-Jähri-
    gen mit gesundheitlichen Einschränkungen und veralte-
    ten Qualifikationen oder den unter 25-Jährigen ohne
    Ausbildung mit Bewährungsauflagen und Schuldenpro-
    blemen. Deshalb brauchen wir individuelle Antworten.
    Genau da setzen wir Sozialdemokraten, da setzt unsere
    Ministerin mit ihrem Eckpunktepapier zur Bekämpfung
    der Langzeitarbeitslosigkeit an.


    (Beifall bei der SPD)


    Das verlangt drei Dinge:

    Erstens eine gute Beratung und Betreuung in den Job-
    centern. Deswegen haben wir den Personalkörper stabi-
    lisiert. Deswegen lassen wir 1 000 Stellen aus dem Pro-
    gramm „50plus“ im System. Deshalb setzen wir auf
    Personalentwicklung und Qualifizierung.

    Zweitens ein besseres und zielgenaueres Fördern. Das
    heißt zum Beispiel die Förderung einer Ausbildung über
    das Programm „Zweite Chance“. Das heißt zum Beispiel
    auch eine engere Verzahnung von Arbeits- und Gesund-
    heitsförderung oder die gezielte Akquise von Stellen für
    Langzeitarbeitslose mit begleitendem Coaching und
    Nachbetreuung.

    Drittens Angebote für diejenigen, die trotz aller Be-
    mühungen keine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt
    haben. Deswegen werden wir ein zusätzliches Pro-
    gramm mit 10 000 Stellen und Lohnkostenzuschüssen
    von bis zu 100 Prozent auflegen.

    Meine Damen und Herren, wenn ich den Antrag der
    Linken lese, muss ich sagen: Deutlich zu kurz gesprun-
    gen. Unsere Arbeitsministerin ist in ihrem Handeln
    heute bereits deutlich weiter, als Sie verbal gekommen
    sind.


    (Beifall bei der SPD – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Und die Erde ist eine Scheibe!)


    In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein frohes
    Weihnachtsfest.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 7405


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